Diplomarbeit - Politicamentecorretto.com
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Diplomarbeit Titel der Diplomarbeit ZUR AUFNAHME DER ITALIENER UND DES ITALIENISCHEN IN ARGENTINIEN Verfasserin Caroline Katschnig angestrebter akademischer Grad Magistra der Philosophie (Mag. phil.) Wien, im Mai 2007 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 349 346 Studienrichtung lt. Studienblatt: Italienisch (Stzw), Französisch (Stzw) Betreuer: Univ.- Prof. Dr. Georg Kremnitz In Liebe und Dankbarkeit meiner Mutter Jana Denison und meinem Stiefvater Univ. Prof. Dr. Norman Denison gewidmet. 2 Danksagung Am Beginn dieser Arbeit sollen jene stehen, die am vorliegenden Ergebnis - die Diplomarbeit im engeren Sinne, das Studium im weiteren Sinne - mitbeteiligt sind. Mein größter Dank gilt meiner Mutter und meinem Stiefvater, denn sie gaben mir die Möglichkeit, meiner Leidenschaft, dem Studium romanischer Sprachen nachgehen zu können. Es war meine Mutter, die mich mit unermüdlicher Aufopferung dazu erzogen hatte, Wissen und Bildung als größtes und wertvollstes menschliches Kapital anzusehen. Ihren selbstlosen Einsatz für meine universitäre Ausbildung möchte ich an dieser Stelle ganz besonders würdigen. Mein Stiefvater unterstütze mich ebenfalls auf rührende Art und Weise und in jeglicher Hinsicht. Nicht nur als Kind, sondern auch heute noch bewundere ich sein ungeheuer breites Wissensspektrum und seine Liebe zu Sprachen und zur Sprachwissenschaft. Er hat mich nicht nur diesbezüglich sehr geprägt. Ganz besonderer Dank gebührt meinem besten Freund Bernd Sauseng und seinen Eltern, Ruth und Dr. Helmut Sauseng. Er steht mir mein halbes Leben lang in guten wie in schlechten Zeiten zur Seite und er und seine Eltern waren es, die mich dazu bewegten, bei meiner Studienwahl auf mein Herz zu hören. Es war die einzig richtige Wahl! Einen herzlichen Dank möchte ich ebenfalls an Susanne Sterk, Mag. Maria Schönberger, Mag. Eva Veit, Dr. Amanda Nimmerrichter und Mag. Stefan Jauk richten, die mich mit unaufhörlicher Zuneigung und Motivation durch die teilweise in privater Hinsicht sehr schwierige Endphase meines Studiums begleiteten. Ein Dankeschön gilt insgesamt all jenen, die mir während meiner Studienzeit treu und ehrlich zur Seite standen. Ich hoffe, es fühlt sich jeder von ihnen angesprochen, auch ohne namentlicher Auflistung. Mein tiefer Respekt und herzlichster Dank für die fachliche, unbürokratische, motivierende und verständnisvolle Unterstützung gilt meinem Betreuer Univ. Prof. Dr. Georg Kremnitz. Er bewirkte, dass ich meine Arbeit nicht nur für mich selbst, sondern auch für ihn schreiben wollte. Mögen alle Professoren so sein wie er! Grazie, siete forti! Vorrei anche ringraziare il professor Bruno Londero dell`Università di Udine ed expresidente dell`Istituto Italiano di Cultura a Buenos Aires del suo aiuto. I Suoi libri ed informazioni mi sono stati molto utili! Mille grazie! Sono pure riconoscente al sig. Paterna dell`Istituto Nazionale di Statistica a Roma che mi ha dato accesso ai dati molto importanti e giovevoli! 3 Una più vasta patria il destino ci aveva dato. Un più dolce calor naturale era nel mistero della terra selvaggia e buona. Dino Campana, Canti Orfici 4 Inhalt Vorwort ................................................................................................................................... 10 Teil I ......................................................................................................................................... 12 I. Einleitung ..................................................................................................................... 13 I.1. Völkerwanderung als altes Phänomen ....................................................................... 13 I.2. Definitionen und Definitionsprobleme ...................................................................... 14 I.3. Externe und interne Faktoren..................................................................................... 21 I.4. Informationsquellen und Charakteristiken der italienischen Emigration nach Argentinien....................................................................................................................... 23 I.5. Persönliche Anmerkung............................................................................................. 31 II. Die Geschichte der italienischen Präsenz in Argentinien................................................ 34 II.1. Ohnegleichen: Die italienische Emigration nach Argentinien ................................. 35 II.2. Die ersten italienischen Akzente .............................................................................. 38 II.2.1. Cádiz als Tor zu Amerika .................................................................................. 46 II.2.2. Die Rolle der Italiener während des argentinischen Unabhängigkeitskampfes 47 II.2.3. Immigration unter Rivadavia............................................................................. 49 II.3. Die anfänglichen Immigrationswellen...................................................................... 53 II.3.1. Genua als Ausgangspunkt ................................................................................. 53 II.3.2. La Boca - Die Seemannsstadt ............................................................................ 56 II.3.3. Die Phase nach der Ära Rosas ........................................................................... 60 II.3.3.1. Die italienische Einigung und ihre Auswirkungen......................................... 66 II.3.3.2. Gobernar es poblar ......................................................................................... 67 II.4. Die Masseneinwanderung bzw. ................................................................................ 74 die sog. inmigración aluvión (1880-1914) ....................................................................... 74 II.4.1. Wirtschaftliche und bürokratische Rahmenbedingungen für die Masseneinwanderung ................................................................................................... 78 II.4.2. Die Pampa als neuer Lebensraum ..................................................................... 81 II.4.3. Der italienische Beitrag zur Urbanisierung Argentiniens.................................. 84 II.5. Die Zeit nach der großen Emigration und die Zwischenkriegszeit .......................... 95 II.5.1. Die Konsolidierungsphase italienischer Immigranten....................................... 99 II.6. Italienische Immigration nach dem Zweiten Weltkrieg ......................................... 104 II.6.1. Perón und seine positive Auswirkung auf die Einwanderung ...............Errore. Il segnalibro non è definito. II.6.1.1. Italienische Unternehmensimperien .......Errore. Il segnalibro non è definito. II.6.1.2. Italienische Institutionen und Vereinigungen........Errore. Il segnalibro non è definito. II.6.2. Die Periode des Immigrationsrückgangs ...Errore. Il segnalibro non è definito. II.7. Argentinien wird vom Einwanderungs- zum Auswanderungsland ..............Errore. Il segnalibro non è definito. II.7.1. Argentinien als Auswanderungsland .........Errore. Il segnalibro non è definito. II.7.1.1. Eine/r von vielen.....................................Errore. Il segnalibro non è definito. II.7.2. Angaben zum Ist-Zustand: Das Konsularisches Meldeamt ..................Errore. Il segnalibro non è definito. II.8. Demografische Untersuchung der italienischen Immigration in Argentinien bis in die Gegenwart ..........................................................Errore. Il segnalibro non è definito. II.8.1. Uruguay als Hochburg argentinischer Emigranten...Errore. Il segnalibro non è definito. 5 II.8.1.1. Italienische Präsenz in Uruguay im 19. Jahrhundert Errore. Il segnalibro non è definito. II.8.1.2. Migrationsverlagerungen zwischen Uruguay und Argentinien..........Errore. Il segnalibro non è definito. II.8.2. Demografische Entwicklungen italienischer Einwanderung (italienische Quellen) ................................................................Errore. Il segnalibro non è definito. II.9. Italienisch-argentinische Beziehungen heute ...Errore. Il segnalibro non è definito. II.9.1.Vertretungsorgane der Auslandsitaliener ...Errore. Il segnalibro non è definito. II.9.1.1.Der Einfluss der Auslandsitaliener auf die Innenpolitik Italiens - Der Urnengang in Übersee ..........................................Errore. Il segnalibro non è definito. II.9.1.2. Die Komitees (COMITES) der Auslandsitaliener..Errore. Il segnalibro non è definito. II.9.1.3. Generalrat der Italiener im Ausland (C.G.I.E.) .....Errore. Il segnalibro non è definito. II.9.1.4. Italienische Botschaften und Konsulate .Errore. Il segnalibro non è definito. Teil II................................................................................Errore. Il segnalibro non è definito. III. Die italienische Sprache in der argentinischen Gesellschaft.Errore. Il segnalibro non è definito. III.1. Die Verbreitung der italienischen Sprache......Errore. Il segnalibro non è definito. III.1.1. Die Wege des Italienischen nach Argentinien ........Errore. Il segnalibro non è definito. III.2. Die Emigration und ihre Konsequenzen .........Errore. Il segnalibro non è definito. III.2.1. Neue Heimat, neue Herausforderungen ...Errore. Il segnalibro non è definito. III.2.2. Migrationsbedingte Sprachkontakte und die Folgen. Errore. Il segnalibro non è definito. III.3. Mehrsprachigkeit: Generations- und GeschlechtsunterschiedeErrore. Il segnalibro non è definito. III.3.1. Mehrsprachigkeit......................................Errore. Il segnalibro non è definito. III.3.2. Geschlechtsspezifische Unterschiede im Sprachverhalten bei Migranten ..............................................................................Errore. Il segnalibro non è definito. III.4. Der Einfluss des Italienischen auf das argentinische Spanisch Errore. Il segnalibro non è definito. III.4.1. Der Einfluss des Italienischen auf das Lexikon ......Errore. Il segnalibro non è definito. III.4.1.1. Die Gastronomie ...................................Errore. Il segnalibro non è definito. III.4.1.2. Allgemeine Italianismen .......................Errore. Il segnalibro non è definito. III.4.2. Weitere Auswirkungen des Sprachkontaktes auf das Spanische .........Errore. Il segnalibro non è definito. III.4.3. Die Verbreitung der Italianismen .............Errore. Il segnalibro non è definito. III.4.3.1. Der Lunfardo .........................................Errore. Il segnalibro non è definito. III.5. Die Kontamination des Italienischen durch das Spanische: Das CocolicheErrore. Il segnalibro non è definito. III.5.1. Einordnungsprobleme des Cocoliche.......Errore. Il segnalibro non è definito. III.5.2. Die Folgen des Sprachkontaktes ..............Errore. Il segnalibro non è definito. III.5.2.1. Phonetische Merkmale ..........................Errore. Il segnalibro non è definito. III.5.2.2. Morphologische Kontaminationen ........Errore. Il segnalibro non è definito. Riassunto ..................................................................Errore. Il segnalibro non è definito. La storia della presenza italiana in Argentina ......Errore. Il segnalibro non è definito. La lingua italiana in Argentina.............................Errore. Il segnalibro non è definito. Bibliographie ............................................................Errore. Il segnalibro non è definito. Teil I .....................................................................Errore. Il segnalibro non è definito. 6 Teil II....................................................................Errore. Il segnalibro non è definito. Bibliographie der Bilder.......................................Errore. Il segnalibro non è definito. Anhang .....................................................................Errore. Il segnalibro non è definito. 1. Zeittafel ............................................................Errore. Il segnalibro non è definito. 2. Kontaktadressen der Comites ...........................Errore. Il segnalibro non è definito. 3. Diplomatische Vertretungen.............................Errore. Il segnalibro non è definito. Italienische Botschaften und Konsulate in Argentinien ......Errore. Il segnalibro non è definito. Argentinische Botschaften und Konsulate in Italien...........Errore. Il segnalibro non è definito. 4. Italienische Kulturinstitute in Argentinien .......Errore. Il segnalibro non è definito. 5. Organisationen und Assoziationen in Italien ...Errore. Il segnalibro non è definito. 6. Bilder ................................................................Errore. Il segnalibro non è definito. 7. Textproben .......................................................Errore. Il segnalibro non è definito. 8. Deutsche Zusammenfassung ............................Errore. Il segnalibro non è definito. Abbildungen Abbildung 1: Misiones ............................................................................................................. 45 Abbildung 2: Cádiz .................................................................................................................. 46 Abbildung 3: Teatro Colón in Buenos Aires ........................................................................... 51 Abbildung 4: La Boca im Jahre 1892....................................................................................... 56 Abbildung 5: Die heutigen Bezirke von Buenos Aires. La Boca und Balvanera, die ersten italienischen Viertel.......................................................................................................... 57 Abbildung 6: Italienische Emigration nach Destinationen von 1861 bis 1890........................ 60 Abbildung 7: Italienische Einwanderung nach Argentinien von 1857 bis 1880...................... 60 Abbildung 8: Italienische Einwanderung nach Argentinien seit 1857..................................... 72 Abbildung 9: Italienische Einwanderung von 1857-1891........................................................ 73 Abbildung 10: Italienische Auswanderung nach Argentinien 1871-1920 (italienische Angaben) .......................................................................................................................... 74 Abbildung 11: Italienische Immigration nach Argentinien zwischen 1880 und 1886............. 75 Abbildung 12: Italienische Immigration nach Argentinien während der inmigración aluvión77 Abbildung 13: Bevölkerungswachstum von Buenos Aires von 1580 bis 1900 ....................... 85 Abbildung 14: Casa Rosada .................................................................................................... 89 Abbildung 15: Italienische Auswanderung nach Argentinien von Anfang des 20. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges (italienische Angaben)......................................... 95 Abbildung 16: Italienische Aus- bzw. Rückwanderung nach bzw. aus Argentinien 1921-1940 (italienische Angaben)...................................................................................................... 96 Abbildung 17: Italienische Aus- und Rückwanderung nach bzw. aus Argentinien von 1946 bis 1965 (italienische Angaben).....................................Errore. Il segnalibro non è definito. Abbildung 18: Der Staudamm von Yacyretà ...................Errore. Il segnalibro non è definito. Abbildung 19: Italienische Aus- und Rückwanderung nach und aus Argentinien von 1946 bis 1984 ..........................................................................Errore. Il segnalibro non è definito. Abbildung 20: Italienische Ein- bzw. Auswanderung nach bzw. aus Argentinien von 1985 bis 2000 (italienische Angaben).....................................Errore. Il segnalibro non è definito. Abbildung 21: Italienische Emigration nach Argentinien von 1995 bis 2002 (argentinische Angaben) ..................................................................Errore. Il segnalibro non è definito. 7 Abbildung 22: Von Italienern abstammende Personen auf der Welt Errore. Il segnalibro non è definito. Abbildung 23: Movimiento del Puerto durante el año 1894...........Errore. Il segnalibro non è definito. Abbildung 24: Crecimiento de la población ....................Errore. Il segnalibro non è definito. Abbildung 25: Italienische Emigration zwischen 1876 und 1987 ..Errore. Il segnalibro non è definito. Abbildung 26: Italienische Emigration in Argentinien zwischen 1857 und 1973 argentinischen Statistiken zufolge ....................................................Errore. Il segnalibro non è definito. Abbildung 27: Die regionale Herkunft italienischer Einwanderer in Argentinien ......Errore. Il segnalibro non è definito. Abbildung 28: Regionale Herkunft italienischer Emigranten nach Argentinien im Zeitraum von 1901 bis 1905 ....................................................Errore. Il segnalibro non è definito. Abbildung 29: Regionale Herkunft italienischer Emigranten nach Argentinien im Zeitraum von 1910 bis 1915 ....................................................Errore. Il segnalibro non è definito. Abbildung 30: Regionale Herkunft der Italiener nach Argentinien im Zeitraum von 1921 bis 1925 ..........................................................................Errore. Il segnalibro non è definito. Abbildung 31: Die neun Comites in Argentinien.............Errore. Il segnalibro non è definito. Abbildung 32: Consumatori italici nel mondo.................Errore. Il segnalibro non è definito. Abbildung 33: Weltweite Verteilung der italienischen Sprache .....Errore. Il segnalibro non è definito. Abbildung 34: Das Sprachverhalten bei Sprachkontakten..............Errore. Il segnalibro non è definito. 8 Tabellen Tabelle 1: Ethnische Zusammensetzung der argentinischen Bevölkerung im Jahre 1914 ...... 77 Tabelle 2: Die prozentuelle Verteilung mancher Berufe der in den Jahren 1885-86 und 1910 in Buenos Aires an Land gegangenen Italiener................................................................ 87 Tabelle 3: Zusammensetzung der argentinischen Bevölkerung 1914 und 1940.................... 103 Tabelle 4: Abgewiesene Einreiseanträge (in Prozent) ausländischer und italienischer Immigranten, die zwischen 1945 und 1953 in der II. und III. Klasse nach Argentinien kommen wollten .......................................................Errore. Il segnalibro non è definito. Tabelle 5: In Argentinien registrierte italienische Staatsbürger......Errore. Il segnalibro non è definito. Tabelle 6: Auswanderer von Italien und deren Destinationen Amerika und im Speziellen Argentinien...............................................................Errore. Il segnalibro non è definito. Tabelle 7: Zuordnungsversuche des Cocoliche................Errore. Il segnalibro non è definito. Tabelle 8: Sprachvarietäten, die durch den spanisch-italienischen Sprachkontakt entstanden ..................................................................................Errore. Il segnalibro non è definito. 9 Vorwort Vor zwei Tagen, am 24. November 2006, lief in den italienischen Kinos ein neuer Film unter der Regie von Giuseppe Gagliardi namens La vera leggenda di Tony Vilar an. Er erzählt die Geschichte eines italienischen Emigranten, der im Jahre 1952 seine Heimat verlässt und sich von Genua nach Buenos Aires aufmacht, um dort ein neues Leben zu beginnen. Warum ist das Thema Emigration in Italien so präsent? In Romanen, Novellen, Komödien, Filmen, Liedtexten findet sich diese Thematik wieder, genauso wie der Slogan Siamo un po` tutti emigranti. Die vorliegende Arbeit gibt darauf eine Antwort. Die Emigration ist Teil der italienischen Geschichte so wie die Immigration Teil der argentinischen Geschichte ist. Während jedes dieser beiden Länder die Geschichte aus seinem Blickwinkel erzählt, wird in dieser Arbeit versucht, die Historie dieser beiden Länder miteinander zu verbinden, um zu erklären, weshalb Italien und Argentinien bis zum heutigen Tage so eng miteinander verbunden sind. Es soll durch diese Diplomarbeit ermöglicht werden, die Mentalitäten beider Nationen und die gegenwärtigen Ereignisse besser zu verstehen, denn dies wäre schwierig, würde man diese beiden Länder getrennt voneinander zu betrachten versuchen. Dank seiner Emigranten konnte Italien seine Kultur, Sprache und sein savoir-vivre in die ganze Welt hinaustragen und es ist mitunter der Verdienst von italienischen Einwanderern, dass Argentinien heute das ist, was es ist: Die kleine Schwester Italiens bzw. das zweite Mutterland. Meine Diplomarbeit soll diesen Menschen zudem auch Ehre erweisen, denn Emigration ist ein Weg in die Ungewissheit, verbunden mit viel Leid, Entsagungen und Mut. Ich habe das Glück, mich hier mit zwei Ländern auseinandersetzen zu können, die mir ganz besonders am Herzen liegen und zu denen ich einen engen Bezug habe. Dazu inspiriert wurde ich von den in Argentinien lebenden Italo-Argentiniern während meines dortigen Aufenthaltes. Da Sprache eine Konsequenz historischer und soziokultureller Begebenheiten ist, wird im ersten Teil das Erbe italienischer Präsenz in Argentinien aus historischer Sicht beleuchtet, nämlich von der Entdeckung Amerikas bis zur Gegenwart. Dabei wird erkennbar, dass die Italiener überall und zu jedem Zeitpunkt seit der Entdeckung Amerikas Argentinien in jeglicher Hinsicht mitgestaltetet und nachhaltig geprägt hatten. Es wird auch auf die im April stattgefundenen italienischen Parlamentswahlen Bezug genommen, um aufzuzeigen, wie präsent dieses Thema im politischen Diskurs stets ist. Die Italo-Argentinier haben die 10 Möglichkeit, ihren Anliegen und Bedürfnissen mittels ihrer Repräsentanten nicht nur in ihrer Wahlheimat Argentinien, sondern auch in ihrem Vaterland Gehör zu verschaffen. Vorbildlich sind die Bemühungen vonseiten des italienischen Staates, um den einstigen Emigranten ein weitläufiges Repräsentationssystem, starke Einflussnahme auf die Innenpolitik ihres Herkunftslandes, wie auch Schutz in der Wahlheimat Argentinien sichern zu können. Dass die Italiener beinahe seit 500 Jahren immer wieder das Plata-Gebiet aufsuchten, konnte auch auf linguistischer Ebene nicht ohne Folgen bleiben: „ E`ormai fuori discussione che l`italiano rappresenta l`elemento alloglotto piú importante nello spagnolo del Río de la Plata“ (Zannier in Marcianò, 1966:195). Mit den Konsequenzen des Italienisch-Spanischen Sprachkontaktes sowie der Entwicklung des Italienischen in diesem Gebiet befasst sich der zweite Teil der Arbeit. 11 Teil I 12 I. Einleitung I.1. Völkerwanderung als altes Phänomen Mit der Erschaffung des Menschen geht auch sein Drang und die Notwendigkeit zum Wandern einher. Die geistigen Fähigkeiten des Menschen sind verantwortlich für seinen Erfindungsreichtum, sein Lern-, Kommunikations- und Kooperationspotenzial sowie für seine Fähigkeit, sich weit außerhalb seiner ursprünglichen Heimat [...] einzustellen (Parker, Geoffrey,1995:20ff.). Bereits unser Vorfahre, der erste Homoide, Homo erectus1, verließ sein Ursprungsgebiet Afrika in kühlere Klimazonen und so kolonisierten seine Nachfahren im Zeitraum von 800.000 bis 300.000 v. Chr. Teile Asiens und Europas. Nach Geofrey Parker eröffnete das Feuer den Weg zur Migration (Parker, 1995:20ff). Freilich änderten sich in diesen fast zwei Millionen Jahren die Charakteristika und Motivationen menschlicher Wanderung, etwas veränderte sich jedoch nicht: Die Hoffnung auf ein besseres Leben. Noch heute emigrieren Menschen, um in einem angenehmeren Klima leben zu können, so wie es auch der Homo erectus tat, meist sind es jedoch ganz andere und viel ernstere Gründe, die Menschen weit weg von ihrer Heimat treiben. Ob es nun Kriege, Überbevölkerung, Krankheiten, wirtschaftliche, politische, religiöse, soziale Gründe sind oder reine Abenteuerlust und Neugier, diesen Menschen gebietet höchster Respekt, denn sie alle haben eine Sache gemein: Es ist ein Weg in die Ungewissheit, fern ab von zuhause und dafür bedarf es Mut. Voraussetzung für die E-migration ist ein Gebilde, aus dem man überhaupt aus-wandern kann, nämlich die Nation. Daher ist Emigration als Konsequenzz der Nationenbildungen zu sehen und löst somit die Terminologie der menschlichen Wanderung ab.2 So definiert Benedict Anderson in seinem Buch Die Erfindung der Nation den Begriff Nation folgendermaßen: 1 Die ältesten Knochenfunde dieser Homo-Gattung sind ungefähr 1.5 Millionen Jahre alt (vgl. Parker,1995:21f.). Wie problematisch dieses Thema auch heute noch ist, wird bei grenzüberschreitenden Wanderungen auch von Tieren deutlich. Vor kurzem sorgte ein Braunbär für politisches und mediales Aufsehen, der bei seinen Streifzügen durch die Wälder die österreichisch-deutsche Grenze überquerte. War er nun ein deutscher oder österreichischer Bär? 2 13 Sie ist eine vorgestellte politische Gemeinschaft - vorgestellt als begrenzt und souverän. Vorgestellt ist sie deswegen, weil die Mitglieder selbst der kleinsten Nation die meisten anderen niemals kennen, ihnen begegnen oder auch nur von ihnen hören werden, aber im Kopf eines jeden die Vorstellung ihrer Gemeinschaft existiert. [...] Die Nation wird als begrenzt vorgestellt, weil selbst die größte von ihnen mit vielleicht einer Milliarde Menschen in genau bestimmten, wenn auch variablen Grenzen lebt, jenseits derer andere Nationen liegen. [...] Die Nation wird als souverän vorgestellt, weil ihr Begriff in einer Zeit geboren wurde, als Aufklärung und Revolution die Legitimität der als von Gottes Gnaden gedachten hierarchischdynastischen Reiche zerstörten (Anderson, 1996:15ff.). Weiteres Charakteristikum einer Nation ist laut Anderson der Drang nach Freiheit, wobei der Maßstab und Symbol dieser Freiheit der souveräne Staat ist. I.2. Definitionen und Definitionsprobleme Die Staatenbildung schuf gleichzeitig auch den Begriff der Minderheit. Die Definition von indigen und Minderheit stellt sich mir in diesem Zusammenhang deshalb als wichtig dar, beheimatet Argentinien immerhin indigene Bevölkerungsgruppen und ist durch Kolonialisierung spanisch geprägt. Die numerische Überlegenheit der Spanier wurde aber im Zuge der Immigrationswellen durch die Italiener abgelöst (vgl. Zapata, 1978:69). Obwohl Versuche des Minderheitenschutzes eine lange Tradition haben,3 ist es um so erstaunlicher, dass der Begriff der Minderheit völkerrechtlich nicht eindeutig definiert ist.4 Weitgehende Verbreitung und Akzeptanz fanden die Definition von Francesco Capotorti, die er als UNO-Sonderberichterstatter der Minderheitenkommission im Jahre 1979 vorlegte und von Jules Deschênes 1985 modifiziert wurde: 3 Augsburger Religionsfriede 1555, Westfälischer Friede 1648, Vertrag von Versailles 1871, Friedensverträge sowie Minderheitenschutzverträge nach dem Ersten Weltkrieg, Friedensvertrag von Versailles mit Deutschland 1919 etc. (vgl. Nowak, 2002:30). 4 Der Bevölkerungskonstellation nach kann man in Argentinien die Italiener unmöglich als Minderheit bezeichnen, sondern es wären nach diesem Kriterium vielmehr die gebürtigen Spanier als solche zu titulieren. Hatte Argentinien zu Beginn des 19. Jahrhunderts rund 5-600 000 Einwohner (Spanier, Autochthone, Mischlinge (Mestizen)), kamen von 1857 bis 1949 rund 3,3 Millionen Italiener in das Land am Silberstrom (vgl. Zapata, 1978:67ff.). 14 A group, numerically inferior5 to the rest of the population of a State, in a non-dominant position, whose members- being nationals of the State- possess ethnic, religious or linguistic characteristics differing from those of the rest of the population and show, if only implicitly, a sense of solidarity, directed towards preserving their culture, traditions, religion or language (Capotorti, 1977:96; meine Hervorhebungen). A group of citizens of a State, constituting a numerical minority and in a non-dominant position in that State, endowed with ethnic, religious or linguistic characteristics which differ from those of the majority of the population, having a sense of solidarity with one another, motivated, if only implicitly, by a collective will to survive and whose aim is to achieve equality with the majority in fact and in law (Deschênes, 1985; meine Hervorhebungen). Nach diesen Definitionen handelt es sich meiner Ansicht nach bei den Italo-Argentiniern gegenüber den dort ansässigen Spaniern um keine Minderheit. Auch eine offizielle Worterklärung von indigen ließ auf sich warten, diese wurde im Rahmen der Errichtung der United Nations Working Group on Indigenous Populations Jahre 1982 gefunden (UN, 2004:1): Indigenous communities, peoples and nations are those which, having a historical continuity with preinvasion and pre-colonial societies that developed on their territories, consider themselves distinct from other sectors of the societies now prevailing on those territories, or parts of them. They form at present non-dominant sectors of society and are determined to preserve, develop and transmit to future generations their ancestral territories, and their ethnic identity, as the basis of their continued existence as peoples, in accordance with their own cultural patterns, social institutions and legal system (UN, 2004:2; meine Hervorhebung). 6 Somit wären weder die Spanier noch die Italiener in Argentinien als indigenes Volk zu bezeichnen, auch wenn der erste spanische Seefahrer, Juan Díaz de Solís, bereits am 2.2. 1516 am Río Paraná von Bord ging (vgl. Zapata, 1978:87). Aber wer ist denn nun der Argentinier? Nimmt man die Autochthonen und Emigranten von dieser Bezeichnung aus, bleiben denn dann noch viele übrig? Und was ist mit den Mischlingen, den sog. criollos, bzw. Immigranten der 2., 3., 4., 5. etc. Generation? Darf man sie als Argentinier bezeichnen? Ich empfinde die Klärung dieser Frage an dieser Stelle deshalb als so wichtig, weil in den Erläuterungen der von mir verwendeten Literatur meist die Argentinier den italienischen Einwanderern entgegengesetzt werden. Dies geschieht mit einer Selbstverständlichkeit, die 5 Wie aus der vorliegenden Arbeit erkennbar wird, ist die numerische Minderheit nicht immer die soziale Minderheit. Im Falle der Spanier in Argentinien ist gegenüber den Italienern das Gegenteil der Fall. 6 Eine indigene Bevölkerung kann durch Kolonialisierung und spätere Spaltung von der (ehemaligen) Kolonialmacht noch lange numerisch die Mehrheit, aus sozialer Sicht aber die Minderheit bleiben. 15 mich verwundert, war doch der argentinische Staat mit seinen administrativen Strukturen gerade erst allmählich im Entstehen und waren die Italiener in nicht unbeträchtlichem Maße daran beteiligt. Die mangelnde Ausdifferenzierung ist aber - auch was die Italiener anbelangt - festzustellen, denn festgehalten werden muss, dass Italien ja bekannter Weise erst im Jahr 18617 gegründet wurde, also lange, nachdem die ersten Italiener argentinischen Boden betraten. Der Einfachheit halber werde ich mich auch an die generalisierenden Nationalitätenbezeichnungen halten, ich meine damit, und das sei hervorgehoben, all jene, die ursprünglich von jenem Territorium stammten, das uns als das heutige Italien bekannt ist. Für die Bezeichnung Argentinier kann diese Herleitung natürlich nicht verwendet werden, es sind damit, ich übernehme die allgemein gebräuchliche Terminologie, die spanischen conquistadores bzw. deren Nachkommen sowie in weiterer Folge die argentinischen Staatsbürger gemeint. Da diese jedoch fast ausschließlich Vorfahren haben, die - wenn nicht spanischer Herkunft - einstige Einwanderer aus diversen Ländern waren, versuche ich diese, falls möglich, zu konkretisieren. Während mir der Umstand, dass die Urbevölkerung als indigen zu titulieren ist, logisch erscheint, habe ich so manche Schwierigkeit eine geeignete Bezeichnung für die ItaloArgentinier, die in der Literatur als Immigranten8 bezeichnet werden, zu finden. Man übergeht mit dieser Markierung zum Beispiel diejenigen, die bereits sehr früh Argentinien aufsuchten, egal ob als Seefahrer oder Ordensträger, sowie solche, die an Expeditionen und Feldzügen im Auftrag Madrids teilnahmen. Überbegriffe dieser Art sind deshalb immer sehr delikat, weil sie die unterschiedlichsten Beweggründe zum Verlassen der Heimat sowie Tausende von Schicksalen generalisieren. Ob als Seefahrer, Missionar, Forscher nach Argentinien gekommen oder als Flüchtling aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen: Sie alle werden als Emigranten bezeichnet. Ab wann gibt es denn Emigration oder Immigration? E-migriert man aus einem Landstrich oder kann man erst nach den definitiven Staatsherausbildungen von e-migrare sprechen? Man würde jedenfalls nie sagen, dass der Mensch vor ca. 40 000 Jahren v. Chr. von Asien über die Beringstraße nach Nordamerika bzw. vor 30 000 Jahren von Nordamerika nach Südamerika aus-gewandert ist. So ist zu diesem Thema in Grosse Illustrierte Weltgeschichte - von The Times herausgegeben - zu lesen: 7 Im gleichen Jahr wurde Buenos Aires zur Hauptstadt Argentiniens proklamiert (vgl. Zapata, 1978:35). So wird Migration im Duden so erklärt: „ dauerhafte Abwanderung od. dauerhafte Einwanderung einzelner Tiere od. einer Population in eine andere Population der gleichen Art; [...] Wanderung, Bewegung von Individuen od. Gruppen im geographischen Raum, die mit einem Wechsel des Wohnsitzes verbunden ist“ (Duden, 2001:632). Das Forum Politische Bildung in Wien erklärt, dass Auswanderung „ die Aufgabe des Inlandswohnsitzes zugunsten eines Wohnsitzes im Ausland“sei (Forum Politische Bildung, 2001:146). 8 16 Die ersten Menschen der zeitgenössischen Art Homo sapiens sapiens erschienen vor rund 40.000 Jahren und breiteten sich während der folgenden drei Jahrtausende in der gesamten bewohnbaren Welt aus. Die Wanderungen, auf denen sich der Mensch von seiner ursprünglichen Heimat Afrika auf alle Kontinente der Erde ausbreitete [...], dauerten über eine dreiviertel Million Jahre (Geoffrey Parker, 1995:24ff; meine Hervorhebungen). Ab wann ist man viaggiatore und wann trägt man die Bezeichnung emigrante di ritorno? Die autochthonen Stämme und die Italiener haben, sosehr sie sich auch voneinander unterscheiden mögen, jedenfalls eine Gemeinsamkeit: Sie wurden als Arbeitskräfte benötigt und waren als solche von unermesslichem Wert (vgl. Zapata, 1978:37).9 Das Forum für politische Bildung fasst die Problematik, die durch die Arbeitsmigration in der Nachkriegszeit in Europa entstand, in folgende Worte: Die Entwicklung der Einwanderergruppen von einem „ ausländischen Arbeitskräftereservoir“zur Immigranten- oder ethnischen Gemeinde in den 70er Jahren führte dazu, dass die vorhandenen Integrationsmechanismen nicht mehr greifen konnten. [...] Bis dahin waren Immigranten überwiegend als Arbeitskräfte betrachtet worden, als relativ strukturiertes Arbeitskräftepotential, dessen Integration automatisch über den Arbeitsplatz erfolgte. Die treibende Kraft bei der Einwanderung war der hohe Bedarf an Arbeitskräften [...] (Forum Politische Bildung, 2001:146). Heißt das, dass man erst den Status des Immigranten erhält, wenn Probleme im Zuge der Einwanderung entstehen? Überdies muss festgehalten werden, das die zivilisatorische Durchdringung des Landes, die spanische Kolonisation im Sinne einer systematischen Besiedlung und wirtschaftlichen Erschließung des Landes10 einherging mit dem Einsetzen der massenhaften europäischen Einwanderung auf der einen Seite, die Bändigung der indigenen Völker andererseits. Hier wiederum stellt sich mir die Frage: Ab wann ist man Kolonialmacht? Ist damit die Landnahme als politische Besitzergreifung gemeint oder die Besiedlung des jeweiligen Territoriums oder beides? Denn die eigentliche Kolonisation durch Niederlassungen und 9 Man könnte den Bedarf nach Arbeitskräften im damaligen Argentinien mit der momentanen und künftigen Situation Europas vergleichen. Es ist im heutigen Europa allerdings aus anderen Gründen, nämlich angesichts der Bevölkerungsalterung und in weiterer Folge des Bevölkerungsrückgangs die Nachfrage nach ausländischen Arbeitskräften vorhanden. Prognosen der UNO vermuten allein in Italien bis zum Jahre 2050 eine Regression der Population von ca. 57 Millionen auf ca. 41 Millionen (vgl. UN, 23.11.2005). 10 Die Landerschließung ist bis zum heutigen Tage nicht abgeschlossen. Beschränkungen der Natur (vor allem die Trockenheit ausgedehnter Gebiete), die immensen Distanzen zu Ballungszentren, die insgesamt relativ geringe Bevölkerungszahl und anhaltende politisch-wirtschaftliche Krisensituationen lassen derzeit die Versuche zu einer neuerlichen Zivilisierung weiter Landstriche im Sand verlaufen (vgl. Zapata, 1978:37). 17 wirtschaftliche Erschließung der eroberten Gebiete begann erst nach der Unabhängigkeitserklärung des Landes, ja zum Teil erst nach der vor ungefähr 130 Jahren erfolgten endgültigen Unterwerfung der indianischen Bevölkerung in den nördlichen und südlichen Randzonen Argentiniens (vgl. Zapata, 1978:87). Man erhält so einen ersten Eindruck von dem, was die Italiener dort vorfanden und wie komplex das Thema Migration und im Speziellen die italienische Immigration nach Argentinien ist. Der Schutz von Minderheiten11, Migranten12, Ausländern13 und Flüchtlingen14 auf internationaler Ebene ist so jung wie deren Definitionen (vgl. Office of the United Nations High Commissioner for Human Rights (OHCHR), 1996-2006). Nach Art. 2 Abs. 1 der International Convention on the Protection of the Rights of All Migrant Workers and Members of their Families heißt es: „ 1. The term "migrant worker" refers to a person who is to be engaged, is engaged or has been engaged in a remunerated activity in a State of which he or she is not a national.“Diese Konvention wurde von Argentinien am 10. August 2004 unterzeichnet, jedoch noch nicht ratifiziert. Ausländer werden in der Resolution Individuals Who are not Nationals of the Country in which They live in Artikel 1 wie folgt determiniert: „ For the purposes of this Declaration, the term "alien" shall apply, with due regard to qualifications made in subsequent articles, to any individual who is not a national of the State in which he or she is present.“Zum Abschluss dieser Definitionsfrage hier nun die Erklärung der Vereinten Nationen, was denn nun ein Migrant ist: The term 'migrant' in article 1.1 (a) should be understood as covering all cases where the decision to migrate is taken freely by the individual concerned, for reasons of 'personal convenience' and without intervention of an external compelling factor. Within the category of 'migrant', irregular or undocumented migrants must too be recognized, irregular migration being a phenomenon that is growing into global crisis. From the above definition, it follows that 'migrant' does not refer to refugees, exiles or others forced or compelled to leave their homes. By contrast, the term 'migration' is descriptive of the process of the movement of persons, and thus includes the movement of refugees, displaced persons, uprooted people as well as economic migrants (UN, 10.3.1998; meine Hervorhebungen). 11 Declaration on the Rights of Persons Belonging to National or Ethnic, Religious and Linguistic Minorities, Resolution 44/135 vom 18.12.1992. 12 International Convention on the Protection of the Rights of All Migrant Workers and Members of their Families, Resolution 45/158 der UNO vom 18. Dezember 1990; Protocol against the Smuggling of Migrants by Land, Sea and Air, supplementing the United Nations Convention against Transnational Organized Crime, Resolution 55/25 vom 15.11.2000 etc. 13 Individuals Who are not Nationals of the Country in which They live, Resolution 40/144 vom 13.12.1985 etc. 14 Convention relating to the Status of Refugees von der UNO verabschiedet und bindend seit 22.12.1954, Protocol relating to the Status of Refugees am 4.10.1967 in Kraft getreten, Individuals Who are not Nationals of the Country in which They live, Resolution 40/144 vom 13.12.1985 etc. 18 Um Unklarheiten bei der Auslegung, auf die auch die UNESCO verweist15, zu beseitigen, führt man an (UNESCO, letztes Update 18.9.2006): The Special Rapporteur of the Commission on Human Rights has proposed that the following persons should be considered as migrants: Persons who are outside the territory of the State of which they are nationals or citizens, are not subject to its legal protection and are in the territory of another State; Persons who do not enjoy the general legal recognition of rights, which is inherent in the granting by the host State of the status of refugee, naturalized person or of similar status; (c) Persons who do not enjoy either general legal protection of their fundamental rights by virtue of diplomatic agreements, visas or other agreements. Doch auch hier wird auf Definitionsschwierigkeiten hingewiesen: This broad definition of migrants reflects the current difficulty in distinguishing between migrants who leave their countries because of political persecution, conflicts, economic problems, environmental degradation or a combination of these reasons and those who do so in search of conditions of survival or well-being that does not exist in their place of origin. It also attempts to define migrant population in a way that takes new situations into consideration (Unesco, letztes Update 18.9.2006). Somit wäre man wieder dort, wo ich begann, für das Phänomen der italienischen Migration nach Argentinien eine ausdifferenziertere Bezeichnung zu suchen. Offensichtlich habe nicht nur ich damit Schwierigkeiten. Deshalb finde ich den neutralen Titel meiner Diplomarbeit passender, als jene, die von italienischer e-, im-, oder bloß migrazione sprechen, auch wenn ich der Einfachheit halber gezwungen bin, diese Begriffe zu verwenden. Dr. Christoph Reinprecht von der Universität Wien macht auch in der Soziologie auf die verschiedenen Denkansätze rund um dieses Thema aufmerksam. 15 „ The term migrant can be understood as "any person who lives temporarily or permanently in a country where he or she was not born, and has acquired some significant social ties to this country." However, this may be a too narrow definition when considering that, according to some states' policies, a person can be considered as a migrant even when s/he is born in the country“(UNESCO, letztes Update 18.9.2006). 19 So sehen die Interpretationen des Phänomens Migration aus: - Überwechseln von einem Gesellschaftssystem in ein anderes (Eisenstadt, 1953) - Dauerhaft/längerfristig außerhalb des Herkunftslandes leben (Castles/Miller, 1993) - Jeder Wechsel des de facto-Wohnsitzes (Heberle, 1955); jede Ortsveränderung (Hoffmann/Nowotny, 1970) - Wechsel der Gruppenzugehörigkeit (Elias/Scotson, 1990) - Veränderung der Position im physischen und sozialen Raum (Albrecht, 1972). Für Reinprecht ist der Wanderungsprozess nach folgenden Kriterien zu typologisieren: 1.) räumliche Aspekte: - Binnenwanderung bzw. interne Wanderung (etwa vom Land in die Stadt) - Internationale bzw. externe Wanderung (kontinental/interkontinental, global) 2.) zeitliche Aspekte: - begrenzte bzw. temporäre Wanderung (z.B. Saisonarbeiter, jahreszeitliche Erntearbeiter, Pendelwanderung) - dauerhafte bzw. permanente Wanderung (Aus-, Einwanderung, Niederlassung) 3.) Wanderungsmotive: - freiwillige Wanderung (Arbeitsmigration, berufliche Mobilität) - unfreiwillige Wanderung (Flucht, Vertreibung) 4.) Umfang: - Einzel- bzw. Individualwanderung - Gruppen- bzw. Kollektivwanderung - Massenwanderung 20 I.3. Externe und interne Faktoren Um den Italienern in Argentinien bestimmte Charakteristika zuschreiben zu können, müssen zuvor noch folgende Trennungen zwischen Emigranten vorgenommen werden (vgl. Lo Cascio, 1987:91f.): Distanz: - Mussten sie ein Meer überqueren? - Emigrierten sie innerhalb Europas? Sprache: - Emigrierten sie in ein Land, dessen Landesprache der eigenen Muttersprache ähnelt? - Emigrierten sie in ein Land, dessen Landessprache sich von der eigenen Muttersprache völlig unterscheidet (z.B. aus europäischen in arabische oder asiatische Ländern)? Prestige: - Emigrierte man in ein Land, dessen Sprache und Wirtschaft prestigereicher waren als jene der Heimat und sich somit als dominante und renommierte Kultur und Sprache gegenüber jener des eigenen Ursprungslandes durchsetzten? - Oder wanderte man in ein Land aus, dessen Wirtschaft, Kultur und Sprache gegenüber jener der Heimat nicht so sehr hervorragten, als dass sie sich hätten behaupten können? Kultur: - War das Kultur-, Bildungs- und Sprachniveau der Migranten im Heimatland relativ hoch oder eher niedrig? Familie: - Wanderte man alleine in das Land aus bzw. emigrierte man mit einem Ehepartner oder Lebensgefährten, mit dem man in weiterer Folge in dem fremden Land zusammenlebte und der die gleiche Muttersprache hatte? - Waren Kinder vorhanden? Alter: - War der Emigrant zum Zeitpunkt seiner Expatriierung jung oder älter? 