Exklusiv: Die Marken, die WIR lieben

Transcription

Exklusiv: Die Marken, die WIR lieben
mit scharf
Dezember
www.dasbiber.at
2007
kost
schon
wieder
nix
Stadtmagazin für Wien, Viyana und Beč
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M
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Exk
Cash n‘ marry
Ja, ich will! ... hier bleiben
Szene
Balkan andersrum
Reportage
Wiener beim türkischen Militär
„Hamburg, NY oder Hawaii“
3 min. mit biber
Musical! Die Show, jeden Freitag, 21.15 Uhr, ORF 1
OWUKECN14(CV
In einem lockeren Collegeshirt und BaggyJeans sitzt Fatih Akin entspannt vor uns
und nippt an einer Tasse warmem Wasser. „Man muss viel davon trinken, dann
nimmt man ab“ sagt er im HamburgerSlang. Der deutsch-türkische Regisseur ist
aber weniger für seine Diät-Pläne, sondern
für seine Filme („Gegen die Wand“ und
„Auf der anderen Seite“) bekannt. Fatih ist
Sohn türkischer Einwanderer und erzählt
ein bisschen aus der großen Welt.
Biber: Zuerst die Einser-Frage: Was hast
du zum Jahresende, Silvester, vor?
Fatih Akin: Das weiß ich noch nicht so
genau. Ich schätze, ich werde in Hamburg,
New York oder Hawaii sein. Hauptsache,
bei der Familie.
Du bist in der Türkei eine Art Rockstar.
Gefällt dir das?
wer ist er
name:
fatih akin
geboren:
25.august 1973
funktion:
vater, ehemann, regisseur, produzent, autor, schauspieler
wurzeln:
seine eltern stammen aus trabzon
dresscode:
lässig. sneakers, jeans, t-shirt
leidenschaft:sein sohn emin santiago, filme drehen
Von Sermin Kaya und Moritz Schell (Foto)
Beliebt sein ist schön, aber ich will ja mehr,
dass meine Arbeit geliebt wird. Doch die
meisten Leute in der Türkei kennen meine
Filme nicht einmal. Da gibt es Menschen,
die mir gratulieren: „Ey, toll dass du den
Preis gewonnen hast!“. Doch wenn der
wüsste, wofür, würde er das vielleicht
beschissen finden.
Du produzierst bereits deinen nächsten
Film, in einem kleinen türkischen Dorf
namens Camburnu. Diesmal geht es um
Umweltschutz. Liegt dir das am Herzen?
Es ist das Dorf meines Großvaters, welches
ich beim Dreh von „Auf der anderen Seite“
kennen- und liebengelernt habe. Aber: das
grüne Paradies wird von den Behörden
mit dem Müll der ganzen Region belagert. Die Dorfgemeinde wird – wenn es
keinen Stopp gibt – bald keinen Tee mehr
anbauen können und in einer riesigen
Mülldeponie leben müssen. Ich will, dass
diese Müllaktion sofort aufhört. Darum
mache ich jetzt diesen Film. Es ist quasi
wie David gegen Goliath. Mal sehen, was
dabei herauskommt.
Warum hast du für die Filmmusik Shantel
ausgewählt?
Ich wollte in erster Linie türkische Musik
für europäische Ohren „sanfter“, hörbarer
machen. Und ich dachte, dafür sind Kazim
Koyuncu und Shantel am besten geeignet.
Und welche Musik hörst du privat, auf
deinem iPod?
Na ja, hauptsächlich höre ich Hip-Hop.
Wohl auch, weil ich das als Lebensphilosophie verstehe. Auch türkische Hip-HopKünstler wie Ceza, Killer Hakan usw. sind
sehr gut. Aber ehrlich, ich höre so ziemlich
alles und jeden. Ja sogar Klassische Musik,
wirklich!
Inhalt
03 Minuten mit Fatih Akin
06 Editorial
08 Making of biber
10 Ivanas Welt
13 Tipp des Monats: Bucovina Club & 2 Freikarten
Top-Story
–
mit
scharf
Ausländer? Aber nix Aufenthaltsbewilligung? Der Weg zum
14
Economya & Politika
Standesamt ist für viele der einzige Ausweg. Aber Achtung:
Die Fremdenpolizei schläft nicht
19 Kwatsch mit Kanzler Gusenbauer über Rapid und den richtigen Dresscode
20 Österreichs größte Anwaltskanzlei steht auf Juristen mit Balkan-Background
24 In Favoriten gibt’s den größten Jugo-Supermarkt
26 Karriere-Tipps beim Bewerbungsgespräch
28 Deine Job-Wahl: Dreck wegputzen oder doch lieber den Ober-Checker spielen?
29 Interview: „Die Türken aus dem Getto holen“
Mit Energie in der
Sportstadt Wien
bestens versorgt.
Meinung
–
mit
scharf
Andere schreiben über Integration – wir kennen uns aus.
30
Szene
Diesmal berichtet Gastautor Sedat Pero über die Irrtümer
der Linksintellektuellen
34 Bist schwul, oder was? Das Outing der Balkanszene
36 Party-Kwatsch zwischen Tequila und Diskokugel
38 Szene-Tipps & ein Schwabo auf der Ottakringer Strasse
Gastro
Der Wiener Star-Designer Nhut La Hong ist mit biber in
40sein liebstes vietnamesisches Lokal essen gegangen.
Feschn
Dolce & Gabbana, Diesel, Boss und die restliche Luxuswelt.
44Welche Marken WIR lieben, und warum guter STAJL alles ist.
Reportage
Es macht keinen Sinn, kostet 5000 Euro und doch machen
54es pro Jahr Hunderte Wiener mit türkischem Pass
OutCity-Guides:
of AUT
Jeder muss mal raus aus Wien. Diesmal die Tipps für
59
Buenos Aires, Brüssel, Sarajevo und irgendein Nest im Kaukasus
Mit Energie kann man viel bewegen, für Wien und Umgebung genauso wie
für den Sport. Daher sorgt WIEN ENERGIE mit der Lieferung von Strom, Gas
und Fernwärme auch dafür, dass die Lebensqualität und der Stellenwert
des Sports weiter gehoben werden. Mehr Infos auf www.wienenergie.at
www.wienenergie.at
WIEN ENERGIE, ein Partner der EnergieAllianz Austria.
Endlich mit
scharf
Wien ist eine Einwanderungsstadt. In den Medien merkt man davon viel
zu wenig. Von den 500.000 Wienerinnen und Wienern mit Migrationshintergrund hört man nur viel zu oft, dass ein Dragan G. eine Bank ausgeraubt oder ein Oktay S. eine arme alte Oma überfallen hat. Damit ist jetzt
Schluss. Jetzt kommt biber.
Als einziges Stadtmagazin berichtet biber direkt aus den multiethnischen
Communitys heraus – und zeigt damit jene spannenden Facetten Wiens,
die bisher in keiner deutschsprachigen Zeitschrift zu sehen waren. biber
schwingt dabei nicht die moralische Integrationskeule.
Unser Team hat seine Wurzeln in allen Teilen des Balkans, der Türkei bis hin
zu Brasilien, dem schönen Wien und sogar dem unterentwickelten Kärnten.
Die Storys sind mit scharf. Wir nehmen uns kein Blatt vor den Mund, attackieren, loben, feiern unsere Leute und nennen Dinge beim Namen. Kannst
kein Deutsch, dann lern’s! Bist du besser als ein Tschusch, dann träum weiter! Hier schreibt das Lebensgefühl eines neuen Wiens. Unsere Zielgruppe
sind primär Wienerinnen und Wiener der sogenannten zweiten und dritten
Generation. Darüber hinaus gibt es biber für all jene, die die Vielseitigkeit
unserer einzigartigen Stadt schätzen.
biber – die neue Stadtzeitung für Wien, Viyana und Beč gibt’s ab jetzt jeden
zweiten Monat 50.000-mal gratis auf der Straße oder in den biber-outlets.
Die Redaktion
Foto von Kasia Baginska beim biber-Interview im Kanzleramt
Mittlerweile liest‘s scho jeder
Impressum
Rat.
Info.
SeRvIce.
Recht.
Im InteRnetpoRtal
deR aK WIen
N Berufsorientierung N Bildungswege mit 14 Jahren
erfolgreich bewerben N Lehrberufe und Lehrvertrag N Handy­tarifrechner N Tests und Preisvergleiche
N Miete und Wohnbeihilfe N AK FÜR SIE
N wien.arbeiterkammer.at
Herausgeber:
Biber Verlagsgesellschaft mbH, Siebensterngasse 23, 1070 Wien.
Cheferedakteur: Simon Kravagna.
Chefica vom Dienst: Ivana Cucujkić.
Redaktion & Fotografie:
Eser Akbaba, Emina Adamović, Zekiye Atasoy, Kasia Baginska,
Birgit Bermann, Stephan Boroviczeny, Fernanda Costa dos Santos,
Karoline Feyertag, Bernhard Gaul, Klaudia Dabić, Zwetelina
Damjanova, Emanuel Ehgartner, Güney Saritas, Sermin Kaya,
Lisbeth Klein, Simone Leonhartsberger, Benedikt Loebell, Anita
Malli, Ivana Martinović, Beni Malajev, Clemens Neuhold, Amar
Rajković, Petra Rautenstrauch, Karin Plassnig, Flo Waitzbauer.
Fotochefe: Moritz Schell.
Art Direktion: Dieter Auracher.
Lay Out: Dieter Auracher, Mehmet Sel.
Logo: Ender Gülfirat.
Gastautoren: Sedat Pero, Oliver Pink.
Lektorat: Jennifer Bendele.
Anzeigen: Wilfried Wiesinger.
Geschäftsführung: Mag. Wilfried Wiesinger, Dr. Simon Kravagna.
Kontakt: [email protected], [email protected]
Internet: www.dasbiber.at.
Druckerei: Mediaprint
Dank: Der Biber sagt Hvala und Teşekkür ederim an unseren
unternehmerischen Mentor und Freund, Andreas Wiesmüller. Echt
scharf ist die Werbeagentur Goldkinder. Biber dankt zudem dem
Verein Echo, der das Projekt in der Aufbauphase unterstützt und in
die Eigenständigkeit begleitet hat.
empfiehlt:
Import Export a la Turka
Turkish Sounds From Germany
CD
Making of biber
„Import Export à la Turka“ lässt einen neuen Ton in der deutsch-türkischen Musik erklingen. Musik von Migranten und deren (Kindes)Kinder,
wie sie sich in der multikulturellen deutschen Wirklichkeit des Jahres
2007 präsentiert. Es ist keine Musik der Parallelwelten, und doch bleibt
die alte Musik der Türkei spürbar. Die Sprachen wechseln, Deutsch ist in
den Vordergrund gerückt, aber Türkisch bekommt allen Respekt, den es
verdient, ebenso wie die Lebenswelt der Eltern.
FATIMA SPAR & DIE FREEDOM FRIES
“ZIRZOP”
12/07
CD
Fatima Spar und die Freedom Fries: Das sind heiße, dreckige Grooves und
spontaner Spielwitz. Guter alter Swing à la Jungle Style und New
Orleans, Balkan-Brass, orientalischer Pop und nicht elektronische Drum'n'-Bass-Sequenzen schmelzen im Hochofen der Freedom Fries zu stets
frisch und feurig servierter Tanzmusik.
PRINCE ZEKA
“Maturité”
CD
Prince Zeka nennt den von ihm entwickelten Stil Macoul – eine erfrischend neue Mischung aus Soul, Rap und der Musiktradition Zaïres. Das
Besondere an seiner Musik ist die enorme Vielschichtigkeit der Töne und
Rhythmen: Melodiösen Soul verschmilzt Prince Zeka mit rhythmischen
Elementen des Rap und der Afro-Beats, er singt und rappt in Französisch,
Suaheli, Englisch oder Lingala, und auch Einflüsse aus der Rumba
Congolaise – der Musik seines Herkunftslandes – sind deutlich hörbar.
LE BAL DES TZIGANES VOL. 2
D-CD
Ein grossartiger Ball! Ein gelungener Ball! Le Bal des Tziganes!
Eine Doppel-CD mit 30 Gassenhauern! mit Goran Bregovic & His Wedding
& Funeral Band, Dona Dumitru Siminica, Fanfare Savale, Mahala Raï Banda
Fanfare Ciocarlia & Mitsou, Viorica si Ionita, Romica Puceanu & Tony
Iordache, Jony Iliev & Band, Taraf de Haïdouks, Jovin Marinkovic
Orkestar, Gabil Lunca & Toni Iordache, Ion Petre Stoican. Taraf de Naipu,
Stana Selimovic, Eleni Vitali, Shantel, Ivo Papasov Orchestra, Burhan Öçal
& The Trakya All Stars, Adrian Minune, Vassilis Paiteris u.v.m.
HARRI STOJKA GIPSYSOUL
“Garude Apsa”
CD
Harri Stojka will uns damit die Geschichte seines Volkes, der Roma, näher
bringen und gleichzeitig auf dessen musikalische Gegenwart hinweisen.
In der Überzeugung, dass nur gelebte kulturelle Identität den Weg in eine
bessere Zukunft weist, schlägt er auf „Garude Absa“ die Brücke zwischen den alten Traditionen und der sich ständig verändernden Welt der
jungen Roma von heute, in die sich wie selbstverständlich Trip-Hop- und
Samba-Rhythmen mischen.
GIPSY.CZ
“Romano HipHop”
Das biber-Team
bei der Arbeit
CD
Wie viele Musiker können schon von sich behaupten, die Gründer
eines eigenen Genres zu sein? Der junge Rapper Gipsy.cz aus Prag
kann es, denn er ist der bisher erste und einzige Musiker, der HipHop
mit den Melodien und halsbrecherischen Rhythmen der Roma
verbindet. Nach vielen Jahren im HipHop-Underground hat er die
besten Roma-Musiker des Landes auf seine Bühne geholt und lässt
sich live nun nicht allein von einem DJ sondern auch von Geigen,
Akkordeon, akustischer Gitarre, Kontrabass und Cimbalon begleiten.
SHTETL SUPERSTARS
CD
Funky Jewish Sounds From Around The
World
Die Vorstellung, dass eine typisch jüdische Band von heute aus Israel
kommt und Klezmer spielt, hat wenig mit der Realität gemein.Die jungen
jüdischen Musiker auf „Funky Jewish Sounds …“ spielen Punk und Surf,
Ska und Reggae, Hip-Hop und Drum ’n’ Bass, die sie bewusst mit nationalen Zutaten mixen. Es wird auf Jiddisch gesungen, auf Hebräisch gebrüllt,
Englisch oder Russisch gerappt!
JETZT IM HANDEL oder bei
w w w. h o a n z l . a t | Te l . + 4 3 - 0 1 - 5 8 8 9 3 - 1 1
Ivanas
Welt
Von Ivana Cucujkić und Moritz Schell (Foto)
Biber sucht
Fröhliche Weihnachten
und Hristos se rodi!
Wisst ihr, ich bin ein echtes Glückskind! Ich gehöre nämlich zu den
auch
Kindern, die Weihnachten immer zweimal feiern durften – immer
und
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Dezembe
24.
am
Einmal
haben.
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zweimal Geschenke bekomm
einmal am 7. Jänner. Ätschipätsch!
,
Ich hab mir natürlich als 8-Jährige schon so meine Gedanken gemacht
wieso das eigentlich so ist. In der Schule bastelten wir den ganzen
Dezember über Papp-Nikolos, krächzten „Oh Tannenbaum“ und „Stille
Nacht“. Im Jänner war aber wieder Schluss damit. Evi und Maxi gaben
t,
deppert an mit dem neuen Gameboy und der Babyborn-Puppe. Frechhei
und ich?! Ich musste immer erst ein paar Tage warten, bis es bei uns
daheim so weit war. An meinem Feiertagschaos im Kopf sind der Julius
ert
und der Gregor schuld. Denn als Papst Gregor XIII im 16. Jahrhund
manche
blieben
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reformie
Caesar
vom
den Julianischen Kalender
Tagen
orthodoxen Kirchen beim alten Kalender und feiern deshalb mit 13
in
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Irgendwa
Jänner.
7.
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–
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den 90ern beschlossen unsere Eltern, den traurig-fragenden Gesichte
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24.
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und
machen
zu
ihrer Töchter ein Ende
bies unter den Baum. Seitdem versammelt sich zu Heilig Abend unsere
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gesamte serbisch-orthodoxe Sippschaft bei Schweinsbraten, Krautsal
daund Spritzer zu einer nicht so ganz besinnlichen „Fete“. „Ist ja nichts
Noch
feiern.
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bei, wenn wir das Weihnac
zu
ein Grund, um das schöne Service aufzutischen!“ pflegt meine Mutter
zeugt...
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von
nicht
sagen. Na, wenn das
DICH
Willst du für die neue Stadtzeitung für Wien, Viyana und Beč schreiben, fotografieren oder
etwas checken? Wir suchen junge Redakteure, die sich für Lifestyle, Mode, Autos, Sport,
Musik und Politik in Wien interessieren. Geld gibt’s keines – aber dafür macht es
Spaß, bringt was für den Lebenslauf und...
Also, wenn du Wurzeln in Kampala, Tel Aviv, Teheran, Wladiwostok, Hermagor oder Simmering hast, dann melde dich. Wiener und Wienerinnen
mit türkischen oder serbokroatischen Sprachkenntnissen sind
besonders willkommen. Journalistische Vorkenntnisse oder gar
einen Uni-Abschluss braucht echt niemand.
Schicke uns deine Bewerbung mit einem Lebenslauf und beantworte
folgende Fragen:
Welche Geschichte mit Wien-Bezug möchtest du bei uns lesen?
Wie würde der Titel dieses Artikels heißen?
