Web 2.0 - das "neue" Internet macht Schule

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Web 2.0 - das "neue" Internet macht Schule
Volker Rüddigkeit
Volker Rüddigkeit
Amt für Lehrerbildung (AfL)
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
Frankfurt am Main, im Dezember 2006
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule! 1
Eine Tour d'Horizon in Sachen Web 2.0 verbunden mit der
Frage, ob die Schulen bereit sind für das Medienzeitalter des
"ubiquitous computing" 2 ?
Mit Web 2.0 soll die aktive Ära des Internets beginnen und selbst in den
Feuilletons der Wochenzeitungen ist von der "Neuerfindung des Internets" die Rede. Begriffe wie Blog, Wiki und Online-Community stehen
für den Übergang vom Distributionsmedium Internet in ein "Mitmach-Netz", das die aktive und vor allem die gemeinsame Gestaltung
des Internets zum Prinzip erhebt. Welche Konsequenzen und Chancen
ergeben sich für den Bildungsbereich, wenn die Medienlandschaft vor
dem größten Umbruch seit Gutenberg steht? Ist die geschlossene Anstalt Schule mit ihren tradierten IT-Strukturen bereit für den Einstieg in
das neue Medienzeitalter des ubiquitous computing? Der Artikel versucht
diese Fragen zu beantworten und gleichzeitig einen praxisorientierten
und nachvollziehbaren Überblick für alle Internetnutzer zu geben, die
bislang nur wenig mit dem Schlagwort Web 2.0 anzufangen wussten.
W
as sich anhört wie das Update einer Software von der (Anfangs)Version
1.0 auf das Reife suggerierende Release 2.0 ist derzeit dabei, die Welt aus
den medialen Fugen zu heben. Dabei ist im Grunde ein Kind nur erwachsen
geworden und möchte nun aktiv und selbstbewusst seine Welt gestalten, die es
bislang mehr als Rezipient erlebt hat. Diese bisherige digitale Welt des Internets - die wir nun rückblickend mit Web 1.0 bezeichnen – war im wesentlichen
geprägt durch die Distribution von multimedialen Inhalten und auch die technischen Vertriebswege tragen heute noch diesem Tatbestand Rechnung. Unsere
DSL-Zugänge sind asymmetrisch, hohen Downloadraten stehen niedrige Uploadraten gegenüber, Medienkonsum anstelle von Medienproduktion, Lesen statt
Schreiben. Dieses "alte" Internet als passives Verbreitungsmedium wird nun
1
Als Printmedium erschließt sich der vorliegende Artikel nur mit Einschränkungen. Empfohlen wird
die Lektüre am Bildschirm eines Computers mit Internetzugang, um in einer "Tour d'Horizon" in
"Echtzeit" die vielen in den Text eingebetteten Links in die Lektüre einzubinden. Auch sollte der
Leser eine gewisse Frustrationstoleranz mitbringen, denn der vorliegende Artikel erfordert zum
Verständnis ein mehrmaliges Lesen!
2
engl. ubiquitous = allgegenwärtig, bezeichnet die Allgegenwärtigkeit der Informationsverarbeitung im Alltag der Menschen, vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Ubiquitous_Computing. In der
Medienpädagogik ist ubiquitous computing (kurz UbiComp) ein Synonym für die Auflösung von
Ort und Zeit des Lehrens und Lernens. Ubiquitäres Lernen ist die konsequente und durchgängige
Nutzung von Internet- und Mobil-Technologien aller Art, um Lernen an jedem Ort zu ermöglichen,
wobei der klassische PC zugunsten von Notebooks und anderer internetfähiger Endgeräte wie PDA
oder Handys immer mehr in den Hintergrund gerät. Das Web 2.0 ist die perfekte Realisierung von
ubiquitous computing, über ubiquitäre Zugänge zum Internet kann der Anwender mit ubiquitären
Endgeräten auf seine ubiquitär verfügbaren Daten und Applikationen zugreifen.
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abgelöst durch einen Marktplatz von neuen Web-Technologien, die das bisherige klassische Rollenverständnis von Sender und Empfänger auflösen. Der
künftige Internet-Nutzer wird vom anonymen Surfer und Konsumenten zum
Publizisten und Produzenten, vom Käufer zum Anbieter, vom Schüler zum
Lehrer, aber auch vom Einzelgänger zum begeisterten Team-Player, ganz im
Sinne eines "Social Web". Als Web 2.0 Anwender speichert er seine Daten nicht
mehr lokal auf seinem PC, sondern im Internet und als "Blogger" wird für ihn
der Browser zum Editor. Auch seine Programme installiert er nicht mehr auf
einem PC, sie stehen ihm wie auch sein persönlicher Desktop via Browser im
Internet zur Verfügung, unabhängig von Ort und Zeit, eben ubiquitär. Es gehört
zur Medienkompetenz des modernen Internet-Nutzers, all diese Rollen situativ
und virtuos zu spielen. Allerdings erscheint es nahezu unmöglich, diese vielschichtigen Veränderungen in der 2. Phase des Internets auf einen (sprachlichen!) Nenner zu bringen und so gebührt dem Internet-Pionier und Verleger
Tim O’Reilly das Verdienst, im Jahre 2004 all diese neuen interaktiven WebTechnologien in dem griffigen Synonym "Web 2.0" 3 zu vereinen! 4
Alter Wein in neuen Schläuchen - Web 2.0 als Déjà-vu-Erlebnis!
Mit Web 2.0 wird nun das Internet nach dem erklärten Willen ihrer Protagonisten zur interaktiven Plattform, zum Mitmach-Web. Der Laie soll das Internet
gestalten. Technik-Vokabeln wie AJAX, RSS und XML stehen für neue Webtechnologien und Begriffe wie Blog, Wiki und Mashup demonstrieren eindrucksvoll
deren Umsetzung in einem "Wir-Medium" mit all den Möglichkeiten einer demokratischen Organisation und eines sozialen Interagierens in einem weltumspannenden Netzwerk. Allerdings sollte man bei aller Euphorie aber auch mit einer
gehörigen Portion Skepsis ausgestattet sein, wenn von "Paradigmenwechsel",
"Partizipation", einem "neuen Spirit" oder gar von der "Neuerfindung des Internets" die Rede ist. Schließlich liegt die geplatzte Dotcom-Blase und der damit
verbundene Niedergang der New Economy im Internet gerade einmal einige
Jahre zurück. Anlass genug für Spötter und Skeptiker in Erwartung einer weiteren Luftblase respektlos vom "Bubble 2.0" zu sprechen. 5 Da dem Bildungsbereich kommerzielle Interessen seit jeher fremd sind, soll hier nicht die
Goldgräber-Stimmung in Verbindung mit dem Web 2.0 thematisiert werden,
sondern der medienpädagogische Aspekt im Vordergrund stehen. 6
Interaktivität und Teamarbeit sind keine Erfindungen von Web 2.0 und das
bisherige Internet war und ist beileibe keine Aktivitätsbremse. Seit den Anfängen des Internets sind die News-Groups des UseNet mit der ganzen Bandbreite
von sinnvollen bis fragwürdigen Diskussionen zu allem, was Menschen bewegt,
ein Paradebeispiel für Interaktivität, allerdings ohne bunte Bilder und multime3
Siehe auch: http://www.oreillynet.com/pub/a/oreilly/tim/news/2005/09/30/what-is-web-20.html
4
Es ist schon interessant, dass nur 6 % der 16-65-jährigen Internetbenutzer den Begriff Web 2.0
5
Für den "Erfinder" des Internet Tim Berners Lee ist das Web 2.0 "…nutzloses Blabla, das niemand
6
Zur vertiefenden Lektüre sei hier der folgende Beitrag empfohlen: Kerres, Michael (2006):
überhaupt kennen, vgl. http://www.digitale-chancen.de/content/stories/index.cfm/search.1/key.2435
erklären kann", siehe http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23472/1.html
Potenziale von Web 2.0 nutzen. In: Andreas Hohenstein, Karl Wilbers (Hrsg.): Handbuch ELearning, Fundstelle: http://mediendidaktik.uni-duisburg-essen.de/files/web20-a.pdf
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diale Effekte. Die etwa 70.000 Foren auf dem weltweit umspannenden Netz von
News-Servern verdanken ihre Existenz der Tatsache, dass hier Geben und
Nehmen seit jeher praktiziert und vor allem kultiviert werden. Dank serverbasierter Scriptsprachen wie z. B. PHP und dynamischer Webseiten benötigt man
heute keine News-Server mehr, um Foren einzurichten und so ist eine rege
Zunahme von Foren im World Wide Web (WWW) zu verzeichnen. Es gehört
mittlerweile zum Standard-Repertoire von Vereinen ihre Homepage durch ein
Forum zu ergänzen und oft zu den ersten Aktivitäten einer Bürgerinitiative, ein
Forum im Internet zu eröffnen.
Festplatten im Internet
Geht es um den gemeinsamen Zugriff auf Dateien, so ermöglichen FTP-Server
seit Anbeginn des Internets den Austausch und die Zusammenführung von
Daten. Selbst private Nutzer können mit Hilfe eines FTP-Servers in Verbindung
mit kostenlosen dynamische DNS-Diensten wie DynDns www.dyndns.org ihren
heimischen PC zum Server und damit zu einer jederzeit erreichbaren ArbeitsPlattform im Internet machen. Noch einfacher geht es, wenn man einen Anbieter wie Xdrive 7 nutzt. Hier werden jedem angemeldeten Nutzer 5 Gigabyte als
"virtuelle Festplatte" im Internet zur Verfügung gestellt. Weitsichtige medienkompetente Lehrer, aber noch mehr Schüler haben schon sehr früh diese
Möglichkeit entdeckt, jederzeit zugängliche "Festplatten im Internet" für ihre
Klassen einzurichten und damit der "geschlossenen Anstalt" Schule mit ihren
orts- und zeitgebundenen Datenbasen zu entfliehen.
Bereits acht Jahre vor der Inthronisierung des Web 2.0 wurde mit der Gründung
des Online-Auktionshauses Ebay das Internet zum Mitmach-Netz und Käufer zu
Verkäufern, die nun im Internet inhaltlich und gestalterisch tätig werden mussten, um ihre Waren an den Mann respektive Frau zu bringen. Das OnlineWarenhaus Amazon fordert von jeher seine Kunden auf, die gekauften Waren
zu beurteilen und als Rezensionen anderen potenziellen Käufern verfügbar zu
machen. Mit großem Erfolg, wie man sich selbst überzeugen oder noch mehr
ertappen kann, wenn man diese Rückmeldungen und Wertungen anderer
Käufer in seine Kaufentscheidung einfließen lässt.
Mashups – Surfen war gestern!
Viele weitere Beispiele für ein früheres Leben von Web 2.0 ließen sich hier noch
anführen und damit das Vorurteil vom alten passiven Internet relativieren, aber
in der Medienpädagogik sollte der Blick vorwärts und nicht rückwärts gewandt
sein. Und in der Tat wartet das Web 2.0 mit interessanten Features auf, denen
alle ein mehr oder weniger großes Déjà-vu-Erlebnis gemein ist, aber deren Zeit
einfach noch nicht gekommen war! Erst mit den Technologien des Web 2.0 ist
es möglich, die bisherigen (Inter)Aktivitäten aus ihrer Isoliertheit zu lösen und
in so genannten "Mashups" beliebig zu kombinieren oder zu "vermanschen", um
in der wörtlichen Übersetzung zu bleiben. Ein Mashup mischt bestehende
Inhalte zu einem neuen Angebot zusammen und erlaubt damit eine Wieder-
7
www.xdrive.com
3
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verwendung oder eine Re-Kombination vorhandener Internetseiten. Ermöglicht
wird dies durch die RSS-Technik (Really Simple Syndication 8 ), die Inhalte
anderer Internetseiten als Informationsströme "wirklich einfach" auf einer
neuen Webseite dynamisch zusammenführt. Mashups sind ein typisches Merkmal von Web 2.0-Anwendungen und zeigen eine neue Sicht auf das Internet.
Konsequent angewandt lassen sie das "Surfen" über statische Linklisten vergessen.
Die Big Player im Internet Google, Yahoo und Amazon haben sehr früh die
Möglichkeiten dieser Technik erkannt und stellen ihre Dienste über APIs (Application Programming Interfaces) zur gefälligen Einbindung in andere Internetseiten zur Verfügung. 9 Eine der populärsten Quellen für Mashups ist Google Maps.
Mit nur wenig Aufwand kann man über die API von Google Maps einen dynamischen Lageplan auf seine Website setzen oder, wie das Beispiel mit
www.ballonservice.de/ballonfahrten zeigt, über Satellitendarstellungen sowie
Straßenkarten die Gegend aussuchen, in der man eine Ballonfahrt unternehmen
möchte. Sportliche Zeitgenossen können als Alternative die Seite
http://www.jogmap.de aufsuchen und sich rund ums Joggen beraten lassen
und schließlich kommen auf www.worldtrip.tv Weltenbummler zumindest
virtuell auf ihre Kosten. Erste Selbstversuche als Mashup-Designer und damit
das "Wildern" auf fremden Webseiten ermöglicht die Internetseite
www.protopage.com. Auf einem Desktop kann man nach Belieben fremde
Quellen im Internet nutzen, um via RSS Wetterbericht, Nachrichten, Blogs oder
sonstige Inhalte von anderen Internetseiten einbinden. Einen ähnlichen Service
allerdings mehr in Richtung Gestaltung einer persönlichen Homepage mit Web
2.0-Features bietet www.netvibes.com oder Google mit seiner personalisierten
Startseite www.google.de/ig. Wer mehr über Mashups erfahren möchte, findet
unter der Internet-Adresse www.web2null.de laut Selbstdarstellung ein "Sammelalbum für Anwendungen, Webdienste und Services, die grob dem Begriff
Web2.0 zugeordnet werden können". Allerdings sind deutschsprachige Angebote in der Minderheit, was aber auf die im Vergleich zu anderen Ländern sehr
zurückhaltendende Adaption von Web 2.0 Anwendungen im deutschsprachigen
Raum zurückzuführen ist. So ist denn auch die derzeit beste Übersicht für Web
2.0 Anwendungen auf der amerikanischen Seite www.go2web20.net zu finden,
natürlich als perfekt gestaltete Web 2.0 Applikation!
RSS-Feeds – Agenten für eine schnellere Informationsgewinnung
im Internet!
Aber die RSS-Technik vermag noch mehr, als nur Mashups zu generieren und
damit Inhalte zwischen Webseiten auszutauschen. Sie informiert den Anwender
in Form von "RSS-Feeds" 10 über Änderungen oder Neuigkeiten auf den von ihm
8
andere Definitionen, die sich aus der Entwicklung der RSS-Techniken herleiten, sind "RDF Site
9
Für alle, die sich umfassend über Mashups informieren wollen, sei der Besuch der folgenden
Summary" und "Rich Site Summary".
Webseite empfohlen: http://www.programmableweb.com . Hier gibt es zudem von Fülle von
Beispielen zu Mashups!
10
Die Weiterentwicklung dieser Techniken ist das ATOM-Feed, siehe
www.symweb.de/glossar/atom-feed__673.htm
4
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favorisierten Internetseiten, ohne dass er diese Seiten aufsuchen muss. Ermöglicht wird das alles über einen "RSS-Feed", eine einfache XML-Datei, die Inhalte
von Webseiten in maschinenlesbarer Form bereitstellen kann und damit deren
automatische Auswertung oder weitere Aufbereitung durch andere Programme
ermöglicht 11 . Ein solcher Feed enthält eine Überschrift sowie eine kurze prägnante Zusammenfassung der Neuigkeit oder der Änderung und ist eine nicht zu
unterschätzende Hilfe, um der Informationsflut im Internet Herr zu werden.
So gehört es zweifelsohne zu den guten Vorsätzen eines aktiven Internetnutzers, in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen alle die von ihm favorisierten Internetseiten zu besuchen und schauen, ob und was es Neues gibt. Ein
mühseliges und zeitraubendes Verfahren, das zunehmend seine Regelmäßigkeit
verliert, sofern man sich nicht selbst diszipliniert und strikt nach Terminkalender vorgeht. Hinzu kommt, dass man oft interessante Neuigkeiten leider viel zu
spät entdeckt und damit diese Informationen nicht mehr zeitnah verwerten
kann. Im "alten" Internet konnte man versuchen, das Ganze mit dem Abonnement von Newslettern per E-Mail – sofern sie dann überhaupt von den favorisierten Seiten angeboten wurden – auf eine noch kommode Weise in den Griff
zu kriegen. Die Fortsetzung solcher Newsletter des "alten" Internets mit den
Mitteln des Web 2.0 sind RSS-Feeds. Sie zeigen alle neuen Meldungen auf den
favorisierten Internetseiten ähnlich einem "Nachrichtenticker" an, ohne diese
Internetseiten persönlich aufsuchen zu müssen. Das mühsame Hangeln von
Homepage zu Homepage entfällt, der Web 2.0-Anwender abonniert seine
favorisierten Internetseiten und erhält alle Neuigkeiten gebündelt per RSSFeed. Erweckt eine Meldung sein Interesse, so ist er mit einem Mausklick auf
der betreffenden Internetseite und kann sich dort umfassend informieren. Der
Zeitaufwand für die routinemäßige Beschaffung und Sichtung von aktuellen
Informationen kann so durch die Nutzung von RSS-Feeds drastisch reduziert
werden.
Anbieter und Nutzer
Zwei Dinge benötigt man, um RSS-Feeds zu nutzen: Internetseiten, die RSSFeeds anbieten, und auf der Anwenderseite ein Programm, das diese Feeds
lesen und darstellen kann. Ändert sich eine Internetseite nur selten, etwa einoder zweimal pro Woche, so kann ein RSS-Feed manuell auf der Basis einer
XML-Vorlage erstellt und in die Homepage eingebunden werden. Mit Hilfe eines
Editors wird lediglich in eine XML-Vorlage eine Überschrift und eine kurze
Inhaltsangabe eingefügt, beides möglichst kurz und knapp und fertig ist der
RSS-Feed. Spezielles Fachwissen ist nicht erforderlich, elementare HTMLKenntnisse genügen. Internetseiten, deren Inhalte sich täglich oder stündlich
ändern, können mit Tools zur automatischen Generierung von RSS-Feeds
ausgestattet werden.
