1 Abschlussbericht der Orgelrestaurierung St. Ruprecht an der Raab

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1 Abschlussbericht der Orgelrestaurierung St. Ruprecht an der Raab
Abschlussbericht
Orgelrestaurierung
St. Ruprecht an der Raab
Christian Meier
Orgelbau
Abschlussbericht der Orgelrestaurierung St. Ruprecht an der Raab
Die jetzige Orgel wurde 1906 vom Grazer Orgelbauer Hopferwieser gebaut.
Die Auftragssumme belief sich damals auf 9.450 Kronen.
Disposition
I.Manual, C-f‘‘‘
II.Manual, C-f‘‘‘‘
Pedal, C-d’
Bourdon 16’
Principal 8’
Flöte 8’
Dolce 8’
Gamba 8’
Klarinophon 8’
Octav 4’
Rohrflöte 4’
Mixtur III – IV 2’
II/I
Super II/I
Geigenprincipal 8’
Liebl. Gedackt 8’
Gemshorn 8’
Aeoline 8’
Vox coelestis 8’
Fugara 4’
Waldflöte 2’
Principalbass 16’
Violon 16’
Subbass 16’
Quintbass 10²/³’
Gemshornbass 8’
I/Ped.
II/Ped.
Die neue Orgel wurde am 23. September 1906 geweiht und nachmittags durch den Grazer
Stadtpfarrorganisten Alois Kofler klanglich vorgestellt.
Die Prospektpfeifen wurden 1917 für Kriegszwecke abgeliefert und 1929 durch Zinkpfeifen
ersetzt, welche heute noch ihren Dienst erfüllen.
Die weitere Pflege oblag der Erbauerfirma bis zu ihrem Erlöschen.
Im Jahr 1992 erfolgte eine Instandsetzung durch Orgelbauer Franz Windtner aus St. Florian
bei Linz, bei der sämtliche Membranen ausgetauscht und die Vorrelais der Orgel erneuert
wurden.
Es ist zu betonen, dass die Arbeiten der Firma Windtner hervorragende Qualität aufwiesen.
Auf dieser Grundlage haben wir die Arbeiten fortgesetzt.
Herrn Professor Josef Hofer ist es letztendlich zu verdanken, dass die Orgel 2015 nochmals
restauriert wurde. Einige Orgelsachverständige hatten schon einen Neubau im Visier.
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Aufbau der Orgel
Die Unterlade des I. Manuals (Hauptwerk) befindet sich evangelienseitig unter dem
Prospektfeld und umfasst folgende Register:
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Mixtur 3 – 4 fach 2‘
Rohrflöte 4‘
Octave 4‘
Flöte 8‘
Cornett III- fach 2 ²/³ ‚
C – f‘‘‘ aus Zinn
C – f‘‘‘ aus Naturguss
C – F aus Zink, Fs – f‘‘‘ aus Zinn
C – H aus Holz, c° - f‘‘‘ aus Naturguss
C – f‘‘‘ aus Zinn
Die Pfeifen stehen auf einer Kegellade, die mechanisch angesteuert wird. Die Ansteuerung
der Töne erfolgt vom Spieltisch bis zum Vorrelais pneumatisch, danach werden durch
Keilbälge die mechanischen Wellen betätigt. Die Verbindung von den Wellen der Hauptlade
oben zu der Unterlade erfolgt durch Abstrakten.
Die Hauptlade des I. Manuals (Hauptwerk) befindet sich evangelienseitig hinter dem
Prospektfeld und umfasst folgende Register:
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Principal 8‘
Gamba 8‘
Dolce 8‘
Bourdon 16‘
Klariniphon 8‘
C – G aus Holz, Gs – a‘ aus Zink im Prospekt, b‘ – f‘‘‘ aus Zinn
C – H aus Zink, c° - f‘‘‘ aus Zinn mit Unterbart
C – H aus Zink, c° - f‘‘‘ aus Zinn mit Kastenbart
C – f‘‘‘ aus Holz
C – Gs aus Holz, a – f° aus Zink, fs° - f‘‘‘ aus Naturguss
Die Pfeifen stehen wie die Unterlade auf einer Kegellade, die mechanisch angesteuert wird.
Die Ansteuerung der Töne erfolgt vom Spieltisch bis zum Vorrelais pneumatisch, danach
werden durch Barkerbälge die mechanischen Wellen betätigt.
Die Windlade des II. Manuals befindet sich epistelseitig hinter dem Prospektfeld und
umfasst folgende Register:
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Geigenprincipal 8‘
Gemshorn 8‘
Kastenbart
Vox coelistis 8‘
Aeoline 8‘
Liebl. Gedeckt 8‘
Fugara 4‘
Waldflöte 2‘
C – h° aus Zink im Prospekt, c‘ – f‘‘‘‘ aus Zinn
C – H aus Holz, c° - f° aus Zink, fs° - f‘‘‘‘ Zinn, konisch /
c° - f‘‘‘‘ aus Zinn
C – H aus Zink, c° - f‘‘‘‘ aus Zinn, Unterbart
C – h‘ aus Holz, c‘‘ – f‘‘‘ aus Naturguss
C- f‘‘‘‘ aus Zinn, C – H mit Holzrollbart, c° - h° mit Unterbart
C – f‘‘‘ aus Zinn
Die Pfeifen stehen auf einer Kegellage, die pneumatisch angesteuert wird.
