Chancen und Herausforderungen für den deutschen Milchexport

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Chancen und Herausforderungen für den deutschen Milchexport
Chancen und Herausforderungen
für den deutschen Milchexport
Vorwort
Die Milchwirtschaft ist der bedeutendste Zweig der
deutschen Agrar- und Ernährungswirt­schaft. Jeder
fünfte Euro in der Landwirtschaft und jeder siebte
Euro in der Ernährungswirt­schaft wird mit der Milch
erlöst. Nicht nur in Deutschland, auch über die Grenzen hinaus, erfreuen sich Milch und Milchprodukte
großer Beliebtheit.
Deutschland steht in der Europäischen Union bei
der Milcherzeugung an erster Stelle Die deutschen
Molkereien sind traditionell auf den kaufkräftigen
heimischen Markt ausgerichtet. Daneben spielt der
Export innerhalb des europäischen Binnenmarktes
sowie nach Russland heute bereits eine große Rolle.
Angesichts der sich abzeichnenden Sättigung des europäischen Marktes sowie des voraussichtlich ab 2015
anstehenden Auslaufens der Milch-Garantiemengenregelung erlangt die Erschließung neuer Exportmärkte
für die Sicherung des Milchstandortes Deutschland
zunehmendes Gewicht. Die weltweite Handelsliberalisierung verbessert die Chancen auf den internationalen Märkten. Insbesondere in den asiatischen und
arabischen Ländern, in Russland sowie in Indien ist
eine Veränderung der Konsumgewohnheiten zugunsten qualitativ hochwertiger Milchprodukte zu
beobachten.
Zent­rales Anliegen des Bundesministeriums für
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher­schutz
ist es daher, die Unternehmen in ihren Bemühungen
bei der Pflege bestehender Ab­satzmärkte und der
Erschließung von Zukunftsmärkten mit gezielten
Maßnahmen zu unter­stützen. Der Bereich Milch stellt
hierbei einen Schwerpunkt der Exportförderstrategie
des Ministeriums dar.
In der vorliegenden Broschüre zu den „Chancen und
Herausforderungen für den deutschen Milch­export“
fasst der Autor die wichtigsten Fakten und Prognosen
zu den Entwicklungen auf dem Milch­markt zusammen. Ich würde mich freuen, wenn sie vom interessierten Leser als Hintergrundbeitrag im Rahmen der
aktuellen Diskussion um die Zukunft des Milchstandortes Deutschland genutzt würde.
Dr. Gerd Müller
Parlamentarischer Staatssekretär
und Exportbeauftragter bei der
Bundesministerin für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Inhalt
1
Rahmenbedingungen für den Export deutscher Milch und Milcherzeugnisse
6
1.1Entwicklung der deut­schen Produktion von Milch und Milcherzeugnissen
6
1.2Nationale Nachfrage nach Milchprodukten
7
1.3Entwicklung der weltweiten Milchproduktion 8
2Situation beim Export deutscher Milch und Milcherzeugnisse
9
3Exportchancen deutscher Milch und Milch­erzeugnisse
14
3.1
14
Weltweite Absatz­potenziale für Milch und Milcherzeugnisse
3.2Bevorzugte Regionen für deutsche Exporte
18
3.3
Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Milchwirtschaft
20
3.3.1
Milchviehhaltung
20
3.3.2
Molkereien
21
3.4Hemmnisse für den Export von Milcherzeugnissen
23
3.5Maßnahmen des BMELV zur Förderung deutscher Milchexporte
24
4Zusammenfassung
25
5Anhang
26
5.1Anhangstabelle
26
5.2
29
Quellenverzeichnis
5.3Abkürzungsverzeichnis
5
29
1 Rahmenbedingungen für den Export
deutscher Milch und Milcherzeugnisse
1.1Entwicklung der
deut­schen Produktion
von Milch und
Milcherzeugnissen
Die deutschen Landwirte lieferten im Zeitraum
2001 – 2006 relativ konstant ca. 27 Mio. t Rohmilch
(± 1,5 %) an Molkereien. Die zu beobachtende rückgängige Anzahl an Milchkühen wird durch den Anstieg bei der Milchleistung pro Kuh kompensiert.
Rohmilch wird in begrenztem Umfang – etwa
1,4 Mio. t insbesondere aus Polen, Tschechien, Belgien
und Luxemburg ‑ importiert. Der Anteil impor­tierter
Rohmilch zur Verarbeitung in deutschen Molkereien
ist in dem Zeitraum 2001 – 2006 von 2 % auf etwa
4,5 %, also auf mehr als das Doppelte gestiegen.
Innerhalb der EU-27 ist Deutschland der größte
Milcherzeuger vor Frankreich (ca. 24 Mio. t), dem
Vereinigten Königreich (14 Mio. t), Polen (12 Mio. t),
Italien und den Niederlanden (je 11 Mio. t). Mit einer
Milchleistung je Kuh und Jahr von 6849 kg liegt
Deutschland im EU-Ländervergleich im oberen Viertel, aber weit hinter Spitzenreiter Dänemark (8.314 kg)
oder Schweden (8.175 kg) zurück (ZMP, 2007, S. 97).
Die Milchleistungskühe (ohne Höhenvieh) in Deutschland weisen eine durchschnittliche Leistung von
7750 kg auf.
Von der den Molkereien zur Verfügung stehenden
Milchmenge von ca. 28 Mio. t wird etwa ein Drittel zu
Frischmilchprodukten wie Milch und Sahne verarbeitet, ca. 30 % zu Butter und ca. 40 % zu Käse. Eine
steigende Tendenz weisen Konsummilch, Käse, Butter
sowie Sauermilch/Milchmischgetränke auf. Tabelle 1
gibt einen genaueren Überblick zur Entwicklung der
Produktion von Milcherzeugnissen in Deutschland.
Umgerechnet in Milchäquivalente gingen 2007 etwa
44 % der an die Molkereien angelieferten Milch
in den Export. Dies sind 12,6 Mio. t Milch, denen
10 Mio. t als Einfuhren gegenüberstehen. Einen grafischen Überblick gibt Abbildung 1.
Tabelle 1 Entwicklung der Produktion von Milcherzeugnissen [1000 t], 2001 – 2007
Produktgruppen
Konsummilch
Sahneerzeugnisse
2001
2007v)
2004
5 485
5 798
5 928
572
546
561
2 691
2.870
3 056
Butter
421
445
446
Hart-, Schnitt- und Weichkäse
870
901
998
Frischkäse
764
781
773
Schmelzkäse und Schmelzkäsezubereitungen
175
175
183
Sauermilch-, Kefir-, Jogurt-, Milchmischerzeugnisse
und Milchmischgetränke
30
29
29
Kondensmilch
Sauermilchquark
588
463
446
Magermilchpulver
290
220
232
v) vorläufig | Quelle: BLE
6
Abbildung 1 Herkunft und Verwendung der Milch in Deutschland 2007
101 200
Milchviehhalter
erzeugten 2007
28,4 Mio. t
Milch
Anlieferung
an die Molkereien
28,7 Mio. t
Milch
Anteile
der Produkte *
Verbrauch *
in Deutschland
12,6 Mio. t
Export
10 Mio. t Milch
11,5 Mio. t
Lebens­mitteleinzelhandel
16,1 Mio. t Milch
Import
Inlands­produktion
16
% t
4,6 Mio.
davon 1,1 Mio. t
Eigenverbrauch
davon 1,4 Mio. t
Import
weiterverarbeitende
Industrie, Ernährungsgewerbe, Großverbraucher
* umgerechnet in Milchäquivalent
Quelle: ZMP
1.2Nationale Nachfrage
nach Milchprodukten
und geringe Steigerungsraten gekennzeichnet. Ein
wachsender Absatz für gesättigte Märkte ergibt sich
hauptsächlich durch Produktinnovationen.
Der deutsche Milchverbrauch ist durch leichte Steigerungen auf hohem Niveau gekennzeichnet. Ebenso
wie andere westeuropäische Märkte kann der deutsche Markt als relativ gesättigt betrachtet werden.
2007 wurden nach Berechnungen der BLE Pro-Kopf
in Deutschland jährlich 95 kg Frisch­milcherzeugnisse,
6,4 kg Butter und 22,2 kg Käse verbraucht. Die Entwicklung seit 2001 ist für verschiedene Milcherzeugnisse in Tabelle 2 dargestellt. Sie ist durch Stagnation
Zur besseren Einordnung der europäische Vergleich:
Im Jahre 2006 wurden in der EU-25 pro Kopf und Jahr
92,4 kg Frischmilcherzeugnisse, 4,1 kg Butter und
18,4 kg Käse verzehrt. Die Bandbreite reichte beim
Verbrauch von Frischmilcherzeugnissen von 184 kg in
Finnland bis 54 kg in Polen. Beim Käseverbrauch war
Griechenland mit etwa 28 kg Spitzenreiter; besonders
wenig Käse wurde in Spanien und der Slowakischen
Republik mit je 9,6 kg konsumiert (ZMP, 2007).