Für den Betreiber einer Internetseite gibt es darüber hinaus die Möglichkeit,
Feeds von anderen Internetseiten in die eigene Homepage einzubinden, um so
11
Ein Feed (to feed = engl. füttern) füttert im wahrsten Sinne des Wortes andere Programme mit
Neuigkeiten!
5
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dem Internetauftritt mehr Dynamik und Professionalität zu verleihen. Den
dafür erforderlichen HTML-Code für die eigene Homepage stellen die Anbieter
von RSS-Feeds meist kostenlos zur Verfügung. Noch einfacher geht es mit
Feedreadern wie Grazr 12 , die direkt in die eigene Homepage eingebunden
werden können.
RSS-Feeds in der Praxis – ein Icon weckt Interesse!
Für das Abonnieren und Lesen von RSS-Feeds gibt es zwei Möglichkeiten,
entweder eingeschränkt via Browser oder komfortabel mit Hilfe spezieller
Programme wie Feedreader oder Feed-Aggregatoren. Browser wie Opera und
Firefox bieten in Sachen Feeds zumindest rudimentäre Möglichkeiten an, der
Internet-Explorer ist erst ab der Version 7.0 in der Lage, RSS-Feeds zu verarbeiten. Um aber überhaupt mit Feeds arbeiten zu können, gilt es zunächst, all
die Internetseiten zu finden, die Feeds zur Verfügung stellen. Der FirefoxBrowser mit seinem RSS-Feed-Icon bietet hier die wohl einfachste Möglichkeit
an, Internetseiten mit RSS-Feeds zu erkennen und über "dynamische Lesezeichen" 13 oder "Live-Bookmarks" verfügbar zu machen. Im Gegensatz zu "normalen" Lesezeichen können solche "dynamische Lesezeichen" die Informationen
aus RSS-Feeds auswerten und als aktuelle Neuigkeiten anzeigen. Wenn im
Adressfeld des Browsers bei der Eingabe einer URL ganz rechts das orangefarbene RSS-Icon
erscheint, bietet die Internetseite einen RSS-Feed an und ein
Klick auf dieses Icon genügt, um den RSS-Feed als dynamisches Lesezeichen zu
speichern. Klickt man im Menü "Lesezeichen" des Firefox-Browsers ein dynamisches Lesezeichen an, klappt ein Fenster auf und zeigt die aktuellen Neuigkeiten der abonnierten Internetseite an.
Allerdings eignen sich die dynamischen Lesezeichen des Firefox-Browsers nicht
für die Überwachung von einer größeren Anzahl von Internetseiten und es fehlt
an einer systematischen Zusammenführung aller Feeds der unterschiedlichen
Internetseiten in einen Nachrichtenkanal 14 . Ein weiterer Wermutstropfen ist,
dass nicht alle Betreiber von Internetseiten mit einem Feed-Angebot das RSSIcon des Firefox unterstützen. Es entwickelt sich zwar zunehmend zum allgemeinen Standard, um auf ein Feed-Angebot der jeweiligen Internetseite hinzuweisen, aber eine durchgängige Unterstützung ist derzeit noch nicht gegeben.
Unerwartete Schützenhilfe kommt aber von Microsoft, das im neuen Internet
Explorer 7.0 ebenfalls das RSS-Icon des Firefox-Browsers verwendet. Weiter
geht die Liebe aber nicht, statt "dynamischer Lesezeichen" stellt Microsoft RSSFeeds im neuen Explorer als "Nachrichtenquellen" dar.
12
www.grazr.com
13
für Anwender des Internet Explorers sei der Hinweis erlaubt, dass Lesezeichen oder Bookmarks
im Firefox Browser das Pendant zu den Favoriten des Internet Explorers sind. Mehr über die
Einrichtung und Handhabung von dynamischen Lesezeichen finden Sie unter
http://www.pctipp.ch/helpdesk/kummerkasten/archiv/internet/33354.asp
14
In der Version 2.0 wird der Firefox-Browser über die dynamischen Lesezeichen hinaus auch
externe Feedreader unterstützen oder integrieren wie z. B. den Feedreader
(www.feedreader.com) .
6
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Mit Feedreader zum "Feed-Feeling"!
Wesentlich leistungsfähiger und komfortabler sind dedizierte RSS-Reader, nur
sie vermitteln das richtige "Feed-Reading-Feeling". Es gibt sie für alle Betriebssysteme, und zwar als kostenlose Freeware oder als kommerzielle Programme,
wie die Übersicht unter www.rss-verzeichnis.de/rss-reader.php eindrucksvoll
dokumentiert. Für die Windows-Welt kann der kostenlose Feedreader 15 uneingeschränkt empfohlen werden. 16
Die Einrichtung und Handhabung eines RSS-Readers ist denkbar einfach. Es
genügt, die Internetseiten mit einem RSS-Feed-Angebot 17 einzutragen und
damit zu abonnieren. Der Reader läuft im Hintergrund und zeigt alle Neuigkeiten der abonnierten Internetseiten in Form einer Überschrift inklusive kurzer
Erläuterung an. Auf Wunsch können die Feeds aller abonnierten Seiten zusammengefasst und der besseren Übersicht halber in einen Informationsstrom
kanalisiert werden. Wer ganz im Sinne von Web 2.0 auf lokale Installationen
verzichten will und eine ubiquitäre, d.h. plattformübergreifende Online-Lösung
sucht, kann auf webbasierte RSS-Reader zurückgreifen und so jederzeit und
überall auf seine Feeds zugreifen. Google bietet hier mit dem "Google Reader"
www.google.com/reader einen leistungsfähigen RSS-Reader an, der es sogar
ermöglicht, eigene Feed-Sammlungen direkt per E-Mail an andere Interessenten zu übermitteln.
RSS-Feeds in der Schule
Im Bildungsbereich gibt es ein reiches Spektrum an Einsatzmöglichkeiten für
RSS-Feeds. Als erstes sollte die Homepage einer Schule einen RSS-Feed anbieten, um so attraktiver für Lehrer, Schüler und Eltern zu werden und zum Einsatz eines Feedreaders animieren, der sie automatisch über alle Neuigkeiten
informiert. Die Einbindung von RSS-Feeds einer Partnerschule, eines Bildungsservers oder gar des zuständigen Kultusministeriums in die eigene Homepage
würde dem Internet-Auftritt einer Schule zusätzliche Dynamik und Professionalität verleihen. Lehrerinnen und Lehrer sei der Einsatz eines Feedreaders dringend empfohlen, um auf Neuigkeiten und Veränderungen der von ihnen
favorisierten Internetseiten schneller reagieren zu können. Zum StandardRepertoire der abonnierten Feeds könnten die Homepages der eigenen Schule,
des Landesbildungsservers sowie des deutsches Bildungsservers, des zuständigen Kultusministeriums und natürlich die diversen Feeds von "Schulen ans Netz
e.V." 18 und "Lehrer-Online 19 gehören. Letzteres ist geradezu ein Muss für einen
medieninteressierten Lehrer, denn alleine die Fülle von neuen Materialien zu
den unterschiedlichsten Sachgebieten im Angebot von "Lehrer-Online" lässt sich
15
www.feedreader.com.
16
Eine ausführliche Anleitung gibt es hier: http://teuchtlurm.de/aosw/feedreader/index.htm
17
Leider gewinnt man den Eindruck, dass die Betreiber von Internetseiten ihre Besucher vor der
Nutzung von RSS-Feeds schützen wollen, so gut sind sie versteckt! Meist findet sich auf der
Start- oder Portalseite ein Hinweis auf "RSS "oder "RSS-Feeds" oder man gibt einfach die favorisierte Internetadresse im Feedreader ein, der dann die Seite nach vorhandenen Feeds scannt
und – falls vorhanden – in den Feedreader einbindet.
18
www.schulen-ans-netz.de/bildungsserver/rss/
19
www.lehrer-online.de/url/rss
7
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nur mit Hilfe eines Feedreaders sichten und damit für den Unterricht erschließen. Im Gegensatz zu ihren Lehrern haben sich viele Schüler längst die Technik
der RSS-Feeds zu eigen gemacht und "checken" all ihre favorisierten Internetseiten mit Hilfe von Feedreadern auf neue Inhalte, um "Zeit und Nerven zu
sparen".
Bookmarks im Internet – der Beginn vom Web 2.0!
Eine der nützlichsten Eigenschaften von Browsern ist die Einrichtung und Verwaltung von Bookmarks, bei Firefox heißen sie Lesezeichen und beim Internet
Explorer Favoriten. Hat man eine Seite gefunden, die einem nützlich und informativ erscheint, kann man auf diese Seite ein Lesezeichen setzen, um sich die
Mühe zu ersparen, die Seite beim nächsten Mal wieder mühselig zu suchen oder
eine lange und zudem oft kryptische Internetadresse eingeben zu müssen. Der
besseren Übersicht halber kann man solche Bookmarks in Ordnern kategorisieren und damit eine hierarchische Bookmark-Verwaltung aufbauen. Da die
Speicherung solcher Bookmark-Listen aber immer nur lokal erfolgt, d.h. auf
dem PC, an dem man gerade arbeitet, kann man auch nur dort die so favorisierten Seiten wieder via Lesezeichen zugänglich machen. In Zeiten des ubiquitären Computing ein echter (Standort)Nachteil! Schließlich möchte man auch
auf der Arbeitsstelle, in der Schule, im Internet-Café oder mit einem Notebook
via WLAN und Hotspot auf seine Bookmarks zugreifen. Was liegt also näher,
seine Bookmarks nicht mehr lokal, sondern global verfügbar im Internet zu
speichern.
Als einer der ersten Anbieter machte es Oneview www.oneview.de bereits 1999
dem Anwender möglich, seine Bookmarks im Internet online vorzuhalten und
damit auf beliebigen Rechnern zu nutzen. Die von den Browsern her bekannte
Kategorisierung der Bookmarks in Ordnern und einer hierarchischen Baumstruktur wurde von Oneview zunächst übernommen. Mit der fakultativen Möglichkeit, seine Bookmarks nicht nur privat zu nutzen, sondern auch anderen
Nutzern zugänglich zu machen und mit ihnen zu tauschen, wurde über solche
"Social Bookmarks" das "Social Networking" eingeleitet und damit erste
Schritte in eine Entwicklung getan, die wir heute mit Web 2.0 bezeichnen.
Mittlerweile hat sich in der Folge von Oneview eine kaum noch überschaubare
"Bookmark Community" entwickelt und sich vor allem eine neue (alte!) Technik
zu eigen und damit populär gemacht, die heute ein typisches und vor allem ein
faszinierendes Merkmal von Web 2.0 Anwendungen ist, das "Tagging"!
Tagging – Schlagworte versus Kategorisierung!
Tagging oder auf gut Deutsch "Verschlagwortung" 20 ist der Versuch, aus den
starren Formen einer Kategorisierung auszubrechen und hierarchische Ordnungsstrukturen durch effektivere "(Wieder)Findungsmechanismen" zu erset20
Schlagworte oder Indexe sind beileibe keine Erfindung des Web 2.0. Bibliothekare setzen bereits
seit Jahrhunderten Schlagwortkataloge ein, um gezielt Informationen in Büchern zu finden. In
der EDV ist die Indexierung von z. B. Datenbanken eine wichtige Funktionalität zum schnellen
Auffinden von Daten.
8
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zen. Seit MS-DOS-Zeiten sind wir gewohnt, Daten und Programme hierarchisch
in einer Baumstruktur in Ordnern oder Verzeichnissen nicht nur inhaltlich,
sondern auch räumlich einzuordnen. 21 Damit ist immer eine "kategorische"
Entscheidung verbunden, ein "sowohl-als-auch" oder noch mehr Alternativen
lässt eine solche Einordnung nicht zu. Analog dazu ist die Bookmark-Verwaltung
eines Browser organisiert, haben wir z. B. eine interessante Seite über "Mountainbiking als Aktivurlaub in den Tiroler Alpen" gefunden, so stehen wir vor der
Qual der Wahl, in welchem Ordner wir diesen URL als Link einordnen. Nehmen
wir einen der bereits vorhandenen Ordner "Mountainbiking" oder "Urlaub" oder
sind wir gezwungen, einen neuen Ordner "Aktivurlaub", "Österreich" oder
"Tirol" einzurichten oder gar eine neue Baumstruktur "Urlaub-AktivurlaubMountainbiking-Tirol"? Egal, wie die Entscheidung ausfällt, das kategorische
Ordner-Prinzip wird den Anwender nicht zufrieden stellen, weil es nicht dazu
passt, wie Menschen arbeiten und denken! Hier schlägt nun die Stunde des
"Tagging"!
Mit Hilfe von Schlagworten oder "Tags" – um im Jargon des Web 2.0 zu bleiben – entfällt die räumliche Einordnung von Informationen und damit jegliche
Hierarchie zugunsten einer ausschließlich inhaltlichen Strukturierung. Dank
solcher "flachen" Hierarchien müssen wir uns nie wieder merken, in welchem
Ordner wir eine Information abgelegt haben. Um unsere besagte Internetseite
als Bookmark abzuspeichern und damit jederzeit verfügbar zu machen, erhält
sie z. B. als Etikettierung die Tags "Aktivurlaub", "Mountainbiking", "Österreich"
und "Tirol", weitere Tags wären durchaus möglich. 22 Durch die Verknüpfung der
Tags untereinander ergibt sich eine vernetzte Struktur, die das Wiederauffinden
von "getaggten" Informationen im allgemeinen und bei Bookmarks im speziellen erheblich erleichtert. In Anlehnung an den Spruch eines bekannten Möbelhauses könnte man auch sagen, "Ordnest Du noch oder taggst Du schon?".
Tags können alphabetisch aufgelistet und zur Kennzeichnung ihrer Relevanz mit
der Anzahl der Links versehen werden, auf die sie hinweisen. Beliebter, weil
übersichtlicher, ist die visuelle Darstellung als "Tag-Cloud", einer "Wort-Wolke",
in der die Relevanz eines Tags durch seine Schriftgröße ausgedrückt wird. 23
Aufmerksame Leser des Internet-Magazins Spiegel Online werden sicher bemerkt haben, dass seit Anfang September 2006 die "Themen des Tages" ebenfalls als "Tag-Cloud" darstellt werden, in der die einzelnen Schlagworte oder
Tags entsprechend ihrer Relevanz hervorgehoben werden.
Die erste "Bookmark-Community" im Internet, die das Tagging als durchgängiges Ordnungsprinzip eingeführt hat, war 2003 der US-Anbieter delicious
http://del.icio.us 24 , heute die populärste Bookmark-Verwaltung der Welt. Sie
21
Eine solche Einordnung in ein hierarchisches Klassifikationsschema wird auch als Taxonomie
22
Als Versuch einer mehr "bildhaften" Beschreibung könnte man in diesem Beispiel mit den vier
23
Eine kurzweilige Einführung in den Gebrauch von Tags bietet der Blog "Sinnvolles Tagging" in:
bezeichnet.
"Tags" auch von der gleichzeitigen "Ablage" in vier "virtuellen Schubladen" sprechen!
http://www.blogh.de/428 , ebenfalls eine ausgezeichnete Einführung ist der Beitrag von Sven
Przepiorka http://www.tzwaen.com/publikationen/tagging-schlagwoerter .
24
Ende 2005 hat der Suchmaschinenbetreiber Yahoo diesen Dienst übernommen.
9
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steht aber auch für das "Social Bookmarking" und geht damit weit über die
Möglichkeiten einer Bookmark-Verwaltung hinaus.
"Social Bookmarks" – Linklisten werden gesellschaftsfähig!
In der Tat handelt es sich bei dem kostenlosen Service del.icio.us um ein
wahrhaft "delicious", ein köstliches Internet-Angebot, sozusagen ein "Schmankerl". Will man in der Bookmark-Verwaltung einen Link speichern, muss dieser
lediglich mit Tags versehen werden, also einfachen Schlagworten, mit denen
man die Seite später wieder schnell finden kann. Es gibt keine Vorgabe von
Schlagworten, jeder Anwender kann sein eigenes Begriffssystem aufbauen und
auch die Anzahl der Tags bleibt dem Anwender überlassen 25 . Soweit die reine
Bookmark-Funktionalität von del.icio.us, die soziale Komponente kommt nun
damit ins Spiel, dass diese Bookmarks allen anderen Anwendern zugänglich und
damit öffentlich gemacht werden können. So sieht man bereits bei der Eingabe
einer neu zu "taggenden" Seite, wer diese Seite bereits als Bookmark eingetragen und mit welchen Tags versehen hat oder welche anderen Anwender die
gleichen Tags verwenden. Wenn man z. B. sieht, dass ein Anwender namens
VORU einen Bookmark auf den gleichen Link gesetzt hat, klickt man nur auf
seinen Namen und sieht seine Bookmarks. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat
VORU die gleichen Interessen und seine Bookmarks könnten eine ergiebige
Quelle für neue Informationen darstellen! Hinzu kommt, dass man auch alle
Einträge zu den jeweiligen Tags einsehen kann.
Durch diese assoziativen Verfahren wird man auf Webseiten geführt, die bei der
Recherche mit "klassischen" Suchmaschinen oft außen vor bleiben und die
Vernetzung über Links und Tags bietet in der Tat oft effektivere und reichhaltigere Informationen als eine Suchmaschine. Hinzu kommt, dass die Trefferlisten
von Suchmaschinen das Ergebnis einer durch Algorithmen determinierten
maschinellen Suche sind, deren "Sinnhaftigkeit" kein Mensch untersucht hat. Im
Gegensatz dazu greift die interne Suchmaschine von del.icio.us nur auf Informationen zurück, die mindestens einmal von einem Menschen für Wert befunden worden sind, als Bookmark gesetzt zu werden. So gesehen können
Bookmark-Verwaltungen durch ihr Social Network durchaus zu ernsthaften
Alternativen von Suchmaschinen werden, denn Menschen können immer noch
Inhalte und Informationen besser bewerten als der Algorithmus einer Suchmaschine. Perfektioniert werden solche sozialen Bookmark-Verwaltungen schließlich durch den Einsatz anderer Web 2.0-Features. Per RSS-Feed kann sich jeder
Anwender über Änderungen und Neuigkeiten hinsichtlich seiner Tags oder über
die Bookmark-Verwaltungen anderer Nutzer automatisch informieren lassen.
