Nahrungsökologie von marinen Säugetieren und Seevögeln für das
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Nahrungsökologie von marinen Säugetieren und Seevögeln für das
Endbericht für das Bundesamt für Naturschutz F + E Vorhaben FKZ: 805 85 018 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren und Seevögeln für das Management von NATURA 2000 Gebieten Teil: Marine Säugetiere Anita Gilles, Heidi Andreasen, Sabine Müller, PD Dr. Ursula Siebert Forschungs- und Technologiezentrum Westküste der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Büsum, Januar 2008 Gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Anmerkung Diese Studie ist durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit im Rahmen des F + E Vorhabens Ä1DKUXQJV|NRORJLH YRQ PDULQHQ 6lXJHWLHUHQ XQG 6HHY|JHOQ IU GDV 0DQDJHPHQWYRQ1$785$*HELHWHQ³(FKZ 805 85 018) gefördert worden. Die Verantwortung für den Inhalt des Berichtes liegt jedoch allein bei den Autoren. Das BfN behält sich alle Rechte vor. Insbesondere darf dieser Bericht nur mit Zustimmung des BfN zitiert, ganz oder teilweise vervielfältigt bzw. Dritten zugänglich gemacht werden. Der Bericht gibt die Auffassung und die Meinung der Autoren wieder, diese müssen nicht mit der Meinung des BfN übereinstimmen. Büsum, 15.01.08 2 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 INHALT 1. Zusammenfassung ............................................................................................ 4 2. Einleitung............................................................................................................ 7 3. Material & Methoden .........................................................................................10 3.1 Material Mageninhaltsanalyse .......................................................................10 3.1.1 Schweinswale ..................................................................................... 10 3.1.2 Robben (Seehunde & Kegelrobben) ................................................. 11 3.2 Methode der Mageninhaltsanalyse ................................................................13 3.3 Statistik ............................................................................................................15 3.4 Material Fettsäureanalyse (FSA) ....................................................................17 3.4.1 Schweinswale ..................................................................................... 17 3.4.2 Robben ................................................................................................ 18 3.4.3 Fischproben ........................................................................................ 20 3.5 Methode der Fettsäureanalyse (FSA) ............................................................25 4. Ergebnisse.........................................................................................................28 4.1 Schweinswal - Mageninhaltsanalyse.............................................................28 4.1.1 Einfluss von Umweltvariablen ........................................................... 39 4.2 Robben - Mageninhaltsanalyse .....................................................................43 4.3 Schweinswale - Fettsäureanalyse .................................................................49 4.4 Robben - Fettsäureanalyse ............................................................................51 4.5 Vergleich Mageninhaltsanalyse und Fettsäureanalyse ...............................53 5. Diskussion .........................................................................................................55 6. Danksagung ......................................................................................................63 7. Literatur .............................................................................................................64 8. Anhang...............................................................................................................68 3 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 1. ZUSAMMENFASSUNG Für das Verständnis ihrer Ökologie sind Erkenntnisse über die Nahrung von marinen Säugetieren ein fundamentaler Bestandteil. Aktuelle Untersuchungen zur Nahrungswahl liegen jedoch nicht vor. Im Rahmen dieses Projektes wurde angestrebt, mittels verschiedener aufeinander aufbauender und sich ergänzender Methoden diese Wissenslücke zu schließen. Die bewährteste Methode, um Informationen über die Nahrungszusammensetzung von marinen Säugetieren zu erhalten, ist die Analyse des Mageninhaltes. Dazu wurden 129 bzw. 20 (gefüllte) Mägen von Schweinswalen und Seehunden aus der Nordund Ostsee untersucht, die im Zeitraum 1994 bis 2006 als Strandfunde aufgefunden oder als Beifang abgegeben wurden. Von Kegelrobben standen keine gefüllten Mägen für Untersuchungen zur Verfügung. In 120 Schweinswalmägen wurden Reste von 36 Fischtaxa und fünf Invertebraten-Taxa (v.a. Cephalopoda) identifiziert; in neun weiteren Mägen wurden nur Polychaeten und andere Sekundärnahrung gefunden. Es war möglich Länge und Gewicht von 22.676 Fischen (aus 27 Taxa) und 209 Cephalopoden zu bestimmen. Auf den ersten Blick weist dies darauf hin, dass Schweinswale eine Vielzahl an Beutearten nutzen und opportunistisch fressen, jedoch kamen nur wenige Arten in relevanten Gewichtsanteilen oder in nur wenigen Schweinswalmägen vor, so dass hier von einer teilweisen Spezialisierung bei der Nahrungsaufnahme gesprochen werden kann. Die Nahrung von Schweinswalen in der Nordsee setzte sich v.a. aus Grundel (33% Vorkommen unbestimmte Gobiidae), Dorsch (27%V Gadus morhua), Hering (25%V Clupea harengus) und Sandaal (28%V Ammodytes sp.) sowie in geringerer Häufigkeit Sprotten (18%V Sprattus sprattus) und Wittling (13%V Merlangius merlangus) zusammen. Die Nahrung der Schweinswale aus der Ostsee setzte sich hauptsächlich aus Dorsch (51%V), Grundel (38%V unbestimmte Gobiidae) und Hering (30%V) zusammen. Die wichtigsten Fischarten, bezogen auf Anzahl und Gewicht, bildeten Grundeln (25,3% Gewichtsanteil), Dorsch (20,8%G), und Sandaal (Ammodytes ssp. 20,6%G) in der Nordsee sowie Dorsch (62,9%G) und Hering (13,2%G) in der Ostsee. Die im Mittel schwersten und längsten Fische waren Dorsch (24 cm und 180 g), Wittling (15 cm und 53 g), Kliesche (Limanda limanda, 16 cm und 51 g) und Hering (17 cm und 49 g). Die höchsten Individuenzahlen wurden hingegen bei Grundeln (16.970 Indiv.), Sandaal (2.005 Indiv.) und Seezunge (Solea solea, 1.181 Indiv.) gefunden. Eine multivariate Analyse der Biomassedaten weist auf saisonale und jährliche Unterschiede in der Beutewahl hin: Grundeln und Seezunge wurden demnach v.a. im Winter und Frühling, Dorsch, Sandgrundel und Hering wurden v.a. in den Sommermonaten gefressen. Das Nahrungsspektrum wechselte auch zwischen den untersuchten Jahren: Grundeln und Seezunge kamen besonders in der Zeit vor 2001, der Sandaal vor 4 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 2003 und der Hering erst nach 2002 in signifikant größeren Mengen im Beutespektrum des Schweinswals vor. Insgesamt war die Ausbeute an gefüllten Robbenmägen sehr gering. In 20 Seehundmägen konnten 190 Beuteobjekte bestimmt werden, die aus insgesamt 19 Fischtaxa stammten. Bei den zwei untersuchten Kegelrobbenmägen wurden keinerlei verwertbaren Nahrungsreste gefunden. Die Arten, die am häufigsten in der Nahrung der Seehunden auftraten, waren Kliesche (Limanda limanda, 25%V), in gleichen Anteilen Dorsch, Wittling und Scholle (Pleuronectes platessa; alle 20%V) sowie Hornhecht (Belone belone, 15%V). Die im Mittel schwersten und längsten Fische waren Hornhecht (44 cm lang und 125 g schwer), Scholle (19 cm und 70 g), Hering (19 cm und 46 g), Dorsch (14 cm und 33 g) und Wittling (15 cm und 31 g). Die höchsten Individuenzahlen stellten Hering (64 Indiv.), Dorsch (21 Indiv.), Seeskorpion (Myoxocephalus scorpius, 18 Indiv.) und Kliesche (17 Indiv.). Die Ergebnisse der Mageninhaltsanalysen lieferten Erkenntnisse über die Nahrungszusammensetzung kurz vor der Strandung bzw. dem Beifang. Die zweite hier angewandte Methode, die Analyse der im Fettgewebe gespeicherten Fettsäuren, ergänzt den zeitlich begrenzten Einblick der Mageninhaltsanalyse und liefert Informationen über die Zusammensetzung der Nahrung, die in den zurückliegenden Wochen bis Monaten aufgenommen wurde. Da die zweite Methode nicht von der direkten Analyse von Hartteilen oder sonstigen Beuteresten abhängig ist, können im Prinzip alle Hauptkomponenten der Nahrung bestimmt werden, sofern das Spektrum der Nahrungsorganismen nachgebildet werden kann. Unerlässlich dafür ist der Vergleich mit den Fettsäureprofilen der potentiellen Beuteorganismen. Dann können über ein numerisches Modell (QFASA - quantitative fatty acid signature analysis) anhand der Fettsäure-Signaturen quantitative Schätzungen der proportionalen Verteilung der Beutearten in der Nahrung abgegeben werden. Es wurde daher ein möglichst breites Spektrum an Beutearten aus Nord- und Ostsee beprobt und deren Fettsäurezusammensetzung analysiert (insgesamt 15 Arten, 327 Individuen). Es wurden Fettproben von 109 Schweinswalen sowie von 80 Seehund- und 15 Kegelrobben analysiert. Die Ergebnisse der QFASA Modellierung zeigen, dass sich Schweinswale aus der deutsch/dänischen Ostsee v.a. von Hering (18% nach Gewicht), Nordseegarnele (18%) und Sprotte (17%) ernährten. In polnischen Gewässern der Ostsee stellte der Hering (31%) den größten Anteil. Die Fettsäureprofile von Tieren aus der Nordsee zeigten hohe Anteile von Kliesche (27%), Sprotte (22%) und Hering (16%). Bei den Seehunden stellen die Plattfische Kliesche (61%) und Flunder (10%) den höchsten Gewichtsanteil. Die Kegelrobben fressen nach QFASA zu 37% Kliesche, Sprotte (21%) und Hering (11%) und sowie Makrelen mit einem Gewichtsanteil von 11%. 5 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Die meisten Studien zur Fettsäureanalyse bei marinen Säugetieren lieferten bis dato eine rein qualitative Analyse. Unsere Ergebnisse zeigen, dass QFASA eine effektive Methode ist, um die Nahrung quantitativ abzuschätzen. Sie wurde hier das erste Mal bei Schweinswalen angewandt. Sofern das Spektrum genutzter Beutearten grundsätzlich bekannt ist und ausreichend Daten über deren Fettsäurezusammensetzung vorliegen, erweitert QFASA die Möglichkeit, die Nahrungsansprüche einer Art zu beschreiben und lässt einen tieferen Einblick in die Struktur von Nahrungsnetzen zu. Die hier gewonnenen Erkenntnisse weisen auf die wichtigsten Beutearten aller marinen Säugetiere in deutschen Gewässern hin und können als wichtige Grundlage für die Entwicklung von Management-Plänen für marine NATURA 2000 Gebiete dienen. 6 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 2. EINLEITUNG Drei heimische Arten von marinen Säugetieren kommen regelmäßig in deutschen Gewässern vor: Schweinswal (Phocoena phocoena), Seehund (Phoca vitulina) und Kegelrobbe (Halichoerus grypus). Verschiedene Forschungsprojekte (Scheidat et al. 2006, Gilles et al. 2008) untersuchten von 2002 bis 2006 die saisonalen Verteilungsmuster sowie den Bestand von marinen Säugern ± für die gemäß der FFHRichtlinie eine besondere Verantwortung besteht ± in der Nord- und Ostsee. Dabei konnten innerhalb der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) Gebiete beschrieben werden, die besonders wichtige Aufenthaltsgebiete für Meeressäugetiere darstellen (z.B. das Sylter Außenriff in der Nordsee für Schweinswale (Gilles et al. 2006). Warum sich die Meeressäugetiere bevorzugt in diesen Gebieten aufhalten ist noch unklar. Allerdings ist bekannt, dass das Nahrungsangebot bei der Habitatwahl eine entscheidende Rolle spielt (Redfern et al. 2006, Torres et al. 2008). Generell sind Erkenntnisse zur Nahrungswahl für das Verständnis der Ökologie einer Art fundamental wichtig. Aktuelle Untersuchungen zur Nahrungswahl bei marinen Säugetieren liegen jedoch kaum vor, weder aus dem deutschen Raum noch aus den angrenzenden Ländern. Die letzte Untersuchung in deutschen Gewässern fand bei Schweinswalen Anfang der 1990er Jahre statt (Lick 1991, Benke et al. 1998), bei Seehunden 1989 (Sievers 1989). Im Rahmen dieses Projektes wurde angestrebt, mittels verschiedener Methoden eine aktuelle Beschreibung sowie Quantifizierung der Beuteobjekte zu liefern. Die gewonnenen Erkenntnisse können als wichtige Grundlage für die Entwicklung von Management-Plänen für marine NATURA 2000 Gebiete dienen. Eine bewährte Methode (Pierce & Boyle 1991) um Informationen zum Beutespektrum zu erhalten, ist die Analyse des Mageninhaltes. Die Analyse sämtlicher in den Mägen gefundener Hartteile (Fischknochen, Otolithen, Skelette) liefert eine Momentaufnahme des Beutespektrums von Robben und Schweinswalen. Bei marinen Säugetieren ist man auf die Funde gestrandeter bzw. beigefangener Tiere angewiesen, was die Verfügbarkeit und die Anzahl von Proben stark einschränken kann. Börjesson et al. (2003) untersuchten den Mageninhalt von 112 beigefangenen Schweinswalen (1989 - 1996) im schwedischen Teil des Kattegats und Skagerraks. Ihren Untersuchungen zufolge bestand die Nahrung der Schweinswale dort hauptsächlich aus Hering (Clupea harengus). Santos et al. (2004) beschreiben Wittling (Merlangius merlangus) und Sandaal (Ammodytidae) als die favorisierten Beutearten, die bis zu 80% der Nahrung von 188 zwischen 1992 und 2003 gestrandeten Schweinswalen aus schottischen Gewässern ausmachten. Zwischen 1998 und 2003 wurden Mageninhalte von 7 Schweinswalen aus dem englischen Kanal untersucht, 7 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 die zu 95% aus Grundeln bestanden (De Pierrepont et al. 2005). In deutschen Gewässern wurden im Zeitraum 1991 bis 1993 40 Schweinswalmägen untersucht. Es wurden deutliche Unterschiede im Nahrungsspektrum zwischen Tieren aus Nordund Ostsee gefunden (Benke et al. 1998). In der Nordsee bestand die Nahrung primär aus Seezunge (Solea solea), Kliesche (Limanda limanda), Wittling oder Sandaal, in der Ostsee hingegen aus Grundel (Pomatoschistus