Tabelle 2 Pro-Kopf-Verbrauch an Milchprodukten in Deutschland [kg/Kopf], 2001 – 2007
Produktgruppen
2001
2004
2007v)
Frischmilcherzeugnisse
darunter: Konsummilch
90,5
64,4
93,1
63,8
95,0
64,2
Sauermilch-, Kefir-, Joghurt- und Milch­misch­erzeugnisse
sowie Milch­misch­getränke insg.
26,1
29,4
30,8
6,5
6,5
6,4
21,5
21,9
22,2
Butter
Käse
v) vorläufig | Quelle: BLE
7
1.3Entwicklung der weltweiten Milchproduktion
Während sich durch das Quotensystem die Gesamtproduktion an Milch in der EU nur wenig ändert, sind
in anderen Regionen, besonders in Ozeanien, Asien,
Afrika, Mittel- und Südamerika, starke Zuwächse zu
verzeichnen.
Tabelle 3 stellt die Milchproduktionsentwicklung der
letzten 30 Jahre in verschiedenen Regionen der Welt
dar. Der größte Milcherzeuger weltweit ist die EU-27,
gefolgt von Indien, den USA und China. Es zeigt sich,
dass in Europa insgesamt die Milchproduktion in den
letzten Jahren stagniert. Die Milchproduktion in der
EU ist durch die Quotierung relativ stabil bis leicht
rückläufig.
Ein starkes sich beschleunigendes Wachstum ist in
Asien und dort besonders in China zu beobachten.
In Ozeanien hat sich das Wachstum der Milchproduktion – oftmals bedingt durch die Auswirkungen
nachteiliger Witterungsbedingungen - in den letzten
Jahren verringert. In Afrika wächst die Milchproduktion, allerdings auf niedrigem Niveau. Auf dem ameri­
ka­nischen Kontinent ist nach wie vor eine Ausweitung der Milchproduktion zu beobachten. In Süd- und
Mittelamerika wächst sie stärker als in Nordamerika.
Die Milchproduktion wächst am schnellsten dort, wo
der Verbrauch steigt. Der Ver­brauch in den Entwick-
lungsländern steigt durchschnittlich fünfmal schneller als in den Industrieländern – allerdings ausgehend
von einem jeweils niedrigen Niveau. Damit ergeben
sich längerfristig Verschiebungen an den weltweiten
Produktionsanteilen von Nord nach Süd und Ost.
Nach Projektionen internationaler Organisationen
für das Jahr 2017 werden allein die Länder China,
Indien, Pakistan, Argentinien und Brasilien über 50 %
der weltweiten Milch produzieren (OECD-FAO, 2008,
S. 91).
Tabelle 3 Die weltweite Milchproduktion seit 1980
Länder
Asien
1980
1990
2000
2007
2007 / 1980
(% / Jahr)
2007 / 2000
(% / Jahr)
70
108
170
237
4,6
4,9
China
3
7
12
37
9,8
17,5
Indien
32
54
80
103
4,4
3,7
Europa
265
282
215
213
-0,8
-0,1
EU-27
154
152
155
152
0
-0,3
Amerika
101
117
143
161
1,7
1,7
Nordamerika
66
75
84
92
1,2
1,3
Mittel- und Südamerika
46
52
73
82
2,2
1,7
17
21
28
33
2,5
2,4
Afrika
Ozeanien
Welt
12
14
23
26
2,9
1,8
466
543
579
654
1,3
1,8
Angaben in Mio. t, sofern nicht anders vermerkt. Veränderung ist als durchschnittliches jährliches Wachstum nach Zinseszins angegeben.
Quelle: FAO, http://faostat.fao.org vom 8.9.2008
8
2 Situation beim Export deutscher Milch
und Milcherzeugnisse
Der gesamte internationale Weltmilchhandel umfasste im Durchschnitt der Jahre 2005 und 2006 etwa
34,1 Mrd. Euro. Nach Angaben der OECD (2004, S. 8)
werden weltweit etwa 5 - 7 % der Weltmilchproduktion international gehandelt. Bei einzelnen Produkten und Produktgruppen gibt es große Unterschiede
bspw. zwischen Vollmilchpulver mit einem Handelsanteil von 48 %, Magermilchpulver 27 %, Butter 10 %
und Käse lediglich 7 %. Daraus folgt, dass bereits relativ kleine Angebots- oder Nachfrageänderungen den
internationalen Milchhandel beeinflussen können.
Wichtige Akteure beim internationalen Handel von
Milch und Milcherzeugnissen sind bei ausgewählten
Milchproduktgruppen die folgenden Länder:
Käse
Butter
Magermilchpulver
Exporteure
EU-27 1,
Neuseeland,
Australien, Weißrussland, USA
Neuseeland, EU-27
Neuseeland, USA, Australien,
EU-27
Importeure
Russland, Japan, USA,
EU-27, Australien
Russland, EU-27,
Mexiko, Ägypten
Mexiko, Philippinen,
Indonesien, Algerien
1 Ohne Binnenhandel
Der deutsche Außenhandel mit Milch und Milcherzeugnissen beläuft sich 2007 auf etwa 7 Mrd. Euro
und hat damit einen Anteil am gesamten deutschen
Export von Agrar- und Ernährungsgütern von etwa
16 %. Mit einem Anteil der Exportgeschäfte am Gesamtumsatz der Molkereien von ca. 20 % stellen die
Milchexporte eine wichtige Absatzgröße dar (ZMP,
2008, S. 18).
Abbildung 2 Bedeutung einzelner Produktgruppen
beim deutschen Milchexport, 2007 v)
in Mio. €
617 Joghurt, Butter­milch, Kefir,
saurer Rahm
663 Milchgetränke,
Speiseeis, Kasein
Deutschland ist mit einem Anteil von über 14 % an den
Weltmilchexporten (einschließlich der Lieferungen in
den EU-Binnenmarkt) der größte Exporteur vor Frankreich, Niederlande, Neuseeland und Belgien. Der Exportwert dieser fünf Länder umfasst mehr als die Hälfte des
wertmäßigen weltweiten Gesamtmilch­exports.
294 Butter und
Milchstreichfette
313 Kondensmilch
2 706 Käse
1 296 Molke, Milchund Molkepulver
Bei den wertmäßigen Importen liegt Deutschland mit
einem Gesamtanteil von etwa 11 % vor Italien, Großbritannien, Niederlande und Belgien (die fünf Länder
importieren zusammen etwa 40 %).
Mit etwa 39 % stellt Käse für Deutschland die wertmäßig wichtigste Produktgruppe für den Export dar, gefolgt von Molke, Milch- und Molkepulver (19 %) sowie
der Gruppe Milch und Rahm (13 %). Einen aktuel­len
umfassenderen Überblick zu den für den Export wichtigen Produktgruppen gibt Abbildung 2.
9
1 101 Milch und Rahm,
frisch
insgesamt 6 991 Mio. €
v) vorläufig
Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Statistischen Bundesamtes; BMELV
Bei der Produktgruppe Käse fällt auf, dass die importierte Tonne Käse im Vergleich zur exportierten
Tonne signifikant höhere Preise erzielt, beispielsweise
5.155 USD zu 3.503 USD im Jahr 2005 (nach FAOAngaben). Dies deutet darauf hin, dass tendenziell
eher hochpreisige Käsespezialitäten (Qualitätsführerschaft mit hoher Wertschöpfung) importiert und Käse
niedrigerer Preiskategorien (Kostenführerschaft mit
niedrigerer Wertschöpfung) und/oder Vorprodukte
zur weiteren Verarbeitung exportiert werden.
Eine positive Exportentwicklung bei Milch und Milch­
erzeugnissen ist auch aktuell im ersten Halbjahr 2008
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu beobachten. Die gesamten Milchexporte stiegen wertmäßig
über den genannten Zeitraum um 13,6 % (Menge:
‑1,1 %). Dies ist noch durch das Ausnahmejahr 2007
zu erklären, in dem es auf Grund einer vorübergehenden weltweiten Angebotsverknappung zu einem
deutlichen Anstieg der Weltmarktpreise kam, die
zum Teil bis Mitte 2008 auf einem hohen Niveau
blieben. In den letzten Monaten hat sich der Drittlandsexport bedingt durch die Dollarkursentwicklung
und nachgebende Weltmarktpreise jedoch deutlich
abgeschwächt.
