WELT am SONNTAG
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WELT am SONNTAG
Icon 84 Seiten Stil und Mode Beilage 12. April 2015 Nr. 15 B ** Schärfer als die Schufa Kein Kredit wegen falscher Facebook-Freunde Residenz aus Müll – wenn das Haus eine Dose war Titelthema Herz aus Metall – ein Brite erklärt Deutschland S. 45 S. 39 International Newspaper Of The Year | Gegründet 1948 | World’s Best-Designed Newspaper Preis D € 3,70 SEELISCHE STÖRUNGEN 28 Fälle unter Berufspiloten SCHEIDUNG Verraten, verkauft, Vater Immer mehr Männer teilen die Kinderbetreuung mit ihrer Ex. Trotzdem müssen die Väter vollen Unterhalt zahlen. Das wollen viele Seite 6 nicht länger hinnehmen ILLUSTRATION THOMAS KUHLENBECK FÜR WELT AM SONNTAG KOALITION WETTBEWERB Höhere Strafen für Einbrecher EU will härter gegen Google vorgehen Die Union will sich mit der SPD darauf verständigen, schärfer gegen Einbrecher vorzugehen. Einbruchsdiebstahl müsse „in den Katalog der Straftaten aufgenommen werden, zu deren Verfolgung die Telekommunikation überwacht werden kann“, sagte CDU/CSU-Fraktionschef Volker Kauder. Außerdem müsse die Koalition über eine Verschärfung des Strafrechts nachdenken. Wohnungseinbruch solle in jedem Fall mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zehn Jahren geahndet werden – und nicht mehr wie bisher in minderschweren Fällen mit drei Monaten bis fünf Jahren Haft. Die EU-Kommission wird den Kurs gegenüber dem Internetkonzern Google voraussichtlich verschärfen. „Ich bin mir sicher, dass wir die Marktstellung und das Geschäftsmodell von Google kritischer als früher betrachten müssen“, sagte Günther Oettinger, der für die Digitale Agenda zuständige Kommissar, der „Welt am Sonntag“. Seit einigen Wochen wird spekuliert, dass Brüssel eine Klage erheben könnte. Google droht im Fall einer Verurteilung eine Strafe von mehr als sechs Milliarden Euro. Darüber hinaus müsste der Konzern vermutlich diverse Geschäftspraktiken ändern. „Die für den Wettbewerb zuständige Kommissarin Margrethe Vestager wird entscheiden, welche Schritte sie gehen möchte“, sagte Oettinger. „Ich denke, dass sie weitreichend sein werden.“ Es habe „weitere, gut begründete Beschwerden europäischer Unternehmen“ gegeben. „Ich denke, dass die Kollegin sehr bald zu einem Ergebnis kommen wird.“ Oettinger kündigte darüber hinaus Maßnahmen zur Abwehr von Hackerangriffen an. Seite 4 GRIECHENLAND Zukunftsfonds kontra Reparation Der Europa-Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth (SPD), hält die Verquickung der Reparationsdebatte mit dem Anliegen des deutschgriechischen Zukunftsfonds für verfehlt. „Der Zukunftsfonds sollte nicht in einem Atemzug mit dem Thema Reparationen genannt werden“, sagte Roth. Der Fonds sei nicht die Folge einer Reparationsforderung. Außerdem gehe das Geld nicht an die griechische Regierung, sondern an die Zivilgesellschaft. Der Fonds muss zurzeit mit nur einer Million Euro auskommen. Auch Politiker der Koalitionsparteien regen eine Erhöhung an. Seite 5 Seite 28 54 Jahre dauerte die politische Eiszeit zwischen den USA und Kuba. In dieser Zeit wäre beinahe ein Atomkrieg ausgebrochen. Embargos und andere Feindseligkeiten bestimmten das Verhältnis. Nach dem Händedruck von Raúl Castro und Barack Obama soll nun eine neue Zeit beginnen – und endlich Normalität walten. Der Hass nimmt zu Seelische Störungen führen bei Berufspiloten nur selten zu Lizenzentzug. So hat das Luftfahrtbundesamt (LBA) in den vergangenen zwei Jahren nur einen Piloten der Klasse 1 wegen