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21.11.2007
21.11.2007
14:42
Uhr
Seite 1
Kontakt:
[email protected]
14:42 Uhr Seite 1
Internet: www.dasbiber.at
Und was mich diese Tage sonst noch verzückt hat…..
coole
…..Gülcan. Nicht VIP-Proletenverschnitt VIVA-Gülcan, sondern ne
Frikleine Hopsmaus hab ich im Wartezimmer von Style inn Style OctayhwesEsels-Sc
ge
vierbeini
blaue
ihre
hatte
Die
seurladen kennen gelernt.
ter Zara mit:
Gülcan: „Und die kann ur hoch springen soooo weit.“
Ivana: „Wow. Bist du narrisch. Tut sie sich dann nicht weh!?!“
.“
Gülcan: „Nein. Zara ist vorsichtig. Weißt du, sie fährt auch Motorrad
Ivana: „Hui. Wie schnell fährt sie denn?“
sie hat
Gülcan: „Turbogas!! Aber sie ist noch niemals runter gefallen.Weil
bin
ja auch einen Helm. Schau mal meine Stöckelschuhe.Weisst du, ich
chuhe.“
schon groß für Stöckels
Ivana: „He, die sind ja voll cool.“
Gülcan: „Ich mach dir jetzt eine Frisur….“
Ivana: „Äääähhmmmm………“
…….Schuhe. Die einen bestimmten, geilen, ewig gesuchten, teuer
ganz
bezahlten. Und dann wagt man es in sie zu schlüpfen, bei einem
die
durch
elfenhaft
und
graziös
schreitet
Fest,
hlten
speziellen, ausgewä
scheiss
neiderblasste Menschenmenge zur - nächsten Toilette. Weil diese
ich sie
Dinger drücken wie die Hölle. „Was hab ich mir dabei gedacht, als
einem
gekauft habe?!?!“ Kennt jeder. Alle schon erlebt. Tipp (hab ich von
heraus.
Wieder
Nacht.
1
uhe.
Gefriertr
die
in
hinein
Mann bekommen):
15
Füße in die Socken. Socken in die Schuhe. Paar Schritte hin, zurück.
Danke!
größer.
Nummer
halbe
um
Schuh
Minuten lang. Fertig.
, Eng……..Griechisches Joghurt liiiebe ich. Zum ersten Mal in Brighton
im
Hier
war.
ertragen
zu
nicht
dort
Fraß
der
weil
land im Tesco gekauft,
Merkur, Billa zukaufen. Honig darüber. Mhh.
10
In Ivanas WELT berichten
biber-Redakteurinnen
Ivana Cucujkić und Ivana Martinović
über ihr daily life.
für die
…….“Keine Schlampe, ich bin eine Prostituierte“. Geniales Lied
’s
Hüften. Gehört auf Goran Bregovic’s neuem Album „Goran Bregovic
opaopa.
und
mba
Tambala
viel
Mit
end“.
Karmen with a happy
„Wer die Sprache kann,
ist besser dran”
Mag. Katharina Cortolezis-Schlager
Mag.
Katharina Cortolezis-Schlager
Stadträtin
Stadträtin
www.oevp-wien.at
www.oevp-wien.at
> Sprache spielerisch lernen
> Sprache spielerisch lernen
> gratis Kindergarten
> gratis Kindergarten
> frühere Beratung der Eltern durch die Schule
> frühere Beratung der Eltern durch die Schule
> fairer Schulstart mit eigenen Vorschulklassen
> fairer Schulstart mit eigenen Vorschulklassen
11
Harald H. Schroeder/Essay Recordings
Biber-Tipp
Shantel Bucovina
Club Orkestar,
22. Dezember,
WUK, 20 UHR
Mit dem Bucovina Club, ist DJ Shantel
bekannt geworden. Auch in Wien findet
der Club regelmäßig statt. Dabei kann es
ganz schön zugehen. Wenn Shantel seine
Remixes auflegt, kocht die Masse bis auch
die letzte Flasche Vodka geleert ist. Sein Album Disko Partizani ist im Herbst erschienen. Biber-Redakteurin Anita Malli hat den
Mann mit der Pelzhaube interviewt.
Abshaken mit biber
2 Karten fürs Konzert
3 mal die CD Disko Partizani
Was musst machen?
Schick uns ein Mail an redaktion@
dasbiber.at
12
Realität oft anders aus. Sprechen wir also
vom Mythos Balkan.
Bist Du trinkfest?
Viele denken ich bin der King of Vodka!
Aber ganz im Gegenteil, ich bin überhaupt
nicht trinkfest, möchte es auch nicht sein.
Nach ein, zwei Gläsern werde ich immer
ziemlich albern und dann reicht es mir
auch.
Wie wird Deine Musik am Balkan, in
biber: Du wirst ja als „King of Balkan
Osteuropa aufgenommen?
Pop“ bezeichnet. Bist Du auch Balkan?
Das läuft im Prinzip ähnlich wie hier, es
Shantel: Ja, das ist ein amüsanter Titel. gibt sehr positive Reaktionen – mittlerweile
Meine Familie mütterlicherseits stammt aus gibt es von Disko Partizani eine serbische/
dem rumänischen Teil der Region Bukokroatische/bosnische/ griechische und türkivina, das ist aber geographisch betrachtet
sche Version. Natürlich gibt es auch Kritik,
nicht Balkan. Geboren bin ich in Deutsch- das finde ich nur gesund. Nur gelobt zu
land und das ist bestimmt nicht Balkan.
werden ist unsexy.
Trotzdem bin ich als Kind mit diversen
Woher hast Du die Kappe mit der Du imEinflüssen aufgewachsen, meine andere
mer auftrittst? Legst Du die auch Mal ab?
Großmutter lebt z.B. in Griechenland und Das ist meine Tarnkappe, die ziehe ich nur
dort ist und war immer alles Balkan. Man auf der Bühne an. Manchmal, wenn es mir
könnte also behaupten, Balkan steht eher
zu heiß wird, lege ich sie auch ab. Das ist
für ein Lebensgefühl. Ein kontinentaleuro- dann etwas ganz besonderes. Jeder der mich
päisches Gefühl, das verschiedene Einflüsse, dann ohne Mütze – sie stammt übrigens aus
Kulturen, Nationalitäten und Religionen
Antwerpen, Belgien – trifft, den lade ich auf
scheinbar friedlich vereint. Leider sieht die eine heiße Schokolade ein.
und da gibt es das biber auch
Geflügel Imbiss Yassel
Schnitzel Landmann
Handyshop Kardinalnet
Gimpas Supermarkt
Landstr. Hauptstraße 92-94
1030 Wien
Landstr. Hauptstraße 64
1030 Wien
Hainburgerstr. 40/10
1030 Wien
Erdbergstr. 84-86
1030 Wien
Dadgelen Shop
Gel Gör Sürmarkt
Pamukale Muzik Market
Eray Müzik
Quellenstr. 169
1100 Wien
Quellenstr. 108
1100 Wien
Quellenstr. 153
1100 Wien
Quellenstr. 94
1100 Wien
Bereket Imbiss
Euroschloss
Friseur Cuccu
Handy Ceylan
Quellenstr. 111
1100 Wien
Linke Wienzeile 138
1060 Wien
Haufgasse 2
1110 Wien
Haufgasse 2/1/6
1110 Wien
Handy Yalcin
Juwelier Mezopotamya
Handyshop Aslam
Pizza Hotline
Simmeringer Hauptraße 52
1110 Wien
Brünnerstr. 13
1210 Wien
Schalchthausgasse 21
1030 Wien
Erdbergstr. 146
1030 Wien
Schnitzelhaus Avrasya
Kebap Aydin
Pizza und Kebap Sedef
Easy Coiffeur
Landstr. Hauptstr. 103
1030 Wien
Landstr. Hauptstr. 38
1030 Wien
Landstr. Hauptstr. 92-94
1030 Wien
Qellenstr. 74
1100 Wien
13
Marry
und Ausländerinnen heiraten, um
eine Aufenthaltsgenehmigung zu
bekommen. Viele Österreicher
sagen dazu Ja:
Aus Liebe, aus
Freundschaft oder
wegen ein paar
Tausend Euro.
Aber Achtung:
„Scheinehen“ sind
strafbar. Und
die Fremdenpolizei kommt in
der Nacht, um im
Ehebett nach dem
Ehepartner zu
suchen.
mit scharf
Cash n‘
sec. Story
5
Viele Ausländer
Von Dragana Heiratović (Name von der Redaktion geändert) und Moritz Schell (Fotos)
Ausländer? Aber nix Aufenthaltsbewilligung? Der
Weg zum Standesamt scheint für viele der einzige
Ausweg. Ob aus Liebe, Freundschaft oder gegen
Geld – es findet sich sehr oft eine rot-weiß-rote Partie. Eheleute haben biber ihre Heiratsgeschichten
erzählt.
„Ich wollte im Boden versinken. Das Theater vor dem Standesbeamten war so peinlich“, beschreibt Nevena ihre Hochzeit vor
drei Jahren. Sie und ihr Freund waren damals schon vier Jahre
zusammen gewesen. Sie lebte in Wien, er in Serbien. Wollten sie
einander sehen, musste sie die Koffer packen, weil Luka so selten
ein Touristenvisum bekam. Er war noch in Ausbildung, 20, keine
feste Arbeitsstelle. Das alles waren für die Behörden Indizien, dass
Luka nicht nach Serbien zurückreisen würde.
Nevana konnte aber nicht ständig „unten“ abhängen. Die 28Jährige hatte einen Job in Wien – die acht Stunden Busfahrt für
einen Wochenend-Trip nach Belgrad waren doch zu anstrengend
geworden. Eine praktische Lösung fand Nevenas Vater. „Heiratet
doch! Dann könnt ihr euch treffen wann ihr wollt,“ sagte er. „Ich
hab nur blöd geschaut. Mein VATER schlägt mir ne Scheinehe
vor.“
AUS LIEBE
14
Fotos: Moritz Schell
Assistenz: Armin Pavlik
Makeup&Haare: Alma Totic / perfectprops
Styling: Andrea Gergely / perfectprops
Models: Flo Waitzbauer, Ivana Nikolic
Location: Club „Wirr“, Burggasse 70, 1070 Wien
Und dann standen die beiden da. Vor dem Standesbeamten in der
rot-schwarzen Kutte. Sie in Nadelstreifenhose, weißem Knopfpullover und schwarzen Stiefeletten. Er in brauner Kordhose, schwarzweiß gestreiftem Hemd – das ganz Schwarze hatte ihrer Mutter
nicht gefallen – und wie immer unrasiert.
Ihr Onkel ihr Trauzeuge, ihre Tante seine Trauzeugin. Hochzeitsgäste – ihre Eltern. „Wir wollten nicht, dass irgendwer davon
erfuhr. Meine Omas wissen es bis heute nicht“, so Nevana.
Die Zeremonie bezeichnen beide als Lachnummer. „Ich hab das
Gefühl gehabt, es würde uns auf der Stirn stehen: Achtung Scheinehe!“ Nach der kühl gehaltenen Rede, dem peinlichen Kuss, den
15
mit scharf
sie wiederholen mussten, weil der Fotoapparat nicht funktionierte,
war es dann „endlich“ vorbei.
Übrigens: „Wir sind noch immer verheiratet. Luka ist mittlerweile hier und am 5. Jänner feiern wir jedes Jahr spaßeshalber
Hochzeitstag!“ schmunzelt Nevena. Die Frage, ob sie sich scheiden ließe, wenn es aus sein sollte, beantwortet sie klar mit Nein.
„Wieso denn. Ich hab die Staatsbürgerschaft. In 2 Jahren kann er
sie auch beantragen und hat dann für sich ein sicheres Fundament
fürs Leben. Wieso denn nicht?!“
So reibungslos sich für Nevena und Luka der Weg noch vor
ein paar Jahren zum Standesamt gestaltet hat, so restriktiv ist das
Fremdengesetz seit 2006 geworden. Demnach kann der ausländische Ehepartner nicht mehr wie bisher in Österreich seine
Niederlassungsbewilligung beantragen, sondern muss dafür zurück
ins Heimatland.
Auch österreichische Eheleute bleiben bei nachgewiesener
Scheinehe nicht mehr straffrei. Selbst Freundschaftsdienste, also
„Aufenthaltsehen“ ohne Bezahlung, werden mit Geldstrafen geahndet. Gibt der Staatsbürger alles zu, drückt aber auch die Polizei
ein Auge zu; die Ehe wird für nichtig erklärt und Luka würde in
diesem Fall abgeschoben.
Sie ist nach Österreich gekommen, um zu bleiben. Nur wie das
gelingen sollte, wusste sie nicht. „Ich wollte auf keinen Fall heiraten“, weil sie diese „lästigen“ Kontrollen der Fremdenpolizei nicht
über sich ergehen lassen wollte.
Romana bezeichnet Österreich als eine Festung, in die nur jene
hineindürfen, die schon drinnen sind. „Du darfst studieren, aber
nicht arbeiten und musst gleichzeitig 6000 Euro auf dem Konto
für dein Visum liegen haben. Absurd!“ beklagt sie die Bedingungen für ausländische Studenten in Österreich, die nach EU-Recht
zumindest 10 Wochenstunden arbeiten dürfen. „In Österreich
wird da so ausgelegt, dass nur für eine geringfügige Beschäftigung
eine Erlaubnis erteilt wird, also maximal 241 Euro pro Monat“
erklärt Peter Marhold von helping hands. Aber auch dafür gibt es
keinen Rechtsanspruch – wenn das AMS keine Beschäftigungsbewilligung erteilt, ist unselbständige Arbeit illegal.
Doch dann trifft Romana eines Morgens Robert, 34, in der
Chemie-Vorlesung; sie werden Freunde. Nach einem Jahr stellt sie
ihm die Frage aller Fragen und bietet ihm Geld, „so viel er will“.
Aber er lehnte ab: das Geld. Stattdessen teilen sie seitdem Wohnung, Urlaub, Autokosten, Kredite und viele Freunde – Polizei hat
noch immer keine an der Tür geklopft.
Eine gemeinsame Wohnung, ähnliches Alter und keine AnAUS FREUNDSCHAFT
zeige von Nachbarn geben der Fremdenpolizei wenig Grund zu
Romana, 31, hat auch geheiratet. „Es war die einzige Möglichkeit Ermittlungen. Jährlich überprüft eine Sondereinheit rund 2000
hierzubleiben.“ Die Studentin aus Banja Luka hat 2005 an der
Ehen in Österreich. 2005 wurden von den Behörden 168 Ehen zu
Uni Wien Pharmazie inskribiert, nachdem sie in ihrer Heimat zu- Scheinehen erklärt, da sie nur „zum Zweck des Aufenthaltes eines
vor studiert hatte. Die instabile Wirtschaft ihrer Heimat, steigende Fremden“ geschlossen wurden. Bei ihrer Arbeit gehen die Beamten
Uni-Gebühren über 1000 Euro pro Jahr und korrupte Professoren nicht zimperlich vor.
ließen sie vor 2 Jahren den Schritt ins Ausland wagen.
Recht gegen Recht
Von Ivana Martinović
16
Ich bin so ein Vogel, der Geschichten über Schicksale magnetisch anzieht. Wenn ich jetzt
anfangen würde, alle Beispiele
aufzuzählen, die ich so über
Scheinehen kenne, würde ich
bis übermorgen hier sitzen.
Rechtlich gesehen sind
Scheinehen ja nicht o. k.
Demgegenüber steht das Recht
jedes einzelnen Menschen
auf Existenzkampf. Jeder
schaut, wie er überlebt, und
aus seinem Leben das Beste
macht. Und dann gibt es diese
gesetzlichen Schranken.
Wenn ich denke, wie
viel Leute sich zum Schein
ehelichen, kommt mir der
Gedanke: „Oh Gott, wohin
führt denn das?“ Aber wenn
ich die Leute persönlich kenne,
wünsche ich mir das Beste für
sie. Auf einmal ist es gut, dass
sie es so geschafft haben, eine
Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung zu bekommen. Aber
welches Recht ist recht?
Da stellt sich die Frage:
Hätten meine Eltern mein
Heimatland verlassen, wenn
die Lebenssituation dort besser
gewesen wäre? Wann ist die
Lebenssituation erträglich?
Und lassen sich nicht nur viele
vom westlichen Glamour der
„Ösi-Ausländer“ blenden, die
mit ihren tollen Autos jedes
Jahr „runterfahren“ (auch
wenn’s auf Kredit genommen
wurde)? Sollte man also die
Lebenssituation in den Herkunftsländern fördern, um den
Ansturm von Menschen ins
Land zu „verhindern“? Oder
denken viele, dass es irgendwo
anders besser sein muss?
Ein Bekannter von mir
ist von Bosnien nach Wien
gekommen, um zu studieren.
Er hat mit 23 Jahren bereits
seinen Magister für Biochemie
gemacht und muss jetzt wahrscheinlich zurückgehen. Das
heißt: Man ließ ihn jahrelang
hier, er hat ums Überleben gekämpft, sich an die Umgebung
gewöhnt, Leute kennengelernt
... und hat an so ziemlich jede
Behörde geschrieben, um zu
bitten, dass er auf legale Weise
eine Arbeitsbewilligung wegen
des abgeschlossenen Studiums
bekommt. Sogar dem Bürgermeister hat er geschrieben. NO
CHANCE! Keiner antwortete,
und er meinte zu mir: Tja, bin
zwar immer ehrlich gewesen,
aber wenn es andere machen,
sollte ich es vielleicht auch machen? Was wird er wohl damit
gemeint haben?
„bester blog-Beitrag“
www.dasbiber.at
17
Fünf Mal hat die Polizei bei Suzana, 21, mitten in der Nacht
geklopft. Um immer dieselbe zweite Zahnbürste, Sportschuhe in
Größe 46 und Rasierschaum zu finden. Es sind Gorans Sachen.