Zum Ausnahmejahr 2007:
Nach mehrjährigem Rückgang sind die Erzeugerpreise für Milch 2007 auf ein Rekordniveau gestiegen. Der Anstieg betrug durchschnittlich 21 %
gegenüber dem Vorjahr 2006. Am stärksten partizipiert haben die landwirtschaftlichen Betriebe
im Norden und Osten Deutschlands. Als Ursachen
für die starken Preisänderungen werden genannt:
ó Die weltweite Nachfrage nach Milch und
Milcherzeugnissen ist in den letzten Jahren mit
etwa 4 % pro Jahr durchschnittlich etwa dop pelt so stark wie die weltweite Produktion
gestiegen.
óDies führt seit 2002 zum Abbau der weltweit
vorhandenen Lagerbestände, besonders von
Magermilchpulver. Damit können Produk tionsschwankungen schlechter aufgefangen
werden.
ó 2007 gingen die Ausfuhren von Magermilch pulver aus klassischen Exportländern wie
Argentinien, Ukraine, Australien und USA
zum Teil witterungsbedingt stark zurück.
ó Zusätzlich – so die Vermutung – hat der
verstärkte Aufbau spekulativer Lagerbestände
die Angebotsmenge an Milcherzeugnissen
zusätzlich verknappt und auf diese Weise
Milch und Milcherzeugnisse verteuert.
10
Abbildung 3 Die Entwicklung der deutschen
Milchexporte, 2000 – 2007
Tabelle 4 gibt einen Überblick über die Veränderungen der deutschen Ausfuhren von Milch und
Milcherzeug­nissen im ersten Halbjahr 2008 gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Es wird deutlich, dass
bei den Drittlandsausfuhren mengenmäßig bei den
Produkten Butter, Kondensmilch und Käse Einbrüche
zu verzeichnen sind.
8
7
6
5
4
3
In den Jahren 2006 und 2007 sind die gesamten
wertmäßigen deutschen Milchexporte jährlich um 2,7
bzw. 18,7 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen (Mengen -1,4 und -2,9 %). Wie in Abbildung 3 zu sehen,
gab es im Jahr 2002 einen Einbruch bei den Milchexporten. In den Folgejahren (2003 – 2006) betrug die
jährliche wertmäßige Steigerung 2,9 %, mengenmäßig ist sie seit 2004 leicht rückläufig. Wertmäßig sind
2
1
0
2000
2001
2002
2003
2004
Ausfuhrmenge in Mio. t
2005
2006
2007
Ausfuhrwert in Mrd. €
Quelle: Eigene Darstellung nach Daten des Statistischen Bundesamtes,
BMELV
Tabelle 4 Veränderung der Ausfuhr von deutschen Milch und Milcherzeugnissen im ersten Halbjahr 2008
gegenüber dem Vorjahreszeitraum
Produktgruppen
EU-27
Wert
%
Drittländer
Menge
%
Wert
%
Welt
Menge
%
Wert
%
Menge
%
Käse
19,6
-0,7
17,2
-4,3
19,3
-1,1
Molke, Milch- und Molkepulver
-15,4
3,7
16,4
15,1
4,7
-11,1
Milch und Rahm, frisch
20,0
1,6
20,4
9,4
20,0
1,8
Joghurt, Buttermilch, Kefir, saurer Rahm
14,7
2,3
26,0
13,9
15,1
2,7
Milchgetränke, Speiseeis, Kasein
19,1
11,8
27,7
-1,7
20,7
10,5
Butter u. Milchstreichfette
45,9
27,4
-10,8
-50,1
35,9
8,1
Kondensmilch
18,4
21,7
-4,7
-23,2
12,6
11,1
Insgesamt
13,3
3,6
15,3
-3,9
13,6
3,0
Quelle: Statistisches Bundesamt, BMELV
Tabelle 5 Entwicklung des Ausfuhrwertes von Milch und Milcherzeugnissen [Mio. €], 2003 – 2007
Produktgruppen
Milcherzeugnisse ohne Butter und Käse
darunter: Konsum und Verarbeitungsmilch
Butter, Milchstreichfette
2003
2007 v)
2005
3 200
826
3 402
827
4 001
838
214
227
294
Käse
1 999
2 117
2 705
Gesamt
5 408
5 736
6 991
v) vorläufig
Quelle: Statistisches Bundesamt, BMELV
11
in allen Produktgruppen Zuwächse zu verzeichnen
(Tabelle 5).
Exportsteigerungen, die auf positiven Mengen- und
Preiseffekten beruhen, lassen sich im genannten Zeitraum bei Käse (Wert: +8 % pro Jahr, Menge: +6 % pro
Jahr), Joghurt (+7 %, +6 %) und der Gruppe „Milchgetränke, Speiseeis, Kasein“ (+7 %, +8 %) beobachten. Die
Exporte von Molke und Molkenpulver (+26 %, -1 %)
sowie Butter (+8 %, +1 %) erzielten über den Zeitraum
2003-2007 höhere Preise, da sie bei relativ konstanten
Mengen wertmäßig gestiegen sind.
Die wichtigsten Abnehmer für deutsche Milch und
Milcherzeugnisse in der EU sind die Länder Italien,
Niederlande, Frankreich, Belgien und Vereinigtes
König­reich, außerhalb der EU sind dies Russland,
Japan, Saudi Arabien, Kanada, Algerien und die
Schweiz. In Tabelle 7 finden sich die Ausfuhrzahlen
Deutschlands in die fünf wichtigsten Abnehmerländer
sowohl in als auch außerhalb der EU-27 in den ersten
beiden Spalten, zum Vergleich sind die wichtigsten
Destinationen französischer und niederländischer
Milchexporte aufgeführt.
Deutsche Produkte werden in erster Linie auf dem
deutschen und europäischen Markt abgesetzt. Je
nach Jahr werden etwa 80 – 90 % der Exporte in den
EU-Staaten vermarktet (2007: 88 %). Der Drittlandexport wird wichtiger, allerdings wächst der Export
von Milch und Milcherzeugnissen in die EU-Staaten
mit durchschnittlich etwa 7 % pro Jahr immer noch
stärker als der Export in Drittstaaten mit etwa 5 %
(Tabelle 6).
Gewachsen ist der Export von deutschen Milchprodukten innerhalb der EU in die drei Baltischen
Staaten, Polen und die Tschechische Republik.
Außerhalb der EU ist die Ausfuhr nach Russland, die
NAFTA-Staaten und asiatische Länder (Kuwait, Oman,
China, Südkorea und Hong Kong) gestiegen. In Afrika
wurden besonders in den nördlichen Ländern Marokko, Algerien, Libyen und Ägypten mehr deutsche
Milchprodukte abgesetzt.
Tabelle 6 EU- und Drittlandshandel deutscher Milch und Milcherzeugnisse, 2003 und 2007
Produktgruppen
2003
EU-27
Milch und Milcherzeugnisse
ohne Käse
3.018
2007v)
Drittländer
EU-27
2007/2003 [%]
Drittländer
390
3.812
473
EU-27
6,0
Drittländer
4,9
Käse
1.717
282
2.365
341
8,3
4,9
Gesamt
4.735
673
6.177
814
6,9
4,9
v) vorläufig. Angaben in Mio. €, sofern nicht anders vermerkt. Veränderung ist als durchschnittliches jährliches Wachstum angegeben.
Milch und Milcherzeugnisse ohne Käse (einschl. Butter). Angaben der EU bezogen auf EU-27
Quelle: Statistisches Bundesamt, BMELV
12
Tabelle 7 Die wichtigsten Abnehmerländer deutscher, französischer und niederländischer Milchexporte, 2007v)
Deutschland
Destinationen
Frankreich
Ausfuhrwert
EU-27
Mio. €
Destinationen
EU-27
Niederlande
Ausfuhrwert
Mio. €
Destinationen
EU-27
Ausfuhrwert
Mio. €
Italien
1.654 Deutschland
796 Deutschland
Niederlande
1.252 Spanien
728 Belgien
1.151
594
Frankreich
546 Belgien
600 Frankreich
371
Belgien
465 Verein.
Königreich
591 Verein.
Königreich
267
392 Italien
558 Spanien
196
Verein.
Königreich
Drittländer
Mio. €
Russland
Drittländer
Mio. €
204 USA
Drittländer
Mio. €
140 Saudi Arabien
151
Japan
56 Schweiz
101 Nigeria
93
Saudi Arabien
49 Algerien
83 USA
83
Kanada
43 VR China
80 Russland
81
Schweiz
43 Russland
Verein.
62 Arab. Emirate
76
v) vorläufig
Quelle: Statistisches Bundesamt; BMELV
Einen aktuellen Überblick, welche Produktgruppen
in welchem Maße in die EU bzw. in Drittländer ausgeführt werden, gibt Tabelle 8.
Ein Drittel der Magermilchpulverexporte geht an die
Niederlande, wo sie auch als Vorprodukt für die Produktion von Milchaustauschern verwendet werden.
Vollmilchpulver wird verstärkt nach Frankreich exportiert. Diese Produkte werden zum Teil in Drittländer
weiterexportiert.
