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EINBLICKE IN DIE SAMMLUNG ROBERT SIMON
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EINBLICKE
IN DIE SAMMLUNG
ROBERT SIMON
DIETER KRIEG
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Inhalt
KU N STM U S E U M C E L L E
M I T S A M M LU N G R O B E RT S I M O N
Malerei pur
D A S E R S T E 2 4 - S T U N D E N - K U N S T M U S E U M D E R W E LT
Der angeheiratete Vetter
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag
10.00 – 17.00 Uhr (im Museum)
Täglich 17.00 –10.00 Uhr (Außenraum/Lichtkunst)
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Das Drama des Trivialen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
„Willst Du ein A kaufen?“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Schloßplatz 7, 29221 Celle, (0 5141) 123 55
www.kunst.celle.de
Variationen des Banalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
Die absurde Gewalttat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose . . . . . . . . . . . . . . . 42
Sprünge im Feld künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten . . . . . . . . . . . . 48
Biografie, Einzelausstellungen, Ausgewählte Gruppenausstellungen,
Ausstellungskataloge
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
Der Sammler / Die Autorin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
Herausgeber:
Kunstmuseum Celle mit Sammlung Robert Simon
Konzeption:
Robert Simon, Swantje Günther
Text:
Swantje Günther M. A.
Gestaltung:
Robert Simon, Jörg Prengel
Fotos:
Irene Krieg (32), Christian von Steffelin (3)
Druck:
Primedia Th. Schäfer GmbH, Hannover
Umschlagkaschierung: Werner Achilles GmbH & Co. KG, Celle
Buchb. Verarbeitung:
Buchbinderei S. R. Büge GmbH, Celle
Copyright:
2003, Kunstmuseum Celle mit Sammlung Robert Simon,
bei den Autoren und dem Künstler
ISBN 3-925902-49-X
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Malerei pur
Unser Dank gilt
Dieter Krieg, ein filigraner Mann, den ich – bevor wir uns zum ersten Mal persönlich
Irene und Dieter Krieg,
begegneten – nie hinter dieser provozierenden, kraftstrotzenden Malerei vermutet hätte.
dem Amt für Kunst und Kultur der Stadt Celle,
Vom äußeren Erscheinungsbild mehr der Intellektuelle als der die ästhetischen
insbesondere Susanne McDowell,
„Schlammschlachten“ gewinnende Kunstprofessor. Ein „Wilder“, der dennoch ausschließ-
und dem Technischen Dienst des Bomann-Museums
lich über den Kopf arbeitet.
Dieter Kriegs Malerei sprengt Grenzen. Er irritiert und definiert Elemente der
Sprache, Gegenstände und organische Formen. Seine Bilder entstehen nicht auf der
Staffelei. Weder die Größe der Leinwand, noch die Materialien, mit denen er arbeitet,
lassen dies zu. Bei ihm liegen die Malgründe auf dem Boden. Er schüttet, malt und sprüht
nicht, indem er um die Leinwand herumgeht, nein, seine extremen Formate zwingen
den Akteur, direkt auf der Leinwand zu agieren. Seine Bilder tragen seine Fußabdrücke.
So entstehen – insbesondere wenn er Acryl einsetzt – nahezu Reliefs mit malerischen
Mitteln.
Er arbeitet häufig nachts. Nachts, wenn kein Telefon störend klingelt und kein
Galerist den Arbeitsprozess beeinträchtigt. In seinem Atelier in einer ehemaligen
Kfz-Werkstatt ist er dann in seinem Element. Der einsame Entscheider, der Experimentator. Dieter Krieg gehört zu den selbstkritischen Malern, er hat einen ausgeprägten
Hang, seine Arbeiten infrage zu stellen. Infrage stellen heißt häufig auch zerstören und
übermalen. Zur Kunst wird ein Bild erst in dem Moment, in dem es von ihm autorisiert
das Atelier verlässt.
Seine Malerei macht an, sie provoziert, ist sperrig und facettenreich. Wenn es in
der Kunst auf das Neue, das Erfinden, das Unverwechselbare ankommt, hat Krieg diese
Kriterien sicher wie kaum ein anderer erfüllt.
Hoch oben auf der Schwäbischen Alb in einem Industriepark habe ich einmal eine
Krieg-Ausstellung konzipiert, in einer über 6000 Quadratmeter großen Halle unter
laufender Produktion. Krieg – Bilder im Umfeld von 200 Mitarbeitern, den Grau-, Grünund Beigefarben der Halle, der produzierenden und der produzierten Maschinen.
Malerzynismus pur: In der Lehrwerkstatt von engagierten Auszubildenden selbst
gehängt, eine Bilderserie „ein Jahr leidn“.
Eine andere Ausstellung zeigte ich im Barockgarten von Hannover-Herrenhausen:
„sun side up“. Neun „Spiegeleier“, jeweils 10 Quadratmeter bemalte Leinwand, demonstrierten im 100 Meter langen Orangerie-Ausstellungsgebäude auf eine Wandseite
konzentriert Kriegs serielle Arbeitsweise im extremen Format. Übrigens: der Ausdruck
„sunny side up“ war Dieter Krieg zu profan.
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Künstler sind untereinander extrem kritisch. Sie haben eine klare „Hackordnung“. Nichtbeachtung oder Verriss der Arbeiten von Kollegen sind an der Tagesordnung. Nahezu ein
Phänomen, das ich immer wieder beobachtet habe, möchte ich einmal erwähnen: Wenn
über Arbeiten von Dieter Krieg gesprochen wird, ist bei vielen Künstler-Kollegen die
Hochachtung vor seiner speziellen Malerei unüberhörbar.
Dieter Krieg hat mein Verständnis für Kunst nachhaltig beeinflusst. Er gehört für
mich zu den großen Malern der Gegenwart. Ich freue mich, in meiner Sammlung
beizeiten einen Schwerpunkt auf seine Malerei gesetzt zu haben. Als ich vor über 25 Jahren in einer Frankfurter Galerie mein erstes Krieg-Bild erwarb, hatte ich kein Geld in der
Tasche, aber dafür das Bild ständig im „Kopf“. Dies war die Grundlage dafür, dass das
Kunstmuseum heute eine ständige Sammlung von Dieter Krieg beherbergt wie kaum ein
anderes deutsches Museum.
Robert Simon
(Künstlerischer Leiter)
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Ohne Titel ❘ Öl, Acryl auf Leinwand ❘ 1993 ❘ 270225 cm
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Ohne Titel ❘ Öl, Acryl auf Plexiglas ❘ 1997 ❘ 115 270 cm
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Der angeheiratete Vetter
Ein Teller, eine Packung Watte, eine Kerze. Es sind die ganz alltäglichen Dinge, die Dieter
Krieg zum Motiv wählt; Dinge aus unserer unmittelbaren Gegenwart ohne besondere
Kennzeichen; Dinge, die wir benutzen, ohne sie genauer zur Kenntnis zu nehmen. Keine
Luxusgegenstände, die sich als das Besondere vor dem Hintergrund des Gewöhnlichen
abheben. In unserem Leben werden sie als Gebrauchsgegenstand hervorgeholt – wie der
einfache Teller für das tägliche Essen und nicht das goldumrandete Designerstück, das
wir in einem Lifestyle-Magazin entdeckt haben.
Alltagsdinge beschäftigen die Künstler nicht erst seit dem 20. Jahrhundert.
Bereits im 16. Jahrhundert werden sie als Motive des Stilllebens in Öl festgehalten. Der
Vergleich hilft zumindest punktuell, Typisches des Kriegschen Werkes der letzten 20 Jahre
zu erkennen.
Schon ein flüchtiger Blick auf Gemälde dieser Gattung der Malerei zeigt, dass in
erheblichem Maße Alltagsdinge wie etwa Geschirr oder Essbares zum Motiv gewählt wurden. Aufgrund dieser Motivik stand das Stillleben lange auf der untersten Stufe im akademischen Gattungskanon der Malerei. Angelehnt an das philosophische Schema jener
Zeit, des „Phorphyrischen Baumes“, waren Gegenstände als Unbelebtes dem Belebten,
Beseelten sowie der Krone der Schöpfung (dem Menschen mit der unsterblichen Seele)
untergeordnet, dies um so mehr, wenn es sich dabei um so Triviales wie irdene Krüge
handelte. Die Malerei der Akademie hatte eine determinierte Weltvorstellung zu repräsentieren.
In der Gegenwart klingen ebenfalls ähnliche Kriterien bei der Beurteilung von
Kunst an. Unser Weltverständnis ist so weit entfernt vom „Phorphyrischen Baum“ nicht;
auch heute steht Alltag Hochkultur gegenüber. Gebrauchsgegenstände werden gekauft
und weggeworfen, haben ihren Wert nur im Moment der Faszination des Neuen.
Gesellschaftliche Großereignisse, sei es Fußball oder ein Staatsbesuch, sind wichtige Medienereignisse mit hohem Aufmerksamkeitswert. Zeitgenössische Kunst steht natürlich
im Kontext der gesellschaftlichen Verhältnisse und nimmt darin verschiedene Positionen
ein. Einige Künstler beziehen sich hauptsächlich formal und eher neutral darauf, andere
reflektieren einzelne Gegebenheiten mit wertenden Intentionen. Dieter Krieg demonstriert mit seinen Gemälden nicht gegen gesellschaftliche Zustände, wenn auch das Wort
„Demonstration“ irgendwie zutreffend erscheint. Das große Format und die Ausdruckskraft der Gemälde haben einen demonstrativen Verweischarakter. Kriegs Werke provozieren unsere Wahrnehmung, werfen Fragen auf, warum der Teller zum Gegenstand der
Ohne Titel ❘ Mischtechnik auf Papier ❘ 1989 ❘ 257137 cm
Malerei wird – also warum das Triviale zur Kunst erhoben wird. Der Gedanke an den
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Umkehrschluss drängt sich fast automatisch auf: wenn das Besondere nicht gewählt
Wiedergabe bis hin zu Wahrnehmungsspielen mittels Augentäuschereffekten, sondern
wird, wird es dann etwa in Frage gestellt?
er führt uns seine eigene Sicht der Dinge vor. In Abkehr von realistischer Wiedergabe
In der Stilllebenmalerei verlor dieses außerästhetische Kriterium an Bedeutung:
lotet er die Grenzen der Darstellungsmöglichkeiten aus, so dass wir uns eher fragen
nicht zu Unrecht argumentierten Künstler, in technischer und ästhetischer Hinsicht sei es
könnten, ob es nicht eine Illusion ist, dass wir das Motiv als Teller identifizieren. Unsere
gleich, ob man einen trivialen oder erhabenen Gegenstand male – die künstlerische
Wahrnehmung wird desillusioniert: es ist zwar ein Teller, aber der Maler verzichtet be-
Leistung bleibe gleich1. Die Gestaltungsweise rückte in den Vordergrund: Anhand trivia-
wusst auf jegliche verschönende Geste.