25
Die Schwächen dieser unstrukturierten Verschlagwortung sind der synonyme Gebrauch von
"Tags" wie z.B. Bookmark oder Bookmarking und Pluralformen wie Bookmarks. So gibt es in
diesem Beispiel drei Tags für ein Etikett und global gesehen eine inflationäre Entwicklung von
Tags. In der Praxis hat sich allerdings herausgestellt, dass viele Anwender sich an bereits vorhandenen Tags und damit ihrer Schreibweise orientieren und so einen "Wildwuchs" in Grenzen
halten.
10
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
Wenn Link-Listen zu Wissens-Archiven werden
So werden im Web 2.0 aus ehemals statischen Linklisten mit einem nicht mehr
zeitgemäßen kategorischen Ordnungssystem durch "Soziale Lesezeichen"
dynamische intelligente Wissens-Archive. An dieser Stelle bietet sich auch
wieder die Gelegenheit, einen neuen Begriff vorzustellen, der hin und wieder
durch die Welt des Web 2.0 geistert, und zwar folksonomy. Es ist ein Kunstwort
aus den englischen Wörtern folks (Leute) und taxonomy (Klassifizierung) und
steht ganz allgemein für die Verschlagwortung (Tagging) von Inhalten im
Internet durch die Anwender. In unserem Beispiel bezeichnet folksonomy die
gemeinschaftlich erstellten Sammlungen von Tags im Bereich des "Social
Bookmarking".
Mittlerweile gibt es in der Folge von Oneview und del.icio.us eine ganze Reihe
weiterer webbasierter Bookmark-Verwaltungen oder – wie es neuerdings heißt "Social Bookmarking-Portals", die sich alle dem Taggen als gemeinschaftliches
Indexieren verschrieben haben und eine ähnliche Palette von Features aufweisen. Neben Furl www.furl.net 26 als weiterer englischsprachiger Dienst gibt es
auch bemerkenswerte deutschsprachige Angebote wie Taggle www.tagle.de,
Icio www.icio.de , Netselector www.netselector.de sowie die äußerst innovative
Seite Mister Wong www.mister-wong.de. Aber jede noch so gute Beschreibung
und Darstellung kann keine eigenen Erfahrungen ersetzen und so sei jedem
Anwender empfohlen, seine Bookmark-Verwaltung vom lokalen Browser in das
Internet zu verlagern. Gerade im Bildungsbereich stellen solche sozial organisierten Bookmark-Verwaltungen im Internet eine nicht zu unterschätzende Hilfe
dar und sollten gemeinsam von Lehrern und Schüler für Projekt- und Gruppenarbeiten eingesetzt werden, damit bereits das Recherchieren und Zusammenführen von Informationen als praktizierte folksonomy zu einem ubiquitären
Gemeinschaftserlebnis wird. 27
Blogs – wenn Tagebücher öffentlich werden!
Blogs, ursprünglich Weblogs 28 genannt, gehören zu den Aushängeschildern des
Web 2.0 und sind mit derzeit (November 2006) etwa 70 Mio. Blogs ein fester
Bestandteil in der Medienwelt. 29 Eine Definition per se scheitert daran, dass
Blogs einem ständigen und vielschichtigem Wandel unterliegen. Am ehesten
lässt sich ein Blog in seiner ursprünglichen Ausprägung noch als Kombination
von Tagebuch und Gästebuch auf einer spartanischen Homepage beschreiben,
aber ohne all den organisatorischen Aufwand, der mit der Einrichtung einer
26
Furl speichert im Gegensatz zu anderen Anbietern nicht nur Links, sondern alle getaggten
Webseiten in einem "persönlichen" Archiv mit derzeit max. 5 GByte Speicherkapazität gleich mit
ab. Bei Webseiten, die sich häufig ändern oder irgendwann als "toter Link" enden, hat das den
unschätzbaren Vorteil, dass eine getaggte Webseite immer im "Original", d.h. im Zustand des
Abspeicherns, verfügbar ist.
27
Der Autor hat unter anderem auch für die Recherchen zu diesem Artikel eine öffentlich zugängli-
28
Blog ist eine Abkürzung für Weblog, in dem wiederum die Begriffe Web und Logbuch stecken.
29
Schätzungen des Blog Herald http://blogherald.com gehen sogar von rund 200 Millionen Blogs
che Bookmark-Verwaltung unter http://del.icio.us/voru angelegt.
aus.
11
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
Homepage verbunden ist, sozusagen ein "barrierefreier" Weg zur eigenen
Homepage.
Technisch gesehen basieren Blogs auf leistungsfähigen Content-ManagementSystemen (CMS) 30 , die mit Texten, Bildern und multimedialen Inhalten gefüllt
werden und kein spezielles Know-how hinsichtlich deren Gestaltung voraussetzen. Der angehende Blogger meldet sich bei einem in der Regel kostenlosen
Dienst wie www.blogger.com 31 an und kann sofort loslegen, unter seinem
Namen oder einem anonymen Pseudonym seinen Blog und damit sein persönliches Online-Tagebuch zu starten, in dem er seine Sicht auf ein beliebiges
Thema darlegt. 32 Damit ist natürlich die Erwartung verbunden, dass ihm dabei
möglichst viele Surfer über die Schulter schauen und ihre Kommentare abgeben, und zwar regelmäßig, sonst "stirbt" das Blog und landet in den BlogArchiven und damit auf dem Daten-Friedhof.
Als Web 2.0 Anwender legt der Blogger nicht nur großen Wert auf die Reaktion
seiner Leser, mit Hilfe von Trackbacks 33 erhält er Rückmeldungen, wenn
andere thematisch ähnlich geführte Blogs sich auf seinen Blog beziehen und
damit die Blogs untereinander vernetzen. Zum schnellen Wiederauffinden taggt
er seine Beiträge mit Schlagworten und in einem Bloggroll 34 listet er andere
Blogs auf, die er regelmäßig selbst als Leser verfolgt. Last but not least informiert er via RSS-Feeds seine Leser über Neuigkeiten in seinem Blog. Soweit die
mehr formale Seite von Blogs! 35 Was kommt nun dabei heraus, wenn Tagebücher, die früher wie ein Schatz vor dem Zugriff von Fremden geschützt wurden,
nun von der ganzen (Internet)-Welt eingesehen werden können?
Die Themen der frühen Blogs als persönlich gehaltene Tagebücher oder Journale im Internet sind äußerst vielfältig und reichen von den alltäglichen Dingen
des Lebens bis hin zur großen Politik. Gemäß dem Motto "Alles ist wichtig,
nichts ist uninteressant" findet alles, was Menschen bewegt, seinen Niederschlag. Blogs spiegeln die gesamte Bandbreite menschlicher Interessen wieder.
Typische Beispiele für Blogs in ihrer Reinkultur als persönlich gefärbte InternetTagebücher sind z.B. das prämierte Blog der Journalistin Katharina Borchert
www.lyssas-lounge.de/peepshow, das tägliche Blog eines Bremer SupermarktBetreibers www.shopblogger.de/blog, ein kurzweiliges Blog eines Deutschen
über seine Erlebnisse und vor allem seine sprachlichen Beobachtungen in der
Schweiz www.blog wiese.ch, die alltäglichen Erlebnisse und Nöte eines deut-
30
Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Content-Management-System
31
hier ist eine Übersicht der Bloganbieter www.bloganbieter.de
32
Wenn mehrere Personen einen Blog führen, spricht man einem Group Blog.
33
Trackbacks sind technisch gesehen das Gegenteil eines RSS-Feeds, sie informieren einen Blogger
darüber, wer in einem anderen Blog auf seinen eigenen Blog Bezug nimmt. So findet eine Vernetzung der Bloggs untereinander statt.
34
sozusagen eine Lieblingsliste seiner Blogs.
35
Anders als bei den Foren im Internet oder den Newsgroups im UseNet, in denen alle Teilnehmer
gleichberechtigt sind und oft eine Diskussion ins Sinnlose ausufern lassen, hält der Blogger die
Zügel in der Hand und bestimmt den weiteren Verlauf der Diskussion respektive der Weiterentwicklung seines Blogs!
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Volker Rüddigkeit
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schen Austauschschülers in Australien http://rueckenwind.dasding.de/?cat=9
und die Erlebnisse eines "Kilo-Killers" www.stern.de/blog/40_der_kilo-killer .
Blogs – die neue Form des Briefwechsels?
Durch ihre Kommentare an den Blogs werden Leser zu Teilnehmern, sie treten
gleichsam in einen Briefwechsel mit dem Blogger ein, entdecken neue Aspekte
oder eine andere Sicht der Dinge. So entsteht ein breit gefächertes Meinungsbild in der Folge des jeweiligen Blogs. Unter den Bloggern gibt es begnadete
Geschichtenerzähler, viele Blogs einschließlich der Kommentare sind genial,
witzig und informativ, aber noch mehr Blogs enden in peinlichen Selbstdarstellungen und haben selbst Mühe, das Niveau von Daily Soaps zu erreichen. Sie
sind eine nahtlose Fortsetzung der nachmittäglichen Fernsehsendungen der
privaten Anstalten mit den Mitteln des Internet!
Allerdings nehmen sich die Blog-Aktivitäten im deutschen Sprachraum im
Vergleich zum restlichen europäischen Ausland ziemlich bescheiden aus, ganz
zu schweigen vom Rest der Welt. So werden denn auch zahlreiche Anstrengungen wie z.B. die Auslobung von Preisen und Wettbewerben unternommen, um
Blogs einerseits zu kultivieren und andererseits populärer zu machen. 36 All das
führt natürlich auch zu skurrilen Entwicklungen, wenn z. B. jeder Prominente,
oder wer immer sich dafür hält, nichts Mitteilenswertes aufzuweisen hat, aber
im Sinne eines "me too" dennoch ein Blog startet. Viele Zeitungen haben in
einer ersten Hilflosigkeit vor diesem neuen Phänomen Blog ihre bislang täglichen oder wöchentlichen Kolumnen oder Glossen einfach in Blogs umfirmiert
und so werden nun Leserbriefe zu Kommentaren. Neben leicht verunglückten
Versuchen gibt es hier aber auch echte Perlen wie z. B. die Blogs der Zeitschriften Focus und Die Welt, zu finden unter www.blog.focus.msn.de und
www.welt.de/z/plog. 37 Mit Hilfe von speziellen Blog-Suchmaschinen wie
www.blogsearch.google.com, www.technorati.com oder www.blog-sucher.de
sowie Blog-Portalen wie www.bloxbox.net kann jeder Interessierte nach Herzenslust recherchieren und seine Blogs finden!
Wenn Laien Reporter werden – Blogs versus Journalismus!
Blogs entwickeln sich aber auch zunehmend als Alternative oder zumindest als
Konkurrenz zum Journalismus. So können sie quasi über Nacht eine große
Medienaufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn Blogger von Katastrophen wie
dem Tsunami, Terror-Anschlägen wie dem 11. September oder kriegerischen
Ereignissen zeitnah und ungefiltert berichten. Anders als Journalisten unterliegen sie keiner Zensur, ihre Berichte werden nicht redigiert und sie müssen
keine Rücksicht auf übergeordnete politische Interessen nehmen. Und genau
diese Authentizität ist es, die der klassische Journalismus fürchten muss, wenn
36
Die Deutsche Welle verleiht alljährlich einen Weblog Award "THE BOBS" (Best oft Blog)
http://thebobs.dw-world.de/index.php, wobei der Schwerpunkt allerdings auf dem journalistischen Blog liegt. Aber auch viele Zeitungen wetteifern in Blog-Prämierungen, es gibt sogar regelrechte Hitlisten. Ein deutscher Blog-Chart findet sich unter http://www.deutscheblogcharts.de
37
der populäre Blog http://www.bildblog.de ist nicht, wie der Name vermuten lässt, ein BlogService der besagten Tageszeitung, sondern gibt "Notizen über eine große deutsche Boulevardzeitung " wieder.
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Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
er im Gegensatz dazu auf allen Sendern fortlaufend die immergleichen Bildsequenzen und Kommentare der Öffentlichkeit präsentiert. Beispielhaft sind hier
die "War-Blogs", die in der Folge des 11. September 2001 aus Afghanistan oder
dem Irak berichteten.
Große Popularität hat hier ein War-Blogger mit dem Pseudonym Salam Pax 38
erlangt, ein junger Iraker, der in seinem Blog "Dear Raed" 39 sehr authentisch
von seinem Alltag im Vorkriegs-Irak und nach der amerikanischen Invasion
berichtet hat. So fürchten denn auch viele totalitäre Staaten, in denen Presseoder Meinungsfreiheit ein Fremdwort ist, Blogger wie der Teufel das Weihwasser. Im Iran, wo Blogger besonders aktiv sind, fürchtet die islamische Regierung diese Gegen-Öffentlichkeit so sehr, dass man das Land am liebsten vom
weltumspannenden Internet abkoppeln möchte. 40 China verlangt von seinen
etwa 17 Millionen Bloggern, sich unter ihrem Realnamen registrieren zu lassen,
um so potenziellen "Cyber-Dissidenten" kein anonymes Forum zu geben. 41
Aber auch die amerikanischen Militärs haben zunehmend Probleme mit Milbloggern, meist jungen Soldaten, die ihre Erlebnisse zwischen Euphrat und Tigris
sehr authentisch und vor allem unmittelbar aus erster Hand beschreiben. 42 Eine
durchaus vielversprechende Entwicklung, wenn in Zukunft nicht nur "die Waffen
sprechen", sondern auch die bloggenden Soldaten!
Die Kehrseite der Medaille!
Das politische Potenzial des Bloggens haben Aktivisten vielerlei Richtungen
erkannt und etablieren sich mit ihren Blogs immer mehr als kritische Instanz,
die auch den traditionellen Medien zunehmend auf die Finger schaut. 43 Dabei
haben sie Freiheiten, um die sie selbst in einer rechtstaatlichen Umgebung der
"klassische" Journalismus nur beneiden kann. Man stelle sich nur die Hilflosigkeit eines Unternehmens oder einer Behörde vor, die ein bloggender Umweltaktivist auslöst, wenn er z. B. in seinem Blog von einem sich anbahnenden
Umweltskandal berichtet, in den eine Behörde oder ein Unternehmen involviert
ist. Wie will man besagten Blogger etwa mit dem Pseudonym "Karl der Käfer"
erreichen und zu einer Gegendarstellung oder Unterlassung bewegen, wenn
sein Blog auf einem Server in Vanuata geführt wird und sich damit der deutschen Gerichtsbarkeit entzieht? So gesehen ist ein Blog eine neue (Internet)Variante des altbekannten Spiels David gegen Goliath.
Die Kehrseite der Medaille ist aber, dass jedermann via Blog auch aus weniger
hehren Motiven heraus ungeprüft und unzensiert alle möglichen Behauptungen
38
Salam Pax sind die arabischen und lateinischen Wörter für Frieden, mehr unter
http://de.wikipedia.org/wiki/Salam_Pax . Salam Pax wurde auch als der Bagdad Blogger bekannt. Sein neues Blog findet sich unter http://justzipit.blogspot.com .
39
www.dear_raed.blogspot.com, der Blog ist durch die Ereignisse im Irak abgeschlossen.
40
Vgl. Katharina Borchert, Die Nacht der langes Messages, in:
41
vgl. http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,445110,00.html
42
eine Portalseite für Milblogs ist: http://milblogging.com .
43
In den USA hat sich hier ein eigenes Genre in Form der Watchblogs entwickelt. Ein typischer
www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=9199&CategoryID=66
Vertreter in Deutschland ist der Bildblog www.bildblog.de, deren Macher es sich zu ihrer Aufgabe
gemacht haben, den Redakteuren der bekannten Boulevard-Zeitung auf die Finger zu schauen.
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Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
und Anschuldigungen in die Welt setzen oder Hetzkampagnen entfachen kann.
Derzeit können solche Blogs mit Glaubwürdigkeits-Defiziten nur durch sachkundige und couragierte Kommentatoren entlarvt und richtig gestellt werden! So
lange dieses Manko besteht, kann der klassische Journalismus Blogs als interessante Parallelentwicklung wahrnehmen und mit Argwohn beobachten, fürchten muss er sie nicht!
Das Tagebuch ist tot – es lebe die Blogosphäre!
Wie viele andere innovative Entwicklungen vorher im Internet werden auch
Blogs von ihrer eigenen Dynamik eingeholt und verzweigen sich gleich einem
Baum von einem Stamm in viele Äste. So ist denn auch eine Entwicklung zu
beobachten, die vom klassischen Tagebuch-Blog mehr in Richtung eines thematisch geführten Blogs verläuft, in dem nicht mehr der Blogger selbst im Mittelpunkt steht und seinen privaten Alltag ausbreitet. In einer Abkehr von der
chronologischen Regelmäßigkeit eines persönlich gehaltenen InternetTagebuchs werden frisch Erlebtes, Geistesblitze, Beobachtungen, aber auch
private und berufliche Interessen und noch mehr Belanglosigkeiten zum Anlass
genommen, ganz spontan ein neues Blog zu starten. Jedes erdenkliche Thema
findet heute seinen Niederschlag in einem Blog und wird so zu einer Art privaten Tageszeitung des Bloggers! Das kann der beabsichtigte Kauf eines neuen
Autos sein, der Führungsstil des Chefs, die Nutzung alternativer Energien,
umstrittene Äußerungen eines Politikers oder die Frage, ob Blähungen bei
Hunden chronisch werden können.
Hier können durchaus sprachliche Kunstwerke oder Kabarettstückchen entstehen, die einem Comedian zur Ehre gereichen würden, aber ebenso wird der Ton
oft rauer und kann auch beleidigende und ehrverletzende Formen annehmen.
Ein Marketing-Fachmann hat in diesem Zusammenhang einmal sehr treffend
von den "Klowänden des Internets" gesprochen und warum sollte auch ausgerechnet die "Blogosphäre" von den negativen Auswüchsen des Internets verschont bleiben und so erfreuen sich hier Tags wie Sex, Erotik oder Porno eines
exponentiell zunehmenden Gebrauchs. Wenn die Armee der Schmutzfinken
einfällt, darf natürlich auch der Spam nicht fehlen, der sich ebenfalls explosionsartig in den Kommentaren ausbreitet und immer mehr Blog-Betreiber dazu
veranlasst, nur von vorher registrierten Lesern Kommentare zuzulassen.
Wenn Experten bloggen!
