Pdf - Hi!Tech

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Pdf - Hi!Tech
Das Innovationsmagazin
1 | 09
April 2008, € 2,50
hi!tech
von Siemens Österreich
Green IT
Beim Footprint
zählt mehr als der
Energieverbrauch
Zeit ist
Leben
Neue Technik für
die Rettung von
Schwerstverletzten
Fahrerlos
Bahnen fahren
schon automatisch,
Autos könnten es
Strom
wird smart
Intelligente Netze und kluge Zähler
für die Energiewelt von morgen
www.hitech.at
JUNG v.MATT/Donau
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erhalten Sie in Ihrer Bank Austria Filiale, telefonisch über die InfoLine 05 05 05-25 und natürlich
im Internet unter www.bankaustria.at
Start
hi!tech
Editor ial
Liebe Leserin, lieber Leser!
Verfügbarmachung und effiziente Nutzung
von Strom wird in einer neu und nachhaltig
entworfenen Energiewirtschaft eine wichtige
Rolle spielen. In der für die Zukunft prognostizierten Electric Society soll die Stromerzeugung dezentraler als bisher auch mithilfe von
Wind, Sonne und Minikraftwerken im Haushalt, wie Brennstoffzellen oder Brennwertkesseln, erfolgen. Daraus ergeben sich neue
Herausforderungen für die Versorgungssicherheit oder die Netzbelastung, denn die
Stromlieferungen von alternativen Energiequellen oder Haushalten können stark schwanken. Vernetzt zu einem virtuellen Kraftwerk,
bilden sie allerdings einen durchaus stabilen
und besonders klimafreundlichen Faktor im
großen Stromnetz. Voraussetzung dafür ist
die Verknüpfung von zentralen und lokalen
Netzen zu einem intelligenten Netz, einem
Smart Grid, das Siemens mit modernen Kommunikations- und Managementtools aufbauen kann. Zumindest ebenso wichtig für unsere
Energiezukunft ist es, Strom so effizient wie
möglich zu nutzen. Dazu kann AMIS, ein intelligenter Stromzähler von Siemens, beitragen,
der als Smart Metering eine schnelle Verbindung zum Energieversorger herstellt, für eine
Optimierung des Stromverbrauchs im Haushalt sorgt und gleichzeitig Stromlieferungen
ermöglicht.
Außerdem finden Sie in diesem Magazin Artikel über Green IT, Energieeffizienz in der
Industrie, vollautomatisches Fahren, das Jahr
der Astronomie und Hightech zur Behandlung von Schwerverletzten.
Brigitte Ederer
Vorstandsvorsitzende von Siemens Österreich
PS: Besuchen Sie auch die neue hi!tech-Homepage. Unter www.hitech.at finden Sie laufend
aktuelle News über nützliche Innovationen
und natürlich die E-Books unserer Hefte.
hi!tech ist nun auch auf www.derstandard.at
im Channel Innovation vertreten.
hi!tech 01|09
03
1|09
hi!tech – das Innovations-Magazin von Siemens
Inhalt
cover
Wie Technik auf den
Menschen, die Gesellschaft
und die Umwelt wirkt
hi!biz
Gewinn mit neuen Produkten,
Verfahren, Werkstoffen,
intelligenter Kommunikation
Grafik | Christina Lehner
Foto | Getty Images
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIllllllllllllllllllllllllllllllllII
I mp r e s s u m
hi!tech – Das Innovationsmagazin von Siemens
Österreich Herausgeber und Medieninhaber
Siemens AG Österreich, Siemensstraße 92,
1210 Wien Mit der Herausgabe beauftragt
Mag. Gerald Oberlik Corporate Communications (CC) Chefredaktion Dkfm. Elisabeth
Dokaupil CC Redaktion Mag. Claus-Dieter Gerhalter, Ursula Grablechner, Markus Honsig,
Klemens Lendl, Günther Schweitzer Anzeigen
Gabriele Groulik Fotoredaktion, Vertrieb Sabine
Nebenführ, Mevla Sales
Telefon 05 17 07-222 07 Fax 05 17 07-53000
Grafische Gestaltung Sajovic & Augustin Litho
Repro Zwölf Druck Druckerei Berger, Horn. Mitglied im Verband für integrierte Kommunikation.
[email protected]
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Adressänderungen bitte direkt an:
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E-Book ClaAn, www.claan.org
06
22
Coverstory: Electric Society. . . . . . . 06
Der IT-Footprint zählt. . . . . . . . . . . . 22
Strom ist der Energieträger der Zukunft. Er ist
aus sauberen regenerativen Energiequellen herstellbar, und seine Nutzung hinterlässt keine
unerwünschten Rückstände. Allerdings muss
seine Erzeugungs-, Verteilungs- und Nutzungskette technologisch modernisiert werden.
Es geht nicht nur um den Energie-, sondern um
den gesamten Ressourcenverbrauch.
Strom wird intelligent . . . . . . . . . . . 08
Smart Metering und Smart Grids, kluge Zähler
im Haushalt und verknüpfte Netze, werden
dazu beitragen, auch Energie aus regenerativen
Quellen optimal zu nutzen und den Energieverbrauch zu reduzieren.
Nicht anders, sondern besser . . . . . . 14
Michael Weinhold, Leiter der Innovation bei
Siemens Energy, über die nächsten großen Themen der Energieforschung.
Energie – elektrisch und persönlich 15
Essay von Helmut A. Gansterer.
Antrieb zum Sparen . . . . . . . . . . . . . 26
Drehzahlvariable Antriebe und neue Motoren
senken den Energieverbrauch der Industrie.
Durchgängig digital . . . . . . . . . . . . . 30
Hohe Geschwindigkeit, Flexibilität und Qualität
bei niedrigeren Kosten: das bringt PLM.
Infrastruktur in der Spur . . . . . . . . . . 32
Schladming bereitet sich auf die Ski-WM vor.
Green and Smart . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
Gebäude sparen Energie, aber nicht am Komfort.
Fahren ohne Fahrer . . . . . . . . . . . . . 38
Die U3 in Nürnberg fährt vollautomatisch.
Mobilität und Entschleunigung . . . 42
Reinhold Messner über Verkehr in den Alpen.
Start
hi!tech
Österreich
hi!school
Zukunftstechnik: Die aktuellsten
Forschungsergebnisse aus
Österreichs Hochschulen
hi!life
Wie man mit Technik besser
lebt – im Alltag, bei Sport
& Spiel und in der Kunst
74
sorgen nach einem
78 Feelgood-Roboter
mühsamen Bürotag mit Witzen und
Grimassen für gute Stimmung.
54
Ferne Verwandte . . . . . . . . . . . . . . . 48
If you can dream it, you can do it! . 72
Das internationale Astronomiejahr 2009 hat mit
der Entdeckung eines Planeten begonnen. Für
weitere Überraschungen könnte das Teleskop
ALMA in Chile sorgen.
Im Disney Epcot Park in Florida kreieren die
Besucher Ideen, wie man die Welt von morgen
lebenswert gestalten kann.
Zeit ist Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
Es lernt der Mensch, solange er spielt. Computerspiele bringen uns weiter.
Österreich ist bei der Behandlung Schwerverletzter führend und benutzt dazu aktuellste Technik.
Wie IT Compliance unterstützt . . . . 58
Im Rahmen eines EU-Projektes arbeitet die Wiener TU an IT-Tools, die Compliance-gerechtes
Agieren im Unternehmen sicherstellen.
Chancen für Zukunftsmacher . . . . . 60
Der beste Zeitpunkt, die Zukunft aktiv zu gestalten, ist in der Krise.
Kraftwerk im Haus. . . . . . . . . . . . . . . 62
Brennwertkessel in privaten Haushalten können
nicht nur Wärme, sondern auch Strom liefern.
Spiele Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
hi!toys . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
Vom Ernst des Lustigen . . . . . . . . . . 80
Martin Praska nimmt sich die Freiheit, den Stilbruch zu kultivieren. Seine Bilder kann man lustig finden, aber man darf nicht den Fehler
machen, sie nicht ernst zu nehmen.
Herzschlag aus der Dose . . . . . . . . . 82
Der erste Herzschrittmacher steckte in einer
Schuhpastadose. Er wurde vor fünfzig Jahren
einem 43-jährigen Schweden implantiert.
dem Coach im
68 Mit
Ohr können sich Freizeitsportler wie
Profis optimal auf
den nächsten Marathon vorbereiten.
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hi!tech
C
C oOvVeEr R
hi!biz
hi!school
hi!life
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINFO
c o n te n t
■ DIGITALER STROM Chips verbinden
jedes Haushaltsgerät mit dem Stromnetz.
■ MOBILE RESERVEN Elektroautos
könnten während der Ladezeit zur besseren
Nutzung regenerativer Energiequellen
beitragen.
■ NACHHALTIG wird das Energiesystem
durch intelligenten Energiemix und hohe
Effizienz jeder einzelnen Komponente.
Strom wird
intelligent
Smart Metering und
Smart Grids – kluge
Zähler im Haushalt und verknüpfte Netze – werden dazu
beitragen, Energie aus regenerativen Quellen optimal zu nutzen
und den Energieverbrauch so
niedrig wie möglich zu halten.
Markus Honsig
Siemens
STROM UNTERWEGS.
Ziel ist ein Stromnetz,
das regenerative Energie
voll nutzt und flexibel
auf Angebot und Nachfrage reagiert.
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINFO
hi!link
www.energy-portal.siemens.com
www.ea.tuwien.ac.at
www.smartgrid.at
www.energieag.at
www.energyagency.at
www.siemens.com/innovation
www.siemens.com/it-solutions
www.siemens.com/umweltportfolio
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06 ■ 07
MEHR NETZTRANSPARENZ
für Iberdrola in Spanien durch den
Einsatz von SINAUT Spectrum.
Das Stromnetz denkt mit
Strom ist der Energieträger der Zukunft. Im
Unterschied zu Erdöl
oder Erdgas ist Strom
aus sauberen, regenerativen und grundsätzlich unbegrenzten Energiequellen wie
Wind, Sonne oder Wasserkraft
herstellbar. Und auch seine Nutzung hinterlässt keine unerwünschten Spuren und
Rückstände. Soll Strom aber eine wichtigere
Rolle in einer neu und nachhaltig entworfenen Energiewirtschaft spielen, muss seine
Erzeugungs-, Verteilungs- und Nutzungskette technologisch modernisiert werden,
sie muss effizienter, flexibler, vernetzter
werden, kurz: Strom muss intelligent werden. Die traditionelle Stromwirtschaft ist im
Wesentlichen zentral organisiert, geprägt
von Großkraftwerken, die auf der Höchstund Hochspannungsebene in das zentrale
Versorgungsnetz einspeisen. Das wird sich in
Zukunft ändern. Regenerative Stromerzeugung mit Hilfe von Wind und Sonne erfolgt
Markus Honsig
wesentlich dezentraler und in vergleichsweise kleineren Einheiten, als wir das von den
traditionellen Großkraftwerken kennen. Auch
Haushalte können mit Brennstoffzellen oder
Brennwertkesseln (siehe Seite 62) Strom für
sich und das Netz erzeugen. Im Grunde eine
durchaus begrüßenswerte Entwicklung, die
allerdings neue Herausforderungen für den
Strommarkt, die Versorgungssicherheit oder
die Netzbelastung bringt.
Klein- und Kleinstkraftwerke können für gewöhnlich nicht am Spiel des großen Markts
teilnehmen, weil sie dafür keine ausreichenden
Energiemengen zur Verfügung haben. Außer-
dem sind regenerative Energiequellen wie
Wind und Sonne grundsätzlich schwerer zu
kontrollieren, oft liefern sie zu viel oder zu
wenig Strom zur falschen Zeit, belasten also
zweitweise das Netz und können, wenn Strom
gebraucht wird, die Grundversorgung nicht
sicherstellen.
Virtuelle Kraftwerke. Windstärken und Sonnenstunden sind vergleichsweise unzuverlässige Werte, die aber bei entsprechender
Vernetzung eine durchaus stabile Größe im
großen Stromnetz werden können, wie der
große deutsche Stromversorger RWE Energy
gerade demonstriert. RWE hat Ende letzten
Große Kraftwerke als zentrale Stromversorger
Getty Images, Siemens, Energie AG
CO2-Emissionen ständig unter Kontrolle
Paralleles Management vom
ganz großen bis zum kleinsten
Stromlieferanten
Elektrofahrzeuge als Speicher
und Lastenausgleich
Intelligentes Zusammenspiel
von Zählern im Haushalt,
Lastmanagement und Energieeinkauf am Markt
Cover
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WINDKRAFT wird trotz schwankender Energieanlieferung zu einer stabilen Größe, wenn
sie Teil eines virtuellen Kraftwerks ist.
Jahres neun kleine Wasserkraftwerke in Nordrhein-Westfalen mit Leistungen zwischen 150
und 1.100 Kilowatt zu einem virtuellen Kraftwerk mit 8.600 Kilowatt Gesamtleistung zusammengeschlossen. Im Laufe des Jahres
sollen weitere Biomasse- und Windenergieanlagen angedockt werden. Durch diesen
Zusammenschluss ergeben sich für alle
Beteiligten Vorteile: Sie können effizienter
und damit klimafreundlicher betrieben, die
Schwankungsbreite der regenerativen Energieerzeugung kann besser ausgeglichen werden, und schließlich kann man im Verbund
besser wirtschaften, weil man die notwendige
kritische Größe erreicht, um am Strommarkt
aktiv teilnehmen zu können.
Netze verknüpfen. Die zentralen Technologien
für ein virtuelles Kraftwerk sind modernste
Kommunikations- und Managementtools. Für
das RWE-Pilotprojekt kommt die entsprechende Ausstattung von Siemens: DER (Distribution
Energy Ressources) stellt die Vernetzung der
einzelnen Kraftwerke her, DEMS (Dezentrales
Energiemanagementsystem) ermittelt auf
Basis aktueller Strompreise und des Energiebedarfs der Kunden täglich einen Einsatzplan
und bestimmt, welche Anlagen wann an das
Netz gehen. „Das dezentrale Energiemanagementsystem von Siemens ist sehr fortschritt-
GROSSE STROMERZEUGER
(im Bild Timelkam) bilden
auch in Zukunft die Hauptstütze der Versorgung.
BEI SAPPI PAPIER sichert im
weltweit größten Werk in
Graz das dezentrale Energy
Management System (DEMS)
eine bedarfsgerechte Planung
der Energieproduktion und
-verteilung.
BRENNWERTKESSEL können
Haushalte zu Stromlieferanten machen
(Seite 62).
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ENERGIELIEFERANT
SONNE. Mit einer
Fläche von 200 mal
200 Kilometern in der
Sahara könnte man
den Energiebedarf von
ganz Europa decken.
lich“, bestätigt Günther Brauner, Leiter des
Instituts für elektrische Anlagen und Energiewirtschaft an der TU Wien, „weil es regionales
Energiemanagement ermöglicht und Intelligenz ins Netz bringt. In Zukunft brauchen wir
die intelligente Verknüpfung von zentralen
und lokalen Netzen.“
Ein Smart Grid, ein intelligentes Netz, wie
Brauner es sich vorstellt, würde zusätzlich
durch Speicherkraftwerke ergänzt, um die
regenerative Energie voll nutzen und Stromüberschuss in Pumpspeicher weiterleiten
zu können. „Dazu brauchen wir allerdings
mehr Speicherleistung“, fordert Brauner den
Ausbau der Pumpleistung in Österreich von
derzeit rund 1.800 auf 5.000 Megawatt. Auf
diese Weise müsste keine Stunde Sonnenkraft
(hierzulande knapp 900 Volllaststunden) oder
Windkraft (rund 2.000) verlorengehen. Es würde ein organisches, lebendiges Stromnetz entstehen, das hochflexibel und hocheffizient auf
Angebot und Nachfrage reagieren kann.
Grundvoraussetzung ist freilich in jedem Fall
ein leistungsfähiges Netz, „der 380-kV-Ring in
Österreich sollte rasch geschlossen werden“,
fügt Brauner daher hinzu. „Man muss“, erklärt
Leonhard Loibl, Leiter der Abteilung Power
Transmission and Distribution bei Siemens
Österreich, erst recht, wenn man dezentrale
Energieerzeuger anschließt, „die Energieflüs-
Markus Honsig
Siemens, digitalSTROM
„Wind aus dem Norden, Sonne
aus dem Süden und Wasser
aus der Mitte können Europa
sicher mit Energie versorgen.“
GÜNTHER BRAUNER, Leiter des Instituts
für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft
an der Technischen Universität Wien
se steuern können, denn Strom wählt immer
den Weg des geringsten Widerstands, auch
wenn es ein Umweg ist“. Sofern man ihn eben
lässt: Mit FACTS (Flexible AC Transmission
Systems) und HGÜ (Hochspannungsgleichstromübertragung) von Siemens lässt sich die
Stromübertragung definiert lenken.
„FACTS kann man sich am besten wie eine
Ampel im Großstadtverkehr vorstellen, die,
richtig getaktet und richtig positioniert, den
Verkehr im Fluss hält“, erklärt Loibl. Für die
Langstrecke wiederum, quasi die Autobahn
im Stromverkehr, ist die HGÜ-Technologie
verantwortlich, mit der man Strom über weite
Strecken verlustarm transportieren kann; prädestiniert zum Beispiel, um Strom von Offshore-Anlagen, die weit im offenen Ozean liegen, an Land zu bringen. Erst ein intelligent
geknüpftes Netz von Wechsel- und Gleich-
Christina Lehner
stromübertragung wird in der Lage sein, die
Anforderungen der Zukunft zu bewältigen,
den wachsenden Anteil an schwankenden
erneuerbaren Energien und den weiträumigen Energiehandel über große Strecken.
Act local, think global. Dieser Grundsatz eröffnet auch für ein neues Stromnetz spannende Perspektiven. Genaugenommen haben
wir kein Energieproblem, sondern ein Technologie- beziehungsweise Infrastrukturdefizit.
Die global verfügbaren Ressourcen an erneuerbarer Energie würden theoretisch ausreichen, um diese Welt mit mehr als genügend
Energie zu versorgen. Zum Beispiel: „Mit der
überschaubaren Fläche von 200 mal 200 Kilometer in der Sahara könnte man den Energiebedarf Europas abdecken“, rechnet Brauner
vor. Oder, etwas näher liegend: Mit der Windenergie aus dem Norden, der Sonnenergie aus
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Digitaler Strom
Die an der Zürcher ETH gegründete Allianz digitalSTROM will
mit einem neu entwickelten Hochvoltchip unsere Elektrogeräte
auf einfachste Weise in ein intelligentes Stromnetz einbinden.
TRAFO FÜR HOCHSPANNUNGSGLEICHSTROMÜBERTRAGUNG. Die derzeit
leistungsstärkste Anlage für diese verlustarme Art der Übertragung steht in China.
dem Süden und der Wasserenergie aus Mittel- und Osteuropa ließe sich ein dichtes Netz
sauberer Stromerzeugung knüpfen, das Europa sicher und unabhängig mit Energie versorgt. Voraussetzung dafür ist aber, dass man
diese Energie schnell, effizient und flexibel
quer durch Europa dorthin bringen kann, wo
sie gerade benötigt wird. Das geht nicht ohne
Hochspannungsgleichstromübertragung, ein
allerdings politisch heikles Thema. Ein quer
über Europa gespanntes 1.000-kV-Netz ließe
sich heute kaum realisieren, zu groß sind die
Bedenken in der Bevölkerung gegenüber den
riesigen Strommasten. Brauner ist aber davon
überzeugt, „dass an solchen Technologien
über kurz oder lang kein Weg vorbeiführt,
spätestens wenn es mit dem Erdöl knapp wird.
Wir werden eine Infrastrukturautobahn brauchen, für den Transport von Strom, von Wasserstoff und Gas, für den Fernverkehr. Leider
fehlt aber in Europa eine langfristige, systematische Infrastrukturraumplanung.“
Effizient nutzen. Auch die beste Infrastruktur, das modernste Verteilnetz ändert freilich
nichts daran, dass das erste Gebot dieser Tage
nach wie vor gilt: Energie möglichst effizient
einzusetzen. Die Voraussetzung dafür soll
nun am Ende des Verteilnetzes geschaffen
werden, beim Stromzähler. Der traditionelle
Zählerkasten, wie wir ihn alle kennen, ist ein
Smart Metering, der intelligente
Stromzähler, entwickelt erst dann
seinen vollen Charme, wenn dahinter
smarte Geräte hängen. Und die gibt
es noch kaum. Was in Gewerbe und
Industrie schon lange üblich ist, funktioniert daher in den privaten Haushalten noch nicht: lastabhängiges,
zeitabhängiges Energiemanagement.
Und selbst wenn in nächster Zeit
solche intelligente Hardware auf den
Markt kommen wird: Kühlschränke
und Waschmaschinen gehören zu
den eher kostspieligen und langlebigen Gütern, die man nicht so
schnell austauscht.
Um sowohl alten als auch neuen
Elektrogeräten – ob Stehlampe,
Tiefkühltruhe oder Jalousie – die
nötige Intelligenz beizubringen,
haben Ludger Hovestadt, Leiter der
Professur für CAAD (Computer Aided
Architectural Design) an der ETH in
Zürich, und der Informationselektroniker Wilfried Beck einen Chip entwickelt, der zum Beispiel in Form einer
simplen Stromklemme ganz einfach
nachgerüstet werden kann. Der sogenannte dSID-Chip wird direkt auf
der 230-V-Leitung angebracht, über
die auch ohne zusätzliche Infrastruktur die Kommunikation erfolgt, und
verleiht jedem Gerät, jedem Taster
seine eigene Identität. „Strom ist
nicht mehr länger dumm“, erklärt
Hovestadt, der außerdem Mitbegründer
der Nonprofit-Organisation digitalSTROM
ist. „Geräte, die man
bislang nur ein- oder
ausschalten konnte,
bekommen auf einen Schlag mehr als
sechzig Funktionen
für ein intelligentes Energiemanagement“ – von der punktuellen
Messung des Stromverbrauchs eines
jeden einzelnen Teilnehmers in
Echtzeit bis zur gemeinsamen Schaltung von Gerätegruppen, zentralen
Ein-/Ausfunktionen und natürlich
der Kommunikation mit dem Stromzähler. Was es an zusätzlicher Ausstattung noch braucht, ist eben ein
intelligenter Stromzähler und ein
winziger „Server“, der die Verbindung
„Strom ist nicht
mehr länger
dumm.“
LUDGER HOVESTADT, Leiter der
Professur für CAAD und Mitbegründer der
Nonprofit-Organisation digitalSTROM
zum jeweiligen Rechner herstellt,
der Steuerzentrale für den gesamten
elektrischen Haushalt.
Die Entwicklung des Chips ist praktisch abgeschlossen: Zurzeit wird
intensiv getestet, Gespräche mit
möglichen Herstellern werden
geführt und potente Partner für
die Allianz gesucht. Die geplante
Markteinführung erfolgt dann Ende
2009, Anfang 2010.
www.digitalstrom.com
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hi!tech
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Mobile Reserven
Das Comeback des Elektroautos bietet auch reizvolle Perspektiven für neue Formen der Stromspeicherung. Große Autoproduzenten stellen sich schon auf das Ende des Ölzeitalters ein.
Selten noch war ein Trend so eindeutig zu identifizieren. „Die Zukunft
gehört dem Elektroauto, mit Strom
aus der Steckdose“, bekannte Volkswagen-Chef Martin Winterkorn in
einem Interview mit der deutschen
„Bild“-Zeitung. „Der Anfang vom Ende
des Ölzeitalters ist da“, verkündete
Daimler-Chef Jürgen Zetsche auf dem
World Mobility Forum in Stuttgart
Anfang des Jahres. Und Gernot Spiegelberg, Vizepräsident der Siemens
Corporate Technology, sagte in einer
Rede auf einem Symposium über
Trends in der Motortechnologie Ende
letzten Jahres: „Das elektrische Auto
wird schneller kommen, als viele von
Ihnen glauben.“ Keine Überraschung
also, dass Elektroautos, wenn auch
oft noch im Konzeptstadium, die
aktuellen Stars der diversen Autoshows rund um die Welt sind, ob sie
nun Chevrolet Volt, Mini e, Toyota
FT EV, Mercedes Blue Zero oder Tesla
Roadster heißen.
Dabei geht es um mehr als bloß
eine neue Modellnische. Feiert das
strombetriebene Auto ein Comeback,
würde das einen tiefgreifenden
Umbruch in der Automobilindustrie
bedeuten. Elektromotoren sind im
Vergleich zu Verbrennungsmotoren
Markus Honsig
relativ einfache Kraftquellen, die
sich kaum zur Profilierung am Markt
eignen. Das Qualitätsmerkmal eines
Elektroautos – und bislang noch
immer seine Achillesferse – wird die
Batterie sein. Es ist also kein Zufall,
dass etwa Daimler die Entwicklung
und Produktion von Akkus nun selbst
in die Hand nimmt und dafür mit
dem Energieversorger Evonik ein
Joint Venture geschlossen hat und
Volkswagen mit Sanyo Electronics
eine Allianz für Lithium-Ionen-Batterien eingegangen ist.
Der Hoffnungsträger der gesamten
Branche ist die Lithium-Ionen-Batterie, die Reichweiten bis zu 200
Kilometer ermöglichen soll. Ein Szenario, das mehr Elektroautos auf der
Straße vorsieht, eröffnet auch für ein
effizientes und vernetztes Strommanagement neue Wege. Elektroautos
würden in der Nacht bei geringer
Lastanforderung im Netz aufgeladen
werden, was zur besseren Nutzung
gerade regenerativer Energiequellen, etwa der Windenergie, führen
könnte. Tagsüber, bei hohen Lastanforderungen, könnten die geparkten Autos umgekehrt wieder
angezapft werden, um das Netz
zu unterstützen.
Siemens, Toyota, Tesla Motors, Mercedes, Energie AG
einfaches Gerät, das seine eigentliche Aufgabe, den Stromverbrauch zu messen, nur
auf niedrigstem Niveau erfüllen kann. Mehr
als einen Gesamtverbrauch auszuweisen ist
im Normalfall nicht möglich – ein reichlich
unscharfes Instrument für eine Operation,
die mehr denn je nach spezifischer Intelligenz
und Präzision verlangt.
Das wird sich in Zukunft ändern. Auch der
Stromzähler wird klüger: Er wird den Stromverbrauch punktgenau messen, sowohl was
die Zeit als auch was die jeweiligen Endgeräte
betrifft, er wird ein zentraler Knotenpunkt für
ein vernetztes und kommunikatives Hausnetz
sein, er wird flexible Tarifmodelle verwalten
können, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Das intelligente Netz, Smart Grid, und der
intelligente Zähler, Smart Metering, sind zwei
Säulen eines modernen, flexiblen und effizienten Stromnetzes, das für das Gesamtsystem
vor allem einen riesigen Fortschritt bietet: Es
kann die Lastschwankungen im Netz einerseits und die Anforderungen der Endverbraucher andererseits untereinander abstimmen
und damit die Voraussetzung für ein ideales
Gleichgewicht von Stromerzeugung, Stromverteilung und Stromverbrauch schaffen.
Intelligente Stromzähler sind nicht neu und
beispielsweise in den USA schon länger im
Einsatz. Mit AMIS (Automated Metering and
Information System) bringt Siemens nun eine
neue Generation von intelligenten Stromzählern auf den Markt, die sich durch zusätzliche Qualitäten auszeichnet: „Nicht nur der
ELEKTROAUTOS von Toyota, Tesla,
Mercedes. Solche Wagen könnten beim
Aufladen zur besserer Nutzung regenerativer Energiequellen beitragen.
„Die neue Transparenz soll der individuelle Schlüssel
sein, um versteckte Stromfresser zu enttarnen und
den eigenen Stromverbrauch zu optimieren.“
JOHANN KALTENLEITHNER, Projektverantwortlicher für AMIS bei der Energie AG
ENERGIE AG OÖ.
Die neuen AMIS-Zähler
decken die gesamte Lieferkette vom Erzeuger bis
zum Endverbraucher ab.
Verbrauch im einzelnen Haushalt wird für
alle gewünschten Zeiteinheiten erfasst, sondern die gesamte Lieferkette vom Erzeuger
bis zum Endverbraucher abgedeckt“, erklärt
Gerd Pollhammer, Leiter der Abteilung Energy Automation bei Siemens Österreich. Die
präzisen Verbrauchsdaten werden in den Trafostationen gesammelt und automatisch in
die Leitstelle übertragen, wo sie sowohl zur
Verrechnung als auch zur Netzsteuerung weitergereicht werden. „Der Stromanbieter bekommt also mit AMIS die gesamte Netzautomation quasi mitgeliefert“, so Pollhammer.
Die Kommunikation zwischen Zähler und
Zentrale mittels Powerlinetechnologie erfolgt
über die Stromleitung selbst, daher sind keine
zusätzlichen Kommunikationskanäle erforderlich. AMIS ist auch offen für künftige Schnittstellen und Anwendungen, die sich durch
einfaches Update aufspielen lassen, Gas-, Wasser- und Fernwärmezähler können ebenfalls
eingebunden werden. Und schließlich besteht
die Möglichkeit, in Zukunft über AMIS auch
die Einspeisung von Strom zu steuern, etwa
aus der Solaranlage am eigenen Dach. Diese
Bidirektionalität wird in Zukunft eine zentrale
Anforderung an ein Stromnetz sein.
Vorreiter in Österreich ist die oberösterrei-
chische Energie AG. Seit Oktober 2008 läuft
im Bereich Vöcklabruck der Probebetrieb mit
10.000 AMIS-Zählern, um das Gesamtsystem
in der Praxis zu testen, ab Oktober 2009 sollen
der Normalbetrieb aufgenommen und jährlich
100.000 neue Endgeräte eingebaut werden.
Damit nimmt die Energie AG vorweg, worüber
die Europäische Union ohnehin schon länger
diskutiert und in Kürze entscheiden wird:
Dem Kunden genauere, detaillierte Informationen zu seinem Stromverbrauch zu liefern.
„Diese neue Transparenz soll der individuelle
Schlüssel sein, um versteckte Stromfresser zu
enttarnen und den eigenen Stromverbrauch
zu optimieren“, hofft Johann Kaltenleithner,
Projektverantwortlicher bei der Energie AG.
Erst recht, wenn er mit entsprechenden Tarifmodellen verknüpft ist, die zwischen teuren
und günstigen Zeiten unterscheiden, wie wir
das etwa von den Handytarifen schon kennen.
Im Herbst, meint Kaltenleithner, sollten ausreichend Daten zur Verfügung stehen, um solche Tarifmodelle entwickeln zu können.