21 Arbeit: - Arbeitete man vor der Auswanderung in der Stadt, also z.B. im Industriesektor oder war man in der Landwirtschaft tätig? Wohnsitz: - Lebte man vor der Emigration in der Stadt oder auf dem Land? Die linguistische Untersuchung erfolgt im zweiten Teil meiner Arbeit. Die Distanz zwischen Ursprungs- und Gastgeberland ist von großer Bedeutung für den Grad der Anpassung an das Gastgeberland und an die Kultur und sowie vor allem für die Bereitschaft zum Erlernen der Sprache. Wenn die Distanz zwischen Heimat- und Gastgeberland groß ist und ein weiter Ozean dazwischen liegt, wie im Fall der Italiener in Argentinien, ist der Emigrant gezwungen, sich mehr bzw. gänzlich in das Leben der neuen Heimat einzugliedern und Kontakte zu Landsmännern aufzubauen und diese zu stärken. Zudem war das damalige Reisen viel beschwerlicher und dauerte Monate. Die große Entfernung zum Vaterland zwingt den Emigranten zur Integration auch auf linguistischer Ebene. Es wird eine Sprache kreiert, die Koinè16 der Muttersprache und jener des Gastlandes, die sich immer mehr jener des Gastlandes annähert, also eine Veränderung von der Pidgin17 zur Kreolsprache18 durchläuft. 16 „ Koinè [griech. koinẽ i (glõssa) >gemeinsame Sprache<]. [...] Bezeichnung für jede »deregionalisierte« Varität, die sich innerhalb eines Verbandes von mehreren (zunächst) gleichwertigen, regional gebundenen Varitäten zur allgemein akzeptierten überregionalen »Standardvarität« entwickelt und durchgesetzt hat“(Bußmann, 1990:390). 17 „ Pidgin-Sprache. Der Name Pidgin ist mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine chinesisch gefärbte Aussprache von engl. business >Geschäft<, >Handel< zurückzuführen und bezeichnet eine aus einer sprachlichen Notsituation entstande Mischsprache: Beim Aufeinandertreffen von Sprechern unterschiedlicher Sprachen ohne gegenseitiges Sprachverständnis werden Struktur und Vokabular der einzelnen muttersprachlichen Systeme nachhaltig reduziert, um eine Verständigung herbeizuführen; allmählich bildet sich aus diesem Kontaktidiom eine funktionsfähige Mischsprache, die neben der jeweiligen Muttersprache erlernt wird. [...] Linguistisch sind P. gekennzeichnet durch stark reduzierten Wortschatz, Tendenz zur Umschreibung und Metaphorik, vereinfachte Phonemsysteme, reduzierte morphologische und syntaktische Strukturen. Sprachw. interessant [...] ist besonders die Tatsache, dass P.-systeme erstaunliche Ähnlichkeiten untereinander aufweisen [...]“(Bußmann, 1990:597). 18 „ Kreolsprache[engl. creole >in Westindien geborener Europäer<, franz. créole; aus span. criollo >eingeboren< (von span. criado, criar); lat. creare >schöpfen <]. K. sind ehemalige Pidgin-Sprachen, die nunmehr als voll ausgebaute und standardisierte Muttersprachen fungieren; die funktionellen und grammatischen Einschränkungen, Vereinfachungen und Reduktionen des Pidgins sind beseitigt. [...] Die K. erfährt jeweils eine beträchtliche Ausweitung und Veränderung der Grammatik wie des Wortschatzes. Nach BICKERTON [1983] ist dies auf die angeborene Sprachfähigkeit des Menschen zurückzuführen, die der relativ regellosen PidginSprachen grammatische Strukturen aufzwingt. Dies erklärt, weshalb K.n allgemein eine ähnliche Grammatik aufweisen, worauf bereits H. SCHUCHARDT um 1850 aufmerksam gemacht hat.- Die Benennung erfolgt jeweils nach der dominanten Sprache, aus der zumindest der größte Teil des Wortschatzes genommen ist [...]“ (Bußmann, 1990:429). Tippfehler des Autors bei “ [...] die der relativ regellosen Pidgin-Sprache grammatische Strukturen aufzwingt [...]“ . 22 Bei geographischer Nähe des Geburts- und Einwanderungslandes - wie es bei Italienern, die in ein anderes europäisches Land abwanderten, der Fall ist - spielt der Emigrierte immer mit dem Gedanken, eines Tages in die Heimat zurückzukehren. Diese Überlegung wird durch regelmäßige Besuche des Herkunftslandes forciert, die durch die stetige Verbesserung der Transportmittel und Verkehrswege erleichtert werden. Auch die Fortentwicklung der Kommunikationsmittel schürt die Rückwanderungsbestrebungen. Diese ständige Instabilität und Unsicherheit über den Verbleib bewirkt mangelhaftes Engagement, auch aus linguistischer Sicht: In vielen Fällen wird die Landessprache unzureichend erlernt und zugleich, falls Kontakte zu Landsleuten fehlen, gleichzeitig auch die Muttersprache verlernt. Die Konsequenz ist eine Identitätskrise, die innerhalb Europas zudem durch sehr ausgeprägte und lange Kulturtraditionen sowie intakte Wirtschaftsstrukturen gefördert wird, durch die der italienische Emigrant oft überrollt und noch mehr verunsichert wird. Die Italiener der zweiten Generation innerhalb Europas jedoch identifizieren sich stark mit dem Einwanderungsland der Eltern, da sie dort aufwachsen. Die Einwanderungskinder stellen somit ein Band zwischen dem Land und den Emigranten dar und führen das herbei, was in Argentinien der Atlantik bewirkt, nämlich dass die Auswanderer der ersten Generation den Traum von der Wiederkehr ins Heimatland verwerfen (vgl. Lo Cascio, 1987:92f.). I.4. Informationsquellen und Charakteristiken der italienischen Emigration nach Argentinien Argentinien ist ein Einwanderungsland, das zweitgrößte der Erde. Laut Jorge Ochoa de Eguilieor, dem Direktor des Einwanderungsmuseums in Buenos Aires, kamen um die Jahrhundertwende rund 1.000 Immigranten pro Tag in Buenos Aires an. Bis 1924 waren es 5.5 Millionen Einwanderer, der Zweite Weltkrieg verursachte den zweiten großen Schub. Man floh aus dem Europa der Vor- und Nachkriegswirren in ein weites Land, das dringend Arbeitskräfte benötigte. Ein Platz im Immigrantenhotel war dem Neuankömmling sicher, und zwar solange, bis er Arbeit fand, was allzu oft bereits nach fünf bis sechs Tagen erfolgte. Die argentinischen Behörden halfen bei der Vermittlung und für die geleistete Arbeit bot man zusätzlich noch Boden, ein Häuschen sowie Anteile an einer Schafherde an. „ Diese Welle, die im wahrsten Sinne des Wortes über den Ozean schwappte, führte zu einem Bruch in der 23 Geschichte des Landes. Mit der Immigration wurde eine neue Nation geschaffen“ , so der Direktor des Einwanderungsmuseums in Buenos Aires (vgl. Krüger, 2006). In Argentinien bildeten sich keine Ghettos. In der typischen Wohnform der ärmeren Familien, den conventillos, wie die um einen Hof mit gemeinsamer Toilette und Küche herumgebauten Zimmer genannt wurden, mischten sich schnell Familien, Traditionen und Sprachen. Wer in Argentinien geboren wurde, erhielt automatisch die argentinische Staatsbürgerschaft, denn in den südamerikanischen Ländern gilt das ius soli19, das Recht des Bodens. Wer in Argentinien geboren wird, ist argentinischer Staatsbürger, auch wenn er später nie wieder in jenes Land zurückkehrt. Erst ca. einhundert Jahre nach der ersten Immigrationswelle beginnt im Land eine erste Auseinandersetzung mit jenem Konglomerat, das die argentinische Gesellschaft widerspiegelt. Sie wird ausgelöst durch die Möglichkeit, die doppelte Staatsbürgerschaft zu erlangen, wenn europäische Vorfahren nachgewiesen werden können (vgl. Krüger, 2006). Während Argentinien ein Einwanderungsland war, war Italien ein Auswanderungsland. Zwischen 1860 und 1985 verließen 29 Millionen Italiener ihre Heimat. Argentinien, Brasilien und die USA werden als die tre Italie fuori Italia bezeichnet. Da die Integration in Argentinien sehr gut funktionierte, ist es aus heutiger Sicht sehr schwer abzuschätzen, wie viele Argentinier tatsächlich italienische Vorfahren aufweisen können. War Argentinien eines der größten Gastgeberländer, so war Italien eines der Emigrationsländer Europas: Man vermutet, dass in 60 Millionen Personen außerhalb Italiens italienisches Blut fließt, doch nur vier Millionen sind im A.I.R.E.20 als solche registriert (vgl. Romagno, 24.3.2001). Für lange Zeit blieb das Phänomen der italienischen Emigration nach Argentinien sowohl für italienische als auch argentinische Historiker uninteressant und daher unerforscht.21 22 Dass sich die Argentinier über Jahrzehnte hinweg mit der ausländischen Einwanderung in ihr Land nicht beschäftigten liegt daran, dass diese erst viel später als Problem empfunden wurde. So setzte man sich - wenn überhaupt - nur aus wirtschaftlicher oder demographischer Sicht damit 19 Im Gegensatz zum ius sanguinis. Der Erwerb der italienischen Staatsbürgerschaft hingegen basiert auf dem ius sanguinis, das von der italienischen Botschaft in Buenos Aires wie folgt definiert wird: „La cittadinanza italiana si basa sul principio dello ius sanguinis (diritto di sangue), per il quale il figlio nato da padre italiano o da madre italiana è italiano; tuttavia è da tener presente che la madre cittadina trasmette la cittadinanza ai figli minori solo a partire dal 1.1.1948, per effetto di una specifica sentenza della Corte Costituzionale […]”(Ambasciata d`Italia, 2004). 20 Siehe Der Einfluss der Auslandsitaliener auf die Innenpolitik Italiens - Der Urnengang in Übersee. 21 Giorgio Spini überprüfte in seinem 1979 erschienenen Werk La storiografia italiana negli ultimi vent`anni das Desinteresse der Historiker an den Tausenden von Italo-Argentiniern. Mit dem Umstand, dass die sozialistischen Arbeiterbewegungen bis ins letzte Detail dokumentiert wurden, die nach Südamerika abgewanderten Italiener in den Niederschriften jedoch unerwähnt blieben, befasste sich auch Renzo De Felice „ Alcuni temi per la storia dell`emigrazione italiana“in Affari Sociali Internazionali aus dem Jahr 1973. 22 Parallel dazu fand auch in den Büchern der Vereinigten Staaten die ethnische Dimension der Geschichte lange Zeit keine Erwähnung. 24 auseinander.23 Über die Gründe, warum sich die Europäer dem Werdegang ihrer Landsmänner in Übersee nicht widmeten, stellt man heute Hypothesen auf; man vermutet, dass die Historiker zu intensiv mit den Konstrukten Staat und Nation beschäftigt waren. Für diese Sicht der eigenen Historik hatten die Italiener in Übersee wenig Bedeutung. Die Lücke in den Geschichtsbüchern begann man ab den 30iger Jahren des 20. Jahrhunderts aufzufüllen; also als sich die italienische Emigration nach Argentinien ihrem Ende näherte, zeigten man erstmals an ihr Interesse. Vor allem in den 70igern wurden sowohl in Italien als auch in Argentinien einige Studien veröffentlicht, die die Bedeutung dieser geschichtsträchtigen Entwicklung zu deuten versuchen: Während sich die meisten Italiener24 mit den Auswanderern vor ihrer Abreise befassten, lenkten die Argentinier25 die Aufmerksamkeit auf den Weg der Emigranten ab dem Moment ihrer Ankunft bis hin zu ihrer Integration. In den 80iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts tritt die Migrationsforschung auf diesem Gebiet schließlich in eine neue Phase über, in der sich ein Netzwerk jener entwickelte, die sich auf diese Disziplin spezialisiert hatten: Es entstehen Fachzeitschriften wie Studi Emigrazione oder International Migration Review, Historikerverbände und Kongresse. In Argentinien wurde die Weiterentwicklung zunächst von nordamerikanischen Geschichtswissenschaftlern, Sam Baily und Mark Szuchman, die sich auf die lateinamerikanische Chronik konzentrieren, in die Wege geleitet (vgl. Devoto, 1994:9ff.).26 Um über genaue Daten und Zahlen verfügen zu können, bedienten sich die Historiker ab den 60iger Jahren der Passagierlisten derjenigen Schiffe, die die Europäer nach Amerika transportiert hatten.27 28 Bis dahin blieben sie bis auf die Genealogie von der Forschung 23 So taten es beispielsweise Alejandro Bunge und Juan Alsina. Hier wären u.a. folgende Werke zu erwähnen: Rosoli, Gianfausto [Hrg.], 1977. Un secolo di emigrazione italiana 1876-1976. Rom: Centro Studi Emigrazione. Sori, Ercole, 1979. L`emigrazione italiana dall`Unità alla seconda guerra mondiale. Bologna: Il Mulino. Assante, Franco, 1978. Il movimento migratorio italiano dall`Unità ai giorni nostri. 2. Band. Genf: Droz. Ciuffoletti, Z./Degli Innocenti, M., 1978. L`emigrazione nella storia d`Italia, 1868-1975. Storia e documenti. Florenz: Vallecchi. 25 Zwei Professoren der Universität von Buenos Aires seien hier hervorgehoben, nämlich Gino Germani und José Luis Romero. Departamento de Sociologia y Cátedra de Historia Social. Facultad de Filosofía y Letras. Universidad de Buenos Aires. Investigación sobre el impacto de la inmigración masiva en el Rio de la Plata. 1. Heft. Es muss aber bemerkt werden, dass es sich hierbei um keine Studie der italienischen, sondern der europäischen Immigration im Allgemeinen handelt. 26 Baily, Sam, 1980. „ Marriage Patterns and Immigrant Assimilation in Buenos Aires, 1882-1923“ . In: The Hispanic American Historical Review. 60. Band Nr.1. Szuchman, Mark, 1980. Mobility and Integration in Urban Argentina. Austin und London: Texas University Press. 27 Die meisten Untersuchungen konzentrierten sich allerdings auf den nordamerikanischen Raum, da man dort von qualitativ hochwertigerem Material und einer besseren Dokumentenverwahrung Gebrauch machen konnte. 28 Zur Zeit konservieren in Argentinien zwei Institutionen das Material, das die Immigration dokumentiert: Das zum Innenministerium zugehörige Archivo General de la Nación sowie die Direccíón Nacional de Población y Migraciones und das Außenministerium. Das Archivo General de la Nación ist im Besitz von Passagierlisten des Zeitraums von 1825 bis 1871. Das historische Archiv des Außenministeriums (Ministerio de Relaciones Exteriores y Culto) hat Akten zur Verfügung, die von den jeweiligen Konsulaten in den europäischen Hafenstädten gesammelt wurden, von denen aus die Auswanderer den Weg nach Argentinien antraten. Die Passund Visumanträge bzw. –ausweisungen geben Aufschluss über die Zahlen, die persönlichen Daten, die Namen 24 25 unangetastet. Die Register wurden von den Schifffahrtsgesellschaften zusammengestellt und von den Emigrationsbehörden bei der Ankunft kontrolliert und waren deshalb meist sowohl auf Italienisch als auch auf Spanisch zu finden (vgl. Favero in Rosoli/De Rosa, 1993:2ff.). Aber wer war denn Reisender und wer Emigrant? Den kleinen aber feinen Unterschied macht auch hier das Portemonnaie29: Die mittellosen Emigranten reisten in der III. Klasse, während die Mittelschicht in der komfortablen II.30 und das Großbürgertum in der luxuriösen I. Klasse31 die Atlantiküberquerung verbrachten. Reisende der III., aber meist auch der II. Klasse, fielen unter die Kategorie Emigrant. Sie alle bestiegen den gleichen Dampfer entweder in Genua, Neapel oder Marseille und alle hatten das gleiche Ziel; was sie trennte, war der soziale Abgrund. Passagiere der II. und I. Klasse wurden an Bord rigoros vor Überfällen und Einbrüchen der in der III. Klasse Reisenden beschützt, während umgekehrt die III. Klasse für jedermann zugänglich und daher unsicher war (vgl. Blengino, 1987:88ff.): „ Nella prima e nella seconda classe ci fu una festa, di cui noi potevamo solo sentire la musica, le risate e i canti. Della terza classe, si permetteva l`accesso solo alle donne, per aumentare il divertimento“(De Simone, 125-127 in Cattarulla, 2003:118f.). Dennoch kam es nicht selten zu Zwischenfällen unter Passagieren unterschiedlicher sozialer Herkunft, die bis hin zu Verhaftungen an Bord führten: E data la sovreccitazione delle due fazioni in causa, le autorità della nave non potevano far altro che mettere alcuni dei contendenti agli arresti. […] «Signori passeggeri, ciò che è successo fra connazionali che attraversano questo grande oceano in cerca di fortuna e di una vita migliore è molto lamentevole. Siamo tutti italiani. Alcuni la pensano in un modo, altri la pensano in maniera diversa, però tutti ci dobbiamo un rispetto reciproco» […] (De Simone, 125-127 in Cattarulla, 2003:119). Es waren nicht nur die Fahrtkosten, die die strenge Ausdifferenzierung unter den Passagieren hervorriefen, denn es konnte doch auch ein abenteuerlustiger Tourist in der III. Klasse reisen. Den großen Unterschied machte die Gültigkeitsdauer der Fahrkarte aus; wer nämlich über die der Schiffe sowie den Zielhafen der Passagiere. Bei der Direccíón Nacional de Población y Migraciones, mit Sitz im ehemaligen Hotel de Inmigrantes, ist beinahe die Gesamtheit des Urkundenmaterials zu finden. 29 Man kann sich das ganze Szenario so vorstellen, wie es in dem Hollywoodfilm Titanic beschrieben wird. 30 Die Passagiere der II. Klasse sind uneindeutig definiert. Meist handelte es sich dabei um einstige Emigranten, die in der Ferne zu Wohlstand kamen und die sich nun einen Besuch in der Heimat leisten konnten, kleine Händler, der Klerus und andere. 31 In der I. Klasse fand man das Bürgertum: Reiche Argentinier, die von einer Europarundreise zurückkehrten, Franzosen, Spanier, Brasilianer, aber vor allem, auch hier, sehr viele Italiener. Zahlreiche Italiener folgten der Route des Emigranten, dies meist aus den unterschiedlichsten Gründen: Ob um Geschäfte abzuwickeln, aus kulturellem Interesse oder als Tourist. In der Luxusklasse übernachteten zudem Bordärzte, Offiziere und Priester. 26 finanziellen Mittel verfügte, sich ein Hin- und Rückfahrtticket zu kaufen und wer sich gerade die Hinfahrkarte leisten konnte. Im Zeitraum der großen Emigrationswellen nach Argentinien schließt sich die zahlreich reisende italienische Bourgeoisie dem Exodus an und verfasst während der Überfahrt Dutzende Reiseberichte32. Sie enthalten oft autobiographische oder wissenschaftliche Züge und dokumentieren die besuchten Länder entweder aus journalistischer, politischer, ökonomischer oder geographischer Sicht. Die dabei gewählten unterschiedlichen Gattungen spiegeln den jeweiligen Wissensstand des Verfassers wider: Ob es sich dabei um einen Schriftsteller, einen Journalisten, Arzt, Abgeordneten, Offizier, Ingenieur, Forscher oder einen Universitätsprofessor handelte, war für die Form und den Inhalt der Niederschrift entscheidend. Doch was auch immer sie nach Argentinien getrieben hat, sie alle begegnen auf Schritt und Tritt - ob sie wollen oder nicht - ihren Landsmännern, ein Umstand, der sowohl ihre Reise als auch ihren Aufenthalt in Argentinien entscheidend beeinflussen wird, denn es entgeht niemandem, dass jeder dieser Emigranten ein individuelles Drama personifiziert und dies schon vor der Abreise (vgl. Blengino, 1987:88ff.):33 Nacqui nella piccola città di Bagnara, in provincia di Reggio Calabria, da Francesco Barilà e Domenica Papalia. Bagnara è bagnata dal mar Tirreno, verso lo stretto di Sicilia e le isole Lipari, fra le quali svetta il vulcano Stromboli. Mia madre mise al mondo dodici figli, sei maschi e sei femmine. Dei maschi sopravvissi solo io; delle femmine, tre. A quei tempi era un fatto abbastanza comune, perché si seguiva alla lettera il detto divino «Crescete e moltiplicatevi». Incredibile era l`alta percentuale di mortalità infantile, dovuta alla precaria assistenza medica. A parte queste deficienze dell`epoca, che costituivano un male generale34, nella mia casa vi era un altro pericoloso nemico: l`eccessivo lavoro di mia madre. La sola enumerazione dei suoi compiti fa impallidire il lavoro materiale di qualsiasi uomo forte: licenza per la vendita di pane al pubblico, principale impastatrice, unica fornaia, amministratrice, cuoca, bambinaia e donna di casa. E non sapeva né leggere né scrivere! Lavorava senza riposo dall`una della mattina fino alle nove della sera. È facile immaginare che genere di latte dava ai suoi figli dopo le ore dedicate a impastare- adesso lo fanno tutto le macchine- e quelle passate di fronte all`inferno del forno primitivo. Questo prima doveva essere scaldato a fuoco vivo, poi si toglievano le braci e si inforniva il pane, seguendone attentamente la cottura. 32 Zu den bekanntesten gehört zweifellos jenes von Edmondo De Amicis. In: Baldini, A.[Hrsg.], 1945. Sull`Oceano. Mailand: Garzanti. 33 In den folgenden Tagebuchauszügen dokumentieren vier Personen, wie sie die Emigration nach Argentinien erlebt hatten: Der erste Erfahrungsbericht zeigt die Lebensbedingungen vorm Verlassen des Vaterlandes auf, der zweite berichtet über die Tragödie, die mit dem Abschied nehmen in Zusammenhang steht, der dritte erzählt über die Reise nach Argentinien und schließlich der vierte über die Ankunft. 34 Kursiv im Text. 27 […] Così si spiega la morte dei miei fratelli e delle mie sorelle che se ne andarono all`altro mondo fra il primo e il settimo anno di età colpiti da comuni malattie dell`infanzia. Non ho mai sentito dire né da mio padre, né da mia madre che i figli morivano per mancanza di cure mediche o di attenzioni materne. […] Povera madre mia! Durante i migliori anni della sua vita non ebbe che privazioni, delusioni e dolori. Mio padre era molto buono, ma molto diverso da lei e non seppe essere il compagno premuroso e comprensivo di cui avrebbe avuto bisogno […]. I viaggi in America di mio padre, a eccezione del primo fra 1888 e il 1889, erano risultati un fallimento. […] Se rapportata all`altezza più che regolare di mio padre, mia madre era piuttosto bassa e magra. Eccetto che nei momenti di colera, di abbattimento o di tristezza, il suo viso era sempre illuminato dall`intelligenza e dal sorriso. Mio padre era molto diverso. Intelligente, lavoratore instancabile, buono e molto gentile, ma scanzonato e poco tenace nei suoi propositi. […] Non manifestava vanità, né arie di grandezza. Era realmente ciò che sembrava, un serio brav`uomo. Però, come l`ottanta per cento della popolazione in quei tempi di oscurantismo, era analfabeta, sapeva scrivere solo il suo nome. Tuttavia, per diversi anni svolse il compito di fattore capo della famiglia più ricca del paese: i De Leo. Questa famiglia possedeva i più grandi castagneti, vigneti e oliveti della regione e mio padre doveva rendere conto dei castagneti e dei più di trenta uomini che stavano ai suoi ordini. […] Contemporaneamente al suo lavoro, mio padre si occupava anche del nostro vigneto ed era un esperto viticoltore. Io imparai tutto quello che sapeva fino al 1905, anno del mio secondo viaggio in Argentina e della mia conseguente radicazione in quel paese (Barilá, 163-167 in Cattarulla, 2003:106f.). Accadde all`alba di un giorno di ottobre del 1906. Io allora avevo trentadue mesi. In braccio a una delle mie sorelle osservavo attonito quanto accadeva intorno a me. Nella vecchie ed enorme cucina della casa paterna tutti erano in movimento. Mio padre, in un angolo, armeggiava intorno a un baule di grandezza normale cercando di chiuderlo con un ginocchio poggiatovi sopra e la testa inclinata. Silenzioso e tranquillo seguivo il suo intento. Immagino che alla fine ci sarà riuscito, ma non me ne ricordo i dettagli. In un altro angolo, mia madre, seduta, piangeva silenziosamente. Vicino a lei stava, in piedi e immobile, un altro dei miei fratelli, di dodici anni, con scarpe e vestito nuovi. Mia sorella maggiore sembrava la più indaffarata. Andava rapidamente da un lato all`altro della casa. Nessuno parlava. Nessuno si guardava. Tutto ciò, in un`ora così mattutina, era illuminato dalla luce debole e tremolante di una primitiva lampada a olio. Poi, abbracci, preghiere, promesse e un pianto che ormai nessuno si preoccupava di dissimulare o reprimere. Qualcuno aprì la porta. Fuori continuava l`oscurità. Oscurità e tristezza erano riflesse nei volti dei nuovi arrivati. Erano alcuni parenti e vicini. Comunque, non tutti piangevano. Dopo gli ultimi abbracci e le ultime raccomandazioni mio padre e mio fratello, quello dai vestiti nuovi, si misero in cammino accompagnati dalla maggior parte dei presenti. La casa sembrò, allora, immensamente grande. […] Non comprendevo nulla di ciò, ma la tristezza regnante si era impadronita della mia tenera coscienza appena spuntata. 28 […] Poi, di fronte alle mie insistenti domande, mi risposero che erano andati in stazione. Lì, avrebbero preso il treno, che era molto grande. Dopo, ancora più lontano, avrebbero preso il vapore, che era ancora più grande, il quale andava dove vi era molta, molta acqua e mare. E così sarebbero arrivati in America, in Argentina. Ma perché piangevano e perché andavano là? Anni dopo avrei avuto la risposta a tutte quelle domande che l`ansia e la curiosità di bambino mi avevano portato a formulare in quell`alba di angoscia, e finalmente avrei capito il perché di tante lacrime e di tanti singhiozzi (Píngaro, 13-15 in Cattarulla, 2003:105f.). Dopo otto giorni di navigazione il Matteo Bruzzo arrivò davanti al porto di Cadice, nell`Andaluzia, dove doveva gettar l`àncora per le operazioni di scarico e carico. […] Quel che accadde a bordo di quel vapore è indescrivibile: lo sgomento più vivo si impadronì di tutti; si bestemmiava, si pregava, si piangeva; e intanto si faceva strada fra quella folla di impauriti una notizia terribile che dava ragione del divieto opposto dalle autorità spagnuole di entrare in porto e della cannonata: il Matteo Bruzzo era temuto infetto di cholera35 morbus! […] aveva avuto veramente dei casi di colera a bordo, aveva tentato l`approdo in tutti i porti della traversata, ma era stato da ogni luogo respinto. Era così giunto ne` porti delle repubbliche del Plata36, meta del suo viaggio: ma anche da quei porti era stato respinto: a bordo infieriva il malore, mancavano molte cose indispensabili, i malati non potevano esser curati; si disse di non trovarsi a bordo nemmeno un medico: e chiese invano alle autorità dei vari porti soccorso: non ottenne nulla, all`infuori della minaccia di esser colato a picco se non si fosse allontanato subito; e in qualche porto gli avevan tirato contro coi cannoni, e non a salva. Così dopo due mesi di una terribile via crucis spaventosa era tornato al porto di partenza, a Genova: e i poveri operai che eran partiti per cercare nei paesi del nuovo mondo lavoro e avvenire, tornavano ancor più poveri, affranti delle malattie, dalle sofferenze di ogni genere, da uno spavento indicibile; e molti non ritornarono più perché trovarono in fondo al mare il riposo eterno37. 35 Die unterschiedliche Schreibweise in der vorliegenden Autobiographie des Wortes colera ist von mir übernommen worden. 36 Das Flusssystem des La-Plata-Beckens mit einer Fläche von drei bis vier Millionen km² wird größenmäßig auf der Erde nur noch von demjenigen des Amazonas übertroffen. Er beherbergt mit den Wasserfällen von Guayra (Alto Paraná) das größte hydraulische Potential der Welt. Die fünf La-Plata-Länder sind Argentinien, Brasilien, Bolivien, Paraguay und Uruguay. Das La-Plata-Becken leitet seinen Namen vom Río de la Plata her, wie die Ströme Paraná und Uruguay nach ihrem Zusammenfluss oberhalb von Buenos Aires bezeichnet werden. Wissenschaftler sind sich bis heute darüber uneinig, ob der Río de la Plata ein Strom, ein See oder eine Meeresbucht ist. Sein Name entsprang der Phantasie der nach Schätzen des sagenhaften Silberlandes durstenden Konquistadoren. Die Grenzen des La Plata-Beckens entsprechen ungefähr jenen des historischen Vizekönigreiches vom Río de la Plata (Von Oven, 1969:2ff.). 37 Hier erinnerte sich Guglieri an einen bekannten Zwischenfall auf dem gleichen Schiff, auf dem er sich nun während der Erzählung wieder befindet. Im Jahre 1884 war das Schiff Matteo Bruzzo wie üblich von Genua in See gestochen. Während der Hinfahrt nach Südamerika starben damals 20 Menschen an Cholera. Mit Kanonenschüssen wurde die Fähre in Montevideo zurückgewiesen und in weiterer Folge von jedem amerikanischen Hafen, in dem man anzulegen versuchte. So irrte das Schiff auf hoher See umher, während 29 Di questo viaggio tragico qualcuno a bordo sapeva e qualche vaga voce n`era corsa; ma nessuno vi aveva badato, nessuno ci si era fermato a lungo. Ma ora, quel divieto posto dalle autorità di Cadice, quel colpo di cannone rinverdivano la memoria e facevano rivivere il dramma. E lo spavento del colera invase tutti; e dopo un`ora, mentre il piroscafo aveva ripresa la sua rotta per l`ampio mare si parlava già della presenza del colera, si diceva vi fossero a bordo, nascosti, molti malati, si diceva che il piroscafo s`era fermato, di notte, e vari cadaveri erano stati gettati in mare rivolti entro ruvidi sacchi che una pesante pietra trascinava a fondo. Le fantasie presero l`aire e in quella popolazione di tapini sperduta nel mare si diffuse uno spavento, un panico enormi: e ognuno ebbe paura del vicino credendolo intasato della malattia terribile e tutti pensavano continuatamente a quei sacchi lanciati di notte nel mare, tirati al fondo da una grossa pietra. Quei giorni della traversata furono veramente terribili. Ma intorno la nave che procedeva il mare cantava in sua serenità una canzone solenne e calma e dietro la nave, sino a perdita d`occhio, riluceva la larga scia d`argento, come un nastro immenso che vincolasse e proteggesse gli emigranti tenendoli uniti alla patria lasciata lontano lontano (Guglieri, 17-19 in Cattarulla, 2003: 117f.). […] Io risento come un vuoto nel mio cuore. L` arrivo a Buenos Aires non rappresenta per me che una semplice tappa nel viaggio: nessuno m` aspetta de` miei cari: tra la folla che attende ansiosa l` arrivo del Sardegna, invano io cercherei un viso amato, che inquieto studiasse immediatamente attraverso la fisionomia, gli affetti e i pensieri miei. […]- Emigrazione?- domanda l` Ispettore argentino man mano che ogni emigrante o una famiglia si presenta. E intende così di domandare, se vuole accettare i vantaggi, che la legge argentina sull` immigrazione accorda al colono, e cioè l` alloggio e vitto gratuiti nell` Hotel de Inmigrantes per cinque giorni, il trasporto in ferrovia sin al luogo scelto a dimora, pur gratuito, ecc. -Sì - rispondono parecchi. -Siete stati altra volta nell` Argentina?-continua l` Ispettore. -No- rispondono molti: ed il loro passaporto viene allora segnato con timbro speciale ed i loro bagagli sbarcati gratuitamente, mentre gli emigranti da appositi incaricati sono condotti ad alcuni tramvia che aspettano poco lontano dal molo. Alcuni invece alla seconda domanda dell` ispettore: - Siete stati altra volta nell` Argentina? - Como no?- rispondono ingenuamente- Otra vez! (un`altra volta!) E allora non sono accettati come immigranti, perché la legge Argentina non accorda per due volte i suoi vantaggi a chi li ha già goduti ancora. […] - Gobernar es poblar, sentenziò uno dei loro economisti, l`Alberti, e laggiù si vuole infatti che il nostro lavoratore si radichi nella pampa, che la popoli e la lavori. Hunderte von Leichen ins offene Meer geworfen werden mussten. Die Odyssee nahm erst nach drei Monaten in Genua, also dort, von wo aus man gestartet war, sein Ende (vgl.Cattarulla, 2003:132). 30 - Ma co u vapore italiano sono stato bene- mi diceva un napoletano- ed io vado e vengo da u paese mio, come me pare, quando quaggiù non ce voglio più sta. […] Emigrazione? No! –rispondevano franchi, e sbarcavano solleciti! Non so perchè, mi facean piacere! voleva dire che essi erano già temprati alla vita di quel paese e che sapevano come dirigersi! […] E la folla ininterrotta continua: bimbi attoniti, vecchi ancor gagliardi, accompagnati da figli robusti, giovani scapoli ed intere famiglie: una sfilata interminabile. […] I bagagli sono scaricati rapidamente e la tolda rimane sgombra. Il Sardegna prende quell` aspetto di abbandono, che assumono tutte le navi in porto, quando sono in disarmo. […] Ed il viaggio si può dire veramente compiuto (Frescura38, 2000:119ff.)! Neben der sozialen Gliederung der italienischen Emigration nach Argentinien, sollte man zudem zwischen der frühen Emigration - die sich vorwiegend aus Norditalienern zusammensetzte - und jener Massenbewegung unterscheiden, die in den Folgejahren einsetzte und vorwiegend aus Süditalienern bestand. Erstere sind durch ein hohes bzw. mittelmäßiges Bildungsniveau gekennzeichnet, letztere durch mangelnde oder kaum vorhandene Berufsqualifikation. Es ergeben sich daraus im Groben folgende zwei Typologien: Die alte, norditalienische, qualifizierte Emigration des Ancien Régime und die neue, süditalienische, unqualifizierte Massenemigration. I.5. Persönliche Anmerkung Es sei eingangs ein emotionales Thema angesprochen, das mit der europäischen Kolonisation unmittelbar in Verbindung steht, an der besonders in Argentinien die Italiener großen Anteil hatten, nämlich die Verdrängung und Ausrottung der indigenen Stämme. So lobenswert und beeindruckend ich die italienischen Erfolge in diesem südamerikanischen Land empfinde, so war doch jede Landerschließung von Blutvergießen begleitet bzw. dieser vorangegangen. Die Ureinwohner, und das ist bekannt, mussten den Europäern Platz machen - obwohl besonders 38 Bernardino Frescura (* 1868 in Marostica; + 7.8. 1925 in Padua) studierte an der Universität von Padua, wo er im Jahre 1892 seinen Abschluss machte. Er unterrichtete u.a. als Dozent Geographie an der Universität Regia von Genua und an der Bocconi-Universität in Mailand. Seine intensive Auseinandersetzung mit der Immigration und all den Problemen, die damit in Zusammenhang stehen, inspirierte ihn zu einigen Werken, die diese Thematik behandeln, so auch Sull`Oceano Cogli Emigranti und Guide per l`emigrante. Sein Wissen, das er in seinen Erzählungen niederschrieb, erwarb er während seiner Forschungsreisen in die einzelnen italienischen Regionen, in die bedeutenden Hafenstädte, von wo aus die Emigranten aufbrachen, sowie an Bord transatlantischer Schiffe (vgl. Frescura, 2000:Vorwort). 31 in Argentinien mehr als genug Platz für alle vorhanden gewesen wäre - und dies erfolgte durch Vernichtung. Das Werk, das die Spanier gemeinsam mit den Italienern in Argentinien auf wirtschaftlichem, politischem und kulturellem Gebiet vollbrachten, ist auch hier ein zweischneidiges Schwert. So spricht Juan Archibaldo Lanus in La causa argentina von der Unterdrückung der Ureinwohner durch das „ Imperium der Zivilisation“(Lanus in Glatz, 1997:61). Da ich mich um Objektivität der Faktendarlegung bemühte - was nicht immer ganz einfach war, klaffen doch die italienischen und argentinischen Quellen zahlenmäßig sehr oft auseinander - bediente ich mich vorwiegend sowohl argentinischer als auch italienischer Angaben, also meist jener des Istituto Nazionale di Statistica als auch jener der Dirección General de Estadística Municipal von Buenos Aires bzw. des Instituto Nacional de Estadística y Censos. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass, als die ersten Volkszählungen durchgeführt wurden (in Argentinien im Jahr 186939, in Italien seit der italienischen Einigung 186140) – die exaktere Daten und Informationen als die oben erläuterten Passagierlisten enthielten - die italienische Emigration nach Argentinien schon längst eingesetzt hatte (vgl. Instituto Nacional de Estadística y Censos, 2004 und Istituto Nazionale di Statistica, letztes Update 8.7.2006). Gerade aus diesem Grund gibt auch Ludovico Incisa di Camerana in seinem Buch L`Argentina, gli italiani, l`Italia einem Kapitel die Überschrift: „ L`Italia dopo gli italiani“und meint: „ In Argentina gli italiani arrivano prima dell`Italia. Fino al 1834 sono abbandonati a sé stessi, senza alcuna protezione: i vari Stati italiani non fanno nemmeno atto di presenza”(Incisa di Camerana, 1998:107). Interessanterweise wurden die Italiener aber auch schon vor der Einigung als solche bezeichnet, obwohl es diesen Staat wie gesagt noch gar nicht gab: L`osservatore esterno tendeva a utilizzare l`espressione «italiani», anche se l`Italia non era ancora una realtà giuridico-politica esistente. Cosí, ad esempio, avveniva da parte dei numerosi viaggiatori inglesi che per ragioni militari o commerciali percorrevano l`Argentina durante la prima metà del secolo XIX. Il tenente L. Mackinnon, il commerciante W. MacGann e il console W. Parish, hanno lasciato opinioni concordi: tutti quei liguri che essi trovavano a Buenos Aires o nelle piccole città costiere del fiume Paraná erano elencati invariabilmente come italiani (vgl. Devoto, 1994:131). Zudem sind exakte Daten über italienische Einwanderung unmöglich, da im Zuge der Einbürgerung nicht nur die Staatsangehörigkeit wechselte, man hispanisierte auch die Namen, 39 Weitere folgten in den Jahren 1895, 1914, 1947, 1960, 1970, 1980, 1991 und 2001 (vgl. Instituto Nacional de Estadística y Censos, 2004). 40 Seitdem werden in Italien alle zehn Jahre Volkszählungen durchgeführt, die letzte, es war die insgesamt 14., fand im Jahre 2001 statt (vgl. Istituto Nazionale di Statistica, letztes Update 8.7.2006). 32 meist auf Wunsch der Italiener: „ Ma anche l`emigrante dovrà cambiare pelle, cambiare nome, ormai è un „ emigrante“(Blengino, 1990:104). [...] Manuel Belgrano. Figlio di un commerciante ligure, non trovava nella sua origine nessun motivo di particolare interesse. Nella sua Autobiografia dedicava appena un paragrafo a ricordare il luogo di nascita di suo padre, castiglianizzandolo (Onella per Oneglia)41. Il padre, che sicuramente non era venuto al Río de la Plata per fare propaganda ai meriti della sua cultura d`origine ma per approfittare delle opportunità che l`economia locale offriva (e una spia veloce per percepirlo è che aveva modificato il suo cognome Peri per lo spagnolo Perez) […] (Devoto, 1994:123). Die Einwanderungskinder wurden dann ohnedies, zumindest von der Bürokratie, als Argentinier betrachtet und scheinen somit in der Statistik zur italienischen Immigration nicht auf (vgl. Devoto, Rosoli, 1988:75). Zudem sei an dieser Stelle angeführt, dass fast alle von mir verwendeten Quellen entweder auf Italienisch, Spanisch, Englisch oder Französisch verfasst wurden und ich alleine für die Übersetzung eben dieser verantwortlich bin. Die große Lücke der deutschen Literatur zu diesem Thema soll durch meine Arbeit ein wenig gefüllt werden. 41 Belgrano, Manuel, 1960. „ Autobiografía del General Don Manuel Belgrano que comprende desde sus primeros años (1770) hasta la revolución del 25 de mayo” . In: Biblioteca de Mayo. Band II. Senado de la Nación. Buenos Aires. 33 II. Die Geschichte der italienischen Präsenz in Argentinien Da die Sprache nicht unabhängig von historischen und soziokulturellen Gegebenheiten untersucht werden kann, erscheint es wichtig und notwendig, sich einen Überblick über die Entwicklung der italienischen Immigrationsbewegungen nach Argentinien zu verschaffen. Es ist allerdings keine ganz einfache Aufgabe, die Geschichte der italienischen Emigration nach Argentinien zusammenzufassen, da es eine Komprimierung von über 500 Jahren im weiteren, von 150 Jahren im engeren Sinne, auf nur wenigen Seiten voraussetzt und es sich bei der italienischen Immigration nach Argentinien um ein äußerst umfangreiches und komplexes Thema handelt. Man wird beim Lesen bemerken, dass es ein wenig die Geschichte Argentiniens ist, die hier erläutert wird, und es wird auch klar, dass es unmöglich ist, diese beiden Komponenten, die Heran- und Weiterbildung des argentinischen Staates und jene der italienischen Immigration voneinander zu trennen. Zu prägend hierfür war sowohl im quantitativen als auch im qualitativen Sinn der Verlauf der italienischen Einwanderung auf die Entwicklung des Landes. Man kann auch die argentinische Geschichte bzw. überhaupt die Mentalität der argentinischen Bevölkerung nur dann wirklich verstehen, wenn man sich mit den Einwanderern Argentiniens befasst hat, genauso wie Österreich mit den Habsburgern oder Frankreich, England, Spanien, Portugal mit der Kolonialisierung in Verbindung zu bringen sind. Es sind historische Epochen, mittels derer sich noch heute diese Länder definieren und deren Nachwehen immer noch zu spüren sind. Die Vermischung von ethnischen Gruppen prägt nachhaltig die Historiographie eines jeden Landes; so meinte in diesem Zusammenhang auch einer der großen Geschichtsforscher aus der Sicht eines Argentiniers, dass die Immigration der Schlüssel zum Verständnis einer Gesellschaft wäre (vgl. Devoto 1989:5). In diesem Kapitel wird die historische Chronologie der italienischen Migration nach Argentinien vorgestellt. 34 II.1. Ohnegleichen: Die italienische Emigration nach Argentinien […] io intravedevo orizzonti […] più in là c`era ideale. Più in là c`era l`Argentina, la regione di leggenda, il sogno di Simbad coperto dal rosso mattutino, fiorito di aurore inviolate. Nel mio mondo interiore c`era un`orchestra di ali impazienti, uno stormo di stelle che volevano volare come rondini (Rizzutto, 54-55 in Cattarulla, 2003:55). Seit den 30iger Jahren des 19. Jahrhunderts bis zum Ende der 50iger Jahre des 20. Jahrhunderts waren es an die 3.500.000 Italiener, die in Argentinien eintrafen. Sie kamen aus allen Regionen Italiens. Zur Zeit, als die ersten italienischen Einwanderungswellen verzeichnet werden konnten, war Argentinien ein unterbevölkertes Land, man könnte fast sagen, es war beinahe kaum bewohnt, da Mitte des 19. Jahrhunderts sich auf einer 1.400.000 Quadratkilometer großen Landfläche bloß eine Million Menschen befanden; die andere Hälfte des Territoriums, das von Indios besiedelt war (auch sie waren zahlenmäßig schwach vertreten), unterstand der Kontrolle der Hispano-Amerikaner. Somit könnte man von einer historischen Einzigartigkeit sprechen, bedingt durch das Aufeinandertreffen einer zahlenmäßig großen Menge an Emigranten mit einer demografischen Leere (vgl. Devoto in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:25ff.). Besonders ist zudem der Umstand, dass die Italiener unter den ersten waren, die als Europäer dieses Land betraten. Auch das ist ein Vorteil, von dem sie und ihre Nachfahren sowie all` diejenigen, die aus dem gleichen Land viel später am Silberfluss eintrafen, profitieren werden.42 Dies wird von Fernando Devoto, einem Spezialisten der italienischen Migrationsbewegung in das Plata-Gebiet, etwas zynisch zum Ausdruck gebracht: „ Come sapete, gli ultimi sono i primi solo nel regno di Dio“(Devoto, 1989:8). Es waren zu viele Italiener, die in Argentinien eine neue Heimat fanden, als dass sie nicht an jedem Ort und in jeder sozialen Schicht vertreten wären. Man könnte fast alles in Argentinien mit den Italienern in Verbindung setzen, es bedarf jedoch einer genaueren Untersuchung um sagen zu können, was genau. 42 In anderen Ländern hingegen, wie beispielsweise den USA, mischten sie sich unter jene Europäer, die als letzte eintrafen und konnten somit nicht diesselben Privilegien genießen wie ihre Landsmänner in Argentinien (vgl. Devoto, 1989:8). 35 Jorge Luis Borges43 sagte, die Argentinier seien „ Italiener, die Spanisch sprechen und gerne Engländer wären“ (Forum Argentinien Deutschland/Argentina-Aleman, 43 2001/2005). Jorge Luis Borges (*24.August 1899 in Buenos Aires/Argentinien, +14.Juni 1986 in Genf/Schweiz) erlangte sowohl als Lyriker und Erzähler als auch als umfassend gebildeter Historiker und Erklärer der Dichtung weltweiten Ruhm (vgl. Perlentaucher Medien GmbH, 2000). 36 37 II.2. Die ersten italienischen Akzente 1492. Ein Italiener entdeckte Amerika:44 Sulle orme dell`immortale ligure corsero alle nuove spiagge spagnuoli, portoghesi, inglesi e francesi condotti dai Cabotto, dal Vespucci e dal Verrazzano. I Cabotto scoprono Terranuova, penetrano nella Baja di Hudson, esplorano il Plata e lo rimontano fino alla attuale città di Corrientes. Amerigo Vespucci, che per un capriccio del caso vide battezzato del suo nome il nuovo Continente, riconosce le costiere di Paria, della Florida e del Brasile e scopre le isole della nuova Georgia Occidentale; ultimo il fiorentino Verrazzano esplora le costiere americane fino al 55° lat. N. Per tal guisa cinque navigatori italiani scoprono ed esplorano le coste del nuovo Continente di cui nemmeno un brandello appartiene all`Italia (Società Geografica Italiana, Kopie des Originals von 1882:19f.; meine Hervorhebungen). Und in der Tat, es war nicht nur ein Genuese, der diesen Kontinent entdeckte; der Erdteil trägt auch den Namen eines Italieners und sowohl Nord- als auch Südamerika wurden in weiterer Folge von Italienern bereist, erforscht und durchquert, ohne dass Italien auch nur ein Flecken amerikanisches Land sein eigen nennen konnte. Doch wenn auch über Umwege und in anderer Form, so werden sich die Italiener diesen Kontinent und vor allem Argentinien erobern. Die Erschließungsgeschichte der La-Plata-Staaten beginnt mit Amerigo Vespucci45, einem in den Diensten der Medici stehenden Fiorentiner, dem Namenspatron Amerikas. Da über ihn viel spekuliert wurde, ist es nur eine Vermutung geblieben, dass er als Erster den Río de la 44 Lange wurde sowohl über den Geburtsort wie auch über das Geburtsdatum gestritten und diskutiert. Heute steht fest, dass Cristoforo Colombo in Genua geboren wurde. Es sind sich nun Schriftsteller und Wissenschaftler einig, dass er nicht vor 1446 und nicht nach 1447 das Licht der Welt erblickt haben konnte. Er kam als erstes von insgesamt vier Kindern (Giovanni, Bartolomeo und Diego) von Domenico Colombo Ianajolo und Susanna Fontanarossa auf die Welt. Er unternahm vier Reisen, die alle in die Weltgeschichte eingingen: 1492, 1493, 1498 und 1502. 1493 betrat er erstmals südamerikanischen Boden, nämlich im heutigen Kolumbien. Er starb am 20. Mai 1506 in Valladolid mit den Worten: „ In manus tuas Domine commendo spiritum meum“(vgl. Società Geografica Italiana, Kopie des Originals von 1882:175ff. und Gonyato, 1997). 