Aber es gibt auch genügend erfreuliche Beispiele für Blogs, die wieder hoffen
lassen. Ein neues Genre in der Blogosphäre, das sich auch von der Idee des
Internet-Tagebuchs entfernt hat, sind hier die "Experten-Blogs". Hier geht es
den Bloggern in erster Linie um einen gemeinsamen Erfahrungsaustausch in
ihren Spezialgebieten und in ihrer Fachsprache, wie es z. B. das juristische
Blog-Portal www.jurablogs.com ermöglicht. Wer sich jetzt schon für die künftige
Version von Microsoft Office interessiert, sollte das Experten-Blog
www.office2007-blog.de/index.php besuchen und für Medienpädagogen ist das
Blog http://elearningblog.tugraz.at allererste Wahl, aber auch das Weiterbil-
15
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
dungsblog 44 von Jochen Robes gilt hier als Geheimtipp. Ein weitere durchaus
positive Entwicklung zeigen die meist von Gruppen betriebenen "Themen-Blogs"
wie z. B. das Literatur-Blog www.blog.literaturwelt.de oder www.blog.hokat.de,
ein Tourismus-Blog. Mit www.bielefeld-blog.de wird sogar die eigene Stadt zum
Thema eines Blogs. Nicht der Blogger steht hier im Mittelpunkt, sondern Themen, die sich meist aus den Bereichen Kultur, Kunst, Öffentlichkeit, Sport und
Freizeit rekrutieren und sich durch einen sachlich-nüchternen Sprachgebrauch
auszeichnen. Ähnlich den Themen-Blogs stehen auch die "Technik-Blogs" für
eine mehr informative Ausrichtung von Blogs. Sie verbreiten TechnologieNeuigkeiten und vermitteln technisches Know-how wie z. B. das Blog
www.laserblog.de oder www.blugu.de. Damit bei aller Technik der Spaß nicht
zu kurz kommt, wird auf www.thedailywtf.com täglich eine augenzwinkernde
Geschichte über Pfusch in der IT-Industrie erzählt. Aber auch der Blogger selbst
ist mittlerweile zum Gegenstand von Blogs geworden, wie das herrlich ironische
Blog www.profi1a.de/wordpress/?p=163 über "Blogger-Typen" zeigt.
Wenn Unternehmen bloggen!
Ein weiterer Blog-Typ, der sich zunehmend etabliert, ist das "UnternehmensBlog". Die Unternehmen haben die Blogs entdeckt, und zwar sowohl als Marktforschungsinstrument wie auch als Marketinginstrument! Mit Hilfe von Suchmaschinen durchforsten sie alle Blogs nach Produkten, Konkurrenten und neuen
Marktchancen. Wo werden ihre Produkte genannt, beurteilt und vor allem
kritisiert? Mit den so gewonnenen Informationen erfahren Unternehmen mehr
und vor allem authentischer, wie ihre Produkte beim Kunden ankommen und
welche Verbesserungen sie wünschen. Oft gehen aber auch kostspielige Rückrufaktionen auf Blogger zurück, wie das Beispiel der Fa. Kryptonite zeigt. In
einem Blog wurde gezeigt, wie einfach man ein Fahrradschloss der High-TechSchmiede knacken konnte Nach einer Woche waren laut Suchmaschine Technorati fast 2 Millionen Benutzer darüber im Bilde und Kryptonite blieb letztlich
nichts anderes übrig als eine teure Rückrufaktion zu starten. 45
Mit einem eigenem Unternehmens-Blog für die Selbstdarstellung und die Kontaktaufnahme mit ihren Kunden haben Unternehmen ein Marketinginstrument
par excellence wie das Beispiel der sächsischen Kelterei Walther mit ihrem "Der
Walther" Saftblog zeigt www.walthers.de/blogs. Hier haben die Kunden Gelegenheit, ihre Kritik einzubringen, die sich in tatsächlich geänderten Rezepturen
äußert und so den Umsatz des Unternehmens weiter ankurbelt. Die Kommentare der Kunden auf das Blog sind für das Unternehmen wichtiger und ergiebiger
als teure künstliche Befragungssituationen. Ein Paradebeispiel für ein Unternehmens-Blog ist auch das Frosta-Blog www.blog-frosta.de, ein Blog, das von
den Mitarbeitern der Tiefkühlfirma Frosta geführt wird. Mit Erstaunen kann man
laut Marketing-Abteilung vernehmen, dass die Zugriffe auf das Blog deutlich
höher sind als auf die "normale" Internetseite. Neben der Darstellung nach
außen sind Blogs aber auch innerhalb eines Unternehmens – besonders wenn
es auf viele Standorte verteilt ist oder weltweit agiert – ein ideales Medium für
44
http://www.weiterbildungsblog.de
45
Vgl. http://www.zeit.de/2006/30/Blogs?page=all
16
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
die interne und vor allem zeitnahe Kommunikation der Mitarbeiter untereinander. Dabei wird sichtbar, wer an welchen Themen arbeitet und niemand muss
mehr das Rad neu erfinden! So finden Experten zusammen, die vorher nichts
voneinander gewusst haben. Mit WAZsolls www.wazsolls.blognic.net ist sogar
ein anonymes Mitarbeiter-Blog entstanden, das aus der Redaktion der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung berichtet. An diesen Beispielen vermag man zu
erkennen, wie in Zukunft Blogs – aus welcher Sicht man sie auch immer betrachtet – die interne Kommunikation und die Öffentlichkeitsarbeit der Unternehmen beeinflussen werden! 46
An dieser Stelle sei nochmals ausdrücklich daran erinnert, dass wir nach wie vor
im Web 2.0 sind und durch die geniale Technik der RSS-Feeds auch Blogs via
Feed abonniert werden können und so den Leser automatisch über Neuigkeiten
auf seinen Lieblings-Blogs informieren! Bevor wir uns nun dem Thema "Blog
und Schule" zuwenden, erscheint es aber zunächst einmal sinnvoll zu erfahren,
wer überhaupt in Deutschland respektive im deutschsprachigen Raum bloggt?
Wer bloggt denn nun in Deutschland?
Um die Frage zu beantworten, wie viele aktive Blogger in Deutschland oder im
deutschsprachigen Raum ein eigenes Blog führen, kann man gleich auf mehrere
Umfragen und Statistiken zurückgreifen. Um es vorweg zu nehmen, viel schlauer wird man nicht! Die jüngste Umfrage der Zeitschrift Focus 47 vom Juli diesen
Jahres geht hier von 5% der Bevölkerung für Deutschland aus, was bedeuten
würde, dass wir in Deutschland etwa 4 Millionen Blogs haben. Kaum zu glauben
und so wird diese Umfrage in Blogger-Kreisen auch heftig diskutiert und die
Zahlen erheblich nach unten reduziert! Andere Studien gehen von 4% der
Internetnutzer (nicht der Bevölkerung!) aus und kommen so auf etwa 1,6
Millionen Blogs. 48 Ergiebiger scheint die Studie des Marktforschungsunternehmens TNS Infratest 49 zu sein, die nicht nur die aktiven Blogger, sondern mit
den Lesern von Blogs auch die passiven Blogger erfasst. Die Studie kommt zu
dem Ergebnis, dass es in Deutschland etwa 1,4 Millionen aktive und etwa 6,6
Millionen passive Blogger gibt, immerhin rund 13 Millionen Internet-Nutzer
kennen Blogs zumindest vom Hörensagen. Jugendliche und speziell Schüler
führen mit fast 350.000 aktive Bloggern die Hitliste der aktiven Blogger in
Deutschland an. Weitaus mehr, nämlich rund 4 Millionen Schüler besuchen
Blogs als Leser und Kommentatoren, das sind immerhin rund ein Viertel der
deutschen Schüler. 50 Aber auch diese Zahlen werden als spekulativ betrachtet
und nach unten korrigiert. So bleibt denn als einzig verlässliche Aussage all
dieser umstrittenen Untersuchungen eigentlich nur das Fazit, dass die meisten
Blogger Jugendliche und Schüler sind! Amerikanische Untersuchungen bestätigen übrigens diese Vermutung und so stellt sich denn dem verwunderten Leser
die Frage, ob das Bloggen nun eine reine Freizeitbeschäftigung von Schülern ist
46
Vgl. ebenda
47
Vgl. www.cio-weblog.de/50226711/focus_fanf_prozent_der_deutschen_fahren_ein_weblog.php
48
Vgl. http://diplog.blogsome.com/2006/02/15/zahl-der-weblogs-in-deutschland
49
http://www.tns-infratest.com
vgl. http://sw-guide.de/weblog/2006-09-22/neues-umfrageergebnis-zu-blogs-und-blogger-in-deutschland
50
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Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
oder ob die Blogs auch schon in den Schulen und damit im Bildungsbereich
angekommen sind?
Blogs in der Schule – ein verkanntes Potenzial?
Blogs haben schon – für viele unbemerkt! - in den Schulen Einzug gehalten,
und erstaunlicherweise auch ganz "unten", in der Grundschule. Ein Beispiel für
ein zumindest farbenprächtiges Blog ist das von Grundschülern geführte Blog.
eines 3. Schuljahres www.elefantenklasse.de und das schon professionell
anmutende Blog www.php.educanet2.ch/psub/wordpress der 5. Klasse einer
Schweizer Primarschule. Während man im deutschsprachigen Raum Grundschul-Blogs an einer Hand abzählen kann, sind sie im englischsprachigen Raum
wesentlich stärker verbreitet, wie die beiden repräsentativen Beispiele
www.grasmereprimaryschool.org.uk und www.sandaigprimary.co.uk/pivot/index.php
zeigen. Kein Blog von Grundschülern, aber sehr informativ für deren Lehrer und
Eltern ist das Blog leichter lernen 51 , das über die Themen Legasthenie, Dyskalkulie und ADS berichtet.
Ganz "oben" angesiedelt – um in der Terminologie zu bleiben – ist das Blog
www.spitze-der-evolution.blogspot.com der 13. Klasse eines Technischen
Gymnasiums in Überlingen. Wie man einen Leistungskurs Erdkunde fast zwei
Jahre mit einem Blog begleitet beweist das Beispiel www.gohlkeweb.com/lek
des Gymnasiums Dorfen in Bayern. 52 Dass mittlerweile auch an Hauptschulen
gebloggt wird, zeigt das Blog der GHS Hittfeld www.ghs-hittfeld.blog.de. Über
die eigene Schule hinaus können Schülerinnen und Schüler im Schüler-Blog der
Zeitschrift Focus bloggen 53 .
Auch bei den Lehrern sind Blogs mittlerweile angekommen. In vielen Blogs geht
es um alltägliche Erlebnisse im Klassen- wie auch im Lehrerzimmer, kommentiert wird nicht zuletzt von Schülern, wie das repräsentative Blog
www.herr-rau.de/wordpress von Herrn Rau zeigt, einem Deutschlehrer und
Blogger der ersten Stunde. Das Gleiche in Englisch findet sich bei Jörg Weese,
einem Englischlehrer aus Coburg mit seinem Blog www.mrweese.blogspot.com
und mit lets talk about school 54 schildert eine Hauptschullehrerin ihren Schulalltag via Blog. Eine etwas andere Sicht der Dinge vermittelt das Blog Berufsschullehrer werden 55 und in der Zeitschrift Focus dürfen nicht nur Schüler,
sondern auch Lehrer nach Herzenslust bloggen. 56 Dass bei allem Bloggen auch
der Humor nicht zu kurz kommt, beweist recht eindrucksvoll ein Lehrer-Blog
mit dem bezeichnenden Namen niemehrschule http://teacher.twoday.net.
Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe von Blogs, die sich mit dem Phänomen
Blog in der Bildung auseinandersetzen, wie etwa das Bildungs-Blog
www.bildung.twoday.net und das lesenswerte Blog www.lehrerfreund.de.
51
www.leichter-lernen-werkstatt.blog.de
52
Das Blog ist zwar mittlerweile abgeschlossen, aber im Archiv lässt es sich trefflich stöbern.
53
www.blog.focus.de/schueler
54
http://xenonb.blogspot.com
55
http://msa.twoday.net
56
www.blog.focus.de/lehrer .
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Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
Lehren und Lernen mit Hilfe von Blogs vermittelt die informative Webseite
lernundenter 57 und eine ergiebige Webseite über Blogs als Werkzeuge für
selbstorganisiertes Lernen bietet der österreichische Psychologieprofessor
Werner Stangl an. 58
Viel interessanter erscheint aber der Einsatz von Blogs im Rahmen von kooperativem Lernen im Unterricht, da es für die Schüler sicher interessant ist, mit
einem Medium zu arbeiten, das ihnen schon aus ihrer Freizeit hinreichend
bekannt ist.
Einsatzmöglichkeiten für Schule, Lernen und Unterricht
Besonders für Deutschlehrer, die ständig auf der Suche nach didaktisch begründbaren Schreibanlässen sind, eröffnen sich hier vorher nie gekannte Möglichkeiten. Durch das Schreiben von Beiträgen wird die sprachliche
Ausdrucksfähigkeit entwickelt und parallel dazu läuft eine therapeutische Funktion, weil Erfahrungen, Erlebtes und Gefühle reflektiert werden. Durch die
Kommentar- und Feedbackfunktion, d.h. durch Reaktionen von anderen auf den
Text kommt es zur Auseinandersetzung über Inhalt und Form. 59 Im Fremdsprachenunterricht können Blogs in der Zielsprache geschrieben werden oder in
einer fremdsprachigen Community eröffnet werden, wo gezielt der fremdsprachliche Kontakt gesucht wird. 60 Eine sehr informative Einführung über
Blogs im Fremdsprachenunterricht bietet hier die Webseite von Lehrer-Online. 61
Einsatzmöglichkeiten für alle Fächer sind Blogs als Notizbuch und Surftagebuch
oder zum Sammeln von Ideen und interessanten Links, aber auch zum Dokumentieren von schulischen und unterrichtlichen Aktivitäten wie Ausflügen und
Projekten. Darüber hinaus können Blogs Lernentwicklungen und Lernfortschritte
im Laufe eines Unterrichtsjahres aufzeigen. 62 Lehrer können ihren Präsenzunterricht via Blog virtuell im Unterricht fortführen und Elternabende können auch
einmal als Blog im Internet stattfinden! Viele weitere medienpädagogische
Einsatzmöglichkeiten ließen sich hier noch anführen und diskutieren, würden
aber den Umfang dieses Artikels sprengen! Für alle interessierten Lehrerinnen
und Lehrer seien hier aus der Vielzahl von Veröffentlichungen zwei Artikel zur
Lektüre empfohlen: die sehr informative Schweizer Broschüre "Blogs und Wikis
im Unterricht" 63 aus der Reihe SchoolNetGuide und das oft zitierte "WeblogManual 2" von Ingrid Francisca Reichmayr. 64
An dieser Stelle sind noch einige kritische Anmerkungen zum Bloggen vonnöten. Anders als in den klassischen Foren des "alten" Internets verwendet man in
57
http://www.lernundenter.com/interaktion/blog/ideen.htm
58
http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/LERNTECHNIK/Weblogs.shtml
59
Vgl. Reichmayr,, Ingrid Francisca: Das Weblog-Manual 2, in:
60
vgl. ebenda
61
http://www.lehrer-online.de/url/weblogs-fsu
http://www.mediamanual.at/mediamanual/workshop/pdf/medienkultur/Weblogmanual.pdf
62
Vgl. Reichmayr a.a.O.
63
www.swisscom.com/NR/rdonlyres/FF6033D7-5E7E-41DF-833F-0D996DDE6C67/0/SNG9_de_032_20060831.pdf
64
http://www.mediamanual.at/mediamanual/workshop/pdf/medienkultur/Weblogmanual.pdf
19
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
Blogs zunehmend Realnamen statt phantasievoller Pseudonyme. Das kann als
ein mutiger Schritt aus der Anonymität heraus gewertet werden und es befriedigt auch die Eitelkeit, wenn die Eingabe des eigenen Namens in das Eingabefeld einer Suchmaschine zu mehr oder weniger Treffern führt, aber auch hier
gibt es eine Kehrseite der Medaille. Es ist heute eine durchgängige Praxis in den
Personalbüros der Unternehmen, sich über potenzielle Bewerber auch mittels
Suchmaschinen im Internet zu informieren. Aus diesem Grunde sollte sich jeder
Blogger gründlich überlegen, was er oft im Eifer des Gefechts schreibt. Schnell
kann aus einer unüberlegten Äußerung eine Ruf- oder gar Geschäftsschädigung
werden, die man zwar im eigenen Blog löschen kann, aber in zahlreichen
anderen verlinkten Blogs der Blogosphäre noch präsent ist. Abmahnungen sind
in Deutschland ein gern praktiziertes und vor allem lukratives Geschäft! Das
Internet ist nachtragend, in seinen Archiven können noch über Jahre hinaus
Dokumente verfügbar sein, auch wenn man der Auffassung ist, das sie längst
gelöscht sind. Auch ein Pseudonym verschafft hier nur eine trügerische Sicherheit, jeder Kommentar zu einem Blog wird mit der IP-Adresse des Kommentators automatisch aufgezeichnet und kann so auf ihn persönlich zurückgeführt
werden!
...bleiben noch einige unausgegorene Überlegungen! Wie wäre es denn, wenn
ein Schulleiter all das was, seine Schule betrifft, in einem Schul-Blog niederschreibt und Lehrer, Schüler und Eltern so die Möglichkeit haben, via Kommentar nachzufragen und konstruktiv-kritisch ihre Anregungen einzubringen?
Denkbar wäre auch ein Blog von höchster Stelle, wenn eine Kultusministerin
oder ein Kultusminister neue Gesetze und Verordnungen nicht nur per Amtsblatt verkündet, sondern parallel dazu mit einem Blog begleitet, um so authentisch und nicht durch die Filter der Ministerialbürokratie zu erfahren, was "vor
Ort" gedacht, gesagt und getan wird!
Podcasts – Blogs werden hörbar!
Die Fortsetzung des textbasierten Blogs mit multimedialen Mitteln wurde mehr
durch Zufall als durch eine revolutionäre Entwicklung der Firma Apple initiiert.
