Thomas Heyl – Neue Bilder .Malerei auf Papier und Scherenschnitte

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Thomas Heyl – Neue Bilder .Malerei auf Papier und Scherenschnitte
Eröffnungsrede zur Austellung „Thomas Heyl – Neue Bilder .Malerei auf Papier
und Scherenschnitte“ am 30. April 2011 im Kunstverein Ebersberg
Heute halte ich meine erste Ausstellungs-Eröffnungsrede für den Kunstverein
Ebersberg und in meiner Funktion als 1. Vorsitzende. Ich freue mich sehr, dass ich
eine so beeindruckende Ausstellung, „Neue Bilder von Thomas Heyl“ vorstellen und
eröffnen kann. Mein besonderer Dank gilt natürlich dem Künstler, der eine so
ausgezeichnete Auswahl seiner Bilder zur Verfügung gestellt und in einer
spannenden Hängung präsentiert hat. Mein Dank gilt aber auch Ingrid Wieser-Kiel,
die als Projektleiterin die Verwirklichung dieser Ausstellung erst ermöglicht hat. Und
dann möchte ich schon vorweg den Mitgliedern des Kunstvereins danken, die in den
nächsten Wochen die Ausstellung betreuen und die Öffnung der Ausstellung für den
Publikumsverkehr gewährleisten. Ohne all diese ehrenamtliche Arbeit würden wir so
qualitätvolle Projekte nicht mehr verwirklichen können. Daher mein aufrichtiger Dank
an euch alle!
Thomas Heyl präsentiert heute im Kunstverein 2 Werkgruppen – Scherenschnitte
und Malerei. Für die Scherenschnitte bildet unser Raum mit dem Oberlicht einen
ganz speziellen Ausstellungraum, denn durch das Licht verändern die monochromen
Bilder immer wieder ihre Plastizität. Das wellige, milchige Pergamentpapier wirft mal
mehr oder weniger Schatten, wirkt mal wie schwebend vor dem Hintergrund, mal tritt
es vollkommen in die Zweidimensionalität zurück. Zentrum eines jeden Bildes bilden
strahlend weiße geometrische Formen, die von schwarzen, geradezu
kalligraphischen Zeichen umgeben sind. Erst bei einer Annäherung stellt man fest,
dass es weder gemalte noch in anderen Materialien aufgesetzte Formen sind,
sondern Leerstellen. Es sind aus dem Papier geschnittene Flächen, die in der
Wahrnehmung des Betrachters sich wieder materialisieren. Heyl spielt bewusst mit
diesen optischen Prozessen, so sagt er selbst „Man kann eigentlich garnicht anders,
als Figuren zu sehen, wo eigentlich keine sind.“ Prozesse und Zustände, so
beschreibt Heyl seine Arbeiten. Papierwerke, die immer in Verwandlung sind, die
selbst Prozesse anstoßen und beim Betrachter optische Täuschungen erzeugen.
Dabei will er keine illusionistische Verwirrung herstellen, sondern dazu anregen, die
eigene Wahrnehmung zu hinterfragen. Wie Lena Grundhuber treffend formulierte:
„Vorder-und Hintergrund, Materie und Nichts werden in den Scherenschnitten von
Thomas Heyl zu fragwürdigen Kategorien.
Der Titel der Ausstellung suggeriert, dass Thomas Heyl uns „Neue Bilder“
präsentiert. Aber sind sie das wirklich? Wenn man seine Papierarbeiten genauer
betrachtet, wird deutlich, dass sich auf so manchen Objektträger mehrere Schichten
von Farbe zeigen. Mal pastos aufgetragen, manchmal lavierend durchscheinend. An
manchen Farben und Papier glaubt man den Zahn der Zeit zu spüren. Und wirklich
präsentiert er uns Bilder, die schon 10 Jahre alt sind und im Verlauf ihres Aufenthalts
in seinem Atelier immer wieder eine Veränderung erfahren haben.
In Thomas Heyls Atelier stapeln sich Haufen von bemalten Papieren. Einzelne
werden immer wieder herausgenommen und dienen als Initialzünder für ganze
Serien. Denn Tomas Heyl arbeitet nie nur an einem Bild, sondern lebt seine
Auseinandersetzung mit neuen Formen oder Pinselrhythmen gleichzeitig an
mehreren Blättern aus. Er setzt die Farbe reduziert und vor allem den Pinselstrich
ganz überlegt ein. Der Pinsel, der Bänder, Punkte und geometrische Formen
erzeugt, strukturiert das Bild, erzeugt Kompositionen, die in den Köpfen der
Betrachter Assoziationen erzeugen. „Die Bilder sind nicht wirklich gegenständlich,
aber es gibt bewusst eine Art inhaltliche Struktur“, die den Betrachter zum
Nachdenken anregen soll. Es ist interessant, dass Thomas Heyl sich als
gegenstandlos, dem Informell verbunden fühlt, dass er aber und da zeigt sich
vielleicht seine Passion als Kunstpädagoge und Didaktiker, „bewusst mit dem
Wiedererkennbaren spielt“. Aus einer schwarzen Fläche mit Bänder kann der Eine
eine Schneiderpuppe assoziieren, der Andere eine gefesselte Form. Aus der
Hängung eines von schwarzen Pinsellinien dominierten Bildes, das von zwei in
lavierenden gelben Bahnen strukturieren Pendants begleitet wird, erkennt der Eine
ein abstraktes Triptichon, beim anderen erzeugen Farbe und Wechselspiel der
Hängung den Eindruck eines Memento mori oder eines Tafelbildes mit sakralen
Hintergrund. Aber Thomas Heyl geht noch weiter, denn mit geheimnisvollen Titeln
wie „einfache Erklärung“ „historische Begegnung“ und „neue Verhältnisse“ stürzt er
den Betrachter in ein „Was wäre wenn – Gedankenspiel“. Sofort hallen die
klassischen Fragen in den Raum „Was will der Künstler uns sagen“ und man ertappt
sich dabei, dass man jede eigene Interpretation hinterfragt, ob man sich damit nicht
ganz individuell entblößt. Stimuliert durch Farbe, Form und Wort - mehr eine
perzeptionspsychologische Betrachtung, denn eine kunsthistorische Analyse von
sich gibt.
Sie sehen, Thomas Heyls Bilder berühren emotional, sie aktivieren innere Bilder! Sie
sind Initialzünder eigener Assoziationsketten und erzeugen Geschichten vor dem
inneren Auge. Wenn nun ein Bild Sie sehr berührt und Sie nicht wollen, dass es eine
weitere Veränderung erfährt, dann kann ich Ihnen nur raten es zu kaufen. Denn in
den Händen des Künstlers kann es jederzeit ein Revitalisierung erfahren und sich
komplett wandeln.
Und so entlasse ich Sie nun in die neue Bilderwelt von Thomas Heyl und wünsche
Ihnen viel Freude auf den Wegen Ihrer eigenen Imagination!
Sie können und dürfen Thomas Heyl, der ja heute persönlich anwesend ist, mit Ihren
eigenen Eindrücken und Fragen überraschen. Wenn Sie neben den bildlichen Werk
auch den sprachlichen Didaktiker kennenlernen wollen, dann lade ich Sie ein am 15.
Mai um 16 Uhr wiederzukommen und Thomas Heyl im Künstlergespräch mit Peter
Pich zu erleben.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und viel Freude an der Ausstellung!