45 Amerigo Vespucci (*9. März 1451 in Florenz; + 22. Februar 1512 in Sevilla) war Kaufmann, Seefahrer, Navigator, Kartograph, Entdecker und Erforscher des Mundus novus. So schrieb 1507 der Geograph Waldseemüller über ihn: „ Et alia quarta pars per Americum Vesputium (ut in sequentibus audietur) inventa est, quam non video quis jure vetet ab Americo inventore sagacis ingenii viro Amerigen quasi Americi sive Americam dicendam etc.“Seine erste große Reise unternahm er aller Wahrscheinlichkeit nach im Jahre 1497, es gibt aber auch Gegenstimmen, die verlautbaren lassen, er wäre im Zeitraum von 1499-1500 gewesen. Im Jahre 1499 - es war dies seine zweite Atlantiküberquerung - verschlug es ihn nach Südamerika (vgl. Società Geografica Italiana, Kopie des Originals von 1882:209ff.). 38 Plata eindeckt haben soll;46 sicher ist nur, dass er weite Teile der Ostküste Südamerikas erforschte (vgl. Società Geografica Italiana, Kopie des Originals von 1882:209ff.). Anläßlich des Día de la raza erwähnte Präsident Arturo Illía (1963-1966) Vespuccis Entdeckungen: „ In questo 12 ottobre 1964 sulla sponda del Río de la Plata, che, secondo le cronache, Amerigo Vespucci chiamò Giordano: noi argentini ci sentiamo felici, assieme ai discendenti di tutti i popoli del mondo festeggiando il giorno della nostra razza […]”(Incisa di Camerana, 1998:628). Am 2. Februar 1516 ankerte Juan Díaz Solís als erster spanischer Seefahrer an der trichterförmigen Flussmündung des Río Paraná, da er eine Meeresstraße suchte, die ihn vom Atlantik zum Pazifik bringen sollte.47 Er wurde während der Auskundschaftung des Ufers getötet, worauf hin seine Flotte den Heimweg nach Spanien antrat. Der Portugiese Fernão de Magalhães (spanisch: Fernando Magallanes) knüpfte 1520 im Dienste Spaniens dort an, wo Solís gescheitert war (vgl. Zapata, 1978:87). Der Mann, der als erster die Welt umsegelte, wurde von einem Italiener begleitet, nämlich von Antonio Pigafetta48. Der in Vicenza geborene Pigafetta hatte Mathematik und Kosmographie studiert. Dieses Wissen erregte in weiterer Folge Magellans Aufmerksamkeit, sodass dieser am 10. April 1519 die Reise, die später in die Geschichte eingehen sollte, nicht ohne Pigafetta antreten wollte. Noch im selben Jahr gelangten sie an die Mündung des Plata und drangen bis nach Patagonien vor. Pigafetta schrieb unter anderem eine Art Wörterbuch, in dem er als erster das Vokabular der Patagonier festhielt. Er war somit der erste Sprachforscher auf amerikanischem Territorium: [...] anzi devesi al Pigafetta, cosa non mai tentata per lo innanzi da alcun viaggiatore, la compilazione dei brevi vocabolari delle lingue parlate dalle genti brasiliane, patagoniche e dagli isolani delle Molucche. Così ad un italiano del secolo XVI, sono dovute le prime indagini linguistiche circa gli idiomi americani ed occeanici (Società Geografica Italiana, Kopie des Originals von 1882:261; meine Hervorhebung). 46 I meriti del Vespucci come navigatore non possono negarsi; egli riconobbe nei quattro suoi viaggi tutta la sua costa d`America sull`Atlantico dalla baja di Cheasepeak negli attuali Stati-Uniti den nord fino al Capo Santa Maria nel Plata, cioè per una lunghezza di 65º (Società Geografica Italiana, Kopie des Originals von 1882:213; meine Hervorhebung). 47 Solís hatte damit auch einen hochpolitischen Auftrag zu erfüllen, da die Situation zwischen Spanien und Portugal damals auf den Weltmeeren zu vergleichen ist mit jener, die später im Weltraum zwischen den USA und der Sowjetunion vorherrschte (vgl. Von Oven, 1969:9). 48 Antonio Pigafetta (* 1491 in Vicenza; + 1534 in Vicenza) wurde vor allem als Reiseberichterstatter der ersten Weltumseglung (1519-1522), der er sich zusammen mit Magellan stellte, berühmt. Es ist dies ein präziser Bericht, der alles, was er in der Fremde gesehen und erlebt hatte, bis ins Detail beschreibt und somit als wertvolle Dokumentation dieser historischen Weltumfahrung dient: So schilderte Pigafetta sowohl die Erlebnisse und Bedingungen an Bord der Vittoria, also nautische Fakten, als auch die Vegetation und Fauna, sowie die Menschen und ihre Bräuche, ihr Aussehen, ihre Religionen, die ihm begegnet waren. Nach der Ermordung Magellans musste Pigafetta ohne ihn 1522 nach Sevilla zurückkehren (vgl. Società Geografica Italiana, Kopie des Originals von 1882:257ff. und Wikimedia Foundation Inc., letztes Update 15.9.2006). 39 Hinzu kommen seine wertvollen geographischen und ethnologischen Beschreibungen des heutigen argentinischen Territoriums (vgl. Società Geografica Italiana, Kopie des Originals von 1882:257ff.). Weitere Entdeckungsreisen ins Plata-Gebiet folgten, nämlich von Sebastiano Caboto49 (auch Cabotto bzw. Gabota geschrieben), einem Venezianer50 (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:109 und vgl. Società Geografica Italiana, Kopie des Originals von 1882:200ff.). Er erreichte 1526 die Plata-Mündung und drang 120 Meilen in das Landesinnere ein, von dem er Skizzen anfertigte (vgl. Società Geografica Italiana, Kopie des Originals von 1882:203ff.). Caboto gründete 1527 nördlich von Rosario die erste europäische Niederlassung mit dem Namen Sancti Spiritus (vgl. Zapata, 1978:88). Da der Spanier Diego García de Moguer, der parallel dazu auch eine Expedition leitete (vgl. Zapata, 1978:87), mit ungeheurer Grausamkeit gegen die indigenen Völker vorging, die daraufhin einen erbitterten Kampf gegen alle Europäer führten, musste auch die Forschungsfahrt von Caboto unterbrochen werden (vgl. Società Geografica Italiana, Kopie des Originals von 1882:204). Die erste europäische Siedlung wurde zerstört und seine Besatzung umgebracht und so mussten beide Truppen enttäuscht, durch Hunger und Gefechte mit den Ureinwohnern dezimiert, nach Europa zurückkehren (vgl. Zapata, 1978:88). Da der Venezianer unzählige Pferde hinterließ, glaubt man, dass die heutigen Wildpferde der Pampa von den Pferden Cabotos abstammen: Ma comechè il suo viaggio non avesse il risultato che egli certamente ne attendeva nell`interesse del paese al cui servigio si trovava, non fu senza vantaggio ed utilità per le oservazioni che egli raccolse sulla fertilità di quelle terre, sul clima e sulle sue produzioni, di che minutamente fece relazione all`Imperatore. Egli lasciò in quelle regioni alcuni cavalli che aveva recati di Spagna, i quali si moltiplicarono in breve tempo e furono forse l`origine di quelle torme innumerevoli di cavalli selvaggi, che oggi galoppano per le vastissime pianure dei Pampas. [...] Il nome Cabotto rimane intimamente legato alla scoperta dell`America con quello di altri tre italiani, cioè del Colombo, del Vespucci e del Verrazzano (Società Geografica Italiana, Kopie des Originals von 1882:204, 2006; meine Hervorhebungen). 49 Sebastiano Caboto (* 1472 in Venedig; + 1557 in London) ist der Sohn von Giovanni Caboto, eines Seefahrers. Während einer Entdeckungsfahrt in den neuen Kontinent starb der Vater und so ging das Kommando an den jungen Sohn über. 50 Italienische Seefahrer dieser Zeit werden gerne in Geschichtsbüchern als Spanier oder Portugiesen bezeichnet, da sie im Auftrag eben dieser Länder reisten. Dieser Fehler unterliegt beispielsweise auch Wilfred Von Oven (1969) in seinem Buch Argentinien-Paraguay-Uruguay. Land am Silberstrom. Die La-Plata-Länder. Nürnberg: Glock und Lutz Verlag, S. 20ff. 40 Was außerdem blieb, war die Legende um den Reichtum dieses Landes und mit ihr der neue Name, der sich seit der Rückkehr Cabotos statt der bisherigen Bezeichnung Mar dulce51 und Río de Solis52 durchsetzte: Río de la Plata, Silberstrom, wonach auch Jahrhunderte später der neue unabhängige Staat Argentinien53 benannt werden sollte (vgl. Zapata, 1978:88). Als am 6. April 1536 Pedro de Mendoza die Plata-Mündung erreichte, waren unter den 1250 Seemännern, die ihn begleiteten, auch viele Italiener, vorwiegend aus Genua, Cagliari, Venedig und Lucca. Während dieser Expedition wurde Buenos Aires gegründet, dessen Namensgeber Leonardo Gribeo von Cagliari, ein Gefährte Mendozas, sein soll (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:110): Cuando bajo las órdenes del rey de España, el oficial don Pedro de Mendoza, el 24 de agosto de 1535, guió una expedición para descubrir nuevas tierras entre el Río de la Plata y el estrecho de Magallanes, enroló en la flota al mismo Leonardo Gribeo. La flota zarpó de Sanlúcar de Barrameda derecho hacia Occidente. Las naves remontaron el Río de la Plata hasta la isla de San Gabriel y fondearon donde es hoy la dársena del Puerto de Buenos Aires, en donde Pedro de Mendoza decidió fundar una ciudad bautizada Ciudad de Nuestra Señora de SANTA MARÍA DEL BUEN AIRE, por sugerencia del navigante cagliaritano siempre memorioso de la milagrosa intervención de la protectora de los marinos (Saguier Fonrouge, 2004). Somit soll Buenos Aires, auf Wunsch des Sarden Gribeo nach der Heiligen Maria der Guten Winde benannt worden sein,54 dessen Statue sich seit 1370 in der gleichnamigen Kirche in Cagliari befindet und Ziel vieler Pilger war und ist.55 56 51 Solís gab dem Fluss den Namen Mar dulce, da er von seinem Süßwassergehalt überrascht wurde. Er suchte ja eigentlich die Meeresstraße zwischen Atlantik und Pazifik (vgl. Zapata, 1978:87). 52 Die Bezeichnung erhielt er von Magellan (vgl. Zapata, 1978:87). 53 Argentum ist lateinisch die Bezeichnung für Silber. 54 Während eines Schiffbruchs, den Gribeo einst vor der korsischen Küste erlitten hatte, soll er, trotz des Unwetters, ein Abbild der Madonna gerettet haben können, der er daraufhin die Rettung zuschrieb (vgl. Saguier Fonrouge, 2004) 55 Während seines Aufenthaltes in Cagliari am 20.10.1985 bezog sich Papst Johannes Paul II. im Angelus auf das Heiligtum der Madonna di Bonaria: L’ odierna Giornata missionaria ci porta a pensare al ruolo che il vostro bel santuario ha svolto nell’ annuncio e nel sostegno della fede. Al di là dello svolgersi degli eventi, spesso drammatici e dolorosi, e al di sopra degli interessi e delle fortune delle potenze terrene che si sono succedute sulla vostra terra, il santuario della Madonna di Bonaria è sempre stato, per le nazioni e le genti più diverse, un’ attrattiva universale, un faro di certezze, al di là dei contrasti e delle divisioni. È stato un centro di unità e di concordia. La sua storia secolare e gloriosa testimonianza che tale opera è andata ben al di là dei confini della vostra isola, e si è estesa in varie parti del mondo, soprattutto nell’ America Latina e nell’ America Centrale, dove molti luoghi - pensiamo alla stessa capitale dell’ Argentina, Buenos Aires - traggono il loro nome dalla Vergine della “buona aria”: Buenos Aires (Der Heilige Stuhl , letztes Update 8.9.2006; meine Hervorhebungen). 56 Es gibt zu der Namensgebung der heutigen Hauptstadt jedoch eine zweite Legende, der zufolge, der erste Soldat, ein gewisser Sancho del Campo, der von Mendozas Schiff von Bord ging, von der guten Luft, die er dort 41 Das 1536 gegründete Buenos Aires wurde jedoch bald darauf von indigenen Stämmen zerstört. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden zwischenzeitig andere Städte gegründet (vgl. Zapata, 1978:88f.),57 als dann der zweite europäische Anlauf gewagt wurde, sich an der Plata-Mündung niederzulassen. Dies geschah am 11. Juni 1580, als Juan de Garay feierlich die Gründungsurkunde unterschrieb. Der zweite Errichtungsversuch schlug nicht fehl, sondern die Stadt, die Garay nach einem wohlüberlegten Plan entworfen, vermessen und in weiterer Folge angelegt hatte, besteht mit ihren gigantischen Schachbrettsystem immer noch (vgl. Von Oven, 1969:46). An der Expedition, die aus 60 Mann bestand und von Asunción58 aus aufbrach, nahmen zahlreiche Italiener teil und somit beteiligten sie sich auch an der zweiten und letzten Stadtgründung von Buenos Aires. Insgesamt gesehen waren die Italiener während der spanischen Kolonialisierung Argentiniens im 16. Jahrhundert immer präsent und aktiv daran beteiligt. Luigi Einaudi59 schrieb in seinem ersten Buch aus dem Jahre 1900 Un principe mercante. Studio sulla espansione coloniale italiana: vorfand, so begeistert gewesen sein soll, dass er die Arme ausgebreitet und gerufen haben soll: „ Qué buenos aires!“(„ Welch gute Luft!“ ). Allerdings ist diese Version sehr unwahrscheinlich, dass sich Mendoza durch den Ausruf einer seiner Söldner beeinflussen ließ. Da er - wie alle Konquistadoren - der katholischen Kirche treu ergeben war, dürfte er sich aufgrund seines Glaubens für den Namen Nuestra Señora María del Buen Aire entschieden haben (vgl. Von Oven, 1969:33,35). 57 Santiago del Estero (1553) wurde zum Ausgangspunkt weiterer Stadtgründungen des Nordwestens: Tucumán 1564, Córdoba 1573, Salta 1582, La Rioja 1591 sowie San Salvador de Jujuy 1592. Auch von Asunción gingen im 16. Jahrhundert viele wichtige Besiedlungen aus, wie z.B. die von Santa Cruz de la Sierra 1561, Santa Fe 1573, Corrientes 1588. Im Unterschied zu mehreren Stadtgründungen der nördlichen Andenländer, ließen sich die Spanier in Argentinien nicht ausschließlich bei indigenen Siedlungen nieder, wobei die meisten Stadtgründungen auch hier in der Nähe indigener Niederlassungen erfolgten. Oftmals handelte es sich dabei nämlich um mittels Bewässerung hoch entwickelte Zentren (vgl. Zapata, 1978:89,37). 58 Asunción, die heutige Hauptstadt Paraguays, war zu der damaligen Zeit das eigentliche Zentrum der spanischen Herrschaft. Die Gründung von Buenos Aires hatte deshalb auch nicht das Ziel, eine Handelsmetropole zu schaffen, vielmehr sollte der Seehafen die politisch-militärischen Besitzansprüche der Spanier auf den La-Plata-Raum gegenüber den Portugiesen sichern, die sich im Nordosten des Kontinents ausbreiteten (vgl. Zapata, 1978:32f.). 59 Luigi Einaudi (* 24. März 1874 in Carrù (Cuneo); + 30. Oktober 1961 in Rom) studierte an der Universität von Turin Rechtswissenschaften und begann danach seine Karriere als Universitätsassistent. Sein besonderes Interesse galt bereits in jungen Jahren der Modernisierung sowohl der italienischen Gesellschaft, der Arbeitswelt, der Emigration, der Industrie als auch jener der lokalen Finanzen. Er arbeitete für die Zeitschrift La Riforma Sociale, sowie für die Zeitungen La Stampa und Corriere della Sera, wo er auch weiterhin sein größtes Augenmerk auf Wirtschafts- und Sozialfragen legte. Er erhielt eine Professur an der Turiner Universität, dessen Rektor er später wurde und lehrte später parallel dazu auch an der Bocconi-Universität in Mailand. Während des Zweiten Weltkrieges ging er in die Schweiz ins Exil, wurde nach dem Krieg jedoch von Regierungschef Bonomi gebeten, nach Italien zurückzukehren, um das Amt des Generaldirektors der Banca d`Italia zu übernehmen. Diese Funktion hatte er bis 1947 inne. In diesem Jahr wurde er als Vizeregierungschef in das vierte Kabinett De Gasparis geholt. Am 11. Mai 1947 wurde er zum italienischen Staatspräsidenten gewählt. Er blieb es bis 1955. Der 1933 von Giulio Einaudi - er war der Sohn Luigi Einaudis - gegründete Verlag existiert bis heute. In seinem Buch Un principe mercante porträtiert er einen erfolgreichen Unternehmer in der Textilbranche (vgl. Roberto Marchionatti, o. J. und Machionatti in Provincia di Torino, 2005). 42 L'Argentina sarebbe ancora un deserto, le sue città un impasto di paglia e fango senza il lavoro perseverante, senza l'audacia colonizzatrice, senza lo spirito di intraprendenza degli italiani. Figli d'Italia sono stati coloro che hanno creato il porto di Buenos Aires, che hanno colonizzato intere province vaste come la Francia e l'Italia; sono per nove decimi italiani quei coloni che hanno dissodato l'immensa provincia di Santa Fe, dove ora si diparte il grano che inonda i mercati europei; sono italiani coloro che hanno intrepidamente iniziato la coltura della vite sui colli della provincia di Mendoza, sono italiani moltissimi tra gli industriali argentini, ed italiani i costruttori e gli architetti dell'America del Sud, e italiano è quell` imprenditore, il quale, emulo degli inglesi, ha costruito sulle rive del Plata per più di mezzo miliardo di opere pubbliche [...].60 Bereits im 16. Jahrhundert, in einer Zeit also, als Buenos Aires vom Export von Rinderfell lebte und fast 700.000 Stück pro Jahr davon verkaufte, als man noch kaum Brot kannte, das, wenn überhaupt, beinahe ausschließlich von Spaniern auf Festen verzerrt wurde, die Nahrung fast zur Gänze aus Fleisch bestand, das Handwerkertum auf Spinnen und Weben von Wolle zu bäuerlichen Kleidern beschränkt war - kamen in diese Umgebung weitere Italiener: Es waren zahlreiche italienische Missionare, wie Franziskaner, Augustiner und besonders Jesuiten, die dann in weiterer Folge auch im 17. und 18. Jahrhundert folgten. Es handelte sich dabei vorwiegend um Sarden; einige waren jedoch auch in den Marken, in Apulien oder in Kampanien beheimatet gewesen. Diese beschränkten ihren Wirkungsbereich nicht bloß darauf, die Indios zu bekehren, sondern sie leisteten einen unermesslichen Beitrag zur Zivilisierung: Es handelte sich nämlich um Forschungsreisende, Landwirte, Architekten, Bildhauer, Chirurgen, Musiker, Ethnologen, Kartographen, Geographen, Linguisten und Lehrer (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:110): Non può disconoscersi che in questo secolo61 e nel seguente furono i Missionarî che, vuoi per numero, vuoi per qualità, offrino il contingente più importante fra i viaggiatori italiani. Essi, con la predicazione della dottrina di Christo, diffusero contemporaneamente i benefizi dell`incivilmento europeo e tutti gli utili trovati dell`Occidente. Si fecero agricoltori ed artefici, dissodarono terre incolte, colmarono paludi, incanalarono acque, costituirono ponti, acquedotti ed edifizi; furono medici, pittori, incisori, fonditori, musicisti; […] Per opera dei Missionarî fu nello scorcio del secolo XVI introdotta la stampa nelle due Americhe […]. 60 Argentinien wäre ohne die unermüdlichen Anstrengungen, ohne Mut zur Kolonisierung und ohne den Unternehmungsgeist der Italiener noch immer eine Wüste und die Städte wären bloß eine Mischung aus Stroh und Schlamm. Es sind die Söhne Italiens, die den Hafen von Buenos Aires ins Leben riefen und ganze Provinzen kolonisierten, die so groß waren wie Frankreich und Italien zusammen. Von zehn sind es neun Italiener, die die endlos weite Provinz Santa Fe urbar machten, woher heute all das Getreide stammt, das den europäischen Markt überschwemmt. Es sind die Italiener, die unerschrocken auf den Hügeln der Provinz Mendoza mit dem Weinbau begannen, auch unter den argentinischen Industriellen sind unzählige Italiener wie sie auch die Erbauer und Architekten Südamerikas sind, es ist der italienische Unternehmer, der, indem er dem Engländer nacheifert, an den Ufern des Río de la Plata mehr als 500 Millionen staatliche Bauten errichtete (meine Übersetzung). 61 Damit ist das 17. Jahrhundert gemeint. 43 Ma non furono le discipline geografiche soltanto che vantaggiarano dalla operiosità dei Missionarî. Le Scienze Naturali, l`Etnografia e la Linguistica trovarono in essi cultori laboriosi e sagaci, che in modo rilevante contribuirono al loro incremento (vgl. Società Geografica Italiana, Kopie des Originals von 1882:27ff.). Die Errichtung von Klöstern ließ die Städte immer mehr zu geistigen Zentren heranwachsen. Durch den Bau von Klosterschulen und Universitäten, wie der Universität von Córdoba, wurde diese Entwicklung noch beschleunigt (vgl. Zapata, 1978:38). Damit war die erste Gelegenheit geschaffen, im Lande eine universitäre Ausbildung genießen zu können, wenn auch mit starkem Konfessionscharakter (vgl. Cuneo, 1940:12). Der Name Misiones, einer nordöstlichen Provinz, erinnert auch heute noch an die zahlreichen Missionssiedlungen im Land der Ureinwohner, die von Asunción aus zwischen den Flüssen Uruguay und Paraná gegründet wurden (vgl. Zapata, 1978:33). 44 Abbildung 1: Misiones Quelle: Argentinien.com (1998-2002); meine Bearbeitung Die italienischen Spuren am Río de la Plata waren jedoch im 16. , 17. und 18. Jahrhundert dünn gesät, also während der spanischen Herrschaft, die sogar den Verbleib von Immigranten in ihren Überseegebieten untersagte. In den spanischen Kolonien durften nur diejenigen Ausländer an Land gehen, die zuvor ihren Wohnsitz in Spanien gehabt hatten (vgl. Petriella in Lo Cascio, 1987:353). Das Land blieb in diesen ersten Jahrhunderten seiner Europäisierung sehr dünn besiedelt, was sich radikal erst im 19. Jahrhundert, also durch die Immigration ändern sollte, weshalb auch heute noch Buenos Aires in rückschauender Betrachtung ein 45 großes Dorf, la gran aldea, genannt wird (vgl. Von Oven, 1969:50). Dies lag neben den strengen Vorschriften der spanischen Krone auch an der ständigen Gefahr, die von den indigenen Volksgruppen ausging und die man nur schwer unter Kontrolle bringen konnte. So wurden auch die dortigen Repräsentanten des christlichen Glaubens immer wieder Ziel ihrer Attacken. Hinzu kamen die Kämpfe, die in diesem Gebiet zwischen Spanien und Portugal, in weiterer Folge auch mit England entfacht wurden und das Land am Silberstrom zu einem äußerst unsicheren Pflaster machten (vgl. Zapata, 1978:95ff). Wie viele der 3.000 Einwohner von Buenos Aires im Jahre 1658 Italiener waren, ist aus heutiger Sicht nicht nachzuvollziehen. Die Volkszählung aus dem Jahre 1744 besagt, dass von den 10.233 Einwohnern62sich zehn Italiener in der späteren Hauptstadt aufhielten, auch wenn diese Zahlen sehr unzuverlässig zu sein scheinen (vgl. De Rosa in Devoto, Rosoli, 1988:75). II.2.1. Cádiz als Tor zu Amerika Abbildung 2: Cádiz Quelle: Continent Holiday &Travel (o.J.); meine Bearbeitung 62 Darunter sollen 105 Spanier, fünf Franzosen, drei Engländer und ein Deutscher gewesen sein. 46 Anfang des 18. Jahrhunderts waren es vorwiegend Händler aus Genua, Ligurien, dem Piemont und der Lombardei, die sich am Plata einfanden. Aber besonders in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts ließen sich in Argentinien Ligurer aus Cádiz nieder (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:110). Diese spanische Hafenstadt, die aufgrund ihrer günstigen Lage am Atlantischen Ozean als Tor zu Amerika galt (vgl. Wikimedia Foundation Inc., letztes Update 2.5.2006) - ein Umschlagplatz von exotischen Waren aus den verschiedensten Ländern, von dem aus sich Segelschiffe nach Südamerika aufmachten - zog die Ligurer Mitte des 18. Jahrhunderts immer mehr an. An diesem Ausgangspunkt der ersten italienischen Emigration zählte man im Jahre 1797 bereits 5.000 Genueser, die somit in Cádiz die ethnische Gruppe mit der höchsten Dichte darstellten (vgl. Incisa di Camerana, 1998:42). Von dort aus begannen sie zwischen Genua, Cádiz, Mittel- und Südamerika hin- und herzupendeln und dort nahm ihr Abenteuer Amerika seinen Anfang (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:110).63 II.2.2. Die Rolle der Italiener während des argentinischen Unabhängigkeitskampfes Nachdem 1776 das Vizekönigreich des Río de la Plata mit der Hauptstadt Buenos Aires vom spanischen König gegründet wurde - dies bedeutete eine Loslösung von Peru - gab schließlich den Ausschlag, dass sich vermehrt Ligurer aufgrund ihres Interesses an engeren Handelskontakten64 in diese Stadt begaben.65 Aus dem gleichem Motiv machte sich auch Domenico Francesco Belgrano, der 1731 in Oneglia geboren wurde und 1749 nach Cádiz umgezogen war, nach Buenos Aires auf, sowie der aus Venedig stammende Arzt Angelo 63 Da die spanische Krone an ihrem Handelsmonopol festhielt, das sich auf alle amerikanischen Kolonien erstreckte, blieb der Warenaustausch zwischen Spanien und der Provinz Río de la Plata nach 1617 für ein weiteres Jahrhundert auf den einzigen offiziellen Handelsweg beschränkt. Dieser Weg führte von den spanischen Häfen entlang der pazifischen Küste bis Callao und von dort über Lima auf dem Landweg nach Buenos Aires. Somit war der Hafen von Buenos Aires von jeglichem Außenhandel isoliert (vgl. Zapata, 1978:91). 64 Die Einführung des freien Handelsverkehrs erfolgte erst 1777, als die bisherigen Handelsbeschränkungen zwischen hispanoamerikanischen Häfen aufgehoben wurden und ein Jahr später der freie Warenverkehr mit dem Mutterland eingeführt wurde. Nun kam die große Zeit für Buenos Aires, das bald zu einer der wichtigsten Handelsmetropolen der südamerikanischen Ostküste werden sollte (vgl. Zapata, 1978:92). 65 Alle spanischen Niederlassungen dienten anfänglich nur der militärischen Sicherung des Landes. Erst allmählich entwickelten sie sich zu Verkehrs- und Handelszentren. Da die europäischen Siedlungen immer wieder Ziele indigener Angriffe waren, brauchte die Provincia Gigante de las Indias (vgl. Von Oven, 1969:6), in der sich bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts nur ungefähr 4.000 Europäer niedergelassen hatten, eine stärkere Kontrolle. So wurde auf Anordnung König Philipp III. die Provinz geteilt (vgl. Zapata, 1978:90f.). Bereits im Gründerjahr der Provinz Río de la Plata 1617 war Buenos Aires deren Hauptstadt. Oberste Gewalt blieb in Händen des Vizekönigs von Peru. Erst als die Provinz 1776 zum Vizekönigreich erhoben wurde, löste sie sich damit von der Herrschaft Perus (vgl. Forum Argentinien Deutschland/Argentina-Aleman, 2001/2005a). 47 Castelli, der in Savoyen gebürtige Antonio Alberti und der Piemonteser Paolo Emanuele Beruti di Moncalieri. Diese Namen blieben bis heute unvergessen, insbesondere deshalb, da die Söhne dieser Italiener auf außergewöhnliche Art und Weise zur Unabhängigkeit Argentiniens von Spanien beigetragen haben. Der Schöpfer der argentinischen Nationalflagge war niemand anderer als Manuel Belgrano66, der Sohn eines Italieners (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:110). Gemeinsam mit seinen Freunden gründete er die Primera Junta Revolucionaria; sie schenkte, nachdem 1816 die Unabhängigkeit ausgerufen worden war, Argentinien die erste Verfassung. Somit standen die Italiener auch in den Geburtsstunden des argentinischen konstitutionellen Staates an vorderster Front (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:110). Nachdem am 16. Juli 1816 die argentinische Unabhängigkeit proklamiert worden war, setzte man jene Gesetze außer Kraft, welche die Ankunft von Ausländern nach Argentinien eingeschränkt hatten (vgl. Petriella in Lo Cascio 1987:353): Fu con la conquista dell`indipendenza (1810-1816) che la presenza italiana cominciò ad assumere altri rilievi. Se nel 1805 erano stati espulsi due dei 92 italiani censiti, perché sprovvisti di permesso di residenza, dopo la rivoluzione del 25 de Mayo, le autorità sollecitarono gli stranieri, e quindi gli italiani, ad immigrare e a insediarsi definitivamente nel territorio argentino”(De Rosa in De Rosa in Devoto, Rosoli, 1988:75). Das Interesse in ein Land auszuwandern, das zuvor der Anarchie zum Opfer gefallen war, hielt sich aber zu dieser Zeit in Grenzen (vgl. Petriella in Lo Cascio 1987:353). In den 20iger Jahren des 19. Jahrhunderts konnte Argentinien aber auf eine ganz besondere Persönlichkeit zurückgreifen, Bernardino Rivadavia67, der dem Land zu Frieden und Fortschritt verhalf (vgl. Balestrino in Citarella,1992:111 und Cuneo 1940:47ff.). 66 Manuel José Joaquín del Corazón de Jesús Belgrano (* 3. Juni 1770 in Buenos Aires; + 20. Juni 1820 in Buenos Aires) war ein argentinischer Anwalt, Politiker und General. 1799 gründete er die Academia de Náutica. Er nahm an der argentinischen Mai-Revolution teil und war Sprecher der Ersten Junta (Regierung). Um die Truppen der argentinischen Unabhängigkeitsbewegung zu kennzeichnen, entwarf er eine weiß-hellblaue Flagge, die aber erst später als die Flagge der Provincias Unidas del Río de la Plata (Name Argentiniens um 1816) durch den Kongress von Tucumán akzeptiert wurde. In Argentinien wird sein Todestag zu seinem Gedenken als día de la bandera, als Tag der Argentinischen Flagge, die er schuf, begangen (vgl. Wikimedia Foundation Inc., letztes Update 21.12.2005). 67 Bernardino de la Trinidad González Rivadavia y Rivadavia (* 20. Mai 1780 in Buenos Aires; + 2. September 1845 in Cádiz/Spanien) war ein argentinischer Staatsmann und erster Präsident Argentiniens. Als Führer kämpfte Rivadavia in den südamerikanischen Unabhängigkeitskriegen gegen Spanien (1810–1825) und war Mitglied des Revolutionstriumvirats von Argentinien, Paraguay und Uruguay (1811–1812). Von 1814 bis 1820 diente er als Gesandter dem neuen argentinischen Staat in Europa, sowie zwischen 1820 und 1824 als Minister . Während des Krieges mit Brasilien um das heutige Uruguay (1825–1828) war Rivadavia Präsident von Argentinien, nämlich vom 8. Februar 1826 bis zum 7. Juli 1827. Im Juli 1827 ging Rivadavia ins Exil nach Europa, nachdem man ihn zum Rücktritt gezwungen hatte. Nach Argentinien zurückgekehrt, wurde er 1834 vor Gericht gestellt und erneut ins Exil geschickt (vgl. Wikimedia Foundation Inc., letztes Update 31.3.2006b). 48 II.2.3. Immigration unter Rivadavia Der damalige Präsident Bernardino Rivadavia (1826-1827) hatte sich zum Ziel gesetzt, Arbeitskräfte aus dem europäischen Raum nach Argentinien zu holen, um das wirtschaftliche Wachstum zu fördern und manche Gebiete des Landesinneren zu bevölkern (vgl. Simon, Diana García, 2004-2006): „ His advocacy of free trade, foreign investment and land colonization by Europeans injected ideas that would transform the country two generations later”(Rock, 1985:98). Die Liste aller Anstrengungen und Mühen, die ihm Argentinien wert waren, wäre zu lange, um sie hier zu nennen. Wesentlich an dieser Stelle ist seine Förderung der allgemeinen Bildung und die Gründung der Universität von Buenos Aires, für die er sich um Professoren aus Europa bemühte. Um mit italienischen Intellektuellen, die von Devoto in seinem Buch Le migrazioni italiane in Argentina als immigranti di élite bezeichnet werden (vgl. Devoto, 1994:124ff.), in Kontakt treten zu können, wandte er sich an die Freimaurerei. Die meisten waren nämlich aufgrund der politischen Ereignisse der Jahre 1820/2168 68 69 ins Exil gegangen Die durch die napoleonische Herrschaft während des Regno d`Italia erweckten nationalen Gefühle in Italien, konnten selbst durch den Wiener Kongress (1814-15) nicht gebremst werden, auch wenn zu der damaligen Zeit die wirksame Artikulation noch fehlte. Die Großmachtposition Österreichs, die von Napoleon ausgeschaltet worden war, wurde nun wieder konsolidiert. Es machte sich die berechtigte Angst breit, man würde nun wieder zum Ancien Régime zurückkehren. In diesen Jahren erfolgte der Startschuss zu jener Entwicklung, die später zur italienischen Einigung führen sollte. Während man im Königreich Piemont-Sardinien unter Viktor Emanuel I. zum vorfranzösischen Absolutismus mit Adelsprivilegien und widersprüchlichen Gesetzen zurückgekehrt war, wurde im Königreich LombardoVenetien durch den Zentralismus von Kaiser Franz Joseph jegliche Autonomie verhindert. In Neapel führte der Bourbonenkönig Ferdinand eine Politik des restaurativen Mittelwegs. Während der Adel die vornapoleonische Ordnung forderte, begann sich nun allmählich die Carboneria, die als Sammelbecken aller Unzufriedenen für die Fortentwicklung der französischen Reformen zum Verfassungsstaat eintrat, zu stärken. Die erneute Aufsplitterung Italiens, die reformatorische Stagnation, die rückständige Wirtschaftspolitik, zudem Missernten und die daraus resultierende Teuerung sowie das Sinken des Lebensstandards des eben erst konsolidierten Bürgertums waren die Gründe der zunehmenden Unzufriedenheit, die infolgedessen zur Revolution von 1820/21 führten. Die Revolution scheiterte jedoch an der österreichischen Intervention. Diese erste revolutionäre Welle hatte jedoch Konsequenzen auf die italienische Emigration: Aufgrund der Unterdrückungsmaßnahmen der Jahre 1820-24 wie auch der strengeren Innenpolitik, wurde zwar äußerlich auf der gesamten Halbinsel Ruhe geschaffen, die politische Emigration aus Italien nahm jedoch seit 1820 größere Dimensionen an. Während des gesamten Risorgimento partizipierten die Emigranten dennoch am politischen Leben ihrer Heimat und verbreiteten durch Veröffentlichungen das Wissen um die Ereignisse in ihrer Heimat (vgl. Lill, 1980:78ff.). 69 Parallel zu den Unruhen in Italien wurde auch Argentinien von einem Bürgerkrieg erschüttert, der aus einem Streit zwischen Unitariern und Föderalisten ausgebrochen war; nachdem die unitarische Verfassung im Mai 1819 angenommen wurde, stieß sie in weiterer Folge auf erbitterten Wiederstand der Föderalisten. Man konnte sich weder über die staatsrechtliche Ordnung des Landes, noch über wirtschaftliche Ziele einigen. Die Unitarier, die vorwiegend dem gehobenen Bürgerstand und der städtischen Kaufmannsschicht angehörten, traten für einen straff regierten Zentralstaat ein, um die damals ungefähr 500.000 Einwohner des Plata-Raumes zu einer Nation vereinigen zu können. Dieser Ansicht traten die Föderalisten entgegen, die vorwiegend aus Viehzüchtern und Vertretern der gewerblichen Handwerksbetriebe bestanden. Sie befürchteten eine weiter anwachsende Verarmung des Hinterlandes sowie eine immer größer werdende soziale Schere zwischen der Stadt- und der 49 und befanden sich zum damaligen Zeitpunkt meist in Frankreich, England, in der Schweiz, Spanien oder Belgien. Seinem Appell folgte der piemontesische Arzt und Physiker Pietro Carta Molina, der folglich an der Universität von Buenos Aires unterrichtete, ein Chemie- und Physiklabor sowie das Naturhistorische Museum70 und die Sternwarte ins Leben rief. Unterstützt wurde Molina bei seinen Vorhaben vom Pharmazeuten Carlo Ferraris, der aus seiner Heimat, dem piemontesischen Monferrato, nach Brüssel geflohen war. Ein weiterer, nicht weniger bekannter Intellektueller folgte dem Ruf Rivadavias, nach Argentinien zu kommen. Dabei handelte es sich um den berühmten neapolitanischen Literaten und Journalisten Pietro De Angelis, der zuvor nach Genf und Paris geflüchtet war. Er war es, der in Buenos Aires zwei Zeitungen gründete, ebenso wie ein Gymnasium. Christiano Vanni, der gezwungen war, aus seiner Heimat, Vercelli im Piemont, nach Spanien auszuweichen, wurde nach Buenos Aires gerufen, um dort an der Universität Volkswirtschafts- bzw. Staatswirtschaftslehre zu unterrichten. Carlo Enrico Pellegrini di Chambéry, der von Turin nach Paris fliehen musste, ließ sich ebenfalls von Rivadavia in das Plata-Gebiet holen, um dort als Ingenieur im Departamento de Obras Públicas sein Wissen weiterzugeben. Durch den Vater des späteren Staatspräsidenten wurde die Stadt Bahía Blanca konzipiert; so bekam Buenos Aires sein erstes Aquädukt, sowie Argentinien sein erstes Teatro Colón71 (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:111): El 27 de abril de 1857, se inauguró el primer Teatro Colón, con una puesta de La traviata. Estaba ubicado frente a la Plaza de Mayo, en la esquina sudoeste de la manzana comprendida entre Rivadavia, Reconquista, Bartolomé Mitre y 25 de Mayo. Los planos fueron confeccionados por el Ing. Carlos72 E. Pellegrini - padre del futuro Presidente de la República. Su capacidad estaba calculada para 2.500 personas. En la construcción del primitivo Colón se utilizaron, por primera vez en el país, tirantes y armazones de hierro. La multitud de candelabros y la araña central de 450 luces eran alimentadas a gas. El escenario, el más amplio que se construyera hasta esa fecha, estaba dotado de todos los elementos necesarios para Landbevölkerung. Das ständige Wachsen der Monopolstellung von Buenos Aires im Bereich des Handels sowie die egoistische Zollpolitik versuchten die Föderalisten zu verhindern. Zu den einflussreichsten Unitariern zählte Bernardino Rivadavia. Zu den innenpolitischen Rivalitäten kam zudem der Krieg mit Brasilien hinzu, der jedoch für beide Seiten unzufriedenstellend ausging und Uruguay seine Unabhängigkeit proklamieren konnte. Kaum war man von den Kämpfen in der Banda Oriental zurückgekehrt, schon brachen die landesinternen Kämpfe wieder aus. Diese endeten mit dem gewaltsamsten Bürgerkrieg, den der junge Staat bis dahin erlebt hatte. Der Föderalistenführer General Juan Manuel Rosas (siehe unten) kam somit an die Regierungsspitze und bestimmte ab diesem Zeitpunkt für die kommenden Jahrzehnte die Entwicklung des Landes tiefgreifend (vgl. Zapata, 1978:108ff.). 70 Museo de Ciencias Naturales 71 Was so viel heisst wie Kolumbus-Theater. Es ist heute das berühmteste Theater der Hauptstadt und genießt allgemein Weltruhm. 72 Das ist ein gutes Beispiel für die Hispanizierung italienischer Namen: So wurde Carlo zu Carlos. 50 las grandes puestas escenográficas. En sus tres décadas de existencia, el antiguo Teatro Colón, que debió cerrar sus puertas en 1888 para transformarse en la sede del Banco de la Nación Argentina, presentó a los más famosos cantantes de la época - Enrico Tamberlick, Giuseppe Cima, Sofía Vera-Lorini, Giuseppina Medori, Federico Nicolao, Julián Gayarre, Adelina Patti y Francesco Tamagno - y desarrolló un repertorio que aún hoy sigue llamando la atención por su amplitud y eclecticismo y que incluía estrenos de óperas alemanas, que eran cantadas en italiano, tal como ocurría en algunos países europeos (Teatro Colón, 2006; meine Hervorhebung). Abbildung 3: Teatro Colón in Buenos Aires . Quelle: Teatro Colón (2006) Der Physiker und Mathematiker Ottavio Fabrizio Mossotti di Novora beschäftigte sich mit dem argentinischen Klima, errichtete eine Wetterstation und unterrichtete ebenfalls an der Universität von Buenos Aires. Auch von Rivadavia nach Südamerika geholt wurde Nicola Descalzi di Chiavari, der später zum technischen Direktor der Sociedad Argentina de Navigación ernannt wurde. Seine Aufgabe war es, die verschiedensten argentinischen Flüsse zurückzuverfolgen, um dann Karten der Wasserstraßen erstellen zu können. Ferner wurde er mit der topografische Bestandsaufnahme des Landesinneren beauftragt. Rivadavia bat später weitere Intellektuelle verschiedenster Disziplinen - der Physiologe Paolo Mantegazza und der Pharmakologe Carlo Imperiale seien nur repräsentativ erwähnt - um 51 Unterstützung, die noch wesentlich die kulturelle Entwicklung Argentiniens beeinflussen sollten (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:111 und Campa, 1999-2006). Selbst dem König von Sardinien konnte die entstehende italienische Kolonie nicht verborgen bleiben und so gründete er im Jahre 1837 das Generalkonsulat in Buenos Aires sowie das Vizekonsulat in Montevideo. Die engen kulturellen Beziehungen zwischen Italien und Argentinien werden vor allem durch die politischen und institutionellen Neu- und Umgestaltungen, die diese beiden Länder ab der Mitte des 19. Jahrhunderts durchlaufen, geprägt. Seit diesem Zeitpunkt wächst der italienische Emigrationsfluss in diesem Land stetig und nimmt derartige Ausmaße an, dass er bald in die Geschichte eingehen wird (vgl. Campa, 1999-2006): Es kam 1830 Juan Manuel Ortiz de Rosas73 an die Macht, der mit seiner Politik bis 1852 die Präsenz von Ausländern zu verhindern wusste (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:111).74 Als ausländer- und fremdenfeindlicher Traditionalist läutete er eine Epoche ein, in der vor allem die Intellektuellen, die neue Ideen aus Europa brachten, verfolgt, die Immigranten je nach ihrer Tauglichkeit und Eignung selektiert wurden (vgl. Rechenzentrum Universität Heidelberg, 1996/1998 und Incisa di Camerana, 1998:54). Deren Sehnsucht, ins Herkunftsland zurückzukehren, war unermesslich groß und so trat früher oder später die Mehrheit der Immigranten die Heimreise an. Die hinterlassene Leere wurde, sei es von deren Verwandten und Bekannten, sei es von deren Landsmännern aufgefüllt, die den Spuren der ersten Einwanderer gefolgt waren und das Abenteuer Argentinien wagten (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:111). 73 General Juan Manuel de Rosas (* 30. März 1793 in Buenos Aires/Argentinien; + 14. März 1877 in Southampton /England) war seit 1829 eine dominierende Persönlichkeit in Argentinien. Er war ein wohlhabender Viehzüchter aus dem Süden und Angehöriger der ökonomischen Machtelite von Buenos Aires (vgl. Donghi, 1991:228ff.). Als einflussreicher und mächtiger Caudillo, der über zahlreiche Gauchos gebot, griff er seit 1820 auch zunehmend in das politische Geschehen ein. Neun Jahre später begann sein Aufstieg, als die der ständigen Wirren und Bürgerkriege müde Bevölkerung nach dem »starken Mann« rief [...] (Zapata, 1978:110). Von 1829 bis 1832 wurde Rosas Gouverneur der Provinz Buenos Aires, zum zweiten Mal 1835 - doch jetzt mit den höchsten Machtbefugnissen ausgestattet - und blieb es bis 1852. Ab 1842 verfügte Rosas über eine Autorität, wie sie niemand vor ihm jemals über die Gesamtheit des argentinischen Territoriums ausgeübt hatte. In Argentinien der Rosas-Ära herrschte ständiges Bürgerkriegsklima; hinzu kamen internationale Konflikte (vgl. Donghi, 1991:228ff.). Trotz mancher Siege wuchs die Opposition zusehends und am 3. Februar 1852 wurde er in der Schlacht von Monte Caseros durch Truppen Brasiliens, Uruguays und durch jene des Don Justo Josè de Urquiza, des argentinischen Oppositionsführers, geschlagen. Rosas floh nach England und starb auf seinem Landsitz bei Southampton (vgl. Wikimedia Foundation Inc., letztes Update 31.3.2006a). Von seinen Gegnern wurde General Rosas als blutrünstiger Tyrann und Barbar bezeichnet, während er eine Generation später als Nationalheld gefeiert wurde (vgl. Rock, 1985:104). 74 Zudem sollte erwähnt werden, dass sich Rosas während seiner Diktatur intensiv mit Uruguay auseinandersetze. Montevideo, das als Sammelsurium argentinischer und somit auch italienischer Emigranten fungierte, die von dort aus den Sturz Rosas` betrieben, mag mit ein Grund gewesen sein, weshalb er bei seinem Vorhaben, möglichst alle Gebiete des früheren Vizekönigreichs Río de la Plata wieder an Buenos Aires anzuschließen, das Augenmerk auf die Rückangliederung Uruguays richtete (vgl. Zapata, 1978:111ff.) 52 II.3. Die anfänglichen Immigrationswellen Ab 1830, als Rosas die Staatsführung übernahm und eine lange Diktatur einläutete, kann man bereits von ersten Immigrationswellen sprechen, die sich von der italienischen Halbinsel nach Argentinien aufmachten (vgl. Devoto in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:26ff.). Obwohl Rosas nie explizit ein Einwanderungsverbot durchsetzte, fand die liberale Einwanderungspolitik des Präsidenten Bernardino Rivadavia in dieser Zeit keine Fortsetzung. Deutliches Zeichen einer verschärften Ausländerpolitik war die Suspension der 1824 von Rivadavia gebildeten ersten nationalen Einwanderungskommission und, um sich der ausländerfeindlichen Stimmung im Land zu entziehen, wanderten viele der unter Rivadavia Eingewanderten in die Nachbarstaaten ab (vgl. Glatz, 1997:43f.). Dies soll aber nicht heißen, dass es unter Rosas keine Immigration gab, sie wies vielmehr einen äußerst selektiven Charakter auf: Sarden und Ligurer waren willkommen, da sie sich als außergewöhnlich gute Seefahrer erwiesen, vorausgesetzt aber, dass sie die argentinische Flagge hissten. Mitte des 19. Jahrhunderts schafften es die Ligurer in beträchtlichem Maße zu Reichtum zu gelangen (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:112f.): L`Argentina della prima metà del secolo XIX non era popolata comunque solo da peninsulari arrivati a causa di motivazioni politiche, né da individui appartenenti a immaginari strati medi o almeno di alta qualifica professionale, che molti hanno sottolineato come la caratteristica differenziale 75 dell`emigrazione europea di quegli anni in rapporto a quella posteriore. Dagli anni Trenta, stava anche arrivando in Argentina un numero considerevole di liguri che non erano stati espulsi per motivazioni politiche ma che cercavano di approfittare delle opportunità che agli stranieri erano offerti nella navigazione fluviale e nella costruzione e riparazione di navi di piccole dimensioni (vgl. Devoto, 1994:126). II.3.1. Genua als Ausgangspunkt Es entwickelte sich ein ligurischer Einwanderungsstrom in das südamerikanische Land, während der vorhergehende sich bisher vor allem nach Spanien und Nordafrika aufgemacht hatte. Statistiken aus den Jahren 1854-1863 besagen, dass 65% der Ligurer als Destination Argentinien wählten, gefolgt von Uruguay. Es waren sowohl demografische als auch 75 Zitiert aus: Picolet d`Hermilion, E. (1835-1841). Consolati Nazionali. 3.7.1836 und 30.1.1838. Staatsarchiv in Turin. Buenos Aires. 