sp.), Hering, Dorsch (Gadus morhua) oder Schwarzgrundel (Gobius niger). Ergebnisse aus Mageninhaltsanalysen bei Seehunden sind selten, da bei ihnen der Verdauungsvorgang sehr schnell abläuft und damit die Wahrscheinlichkeit Nahrungsreste in Mägen von toten Tieren zu finden gering ist (Sievers 1989). Daher benötigt man eine große Anzahl von Tieren, um einen ausreichend hohen Probenumfang zu erreichen. Dies kann durch das gut ausgebaute und sehr gut funktionierende Strandungsnetzwerk in Schleswig-Holstein gewährleistet werden. Weit verbreitet hingegen ist bei Robben die Analyse von Kotproben, in denen Hartteile wie z.B. Otolithen nachgewiesen werden können. Middlemas et al. (2006) untersuchten in Schottland Kotproben von Seehunden und konnten Otolithen von 17 verschiedenen Arten identifizieren. Grellier und Hamond untersuchten Kotproben von Kegelrobben und identifizierten Sandaal, Dorsch und Wittling als Hauptbeute in schottischen Gewässern (Grellier & Hammond 2006, Hammond & Grellier 2006). An den Liegeplätzen, auf denen Kegelrobben und Seehunde gemeinsam vorkommen, können die Kotproben jedoch nicht eindeutig den Arten zugeordnet werden. Die einzige veröffentlichte Untersuchung zur Ernährungsökologie der Seehunde mit Hilfe von Mageninhaltsanalysen in deutschen Gewässern wurde 1989 durchgeführt (Sievers 1989). Nahrungsfischarten waren Plattfische (Flundern, Schollen). Regelmäßig, aber mit geringerer Häufigkeit, wurden Grundel, Dorsch, Wittling und Stint nachgewiesen. Seitdem wurden keine Daten mehr zur Ernährung von Robben in deutschen Gewässern erhoben. Für Kegelrobben gibt es keine Studie in deutschen Gewässern. Mit der Fettsäureanalyse wurde im Rahmen dieses Projektes eine zusätzliche indirekte Methode genutzt, um Informationen über die Nahrungszusammensetzung zu erhalten. Ein Vorteil dieser Analyse ist, dass die Fettsäuren die akkumulierte Nahrung über einen sehr viel längeren Zeitraum (mehrere Monate) reflektieren als dies über die Mageninhaltsanalyse möglich ist. Die Fettsäureanalyse bei marinen Säugetieren wurde von Sara Iverson an der Dalhousie Universität (Kanada) bei der Erforschung der Nahrungsökologie von marinen Säugetieren (z.B. Seehund in Alaska) eingeführt (Iverson et al. 1997). Diese Methode funktioniert besonders gut bei Räubern im Meer (z.B. Schweinswale oder Robben), da es in marinen Organismen art8 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 spezifische Zusammensetzungen aus vielen unterschiedlichen und komplexen Fettsäuren gibt. Fettsäuren sind die Hauptkomponenten der meisten Lipide und bestehen normalerweise aus einer Kohlenstoffkette von 14 bis 22 Kohlenstoffatomen mit unterschiedlicher Sättigung. Aufgrund von biochemischen Limitationen werden viele mit der Nahrung aufgenommene Fettsäuren direkt im Fettgewebe des Räubers gespeichert. Dies geschieht mit nur geringer Modifikation der Fettsäuren, so dass die Signatur Ä)LQJHUDEGUXFN³ der Fettsäuren im Fett des Räubers die Signatur der jeweiligen Beute widerspiegelt (Budge et al. 2006). Die Fettsäureanalyse wurde bereits erfolgreich bei verschiedenen marinen Säugetierarten angewandt (Iverson et al. 1997 bei Seehunden, Hooker et al. 2001 bei nördlichen Entenwalen, Walton & Pomeroy 2003 bei Kegelrobben, Andersen et al. 2004 bei Seehunden, Beck et al. 2005 bei Kegelrobben). In diesem Projekt wurde eine neue Methode der quantitativen Fettsäureanalyse (QFASA) genutzt. 9 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 3. MATERIAL & METHODEN 3.1 Material Mageninhaltsanalyse 3.1.1 Schweinswale Gefüllte Mägen wurden 129 Schweinswalen entnommen, die im Zeitraum 1994 bis 2006 an der deutschen Nord- und Ostseeküste und in angrenzenden dänischen Küstenabschnitten als Strandfunde aufgefunden oder als Beifang abgegeben wurden. Die Schweinswale wurden am FTZ Westküste im Rahmen des Totfundmonitorings des Landes Schleswig-Holsteins (Benke et al. 1998, Siebert et al. 2001, 2006) sowie anderer Forschungsprojekte seziert und beprobt. Die Sektion wurde nach europäischen Standards durchgeführt, wie beschrieben in Siebert et al. (2001). Die Zusammenfassung der Probenstruktur hinsichtlich Funddatum und -ort, Geschlechts- und Altersstruktur der beprobten Tiere findet sich in Tabelle 1. Es konnten nicht bei allen Tieren sämtliche Parameter bestimmt werden (siehe Erläuterung in Tabelle 1). Tabelle 1: Zusammenfassung der Probenstruktur nach Fundjahr, Seegebiet (NS: Nordsee, OS: Ostsee), Saison (1: Winter (DJF), 2: Frühling (MAM), 3: Sommer (JJA), 4: Herbst (SON)), Geschlecht (W: Weibchen, M: Männchen), Altersgruppe und nach Beifang. Es konnten nicht bei allen Tieren sämtliche Parameter bestimmt werden (z.B. aufgrund von Verwesung oder fehlendem Meldebogen): 7 Schweinswale waren unbekannter Herkunft, in 3 Fällen konnte kein Alter bestimmt werden, in 5 Fällen war es unmöglich das Geschlecht zu bestimmen und in 12 Fällen war der Beifang-Status unbekannt. Gebiet Saison Geschl. Jahr n NS OS 1 2 3 4 W M 1994 1 1 0 0 0 1 0 1 0 1996 1 1 0 0 0 1 0 0 1997 4 3 1 0 0 3 1 1998 14 8 6 4 4 5 1999 1 1 0 0 1 2000 4 1 3 0 2001 8 2 5 2002 6 1 2003 8 2004 Altersgruppe Kalb Beifang Juv. Ad. ja nein 0 0 1 0 1 1 1 0 0 0 1 2 2 1 2 1 1 1 1 8 6 0 7 7 6 7 0 0 0 1 0 1 0 0 1 1 1 2 2 2 0 4 0 3 1 4 1 3 0 5 3 0 5 3 3 4 5 0 1 2 3 3 3 1 3 2 5 0 3 5 1 4 2 1 5 2 1 4 3 5 2 8 3 3 2 2 3 1 2 6 0 4 4 1 7 2005 45 25 20 4 17 15 9 14 29 1 24 19 6 36 2006 25 17 8 3 10 11 1 10 15 0 12 13 7 17 Datum unbek. 4 0 0 0 0 0 0 0 2 1 1 1 0 2 Total 129 66 56 18 41 47 19 52 72 6 66 54 37 80 10 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Ziel des Projektes war eine möglichst aktuelle Beschreibung der Nahrung, daher wurden v.a. Schweinswalmägen aus den Jahren 2000 bis 2006 analysiert. Um die Stichprobengröße weiter zu erhöhen und auch um eventuelle Unterschiede zwischen den Untersuchungsjahren zu analysieren, wurden auch Tiere aus weiter zurückliegenden Jahren beprobt (Tabelle 1). Abb. 1 zeigt eine Übersicht über die Herkunft der gestrandeten bzw. beigefangenen Schweinswale. Die räumliche Einteilung erfolgte über ICES1-squares. Um die Stichprobengröße zu erhöhen, wurden auch Proben aus Dänemark herangezogen. Abb. 1: Herkunft der Schweinswalproben (soweit bekannt) zur Mageninhaltsanalyse. Die Anzahl wurde pro ICES-square (½ ° Breite x 1° Länge) summiert. 3.1.2 Robben (Seehunde & Kegelrobben) Gefüllte Mägen wurden 24 Seehunden entnommen, die im Zeitraum 1997 bis 2007 an der deutschen Nord- (n=21) und Ostseeküste (n=2) aufgefunden und im Rahmen 1 International Council for the Exploration of the Sea 11 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 des Totfundmonitorings des FTZs seziert wurden. Weitere Informationen zur Probenstruktur findet sich in Tabelle 3. Vier der 24 Seehundmägen enthielten keine Nahrungsreste. In diesen vier Mägen fand sich nur Seegras, Sand und Plastikmüll. Es standen nur zwei Kegelrobbenmägen aus den Jahren 2001 und 2006 zur Verfügung, in denen allerdings keine verwertbaren Nahrungsreste analysiert werden konnten. Es wurden Plastikreste und einige Nematoden vorgefunden. Tabelle 2: Zusammenfassung der Probenstruktur nach Fundjahr, Seegebiet (NS: Nordsee, OS: Ostsee), Saison (1: Winter (DJF), 2: Frühling (MAM), 3: Sommer (JJA), 4: Herbst (SON)), Geschlecht (W: Weibchen, M: Männchen), Altersgruppe (dies-, vor- oder mehrjährig) und nach Herkunft (1: Freiland-Totfund, 2: getötet). Bei einem Seehund konnten keinerlei Parameter bestimmt werden. a) Seehund (Phoca vitulina), b) Kegelrobbe (Halichoerus grypus). Gebiet a) Saison Geschl. Jahr n NS OS 1 2 3 4 W M 1997 2 2 0 0 2 0 0 1 1 1998 2 2 0 0 0 2 0 2 2000 2 2 0 0 0 2 0 2001 4 3 1 0 1 3 2002 4 3 1 0 2 2003 1 1 0 0 2005 2 2 0 2006 4 4 2007 2 Datum unbek. Total Altersgruppe vorj. mehrj. 1 2 0 0 2 2 0 0 2 0 0 1 1 0 2 2 0 0 0 2 0 2 2 1 1 2 3 1 2 0 2 2 0 2 2 2 2 0 1 0 1 0 1 0 0 0 1 0 1 0 1 0 2 1 1 0 1 1 0 1 0 2 1 1 3 0 2 2 3 1 2 0 2 0 0 0 1 1 0 1 1 2 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 24 21 2 3 6 12 2 10 13 7 7 9 14 9 Gebiet b) Saison diesj. Herkunft Geschl. Jahr n NS OS 1 2 3 4 W M 2001 1 1 0 1 0 0 0 0 1 2006 1 1 0 0 1 0 0 0 Total 2 2 0 1 1 0 0 0 Altersgruppe diesj. Herkunft vorj. mehrj. 1 2 1 0 0 0 1 1 0 1 0 0 1 2 1 1 0 0 2 Abb. 2 gibt eine genauere Übersicht über die Herkunft der untersuchten Robben. Bis auf zwei stammen alle Seehunde aus der Nordsee. Die beiden Kegelrobben wurden auf Sylt und Amrum gefunden. 12 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Abb. 2: Herkunft der Seehund- und Kegelrobbenproben (soweit bekannt) zur Mageninhaltsanalyse. Die Anzahl wurde pro ICES-square (½ ° Breite x 1° Länge) summiert. Bei den Robbenproben wurden Mägen aus dem Zeitraum 1997 bis 2007 untersucht, wobei die meisten Proben aus den Jahren 2001 bis 2007 stammen. 3.2 Methode der Mageninhaltsanalyse Die Mägen von Robben und Schweinswalen sind sehr unterschiedlich aufgebaut. Robben besitzen nur eine Magenkammer (Abb. 3a). Bei Schweinswalen sind in den ersten embryonalen Entwicklungsstadien vier Magenkompartimente angelegt. Während der weiteren Entwicklung wird das 3. Kompartiment reduziert, so dass Schweinswale mit drei funktionellen Magenkompartimenten geboren werden (Abb. 3b). Das 1. Kompartiment - der sogenannte Vormagen - ist eine dehnbare Ausstülpung des Ösophagus und das größte der drei Kompartimente. Hier werden keinerlei 9HUGDXXQJVVlIWH ]XJHIJW GLH 1DKUXQJ ZLUG OHGLJOLFK ÄXPJHZlO]W³ XQGPHFKDQLVFK zerkleinert. Sämtliche in diesem Projekt untersuchten Hartteilproben wurden in diesem 1. Kompartiment gefunden; in die folgenden Kompartimente werden nur weiche Nahrungsbestandteile weitertransportiert. 13 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 b) c) a) Abb. 3a) einkammriger Robbenmagen; b & c) mehrkammriger Schweinswalmagen (geschlossen und geöffnet). Die einzelnen Magenproben wurden nach internationalem Standard (Pierce & Boyle 1991) aufgearbeitet. Dazu wurden sämtliche Nahrungsreste aus Ösophagus und Magen (beim Schweinswal: Vormagen) gesammelt und anschließend gesäubert, indem die Reste durch eine Serie von drei Sieben verschiedener Maschengrößen (0,5 mm2, 1 mm2 und 2 mm2) unter fließendem Wasser gefiltert wurden. Zur späteren Identifizierung und Längenvermessung wurden sämtliche Hartteile in Alkohol überführt (z.B. ganze Fische oder Skelette; Invertebraten) oder getrocknet (z.B. Otolithen oder Fischknochen). .RPSOHWW HUKDOWHQH )LVFKH XQG 6NHOHWWH ZXUGHQ PLW +LOIH YRQ ³+DYILVN RJ ILVNHUL´ (Muus & Nielsen 1998) identifiziert, die Fische von Schnauzenspitze bis zur äußersten Spitze der Schwanzflosse vermessen und anschließend in Alkohol gelagert. Zur %HVWLPPXQJGHU)LVFKNQRFKHQELVDXI$UWQLYHDXZXUGHGHU³*XLGHWRWKHLGHQWLILFDWiRQ RI 1RUWK 6HD ILVK XVLQJ SUHPD[LOOD DQG YHUWHEUDH³ ,&(6 &RRSHUDWLYH UHVHDUFK report No. 220) benutzt. Die Otolithen (z.B. Abb. 4) wurden mittels Bestimmungsschlüssel (Leopold et al. 2001) sowie einer eigenen Referenzkollektion bis auf Artniveau oder mindestens auf Familienniveau bestimmt. Otolithen sind mineralisierte Ablagerungen im inneren Ohr von Knochenfischen. Jede Fischart hat drei Paare von Otolithen (Sagittae, Lapilli, Asteriscii). Die größten, die Sagittae, werden zur Bestimmung der Art benutzt, da diese gut zu erkennen sind und sie ausgeprägte Umrissformen haben. Zur weiteren Vorgehensweise bezüglich Vermessung der Otolithen und Berechnung der Fischlängen, -gewichte und -anzahlen vergleiche Methodenteil des Seevogelberichtes (Guse et al. 2008). Die Regressionsgleichungen sind im Anhang aufgeführt (Tabelle A1). 14 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Abb. 4: Otolithen (Sagittae) von Hering (rechts, Clupea harengus) und Dorsch (links, Gadus morhua). 3.3 Statistik Die mittleren Längen und Gewichte (sowie die jeweiligen Fehlerbereiche) der Beuteindividuen wurden durch bootstrapping in R2 bestimmt. Das bootstrapping ist eine Simulationsmethode, mit der man sich auf Basis einer vorliegenden Stichprobe eine Vorstellung von der Verteilung einer Schätzfunktion verschaffen kann; d.h. die zugrunde liegende Verteilung muss dabei nicht bekannt sein (verteilungsfreie Parameterschätzung) (V LVW HLQH 7HFKQLNGHV ÄUHVDPSOLQJV³XQG LVW YHUZDQGWPLW GHQ VRJ Jackknife und Randomisierungs-Tests. Die Idee des bootstrap ist, dass man die n gemessenen Werte x zufällig unter Zurücklegen beprobt. Somit liegt dem neu entstehenden Datensatz genau die gleiche Verteilung zugrunde, wie den Originaldaten. Der bootstrap eignet sich besonders um z.B. das Konfidenzintervall abzuschätzen (Efron & Tibshirani 1993). Des Weiteren wurde auf Basis der Biomassen der Beutetiere aus den untersuchten Mägen eine multivariate Analyse durchgeführt. Multivariate Techniken adaptieren eine multi-dimensionale Datenwolke in der Weise, dass die Datenpunkte die intrinsischen Muster offenbaren, die den Daten zugrunde liegen. Die wichtigsten DimensioQHQN|QQHQVRLGHQWLIL]LHUWXQGGDVÄ'DWHQ-5DXVFKHQ³LJQRULHUWZHUGHQ,Q'LDJUDmmen werden ähnliche Proben eng beieinander liegend und sehr unähnliche Proben weit entfernt voneinander gezeigt. Im vorliegenden Fall besteht die Datenmatrix aus Magenproben von 120 Schweinswalen, in denen 26 Fischarten in variierenden Mengen auftreten. Zusätzlich sollte der Einfluss verschiedener Faktoren, wie Fundjahr und Jahreszeit, auf die Beutezusammensetzung analysiert werden. Basierend auf vorhandenen Informationen aus Meldebögen und der Totfunddatenbank konnten folgende Umweltvariablen (Uv) den Schweinswalen zugeordnet werden: Fundort (Nord- oder Ostsee), Jahr, Jahreszeit, Geschlecht, Altersklasse und Beifang (Ja/Nein). 2 Open-source Paket für Statistik, basierend auf R/S Sprache. http://www.r-project.org/ 15 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Es wurde eine Kanonische Korrespondenzanalyse (Canonical Correspondence Analysis CCA) durchgeführt. Eine CCA ist eine direkte Gradientenanalyse, d.h. die Häufigkeit der einzelnen Fischarten werden in direkten Bezug zu den ausgewählten Umweltvariablen bzw. Gradienten gesetzt (Legendre & Legendre 1998). Die Ergebnisse der CCA werden u.a. in einem Triplot dargestellt. Hier werden im zweidimensionalen Raum die Ähnlichkeiten der Proben, der Arten und der Umweltvariablen (als Vektoren) zueinander dargestellt. Die CCA wurde in R v.2.7.2 programmiert mit Hilfe des Paketes vegan-1.15 (R Development Core Team 2008). 