Die Alte Schule - WRS

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Die Alte Schule - WRS
»Die Alte Schule«
MITTEILUNGEN
Offizielles Mitteilungsblatt der Stiftung Grunewald-Gymnasium
und der Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler der
Walther-Rathenau-Schule – Grunewald-Gymnasium –
Vorstandsvorsitzender der Stiftung: Steffan Rimbach
14169 Berlin, Waltraudstraße 25, Tel. (030) 8 13 79 83, Fax: (030) 81 49 95 96,
[email protected]
Vorsitzender der Vereinigung: Uwe Stolzenburg
10709 Berlin, Kurfürstendamm 143, Tel. (030) 323 63 70,
[email protected]
Bankverbindung: Stiftung Grunewald-Gymnasium
HypoVereinsbank, BLZ 100 208 90, Konto-Nummer 601 932 024
IBAN: DE 26 1002 0890 0601 9320 24,
BIC: HYVEDEMM488
Nr. 119 nach 1945
Weihnachten 2014
Nummer 157
Weihnachtstreffen
traditionsgemäß am 3. Feiertag
Samstag, 27. Dezember 2014, 19 Uhr
treffen wir uns im
NE
U
Haus der 100 Biere
Kurfürstendamm 100 / Ecke Joachim-Friedrich-Straße.
Alle aktiven und ehemaligen Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler
mit Partner, Freundinnen und Freunden, laden wir herzlich ein.
Der Vorstand:
Rimbach (67), Diefenbach (88), Klös (77), Stolzenburg (63),
Hentschke (57), Dr. Arnold (65), Dr. Jaster (81), Laufer (88),
Dr. S. Witzel (90), T. Witzel (90), Seibeld (94)
Winter-Konzert in der Aula: 16. und 17. 12. 2014
jeweils 19 Uhr, Karten an der Abendkasse.
Nächstes Treffen:
Himmelfahrt 2015, Donnerstag, 14. Mai 2015, 10 Uhr
auf dem Schulhof.
Impressum
Herausgeber:
Stiftung Grunewald-Gymnasium für die ehemaligen Schülerinnen und Schüler der
Walther-Rathenau-Schule (Grunewald-Gymnasium), vertreten durch die Vorstandsmitglieder Steffan Rimbach, D-14169 Berlin, Waltraudstraße 25, Telefon (030) 813 79 83,
Fax: (030) 81 49 95 96, eMail: [email protected], und Heiner Klös, D-10787 Berlin,
Budapester Straße 34, [email protected].
Fotos: von den Autoren.
Anregungen und Zuschriften sind immer willkommen. Erwähnen Sie bitte Ihren AbiturJahrgang, um den Lesern den Zusammenhang und das Verständnis Ihrer Zuschrift
zu erleichtern. Fotos oder Originale stets auf der Rückseite mit Namen und Anschrift
versehen, damit eine Rücksendung erfolgen kann.
Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 30. November 2014.
Adressenänderungen richten Sie bitte direkt an Steffan Rimbach, D-14169 Berlin,
Waltraudstraße 25, Telefon (030) 813 79 83, Fax: (030) 81 49 95 96, eMail: info@
stiftung-gg.berlin.
Schulanschrift:
Walther-Rathenau-Schule (Gymnasium), D-14193 Berlin (Grunewald), Herbertstraße
2-6, Telefon: (030) 890 299-0, Fax: 890 299-18.
Schulleiterin: Studiendirektorin Solveig Knobelsdorf
Internetadresse: www.wrs-berlin.de,
eMail-Adresse: [email protected]
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Druck: onehand PhotoDesignDruck GbR, Berlin.
Aus der Stiftung
Liebe Ehemalige,
unsere Stiftung Grunewald-Gymnasium wurde im Dezember
2005 gegründet und wird im nächsten Jahr auf eine 10-jährige
Arbeit zurückblicken können.
Als in der Weihnachtsausgabe 2013 der Alten Schule ein
„Brandbrief“ meiner Vorstandskollegen Heiner Klös und Ralf
Diefenbach erschien, war dies kein Notruf, sondern ein Erfahrungsbericht über den Umgang zwischen Schule und Stiftung.
Diese Erfahrung hatten Beirat und Vorstand bewogen „hinter
den Kulissen“ die Weichen für die Zukunft zu stellen.
Im März 2014 erhielten wir eine Antwort auf den „Brandbrief“, den wir in dieser Ausgabe veröffentlichen, weil die drei Autoren darum gebeten haben. Die Stiftung wird diese
Antwort nicht kommentieren.
Die letzten Monate haben gezeigt, dass die Weichenstellung richtig war. Es gab
wieder Förderungsanträge, die wir fast alle erfüllen konnten, unter anderem: ChorMikrofone, Videokamera, drei Präzisionswaagen, Wasseranalysenkoffer, moderne
Filme für die Naturwissenschaften auf DVD, die vollständige Überholung unseres
Ruderbootes „Minden“, Sporttrikots für unsere Schulmannschaften, mobile Stromversorgung für den Schulhof, die Ausbildung von Schülern zu Mediatoren, die
Förderung des „Grünen Klassenzimmers“ und Prämien für die besten Abiturienten:
alles zusammen waren dies im Jahre 2014 über 12.000 c.
Die Stiftung hat seit ihrer Gründung im Dezember 2005 über 150.000 c an Fördermitteln vergeben, aus Zinsen und Spenden. Ohne die Spenden der Ehemaligen wäre das
auch nicht möglich gewesen und dafür bedanken wir uns gern.
Die Erfahrungen der letzten Jahre haben dazu geführt, dass die Stiftung ihre Satzung
in einigen Punkten korrigieren und ergänzen musste. Das ist jetzt geschehen. Die
Eltern können jetzt über den Förderverein der Schule in unsere Arbeit einbezogen
werden und auch Mitglied des Beirats werden. Weiterhin haben wir die Anzahl der
Mitglieder in Beirat und Vorstand verringert. Die Verkleinerung des Vorstandes von drei
auf zwei Personen wird zum 1.1.2015 vollzogen und ich verabschiede mich aus dem
Vorstand und gehe davon aus, dass Heiner Klös und Ralf Diefenbach die Arbeit erfolgreich fortsetzen werden. Dem Beirat werde ich weiter zur Verfügung stehen.
Ich danke dem Beirat und den Vorstandskollegen, die mich bei meiner Arbeit immer
unterstützt haben.
Steffan Rimbach
Berlin, im Dezember 2014
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Aus der Stiftung
Liebe Freunde der Stiftung-Grunewald-Gymnasium
und des Walther-Rathenau-Gymnasiums, liebe Ehemalige,
bei der Abfassung des letztjährigen „Brandbriefes“ konnten wir noch nicht absehen,
welch schwierige Zeiten der Schule im Jahr 2014 und gewiss auch darüber hinaus
bevorstehen würden und welchen Anlass zur Sorge es um den Fortbestand des Walther-Rathenau-Gymnasiums als selbstständige Schule, letztlich sogar des Schulstandortes in der Herbertstraße geben würde. Die Einzelheiten hierzu sind in mehreren
Beiträgen in diesem Heft nachzulesen.
Auch in der Stiftung hat sich Einiges ereignet. Beginnen wir mit dem (noch) nicht
Erreichten: Der mit dem „Brandbrief“ verbundene Appell an eine Verjüngung der
Stiftungsgremien hat nicht in der gewünschten Weise gefruchtet, und ein Zulauf
jüngerer Jahrgänge ist bislang ausgeblieben. Stattdessen haben einige Beiratsmitglieder ihre Mitgliedschaft entweder bereits aufgegeben oder eine Aufgabe angekündigt. Sollte der Aufruf zu einer Verjüngung so verstanden worden sein, die Stiftung
wolle langjährige Beiratsmitglieder zu einer Aufgabe ihrer Mitgliedschaft ermutigen,
war dies jedoch keinesfalls unsere Absicht. Wir bedauern die offenbare Missverständlichkeit unseres Appells. Allen ausgeschiedenen und ausscheidenden Mitgliedern
des Stiftungsbeirates sei an dieser Stelle nochmals herzlich für das Engagement und
ihre wertvolle Unterstützung der Stiftungsarbeit gedankt. Dies gilt nicht nur, aber in
besonderer Weise der ehemaligen Schulleiterin, Frau Dr. Kniepen.
Nun aber zu den positiven Entwicklungen. Die Zusammenarbeit der Stiftung mit
der Schule hat 2014 neuen Schwung erhalten. Die Wünsche nach Förderung haben
signifikant zugenommen und sind zum allergrößten Teil von der Stiftung auch erfüllt
worden. Über Einzelheiten hierzu berichtet Steffan Rimbach in seinem Beitrag.
Auch der Kontakt der Stiftung mit der Schule hat sich intensiviert. Neben der Schulleiterin, Frau Knobelsdorf, nehmen nun aus der Lehrerschaft Frau Riens und Herr
Siemer regelmäßig an den Beiratssitzungen teil und stehen uns auch sonst als
Ansprechpartner und Mittler von Anliegen der Lehrerschaft zur Verfügung.
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Die Stiftung hat einige organisatorische Änderungen erfahren, die zum Jahresbeginn
2015 wirksam werden. Dem bereits beschriebenen fehlenden Zulauf von Nachwuchs
haben wir durch eine Verkleinerung der Organe der Stiftung Rechnung getragen. Ab
2015 wird der Vorstand der Stiftung nicht mehr aus drei, sondern nur noch aus zwei
Mitgliedern bestehen. Zugleich wird der Stiftungsbeirat auf maximal 15 Mitglieder verkleinert, in seiner Beschlussfähigkeit durch die Einführung einer Vertretungsmöglichkeit flexibilisiert und auch in seiner Zusammensetzung geändert. Da die letztgenannte
Maßnahme eine wesentliche Veränderung der bisherigen Grundsätze der Stiftung bedeutet, sei auf sie näher eingegangen. Der in unserem „Brandbrief“ beklagte Verlust
des Kontakts zwischen Stiftung und Schulleben ist nach unserer Einschätzung eine
Aus der Stiftung
Ursache für den mangelnden Zustrom jüngerer Ehemaliger, die sich in der Stiftung
engagieren wollen. Gleichzeitig war zu beobachten, dass sich das Engagement der
Eltern gegenwärtiger Schülerinnen und Schüler gerade auch im Zusammenhang mit
der Diskussion um den Fortbestand der Schule verstärkt hat. So ist der Verein der
Freunde und Förderer der Walther-Rathenau-Oberschule e.V. (Förderverein) mit zahlreichen Aktivitäten an die Öffentlichkeit getreten. In der Hoffnung auf eine wechselseitige Befruchtung, ein Ende denkbaren Konkurrenzdenkens zwischen Förderverein
und Stiftung und auch in der Hoffnung darauf, einen Teil dieses elternschaftlichen
Engagements nach dem Abschluss der Schulzeit für die Stiftungsarbeit zu gewinnen,
ist die Stiftung um eine stärkere Verzahnung mit der Elternschaft bemüht. Konsequent
war es daher, dem Förderverein ein Recht auf Mitgliedschaft im Stiftungsbeirat einzuräumen und zugleich auch den Eltern ehemaliger Schülerinnen und Schüler des
Walther-Rathenau-Gymnasiums die Mitarbeit im Stiftungsbeirat zu ermöglichen. Eine
solche Veränderung in der Stiftungsorganisation ist natürlich nicht ohne intensive
Diskussion möglich gewesen, in der auch ein gewisser Wehmut mitschwang, der
durch die zeitgleich zu Tage getretene Unsicherheit über den Fortbestand der Schule
noch verstärkt wurde. Letztlich ist aber die Satzungsänderung ohne Gegenstimmen
beschlossen und sodann auch durch die Stiftungsaufsicht auf ihre Vereinbarkeit mit
dem ursprünglichen Stifterwillen geprüft und genehmigt worden.
