Südostasiens Riese ist erwacht - Notenstein La Roche Privatbank AG

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Südostasiens Riese ist erwacht - Notenstein La Roche Privatbank AG
fokus ASIEN NR.5, NOVEMBER 2010
Südostasiens Riese ist erwacht
Von Urs Schoettli
In den internationalen Medien macht Indonesien wenig Aufhebens von sich. Die Indonesier sind eher zurückhaltender Natur.
Wenn man bedenkt, wie häufig in den letzten Jahren Thailand in den Schlagzeilen war,
wie aggressiv der ehemalige malaysische
Ministerpräsident Mahathir Mohamad die
Trommel gegen den Westen rührte und wie
marktschreierisch die Politik in den Philippinen seit je ist, so fällt Indonesiens vornehmes Understatement umso stärker auf.
Natürlich wissen die Indonesier um ihre
Stärken, sie wissen um die gewaltigen Ressourcen, über welche dieses gigantische Inselreich verfügt, sie wissen um die geopolitisch
immens wichtige Lage ihres Landes in Südostasien. Die Geschichte hat dieses wegen
seiner fabelhaften Reichtümer und wegen
seiner Gewürze von den frühen europäischen Seefahrern begehrte Eldorado gelehrt,
misstrauisch gegenüber fremden Mächten
zu sein. Während des Kalten Kriegs hatte die
Sowjetunion vergeblich ihr Auge auf Indo-
nesien geworfen. Heute suchen militante
islamistische Kräfte Fuss zu fassen. Stolz und
entschlossen auf ihre Unabhängigkeit bedacht, werden die Indonesier auch diese
neue Herausforderung zu bestehen wissen.
Die Indonesier verbinden
stolze Unabhängigkeit mit
regionaler Kooperation.
Das riesige Reich umfasst nicht weniger als
17,800 Inseln, um welche herum sich indonesische Territorialgewässer von 7,9 Millionen km2 erstrecken. Sumatra allein hat eine
Fläche von über 470,000 km2. Java beherbergt auf 130,000 km2 mit 136 Millionen
Einwohnern mehr als die Hälfte der gesamtindonesischen Bevölkerung und ist damit
die am dichtesten besiedelte Insel der Welt.
Mit Ausnahme Thailands sind in den letzten vier Jahrhunderten alle südostasiatischen Staaten mehr oder weniger lang unter
europäische Kolonialherrschaft geraten. Im
Falle Indonesiens waren es die Holländer,
die das Zepter führten. Dabei sind zahlreiche Grenzen willkürlich gezogen worden.
Dies betrifft die Teilung der Insel Timor
(mit Portugal), der Insel Neuguinea (mit
Grossbritannien, später Australien) und
der Insel Borneo (mit Grossbritannien, später Malaysia und Brunei). Zu bedenken ist
ferner, dass die Holländer, die ihre Präsenz
in Ostindien mit einer privatwirtschaftlichen Unternehmung, der Vereenigde OostIndische Compagnie, begonnen hatten, nur
ein Gerippe von Verwaltern im weiten Inselreich unterhalten hatten. Was am 17. August 1945 gegen den Willen der nach der japanischen Besetzung nach Batavia, dem
heutigen Jakarta, zurückgekehrten Holländer die Unabhängigkeit erklärte, war ein
sehr fragiles Gebilde, das sich nicht mit den
etablierten europäischen Nationalstaaten
vergleichen liess.
Während des Kalten Kriegs wurde im Jahr
1967 die südostasiatische Regionalorganisation ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) gegründet. Im Gegensatz zur
Europäischen Union erhebt sie keine politischen Einigungsabsichten, doch sie ist nach
der EU die weltweit am weitesten entwickelte regionale Verbindung souveräner Staa-
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© Yohanes Budiyanto
Bemerkenswerte Erholung
Der Rückblick in die Geschichte und der
Überblick zur geopolitischen Lage waren nötig, weil sie die zweifellos bedeutendste Leistung Indonesiens seit Erlangung der Unabhängigkeit herausheben: die Wahrung und
Stärkung des nationalen Zusammenhalts.