Endkunde spart Geld. Intelligenter Strom
hilft also allen. Der Netzbetreiber kann die
Lastverteilung besser ausbalancieren, seine
Netze effizienter nutzen. Der Endkunde spart
Geld, wenn er die Waschmaschine nicht ausgerechnet am späten Nachmittag und frühen
Abend einschaltet, wenn Österreichs Familienleben auf Hochtouren läuft, sondern erst
in der Nacht. Und am Ende können auch jene
Kapazitäten in der Stromerzeugung, die für
diese Spitzenzeiten notwendig sind, reduziert
werden. Unklar ist eigentlich nur, wer die notwendigen Investitionen finanzieren soll, intelligente Stromzähler kommen naturgemäß
teurer als traditionelle. Die Frage wird zurzeit
noch hin und her gereicht, zwischen Kunden,
Netzbetreibern und der Regulierungsbehörde
E-Control.
Was außerdem noch fehlt, um das intelligente
Stromnetz ganz zu schließen, sind die intelligenten Steckdosen, die intelligenten Endgeräte, die mit einem Stromzähler wie AMIS
kommunizieren und sich die für ihre Zwecke
besten und günstigsten Zeiten selbst suchen,
Kühlgeräte, Waschmaschinen und Trockner,
die flexibel und intelligent auf dem Stromnetz
surfen können.
hi!tech 01|09
12 ■ 13
SUPRALEITER IM
EINSATZ. Siemens hat
den weltweit ersten
Generator mit verlustarmen Hochtemperatursupraleitern in
Betrieb genommen.
Nicht nur anders,
sondern besser
Michael Weinhold, Leiter des Bereichs Technologie und Innovation bei Siemens Energy, über integrierte, effiziente und globale Energiesysteme und nächste große Themen der Forschung.
Welche Rolle wird Strom in Zukunft für unsere Energieversorgung haben? Und wie muss
ein entsprechendes Stromnetz aussehen?
Wir brauchen in Zukunft ein integriertes Energiesystem, inklusive regenerative Energien,
inklusive Kohlendioxidabtrennung und fokussiert auf elektrische Energie – schon aus Gründen der Energiesicherheit, Wirtschaftlichkeit
und Umweltverträglichkeit. Dabei kommt der
Weiterentwicklung des elektrischen Energienetzes als Rückgrat des Energiesystems eine
entscheidende Bedeutung sein. Zudem wird
das elektrische Energiesystem komplexer: Es
wird mehr Diversifikation auf der Einspeiseseite geben und mehr Infrastrukturen, die an
das Netz angeschlossen werden. Diese werden
teilweise auch Speichermöglichkeiten bieten,
zum Beispiel Kühlhäuser, Wärmepumpen oder
auch Elektrofahrzeuge. Voraussetzungen für
das zukünftige Energiesystem sind SmartGrid-Technologien. Smart Grid steht im
Wesentlichen für „Observability and Controllability“, also für ein kontrollierbares, steuerbares, flexibles, intelligentes Energienetz, für
das moderne Informations- und Kommunikationstechnologien essenziell sind.
Wo sehen Sie die größten und wirksamsten
Hebel, um ein modernes und effizientes
Stromnetz zu entwickeln?
Für ein nachhaltiges Energiesystem sind
unter anderem ein intelligenter Energiemix
nötig, die hohe Effizienz jeder einzelnen Komponente und des Gesamtsystems. Generell
wird in Zukunft Energie über immer weitere
Strecken transportiert werden, weil damit
über Zeit- und Klimazonen hinweg eine hohe
Systemeffizienz erreicht werden kann. Dahin-
Markus Honsig
Siemens
geöffnet. Zudem sind wir auf der technologischen Seite auf gutem Wege, große Solaranlagen, die für solche Projekte nötig sind, zu
konzipieren. Für die verlustarme Übertragung
großer Mengen elektrischer Energie haben
wir die Ultrahochspannungsgleichstromübertragungstechnik, kurz UHVDC. In China
bauen wir derzeit 800-Kilovolt-Gleichstromübertragungssysteme für den Transport großer Energiemengen über sehr weite Strecken.
Dennoch ist es ein langer Weg bis zur Realisierung, denn man darf nicht vergessen, dass
die Energieerzeugung nur die eine Seite der
Medaille ist. Die Übertragung des Stromes in
die großen Nachfragezentren in Europa muss
an die Bedürfnisse und die Kapazitäten des
existierenden Netzes angepasst sein.
Sie selbst haben einige technische Entwicklungen maßgeblich geprägt, zum
Beispiel Siplink, eine Gleichstromnetzkupplung für Mittelspannungsnetze.
Was könnte ein nächster großer techno-
„Eine signifikante Verbesserung der elektrischen
bzw. thermischen Leitfähigkeit von Materialien
wäre ein echter technologischer Durchbruch.“
ter steckt die Idee eines Supergrids. Gleichzeitig wird das Verteilernetz immer mehr
Erzeugungseinheiten erhalten, zum Beispiel
Windkraftwerke, Kraft-Wärme-Kopplung, Photovoltaikanlagen, die direkt in das Netz einspeisen können.
Sehen Sie realistische Möglichkeiten, die gewaltigen ungenutzten Reserven an regenerativen Energiequellen, etwa an Sonnenenergie
in der Sahara, sinnvoll heben zu können?
Das theoretische Potenzial, das die Sonnenenergie vor allem in Regionen wie der Sahara
bietet, ist seit langem bekannt. Bislang standen dem aber technologische, wirtschaftliche
und vor allem politische Risiken gegenüber.
Dies scheint sich zum Besseren zu wenden. Die
während der französischen EU-Präsidentschaft
angeregte Initiative zum Mittelmeerraum hat
das Thema für eine realistische Betrachtung
logischer Durchbruch in diesem Bereich sein?
Wie schon gesagt, es geht um ein integriertes
Energiesystem, es geht um die Effizienz der
einzelnen Komponenten und des Gesamtsystems. Um ein konkretes Beispiel zu nennen: Eine signifikante Verbesserung der
elektrischen beziehungsweise thermischen
Leitfähigkeit von Materialien wäre ein echter
technologischer Durchbruch. Damit könnten
Maschinen kompakter gebaut und elektrische
Energie mit geringeren Verlusten transportiert werden. Voraussetzung für solche Durchbruchstechnologien sind aber immer ihre
Wirtschaftlichkeit und ihre Umweltverträglichkeit. Denn es geht nicht darum, Dinge einfach anders zu machen. Wir müssen sie besser
machen. Das unterscheidet Innovationen von
reinen Intentionen. Und daran arbeiten wir
täglich auf der ganz Welt und strikt am Kunden orientiert.
■
Cover
hi!tech
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hi!life
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Helmut A. Gansterer
Smart Energy
Elektrische und persönliche Energie haben viel gemein.
Wirtschaft war mir niemals langweilig. Technik schon gar nicht. Wenn
beides zusammentrifft, wird es abenteuerlich. Manchmal sogar romantisch. Das muss nicht jeder verstehen. Viele brauchen für Gefühlswallungen ein rotes Marzipanherz und ein Gedicht von Rilke. Ich habe
nichts gegen Kitsch und Gefühlskunst, aber ich bin auch tief bewegt,
wenn ich die Idylle eines Kleinkraftwerks an einem plätschernden Bach
im Wald erkenne oder eine anmutige Reihe von Windkrafträdern, die
wie Schaumkronen die Wellen einer Hügellandschaft säumen. Mein
Kunstsinn fand die Werke der Technikdesigner fast immer kompatibel zu den Schönheiten der Natur. So wie ich als Niederösterreicher
auch die wirtschaftswichtigen Silos gerne als säkulare Kathedralen des
Wohlstands neben den sakralen Kirchen sah.
Dementsprechend gern höre ich, dass wir drauf und dran sind, die bisherige Energiebühne, die wesentlich von zentralen Riesenkraftwerken
bespielt wird, zunehmend zu ergänzen durch intelligent vernetzte
Kleinquellen. Es ist für mich Good News besonderer Güte, dass führende Konzerne wie Siemens imstande sind, für Smart Energy zu sorgen. Dahinter steckt eine Menge Know-how in Technik, Organisation,
Software und Steuerung. Nun mündet dieses Wissen in die Möglichkeit, sympathische Kleinkraftquellen, die ihre Energie aus vorhandener, nicht verlorengehender Natur gewinnen (Wasser, Sonne, Wind),
zu einer stabilen Größe im großen Stromnetz zu machen. Das geht
nur, wenn man ihre Nachteile (im wesentlichen naturgemäße Schwankungen und Energiespitzen zur falschen Zeit) optimal koordiniert mit
der Elektrik-Energie-Nachfrage der großen Netze und nebenbei die
Modelle lokaler Energieclusters weiter verfeinert.
Faszinierendes von Experten. Doch woher nehmen diese Experten ihre
persönliche Energie? Und die Manager, die das Expertenwissen umsetzen sollen? Hier mische ich mich ein.
Helmut A. Gansterer
Robert Hartlauer
Um es gleich zu gestehen: Ich schreibe nicht nur, bin auch ein Vortragswanderer. Wie ein Werkelmann tingeltangle ich über die sieben
Berge Österreichs und der Schweiz. Das Hauptreferat heißt „Das Innere
der Sieger“. Es hat viel mit persönlicher Energie zu tun, die witzigerweise eine ähnliche Struktur zeigt wie die moderne Energiewirtschaft.
Im Mittelpunkt der persönlichen Energie stehen zwei Riesenkraftwerke,
Ego-Psychologie und Leidenschaft. Das erste liefert Energie durch idealen Umgang mit sich selbst, was zu den schwierigsten Übungen zählt
und oft erst in späten Jahren gelingt; im Wege einer mühsam erworbenen Lebensweisheit.
Das zweite Kraftwerk, die Leidenschaft, funktioniert nach der Maxime,
dass du auf Dauer nur das gut machen kannst, was du gerne machst.
Das ändert sich manchmal im Lauf der Zeit. Es muss daher immer
wieder überprüft werden. Ich empfehle daher, einmal pro Jahr den
sehr klugen Dreisatz „Love it, change it or leave it“ sinngemäß einzusetzen.
Manager und Unternehmer unterschätzen, wie viel Energie durch Multitasking, tägliche Menschenführung und Gewinnverantwortung verzehrt wird. Die zwei erwähnten Riesenkraftwerke reichen dafür nicht
aus. Es braucht zusätzlich ein Netz von Kleinkraftwerken, die weitere
persönliche Energien einspeisen. Es geht hier um Alltagsphänomene,
die je nach Umgang Energieverzehrer oder Energielieferanten sind:
die Familie, die Mitarbeiter, die Medien, der Schlaf, der Sport, der Glaube, der Gegenwartssinn und weiteres dieser Art.
Ich erinnere mich an eine Urfassung des Vortrags vor Siemens-MitarbeiterInnen im führenden Resort-Hotel eines südlichen Bundeslandes.
Ich denke dabei an einen übermütigen Abend. Irdische Freuden sollten
als Sonne auf keinen Fall unterschätzt werden, schon gar nicht in schattigen Jahren.
■
hi!tech 01|09
14 ■ 15
MUSEUMSREIFE AUTOS
Seit vielen Jahrzehnten werden
bei Porsche Träume produziert.
Im Porsche Museum in StuttgartZuffenhausen hat ein Stück Automobilgeschichte ein Zuhause
gefunden. Entworfen hat den
außergewöhnlichen Bau das Wiener
Architekturbüro Delugan Meissl. Zu
sehen sind viele historische Fotos, ein
großes Archiv und natürlich Oldtimer.
www.porsche.at
New s-Snack
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LASERMESSUNG
DURCHBLICK
ELEKTROFLITZER
BRAND AUS!
Eine neue lasergestützte Messmethode für Kohlenmonoxid
wurde von Siemens entwickelt.
Durch die Laserdiode wird die
Messung zuverlässiger. So
können beispielsweise Brände
schneller erkannt
werden.
www.siemens.com/innovation
Unfälle bei
Flugzeugstarts wegen
schlechter
Sicht soll diese
Außenansicht
verhindern.
Die Umgebung
wird in künstlicher 2-D-Ansicht
angezeigt.
www.tu-darmstadt.de
Dieser Sportwagen ist garantiert
abgasfrei und dennoch mit 250 PS
ausgestattet. Das Elektroauto
beschleunigt in weniger als vier
Sekunden von null auf hundert.
www.teslamotors.com
Das Sinorix-H₂OGas von Siemens
ist eine Kombination
aus Stickstoff und Wasser. Damit können Brände zuverlässig gelöscht und Rückzündungen
verhindert werden. Die Kombination der beiden Stoffe ermöglicht
bei geringen Wassermengen eine
rasche Abkühlung von Oberflächen.
www.siemens.com/sinorix
Sabine Nebenführ
Porsche, Siemens, TU Darmstadt, Tesla Motors, frog by mbakustik, APA Picturedesk
Christina Lehner
News
eine angenehme und ruhige Atmosphäre.
Der Kern jedes frog besteht aus schallabsorbierendem Material, die Außenhülle ist eine
stabile Rahmenkonstruktion, die mit einem
akustisch transparenten Stoff bespannt ist,
der nach individuellen Vorstellungen von
einer Künstlerin gestaltet und bemalt werden kann. Auch die Formate der frog-Bilder
sind frei wählbar – bis maximal 2,2 mal vier
Meter.
www.frogsorbing.com
FOTOS: INPRO SOLAR, PHILIPSV, STEAMCAR.CO.UK, APA-IMAGES/DPA, PASSFACES.COM, FESTO.COM, SILHOUETTE
Ein Bild, das mehr kann: frog schluckt Schall
und fördert Verstehen und Konzentration.
S ch a l l s ch l u cke r
Labor
Kunst gegen
störenden Lärm
Vier auf einen
Streich
Dieses Gemälde bringt nicht nur Farbe auf
kahle Wände. frog, so der Name dieser „Kunstwerke“, kann Schall absorbieren und ist in
Besprechungszimmern oder im Wohnbereich
gleich gut einsetzbar. Die frogs reduzieren
Hall, senken den Lärmpegel, verbessern die
Sprachverständlichkeit, fördern die Konzentrationsfähigkeit und sorgen insgesamt für
In medizinischen Labors kommt es vor allem
auf eines an – das Tempo. Oft müssen Hunderte Proben, bei denen durchschnittlich zehn
Werte zu ermitteln sind, analysiert werden. In
der Regel stehen dafür in den medizinischen
Labors verschiedene Apparate, die jeweils nur
einige wenige Parameter analysieren. Das von
Siemens entwickelte Kombisystem Dimension
Studie
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Wie gut ausgestattet ist Ihr Arbeitsplatz?
Neueste Technik, ergonomischer
Arbeitsplatz, gute Beleuchtung, alles top.
Ich bin zufrieden. Über einen neuen
Rechner würde ich mich freuen.
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Alte Technik und unbequeme Büromöbel machen mir zu schaffen.
Unsere Ausstattung lässt
ziemlich zu wünschen übrig.
Österreich
Schweiz
29 %
24 %
27 %
29 %
27 %
30 %
hi!biz
Vista, das vier Laboranalysetechniken in sich
vereint, kann dagegen 97 Prozent aller im Routine- und Notfallbetrieb eines Krankenhauses
anfallenden Laboruntersuchungen durchführen und dabei derzeit rund 105 verschiedene
Parameter simultan abarbeiten. Dass die
Maschine so schnell ist, liegt vor allem an der
Integration von vier verschiedenen, parallel
arbeitenden Analyseverfahren, einer ausgeklügelte Mechanik und einer Art miniaturisierte Abfüllanlage.
www.siemens.com/innovation
Ein neues Laboranalysegerät kann rund 105
Parameter simultan abarbeiten.
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlllllllllllllllllllll
Mobilität
»Wenn wir weiter
auf jeden Gipfel eine
Straße bauen, dann
nehmen wir unserer
herrlichen Landschaft
den Zauber.«
REINHOLD
MESSNER
BergsteigerLegende
Deutschland
GESUNDHEIT UND MOTIVATION der Mitarbeiterinnen hat viel mit der Ausstattung des
Arbeitsplatzes zu tun. Ein Grund für das Online-Karriereportal Monster, eine Umfrage zu initiieren.
Eine knappe Mehrheit von 58 Prozent der österreichischen Befragten klagten über eine Ausstattung, die technisch veraltet ist, 42 Prozent zeigten sich zufrieden.
hi!tech 01|09
16 ■ 17
hi!touch
hi!biz
News
hi!school
hi!life
Industrie
Tradition &
Moderne
Wie man einen heterogen gewachsenen Maschinenpark auf modernsten
Stand der Steuerung und
Automatisierung bringen kann,
zeigt das Traditionsunternehmen Klinger Dichtungstechnik
in Gumpoldskirchen in Niederösterreich. Das
weltweit agierende Unternehmen wurde vor
116 Jahren als „Gumpoldskirchner Maschinen
und Metallwarenfabrik“ gegründet. Firmengründer Richard Klinger hat mit der Entwicklung von ersten Hochdruckdichtungen
anstelle der damals üblichen Lederdichtungen den Grundstein für ein Unternehmen
gelegt, das heute zu den führenden Anbietern
von Dichtungslösungen im Industriebereich
gehört: in der Petrochemie, in der Stahlerzeugung, im Bergbau oder in der Papierindustrie
– in Bereichen also, wo das Material höchsten
Beanspruchungen ausgesetzt ist, ob das nun
Temperaturen von mehr als 800 Grad sind
oder aggressive Flüssigkeiten und Gase. Mit
offensichtlichem Erfolg: Insgesamt beschäftigt Klinger weltweit rund 2.000 Mitarbeiter
und erwirtschaftet einen Umsatz von rund
400 Millionen Euro.
„Die Rohstoffe haben sich geändert. Der Produktionsprozess an sich hat sich nicht so sehr
verändert“, sagt Andreas Windisch, Anlagentechniker im Werk Gumpoldskirchen,
wo Dichtungsmaterialien vor allem für die
chemische Industrie und den automotiven
Bereich erzeugt werden. Bei Klinger läuft
daher ein Maschinenpark, der Anlagen unterschiedlichster Hersteller umfasst, neue ebenso wie solche, die schon länger im Betrieb
sind. Die Ausgangsmaterialien – Kunstfasern,
Markus Honsig, pof
DICHTUNGEN VON KLINGER. Es kommt
vor allem darauf an, die richtige Mischung
zu finden. Die lückenlose Kontrolle der
Prozesse garantiert die hohe Qualität.
Füllstoffe, Kautschuk – werden in der Mischerei verarbeitet und an riesigen Kalandern zu
Dichtungsplatten gewalzt.
Die richtige Mischung. Worauf es ankommt,
ist, die richtige Mischung zu finden – das
spezifische und gut gehütete Know-how der
Firma Klinger, ob es nun um faserverstärkte
Dichtungen geht oder um Materialien aus PTFE
(Polytetrafluorethylen), einem Kunststoff, wie
er etwa auch für Antihaftbeschichtungen oder
in der Raumfahrt verwendet wird. Und natürlich ist die lückenlose Kontrolle aller Prozesse
unverzichtbar, um die hohen, teilweise auch
sicherheitsrelevanten Qualitätsansprüche der
Kunden erfüllen zu können.
Peter M. Mayr, Siemens
Den uneinheitlichen Maschinenpark mit
funktionierender Mechanik auf aktuellem
Stand der Steuerungselektronik zu halten
ist eine Herausforderung, die das Traditionsunternehmen mit Technologie von Siemens meistert. Das parallel zum laufenden
Betrieb durchgeführte Projekt Retrofit wurde
vom Engineeringbüro Piochotta geplant und
realisiert. „Siemens ist für uns ein verlässlicher, kompetenter Partner, der mit seinen
Steuerungskomponenten eine durchgängige
Lösung anbieten kann“, erklärt Firmenchef
Peter Pichotta seine Wahl, die sowohl fertigungs- wie prozesstechnische Lösungen
umfasst. Ziel war es – vereinfacht gesagt –,
Maschinen unterschiedlichster Bauart und
unterschiedlichsten Baujahrs zu einem homogenen Produktionsprozess zusammenzuführen. Im Fokus der Ingenieure standen dabei
mehrere Bereiche:
Die Vernetzung aller Maschinen und Anlagen zu einem Gesamtsystem mit durchgängiger Steuerungstechnik, mit Simatic-S7-Steuerung, Technologie-CPUs zur Antriebssteuerung, mit Profibus und Win-CC-Plattform.
Die einheitliche Bedienbarkeit und Visualisierung der Maschinensteuerungen, mit Touchpanel und Webnavigator, der den Zugriff auf
die Maschinen auch von extern erlaubt.
Die konsequente Datenaufzeichnung und
Archivierung aller Prozesse mittels PM Quality; ein wesentlicher Punkt der Qualitätssicherung bei Klinger, gerade in den heiklen
Anwendungsbereichen. Die Daten werden den
jeweiligen Chargen zugeordnet, abgespeichert und für jedes Produkt ein nachvollziehbares Qualitätsmanagement sichergestellt.
Die Steuerung des explosionsgefährdeten
Bereichs, die ebenfalls mit einem SiemensSystem läuft. Die Rückgewinnung des eingesetzten Lösungsmittels beträgt 94 Prozent.
Für ein Unternehmen wie Klinger gilt: Tradition verpflichtet, und zwar vor allem zu
modernster Technik.
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINFO
hi!link
www.klinger.co.at
www.pichotta.at
www.automation.siemens.com
SCHWER ZU VERWERTENDE HOLZSIEBRESTE steigern im KW Böblingen den Wirkungsgrad.
A b f a l l ve r we r t u n g
Kleinmüll bringt Energie
Eignet sich Bioenergie als
klimafreundliche Energiealternative, oder wird sie
zur Gefahr für die Welternährung? In neuen Szenarios
ergänzen einander Bioenergie
und Ernährung. „Die Frucht für die Nahrungsmittelproduktion und die Pflanzenreste für
Energieproduktion“, beschreibt Martin Kaltschmitt vom Deutschen Biomasseforschungszentrum eine gangbare Strategie. Die zweite
Generation der Agrotreibstoffe setzt auf
Abfall. Doch nicht alle Abfälle sind
leicht in Energie umzusetzen.
Reste, die in der Papierindustrie oder bei der Produktion
von Hackschnitzeln anfallen,
waren bisher schwer zu verwerten. Die winzigen Holzoder Müllteilchen verstopfen
als Schlacke die Ofenroste
großer Verbrennungsanlagen.
Ein neues Verbrennungsverfahren, die Reject-Power-Technologie,
die Siemens entwickelt hat, löst auch dieses Problem. Entscheidender Bestandteil des
neuen Verfahrens ist ein Schleuderrad, das
die Teilchen mit hohem Tempo in die Brennkammer wirft. So können sie effektiv verbrannt werden. Bei einer österreichischen
Papierfabrik reduziert diese Reststoffverwertung den bisherigen Primärenergieeinsatz
um bis zu ein Drittel. Das Restmüllheizkraftwerk in Böblingen bei Stuttgart verwandelt
so Holzsiebreste aus den Gärten und Wäldern
der Umgebung in Strom und Wärme. Die
Technologie eignet sich für die Verwertung
feuchter und aus vielen Teilen zusammengesetzter Biomasse speziell für Anlagen mittlerer Größe. Sie trägt dazu bei, dass in Böblingen
ein Wirkungsgrad des Kraftwerks von 85 Prozent erreicht wird. Ein Stromgenerator mit
einer Leistung von 800 Kilowatt beliefert das
öffentliche Netz, der Rest wird als Wärme in
das bestehende Fernwärmenetz eingespeist.
Das Biomassekraftwerk soll erst der Anfang
einer Reihe von Nutzungsformen für
das neue Verbrennungsverfahren
sein. Auch Rapsschrot kann mit
Reject Power verbrannt werden, ebenso wie Bioabfälle
aus der Bierproduktion.
Der Wasseranteil darf bis
zu 40 Prozent betragen.
Die
notwendige
Brennstoffgröße lässt sich durch
entsprechende Aufbereitung
erreichen. Bei der Verbrennung
geht es primär darum, den richtigen
Mix aus Brennstoff und Luftzufuhr zu finden. Das schafft die vollautomatisierte Steuerung.
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINFO
hi!link
www.siemens.at/reject-power
www.rbb.info
hi!tech 01|09
18 ■ 19
hi!biz
News
hi!school
hi!life
Bierproduktion
Bitte
ein Pils!
Der erste Kessel helles Lagerbier in Pilsen wurde
im Jahr 1842 vom bayerischen Braumeister Josef Groll
gebraut. Er selbst war vom Ergebnis überrascht: Die untergärigen Hefen in Kombination mit dem weichen Pilsener Wasser, dem ausgezeichneten
Gerstenmalz und dem Saazer Hopfen schufen ein Bier, wie es bis dahin niemand kannte. Inzwischen ist Pilsner von einer Marke zu
einer Bezeichnung für eine ganze Biergattung
geworden. Zwei Drittel der Weltbierproduktion sind untergärige Biere nach Pilsener
Brauart. Das heutige Unternehmen Pilsner
Urquell entstand 1994 und ist seit 2002 Teil
der Gruppe South African Breweries.
Konstante Qualität. Braumeister müssen jederzeit Biere mit konstant gutem Geschmack
und gleichmäßiger Qualität liefern, und dies
auch bei ständig schwankenden Eigenschaften der natürlichen Rohstoffe
Hopfen und Braugerste und kaum
vorhersehbaren saisonalen und
witterungsbedingten Schwankungen des Absatzes. Außerdem müssen die strengen
hygienischen Vorschriften aller
Länder eingehalten werden, in
die exportiert wird. Gleichzeitig
sollen alle Ressourcen so schonend
wie möglich eingesetzt werden. Hier
kann Informationstechnologie helfen, die
notwendige Transparenz in den Prozess zu
bringen. Durch die ganzheitliche Betrachtung
der Produktionskette durch ein Manufacturing Execution System (MES) von Siemens,
beginnend bei der Herkunft und Qualität der
Siemens
Siemens, Plzenský Prazdroj
PILSNER URQUELL. Konstante Qualität trotz schwankender Eigenschaften natürlicher Rohstoffe.
Rohstoffe über Status der einzelnen Produktionsschritte bis hin zum Verkauf an den Kunden, lassen sich Potenziale zur Optimierung
finden und nutzen. Basis dafür liefern die
Daten, die das Production Management and
Information System (PMIS) zentral erfasst
und analysiert. Drehscheibe für die Informationen ist eine Echtzeitdatenbank,
die alle zwei bis zehn Sekunden
mehr als 10.000 Werte vom
Prozess erhält. Produktionskennzahlen (Key Performance
Indicators) geben Bedienern
und Management die Möglichkeit einer detaillierten Prozessanalyse. Auf einen Blick kann
man auf diese Weise Schwachstellen
und die Verfügbarkeit der Anlage erkennen sowie die Taktführer für die unterschiedlichsten Produkte erfassen.
Integrierte Systeme. In das MES wurde ein
neues Production Order Management System
integriert, das die Produktionsaufträge vom
übergeordneten SAP R/3 erhält und deren Fer-
tigstellung auch dorthin wieder zurückmeldet. Ein Chargendaten-Management liefert die
Basis für die Rückverfolgbarkeit und stellt entsprechende Rezepturen und Spezifikationen
bereit. In Kombination mit dem neu installierten Laboratory Information Management
System (Simatic IT Unilab) lassen sich alle
ausgelieferten Produkte lückenlos zurückverfolgen. Die Verbindung des Laborsystems mit
dem MES-System gestattet die produktionsnahe Laborführung.
Vom Betriebsleiter, Technologen bis zu den
Bedienern kann jeder das Informationssystem
nutzen. Mit einheitlichen Daten und durch einheitliche Darstellung lassen sich Zusammenhänge besser erfassen. Dies fördert Kreativität
und Initiative, um die Leistungsfähigkeit der
Anlage zu verbessern.
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINFO
hi!link
www.siemens.com/mes
www.pilsnerurquell.com
hi!tech 01|09
20
Wir akzeptieren
alle Kassen.
:JOULSSL/PSML^PYR[0OYL:WLUKLZPJOLY[^LS[^LP[LTLKPaPUPZJOL
/PSMLM…Y4LUZJOLUPU5V[:4::WLUKLHU0664 660 1000
Wir danken unserem Partner
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINFO
c o n te n t
■ DER FUSSABDRUCK berücksichtigt alle
verbrauchten Ressourcen, den Global Hektar.
■ IT-OUTSOURCING ist nicht nur wirtschaftlich, sondern auch umweltfreundlich.
Der IT-Footprint zählt
Wie viel Kohlendioxid
man mit einer Anfrage
bei Google nun tatsächlich produziert, ist noch
nicht ganz geklärt: Die
Angaben schwanken zwischen
sieben Gramm, wie die britische
„Sunday Times“ berichtete, und
0,2 Gramm, wie Google selbst angibt. Sicher
ist jedenfalls: Die allgemeine Klimadiskussion hat auch die IT-Branche erreicht, durchaus
zu Recht. Denn unsere Laptops, Server und
Netzwerke können auch recht ineffiziente
Einrichtungen mit einem ziemlich schlechten
Wirkungsgrad sein. Ein typisches Rechenzentrum etwa wendet schon einmal 50 Prozent
des Gesamtenergieverbrauchs allein dafür
auf, um den Betrieb am Laufen zu halten, ohne
dass auch nur eine Rechenoperation durchgeführt würde. Vor allem die Kühlung der heißen Rechner verlangt hohen Energieeinsatz.
Unterm Strich kommen auf diese Weise gewaltige Summen zusammen.
Stromfresser. Laut einer Studie des Berliner
Borderstep Instituts für Innovation und Nachhaltigkeit verbrauchen Deutschlands Rechenzentren Strom in der Größenordnung von
zweieinhalb Millionen privaten Haushalten
und produzieren an die sechs Millionen Tonnen CO₂-Ausstoß pro Jahr. Und nach Berechnungen von Jonathan Koomey, Professor an
der Stanford University in den USA, wären mit
der Stromversorgung aller Server weltweit 14 Kraftwerke der 1.000-Megawatt-Klasse ausgelastet.
0,2 Gramm, sieben Gramm,
sechs Millionen Tonnen? Die
in der Szene sehr engagiert
geführte Debatte über die
Umweltver träglichkeit
von IT zeigt auch, dass
Markus Honsig
Christina Lehner
solche Angaben für den Laien einigermaßen
abstrakt werden können, was ihre Größenordnung und ihre Relevanz für den Klimahaushalt betrifft. Und dass solche Fragen nur in
einem größeren Rahmen sinnvoll beantwortet
werden können: Zwar stimmt es, dass unser
tägliches Surfen eine Menge Energie verbraucht. Andererseits wird natürlich einiges
an Flug- und Autobahnkilometern gespart,
wenn man in Bibliotheken und Zeitungsarchiven vom Schreibtisch aus recherchieren
kann und Konferenzen über Video abhält, um
nur einige von vielen Beispielen zu nennen.