Goran, 26, ist vor zwei Jahren aus Bulgarien nach Österreich
gekommen, wie, „sag ich nicht“. In Sofija hat er zwei minderjährige Brüder zurückgelassen, für die er sorgen muss, denn „es
geht nicht nur um mich. Ich muss die Kleinen finanzieren. Meine Eltern sind tot. Meine Großeltern sind arm und alt.“ Freunde
ermöglichtem ihm die „Einreise“ nach Österreich, wo er wenig
später „die Gelegenheit“ auf eine Niederlassungsbewilligung mit
Suzana gefunden hatte. Es war zwar recht teuer, so der 26-Jährige, denn weibliche Staatsbürger seien teurer als Männer, um
den Preis „ließ sie aber mit sich reden“, lässt der Ost-Schönling
grinsend erahnen. Geeinigt haben sie sich auf 10.000 Euro, sagt
Goran. 3000 auf die Hand, 2000 nach dem dritten Visum, den
Rest in monatlichen Raten.
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„Ich weiß, wer uns verpfiffen hat“, sagt Goran. „Aber das zahle
ich ihm zurück.“ Verraten von Bekannten, bekräftigte sich der
Verdacht auf eine Scheinehe durch seine Abwesenheit bei den
nächtlichen Kontrollen. „Aber ich arbeite eben nachts. Was soll
ich machen!“, redete Goran sich raus. Drei Befragungstermine
waren durchzustehen. Getrennt voneinander und gleichzeitig,
damit der andere nicht einsagen konnte. Irgendwie haben es die
beiden geschafft: „Mich kriegt hier niemand mehr weg!“ sagt
Goran trotzig.
18
Biber-Wiki
Kwatsch mit GUZI
Infos, Tipps und Tricks bei:
www.helpinghands.at
www.8ung.at/traudich
www.oesterreicher.org
„Ich besitze
aber keine
Goldkette“
„Schein“- oder „Zweck“-Ehen sind kein neues Phänomen. Schon
die Habsburger handelten nach dem Grundsatz „Tu felix Austria
nube“ („Du glückliches Österreich heirate“) und machten lieber
durch Zweckehen als durch Eroberungen Österreich zur Großmacht. Auch Deutschen, die vor dem Naziregime flüchteten und
im Ausland Schutzehen eingingen, wurde kein Vorwurf gemacht.
Dasselbe in der DDR: Bürger Ost-Deutschlands heirateten oft
Bekannte aus dem Westen, um in die Freiheit zu gelangen.
Buch:
Dertinger, Antje: Schenk mir Deinen Namen, Dietz, Bonn, 1999.
Was Eheleute laut Polizei wissen sollten:
Seit wann sind sie verlobt und wer hat den Heiratsantrag gemacht?
Wer waren die TrauzeugInnen?
Wie und wo wohnen sie?
Wer übernimmt welche Aufgaben im Haushalt?
Wie heißen die Eltern und Geschwister des jeweils anderen?
Tagesablauf, z. B. Tee oder Kaffee zum Frühstück? Hausschuhe?
Wann haben Sie das letzte Mal gestritten?
Welche Farbe haben die Fliesen im Bad?
ECONOMYA + Politika
mit scharf
GEGEN GELD
Interview: Eser Akbaba, Ivana Cucujkić
und Kasia Baginska (Foto)
Wenn es Bundeskanzler Alfred Gusenbauer mit Nikola Sarkozy, Angela Merkel und den restlichen
Politikern zu fad wird, dann kwatscht er mit biber über Fußball, den richtigen Dresscode und die neuen
Landessprachen in Österreich.
biber: Herr Bundeskanzler, die EM steht
vor der Tür. Und alle jammern über die
National-Elf. Spielen Sie Fußball?
Alfred Gusenbauer: Das hab ich
früher gemacht, in meiner Jugend – beim
ASK Ybbs.
Welche Position?
Ich war Vorstopper. Da ist es immer wichtig, den Druck nach vorne zu machen.
Und wann ist Abseits?
Wenn ein Angriff vorgetragen wird, dann
darf der erste Mann der angreifenden
Mannschaft nicht weiter vorne sein als der
Gegner – anders gesagt: der Spieler, der
angepasst wird, darf nicht beim Zeitpunkt
des Passes hinter dem letzten Feldspieler
der verteidigenden Mannschaft stehen.
Sie haben das viel schneller erklärt als Veli
Kavlak von Rapid im biber-Interview.
Aber das liegt vielleicht daran, dass er
Fußballer ist.
Kavlak ist aber ein guter Spieler.
Ja, finden Sie? Was halten Sie vom Rest der
Mannschaft?
Kavlak ist Rapidler. Und Rapid ist die
beste österreichische Mannschaft, davon
bin ich überzeugt. Leider haben wir heuer
so viele Punkte ziehen lassen.
Woran liegt das?
Es gab einfach zu große Leistungsschwan-
kungen.
Was halten Sie von ÖFB-Team?
Entscheidend ist, zum Zeitpunkt des Turniers in Form zu sein. Es hilft gar nichts,
vorher fünf oder sechs tolle Ergebnisse zu
liefern und es dann nicht zu bringen. Ich
kann mich an die WM 1990 in Italien erinnern. Da sind wir mit soolchen Muskeln
hingefahren und dann war nix.
Glauben Sie an eine Überraschung?
Also, wenn Österreich die erste Runde
überlebt...
Sind Sie waschechter Österreicher?
Alle Vorfahren die ich kenne, sind aus
Niederösterreich. Der Name Gusenbauer
kommt wohl vom Bauern an der Gusen.
Wird es bald auch einen Herrn
Gusenbauerić geben?
Wieso nicht. Es ist doch so, dass viele
„waschechte“ Österreicher einen Migrationshintergrund haben. Denken Sie an
Franz Vranitzky, Ferdinand Lacina und so
weiter. Es gab immer wieder Migrationswellen.
Wann ist für Sie jemand voll integriert?
Voll integriert ist, wer alle Chancen wahrnehmen kann, die dieses Land bietet. Dazu
gehören aber auch eine gewisse Beherrschung der Sprache sowie die Achtung der
Grundprinzipien unseres Staates, der auf
Rechten und Pflichten basiert.
Ist die Türkei reif für die EU?
Klar ist, dass es eine Reihe guter Reformen
gibt. Aber momentan ist es so, dass weder
die Türkei reif ist für die EU noch die EU
reif für die Türkei.
Wir haben ein Video auf www.dasbiber.
at gestellt, wo sie mit ihren Englischkenntnisse glänzen. Französisch, Spanisch
und Italienisch sprechen Sie auch. Aber
beherrschen Sie die neuen Sprachen Ihres
Landes – Türkisch und Serbokroatisch,
Herr Bundeskanzler?
Äh, nein – leider nur einige Brocken.
Die da wären?
Dobre den! (heißt aber richtig: dobar dan
„guten Tag“ – Anm. d. Red.)
Wissen Sie wo die Balkanstraße ist?
Balkanstraße!?!? Es gibt in Wien eine
Balkanstraße? Na, da frag ich mal meine
Tochter.
Das ist die Partymeile auf der Ottakringer
Straße. Im biber können Sie drüber lesen.
Vielleicht geh ich ja mal dorthin.
Aber passen Sie auf Ihren Dresscode auf:
Sneaker, Goldkette und Gel.
Ich besitze aber keine Goldkette.
9,90 Euro beim H&M!
Danke für den Tipp.
Und wir danken fürs Gespräch!
19
ECONOMYA + Politika
sec. Story
5
Internationale
Firmen, die am
Balkan mitspielen
wollen, setzen
auf qualifizierte
Mitarbeiter mit
Jugo-Background.
YU
Law
Balkan-Bonus: Die größte Anwaltskanzlei Österreichs setzt auf Top-Juristen und Assistenz­kräfte mit
ex-jugoslawischem Background.
Von Emina Adamović und Stephan Boroviczeny (Foto)
Es ist eine der ersten Adressen für internationale Investoren in
Mittel- und Osteuropa: 1010 Wien, Schubertring 6. Dort residiert
in edlem Ambiente Wolf Theiss, Österreichs größte AnwaltsKanzlei. Mehr als 200 Top-Juristen, Sekretärinnen und Assistenzkräfte sorgen hier und in den Partnerbüros in Belgrad, Bratislava,
Bukarest, Sarajevo, Laibach, Prag und Tirana dafür, dass auch die
größten Deals reibungslos über die Bühne gehen. So nebenbei
managte die Kanzlei auch den Verkauf der Bawag an den USFonds Cerberus. Auf dem Balkan spielt die Wiener Kanzlei in der
internationalen Liga und hat einen Wettbewerbsvorteil gegenüber
der harten Konkurrenz: Wolf Theiss beschäftigt auffällig viele Mitarbeiter mit ex-jugoslawischem Background. Sie sind als Kenner
von Kultur und Sprache die besten Balkan-Experten. Der biber
hat sich die Karriere-Wege einiger Mitarbeiter angeschaut
(von links nach rechts):
20
Andrej Živanović, geboren
1978 in Bjeljina, Bosnien
und Herzegowina, kam mit
11 Jahren nach Österreich.
Hier besuchte er zunächst
die Schule. Danach studierte
er Jus in Graz: „Ich habe mir
gedacht, so lerne ich auch Österreich besser kennen“, sagt
Andrej. Der Rechtsanwaltsanwärter betreut vorwiegend
österreichische Unternehmen.
Er beherrscht fünf Sprachen
– Serbokroatisch, Deutsch,
Englisch, Französisch und
Slowenisch – diese setzt er
im Bereich der Übersetzung,
Kooperation und Abschluss
von Verträgen ein.
Dubravka Grujić, Anwältin
und Partnerin bei Wolf Theiss
seit 2005, kam 2004 nach
Wien. Sie ist in der Kanzlei
im Managementbereich für
wirtschaftliche Kooperationen
mit Kroatien zuständig. Die
Top-Juristin war schon in
New York, London (European
Bank for Reconstruction and
Development) und Rom tätig,
bevor sie nach Wien kam.
Sunita Skrijelj ist 1981 in
Österreich geboren und
aufgewachsen. Als Angehörige der 2. Generation
wuchs sie mehrsprachig
auf. Sie ist seit fünf Jahren
bei Wolf Theiss an der
Rezeption tätig. Ihr Zuständigkeitsbereich liegt in der
Betreuung von Klienten
und in der Organisation.
Ihre Sprachkenntnisse
helfen gerade beim Empfang von Klienten und
Verhandlungspartnern die
Ostkompetenz der Wiener
Anwaltskanzlei hervorzuheben. Sie ist derzeit auch
Studentin der Internationalen Betriebswirtschaft.
Estera Stojanović ist in
Bregenz aufgewachsen.
Ihre Eltern stammen aus
Ex-Jugoslawien. In Wien
begann die schlagfertige Voralbergerin Jus zu studieren
und ging recht bald zu Wolf
Theiss. Hier ist sie hauptsächlich als Übersetzerin in
der Telefonzentrale und als
Schlüsselassistenzkraft für
Balkan-Deals tätig.
Boban Aleksandar Podankov ist 1979 in Wien
geboren. Nach seiner
HAK-Ausbildung besuchte
er ein EDV-Kolleg, wo
er zum Hardware- und
Software-Spezialisten ausgebildet wurde. Im Unternehmen ist er vorwiegend
als IT-Experte tätig und
nutzt unter anderem auch
seine Sprachkenntnisse
in Deutsch, Englisch und
Serbokroatisch.
Tanja Cukon kommt aus
Pula, Kroatien, wo sie
1978 geboren wurde. Sie
studierte in Zagreb und ist
seit 2006 in der Kanzlei als
Kroatien-Expertin tätig.
Die Rechtsanwaltsanwärterin spricht vier Sprachen,
neben Deutsch und Kroatisch auch Englisch und
Französisch. Im Unternehmen ist sie die Ansprechperson für deutsch-österreichische Firmen, die mit
Kroatien zusammenarbeiten. Nach Wien kam die
Kroatin 2003 „wegen der
Liebe“.
Nataša Majstorović, geboren 1979 in Banja Luka,
Bosnien und Herzegowina,
ist Rechtsanwaltsanwärterin bei Wolf Theiss. Die
Juristin unterstützt das
Team bei vielen ÖsterreichBalkan-Connections. Sie
kam vor acht Jahren nach
Österreich, studierte in
Graz und war neben ihrem
Jus-Studium beim Bosnischen Konsulat in Graz und
bei der OSZE als Übersetzerin tätig.
21
22
Yildrim Murat KEG
Dredner Mobile Anmeldestelle
Bächerei Gül
Imbiss Metin
Hellwagstrasse 7
1200 Wien
Dresdnerstraße 62-64
1200 Wien
Othmargasse 42
1200 Wien
Hannover Markt, Stand 32
1200 Wien
Doga Supermarkt Bäckerei
Seker Imbiss Kebap Pizza
Karizma Schnitzel & Kebaphaus
Hairdesign Richard
Allerheiligenplatz 6
1200 Wien
Engerthstraße 86
1200 Wien
Lerchenfelderstr. 46
1070 Wien
Thaliastr. 7
1160 Wien
Handy Plex Anmeldestelle
Zeljo Grill
Rado Sport
Pizza D’Amici
Thaliastr. 46
1160 Wien
Thaliastr. 30
1160 Wien
Ottakringerstr. 27
1160 Wien
Neubaugasse 65
1070 Wien
Restaurant Beograd
Tunnel
Merkur
Geflügel & Fisch Imbiss
Schikanederg. 7
1040 Wien
Florianigasse 39
1080 Wien
Lammgasse 1
1080 Wien
Neubaugasse 84
1070 Wien
Call Shop Torki Mahrous
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1050 Wien
Pilgramgasse 21
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1150 Wien
Währingerstraße 14
1090 Wien
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und da gibt es das biber auch
„Gute Planung –
gutes Geschäft“
Neo-Unternehmerin
Hülya Basaran hat in
der Wiener City ein
hippes Modegeschäft
eröffnet. Der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband hat die
Tipps dafür gegeben.
Jung, dynamisch, tough, sympathisch. Das
sind wohl die ersten Attribute, die man
mit Hülya Basaran verbinden würde. Die
38-jährige Geschäftsfrau aus Deutschland
zog mit ihrem Sohn nach Wien, um als
erste weibliche, türkische Schlüsselkraft
für die Stadt Wien eine Studie zum Thema
der Erhöhung der Schulbereitschaft von
Migranten-Kindern zu schreiben. Eine edle
Damenboutique mitten im edlen ersten
Bezirk. Wieso sie sich neben allen Modemetropolen gerade Wien ausgesucht hat,
erklärt Frau Basaran: „Wien ist in Sachen
Mode eben noch eine echte Herausforderung!“
Die diplomierte Pädagogin pendelte stets
zwischen Deutschland und der Türkei. In
Ankara geboren, verbrachte sie ihr Kindheit und Schulzeit in Stuttgart, um später
wieder in Ankara zu studieren. In Istanbul
eröffnete sie drei zweisprachige Kindergärten für türkisch- und deutschsprachige
Kinder, die in der 17-Millionenstadt als
erste bilinguale Kindergärten sofort großen
Erfolg erlangten. Nach Fertigstellung der
Studie gründete Hülya Basaran in Wien
eine Firma für Unternehmensberatung mit
dem Schwerpunkt Migration, Integration
und Pädagogik. Zu diesen Themen lehrt sie
als Dozentin auch an den Pädagogischen
Instituten (nun an den Pädagogischen
Hochschulen) der Stadt Wien und des Burgenlandes. Bereits 2005 kam ihr die Idee
zur Gründung von Basaran Line: „Mein
Ziel war es immer, eine Brücke zwischen
Menschen zu sein. Zwischen Kulturen,
Traditionen. Das kann Mode sehr gut.“
Doch eine gute Idee allein reicht nicht für
wirtschaftlichen Erfolg. Ausschlaggebend
sind gerade in der Startphase ein gutes Konzept, ein Business-Plan und die richtigen
Informationen über Förderungen. „Vor
allem junge Menschen stellen sich eine
Unternehmensgründung oft zu einfach vor.
Das braucht viel Zeit.“ Zudem braucht
gerade ein kleines Unternehmen viel Hilfe,
um über die bürokratischen Hindernisse zu
kommen. „Am Anfang wollte ich fast aufgeben, weil die bürokratischen Hindernisse
fast unüberwindlich schienen. Die internationale Einstellung muss bewusster gemacht
werden, denn so manche Beamten in den
Wiener Behörden bräuchten mehr interkulturelle Kompetenz“. Dann habe ihr aber
Akan Keskin vom Sozialdemokratischen
Wirtschaftsverband geholfen und sehr gut
beraten. „Gute Tipps helfen am meisten“,
sagt die Geschäftsfrau rückblickend und
empfiehlt jedem Kleinunternehmer, nicht
ohne die Serviceleistungen und Ratschläge
vom Wirtschaftsverband loszulegen.
Hülya Basaran sucht für ihre Kundinnen
zwei Mitarbeiterinnen, von denen sie „gute
Englisch- und Deutschkenntnisse, soziale
Intelligenz und 8–10 Jahre Berufserfahrung“ erwartet. Seit 22. November kann
sich jede Wienerin von den exklusiven
Stücken aus Italien, England und der Türkei überzeugen, die es sonst in Wien nicht
gibt. „Was ein Wiener nicht kennt, das isst
er nicht. Aber mit entsprechendem Stil und
Qualität wird mir das dennoch gelingen.“
Wer profitiert vom
„Christkind“?