16 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 3.4 Material Fettsäureanalyse (FSA) 3.4.1 Schweinswale Fettsäuren (FS) wurden in Fettproben von 109 Schweinswalen analysiert. Die Fettproben wurden bei den oben beschriebenen Sektionen im FTZ entnommen. Tabelle 3 liefert einen Überblick hinsichtlich Herkunft, Geschlechts- und Altersstruktur der beprobten Tiere. 45 Tiere wurden beigefangen und 60 wurden als Strandfunde kategorisiert. Neben 95 Fettproben von Schweinswalen aus deutschen und dänischen Gewässern, wurden auch 14 Fettproben von Schweinswalen aus Polen analysiert, die im Zeitraum 1996 bis 2001 in Fischereinetzen beigefangen wurden (Abb. 5). Bei der Probenentnahme wurde darauf geachtet, dass die Fettproben aus Haut, Fettschicht und einer dünnen Schicht des darunterliegenden Muskels bestand. Dies ist wichtig, um später im Labor eindeutig die innere (also nahe am Muskel gelegene) und die äußere Fettschicht zu unterscheiden. Da tote Tiere beprobt wurden und die Oxidierung der Lipide problematisch sein kann, wurde ein ausreichend großes Stück der Fettschicht in einem versiegelten Probenbehältnis sofort bei -20°C eingefroren. Kurz vor der Lipidextraktion (s. unten) wurden die äußeren Ränder der Fettprobe gekappt, um das oxidierte Gewebe zu entfernen. Tabelle 3: Zusammenfassung der Probenstruktur nach Fundjahr, Seegebiet (NS: Nordsee, OS: Ostsee), Saison (1: Winter (DJF), 2: Frühling (MAM), 3: Sommer (JJA), 4: Herbst (SON)), Geschlecht (W: Weibchen, M: Männchen), Altersgruppe und nach Beifangstatus. Es konnten nicht bei allen Tieren sämtliche Parameter bestimmt werden (z.B. aufgrund von Verwesung oder fehlendem Meldebogen): 1 Schweinswal war unbekannter Herkunft und in 4 Fällen war der Beifang-Status unbekannt. Gebiet Saison Geschl. Altersgruppe Beifang Jahr n NS OS 1 2 3 4 W M Kalb Juv. Ad. ja nein 1996 1 0 1 0 0 1 0 0 1 0 1 0 1 0 1997 2 0 2 1 0 0 1 1 1 1 1 0 2 0 1998 3 0 3 3 0 0 0 2 1 0 2 1 3 0 1999 1 0 1 1 0 0 0 0 1 0 1 0 1 0 2000 13 3 10 3 3 2 5 4 9 2 8 3 10 3 2001 19 7 11 7 4 6 2 9 10 1 12 6 8 9 2002 11 2 9 2 2 4 3 6 5 3 6 2 8 3 2003 9 2 7 1 4 2 2 5 4 2 7 0 7 2 2004 12 9 3 2 4 3 3 6 6 3 6 3 0 12 2005 25 18 7 6 8 3 8 8 17 1 14 10 4 19 2006 13 8 5 1 6 5 1 6 7 2 6 5 1 12 Total 109 49 59 27 31 26 25 47 62 15 64 30 45 60 17 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Zum direkten Vergleich mit den Ergebnissen der Mageninhaltsanalyse wurde bei der Auswahl der Proben darauf geachtet, dass auch Fettproben von Tieren mit gefüllten Mägen genommen wurden. Diese Übereinstimmung konnte bei 34 der beprobten Schweinswalen erreicht werden. Abb. 5 zeigt die räumliche Verteilung der Proben entlang der deutschen, dänischen und polnischen Küste. Die meisten Proben stammen aus der deutschen Nord- und Ostsee, jedoch wurden auch Proben aus den direkt benachbarten Meeresgebieten untersucht (14 Proben aus Polen,18 aus Dänemark (2 Nordsee, 16 Ostsee). Abb. 5: Fettsäurenanalyse. Herkunft der 109 Fettproben von Schweinswalen. Die Anzahl wurde pro ICES-square (½ ° Breite x 1° Länge) summiert. 3.4.2 Robben Bei den Robben konnten insgesamt 95 Fettproben analysiert werden, davon 80 Seehund- und 15 Kegelrobbenproben. Tabelle 4 liefert einen Überblick hinsichtlich Herkunft, Geschlechts- und Altersstruktur der beprobten Tiere. Zum direkten Vergleich mit den Ergebnissen der Mageninhaltsanalyse wurde bei der Auswahl der Proben zur Fettsäureanalyse darauf geachtet, dass auch Fettproben 18 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 von diesen Tieren genommen wurden. Diese Übereinstimmung konnte bei 60% der Proben (Seehund) erreicht werden. Tabelle 4: Zusammenfassung der Probenstruktur nach Fundjahr, Seegebiet (NS: Nordsee, OS: Ostsee), Saison (1: Winter (DJF), 2: Frühling (MAM), 3: Sommer (JJA), 4: Herbst (SON)), Geschlecht (W: Weibchen, M: Männchen), Altersgruppe (dies-, vor- oder mehrjährig) und nach Herkunft (1: Freiland-Totfund, 2: getötet). Bei je einem Seehund und einer Kegelrobbe konnte die Altersgruppe nicht bestimmt werden. a) Seehund (Phoca vitulina), b) Kegelrobbe (Halichoerus grypus) Gebiet a) Saison Geschl. Altersgruppe Jahr n NS OS 1 2 3 4 W M diesj. vorj. 2000 3 3 0 1 0 2 0 0 3 1 0 2 2001 12 12 0 3 0 7 2 7 5 3 4 5 2002 30 29 1 3 2 11 14 15 15 4 11 15 2003 6 5 1 1 0 5 0 3 3 3 1 1 2005 5 4 1 0 1 4 0 3 2 3 0 2 2006 13 13 0 5 5 2 1 4 9 1 9 3 2007 9 9 0 3 2 4 0 3 6 1 4 4 Total 80 77 3 18 10 35 17 37 43 16 29 34 Gebiet b) Saison Geschl. mehrj. Altersgruppe Jahr n NS OS 1 2 3 4 W M diesj. vorj. mehrj. 2000 2 1 1 0 0 1 1 0 2 0 0 2 2001 2 2 0 1 1 0 0 1 1 1 1 0 2002 3 0 3 1 0 1 1 3 0 0 1 1 2003 1 1 0 1 0 0 0 0 1 1 0 0 2005 1 1 0 0 1 0 0 1 0 0 0 1 2001 3 3 0 2 1 0 0 0 3 1 2 0 2006 3 3 0 0 3 0 0 0 3 0 3 0 Total 15 11 4 5 6 2 2 5 10 3 7 4 Abb. 6 zeigt die räumliche Verteilung aller Robbenproben entlang der deutschen Küste. 19 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Abb. 6: Fettsäureanalyse. Herkunft der 80 Fettproben von Seehunden (erste Zahl) und 15 Fettproben von Kegelrobben (zweite Zahl). Die Anzahl wurde pro ICES-square (½ ° Breite x 1° Länge) summiert. 3.4.3 Fischproben Bei der Bestimmung der Nahrungszusammensetzung mit Hilfe von Fettsäureanalysen ist die Kenntnis der Fettsäuresignaturen der potentiellen Beuteobjekte und der anschließende Aufbau einer entsprechenden Datenbank die Grundvoraussetzung. Dazu wurden im Rahmen dieses Projektes bei drei Forschungsreisen der Bundesforschungsanstalt für Fischerei (Rostock und Hamburg) Fische in der Nord- und Ostsee gesammelt. Es ist wichtig, dass komplette Fische (keine Proben von z.B. Muskulatur oder Fett) gesammelt und diese sofort an Bord bei -20°C gelagert wurden. Des Weiteren sollten die Fische bis zur letztendlichen Analyse in Kanada nicht auf- oder angetaut werden. Im Folgenden sind die drei Fahrten kurz skizziert und mit einer Karte der Probenstationen illustriert. 20 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 D5HLVH1UGHV))6Ä:DOWKHU+HUZLJ,,,³YRPELV An 12 Stationen in der Ostsee wurden Individuen der Arten Hering, Sprotte, Sandaal, Wittling und Dorsch gesammelt (Tabelle 5, Abb. 7). Tabelle 5: Stationen, an denen Fischindividuen zur Fettsäureanalyse gesammelt wurden. Datum Hol Probe 13.05.2005 1 1 Hering, 1 Sprotte, 1 Sandaal, 1 Wittling 13.05.2005 2 1 Sandaal 15.05.2005 3 10 Heringe, 10 Sprotten 16.05.2005 4 10 Heringe, 10 Sprotten 17.05.2005 6 10 Heringe, 10 Sprotten, 1 Wittling, 10 Dorsche 18.05.2005 9 10 Heringe, 10 Sprotten 18.05.2005 11 5 Dorsche 19.05.2005 13 10 Sprotten 19.05.2005 14 10 Heringe, 10 Sprotten 22.05.2005 17 10 Heringe, 10 Sprotten 23.05.2005 19 10 Heringe, 10 Sprotten 24.05.2005 22 10 Sprotten, 1 Wittling Abb. 7: Positionen der Stationen, an denen Fischindividuen aus der Ostsee zur Fettsäureanalyse gesammelt wurden. 21 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 E5HLVH1UGHV))6Ä6ROHD³YRPELV An 17 Stationen in der Nordsee wurden Makrele, Sandaal, Hering, Sprotte, Wittling, Stöcker und Sardelle gesammelt (Tabelle 6, Abb. 8). Tabelle 6: Stationen, an denen Fischindividuen zur Fettsäureanalyse gesammelt wurden. Datum 30.06.2005 01.07.2005 01.07.2005 01.07.2005 01.07.2005 02.07.2005 02.07.2005 04.07.2005 04.07.2005 06.07.2005 06.07.2005 06.07.2005 07.07.2005 07.07.2005 08.07.2005 08.07.2005 08.07.2005 08.07.2005 08.07.2005 09.07.2005 14.07.2005 15.07.2005 15.07.2005 17.07.2005 17.07.2005 13.07.2005 18.07.2005 Hol 1 2 2 3 3 4 4 8 8 12 13 13 14 14 16 16 16 17 17 21 32 33 35 39 39 28 41 Probe Makrele Großer gefleckter Sandaal Hering / Sprotte Großer gefleckter Sandaal Hering Hering Sprotte Hering Sprotte Wittling Wittling Sprotte Hering Sprotte Hering Sprotte Wittling Hering Sprotte Kleiner Sandaal Kleiner Sandaal Makrele + 1 Wittling Wittling Makrele Stöcker Sardelle Großer gefleckter Sandaal Stückzahlen ca. 10 ca. 10 ca. 10 2 ca. 10 ca. 10 ca. 10 7 2 ca. 10 ca. 10 ca. 10 ca. 10 ca. 10 ca. 10 8 ca. 10 ca. 10 22 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Abb. 8: Positionen der Stationen, an denen Fischindividuen aus der Nordsee zur Fettsäureanalyse gesammelt wurden. F5HLVH1UPLW))6Ä6ROHD³ vom 29.06. bis 18.07.2006 An 13 Stationen in der Nordsee wurden Wittling, Schellfisch, Makrele, Sandaale und Stöcker gesammelt (Tabelle 7, Abb. 9). Tabelle 7: Stationen, an denen Fischindividuen zur Fettsäureanalyse gesammelt wurden Datum Station Probe 06.07.2006 518 1 Wittling, 1 Schellfisch 11.07.2006 546 1 Makrele, 2 Wittlinge 13.07.2006 556 1 Makrele 13.07.2006 560 4 Gr. Sandaale 14.07.2006 565 3 Makrelen,3 Stöcker 15.07.2006 568 3 Makrelen, 3 Stöcker, 1 Gr. Sandaal 15.07.2006 569 5 Gr. Sandaale, 1 Makrele, 2 Stöcker 15.07.2006 570 6 Gr. Sandaale, 5 Makrelen 15.07.2006 572 2 Makrelen, 5 Gr. Sandaale 23 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 16.07.2006 575 3 Makrelen, 3 Stöcker 16.07.2006 577 3 Makrelen, 3 Stöcker, 1 Kl. Sandaal, 5 Gr. Sandaale 17.07.2006 582 3 Makrelen 17.07.2006 584 3 Gr. Sandaale, 4 Makrelen Abb. 9: Positionen der Stationen, an denen Fischindividuen aus der Nordsee zur Fettsäure-analyse gesammelt wurden. Die graue Linie zeigt den genauen Fahrtverlauf der Seereise. Aus diesem Pool an Fischproben wurden insgesamt 195 Fische ausgewählt, die nach Kanada zur Fettsäureanalyse geschickt wurden. Die Längen, Gewichte und Lipidgehalte dieser Fische finden sich im Anhang (Abb. A1 - A10). Bei dem Aufbau einer Datenbank mit Nahrungsorganismen ist es wichtig, dass man pro Fischart Vertreter aus allen Altersklassen, aus verschiedenen geographischen Regionen sowie aus unterschiedlichen Jahreszeiten zur Verfügung hat. Da die Analyse kostenintensiv ist, stehen wir bei der Beute-Datenbank erst am Anfang. Um die Datenbank weiter auszubauen ist es nötig, den Kontakt zu anderen Forschergruppen zu suchen, die den gleichen Ansatz verfolgen. Im Rahmen dieses Projektes geschah dies bereits 24 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 mit dem Institut Wageningen IMARES3 auf Texel (Holland). Dort wird momentan ebenfalls eine Studie zur Nahrungsökologie von Seehunden und Schweinswalen durchgeführt. Die Fettsäureanalysen der niederländischen Studie wurden im gleichen Labor in Kanada durchgeführt (eine direkte Vergleichbarkeit ist also möglich) und es lag nahe, die jeweiligen Signaturen der Beutefischarten zusammenzufassen. So konnte unser Pool an Fettsäuresignaturen um 132 weitere Fischindividuen (inkl. 5 weitere Arten, die wir nicht eingeschickt hatten) ausgeweitet werden. Das FTZ plant eine europaweite Datenbank aufzubauen, in die man z.B. auch bestehende Datenbanken aus fischereibiologischen Instituten integrieren könnte. 3.5 Methode der Fettsäureanalyse (FSA) Bei den Sektionen im FTZ wurde darauf geachtet, dass die Probe immer aus Haut (bzw. Fell bei den Robben), Fettschicht und einer dünnen Schicht des darunterliegenden Muskels bestand. Die Fettsäurezusammensetzung der inneren Speckschicht kann zudem an verschiedenen Körperregionen variieren. Daher wurde bei der Probennahme darauf geachtet, dass alle Gewebeproben immer an derselben Stelle des Körpers entnommen wurden; d.h. vor der Rückenfinne (Learmonth 2006). Die Fettsäureanalyse (FSA) wurde nach den in Iverson et al. (1997) und Budge et al. (2006) beschriebenen Standards durchgeführt. Bei der FSA werden die Lipide mit Hilfe einer modifizierten Folch-Extraktion aus dem Fettgewebe extrahiert (Folch et al. 1957). Die Fettprobe aus dem Blubber wird dabei in drei Unterproben aufgeteilt, um festzustellen, ob es eine Stratifizierung der Fettsäuren im Blubber gibt (Koopman et al. 1996). Es zeigte sich, dass der metabolisch aktivste Bereich, d.h. dort wo die stärkste aktive Ablagerung und Entnahme von Lipiden stattfindet, v.a. die innere Schicht ist (nahe am Muskel). Nach der Extraktion aus der inneren Schicht wurden die Fettsäuren anschließend zu Fettsäure-Butylestern (fatty acid butyl esters FABES) umgewandelt, die anschließend mit einem Gaschromatographen (DB-23) analysiert wurden. Pro Profil wurden 82 Fettsäuren quantifiziert. QFASA - quantitative fatty acid signature analysis Die Analyse von Fettsäuren kann qualitative, aber auch Informationen über die Nahrungszusammensetzung liefern. Die quantitative Methode, QFASA4, wurde von Iverson et al. (2004) an der Dalhousie Universität aufgestellt und getestet. Hierbei handelt es sich um ein numerisches Modell, das anhand von Fettsäure-Signaturen quantitative Schätzungen der proportionalen Verteilung von Beutearten liefert DOVÄ*e3 4 Institute for Marine Resources & Ecosystem Studies quantitative fatty acid signature analysis 25 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 ZLFKWVDQWHLO³(VEDVLHUWDXIGHU,GHHÄ\RXDUHZKDW\RXHDW³XQGYHrgleicht die Fettsäuren von Räubern und deren potentiellen Beuteobjekten. Es wurde die speziell entwickelte Software FASCALC genutzt (Iverson et al. 2004). QFASA Kalibrierung Nach der Nahrungsaufnahme wird die chemische Signatur der Beuteobjekte durch physiologische Prozesse verändert. Ein Modell wie QFASA, welches anhand der Fettsäureprofile die Nahrungszusammensetzung quantitativ rekonstruieren will, muss dafür Rechnung tragen und es müssen spezies-spezifische Kalibrierungsfaktoren berechnet werden. Diese Faktoren werden durch Fütterungsexperimente ermittelt, bei denen mehrere Individuen einer Meeressäugerart über einen langen Zeitraum (am besten länger als sechs Monate) mit einer bekannten Nahrung gefüttert werden. Dann werden die Fettsäureprofile sowohl in der Nahrung als auch im Fett der Meeressäuger bestimmt. Der Kalibrierungsfaktor für jede einzelne Fettsäure (FS) wird dann folgendermaßen berechnet: % (nach Gewicht) der FS im Fett % (nach Gewicht) der FS in der Nahrung Diese Vorgehensweise wurde von Dom Tollit (University of Vancouver, Kanada) genutzt, um Kalibrierungsfaktoren für Seehunde und Kegelrobben zu bestimmen (siehe auch Iverson et al. 2004). Diese Faktoren wurden in diesem Projekt mit einbezogen. Für Schweinswale gab es bis dato noch keinen Korrekturfaktor. Dieser wurde im Rahmen dieses Projektes neu bestimmt. Hierzu wurden Fettproben eines SchweinsZDOVÄ1XND³, weiblich) analysiert, der im Fjord und Belt Center (Kerteminde, Dänemark) gestorben war. Für dieses Tier lagen detaillierte Angaben über die Nahrungsaufnahme vor (in Form von Fütterungsprotokollen). Normalerweise werden für jedes Profil von Räuber und Beute 60 bis 80 individuelle Fettsäuren quantifiziert. Eine Unterprobe (30-40 FS, inklusive aller FS die aus der Nahrung stammen können) kommt beim QFASA Modell zum Einsatz. Die Mengen dieser FS im Fett werden zunächst durch die Kalibrierungsfaktoren geteilt und anschließend mit den Fettsäureprofilen der potentiellen Beutearten verglichen. Das Modell errechnet diejenige Zusammensetzung von Beuteorganismen, die zu der besWHQ $QSDVVXQJ ÃEHVW-ILW¶ GHU %HXWHSURILOH DQ GLH %OXEEHUSURILOH GHV 5lXEHUV IKUW Bei jedem Fall wurden die individuellen FABES normalisiert, so dass die Summe 100% entsprach. Korrekturen wurde auch angewandt, um die unterschiedlichen Fettgehalte der Beutearten einzubeziehen. 