Indonesien hat es in den vergangenen sechs
Jahrzehnten nicht leicht gehabt, die Integrität
der Nation zu wahren. Zunächst musste die
kommunistische Unterwanderung abgewehrt werden. Danach folgten lange Jahre
der Diktatur. Die blutige Erhebung in Aceh,
die Asienkrise von 1997/98 und die weitverbreitete Korruption in den Schlussjahren des
Suharto Regimes rechtfertigten düstere Prognosen über ein Auseinanderbrechen des
riesigen Staatsgebildes. Verheerende Terroranschläge auf der Ferieninsel Bali und in der
Hauptstadt Jakarta schienen das Land zum
hilflosen Opfer von islamistischen Terroristen werden zu lassen.
Heute ist dies alles in den Hintergrund gerückt, und zwar nicht, weil Indonesien
Die Indonesier charakterisieren sich trotz vieler Katastrophen durch Gleichmut
und das Spiel mit Illusionen.
Indonesien befindet sich in einem tektonisch
gefährlichen Teil der Welt. Das Land wird
immer wieder von Naturkata­strophen heimgesucht. Vulkane brechen oft ohne Vorwarnung aus und überschwemmen die Umgebung mit glühender Lava. Schwere Erdbeben
sind häufig. Im wörtlichen und übertragenen
Sinne gehört das Leben auf dem Vulkan für
die Menschen auf den indonesischen Inseln
seit alters her zum Alltag. Immer wieder treten Katastrophen auf – von der Natur oder
den Menschen verursacht. Dies könnte zu
reiner Verzweiflung führen, sorgt aber im Falle Indonesiens für einen ausgeprägten Gleichmut, der nicht zuletzt darauf zurückzuführen
ist, dass das Land mit natürlichen Ressourcen
ausserordentlich reich gesegnet ist.
Schattentheater
Zum Grundstock der indonesischen Kultur
gehört das Schattentheater mit Puppen,
Wayang Kulit genannt. Die Geschichte des
Schattentheaters reicht ins 10. Jahrhundert
n. Chr. zurück und die Kunst, die zum Weltkulturerbe gehört, hat sich bis heute behaupten können. Die meisten Geschichten,
die mit den Puppen in einprägsamen Vorstellungen aufgeführt werden, stammen aus
den klassischen indischen Epen der Mahabharata und der Ramayana. Nichts könnte
den überaus komplexen und delikaten
Volkscharakter der Bewohner der indonesischen Inselwelt besser verkörpern als das
Schattentheater. In ihm wird mit den Emotionen und Illusionen der Zusehenden
kunstvoll gespielt. Auch in der harschen Realität gilt, dass nicht alles, was auf den ersten
Blick transparent zu sein scheint, wirklich
eindeutig ist. Indonesien ist geradezu ein
Land der ewigen Widersprüche.
Im Land mit der grössten
islamischen Bevölkerung
ist der Islam nicht Staatsreligion.
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Heute gibt es zudem eine Reihe von Foren, in
denen die ASEAN aktiv ist. Zu denken ist an
«ASEAN plus Three» (ASEAN plus China,
Südkorea und Japan) und an das «ASEAN
Regional Forum», dem 25 Mitgliedsstaaten,
unter ihnen auch die USA, angehören. Dies
alles sind keine Selbstverständlichkeiten angesichts der Tatsache, dass viele Grenzen in
Südostasien der Willkür der ehemaligen europäischen Kolonialmächte entsprungen und
deshalb umstritten sind. Längst vergessen ist,
dass sich Malaysia und Indonesien zwischen
1962 und 1966 in einem blutigen Territorialstreit, der sogenannten «Konfrontasi», verwickelt sahen. Heute, mit dem Vorpreschen der
Volksrepublik China im Südchinesischen
Meer und der Gefahr des internationalen islamistischen Terrorismus, erhält die ASEAN
neue sicherheitspolitische Bedeutung.
Glück gehabt hätte, sondern weil die Nation
beziehungsweise ihre Eliten sich den Herausforderungen gestellt haben. Indonesien
hat die nationale Einheit bewahrt. Es hat
sich aus dem Tal der Tränen der Asienkrise,
als seine Währung zerfiel, seine Börse abtauchte und die Wirtschaft am Abgrund
stand, erfolgreich empor gearbeitet. Jakarta
hat nicht nur die zentrifugalen Kräfte in den
Griff bekommen, es hat auch die Attacken
der Fundamentalisten abgewehrt und seinen eigenen, moderaten Islam bewahrt.
Schliesslich, und dies ganz besonders, hat
die Demokratie in Indonesien festeren Boden gefunden.