Geht es nach dem Consulter RegioPlan, kann sich der Handel heuer
auf ein lukratives Weihnachtsgeschäft einstellen: Im Vergleich zum
Vorjahr ist mit einem Umsatzplus von knapp drei Prozent zu
rechnen. Unterm Strich soll das
Geschäft mit Geschenken den
Kaufleuten allein im Dezember zusätzlich 1,65 Milliarden € bringen
- das wären rund 38 Prozent mehr
als in einem Durchschnittsmonat.
Doch wer sind die Betriebe, die
am meisten profitieren? Es sind
die großen Handelsketten und
Betreiber der Einkaufcenter. Sie
sind es auch, die traditionell vor
Weinachten die Sonntagsöffnung
fordern, weil sie glauben davon
noch mehr zu profitieren. Doch sie
vergessen dabei eines: Die KonsumentInnen können jeden Euro nur
einmal ausgeben; egal an welchem
Wochentag!
Aus unserer Sicht ist eine Sonntagsöffnung nur dann akzeptabel,
wenn ausschließlich Einpersonenunternehmen oder kleine
Familienbetriebe ohne jegliche
Form von Fremdbeschäftigten aufsperren dürfen. Dann hätten die
Kleinsten einen Vorteil gegenüber
den großen Handelketten und
würden sich ein größeres Stück
vom vorweihnachtlichen Kuchen
abschneiden!
LAbg. Fritz Strobl
Präsident des Sozialdemokratischen
Wirtschaftsverbandes Wien
23
sec. Story
5
In Wien hat der
größte Balkan-Supermarkt aufgesperrt. Der
Laden heißt Sofra
Market. Hier gibt
es alles, was das
Jugo-Herz begehrt. Knöllgasse
19-21 1100 Wien.
Jami und Zlatna Džezva sind die Exklusivprodukte
des neuen Balkan-Supermarkts in Wien:
Wer die beiden Marken net kennt is sicher ka Jugo!
Von Eser Akbaba, Ivana Cucujkić und Benedikt Loebell (Fotos)
24
Smoki, Noblice, Fructal, Eurokrem, Cipiripi,
Cockta, Munchmallow, Euroblok, Čajna, Vajkrem, Vegeta, Jaffa, Knjaz Miloš und Kajmak.
Nein, bei dieser Aufzählung handelt es sich
nicht um skurrile Kindernamen verrückter
Hollywood-Stars.
Das sind viel mehr Fruchtsäfte, mit
Orangengelee gefüllte Kekse, Gewürze, dicke
schwarz-weiße Schokoriegel, Erdnussflips
und Käseaufstriche, die jeder Goran und jede
Slavica in Wien kennt und in der Kindheit
gegessen hat.
Es handelt sich bei eben Angeführtem um
das Produktsortiment des „ersten BalkanSupermarktes Österreichs“, so zumindest
behaupten die Besitzer. Und die haben recht.
Exotische Reisnudel-Geschäfte und Soja-Ingwer-Saft-Shops aus dem Weißbrot-Bobo-Bezirken* kennt eh schon jeder.
Mit dem Sofra-Market hat in der Knöllgasse 19–21 der erste Supermarkt geöffnet,
der ein breites Sortiment an Produkten aus
den Balkanländern bietet. Von der bosnischen Presswurst und Cola-Cockta made in
Slovenia, bis zu den berühmten Plazma-Keksen aus dem Hause Bambi, mit denen jedes
Balkanbaby groß und stark gefüttert wurde,
ist hier alles zu haben, was der nostalgische
In-Ausländer**-Gaumen begehrt.
Die Tage, als der Gastarbeiter am Ende
der Sommerferien Omas eingelegtes Wintergemüse, selbst geräucherten Speck, 300 Eier,
tiefgekühlte Schweinebäuche und Liter an
hausgemachtem Schnaps und Wein in dem
viel zu kleinen Kofferraum über die Grenze
schmuggelte, sind nämlich auch gezählt.
Denn für die gute alte Hausmannskost
machen sich längst nicht mehr viele die Mühe
und fahren extra „runter“. Diesen Trend hat
auch Sofra-Inhaber Armin Reda erkannt, der
ursprünglich nur einen Pita-Laden (Burek,
Börek = Blätterteig mit Käsefüllung) gründen
wollte: „Rund 95 Prozent meiner Kunden
sind Serben, Bosnier oder Kroaten.“ In
kundenfreundlicher Weise befindet sich SofraMarket deswegen mitten im Zehnten.
Dort findet man auch die berühmt berüchtigtsten Hauptmarken Bosnia Food (Gemüsekonserven), Brajlović (Fleischware) und Milly
(Milchprodukt). Die Marke Jami (Pita) und
Zlatna Džezva (Kaffee) sind die Exklusivmarken des Sofra-Markets, wer die net kennt is
eindeutig ka Jugo!
* intellektuelle österreichische Grün-Wähler aus dem 7.
Bezirk mit Hang zu übertriebener Toleranz zu allem.
** Modeausdruck für Ausländer mit österreichischer
Staatsbürgerschaft.
1. Zeljanica: Ne Art Teigstrudel
mit Kraut, so wie Spinat- und
weissem Käse. Wunderbar mit Sauermilch oder Joghurt! Kann man
mit Börek vergleichen.
2. Lane: Im Original heisst das
Plazma Keks, bitte schön! Löst bei
Balkan-Kids wonnige Nostalgiegefühle aus wie bei den Österreichern
der Gedanke an Cordoba! Der
Klassiker löffelt sich mit Milch.
Torten aus Plazma sind ein Muss
auf Geburtstagen. Die mit Plazma
gefüllten Palatschinken mit Eurokrem und Bananen dürfen auch auf
keiner Speisekarte fehlen!
ECONOMYA + Politika
ECONOMYA + Politika
BALKAN IM
SUPERMARKT
Isst Du diese mit so:
3. Vajkrem: Vom Fettgehalt zwar
ein Leichtgewicht zum Schmalzbrot, schmeckt aber genauso
undefinierbar, irgendwie gut. Fehlt
trotzdem in fast keinem Kühlschrank.
4. Cockta: Ist eine Frage der Ideologie. So wie Pepsi oder Cola. Die
einen können’ s nicht ausstehen,
andere lagern es im Keller. Ein
reines Kräutergetränk, natürlich
gesüsst und JA!- es schmeckt 1000
Mal besser als Cola!!!!!!!!!
5. Munchmallow: Süsse glasierte
Schaumhaube auf festem SchokoKuchen. Mampf mapf bis zum
letzten Munch.
6. Suho Meso: heisst trockenes
Fleich. In nicht zu feine Scheiben
mit Omas Kuhkäse, Gurkenstangen und Tomaten auf den Teller
anrichten und mit einer ljuta (so
wird Schnaps bezeichnet „scharf“)
eine Meze (Imbiss) zelebrieren.
7. Ajvar: Wenn’s unbedingt vegetarisch sein muss. Eine pürierte
Gemüsemasse mit Paprikapulver,
Öl und Gewürzen verfeinert. Aufs
Brot schmieren, njam. Oder auf
moderne Kochkultur „haut-cousiniert“: erhitzen und bapp auf die
Bio-Tintenfisch-Pepperoni-Tagliatelle-Parpadelle.
25
Irritiert,
aber offen
Würde hinter dem Schalter in der Bank
gewohntes ist. Eines, über das ich in meieine Frau mit Kopftuch meine Zahlscheine ner Sozialisation nie gestolpert bin. Wie
entgegen nehmen, ich wäre aus dem Konsollte ich mit meiner Irritation umgehen?
zept gebracht. Aufgewachsen in einem
Ich würde just zu dieser Schalterdame
Multi-Kulti-Bezirk, liberal erzogen und
gehen, um ein Zeichen zu setzen. Offen
mit vielen Nationalitäten in der Klasse
sein, damit’s für mich normal wird und
gewesen, glaube ich, weder Vorurteile
für die Bank auch. Denn wenn Kunden
noch Berührungsängste zu haben – und
kein Problem mit dem fremden Aussehen
wäre trotzdem irritiert. Das käme wohl
samt fremder Religion von Mitmenschen
allein davon, dass das Bild einer Muslimin
haben, können sich Firmen nicht mehr
in meiner österreichischen
Hausbank kein
ausreden,
KURIER_Biberkarr_135x414
23.11.2007
12:50 darauf
Uhr Seite
2 Musliminnen mit Kopf-
tuch nicht einzustellen.
Viele Unternehmen erfüllen nämlich in
vorauseilendem Gehorsam diesen – vermeintlichen – Kundenwunsch: Angestellte mit Kopftuch sind im täglichen Leben
kaum zu sehen. Meist arbeiten sie hinter
den Kulissen, selten im direkten Kundenkontakt. Womit Firmen ihren Pool an
guten Mitarbeiten maßgeblich reduzieren.
Sandra Baierl (Foto links) ist Karriere-Chefin im KURIER
Im BewerbungsgespräcH
Punkten!
Achtung Fangfragen: So kommst du erfolgreich durch
ein Bewerbungsgespräch
Von Teresa Richter-Trummer /Journalistin der Tageszeitung Kurier
Bei Bewerbungsgesprächen stehst du am
Prüfstand: Bewerbungsexperte Horst H.
Siewert verrät, wie du Fangfragen richtig
beantwortest.
Wie geht es Ihnen?
Was wie Small Talk aussieht, ist der gleich
erste Test. „Ihnen geht es gut. Sie haben
keine Probleme. Sie freuen sich auf das
Gespräch.“ Das ist die Botschaft, die der
Interviewer hören will. Negative Kleinigkeiten wie schlechtes Wetter dürfen nicht
Thema des Gespräches werden.
Beschreiben Sie Ihren besten Freund.
Eine hinterhältige Frage, denn der Interviewer kann aus der Beschreibung Rückschlüsse über dich selbst ziehen. Die Art,
wie du Menschen beschreiben, sagt sehr
viel über deine Weltsicht aus. Zähle Ei-
genschaften wie Treue und Wahrheitsliebe
auf, sie sind Grundlage jeder Freundschaft.
Wenn Ihr derzeitiger Job so toll ist, warum
wollen Sie dann wechseln?
Nenne nun sachbezogene Gründe für den
Jobwechsel: wie etwa mangelnde Fortbildungs- oder Aufstiegsmöglichkeiten oder
eine Bezahlung, die nicht deinen Vorstellungen entspricht.
Suchen Sie schon lange nach einem Job?
Die Antwort lautet: Du hast gerade erst
angefangen, dich umzusehen. Warum?
Viele Interviewer glauben, dass Personen,
die längere Zeit arbeitslos sind, kein
verwertbares Wissen mehr haben. Ein
Vorurteil, doch man muss darauf vorbereitet sein. Gibt es im Lebenslauf Lücken,
brauchst du eine gute Erklärung wie etwa
Weiterbildung, Auszeit oder Babypause.
Haben Sie selbst irgendwelche Fragen?
Diese Frage kommt meist am Ende
des Gesprächs, und so unscheinbar sie
aussieht: Sie ist eine der größten Fußangeln des gesamten Vorstellungsgesprächs.
Niemals solltest du mit „Nein“ antworten.
Denn wenn du tatsächlich den Job willst,
zeige Interesse. Eine sehr clevere Frage
wäre: „Bitte erzählen Sie mir mehr über
die Kollegen, mit denen ich bald sehr eng
zusammenarbeiten werde!“ Damit kannst
du den Spieß umdrehen.
BUCHTIPP:
Fangfragen im Vorstellungsgespräch
souverän antworten. Von Horst W. Siewert.
Redline Wirtschaft, 16,40 Euro.
Der Karrieren-KURIER
Brauchst du Arbeit, liest du KURIER –
sind Jobangebote mit scharf
und ganz legal!
Jeden Donnerstag und Samstag
mit über 800 Stellenangeboten
und allen wichtigen Infos
zum Berufsleben.
26www.kurier.at
27
Jeden Donnerstag & Samstag neu!
Den Dreck wegputzen oder doch liebeR im
Anzug den Ober-Checker spielen?
Hier eine kleine Auswahl der Fragen:
Du bist 16, 17 oder 18 Jahre alt. Von der
Schule hast du genug, weil die anderen
dir einreden, zu blöd zu sein und dich
Buchhaltung und Rechnungswesen nicht
die Bohne interessieren. Eigentlich stehst
du viel mehr auf coole Klamotten. Wie ein
Pimp willst du aussehen! Der Ober-Checker schlechthin. So sagt man das doch
heute. Aber wer zahlt dir dein LG-Handy,
Diesel-Jeans und den Volksgarten-Eintritt??
solltest du ernsthaft über deine Zukunft
nachdenken und dich fragen, was du wirklich willst. Den Dreck wegputzen oder im
Anzug am Computer arbeiten?
Wisst ihr, was euch gefällt, worin ihr gut
seid, echte Experten werden könnt? Nein?
Es gibt zum Beispiel die AK, die hat echt
gute Infos auf der Homepage. Als Erstes
könnt ihr mal einen Test online machen.
Da könnt ihr gleich sehen, welche Talente
sich in euch verbergen.
Mami und Papi wären ja schön blöd.
Schon mal an Arbeit gedacht? Ja?! Ach so,
keine Ahnung, welche Ausbildung für dich
die richtige ist? Anstatt dir stundenlang die
Frage zu stellen „Pumps oder Stilettos?!“,
http://wien.arbeiterkammer.at/lehre
Da findet ihr den AK-BerufsinteressenTest mit Fragen, die ihr euch so vielleicht
noch nie gestellt habt!
Ich vertraue lieber auf
meine körperliche Geschicklichkeit.
meine geistigen Fähigkeiten.
Mit 25 Jahren gründete Seran Sargur in Duisburg den türkisch-deutschen TV-Sender Kanal Avrupa. Er will die türkischstämmige
Community besser in Europa integrieren und bricht dabei bewusst
Tabus. Sargurs Ziel: Den Sender überflüssig zu machen.
In meinem Beruf möchte ich
wenig Kundenkontakt.
viel Kundenkontakt.
Von Simone Leonhartsberger
Ich favorisiere eher einen Beruf, in
dem ich mich selbst
verwirklichen kann.
der in der Öffentlichkeit
angesehen ist.
Ich bevorzuge eine Firma, in der ich
eigene Ideen umsetzen kann.
rasch in eine höhere Position
aufsteigen kann.
Und das kannst du werden!
Melisa Slipac, Autorin
Marijana Miljković, Journalistin beim „Standard“
Mit neun das erste Gedicht, mit dreizehn den ersten Literaturpreis, mit achtundzwanzig das erste Buch. Das noch dazu
preisgekrönt ist. Melisa Slipac kann zufrieden sein. Im Juli ist das
Buch „Tanz zwischen den Wänden“ erschienen, im Oktober hat
die bosnisch-kroatische Österreicherin für ihren Gedichtband die
„Petar-Kočić-Feder“, einen deutschen Literaturpreis, gewonnen.
Wer ihre Gedichte liest, sie sind übrigens in bosnischer/kroatischer Sprache geschrieben, der weiß, dass diese Frau schon viel
erlebt hat.
Über geliebte
Menschen
schreibt sie,
enttäuschte
Liebe, das
Reisen. Das
Leben wie es
so spielt. Das
dürfte die
Juroren überzeugt haben.
Erste Station: Südsteiermark. Dort bekommt Marijana
Miljkovićs Mutter kurz vor Kriegsausbruch einen Job und zieht
mit ihren drei Töchtern von der ostkroatischen Stadt Slavonski
Brod nach Radkersburg. Marijana studiert später in Graz Journalismus, macht dann ein Praktikum bei der Tageszeitung „Der
Standard“. Dort erhält sie ein Jobangebot im Chronik-Ressort.
Seit zwei Jahren schreibt Marijana über Wien-Themen. Die Wiener Balkan-Szene kennt sie noch
nicht, „aber das wird sich bald
ändern“, hofft Marijana, denn
auch sie kennt schon den Biber.
Ihr Migranten-Background war
für ihr Praktikum und den Job
nicht wichtig. Seither hat sich aber
beim Standard etwas geändert:
Jetzt sucht die „Zeitung für Leserinnen“ gezielt junge Migranten
und Migrantinnen, die sich im
Journalismus versuchen wollen.
Probier’s doch!
28
„Die Türken aus
dem Ghetto holen“
biber: Es gibt mehr als 30 türkische Kanäle, die hier empfangen werden können.
Wozu braucht man noch einen weiteren
türkischen TV-Sender?
Seran Sargur: Wir bringen europäische Themen. Nur fünf Prozent des
Programms handeln von der Türkei. Es
besteht nach wie vor ein Problem: Wenn
man in ein türkisches Tee-Lokal in Wien
oder Köln geht und nach dem Bürgermeister von Izmir oder Istanbul fragt, weiß das
jeder. Die Politiker aus Wien oder Köln
kennen die wenigsten.
Wer sieht Ihren Sender? Ist er in Österreich
vertreten?
In Deutschland umfasst die Hauptzielgruppe etwa 720.000 Haushalte, davon
erreichen wir 350.000, in Österreich sind
das etwa 25.000 Haushalte. Die meisten
Zuseher haben wir in Deutschland, Frankreich und an dritter Stelle in Österreich. Es
gibt jeden Donnerstagabend das Städtemagazin Wien mit Informationen, was man
in Wien und anderen Städten Österreichs
machen kann, ohne immer an den typisch
türkischen Orten zu sein. Ziel ist, Türken
aus den Gettos zu holen und Alternativen
zu zeigen.
Wie gehen Sie mit kritischen Themen wie
Zwangsheirat oder Gewalt in der Familie
um?
An das Frauenthema gehen wir sehr
aggressiv heran. Wir thematisieren diese
Tabus und werden dafür auch kritisiert.
Wir vertreten die Meinung, dass jeder den
heiraten soll, den man für richtig hält.
Einige fragen: Ist das wirklich türkisch?