26 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Fettsäuren im Blutserum ± eine Pilotstudie Die in der Fettschicht von Schweinswalen und Robben vorkommenden Lipide bestehen hauptsächlich aus Triacylglyceriden. Im Blutserum hingegen sind 4 Hauptgruppen der Lipide vertreten: Phospholipide, Stearine (Sterinester), Triacylglyceride und freie Fettsäuren. Den ersten beiden Gruppen kommen spezielle Rollen zu, da ihre Fettsäurezusammensetzung nur in einem geringeren Zusammenhang mit der Nahrung als die Fettsäurezusammensetzung der Triacylglyceride und der freien Fettsäuren steht. Bei zehn wildlebenden Seehunden aus deutschen Gewässern wurden im Rahmen der vom FTZ durchgeführten regelmäßigen Seehundfangaktionen Blutproben genommen. Nach der Koagulation wurde mittels Zentrifugation das Serum von den Blutkuchen (Blutkörperchen und Fibrin) getrennt. Aus ca. 2 ml des gewonnenen Serums (je Seehund) wurden nach der Methode von Folch et al. (1957) sämtliche Lipide extrahiert. Ein Aliquot (~15 mg) dieser extrahierten Lipide wurde in FAMES (Fettsäuremethylester) umgeschrieben und mittels Gaschromatographen analysiert, um die Fettsäureprofile der gesamten Serumlipide darzustellen. Zusätzlich wurde ein weiteres Aliquot (~20 mg) der extrahierten Lipide mittels SPE (solid phase extraction) in die einzelnen Bestandteile aufgespalten. Anschließend wurde die Probe in ein Supelco LC-NH2 Röhrchen mit Hexan gegeben und sukzessive mit 3 ml Hexan, 3 ml Hexan/Ether 90/10 (Triacylglyceride), 3 ml Ether/Essigsäure 98/2 (freie Fettsäuren) und 3 ml Methanol (Phospholipide) eluiert. Nur die Triacylglyceride und die freien Fettsäuren wurden weiter untersucht. Sie wurden in FAMES umgewandelt und mittels einer Gaschromatographie analysiert. 27 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 4. ERGEBNISSE 4.1 Schweinswal - Mageninhaltsanalyse In 129 Schweinswalmägen konnten 23.450 Beuteobjekte aus 36 Fischtaxa und fünf Invertebraten-Taxa identifiziert werden. In neun der 129 untersuchten Mägen konnten keinerlei Reste von primären Beuteobjekten entdeckt werden. Diese neun Mägen wurden von weiteren Analysen ausgeschlossen, da diese v.a. Polychaeten und decapode Crustaceen aufwiesen, die nicht als Primärnahrung angesehen werden, da diese häufig bei der Nahrungsaufnahme am Boden zusammen mit Sand aufgenommen werden. Die Cephalopoden (in acht Mägen vorkommend) wurden anhand der Schnäbel 5 in sechs Mägen als Allotheutis sp. bestimmt und in je einem Fall als den Sepiolidae bzw. Ommastrephidae zugehörig. Die Mehrheit der Beutefischtaxa konnte bis auf Artniveau (n=32) identifiziert werden. Einige Otolithen konnten aufgrund hoher mechanischer Abnutzung oder Auflösung durch die Magensäure nur bis auf Familien- oder Gattungsniveau identifiziert werden: Sandaale (Ammodytes sp.), Leierfische (Callionymus sp.), Heringsartige (Clupeidae), Dorschartige (Gadidae), Grundeln (Gobiidae) und Schollen (Pleuronectidae). Eine Anzahl Otolithen (n= 79) war zu stark abgenutzt, um diese mit ausreichender Sicherheit identifizieren zu können. Diese wurden als unspezifizierte Fische zusammengefasst (fish-usp.). Tab. 8 zeigt die Häufigkeit des Vorkommens der verschiedenen Nahrungstaxa. Wie im Methodenteil erwähnt, wird es berechnet, indem die Anzahl der Mägen, die ein bestimmtes Beutetaxon enthalten, durch die Anzahl aller (gefüllten) Mägen geteilt wird. Dieser erste Überblick zeigt, dass sich die Nahrung von Schweinswalen in der Nordsee v.a. aus Grundel (33% V unbestimmte Gobiidae), Dorsch (27%V Gadus morhua), Hering (25%V Clupea harengus) und Sandaal (28%V Ammodytes sp.) sowie in geringerer Häufigkeit aus Sprotte (18%V Sprattus sprattus) und Wittling (13%V Merlangius merlangus) zusammensetzte. Die Nahrung der Schweinswale aus der Ostsee setzte sich hauptsächlich aus Dorsch (51%V), Grundel (38%V unbestimmte Gobiidae) und Hering (30%V) zusammen. 5 Oberkiefer ist ein papageienartiger Schnabel 28 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Tab. 8: Nahrungszusammensetzung von 120 Schweinswalen. Die Häufigkeit des Vorkommens (%V) der verschiedenen Beutekategorien ist getrennt dargestellt für Nord(NS) und Ostsee (OS); sowie ]XVDPPHQJHIDVVWIUEHLGH0HHUHVJHELHWHDOOHÄQ0äJHQ³ ]HLJW LQ ZLH YLHOHQ 6FKZHLQVZDOPlJHQ GLH MHZHLOLJH $UW DXIWUDW )HWW XQWHUOHJW sind prozentuale Anteile über 15%. Deutsche Artnamen finden sich im Anhang (Tabelle A1). Familie Art Agonus cataphractus Agonidae Ammodytidae 9 Ammodytes ssp. Hyperoplus lanceolatus Anguilla anguilla Anguillidae Atherina presbyter Atherinidae Arnoglossus laterna Bothidae Callionymidae Callionymus lyra Callionymus maculatus Callionymus reticulatus Callionymus sp. Trachurus trachurus Carangidae Clupeidae Clupea harengus Sprattus sprattus unbestimmte Clupeidae Cottidae Myoxocephalus scorpius Gadidae Gadus morhua Melanogrammus aeglefinus Merlangius merlangus Raniceps raninus Trisopterus esmarkii Trisopterus luscus unbestimmte Gadidae Gasterosteidae Spinachia spinachia Gobiidae Gobius niger Pomatoschistus minutus unbestimmte Gobiidae Lotidae Ciliata mustela Enchelyopus cimbrius Osmerus eperlanus Osmeridae n Mägen NS 0 0,0 n Mägen OS 1 1,9 n Mägen alle 1 17 4 2 1 1 28,3 6,7 3,3 1,7 1,7 4 3 2 0 0 7,5 5,7 3,8 0,0 0,0 21 7 4 1 1 17,5 5,8 3,3 0,8 0,8 4 2 0 4 2 6,7 3,3 0,0 6,7 3,3 1 0 1 1 1 1,9 0,0 1,9 1,9 1,9 5 3 1 5 3 4,2 2,5 0,8 4,2 2,5 15 10 2 25,0 16,7 3,3 16 6 3 30,2 11,3 5,7 33 17 6 27,5 14,2 5,0 0 0,0 2 3,8 3 2,5 16 0 8 1 0 2 4 0 26,7 0,0 13,3 1,7 0,0 3,3 6,7 0,0 27 1 6 0 1 0 14 1 50,9 1,9 11,3 0,0 1,9 0,0 26,4 1,9 47 1 17 1 1 2 18 1 39,2 0,8 14,2 0,8 0,8 1,7 15,0 0,8 3 5 20 5,0 8,3 33,3 4 1 20 7,5 1,9 37,7 8 6 42 6,7 5,0 35,0 1 0 7 1,7 0,0 11,7 0 1 0 0,0 1,9 0,0 1 1 7 0,8 0,8 5,8 %V 6 NS %V 7 OS %V 8 alle 0,8 6 n= 60 Schweinswalmägen mit Nahrungsresten aus der Nordsee n= 53 Schweinswalmägen mit Nahrungsresten aus der Ostsee 8 n= 120 Schweinswalmägen mit Nahrungsresten aus Nord- und Ostsee (inkl. 7 Proben ohne Herkunftsangabe) 9 entweder $PDULQXVOHVVHURU5DLWW¶VVDQGHHO or A. tobianus (kleiner Sandaal) 7 29 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Art Familie Pleuronectidae Limanda Limanda Platichthys flesus Pleuronectes platessa unbestimmte Pleuronectidae Solea Solea Soleidae Syngnathus ssp. Syngnatidae Zoarces viviparus Zoarcidae 10 fish-usp Invertebrata Loligo (Alloteuthis) spp. Loliginidae Sepiolidae unspezifiziert Ommastrephidae unspezifiziert Crangonidae unspezifiziert unspezifiziert n Mägen NS %V 6 NS n Mägen OS %V 7 OS n Mägen alle %V 8 alle 8 0 1 5 8 2 2 11 13,3 0,0 1,7 8,3 13,3 3,3 3,3 18,3 1 1 0 1 2 3 4 8 1.9 1,9 0,0 1,9 3,8 5,7 7,5 15,1 9 1 1 7 11 5 6 19 7,5 0,8 0,8 5,8 9,2 4,2 5,0 15,8 5 1 1 7 5 8,3 1,7 1,7 11,7 8,3 1 0 0 8 7 1,9 0,0 0,0 15,1 13,2 6 1 1 15 14 5,0 0,8 0,8 12,5 11,7 Tabelle 9 hebt die Bedeutung im Vorkommen der einzelnen Fischfamilien hervor. Die Dorschartigen (Gadidae) sind in den Mägen aus beiden Meeresgebieten die am häufigsten vorkommenden, gefolgt von Heringsartigen (Clupeidae) und Grundeln (Gobiidae). Zusätzlich wurden in den Nordseeproben vermehrt Vertreter der Familie der Sandaale (Ammodytidae), der Schollen (Pleuronectidae) und der Leierfische (Callionymidae) gefunden. Tabelle 9: Häufigkeit des Vorkommens von Fischfamilien in 120 gefüllten Schweinswalmägen. Dargestellt ist die Häufigkeit des Vorkommens (%V), getrennt nach Nord16XQG2VWVHH26XQG]XVDPPHQJHIDVVWIUEHLGH0HHUHVJHELHWHDOOHÄQ0lJHQ³ zeigt in wie vielen Schweinswalmägen die jeweilige Familie gefunden wurde. Fett unterlegt sind prozentuale Anteile über 15%. Familie Agonidae Ammodytidae Anguillidae Atherinidae Bothidae Callionymidae Carangidae Clupeidae Cottidae Gadidae 10 n Mägen NS 0 21 2 1 1 10 2 27 0 31 %V NS 0,0 35,0 3,3 1,7 1,7 16,7 3,3 45,0 0,0 51,7 n Mägen OS 1 7 2 0 0 3 1 25 2 49 %V OS 1,9 13,2 3,8 0,0 0,0 5,7 1,9 47,2 3,8 92,5 n Mägen alle 1 28 4 1 1 13 3 52 2 80 %V alle 0,8 23,3 3,3 0,8 0,8 10,8 2,5 43,3 1,7 66,7 unbestimmbare Otolithen 30 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Gasterosteidae Gobiidae Lotidae Osmeridae Pleuronectidae Soleidae Syngnatidae Zoarcidae fish-usp Invertebrata Cephalopoda 0 28 1 7 15 6 2 2 11 0,0 46,7 1,7 11,7 25,0 10,0 3,3 3,3 18,3 1 25 1 0 3 2 3 4 8 1,9 47,2 1,9 0,0 5,7 3,8 5,7 7,5 15,1 1 53 2 7 18 8 5 6 19 0,8 44,2 1,7 5,8 15,0 6,7 4,2 5,0 15,8 7 11,7 1 1,9 8 6,7 Abb. 10: Ergebnisse der Mageninhaltsanalyse von 53 Schweinswalen aus der Ostsee. Dargestellt ist die relative Häufigkeit einzelner Fischfamilien (komplette Torte = 100%). Abb. 11: Ergebnisse der Mageninhaltsanalyse von 62 Schweinswalen aus der Nordsee. Dargestellt ist die relative Häufigkeit einzelner Fischfamilien (komplette Torte = 100%). 31 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Wie viele verschiedene Beutetaxa in den Schweinswalmägen auftraten, zeigt Tabelle 10. Die meisten Schweinswale (> 75%) hatten Reste von 1 bis 3 verschiedenen Beutetaxa im Magen. Tabelle 10: Schweinswale, Mageninhaltanalyse. Anzahl verschiedener Beutetaxa. n Beutetaxon 1 2 3 4 5 6 7 10 n Mägen 31 29 33 9 9 4 3 2 25,8 24,2 27,5 7,7 7,5 3,3 2,5 1,7 122 100 % Wichtiger jedoch als das relative Vorkommen der Beutefischarten ist zum einen die Frage wie viele Fischindividuen pro Art entdeckt wurden und zum anderen wie lang und schwer diese Individuen waren (Tabelle 15). 32 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 n Otolit- Länge (cm) hen (xboot ± SD) Beute Taxon 95% KIboot Masse (g) (xboot ± SD) 95% KIboot n Beute (% total) gesch. Masse (g) (% total) 2 10,2 ± 0,2 10,13 - 10,33 8,4 ± 0,2 8,12 - 8,61 2 (0,01) 17 (0,01) Ammodytes sp. 734 12,8 ± 0,6 11,75 - 13,89 6,4 ± 0,7 4,92 - 7,70 2.005 (8,8) 12.832 (4,5) Hyperoplus lanceolatus Anguilla anguilla 189 0* 14,4 ± 2 38,0 10,06 - 17,08 9,5 ± 2,3 98,6 4,15 - 13,31 138 (0,6) 4 (0,02) 1.311 (0,5) 394 (0,1) Callionymus lyra Callionymus maculatus 72 3 10,4 ± 2,4 15,7 ± 0,6 5,35 - 14,87 15,0 - 17,0 14,3 ± 6,8 19,7 ± 1,8 2,5 - 30,26 17,44 - 24,08 46 (0,2) 52 (0,2) 658 (0,2) 1024 (0,4) Callionymus reticulatus Callionymus spp. Trachurus trachurus 3 48 11,4 ± 0,2 11,02 - 11,70 17,1 ± 2,9 10,96 - 22,94 13,5 ± 0,6 53,6 ± 21,3 11,97 - 14,39 9,96 - 97,17 2 (0,01) 103 (0,5) 27 (0,01) 5.521 (2,0) 186 13,3 ± 5,1 3,5 - 24,7 51,1 ± 35,5 0,81 - 137,2 103 (0,5) 5.263 (1,9) Clupea harengus Sprattus sprattus 290 213 17,1 ± 1,3 10,8 ± 0,7 14,6 - 19,62 9,49 - 12,12 48,5 ± 8,9 12,0 ± 2,5 32,77 - 67,17 7,43 - 17,25 226 (1,0) 147 (0,6) 10.961 (3,9) 1.764 (0,6) Myoxocephalus scorpius 2 697 10,3 ± 0,01 10,33 - 10,26 24,2 ± 1,8 20,88 - 27,65 17,7 ± 0,1 180,3 ± 26 17,62 - 17,8 131,3 - 232,58 15 (0,1) 366 (1,6) 266 (0,01) 65.990 (23,3) 282 1 14,8 ± 1,8 11,52 - 18,57 9,4 52,6 ± 21,3 7,37 21,4 - 100,8 160 (0,7) 1 (0,004) 8.416 (3,0) 7 (0,003) 1 (0,004) 5 (0,002) Agonus cataphractus a) b) Gadus morhua Merlangius merlangus Trisopterus esmarkii Spinachia spinachia 0* 13,5 Gobiidae sp. Gobius niger 1696 99 5,1 ± 0,3 5,8 ± 0,1 Pomatoschistus minutus 395 8 c) 5,2 6,9 ± 0,6 2,5 ± 0,2 5,84 - 8,0 2,21 - 2,84 16.970 (74,2) 194 (0,8) 117.093 (41,4) 485 (0,2) 4,7 ± 0,6 3,55 - 5,87 12,9 ± 0,4 12,12 - 13,65 1,9 ± 0,7 18,2 ± 1,8 0,86 - 3,26 14,74 - 21,75 586 (2,5) 5 (0,02) 1.113 (0,4) 91 (0,03) 235 9,0 ± 2,0 5,24 - 12,72 10,9 ± 4,5 3,43 - 19,97 238 (1,0) 2.594 (0,9) Limanda Limanda Platichthys flesus 126 14 15,5 ± 1,5 12,69 - 18,32 3,2 ± 0,2 2,89 - 3,53 51,3 ± 15,1 0,9 ± 0,1 25,53 - 84,41 0,77 - 1,09 59 (0,3) 25 (0,1) 3.027 (1,1) 23 (0,01) Pleuronectes platessa Solea Solea 34 363 8,7 ± 0,2 8,29 - 9,06 15,3 ± 1,1 13,19 - 17,59 7,1 ± 0,4 35,55 ± 7,4 6,36 - 7,87 21,75 - 49,31 3 (0,01) 1.181 (5,1) 21 (0,01) 41.985 (14,8) Zoarces viviparus 87 22 14,6 ± 2,6 9,66 - 19,75 5,41 ± 0,18 5,14 - 5,67 28,4 ± 10,6 3,43 ± 0,27 5,62 - 49,69 3,04 - 3,83 44 (0,2) 209 (0,9) 1.250 (0,4) 717 (0,3) 22.885 282.854 Ciliata mustela Osmerus eperlanus Cephalopoda Summe 5.803 4,58 - 5,63 5,52 - 5,98 Tabelle 11: Schweinswalmägen (n=120). Mittlere Länge (cm) und mittlere Masse (g) der Beutetaxa (inkl. Fehlerbereiche; SD=Standardabweichung; 95% KI=95% Konfidenz-intervall), berechnet durch bootstrap (boot). n Otolithen zeigt wie viele Otolithen vermessen wurden. n Beute zeigt wie viele Individuen pro Taxon gezählt wurden. In der letzten Spalte wurde die Masse pro Beutetaxon geschätzt (mittlere Masse x Anzahl Beute). a) Regressionsgl. von A. marinus b) Regressionsgl. von C. lyra c) Regressionsgl. von P. minutus (alle aus Leopold et al. 2001) * ganzer Fisch 33 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Tabelle 15 zeigt in welchem Maße die Beutetaxa zur Biomasse in den Schweinswalmägen beigetragen haben. Die im Mittel schwersten und längsten Fische waren Dorsch (24 cm und 180 g), Wittling (15 cm und 53 g) und Kliesche (Limanda limanda, 16 cm und 51 g) und Hering (17 cm und 49 g). Flunder, Grundeln, Cephalopoden und Schollen waren die kleinsten Nahrungsobjekte (mit Längen < 8 cm und Gewicht < 7 g). Einige Beispiele für Längen- und Massenverteilung der wichtigsten Beutearten finden sich in Abb. 13 bis Abb. 15. Die höchsten Individuenzahlen wurden bei Grundeln (16.970 Indiv.), Sandaal (2.005 Indiv.) und Seezunge (Solea solea, 1181 Indiv.) gefunden. Die sehr hohe Anzahl an Grundeln ergab sich v.a. durch den Fall eines Schweinswals, der 21.200 GrundelOtolithen (d.h. mindestens 10.600 Indiv.) im Magen hatte. Dies war ein juveniles Weibchen, das im Frühling 1998 am Strand von Sylt aufgefunden wurde. Von den insgesamt 56 Mägen, in denen Grundeln (Gobiidae) identifiziert wurden, gab es 14 weitere Mägen, in denen 300 bis 2.200 Otolithen gefunden wurden. Multipliziert man nun die Anzahl Individuen und die mittlere Masse pro Taxon, so zeigt sich dass die höchste Biomasse von Grundeln (116 kg), Dorsch (66 kg), Seezunge (42 kg), Sandaal (13 kg) und Hering (11 kg) gestellt wurde. Betrachtet man den oben genannten Einzelfall (mit >10.000 Grundeln) als Ausreißer, sieht die Verteilung der Biomasse folgendermaßen aus: Dorsch (32%), Grundeln (21%), Seezunge (20%) und Sandaal (6%). DiHVH:HUWHV6SDOWHÄ*HVFK0DVVHWRWDO³LQ7DEHOOH 11) sind hier vor allem aus Gründen der besseren Vergleichbarkeit mit anderen Studien aufgeführt (Börjesson et al. 2003, Santos et al. 2004). Um die individuellen Varationen in der Nahrungsaufnahme der Schweinswale besser zu berücksichtigen, sind im Folgenden die rekonstruierten Beutegrößen für jedes Beutetaxon in den einzelnen Schweinswalmägen dargestellt. Die Gewichtsanteile pro Taxon sind getrennt nach Nord- und Ostsee dargestellt (Abb. 12). Es sind nur Beutetaxa dargestellt, die >1% Gewichtsanteil an der Nahrung hatten. 