Tabelle 8 Bedeutung einzelner Produktgruppen für die Ausfuhr deutscher Milchprodukte, 2007v)
EU-27
Mio. €
Drittländer
Mio. €
Welt
Mio. €
Käse
2 365
341
2 705
Molke, Milch- und Molkenpulver
1 138
158
1 296
Milch und Rahm, frisch
1 065
36
1 101
Joghurt, Buttermilch, Kefir, saurer Rahm
594
23
617
Milchgetränke, Speiseeis, Kasein
528
134
663
Butter u. Milchstreichfette
248
36
294
Kondensmilch
insgesamt
v) vorläufig
Quelle: Statistisches Bundesamt; BMELV
13
238
76
314
6 177
814
6 991
3 Exportchancen deutscher Milch
und Milch­erzeugnisse
3.1 Weltweite Absatz­
potenziale für Milch
und Milcherzeugnisse
Global betrachtet, werden die Absatzpotenziale von
Agrar- und Ernährungsgütern vom Wachstum der
Weltbevölkerung, von den sich stark ändernden
Konsumgewohnheiten der insbesondere asiatischen
Bevölkerung und vom Einkommen und damit vom
allgemeinen Wirtschaftswachstum bestimmt. Während in der Vergangenheit die Steigerung im Gesamtmilchverbrauch hauptsächlich durch das Wachstum
der Weltbevölkerung erzielt wurde, zeigt sich in den
letzten Jahren ein stärkerer Zuwachs beim Pro-KopfVerbrauch von Milch und Milcherzeugnissen u.a.
durch die Auswirkungen verbesserter Einkommen
in den Schwellenländern. Seit 2001 ist der Gesamtmilchverbrauch um 10,6 % auf beinahe 650 Mio. t im
Jahre 2006 gestiegen. Im gleichen Zeitraum stieg der
Pro-Kopf-Verbrauch um 4,1 % auf aktuell 99 Kg (zum
Vergleich: in Deutschland liegt er umgerechnet in
Milchäquivalenten bei etwa 340 kg).
Käse
Auf die einzelnen Produktgruppen bezogen, bestehen
für Deutschland gute Exportaussichten bei Käse und
insbesondere Käsespezialitäten. Zur Zeit sind die weltweit wichtigsten Käseimportländer Russland, Japan,
USA, EU-27, Mexiko und Saudi-Arabien. Zuwächse
bei Käseimporten sind nach OECD-FAO-Projektionen
bis 2017 in einer Vielzahl von Ländern zu erwarten,
die größten in den Ländern Russland, Mexiko, USA,
Ägypten und Japan. Importrückgänge werden für die
Länder Chile, Argentinien und Kanada erwartet. Abbildung 4 gibt einen Überblick zu den zehn Ländern
mit dem höchsten prognostizierten Importbedarf im
Jahr 2017. Vom Ausgangsniveau 2005 – 2007 wird ein
Anstieg der Käseimporte um 610 Tsd. Tonnen vorhergesagt. Auf die oben genannten fünf Länder mit dem
größten Importnachfragewachstum entfallen allein
396 Tsd. Tonnen.
14
Abbildung 4 Prognostizierte Käseimporte ausgewählter Länder bis zum Jahr 2017
in 1 000 t
400
350
300
250
200
150
100
50
0
Russland
USA
ø 2005 – 2007
Japan
Mexico
EU-27
Saudi Arabien
Ägypten
Australien
Korea
China
2017
Quelle: Eigene Darstellung nach OECD-FAO (2008)
Butter
Weltweit wird von OECD und FAO bis 2017 ein Anstieg der Importnachfrage nach Butter um 185 Tsd.
Tonnen prognostiziert. Dabei ist allein der Zuwachs
in den Ländern Russland, Saudi-Arabien und Pakistan mit 168 Tsd. Tonnen bemerkenswert. Rückgänge
von 37 Tsd. Tonnen werden prognostiziert für die
Länder Ägypten, Iran, EU-27 und Japan (siehe Abbildung 5 für die zehn größten Butter importierenden
Länder 2017).
Abbildung 5 Prognostizierte Butterimporte ausgewählter Länder bis zum Jahr 2017
in 1 000 t
250
200
150
100
50
0
Russland
Saudi Arabien
ø 2005 – 2007
EU-27
2017
Quelle: Eigene Darstellung nach OECD-FAO (2008)
15
China
Ägypten
Iran
Pakistan
Indonesien
USA
Algerien
Magermilchpulver
Vollmilchpulver
Bei Magermilchpulver werden weltweit Importzuwächse von 345 Tsd. Tonnen prognostiziert. Dabei
entfällt auf die fünf Länder mit dem größten Zuwachs
Mexiko, China, Saudi-Arabien, Indonesien, und Malaysia ein Importanstieg von 152 Tsd. Tonnen, der größte
Importrückgang wird in der EU zu beobachten sein.
Die zehn größten Importeure von Magermilchpulver
im Jahr 2017 sind in Abbildung 6 dargestellt.
Hier werden von OECD und FAO weltweite Importsteigerungen von insgesamt 776 Tsd. Tonnen vorhergesagt. Davon entfallen auf die fünf Länder mit
den größten erwarteten Importsteigerungen China,
Saudi-Arabien, Indonesien, Bangladesch und Algerien
318 Tsd. Tonnen. Nur geringe Rückgänge von insgesamt 12 Tsd. Tonnen insgesamt sind für die Länder
Kanada, Australien, Chile, Argentinien und die EU
prognostiziert. Abbildung 7 zeigt die 10 größten Importeure von Vollmilchpulver im Jahr 2017.
Abbildung 6 Prognostizierte Magermilchpulverimporte ausgewählter Länder bis zum Jahr 2017
in 1 000 t
200
150
100
50
0
Mexico
Saudi Arabien Indonesien
ø 2005 – 2007
Malaysia
China
Algerien
Russland
Ägypten
Japan
Iran
2017
Quelle: Eigene Darstellung nach OECD-FAO (2008)
16
Abbildung 7 Prognostizierte Vollmilchpulverimporte ausgewählter Länder bis zum Jahr 2017
in 1 000 t
200
150
100
50
0
Algerien
China
ø 2005 – 2007
Saudi Arabien Indonesien
Bangladesh
Malaysia
Mexico
Brasilien
Russland
Ägypten
2017
Quelle: Eigene Darstellung nach OECD-FAO (2008)
Frischmilchprodukte
Auf Grund der begrenzten Haltbarkeit und des
hohen Transportaufwandes ist das Exportpotenzial
bei Frischprodukten als begrenzt einzuschätzen. Hier
bieten sich eher Joint Ventures mit Unternehmen in
den betreffenden Drittländern an.
Bei der gezielten Nutzung des Absatzpotenzials in
internationalen Märkten kommt einerseits der Pflege
bestehender Handelsbeziehungen und andererseits
der Erschließung neuer Märkte in Wachstumsregionen eine besondere Bedeutung zu. Während die
Endverbraucher oftmals hoch veredelte Produkte
nachfragen, werden im industriellen Bereich in der
Regel eher standardisierte Vor- und Zwischenprodukte
zur weiteren Verarbeitung benötigt.
Als weitere Möglichkeit zur Nutzung des Absatzpotenzials kommen besonders für Frischprodukte Investitionen in Auslandmärkten in Frage. Durch die Auslagerung der Produktion können Märkte erschlossen
werden, die sonst auf Grund hoher Transport- und
Vermarktungskosten nicht erreicht worden wären.
Wettbewerbsstrategien:
Als grundlegende Wettbewerbsstrategien werden
von Porter (1990, S. 62 ff.) Kostenführerschaft, Differenzierung und die Konzentration auf Nischenmärkte genannt.
óKostenführerschaft: mit dieser Strategie soll ein
umfassender Kostenvorsprung durch Maßnahmen wie den Aufbau von kosteneffizienter
Produk­tionsanlagen, energisches Ausnutzen
erfahrungsbedingter Kostensenkungen, strenge
Kontrolle von variablen und Gemeinkosten,
Kostenminimierung bei Forschung und Entwicklung, Service oder Werbung erreicht werden. In der Regel wird ein hoher Marktanteil
angestrebt.
óDifferenzierung: bei dieser Strategie soll das
Produkt als einzigartig in der Branche wahrgenommen werden. Unterscheiden kann es sich
beispielsweise auf der Ebene, des Designs, des
Markennamens, der Inhaltsstoffe, der Werbung
oder des Händlernetzes. Meist geht Differenzierung mit kostenintensiven Maßnahmen
(ausgedehnter Forschung, Produktdesign oder
Materialien von hoher Qualität) einher.