Kann man billigen, dass die Tochter auch
einen Nicht-Muslim heiratet? Wir zeigen
hier vor allem den Töchtern, wie sie in
Deutschland ihr Leben gestalten, ohne die
traditionellen Hintergründe zu verlieren.
Wie ist die sprachliche Aufteilung im
gesamten Programm?
Etwa ein Viertel der Sendungen ist
deutschsprachig, einzelne Teile sind englisch und französisch. Der Großteil wird
auf Türkisch gesendet. Unsere Zielgruppe
ist noch nicht bereit für einen deutschen
Sender. In zwei Jahren werden wir den
deutschen Anteil auf 50 Prozent erhöhen. Wir müssen mit unserer Zielgruppe
mitwachsen.
Was wollen Sie mit dem Sender noch
erreichen?
Mein Wunsch ist, dass wir irgendwann
überflüssig sind. Wenn es einen Ethnosender wie den unsrigen nicht mehr braucht,
ist man voll integriert.
ECONOMYA + Politika
Und was willst du einmal werden?
Zur Person:
Seran Sargur (28) wurde als jüngstes von
fünf Kindern einer Gastarbeiterfamilie
in Deutschland geboren. Er startete als
Boulevardreporter für türkische Zeitungen,
wechselte später in die politische Berichterstattung zu Milliyet und Hürryiet und zum
türkischen Sender ATV. Nach kleineren
Jobs unter anderem als PR-Berater für den
Popsänger Tarkan startete er 2005 mit dem
türkischen Unternehmer Ali Akbas den
Kanal Avrupa.
Internet: www.kanalavrupa.tv
Kanal Avrupa ist über den Satellit TURKSAT
2A, Frequenz 11882 zu sehen.
29
30
über Integration
– wir kennen uns
aus. Und deshalb können wir
auch unsere Leute kritisieren,
wenn etwas nicht
passt.Sedat Pero
macht den Anfang.
Er sagt: Viele
wollen sich gar
nicht integrieren.
Warum die Integration gescheitert ist und die
Intellektuellen nichts verstanden haben
Meinung mit scharf
Du
­werden
Bau­
arbeiter!
UND Du
besser
Bank­
sec. Story
5
Andere schreiben
Von Sedat Pero und Petra Rautenstrauch (Fotos)
Integration in Österreich ist gescheitert und zwar von beiden
Seiten her. Manche haben es gar nicht verstanden, die anderen
wiederum auf ihre eigene Art und Weise. In jedem Gemeindebezirk zwei, drei Moscheen oder irgendwelche Institutionen unter
dem Namen Kulturverein oder Sportklub aufzumachen, sich dort
vor der Außenwelt zu verschließen und eigene Einstellungen zu
vertiefen, ist keine Integration.
Ab und zu Türkisch oder Griechisch essen zu gehen oder an
ethnischen Veranstaltungen teilzunehmen, ist auch keine Integration.
Warum muss überhaupt Integration stattfinden? Sie muss
stattfinden, damit wir in der Zukunft keine ähnlichen Fälle wie
in Frankreich erleben. Es hat keinen Sinn, sich Gedanken zu
machen, wenn das Dach bereits zu brennen beginnt. Wenn, dann
müssen jetzt Konsequenzen gezogen werden.
Es ist längst bekannt, dass Schulen in Wien ethnisch differenziert sind. Kinder mit „Migrationshintergrund“ gehen in die
Hauptschulen, „österreichische“ Kinder gehen ins Gymnasium.
Ein paar Ausnahmen bestätigen die Regel. In Frankreich ist es
ähnlich. So bestimmt man, wer in Zukunft auf einer Baustelle
arbeiten, kriminell sein oder doch besser als Bankdirektor Karriere
machen wird. In einigen Schulen in Wien beträgt der Anteil von
Kindern nichtdeutscher Muttersprache mehr als 90 Prozent.
Welche Eltern aus dem Mittelstand wollen ihre Kinder dort
hinschicken?
Wie gesagt: Beide Seiten sind in das Problem verwickelt. Einige werden sich noch an das Theater mit dem Sikh-Busfahrer in
Wien erinnern. Obwohl er jahrelang in London Bus gefahren ist,
wurde ihm die Stelle in Wien verweigert, weil er die traditionelle
Kopfbedeckung trägt. Beeinträchtigt seine Kopfbedeckung seine
Fahrweise? Nein, sie beeinträchtigt nur die Denkweise mancher
Menschen, die sogar Angst haben, von anderen Mitmenschen
gegrüßt zu werden.
Kommen wir zur anderen Seite und nehmen wir die Türken als
Beispiel. Türken haben mittlerweile über zehn türkischsprachige
Zeitungen, die von Kebabständen gesponsert werden. In diesen
Zeitungen fungieren irgendwelche Imame oder Betonköpfe als
Kolumnisten, deren einzige Sorge der Verlust des Türkentums
in Europa ist. Diese Kolumnisten schreiben, dass man kein
Schweinefleisch essen und sein Türkentum nicht vergessen darf.
Es ist gut, die eigenen Wurzeln nicht zu vergessen – aber da wird
Propaganda betrieben.
„Die Islamisten sind oft noch
schlimmer als die Rassisten.“
Wenn die Vermittlung westlicher Werte und Grundregeln des
menschlichen Miteinanders nicht verstanden werden, dann muss
man diese auch unter Androhung von Sanktionen einfordern
dürfen. Man muss mit den Überlegenheits- oder Unterlegenheitskomplexen aufhören und etwas Gutes für die Zukunft machen.
Alle gemeinsam werden in diesem Land die Zukunft teilen. Also
müssen sich jetzt auch alle dieser Zukunft annehmen.
Klar ist, dass mehr Ressourcen für Bildung zur Verfügung
gestellt werden müssen. Es muss alles unternommen werden, dass
„Deutsch als Voraussetzung für Aufstieg und Integration“ eine
Selbstverständlichkeit wird. Wenn man in diesem Land lebt, muss
man auch die Sprache beherrschen (können). Darüber darf es keine Diskussion geben. Wer erinnert sich nicht an den Widerstand
gegen verpflichtende Deutschkurse für Zuwanderer? Es wurde
getan, als wäre es ein Skandal, von Ausländern irgendetwas zu
verlangen. Das Problem dabei ist, dass sich viele Intellektuelle zu
bestimmten Themen keine eigene Meinung bilden können. Die
Linken orientieren sich zu sehr an der Position der Rechtspopulisten. Linksorientierte Parteien und deren intellektuelle Anhängerschaft sollten Integration offensiv in die Hand nehmen und sich
für die Lösung verantwortlich fühlen.
Besonders skurril ist, dass sich die Linken, die in der Regel
nichts mit Religion zu tun haben wollen, mit Moscheen-Betreibern solidarisieren, nur weil die Rechtsradikalen gegen Minarette und Moscheen sind. Ein Irrtum, denn: „Der Feind meines
Feindes ist noch lange nicht mein Freund.“ Weil man gegen Ras-
31
Meinung mit scharf
sismus ist, solidarisiert man sich mit den Islamisten, die sowohl
die europäische Demokratie als auch den Islam missbrauchen,
indem sie die Religion für ihre Zwecke politisieren.
Fragt man die Linken, warum sie sich mit den Moschee-Be-
„Wissen die Linken, Wie MoscheenbaUER
ZU HAUSE IHRE FRAUEN BEHANDELN?“
fürwortern solidarisieren, kommt häufig eine sehr oberflächliche
Antwort. „In Österreich ist der Islam eine anerkannte Religion
und es herrscht Religionsfreiheit.“ So einfach ist es leider nicht.
Man muss die demokratische Ausrichtung jener, die Moscheen
bauen wollen, hinterfragen und man muss hinter die Fassade blicken können. In den Herkunftsländern unterstützen Moscheenbauer die ultranationalistischen Parteien und sind Befürworter
von Systemen, die alle Minderheiten aus der Geschichte löschen
wollen. Die Islamisten sind oft noch schlimmer als die Rassisten.
Auf der anderen Seite ist die kritische Haltung der Linken gegenüber der Katholischen Kirche bekannt. Wie kann es sein, dass
die Linken sich mit den Vertretern einer Religion solidarisieren,
deren Glauben nicht aufgeklärt, nicht reformiert und nach Maßstäben der Linken viel rückständiger ist als die katholische Kirche?
Wissen die Linken, die sich gesellschaftspolitisch engagieren, wie
Moscheenbauer zu Hause ihre Frauen behandeln? Wissen die
Linken, dass die Moscheenbauer sich öffentlich sehr freundlich
geben, aber heimlich über die Naivität des Westens grinsen?
Wie eigenartig die Diskussion abläuft, möchte ich kurz an einem Beispiel demonstrieren. Als vor ein paar Jahren der deutsch-
türkische Autor Feridun Zaimoglu die Fassade der Kunsthalle
Wien mit hunderten türkischen Fahnen verkleidet hatte, war die
Erregung groß. Sofort haben Rassisten die Chance genutzt, um
gegen die Türken oder die Türkei zu hetzen. Viele Linke und Intellektuelle haben die Aktion erwartungsgemäß begrüßt und sogar
heftig verteidigt. Dabei gibt es wirklich berechtigte Kritik an dem
Fahnenspektakel.
Die Aktion sollte angeblich den EU-Beitritt der Türkei thematisieren und die Toleranzschwelle der Österreicher ausloten.
Das Problem ist nur: Wenn etwas ausgelotet werden müsste, dann
die Toleranzschwelle für Demokratie und Minderheitenrechte in
der Türkei. Zudem ist die türkische Fahne längst nicht mehr nur
das Symbol der türkischen Nation, sondern ist zum Symbol des
türkischen Nationalismus geworden. Wenn Zaimoglu wirklich
dem EU-Beitritt der Türkei dienen will, dann sollte er sich für
die Verbesserung der Demokratie in der Türkei engagieren.
Und wenn er provozieren will, dann sollte er die türkische Seite
provozieren. Er könnte zum Beispiel das Atatürk Kultur Zentrum
am Taksim Platz in Istanbul mit griechischen oder armenischen
Fahnen schmücken. Das wäre eine Aktion!
Aber man darf die Schuld nicht Zaimoglu geben. Er nützt nur
die Naivität der österreichischen Intellektuellen aus. Solange diese
nur immer die Gegen-Position der Rechten einnehmen, wird es
keine sinnvolle Diskussion über Integration geben. Das Thema ist
aber für Österreichs Zukunft zu wichtig, um es den Rechten zu
überlassen.
Sedat Pero lebt als Autor, Theatermacher und Lehrer in Wien
Mit
schaas
Mit
scharf
Die grosse Tschicker-Toleranz
32
Halb Europa atmet besser als
wir hier im guten alten Wien.
Italiens Bars und Cafés sagen
strikt „vietato fumare“, Englands Pubs und Coffee Shops
sind auch nicht amused, wenn
das „no smoking“ missachtet
wird. Muss ja auch so sein,
denn wir sind ja anders, oder
nicht? Hier wird elend lange
– wie über alle politische Belange – bei Melange und Römerquelle gelabert. Dann sagt man
irgendwann „Ja, schaun ma
mal“ und dann dauert es wieder
ein bisschen, bis was passiert. So
auch bei den Rauchergesetzen.
Aber HEY! Wir haben ja immerhin Raucher- und NICHTraucher-Bereiche in öffentlichen
Räumlichkeiten. Das sieht dann
so aus, dass die Raucher an einer Seite des Raumes qualmen,
die Gequälten sitzen vis-à-vis.
Aber egal. Es geht voran. Wir
sind guter Hoffnung, dass in
so 15 bis 20 Jahren auch Wien
rauchfrei wird.
Schwere Sprache – Jugo-Sprache
Also, echt peinlich. Dass viele
der beworbenen Balkan-Partys
an Geschmacksverwirrung und
Musikaufgebot à la Ultra-Turbofolk leiden, ist bekannt. Aber
über Stil lässt sich bekanntlich
streiten. Über Fehler auf den
Ankündigungsplakaten weniger.
Die haben da auf so einem
Riesen-Papier zwei Schreibfehler gemacht: 1. es heißt:
najbolji par. Anders heißt es
„Es wird das best (ohne e) Paar
gesucht. 2. falsch: „Pice svako
samo 3 €“; richtig: „svako pice
samo 3 €“. Was heißen würde
„Getränk jedes nur 3 Euro.“
Also, liebe Kollegas, wenn ihr
schon nix Deutsch könnt, dann
beherrscht zumindest eure Muttersprache g’scheit. – Vor allem,
weil es in Wien doch recht viele
verstehen können.
33
vom Balkan ist
nicht schwul,
sagt man. Aber
warum boomt dann
in Wien die
Schwulen-BalkanSzene?
Die Balkan-Mentalität gibt uns
vor, was ein richtiger Mann ist,
was eine ordentliche Frau ausmacht. Sie sollen nicht schwul,
sie sollen nicht lesbisch sein.
Das gibt es bei uns nicht, sagt
man. Sabrina Andersrum und viele
andere Balkanos in Wien machen
es trotzdem.
Von Ivana Martinović und
Petra Rautenstrauch (Fotos)
34
Sabrina Andersrum
– so heißt die Ikone der Balkanschwulenszene in Wien. Geboren als Sohn eines
Serben und einer Slowakin, bemerkte SIE
schnell, dass sie sich als Frau und nicht als
Mann fühlt. Heute spricht sie von sich als
Transgender. Das ist ein Mann, der noch
nicht zur transsexuellen Frau operiert wurde, dennoch Frauenkleider trägt und sich
einer Brustoperation unterzogen hat. Heute
nennt sie sich Sabrina und ist glücklich
einfach Frau sein zu dürfen.
Bei ihrer Geburtstagsfeier vor zwei Jahren
hatte sie die Idee, homosexuellen Menschen
vom Balkan die Möglichkeit zu geben, sich
auf Partys kennenzulernen, aus dem Alltag
zu entfliehen und abzufeiern.
Im Gespräch mit biber erklärt sie die
Schwierigkeiten, die auf eine(n) Homo­
sexuelle(n) im Alltag zukommen können.
Sie meint, dass es ein Glück war, in Wien
aufzuwachsen. In Jugoslawien wäre sie jetzt
wahrscheinlich mit einer Frau verheiratet
und hätte brav für Familiennachwuchs
gesorgt.
Warum, vor allem, heterosexuelle Männer
eine Abneigung für Schwule empfinden,
erklärt sie mit dem Klischee, dass schwule
Männer gleich allen an die Wäsche gehen
wollen. Und die traurige Wahrheit ist,
dass genau wegen diesen gesellschaftlichen
Klischees und Zwängen viele Menschen
ihre Identität verleugnen müssen, um es
der strengen Balkangesellschaft (und der
„heiligen“ Familie) recht zu machen. Doch
Homosexuelle sind Menschen wie du und
ich, die einfach nur akzeptiert werden wollen, so Sabrina.
Ballcancan-Party
Sabrina hat es sich mit ein paar Freunden
zur Aufgabe gemacht, Leute zusammenzubringen. Auf dem Clubschiff MS J.
Szene
Szene
Bist schwul,
oder was?
sec. Story
5
Ein echter Mann
Strauss veranstaltet sie seit 2 Jahren ihre
Clubbings. Es finden sich bereits Menschen aus vielen anderen Ländern ein, wie
Rumänien, Griechenland oder der Türkei,
die endlich Gleichgesinnte finden. Eine
Zusammenarbeit besteht mit Homoriental,
der multikulturellen Schwulenszene Wiens,
unter anderem auch der Wiener Türken, die
dazu beiträgt, dass das Programm immer
vielfältiger gestaltet wird. Sabrina macht
selber Travestie-Shows, legt als DJane auf,
und bietet jedem Gast an, nach eigenem
Wunsch, eine eigene Performance aufzuführen.
Diese Szene besteht aus Menschen, die versteckt zu Gleichgesinnten Kontakt gesucht
und gefunden haben. Das Schlimmste
für alle wäre, sich den gesellschaftlichen
Zwängen zu beugen und zum Schein ein
normales Familienleben vorspielen zu müssen. Heiraten, Kinder bekommen und ein
Leben lang darüber unglücklich sein, dass
sie etwas sein müssen, was sie nicht sind.
Viele verstehen nicht, was Schwulsein
bedeutet. Viele Vorurteile sind damit
verbunden, dass man es aufgrund einer
psychischen Störung wird. „Das sind
Klischees“, meint Marko, der vor ein paar
Jahren nach Wien kam und gleich Anschluss zur Balkan-Schwulenszene gesucht
hat. Am Balkan wäre das nicht möglich
gewesen, meint Marko. Aber ehrlich, hätte
er die Wahl gehabt, er hätte sich für die
„normale“ Variante entschieden: „Da wäre
vieles einfacher.“
Biber-Tipp
Die glamouröse Welt von Sabrina andersrum:
Video auf www.dasbiber.at, Biber bei Sabrina
Andersrum
Infos zur Ballcancan-Party und der Szene:
www.ballcancan.tk
35
Hallo „Mariah & Whitney“ … Einen Steckbrief, kurz und bündig…
Sevim (Angestellte).
Ich bin die Kati (Physiotherapie-Studentin) und meine beste Freundin
Grund?
ren
besonde
Wieso seid ihr hier? Gibt es einen
Allgemeinen, nach dem Motto „ein Hauch
Die Atmosphäre, die orientalische Musik, das orientalische Flair im
Theke...
der
auf
on
Dekorati
blumige
die
t
von 1001 Nacht“… und unbeding
Ach ja, die „ermordeten Rosen“ halten sich
gut hier und der Popkornspender ist der Brüller, nicht wahr?
Du sagst es, ein Grund hier zu sein, anders als
überall, die Einrichtung spricht für sich, auch
die Kellner – olaa
Seid ihr oft hier?
Früher ja, weil auch Geburtstagsfeten von österreichischen Freunden stattgefunden hatten.
