mein stück vom kuchen

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mein stück vom kuchen
September 2011
www.trailer-ruhr.de
MEIN STÜCK
VOM KUCHEN
EIN FILM VON CÉDRIC KLAPISCH
www.meinstueckvomkuchen.de
www
www
5
Auto mit Elektriktrick, Foto: Francis Lauenau
trailer-Thema.
www.trailer-ruhr.de I September 2011
5 Elektromobilität
Fahren wir bald schon alle mit Strom?
Bühne.
10 Theater Ruhr
„Zoo Story“ von Edward Albee im Rottstr5 Theater
11 Theater Duisburg
Aalto Theater Essen
12 Premiere
Thomas und Ayla Wessel über einen kontrovers
diskutierten Schriftzug an der Bochumer
Christuskirche
13 Theater Oberhausen
Grillo Theater Essen
14 Consol Theater
15 Dortmunder Theaternacht
16 Opernzeit
„Hanjo“ von T. Hosokawa bei der
Ruhrtriennale
18 Theater an der Ruhr Mülheim
19 Fletch Bizzel
GOP Varieté Essen
20 MIR Gelsenkirchen
22 culture club
Freudenhaus Theater Grend
23 Ruhrhochdeutsch
24 Kulturzentrum Herne
Komikzentrum Ruhr
Diverse Bühnen im Revier bieten irdische
Läuterungen
25 Ebertbad Oberhausen
26 Schauspiel Essen
27 Theater demnächst
Die neue Spielzeit im Ruhrgebiet
28 Theater-Kalender Ruhr
29 Cabaret Queue
Rheinisches Landestheater Neuss
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Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg.
KINO
Film des Monats
34
KINO
Kunst.
Kino.
33 Film-ABC/Vorspann
34 Film des Monats: „Le Havre“
Aki Kaurismäkis neuer Geniestreich
35 Kritikerspiegel Ruhr
Kino-Kalender Ruhr
36 Hintergrund
„Mein Stück vom Kuchen“
37 Filmkritiken
38 NRW-Film
„Über uns das All“ von Jan Schomburg auf
Preview-Tour in NRW
39 Gespräch zum Film
mit Regisseur Jan Schomburg zu „Über uns das All“
40 Hintergrund
„Hell“
42 Filmprogramm der Ruhrtriennale
45 Roter Teppich
trailer im Interview mit Moritz Bleibtreu über
seinen neuen Film „Mein bester Feind“
46 culture clubs
Preview „Über uns das All“
UCI Kinocafé „The King‘s Speech“
Kinoportrait Ruhr
Zu Besuch im Dortmunder „sweetSixteen“
47 weitere Filmkritiken
48 Interview
Harrison Ford über „Cowboys & Aliens“
www
Literatur.
50 Literatur-Portrait
Feridun Zaimoglus neuer Roman „Ruß“
51 Poetry
Sebastian23 über den schlechten Sommer
Die Videokolumne: www.trailer-ruhr.de/literatur-nrw
Comic-Kultur
Wortwahl
Lesen Sie aktuelle Buchbesprechungen unter
www.trailer-ruhr.de/literatur
52 Medienforum Essen
Literatur-Kalender
NRW-Film
38
LITERATUR
Foto: Bettina Fürst-Fastré
53 culture club
Industrie-Museum Oberhausen
54 Sammlung
Hans Günter Golinski über die Ausstellung
„Buddhas Spur“ im Kunstmuseum Bochum
55 Kunstwandel
Das Japan Media Arts Festival
im HMKV Dortmund
56 Ruhrkunst
Werner Graeff im Museum Alte Post/
Krupp-Fotografien in der Villa Hügel/
Joel Sternfeld im Folkwang Essen
57 Kunstkalender NRW
63 Dortmunder Museumsnacht
Kultur in NRW.
14 Theater in NRW
Das „Back to Back Theatre“ zu Gast am
Düsseldorfer Schauspielhaus
18 Oper in NRW
Donizettis „Liebestrank“ an der Aalto-Oper
53 Popkultur in NRW
Das Denovali-Swingfest in Essen
55 Kunst in NRW
Tomma Abts in der Kunsthalle Düsseldorf und
Yuji Takeoka im Quadrat Bottrop
Musical in NRW
„My Fair Lady“ in der Kammeroper Köln
trailer spezial.