34 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Abb. 12: Mageninhaltsanalyse, Schweinswal (n=120). Unterschiede in der Nahrungszusammensetzung (nach Gewicht %) zwischen Schweinswalen aus der deutschen Nordsee und deutsch/dänischen Ostsee. ,QGHU.DWHJRULHÃ*RELLGDHVVS¶VLQGunspezifizierte Gobiidae, Gobius niger und Pomatoschistus minutus gruppiert. 35 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Abb. 13: Schweinswal, Mageninhaltsanalyse. Biomasse- und Längenverteilung von Heringen (Clupea harengus) in Schweinswalmägen. 36 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Abb. 14: Schweinswal, Mageninhaltsanalyse. Biomassen- und Längenverteilung von Dorschen (Gadus morhua) in Schweinswalmägen. 37 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Abb. 15 Schweinswal, Mageninhaltsanalyse. Biomassen- und Längenverteilung von Seezungen (Solea solea) in Schweinswalmägen. 38 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 4.1.1 Einfluss von Umweltvariablen Die CCA wurde mit den relativen Gewichtsanteilen der Fische gerechnet, um für den unterschiedlichen Füllungsgrad in den Mägen Rechnung zu tragen. Um den Einfluss von seltenen Beutearten nicht über zu bewerten, wurde das sog. downweighting benutzt. Wie bereits in der Methodenbeschreibung erwähnt, wurden die folgenden sechs ÄUmwelt³variablen (Uv) in die Analyse eingebracht: Jahr, Jahreszeit (JZ), Geschlecht (G), Fundort in Nord- oder Ostsee (N_O), Beifang (B; ja oder nein), Altersgruppe (AG). Bis auf das Fundjahr, sind die Uvs als nominale Variablen in die CCA eingegangen. Folgende Codes wurden benutzt: JZ Winter = 1 Frühling = 2 G männlich = 0 weiblich = 1 Ostsee = 1 Nordsee = 0 ja = 1 nein = 0 neonat = 0 juvenil =1 N_O B AG Sommer= 3 Herbst = 4 adult = 2 Es konnten nur die Schweinswalproben (im folgenden sites genannt) analysiert werden, bei denen es Informationen zu allen sechs Uvs gab. Dies reduzierte die Anzahl der hier analysierten Schweinwalmägen auf 87. Die Anzahl der Beutearten (im Folgenden species genannt) lag bei 23. Die Darstellung der CCA in den ersten drei Ebenen (Abb. 15) ist folgendermaßen zu interpretieren: - die Uv sind als Vektoren (blaue Pfeile) in die Ordination angepasst o die Pfeilspitze zeigt in die Richtung des schnellsten Wechsels? einer Uv (Richtung des Gradienten). o die Pfeillänge ist proportional zur Korrelation der Ordination mit den Uv (Stärke des Gradienten) Î GKGLH8YÃ-DKU¶KDWGHQJU|WHQ(LQIOXVVDXI die Beutezusammensetzung o zeigen die Pfeile in die gleiche Richtung, dann sind Uv positiv miteinander korreliert Î d.h. Beifang ist korreliert mit dem Fundort Ostsee o zeigen sie in entgegengesetzte Richtung, dann sind die Uv negativ korreliert o stehen die Pfeile im 90° Winkel aufeinander, sind diese Uv unkorreliert Î z.B. Jahr und Altersgruppe; d.h. die drei verschiedenen Altersklassen sind 39 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 repräsentativ in jedem Untersuchungsjahr vertreten. Dies ist ein wichtiger Punkt bei der Interpretation der Ergebnisse, denn der Jahrestrend wird 4 5 nicht überlagert durch Autokorrelation zw. den Altersklassen. 3 G 6 JZ 4 AG CCA2 1 B N_O 0 CCA3 2 Jahr 2 -1 0 -2 -2 -4 -6 -4 -2 0 2 4 6 CCA1 Abb. 16: Drei-dimensionaler Biplot der sites. Die sites (hier: Schweinswale) sind als rote Punkte dargestellt. Blaue Pfeile zeigen die Vektoren der Umweltvariablen. G=Geschlecht; B=Beifang; N_O=Nordsee, Ostsee; JZ=Jahreszeit; AG=Altersgruppe. Der Triplot, der klassische Plot bei einer CCA, zeigt alle Informationen gemeinsam (Abb. 17). Die species (hier: Beutearten sind durch Abkürzungen (z.B. Ch = Clupea harengus) gekennzeichnet (Abkürzungsliste im Anhang, Tabelle A2). Die Anordnung der species entlang der Gradienten der einzelnen Uvs, lässt u.a. folgende Schlussfolgerungen zu: - Grundeln (Gob) und Seezungen (Sso) wurden v.a. im Winter und Frühling gefressen; Dorsch (Gm), Sandgrundel (Pm) und Hering (Ch) v.a. im Sommer - Adulte Schweinswale hatten v.a. Reste von Leierfischen (Cl, Cma), Großem Sandaal (Hl), und Kliesche (Ll) im Magen 40 2 1 3 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 + Ss + Ms N_O + + Ch Pm 0 + Gn + Tt + Gm + Zv -1 + Oe + Cep + Ssp JZ + Mm + +Ll Call 0 1 B CCA2 G+ Gob + Sso + Aa + Am + Cl + Te + Cma Hl Cm AG + + -1 -2 Jahr -3 -2 -1 0 1 CCA1 Abb. 17: CCA. Triplot der Schweinswale (offene Kreise), Beutearten (rote Kreuze mit Namenscode) und Umweltvariablen (blaue Pfeile). Abkürzungen der Beutearten können im Anhang nachgelesen werden (Tabelle A2). =XYRU ZXUGH IHVWJHVWHOOW GDVV GLH 8Y Ã-DKU¶ einen großen Einfluss auf die Beutezusammensetzung in den Schweinswalmägen hatte. Daher wurde in einem weiteren Schritt über die R-)XQNWLRQ ÄRUGLVXUI³ 3DNHW YHJDQ die nicht-parametrische AnpasVXQJPLWWHOV*$0GHU8YÃ-DKU¶DQGDV&&$'LDJUDPPLQ)RUPYRQ/LQLHQJOHLFKHU Beeinflussung durchgeführt (Abb. 18). Das Ergebnis zeigt, dass Grundeln (Gob) und Seezunge (Sso) besonders vor 2001 und dass z.B. der Hering (Ch) erst nach 2002 in signifikanten Mengen im Beutespektrum des Schweinswals vorkam. Auch Cephalopoden (Cep) treten besonders nach 2004 in der Nahrung auf. 41 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 2 3 Jahr Ss 1 Aa Gob Sso CCA2 Ms Ch Pm Oe 0 Gn Gm Zv -1 Cep Ssp Mm Ll Call Tt Am Cl Te -2 HlCma Cm -3 -2 -1 0 1 CCA1 Abb. 18 (LQIOXVV GHU 8PZHOWYDULDEOH Ä-DKU³ DXI GLH %HXWH]XVDPPHQVHW]XQJ $ENrzungen der Beutearten können im Anhang nachgelesen werden (Tabelle A2). 42 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 4.2 Robben - Mageninhaltsanalyse In den 20 (gefüllten) Seehundmägen konnten 190 Beuteobjekte bestimmt werden, die aus insgesamt 19 Fischtaxa stammen. Da nur zwei Seehunde aus der Ostsee stammten, wurde in Tabelle 12 auf eine Trennung der Ergebnisse nach Nord- und Ostsee verzichtet. Bei den beiden Seehunden aus der Ostsee konnten insgesamt (1. Seehund) 63 Heringe, 10 Dorsche und 1 Wittling sowie (2. Seehund) eine Aalmutter identifiziert werden. Bei den zwei untersuchten Kegelrobbenmägen wurden keinerlei verwertbaren Nahrungsreste gefunden. Insgesamt war die Ausbeute an gefüllten Robbenmägen leider sehr gering. Aus diesem Grund konnte keine multivariate Analyse durchgeführt werden. Tabelle 12: Beutefischarten in 20 Seehundmägen. Dargestellt ist die Häufigkeit des 9RUNRPPHQV 9 HLQ]HOQHU $UWHQ ÄQ0lJHQ³]HLJW LQZLHYLHOHQ6HHKXQGPlJHQGLH jeweilige Art gefunden wurde. Fett unterlegt sind prozentuale Anteile über 15%. n Mägen %V Ammodytidae Ammodytes marinus/tobianus 2 10.0 Hyperoplus lanceolatus 1 5.0 Familie Art Belonidae Belone belone 3 15.0 Callionymidae Callionymus ssp. 1 5.0 Clupea harengus 2 10.0 unbestimmte Clupeidae 1 5.0 2 10.0 Gadus morhua 4 20.0 Merlangius merlangus 4 20.0 unbestimmte Gadidae 2 10.0 Clupeidae Cottidae Myoxocephalus scorpius Gadidae Gobiidae Gobiidae ssp. 1 5.0 Osmeridae Osmerus eperlanus 1 5.0 Limanda limanda 5 25.0 Platichthys flesus 2 10.0 Pleuronectes platessa 1 5.0 unbestimmte Pleuronectidae 4 20.0 Pleuronectidae Soleidae Solea solea 4 20.0 Syngnatidae Syngnathus ssp. 1 5.0 Zoarcidae Zoarces viviparus 1 5.0 3 15.0 fish-usp 43 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Die Arten, die am häufigsten in der Nahrung der 20 beprobten Seehunden auftraten, waren Kliesche (Limanda limanda, 25%V), in gleichen Anteilen Dorsch, Wittling (Merlangius merlangus) und Scholle (Pleuronectes platessa ; alle 20%V) sowie Hornhecht (Belone belone; 15%V). Zo Sy arc ng ida na e tid ae oto-usp Ammodytidae Belonidae Callionymidae Soleidae Clupeidae Cottidae Pleuronectidae Gadidae Osmeridae Gobiidae Abb. 19: Ergebnisse der Mageninhaltsanalyse bei 20 Seehunden aus Nord- und Ostsee. Dargestellt ist die relative Häufigkeit einzelner Fischfamilien (komplette Torte = 100%). Tabelle 13 zeigt in welchem Maße die Beutetaxa zur Biomasse in den Seehundmägen beigetragen haben. Die im Mittel schwersten und längsten Fische waren Hornhecht (44 cm lang und 125 g schwer), Scholle (19 cm und 70 g), Hering (19 cm und 46 g), Dorsch (14 cm und 33 g) und Wittling (15 cm und 31 g). Einige Beispiele für Längen- und Massenverteilung der wichtigsten Beutearten finden sich in Abb. 20 und Abb. 21. Die höchsten Individuenzahlen stellten Hering (64 Indiv.), Dorsch (21 Indiv.), Seeskorpion (Myoxocephalus scorpius, 18 Indiv.) und Kliesche (17 Indiv.). Multipliziert man nun die Anzahl Individuen und die mittlere Masse, so zeigt sich dass die höchste Biomasse von Hering (2.900 g), Hornhecht (1.600 g), Dorsch (690 g) und Seezunge (430 g) gestellt wurde. (Tabelle 13). 44 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 n Otolit- Länge (cm) hen (xboot ± SD) Beute Taxon Ammodytes marinus/tobianus Hyperoplus lanceolatus 95% KIboot Masse (g) (xboot ± SD) 95% KIboot n Beute (% total) gesch. Masse (g) (% total) Tabelle 13 : Seehundmägen (n=20). Mittlere Länge (cm) und mittlere Masse (g) der Beutetaxa (inkl. Fehlerbereiche; SD=Standardabweichung; 95% KI=95% Konfidenzintervall), berechnet durch bootstrap (boot). 2 12,5 ± 0,6 11,61 - 13,41 5,48 ± 0,9 4,28 - 6,64 2 (1,1) 11 (0,2) 2 16,31 ± 0,1 16,23 - 16,38 11,0 ± 0,1 10,88 - 11,15 1 (0,5) 11 (0,2) 7 44,21 ± 8,6 32,43 - 56,84 124,6 ± 64,2 34,34 - 212,42 13 (6,8) 1.620 (24,2) 4 15,34 ± 0,4 14,73 - 16,13 25,29 ± 1,9 22,20 - 29,49 3 (1,6) 76 (1,1) Clupea harengus 101 18,75 ± 0,3 18,19 - 19,30 45,59 ± 2,0 41,92 - 49,52 64 (33,7) 2.918 (43,5) Myoxocephalus scorpius 28 8,37 ± 0,4 7,58 - 9,11 11,02 ± 1,3 8,55 - 13,57 18 (9,5) 198 (3,0) Gadus morhua 35 13,89 ± 2,7 9,15 - 19,82 33,07 ± 14,0 7,84 - 59,54 21 (11,1) 694 (10,4) Merlangius merlangus 11 15,14 ± 1,5 11,39 - 17,49 31,04 ± 8,0 11,23 - 43,12 6 (3,2) 186 (2,8) Gobiidae ssp.b) 35 4,15 ± 0,1 1,01 ± 0,1 0,84 - 1,17 18 (9,5) 18 (0,3) Osmerus eperlanus 1 8,53 1 (0,5) 3 (0,1) Limanda limanda 31 9,16 ± 1,5 6,54 - 12,06 9,69 ± 4,1 2,64 - 18,43 17 (8,9) 165 (2,5) Platichthys flesus 3 9,67 ± 0,3 9,0 - 10,0 9,65 ± 0,8 7,76 - 10,65 4 (2,1) 39 (0,6) 6 18,84 ± 0,9 16,92 - 20,36 69,4 ± 8,7 50,38 - 84,40 3 (1,6) 208 (3,1) 7 12,98 ± 0,4 12,27 - 13,58 25,29 ± 1,8 22,69 - 28,62 4 (2,1) 101 (1,5) Solea solea 14 16,16 ± 1,0 14,38 - 17,93 30,54 ± 4,8 21,16 - 40,90 14 (7,4) 428 (6,4) Zoarces viviparus 1 1 (0,5) 25 (0,4) 190 6.701 Belone belone Callionymus ssp. a) Pleuronectes platessa Pleuronectidae ssp. Summe c) 288 16,36 3,89 - 4,41 3,38 24,58 n Otolithen zeigt wie viele Otolithen vermessen wurden. n Beute zeigt wie viele Individuen pro Taxon gezählt wurden. In der letzten Spalte wurde die Masse pro Beutetaxon geschätzt (mittlere Masse x Anzahl Beute). a) Regressionsgl. von C. lyra b) Regressionsgl. von P. minutus c) Regressionsgl. von L. limanda 46 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Abb. 20: Seehund, Mageninhaltsanalyse. Biomassen- und Längenverteilung der Kliesche (Limanda limanda). 47 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Abb. 21: Seehund, Mageninhaltsanalyse. Biomassen- und Längenverteilung des Wittlings (Merlangius merlangus). 48 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 4.3 Schweinswale - Fettsäureanalyse Durch die Analyse von Fettsäureprofilen können qualitative und quantitative Aussagen über die Nahrungszusammensetzung getroffen werden. Die qualitative Information erhält man, indem man die Profile der einzelnen Schweinswale miteinander vergleicht, um z.B. Unterschiede bei Tieren verschiedener Herkunft oder zwischen Männchen und Weibchen zu ermitteln. Die Fettsäureprofile von Schweinswalen aus der Nordsee unterscheiden sich von solchen aus der Ostsee. Unterschiede bestehen auch zwischen Proben aus der deutsch/dänischer Ostsee und der polnischer Ostsee (siehe auch Probenkarte in Abb. 5). Abb. 22: CDA - Canonical discriminant analysis. Meeresgebiet: 1= deutsch/dänische Ostsee, 2=deutsche Nordsee, 3=polnische Ostsee. Daher wird das Ergebnis der quantitativen Analyse durch QFASA im Folgenden getrennt nach diesen Meeresgebieten aufgelistet. Die Ergebnisse zur Bestimmung des Korrekturfaktors für die individuellen Fettsäuren, sowie die Unterprobe der 34 Fettsäuren, die letztendlich bei QFASA genutzt wurden, sind im Anhang gelistet (Tabelle A11). 