Gleichzeitig mit diesen organisatorischen Veränderungen wird sich auch eine
personelle Veränderung vollziehen. Steffan Rimbach, der als Vorstandvorsitzender das „Gesicht“ der Stiftung war, scheidet aus dem Vorstand der Stiftung aus. Er
hat über viele Jahre engagiert für die Stiftung gewirkt und dabei sein Wissen und
seine Erfahrung aus dem Publikationswesen ebenso in den Dienst der Stiftung gestellt
wie seine Verbindungen in die Berliner Politik und Wirtschaft. Die Alte Schule ist seit
Jahren in Zusammenstellung, Druck und Versand sein Werk. Schließlich hat Steffan als
Gastgeber der Stiftung für Beiratssitzungen sein Wohnzimmer geöffnet. Wir danken ihm
persönlich und zugleich im Namen der Stiftung für dieses außerordentliche Engagement und freuen uns sehr darüber, dass er der Stiftung als Mitglied des Beirats
erhalten bleiben wird.
Heiner Klös
Ralf Diefenbach
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Aus der Schule
Liebe Ehemalige,
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noch ist goldener Oktober im Grunewald, die fallenden Blätter und Herr
Diefenbach erinnern aber daran, dass das Jahr zu Ende geht und der
Beitrag für die Alte Schule gewünscht wird. Ich freue mich, dass mir in
diesem Jahr wieder die Gelegenheit gegeben wird, an dieser Stelle eine
Bilanz des vergangenen Jahres zu ziehen.
Das Jahr begann mit erschreckend niedrigen Anmeldezahlen im Februar, die mich schon nichts Gutes ahnen ließen. Hatten die Anmeldungen in den vergangenen Jahren schon häufig nur für zwei 7. Klassen gereicht, so war doch immer durch die
Übernachfrage an anderen Gymnasien die dritte Klasse eingerichtet worden. In den letzten Jahren fehlten diese Zuweisungen auf Grund der in der gesamten Region sinkenden
Schülerzahlen bereits, so dass zweimal nur zwei Klassen eingerichtet worden waren, und
in diesem Jahr reichten die Anmeldungen nur noch für knapp eine Klasse. Das Schulamt
reagierte im März, indem auch diese Schüler/innen an andere Gymnasien verteilt wurden
und am Walther-Rathenau-Gymnasium gar keine 7. Klasse eröffnet wurde. Diese Nachricht löste natürlich zunächst einigen Schrecken aus, Gerüchte über eine mögliche Schulschließung gingen um, die aktuellen 7. Klassen und ihre Eltern erwogen, sich auch gleich
abzumelden, und es hat einige Mühe gekostet, die Situation wieder zu beruhigen. Nach
zahlreichen Gesprächen mit dem Schulträger, dem benachbarten Hildegard-WegscheiderGymnasium und der Schulaufsicht und auf der Grundlage der Aussagen der Schulsenatorin können wir nun davon ausgehen, dass keines der beiden Gymnasien geschlossen
werden soll, auch von einer Fusion der beiden Schulen ist zurzeit nicht mehr die Rede.
Die Tatsache bleibt jedoch bestehen, dass die Schülerzahlen in der Region Charlottenburg – Wilmersdorf in den kommenden Jahren weiter zurückgehen werden (übrigens auch
in Steglitz – Zehlendorf und in Spandau), bevor ab 2019/2020 wieder mit einer Erholung
und eventuell einem Anstieg zu rechnen ist. Für die Einrichtung eines attraktiven Angebots
im Bereich der Wahlpflichtfächer und in der Oberstufe benötigt man drei Klassen, die die
beiden Grunewalder Gymnasien vermutlich nur gemeinsam erreichen werden. So werden
wir also verstärkt mit den Nachbarn kooperieren und warten mit einiger Sorge und großer
Spannung auf die Anmeldungen für die neuen 7. Klassen im Februar. Im Zweifelsfall sollen
in diesem Jahr auch unterfrequentierte Klassen geduldet werden.
Nun hat natürlich auch jeder Schrecken seine positiven Auswirkungen und diese waren an
unserer Schule im vergangenen Schuljahr deutlich zu spüren. Denn nachdem die Schockstarre gewichen war und alle beschlossen hatten, der Schule weiter treu zu bleiben, entfaltete sich eine Vielzahl von Aktivitäten, die zwar teilweise schon länger geplant waren,
nun aber das Licht der Öffentlichkeit erblickten. Zwei Beispiele, die dann auch tatsächlich
Eingang in die Presse fanden, möchte ich Ihnen hier vorstellen:
Eine Gruppe von Schülerinnen der 10. Klassen hat sich am von Gunter Demnig initiierten
Projekt Stolpersteine beteiligt, im Archiv die Biographien vertriebener jüdischer Mitbürger
recherchiert, Geld gesammelt und dann tatsächlich auch Kontakt zu einer Hinterbliebenen
der Familie Moses herstellen können. Frau Ilana Moses kam auf Einladung des Fördervereins im Mai zur Verlegung der Stolpersteine für ihre Großeltern in der Westfälischen Straße
Aus der Schule
aus Tel Aviv nach Berlin. An die berührenden Begegnungen und Gespräche mit Frau Moses
werden sich die Schülerinnen sicher noch lange erinnern können.
Eine Elterninitiative hatte sich inzwischen durch zahlreiche Instanzen gekämpft, Anträge
gestellt und von unterschiedlichen Stellen – auch durch einen Spendenaufruf an der Schule – Gelder eingeworben, so dass am Ende des Schuljahres unsere Schüler/innen selbst
baulich tätig werden konnten, um das „Grüne Klassenzimmer“ wieder herzurichten, einen
im Stil eines griechischen Theaters gestalteten Freiluftbereich auf dem Schulhof, der seit
Jahren dem Verfall und dem Unkraut preisgegeben war. In den Ferien wurden dann noch
die Profis tätig und beim Schulfest zum Rathenau-Tag am 29. September konnte dieser
schöne Bereich dann in Anwesenheit der Bezirksstadträtin, Frau Elfi Jantzen, offiziell eröffnet werden.
Aber natürlich haben wir uns nicht nur den Events gewidmet, sondern auch unserem eigentlich Geschäft: Unterrichten, erziehen und … prüfen. Positiv ist hier zu vermerken, dass
wir in diesem Jahr bei den Abiturprüfungen zwar weiterhin unter dem Berliner Landesdurchschnitt lagen, uns aber immerhin verbessert haben auf einen Durchschnitt von 2,6
und auch einen Schüler mit der Traumnote von 1,0 entlassen durften.
Auch auf einem für die Berliner Gymnasien noch relativ neuen Gebiet arbeiten die Lehrkräfte des Walther-Rathenau-Gymnasiums sehr erfolgreich: Seit dem Schuljahr 2012/2013
unterrichten wir in den „Willkommensklassen“ Schüler/innen, die ohne Deutschkenntnisse
nach Berlin gekommen sind und nun innerhalb eines Jahres auf den Besuch einer Regelklasse vorbereitet werden sollen. Ein sehr ambitioniertes Ziel! An dieser Schule ist viel Arbeit
in die Konzeption des Unterrichts investiert worden, da – anders als an anderen Schulen
– immer ein Lehrerteam in diesen Klassen unterrichtet. Die Anforderungen an die „Binnendifferenzierung“ übersteigen in diesen Lerngruppen natürlich jedes sonst übliche Maß:
Die Schüler/innen kommen aus allen Teilen der Erde (Balkanländer, Syrien, Iran, China,
USA …), sie sind zwischen 12 und 17 Jahren alt, sie haben im Heimatland bereits eine dem
Gymnasium vergleichbare Schulform besucht oder sind noch nicht alphabetisiert, sie leben
in Flüchtlingsheimen oder in Häusern des Botschaftspersonals. Ca. die Hälfte von ihnen
kann nach einem Jahr auf ein Gymnasium wechseln, wobei wir versuchen, diese zunächst
bei uns unterzubringen, die anderen besuchen dann die integrierten Sekundarschulen.
Ich hoffe, Ihnen mit diesen Streiflichtern wieder einmal einen kleinen Einblick in das bunte
Schulleben gegeben zu haben. Immer wieder freue ich mich auch über den Besuch der
„runden“ Abiturjahrgänge – in diesem Jahr der Jahrgang 1954 -, auch zu den Schulfesten, Theateraufführungen und Musikabenden sind Sie natürlich immer herzlich eingeladen.
Vielleicht schauen Sie auch einmal auf unsere Homepage unter wrs-berlin.de. Bei einem
Besuch der kulturellen Darbietungen könnten Sie auch den neuen Bühnenvorhang in Augenschein nehmen und die Wirkung der neuen Mikrofone testen, der wie vieles andere für
uns sonst nicht zu finanzierende Zubehör für den naturwissenschaftlichen Unterricht oder
die Musik, den Sport oder die Informatik mit Mitteln der Stiftung Grunewald-Gymnasium
finanziert wurde.
So wünsche ich allen Lesern ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest und ein gesundes und friedliches Jahr 2015 und freue mich auf ein Wiedersehen in Ihrer „Alten Schule“.
Solveig Knobelsdorf
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Freunde und Förderer
Verein der Freunde und Förderer der Walther-Rathenau-Schule
Das Ziel des Vereins ist es, mit Hilfe von Spendengeldern bestehende Lücken im
Schulalltag zu schließen. Neben finanzieller Hilfe wollen wir auch schulische Aktivitäten unterstützen, die die Identifikation der Schüler mit der Schule und das freundschaftliche Miteinander im Schulalltag fördern.
Der Vorstand des Fördervereins besteht seit November 2014 aus der Vorsitzenden
Franziska Strutz, der Stellvertreterin Ulla Domke und dem Kassenwart Andre Leich.
Was wir in einem Jahr erreicht haben:
Im vorigen Jahr zu Weihnachten war das erste sichtbare Zeichen der Aktivitäten des
Fördervereins ein schöner großer Weihnachtsbaum. Er stand im Foyer und wurde von
den siebenten Klassen geschmückt.
Im April 2014 unterstützten wir das Stolpersteinprojekt unserer Schule finanziell und
bezahlten Frau Moses aus Jerusalem ein Flugticket nach Berlin. So konnte sie an
der Stolpersteinverlegung zum Gedenken an ihre Großeltern teilnehmen. Dies war
ein bewegender Moment, der auch in der Abendschau gezeigt wurde und für mich
persönlich das Highlight des Schuljahres war.
Der Förderverein ermöglichte durch Zuzahlungen sechs Schülern unserer Schule die
Teilnahme an einer Klassenfahrt.