53 politische Beweggründe, die die Italiener zum Verlassen ihres Heimatlandes zwangen: Unabhängigkeits- und Bürgerkriege hinterließen ihre Spuren und deren Folgen waren besonders zwanzig Jahre danach zu spüren, nämlich in den 30iger und 40iger Jahren des 19. Jahrhunderts, als diejenige Generation in die Arbeitswelt eintreten musste, die gekennzeichnet war durch eine hohe Sterblichkeits-- und eine niedrige Geburtenrate, Auswirkungen der Kriege, die erst zu dieser Zeit stark spürbar wurden. In der Rosas-Ära wurden die Einheimischen sowie alle in Buenos Aires lebenden Ausländer zum Militärdienst einberufen (vgl. Zapata, 1978:112) und sie hinterließen am Arbeitsmarkt Defizite, die von nachfolgenden Einwanderern wieder kompensiert werden mussten (vgl. Devoto in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:26ff.). In Argentinien angekommen, gelang es den Ligurern, die Schifffahrt auf den Flüssen unter ihre Kontrolle zu bringen sowie den damit zusammenhängenden Tätigkeitsbereich (den Bau von kleinen Schiffen, den Handel und die Versorgung der Städte mit Obst und Gemüse) (vgl. Cacopardo/Moreno in Rosoli/De Rosa, 1993:68), der auch Länder wie Brasilien, Paraguay und Uruguay involvierte und sich innerhalb der Grenze, die von den Flüssen Uruguay, Paranà und Rio de la Plata gezogen wurde, bewegte. Aus der ersten statistischen Erfassung der Italiener in der Stadt Buenos Aires aus dem Jahre 1855 geht hervor, dass sie dort die zahlenmäßig größte Gruppe europäischer Einwanderer sowie bereits 10% der aus 100.000 Einwohnern bestehenden Stadt, darstellten: Sie ließen sich vorwiegend in den Bezirken La Boca und Balvanera nieder. Ausgehend vom Hafen von Genua verbreitete sich das Phänomen der Emigration nach Argentinien auch in die umliegenden Regionen Piemont und Lombardei. So kam es, dass es in den Provinzen um Santa Fe und Entre Rios der Anteil derjenigen, die aus dem Triangel Piemont-Lombardei-Ligurien kamen, sogar bei 87% lag. Dies ergab eine Volkszählung aus dem Jahre 1871 (vgl. Devoto in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:26ff.). Der 4. Oktober 1852 war ein bedeutendes Datum für die italienische Emigrationsbewegung nach Südamerika bzw. Argentinien. Auf legale Weise entstand in Genua bei einem Notar namens Barnaba Borlasco die transatlantische Schifffahrtsgesellschaft, deren Erfinder und Begründer zu den bekanntesten und ehrenwertesten Industriellen Genuas seiner Zeit zählte, Kapitän Giovanni Pittaluga. Ziel dieser Gesellschaft war es anfänglich, eine regelmäßige Verbindung zu Wasser zwischen Genua und Montevideo herzustellen. Da diese Brücke von der sardischen Regierung als unabdingbar für den Handel und die nationale Industrie gesehen wurde, erhielt sie vonseiten des Staates Erleichterungen und Vergünstigungen, sowie Schutz der Regierungen im Ausland und konnte so ihren Wirkungsbereich auf Nordamerika 54 ausdehnen. Die Gesellschaft war bemüht einen regelmäßigen Reiseverkehr zwischen Genua und New York, sowie zwischen Genua und Brasilien, sogar bis nach Montevideo einzurichten, mit dem vorrangigen Ziel, im regelmäßigen Abstand von einem Monat sowohl in Genua als auch in Montevideo an Bord zu gehen. Die Gründung der transatlantischen Linie, die das sardische Parlament kurz zuvor zu subventionieren beschlossen hatte, verursachte, wie erwartet, einen unglaublichen Zustrom an italienischen Immigranten im Plata-Gebiet (vgl. Cuneo, 1940:148ff.). Zu dieser Zeit entstand in Genua ein reges Interesse am Phänomen der Migration, womit Schiffsgesellschaften durch den stark gefragten Transport von Emigranten eine besonders gewinnbringende Phase erlebten. Die große Anziehungskraft Argentiniens auf die Einwohner der Halbinsel, bedingt durch die florierende Wirtschaft, die in der Baumwolle eines der wichtigsten Exportmittel gefunden hatte, erregte immer mehr die Neugier sowohl von Privatpersonen als auch von italienischen Institutionen: Zeitungen wie La Borsa, vom kleinen Händler bis zum angesehenen Intellektuellen und natürlich die Binnenschifffahrt, als ob sie alle die bevorstehende Emigrationsflut nach Südamerika ahnen würden (vgl. Devoto in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:29). 55 II.3.2. La Boca - Die Seemannsstadt Abbildung 4: La Boca im Jahre 1892 Quelle: Dirección General de Estadística Municipal (1893) 56 Abbildung 5: Die heutigen Bezirke von Buenos Aires. La Boca und Balvanera, die ersten italienischen Viertel Al sud de Buenos Aires, á seis ó siete kilometros del centro de la ciudad, á lo largo de la orilla de un pequeño río canalizado en cierta estensión y que se llama Riachuelo, extiéndese La Boca, un barrio o mejor dicho un suburbio vastísimo de la población. Está separado de la ciudad solo por una estensa faja de terreno poblada por algunas casas esparcidas: la comunicación es cómoda, fácil, rápida, contínua por tramway y por ferro-carril; y sin embargo tiene un carácter tan diferente, tan especial, que parece estar á cincuenta millas de distancia. Muchos, hasta en Buenos Aires, hablan de la Boca como si hablasen de otra ciudad, no de un barrio que está á dos pasos de la gran plaza Victoria (Ceppi76 in Lublin, 2001). 76 So beschrieb José Ceppi (alias Aníbal Latino) La Boca im Kapitel „ La Boca y sus habitantes - Los genoveses“ in seinem 1888 erschienenen Buch Argentinos y europeos. Cuadros sudamericanos. Buenos Aires: Librería Universal. 57 „ Il primo emigrante è il marinaio“(vgl. Einaudi, 1900:35). Dass die ersten Italiener, die im Plata-Gebiet von Bord gingen, Seemänner waren, wurde bereits festgestellt. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind es nun wieder meist Fahrensmänner. Sie alle wollten zu Wohlstand gelangen. Die ersten Schiffe, die seit der argentinischen Unabhängigkeit von der Apenninenhalbinsel nach Buenos Aires kamen, taten dies unter sardischer Flagge: 1821 sollen es drei gewesen sein, sieben im Jahr 1822 und jeweils sechs 1823 und 1824. Während die Zahl dieser Sarden verglichen mit den Engländern und Nordamerikanern - bescheiden bleibt, so gelingt es den Genuesen innerhalb kurzer Zeit, das Schifffahrtsmonopol zwischen Buenos Aires, Rosario und Santa Fe an sich zu reißen. Man kann also sagen, dass auch in diesem Sektor die Italiener den Ton angeben. So segelten unmittelbar nach der argentinischen Unabhängigkeit 70% aller Schiffe in diesem Gebiet unter dem Kommando eines italienischen Kapitäns und mit italienischer Besatzung (vgl. Incisa di Camerana, 1998:102f.). Diese siedelten sich am Fluss Riachuelo77 an, in einer tiefer gelegenen Zone, die regelmäßigen Überschwemmungen ausgesetzt war. Dort erbauten sie, so gut es ging, Holzhütten in der Form von Pfahlbauten und so entstand neben einer zwei Kilometer langen Hafenmole ein Pfahldorf. In den unmittelbar anliegenden Werften wurden Schiffe in Stand gesetzt, bevor sie danach zwischen Patagonien und Brasilien hin- und herfuhren (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:112f.). Von La Boca aus wurde nachfolgend auch die argentinische Marine im Krieg gegen Paraguay ausgerüstet (vgl. Devoto in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:104). Die fleißigen, unternehmungslustigen, unermüdlichen und sparsamen Ligurer, die sich von den politischen Ereignissen ihres Gastgeberlandes nicht beirren ließen, gründeten und erbauten dort schon bald eine ganze Kolonie, wo man alles fand, was man zum Leben brauchte: Schon binnen kurzem gesellten sich zu den Seemännern und Schiffszeugsbauern eine Schar Groß- und Einzelhändler, Bazarbesitzer, Konditoren, Gastwirte, Drogisten, Händler und Verkäufer von Spirituosen, Waffen, Holz, Zucker, Wein, Obst, Marmor, Tabakwaren und Zigaretten und Zwischenhändler von Lebensmitteln aller Art hinzu (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:112). Ganz spontan entwickelt sich die Gegend immer weiter, bis sie auch mit italienischen Gesellschaften für Gegenseitigkeitshilfe, Theatern, Tanzsälen und Kirchen78 ausgestattet ist und sich dort auch Ärzte, Pharmazeuten, Lehrer, Feuerwehrmänner 77 Der Riachuelo entspringt in der Pampa und läuft nach 80 Kilometern in der Trichtermündung aus. Die erste italienische Kirche, la Mater Misericordiae, wurde auf Initiative der gleichnamigen Brüderschaft 1867 erbaut und acht Jahre später einer Gruppe von italienischen Salesianern anvertraut. 78 58 und Priester, die aus Ligurien oder aus anderen Regionen79 stammen, einfinden. Mit seinen Dichtern und Musikern tragen die Bewohner von La Boca, das auch gerne als pequeña Italia genannt wird, beträchtlich zur Entstehung des Tangos bei. Es wurde dort zudem eine Malereischule80 ins Leben gerufen (vgl. Incisa di Camerana, 1998:104). Die Begründer des Boca-Viertels waren keineswegs arm. Nach jahrhundertelanger Tradition hatten die Ligurer das Mittelmeer sowie die anderen Weltmeere bereist, wo sie die Möglichkeit hatten, sich Reichtum anzuhäufen, um es dann in ihre Heimat zu bringen bzw. dort zu investieren. Weshalb sie nach Argentinien kamen, hatte viel weniger mit Armut als mit ihrem abenteuerlustigen Wesen zu tun. Sie waren erfahren und verstanden ihr Handwerk, meist waren sie bereits mit recht viel Geld in der Tasche in Buenos Aires angekommen (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:112f.). Wie schon oben erwähnt, hatte Rosas eine Vorliebe für Italiener, insbesondere für die Ligurer, die von La Boca aus die Küstenschifffahrt und Werftindustrie in Argentinien einführten. Dies geschieht vorwiegend dank zweier Familien, nämlich der Cichero und der Badaracco. Das Klanoberhaupt der Cichero, Sebastiano Cichero, war ganz besonders in die Gunst von Rosas gefallen: Die Tochter des Diktators, Manuelita, lernte den Sohn Domenico Cichero lesen und schreiben, der später die erste Werft errichten wird. In der italienischen Seemannsstadt lebten zwar auch andere Ausländer, sie sind aber die Minderheit. Lange bleiben die Ligurer in diesem Stadtteil zahlenmäßig tonangebend. Bei der Volkszählung aus dem Jahre 1895 wurden 38.164 Einwohner in La Boca gezählt, davon waren 14.635 Italiener, 2.576 Spanier, 873 Uruguayer, 434 Österreicher81, 423 Franzosen und 338 Engländer. Es muss jedoch festgehalten werden, dass die meisten der Argentinier dort italienischen Ursprungs waren: Die davorgehende Bestandsaufnahme der dortigen Schulkinder besagt, dass es 2.231 argentinische und 537 italienische, 19 spanische und 65 uruguayische Schüler gab; ein paar wenige andere Nationalitäten wurden auch registriert, sie sind numerisch jedoch unwesentlich. Das Interessante ist aber, dass von den 2.231 argentinischen Kindern bloß 231 argentinische Eltern hatten, der Rest weist ausnahmslos italienische Eltern auf. Auch zu Beginn des 19. Jahrhunderts wuchs dieser Stadtteil weiter, sodass dort 1814 gezählte 22.170 Italiener wohnten. Mit den weiteren Hafenausbauten begann jedoch die Dekadenz82. 79 Im Jahre 1878 waren von 19 Lehrern 10 Italiener. Der Erschaffer der Malereischule in La Boca hieß Alfredo Lazzari, der 1897 von Lucca nach Buenos Aires emigriert war. 81 Die meisten der damaligen Österreicher kamen aus dem heutigen Dalmatien und Istrien. 82 Ingenieur Huergo legte einen Entwurf vor, in dem eine Vergrößerung des Hafenareals in La Boca vorgesehen war. Dieser technisch einwandfreie und kostengünstige Plan wurde aber von der Regierung abgelehnt, sodass ein neues Hafenviertel gebaut wurde. Die mangelnde politische Stimme dieses italienischen Viertels dürfte sich wohl gerächt haben. 80 59 Die Ligurer, die zwischenzeitig zu Wohlstand gekommen waren, zogen daraufhin in den Norden der Stadt und ihre kulinarischen Spezialitäten wurden allmählich Teil der gastronomischen Normalität von Buenos Aires (vgl. Incisa di Camerana, 1998:104ff.). II.3.3. Die Phase nach der Ära Rosas Abbildung 6: Italienische Emigration nach Destinationen von 1861 bis 1890 Italienische Emigration nach Destinationen von 18611890 Frankreich 5% 0% 12% 4% Deutschland 0% Schweiz 47% Kanada USA Argentinien 18% Brasilien 14% Australien Quelle: Istituto Centrale di Statistica (1968:29); meine Auswertung Abbildung 7: Italienische Einwanderung nach Argentinien von 1857 bis 1880 Italienische Einwanderung nach Argentinien von 1857 bis 1880 30000 Anzahl 25000 20000 15000 10000 5000 Jahre Quelle: Dirección General de Estadística Municipal (1892); meine Auswertung 60 79 18 77 18 75 18 73 18 71 18 69 18 67 18 65 18 63 18 61 18 59 18 18 57 0 Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Emigration aus der Heimat allgemein durch Ausbau und Verbesserung des Eisenbahn-, Straßen- und Schiffsverkehrs erleichtert. Zudem kamen in Europa durch die industrielle und technologische Entwicklung viele unqualifizierte Arbeitskräfte unter die Räder und wenn dies bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht geschah, bestand zumindest die Gefahr des sozialen Abstiegs: Nella seconda metà del secolo, lo sviluppo delle vie di comunicazione marittima e terrestre da un lato, l`incombente disoccupazione che lo sviluppo industriale e tecnologico determinano nella mano d`opera non qualificata dall`altro, fanno assumere all`emigrazione europea un carattere di imponenza eccezionale cui concorre anche l`accresciuto incremento naturale legato alla riduzione della mortalità […] (Tassello, 1987:108). 1852, als das Ende der langen xenophoben83 Regierung Juan Manuel De Rosas eingeläutet wurde, öffnete Buenos Aires der europäischen Immigration und somit auch ihrer Kultur und ihrem Gedankengut seinen großen Hafen (vgl. Haydée Correa in Lo Cascio, 1987:319). Die Liberalisierung des Handelsverkehrs ermutigte die Italiener zur Auswanderung, sowie auch der 1855 von Piemont und Argentinien unterzeichnete Freundschaftsvertrag, der die Beziehungen zwischen Savoyern und Argentiniern regeln sollte. Gewährleistet wurden dadurch der freie Handels- und Transitverkehr, eine Vereinheitlichung der Zolltarife, Rechtsschutz von Personen, Gütern und Eigentum, die Abschaffung des örtlichen Wehrdienstes sowie die Einführung der Immunität der Konsulate (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:113). Der Regierungswechsel des Jahres 1852 schuf den Immigranten wesentliche Erleichterungen ihrer dortigen Lebensumstände, und man begann die Einwanderer zu fördern, denn sie wurden nach und nach als Potenzial gesehen, um das Land aus der Rückständigkeit zu retten. So wurde eine Verfassung verabschiedet, die den Ausländern mehr Freiheiten einräumte84 (vgl. Devoto in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:26ff.); die Aufnahme von Emigranten wurde sogar zur Priorität erklärt (vgl. Simon, 2004-2006). Man trat mit deren 83 Während der Amtszeit von Rosas emigrierten nur 26.400 Personen aus Europa nach Argentinien (vgl. Glatz, 1997:43). 84 In der Verfassungsschrift wurde sogar eine zweijährige Frist für die ausländischen Einwohner festgelegt, die die argentinische Staatsangehörigkeit erwerben wollten, auch wenn solche Formalitäten freiwillig bleiben sollten: Ihre Traditionen und Gewohneiten durften sie weiterhin pflegen, Land und Immobilien kaufen, ihren Beruf ausüben oder einen neuen erlernen. Das Lesen und Schreiben wurde als nicht notwendig eingestuft. Die Aneignung der Landessprache war keine Pflicht. Nur Revolutionäre, Vorbestrafte und Zigeuner wurden strikt abgelehnt (vgl. Simon García, 2004-2006). 61 Vertretern in Verhandlungen und es wurden Institutionen gegründet, um regelrechte Kolonien zu ermöglichen (vgl. Devoto in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:26ff.). Während weiterhin Ligurer und andere Siedlergruppen in Buenos Aires ankamen, um ihr Glück zu finden, begünstigte der politische Machtwechsel des Jahres 1852 den Zuzug neuer Einwanderungsgruppen aus Italien - nämlich verbannte Anhänger Mazzinis auf der einen, Anhänger Garibaldis auf der anderen Seite - die bis zu diesem Zeitpunkt Zuflucht in Montevideo gefunden hatten (vgl. Devoto in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:26ff.). Es waren aber auch viele andere italienische Gruppen, die den Aufständen der Jahre 1848/49 in ihrem Heimatland entkommen wollten und die während der letzten turbulenten Jahre unter Rosas` Herrschaft in Uruguay eine neue Heimat gefunden hatten. In Montevideo sowie entlang des Flusses Río de la Plata wurde eine nicht unbedeutende Siedlung einst vertriebener ligurischer Immigranten gebildet, die an die 60.000 Einwohner zählte, und die nun nach Buenos Aires zurückkehrten, um ihre Geschäfte wiederaufzunehmen (vgl. Gabaccia, Ottanelli, 2001:44; Cuneo, 1940:140, 151): Qué era Buenos Aires para los italianos emigrados? «...Buenos Aires, representó en la República Argentina, entre 1852 y 1862, lo mismo que simbolizó el Piemonte en Italia entre 1848 y 1861. En Argentina se construía una Rebública orgánica mientras en Italia el Piemonte luchaba por la unidad e independencia de la penísula»85. Efectivamente, esta singular asociación de los procecos políticos, había echo que muchos italianos, siguiendo las huellas de Garibaldi, combatieran desde Montevideo, la «tiranía» de Rosas. Después de vencer en Caseros, ingresan a Buenos Aires junto con los exiliados porteños. Y desde aquí, a través de la Legíón Italiana comandada por S. Olivieri, apoyaran la defensia del gobierno porteño. Eran todos ex-combatientes peninsulares, exiliados después de los motines de 1821, 1848, 1849 y 1853. Eran republicanos, mazzinianos y garibaldinos desencantados del gobierno de Piemonte-Cerdeña, que había hecho arrestar a Garibaldi en 1849 y había aceptado las condiciones de Austria en 1853. Non se sentían sujetos ya a la autoridad consular del representante del Rey en el Plata (Cibotti in De Rosa in De Rosa in Devoto, Rosoli, 1988:242f.). Die Regierung von Buenos Aires empfing die Einwanderer mit offenen Armen, da sie einerseits die Wirtschaft stärkten, andererseits als Gemäßigte zu Ruhe und Ordnung in der Stadt beitragen sollten (vgl. Cuneo, 1940:147). 1855 wurde der abruzzische Ingenieur Oberst Silvino Olivieri86 von der argentinischen Regierung mit der Aufgabe betraut, im Gebiet von Bahía Blanca, das regelmäßig von Indios heimgesucht wurde, ein Militärlager zu errichten. Man sollte verteidigen und bebauen. Oberst 85 Zitiert aus: Società italiana de Beneficencia in Buenos Aires (1923). La storia dell`Ospedale italiano. Seite 58. 86 Benedetto Croce verfasste eine Biografie über Olivieri. 62 Olivieri hatte zuvor der italienischen Legion unter der Führung Garibaldis gedient, um Montevideo zu verteidigen, sowie auch der Legión valiente, die Rosas zu Sturz gebracht hatte. Unter Mitwirken von 352 Mann, gründete Olivieri die erste argentinische Siedlungskolonie, der er den Namen Nueva Roma gab.87 Diese versah er mit zwei Flaggen, nämlich der argentinischen und der italienischen. Dieses Experiment nahm keinen guten Ausgang; man scheiterte nicht an externen Hindernissen (Kampf gegen die Ureinwohner, schwierige Lebensbedingungen), sondern an der Selbstzerstörung: Da die Gehälter nicht kamen und einige seiner Untergebenen den Gehorsam verweigerten, artete eine Rebellion aus, in deren Folge der unerbittliche Olivieri getötet wurde (vgl. Blengino, 1987:48f.). Diese erste argentinische Siedlungslegion war jedoch von großer Bedeutung für die nachfolgenden Immigranten: Die Legionäre erhielten vom Staat Vergünstigungen, die dann in weiterer Folge auch den nachkommenden Einwanderern gewährt wurden. Jeder Mann erhielt Kleidung, Werkzeug, Saatgut, Vieh, die er nach Ablauf einer längeren Frist zurückerstatten sollte; nach drei Jahren übertrug man ihm das Eigentumsrecht an einer bestimmten Landfläche, das ihm ermöglichte, seine Familie nachkommen zu lassen; die Fahrtkosten von Buenos Aires nach Bahía Blanca wurden vom Staat übernommen (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:113). Ein wichtiges Charakteristikum italienischer Emigranten ist die Mitgliedschaft bei Vereinen und Gesellschaften, das zu dieser Zeit auch in Argentinien in Erscheinung trat: A partire dal decennio 1850, con la liberalizzazione del diritto di riunione e associazione per gli stranieri, dichiarata nella Costituzione Nazionale, e con l`accelerazione del ritmo di arrivo degli immigranti in Argentina, nascono le prime entità che possono già essere considerate autentiche rappresentanti del mutualismo, allo stesso modo di quelle sviluppatesi contemporaneamente in Italia, Francia e altri paesi europei. Esistevano comunque al loro interno varie differenze riguardanti gli obiettivi, i gruppi sociali coinvolti, i modelli di comportamento e le posizioni adottate di fronte alla società e allo stato argentino. Da un lato si svilupparono le associazioni di mestiere, artigianali, e con il passare del tempo più in generale operaie, che sebbene adottassero in molte circostanze alcuni dei meccanismi tipici del mutualismo - come il sistema di previdenza cooperativo, i sussidi di disoccupazione, di vecchiaia, ecc. - si andarono evolvendo nella maggior parte dei casi verso attività di opposizione e, successivamente, sindacali. Come in alcune regioni italiane, svolse un ruolo importante in questa transizione la diffusione dell`ideale socialista e anarchico, così come la crescita della popolazione operaia nelle grandi città del litorale argentino, quali Buenos Aires, La Plata, Rosario, verso la fine del secolo scorso88 (Fernández in Rosoli/De Rosa, 1993:243). 87 Sarmiento soll dieses Unternehmen voller Begeisterung unterstützt haben und kommentierte es mit folgenden Worten: „ Die erstmalige Absicht in unseren Wüsten eine Siedlung zu gründen, trägt den erhabenen Namen Roms [...].“ 88 Damit ist das 19. Jahrhundert gemeint. 63 1858 wurde die erste italienische Gesellschaft für Gegenseitigkeitshilfe89 unter dem Namen Unione e Benevolenza90 in Buenos Aires gegründet. Als Plattform des politischen Diskurses, wurde sie zugleich zum Sprachrohr des Willens und der Anliegen der Italiener: Decana en el Plata de las asociaciones mutuales italianas, desde su fundación en 1858, la Sociedad surge como un ámbito de práctica política ineludibile para aquellos italianos residentes que buscaban representar la voluntad del conjunto de la población connacional. En efecto, aparece en momentos en que non hay, fuera de la autoridad consular, ninguna otra instancia que exprese los intereses o necesidades de los inmigrantes italianos establecidos (Cibotti in Devoto/Rosoli,1988:245). Das Symbol der Unione e Benevolenza - wie könnte es anders sein - war die Trikolore. Bereits 1861 kam die Società Nazionale Italiana hinzu, bis es Ende des Jahrhunderts ungefähr 400 Assoziationen91 waren, die im ganzen Land gemeinsam mit der Kirche und der Stadtverwaltung zum Angelpunkt der italienischen Kommunen wurden. 1866 hatten die Italiener in Buenos Aires ihre eigene Kirche, die der Barmherzigen Muttergottes gewidmet war. 1873 entstand zudem eine besonders wichtige Institution, nämlich das Circolo Italiano. Es wurde mit dem Ziel ins Leben gerufen um „ mantenere alto e rispettato il nome d`Italia e vivo il culto della lingua e delle glorie della Patria“(vgl. Balestrino in Citarella, 1992:119). Sam Baily verglich Argentinien mit den Vereinigten Staaten, um zu verstehen, weshalb gerade in Argentinien und Uruguay der italienische associazionismo so großen Erfolg hatte. Er erklärte es mit dem geringeren Lokalpatriotismus, der die italienischen Assoziationen in Argentinien charakterisierte. Ihre Türen standen allen offen, unabhängig aus welcher Region sie ursprünglich waren. Dies war in Nordamerika nicht der Fall. Dieses Netzwerk an 89 Die lange Tradition der italienischen Gesellschaften für Gegenseitigkeitshilfe wird nach Argentinien importiert. Gegründet wurden sie in Italien, da ein Großteil der italienischen Arbeiterklasse von Armut betroffen war. Eine weitere Ursache war die soziale Isolierung der Fabrikarbeiter in den Städten als Folge der Landflucht. Waren die Arbeiter zuvor am Land den starken Zusammenhalt durch Familie und Nachbarschaft gewöhnt, fehlte dies nun völlig, nachdem sie sich gezwungen sahen, in die Stadt zu ziehen. Vor allem im Piemont erfuhr der mutualismo selbst in Zeiten politischer Repression bei gewissen Führungsschichten Zuspruch. Sie sahen in den Gesellschaften für Gegenseitigkeitshilfe ein allgemeines Auffangnetz, das unabhängig von Staat und politischen Parteien operierte. Die Tatsache, dass nicht nur Arbeiter den Gesellschaften für Gegenseitigkeitshilfe beitraten, machte sie zu einer Anlaufstelle breiter Bevölkerungsschichten (vgl. Fernández in Rosoli/De Rosa, 1993:241). 90 Die erste und später größte Gesellschaft für gegenseitige Hilfeleistung in Buenos Aires zählte im Jahre 1888 bereits 6.300 Mitglieder (vgl. Devoto, 1994:151). 91 Keine andere Nationalität verfügte in Argentinien über ein derart ausgedehntes Netzwerk an Gesellschaften und Vereinigungen wie die Italiener. Die nationale Volkszählung aus dem Jahre 1914 besagt, dass in Argentinien 460 italienische Gesellschaften, die insgesamt 166.000 Mitgliedern zählten, existierten. Die zweite große Immigrantengruppe, die der Spanier, verfügte lediglich über 250 Vereinigungen mit 110.000 Mitwirkenden. Aus diesen Zahlen ergibt sich, dass 18 von 100 Italienern in einer Gesellschaft eingeschrieben waren, jedoch nur 13 von 100 Spaniern (vgl. Devoto, 1994:148f.). 64 Protektion und Unterstützung der Italiener war u.a. mitverantwortlich für deren größtenteils positiven Werdegang, der ihnen in Argentinien ermöglicht wurde: Le grandi associazioni su base nazionale avevano avuto, almeno a Buenos Aires, il sopravvento, e questo serviva allo storico nordamericano92 per concludere che l´élite italiana di Buenos Aires era riuscita con successo a creare ampie strutture d`accoglienza in cui inquadrare l`immigrazione di massa che sarebbe arrivata dagli anni Ottanta in poi (Devoto, 1994:151). 1856 wurde das erste Asylantenheim auf der Insel Marciel eröffnet und bereits ein Jahr später weist die in italienischer Sprache verfasste Hausordnung auf einen beträchtlichen Anteil an Italienern hin. Da dessen Kapazitäten bald überschritten wurden, musste 1887 eine weitere Zufluchtsstätte für Immigranten errichtet werden, die bis zu 800 Personen beherbergen konnte (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:113). Dennoch sollte es mit der massenhaften italienischen Einwanderung nach Argentinien noch dauern und sich erst allmählich entwickeln, da die Jahre nach Rosas` Sturz sowohl in Argentinien93 als auch in Italien94 freilich aus unterschiedlichen Gründen von turbulenten 92 Es wird hier auf Sam Baily (1982) Bezug genommen: „ Las sociedades de ayuda mutua y el desarrollo de una comunidad italiana en Buenos Aires, 1858-1918“ . In: Desarrollo Económico. Nr. 84. Seiten 485-512. 93 Die innenpolitischen Spannungen blieben trotz der langen Amtszeit von Rosas ungelöst und die Art des Föderalismus, die Rosas betrieb, stieß in den Provinzen immer mehr auf Ablehnung. Neben der administrativen Vorbildfunktion, die die Stadt ausübte, profitierte von Rosas` Wirtschaftspolitik vor allem Buenos Aires, die u.a. den einzigen Überseehafen hatte. Die wachsende Verbitterung des Binnenlandes gegen Rosas führte schließlich dazu, dass der Gouverneur von Entre Ríos, General Justo José de Urquiza, eine geheime Allianz mit Corrientes schloss und im Bündnis mit Brasilien und Uruguay 1851 den Krieg gegen Rosas eröffnete. Urquiza, der als überzeugter Föderalist auch einer der eifrigsten Parteigänger von Rosas war, stellte sich nun die Aufgabe, das Werk des ehemaligen Diktators nicht nur weiterzuführen, sondern auch zu vollenden. Die unitarischen Emigranten, die als seine Mitstreiter gegen Rosas gekämpft hatten, werden aber während seiner Amtszeit zu seinen schärfsten Kritikern werden. Am 1. Mai 1853 wurde nach monatelangen schwierigen Beratungen eine Verfassung angenommen und am 25. Mai von Urquiza zum Grundgesetz der Nation erklärt. Dieses Verfassungsgesetz blieb mit geringen Modifikationen bis 1949 in Kraft, als sie von Perón aufgehoben, nach seinem Sturz jedoch wieder eingeführt wurde, sodass sie heute noch gültig ist. Durch diese Konstitution - nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten konzipiert - wurde die Machtposition des argentinischen Präsidenten umfangreich erweitert. Da es Urquiza nicht gelang, die Monopolstellung von Buenos Aires einzudämmen, kam es schließlich 1859 zu einem Krieg, in dem die unitarischen Truppen noch im selben Jahr von ihm geschlagen wurden. Das unterlegene Buenos Aires schloss sich der Konföderation an. Doch es brach erneut unter Urquizas Nachfolger Santiago Derqui ein Krieg mit Buenos Aires aus. Nach weiteren Kämpfen wurde von beiden Seiten schließlich ein Kompromiss ausgehandelt und die Verfassung von 1853 seitens Buenos Aires` schließlich anerkannt. Die Regierungen beider Staaten traten jedoch zurück und es wurden argentinische Wahlen auf Bundesebene anberaumt, aus denen General Mitre als erster verfassungsmäßiger Präsident einer vereinigten argentinischen Republik hervorging. Somit war die Trennung zwischen der Provinz Buenos Aires und dem Hinterland aufgehoben worden. Der Regierungssitz wurde von Paraná nach Buenos Aires verlegt, das nun provisorisch, seit 1880 definitiv zur Hauptstadt erklärt wurde. Aus Konfliktvermeidungsgründen wurden 1880 Stadt und Provinz Buenos Aires voneinander getrennt. 1865 wurde Argentinien in den Krieg gegen Paraguay verwickelt, in dem es Brasilien und Uruguay als Verbündete an seiner Seite hatte und der erst 1870 mit dem Tod des paraguayischen Diktators Francisco Solano López endete. Dieser Krieg hatte alle Energien der Nation in Anspruch genommen und die Entwicklung Argentiniens um Jahre verzögert. Erneute Bürgerkriege, die von unzufriedenen Provinzcaudillos angezettelt wurden wie auch die Gelbfieberepidemie von 1871 warfen das Land in seiner Entwicklung noch weiter zurück 65 Umbrüchen und Veränderungen gekennzeichnet waren. Aber in den folgenden Jahren nach 1852 werden die Bedingungen geschaffen, um aus Argentinien ein attraktives Gastgeberland zu machen. II.3.3.1. Die italienische Einigung und ihre Auswirkungen Als die nationale Einheit 1861 verwirklicht wurde, entsprach das Volkseinkommen der Italiener nicht ganz einem Drittel dem der Franzosen und nur einem Viertel dem der Engländer. Der Anteil der Industrie am Gesamteinkommen war sehr gering: 20.3% des Bruttosozialproduktes gegenüber 57.8% der Landwirtschaft und 21.9% des Handels und Transportwesens sowie des öffentlichen Dienstes. In den italienischen Städten waren weder bürgerliche noch proletarische Zentren vorhanden, die man aus Westeuropa kannte. 1861 wohnte nicht einmal ein Fünftel aller Italiener in Städten über 20.000 Einwohnern. Zwanzig Jahre nach der Einigung zählte Italien 29.791.000 Einwohner, davon waren 54.6% erwerbstätig. Von diesen wiederum waren 65.4%, also die Mehrheit, in der Agrarproduktion als Landwirte oder Arbeitnehmer tätig. 20.2% waren Handwerker, sie arbeiteten in Familienbetrieben und in der Industrie, die sich zum damaligen Zeitpunkt in der Aufbauphase befand. 14.4% waren im öffentlichen Dienst und im Handel sowie im Verkehrswesen beschäftigt. In Italien setzte der Industrialisierungsprozess später ein und ging langsamer vonstatten als in anderen europäischen Ländern. Schuld daran war die politische Zersplitterung des Landes, ebenso wie die Wirtschaftspolitik der einzelnen Staaten, die und schwächten den Finanzhaushalt, den man durch den Paraguaykrieg bereits stark belastet hatte, beträchtlich. Mitres Nachfolger Domingo Faustino Sarmiento läutete trotz widriger Umstände eine Epoche des Fortschritts und der Weiterentwicklung ein (vgl. Zapata, 1978:113ff.). Zudem ist zu konstatieren, dass sich die innenpolitischen Divergenzen allmählich abgeschliffen hatten, was zugleich die wichtigste Voraussetzung war, um die Gelegenheit für eine vereinigende Nationalgeschichte zu bieten (vgl. Nolte/Werz, 1996:34). 94 Die Geschichte des Risorgimento umgreift den Zeitraum von 1815 bis 1870 oder 1876. Der Widerstand gegen die restaurative Ordnung - die sich allein auf die Legitimität fürstlichen Rechts stützte - sowie gegen die Abhängigkeit von Österreich, äußert sich nach den Revolutionen von 1820/21 in weiteren Etappen, nämlich 1831 und 1848/49. Nachdem Giuseppe Mazzini 1832 seine La giovine Italia gegründet hatte, entfachten zwischen 1820 und 1844 überall in Italien bewaffnete Volksaufstände. Ziel war es, den Status quo, der Liberalismus, Konstitutionalismus und Nationalismus gleichermaßen bekämpfte, durch den Erlass liberaler Verfassungen nach spanischem Vorbild zu ersetzen. Nach dem Scheitern der Aufstände wuchs die Unterdrückung, die vielen Patrioten das Leben kostete, andere ins Exil zwang. Hinzu kamen noch die Unabhängigkeitskriege, die gegen Österreich (1848/49, 1859, 1866) geführt wurden. Als das Turiner Parlament am 28. Februar 1861, dem inzwischen Vertreter von ganz Italien angehörten, Viktor Emanuel II. zum König von Italien ernannte, fehlten jedoch noch Venetien und Rom, die erst 1866 und 1870 zugesprochen wurden. Als 1871 das nunmehrige italienische Parlament von Florenz nach Rom übersiedelte, setzte zeitgleich die Industrialisierung Italiens ein. Als man 1877 die Schulpflicht in Italien eingeführte, wurde parallel dazu der erste Ausbau des Eisenbahnnetzes in Italien abgeschlossen, das zum damaligen Zeitpunkt 8.422 km betrug (vgl. Chiellino/Marchio/Rongoni, 1995:21ff., Reinhardt, 1999:98ff und Lill, 1980:91ff.). 66 aufgrund ihres starren Zollsystems einen Binnenmarkt zu verhindern wusste (Chiellino/Marchio/Rongoni, 1995:34ff.). Die gerade erst neu gebildete italienische Regierung war darauf konzentriert, den wirtschaftlichen Rückstand gegenüber den anderen westlichen Staaten aufzuholen. Die Maßnahmen waren bald darauf in der Landwirtschaft spürbar. Als wichtigster Wirtschaftszweig, musste die italienische Agrarwirtschaft einem Rationalisierungs- und Mechanisierungsprozess unterzogen werden, um auf dem internationalen Markt bestehen zu können. Zudem kamen gravierende Steuermaßnahmen. Diese rasante Entwicklung brachte die Bauern in eine miserable Lage und drängte sie an den gesellschaftlichen Rand ab. Nur ein geringer Teil von ihnen fand in der sich gerade entwickelnden Industrie Norditaliens einen Arbeitsplatz. Den Übrigen blieb, um nicht in den sozialen Abgrund zu rutschen, die Emigration als einziger Ausweg. Bei der Wahl der Destination ließen sie sich von den Verlockungen leiten, die das jeweilige potentielle Gastland anzubieten hatten. Die italienische Unità und ihre Folgen wirkten sich gravierend auf die italienischen Auswanderungszahlen nach Argentinien aus: Kamen zwischen 1851 und 1861 pro Jahr zwischen 3.000 und 4.000 nach Argentinien, stieg die jährliche italienische Immigration in den Jahren nach 1861 auf durchschnittlich 8.000 an. Nachdem man in Italien 1867 zusätzlich zu den bereits vorhandenen Steuerlasten, auch das Mehl besteuerte, stieg die Einwanderungszahl auf 19.000,95 im Jahr 1869 auf 21.000 und 1870 auf 23.000 pro Jahr. In den Jahren 1871-1873 fielen die Einwanderungszahlen zwar kurzfristig96, dieser Rückgang sollte jedoch nicht lange anhalten (vgl. De Rosa in Devoto, Rosoli, 1988:76f.). II.3.3.2. Gobernar es poblar 97 Mit der Konstitution der Argentinischen Konföderation 1853 begann das Zeitalter der Immigration und der Kolonisation. Die Provinz Buenos Aires jedoch, die sich mit der föderalistischen Politik von General Justo José de Urquiza (1852-1854; 1854-1860) nicht abfinden wollte, verfolgte nach wie vor eine restriktive Einwanderungspolitik. Es muss allerdings bemerkt werden, dass nach Rosas` Sturz das Haushaltsdefizit zu groß war, um die Immigration finanziell unterstützen zu können (vgl. Glatz, 1997:45f.). 95 Die Gesamteinwanderungszahl des Jahres 1868 betrug 26.000, davon waren 19.000 Italiener. 1871-1872 waren Jahre der wirtschaftlichen Prosperität Norditaliens, in denen auch viele Landwirte eine Anstellung in der Industrie bekamen. 1873 wurde Argentinien vom Gelbfieber heimgesucht. 97 Ich würde es als Regieren heisst Bevölkern übersetzen. 96 67 Die ersten Reformversuche, die langfristig Argentinien zu einer Hochkonjunktur verhelfen sollten, begannen während der Regierungszeit von General Bartolomé Mitre (1862-1868), der besonders die europäische Einwanderung förderte, den unter Urquiza begonnenen Eisenbahnbau forcierte und das Post- und Telegraphenwesen errichtete, das landesweit einsatzfähig sein sollte. Domingo Faustino Sarmiento (1868-1874) übernahm ein schweres Erbe, doch erlebte das Land unter ihm einen beachtenswerten Aufschwung. Der Fokus seiner Anstrengungen lag auf der Bildungspolitik; 80% aller Argentinier waren bis zu diesem Zeitpunkt noch Analphabeten und die ungefähr 600 Volksschulen wurden von nicht mehr als insgesamt 30.000 Schülern besucht. Sarmiento holte - wie es auch bereits Rivadavia getan hatte - ausländische Lehrer in sein Land, die unter anderem Lehrerbildungsanstalten errichteten und neue Lehrkräfte ausbildeten. Zudem wurden Abend- und Fachschulen sowie Akademien ins Leben gerufen. Diese Amtsperiode war von einer Prosperität der Wirtschaft gekennzeichnet: Es wurde weiterhin am Ausbau des Eisenbahn- und Telegraphennetzes gearbeitet und die Einwanderung angeregt; man brauchte daher europäische Land- und Facharbeiter (vgl. Zapata, 1978:116ff.). Das argentinische Wirtschaftssystem reagierte sehr empfindlich auf jene Weltwirtschaftskrise, die 1873 in Europa und den Vereinigten Staaten ihren Anfang nahm (vgl. De Rosa in Devoto, Rosoli, 1988:77). Ihre Auswirkungen waren stark zu spüren. Eine der vielen Konsequenzen war der starke Einwanderungsrückgang: Von 26.000 im Jahre 1873 auf 7.000 Immigranten 1876. Um dem entgegenzuwirken, verabschiedete die argentinische Regierung 1876 ein Gesetz, das ausländischen Ankömmlingen erhebliche Erleichterungen gewährte: Kostenlose Unterbringung im Asylantenheim für fünf Tage, unentgeltliche Zugfahrkarten innerhalb des Landes, Stellenvermittlung und Versprechungen, Boden aus staatlicher Hand bereitzustellen. Die Erfolge dieser Maßnahmen griffen schrittweise bis 1882 (vgl. Devoto in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:26ff.). Obwohl sich bereits Sarmiento um eine aktive Staatspolitik bei der demografischen Erschließung Argentiniens bemühte98, gelang es erst seinem Nachfolger, Nicolás Avellaneda (1874-1880), die Kolonisations- und Immigrationspolitik, die zuvor in den Kompetenzbereich der einzelnen Provinzregierungen gefallen und dementsprechend unterschiedlich interpretiert worden war, zentralstaatlich zu koordinieren. 1876, zwei Jahre nach seinem Amtsantritt, legte 98 Er kritisierte aber gleichzeitig jene europäischen Staaten, die ihre sozialen Unterschichten durch Übernahme der Reisekosten bei der Auswanderung nach Argentinien unterstützten. Die Einwanderung sozialer Randgruppen ohne Bildung und Kapital waren dem argentinischen Präsidenten ein Dorn im Auge (vgl. Glatz, 1997:48). 68 Avellaneda dem Parlament das zusammen mit Experten ausgearbeitete Gesetz Nr. 817 vor, das als Ley Avellaneda in die Geschichte einging (vgl. Glatz, 1997:56). Preámbulo 99 Nos los representantes del pueblo de la Nación Argentina, reunidos en Congreso General Constituyente por voluntad y elección de las provincias que la componen, en cumplimiento de pactos preexistentes, con el objeto de constituir la unión nacional, afianzar la justicia, consolidar la paz interior, proveer a la defensa común, promover el bienestar general, y asegurar los beneficios de la libertad, para nosotros, para nuestra posteridad, y para todos los hombres del mundo que quieran habitar en el suelo argentino: invocando la protección de Dios, fuente de toda razón y justicia: ordenamos, decretamos y establecemos esta Constitución para la Nación Argentina. Artículo 25 100 - El Gobierno Federal fomentará la inmigración europea; y no podrá restringir, limitar ni gravar con impuesto alguno la entrada en el territorio argentino de los extranjeros que traigan por objeto labrar la tierra, mejorar las industrias, e introducir y enseñar las ciencias y las artes.101 Seit dem Jahre 1853, in dem die Immigrations- und Kolonisationsära eingeläutet wurde, ließen sich bis heute fast zehn Millionen Menschen, vorwiegend aus Europa und allen voran die Italiener, am Silberfluss nieder. Die erste argentinische Verfassung, die vom liberalen Philosophen und Staatsrechtler Juan Bautista Alberdi102 ausgearbeitet und am 1. Mai 1853 99 Präambel der argentinischen Verfassung. Der Artikel 25 der argentinischen Verfassung bezieht sich auf die Förderung der Einwanderung. Verfassungsreformen: 1860, 1866, 1898, 1949, 1957, 1972, 1994 (vgl. Honorable Senado de la Nación, letztes Update 27.9.2006 meine Hervorhebungen);. 101 Die Bundesregierung wird die europäische Einwanderung fördern und wird diejenigen Zuwanderer, die sich vornehmen, das Land zu kultivieren, die Industrie zu verbessern und Wissenschaft sowie Kunst einzuführen und zu unterrichten, in keiner Art und Weise behindern, weder durch Niederlassungsbeschränkungen noch durch Steuern (meine Übersetzung). 102 Juan Bautista Alberdi (*29.8.1810 in Tucumán, +19.6. 1884 in Paris) ist einer der meistgeschätzten politischen Theoretiker seiner Zeit. Sein Einfluss erstreckte sich über ganz Lateinamerika und war nicht nur auf seine Heimat Argentinien begrenzt (vgl. Fundación Atlas 1853, o.J.). Er wird in der argentinischen Geschichtsschreibung bis heute als Schöpfer des modernen Argentinien beschrieben. Auf seinen Reisen durch Europa wurde er maßgeblich vom liberalen Geist, der in den Revolutionsbewegungen von 1848 seinen Ausdruck fand, beeinflusst. Die Regierungszeit von Urquiza und Mitre verbrachte er als argentinischer Gesandter in Paris, Rom und Madrid (vgl. Glatz, 1997:45). Der Jurist Alberdi sah in Juan Manuel de Rosas seinen größten Widersacher. Aus diesem Grund schloss er sich im Kampf gegen den Diktator den liberalen Föderalisten an, floh jedoch aus Angst in Richtung Chile. Trotz des Sturzes von Rosas blieb er in Chile und ließ von dort aus, als die Ausarbeitung einer neuen Verfassung bevorstand, Kopien seines Werkes Bases y puntos de partida para la organización política de la República Argentina an die zuständigen Organe weiterleiten (vgl. Fundación Atlas 1853, o. J.). So kam es, dass die argentinische Verfassung ihr ideelles Fundament in Alberdis bekanntestem Werk fand (vgl. Glatz, 1997:45). Sein schriftstellerisches Wirken war aber nicht nur auf Analysen von Rechtssystemen und Verfassungen beschränkt. Viele seiner Artikel beschäftigten sich mit der Musik, Kunst, Volkswirtschaft und Philosophie. Der größte Wunsch des Verfechters der Dezentralisierung blieb ihm verwehrt: Die Schaffung einer Freihandelszone, die sich über den gesamten lateinamerikanischen Raum erstrecken sollte. Seiner Meinung nach 100 69 vom Parlament verabschiedet wurde, erklärt das Motto Gobernar es poblar zum obersten staatlichen Prinzip (vgl. Glatz, 1997:44f.): „ Juan B. Alberdi es considerado uno de los más importantes publicistas argentinos del siglo pasado y el «Padre de la Constitución Nacional Argentina»“(Fundación Atlas 1853, o.J.). Die Einwanderung aus Europa sollte Argentinien zu mehr Fortschritt verhelfen und aus diesem Grund wird die Unterstützung der Immigration elementarer Bestandteil der Regierungspolitik. Das Jahr 1876 läutete eine neue Epoche in der staatlichen Einwanderungsund Kolonisationspolitik ein. Seit der Verabschiedung der argentinischen Verfassung hatte der Staat zwar unterstützend gearbeitet, jedoch nicht aktiv gefördert. Seit 1876 begann der Fiskus jedoch aktiv zu werden (vgl. Glatz, 1997:55f.): Hacia 1875 se iniciaron en el Congreso de la Nación las gestiones encaminadas a crear un marco legal adecuado para captar y canalizar las corrientes migratorias que el país tanto necesitaba. El Poder Ejecutivo y una Comisión Parlamentaria redactaron sendos proyectos que luego de ser debatidos en ambas Cámaras, constituyeron la primera Ley de Inmigración de 1876 que fue sancionada con el nro. 817 (Centro de Estudios Legales y Sociales, 1999). Die Ley Avellaneda, das Kolonisationsgesetz, bestand aus zwei Teilen: Der erste Teil (Artikel 1-60) regelte alle mit der Einwanderung in Zusammenhang stehenden Themen, der zweite Teil (Artikel 61-120) normierte den Grundstückerwerb und die Bodenkultivierung. Aus diesem Gesetz wird ersichtlich, welchen hohen Stellenwert die Einwanderung für den Staat hatte (vgl. Glatz, 1997:56): Fue dictada con el objetivo fundamental de fomentar la inmigración. Ni en el texto legal ni en el Reglamento del 4 de marzo de 1880 existe alguna referencia a medidas de control, de prevención o de represión. “ Fue concebida en una época liberal. Su liberalismo se traduce en términos de generosidad y de protección al migrante“(Centro de Estudios Legales y Sociales, 1999). könne man nur auf diese Art und Weise den Wohlstand der Menschen sowie langfristigen Frieden sicherstellen (vgl. Fundación Atlas 1853, o.J.). 70 Interessant ist auch die Definition eines Einwanderers, die in der Ley 817 enthalten ist: En el art. 12 se define al inmigrante como “ todo extranjero jornalero, artesano, industrial, agricultor o profesor que, siendo menor de 60 años y acreditando su moralidad y aptitudes, llegase a la República para establecerse en ella” .103 El ser considerado inmigrante acarreaba ventajas considerables tales como: 1. Ser alojados y mantenidos a expensas de la Nación: -durante los 5 días siguientes al desembarco, en casas de alojamiento, hoteles o establecimientos apropiados. –mientras dure una enfermedad que les imposibilite el cambio. 2. Ser colocados en el trabajo o industria existente en el país a que prefieran dedicarse, y bajo las condiciones más ventajosas que se pudieran conseguir. 