solcher Leiden als untauglich eingestuft. Das geht aus Zahlen des LBA hervor, die der „Welt am Sonntag“ vorliegen. Bundesweit seien allerdings „28 Verweisungen (Klasse 1) aufgrund psychiatrischer Störungen vorgelegt worden“, schreibt das LBA. 16 Fälle davon sind bis zum jetzigen Zeitpunkt abgeschlossen. Fliegerärzte müssen einen Piloten an das LBA verweisen, wenn sie bei der jährlichen Tauglichkeitsprüfung eine schwere Krankheit wie beispielsweise eine psychische Störung feststellen. Das schreibt eine EU-Verordnung vor, die seit April 2013 auch in Deutschland rechtlich umgesetzt ist. Am 24. März hatte Andreas L. mutmaßlich einen Airbus der LufthansaTochter Germanwings bewusst gegen eine Felswand in den südfranzösischen Alpen gesteuert. Der 27-jährige Selbstmörder hatte schwere psychische Probleme. Sein Fall wurde von der Lufthansa nicht ans LBA verwiesen. Die Behörde hat der Fluglinie aber inzwischen bescheinigt, die Verfahrensregeln eingehalten zu haben. Seite 4 Wer sich um Flüchtlinge kümmert, lebt mit Drohungen er Brandanschlag auf die geplante Asylbewerberunterkunft in Tröglitz in Sachsen-Anhalt hat die Debatte über Flüchtlinge verändert. Offen wird infrage gestellt, ob sich Asylbewerber noch sicher fühlen können. Und offen berichten Politiker, die sich um Flüchtlinge kümmern, über Drohungen. Die anonymen Anfeindungen gegen den Ex-Bürgermeister von Tröglitz, Markus Nierth (parteilos), und den zuständigen D VON MANUEL BEWARDER, JOCHEN GAUGELE UND KARSTEN KAMMHOLZ Landrat Götz Ulrich (CDU) sorgen für Empörung. Nun berichtet die ranghöchste Integrationspolitikerin, die Flüchtlingsbeauftragte der Bundesregierung Aydan Özoguz (SPD), über Drohungen gegen ihre Person. „Die Hassmails gehen nahezu täglich in meinem Büro ein. Die Anfeindungen kommen per Mail, Brief oder über soziale Netzwerke wie Facebook“, erklärt die Staatsministerin im Interview. Auch bekomme sie Briefe, in denen steht: „Du gehörst am nächsten Baum aufgehängt.“ Sie habe den Eindruck, dass solche Drohungen und Beschimpfungen „Teil des Alltags“ geworden seien. Scharfe Kritik übt die Staatsministerin im Kanzleramt an Facebook, wo Özoguz „regelmäßig wüste Beschimpfungen oder Drohungen“ ertragen muss. „Ich habe aber den Eindruck, dass Facebook das ganz entspannt sieht: Dort betrachtet man sich eher als neutrale Plattform, auf der die Nutzer die Inhalte bestimmen“, beklagt die stellvertretende SPD-Chefin. Außenminister Frank-Walter Steinmeier fürchtet um das Ansehen Deutschlands. „Die Ereignisse von Tröglitz sind eine Schande“, sagte der SPDPolitiker der „Welt am Sonntag“. „Wir sollten nicht überrascht sein, dass auch bei unseren Partnern in der Welt mit großer Sorge registriert wird, wenn in Deutschland Flüchtlingsunterkünfte brennen, und dass genau verfolgt wird, wie die deutsche Gesellschaft darauf reagiert.“ Steinmeier ruft dazu auf, der Verantwortung gerecht zu werden: „Wir dürfen in Europa, auch in Deutschland, nicht wegschauen. Auch wenn wir das Flüchtlingselend nicht lösen können – wir müssen helfen, die Folgen zu lindern.