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Das Pedalwerk befindet sich hinter den Windladen, den Manualwindladen, dazwischen liegt
ein Stimmgang.
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Gemshornbass 8‘
Quintbass 10 ²/³‘
Subbass 16‘
Violon 16‘
Principal 16‘
C – H aus Holz, c° - d‘ aus Zinn, konisch
C – d‘ aus Holz, gedeckt
C – d‘ aus Holz, gedeckt
C – d‘ aus Holz, teilweise liegend hinter der Pedallade
C – d‘ aus Holz, teilweise liegend hinter der Pedallade
Die Pfeifen stehen auf einer Kegellade, die pneumatisch angesteuert wird.
Unter der Kegellade des II. Manuals befindet sich ein großer Magazinbalg, der mit einem
Gebläsemotor verbinden ist, der sich neben der Orgel epistelseitig befindet. Es ist noch die
Tretanlage für den Kalkanten vorhanden.
Der freistehende Spieltisch befindet sich mittig zur Orgel mit Blickrichtung zum Altar.
Zustand der Orgel vor der Restaurierung
Die Orgel befand sich in einem sehr verschmutzen Zustand, der sich aufgrund des sehr
langen Abstandes zur letzten Reinigung ergab.
Die Orgel war spielbereit, es traten aber öfters Mängel auf. Sie wies sehr großen
Holwurmbefall auf, der meines Erachtens nicht mehr aktiv war. Die Orgel wurde bei der
letzten Reinigung gegen Wurmbefall behandelt. In der ganzen Orgel lagen sehr viele
Holzwurmkadaver. Es konnten keine neuen Holzmehlauswürfe beobachtet werden.
Sämtliche Spielapparate wurden bei der letzten Reinigung bzw. Restaurierung erneuert.
Ebenso die Bälge zur mechanischen Ansteuerung im I. Manual.
Ebenso wurden bei den letzten Arbeiten die gesamten Membranen der Orgel durch neue
ersetzt.
Die ausgeführten Arbeiten meines Vorgängers Orgelbau Windtner sind hervorzuheben.
Die Orgel wies aber auch einige Mängel auf:
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Stöcke und Rasterbretter waren sehr instabil durch Holzwurmfraß
Die Holzpfeifen waren ebenfalls sehr Holzwurmbefallen und dadurch undicht
Auf den Rasterbrettern, Stöcken, Membranleisten, usw. befanden
Schimmelsporen
Die Belederung des Balges war undicht
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Da mein Vorgänger, wie schon erwähnt, die damals durch Holzwurm befallenen Vorrelais
erneuert hat, legte ich mein Augenmerk auf die Ergänzungsaufgaben zu der Restaurierung
damals.
Arbeiten an der Orgel
Das gesamte Pfeifenwerk wurde ausgebaut und nach Slowenien zu dem Orgelbauer Drago
Lukman befördert. Die Metallpfeifen wurden gewaschen, überholt und vorintoniert. Defekte
Pfeifen wurden durch neue Pfeifen ergänzt.
Die Holzpfeifen wurden feucht gereinigt, innen so wie außen. Danach wurden die
Holzwurmlöcher mit einem Spezialwachs geschlossen und die Pfeifen mit einem
Holzwurmmittel behandelt. Defekte Holzpfeifen wurden durch neue Holzpfeifen ersetzt.
Sämtliche Rasterbretter und Stöcke wurden entfernt und kamen zu mir in die Werkstatt, wo
sie gereinigt wurden. Bei den Stöcken wurden sämtliche Holzwurmlöcher mit einer
Spezialwachsmischung geschlossen. Ausgebrochene Kanten ausgeflickt. Die Stöcke wurden
auf Dichtigkeit überprüft, abgedichtet und zum Schluss mit einem Mittel gegen Holzwurm
und Schimmel behandelt.
Die Rasterbretter wurden auf Stabilität hin überprüft. Sehr kaputte Raster wurden erneuert,
die anderen mit einer Reparaturmasse aus Epoxidharz gestärkt. Sämtliche Wurmlöcher mit
einer Spezialwachsmischung geschlossen.
Die gesamte Orgel wurde ausgesaugt, feucht gereinigt und mit einem Mittel gegen
Holzwurm und Schimmel behandelt.
Die Kegellade wurde ausgesaugt, ausgeblasen und neu reguliert. Die Wurmlöcher in den
Kanzellen geschlossen.
Die Membranleisten wurden abgeschraubt, gereinigt und mit Schimmelmittel eingestrichen.
Danach wieder angeschraubt und neu einreguliert.
Sämtliche Bleirohre wurden auf den Sitz hin kontrolliert und wenn nötig neu eingeleimt.