3. Ser trasladados a costa de la Nación al punto de la República donde quisieran fijar su domicilio, y ser mantenidos y alimentados durante 10 días. 4. Introducir libres de derechos las prendas de uso, vestidos, muebles de servicio doméstico, instrumentos para la agricultura, herramientas, útiles del arte u oficio que ejerzan, y un arma de caza por cada inmigrante adulto, hasta el valor que fije el Poder Ejecutivo. Estas ventajas son extensivas a las mujeres e hijos adultos, siempre que reúnan las condiciones exigidas a los mismos (Centro de Estudios Legales y Sociales, 1999). Unabhängig von ihrer sozialen Herkunft oder ihrem Bildungsgrad sollten die Einwanderer die Städte und das Hinterland bevölkern. Jedoch behielt es sich die Regierung vor, beim Auswahlverfahren sog. produktive von unproduktiven Arbeitskräften zu trennen.104 Diejenigen, die einreisen durften, kamen in den Genuss großzügiger staatlicher Unterstützung: Z.B. wurde ihnen ein fünftägiger Aufenthalt mit Verpflegung und Unterkunft im Immigrantenhotel von Buenos Aires gezahlt, sie konnten auf Vermittlungsdienste der öffentlichen Hand sowohl bei der Suche nach Grund und Boden auf dem Land als auch nach einer Arbeitsstelle im sekundären oder tertiären Wirtschaftssektor in den Städten zurückgreifen. Jenen Einwanderern, die sich zuvor im Immigrantenhotel niedergelassen hatten, wurden daraufhin die Transportkosten bis zum gewünschten definitiven Zielort bezahlt. Die Kosten für die sanitäre Eintrittsmusterung übernahmen ebenfalls die Zentralbehörden.105 Für die Umsetzung des Gesetzes waren folgende zwei Behörden zuständig: Die dem Innenministerium unterstellte Dirección General de Inmigración (DGI); diese argentinische 103 In der Ley Avellaneda wird ein Immigrant folgendermaßen definiert: „ Als Einwanderer wird jeder in unserem Land niedergelassene Fremde bezeichnet, der weniger als sechzig Jahre alt ist und über Berufsmoral sowie Arbeitsfähigkeit verfügt, ob Tagelöhner, Industriearbeiter, Handwerker, Landwirt oder Lehrer.“ 104 Personen mit ansteckenden Krankheiten, Bettler und älteren Menschen konnten somit abgewiesen werden. 105 Zuvor wurden diese Kosten meist von den Provinzen getragen. 71 Migrationsbehörde, war neben der Einwanderungskontrolle auch für die Eingliederung von Immigranten in den Arbeitsmarkt zuständig. Die Dirección de Tierras y Colonias (DTC), die Landkolonisationsbehörde - eine Zweigstelle des Landwirtschaftsministeriums - verwaltete das Kolonisationswesen. In ihr Tätigkeitsfeld fiel auch der Verkauf staatlicher Parzellen von maximal 100 Hektar Größe an interessierte Kolonisten. Zudem stellte die Dirección de Tierras y Colonias auf Verlangen ohne Entgelt Werkzeug, Vieh und Samen zur Verfügung. Die Ley Avellaneda leitete eine neue Ära in der argentinischen Immigrations- und Kolonisationspolitik ein und war zugleich die politische Realisierung von Alberdis Doktrin des gobernar es poblar. So begann neben einer längeren politischen und wirtschaftlichen Stabilitätsphase in Argentinien auch der Einwanderungsstrom einzusetzen (vgl. Glatz, 1997:56): “ È un fatto che fu dopo il 1876 che l`immigrazione in Argentina s`intensificò“ (Devoto, 1988:86). Abbildung 8: Italienische Einwanderung nach Argentinien seit 1857 Italienische Einwanderung nach Argentinien seit 1857 80000 70000 60000 50000 40000 Insgesamt 30000 Italiener 20000 10000 0 Jahre 1858 1860 1862 1864 1866 1868 1870 1872 1874 1876 1878 Quelle: Dirección General de Estadística Municipal (1892); meine Auswertung 72 Abbildung 9: Italienische Einwanderung von 1857-1891 Italienische Einwanderung von 1857-1891 38% Italiener Insgesamt 62% Quelle: Dirección General de Estadística Municipal (1892); meine Auswertung 73 II.4. Die Masseneinwanderung bzw. die sog. inmigración aluvión (1880-1914) Zwischen 1857 und 1914 kamen 4.665.723 Millionen Emigranten nach Argentinien, davon waren es bis 1891 zu 38 % (siehe Abb.9), ab 1891 zu 49% Italiener. Das heißt in Zahlen ausgedrückt, dass es sich dabei um 2.283.882 Personen handelt, die sich in diesem Zeitraum von Italien in das Plata-Gebiet aufmachten. In manchen Jahren kamen zwischen 70.000 und 80.000 italienische Emigranten nach Buenos Aires (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:114).106 Waren es zuvor nur ausgewählte Personenkreise, die den Weg von der italienischen Halbinsel nach Argentinien wagten, änderten sich diese nun drastisch (vgl. Petriella in Lo Cascio 1987:353). Abbildung 10: Italienische Auswanderung nach Argentinien 1871-1920 (italienische Angaben) Anzahl Italienische Auswanderung nach Argentinien 1871-1920 (italienische Angaben) 80.000 70.000 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 0 1871-80 1881-90 1891-1900 1901-10 1911-20 Jahre Quelle: Istituto Centrale di Statistica (1968:29); meine Auswertung Für ein so dünn besiedeltes Land wie Argentinien war die Unmenge an Immigranten, bei denen es sich meist um Europäer handelte und die seit den 70ger Jahren bis zum ersten Weltkrieg im Hafen von Buenos Aires in Scharen von Bord gingen, eine regelrechte 106 Bis zum Jahre 1896 waren es vorwiegend Einwohner des nördlichen Teiles der italienischen Halbinsel, während es hingegen es später überwiegend Süditaliener waren (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:114), die sich meist in Buenos Aires (20% der Bevölkerung), Santa Fe, Rosario (20%), La Plata (17%) aber auch in den Provinzen von Córdoba und Mendoza niederließen (vgl. Devoto in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:41). 74 „ Überschwemmung“ , wie sie von José Luis Romero bezeichnet wurde (vgl. Blengino, 1987:37). Während der inmigración aluvión, die bis zum ersten Weltkrieg andauerte, waren die Italiener fast ununterbrochen die am stärksten vertretene Nation; so wird Argentinien für sie zur zweiten Heimat (vgl. Haydée Correa in Lo Cascio, 1987:319): „ Dunque ben più degna mira d`ogni altro paese è per ogni uomo l`Argentina, specialmente per noi italiani che possiamo titolare come nostra seconda patria [...]“(Ferro in Blengino, 1990:118). Diese so beträchtliche geographische Verpflanzung des italienischen Volkes in die bis dahin spärlich besiedelten Gebiete der Provinz Buenos Aires übte einen außerordentlichen Einfluss auf das soziale, wirtschaftliche und kulturelle Leben dieses Landes aus. Während in den letzten 25 Jahren des 19. Jahrhunderts drei Viertel aus Norditalien angereist kamen, kehrte sich das Verhältnis nach 1914 zugunsten einer verstärkten süditalienischen Präsenz um (vgl. Haydée Correa in Lo Cascio, 1987:319). Die höchsten Werte der Zuwanderung erreichte Argentinien zwischen 1880 und 1890 sowie zwischen 1905 und 1915: 1912 gingen 320.000 Immigranten von Bord, davon 81.000 Italiener, das Jahr 1907 sprengte mit 127.000 ankommenden Italienern jedoch sämtliche Rekorde. Zwischen 1880 und 1886 waren 70% aller Einwanderer Italiener (siehe Abb. 11) (vgl. Devoto in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:33f.). Abbildung 11: Italienische Immigration nach Argentinien zwischen 1880 und 1886 Italienische Immigration nach Argentinien zwischen 1880 und 1886 andere Nationalitäten 30% andere Nationalitäten Italiener Italiener 70% 0% Quelle: Devoto in Bevilacqua/De Clementi/Franzina (2002:35) 75 Graziano Tassello unterteilt in seinem Lessico Migratorio diese Zeit der italienischen Massenauswanderung in zwei Phasen: Die erste Phase endet für ihn mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts und ist gekennzeichnet durch Spontanität und Individualität. Jährlich verließen in dieser Phase durchschnittlich 210.000 Italiener ihr Heimatland, wobei die Tendenz kontinuierlich steigend war. Ab 1885 bevorzugen die Italiener klar die transozeanischen Destinationen, allen voran Argentinien107. Die zweite Phase beginnt für Tassello mit dem Jahr 1901 und geht mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges zu Neige. Während dieser Periode ist die größte Auswanderungsquote zu verzeichnen, mit einem jährlichen Mittelwert von über 600.000108. Seit 1901 wurde die italienische Emigration durch das Commissariato Generale dell`Emigrazione organisiert, dem eine fördernde und schützende Rolle zukam. 55 bis 60% aller Italiener bevorzugten in dieser Zeitspanne ein neues Leben in Übersee (vgl. Tassello, 1987:95). Wo sich die Italiener in Argentinien niederließen, hing von deren regionaler Herkunft ab: Im Groben kann man feststellen, dass die Lombarden und Piemontesen von der Landwirtschaft angezogen zu sein schienen, die Ligurer hingegen von der Schifffahrt, insbesondere von der Küstenschifffahrt entlang der Meeresufer und Flüsse. Die Süditaliener bevorzugten die Hauptstadt sowie andere urbane Zentren; ihr Tätigkeitsfeld war sehr ausdifferenziert (vgl. De Rosa in Devoto/Rosoli, 1988:82). 107 Neben Argentinien übten zu der damaligen Zeit auch die USA und Brasilien auf die Italiener eine große Anziehungskraft aus (vgl. Tassello, 1987:94). 108 Der absolute Höchstwert ist 1913 mit 873.000 italienischen Emigranten zu verzeichnen (vgl. Tassello, 1987:95). 76 Abbildung 12: Italienische Immigration nach Argentinien während der inmigración aluvión Italienische Immigration nach Argentinien während der inmigración aluvión Italiener 49% andere Nationalitäten 51% andere Nationalitäten Italiener Quelle: Balestrino in Citarella (1992:114) Tabelle 1: Ethnische Zusammensetzung der argentinischen Bevölkerung im Jahre 1914 1914 Zahl Prozent In Argentinien geboren, jedoch von europäischen Einwanderern 109 verschiedener Nationen abstammend 5.127.000 66 400.000 5 2.358.000 29 7.855.000 100 In Argentinien geboren, jedoch zu einem größeren Teil von Indios, zu einem kleineren Teil von Schwarzen abstammend Einwanderer der ersten Generation (meist europäischer Herkunft) Gesamt Quelle: Agulla (1967:31) 109 Damit sind vorwiegend Spanier und Italiener gemeint. 77 Wie in Tabelle 1 ersichtlich wird, stammen beinahen alle, die wir heute als Argentinier bezeichnen, im Jahre 1914 von Europäern ab. Es wird deutlich, dass bereits 1914 die erste Einwanderungswelle ihre Spuren hinterlassen hatte, sodass viele der 66% bereits Europäer der 2. oder 3. Generation waren. II.4.1. Wirtschaftliche und bürokratische Rahmenbedingungen für die Masseneinwanderung Die wirtschaftliche und soziale Entfaltung Argentiniens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde in großem Ausmaß von der Entwicklung auf den internationalen Rohstoffmärkten und insbesondere von der Nachfrage nach agrarischen Produkten seitens der europäischen Länder determiniert. Durch den regen Export von Wolle, Weizen und Fleisch nach Europa kam Argentinien zu jenen Deviseneinnahmen, die es zum Import von Kapitalund Investitionsgütern benötigte. So wurde der Aufbau erster industrieller Produktionsstrukturen ermöglicht. Aufgrund der laufenden Erschließung enormer Landstriche und des Wirtschaftswachstums konnten zwischen 1856 und 1932 6.4 Millionen Menschen einwandern (vgl. Sommavilla, 1996:47). Bereits im Jahre 1889 jedoch zeichnete sich die bevorstehende Krise ab und so wurde 1890 Argentinien durch die allgemeine Wirtschaftskrise mitgerissen (vgl. Zapata, 1978:118).110 Nachdem sich Argentinien von der Wirtschafts- und Finanzkrise erholt hatte, begann um die Jahrhundertwende ein neues Zeitalter ökonomischer Prosperität. Seit 1900 ist ein nachhaltiges industrielles Wachstum zu verzeichnen. In den Städten wuchs die Zahl der Manufakturen und Fachbetriebe. Eine der entscheidenden Triebkräfte für die Entwicklung des argentinischen Binnenmarktes war die Etablierung industrieller Betriebe zur Verarbeitung von Agrarprodukten im Hinterland. Hinzu kam die durch die Einwanderung verursachte Beschleunigung des sozialen Wandels (vgl. Glatz, 1997:71ff.). Angesichts der Kolonialisierung, der rasch fortschreitenden Urbanisierung und der aktiven staatlichen Immigrationspolitik stiegen bis 1914 die Einwanderungszahlen stetig an (vgl. Sommavilla, 1996:48 und Glatz, 1997:71ff.). Kein Wunder, denn Anfang des 20. 110 Der Rückgang der internationalen Golderzeugung führte zu einer weltweiten Deflation, die Preise begannen zu sinken und der argentinische Export ging zurück. Das Exporteinkommen Argentiniens reichte somit nicht mehr aus, um den staatlichen Schuldendienst abzuwickeln (vgl. Zapata, 1978:118). 78 Jahrhunderts gehörte Argentinien zu den reichsten Ländern der Welt und wies eines der weltweit höchsten Pro-Kopf-Einkommen auf (vgl. Sommavilla, 1996:48). Giuseppe Romei beschreibt in seinem Buch Argentina ed Emigrazione das Land am Silberstrom der damaligen Zeit so: „ [...] io constato, che la Repubblica Argentina in cento anni è divenuta una forte Nazione grande e rispettata, e la sua metropoli è pari ad una seconda Parigi”(Romei, 1912:20). Die Nachfrage nach ausländischen Arbeitskräften stieg nach der Jahrhundertwende weiterhin an. Zwischen den beiden Volkszählungen wanderten mehr als drei Millionen nach Argentinien ein, dies ist eine Rekordzahl. Miteingerechnet sind hier allerdings auch die golondrinas. 1914 stellten die Italiener und Spanier 55% der Gesamtimmigrationsquote. Von der argentinischen Regierung wurden weiterhin die Basken, Belgier, Franzosen, Lombarden, Piemontesen und Schweizer bevorzugt, da diese, so meinte man, über das nötige geistige und materielle Kapital verfügten, im Gegensatz zu den Süditalienern, Südeuropäern allgemein sowie den Slawen (vgl. Glatz, 1997:78ff.). Nachdem die Autochthonen beinahe gänzlich ausgerottet waren, entwickelt sich in der argentinischen Gesellschaft ein Phänomen, dass mit der massenhaften italienischen Einwanderung unmittelbar in Verbindung steht: Es entsteht eine gewisse Xenophobie, die sich vorwiegend gegen die Süditaliener richtet. Dies spiegelt sich nicht nur in der Politik wider, sondern auch in der Literatur. Italiener, die gerne abschätzig als gringo111, tano112 oder bachicha113 tituliert werden, finden sich in Romanen wieder, in denen alle Charakteristiken des Mezzogiorno degradiert und verhöhnt werden. Man beschreibt sie nicht nur als Immigranten niedrigerer Klasse, ihr Äußeres wird auch als häßlich dargestellt:114 „ Il personaggio italiano di Algerich e Cambaceres non è soltanto un „ sinonimo di avarizia, ignoranza, arretratezza, brutalità” , è anche brutto, anzi fisicamente ripugnante” (Incisa di Camerana, 1998:299). Es wird neben dem Wesen und dem Erscheinungsbild auch die Sprache ins Lächerliche gezogen. Im Roman El Peligro (1916) von Carlos M. Ocantos wird die linguistische Deformation des Spanischen als der größte Schaden bezeichnet, den die Einwanderung angerichtet hätte. Vorgeschlagen wird die Rückbesinnung auf das akademische und puristische Spanisch, wie es vor der Einwanderung gesprochen wurde (vgl. Blengino, 1990:140). Die Problematik, die rund um die Neuordnung der sozialen Hierarchie in Argentinien entstand, bewegte selbst die Intellektuellen zu einem plötzlichen Sinneswandel. 111 Gringo ist der Fremde schlechthin. Tano bezeichnet die Neapolitaner (von napoletano). 113 Als bachicha wurden seit Sarmiento die Genuesen bzw. die Norditaliener im Allgemeinen tituliert (vgl. (Zannier in Marcianò, 1966:198, 208) 114 Beispiele dafür sind die Romane von Antonio Algerich Inocentes y cupables sowie der Roman von Eugenio Cambaceres En la sangre. 112 79 So vertraten sie immer mehr die Ansicht, es sei nicht Argentinien durch die Immigration zu zivilisieren, sondern Argentinien müsse die Immigranten zivilisieren (vgl. Devoto in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:40). In der Judikative begann man die Zügel wieder mehr anzuziehen, um der schrankenlosen Einwanderung entgegenzuwirken: 1902 wurde die Ley de Residencia (Nummer 4144) verabschiedet. Präsident Roca (1880-1886; 1898-1904) verfolgte jenen Kurs weiter, den er bereits während seiner ersten Amtszeit eingeschlagen hatte: Verschärfte Einwanderungsbestimmungen. Dieses Gesetz bevollmächtigte den Präsidenten zum Landverweis von Ausländern, die eine Gefahr für die nationale Sicherheit und die öffentliche Ordnung darstellen. Mittels dieser Ley de Residencia übte der Präsident die Entscheidungsgewalt in der nationalen Einwanderungspolitik in beinahe autoritärer Art und Weise aus. Zudem verstärkte man die Einwanderungskontrollen in den Ankunftshäfen. Personen, die im Heimatland im Strafregister eingetragen waren oder solche, denen revolutionäre politische Tätigkeiten nachgewiesen werden konnten, wurden abgelehnt. Zusätzlich wurde von jedem Neuankömmling ein medizinisches Gutachten verlangt, sodass Personen mit ansteckenden Krankheiten gar nicht erst in das Land einreisen konnten. Individuen ohne mitgebrachtes Arbeitszeugnis blieb der weitere Verbleib in Argentinien verwehrt, eine Ausnahme bildeten dabei Landwirte. Die Ley de Tierras y Colonias von 1903 war Ausdruck einer weiteren Selektion: Die Regierung achtete auf die soziale Klassenzugehörigkeit und die berufliche Qualifikation der Immigranten. Die Absicht dahinter war, dass nicht mehr verarmte Einwanderer ohne jegliche Ausbildung und Erziehung, sondern vielmehr solche mit Eigenkapital und Wissen das Land besiedeln und kultivieren sollten. Die inmigración aluvión hatte Auswirkungen auf die Gesellschaft sowohl in den Städten als auch auf dem Land. Überall bildete sich eine bedeutende clasa media heraus, die in der Wirtschaft rasant an Bedeutung gewann. Die Ausländer waren inzwischen sogar in Führungspositionen aufgestiegen und machten den Einheimischen die Vorherrschaft streitig. Die Volkszählung von 1895 besagt, dass die einstigen Emigranten das Bankwesen, die Import- und Exporthäuser und Versicherungen zu 80% dominierten. Vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges waren auch 65% der Industriebetriebe in ihren Händen. Nachdem man sich in der Wirtschaft eine Mitbestimmung hart erarbeitet hatte, wurden nun auch die Forderungen nach 80 politischer Mitsprache immer lauter.115 Mit dem Amtsantritt von Roque Sáenz Peña (19101914) fanden die Rufe nach politischer Partizipation Gehör. 1912 wurde die Ley Sáenz Peña verabschiedet, die allen männlichen Staatsbürgern, die das 18. Lebensjahr vollendet hatten, das allgemeine und geheime Stimm- und Wahlrecht übertrug. Die Hoffnung hinter der Verabschiedung dieses Gesetzes war, dass ein weiterer Naturalisierungszuwachs erfolgen würde, die Ley Sáenz Peña verfehlte jedoch diese Wirkung (vgl. Glatz, 1997:71ff.). II.4.2. Die Pampa als neuer Lebensraum Auch wenn sich die Hauptstadt Buenos Aires zum Zentrum italienischer Immigranten entwickelt hatte, breiteten sich die Italiener jedoch allmählich im ganzen Land aus (vgl. Blengino, 1987:37). Es sei hier gleichwohl festgehalten, dass das zweitgrößte Land Südamerikas selbst nach den Einwanderungsfluten gegenwärtig immer noch zu den am dünnsten besiedelten Staaten der Erde zählt (vgl. Zapata, 1978:71) Mit Unterstützung der latifundistas leitete Avellanedas Kriegsminister, General Julio A. Roca, der spätere argentinische Präsident (1880-1886; 1898-1904), Ende der 1870 Jahre die Phase der berühmten conquista del desierto ein. Ziel war es, in bis dahin kaum besiedelte Landstriche der argentinischen Provinzen vorzustoßen, um neue Siedlungskolonien aus der Taufe zu heben. Es sollte damit auch ein Beitrag zur Schaffung des nationalen Wirtschaftsraumes geleistet werden. Die Zeit von 1876-1890 wird bis heute als epoca dorada116 des argentinischen Eisenbahnnetzes 117 bezeichnet (vgl. Glatz, 1997:60f.). Zwar wurde die Finanzierung des Eisenbahnbaus fast ausschließlich von britischen Firmen getragen, die Arbeiten selbst wurden aber vornehmlich von Italienern durchgeführt. Bekannt wurde in diesem Zusammenhang der mailändische Ingenieur Pompeo Moneta, der den Beinamen eiserner Ingenieur erhielt, wie auch die Toskaner Cristoforo Gianoni und Giovanni Pelleschi. An der internationalen Bahnverbindung zwischen Argentinien und Bolivien, die eine Höhe von bis zu 3.725 m erreicht, arbeiteten beispielsweise Dutzende italienische Ingenieure und 1.116 italienische Arbeiter (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:117). 115 Zwar ermöglichte die argentinische Verfassung den Immigranten nach zwei Jahren den Erwerb der Staatsbürgerschaft, das Stimm- und Wahlrecht blieb ihnen jedoch untersagt. 116 Goldene Epoche. 117 Unter der Regierung Sarmientos hatte das Eisenbahnnetz gerade einmal eine Länge von 2.000 km erreicht, 1890 waren es bereits 9.000km, 1900 über 16.000 km und bis 1912 wurden 32.640 km Eisenbahngleise verlegt (vgl. Zapata, 1978:118). 81 „ Der große Indianerfeldzug der Jahre 1877/78 leitete die erste Phase des Ausrottungskrieges ein, der jeden weiteren indianischen Widerstand für die Zukunft sinnlos machte und die Möglichkeit schuf, die wenigen überlebenden Eingeborenen in das Staatsleben einzugliedern“ (Zapata, 1978:117). Die Urbevölkerung, die sich nach der anfänglichen Einwanderungswelle in die engen Siedlungsreservate zurückgezogen hatte, wurde nun in mehreren blutigen Schlachten von 15% auf 5% dezimiert. Durchgeführt wurde diese Auslöschung eines ganzen Volkes, und auch das sei an dieser Stelle erwähnt, von einer hauptsächlich aus Einwanderern zusammengestellten Freiwilligenarmee. Europäische Emigranten, die in weiterer Folge große Landstriche kultivieren sollten, wurden in der indígenas-Angelegenheit im übrigen gerne als strategisches Bollwerk sowohl gegen die noch überlebten Autochthonen als auch gegen eroberungswillige Nachbarstaaten verwendet. Die conquista del desierto wirkte sich positiv auf die Einwanderungszahlen aus (vgl. Glatz, 1997:61f.). Bis dahin - das wird von verzweifelten Briefen, die Italiener in ihre Heimat versandten, dokumentiert - befanden sie sich wegen der sich immer wiederholenden Angriffe der indigenen Bevölkerung in Lebensgefahr und wurden regelmäßig ausgeraubt. Innerhalb einiger Jahrzehnte wurde jene 56 Millionen Hektar umfassende Zone, die über drei Jahrhunderte als territorios inutiles degradiert wurde, zur Pampa gringa, also zur Pampa der Ausländer. Sie wurde vor allem von Italienern zu dem gemacht, was sie heute ist, nämlich zu einem Gebiet, das auf eine dynamische Wirtschaft verweisen kann und dessen Produkte einen wichtigen Exportzweig darstellen (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:114f.). Bereits in den 50iger Jahren des 19. Jahrhunderts entstanden vermehrt Bauernansiedlungen in den Provinzen Buenos Aires, Santa Fe und Córdoba. Der dafür verwendete Boden war staatlich: Jede Kolonie umfasste 40.000 Hektar, die in Parzellen zu je 100 Hektar unterteilt wurden. Den ersten hundert Familien wurde jeweils eine Parzelle geschenkt, die anderen konnten das Land zu einem angemessenen Preis erwerben und es innerhalb von zehn Jahren abzahlen. Die argentinische Regierung sah sich verpflichtet, für einen kostenlosen Transport der Bauern bis zu ihrer Kolonie zu sorgen, sowie diese mit einer Behausung, Tieren, Ackergeräten und Saatgut auszustatten, das später zurückgezahlt werden sollte. Auch wenn es sehr oft vorkam, dass der einheimische Großgrundbesitzer bei der Landvergabe dem Ausländer bevorzugt wurde, so war dennoch die Verlockung, einmal Grundeigentümer werden zu können, zu groß, als dass die Emigranten sich nicht den Hoffnungen hingeben hätten können, einmal mehr zu besitzen, als ihre Arbeitgeber in der Heimat118. Dieser Traum ließ den Trennungsschmerz von der Heimat und der Familie, die Anpassungsschwierigkeiten 118 Im Italien der damaligen Zeit stellten bereits fünf bis zehn Hektar Land ein sehr ansehnliches Vermögen dar. 82 sowie die sprachlichen Probleme schneller überwinden und als Argentinien sogar die Reisekosten übernahm, verließen auch die Ärmsten der Ärmsten Italien, diejenigen, die sich diese Fahrt nie hätten leisten können. Die Landbevölkerung der Provinz von Buenos Aires stieg in den Jahre zwischen 1869 und 1895 um 250 % an, in jener von Santa Fe um 350%. Diese bestand zu 40% aus Ausländern, dabei handelte sich bei zwei Dritteln um Italiener (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:114). Von den Ausländern bevorzugt waren an erster Stelle Küstengebiete, da sich diese als wirtschaftlicher erwiesen und als Verkehrsknotenpunkt leichter erreichbar waren (vgl. Cuneo, 1940:277). Die Italiener errichteten nach und nach ihre Siedlungen, unbeeindruckt von allen Schwierigkeiten in der Pampa wie Dürre, endlose Distanzen, soziale Isolation (vgl. Blengino, 1987:24), Frost, Überschwemmungen und Heuschreckenplagen (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:115). Man gab den neugegründeten italienischen Kolonien Namen wie Umberto, Margherita, Cavour, Garibaldi, Nueva Torino, Nueva Italia, Crispi, Nueva Udine, Sorrento etc. oder sie wurden nach ihren Begründern benannt wie Devoto, Francescone, Reggiardo, Berisso, Vaccarrezza. In vielen wurde der Dialekt Friauls, Piemonts oder der Marken gesprochen; es kam nämlich oft vor, dass die Mehrheit der Siedler aus ein und derselben Region Italiens kamen, manchmal sogar aus dem gleichen Ort oder der gleichen Stadt wie beispielsweise in der Siedlung Caroya bei Córdoba, wo die Bewohner meist aus Gemona im Friaul stammten. Die subtropische Klimazone des Nordens mit erhöhten Temperaturen und reichem Niederschlag bot den Italienern die Möglichkeit zur Produktion von hochwertigen Holz und Kohle auf pflanzlicher Basis wie auch aus Tannin für die Verarbeitung von Leder, Rohrzucker und Baumwolle. Als sie ab 1876 mit dem Eisenbahnbau in dieses Gebiet kamen, brachten sie Zitruspflanzen und Gemüse mit und bauten in weiterer Folge eine Mischkultur an, die sich aus Oliven, Zitrusfrüchten, Tomaten, Erbsen, Paprika, Zwiebeln und Bohnen zusammensetzte. Im Gebiet zwischen den Flüssen Paraguay und Uruguay konzentrierten sie sich auf das Bestellen von Mate (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:115f.). Wichtig in diesem Zusammenhang zu erwähnen ist die sog. migración golondrina119: Dabei handelt es sich um eine temporäre Emigrationsbewegung, bei der sich die Einwanderer für einige Zeit in Argentinien niederließen, dann aber aus verschiedensten Gründen wieder in ihre 119 Die Rückwanderungsquote der insgesamt seit 1860 eingewanderten über 9 Millionen Menschen liegt bei etwas weniger als 50 Prozent. Diejenigen, die nicht im Land blieben, zogen entweder weiter in andere Einwanderungsländer Südamerikas oder kehrten nach Europa zurück. Viele Italiener waren ohnehin bloß für befristete Zeit als Saison- oder Gastarbeiter in das Plata-Gebiet gekommen, um ihr Amerika zu machen (vgl. Zapata, 1978:68). 83 Heimat zurückkehrten. Dieses Phänomen resultierte vorwiegend aus der Vorliebe der Grundeigentümer, Bauern und Pächter, bei der Ernte Arbeitskräfte der gleichen Herkunft zu bevorzugen, mit denen sie oft auch private Kontakte unterhielten (vgl. Devoto in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:41). Die italienischen Saisonarbeiter, vorwiegend aus der Lombardei oder dem Piemont stammend120, überquerten im Spätherbst - nach der Saat in ihrem Heimatland - den Atlantik, wo der Weizen schon zur Reife gelangt war, um mit dem Mähen und Dreschen zu beginnen. Sie begaben sich als erstes in die nördlichen Regionen, wo aufgrund des wärmeren Klimas das Getreide schneller reifte und machten sich dann in den Süden auf, um dort die gleiche Arbeit zu verrichten. Im Frühling kehrten sie dann mit ihren Ersparnissen in die Heimat zurück und nahmen dort das Stadtleben wieder auf (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:116 und Favero in Rosoli/De Rosa, 1993:20). II.4.3. Der italienische Beitrag zur Urbanisierung Argentiniens Für den Urbanisierungsprozess Argentiniens sind zwei Faktoren verantwortlich: Die Ein- und die Binnenwanderung, letztere ist bis heute nicht abgeschlossen.121 Quando mi si domanda che impressione dia Buenos Aires, ad un primo esame, debbo rispondere: l`impressione di non esservi mai scostati dall`Italia […]. Questa città, che assomiglia un po’a tutte le nostre città, e in cui ogni esule trova una persona che lo comprende e gli parla nella sua lingua, anzi nel suo dialetto; questa città che ha adottato quanto di meglio noi abbiamo; che ad ogni momento ci presenta un nome noto della dicitura di una ditta, negli affissi cubitali della réclame una figura nota […] ci sembra molto più vicina a Milano, a Torino, a Genova, di quel che non siano certe piccole città poste appena al di là delle Alpi (Lupati, 1910:15).122 120 Das Phänomen des Gastarbeiters ist für Norditalien signifikant. Die meisten der italienischen Saisonarbeiter, die wieder in ihr Herkunftsland zurückkehrten, waren Piemontesen (vgl. Devoto in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:41). 121 Heute leben 89.2% der insgesamt 37.486.938 Argentinier in urbanen Zentren, lediglich 10.8% auf dem Land (vgl. Ministero degli Affari Esteri/Ente Nazionale per il Turismo, 2006) (vgl. Ministero degli Affari Esteri/Ente Nazionale per il Turismo, 2006). 122 Wenn ich gefragt werde, was man auf den ersten Blick von Buenos Aires für einen Eindruck gewinnt, muss ich darauf antworten: Es ist so, als hätte man Italien nie verlassen. Diese Stadt ähnelt ein wenig allen unseren italienischen Städten und jeder, der dorthin ins Exil geht, findet Menschen, die ihn verstehen und die mit ihm auf Italienisch, sogar im gleichen Dialekt, sprechen können. Diese Stadt hat das Beste von uns übernommen, was wir haben. Wir finden dort immer und überall Firmenaufschriften mit uns geläufigen Namen und auf den riesigen Plakatwänden uns wohl bekannte Persönlichkeiten […]. Buenos Aires erscheint uns viel näher bei Mailand, Turin und Genua zu liegen, als so manche kleine Stadt jenseits der Alpen (meine Übersetzung). 84 Von der Urbanisierung durch die Masseneinwanderung war in erster Linie Buenos Aires123 betroffen, eine Stadt, die für die meisten zur neuen Heimat wurde. Gleichzeitig ihm124 mit geht in Argentinien seit Anfang Jahrhunderts125 des in Industrialisierungsprozess vor sich, der sich noch in den ersten Jahrzehnten nur im Anfangsstadium befand. Der Einwanderer versucht immer, sich neue wirtschaftliche und andere Möglichkeiten zu schaffen; dadurch gibt er der sozialen Dynamik jedes Landes eine neue Orientierung; denn der, der sich in einer neuen Situation befindet und voller Zuversicht Verbesserungen seines eigenen und des Standards des Lebens anstrebt, in das er eingewandert ist, bedeutet immer ein dynamisches Element innerhalb sozialer Strukturen (vgl. Agulla, 1967:48). Zwischen 1881 und 1914 kamen mehr als 4.200.000 Emigranten nach Buenos Aires. Laut der ersten nationalen Volkszählung aus dem Jahre 1869 blieben 59% aller in Argentinien wohnhaften Italiener in der Hauptstadt (vgl. Blengino, 1987:37 und Devoto in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:30ff.). So beschrieb bereits im Jahre 1870 Paolo Mantegazza den europäischen Charakter der Städte Buenos Aires und Montevideo wie folgt: „ Quelle città d`oltremare sono più europee che americane e si potrebbero meglio chiamare innesti del nostro vecchio continente sul giovane emisfero“(Mantegazza, 1870:55). Abbildung 13: Bevölkerungswachstum von Buenos Aires von 1580 bis 1900 Bevölkerungswachstum von Buenos Aires von 1580 bis 1900 99 18 91 18 89 18 87 18 75 18 73 18 71 18 69 18 64 18 52 18 36 18 10 18 01 18 70 17 64 16 15 80 900000 800000 700000 600000 500000 400000 300000 200000 100000 0 Quelle: Dirección General de Estadística Municipal (1892,1896, 1901); meine Auswertung 123 Im Großraum von Buenos Aires lebt heute fast ein Drittel der argentinsichen Bevölkerung (vgl. Agulla, 1967:26). Die Stadt Buenos Aires hat heute 3.049.941 Einwohner, die Provinz Buenos Aires 14.381.806. Santa Fé ist mit 3.128.696 Einwohnern die zweitgrößte, Cordoba mit 3.112.302 knapp dahinter die drittgrößte Stadt Argentiniens (vgl. Ministero degli Affari Esteri/Ente Nazionale per il Turismo, 2006). 124 Damit ist der Urbanisierungsprozess gemeint. 125 Hier wird auf das 20. Jahrhundert Bezug genommen. 85 Auch wenn die Alphabetisierungsquote126 der italienischen Einwanderer gleich hoch war wie jene der Argentinier, zeichnen sich erstere durch einen höheren Urbanisierungsgrad aus: 69% dieser Italiener hatten zuvor in urbanen Gebieten gelebt (vgl. Devoto in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:41). Die italienische Präsenz leistete einen geradezu revolutionären Beitrag zur Entwicklung argentinischer Städte. Die Schwierigkeiten, die sich bei der Aufteilung der Ländereien ergaben, die Ankunft vieler süditalienischer Tagelöhner, Metall- und Textilarbeiter aus der Lombardei und dem Piemont ebenso wie Ärzte, Ingenieure und Architekten, bewirkten einen großen Ansturm auf die urbanisierten Gegenden Argentiniens, insbesondere auf jene von Buenos Aires. Verdeutlicht wird dies durch folgende Daten: Im Jahre 1856 zählte die Hauptstadt 91.400 Einwohner (10.280 davon waren italienischer Herkunft), dreißig Jahre später 437.880 (von denen 138.170 von der Halbinsel stammten). In dieser stetig so stark anwachsenden Gesellschaft gelang es ihnen, sich geradezu in jedem Wirtschaftszweig zu integrieren. Bei den Ankömmlingen handelte es sich um Händler, Flickschuster, Bankiers, Konditoren, Pharmazeuten, Restauratoren, Tischler, Schneider, Pizzaverkäufer, Stoff-, Gemüse- sowie Milchverkäufer, Schuhputzer, Gepäckträger, Kutscher, Blumenverkäufer; es kamen reiche Bürger genauso wie das niedrige, oft auch das niedrigste Volk (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:117). Bei näherer Betrachtung der Passagierlisten derjenigen Italiener, die zwischen dem 30.7. und dem 14.10.1910 in Buenos Aires von Bord gingen, stellt man fest, dass sich 27% aus Bauern und Landwirten zusammensetzten, 11.5% waren jornaleros, 4.5% wurden von Hausfrauen und 2% von Handwerkern repräsentiert. Daneben gab es eine unglaubliche Verschiedenheit an Berufen, die von 37% der Ankömmlinge ausgeübt wurde. Ein Vergleich mit dem 80iger Jahren zeigt, dass die Berufsfelder immer unterschiedlicher wurden. Ein und dieselbe Profession trug des öfteren verschiedene Namen oder es wurden Berufsbezeichnungen immer wieder geändert, sowie auch neue Berufe entstanden und andere verschwanden (vgl. Favero in Rosoli/De Rosa, 1993:18). Die Tab. 2 dient dazu, sich einen Überblick über die Métiers der in Argentinien ankommenden Italiener während der Phase der Masseneinwanderung zu verschaffen, aus der man gut erkennen kann, dass dieses Land eine enorme Anziehungskraft ausübte, und dies zog sich quer durch alle sozialen Schichten und alle Berufsstände. In Buenos Aires blieben die Italiener in folgenden Berufsgruppen konkurrenzlos: Maurer, Schmied, Schlosser, Tischler, Kunsttischler, Schuster, Schneider, Hutmacher, Brenner, 126 Die Alphabetisierungsquote sowohl bei italienischen Einwanderern als auch bei Argentiniern lag während der Masseneinwanderung bei 36%. 86 Mechaniker, Glaser und Glasbläser, Maler, Polsterer, Sattler, Kutscher, Fuhrmann, Koch, Hausdiener, Eishersteller und Friseur. Alle hatten ein Charakteristikum gemeinsam und das war der unerschütterliche Wunsch nach sozialem Aufstieg, der in den meisten Fällen gelang (vgl. De Rosa in Devoto, Rosoli, 1988:82). Tabelle 2: Die prozentuelle Verteilung mancher Berufe der in den Jahren 1885-86 und 1910 in Buenos Aires an Land gegangenen Italiener Berufe 1885-86 1910 ohne Angabe 6.303 14% 6.347 14,10% Bauer 18.347 40,80% 11.286 25.1% jornalero (Tagelöhner) 14.421 32% 5.178 11,50% Tischler 457 1% 313 0,70% Maurer 725 1,60% 627 1,40% Matrose 473 1% 597 1,30% Handwerker 46 989 2,20% trabajador (Arbeiter) 4 697 1,50% Schneider 220 329 0,70% peón (Hilfsarbeiter) 1 211 0,50% Künstler 6 201 0,40% 0,50% Quelle: Rosoli/De Rosa, (1993:19; meine Hervorhebung) Die italienische Anwesenheit war prägend für die Entfaltung der Infrastruktur von dem zweiten Paris, wie Buenos Aires gerne genannt wird: Per quanto la città sia segnata dalla presenza italiana- dall`architettura delle case, alle fabbriche, ai restaurant, agli ortaggi sul mercato- in una stratificazione che va dalla marginalità sociale ai salotti più aristocratici, questa presenza talmente diffusa permette tante proiezioni di immagini da rendere difficile una sua connotazione unica (Blengino, 1990:120). […] Una Metropoli nella quale artisti mondiali massimamente italiani, si sono colà recati ed hanno prodotto veri gioielli d`arte purissima e molte volte anche oscure e grandi intelligenze fino allora rimaste latenti nella loro patria, hanno ricevuto colà il battesimo dell`arte ed hanno onorato non solo la Repubblica Argentina ma la loro città nativa (Romei, 1912:26f.). 87 In der Darsena Norte des Hafens von Buenos Aires angekommen und nach einem Verbleib im Hotel de los Inmigrantes127 begann für die Italiener die Eingliederung in die Gesellschaft: «L`Hotel de los inmigrantes» costituisce la prima tappa, una sosta obbligata per gran parte degli emigranti appena sbarcati. Ad esso ricorrono i più sprovveduti, coloro che non hanno né amici né parenti o contatti di lavoro o idee sul futuro inserimento. L`Hotel diventa dunque una gigantesca appendice della terza classe in terra ferma. Si tratta, comunque, di una struttura capace di assicurare gratuitamente, per pochi giorni, vitto e alloggio ai più disorientati tra i nuovi arrivati. Fondato nel 1883, vanta una capacità di 4.000 persone che viene duplicata nel corso di quello stesso anno (Blengino, 1990:109). Warum es den Italiener so gut und schnell gelang, sich in das Leben der Hauptstadt einzugliedern, erklärt Samuel L. Baily in drei Punkten. Dabei sind folgende Faktoren zu beachten: Welches know how, welche Erfahrungen und welches Verhalten bringt der Emigrant mit? Welche Eigenschaften weist die Gesellschaft des Aufnahmelandes auf? Und wie erfolgt die Interaktion zwischen diesen beiden Variablen? Zu seiner Conclusio gelangte er, indem er das Schicksal der in Buenos Aires lebenden Italiener mit denjenigen in New York verglich: 1.) Der Ankömmling brachte eine relativ hohe Berufsqualifikation und Organisationstalent mit. Zudem war die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass er sich dauerhaft in Argentinien niederlassen würde. 2.) Die argentinische Wirtschaft ermöglichte dem Immigranten relativ gute Berufsaussichten. Sowohl die Gesellschaft des Aufnahmelandes als auch der Staat empfingen den Emigranten mit einer generell positiven Haltung. Das Gastgeberland hatte sich zuvor im Bereich der institutionellen Infrastruktur auf die Masseneinwanderung, die ab 1880 einsetzte, hinreichend vorbereitet. 3.) Die darauffolgenden Einwanderungsbewegungen erfolgten schrittweise und die Italiener kamen in den Vorteil der numerischen Überlegenheit anderen Emigranten gegenüber. Die einzigen Konkurrenten der Italiener waren die spanischen Einwanderer. Im Gegensatz zu anderen Gastgeberländern, mussten sie in den 127 Mit dem Bau des Hotel de los Inmigrantes wurde im Jahre 1906 im Auftrag des Ministeriums für öffentliche Bauten begonnen. Diese erste Anlaufstelle des Ausländers - bekannt geworden unter der Bezeichnung Hotel bestand aus einem Arbeitsamt, der Direktion, einem Spital und dem Wohnheim. Der vierstöckige Betonbau hatte im Parterre einen Speisesaal, eine Großküche und Nebenräume. In den oberen vier Etagen befanden sich jeweils vier Schlafsäle mit je 250 Betten. Das Hotel konnte somit 4.000 Personen einen Schlafplatz gewähren. Die Oficina de Trabajo, das Arbeitsamt, das als Abteilung der Comisión de Inmigración 1872 eröffnet wurde, fiel eine wichtige Rolle zu. 1990 wurde unter Carlos Saúl Menem (1989-1995;1995-1999) das Hotel de los Inmigrantes mittels Dekret Nr. 1402 unter Denkmalschutz gestellt. Es beherbergt heute das Museo Nacional de la Inmigración (vgl. Ministero del Interior, 2003-2006). 88 Bereichen des Handels und der Industrie nicht oder nur geringfügig mit der einheimischen Mittelklasse in Wettbewerb treten. Sowohl die italienische élite als auch der italienische Mittelstand waren starke und dynamische Konstanten (vgl. Baily in Rosoli/De Rosa, 1993:36). Abbildung 14: Casa Rosada Quelle: Meelis, Luiks (2005) Innerhalb kurzer Zeit trugen die Italiener dazu bei, neue Stadtviertel zu gründen und das urbane Netz zu erweitern: Die Casa Rosada128, der argentinische Regierungspalast, ist das Werk des italienischen Architekten Francesco Tamburini, der Palast des Congreso Nacional Argentino129 wurde vom Architekten Vittorio Meano di Susa geplant, dem Piemontesen Giovanni Buschiazzo sind der Friedhof130 und das Gefängnis von Recoleta, einige Kirchen 128 Francesco Tamburini, der auch schon das Teatro Colón entworfen hatte, bekam 1894 unter der Präsidentschaft von Luis Sáenz Peña den Auftrag zur Konzeption der Casa Rosada. Sie wurde 1898 eröffnet (vgl. Turismo de la Ciudad de Buenos Aires, letztes Update 11.9.2006a). 129 Das argentinische Parlamentsgebäude besteht aus der Abgeordnetenkammer mit 257 Diputados und der Senatorenkammer mit 72 Senadores. 1895 wurde ein Wettbewerb veranstaltet, an dem 28 Architekten teilnahmen, Ausländer wie Inländer. Als Sieger dieser Qualifikation ging der Italiener Meano di Susa hervor. 1898 begannen die Arbeiten am Sitz der argentinischen Legislative. 1906 wurde der Bau für Präsident José Figueroa Alcorta eröffnet, definitiv fertiggestellt wurde er jedoch erst 1946 (vgl. Turismo de la Ciudad de Buenos Aires, letztes Update 11.9.2006b). 130 Der Cementerio de la Recoleta ist der älteste und aristokratischste Friedhof der Stadt. Auf beinahe sechs Hektar Fläche sind die bedeutendsten Persönlichkeiten des argentinischen Unabhängigkeitskampfes, ehemalige Präsidenten, Soldaten, Wissenschaftler, Künstler und Berühmtheiten bestattet. Mehr als 70 sich dort befindenden 89 und Spitäler zu verdanken. Paolo Besana entwarf zahlreiche Paläste, Schulen und die Medizinische Fakultät und Giuseppe Bernasconi ist der Gründungsvater des Justizpalastes. Fürst Carlo Morra di Monterocchetta aus Benevento wurde in die Hauptstadt geholt, um auf der Marineschule zu unterrichten. Es blieb jedoch nicht dabei, er konstruierte unter anderem auch die Bibilioteca Nacional von Buenos Aires (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:116ff.). Die Liste der Bauwerke, die von Italiener geschaffen wurden, könnte man endlos fortsetzen. Eines der bekanntesten Süßwarengeschäfte der Stadt ist die Confitería El Mulino. Der Italiener Francesco Teresio Gianotti ließ es zwischen 1914 und 1917 erbauen. Einst versammelten und trafen sich dort alle, die Rang und Namen hatten: Künstler, Intellektuelle, Politiker etc. Das Gebäude wurde 1997 unter Denkmalschutz gestellt. Auch die geschichtsträchtigen Persönlichkeiten Italiens sind in Buenos Aires überall verewigt. So befindet sich beispielsweise inmitten der Plaza Italia, einem Verkehrsknotenpunkt der Stadt, seit 1904 ein Garibaldimonument. Was für die New Yorker der Central Park ist, das ist für die porteños131, wie die Einwohner von Buenos Aires genannt werden, der Park Bosques de Palermo. Sogar in der sogenannten Lunge der Stadt kommt man an der italienischen Geschichte nicht vorbei, denn dort, inmitten von 25 Hektar Wald, künstlich angelegten Seen und Blumengärten, befindet sich die Statue von Dante Alighieri (vgl. EasyBuenosAiresCity.com, 2003-2006). Um bei Dante Alighieri zu bleiben: 1896 wurde die erste Società Dante Alighieri132 in Buenos Aires gestiftet, mit der Hauptaufgabe „ tutelar y difundir la lengua y la cultura italiana en el mundo, fortaleciendo los lazos espirituales de los connacionales que se encuentran en el extranjero con la madre patria y fomentar entre los extranjeros el amor y el culto por la cultura Krypten wurden unter Denkmalschutz gestellt. Nicht nur der Friedhof ist das Werk eines Italieners, auch die Christusstatue vor der Kapelle ist von einem italienischen Bildhauer gemeißelt worden, nämlich von Giulio Monteverde (vgl. Turismo de la Ciudad de Buenos Aires, letztes Update 11.9.2006c). 131 Der porteño verdankt seinen Namen dem im Mittelpunkt stehenden Hafen (span. puerto). Kaum eine Stadt hat einen soziologisch so klar umreißenden Typus hervorgebracht wie die Metropole am Río de la Plata. [...] Der porteño ist selbstsicher und elegant. Er liebt es, sich gut und gepflegt zu kleiden, meidet alle grellen Farben und zieht dezente, gedeckte Töne vor. Seine Lieblingsplätze sind das Café an der Ecke, das Kino auf der Calle Lavalle und das Restaurant gleich nebenan, denn nichts ist dem porteño so wichtig wie das gute Essen. [...] Und noch etwas ist dem porteño geradezu heilig: sein guter Ruf, oder genauer noch das Bild, das er sich und den anderen von sich macht, das Bild eines stolzen, erfolgreichen, mutigen Mannes, dem die ganze Welt zu Füßen liegt, den Frauen inbegriffen (Zapata, 1978:268f.). 132 Die erste Società Dante Alighieri wurde 1889 in Rom von einer Gruppe Intellektueller unter der Leitung von Giosuè Carducci ins Leben eingerichtet, um „ tutelare e diffondere la lingua e la cultura italiane nel mondo, ravvivando i legami spirituali dei connazionali all’ estero con la madre patria e alimentando tra gli stranieri l’ amore e il culto per la civiltà italiana”(Società Dante Alighieri, o.J.). Heute noch ist ihre Zentrale im Palazzo Firenze in Rom. Ruggiero Bonhi (1889-1895) führte die heute bekannten Italienischsprachkurse für jene Italiener ein, die aus ihrer Heimat emigriert waren. Gegenwärtig besteht das weitläufige Geflecht der Società Dante Alighieri aus 500 Komitees, davon befinden sich 400 im Ausland (vgl. Asociación Dante Alighieri de Buenos Aires, o. J.). 