4 Intro
8 Über Tage
Veranstalter Heri Reipöler über das
Zeltfestival Ruhr
9 Innovation
Eine Zeche in Gelsenkirchen als Bio-Plantage
58 Verlagssonderseiten: trailer bildet
59 Auswahl
61 Impressum
62 Magenbitter
Portrait
50
KUNST
Kunstwandel
Foto: Stardust Promotions Inc.
55
Intro
-ruhr.de
September 2011
Mit Fritz im Zelt, Foto: Francis Lauenau
trailer + trailer-ruhr.de
Kulturell zelten gehen
Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund
Thema
Opel Bochum und die E-Mobilität
Rainer Einenkel ist Betriebsratsvorsitzender
bei Opel in Bochum und im Vorstand des Netzwerks ruhrmobil-E. Er beantwortet die Frage,
ob Opel das Thema Ökologie verschlafen hat
mit einem klaren „Nein“.
Rainer Einenkel
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Foto: privat
Thema
Pionierarbeit in Bottrop
Markus Palm von der InnovationCity Management GmbH hat eine Vision von vernetzter
Mobilität und plant diese in Bottrop umzusetzen. Doch das Problem, so Palm, ist nicht die
Technik, sondern ein Umdenken in der Gesellschaft.
Markus Palm
Foto: Innovation City Management
Film
Vom Nazi zum Juden
Moritz Bleibtreu spricht über „Mein bester
Feind“, den Regisseur Wolfgang Murnberger
und erklärt warum Ernst und Humor in dem Film
ganz nah beieinander liegen.
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45
Sieht cool aus als Cowboy
Harrison Ford im Interview mit trailer über
seinen neuen Film „Cowboys & Aliens“. Auf
unsere Frage, welches Genre sein liebstes ist,
beichtet er: „Ich war nie ein großer Kinogänger.“
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Harrison Ford
Kunst
Going East
Der Direktor des Museum Bochum Hans Günter
Golinski sprach mit trailer über die die Ruhrtriennale begleitende Ausstellung „Buddhas Spur“
und warum die chinesische Avantgarde – allen
voran Ai Weiwei – nicht miteinbezogen wurde.
Dr. Hans Günter Golinski
Ob das Revier auch ästhetisch aufblühen kann? Befürworter der Elektromobilität entwerfen ein Szenario, in dem die Innenstädte von Lärm und
Gestank befreit sind. Bis dahin mag es noch etwas dauern, aber schon jetzt
finden die im kommenden Jahr auf den Markt kommenden Batterieautos
große mediale Beachtung. So macht der TRAILER im THEMA für diesen
Monat für drei Seiten auf Automagazin und widmet sich dem Thema
ELEKTROMOBILITÄT. Entschleunigtes Leben propagiert auch HERI REIPÖLER,
Organisator des ZELTFESTIVALS RUHR, im ÜBERTAGE-Interview. Das urbane
Leben verlagert er ins Naturschutzgebiet. Nach der Sommerpause erwacht
auch langsam wieder das Theaterleben an den Bühnen im Revier. Im
SCHLOSSTHEATER MOERS wird DER ZAUBERBERG von Thomas Mann auf
einen Abend komprimiert. Darin geht Mann unter anderem auch dem deutschen Bürgertum am Anfang des 20. Jahrhunderts nach. Gleiches tut die
Essener Ausstellung „Krupp. Fotografien aus zwei Jahrhunderten“. Die
Fotoschau in der Villa Hügel zeigt neben dem Industrie- auch den Familienpatriarch. Die zweite Krupp-Stadt Duisburg spielt in dem neuen Roman von
FERIDUN ZAIMOGLU eine Hauptrolle. Dem Autor von „Kanak Sprak“ gelingt
mit „Ruß“ ein proletarisches Drama jenseits einer Romantisierung à la
Schimanski.
www
Moritz Bleibtreu
Film
Die Begleiterin war schwer zu motivieren. „Nach Dortmund, warum sollen
wir nach Dortmund?“ Sie kannte so lebensfrohe und malerische Städte wie
Chemnitz, Bielefeld und Neuss. Dortmund war ihr unbekannt und deshalb
unangenehm. Ich setzte mich durch. Die B54 mit ihren Fünfziger-JahreProfanbauten wirkte im sommerlichen Nieselregen wirklich nicht anheimelnd. Am Ziel angekommen, hellten sich der Himmel und auch die Stimmung der Begleiterin auf. Das Spiegelzelt am Dortmunder U schickte sie
unmittelbar in die Belle Epoche der kleinen Künste. Varieté, Kabarett,
Zirkus, all das schien an jenem Abend möglich. Und dann kam mit elektronischer Grubenlampe ausgerüstet FRITZ ECKENGA auf die Bühne, erklärte
die Probleme dieser Welt anhand der zuweilen bewaffneten Konflikte, die
er mit seinem monströsen Nachbarn austrägt. Die Begleiterin lachte Tränen
und verstand. Heimat muss nicht schön sein. Heimat ist noch nicht einmal
ein bestimmter Ort. Heimat ist manchmal nur eine bestimmte Sprache, ein
bestimmtes Gefühl.