Apple, als innovatives Computer-Unternehmen bekannt, brachte im Jahr 2001
einen MP3-Player auf den Markt, der sowohl durch sein Design wie auch seine
einfache Handhabung ein Renner wurde und damit gleichsam zu einem Synonym für MP3-Player, der iPod! 65 Sehr schnell erkannte man, dass nicht nur
Musik MP3-fähig war, sondern Audiodateien generell. Und was sprach eigentlich
dagegen, auch Rundfunksendungen, Talk-Shows, Uni-Vorlesungen und natürlich auch Tagebücher als bisher textbasierte Blogs nun als Audio-Blogs verfügbar zu machen? Mit dem Kunstwort Podcast, entstanden aus iPod und
Broadcast engl. für Rundfunk, hatte man auch zugleich ein neues griffiges
Schlagwort geprägt, das bereits ein Jahr später vom New Oxford American
Dictionary zum Wort des Jahres 2005 gekürt wurde. Für Apple eine kostenlose
Eigenwerbung ohnegleichen, die mit jeder Nennung des Wortes Podcasts
verbunden ist. Dabei bedarf es gar nicht eines iPods, um von der schönen
65
Mit Hilfe des dazugehörigen Programms iTtune kann man auf einem PC Musikstücke, aber auch
Podcasts bequem aus dem Internet herunterladen und für den Einsatz auf dem iPod vorbereiten.
20
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
neuen Welt der Podcasts zu partizipieren. Podcasts kann man auf jedem MP3Player und natürlich auch auf jedem PC hören!66
Podcasts werden ubiquitär!
Die Thematik und die qualitative Bandbreite der Podcasts entspricht den klassischen Blogs. Sie haben nach vie vor den Charakter von persönlich gehaltenen
(Hör)Tagebüchern wie das Podcast Schlaflos in München
www.schlaflosinmuenchen.net der Podcast-Pionierin Annik Rubens oder gehen
als thematisch geführte Podcasts wie Wanhoffs wunderbare Welt der Wissenschaft www.wissenschaft.wanhoff.de von Thomas Wanhoff in eine mehr informative Richtung. 67 In einer Entwicklung ohnegleichen haben sich die
Medienindustrie, Rundfunk- und Fernsehen, private Internet-Nutzer, aber auch
der Bildungsbereich auf dieses neue Phänomen eines ubiquitären Mediums
eingestellt. So sind gerade einmal vom ersten Podcast im Oktober 2004 in
Deutschland zwei Jahre vergangen und schon kann man das Angebot an Podcasts kaum noch überschauen. Rundfunksender bieten ihre Sendungen als
Podcasts via Internet als "Radio zum Mitnehmen" zum Download an, Zeitungen
und Zeitschriften wetteifern mit ihren täglichen oder wöchentlichen Podcasts
um ihre Kunden und Universitäten machen Vorlesungen per Podcast verfügbar.
Als Web 2.0 Anwendungen können Podcasts analog ihren textbasierten Pendants via RSS-Feeds abonniert und automatisch auf den Computer übertragen
werden. Hierzu verwendet man analog zu den Feedreadern bei textbasierten
Blogs so genannte Podcatcher 68 wie z.B. den iTune der Fa. Apple. Aus diesem
Vorrat an Podcasts kann der Podcaster "on demand" und nach Belieben seine
Podcasts hören oder auf seinen MP3-Player übertragen und damit ubiquitär
nutzen.
Das führt natürlich auch zu einer anderen Sichtweise der Dinge. Wer also einen
Zeitgenossen, sei es im Zug, Bus, Flugzeug oder beim Joggen mit Ohrhörern
und umgehängten MP3-Player sieht, wird künftig verunsichert sein. Hört er
einfach nur Musik oder den täglichen Podcast seiner Lieblings-Bloggerin, lässt er
als Student die letzte Vorlesung noch einmal per Podcast ein sich vorüber
ziehen oder informiert er sich als Technik-Freak via Podcast über neue Entwicklungen der WLAN-Technik?
Podcasts in der Bildung
In der Medienpädagogik hat man sich längst der Podcasts angenommen und
sieht sie als interessante Möglichkeit an, Lerninhalte selbst zu bestimmen und
eigenverantwortlich zu nutzen. Der zunehmende Einsatz von Podcasts führt
neben anderen Entwicklungen auch zu einer Neuorientierung des E-LearningAngebotes und so spricht man hier analog zum Web 2.0 mittlerweile auch
66
Vgl. Rubens, Annik:Podcasting – Das Buch zum Audiobloggen, Köln 2006
67
Besonders die Rundfunkanstalten und Fernsehsender bieten eine Fülle von thematisch orientierten Podcasts an, einfach auf die entsprechende Internetseite gehen und als Suchbegriff "podcast" eingeben. Beispielhaft sei hier der WDR erwähnt:
http://www.wdr.de/radio/radiohome/aktionen7/wdr_2-podcasting.phtml
68
Eine Liste der aktuellen Podcatcher findet man auf http://wiki.podcast.de/Podcatcher
21
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
schon vom E-Learning 2.0! 69 Hier muss auch der Begriff des Mobilen Lernens
neu gefasst werden, denn Podcasts kann man auf einem beliebigen MP3-Player
abspielen und unabhängig von Ort und Zeit hören. Die bisherige Fokussierung
des Mobilen Lernens auf Notebooks wird auf andere Endgeräte wie besagte
MP3-Player, aber auch PDA und Handys erweitert.
In den USA hat es die Firma Apple geschafft, mit "iTunes-U" ein Modellprojekt
insbesondere für die akademische Jugend in das Rampenlicht der Medien zu
schieben. Dank "iTunes–U" können Universitäten und Colleges ihre Vorlesungen
als Podcast auf die iTune-Plattform übertragen und damit für ihre Studenten
verfügbar machen. Viele andere Bildungseinrichtungen sind diesem Beispiel
gefolgt und bieten ebenfalls ihre Inhalte als Podcast über die Apple-Plattform
oder direkt von ihrer eigenen Internetseite aus an. 70 Aber auch im deutschsprachigen Raum bleibt man nicht untätig, wie die Professur für Medienpädagogik
an der Universität Augsburg eindrucksvoll beweist. 71 Wer in Sachen Podcasts in
der Medienpädagogik und hier vor allem im universitären Bereich immer am
Ball bleiben möchte, dem sei der E-Learning-Blog http://elearningblog.tugraz.at
der TU Graz empfohlen. Viele andere Universitäten und vor allem Fachhochschulen entwickeln bzw. bauen ihr Podcast-Angebot aus und so bleibt in diesen
schnelllebigen Zeiten nur die Empfehlung, sich auf den Internetseiten der
jeweiligen Bildungseinrichtungen zu informieren.
Aber nicht nur Universitäten bieten Podcasts zur Bildung oder Weiterbildung an,
auch im kommerziellen Lager hat man schnell die Bedeutung von Podcasts
erkannt So veröffentlicht die Financial Times Deutschland einen kostenlosen
Business English Podcast 72 und viele weitere kostenlose Angebote finden sich
im bereits erwähnten iTunes-Angebot. 73 Noch kostenlos ist das Angebot von
Das Abenteuer Leben 74 mit interessanten Podcasts zu Themen wie Glauben,
Motivation, Kreativität usw., aber auch mit einem hörenswerten Podcast Lernen
und Gedächtnis der Gedächtnistrainerin Dr. Maria Sommer. Einen ausführlichen
Überblick der deutschsprachigen Podcast-Szene vermittelt das Podcast-Portal
www.podcast.de. Im Land der Vereine hat sich natürlich auch ein Verband der
Podcaster konstituiert, der seine Mitglieder mit der Internetseite
www.podcastverband.de auf dem laufenden hält. Im Rahmen des "18. Medienforum.nrw" hat am 24. Mai 2006 in Köln auch der erste Podcastday stattgefunden. 75
Bleibt noch das Ergebnis einer Umfrage in der deutschen Podcast-Szene zu
erwähnen, nach der ein Drittel der 2.344 Befragten Podcasts für die persönliche
Weiterbildung einsetzen. Der typische deutschsprachige Podcast-Konsument ist
69
An dieser Stelle sei nochmals auf den Artikel von Michael Kerres verwiesen: Kerres, Michael
(2006): Potenziale von Web 2.0 nutzen. In: Andreas Hohenstein, Karl Wilbers (Hrsg.): Handbuch
E-Learning, Fundstelle: http://mediendidaktik.uni-duisburg-essen.de/files/web20-a.pdf
70
Vgl. Alby, Tom: Web 2.0 – Konzepte, Anwendungen, Technologien. München 2006, S. 80 ff.
71
http://medienpaedagogik.phil.uni-augsburg.de/podcast/index.php?cat=Sendungen
72
http://www.ftd.de/div/podcast/37939.html
73
www.itunes.de
74
http://www.dasabenteuerleben.de/index.php
75
http://www.podcastday.de
22
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
übrigens laut dieser Umfrage knapp 30 Jahre alt, überwiegend männlichen
Geschlechts, verdient im Schnitt 2.100 Euro netto, hat 8 Podcasts abonniert
und hört diese knapp 4 Stunden pro Woche, und zwar meist auf dem Weg zur
Arbeit. 76
Podcasts in der Schule – das Comeback des Schulfunks!
Es ist immer wieder faszinierend zu erfahren, wie zeitnah engagierte Lehrer
neue Entwicklungen im Bereich der Medien in den schulischen Alltag einbringen.
Hier hat man schnell erkannt, dass Podcasts nicht nur der Unterhaltung dienen,
sondern auch den Unterricht aktueller und abwechslungsreicher gestalten
können, sei es durch die Einbeziehung vorhandener Podcasts oder der Möglichkeit, selbst Podcasts zu veröffentlichen. So erlebt auch der längst tot geglaubte
Schulfunk dank Podcasting ein Comeback. Mit dem College-Radio
www.br-online.de/wissen-bildung/collegeradio bietet der Bayerische Rundfunk
ein hervorragendes Schulfunkprogramm, das nahezu alle Fächer abdeckt und
durch schriftliche Materialien und Link-Listen ergänzt wird.
Ein besonders beliebtes Einsatzgebiet ist der Fremdsprachenunterricht, es gibt
eine Fülle von Podcasts in Englisch, Französisch, Spanisch und vielen weiteren
Sprachen, die größtenteils kostenlos erhältlich sind. Ein unersetzliches Hilfsmittel bei der Suche nach solchen Podcasts ist das bereits erwähnte Programm
iTunes der Fa. Apple, das auch in einer Windows-Version vorliegt. 77 Auf den
Internetseiten von Lehrer-Online wird ausführlich ein Projekt beschrieben, das
sich mit dem Einsatz von Podcasts im Französischunterricht befasst. 78 Für
Englischlehrer hat Kurt Seester eine Internetseite zusammengestellt, die sich
unter anderem auch mit dem Thema Podcast im Unterricht befasst. 79 Mehr
medienpädagogisch angehaucht ist die ausgezeichnete Broschüre "Good practice – Podcasts in der Schule" 80 der Pädagogischen Hochschule Thurgau.
Podcasting im Unterricht
Weitere Informationen, Hilfen und Anregungen für den Einsatz von Podcasts im
Unterricht vermittelt die Internetseite www.schulpodcasting.info und eine
unschätzbare Hilfe ist die Link-Liste Podcasting im Bildungskontext 81 der
Universität Augsburg. Echte Perlen sind auch die Schweizer Internetseiten
www.podcast-portal.ch der PH Thurgau und www.ipodium.ch , eine Plattform,
auf der Schulklassen ihre eigenen Podcasts veröffentlichen können. Wie man
das macht, wird in dem Büchlein "Podcasting – Das Buch zum Audiobloggen" 82
von Annik Rubens bestens erklärt. Weniger ausführlich, aber dafür kostenlos
76
http://www.podcastumfrage.de
77
hier ist die Adresse zum Herunterladen: http://www.apple.com/de/itunes/download. Wer auf
Apple verzichten möchte, findet in Juice eine kostenlose Alternative:
http://juicereceiver.sourceforge.net
78
http://www.lehrer-online.de/url/podcast-partnerklasse
79
http://www.sester-online.de/englisch/podcasts.htm
80
http://php.educanet2.ch/podcasting/downloads/good_practice.pdf
81
http://medienpaedagogik.phil.uni-
82
Rubens, Annik:Podcasting – Das Buch zum Audiobloggen, Köln 2006
augsburg.de/podcast/loudblog/custom/templates/inx/links.html
23
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
gibt es natürlich auch Anleitungen zum Podcasting auf diversen Internetseiten. 83
Wie schaut nun nach all der Theorie die Praxis aus? Im Graf-Rasso-Gymnasium
in Fürstenfeldbruck versuchen sich Lehrer und Schüler gleichermaßen als
Podcaster, wie unter www.home.graf-rasso-gymnasium.de/loudblog nachzuhören ist. Musikalisch - auch wenn mehr Kontinuität erwünscht wäre - geht es in
dem Blogg www.1stclassrock.de/podcasts/index.php?cat=SimplytheWest der
Hauptschule Landau-West zu und Workshop-Atmosphäre vermittelt das Podcast-Angebot der Haupt- und Realschule Suderburg aus Niedersachsen unter
www.homepage.mac.com/h.kuck/suderburg/Podcasts/Podcasts.html. Zahlen
und Gleichungen werden gleichsam hörbar im unterrichtsbegleitenden Podcast
www.mathematik.podspot.de der Heinrich-Hertz-Schule in Karlsruhe.
Video-Podcasts – die multimediale Konsequenz!
Bleibt noch die folgerichtige und konsequente Weiterentwicklung des Podcasts
vom Hörerlebnis zum visuellen Ereignis in Form des Video-Podcast, auch als
Vodcast oder Video-Blog bekannt! Der Markt hat schon reagiert und bringt MP3Player mit integriertem Video-Player und einem LCD-Display im Format einer
Sonderbriefmarke auf den Markt. Die Fernsehsender stehen Gewehr bei Fuß
und bieten Video-Podcasts ihrer Sendungen zum Download und natürlich via
RSS-Feeds auch im Abonnement an. Das Spektrum der Video-Podcasts reicht
von aufgezeichneten Nachrichtensendungen über Wissenschaftsmagazine bis
hin zur Sendung mit der Maus. Zum Abspielen genügt ein Mediaplayer, wie er
auf jedem PC vorhanden ist, oder ein MP3-Player respektive Handy mit integriertem Videoplayer.
Einen Kultstatus hat bereits das Video-Blog Ehrensenf 84 www.ehrensenf.de 85
erlangt, das auch die Zeitschrift Der Spiegel als tägliche Video-Kolumne präsentiert. Das Ehrensenf-Team um Moderatorin Katrin Bauerfeind spürt skurrile
Netzfundstücke und bizarre Meldungen auf und gibt im wahrsten Sinne des
Wortes seinen Senf dazu. Jeden Samstag Abend zur Primetime stellt der Student Robert Michel aus dem westfälischen Oerlinghausen als "Rob Vegas" im
Frank Sinatra-Look und vor der Silhouette von Las Vegas seine "Mindtime
Show" 86 online, die mittlerweile über 100.000 Zuschauer verfolgen In seinen
bis dato 22 Folgen seit Juli 2006 testet er Damenrasierer in einer Waschanlage,
plaudert mit Ex-Playmates oder lässt sich mit Torten bewerfen. Ebenfalls hohe
Popularität genießt Toni Mahoni vom Spreeblick 87 , der seine Fans mit eigentlich
banalen Alltagsweisheiten unterhält. Bei diesem Erfolg bleibt es natürlich nicht
aus, dass sich auch die Politik von diesem neuen Medium inspirieren lässt.
Keine Geringere als Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärt seit Juni 2006 in
83
http://www.podlog.de/de/ratgeber?id=151456
84
Ehrensenf ist ein Anagram des Wortes Fernsehen
85
auch auf Spiegel-Online abrufbar unter:
86
http://www.robvegas.de
87
www.spreeblick.com
http://www.schulpodcasting.info/podcasting/anleitung.htm
http://www.spiegel.de/netzwelt/ehrensenf/0,1518,,00.htm
24
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
einer Art wöchentlichen "Neujahransprache" via Video-Blog den Bundesbürgern
ihre Innen- und Außenpolitik. Unter www.bundeskanzlerin.de kann sich jeder
davon überzeugen, ob Frau Merkel auch das Zeug zur Medienkanzlerin hat. 88
Ein ausgesprochenes Kabarettstück kommt vom Bayerischen Rundfunk mit dem
"großen Max". Max Froschhammer, Abgeordneter der CSU, sitzt nicht nur im
Bundestag in Berlin, er ist sich auch ganz sicher, dass es in Bayern nicht ohne
ihn geht. Seine Ideen, Gedanken und Taten hält der Bundestagsabgeordnete in
seinem Tagebuch fest, das als Comic per Video-Blog verfügbar ist. 89 Vielversprechend sind auch die ersten Ausgaben des Video-Blogs "Der elektrische
Reporter" 90 der Wirtschaftszeitung Handelsblatt.
Der Bildungsbereich wird sicher folgen, erste Ansätze zeichnen sich schon an
den Universitäten ab, wo Vorlesungen auch als Video-Blogs bereits vereinzelt
angeboten werden. Das Land Schleswig-Holstein bietet für seine Lehrerinnen
und Lehrer ein breites Spektrum von Video-Sequenzen für den Einsatz im
Unterricht auf seinem Bildungsserver an. 91
... bleiben noch einige abschließende Gedanken zu den Themen Podcast und
Video-Blog! Hier findet im Rahmen von Web 2.0 – noch weitgehend unbemerkt
– eine "Medienrevolution" statt. Web-Inhalte werden geräteunabhängig auf
mobile Endgeräte gebracht und der MP3-Player wird neben dem Handy gewissermaßen zum Web-Backend. Derzeit hängen sie allerdings noch am Tropf des
PC mit Internetzugang, der die Rolle eines Zwischenspeichers und einer Kontrollstation übernimmt. 92 Es ist der Beginn einer neuen Epoche, in der Software
über die Grenzen einzelner Geräte hinaus geschrieben wird, gleich einer Auflösung von Hardware und Betriebssystemen. Lehren und Lernen wird ubiquitär,
unabhängig von Ort und Zeit! 93
Wikis – Schreiben als Gemeinschaftserlebnis!
Wer den Namen Wiki 94 hört, denkt automatisch an die freie im Internet entstandene Online-Enzyklopädie Wikipedia, deren kumulierter Wissensbestand
ausschließlich auf Beiträgen von Internet-Anwendern basiert. Sie ist der tagtägliche Beweis dafür, dass das Prinzip "Wiki" allen Unkenrufen zum Trotz funktioniert: gemeinschaftlich erstellte Beiträge ohne zentrale Kontrolle und Korrektur!