49 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Tabelle 14 zeigt die ersten Ergebnisse der QFASA Modellierung mit den Schweinswalproben, bei denen nur die Fettsignaturen der Beutefische genutzt wurden, die im Rahmen dieses Projekt analysiert wurden. Bei dieser ersten Modellierung wurden v.a. Hering, Wittling und Sprotte als wichtigstes Beuteobjekte identifiziert. Hering macht v.a. bei den polnischen Tieren bis zu 60% der Nahrung aus. Tabelle 14: Schweinswale, Fettsäureanalyse. Ergebnisse der QFASA Modellierung (% Gewichtsanteil). D=Deutschland, DK=Dänemark, P=Polen. Proben n Sardelle Dorsch Hering Stöcker Makrele Sandaal Sprotte Wittling Nordsee Ostsee (D/DK) 49 4,6 0,4 33,7 1,2 0,2 3,9 30,8 25,2 46 7,6 2,2 36,6 0,9 0,4 3,8 18,7 29,8 Ostsee (P) 14 9,6 0,0 59,9 1,0 1,2 2,8 1,7 23,7 In Tabelle 15 wurden zusätzliche Fettsignaturen in die Modellierung mit einbezogen, die von Fischproben aus holländischen Gewässern stammen und uns von holländischen Kollegen, die an einem ähnlichen Projekt arbeiten, zur Verfügung gestellt wurden (s. Kapitel Material & Methoden). Tabelle 15: Schweinswale, Fettsäureanalyse. Ergebnisse der QFASA Modellierung unter Berücksichtigung der Fischsignaturen aus Holland. N=Nordsee, O=Ostsee Fisch Meer Art N O N N N N O N N N N O N N N N O O N Sardelle Dorsch Dorsch Kliesche Flunder Grundel Hering Hering Stöcker Makrele Scholle Sandaal Sandaal Nordseegarnele Stint Seezunge Sprotte Wittling Wittling Fettproben -Schweinswal Ostsee (Polen; Ostsee (n=46) Nordsee (n=49) n=14) (% Gewichtsanteil) (% Gewichtsanteil) (% Gewichtsanteil) 0,0 0,1 2,8 1,1 0,0 0,0 2,6 0,0 0,0 26,6 14,2 7,8 8,4 4,0 2,7 4,8 7,3 8,2 18,3 15,8 30,9 0,0 0,1 0,7 0,0 0,2 0,1 0,5 0,8 1,3 0,7 0,2 0,0 0,6 1,0 0,7 0,9 0,1 0,7 17,7 16,2 12,7 2,7 0,7 4,7 3,3 4,7 10,0 17,0 22,2 6,9 7,0 3,5 6,5 0,1 0,0 0,0 50 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Tabelle 15 zeigt, dass sich beim Einbeziehen der erweiterten Beutedatenbank, das Ergebnis von QFASA stark ändert und dabei vor allem die Anteile von Hering und Wittling an der Nahrung sinken. Die Schweinswal-Fettproben aus der deutsch/dänischen Ostsee wiesen demnach v.a. Signaturen von Hering (18%), Nordseegarnele (18%) und Sprotte (17% Gewichtsanteil) auf. Hering macht mit 31% bei den polnischen Proben den größten Gewichtsanteil aus. Die Fettsäureprofile aus der Nordsee zeigten hohe Gewichtsanteile von Kliesche (27%), Sprotte (22%) und Hering (16%). Da die Beutedatenbank, auch unter Berücksichtigung der holländischen Proben, noch nicht das vollständige Spektrum möglicher Fischarten umfasst, sind alle oben genannten Ergebnisse bzgl. der Fettsäureanalyse noch als vorläufig anzusehen. Da keine repräsentativen Fischproben aus verschiedenen Jahreszeiten vorliegen, kann mittels QFASA noch keine Aussage getroffen werden, ob Schweinswale (oder auch Robben, s. unten) saisonal ihre Nahrung ändern. 4.4 Robben - Fettsäureanalyse In den folgenden Tabellen werden die Ergebnisse der QFASA Modellierung erst getrennt für Seehund und Kegelrobbe und anschließend zusammengeführt dargestellt. Bei den Seehunden stellen v.a. Plattfische wie Kliesche (61%) und Flunder (10%) den höchsten Gewichtsanteil (Tabelle 20). Tabelle 16: Seehunde (n=80), Fettsäureanalyse. Ergebnisse der QFASA Modellierung (unter Berücksichtigung der Fischproben aus Holland). Fischart % Gewichtsanteil Kliesche 61,05 Sprotte 14,17 Flunder 10,12 Stöcker 3,18 Makrele 3,02 Nordseegarnele 2,85 Seezunge 2,81 Wittling 1,71 Hering 0,91 Dorsch 0,07 Sandaal 0,06 Scholle 0,05 Grundel 0,01 Sardelle 0 Stint 0 51 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Bei den 15 untersuchten Kegelrobben sieht das Ergebnis etwas anders aus. Hier ist zwar auch die Kliesche stark vertreten (37%), aber auch Clupeiden (wie Hering und Sprotte) und Makrele stellen einen hohen Gewichtsanteil (Tabelle 17). Tabelle 17: Kegelrobben (n=15), Fettsäureanalyse. Ergebnisse der QFASA Modellierung (unter Berücksichtigung der Fischproben aus Holland). Fischart % Gewichtsanteil Kliesche 37,19 Sprotte 21,01 Makrele 11,59 Hering 11,43 Flunder 8,79 Wittling 4,93 Stöcker 3,38 Seezunge 0,56 Dorsch 0,33 Nordseegarnele 0,28 Grundel 0,16 Stint 0,12 Sandaal 0,1 Scholle 0,09 Sardelle 0,05 Für die beiden Robbenarten zusammen lässt sich feststellen, dass laut des QFASA Modells die 95 Robbenproben vor allem Signaturen von Plattfischen (Kliesche und Flunder) und von Sprotten aufwiesen (Tabelle 18). Hering, Stöcker und Makrele wurden ebenfalls zugeordnet, aber in nicht so hohen Gewichtsanteilen wie die zuvor genannten Fischarten. Auch hier muss darauf hingewiesen werden, dass die Beutedatenbank noch nicht das vollständige Spektrum möglicher Fischarten präsentiert und daher alle genannten Ergebnisse bzgl. der Fettsäureanalyse noch als vorläufig anzusehen sind. Tabelle 18: Robben (Seehund & Kegelrobbe; n=95). Ergebnis der QFASA Modellierung (unter Berücksichtigung der Fischproben aus Holland). Fischart % Gewichtsanteil Kliesche 53,84 Flunder 19,01 Sprotte 14,28 52 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Makrele 4,57 Hering 3,97 Stöcker 2,65 Wittling 1,14 Nordseegarnele 0,15 Scholle 0,14 Seezunge 0,11 Dorsch 0,06 Grundel 0,03 Sandaal 0,02 Stint 0,02 Sardelle 0,01 4.5 Vergleich Mageninhaltsanalyse und Fettsäureanalyse In 34 Fällen konnte beiden Methoden, d.h. sowohl QFASA als auch die Mageninhaltsanalyse (MA), an den gleichen Schweinswalen durchgeführt werden. 25.0 MA QFASA % der Nahrung 20.0 15.0 10.0 5.0 0.0 Abb. 22: Vergleich zwischen Ergebnissen der Mageninhaltsanalyse (MA) und QFASA. Der Probenumfang wird beschränkt durch (1) die Anzahl der Schweinswale bei denen beide Methoden angewandt wurden und (2) durch das Vorkommen der Beutearten in MA und der QFASA BeutedateQEDQNYHUEOHLEHQGH$UWHQVLQGJUXSSLHUWLQÄDQGHUH³ 5HOHYDQWIU0$LQGHU.DWHJRULHÄ*UXQGHOQ³VLQGGobiidae spp., G. niger und P. minutus zusammengefasst. 53 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Beim direkten Vergleich zeigt sich, dass bei den 34 Schweinswalen mittels der Methode MA Grundeln, Dorsch und Sandaal als wichtigere Bestandteile der Nahrung identifiziert wurden als nach QFASA (Abb. 22). Im Gegensatz dazu, stellte QFASA Hering, Kliesche und Flunder als wichtige Nahrungsarten heraus. Die Ergebnisse beider Methoden sind vergleichbar was den Anteil von Wittling, Stint und Seezunge an der Nahrung betrifft. 54 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 5. DISKUSSION Methodenkritik Mageninhaltsanalysen Der Stichprobenumfang von 120 Schweinswalmägen in dieser Studie ist ein vergleichsweise hoher Datensatz, um Variationen in der Nahrung zu untersuchen. Börjesson et al. (2003) stellten fest, dass ein Minimum von 35-71 Mägen untersucht werden muss, um sicher zu gehen, dass alle häufigen Beutearten identifiziert werden. Dennoch muss beachtet werden, dass die Beprobung in diesem Projekt mehrere Jahre umfasst und in unterschiedlichen Meeresgebieten durchgeführt wurde. Zwangsläufig ist die Probennahme bei gestrandeten oder beigefangenen Tieren opportunistisch (Pierce & Boyle 1991). Eine Überzahl von gestrandeten Tieren kann die Ergebnisse verzerren, da diese Tiere nicht repräsentativ für den Rest der Population sein könnten. In dieser Studie stammten mehr als 50% der untersuchten Magenproben von gestrandeten Schweinswalen und 29% wurden als Beifang klassifiziert (neben 21% mit unbekanntem Status). Jedoch ist die vermutete Anzahl an unidentifizierten Beifängen unter den Strandungen hoch (Siebert et al. 2006). Der rekonstruierte Mageninhalt repräsentiert die aufgenommene Nahrung eines nur begrenzten Zeitraums kurz vor dem Tod des Tieres und demnach auch nur für ein begrenztes (räumliches) Jagdgebiet. Prime & Hammond (1987) schätzten, basierend auf Futterpassageraten von Otolithen, dass man durch Kotproben von Kegelrobben auf eine Nahrungsaufnahme in einem Radius von bis zu 100 km schließen kann. Es ist unbekannt welcher Radius bei Mageninhaltsanalysen repräsentiert wird. Die Erosion der Otolithen während der Verdauung wurde in dieser Studie durch die Anwendung von artspezifischen Korrekturfaktoren berücksichtigt. Die Werte sind vergleichbar mit Ergebnissen anderer Studien (Tollit et al. 1997); soweit ein Vergleich möglich ist, da die meisten Studien zu Verdauungsraten von Otolithen auf der Analyse von Kotproben bei Robben basieren. Es wurde dort festgestellt, dass es durch die Verdauung von im Kot geborgenen Otolithen zu einer im Mittel 48%igen Unterschätzung der Originalgröße des Fisches kommen kann (Tollit et al. 1997). Ein weiterer Nachteil, und eine Limitation die schwerlich beseitigt werden kann, ist, dass kleine und/oder fragile Otolithen sehr früh während des Verdauungsprozesses brechen können und daher gar nicht oder nur teilweise geboren werden können. Die Otolithen bestimmter Arten (z.B. Atlantischer Lachs) sind schnell komplett verdaut, so dass sie nur selten in Magen- oder Kotproben entdeckt werden (Pierce & Boyle 1991). Dies bedeutet, dass die Analyse verzerrt werden kann und Beutespezies mit großen und robusten Hartteilen (z.B. Dorsch) die Probe dominieren können (Tollit et al. 1997, Bowen 2000). In dieser Studie konnte jedoch auch eine große Anzahl an kleinen Otolithen, wie die von Hering und Grundeln, erfolgreich vermessen werden und dies könnte ein Hinweis auf ein abundantes Vorkommen dieser Arten sein. 55 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Kastelein et al. (1997) untersuchten die Passagerate mittels karminroten Farbstoff und beschrieben, dass die mittlere erste Passagerate bei nur mit Hering und Sprotte gefütterten Schweinswalen zwischen 143 und 196 min betrug. Die Analyse des Mageninhalts eines Schweinswals, der 30 min nach dem Fressen von mehreren aufgetauten Heringen verendet war, zeigte dass nur noch die Knochen im Vormagen zu identifizieren waren (Kastelein et al. 1997). Die Autoren schlussfolgerten, dass der Schweinswal im Vergleich zu anderen Säugetieren (marin und terrestrisch) eine sehr kurze Passagezeit haben muss, was mit der hohen metabolischen Rate der Schweinswale zusammenhängt und weil Fisch leicht zu verdauen ist. Gestrandete und beigefangene Schweinswale oder Robben stellen eine sehr wertvolle Quelle biologischer Informationen dar. Die Informationen stammen aus verschiedenen Jahren, allen Jahreszeiten und repräsentieren beide Geschlechter sowie alle Altersgruppen. Mageninhaltsanalysen sind nach wie vor eine wichtige etablierte Methode zur Nahrungsbestimmung. Mit einem ausreichend großen Stichprobenumfang können Variationen erfasst werden und wichtige Erkenntnisse gesammelt werden, die anderen Studien zu Gute kommen können (wie z.B. den Fettsäureanalysen). Ohne vorheriges detailliertes Wissen über das Beutespektrum kann keine repräsentative Datenbank entsprechender Fettsäuresignaturen aufgebaut werden. Methodenkritik QFASA Bisher gibt es nur wenige veröffentlichte Arbeiten, in denen das QFASA Modell, also die quantitative Zuordnung von Gewichtsanteilen verschiedener Beutearten in der Nahrung, bei marinen Säugetieren angewandt wurde. Im Fall des Schweinswals gibt es keine einzige und die hier vorgelegte Studie liefert einen wichtigen Erkenntnisgewinn hinsichtlich der Bedeutung und Anwendbarkeit dieser Methode für Kleinwale. Die QFASA Methode wurde 2004 eingeführt (Iverson et al. 2004). Die meisten Studien zur Fettsäureanalyse bei marinen Säugern lagen bis dato in der rein qualitativen Analyse. So konnten anhand der Fettsäureprofile von Kegelrobben deren ernährungsspezifische Unterschiede zwischen zwei schottischen Wurfplätzen dargestellt werden (Walton & Pomeroy 2003). Beck et al. (2005) wiesen auf signifikante saisonale geschlechtsspezifische Unterschiede bei Kegelrobben hin. Iverson et al. (2004) stellte erstmals eine Beutedatenbank mit den Fettsäureprofilen von 28 Arten (n=954 Individuen) auf und ermittelte mittels des QFASA Modells die wahrscheinlichste Nahrungszusammensetzung von Seehund, Kegelrobbe und Sattelrobbe in Kanada. Danach stellte der Nördliche Sandaal (sandlance, Ammodytes dubius) die dominante Beuteart dar (im Mittel 62% der Nahrung), gefolgt von Flunder, aber auch von Lodde sowie in geringeren Anteilen von anderer Arten. Diese Schätzungen wurden durch 56 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Videoaufnahmen belegt, die Sandaal als dominante Beuteart bestimmten, gefolgt von Plattfischen. In dieser Studie bestimmte QFASA eine andere Nahrungszusammensetzung für Schweinswale als in den Mageninhaltsanalysen (s. unten). Die Unterschiede könnten verschiedene Ursache haben. Zum einen muss die Anwendung von QFASA hier als Pilotstudie betrachtet werden: Es ist die erste Studie, die diese Methode bei Schweinswalen anwendet und es ist zum ersten Mal ein Korrekturfaktor für Schweinswale bestimmt worden. In diesem Korrekturfaktor liegt auch die erste Einschränkung, denn dieser Wert stammt von einem einzelnen Schweinswal (weiblich, juvenil). Idealerweise würde man es vorziehen, mehrere Tiere während LangzeitFütterungsexperimenten zu beproben, aber Biopsien um Blubberproben von in Gefangenschaft gehaltenen Schweinswalen zu sammeln ist in Europa nicht erlaubt. Eine weitere Einschränkung liegt in der Beutedatenbank. Diese ist mit gut 300 individuellen Fettsignaturen von 14 Fisch- und einer Crustaceen-Art noch nicht ausreichend umfangreich. Die Mageninhaltsanalysen zeigten, dass eine Vielzahl an Arten in der Nahrung auftreten kann. Fehlt eine wichtige Beuteart in der Beutedatenbank so kann diese von QFASA auch nicht bestimmt werden. Hinzu kommt, dass einige Beuteobjekte mehr Energie liefern als andere, in Abhängigkeit von den relativen Anteilen an Fett (Lipiden), Kohlenhydraten und Wasser pro Gramm Körpergewicht (Hislop et al. 1991). Die Menge an Beuteobjekten, die ein marines Säugetier zu sich nehmen muss, um seinen Energiebedarf zu decken, ist also stark abhängig vom Kaloriengehalt (als Maß des Energiegehaltes) der Beuteindividuen. Die demersalen Gadiden Wittling und Dorsch haben weniger Kalorien (pro Gramm Körpergewicht) als Schwarmfische wie Hering oder Makrele. Sprotte, Makrele und Hering liefern fast 1.000 kJ pro 100 g Fisch, während Wittling und Dorsch nur knapp 400 kJ für den Räuber zur Verfügung stellen. Verglichen mit Hering und Makrele bedeutet dies, dass ca. das 2.5-fache an Wittling oder Dorsch gefressen werden muss, um an den gleichen