In letzter Zeit eher zum Trinken und Relaxen.
Ein „weiser“ Spruch noch…
„Mit Stil trinken.“
Na gut, dann lasst mal die Gläser heftig klirren
für unsere „Biberleser“ – (Churchill wäre euer
bester Freund in diesem Moment)…
Na dann Prost!! Hadi şerefe!!
Kati & Sevim
Aux Gazelles, Mariahilferstraße 1 B
Von unseren Szeneredakteuren Emina Adamović, Amar Rajković und Zekiye Atasoy
Was machst du hier?
Ich studiere hier – größtenteils. Auf der WU
WUUUUUUU…uhhhhhhhhhhh
Na bitte, jag’ mir keine Angst ein.
Und wie läuft’s?
Ja, super. Es ist total leicht. In Bosnien war’s viel schwieriger. Die Sprache will halt noch nicht ganz. Eigentlich
hasse ich Deutsch. Mit Englisch funktioniert hier nichts.
Woher kommst du?
Aus Banja Luka. Die
Mentalität hier gefällt
mir nicht. Die Menschen sind so komisch.
Das bin ich von zu
Hause nicht gewöhnt.
Wie lang bist du schon
hier?
3 Jahre.
Hast ja lang ausgehalten…
Und so viele Leute hast
du in so kurzer Zeit
kennengelernt?
Na, wir sind alle
zusammen in die
Volksschule in Bosnien
gegangen und die
anderen sind aus dem
Studentenheim.
Was macht ihr hier alle
denn
Meinen Geburtstag
Svijetlana,
feiern. Ich bin 25
Maršal, Herbststraße 32
geworden! Doppelte
Waage..
Und wieso hast du einen knallorangen Mantel als
Geschenk bekommen?
Weil ich als Einzige in der WG keinen habe.
Gestern hab ich den ganzen Tag geweint … wegen Toše
Proeski … der Arme.
Ujee. Ja, echt schade um ihn. Er war so jung.
36
Hey... Was steht ihr in dieser Sau-Kälte herum?
no.
A: Ehm … Joo, mei Fadda hiaa ... oh, this ist he interview. Oh, no
Deutsch
du
Kannst
english.
In
want!
you
g
everythin
about
talk
will
We
… Spanisch?
Malo po malo (ein bisschen). Govorim. (Ich spreche)
Ohh … vidi njega! (da schau her)
Ich hab’s in Vukovar gelernt. Beim Zivildienst, 2001. 14 Monate lang!
Aber du bist ursprünglich...
Österreicher.
Ah, ein gut integrierter Austro-Tschusch, also!
Ja sam Gastarbajter. Ja
sam iz Bec.
Kein Problem, die
Leute, die 30 Jahre
hier leben, können’s
schlechter als du.
Und wieso hast du dich
so schick gemacht?
Wir haben Fotos gemacht für die Kathy. Sie
haut jetzt wieder nach
Australien ab.
Habt Ihr irgendwelche
anderen Wurzeln auch?
JA! Ich bin ein vollkommen identitätsloser
Papier-Österreicher aber
Thomas, Hans Wurst, Kathy
gebürtiger Deutscher,
Café Weidinger, Lerchenfelder Gürtel 1
ja, so ist man das als
Zentral-Europäer.
Bist du privat hier?
Ehhhm … ja, privat. Habt ihr eigentlich auch irgendwelche Fragen?
Nein, wir kwatschen nur so mit euch herum und ihr könnt uns sagen
was ihr wollt – wenn ihr wollt.
GUT! Dann möcht ich mich jetzt echauffieren über diese Stadt, diese
ng.
elendige. Die mich aufgenommen hat als Numerus-Clausus-Flüchtli
rber.
Asylbewe
scher
Da bin ich schon beinahe akademi
Bist du Medizin-Student?
Ne, überhaupt nicht. Publizist.
Wie heißt ihr?
Ne, das können wir natürlich nicht sagen. Jetzt kommt nämlich die
zweite Flüchtlingskomponente. Ich bin nämlich Deserteur. Und darf
mich hier nicht melden. Also ich bin der Hans Wurst.
Szene
Szene
PARTYKWATSCH
BLABLA ZWISCHEN
TEQUILA UND DISCOKUGEL
Hey ihr zwei, stellt euch mal kurz vor:
Hi, bin der Bülent. Hi, Nino.
Was ist es, was euch hier vereint? Die süßen Mädels oder die
gute Musik? („ehrliche Antwort“ bitte)
Weder-noch. Was die Musik betrifft, besteht hier unserer
Meinung nach noch viel Handlungsbedarf, (aber das ist ja Geschmacksache…).
Ziemlich gewagt von euch, in so einer Umarmung zu stehen..
Wir sind eben Südländer (Türke, Italiener), da ist es normal…
Vamos, vamos…
Stylingtipp gibt es auch von euch?
Puahh. Kommt drauf an, an welchem Wochentag gefeiert wird,
aber im Allgemeinen
wie in vielen Clubs
in Wien Dress-Code
(was auch immer das
heißen mag … No
comment!)
Was sollte man nicht
anziehen, wenn man
hier abfeiern möchte?
Auf alle Fälle nicht
zu sportlich (keine
Sportschuhe).
…Moment ich gucke
auf die Füße…
Anzug wäre aber
übertrieben. Wir
gehen ja schließlich
feiern und uns nicht
Bülent & Nino, Passage
präsentieren. Oder
man kennt einfach
den Türsteher, da wird ja dann oft vieles übersehen.
Ich mache euch publik, noch Singlesprüche wie „ ich bin zu
haben etc…“ oder soll ich die Frage weglassen?
Beide Singles, auf der Suche, aber bestimmt nicht in der Passage!
C
M
Y
CM
MY
CY CMY
K
Günstig
mobil nach Hause
telefonieren!
ct
in die Türkei
mit eety-türk
Info-Hotline
+43 (0) 681 83 0 83
www.eety.at
37
24. Dezember
Restaurant Beograd
Theresianumgasse 18, 1040 Wien
Schikanedergasse 7, 1040 Wien
„Pokondirena tikva“,
Nationaltheater Belgrad
Weihnachts-Menü + Musik
Goldschlagstrasse 169, 1140 Wien
Balkan-Jazz: Grigore Lese,
Lincan/Dragoi/Simion
19 €, ab 20:00
Brunnengasse 76, 1160 Wien
Krampus Party + Men’s strip
show
15. Dezember
Theater Akzent
Theresianumgasse 18, 1040 Wien
“Velika zverja” Gastspiel aus
Zagreb
13/23 €, ab 19:30
Silvester-Special: Club
Vagabond
Silvesterfeier Viva La Musica
Phoenix Superclub Vienna
31. Dezember
Melon Urban Rock Club
Brunnengasse 76, 1160 Wien
Silvesterpary, Büffet 10 € +
Live Band
Eintrit frei!
WUK
Währingerstr. 59, 1090 Wien
7. Dezember
Melon Urban Rock Club
Floridita
Johannesgasse 3, 1010 Wien
23 €/Person, bitte reservieren!
13/15 €, ab 19:30
6. Dezember
Sargfabrik
Café Derwisch
Lerchenfelder Gürtel 29, 1160 Wien
Silvester Bash, Balkan meets
Electronic
10/13 E Eintritt
Maršal pub
Herbststraße 32, 1150 Wien
Lerchenfelderstr.35, 1070 Wien
5-Gänge-Menü+ Handlesen,
Bleigiesen
149 €/Person, reservieren!
Sargfabrik
Goldschlagstraße 169, 1140 Wien
Ljubinka Jokić & Yok!
(Österreich, BosnienHerzegowina)
17 €, ab 20:00
Daumegasse 11, 1110 Wien
DJ-Party+Karaoke
Freedom Dancing Bar
Guglgasse 11, 1110 Wien
Turkisch delight: Reise nach
Istanbul
Halber Preis ibis 23:00
Porgy&Bess
Riemergasse 11, 1010 Wien
Plus Balkan-Buffet, Res.:
069911644266
Vienna Art Orchestra „All
That Strauss“ (A/D/CH/SK/USA/
AUS/I/NL)
Restaurant Lazar
Tanzakademie + Salsa/Show
10 €, ab 21:00
Disco OXYD
Tamburaši + Maršal Band
Vogelweidplatz 4, 1150 Wien
Szene
Szene
Szene-Tipps mit
scharf
1. Dezember
Theater Akzent
12.50 – 50 €, ab 22:00
Silvester-Gala, Orkester
Danica
60 €/Person, ab 20:00
C
Ein Schwabo
auf der
Balkanstrasse
von Oliver Pink, Redakteur der Tageszeitung Presse
38
Als Innenpolitik-Redakteur kommt man
ja nicht so viel herum in der Welt. Also
warum sich die große Welt nicht einmal
im Kleinen ansehen? Etwa in Wien-Ottakring, auf der Balkanstraße. Das „Palazzo“
hält auf den ersten Blick, was die Plakate
im Sommer im Schafbergbad versprochen
haben: fetziger Balkan-Beat, hübsch aufgestylte Mädels, die Buben eher unprätentios
– aber das ist eh gut so. Wobei dazugesagt
werden muss, dass ich ohnehin in festen
Händen bin. Aber schauen wird man ja
noch dürfen. Und mein Kollege, den ich
mitgenommen habe, darf sogar mehr.
Da stehen wir nun also, wir zwei
„Schwabos“ (so heißen wir angeblich bei
den „Jugos“), rings um uns trinken sie
erstaunlich wenig Alkohol, dafür Unmengen an Cola und Red Bull und mein
Freund macht sich an die ersten Damen
heran. Was ziemlich sinnlos ist. Denn die
wollen unter sich bleiben. Interesse an
uns? Null. Nein, so wird das nichts mit der
Integration. Die ist ja keine Einbahnstraße! Wir wären ja willig, aber die anderen
… Wenigstens eine kroatische Prinzessin
- Ehering, ein Kind (wie sich im Laufe
der Kurzkonversation herausstellt) - lässt
sich dazu herab, ein paar Worte mit uns zu
wechseln.
Plakate für eine „VIP-Party“ sind überall im Lokal affichiert. Wobei VIP hier für
„Very Important Pussies“ steht. Eigentlich
ganz lustig. In meinem Kulturkreis würde
man das allerdings nicht durchgehen lassen
- zu sexistisch. Da sind die Südländer halt
schon lockerer.
Nach zweieinhalb Stunden schauen,
am Drink-Nippen (wir trinken Bier) und
zwischenzeitlicher Unterhaltung (und zwar
ausschließlich mit meinem selbst mitgebrachten Kollegen) lassen wir es bleiben.
Raus in die Nacht und ab ins Taxi.
M
Y
CM
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mobil nach Hause
telefonieren!
9
.ct9
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Info-Hotline
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39
Star-Designer Nhut La Hong
geht mit biber-Redakteurin Anita
Malli essen und zeigt sein
liebstes vietnamesisches Lokal
am Naschmarkt.
Nhut La Hong arbeitet viel und gerne.
Obwohl er gerne genießt, kann er nirgendwo ruhig sitzen, muss immer etwas tun.
Die Wiener Kaffeehauskultur, das Herumsitzen, Tratschen, Kaffeehausphilosophieren ist also nicht sein Ding. Essen geht der
Austro-Vietnamese schnell zwischendurch.
Mit biber hat sich der Liebling von Mausi
Lugner und Co. in einem seiner Lieblingslokale, dem Pho am Naschmarkt, getroffen.
La Hong bestellt sich gleich einmal das
vietnamesische Bier (bia) Saigon. Na dann
CĂn Ly! (Prost)
La Hong: Wissen Sie schon was Sie
40
essen möchten?
biber: Was empfehlen Sie? Sie sind hier
der Stammgast.
Ich esse immer diese Reisnudelsuppe mit
Rindfleisch. Das ist eine Art Nationalgericht in Vietnam. Es gibt Fast-Food-Ketten
Der Kellner kommt. La Hong bestellt für
alle – auf vietnamesisch. Wir nehmen drei
Vorspeisen: kalte Tofurolle, kalte Schrimpsrolle, Reisnudelnetz, Frühlingsrollen und
drei Hauptspeisen. Reisnudelsuppe auf drei
Arten.
Wie war das für Sie, als Sie nach Österreich gekommen sind? Wie hat Ihre Mutter
da gekocht, vietnamesisch oder österreichisch? War das eine kulinarische Tortour?
Ich erinnere mich, dass ich Obst so
langweilig gefunden habe. Hier gibt es
so wenige Früchte und die, die es gibt,
schmecken nicht so süß wie in Vietnam.
Das ist deshalb, weil es hier so kalt ist. Wir
sind 1981 nach Vorarlberg gekommen
und da gab es gar nichts Asiatisches zu
kaufen. Vielleicht ein China-Restaurant.
Meine Mutter hat dann am Markt etwas
gekauft, was so ähnlich ausgesehen hat und
versucht vietnamesisch zu kochen. Es hat
natürlich nicht so gut geschmeckt. Später
sind wir dann in die Schweiz gefahren und
haben dort asiatische Lebensmittel eingekauft. Die Vietnamesen dort waren gut
organisiert. Wir konnten alles kaufen. Aber
wissen Sie, ich bin nicht heikel. Ich esse
alles. Nur immer sehr langsam. Ich könnte
den ganzen Tag essen. Früher hat mich
meine Familie Mülleimer genannt, weil
ich immer aufgegessen habe, wenn meine
Geschwister nicht mehr konnten.
Mit was betrinken sich die Vietnamesen?
Es gibt Bier, Wein nur sehr wenig. Sie
trinken Reisschnaps und Cognac. Cognac
deshalb, weil Vietnam lange bei Frankreich
war. Hennessy ist die beliebteste Marke.
Die Leute trinken das wie die Russen
Wodka. Literweise.
Was haben sie kulinarisch aus Vorarlberg
mitgenommen?
Ich liiiiiebe Käsespätzle! Mit Kartoffelsalat.
Und dann esse ich noch Strudel. Kirschstrudel, den gibt es in Wien aber nicht so
oft. Im Burgenland habe ich den gegessen.
Wo essen Sie hier in Wien noch gerne?
Oder kochen sie lieber selber?
Ich habe fast keine Zeit zum Kochen.
Normalerweise gehe ich essen oder hole
mir schnell etwas. Hierher komme ich
gerne und ins Saigon am Getreidemarkt,
die beiden Lokale gehören zusammen.
Vietnamesisch esse ich natürlich am
liebsten. Dann gibt es noch so ein Beisl,
ein Wirtshaus in der Riemergasse, gleich
wo ich wohne. Es heißt Pürstner. Dort esse
ich immer Bauernschmaus. Zu McDonalds
gehe ich manchmal, Kebab esse ich gerne.
Das letzte Mal habe ich in meinem Atelier
die Hälfte gegessen und als ich die andere
Hälfte essen wollte war sie nicht mehr da.
Es war ein Hund zu Besuch, Africano, so
heißt er, hat den Rest gefressen.
Zum Abschluss: Was ist das wichtigste für
Sie am Essen?
(überlegt) Man muss immer wissen was
man isst und man muss immer dankbar
dafür sein, etwas zu bekommen.
Wer ist eigentlich Nhut La Hong?
Nhut La Hong (40) ist mit fünfzehn von
Vietnam nach Vorarlberg gekommen. Er
ist einer der Wiener Star-Designer und
ein Liebling der Schickies und Mickies,
ein Dauergast in den Klatschspalten. Der
Opernball kann schon zu einem La-HongFestival werden, denn wer heutzutage etwas
auf sich hält, kauft bei La Hong sein Outfit
und zwar in der Kärntnerstraße 8 (weil 8
seine Lieblingszahl ist) ein. Ein Tipp für
die Armen: Wer La Hong tragen will und
dabei noch Geld verdienen will, muss sich
um einen Job in der Stadthalle bemühen.
Die Stadthallenmitarbeiter tragen nämlich
Uniformen, entworfen von La Hong.
Wo und was isst Nhut La Hong
(wenn er gerade Zeit hat)?
Pho am Naschmarkt Stand 191-193, 4.
Bezirk, Tel. 5850224
Saigon Restaurant Getreidemarkt 7, 6.
Bezirk, Tel. 585 63 95
Pürstner Wirtshaus 1. Bezirk Riemergasse
10, Tel. 512 63 57
Lokal-Tipp YLK
Gastro
Gastro
„Reis
macht
dick“
in Vietnam, die verkaufen nur diese Suppe.
Pho, so heißt ja auch dieses Lokal, bedeutet
Glasnudelsuppe. Wir essen sehr viel Flüssiges in Vietnam und geben immer frische
Kräuter dazu. Wir zerkochen nicht alles
wie die Leute hier. Und eigentlich essen
wir sehr wenig Reis. Reis macht dick. Nur
in der Unterschicht wird oft Reis gegessen
– aus Kostengründen.
Und was sollen wir als Vorspeise nehmen?
Diese Rollen hier sind sehr gut. Mit
Schrimps gibt es das und mit Tofu. Ich
nehme Tofu, ich versuche wenig Fleisch zu
essen.
Weshalb?
Ich mag es nicht, wie die Tiere gehalten
und geschlachtet werden. Tiere haben auch
eine Seele. Man soll sie nicht quälen und
schlecht mit ihnen umgehen.
Simits, Waffeln, türkischer Kaffee, Çay aus
dem Samowar, Schokofondue und Wiener Frühstück. Das Ylk auf der Währinger
Straße kombiniert traditionell Türkisches
mit typisch Österreichischem. Es gibt Simits natur, man kennt sie als knusprige Sesamringerln. Gefüllte Simits-Weckerl mit
Sauerkraut-Selchfleisch oder Thunfisch-Kapern-Rucola sind in der Türkei unüblich, in
Österreich aber beliebt. Das Ylk ist das erste
Lokal eines sehr jungen türkisch-österreichischen Unternehmer-Trios, alle drei sind
knapp über zwanzig! Das Lokal heißt Ylk,
weil es ihr erstes ist (Ylk türkisch: das Erste).
