Mai 2011 - FIFA.com

Transcription

Mai 2011 - FIFA.com
Mai 2011
WM-Auslosung in Rio | Ende der Welcome Tour | Panini-Album zur Frauen-WM |
Neue brasilianische Sponsoren | Kampf gegen illegale Wetten | Gesunder Frauenfussball |
Geburt des deutschen Fussballs | Zusammensetzung der Task Force | Junger Diego
RUANDAS WM-PREMIERE
Verheissungsvolles U-17-Team
© 2011 Visa Inc. All Rights Reserved.
EDITORIAL
Liebe Mitglieder der FIFA-Familie,
„Es ist schwer
vorstellbar, wie gross
einst der Widerstand
gegen die heute
populärste Sportart
der Welt war.“
die vorliegende Ausgabe von FIFA World bietet
viele spannende Geschichten und Berichte, die die
faszinierende Entwicklung des Fussballs vor Augen
führen. Unsere Titelgeschichte handelt von der jungen
Mannschaft aus Ruanda, die es dank langjähriger und
zielgerichteter Arbeit des Verbandes sowie diversen FIFAEntwicklungsprogrammen geschafft hat, sich erstmals für
eine FIFA-Weltmeisterschaft (FIFA U-17-Weltmeisterschaft
in Mexiko) zu qualifizieren.
Wir werfen auch einen Blick auf die anstehende
Vorrundenauslosung zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft
2014™ in Brasilien und machen uns auf ins Kino. Können
Sie sich vorstellen, dass es einst Widerstand gegen
den Fussball – die populärste Sportart der Welt – gab?
Der Bericht über den kürzlich angelaufenen Film „Der
ganz grosse Traum“ zeigt, dass sich der Sport im
19. Jahrhundert auch im Fussballland Deutschland gegen
massiven Widerstand durchsetzen musste.
Abgerundet wird das Heft durch eine Reportage
über den letzten Teil der Welcome Tour zur FIFA
Frauen-Weltmeisterschaft™ vom 26. Juni bis 17. Juli
in Deutschland und einen Artikel über die positiven
Auswirkungen des Fussballspiels auf die Gesundheit.
Mit dem „11+“-Programm hat das FIFA-Zentrum
für medizinische Auswertung und Forschung einen
Meilenstein gelegt!
Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.
Für das Spiel. Für die Welt.
Joseph S. Blatter
FIFA WORLD I MAI 2011
3
RUND UM
DIE WELT
PRÄSIDENTENWAHL
Auf der Tagesordnung des 61. FIFAKongresses am 31. Mai und 1. Juni in Zürich
steht u. a. die Wahl des FIFA-Präsidenten.
Fristgerecht bis 1. April haben der amtierende FIFA-Präsident Joseph S. Blatter
sowie Mohamed bin Hammam, Präsident
der Asiatischen Fussballkonföderation und
Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees, ihre
Kandidatur angemeldet. Gewählt wird der
höchste Mann der FIFA am 1. Juni von den
Delegierten der FIFA-Mitgliedsverbände.
Gemäss FIFA-Statuten erfolgt die Wahl
geheim, wobei im ersten Wahlgang eine
Zweidrittelmehrheit erforderlich ist. Im
zweiten Wahlgang reicht eine absolute
Mehrheit.
REKORDFELD
Die Vorrundenauslosung der FIFA FussballWeltmeisterschaft 2014™ findet im Juli in
der malerischen Marina da Glória in Rio de
Janeiro statt. 203 Nationalteams und damit
4
FIFA WORLD I MAI 2011
so viele wie nie zuvor haben sich für die
Qualifikation angemeldet. Sie alle kämpfen
um die 31 Plätze, die für die Endrunde
2014 zu vergeben sind. Brasilien ist als
Gastgeber automatisch qualifiziert. Weitere
Informationen zur Vorrundenauslosung
siehe Seite 16.
DUELL DER WM-GASTGEBER
TORHÜTER MIT TORRIECHER
Die beiden übernächsten Gastgeber der
FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ standen
sich im März in einem Freundschaftsspiel
gegenüber. Im Jassim-bin-Hamad-Stadion
in Doha gab Katar (WM-Gastgeber
2022) sein Debüt unter Trainer Milovan
Rajevac und ging durch den Treffer von
Mohammed Kasola bereits in der vierten
Minute in Führung. Die Russen, die in der
FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste 77 Plätze
vor Katar liegen, kamen in der 34. Minute
schliesslich zum Ausgleich. Das 1:1 durch
Starstürmer Roman Pawlijutschenko war
gleichzeitig der Endstand.
São Paulos Torhüter Rogério Ceni (Brasilien)
hat im März mit seinem 100. Treffer für
Schlagzeilen gesorgt. Das 100. Tor für den
Klub hätte nicht schöner sein können. Mit
einem wunderbaren um die Mauer gezirkelten Freistoss aus 25 Metern knackte er
im Derby gegen Corinthians die 100erMarke. Rogério ist mutmasslich der erste
Spitzentorhüter, der 100 Tore auf seinem
Konto hat. „Wenn ein Torhüter das Feld
betritt, denkt er nicht an Tore. Doch bei mir
ist es gekommen, wie ich es mir gewünscht
habe“, so der Frei- und Strafstossspezialist.
Rogério, der auch zwischen den Pfosten
eine gute Figur macht, war bei den WMEndrunden 2002 und 2006 Ersatztorwart
der Seleção. Für das Nationalteam hat er
allerdings noch nie getroffen.
IN DIESER
AUSGABE
34
6
HAUTNAH
6
GELSENKIRCHEN,
BARCELONA,
FOXBOROUGH,
LONDON
Faszinierende Fussballbilder
aus aller Welt
22
AKTUELL
14
STARKES AUFGEBOT
Anpfiff für die FIFA Task
Force Football 2014
FOKUSSIERT
34
RUANDAS
COMEBACK
Neue Hoffnung dank jungen
Talenten
16
RIO IM
RAMPENLICHT
40
GESUNDER KICK
WM-Vorrundenauslosung vor
traumhafter Kulisse
Mehr Wohlbefinden für
Frauen dank Fussball
22
ENDE DER
WELTREISE
44
GROSSES
FUSSBALLFEST
Abschluss der Welcome Tour
in Pjöngjang
Ausblick auf die FIFA
Frauen-Weltmeisterschaft™
27
GROSSE PREMIERE
46
ZEITREISE
Erstes Panini-Album für den
Frauenfussball
Film über die Anfänge des
Fussballs in Deutschland
56
KOMPAKT
52
VERBÄNDE
Neuste Nachrichten
54
ITALIENISCHE
RENAISSANCE
Ehemaliger Weltmeister
wieder in den Top Ten
56
ARCHIV
75. Geburtstag der FIFA und
ein Junge namens Diego
FIFA WORLD I MAI 2011
5
HAUTNAH
DAVID GEGEN
GOLIATH
Almería-Stürmer Pablo Piatti und Barcelona-Verteidiger Gerard Piqué scheinen sich bei
Barças 3:1-Sieg im April in der spanischen Primera División bestens zu verstehen.
6
FIFA WORLD I MAI 2011
BRUCHLANDUNG
Wesley Sneijder strauchelt mit Titelverteidiger Inter Mailand im
Viertelfinale der UEFA Champions League gegen den FC Schalke.
FIFA WORLD I HAUTNAH
7
8
FIFA WORLD I MAI 2011
AUF BIEGEN
UND BRECHEN
Eric Brunner (Portland Timbers) und Zak Boggs (New England Revolution) im
Zweikampf beim 1:1 in der Major League Soccer; ungewöhnliches Stretching
vor dem Freundschaftsspiel zwischen England und Ghana.
FIFA WORLD I HAUTNAH
9
10
FIFA WORLD I MAI 2011
BANANENKULT
Die Anfeuerungsrufe dieses Fans scheinen zu
fruchten. Manchester City bezwingt im Halbfinale
des FA Cup Manchester United mit 1:0 und trifft
nun im Finale auf Stoke City.
FIFA WORLD I HAUTNAH 11
LESERBRIEFE
Ausgewählte Kommentare der Leser von FIFA World und FIFA.com
April 2011
Finanzieller Erfolg | Startplätze für 2014 | Weitere Tests der Torlinientechnologie |
Auf nach Kanada | Warmlaufen in Portugal | Beach-Soccer-Märchen in Tahiti |
Barcelonas Talentschmiede | Strassenfussball in Kambodscha | Verletzungen im Frauenfussball
FRAUEN DER
ERSTEN STUNDE
Erstes Frauenländerspiel vor 40 Jahren
Ausgabe April
FRAUEN DER ERSTEN STUNDE
Ich spiele selbst Fussball und habe
den Eindruck, dass sich seit dem
ersten offiziellen Länderspiel im Jahr
1971 nicht viel verändert hat. Noch
immer müssen wir uns die gleichen
Kommentare anhören. Viele Männer
(zum Glück nicht alle) sind noch immer
der Meinung, dass Fussball nichts für
Frauen ist, aber wir spielen dennoch
Fussball, weil wir das Spiel lieben.
Der Frauenfussball braucht nicht nur
stärkere Medienpräsenz, sondern auch
mehr Geld. Das Spiel kann sich nicht
weiterentwickeln, solange die Frauen
keine Profis sind und immer noch
einer Nebenbeschäftigung nachgehen
müssen.
R. Inglada (Schottland)
Danke für diesen informativen Artikel.
Als Eltern einer Tochter, die seit ihrem
sechsten Lebensjahr Fussball spielt, sind
wir diesen Frauen sehr dankbar, dass
sie den heutigen Spielerinnen den Weg
geebnet haben.
Ich liebe solche Geschichten. In den
Football-for-Hope-Zentren wird
hervorragende Arbeit geleistet.
Jake (Australien)
Ich freue mich, dass die FIFA
denjenigen hilft, die unter
unzumutbaren Umständen Fussball
spielen müssen. Ich hoffe, dass die
FIFA weiterhin solche Menschen mit so
wunderbaren Projekten unterstützt.
Besucher von FIFA.com (El Salvador)
TAHITIS SANDKÖNIGE
Glückwunsch, Tahiti, zum Sieg gegen
unsere Bilikiki Boys. Mit dem Erfolg
gegen die Salomon-Inseln hat Tahiti
bewiesen, dass die Konkurrenz im
Beach-Soccer in Ozeanien gewachsen
ist. Viel Glück für die Beach-SoccerWeltmeisterschaft in Italien!
Besucher von FIFA.com (Salomon-Inseln)
Besucher von FIFA.com (USA)
LICHT ÜBER KENIA
Die Sonnenkollektoren von Yingli
Solar für das Zentrum in Mathare sind
ein weiteres fantastisches Projekt
von Football for Hope. Meine besten
Wünsche an die Menschen in Kenia.
Ich hoffe, dass noch viele solche
Zentren eröffnet werden.
Besucher von FIFA.com (England)
Die Qualifikation Tahitis für die BeachSoccer-Weltmeisterschaft ist grossartig,
zumal das Land als WM-Gastgeber
2013 wiederum dabei ist. Ich bin sicher,
dass es das Team in Ravenna weit
bringen kann, auch wenn natürlich viel
von der Auslosung abhängt.
Alfredo (Mexiko)
Was halten Sie von FIFA World, seinen
Berichten und anderen Themen aus der Welt
des Fussballs? Schreiben Sie uns Ihre Meinung
an [email protected] oder
FIFA World, FIFA-Strasse 20, Postfach,
8044, Zürich, Schweiz.
12
FIFA WORLD I MAI 2011
Der Fussball ist in Tahiti wirklich
besser geworden. Das Land hat
sich als Ozeanienmeister vor
Neuseeland bereits für die FIFA U-20Weltmeisterschaft 2009 qualifiziert. Bei
der Endrunde selbst musste das Team
zwar einige deutliche Niederlagen
einstecken, aber die Qualifikation für
die Beach-Soccer-WM zeigt, dass viel
Potenzial im Land steckt. Ich wünsche
dem Team viel Erfolg in Italien.
Gabrilia (Venezuela)
Diese Geschichte zeigt, wie der
Sport wichtige Werte vermitteln
und Jugendlichen den Weg aus
der Kriminalität und Armut weisen
kann. Es ist gut zu wissen, dass es da
draussen Menschen gibt, die diesen
Jugendlichen unermüdlich beistehen.
Besucher von FIFA.com (Mexiko)
BEWEGENDE GESCHICHTE
Menschen wie Herr Schweingruber sind
echte Vorbilder für den Sport weltweit.
Herzlichen Glückwunsch für all das,
was er in Kambodscha geleistet hat.
T. Suarez (Argentinien)
Glückwunsch an die Leiter der
Akademie. Es ist toll, wie der Sport
bedürftigen Menschen helfen kann.
Weiterhin viel Erfolg!
Carlos (Bolivien)
Der Artikel über das Sport- und
Ausbildungsprojekt in Kambodscha hat
mir sehr gefallen. Das Projekt scheint
ein Erfolg zu sein. Ich hoffe, dass noch
viele Menschen in Kambodscha davon
profitieren werden.
Besucher von FIFA.com (England)
FRAUENPREMIERE
Panini lanciert erstmals ein Sammelalbum zur FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™. Siehe mehr auf Seite 27.
FIFA WORLD I HAUTNAH 13
STARKES AUFGEBOT
Die FIFA Task Force Football 2014 hat ihre Arbeit aufgenommen
– mit einem starken Aufgebot unter fachkundiger Leitung.
Auch die ehemaligen Weltmeister Franz Beckenbauer, Pelé und Sir Bobby Charlton gehören der neuen Arbeitsgruppe an.
Die auf Initiative von FIFA-Präsident Joseph S. Blatter gebildete Arbeitsgruppe
soll den modernen Fussball eingehend
analysieren und auf allen Ebenen Verbesserungen vorschlagen. Aus diesem
Grund wurden im April 22 Experten aus
den verschiedensten Bereichen ins Gremium berufen, darunter Experten aus dem
Schiedsrichterwesen und medizinischen
Bereich, Fussballfunktionäre und natürlich
mehrere ehemalige Spitzenspieler.
Geleitet wird die Gruppe von Franz
Beckenbauer und seinem Stellvertreter
Pelé, die zusammen nicht weniger als
fünf Weltmeisterschaften gewonnen haben. Zum illustren Kreis der ehemaligen
Weltmeister, die ihre ganze Erfahrung
in die Arbeitsgruppe einbringen sollen,
gehören auch der zweifache Titelträger
Cafu aus Brasilien, Christian Karembeu
14
FIFA WORLD I MAI 2011
(Frankreich/Neukaledonien) und Sir Bobby
Charlton, englischer WM-Held von 1966
(vollständige Mitgliederliste siehe auf der
rechten Seite).
„Wir sind sehr stolz, einige der grössten
Namen im Fussball in dieser Arbeitsgruppe
zu haben“, sagte FIFA-Präsident Joseph
S. Blatter. „Unter der Leitung von Franz
Beckenbauer wird dieses überaus erfahrene
Team jeden Aspekt des Fussballs überdenken, die anstehenden Herausforderungen angehen und geeignete Lösungen
vorschlagen.“
Nach seinem Rücktritt aus dem FIFAExekutivkomitee Ende Mai wird sich
Beckenbauer voll auf diese neue Aufgabe
konzentrieren. „Ich bin seit 2007 mit grosser Freude Vorsitzender der Fussballkommission“, betonte Franz Beckenbauer nach
der Bekanntgabe der Mitglieder. „Meine
Kollegen und ich haben in dieser Zeit viel
erreicht, aber wichtige Punkte wie die Torlinientechnologie, zusätzliche Schiedsrichter,
die sogenannte Dreifachbestrafung, das
Verhalten auf und neben dem Feld und
vieles mehr sind noch ungelöst und müssen
erörtert werden.“
Am 10. Mai nach Drucklegung dieser
Ausgabe traf sich die Arbeitsgruppe am
FIFA-Sitz in Zürich zu ihrer ersten Sitzung.
Auf der Tagesordnung standen unter
anderen die Spielregeln, das Schiedsrichterwesen, die Wettbewerbsbestimmungen,
der Frauenfussball, Medizin und Fairness.
Die Arbeitsgruppe kann für den Fussball
zwar keine direkten Änderungen beschliessen, aber dem FIFA-Exekutivkomitee Lösungen empfehlen. Nach ihrer ersten Sitzung
wird sie dem FIFA-Kongress am 1. Juni in
Zürich einen ersten Bericht vorlegen.
STARKES AUFGEBOT
Die 22 Mitglieder der FIFA Task Force Football 2014
Franz Beckenbauer (Vorsitzender): Der Kaiser ist einer der
erfolgreichsten Spieler der Fussballgeschichte und neben dem Brasilianer
Mario Zagallo der Einzige, der sowohl als Spieler als auch als Trainer
Weltmeister wurde. Der ehemalige Libero von Bayern München und der
deutschen Nationalmannschaft war ebenfalls Präsident des deutschen
Organisationskomitees der Weltmeisterschaft 2006.
Pelé (stellvertretender Vorsitzender): O Rei ist der vielleicht beste Spieler
aller Zeiten. Die brasilianische Spielerlegende, die vom Internationalen
Olympischen Komitee 1999 zum Athleten des Jahrhunderts gekrönt wurde,
ist der bis heute einzige dreifache Weltmeister (1958, 1962 und 1970). Der
Schütze von 1281 Treffern in 1363 Spielen, darunter 92 Länderspiele, ist
UNO- und UNESCO-Botschafter und Mitglied der FIFA-Fussballkommission.
Carlos Alarcón Ríos: Der Vorsitzende der Schiedsrichterkommission der
CONMEBOL ist eine der grössten Persönlichkeiten im lateinamerikanischen
Schiedsrichterwesen und Mitglied der FIFA-Schiedsrichterkommission.
Demetrio Albertini: Zwölf Saisons und 415 Spiele lang war der Italiener
für die AC Milan ein sicherer Wert im Mittelfeld. Für das Nationalteam
bestritt er 79 Spiele. Im Dezember 2005 gab er schliesslich seinen Rücktritt.
Als Vizepräsident des italienischen Fussballverbands ist der 39-Jährige bis
heute mit dem Sport verbunden geblieben.
Massimo Busacca: Der Schweizer zählt zu den besten Schiedsrichtern
der Welt. Bei den WM-Endrunden 2006 und 2010 leitete er insgesamt vier
Spiele. Der 42-Jährige spricht nicht weniger als fünf Sprachen: Italienisch,
Englisch, Französisch, Spanisch und Deutsch.
Kalusha Bwalya: Der ehemalige sambische Nationalspieler war
Torschützenkönig beim Afrikanischen Nationen-Pokal 1996 und hat es auch
abseits des Rasens zu Ruhm und Ehre gebracht: sei es als Nationaltrainer,
Präsident des sambischen Fussballverbands oder als Mitglied des
CAF-Exekutivkomitees.
Cafu: Marcos Evangelista de Moraes, wie einer der besten rechten
Aussenverteidiger aller Zeiten mit vollem Namen heisst, hat für Brasilien
sage und schreibe 142 Länderspiele und 4 WM-Endrunden bestritten.
Zweimal durfte der mittlerweile 40-Jährige den WM-Pokal in die Höhe
stemmen (1994 und 2002), beim zweiten Mal als Teamkapitän.
Sir Bobby Charlton: Er war Teil des legendären Trios von Manchester
United (zusammen mit Denis Law und George Best), Schlüsselspieler beim
Heimtriumph bei der WM 1966 und gilt damit als einer der besten englischen
Spieler aller Zeiten. Charlton ist Mitglied der FIFA-Fussballkommission.
Ivan Ćurković: Der ehemalige Spitzentorhüter ist 19-facher jugoslawischer
Nationalspieler. Für Saint-Étienne bestritt er 383 Spiele. Später war er
Präsident von Partizan Belgrad und des serbischen Olympischen Komitees.
Heute gehört er der FIFA-Kommission für Stadien und Sicherheit an.
Fernando Hierro: Der Spanier gilt als einer der besten Innenverteidiger
aller Zeiten. Er spielte 14 Saisons für Real Madrid und gewann mit dem
Klub dreimal die UEFA Champions League. Als technischer Direktor des
spanischen Nationalteams war er zuletzt am spanischen Erfolg bei der FIFA
Fussball-Weltmeisterschaft 2010™ beteiligt.
Charmaine Hooper: Mit 131 Länderspielen, 71 Toren für die Maple Leafs
und drei WM-Teilnahmen ist sie in Kanada eine lebende Legende. Sie ist
Mitglied der FIFA-Fussballkommission.
Alex Horne: Horne wurde 2003 zum Finanzdirektor des englischen
Fussballverbands ernannt. Im Mai letzten Jahres wurde er zum Generalsekretär
befördert. Von Dezember 2006 bis Juli 2008 war er zudem Geschäftsführer
des Wembley-Stadions.
Christian Karembeu: Der gebürtige Neukaledonier wurde 1998 mit
Frankreich Weltmeister und zwei Jahre später Europameister. Seit seinem
Rücktritt ist er unter anderem als FIFA-Botschafter für Ozeanien und Mitglied
der FIFA-Fussballkommission tätig.
Tracy Lu: Von der Dolmetscherin hat sie sich bis zur stellvertretenden
Direktorin der Abteilung für internationale Beziehungen des chinesischen
Fussballverbands hochgearbeitet. Sie ist ferner Mitglied der Kommission
für Frauenfussball und die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™.