ler Dinge entwickelten die Maler ihre technische Fähigkeit der naturalistischen Wieder-
Die Deutung eines Kriegschen Tellers erbringt letztendlich – und hierin besteht
gabe. Dem voraus ging das konzentrierte Erforschen von Licht- und Farbverhältnissen; die
eine Verwandtschaft zum Stillleben – keine eindeutigen Ergebnisse. Allerdings spielen
eigene Wahrnehmung hatte schon vorher den Malerbüchern eine Absage erteilt und die
ganz andere Überlegungen eine Rolle: Stillleben lassen sich auf ihre symbolischen
Vielfalt der Natur als Motiv erwählt. Wenn auch die dargestellten Dinge sorgfältig
Bedeutungen hinterfragen. Die Grundlage dafür bildet die mittelalterliche Hermeneutik:
arrangiert wurden, so galt als Ziel dieses Strebens doch die getreue Wiedergabe des
die Dinge sind neben ihrer bloßen Erscheinung mit dreifachem religiösen Sinn behaftet2,
Naturvorbildes, gesteigert bis zur Meisterschaft der Illusion. Das Publikum, nicht an
so dass ein Gegenstand zwar mehrere, aber doch festgelegte Bedeutungen hat3. Anders
solche Malweise gewohnt, verwechselte dann schon einmal ein Gemälde eines erlegten
verhält es sich mit Kriegs Motiven. Alltagsdinge haben heute keine determinierte sym-
aufgehängten Rebhuhns mit einem echten; solche Wahrnehmungsspiele vermochten
bolische Bedeutung mehr, im Gegenteil, die Bildmedien der Werbung hinterlegen Dinge
eine illustre Gesellschaft zu belustigen.
immer wieder mit anderen abstrakten Werten: Autos fahren z. B. fürs Familienglück, für
Setzen wir diesem nun das Bild des Tellers von Krieg entgegen, um die Unter-
sportliche Extravaganz oder berufliche Unabhängigkeit; Unterschiede erweisen sich oft
schiede zur Stilllebenmalerei deutlich hervortreten zu lassen. Keine realistische Darstel-
erst im Speziellen. Und die genannten Werte werben auch für andere Gegenstände, die
lung führt uns hier den Glanz des Porzellans vor. Einige schwarze Linien, schwungvoll
Gültigkeiten sind schwammig.
mit dem Pinsel mehr skizziert als gemalt, markieren eher einen Umriss als eine körper-
Teller könnten heutzutage noch auf Nahrungsmittel hinweisen, auf Genuss, oder
hafte Darstellung. Nur an wenigen Stellen behauptet ein wenig weiß-graue Farbe, die
ein Spendensymbol darstellen; viel ist das nicht. Kriegs Teller steht im heutigen Be-
der Form des Tellers folgt, so etwas wie Materialität einer Oberfläche. Der Hintergrund
deutungszusammenhang mehr auf der Seite der banalen Alltagsgegenstände als auf der
tritt an mehreren Stellen deutlich hervor: die groben weißen Striche, die über eine dunk-
der Extravaganz, des Genusses, Status‘ oder der Nächstenliebe. Nur strichhaft auf den
lere Fläche gelegt wurden, werden von dem Teller nicht vollständig überdeckt.
Malgrund geworfen, zeigt er als Darstellung eines Tellers eine individuelle Interpretation
Die Linien zeigen die Konstruktion des Tellers und geben so sein Volumen wieder. Trotz der Durchsichtigkeit vermag er etwas zu fassen, uns Betrachtern etwas anzu-
1 Vgl. Norbert Schneider S. 9
in: Stillleben, Benedikt
Taschen Verlag, Köln 1989
des Malers, die vor allem auf den Gegenstand selbst verweist und nicht auf abstrakte
Werte.
bieten, was auch immer diese weiße Masse sein könnte: Sahne, Meerrettichcreme oder
Der Versuch, die Malerei Kriegs in die Familie der Stillleben einzugliedern, bietet
etwas ganz anderes. Sie liegt inmitten des Tellers und überdeckt die Linien der hinteren
natürlich anregende Aspekte, zeigt insgesamt aber höchstens Ähnlichkeiten. In dieser
Rundung; zusammen mit den feinen Schatten, die sich über den Hintergrund ziehen, er-
Familie nimmt Krieg eher die Position des angeheirateten Vetters ein, der sich nicht um
zeugt er eine dreidimensionale Wirkung. Auch die Oberfläche des Gemäldes steht nicht
Familientraditionen schert und seine eigene Sicht der Dinge verfolgt.
2 Schneider benennt neben
ihrer Alltagsbedeutung
(sensus litteralis) für die
Dinge noch einen dreifach
gestaffelten religiösen
Sinn (sensus mysticus oder
– spiritualis): 1. einen auf
den Glauben bezogenen
allegorischen; 2. einen
Fragen christlicher Moral
berührenden tropologischen, 3. ein auf die „Letzten Dinge“ verweisenden
anagogischen Sinn. Aus
den drei Möglichkeiten für
die symbolische Deutung
eines Stilllebens entstehen
oft Mehrdeutigkeiten. Vgl.
S. 17 in: Norbert Schneider, Stillleben, Benedikt
Taschen Verlag, Köln 1989
3 z. B. in: Lexikon der Symbole, Gerhard Heinz-Mohr,
Diederichs, Düsseldorf
1981
im Dienste einer realistischen Wiedergabe. Sie ist rau von der Übereinanderschichtung
mehrerer Farben; die weiße Farbmasse sogar mehrere Zentimeter dick und im langwierigen Trocknungsprozess aufgebrochen.
Mit dieser Malweise hebt sich Dieter Krieg unzweifelhaft von jeglicher Stillle14
benmalerei ab, nicht nur formal, sondern auch intentional. Er zielt nicht auf realistische
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Das Drama des Trivialen
Eine Packung mit weißem Inhalt. Die Hülle ist aus durchsichtigem Material, nur wenige
ihm in letzter Konsequenz nicht: Einerseits wird seine Kunst sehr schnell mit verschie-
Striche kennzeichnen die Umrisse und die Öffnung der Tüte. Der Maler hat sie diagonal
densten Bedeutungen belegt, andererseits kann nur der provokative oder zynische
von links unten nach rechts oben ausgerichtet, aus der Öffnung hängt etwas Weißes her-
Charakter eines Marcel Duchamp die Beliebigkeit der Deklaration konsequent vertreten1.
aus in die linke untere Bildecke. Im Inneren markieren schwarze Linien eine Schichtung
Auch Krieg macht belanglose Dinge zum Gegenstand von Kunstäußerungen. Eine
in Lagen. Ihr Winkel nähert sich zur Öffnung hin der Fließrichtung des weißen Inhalts.
Wattepackung oder ein Teller haben als Gegenstand betrachtet zunächst genau so viel
Sollten wir Schwierigkeiten haben, den Inhalt zu erkennen, so hilft Dieter Krieg mit dem
oder wenig Aussagekraft wie ein Flaschentrockner. Beide Künstler fordern den Betrach-
blauen Schriftzug „Watte“ auf der Packung, jegliche Zweifel auszuräumen. Er führt den
ter heraus, sich seinen Teil zu denken. Die Kunst entsteht nicht ausschließlich auf der
Blick des Betrachters der Leserichtung folgend in einem Schwung von links unten nach
Leinwand, sondern auch im Kopf des Betrachters, der so zum individuellen Bestandteil
rechts oben – entgegen dem Fluss der Watte von rechts oben nach links unten. Dyna-
des Werkes wird2. Allerdings provozieren die Gegenstände auf unterschiedliche Weise:
mik spricht aus dieser Komposition; auch die Buchstaben kippen in unterschiedliche
Duchamp verleiht den fertig erworbenen Dingen per Deklaration Kunststatus und
Richtungen, als wäre die Watte in Bewegung. Die Schrift hat hier eine doppelte Funk-
negiert die individuelle Beteiligung des Künstlers an seinem Werk. Das ist ein intellek-
tion: Als abstrakte Zeichen hält sie Sprache fest, als malerische Geste die Bewegung des
tueller Akt. Kriegs Malerei dagegen ist das Ergebnis einer handwerklich-künstlerischen
pinselführenden Armes.
Leistung mit individueller „Handschrift“. Darüber hinaus zeigt das fertige Werk noch
Weiße Flächen oberhalb der Packung scheinen den Ablauf des Geschehens zu
Spuren des Herstellungsprozesses.
staffeln; die obere annähernd waagerecht, die darunter folgende etwas geneigt, sich der
Duchamps reines Ready-made bietet unseren Augen immer noch keinen ästhe-
Lage der Packung annähernd. Die Pinselführung ist sehr expressiv und unterstreicht mit
tischen Reiz oder unserem Verstand irgendeinen besonderen intellektuellen Anreiz, außer
parallelem Strich das Herausfließen der Watte, fast könnte man von einem Sturz
der Tatsache, dass es ihn gibt und dass er etwas mit Kunst zu tun haben soll.3
sprechen. Die Packung ist nicht komplett gefüllt, ihr leeres Ende in der rechten oberen
Kriegs Motive sind nicht nur Dinge, auch nicht nur Wiedergaben von Dingen, son-
Ecke geht in den Duktus des Hintergrundes über, so dass das „e“ von „Watte“ schwer
dern zeigen ein individuelles Gepräge: der Duktus ist überaus dynamisch, breite Striche
leserlich ist. Vielleicht wölbt sie sich deshalb nach oben; sie lastet nicht in Ruhe auf der
spielen ein bewegtes Eigenleben vor. Die Wattepackung ist nicht einfach Bestandteil
braunen, vergleichsweise massiv wirkenden Form. Dynamik spricht aus dem Duktus und
eines Badezimmerinterieurs, sie wirkt lebendig wie die anderen Dinge, die der Maler auf
der Komposition. Zu sehen ist kein stummer Bedarfsartikel, sondern etwas sich Aufbäu-
die Bühne seiner Gemälde ruft, und führt uns ihre eigene Dramatik vor – eine Drama-
mendes, angefüllt mit eigenem Leben, mit Dramatik.
tik des Alltags.
Was hat dieser alltägliche kosmetische Bedarfsartikel mit Kunst zu tun? Auch
außerhalb der Malerei werden im 20. Jahrhundert die Grenzen zwischen Kunst und Alltag immer wieder angezweifelt. In der Theorie einander oft fast gleich, durchschreiten
Fragestellungen alle Formen möglicher Kunstäußerungen und heben in spezifischer, oft
differierender Ausprägung auch alltägliche Dinge in den Stand eines Kunstwerkes.