90 italiana“(Asociación Dante Alighieri de Buenos Aires, o.J.), wie es in Artikel 1 der Satzung heißt. Ihr Beitrag zur Verbreitung der italienischen Kultur und Sprache bleibt konkurrenzlos: Ogni continente oggi può contare sull’ attività instancabile e volontaria delle sedi della “ Dante” , che non solo svolgono corsi di lingua italiana, ma anche manifestazioni culturali di vario genere destinate alle migliaia di soci e di studenti innamorati della nostra Italia e desiderosi di conoscerla in tutti i suoi aspetti caratteristici, dall’ arte figurativa alla musica, dallo sport al cinema, dal teatro alla moda, fino alla letteratura. Per mezzo dei Comitati all’ estero, inoltre, la “ Dante Alighieri”istituisce e sussidia scuole, biblioteche, circoli e corsi di lingua e cultura italiana, diffonde libri e pubblicazioni, promuove conferenze, escursioni culturali e manifestazioni artistiche e musicali, assegna premi e borse di studio; per mezzo dei Comitati in Italia partecipa alle attività intese ad accrescere ed ampliare la cultura della nazione e promuove ogni manifestazione rivolta ad illustrare l’ importanza della diffusione della lingua, della cultura e delle creazioni del genio e del lavoro italiani (Società Dante Alighieri, o. J.; meine Hervorhebungen). Ab 1872 verfügten die Italiener in Argentinien über eigene Geld- und Kreditinstitute, die mit italienischem Kapital finanziert worden waren: So eröffnete der Genuese Giovanni Battista Bacigalupo den Banco de Italia y Río de la Plata (1872), der in weiterer Folge kontinuierlich in Argentinien, aber sogar nach Italien, expandierte. 1887 kam eine neue Bank unter dem Namen Nuevo Banco Italiano hinzu. Bereits 1894 verfügte diese Bank über eine hauseigene Sparkassenfiliale. 1898 wurde durch eine Kooperation von italienischen Unternehmern der Banco Popolare Italiano etabliert. 1926 kam schließlich der Banco de Italia y Río de la Plata hinzu (vgl. Campa, 1999-2006 und Balletta in Citarella, 1992:142f.). Diese neuen Geldinstitute waren für die italo-argentinische Bourgeoisie eine rentable Investitionsmöglichkeit. Sie erfüllten jedoch noch eine weitere wichtige Funktion: Italienische Emigranten ließen regelmäßig Kapital ihren Verwandten und Freunden in Italien zukommen, das unter dem Namen rimesse bekannt geworden ist. Sie überwiesen es über die Konsulate, die Post, verschickten es in eingeschriebenen Briefen oder brachten es persönlich in die Heimat. Der Großteil des Ersparten wurde zur damaligen Zeit jedoch über Privatbankiers nach Italien gebracht, die mit den Wechselkursspekulationen ihr Geld machten. Diese Bankiers arbeiteten oft unseriös und unpünktlich, kassierten für sich selbst beträchtliche Summen und verschwanden nicht selten mit den Ersparnissen der in Übersee arbeitenden Italiener. Die Auslandsitaliener hatten ihnen vertraut, da man die gleiche Sprache bzw. denselben Dialekt sprach. Um diesem unzuverlässigen und illegalen Geschäft ein Ende zu bereiten, wurde via Gesetz aus dem Jahre 1901 der Banco di Napoli mit der Aufgabe betraut, das Geld der Auslandsitaliener zu verwalten. Italien war daran interessiert, dieses 91 Kapitalvermögen zu schützen, war es doch für die italienische Wirtschaft von immenser Wichtigkeit (vgl. Balletta in Citarella, 1992:142f.): Questo flusso di danaro contribuì a migliorare la bilancia dei pagamenti dell`Italia, e quindi a rafforzare la base della lira, ma soprattutto rappresentò un apporto al processo di ammodernamento e di industrializzazione in atto nel Paese. Fu comunque il contributo di una massa di emigranti piuttosto poveri; il frutto di lunghi e costosi sacrifici (Devoto, 1988:88). Nun hatten also die Italiener sowohl in Argentinien, als auch in ihrer Heimat vertrauenswürdige Anlaufstellen für ihre Geldgeschäfte (vgl. Balletta in Citarella, 1992:142f.). Die Präsenz italienischer Ordensbrüder prägte das Land sowohl auf religiöser133, kultureller, moralischer als auch bildungspolitischer Ebene. Zu Beginn hatten die Jesuiten ihr Betätigungsfeld im Nord-Westen und die Franziskaner im Nord-Osten. Die Ankunft eines dritten Ordens gegen Ende des 19. Jahrhunderts war für die Republik am Plata jedoch von außerordentlicher Bedeutung, nämlich das Eintreffen der Salesianer (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:117f.). Giovanni Bosco134, der Gründer des Salesianerordens besser bekannt als Don Bosco, verspürte den Wunsch, Patagonien zu evangelisieren. Seine erste Missionarsreise in dieses Gebiet nahm er 1875 vor, getrieben vom Wunsch, den vielen italienischen Emigranten, den Armen sowie den von den Argentiniern ins Abseits gedrängten Autochthonen zu helfen (vgl. Ispettoria Salesiana Meridionale, 2004): 133 Die katholische Kirche als institutionalisierte Religion und weltliche Werte- und Norminstanz spielte und spielt in der argentinischen Gesellschaft eine bedeutende Rolle. Sie nahm aufgrund der historischen Entwicklung des Landes eine wichtige Position im Staatsgefüge ein und konnte sich, allen sozialen Wandlungen zum Trotz, bis heute behaupten. Die Immigranten, die nach Argentinien kamen und heute noch kommen, sind fast alle katholisch. Das Aufeinandertreffen des Großstadtalltags mit einer starken katholischen Verwurzelung der Immigranten, lief nicht immer reibungslos ab. Oft erschwerte der Umstand, dass die Werte und Normen, die die Einwanderer eingeübt bekamen, in den urbanen Zentren Argentiniens weder die soziale Kontrolle durch eine kirchliche Institution fanden, noch die Agglomeration der Bevölkerung um eine religiöse Einrichtung die wichtige Rolle spielte, wie in dem Ursprungsland der Einwanderer. Da sich die städtische Kultur nach abstrakten, rationalen und gleichzeitig formalen Normen und Werten richtet, fiel es einigen Einwanderern schwer, sich gänzlich in die städtische Kultur einzugliedern. Die katholische Kirche in Argentinien wurde in den Städten als Institution der traditionellen Sozialstruktur, also vor allem der traditionellen Oberschicht, teilweise der Mittelschicht, identifiziert. In diesen Schichten verfestigte die katholische Kirche jedoch die traditionellen, formalen und emotionalen Werte, die oft mit dem sozialen Wandel in Widerspruch standen und stehen. Die enge Verbindung zwischen Kirche und Staat bewirkte aber, dass sie bis heute großen Einfluss auf den Staat und viele Regierungsbeschlüsse ausübt. Dies betrifft besonders Entscheidungen, die mit dem Erziehungssystem in Zusammenhang stehen (vgl. Agulla, 1967:96ff.). 134 Giovanni Bosco (*16.8.1815 in Castelnuovo Don Bosco; +31.1.1888 in Turin), Sohn armer Landwirte, wurde 1929 selig und 1943 heilig gesprochen. 1958 wurde er zum Patron der Lehrlinge Italiens ernannt (vgl. Missioni Don Bosco, 1998-2006). Die Hauptziele des Ordens sind wie folgt festgelegt: „ promuovere la dimensione spirituale, educativa, culturale, sociale, politica e di solidarietà del lavoro umano; risponde alla domanda formativa emergente dalle fasce sociali più deboli, specie di quelle giovanili”(vgl. Centro Nazionale Opere Salesiane, o. J.). Bis zum Jahre 2005 wurden vom Orden 135 Missionarsreisen unternommen und über 10.000 Salesianer ins Ausland entsendet (vgl. Don Bosco Salesiani, 2001). 92 […] Ho voluto dare un senso pieno alla mia vita. Con l'aiuto di Dio ho rinunciato ad avere una famiglia mia per diventare papà, fratello, amico di chi non aveva papà, fratelli, amici. Se vuoi essere come me, andremo insieme a spendere la vita in una favela sudamericana […] dove troveremo tanti poveri, anche se nascosti: poveri di affetto, di senso della vita, poveri che hanno bisogno di Dio e di te per vivere. Ma se anche non ti senti di rischiare la vita com'io l'ho rischiata, ti ricordo una verità importantissima: la vita, questo grande dono che Dio ci ha dato, bisogna spenderla, e spenderla bene. La spenderai bene non chiudendoti nell'egoismo, ma aprendoti all 'amore, all 'impegno per chi è più povero di te" (Ispettoria Salesiana Meridionale, 2004). Vor der Abfahrt nach Buenos Aires meinte Don Bosco: „In questo modo diamo inizio a una grande opera. Nella nostra pochezza anche noi mettiamo in questo momento il nostro sassolino nel grande edificio della Chiesa”(vgl. Salesiani Don Bosco, 2001). 1875 kamen die ersten 10 Salesianer in der argentinischen Hauptstadt an, und es wurden mit den Jahren immer mehr. In Patagonien, dem sog. verlassenen Land, bebaute er gemeinsam mit seinen Ordensbrüdern den Boden und ließ Krankenhäuser, Internatschulen, Heime, Bibliotheken, Wetterstationen, Aquädukte, Telephonleitungen u.s.w. erbauen. Die Italiener in Argentinien waren an vorderster Front, um für die Arbeitnehmerrechte zu kämpfen. 1867 gründeten sie den ersten Arbeiterverein, 1865 die Sozialistische Partei, die die ersten Streiks organisieren wird. Neben den zahlreichen vollbrachten Taten der Italiener in Buenos Aires, bestimmten sie in großem Ausmaß auch die Entwicklung anderer argentinischer Städte. Dabei ist von unschätzbarem Wert der Bau der Stadt La Plata, deren Grundstein am 19. November 1882 gelegt wurde. Sowohl die Baufirma als auch die Ingenieure kamen aus Italien, die niemand geringerer waren als Pietro Rinaldi, Giuseppe Maraini, Leonardo Rocchi, Angelo Fiorini, Giovanni Buschiazzo, Luigi Gamba und Giovanni Battista Medici. Von 10.407 Einwohnern, die La Plata im Jahre 1884 zählte, beheimatete die Stadt 4.585 Italiener und im Jahre 1886 waren es von 20.000 Einwohnern 15.000, die italienischer Herkunft waren und die für die Errichtungen von Fabriken, Geschäften und Betrieben verantwortlich waren. Selbst die Universität vor Ort hatte auf zahlreiche italienische Lehrende zurückgegriffen (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:117f.). In allen argentinischen Städten spiegelte sich der soziale Aufstieg der Italiener wider: In Córdoba stellte man 1907 fest, dass das Hotelgewerbe fast ausschließlich in italienischen Händen war. Dies ist auch bei den almacenes, den Lagern des Groß- und Einzelhandels der Fall. Dort wurden Weine, Spirituosen, Öle, Kolonialwaren, Trockenfrüchte, Lebensmittelkonserven, Eisenwaren, Tafelkristall, Steingut, Nähmaschinen u.s.w. aufbewahrt. 93 Meist bezog man die Ware, die sich in den almacenes befand, direkt aus Italien. In der Kalkindustrie prädominierten ebenfalls die Italiener und insgesamt gesehen waren die größten Fabriken in ihrem Besitz: Man produzierte vorzugsweise Schuhe, Wagen und Kutschen, Leder, Hüte, Musikinstrumente, Süßigkeiten, Konserven und Spirituosen, Teigwaren und vieles andere. Zahlreiche Italiener waren Eigentümer von Mühlen, Werkstätten, Druckereien, Schneidereien oder arbeiteten als Pharmazeuten, Kolonialwarenhändler, Fotografen oder Juweliere. Auch in Rosario und Santa Fé spielten die Italiener im Handel eine wichtige Rolle. In Rosario hatten die Italiener das Monopol beim Import von Weinen, Spirituosen, Lebensmitteln im Allgemeinen, Bekleidung, Parfümerie, Schreibmaterial, Marmor, Musikinstrumenten, Arznei- und Heilmitteln und vielem mehr. Sie besaßen viele Manufakturen, in denen Gegenstände und Geräte aus Eisen, für die Schifffahrt, die Landwirtschaft, die Bauwirtschaft etc. hergestellt wurden. Aufgrund der dominanten Rolle in der Wirtschaft kamen die Italiener in diesen beiden Städten zu beachtlichem Wohlstand, was zur Folge hatte, dass immer mehr italienische Banken gegründet wurden: Als Beispiel dazu dient der Banco de Italia in Rosario wie der Nuevo Banco Italiano in Sante Fé. Sowohl in Rosario als auch in Santa Fé gelang es der italienischen Gemeinschaft, wie es auch in Buenos Aires der Fall war, Krankenhäuser zu erbauen: In Rosario das Spital Garibaldi und in Santa Fé das l`Ospedale Santa Fé e colonie. Gleichfalls in Corrientes waren die wichtigsten Firmen italienische. Dasselbe ist von Tucumán zu berichten: Dort betrieben die Italiener neben zahlreichen Handelsunternehmen, die sich auf Lebensmittel spezialisiert hatten, Zuckerfabriken, Gießereien für die Produktion von Automobilen, Fabriken in denen Eisenbahnwagons und Kutschen gebaut wurden, Teigwaren, Spirituosen, Eis, Wäschestärke, Schiffszwieback, Ziegelsteine, Dachziegel und Matratzen verfertigt wurden. Ferner verfügten sie über Sattlereien, Juweliergeschäfte, Schießpulverfabriken, Druckerwerkstätten und Steindruckereien. Identisch waren die Besitzverhältnisse der Italiener in Salta und in Jujuy, die im Norden des Landes, in der Nähe der bolivianischen Grenze liegen (vgl. De Rosa in Devoto, Rosoli, 1988:82f.). 94 II.5. Die Zeit nach der großen Emigration und die Zwischenkriegszeit Abbildung 15: Italienische Auswanderung nach Argentinien von Anfang des 20. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges (italienische Angaben) Italienische Auswanderung nach Argentinien von Anfang des 20. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges (italienische Angaben) 80.000 60.000 Italienische Auswanderung nach Argentinien von Anfang des 20.Jahrhunderts bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges 40.000 20.000 0 1901-10 1911-20 1921-30 1931-40 Anzahl Quelle: Istituto Centrale di Statistica (1968:29) Durch den Ersten Weltkrieg wurde der großen italienischen Einwanderungsbewegung ein abruptes Ende gesetzt. In den Jahren 1915-1917 kommt ein Phänomen stark zum Vorschein, nämlich das der Rückkehr in das Vaterland (vgl. Devoto in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:46). Der Erste Weltkrieg hat zur Folge, dass patriotische Gefühle der sich in Lateinamerika befindenden Italiener geweckt wurden und darauf hin 32.430 Italiener sich in die Heimat aufmachten, um für ihr Land in den Krieg zu ziehen (vgl. Incisa di Camerana, 1998:387f.); andere hingegen waren vom Wunsch getrieben, sich in der Nähe ihrer Familien aufzuhalten. An dieser Stelle erscheint es wichtig zu erwähnen, dass Menschen allgemein in Zeiten der Unsicherheit seltener von zu Hause aufbrechen, um anderswo ein neues Leben zu beginnen. 95 Abbildung 16: Italienische Aus- bzw. Rückwanderung nach bzw. aus Argentinien 1921-1940 (italienische Angaben) Italienische Aus- bzw. Rückwanderung nach bzw. aus Argentinien 1921-1940 (italienische Angaben) 120.000 Anzahl 100.000 80.000 Auswanderung 60.000 Rückwanderung 40.000 20.000 39 19 37 19 35 19 33 19 31 19 29 19 27 19 25 19 23 19 19 21 0 Jahre Quelle: Istituto Centrale di Statistica (1968:29) Der starke Einwanderungsrückgang traf Argentinien ebenso hart wie der Ausfall des Handels mit Europa, nachdem Immigration und Siedlungskolonisation dank der oben erläuterten Gesetzesreformen zu wichtigen Trägern des Wirtschaftswachstums und des gesellschaftlichen Wandels wurden. Bereits im ersten Kriegsjahr wurden die Zuwanderungszahlen von jenen der Abwanderung in den Hintergrund gedrängt. 1917 erreichte das Einwanderungsdefizit seinen Tiefpunkt, was mit dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten und der damit verhärteten Kriegsstrategien in Verbindung stand. Der Verkehr zu Wasser zwischen Europa und Übersee wurde lahmgelegt (vgl. Glatz, 1997:100f.). Zu Kriegsende kam das Problem der hohen Arbeitslosigkeit135 auf sowie die Schwierigkeiten, die argentinische Clementi/Franzina, Wirtschaft136 2002:46). Der anzukurbeln durch (vgl. den Devoto Ersten in Weltkrieg Bevilacqua/De verursachte Konjunkturrückgang konnte bald unterbrochen werden und schon bald danach verzeichnete 135 Sie stieg kurzeitig im Jahr 1917 auf 20% (vgl. Sommavilla, 1996:51). Der Erste Weltkrieg führte zu einer Erschwerung des Handels, behinderte den Zustrom von Kapital und unterbrach den fortdauernden Wachstumsprozess Argentiniens. Auch hier war ein Konjunktureinbruch die Folge. Die spärliche Versorgung mit Erdöl, Kapitalgütern und Zwischenprodukten mäßigte die industrielle Produktivität und führte zu zahlreichen Unternehmensschließungen. In einige Produktionssektoren, wie z.B. in der Lebensmittel- und Textilindustrie wie auch in der Metallverarbeitung, wurde durch den Mangel an importierten Zwischenprodukten die Fabrikation beinahe lahmgelegt. Je länger der Handel durch den Krieg blockiert wurde, umso größer wurden die Versorgungsengpässe. Die Folgen waren eine Erhöhung des allgemeinen Preisniveaus, ein Sinken der Industrielöhne und Streiks. Der Staat begann in dieser Zeit gemeinsam mit den Unternehmen die Produktion derjenigen Güter zu fördern, die zuvor importiert worden waren. Durch den Krieg wurde die Rolle des Staates im Bereich der Wirtschaft also gestärkt (vgl. Sommavilla, 1996:50f.). 136 96 die argentinische Wirtschaft aufgrund ungehemmter Exporte wieder ein Wachstum (vgl. Sommavilla, 1996:51). Nach 1918 setzte die Einwanderung erneut ein. Dies lag erstens an den strukturellen Verbesserungen der staatlichen Rahmenbedingungen und zweitens an der restriktiven Einwanderungspolitik der USA, die seit 1921 praktiziert wurde. Durch den sog. Immigration Act137 wurde die europäische Immigration in die Vereinigten Staaten beinahe gänzlich blockiert und jene nach Lateinamerika, insbesondere - aufgrund seines Liberalismus - nach Argentinien intensiviert (vgl. Glatz, 1997:101). Im Dezember 1918 - also in der Nachkriegszeit - brach in Buenos Aires ein Streik der Belegschaft einer sich in italienischen Händen befindenden Metallfabrik aus, um die Forderungen nach Herabsetzung des Arbeitstages von elf auf acht Stunden, Lohnerhöhungen sowie Anspruch auf Sommerurlaub durchzusetzen. Dieser Aufruhr zog sich bis in den Jänner 1919 und hatte seinen traurigen Höhepunkt am 7.1.1919, in der tragischen Woche. Es kam zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Militär und Streikposten, die auf Seiten der Arbeiter Hunderte Opfer forderten (vgl. Donghi, 1991:378). Daraufhin wurde von den Gewerkschaften der Generalstreik ausgerufen, der sich auf die gesamte Stadt ausdehnte. Nicht nur die Familie Dellepiane, der die Fabrik gehörte, hatte italienische Wurzeln, auch der Gewerkschaftsführer Marotta, der mit den staatlichen Autoritäten verhandelte, trug einen süditalienischen Nachnamen (vgl. Incisa di Camerana, 1998:391f.). Die Folge war eine Repressionswelle, die von konservativen Organisationen unterstützt wurde. Weit aggressiver fiel die Repression des Landarbeiterstreikes des Jahres 1921 in Patagonien aus, bei der die Regierung mit besonderer Brutalität vorging (vgl. Donghi, 1991:378f.). Die Staatsführung traf als Folge des Aufruhrs, der massiven Zunahme von Einwanderern und aufgrund der Angst vor der Einreise von politischen Asylanten und Kriegsverbrechern, Maßnahmen, die zu einer Einschränkung und Erschwerung der Immigration führen sollten:138 137 Der Immigration Act von 1924 führte ein dauerhaftes Quotensystem ein (jenes von 1921 war nur vorübergehend): Die jährliche Einwanderungsquote wurde zuerst (1921) auf 358.000, 1924 auf 164.000 herabgesetzt. Hatte man die Zahl der neuen Zuwanderer einer bestimmten Nation in den USA jährlich auf 3% der bereits dort wohnhaften Landsleute festgelegt, wurde sie 1924 auf 2% noch einmal reduziert. Hinzu kam die neu eingeführte Visumpflicht (vgl. Americansnet.com, 1996-2005). „ Benché il flusso migratorio dall`Italia fosse ripreso nei primi anni venti, le nuove misure restrittive sull`immigrazione adottate degli Stati Uniti trasformarono il rubinetto in un gocciolio (la legge del 1924 stabiliva una quota annuale per l`Italia di 3845 partenze)”(Vecoli in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:74). Familienzusammenführungen unterlagen dem Quotensystem jedoch nicht. Diejenigen Italiener, die in der Zwischenkriegszeit in die Vereinigten Staaten auswanderten, waren vor allem Frauen und Kinder, die ihren Ehemännern und Vätern folgten (vgl. Vecoli in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:74). 138 Auch die Grenzkontrollen zu den Nachbarländern Brasilien, Paraguay und Bolivien wurden durch personelle Aufstockung verstärkt (vgl. Glatz, 1997:101). 97 Um nach Argentinien gelangen zu können, waren ein Pass mit Foto, Nachweise der Polizeisowie Kommunalbehörden unabdingbar, die bestätigen sollten, dass der Einreisende weder mit Vorstrafen behaftet war, noch es sich dabei um einen Bettler oder geistig Verwirrten handelte (vgl. Devoto in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:46f.). Durch diese Vorkehrungen vonseiten Argentiniens, wechselte das Land unter dem Präsidenten Marcelo Torcuato Alvear (1922-1928) von einer liberalen zu einer selektiven139 Einwanderungspolitik über, die in einem Erlass im Jahre 1923140 schriftlich festgelegt wurde. Die während des Krieges aus humanitären Gründen gelockerten Einwanderungsbestimmungen, wurden somit nun wieder verschärft (vgl. Glatz, 1997:101f.). Des weiteren wurde die italienische Emigration durch die faschistischen Gesetze des Jahres 1927 und vorwiegend durch die Weltwirtschaftskrise von 1930 gebremst, durch die sowohl Angebot als auch Nachfrage an Immigranten stark gedrosselt wurde (vgl. Devoto in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:46f.). Trotz der vorgenommenen Restriktionen im Bereich der Immigrationspolitik gelang es Argentinien mithilfe qualifizierter Arbeitskräfte aus Europa, seine Position als Agrarexporteur auf dem Weltmarkt zu konsolidieren, den Binnenmarkt auszubauen und im Industrie- und Dienstleistungssektor zu expandieren. Die große Rezession, die durch den New Yorker Börsenkrach ausgelöst wurde, bedeutete eine wiederholte Zäsur in der Einwanderungs- und Kolonisationspolitik Argentiniens. Als Konsequenz der seit 1930 stark angestiegenen Arbeitslosenrate, wurden 1931141 der Einwanderung vonseiten der Militärregierung erneute 139 Die strengeren Auswahlverfahren sind jedoch nicht so zu verstehen, dass der argentinische Staat seine positive Haltung gegenüber der Immigration geändert hätte. Qualifiziertes Personal für die Industriebetriebe wurde genauso benötigt wie selbstständige Landwirte und Handwerker, um den Binnenmarkt weiterhin auszubauen. Rückläufig war jedoch als Folge von Ernteschwankungen die Nachfrage nach den golondrinas. Der Staat begann ankommenden Immigranten für den primären Sektor anzuwerben, was zur Folge hatte, dass selbst arbeitslose porteños in rurale Gebiete abwanderten, um als Landwirte ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Es blieb ihnen oft keine andere Wahl, denn im sekundären Sektor mussten sie mit oft qualifizierterem Personal aus Europa konkurrieren (vgl. Glatz, 1997:102). 140 Man begann ab 1923 die Einwanderungspolitik stärker nach den nationalen wirtschaftlichen Bedürfnissen zu orientieren. Unerwünscht waren unqualifizierte Arbeiter und ungelernte Hilfsarbeiter ohne Eigenkapital, während hingegen kleine und mittlere Bauern, Handwerker, Gewerbetreibende sowie Kaufleute und Unternehmer keine Schwierigkeiten hatten, einzureisen. In diesem Jahr schuf die argentinische Regierung zudem die Reisekostenzuschüsse für Einwanderer ab, was ebenfalls einen Einwanderungsrückgang als Konsequenz hatte (vgl. Glatz, 1997:102). 141 1931 wurde General Augustín P. Justo mit Hilfe von Wahlmanipulation zum neuen Präsidenten gewählt und läutete damit die Herrschaft der Generäle ein, die - mit kurzen Unterbrechungen- bis in die Gegenwart reicht (vgl. Zapata, 1978:121). War die Periode zwischen 1916 und 1930 noch eine demokratische Blütezeit, in der demokratische Wahlen am ehesten gewährleistet werden konnten, änderte sich dies mit der Absetzung Yrigoyens, dessen zweite Präsidentschaft derart beendet wurde. Die zwei wichtigsten Führungspersönlichkeiten unter den Putschbefürwortern waren General José F. Uriburu (1930-1932) und General Austín Justo (19321938), die beiden späteren Präsidenten. Ziel des Putsches von 1930 war es, die sozialistischen und anarchistischen Bewegungen in den Hintergrund zu drängen, die vor allem in der italienisch- und spanischstämmigen Arbeiterschaft großen Zuspruch fanden. 98 Schranken gesetzt: Man entschied in Selektionsverfahren willkürlich über Aufnahme und Ablehnung von Ausländern. Den Schiffspassagieren der zweiten und dritten Klasse konnten ohne ein Mindestkapital von 5.000 sFr. die Einreise kommentarlos untersagt werden. Diejenigen, die nach Argentinien auswandern wollten, aber arbeitslos und ohne abgeschlossene Berufslehre waren oder Berufen nachgingen, die in Argentinien nicht gefragt waren, mussten sich bereits in ihrem Heimatland eine argentinische Arbeitsbewilligung einholen, um überhaupt im Land am Silberstrom Fuß fassen zu können. Landwirte ohne Kapital wurden verpflichtet, einen Nachweis finanzieller Unterstützung vonseiten bereits emigrierter Familienangehörigen zu erbringen oder ein Empfehlungsschreiben der für sie zuständigen Gesandtschaft vorzuweisen. Alle europäischen Zweit- und Drittklassepassagiere benötigten zur Einreise ein von der jeweiligen argentinischen Botschaft erstelltes Visum. Einwanderungen über Drittstaaten wie Uruguay wurden verboten. Wenn man in Montevideo von Bord ging, konnte man erst nach einem zweijährigen Verbleib in Uruguay einen Antrag auf Weiterreise nach Argentinien stellen. Folge dieser neuen Vorschriften war 1932 eine wiederholte Abnahme der Immigrationsquoten, insbesondere jene der unteren Gesellschaftsklassen (vgl. Glatz, 1997:103f.). II.5.1. Die Konsolidierungsphase italienischer Immigranten Die lahmgelegte Einwanderungsbewegung trug ganz wesentlich zur Integration der bereits auf argentinischem Territorium lebenden Italiener bei, sodass in der Zwischenkriegszeit eine beträchtliche Zahl an sozialen Einrichtungen gegründet wurden, die zwar größtenteils von Ausländern ins Leben gerufen wurden, sich aber auch bei Einheimischen großer Beliebtheit erfreuten, wie z.B. die zwei größten Fußballklubs Boca Juniors und River Plate, die von Genuesen gegründet und über Jahre hindurch von ihnen geführt wurden. Zu dieser Zeit gelang Der Kommunismus und seine arbeiterInnenfreundliche Politik, die auch von Yrigoyen betrieben wurde, stellte für die argentinische Gesellschaft und Wirtschaft eine Gefahr dar, weil sie zwangsläufig einen Strukturwandel mit sich bringen würde. Einerseits sah sich die kleine landbesitzende Oligarchie bedroht, andererseits kam es durch die starke Immigration und auch innerhalb des Landes zu einer raschen Urbanisierung und zu einer Ausweitung des Industrie-Proletariats (Kaufmann, 2001:16). Die neuere argentinische Geschichte ist u.a. gekennzeichnet durch zahlreiche Militärputsche (1930, 1943, 1955, 1962, 1966, 1976). Während sich die beiden letzten Militärdiktaturen (1966-1973 und 1976-1983) am längsten halten konnten, fällt auf, dass die davorgehenden (1930, 1943, 1955) nur kurz ihre Regierungsgeschäfte innehatten. 99 es vielen Laien, darunter auch einigen Italienern, in der Politik Fuß zu fassen, da der radikale Präsident Yrigoyen142 Politneulinge bevorzugte. Andere Italiener schafften den sozialen Aufstieg durch die Institution der Kirche oder profilierten sich beim Heer. Auch im Industriesektor war es ihnen gelungen, ihre Positionen zu festigen. Schätzungen aus dem Jahre 1935 besagen, dass 22% der Industrie in italienischem Eigentum standen, während es sich bei den 46%, die in argentinischer Hand waren, meist um die 2. Generation italienischer Einwanderer handelte (vgl. Devoto in Bevilacqua/De Clementi/Franzina, 2002:46f.). Da die Jahre von 1935 bis 1939 von wirtschaftlicher Erholung gekennzeichnet waren, konnte das Militärregime seine limitierende Immigrationspolitik wieder lockern. Diese wurde bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges fortgesetzt (vgl. Glatz, 1997:105). Maria Clotilde Giuliani Balestrino von der Universität Genua teilt die Zwischenkriegszeit im Bezug auf die italienische Emigration nach Argentinien in zwei Phasen auf: Zwischen 1919 und 1930 kamen 605.000 Italiener, zwischen 1931 und 1940 lediglich 62.000. Somit waren es insgesamt ungefähr 670.000 Personen, die in Argentinien eine neue Heimat fanden. Die erste Phase, die mit der Weltwirtschaftskrise ihr Ende fand, ist gekennzeichnet durch überwiegend süditalienische Einwanderung von Landwirten, Arbeitern, Technikern und Akademikern (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:121). Am stärksten sind Kalabrien und Sizilien vertreten, gefolgt von Venetien, dem Piemont und den zentralitalienischen Marken. Das Kontingent an lombardischen und ligurischen Einwanderern scheint sich hingegen zu erschöpfen (vgl. Incisa di Camerana, 1998:391). Die zweite Periode ist zwar numerisch vernachlässigbar, aber qualitativ von großer Bedeutung. In dieser Phase leisteten die Italiener weiterhin in der Landwirtschaft ihren Beitrag, indem sie, wie sie es auch schon zuvor getan hatten, unter widrigsten Umständen Boden urbar machten. So auch in Patagonien, wo sie 1924 eine Kolonie namens Villa Regina am Río Negro aufbauten. Es war eine Gegend, die sich durch Dürre, starken Wind, salziges Wasser, einen zu hohen Salpetergehalt im Boden und extreme Temperaturschwankungen charakterisierte. 142 Hipólito Yrigoyen beeinflusste entscheidend ein halbes Jahrhundert argentinischer Geschichte. Dem am 13.7. 1850 geborenen und 1933 zu Grabe getragenen Apostel, wie er von seinen Anhängern gerne genannt wurde, gelang es 1916 mittels des gerade eingeführten allgemeinen, geheimen Wahlrechtes, das Präsidentenamt zu besteigen. Seine Regierung, schon die erste (1916-1922), von der zweiten ganz zu schweigen (1928-1930), die mit einer Katastrophe endete, verlief sehr unglücklich. Yrigoyen, der schon an der Revolution von 1880 und 1890 beteiligt war, gründete mit seinem Onkel Leandro N. Alem die Radikale Bürger-Union (Unión Cívica Radical), die zur Mehrheitsbewegung des Volkes wurde. Yrigoyen, der auch gerne als peludo (für die argentinische Fauna typisches Gürteltier) bezeichnet wurde, der nur selten seine cueva (Höhle) verließ, wurde während seiner Regierungszeit mit der ersten Phase einer hohen Arbeitslosigkeit konfrontiert und damit den schwersten sozialen Unruhen der argentinischen Geschichte. Es gelang ihm nicht, die durch den Weltkrieg bedingten Schwierigkeiten seines Landes zu lösen (vgl. von Oven, 1969:300-312). Da er während des Krieges immer fest entschlossen war, die politische Neutralität zu wahren, die sich positiv auf die Wirtschaft auswirkte, wurde seine Neutralitätslinie im Zweiten Weltkrieg als Vorbild gesehen (vgl. Zapata, 1978:120). 100 Unter diesen misslichen Umständen und mit beinahe selbstzerstörerischem Arbeitseinsatz gelang es ihnen dort, eine wahre Oase zu schaffen, reich an Obstgärten, in denen Äpfel, Birnen und Pflaumen angebaut wurden. Ähnliche Erfolge erzielte man auch in anderen Regionen (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:122). Die italianità wird noch mehr, als es schon bisher schon der Fall war, zum Charakteristikum der Pampa: In questa pianura immensa, ch`è segnata a oriente da fiumi larghissimi e pigri, alcuni milioni di uomini venuti da lontano, d`oltre mare (venuti dall`Italia specialmente, dall`Italia in proporzione enorme sugli altri) hanno invaso il deserto, piccoli atomi sperduti nello spazio, e silenziosi e tenaci e infaticabili si sono messi a lavorare la terra, a domarla. E hanno vinto. Il deserto di un tempo è diventato fertilissima campagna. E continuano a lavorare, per continuare a vincere. Il paese si è fatto ricco (Incisa di Camerana, 1998:43).143 Auch im sekundären und tertiären Sektor setzte die italienische Gemeinschaft ihr Werk fort. Giulio Frondizi, der Vater des späteren Präsidenten Arturo Frondizi (1958-1962), war nur einer von vielen Italienern, die als Bauherren ihr Glück versuchten (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:122). Zudem muss erwähnt werden, dass ab 1910 die italienischen Großkonzerne in Argentinien Fuß fassten, wie 1917 Pirelli144, 1922 Cinzano145, 1923 FIAT146 und Olivetti147.148 Diese 143 Zitiert aus Fraccaroli, 1931. Pampa argentina. Mailand: Treves, Seite 18. Pirelli wurde im Jahre 1872 vom 24-jährigen Giovanni Battista Pirelli in Mailand gegründet. Bereits ein Jahr später begann man mit der Produktion von Kautschukprodukten. Gegen Ende des Jahrhunderts wurde der Prozess der Produktdiversifikation eingeleitet: Ab 1879 wurden Isolierungsleitungen für die Telegrafie, ab 1886 unterseeische Telegrafenkabel, ab 1890 Fahrradreifen und ab 1901 Autoreifen hergestellt. 1902 wurde die erste Niederlassung in Spanien, 1914 in Großbritannien, 1917 in Argentinien eingeweiht. Heute konzentrieren sich die Geschäftstätigkeiten des multinationalen Konzerns auf die Kernmärkte Reifen, Immobilien und Breitbandlösungen. Im Jahr 2004 konnte Pirelli Umsatzerlöse von 7 Mrd. Euro erzielen (vgl. Pirelli & C. S.p.A., 2006 und Pirelli SpA, 2002). 145 Seit 1999 gehört die Marke Cinzano zur Campari-Gruppe und verfügt heute noch über ein breites Wermutund Schaumweinsortiment. Die Geschichte von Cinzano geht bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück, als Francesco Cinzano mit der Wermutherstellung begann. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Der Wermut fand sogar in Übersee Absatz, vor allem in Südamerika. So auch sein Barolo, Barbera und Muskat, die zu Schaumweinen verfeinert wurden und aufgrund ihres Aromas und ihrer Klarheit renommiert waren (vgl. Davide Campari-Milano S.p.A., 2004-2006 und Cinzano/Martini/Campari/Gancia/Carpano, letztes Update 3.9.2006). 146 Die internationale Firmengruppe FIAT (Fabbrica Italiana Automoboli Torino) wurde 1899 unter anderem von Senator Giovanni Agnelli (1866-1945) gegründet, dem Großvater des Präsidenten Gianni Agnelli. FIAT ist weit mehr als ein Autohersteller. Das Unternehmen ist sowohl in das Versicherungs- als auch Bankgeschäft involviert, stellt Bauteile für Kernkraftwerke und Schiffsmotoren her. FIAT nimmt darüberhinaus Anteil am Flugzeug- und Flugmotorengeschäft und am Bau von Staukraftwerken für Stauseen (vgl. Wikimedia Foundation Inc., letztes Update 13.10.2006). 147 Olivetti wurde 1908 als Schreibmaschinenhersteller Ing. C. Olivetti & C. in Ivrea (Turin) von Camillo Olivetti begründet. Olivetti besaß somit die erste Schreibmaschinenfabrik Italiens. Dem Unternehmen gelang es, sich über Jahre hindurch den technologischen Fortschritten sowie an die Veränderungen im Informations- und 144 101 Firmen schlossen sich in weiterer Folge zusammen, um gemeinsam ein Elektrizitätsunternehmen aufzubauen, nämlich die Compañía Italo-Argentina de Electricidad (vgl. Balletta in Citarella, 1992:139). Auch im argentinischen Handel nahmen die Italiener eine respektable Position ein, während sich auch die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Italien und Argentinien immer mehr vertieften, sodass ein reger Import-/Exporthandel betrieben wurde. Unter den italienischen Akademikern der Zwischenkriegszeit sind viele Ärzte zu finden, die sowohl in italienischen als auch argentinischen Krankenhäusern ihrer Arbeit nachgingen und dabei vorzugsweise von friulanischen Krankenschwestern unterstützt wurden. Dokumenten aus dem Archiv des italienischen Krankenhauses in Buenos Aires zufolge, waren dort im Zeitraum von 1920 bis 1930 291 Friulaner tätig, weitere 89 arbeiteten in anderen Krankenhäusern. Zudem waren auch Lehrer, Schriftsteller und Journalisten in dieser Phase stark vertreten: Italienisches Lehrpersonal war von der Grundschule bis hin zur Universität überall repräsentiert. Zahlreiche Schriftsteller übersetzten italienische Werke ins Spanische, andere fanden in der kurzen Geschichte der italienischen Heimat und ihrer Einwohner Inspiration. Viele italienische Journalisten149 hatten sich in ihrem Métier einen Namen gemacht, wurden aber nun mit der Tatsache konfrontiert, dass sich die Zeitungen in zwei Lager aufspalteten: Faschistisch und antifaschistisch (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:121ff.). Der italienischsprachige Journalismus in Argentinien kann auf eine beinahe genauso lange Tradition zurückgreifen, wie die italienischen Vereine und Gesellschaften. In kaum einem anderen Auswanderungsland der Italiener, erreichten italienische Zeitungen so hohe Auflagezahlen und den Einfluss, wie es in Argentinien der Fall war. Als großangelegte Unternehmen waren sie selbst für argentinische Tagesblätter eine Konkurrenz: Die größte italienische Zeitung von Buenos Aires, La Patria degli Italiani150 hatte im Jahre 1887 nach Kommunikationssektor anzupassen. 1978 wurde die erste elektronische Schreibmaschine, 1982 der erste Personal Computer von Olivetti produziert. Die Warenpalette wurde mit der Zeit immer vielfältiger: Drucker, Registrierkassen, Fotokopiergeräte und Zubehör. Olivetti war gemeinsam mit anderen Investoren darüber hinaus einer der Mitbegründer von Omnitel. Aufgrund der Fusion zwischen der Telecom Italia und Olivetti im Jahr 2003 operiert Olivetti nunmehr unter dem Namen Telecom Italia (vgl. Telecom Italia S.p.A., 2003). 148 Die Liste der sich zu dieser Zeit in Argentinien niedergelassenen Firmen ist lang. Neben den oben angeführten, seien zudem die Unternehmen ENI, Galileo, Finmeccanica, Necchi, Lepetit, Techint als Beispiele genannt (vgl. Devoto, 1988:89). 149 Wie Mario Appelius, Michele e Mario Intaglietta, Giuseppe Berti, Domenico Caranci etc. 150 1877 wurde die Zeitung La Patria gegründet, die später zu La Patria Italiana, danach zu La Patria degli Italiani umbenannt wurde. Ein weiteres großes Blatt, das auf eine lange Tradition zurückblicken kann, ist der L`Operaio Italiano, ins Leben gerufen im Jahre 1875. Italienische Zeitungen wurden in Argentinien als Druckmittel eingesetzt und verfehlten ihre Wirkung nicht, um entweder eine gewisse Lobby oder die Rechte der Italiener zu verteidigen. Die Tagesblätter legten ihr Augenmerk auf den Schutz und die Einhaltung der Rechte 102 eigenen Angaben eine Auflagenzahl von 11.000 pro Tag, 1904 sogar 40.000 täglich (vgl. Devoto, 1994:160ff.).151 Auch in diesen Jahren reißt der Zuzug an italienischen Geistlichen nicht ab. Salesianer, Franziskaner, Jesuiten, Maristen und katholische Priester kommen nach Argentinien, wie auch Santiago Luigi Copello, der 27 Jahre lang Erzbischof von Buenos Aires gewesen war und später zum ersten Kardinal Argentiniens und Lateinamerikas ernannt wurde. Eine weitere herausragende Persönlichkeit war der Salesianer Alberto Maria De Agostini, der sich fast über 50 Jahre hindurch mit den Eismassen, Seen und Gipfeln Patagoniens auseinander setzte. In zahlreichen Expeditionen erforschte er bis dahin unbekannte Gebiete und gab diesen vorzugsweise italienische Namen (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:123). Tabelle 3: Zusammensetzung der argentinischen Bevölkerung 1914 und 1940 1914 1940 Prozen Zahl Prozent Zahl t In Argentinien geboren, jedoch von europäischen Einwanderern verschiedener Nationen abstammend 5.127.000 66 10.227.000 77.8 400.000 5 400000 3.1. 2.358.000 29 2.503.000 19.1. 7.855.000 100 13.130.000 100 In Argentinien geboren, jedoch zu einem größeren Teil von Indios, zu einem kleineren Teil von Schwarzen abstammend Einwanderer der ersten Generation (meist europäischer Herkunft) Gesamt Quelle: Agulla (1967:31) und der Freiheit von Einzelpersonen, sowie auf die Wahrung der Rechte italienischer Pächter gegen zu hohe Zölle - die von den englischen Eisenbahngesellschaften auferlegt wurden - und auf überzogene Mieten. 151 Dagegen wurden 1884 bei den zwei größten argentinischen Zeitungen, La Prensa und La Nación, pro Tag 18.000 Exemplare gedruckt. 1904 ließ La Prensa täglich 100.000, La Nación 60.000 Kopien drucken. 103 Aus Tabelle 3 wird ersichtlich, dass vom Beginn des Ersten Weltkrieges bis hin zum Zweiten der Anteil der ersten Generation von Einwanderern stark abnahm und die Zahl der Angehörigen der 2., 3., 4., 5. etc. Generation hingegen zunahm. II.6. Italienische Immigration nach dem Zweiten Weltkrieg Für sieben bis acht Jahre wurde die italienische Auswanderungsbewegung in die südamerikanische Republik durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges152 unterbrochen, ist aber von 1947 bis 1952 wieder in ansteigendem, bis 1960 dann wieder in abnehmendem Maße zu verzeichnen. Ab 1960 wanderten mehr Italiener nach Italien zurück, als nach Argentinien ein (siehe Abb. 17) (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:124): Siamo dunque, di fronte ad una profonda modificazione che si manifesta come riduzione dei flussi di espatrio, ma soprattutto come aumento di quelli di rimpatrio: l`emigrazione italiana non solo e non tanto si è contratta quanto è divenuta una emigrazione largamente temporanea ricorrente (Tassello, 1987:99). In den unmittelbaren Nachkriegsjahren war Argentinien wiederholterweise - gemeinsam mit der Schweiz- das Auswanderungsland Nummer eins der Italiener. Erst später, also ab 1951, wurden diesbezüglich Frankreich, Deutschland und Belgien zu Argentiniens Konkurrenten (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:124). Dass Argentinien ein so beliebtes Einwanderungsziel war, lag vor allem daran, dass in der Nachkriegszeit der argentinische Lebensstandard zu den höchsten der ganzen Welt zählte (vgl. Zapata, 1978:126). Von der florierenden Wirtschaft angelockt, machten sich zwischen 1947 und 1968 rund eine halbe Million Italiener in das Land am Plata auf: Diese Nation wies ein Guthaben von 8.000 Millionen Pesos auf, hatte beachtenswerte Goldreserven, um das kriegführende Europa mit Verpflegung und metallurgischer Ausrüstung versorgen zu können (vgl. Balestrino in Citarella, 1992:124). Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die politischen Wirren veranlassten viele Italiener, ihr Heimatland zu verlassen und das Land am Silberstrom wurde aufgrund seines 152 Argentinien war das einzige westliche Land, das während des Zweiten Weltkrieges die diplomatischen Beziehungen mit Italien nicht auf Eis gelegt hatte (vgl. Rosoli in Rosoli/De Rosa, 1993:341f.). 104 Riassunto La storia della presenza italiana in Argentina L’ Argentina fu il Paese destinatario di migranti che, dopo gli Stati Uniti, ospitò la maggior parte di tutto il flusso europeo. Alla fine dell’ 800 si presentava per la sua scarsa popolazione come uno spazio relativamente vuoto, ma di grandi dimensioni (dieci volte l’ Italia): il flusso migratorio dal Vecchio Continente, soprattutto da Italia e Spagna, rappresentò la soluzione a tale vuoto, creando così le condizioni per una singolare esperienza. Principale Paese da cui partirono i flussi migratori fu proprio l’ Italia, la nazione occidentale che conta il maggior numero di cittadini all’ estero (stime ufficiose parlano di circa 60 milioni d’ oriundi italiani nel mondo). L’ Argentina, il Brasile e gli Stati Uniti sono le tre Italie fuori dall’ Italia. Tra i circa 37.5 milioni d’ argentini nel 2006, si calcola che ci siano oggi intorno ai 15.5 milioni d’ oriundi italiani, secondo alcune stime addirittura 25 milioni, anche se è molto difficile quantificare la consistenza della popolazione di origine italiana. Gli italiani in Argentina iscritti all’ AIRE1 (Anagrafe degli Italiani Residenti all’ Estero) sono oggi 618.443. Nella vicenda migratoria italiana l’ Argentina rappresenta un successo senza riscontro in altri Paesi, dove invece l’ elemento italiano ha ancora ‘ un piede nel ghetto’ . Per più di un secolo l’ Argentina rappresenta il caso, incredibile, di un Paese che sta al centro della politica estera degli italiani ma non della politica estera governativa. Ancora oggi l’ Italia viene spesso definita come seconda Madrepatria o meglio sorella dell’ Argentina ed i legami tra questi due Paesi sono caratterizzati su ogni campo da una special partnership. Questa tesi ha lo scopo di ripercorrere tale amicizia fino alle sue radici e di colmare una lacuna nella letteratura di lingua tedesca. Le relazioni culturali fra Italia e Argentina si evincono dalla vicenda storica che determina gli assetti politici ed istituzionali dei due Paesi, soprattutto dalla metà del XIX secolo. In quel periodo il flusso migratorio italiano assume rilevanza tale da essere parte considerevole della storia nazionale di un paese ospitale e nobilitato da una filosofia dell’ accoglimento e della tolleranza multietnica, plurilinguistica e pluriideologica. Ci sono essenziali differenze nell’ assimilazione degli italiani in Argentina rispetto a quella dei connazionali migrati verso gli Stati Uniti. 1 L’ AIRE è gestita dal Ministero dell’ Interno in collaborazione con i Comuni. 