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Immer wieder stellen wir außergewöhnliche und neue Filmspielstätten vor.
Diesmal haben wir uns das SWEETSIXTEEN vorgeknöpft. Keine Sorge, es
geht den Kinobetreibern aus dem Dortmunder Norden mit ihrem Kino nicht
um den skandalträchtigen Schleswig-Holstein-Wahlkampf. Sixteen ist ein
Verweis auf die Filmbreite, die diesem Kino am Herzen liegt. Etwas breiter
sind die Filme des legendären Regisseurs AKI KAURISMÄKI. Mit seinem
neuen Streifen LE HAVRE erzählt er die Geschichte des Schriftstellers und
Schuhputzers Marcel Marx, der in der tristen nordfranzösischen Hafenstadt
einen jungen Flüchtling versteckt. Wie immer zeigt Kaurismäki das Leben in
einer bitteren Mischung aus Tragik, Komik und skandinavisch-baltischem
Trübsinn.
LUTZ DEBUS
Foto: Museum Bochum
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Thema
Wenn Elektromobilität so einfach wäre ..., Foto: Francis Lauenau
Spannende Autos
Durch Elektromobilität wird das Leben im Ruhrgebiet schöner
In diesem Monat ist es wieder so weit. Leicht- feierten, beendeten europäische Autobauer ihbekleidete Damen werden sich auf blechernen ren Dornröschenschlaf und setzten den hybriden
Modellen aus Fernost
lackierten, länglichen
trailer-Thema im September:
etwas entgegen. BeGegenständen räkelt.
reits im kommenden
In Frankfurt öffnet vom
Jahr werden Kleinwa15. bis zum 25. SeptemEine A40, ohne Stau, aber prall gefüllt mit Elektro- und
gen und Mittelklasseber die 64. InternatioHybridautos. Für viele eine utopische Vorstellung. Dawagen mit reinem Eleknale Automobilausstelbei steht der Rahmen für ein CO2-freies Bild von der
troantrieb von vielen
lung. Aber nicht nur der
Zukunft. Die Fahrrad-Autobahn ist in Planung, die Innodeutschen Herstellern
Kilowatt-Fetisch wird
vationCity ist nebenan in Bottrop und der Opel Ampera
kommt vielleicht bald im Bochumer Werk vom Band.
auf den Markt kommen,
gefeiert, sondern auch
allerdings etwa für den
das Auto als Spielmobil.
Die digitale Welt hat längst das Armaturenbrett dreifachen Preis eines vergleichbaren Benziners.
in einen Kommandostand eines Raumschiffes Auch der einzig regional verortete Autobauer
verwandelt. Videokameras und Sensoren ma- wird mit dem Opel Ampera mit von der Partie
chen das Einparken zum multimedialen Erlebnis. sein. Die geringe Reichweite des batteriegetrieBei voller Fahrt bremst der Bordcomputer auch benen Autos wird durch einen 83-PS-Verbrenfür Tiere und Männer. Jeder Handgriff wird dem nungsmotor verlängert. Allerdings dient dieser im
modernen Fahrer durch unzählige Elektromo- Gegensatz zu den herkömmlichen Hybridfahrzeutoren abgenommen. Aber neben den schnells- gen in der Regel nur zum Aufladen. Wer nur bis
ten und komfortabelsten Schlitten bekommt zu 80 km zur nächsten Ladestation fahren muss,
eine dritte Spezies von Kraftfahrzeugen immer kann den Wagen komplett mit Strom betreiben.