Ein sehr provokanter Fragesteller zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist Marcel
1 Vgl. Karl Ruhrberg S. 457
in: Kunst des 20. Jahrhunderts, Ruhrberg u. a.,
Taschen, Köln 2000
2 Anm.: Dieser Gedankengang nimmt auch in der
Concept Art der sechziger
Jahre einen wichtigen
Platz ein.
3 Gabriele ReisenwedelTerhorst S. 184 in: Eine
Untersuchung zum Phänomen alltäglicher Dinge in
der Kunst des 20. Jahrhunderts, Tectum,
Marburg 1999
Duchamp mit seinem „Flaschentrockner“. Absichtlich wählt er einen ihm gleichgültigen
gewöhnlichen Gegenstand aus, der als Massenware maschinell fabriziert worden ist. Dieses beliebige Ding, einen Flaschentrockner, deklariert er zum Kunstobjekt. Damit befragt
er Kunst auf ihre Definition und ihre Abgrenzung zum Alltag; gleichzeitig setzt er den
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individuellen Anteil des Künstlers am Gestaltungsprozess außer Kraft. Beides gelingt
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„Willst Du ein A kaufen?“
Fünf Hochformate unterschiedlicher Größe zeigen braune, grob viereckige Flächen mit
schildchen stehen, die nun mal dazu benutzt werden, um etwas zu bezeichnen, und dazu
runden Öffnungen. Durch diese führt ein gebogenes, dünnes, grauschwarzes Stück Draht,
beschriftet werden. Schrift konserviert schwer zu Merkendes, Erinnerung. Mit dem Er-
dessen realistische Darstellung in einem herben Kontrast zum freien Duktus des Haupt-
lernen der Schrift wird die Fähigkeit geschult, abstrakte Sinngehalte zu verstehen; des
teils des Bildes steht. Die sehr wahrscheinlich als Pappschildchen bzw. -etiketten zu iden-
Weiteren bildet sich daraus unser Sinn für Logik, für Abfolgen. Dementsprechend suchen
tifizierenden Flächen tragen Aufschriften, eine Zahl und jeweils mehrere Buchstaben in
wir nach dem Erkennen der Buchstaben automatisch eine sinnvolle Reihenfolge für sie.
schwarzer Handschrift: „1“, „nd“, „Lei“, „Stu“, „dn“. Krieg provoziert hier Wahrneh-
Analog der konsequenten Logik unserer Sprache stehen Großbuchstaben im Deutschen
mungsgewohnheiten: Etiketten mit Draht sind gewöhnlich an Gefäßen oder Pfand-
fast ausnahmslos am Anfang des Wortes oder des Satzes. „Lei“ verbindet sich dement-
leihsachen angebracht und bezeichnen deren Inhalte oder Eigentümer. Benennt die
sprechend mit „dn“ zu „Leidn“, „Stu“ geht mit „nd“ eine sinnvolle Ehe ein, und es ergibt
Zahl „1“ noch die Menge, so wird es mit den Buchstaben vergleichsweise diffiziler: was
sich das kleine Sätzchen „1 Stund Leidn“, gepackt in inhaltlich kleine, in ihren realen
kennzeichnet etwa „Lei“; welchen Inhalt finden wir in einer so markierten Dose?
Dimensionen aber große Portionen.
„Willst Du ein A kaufen?“ raunt der Schlemihl in der Sesamstraße und hebt
Formal gibt es kein Kriterium, in welcher Folge die fünf aneinanderzureihen sind;
verführerisch seinen hellen Trenchcoat. Als ob es ein Gegenstand sei, der einen käuf-
inhaltlich auf jeden Fall. Der Satz hat Anfang und Ende: Krieg erweist sich als deutscher
lichen Wert besäße gleich Uhren, Kämmen oder anderem Tand. Heimlich soll es ge-
Künstler. Text ist sprachgebunden; nicht irgendwelche Laute stehen im Zentrum der
schehen; die Repliken von Ernie sind beständig zu laut. Mit der Heimlichkeit werden
malerischen Arbeit, sondern abgekürzte deutsche Sprache. Das Hochdeutsche, die kor-
sensationelle Erwartungen geweckt. Ein Vokal ist im Angebot: „Was soll es denn kosten?“
rekte Verständigung, wurde beschnitten und hat so seine Pedanterie einem an Mundart
fragt Ernie, und weiter: „Wofür braucht man denn so ein A?“ Der hörbare Laut wird zum
erinnernden Sätzchen geopfert. Ein Verweis auf die Kulturgebundenheit künstlerischen
lesbaren Zeichen, aber dann taucht das Krümelmonster auf und frisst gegen den Protest
Schaffens. „1 Stund Leidn“ hat als Satz seine Inhaltsebene; Leiden über die Zeitspanne
der beiden anderen Sesamstraßenfiguren in einem ungestümen Anfall die Buchstaben
einer Stunde. Wer woran leidet, wird nicht gesagt. Auch die Bedeutungsebene bringt
als Kekse. Kleine Kinder bekommen so die Anfänge des Buchstabierens schmackhaft
keine deutlichen Hinweise: Zwischen den Zeilen ist in dem kurzen Satz nicht viel zu
gemacht – das „A“ als Begehrlichkeit, nur auf Angebot, lecker wie ein Keks. Buchstaben
finden, er kommt einer Tatsache bzw. einer Sachinformation gleich. Allerdings ist er reich
sind hier nicht länger auf bloße Informationsbausteine reduziert, die einen Laut reprä-
an Assoziationen und Bildern. Welches Bild vermag der Satz in unseren Köpfen zu
sentieren; sie werden zu greifbaren Dingen.
wecken? Er ist so allgemein wie er der Allgemeingültigkeit fern steht: Sprache als Über-
Das „Lei“ auf dem Kriegschen Etikett steht als Buchstabenkombination gleichfalls
einkunft läuft ins Leere, jeder Betrachter ist herausgefordert, selbst eine Deutung zu
zwischen Laut, Zeichen und Ding. Als Ding wird es wahrgenommen, bevor der schwarze
finden. In dieser Angelegenheit steckt feinsinniger Witz: Worte wecken Bilder und sind
Schnörkel, der über den Rand des Etiketts hinausragt, als Schriftzeichen erkannt worden
es gleichzeitig, und nicht nur Bilder, sondern als Etiketten eigentlich eindeutige Be-
ist. In diesem Moment kann das Bild für sich alleine stehen: Jedes der fünf Etiketten-
zeichnungen für etwas, was als greifbares Ding gar nicht existiert. Was könnte „1 Stund
Bilder hat ein anderes Format, und der Duktus verrät, dass sie als eigenständige Bilder
Leidn“ etikettieren? Konnotationen sind deren viele – führen sie etwa zu Einweckgläsern,
angefertigt wurden. Allerdings unterscheiden sich die fünf unter formalen Gesichts-
die mit einer abgemessenen Portion Leid gefüllt sind?
punkten insgesamt nicht so wesentlich, dass sie nicht als Bestandteile einer Serie gelten
Diese Überlegung wird durch die Zerlegung des Satzes in einzelne, eigenständige
können; das zugrunde liegende Motiv, das braune Schild mit schwarzer handschriftlicher
Gemälde gebrochen. Die Etiketten bleiben im Bereich der Andeutung, sie sind reich an
Aufschrift auf einem Hochformat, tritt bei allen fünfen vor fett aufgepinselter weißer
Assoziationen, aber nicht eindeutig, trotz der Banalität der Motive. Fünf Etiketten stehen
Farbe auf; darunter schimmert Grün, Grau, Türkis oder Gelb durch.
zueinander im Kontext sowohl einer inhaltlichen Folge mit einer festlegbaren Reihen-
Als Zeichen für einen Laut und eine bestimmte Bedeutung bieten sich die
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schwarzen Kritzel nicht zuletzt deshalb an, weil sie im Zusammenhang mit Papp-
folge, als auch einer Variation des Motivs, sind somit Teile einer Serie mit den Charakteren von Einzelstücken.
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Bild 1 aus 5-teiliger Papierarbeit „1“ „Stu“ „nd“ „Lei“ „dn“ ❘ Acryl auf Bütten ❘ 1992 ❘ 228 130 cm
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Seite B
Ohne Titel ❘ Öl, Acryl auf Leinwand ❘ 1993 ❘ 290210 cm
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Variationen des Banalen
In Dieter Kriegs Werken klingen auf einzigartige Weise Überlegungen zum Seriellen an.
Was allerdings bei dessen Hauptvertretern, den Minimal Artists der sechziger Jahre, in
zumeist glatter Gleichförmigkeit aufging, ist bei den Werken des Malers Krieg wuchernde Vielgestaltigkeit. Sein ästhetisches Konzept basiert nicht auf der bewussten
Vermeidung des Individuellen, die den Griff auf industriell vorgefertigte Werkstoffe
begründete und sich im Gleichschritt mit dem Seriellen befand. Seine Serien synthetisieren sich im Verlauf dialektischer malerischer Prozesse aus immer wieder neu übereinandergeschichteten Farblagen: das Individuelle tritt mit rauer Oberfläche des Bildes
auf. Der Gegenstand wird erforscht und füllt Gemälde auf Gemälde. Heraus kommen
Serien, deren Einzelteile Unikate sind. Sie bilden jeweils eigene Auffassungen von allgemeinen Dingen. Diese Dinge betreten „ihre“ Leinwand alleine oder sind mit anderen
in einer Aktion verknüpft.
Dieter Kriegs malerische Umsetzungen der ‚Etiketten‘ oder ‚Pappschildchen‘,
Bestandteile der Sammlung Robert Simon, sind singuläre, eigenständige Dinge, die
ausschließlich mit sich selbst überzeugen: sie sind. Als Stellvertreter für Inhalte beanspruchen sie auf den Gemälden das ganze Format für sich alleine; andere ‚Etiketten‘ des
Kriegschen Werkes dagegen kneifen sich etwa als absurdes Piercing mit dem Glied einer
Kette an einem Stück borstiger Schwarte fest1, oder sie sind mit grauen, schmalen,
geraden Gegenständen verdrahtet, seltsam neutralen, stabartigen Gebilden 2 . Das
„Schwartenanhängsel“ ist trotz fehlender Aufschrift aufgrund seiner Formgebung und
seiner hellbraunen Farbe in die Reihe der ‚Etiketten‘ zu stellen; die anderen beziffern
Mengen, wecken Assoziationen an Preise. Durch ihre Befestigung an Gegenständen
tragen sie einen funktionalen Aspekt in sich – und stehen damit den ‚Etiketten‘ der
Sammlung Robert Simon gegenüber: sie stehen in einem agierenden Zusammenhang zu
den jeweiligen Dingen, sie bezeichnen, sie sind in diesem Sinne transitiv.