Weiterhin richteten wir einen Sektempfang für unsere Abiturienten und deren Begleiter
bei der Abiturverleihung aus.
Es wurden ferner 5 Bausätze für das Fach Robotik angeschafft.
Im Juli fand wieder die Verleihung unseres Ehrenpreises „Walter“ statt, in diesem Jahr
erstmalig mit einem Buffet.
Ein Buffet haben wir ebenfalls zum „ersten Spatenstich“ für unser neues Grünes Klassenzimmers spendiert. Hier kommen wir zu unserem aufwändigsten Projekt in diesem
Schuljahr. Das vorhandene Grüne Klassenzimmer, angelegt wie ein Amphitheater, war
mittlerweile ein wegen Baufälligkeit gesperrter Teil auf unserem Schulhof. Eigentlich
sollte es nur überholt werden, jedoch zeigte sich, dass hier nur eine totale Sanierung
möglich war. Dem Engagement einiger Mütter aus unserer Schule ist es zu verdanken,
dass dieses Projekt innerhalb eines Jahres zum Abschluss kam. Hier wurden Pläne
gezeichnet, Material besorgt und über den Förderverein eine große Summe an Spenden akquiriert. Auch das Schulamt gab noch Geld. So konnten zum Abschluss der
Baumaßnahmen außerdem Robinienstämme als Sitzgelegenheiten auf dem Schulhof
platziert werden. Ansehen lohnt sich!
Für das kommende Jahr hat sich der Förderverein vorgenommen:
die Anschaffung von „Schulkleidung“ zu unterstützen, dies wurde bereits von den
Schülern als identitätsstiftend initiiert;
ø referierende Zeitzeugen zum Thema Mauerfall für Projekttage zu honorieren sowie
ø unseren Buddy-Bären endlich aus seinem Kellerdasein zu befreien,
ø
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Freunde und Förderer
wieder einen Weihnachtsbaum aufzustellen.
Unterstützung der Schule bei Außendarstellung/Werbung um Nachwuchs.
ø
ø
All diese Ausgaben waren und sind natürlich nicht ausschließlich durch Beiträge zu
finanzieren. Deshalb sind auch wir auf Spenden angewiesen.
Folgendes möchte ich abschließend erwähnen:
Als ich in den Vorstand des Vereins gewählt wurde, herrschte zwischen dem Förderverein und der Stiftung Grunewald-Gymnasium eine gewisse Sprachlosigkeit, die ich
nicht verstand. Auf einer Schulkonferenz lernte ich dann Ralf Diefenbach kennen.
Durch diesen ersten Kontakt erhielt ich auch ganz schnell eine Einladung von Steffan
Rimbach und so konnte ich unseren Verein und mich dem Vorstand er Stiftung vorstellen. Wir verstanden uns gut und verabredeten Anfang des Jahres eine weitere Zusammenarbeit und Verflechtung von Stiftung und Verein. Diese wird nun darin gipfeln, dass
ich vom Förderverein als neues Beiratsmitglied in die Stiftung Grunewald-Gymnasium
entsandt werde - eine Entwicklung, die mich erfreut.
Neben der Arbeit im Vereinsvorstand bin ich noch als Gesamtelternvertreter der
Schule, Elternsprecher in der Klasse meiner Tochter, im Bezirkselternausschuss und
im Bezirksschulbeirat tätig und nicht zu vergessen: Vater, Ehemann und Mitarbeiter
der Siemens AG.
Dass mir unsere Schule und deren Entwicklung wichtig ist, versteht sich von selbst.
Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit.
André Leich
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Die Schule
Kampf für die Erhaltung der Walther Rathenau-Schule
Im Frühjahr tauchte das Gerücht auf, die Walther Rathenau-Schule
solle mit der Hildegard-Wegscheider-Schule zum „Gymnasium im
Grunewald“ fusionieren. Erst erschien es unglaublich, dann drohte
das Unding bittere Wahrheit zu werden.
Die WRS durfte keine 7. Klasse einrichten, obgleich 26 Anmeldungen vorlagen. Das Herder-Gymnasium hatte nur 13 Anmeldungen,
durfte aber eine 7. Klasse aufmachen. Das Schiller-Gymnasium und
das Marie Curie-Gymnasium richteten sogar jeweils eine Klasse mehr als geplant ein.
Die WRS wurde gegenüber anderen Gymnasien in Charlottenburg-Wilmersdorf also
eindeutig benachteiligt. Die fatalen Folgen dieser Entscheidung bescherten düstere
Aussichten.
Dagegen musste etwas unternommen werden.
Zunächst waren die Kinderzahlen vom Statistischen Landesamt zu beschaffen. Zur
allgemeinen Erleichterung steigen die Kinderzahlen in Charlottenburg-Wilmersdorf
wieder. Auch weist die demografische Entwicklung für ganz Berlin in diese Richtung.
Inzwischen wurde die Prognose zur Bevölkerungsentwicklung sogar zweimal nach
oben korrigiert.
Frau Cornelia Seibeld (Abitur 1994), stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU im
Abgeordnetenhaus, erklärte sich bei einem Gespräch im Abgeordnetenhaus bereit,
uns zu unterstützen. Zusammen mit dem Abgeordneten Stefan Schlede, kulturpolitischer Sprecher der CDU, richtete sie Anfragen an die Schulsenatorin Frau Scheeres. Frau Scheeres legte dar, dass sie gegen eine Schließung der WRS sei, denn die
Kinderzahlen im Bezirk stiegen wieder, und in einigen Jahren würden wieder alle
Gymnasien gebraucht werden.
Außerdem riet der Abgeordnete Herr Stefan Schlede, die Schule möge ein zugkräftiges Profil beantragen: Englisch-bilingual. Im letzten Anmeldezeitraum konnten Schülerinnen und Schüler im Umfang von zwei Klassen ihren Wunsch Englisch-bilingual im
Westen Berlins nicht realisieren.
Gleichzeitig gelang es leicht, Herrn Professor Dr. Michael Wolffsohn (Abitur 1966)
im fernen München davon zu überzeugen, dass etwas geschehen muss. Briefe an
einflussreiche Persönlichkeiten und die Einschaltung der BZ mit Herrn Gunnar
Schupelius brachte auch publizistischen Widerhall.
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Es kann nicht sein, dass ausgerechnet die Schule verschwindet, die an Walther Rathenau
erinnert, an seine großen politischen Verdienste in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg.
Wegen dieser Verdienste auch um die Versöhnung mit Kriegsgegnern wurde der
Die Schule
Patriot Walther Rathenau ermordet. Die Mordstelle liegt in der Nachbarschaft zur
Walther Rathenau-Schule.
Leider gab es dann einen hausinternen Maulkorberlass.
Als Frau Oberstudienrätin Irmgard von zur Mühlen die Situation erfasste, bot sie jede
Unterstützung und Hilfe an. Ihren guten Namen als Trägerin des Bundesverdienstkreuzes und des Heinz Galinski-Preises setzte sie ein. Tatkräftig wandte sie sich an
ihren ehemaligen Schüler Michael Wolffsohn und an Herrn Dr. Heinz Dürr, Vorstandsvorsitzender der Walther Rathenau Gesellschaft. Auch Herr Dr. Dürr schrieb ohne zu
zögern an Frau Schulsenatorin Scheeres. Frau Scheeres bekräftigte erneut, dass sie
gegen eine Veränderung bei den Schulstandorten sei. Sie werde einer Fusion oder
Schließung nicht zustimmen.
Die Teilnahme an Sitzungen des Schulausschusses Charlottenburg-Wilmersdorf und
der Bezirksverordneten-Versammlung brachte entscheidenden Aufschluss. Die Stadträtin für Schule Frau Elfi Jantzen erklärte, dass es keine Schließung und auch keine
Fusion geben werde, dass WRS und HWS eng kooperieren sollen, was beide Schulen
seit Einführung der Oberstufenreform schon lange tun. Außerdem brauche die WRS
ein zugkräftiges Profil.
Um das neue Profil bemüht sich die Schule schon jetzt. Das Fach Erdkunde wird
zurzeit epochal und bilingual in zwei 8. Klassen unterrichtet.
Das neue Profil Englisch-bilingual wird der Schule Schülerinnen und Schüler zuführen,
die einen ausgeprägten Bildungswillen mitbringen.
Dr. Ute Kniepen
Wird das Rathenau-Gymnasium geschlossen?
Schupelius-Kolumne, erschienen in der B.Z. vom 17. 9. 2014
Das Rathenau-Gymnasium hat eine große Tradition. Dennoch fehlt der politische Wille
zu seiner Rettung, meint Gunnar Schupelius.
Das Walther-Rathenau-Gymnasium in der Wilmersdorfer Herbertstraße 4 gehört
zu den ganz großen Adressen Berlins. Berühmte Söhne und Töchter dieser Stadt
drückten hier die Schulbank, darunter der Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer
(1906–1945).
Das Gymnasium trägt den Namen von Außenminister Walther Rathenau, der im Juni
1922 in der Koenigsallee von Rechtsextremisten erschossen wurde.
Trotz seiner großen Tradition, trotz des klingenden Namens, war es in diesem Sommer
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Die Schule
möglich, dem Rathenau-Gymnasium die neue 7. Klasse zu verweigern. So wurde in
den kleinen Stuben des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf entschieden.
26 Schüler waren für die Quarta, wie man früher sagte, angemeldet. Eigentlich genug, um einen Klassenraum zu füllen. Doch die Schüler wurden zur nahen HildegardWegscheider-Schule umgeleitet. Eine einzügige „Sieben“ am Rathenau-Gymnasium
wollte man nicht erlauben.
Nun ist ja ein Gymnasium ohne 7. Klasse kein vollständiges Gymnasium mehr. Käme
im nächsten Schuljahr abermals keine 7. Klasse dazu, würden schon zwei Stufen fehlen. Ist das der Plan, die Schule langsam stillzulegen? Ich fragte die zuständige Stadträtin Elfi Jantzen (Grüne). Nein, noch sei nicht geplant, die 7. Klasse auch 2015/16
ausfallen zu lassen, sagte sie. Man warte “die Anzahl der Anmeldungen ab”.
Wenn die Zahlen also weiter sinken, wird die Schule geschlossen? Ich wollte es genauer wissen: Ist das Bezirksamt der Meinung, dass ein Traditions-Gymnasium wie
das Rathenau grundsätzlich erhalten werden muss? Frau Jantzen: “Entscheidend für
den Erhalt eines Schulstandortes sind letztendlich die Schülerzahlentwicklung und
die Anmeldezahlen.”
Das stimmt nicht. Entscheidend für den Erhalt eines Schulstandortes ist der politische
Wille. Sogar die Rütli-Schule wurde gerettet und eben nicht geschlossen. Weil man
es so wollte. Frau Jantzen hätte ja auch die 7. Klasse der Wegscheider-Schule zum
Rathenau umlenken können. Dann gäbe es dort jetzt zwei 7. Klassen. Warum ging sie
den umgekehrten Weg? Weil sie, wie die meisten anderen Schulpolitiker auch, gar
nicht begreift, wie wichtig Tradition und Geschichte sind?