Kompletter Ressourcenverbrauch. Ein Ansatz,
solche Themen auf eine breitere Basis zu
stellen, ist der Ökologische Fußabdruck, der
nicht nur den Energie- und CO₂-Verbrauch,
sondern den gesamten Ressourcenverbrauch
zu berechnen versucht – gemessen in Global
Hektar. Bislang wurde das 1994 von Mathis
Wackernagel und William E. Rees entwickelte
Konzept hauptsächlich auf Länder beziehungsweise den einzelnen Verbraucher angewandt
– mit wenig erfreulichen Ergebnissen: Global
betrachtet werden derzeit 2,2 Hektar Erde
pro Kopf verbraucht, obwohl nur 1,8 Hektar
zur Verfügung stehen. Noch schlechter ist die
Bilanz der Industrieländer alleine. Der durchschnittliche Österreicher etwa beansprucht
mit seinem Lebensstil 4,9 Hektar. Das heißt:
Würden alle Menschen die Ressourcen der
Österreicherinnen und Österreicher verbrauchen, wäre dafür selbst auf einem zweiten Planeten Erde der Platz zu knapp. Höchste Zeit
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Green IT
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DEM ÖKOLOGISCHEN FUSSABDRUCK AUF DER SPUR.
Das Konzept soll für den Businessbereich nutzbar gemacht
werden. An einem Modell für
IT wird derzeit gearbeitet.
hi!tech 01|09
22 23
Stromdiät für Server
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also, unseren Fußabdruck mindestens eine
Nummer kleiner zu gestalten, und zwar quer
durch alle Bereiche der Wirtschaft und Industrie. Daher soll das Konzept des Ökologischen
Fußabdrucks nun für den Businessbereich
geöffnet, für Produkte und Unternehmen
nutzbar gemacht werden. Siemens IT Solutions and Services Österreich hat schon im
Herbst vergangenen Jahres gemeinsam mit
dem Sustainable Research Insitute Europe
und der österreichischen Plattform Footprint
ein Forschungsprojekt gestartet, um den Ökologischen Fußabdruck von IT-Prozessen und
IT-Einrichtungen berechnen zu können, „als
wichtiger Teilbereich des gesamten BusinessFootprints“, wie Siemens-Consultingspezialist
für Sourcinglösungen Roland Beck erklärt.
Komplexes Puzzle. „Der direkte Energieverbrauch eines IT-Zentrums ist nur die halbe
Wahrheit. In unserem Modell werden auch
Produktion, Anlieferung, Lagerung und die
Entsorgung der jeweiligen Produkte mit einberechnet, die Anzahl der Administratoren,
die für den Betrieb notwendig sind, die Größe
der Räume und vieles mehr.“ Ein komplexes
Puzzle, das auch Daten einbezieht, die von der
IT-Abteilung selbst vielleicht nur schwer oder
gar nicht beeinflussbar sind, zum Beispiel die
Art der Stromversorgung oder die Anfahrtswege der MitarbeiterInnen.
Noch im Frühjahr soll es ein erstes, einfaches
Modell geben, um den Ökologischen Fuß-
Markus Honsig
Christina Lehner, Siemens
abdruck von IT abbilden zu können. Freilich
spielt in der Berechnung des Ökologischen
Fußabdrucks auch der Energieverbrauch
eine grundsätzlich wichtige Rolle. Für den
speziellen Fall Rechenzentrum sind zwei
Größen entscheidend. Zuerst der Primärenergieverbrauch: „Die zwei größten Hebel in diesem Bereich sind die Effizienz der Prozessoren
selbst und die richtige Aufstellung der Racks,
um eine kontrollierte Belüftung sicherstellen
zu können, also die Trennung von warmer und
kalter Luft“, sagt Stephan Leiner, Leiter des Siemens-Rechenzentrums in Wien. „Ein PentiumProzessor der jüngsten Generation arbeitet
beispielsweise um den Faktor sechs effizienter
als einer der Generation davor. Außerdem
geht es um den Einsatz von Sekundärenergie,
den Wirkungsgrad der Stromversorgung, den
Wirkungsgrad der Klimatisierung.“
Die energieeffiziente Einrichtung und Ausstattung eines Rechenzentrums ist die eine Seite.
Die andere ist seine Nutzung und Auslastung,
erst recht, wenn man den Fokus auf einen
klima- und ressourcenschonenden Betrieb im
Sinne des Ökologischen Fußabdrucks etwas
weiter fasst. Das heißt vor allem: Auch ein
bestens ausgestattetes Rechenzentrum liefert
eine unbefriedigende Energie- und Ökobilanz,
wenn es nur zu dreißig Prozent ausgelastet ist.
„Wenn ich mit einer IT-Leistung, die tausend
Mail- und SAP-User versorgen könnte, nur
250 bediene, fahre ich auf jeden Fall in den
roten Bereich, ob das jetzt den reinen Energieoder den umfassenderen Ressourceneinsatz
betrifft“, beschreibt Beck die Kluft zwischen
Angebot und Nachfrage von Rechenleistung,
die in vielen Unternehmen herrscht. Oder, um
im Bild zu bleiben: Wer sich Schuhe vier Nummern zu groß wählt, darf nicht überrascht
sein, damit auch viel zu große Abdrücke zu
hinterlassen.
Lösung Outsourcing. Deshalb kann Outsourcing von IT-Leistung in vielen Fällen nicht nur
die wirtschaftlich günstigste Lösung sein, sondern auch jene, die am umweltfreundlichsten
und klimaschonendsten ist. Das gilt nicht nur
für große, sondern gerade auch für kleinere
und mittlere Unternehmen, für die in Linz
die Siemens-Tochter unit-IT maßgeschneiderte SAP- und Outsourcingdienstleistungen
anbietet. Denn klar ist, dass jeder Prozessor,
jede Klimaanlage, jede redundant ausgelegte Datenleitung effizienter läuft, wenn sie
nicht nur zu zwanzig oder dreißig, sondern
zu achtzig und neunzig Prozent ausgelastet
sind. Siemens IT Solutions and Services bietet in diesem Bereich ein breit aufgestelltes,
komplettes Portfolio, vom Infrastrukturservice mit Client, Server, Netzwerk und Storage
bis hin zum Application-Service mit Wartung und Pflege spezifischer Softwareanwendungen. Quasi ein Rundum-sorglos-Paket,
das nicht nur Nerven und Budget, sondern
auch die Umwelt deutlich entlasten kann. DATA CENTER IN DER SIEMENS CITY. Auch aus
ökologischer Sicht eines der modernsten Europas.
Green House
Das neue Data Center
in der Siemens City in
Wien wird nicht nur aus
technischer, sondern auch
aus ökologischer Sicht zu den
modernsten Rechenzentren Europas gehören. Die Klimatisierung eines
Rechenzentrums gehört zu den Schlüsselbereichen für seinen effizienten Betrieb. Und
manchmal können schon im Grunde einfache
Maßnahmen große Wirkung erzeugen. Werden zum Beispiel die Servertürme richtig
angeordnet, hat man schon eine Menge Kühlenergie gespart. Richtig angeordnet heißt in
diesem Fall: Die kühle Luft, die den Rechnern
zugeführt wird, ist streng von der warmen
Luft, die sie wieder abgeben, getrennt. Konkret: Vorder- und Rückseite der Racks sollten jeweils zueinander gewendet sein, ein
simples, aber viel zu selten umgesetztes Ordnungsprinzip, das im neuen Data Center von
Siemens konsequent umgesetzt werden wird.
Frischluftkanäle sorgen außerdem bei Temperaturen unter sechs Grad für ausreichend Kühlung, um die Kältekompressoren ausschalten
zu können. Auch das gesamte technische
Design ist auf größte Energieeffizienz ausgelegt, zum Beispiel durch Virtualisierung, die
Entkoppelung von Hard- und Software, was
zur besseren Auslastung der vorhandenen
Hardwareressourcen wie Arbeitsspeicher oder
Festplatten führt. Physische Serversysteme
können dadurch reduziert werden.
Energie einsparen. Das sind nur einige der
Features, die das neue Data Center von Siemens zu einem Vorzeigeprojekt in jeder
Hinsicht machen. Stephan Leiner, Leiter des
Siemens-Rechenzentrums in Wien, rechnet
mit einer Energieeinsparung von rund 20
Prozent im Vergleich zu herkömmlichen,
heute am Markt üblichen Rechenzentren.
Dazu kommt – für ein Haus wie dieses nicht
weniger wichtig – die entsprechende Ausstattung, um den sicheren Betrieb zu gewährleisten, von der redundanten Energieversorgung
inklusive Notstromgeneratoren bis zur ebenfalls redundant ausgelegten Klimatisierung
und natürlich der umfassenden Gebäudesicherung. Der Spatenstich erfolgt in diesem
Frühjahr auf dem Gelände der neuen Siemens
City, schon Ende des Jahres soll das Rechenzentrum, das unter anderem den Serverpark
der Österreichischen Post beherbergen wird,
in Betrieb genommen werden.
Natürlich darf das neue Rechenzentrum, eines
der Global Production Centers von Siemens
IT Solutions and Services, auch als ein starkes
Signal Richtung Zentral- und Osteuropa interpretiert werden. Gemeinsam mit dem Global
Production Center für Remote-ManagementAufgaben im rumänischen Timisoara mit
200 MitarbeiterInnen ist Siemens damit in
der Lage, sowohl länder- als auch produktübergreifend ein umfassendes Portfolio an
IT-Lösungen anzubieten.
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINFO
hi!link
www.siemens.com/it-solutions
www.footprint.at
hi!tech 01|09
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cover
hi!biz
Energieeffizienz
hi!school
hi!life
PAPIERINDUSTRIE. Der Einsatz drehzahlvariabler
Antriebe in Materialaufbereitung und Vortrocknung
kann den Stromverbrauch um 40 Prozent reduzieren.
Antrieb zum Sparen
Europa verbraucht immer mehr Strom. Auch
die Industrie ist dabei
ein wichtiger Faktor. Ihr
Bedarf stieg in Österreich in den
vergangenen zehn Jahren um
37 Prozent. Dieses Plus steht für
einen kräftigen Anstieg des CO₂-Ausstoßes,
belastet aber genauso die Unternehmen.
Mehr als zwei Drittel der von der Industrie
verbrauchten Energie entfallen auf Antriebstechnik und verursachen dort auf den gesamten Lebenszyklus der Motoren gerechnet
90 Prozent der Kosten. Ein beunruhigendes
Faktum, das aber eine große Chance bietet: Der
Elisabeth Dokaupil
Siemens
Einsatz moderner Energiespartechniken rentiert sich in kürzester Zeit. Und davon gibt es
viele, die nicht nur die Produktivität steigern,
sondern auch noch die Performance verbessern. Investitionen in Energieeffizienz führen
als Nebeneffekt oft auch dazu, dass Prozesse
besser kontrollierbar werden und Komponenten mit höherer Verfügbarkeit laufen.
Detaillierte Analyse. Doch wo ansetzen in
der komplexen Produktionswelt? Klare Fakten schafft nur die detaillierte Analyse. Das
Softwaretool SinaSave von Siemens berücksichtigt neben den anlagenspezifischen Parametern alle für die Analyse erforderlichen
Werte ebenso wie eine eventuell variable Auslastung und die Betriebsstunden. Auch die
Frage, ob besser in Neuanlagen oder Modernisierung investiert werden sollte, lässt sich
objektiv beantworten: Je energieintensiver
die Applikation ist und je höher die Zahl der
Betriebsstunden der Antriebe im Teillastbetrieb, desto schneller rechnen sich energieeffiziente Systeme. Am meisten bringt aber
letztlich die energietechnische Optimierung
von Gesamtanlagen. Das Siemens-Energieoptimierungsservice EOS berücksichtigt neben
den Antrieben auch alle anderen im Betrieb
relevanten Energieprozesse und -formen. Ein
wichtiger Faktor ist auch die Einführung eines
Lastmanagements.
Drehzahlvariabel. Erfahrungen zeigen, dass
bei einem Drittel der Antriebe ein drehzahlvariabler Betrieb sinnvoll ist. In Branchen, wo
starke Antriebe gefragt sind, setzt man daher
bereits seit Jahren darauf. So kann in der Papierindustrie durch den Einsatz bei Materialaufbereitung und der Vortrocknung der Stromverbrauch um 40 Prozent reduziert werden.
Ein großes Einsparpotenzial liegt vor allem
auch bei Pumpen, Lüftern und Kompressoren.
Bei diesen Anlagen – wenn sie, wie heute noch
oft üblich, mittels Drossel geregelt werden –
laufen der Motor und die Arbeitsmaschine mit
voller Drehzahl, der zu viel produzierte Druck
oder Durchfluss wird in der Drosseleinrichtung auf den tatsächlichen Bedarf reduziert.
Die bessere Lösung sind Frequenzumrichter,
die die Drehzahlen der Motoren so regeln,
dass nur die benötigte Leistung durch die
Pumpe aufgenommen wird und nichts über
eine Drossel vernichtet werden muss. Technisch passiert das, indem aus der Netzspannung ein dreiphasiges Spannungssystem mit
variabler Höhe und Frequenz erzeugt wird.
Durch seine Anpassungsfähigkeit schafft
ein Frequenzumrichter eine Reduktion der
Stromkosten um bis zu 50 Prozent.
ENERGIEEINSPARPOTENZIALE in der Prozessindustrie beim Einsatz
von Frequenzumrichtern
oder Energiesparmotoren
lassen sich mit dem Tool
Sinasave berechnen.
ENERGIESPARMOTOREN
können speziell als Ergänzung zu Frequenzumrichtern den industriellen
Stromverbrauch stark
reduzieren. Solche Investitionen amortisieren sich
in der Regel in weniger
als zwei Jahren.
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26 27
cover
Energieeffizienz
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LÜFTUNG. Sparmöglichkeiten bei Nebenprozessen, Pumpen, Lüftern und Kompressoren.
Siemens hat die eigene Technik auch beim
Motorenwerk in Bad Neustadt eingesetzt.
Bei der Rauchgasfilterung der Aluminiumschmelzöfen wurde neben dem Austausch
des Elektromotors auch ein Frequenzumrichter installiert, der die Drehzahl des Motors
und damit auch die Luftmenge regelt – ein
Ersatz für eine mechanische Drosselklappe.
Die Energieeinsparung: 66 Prozent. Das ergab
eine Reduktion der Stromkosten um 7.000
Euro pro Jahr. Auch bei Wasserwerken oder
in Bädern sind Frequenzumrichter als Stromsparer unterwegs. Noch weiter lässt sich das
Energiesparen mit Frequenzumrichtern treiben, wenn die anfallende Bremsenergie zurück
ins Netz geführt wird. Besonders viel verwertbare Energie fällt an, wo gehoben, gefördert
oder zentrifugiert wird, wo also große Massen
häufig abgebremst werden müssen. Die intelligente Infeed-Technologie von Siemens spart
dabei besonders viel Energie.
Überdimensioniert. Oft ist die Antriebstechnik
aber auch überdimensioniert. Vor allem bei
Nebenprozessen oder in der Gebäudetechnik
gilt bei der Planung das Motto „Darf’s ein bisschen mehr sein?“, weil die genauen Betriebsbedingungen noch nicht festgelegt sind. Auch
das kostet Energie. Natürlich müssen auch die
Motoren selbst sparsam mit Strom umgehen.
Kupferrotoren in Siemens-Energiesparmotoren tragen zum Beispiel zu einer Erhöhung
des Wirkungsgrades bei. Denn Kupfer leitet
besser und verringert dadurch die Verluste.
Die Verlustleistung sinkt gegenüber einem
herkömmlichen Motor um bis zu 40 Prozent.
Ein Wert, mit dem Siemens besser liegt als der
amerikanische NEMA-Premium-Standard.
Der Stromverbrauch der Elektromotoren steht
auch im Fokus der Europäischen Kommission.
Ihr Ziel: Nur die effizientesten Modelle sollen
Elisabeth Dokaupil
Siemens
MODUL FÜR ENERGIERÜCKSPEISUNG. Wo
große Massen häufig gebremst werden müssen,
fällt besonders viel verwertbare Energie an.
ab 2011 in Europa erhältlich sein. Seit 1999
bestehen drei definierte Effizienzklassen. Die
schlechteste hat seither deutlich Marktanteile
verloren. Gewinner war die Effizienzklasse
zwei, die nun bei rund 85 Prozent liegt. In
den USA ist man allerdings weiter. Die amerikanischen EPAct-Motoren, die unserer Klasse eins ähnlich sind, kommen bereits auf 70
Prozent, während sie in Europa nur 12 Prozent geschafft haben. In einem geplanten
neuen weltweiten Standard soll es noch eine
vierte Superpremiumklasse geben, bei der
Wo sich der Energiecheck lohnt
Einsatz mechanischer Durchflussregelungen
hohe Betriebsstundenzahl der Motoren
Antriebe, die im Teillastbetrieb laufen
Prozesse, bei denen die Lasten oft abgebremst werden
Betrieb von Belüftungsanlagen und Pumpen
Nebenprozesse, die auch am Wochenende
laufen
die Verluste weiter deutlich reduziert sind.
Viele Antriebe laufen auch dauernd, ohne
dass der eigentliche Prozess den Anforderungen entsprechend optimiert wurde. Hier
kann eine intelligentere Fahrweise Abhilfe
schaffen, die in der Prozessautomation festgelegt werden kann. Motoren in Leerlaufphasen sollten beispielsweise abgestellt werden. Doch was so simpel klingt, ist in der
Realität hochkomplexer Industrieanlagen gar
nicht einfach. Ein rasches und sicheres Hochfahren nach der Pause funktioniert nur, wenn
alle Anlagen korrekt heruntergefahren wurden. Eine wichtige Rolle haben dabei die Steuerungen, die die notwendigen Informationen
zur Unterstützung des kontrollierten Zu- und
Wegschaltens aus den Industrienetzwerken
beziehen.
Elektrofilter. Große Energieverbraucher sind
auch Elektrofilter. Und die Anforderungen
an diese Anlagen steigen ständig aufgrund
strengerer Umweltauflagen, anderer Prozessbedingungen oder geänderter Einsatz- bzw.
Brennstoffe. Um die Emissionsgrenzwerte
sicher einzuhalten, benötigt man immer
höhere Leistungen der elektrischen Felder.
Neue Leistungshalbleiter (IGBT) speisen die
Filter mit maximalen Spannungen und deutlich höheren Filterströmen. So nutzt man die
Möglichkeiten der Filter besser aus und erspart sich oft kostenintensive mechanische
Erweiterungen. Zementanlagen setzen zur
Entstaubung auf solche Filter, Stahlwerke nutzen sie für ihre Konverterfilter, die chemische
Industrie für Nasselektrofilter, die Papierindustrie nach dem Laugenkessel.
Diese Industrien sind prinzipiell sehr energieintensiv. Hier machen die Energiekosten
einen großen Teil der laufenden Betriebskosten aus. Neben einer detaillierten Analyse
geht es in diesem Fall um Veränderung von
einzelnen Verfahrensschritten und umfassende Nutzung von Abwärme, um den Energieverbrauch weiter zu senken.
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www.siemens.com/sinasave
www.siemens.com/drives
www.siemens.com/energysaving
www.en-q.de
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28
FMW-ALTPAPIERENTDRAHTUNGSANLAGE.
Mit 10.000 Einzelteilen
und Baugruppen nur
ein Teil einer Gesamtanlage – eine Herausforderung an Konstrukteur und Software.
Durchgängig
digital
Hohe Geschwindigkeit,
hohe Flexibilität, hohe
Qualität bei geringen
Kosten sind längst unverzichtbare Werte, um auf einem globalen Markt erfolgreich agieren
zu können. Das gilt umso mehr
FMW-ANLAGE FÜR BAUSTOFFERZEUGUNG.
Nicht weniger als dreißig Förderschnecken
in verschiedenen Lagen müssen kollisionsfrei angeordnet werden.
Markus Honsig
Siemens, Eisenbeiss
für kleinere und mittlere Unternehmen, die
mit beschränkten Ressourcen zurechtkommen müssen. Erst eine durchgängige, digitale
Kette, die von der Entwicklung bis in die Produktion nahtlos ineinandergreift, ermöglicht
es, maßgeschneiderte Produkte ebenso schnell
wie kostengünstig zu entwerfen, zu konstruieren und zu fertigen. Mit seinem PLM-Portfolio (Product Lifecycle Management) kann
Siemens ein starkes Softwarewerkzeug anbieten, das den gesamten Lebenszyklus von Produkten und Produktionsanlagen abbildet, die
digitale Entwicklung ebenso wie das Produktdatenmanagement oder die digitale Fabrik.
Tools wie NX für rechnerunterstütztes Design,
Engineering und Manufacturing (CAD/CAE/
CAM) oder Teamcenter, die integrierte Lösung
für die digitale Datenverwaltung des gesamten Prozesses, bieten eine durchgängige, einfache und offene Lösung, die von Beginn der
Konstruktion bis zur Fertigungsplanung auf
CNC reicht. Auf diese Weise lässt sich der Weg
von der Planung in die Produktion wesentlich
verkürzen und beschleunigen und die Produktivität erhöhen.
Einfach zu bedienen. „Die vorkonfigurierten
Produkte eignen sich nicht nur für Großunternehmen, sondern auch für Klein- und Mittelbetriebe, weil sie leistbar sind und einfach
zu bedienen“, betont Franz Haider, Geschäftsführer bei Siemens PLM Österreich in Linz.
Die jüngste Innovation, die von Siemens in
die NX-Software integriert wurde, nennt sich
Synchronous Technology und beschleunigt
den Konstruktionsprozess deutlich. Erstmals
können Änderungen an einer CAD-Konstruktion sowohl geometrisch als auch mit Parametern umgesetzt werden, ohne dass man sich
wie bisher für eine der beiden Methoden entscheiden muss – ein riesiger Fortschritt vor
allem für komplexe Geometrien, da auch bei
cover
Digitale Fabrik
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punktuellen Eingriffen und Änderungen die
angrenzenden Topologien automatisch mitberechnet werden – und unabhängig davon,
wie oder in welchem CAD-System die Modelle
aufgebaut wurden. „Durch die nahtlose Verknüpfung von klassischer Parametrik und
direkter Manipulation gewinnt der Ingenieur
mehr Freiheiten und kann sich allein auf das
Produkt und seine Geometrie konzentrieren“, erläutert Haider die Vorteile der neuen
Technologie, von der natürlich auch Simulation und Fertigung profitieren. Dazu kommt,
dass sie mit allen gängigen CAD-Programmen kompatibel ist und Systemwechsel ohne
Datenverlust sichergestellt sind.
Extreme Entwicklungstiefe. Wie man PLMSoftware erfolgreich einsetzt, zeigt zum Beispiel das niederösterreichische Unternehmen
FMW Industrieanlagenbau, das unter anderem
die weltweit größten Altpapieraufbereitungsanlagen herstellt. Die Herausforderung der
modular aufgebauten Anlagen, die aus Tausenden Baugruppen und Einzelteilen bestehen, ist einerseits ihre Größe und andererseits
die extreme Entwicklungstiefe. Daraus ergibt
sich eine besonders hohe Anforderung etwa
an die Skalierbarkeit der 3-D-Software, die
mit NX allerdings voll gewährleistet ist. „Mit
Siemens PLM können wir in kürzester Zeit riesige Gesamtanlagen bis zum kleinsten Einzelteil innerhalb eines durchgängigen Prozesses
konstruieren“, kann sich Manfred Bosch, Produktentwickler bei FMW, die Arbeit ohne NX
und Teamcenter kaum mehr vorstellen. „Nur so
kann sichergestellt werden, dass kleine Änderungen an einer Stelle nicht überraschende
Auswirkungen an einer anderen haben.“
Im großen Maßstab zu denken ist man auch
beim oberösterreichischen Getriebehersteller
Eisenbeiss gewohnt. Bis zu eine Million Newtonmeter Drehmoment, also das rund 7.000Fache eines durchschnittlichen Golf TDI,
können die Spezialgetriebe aus Enns übertragen, die bis zu 35 Tonnen schwer sind und in
der Kunststoff-, in der Lebensmittel- oder in
der Schwerindustrie zum Einsatz kommen.
Klar ist, dass solche Getriebe nie Massenware
sind. Insgesamt sind es rund eintausend pro
Jahr, kaum ein Getriebe gleicht dem anderen, viele Getriebe müssen auf die speziellen
Anforderungen des Kunden eigens angepasst
und abgestimmt werden – bis hin zu kompletten Neukonstruktionen. Eine Aufgabe, die
mit NX und Teamcenter effektiver und besser
denn je gelöst werden kann. Was Edwin Kimpl,
Leiter der Entwicklung bei Eisenbeiss, an der
Siemens-Software besonders schätzt, ist ihre
Kompatibilität mit anderen CAD- und Produktionssystemen und dass Änderungen sehr
schnell durchführbar und durch alle Freigabeprozesse durchzureichen sind: „Es gibt im
Prozess keinen Zeitverzug mehr.“
Wie es weitergeht? „In Zukunft werden wir
digitale Simulations- und Konstruktionslösungen auch für den Elektronikbereich und
mechatronische Systeme weiter vorantreiben
und in das PLM-Portfolio integrieren“, wirft
Franz Haider einen Blick in die Zukunft.
SYNCHRONOUS TECHNOLOGY ermöglicht dynamisches Verändern. Die angrenzenden Topologien werden automatisch
mitberechnet.
KAMMWALZGETRIEBE FÜR DIE STAHLINDUSTRIE. Virtuell
in der Konstruktion und real in der Montage bei Eisenbeiss.
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www.plm.automation.siemens.com
siemens.pmhclients.com
www.fmw.co.at
www.eisenbeiss.com
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Schladming
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Infrastruktur in der Spur
Das Rennen um die
alpine Ski-WM 2013 ist
gelaufen. Schladming
ist Weltmeister im Bewerbungsslalom, die Konkurrenten aus der Schweiz, den
USA und Italien sind auf die Plätze
verwiesen. Nun warten auf den
obersteirischen Wintersportort neue Herausforderungen: Modernere Lifte soll es geben,
mehr Beschneiungsanlagen, die den ganzen
Winter über für ideale Carvingverhältnisse
sorgen, und ein Verkehrsleitsystem, das die
Besucher in den engen Gassen der 5.000-Einwohner-Gemeinde niemals den Überblick verlieren lässt.
Die ersten infrastrukturellen Spuren auf der
Strecke zum großen Ziel WM 2013 hat der
Veranstalter dabei schon jetzt hinterlassen. So
sorgt eine neue Pumpstation oberhalb des Planaier Skistadions seit Saisonbeginn 2008/2009
für eine verlässliche Wasserversorgung von
bis zu hundert Schneekanonen.
Schneesicher. Das Wedel-Defilee auf dem weißen Teppich wird auf diese Weise zu einer
sicheren Sache, selbst wenn die Großwetterlage im WM-Jahr mit Powder-Stimmung geizen sollte. Rund 150 Liter Flusswasser werden
dafür pro Sekunde aus der gut hundert Meter
tiefer liegenden Enns den Hang heraufgepumpt. Zwei nachgelagerte Tauchbecken und
ein ausgefeiltes elektronisches Regelsystem
stellen dabei sicher, dass der Wasserspiegel
nicht unter ein gewisses Mindestniveau fällt,
um die Umwelt nicht zu sehr zu belasten.
Für die optimale Aufbereitung des für die
direkte Beschneiung meist etwas zu warmen
Ennswassers setzen die Ingenieure auf sechs
Kühltürme: „Die ideale Wassertemperatur für
die Produktion von Kunstschnee, ohne dass die
Claus Gerhalter
Kühltürme vereisen, liegt bei etwa eineinhalb
Grad. Um die zu erreichen, wird das Wasser in
die Türme befördert und dort mit Ventilatoren abgekühlt“, so Mario Janska von Siemens.
Damit die Erholungsgäste im Urlaub auch
durchschlafen können, laufen die Ventilatoren
nächtens lediglich mit 1.000 Umdrehungen
pro Minute und damit im Flüsterton; bei
Tag wird die Leistung auf 1.500 hochgefahren.
Das Wasser in der Pumpstation wird zusätzlich durch UV-Bestrahlung entkeimt und beschert profilierten Pisteneislutschern ein Erfrischungserlebnis in Trinkwasserqualität.
der Anlage läuft über Lichtwellenleiter. Anders
als die früher üblichen Kupferleitungen sind
diese so gut wie hundertprozentig ausfallsicher und zeigen selbst bei Blitzeinschlägen
keine Wirkung.
Sessel und Gondel. Was die Mobilität der Pistenbesucher betrifft, setzen die Planai Hochwurzenbahnen mit einer im vergangenen
Jahr errichteten Kombilösung neue Maßstäbe: Erstmals in der Steiermark kommen mit
dem „Sunjet“ Sessellift- und Gondelfans auf
ihre Rechnung, denn die Bahn vereint beide
Elemente in einer Anlage. Für die rund 400
EVENT-ERPROBT. Schladming bereitet sich nun auf die Ski-WM 2013 vor.
Für die Steuerung des kompletten Systems
braucht es nur ein einziges Display. Darauf
sind die einzelnen Abläufe zwischen und in
den zwölf Pumpen und sechs Kühltürmen der
Station visuell dargestellt. 300 einprogrammierte Zustandsmeldungen erleichtern dem
Betriebspersonal die Arbeit, indem sie auf dem
Bildschirm aufpoppen und Lösungen anbieten, wenn es im Betrieb irgendwo hakt. Die
Verbindung der einzelnen Sektoren innerhalb
Schladming-Dachstein/Planai-Hochwurzen, Peter M. Mayr
Höhenmeter von der Tal- bis zur Bergstation
braucht es damit nur knapp sechs Minuten,
und in einer Stunde können über 2.300 Skifahrer an die Hänge der Hochwurzen gebracht
werden. Das geht mit Antrieben von Siemens
in Drehstromtechnik. Automatisch passt ein
Umrichter die Performance des Motors an
den Bedarf an. „Von alpinem Frost und hoher
Luftfeuchtigkeit zeigt sich das Antriebssystem
absolut unbeeindruckt, und es bringt auch
KOMBILÖSUNG.
Sessellift- wie Gondelfans kommen
bei den Planai Hochwurzenbahnen
auf ihre Rechnung.
aus dem Stand heraus die volle Energie“, versichert Siemens-Projektleiter Walter Wach. Da
die Drehstrommotoren fremdbelüftet werden, können sie über längere Zeit hinweg
– etwa bei starkem Wind – mit sehr geringen
Geschwindigkeiten laufen, ohne sich zu überhitzen. Dazu verhindert ein Clean-Power-Filter
im Umrichter Blindstrom und Oberschwingungsströme, was Kosten spart: Einerseits
geht dadurch weniger Energie verloren, und
andererseits kann man es damit in der Infrastruktur deutlich billiger geben – mit dünneren Kabeln und kleinerem Transformator.
Auch was die Abnützung betrifft, zeigt sich das
Drehstrommodell außergewöhnlich genügsam. Das Antriebs- und das fehlersichere Automatisierungssystem kommunizieren über eine
digitale Datenleitung – gemeinsam stehen sie
für kurze Inbetriebnahmezeiten und einen
sicheren Betrieb ohne technische Störungen.