Wikis sind Beispiele dafür, wie Menschen, die sich vorher nie gesehen haben,
über das Internet gemeinsam und ergebnisorientiert Artikel, Beiträge und
Dokumentationen erstellen. Als perfekt funktionierende Anarchie werden alle
Einträge gegenseitig korrigiert und ergänzt und das ganz Erstaunliche an dieser
Arbeitsweise ist, dass sich der Missbrauch in engen Grenzen hält! Zwar machen
88
Vgl. Alby, Tom: Web 2.0 – Konzepte, Anwendungen, Technologien. München 2006, S. 83 ff.
89
http://www.br-online.de/land-und-leute/thema/der-grosse-max/index.xml
90
http://www.elektrischerreporter.de
91
http://www.lernnetz-sh.de/index.php?id=32&layout=&style (in den Browser per cut and paste
92
Vgl. http://twozero.uni-koeln.de/content/e14/e69/index_ger.html
93
Diese Fokussierung auf ubiquitäre Endgeräte drückt sich derzeit neben dem Mobilen Lernen auch
94
kommt vom Hawaiianischen wikiwiki für schnell
eingeben!)
in Begriffen wie Nomadic- , Ambient- und Augmented Learning aus.
25
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
hin und wieder Meldungen die Runde, dass Manipulationen an Einträgen vorgenommen worden sind, aber dank der zeitnahen Kontrollmechanismen folgen die
Korrekturen auf den Fuß. Trotz all dieser Störfeuer von unbelehrbaren Zeitgenossen zeigt Wikipedia eindrucksvoll, was Social Software im Rahmen von Web
2.0 zu leisten vermag
Wie für alle anderen Web 2.0–Anwendungen gibt es auch für das Arbeiten mit
Wikis keine Hemmschwellen oder technische und organisatorische Barrieren.
Ähnlich wie bei Blogs gilt es, einen Anbieter wie z.B. www.wikihost.org oder
www.gratis-wiki.com zu finden, der ein Content-Management-System (CMS) für
ein gemeinschaftliches Arbeiten bereitstellt, und schon kann man andere Internet-Nutzer einladen, öffentlich oder als geschlossene Gruppe ein Wiki zu erstellen! 95 Darüber hinaus kann man aber auch dank zahlreicher Wiki-Programme
die eigene Homepage durch eine Wiki-Angebot erweitern! Hilfreiche Informationen zu all den Fragen rund um Wikis bieten die Internetseiten
www.wikiservice.at und www.zum.de/wiki sowie die bereits erwähnte Broschüre
SchoolNetGuide: Blogs und Wikis 96 , ein Geheimtipp nicht nur für Lehrerinnen
und Lehrer.
Neben dem Flagschiff Wikipedia haben sich eine Vielzahl weiterer Projekte
gemeinschaftlichen Schreibens etabliert wie z.B. die Zitatensammlung Wikiquote 97 in 10 Sprachen oder das Biowiki 98 . Beeindruckend sind auch DocCheck
Felexicon www.flexicon.doccheck.com , ein als medizinisches Lexikon geführtes
Wiki und das WirtschaftsWiki 99 des Handelsblatts. Wer sich über alle öffentlichen Wikis informieren möchte, findet mit dem Gründerwiki 100 eine der größten
deutschsprachigen Link-Sammlungen über Wikis. Hier beschreiben auch künftige Autoren ihre Wiki-Ideen und jeder Interessierte kann sich melden, um eine
solche gemäß dem Wiki-Prinzip gemeinsam umzusetzen. 101
Es erscheint schon fast überflüssig, an dieser Stelle nochmals zu erwähnen,
dass auch hier RSS-Feeds den Nutzer über Veränderungen seiner LieblingsWikis informieren.
Wikis in Unternehmen
Auch in den Unternehmen hat man das Potenzial von Wikis erkannt, in firmeninternen Projektgruppen möglichst früh zu einer kooperativen Arbeitsweise
gelangen. Allerdings sind vorbereitende Maßnahmen erforderlich, damit keine
Irritationen die gemeinsame Arbeit ins Leere laufen lassen. Dazu gehört die
Einsicht und das Verständnis, dass andere am eigenen Werk Veränderungen
vornehmen. Mitarbeiter, die nicht gewohnt sind, Kontrolle aufzugeben und
95
An dieser Stelle sei noch ein Hinweis auf das Content Management System (CMS) Drupal erlaubt,
das weit über die Möglichkeiten von Wikis hinausgeht und es z.B. auch ermöglicht, Bücher zu
schreiben, vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Drupal#B.C3.BCcher
96
www.swisscom.com/NR/rdonlyres/FF6033D7-5E7E-41DF-833F-0D996DDE6C67/0/SNG9_de_032_20060831.pdf
97
www.wikiquote.org
98
http://www.biologie.de/biowiki
99
www.handelsblatt.com/wirtschaftswiki/index.php?title=Hauptseite
100
http://www.wikiservice.at/gruender/wiki.cgi?WikiVerzeichnis
101
Vgl. SchoolNetGuide: Blogs und Wikis, a.a.O. S.16.f.
26
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
Verantwortung abzugeben, werden mit der demokratischen Arbeitsweise des
Wiki-Konzepts nicht zurechtkommen. Es empfiehlt sich, zunächst einmal Spielregeln zu erstellen, wie Kontrolle verteilt und wie mit Kritik umgegangen wird.
Bei all der praktizierten Gemeinsamkeit dürfen aber auch Zuständigkeiten nicht
außer acht gelassen werden. Ist diese Überzeugungsarbeit geleistet, wird aus
der Expertenkompetenz des Einzelnen eine kollektive Kompetenz, aus der sich
eine neue Qualität entwickelt, die die Produktivität in den Unternehmen steigern wird. Noch ist aber vor allem im deutschsprachigen Raum die Zahl der
Unternehmen gering, die Wikis einsetzen, um hier auf repräsentative Ergebnisse zu verweisen. 102 Auf der Internetseite www.wikipedistik.de kann man mehr
über die Nutzung von Wikis als unterstützende Systeme für das Wissensmanagement in Unternehmen erfahren.
Wikis in der Bildung
Im universitären Bereich existieren bereits zahlreiche Wiki-Systeme sowohl im
administrativen Bereich wie auch in der Lehre. Angefangen von der Erstberatung für neue Studenten reicht das Einsatzgebiet von Wikis bis zum Organ für
Fachschaften, wie das Wiki www.fara.cs.uni-potsdam.de der Universität Potsdam zeigt. Die Pädagogische Hochschule der Nordwestschweiz präsentiert sogar
mit http://campus.ph-solothurn.ch ein Campus-Wiki. Andere Beispiele wie das
Physik-Wiki http://wiki.physik.uni-frankfurt.de/index.php/Hauptseite der Universität Frankfurt zeigen, dass Wiki-Systeme zunehmend an Bedeutung gewinnen für das kooperative Erstellen und Bearbeiten von Dokumenten im Bereich
des E-Learning und des wissenschaftlichen Publizierens. 103
Medienpädagogisch gesehen sind Wikis noch sehr junge Werkzeuge und müssen erst noch in Richtung kooperativer Lernsysteme ausgebaut werden. Das
Potenzial dazu haben sie, nun gilt es, die Lehrerinnen und Lehrer für diese Form
des "Collaboration-Learning" zu begeistern und zu gewinnen! Wie kann das
besser gelingen als mit bereits gestarteten Wikis in den Schulen, wo eindrucksvoll gezeigt wird, dass Wissen nicht nur eingetrichtert, sondern auch konstruktiv gemeinsam erarbeitet werden kann. Ein guter Einstieg ist die Portalseite
http://wiki.doebe.li des Schweizer Medienpädagogen Beat Doebeli Honegger 104
mit vielen Informationen und Links von Schweizer Schulen, die Wikis im Unterricht einsetzen. Wie weit schon in der Schweiz der Einsatz von Wikis vorangeschritten ist, zeigt besonders eindrucksvoll das Wiki-Portal
Glarnerschulen Wiki 105 des Kanton Glarus 106 Aber auch in Deutschland tut sich
schon was! Inspirationen für Wiki-willige Lehrer und Lehrerinnen vermittelt hier
ein Besuch auf der Internetseite www.gymnasium-blomberg.de/wiki des Hermann-Vöchting-Gymnasiums in Blomberg/Westfalen-Lippe. Seit etwa einem
Jahr ist das Wiki www.wiki.frg-ebern.de/index.php/Hauptseite des Friedrich102
Eine erste empirische Untersuchung zum Einsatz von Wikis in Unternehmen liegt bereits schon
vor: http://141.13.22.238/mediawiki/index.php/Hier
103
104
siehe auch Wiki der Universität Genf: http://edutechwiki.unige.ch/en/Main_Page
Wer mehr über diesen sehr engagierten Medienpädagogen erfahren möchte, dem sei – wie
könnte es anders sein – sein persönliches Wiki empfohlen: http://wiki.doebe.li/Beat/WebHome
105
http://www.prowiki2.org/glarnerschulen/wiki.cgi?StartSeite
106
Einen Überblick auf die Schweizer Aktivitäten gibt http://www.lernklick.ch/referenzen.htm
27
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
Rückert-Gymnasiums in Ebern bereits online und viele Anregungen bietet auch
das Wiki www.gfx-toxic.de/share/wiki/index.php/Hauptseite des Regiomontanus
Gymnasiums in Haßfurt. Ein Beispiel für ein Wiki an einer beruflichen Schule ist
die Internetseite www.bs-wiki.de/mediawiki/index.php/Hauptseite der Berufsschule Winsen in Niedersachsen.
Diese Beispiele sollten genügen, um allen Wiki-interessierten Lehrerinnen und
Lehrer einen Überblick zu vermitteln, was Wikis im Unterricht leisten können.
Allgemeine Informationen, Tipps und Anregungen für den Einsatz von Wikis in
Schulen und im Unterricht bieten zusätzlich die Internetseiten von WikiSchool
www.wikischool.de/wiki/Hauptseite und Schulwiki www.schulwiki.org/wiki.cgi .
AJAX – das Ende der lokalen Software?
Der Weg zum Ubiquitous Computing ist dank Web 2.0 schon weit beschritten.
Daten liegen im Internet, können mit anderen Nutzern geteilt werden und sind
unabhängig von Ort und Zeit verfügbar. Als soziales Netz ermöglicht Web 2.0
kooperative Lernformen und damit Teamarbeit im Netz. Über Wikis und Blogs
können Anwender an den selben Inhalten arbeiten und ihr Wissen kumulieren,
soziale Bookmark-Systeme und das Tagging als Ordnungs- und Orientierungsprinzip vernetzen Inhalte und erschließen so neue, vorher nicht gekannte
Informationsmöglichkeiten. RSS-Feeds tragen dazu bei, die Informationsflut der
digitalen Welt zeitnah und effektiver zu sichten und zu verwerten.
Was zur ubiqutitären Perfektion noch fehlt, ist die ubiquitäre Nutzung von
Applikationen. Programme werden nach wie vor lokal eingerichtet und können
nur dort "vor Ort" benutzt werden. Es gibt zwar schon eine ganze Reihe von
webbasierten Applikationen, die via Internet und Browser bestens funktionieren
und täglich von unzähligen Anwendern als Suchmaschinen, InternetAuktionshäuser und E-Mail-Dienste genutzt werden, aber das sind essentielle
Dienste des Internets und keine "klassischen" Applikationen. Nicht als Browser-,
sondern als typische Client-Server-Anwendungen können Terminalserver im
Internet ebenfalls Programme ubiquitär zur Verfügung stellen. Sie werden
bevorzugt von Unternehmen zur Anbindung von externen Mitarbeitern und für
Heimarbeitsplätze eingesetzt und sind nie über eine Nischenlösung hinausgekommen. Das Web 2.0 wäre nicht das Web 2.0, wenn es nicht auch hier eine
Lösung parat hätte, die allen Anwendern gerecht wird, und zwar unabhängig
von deren Hardware und den eingesetzten Betriebssystemen! 107
Mit AJAX (Ansynchronuos Javascript and XML) stellt das Web 2.0 eine Technologie zur Verfügung, die Applikationen im Browser verfügbar macht, und zwar
unabhängig von der Hardware-Plattform und vom Betriebssystem des jeweiligen Computers. Die Anforderungen von AJAX sind bescheiden, es genügt ein
Browser mit aktiviertem Java-Script. Google bietet hier mit Writely 108 eine
Textverarbeitung und Tabellenkalkulation im Netz an, die im Gegensatz zu lokal
107
Einen guten Überblick über die Technik, die hinter AJAX steht, bietet
http://twozero.uni-koeln.de/content/e174/index_ger.html
108
http://www.google.com/google-d-s/tour1.html
28
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
installierten Applikationen eine Teamarbeit über das Internet ermöglicht. Man
meldet sich an und man kann sofort loslegen, Kollegen, Mitschüler oder Freunde zu gemeinsamen Schreib-Sessions einzuladen. Ähnlich wie bei Wikis können
mehrere Autoren am selben Dokument in Echtzeit arbeiten und ihre Beiträge
zusammenführen. Ohne jegliche Registrierung – aber nur ab Firefox 1.5 - kann
man mit Ajaxwrite http://us.ajax13.com/en/ajaxwrite sofort beginnen, im
Browser eine Textverarbeitung, eine Tabellenkalkulation, ein Zeichenprogramm
oder gar ein Präsentationsprogramm zu nutzen. Weitere Beispiele für die wachsende Anzahl von Ajax-Applikationen finden sich auch unter www.numbler.com,
www.zohosheet.com, www.zohowriter.com, www.gliffy.com und
www.numsum.com, sogar ein virtueller Videoschnittplatz ist im Internet verfügbar, wie Eyespot www.eyespot.com eindrucksvoll demonstriert. Mit YouOS 109
gibt es bereits die Beta-Version eines virtuellen Betriebssystems im Netz.
Weitere AJAX-Applikationen ließen sich hier noch anführen, aber ein Highlight
sei noch genannt, der persönliche Desktop im Internet Desktop Two
www.desktoptwo.com. Desktop Two stellt jedem Nutzer einen persönlichen
Desktop à la Windows mit einem Gigbyte Speicherplatz gratis zur Verfügung.
Die Vielzahl der Features verhindert eine Auflistung an dieser Stelle, also registrieren lassen und ausprobieren!
Bleibt zu hoffen, dass immer mehr Programme und vor allem schulrelevante
Software als AJAX-Applikationen im Netz verfügbar werden und gleichzeitig
schulgemäße praktikable Lösungen für deren Lizenzierung und Nutzung gefunden werden!
Online-Communitys – die neue Lust an der Gemeinsamkeit!
"Community", der neudeutsche Begriff für "Gemeinschaft", ist ein wesentlicher
Bestandteil der Idee vom Web 2.0 als "Mitmach-Netz". In einer Community
kann der Internet-Nutzer sich selbst darstellen, ein Blog führen, aber auch
Daten und Informationen anderen Internet-Nutzern zur Verfügung stellen. Als
Web 2.0 Anwender kann man seine persönlichen Profile mit anderen Mitgliedern
der Community verknüpfen, mit Tags etikettieren und sich via RSS-Feeds über
Neuigkeiten informieren lassen.
So in etwa kann man distanziert und neutral beschreiben, was es mit den
Communities im Internet auf sich hat. Ein nachdenklicher Zeitgenosse würde
das ganze Szenario als einen Marktplatz der Banalitäten mit trivialen bis peinlichen Selbstinszenierungen und gelegentlichen Geistesblitzen beschreiben, auf
dem man letztlich nur eines erreichen will: auf sich aufmerksam machen und
die Anerkennung der anderen erlangen, der Netzgemeinde, auch wenn man in
der realen Welt ein gesellschaftlicher Außenseiter ist. Und so bieten auch die
unterschiedlichen Community-Plattformen dem Nutzer diverse Funktionalitäten
an, den Grad der Anerkennung quantitativ darzustellen. Wohl gemerkt, bei
solchen mehr statistischen Angaben geht es nicht unbedingt um Qualität, wenn
man die Anzahl seiner Kontakte in seinem Profil darstellen kann, die Zahl der
109
https://www.youos.com
29
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
Downloads seiner Beiträge angibt oder auf die Menge der Kommentare zu
seinen Beiträgen hinweist. Wie gesagt, es gibt viele Möglichkeiten, in einem
sozialen Netzwerk Anerkennung zu erhalten, auch wenn diese Anerkennung in
der realen Welt letztlich nichts wert ist! 110 Auch sollten insbesondere Jugendliche genau darauf achten, wie weit sie sich in dieser virtuellen Welt "real"
darstellen. Alle persönlichen Angaben wie Realname, Anschrift, Telefonnummer
oder das Präsentieren "interpretierbarer" Fotos usw. sollten sorgsam bedacht
werden. Die Armee der pädophilen Schmutzfinken hat auch die OnlineCommunities erobert und oft enden virtuelle Kontakte in realen Belästigungen
oder gar persönlichen Übergriffen. Soweit diese etwas kritischen Betrachtungen
zum Thema Communities im Internet, in den folgenden Ausführungen werden
von den geschätzten rund 1000 virtuellen Gemeinschaften einige typische
Vertreter vorgestellt.
MySpace – Mein Platz im Internet!
Die mit Abstand populärste Community ist MySpace www.myspace.com mit
etwa 100 Millionen Mitgliedern, davon etwa ein Drittel im Alter zwischen 14 und
20 Jahren. MySpace, gegründet im Herbst 2003 von Tom Anderson und Chris
DeWolfe, ist mit Musik groß geworden, viele Sänger, Bands und Komponisten
können neben einer Selbstdarstellung ihre Musik und ihre Lieder auf dieser
Plattform zum Download anbieten. Die Mitglieder der Community beurteilen im
Sinne eines sozialen Netzwerks all diese Veröffentlichlungen und entscheiden
über Erfolg und Misserfolg und damit über Karrieren. Viele Nachwuchsbands
verdanken MySpace ihren Einstieg in das professionelle Musik-Geschäft. Die
Teilnahme ist simpel: jeder ab 14 Jahren kann per E-Mail ein Konto beantragen
und dann loslegen, seine persönliche Seite mit Bildern, Musik und Videos zu
gestalten oder ein Blog zu führen. Ein persönliches Profil mit Angabe der eigenen Interessen und Vorlieben dient neben der Selbstdarstellung in erster Linie
der Kontaktaufnahme mit anderen Community-Mitgliedern. 111 Die Nutzer
können Gruppen bilden und ein Nachrichtensystem ermöglicht den Kontakt
untereinander. Hat man früher unter den Jugendlichen die Handy-Nummern
ausgetauscht, so sind es heute die MySpace-Adressen. Knapp zwei Jahre nach
der Gründung übernahm der australische Medienmogul Robert Murdoch MySpace für 580 Millionen US-Dollar! Mittlerweile existiert mit http://de.myspace.com
auch eine deutsche Ausgabe!