Ioan Lupescu: Der ehemalige offensive Mittelfeldspieler ist in seiner
Heimat Rumänien eine Fussballlegende. Je zwei Teilnahmen an der FIFA
Fussball-Weltmeisterschaft™ und der UEFA EURO, 72 Länderspiele und 6
Länderspieltore stehen auf seinem Konto. Heute ist er regelmässig für die
technische Studiengruppe der FIFA tätig.
Peter Mikkelsen: Der Däne war nach seiner Spielerkarriere erfolgreich
als internationaler Schiedsrichter tätig. Bei der WM 1990 in Italien leitete
er zwei Spiele, bei der WM 1994 in den USA deren drei. Der 61-Jährige ist
Mitglied der FIFA-Schiedsrichterkommission.
Dejan Savićević: Der Montenegriner war ein klassischer, dribbelstarker,
torgefährlicher Linksaussen. Für das Nationalteam Jugoslawiens erzielte
er in 56 Spielen 29 Tore. Grosse Erfolge feierte er auch im Team der AC
Milan. Heute ist er Präsident des nationalen Verbands und Mitglied der
FIFA-Fussballkommission.
Marina Sbardella: Die Italienerin hat auf den Kanälen TG3, TMC
und LA7 zahlreiche Sportprogramme moderiert. Sie ist Mitglied
der Organisationskommission für die FIFA U-17- und U-20-FrauenWeltmeisterschaft, ebenso des Betreuerstabs der italienischen
Frauenauswahl.
Jiri Dvorak: Der FIFA-Chefarzt und Vorsitzende des FIFA-Zentrums für
medizinische Auswertung und Forschung (F-MARC) ist seit 1994 für den
Weltfussballverband tätig. Er ist ebenfalls Mitglied von Kommissionen des
Internationalen Olympischen Komitees und der Welt-Anti-Doping-Agentur.
Kohzo Tashima: Der ehemalige technische Direktor und heutige
Generalsekretär des japanischen Fussballverbands spielte eine wichtige
Rolle bei der Vorbereitung für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2002™
in Japan und der Republik Korea. Er ist auch Vizepräsident der Asiatischen
Fussballkonföderation.
Sunil Gulati: Der US-Amerikaner ist Wirtschaftsprofessor an der Universität
von Columbia (New York), Präsident des nationalen Fussballverbands und
Mitglied der FIFA-Strategiekommission.
Theo van Seggelen: Der Generalsekretär der Spielergewerkschaft
FIFPro, die weltweit rund 55 000 Spieler vertritt, ist Mitglied der FIFAStrategiekommission.
FIFA WORLD I AKTUELL 15
WM-AUFTAKT IN RIO
Im malerischen Hafen Marina da Glória in Rio de Janeiro wird am
30. Juli die Vorrunde der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien
2014™ ausgelost. Der WM-Auftakt wird mit Spannung erwartet,
und schon jetzt herrscht überall grosse Vorfreude auf die zweite
FIFA-WM im eigenen Land.
Die Marina da Glória, benannt nach dem
gleichnamigen Viertel im Süden Rios, ist einer der beliebtesten Sporthäfen der Stadt.
Die Anlage an der Guanabara-Bucht bietet
einen herrlichen Blick auf den Zuckerhut
und die weltberühmte Christusstatue und
eignet sich mit ihren 9000 Quadratmetern
bestens für die Durchführung grosser Wassersportveranstaltungen. So fanden hier
unter anderem mehrere Wettbewerbe
der Panamerikanischen Spiele 2007 statt,
und auch bei den Olympischen und Paralympischen Sommerspielen 2016 wird
vor der Marina da Glória um Ruhm und
Die Marina da Glória bietet eine traumhafte Kulisse für die Vorrundenauslosung im Juli.
16
FIFA WORLD I MAI 2011
Ehre gekämpft, sprich um Medaillen
gesegelt. Am 30. Juli dieses Jahres wird
der Hafen jedoch ausnahmsweise nicht
Austragungsort einer Regatta, sondern
Schauplatz der Vorrundenauslosung der
FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien
2014™ sein.
AUSLOSUNG
IN ASIEN
Die Auslosung der ersten und zweiten Runde der asiatischen
Vorausscheidung zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2014™, die am
30. März in Kuala Lumpur vorgenommen wurde, ergab einige interessante
Paarungen. Eine der attraktivsten Begegnungen der ersten Runde ist
sicherlich das Aufeinandertreffen zwischen Sri Lanka und den Philippinen,
die durch die erfolgreiche Qualifikation für den AFC Challenge Cup 2012
viel Selbstvertrauen tanken konnten und nun an diese Leistung anknüpfen
wollen. „Das ist kein schlechtes Los”, fand der philippinische Nationaltrainer
Michael Weiss: „Sri Lanka ist ein starker, aber nicht übermächtiger Gegner,
gegen den wir durchaus Chancen auf ein Weiterkommen haben.”
Der Sieger dieses Duells wird auf Kuwait treffen, das sich bereits einmal
für die Endrunde einer FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ qualifizieren
konnte (Spanien 1982).
Zu den weiteren Höhepunkten der zweiten Runde, die am 23. und 28. Juli
ausgetragen wird, gehören die Begegnungen zwischen Indien und den
Vereinigten Arabischen Emiraten, dem Halbfinalisten des diesjährigen
Asien-Pokals Usbekistan und Kirgisistan sowie zwischen Tadschikistan
und Syrien.
Japan, die Republik Korea, Australien, die DVR Korea und Bahrain
greifen erst in der dritten Runde ins Geschehen ein, die am 30. Juli in
Rio de Janeiro ausgelost wird.
„Wir freuen uns sehr, dass so viele
Länder an der Qualifikation zur FIFA
Fussball-Weltmeisterschaft 2014 teilnehmen wollen”, erklärt Mustapha
Fahmy, FIFA-Direktor Wettbewerbe.
„Die Fussballfans in aller Welt dürfen
sich einmal mehr auf viele spannende
Entscheidungen freuen.”
Insgesamt 203 der 208 Mitgliedsverbände der FIFA werden versuchen, eines der
begehrten Tickets für die WM-Endrunde in
Brasilien zu ergattern – drei mehr als in der
Qualifikation zur WM 2010 in Südafrika.
Nicht an der Vorrunde teilnehmen werden
einzig Bhutan, Guam und Mauretanien,
die allesamt freiwillig verzichten. Nicht
startberechtigt ist Brunei Darussalam,
dessen Verband derzeit suspendiert und
damit von allen FIFA-Wettbewerben ausgeschlossen ist. Brasilien ist als Gastgeber
zudem automatisch qualifiziert.
Eine Auslosung im Zusammenhang mit
einer FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ ist
für Rio de Janeiro keine Premiere: 1950, als
die WM zum ersten und bisher einzigen
Mal in Brasilien stattfand, wurden in der
SPIELE DER ERSTEN RUNDE:
1. Malaysia – Chinese Taipei
2. Bangladesch – Pakistan
3. Kambodscha – Laos
4. Sri Lanka – Philippinen
5. Afghanistan – Palästina
6. Vietnam – Macau
7. Nepal – Osttimor
8. Mongolei – Myanmar
SPIELE DER ZWEITEN RUNDE:
1. Thailand – Sieger Spiel 5
2. Libanon – Sieger Spiel 2
3. VR China – Sieger Spiel 3
4. Turkmenistan – Indonesien
5. Kuwait – Sieger Spiel 4
6. Oman – Sieger Spiel 8
7. Saudiarabien – Hongkong
8. Iran – Malediven
9. Syrien – Tadschikistan
10. Katar – Sieger Spiel 6
11. Irak – Jemen
12. Singapur – Sieger Spiel 1
13. Usbekistan – Kirgisistan
14. Vereinigte Arabische Emirate – Indien
15. Jordanien – Sieger Spiel 7
„Cidade Maravilhosa” die Partien der Endrunde gezogen. Eine Vorrundenauslosung
war damals nicht nötig, da sich nur 34
Nationen für die Qualifikation angemeldet
hatten und nach zahlreichen Rückzügen
am Ende nur 13 Teams am Turnier in Brasilien teilnahmen.
Im Vergleich zu Südafrika 2010 wurde
die Aufteilung der Startplätze unter den
Konföderationen für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2014™ kaum verändert. Die
einzige Ausnahme betrifft den zusätzlichen
Startplatz, der jeweils der Konföderation
des Gastgeberlandes zugesprochen wird.
Entsprechend muss Afrika, das aufgrund
dieser Regelung 2010 erstmals und ausnahmsweise mit sechs Teams vertreten
war, eines seiner Tickets an Südamerika
abgeben, das damit 5,5 Startplätze erhält;
direkt qualifizieren werden sich neben
Gastgeber Brasilien die vier Erstplatzierten
der kontinentalen Vorrunde, während
auf den Fünftplatzierten zwei Entscheidungsspiele gegen einen Vertreter einer
anderen Konföderation warten. Bei seiner
Sitzung vom 2. und 3. März beschloss das
Exekutivkomitee der FIFA, die Aufteilung
der Startplätze ansonsten unverändert zu
belassen (13 für Europa, 4,5 für Asien,
3,5 für die CONCACAF-Region und 0,5
für Ozeanien).
Vorgezogene Entscheidungen
Während der Startschuss zur WM-Qualifikation für die meisten Nationalmannschaften in Rio fällt, werden einige Teams zum
Zeitpunkt der Vorrundenauslosung bereits
erste Spiele bestritten haben.
Den Anfang macht die CONCACAFRegion, in der am 3. und 7. Juni die zehn
am schlechtesten klassierten Verbände
aus Nord- und Mittelamerika sowie der
Karibik in Hin- und Rückspielen gegeneinander antreten. Die fünf Sieger sowie
die 19 bestrangierten Verbände der
Konföderation werden anschliessend
in sechs Vierergruppen aufeinandertreffen, deren Zusammensetzung in Rio
ausgelost wird.
Wie die CONCACAF steigt auch die
AFC, aus der 43 Verbände teilnehmen,
vorzeitig in das Rennen um die Plätze
FIFA WORLD I AKTUELL 17
für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft
Brasilien 2014™. Am 30. März fand
in der malaysischen Hauptstadt Kuala
Lumpur die Auslosung der ersten beiden
Runden der Vorausscheidung statt, die
am 29. Juni und 3. Juli mit den Duellen
der 16 schwächsten asiatischen Teams
(basierend auf einer eigenen Rangliste
der AFC) beginnen wird.
Abgesehen von diesen vorgezogenen
Entscheidungen muss das definitive
Format der kontinentalen Vorrunden
noch vom FIFA-Exekutivkomitee bestätigt
werden, das Ende Mai in Zürich zusammenkommt. Sobald dies geschehen
ist, steht der weltweit mit Spannung
erwarteten Auslosung in Rio de Janeiro
nichts mehr im Wege.
Bereits die Vorrunde der FIFA FussballWeltmeisterschaft 2010™ hat alle Rekorde gebrochen. Zur Vergabe der 31
freien Startplätze in Südafrika wurden
damals in den sechs Konföderationen
nicht weniger als 853 Partien ausgetragen, zu denen insgesamt fast 20 Millionen
Zuschauer oder im Schnitt rund 23 000
Fans pro Spiel in die Stadien strömten.
Nun folgt ein weiteres Kapitel der ruhmreichen WM-Geschichte. Das Ziel heisst
Brasilien 2014 – welcher Weg sie dorthin
führen kann, werden die teilnehmenden
Nationen am 30. Juli in der Marina da
Glória erfahren.
hat die Vorbereitung für das Turnier
2014 schon lange begonnen – gar
noch vor dem erfolgreichen Abschluss
der Weltmeisterschaft in Südafrika.
Die Organisation einer modernen
Weltmeisterschaft hat inzwischen
so gewaltige und komplexe Züge
angenommen, dass wir parallel an
mehreren Turnieren arbeiten – nach der
Vergabe der Endrunden 2018 und 2022
an Russland und Katar sind es gleich deren
drei.
Die Vorrundenauslosung ist aber
nicht nur für die Fans, sondern auch
für die Organisatoren eine wichtige
Wegmarke. Denn am 30. Juli, wenn vor
der bezaubernden Kulisse der Marina da
Glória in Rio de Janeiro die Kugeln mit
den Mannschaften gezogen werden, wird
die ganze Welt nach Brasilien blicken. Der
Gastgeber wird fortan mit Argusaugen
beobachtet. Wir setzen deshalb alles
daran, auch alle anderen Etappenziele
rechtzeitig zu erreichen, zumal heute vor
allem negative Schlagzeilen zu interessieren
scheinen. Bei einer Herkulesaufgabe
wie der Organisation der FIFA FussballWeltmeisterschaft werden deshalb in
den nächsten Monaten und Jahren wohl
insbesondere die Projekte zu reden geben,
die womöglich in Verzug sind. Kaum
Thema werden hingegen all die Projekte
sein, die auf Kurs oder dem Zeitplan gar
voraus sind.
Die FIFA wird so oder so Druck machen.
Da viele wichtige Dossiers nicht in unserem
direkten Einflussbereich liegen (z. B.
öffentlicher Verkehr oder Sicherheit), sind wir
auf eine starke Zusammenarbeit mit unseren
Partnern angewiesen, angefangen beim
brasilianischen Fussballverband und dem
LOC über die verschiedenen kommunalen
und bundesstaatlichen Behörden bis hin zur
nationalen Regierung.
Die reibungslose Stabsübergabe von
Luiz Inácio Lula da Silva an Dilma Rousseff
hat unser Vertrauen in diese Partnerschaft
noch mehr gestärkt, zumal auch die neue
Regierung unter Rousseff dem Turnier ihre
volle Unterstützung zugesagt hat. Brasiliens
Fussballleidenschaft ist legendär. Mit der
Weltmeisterschaft hat das Land nun die
einmalige Chance, sich sowohl der Politik
als auch der Wirtschaft als moderner,
verlässlicher Partner zu empfehlen.
Am 30. Juli interessiert dies allerdings nur
am Rande. Für die meisten Fussballfans zählt
dann nur das Los, denn die Weltmeisterschaft
ist und bleibt ein Fussballturnier, das die
Menschen rund um den Globus in seinen
Bann zieht. Bereits während der Ziehung in
Rio de Janeiro wird hinter den Kulissen daher
alles unternommen, damit 2014 ein weiteres
grosses Fussballfest garantiert ist.
FIFA-GENERALSEKRETÄR
Liebe Fussballfreunde,
der Weg zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™
ist von vielen Meilensteinen gesäumt. Die
Vorrundenauslosung ist für die Millionen
von Fussballfans weltweit sicherlich einer der
wichtigsten. Die im Juli anstehende Ziehung
ist für die meisten der eigentliche Anpfiff
zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2014™
und der Beginn einer langen Reise, die ihr
Lieblingsteam in etwas mehr als drei Jahren
hoffentlich zur Endrunde nach Brasilien
führen wird.
Für die FIFA und ihre Partner im
lokalen Organisationskomitee (LOC)
FIFA WORLD I AKTUELL 19
TATKRÄFTIGE
UNTERSTÜTZUNG
FÜR 2014
Das Sponsorenteam der FIFA FussballWeltmeisterschaft 2014™ verzeichnet zwei
namhafte Verstärkungen: die beiden brasilianischen
Unternehmen Nescau und Liberty Seguros.
Die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft
2014™ zieht nicht nur die brasilianischen
Fussballfans, sondern mehr und mehr auch
einige der stärksten Marken Südamerikas
in ihren Bann, wie die beiden jüngsten
Nationalen Förderer des Turniers zeigen.
Ende April und Anfang Mai gab die
FIFA Vereinbarungen mit dem Unternehmen Nescau, das Schokoladenriegel und
abgepacktes Speiseeis herstellt, und der
Versicherungsgesellschaft Liberty Seguros
bekannt. Zusammen mit Marfrig und Oi
(Sponsoren der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft) sowie Banco Itaú (Nationaler
Förderer) unterstützen damit bereits fünf
Unternehmen mit Sitz in Brasilien die
Weltmeisterschaft.
Nescau und Liberty Seguros erhalten
für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft
Brasilien 2014™ und den FIFA Konföderationen-Pokal 2013 für Brasilien
in ihrer Produktkategorie umfassende
Marketingrechte.
„Das Sponsoring der FIFA FussballWeltmeisterschaft 2014 gibt uns die
Möglichkeit, noch näher bei unseren
Fans und Verbrauchern zu sein“, sagte
Ivan Zurita, Präsident von Nestlé Brasilien,
Nescaus Mutterhaus. „Wir sind überaus
stolz, das grösste Ereignis im Weltfussball
zu unterstützen.“
Luis Maurette, Geschäftsführer von
Liberty Seguros, bezeichnete die Vereinbarung für die beiden Turniere derweil als
Chance, die man sich nicht entgehen lassen
dürfe. „Wir freuen uns, bei der ersten
Weltmeisterschaft nach 1950 auf brasilianischem Boden dabei zu sein, und sind
überzeugt, dass sich unsere Beteiligung am
Turnier wesentlich auf den Geschäftsgang
in Brasilien auswirken wird“, fügte er an.
Mehr als drei Monate vor Turnierbeginn
sind in der dritten Kategorie der Sponsoringstruktur für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2014™ (Nationale Förderer) nach
den Abschlüssen mit Nescau und Liberty
Seguros damit nur noch drei Plätze frei.
In der zweiten Kategorie (Sponsoren
der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft) sind
von den acht Plätzen noch deren zwei zu
haben, während die erste Kategorie seit
Langem restlos „ausverkauft“ ist. Alle
sechs FIFA-Partner (adidas, Coca-Cola,
Emirates, Hyundai/Kia, Sony, Visa) stehen
seit geraumer Zeit fest. Viele von ihnen
haben ihre Verträge bereits über 2014
hinaus verlängert.
„Wir freuen uns, Nescau und Liberty
Seguros in der FIFA-Sponsorenfamilie
zu begrüssen“, sagte Thierry Weil, FIFADirektor Marketing. „Die Unterstützung
durch so viele brasilianische Unternehmen
ist grossartig und zeigt, wie gross das
Interesse Brasiliens an der Weltmeisterschaft
ist. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit
mit diesen beiden Unternehmen, von
der alle Beteiligten so viel wie möglich
profitieren sollen.“
FIFA-TICKER
Auszeichnung für Football for
Hope
Die Football-for-Hope-Bewegung
der FIFA erhielt im April den Spirit-ofSport-Projektpreis von SportAccord,
einer Dachorganisation, der über
80 internationale Sportverbände
angehören. Geehrt wurden damit die
Erfolge der Arbeit von Football for
Hope im Kinder- und Jugendbereich.
„Seit 2005 hat die FIFA über 170
Programme in 60 Ländern unterstützt,
aber die positiven Ergebnisse verdanken
wir den Organisationen und jungen
Menschen vor Ort, denen wir diesen
Preis widmen“, sagte FIFA-Vizepräsident
Issa Hayatou bei der Preisverleihung.
Grosses Finale in Los Angeles
Das grosse Finale des FIFA Interactive
World Cup 2011 geht in seiner
siebenjährigen Geschichte erstmals in
den USA über die Bühne. Wie die FIFA
und Turnierpartner Sony PlayStation
und EA Sports bekanntgaben, wird der
Weltmeister unter den 24 Finalisten vom
7. bis 9. Juni in Los Angeles gekrönt.
Über 700 000 Spieler haben bereits
an der Online- und Live-Qualifikation
teilgenommen. Der FIFA Interactive
World Cup ist damit das grösste virtuelle
Fussballturnier der Welt.
Gewichtiger Pressepartner
Das führende brasilianische Verlagshaus
Editora Abril ist in Brasilien offizieller
FIFA-Printmedienpartner des FIFA
Konföderationen-Pokals 2013 und
der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft
2014™. Als solcher darf Editora Abril
die offiziellen Wettbewerbsmarken
kommerziell nutzen und in Brasilien
offizielle Wettbewerbspublikationen
vertreiben. Zu den bekanntesten
Titeln von Editora Abril zählen das
Nachrichtenmagazin Veja, das
monatliche Fussballmagazin Placar und
das Wochenmagazin Recreio für Kinder
von sieben bis elf Jahren.
FIFA WORLD I AKTUELL 21
LOC-Präsidentin Steffi Jones (links) wird im Kim-Il-Sung-Stadion von Mitgliedern des Nationalteams der DVR Korea empfangen.
FINALE DER WELCOME
TOUR IN PJÖNGJANG
Die beeindruckende Welcome Tour durch alle Länder, die sich für
die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ im nächsten Monat qualifiziert
haben, erreichte im April ihre letzte Station. Die denkwürdige
Schlussetappe führte nach Pjöngjang.
Nach knapp vier Monaten, 180 Flugstunden und insgesamt 120 000 Kilometern
ging die Welcome Tour am 2. April mit
einem zweitägigen Besuch in Pjöngjang
zu Ende. Den Delegierten der FIFA und des
deutschen Organisationskomitees (LOC)
wurde von den Spielerinnen und Offiziellen
des Fussballverbands der DVR Korea ein
herzlicher Empfang bereitet.
Gestartet wurde die Tournee am
8. Dezember in Australien und zog
22
FIFA WORLD I MAI 2011
danach um die ganze Welt, um für das
bevorstehende Turnier und den gesamten
Frauenfussball zu werben. Zugleich war sie
ein Musterbeispiel für die Kraft des Fussballs, verschiedene Länder und Kulturen zu
vereinen – und Pjöngjang war der perfekte
Schauplatz dafür.
„Der Besuch hier war ein tolles Beispiel für
die völkerverbindende Kraft des Fussballs.