Musterbeispiel. Schladming bereitet sich also
vor – auf eine Großveranstaltung, die als Musterbeispiel für Energie- und Ressourceneffizienz in die Eventgeschichte eingehen soll. Mit
visionären, umweltschonenden Technologien
wird das möglich.
FÜR WEISSE PISTEN sorgt das Beschneiungssystem. Die Pumpen, Kühltürme und Schneekanonen werden über ein einziges Display gesteuert.
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www.siemens.at/alpine
www.schladming.at
hi!tech 01|09
32 ■ 33
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c o n te n t
■ TOTALE INTEGRATION aller Systeme ist
die Voraussetzung für ein GreenBuilding.
■ ENERGY-BASE senkt mit Passivbauweise
den Energiebedarf um 80 Prozent.
SIEMENS CITY VIENNA. Zusammenspiel zwischen Gebäudetechnik und Fassade in einer Computersimulation geprüft.
Green and Smart
Ein angenehmes Raumklima, gute Akustik und
Beleuchtung, einfach eine Wohlfühlatmosphäre
wünschen sich die „Bewohner“
moderner Bürogebäude. Energieeffizienz, niedrige Betriebskosten und Sicherheit müssen
sie zusätzlich bieten, flexibel die Wünsche
der Nutzer erfüllen und ihren Wert möglichst lang erhalten. Alle diese Anforderungen
erfüllt das Gebäude am besten, wenn es sich
Elisabeth Dokaupil
Siemens
zu einer eigenen vernetzten Welt entwickelt,
einfach smart. Bei der Siemens City Vienna
soll das alles unter ein Dach gebracht werden. Ab dem Jahr 2010 werden im Neubau in
Wien-Florisdorf rund 6.000 MitarbeiterInnen
aus verschiedenen Wiener Standorten zusammenarbeiten. Bereits beim Gebäudeentwurf
griff Siemens auf eine dynamische Computersimulation zurück, die das Gebäude mit all
seinen Komponenten abbildet, um zu sehen,
wie die gebäudetechnischen Systeme mit der
Fassade interagieren.
Die Hülle optimieren. „Unsere Strategie ist, die
Gebäudehülle thermisch so zu optimieren,
dass wir die technischen Systeme zum Heizen
und Kühlen reduzieren und die Mitarbeite-
rInnen trotzdem in einer behaglichen Atmosphäre arbeiten können“, erklärt Projektleiter
Erich Schöfbeck. Statt eine Klimaanlage einzubauen, setzt man auf eine Bauteilaktivierung
und eine mechanische Be- und Entlüftung. Bis
zu 75 Prozent der eingesetzten Energie lassen
sich durch effiziente Wärmerückgewinnung
wiederverwenden. Für gutes Klima sorgen in
der Betondecke der Büroräume installierte
Wasserrohre, die den Raum im Sommer kühlen und im Winter heizen. An Sommertagen,
wenn durch die Nutzer, Bürogeräte und die
Sonne die Raumtemperatur ansteigt, wirkt
die kühle Betondecke der Aufheizung entgegen. In der Nacht wird kaltes Wasser durch die
Betonteile geleitet, um diese wieder für den
cover
Gebäudetechnik
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WOHLFÜHLKLIMA.
Statt auf eine herkömmliche Klimaanlage setzt man auf
Bauteilaktivierung.
EIN GEBÄUDE WIRD SMART.
Ein wichtiger Punkt ist die
Außenhaut des Organismus
Haus. „Smart Building Envelopes“
heißt hier der Trend. Intelligente
Nanomaterialien, die sich elektronisch verändern lassen, sind
dabei im Einsatz. Die Forscher
wollen zum Beispiel Fenster so
steuern, dass sie nur dosiertes
Licht durchlassen und damit auch
die Temperatur optimieren.
nächsten Tag abzukühlen. Im Winter wirkt dasselbe System als Heizung. Dann wird warmes
Wasser aus der Heizzentrale durch die Bürodecken geleitet. Als Wärmespeicher oder
Kühlung dienen auch die 30 Meter tiefen
Betonpfähle, auf denen der Siemens Tower
ruht. In diese Energiepfähle ist ein Rohrsystem integriert, durch das Wasser gepumpt
wird. Je nach Wasser- und Umgebungstemperatur geben sie Wärme ans Erdreich ab oder
nehmen sie vom Untergrund auf. Das Temperaturniveau des Erdreichs versorgt die Bauteilkühlung.
Energiekosten reduzieren. Für ein Unternehmen wie Siemens lohnt es sich, Gebäude
perfekt zu planen oder zu optimieren. Der
Konzern besitzt weltweit mehr als 3.000
Gebäude und Werke, deren Energieaufwand
rund 470 Millionen Euro pro Jahr verschlingt.
Mit Effizienzsteigerungen ließe sich dieser
Wert erheblich reduzieren. Siemens Real
Estate (SRE), das Immobilienunternehmen
des Konzerns, geht das Thema systematisch
an: Im Rahmen der GreenBuilding-Initiative
Technik-Mikrokosmos: Gebäude der Zukunft
hi!tech 01|09
34 35
SIEMENS IN SCHANGHAI.
Der Neubau erfüllt die Kriterien des US-GreenBuilding-Councils, das neben
niedrigem Energieverbrauch auch effizienten
Umgang mit Wasser und
die Materialauswahl
bewertet.
(GBI) soll der Energie- und Wasserverbrauch
der weltweit wichtigsten SRE-Immobilien um
20 Prozent gesenkt werden. Dabei beziehen
die SRE-Experten den gesamten Immobilien-Lebenszyklus mit ein, der bei der Bedarfsanalyse und Konzeption beginnt, sich in der
Planung fortsetzt und bis zu Errichtung,
Betrieb und Abriss reicht.
Vielfältige Programme. Im europäischen
Raum folgt SRE den Kriterien des GreenBuilding-Programms der EU-Kommission.
Ein GreenBuilding nach EU-Kriterien ist ein
Neubau, wenn der Energieverbrauch um
mindestens 25 Prozent unter dem Wert der
geltenden Richtlinien liegt. Eine weitere Komponente der GBI ist das Aktionsprogramm
Natural Resources Management (NRM), das
auf die Analyse und Optimierung bestehender Gebäude abzielt. Unter anderem geht es
um die Regelungstechnik der Heizungs- und
Lüftungsanlagen oder den Austausch elektrischer Antriebe gegen effizientere Modelle.
Darüber orientiert sich SRE an LEED (Leadership in Energy and Environmental Design),
ein Standard des US-GreenBuilding-Councils,
der auch in Asien weit verbreitet ist. Neben
dem Energieverbrauch werden der effiziente
Umgang mit Wasser, die Raumluftqualität
und die Materialauswahl bewertet. Die LEEDKriterien erfüllen beispielsweise die SiemensNeubauten in Shanghai, Peking und Moskau.
Grundsätzlich lassen sich Konzepte aus einer
Region nicht eins zu eins in eine andere übertragen. Deshalb will SRE in Kooperation mit
dem Lehrstuhl für Bauklimatik und Haustechnik der Technischen Universität (TU) München
Elisabeth Dokaupil, Markus Honsig
nachhaltige Baukonzepte für verschiedene
Klimazonen entwickeln. Langfristiges Ziel ist
die Entwicklung eines Null-Energie-Standards
für Verwaltungsgebäude. „Bauten sollen in
ihrer Jahresbilanz kein CO₂ generieren. Deshalb wollen wir bereits in der Konzeptphase
den Energiebedarf so weit wie möglich senken“, betont GBI-Leiter Rainer Kohns. „Ganz
ohne Energie geht es allerdings nicht. Sie
wird jedoch aus erneuerbaren Ressourcen
wie Erdwärme, Grundwasser, Sonne oder Luft
stammen.“ Erst dann, so ist der Ingenieur
überzeugt, ist ein Gebäude wahrhaft grün.
Integration aller Systeme. Wie aber schafft es
nun ein Gebäude, maximalen Komfort, optimale Sicherheit sowie deutliche Energieeinsparungen zu verwirklichen? Entscheidend ist die
Integration aller beteiligten Systeme. So schließt
die Gebäudetechnik die Beleuchtungs-, Wasser-, Heizungs- und Klimatechnik sowie Informationstechnologien ein und ermöglicht den
Austausch von Daten über Licht, Temperatur,
Lüftung, Klimatisierung und Energie. Damit
ist das Haus auf dem Weg zu einem komplexen
technischen Mikrokosmos – und mancherorts
werden auch schon vollkommen autonome
Wohnblocks geplant.
Vor kurzem startete Siemens Corporate Technology (CT) das Projekt „High Performance
Building“, bei dem über drei Jahre SiemensExperten und Forscher von acht internationalen Universitäten und Forschungseinrichtungen wie Berkeley, Carnegie Mellon oder die
TU München und die Fraunhofer Gesellschaft
zusammenarbeiten werden. Ziel ist es, alle
Kompetenzen, die für eine moderne Gebäudetechnik nötig sind, optimal zu vernetzen. Das
Projekt beschäftigt sich zum Beispiel mit der
Verknüpfung wichtiger Querschnittstechnologien wie Sensorik, Automatisierung, Sicherheitstechnologien oder Fernwartung.
Im Rahmen der Optimierung des Lebenszyklus
sollte auch die Lebensdauer der Materialien
etwa auf Basis des in Amerika als Standard
bevorzugten Planungswerkzeugs Building
Information Model (BIM) in den Gebäudeentwurf einfließen, ebenso wie die Recyclingfähigkeit der Baustoffe nach einem Abriss. Im
BIM sind alle verfügbaren Daten enthalten,
die Funktionalität und Eigenschaften der
Gebäudeelemente beschreiben.
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OPTIMALES KLIMA IM BÜRO. Zusammenspiel
aller Systeme schafft die besten Bedingungen.
Siemens, WWFF, H. Hurnaus, Christoph Breneis
www.siemenscity.at
www.siemens.at/sre
www.siemens.at/sbt
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Gebäudetechnik
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ENERGY-BASE. Die Fassa-
Minus 80 Prozent Energiebedarf, minus 72.000
Euro Betriebskosten und
minus 180 Tonnen CO₂-Ausstoß
pro Jahr. Die neue Energy-Base
in unmittelbarer Nachbarschaft
zur Siemens City Vienna in Wien-Floridsdorf
ist Österreichs bislang größtes Bürohaus in
Passivbauweise und zeigt eindrucksvoll, wie
man mit verfügbarer Technologie den Energiebedarf drastisch senken kann. „Im Grunde
setzen wir konventionelle Technik ein“, erklärt
Gregor Rauhs, Projektleiter des Bauherrn, des
genutzt werden, die über
Luftkanäle in den Nordteil des Gebäudes gelenkt
wird. Die höher stehende
Sommersonne trifft hingegen ideal auf 400 Quadratmeter Photovoltaikmodule, die nicht nur
Schatten spenden, sondern auch Strom produzieren: 40.000 Kilowattstunden pro Jahr.
Bei einem Endenergiebedarf von 25 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr fällt die
Energiebilanz blitzsauber aus. „Für Heizung,
Lüftung, Kühlung und Beleuchtung des Gebäudes“, so Rauhs, „verbrauchen wir weniger
Energie als für die Geräte, die in den Büros
laufen, Kopierer, Rechner, Kaffeemaschinen.
Form follows Energy
Wiener Wirtschaftsförderungsfonds. „Was
das Haus auszeichnet, ist der integrale Ansatz
von Architektur und Technologie.“ Ein Ansatz, der vom Büro pos architekten und dem
Forschungsinstitut arsenal research erarbeitet wurde und eine Vielzahl intelligenter
Lösungen enthält.
Gefaltete Fassade. Das Gestaltungsprinzip
erklären die Architekten mit „Form follows
Energy“ und ist besonders schön an der
Südfassade der Energy-Base zu beobachten.
Durch die spezielle Faltung, die sich aus der
Anordnung von Fensterflächen und Photovoltaikanlage ergibt, kann die tiefstehende
Wintersonne zur Gewinnung von Wärme
Die Heizkosten etwa sind praktisch vernachlässigbar.“ Denn geheizt werden im Normalfall nur jene Büros, die nicht verwendet
werden. Ansonsten reicht die natürliche Wärmeentwicklung von Menschen und Geräten
dank der effizienten Gebäudehülle, optimaler
Dämmung und klug gelenkter Lüftung völlig
aus, um die Energy-Base auf eine angenehme
Arbeitstemperatur zu bringen. Was an Heizund Kühlungsbedarf nötig ist, wird aus regenerativ gewonnener Energie bereitgestellt:
aus dem Grundwasser gewonnene Erdwärme
einerseits und rund 300 Quadratmeter Solarzellen andererseits, die nicht nur Wärme
liefern, sondern via Solar Cooling auch zum
de nutzt Winter- und Sommersonne optimal, das
Zyperngras in den Büros
sorgt für eine angenehme
Luftfeuchtigkeit.
Antrieb des Kühlprozesses eingesetzt werden.
Auffällig ist, dass man sich im Energy-Base
auch jenseits des ökologisch reinen Gewissens auf Anhieb wohlfühlt. Weil es hell ist
(keine dunklen Ecken, 100 Prozent der Räume
werden mit Tageslicht versorgt (weil es keine
Heizkörper gibt, sondern die Betondecken
gewärmt beziehungsweise gekühlt werden,
was zu einer sehr homogenen, angenehmen
Raumtemperatur führt) und weil Glashäuser
mit Grünpflanzen in den Büros nicht nur für
einen Blickfang sorgen, sondern vor allem für
die entsprechende Luftfeuchtigkeit. In diesen
Wintergärten wächst Zyperngras, das je Pflanze bis zu zwei Liter Wasser pro Tag abgibt.
Besser werden. Minus 80 Prozent Energiebedarf ist schon ziemlich gut. Aber man kann
immer noch besser werden. Gemeinsam mit
arsenal research betreut Siemens, das auch die
gesamte Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik geliefert hat, ein von insgesamt 350
Sensoren gespeistes Monitoringprogramm,
das weiteres Potenzial zum effizienten Betrieb
der Energy-Base finden soll.
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hi!link
www.energybase.at
www.pos-architecture.com
hi!tech 01|09
36 37
Fahren
ohne
Fahrer
Die U-Bahn-Linie U3 in
Nürnberg braucht keinen Fahrer. Sie ist vollautomatisch unterwegs.
Und der Vergleich hat die Fahrgäste inzwischen sicher gemacht:
Hightech fährt alleine schneller,
effizienter, flexibler, wirtschaftlicher und
mindestens ebenso sicher. Auch die U2 zum
Markus Honsig
Siemens
UNTER
KONTROLLE.
Aus technischer
Sicht ist eine
vollautomatische
U-Bahn mindestens genauso
sicher wie jede
andere U-Bahn.
Flughafen soll daher bis Ende des Jahres endgültig auf menschliche Führung verzichten.
Der Testbetrieb läuft bereits.
Fahrerlose U-Bahnen sind nichts Neues und
auch in Europa schon seit mehr als 25 Jahren unterwegs, die erste wurde 1983 in Lille
in Betrieb genommen. Auch in London, Lyon
oder seit 2006 in Turin werden U-Bahnen selbständig auf ihre Rundreise geschickt. Was die
Nürnberger U-Bahn allerdings auszeichnet:
Die Linien der vorläufig noch konventionell
betriebenen U2 und der automatisch fahrenden U3 überschneiden sich. Einen solchen
gemischten Betrieb auf einer Strecke zu realisieren ist weltweit einmalig.
Automatisierte U-Bahnen beruhen auf dem
Zusammenspiel exakt abgestimmter, lückenlos miteinander vernetzter Systeme, die alle
Prozesse steuern und sich gegenseitig kontrollieren: dem Streckenrechner, dem elektronischen Stellwerk, dem zentralen Leitsystem,
den Rechnern in den Fahrzeugen.
Elektronischer Fahrer und Beifahrer. Herzstück
der U3 in Nürnberg, für die Siemens das komplette System geliefert hat – also sowohl die
Steuerung als auch die Züge, die im Wiener
cover
Automatisch fahren
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Siemens-Werk hergestellt wurden –, ist die
Automatic Train Control ATC, die den Fahrbetrieb steuert und überwacht. ATC besteht
aus zwei Systemen, der ATO (Automatic Train
Operation) und der ATP (Automatic Train
Protection) – oder, mit Georg Trummer, dem
langjährigen Projektleiter bei Siemens, etwas
einfacher ausgedrückt: „Es gibt einen elektronischen Fahrer und einen elektronischen
Beifahrer, der den Fahrer überwacht.“ Entscheidend ist: Das System ist als sogenanntes
Sichere
Fahrt
Ein Fahrzeugrechner
übernimmt die komplette
Steuerung der Bahn. Ein
weiteres System überwacht
den virtuellen Fahrer und
greift bei Bedarf ein.
Für zuverlässige Datenübertragung sorgen das
lokale Funknetzwerk und
Linienleiter auf dem Gleisboden.
Das Hochfrequenztranspondersystem erkennt
Menschen und größere
Gegenstände auf der Schiene.
Ein spezieller Hinderniserkenner sorgt dafür, dass
der Zug im Falle einer Kollision bremst.
Über die Stromschiene
bezieht die Bahn Energie
und speist sie beim Bremsen ins Netz zurück.
2-von-3-System aufgebaut. Das heißt: Selbst
wenn ein Rechner ausfällt, liefern die zwei
anderen zuverlässige, untereinander abgeglichene Daten. Erst wenn zwei Rechner ausfallen sollten, muss der Zug gestoppt werden.
Überwachung in der Leitzentrale. Die Kommunikation zwischen Strecke und Metro erfolgt
über in den Gleisen verlegte Linienleiter.
Zwischen Strecke und Leitsystem werden die
Informationen via Lichtwellenleiter ausgetauscht. In der Leitzentrale wird der Betrieb
permanent überwacht, nötigenfalls auch eingegriffen. „Die besondere Herausforderung“,
sagt Trummer, „lag darin, bestehende und
neue Komponenten zu einem funktionierenden Gesamtsystem zusammenzuführen.“ Das
gilt auch für die Sicherung des Umfelds, eine
zentrale Funktion für das Gesamtsystem.
Sensible Sensoren. Was passiert, wenn eine
Schultasche auf die Gleise fällt, gar jemand
unglücklich stolpert? Was, wenn die Türen
im falschen Moment schließen? Ein eng
geknüpftes Hochfrequenztranspondersystem
von Sendern und Empfängern knapp unterhalb der Bahnsteigkante sichert den Gleiskörper ab und stoppt einfahrende Züge, sobald
es zu gefährlichen Störungen im Gleisbereich
kommt. Sensible Infrarotsensoren in den
Türen verhindern die Weiterfahrt der Züge,
sobald auch nur ein Mantel eingeklemmt
sein sollte. Besonders diffizil abzustimmen
war die Bahnsteigsicherung, die etwa auch
eine Taube, die nur kurzfristig am Gleis
zwischenlandet, erkennen muss, ohne gleich
den U-Bahn-Verkehr zu stoppen. „Alle vier
Millisekunden wird eine Art Snapshot vom
Bahnsteig gemacht, die Spur einer Taube wird
durch einen digitalen Filter erkannt“, erklärt
Trummer das Prinzip.
Aus technischer Sicht bietet eine vollautomatische U-Bahn also mindestens ein ebenso
großes Maß an Sicherheit wie jede andere UBahn. Bleibt die gefühlte Sicherheit der Fahrgäste. Ohne sichtbaren Chauffeur zu reisen
kann anfangs schon ungewohnt sein. „Umfassende Informationsarbeit war daher eine
zentrale Aufgabe während des gesamten Projekts“, sagt Elisabeth Seitzinger, Pressesprecherin der VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft
Nürnberg. Sollte es anfangs diffuse Ängste
gegeben haben, sind sie jedenfalls längst
ausgeräumt. Weil der automatisierte U-BahnBetrieb einfach überzeugend funktioniert.
hi!tech 01|09
38 39
cover
Automatisch fahren
hi!biz
hi!school
hi!life
VOM FAHRERSITZ AUS ist U-Bahn-Fahren ein neues Erlebnis. Unsicherheit gibt es keine mehr.
Die Taktzeiten können nun von 200 auf 100
Sekunden halbiert werden. Kurze Wartezeiten
sind eine der wichtigsten Anforderungen,
um den öffentlichen Verkehr attraktiver zu
machen und Menschen zum Umstieg vom
Auto in die U-Bahn zu bewegen. Denn eine
Erfahrung bestätigt sich immer wieder, an der
Supermarktkasse ebenso wie am Bahnsteig:
Menschen warten ungern.
Automatisch fahren ist auch flexibler: Im
Nürnberger Untergrund ist es kein Problem,
bei erhöhtem Bedarf zusätzliche Züge auf die
Reise zu schicken – etwa wenn Fußball-Derby
in der Stadt ist –, weil man dafür keine zusätzlichen MitarbeiterInnen aus dem Wochenende
holen muss. Fahrerlose Züge sind außerdem
wesentlich effizienter zu steuern, als das von
Hand jemals möglich wäre, beim Bremsen
ebenso wie beim Beschleunigen. Mit Energierückspeisung und optimaler Fahrplanberechnung beträgt das Energiesparpotenzial bis zu
15 Prozent. Was man sich in der Steuerkabine
erspart, kann man dort investieren, wo es den
Nutzer auch erreicht – im Service für die Passagiere. In Nürnberg sind entlang der U3 – im
Unterschied zu den Zugfahrern – tatsächlich
ansprechbare MitarbeiterInnen unterwegs,
die weniger geübte U-Bahn-Reisende auch
einmal eine Station begleiten, um zum Beispiel unübersichtliche Umsteigesituationen
individuell zu lösen.
Innovationspreis. Eine Bestätigung für den
Erfolg des Projekts war der zweite Platz beim
Innovationspreis der deutschen Wirtschaft.
Automatisch Fahren wie in Nürnberg hat im
Übrigen offensichtlich Vorbildwirkung: In
Helsinki, Paris oder Hongkong sind ähnliche
Projekte in Planung.
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hi!link
www.siemens.com/mobility
www.rubin-nuernberg.de
Auto mit Autopilot
AUTOS WERDEN SELBSTÄNDIG. Der Weg
zum selbstfahrenden Auto ist nicht mehr weit.
Zahlreiche Assistenzsysteme unterstützen
schon jetzt – nicht nur in kritischen Situationen.
Markus Honsig
Siemens, Mercedes, VW
Nicht nur U-Bahnen, auch
unsere Autos werden immer
selbständiger, was das Fahren
und Steuern betrifft. Jüngstes
Beispiel: die erst vor kurzem
vorgestellte neue E-Klasse von
Mercedes. Ausgestattet mit
Sensoren und Kameras aller
Art, reguliert die E-Klasse die
Reichweite des Abblendlichts,
lässt das Lenkrad vibrieren,
wenn das Auto unbeabsichtigt
seine Spur verlässt, warnt vor
gefährlichen Spurwechseln, erkennt selbsttätig Tempolimits
(und weist den Fahrer entsprechend darauf hin), kann
den Abstand zum Vordermann
konstant halten und leitet im
Notfall auch Teilbremsungen
ein bzw. zieht sogar die Notbremse, sollte der Crash sonst
nicht zu vermeiden sein. Die
aktuellste Innovation ist der
Attention Assist, der den Fahrer beobachtet und ihn darauf
hinweist, dass seine Aufmerksam nachlässt und er vielleicht
besser eine Fahrpause einlegen sollte.
Fügt man solche und ähnliche
Assistenzsysteme zusammen
und denkt sie ein Stück weiter, ist der Weg zum selbstfahrenden Auto nicht mehr
sehr weit, zumindest aus
technischem Blickwinkel. Erst
recht, wenn die Autos mittels
car-to-car-communication
selbsttätig untereinander kommunizieren und einander vor
gefährlichem Glatteis hinter
der nächsten Kurve warnen.
Wenn das Auto Tempolimits
erkennt, könnte es genauso
gut auch auf das elektronisch
geregelte Gaspedal durchgreifen. Unsicherheiten in der
Spurhaltung könnte durch
einen elektronischen Griff
in die Lenkung entschärft
werden, wie das manche
Hersteller ohnehin schon tun,
wenn auch nur sehr sanft. Aus
psychologischer Sicht – und
natürlich auch aus rechtlicher
– ist es wohl noch ein eher
heikler Gedanke, dem Autofahrer in absehbarer Zeit das
Steuer ganz aus der Hand zu
nehmen. Immerhin, Volkswagen bietet schon den Parkassistenten an, der passende
Parklücken erkennt und sich
automatisch einfädelt. Der
Fahrer kann die Hände vom
Lenkrad nehmen und braucht
nur noch Bremse und Gaspedal zu bedienen. Ein Anfang
ist gemacht.
www.mercedes.com
www.volkswagen.de
hi!tech 01|09
40
Ö S T E R R E I C H I S C H E
INDUSTRIE
MAGAZIN
Eybl International
Der Staatsanwalt ermittelt
wegen Bilanzfälschung. Seite 14
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Vielseitig und aktuell für alle, die mehr über Wirtschaft wissen müssen.
EXTRA
Energie- und
Umweltmanagement
Seite 70
Remus gibt Gas Mehr darüber
lesen Sie ab Seite 22.
Siemens Vorstand Hofstädter über Margen und die Korruption.
Produktion Wie Resolfe den Werkzeugmaschinenautomationsmarkt aufrührt.
Service Mit welcher Strategie Unternehmen Service auslagern.
D A S I N D U S T R I E M A G A Z I N . D i e B l a t t - F o r m f ü r u n t e r n e h m e r i s c h e n E r f o l g . w w w. i n d u s t r i e m a g a z i n . a t
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Nr. 4 | April 2009 | Euro 4,00
D A S
cover
hi!biz
Verkehr
hi!school
hi!life
Mobilität & Entschleunigung
Reinhold Messner über die Verkehrsbelastung im Alpenraum
und Chancen, sie in den Griff zu bekommen – vom Brennertunnel bis zur Telematik.
Wie stehen Sie zum Individualverkehr?
Unsere moderne Welt ist eine mobile Welt, und
das schließt zwangsläufig auch den Individualverkehr mit ein. Und daran wird sich auch in
absehbarer Zukunft nichts ändern. Nur dass
wir dann eben nicht mehr mit fossilen Brennstoffen fahren werden, sondern vielleicht mit
Wasserstoff. Grundsätzlich glaube ich eher an
die Technologie als an die Politik, wenn es um
die Lösung unserer globalen ökologischen
Probleme geht.
Welche Beziehung haben Sie zum Auto?
Mein Verhältnis zum Auto ist leidenschaftslos.
Es bringt mich von A nach B, wenn es mit dem
Zug zu lange dauern würde. Bei Entfernungen
ab 800 Kilometern steige ich jedoch lieber ins
vor Ort in einer unterirdischen Parkgarage,
und ihre Besitzer bewegen sich während ihres
Aufenthalts auf umweltfreundlichere Art fort:
zu Fuß oder mit Shuttle-Bussen – oder warum
nicht auch im Sommer mit den Skiliften? Die
meisten Urlauber lieben die Berge doch wegen
der Natur und der Ruhe, und viele wollen sich
auch an der frischen Luft körperlich bewegen. Aber wenn wir weiter auf jeden Gipfel
eine Straße bauen, dann nehmen wir unserer
Landschaft den Zauber, den die Menschen bei
uns suchen. Unterm Strich geht es deshalb vor
allem darum, die richtige Balance zu finden
zwischen Mobilität und Entschleunigung.
Ich könnte mir sogar gut vorstellen, die Brennerautobahn als Sightseeingstrecke zu bewerben, wenn uns endlich eine Lösung für den
Transitschwerverkehr einfallen würde. Damit
haben wir mehr als die meisten Gebiete im
Flachland zu kämpfen. Bei uns können sich
Schadstoffe wie etwa Feinstaub nicht allzu
großräumig verteilen, und die Region verlassen können sie normalerweise schon gar
nicht, weil sie an den Bergmassiven hängen
bleiben. Auch die verkehrsbedingte Lärmbelastung ist ein Riesenthema: Sie glauben gar
nicht, wie hoch die Geräuschpegel selbst noch
in Lagen von 2.500 oder 3.000 Metern sind.
Einige alpine Tourismuszentren werben
schon lange mit dem Begriff „Autofrei“.
Welche Möglichkeit sehen Sie, den Schwerverkehr auf der Nord-Süd-Achse einzudämmen?
„Wenn wir weiter auf jeden Gipfel eine Straße
bauen, dann nehmen wir unserer herrlichen
Landschaft irgendwann genau den Zauber,
den die Menschen bei uns suchen.“
Flugzeug. Den Autokult, der heute teilweise
noch immer betrieben wird, finde ich ziemlich befremdlich. Nur zum Spaß in der Gegend
herumzufahren, das passt einfach nicht mehr
in unsere Zeit.
Sie haben also nichts dagegen, wenn Urlauber mit dem Auto in die Alpen fahren?
Ich will doch niemandem vorschreiben, mit
welchem Verkehrsmittel er zu uns kommt.
Das könnten wir uns ja auch gar nicht leisten,
schließlich ist der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle der Region. Aber in meiner Idealvorstellung verschwinden die Fahrzeuge dann
ITS magazine
APA Picturedesk
Zermatt kenne ich ziemlich gut, und das Verkehrsmodell der Gemeinde am Fuß des Matterhorns ist ein großer Schritt in die richtige
Richtung. Für den Transport von Menschen
und Waren stehen dort lediglich Elektrofahrzeuge und Pferdetaxis zur Verfügung, die mit
Rücksicht auf die vielen Fußgänger maximal
mit 20 km/h unterwegs sind. Und das Wichtigste: Die Besucherzahlen zeigen eindrucksvoll, dass die Modelle entschleunigter alpiner
Ferienorte funktionieren können.
Zunächst einmal genau die, die sowohl auf
europäischer Ebene als auch in den Anrainerstaaten schon seit vielen Jahren diskutiert
wird: Wir müssen so schnell wie möglich den
Brennerbasistunnel für den Schienenverkehr bauen. Aber leider entwickelt sich das
Projekt zur unendlichen Geschichte, denn
bisher wurde viel geredet und viel zu wenig
gemacht. Inzwischen hat zwar wenigstens der
erste Spatenstich stattgefunden, aber richtig
los geht es voraussichtlich erst 2010.
Problematischer als der lokale Verkehr sind
die Transitstrecken Richtung Mittelmeer.
Dann könnte etwa 2025 der erste Zug durch
den Brenner rollen?
Reinhold Messner, 64, war der erste Mensch,
der auf den Gipfeln aller Achttausender stand. Einen Namen
machte er sich auch als Autor zahlreicher Bestseller und Filme
sowie als Trainer im Rahmen von Seminaren für Manager. 1999
wurde Messner als parteiloser Kandidat für fünf Jahre in das
EU-Parlament gewählt. Nach langer Vorbereitung eröffnete er
2006 das Messner Mountain Museum.