1 In primo luogo le difficoltà di relazione tra il migrante italiano e la società locale sono meno marcate nel caso argentino. Guardando il semplice l’ aspetto linguistico, le distanze tra ospitanti ed ospiti sono minori in Sudamerica. In secondo luogo l’ emigrazione in Argentina sembra tendenzialmente più permanente. In terzo luogo la prima emigrazione italiana in Argentina era riuscita a costruire una forte struttura istituzionale comunitaria che, almeno in parte, accolse l’ emigrazione di massa successiva. Un’ altra differenza, non trascurabile, tra il caso statunitense e quello argentino deriva proprio dal diverso inserimento degli italiani nel mercato del lavoro. Molti italiani riuscirono in Argentina ad amalgamarsi abbastanza rapidamente nel sistema occupazionale in professioni non manuali basse e in professioni manuali qualificate, traendo vantaggio sia dalle possibilità offerte da un sistema economico meno rigido e in espansione, sia dalla precedente e ormai innestata esperienza migratoria. Il risultato fu una comunità socialmente molto più diversificata che negli Stati Uniti, dove invece gli italiani erano molto più concentrati in professioni di basso livello. Fino alla fine del XIX secolo, tra le comunità italiane, la componente settentrionale prevale su quella centro-meridionale; mentre all’ inizio di questo secolo la tendenza si inverte a favore di quella meridionale. Molti italiani si impegnarono in un lavoro stagionale nei periodi di raccolti sia in Italia sia in Argentina guadagnandosi l’ appellativo di golondrinas, di rondini. Quasi tutto in Argentina può essere collegato agli italiani, come lo descrive bene Luigi Einaudi nel suo primo libro, Un principe mercante, Studio sulla espansione coloniale italiana, pubblicato nel 1900: L'Argentina sarebbe ancora un deserto, le sue città un impasto di paglia e fango senza il lavoro perseverante, senza l'audacia colonizzatrice, senza lo spirito di intraprendenza degli italiani. Figli d'Italia sono stati coloro che hanno creato il porto di Buenos Aires, che hanno colonizzato intere province vaste come la Francia e l'Italia; sono per nove decimi italiani quei coloni che hanno dissodato l'immensa provincia di Santa Fe, dove ora si diparte il grano che inonda i mercati europei; sono italiani coloro che hanno intrepidamente iniziato la coltura della vite sui colli della provincia di Mendoza, sono italiani moltissimi tra gli industriali argentini, ed italiani i costruttori e gli architetti dell'America del Sud, e italiano è quell’ imprenditore, il quale, emulo degli inglesi, ha costruito sulle rive del Plata per più di mezzo miliardo di opere pubbliche [...]. Riassumere in poche pagine la vicenda dell’ emigrazione italiana in Argentina non è semplice: la storia della presenza italiana in Argentina comincia parallelamente con la nascita di questo paese, cioè cinquecento anni fa. Il primo europeo ad arrivare nei pressi del Río de la Plata fu 2 con ogni probabilità Amerigo Vespucci, ma senza lasciare tracce. Tra i navigatori al seguito di Magellano molti furono italiani. Ad uno di essi, lo storico Antonio Pigafetta, si debbono le prime descrizioni del litorale meridionale dell’ Argentina, la Patagonia: [...] anzi devesi al Pigafetta, cosa non mai tentata per lo innanzi da alcun viaggiatore, la compilazione dei brevi vocabolari delle lingue parlate dalle genti brasiliane, patagoniche e dagli isolani delle Molucche. Così ad un italiano del secolo XVI, sono dovute le prime indagini linguistiche circa gli idiomi americani ed occeanici (Società Geografica Italiana, copia del testo originale del 1882:261; i mei rilievi). Sebastiano Caboto (o Cabotto) diede il nome al Río de la Plata, fiume dell`argento. Persino il nome della città di Buenos Aires sembra provenire da un italiano. Nel 1534 cominciò la colonizzazione con l’ autorizzazione concessa da Carlo V allo spagnolo Pedro de Mendoza di conquistare e popolare le terre e province dell’ odierna Argentina. Mendoza si fece capo di una spedizione nella quale figurarono parecchi italiani. A lui si deve la fondazione di Santa María de Buenos Aires, un nome d’ origine italiana: Il primo uomo a mettere il piede sulla terra fu il sardo Leonardo Gribeo (o Grifeo o Griveo), un ufficiale cagliaritano di Mendoza. Il sardo riuscì a convincere Mendoza a chiamare il villaggio Nostra Signora della buona aria dedicandolo alla Madonna di Bonaria che aveva il suo santuario proprio nella città di Cagliari. Un’ altra leggenda non molto probabile racconta che quando Mendoza sbarcò sulle coste argentine, ci fu un certo Sancho del Campo, positivamente sorpreso dal clima, ad esclamare: “ Que buenos aires!”Questa denominazione fu ispanizzata ed abbreviata diventando in seguito Buenos Aires. La neonata città fu ben presto distrutta dagli indiani. Dopo la sfortunata impresa di Mendoza, Buenos Aires nacque una seconda volta nel 1580, grazie alla spedizione guidata da Juan de Garay. Pure lui fu accompagnato da numerosi italiani. Perciò sin dall’ inizio gli italiani furono presenti ed attivi nella colonizzazione spagnola. Già nel XVI secolo e successivamente nel XVII e XVIII secolo, numerosi furono i missionari italiani Francescani, Agostiniani e soprattutto Gesuiti. La maggior parte dei confratelli provenivano dalla Sardegna, ma ce ne furono anche marchigiani, pugliesi e campani. Non si limitarono ad evangelizzare gli Indios, ma portarono svariati livelli di civiltà: furono esploratori, agricoltori, architetti, scultori, chirurghi, musici, etnologi, cartografi, geografi, linguisti, insegnanti, fondatori dell’ Università di Córdoba ecc. Quasi tutta l’ Argentina era ancora da scoprire e conquistare. All’ inizio del Settecento si trovavano al Plata altri italiani: soprattutto commercianti piemontesi, genovesi, lombardi e liguri. Nella seconda metà del secolo arrivarono in 3 Argentina sempre di più liguri che provenivano da Cadice, da dove partivano i velieri diretti verso l’ America meridionale. Numerosi liguri incominciarono a fare la spola tra Genova, Cadice e l’ America Centro-meridionale e poco per volta da Cadice, crocevia di interessi mediterranei ed atlantici, tentarono l’ avventura americana. I tempi della gloriosa Genova erano ormai passati ma l’ abitudine al commercio ed alla navigazione perduravano ancora nella natura dei suoi abitanti. L’ istituzione del Vizeregno del Río de la Plata con sede a Buenos Aires nel 1776 dal Re di Spagna, attirò ancora di più i liguri, che approffittarono per instaurare rapporti commerciali sempre più intensi. Così anche Domenico Francesco Belgrano, che era nato ad Oneglia nel 1731 e si era trasferito a Cadice nel 1749, si stabilì dopo un paio d’ anni a Buenos Aires. Il suo cognome rimane fin adesso molto conosciuto perché proprio Emanuele Belgrano, su figlio, fu il creatore della bandiera nazionale argentina e nel 1810 giocò un ruolo determinante nell’ Indipendenza dell`Argentina dalla Spagna. Emanuele Belgrano sconfisse gli Spagnoli nelle battaglie decisive per l’ indipendenza di Tucumán e Salta e formò con i suoi sodali italiani (Giovanni Castelli ed Emanuele Alberti) la Primiera Junta Revolucionaria che, dopo la proclamazione dell’ Indipendenza del 1810, ebbe di conseguenza nel luglio 1816 la costituzione della Repubblica Argentina. Molti italiani furono coinvolti nella difesa del Paese come anche l’ abruzzese Silvino Olivieri. Viene ricordato che fino all’ Indipendenza si trattava comunque di un esiguo numero di presenze italiane, dato che la legislazione spagnola dell’ epoca impediva agli stranieri la residenza ed addirittura il commercio con le proprie colonie. Era quindi molto difficile per gli stranieri stabilirsi al Río de la Plata. Ci riuscirono solo quelli che, passando attraverso la corte di Madrid, acquisirono la cittadinanza spagnola perdendo la propria. Le autorità coloniali permisero la residenza senza perdere il diritto alla propria nazionalità solo a certi marinai, operai ben qualificati o ad autorità religiose. Negli anni Venti dell’ 800, Bernardino Rivadavia, il primo presidente della Repubblica Argentina (1826-1827), assicurò pace e progresso al Paese: “ His advocacy of free trade, foreign investment and land colonization by Europeans injected ideas that would transform the country two generations later”(Rock, 1985:98). Tra l’ altro si impegnò a promuovere l’ istruzione creando numerosissime scuole primarie e un’ Università a Buenos Aires2, reclutò tramite la Massoneria i professori soprattutto italiani che in seguito sarebbero venuti in Argentina. Intellettuali di diverse discipline come Pietro Carta Molina, Carlo Ferrarsi, Pietro De Angelis, Cristiano Vanni, Carlo Enrico Pellegrini di Chambéry, Ottavio Fabrizio Mossotti 2 L`unica Università che fin a questo momento aveva funzionato in Argentina, era stata quella di Córdoba, fondata dai Gesuiti. 4 di Novara, Nicola Descalzi di Chiavari accettarono l’ invito di Rivadavia. Questi italiani ebbero grande importanza su ogni campo nello sviluppo dell’ Argentina. In questo periodo la regione del Plata divenne sempre più meta elettiva per gli italiani, soprattutto liguri, che desideravano arricchirsi. Con la fine della repubblica genovese e l’ annessione al Regno di Sardegna nel 1815, numerosi liguri non vollero sottostare alla nuova dinastia e decisero di prendere la via del mare. Anche tanti navigatori della nuova marina sarda disertarono andandosene sulle coste del Río de la Plata. Nacque così alla foce del ruscello Riachuelo un villaggio che oggi costituisce un quartiere della capitale argentina: La Boca. In quest’ area bassa sul fiume, soggetta a periodiche inondazioni, nacque così un’ accozzaglia di casupole di legno su palafitte e un molo di circa due chilometri, dove sostavano ancorati velieri di ogni sorta. Essendo operosi, intraprendenti ed indefessi lavoratori e risparmiatori, indifferenti alle vicende politiche del paese che li ospitava, i liguri costituirono in poco tempo una ricca diversificata colonia con bazar, pasticcerie, trattorie, drogherie, liquorerie, armerie, depositi di legname, zucchero, vino, frutta, marmo, tabacco e sigarette, rivendite di alimentari, pasta ed insaccati. Bisogna menzionare che non si trattava d’ emigrazione povera. I marinai liguri, per mancanza di ricche risorse della propria terra, avevano navigato per il Mediterraneo ed altri oceani, dove si arricchivano per tornare infine nella loro patria. Gli uomini arrivati dalla penisola che popolarono La Boca, non lo fecero perché spinti dalla miseria, ma dal loro carattere intraprendente che da sempre li qualificava. Per quanto riguarda la loro professione, si trattava per lo più di provetti marinai, costruttori di barche, esperti calafati e commercianti. Il lavoro non mancava, il commercio stava espandendosi e dovunque si poteva ascoltare la lingua ufficiale del villaggio, il genovese. La voglia di tornare alla terra d’ origine era forte e, dopo un lungo periodo, la maggior parte ritornava in patria, ma i loro posti venivano presi da altri, parenti, conoscenti, compaesani che, seguendo le orme dei primi, tentavano con successo l’ avventura argentina. Salito al potere Manuel Rosas (1827-1852), che fino al 1852 impedì l’ arrivo degli stranieri in Argentina, ma facendo eccezione proprio per i liguri-sardi, straordinari navigatori sugli insidiosi fiumi pratensi, a condizione che navigassero sotto la bandiera argentina. Il dittatore s’ avvalse della marineria ligure per continuare il commercio con le città lungo i fiumi dell’ interno. Così i marinai liguri detennero per tanto tempo l’ esclusivo monopolio dei traffici tra la capitale e tutte le principali città. Quasi tutti gli oppositori del regime dittatorio trovarono rifugio a Montevideo, dove trovarono da combattere contro un’ altra dittatura, quella del generale Oribe, alleato di Rosas. A questa 5 guerra parteciparono molti personaggi argentini che poi saranno protagonisti della nuova repubblica. Si distinsero nella difesa della città di Montevideo anche gli italiani, organizzati in una legione comandata da Giuseppe Garibaldi che dal 1837 navigava in queste acque. Proprio in quegli anni si ha, in Uruguay durante la Difesa della città di Montevideo, la prima manifestazione concreta d’ italianità, cioè di unità degli italiani. Nella Legione Italiana e nell’ ambiente italiano dell’ Uruguay confluirono, con comune sentimento patriottico verso la madrepatria, gli italiani, oriundi di distinte regioni, costituendo quell’ unità di pensiero e d’ azione che nell’ Italia dell’ epoca era privilegio di pochi spiriti eletti. Fu in Uruguay che per la prima volta nella storia si riunì un gruppo d’ immigranti di distinte regioni d’ Italia, che ha vissuto, lottato e sofferto, accomunato nel nome d’ Italia, come realizzazione concreta della speranza di un’ Italia unita. Quando Garibaldi ritornò in Italia nel 1848 e partecipò alla prima guerra d’ indipendenza, porta con sé questa realtà viva, anche se l’ esercito di cui fece parte, non si chiamava ancora italiano. L’ italianità quindi fu costituita per la prima volta in America ed a causa degli impegni sia in Uruguay sia in Italia, Garibaldi fin oggi viene chiamato l`Eroe dei Due Mondi. Tanti italiani arrivati a Buenos Aires provenivano per una buona parte da Montevideo. Le due capitali pratensi sono sempre state tra loro interrelate, registrando flussi e riflussi –non immuni dalle contingenze politiche e economiche –di emigranti da una sponda all’ altra; Montevideo fu tuttavia meta meno ambita, nel tempo di Buenos Aires. Se nella prima metà del XIX secolo infatti Montevideo aveva esercitato una maggiore forza attrattiva per ragioni economiche e politiche, dal 1850 prese presto il sopravvento la corrente migratoria verso Buenos Aires, come testimoniano le rilevazioni statistiche ufficiali italiane ed argentine. Con la fine del governo di Manuel Rosas, finalmente dal 1852 si liberalizzò il commercio e si incoraggiò l’ immigrazione europea, preferibilmente quella italiana. Nel ventennale periodo dittatoriale, la comunità italiana gettò però le basi per l’ arrivo della grande immigrazione che da lì a pochi anni avrebbe attraversato l’ oceano. L’ inizio delle relazioni diplomatiche impropriamente definite italo-argentine - in realtà tra Argentina e Regno di Sardegna - fu una diretta conseguenza dell’ acquisizione di un ruolo rilevante da parte della comunità ligure: il primo trattato italo-argentino fu stipulato nel 1855. Nello stesso anno si tentò un interessante esperimento: il Governo argentino aveva affidato all’ ingegnere abruzzese colonnello Silvino Olivieri l’ incarico di formare una colonia agricola militare nel territorio di Bahía Blanca, abitata dagli Indios, che avrebbe avuto il compito di difendere e coltivare. Olivieri aveva già partecipato alla Legione Italiana al comando di Garibaldi che aveva difeso Montevideo ed alla Legión valiente, che aveva combattuto Rosas. 6 Il colonnello fondò assieme a 352 uomini, soprattutto italiani, la prima colonia agricola argentina, che chiamò Nueva Roma, su cui sventolavano abbinate la bandiera argentina ed il tricolore. Anche se l’ esperimento fallì con l’ omicidio di Olivieri, questa colonia ebbe straordinaria importanza, perché per essa si stilarono le facilitazioni per i legionari che poi si estesero agli emigranti europei: ogni persona avrebbe ricevuto vestiario, attrezzi, sementi, bestiame da rifondere in una ragionevole arco di tempo, dopo tre anni avrebbe avuto il podere in proprietà e avrebbe potuto farsi raggiungere dalla famiglia con viaggio gratuito tra Buenos Aires e Bahía Blanca. Nel 1856 si aprì il primo Asilo degli emigranti nell’ isola di Maciel. Un regolamento scritto in italiano dell’ Asilo nel 1857 testimonia una già cospicua presenza italiana. Per affluire emigranti dall’ Europa si istituirono speciali agenzie promosse dal Governo ed insediate nei principali porti europei. Tanti italiani vi giunsero attratti dal desiderio di diventare proprietari di terre da coltivare, o per esercitare professioni e commerci. Il flusso di emigrazione dall’ Italia continuò e si accrebbe dopo la costituzione del Regno d’ Italia nel 1861. Il nuovo Regno, tentando di far recuperare all’ Italia il ritardo rispetto alle altre nazioni industriali occidentali, impresse una straordinaria spinta innovativa alla vita economica del Paese. Una pesante pressione fiscale e la razionalizzazione e la meccanizzazione nell’ agricoltura portarono tuttavia all’ emarginazione ed all’ espatrio di considerevoli masse di contadini. Solo una modesta parte riuscì a trovare lavoro nell’ incipiente sviluppo industriale, il resto fu spinto a ricercare una sistemazione altrove, fuori dei confini italiani. Così l’ emigrazione verso l’ Argentina segnò un balzo notevole dopo il 1861: nel 1868 i migranti italiani in Argentina erano già circa 19.000, rispetto al totale di 26.000; l’ anno successivo superarono abbondantemente i 21.000, risultando oltre 23.000 nel 1870. Tra il 1857 e il 1914 entrarono in Argentina 4.665.723, di cui gli italiani rappresentavano il 49%, cioè 2.283.882 persone. Juan B. Alberdi (1810-1886) statista argentino del periodo post-rosista, pronunciò in un suo discorso politico una delle massime che caratterizzerano per molto tempo la politica Argentina: gobernar es poblar, cioè governare è popolare: “ Juan B. Alberdi es considerado uno de los más importantes publicistas argentinos del siglo pasado y el «Padre de la Constitución Nacional Argentina»“(Fundación Atlas 1853, o.J.). La sua intuizione fu quella di dare finalmente agli italiani il ruolo di attore centrale nella via del riformismo argentino, non soltanto popolandolo ma sradicando la barbarie. 7 Ancor oggi si trova lo stesso articolo 25 nella nuova costituzione: Artículo 25 3- El Gobierno Federal fomentará la inmigración europea; y no podrá restringir, limitar ni gravar con impuesto alguno la entrada en el territorio argentino de los extranjeros que traigan por objeto labrar la tierra, mejorar las industrias, e introducir y enseñar las ciencias y las artes. Il Governo argentino s’ impegnava a mettere le terre demaniali a disposizione degli immigranti come anche a provvedere al trasporto gratuito degli agricoltori fino alla colonia, ad anticipare loro un’ abitazione, viveri, animali, attrezzi e sementi, che sarebbero stati poi rimborsati. Così cominciò piano piano la colonizzazione agricola dell’ Argentina dagli italiani. Diventare proprietario di terre così sterminate era una tentazione irresistibile per gli italiani. Quando poi l’ Argentina giunse a offrire persino il viaggio gratuito tra l’ Italia e Buenos Aires, anche i più poveri presero la via del Sudamerica. In breve, il paesaggio agrario cambiò profondamente. I 56 milioni di ettari della zona pampeana, che fin allora erano stati indicati come Territorios inutiles, diventarono Pampa gringa, quindi lavorata dagli stranieri, per maggior parte italiani. Le colonie si moltiplicarono e gli italiani fondarono le loro colonie dagli squillanti nomi italiani come Umberto, Margherita, Cavour, Garibaldi, Francesca, Nuevo Torino, Emilia, Nueva Italia, Crispi, Nueva Udine ecc. Molte portarono il cognome del fondatore. La carenza di mano d’ opera al momento della raccolta viene ovviata dalla immigrazione rondinella, praticata dai agricoltori lombardi e piemontesi. L’ emigración golondrina coprì un vasto arco di tempo tra il 1880 ed il 1914, quindi durante tutto il periodo della migrazione di massa. In questa fase di inmigración aluvión (1880-1914) si può notare un calo dell’ immigrazione settentrionale e una crescita di quella meridionale e di quella proveniente da una regione centrale (le Marche). I mutamenti regionali andavano parallelamente con i mutamenti delle competenze professionali degli immigrati: scendeva il numero degli agricoltori e aumentava drasticamente il numero dei lavoratori giornalieri, di quelli senza professione, ma anche di quelli che si definivano artigiani. La legislazione argentina stabiliva che gli immigranti erano quelli che arrivassero in seconda o terza classe con un vapore proveniente da oltremare. La distinzione tra semplice viaggiatore ed immigrante risultava quindi dalla presumibile ricchezza o povertà dell’ individuo. Appena definito come immigrante, poteva usufruire degli eventuali vantaggi concessi dalla legge argentina. Durante tutta la cosiddetta emigrazione di massa, la migrazione italiana non subì alcun intralcio burocratico. 3 L`articolo 25 esprime la volontà da parte dello Stato argentino di promuovere l`immigrazione. 8 Gli italiani presentavano un tasso d’ analfabetismo pari a quello dei nativi (36%), ma erano più urbanizzati degli argentini. Il 69% degli italiani risiedeva in aree urbane. Furono molto numerosi nelle città. La presenza degli emigranti italiani a Buenos Aires contribuì a creare nuovi quartieri ed allargare il tessuto urbano. Tra gli italiani, molti architetti, ingegneri, capomastri, muratori contribuirono in modo significativo al rinnovamento urbano con grandi opere pubbliche come la Casa Rosada (il Palazzo del Governo), la Bibilioteca Nacional, il Palazzo del Congresso, il Cimitero della Recoleta, palazzi, scuole, la Facoltà di Medicina, il Palazzo della Giustizia e così via. La firma italiana caratterizza tutta la Buenos Aires dell’ Ottocento e la maggior parte delle principali città argentine. Tra le tante opere dovute agli italiani, la più importante è la costruzione della città di La Plata dal 1882 in poi. Nel 1886 su 20.000 abitanti, 16.000 erano italiani. Si può notare un fortissimo movimento associativo mutualistico. L’ associazionismo era molto più intenso tra gli italiani che non tra i nativi o tra i membri di altri gruppi migratori. Gli italiani contavano il maggior numero d’ istituzioni che avevano anche il più alto numero dei membri. Se si guarda il Censimento Nazionale del 1914, esistevano in tutta l’ Argentina 460 associazioni italiane con 166.000 soci, il secondo gruppo immigratorio, gli spagnoli, avevano soltanto 250 associazioni con 110.000 membri. La prima Associazione di Mutuo Soccorso, Unione e Benevolenza, nacque a Buenos Aires il 18 luglio 1858, avendo come simbolo il tricolore. Tre anni dopo ad essa si aggiungerà la Società Nazionale Italiana. In questo tempo furono fondate due importantissime istituzioni: nel 1873 il Circolo Italiano con lo scopo di mantenere vivo il culto della lingua e delle glorie della Patria, e nel 1884 la Camera di Commercio ed Arti Italiana, che favorì gli scambi tra Argentina e Italia. Nel 1866 gli italiani ebbero a Buenos Aires la propria chiesa ed un Ospedale italiano, e il 13 settembre 1896 si fondò la Dante Alighieri, che in breve si estese a molti centri argentini. Dal 1872 funzionò il Banco de Italia y Río de la Plata, un istituto bancario fondato da liguri. I giornali italiani godettero in quel periodo di forti tirature, che facevano concorrenza ai giornali argentini: Nasceranno giornali italiani già nel 1868 e nel 1870, La Nazione Italiana e L`Eco d`Italia. Nel seguito sorgono nel mercato editoriale nel 1875 L`Operaio Italiano e nel 1877 La Patria, che muterà in seguito in La Patria Italiana e La Patria degli Italiani. 9 Ancora due ambiti devono essere ricordati, nei quali gli italiani si distinsero, cioè l’ assistenza religiosa e i movimenti operai e contadini. Ci operarono i Gesuiti, i Francescani ed i Salesiani, svolgendo opera d’ altissima civiltà: oltre alla missione evangelica, fondarono colonie agricole, ospedali, collegi, asili, biblioteche, osservatori meteorologici, acquedotti, linee telefoniche, l’ introduzione di nuove colture e la selezione di razze zootecniche. I religiosi furono esploratori, agricoltori, architetti, artigiani, medici ed insegnanti. Don Giovanni Cagliero fu nominato nel 1884 primo vescovo della Patagonia. Gli italiani furono tra i primi a tutelare i diritti dei lavoratori in Argentina. Per limitare lo sfruttamento da parte dei datori di lavoro, nacquero le Società Operaie Italiane, la prima delle quali nel 1867. Sempre gli italiani furono i fondatori del Partito Socialista nel 1865. La prima guerra mondiale produsse una brusca interruzione del movimento migratorio europeo ed italiano. Il saldo migratorio divenne pure negativo, tra il 1915 ed il 1917, con la comparsa del fenomeno del ritorno in madrepatria. Nel periodo tra le due guerre mondiali si possono individuare due momenti d’ immigrazione italiana in Argentina: tra il 1919 e il 1930 con 605.000 arrivi e tra il 1931 e il 1940, di appena 62.000. Vuol dire che tra le due guerre emigrarono circa 670.000 italiani in Argentina. La prima ondata fu costituita da agricoltori, operai, tecnici e professionisti, più della metà degli emigranti proveniva dal Mezzogiorno. Il secondo flusso di migrazione italiana in Argentina dopo la prima guerra fu invece da considerare quantitativamente irrilevante, ma di altissimo livello qualitativo sul piano culturale ed ideologico. Le leggi fasciste del 1927, ma soprattutto la crisi mondiale del 1930 posero tuttavia un freno all’ emigrazione italiana. Negli anni tra le due guerre, con il flusso italiano quasi paralizzato, progredì l’ integrazione sociale. Nacquero grandi istituzioni sportive che costituirono importanti fattori d’ integrazione. La presidenza del radicale Hipólito Yrigoyen (1916-1922 e 1928-30) favorì l’ ingresso di uomini nuovi in politica, tra quali italiani di seconda generazione. Nel settore primario gli italiani continuarono a potenziare le aree messe a coltura nei decenni precedenti e ne acquisirono altre. Pure nel settore secondario e terziario il lavoro degli peninsulari proseguiva. Il commercio argentino continuò ad essere in maggior parte in mano degli italiani, mentre si consolidarono i rapporti tra Italia e Argentina in un reciproco scambio di merce. Tra i professionisti c’ erano numerosissimi medici che lavorarono negli Ospedali italiani ed anche in quelli argentini. Fra le due guerre si trovarono anche molti insegnanti, scrittori e giornalisti. 10 L’ opera religiosa continuò grazie ai Salesiani, Francescani, Gesuiti, Maristi oltre a tantissimi sacerdoti secolari come Santiago Luigi Copello, per 27 anni arcivescovo di Buenos Aires e primo cardinale d’ Argentina e dell’ America Latina. Il salesiano Alberto Maria De Agostani compì durante quasi un cinquantennio straordinare esplorazioni tra i ghiacciai, i laghi e le vette della Patagonia. In successive spedizioni individuò realtà geografiche ancora sconosciute dandole nomi italiani che vennero descritte nella Imago Patagoniae. Nel secondo dopoguerra, l’ immigrazione riprende. L’ Argentina si ritrova ad essere il Paese più ricco dell’ America meridionale, nel novero dei paesi più ricchi del mondo, rivelandosi affascinante meta per la migrazione europea. Tra il 1949 ed il 1959 l’ Argentina attraversò una fase di forte espansione industriale, creando così le condizioni economiche ideali per l’ arrivo di un’ altra ondata di emigranti. Nel secondo dopoguerra l’ Italia invece si trova di fronte ai gravissimi problemi connessi con la sconfitta, con alti tassi di disoccupazione e con il tessuto industriale, in molte regioni, da ricostruire completamente. L’ Italia stipulò così diversi accordi bilaterali con nazioni che richiedevano manodopera, in particolar modo con l’ Argentina. Il secondo conflitto mondiale costituisce una linea di demarcazione fra l’ emigrazione italiana del periodo precedente e l’ emigrazione controllata ed assistita dal Comitato Intergovernativo per le Migrazioni Europee, può essere quindi definita come l’ emigrazione organizzata. Fu costituito nel 1952 con lo scopo di assicurare ai nuovi flussi europei arrivando nel Paese sudamericano, un posto di lavoro in conformità con le aspettative del governo argentino. L’ Argentina creò nel 1946 due organismi ufficiali, con la fine di promuovere e regolare l’ immigrazione, la Delegación Argentina de Inmigración en Europa (DAIE) e la Comisión de Recepción y Encauzamiento de Inmigración (CREI). L’ emigrazione italiana del secondo dopoguerra assume caratteristiche molto diverse rispetto a quelle precedenti: prima era il singolo ad emigrare, a cercarsi un lavoro, adesso si aggiunge e si sovrappone a questo tipo di esodo quello di imprenditori, tecnici, operai specializzati che avevano il know how di cui l’ Argentina aveva bisogno. Nel 1947 partirono le prime navi con lavoratori italiani per l’ Argentina. Gli immigranti italiani di questo periodo provenivano soprattutto dalla Sicilia, dalla Calabria e da altre regioni meridionali, dal Piemonte e dal Veneto. Si trattava di due categorie: una formata da disoccupati e da delusi dalla situazione italiana, e l’ altra da persone che speravano di arricchirsi in poco tempo. Juan Domingo Perón Sosa (1946-1955; 1973-1974) rilanciò l’ immigrazione con piani particolarmente ambiziosi. Il suo primo piano quinquennale progettava l’ arrivo di 4 milioni di 11 immigranti tra il 1947 ed il 1951, in base ad una politica di spontaneità, selezione e canalizzazione, attirando così, in questo periodo, ben 300.000 italiani. Ancora una volta la Repubblica Platense, come con carbonari, mazziniani e disertori del Regno Sardo prima e con ebrei e antifascisti poi, apriva le sue porte a tutti quegli italiani che per vari motivi lasciavano la Patria. Il governo peronista diede inizio a grandi opere pubbliche, quali centrali idroelettriche, dighe, opere di bonifica, ponti, ferrovie, gallerie, prospezioni geologiche, aeroporti, oleodotti, scuole, quartieri ecc. Ancora una altra volta gli italiani erano i protagonisti dello sviluppo economico platense. Prima e dopo l’ ultimo conflitto mondiale tante grandi industrie furono, in gran parte o in tutto, a capitale italiano. Prima del 1938 importanti furono, per esempio, la Compagnia italoargentina di elettricità, la Compagnia italiana dei cavi telegrafici sottomarini, la Società Anonima Pirelli Pratense, La Compagnia di fiammiferi sudamericana ecc. Anche dopo la seconda guerra, l’ industria italiana ebbe grande slancio verso l’ Argentina: vi si stabilirono aziende del calibro di Cinzano, ENI, Fiat, Galileo, Finmeccanica, Necchi, Lepetit, Olivetti, Techint e così via. Sia fuori dalle città che nelle zone urbane gli italiani hanno lasciato la propria impronta. Costruirono i Country Clubs per valorizzare le aree turistiche periferiche. Si trattava di complessi residenziali per il ceto medio-alto, forniti di numerose attrezzature sportive e ricreative. I fratelli Di Tullio di Roccascalegna costruirono oltre 100 di tali villaggi residenziali. Ci furono varie centinaia d’ imprenditori italiani di officine specializzate, che nel ramo meccanico metallurgico si avvallarono per lo più di macchinari fatti venire dall’ Italia. Su questo ramo uno delle più centrali industrie fu la Metalúrgica Tandil nella quale lavorarono operai lombardi, friulani, abruzzesi, siciliani, calabresi, triestini e giuliani. Tante di tali industrie di impronta e proprietà italiana si imposero in campo internazionale come le Industrias Metalúrgicas Pescarmona S.A.(Impsa) creata a Mendoza da un figlio di immigranti piemontesi, Luigi Menotti Pescarmona. Pure gli Establecimientos Metalúrgicos Corni Argentina (oggi Corni Tigre S.A.), la Metalúrgica Cartellone, la Compañia Téchnica Internacional (Techint) percorsero da imprese italiane una prestigiosa carriera nel paese platense. Grandi furono anche le opere italiane negli altri rami industriali, quali quelle della lavorazione di legno, dell’ abbigliamento, il calzaturiero, l’ alimentare, della gelateria per lo più in mano ai 12 friulani, della cristalleria e della ceramica, l’ alberghiero e della ristorazione. In tutte le città, nei centri balneari, in quelli montani, le insegne italiane si contano a migliaia. Dopo la seconda guerra mondiale tante grandi imprese italiane crearono in Argentina enormi complessi, trasportandoci macchinari, tecnologie ed addetti: così la FIAT, a partire dal 1948, e poi ENI, AGIP, Italimpianti ecc. Ma forse la principale impresa italiana al Plata è l`Impresilo, che dal 1968 realizzò in Argentina opere di straordinaria importanza come gli impianti idroelettrici e dighe, tra cui lo sbarramento idroelettrico e stradale sull’ Uruguay come la creazione di un gran lago, il più spettacolare dell’ Argentina, del Sudamerica e del mondo. Si tratta del complesso di Yacyretá, iniziato nel 1983, che si trova al confine tra Paraguay ed Argentina e riguarda il corso del Río Paraná. Con la costruzione di una diga di 70km di lunghezza, si formò un bacino di oltre 1700km², lungo circa 200km, largo nel punto massimo 25 e profondo 35 metri. Quest’ opera, mutando la geografia della zona, richiese il lavoro di 7500 operai e 500 maestranze. Le società di Mutuo Soccorso subirono all’ epoca diversi cambiamenti. Si formarono le associazioni regionali riscoprendo le origini comuni, il dialetto, la cucina, i canti, il folklore ecc. Non c’ era più bisogno delle società di Mutuo Soccorso, come nell’ Ottocento. Ora si voleva mantenere le tradizioni della propria regione. La più celebre associazione rimane oggi stesso la Dante Alighieri, che conta in Argentina più di 100 filiali. All’ avvocato Petriella si deve la costituzione, nel 1972, della Federazione di tutte le Dante Alighieri argentine (a oggi la più importante del mondo). Si fondò l’ Istituto Italiano di Cultura, emanazione dell’ Ambasciata d’ Italia. Il suo fine è di curare i rapporti culturali tra Italia ed Argentina, organizzando manifestazioni in campo accademico, letterario, scientifico ed artistico e per promuovere eventi –concerti, conferenze, spettacoli e mostre –su quanto è correlato all’ Italia. Furono costruite a Buenos Aires quattro scuole italiane, una delle quali, La Cristoforo Colombo, è stata definita la più bella scuola italiana all’ estero. Gli Ospedali Italiani hanno mantenuto un alto livello di efficienza, disponendo di personale medico e paramedico di alta qualificazione. In ogni facoltà universitaria della capitale argentina e delle città limitrofe, si può notare una cospicua presenza di italiani, come anche nel campo del giornalismo, del teatro, del cinema, della radio, della televisione, della musica, della pittura e della scultura. Dopo una fase di avvio economico, l’ Argentina incorse tuttavia nella seconda metà degli anni `50 in una terribile crisi economica e chiuse definitivamente le porte all’ immigrazione. 13 Contemporaneamente l’ Italia si trovò in fase di forte crescita economica, conosciuta sotto la denominazione Miracolo o Boom Economico. Il 1960 segna la fine dell’ emigrazione di massa in Argentina: a partire da tale data i nuovi arrivi serviranno a compensare i rimpatri e l’ esodo italiano prenderà la via quasi esclusiva dei paesi europei, in particolare verso Germania e Svizzera. Nel 1970 infine l’ Italia cesserà di essere un paese d’ emigrazione e diventerà, a partire dal decennio seguente, un Paese d’ immigrazione. Con l’ istituzione della Comunità europea del carbone e dell'acciaio (CECA) nel 1951, di cui l’ Italia è uno dei sei membri fondatori, comincia per la penisola la via dell’ integrazione europea. La CECA fu un tale successo che, nell'arco di pochi anni, gli stessi sei paesi decisero di compiere un passo successivo, integrando altri settori delle proprie economie. Nel 1957 fu firmato il Trattato di Roma, con cui furono istituite la Comunità europea dell'energia atomica (EURATOM) e la Comunità economica europea (CEE), con cui gli Stati membri si prefissero l'obiettivo di rimuovere le barriere commerciali fra loro esistenti per costituire un "mercato comune". Nel 1967 avvenne la fusione delle istituzioni delle tre Comunità europee mentre l’ Italia incomincia a diventare quello che è oggi, cioè membro del G8 gruppo di paesi industrializzati, che ha la sesta più grande economia del mondo nel 2004, dietro gli Stati Uniti, il Giappone, la Germania, il Regno Unito e la Francia. In Argentina si nota lo sviluppo inverso: quando dopo la seconda guerra mondiale si instaurò il peronismo e poi il periodo delle dittature militari4, le cose iniziarono velocemente a peggiorare. Davanti ai consolati si formarono lunghe file di italo-argentini che richiedevano la cittadinanza della madrepatria, per poter emigrare in Italia in cerca di fortuna. Tanti approfittarono del diritto concesso dall’ accordo firmato il 29 ottobre 1971 dallo Stato Italiano ed Argentino che prevedeva il diritto della doppia cittadinanza per i cittadini italiani naturalizzati argentini. Il flusso di ritorno fino ad oggi giorno non cessa. Ancor oggi Italia e Argentina sono legate da forti vincoli. Il Ministero degli Affari Esteri coordina le attività ed i servizi per gli Italiani all’ estero, attraverso una rete diplomatico-consolare tra le più estese del mondo. Allo scopo di assicurare la sicurezza dei cittadini italiani all’ estero, gli uffici consolari, per gli Italiani residenti all’ estero, hanno le competenze che altri organi della Pubblica Amministrazione esercitano sul territorio nazionale. I cittadini italiani che si trasferiscono stabilmente all’ estero devono presentare dichiarazione all’ Ufficio consolare competente, ai fini della relativa iscrizione 4 Molti dei militari che comandarono le giunte avevano origini italiane. 14 anagrafica. A seguito dell’ iscrizione nell’ anagrafe consolare, gli italiani possono usufruire dei vari servizi consolari, legati particolarmente ai passaporti, alla cittadinanza, allo stato civile, alla leva, al notariato. Gli organismi rappresentativi delle comunità italiane all’ estero sono i COMITES a livello delle singole circoscrizioni consolari ed il CGIE (Consiglio generale degli Italiani all’ estero) che assicura l’ attiva partecipazione dei cittadini italiani all’ estero alla vita politica della loro Patria. I COMITES sono organi rappresentativi della collettività italiana, eletti direttamente dagli italiani all’ estero. Essi operano presso ciascuna circoscrizione consolare nella quale risiedono almeno 30.000 cittadini italiani. Il CGIE è un organo elettivo che raccoglie rappresentanti delle comunità all’ estero, del Governo e delle forze politiche italiane. La sua funzione consiste nella consulenza del Governo e del Parlamento italiano. Le elezioni del 9-10 aprile 2006 hanno registrato una grande novità per gli italiani all’ estero. Le precedenti modifiche agli articoli 48, 56 e 57 della Costituzione italiana hanno creato la Circoscrizione Estero ed hanno così introdotto nuovi Deputati (12) e Senatori (6) in rappresentanza di tale collegio elettorale; la legge 27 dicembre 2001 n. 459 ne ha quindi stabilito le modalità di elezione (il cittadino italiano residente all’ estero può votare per le elezioni dei rappresentanti al Parlamento italiano, senza più dover rientrare in Italia come avveniva fino ad ora). Attraverso questi 12 Deputati e 6 Senatori, gli Italiani nel mondo potranno contribuire ancor più direttamente al progresso civile e materiale dell’ Italia, non solo delegando agli eletti le proprie istanze, ma riportando in madrepatria anche preziose conoscenze raccolte all'estero. La lingua italiana in Argentina „ La varietà linguistica rioplatense è, senza dubbio, la piú importante e la piú tipica di tutta l`America latina“(Zannier in Marcianò, 1966:185). Nello spagnolo sudamericano, più precisamente argentino si riuniscono tre elementi linguistici, cioè il patrimonio linguistico indigeno, spagnolo e straniero. Questo miscuglio di lingue è quindi l`eredità degli aborigeni, dei conquistadores spagnoli e degli immigranti non spagnoli che non appartenevano né alla popolazione del luogo né a quella colonizzatrice. Dopo il crollo dell`impero coloniale spagnolo, la maggior parte dei paesi sudamericani aprirono le loro porte all`immigrazione europea. In seguito a quest` inmigración aluvión alla fine del 800` e nel primo decennio del 15 900` il volto etnico dell`America meridionale cambiò completamente: gli spagnoli e la loro lingua non sono più prevalenti e talvolta gli italiani superano numericamente gli immigranti di lingua ispanica. Buenos Aires spesso fu paragonata a una torre di Babele: promiscuità di culture e di lingue. La varietà di lingua e di dialetti di Buenos Aires cosmopolita era giudicata da tanti un caos linguistico. Anche se la lingua dell`uso quotidiano, dell`amministrazione e della scuola rimane sempre lo spagnolo, si sente la presenza italiana sia nella fonetica, sia nella sintassi, sia nel lessico: „ [...] E`ormai fuori discussione che l`italiano rappresenta l`elemento alloglotto piú importante nello spagnolo del Río de la Plata”(Zannier in Marcianò, 1966:185, 195; i mei rilievi). La lingua italiana è stata determinante nel processo di differenziazione della varietà rioplatense e della sua evoluzione verso forme vernacolari sempre più lontane da quelle dello spagnolo peninsulare. Per Tamburini ce ne sono due ragioni: La prima è di carattere quantitativo e si spiega guardando ai dati statistici del processo immigratorio. L'idea di un ripopolamento di Buenos Aires si afferma nelle cifre demografiche e nelle percentuali di immigranti che nel 1914 raggiunge un valore del 49 per cento. Quasi 12 milioni di discendenti italiani, emigrati quando l'Europa non poteva sfamare le sue popolazioni, portarono valori e tradizioni che rappresentavano tutto ciò che rimaneva nelle loro mani e anche la base sulla quale costruire e cambiare gradualmente le proprie usanze, in base a ciò che gli si presenti nel nuovo mondo. La seconda ragione è di tipo qualitativo in quanto concerne le somiglianze tra gli elementi culturali che entrano in contatto. Avere radici comuni, come in questo caso il parlare una lingua di derivazione latina, è un catalizzatore per una fusione di valori in quanto contribuisce ad abbattere le barriere culturali ed i pregiudizi. Si suole dire con ragione che non ci fu a Buenos Aires un processo chiaro di assimilazione di tipo tradizionale: Questo è, quando una società ricettrice solidamente costituita dal punto di vista socio-demografico riceve immigrazione esterne alle quali impone un sistema culturale più o meno uniforme. In tali casi tradizionali, gli immigranti devono soffrire un processo di adattamento alla situazione preesistente e in molti casi, costituiscono una minoranza etnica. Il percorso fu inverso, l'esistenza di certi ambiti di integrazione (quartiere periferico, scuola nazionale obbligatoria e gratuita, certe forme di espressione artistica, ecc.) che andarono cancellando le differenze è comprovata da vari specialisti, come Francis Korn e James Scobie; Così che più che assimilazione quello che ci fu a Buenos Aires fu una vera fusione. Gli stili di vita che gli immigranti incorporavano non rivoluzionavano completamente i valori sedimentati e per tanto i vecchi modelli di vita non si perdevano, servivano da ponte verso i nuovi (Tamburini, 25.5.2005; i mei rilievi). - Questo processo di fusione tra la cultura e lingua italiana e quella del paese ospite costituisce una vera e propria eccezione e non si può trovare altrove. Un dialogo linguistico tra italiani ed argentini non era un`impresa difficile: L`interazione non avveniva tra persone che avessero problemi di rapporto dovuti a incompatibilità religiose o a 16 differenze fisiche. Soprattutto entrambi i gruppi parlavano lingue molto simili con le stesse radici latine. L`Argentina non esercitò nessuna forte pressione per nazionalizzare gli immigranti, gli bastava che la loro attitudine non alterasse l`ordine sociale, né compromettesse il sistema politico. Diversamente si presentava la situazione ai figli degli immigranti sui quali lo Stato argentino –preoccupato per le manifestazioni nazionaliste dei gruppi immigrati - esercitava un`enorme pressione nazionalizzatrice. L`influenza italiana sullo spagnolo argentino non si vedeva sempre solo come arricchimento. La massiccia presenza italiana provocò anche critica e disprezzo da parte degli argentini. L`astio di Domingo Faustino Sarmiento (1811-1888) per gli italiani - expresidente della Repubblica Argentina e scrittore molto noto che non vede negli italiani che straccioni, vagabondi e gaglioffi - andava accompagnato da un spregio enorme per lo strumento linguistico di questo popolo: E` veramente penoso notare come Sarmiento (uomo di lettere e pur diligente trascrittore quando si tratta di francese, di inglese e di tedesco) trascrive l`italiano, non solo senza la minima cura filologica, ma con cinica sicumera, infarcendolo di orribili errori di ortografia, di morfologia e di sintassi (Zannier, 1967:9). L`elemento italiano nello spagnolo rioplatense procede da tre fonti diverse: 1.) dalle parlate degli immigrati italiani 2.) dalla lingua tecnica italiana indicante oggetti, prodotti, manufatti, usi e costumi propri dell`Italia 3.) dalla lingua letteraria italiana, nota agli letterati argentini La stragrande maggioranza degli italianismi nel lessico rioplatense appartiene alla prima categoria. Meo Zilio suddivide i prestiti dall`italiano nello spagnolo argentino in: 4.) italianismi intereuropei (Una tale parola poteva esserci p.e. entrata mediante lo spagnolo il quale l`aveva adottata dal francese e questo dall`italiano.) 5.) italianismi che sono entrati nell`idioma argentino attraverso lo spagnolo peninsulare. 