Wir freuen uns, dass die Welcome Tour
einen Beitrag zur Freundschaft zwischen
unseren beiden Ländern leistet“, sagte Steffi
Jones, Präsidentin des LOC und ehemalige
deutsche Nationalspielerin, kurz vor dem
Ende der Tournee. Neben den Vertretern aus
der Fussballwelt gehörten der Delegation in
Pjöngjang auch deutsche Regierungsvertreter und Parlamentsabgeordnete sowie 18
Journalisten aus Deutschland an. Sie alle
nutzten die seltene Gelegenheit, um mit
Vertretern des ansonsten sehr isolierten
asiatischen Staates zusammenzutreffen.
„Unsere Reise nach Pjöngjang war nicht
in erster Linie eine politische Mission – wie
bei all unseren Etappenzielen stand der
Fussball im Zentrum“, betonte Jones. „Aber
ich glaube, dass wir für die Politik und
Medien eine Tür geöffnet haben – ein
weiterer Beweis für die weltumspannende,
integrative und völkerverbindende Kraft
des Fussballs, der Grenzen überwinden
kann. Natürlich ist eine Reise nach Pjöngjang immer ein Abenteuer. Wir haben ein
völlig abgeschottetes Land und System
„Unser Besuch in
Pjöngjang ist ein
weiterer Beweis, dass
der Fussball Grenzen
überwinden kann.“
Steffi Jones, Präsidentin des LOC
Deutschland 2011
erlebt. Das Leben hier könnte sich von unserem Alltag kaum stärker unterscheiden.“
Auf dem Besuchsprogramm standen
Gespräche über das bevorstehende Turnier
und die Situation des Frauenfussballs in
der DVR Korea. Ausserdem wurde eine
historische Absichtserklärung zwischen
dem Deutschen Fussball-Bund (DFB) und
dem nordkoreanischen Fussballverband
unterzeichnet.
„Diese Vereinbarung darf nicht nur ein
Stück Papier bleiben. Wir müssen es jetzt
auch mit Leben füllen“, so DFB-Präsident
Dr. Theo Zwanziger über die Absichtserklärung, die eine Zusammenarbeit im
Fussball – insbesondere zur Förderung des
Frauenfussballs – zwischen den beiden Ländern vorsieht. Konkret sind unter anderem
Ausbildungsprogramme für nordkoreanische Trainerinnen und Schiedsrichterinnen
sowie Freundschaftsspiele zwischen den
beiden Ländern vorgesehen. Den Auftakt
macht der bereits geplante WM-Test vom
21. Mai in Ingolstadt.
„Die Absichtserklärung ist ein wichtiges
Dokument der Freundschaft und eine
Grundlage zur Förderung der Beziehungen zwischen unseren Ländern“, lobte Ri
Jong Mu, Präsident des nordkoreanischen
Fussballverbands, beim Schlussakt der
letzten Etappe der Welcome Tour.
„Wir sind mit offenen Armen empfangen
worden und haben die riesige Vorfreude
auf die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft
gespürt – nicht nur in der DVR Korea,
sondern auch an den anderen Tourneestationen“, betonte Jones abschliessend.
„Unsere Reise in alle Teilnehmerländer war
ein Riesenerfolg.“
Brasilianisches Staraufgebot
Kurz vor Pjöngjang hatten die Delegierten
auf ihrer ausgedehnten Welcome Tour
Nord- und Südamerika besucht. Nach den
Stopps in Mexiko und Kanada von Anfang
März (siehe Aprilausgabe von FIFA World)
machten sie in Brasilien, Kolumbien und
den USA Halt.
Einige Tage nach Beginn des 100-TageCountdowns zum WM-Start vom 26. Juni
(siehe „Der Countdown läuft“) gastierte
die Delegation in Rio de Janeiro, wo
sie von einem typisch brasilianischen
Staraufgebot begrüsst wurde, unter anderem von den Top-Nationalspielerinnen
Cristiane und Aline Pellegrino sowie von
berühmten ehemaligen Nationalspielern
wie Alberto Carlos, dem Kapitän des
brasilianischen Weltmeisterteams von
1970, und Zico, dem torstarken Mittelfeldspieler, der mit Brasilien bei den drei FIFA
Fussball-Weltmeisterschaften™ zwischen
1978 und 1986 brillierte.
„Der Frauenfussball ist in den letzten
Jahren unheimlich populär geworden. Dies
verdanken wir auch den Erfolgen unseres
Nationalteams und Ausnahmetalenten
wie Marta“, sagte Carlos Alberto vor 150
Gästen in der wunderschönen, 300-jährigen Villa Riso in Rio de Janeiro. „Als guter
Freund und ehemaliger Mannschaftsgefährte von Franz Beckenbauer bei den New
York Cosmos fühle ich mich Deutschland
sehr verbunden und bin überzeugt, dass
die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011
ein ebenso einschlagender Erfolg wird
und die Stadien füllt wie die FIFA FussballWeltmeisterschaft 2006 der Männer.“
Nach dem Besuch von Zicos Fussballakademie im Stadtteil Barra da Tijuca
standen Gespräche mit dem LOC für die
FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2014™
sowie ein Spiel zwischen den Lokalrivalen
Botofogo und Vasco da Gama auf dem
Programm. Dann ging es ins „nur“ 4500
Kilometer entfernte Nachbarland Kolumbien, genauer gesagt nach Bogotá.
Kolumbiens legendäre Fans
Auch hier wurde den Delegierten von Spielerinnen und Spielern sowie ehemaligen
Fussballstars ein beeindruckender Empfang
bereitet. Die Torhüterlegende Óscar
Handschlag zwischen DFB-Präsident Theo Zwanziger und seinem koreanischen
Amtskollegen Ri Jongmu nach der Unterzeichnung einer Absichtserklärung.
FIFA WORLD I AKTUELL 23
Córdoba und der mit seiner Haarpracht
unverkennbare Carlos Valderrama liessen
es sich nicht nehmen, dem vollzählig anwesenden Frauennationalteam und Trainer
Ricardo Rozo persönlich viel Glück und
Erfolg zu wünschen.
„Was die technischen Fähigkeiten
unserer Frauen angeht, sehe ich keine
grossen Unterschiede zu den Männern“,
so Valderrama, Kapitän der kolumbischen
Nationalmannschaft bei den WM-Endrunden 1990, 1994 und 1998, der heute
den Frauenfussball an seiner eigenen
Akademie fördert. „Unser Frauenteam hat
während der WM-Qualifikation und bei der
U-20-Frauen-Weltmeisterschaft gezeigt,
dass es raffinierten, technisch brillanten
Fussball spielen kann. In Deutschland kann
es seine Fähigkeiten nun ein weiteres Mal
unter Beweis stellen.“
Kolumbien erwartet diesen Sommer
ein gedrängtes Fussballprogramm. Daran
erinnerte auch das Treffen zwischen der
Katze Karla Kick, dem deutschen WMMaskottchen, und ihrem gefiederten
Pendant der FIFA U-20-Weltmeisterschaft
in Kolumbien, die zwölf Tage nach dem
Schlusspfiff der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ in Medellín beginnen wird.
„Der Frauenfussball ist in Kolumbien
ein echtes Gemeinschaftswerk, und die
tatkräftige Unterstützung durch ein nationales Idol wie Carlos Valderrama ist
grossartig“, freute sich Jones. „Deshalb
ist es kein Zufall, dass sich Kolumbien für
die drei wichtigsten internationalen Frauenturniere der vergangenen Jahre qualifiziert
hat: die U-17-Frauen-Weltmeisterschaft
2008, die U-20-Frauen-Weltmeisterschaft
2010 und nun erstmals für die FIFA
Frauen-Weltmeisterschaft.“
Wiedersehen in Washington
Nach Kolumbien ging die Reise Richtung
Norden nach Washington und damit in
ein Land, dessen Leistungsausweis im
Frauenfussball nicht beeindruckender sein
„Das Turnier wird
fantastisch. Und je
mehr Menschen
zuschauen, desto mehr
werden zu Fans.“
Kristine Lilly,
zweifache Weltmeisterin
könnte: Bereits zweimal haben die USA
die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ für
sich entschieden und ebenfalls zweimal
ausgerichtet. In Washington kam es auch
zu einem Wiedersehen von drei der besten
Spielerinnen aller Zeiten, als sich Steffi
Jones mit Mia Hamm, ihrer ehemaligen
Teamgefährtin von Washington Freedom,
und der amerikanischen Fussballlegende
Kristine Lilly traf.
„Ich bin halb Amerikanerin und halb
Deutsche. In meiner Brust schlagen zwei
Herzen im Gleichtakt: eines für Deutschland und eines für die USA“, so Jones vor
Gästen im Haus des deutschen Botschafters in Washington.
„Wir hatten Ziele für diese Tour. Ein
Ziel war, Türen zu öffnen. Und wir haben
bewiesen, dass der Fussball den Rechten
der Frauen Türen öffnen kann“, fügte sie
an und verwies auf die Anstrengungen von
Hamm, Lilly und anderen amerikanischen
Vorreiterinnen des Frauenfussballs.
„Ich habe sehr gern Fussball gespielt,
und ebenso gern bin ich hierher gekommen, um mich für den Frauenfussball zu
engagieren“, sagte Lilly, die unglaubliche
352 Länderspiele bestritt, bevor sie ihre
Karriere im Januar im Alter von 39 Jahren
VON SYDNEY NACH
PJÖNGJANG
Die 14 Stationen der Welcome Tour 2011
Sydney, Australien
Auckland, Neuseeland
Abuja, Nigeria
London, England
27. Januar
17. Februar
Paris, Frankreich
21. Februar
Stockholm, Schweden
23. Februar
Mexiko-Stadt, Mexiko
3. März
9. März
Ottawa, Kanada
11. März
Rio de Janeiro, Brasilien
21. März
Bogotá, Kolumbien
23. März
Washington, USA
28. März
Pjöngjang, DVR Korea
24 FIFA WORLD I MAI 2011
19. Januar
Oslo, Norwegen
Malabo, Äquatorial-Guinea
Carlos Valderrama (unten, zweiter von rechts) beim Empfang in Bogotá.
8. Dez. 2010
10. Dez. 2010
2. April
DER COUNTDOWN LÄUFT
100 Tage vor dem Startschuss zur FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011™
stellte Deutschland bei einer fröhlichen Party die neue, speziell entworfene
Spielkleidung und den vorläufigen WM-Kader vor. Ein weiteres Highlight:
100 000 zusätzliche Tickets gelangten in den freien Verkauf.
Der Frankfurter Nachtklub „Cocoon“ verwandelte sich am Abend
des 17. März in den „100 Nights Club“, als die FIFA, das lokale
Organisationskomitee (LOC) und der Deutsche Fussball-Bund (DFB) den
Start des 100-Tage-Countdowns bis zum WM-Eröffnungsspiel zwischen
Gastgeber Deutschland und Kanada mit einer „Laufstegparty“ feierten,
bei der die neuen WM-Trikots der deutschen Frauen präsentiert wurden.
Rund 500 geladene Gäste – darunter deutsche Sportstars wie Franziska
van Almsick, Olympiamedaillengewinnerin im Schwimmen und WMBotschafterin für den Spielort Sinsheim, – bewunderten die Modeschau
bei der „jungen, frischen und dynamischen“ Party, wie Gastgeber und
DFB-Sprecher Jens Grittner die Veranstaltung umschrieb.
Die Heimkleidung von FIFA-Partner adidas ist in Deutschlands
Traditionsfarben gehalten: weisses Trikot, schwarze Hose. Aber hier hören
die Gemeinsamkeiten mit dem Männerdress auch schon auf, denn zum
ersten Mal wurde das Frauendress ausschliesslich von Frauen für Frauen
entworfen.
Die Designerin Annette Kres wies stolz auf die Eleganz ihrer neuen
Kollektion hin: „Die Trikots sind nicht einfach den Männermodellen
nachempfunden, sondern femininer und aus anschmiegsamerem Material.“
In die taillierten Shirts hat die Designerin viele Details integriert, die erst auf
den zweiten Blick auffallen. „Eine typisch weibliche Eigenschaft“, so Kres.
Neben einem innovativen dunkelroten Auswärtstrikot beinhaltet die
Kollektion auch neue Accessoires wie beispielsweise Haarbänder, die nicht
nur gut aussehen, sondern auch praktisch sind. „Es ist ein tolles Gefühl, zur
Weltmeisterschaft im eigenen Land ein Trikot zu bekommen, das erstmals
nur für uns entworfen wurde. Der feminine Schnitt und das moderne Design
passen perfekt zu unserem jungen Team“, schwärmte Nationalspielerin Kim
Kulig.
Einige Stunden zuvor hatte Deutschlands Trainerin Silvia Neid bei einer
Pressekonferenz im Frankfurter WM-Stadion bekanntgegeben, welche
Spielerinnen sich die neuen Trikots überziehen dürfen.
Grosse Überraschungen im 26-köpfigen WM-Kader blieben aus. Die
Auswahl umfasst sowohl junge als auch erfahrene Spielerinnen, von der
18-jährigen Dzenifer Maroszan bis zu ihrer routinierten Teamkollegin beim
1. FFC Frankfurt, der 33-jährigen Birgit Prinz. Nach dem Freundschaftsspiel
vom 21. Mai erwartet Neid dann die schwierige Aufgabe, ihr Aufgebot auf
21 Spielerinnen zu reduzieren.
beendete. „Für jede Spielerin ist die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft das
Allergrösste, und ich bin überzeugt, dass
das diesjährige Turnier fantastisch wird. Je
mehr Menschen zuschauen, desto mehr
werden zu Fans.“
Während die Delegation überall auf
Begeisterung und Freude traf, riefen das
schreckliche Erdbeben und der Tsunami,
Die deutschen Spielerinnen präsentieren ihre neue Ausrüstung.
Bei der gleichen Pressekonferenz gab Ulrich Wolter, Gesamtkoordinator
des LOC, eine optimistische Prognose für das Turnier ab: „Vieles ist fertig,
aber es gibt auch noch einiges zu erledigen, wenn uns die Vereine und
Stadionbetreiber die WM-Arenen nach Saisonabschluss überlassen. Aber
wir liegen voll im Plan.“
Auch die Fans hatten allen Grund zum Jubeln, denn das Kartenkontingent
wurde stark erhöht. „Durch die Auflösung anderer Kontingente können
wir 100 000 Tickets extra in den Verkauf bringen. Das ist nun aber die
allerletzte Chance für die Fans, sich ein Ticket zu sichern“, erklärte LOCPräsidentin Steffi Jones. Bis Mitte April waren über 570 000 der insgesamt
750 000 Karten verkauft.
Die Begeisterung für das Turnier in Deutschland nimmt eindeutig zu.
Sechs der 32 Spiele sind nahezu ausverkauft, allen voran die Partien der
deutschen Weltmeisterinnen, das Finale und das Spiel um Platz drei. Aber
Jones hat die Ziele hoch gesteckt.
„Während der Welcome Tour habe ich in allen Teilnehmerländern enormes
Interesse an der Weltmeisterschaft gespürt“, erklärte sie. „Die Vorfreude
ist überall gross. Deshalb will ich, dass alle Spiele ausverkauft sein sollen.
Die Spielerinnen geben schliesslich auch alle 100 Prozent, und ich gebe
mich erst dann zufrieden, wenn wir vom LOC dasselbe tun.“
die Japan Anfang März verwüsteten,
grosse Bestürzung hervor. Als einziges
Teilnehmerteam konnte Japan nicht an
den Feierlichkeiten der Welcome Tour
teilnehmen.
Nach Gesprächen mit dem japanischen
Fussballverband wurde der für den
31. März geplante Besuch in Tokio abgesagt. Stattdessen wird eine Delegation das
japanische Team im Juni im Rahmen einer
Medienkonferenz in Japan willkommen
heissen.
„Es liegt uns sehr am Herzen, unsere
japanischen Freundinnen und Freunde nach
den tragischen Ereignissen in ihrer Heimat
angemessen zu begrüssen“, so Jones. „Wir
werden ihnen diesen Sommer in Deutschland
einen herzlichen Empfang bereiten.“
FIFA WORLD I AKTUELL 25
Shoot 10fps in perfect focus.
is a trademark of Sony Corporation.
when the
moment happens
focus matters
FRAUENPREMIERE
BEI PANINI
Panini gibt erstmals ein Sammelalbum zur
FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ heraus.
élia
da
bi
Simon
e Laud
ehr
Rege
• 1,7
nsbu
rg
De
Ot
60
Emblem
Emblem
Emblème
Emblema
Embleem
Emblema
Emblema
Amblem
5m
FCR
Deutscher
Deu
D
euutsc Fußball-Bund
Otto-Fleck-Schneise
6
O
tto-Fl
660528
0528 Frankfurt am Main
EEmblem
mble
EEmblem
mble
EEmblème
mblè
EEmblema
mble
EEmbleem
mble
EEmblema
mble
EEmblema
mble
A
Amble
m
Amblem
Deutschland
Sim
Laudeone
hr
Deutschland
Saskia
Bartusiak
Nadine
Angerer
Team
Mannschaft
Équipe
Squadra
Team
Equipo
Equipa
Takım
Deutschland
Deutschland
D
Linda
Bresonik
Nadine Angerer
Deutschland
Célia Okoyino da Mbabi
Lohr, 10-11-1978
1,75 m
1. FFC Frankfurt
•
Bonn, 27-6-1988
1,74 m
SC 07 Bad Neuenahr
•
Babett
betBa
tt bett
tt
Peter
erPeter
Annike
Krahn
Kim K
-198
Kim
Kulig
Simone
Simone
Laudehr
Laudehr
Célia
Okoyino da
Mbabi
Deutschland
Deuts
chlan
d
, 12-7
Simone Laudehr
••
Deutschland
Kim Kulig
Regensburg,
Regensburg,12-7-1986
12-7-1986
1,75
1,75mm
FCR
FCR2001
2001Duisburg
Duisburg
Germany
Deutschland
Allemagne
Germania
Duitsland
Alemania
Alemanha
Almanya
y
Alexandra
Popp
Martina Alexandraa
Müller
Poppp
Herrenberg, 9-4-1990
1,76 m
Hamburger SV
•
Anja
Mittag
Inka
Grings
Deutschland
Alexandra
Popp
Deutschla
nd
Witten 6
4 199
Saskia Bartusiak
FFatmire
at
MFat
BBajramaj
j
BBa
Fatmireaj
Bajram
land
Deutsch
j
Bajrama
Fatmire
Deutschland
Frankfurt/Main, 9-9-1982
1,70 m
1. FFC Frankfurt
•
88
1-4-19
c (KOS),
Fatmire Bajramaj
•
Linda Bresonik
Melanie
Behringer
Deutschland
Gjurakovc (KOS), 1-4-1988
1,70 m
1. FFC Turbine Potsdam
Deutschland
Essen, 7-12-1983
1,75 m
FCR 2001 Duisburg
•
Melanie Behringer
•
Deutschland
Annike Krahn
Bochum, 1-7-1985
1,73 m
FCR 2001 Duisburg
•
O
Os atz,
Oschatz,
Oschat
z,, 12-5-1988
12
1 -5-1988
5
1,71
,71 m
F Turbine Potsdam
1.. FFC
•
Deutschland
Inka Grings
•
Kerstin Garefrekes
•
Deutschland
Ibbenbüren, 4-9-1979
1,79 m
1. FFC Frankfurt
Ariane Hingst
•
Deutschland
Düsseldorf, 31-10-1978
1,69 m
FCR 2001 Duisburg
Kerstin
Ariane
Garefrekes Hingst
Deutschland
Lörrach, 18-11-1985
1,72 m
1. FFC Frankfurt
Deutschland
Babe
Babett Peter tt Peter
Birgit
Prinz
Deutschland
Berlin, 25-7-1979
1,70 m
1. FFC Frankfurt
Birgit Prinz
•
Deutschland
Frankfurt/Main, 25-10-1977
1,79 m
1. FFC Frankfurt
Anja Mittag
•
lang ersehnten FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™. Zum wichtigsten Turnier im
Frauenfussball gibt es erstmals ein Sammelalbum. Die Jagd nach den Abziehbildern wird am 6. Juni in Deutschland
eröffnet.
Was bei den Männern bereits seit der
FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 1970™
in Mexiko Tradition ist, hält nun auch im
Frauenfussball Einzug: das Sammelalbum
von Panini. Für das Turnier in Deutschland
sind die besten Spielerinnen der Welt erstmals auf Abziehbildern verewigt.
Herzstück des Albums zur FrauenWeltmeisterschaft sind die Teamseiten.
Auf einer Doppelseite wird jedes der 16
Martina Müller
•
Deutschland
Alexandra Popp
Kassel,
l 18-4-1980
1,61 m
VfL Wolfsburg
•
Germany qualified automatically as host nation
Deutschland ist als Gastgeber der Weltmeisterschaft automatisch teilnahmeberechtigt
Allemagne qualifiée d’office comme pays
organisateur de la manifestation
Germania qualificata d’ufficio come paese
organizzatore della manifestazione
FIFA
WOMEN’S Duitsland is automatisch geplaatst als
organiserend land
WORLD
™
CUP 2011 Alemania calificada de derecho como país
organizador de la manifestación
Alemanha qualificada por direito como país
organizador do Fifa World Cup
Almanya ev sahibi takım olduğundan eleme
turlarına katılmamıştır
6
Panini versüsst allen Fans die Zeit bis zur
Deutschland
Chemnitz, 16-5-1985
1,68 m
1. FFC Turbine Potsdam
Group
Gruppe
Groupe
Gruppo
Groep
Grupo
Grupo
Grup
Berlin
Deutschland
Witten, 6-4-1991
1,74 m
FCR 2001 Duisburg
A
26.06.2011
DEUTSCHLAND
Kanada
Frankfurt/Main
30.06.2011
DEUTSCHLAND
Nigeria
Mönchengladbach
05.07.2011
Frankreich
DEUTSCHLAND
7
teilnehmenden Teams präsentiert. Abgebildet sind jeweils 19 Spielerinnen.