Xing und StudiVerzeichnis – Communities aus Deutschland!
Einen ähnlichen Funktionsumfang, aber bei weitem nicht so erfolgreich sind
Communities wie friendster www.friendster.com oder das StudiVerzeichnis
www.studivz.net, die deutsche Antwort auf die erfolgreiche amerikanische
Studenten-Community Facebook. 112 StudiVerzeichnis als virtueller Treffpunkt
für Studenten existiert gerade ein Jahr und hat schon über eine Million Mitglie-
110
111
Vgl. Alby, Tom: Web 2.0 – Konzepte, Anwendungen, Technologien. München 2006, S. 108 f.
Auf der Internetseite http://de.myspace.com kann man sich unter Leute solche Profile zu
Gemüte führen, hier der direkte Link:
http://browseusers.myspace.com/browse/browse.aspx?&MyToken=444bcd06-4d54-4178-905a-c767a5a92f03
112
www.facebook.com
30
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
der in Deutschland. Etwas aus dem Rahmen schlägt der Open Business Club
(OpenBC), der neuerdings in Xing unbenannt worden ist. Der deutsche Gründer
Lars Hinrich verspricht sich davon mehr Internationalität, immerhin hat Xing im
Chinesischen die Bedeutung "can do" oder auf gut Deutsch "es ist möglich". 113
OpenBC respektive Xing www.xing.com legt als Community den Schwerpunkt
auf Geschäftskontakte und die berufliche Darstellung und Entwicklung seiner
Mitglieder. Darüber hinaus ist Xing aber mehr als eine Art "Kontakthof für
Geschäftsleute", es läuft in Richtung Wer-liefert-Was und trägt dazu bei, frühere berufliche Kontakte nicht aus den Augen zu verlieren. 114 Eine Alternative zu
Xing ist LinkedIn www.linkedin.com.
Lycos iQ - es darf gefragt werden!
In eine ganz andere Richtung geht Lycos iQ http://iq.lycos.de als "WissensCommunity". Das Prinzip ist simpel: Anwender können Fragen stellen, die von
anderen Anwendern beantwortet werden. Dabei werden die Antworten hinsichtlich ihrer Qualität von den Fragestellern beurteilt und ganz community-like mit
Bonus-Punkten versehen, die den Rang eines antwortenden Experten bestimmen. Man beginnt als Student, erhält mit dem Aufstieg in der Rangskala quasi
akademische Weihen als Doktor und Professor und kann sich über Pythagoras
und Konrad Zuse bis zu Albert Einstein hocharbeiten. Lycos benutzt den so
entstehenden Wissensspeicher als zusätzliche Quelle für die hauseigene Suchmaschine www.lycos.de. Als Web 2.0-Anwendung kann auch Lycos iQ das
Taggen nicht lassen, alle Fragen und Antworten können mit Schlagworten
versehen werden. Das gilt ebenfalls für die in Lycos iQ integrierte Social Bookmarking-Funktionalität. 115
FlickR – Knipser im Internet!
Ähnlich erfolgreich wie MySpace, aber mit etwa 4 Millionen Anwendern wesentlich kleiner ist FlickR www.flickr.com, eine Foto-Community, die ausnahmsweise
einmal nicht von Jugendlichen dominiert wird. Ursprünglich als Forum zum
Chatten und Bildertauschen des Online-Spiels "Game Neverending" eingerichtet, stiess das Angebot, digitale Fotos zu präsentieren, auf so großes Interesse,
dass das eigentliche Spiel zur Nebensache wurde. Anfang 2004 wurde FlickR in
einen eigenständigen Fotoservice umgewandelt und lockte mit seinem kostenlosen Speicherplatz in kürzester Zeit Millionen neuer Kunden an. Diese sind in
erster Linie Hobbyfotografen und legen hier ihre mit Notizen zu den einzelnen
Bildern versehenen Alben an, die mittlerweile etwa 250 Millionen Bilder umfassen. Eine nützliche Zugabe ist das Programm OrganizR, mit dem die Bilder auf
der FlickR-Seite quasi direkt vor Ort bearbeitet werden können. Als echte
Web 2.0-Anwendung erlaubt FlickR das "Taggen" der Bilder mit benutzereigenen Schlagworten, um das Einordnen und Wiederauffinden zu erleichtern. 116
113
Vgl. http://klauseck.typepad.com/prblogger/2006/09/warum_openbc_je.html
114
Vgl. Alby, Tom: Web 2.0 – Konzepte, Anwendungen, Technologien. München 2006, S. 99 f.
115
Vgl. ebenda S.94 f.
116
Flickr hat aus den ohnehin gesammelten Information ein neues Feature gemacht, das sich
"Camera Finder" nennt: Übersichtlich kann man dort nicht nur die Fotos eines bestimmten Kameramodells (natürlich zählen Handys auch dazu) durchsuchen, sondern auch vergleichen, welche
31
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
Soziale Anerkennung erfährt der FlickR-Benutzer durch die Kommentare und
Bewertungen der anderen Community-Mitglieder. Bereits ein Jahr nach der
Gründung kaufte der Suchmaschinenbetreiber Yahoo FlickR für 40 Millionen
US-Dollar auf. Eine Alternative zu FlickR ist ZoomR www.zoomr.com mit dem
faszinierenden Feature des Geo-Tagging, das als Mashup mit Google-Maps
realisiert wird. Benutzer können ihre Fotos quasi verorten, indem sie in GoogleMaps auf den Ort verweisen, wo die Bilder aufgenommen worden sind. 117 In
Deutschland ist die Fotocommunity www.fotocommunity.de mehr als nur eine
deutsche Antwort auf FlickR.
YouTube – Videos, die die Welt nicht braucht!
Es klingt wie ein Märchen, ist aber in der Welt des Web 2.0 Realität geworden
und hat auch einen Namen, YouTube 118 www.youtube.com. Es ist die populärste Plattform für nichtkommerzielle Videos, Anfang 2005 von zwei Studenten
gegründet und bereits nach 19 Monaten im Oktober 2006 für 1,65 Milliarden
US-Dollar(!) an Google verkauft. 119 Das ist kein Märchen, sondern wahres
Gründermythos und ein Paukenschlag für das Web 2.0. Dabei hat alles ganz
banal angefangen, nur waren die Rahmenbedingen einfach "passend". Es war
der richtige Zeitpunkt, um eine simple Idee in ein visionäres Geschäftskonzept
umzusetzen.
Broadcast Yourself!
Nur weil sie sich darüber geärgert hatten, dass sie selbst gedrehte Videofilme
wegen ihrer großen Datenmenge nicht per E-Mail an ihre Freunde verschicken
konnten, gründeten Steve Chen und Chad Hurley die Online-Plattform YouTube,
auf der nun jeder seine eigenen Videos veröffentlichen konnte. Technisch
möglich wurde das Vorhaben durch die mittlerweile flächendeckend verfügbaren
breitbandigen ADSL-Zugänge. "Brodcast yourself – Sende dich selbst" heißt die
Devise bei Youtube, werde ein Star, auch wenn es nur für Dauer eines Videos
ist. Banale und oft geradezu stümperhaft gedrehte Videos, ähnlich den Beiträgen der mittlerweile abgesetzten ARD-Fernsehsendung "Pleiten, Pech und
Pannen", haben bereits in den Anfängen von YouTube zu einer geradezu rasanten Entwicklung der Nutzerzahlen geführt.
Beispielhaft ist hier das Video www.youtube.com/watch?v=Wgg66ruVTAs eines
kanadischen Schülers, der wie ein furchtloser Yedi-Ritter in "Star Wars" mit
seinem Laserschwert gegen einen unsichtbaren Feind kämpft, wobei allerdings
in Ermangelung eines Laserschwerts ein Golf-Retriever herhalten muss. Eine
Gerätschaft, mit der man gemeinhin Golfbälle aus dem Wasser fischt. Seine
Klassenkameraden fanden das Video, digitalisierten es und stellten es bei
YouTube ein. Tausende Nutzer haben das Video in kürzester Zeit angeschaut
Popularität welche Kamera auf Flickr hat. Vgl.
www.spiegel.de/netzwelt/mobil/0,1518,450615,00.html
117
hier ein Beispiel: http://beta.zooomr.com/photos/hellblazer/81352
118
YouTube kann man jargonhaft übersetzen mit Du glotzt!
119
Eine schwer nachvollziehbare Entscheidung, da Google ja selbst mit Google Video über eine
ähnliche Plattform verfügt. Vielleicht liefert der Comic von Jamiri eine Erklärung für den Kauf?
Hier ist der Link: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,449941,00.html
32
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
und dem Hobbyfilmer als "Star Wars Kid" unfreiwillige Berühmtheit beschert.
Ähnlich wie bei MySpace benutzen natürlich viele vor allem jugendliche Nachwuchsbands YouTube, um ihre eigenen Auftritte oder selbst produzierten
Videoclips via Internet unter ihre Fans zu bringen, wie das Beispiel
www.youtube.com/watch?v=y72NiigX8Ys der deutschen Nachwuchsband Lyron
zeigt. Ebenfalls ein zumindest lustiges Highlight unter den vielen eher drögen
Beiträgen ist die Video-Reihe "Karo erklärt IT"
www.youtube.com/profile?user=karoerklaertit, in der eine 28-jährige Blondine
namens Karo im Stile eines Comedians erklärt, was ein Server ist, wie das
Internet funktioniert oder wie man einen Blog anlegt. 120
Im krassen Gegensatz dazu steht der Seniorfilmer Peter aus England mit dem
auf sein Geburtsjahr Bezug nehmenden Pseudonym Geriatric1927, der lange
Zeit in den Bewertungslisten von YouTube ganz oben stand. In seinen mittlerweile über 40 etwa fünfminütigen Videos aus der Reihe "Telling it all"
www.youtube.com/profile?user=geriatric1927 erzählt er nach und nach aus
seinem Leben und etwa eine halbe Million meist Jugendliche hören und schauen
ihm dabei zu. 121
Dimensionen von YouTube!
Zwischen diesen generationsübergreifenden Beispielen spielt sich die ganze
Welt von YouTube ab. Insgesamt etwa 60.000 neue Videos stellen die Nutzer
täglich ins Netz (!), eine kaum vorstellbare Datenmenge, die enorme Speicherkapazitäten auf den Servern und hochperformante Zugänge zu den Netzwerken
erfordert. Es sind Urlaubsfilme, Privatvideos von Partys in Handy-Qualität, oft
auch erstaunlich professionell gemachte Kurzfilme, aber noch mehr verrückte
und skurrile Videos in einer erbärmlichen Qualität, die immerhin täglich etwa
sechs Millionen Besucher auf die Internetseite von YouTube locken. In dieser
Welt der Banalitäten findet selbst der belangloseste Beitrag sein Publikum! Es
ist schwer vorstellbar, dass alleine im September 2006 etwa 800 Millionen
Videos von den YouTubers angeschaut wurden!
Die Nutzung von YouTube ist – wie könnte es bei einer Web 2.0-Anwendung
anders sein – denkbar einfach. Wer Videos veröffentlichen will, muss sich
lediglich registrieren lassen und erhält dann einen eigenen "Channel", wie die
Seite eines Nutzers in YouTube genannt wird. In diesen "Channel" kann man
sein Video einstellen, versehen mit einer kurzen Beschreibung und Tags zur
Einordnung. Die Beschränkung auf max. 10 Minuten Spieldauer soll verhindern,
dass auf anonymen Weg kommerzielle Videos online gestellt werden, aber in
der Praxis gibt es ständig Ärger über angeblich urheberrechtlich geschütztes
Material, das dann wieder von der Plattform entfernt werden muss. Schwer zu
schaffen machen YouTube auch die zunehmend eingestellten Videos mit rassistischen und gewaltverherrlichten Inhalten.
120
es sind quasi "gelebte" Blondinenwitze!
121
Spiegel online hat Peter alias geriatric1927 mit "Peter, der Video-Rentner" einen eigenen Artikel
gewidmet http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,431552,00.html
33
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
Ganz im Sinne von Web 2.0 kann jeder Betreiber einer Homepage oder eines
Blogs Videos von YouTube via Mashup auf seiner Seite einbinden, wie das
Beispiel einer Rheinfall-Befahrung www.kajak-channel.de/kajaknews572.htm
auf einer Internetseite von Kajak-Fahrern zeigt! In diesem Zusammenhang sei
auch noch ein wichtiger Hinweis erlaubt! Bei YouTube sollen Videos angeschaut
werden. Ein Download und damit eine Nutzung von der lokalen Festplatte aus
ist nicht vorgesehen und wird nur möglich, wenn einige Hürden gemeistert
werden. Nach dem Hochladen auf die YouTube-Plattform werden alle Videos in
das Flash-Format konvertiert und können so nicht direkt auf den heimischen PC
heruntergeladen werden. Spezielle Internetseiten wie etwa http://keepvid.com
oder http://javimoya.com/blog/youtube_en.php ermöglichen aber Downloads
von YouTube und konvertieren gleichzeitig das Flash-Format in ein populäres
Format wie MPEG, das alle Videoplayer abspielen können.
Aber auch der Community-Gedanke kommt bei YouTube nicht zu kurz. So
können Kommentare zu den Videos abgegeben werden und möglichst viele
positive Bewertungen sind erwünscht, um in der Hitliste der Videos ganz oben
zu stehen und so die gebührende Anerkennung der Netzgemeinde zu erhalten.
Es ist müßig noch zu erwähnen, dass man sich per RSS-Feed über Neuigkeiten
in den Channels seiner favorisierten YouTubern informieren kann. Alternativen
zu YouTube sind Google Video 122 und auch der deutsche Dienst myvideo 123 , die
eine nahtlose Fortsetzung der Darstellung von Peinlichkeiten garantieren, wie
das Beispiel http://video.google.com/videoranking des aktuellen Rankings von
Google Video eindrucksvoll belegt.
Online-Communitys im Bildungsbereich
Bei diesem Erfolg der Communitys im Dunstkreis von Web 2.0, der ja in erster
Linie von Jugendlichen getragen wird, liegt es natürlich nahe, eine Community
im Bildungsbereich zu etablieren! Bis dato waren und sind Schulen mit ihren
tradierten IT-Strukturen "geschlossene Anstalten". Daten und Informationen,
die Schüler und Lehrer im Unterricht benötigen und selbst erstellen, entziehen
sich jedweder ubiquitären Nutzung über den Unterricht hinaus. Sie liegen auf
den schulischen Servern und erlauben nur einen orts- und zeitgebunden
Zugriff! Lehrer und Schüler können nur in der Schule und dort auch nur, wenn
sie Zugang zu einem schulischen Computer haben, auf die schulischen Datenbasen zugreifen. In Zeiten von Web 2.0 und "Blended Learning" 124 ein Anachronismus und für Schüler, die als junge Menschen die häufigsten Nutzer von Web
2.0 Anwendungen sind, nur schwer vermittelbar. Aber auch im Bildungsbereich
gibt es Gott sei Dank weitsichtige Medienpädagogen, die dieses Manko sehr
rasch erkannt haben!
Das LO-NET – Schule goes Web 2.0!
Die bayerische Internet-Plattform Teamlearn www.teamlearn.de war 1999 die
erste Online-Community für Schulen, aber der große Erfolg war erst dem 2002
122
http://video.google.de
123
http://www.myvideo.de
124
siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Blended_Learning
34
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
vom Verein "Schulen ans Netz e. V." eingerichteten LO-NET www.lo-net.de
beschieden. Mit derzeit rund 700.000 Schülern und etwa 80.000 Lehrern ist sie
mit Abstand die erfolgreichste Community im Bildungsbereich. Im LO-NET
können Lehrer "virtuelle" Klassen anlegen, die ubiquitär zugänglich sind und
damit die orts- und zeitgebundenen Zugänge zu den schulischen Datenbasen
vergessen lassen. Lehrer und Schüler können Terminkalender führen, gemeinsame Datenbasen anlegen und in Foren diskutieren. Dabei sind die zur Verfügung gestellten Dienste und Funktionalitäten zwar nach heutigen Web 2.0Maßstäben allenfalls rudimentär, haben aber dafür den Charme einer einfachen
Lösung, bei deren Nutzung keine Hemmschwellen oder Barrieren überwunden
werden müssen.
Da ja bekanntlich das Bessere der Feind des Guten ist, ist im Oktober diesen
Jahres mit dem Nachfolger von LO-NET, dem LO-NET2 www.lo-net2.de eine
neue Online-Plattform an den Start gegangen, die erkennbar in Richtung Web
2.0 geht! Das "alte" LO-NET wird im Zuge dieser Entwicklung Ende April 2007
vom Netz genommen!
Das LO-NET2 erlaubt die komplette Abbildung einer realen Schule als "virtuelle"
Schule im Internet. Schüler und Lehrer haben einen privaten Bereich für Daten
und sonstige persönliche Belange wie z.B. Terminkalender oder Adressbücher.
Über Profile können sie sich den anderen Mitgliedern der Schul-Community
vorstellen und mit ihnen kommunizieren. Für Klassen und Gruppen können
gemeinsame Datenbasen angelegt oder gemeinsam Wikis erstellt werden.
E-Learning Angebote können bereitgestellt und über eine Lernerfolgskontrolle
der Leistungsstand verfolgt werden. Über die Schule hinaus können Eltern
eingebunden und Netzwerke mit anderen Schulen oder Institutionen aufgebaut
werden, die ebenfalls das LO-NET2 nutzen. Übrigens ein nicht zu unterschätzender Vorteil gegenüber proprietären Lösungen in den einzelnen Bundesländern. Als zusätzliches Bonbon für den Fremdsprachenunterricht und die
Einbindung ausländischer Partnerschulen kann die Bedienerführung per Mausklick auch auf Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch umgestellt werden.