Walther Rathenau, was war er für ein großartiger Deutscher! Jüdischen Glaubens,
ein Schriftsteller und begabter Politiker, der nach dem 1. Weltkrieg den dauerhaften
Frieden suchte und dafür den Tod fand.
Haben wir so wenig Nationalgefühl, so wenig Blick auf die Geschichte, dass wir eine
Schule, die seinen Namen trägt, aus Lust und Laune infrage stellen, anstatt für ihren
Fortbestand zu kämpfen?
„Der Name Walther Rathenau muss erhalten bleiben, das ist der deutschen, der
deutsch-jüdischen Geschichte geschuldet“, schrieb der Historiker Michael Wolffsohn
an Schulsenatorin Scheeres (SPD). Er hat recht.
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SPD und CDU wollten im Abgeordnetenhaus beschließen, dass der Name Rathenau
erhalten bleibt, auch wenn die Schule mit einer anderen fusioniert werden müsste. Ob
es auf der Sitzung am Donnerstag tatsächlich zu dieser Abstimmung kommt, war am
Mittwoch noch nicht abzusehen.
Dank
Dank an Steffan Rimbach (Abitur 1967)
Nach etwa 20 Jahren wird Steffan Rimbach den Vorstandsvorsitz in der Stiftung
Grunewald-Gymnasium niederlegen. Im Beirat will er weiterhin für die Stiftung und
damit auch für die Walther Rathenau-Schule tätig sein.
Bis die Stiftung ihre Arbeit zum Wohle der Walther Rathenau-Schule aufnehmen
konnte, musste ein sehr langer und mühevoller Weg zurückgelegt werden. Wie selbstverständlich stellte er sich dieser großen Aufgabe.
Zunächst hat Steffan Rimbach mit der evangelischen Kirche, die unser Werderheim
in der DDR-Zeit genutzt hatte, verhandelt. Als klar war, dass weder die evangelische
Kirche noch die Vereinigung der Ehemaligen die erforderlichen Mittel für eine
Sanierung aufbringen konnten, musste ein Verkauf des Anwesens erwogen werden.
Nun setzten die Schwierigkeiten mit den Behörden in Werder und Potsdam ein. Das
größte Problem war zweifellos die Wucht der Vorurteile. Beharrlich und doch mit
Verständnis für die andere Seite gelang Herrn Rimbach der Durchbruch. Die langwierigen Verkaufsverhandlungen waren auch von Rückschritten begleitet. Letzten
Endes gelang Herrn Rimbach das Meisterstück.
Nun war „nur“ noch die Stiftung zu gründen. Wieder nahm Herr Rimbach die Mühe
auf sich, ein völlig fremdes Arbeitsfeld zu durchmessen. Auch hier war Überzeugungsarbeit zu leisten, diesmal bei Berliner Ämtern.
In vielen Jahren hat Herr Rimbach die Stiftung als Vorsitzender des Vorstandes tatkräftig und verantwortungsvoll geleitet, hat immer für das Wohl der Schule gesorgt,
indem er die Ausschüttung der Stiftungsmittel sorgsam verwaltete. Viele Gedanken
und Zeit und Mühe hat er in all den Jahren aufgewendet.
Von ganzem Herzen sei ihm gedankt.
Dr. Ute Kniepen
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Brandbrief
Antwort zu unserem Brandbrief vom Dezember 2013
Im März 2014 erhielten wir eine Antwort auf den Brandbrief von Heiner Klös und Ralf
Diefenbach in der Alten Schule 12/2013. Es ist der Wunsch der drei Autoren, dass wir
diese Antwort veröffentlichen. Wir kommentieren diese Antwort nicht mehr.
Berlin Grunewald, im März 2014
Sehr geehrter Herr Diefenbach, sehr geehrter Herr Klös,
wir antworten auf Ihren „Brandbrief“. Der dort formulierte Eindruck, die Schule habe
zunehmend weniger Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Stiftung, ist für uns so
nicht nachzuvollziehen. Gemeinsam sollten wir eine verbesserte Zusammenarbeit in
den von Ihnen genannten Punkten anstreben:
ø
ø
ø
ø
Kommunikation zwischen Stiftung und Schule
Nutzung der Stiftungsmittel
Bedeutung der Stiftung für den Zusammenhalt der Ehemaligen untereinander
Personelle Kontinuität in der Stiftungsarbeit
Die jahrelange unzureichende Ausstattung des Schulsekretariats hat in vielen Bereichen eine verlässliche Kommunikation erschwert. Die Situation ist seit etwa einem
Jahr eine andere.
Mit Ihrem Eintritt, lieber Herr Diefenbach, als externes Mitglied in die Schulkonferenz
besteht eine enge personelle Verknüpfung des Stiftungsvorstands mit der Schule, die
einen Barriere freien Informationsfluss begünstigt. Hierzu trägt nach unserer Auffassung auch die Entsendung des Öffentlichkeitsbeauftragten der Schule, Herrn Siemer,
als Vertreter des Kollegiums in die Stiftung bei. Leider wurden diese Kommunikationsmöglichkeiten durch den Vorstand der Stiftung nicht immer genutzt:
ø
ø
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Der Termin für die letzte Beiratssitzung wurde nicht im Vorfeld mit Frau Knobelsdorf abgestimmt, so dass es zu einer Kollision mit dem Winterkonzert der Walther
Rathenau-Schule kam, das zudem auf der Homepage der Schule schon seit Beginn
des Schuljahres veröffentlicht worden war.
Die Veröffentlichung der Kolumne der amtierenden Schulleitung in der „Alten
Schule“, in der Frau Knobelsdorf auch zu dem bedauerlichen Gewaltvorfall
Stellung genommen hätte, wurde in diesem Jahr mit dem Hinweis auf Platzgründe
verweigert.
Ein gelungenes Beispiel für die Unterstützung durch Ehemalige war der Vortrag von
Herrn Prof. Dr. Laufer im Sommer 2013, der auf begeisterte Zustimmung der Schüle-
Brandbrief
rinnen und Schüler traf. Über eine Liste mit Namen weiterer potentieller Vortragender
freut sich die Schule.
In den Kolumnen der Schulleitungen der letzten Jahre wurde auch immer wieder auf
die Unterstützung der Schule durch materielle Förderung durch die Stiftung dankbar
hingewiesen. Diese kam besonders den Fächern Musik, Theater und Sport in Bereichen zugute, die aus dem normalen Schuletat nicht zu decken waren.
Hervorzuheben sind die Mittel, die eine wesentliche Verbesserung der IT-Technik
ermöglichten. Die Schule hat die Stiftung als Unterstützerin für Besonderes angesehen, aber nicht zum Lückenstopfen beim Alltagsbedarf (Schulbücher, Verbrauchsmaterialien, Reparaturen) benutzt. Wenn für ein oder zwei Jahre kein großer Bedarf
angemeldet wird, heißt das nur, dass kein Projekt ansteht, das bedeutende Anschaffungen erfordert. Außerdem hat die Schule personelle Sonderausgaben z.B. für
Tanzpädagogen oder Trainingsleiter - wenn möglich - aus den verfügbaren Honorarmitteln bezahlt, um die Stiftungsmittel zu schonen.
Viele Besuche von Ehemaligen an der Schule und die Teilnahme meist ehemaliger
Lehrerinnen und Lehrer an Klassen- und Jahrgangstreffen zeigen, dass die Schule
gern einen Beitrag zum Alumni-Leben leistet. Jüngere Jahrgänge neigen dazu, Fotos
in Internetforen bereitzustellen statt einen Beitrag für die „Alte Schule“ zu schreiben.
Auch wir empfinden dies als bedauerlich.
Aus unserer Sicht wäre es wünschenswert, die Zusammenarbeit zwischen Schule und
Stiftung dadurch zu stärken, dass sich die Stiftung bei schulischen Veranstaltungen
(z. B. Konzerte, Theateraufführungen, Tag der offenen Tür) häufiger präsentiert. Die
öffentliche Wahrnehmung der Stiftung ließe sich so erhöhen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Ute Kniepen (Schulleiterin von 1985 bis 1997),
Ulrich Herbst (Schulleiter von 1999 bis 2012 ),
Solveig Knobelsdorf (Schulleiterin seit 2012 )
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Aus der Schule
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Schulgeschichte
Ein Buch findet zurück nach Berlin
Heinz Sandler war von 1930 bis 1933 Schüler des Grunewald-Gymnasiums, heute Walther-Rathenau-Schule. Zum Abitur erhielt er als Auszeichnung vom Rabbiner
Dr. Emil Bernhard Cohn der Synagoge Grunewald (damals Franzensbader Straße,
in der Reichspogromnacht von den Nationalsozialisten niedergebrannt), das Buch
„Geschichte des Jüdischen Krieges“ von Flavius Josephus, wie aus der Widmung
hervorgeht.
Das weitere Schicksal unseres ehemaligen Schülers ist uns leider nicht bekannt. Es ist
jedoch zu vermuten, dass er nach Palästina auswanderte.
Herr Hanus Rohan aus Köln entdeckte das Buch mit der außergewöhnlichen Widmung
im Frühjahr 2014 in Tel Aviv (Israel) in einem Antiquariat. Großzügiger weise setzte er
sich mit Steffan Rimbach, Ehemaliger unserer Schule und Vorstandsvorsitzender der
Stiftung Grunewald-Gymnasium, in Verbindung. Bei einem Berlin-Aufenthalt schenkte
er das Buch der Stiftung.
Mit großer Freude stellen wir nun das Buch, eine Kopie der Karteikarte und des
Abiturzeugnisses aus. Gleichzeitig danken wir Herrn Rohan in einer interessierten
Schulöffentlichkeit.
Dr. Ute Kniepen
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Aus dem Grunewald
Peter Salomon, der als Schriftsteller und Literaturhistoriker in Konstanz lebt, stellt
uns seit 2006 in jeder Ausgabe der Alten Schule ein Grunewald-Gedicht vor. Die
meisten zählen im weitesten Sinne zur klassischen Moderne, gelegentlich kommen
aber auch zeitgenössische Autoren zu Wort. Diesmal übernimmt den Kommentar zum
Gedicht der Literaturwissenschaftler und Verleger Robert Wohlleben aus Hamburg.
Er gab kürzlich den Band „Antreten zum Dichten! Lyriker um Arno Holz“ heraus
(Leipzig, Reinecke & Voß 2013), dem unser Gedicht entnommen ist, und der der
kompetenteste Mann für derlei ist.
Rolf Wolfgang Martens
Im Grunewaldsee, durch die stillen Fichten,
spiegelt sich das Abendrot.
Oben,
die Fahrräder gegen die Böschung gelehnt,
steht ein junges Paar
und redet von blassen Dingen.
Es wird immer dunkler.