Auch zum Turnier selbst gibt es Abziehbilder. Das Maskottchen Karla Kick, das
Emblem, die Trophäe und der Spielball
sind nur einige Beispiele.
Das Panini-Album ist für den Frauenfussball eine Premiere und ein weiterer
Meilenstein. Es ist Zeichen der Entwicklung
des Sports und unterstreicht das zunehmende Profil des Frauenfussballs.
„Wir sind stolz, an einem so aufregenden Turnier beteiligt zu sein, das über
alle Alters- und Landesgrenzen hinweg
Frauen und Männer in seinen Bann zieht“,
sagte Publikationsleiter Frank Zomerdijk
im Gespräch mit FIFA World. „Wir sind
überzeugt, dass die Vorfreude auf das
Turnier dank diesem Album weiter steigen
wird, ebenso das Interesse am Frauenfussball. Diesem Album werden hoffentlich
noch viele weitere folgen.“
Am meisten freuen sich aber die Spielerinnen selbst. Nun ziehen sie also auch bei den
Aufklebern endlich mit den Männern gleich.
„Als kleines Mädchen habe ich immer
die Bildchen der Männer-Weltmeisterschaft
gesammelt“, erinnert sich Simone Laudehr,
die Deutschland vor vier Jahren mit ihrem
Tor zum 2:0 im Finale gegen Brasilien den
WM-Titel sicherte. „Es ist toll, dass es
nun von mir und meinen Mitspielerinnen
auch Panini-Bilder gibt. Ich kann es kaum
erwarten, sie in den Händen zu halten.“
FIFA WORLD I AKTUELL 27
GEMEINSAM GEGEN
MANIPULATION
IM SPORT
Die Integrität des Sports wird immer mehr durch Manipulationen bedroht,
die auf Sportwetten zurückzuführen sind. Am Hauptsitz der FIFA haben
Experten darüber diskutiert, wie man dieser Gefahr begegnen kann, damit
der Sport auch in Zukunft fair und attraktiv bleibt.
Von Alexander Koch, Zürich
28
FIFA WORLD I MAI 2011
Seit 2005 beobachtet und überwacht
die FIFA-Tochtergesellschaft Early Warning
System GmbH (EWS) den Wettmarkt bei
allen FIFA-Wettbewerben und meldet
Auffälligkeiten, die auf eine etwaige Spielmanipulation hinweisen könnten. Mit der
Beobachtung des Wettmarktes allein ist
es jedoch nicht getan. Um Manipulationen im Sport wirksam zu bekämpfen,
müssen Sportverbände, Wettanbieter und
staatliche Organe eng zusammenarbeiten.
Gleichzeitig muss Licht in die komplexen
Abläufe des Sportwettmarktes gebracht
und ein breites Bewusstsein über die Problematik geschaffen werden. Und genau
das war das Ziel, das die FIFA und ihre
Tochterfirma EWS mit dem Kongress am
25. und 26. März in Zürich erreichen wollten, zu dem Vertreter der Sportverbände,
Rechtsexperten und Medienvertreter
gekommen waren.
Sportwetten
Glücklicherweise scheint es im Fussball bis
heute nur sehr wenige grössere Manipulationsfälle gegeben zu haben, die medial
jedoch ausgeschlachtet werden, wie der
Fall des deutschen Schiedsrichters Hoyzer
im Jahre 2005 gezeigt hat. In jedem Fall
erschüttern sie das Vertrauen der Menschen in die Integrität des Sports. Der
offene Spielausgang und das faire – eben
das sportliche – Wettmessen der jeweiligen
Mannschaften sind die zentralen Werte
des Sports, und deshalb ist allein schon
der Verdacht auf Manipulation äusserst
gefährlich und schädlich. In den meisten
Fällen entpuppt sich der anfängliche Verdacht als unberechtigt. Um das Vertrauen
jedoch weiterhin zu gewährleisten, müssen
Mechanismen aufgebaut werden, die Manipulationsversuche möglichst verhindern,
sie früh aufdecken und die Beteiligten
rigoros zur Rechenschaft ziehen.
Einer der Gastredner, der deutsche Prof.
Christian Werner, hielt in seinem Referat
fest: „Wetten ist menschlich, Menschen
haben immer gewettet und werden immer
wetten.“ Nur ist die Situation heute anders,
denn in den Zeiten des Internets ist auf
einmal aus einem nationalen und regional
beschränkten Markt ein riesiger internationaler Weltmarkt geworden, der ohne
Der EWS-Kongress zog zahlreiche Sportwettexperten an.
wirkliche Grenzen kaum zu kontrollieren
ist. „Der Markt ist riesig, und wo viel Geld
ist, gibt es immer auch einige skrupellose
Menschen“, erklärte Werner weiter.
„Wetten ist menschlich,
Menschen haben immer
gewettet und werden
immer wetten.“
Prof. Christian Werner
Rund USD 300 Milliarden werden pro
Jahr weltweit im Sportbereich umgesetzt.
Für Sportwetten (ohne Pferdewetten)
schätzt man den Umsatz hingegen auf
knapp USD 400 Milliarden, von denen rund
30 % von nicht kontrollierten, irregulären
oder gar illegalen Wettanbietern verwaltet
werden. Auch wenn man davon ausgehen
kann, dass nicht alle dieser irregulären
Wetten mit Manipulationen im Sport in
Verbindung stehen, so handelt es sich doch
um eine potenziell sehr grosse Bedrohung
für die Integrität des Sports.
Grosse Bedrohung
„Die Bedrohung des Sports durch
Wettmanipulationen ist gross“, sagte
FIFA-Präsident Joseph S. Blatter in seiner
Eröffnungsrede. „Die Manipulationen erschüttern den Sport in seinen elementaren
Grundwerten, nämlich Fairplay, Respekt
und Disziplin. Deshalb gilt seitens der
FIFA Nulltoleranz, und wir werden weiterhin alles daran setzen, unseren Sport
und seine Grundwerte zu schützen“,
sagte Blatter. Auch das Internationale
Olympische Komitee ist sich der Gefahr
bewusst, spricht sogar von der derzeit
weltweit grössten Bedrohung für den
Sport und hat zur Bekämpfung der Manipulation im Sport durch Sportwetten
eine Arbeitsgruppe benannt, in der die
FIFA und andere Sportverbände vertreten
sind. „Die Sportverbände können dieses
Problem jedoch nicht isoliert lösen und
allein gegen die Wettmafia antreten“, hielt
der ehemalige Bundesverfassungsrichter,
Prof. Udo Steiner, in seinem Referat fest.
„Schnell befindet man sich im Bereich
des Strafgesetzes, wo staatliche Unterstützung, Regularien und Massnahmen
FIFA WORLD I AKTUELL 29
erforderlich sind, um der Gefahr der Spielmanipulation gemeinsam entgegenwirken
zu können.“
Grundlagen schaffen
Ob Sportverbände, Wettanbieter oder
staatliche Organisationen, jeder muss die
rechtlichen Grundlagen schaffen, damit
überhaupt sanktioniert werden kann.
Um Sanktionen gegen Personen oder
Organisationen verhängen zu können,
müssen die Betroffenen nämlich einem
entsprechenden Regelwerk unterstellt sein.
Der Direktor der FIFA-Rechtsabteilung,
Marco Villiger, erklärte: „Die FIFA hat in
ihrem Disziplinar- und Ethikreglement eine
reglementarische Grundlage geschaffen.
Sie gilt für diejenigen, die als Spieler, Vereine, Schiedsrichter oder Funktionäre dem
Regelwerk der FIFA unterstellt sind.“
Auf staatlicher Ebene gibt es jedoch sehr
grosse Unterschiede, die von Wettverbot
über staatliches Monopol bis zur totalen
Liberalisierung reichen. Gerade in Europa
hat die Europäische Union noch keine einheitlichen Bestimmungen für Sportwetten
erlassen. „Es gibt keine einheitlichen EUNormen“, erläuterte Europarechtsexperte
Remus Muresan. „Die Mitgliedsstaaten
haben bei der Regelung und Beschränkung
des Wettmarkts recht grosse Spielräume.“
„Die Bedrohung
des Sports durch
Wettmanipulationen
ist gross.“
FIFA-Präsident
Joseph S. Blatter
Detlev Zenglein, zuständig für Wettbewerbsanalyse bei der EWS, rät, sich
bei der Überwachung und Kontrolle des
Wettmarktes – völlig unabhängig von
nationalem Recht – auf ein verantwortungsvolles Miteinander von Wettmarkt
und Sportverbänden zu einigen, da eine
einheitliche Rechtsprechung in absehbarer Zeit in Europa nicht zu erwarten sei.
Verantwortungsvolles Handeln bedeutet
für die FIFA, frühzeitig in den Verbänden
30
FIFA WORLD I MAI 2011
Mit dem
Satellitenfernsehen
und dem Internet
hat sich nicht nur der
Fussball, sondern auch
das Wettgeschäft
globalisiert.
und Vereinen über die Gefahr der Spielbeeinflussung aufzuklären und zu warnen.
„Prävention durch Aufklärung ist sicherlich
ein Schwerpunkt unserer Arbeit in den
kommenden Jahren“, erklärte Marco
Villiger. „Zudem haben wir seit der WM
in Südafrika eine Hotline eingerichtet, auf
der wir Hinweise auf Spielmanipulation
oder Manipulationsversuche anonym
entgegennehmen.“
Enge Zusammenarbeit
Mit den Firmen, die Wetten auf FIFAWettbewerbe anbieten und damit ihr
Geld verdienen, möchte die FIFA künftig
noch enger zusammenarbeiten und Daten austauschen. Wie dies im Einzelnen
organisiert und geregelt werden kann,
soll in den kommenden Wochen und
Monaten geklärt werden. Und was die
Zusammenarbeit mit den staatlichen Stellen und Organisationen betrifft, so wird
man sowohl über die Arbeitsgruppe des
Internationalen Olympischen Komitees
als auch in Gesprächen mit der EU und
anderen Staaten weiterhin auf die Gefahr
der Manipulation im Sport hinweisen und
sich für eine Vereinheitlichung der Regularien und Gesetzesgrundlagen einsetzen.
Nur in wenigen Ländern gilt Sportbetrug
heutzutage als Straftatbestand; auch hier
wäre aus Sicht der Sportverbände eine
europaweite Regelung sicherlich hilfreich.
Die Konferenz hat erneut gezeigt, dass
grosses Interesse am Thema „Sportwetten
und Manipulation im Sport“ besteht und
im Grunde genommen alle Beteiligten die
gleichen Interessen verfolgen. Man möchte
den Sport sauber und fair halten, so dass er
für die Zuschauer attraktiv, für Wettanbieter
eine interessante Plattform und nicht zuletzt
eine gute Lebensschule bleibt, die die Welt
lebenswerter macht. „Der Fussball ist im
Kampf gegen Spielmanipulationen schon
sehr weit fortgeschritten. Ich bin überzeugt,
dass er auch diese neue Plage erfolgreich
bekämpfen und überleben wird“, sagte
FIFA-Präsident Blatter zum Abschluss.
GLOBAL UND LOKAL
Der Fussballsport ist bestechend simpel und vielleicht gerade
deshalb weltweit so beliebt. Hinter dem Erfolg des Sports steckt
aber auch viel Knochenarbeit, wie die weltweit tätigen FIFAEntwicklungsleiter aus eigener Erfahrung nur zu gut wissen.
Die zwölf FIFA-Entwicklungsleiter sind
die Frauen und Männer an der Front, die
den Fussball im Auftrag des Weltfussballverbands rund um den Globus fördern und
verbessern wollen. Jeder ist für eine Region
zuständig und vor Ort stationiert. Ende
März waren die zwölf für einmal aber alle
an einem Ort versammelt. Der Weltfussballverband hatte sie nach Zürich gerufen,
um ihnen seine Entwicklungspläne für die
nächsten vier Jahre vorzustellen.
Der Zeitplan war ehrgeizig: Neue
Programme, beste Arbeitstechniken, wirkungsvollste Methoden zur Koordination
der Massnahmen … dies alles wurde in drei
Tagen präsentiert. Für individuelle Lösungen blieb dabei kaum Zeit, und dennoch
zog sich etwas wie ein roter Faden durch
die Debatten und Präsentationen: Globale
Lösungen brauchen lokales Wissen.
„Unsere überaus erfahrenen Entwicklungsleiter sind der verlängerte Arm der
Aus allen Himmelsrichtungen reisten die FIFA-Entwicklungsleiter im März nach Zürich.
32
FIFA WORLD I MAI 2011
FIFA“, sagte Thierry Regenass, FIFA-Direktor
Mitgliedsverbände und Entwicklung, im
Gespräch mit FIFA World zu Beginn des
Seminars. „Sie sorgen dafür, dass unsere
Entwicklungsprogramme richtig umgesetzt
werden, und sind unser direkter Draht zu
den Verbänden.“
„Wir haben bei der Fussballförderung
nie auf pfannenfertige Lösungen gesetzt,
sondern immer auf das Fachwissen
unserer regionalen Mitarbeiter, die die
Gegebenheiten, Bedürfnisse, Hindernisse
und Vorgaben vor Ort am besten kennen.
Wir wollen allen 208 Mitgliedsverbänden
umfassende und wirkungsvolle Unterstützung bieten. Unsere Entwicklungsleiter
tragen wesentlich dazu bei, dass wir dieses
Ziel erreichen.“
Nach der Eröffnungsrede von FIFAPräsident Joseph S. Blatter, der die Arbeit
der Entwicklungsleiter in den letzten vier
Jahren lobte und daran erinnerte, dass
er bei der FIFA einst selbst als Entwicklungsleiter in einer damals noch winzigen
Entwicklungsabteilung begonnen hatte,
erhielten die Teilnehmer einen Einblick in
die Pläne für den Zyklus 2011–2014.
Laut Regenass konzentrierte sich die
Arbeit in der Vergangenheit vor allem
auf den physischen Bau von Sport- und
Administrationsgebäuden – insbesondere
im Rahmen des Goal-Programms. Im Zentrum steht nun der Wissenstransfer. So
sollen die Mitgliedsverbände beim Aufbau
und bei der Stärkung ihrer Management-,
Personal-, Finanz- und Sportstrukturen
unterstützt werden.
Bessere „PERFORMANCE“
Pfeiler dieser Strategie ist das neue FIFAFussballmanagementprogramm „PERFORMANCE“, das den Verbänden auf
verschiedensten Gebieten auf und neben
dem Platz (Trainerwesen, medizinische
Programme, Verbesserung der Informationstechnologie, des Finanzwesens, der
Führungsstruktur und der Vermarktung
usw.) massgeschneiderte Lösungen, individuelle Beratung und schliesslich eine
Auswertung der eingeleiteten Massnahmen bietet.
„Mit dem PERFORMANCE-Programm
können wir so direkt wie nur möglich
auf die besonderen Bedürfnisse unserer
Mitglieder eingehen und ihnen einen auf
sie zugeschnittenen Entwicklungsplan
samt Massnahmenkatalog vorlegen“,
erklärte Regenass. „Wir werden im Programm das Wissen, das die FIFA über all
die Jahre bei der Entwicklung des Fussballs erworben hat, mit dem Know-how
der Verbände verschmelzen und so die
Dachorganisationen unseres Sports weiter
professionalisieren.“
In den nächsten vier Jahren wird die FIFA ihre Entwicklungsarbeit weiter ausbauen.
Auch im Schiedsrichterwesen sind in den
nächsten vier Jahren zahlreiche Angebote
geplant, insbesondere mehr Kurse. Beibehalten wird dabei die zweigleisige Strategie
für Eliteschiedsrichter auf der einen und
Amateurschiedsrichter auf der anderen
Seite. Während bei den Spitzenschiedsrichtern die Verbesserung der Leistung im
Zentrum steht, sollen im Breitenfussball
dank einer weltweiten Kampagne neue
Schiedsrichter und Instrukteure rekrutiert
werden. Wichtig ist hier wie dort, dass
die Spielregeln einheitlich ausgelegt und
angewandt werden, womit der lokale
Ansatz in der FIFA-Entwicklungsarbeit für
einmal zurückstehen muss.
Ebenfalls in die nächste Runde gehen
die sehr beliebten technischen Kurse und
Publikationen der FIFA. Geplant sind in
nächster Zeit Kurse und Handbücher für
Torhüter und ein neues Futsal-Programm.
Ende Jahr erscheint zudem ein Handbuch
für Torhüterinnen.
Online und in Kontakt
Den Entwicklungsleitern stehen für ihre
Arbeit aber nicht nur neue Entwicklungsprogramme, sondern auch ein neues
Computernetzwerk zur Verfügung, mit
dem sie die Mitgliedsverbände besser
über das breite Dienstleistungsangebot
informieren können. Das neue Extranet
baut auf bestehende, erfolgreiche technologische Innovationen wie das ehrgeizige
Transferabgleichungssystem der FIFA oder
die neue Registrierungs-, Lizenzierungsund Wettbewerbsmanagement-Software
für Afrika und soll 2012 betriebsbereit
sein.
Für die Entwicklungsleiter waren es
drei intensive, lehrreiche Tage. Mit einem
Koffer voller neuer Ideen reisten sie in ihre
Heimat zurück, wo sie diese nun in die Tat
umsetzen wollen.
„Es war ein sehr informatives Seminar“,
betonte Ashford Mamelodi, FIFA-Entwicklungsleiter für das südliche Afrika mit Sitz
in Gaborone (Botsuana). „Wir freuen uns
immer auf solche Zusammenkünfte, da wir
hier für unsere Arbeit vor Ort die neusten
Informationen erhalten. Die nächsten
vier Jahre werden überaus spannend.
Wir brennen darauf, die anstehenden
Herausforderungen anzugehen.“
André Fouda, der kürzlich zum Entwicklungsleiter für Zentralafrika ernannt
wurde, zeigte sich insbesondere vom PERFORMANCE-Programm sehr beeindruckt.
„Dieses Programm hat besonders in Afrika
grosses Potenzial“, meinte Fouda kurz vor
seiner Rückreise nach Yaoundé (Kamerun).
„All die Angebote, die hier diskutiert
und vorgestellt wurden, zeigen, dass die
FIFA und die FIFA-Entwicklungsleiter den
Fussball weltweit weiter voranbringen
wollen. Die Mitgliedsverbände und ihre
Entwicklungsmanager können auf unsere
volle Unterstützung zählen.“
FIFA WORLD I AKTUELL 33
DER TRAUM VON
EINEM NEUEN RUANDA
Auf den Schultern der ruandischen Junioren, die im kommenden
Monat nach Mexiko zur FIFA U-17-Weltmeisterschaft reisen
werden, lasten die Hoffnungen einer ganzen Nation – und dies
nicht nur in sportlicher Hinsicht.
Von Bonnie Mugabe und Peter auf der Heyde, Kigali
Ruanda feiert die Qualifikation für die FIFA U-17-Weltmeisterschaft.
34 FIFA WORLD I MAI 2011
Das Bild Ruandas in den internationalen
Medien ist seit Längerem vorwiegend von
negativen Schlagzeilen geprägt. Noch immer wird das „Land der tausend Hügel“
– wie der zentralafrikanische Staat wegen
seiner beeindruckenden und vielfältigen
Natur auch genannt wird – in erster Linie
mit dem Völkermord Mitte der 90er-Jahre
in Verbindung gebracht.
In einem Land, das sich von so schrecklichen Ereignissen erholt, löst die Qualifikation der ruandischen Fussballjunioren
für die FIFA U-17-Weltmeisterschaft kein
grosses Echo aus – könnte man meinen.
Tatsächlich aber gilt der Erfolg der jungen
Spieler, die als erstes Team des Landes
überhaupt eine FIFA-Endrunde erreicht
haben, in der einst geteilten Nation als
Sinnbild für die Fortschritte auf dem Weg
in eine neue, gemeinsame Zukunft.
Ruanda, das rund elf Millionen Einwohner zählt, setzt alles daran, seine
albtraumhafte Vergangenheit allmählich
hinter sich zu lassen. Die Wirtschaft des
Landes hat sich in den letzten Jahren
sehr erfreulich entwickelt, vor allem dank
des wiedererstarkten Tourismus. Doch
auch der Sport im Allgemeinen und der
Fussball im Speziellen gingen in dieser
Zeit nicht vergessen, ganz im Gegenteil.
So hat die Regierung wiederholt die gesundheitsfördernde Wirkung des Sports
betont und als Teil ihrer Bemühungen
zur Stärkung der nationalen Einheit
beträchtliche Mittel in entsprechende
Projekte investiert.
„Vergesst die Vergangenheit und blickt
in die Zukunft“, riet Staatspräsident Paul
Kagame den Junioren, nachdem sich das
Team im Januar bei der U-17-Afrikameisterschaft im eigenen Land als Zweiter
hinter Burkina Faso das Ticket für die FIFA
U-17-WM gesichert hatte. „Was geschehen
ist, lässt sich nicht mehr ändern. Aber wir
können aus unseren Fehlern lernen und so
eine bessere Zukunft gestalten.“
Stolze Botschafter
Plötzlich Hoffnungsträger einer ganzen
Nation zu sein, könnte gerade auf Teenager
ziemlich einschüchternd wirken – nicht
FIFA WORLD I FOKUSSIERT 35
jedoch auf die jungen Ruander und ihren
französischen Trainer Richard Tardy, die an
ihrer neuen Rolle als nationale Botschafter
offenbar durchaus Gefallen finden.