Der freistehende Spieltisch wurde gereinigt, die Holzwurmlöcher im Gehäuse geschlossen
und neu gewachst. Die Manualklaviaturen wurden gereinigt. Der Spieltisch auf seine
Funktionalität hin überprüft und Mängel beseitigt.
Die Pedalklaviatur wurde gereinigt, sämtliche nicht originale Auflagen der Unter- und
Obertasten abgenommen und durch breitere Auflagen ersetzt.
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Die Orgelbank wurde gereinigt und das sehr verwurmte Blatt durch ein neues ersetzt.
Pedalklaviatur und Orgelbank wurden farblich durch einen Restaurator angepasst.
Die unteren Gehäusefüllungen vor der Unterlade des I. Manuals wurden mit Abstandhalter
versehen, so dass die Pfeifen des Unterwerks besser wahrgenommen werden.
Das Gehäuse wurde schreinertechnisch überholt und für den Restaurator vorbereitet.
Im Oberwerk wurde der Stoffbehang entfernt, der die Sonneneinstrahlung verhindern sollte,
dafür wurde das runde Fenster mit einer Plexiglasscheibe, die mit einer
sonnenundurchlässigen Folie abgeklebt wurde teilweise abgedeckt.
Personen, die an der Restaurierung beteiligt waren
Der derzeitige Organist und Chorleiter Prof. Josef Hofer hat sich als anerkannter
Orgelfachmann bereiterklärt, für dieses Projekt dem Wirtschaftsrat und dem
Pfarrgemeinderat beratend zur Seite zu stehen. Desweitern war er eine große Stütze bei den
technischen und intonatorischen Belangen.
Herr Titus Hüttl vom Kirchenchor hat die Reinigungsarbeiten übernommen, er war auch für
etliche Allgemeinarbeiten zuständig.
Die Schimmelbehandlung des Gehäuses wurde von Herrn Gerhard Meyer, Inhaber der Firma
naturecom ausgeführt. Von ihm und seinem Kollegen Herrn Johannes Lienhard wurde auch
das Mittel Acilet direkt, das hierfür verwendet wurde, entwickelt.
Die Überholung des gesamten Pfeifenwerkes und die Intonation und Stimmung der Pfeifen
wurde von der Firma Drago Lukman aus Slowenien vorgenommen.
Die Gesamtleitung, sowie die restliche Arbeiten wurden von der Firma Orgelbau Christian
Meier aus Straubing, Deutschland ausgeführt.
Desweitern war noch ein Restaurator aus der Gegend von St. Ruprecht und ein Maler, der
die Rückwand der Orgel gestrichen hat, tätig.
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Ich bedanke mich bei der Pfarre St. Ruprecht an der Raab recht herzlich für das Vertrauen,
das Sie mir erbracht haben und wünsche ihnen noch viel Freude mit diesem Instrument.
Desweitern möchte ich mich bei Prof. Josef Hofer für die fachmännische Unterstützung
bedanken, der als anerkannter Orgelfachmann sein Wissen eingebracht hat.
Ein Dank auch an die Orgelbaufirma Drago Lukman für die gute Zusammenarbeit.
Als allerletzt ein großes Danke an den Helfer Herrn Titus Hüttl, der mir immer zur Seite
stand, wann immer ich Ihn brauchte.
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Pointsr. 15
94315 Straubing/Deutschland
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Bilddokumentation
Ankunft in St. Ruprecht an der Raab
Ausbau des gesamten Pfeifenwerks
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Das Pfeifenwerk wird verpackt
Ausgebaute Holzpfeifen
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Orgelbauer Drago Lukman beim Reinigen der Metallpfeifen
Ditus Hüddl beim Reinigen der Metallpfeifen
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Ansicht Innenorgel mit ausgebautem Pfeifenwerk
Angesammelter Schmutz der letzten 20 Jahre
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Rasterbretter wurden entfernt
Ditus Hüddl beim Reinigen der Hochraster
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Der Maler beim Streichen der Rückwand
Rückwand frisch gestrichen und Plexiglasplatte mit aufgebrachter UV Folie
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Die großen 16‘ Holzpfeifen wurden in der Kirche gereinigt
Ditus Hüddl beim Behandeln der Schrauben mit mikrokristallinem Wachs
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Kegel vor der Reinigung
Kegel nach der Reinigung
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Verschmutzte und verschimmelte Membrane
Kanzelleninnenraum mit sichtbaren Schimmelsporen
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Innschrift einer Kegelschere von 1906
Innschrift im Balginnenraum von 1932
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Werkstattarbeiten
Aufbringen des neuen Orgelbankblattes
Manualklaviatur während der Reinigung
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Türe der Rückwand wurde ausgebessert
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Überarbeitete Teile des Spieltisches
Stöcke und Rasterbretter nach der Restaurierung
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Arbeiten in der Kirche
Einstellarbeiten der Ventile im Spieltisch
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Während der Intonation des Pfeifenwerks
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Während der Intonation
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Unterwerk des I. Manuals
Pedalpfeifen
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Pfeifenwerk des II. Manuals
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Gesamtes Pfeifenwerk
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Professor Josef Hofer spielt die Orgel während der Intonation
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Das Werk ist vollendet
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