6.) prestiti che provengono direttamente dall`italiano 17 Dal punto di vista diatopico e diastratico si può classificare anche in prestiti 1.) dell`italiano generale 2.) del Genovese ed dei altri dialetti settentrionali 3.) dei dialetti meridionali 4.) dell’ italiano gergale 5.) dei nomi propri 6.) delle innovazioni locali (pseudoitalianismi) (cfr. Meo Zilio, 1970:VI ss.) Il fenomeno linguistico che caratterizza tutte le situazioni di emigrazione in ambiente allofono (non conosco) è costituito dal contatto tra almeno due lingue diverse, cioè quella (oppure quelle) del paese d`origine (la lingua materna dell` emigrante) e quella (o quelle) del paese d`arrivo. Si tratta quindi di un complesso di fenomeni che viene definita da Uriel Weinreich come “ lingue in contatto”e che più comunemente è chiamato bilinguismo. Il bilinguismo viene definito dal noto Weinreich come “ la pratica dell`uso alternativo di due lingue, e bilingui le persone interessate (Weinreich in Gobbi, 1994:8). Per quanto riguarda i problemi linguistici dell`emigrato bisogna distinguere due tipi: l`acquisizione della lingua del paese ospite da una parte e l`allargamento, mantenimenti e perdita della lingua materna dall`altra. La situazione linguistica dell`emigrante che parte o partiva per l`estero in cerca di lavoro viene determinata da tanti fattori che bisognerebbe prendere in considerazione: età, situazione sociale, provenienza dalla città o dalla campagna, zona geografica, preparazione scolastica, tipo di lingua che si parlava nella penisola e nella regione di provenienza all`epoca della partenza, ecc. E` ovvio che bisogna fare un`ipotesi generale e fortemente schematizzata per poter affrontare questo problema. Bisogna distinguere tra competenza recettiva (capacità di decodificare una lingua) e competenza produttiva (saper produrre la lingua). Generalmente la prima è più vasta della seconda. Inoltre si deve fare una distinzione fra competenza linguistica (recettiva o produttiva) orale e scritta. In questa sede è in predicato la competenza produttiva orale. Dal punto di vista linguistico si deve differenziare il periodo storico in cui è avvenuta l`emigrazione italiana. Si possono distinguere due periodi principali, cioè uno primo che riguarda gli ultimi decenni del 800`- è dal 1861 che si dispone di dati statistici specifici- fino agli anni precedenti la seconda guerra mondiale, e una seconda fase che va dalla fine degli anni Quaranta fino a circa alla metà degli anni Settanta. In questi anni cominciò la tendenza di trasformazione dell`Italia da paese esportatore in paese importatore di manodopera. Nel primo periodo il repertorio linguistico dell`emigrante italiano è sostanzialmente monolingue o, più 18 precisamente, monodialettale. La maggior parte degli italiani (questo vale anche per le classi medie e/o semicolte e addirittura, anche se in minor misura, pure per quelle alte e/o colte) è quasi esclusivamente dialettofona e dell`italiano ha una competenza scarsa, per lo più unicamente passiva. Durante il secondo periodo tale bagaglio linguistico è invece sostanzialmente bilingue o, meglio, bidialettale. In base ai profondi cambiamenti sociolinguistici verificatisi in Italia più o meno a partire dai primi decenni del 900` (a causa della scolarizzazione sempre più estesa della popolazione, l`urbanesimo, le migrazioni interne, l`avvento e la diffusione dei mass media), gran parte degli emigranti è infatti da definire italodialettofona, in quanto padroneggia attivamente, oltreché un dialetto, anche almeno una varietà, generalmente popolare o popolareggiante, di italiano. Nell`Italia degli anni passati, anche degli anni Sessanta o Settanta ma ancora oggi, parlare un dialetto, in particolare un dialetto meridionale, significava appartenere agli strati sociali bassi e quindi inadeguati ad occupare posti chiave nella vita di società. Spesso i parlanti operavano in situazione di diglossia, vale a dire cercavano di usare il dialetto in una determinata comunicazione (per esempio in famiglia) e tentavano di usare una qualche forma di lingua nazionale standard (che piu era italiano popolare e nel migliore dei casi italiano regionale) in situazioni in cui intervenivano differenze di prestigio (p.e. nel dialogo con un medico, con un pubblico ufficiale o con coloro che provenivano da altre regioni e non dominavano adeguatamente il dialetto). Ma sovente la situazione di diglossia non si verificava in quanto per lo più si trattava di soggetti monolingui cioè di persone che avevano come base o l`italiano popolare i l`italiano regionale. Nell`emigrazione alla fine dell`800` o all`inizio del 900`, ovviamente più predominante era il dialetto, l`italiano popolare era meno presente a livello produttivo e recettivo. L`italiano standard era quasi assente. All`estero frequentemente invece coloro che parlano solo il dialetto entrano in contatto con connazionali parlanti altri dialetti o altri tipi di italiano regionale e sentono la necessità di adottare un linguaggio comune che è in realtà una certa forma di lingua nazionale. Spesso per coprire le differenze dialettali e regionali e parlare tra connazionali residenti nello stesso paese straniero, viene utilizzato un dialetto anziché la lingua nazionale, quale che sia sua forma. E`quello che succedeva nel passato soprattutto nei paesi lontani come anche in Argentina. Le competenze linguistiche dell`emigrato e della sua famiglia sia nella madrelingua sia nella lingua del paese ospite dipendono dai seguenti fattori: 1.) il tipo di lingua madre parlata dall`emigrante al suo arrivo 2.) il tipo di lingua madre che si parla tra gli emigranti nel paese ospite 19 3.) il mantenimento e la perdita della lingua madre nell`incontro con la lingua del paese ospite e con il passare del tempo 4.) l`apprendimento della lingua straniera e i problemi relativi 5.) l`interferenza della lingua materna sulla lingua straniera 6.) l`interferenza della lingua straniera sulla lingua madre 7.) il tipo di lingua italiana parlata dai figli nati o formatisi nel paese ospite 8.) i modi in cui viene tramandata alle altre generazioni la lingua italiana parlata dai genitori o dai nonni: passiva, attiva, trasformata 9.) i fenomeni di rigetto culturale da parte delle seconde generazioni 10.) i fenomeni di recupero culturale da parte delle seconde, terze ecc., generazioni. Categorie che agiscono e influiscono su queste problematiche sono: 1.) prestigio socioculturale del parlante 2.) cultura e prestigio della società ospite 3.) educazione di partenza dell`emigrante 4.) tipo di lingue in contatto (molto diverse o molto simili tra di loro) 5.) tipo di comunità e di lavoro 6.) regole universali di trasformazione nelle lingue e culture a contatto 7.) atteggiamenti psicologici rispetto alla lingua del paese ospite e quindi gradi di adesione ed inserimento culturale nel paese di adozione (Lo Cascio, 1987: 99 ss.) Nel paese ospite l`emigrato ha grande urgenza di imparare la lingua del luogo, soprattutto quando è costretto a cercarsi da sé un`occupazione e non è arrivato con un contratto di lavoro in tasca. Anche sul piano delle relazioni umane e sociali quotidiane ha bisogno di interagire con la gente locale e quindi deve per forza apprendere la loro lingua. Il grado e la velocità di apprendimento e comprensione dell`idioma del luogo cambia a seconda del tipo di lingua. Si può constatare una grande differenza tra quello che è avvenuto e avviene in Argentina e tra quello che è successo nei paesi ospite nei quali non si parlano lingue romanze. L`emigrato comincia ad apprendere la lingua del paese che ha scelto come nuovo luogo di residenza. La sua situazione si distingue da quella di un`altra persona che studia una lingua straniera, perché ha il vantaggio di apprenderla nel luogo dove tale lingua si parla quindi l`apprendimento avviene nel contesto della vita quotidiana o in quello del lavoro, in maniera però casuale, spontanea e non programmatica. Una volta arrivato nel paese ospite, l`emigrato a contatto con la lingua straniera sviluppa una sua strategia di apprendimento. Acquisisce gli 20 elementi lessicali di base legati soprattutto al campo del suo lavoro e alla vita quotidiana. Poi man a mano comincia ad impadronirsi in modo più complesso ed articolato dei termini, delle strutture linguistiche che lo mettono in condizione di sostenere conversazioni che gli consentono di sopravvivere. Il parlatore tende ad utilizzare le conoscenze linguistiche che già possiede nella madrelingua e manipolandole, le espande e le modifica in maniera da incorporare le conoscenze della lingua straniera. Così tende ad unificare il più possibile le conoscenze linguistiche della lingua materna e della lingua straniera in un unico sistema linguistico. Le conoscenze acquisite nella lingua straniera possono mutare la natura della lingua madre. I termini che sono legati al lavoro sono frequentemente nuovi e quindi non sono presenti nella sua madrelingua dato che il tipo di occupazione che viene svolto nel paese ospite è diverso da quello che veniva svolto nel paese d`origine. L`italiano quindi apprende i termini del mestiere, vuol dire il lessico ed espressioni del linguaggio settoriale specifico, che egli non conosceva e non conosce nell`italiano. Acquisisce oltre a ciò un linguaggio legato a specifiche forme di vita, proprie della lingua del paese ospite ed inesistenti nella lingua materna e nella cultura di origine. L`emigrato quindi, nel momento in cui parla la propria lingua madre, talvolta inserisce termini lessicali della lingua straniera se non conosce il corrispondente nella sua lingua. Questo fenomeno tende a espandersi e a diventare più frequente visto che il contatto continuo con la lingua straniera lo porta a dimenticare anche i termini che conosceva nella lingua madre che comincia a diventare ibrida e comincia a formarsi una koinè di lingue che solo per gli emigrati nello stesso paese straniero può fungere da veicolo di comunicazione. Più aumenta e diventa costante l`uso della lingua straniera più avvengono mutamenti nella lingua materna. Basti pensare appunto all`uso di salire per partire nel caso di contatto dell`italiano con lo spagnolo. La lingua materna comincia a trasformarsi in lingua di emigrazione, cioè in lingua ridotta e in tanti casi contaminata da elementi provenienti da un`altra lingua che vengono a sostituire o ad aggiungersi ai termini della lingua madre. La sua lingua materna si impoverisce sempre di più sul piano produttivo. Non trova più i vocaboli, la sua competenza lessicale e idiomatica, già povera nel momento di partenza, si è ridotta ancora di più. A questo punto l`emigrato si accorge di non possedere nessuna conoscenza linguistica sicura, né nella lingua madre né nella lingua straniera ed entra in una fase talvolta di disorientamento, incupimento e depressione. Il miglior modo per recuperare le sue competenze nella lingua materna sarebbe naturalmente quello di ritornare in Italia, anche se solo per qualche mese. 21 L`incontro dell`italiano e dello spagnolo nel Río de la Plata ci presenta due aspetti linguisticamente diversi: 1.) l`influenza dell`italiano sullo spagnolo parlato nel Río de la Plata (sia dagli argentini sia dagli italiani) 2.) l`influenza dello spagnolo argentino sull`italiano parlato nel Río de la Plata (sia dagli immigrati italiani sia dagli argentini) La lingua dell`emigrante italiano ha contribuito da un lato alla creazione del lunfardo, il gergo della città di Buenos Aires, e dall`altro ha lasciato profonde tracce nella letteratura argentina. Il lunfardo, l`argot di Buenos Aires nasce e si diffonde contemporaneamente alla lingua dell`immigrante e viene piano piano adottato dai settori più popolari e consacrato dal tango, dalla poesia, dal sainete e da tutto il teatro popolare. Il lessico del lunfardo conta circa 7000 parole tra le quali si trova una straordinaria ricchezza di italianismi. La terminologia del lunfardo è frutto di un consenso collettivo sui significati. C`è presente una certa elasticità semantica, in quanto il significato traslati si converte in una vera metafora che può generare altre metafore p.e.: laburo che significa furto o lavoro, produce figure metaforiche derivate dal concetto iniziale se labura la mina (si fa la corte alla ragazza), estudiar es un laburo (studiare è faticoso). La diversità dell`uso, la polisemia è possibile perché esiste un accordo sul significato base del termine. Inoltre, chi parla lunfardo, conosce in genere l`altro termine spagnolo e sceglie quindi fra due possibilità espressive. Il gran numero di italianismi gastronomici che lo spagnolo argentino ha incorporato dimostra la forte influenza che gli italiani hanno esercitato nel campo culinario siccome i numerosi immigranti italiani hanno portato con sé i loro costumi alimentari oppure hanno addirittura aperto ristoranti e trattorie e a causa della fama di certe case produttrici italiane che hanno imposto i loro prodotti. Nella lingua dell`emigrante italiano in Argentina si incontrano questi elementi: dialetto spagnolo + (elementi casuali dell`italiano) La confluenza di questi tre elementi crea quell`ibrido o pasticcio linguaggio di cui base è il dialetto e lo spagnolo. Questa lingua dell`immigrante è il risultato della fusione di lingue. La 22 modificazione del loro rapporto si deve alla ricchezza e la varietà dei dialetti italiani e alla provenienza dell`imigrato. A ciò si aggiungono vari gradi di apprendimento e di assimilazione. Mentre la base linguistica per un`argentino rimarrà sempre lo spagnolo (dato che egli vive in un ambiente di lingua spagnola) la situazione risulta meno chiara per un immigrato italiano di scarsa cultura: si va offuscando la coscienza della lingua madre senza che si sviluppi in lui la coscienza della lingua straniera. Cosí quando egli arriva ad un certo grado di confusione linguistica, sarà molto difficile definire in quale momento egli parli italiano (spagnolizzato) e in quale momento invece si articoli in spagnolo (italianizzante). Diventa quindi un`impresa impossibile isolare le rispettive influenze dello spagnolo e dell`italiano sulla parlata dell`emigrante cosicché non si possa parlare di un limite assoluto fra le due lingue. La sua intenzione di esprimersi nell`una o nell`altra lingua rimane l`unico criterio distintivo. Questa lingua dell`emigrante, il pasticcio linguistico, quindi questa lingua mista viene anche chiamata cocoliche. Questo termine non è privo di connotazioni ironiche. Cocoliche è il nome di un manovale calabrese che lavorava del circo dei fratelli Podestà che erano genovesi e che rappresentavano pantomime, opere brevi e farse ispirate a temi argentini. Quando posero in scena Juan Moreira nel 1886 prende avvio il moderno teatro argentino. Le avventure del gaucho perseguitato dalla legge e protagonista di rocambolesche imprese esercitarono un notevole fascino sul pubblico. Per dare un nuovo stimolo allo spettacolo si introdusse un personaggio che rappresentava il contrappunto comico alla figura di Juan Moreira e che parlava come Cocoliche: un`arrangiamento fra spagnolo, calabrese, gauchesco ed italiano. La fusione tra l`italiano (o meglio un dialetto italiano) e lo spagnolo argentino nella parlata dell`emigrante può andare dalla semplice adozione di qualche elemento dell`altra lingua - sia spagnolo sia italiano, secondo che il parlante voglia esprimersi in italiano o in spagnolo all`uso di una lingua mista che è difficile da capire per chi non conosca bene le due lingue. Il grado e l`estensione della mescolanza linguistica cambiano, col tempo nel singolo parlante: varie forme scompariscono, altre nuove intervengono ma generalmente si può dire che la lingua dell`emigrante tende ad approssimarsi col passare di tempo di più allo spagnolo e ad allontanarsi dall`italiano. In quest`evoluzione linguistica l`immigrano incolto non parla né l`una lingua né l`alra. Questo fenomeno d`incontro e di fusione di due lingue in Argentina è dovuto alla somiglianza strutturale (fonetica o grafica), all`affinità semantica, alla polivalenza, all`opposizione, alla frequenza, alla carica semantica, all`insostituibilità di parole e di suoni, alla tendenza nel parlante all`ipercorrezione, alla falsa etimologia, all`incrocio, al calco, alla traduzione, alla 23 sostituzione di comodità, e, insomma, alle varie forme di adozione. L`intensità d`incontro e di fusione di queste due lingue cambia individualmente a secondo dei diversi meccanismi psicologico-linguistici ma ci si possono costattare delle contaminazioni di carattere generale. 24 Bibliographie Teil I Agenzia Consolare d`Italia (o.J.a). „ Konsularische Dienstleistungen. Meldeamt” . In: http://www.sedi.esteri.it/wolfsburg/de/meldeamt.htm [14.9.2006] Agenzia Consolare d`Italia Moron „ Cittadinanza” . (o.J.). 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Zeittafel Argentinische Präsidenten: Amtszeit Präsident Junta Grande Cornelio Judas Tadeo de Saavedra Rodríguez (Präsident der 1810 Ersten Junta; Beisitzer: Manuel Alberti, Miguel Azcúenaga, Manuel Belgrano, Juan Castelli, Juan Larrera, Domingo Matheu; Sekretäre: Mariano Moreno, Juan Jos) Präsidenten der (Zweiten) Großen Junta 1810 - 1811 Cornelio Judas Tadeo de Saavedra Rodríguez 1811 Domingo Matheu Chicola 1811 - 1812 1812 1812-1813 1813-1814 Erstes Triumvirat: Feliciano Antonio Chiclana y Ximénez de Paz, Manuel de Sarratea Altoguirre, Juan José Esteban Paso Fernández Erstes Triumvirat: Feliciano Antonio Chiclana y Ximénez de Paz, Manuel de Sarratea Altoguirre, Juan Martín de Pueyrredón y O'Dogan Zweites Triumvirat: Juan José Esteban Paso Fernández, Nicolás Santiago Rodríguez de la Peña y Funes, Antonio Álvarez de Jonte Zweites Triumvirat:Juan José Esteban Paso Fernández, Nicolás Santiago Rodríguez de la Peña y Funes, Gervasio Antonio de Posadas Dávila Directores Supremos 1814 - 1815 1. Direktorium: Antonio Gervasio de Posadas Dávila 1815 2. Direktorium: Carlos María de Alvear y Balbastro 1815 Juan José Viamonte González 1815 - 1816 3. Direktorium: José Ignacio Álvarez Thomas 1816 4. Direktorium: Antonio González de Balcarce 1816 - 1819 5. Direktorium: Juan Martín de Pueyrredón y O'Dogan 1819 - 1820 6. Direktorium: José Casimiro Rondeau Pereyra 1820 Nach dem Sturz des letzten Direktoriums durch die aufständischen Provinzen 60 am 1. 2. 1820 wird eine Art Zentralgewalt von den Gouvernuren in Buenos Aires ausgeübt. Juan Pedro Julián de Aguirre y López de Anaya (interimistisch) 1820 - 1826 keine Zentralregierung 1826 - 1827 Bernardino de la Trinidad González Rivadavia y Rivadavia 1827 Alejandro Vicente López y Planes (provisorisch) 1827 - 1852 keine Zentralregierung (in Buenos Aires regierte während nahezu der gesamten Zeit Juan Manuel de Rosas) Director Provisional 1853- 1860 Justo José de Urquiza 1860 - 1861 Santiago Derqui 1862 - 1868 Bartolomé Mitre 1868 - 1874 Domingo Faustino Sarmiento 1874 - 1880 Nicolás Avellaneda 1880 - 1886 Julio Argentino Roca 1886 - 1890 Miguel Juárez Celman 1890 - 1892 Carlos Pellegrini 1892 - 1895 Luis Sáenz Peña 1895 - 1896 José Evaristo Uriburu 1895 - 1896 Julio Argentino Roca (interimistisch während einer Erkrankung von Uriburu) 1896 - 1898 José Evaristo Uriburu 1898 - 1904 Julio Argentino Roca 1904 - 1906 Manuel Quintana 1906 - 1910 José Figueroa Alcorta 1910 - 1914 Roque Sáenz Peña 1914 - 1916 Victorino de la Plaza 1916 - 1922 Hipólito Yrigoyen 1922 - 1928 Marcelo Torcuato de Alvear 1928 - 1930 Hipólito Yrigoyen 1930 - 1932 José Félix Uriburu (de facto) 61 1932 - 1938 Agustín Pedro Justo 1938 - 1942 Roberto María Ortiz 1942 - 1943 Ramón Castillo 1943 Arturo Rawson 1943 - 1944 Pedro Pablo Ramírez (de facto) 1944 - 1946 Edelmiro Julián Farrell (de facto) 1946 - 1955 Juan Domingo Perón 1955 Eduardo Lonardi (de facto) 1955 - 1958 Pedro Eugenio Aramburu (de facto) 1958 - 1962 Arturo Frondizi 1962 - 1963 José María Guido (Provisorischer Präsident des Senates, interimistisch) 1963 - 1966 Arturo Umberto Illía 1966 - 1970 Juan Carlos Onganía (de facto) 1970 - 1971 Roberto Marcelo Levingston (de facto) 1971 - 1973 Alejandro Agustín Lanusse (de facto) 1973 Héctor José Cámpora (starb während seiner Präsidentschaft) 1973 Raúl Alberto Lastiri (interimistisch) 1973 - 1974 Juan Domingo Perón (starb während seiner Präsidentschaft) 1974 - 1976 Isabel Martínez de Perón 1976 Militärjunta (Jorge Rafael Videla, Emilio Massera, Orlando Agosti) (de facto) 1976 - 1981 Jorge Rafael Videla (de facto) 1981 Roberto Eduardo Viola (de facto) 1981 Carlos Alberto Lacoste (de facto) 1981 - 1982 Leopoldo Galtieri (de facto) 1982 Alfredo Oscar Saint Jean (de facto) 1982 - 1983 Reynaldo Bignone (de facto) 1983 - 1989 Raúl Alfonsín 1989 - 1999 Carlos Menem 1999 - 2001 Fernando de la Rúa 62 2001 Ramón Puerta (Provisorischer Präsident des Senates, interimistisch) 2001 Adolfo Rodríguez Saá 2001 - 2002 Eduardo Camaño (Präsident der Abgeordnetenkammer, interimistisch) 2002 - 2003 Eduardo Duhalde 2003 - Néstor Kirchner Quelle: Von Oven (1969:357), Glatz (1997:287), Sommavilla (1996:297),Wikimedia Foundation Inc. (letztes Update 12.9.2006) 63 2. Kontaktadressen der Comites Sitz des Komites Stadt Adresse Telefonnummer Fax Email Präsident 1. Bahía Blanca 8000 BAHÍA BLANCA Rondeau n. 236 0054 291 45 17 125 0054 291 45 17 125 [email protected] Juan Carlos Paglialunga 2. Buenos Aires 1038 BUENOS AIRES Tte Gral J. D. Perón 1362 0054 4375 03 28 [email protected] Lic. Ricardo Merlo 3. Cordoba 5000 CORDOBA Chacabuco 133 0054 351 42 45 224 0054 351 42 64 590 [email protected] Rodolfo Borghese 4. La Plata 1900 LA PLATA Calle 18 n. 785 0054 221 48 23 040 0054 221 48 23 040 5. Lomas de Zamora 1832 LOMAS DE ZAMORA Saenz 345 6. Mar del Plata 7600 MAR DEL PLATA Av. Edison 127 0054 223 48 96 399 7. Mendoza 5000 MENDOZA Nicolás Avellaneda 61 0054 261 42 33 043 8. Morón 1754 SAN JUSTO (Bs.As.) Calle Juan Florio 3230 0054 11 44 41 49 03 0054 11 44 41 49 03 9. Rosario 2000 ROSARIO Montevideo 611 0054 341 42 54 803 0054 341 42 54 803 0054 223 48 96 399 Quelle: Ministero per gli Italiani nel Mondo (letztes Update 17.5.2006) und Feditalia (2003) 64 Guillermo I. Rucci [email protected] Santa Vassallo comitesmardelplata@ Raffaele Vitiello [email protected] Bruno Pegorin Francesco Rotundo [email protected] Giuseppe Angeli 3. Diplomatische Vertretungen Italienische Botschaften und Konsulate in Argentinien ARGENTINA E-mail: [email protected], BUENOS AIRES - Ambasciata d'Italia [email protected] Amb. Stefano Ronca Indirizzo: Calle Billinghurst, 2577 - 1425 Buenos CORDOBA - Consolato Generale I cl. Aires Cons. Gen. Stefano Moscatelli Tel: 005411 48013232 Indirizzo: Av. Velez Sarsfield 360 - 5000 Cordoba Fax: 40112159 Tel: 00543515261032 Homepage: www.ambitalia-bsas.org.ar Fax: 526 1010 E-mail: [email protected] Homepage: www.itacordoba.org.ar E-mail: [email protected] ROSARIO (SANTA FE') - Consolato Generale I cl. Cons. Gen. Claudio Miscia LA PLATA - Consolato Generale Indirizzo: Boulevard Oroño, 1593 - Rosario Cons. Gen. Stefano Soliman Tel: 0054 341 4407020/1/2 Indirizzo: Calle 48 n.869 CAP. 1900 La Plata Fax: 4258189 Tel: 0054221 5218800 Homepage: www.consit-rosario.org.ar Fax: 5218828 E-mail: [email protected] Homepage: www.con-it-laplata.org.ar E-mail: [email protected] BAHIA BLANCA - Consolato Generale I cl. Cons. Gen. Nicola Di Tullio MENDOZA - Consolato I cl. Indirizzo: Avenida Colòn, 446 - 8000 Bahia Blanca Cons. Tommaso Sansone Tel: 0054291 4544731, 4545140 Indirizzo: Calle Perù, esquina Necochea - 5500 Fax: 4551633 Mendoza Homepage: www.itabahiablanca.org.ar Tel: 0054261 4380453, 4231640 E-mail: [email protected] Fax: 4380714 Homepage: www.consitalia-mendoza.com.ar E-mail: [email protected] BUENOS AIRES - Consolato Generale I cl. Cons. Gen. Placido Vigo Indirizzo: Calle Marcelo T. de Alvear, 1149 - 1058 MAR DEL PLATA - Consolato Buenos Aires Cons. Paolo Emanuele Rozo Sordini Tel: 00541148166132, 00541148166133 Indirizzo: Viamonte 2216 - 7600 Mar del Plata Fax: 4816-6138 Tel: 0054223 4517703, 4512138 Homepage: www.consitalia-bsas.org.ar Fax: 4518623 65 Homepage: www.cons-italia.com.ar V. Cons. On. Remo Augusto Bolognesi E-mail: [email protected] Indirizzo: Avenida Presidente Peron, 739 Tel: 00543822 425416 Fax: 425416 CAMPANA (BUENOS AIRES) - Vice Consolato Onorario V. Cons. On. Milton Josè Juan Corillo NECOCHEA (BUENOS AIRES) - Vice Consolato Indirizzo: Calle Jean Juares, 894 - 2804 Campana Onorario Tel: 00543489 421641 V. Cons. On. Mariarosa Pandolfo Fax: 421641 Indirizzo: Calle 52 n. 3166 - (CP.7630) Tel: 00542262526738 CATAMARCA - Vice Consolato Onorario Fax: 0054 2262 526738 V. Cons. On. Pablo Vargiu E-mail: [email protected] Indirizzo: Calle Tucuman 621 - 4700 Catamarca Tel: 0054833 31807, 03833434469 NEUQUEN - Vice Consolato Onorario V. Cons. On. Carlos Caggiano Indirizzo: Roca 86 - 8300 Neuquen COMODORO RIVADAVIA (CHUBUT) - Vice Consolato Onorario V. Cons. On. Ana Maria D'Alessandro Fax: 00542941423596 Indirizzo: Belgrano 845 9000 Comodoro Rivadavia E-mail: [email protected] Tel: 0054297 4464138, 00542974473248 PARANA' (ENTRE RIOS) - Vice Consolato CORRIENTES - Vice Consolato Onorario Onorario Indirizzo: Calle Baigorria 1852 - 3400 Corrientes V. Cons. On. Rosa Bellummia Tel: 00543783 463326 Indirizzo: Hilario Lagos 1309 (3100) Paranà Fax: 463326 Tel: 0054343 4372480 E-mail: [email protected] E-mail: [email protected] FORMOSA - Vice Consolato Onorario POSADAS (MISIONES) - Vice Consolato V. Cons. On. Bruno Flumian Onorario Indirizzo: Av. Gutnisky, 4555 - 3600 Formosa V. Cons. On. Armando Hector Monzani Tel: 00543717 452880, 4528833 Indirizzo: Felix de Azara 2180 - 3300 Posadas Fax: 452880 (Misiones) Tel: 00543752 424102 - 430470 (sede GENERAL SAN MARTIN (BUENOS AIRES) - professionale) Vice Consolato Onorario Fax: 430470 (sede professionale) Indirizzo: Carlos Pellegrini 2026 - (1650) San Martin QUILMES (BUENOS AIRES) - Vice Consolato Tel: 005411 47550459 Onorario Fax: 47550459 Indirizzo: Avda. Mosconi n.4189 1878 Quilmes Tel: 005411 42007271 Fax: 4200-7252 LA RIOJA - Vice Consolato Onorario 66 Fax: 424329 RESISTENCIA (CHACO) - Vice Consolato Onorario SAN ISIDRO (BUENOS AIRES) - Vice Consolato V. Cons. On. Pablo Alberto Posanzini Onorario Indirizzo: San Lorenzo 608 - Resistencia - Chaco - V. Cons. On. Di Raimondo Giovanni C.P. 3500 Indirizzo: Avenida del Libertador 14808 - Tel: 00543722421633 (B1641ANR) Acassuso Tel: 005411 47920562 SALTA - Vice Consolato Onorario V. Cons. On. Serafina Russo SAN JUAN - Vice Consolato Onorario Indirizzo: Santiago Del Estero 497 4400 SALTA V. Cons. On. Aldo Roberto Manini Tel: 0054387 4224991 Indirizzo: Av. Josè I.de la Roza, 2174 Oeste - 5400 San Juan SANTA FE' - Vice Consolato Onorario Tel: 005464238306 V. Cons. On. Dino Gaetano Novello E-mail: [email protected] Indirizzo: San Martin 2244, 1°p. 4 - (3000) Santa Fe SAN LUIS - Vice Consolato Onorario Tel: 0054342 4561858 V. Cons. On. Tiberio Fioretto Fax: 4561858 Indirizzo: Calle Caseros, 664 - 5700 San Luis Tel: 0054652 23731, 30301 SANTA ROSA DE TOAY (LA PAMPA) - Vice Consolato Onorario SAN SALVADOR DE JUJUY - Vice Consolato V. Cons. On. Santiago LORDA Onorario Indirizzo: Calle Pellegrini 444 -6300 SANTA V. Cons. On. Adriana Riso ROSA - ARGENTINA Indirizzo: Avenida J.M.Fascio, 1078 (4600) Jujuy Tel: 0054 2954 426206, 422530 Tel: 0054388 4236272 Fax: 426206 TUCUMAN - Vice Consolato Onorario SANTIAGO DEL ESTERO - Vice Consolato V. Cons. On. Cangemi Margherita Onorario Indirizzo: 24 de Setiembre 1021 - 4000 San Miguel V. Cons. On. Fernando Gioya de Tucumàn Indirizzo: Cassafousth,17 - 4300 La Banda - Tel: 0054381 4223830 Santiago del Estero Fax: 4310426 Tel: 0054385 4275243 E-mail: [email protected] Fax: 4271908 VIEDMA (RIO NEGRO) - Vice Consolato SAN CARLOS DE BARILOCHE - Vice Consolato Onorario Onorario V. Cons. On. Carlo Erminio Albertini V. Cons. On. Dordoni Alejandra Beatriz Indirizzo: Colon 248-8500 VIEDMA Indirizzo: P. Moreno353 Tel: 00542920 423328 Tel: 00542944424329 E-mail: [email protected] 67 (Santa fe) Tel: 00543462 437990 LOMAS DE ZAMORA (BUENOS AIRES) Agenzia consolare Indirizzo: Avenida Meeks, 701 - 1834 Temperley VILLA CONSTITUCION (SANTA FÈ) - Agenzia Tel: 0054114292 7954/7956, 8258, 8273 consolare onoraria Fax: 42927955 A. Cons. On. Anna Maria Dell' Elce in Bodrero Homepage: www.italomas.org.ar Indirizzo: Calle Moreno 1250 - 2919 Villa E-mail: [email protected] Constitucion Tel: 00543461 473322 Fax: 474297 MORON (BUENOS AIRES) - Agenzia consolare Indirizzo: Republica Oriental del Uruguay- 1291708 - Moron VILLA MARIA (CORDOBA) - Agenzia consolare Tel: 005411 462995573, 44894676 onoraria Fax: 005411 44831143 A. Cons. On. Miguel Veglia Homepage: www.itamoron.org.ar Indirizzo: San Juan 1369 - 1 P. (5900) Villa Maria E-mail: [email protected] USHUAIA (TERRA DEL FUOCO) - Agenzia VILLA REGINA (RIO NEGRO) - Agenzia consolare consolare onoraria Indirizzo: Indirizzo: Avenida Rivadavia, 117 - 8336 Villa Tel: 00542901440406 Regina Tel: 00542941 463456 Fax: 461362 GENERAL ALVEAR - Agenzia consolare Indirizzo: Dipendente dal Consolato di I cl. CASILDA (SANTA FÈ) - Agenzia consolare Mendoza onoraria A. Cons. On. Oscar Olivio di Chiara CARLOS CASARES - Agenzia consolare Indirizzo: Mitre 1775- (2170) Casilda A. Cons. Sigal Ricardo Jorge Tel: 00543464 423520 Indirizzo: Dipendente dal Cons. Gen. La Plata Fax: 423520 CHIVILCOY (BUENOS AIRES) - Agenzia RAFAELA - Agenzia consolare onoraria consolare onoraria Indirizzo: Calle Moreno, 320 - Rafaela (2300) A. Cons. On. Eduardo Nestor Durante Tel: 00543492436194 Indirizzo: Avenida Ceballos, 37 - 6620 Chivilcoy Fax: 4335442 Tel: 00542346 422555 Fax: 422555 VENADO TUERTO (SANTA FÈ) - Agenzia consolare onoraria CONCEPCION DEL URUGUAY - Agenzia A. Cons. On. Luis Norberto Andres Mussini consolare onoraria Indirizzo: Belgrano 147 - 2600 Venado Tuerto A. Cons. On. Laura Patricia Canessa 68 Indirizzo: Estrada 926 (3260) Concepcion del Uruguay MERCEDES (BUENOS AIRES) - Agenzia Tel: 00543442 424619 consolare onoraria Fax: 424438 A. Cons. On. Armando Infanti Indirizzo: Calle 16, n. 797 - 6600 Mercedes CONCORDIA - Agenzia consolare onoraria Tel: 00542324 424043 Indirizzo: Estrada 118 - Concordia Fax: 424043 Tel: 0054345 4215455 MORENO (BUENOS AIRES) - Agenzia consolare ESQUEL (CHUBUT) - Agenzia consolare onoraria onoraria A. Cons. On. Gladys Carla Rossi in Colabelli A. Cons. On. Maria Concetta Bianchi Indirizzo: Darwin 338 9200 Esquel Indirizzo: Calle Chacabuco, 352 - (1744) Moreno Tel: 00542945 450028 Tel: 0054237 4622560 Fax: 450028 Fax: 4622560 GENERAL ROCA (RIO NEGRO) - Agenzia NOGOYA' - Agenzia consolare onoraria consolare onoraria Indirizzo: Maipù, 925 - 3150 Nogoyà Indirizzo: Sarmiento 1742 8332 General Roca Tel: 00543435 421480 Tel: 00542941 423596, 00542941425837 Fax: 422994 Fax: 00542491423596 OLAVARRIA (BUENOS AIRES) - Agenzia JUNIN (BUENOS AIRES) - Agenzia consolare consolare onoraria onoraria A. Cons. On. Fanesi Daniel Josè A. Cons. On. Antonio di Viesti Indirizzo: Calle Dorrego, 2851- 7400 Olavarria Indirizzo: Calle San Martin, 803 - 6000 Junin Tel: 00542284 431112 Tel: 00542362447561 Fax: 431112 Fax: 431178 E-mail: [email protected] PERGAMINO (BUENOS AIRES) - Agenzia consolare onoraria LEONES (CORDOBA) - Agenzia consolare A. Cons. On. Pasqualina Ramella onoraria Indirizzo: Vergara Campos 1291 (2700 Pergamino Indirizzo: Calle Ramon Infante, 568 - 2594 Leones Tel: 00542477 424609 Tel: 00543472 481038 Fax: 424609 Fax: 481281 PUERTO MADRYN - Agenzia consolare onoraria LAS VARILLAS (CORDOBA) - Agenzia A. Cons. On. Angelo Scicolone consolare onoraria Indirizzo: 28 de Julio 129 - 9120 Puerto Madryn A. Cons. On. Domingo Paolo Larghi Tel: 00542965 471318 Indirizzo: Calle Italia, 354 5940 LAS VARILLAS Fax: 471318 Tel: 00543533 421085 Fax: 420331 RIO CUARTO (CORDOBA) - Agenzia consolare 69 onoraria Tel: 00542293 432469 Indirizzo: Calle Colon, 243 5800 Rio Cuarto Fax: 0054 2293 441490 Tel: 00543584623528 Fax: 4623528 TRES ARROYOS (BUENOS AIRES) - Agenzia E-mail: [email protected] consolare onoraria A. Cons. On. Carolina Cenci in Gentile SAN FRANCISCO (CORDOBA) - Agenzia Indirizzo: Lavalle 556 7500 Tres Arroyos consolare onoraria Tel: 00542983 429575, 00542983453369 A. Cons. On. Antonio Juan Carlos di Monte Indirizzo: Av. Libertador Norte 75 (2400) SAN FRANCISCO Quelle: Ministero degli Affari Esteri Tel: 00543564443200 (1996-2004a) Fax: 443200 SAN JORGE (SANTA FÈ) - Agenzia consolare onoraria A. Cons. On. Miguel Angel Durando Indirizzo: Calle Rivadavia, 1343 - San Jeorge (2451) Tel: 00543406 442023 Fax: 440977 E-mail: [email protected] SAN MIGUEL (BUENOS AIRES) - Agenzia consolare onoraria Indirizzo: Calle Italia, 1334 - (1663) San Miguel Tel: 005411 46646094 Fax: 46646094 SAN RAFAEL (MENDOZA) - Agenzia consolare onoraria A. Cons. On. Ricardo Stradella Indirizzo: Calle Francia, 113 Tel: 0054627 28393 Fax: 30131 TANDIL (BUENOS AIRES) - Agenzia consolare onoraria A. Cons. On. Renato Giovanni Cordi Indirizzo: C/O DANTE ALIGHIERI CHACABUCO 149 - 7000 TANDIL 70 Argentinische Botschaften und Konsulate in Italien Argentinische Botschaft: Homepage: www.ambasciata.argentina.it Kanzlei: Piazza dell'Esquilino, 2, p. 2° - 00185 Roma Tel. 064742551-2-5 - Fax 064819787 E-mail: [email protected] konsularische Abteilung: Via Vittorio Veneto, 7 - 00187 Roma Tel. 0642870023 0642016021 - Fax 06483586 E-mail [email protected] zuständiges Militäramt: Piazza dell'Esquilino, 2 - 00185 Roma Tel. 064871456 zuständiges Luftfahrtsamt: Piazza dell'Esquilino, 2 - 00185 Roma Tel. 064880296 - Fax 0648903045 zuständiges Schifffahrtsamt: Piazza dell'Esquilino, 2 - 00185 Roma Tel. 0648903045 - Fax 064872255 Handelsamt: Piazza dell'Esquilino, 2 - 00185 Roma E-mail [email protected] Kulturamt: Via Vittorio Veneto, 7-2° Piano - 00187 Roma Tel. 064873866 06484833 - Fax 0648904740 E-mail [email protected] Quelle: Ministero degli Affari Esteri (1996-2004b) Generalkonsulat: Via Agnello, 2 –4° piano - 20121 Milano Tel. 0277729420 0277729430 0277729429 - Fax 0277729444 E-mail [email protected] Quelle: Quelle: Ministero degli Affari Esteri (1996-2004c) 71 4. Italienische Kulturinstitute in Argentinien BUENOS AIRES - Istituto Italiano di Cultura Direttore: Dott. Ennio BISPURI Indirizzo: M.T. de Alvear, 1119 - 3º piso - 1058 BUENOS AIRES Tel: +54 11 48166028, 48161529 Fax: +54 11 48166083 Homepage: www.iicbuenosaires.esteri.it E-mail: [email protected] CORDOBA - Istituto Italiano di Cultura Direttore: Dott. Luigi VOLTA Indirizzo: Calle Ayacucho 131 - CORDOBA 5000 Tel: +54 351 4213999 Fax: +54 351 4236553 Homepage: www.iic-cordoba.com.ar E-mail: [email protected] Quelle: Ministero degli Affari Esteri (1996-2004a), Ministero degli Affari Esteri (1996-2004e) und ArgentinaOnline (2000) 72 5. Organisationen und Assoziationen in Italien Institution: 1.) A. P. R I. - Adresse: Associazione Per Rimpatrio Italiani Via Eleonora D`Arborea, 21/23- 00162 Roma 2.) Istituto Italo-Latino Americano Piazza Benedetto Cairoli , 3 - Palazzo Santa Croce - 00186 Roma 3.) Organizzazione Internazionale per le Migrazioni Via Nomentana, 62 - 00161 Roma (International Organization for Migration) OIM (IOM) 4.) Unione Latina Via Nazionale, 172 –00184 Roma 5.) Associazione Culturale Italo Latino Americana Viale Regina Margherita, 239- 00198 Roma Gli Appennini e Le Ande 6.) Associacione Socio-culturale Latinoamericana "El Còndor" Via Bixio, 12- 00185 Roma 7.) Associazione Buenos Aires Tango Via delle Ruote, 6R- Firenze 8.) Associazione Tamotango Via Gennaro Capuozzo, 52- (Fuorigrotta) Napoli 9.) Associazione Culturale Caminito Via V. Viviani, 13- 56124 Pisa 10.) Associazione Culturale Libertango Dorsoduro, 1540C-(Campopiello Sarturio)Venezia 73 Telefon- bzw. Faxnummer: Emailadresse: 1.) 0039/ 0644202258- Fax 06-44119809 [email protected] 2.) 06684921 - Fax 066872834 [email protected] Homepage: www.iila.org 3.) 0644231428-34-3906441861- Fax 064402533 [email protected] www.iom.int 4.) 066787606 066786821- Fax 066787608 [email protected] 5.) 0644234736 Fax 064423736 [email protected] 6.) 03474548793 Fax 0649383536 [email protected] 7.) 055-47055-473555 [email protected] www.buenosairestango.it 8.) 0812428567/ 3284736289 [email protected] www.tamotango.it 9.) 050/9711190 [email protected] 10.) 340-5373780 [email protected] http://libertango.provincia.venezia.it/ 74 8. Deutsche Zusammenfassung Mit der Erschaffung des Menschen geht auch sein Drang und die Notwendigkeit zum Wandern einher. Die geistigen Fähigkeiten des Menschen sind verantwortlich für seinen Erfindungsreichtum, sein Lern-, Kommunikations- und Kooperationspotenzial sowie für seine Fähigkeit, sich weit außerhalb seiner ursprünglichen Heimat [...] einzustellen (Parker, Geoffrey,1995:20ff.). Die Emigration ist Teil der italienischen Geschichte so wie die Immigration Teil der argentinischen Geschichte ist. Während jedes dieser beiden Länder die Geschichte aus seinem Blickwinkel erzählt, wird in dieser Arbeit versucht, die Historie dieser beiden Länder miteinander zu verbinden, um zu erklären, weshalb Italien und Argentinien bis zum heutigen Tage so eng miteinander verbunden sind. Es war nicht nur ein Genuese, der diesen Kontinent entdeckte; der Erdteil trägt auch den Namen eines Italieners und sowohl Nord- als auch Südamerika wurden in weiterer Folge von Italienern bereist, erforscht und durchquert, ohne dass Italien auch nur ein Flecken amerikanisches Land sein eigen nennen konnte. Doch wenn auch über Umwege und in anderer Form, so werden sich die Italiener diesen Kontinent und vor allem Argentinien erobern. Argentinien ist ein Einwanderungsland, das zweitgrößte der Erde. Das Land am Silberstrom verstand sich selbst stets als solches. Man kann auch die argentinische Geschichte bzw. überhaupt die Mentalität der argentinischen Bevölkerung nur dann wirklich verstehen, wenn man sich mit seinen Einwanderern befasst hat. Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte Argentinien zu den reichsten Ländern der Welt und wies eines der weltweit höchsten ProKopf-Einkommen auf. Aufgrund der laufenden Erschließung enormer Landstriche und des Wirtschaftswachstums konnten zwischen 1856 und 1932 6.4 Millionen Menschen einwandern. Während Argentinien ein Einwanderungsland war, war Italien ein Auswanderungsland. Zwischen 1860 und 1985 verließen 29 Millionen Italiener ihre Heimat. Argentinien, Brasilien und die USA werden als die tre Italie fuori Italia bezeichnet. War Argentinien eines der größten Gastgeberländer, so war Italien eines der Emigrationsländer Europas: Man vermutet, dass in 60 Millionen Personen außerhalb Italiens italienisches Blut fließt, doch nur vier Millionen sind im A.I.R.E. als solche registriert. Seit den 30iger Jahren des 19. Jahrhunderts bis zum Ende der 50iger Jahre des 20. Jahrhunderts waren es an die 3.500.000 Italiener, die in Argentinien eintrafen. Sie kamen aus 75 allen Regionen Italiens. Somit könnte man von einer historischen Einzigartigkeit sprechen, bedingt durch das Aufeinandertreffen einer zahlenmäßig großen Menge an Emigranten mit einer demografischen Leere. Besonders ist zudem der Umstand, dass die Italiener unter den ersten waren, die als Europäer dieses Land betraten. Dank seiner Emigranten konnte Italien seine Kultur, Sprache und sein savoir-vivre in die ganze Welt hinaustragen und es ist mitunter der Verdienst von italienischen Einwanderern, dass Argentinien heute das ist, was es ist: Die kleine Schwester Italiens bzw. das zweite Mutterland. Es waren zu viele Italiener, die in Argentinien eine neue Heimat fanden, als dass sie nicht an jedem Ort und in jeder sozialen Schicht vertreten wären. Man könnte fast alles in Argentinien mit den Italienern in Verbindung setzen. So schrieb Luigi Einaudi in seinem ersten Buch aus dem Jahre 1900 Un principe mercante: Argentinien wäre ohne die unermüdlichen Anstrengungen, ohne Mut zur Kolonisierung und ohne den Unternehmungsgeist der Italiener noch immer eine Wüste und die Städte wären bloß eine Mischung aus Stroh und Schlamm. Es sind die Söhne Italiens, die den Hafen von Buenos Aires ins Leben riefen und ganze Provinzen kolonisierten, die so groß waren wie Frankreich und Italien zusammen. Von zehn sind es neun Italiener, die die endlos weite Provinz Santa Fe urbar machten, woher heute all das Getreide stammt, das den europäischen Markt überschwemmt. Es sind die Italiener, die unerschrocken auf den Hügeln der Provinz Mendoza mit dem Weinbau begannen, auch unter den argentinischen Industriellen sind unzählige Italiener wie sie auch die Erbauer und Architekten Südamerikas sind, es ist der italienische Unternehmer, der, indem er dem Engländer nacheifert, an den Ufern des Río de la Plata mehr als 500 Millionen staatliche Bauten errichtete (meine Übersetzung). Dass die Italiener in diesem Gebiet auch enormen Einfluss auf die sprachliche Entwicklung ausübten, kann also nur als eine logische Konsequenz betrachtet werden. Die sprachliche und kulturelle Nähe zwischen dem Gastgeberland und den italienischen Emigranten nahm einen außergewöhnlichen Verlauf: Der andernorts übliche Assimilationsprozess wurde vielmehr ersetzt durch eine Fusion zweier einander nahestehenden Kulturen und Sprachen. Da die Integration in Argentinien sehr gut funktionierte, ist es aus heutiger Sicht sehr schwer abzuschätzen, wie viele Argentinier tatsächlich italienische Vorfahren aufweisen können. Von ca. 37.5 Millionen Argentiniern im Jahre 2006 sollen an die 16 Millionen italienische Ahnen haben, auch von 20, sogar 25 Millionen ist die Rede. Heute sollen 60% der Bevölkerung von Buenos Aires italienische Wurzeln haben. Die große Lücke der deutschen Literatur zu diesem Thema soll durch meine Arbeit ein wenig gefüllt werden. 76 Mag. phil. (Dott.essa) Caroline Katschnig Residenza: Große Mohrengasse 27/4/26 A-1020 Wien/Vienna Österreich/ Austria Tel.: +43/650/51 49 442 email: [email protected] Curriculum vitae Informazioni personali Data di nascità: Luogo di nascità: Stato civile: Nationalità: Professione di fede: 29. April 1978 Louny (Repubblica ceca) celibe austriaca cattolica Formazione 09/88-06/96 Liceo classico Seebachergasse a Graz. Maturità classica Studi 10/98-10/01 Studio di lingue, letterature e culture romanze (Italiano e Francese ), Dipartamento di Studi Romanzi, Università KarlFranzens a Graz 10/00-07/07 Studio di lingue, letterature e culture romanze (Italiano e Francese ), Dipartamento di Studi Romanzi, Facoltà di Filologia e Culture, Università di Vienna Alma Mater Rudolphina Vindobonensis (Universität Wien) Tesi: Gli italiani e l`italiano in Argentina Relatore: Prof. Dott. Georg Kremnitz Laurea in filosofia 1 Ora Tesi di Dottorato di ricerca: Gli italiani in Argentina e gli argentini in Italia: Influenze culturali e linguistiche. Relatore: Prof. Dott. Georg Kremnitz Studi all`estero 10/00-03/01 Studio di Erasmus all`Università Marc-Bloch di Strasburgo (Francia) Corsi di lingua all`estero 07/94-08/94 Corso intensivo di francese, Francia(Arcachon) 09/94 Corso intensivo d`italiano,Italia (Modena) 07/95 Corso intensivo di francese, Francia (Cannes) 03/99-04/99 Corso intensivo d`italiano,Italia (Roma) 02/00 Corso intensivo d`italiano,Italia (Roma) 07/00-08/00 Corso intensivo d`italiano,Italia (Livorno) Conoscenze linguistiche Tedesco e Ceco (perfettamente; bilingue) Inglese (scritto e parlato: molto bene) Francese (scritto e parlato: molto bene) Italiano (scritto e parlato: molto bene) Spagnolo (comprensione: molto bene, conoscenze di base) Slovacco, Polacco, Croato (comprensione: molto bene) 2 Attività professionali svolte durante la formazione 09/98-9/02 Impartire ripetizioni agli scolari e studenti Attività lavorative svolte durante le vacanze: 07/93 07/98-09/98 09/95-12/95 08/99 Amministrazione comunale della città di Graz, ispettorato del lavoro G.B.H. Gastronomie Ges.m.b.H., 8010 Graz G.B.H. Gastronomie Ges.m.b.H. Röck, 8010 Graz Gioielleria della famiglia Habjanic, 8010 Graz Aggiornamenti/Certificazioni Corsi ed esami dati all`Università di Vienna: Englisch für sehr Fortgeschrittene (Corso superiore d`inglese) Einführung in die Rechtswissenschaften (Corso di base in Giurisprudenza) Soziologie für Juristen (Sociologia per giuristi) Übung aus Römischem Recht (Esercitazione in Giurisprudenza romana) European Law and Institutions (Istituzioni e diritti europei) Theoretische Grundlagen europäischer Wirtschaftspolitik (Corso di base in politica economica dell`Europa) Europäische Wirtschaftspolitik (Politica economica dell`Europa) Nationalsprachigkeit (Le lingue nazionali dell`Europa) Internet-Recherche (Ricerche sull`Internet) Migration in Europa (Migrazioni in Europa) Nationenbau und postnationale Gesellschaft in Europa (Le costruzioni delle nazioni europee e le società postnazionali dell`Europa) Accademia di Management all`Università di Economia di Vienna: Business Summer College 2005 (Corso estivo in economia del 2005) Vienna University Computer Center: Power Point (introduzione) Il lavoro scientifico su MS- Word Corsi di allargamento di competenze personali Bildungsforum / IFS (Institut für Studentenkurse)/: Retorica 1 Retorica 2 Linguaggio del corpo Coaching di se stesso Marketing di se stesso 2 3 Accademia dei mass-media Polycollege Stöbergasse: Corso di radio-giornalismo Voce & Radio- live on air Corso individuale sulla respirazione ed articulazione Ulteriori corsi Wifi Wien: La capacità di parlare liberamente Ulteriori informazioni Patente A+B, conoscenze di Word 2000 XP, Internet e ricerche sull`Internet, composizione di siti web, Power Point, Excel, Cool-Edit Interessi Viaggiare, aggiornamenti e corsi di specializzazione, leggere, ballare, arte e cultura, storia, avvenimenti quotidiani sul mondo, i mei amici 4