„Unser Ziel ist es, Ruanda würdig zu
vertreten“, erklärt Tardy gegenüber FIFA
World. „Das Team wird zu Recht als Symbol
eines neuen Ruanda gesehen, das an sich
glaubt und sich jeder Herausforderung
stellt.“
Auch Emery Bayisenge, der Kapitän der
Mannschaft, ist sich der hohen Erwartungen bewusst. Der Verteidiger, der auf dem
Platz wesentlich abgeklärter und reifer
agiert, als es seine erst 17 Jahre vermuten lassen, sieht dem Turnier mit grosser
Zuversicht entgegen: „Noch haben wir
einen Rückstand auf die stärksten Teams,
aber wir arbeiten hart daran, uns immer
weiter zu verbessern. Die U-17-WM ist für
uns nicht bloss ein Abenteuer – wir treten
an, um zu gewinnen, auch wenn wir in
Mexiko wohl eher zu den Aussenseitern
gehören werden. Vor allem aber wollen
wir unsere Landsleute stolz machen und
der Welt beweisen, dass auch in Ruanda
guter Fussball gespielt wird.“
.
Seltener Erfolg
Einer der wenigen internationalen Erfolge,
die der ruandische Sport seit dem Ende
des Völkermords feiern konnte, gelang
2004 der A-Nationalmannschaft, als sie
sich zum ersten und bisher einzigen Mal
für den Afrikanischen Nationen-Pokal
„Das Team gilt zu Recht
als Symbol eines neuen
Ruanda, das an sich
glaubt und sich jeder
Herausforderung stellt.“
Richard Tardy, Trainer der
ruandischen U-17-Nationalmannschaft
qualifizierte. Viele der Fans, die der FIFA
U-17-WM entgegenfiebern, schwärmen
immer noch davon, wie damals alle Ruander – ob Hutu, Tutsi oder Twa – ihr
Team gemeinsam feierten. Für ein Wiederaufleben dieser Emotionen sollen nun
die Junioren sorgen, die alle während der
U-17-Trainer Richard Tardy gibt bei einem Testspiel gegen den heimischen
Spitzenklub FC Police Anweisungen.
36
FIFA WORLD I MAI 2011
Zeit des Völkermords geboren wurden
und mit dem Erreichen der Endrunde
eines interkontinentalen Wettbewerbs
ihre älteren Kollegen von 2004 jetzt schon
überflügelt haben.
Jules Kalisa, der Generalsekretär des
ruandischen Fussballverbands, bekräftigt,
dass die Mannschaft von 2004 einen
bedeutenden Beitrag zur Stärkung der
nationalen Moral geleistet habe, weist aber
gleichzeitig darauf hin, dass in deren Kader
mehrere eingebürgerte, nicht in Ruanda
geborene Spieler standen.
„Während die damalige Mannschaft
nicht ausschliesslich aus gebürtigen
Ruandern zusammengesetzt war, hat
der Erfolg unseres aktuellen U-17-Teams
gezeigt, dass wir heute nicht mehr auf
die Unterstützung von Spielern aus dem
Ausland angewiesen sind“, betont Kalisa
gegenüber FIFA World. „Mittlerweile
verfügen wir bereits über eine grosse
Auswahl an starken Junioren und sind zudem in allen Regionen des Landes ständig
auf der Suche nach neuen Talenten. Das
U-17-Team gilt als Sinnbild eines neuen
Ruanda, weil es bewiesen hat, dass mit
der richtigen Einstellung nichts unmöglich
ist. Wie Präsident Kagame gesagt hat:
Der Schlüssel zum Erfolg ist der Glaube
an die eigenen Fähigkeiten. Diese Jungs
strotzen vor Selbstvertrauen. So können
sie ihr Potenzial voll ausschöpfen.“
Langfristige Perspektive
Ausschlaggebend für die erfolgreiche Qualifikation zur FIFA U-17-Weltmeisterschaft
war neben Selbstvertrauen und Talent die
durchdachte und klar strukturierte Förderung des Fussballs, die das Land verfolgt.
FIFA World besuchte das Team während
einer Trainingseinheit im technischen Zentrum des Verbands in Remera, einem Stadtteil der Hauptstadt Kigali. Das Zentrum
beherbergt eine von drei Fussballakademien, aus denen die meisten der aktuellen
U-17-Nationalspieler hervorgegangen sind,
und wurde mit finanzieller Unterstützung
des Goal-Entwicklungsprogramms der
FIFA errichtet.
Zur Schulung der Trainer stellte die
FIFA zudem Instrukteure und Experten
zur Verfügung, und auch das dreijährige
Justin Mucyo testet bei Ruandas 1:0-Halbfinalsieg gegen die Elfenbeinküste bei der U-17-Afrikameisterschaft die gegnerische Abwehr.
Trainings- und Ausbildungsprogramm
der Akademie – das alle relevanten Aspekte abdeckt, von der Gestaltung der
Trainingseinheiten bis zur Ernährung und
Unterbringung der Spieler – entstand in
enger Zusammenarbeit zwischen der FIFA
und dem ruandischen Fussballverband.
Eine zentrale Anforderung jedes GoalFussballprojekts ist es, dass die Studenten
der Akademie neben fussballerischem
auch schulischen Unterricht erhalten, selbst
wenn sie zuvor nie eine Schule besucht
haben. Da nicht alle von ihnen einen
Profivertrag erhalten werden, sollen sie
auf diese Weise die Grundlagen erhalten,
um auch in einem anderen Beruf bestehen
zu können.
„Die Spieler in den grünen Trainingsanzügen absolvieren ihre Ausbildung hier in
der Akademie des technischen Zentrums,
die Übrigen in anderen Akademien“,
erklärt Trainer Tardy, während sich das
Team aufwärmt. Die Zahl der Spieler in
Grün ist gross, was die Qualität der Arbeit
belegt, die in der Akademie von Remera
geleistet wird.
Im Rahmen eines weiteren, im Juli
2007 bewilligten Goal-Projekts erhielt das
Zentrum ein modernes Kunstrasenfeld.
Wie sinnvoll diese Einrichtung ist, zeigt
sich, als aus den dunklen Wolken, die
an diesem Tag über Remera aufgezogen
sind, die ersten dicken Tropfen fallen. Es
ist Regenzeit in Ruanda, und schon nach
wenigen Sekunden fühlt es sich an, als
stünde man mitten in einem Wasserfall.
„Wir verfolgen
eine langfristige
Perspektive. Was wir
zurzeit aufbauen, wird
für die Zukunft des
ruandischen Fussballs
von entscheidender
Bedeutung sein.“
Jules Kalisa, Generalsekretär des
ruandischen Fussballverbands
Ein stechender Geruch erfüllt die Luft,
und auf dem Boden um den Trainingsplatz
herum bilden sich im Nu riesige Pfützen.
Auf dem allwettertauglichen Kunstrasen
hingegen kann das Training ungehindert
weitergehen, als ob immer noch die Sonne
scheinen würde.
„Wir verfolgen eine langfristige Perspektive“, betont Generalsekretär Kalisa,
dessen Verband kürzlich die Bewilligung
für ein weiteres Goal-Projekt zum Bau
eines Platzes im Bezirk Muhanga im Süden des Landes erhalten hat. „Was wir
zurzeit aufbauen, wird für die Zukunft des
ruandischen Fussballs von entscheidender
Bedeutung sein.“
Willkommene Verstärkungen
Der Erfolg, zu dem die Investitionen des
Verbands in die Jugendförderung geführt
haben, hat auch andere Akteure angespornt, ähnliche Programme zu starten.
Mittlerweile führen mehrere Vereine der
obersten Spielklasse eigene Akademien
für Junioren, die sowohl beim FC APR
und SC Kiyovu Sport (beide aus Kigali) als
auch beim FC Police aus Kibungo bereits
Nationalspieler hervorgebracht haben.
Zudem wurde eine nationale U-17-Liga
ins Leben gerufen, die Talenten im ganzen
Land als Sprungbrett fürs A-Nationalteam
dienen soll.
Weitere Unterstützung für den Nachwuchs hat auch die Regierung zugesagt,
die unter anderem einen Teil der Kosten
für ein einmonatiges Trainingslager in
Europa übernimmt, mit dem sich das
FIFA WORLD I FOKUSSIERT 37
U-17-Team auf die WM in Mexiko vorbereiten wird.
„Wir unternehmen alles, um mit den
stärksten afrikanischen Nationen mithalten
zu können“, so Jean-Pierre Karabaranga,
Staatssekretär im Ministerium für Sport
und Kultur. „Die neue Generation wird uns
massgeblich dabei helfen, die gegenwärtige Dominanz westafrikanischer Teams
zu durchbrechen.“
In der Tat verfolgt die Förderung des
Jugendfussballs nicht zuletzt immer
auch das Ziel, der A-Nationalmannschaft
willkommene Verstärkungen zuzuführen.
Ruanda bildet diesbezüglich keine Ausnahme, was auch das grosse Interesse
des Nationaltrainers Sellas Tetteh an den
Vorbereitungen des U-17-Teams erklärt.
Tetteh, der 2009 mit seinem Heimatland
Ghana als erster afrikanischer Coach die
FIFA U-20-Weltmeisterschaft gewann, wird
sogar mit den Junioren nach Mexiko reisen.
„Der U-17-Trainer und ich arbeiten eng
zusammen“, bestätigt Tetteh. „Ich werde
bei der WM zwar nicht zum offiziellen
Betreuerstab gehören, aber dennoch nahe
bei der Mannschaft sein und gerne meinen
Teil zu einem erfolgreichen Abschneiden
beitragen. Die Qualifikation für die
Endrunde war ein spektakulärer Erfolg,
der dem Land über den Fussball hinaus
Hoffnung und Zuversicht geschenkt hat. Die
Menschen in Ruanda sehen diese Leistung
als leuchtendes Beispiel dafür, dass auch sie
selbst mehr aus ihrem Leben machen und
höhere Ziele anstreben können.“
RUBRIK DES PRÄSIDENTEN
„Mit unserem Programm
PERFORMANCE
können wir die
Bedürfnisse unserer
Verbände erfassen und
massgeschneiderte
Unterstützung leisten.“
Über den Erfolg der jungen Spieler aus
Ruanda freue ich mich gleich aus mehreren
Gründen ganz besonders. Zum einen, weil
das Land nach sehr schwierigen Jahren in
der letzten Zeit eine erfreuliche Entwicklung
erlebt hat, und es dem Land daher besonders
gut tut, wenn es auch auf sportlicher Ebene
international positive Aufmerksamkeit
bekommt.
Zum anderen freue ich mich über
den Erfolg, weil er die jahrelange
gezielte Aufbauarbeit des ruandischen
Fussballverbandes belohnt, den die FIFA
mit einer Vielzahl von Programmen und
38
FIFA WORLD I MAI 2011
Fördermassnahmen unterstützt und
begleitet hat.
Dieser erfreuliche Erfolg ist Ergebnis
einer seit 1998 konsequent durchgeführten
Entwicklungsstrategie. Dank einer
flächendeckenden und professionellen
Zusammenarbeit mit unseren Verbänden und
der sorgfältigen Auswahl der lokalen Partner
in den betroffenen Ländern verfügt nun jeder
Verband über die nötige Infrastruktur, um
den Fussball nachhaltig zu verbreiten.
Zusätzlich zur Entwicklung des Fussballs
auf dem Spielfeld unterstützen wir unsere
Mitgliedsverbände zudem im Aufbau einer
modernen, transparenten und funktionalen
Fussballverwaltung. Dazu gehört auch
die konsequente Überwachung und
Kontrolle des Spielbetriebs. Mit unserem
Programm PERFORMANCE können wir die
Bedürfnisse unserer Verbände erfassen und
massgeschneiderte Unterstützung leisten.
Auch mit diesem Programm geht es in
erster Linie wieder darum, die Verbände
zu stärken. Das ist die beste Voraussetzung
für eine breite und nachhaltige
Fussballentwicklung. Der Erfolg der jungen
Mannschaft aus Ruanda ist die schönste
Belohnung für diese Arbeit.
MIT SPANNUNG ERWARTETE AUSLOSUNG
Die offizielle Auslosung der FIFA U-17-Weltmeisterschaft wird am 17. Mai,
nur wenige Tage nach den letzten Qualifikationsspielen, in Mexiko-Stadt
über die Bühne gehen.
Für ein Turnier, dessen Endspiel im legendären Aztekenstadion der
mexikanischen Hauptstadt ausgetragen wird, musste natürlich auch
für die Auslosung ein spektakulärer Schauplatz gefunden werden: die
Sala Nezahualcóyotl, eine atemberaubende Konzerthalle mitten im
Universitätsviertel der Stadt.
Bei Drucklegung dieser Ausgabe von FIFA World war die UEFA-U-17Europameisterschaft (3.–15. Mai) noch in vollem Gange, bei der acht Teams
(Titelverteidiger England, Gastgeber Serbien, Dänemark, Frankreich, die
Tschechische Republik, Deutschland, die Niederlande und Rumänien) um
sechs WM-Tickets kämpften.
Die letzten der übrigen insgesamt 24 Endrundenteilnehmer wurden im
April ermittelt, als sich bei der U-17-Südamerikameisterschaft Brasilien,
Uruguay, Argentinien und Ecuador die vier CONMEBOL-Startplätze sicherten.
Der Titel ging zum vierten Mal in Folge an Brasilien.
Erneut mit dabei werden auch die USA sein, die sich als einzige Nation
für alle 14 Austragungen des Turniers qualifiziert haben. Wie die Brasilianer
treten auch die US-Boys in Mexiko als Kontinentalmeister an – dies dank
ihrem Sieg bei der CONCACAF-U-17-Meisterschaft im Februar. Die weiteren
Vertreter aus der Region sind Kanada, Jamaika, erstmals Panama und das
als Gastgeber automatisch qualifizierte Mexiko.
In Afrika eröffnete sich durch das überraschende Ausscheiden von
Nigeria und Ghana – die zusammen die FIFA U-17-Weltmeisterschaft nicht
weniger als fünfmal gewonnen haben, Nigeria u. a. die Premiere 1985 –
anderen Teams eine Chance. Durchsetzen konnten sich schliesslich der
U-17-Afrikameister aus Burkina Faso, Debütant Ruanda sowie der Kongo
und die Elfenbeinküste, die beide zum jeweils dritten Mal die Endrunde
der FIFA U-17-Weltmeisterschaft erreicht haben.
Gar zum dritten Mal in Folge mit dabei ist Neuseeland, das sich das
begehrte Ticket durch einen 2:0-Sieg gegen Tahiti im Finale des ozeanischen
Qualifikationsturniers sicherte.
Nach zehn Teilnahmen als Ozeanienmeister und seinem Wechsel zur AFC
im Jahr 2006 tritt Australien beim diesjährigen Turnier erstmals als asiatischer
Vertreter an. Begleitet werden die „Joeys“ vom AFC-U-16-Meister DVR
Korea, Stammgast Japan und dem U-17-WM-Neuling Usbekistan.
Bevor am 17. Mai die Gruppenspiele ausgelost werden, steht einzig
fest, dass Gastgeber Mexiko als Kopf der Gruppe A gesetzt ist und seine
Auftaktpartie am ersten WM-Tag, dem 18. Juni, bestreiten wird. Gut drei
Wochen danach werden wir wissen, wer am 10. Juli im Aztekenstadion
zum neuen U-17-Weltmeister gekrönt wird.
FIFA WORLD I FOKUSSIERT 39
FRAUEN KICKEN
SICH GESUND
Die weltbesten Fussballerinnen kämpfen demnächst bei der FIFA FrauenWeltmeisterschaft 2011™ um Titel und Ehren, doch nicht nur die
Topspielerinnen profitieren vom zunehmenden Interesse am Fussball.
Verschiedene neuere Studien belegen, dass Fussball für Frauen eine der
besten Sportarten ist, um gesund zu werden – und gesund zu bleiben.
Fussball spielen wirkt sich positiv auf
die langfristige Gesundheit von Frauen
aus. Allerdings wurde dies lange nicht
erkannt. Noch vor wenigen Jahrzehnten
untersagten viele Fussballverbände den
Vereinen, ihre Anlagen mit Frauen zu teilen.
Der Vorwand, Fussball sei für das schwache
Geschlecht ungeeignet, bewahrte den
Fussball als Männerdomäne.
Im 21. Jahrhundert sind solche Argumente glücklicherweise nur noch selten zu
vernehmen. Die Fussballerinnen haben die
alten Vorurteile Lügen gestraft und können
nun sogar anhand medizinischer Studien
beweisen, dass der Sport, den sie lieben,
auch richtig gut für sie ist.
„Bei der weltweiten Prävention der
grössten gesundheitlichen Risiken durch
übertragbare oder chronische Erkrankungen und den modernen Lebensstil ist
körperliche Betätigung ausschlaggebend.
Dazu zählen Herzerkrankungen, Diabetes,
Schlaganfälle und Bluthochdruck“, erklärt
Prof. Jiri Dvorak, FIFA-Chefarzt und Vorsitzender des FIFA-Zentrums für medizinische
Auswertung und Forschung (F-MARC).
2009 stellte eine wegweisende Studie
im „British Journal of Sports Medicine“
fest, dass mangelnde Bewegung die
Hauptursache chronischer Krankheiten
ist. Im gleichen Jahr kam eine Studie der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum
Thema „Frauen und Gesundheit“ zum
Schluss, dass Bewegungsarmut bei Frauen
40 FIFA WORLD I MAI 2011
Der Frauenfussball sorgt weltweit für mehr Wohlbefinden.
ein ernsthaftes Problem darstellt und die
Entwicklung gesunder Gewohnheiten in
jüngeren Jahren Frauen helfen kann, bis
ins hohe Alter ein aktives, gesundes Leben
zu führen.
Der Bericht wies auch darauf hin, dass
Frauen einen immer grösseren Teil der
älteren Bevölkerung und der Menschen
mit chronischen Krankheiten ausmachen,
da sie eine höhere Lebenserwartung als
Männer haben. Die Bekämpfung der
Hauptursachen der chronischen Krankheiten bei Frauen sollte deshalb laut WHO
ein wichtiges Ziel der Gesellschaft wie auch
jeder Frau sein.
Eine Frage der Motivation
Für die Gesundheitsexperten stellt sich
natürlich die Frage, wie sich ein gesunder Lebensstil am besten angewöhnen
lässt. Bisherige Kampagnen scheiterten
oft daran, dass die Teilnehmerinnen die
Trainingsprogramme nicht über längere
Zeit weiterführten. F-MARC wollte deshalb
untersuchen, ob Fussball Frauen stärker
motivieren würde als weniger soziale
Aktivitäten wie Joggen oder Training im
Fitnessstudio. Zu diesem Zweck erarbeitete
das internationale Forschungsteam ein
Projekt, bei dem Frauen zwei- bis dreimal
pro Woche Minifussball spielten. Die Auswirkungen auf ihre Gesundheit wurden
dann gemessen und mit denjenigen einer
Gruppe Joggerinnen sowie einer inaktiven
Gruppe verglichen.
Schon nach drei Monaten zeigten die
Fussballerinnen erhebliche Verbesserungen
ihrer Fitness, Muskelkraft, Knochendichte
sowie des Zuckerstoffwechsels – alles wichtige Faktoren im Kampf gegen chronische
Krankheiten. In vielen Fällen verbesserten
sich die Werte der Fussballerinnen stärker
als diejenigen der Joggerinnen.
Da sich die Studie auf Frauen konzentrieren wollte, die von einem gesünderen
Lebensstil am meisten profitieren würden,
wurden als Teilnehmerinnen untrainierte
Frauen mittleren Alters ohne vorherige
Fussballpraxis ausgewählt. Neben den erwähnten Verbesserungen stellten die Forscher auch eine erhebliche Steigerung der
Herzfunktion, der Leistungsfähigkeit und
körperlichen Belastbarkeit fest. Parameter
wie der maximale Sauerstoffverbrauch
verbesserten sich ebenfalls. Bei den Fussballerinnen gingen zudem Herz-KreislaufRisikofaktoren wie der Blutdruck und die
Steifheit der Blutgefässwände zurück. Die
Blutfettwerte – ein weiterer entscheidender
Faktor bei Herzkrankheiten – entwickelten
sich ebenfalls positiv, und zwar merklich
stärker als bei den Joggerinnen.
Gewichtiges Thema
Während viele Frauen einfach etwas für
ihre Gesundheit tun möchten, wollen andere überflüssige Kilos loswerden oder zumindest ihr Gewicht halten. Diesbezüglich
zeigten die Studien, dass Fussball einen höheren Fettabbau bewirkt als Intervall- oder
Krafttraining, die zurzeit als wirkungsvollste
Methoden zur Verbrennung von Körperfett
empfohlen werden. Zentral bei diesen
Trainingsprogrammen ist das Vermeiden
von Wiederholungen und Monotonie. Dies
könnte auch die Wirksamkeit des Fussballs bei der Gewichtskontrolle erklären,
denn die Forscher von F-MARC haben
FIFA WORLD I FOKUSSIERT 41
20ELF VON SEINER
SCHÖNSTEN SEITE!™
26. Juni bis 17. Juli 2011
Nationale Förderer
im Hobbyfussball einen steten Wechsel
von kurzen, hoch intensiven Belastungsphasen (bis zu 100 Sprints pro Spiel) und
Erholungsphasen mit geringer Intensität
festgestellt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt: Der Fussball scheint den Mädchen und Frauen kein
Schlankheitsideal oder verzerrtes Körperbild zu vermitteln. Die „Athletinnen-Trias“
– ein Erkrankungskomplex bestehend aus
Essstörung, unregelmässigem Menstruationszyklus und Osteoporose (eine Verminderung der Knochendichte, die bei Frauen
häufiger auftritt als bei Männern) – wird
durch exzessives Trainieren, übermässige
Diäten oder eine Kombination von beidem verursacht und tritt insbesondere in
Sportarten wie Gymnastik, Eiskunstlauf,
Schwimmen und Langstreckenlauf auf.