Innerhalb der Etikettenreihe ‚1 Stu nd Lei dn‘ aus der Sammlung Robert Simon
erprobt Krieg das Motiv, lässt es durch einen Komposition und Farben variierenden
Prozess hindurchlaufen. Es ist ein Testverfahren, das immer wieder zu neuen Ergebnissen
kommt – im Gegensatz zu üblichen Testverfahren, die die Variablen möglichst identisch
1 Vgl. S. 84 in: Dieter Krieg,
Städtische Galerie Nordhorn, Galerie der Stadt
Stuttgart und Autoren,
Schuffelen, Pulheim1987
2 Vgl. S. 85 in: Dieter Krieg
(wie Anm. 1)
zu halten versuchen, um im Ergebnis nicht zu viele Abweichungen zu bekommen, um das
Ergebnis besser als Erfolg eines festgelegten Arbeitsablaufes beurteilen zu können. Es
ist außerdem ein Testverfahren, das allgemeingültige Dinge erprobt, die sich im Alltagsleben schon bewährt haben. Dementsprechend speziell ist das Verfahren: In KomOhne Titel ❘ übermalte Fotos ❘ 22 30 cm
positionen mit anderen Versionen findet eine Untersuchung von Form, deren Beziehung
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zum Inhalt und zu anderen Formen statt: Was geschieht, wenn der Inhalt verändert
‚Cognacschwenker‘, der sich einmal unter einer ‚Glocke‘ duckt, ein andermal neben
wird – im Beispiel der ‚Pappschildchen‘ andere Aufschriften angebracht werden? Was
‚Kühltürmen‘ einreiht und sich dann endlich emanzipiert alleine ins Bild wagt und – das
rückt in den Vordergrund der Aufmerksamkeit, wenn die ‚Fleischwalze‘ von verschie-
sei an dieser Stelle nur erwähnt – in dieser Größe eigentlich keiner mehr sein kann? Die
denen Dingen malträtiert wird?
Welt ist nicht stabil, sie ändert sich täglich, stündlich, minütlich.
Die Motive Dieter Kriegs sind Vagabunden. Sie wandern über Leinwand oder
Was bei Arman eine ästhetische Praxis unter dem Begriff „Akkumulation“ dar-
Papier, drehen und wenden sich in unterschiedlichen Perspektiven, gehen Freundschaf-
stellt, um die Realität in die Bildwelt zu integrieren, ist bei Krieg sowohl Teil als auch
ten ein oder erklären sich zu Kontrahenten. Sie sind Dinge, die sich immer wieder mit
Ergebnis des Malprozesses. Arman bedient sich wie andere Mitglieder der Noveaux
oder an anderen ausprobieren. Damit integriert und sprengt Dieter Krieg nicht nur das
Réalistes in den sechziger Jahren aus der Überflusswelt und ihren Abfallbergen, häuft
Serielle als ästhetische Praxis, sondern lotet gleichzeitig die Grenzen dieser Gegen-
beispielsweise gebrauchte Kannen in eine Vitrine und schafft so ausschnitthafte
stände aus.
Portraits von der Welt. Der Spiegel, den er damit der Überflussgesellschaft vorhält, ist
Dabei ist dieses Verfahren nicht frei von Absurdität:
nicht frei von ironischen Anspielungen. Auch Kriegs Gemälde weisen ironisierende
Großformatige ‚Glocken‘ stehen in unterschiedlichen „Handlungszusammenhängen“.
Aspekte auf. Allerdings steckt ihre Ironie in der malerischen Umsetzung und nicht
Die ‚Glocke‘ in der Sammlung Robert Simon lässt zusätzlich zu ihrem Klöppel glatte,
alleine in der Akkumulation von Banalitäten. Sie zitieren nicht Realität, sondern dienen
graue, dünne Schlingen, vielleicht Draht, und eine rötliche, gewundene, wurstige Form
dem Maler als „Zündfunken“, an denen der malerische Prozess entflammt. Diese „Zünd-
aus sich heraushängen, die unangenehme Assoziationen an eine Nabelschnur evoziert.
funken“ explodieren dann allerdings zu Leuchtfeuern und stecken weitere Leinwände an.
Dünne Schatten, geworfen von dem rötlichen Gebilde und dem Draht, zeigen, dass der
‚Glocke‘ kaum Spielraum zum Schwingen bleibt, sie hängt in relativer Ruhe an einer
Wand. Andere ‚Glocken‘ dagegen sind lebhafter: Sie schwingen über einer breiten,
roten Masse3, die von einer Art dunkelgrauer Klammer gehalten wird, oder sind über gebogene Stangen mit etwas verbunden, was an ein gammeliges Kotelett4 erinnert und in
die Gegenrichtung des Klöppels ausschlägt. Auf einer Zeichnung, die einen ähnlich
3 Vgl. in: Dieter Krieg Malerei, Suermondt-LudwigMuseum, Aachen 1987
groben Strich offenbart wie die Gemälde, bedroht die ‚Glocke‘ einen ‚Golfer‘5 oder tobt
4 Vgl. S. 54 in: Dieter Krieg
(wie Anm. 1)
türme‘6.
5 Vgl. S. 36 in: Dieter Krieg
Zeichnungen, manus
presse, Stuttgart 1989
6 Vgl. S. 40 in: Dieter Krieg
Zeichnungen (wie Anm. 5)
7 Vgl. S. 38 in: Dieter Krieg
(wie Anm. 1)
regelrecht über zwei umgestürzten ‚Cognacschwenkern‘ vor der Kulisse einiger ‚KühlDer ‚Cognacschwenker‘ wiederum arrangiert sich als Motiv auch mit anderen
Gegenständen, entleert sich etwa in einen ‚Eimer‘7. In der Sammlung Robert Simon
absolviert er allerdings ein Soloprogramm, auf dem Gemälde balanciert sich die
Schräglage des Cognacschwenkers mit dessen voluminösem Inhalt aus.
In ihren Handlungen oder sogar „Tätlichkeiten“, auch wenn diese schwer zu
benennen sind, übergehen die Gegenstände, die das Sujet bestimmen, das, wofür sie
eigentlich gemacht sind und damit auch, was sie zu sein vermögen: Was sind die Dinge; sind sie das Gefüge aus Material und Form, oder sind sie Funktion? Gewohnheitsmäßig betiteln wir zumeist, welche Gegenstände wir sehen, und nicht, was diese tun.
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Die Dinge Kriegs verlassen jedoch ihren angestammten Platz in der Welt: Was verrät ein
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Ohne Titel ❘ Acryl auf Leinwand ❘ 1985 ❘ 155315 cm
Ohne Titel ❘ Acryl auf Leinwand ❘ 1981 ❘ 295147 cm
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Ohne Titel ❘ Öl, Acryl auf Leinwand ❘ 1985/86 ❘ 165307 cm
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Die absurde Gewalttat
Es kommt zuweilen zu merkwürdigen Begegnungen auf Kriegs Leinwänden. Zwei Gemäl-
Dabei ist sein Duktus grob schnodderig und bar jeglicher beschönigenden Geste, exu-
de der Sammlung Robert Simon haben fast das gleiche Motiv: Rötliche bzw. fleischfar-
berant wälzt sich Farbe über den Malgrund. Fußabdrücke bezeugen, dass der Künstler
bene Rollen, sie gleichen aufgerollten Teppichen, wälzen sich über große Querformate.
bar jeden Respektes auf der am Boden liegenden Leinwand agiert hat – eine für Dieter
Auf einer Bleistiftzeichnung ist ein ähnliches Motiv mit „Fleischwalze“ unterschrieben1;
Krieg typische Arbeitsweise5. In der rasanten Bewegung des Malens sind Farbspritzer
eine schnell skizzierte Rolle, die von Schnüren oder Drähten zusammengehalten wird.
herabgetropft und wirken wie das Blut der Fleischwalzen. Die Durchbohrung mit Flasche
Eine weitere zeigt einen umwickelten Spazierstock, die Hülle wird mit „Fleisch“ bezeich-
oder Pflanzentopf hat mit dem Pinsel stattgefunden; wir als Betrachter sind Zeugen eines
net2. Die zwei Gemälde zeigen etwas ähnliches, ohne dass sicher ist, ob Krieg inhaltlich
malerischen Schlachtvorgangs, der in seiner Direktheit brutal wirkt.
oder formal zitiert. Es scheint, als seien Fleischlappen aufgerollt worden. Ein braunes,
So etwas gehört zu den Dingen, die im Traum aus den Tiefen des Unterbewusst-
dünnes Ende ragt in Längsrichtung aus ihnen heraus, ähnlich dem Spazierstock. Sie
seins emportauchen können und uns mit ihrer Grundlosigkeit und Eindringlichkeit
werden weder von Drähten noch von Spießen zusammengehalten, etwas anderes steckt
irritieren. Ein gewaltsamer Akt durchbohrt und verletzt Fleischernes, trifft unsere
jeweils quer in ihnen: in einem eine braune Glasflasche, in dem anderen ein rotbrauner
Empfindung, weckt vielleicht Empörung – aber worüber eigentlich? Als eine nicht näher
Blumentopf samt Grünpflanze. Es ist schwer zu sagen, ob sie hineingebohrt oder aus dem
fassbare Obsession drohen sie von der Leinwand herunter; die in Variationen wiederholte
Inneren herausgedrückt wurden. Als Durch-, Hinein- oder Hinausbohrung haben wir es
Durchbohrung thematisiert absurde Gewalttaten, die von keiner Moral gerichtet werden
mit einem kräfteverlangenden Akt zu tun, den Krieg hier festgehalten hat; zum Bohren
können.
eigneten sich schmale spitze Gegenstände besser als dies eine Flasche oder ein Topf tun.
Ein absonderlicher Akt, irreal.
Auch im Surrealismus wird das Irreale thematisiert. Alltagsdinge werden auf die
1 Vgl. S. 58 in: Dieter Krieg
Zeichnungen, Klaus-Gerrit
Friese (Hrsg.),
manus presse 1989
Leinwand zitiert und treffen einander wie zufällig. René Magritte etwa zeigt eine
2 Vgl. S. 59 in: Dieter Krieg
Zeichnungen (wie Anm. 1)
verschobenen Größenverhältnisse sind hier nicht die einzigen Abweichungen von der
3 Die durchbohrte Zeit,
1939, 147 x 98 cm. Abb.