“ Besonders wichtig sei, an Rückkehrperspektiven für Flüchtlinge zu arbeiten. Der Verfassungsschutz warnt davor, dass Rechtsextremisten die Sorgen der Bürger gezielt ausnutzen. Die sogenannte Anti-Asyl-Agitation bilde „einen Schwerpunkt der rechtsextremistischen Szene“, heißt es im Bundesamt für Verfassungsschutz. Jede dritte Demonstration dieser Personengruppe richte sich gegen bestehende oder geplante Flüchtlingsunterkünfte. Die schwarz-rote Bundesregierung macht die von der rechtsextremen Szene beeinflussten Kundgebungen für die wachsende Zahl von Angriffen auf Unterkünfte mit verantwortlich. „Wir beobachten vermehrt, dass Rechtsextreme Veranstaltungen besuchen, auf denen für Akzeptanz gegenüber Flüchtlingen geworben werden soll. Dort versuchen sie dann zu stören“, sagt Gordian MeyerPlath, Verfassungsschutzpräsident in Sachsen. Die Zahl der Veranstaltungen sowie der Teilnehmer mit direkt rechtsextremistischen Bezügen steige seit ein paar Monaten „vor dem Hintergrund der breiten öffentlichen Diskussionen über Flüchtlinge“. Seiten 2 und 3 ANZEIGE Der Mythos „Das Grabtuch von Turin“ Heute um 14.10 Uhr BUNDESLIGA Gladbach ist die bessere Borussia Paderborn gibt die Bundesliga doch nicht kampflos her. Der Aufsteiger bezwingt Augsburg nach zuletzt sechs torlosen Spielen in Folge und kämpft wieder um den Klassenerhalt. Paukenschlag am Niederrhein: Mönchengladbach ist die bessere Borussia und schlägt Dortmund verdient. Seiten 22/23 Freitag Hannover – Berlin .................................... 1 : 1 Samstag München – Frankfurt ............................... 3 : 0 M’gladbach – Dortmund ........................... 3 : 1 Schalke – Freiburg .................................... 0 : 0 Mainz – Leverkusen .................................. 2 : 3 Paderborn – Augsburg .............................. 2 : 1 Hamburg – Wolfsburg .............................. 0 : 2 ZIPPERTS WORT ZUM SONNTAG ANZEIGE ANZEIGE Stressiger Stress ist besonders stressig er deutsche Verkehrssicherheitsrat warnt vor Stress am Steuer. Stress führt oft zu noch mehr Stress, der dann verstärkten Stress hervorruft, der zu Mega-Stress führen kann und am Ende hat man dann „so einen Hals“. Auch die ständigen Warnungen vor zu viel Stress führen übrigens automatisch zu Stress. Wichtig ist vor allem, sämtliche Stressfaktoren im Auto auszuschalten. Kleine Kinder, die unbedingt wissen wollen, wann man denn endlich da sei, sollten durch eine schalldichte Scheibe vom Fahrer getrennt sein. Übergangsweise kann man sie auch im Kofferraum lagern, bis der Stress vorbei ist. Gleiches gilt für Beifahrer, die meistens nicht begreifen, wann sie die Klappe halten müs- D KUNDENSERVICE:0800/926 75 37 Gebührenfrei aus dem deutschen Festnetz und von allen deutschen Mobiltelefonen DIGITALE ANGEBOTE: 0800/951 5000; E-Mail: [email protected] sen. Auch Navigationsgeräte nerven. Ständig wissen sie alles besser und wollen, dass man bei der nächsten Gelegenheit wendet. Den größten Stress verursachen aber die vielen Idioten, die zuverlässig immer dann unterwegs sind, wenn man es besonders eilig hat. Die sollte man zunächst alle überholen, wenn das nicht möglich ist, unbedingt eine Pause einlegen. Man sollte den Idioten nachdrücklich klarmachen, dass sie dringend mal eine Pause einlegen sollten, weil sie sonst Stress kriegen. Wichtig ist auch, dass man sich nicht von Langsamfahrern auf der Überholspur provozieren lässt, sondern ganz entspannt, mit einem freundlichen Gruß, rechts an ihnen vorbeizieht. A 3,90 € • B 4,00 € • CH 5,50 CHF • CZ 160 CZK • DK 34,00 DKK E 4,50 € / I. C. 4,50 € • F 4,50 € • FIN 5,90 € • GB 3,70 GBP GR 4,50 € • H 1280 HUF • I 4,50 € • IRL 4,50 € • L 4,00 € MA 50 MAD • N 42,00 NOK • NL 4,00 € • P 4,50 € (Cont.) PL 20 PLN • S 50 SEK • TN 6,50 TD • ZA 70,00 ZAR © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.as-infopool.de/lizenzierung ISSN 0949 – 7188 WELT AM SONNTAG BERLIN-2015-04-12-swonl-89 d84b9b4d24a649b74caad05ac2720c16 Kollektion Glücksgefühle