Da gibt es noch genug, was dazwischenkommen kann. Ausgerechnet die Umweltschützer
sind gegen ein Projekt, das die verkehrsbedingte Schadstoffbelastung erheblich reduzieren würde. Für weitaus realistischer halte ich
jedoch die Gefahr, dass sich der Baustart wegen
der aktuellen Finanzkrise verzögert. Wir reden
immerhin über ein Investitionsvolumen im
zehn- oder sogar elfstelligen Euro-Bereich.
Falls alles klappt: Würde der Tunnel das
Schwerverkehrsproblem lösen?
Nur dann, wenn die Zulaufstrecken auch
untertunnelt werden und die EU sich dazu
durchringen kann, das geradezu heilige Gebot
des freien Warenverkehrs in diesem einen
Punkt zu relativieren und den Schwerverkehr
über die Alpen auf die Schiene zu zwingen.
Gibt es denn keine schneller zu realisierenden Lösungen?
Doch, die gibt es durchaus. Ich bin zum
Beispiel fest davon überzeugt, dass ein flächendeckendes, intelligentes Verkehrsmanagementsystem kurz- bis mittelfristig erheblich zur Entlastung der Alpen beitragen
könnte. Natürlich nicht im Sinne von Umfahrungsempfehlungen für die Staus auf der
Brennerautobahn – das würde unser Problem
nur zusätzlich verschärfen –, sondern in Form
eines vernetzten Telematiksystems, das alle
Transportmittel berücksichtigt. Im Prinzip
muss dieser Alpenpilot für jeden Verkehrsteilnehmer genau das tun, was meine Sekretärin
für mich erledigt: Er muss ihm sagen, wie er
sein aktuelles Ziel genau in diesem Moment
am schnellsten und bequemsten erreicht
– mit dem Auto, mit der Bahn, mit dem Bus
oder mit einer Kombination aller möglichen
Fortbewegungsmittel.
www.siemens.com/mobility
www.reinhold-messner.de
hi!tech 01|09
42 ■ 43
GENERATION INNOVATION
Junge Menschen für Naturwissenschaft und Technik zu begeistern – das
ist das Ziel der Initiative „Generation Innovation“. Zielgruppe sind Kids
vom Kindergarten bis zum Schulabschluss ebenso wie LehrerInnen, Eltern,
Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Ein Schwerpunkt ist die
gezielte Förderung von Mädchen und jungen Frauen.
www.generation-innovation.at
New s-Snack
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII
IIIIIIIIIIIIIIllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll
ENERGIEFORSCHUNG
KNOCHENSENSOR
Der neue Forschungsschwerpunkt „Energie
und Umwelt“ soll
Energiefragen der
Zukunft beantworten. Wissenschaftler verschiedener
Fakultäten der TU Wien
arbeiten an der Verbesserung der
Effizienz von Energiesystemen.
www.tuwien.ac.at
Ein mechanischer Sensor überwacht den Heilungsprozess nach
komplizierten Knochenbrüchen.
Der Knochenspion misst Zug- und
Druckkräfte im
Implantat, die
dann mit Ultraschall abgelesen
und ausgewertet
werden können.
www.empa.ch
Ursula Grablechner
SCHWEFELFRESSER
Mikroorganismen wandeln
giftigen Schwefelwasserstoff in unschädlichen
Schwefel um und schützen damit
die Meeresbewohner. Dies beobachtete eine internationale Forschergruppe mit österreichischer
Beteiligung an der Küste Namibias.
www.mpg.de
TECHNISCHE MUSKELN
Strecken, beugen, den Unterarm
über Elle und Speiche drehen – das
kann das künstliche Ellbogengelenk
dank technischer Muskeln. Eine
flexible Schnur, gedehnt oder zusammengezogen über
eine Antriebswelle, verbindet
die beweglichen
Teile. ipa.fraunhofer.de
Astrid Bartl, Empa, APA Picturedesk, Jupiter Images, Fraunhofer, Fujitsu Siemens, DelFly, Siemens
Christina Lehner
N e w s hi!school
Wa s s e r te s t
Vorkoster für
Trinkwasser
Das neue System zur Überprüfung
von Trinkwasser schlägt auf mehr als
100 Giftstoffe wie Insektizide oder chemische
Kampfstoffe an. Herzstück ist ein Biosensor,
der die Aktivität spezieller Enzyme misst. Die
Signalübertragung erfolgt elektrisch, was das
System schnell, sehr empfindlich und gleichzeitig robust macht. Zum Einsatz kommt
das Enzym Acetylcholinesterase, das bei der
Übertragung von Nervenreizen eine Schlüs-
Spionage-Libelle
mit Funkkamera
Zehn Zentimeter Flügelspannweite und ein
Leichtgewicht von nur 300 Gramm machen
den Miniroboter DelFly zum kleinsten Flugobjekt der Welt, das in der Lage ist, eine Kame-
Studie
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII
IIIIIIIIIIIIIIlllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll
Tra u m a to l o g i e
»Durch die Konzeption
des Schockraums und
den Einsatz des neuen
CT ist eine rasche Diagnose und Behandlung
ng möglich.«
2015
Einstellungsfokus:
fachliche Qualifikation,
Leistungsnachweise
Standardkarrieren
Einstellungsfokus:
Kulturkompatibilität, kreatives
Kapital, Zukunftspotenzial
Individuelle Kontakte
Beschäftigungsfähigkeit durch
Differenzierung (Uniquability)
Beschäftigungsfähigkeit
durch Anpassung (Employability)
Insekten beibringen, in der Luft zu stehen
wie ein Kolibri und auch rückwärts zu fliegen.
Noch weiter verkleinert, etwa auf die Größe
von Fruchtfliegen, könnten sie in Zukunft
durch Katastrophengebiete oder eingestürzte
Gebäude schwirren und diese erkunden.
www.delfly.nl
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlllllllllllllllllllll
Neue Perspektiven im People Management
2009
ra zu tragen. Die Entwicklung von Forschern
der niederländischen Universität Delft verfügt über zwei Tragflächenpaare, die sich wie
Vogelflügel auf und ab bewegen. Die Batterien erlauben eine Flugdauer von drei Minuten. Eine Verbesserung der Kamerabilder soll
den Winzlingen ermöglichen, Hindernissen
automatisch auszuweichen. Als nächstes wollen die Wissenschaftler den ferngesteuerten
M i n i r o b ote r
Quelle: Zukunftsinstitut
FOTOS: INPRO SOLAR, PHILIPSV, STEAMCAR.CO.UK, APA-IMAGES/DPA, PASSFACES.COM, FESTO.COM, SILHOUETTE
Elektrische
Signalübertragung macht
den Trinkwassertester
schnell, sehr
empfindlich
und gleichzeitig
robust.
selrolle spielt und unmittelbar Auskunft geben kann, ob
eine Wasserprobe auch in den
menschlichen
Stoffwechsel
eingreifen würde. Man misst,
ob die Aktivität des Enzyms
beeinflusst wird. Dazu haben die
Forscher das Enzym auf einem Chip
fixiert. Solange kein Giftstoff vorhanden
ist, verfügt das Enzym über maximale Aktivität, die über eine Reaktionskette elektrischen
Strom erzeugt. Giftstoffe wie organische
Phosphate, Carbamate oder Nervengase blockieren das Enzym, und die erzeugte Strommenge ist daher geringer.
www.siemens.com/innovation
UNIV.-PROF.
V.-PROF.
MOS VÉCSEI
VILMOS
Leiter
er der Unfallurgie im
chirurgie
Wiener
ner AKH
KREATIVITÄT UND INDIVIDUELLE FÄHIGKEITEN werden bei der Jobsuche in Zukunft
mehr zählen als formale Qualifikation und Standardkarriere, davon sind Trendforscher überzeugt.
Uniquability, also der einzigartige Mix an Skills und Talenten, heißt das Stichwort dazu.
hi!tech 01|09
44 ■ 45
V i d e o ko n fe r e n z
Aus weniger
mehr machen
Komprimierte Videodaten sind die Grundlage für mobiles TV, DVD und Videokameras, aber auch für Videokonferenzsysteme
oder Überwachungsanlagen. Zur Kompression von bewegten Bildern wurde mit
dem internationalen H.264 ein Standard
entwickelt, der sich bereits für Videokonferenzen etabliert hat. Siemens-Forscher
arbeiten an seiner Weiterentwicklung,
etwa einer Technik, Videosignale auch
bei kleiner Übertragungsbandbreite mit
hoher Qualität darzustellen.
www.siemens.com/innovation
MAMMOGRAPHIE
ist für die Früherkennung von Brustkrebs unverzichtbar.
Brustkrebs
Vorgesorgt
We rk s to f fe
Metallglas
ist sicherer
Glas ist zwar fest, verhält sich aber physikalisch wie eine Flüssigkeit. Daher ist
es auch elastischer als Metall. Britische
Wissenschaftler arbeiten nun daran, eine
Metallschmelze herzustellen, die wie
Glas erstarrt und dabei
ein spezielles Gittermuster bildet. Aufgrund seiner Flexibilität könnte das
neue Metallglas
als Baustoff stark
belastete Konstruktionen wie Brücken
oder Flugzeugtragflächen sicherer, langlebiger
und wartungsunabhängiger machen.
www.bristol.ac.uk
Elisabeth Dokaupil, Ursula Grablechner
Die Wahrscheinlichkeit,
an Brustkrebs zu sterben,
ist seit den 1990er Jahren
stark gesunken. Die laufende Verbesserung der Diagnoseverfahren sorgt dafür, dass die
Krankheit im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung immer früher erkannt
wird und die Chancen auf eine Heilung damit
deutlich steigen.
Für die Früherkennung ist die Mammographie
derzeit noch unverzichtbar. Die Brust wird
dabei mit einer energiearmen sogenannten
weichen Röntgenstrahlung durchleuchtet, die
Details im Drüsengewebe besonders gut sichtbar macht. Die besten Ergebnisse insbesondere
bei Frauen mit dichtem Brustgewebe bringen
digitale Detektoren. Im Erprobungsstadium
ist ein neues 3-D-Verfahren, die Tomosynthese. Ähnlich wie bei einer Computertomogra-
Siemens, Jupiter lmages, FH St. Pölten
phie werden Schichten der Brust berechnet, in
denen das Gewebe in unterschiedlichen Lagen
getrennt dargestellt wird.
Sehr gut stehen die Chancen auf ein korrektes
Ergebnis auch, wenn zusätzlich zur Mammographie mit Ultraschall untersucht wird.
Siemens hat ein neues automatisiertes Ultraschallgerät für die Brustuntersuchung entwickelt. Der Schallkopf ist in diesem Fall mit
15 mal 15 Zentimeter wesentlich größer als
bei normalen Geräten und wird von drei Seiten an die Brust gelegt. An der Workstation
können sich die Radiologen dann das Gewebe
von allen Seiten ansehen.
Neben dem Ultraschall ist die Magnetresonanztomographie (MRT) eine Möglichkeit zur
Brustkrebsdiagnose, bei der die Patientinnen
hi!touch
hi!biz
News
hi!school
hi!life
keiner Röntgenstrahlung ausgesetzt sind. Mit
MRT kann man sogar die Bildung neuer Blutgefäße zeigen, die ein Tumor zum Wachsen
benötigt – ein Indiz für ein sehr frühes Stadium
der Tumorentstehung. Für die Operationsplanung liefert die MRT mit höchster Auflösung
die genaue Ausdehnung des Tumors. Sollte
die Erkrankung schon in den Körper gestreut
haben, gibt die MRT mit Ganzkörperaufnahmen ein umfassendes Bild.
Als weitere MRT-Anwendung wird sich in
naher Zukunft auch die Brustspektroskopie
etablieren. Es handelt sich um ein nichtinvasives Verfahren, das Stoffwechselprodukte
oder biochemische Zustände in den Zellen
erfasst. Damit ist die Messung der Konzentration von körpereigenen Metaboliten wie Cholin in den Zellen möglich, eine Information,
die wertvolle Rückschlüsse auf die Bösartigkeit erlaubt. Ein alternatives Verfahren stellt
der PET-MRT-Scan dar, bei dem ein PET-Scan
in Bauchlage mit einem MRT-Brustscan kombiniert wird. PET bildet den Glukosestoffwechsel
in den Zellen ab, MRT lokalisiert den Tumor.
Während einer Reihenuntersuchung befundet
ein Arzt bis zu hundert Patienten in der Stunde. Das bedeutet, dass ihm für jede Aufnahme nur wenig Zeit bleibt. Digitale Assistenz
in Form von Computer-Aided-Detection(CAD)Programmen ist beim Erkennen von Brustkrebs in einem möglichst frühen Stadium eine
wesentliche Hilfe. Die CAD-Software markiert
tumorverdächtige Stellen.
Neueste Ultraschallgeneration mit
automatischem
Scanner.
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hi!link
www.siemens.at/ebook/ecr
www.siemens.com/healthcare
Foto g r a f i e
Augen-Kamera
Eine Digitalkamera, die nach dem Prinzip des
menschlichen Auges arbeitet, haben Forscher in
Illinois entwickelt. Das Licht wird darin durch eine
nachgebildete elektronische Linse – wie beim Auge
– auf eine gekrümmte Ebene fokussiert. Damit werden
Kamerasysteme möglich, die auch für medizinische Anwendungen Vorteile versprechen. Hemisphärische Detektoren sind
etwa für Netzhautimplantate viel besser geeignet als flache. „Dieser Zugang wird uns erlauben,
Elektronik einzubinden, wo das bisher nicht möglich war“, ist John Rogers, Professor für Materialwissenschaften und Ingenieurwesen an der UIUC, überzeugt.
rogers.mse.uiuc.edu
C O ₂ - A b s ch e i d u n g
Kohle wird umweltfreundlich
Kohle bleibt vor allem auch in Indien und
China ein wichtiger Energieträger. Durch neue
Verfahren zur Abtrennung und Lagerung von
CO₂ wird Strom aus Kohle klimafreundlicher.
Im deutschen Kohlekraftwerk Staudinger bei
Hanau sollen rund 90 Prozent des Kohlendioxids
aus den Kraftwerksabgasen herausgewaschen werden. Die Pilotanlage, die Siemens und E.ON
gemeinsam bauen, wird im Sommer 2009 in Betrieb gehen. Der von Siemens entwickelte Prozess
zur Abscheidung des Treibhausgases verbraucht vergleichsweise wenig Energie und belastet die
Umwelt nicht. Die Technik wurde bereits im Labor erprobt und eignet sich auch für die Nachrüstung konventioneller Kraftwerke. www.siemens.com/energy
M o d e r n e s W h i te b o a r d
Wie die Tafel interaktiv wird
Das interaktive Whiteboard ist die Tafel von heute.
Es ermöglicht, PC-Inhalte für alle sichtbar auf eine
beliebige Oberfläche zu projizieren und mit einem
speziellen Stift den PC direkt von dieser Tafel
aus zu bedienen bzw. auf der interaktiven Tafel
zu schreiben. Die Fachhochschule St. Pölten
entwickelte dafür eine preiswerte Lösung mit
der Spielkonsole Wii, die normalerweise Bewegungen von Spielern auf den Bildschirm
überträgt und das gleiche nun am Whiteboard
tut. Auch Laien haben keine Problem mit dem
Aufbau und der Verwendung der Software.
www.fhstp.ac.at
hi!tech 01|09
46 ■ 47
Das Internationale Astronomiejahr 2009 hat
standesgemäß mit einer kleinen Sensation
begonnen, der Entdeckung
eines Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, der der
Erde ähnlich ist wie bisher kein
Markus Honsig
Getty Images
anderer. Corot-Exo-7b ist etwa doppelt so groß
wie die Erde, hat die rund sechsfache Masse
und daher eine ähnliche Dichte. Und daraus
lässt sich schließen, dass Exo-7b ein Gesteinsplanet ist wie unsere Erde. Dass sich dort auch
Leben befindet, ist allerdings eher unwahrscheinlich: Weil Exo-7b seine Sonne nicht
nur sehr schnell in weniger als 21 Stunden,
sondern auch sehr eng umkreist, herrschen
auf dem Planeten eher unwirtliche Temperaturen von über tausend Grad. Einmal abgesehen davon, dass es mit der Kontaktaufnahme
schwierig werden könnte: Exo-7b zieht seine
Bahnen 426 Lichtjahre entfernt um einen
Stern im Sternbild Einhorn.
Weltraumteleskop Corot. Entdeckt wurde der
ferne Verwandte der Erde dank Weltraumteleskop Corot, einem europäischen Satelliten, der in 830 Kilometer Höhe das Weltall
beobachtet. Dabei macht er keine
Fotos, sondern misst Helligkeitsschwankungen, die beim
Vorbeiziehen von Planeten
am Mutterstern entstehen. An der Entwicklung von Corot waren auch österreichische
Institute beteiligt: das Institut für Weltraumforschung an der Österreichischen Akademie
der Wissenschaften und das Institut für Astronomie an der Universität Wien. Dessen Vorstand Gerhard Hensler ist überzeugt, dass die
Entdeckung von Exo-7b erst der Anfang ist.
„In den nächsten fünf Jahren werden wir noch
wesentlich mehr Planeten kennenlernen, die
hi!touch
hi!biz
Astronomie
hi!school
hi!life
unserer Erde sehr ähnlich sind.“ Auch dank
der immer genaueren Bilder und Daten, die
von immer größeren und leistungsfähigeren
Teleskopen geliefert werden, ob vom Boden
aus oder aus dem Weltraum.
Riesige Datenflut. Daraus ergibt sich auch
eine der zentralen Herausforderungen in
der modernen Astrophysik: „Es fällt eine riesige Datenflut an, die zu speichern, zu selektieren und zu visualisieren nach extremen
Rechnerleistungen verlangt“, sagt Hensler
und unterstützt daher die Pläne, in Wien ein
österreichisches Supercomputerzentrum mit
international konkurrenzfähiger Leistung zu
errichten. Weitere Potenziale sollen durch
die Vernetzung und Verteilung der Rechenkapazitäten auf mehrere Computer in
Europa gehoben werden, wie es
beispielsweise das Projekt AstroGrid verfolgt. Was man daraus lernen kann: Astronomie
und Astrophysik sind längst
Wissenschaften, die nicht
mehr nur an einsamen Fernrohren irgendwo
in Südamerika stattfinden, sondern immer
mehr vor Rechnern, die die Entstehung von
Sternen und Galaxien modellieren und simulieren – in der Hoffnung, damit einer Antwort
auf die wohl spannendste aller Fragen näherzukommen: Ob es da draußen noch irgendwo Leben gibt. Hensler ist davon überzeugt:
„Ich kann es nur nicht beweisen.“ Noch nicht.
Nicht nur immer neue Daten zu produzieren,
sondern die schon existierenden besser zu nutzen
ist das Ziel des virtuellen
Observatoriums. Die Idee ist
im Grunde einfach, aber wirksam: „Es geht darum, schon vorhandene Daten zu sammeln und allen
zur Verfügung zu stellen“, erklärt Florian
Freistetter. Der Österreicher arbeitet am Zentrum für Astrophysik in Heidelberg am Aufbau
eines virtuellen Observatoriums für Europa,
des EURO-VO. „Zwar gibt es schon virtuelle
Observatorien auf nationaler Ebene – etwa in
Deutschland –, aber natürlich macht es wenig
Sinn, wenn jedes Land seinen eigenen Weg
geht. Was wir brauchen, ist eine einheitliche
Datenbank, die alle Informationen zusammenfasst, und eine einheitliche Infrastruktur,
die allen den Zugang zu diesen Daten ermöglicht.“ Eine Art Internet der Sterne.
Standards schaffen. Dazu müssen Standards
geschaffen werden, um die unterschiedlichsten Daten aus unterschiedlichsten Quellen
sinnvoll verarbeiten zu können, zum Beispiel
eine eigene Datenbanksprache, die Astronomical Data Query Language (ADQL). Die fallweise noch schwierigere Aufgabe sei aber, so
Freistetter, die Eitelkeit mancher Forscher zu
überwinden, „einerseits mit fremden Daten
zu arbeiten, andererseits die eigenen Daten
freizugeben“. Die Vorteile, die ein virtuelles
Observatorium für Europa allen Beteiligten
bietet, sollten am Ende aber überwiegen,
denn „für neue Fragestellungen können auch
alte Beobachtungen eine wertvolle Hilfe sein“.
Dass es irgendwo im Weltall Leben gibt, davon
ist übrigens auch der Österreicher überzeugt.
„Wir werden mit außerdirdischem Leben aber
keinen Kontakt herstellen können, weil es einfach zu weit entfernt ist.“ Schade.
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINFO
hi!link
astro.univie.ac.at
aida.astroinfo.org
www.astronomie2009.at
hi!tech 01|09
48 ■ 49
hi!touch
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Astronomie
hi!life
In den schwer zugänglichen Höhen der Atacamawüste sind 450 Arbeiter Tag und Nacht im
Einsatz. Es geht darum, riesige
Radioschüsseln mit zwölf Meter Durchmesser aufzustellen,
um neue Erkenntnisse über die
Entstehung von Galaxien, Sternen und Planeten zu gewinnen. Das milliardenschwere
Projekt in einer der unwirtlichsten Gegenden
trägt den Namen ALMA (Atacama Large Millimeter Array) und vereint Wissenschaftler
aus aller Herren Länder. Mitglieder der europäischen Südsternwarte ESO und ihre nordamerikanischen Kollegen des National Radio
Astronomy Obervatory NRAO werden von
hier aus ins All blicken. 2011 sollen die ersten Beobachtungen aufgenommen werden,
ab 2013 wird das für dreißig Jahre Betriebszeit angelegte Beobachtungszentrum voll einsatzfähig sein. Bis dahin werden die Japaner
die Schüsseln weiter aufgerüstet haben und
dafür sorgen, dass auf der Hochebene Bilder
von noch nie dagewesener astronomischer
Schärfe gewonnen werden.
Bei ALMA handelt es um keine gigantischen
Teleskope oder Linsen. Die Antennen bilden
ein Netzwerk von Empfängern für die von
Himmelskörpern ausgesandten Radiowellen.
Eva Schinnerer vom Max-Planck-Institut
für Astronomie in Heidelberg kennt
die Vorteile: „Himmelsobjekte
sind besonders in ihren frühen
Entwicklungsstadien
von viel Staub umgeben.
Optischen Teleskopen ist daher die Sicht
durch kleinste
klein
nste Partikel von Silikaten, Graphit,
Kohlendioxi
id- und Wassereis versperrt. StrahKohlendioxidlung mit We
ellenlängen im Submillimeter- und
e
Wellenlängen
Millimeterb
bereich passiert den Staub jedoch
b
Millimeterbereich
mühelos un
nd kann von Radioantennen aufn
und
gefangen w
werden.“ Bleibt ein Problem: Beim
Eintritt in d
die Erdatmosphäre stößt die Strahlung auf W
asserdampf
a
Wasserdampf
und wird – vor allem
in unteren L
Luftschichten – teilweise absorbiert. Genau
u das ist der Grund, warum
ALMA in 5.000
5.0
000 Meter Höhe in den
Anden oper
rriert.
operiert.
Inzwischen wurde auch getestet,
wie aus Ra
adiowellen gestochen
a
Radiowellen
scharfe Bil
llder der Sternenwelt
Bilder
werden. Von
Von einem Planeten ausgestrahlte Radiowellen
R
wurden von
zwei ALMA
A-Prototypantennen gesamA
ALMA-Prototypantennen
melt und el
llektronisch zu Bildern verarbeitet.
elektronisch
Die beiden Antennen verschmolzen also zu
einem einzi
iigen hochauflösenden Teleskopsyeinzigen
stem, einem
m sogenannten Interferometer.
Bei ALMA w
werden aber nicht nur zwei starre
Antennen m
miteinander Daten austauschen.
Nach der le
etzten Ausbauphase werden fünfe
letzten
zig Radiotel
lleskope in Betrieb genommen, die
Radioteleskope
auf einer Fl
lläche von 250 Quadratkilometern
Fläche
auf 190 An
ntennenstationen beliebig verteilt
n
Antennenstationen
werden können.
kön
nnen. Die Signale der Antennen
n
werden kombiniert
kom
mbiniert und ergeben ein hochm
detailliertess Gesamtbild des beobachteten
astronomisc
chen Objekts.
astronomischen
Im Fokus. M
Mit dem flexiblen System lassen
sich prakti
iisch alle astronomisch interespraktisch
Objekte
santen Obje
ekte in den Fokus nehmen – Plae
neten und K
Kometen im Sonnensystem ebenso
ersten
wie die ers
ssten Sterne und Sternensysteme
Universum.
im Universu
um. Gleichzeitig liefert das Interu
Studien bisher unbekannter
ferometer auch
a
Regionen u
unserer Milchstraße und erlaubt
die Erforschung von Gasund Staubwolken innerhalb von Galaxien. „Natürlich wird ALMA auch Details
unseres eigenen Sonnensystems, etwa den Aufbau der Planeten und Monde und die Struktur ihrer
Atmosphären, enthüllen“, betont Schinnerer.
„Selbst Winde und eventuelle Jahreszeiten
werden die Sonnensystemforscher auf
den Himmelskörpern ausmachen
können.“
Der Transport der Antennen auf die
richtigen Positionen erfolgt mit
eigens konstruierten, 130 Tonnen
schweren Transportern, die mit
den gewichtigen Antennen immerhin 12 km/h erreichen. Bei 68 Antennen müssen die Wissenschaftler also eine
beträchtliche Vorlaufzeit einberechnen, wenn
für ein Forschungsvorhaben eine bestimmte
räumliche Anordnung nötig ist. Eva Schinnerer
rechnet vor: „Der Durchmesser des Areals, der
je nach Konfiguration von 150 Meter bis hin zu
15, möglicherweise auch 18 Kilometer reichen
soll, lässt sich nur nach und nach verändern.
Werden durchschnittlich zwei Antennen pro
Woche verschoben, wird es etwa ein halbes Jahr
dauern, um von der kompaktesten zur weitläufigsten Konfiguration zu gelangen.“ Hinzu
kommt, dass die Techniker die Antennen und
Empfänger während des Betriebs neu kalibrieren müssen. Jeder Standort muss schließlich
auf wenige Zehntelmillimeter genau eingerichtet werden. Zusätzlich spielt das Wetter eine
bedeutende Rolle. Die Astronomen werden in
Santiago de Chile stationiert sein, wo die Messdaten zusammenlaufen. Anders ist das kaum
möglich, denn auf 5.000 Meter Seehöhe können selbst bergerfahrene Forscher nicht lange
konzentriert arbeiten.
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINFO
hi!link
www.eso.org
www.menerga.com
www.alma.nrao.edu
Christian Pressler
ALMA (NRO/AUI; ESO)
FÜNFZIG RADIOTELESKOPE werden
im Rahmen des Projekts ALMA auf
250 Quadratkilometern immer wieder
anders verteilt, um neue Erkenntnisse über den Weltraum zu gewinnen.
Gutes Klima
für Teleskope
Der bewegliche Teil des Teleskops,
der aus einer staubdicht geschlossenen Einheit von Parabolspiegel,
Empfängerkabine und dem Invacon
als Verbindungsglied besteht, muss
auf Bruchteile von Tausendstelmillimetern positioniert werden, um
die gewünschte Messgenauigkeit zu
schaffen. In der Empfängerkabine
sind Auswerteelektronik und Kommunikationstechnik untergebracht.
„Bei direkter Sonneneinstrahlung
erreichen die Oberflächen in 5.000
Meter Höhe schnell Temperaturen
von 30 bis 40 Grad Celsius. Im
Schatten liegen sie jedoch im
Minusbereich“, beschreibt
Jürgen Röben, Mitglied
der Geschäftsleitung von
Menerga, die klimatischen
Bedingungen in der Atacamawüste. Aus diesem Grund hat
der deutsche Hersteller eine spezielle Klimatisierung entwickelt, die
den thermischen Verzug der unterschiedlichen Werkstoffe verhindern
soll. Mittels Fernüberwachung und
Fernsteuerung können die Forscher
die klimatischen Bedingungen in
jedem der fünfzig Radioteleskope gesondert überwachen und adaptieren.
hi!tech 01|09
50 ■ 51
hi!touch
hi!biz
hi!school
Traumatologie
hi!life
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINFO
c o n te n t
■ DAS WIENER AKH installiert Schockraum mit fahrbarem Computertomographen.
■ SALZBURGER UNIKLINIK nutzt neueste
Technik nach lebensgefährlichem Skiunfall.
Zeit ist Leben
Wenn der Hubschrauber mit einem Schwerverletzten am Dach des
Wiener AKH landet, muss
alles sehr schnell gehen. Denn
die nächsten Minuten entscheiden über Leben und Tod. Die
wichtigsten Organe müssen gecheckt, Blutungen gestillt und der lebensbedrohliche Schockzustand so kurz wie möglich gehalten werden, der die Versorgung
lebenswichtiger Organe beeinträchtigt. „In
unserem Neubau verfügen wir nun über den
höchsten technischen Standard, um Mehrfachverletzte optimal zu betreuen“, berichtet
Universitätsprofessor Dr. Vilmos Vécsei, Leiter der Unfallchirurgie im Wiener Allgemeinen Krankenhaus. „Durch die Konzeption des
Schockraums und den Einsatz eines neuen
Computertomographen sind rasche Organund Gefäßdiagnosen sowie die entsprechende
Behandlung möglich.“
Der CT ist fahrbar installiert und steht im
Mittelpunkt des neuen Schockraums. Damit
demonstriert das Gerät besonders augenfällig
die Philosophie, die hier Basis für die Behandlung Schwerverletzter, sogenannter Traumapatienten, ist: Alles bewegt sich rund um den
Patienten, er selbst wird möglichst wenig
bewegt. Früher musste der Patient auf seinem
Weg vom Hubschrauber bis zur endgültigen
Versorgung seiner Verletzungen mehrmals
Elisabeth Dokaupil
Siemens
umgelagert werden. Nun ist das nur noch
zweimal notwendig. Nach dem Ausladen aus
dem Hubschrauber und dem Transport in den
Schockraum wird der Verletzte auf eine Platte
gebettet, die auf dem CT-Tisch ebenso fixiert
werden kann wie auf speziellen Transportwagen. Im Ernstfall kann darauf auch operiert
werden. „Bei Unfallopfern ist jede Umlagerung eine neue schwere Verletzung“, berichtet Unfallchirurg Dr. Wolfgang Machold.
Angeschlossen bleiben. Dazu kommt noch
der Zeitfaktor. An die Transportwagen lassen
sich Live Support Trollys ankoppeln, die alle
lebenswichtigen Funktionen unterstützen
und kontrollieren. Sie enthalten Beatmungsgeräte, Infusionstechnik und das Monitoring. Auch wenn der CT über ihn fährt, kann
der Patient mit diesen wesentlichen Geräten
verbunden bleiben, weil die Öffnung des
modernen CT groß genug ist. „Müssten wir
ummonitoren, würden wir jeweils rund zehn
Minuten verlieren“, erklärt Machold.