In keiner anderen Nation leben so viele
Muslime – 200 Millionen – wie in der Republik Indonesien. Dennoch ist der Islam
nicht Staatsreligion. In einer durch religiöse
Fanatiker polarisierten Welt gerät nur allzu
leicht in Vergessenheit, dass es keine universale Form des Islam gibt. Musik, bildliche
Darstellung von Menschen, Tieren und Dämonen in Formen, die eindeutig auf die vor­
islamische Zeit zurückreichen, stehen für
die meisten indonesischen Muslime nicht
in Konflikt mit ihrem Glauben. Auch können Frauen im öffentlichen Leben und in
der Wirtschaft, so sie es wünschen, eine aktive Rolle spielen und Führungspositionen
einnehmen. Megawati Sukarnoputri, die
Tochter des ersten indonesischen Präsidenten, war von 2001 bis 2004 Staatsoberhaupt.
Das Zusammenleben mit Angehörigen anderer Religionen, wie den Katholiken und
Protestanten, den Hindus auf Bali oder den
Buddhisten und Konfuzianern in der chinesischen Gemeinschaft, verläuft in der Regel
friedlich. Überhaupt sind die Indonesier ein
von grosser Höflichkeit, von traditioneller
Gastfreundschaft und von Zurückhaltung
geprägter Menschenschlag. Doch gilt es zu
bedenken, dass der indonesische Beitrag zur
Weltsprache der Begriff «Amok» ist. In der
Tat gab es nach der Unabhängigkeit wiederholt Pogrome gegen missliebige oder beneidete Volksgruppen, vor allem auch gegen die
Chinesen. Noch zur Zeit der holländischen
Kolonialherrschaft siedelten sich chinesische Überseegemeinschaften in den Hafenstädten, insbesondere in Batavia und Surabaya, an. Die Kolonialherren begünstigten
die Chinesen mit einer gegenüber der einheimischen Bevölkerung privilegierten Stel-
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ten. So hat die ASEAN zur sicherheitspolitischen Stabilisierung Südostasiens entscheidend beigetragen und nach dem Kollaps der
Sowjetunion einen wichtigen Beitrag zur
Integration Indochinas, insbesondere Vietnams, in die Weltwirtschaft geleistet.
Zum Schattentheater gehört, dass von der
Wirklichkeit abgelenkt wird. Dies scheint
über die letzten Jahrzehnte hinweg auch
eine Maxime der indonesischen Aussenpräsenz gewesen zu sein. Das Land ist nicht mit
dem Gewicht auf der internationalen Bühne aufgetreten, welches ihm aufgrund seiner Grösse und Potenziale eigentlich zustehen würde. Dabei waren es die fabelhaften
Reichtümer der indonesischen Gewürzinseln, die einst die Europäer dazu veranlasst
hatten, den Seeweg nach Indien und weiter
darüber hinaus zu entdecken.
Der Ausbau der Infrastruktur soll das Wirtschaftswachstum ankurbeln.
Heute geht leicht vergessen, dass vor drei,
vier Jahrzehnten das Label «Made in Japan»
genauso wie heute «Made in China» nicht
für Topqualität stand. Innerhalb der letzten
zwanzig Jahre hat sich dies drastisch geändert und Japan steht heute in vielen Hochtechnologien an der Weltspitze. Bereits lässt
sich erkennen, dass in China Ähnliches geschehen wird. Die chinesische Führung hat
jedenfalls unzweideutig erklärt, dass die
Übernahme und Entwicklung von Hochtechnologien und Markenprodukten von
internationalem Ruf zu den vorrangigen
Zielen der chinesischen Wirtschaftspolitik
gehören.
Gewaltige Potenziale
Indonesien hat aus den chinesischen Erfahrungen gelernt und ist derzeit dabei, die Infrastruktur massiv auszubauen. Die Rückstände sind hier nicht so drastisch wie in
Indien, doch eine zerklüftete Insellandschaft
sorgt bei der effizienten Vernetzung der
Transportwege für besonders grosse Herausforderungen. Die fehlende Infrastruktur
lässt auch Potenzial bei den Rohstoffen und
Energiequellen brachliegen. Der Boom in
China sorgt seit Jahren für gewaltige Steigerungen der Nachfrage in diesem Bereich.
Davon profitiert derzeit vor allem die australische Volkswirtschaft. Auch Indonesien besitzt für China wichtige Ressourcen und Exportmärkte, wobei Jakarta sich auch im
Visier der Japaner befindet und deshalb mit
seinen Trümpfen Tokio und Beijing gegeneinander ausspielen kann.