Das Grunewald-Gedicht des gebürtigen Berliners Martens (1868–1928) stand
zuerst in seinem Heft „Befreite Flügel“, 1899 im kleinen Verlag von Johann Sassenbach
erschienen. Fünfzig mehr oder weniger kurze Gedichte darin, Produkte aus der
Lyrikwerkstatt um Arno Holz. Schauspieler Martens war einer der vier, die da unter
der Leitung von Holz und mit ihm gemeinsam sozusagen ins literarische Feld zogen:
Holz mit zwei Heften „Phantasus“, Komponist Georg Stolzenberg mit zwei Heften
„Neues Leben“, Sänger Robert Reß mit dem Heft „Farben“, der 19-jährige Buchhandelsgehilfe Reinhard Piper mit dem Heft „Meine Jugend“. Das Auftreten in Formation war Strategie: Die insgesamt 350 Gedichte sollten demonstrieren, was das von
Holz entwickelte Konzept einer „neuen Lyrik“ leistete. Auf Gedichte „so natürlich und
einfach als nur irgend möglich“ zielte es ab, die das aufgreifen, was einem zeitgenössischen Bewußtsein von innen wie von außen unterkommt.
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Das Martenssche Gedicht ist knappes Notat einer Beobachtung. Die erste Zeile
sichert das lyrisch bewährte Motiv Abendrot. Ostentativ vermieden ist aber der
altgewohnte „hohe Ton“, wie ihn etwa Christian Morgenstern zu der Zeit im „Pan“
anschlug: „Auf die düstern Kiefernhügel / Legt sich kupfern letzte Sonne; / Sanft wie
Aus dem Grunewald
über weichen Sammet / Schmeicheln Winde drüber hin.“ Mit den Fahrrädern wird
deutlich, dass Martens auch nicht aus dem überbrachten Motivreservoir zu schöpfen
gedachte. Damals wohl ein schriller Effekt. Das Fahrrad war Lifestyle-Produkt. Ein
halbwegs anständiges hätte den jungen Reinhard Piper zwei Monatslöhne gekostet.
Die Fahrräder geben auch etwas über den Habitus des jungen Paars zu verstehen: In
zeitgenössischen Lexika ist von einer „großen Ausbreitung des Radfahrsports“ die
Rede und davon, dass „auch die Gehirnarbeiter dem F. enthusiastische Neigung bekundet“ hätten. Von „blassen Dingen“ redet das Radlerpaar … inmitten kühl genauer
Kurzbeschreibung sichern nur zwei Wörter Metapher dem Gedicht die Poetizität.
Sonnenuntergänge rühren halt an. Wie an einem milden Abend vor Jahren beim
Schloss Greifensee im Zürcher Oberland. Das Seeufer mit Bootsliegeplätzen und
Anlegestegen war gut besucht, viel junges Volk dabei. Allmähliches Verstummen, je
näher die Sonne der bewaldeten Pfannenstielkette kam, sie berührte. Schweigen, bis
sie ganz dahinter verschwand. Es löste sich erst nach gut einer Minute mit Beifallklatschen hier und da, jemand rief „da capo“. Die Witze sollten wohl aus Ergriffenheit
raushelfen.
Robert Wohlleben
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Ehemalige
Ars-Littera-Preis für Peter Salomon (Abi 67)
Der in Konstanz lebende Schriftsteller Peter Salomon erhält den ersten Ars-Littera-Preis für das späte literarische Glück. Gewürdigt wird das seit vier Jahrzehnten
andauernde schriftstellerische Wirken des Autors als Lyriker, Prosaschriftsteller,
Literaturkritiker, Herausgeber und Literaturdetektiv. Salomon veröffentlichte zahlreiche Lyrikbände, war Mitbegründer und Mitherausgeber der Literaturzeitschrift UNIVERS, hat die Buchreihe REPLIK ins Leben gerufen, die sich vergessenen expressionistischen Autoren widmet, und ist auch als Literaturkritiker
und Herausgeber von Anthologien und vergriffenen Büchern tätig. Walter Neumann schrieb über Peter Salomon: »Ein Autor, der seit mehr als dreieinhalb Jahrzehnten ein Stück Literaturgeschichte der Stadt Konstanz wie der gesamten
Bodenseeregion geschrieben und zugleich eine unverwechselbare Note zur deutschen Literatur der Gegenwart beigetragen hat.« Der Ars-Littera-Preis besteht aus
zwei Buchpublikationen zu Ehren des Preisträgers: einem umfangreichen Porträtband
über den Autor, der Literaturkritiken, Essays, Aufsätze, Gedichtinterpretationen, ein
langes Interview, Autorenfotos sowie eine Bibliographie enthält, einem Peter-Salomon-Lesebuch, das ausgewählte Texte des Autors versammelt, die einen repräsentativen Querschnitt durch das literarische Schaffen des Schriftstellers bieten.
Der Ars-Littera-Preis wurde von der gemeinnützigen Kulturvereinigung Ars Littera ins
Leben gerufen und soll in Zukunft jährlich verliehen werden.
Prof. Dr. Peter Blickle / Klaus Isele
Das nachfolgende, von Peter Blickle geführte Interview gibt Aufschluss über die
schriftstellerischen Intentionen des Preisträgers.
Peter Blickle: In welcher literarischen Tradition stehen Sie?
Peter Salomon: Als ich ab 1967 Schriftsteller wurde, gab es einen kollektiven
Impuls für eine Neue Literatur. Der wurde ziemlich bald als »Neue Subjektivität«
benannt. Mir wäre »Subjektivistische Sachlichkeit« lieber. In den Freiräumen, die diese
neue Literatur eröffnete, entwickelte ich meinen eigenen Stil. Von den Zeitgenossen
fühlte ich mich besonders Nicolas Born und Yaak Karsunke nahe. In der Rückschau
fällt auf, dass schon sehr früh Dieter Leisegang und PG Hübsch diese Art Literatur
versuchten. Ich habe immer viel gelesen, das ist mir ebenso wichtig wie selber schreiben.
Deshalb gibt es viele Schriftsteller und Literatur, die mir etwas gesagt haben. Die
denkbar knappste Linie für die Beschreibung meines literarischen Rückrats würde ich
so ziehen: Nietzsche – Benn – Brecht – Günter Eich.
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Peter Blickle: Warum heute noch Gedichte schreiben?
Peter Salomon: Das Lesen von Gedichten bereitet mir großes Vergnügen, wenn sie
nicht allzu hermetisch sind. Ähnliches gilt für ihre Herstellung – wobei ich eher der
Gelegenheitsdichter bin, der sich vom überraschenden Einfall und der gelingenden
Formulierung beflügeln lässt. Ich setze mich also nicht jeden Tag zwanghaft hin und
Ehemalige
quäle mich – aber ich versuche doch, die günstigen Gelegenheiten durch »Rumbosseln« am angesammelten Material zu provozieren.
Ich frage also nicht, ob Lyrik eine gesellschaftliche Bedeutung hat oder haben sollte.
Allerdings entgeht mir nicht, dass die Literatur ihre selbstverständliche Bedeutung in
der Gesellschaft verloren hat. Das ist eine Folge des herrschenden Kapitalismus, der
das Geistige klein hält. Ich will mich aber nicht davon beirren lassen, dass die Auflagen meiner Gedichtbände nicht so hoch sind, wie es das kapitalistische Prinzip an
sich fordert. Hauptsache es gibt noch Verleger, die das Spiel mitmachen.
Es gibt ja auch Sportarten, die einige Zeit einen Höhenflug haben und plötzlich »out«
sind – also keine TV-Sendezeiten mehr bekommen und unter Nachwuchsmangel
leiden. Trotzdem wird weiter Ski gesprungen und Tennis gespielt. Das öffentliche Interesse ändert sich ja laufend. Als ich als Lyriker anfing, war diese Gattung total »in« und
boomte. Viele Jugendliche definierten sich darüber. Manche sind dabei geblieben. So
wie man mit dem Lernen von Fremdsprachen neue Länder erkunden kann, beschert
einem der Umgang mit Lyrik neue Blicke auf die Wirklichkeit und Erfahrungen, die
man nur mittels der Dichtkunst machen kann.
Peter Blickle: Beim Lesen Ihrer Lyrik fällt mir auf, dass es eine »Schnittmenge«
zwischen visueller Kunst und Wortkunst gibt – wie in der zeitgenössischen Lyrik
insgesamt. In welcher Art inspiriert Sie die visuelle Kunst.
Peter Salomon: Ich bin der bildenden Kunst sehr verbunden. Auf manchen Gebieten
bin ich amateurhaft-autodidaktischer Spezialist. Ich sammle auch etwas. Trotzdem
überrascht mich die Frage, weil die Bildkunst in meinem Bewusstsein von meiner
literarischen Arbeit nur ganz am Rande eine Rolle spielt. Üblicherweise hole ich mir
mein Material aus der Alltagswirklichkeit: Ich schaue den Leuten auf Maul, schaue,
was in der Stadt abgeht, und finde Verwertbares in den Medien. Das sind natürlich
nicht nur Sprachfundstücke, sondern auch visuelle – aber doch keine in Kunstform,
dazu will ich sie ja in meinen Gedichten erst machen. Nur in wenigen Gedichten habe
ich mich explizit mit bildender Kunst beschäftigt – aber auch das noch sehr hinterhältig: Mein Gedicht über den englischen Maler Denton Welch beschreibt scheinbar
ein »Blumenstilleben mit Konfekt«. Welch war aber auch Schriftsteller. Das angebliche
Welch-Gemälde, das ich lyrisch beschrieben habe, gibt es gar nicht, ich habe es erfunden. Aber diese Erfindung besteht ausschließlich aus Worten und ganzen Sätzen
aus Romanen von Welch, ist also eine Collage aus seiner Literatur, während der Leser
zunächst glaubt, es ginge um seine Bildkunst. Tricky, oder? Ich will damit natürlich
etwas beweisen.
Peter Blickle: Lyrik bewegt sich oft in jenem unerklärlichen Zwischenland zwischen
dem Universell-Menschlichen und dem Konkreten. Welche Wirkungen hatten und haben Orte auf Ihre Worte und Sprachrhythmen?
Peter Salomon: Also mit dem Universell-Menschlichen beschäftigt man sich in der
Pubertät oder wenn man nicht zu sich selbst finden konnte. Die Gedichte sind dann
auch danach, wenn man sich in diesem Zustand zum Dichter berufen fühlt. Ich bin
21
Ehemalige
eindeutig der Ansicht, dass der Dichter vom Konkreten ausgehen muss – und zwar
von den kleinen Stückchen, aus denen die Wirklichkeit besteht. Er muss Stückchen
zusammensetzen! Bis sich ein Mosaik zeigt, das dann ein so oder so verschobenes
Abbild der Wirklichkeit ist. Man sieht sie dann plötzlich etwas anders als im Alltag.
Bei bestimmten Verschiebungswinkeln mag sich dann auch gelegentlich das Universell-Menschliche zeigen. Das ergibt sich bei der Arbeit. Das kann man nicht einfach
bedichten wollen. Das stellt sich erst hinterher oder mittendrin ein.
Ein neuer Krimi von Christoph Spielberg (Abi 67)
Christoph Spielberg 1947 in Berlin geboren, ist Facharzt
für Innere Medizin und Herzspezialist. Er war lange
Jahre Oberarzt in einem Berliner Klinikum, dann niedergelassener Kardiologe. Heute ist er freiberuflich tätig und
lebt in Berlin. »Die russische Spende« wurde mit dem
Friedrich-Glauser-Preis, Krimi-Preis der Autoren, für das
beste Debüt ausgezeichnet.