S. 146 in: Kunst des 20.
Jahrhunderts, Ruhrberger
u. a., Taschen, Köln 2000
4 Werner Haftmann spricht
von (...) Bildern der magischen Dingerfahrung,
die an Dinge sich anhängende Assoziationsketten
auslösen. Vgl. S. 332 in:
Malerei im 20. Jahrhundert, Prestel, 6. Auflage,
München 1979
fahrende Dampflok mit einem offenen Kamin und einer Uhr (Die durchbohrte Zeit)3. Die
Realität, auch der Inhalt entspringt der Vorstellungskraft, hat außer der Darstellungsweise von fotorealistischer Qualität kein wirkliches Geschehen zur Grundlage. Das Bild
erzählt eine merkwürdige Geschichte; eine Dampflok fährt aus dem Kamin, ohne Schienen fliegt sie durch die Luft. Die abgebildeten Dinge werden durch den Titel des Werks
symbolisch aufgeladen: eine Uhr symbolisiert gewöhnlich Zeit, allerdings wird nun nicht
die Uhr, sondern die Rückwand des Kamins von der Lok durchbohrt. Hier findet eine
Bedeutungsverschiebung statt; zusammen mit der zufällig wirkenden Konstellation der
abgebildeten Dinge fördert dies Assoziationen zutage, die einen Rätselprozess in Gang
setzen4. Was passiert da eigentlich?
5 Anm.: Nur auf den ersten
Blick erinnert diese Arbeitsweise an den Tachismus; Kriegs ästhetische
Entscheidungsprozesse
integrieren durchaus
kontrollierte malerische
Verfahren.
Der Reiz der Darstellung entspringt dem Kontrast zwischen der Malweise, die uns
ein in der Realität vorhandenes Motiv vorgaukelt, und dem irrealen Inhalt, erhöht durch
den Titel. Dieser Kontrast ist in Kriegs Werken nicht vorhanden, auch kein Titel. Er forscht
am Gegenstand, der nicht zwingend in surrealistisch anmutenden Konstellationen auf
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den Malgrund gebracht werden muss.
Seite 40/41: Ohne Titel ❘ Acryl, Plexiglas, Leinwand ❘ 1996 ❘ 239 326 cm
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Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose
ist eine Rose . . .
Aneinandergereiht immer wieder die gleichen Worte, ausgesprochen mit leisem Murmeln.
ten. Damit und mit dem dicken Farbauftrag wird eine plastische Qualität erreicht. Die
Bilder tauchen vor unserem inneren Auge auf, wir vermeinen, das Leuchten der Blüten-
‚achs‘ sind Gegenstände, Träger weißer, dicker Formen. Ihre nach rechts geneigten
farbe zu sehen. Die Luft füllt sich mit Magie, mit einer Magie, die Existenzen herbeizu-
Geraden haben etwas von Beinen oder Stützen, als ob das Wort davoneilen wollte
rufen sucht. Die Wiederholung wird zum Gebet, zur Litanei.
und nur durch die Last der weißen Farbe gebremst würde, eine sichtbare Last: Die
Diese Litanei der Wiederholung setzt auf ihren Durchhaltewillen. Immer wieder
wird das Gebet, der Wunsch, das Statement sich selbst oder dem Gegenüber in den Kopf
„ach“ – ein mit schwacher Emotion gefärbtes kleines Wörtchen, das Erstaunen,
gehämmert, Illusionen auf dem Weg in die Realität. „ach Du zweifelst noch?“ Entweder
Bedauern oder Freude ausdrücken kann, je nach seiner Nachbarschaft. Ein Wörtchen,
wir sprechen lauter oder ständig das Gleiche – oder beides.
das zu schwach ist, um eine eigene feste Meinung zu haben; das eigentlich den kräf-
Dieter Krieg hat sich für beides entschieden. „ach“ meldet sich auf einer Fläche
tigen Rücken eines Zusammenhanges braucht, an den es sich anlehnen kann, aber
von 367 x125 cm unübersehbar zu Wort – und wer es dann nicht glaubt, der bekommt
es mischt sich hier nicht in das Gemurmel einer Zuhörerschaft, sondern behauptet sich
es noch einmal größer in 385 x165 cm um die Ohren geschlagen – bzw. vorgeführt, bis
auf dem Papier als Redner. Ein raumgreifender Redner; die aneinandergesetzten
ihm die Augen übergehen. Zweifel sind hier unangebracht. Aber ach, was ist das für ein
Papierbahnen wirken so, als ob der Platz immer noch nicht gereicht hätte und noch
Wort, das hier so groß und nicht nur einmal beschworen wird? Was entsteht, wenn wir
eine Bahn dazugeheftet werden musste. Und weil das noch nicht genug ist, malt der
„ach“ und nicht die Rose in eine endlose Litanei überführen?
Künstler noch ein zweites: in diesem Doppelpack, eines größer als das andere, wie-
ach. ach.. achach achachachachhaaaaaaaccccccchhhh cha cha chah chah hah hach.
gen die ‚achs‘ doppelt schwer. Das Statement wird bekräftigt, es geht um die Geste,
Es droht im Rachen auseinander zu brechen, es verliert seine Stabilität, seinen
die Farbe, die impulsive Malweise und den Farbaufguss – und das Wörtchen „ach“.
Halt, sortiert und konzentriert sich neu. Es wechselt von einem Wort zu einem Laut, ver-
Ein Füllsel eigentlich, aber welchen Zwischenplatz füllt es hier aus; stünde es zwischen
liert seinen Inhalt, seine in Buchstaben niedergeschlagene Bedeutung: es wird zu einem
anderen Worten, welche Dimensionen würden diese einnehmen!
Gegenstand, der als Bild gemalt werden kann.
Die Faszination dieser Werke liegt in der Distanz der Betrachtung. Von Nahem
Die Dramatik des Begehrens, die in einer Litanei stecken kann, zeigt sich nicht im
erinnern sie an Langzeitstudien über Naturräume – aufgenommen aus der Über-
Sinn des Wortes, sondern in der Überzeugung, mit der es auf das Papier donnert. Die
blickssituation eines Flugzeugs: In den Jahre dauernden Trocknungsprozessen der
Dimension, die Krieg dazu wählt, erinnert an Plakatwände oder Leuchtreklame, die uns
Farbe erstarren Blasenkrater zu Mondlandschaften, Abgründe und Schluchten
allerorten frohe Botschaften des Wohlgefühls entgegenbrüllt.
brechen immer tiefer auf. Die Oberflächen der Bilder erodieren. Sie erschließen sich
Was preist uns Dieter Krieg mit seinen ‚achs‘ an? Schwarze fette Geraden und
Biegungen springen unseren Augen entgegen, unsauber auf die zusammengehefteten
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schweren Papierbahnen wölben sich unter dem Zug des Gewichtes nach vorne.
dem Betrachter aus der Nähe; als ob er eine Satellitenaufnahme im Kleinformat
betrachtete.
Papierbahnen geklatscht. Wie beim gewöhnlichen Schreiben hat Krieg schwarze Farbe auf
Je näher man wiederum an die Bilder Kriegs herantritt, desto weniger wird der
cremeweißes Papier gebracht, und damit hören eventuelle Übereinstimmungen auch
Blick das dargestellte Motiv erfassen können – dafür sind die Formate zu groß. Erst
schon auf. Fast unleserlich ist es. Weiße Farbflecken überdecken und unterbrechen die
aus der Distanz entziffert man das Wort „ach“, „Watte“ oder die Etiketten samt Buch-
schwarzen Pinselstriche; in Form von Hauben, die an Schlagsahne erinnern, zieren sie die
staben, als betrachtete man etwas Kleines durch ein unsauber geschliffenes riesiges
oberen Bereiche – als hätte jemand mit der großen Sahnetülle ein paar fragile Törtchen
Vergrößerungsglas. Gerade diese Unsauberkeit erzeugt die Spannung, doch näher
verziert. Ein Wort, vermerkt auf einem Notizzettel, kann vor dem Auge verborgen werden,
heranzutreten, um genauer erkennen zu können, was da eigentlich zu sehen ist.
indem man das Papier wendet – bei den ‚achs‘ ist dies nicht möglich. Sie sind zu volu-
Zwischen den unterschiedlichen Betrachtungsdistanzen besteht ein merkwürdiges
minös, ihre „Sahnehauben“ würden herunterfallen. Die ‚achs‘ sind nicht nur Markierung
Spannungsverhältnis, das zwischen nah und fern, zwischen Überblickssituation und
auf dem Papier. In zartem Hauch aufgesprühte schwarze Felder geben ihnen einen Schat-
Detailvergrößerung oszilliert.
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Ohne Titel ❘ Acryl auf Büttenpapier ❘ 1999 ❘ 367125 cm
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Ohne Titel ❘ Öl, Acryl auf Leinwand ❘ 1989 ❘ 270200 cm
Ohne Titel ❘ Öl, Acryl auf Leinwand ❘ 1989 ❘ 270 200 cm
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Sprünge im Feld künstlerischer
Ausdrucksmöglichkeiten
Das Œuvre des 1937 geborenen Dieter Krieg nimmt innerhalb der deutschen Kunstszene
eine einzigartige Position ein. Er ist zwar mit einem aufmerksamen Blick auf seine
Zeitgenossen auch über die Grenzen Deutschlands hinaus versehen, kann aber keiner
der großen -Ismen zugeordnet werden. Immer wieder streift er deren ästhetische
Praxis – seine intellektuellen Streifzüge führen allerdings in der eigenen Praxis kaum
zu Parallelen. Jedwede ähnlich erscheinende formale oder inhaltliche Bezugnahme
scheint gebrochen.
Das Kriegsche Werk selbst auf einen Gesamtnenner bringen zu wollen, ähnelt
dem Versuch, die Kunst des 20. Jahrhunderts in voneinander genau abgegrenzte
Kategorien einzuordnen. Es widersetzt sich einem vereinfachenden Blick, der es gerne
auf Wesentliches, auf das Eigentliche reduziert sähe. Dieter Kriegs Schaffensprozess weist Variationen in der künstlerischen Ausdrucksform auf, die den Eindruck
erwecken, der Künstler habe seine Haut gewechselt und sei in die eines anderen
geschlüpft.
Seine Motive verfolgt er sowohl mit malerischen als auch mit zeichnerischen oder
Derbheiten und weiche Zwänge
Bereits im Jahre 1963 versucht Krieg sich an einer Malweise, die einem flüchtigen Blick
wie „wildes Geschmiere“ vorkommen mag. Schnell hingeworfene, breite Pinselstriche
ufern zu Flächen aus und verbinden sich mit frei gezogenen Linien. Gegenständliches ist
hier nicht zu erkennen, wenngleich Assoziationen geweckt werden. Ob es sich dabei um
Schatten menschlicher Gestalten handelt, in einer Gestik oder bestimmten Haltung aufgefangen, oder etwas anderes angedeutet wird, kann nicht eindeutig bestimmt werden.