óBei der Konzentration auf Schwerpunkte
(Nischenmärkte) rückt eine bestimmte Abnehmergruppe, ein bestimmter Teil des Produktprogramms oder ein geografisch abgegrenzter
Markt in den Vordergrund. Das Ziel kann mit
einer oder einer Kombi­nation der beiden zuvor
genannten Strategien verfolgt werden.
17
3.2Bevorzugte Regionen
für deutsche Exporte
Länderausrichtung
Schwerpunkte des deutschen Exportinteresses liegen
in Russland und den Nachfolgestaaten der GUS, dem
Balkan, der Türkei, dem Nahen und Mittleren Osten,
Nordafrika, USA und Japan.
Chi­na wird als Markt heute noch als eher schwierig angesehen, dürfte sich jedoch mittelfristig auch
für deutsche Anbieter für deren höher veredelte
Premiumerzeug­nis­se zu einem wichtigen Markt entwickeln lassen.
Diese Länder haben allerdings ein differenziertes Interesse an unterschiedlichen Erzeugnissen (sie­he unten).
Länderbetrachtungen im Detail
Russland
Russland ist derzeit der größte Abnehmer deutscher
Milcherzeugnisse in Drittländern; insbe­sondere bei
Käse. (2007 rd. 30°% des Drittlandsumsatzes aller
Milcherzeugnisse und mehr als 52 % des Wertes der
Drittlands-Käseexporte);
Tendenz aktuell über alle Milcherzeugnisse positiv (+23 % gegenüber Vorjahresperiode). Einzelne
Produktgruppen wie Joghurt, Butter, Milchgetränke
und Käse erfahren im gleichen Zeitraum Steigerungen zwischen 24 und 39 %, Trockenmilcherzeugnisse
ohne Molkenpulver auf geringem Niveau sogar 93 %.
Japan
Stabiler Abnehmer deutscher Milcherzeugnisse insbesondere Käse zur weiteren Verarbeitung (Pizzabelag); beim Käse für den Endverbraucher gibt es noch
Absatzpotenzial.
Arabische Länder/Mittlerer Osten
(Saudi-Arabien, Algerien, Libyen,
Kuwait u.a.)
Die Steigerungsraten in den letzten Jahren waren
beträchtlich; weiteres Absatzpotenzial bei Hochpreisprodukten.
Schweiz
Seit Öffnung des Marktes 2003 deutliche Steigerungen
der Exportmengen
Käse um 100 %
Joghurt um 400 %
Butter um 1.000 %
Absatzpotenzial liegt bei hochwertigen Qualitäten.
Aktuell im 1. Halbjahr 2008 liegen die Exportsteigerungen bei Milcherzeugnissen bei 20 % gegenüber
dem Vorjahreszeitraum. Besonders positiv ist die
Entwicklung bei Joghurt (+47 %), Molke und Molkenpulver (+54 %) sowie Käse (+54 %).
USA
Rückläufige Tendenz beim nach wie vor umfangreichen Käseexport.
Absatzpotenzial liegt bei hochpreisigen Spezialitäten.
18
China, Taiwan, Korea
Hohe Zuwachsraten in den letzten Jahren, insbesondere bei Käse.
China: Milch und Milcherzeugnisse sind in China vergleichsweise „junge Produkte“. In der traditionellen
chinesischen Ernährung spielte Milch keine Rolle. Seit
dem Jahr 2000 zeigt sich eine Trendwende mit hoher
Dynamik. Der gesamte chinesische Import von Milch
und Milcherzeugnissen bewegt sich auf niedrigem
Niveau. Schwerpunkte sind Milcherzeugnisse, die
hauptsächlich der Weiterverarbeitung dienen, vor
allem Milch- und Molkepulver. Die Käseimporte bewegen sich zwar auf niedrigem Niveau, weisen aber
hohe Wachstumsraten auf.
Lieferungen aus Deutschland nach China umfassen
im Wesentlichen Molkenerzeugnisse, Industriekäse zu
Pizzaverwendung, Schimmel- und vor allem Schmelzkäse. In der Halbjahresbilanz 2008/2007 steigt der
Export von Molke und Molkenpulver nochmals um
74 %, von frischer Milch und Rahm um 20 % und von
Milchgetränken auf sehr niedrigem Ausgangsniveau
um mehr als 500 %.
Indien
Hohe Zuwachsraten auf niedrigem Niveau.
Mangelhafte Infrastruktur, vor allem schlechte Verkehrswege und fehlende Kühlketten behinderten bisher ein verstärktes Engagement deutscher Anbieter.
19
Marktbeobachtung sollte intensiviert werden, da bei
Überwindung der Hemmnisse kaufkräftige Nachfrage
bedient werden kann.
Kuba
Kontinuierliches Wachstum über die letzen Jahre
zeichnet diesen Markt aus. Eine Verbesserung der
Lage der Bevölkerung dürfte sich wegen der früheren
positiven Beziehungen zum östlichen Teil Deutschlands nutzen lassen und so müssten sich durchaus
Vorteile gegenüber US-amerikani­schen und anderen
Anbietern nutzen lassen.
Afrika
Mit der Verbesserung der Situation der Bevölkerung
und mit stabilerem Einkommen scheinen viele afrika­
nische Staaten mittelfristig nicht zur Deckung des
Bedarfs an Milcherzeugnissen in der Lage zu sein, so
dass hier bei entsprechend günstiger Weltmarktlage und nicht zu ungünstiger Pa­rität zum US-Dollar
gute Möglichkeiten zur Vermarktung von deutschen
Produkten bestehen sollten. Chancen für deutsche
Produkte sind vorhanden. Länder wie Saudi-Arabien
und Nigeria gehören bereits jetzt zu den wichtigsten Drittlandsdestinationen anderer europäischer
Konkurrenten wie beispielsweise den Niederlanden
(Tabelle 7).
3.3 Wettbewerbsfähigkeit
der deutschen
Milchwirtschaft
3.3.1Milchviehhaltung
Struktur
In Deutschland gibt es derzeit rund 100 Tsd. Milchviehhalter, die durchschnittliche Bestandsgröße
beträgt etwas unter 40 Milchkühen pro Betrieb. Seit
1990 haben sich die Milchkuhbestände um 36 % und
die Anzahl der Halter um 62 % reduziert. Pro Betrieb
hat sich die Bestandsgröße im gleichen Zeitraum
um 67 % erhöht und die Milchproduktion mehr als
verdoppelt (131 %) (ZMP, 2007).
Die wichtigsten Bundesländer für die Milcherzeugung
sind Bayern und Niedersachsen. In den süddeutschen
Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg sinken die Milchkuhbestände überdurchschnittlich stark.
Es handelt sich um die Bundesländer mit der kleinsten durchschnittlichen Bestandsgröße (weniger als
25 Milchkühe je Betrieb).
Durch die Reformen der GAP hat der Einfluss der
Weltmarktpreise zugenommen und den Marktkräften wird mehr Raum eingeräumt. Der Wettbewerb
gewinnt dadurch an Bedeutung. Auch unter der gegenwärtigen Milchquotenregelung ist zu beobachten,
dass sich die Milcherzeugung zunehmend auf den
wettbewerbsfähigen Standorten konzentriert (Iser­
meyer et al., 2006, S. 47 ff.).
Produktionskosten
Bei den Kosten der Milchproduktion hat Westeuropa
deutliche Nachteile gegenüber anderen Regionen zu
verzeichnen. Durchschnittlich kostet die Erzeugung
von 100 kg Milch in den Regionen Mittel- und Ost­
europa, Afrika, Südamerika, Asien, Ozeanien zwischen 17 bis 20 Euro. Demgegenüber sind die Kosten
in Nordamerika mit ca. 32 Euro und in Westeuropa
mit bis zu ca. 40 Euro deutlich höher (Wocken et al.,
2008, S. 48).
Flächenkonkurrenz
Mit zunehmender Liberalisierung und Reformierung
der Gemeinsamen Agrarpolitik stellt sich die Frage
nach der zukünftigen Bedeutung und Entwicklung
des Flächenwettbewerbs zwischen Acker, Energiepflanze und Grasland. Nach der Entkopplung der
Direktzahlungen sollte in zunehmenden Maße die
Rentabilität der einzelnen Produktionszweige die
Produktionsentscheidung der landwirtschaftlichen
Betriebe beeinflussen. Damit ist die Nutzung der
landwirtschaftlichen Flächen als Ackerbau, Energiepflanzenanbau oder als Grünland von den in Zukunft
zu erwartenden Kosten und Preisen abhängig. Die
Rentabilität der Milchproduktion im Vergleich zur
Bioenergieproduktion und damit die Konkurrenz zwischen Futter- und Energiepflanzenanbau hängt unter
anderem vom Fortbestehen der staatlichen Förderung
für die Bioenergieproduktion ab.