Energiegehalt zu gelangen (Evans 1990, Reijnders 1992). Es ist ebenfalls wichtig zu beachten, dass sich die Energiemenge eines Fisches sowohl mit Größe und Gewicht als auch mit der Jahreszeit ändern kann (Hislop et al. 1991). Im Winter sinkt der Fettgehalt eines Fisches stark im Verhältnis zur Situation am Ende des sommerlichen Fressens. Die saisonalen Änderungen im Fettgehalt, und damit auch im Energiegehalt, sind mit dem jährlichen Reproduktions- und Fressverhalten der Fische assoziiert. Fische, die sich in der Vorlaichzeit befinden, haben generell höhere Körpergewichte und Kaloriengehalte als solche, die gerade abgelaicht haben (Hislop et al. 1991). Idealerweise, sollte eine Beutedatenbank einen angemessenen Probenumfang aufweisen, um auch individuelle Unterschiede der Beutearten zu berücksichtigen; Iverson et al. (2004) nutzten eine Datenbank mit 28 Beutearten (n=5.954 Indiv.). Das 57 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 FTZ strebt daher eine (evtl. öffentlich zugängliche) Beutedatenbank an, in der verschiedene Institutionen, welche die Nahrungsökologie von marinen Säugetieren, Seevögeln oder Fischen erforschen, Beutefettsignaturen speichern können. Zusammengefasst zeigen unsere Ergebnisse, dass QFASA eine effektive Methode ist, um die Nahrung von marinen Säugetieren abzuschätzen (hier das erste Mal bei Schweinswalen angewandt). Sofern das Spektrum genutzter Beutearten grundsätzlich bekannt ist und ausreichend Daten über deren Fettsäurezusammensetzung vorliegen, erweitert QFASA die Möglichkeit, die Nahrungsansprüche einer Art zu beschreiben, lässt einen tieferen Einblick in die Struktur von Nahrungsnetzen zu und erlaubt Aussagen zur Nahrungsaufnahme in Zeitschienen (bis mehrere Monate vor dem Tod), die für ökologische Prozesse relevant sind die das Überleben einer Art beeinflussen. Zusammensetzung der Nahrung von Schweinswalen In 120 Mägen, entnommen von gestrandeten oder beigefangenen Schweinswalen im Zeitraum 1994 bis 2006 aus der Nord- und Ostsee, wurden Reste von 36 Fischtaxa und fünf Invertebraten-Taxa (v.a. Cephalopoda) identifiziert. Auf den ersten Blick weist dies darauf hin, dass Schweinswale eine Vielzahl an Beutearten nutzen und opportunistisch fressen, jedoch kamen nur wenige Arten in relevanten Gewichtsanteilen oder in nur wenigen Schweinswalmägen vor, so dass hier von einer teilweisen Spezialisierung bei der Nahrungsaufnahme gesprochen werden kann. Die am häufigsten gefressenen Fischarten (d.h. in mehr als 16 % der Schweinswalmägen vorkommend) waren benthopelagische und demersale Fischarten der Familien Gadidae, Clupeidae, Gobidae und in der Nordsee auch Ammodytidae. Die wichtigsten Fischarten, bezogen auf Anzahl und Gewicht, bildeten Grundeln (25,3% Gewichtsanteil), Dorsch (20,8%), und Sandaal (Ammodytes ssp. 20,6) in der Nordsee sowie Dorsch (62,9%) und Hering (13,2%) in der Ostsee. Insgesamt kamen Fische mit Gesamtlängen zwischen 5 und 24 cm und Gewichten zwischen 2 und 180 g vor. Der Median lag bei 11 cm Länge und 12 g Gewicht. Diese Werte sind geringer als z.B. Börjesson et al. (2003) in schwedischen Gewässern ermittelten. Die mittlere Länge des Herings z.B. liegt in dieser Studie bei 17,1 cm (± 1,3 SD) und in der schwedischen Studie bei 26,1 cm (± 4,9 SD). Auch Dorsche waren in dieser Studie kleiner als in der schwedischen Studie (Börjesson et al. (2003): cod 28.1 cm ± 5.8 SD, 208 g ± 11.9 SD). Im Nordatlantik sind die meisten Beuteobjekte kleiner als 30 cm und wiegen weniger als 300 g (Recchia & Read 1989, Gannon et al. 1998). Im Vergleich zu anderen Nahrungsstudien in deutschen Gewässern, stellt der Dorsch/Kabeljau einen weitaus wichtigeren Anteil an der Nahrung der Schweinswale dar (Ostsee: 63%, Nordsee 21% nach Gewicht). Dies wird jedoch 58 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 nicht durch die Ergebnisse der Fettsäureanalyse gestützt (s. unten). Benke et al. (1998) beschreiben für Dorsch einen Anteil von 15% (nach Gewicht). Das Beutespektrum bei Benke et al. (1998) war mit nur 13 Arten ebenfalls geringer als in dieser Studie. Gerade die Ergebnisse für den Atlantischen Dorsch sind wichtig, da viele Bestände, insbesondere in der Nordsee, im Verlauf der letzten 20 Jahre signifikant abgenommen haben und einige kurz vor dem Zusammenbruch stehen (Christensen et al. 2003). Auch wenn der Dorsch mit 51%V häufiger in den Ostseeproben als in den Nordseeproben (27%V) vorkam, so waren die verzehrten Massen auch in der Nordsee hoch. Die hier rekonstruierte Fischgröße (24,2 ± 1,8 SD) weist darauf hin, dass Dorsch der von Schweinswalen gefressen wird im Mittel sehr viel kleiner ist als der kommerziell befischte. Die minimale Anlandungsgröße für Dorsch in ICES Gebiet IV sowie IIIa und VIId ist 35 cm; in Dänemark 40 cm (ICES 2007). Die Bedeutung von Grundeln als Nahrung für Schweinswale konnte durch beide Methoden in dieser Studie bestätigt werden. Bei Benke et al. (1998) kamen Grundeln vor allem in Mägen von Schweinswalen aus der Ostsee vor (%V; Baltic Sea=53% Pomatoschistus spp. und G. niger), wohingegen in dieser Studie Grundeln ein vergleichbares Vorkommen in beiden Meeresgebieten hatten (%V: Ostsee=47%, Nordsee=47%; alle Gobiidae). Es wurde bislang vermutet, dass kleine Beutefische wie Grundeln nur aufgrund von Sekundärprädation im Magen von Schweinswalen nachweisbar sind; wenn Fische die Grundeln erbeuten (wie z.B. Dorsch) im gleichen Magen vorgefunden werden. Die direkte Erbeutung von Grundeln durch Schweinswale wurde in Frankreich beobachtet; dort machten Grundeln mehr als 95% der Nahrung aus (De Pierrepont et al. 2005). Die hier vorgestellte Studie unterstreicht die Annahme, dass Grundeln eine wichtige Primärnahrung für Schweinswale sind. Die Ergebnisse von QFASA heben vor allem die Bedeutung des Herings noch stärker heraus als in den Mageninhaltsanalysen. Die 46 beprobten Schweinswale aus der deutsch/dänischen Ostsee hatten demnach v.a. Hering, Nordseegarnele und Sprotte gefressen. In polnischen Gewässern (14 Fettproben von Schweinswalen) stellte der Hering den größten Anteil. Die 49 Schweinswale aus der Nordsee zeigten hohe Gewichtsanteile von Kliesche, Sprotte und Hering. Vergleich zwischen Mageninhaltsanalyse und QFASA Aufgrund der begrenzten Probennahme war ein direkter Vergleich der Ergebnisse aus beiden Methoden nur bei 34 Schweinswalen möglich. Beide Methoden stimmten darin überein, dass pelagische schwarmbildende Fischarten, wie Hering und Sprotte, wichtige Nahrungsarten sind. Jedoch variiert der Gewichtsanteil von Methode zu Methode beträchtlich. Ein Grund dafür könnte ein Unterschätzen von Hering und Sprotte 59 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 bei den Mageninhaltsanalysen sein, da es schwierig ist die Otolithen dieser Arten zu bergen. Im Gegensatz dazu stellte die Mageninhaltsanalyse die Wichtigkeit des Dorsches heraus, wohingegen der Anteil von Dorsch in QFASA geringer war als Hering, Sprotte oder Kliesche. Eine aktuelle Studie, die stabile Isotope von Prädatoren und deren Beute untersucht, zeigt ein ähnliches Bild: Schweinswale in der südlichen Nordsee nehmen eine trophische Stellung von 3,4 ein, was auf einen hohen Anteil an zooplanktivoren Fischen in der Nahrung hinweist und auf einen geringeren Anteil von Dorsch oder anderen Gadoiden als ursprünglich gedacht (Das et al. 2003). Eine anGHUHE]Z]XVlW]OLFKH(UNOlUXQJOLHJWZDKUVFKHLQOLFKLQGHPXQWHUVFKLHGOLFKHQ³=HLtIHQVWHU´ GDV GLH EHLGHQ 0HWKRGHQ LQWHJULHUHQ. Streng genommen wird es erwartet, dass sich die Ergebnisse der beiden Methoden unterscheiden. Durch Mageninhaltsanalysen erhält man eine Beschreibung der letzten Mahlzeit der toten Tiere und kann daher nur auf eine räumlich begrenzte Fischgemeinschaft schließen. QFASA hingegen integriert Nachweise zur Nahrung über einen sehr viel längeren Zeitraum (bis mehrere Monate). Dies ist zugleich ein großer Vorteil dieser Methode. Aus Studien zu Verteilung und Abundanz ist bekannt, dass Schweinswale saisonale Wanderungen durchführen. Es wird angekommen, dass die Abundanz von Heringen in der südlichen Nordsee höher ist als im nördlichen Bereich des hier vorgestellten Untersuchungsgebietes. Sollten Schweinswale Heringe in der südlichen Nordsee gefressen haben, z.B. in niederländischen Gewässern wo von einem Anstieg im Heringsbestand berichtet wird, und dann einige Zeit später an der deutschen nördlichen Nordseeküste stranden, so sollte die Signatur des Herings noch im Fettgewebe nachzuweisen sein. Saisonale Beutewahl und annuelle Unterschiede Die Ergebnisse der multivariaten Analyse zeigen saisonale Unterschiede in der Beutewahl von Schweinswalen. Grundeln (unspezifiziert) und Seezunge wurden demnach v.a. im Winter und Frühling, während Dorsch, Sandgrundel und Hering v.a. in den Sommermonaten gefressen wurden. Dass sich die Nahrungswahl saisonal ändert, wurde auch in anderen Studien in Schottland (Santos & Pierce 2003) und Schweden (Börjesson et al. 2003) gezeigt. Dort wurde auch berichtet, dass sich die Größenklassen der Beute saisonal ändern. In Schottland fressen Schweinswale im 3. Quartal (Juli-Sep.) signifikant kleinere Wittlinge als im 1. und 2. Quartal (Jan-Juni) (Santos et al. 2004). Zur weiteren Klärung der jahreszeitlichen Unterschiede, müssen Aspekte der Ökologie der Beutefische einfließen (saisonale Wanderungen, Aktivitätsmuster). Sandaale z.B. verbringen die meiste Zeit des Herbstes und Winters eingegraben im Sand Ä6DQGVWHFNHU³ ZlKUHQG HLQHU /DLFKSHULRGH YRQ 1RYHPEHU ELV -DQXDU (Wright & 60 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 Begg 1997) wird diese Ruhe unterbrochen. Von März bis April verlassen junge Sandaale den Boden und fressen am Tag pelagisches Zooplankton nahe der Wasseroberfläche; in der Nacht sind sie wieder vergraben im Sand. Dies könnte erklären, warum in unserer Studie mehr Sandaale in den Mägen von Schweinswalen gefunden, die im Winter und Frühling gestrandet sind. Entsprechendes wurde auch in Schottland gezeigt (Santos 1998). Schweinswale können zwar mittels Echolokation Sandaale oder andere benthisch lebende Fische auch im Sand entdecken (Desportes et al. 2003), jedoch ist es energetisch profitabler, wenn ein Schwarm frei in der Wassersäule gejagt wird. Sandaale bilden im Sommer am Tag sehr große Schwärme, die auch nahe der Wasseroberfläche zu beobachten sind (Vorberg & Breckling 1998). Insbesondere diese Schwärme haben große Bedeutung im Nahrungsnetz des Nordatlantiks (Wright et al. 2000). Ein Zusammenhang zwischen der Verteilung von Sandaal und marinen Prädatoren wurde z.B. für Trottellumme Uria aalge (Wright & Begg 1997), Buckelwal Megaptera novaeangliae (Payne et al. 1986) und Zwergwal Balaenoptera acutorostrata (Macleod et al. 2004) gezeigt. Sandaale bilden eine wichtige Nahrungsquelle für die großen Brutkolonien von Seevögeln in der nordwestlichen Nordsee (Wanless et al. 1998, Wanless et al. 2005). Der Sandaal nimmt eine wichtige Rolle in der Nordsee ein, da er sehr abundant ist und eine Spezies auf mittlerer trophischer Ebene darstellt, die Energie und Nährstoffe von planktonischen Primärproduzenten zu Sekundärproduzenten bündelt und an die Topprädatoren weitergibt (Frederiksen et al. 2006). Der Energiegehalt des Sandaals steigt von April bis Juni deutlich an und bleibt dann zwischen Juni bis August mehr oder weniger konstant und nimmt stark ab nach der Laichperiode (Hislop et al. 1991). Dies wurde auch bei einem parallel laufenden Projekt am AWI Bremerhaven und Helgoland gezeigt: Die untersuchten Fettsäuren des Sandaals variierten stark in Abhängigkeit von der Saisonalität: Beide Geschlechter zeigten eine signifikante Abnahme des Energiegehaltes vom Sommer zum Spätwinter (Schroeder et al. 2008). Die Bestände des Sandaals sind in der Nordsee aktuell vom Rückgang betroffen. Seit 2003 sind die kommerziellen Anlandungen des Sandaals um mehr als 50% gesunken, was auf eine wiederkehrende schlechte Rekrutierung seit 2001 hinweist (ICES 2004). Bei vielen Seevögeln (z.B. Küstenseeschwalbe, Dreizehenmöwe und Papageientaucher) wurden seit 2004 Misserfolge im Bruterfolg gemeldet (Mavor et al. 2005). Auch für den Schweinswal in schottischen Gewässern wurde ein möglicher Zusammenhang dargestellt zwischen Klimaveränderung, Abnahme der Sandaalbestände und dem Verhungern von Schweinswalen (MacLeod et al. 2007). Dabei wurden Mageninhalte von Schweinswalen, die im Frühling unterschiedlicher Zeiträume gestrandet sind, miteinander verglichen. Der Sandaal machte im Zeitraum 2002 ± 2003 einen erheblich kleineren Anteil an der Nahrung aus als im Vergleichszeitraum 61 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 1993 ± 2001. Zugleich gab es im Zeitraum 2002 ± 2003 mehr Tiere, die verhungert sind (MacLeod et al. 2007). Ein Stichprobenumfang für den späteren Zeitraum von 16 Tieren erschwert den Vergleich mit dem Zeitraum 1993 ± 2001 in dem 51 Tiere untersucht wurden. Die Abnahme des Sandaalbestandes könnte ein Grund dafür sein, warum wir in dieser Studie sowohl beim Schweinswal als auch bei den Robben einen unerwartet geringen Sandaal-Anteil an der Nahrung vorfanden. Die multivariate Analyse unterstützt diese These, da Sandaale vor allem bis zum Jahr 2003 im Beutespektrum des Schweinswals vorkamen. Die Unterschiede zwischen verschiedenen Altersklassen zeigten, dass adulte Schweinswale auch Leierfische, Große Sandaale und Aalmuttern fressen, die kaum im Beutespektrum der beiden anderen Altersklassen vertreten sind. Juvenile Schweinswale hingegen fressen vor allem Sand- und Schwarzgrundel und Hering. Beigefangene Schweinswale wiesen einen hohen Anteil an Seezungen und Schwarzgrundeln auf. Zwei der vier Fälle, bei denen Aal im Magen identifiziert wurde, wurden als Beifänge gemeldet (Kappeln und Kerteminde). Die Umweltvariable, die eine große Varianz in den Daten erklären konnte, war das Jahr. Grundeln und Seezunge kamen demnach besonders vor 2001, der Sandaal vor 2003 und der Hering erst nach 2002 in signifikanten Mengen im Beutespektrum des Schweinswals vor. Zusammensetzung der Nahrung von Robben Die Mageninhaltsanalyse konnte bei 20 Seehundmägen aus einem Zeitraum von 1997 bis 2007 untersucht. Es wurden 190 Beuteobjekte bestimmt, die insgesamt 19 Fischtaxa zugeordnet werden konnten. Die am häufigsten vorkommenden Fischarten gehörten zu den Familien der Pleuronectidae und Gadidae. Die im Mittel längsten und schwersten Fische waren Hornhecht, Scholle, Hering, Dorsch und Wittling. Der Median war mit 14 cm Länge höher als bei den Schweinswalen; der Median für das Gewicht betrug 25 g. Die höchsten Individuenzahlen stellten Hering, Dorsch, Seeskorpion und Kliesche. Die höchste Biomasse wurde von Hering, Hornhecht, Dorsch und Seezunge gestellt. Die Stichprobengröße war mit 20 Mägen bei den Seehunden sehr gering. Es konnte leider kein gefüllten Mägen von Kegelrobben während der Projektlaufzeit entnommen werden. Die Aussagekraft der oben genannten Ergebnisse ist demnach nicht so belastbar wie bei den Schweinswalen, bei denen 120 Mägen untersucht werden konnten. Dennoch sind Unterschiede deutlich und es ist ersichtlich, dass vor allem Plattfische wichtige Nahrungsobjekte bei den Seehunden darstellen. Sandaale wurden hingegen nur in drei Mägen in geringen Individuenzahlen gefunden. 