Die Werke stehen gewissermaßen an der Grenze zum Gegenständlichen; sie deuten an,
ohne Genaueres abzubilden. Die Spekulation, was wir hier sehen könnten, soll an dieser
Stelle nicht weiter geführt werden, zumal die Bilder zerstört wurden und somit keiner
genaueren Betrachtung mehr zur Verfügung stehen.1
Die Geschwindigkeit und Methode des Farbauftrages, eine Arbeitsweise, die
ohne weiteres als schluderig bezeichnet werden kann, lässt eine gewisse Derbheit im
Umgang mit dem Pinsel erkennen, deren Wirkung bis ins Aggressive reichen kann.
drucktechnischen Verfahren. In der Malerei wechselt er zwischen expressivem Duktus mit
Auf den ersten Blick erinnern diese Frühwerke an Baselitz’ Gemälde aus den spä-
pastosem Auftrag und dem feinen Hauch einer Sprühpistole. Fotografien realer Situa-
ten 50er Jahren. Auch deren lebhafter Duktus, der bestimmte Artikulationen vermeidet2,
tionen werden genauso malerisch bearbeitet wie Fotos seiner Gemälde. Skizzen sind
fasst die Form nur ungenau und mag im formalen Erscheinungsbild an den Tachismus
keine Kompositionsstudien, also Vorstufen auf dem Weg zu einem Gemälde, sondern
erinnern. Dieter Krieg wendet sich zunächst davon ab, dieser Malweise begegnen wir erst
Bestandteile eines ästhetischen Prozesses zur Erforschung der Motive: diese wiederholen
ab Mitte der 70er Jahre wieder.
sich in den Zeichnungen und Malereien. Darüber hinaus gibt es das geschriebene,
1966/67 finden wir eine fein abstufende Pinselführung, die (im Gegensatz zu
gemalte und das gesprochene Wort als Element seiner Kunst – was auf die Concept Art
dem eben genannten) den Duktus fast nur noch erahnen lässt. Kontrollierte Bewegun-
verweist. Insgesamt missachtet Krieg mit seiner künstlerischen Position Grenzziehun-
gen des Pinsels lassen den malerischen Prozess neben dem Bildinhalt vergleichsweise
gen – wie etwa zwischen bildender Kunst und der Literatur, worin es einst die Dadaisten
zurücktreten und laden biomorphe Formen wie etwa die Händchen3 auf den Malgrund.
zu einer gewissen Berühmtheit brachten. Einzelne Aktionen des Künstlers lassen auch
Die weichen, an menschliche Körper oder Organe erinnernden Massen wirken fast wie
den Happening-Gedanken aufleben.
reale Existenzen, auch wenn die Szenerien eher an einen Albtraum erinnern: Das
Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Kriegs Werk folgen nicht den auf-
Menschliche wird in ein Gestänge eingepasst, mit Stoff verhüllt oder festgebunden. Es
geführten künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten; sie verlaufen quasi quer oder
sackt zusammen, seine Hülle hält das Innere, Knochenlose nur unzureichend in Form,
diagonal innerhalb dieser Auflistung, was ein exemplarischer Exkurs zu einigen
Falten und Wülste wölben sich hervor.
Werkgruppen deutlich machen wird.
1 Vgl. S. 3 und 4 in: Dieter
Krieg, Bilder 1966 –1983,
Von der Heydt-Museum
u. a., Wuppertal Karlsruhe
1983/84
2 Vgl. S. 18, Andreas Franzke
in: Baselitz, Prestel,
München 1988
3 Vgl. S. 9 in: Dieter Krieg,
Bilder 1966 –1983
(wie Anm. 1)
Die im Vorigen festgestellte Derbheit zeigt sich hier in anderer Spielart. Die an
Aggressivität grenzende Pinselführung der beiden frühen Bilder ist auf feine Abstufungen zurückgenommen. Der Inhalt der Gemälde drängt sich dem Betrachter auf: eine
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realistische Darstellung zeigt menschliche Restwesen, die in einer eingepassten oder
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festgebundenen Haltung eingesperrt sind, die Weichheit der Masse scheint kaum zu
einem Widerstand befähigt zu sein. Tief im Bauch entsteht hier das unangenehme
Gefühl, das Ergebnis eines Angriffs zu sehen.
Blicken wir auf die Malsch-Wannen4 aus den Jahren 1969 und 1970. In realistisch
anmutender Gestaltungsweise hat Krieg die Sprühpistole eingesetzt und erzeugt so auf
hochformatigen Bildtafeln die Illusion dreidimensionaler Wannen, deren Rand mit der
Bildkante abschließt. Direkt an die Wand gelehnt, öffnen sie ihre scheinbare Tiefe von
etwa 60 cm frontal dem Blick des Betrachters. Einige weisen innwandig angebrachtes
Gestänge auf, das als Griffe gedeutet werden könnte. Leer und aufrecht an der Wand
stehend, bar jeglicher individueller Spuren, fragen sie ihren Betrachter nach ihrer
Funktion. Die Griffe verweisen auf Schwäche – bieten sie einer Hand doch Sicherheit. In
Reihe gestellt, wirken die Malsch-Wannen wie eine maschinelle Produktion. Die Wirkung
des Technischen sowie der Aspekt der Serie erinnern an die minimal art, wenngleich die
Lapidare Worte
Eine Facette künstlerischer Produktion ist ihr kommunikativer Aspekt. Dieter Krieg integriert in seine künstlerischen Verfahren neben malerischen auch sprachliche Mittel:
Lautmalerische Eigenschaften stellt er in eine Reihe mit informationsfixierenden – wie
etwa in dem Werk „ähnlich“5 zu sehen ist, einer intellektuellen Katalogisierungsarbeit
über dieses Wort. In seiner bildnerischen Arbeit tritt Sprache in ihren verschiedenen
Bedeutungsmöglichkeiten auf; sie trägt zur Klärung des Gemalten (oder Gezeichneten)
bei oder wird selbst zum Motiv. Selbst wenn die handschriftlichen Vermerke seltsam
lapidar erscheinen, sind sie nicht eindimensional; wie im Folgenden zu sehen sein wird,
geraten sie durch die ästhetische Umsetzung in nicht eindeutig fixierbare Bedeutungszusammenhänge. Der Künstler Dieter Krieg missachtet alle unterscheidenden Grenzziehungen wie etwa zwischen Literatur und Kunst.
eigentliche Herstellungsweise – Farbe auf Leinwand – eher der traditionellen Malerei
zuzuordnen ist.
In einer größeren Stückzahl könnten die Malsch-Wannen zum Inventar einer
Anstalt gehören – die Grundform ist gleich und als Großbestellung billiger, bei Bedarf
werden im Einzelfall Elemente wie die „Griffe“ angebracht. Damit, dass Krieg diese
Dinge zu Motiven erhebt, erklärt er auf Funktionalität reduzierte, einfache Gegenstände
(bzw. deren Abbilder) zu Kunstwerken und zitiert mit dieser Absage an Kulturverbindlichkeit einen Grundgedanken der Duchampschen Ready-mades.
„Schwäche“, „Anstalt“, „Funktionalität“; ähnlich den vorangestellten Beispielen,
den weichen Menschenresten, erinnern diese Arbeiten wieder auf einer ganz eigenen
Ebene an etwas Unangenehmes. In einer Anstalt landet der Mensch, wenn er nicht mehr
funktionsfähig ist; solch eine Vision wirkt ohne die Zeichen menschlichen Lebens, etwa
des Gebrauchs, beklemmend. Leben bedeutet mehr als die bloße Existenz, es ist heute
fest mit der Expression des Individuellen verknüpft und tritt zumindest in Spuren zutage:
4 Vgl. S. 17, 18 in: Dieter
Krieg, Bilder 1966 –1983
(wie Anm. 1)
Kratzer oder Abschürfungen durch die wiederholte Benutzung oder eine aufgeklebte
Prilblume zur individuellen Verschönerung auf den Malsch-Wannen könnten uns vor der
Sterilität einer anonymen Krankenstation oder Altersverwahrung retten; ohne sie bleiben
wir als Betrachter alleingelassen in einer auf Funktionalität begrenzten Situation.
Dinge im Zustand der Selbstüberschätzung
Sei es mit der Ungezähmtheit des Pinselstriches, der sich wohlgefälligen Betrachtergefühlen entgegenstellt, sei es mit der realistisch anmutenden Exaktheit, die uns mit
autoaggressiven Gefühlen bedrängt: Kriegs Werke hüllen uns nicht in das freundliche
Mäntelchen kultivierten Kunstgenusses, sie sind von einer eigenen Herbheit und Kraft,
die uns erstaunen und auch einmal erschauern lässt.
Dabei sind die Motive, und das ist für die Arbeiten ab etwa Mitte der 70er Jahre
allgemein feststellbar, von einer eigenartigen Belanglosigkeit. Es sind Allgemeinplätze,
die der Künstler von da an nur selten durch die Vergabe von Bezeichnungen nuanciert:
Dieter Kriegs Gemälde sind zumeist titellos.
Seine großen Formate sprechen ausschließlich durch ihre malerische Präsenz, dies
aber mit außergewöhnlichen Stimmen: Dinge des alltäglichen Ge- und Verbrauchs,
Krempel und Essbares, treten mit einer Selbstüberzeugung auf die Leinwand und auf das
Papier, dass es aus der Sicht dieser Dinge schon an Selbstüberschätzung grenzt. Dabei
5 Auszugsweise S. 14 und
15 in: Dieter Krieg, Künstler Kritisches Lexikon für
Gegenwartskunst, Lothar
Romain, WB Verlag,
München 1989
meidet der Künstler Sujets, die zu dicht am Klischee sind; es ist das Nächstliegende
wie etwa eine Regenrinne, das sich in der Sammlung Robert Simon auf dem Format von
165 x 350 cm in den unspektakulären Farben dunkelgrau vor hellgrau so richtig groß
ausbreitet.
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Was hier mit zartem schwarzem Hauch eine räumliche Qualität und damit einen DingCharakter verliehen bekommt, existiert auch als vergleichsweise winzige, skizzenhaft
erscheinende Zeichnungen 6 (48 x 63 cm), festgehalten mit wenigen entschiedenen
Strichen. Auf der einen Zeichnung deutet das Wort „Schneeschmelze“ dem über den
Rand der Regenrinne hängenden Etwas, das auch auf dem großformatigen Gemälde vorkommt, eine Bedeutung an; ein Eiszapfen hat sich mit abkühlender Abendluft aus dem
Schmelzwasser der Regenrinne gebildet.