Im Laden wird auch Omas Marmelade verkauft. Simits haben schon die alten Osmanen
gefuttert, in Wien gibt es sie in türkischen
Kleinbäckereien. In der Türkei sind Simits
eine Konkurrenz zu McDonald’s und in
Wien eine Abwechslung zu Pizzaeck und Kebab. BONUS: Mit einem Biber in der Hand
gibt es im YLK eine kleine Überraschung.
Ylk
Währinger Straße 14
1090 Wien
Tel: 01/317 41 56
Mo.–Sa. 7.00–20.00 Uhr,
C So.
M Ruhetag
Y
CM
MY
CY CMY
K
Günstig
mobil nach Hause
telefonieren!
Gastro-biber:
La Hongs Mittagessen im Pho am Naschmarkt
Getränk: 1 Saigon Bier 2,80 €
Vorspeise: 1 kalte Tofurolle 2,90 €
Hauptspeise: 1 Reisnudelsuppe mit Rindfleisch 7,90 €
Kaffee: 1 Vietnamesischer Kaffee mit Kondensmilch 2,80 €
Dessert:
1 Manioc Kuchen
3,70 €
Summe
20,10 €
In Vietnam wird diese Art des Kaffees „Das Töpfchen auf dem
Glas“ genannt. Es wird nicht gezuckert, weil die Kondensmilch eh
süß ist.
12
ab
ct
in die ganze Welt
Info-Hotline
+43 (0) 681 83 0 83
www.eety.at
mit eety-classic
41
Serbisch Kyrillisches Alphabet:
ÀÁÂÃĀÅÆÇÈ£ÊËŠÌ
ÍŒÎÏÐÑҎÓÔÕÖ׏Ø
Und wer ist der da?
Es ist Vuk Karadžić – Erfinder des ÀÁÂ
von Emina Adamović und Emanuel Ehgartner (Fotos)
Das Beograd im vierten
Bezirk ist für das „brennende
Hunnenschwert“ bekannt.
Ehrlich, wer das aus der
Speisekarte wählt, der wird
nicht hungrig aufstehen. Und
wenn beim Slivowitz danach
der Blick auf das Bild mit
dem strengen Mann mit dem
Bart fällt, dann fragt sich so
mancher: Und wer ist der da?
Biber-Wiki löst das Rätsel: Es
ist Vuk Karadžić – Erfinder
des serbischen ABC. Dass
man etwa im serbischen
Džastin Timberlejk statt
Justin Timberlake schreibt,
verdanken wir Vuk Stefanović
42
Karadžić. Der 1787 in Trsić,
Bosnien und Herzegowina geborene Schriftsteller, Sprachwissenschafter und Diplomat
reformierte Anfang des 19.
Jahrhunderts die serbische
Schriftsprache und erfand das
heute noch gültige Alphabet,
das sich aus 30 Buchstaben
zusammensetzt: A B V G D
Đ E Ž Z I J K L Lj M N Nj
O P R S T Ć U F H C Č Dž
Š. Jedes Kind in Serbien, das
in die Volkschule kommt,
weiß das. Mir wurde dieses
slawisch kyrillische Alphabet
mit 4 Jahren von meinen
Großeltern beigebracht.
Da sich bis zum 18. Jh.
die Volkssprache von der
kirchenslawischen Schriftsprache sehr unterschied und
daher den meisten Menschen nicht zugänglich war,
versuchte Karadžić die beiden
Spracharten anzugleichen.
Er reformierte die serbische
Schriftsprache, indem er das
kirchenslawische durch die
reine Volksprache ersetze
nach dem Leitspruch „Piši
kako govoriš, čitaj kako je
napisano“ – „Schreibe wie Du
sprichst, lese, wie es geschrieben
ist“. Dieses Motto ist heute
noch im ganzen ehemaligen
Jugoslawien gültig.
Als Mitglied des serbischen
Aufstandes 1804 gegen die
Türken, die damals den
ganzen Balkan unter ihrer
Herrschaft hielten, musste
Vuk nach Österreich fliehen.
Hier kam er dann zum ersten
Mal in Berührung mit dem
Westen, lernte Deutsch und
Latein. Auf diesem Wege
konnte er so seine Ideen von
einer Volkssprache verwirklichen.
Als berühmter Dichter seiner
Zeit, pflegte Karadžić wichtige
Kontakte zu intellektuellen
Kreisen des damaligen Österreichs. Zu seinem engeren
Freundeskreis gehörten etwa
Johann Wolfgang von Goethe,
Leopold Ranke und Jacob
Grimm. Diese setzten sich
mit der serbischen Kultur
auseinander und übersetzten
Karadžićs Werke in die
deutsche Sprache. Übrigens:
Karadžić verbrachte den
Großteil seines Lebens in
Wien und starb 1864. Verheiratet war er mit der Österreicherin Anna Kraus, mit der
er 13 Kinder hatte.
Es ist 3 Uhr morgens und du bist auf dem
Heimweg nach einer lustigen Partynacht:
die Straße ist unbeleuchtet, die Wahrnehmung getrübt und die Angst groß…
1000-mal ist nichts passiert, aber dieses
eine Mal ist vielleicht doch irgendjemand
im Busch.
leere Unterführung und wird dort von
einem Angreifer von hinten umklammert.
Sie achtet nun auf einen breitbeinigen, guten Stand und fixiert mit einer Hand den
Arm des Gegners. Damit soll verhindert
werden, dass aus der Umklammerung eine
noch gefährlichere Würgesituation wird.
biber-Redakteurin und Selbstverteidigungstrainerin Karin Plassnig präsentiert
leicht zu erlernende und effektive Techniken aus dem israelischen Nahkampf-System Krav Maga.
Karin geht durch eine düstere, menschen-
Durch den Schmerz krümmt sich der Angreifer nach vorne und lockert seine Umklammerung. Jetzt kann Karin noch einen
Ellbogenstoß zum Gesicht ausführen, um
dann so schnell wie möglich wegzulaufen.
Im nächsten Schritt attackiert Karin
„die“ Schwachstelle des Mannes: seinen
Genitalbereich. Dazu spreizt Karin die
Finger ihrer anderen Hand weit, um mit
einer möglichst großen Trefferfläche zum
Gegenschlag anzusetzen – zum offenen
Handschlag in den Genitalbereich.
1200 Wien, Forsthausgasse 16-20
Fax: 01/968 17 58 • Mobil: 0664/3977861
In der nächsten BIBER-Ausgabe präsentieren wir Lösungen für Würgeangriffe.
Jeden Donnerstag von 18.15 bis 19.15
Uhr findet in der Krav Maga ÖsterreichZentrale nahe der U6-Station Floridsdorf
ein regelmäßiges Frauentraining statt. Das
gesamte Angebot und alle Infos zu Krav
Maga unter www.akma.at
„Auch ich
muss erst
eure Sprache
lernen ...“
ANLAGENBETREUUNG - GARAGENREINIGUNGEN
WINTERDIENST - GRÜNFLÄCHENBETREUUNG
BVC
Fotos von Emanuel Ehgartner
Biber Hilfe
Was ist da im Busch?
Biber-Wiki
Fremdenfeindlichkeit
muss ein Fremdwort sein.
43
feschn
Stajl!!! –
Verpackung
ist alles
Warum wir
so auf Marken stehen und uns
dafür sicher nicht genieren
Von Ivana Martinović
Wir, vom biber-Team, haben so unsere
Fragen. Was haben Leute mit türkischem
und ex-jugoslawischem Hintergrund so
alles gemeinsam? Was zeichnet die 2.
Generation neben vielen anderen Sachen
besonders aus?
Nun, wir haben unseren eigenen Stil!
Etwas haben wir alle aus unseren Wurzeln
mitgenommen. Wir haben Sinn für guten
Geschmack. Wir wissen, was wir wollen
und was uns gefällt. Man kann aber auch
einfach sagen: Wir sind völlig GEIL AUF
MARKEN.
Dieser augenscheinlichen Beobachtung
sind wir gemeinsam mit Peter Hajek Public
Opinion Strategies mit einer professionellen Marktforschungsstudie auf den Grund
44
gegangen und haben einen Vergleich
zu den „Svabos“ („echte Österreicher“)
aufgestellt. Ein Wahnsinnsergebnis, sag’
ich euch!
biber hat sich eine Woche lang unter die
Leute gemischt und 200 Wienerinnen und
Wiener mit türkischem und ex-jugoslawischem Background zwischen 14 und 40
Jahren befragt. Auf der Mariahilfer Straße,
der Kärntner Straße, in Cafés, vor den
Schulen, in den Parks, U-Bahnstationen.
Überall dort, wo unsere Leute sind.
Woher wir gewusst haben, dass sie
türkischen oder ex-jugoslawischen Hintergrund haben? Na, da wären wir schon
beim Thema: Styling ist alles – also sieht
man das auf einen Blick.
Ein junger Unteroffizier nach seiner Beeidigung zum Mitglied der Kommunist­­ischen
Partei. An der „Union Kommunistisches Jugoslawien“ durfte nicht gerüttelt werden.
Gürtel: Diesel 80 €
Bluse+Mini: Serbische Volkstracht, Unterrock
Leggins: H&M 7.90 €
Schuhe: Stylist’s own
Lederjacke: ZARA 129 €
45
Kapuzentop: Adidas 99.95 €
Hose: Adidas 54.95 €
Gürtel: Diesel 100 €
Pumps: Mango 69.90 €
Kette: Stylist’s own
Armreifen: H&M 4.95 €
46
Stolz trug man die Uniform, den Stern, die Flagge. Übrig bleiben irreführende Nostalgiegefühle.
Längst trägt man heute Diesel & Co. stolz zur Schau. Auch irgendwie irre.
47
feschn
„Nichts ist uns zu teuer“, „Bekannte Hersteller müssen es sein“, fordern laut Studie
60 Prozent der Befragten. Mit bestimmten
Marken wollen sich 68 Prozent gerne
„brüsten“. Exklusive Geschäfte sollen es
für 47 Prozent der Balkanaken sein. Im
Gegensatz dazu pfeifen 78 Prozent der
Österreicher ohne Migrationshintergrund
total auf Diesel-Stores und Co. Und es
gehört schon gar nicht zum guten Ton, zu
zeigen, was man sich leisten kann – gerade
14 Prozent der „Svabos“ trauen sich zuzugeben, dass die anderen ruhig sehen sollen,
was mann oder frau so hat und kann.
Ganz anders schaut’s bei den „Migros“
(Migranten oder deren Nachkommen) aus:
43 Prozent meinen, andere sollen ruhig
sehen, wie viel die Lederjacke und/oder die
Prada-Tasche kostet. Ob die meisten sich
das überhaupt leisten können, ist völlig
egal. Hauptsache, es blinkt und funkelt ordentlich! „Wir kaufen nicht gerne ein, was
andere schon haben“ (57 Prozent). Wir
sehen uns um, was für Modetrümpfe die
anderen vorzeigen, grübeln bis der Kopf
raucht, und geben noch eins drauf. „Na?
So ein D&G-Shirt hast du nicht, Bruda?“
Und das gute alte schwerverdiente
Geld? Was solls! „Wenn mir etwas gefällt,
muss ich es haben, koste es, was es wolle“
beteuern 55 Prozent unserer Leute. Die
Studie zeigt, dass unsere österreichischen
Mitbürger ohne Migrationshintergrund
geldbewusster (eigentlich nicht ganz blöd)
mit ihrem hart Verdienten umgehen. Da
schauen satte 62 Prozent zuerst, ob sie
ein Schnäppchen beim täglichen Einkauf
machen können. „Da Euro“ ist nun mal
ein „Teuro“. Aber der Next-Generation
scheint es egal zu sein. Man wird mit allem
fertig, egal wie hoch der Preis ansteigt.
Lifestyle ist und bleibt wichtig.
Woher kommt dieses Verlangen nach
materialistischen Vorzeigeobjekten? Schauen wir uns doch in den Herkunftsländern
um, wo nicht an jeder Ecke Prada- und
Guccishops stehen. Was geht in den Dörfern ab? Wie beweist man dem Nachbar,
was man hat, er aber nicht? In vielen
Dörfern läuft es so ab. Statt einem PradaShirt wird die neue Wohnzimmergarnitur
gezeigt. Gleich wird die Nachbarschaft eingeladen, um sie zu bestaunen. Eine neue
Deckenbeleuchtung darf es auch sein, oder
auch ein neuer Wohnzimmertisch. Oh ja,
und der Garten ist topp! Blumen werden
in den verschiedensten Farben gepflanzt.
Der Rasen wird regelmäßig in Form
gebracht, genau so, wie wir unsere Frisuren
hier im Westen stylen, damit die äußere
Schönheit nicht zu kurz kommt. Was der
Garten zu bieten hat, hat dann das Haus
(der innere Wert) noch mehr. Die Fassade
ist wichtig, der Anstrich des Hauses in
den strahlendsten Farben zeigt, was wir zu
bieten haben, äußerlich und innerlich.
Die Verpackung ist also wichtig! Äußere
Schönheit zeigt meinen Status. Ist wohl für
niemanden etwas Neues. Wenn schon das
Äußere so teuer zu haben ist, wie hoch ist
dann der innere Wert? Sicher der reinste
Wahnsinn! Da ist ja der neueste BMW
billiger – dieser ist, wenig verwunderlich,
die beliebteste Automarke laut Studie.
Mercedes, Audi, Opel, VW folgen auf den
Top-Rängen der beliebtesten Schlitten.
Und wenn sie nicht gerade im Sechzehnten oder Zweiten herumcruisen, parken sie
repräsentativ in den Vorhöfen der bosnischen, kroatischen und anatolischen Dörfer. Die Next-Generation hat es geschafft!
Mein Freund hatte Geburtstag.
Geschenk musste her. Fragte
ich ihn: „Schatzi, was willst
haben, herst?“ Sagte er auf seine
charmante Art: „Lass dir was
einfallen, Süsse! Aber du weisst:
Ich trage nur Markensachen, gell?“
Mein Freund ist vom Balkan!
48
49
Zeigt her eure Kleider! Wenn es was zu feiern gab, wurden früher aufwendige Festtagstrachten ausgeführt. Folkloreabende waren sehr beliebt. Damals auch DIE Gelegenheit,
jemanden abzuschleppen oder eine „gute Partie“ zu machen.
50
Kapuzen-Sweatshirt: Diesel 100 €
Gürtel: Diesel 220 €
Jeans: Diesel 250 €
Hosenträger: Diesel 70 €
51
feschn
Jacke : Adidas 89.95 €
Fellmütze: Stylist’s own
Bluse: Altbulgarische Tracht, Erbstück
Ohrringe: H&M 4.95 €
Bootcut, Schlaghose, Collegestyle, Elvistolle. Was uns als hip und modern verkauft wird ist eigentlich Schnee von gestern, war schon in
den 70ern angesagt. Aber waren die auch so Markengeil? Ja, sogar viel mehr. Bereisen konnte man die ganze Welt. Aber zuhause gab’s nur
Eigenproduktion. Man hechelte dem goldenen Westen hinterher. Was heute Chanel, Cavalli und Versace symbolisieren, war vor 30 Jahren
Riffle oder Wrangler. Das machte der Zauber des Verbotenen - heute nennt man das Imagepflege. Wer auf seinem Shirt „Made in Germany“
stehen hatte, war wer. Heute brüsten wir uns mit Nike-Schriftzügen. Und BMW’s, Audis,… . Weil die gab’s damals auch nicht an jeder Ecke.
52
Fotos: Moritz Schell
Assistenz: Armin Pavlik
MakeUp&Haare: Alma Totić / perfectprops
Styling: Andrea Gergely / perfectprops
Models: Nataša und Paul / React
Ein großes Danke an die Besitzer des Maršal Pubs Nataša und Ljubiša!
53
feschn
Marken-Ranking
Biber hat die beliebtesten Marken von Wienerinnen und Wienern mit
Migrationshintergrund erheben lassen. Hier das Ergebnis der Umfrage:
Handy:
1. Nokia 2. Sony Ericsson 3. Samsung
Bekleidung:
1. Dolce & Gabbana 2. Diesel 3. Boss
Sportmarken:
1. Adidas 2. Nike 3. Puma
Auto:
1. BMW 2. Mercedes 3. Audi
Kosmetik:
1. Nivea 2. Loreal 3. Bebe
Elektronik:
1. Sony 2. Philips 3. Samsung Quelle: Peter Hajek Public Opinion Strategies. 200 Befragte mit
türkischem und ex-jugoslawischen Background. Befragungszeitraum Herbst 2007. Informationen zur kompletten Studie über das
Konsumverhalten dieser Zielgruppe unter [email protected].
„Die Wirtschaft hat das
sind wir so markengeil, Herr
verschlafen“ Wieso
Bratić?
54
Marken sind in der Konsumgesellschaft
wichtig, sie sind ein Teil dieser. Die ältere
Generation verstand Marken als symbolische Aussagen, heute drücken die
meisten so ihre Zugehörigkeit zu einer
Gruppe aus. Die Zweite und Dritte Generation der Jugendlichen mit Migrationsintergrund kommen in der Regel aus der
Arbeiterklasse. Sie bleiben oft in diesen
Kreisen, es ist schwer, da rauszukommen.
Jedoch sind die Ziele dieser Generationen
andere als die ihrer Eltern, der Aufbaugeneration. Obwohl: Beim Verhältnis zum
Auto zeigt sich kein großer Unterschied
zwischen den Gastarbeitern und ihren hier
groß gewordenen Kindern.