62 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 QFASA stellt, im Falle des Seehunds, auch die Plattfische als wichtigste Beutearten dar: Kliesche und Flunder stellen den höchsten Gewichtsanteil. Bei den Kegelrobben sieht das Bild etwas anders aus als bei den Seehunden. Hier ist zwar auch die Kliesche stark vertreten, aber auch Clupeiden (wie Hering und Sprotte) und Makrele stellen einen hohen Gewichtsanteil. Die einzige direkt vergleichbare Arbeit aus dem gleichen Seegebiet stammt aus dem Jahr 1989 und wurde an 138 Seehundmägen aus dem Zeitraum 1981 - 1984 durchgeführt (Sievers 1989). Es wurden 20 Beutearten festgestellt. Die am häufigsten vorkommenden Arten waren vertreten durch Flunder, Scholle und Grundel. Auf den Shetland-Inseln stellten Wittling, Hering, Sandaal und Hornhecht die wichtigsten Beutearten im Sommer 1994 ± 1997 dar (Brown et al. 2001). In Schottland, in der Moray Firth, sind Sandaal und Wittling die wichtigsten Beutearten (Pierce et al. 1991, Tollit et al. 1997), während in der südwestlichen Nordsee (The Wash, England) vor allem Wittling, Seezunge, Leierfisch und Sandgrundel dominierten (Hall et al. 1998). Wittling dominierte hier v.a. von Spätherbst bis Frühling, Sandgrundel im Winter und Sandaal und Plattfische von Spätfrühling bis Herbst. Die oben genannten Vergleichsuntersuchungen basieren alle (bis auf Sievers 1989) auf der Analyse der Kotproben. Der Nachteil bei diesen Analysen ist, dass man anhand der Kotproben weder das Alter noch das Geschlecht der Robbe bestimmen kann und so keine Aussagen über eventuelle Unterschiede hinsichtlich dieser Parameter treffen kann. Dies ist nur mit fortgeschrittenen DNA-Techniken möglich. 6. DANKSAGUNG Wir danken Sue Budge und ihren Kollegen von der Dalhousie Universität in Halifax (Kanada) für die Analyse der Fettsäuren. Ein großer Dank geht auch an Mike Walton von der Sea Mammal Research Unit in St. Andrews (Schottland) für seine Hilfe bei der QFASA Modellierung. Ein großes Lob an alle Beteiligten bei den Sektionen im FTZ, die hoch motiviert die Mägen und Fettproben gesammelt haben. Vielen Dank an Fjord&Bælt in Kerteminde und an das Fisheries and Maritime Museum in Esbjerg für die Unterstützung beim Bergen von Beifängen in Dänemark. Bedanken möchten wir uns auch bei der Bundesforschungsanstalt für Fischerei in Hamburg und Rostock für die Möglichkeit bei Forschungsreisen mitzufahren, um die Fischproben zu samPHOQ9LHOHQ'DQNDQ'HQLVH5LVFK/LQQ/HKQHUWXQG+HOHQD+HUUIUGDVHLIULJHÄFische-(LQWWHQ³XQGDQ6YHQ$GOHUIUGLH8QWHUVWW]XQJEHLGHU6WDWLVWLN9LHOHQ'DQN an Sophie Brasseur und Peter Reijnders (Wagenigen IMARES Texel) für die Bereitstellung der holländischen Fischdaten. 63 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren ± Endbericht Januar 2008 7. LITERATUR Guse N, Markones N, Mendel B, Sonntag N, Garthe S (2008). Nahrungsökologie von marinen Säugetieren und Seevögeln für das Management von NATURA 2000 Gebieten - Teilbericht Seevögel. Endbericht für das Bundesamt für Naturschutz. F + E Vorhaben 805 85 018. 88 pp Andersen SM, Lydersen C, Grahl-Nielsen O, Kovacs KM (2004) Autumn diet of harbour seals (Phoca vitulina) at Prins Karls Forland, Svalbard, assessed via scat and fatty-acid analyses. 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Art Y X Formel a b Clupea harengus Fischlänge Länge Otolith Y = a + bX -1,93 6,29 Clupea harengus Fischlänge Breite Otolith Y = a + bX -6,36 15,51 Clupea harengus Fischmasse Länge Otolith Y = (aX ) b 0,93 3,35 Clupea harengus Fischmasse Breite Otolith Y = (aX ) b 1,42 4,46 Sprattus sprattus Fischlänge Länge Otolith Y = a + bX 0,00 6,87 Sprattus sprattus Fischlänge Breite Otolith Y = a + bX -1,41 11,92 Sprattus sprattus Fischmasse Länge Otolith Y = (aX ) b 1,15 3,78 Sprattus sprattus Fischmasse Breite Otolith Y = (aX ) b 1,75 3,90 Gadus morhua Fischlänge Länge Otolith Y = a + bX -6,64 3,49 Gadus morhua Fischmasse Länge Otolith Y = (aX ) b 0,37 4,04 Merlangius merlangus Fischlänge Länge Otolith Y = a + bX 0,81 1,73 Merlangius merlangus Fischlänge Breite Otolith Y = a + bX -2,97 6,74 Merlangius merlangus Fischmasse Länge Otolith Y = (aX ) b 0,37 2,95 Merlangius merlangus Fischmasse Breite Otolith Y = (aX ) b 0,88 3,73 Trisopterus esmarkii Fischlänge Länge Otolith Y = a + bX 0,00 2,28 Trisopterus esmarkii Fischmasse Länge Otolith Y = (aX ) b 0,41 3,24 Ciliata mustela Fischlänge Länge Otolith Y = a + bX -2,97 7,29 Ciliata mustela Fischmasse Länge Otolith Y = (aX ) b 0,98 3,81 Gobius niger Fischlänge Länge Otolith Y = a + bX 0,00 2,67 Gobius niger Fischmasse Länge Otolith Y = (aX ) b 0,89 3,30 Pomatoschistus minutus Fischlänge Länge Otolith Y = a + bX -0,43 3,92 Pomatoschistus minutus Fischmasse Länge Otolith Y = (aX ) b 0,77 3,05 Ammodytes marinus Fischlänge Länge Otolith Y = a + bX 2,10 4,91 Ammodytes marinus Fischmasse Länge Otolith Y = (aX ) b 0,92 2,52 Hyperoplus lanceolatus Fischlänge Länge Otolith Y = a + bX -2,56 6,80 Hyperoplus lanceolatus Fischmasse Länge Otolith Y = (aX ) b 0,77 3,16 Trachurus trachurus Fischlänge Länge Otolith Y = a + bX -0,90 3,29 Trachurus trachurus Fischmasse Länge Otolith Y = (aX ) b 0,67 2,98 68 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren – Endbericht Januar 2008 Art Y X Formel a b Zoarces viviparus Fischlänge Länge Otolith Y = a + bX -1,98 9,24 Zoarces viviparus Fischmasse Länge Otolith Y = (aX ) b 1,16 3,84 Scomber scombrus Fischlänge Länge Otolith Y = a + bX 0,00 8,09 Scomber scombrus Fischmasse Länge Otolith Y = (aX ) b 1,89 2,73 Callionymus lyra Fischlänge Länge Otolith Y = a + bX -5,48 8,41 Callionymus lyra Fischmasse Länge Otolith Y = (aX ) b 0,88 4,14 Callionymus reticulatus Fischlänge Länge Otolith Y = a + bX -1,22 5,20 Callionymus reticulatus Fischmasse Länge Otolith Y = (aX ) b 0,80 3,41 Solea Solea Fischlänge Länge Otolith Y = a + bX -2,65 8,18 Solea Solea Fischmasse Länge Otolith Y = (aX ) b 1,13 3,63 Limanda limanda Fischlänge Länge Otolith Y = a + bX -3,49 5,43 Limanda limanda Fischmasse Länge Otolith Y = (aX ) b 0,69 4,01 Platichtys flesus Fischlänge Länge Otolith Y = a + bX -3,65 5,61 Platichtys flesus Fischmasse Länge Otolith Y = (aX ) b 0,79 3,63 Pleuronectes platessa Fischlänge Länge Otolith Y = a + bX -2,07 4,85 Pleuronectes platessa Fischmasse Länge Otolith Y = (aX ) b 0,79 3,42 Osmerus eperlanus Fischlänge Länge Otolith Y = a + bX -1,63 3,97 Osmerus eperlanus Fischmasse Länge Otolith Y = (aX ) b 0,54 3,76 Agonus cataphractus Fischlänge Länge Otolith Y = a + bX -1,23 3,18 Agonus cataphractus Fischmasse Länge Otolith Y = (aX ) b 0,52 3,38 Myoxocephalus scorpius Fischlänge Länge Otolith Y = a + bX -1,37 3,49 Myoxocephalus scorpius Fischlänge Breite Otolith Y = a + bX -1,52 7,23 Myoxocephalus scorpius Fischmasse Länge Otolith Y = (aX ) b 0,71 3,31 Myoxocephalus scorpius Fischmasse Breite Otolith Y = (aX ) b 1,37 3,46 69 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren – Endbericht Januar 2008 Tabelle A2: Übersicht über die lateinischen, deutschen und englischen Namen der Beuteobjekte. Spalte Pp/Pv zeigt bei welcher Meeressäugerart die jeweilige Art auftrat. Pp=Phocoena phocoena, Pv =Phoca vitulina Art Agonus cataphractus Ammodytes marinus Ammodytes tobianus Hyperoplus lanceolatus Anguilla anguilla Atherina presbyter Belone belone Arnoglossus laterna Callionymus lyra Callionymus maculatus Callionymus reticulatus Trachurus trachurus Clupea harengus Sprattus sprattus Myoxocephalus scorpius Gadus morhua Melanogrammus aeglefinus Merlangius merlangus Raniceps raninus Trisopterus esmarkii Trisopterus luscus Spinachia spinachia deutscher Name Steinpicker Tobiasfisch kleiner Sandaal Gefleckter Großer Sandaal Europäischer Flussaal Priesterfisch Hornhecht Lammzunge gestreifter Leierfisch gefleckter Leierfisch kein deutscher Name Stöcker Hering Sprotte Seeskorpion Dorsch (syn. Kabeljau) englischer Name hooknose Lesser sandeel Small sandeel Great sandeel European eel Sand smelt Garpike Scaldfish Dragonet Spotted dragonet Reticulated dragonet Atlantic horse mackerel Atlantic herring European sprat Shorthorn sculpin Atlantic cod Schellfisch Haddock Wittling Froschquappe Stintdorsch Franzosendorsch Seestichling oder 15stachliger Stichling Schwarzgrundel Sandgrundel Fünfbärtelige Seequappe Whiting Tadpole fish Norway pout Pouting Gobius niger Pomatoschistus minutus Ciliata mustela Enchelyopus cimbrius, syn. Vierbärtelige Seequappe Rhinonemus cimbrius Osmerus eperlanus Stint oder Seestint Limanda limanda Kliesche Platichthys flesus Flunder Pleuronectes platessa Scholle Scomber scombrus Makrele Solea Solea Seezunge Syngnathus ssp. Seenadel oder Grasnadel Zoarces viviparus Aalmutter Pp/Pv Pp Pp/Pv Pp/Pv Pp/Pv Pp Pp Pv Pp Pp Pp Pp Pp Pp/Pv Pp Pp/Pv Pp/Pv Pp Pp/Pv Pp Pp Pp Sea stickleback Pp Black goby Sand goby Fivebeard rockling Pp Pp Pp Fourbeard rockling Pp European smelt Dab Flounder European plaice Atlantic mackerel Common sole Pipefish Viviparous blenny Pp/Pv Pp/Pv Pp/Pv Pp/Pv Pp Pp/Pv Pp/Pv Pp/Pv 70 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren – Endbericht Januar 2008 Tabelle A3: Abkürzungen, genutzt in den Abbildungen der CCA . Taxon Abkürzung Ammodytidae sp. Am Anguilla anguilla Aa Callionymus lyra Cl Callionymus maculatus Cma Callionymus reticulatus Cr Callionymus sp. Call Ciliata mustela Cm Clupea harengus Ch Gadus morhua Gm Gobiidae sp. Gob Gobius niger Gn Hyperoplus lanceolatus Hl Limanda Limanda Ll Merlangius merlangus Mm Myoxocephalus scorpius Ms Osmerus eperlanus Oe Platichthys flesus Pf Pleuronectidae sp. Pl Pomatoschistus minutus Pm Scomber scombrus Ssc Solea Solea Sso Spinachia spinachia Ss Sprattus sprattus Ssp Trachurus trachurus Tt Trisopterus esmarkii Te Zoarces viviparus Zv Cephalopoda Cep 71 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren – Endbericht Januar 2008 Abb. A1: Übersicht über die Länge der für dieses Projekt gefangenen Fische aus der Nordsee. Her_Sp=Hering oder Sprotte 72 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren – Endbericht Januar 2008 Abb. A2: Übersicht über das Gewicht der für dieses Projekt gefangenen Fische aus der Nordsee. .Her_Sp=Hering oder Sprotte 73 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren – Endbericht Januar 2008 Abb. A3: Übersicht über den Lipidgehalt der für dieses Projekt gefangenen Fische aus der Nordsee. Her_Sp=Hering oder Sprotte 74 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren – Endbericht Januar 2008 Abb. A4: Übersicht über die Länge der für dieses Projekt gefangenen Fische aus der Ostsee. Her_Sp=Hering oder Sprotte 75 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren – Endbericht Januar 2008 Abb. A5: Übersicht über das Gewicht der für dieses Projekt gefangenen Fische aus der Ostsee. Her_Sp=Hering oder Sprotte 76 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren – Endbericht Januar 2008 Abb. A6: Übersicht über den Lipidgehalt der für dieses Projekt gefangenen Fische aus der Ostsee. Her_Sp=Hering oder Sprotte 77 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren – Endbericht Januar 2008 Abb. A7: Übersicht über die Länge der Fische, die von den holländischen Kollegen zur Verfügung gestellt wurden (S.Brasseur, Wageningen IMARES, Texel). 78 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren – Endbericht Januar 2008 Abb. A8: Übersicht über das Gewicht der Fische, die von den holländischen Kollegen zur Verfügung gestellt wurden (S.Brasseur, Wageningen IMARES, Texel). 79 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren – Endbericht Januar 2008 Abb. A10: Übersicht über den Lipidgehalt der Fische, die von den holländischen Kollegen zur Verfügung gestellt wurden (S.Brasseur, Wageningen IMARES, Texel). 80 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren – Endbericht Januar 2008 Tabelle A4: Übersicht über die Fettsäuren und den Kalibrationskoeffizienten (KK) für Schweinswale. * Fettsäure aus der Nahrung, genutzt für QFASA Fettsäure KK 12 7.03 13 2.09 14 1.59 14:1n-9 0.44 14:1n-7 3.25 14:1n-5 10.68 iso15 1.78 * anti15 5.50 * 15 1.11 * 15:1n-x 3.49 iso16 3.04 16 0.56 16:1n-11 0.61 16:1n-9 2.64 16:1n-7 2.30 16:1n-5 1.20 16:2n-6 1.05 * anti17 1.17 * 16:3n-6 0.93 * 16:2n-4 0.71 * 17 0.75 * 16:3n-4 1.15 * 17:1n-x 1.64 * iso18 1.32 16:4n-1 0.74 18 0.55 18:1n-13 0.95 18:1n-11 42.12 18:1n-9 1.15 * 18:1n-7 0.73 * 18:2d5,7 0.05 18:1n-5 4.53 18:2n-6 0.54 18:2n-4 0.32 18:3n-6 0.69 18:3n-4 0.53 18:3n-3 0.46 18:3n-1 0.64 * * * * * * 81 Nahrungsökologie von marinen Säugetieren – Endbericht Januar 2008 Fettsäure KK 18:4n-3 0.31 18:4n-1 1.13 20 0.75 * 20:1n-11 11.01 * 20:1n-9 3.63 * 20:1n-7 0.46 * 20:2n-6 0.32 * 20:3n-6 0.57 * 20:4n-6 0.42 * 20:3n-3 0.26 * 20:4n-3 0.80 * 20:5n-3 0.28 * 22:1n-11 4.54 * 22:1n-9 0.62 * 22:1n-7 0.49 21:5n-3 0.47 22:4n-6 0.70 22:5n-6 0.49 22:4n-3 1.18 24 0.16 22:5n-3 1.65 * 22:6n-3 0.38 * 24:1n-9 0.30 * * 82
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