Die andere Zeichnung im gleichen Format ist mit noch mehr Angaben versehen:
„h = 250 cm“ ist hochkant am linken Bildrand vermerkt;
die Aufzählung
„Plastik
Zinkblech
eingebaute Kältemaschine
schmelzender Eiszapfen“
in der rechten unteren Bildecke liest sich wie eine Bauanleitung für eine Plastik oder für
eine Apparatur. Diese gebrochene Eindeutigkeit ist typisch für das Kriegsche Werk. Ein
weiteres Wort oberhalb der Dachrinne ist kaum lesbar, aufgegangen in der Geste des
Schreibens: Es zeigt den Übergang zwischen der inhaltlichen Bedeutung von Schrift (als
Informationsspeicher) und der formalen Bedeutung als fließende Linie, die eine Bewegung der Hand oder des Arms markiert.
Das Motiv der Dachrinne ist ein Beispiel für Kriegs freien Umgang mit verschiedenen gestalterischen Disziplinen. Die Zeichnungen wirken zwar skizzenhaft, dienen
aber nicht unbedingt als zeichnerische Vorlage. Dieter Krieg hat keine Plastik „Regenrinne“ nach den entsprechenden Angaben geschaffen, keine Kältemaschine erfunden;
der Künstler hat hier die Möglichkeit des Umgangs mit dem Motiv erprobt.
Mit einer auf Mischtöne zwischen Schwarz und Weiß reduzierten „Farbigkeit“,
6 Vgl. S. 7, 8 in: Dieter Krieg,
Zeichnungen, Klaus-Gerrit
Friese, Stuttgart, manus
presse 1989
aber dafür umso mehr Farbmasse hat er das Motiv fast greifbar auf die Leinwand geladen; weit entfernt davon, eine Abbildung zu sein, steht das Motiv, eine Dachrinne, in
beeindruckender Präsenz vor dem Betrachter.
Insgesamt führt der Künstler immer wieder aufs neue vor, dass die banalen
Dinge des Alltags, so fest sie uns selbst umrissen scheinen, nicht unitär geschlossen sind.
Er bricht sie mit prozessual verstandenen ästhetischen Bildfindungsmethoden auf, walzt
sie auseinander und führt sie wohlüberlegt ad absurdum.
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Übermalte Fotos ❘ 2030 cm, 3020 cm
Seite 54/55: Ohne Titel ❘ Öl, Acryl auf Leinwand ❘ 1991 ❘ 165350 cm
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Seite 56
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Seite 58
Ohne Titel ❘ Acryl/Papier/Leinwand ❘ 1989 ❘ 290183 cm
Seite 56/57: Ohne Titel ❘ Acryl auf Leinwand ❘ 1993 ❘ 207305 cm
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Biografie
Einzelausstellungen
1937
in Lindau/Bodensee geboren
1958–62
Studium an der Kunstakademie Karlsruhe bei HAP Grieshaber
und Herbert Kitzel
1966
Badischer Kunstverein, Karlsruhe
1967
Galerie Der Spiegel, Köln
1966
Deutscher Kunstpreis der Jugend für Malerei, Baden-Baden
1968
Galerie Der Spiegel, Köln
1968
Preis der Veranstalter der Biennale Danuvius 68, Bratislava
1969
1969
Kunstpreis der Böttcherstraße, Bremen
1970
Kunstpreis der Stadt Darmstadt
1971–72
Gastlehrauftrag an der Kunstakademie Karlsruhe
Galerie Thomas, München
Gegenverkehr, Zentrum für aktuelle
Kunst, Aachen
Galerie der Spiegel, Köln
1975–76
Gastdozentur an der Städelschule, Frankfurt am Main
1978–2002 Professur an der Kunstakademie Düsseldorf
1970
1985
Karl-Ströher-Preis, Frankfurt
1989
Internationaler Kunstpreis des Landes Vorarlberg
1993
Hans-Thoma-Preis des Landes Baden-Württemberg
1998
Hans-Molfenter-Preis der Stadt Stuttgart
1971
Galerie Stangl, München
seit 2001
Mitglied der Akademie der Bildenden Künste, Berlin
1972
Kunsthalle Darmstadt
Westfälischer Kunstverein, Münster
Kunsthalle Bielefeld
Städtischer Kunstpavillon, Soest
Frankfurter Kunstverein,
Frankfurt am Main
Galerie Centro, Oldenburg
Dieter Krieg lebt und arbeitet in Quadrath-Ichendorf bei Köln
1973
60
Württembergischer Kunstverein
Stuttgart
Galerie Lauter, Mannheim
Galerie Der Spiegel, Köln
Galerie Der Spiegel, Köln
Städtische Galerie Nordhorn
1974
Böttcherstraße, Bremen
Galerie Der Spiegel, Köln
1976
Galerie Der Spiegel, Köln
Galerie am Promenadeplatz,
München
1977
Galerie Der Spiegel, Köln
Galerie am Promenadeplatz,
München
1978
studio f, Ulm
Biennale Venedig, Deutscher Pavillon,
Venedig
Galerie am Promenadeplatz,
München
1979
Galerie am Promenadeplatz,
München
1980
Galerie Der Spiegel, Köln
1983
Galerie Heinz Herzer, München
Von der Heydt-Museum, Wuppertal
Kunst- und Museumsverein, Wuppertal
Badischer Kunstverein, Karlsruhe
(–1984)
1984
Galerie Schneider, Konstanz
Galerie Heinz Herzer, München
1986
Galerie Poll, Berlin
Galerie Wentzel, Köln
1987
Galerie Timm Gierig,
Frankfurt am Main
Städtische Galerie, Nordhorn
Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen
1988
Galerie Gmyrek, Düsseldorf
Galerie Lauter, Mannheim
Galerie manus presse, Stuttgart
Galerie der Stadt Stuttgart
1989
Galerie Timm Gierig,
Frankfurt am Main
Kunstverein Friedrichshafen
Galerie Der Spiegel, Köln
1991
Kunstmuseum Düsseldorf
Marburger Universitätsmuseum,
Marburg
Galerie Simon-kö24, Hannover
Galerie Wentzel, Köln
Galerie manus presse, Stuttgart
1992
Galerie Gmyrek, Düsseldorf
Galerie Art-Contact, Karlsruhe
1993
Gmyrek-Graphik, Düsseldorf
Galerie Timm Gierig,
Frankfurt am Main
Galerie Heinz Herzer, München
Hans-Thoma-Museum, Bernau/Baden
Forum Kunst Rottweil
Galerie Wolfgang Gmyrek, Düsseldorf
Galerie Simon-kö24, Hannover
Städtische Galerie in der Stiftung,
Reutlingen
Galerie manus presse, Stuttgart
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Ausgewählte Gruppenausstellungen
1994
1995
1996
1997
Freundeskreis Wilhelmshöhe, Ettlingen
Galerie Heinz Herzer, München
Neues Museum Weserburg, Bremen
Galerie Suzanne Fischer, Baden-Baden
Galerie Wolfgang Gmyrek, Düsseldorf
Galerie manus presse, Stuttgart
Galerie Landesgirokasse, Stuttgart
Kunstverein Augsburg
Galerie der Stadt Stuttgart
Emsdetter Kunstverein, Emsdetten
Städtische Galerie Iserlohn
Galerie Simon-kö24 in der Orangerie,
Hannover-Herrenhausen
Galerie manus presse, Stuttgart
Galerie Michael Schultz, Berlin
Galerie Heinz Herzer, München
Galerie Alf Knecht, Karlsruhe
(mit Hans Baschang)
Städtische Galerie Altes Theater,
Ravensburg
Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen
1998
Galerie Wolfgang Gmyrek, Düsseldorf
Kunstraum Fuhrwerkswaage, Köln
Galerie Norbert Ebert, Darmstadt
Krefelder Kunstverein
Kornhaus Galerie, Weingarten
Galerie Lauter, Mannheim
1999
Galerie der Stadt Stuttgart
Bielefelder Kunstverein, Bielefeld
Kunsthalle Baden-Baden
Von der Heydt-Museum, Wuppertal
2000
Trinitatiskirche, Köln
Galerie Der Spiegel, Köln
2001
Galerie Wolfgang Gmyrek, Düsseldorf
Galerie Timm Gierig, Frankfurt am Main
Galerie Simon-kö24, Hannover
Schloß Wolfegg, Wolfegg
2002
2003
Deutsche Gesellschaft für christliche
Kunst, München
Krypta 182, Bergisch Gladbach
Galerie Alf Knecht, Karlsruhe
Kunstverein Bretten
Galerie Titus Koch, Schloß Randegg
Kunstmuseum Celle mit Sammlung
Robert Simon, Celle
1966
Deutscher Kunstpreis der Jugend: Malerei
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden
1967
Wege 1967
Museum am Ostwall, Dortmund
Cinquième Biennale de Paris
Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris
1968
1969
1970
14 x14
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden.
Kunstpreis junger Westen
Recklinghausen
Kunst für den Bund
Städtisches Kunstmuseum Bonn;
Städtische Kunsthalle Recklinghausen
1983
8 in Köln. Kölnischer Kunstverein
1984
Hommage a Groddeck. Eggenschwiler,
Krieg, Schweirer, Thomkins, Wiegand
Altes Dampfbad, Baden-Baden
1985
Jahresausstellung Deutscher Künstlerbund
Kestner Gesellschaft, Hannover
German Art 1945–1985
Taipei Fine Art, Museum Taiwan
1988
Refigured Painting. The German Image
1960–1988. Toledo Museum of Art, Ohio;
Solomon R. Guggenheim Museum,
New York
Vorbilder: Kunst in Karlsruhe 1950–1988
Badischer Kunstverein, Karlsruhe
Sammlung Murken
Städtisches Kunstmuseum Bonn;
Landesmuseum für Kunst- und
Kulturgeschichte, Oldenburg;
Leopold-Hoesch-Museum, Düren;
Städtische Galerie Regensburg
1989
40 Jahre Kunst in der Bundesrepublik
Deutschland
Städtische Galerie Schloß Oberhausen
Neue Figuration: Deutsche Malerei
1960–7988. Kunstmuseum Düsseldorf;
Kunsthalle Schirn, Frankfurt am Main
Zeitzeichen. Stationen bildender Kunst
in Nordrhein-Westfalen. Ministerium für
Bundesangelegenheiten des Landes
Nordrhein-Westfalen, Bonn;
Museum der bildenden Künste und Galerie
der Hochschule für Grafik und Buchkunst,
Leipzig; Wilhelm-Lehmbruck-Museum,
Duisburg
1990
Der Deutsche Künstlerbund in Berlin 1990
Jetzt: Künste in Deutschland heute
Josef-Haubrich-Kunsthalle, Köln
Die Handzeichnung der Gegenwart
Staatsgalerie Stuttgart
3. Internationale der Zeichnung
Mathildenhöhe, Darmstadt
1971
Biennale São Paulo
Septième Biennale de Paris
Parc Floral, Vincennes
1972
Fetisch Jugend, Tabu Tod
Städtisches Museum Leverkusen,
Schloß Morsbroich;
Haus am Waldsee, Berlin; Kunstverein
Frankfurt; Kunsthalle zu Kiel
1974
Triennale Indien
4 från Västtyskland
Kulturhuset Stockholm
1977
Pejling af tysk kunst: 21 kunsinere
fra Tyskland
Louisiana Museum, Humlebæk
Trois aspects du dessin actuel
Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris
documenta 6. Kassel
1979
62
Krieg, Kriwet, Mavignier, Vostell
Kunst- und Museumsverein Wuppertal
Menschenbilder. Kunsthalle Darmstadt
Danuvius 68
Internationale Biennale Bratislava
1981
Schlaglichter. Eine Bestandsaufnahme
aktueller Kunst im Rheinland 1979
Rheinisches Landesmuseum, Bonn
Künstlerhaus Bethanien, Berlin
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1991
Große Münchner Kunstausstellung
München
Grieshaber Schüler heute. Städtisches
Kunstmuseum Spendhaus, Reutlingen
1992
Der Deutsche Künstlerbund in Aachen
Forum Ludwig, Aachen
Arbeiten auf Papier 1945–1975.