Flächen mit Höhenlagen und starken Hangneigungen
eignen sich fast ausschließlich für die Haltung von
Wiederkäuern. Dabei stellt die Milchproduktion aber
nur einen der möglichen Produktionszweige dar, und
sie konkurriert je nach Kosten- und Preisverhältnissen
mit Rindermast, Schaf- oder Ziegenhaltung und mit
dem reinen Offenhalten der Flächen durch Mulchen.
20
3.3.2Molkereien
Struktur
Die deutschen Molkereien sind überwiegend klein
und mittelständisch strukturiert. Die Anzahl der
Unternehmen ist in den vergangenen Jahren stark
gesunken. Zur Zeit gibt es 105 Unternehmen, die an
etwa 250 Betriebsstätten produzieren.
Die Struktur der deutschen Milchwirtschaft hält
bisher hinsichtlich ihres Umsatzes einem Vergleich
mit wichtigen „global-players“ nicht Stand. Selbst die
größten deutschen Unternehmen liegen international alle weit hinter wichtigen, am Weltmarkt tätigen
Unternehmen – selbst aus der EU (Arla, Campina,
Danone) – zurück. Das größte deutsche Unternehmen
findet sich nach einer Aufstellung des European Dairy
Magazine (2007, S. 10) international erst auf Platz 19,
in der EU auf Platz 9.
Die teilweise sehr unterschiedlichen Interessen der
vielen deutschen Unterneh­men sowie die Austauschbarkeit einzelner Lieferanten durch die marktbestimmenden Handelsunternehmen erschweren mögliche
gemeinsame Aktivitäten. So ist festzustellen, dass
das jahrelang gemeinschaftlich betriebene Deutsche
Milchkontor (Exportkontor) der genossenschaftlich
orga­nisierten Molkereien aufgelöst wurde und Exporte nun von den Unternehmen selbst oder durch Zwischenhändler durchgeführt werden. Eine Übersicht
zu den 20 bedeutendsten Molkereien in Deutschland
findet sich in Tabelle 9.
Tabelle 9 Top-20-Molkereien in Deutschland
Molkerei
Umsatz (Mio. €)
Milchmenge (Tsd. t)
Nordmilch (Konzern)
1 940
4 190
Humana (Gruppe)
1 900
2 474
(Gruppe)1)
1 270
1 735
Hochwald
1 001
1 831
Hochland
900
540
Molkerei A. Müller
Bayernland/Domspitzmilch
860
368
Campina Deutschland
788
951
Zott
620
774
Ehrmann (Konzern)
613
540
Danone
582
330
Meggle
560
–
Naabtaler
505
440
Milch-Union Hocheifel
462
922
Omira/Neuburger
404
806
BMI (Gruppe)
387
547
Allgäuland-Käsereien
360
592
Goldsteig
350
710
frischli
325
650
Uelzana (Konzern)
303
409
Hansa-Milch
301
671
1) ohne Weihenstephan und Müller UK
Quelle: Wocken et al. (2008, S. 41) nach Deutsche Milchwirtschaft (2007, S. 10-11)
21
Zwischen Milcherzeugern und Molkereien existiert
eine wechselseitige hohe Abhängigkeit: Milchbetriebe
sind in der Regel stark spezialisiert und beziehen ihr
Einkommen aus Milch-, Schlachtvieh- und Kälber­
verkäufen sowie Prämienzahlungen. Der Anteil der
Rohstoffkosten für Milch am Gesamtumsatz der
Molkereien beträgt nach Schätzungen durchschnittlich 40 %; bei Markenartiklern wie Danone jedoch
lediglich etwa 25 %, bei Nicht-Markenartiklern wie
beispielsweise Milch-Union Hocheifel etwa 60 %. Andere Schätzungen gehen je nach Produkt von einem
Anteil der Rohstoffkosten am Gesamtumsatz von
60 – 90 % aus (Wocken et al., 2008, S. 51.). Markenartikler vermarkten einerseits einen höheren Anteil
hochpreisiger Produkte und tragen andererseits
höhere Kosten beispielsweise für Forschung und Entwicklung.
Nach einer Studie von Maack, Kreft und Voss (2005)
realisieren private Molkereien durchschnittlich mehr
als doppelt so viel Umsatz aus einem Kilo Milch wie
Genossenschaften. Mehr Umsatz führt auch zu mehr
Beschäftigung pro kg Milch bei den Privatunternehmen. Der hohe Kostenfaktor Milch führt bei Genossenschaften zu stärkerem Kostendruck und weniger
Möglichkeiten zu Investitionen in Innovationen.
Durch die Mitbestimmung der Mitglieder besteht ein
Konflikt zwischen hohen Erzeugerpreisen und der
Bereitstellung von Finanzmitteln für Investitionen
in zukünftige Märkte. Genossenschaften sind unter
anderem deshalb stärker auf Massengeschäfte ausgerichtet. Es herrscht Wachstum durch Konzentration
(Fusionen) vor (Wachstum von außen). Privatunternehmen setzten stärker auf Markenprodukte und die
Erschließung von Auslandsmärkten, und sie wachsen
durch Innovationen (Wachstum von innen).
Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel ist sehr viel
stärker konzentriert als der deutsche Milch verarbeitende Sektor. Zudem führt die bestehende Überkapazität im Molkereisektor zu Verhandlungsnachteilen
gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel.
Deutsche Molkereien konnten und können ihre
Produkte auf einem großen heimischen und europäischen Markt vermarkten. Rest- und Überschussmengen konnten in der Vergangenheit in
der Intervention oder über subventionierte Exporte
abgesetzt werden. Mit zunehmender Liberalisierung
fallen staatliche Stützungsmaßnahmen weg und der
Wettbewerbsdruck auf den traditionellen heimischen
und europäischen Märkten wird stärker. Gerade für
Genossenschaften ist der Anpassungsdruck auf Grund
ihrer Produktstruktur besonders groß. Es bleibt abzuwarten, inwieweit strategische Anpassungen von den
Mitgliedern mitgetragen werden.
22
Weltmarktpreise diese Kostennachteile ungünstig auf
die Exportmöglichkeiten aus. Es ist fraglich, ob das
Instrument Exporterstattung wieder wie zuvor von
der EU-Kommission eingesetzt wird. Langfristig muss
davon ausgegangen werden, dass die Exporterstattungen der EU auslaufen.
Bei der Ausfuhr von Milcherzeugnissen beispielsweise
auf asiatische Märkte weisen Exporte aus Deutschland
Transportkostennachteile gegenüber Anbietern aus
Australien, Neuseeland oder den USA auf.
Tarifäre Hemmnisse
3.4Hemmnisse für
den Export von
Milcherzeugnissen
Zahlungsverkehr
Die überwiegend gebräuchliche Fakturierung im internationalen Handelsverkehr erfolgte bisher zumeist
– auch aus Vereinfachungsgründen – in US-Dollar.
Dies birgt seit geraumer Zeit erhebliche Risiken für
die Vertragspartner, die wenigstens zum Teil durch
allerdings kostspielige Sicherungsmaßnahmen „entschärft“ werden können.
Vertreter der EU-KOM schlugen wiederholt vor, zur
Umgehung dieser währungsbedingten Risiken für
einen erfolgreichen Ab­schluss, europäischen Vertragsbeteiligten die Fakturierung in Euro zu empfehlen.
Kostennachteile
Die strukturell bedingten höheren Produktionskosten und das in der EU vom Weltmarkt abgekoppelte
höhere Preisniveau führen zu Wettbewerbsnachteilen
der deutschen Molkereiwirtschaft im internationalen
Handel. Diese wurden in der Vergangenheit teilweise durch Exporterstattungen ausgeglichen. Bedingt
durch die Milchmarktreform von 1999 und 2003 und
den Anstieg der Weltmarktpreise in 2007 werden
seit dem 15. Juni 2007 von EU-Seite keinerlei Export­
erstattungen für Milcherzeugnisse mehr gewährt.
Da sich deutsche Milcherzeugnisse in qualitativer Hinsicht insbesondere bei den Exportprodukten Butter,
Vollmilchpulver, Magermilchpulver und Standardkäse
nicht entscheidend von den Produkten anderer Wettbewerber absetzen, wirken sich im Falle sinkender
23
Einige Länder belegen und belegten Milchimporte aus
der EU mit hohen Einfuhrzöllen. Für Käse beispielsweise wurden im Jahr 2004 von folgenden Ländern
die höchsten Einfuhrzölle (in Klammern) erhoben: Island (183 %), Tunesien (133 %), Israel (114 %), Nigeria
(100 %) und Türkei 2) (99 %). Ein Überblick zu anderen
Produktgruppen mit den höchsten Einfuhrzöllen für
EU-Milchexporte findet sich im Anhang. Allerdings
hat die EU im Zuge von bilateralen Abkommen wie
dem Mittelmeer-Abkommen zwischenzeitlich Handels­
erleichterungen bei Milchprodukten mit einigen Ländern wie Algerien, Ägypten, Tunesien, Marokko, Israel
und Libanon erreicht. Mit den ASEAN-Staaten 3) ist
ein Freihandelsabkommen angestrebt, mit Indien in
Verhandlung. Ebenfalls verhandelt werden Koopera­
tionsabkommen mit Indonesien, Malaysia, Singapur,
Thailand und Vietnam.