In Kürze: Heinz Buscher, arbeitsloser Ingenieur jenseits
der Fünfzig und Hartz-IV-Empfänger, bessert mit einem
Ein-Euro-Job, bei dem er nach Müllsündern in Neukölln
fahndet, sein schmales Budget auf. Als er eines Nachts
auf mehrere Hundeleichen in einem Müllcontainer stößt,
ist er bald nicht mehr nur den harmlosen Kleinkriminellen
des Bezirks auf der Spur, sondern gerät ins Visier eines
mafiös agierenden Clans, der den halben Kiez zu bedrohen scheint. Die Spur führt in den Burgas-Grill…
Erinnerungen an die Schule
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Lehrer sein und Mensch bleiben
Gesenkten Hauptes muss ich gestehen, mich nicht sonderlich um den Kontakt zu
meiner alten Schule bemüht zu haben. Heute könnte ich allerdings einen kleinen
Beitrag leisten.
In meinem Buch „Lehrer sein und Mensch bleiben“, in welchem ich Erlebnisse aus
33 Jahren im Schuldienst schildere, erwähne ich auch einige meiner alten Lehrer, die
mir als positive oder negative Vorbilder in Erinnerung geblieben sind. Ich denke, jeder
aus unserer Generation wird sich an Hüttig erinnern:
Korrekt bis auf die Knochen: Dr. Hüttig, alt (wie alt? Mit 14 ist jeder über 30 steinalt), Anzug stank nach der Zigarre, die er im Lehrerzimmer rauchte, immer pünktlich,
immer unmissverständlich:
„Reim, stehen Sie bitte auf. Hiermit erteile ich Ihnen einen Tadel wegen Schwatzens.
Sind Sie damit einverstanden? Danke. Bitte setzen Sie sich.“.
Antworten auf Fragen, die dieser Klassiker eines Paukers (rhythmisches Einpeitschen
Ehemalige
der lateinischen Konjugationen: fui, fuisti, fuit, fuimus, fuistis, fueeeerunt, nicht umfassend sofort geben konnte, erhielt man am nächsten Tag mit Maschine auf einem
kleinen Zettel geschrieben. Bei Hüttig wurde bis zum Ferienbeginn durchgearbeitet,
denn „man wollte sich ja schließlich seine Ferien verdienen“ Meine Schüler, denen ich
von ihm erzählt habe, werden ihn dafür verflucht haben.
Dr. Hüttig fehlte ein einziges Mal – als er bei der Beerdigung seiner Mutter war.
Aber der korrekte Dr. Hüttig schien auch etwas von Professor Unrat gehabt zu haben.
Oberstufenschüler meiner Generation behaupteten, Hüttig als Stammgast im Nachtclub „Remdes St. Pauli“, einem der ersten Stripteaselokale des Berlins der Nachkriegszeit, gesehen zu haben (Joachimsthaler Straße / Kantstraße (da wo jahrelang
die „Skihütte“ war).
Auch in diesem Bereich war ich ihm schon etwas ähnlich. Ich staune noch immer, in
welche Situationen, nachtclubmäßig, ich mich als Referendar und Junglehrer begeben
hatte, ohne mir darüber Gedanken gemacht zu haben, was geschehen wäre, wenn…
ja, wenn mich Eltern oder Kollegen in einer der einschlägigen Bars im Schaumbad mit
einer der ebenfalls unbekleideten Damen gesehen hätte. No risk- no fun!!
Oder an Hensel. Ein Biologielehrer, H*, hat mir (…) ein Trauma verpasst, das ich bis
zum zweiten Staatsexamen nicht los wurde.
Ein von ihm angeleiteter Referendar, Herr Weiß, sollte im Unterricht einen Versuch
mit uns durchführen und hatte offenbar einen Teil des hierfür notwendigen Materials
vergessen. Der ihn „betreuende“ Lehrer schrie ihn daraufhin vor der versammelten
Klasse derart gemein an, dass ich mich heute noch ärgere und schäme, dass keiner
von uns (mündigen?) Elftklässlern aufgestanden ist und dieses Verhalten kritisiert hat.
Bis zum letzten eigenen Examen hatte ich eine Verhaltensstrategie parat für den Fall,
dass ein Prüfer mit mir je so umgehen würde.
Das wandelnde Lexikon: Dr. Rönnefarth - kein eigentliches Vorbild, da unerreichbar.
Fette Fliegeruhr am Handgelenk, soll Offizier gewesen sein, ließ Schüler angeblich mit
Stuhl in der Vorhalte Kniebeugen machen. Heiratete zu unser aller Erstaunen sehr spät
eine sehr viel jüngere Frau (also vielleicht doch ein Vorbild?).
Der Verschmitzte: Aschüaschen - Dr. Huhn. In der ersten Französischstunde präsentierte er sich wie ein aus dem Ei gepellter schwuler Gockel: „Je m’appelle M. Aschüaschen“, soll aber glücklich verheiratet gewesen sein. Viel später erfuhr ich, dass er, so
wie ich, sehr lange studiert und sich das Studium (u.a. mit Arbeit im Hamburger Hafen)
selbst verdient hatte.
Der fit-Gebliebene: S-R, Sportlehrer der ganz alten Art. Grunewald, Hubertussportplatz, Schüler stehen in zwei Reihen vor dem Lehrer, ca. 70 Meter vom Sport-Casino
entfernt: „Wer Knödeln will, vortreten!!“ Knapp die Hälfte der Schüler rückt vor. „Wer
nicht Knödeln will, ebenfalls vortreten“ - der Rest macht missmutig einen Schritt nach
vorne - „Gut. Wir knödeln.“ Gibt einem Schüler den Fußball und verschwindet bis zum
Ende der Doppelstunde im Casino. Hangelte immerhin noch mit ca. 50 im Anzug das
Seil hoch. Menschlich nett, aber als Vorbild nur begrenzt tauglich. Starb relativ früh an
den Folgen der Casinobesuche.
Der Kernige: Schwiederski - Englisch und Französisch, eingefleischter Junggeselle,
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Ehemalige
kam immer mit dem Fahrrad zur Schule nachdem er eine Stunde auf seinem Pferd
durch den Grunewald geritten war. Absolute Autorität. Beliebt, bewundert und unangreifbar. Kam locker durch die antiautoritären 70er Jahre. Als Dr. Seidenberg einmal
Schüler fragte, weshalb sie Schwiederski in Ruhe ließen, aber bei allen anderen alles
in Frage stellten, sagten diese angeblich nur :“Tja, der hat’s eben drauf.“
An Padberg, Stieler, Helmkamp, Dr. Seidenberg, Lehmann, Weber, Dr. Putensen, Ellen
Taussig („Gypsy“) wird in meinem Buch ebenfalls erinnert.
Lehrer sein und Mensch bleiben ‑ Die nicht ganz ernst gemeinte Dokumentation eines Berufslebens, 286 Seiten, 18 c, 2014 erschienen im
epubli-Verlag, erhältlich im Buchhandel und bei HYPERLINK “http://
www.epubli.de/” www.epubli.de sowie bei amazon.
Michael Reim (68)
Verdienstkreuzes an Hans George Will
Pressemitteilung vom 22.11.2005
24
Hans George Will wurde am 22.11.2014 durch Dr. Hans-Gerhard Husung, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur, mit dem
Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. In seiner
Laudatio würdigt Dr. Husung den Ausgezeichneten als transatlantischen Brückenbauer, der sich sowohl um die deutsch-amerikanischen Beziehungen, als auch um die
Freie Universität in besonderer Weise verdient gemacht hat.
Hans George Will wurde 1933 in Berlin geboren, wechselte 1948 in die USA und
studierte später Betriebswirtschaft an der Stanford University.
1963 kehrte Hans George Will nach Deutschland zurück und arbeitete 32 Jahre als
kaufmännischer Geschäftsführer der Firma Henning in Berlin. Schon während seiner
beruflichen Tätigkeit setzte er sich für Bedürftige ein. Hierfür und vor allem auch für
sein Engagement in der Wadzeck-Stiftung (heilpädagogische Jugendhilfeeinrichtungen) wurde er 1999 mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Auf vielfältige Weise engagierte sich Hans George Will bei der Förderung des deutsch
amerikanischen Verhältnisses. Intensiv hat er auf gute Beziehungen zwischen der
Freien Universität und der Stanford University hingewirkt. Auch die von ihm gegründete „H.G. Will Foundation for Stanford in Berlin“ ist Beleg seines hohen Engagements.
Diese Einrichtung stellt Mittel insbesondere in den Bereichen Wissenschaft, Forschung,
Bildung für Unternehmungen bereit, die der Verständigung zwischen den USA und
Deutschland dienen.
Nach der Wende trug Hans George Will mit seinen Spenden zum Gelingen des
Stanford Club of Germany e.V. bei, zudem gehört er zu den Gründungsmitgliedern
des Freundeskreises des Aspen Instituts Berlin. Schließlich war er bis zu seiner
Pensionierung Mitglied des American Chamber of Commerce.
Zusammenfassend würdigte Staatssekretär Dr. Husung Herrn Will mit den Worten: „Für
die deutsch-amerikanischen Beziehungen war Ihr Wirken Glücksfall und Vorbild in einem.
Wünschen wir uns alle, dass Sie auch in Zukunft möglichst viel Nachahmer finden!“
Klassentreffen
Sechzigjähriges Abitur-Jubiläum
zugleich 31. Herbstwandertreffen der 13n (54)
vom 19. bis 21. September 2014 in Berlin
Anita Platzek und Heinz und Gerlinde Niedrig hatten dieses Klassentreffen nach dreijähriger Pause in Berlin vorbereitet. Im Laufe des Freitag (19. September) trafen bei
Niedrigs in Zehlendorf die Ehepaare Ann und Hans-Georg Liebheit aus der Schweiz,
Sigrid und Klaus Müller aus Leverkusen und Jutta und Manfred Gühler aus Birkenau/
Odenwald ein. Nach Bezug der Gästezimmer der Wohnanlage ging es am Abend zum
ersten Treffen bei Anita Platzek in Zehlendorf. Hier kamen noch Dörte Schroeter aus
Lüneburg und später Henry Laurent aus Hermsdorf dazu. Leider mussten Siegfried
Mating wegen des Todes von Ingeborg, Wolfgang Krusius wegen Unfalls von Ingrid,
Günter Schroeter und Renate Laurent wegen Krankheit absagen. Auch konnten Gisela und Christoph Scherler wegen anderer Verpflichtungen nicht kommen.
Am Sonnabendvormittag stand für die Herren ein Besuch in der Walther-RathenauSchule auf dem Programm, wo uns die Direktorin Frau Knobelsdorf empfing und uns
die Einrichtungen der Schule zeigte und erläuterte. Vieles war uns noch vertraut, aber
die technische Ausstattung mit Lehrmitteln und die Fachräume sind doch stark modernisiert worden. Wir sprachen auch über die Probleme, die durch die zu geringe
Anmeldungszahl von Schülerinnen und Schülern zu den 7. Klassen in diesem Jahr
aufgetreten sind. Wir können nur hoffen, dass die Situation sich wieder bessert und
die traditionsreiche Walther-Rathenau-Schule erhalten bleibt.
Die Damen wurden in der gleichen Zeit von Anita Platzek durch die Winklerstraße nahe
Hagenplatz entlang der dortigen Villen geführt, wo früher und heute viele Prominente
gewohnt haben bzw. wohnen.