Im Fussball ist sie weit seltener.
Gerade was die Osteoporose anbelangt,
so stimuliert eine angemessene sportliche
Betätigung vermutlich den Knochenaufbau
und verbessert die Muskelkraft und das
Gleichgewicht, wodurch in späteren Jahren
Stürze und damit potenzielle Knochenbrüche vermieden werden können. Auch
in dieser Hinsicht übertrafen die Fussballerinnen die Joggerinnen: Die am Bein
gemessene Knochendichte und die Beinund Hüftmuskulatur nahmen bei ihnen
stärker zu, sehr wahrscheinlich aufgrund
der höheren mechanischen Knochenbelastung im Fussball durch wiederholtes
Springen, Beschleunigen und Abbremsen.
Auch eine Kopfsache
Neben der körperlichen Fitness der Studienteilnehmerinnen wollten die Forscher auch
die Auswirkungen des Fussballs auf die
Psyche, das Sozialleben und die Motivation
untersuchen. Diese sind von besonderem
Interesse, wenn es darum geht, nicht nur
einen für Frauen gesunden Sport zu finden,
sondern auch einen, der sie langfristig
begeistert.
Auch in dieser Hinsicht schnitten die
Fussballerinnen und Joggerinnen positiv
ab. Beide Gruppen erlebten einen hohen
„Flowzustand“ – damit wird in der Psychologie das lustbetonte Gefühl des völligen
Aufgehens in einer Tätigkeit bezeichnet.
Das soziale Miteinander, so stellten die
Forscher anhand der beobachteten Interaktionen zwischen den Frauen fest, war
bei den Fussballerinnen ausgeprägter als
bei den Joggerinnen. Letztere schienen
stärker auf sich selbst fokussiert, während
die Fussballerinnen eher das „Wir-Gefühl“
betonten, was auf eine grössere Teamzusammengehörigkeit schliessen lässt.
Vielleicht am bedeutsamsten waren aber
die langfristigen Auswirkungen des Fussballs auf die Frauen. Zu Beginn der Studie
glaubte die Mehrzahl der Teilnehmerinnen
beider Gruppen, dass es einfacher sei, dem
Laufsport auf die Dauer treu zu bleiben. Ein
Jahr später zeigte sich jedoch, dass viele
Fussballerinnen weiterhin aktiv kickten
und einige sogar einem Verein beigetreten
waren, während zahlreiche Joggerinnen
ihre Laufschuhe an den Nagel gehängt
hatten.
Zwar sind fast alle Sportarten gut für die
Gesundheit und die Wahl einer Sportart
bleibt natürlich eine persönliche Entscheidung. Die Forschungsergebnisse stützen
aber die Annahme, dass Fussball für Frauen
viele Vorteile bietet – insbesondere dann,
wenn sie sportlich noch nicht aktiv sind
oder es bisher nicht geschafft haben, einen
Sport längerfristig zu betreiben.
„Letztlich lösen die untersuchten psychologischen und sozialen Faktoren unsere
Begeisterung für eine Sportart oder ein
Trainingsprogramm aus, nicht die biologischen“, so Prof. Dvorak.
Da der Frauenfussball inzwischen zu
einer der am schnellsten wachsenden
Sportarten der Welt gehört, tun bereits
Millionen von Spielerinnen – bewusst oder
unbewusst – viel Gutes für ihre Gesundheit.
Und dank der wissenschaftlichen Befunde
können nun auch noch die allerletzten
Vorurteile, Frauen seien körperlich nicht
für den Fussball gemacht, endgültig aus
dem Weg geschafft werden.
FIFA WORLD I FOKUSSIERT 43
FRAUENPOWER
INTERESSANTE ZAHLEN
AUS DEM FRAUENFUSSBALL
Von Matthias Kunz
Die USA sind eines von sieben Teams, die noch keine FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ verpasst haben.
Fünf gute Gründe, sich auf die FrauenWM zu freuen
Am 26. Juni trifft Gastgeber Deutschland im Eröffnungsspiel der FIFA FrauenWeltmeisterschaft 2011™ auf Kanada. Das
grösste und wichtigste Frauenturnier feiert
dieses Jahr sein 20-jähriges Bestehen. In
den letzten Monaten haben wir in unserer
mehrteiligen Serie versucht, den Lesern mit
interessanten Statistiken den immer populäreren Frauenfussball näherzubringen, und
jetzt, knapp einen Monat vor dem Anpfiff
im Berliner Olympiastadion, nennt Ihnen
FIFA World fünf Gründe, warum Sie sich auf
den Höhepunkt des Frauenfussballjahres
freuen dürfen.
1. Hochkarätiges Teilnehmerfeld
Die Crème de la Crème des Frauenfussballs
wird in Deutschland um den prestigeträchtigsten Titel in dieser Sportart kämpfen. Die
44 FIFA WORLD I MAI 2011
ersten elf Teams der aktuellen Ausgabe der
FIFA/Coca-Cola-Frauenweltrangliste sind
am Start. Lediglich ein Team mit grosser
Vergangenheit fehlt. Die Volksrepublik
China, Pionierland des Frauenfussballs,
erster Ausrichter der WM 1991, Finalist
1999 bei der Endrunde in den USA und in
der ewigen Rangliste auf Platz vier (siehe
Grafik), scheiterte in der Qualifikation an
den Japanerinnen und muss zum ersten
Mal zusehen. Wiederum dabei sind derweil Gastgeber Deutschland, die USA,
Norwegen, Schweden, Brasilien, Japan
und Nigeria, die ebenfalls noch keine WM
verpasst haben.
500 000 verkaufte Eintrittskarten vermelden. Ein Schnitt von über 15 000 Fans
pro Spiel ist also bereits jetzt garantiert,
und die Stimmung auf den Rängen dürfte
die Spielerinnen zusätzlich zu Höchstleistungen anspornen. Eine besondere
Partie wird zweifellos am 26. Juni in Berlin
stattfinden. Das Eröffnungsspiel zwischen
Gastgeber Deutschland und Kanada ist
das erste Frauenländerspiel überhaupt,
das im altehrwürdigen Olympiastadion
ausgetragen wird. Und schon jetzt steht
fest, dass es bei diesem Spiel in Berlin einen
neuen europäischen Zuschauerrekord im
Frauenfussball geben wird.
2. Ticketverkauf
Für die 32 Partien sind rund 800 000
Tickets in den Vorverkauf gelangt. Am
25. März, exakt 100 Tage vor dem Eröffnungsspiel, durfte das LOC schon über
3. Stars von heute und morgen
Sofern das Verletzungspech ausbleibt,
bringt Deutschland 2011 die ganz grossen
Stars des Frauenweltfussballs zusammen.
Birgit Prinz, die mit 14 Toren erfolgreichste
WM-Torschützin, wird ebenso auflaufen
wie die Brasilianerin Marta, ihres Zeichens
fünffache FIFA-Weltfussballerin des Jahres, und auch die US-Amerikanerin Abby
Wambach, die Engländerin Kelly Smith
oder die Schwedin Lotta Schelin. Die
33-jährige Prinz dürfte bei dieser WM
wohl zum letzten Mal auf internationaler
Ebene zu bewundern sein. Ein erfolgreiches
Abschneiden bei der Endrunde auf heimischem Boden würde Prinz‘ grosse Karriere
sicherlich krönen. Vielleicht spielt sich bei
der WM aber auch eine der zahlreichen
Nachwuchshoffnungen in die Herzen der
Zuschauer. Viele Experten trauen Spielerinnen wie Kim Kulig (GER), Rosie White (NZL)
oder Mana Iwabuchi (JPN) den Durchbruch
auf der grossen internationalen Bühne
durchaus zu.
4. Mehr Fairplay
Ein Vergleich mit der Männer-WM zeigt
deutlich: Frauen spielen fairer und kassieren
weit weniger gelbe und rote Karten als
die Männer. 2007 gab es pro Spiel im
Schnitt 2,4 Verwarnungen und lediglich in
jedem 17. Spiel einen Platzverweis, deutlich
weniger also als bei der Männer-WM 2010
in Südafrika, wo die Schiedsrichter durchschnittlich 3,8 gelbe und in jedem vierten
Spiel eine rote Karte zücken mussten.
5. Mehr Tore
Ohne sie gibt es weder Sieger noch Verlierer, weder Champions noch tragische
Helden, weder ekstatischer Jubel noch
abgrundtiefe Enttäuschung: die Tore. Ein
Vergleich zwischen der letzten Männerund der letzten Frauen-WM zeigt, dass
die Fans im Stadion und vor den Bildschirmen nach Südafrika 2010 in diesem Jahr
in Deutschland wahrscheinlich wieder
öfters jubeln dürfen: Im Schnitt stehen
bei den Frauen 3,47 Tore (WM 2007)
2,27 Treffern bei den Männern (WM
2010) gegenüber. Hinzu kommt, dass
im Frauenfussball torlose Unentschieden
bedeutend seltener vorkommen als bei
Michelle Akers hat sowohl bei einer
einzelnen Endrunde als auch in einem
WM-Spiel die meisten Tore erzielt.
den Männern. In den bisherigen 148
WM-Partien gab es gerademal drei davon oder 2 % (Männer: 772 Spiele, 63
oder 8,2 % davon torlos).
TORSCHÜTZINNEN
SPIELERINNEN
Die meisten Tore insgesamt
Die meisten Einsätze bei Endrunden
14
Birgit PRINZ, GER 1995–2007
30
Kristine LILLY, USA 1991–2007
12
Michelle AKERS, USA 1991–1999
24
Julie FOUDY, USA 1991–2003
11
SUN Wen, CHN 1991–2003
23
Joy FAWCETT, USA 1991–2003
Bettina WIEGMANN, GER 1991–2003
10
Ann Kristin AARONES, NOR 1995–1999
7
22
Bente NORDBY, NOR 1995–2007
Heidi MOHR, GER 1991–1995
Birgit PRINZ, GER 1995–2007
MARTA, BRA 2003–2007
Bettina WIEGMANN, GER 1991–2003
Die meisten Tore bei einer Endrunde
10
Mia HAMM, USA 1991–2003
Hege RIISE, NOR 1991–2003
Michelle AKERS, USA 1991
Jüngste/älteste Spielerinnen im WM–Finale
Heidi MOHR, GER 1991
17 Jahre, 336 Tage Birgit PRINZ, GER 1995
SISSI, BRA 1999
17 Jahre, 350 Tage Sandra SMISEK, GER 1995
SUN Wen, CHN 1999
Birgit PRINZ, GER 2003
MARTA, BRA 2007
33 Jahre, 273 Tage Kristin BENGTSSON, SWE 2003
33 Jahre, 159 Tage Michelle AKERS, USA 1999
FIFA WORLD I FOKUSSIERT 45
Schüler in Aktion im Film „Der ganz grosse Traum“.
„DAS IST EIN BALL
– EIN FUSSBALL“
Mit diesen einfachen Worten, so heisst es im kürzlich angelaufenen Film
„Der ganz grosse Traum“, hat der Gymnasiallehrer Konrad Koch den
Fussball 1874 in Deutschland eingeführt. Mehr als 130 Jahre hat es
gedauert, bis sich nun – endlich möchte man sagen – ein Kinofilm dem
Leben Kochs und der Geburtsstunde des Fussballs in Deutschland widmet.
Von Thanh Nguyen, Hamburg
Deutschland ist eine Fussballnation.
Die Begeisterung ist riesengross, und
die Erfolge lassen sich sehen. Mit je drei
Welt- und Europameistertiteln gehört
Deutschland zu den erfolgreichsten Nationen, und man ist geneigt zu sagen, dass
das Land diesen Sport von Anfang an in
sein Herz geschlossen hat. Der Beginn
dieser Erfolgsgeschichte war jedoch alles
andere als gradlinig, wie der Film „Der ganz
grosse Traum“ jetzt auf eindrucksvolle und
humorvolle Weise zeigt. In den Zeiten des
Deutschen Kaiserreichs brauchte es starke
Persönlichkeiten, die nicht nur von dem
anfangs als „Englische Krankheit“ bezeichneten Sport überzeugt waren, sondern
46 FIFA WORLD I MAI 2011
es auch verstanden, sich mit Geschick
gegen die gesellschaftlichen Denk- und
Verhaltensmuster durchzusetzen.
„Wer den Film gesehen hat, bekommt
ein Gefühl dafür, wie der Fussball nach
Deutschland gekommen ist. Wir wollten
den Fussballpionieren ein Denkmal setzen
und gleichzeitig erklären, warum diese
Sportart so erfolgreich ist“, erklärt der
Produzent und Ideengeber Raoul Reinert
im Interview mit FIFA World.
„Woher kommt eigentlich diese Emotionalität, die sich viele nicht erklären können?
Woher kommt dieses Gemeinschaftsgefühl, dieser Zusammenhalt? Was löst der
Fussball in einem aus? Wir haben versucht,
dieses Gefühl, das dahinter steht, auf den
Punkt zu bringen, sozusagen das Herz des
Fussballs zu erklären.“
Und wie könnte man dies besser darstellen, als mit der Geschichte des Mannes, der
den Fussball nach Deutschland gebracht
hat? Im Mittelpunkt des Filmgeschehens
steht der Lehrer Konrad Koch, der eine
Weile in England gelebt hat und 1874 an
ein Braunschweiger Gymnasium kommt.
Im Gepäck hat er neben vielen neuen
Eindrücken und Humor auch einen Lederball, den er den skeptischen Jungen im
Sportunterricht unter die Nase hält.
„Versuchen Sie es mal. Lassen Sie mal
so richtig Dampf ab“, ermuntert Koch alias
Daniel Brühl im Film die Schüler. Aus der
anfänglichen Skepsis wird Begeisterung,
die nicht mehr aufzuhalten ist – trotz der
Widerstände, die sich gegen Ende des
19. Jahrhunderts in Deutschland gegen
dieses raue Spiel aus England regen.
Im Film sind die ersten 20 Jahre des
Fussballs in Deutschland auf ein Schuljahr
verdichtet – schlichtweg aus dramaturgischen Gründen. Auch die Person Konrad
Koch und ihr Umfeld sind für den Film angepasst worden. So lässt man beispielsweise
Konrads Vater für den Film im Krieg sterben,
während er in Wirklichkeit weiterhin als
Lehrer tätig war. Der Fussballhistoriker Malte
Oberschelp hält fest, dass Konrad Koch in
„Der ganz grosse Traum“ fortschrittlicher
als in Wirklichkeit dargestellt wird.
„Im Film tritt er als moderner, fast schon
antiautoritärer Englischlehrer auf, der die
verkrusteten deutschen Schultraditionen
aufbrechen will. Dazu ist er im militärverliebten Kaiserreich Pazifist. Tatsächlich war
Koch ein konservativer und patriotischer
Mensch, der Latein und Griechisch unterrichtete und dessen Reformeifer sich auf
Fussball und Kricket beschränkte.“
Es handelt sich aber um einen Kinound nicht um einen Dokumentarfilm, und
detaillierte Unterlagen über Konrad Koch,
seine Reisen und seine Arbeit als Lehrer
sind ohnehin fast vollständig vernichtet
worden, als das Archiv seiner Schule Anfang
des 20. Jahrhunderts in Flammen aufging.
Starker Widerstand
Unbestritten ist auf jeden Fall, dass der
Beginn des Fussballs in Deutschland nicht
ohne Widerstand vonstattenging. So
wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts, als
die Jagd nach Kolonien intensiviert wurde,
die Haltung in Deutschland gegenüber
England immer kritischer und damit auch
die Meinung über „das englische Spiel“,
den Fussball. Ganz besonders die Deutsche
Turnerschaft und die Turnlehrerverbände
hatten starke Vorbehalte gegen das Spiel
und bezeichneten es als „Fusslümmelei“
oder „Englische Krankheit“.
„Es war Schülern und Lehrern unter
Strafe verboten, Fussball zu spielen,
erst 1927 wurde Fussball an Schulen in
Bayern erlaubt“, erklärt Reinert. „Kritiker
behaupteten, Fussball mache Kinder für
die Armee untauglich, und die Jugend
würde aufmüpfig werden. Heute ist das
fast umgekehrt, und Eltern schicken ihre
Kinder in den Fussballverein, damit sie
Selbstbewusstsein aufbauen und Teamgeist erfahren können.“
Konrad Koch wollte jedoch keineswegs
das Turnen durch Fussball ersetzen. Ganz
im Gegenteil: Koch betrachtete Fussball nur
als eine Ergänzung zu dem teilweise etwas
monotonen Turnunterricht an den Geräten.
„Es war nicht Kochs Absicht, Fussball
als professionellen Sport aufzubauen
und mit gesellschaftlichen Traditionen
zu brechen, sondern er sah Fussball als
‚Turnspiel‘ und eine willkommene Alternative zum ‚Stubenhockertum‘ und den
vielen Kneipentouren der Schüler“, hält
Oberschelp fest.
Das deutsche Regelwerk
Ein Jahr nach Einführung des Fussballspiels
an seiner Schule in Braunschweig legte
Koch die ersten Fussballregeln in deutscher
Sprache vor. Kochs Regelwerk trug noch
die vier F für „frisch-fromm-fröhlich-frei“
der von „Turnvater Jahn“ geprägten Turnerschaft, was deutlich macht, dass Koch
Fussball als Teil des Turnens und nicht als
Alternative zum Turnen betrachtete.
Anders als im Film dargestellt, spielte
Koch zu Beginn in Wirklichkeit die RugbyVariante – anfangs sogar mit einem RugbyEi – und nur im Winter eine gemischte Form
des Association Football. Entsprechend war
auch in den Regeln das „Aufnehmen
Links: Porträt des Lehrers Konrad Koch (1846–1911). Rechts: Am 21. Mai 1891 konstituierte sich der Zentralausschuss zur Vertretung der
Interessen der Spielbewegung. Konrad Koch war Schatzmeister und Referent für den Fussball.
FIFA WORLD I FOKUSSIERT 47
des Balles“, also Handspiel, unter bestimmten Bedingungen noch erlaubt. Erst
später orientierte sich Koch an den Regeln
des englischen „Association Football“,
und man spielte durchgehend „Fussball
ohne Aufnehmen“. Auch Trillerpfeife und
Elfmeter kamen später hinzu.
Anfeindungen von deutschnationaler
Seite gegen die englische Herkunft des
Spiels bestärkten Koch im Streben, selbst
die fussballspezifischen Fachbegriffe ins
Deutsche zu übersetzen und somit den
Fussball in Deutschland heimisch zu machen. Dabei nutzte er zu einem grossen Teil
den Wortschatz des Militärs, und Begriffe
wie Verteidigung, Angriff, Stürmer, Strafstoss, Attacke usw. sind bis heute erhalten
geblieben.
Um den Widerstand der deutschnationalen Kräfte möglichst gering zu halten,
ging Koch noch einen Schritt weiter und
verurteilte vehement all die Fussballer – und
seien es Kinder – , die englische Ausdrücke
verwendeten. So schrieb Koch 1901: „Jeder
deutschfühlende Zuschauer kommt in Versuchung, einem solchen Bürschchen, wenn
es von ‚Goal‘ und von ‚kicken‘ spricht,
handgreiflich darzutun, wie wenig das für
einen deutschen Jungen passt.“
Links: Die Gegner des
Fussballs verhöhnten
diesen als „Fusslümmelei“.
Unten: Die ersten
deutschen Fussballregeln
von 1875.
Nicht gegen den Ostwind
Eine interessante Parallele findet man zur
medizinischen Arbeit, wie sie heute vom
FIFA-Zentrum für medizinische Auswertung
und Forschung (F-MARC) ausgeführt wird.
Kochs Wegbegleiter, der Arzt Dr. Friedrich
Reck, berücksichtigte bereits ganz zu Beginn des Sports schon die gesundheitlichen
Aspekte des Fussballs. Allerdings sind die
damals aufgestellten Gesundheitsregeln
heute nicht mehr wirklich zeitgemäss. So
hiess es beispielsweise in einer der Gesundheitsregeln: „Es wird bei der Einrichtung
des Spielplatzes dafür Sorge getragen,
dass kein Schüler gegen den Ostwind anzulaufen hat. Ausserdem darf keiner der
Schüler ohne Erlaubnis den Rock ablegen.
Diese Erlaubnis wird nur denen erteilt, die
ein wollenes Hemd tragen.“
Auch die Aufstellung der Mannschaft
war in den Regeln von Koch festgehalten.
Man spielte damals mit einer heute kaum
vorstellbaren 5er-Kette im Sturm und
zelebrierte mit einem 2-3-5-Spielsystem
Offensivfussball vom Feinsten.