Zwischen den grossen asiatischen Ländern
gibt es riesige Unterschiede. Geschichte, Kultur und Klima haben tiefe Spuren hinterlassen. Anderseits weist der sozio-ökonomische
Entwicklungsprozess in den verschiedenen
Ländern etliche wichtige Gemeinsamkeiten
auf. Sie lassen darauf schliessen, wie Indonesien seine gewaltigen Potenziale in den kom-
Australien mit seiner relativ kleinen und
Japan mit seiner alternden Bevölkerung
sind in hohem Masse vom Gang der Weltkonjunktur abhängig. Indonesien hat weder
das eine noch das andere Handicap: Von der
Einwohnerzahl her ist es eine Grossmacht.
Zudem hat es, ähnlich wie Indien, eine junge Bevölkerung. Dies alles schafft ausgezeichnete Voraussetzungen dafür, dass die
Nachdem die Japaner während ihres kurzlebigen Imperialismus als Eroberer im damaligen Niederländisch-Indien eingefallen
waren, haben sie inzwischen als friedliche
Investoren, Händler und Entwicklungspartner viel Terrain gutgemacht. Überhaupt
hat Nippon Inc., wie ein Blick auf die Strassen und in die Shopping Malls der südostasiatischen Millionenstädte offenbart, diese
Welt, die zwischen Indien und China liegt,
als lukrative Absatzmärkte für seine Exportgüter erschlossen.
Binnenmärkte zu einer wichtigen Triebkraft des Wirtschaftswachstums werden
können. In den grossen städtischen Agglomerationen war bereits in den neunziger
Jahren eine deutliche Zunahme der Mittelschichten zu erkennen. Mit ihrer neu erworbenen Kaufkraft kann sie die Konjunktur beleben. Natürlich hat Indonesien wie
viele Länder mit einer jungen Bevölkerung
gewaltige Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt. Nicht zuletzt mit Blick auf die
Verführungskraft islamitischer Fanatiker
muss Jakarta alles daran setzen, dass junge
Menschen nicht in Ghettos der Hoffnungslosigkeit landen.
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menden Jahren und Jahrzehnten wird realisieren können: Wie zuvor Japan hat China
seine wirtschaftliche Modernisierung mit
einer Industrie begonnen, die vorwiegend
Billiggüter für den Export produzierte.
Im Vergleich mit Indien und China hat Indonesien zwei Vorteile. Zunächst besteht ein
wesentlicher Unterschied bei den demografischen Dimensionen. Für Indonesien ist die
Relation zwischen der Bevölkerungszahl
und den verfügbaren natürlichen Ressourcen sehr viel günstiger als in Indien und
China mit ihren Milliardenvölkern. Durch
Verbesserungen im Erziehungs- und Bildungssystem sowie durch eine regional ausgeglichenere infrastrukturelle Entwicklung
des Riesenlandes können Millionen von
Menschen neue Chancen gegeben werden.
Die natürlichen Ressourcen
sind mit denen von Brasilien
vergleichbar.
In den letzten Jahren konnte in China unter
dem Motto «Go West» die dynamische Entwicklung des rückständigen Westens des
Landes verfolgt werden. Auch Indonesien
hat ähnliche Optionen der «Neulandgewinnung». Neben dem übervölkerten Java gibt
es andere grossen Inseln wie Sumatra – mit
über 470,000 km2 die sechstgrösste Insel
der Welt – Sulawesi und Kalimantan. Unter
Suharto hatte es eine extreme Konzentration der Entscheidungsfindung und damit
auch der Wirtschaft und Bevölkerung in
Jakarta gegeben. Die Folge davon waren das
explosive Wachstum auf Java und die Vernachlässigung der Peripherie. Nun hat sich
das Blatt etwas gewendet und das Hinterland gewinnt auch in wirtschaftlicher Hinsicht an Bedeutung.
Von den natürlichen Reichtümern her kann
sich Indonesien in mancher Hinsicht mit
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lung im Finanzwesen. So wurden die Chinesen zu den zwar nötigen, aber auch zuweilen
verhassten Zahlmeistern. Vor allem die Zeit,
in der Mao Zedong den globalen Klassenkrieg predigte und mit Fünften Kolonnen in
Südostasien die Weltrevolution zu verbreiten suchte, war kritisch. Da konnten Ressentiments gegen die Chinesen, deren Loyalität
gegenüber dem indonesischen Staat meist
zu Unrecht angezweifelt wurde, leicht in einen gewaltbereiten Volkszorn umschlagen.