mehr Aufmerksamkeit. Das Elektroauto wird in Fährt man ruppiger oder länger, werden bis zu
Frankfurt der Renner sein. Dabei ist Elektroauto fünf Liter Benzin auf 100 km verbraucht. Einen
nicht gleich Elektroauto. Schon heute werden weiteren kleinen Schönheitsfehler aus Bochumer
Hybridfahrzeuge, also Autos mit Benzin- und Sicht hat der Ampera. Er wird zunächst nur in
Elektroantrieb, in verhältnismäßig hoher Stück- England gebaut. Optimisten allerdings rechnen
zahl serienmäßig gefertigt. Reine Elektroflitzer damit, dass die Elektromobilität auch dem Revier
gibt es vom Bastler und auch von der Manufak- einen wirtschaftlichen Aufschwung beschert. Als
tur als Leichtfahrzeuge. Diese haben annehmbare Carl Benz 1885 seinen Motorwagen der ÖffentReichweiten. Allerdings mag der Autonarr darin lichkeit vorstellte, wurde er verlacht. Hätte man
keinen gleichwertigen Ersatz für seinen Verbren- jenen schadenfreudigen Menschen die heutige
ner sehen. Aber auch für verwöhnte Automobi- A40 an einem Freitagnachmittag zeigen können,
listen gibt es Lösungen. Der Tesla-Roadster, für ihnen wäre das Lachen vergangen. Oder sie hätknapp 120.000 Euro zu haben, sieht aus wie ein ten zumindest aus einem anderen Grund gelacht.
Porsche, beschleunigt auch so, muss aber nach
200 km wieder an die Dose. Entwickelt sich also Nicht nur unter der Motorhaube, sondern
der Elektroautomobilmarkt zu einer Nische für unter der Schädeldecke des Autofahrers
muss sich etwas verändern
Öko-Snobs?
Diese Vision zeigt: selbst das Elektroauto kann
Die Pläne der Industrie sehen anders aus. Lange nicht alle Probleme einer auf immer mehr Mobevor die Grünen ihr demoskopisches Allzeithoch bilität fixierten Gesellschaft lösen. Zwar schonen
Elektromobilität
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Akku-Autos Ölreserven, vermeiden Feinstaub und
vermindern den CO2-Ausstoß, der ewige Stau
wird aber bestehen bleiben. Nicht nur unter der
Motorhaube, sondern unter der Schädeldecke des
Autofahrers muss sich also etwas verändern.
Das Zauberwort heißt „vernetzte Mobilität“.
Schon heute stehen für verschiedene Reiserouten passende und ökologisch unbedenkliche Verkehrsmittel zur Verfügung. Innerstädtischer Verkehr ist, möchte man auf den oft unkomfortablen
öffentlichen Personennahverkehr verzichten, mit
Elektro- und Hybridfahrzeugen und den immer
populärer werdenden Elektro-Fahrrädern gut zu
bewältigen. Dem legendären Stau auf der A 40
ist mit Elektroautos aber nicht beizukommen.
Gerade im Mittelstreckenbereich stoßen sowohl
Elektrofahrzeuge wie auch öffentlicher Verkehr
an ihre Grenzen. Elektroautos haben eine geringe
Reichweite. Ab einer gewissen Streckenlänge und
Geschwindigkeit sind sie längst nicht mehr so
ökologisch wie versprochen. Der Nahverkehr im
Ruhrgebiet allerdings ist ein Abenteuer für sich.
Zu Stoßzeiten sind die Züge hoffnungslos überfüllt. Nachts schmälern gelegentlich unfreundliche Mitreisende den Genuss der Mobilität. Und
wenn man nicht gerade von Hauptbahnhof zu
Hauptbahnhof reisen möchte, kann das ewige
Warten und Umsteigen zur Tortur werden. In
den letzten Jahren wurden deshalb zunehmend
Leihsysteme in Bahnhofsnähe populär. Ständen
für kleines Geld an den Nebenausgängen der
Hauptbahnhöfe von Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Bochum und Dortmund Elektroautos bereit,
die S-Bahn könnte im Minutentakt zwischen den
Städten verkehren. Was aber macht dann der
Zeitgenosse, der seinen Status über seinen fahrbaren Untersatz definieren will? Auch hier hat
die Akku-Branche unterhalb des Tesla Roadster
eine Lösung parat. Pedelecs gibt es inzwischen
für bis zu 30.000 Euro zu kaufen.
LUTZ DEBUS
Thema
„Schatz, es wird später, die Solarheinis haben wieder mal keinen Saft!“, Illustration: Sven Siebenmorgen
„Um die Zukunft des Werks Gedanken machen“
Rainer Einenkel über die Perspektiven von Opel in Bochum
trailer: Herr Einenkel, wie sieht die Zukunft Welche Perspektive hat das Opel-Werk in
des Autos aus?
Bochum?