Aber egal nach welchen Regeln gespielt
wurde, die Pioniere des Fussballs von damals waren davon überzeugt, dass Fussball
verbindet. Ob arm, reich, klug oder weniger intelligent – alle spielen gemeinsam
in einer Mannschaft, und nur gemeinsam
können sie eine gute Leistung erbringen.
Im Kinostreifen findet ein Arbeitersohn
und zunächst Aussenseiter erst durch den
Fussball seinen Platz in der Klasse und
die Anerkennung seiner Mitschüler aus
gutem Hause. Mit diesem Beispiel wird
gezeigt, was Fussball bieten kann: „Gemeinsam Erfolg haben. Teamgeist oder,
wie Konrad Koch es beschreiben würde,
Kameradschaft. Das ist möglicherweise das
Geheimnis für den unglaublichen Erfolg
des Fussballs“, mutmasst Reinert.
Die ersten Vereine
Auch beim Blick auf die Geschichte der
Fussballvereine in Deutschland geht kein
Weg an Konrad Koch vorbei. 1875 rief er
den ersten deutschen Fussballverein für
Schüler in Braunschweig ins Leben. Drei
Jahre später folgten Vereine in Hannover
und Bremen, die auch Nicht-Schülern offenstanden, in denen aber neben Fussball
48 FIFA WORLD I MAI 2011
Schon kurz nach Einführung des Fussballs in Deutschland spielten die Kinder mit Begeisterung und vollem Einsatz (Szene aus dem Film „Der
ganz grosse Traum“).
auch Rugby gespielt wurde. Als erster
reiner Fussballverein wurde 1888 der Berliner FC Germania gegründet, und 1895
folgte schliesslich der erste Braunschweiger
Fussballklub für Erwachsene.
Koch hatte den Fussball aber eigentlich
für die Turner vorgesehen. Diese lehnten
das Spiel jedoch bis auf wenige Ausnahmen ab. Der Erfolg des Fussballs stellte
sich stattdessen in den Sportvereinen ein.
„So paradox es klingen mag, aber Koch
lehnte den Sport ab“, hält Oberschelp fest.
„In den schweren Auseinandersetzungen,
die es damals zwischen den Turnern und
Sportlern gab, stand Koch meist auf der
Seite der Turner. Auch geisselte er die bunten Trikots, die die Fussballer im Sportklub
nach englischem Vorbild trugen, und er
lehnte Spiele gegen ausländische Teams,
Training, grosse Zuschauermengen und vor
allem den Professionalismus ab.“
Um die Entwicklung und auch den kommerziellen Erfolg des Fussballs zu verstehen,
gab es neben Koch natürlich noch andere
Fussballpioniere, wie Reinert anfügt: „Koch
war der erste, der Fussball in der Schule
eingeführt und den ersten Schülerverein
gegründet hat. Dazu hat er als Erster die
Regeln aus England übersetzt. Eine weitere
tragende Säule in der Erfolgsgeschichte des
runden Leders in Deutschland ist Walter
Bensemann, der, anders als Koch, frühzeitig
das völkerverbindende, aber immer mehr
auch das kommerzielle Potenzial des
Fussballs aufgrund der Länderspiele und
der Internationalisierung gesehen und
erkannt hat.“
Bensemann gehörte im Jahre 1900
zu den Gründervätern des Deutschen
Fussball-Bundes, und wenig später hob
er die bis heute angesehene Fussballzeitung
„Kicker“ aus der Taufe. Im Film geht es
jedoch um Konrad Koch, also den Mann,
der mit seinem Pioniergeist den Grundstein
für den späteren Erfolg des Fussballs in
Deutschland gelegt hat.
Eine erzählenswerte Geschichte
Der Film läuft seit ein paar Wochen in
den Kinos in Deutschland und Österreich.
Natürlich hat auch die aktuelle deutsche
Nationalmannschaft den Streifen gesehen.
Mit Hauptdarsteller Brühl, der den Film
selbst als eine Mischung aus „Das Wunder von Bern“ und „Der Club der toten
Dichter“ beschreibt, fand sich das DFBTeam im Februar zu einem gemeinsamen
Filmabend ein.
„Für mich ist es viel aufregender, die
Nationalmannschaft zu treffen als zum
Beispiel Bundeskanzlerin Angela Merkel
oder einen Hollywood-Star. Davon träumt
man schon als kleines Kind“, verriet ein
sichtlich begeisterter Brühl, um zugleich
in einem Interview mit dem Deutschen
Fussball-Bund zu gestehen, dass ihm die
erste „Begegnung“ mit Konrad Koch „sehr
peinlich“ war.
„Ich war immer überzeugt, ein Fussballfan mit unglaublichem Fachwissen
zu sein. Als ich dann Konrad Koch nicht
kannte, den Mann, der den Fussball nach
Deutschland gebracht hat, da habe ich
mich in etwa so gefühlt wie ein Kandidat
bei ‚Wer wird Millionär?‘, der bei der
500-Euro-Frage scheitert.“ Da war es
nur ein kleiner Trost, als Brühl feststellte,
dass auch seine fussballverrückten Freunde
Koch nicht kannten.
Der Film hat nicht nur die Spieler der
deutschen Nationalmannschaft berührt.
Auch die deutschen Kinobetreiber sind
vom Film sehr angetan, die Filmkritiken
sind positiv, und der Film hat drei Nominierungen zum Deutschen Filmpreis 2011
erhalten, u. a. als bester Film. Auf dem
Filmfestival in Cannes wird der Film nun
dem Weltmarkt präsentiert.
„Ich finde es erstaunlich, dass es
bislang noch keinen Film über diesen
Menschen gegeben hat. Schliesslich ist
sein Leben eine absolut erzählenswerte
Geschichte“, sagte Brühl zum Abschluss
der Dreharbeiten. Damit spricht er vielen
Fussballfans, nicht nur in Deutschland,
aus dem Herzen.
FIFA WORLD I FOKUSSIERT 49
FIFA-PUBLIKATIONEN
Kaufen Sie die Publikationen der FIFA!
Die unten aufgeführten Publikationen können bei der FIFA zu den angegebenen Preisen bestellt werden. Die meisten werden
in den vier offiziellen FIFA-Sprachen (E = Englisch, F = Französisch, S = Spanisch, D = Deutsch) herausgegeben, entweder pro
Sprache eine separate Ausgabe oder alle vier Sprachen in einer Ausgabe. Die Preise sind in Schweizer Franken angegeben und
beinhalten die Kosten für Porto und Verpackung (Luftpost nach Übersee). Zusätzliche Kosten für Kurierdienste sind nicht eingeschlossen und werden dem Empfänger belastet. Publikationen können auch kostenlos heruntergeladen werden:
de.fifa.com/aboutfifa/documentlibrary
Code
CHF
Code
FIFA WORLD
CHF
Verfahrensordnung für die Kommission für den
A31
Siehe www.FIFA.com
Status von Spielern und für die Kammer zur Beilegung
6
von Streitigkeiten
A
HANDBUCH-KOFFER
A2
- FIFA Directory (Adressverzeichnis)
8
A20
Handbuch zum FIFA-Spielerstatus- und -Disziplinarwesen
6
A43
- Liste der FIFA-Instrukteure
4
A24
FIFA-Disziplinarreglement
6
FIFA-Statuten
A26
FIFA-Anti-Doping-Reglement
6
Statuten
A18
FIFA-Ethikreglement
6
A37
Klublizenzierungsreglement
6
A22
Spielervermittlerreglement
6
A23
Spielvermittlerreglement
6
A30
Ausrüstungsreglement
6
A28
Reglement für FIFA-Spieloffizielle (nur E/F/S)
6
A32
Sicherheitsreglement
6
A27
Richtlinien zur Medienorganisation
6
A44
- Ausführungsbestimmungen zu den Statuten
6
- Geschäftsordnung des Kongresses
A45
A46
Richtlinien betreffend elektronisches Abstimmungssystem
Standard-Statuten
6
6
Spielregeln
A4
A5
A6
Spielregeln
Futsal-Spielregeln – Fragen und
Antworten zu den Futsal-Spielregeln
Beach-Soccer-Spielregeln
8
8
8
Reglemente der FIFA-Wettbewerbe
A7
FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™
6
A8
Olympische Fussballturniere
6
A9
FIFA U-20-Weltmeisterschaft
6
A10
FIFA U-17-Weltmeisterschaft
6
A11
FIFA Frauen-Weltmeisterschaft
6
A12
FIFA Konföderationen-Pokal
6
A13
FIFA Klub-Weltmeisterschaft
6
A14
FIFA Futsal-Weltmeisterschaft
6
A15
FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft und
FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft
6
A16
FIFA Beach-Soccer-Weltmeisterschaft
6
A42
Olympische Jugendfussballturniere
6
Schiedsrichter
Internationale Liste der Schiedsrichter und
A17
Schiedsrichterinnen, Schiedsrichterassistenten
und -assistentinnen, Futsal-Schiedsrichter und -Schieds-
10
richterinnen und Beach-Soccer-Schiedsrichter
Übrige Reglemente/Bestimmungen
Reglement bezüglich Status und Transfer von Spielern
A19
Anhang 6: Bestimmungen bezüglich Status
und Transfer von Futsal-Spielern
50
FIFA WORLD I MAI 2011
10
A38
Standardreglement für die nationale Kammer zur Beilegung
von Streitigkeiten (NKBS)
6
A39
Standard-Wahlordnung
6
A41
Standardvereinbarung zur Zusammenarbeit
6
A34
Reglement Programm Finanzielle
Unterstützung der FIFA (FAP)
6
A29
FIFA-Projekt „Fussball für eine bessere Welt“
6
A35
Goal-Reglement
6
A1
Der gesamte Koffer mit allen Reglementen (A2–A46)
B
TECHNISCHE BERICHTE DER FIFA
B1
FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010™
70
B11
Olympische Fussballturniere Peking 2008
40
B18
FIFA U-17-Weltmeisterschaft Nigeria 2009
40
B19
FIFA U-20-Weltmeisterschaft Ägypten 2009
40
B5
FIFA Frauen-Weltmeisterschaft China 2007
40
B12
FIFA Konföderationen-Pokal Südafrika 2009
40
B26
FIFA Klub-Weltmeisterschaft VAE 2010
40
B14
FIFA Futsal-Weltmeisterschaft Brasilien 2008
40
B24
FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft Trinidad und Tobago 2010
40
B16
FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2010
40
B21
FIFA Beach-Soccer-Weltmeisterschaft Dubai 2009
40
Olympische Jugendfussballturniere Singapur 2010
40
B25
Technische Berichte früherer Turniere nur auf FIFA.com
80
FIFA Statutes
attutess
August 2009
2009 edition
edittio
on
2010
2
01
10
Regulations
2010 FIFA World Cup
South AfricaTM
Equipment
E
qu
u
R
Regulations
List
stt of
of FIFA
F
In
nstrucc
Instructors
2010
0
Electronic
ecttronic V
Voting
Guidelines
liiness
Refereeing
Re
efere
International
tio
onal Lists
Lissts
FFIFA
IFFA A
Anti-Doping
nti
Laws
aws of
o
Regulations
gu
ula
atio
o
Regulations
eg
gulatt
tthe
he Game
G
FIFA Women’s
men
n’s W
World
orlld Cup
Germany 2011™
1™
™
FIFA
FIFFA Confederations
Confe
eder
Cup
South
2009
uth
h Africa
Africca 2
009
FIFA
FIFFA U-20
U-20 W
World
orl Cup
Egypt
pt 2009
2009
TTechnical
echnica
a Report Regulations
egulat
and
nd
d SStatistics
tatiss
FIFA Beach
h Soccer
Soccer World
World Cup
24
24 SSeptember
eptember – 16 October 2009
2009/2010
/ 2010
0
ubai 2009
2009
9
Dubai
TTechnical
echnic Report
nd SStatistics
tatis
and
14
14 – 2
28
8 JJune
une 2
2009
BESTELLFORMULAR 21–2011
Name/Vorname
Code
Anzahl
Sprache
Gesamtpreis
Strasse
Postfach
Ich bestelle folgende Publikationen:
Postleitzahl
Stadt
Land
Telefon
E-Mail
Datum/Unterschrift
Zahlungsarten (nur in CHF)
Kreditkarte:
Visa
MasterCard
AECS
Kreditkarten-Inhaber:
Kartennummer:
Gültig bis (MM/JJJJ):
Banktransfer:
auf das FIFA-Konto 325519.30U bei der UBS AG, Zürich,
Clearing 230, Swift: UBSW CH ZH 80A
IBAN: CH21 0023 0230 3255 1930 U
Die bestellten Publikationen werden innerhalb von 30 Tagen
nach Bezahlung verschickt.
Das Bestellformular ist an folgende Adresse zu schicken:
FIFA, Finanzabteilung, FIFA-Strasse 20, Postfach, 8044 Zürich, Schweiz,
Fax: +41 43 222 7878 oder per E-Mail an: [email protected]
FIFA WORLD I FOKUSSIERT 51
KOMPAKT
MITGLIEDSVERBÄNDE
ASIEN
Die Asiatische Fussballkonföderation (AFC)
hat im März an ihrem Sitz in Kuala Lumpur
(Malaysia) mit grossem Erfolg die vierte
AFC-Konferenz zum Thema Wissenschaft
und Fussballmedizin durchgeführt. Über 400
Fachdelegierte nahmen an der dreitägigen
Veranstaltung teil. Auf dem Programm standen über 150 Präsentationen zu Themen,
die viele der dringendsten Probleme in der
medizinischen Betreuung und Behandlung
von Fussballern abdeckten, z. B. der Einsatz
von Genmedizin, Reparaturverfahren für
Muskelgewebe und Knorpelschäden,
die Risiken des Fussballspiels unter
Extrembedingungen sowie „Altersdoping“.
In seiner Abschlussrede dankte AFCGeneralsekretär Alex Soosay den medizinischen Experten für ihre wertvolle Arbeit
und rief sie dazu auf, ihr Wissen mit ihren
Verbänden, Ligen, Klubs und Spielern zu
teilen.
Die AFC dankte im April dem Fussballverband
von Usbekistan für das AFC-U-13Fussballfestival, das dieses Jahr mit grossem
Erfolg in der Landeshauptstadt Taschkent
ausgetragen worden war. „Alle Teilnehmer
haben wertvolle Erfahrungen gesammelt“,
sagte John Whittle, AFC-Direktor für Breitenund Jugendfussball, nach der zweiwöchigen
Veranstaltung, an der sich neben Gastgeber
Usbekistan auch die Nachbarn Tadschikistan,
Kirgisistan und Turkmenistan beteiligten.
Das Festival bot neben Fussballspielen auch
Lernveranstaltungen für Spieler, Trainer,
Schiedsrichter, Ärzte, Physiotherapeuten
und lokale Organisatoren.
Beiträge der Mitgliedsverbände für FIFA
World sind bis spätestens einen Monat
vor der betreffenden Ausgabe an
[email protected] zu senden.
www.the-afc.com
52
FIFA WORLD I MAI 2011
AFRIKA
Botsuana hat sich überraschend als erstes
Team für den Afrikanischen Nationen-Pokal
im nächsten Jahr qualifiziert. Der Aussenseiter
besiegte am 27. März in N’djamena den
Tabellenletzten Tschad mit 1:0 und hat damit
als einer der beiden Gruppenersten das Ticket
bereits auf sicher. Die Zebras aus Botsuana,
über die FIFA World in der Märzausgabe ausführlich berichtete, sind damit erstmals beim
wichtigsten internationalen Turnier Afrikas
dabei. In ihrer Gruppe sind sie noch immer
ungeschlagen, nachdem sie den grossen
Favoriten Tunesien sowohl zu Hause als auch
auswärts bezwungen haben. Die gebeutelten
Nordafrikaner kämpfen nun mit dem Team
aus Malawi, das derzeit Rang zwei hält, um
das verbleibende Ticket in dieser Gruppe.
Neben Botsuana stehen erst die beiden
Gastgeber Gabun und Äquatorial-Guinea
als Teilnehmer der Afrikameisterschaft 2012
fest.
Das Königreich Marokko hat CAF-Präsident
Issa Hayatou im März für seine Verdienste
um die Entwicklung des Fussballs auf dem
Kontinent mit dem prestigeträchtigen Orden
„Wissam Al Alaoui“ geehrt. Bei der farbenfrohen Feier in der bezaubernden Stadt
Marrakesch war Hayatou sichtlich gerührt,
als er die Auszeichnung in Empfang nehmen durfte, und dankte den Marokkanern
ihrerseits für den Einsatz für die Förderung
des Fussballs.
www.cafonline.com
NORD-, MITTELAMERIKA
UND KARIBIK
Juan Tuñas ist als letzter Spieler des kubanischen
Teams der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft
1938™ im Alter von 93 Jahren gestorben.
Tuñas, der wegen seiner gefürchteten Schüsse
auch „Romperredes“ („Netzbrecher“) genannt wurde, ist bis heute der älteste WMTeilnehmer aus der CONCACAF-Region. Er
kam in Frankreich in allen drei WM-Spielen
von Kuba zum Einsatz und war beim 3:3
zum Auftakt gegen Rumänien einer der
Torschützen. Das 2:1 im Rückspiel war der
erste WM-Sieg eines CONCACAF-Teams auf
europäischem Boden. Nach der WM 1938
wechselte Tuñas nach Mexiko zum Profiverein
Real Club España, mit dem er dreimal die
Landesmeisterschaft gewann.
Trinidad und Tobago hat Otto Pfister
als neuen Nationaltrainer verpflichtet. Der
Weltenbummler aus Deutschland ersetzt
damit den einheimischen ehemaligen
Spitzenspieler Russell Latapy, der nach der
verpassten Qualifikation für den CONCACAF
Gold Cup in diesem Jahr den Hut nehmen
musste. Für Pfister ist es bereits die elfte
Station als Nationaltrainer, nachdem er bereits die Teams von Ruanda, Burkina Faso,
Senegal, der Elfenbeinküste, der DR Kongo,
Ghana, Bangladesch, Saudiarabien, Togo
und Kamerun betreut hat. Auch die beiden Nachbarn Honduras und El Salvador
haben in den vergangenen Wochen neue
Nationaltrainer präsentiert. Der WMTeilnehmer von 2010 hat den Kolumbianer
Luis Fernando Suarez unter Vertrag genommen, der mit Ecuador bei der WM-Endrunde
2006 das Achtelfinale erreicht hat. El Salvador
hat sich derweil die Dienste des erfahrenen Vereinstrainers Ruben Israel (Uruguay)
gesichert.
www.concacaf.com
SÜDAMERIKA
OZEANIEN
Was für ein Liebesbeweis! Die Fans von
Peñarol aus Uruguay entrollten im April
vor dem Spiel in der Copa Libertadores gegen Independiente aus Argentinien eine
15 000 m2 grosse Klubfahne und sorgten
damit für einen Weltrekord. Die von 200
Anhängern eigens für die Feiern zum 120.
Geburtstag von Peñarol angefertigte Flagge
wog mehr als 1800 kg und bedeckte rund
zwei Drittel der Ränge im riesigen CentenarioStadion in Montevideo. Die Spieler von
Peñarol konnten leider nicht ganz mit ihren Fans mithalten und mussten sich den
Argentiniern 0:1 geschlagen geben. Für das
Weiterkommen reichte es dennoch. Auch für
die Fans geht es in die nächste Runde: Laut
einem Sprecher bemühen sie sich derzeit um
einen offiziellen Eintrag ins Guinness-Buch
der Rekorde.
Der FC Auckland City (Neuseeland) hat sich
im April als erster Klub zum dritten Mal zum
Ozeanienmeister gekrönt. Gegen den FC
Amicale (Vanuatu) kamen die Neuseeländer
im Finale der OFC Champions League mit
Hin- und Rückspiel zu einem ungefährdeten
6:1-Sieg und holten sich nach 2006 und 2009
ihren dritten Titel, ebenso das Ticket für
die FIFA Klub-Weltmeisterschaft, bei der sie
2009 dank Siegen gegen den FC Al Ahli und
TP Mazembe Platz fünf belegten. Auch bei
den individuellen Auszeichnungen räumten
die Neuseeländer ab: Goldener Handschuh
für Jacob Spoonley und Goldener Ball für
Daniel Koprivcic. Der Goldene Schuh ging an
den siebenfachen Torschützen und Kapitän
von O-League-Debütant Amicale, Fenedy
Masauvakalo.
Vanuatu führte kürzlich mit grossem Erfolg
ein FIFA-Jugendfussball-Com-Unity-Seminar
durch, an dem sich verschiedene Akteure
der Fussballfamilie mit der Förderung des
Breitenfussballs befassten. OFC-Präsident
und FIFA-Vizepräsident David Chung, der
ebenfalls am Kurs teilnahm, unterstrich die
Bedeutung der Fussballförderung an der
Basis. „Der Fussball sollte eine Lebensschule
sein und Mädchen und Jungen neue Chancen
und Möglichkeiten bieten“, sagte Chung.
„Die OFC und der Fussballverband von
Vanuatu wollen den Fussball gemeinsam zu
den Menschen auf dem Land bringen und
mithilfe guter Jugendförderungsprogramme
das Gemeinwohl verbessern.“
www.conmebol.com
www.oceaniafootball.com
EUROPA
Nach den beiden Qualifikationsrunden im
März sind einige Teams im Rennen um die
Startplätze bei der EURO 2012 schon fast
durch. Sowohl die Niederlande – dank
zweier Siege gegen Ungarn in der Gruppe
E – als auch Europa- und Weltmeister
Spanien – dank Erfolgen gegen die
Tschechische Republik und Litauen in der
Gruppe I – haben weiterhin eine blütenreine Weste. Wie die beiden Finalisten der
FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2010™ ist
auch Deutschland voll auf Kurs Richtung
Ukraine/Polen. Dank einem Sieg gegen Kasachstan bauten die Deutschen
ihre Führung in der Gruppe A weiter aus,
ebenso die Italiener in der Gruppe C, die
sich nach einem Triumph über Slowenien
weiter abzusetzen vermochten. Die nächste
Qualifikationsrunde findet Anfang Juni statt.