In der jüngsten Zeit scheinen sich die Dinge
entspannt zu haben, doch auch in Indonesien gilt das Sprichwort, demgemäss stille
Wasser tief gründen.
Von Napoleon ist das Wort überliefert, China
sei ein schlafender Riese, der, wenn er erwacht, die Welt erschüttern werde. Das Reich
der Mitte ist in den letzten zwei Jahrzehnten
erwacht und hat die Welt mit seinem rasanten Aufstieg zur Wirtschaftsgrossmacht in
Erstaunen versetzt und zuweilen gar verängstigt. Auch Indonesien, Südostasiens
Riese, ist in den letzten Jahren nach langer
Zeit erwacht. Kaum jemand wird jedoch dieses riesige Inselreich als eine Bedrohung
empfinden. Selbst mit den unmittelbaren
Nachbarn hat sich Jakarta gutgestellt. Für die
Europäer ist Indonesien mit seiner jungen
und ambitiösen Bevölkerung ein vielversprechender Handels- und Wirtschaftspartner. Einst waren die Europäer nach den Gewürzinseln aufgebrochen, um es in fernen
Landen zu Reichtum zu bringen. Heute hat
Indonesien viel mehr zu bieten als Gewürznelken, Muskatnüsse und Pfeffer.
US, November 2010
Urs Schoettli,
Neue Zürcher Zeitung
Urs Schoettli, Jahrgang 1948, studierte Philosophie an der Universität Basel. Von 1983
bis 1989 war er Südasienkorrespondent der
Neuen Zürcher Zeitung in Dehli und von
1990 bis 1995 Iberien-Repräsentant der Friedrich-Naumann-Stiftung in Madrid und Sintra (Portugal). 1996 kehrte er zur NZZ zurück
und war als Korrespondent in Hongkong,
Japan und China tätig. Seit Anfang 2010
schreibt Urs Schoettli für die NZZ die montägliche Kolumne «Eurasia».
Mit dem «Fokus Asien» wollen Wegelin & Co.
Privatbankiers zusammen mit Urs Schoettli, langjähriger Berichterstatter der NZZ
und einer der profundesten Asienkenner,
periodisch über die stark an Bedeutung gewinnende Region berichten.
«Fokus Asien» informiert regelmässig über
das makroökonomische Geschehen in den
wichtigsten asiatischen Volkswirtschaften.
Des Weiteren sollen anhand spezifischer
Sachthemen sozio-ökonomische Trends
dargestellt werden, die für das Verhalten von
Anlegern in Asien von Relevanz sind. Nicht
zuletzt versucht «Fokus Asien» aber auch,
dem Leser Einblicke in die Werte und Vorstellungen der Menschen in Asien zu geben.
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Bei Fragen und Anregungen
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Dynastie in Nordkorea:
Alles deutet darauf hin,
dass Kim Il Jong, Sohn
des Staatsgründers Kim
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Schlaglichter
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Der blutige Konflikt zwischen der Zivilbevölkerung und den Ordnungskräften im indischen
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Tokio hat im Streit um
die Verhaftung des Kapitäns eines in von Japan
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vorgedrungenen chinesischen Fischkutters
klein beigegeben. Ist
dies ein Fingerzeig für
künftige Gewichtsverlagerungen in Ostasien?
Währungsstreit:
Die USA verstärken den
Druck auf China, seine
Währung aufzuwerten.
Gleichzeit betreibt
Japan die Abwertung des
Yen.
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Brasilien messen. Ganz anders sieht es indessen bei der sozialen Kohäsion aus. Indonesien ist im Gegensatz zu den südamerikanischen Staaten kein Einwanderungsland.
Auf dem Nährboden uralter Kulturen sind
hier solide soziale Strukturen herangewachsen – auch die Familienbande sind intakt. Anders als China betreibt es keine EinKind-Politik. Damit verfügt Indonesien
über eine gesündere Bevölkerungspyramide und somit wird auch in Zukunft der
grösste Teil der sozialen Sicherheit durch
die Grossfamilie bereit gestellt werden können. Für die politische und soziale Stabilität
des Landes ist dies von entscheidender Bedeutung.