Rainer Einenkel: In weiter Zukunft wird das Hier könnte eine Kernzelle für eine völlig neue
Auto mit anderen, leichteren Materialien ge- Autoproduktion entstehen, zum Beispiel auch für
baut werden, es wird andere Antriebstech- Elektroautos. Die vielen technischen Möglichniken haben. Mittelfristig wird die Elektro- keiten hier vor Ort und auch die vielen hochquamobilität eine Rolle spielen.
lifizierten Mitarbeiter sprechen
„In meiner Position habe
Die unmittelbare Zukunft des
für solch einen Weg.
ich mehr Freiheiten als die
Autos wird aber nach wie vor
Betriebsleitung.“
von Verbrennungsmotoren geSie sind im Vorstand von
prägt sein. Auch hier gibt es noch enorme Ein- ruhrmobil-E, einem Netzwerk, das Elektromosparungsmöglichkeiten im Verbrauch und im bilität im Ruhrgebiet fördern möchte. Warum?
CO2-Ausstoß.
Früher mussten Betriebsräte und Gewerkschafter
eine Verteidigungsrolle übernehmen. Es ging um
Lohn, um den Erhalt von Arbeitsplätzen. MittHat Opel das Thema Ökologie verschlafen?
Opel ist insbesondere mit dem Ampera schon lerweile übernehmen wir eine gestaltende Rolle,
sehr weit. Wenn überhaupt jemand etwas ver- indem wir uns um die Zukunft eines Autowerks
schlafen hat, dann doch die gesamte Automo- auch Gedanken machen. Durch die schwierige
bilindustrie, weil man schon vor vielen Jahren Lage, in der Opel im letzten Jahr war, ergaben
erkennen konnte, dass bestimmte Ressourcen sich neue Kontakte. In meinem Büro sitzen inzwischen oft Leute von der Düsseldorfer Landesrebeschränkt sind.
gierung, auch Wirtschaftsvertreter und Wissenschaftler. Wir diskutieren dann darüber, was hier
in Zukunft produziert werden kann.
Sie machen die Hausaufgaben der Betriebsleitung?
Das Problem ist, dass die Betriebsleitungen in den
einzelnen Standorten nur eine sehr beschränkte
Entscheidungskompetenz haben. Wir sind sehr
zentralistisch strukturiert. In meiner Position
habe ich mehr Freiheiten, die ich auch nutze. Ich
glaube, manchmal ist man von Seiten der Betriebsleitung darüber froh.
ZUR PERSON
Rainer Einenkel (57) ist Betriebsratsvorsitzender bei Opel
in Bochum und im Vorstand des
Netzwerks ruhrmobil-E.
Foto: privat
„Wie kommt die Technik zu dem Menschen?“
Markus Palm über neue Mobilitätskonzepte in der InnovationCity Bottrop
www
trailer: Herr Palm, was hat Bottrop mit Elek- Wir holen zunächst einen großen Feldversuch
zum Thema nach Bottrop. Wir wollen Cartromobilität zu tun?
Sharing-Konzepte anbieten. Radwege sollen
Markus Palm: Eine ganze Menge: Bottrop ist
ausgebaut werden. Die Qualität des öffentlibereits 2010 mit dem European Energy Award
chen Personennahverkehrs soll noch verbessert
in Gold ausgezeichnet worden. Die Emscher
werden. Wir möchten, dass Pedelecs zum
Lippe Energie wird demnächst die tausendste
Verleih angeboten werden.
Ladesäule für Elektromobile aufstellen. Die
Firma Brabus entwirft interessante Modelle
Dem Deutschen das Autofahbezüglich Elektromobilität. Die
„Bei der jüngeren Generation
ren abzugewöhnen ist doch
neugegründete Hochschule Ruhr
ist das Auto als Statussymbol
eher eine Aufgabe für einen
West setzt einen Schwerpunkt
nicht mehr so wichtig.“
Psychotherapeuten.
auf Elektromobilität. Auch das
Es wird sicher nicht ganz einfach. Aktuelle
Thema Brennstoffzelle hat eine lange Tradition
in der Stadt. Es wird möglicherweise demnächst Studien z.B. von PWC allerdings belegen, dass
gerade bei der jüngeren Generation das Auto
in Bottrop eine Wasserstofftankstelle geben.
als Statussymbol nicht mehr so wichtig ist.
Die Vestische fährt bereits jetzt mit brennzellengetriebenen Bussen in Bottrop herum.
Aber eine restriktive Position, die den
Menschen das Autofahren verbietet, hilft
Ist Elektromobilität denn hauptsächlich ein
wahrscheinlich auch nicht.
technisches Problem?