Neben dieser Entwicklung auf Bundesebene gibt es natürlich auch ganz im
Sinne der neuen Föderalismus-Reform ähnliche Entwicklungen in den Bundesländern. Ähnlich wie das LO-NET2 stellt auch Hessen seinen rund 2000 Schulen
mit der Hessischen Arbeitsplattform für Schulen eine ähnliche Funktionalität zur
Verfügung! Daneben gibt es in den einzelnen Bundesländern engagierte Medienpädagogen und fortschrittliche Schulbehörden oder Medienzentren, die mit
regional verfügbaren Online-Plattformen für Schulen eine nicht zu unterschätzende Pionierarbeit leisten. In Hessen in der Region Kassel ist es das Medienzentrum Kassel 125 , das für die Schulen der Region "Online-Klassenzimmer" 126
mit einem beachtlichen Funktionsumfang bereitstellt. Besonderer Wert wurde
hier auf eine einfache Handhabung gelegt, die eine weitgehend barrierefreie
Nutzung ermöglicht! In Nordrhein-Westfalen, in Ostwestfalen-Lippe, hat sich
125
www.ksan.de
126
http://www.medienzentrum-kassel.de/lernen-online
35
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
mit bid-owl 127 , "Bildung im Dialog – Ostwestfalen Lippe", ebenfalls eine zukunftsweisende Online-Plattform im Bildungsbereich etabliert. Der SofwareGigant Oracle bietet den Schulen über seine "Education Foundation" die OnlinePlattform Think.com 128 an. Mit dieser weltweit angebotenen und in acht Sprachen verfügbaren Online-Plattform können Lehrer und Schüler untereinander,
aber auch schul- und länderübergreifend kommunizieren.129 Mit diesen und
weiteren Online-Plattformen werden wichtige Schritte in Richtung Ubiquitous
Computing gemacht und ubiquitäres Lehren und Lernen wird möglich. Welche
Konsequenzen diese Entwicklung für die schulischen IT-Strukturen hat, wird im
folgenden noch analysiert werden!
Damit geht diese - zugegeben etwas in die Länge geratene - Tour d'Horizon zu
Ende, aber die Komplexität des Themas Web 2.0 erfordert zum Verständnis
mehr als eine plakative Wiederholung von Allgemeinplätzen, Schlagworten oder
Phrasen. Wann immer es möglich war, sind Bezüge zum Einsatz im Bildungsbereich und vor allem in Schulen herangezogen und auf die entsprechenden
Internetseiten verwiesen worden. Was noch bleibt, ist ein kurzes Resümee in
Sachen Web 2.0 und der Versuch einer Antwort auf die Frage, ob die Schulen
für das Zeitalter des ubiquitous computing bereit sind!
Das Web 2.0 – ein Erfolgsmodell?
Die schöne neue Welt des Web 2.0 ist in der Tat faszinierend und verdient es
nicht, nur durch Schlagworte beschrieben zu werden. Im Vergleich zum "alten"
Internet kommt zwar ein Déjà-vu-Erlebnis auf, aber ohne Wehmut, denn das
"neue" Internet hat mehr zu bieten als Homepages, FTP-Server und Internetforen. Hinzu kommt, dass die Technik wirkungsvoll im Hintergrund arbeitet und
keine Barrieren und Hemmschwellen aufbaut. Der Anwender kann sich auf sein
Anliegen, seine Inhalte konzentrieren.
Mit Hilfe von Mashups wird das Web zum Baukasten, aus vorhandenen Internetseiten werden Inhalte quasi per cut and paste "ausgeliehen" und in eigene
Webseiten eingebunden. Die Technik der RSS-Feeds erlaubt vorher nie gekannte Möglichkeiten der Beschaffung und Sichtung von Informationen. Das Tagging
als durchgängiges Ordnungsprinzip im Web 2.0 ermöglicht eine inhaltliche
Einordnung von Informationen statt sie in Baumstrukturen von Ordnern zu
verstecken. Dank AJAX müssen Programme nicht mehr lokal installiert werden,
sie sind plattform-unabhängig im Browser verfügbar oder können als "virtuelle
Software" genutzt werden. Viel faszinierender ist jedoch die "soziale Komponente" des Web 2.0 oder besser gesagt das "Social Network", das sich in den
Bookmarkverwaltungen, Blogs & Co, aber vor allem in den Online-Communitys
abspielt. Hier lohnt es sich, etwas kritischer nachzuforschen, wie sozial es denn
nun im Web 2.0 zugeht!
127
http://www2.bid-owl.de/index.php?object=99
128
http://www.think.com/de
129
siehe auch: http://www.lehrer-online.de/url/think.com
36
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
Das "Aal-Prinzip" – Andere arbeiten lassen!
Wenn zu Beginn dieses Artikels das Web 2.0 als "Mitmach-Netz" angekündigt
worden ist und gleichzeitig der Wandel des Internetnutzers vom Konsumenten
zum Produzenten prognostiziert wird, dann liefert das "Aal-Prinzip" den Beweis
für die Richtigkeit dieser Aussagen. Mit "Andere arbeiten lassen" beschreibt der
Medienwissenschaftler und Vordenker des Mitmach-Netzes Andreas Weigend 130
eine Geisteshaltung, die auf den ersten Blick verblüfft, aber durch die Realität
des Web 2.0 bestätigt wird. Sind es bei Ebay und Amazon nur die Bewertungen
der Käufer, die in die Inhalte dieser kommerziellen Internetseiten zusätzlich
einfließen und ihnen einen interaktiven und anwenderorientierten Touch geben,
so wird das "Aal-Prinzip" im Web 2.0 perfektioniert. Hier stellen die Betreiber
von Bookmark-Verwaltungen, Blogs oder Online-Communitys letztlich nur
"leere" Plattformen zur Verfügung, die einerseits von - nach virtueller Anerkennung lechzenden - Internetnutzern bereitwillig mit Inhalten gefüllt und andererseits von eben solchen mehr oder weniger eitlen Zeitgenossen bewertet
werden, die sich in ihrer Rolle als selbst ernannte Juroren sichtlich wohlfühlen.
Übrigens ohne jegliche monetäre Honorierung, was das "Aal-Prinzip" sinnigerweise offen lässt.
Wo bleibt das Ethos der Gründer von del.icio.us, YouTube, MySpace, FlickR und
Konsorten, wenn andere ihre "leeren" Plattformen mit Inhalten füllen und rege
Interaktivität praktizieren, von der Wertschöpfung aber ausgeschlossen werden? Ethische Überlegungen sind aber hier nicht angebracht, denn die Rechnung geht trotzdem für alle Akteure auf! Die einen erfahren eine reale
gesellschaftliche Anerkennung verbunden mit einem wirtschaftlichen Aufstieg,
den anderen genügt die virtuelle Anerkennung der Netzgemeinde. Ein Prinzip,
das ebenso simpel wie genial ist und im Web 2.0 seine tägliche Bestätigung
findet. Der Autor erlaubt sich hier die Freiheit, das "Aal-Prinzip" in das "AaloBPrinzip" zu erweitern. Das Web 2.0 ist eine äußerst erfolgreiche Umsetzung des
"AaloB-Prinzips", "andere arbeiten lassen ohne Bezahlung" und das Faszinierende an diesem Prinzip ist, dass alle Akteure begeistert mitmachen und jeder
auf seine Weise zufrieden ist!
Die Schulen auf dem Weg zum "ubiquitous computing"?
Bei unserer Tour d'Horizon in Sachen Web 2.0 ist immer wieder auf entsprechende Entwicklungen im Bildungsbereich verwiesen worden und das Erlebte
lässt hoffen, dass das ubiquitous computing auch in den Schulen Einzug hält
und einen medienpädagogischen Paradigmenwechsel einleitet. Der PC als
"klassisches" Computer-Werkzeug erhält Konkurrenz durch Notebooks, aber vor
allem durch eine neue Generation von Endgeräten wie PDA und Handy, die
neue Möglichkeiten des Mobilen Lernens über das Internet erschließen. Flankierende Unterstützung in Offline-Zeiten erhalten sie durch intelligente portable
Datenspeicher wie USB-Sticks und MP3-Player in Verbindung mit innovativen
schulgemäßen Konzepten wie der Digitalen Schultasche 131 . Der Weg ist durch
130
www.weigend.com
131
http://www.lernnetz-sh.de/index.php?id=digitale_schultasche&style=&layout
37
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
das Web 2.0 bereitet, über ubiquitäre Zugänge zum Internet kann der Anwender mit ubiquitären Endgeräten auf seine ubiquitär verfügbaren Daten und
Applikationen zugreifen, ubiquitäres Lernen ist an keinen Ort und an keine Zeit
gebunden!
Jetzt sind die Schulen am Zug und es stellt sich die Frage, ob sie mit ihren
tradierten IT-Strukturen bereit sind für das medienpädagogische Zeitalter des
ubiquitous computing und ob Lehrer und Schüler ganz im Sinne von Web 2.0
als "Mitmach-Netz" vom passiven Konsumenten zum aktiven Gestalter werden?
Für Lehrer bleibt das zu hoffen, die Schüler sind bereits im Web 2.0 angekommen. Sie sind als Jugendliche die eifrigsten Nutzer von Web 2.0 Anwendungen
wie zahlreiche Untersuchungen belegen!
Netzwerke in Schulen – ein kritischer Abriss!
Um es kurz und knapp zu machen, auf den ersten Blick vermitteln unsere
Schulen mit ihren IT-Strukturen in Hinblick auf die Möglichkeiten des ubiquitären computing mehr das Bild einer "geschlossenen Anstalt" denn einer für
visionäre medienpädagogische Innovationen bereiten Institution. Die Gründe
dafür sind mannigfaltig, haben aber ihre Ursache darin, dass die Schulen Anfang der 90er Jahre mit dem Einzug der lokalen Netzwerke in Schulen die
Struktur von kommerziell organisierten Netzwerken übernommen haben. Hier
werden all die zu vernetzenden Computer in einer so genannten Domäne oder auf gut Deutsch gesagt - in einem Rechnerverbund zusammengefasst und über
einen zentralen Server administriert. Für alle Benutzer, Lehrer und Schüler,
müssen auf diesem zentralen Server Konten angelegt und gleichzeitig differenzierte Zugriffsrechte auf all die unterschiedlichen Datenbasen auf dem Server
erteilt werden.
Damit aber nicht genug, kamen auf die Entwickler weitere Forderungen in
Hinblick auf eine schulgerechte Ausrichtung dieser Netzwerke zu. Solche pädagogisch motivierte Anliegen seitens der Lehrer waren neben dem Wunsch nach
einem weitgehend automatisierten Verteilen und Einsammeln von Daten im
Unterricht und der Einsicht in die Monitore der Schüler aber interessanterweise
mehr restriktiv angelegte Forderungen wie dem selektiven Sperren von Applikationen und Internetzugängen und dem temporären Deaktivieren von CD-ROMLaufwerken, USB-Sticks und Druckern.
In der Folge haben engagierte Lehrer, Informatiker der Landesinstitute, aber
auch kommerzielle Softwarehäuser versucht, diese "pädagogischen" Forderungen technisch zu realisieren. Heute firmieren all diese "schulischen Systemlösungen" – es sind mindestens 50 an der Zahl – unter dem Oberbegriff
„Pädagogische Oberflächen“ und konkurrieren um die Gunst von Lehrern,
Schulen, Schulträgern und nicht zuletzt der Kultusministerien der Länder. So
sind im Laufe der Zeit hochkomplexe lokale Netzwerke in den Schulen entstanden, die einen hohen Administrierungs- und Betreuungsaufwand erfordern, aber
in Zeiten von Web 2.0 nur einen orts- und zeitgebundenen Zugriff auf die
schulischen Datenbasen der lokalen Server erlauben!
38
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
Gefangen in der Technikfalle?
Es gehört zu den mehr tragischen Ergebnissen dieser Entwicklung, dass die
Schulen ungeachtet all dieses organisatorischen und technischen Aufwands in
die „Technikfalle“ getappt sind! Gleich mehrere Untersuchungen belegen dies
sehr eindrucksvoll. Gemäß einer Studie 132 der Europäischen Kommission setzen
deutsche Lehrer im Vergleich zu ihren europäischen Kollegen nur selten Computer im Unterricht ein, obwohl die deutschen Schulen überdurchschnittlich gut
mit Computern ausgestattet sind. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Untersuchung 133 des Meinungsforschungsinstituts TNS Infratest, die ebenfalls die
geringe Einbindung von Computern in den Unterricht beklagt.
Das Lean-LAN – zeitgemäße Netzwerke in Schulen!
134
Vor dem Hintergrund der ubiquitären Möglichkeiten des Web 2.0 vermitteln die
beschriebenen IT-Strukturen in den Schulen mit orts- und zeitbeschränkten
Zugriffsmöglichkeiten in der Tat das Bild einer „geschlossenen Anstalt“. So
können Lehrer und Schüler nur in der Schule und wenn sie einen Zugang zu
einem schulischen Computer haben, auf ihre persönlichen und schulischen
Daten zugreifen. Eine Nutzung über den Unterricht hinaus ist nicht vorgesehen,
in Zeiten von "Blended Learning" 135 ein echter Standortnachteil.
Unabhängig von den Betrachtungen zum Web 2.0 geben sich die tradierten ITStrukturen der Schulen aber auch nicht gerade gastfreundlich in Hinblick auf die
Einbindung von privaten Notebooks in die Netzwerke der Schulen. Eine von
Medienpädagogen immer wieder erhobene Forderung, um das Mobile Lernen zu
fördern, deren Realisierung aber in den domänenbasierten Netzwerken der
Schulen durch technische Hürden und organisatorischen Aufwand erschwert
wird. 136
Die Zeit ist reif für einen Paradigmenwechsel! Bei konsequenter Nutzung der
Möglichkeiten des Web 2.0 wird das Internet zum Schulnetz und Schulen
können sich über Online-Plattformen virtuell im Internet abbilden. Lehrer und
Schüler können überall und jederzeit auf ihre Daten und Informationen zugreifen. Lehren und Lernen wird über den Präsenzunterricht hinaus möglich, eben
ubiquitär. In der Folge können die derzeitigen komplexen Schulnetzwerke mit
ihren lokalen Servern rückgebaut werden und "Schlanken Netzwerken" Platz
machen, die sich auf eine "Peer-to-Peer"-Funktionalität reduzieren. Alles, was
eine Schule bereitstellen muss, ist ein auf seine Grundfunktionalität reduziertes
Netzwerk mit einem breitbandigen Internet-Zugang. Einziger Standard ist das
TCP/IP-Protokoll und so können Endgeräte aller Art in dieses schulische Netzwerk per Kabel oder Funk eingebunden werden, ganz gleich ob es sich um
schulische PC, private Notebooks, PDA oder Handys handelt! Das Lean-LAN-
132
Vgl. www.heise.de/newsticker/meldung/78980
133
Vgl. www.heise.de/newsticker/meldung/78740
134
http://alp.dillingen.de/service/it/lean-lan.pdf
135
Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Blended_Learning
136
mehr dazu im Lean-Lan-Artikel: http://alp.dillingen.de/service/it/lean-lan.pdf
39
Volker Rüddigkeit
Web 2.0 – das "neue" Internet macht Schule!
Konzept 137 von Volker Rüddigkeit und Georg Schlagbauer beschreibt ausführlich
die Technik der "Schlanken Netze" und geht insbesondere auf die Problematik
der Internet-Zugänge der Schulen ein. Eine sehr interessante und wichtige
Diskussion, die in diesem Artikel nicht geführt werden soll und kann, aber im
Lean-LAN-Artikel nachzulesen ist!
Es ist also an der Zeit, schlanke IT-Strukturen in den Schulen einzuführen und
die Möglichkeiten des Web 2.0 für den Unterricht zu nutzen. Ein solches LeanLAN kann man aber nicht wie ein Programmpaket kaufen und installieren, es ist
eine Idee, ein Konzept und eine Strategie. Man kann sofort damit beginnen,
ohne bestehende Strukturen zu zerstören oder kostspielige Investitionen zu
beantragen! Alles hat seine Zeit und jetzt beginnt in den Schulen die Zeit des
Lean-LAN und des Web 2.0! Oder, um es mit den Worten des französischen
Dichters Victor Hugo (1802-1885) zu sagen: "Nichts ist mächtiger als eine Idee,
deren Zeit gekommen ist!" 138
Zum Autor
Volker Rüddigkeit ist im Bereich „Pädagogische IT-Dienste“ im Amt für Lehrerbildung (AfL) www.afl.bildung.hessen.de in Frankfurt tätig. Seit über 20
Jahren berät er hessische Schulen in allen Fragen des IT-Einsatzes, ist Entwickler von IT-Systemlösungen und Autor zahlreicher Fachartikel. In seiner 1999
erschienenen Publikation „Beim nächsten ‚Boot’ ist alles wieder gut“ gibt er
einen umfassenden Überblick über schulgemäße wartungsarme IT-Strukturen.
Gemeinsam mit Georg Schlagbauer von der Akademie für Lehrerfortbildung in
Dillingen/Bayern hat er Anfang 2006 das Lean-LAN-Konzept für schulische ITStrukturen entwickelt, das derzeit in Hinblick auf Web 2.0-Anwendungen im
Bildungsbereich erweitert wird.
Kontakt: [email protected] oder [email protected]
Alle im Artikel angeführten Links sind am 30. November 2006 auf ihre Gültigkeit hin untersucht worden!
...ein kleiner Dank zum Schluss!
Ich danke meinem Freund Dr. Wolfgang Schweflinghaus für die kritische Durchsicht meines Manuskripts und die vielen wohlgemeinten Tipps. Meinem engagierten Mitstreiter und Co-Autor des "Lean-LAN"-Artikels Georg Schlagbauer für
seine tätige Mithilfe bei der Entstehung dieses Artikels. Last but not least danke
ich Michael Höllen von "Schulen ans Netz" für seine Anregungen und seine
wertvollen Hinweise auf weitere Fundstellen im Internet zum Thema Web 2.0!
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ebenda
den Hinweis auf dieses Zitat im Zusammenhang mit der Intention des Artikels verdanke ich
meinem geschätzten österreichischen Kollegen Wolfgang Willburger von www.bildungonline.at
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