Nichttarifäre Bestimmungen
Auch beim Export von Milchprodukten zeigt sich die
zunehmende Bedeutung nichttarifärer Handelshemmnisse. Gegenwärtig sind das schleppende Zulassungsverfahren für aus pasteurisierter Milch hergestellte
Importprodukte in den USA und Vorschriften über
die Proteinzusammensetzung von Käse in Kanada
besonders bemerkenswert. In den für nichttarifäre
Handelsbeschränkungen zuständigen WTO-Ausschüssen kritisiert die Europäische Kommission, unterstützt
von Deutschland und anderen EU-Mitgliedstaaten,
derartige Maßnahmen. Wenn eine einvernehmliche
Konfliktbeilegung nicht gelingt, kann die EU auch
ein förmliches Streitbeilegungsverfahren einleiten
und gegebenenfalls Strafzölle auf Importe aus diesen
Ländern erheben.
2)
Bei der Zollunion mit der Türkei sind Agrar- und Ernährungsgüter
ausgenommen, deshalb werden dort bei der Einfuhr bis zu 200 %
des Warenwertes als Einfuhrzoll erhoben. Verhandlungsbemühungen zur Ausdehnung der Zollunion auf den Agrarbereich blieben
bisher ohne Erfolg.
3)
Thailand, Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur, Brunei, Vietnam, Myanmar, Laos, Kambodscha.
Veterinärrechtliche Bestimmungen
Die veterinärhygienischen Anforderungen beim
Handel in Drittländer werden nach den internationalen Normen grundsätzlich vom Einfuhrland gestellt.
Naturgemäß und wegen der üblichen Behandlungsverfahren sind die für Milch- bzw. Milchprodukte
geltenden Hygienebedingungen weniger komplex als
zum Beispiel für Fleisch. Von BSE bedingten Einfuhrverboten sind Milchprodukte im Regelfall ausgenommen. Der Handel mit vielen Drittländern basiert daher auf Zertifikaten zwischen den Handelsbeteiligten.
Im Falle von Störungen beim Handel zum Beispiel
durch Übersetzungsfehler oder nicht zertifizierbare
Veterinärgarantien steht das BMELV in Kontakt mit
dem jeweiligen Drittland. Wo erforderlich stimmt
das BMELV bilaterale Zertifikate mit dem Veterinärdienst des Drittlandes ab und gibt Hilfestellung
bei der Ausstellung von Veterinärbescheinigungen
durch die Bundesländer. Für die nachstehend aufgeführten Länder wurden Veterinärbescheinigungen
für die Ausfuhr von Milch und Milcherzeugnissen aus
Deutschland abgestimmt:
óArgentinien
(wärmebehandelte Milch) (20.04.2005);
óChina
(Milcherzeugnisse) (15.11.2007);
óRussland
(Milch und Milcherzeugnisse) (11.08.2006) (EU);
óTunesien
(Milcherzeugnisse) (10.11.2006).
Aktuell in Verhandlung befinden sich Veterinärbescheinigungen für die Länder Weißrussland und – als
Mandat der EU-Kommission – USA. Derzeit gibt es
keine weiteren Anfragen aus der Wirtschaft.
3.5Maßnahmen des BMELV
zur Förderung deutscher
Milchexporte
Das BMELV fördert den Export deutscher Agrar- und
Ernährungsprodukte und insbesondere deutscher
Milchprodukte auf verschiedene Weise:
óMilchprodukte sind Teil der Exportförderstrategie
des BMELV;
óAbstimmung von bilateralen Veterinärzertifikaten;
óOrganisation und Durchführung von Delegationsreisen zur Kontaktaufnahme mit ausländischen
Firmen (Indien, Kasachstan, China, Japan,
Südkorea).
óDie Verbände sind zu verstärkter Kooperation
eingeladen, beispielsweise durch:
•Branchengespräche zum Informationsaustausch
mit Vertretern von Verbänden, CMA und
Exporteuren sowie dem BMELV;
•Identifizierung besonders interessanter
Erzeugnisgruppen und Regionen (z.B. Osteuropa,
Südostasien);
•Beteiligung an Auslandsmessen (ProdExpo in
Moskau, Foodex in Tokio, SIAGRIM in Marokko)
in Verbindung mit Messe begleitenden
Veranstaltungen;
•verstärkte Kooperation mit der CMA
= Fertigung von Marktanalysen für bestimmte
kaufkräftige Regionen;
= gemeinsame Messeauftritte.
24
4 Zusammenfassung
Die deutschen Milchexporte sind wertmäßig im
Zeitraum 2003 – 2006 durchschnittlich um 2,9 %
gestiegen, 2007 sogar um 18,7 %. Mit etwa 40 % stellt
Käse für Deutschland die wichtigste Produktgruppe
für den Export dar, gefolgt von Molke, Milch- und
Molkenpulver (19 %) sowie der Gruppe Milch und
Rahm (13 %). Mengenmäßige Exportsteigerungen
konnten insbesondere bei Käse, Joghurt und bei den
Erzeugnissen Milchgetränke, Speiseeis und Kasein
verzeichnet werden.
Die Marktprognosen vom OECD und FAO bis zum Jahr
2017 weisen beim Import von Milcherzeugnissen den
stärksten Zuwachs für folgende Ländern aus:
óKäse: Russland, Mexiko, USA, Ägypten und Japan
óButter: Russland, Saudi-Arabien und Pakistan
óMagermilchpulver: Mexiko, China,
Saudi-Arabien, Indonesien und Malaysia
óVollmilchpulver: China, Saudi-Arabien,
Indonesien, Bangladesch und Algerien
Bei Frischmilchprodukten ist wegen der begrenzten
Haltbarkeit und der hohen Transportkosten das Exportpotenzial als begrenzt einzuschätzen. In der
EU-27 geht die Nachfrage nach Butter, Magermilchpulver und Vollmilchpulver weiterhin zurück.
Weltweit wird sich entsprechend der steigenden
Nachfrage nach Milcherzeugnissen in Nicht-OECDLändern die Milchproduktion außerhalb der OECD
überdurchschnittlich positiv entwickeln.
Länder, die sich als Destinationen für deutsche
Milcherzeugnisse auf Grund der räumlichen Nähe
eignen sind Russland und die Nachfolgestaaten der
GUS, der Balkan, die Türkei, der Nahe und Mittlere
Osten sowie Nordafrika. Weiterhin sind die USA,
Japan, China und Indien auf Grund ihrer aktuellen
oder erwarteten Kaufkraft von Bedeutung.
Die zunehmende Liberalisierung und der damit
verbundene Wettbewerbsdruck erhöhen das Risiko,
dass die deutsche Milchwirtschaft Marktanteile auf
traditionellen Märkten verliert. Es stellt sich die Frage,
inwieweit die deutsche Milchwirtschaft an dem Verbrauchsanstieg außerhalb der EU partizipieren kann.
Molkereien, die ihren Umsatz hauptsächlich im
Massengeschäft erwirtschaften, müssen zu niedrigen
Preisen und Kosten (Kostenführerschaft) produzieren. In hochpreisigen Segmenten mit hoher Wert­
schöpfung hingegen müssen Finanzmittel für Inves-
25
titionen und Innovationen bereitgestellt werden, um
eine Qualitätsführerschaft aufrechtzuerhalten. Die
Ausführungen zur Wettbewerbsfähigkeit zeigen, dass
deutsche Molkereien im internationalen Vergleich
eher als klein einzustufen sind und Vorteile durch
Kostendegression bei Produktion und Logistik deshalb
nicht zwangsläufig erwirtschaftet werden. Inwieweit
mittel- und langfristig eine erfolgreiche Vermarktung
von Milcherzeugnissen mittels Kostenführerschaft erfolgen kann, erscheint fraglich. Die Entwicklung und
Vermarktung hochpreisiger Milchprodukte hingegen
erfordert Geschäftsstrategien, die auf Innovationen
beruhen. Die deutsche Milchwirtschaft muss sich
dieser Herausforderung stellen.
Die Maßnahmen des BMELV zur Förderung von
Milchexporten sind vielfältig. Sie beinhalten politi­
schen Aktivitäten zur Öffnung von Märkten (u.a. bei
Veterinärproblemen), die Organisation von Export
fördernden Veranstaltungen (Fachkongresse, Delegationsreisen mit Vertretern der deutschen Agrar- und
Ernährungswirtschaft in Drittländer) oder Messe­
beteiligungen. Der Bereich Milch stellt einen Haupt­
schwerpunkt der Exportförderstrategie des Ministeriums dar. Ministeriumsintern wird die Koordination
und Organisation der Exportförderung von einer
eigens zu diesem Zweck gegründeten Projektgruppe
unterstützt.
