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Oratorien-Verein Esslingen e.V. Bekannt ist, dass Felix Mendelssohn als 20-Jähriger in Berlin am 11. 3. 1829 J. S. Bachs Matthäus-Passion aufführt – nach Bachs Tod erklingt sie erstmals wieder 100 Jahre nach deren Uraufführung in Leipzig. Ohne Mendelssohn ist die Bach-Renaissance des 19. Jahrhunderts nicht denkbar. Bis zu diesem Zeitpunkt liegen von den Vokalwerken Bachs nur seine Motetten (1802/03), die beiden Messen in A und G, das Magnificat und Kantate 80 in gedruckter Form vor, kein einziges der Großchorwerke; musiziert wird nur aus Abschriften. Weniger bekannt ist, dass eine Aufführung der Matthäus-Passion mit dem Cäcilienverein in Frankfurt/M bereits am 19.5.1829 unter Leitung von Johann Nepomuk Schelble (1789-1837) stattfindet. Er hat den Verein nach Vorbild der Berliner Singakademie 1818 gegründet und mit regelmäßigen Aufführungen Bachscher Vokalwerke die BachRenaissance des 19. Jahrhunderts ebenfalls entscheidend gefördert. Am 10.3. und 23.4.1828 führt Schelble bereits das ›Credo‹ aus Bachs Messe h-Moll auf! Schelble gilt als Anreger von Mendelssohns erstem Oratorium Paulus. Seit 1822 eng miteinander verbunden, hat Mendelssohn ihm etliche seiner frühen Kirchenmusiken überlassen. Im Brief vom 13.11.1831 schreibt Felix an seinen Vater Abraham, »dass Schelble bei ihm ›für den Cäcilienverein ein Oratorium bestellt‹ habe«, so lesen wir bei Ralf Wehner, dem Herausgeber des 2009 erschienenen Mendelssohn Werk-Verzeichnis. Bei zunehmender Säkularisierung im 19. Jahrhundert ist es schwierig geworden, liturgische Musik zu schreiben. Wir erleben partiellen Rückgriff auf ältere Modelle, die sich Mendelssohn bei seinen vielen Reisen aneignet, insbesondere in London befasst er sich intensiv mit den Oratorien Händels. Die Gliederung des Paulus in Chöre, Rezitative und Arien (in unterschiedlichsten Kombinationen) und Choräle dürfte auf Bach zurückgehen. Ästhetische Bestrebungen der Romantik sind mit der Idee einer musikalischen Verkündigung in Einklang zu bringen. In einem Brief Mendelssohns aus Paris an den Sänger E. Devrient vom 10.3.1832 wird der Inhalt des Oratoriums näher bestimmt: »Gegenstand soll der Apostel Paulus sein . . . Die Worte möchte ich aus Bibel und Gesangbuch hauptsächlich und dann Einzelnes frei haben«. Weder Devrient noch der Jugendfreund A.B. Marx waren bereit, bei der Gestaltung des Librettos behilflich zu sein. So suchte er Unterstützung beim Dessauer Prediger Julius Schubring, den er von Berlin kannte. Die Korrespondenz belegt, dass Mendelssohns eigener Anteil an der Redaktion des Textes ganz erheblich ist. Die Entstehung der Komposition ist langwierig (mehr als vier Jahre) und voller Selbstkritik. Die Uraufführung am 22. Mai 1836 auf dem 18. Niederrheinischen Musikfest in Düsseldorf unter Leitung des Komponisten vor großem Publikum wird von der Presse lebhaft gefeiert, ist ein Markstein in der Geschichte des Oratoriums. In Liverpool erklingt das Werk am 3.10.1836 (in englischer Übersetzung des Freundes K. Klingemann). Bis zum Partiturdruck Anfang 1837 unterzieht Mendelssohn das Werk einer gründlichen Revision, arbeitet vieles um. Paulus hat in kurzer Zeit eine erstaunliche Breitenwirkung, bis nach Übersee, vergleichbar mit J. Haydns Schöpfung von 1798. Paulus mit seinen betrachtenden, glutvollen und dramatischen Partien zieht auch heutige Hörer ganz in seinen Bann. Prof. Dr. Ulrich Prinz Sonntag, 10. Mai 2015, 19 Uhr Stadtkirche St. Dionys Esslingen am Neckar Felix Mendelssohn Bartholdy Oratorium für Soli, Chor und Orchester Paulus op. 36 Gundula Peyerl, Sopran Sonnhild Beyer, Sopran Sarah Hudarew, Alt Luca Martin, Tenor Thomas Scharr, Bass Chor und Orchester des Oratorien-Vereins Esslingen Jörg Dobmeier, Leitung Mit freundlicher Unterstützung Karten zu € 11 auf unnummerierten Plätzen und € 15, € 19 und € 24 auf nummerierten Plätzen im Vorverkauf bei easy-ticket service (0711- 2 555 555 oder online oder an allen easy-ticket Vorverkaufstellen), ab 18.04.2015 bei der Buchhandlung H. Th. Schmidt, Innere Brücke 14, (Tel. 39 69 79 - 0) und an der Abendkasse. Ermäßigung € 5 für Studenten und Schüler gegen Ausweis.