Im März hat auf der UEFA-Website zudem
der Kartenverkauf für das Turnier im nächsten
Jahr begonnen. Der Ansturm war gewaltig.
Über 12 Millionen Bestellungen sind eingegangen, was das Angebot bei Weitem
sprengte. Die Karten mussten unter den
Bestellern deshalb ausgelost werden. Die
meisten Bestellungen kamen aus den beiden
Gastgeberländern. Fast 88 % stammten aus
Polen und der Ukraine.
www.uefa.com
FIFA WORLD I KOMPAKT 53
ITALIEN WIEDER
IN DEN TOP TEN
Der ehemalige Weltmeister Italien ist nach dem
enttäuschenden Abschneiden bei der FIFA
Fussball-Weltmeisterschaft™ im letzten Jahr
in Südafrika auf dem Weg zurück. Dank dem
starken Auftritt in der Qualifikation für die EURO
2012 figurieren die Azzurri wieder unter den
besten zehn der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste.
Die Italiener, die als Titelverteidiger und
Weltnummer fünf nach Südafrika gereist waren,
schieden bei der Endrunde 2010 schon in der
Gruppenphase aus und fielen in der Folge auf
Rang elf zurück. Letzten Oktober sackten sie
gar auf Rang 16 und damit ihre schlechteste
Platzierung überhaupt ab.
Unter ihrem neuen Trainer Cesare Prandelli
scheinen sie nun aber wieder Tritt gefasst zu
haben. Seit acht Spielen sind sie nunmehr
ungeschlagen. Nach den beiden 2:0-Siegen zum
einen gegen Slowenien in der EM-Qualifikation
und zum anderen gegen die Ukraine in einem
Freundschaftsspiel im März in Kiew haben sie
nun endlich wieder den Sprung unter die besten
zehn Teams der Welt geschafft.
An der Spitze thront weiterhin Spanien,
gefolgt von den Niederlanden, die beide in der
Qualifikation für die Europameisterschaft im
nächsten Jahr in Polen und der Ukraine noch
immer keinen Punkt abgegeben haben. Der
dritte im Bunde mit einer blütenreinen Weste
in der EM-Ausscheidung ist Deutschland. Der
4:0-Heimsieg gegen Kasachstan liess nichts
zu wünschen übrig. Umso überraschender
kam die 1:2-Niederlage drei Tage später in
einem Freundschaftsspiel gegen Australien,
die das Team von Joachim Löw Platz drei in der
Rangliste kostete. Nutzniesser ist der fünffache
Weltmeister Brasilien, der von Rang fünf auf
drei vorstiess.
Grössere Verschiebungen gab es auch weiter
hinten in der Rangliste. Den grössten Sprung
taten dank Erfolgen in der EM-Ausscheidung
Israel (33, plus 25) und Belgien (37, plus 25). Mit
Montenegro (24, plus 1), Albanien (50, plus 23),
Libyen (58, plus 13) sowie Antigua und Barbuda
(100, plus 1) erreichten gleich vier Teams ihre
beste Rangierung seit Einführung der FIFA/
Coca-Cola-Weltrangliste im Jahr 1993.
Rang
Team
Punkte +/- Punkte
März–
April 2011
Rang
Team
Rang
Team
1
Spanien
0
1857
-23
32
Tschechische Republik
-1
722
-17
Guinea
-18
524
2
Niederlande
0
1702
-28
33
Israel
25
709
177
64
Jamaika
-16
522
-33
3
Brasilien
2
1425
14
34
Republik Irland
0
681
-18
65
Nordirland
-25
520
-85
4
Deutschland
-1
1386
-100
35
Ukraine
-2
678
-29
66
Schottland
-16
517
-34
5
Argentinien
-1
1276
-136
36
Ägypten
-1
676
-9
67
Venezuela
-4
501
-4
6
England
0
1163
-49
37
Belgien
25
654
142
68
Panama
0
488
6
7
Uruguay
0
1094
-78
38
Nigeria
1
637
28
69
Botsuana
-2
479
-8
8
Portugal
1
1052
-8
39
Südafrika
7
616
50
70
Mali
15
451
62
9
Italien
2
1019
62
40
Algerien
15
609
70
71
Polen
-1
449
-25
10
Kroatien
-2
991
-80
41
Rumänien
11
607
58
72
Marokko
-6
445
-48
11
Norwegen
0
987
30
42
Burkina Faso
-2
600
-5
73
Österreich
-12
443
-81
12
Griechenland
-2
985
-53
43
Honduras
-5
597
-23
74
Estland
8
440
33
13
Japan
2
961
23
44
Bosnien-Herzegowina
12
594
60
75
Kanada
9
439
48
-10
+/- Ränge
März/
April 11
+/- Ränge
März/
April 11
Punkte +/- Punkte
März–
April 2011
Thiago Motta feiert seinen Treffer zum
1:0-Sieg Italiens gegen Slowenien.
+/- Ränge
März/
April 11
Punkte +/- Punkte
März–
April 2011
-45
14
Chile
0
952
-2
45
Bulgarien
2
592
34
76
Lettland
-1
438
15
Ghana
1
918
-13
46
Litauen
8
577
36
77
VR China
-1
432
-7
16
Serbien
4
907
35
47
Iran
-4
575
1
78
Malawi
10
430
49
-6
572
-8
79
Kap Verde
-6
421
-43
1
568
17
80
Benin
0
418
5
23
564
100
81
Finnland
-3
416
-11
-18
411
-92
-6
403
-35
17
17
Slowenien
0
903
-13
48
Kamerun
18
Russland
-5
896
-60
49
Kolumbien
19
Frankreich
-1
883
-30
50
Albanien
20
Australien
1
876
6
51
Senegal
18
561
84
82
Kuba
21
Elfenbeinküste
4
867
43
52
Ungarn
-16
559
-95
83
Usbekistan
22
USA
-3
855
-39
53
Belarus
-16
557
-77
84
Uganda
2
402
23
Paraguay
1
843
8
54
Peru
5
548
18
85
EJR Mazedonien
-2
398
-2
24
Montenegro
1
820
-4
55
Costa Rica
-2
540
-2
86
Moldawien
1
394
11
25
Schweiz
-2
819
-20
56
5
388
15
26
Mexiko
1
818
7
-9
386
-30
27
Slowakei
-5
809
-52
28
Dänemark
0
808
20
29
Schweden
1
802
58
60
Neuseeland
30
Türkei
2
795
67
61
Tunesien
31
Republik Korea
-2
750
1
62
Armenien
54 FIFA WORLD I MAI 2011
Ecuador
-7
536
-17
87
El Salvador
Georgien
16
536
67
88
Saudiarabien
58
Libyen
13
534
62
89
Zypern
2
383
7
59
Gabun
1
529
3
Sambia
8
383
51
Irak
-2
380
1
Katar
-1
380
3
-12
379
-31
-4
528
-6
-16
527
-41
3
524
23
91
93
Jordanien
Rang
Team
+/- Ränge
März/
April 11
Punkte +/- Punkte
März–
April 2011
Rang
Team
+/- Ränge
März/
April 11
Punkte +/- Punkte
März–
April 2011
94
Trinidad und Tobago
1
344
-8
133 Puerto Rico
-2
180
-7
95
Bahrain
1
338
-6
134 Tadschikistan
14
172
59
96
Mosambik
-3
337
-31
97
Niger
7
335
36
98
Haiti
1
334
9
99
Grenada
Vietnam
Rang
Team
+/- Ränge
März/
April 11
Dominikanische Republik
173 Sri Lanka
Punkte +/- Punkte
März–
April 2011
-5
66
0
0
62
11
51
0
172
0
174 Afghanistan
21
61
-1
168
-3
175 Laos
-5
57
0
0
168
0
9
57
26
138 Madagaskar
18
162
71
177 Lesotho
-9
56
-6
139 Turkmenistan
15
153
59
178 Libanon
-9
55
-3
140 Kasachstan
-8
151
-27
179 Mongolei
4
53
21
141 Namibia
-1
150
11
180 Mauretanien
-6
45
-4
142 Äquatorial-Guinea
6
148
35
181 Eritrea
-3
42
2
18
146
65
182 Salomon-Inseln
-4
40
0
136 Färöer
Guinea-Bissau
Tahiti
-5
331
-29
100 Antigua und Barbuda
1
322
9
101 Kuwait
2
320
12
102 Bolivien
-5
312
-20
103 Gambia
4
308
11
104 Syrien
4
297
2
143 Malediven
105 Sudan
1
295
-3
144 Malaysia
-6
144
-1
183 Britische Jungferninseln
-6
38
-3
106 Oman
4
290
15
145 Singapur
-6
140
-2
184 Macau
-3
35
-4
107 Angola
-3
288
-11
146 Indien
-1
139
13
185 St. Lucia
-3
31
-6
-7
288
-32
147 Hongkong
-6
138
0
186 Samoa
-1
26
0
109 Togo
-7
285
-26
148 Burundi
-4
127
-6
187 Somalia
-1
23
0
110
Guyana
-1
284
0
0
111
Vereinigte Arabische Emirate
0
273
9
112
Suriname
2
267
10
151 Neukaledonien
152 Curaçao
Aserbaidschan
Tschad
150 Nepal
-6
127
-8
188 Komoren
-1
19
22
126
72
189 Mauritius
2
18
2
2
123
26
190 Cook-Inseln
-2
17
0
-6
121
6
Tonga
-2
17
0
-10
116
-18
0
15
0
Tansania
9
267
32
114
Zentralafrikanische Republik
-2
263
0
115
Wales
1
258
7
-5
116
3
193 Turks- und Caicos-Inseln
116
DR Kongo
7
254
22
155 Philippinen
-4
104
-2
194 Guam
153 Liechtenstein
St. Vincent und die Grenadinen
Island
-1
254
-2
156 Fidschi
-4
103
0
118
DVR Korea
-5
252
-7
157 Cayman-Inseln
1
90
0
119
St. Kitts und Nevis
158 Swasiland
1
89
3
159 Liberia
1
88
6
160 Kirgisistan
14
87
-14
0
0
245
0
120 Thailand
-2
236
-11
121 Sierra Leone
1
234
1
122 Kongo
-2
232
-8
161 Chinese Taipei
123 Ruanda
10
228
53
Myanmar
163 Bermuda
1
10
0
-3
9
-4
0
9
7
0
38
199 Brunei Darussalam
-2
6
-3
86
-28
200 Osttimor
1
3
0
86
5
0
3
-2
227
25
0
222
2
126 Luxemburg
-9
221
-27
165 Vanuatu
-2
127 Äthiopien
-3
218
-13
166 Bangladesch
8
128 Jemen
-2
217
-2
-2
75
0
129 Simbabwe
-2
212
-1
168 Pakistan
3
72
16
130 Indonesien
-1
201
0
169 Kambodscha
-15
68
-26
131 Dominica
-1
193
0
170 Palästina
8
67
27
132 Barbados
5
182
15
-5
66
0
171 Belize
0
-7
1
4
Bhutan
13
10
1
125 Guatemala
Nicaragua
Seychellen
196 Bahamas
0
-6
198 Aruba
124 Kenia
Malta
192 Dschibuti
Amerikanische Jungferninseln
2
80
6
0
0
0
-7
80
-11
Andorra
0
0
0
76
0
Anguilla
0
0
0
75
26
Montserrat
0
0
0
Papua-Neuguinea
0
0
0
San Marino
0
0
0
202 Amerikanisch-Samoa
Hinweis: Teams, die während mehr als vier Jahren nicht
gespielt haben, erscheinen nicht in der Rangliste.
WAHLEN
Die folgenden Mitgliedsverbände haben seit der letzten Ausgabe
von FIFA World Präsidentenwahlen durchgeführt:
Samoa:
Togia Toetu PETANA (wiedergewählt)
Tonga:
Lord VE’EHALA (wiedergewählt)
Schweden:
Lars-Åke LAGRELL (wiedergewählt)
Montserrat: Vincent CASSELL (wiedergewählt)
Moucharafou Ayodele ANJORIN (wiedergewählt)
Benin:
Indonesien:
Agum GUMELAR (interimistisch)
Tunesien:
Anouar HADDAD
Das Mandat der drei Vertreter der CONMEBOL im FIFAExekutivkomitee wurde beim ordentlichen Kongress der
südamerikanischen Fussballkonföderation am 1. Mai 2011
in Asunción (Paraguay) verlängert. Julio Grondona (FIFAVizepräsident), Nicolás Leoz und Ricardo Teixeira (Mitglieder)
bleiben damit im Amt.
FIFA-KALENDER MAI/JUNI 2011
17. Mai
30. Mai
31. Mai/1. Juni
1. Juni
1./2. Juni
3.–7. Juni
Auslosung für die FIFA U-17Weltmeisterschaft, Mexiko-Stadt
Sitzung des FIFA-Exekutivkomitees, Zürich
61. FIFA-Kongress, Zürich
Termin für internationale Freundschaftsspiele
Blue Stars/FIFA Youth Cup, Zürich
Termine für internationale Pflichtspiele
5.–25. Juni
7.–9. Juni
18. Juni bis 10. Juli
26. Juni bis 17. Juli
CONCACAF Gold Cup, USA
Finale des FIFA Interactive World Cup,
Los Angeles
FIFA U-17-Weltmeisterschaft, Mexiko
FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™,
Deutschland
FIFA WORLD I KOMPAKT 55
FIFA-ARCHIV
BERN
22. MAI 1979
1979 war für die FIFA ein denkwürdiges
Jahr. Der Weltfussballverband feierte nicht
nur sein 75-jähriges Bestehen, sondern bezog in diesem Jahr auch den neu erstellten Hauptsitz am Hitzigweg in Zürich, der
noch heute unter dem Namen FIFA House
bekannt ist. Die FIFA wagte unter der weitsichtigen Führung von João Havelange
den Schritt in die Neuzeit und durfte der
Zukunft optimistisch entgegenblicken. Die
Erhöhung des WM-Teilnehmerfeldes von
16 auf 24 Mannschaften bei der Endrunde
1982 in Spanien war ebenso Ausdruck dieser
Aufbruchstimmung wie die Einführung eines
neuen Logos Ende der 70er-Jahre.
Die Jubiläumsfeiern zum 75-jährigen
Bestehen beschränkten sich aber nicht nur
auf Zürich und nicht nur auf Bankette und
Reden. So organisierte die FIFA in Bern die
Neuauflage des WM-Finales von Buenos
Aires 1978 zwischen Weltmeister Argentinien
und Vizemeister Niederlande. Wer ein wenig
intensives Spielchen der zweiten Garde erwartet hatte, wie es in solchen Begegnungen
leider oftmals vorkommt, wurde positiv überrascht. Allein ein Blick auf die Aufstellung
Argentiniens macht bereits deutlich, dass für
die Albiceleste die Bestätigung des WM-Titels
gegen den Finalgegner Niederlande eine
Frage der Ehre war, obwohl es sich in Bern
letztlich „nur“ um ein Freundschaftsspiel handelte. Mit Fillol, Olguin, Passarella, Tarantini,
Ardiles, Gallego, Bertoni, Luque und Ortiz
standen nicht weniger als neun amtierende
Weltmeister in der Startelf. Der grosse
Abwesende war WM-Torschützenkönig
Mario Kempes, der verletzungsbedingt fehlte.
Doch für würdigen Ersatz war gesorgt.
Die 28 000 Zuschauer im Berner Wankdorf
bekamen an Stelle von Kempes einen jungen Spieler zu Gesicht, der in den nächsten Jahren und Jahrzehnten nicht nur den
argentinischen, sondern den Weltfussball
generell prägen sollte wie kaum ein zweiter. Im zarten Alter von 18 Jahren präsentierte sich Diego Armando Maradona dem
56
FIFA WORLD I MAI 2011
europäischen Publikum zum ersten Mal in
den Farben Argentiniens – bereits damals im
Trikot mit der 10 drauf. Von Trainer Menotti
für die WM im eigenen Land aufgrund des
immensen Erwartungsdrucks noch nicht
nominiert, schaffte Maradona 1979 definitiv
den Durchbruch: Torschützenkönig in der
argentinischen Liga, Fussballer des Jahres in
Südamerika, Weltmeister mit Argentinien
bei der FIFA U-20-Weltmeisterschaft 1979
in Japan sowie Wahl zum besten Spieler des
Turniers. Eine grosse Karriere war lanciert.
Doch trotz Maradona und trotz niederländischem Offensivzauber – Tore fielen in
Bern keine, so dass die Entscheidung erst im
Elfmeterschiessen zu Gunsten Argentiniens
(8:7) fiel. Vom spielerischen Gehalt her
war die Partie jedoch alles andere als eine
Nullnummer, wie der Zürcher „SPORT“
festhielt: „Wenn man diese Partie an den
Länderspielen unserer Tage selbst mit renommierten Mannschaften misst, wenn man es
mit dem Endspiel um den Weltpokal vor elf
Monaten in Buenos Aires vergleicht, so muss
man das in den ersten 45 Minuten Gebotene
als etwas vom Besten bezeichnen, das man
im heutigen Fussball überhaupt zu sehen
bekam. Ein Kompliment also den generösen
Spielern der beiden Mannschaften und ihren
Coaches, die die Jubelfeier des Weltfussballs
dort, wo es sich gehört, nämlich auf dem
Rasen, krönten. Sie spielten nicht ums Geld,
sondern für den Fussball.“
Kompromisslose
Verteidigungsarbeit: Der
Niederländer Johann
Neeskens (links) klärt vor
dem 18-jährigen Diego
Maradona, dessen Karriere
1979 bereits einen ersten
Höhepunkt erreichte.
FIFA WORLD I KOMPAKT 57
VORSCHAU
auf FIFA World Juni/Juli:
FRAUEN IM RAMPENLICHT
SONDERAUSGABE ZUR FIFA FRAUEN-WELTMEISTERSCHAFT 2011™
JUGEND AM BALL
Erscheint am:
20. Juni 2011
VORSCHAU AUF DIE FIFA U-17- UND U-20-WELTMEISTERSCHAFT
Herausgeberin:
Inhalt:
Artikel:
Produktion:
Kontakt:
FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach,
Kommunikation
Mark Ledsom, Alexander
Hans-Peter Frei (Leitung);
Rückmeldungen zu FIFA World
8044 Zürich, Schweiz
und Öffentlichkeitsarbeit
Koch, Albert Miller, Daniela
Repro Studio Büsser AG,
an [email protected].
Leeb, Ahmed Schaefer, Bonnie
Rebeca Hirt (Layout)
Abonnements und Online-
Tel.: +41-(0)43-222 7777
FIFA World – Nr. 21,
Fax: +41-(0)43-222 7878
Mai 2011
Direktor (interimistisch):
Mugabe, Peter Auf der Heyde,
Nicolas Maingot
Matthias Kunz, Thanh Nguyen,
Druck:
Ravi Kumar, Suleiman Habuba,
Bruhin AG, Schweiz
Internet:
Offizielle Monatspublikation
www.FIFA.com/fifaworld
der Fédération Internationale
de Football Association (FIFA)
Redakteur:
Steven Torres, Brian Homewood,
Mark Ledsom
Priscilla Duncan, André Vieli
E-Mail:
[email protected]
neutral
Printed Matter
No. 01-11-965266 – www.myclimate.org
© myclimate – The Climate Protection Partnership
Redaktionsschluss dieser
Fotos:
Ausgabe:
Getty Images, foto-net, Reuters
27. April 2011
Übersetzung:
Pictures, AFP Image Forum,
Alexander Koch
Gabriela Straube (Leitung);
Keystone, pixathlon, Imago,
Die in FIFA World ausgedrück-
Edward Brown, Andrew
Action Images, Bonnie Mugabe/
ten Meinungen geben nicht
Redaktionsassistent:
Loan, Stuart Makin, Gwenn
African Football Media
in jedem Fall diejenigen der
Albert Miller
Ward (Englisch); Maxime
FIFA wieder. Der Nachdruck
Ferréol, Alexandre Károlyi,
von Fotos und Artikeln – auch
Karikaturen/Illustrationen:
Nicolas Samier, Estelle
auszugsweise – ist nur mit
Beach
Valensuela, Camille Lovichi,
Genehmigung der Redaktion
Armelle Marolle, Aurélien
und unter Quellenangabe
Sagnier (Französisch); Helena
(© FIFA 2011) erlaubt. Die
Barrio, José Ibarra, Juan
Redaktion ist nicht verpflichtet,
López Vera, Maritza García
unaufgefordert eingesandte
Arias, Thomas von Ubrizsy
Manuskripte und Fotos zu
(Spanisch); Sandra Locher,
publizieren. Das FIFA-Logo
Reto Gustin, Susanne
ist ein eingetragenes
Rahman (Deutsch)
Warenzeichen. In der Schweiz
Generalsekretär:
Jérôme Valcke
www.FIFA.com/fifaworld.
Stv. Redakteur:
Präsident:
Joseph S. Blatter
Ausgabe von FIFA World siehe
hergestellt und gedruckt.
© FIFA 2011
58
FIFA WORLD I MAI 2011
© 2011 adidas AG. adidas and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.
is all in