Mittags trafen wir uns alle wieder wie vor zehn Jahren im „Ristorante Capriccio“ auf
dem Hagenplatz zum Essen, wo nun auch Helga Crewe zu uns stieß.
60-jähriges Abitreffen 13n(54): Henry Laurent, Heinz Niedrig, Klaus Müller Manfred
Gühler und Hans-Georg Liebheit
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Klassentreffen
Nachmittags hatten wir eine geführte Bustour von dort aus durch Berlins Zentrum
gebucht, um einen Eindruck von den starken Veränderungen der letzten zehn Jahre zu
bekommen, die uns vom Führer launig erläutert wurden.
Der Abend sah uns im „Fabecks“ in Dahlem, wo wir uns bei leckeren Gerichten über
die Eindrücke des Tages austauschten.
Sonntagfrüh kam Anita Platzek noch zum Abschiedsfrühstück ins Gemeinschaftshaus bei Niedrigs, danach brachen Müllers auf, die noch einen weiteren Besuch nördlich von Berlin machen wollten. Gühlers brachen am Montagmorgen und Liebheits am
Dienstagmorgen auf. Dörte Schroeter war bereits am Sonntag zurück-gefahren. Wann
werden wir wieder zusammenkommen?
Heinz Niedrig
Klassentreffen 57er
Nach dem ersten Klassentreffen außerhalb Berlins in München, wurde für dieses Jahr
Hamburg vorgeschlagen.
Vom 15.-17. Mai 2014 kam Bernd Clausnitzer im Wohnmobil, die Familien Hecht, Klein
und Wolfermann mit dem Auto, Axel Scheer und Jürgen Sawade mit Tochter mit eineinhalbstündigem Abstand mit der Bahn, so dass ich beide Paare abholen konnte. Ich
hatte zu 16:30 in unseren Hotelraum geladen, dabei vergessen, dass Bernd von Süd
nach Nord unterwegs war, so dass wir die beiden erst später begrüßen konnten, wie
auch Detlef Gronwald, dessen Frau erst am Fr/Sa dabei war. Danach gab es erst einmal eine Sektrunde von Rolf-Dietrich Greiff, Vancouver, der damit seine Verbundenheit
mit seiner Klasse bekunden wollte. Bernd hatte ihn darüber auf seinem Handy informiert. Das wurde um 18:52 beantwortet: “Ja, ein Prosit auf die Gesundheit, möchte
gerne mit dabei sein, alles Gute und ein schönes Treffen, Grüße an alle, Rolf! Danach
folgte meine Begrüßung und Information über unsere Klassenkameraden. Jürgen Sawade und Tochter hatten leider nur für diesen Abend Karten für das “Phantom der
Oper” bekommen und mussten uns vor dem Essen verlassen.
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Klassentreffen
Nach dem Essen habe ich mich im Hamburger Platt versucht: Es gibt am Sonntagmorgen im NDR 90,3 immer vor 9:00 die Sendung “Hör mal’n beten to” und da gab
es “Wat is hangen bleven?”: unsere Nachkriegszeit und die Produkte auf 4 Seiten.
Gottfried meinte: “Perfekt!”
Anschließend begaben wir uns noch in den Schankraum, wo Jürgen mit Tochter dazu
stieß und es noch eine Kleinigkeit für sie und uns zu Essen gab.
So ging der Tag eine, eine fröhliche Veranstaltung mit den Damen, wieder für die Beteiligten zu Ende. Am nächsten Morgen, wie an allen Tagen, herrlicher Sonnenschein.
Nach dem Frühstück ging es mit der Regionalbahn zum Hauptbahnhof. Wir warteten
dann auf den nächsten „Die roten Doppeldecker“ für die Stadtrundfahrt und saßen
dadurch vorne, vor der Abfahrt “Open Air”. Die Fahrt war auch für mich sehr interessant, sieht man doch viele Veränderungen oder Neues. Wir brachen die Fahrt dann
mittags schon an den Landungsbrücken ab, um im Eckbau mit Blick auf den Elbverkehr zu Mittag zu essen. Die Fußgängergruppe kämpfte sich über die Kaimauerbaustelle, ein Taxi für Axel zur Überseebrücke, zur Barkassenfahrt. Auch für mich, der
seit 4 Jahrzehnten jährlich im Verein eine Barkassenfahrt machte, wieder ein Erlebnis mit der Rückkehr durch eine Schleuse direkt auf die Hafencity zu. Eine Gruppe
wanderte in die Hafencity, an der Elbphilharmonie-Baustelle vorbei, während ich zur
Familie Klein und Scheer im Collonaden-Café stieß. Zu 18:00 hatten wir uns in das
Se7en-Oceans Restaurant im 4. Stock der Europa-Passage mit Blick auf das Binnenalsterleben verabredet. Der Abend klang im Schankraum des Hotels bis 1 Uhr aus.
Zum gemeinsamen Frühstück am Samstag trafen wieder alle zusammen. Wir bedauerten die Klassenkameraden, die nicht - aus gesundheitlichen Gründen – dabei sein
konnten und die Abwesenheit von Herbert Kubartz – immer noch in der Firma tätig
-, der am Freitag einen Geschäftstermin hatte. Mein Dank den Teilnehmern und ihren
Damen. Ein Hamburg-Band von mir und eine persönliche Empfehlung für Stadtgänge
mit Karten von Detlef Gronwald gab es dazu.
Klaus-Peter Schiller 57n
27
Klassentreffen
Götter und Giganten im ewigen Streit –
Der Figurenfries am Pergamonaltar (13s2 von 1959)
Beim 50jährigen Abi-Jubiläum 2009 einigten wir uns aus erklärlichen – um nicht
zu sagen „naheliegenden“ Gründen – den 10jährigen „Meeting“-Rhythmus auf fünf
Jahre zu verkürzen. Und am 5. April war es wieder so weit. In der Beteiligung (Achim
Aurin und Anne, Christian Axhausen und Regula, Peter Barth, Hanns-Joachim
Beyvers, Hansjörg Buchholz und Susanne, Gunter Gragert, Dietrich Horth und
Petra, Wolfgang von Klahr und Terry, Edmund Köhn und Sibylle, Michael Koydl und
Irmgard, Eike Lancelle und Hildegard, Eberhard Lange, Edward Reichel und
Ursula, Klaus Scherpe, Bernhard Schulz und Sibylle, Bernd Winkler und Dorothee,
John Wolffsky und Birgit) drückte sich erneut ein tolles Wir-Gefühl aus, das unsere Klassengemeinschaft nun schon über sechs Jahrzehnte zusammenhält. Vom
harten Kern waren nur Peter Erichsen und Achim Türklitz verhindert. Schade, denn das
Programm konnte sich sehen lassen:
Am Abend ließen wir im Kabarett Klimperkasten (Rathaus Charlottenburg, Ratskeller) „Das Verrückte Berlin von 1901 bis 2014“ Revue passieren. Die mit viel Witz und
Humor gekonnt vorgetragenen Chansons und Sketsches (von Otto Reutter, Claire
Waldorff, Rudolf Nelson, Friedrich Hollaender, Kurt Tucholsky, Werner Finck, KlausGünter Neumann, die Insulaner bis Jürgen von der Lippe) weckten bei uns so manche
Nachkriegserinnerung an „Eine Stadt, die sich gewaschen hat…“.
Am nächsten Vormittag (6. April) war erst einmal Schluss mit Lustig. Auf der Museumsinsel vor dem Pergamonaltar ging es jetzt fast nur um erbitterte Kämpfe zwischen
Göttern und Giganten. Mit großer Fachkompetenz der hellenistischen Welt erklärte
uns die Historikerin Dr. Barbara Demandt den 120 Meter langen und über zwei Meter
hohen Figurenfries am Altar: Hier Zeus, Blitze schleudernd, da Eos, Göttin der Morgenröte, in die Schlacht reitend, ebenso Helios mit seinem vierspännigen Streitwagen,
gerade aus dem Meer auftauchend usw. usw.. Meter um Meter ließ Frau Dr. Demandt
die griechische Mythologie lebendig werden. Nach Stunden voller Konzentration und
andächtigen Zuhörens war der gemütliche Plausch im museumsnahen Biergarten
genau die richtige geistige Lockerungsübung für uns.
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Punkt 10.00 Uhr war am 7. April Schule angesagt. Wir trafen uns am Treppenaufgang,
wo Peter Barth - schon traditionsgemäß - Blumen am Gefallenendenkmal niederlegte. Danach begrüßte uns die Schulleiterin Solveig Knobelsdorf und brachte die
gegenwärtige Situation an den Berliner Oberschulen, speziell am Rathenau-Gymnasium, auf den Punkt: Wir trauten unseren Ohren nicht als wir hörten, dass aufgrund
rückläufiger Schülerinnen- und Schülerzahlen die Schließung des Gymnasiums in ein paar
Jahren drohen könnte. Umso größere Bedeutung kam dem sich anschließenden
Rundgang durch das Schulgebäude zu. Im alten Physikraum und vor den Klassenzimmern
hatten wir interessante Gesprächskontakte. Da kam bei uns so etwas wie Wehmut
Klassentreffen
oder Heimatgefühl auf. Wen wundert‘s? Immerhin verbrachten die meisten von uns
hier sieben Jahre bis zum Abitur!
Gegen Mittag machten wir uns, einer Einladung von Hildegard und Eike Lancelle
folgend, auf den Weg in die Karlsbader Straße. Die beiden erwiesen sich, wie sich
schnell herausstellte, als perfekte Gastgeber. An dieser Stelle sei ihnen nochmals
herzlich gedankt für die Mühe und all die kulinarischen Leckerbissen. Da fiel es leicht,
bis tief in den Nachmittag hinein zu klönen, die drei Tage waren eh zu kurz.
Wolfgang von Klahr (Charlotte, USA), Eberhard Lange
Kurze Rast auf der Freitreppe zum Pergamonaltar (v.l.n.r.): Hansjörg Buchholz, Achim
Aurin, Dietrich Hort, Gunter Gragert, Christian und Regula Axhausen, Wolfgang und
Terry von Klahr, Anne Aurin, Peter Barth, Dr. Barbara Demandt, Petra Hort, Sibylle
Köhn, Eberhard Lange, Birgit und John Wolffsky, Bernhard Schulz, Hanns-Joachim
Beyvers, Sibylle Wolf.
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Familiennachrichten
†
Christa Dallwitz
Schulsekretärin von 1968 bis 1997
am 26.11.2014
Ulrich Hans Dienstmann
am 13.12.2013 in Bonn
Abi 44
Wolfgang Ehlich
am 18.09.2014 in Berlin
Abi 57
Jürgen Goldbach
am 18.12.2013 in Berlin
Abi 57
Joachim Schönbeck
am 31.5.2014 Kleist
Abi 48
Hellmut von Stockhausen
am 28.6.2013 in Köln
Abi 1938
Kurt Winkler
im Jahre 2013 in Würzburg
Abi 1947
Lutz Wolf
im September 2014
Abi 1958
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Familiennachrichten
Nach langer schwerer Krankheit ist Frau Christa Dallwitz am 26.11.2014 gestorben.