5 Anhang
5.1Anhangstabelle
Importzölle in Drittländern für Einfuhren
von EU-Milcherzeugnissen, 2004
Importzoll
%
Land
286,3 Island
Zolllinie1)
HS-Code
Zolllinie
Beschreibung der Zolllinie
Handelswert2)
Tsd. USD
0402 milk and cream, concentrated or sweetened
101
8 342
281,7 Schweiz
0402 milk and cream, concentrated or sweetened
267,3 Norwegen
0404 whey & milk products nesoi, flavored etc. or not
930
239,1 Schweiz
0404 whey & milk products nesoi, flavored etc. or not
3 165
231,0 Japan
0404 whey & milk products nesoi, flavored etc. or not
36 275
219,4 Island
0401 milk and cream, not concentrated or sweetened
99
215,0 Japan
0401 milk and cream, not concentrated or sweetened
339
204,0 Tunesien
0403 buttermilk, yogurt, kephir etc, flavored etc or not
200,0 Tunesien
0401 milk and cream, not concentrated or sweetened
6 828
194,0 Japan
0403 buttermilk, yogurt, kephir etc, flavored etc or not
1 257
183,3 Republik Korea
0402 milk and cream, concentrated or sweetened
2 892
183,2 Island
0406 cheese and curd
1 552
172,0 Israel
0401 milk and cream, not concentrated or sweetened
16
69
161,0 Norwegen
0401 milk and cream, not concentrated or sweetened
174
156,9 Kanada
0405 butter and other fats and oils derived from milk
7 378
154,9 Schweiz
0403 buttermilk, yogurt, kephir etc, flavored etc or not
2 225
150,0 Türkei
0401 milk and cream, not concentrated or sweetened
150,0 Türkei
0402 milk and cream, concentrated or sweetened
13 614
714
149,5 Norwegen
0402 milk and cream, concentrated or sweetened
675
143,1 Kanada
0401 milk and cream, not concentrated or sweetened
1 138
141,0 Barbados
0401 milk and cream, not concentrated or sweetened
86
133,6 Tunesien
0405 butter and other fats and oils derived from milk
3 147
133,4 Japan
0405 butter and other fats and oils derived from milk
12 642
133,0 Tunesien
0406 cheese and curd
129,1 Israel
0402 milk and cream, concentrated or sweetened
16 930
123,0 Kanada
0406 cheese and curd
99 125
120,9 Norwegen
0403 buttermilk, yogurt, kephir etc, flavored etc or not
385
119,0 Kanada
0402 milk and cream, concentrated or sweetened
942
4 907
113,8 Israel
0403 buttermilk, yogurt, kephir etc, flavored etc or not
112,6 Norwegen
0405 butter and other fats and oils derived from milk
1 231
866
110,3 Kanada
0403 buttermilk, yogurt, kephir etc, flavored etc or not
305
109,4 Türkei
0403 buttermilk, yogurt, kephir etc, flavored etc or not
109,0 Marokko
0401 milk and cream, not concentrated or sweetened
605
1 506
26
Importzoll
%
Land
Zolllinie1)
HS-Code
Zolllinie
Beschreibung der Zolllinie
Handelswert2)
Tsd. USD
107,9 Kanada
0404 whey & milk products nesoi, flavored etc. or not
8 142
107,6 Israel
0406 cheese and curd
5 775
101,3 Israel
0405 butter and other fats and oils derived from milk
1 184
100,2 Marokko
0402 milk and cream, concentrated or sweetened
100,0 Seychellen
0403 buttermilk, yogurt, kephir etc, flavored etc or not
100,0 Nigeria
0405 butter and other fats and oils derived from milk
6 390
100,0 Nigeria
0406 cheese and curd
1 657
100,0 Barbados
0402 milk and cream, concentrated or sweetened
3 207
0405 butter and other fats and oils derived from milk
7 747
99,2 Schweiz
0401 milk and cream, not concentrated or sweetened
12 093
97,2 Türkei
0406 cheese and curd
14 120
96,0 Namibia
0402 milk and cream, concentrated or sweetened
344
96,0 Swasiland
0402 milk and cream, concentrated or sweetened
1 072
96,0 Lesotho
0404 whey & milk products nesoi, flavored etc. or not
3
95,0 Botswana
0406 cheese and curd
2
95,0 Namibia
0406 cheese and curd
279
95,0 Südafrika
0406 cheese and curd
8 124
95,0 Swasiland
0406 cheese and curd
140
94,2 Norwegen
0406 cheese and curd
35 698
99,4 Türkei
28
86,1 Südafrika
0404 whey & milk products nesoi, flavored etc. or not
84,5 Namibia
0403 buttermilk, yogurt, kephir etc, flavored etc or not
40
84,5 Swasiland
0404 whey & milk products nesoi, flavored etc. or not
52
7 563
79,0 Namibia
0405 butter and other fats and oils derived from milk
155
78,2 Südafrika
0405 butter and other fats and oils derived from milk
2 788
75,0 Jamaika
0401 milk and cream, not concentrated or sweetened
226
1) Die sechsstelligen Zolllinien des Harmonized System wurden zu vierstelligen Gruppen aggregiert.
0401
Milch und Rahm, frisch
0402
Milch und Rahm, konzentriert oder gesüßt
0403
Buttermilch, Joghurt, Kephir
0404
Molke- und andere Milchprodukte
0405
Butter
0406
Käse
2) Einfuhrwert der Milchprodukte aus der EU in das jeweilige Land. Bsp.: Island importierte im Jahr 2004 Milch und Rahm (konzentriert oder gesüßt)
aus der EU im Wert von 101 Tsd. USD mit einem Importzoll von 286,3 %.
Quelle: vTI-MA, berechnet auf Grundlage der Datenbanken COMTRADE (United Nations Commodity Trade Statistics Database)
und MAcMap (Market Access Map)
27
22 934
5.2 Quellenverzeichnis
5.3Abkürzungsverzeichnis
Deutsche Milchwirtschaft (2007): Die umsatz­
stärksten Mopro-Anbieter 2007. Deutsche Milchwirtschaft Spezial. Gelsenkirchen.
BLE
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung
BMELV
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
European Dairy Magazine (2007): World Dairy
Situation 2007. S. 10-12.
Isermeyer, F. et al. (2006): Analyse politischer
Handlungsoptionen für den Milchmarkt (Studie
im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz).
Braunschweig, Kiel.
www.vti.bund.de/de/institute/ma/publikationen/sonstige/
mm_studie_2006_de.pdf.
Maack, K., Kreft, J. und Voss, E. (2005): Zukunft der
Milchwirtschaft - Auswirkungen von EU-Agrarreform,
Strukturwandel und Internationalisierung. Edition
der Hans-Böckler-Stiftung, Nr. 155.  Düsseldorf.
OECD (2004): An Analysis of Dairy Policy Reform and
Trade Liberalisation/An Analysis of International dairy
Trade Liberalisation (OECD-Dokument COM/AGR/TD/
WP(2004)20/FINAL) Paris.
OECD-FAO (2008): The OECD-FAO Agricultural
Outlook, 2008-2017. (OECD-Dokument TAD/CA/APM/
WP(2008)5) Paris.
Porter, M. E. (1990): Wettbewerbsstrategie: Methoden
zur Analyse von Branchen und Konkurrenten. 6. Aufl.,
Frankfurt/Main, New York.
Wocken, C. et al. (2008): Der Markt für Milch und
Milcherzeugnisse. Agrarwirtschaft, Jg. 57, Heft 1,
S. 36-58.
ZMP (2007): ZMP-Marktbilanz Milch 2007: Deutschland, Europäische Union, Weltmarkt. Bonn.
29
CMA
Centrale Marketing-Gesellschaft der
deutschen Agrarwirtschaft, Bonn
FAO
Food and Agricultural Organization (Welternährungsorganisation der Vereinten
Nationen, Rom)
OECD
Organisation for Economic Co-operation
and Development (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Paris)
vTI-MA
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Institut für Marktanalyse und Agrarhandelspolitik, Braunschweig
ZMP
Zentrale Preis- und Marktberichtsstelle,
Bonn
30
Herausgeber
Bundesministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)
11055 Berlin
Ansprechpartner
Referat 624 „Internationale Projekte, Koordinierung der Exportangelegenheiten“
Text
Dr. Günter Peter
Stand
Oktober 2008
Gestaltung
design_idee_erfurt
Druck
BMELV
Foto/Bildnachweis
A1PIX/OPN, www.bilderbox.de, www.oekolandbau.de/BLE/Thomas Stephan, Dominic Menzler
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