UNIV.-PROF. VILMOS VÉCSEI: „Wir verfügen
über den höchsten technischen Standard, um
Mehrfachverletzte optimal zu betreuen.“
SCHOCKRAUM IM
WIENER AKH:
Alles bewegt sich
um den Patienten,
der selbst möglichst wenig
bewegt wird.
Der CT wiederum unterstützt im Wettkampf
mit der Zeit, indem er parallel arbeitet.
Machold: „Während der CT über den Patienten fährt, beginnt das Gerät bereits mit
der Berechnung der Bilddaten. So können
wird uns den Schädelbereich anschauen und
Vorbereitungen für eine Operation treffen,
während der Computer noch mit dem Thorax beschäftigt ist.“ Professor Vécsei ergänzt:
„Auch eine Rekonstruktion in 2-D oder 3-D ist
in sehr kurzer Zeit möglich.“ Aufgrund des
Raumkonzepts kann immer an beiden Seiten
des CT gearbeitet werden. „Dadurch sind wir
ebenfalls deutlich schneller“, so Vécsei.
Genauso rasant wie die Technik hat sich in
den vergangenen Jahren die Versorgung von
Unfallopfern entwickelt. „Scan-Zeiten von
einer Dreiviertelstunde verhinderten früher die Nutzung der Geräte für eine Untersuchung vieler Schwerverletzter“, berichtet
Die Details der
Ausstattung
Life Support Trolley: Fährt mit
dem Patienten und unterstützt
alle lebenswichtigen Funktionen.
Platte: Kann auf dem CT-Tisch und
dem Transportwagen fixiert werden
und hilft Umlagerungen vermeiden.
Machold. Heute werden CT-Untersuchungen
bei jedem mehrfachverletzten Patienten eingesetzt. „Der Umfang der Untersuchungen
von Verletzungen hat dramatisch zugenommen“, so Machold.
Alle Infos verfügbar. Neben dem Alarmbereich sind einige Betten für Intermediate Care
untergebracht, die auch vom Schockraum
aus ständig kontrolliert werden können. An
den Arbeitsplätzen besteht Zugriff auf alle
Informationen, die im AKH zum jeweiligen
Patienten vorhanden sind. Warten mehrere
Verletzte, lässt sich der Schockraum auch teilen. Der fahrbare CT kann abwechselnd in den
einzelnen Räumen eingesetzt werden.
Noch werden im AKH nicht alle Möglichkeiten
der knapp vor Weihnachten vergangenen Jahres installierten Schockraumlösung genutzt.
„Ich erwarte mir noch viel mehr, als bisher
funktioniert“, betont Vécsei. „Es ist mein Ziel,
alle unsere Arbeitsabläufe so zu gestalten,
dass wir im Alltag die technischen Raffinessen der Anlagen in vollem Umfang nützen
können.“
Der Einsatz modernster Hightech für Unfallpatienten ist im Wiener AKH von besonderer
Bedeutung. Hier landen pro Jahr rund 230
Patienten, die den maximalen Wert von 16
Punkten auf der internationalen Skala ISS
(Injury Severity Score) erreichen. „Außerdem steigt die Zahl der Unfallpatienten und
auch die Verweildauer im Krankenhaus“, weiß
Machold. Das hat mit der demografischen Entwicklung zu tun und mit der Zunahme der
Freizeitunfälle.
Comutertomograph: Gibt in sehr
kurzer Zeit einen Überblick über alle
Verletzungen des Patienten.
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINFO
hi!link
www.akhwien.at
www.siemens.at/healthcare
Unter Kontrolle: Die Betten für
Intermediate Care können vom
Schockraum aus überwacht werden.
hi!tech 01|09
52 ■ 53
PRIM. UNIV.-PROF. KLAUS HERGAN:
„Auch bei Notfällen im internen Bereich
entscheiden Präzision und Geschwindigkeit
der Diagnose oft über Leben und Tod.“
Perfekte Versorgung
Auf der Suche nach seinem Skistock stürzt ein
Skifahrer über einen
vereisten
Wasserfall.
Schwer verletzt, landet er mit
dem Hubschrauber im Salzburger Universitätsklinikum. Wie
schwer, das wissen die Ärzte
SKIUNFALLL. Immer mehr schwerverletzte Skifahrer landen im Salzburger Universitätsklinikum.
Elisabeth Dokaupil
Siemens, Jupiter Images
in nur sieben Minuten nach einer Computertomographie mit einem der schnellsten
Siemens-Geräte. Sie gewinnen wertvolle Zeit,
um die Schädel- und Rippenbrüche und die
gefährlichen Blutungen zu behandeln. Der
CT im Schockraum – das bedeutet, in mini-
mal kurzer Zeit zur vollständigen Diagnose zu kommen, was für den akut verletzten
Patienten lebensrettend sein kann. „Das ist in
anderen Ländern nicht immer so rasch und
in dieser technisch hochentwickelten Form
möglich“, betont Primarius Universitätsprofessor Herbert Resch, Leiter der Unfallchirurgie und Rektor der Paracelsus Medizinischen
Privatuniversität (PMU). „Österreich ist in der
Traumatologie führend.“ Die Entwicklung des
Fachgebiets Unfallchirurgie, das Lorenz Böhler begründet hat, wird unverändert erfolgreich fortgesetzt.
Herzinfarkt oder nicht? Auch bei Notfällen im
internen Bereich entscheiden Präzision und
Geschwindigkeit der Diagnose häufig über
Leben und Tod. „Es geht darum zu klären, ob
akute Beschwerden im Bauch- oder Brustbereich einen Herzinfarkt als Ursache haben“,
hi!touch
hi!biz
Traumatologie
hi!school
hi!life
„Österreich ist in
der Traumatologie
führend.“
PRIM. UNIV.-PROF. HERBERT
RESCH: „Mit dem neuen Computertomographen werden wir auch Studien
im Rahmen der Forschungsaktivitäten
der Universitätsklinik durchführen.“
nennt Primarius Universitätsprofessor Klaus
Hergan, Vorstand der Radiologie, ein typisches
Beispiel. Auch bei Schlaganfällen geht es um
Minuten. Mit dem neuen Siemens Somatom
Definition AS+ lassen sich komplette Organe
auch funktionell untersuchen und zum Beispiel die Durchblutung des gesamten Gehirns
darstellen.
Der lange Scanbereich von bis zu 200 cm
und die große Öffnung erlauben es, selbst
Schwerstverletzte rasch und ohne das in diesem Fall besonders heikle Umlagern von Kopf
bis Fuß zu scannen. „Die Frage ,Müssen wir
zuerst die Kreislaufstabilität des Patienten
herstellen, oder können wir sofort versuchen,
die Ursache im Computertomographen zu klären?‘ müssen wir uns jetzt nicht mehr stellen“,
berichtet Unfallchirurg Resch. „Einige Sekunden für einen CT-Scan sind auch bei grenzin-
stabilen Patienten drinnen. Dann haben wir
eine perfekte Diagnose aller Organe und können sofort eingreifen, etwa Blutungen stillen
oder operieren.“
Das Tempo steigert nicht nur die Überlebenschance, sondern verringert auch die Strahlenbelastung, und das bei einer weit höheren
Qualität der Befunde als bisher. Pro Rotation
werden 128 Schichten aufgenommen. Die
Schichtdicke ist in den vergangenen Jahren
von fünf auf 0,6 Millimeter gesunken. „Die
Gefäße werden sehr rasch, sicher und präzise
aufgezeichnet“, berichtet Hergan. Auch wenn
Knochen und Gefäße eng beieinander liegen, kann der neue CT präzise zwischen den
Gewebearten unterscheiden. Krebspatienten
profitieren ebenfalls von der neuen Qualität
der Darstellung. Hergan: „Ein Drittel aller
Patienten der Computertomographen kommen aus der Onkologie.“ Der neue CT dient
in diesem Fall als Diagnose- und Therapiemanagementwerkzeug genauso wie als Interventionsstation, etwa für Biopsien.
Zufriedene Patienten. So wichtig Präzision
und Tempo für die Diagnose sind, die Zufriedenheit des Patienten hängt, so Radiologe
Hergan, nicht an der Technik. Das Ambiente,
die Aufmerksamkeit, die dem Patienten entgegengebracht wird, ein gut organisierter
Ablauf mit kurzen Wartezeiten und schmerzfreie Untersuchungen sind entscheidend. Der
Umbau und die Erweiterung des Universitätsinstituts für Radiologie, die in sehr kurzer
Zeit erfolgten, haben dafür die Voraussetzung geschaffen. Hergan setzte auf die junge
kreative Architektengruppe Puls Architektur: „Die Idee einer farbenfrohen Umgebung
mit attraktiven Wartebereichen und hellen
Untersuchungsräumen mit Tageslicht sowie
Umkleiden mit Erklärungen zu den Untersuchungen haben wir umgesetzt.“ Außerdem
wurde in diesen zwei Jahren fast die gesamte
Technik ausgetauscht. „Generalunternehmer
war Siemens. Angesichts der Komplexität war
die Vergabe zu einem Fixpreis ein Vorteil“,
weiß Institutsleiter Hergan. „Das Versprechen
des Plug and Play bei den Geräten wurde eingelöst. Sie liefen nach einigen Tagen Einschulung. Wir hatten erstmals keine Stillstände.“
Eine klinische Kooperation mit Siemens hat es
ermöglicht, voll ausgestattete Maschinen zu
installieren, die nun als Referenzanlage dienen. In Zukunft werden damit auch Studien
im Rahmen der Forschungsaktivitäten der
Universitätsklinik durchgeführt.
„Wir planen Gefäßstudien“, berichtet Universitätsprofessor Resch. „So besteht bei Unfällen
z. B. das Risiko, dass Oberarmkopf, Sprungbein
oder Oberschenkelrolle nicht mehr durchblutet sind. Mit dem neuen Gerät lässt sich das
möglicherweise erstmals feststellen.“ Die präzisere 2- und 3-D-Darstellung mit dem neuen
CT ist auch für die minimalinvasive Chirurgie
von Bedeutung. „Ich bekomme dadurch sehr
rasch eine klare Vorstellung, wie die Knochen
zueinander stehen, wo noch eine Beinhaut
vorhanden ist, wo nicht“, erklärt Resch. So
lässt sich auch leichter klären, wo man ansetzen muss, um das gewünschte Ergebnis zu
erzielen und dieses auch besser zu beurteilen.
Ein wichtiger Punkt für die Weiterentwicklung
der minimalinvasiven Chirurgie.
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INTERDISZIPLINÄRES PROJEKTTEAM. Medizintechniker des SALK, DI G. Pesendorfer und DI
W. Fössl (li. u. re.) mit Ing. M. Hauser, Siemens.
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hi!tech 01|09
54 ■ 55
Muss ich in der Stadt wohnen –
nur weil ich in der Stadt arbeite?
Unsere integrierten Mobilitätslösungen verbinden Straßen- und
Schienenverkehr optimal. Das spart Zeit und Nerven.
Millionen von Menschen pendeln täglich von ihrem Wohnort zur Arbeit. Eine intelligente Vernetzung der Verkehrsmittel bedeutet
für die Pendler weniger Staus und Stress. Und für die Umwelt weniger Emissionen.
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„Jedes Unternehmen ab einer
bestimmten Größe steht vor dem
Problem, Compliance-Regeln innerhalb des IT-Systems abzubilden.“
SCHAHRAM DUSTDAR, Universitätsprofessor am
Institut für Informationssysteme an der TU Wien
Wie IT Compliance
unterstützt
Neue Gesetze oder Regelwerke in die Unternehmens-IT zu übernehmen ist nicht einfach. „Bei vielen Prinzipien
und Regeln ist nicht klar, wie sie
in Software umgesetzt werden
sollen. Das Problem ist die Interpretation“,
weiß Universitätsprofessor Schahram Dustdar, Institut für Informationssysteme an der
TU Wien, wo er die Distributed Systems Group
leitet. Denn die Spezialisten, also etwa Auditoren oder Techniker, sprechen oft nicht dieselbe Sprache. Dazu kommt, dass die Sache
sehr komplex wird, wenn Dutzende Regularien einer bestehenden oder neuen Software
gegenüberstehen. IT-Ressourcen, Datensicherheit, Verfügbarkeit und Datenschutz
sind betroffen. Gelebte Compliance-Kultur ist
wichtig. Ebenso wichtig ist es allerdings, dass
die Unternehmens-IT auch wirklich alle relevanten Prozesse entsprechend unterstützt.
Anderenfalls können Unternehmen für die
Nichteinhaltung haftbar gemacht werden.
Set von Gesetzestexten. „Jedes Unternehmen
ab einer bestimmten Größe steht vor dem
Problem, Compliance-Regeln innerhalb des
IT-Systems abzubilden“, betont Dustdar. „Es
gilt, ein ganzes Set von Gesetzestexten oder
sonstigen Dokumenten zu mappen, das heißt
auf Software umzulegen.“ Mit dem einmaligen Mapping ist es aber nicht getan. Regeln
ändern sich, neue kommen hinzu. Ein Beispiel
ist das Vieraugenprinzip. Ändern sich etwa die
Hierarchieebenen der betroffenen MitarbeiterInnen, muss dies an sämtlichen relevanten
Punkten des Systems berücksichtigt werden.
„In einem großen Informationssystem ist das
Ganze schwer zu warten. Oft gibt es sehr viele
einzelne Regeln. Die Frage ist auch: Widersprechen sie sich vielleicht oder heben sie sich
gar auf? Manuell ist das schwer festzustellen“,
so der Experte. Im Rahmen eines durch die
EU geförderten Projekts arbeiten Dustdar und
sein Team daran, Modelle und Vorgehensweisen zu entwickeln, die Unternehmen bei der
Umsetzung von Regeln und Gesetzen in ihre
IT unterstützen sowie die Wartung von compliancerelevanten Richtlinien vereinfachen.
„Diese Modelle helfen, dass alles flexibel verdrahtet ist und dass Dinge wiederverwendet
werden können“, so Projektleiter Dustdar.
Bei der Umsetzung von z. B. Gesetzestexten
in Programmcodes müssen sehr unterschiedliche beteiligte Personen mit verschiedenen
Sichtweisen an Bord geholt werden.
Tool-Kasten. „Wir bauen Softwaretools, die es
allen Stakeholders erlauben, die Dinge, die
sie betreffen, in ihrer eigenen Sprache zu
beschreiben“, erklärt Dustdar. „Für ManagerInnen und DomänenexpertInnen bringen
wir Compliance-Regularien auf ein höheres
Abstraktionsniveau.“ Das Projekt soll drei
Jahre laufen. Nächster Schritt ist es, die
diversen Modelle in einer serviceorientierten
Architektur zusammenzuhängen, sodass ein
praktischer Tool-Kasten für Unternehmen
entsteht.
Totale Transparenz
Die zentralen Prozesse des Unternehmens unter Kontrolle zu haben
ist die wichtigste Herausforderung
von Unternehmen, die Compliance
als Teil ihrer Unternehmenskultur
leben. Siemens wird dabei von der
hauseigenen IT erfolgreich unterstützt. Umfassend und automatisch
wird der Purchase-to-Pay-Prozess
(P2P) kontrolliert, Abweichungen
identifiziert. Eine strenge Trennung
von Funktionen von der Bestellung
bis zur Zahlungsanweisung, eine
permanente Überwachung, um
Regelwidrigkeiten aufzudecken, oder
die Anlage weltweit einheitlicher
Stammdaten für Kunden und Lieferanten sind wichtige Punkte.
„Ein wesentliches Merkmal des
neuen P2P-Prozesses ist die Ein-
Ursula Grablechner, Elisabeth Dokaupil
Achim Bieniek, Fujitsu Siemens
führung des Mehraugenprinzips“,
betont Projektleiterin Angelika
Richter. „Die Richtigkeit der Autorisierungen kann mit entsprechenden
Sofwaretools erkannt werden.“ Jede
Aktivität wird lückenlos im System
dokumentiert. Ausnahmen von den
geltenden Regeln müssen von Vorgesetzten, zum Teil aus den obersten
Managementebenen, persönlich
gestattet werden. Das gilt unter
anderem, wenn es notwendig ist,
dass eine Person mehrere nicht kompatible Rollen übernimmt.
Die Rollen der MitarbeiterInnen sind
im Siemens Corporate Directory
gespeichert, das die Daten für die
Autorisierung innerhalb des P2P-Prozesses bereitstellt.
Alle Transaktionsdaten aus den loka-
hi!touch
hi!biz
Compliance
hi!school
hi!life
len IT-Systemen werden zentral nach
Hauptrisikofaktoren überprüft. Ziel
ist es, Verstöße gegen ComplianceRichtlinien oder andere Regelwidrigkeiten zu identifizieren. Da geht
es beispielsweise darum, ob es zu
jeder Zahlung auch eine Eingangsrechnung gibt. „Außerdem wurde
ein konzernweites landes- und divisionsübergreifendes System für die
Verwaltung von Geschäftspartnergrunddaten installiert“, berichtet Richter. Die ans Stammhaus
übermittelten Daten werden mit
der Datei von Dun & Bradstreet abgeglichen und erhalten eine Nummer,
mit der sie konzernweit erfasst sind.
Das Purchase-to-Pay-Projekt wurde
im gesamten CEE-Wirtschaftsraum
ausgerollt.
Purchase to Pay
unter Kontrolle
Mehraugenprinzip
Analyse der Transaktionsdaten
konzernweite Partnerstammdaten
Rollenfestlegung im Siemens
Corporate Directory
www.siemens.at/compliance
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINFO
hi!link
www.compas-ict.eu
www.infosys.tuwien.ac.at
hi!tech 01|09
58 ■ 59
WENDEPUNKT.
Eine Krise birgt
nicht nur Probleme, sondern auch
großes Veränderungspotenzial.
Chancen für
Zukunftsmacher
Der beste Zeitpunkt, die
Zukunft aktiv zu gestalten, ist genau jetzt. Neuorientierung ist angesagt. Innovation statt Stagnation – das empfehlen Trendforscher angesichts der aktuellen
Wirtschaftslage. Qualität, Ethik und Nachhaltigkeit zählen mehr denn je. Individualität,
Ursula Grablechner
Gesundheit, Entwicklungsmöglichkeiten und
Glaubwürdigkeit sind die Werte, an denen
Verbraucher sich beim Einkauf orientieren.
Und der Konsum stagniert in weit geringerem Ausmaß, als man das erwarten könnte.
„Die Weltuntergangsstimmung, die uns seit
Monaten verordnet wird, will sich nicht so
recht durchsetzen“, bemerkt Trendforscher
Matthias Horx. Es wird allerdings zu etlichen
Verschiebungen kommen. Auf den Märkten ebenso wie im Unternehmen selbst, im
Healthcaresektor, im Tourismus und bei der
individuellen Karriereplanung. „Krisen för-
Getty Images, Klaus Vyhnalek
dern unbequeme Wahrheiten zutage. Sie
offenbaren, was Mittelmaß ist und daher
keine Abnehmer findet“, meint Zukunftsexperte Andreas Steinle im aktuellen Trenddossier des Zukunftsinstituts, und er hat auch
gleich die Lösung parat: „Reale Innovationen
sind das beste Rezept gegen die Krise.“ Neue
Produkte und Serviceleistungen böten häufig
einfach nicht den entscheidenden Mehrwert,
um den Kunden mittelfristig zu überzeugen.
Cross-Innovationen. In Zukunft werde es verstärkt darum gehen, Gesamtlösungen für ein
Problem anbieten zu können, ist Steinle über-
hi!touch
hi!biz
Trendforschung
hi!school
hi!life
zeugt. Cross-Innovationen nennt er die Verknüpfung von verschiedenen Produkt- und
Serviceaspekten: „Das Geheimnis und die Basis
für Cross-Innovationen ist, vernetzt und aus der
Bedürfnislage des Kunden heraus zu denken.“
Echte Produkte. Auch wenn Diskonter derzeit
ihre Marktanteile ausbauen können – viele
Kunden suchen gerade jetzt nach hochwertigen und nachhaltigen Angeboten, nach
Substanz. Dieser Meinung ist auch Matthias
Horx: „Den nächsten Konsumhype erleben die
‚echten‘ Produkte.“ Denn, so Steinle: „Krisen
können dem langfristigen Wertewandel nichts
anhaben.“ Die Foodbranche ist dafür ein gutes
Beispiel. Konsumenten wollen wissen, was sie
essen. Sie achten auf Qualität, Herkunft und
sind zunehmend bereit, regionale Anbieter
zu unterstützen. „Die steigende Komplexität unseres globalen Wirtschaftssystems, die
Ungewissheit hinsichtlich zukünftiger Entwicklungen sowie der damit einhergehende
Mangel an Sicherheit verstärken in jedem
von uns die Sehnsucht nach Einfachheit,
Vertrautem, Entschleunigung sowie nach
Gewissheit und Sicherheit, Verantwortung
und Moral“, erklärt Ernährungsexpertin und
Trendforscherin Hanni Rützler. „Für die Foodbranche heißt das, dass sich mittelfristig jene
Trends verstärkt durchsetzen werden, die diese
Sehnsüchte zumindest partiell befriedigen.“
In Krisenzeiten sorgen sich Menschen mehr um
ihre Gesundheit, davon ist auch Trendexpertin
Jeannette Huber überzeugt. Die Entwicklung
geht hier verstärkt in Richtung Selbstverantwortung, Individualität und Effektivität. Laut Huber
müssten sich die Anbieter im Gesundheitssektor von „nachträglich reparierenden Gesundheitshandwerkern zu Health Coaches wandeln
– zu Trainern besseren Körperwissens“. Apotheken entwickeln sich von Pillenverkäufern
zu Beratern und Dienstleistern, Unternehmen
der Gesundheitsbranche setzen, neben immer
effizienterer Behandlung, vermehrt auf Prävention, frühzeitige Diagnose und Information. Generell sind Unternehmen aufgefordert,
ihre Kommunikations- und Markenstrategie
zu überdenken. „Starke Marken basieren auf
Leistung und nicht auf Kommunikation“,
meint Markenstratege und Zukunftsforscher
Achim Feige. Spitzenleistungskommunikation
heißt das Stichwort dazu. Tue Gutes und rede
darüber. Das betrifft exzellente Qualität der
Produkte und Services ebenso wie gesellschaftliche Verantwortung und Umweltbewusstsein.
Feige: „Es geht um eine Verknüpfung des Urwesens der Marke mit neuen Technologien, soziokulturellen Trends und dem Kunden des
21. Jahrhunderts.“ Genügend Spielraum für Innovation gibt es laut Andreas Haderlein, Leiter
der Zukunftsakademie, auch im Alltagsmedium
Internet. „Bislang haben Techniken der virtuellen Realität ausschließlich optisch und akustisch Informationen übertragen. Jetzt kommen
sensuelle Reize hinzu, die es ermöglichen, Produkte multisensual zu vermarkten“, beschreibt
er beispielsweise die neue digitale Sinnlichkeit.
Flashanimationen visualisieren die geschmackliche Note ausgewählter Weine, durch Simulation von Beschaffenheit und Struktur lassen
sich Textilien virtuell berühren.
Arbeitsmarkt. Von beträchtlichen Umwälzungen betroffen ist der Arbeitsmarkt. Trendforscher sehen einen tiefgreifenden Wandel
der Arbeitskultur, der neue Chancen bringt.
„Einzigartigkeit ist der einzige Schutz vor
drohender Austauschbarkeit“, sieht Zukunftsforscherin Imke Keicher enormes Innovationspotenzial für Arbeitnehmer. Karriereplanung
auf dem Reißbrett wird so nicht mehr funktionieren. Den Kreativarbeitern gehört die
Zukunft. Aus der „Not der Unsicherheit und
fehlenden Planbarkeit“ machen sie eine
Tugend und setzen statt auf Employability auf
Uniquability, ihren einzigartigen Mix an Stärken, Talenten und Leidenschaften – sowie auf
die Freude an der Arbeit. „Karriereplanung
inside-out“ nennt das die Expertin.
Und auch im Tourismus wird, entsprechend
den Bedürfnissen der Konsumenten, vermehrt
auf individuelle Werte gesetzt. Bildungsreisen,
Gesundheit und ganz allgemein die Sinnsuche
stehen auf dem Wunschzettel der Touristen
ganz oben. „Der Antrieb für den Zukunftserfolg
im Tourismus ist die Individualisierung, die die
Industrialisierung des Tourismus endgültig ablöst“, meint Zukunftsforscher Harry Gatterer,
der die erfolgversprechenden Konzepte für die
nächsten Jahre in den vielen Nischen jenseits
der Pauschalangebote sieht. Die Reise geht
jedenfalls in Richtung aktive Zukunft.
„Die Weltuntergangsstimmung,
die uns seit Monaten verordnet wird,
will sich nicht so
recht durchsetzen.“
MAT THIAS HORX, Zukunftsforscher
Tr e n d d o s s i e r
Die Krise als
Chance nutzen
Strategien für Zukunftsmacher
Acht Beiträge von Experten des
Zukunftsinstituts über künftiges
Konsumverhalten, neue Lebensstile
und die wichtigsten Zukunftsmärkte.
Zukunftsinstitut, 50 Euro
(Pdf-Dokument)
www.zukunftsinstitut.de
hi!tech 01|09
60 ■ 61
hi!touch
hi!biz
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Energie
hi!life
Kraftwerk
im Haus
Strom und Wärme in
Eigenregie? Das geht.
Vor allem, wenn das Eigenheim schon gut gedämmt und der Bedarf deshalb relativ leicht zu decken ist.
Neuartige Heizsysteme liefern
nicht nur Wärme, sondern außerdem zwei Drittel des Strombedarfs eines
durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalts. Die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK),
eine der effizientesten Methoden der
Energiegewinnung, zählt dazu. Der
Brennstoff wird dabei sowohl in elektrische Energie als auch in Dampf oder
heißes Wasser umgewandelt. Damit ist
eine Brennstoffausnutzung von mehr
als 90 Prozent möglich – im Vergleich
zu etwa 38 Prozent beim Strombezug von
einem Kraftwerk. Der hohe Wirkungsgrad
macht die KWK wirtschaftlich und senkt
gleichzeitig den Ausstoß von Stick- und Kohlenoxiden. Bisher ist die Technologie nur bei
größeren Anlagen erprobt. Verschiedene Hersteller wollen das Potenzial dieses Modells
aber auch für Einfamilienhäuser erschließen,
wo die Minikraftwerke Öl- oder Gaskessel
ersetzen sollen. So entwickelte Siemens die
Elektronik für ein gasbefeuertes Mikro-KraftWärme-Kopplungsgerät (Mikro-KWK) und
arbeitet mit Herstellern von Brennwertkesseln – darunter Viessmann, Vaillant, Remeha B.V. sowie die Baxi Group – zusammen, die
neue Geräte auf den Markt bringen.
Brennwertkessel gibt es bereits. Sie produzieren bisher nur Wärme und keinen Strom.
Pictures of the future
Siemens, SPM GmBH
MIKROKRAFTWÄRMEKOPPLUNG erzeugt
Strom aus der Temperaturdifferenz zwischen
Hitze und kaltem Wasser. Auch ein PelletHeizkessel mit Stirling-Generator zur Stromerzeugung (li.) wird entwickelt.
Mikro-KWK-Geräte können beides. Und das
funktioniert so: In den an der Wand hängenden
Kessel ist eine Stirling-Maschine integriert, die
mit Gas beheizt wird und die aus der Temperaturdifferenz zwischen Hitze und kaltem
Wasser Strom erzeugt. Mit der heutigen Ausführung lässt sich maximal ein Kilowatt elektrische Energie produzieren, wovon dann bis
zu 900 Watt verwendet werden können. Damit
können zwei Drittel des Strombedarfs eines
durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalts
gedeckt werden. Der Rest des Stroms
kommt über das Stromnetz, an dem
das gasbefeuerte Mikro-Kraft-WärmeKopplungsgerät normalerweise hängt.
Ein Betrieb über Flüssiggas ist ebenfalls
möglich. Überschüssige Energie kann ins
Netz abgegeben werden. Die Elektronik
von Siemens steuert die Wärmeleistung,
damit der Stirling-Motor zuverlässig läuft
und Heizung sowie Warmwasser immer die
richtige Temperatur haben. Fünf Kilowatt
Wärme produziert allein der Brenner für den
Stirling-Motor. Von einem Zusatzbrenner kommen dann je nach Größe zwischen zehn und
30 Kilowatt dazu. Daneben überwacht die Elektronik die Einspeisung des Stroms ins Netz der
Energieversorger und sorgt dafür, dass sich
das Gerät, das parallel zum Stromnetz läuft,
zum richtigen Zeitpunkt zu- und abschaltet.
Notstrom. Das Mikro-KWK-Gerät kann aber
auch unabhängig von der Stromversorgung
betrieben werden und wird damit zum Notstromaggregat. In diesem Fall löst es sich vom
Netz und produziert eine Leistung von maxi-
hi!tech 01|09
62 ■ 63
LETZTE TESTS.
Die Mikro-KWK-Geräte
werden nun bei etwa
400 Kunden in Holland,
Deutschland und Großbritannien erprobt.
mal einem Kilowatt für speziell ausgewiesene
Notstromgruppen wie Kühl- und Gefrierschränke oder eine Notbeleuchtung. Über diese Funktion verfügen nur die Geräte von Siemens.
Großes Marktpotenzial. „Das gasbefeuerte
Mikro-KWK-Gerät ist eines der vielversprechendsten Nachfolgegeräte des Brennwertkessels“, ist Paul Gelderloos, technischer
Innovationsmanager bei Remeha B.V., überzeugt. „Es bietet einen einfachen Einstieg in
alternative Energien. Die Installateure kennen
die Kessel, nur die Stromproduktion ist neu“,
ergänzt Georges Van Puyenbroeck. „Laut unseren Marktdaten werden in Europa jedes Jahr
sieben Millionen Wandkessel verkauft. Das
Marktpotential ist daher groß.“
Nach einer Entwicklungszeit von etwa vier
Jahren werden die neuen Mikro-KWK-Geräte
nun bei etwa 400 Kunden in Großbritannien,
Holland und Deutschland getestet. Produktmanager Markus Herger schätzt, dass in den ersten drei Jahren zwischen 50.000 und 100.000
Mikro-KWK-Geräte verkauft werden können –
Tendenz steigend. Das hängt aber auch davon
ab, wie die Energieversorgungsunternehmen
und die Politik reagieren. In den Ländern, in
denen der Verkauf zunächst startet, in Holland,
England und Deutschland, gibt es ein Einspeisungsgesetz, nach dem die Minikraftwerke gefördert werden, in anderen noch nicht.
Rasch amortisiert. Die Erfahrungen zeigen,
dass sich der Mehrpreis für ein Mikro-KWKGerät innert fünf Jahren amortisieren kann.
Bereits heute arbeiten die Spezialisten an der
nächsten Generation der Kraftwerke im eigenen Haus. Diese soll noch kleiner, leichter und
leistungsfähiger werden und sich mit unterschiedlichen Primärenergien wie Öl oder Gasarten aus Biomasse betreiben lassen.