Von 1968 bis 1997 war sie unsere Schulsekretärin.
Sie war der gute Geist des Schulsekretariats. Mit großem Verständnis ging sie auf viele
Schülerwünsche und Bitten ein und bemutterte kranke Häschen.
Beliebt war das von ihr selbständig geführte Sekretariat im Kollegium, denn es gab dort
frisch gebrühten Kaffee und gelegentlich auch Kekse und vor allem lebensklugen Rat.
Herr Padberg, Herr Howe und auch ich bewunderten immer die von ihr gestalteten
Schriftstücke, denn Frau Dallwitz hatte den Durchblick und eine schnelle, zuverlässige
Auffassungsgabe. Wir wussten alles in ihren besten Händen.
Die Walther Rathenau-Schule ist Frau Dallwitz zu großem Dank verpflichtet und wird
ihr Andenken stets in Ehren halten.
Dr. Ute Kniepen
Am 22.09.2014 rief mich die Lebensgefährtin von Wolfgang Ehlich an, um mir zu
sagen, dass er nach einjährigem Leiden am 18.9.14 erlöst wurde.
Die Anzeige verschickte ich an unsere Berliner, so dass Jürgen Klein, Gert Müller
mit Frau, Claus Scheer, Horst Werner und Horst-Peter Zeinert zur Trauerfeier am
10.10.2014 auf den Friedhof Wilmersdorf kamen. Ich reiste mit dem Bus an. Jürgen
Klein hatte wieder eine Grabschale mit Schleifen besorgt.
Wolfgang, genannt „Kohle” kam als Letzter zur 12. Klasse auf die WRS. Den Beinamen
bekam der Sohn eines Kohlenhändlers sehr schnell. Wolfgang wird uns allen immer
als fröhlich-freundlicher Klassenkamerad in Erinnerung bleiben.
Er hatte zweimal gedacht, noch einmal zu verreisen, was ihm aber nicht mehr vergönnt war. Er bedauerte es sehr, bei unserem Klassentreffen in Hamburg im Mai nicht
mehr die Kräfte gehabt zu haben, daran teilzunehmen.
Klaus-Peter Schiller (57)
Unser ehemaliger „Rathenauer“ Jürgen Goldbach verstarb am 18. Dezember 2013.
An der Trauerfeier nahmen Freunde und seine ehemaligen Klassenkameraden u.a.
Jürgen Klein, Claus Scheer, Wolfgang Ehlich, Horst Werner, Joachim Reinefeld und
Horst Peter Zeinert teil.
Jürgen, Du warst und bist mein ältester Freund. Wir haben beide die WRS besucht.
Zusammen haben wir als Schüler in der Trabener Straße im Jahre 1950 Schlagball
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Familiennachrichten
gespielt. Manchmal ertönte ein Ruf: „Auto!“ Wir sind zur Seite gesprungen und nach
Stunden, wer auch immer gewonnen hat, haben wir uns zusammengesetzt und gelacht. Du hast ein leben in „Contenance“ geführt. Dies hat der Pfarrer bei Deiner Trauerfeier auch hervorgehoben.
Es war ein Leben, das kontinuierlich war, Bescheidenheit, Aufrichtigkeit, Toleranz und
Liebe.
Ja, ich habe mich so manchmal über Dich aufgeregt, glaube es mir. Wenn wir die
Theaterkarten vom Theater der Schulen bekamen (Schillertheater oder Oper), wartete ich auf Dich am S-Bhf. Grunewald. Du kamst immer zu spät. Jedoch haben wir
es gemeinsam geschafft, bevor der Vorhang sich erhob, unsere Plötze einzunehmen.
Niemals werde ich Deine Liebe zu Deinen Eltern vergessen. Manches haben wir ihnen
angetan. Ja, während unserer Studienzeit haben wir wohl einmal ein Glas Bier zu
viel getrunken, jedoch ein jeder wusste um seine Konsequenz. Und Jürgen, Du warst
dabei, als wir ein Ständchen Deinem Vater gebracht haben, das da lautete: Lumpen,
Knochen, Eisen und Papier, ausgeschlagene Zähne sammeln wir, Lumpen, Knochen,
Eisen und Papier, alles sammeln wir für Egon! Und Jürgen, Dein Vater, hat dies alles
toleriert. Wir hatten beide dasselbe Schicksal, denn Deine Mutter starb wie auch bei
mir bei der Geburt.
Gemeinsam besuchten wir die Tanzschule Antoine und so manche holde Maid aus
Grunewald und Halensee erhielt in den Bombentrichtern hinter der Avus-Unterführung ihren ersten zärtlichen Kuss.
Später lerntest Du „Deine Lilo“ kennen und lieben. Deine Töchter Andrea und Sandra
erfüllten Dein Leben mit jetzt fünf Enkelkindern.
Jürgen, Deine Klassenkameraden haben Dich begleitet, Du bist eingesegnet und
bleibst in ewiger Erinnerung. Wir danken Dir für Deine Toleranz.
Deiner Familie wünsche ich „bon courage!“. Für mein Patenkind werde ich immer da sein.
Heinz-Joachim Hentschke (57)
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Am 3.1.2014 erfuhr ich von Frau Goldbach, dass Jürgen Goldbach am 18.12.2013
verstorben ist. Die Anzeige verschickte ich an unsere Berliner, sodass Wolfgang
Ehlich, Jürgen Klein, Joachim Reinefeld, Claus Scheer, Horst Werner und Horst-Peter
Zeinert an der Trauerfeier und Urnenbeisetzung teilnehmen konnten. Jürgen hatte eine
Grabschale mit Schleifen besorgt: In stillem Gedenken, Deine Klassenkameraden
57n WRS. Jürgen Goldbach war ein ruhiger Pol in unserer Klassengemeinschaft, die
er mit drei Kameraden am 28.03.1956 verließ, um sich dem Abi auf einem anderen
Familiennachrichten
Gymnasium zu stellen. Die vier waren unseren Einladungen zu den Treffen - so sie
konnten - immer gefolgt, was uns erfreute: erst recht alte Kameraden, die ihn schon
von früher kannten. Sein Vater hatte die Drogerie im S-Bahnhof Grunewald und war
auch in der Nähe zuhause. Leider war Jürgen durch seine Bypass-OP bei unserem 50.
Jubiläum verhindert, konnte sich aber beim 55. in unserer Gemeinschaft wieder sehr
wohlfühlen und beteiligte sich an “...weißt Du noch?”. Er stand auf meiner Geburtstagsliste, so dass wir uns mindestens 1x im Jahr sprachen.
Klaus-Peter Schiller (57
Dieter Meyer zum Tode von Joachim Schönbeck, 48 Kleist, am 31. 5. 2014:
Ich erhielt von Rita Schönbeck, der Ehefrau von Jochen, die Nachricht von seinem Tod. Jochen war Schüler des Heinrich-von-Kleist
und der Älteste von uns, geboren am 5.7.1922.
Das Auswärtige Amt schrieb: „Ihr Mann begann seinen Werdegang
im Auswärtigen Amt im April 1957 und hat jahrzehntelangen Dienst
geleistet. Sein Berufs- und Privatleben war geprägt von Einsatzorten auf der ganzen Welt, bis er 1987 in den Ruhestand trat.
Das Auswärtige Amt trauert um einen ehemaligen Kollegen, der seine Aufgaben mit
viel Geschick und Fachwissen wahrgenommen hat und dessen humorvolle und zuvorkommende Art von allen, die ihn kannten, sehr geschätzt wurde.“
Er war als Legationsrat 1. Klasse sehr viel im Ausland tätig. Davon viele Jahre Washington, USA. Der Herr Bundespräsident hat den außergewöhnlichen Einsatz Ihres
Ehemannes durch die Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens
der Bundesrepublik gewürdigt…“
Wir von der Klasse K48 sind jetzt nur noch fünf: Bernd Benndorff in Ravensburg,
Junghans Irion in USA, Heinz Matschoß in Freiberg/Sachsen, Rudolf Wissler in
Baden-Baden und ich im schönen Schwabenland.
Dieter Meyer, 48 Kleist
Im September 2014. ist Lutz Wolf, Abi 58, nach jahrelanger schwerer Krankheit mit
75 Jahren verstorben. Am 2. Oktober wurde er in einer kleinen Trauerfeier auf dem
Friedhof Steglitz beigesetzt. Seine Ehefrau, durch Krankheit selbst schon jahrelang
an die Wohnung gefesselt, konnte an der Trauerfeier nicht teilnehmen. Nur wenige
entferntere Angehörige und Nachbarn und wir als Klassenkameraden mit sechs
Personen, waren bei der Beisetzung anwesend.
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Familiennachrichten
Aus unserer Klasse, ursprünglich waren wir 23 Abiturienten, sind wir die letzten 19
Personen, die von mir seit über 20 Jahren regelmäßig über Ereignisse in formiert
werden.
Die letzten Jahre treffen sich immer ein Teil der „Aufrichtigen 19“ in den ersten MärzTagen in Berlin, meist zum 5. März, dies war unser Abi-Tag 1958.
Ebenfalls unterhalten wir engen Kontakt mit unserem hochverehrten Klassenlehrer
Dr. Karl Schönwälder, der am 19. Dezember 92 Jahre alt wird.
Christian-Michael Runge
Bildhauerin Ursula Hanke-Förster
Ursula Förster, geboren am 8.4.1924, schuf den Fries im Aula-Vorraum. Der Entwurf
stammt von 1959, der dann mit dem Bau von Turnhalle und Aula 1960 realisiert wurde
(Kunst am Bau). Etwa 30 Jahre später stattete Ursula Hanke-Förster gemeinsam mit
ihrem Gemahl Günter Hanke auf Einladung dem gut erhaltenen Fries und der Schule
einen Besuch ab.
Ursula Förster war Meisterschülerin von Renée Sintenis. Die erste Einzelausstellung
hatte sie 1959 in New York. Ihre Skulpturen sind auf Plätzen, in und an Gebäuden
Berlins und in vielen anderen Städten zu sehen.
2007 vermachte sie ihr Werk, Skulpturen und Grafik, der Universität der Künste.
2009 richtete Ursula Hanke-Förster gemeinsam mit ihrem Mann die Stiftung Ursula
Hanke-Förster ein, die jährlich einen Preis vergibt, um Studierende der Fachrichtung
Bildhauerei zu fördern.
Ursula Hanke-Förster starb am 22. November 2013.
Dr. Ute Kniepen
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DIE VERTREIBUNG AUS DEM GRUNEWALD-GYMNASIUM AB 1933
Die Vertreibung
jüdischer Schülerinnen
und Schüler aus dem
Grunewald-Gymnasium
ab 1933
Eine Dokumentation
Walther Rathenau-Schule Berlin
Stiftung Grunewald-Gymnasium
Die Vertreibung jüdischer Schülerinnen und Schüler aus dem
Grunewald-Gymnasium ab 1933
Eine Dokumentation mit 134 Seiten. Zu erhalten für 29,80 c in der Schule, in der Buchhandlung Starnick in Schmargendorf, in der Schleicherschen Buchhandlung, KöniginLuise-Straße in Zehlendorf und bei der Stiftung Grunewald-Gymnasium, 14169 Berlin,
Waltraudstraße 25.