Donation für das Busch-Reisinger Museum
der Harvard University;
Bundesverband Deutscher Galerien
im Kölnischen Kunstverein
1995
Auf Papier. Deutsche Kunst des
20. Jahrhunderts aus der Deutschen Bank
Kunsthalle Schirn, Frankfurt am Main;
Berlinische Galerie im Gropius Bau;
Museum für Bildende Künste, Leipzig
Deutsche Kunst nach 1945
Jesuiten Kirche,
Galerie der Stadt Aschaffenburg
Impuls Südwest. Kunst der 60er Jahre
in Baden-Württemberg
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
1996
1997
64
Fortschritt. Die Gesellschaft der Freunde
junger Kunst kehrt ins Alte Dampfbad
zurück. Altes Dampfbad, Baden-Baden
Einblicke. Sammlung Robert Simon
Kunststiftung Celle im Bomann-Museum
Celle
Von den Dingen. Gegenstände in der
zeitgenössischen Kunst
Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen;
Städtische Galerie Rähnitzgasse,
Dresden (1997)
Via Crucis. Das Kreuz in der Kunst der
Gegenwart
Dominikaner-Forum im Dominikanermuseum Rottweil
Zweigmuseum des Württembergischen
Landesmuseums Stuttgart
Endstationen. Der Tod des Tieres in der
zeitgenössischen Kunst
Städtische Galerie am Abdinghof,
Paderborn
Was ist
Der Deutsche Künstlerbund in Wismar
und Rostock, Kunsthalle Rostock
Experimentelle 9
Schloß Randegg, Gottmadingen
Künstler machen Schilder für Rottweil
Kunst Forum Rottweil
Kunst der Gegenwart
AnlässI. der Eröffnung des Museums
für Neue Kunst.
ZKM. Zentrum für Kunst und
Medientechnologie, Karlsruhe
Katalog der ausgestellten Werke
Städtische Galerie Karlsruhe
1998
See-Blick. Deutsche Künstler am Bodensee
im 20. Jahrhundert
Städtische Wessenberg-Galerie, Konstanz
Experimentelle 10
Schloß Randegg, Gottmadingen
1999
Antes, Krieg, Stöhrer
Rottweil
Am farbigen Abglanz haben wir
das Leben
Galerie Norbert Ebert, Darmstadt
Macht und Fürsorge –
Das Bild der Mutter in der zeitgenössischen
Kunst.
Trinitatiskirche, Köln
2000
Guten Morgen Malerei
Kunstverein Augsburg
2001
Fotografierte Bilder — wenn Maler
und Bildhauer fotografieren
Museum Bochum
2002
Schwarzwald Hochstraße
Aktuelle Kunst aus Baden-Württemberg,
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden
Experimentelle 12
Schloß Randegg, Gottmadingen
Stand der Dinge – Dieter Krieg und
neun ehemalige Meisterschüler‚
Galerie Schloß Mochental
2003
Der Narrenspiegel
Kunstforum Rottweil
Ohne Titel ❘ Mischtechnik auf Papier ❘ 1973 ❘ 207 185 cm
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Ausstellungskataloge
Dieter Krieg
Gegenverkehr, Zentrum für aktuelle
Kunst, Aachen
1990
1970
Dieter Krieg. Acht Malsch-Wannen
Galerie Lauter, Mannheim
1991
1971
Bilder und Gouachen
Faltblatt, Galerie Stangl, München
1969
1972
1978
1983
66
Dieter Krieg
Kunsthalle Darmstadt;
Westfälischer Kunstverein, Münster;
Kunsthalle Bielefeld
Zeichnungen
Fankfurter Kunstverein,
Frankfurt am Main
1984
Dieter Krieg. Bilder und Zeichnungen
Oldenburger Kunstverein, Oldenburg
1987
Dieter Krieg. Bilder
Galerie Timm Gierig,
Frankfurt am Main
Dieter Krieg
Städtische Galerie, Nordhorn
Dieter Krieg. Malerei
Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen
1988
Dieter Krieg
Galerie der Stadt Stuttgart
1989
Dieter Krieg. Kanapees
Galerie Timm Gierig,
Frankfurt am Main
Dieter Krieg. Zeichnungen
manus presse, Stuttgart
Dieter Krieg. Bilder 1986—1990
Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof
Dieter Krieg
Marburger Universitätsmuseum
für Bildende Kunst, Marburg;
Gesellschaft der Freunde Junger Kunst,
Baden-Baden
1992
Dieter Krieg
Künstlerkreis Ortenau, Offenburg und
Galerie Art-Contact, Karlsruhe
1993
Dieter Krieg Arbeiten von 1965—1993
manus presse, Stuttgart
Band 1 Arbeiten 1965—1993
(Hochformate)
Dieter Krieg. Venedig 1978
Hrsg. anlässlich der Ausstellung
von Dieter Krieg im Deutschen
Pavillon, Biennale Venedig
Dieter Krieg. Bilder 1966–1983
Von der Heydt-Museum, Wuppertal;
Kunst- und Museumsverein,
Wuppertal;
Badischer Kunstverein, Karlsruhe
Dieter Krieg. Von Linx nach Malsch
von 1974 bis 1976
manus presse, Stuttgart
1998
Dieter Krieg
Kunstraum Fuhrwerkswaage, Köln
1999
Dieter Krieg
Kunst ist der Zweck der Kunst
Band 1 und 2
Galerie der Stadt Stuttgart;
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden;
Von der Heydt-Museum, Wuppertal
2000
Dieter Krieg in der Trinitatiskirche
Evangelischer Stadtkirchenverband
Köln, Pulheim
2001
Dieter Krieg
Galerie Timm Gierig,
Frankfurt am Main
2002
Dieter Krieg. Kreuze und Blüten
Deutsche Gesellschaft für christliche
Kunst, München
2003
Dieter Krieg
Kunstmuseum Celle
mit Sammlung Robert Simon
Band II Arbeiten 1976—1993
(Querformate)
Hans-Thoma-Preis 1993
Hans-Thoma-Museum, Bernau/Baden
1995
Elf Bilder
Katalogheft. Hrsg.
von Klaus-Gerrit Friese, Stuttgart
Fortuna, Knapsack, Hürth,
Grevenbroich
Katalogzeitung,
Galerie Wolfgang Gmyrek, Düsseldorf
1996
Dieter Krieg. Zeichnungen
Galerie der Landesgirokasse, Stuttgart
Vorhänge
Galerie der Stadt Stuttgart
1997
Malerei und Zeichnung
Städtische Galerie, Iserlohn
Bilder von 1982—1994 aus der
Sammlung Murken
Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen
sun side up
Galerie Simon kö24 in der Orangerie
Hannover-Herrenhausen
Bodensee Blues
Städtische Galerie Altes Theater,
Ravensburg
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5-teilige Arbeit ❘ Öl, Acryl auf Polyethylen ❘ 1992 ❘ größter Buchstabe 270200 cm
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Der Sammler
Die Autorin
ROBERT SIMON, 1946 in Kassel geboren, Dipl.-Betriebswirt, arbeitete seit seinem
Swantje Günther, geboren 1968, studierte Kunstpädagogik und Slawische Literatur-
26. Lebensjahr in Führungspositionen der Wirtschaft, zuletzt verantwortlich für den
wissenschaft in Gießen. Bis zum Magisterabschluss im Jahre 2000 führte sie auch im
gesamten Marketingbereich einer Versicherungsgruppe. 1985 schied er aus diesem
außeruniversitären Rahmen Veranstaltungen und Ausstellungsprojekte ästhetischer und
Tätigkeitsbereich aus, um sich ganz der Kunstvermittlung zu verschreiben. Seither führt
pädagogischer Couleur durch.
er eine Galerie mit den Schwerpunkten Kunst im öffentlichen Raum und Kunst als
Bestandteil der Unternehmenskultur.
Im Anschluss an einen 10-monatigen Auslandsaufenthalt unter kulturvergleichenden Aspekten war sie von 2001 bis 2003 wissenschaftliche Volontärin am Kunst-
Seit September1995 engagiert sich Robert Simon ehrenamtlich in der Stadt
museum Celle mit Sammlung Robert Simon. Sie widmete sich der Betreuung und
Celle. Mit seiner über Jahrzehnte aufgebauten Kunstsammlung liefert er den Bestand
Konzeption von Ausstellungsprojekten inklusive der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
für ein Museum der zeitgenössischen Kunst.
sowie insbesondere dem Aufbau des Museumspädagogischen Bereiches dieses jungen,
Das „Kunstmuseum Celle mit Sammlung Robert Simon“ trägt den Untertitel „Das
erste 24-Stunden-Kunstmuseum der Welt“. Dies ist eine Neuheit im Museumswesen:
Während zu den regulären Öffnungszeiten am Tage die Exponate in den Innenräumen
innovativen Hauses.
Veröffentlichungen: u. a. „Die Inszenierung plastischer Objekte: Moderne und
zeitgenössische Kunst in Ausstellungen“, Shaker-Verlag 2003.
zu besichtigen sind, eröffnen sich dem Besucher nach Schließung des Museums von
außen einsehbar die mannigfaltigen Objekte internationaler Lichtkunst. Träger des
Kunstmuseums sind die Kunst-Stiftung Celle und die Robert Simon Kunststiftung.
Robert Simon stellt nicht nur seine Sammlung zur Verfügung, sondern hat von
Beginn an auch die künstlerische Leitung und den Aufbau des Museums ehrenamtlich
übernommen.
www.robert-simon.de
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Umschlagrückseite: Ohne Titel ❘ übermaltes Fotos ❘ 2230 cm