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINFO
hi!link
www.siemens.com/innovation
www.stirlingpowermodule.com
www.siemens.at/sbt
MONSTRÖSE KRISTALLINSEL
Ein gigantisches Gebäude aus Stahl und Glas will der
britische Architekt Norman Foster in Moskau bauen.
Mit einer Nutzfläche von 2,5 Millionen Quadratmetern
soll „Crystal Island“ unter anderem sogar Platz für ein
Wintersportzentrum samt Skipiste bieten. Das 450
Meter hohe spitze Dach hat eine doppelte Haut, die im
Winter dämmt und sich im Sommer öffnen lässt, was
Energieverbrauch und CO₂-Produktion minimieren soll.
www.fosterandpartners.com
New s-Snack
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SICHER SAUBER
Perfektes Rundumklangerlebnis liefert
die High-End-Lautsprechersäule aus Glas und
Leder mit integrierter
Beleuchtung. Das ausgefallene Design bietet
auch optisch eine Bereicherung, und das zum
wohlfeilen Preis eines Kleinwagens.
www.sony.de
Kaffee, Brösel oder Bakterien
haben auf dem wasserfesten
Drahtloskeyboard mit antimikrobakterieller Spezialversiegelung
keine Chance. Wem die Tastatur
zu schmutzig
ist, der steckt
sie einfach in
den Geschirrspüler. www.
sealshield.com
Ursula Grablechner
ENERGIEBALANCE-COACH
Die täglich aktuelle persönliche
Energiebilanz erstellt dieser Minicomputer mit Bewegungssensor
und Distanzmesser. Alle registrierten Aktivitäten werden den über
Display eingegebenen Mahlzeiten
gegenübergestellt.
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ALLROUNDTHERMOMETER
Im Ohr, an der Stirn,
in der Milchflasche oder
im Babybad misst das
Multithermometer in nur
einer Sekunde zuverlässig
Temperaturen zwischen null
und hundert Grad Celsius.
Erhältlich in den Farben Blau,
Grün, Gelb und Orange.
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Siemens, Sony, Aipermon, Seal Shield, Geratherm, Jupiter Images, Foster and Partners, Terrafugia, Andi Bruckner
Christina Lehner
News
A l a r m s y s te m
Gut behütet
im Krankenbett
Ein Sensor
unter der
Matratze
schlägt Alarm,
wenn er keine
Bewegungen
mehr messen
kann.
Flugzeug für
die Straße
Drei Meter lange Flügel, die sich nach Bedarf
auseinander- und zusammenfalten lassen,
erlauben dem „Transition“, sich in der Luft und
Studie
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII
IIIIIIIIIIIIIIlllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll
Klares Signal für mehr Klimaschutz
Eine Umfrage der EU-Kommission hat ergeben, dass die Bürger der EU-Staaten den Klimaschutz für sehr wichtig halten. Drei Viertel der Befragten sehen die Klimaerwärmung
als sehr ernstes Problem an, nur 7 Prozent halten die Lage für nicht sehr ernst.
3%
7%
15%
6%
4 % 13 %
nicht sehr ernst
ziemlich ernst
sehr ernst
keine Angabe
77%
EU 27 (äußerer Kreis)
75%
auf der Straße fortzubewegen. Mit seinen zwei
Seitenleitwerken und dem Stabilisator verhält
sich das 600 Kilogramm schwere Hybridmobil
beim Fliegen recht ruhig. Angetrieben wird es
von einem 100-PS-Heckmotor, die Reichweite
beträgt an die 800 Kilometer. Fortbewegung à
la James Bond? Nicht ganz. Denn auch wenn
die Umstellung von Fahr- auf Flugbetrieb nur
15 Sekunden dauert, braucht man zum Abheben eine entsprechende Abflugbahn. Einfach
H yb r i d m o b i l
AT (innerer Kreis)
Quelle: Europäische Kommission/Europäisches Parlament, 2008
FOTOS: INPRO SOLAR, PHILIPSV, STEAMCAR.CO.UK, APA-IMAGES/DPA, PASSFACES.COM, FESTO.COM, SILHOUETTE
Sicherheit für pflegebedürftige und bettlägrige Personen bietet ein Überwachungssystem, das einfach unter der Matratze
angebracht werden kann. Ein besonders
empfindlicher Sensor spricht auf geringste
Bewegungen der im Bett liegenden oder sitzenden Person an und erfasst selbst Atmung
und Herzschlag. Kann keine Bewegung mehr
gemessen werden, wird über die Kontrollstation ein Alarm ausgelöst, entweder als Tonsignal, über das bestehende Lichtrufsystem oder
am GSM-Mobiltelefon
des Pflegepersonals.
Umherirrenden oder
aus dem Bett gefallenen Patienten kann
damit rasch geholfen
werden. Um falschen
Alarm möglichst zu vermeiden, gibt es eine eigene
Verzögerungseinstellung. Damit kann die
Alarmfunktion auch deaktiviert werden, wenn
der Patient aufsteht. Vor allem nachts erhöht
„Safebed“ die Sicherheit von Menschen in Spitälern, Seniorenheimen oder sonstigen Pflegeeinrichtungen und entlastet gleichzeitig
das Pflegepersonal.
www.siemens.at/sbt
hi!life
dem Stau auf der Autobahn entfliehen ist
also leider nicht möglich. Wer bereit ist, rund
150.000 Euro auszugeben, kann sich das fliegende Auto schon bald in die Garage stellen.
Es soll demnächst in Produktion gehen.
www.terrafugia.com
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Ku n s t
»Man darf meine
Bilder ruhig lustig
finden, aber man
darf nicht den Fehler machen, sie nicht
ernst zu nehmen.«
MARTIN
PRASKA
Künstler
hi!tech 01|09
64 ■ 65
KRANKENHAUS SPITTAL/DRAU. Moderne Geräte unterstützen die Behandlung auf
einem hohen medizinischen Niveau, steigern die Produktivität und senken die Kosten.
G e s u n d h e i t s we s e n
Qualität der Effizienz
Exzellente Gesundheitsversorgung bei gleichzeitiger Senkung der Kosten
– das ist möglich. Das Krankenhaus Spittal/Drau beweist es.
„Wir verbessern Prozesse und
Strukturen im Rahmen eines
professionellen Managements, statt am Patienten zu sparen“, berichtet Geschäftsführer
Hermann Samonigg. „Die Optimierung des
Schnittstellenmanagements mit den niedergelassenen Bereichen in Oberkärnten ist ein
entscheidender Schritt in diese Richtung.“ Ein
erfolgreiches Beispiel ist das unmittelbar beim
Elisabeth Dokaupil
Siemens
Krankenhaus neu errichtete Diagnosezentrum Oberkärnten, eine Kombination aus
dem CT-MRT-Institut unter der Leitung von
Primarius Dr. Manfred Umschaden und der
radiologischen Ordination von Dr. Heinrich
Hammer. „Die gemeinsame Nutzung erlaubt
eine bessere Auslastung der teuren Geräte.
Die Patienten profitieren von einer zentralen
Anlaufstelle, Doppeluntersuchungen werden
vermieden“, betont Umschaden.
Patientenfreundlich. In dem mit neuesten
Geräten ausgestatteten Diagnosezentrum wurden in Zusammenarbeit mit Siemens die optimalen Voraussetzungen für einen effizienten,
patientenfreundlichen Untersuchungsablauf
geschaffen. Die komplette Bilddigitalisierung
sorgt – selbstverständlich unter Einhaltung
des Datenschutzes – dafür, dass die Untersuchungsergebnisse im Institut, der Ordination
und im Krankenhaus zu jeder Zeit in vollem
Umfang zur Verfügung stehen. Das Krankenhaus Spittal/Drau leistet einen wesentlichen
Beitrag zur Basisversorgung im flächenmäßig
größten Bezirk Österreichs. Im vergangenen
Jahr wurden rund 49.000 Patienten stationär
oder ambulant behandelt. Die Leistungspalette reicht von Innerer Medizin, Unfall- und
Allgemeiner Chirurgie über Gynäkologie und
Geburtshilfe bis zur Anästhesie und Intensivmedizin. Aber auch Augenheilkunde, Dermatologie, der HNO-Bereich, Kinderheilkunde,
Neurologie, Orthopädie und Urologie werden
abgedeckt. Eine Dialysestation und eine Abteilung für Akutgeriatrie ergänzen das Angebot.
Privat geführt. Das vor mehr als 80 Jahren
gegründete Krankenhaus im Familieneigentum und unter privater Führung ist nach
stationären Endkosten je LKF gerechnet das
effizienteste öffentliche Krankenhaus Kärntens. Das Diagnosezentrum, dessen Erweiterung um ein Nuklearmedizinisches Institut
geplant ist, ist dabei ein wichtiger Faktor. Mit
dem
Durchleuchtungsgerät Axiom Luminos dRF
wurde in der Röntgenordination das erste
Two-in-One-System
in Österreich installiert. „Dieses Fluoroskopiesystem kann
dynamische Vorgänge
im Körper sichtbar
machen – wie den
GF Hermann SamoSchluckvorgang
in
nigg: „Optimierung
der Speiseröhre –,
des Schnittstellenaber auch statische
managements.“
Röntgenbilder anfertigen“, erklärt Radiologe Hammer. Ein
Flachdetektor, der Durchleuchtungs- und
Zielaufnahmen digital erfasst, schafft dafür
die Voraussetzungen. Er liefert alle Bilder
sofort elektronisch. Die hohe Auflösung und
die damit verbundene Bildqualität sind besonders für Wirbelsäulenaufnahmen wichtig. Das
moderne Mammographiegerät Mammomat
Novation wiederum deckt – erstmals in einem
Gerät – die ganze Bandbreite von Screening
hi!touch
hi!biz
hi!school
News
und Diagnostik bis zu Biopsie ab. Wegen der
großen Detektorfläche ist auch bei größerem
Brustumfang nur eine Aufnahme notwendig,
gleichzeitig erhöht eine schonende Kompressionstechnik den Patientenkomfort.
Leben retten. Die Dual-Source-Computertomographie von Siemens, die mit zwei Röntgenstrahlern und Detektoren arbeitet, liefert
besonders schnell präzise Bilder und ist vielseitig einsetzbar. Patienten mit akuten Brustund Bauchschmerzen, mit Verdacht auf
Herzinfarkt, aber auch mit Schlaganfällen
kann dieser CT das Leben retten. Läuft das
Gerät mit unterschiedlichen Energiestufen
pro Röhre, lassen sich Gewebe und Flüssigkeiten darstellen und gleichzeitig Gefäße, Knochen und Weichteile gut differenzieren. Wenn
Röntgen oder Ultraschall keine klaren Aussagen liefern oder dynamische Prozesse, z. B.
Stoffwechselvorgänge im Gehirn, untersucht
werden sollen, kommt die Magnetresonanztomographie zum Einsatz. Der Magnetom
Avanto ist für nahezu alle MR-Untersuchungen
geeignet und bietet für die Patienten maximalen Komfort. Direktor Samonigg: „Die modernen Geräte unterstützen die Behandlung auf
einem sehr hohen medizinischen und pflegerischen Niveau, das wir anstreben. Das nützt
nicht nur den Patienten, sondern steigert die
Produktivität und trägt zur Senkung der Kosten bei.“
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINFO
hi!link
www.khspittal.com
www.siemens.com/healthcare
Diagnosezentrum
Oberkärnten
Gesamtinvestition:
5,7 Mio. Euro, privat finanziert
Vorteile für die Patienten:
Betreuung aus einer Hand
Bilder sind in den Ordinationen und dem
Spital in höchster Qualität verfügbar
Vermeidung von Doppeluntersuchungen
rasche, präzise Diagnose durch moderne
Technik
hi!life
G e s ch i r r s p ü l e r
Schneller trocken
Eine neue Geschirrspülergeneration nutzt
die Eigenschaft des Minerals Zeolith, Feuchtigkeit aufzunehmen und dabei Wärmeenergie freizusetzen. Sein Einsatz verkürzt die
Trockenzeit. Als Zeolithe wird eine Gruppe
von Silikatmineralen bezeichnet, die in der
Natur in vielfältigen Formen vorkommt.
1,15 Kilogramm Zeolith sind in einem Behälter unterhalb des Spülmaschineninnenraums
untergebracht. Während der Trocknungsphase
des Geschirrs kommt das neue System zum Einsatz:
Am Ende des letzten Spülvorgangs verdampft Wasser
von den erhitzten Geschirr- und Besteckteilen. Die warme,
feuchte Luft wird aus dem Inneren des Geschirrspülers nach unten in den Zeolithbehälter geleitet. Das Mineral nimmt dort die Feuchtigkeit auf und setzt dabei Wärmeenergie frei, die zum
Trocknen des Geschirrs genützt wird. Das Resultat: eine deutlich verkürzte Programmdauer im
50-°C-Standardprogramm.
www.hausgeraete.at
XML und mehr
Wenn Geräte ins
Netz gehen
Mit einer Weiterentwicklung
von XML sollen in Zukunft
Navigationssysteme, Stromzähler oder Waschmaschinen
ins Internet gehen. Im World
Wide Web Consortium wird
derzeit an der internationalen
IM WORLD WIDE WEB CONSORTIUM wird an der
Standardisierung der XMLStandardisierung der XML-Erweiterung EXI gearbeitet,
Erweiterung EXI (Efficient
die kleinste Mikrocontroller ins Web bringt.
XML Interchange) gearbeitet.
Forscher von Siemens sind maßgeblich daran beteiligt. Mit dem EXI-Format können auch kleinste Mikrocontroller ans Internet
angebunden werden, wie sie etwa in Lichtschaltern bei der Gebäudeautomatisierung verwendet
werden. Weiters geht es darum, für verschiedene Endgeräteklassen eine durchgehende Kommunikationsinfrastruktur zu schaffen. Es soll ein möglichst kompaktes Übertragungsformat
entwickelt werden, das speziell für geringe Rechen- und Speicherkapazitäten sowie für die Echtzeitanforderungen von Embedded Systems – Mikrocontroller in der Fahrzeugtechnik oder in
Haushaltsgeräten – optimiert ist, um einen Datenaustausch mit dem Internet zu ermöglichen.
Siemens-Forscher sind bereits in der Lage, Algorithmen zur Datenkomprimierung den Anforderungen bezüglich Bandbreite und Rechenleistung anzupassen.
www.siemens.com/innovation
www.siemens.com/energy
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Den Coach im Ohr
Gecoacht wie die Profis,
können sich nun auch
Freizeitsportler optimal
auf den nächsten Marathon vorbereiten. Zeit-,
Weg-, Puls- und Geschwindigkeitsdiagramme sowie Kalorienverbrauch sind mittels kleinster,
extrem leichter Universalgeräte mess- und
dokumentierbar. Das GPS in Uhrengröße am
Handgelenk, den Herzfrequenzgurt um die
Günther Schweitzer
Adidas, Polar, Nike
Brust, zusätzlich einen Geschwindigkeitsmesser am Schuh und das alles miteinander
vernetzt, steht dem computertechnisch ausgefeilten Trainingsplan nichts mehr im Wege.
Via Headset erhält der Sportler seine Anweisungen während des gesamten Trainings –
oder aufmunternde Musik. Always on ist der
Fitnessfan trotzdem. Kommt während des Laufs
ein Telefonanruf herein, wird auf Sprechfunktion umgeschaltet – selbstverständlich, ohne
das Messprogramm zu unterbrechen.
Adidas verkauft ein interaktives Trainingssystem unter dem Namen „miCoach“, Mobiltelefon, Pulsmesser und Schrittzähler inbegriffen.
Der Trainingsplan kann von der Website aufs
Handy geladen werden. Auch Polar setzt auf
den elektronischen Coach für seine Kunden.
Zuvor muss allerdings der perfekte Schuh
ausgewählt werden. Die Videoanalyse auf dem
Laufband, mit deren Hilfe der Schuhverkäufer
das richtige Produkt findet, wurde teilweise
von Sensorplatten abgelöst.
Der Fußabdruck entscheidet. Einfach über die
Platte laufen, und schon sieht der Schuhspezialist auf dem Bildschirm den farbigen Fußabdruck mit wichtigen Details. Er erkennt, wie
der Läufer den Fuß abrollt, ob er einen Senkoder Spreizfuß hat oder mit welchem Teil
seines Fußes er besonders stark aufsetzt. Der
Laufschuh kann dann so ausgewählt werden,
dass er an besonders stark belasteten Teilen
des Fußes besonders gut dämpft. Außerdem
cover
hi!biz
hi!school
Laufen
hi!life
Musik und mehr
Vernetzt gut trainiert
Lance Armstrong
unterwegs: Zwar ohne
Rad, aber mit Feedback
von Nike+, einer Kombination aus Laufschuhen mit
Sensor, dem SportBand
(oder einem iPod Nano)
und einem Empfänger.
Musikhören und den Lauffortschritt überprüfen lassen sich so verbinden.
Interaktives Trainingssystem:
„miCoach“ von adidas mit Mobiltelefon,
Pulsmesser und Schrittzähler. Der Trainingsplan kann von der Website aufs
Handy geladen werden. Auch Polar setzt
auf den elektronischen Coach.
lassen sich je nach Fußwölbung Einlagen
austauschen. Überstarke Pronation (Einwärtskippen des Fußes) gleichen gestützte Modelle
aus. Wie gut die Schuhe ihre Funktion erfüllen, lässt sich dann durch einen neuerlichen
Lauf über die Sensorplatte prüfen.
Der vorläufig letzte Stand der Messtechnik
sind Laufbänder der deutschen Firma Zebris
mit integrierten Druckmessplatten, die im
sportlichen und medizinischen Bereich eingesetzt werden. Sie können unterschiedliche Aufprallstärken der Füße während eines längeren
Bewegungsabschnittes messen. So lässt sich
auch eine einseitige Belastung diagnostizieren
und durch entsprechendes Schuhwerk ausgleichen. Zusätzlich gibt es noch die Möglich-
keit, die gesamte Beinachse vom Hüftgelenk
abwärts bis zum Sprunggelenk mit Sensoren
zu analysieren. Wichtige Anwendungsgebiete
sind hier die Rehabilitation nach Verletzungen,
das Erkennen von Bewegungsstörungen nach
Schädel-Hirn-Traumata oder die Überprüfung
eines Parkinson-Verdachts.
Virtuelle Wälder. Für Fitnessstudios oder Freizeitsportler mit dem nötigen Kleingeld ist ein
Laufband vom selben Anbieter geeignet, das
den Trainierenden durch eine virtuelle Landschaft jagt, die alle Tücken eines realen Geländes enthält. Auf dem „Waldweg“ erscheinen
immer wieder Pfützen, über die der Läufer
springen muss. Schafft er es nicht, bekommt
er Schlechtpunkte. Neben dem Laufen wird
dabei auch Reaktionsschnelligkeit und eine
unterschiedliche Schrittlänge trainiert, wie es
fürs Gelände notwendig ist.
Der perfekte Schuh. Neben Messtechnik und
Laufbändern werden auch die Laufschuhe
selbst jedes Jahr aufgerüstet. Bei der Dämpfung der Sohlen haben sich Gel, Luft oder Gase
durchgesetzt. Dämpfungstechnisch sticht derzeit der Nike Vomero hervor. Tests bescheinigen ihm auch eine sehr gute Biomechanik. Gut
gedämpfte Schuhe sind allerdings meist keine
Leichtgewichte. Zu den echten Schwergewichten unter den Laufschuhen zählt der Asics
Kinsei mit 414 Gramm, dessen Stoßdämpfer
mit viel Gel gefüllt sind. Nicht ganz leichte
Asphaltläufer benötigen einen solchen Schutz
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cover
hi!biz
hi!school
hi!life
Laufen
Laufband mit Druckmessplatte
Gewicht und Dämpfung
Asics Kinsei: Schwerer
Schuh mit viel Gel und daher
guter Dämpfung für nicht
ganz leichte Asphaltläufer.
Nike Luna Racer: Leichtgewicht mit durchaus passabler
Dämpfung und nach allen Seiten elastischem Obermaterial.
Stand- und Ganganalyse von
Zebris: Informationen über Druckund Kraftverteilung unter den
Füßen, Schrittlänge, Symmetrie
der Körperseiten sowie Verlauf
des Körperschwerpunkts.
Mizuno Universe: Mit
99 Gramm der mit Abstand
leichteste Laufschuh – nur
für den Wettkampf gedacht.
Laufen mit Stil
Wie er für seine Kunden den richtigen Laufschuh findet,
berichtet Hans Blutsch, der in Wien einen Laufshop betreibt.
sind. Der Hobbyläufer zeigt
auf dem Band fast immer ein
verändertes Bewegungsbild
gegenüber seinem Laufstil
im Gelände. Da verlasse ich
mich lieber auf meine Augen,
meine Erfahrung und den
ebenen Boden in meinem
Geschäft.
Was muss man beim Kauf
von Laufschuhen beachten?
Der Leisten muss stimmen,
und der Kunde muss wissen,
wo er seine Sportgeräte verwenden wird, ob er Asphaltläufer ist oder Wald- und
Feldwege benutzt. Die eierlegende Wollmilchsau gibt es
auch im Schuhbereich nicht.
HANS BLUTSCH ist geWie analysieren Sie den
Laufstil Ihrer Kunden?
Ich benutze eine Druckmessplatte, mit der ich beobachten
kann, wie der Läufer seinen
Fuß aufsetzt und abrollt und
welchen Teil des Fußes er
besonders stark einsetzt. Da
kann ich zum Beispiel feststellen, ob er einen Spreizfuß
hat oder irgendeine andere
Veränderung im Fußgewölbe,
und entsprechend konstruierte Produkte anbieten, die
den Fuß unterstützen. Das
geschieht barfuß. Und dann
lasse ich ihn in meinem recht
langen Verkaufsraum mit
Günther Schweitzer
lernter Biomechaniker.
Der 58-Jährige machte sein
Hobby Laufen vor rund
20 Jahren zum Beruf und
eröffnete in der Liniengasse in Wien einen Laufshop. Seine beste Zeit
für den Marathon lag bei
2 Stunden und 35 Minuten.
Schuhen laufen und beobachte ihn dabei genau.
Videoanalysen auf dem
Laufband machen Sie nicht?
Natürlich besitze ich auch
ein Laufband. Aber das ist
meiner Meinung nach vor
allem für Profis geeignet, die
an solche Geräte gewöhnt
Gute Laufschuhe sind
ja nicht billig. Wie lange
halten sie?
Die guten Produkte halten
1.000 Kilometer. Extra leichte
Wettkampfschuhe für Profiläufer sind natürlich weniger
lang haltbar. Mit denen
kommt man auf rund 400
bis 500 Kilometer.
Sollte man Laufunterricht
nehmen?
Wer viel läuft, sollte an seiner
Technik schon arbeiten. Sonst
wird das an sich gesunde Laufen rasch schädlich. Gelenkschäden sind bei falscher
Bewegung unvermeidlich.
Herbert Schlosser, zebris Medical GmbH
für ihre Beine. Der mit Abstand leichteste Laufschuh, der Mizuno Universe, wiegt lediglich
99 Gramm. Dieser extrem leichte Wettkampfschuh ist für den täglichen Gebrauch zu hart.
Unter den Leichtgewichten ein etwas besser
gedämpfter Schuh ist der Nike Luna Racer. Er
besticht zusätzlich durch ein nach allen Seiten
elastisches Obermaterial.
Gesunde Technik. Entscheidend für Spaß und
langfristig gesunde Gelenke beim Laufen ist
aber nicht nur der Schuh, sondern vor allem
die Technik. Obwohl Laufen eine ganz normale Bewegungsart des Menschen ist, heißt
das nicht, dass alle so laufen können, dass
sie keine Schäden davontragen. „Die meisten
jungen Menschen müssen diese Grundbewegungsart lernen“, weiß Wolfgang Pollany, Lehrbeauftragter der Bundessportakademien in
Wien, Graz und Linz für Sportpsychologie und
Pädagogik. „Kinder und Jugendliche bewegen
sich immer weniger. Man muss ihnen zeigen,
wie man richtig läuft.“ Laufschuhe und die
Funktionsbekleidung sind zu wenig. Pollany:
„Technisch richtig laufen heißt, sich schneller,
kraftsparender und gesünder zu bewegen und
die Hightechprodukte, die es dafür gibt, besser
einzusetzen.“
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINFO
hi!link
www.asics.de
www.adidas.com
www.polar-deutschland.de
www.nike.com
www.zebris.de
www.laufsport-blutsch.at
hi!tech 01|09
70
cover
hi!biz
hi!school
Bücher
hi!life
Von faszinierenden Stadthäusern, schickem Wohnen,
Spaß an Computerspielen und dem Finanzcrash
hi!tech Leseraum
ANDREAS K. VET TER
TOWNHOUSES
Leben in der Großstadt heißt nicht, sein
Leben in hässlichen Wohnkasernen
zu fristen. Andreas Vetter zeigt, dass
Wohnen in der Stadt auch den Traumvorstellungen entsprechen kann. Er präsentiert in diesem Buch die schönsten
Townhouses. Unter Townhouses versteht man schmale, hohe Häuser, die
es ermöglichen, sich ein eigenes Haus
in der Stadt zu leisten – die geringe
Grundfläche vermeidet hohe Grundstücksausgaben. Fotos von Beispielen
aus aller Welt werden mit Grundrissen
und Hintergrundinformationen zur
Entwicklung der Townhouses gespickt.
Townhouses voller Charme, minimalistischer Architektur und überraschender
Funktionalität werden in diesem wundervoll fotografierten Bildband auch
Nichtarchitekten nähergebracht.
Callwey, 64 Euro
Sabine Nebenführ
MITGUTSCH, ROSENSTINGL
SUSAN YEL AVICH
FASZINATION
COMPUTERSPIELEN
INNENARCHITEKTUR WELTWEIT
Computerspiele haben ein
recht zweifelhaftes Image in
der Öffentlichkeit: Jahrelang
wurde auf die Gefahren
hingewiesen, die von den
Spielen ausgehen sollen.
Die Wissenschaft widmet
sich jetzt vermehrt und auf
mehreren Ebenen diesem
Thema. Erforscht wird, wie Spiele Talente fördern und sogar zum Lernen eingesetzt werden
können. Das Themenspektrum ist breit: Von
Game-based Learning über Gewaltforschung
bis zur Erforschung der verschiedenen Spielertypen wird in wissenschaftlichen Essays eine
der liebsten Freizeitbeschäftigungen der ÖsterreicherInnen analysiert. Die Texte sind in wissenschaftlicher Sprache verfasst, aber dennoch
interessant für jedermann.
Braumüller, 22,90 Euro
So vielfältig wie die Welt
selbst sind die Einrichtungen
in den Häusern und Wohnungen. Zahllose Farben,
Formen und Materialien
werden verwendet, um sich
im Haus, Büro oder in der
Arztpraxis wohlzufühlen.
Susan Yelavich unternimmt eine Weltreise der
Innenarchitektur und nimmt die berühmtesten
Innenarchitekten unter die Lupe. Das Buch soll
einen Eindruck über weltweite Trends und Designunterschiede vermitteln. Besonders wichtig
sind momentan Ornamente, Handwerk und verschiedene natürliche Materialien. Von Klassisch
bis Modern ist für jeden etwas dabei. Mitgeliefert
werden teilweise Grundrisse, Pläne und Analysen
der Autorin. Ein schönes Buch, das auch Anregungen für das eigene Zuhause liefern kann.
Phaidon, 75 Euro
DOMINIC SACHER
WOLFGANG MÜNCHAU
KERNSCHMELZE IM FINANZSYSTEM
Selbst für Spezialisten
kaum noch durchschaubare
Finanzprodukte haben
das Weltfinanzsystem ins
Wanken gebracht. Autor
Münchau hat als einer der
Ersten das Risiko erkannt.
Nun liefert er eine klare
und für jeden verständliche
Analyse der Krise, die, wie er
meint, die Wirtschaft auf Jahre lähmen und die
Arbeitslosigkeit noch weiter nach oben treiben
wird. Ein Ende sei jedenfalls nicht absehbar.
Münchau gibt auch Tipps, wie sich der Einzelne
schützen kann.
Hanser, 21,90 Euro
LICHT ZUM WOHNEN
Licht ist lebensnotwendig und essenziell für ein
angenehmes Wohnklima.
Optimale Beleuchtung kann
einen Raum größer und
gemütlicher erscheinen
lassen. Die Technik erlaubt
heute, innovative Lösungen
auch umzusetzen. Leuchtdioden und Faserlichttechnik bringen die Fantasie
von Designern in Schwung. Dominik Sacher
zeigt in diesem Buch, wie man diese neuen
Lichttechniken sinnvoll und schön zu Hause und
auch im Garten einsetzen kann, und erklärt,
welches Lichtkonzept jeweils welche Vorteile
für Sie bringen könnte.
Callwey, 59,95 Euro
hi!tech 01|09
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BLICK IN DIE
ZUKUNFT. Besucher
kreieren Ideen, wie
man die Welt von
morgen lebenswert
gestalten kann.
If you can dream it,
you can do it!
Wer in die Zeitmaschine einsteigt, begegnet innerhalb weniger
Minuten ägyptischen
Pharaonen, Phöniziern,
griechischen Philosophen und
römischen Kaisern. Er sieht die
Dampfmaschine in Aktion und
hört historische Radio- und Fernsehsendungen. Täglich tun das Tausende Besucher
des Disney Epcot Park in Florida. In der Gegenwart angekommen, können die Besucher selbst
aktiv werden und die eigene Zukunft gestalten,
im Spaceship Earth. „Zum ersten Mal konnten
wir in diesem gemeinsamen Projekt mit Sie-
Pictures of the Future
Disney, Carlson
mens die Besucher einer Attraktion ganz eng
in das Geschehen einbinden. Sie werden selbst
Teil der Story“, erzählt Pam Fisher, Senior Show
Writer bei den Walt Disney Imagineers. Die
Besucher sollen Ideen kreieren, wie man eine
lebenswerte Zukunft gestalten kann. „Die
Mischung aus eigener Inspiration und realen
Zukunftsentwicklungen macht die Attraktion
von Epcot aus“, betont Bob Zalk, zuständiger
Produktionsleiter für das Spaceship Earth.
„Und das passt perfekt zu den Zukunftsstudien, den Pictures of the Future, von Siemens. Es
geht nicht um Fantasy, sondern um Wissenschaft und Technologie.“
Bereits bei der Reise in die Vergangenheit werden die Besucher auf ihre anschließende Aufgabe vorbereitet. So wird erklärt, wie die
einzelnen Erfindungen aufeinander aufbauten und die Welt schufen, in der wir heute
leben. Am Ende müssen sie selbst in Aktion
treten und Entscheidungen über ihre Zukunft
treffen. „Wir haben 256 verschiedene Zukunftsoptionen eingebaut – jeder bekommt seine
maßgeschneiderte Zukunft“, sagt Ken Neville,
einer der Verantwortlichen.
Jedem sein Zukunftsfilm. Welcher Teil der
Zukunft interessiert Sie? Das Zuhause, die
Arbeit, die Gesundheit, die Freizeit? Wo möchten Sie leben? In der Stadt oder auf dem Land?