Wieso erkennt die Konsumindustrie erst
jetzt die Kaufkraft der Migranten?
Der Grund ist, dass wir hier in Strukturen
eines nationalen Staates leben und dieser
sich nach der Mehrheitsbevölkerung richtet. Allerdings gibt es eine große Gruppe
von Leuten mit Migrationshintergrund,
die auch konsumiert – viel konsumiert
– und sehr spezifische Vorlieben hat. Die
Wirtschaft hat das einfach verschlafen.
Aber es ändert sich. Das hat auch mit
dem demografischen Druck zu tun, der zu
umwälzenden Veränderungen führt.
Ljubomir Bratić stammt aus Serbien und kam als Student
nach Wien. Er hat als Flüchtlingsbetreuer gearbeitet, ist
Philosoph, Sozialwissenschaftler, Publizist und Aktivist.
55
Marsc­hieren in
­anatolien
sec. Story
5
Jeder türkische
Staatsbürger
muss zum Militär. Türken, die
in Österreich
oder Deutschland
leben, können für
5000 Euro den
Präsenzdienst in
drei Wochen statt
in 15 Monaten absolvieren.
Es macht keinen Sinn, ist
wahnsinnig langweilig, kostet
5000 Euro, und doch machen es
Hunderte Türken aus Österreich
pro Jahr. Einmal im Leben muss
jeder Exil-Türke für drei Wochen
zum Militär. Nach Südostanatolien, um dort den Präsenzdienst
zu leisten. Hikmet Kayahan, Chef
der Antirassismus-Organisation
ZARA, berichtet von den irrsten
drei Wochen seines Lebens.
Von Bernhard Gaul und
Hikmet Kayahan (Fotos)
56
∫
57
Seit mehr als 20 Jahren lebt Hikmet Kayahan in Wien. Er mag
die Caféhäuser, die Öffis und das Nachtleben. In der Kaserne von
Burdur erwarteten den türkischen Staatsbürger andere Dinge:
Etagenbett statt Altbauwohnung, Suppeneintopf statt Wiener
Schnitzel, Pferdefuhrwerk statt Einspänner, Anschreien statt Ausschlafen. Und dazu ein bunt gemischter Haufen von Exiltürken
aus Österreich, Deutschland und der restlichen Welt.
Manche sind jenseits der 50, alle stehen sie mitten im Leben,
mit Job, Frau, und Kindern. Und alle haben gemeinsam, dass sie
noch immer den türkischen Pass haben und daher zum türkischen
Militär müssen. Drei Wochen dauert der „Militärdienst light“
– von den eigentlich vorgeschriebenen 15 Monaten kann man sich
gegen eine Gebühr von 5000 Euro freikaufen. Andernfalls hätte
man Probleme bei der Einreise.
Viermal im Jahr, im Januar, April, Juli und Oktober, findet
die gleiche ungewöhnliche Zusammenkunft von eigentlich viel
zu alten Männern statt – aufs Jahr verteilt mehr als zehntausend
Menschen. Für den türkischen Staat macht das fast 50 Millionen
Euro aus, keine so unerhebliche Summe. Die Wahl des Zeitpunktes ist einem selbst überlassen, man kann das mit dem Konsulat
abstimmen.
Jetzt stehen sie alle da, am Kasernenhof von Burdur. In Uniformen, die teils zu klein sind, in Militärstiefel, die zu groß sind. So
grotesk die Szene ist, niemand nimmt sie auf die leichte Schulter. Mit dem türkischen Militär ist nicht zu spaßen. Wichtigste
Kommunikationsform in den ersten Tagen bleibt das Angeschrieen
werden.
Die Türkei kennen viele nur von sporadischen Besuchen bei
Verwandten, manche sind nicht einmal wirklich sattelfest in ihrem
Türkisch. Ist jetzt alles egal, jetzt heißt’s: marschieren. In Reih und
Glied. Rechts um. Links um. Im Gleichschritt. Halt. Und wieder
von vorne. Immer im Kreis herum. Den ganzen Tag geht das so,
quer über den Kasernenhof. „Wozu der Blödsinn?“, fragen sich
viele, laut aussprechen will das niemand.
Ein Offizier klärt die Truppe auf: In wenigen Tagen ist die
Angelobung, mit Waffe und Wichs der Türkei und dem Kemalismus Treue schwören. Das ist wohl bei allen Armeen der Welt
der wichtigste Tag im Leben eines Soldaten. Und die Ausbildner
wollen nur eines erreichen: Sich mit diesem Sauhaufen hier, den
verweichlichten, teils übergewichtigen, kurzatmigen Typen vor den
hohen Offizieren bei der Angelobung nicht zu blamieren.
Hikmet hat sich vor seiner Rekrutierung bei erfahrenen Freunden ordentlich schlau gemacht. Ohne 30 Paar Socken, 30-mal
58
Sarajevo
Das ĆevapČiĆi-Schlaraffenland
Biber-Tipp an Jung-Türken
Bitte für die drei Wochen 30 Paar Socken
und genug Unterhosen mitnehmen. Die Soldatenkluft kratzt. Waschen ist in den Kasernen
auch nicht so richtig in.
Bim schon da! 2nd life in Sarajewo
Als offizielle Biber-Ćevapčići-Testerin muss
ich sagen, die besten kriegt man in der
Innenstadt von Sarajevo. Die City ist ein
Mega-Ćevapčići-Schlaraffenland. Fleischfresser aller Balkan-Länder vereinigt euch! Die
engen Straßen des Basars, der Bašćarčija,
riechen nach gebratenem Fleisch. Man
fühlt sich wie in einer einzigen, riesigen
Ćevapčići-Braterei. Dazwischen zwängt sich
hie und da der Geruch von frisch gebackenem Burek oder der Duft von türkischem
Kaffee. Die Bosnier wissen wie man gut
lebt und gut isst. Den Cholesterinspiegel würde ich nach der Reise aber nicht
unbedingt messen. Mein Magen knurrt,
ich lasse mich treiben und werde bei einer
Burekdžinica angeschwemmt. Etwa fünf
Bleche mit frischen, knusprigen Bureks
liegen in einer Vitrine. Der Burekverkäufer
braucht die große Konkurrenz nicht zu
fürchten. Das Lokal ist voll mit Stammkunden, alle quatschen durcheinander, merken, dass Ausländer da sind – wir werden
gleich auf Deutsch angeredet. Ich beiße in
meinen Fleischburek. Bist du deppert ist
der fett, aber gut! Schon wegen des Essens
muss man hierherkommen. Aber Achtung:
Die muslimische Nachkriegsfrömmigkeit
erlaubt keinen Alkohol. Zum Nachspülen
bitte Flachmann einpacken!
Out of Aut
Unterwäsche, Waschzeug, etc. bist du dort aufgeschmissen. „Die
Armee stellt dir zwar was zur Verfügung, aber das will niemand
anziehen, versprochen“, sagt Hikmet.
Schlimm – darauf konnte er sich nicht vorbereiten – waren die
alltäglichen Belehrungen durch die Militärs. Über den Kemalismus, warum Staat und Religion notfalls vom Militär getrennt
werden müssen, und die Soldaten Garanten der Demokratie sind.
Es sind massive, stundenlange Vorträge, die mitunter die Grenze
der Gehirnwäsche überschreiten.
Sonst frisst einen eher die Langweile während der drei Wochen
auf. Nach der Angelobung am Ende der ersten Woche, müssen
die Rekruten nicht mehr marschieren. Nur mehr das Gehirn ein
wenig waschen lassen – und die Kaserne putzen. „Würden Sie uns
wirklich im Kriegsfall einziehen“, fragt Hikmet einen Offizier.
„Mein Junge: Wenn – im Kriegsfall – alle wehrfähigen Männer
eingezogen sind, und wir mehr brauchen, holen wir uns die Alten.
Dann die Frauen. Dann die alten Frauen. Und wenn wir dann
noch immer Leute brauchen, dann würde ich auch nicht drauf
wetten…“
In welcher Stadt befinden wir uns? Nein, falsch, nicht in
Wien, sondern in Sarajevo! Die alten Wiener Bims fahren
jetzt hier. Innen drin, von allen unbeachtet und unverändert, eine FM4-Werbung und ein Plakat der Volkshochschule Brigittenau von vor x-Jahren. Und wenn die Bim
dann eingeht, kommt sie auf den Straßenbahnfriedhof, ein
stillgelegtes Gleis in der Remise von Sarajevo. Dort stehen
schon andere Wiener Tramways und rosten dem absoluten
Ende entgegen. Den Schmäh mit dem Sitze-Ausbauen und
Sessel daraus machen, wie es in Wien der Fall ist, haben
Anita Malli ist Redakteurin von biber
die Sarajlije noch nicht gecheckt, aber vielleicht kommt
das ja auch noch in Mode.
Beautiful prayer
In Sarajevo sind nicht nur die Ćevapčići, sondern auch die
Typen (mit) scharf. Hippe Frisuren, stylisches Outfit, da
schaut man schon mal nach. Einziges Problem für Unsereine könnte allerdings sein, dass gerade die Feschesten
aufs Beten scharf sind. Designerschuhe schnell ausziehen
und ab in die Moschee. Wenn man da keine gläubige
Muslimin ist, geht wohl nix. Wer’s vielleicht doch probieren will, hier ein Insider-Tipp: Gazi-Husrev-Beg Moschee
täglich zu Mittag und nach Sonnenuntergang.
59
Einmal im Leben Sowjets spielen
Der große Stolz der Republik: Ihr Wrestling-Team ist
auch einmal Weltmeister
geworden.
Fadesse und Neugier brachte fünf Freunde
aus Italien zusammen, um den sogenannten „chaotischen Süden“ Russlands zu
entdecken – den Norden des Kaukasus.
Was hier groß geschrieben wird ist GASTFREUNDLICHKEIT. Diese durften wir
besonders im kleinen Städtchen Teberda
genießen. Was dieses verschlafene Nest
in der Republik Karachaevo Cherkessia
noch ausmacht: Das offizielle Bier „karachaevskoe“, der köstliche selbst gemachte
Käsekuchen, das Wrestling-WeltmeisterTeam und die geheimnisvollen dunklen
Seen mit Zauberkräften. Als europäische
Besucher wurden wir fünf arme italienische
Studenten wie eine sowjetische Delegation
behandelt. Ein Schritt in die Vergangenheit!
Nur in Teberda konnten wir abseits des
strengen Protokolls und der Etikette ganz
wir selbst sein und unsere eigenen Handtücher benutzen. Wir relaxten in der Sonne,
tauchten und mieteten alte Katamarane wie
damals die alte Bourgeoisie.
Javier, Davide, Erika, Sara und Ramiro sind Freunde von biber
60
Buenos
Aires
Viva la lucha
Buenos Aires erschließt sich dem Besucher
wie ein williges Geheimnis, nach wenigen
Stunden hat man den nötigen Überblick.
Eine der breitesten Straßen der Welt, die
Avenida 9 de Julio, die Straßen Corrientes und Callao kommen einem wie alte
Bekannte vor. Auf jeden Fall sollte man
entlang der Avenida Corrientes Richtung
Zentrum schlendern. Hier fühlt man den
Puls der Stadt am stärksten, hier kommt
Buenos Aires nie zur Ruhe. Buchgeschäfte,
Musikläden: Hier reiht sich ein Geschäft
an das andere. Aber nur kein Stress, die
meisten haben bis nach Mitternacht offen.
Hier befinden sich auch viele der Kabaretts
und Theater, die Seitenstraßen beherbergen
unzählige Cafés und Restaurants… Und so
langsam kommen wir dem Obelisco näher.
Nun ist man auf der zentralen Fußgängerzone Florida. Es mischen sich hier der
Glanz und der Staub verflossener Reichtümer und wer ein aufmerksames Auge hat,
entdeckt die junge, durchaus schwierige
Geschichte Argentiniens an den freizügig
beschrifteten Fassaden; „Viva la lucha del
pueblo / Es lebe er Kampf des Volkes“.
Russen bezeichnen den Kaukasus als
Jungle. Hier gibt es auch Kara-Koel,
das heißt in der lokalen Sprache „der
schwarze Teich“. Die Leute sagen,
wenn man darin badet, bleibt man auf
ewig jung. Dombaj ist auch nicht weit
weg: Dort findet 2014 die Ski-Weltmeisterschaft statt! Das wird sehr
schön, wie man hier am Foto schon
sieht.
Dieser kleine Laden wird von Alameja
und ihrer Mutter geschmissen. Das
„Magazin Kara-Koel“ bietet hungrigen
Durchreisenden, wie uns, billiges
Essen, Eis, Kaffee und Telefonkarten. Alameja spricht Italienisch und
Deutsch möchte sie auch bald lernen.
Zwetelina Damjanova ist Redakteurin von biber
Romina und Raúl
Wir verließen Teberda und die
kaukasische Republik mit tollen
Eindrücken und neuen Freunden. An
einer Kreuzung trafen wir zum Beispiel
diese Jungs. Sie gönnten sich nach
der Arbeit wohl noch einen Schnaps,
denn sie schickten uns in die falsche
Richtung.
Out of Aut
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Kaukasus
Romina ist Argentinierin, Raúl ist Spanier, beide sind sie
Tangotänzer in der Bar Sur. Zusammengebracht hat sie
jener Tanz, der als das bonaerense Exportgut schlechthin gilt. In der Bar Sur bekommt man eine Kostprobe
Tango vom Feinsten. Das Etablissement rühmt sich nicht
umsonst seit den 60er-Jahren, die Stars zu beherbergen.
Der kahlköpfige Sänger mit rauer, rauchiger Stimme, der
Klang des Bandoneon, melancholischen Verse… Das alles
und vieles mehr ist der Tango, seine Mystik muss jeder
für sich entdecken und dafür bieten die Tanguerías jede
Gelegenheit.
Auf den Spuren des
argentinischen Steaks
Im schicken Viertel Recoleta wurde in
den 80er-Jahren das Shoppingcenter
Patio Bullrich eröffnet, ein spannendes
architektonisches Projekt. Früher beherbergte das Gebäude die Auktion von
Pferden und Rindern vieler Haziendas
der argentinischen Pampa. Die Käufer
tummelten sich auf den Galerien von
wo aus sie das Vieh begutachteten, um
es zu ersteigern. Zwischendurch wurden aber auch Kunstwerke gehandelt.
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Out of Aut
Brüssel
Brüssel
Schneckt
Drei Dinge, die ich nicht wusste von
Brüssel: Erstens ist es hier normal, Biere
mit zehn Prozent Alkohol zu trinken.
Zweitens lieben alle hier Schnecken und
Muscheln. Und drittens essen die Brüsseler
sowohl zum Bier als auch zu den Muscheln
Fritten, Fritten, Fritten. Der Reihe nach: In
Belgien gibt es weit über 1000 Biersorten.
Das reicht vom 3,5-prozentigen Kirschbier
Kriek (stellt euch einen echt leckeren Radler
mit Himbeerkracherl vor) bis zum 11,6prozentigen „Stille Nacht“ (stellt euch einen
Vollrausch vor). Obwohl Bier in Belgien
etwas Heiliges ist – einige Sorten werden
noch in Klöstern gebraut –, gibt es auch
Biere wie „Verbotene Frucht“ oder „Teufel“.
Die gekochten Muscheln kommen
in einem großen Topf und sind in guten
Restaurants (abseits des Zentrums!) einfach
sagenhaft. Zu empfehlen ist der Fischmarkt
am Platz St. Catherine. Die erste geleerte
Muschel dient als Zange für das Fleisch ihrer Kollegen. Dazu gibt es Fritten, die gegen
Ende in den würzigen Sud am Boden des
Topfes zu tunken sind. Gekochte Schnecken in würzigen Suppen mit Sellerie sind
eigentlich noch besser als die Muscheln. Zu
empfehlen ist das Nordsee am Eck vor der
Kirche St. Catherine.
Wochenend-Ticker
Samstag
20 Uhr: Muscheln am Fischmarkt St. Catherine
22 Uhr: Abhängen im Café am Platz Saint Géry und stylische Menschen
gucken
01 Uhr: Zum Raben (Rue Saint Michel, nähe Boulevard Adolphe Max) = mit
Hunderten anderen Partyfreaks auf den Tischen tanzen und bis zum Morgengrauen versuchen, nicht runterzufallen
Sonntag
12 Uhr: Katerfrühstück am Place du Jeu de Balles
14 Uhr: Ramsch am Flohmarkt kaufen
16 Uhr: Am Place du Sablon sündteure, sündhaft gute Schokolade kaufen
18 Uhr: Am Place Jourdan um die besten Fritten der Welt anstellen
18:30 Uhr: Mit einer riesigen Tüte und drei von 31 möglichen Saucen in ein
Lokal auf ein Bier gehen
22 Uhr: Mit zwei Kilo mehr nach Hause
Clemens Neuhold ist Korrespondent des KURIER in Brüssel
Was Belgien eint: Der König, der Fussball und die Fritten
Nicht wundern, wenn in Brüssel alles in Französisch und Niederländisch angeschrieben ist. Brüssel ist die Hauptstadt eines Landes, das es eigentlich gar nicht gibt. Denn
Belgien ist der niederländischsprachige Norden (Flandern) und der französischsprachige
Süden (Wallonien).
Die Flamen und Wallonen haben nur wenig miteinander am Hut. Man trifft sich höchstens
in Brüssel. Es gibt weder gemeinsame TV-Kanäle noch Zeitungen. Belgisch sind gerade
einmal die Fußball-Nationalmannschaft und der König. Ob es das gemeinsame Belgien in
20 Jahren noch gibt, traut sich kein Belgier zu prognostizieren. Vor Kurzem haben sogar
30.000 Belgier für die Einheit ihres Landes demonstrieren müssen. Immerhin: Die Fritten
essen alle.
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