Würden Sie lieber mit Recyclingmaterialien
oder natürlichen Rohstoffen bauen? Bevorzugen Sie Hightech oder Human Touch? Diese
Fragen müssen die Gäste für sich beantworten.
Dann läuft auf dem Bildschirm in einem Kurzfilm ihre Zukunft ab. Comicfiguren mit ihren
eigenen Köpfen agieren in einem Video aus der
Welt von morgen. Sie frühstücken zum Beispiel
in einem futuristischen Zuhause, lesen elektronische Zeitungen, reisen mit einem MiniU-Boot oder werden bei einem Unfall von
cover
hi!biz
hi!school
Disney
hi!life
JEDEM SEINE WELT. Am Anfang
stehen Fragenkataloge zu den
Vorstellungen und Wünschen.
DISNEY EPCOT PARK IN FLORIDA. Die Mischung
aus eigener Inspiration und realen Zukunftsentwicklungen macht die Attraktion aus.
einem Roboter gerettet, der in drahtloser Verbindung mit einem Krankenhaus steht. Nicht
nur in dieser imaginären Zukunft, sondern
auch in der Erstellung der Videos steckt jede
Menge Hightech: Die Besucher werden zu
Beginn der Reise fotografiert. Eine intelligente Bildverarbeitungssoftware vergleicht Bilder
und Gesichter, wählt die passenden aus und
fügt sie in die Videos ein. „Es ist dieses Miteinbeziehen der Besucher und die Anregung ihrer
Vorstellungskraft, die das Ganze so einzigartig
machen“, sagt Pam Fisher. „Die wertvollste Quelle der Inspiration waren für uns die Szenarien
in der Zeitschrift ‚Pictures of the Future‘ und
die Gespräche mit den Siemens-Experten.“
Junge Forscher erzählen. Doch die Reise geht
weiter. In einer großen Halle, dem „Project
Tomorrow“, wartet eine riesige Weltkugel, auf
der die Gesichter der Besucher auftauchen
und dann in die Länder fliegen, aus denen sie
gekommen sind. An den Wänden der futuristischen Halle erzählen junge Forscher – die
Preisträger des Siemens-Wettbewerbs für
Mathematik, Wissenschaft und Technik – in
Videos über ihre Zukunftspläne, und Schautafeln berichten von neuesten Entwicklungen
und Trends zu Themen wie Gesundheit, Energieversorgung oder Mobilität.
Spaß am Lernen. Außerdem gibt es hier interaktive Spiele, die Lernen mit Spaß verbinden.
Neben einem ausgeklügelten Autorennen und
Reaktionsspielen, bei denen man einiges über
die Vorgänge in Muskeln und Gehirn erfahren
kann, sind es vor allem zwei Attraktionen, die
für Alt und Jung gleichermaßen interessant
sind: „Body Builder“ und „Power City“. „Body
Builder“ ist ein witziges 3-D-Spiel, bei dem die
Besucher versuchen müssen, ein auf einem
Operationstisch liegendes Skelett mit seinen
Organen zu versorgen und wieder zum Leben
zu erwecken. „Power City“ ist die Umsetzung
einer der global größten Herausforderungen:
Wie können Städte mit ihrem enormen Wachstum in Zukunft möglichst nachhaltig – also umweltschonend – mit Energie versorgt werden?
Das breite Portfolio von Siemens ist eine ideale Voraussetzung dafür, dass die spannenden
Zukunftsszenarien praktisch alle Lebensbereiche abdecken. Pam Fisher: „Wenn es uns
gelingt, die Kinder, die hier spielen, dazu zu
bringen, kreativ über ihre Zukunft nachzudenken, haben wir viel erreicht. Sie zu inspirieren, die Welt zu verbessern, ist das
Wichtigste. – If you can dream it, you can
do it!“
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hi!link
home.disney.go.com/parks/
www.siemens.com/pof
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Sabine Nebenführ
Jupiter Images, Sony
cover
hi!biz
hi!school
Gaming
hi!life
Spiele Leben
Spielend die Krise vergessen liegt im Trend.
Videospiele
wachsen
auch in der Flaute und gewinnen gegen Film, Musik und
Fernsehen an Marktanteilen.
Alte Vorurteile gegen die Konsolen werden durch hochaktuelle
Studien widerlegt. „Es lernt der Mensch, solange er spielt“ scheint eine gut belegbare
Devise zu sein. Und Frauen und Männer, Kinder und Senioren, aber auch Unternehmen
spielen mit.
Die gefürchtete Sucht und Vereinsamung am
Bildschirm wurde offensichtlich nicht zum
Massenphänomen. 60 Prozent der europäischen Online-Gamer spielen – so die Studie
„Video Gamers in Europe 2008“ – immer wieder mit Gleichgesinnten. Die sozialen Kontakte
aus den Spielen werden auch in der realen Welt
gepflegt: 66 Prozent chatten oder treffen sich
regelmäßig mit Freunden, auch zum Shoppen oder Kinobesuch. Jüngere Spieler kommen bei LAN-Partys zusammen und spielen
vernetzt ihre Lieblingsspiele gegeneinander.
Die Umfrage „Kinder-Kult LAN Party“ (2007)
bestätigt diesen Trend: Mehr als 90 Prozent der
Befragten 6- bis 14-Jährigen gaben an, dass
das Spielen mit Freunden mehr Spaß macht.
Die Kids schließen auch die Eltern nicht mehr
von den Spielen aus. Schließlich ist die jüngste
Elterngeneration bereits selbst mit Computerspielen aufgewachsen und damit ein ebenbürtiger Partner der High-Tech-Kids. In Finnland
gaben im Rahmen der Studie „Video Gamers
in Europe“ 90 Prozent der Eltern an, mit ihren
Kindern Videospiele zu spielen, wobei es vor
allem um die gemeinsame Aktivität geht.
Gemeinsam statt einsam. Diesen Trend greifen Konsolenhersteller auf: Dutzende Partyund Quizspiele laden zum Spieleabend ein.
Mit „Sing Star“ schuf Sony den Klassiker dieses
Marktsegments. Von diesem Karaokespiel gibt
es mittlerweile für fast jede Konsole ein Äquivalent, wie beispielsweise „Lips“ für die X-Box.
Inzwischen ist Sony mit „Little Big Planet“ für
die PlayStation 3 bereits weiter – unterwegs
Richtung Gaming 3.0. Zwar ist „Little Big Planet“ ein nicht besonders aufregendes Jumpand-Run-Spiel. Doch die Möglichkeit, eigene
Levels zu gestalten und das Spiel nach eigenen
Regeln zu spielen, gibt ihm den Status des Mitmach-Internets Web 2.0: Selbst ist der Gamer.
Frauen spielen mit. War die Spielewelt anfangs
männlich dominiert, so wurde sie inzwischen
auch von den Frauen erobert. Laut der Studie
„Women and Games“ (2007) gibt es Frauen,
die sich in ähnlicher Intensität den Spielen
widmen wie Männer. Diese Power-Gamers
können mit Technik umgehen und nutzen
unterschiedliche Genres. Für diese Zielgruppe ist das sich Messen mit anderen und die
Möglichkeit, Emotionen auszuleben, wichtig.
Moderate Gamer spielen vorrangig Puzzles,
Kartenspiele und Problem-Solving-Games.
Gewalttätige Spiele werden strikt abgelehnt
– man will einfach nur das Spiel „besiegen“.
Natürlich gibt es auch Spieleverweigerinnen,
die negative Aspekte hervorkehren wie Zeitverschwendung oder Gewaltverherrlichung.
Die Konsolen wurden jedenfalls an Frauen
angepasst: Mit intuitiver Bedienbarkeit, speziellen Spielen, Testimonials wie Nicole Kidman,
einem schlanken Design ganz in Weiß oder
einem Erweiterungsset für Yoga-Übungen
war Nintendo erfolgreich. Ende 2006 landete
Nintendo mit der Wii und damit mit der ersten
über Bewegungssensoren bedienbaren Konsole die Innovation am Markt.
Auch Alter schützt mittlerweile nicht mehr
vor Computerspielen. Das beweist bereits die
Verschiebung des Alterdurchschnitts, die eine
Mitmachspiele für zu Hause
Mit „Little Big Planet“ Richtung Gaming 3.0, wo
man Gamer und Kreativer gleichzeitig ist: Levels
gestalten und nach eigenen Regeln spielen. „Sing Star“
verwandelt die Konsole in eine Karaokemaschine.
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Gaming 50+
Sportspiele wie Golf
und besonders Bowling
begeistern auch die ältere
Gamer-Generation. In amerikanischen und deutschen
Seniorenheimen wird das
Konsolen-Bowling zum Event.
Umfrage der ESA feststellte: In den USA liegt
er inzwischen bei 35, und eine/r von vier SpielerInnen gehört zur Generation 50+. Auch bei
den Lieblingsspielen der Senioren liegt Nintendo voran: Mit „Mario Kart Wii“, der Fortsetzung des beliebten Nintendo-Rennspiels, und
speziell mit „Wii Sports“ begeistert das Unternehmen Senioren. Und in amerikanischen
Altenheimen werden mit dem virtuellen Bowling bereits Wettbewerbe ausgetragen.
„Senioren an die Konsolen“. So nennt sich ein
Projekt in Deutschland, das Computerspiele
in die Altersheime brachte. Das Resümee: Es
gab eine eindeutig positive Rückmeldung der
Teilnehmer. Alle zeigten sich von der neuen
Art zu spielen begeistert. Viele gaben auch an,
dass es eine sehr willkommene Abwechslung,
ja sogar eine Alternative zu den herkömmlichen Karten- und Brettspielen sei. Gelobt
wurde die einfache Bedienung des Spieles.
Daran hat Nintendo zuvor gearbeitet.
Computer- und Videospiele sind nicht nur ein
Zeitvertreib, sondern auch Gehirntraining.
Game-based Learning ist in. Computerspiele
bieten einen einfachen und weit ungefährlicheren Weg, Erfahrungen zu sammeln, als
im realen Leben. Mit Spielen kann man auch
in Welten vordringen, die den meisten von
uns sonst verschlossen bleiben würden. So
wünscht man sich, wenn man in einem Flugzeug sitzt, vielleicht zu wissen, wie sich so ein
Gerät steuert. Simulationsspiele ermöglichen
es jedem von uns herauszufinden, wie man
abhebt und wieder sicher landet. Auch andere
Situationen lassen sich testen, und es ist möglich, daraus etwas in die wirkliche Welt mitzunehmen. Allerdings passen die meisten der
angebotenen Rollen nur in die Lebenswelt von
Männern – todesmutige Helden in Hubschraubern zu spielen ist meist nicht das, was sich
Frauen wünschen. Spiele wie „Die Sims“ sind
es daher, die man auf der Hitliste von Frauen
findet. Hier wird richtiges Leben gespielt, mit
Konsequenzen, wie wir sie täglich erleben.
Es gibt auch bereits Pilotprojekte, bei denen
versucht wird, das Lernen in der Schule durch
Computerspiele zu ergänzen. Das Schlagwort:
Edutainment. Bisher war die Strategie, Spiele
für Schulfächer wie Physik oder Biologie zu
entwickeln, allerdings nicht sehr erfolgreich.
Die Kinder waren enttäuscht, weil das Entertainment zu kurz kam. Kommerzielle Spiele
bieten einfach mehr Spielspaß.
Spielen in der Schule. Nun wird gefordert,
normale Spiele als Grundlage für Diskussionen und Vergleiche mit dem realen Leben
im Unterricht zu nutzen, denn der Diskurs
über Spiele und Spielverhalten der Schüler
kann Lerneffekte beinhalten und zu einem
verantwortungsvolleren Umgang mit den
Spielen und so zu einer höheren Medienkompetenz führen. In einer schottischen Schule wurde am Anfang jeder Stunde „Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging“ getestet. Das überraschende Ergebnis: Schüler waren besonders
im sonst gar nicht so beliebten Fach Mathematik lernbereiter, konzentrierter und konnten ihre Aufgaben schneller lösen. Auch das
Sozialverhalten kann durch Computerspiele
Gaming made in CEE
„Operation Flashpoint“
Sabine Nebenführ
Viele erfolgreiche Spieltitel wie „Crysis“ werden in Budapest und Kiew entwickelt, und
Prag ist zu einem Mekka der Spieleentwicklung geworden: „Operation Flashpoint“ und
das Actionspiel „Mafia“ wurden in der tschechischen Metropole entwickelt. Jedes zweite
Taktik-Shooter-Spiel ist bereits made in Prag. Ein erfolgreiches Unternehmen ist das Prager Studio Illusion Softworks, das mit geringen Kosten bei ausgezeichneter Qualität die
Konkurrenz aus China und Indien weit hinter sich lassen konnte. Bohemia Interactive,
ein Studio, das ebenfalls in Prag sitzt, hat mit „Operation Flashpoint“ einen Hit gelandet:
Das Spiel hat Umsätze in dreistelliger Millionenhöhe erzielt. Einziger Wermutstropfen der
boomenden Branche: Der Markenname verbleibt beim Verlag.
Nintendo, Codematers/Bohemia Interactive, Electronic Arts
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Gaming
SimCity 2
hi!life
Fürs Leben lernen: Verschiedene Rollen und Berufe können
ausprobiert werden – ein
Training mit Realitätsbezug.
Dr. Kawashimas
Gehirn-Jogging
Hirnfitness für
unterwegs: Diese
Denksportaufgaben
verraten das geistige
Alter und begleiten
Sie auf der portablen
Nintendo DS.
geschult werden. Und zwar genau durch jene,
die eigentlich verdächtigt werden, Gewalt zu
fördern. Eine umfangreiche Studie der Harvard University über die Folgen des „Grand
Theft Auto“-Spiels ergab, dass Kinder dabei
ihre sozialen Kompetenzen verbessern und
die Gewalt am Bildschirm eher zum Abbau
von Aggressionen führt.
Corporate Gaming. Aber nicht nur unsere
Kids sollen spielend schlau werden. Corporate
Gaming am Arbeitsplatz erzielt beim Training
on the Job Erfolge. Menschen sind quasi darauf
programmiert, spielerisch zu lernen – Johan
Huizinga fand das bereits in den 30er Jahren
heraus und begründete die Theorie des „Homo
ludens“. SAP versucht mit „Lern! Spiel! SAP“
das komplexe Programm leicht erlernbar zu
machen und spielerisch die Komplexität des
Buchhaltungsprogramms zu erkunden. Wichtiges Detail ist der Dialog mit Kunden und
Kollegen über Abteilungsgrenzen hinweg, der
auch die Kommunikation im Unternehmen
verbessert.
Ein großer Computerkonzern hat Spiele, die
die Kompetenz von Leadership stärken sollen,
analysiert und ist zu dem Schluss gekommen,
dass spielerisches Lernen auch in diesem Fall
erfolgreich ist. Spiele fördern projektorientiertes Denken und verbessern die Fähigkeit,
die notwendigen Informationen für überlegte
Entscheidungen zu sammeln. Der Vorteil:
Wenn’s im Spiel schiefgeht, ist nicht viel passiert. Für das echte Leben hat man dann hoffentlich etwas gelernt.
WOW trainiert Führungsqualität. Auch das populäre Spiel „World of Warcraft“, kurz WOW,
wird eingesetzt, um die Führungsqualitäten
speziell von Teams weiterzuentwickeln. In
WOW agiert und bewegt man sich in einer
komplexen Welt, durch die man sein virtuelles Ich erfolgreich steuern muss. Kollegen,
die bei WOW erfolgreich zusammenarbeiten,
können dies auch im Geschäftsleben, so der
Rückschluss. WOW-getestet wurden von einer
EDV-Company 130 Manager. Das Resultat:
Kollaboration, Selbstorganisation, aber auch
Virtual Reality light
Erinnern Sie sich noch an die Vorstellungen von Virtual Reality in den 1980er und
1990er Jahren? Klobige Anzüge, in denen jeder wie ein Alien aussieht, sollten uns
in andere Welten eintauchen lassen. Nun ist Virtual Reality Realität, in einer Lightversion. Ohne Darth-Vader-Helme und Raumfahreroutfit bewegt man sich mit
kleinen, kabellosen Eingabegeräten als virtueller Charakter durch die Welt, nimmt
verschiedene Rollen an und kann sie in unzähligen Umgebungen und Situationen
ausprobieren – egal ob in einer neuen Sportart, beim Entwickeln einer fremden
Welt oder beim Training für eine künftige Chirurgenkarriere („Trauma Center“).
Ob es jemals ein Holodeck à la „Star Trek“ geben wird, steht noch in den Sternen.
die Fähigkeit, sich in andere Mitarbeiter und
deren Aufgaben hineinzuversetzen, verbesserten sich. Gleichzeitig wurden die Kommunikationsstrukturen flexibler. Auch die „ewige
Stadt“ setzt auf Spiele, um ihre Herausforderungen zu bewältigen: „SimCity“ wird für die
Lösung kommunalpolitischer Fragestellungen genutzt – Auswirkungen von baulichen
Änderungen sollen aufgezeigt werden.
Für die Generation, die mit Gaming, Internet
und Computern aufwächst, wird dieser „Serious Fun“ nichts Außergewöhnliches sein.
Für Unternehmen, die um die besten Köpfe
kämpfen, ist es eine Herausforderung, eine
Arbeitsumgebung zu schaffen, in der sich
diese MitarbeiterInnen integrieren und wohlfühlen können. Sollten Sie noch ein „Rookie“
sein, was das Gaming betrifft: Tauchen Sie ein,
und spielen Sie sich schlau – damit Sie zumindest wissen, was Ihre Kinder in der Freizeit
anstellen. Falls Sie dann das Gaming-Fieber
packt – lernen Sie eben einfach so viel wie
möglich daraus!
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hi!link
www.isfe-eu.org
www.ics-spawnpoint.de
www.grandtheftchildhood.com
www.nintendo.at
www.sony.at
www.little-big-planet.de
www.pegi.info/de/
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FEELGOOD-ROBOTER
Ärger über schlechtes Wetter oder zu viel Arbeit macht
Mr. Personality mit Witzen und Grimassen im Handumdrehen
vergessen. Bei zu viel Fröhlichkeit einfach ausschalten.
■ www.wowwee.com
Neues aus der Welt der Hightech
hi!toy s
HÜPF-POWER
Dieses Trampolin ist
nichts für Artisten,
sondern gibt die verbrauchten Impulse
an den Körper zurück
und lässt so die Energieströme fließen.
Aufgrund seiner
horizontalen Lage
soll das Gerät auch
für Reha-Patienten
geeignet sein.
■ www.frei-ag.de
INNERE WERTE
Dieser Ball haftet beim Abschlag auf
dem Schläger, das Innere verformt
sich und soll so positiven Einfluss auf
Flugkurve und Flugdauer des Balls
haben. Die äußere Schicht besteht aus
aufgespritztem Urethan. Abschlagen
muss man allerdings noch selbst.
■ www.bridgestone.com
Sabine Nebenführ
ABTAUCHEN MIT NEMO
Hundert Meter in die Tiefe abtauchen und die Unterwasserwelt
bestaunen: Nemo macht’s möglich! Nemo ist ein U-Boot, das in
Brandenburg zivile Tauchgänge durchführt.
■ www.nemo-100.de
WowWee, Frei AG, Bridgestone, Nemo 100, Dreamcheey, Porsche Design, Bedol What's Next, Cobra, Fake TV
cover
hi!biz
hi!school
Toys
hi!life
SIE HABEN POST!
Signale waren gestern: Dieser Webmail Notifier
informiert Sie über eingehende elektronische
Post mit einem Leuchten in den schönsten Frühlingsfarben – egal ob Webmail oder Client am PC.
■ www.dreamcheeky.com
TRÄGER SCHLÄGER
DESIGNERHANDY
Der Porsche für die Handtasche: Dieses Handy
von Porsche Design glänzt durch das schnittige
Erscheinungsbild und eine Fünf-MegapixelKamera, GPS, einen Micro-SD-Slot und WLAN.
■ www.porsche-design.com
Mit Gewichten wird der Schwerpunkt bei diesem
Schläger nach unten verlagert und erhöht so das Trägheitsmoment. Je träger der Schläger, desto besser für
den Spieler: Fehler beim Abschlag werden so korrigiert.
■ www.cobragolf.com
BATTERIE ADE
Was kann man mit Salzwasser und Zitronensaft machen? Eine Uhr
mit Strom versorgen!
Die beiden Flüssigkeiten
in den Tank – und die
Uhr erzeugt über die
Elektroden im Inneren für fünf bis sieben
Wochen Strom.
■ www.bedolwhatsnext.com
FAKE-FERNSEHER
Sie suchen jemanden, der auf Ihr
Haus aufpasst? Fake TV simuliert mit
LEDs einen eingeschalteten Fernseher
und soll so Einbrecher fernhalten.
■ www.faketv.com
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hi!touch
hi!biz
hi!school
hi!life
artlab
Vom Ernst des Lustigen
Es gibt keine allein seligmachende Art von
Kunst. „Deshalb muss ich
mich auch nicht auf eine bestimmte Art festlegen lassen, einen sogenannten Stil bevorzugen.“ Martin Praska nimmt sich die Freiheit,
in vielen Stilen zu malen, den Stilbruch zu
kultivieren. Er schätzt es, auf einer einzigen
Leinwand ebenso naturalistisch zu arbeiten
wie abstrakt, und zitiert aus verschiedensten
Strömungen der Kunst vom Dadaismus über
die Pop-Art und Fluxus bis zum Expressionismus, der am Beginn seiner Karriere Anfang
der 1990er Jahre noch seine Werke bestimmte. Dass angesichts dieser Vielfalt trotzdem
homogene Bilder entstehen, die eine „Trademark Praska“ erkennen lassen, macht seine
Arbeit fernab von jeder Beliebigkeit zu einem
stringenten Gesamtwerk.
„Ich habe zu viele Ideen, um mich auf Konfektionsware zu beschränken“, sagt Praska.
Das zeigt sich in seinen Bildern auf unterschiedlichen Ebenen: Die präzise gemalte
schöne Frau findet sich in einer abstrakt
expressiven Umgebung wieder, Auge in Auge
mit einer Comic-Figur, manchmal umgeben
von amorphen Formen. „Man darf die Bilder ruhig lustig finden“, meint Praska, „aber
man darf nicht den Fehler machen, sie nicht
ernst zu nehmen.“ In der Überzeugung, dass
es keine objektive Wirklichkeit gibt, geht Praska auf Distanz zum bloßen Naturalismus: „Ich
versuche zu relativieren und zu sublimieren.
Die Parodie ist dabei ein gutes Mittel.“ Dafür
Martin Praska nimmt sich die Freiheit, in vielen
Stilen zu malen, den Stilbruch zu kultivieren.
Elisabeth Dokaupil
Andi Bruckner, Martin Praska
stehen die Porzellanfiguren in seinen neueren
Bildern. Sie wirken schon an sich künstlich und
kitschig und helfen vor allem eines zu vermeiden: Pathos. Selbst wenn es Bilder mit Titeln
gibt wie „Über die Natur nachdenken“ oder
„Von Blasen erschlagen“, sind Praskas Werke
nie offensichtliche Gesellschaftskritik. „Das
ist zu wenig für die Kunst. Sie darf sich nicht
im Didaktischen, Moralisierenden und Plakativen erschöpfen.“ Viel wesentlicher scheint
ihm der Zugang zum Irrationalen, Mystischen
und Numinosen. Ein Weg, der abseits der Kirchengläubigkeit heute am ehesten über die
Kunst gangbar sei. „Der Künstler muss seine
Bilder auch nicht vollends verstehen wollen
und erklären können, er darf dies nicht einmal
anstreben“, so Praska.
Neben klassischen Maltechniken mit verschiedenen Arten der Pinselführung nützt Praska
selbstverständlich auch den Computer. Unterschiedlich aufgerasterte Bildteile oder Projektionen im Stil der Fotorealisten werden zum
Teil der Gesamtkomposition. „Heutzutage
noch Kunst zu machen, die – hauptsächlich
mit Pinsel und Farbe ausgeführt – letztendlich
als schlichte Malerei an der Wand hängt, ist für
mich puristisch genug. Da bin ich vielleicht
ein wenig nostalgisch. Ich bin aber auch ein
bekennender Zeitgenosse des Hightechzeitalters und so weit aufgeklärt, mich den entsprechenden Möglichkeit nicht zu verschließen.“
Und wenn es Praska bei aller Komplexität seiner Bilder auch noch gelingt, Humor zu beweisen, so will er das nicht als banale Lustigkeit
missverstanden wissen, sondern als nichts
weniger als eine Überlebensstrategie: „Indem
er uns über die Abgründe des Daseins stolpern lässt, aber im Lachen wieder auffängt, ist
der Witz eine sehr ernste Angelegenheit.“ MARTIN PRASKA
■ 1963 in Wiesloch (D) geboren
■ 1985 bis 1990 Akademie der Bildenden Künste Wien
■ 1994 und 1998 Auslandsstipendien in Krumau (Tschechien) und London
■ 1998 „Die halbe Wahrheit“ mit Götz Bury, Matthias Hammer, Sebastian Weissenbacher
■ 2002 bis 2004 Vorsitzender der IG Bildende Kunst
■ 2008 Mitglied der Gruppe k2 United Painters
www.martinpraska.at
w w w. a r t l a b . a t
Unter www.artlab.at werden junge KünstlerInnen präsentiert. Ihre Werke können online
gekauft werden. In Zusammenarbeit mit der
Galerie Ernst Hilger bietet ihnen Siemens die
Chance, bekannt zu werden.
Kunstberatung: [email protected]
AUSSTELLUNGEN
■
vertreten in folgenden Galerien: Wolfgang Exner Wien, Ruth Sachse Hamburg, Welz Salzburg, Thiele Linz
Beteiligungen u. a.: • Eines zum Anderen, Museum Moderner Kunst Passau • viennafair, intern. Kunstmesse Wien • Tier und Wir, Stadtmuseum Neuötting • permanent 06, Sammlung Essl, Klosterneuburg
• material world, Schmidt-Galerie, Berlin • artfair, intern. Kunstmesse Köln • Fallobst, Sammlung Essl, Klosterneuburg • Neuerwerbungen, Neue Galerie Linz • Fiac Paris • Art Frankfurt • Sammlungen,
Künstlerhaus Salzburg • Kunstmesse Zürich • Grand Concours International de Peinture, Luxemburg
■ Werke in: Albertina Wien, Kunstmuseum Lentos, Linz, Museum der Moderne Salzburg, Sammlung Essl, Klosterneuburg
■ ab 25. 4.: Real09 Galerie Wolfgang Exner, Wien, www.galerie-exner.at
■
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hi!biz
hi!school
hi!life
History
Herzschlag
aus der Dose
Der erste Herzschrittmacher steckte in einer
Schuhpastadose und bestand aus zwei Transistoren, eiDER ERSTE
IMPLANTIERBARE Schritt-
ner Kippschaltung und einem
Nickel-Kadmium-Akku, eingegossen in Epoxydharz. Er wurde vor fünfzig
Jahren implantiert. Weil das ganze Gerät für
den Herzbereich natürlich zu groß war, saß
die Dose im Bauch des Patienten. Das klingt
kurios, war aber bereits ein riesiger Fortschritt. Denn bis zu diesem Zeitpunkt kamen
anregende Impulse für das Herz ausschließlich von außen.
Problem Strombedarf. In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts begann der
Herzspezialist Albert S. Hyman in seiner New
Yorker Praxis, stillstehende Herzen durch
eine Injektion in den Herzmuskel wieder zum
Schlagen zu bringen. Die belebende Wirkung
kam dabei weniger durch das injizierte Medikament als durch den Einstich selbst, wie er
bald erkannte. Daraufhin entwickelte Hyman
gemeinsam mit seinem Bruder einen elektrischen Generator, der Impulse in der passenden Frequenz abgeben konnte. Das Gerät
wog über sieben Kilo und musste alle sechs
Minuten aufgeladen werden. Diese Erfindung
meldeten die Brüder 1933 zum Patent an.
Um 1950 baute der kanadische Elektrotechniker John Hopps einen handlicheren Schrittmacher, der ebenfalls von außen Impulse
an das Herz abgab. Aufgrund des großen
Strombedarfs musste dieses Gerät permanent
an einer Steckdose angeschlossen sein. Das
Ganze war für den Patienten zweifellos immer
noch recht unangenehm und erlaubte dabei
nur einen sehr eingeschränkten Bewegungsradius.
Ursula Grablechner
macher saß
im Bauch des
Patienten.
Die Geschichte der Herzschrittmachertherapie im eigentlichen Sinn begann im Oktober
1958 in Schweden – mit dem ersten Gerät,
das einem Menschen tatsächlich implantiert
wurde. Der „Herzschrittmacher in der Dose“
war eine gemeinsame Entwicklung des Sie-
NEUES LEBEN. Rune Elmqvist, Åke Senning
und deren Patient Arne Larsson, erster Träger
eines integrierten Herzschrittmachers.
50 Jahre Herzschrittmacher
Im Rahmen der Dauerausstellung „Abenteuer Forschung“ zeigt das Technische
Museum Wien bis November 2009 einen
Überblick über die Entwicklung der Herzschrittmachertherapie.
www.tmw.at
Michael Anelli Monti, St. Jade Medical GmbH
mens-Ingenieurs Rune Elmqvist und des Chirurgen Åke Senning. Eingesetzt wurde es dem
schwerkranken Arne Larsson. Der 43-Jährige
hatte vor der Operation unter bis zu 30 Herzstillständen täglich gelitten und immer wieder reanimiert werden müssen. Arne Larsson
wurde 86 Jahre alt. Bis dahin soll er allerdings
rund 26 Geräte „verbraucht“ haben. Hauptproblem war die Stromversorgung. Aufgrund
der kurzen Lebensdauer der Batterie musste
diese laufend von außen aufgeladen werden.
Doch die Entwicklung schritt rasch voran.
1960 konnte in Uruguay ein Modell implantiert werden, das neun Monate problemlos
funktionierte. Zwei Jahre später gelang die
Konstruktion einer Elektrode, die ohne aufwendige Operation durch die großen Hohlvenen ins Herz eingeführt und dort verankert werden konnte. Mitte der sechziger Jahre
gab es bereits Herzschrittmacher, die nur bei
Bedarf stimulierten.
Automatisierung. Heute ist die Implantation
eines Herzschrittmachers ein Routineeingriff.
Wesentlich bessere Batterien, moderne Mikroelektronik und zunehmende Automatisierung
erlauben den Verbleib im Körper für acht bis
zehn Jahre. Bei der Kontrolle werden die Geräte einfach abgefragt und die Messergebnisse interpretiert. Im Notfall erfolgt automatisch ein Alarmruf übers Handy.
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Golf in Austria.
Gratiskatalog der 136 Spezialisten für Golfurlaub
in Österreich anfordern unter: Telefon: 0043-(0)662/645 153,
Internet: www.golfinfo.at
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