Wirkliche Veränderung funktioniert nur in Form
Nein, eine der wichtigsten Fragen ist, wie die
eines besseren Angebotes. Wenn das Auto seine
Technik zu den Menschen kommt und neue
Funktion als Statussymbol eingebüßt hat und
Mobilitätskonzepte für eher traditionelle Kones wirklich nur noch um die Frage geht, wie
sumentenschichten attraktiv werden können.
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46
man am kostgünstigsten und bequemsten von
A nach B kommt, werden fundamentale Veränderungen möglich sein. Wenn ich mit einem
Elektromobil schnell und bequem zum nächsten
ICE-Bahnhof komme und am Zielbahnhof
wiederum schnell und bequem mit einem
Elektromobil zu meinem Ziel komme, habe
ich die Stärken beider Verkehrssysteme gut
ausgenutzt. Diese Vision nennt sich vernetzte
Mobilität. Dahin müssen wir kommen.
INTERVIEWS: LUTZ DEBUS
ZUR PERSON
Markus Palm (42) ist Geschäftsführer der InnovationCity
Management GmbH.
Foto: Innovation City Management
Lesen Sie die Langfassungen der
Interviews unter: www.trailer-ruhr.de/thema
Thema
Wasserstoffautorennen an der Zeche Ewald in Herne, Foto: Sven Siebenmorgen
„Otto und Elektro“
Hybridfahrzeuge lassen sich mittlerweile gut verkaufen
Eines findet Mike Lamers immer wieder überraschend: „Die Leute wissen fast nichts über
Hybridautos. Manche glauben sogar, sie fahren mit Gas oder mit Wasserstoff“, erzählt
er. Dabei ist der Leiter des Bochumer Toyota-Centers oft unterwegs zu Ausstellungen,
stellt die Hybridautos vor, erklärt wie sie
funktionieren und wie man damit fährt: „Viele
haben Angst, ständig umschalten zu müssen
zwischen Elektro- und Verbrennungsmotor.
Aber das geschieht automatisch. Die stufenlose Automatik sorgt dafür, dass der Antrieb
immer optimal ist. Ob gerade der Elektromotor oder der Verbrennungsmotor läuft, merkt
man nicht einmal, außer daran, dass der EMotor noch leiser ist.“
Seit zehn Jahren verkauft Lamers Autos mit
der Hybridtechnologie, die Toyota 2001 als
erster Autohersteller auf den europäischen
Markt brachte. Damals war es nicht einfach
für ihn, seine Kunden für die neuen Wagen
zu begeistern: „Die erste Generation des Hy-
bridwagens Prius war vom Design her sehr am
asiatischen Markt orientiert. Mit der zweiten
Generation änderte sich das und der Prius 3
war im Design ein riesiger Schritt nach vorn,
auch in der Leistung.“ Entsprechend stieg die
Nachfrage nach den Hybridmodellen Prius
und Auris: „Das stärkste Argument für viele
Kunden ist der steigende Benzinpreis. Schließlich macht es einen großen Unterschied, ob
ein Wagen mit 136 PS und konventionellem
Motor rund zehn Liter im Schnitt verbraucht
oder nur vier Liter wie die Hybridwagen.“
Beim Modell Auris, der wahlweise mit konventionellem Antrieb oder Hybridtechnologie
angeboten wird, entscheiden sich mittlerweile dreißig Prozent von Lamers Kunden für die
ökologische Variante. Was für Kunden das
sind? „Anfangs vor allem solche, die ohnehin
Automatikgetriebe wünschen. Die waren es
gewohnt, dass sie dafür einen höheren Verbrauch in Kauf nehmen mussten und haben
sich gefreut, dass sie mit der Hybridtechnik
plötzlich weit weniger Benzin verbrauchen.“
Auf einem Markt bestehen, der sonst
Status- und Prestigebedürfnisse bedient
Ein Elektromotor für den Stadtverkehr, ein
Verbrennungsmotor für das sportliche Fahren,
dazu intelligente Technik, die alles regelt, natürlich auch die Aufladung der Akkus durch den
Verbrennungsmotor, auch beim Bremsen oder
Bergabfahren: Das spart Geld, CO2-Emissionen
und Ressourcen. Aber können sich solche Wagen auf einem Markt behaupten, auf dem SUVs
für den Stadtverkehr und PS-starke Offroader
für die Fahrt zum Supermarkt benutzt werden?
Ein Markt also, der jenseits von Vernunft und
Nachhaltigkeit Status- und Prestigebedürfnisse
bedient? „Mittlerweile fragen auch Kunden
nach Hybridautos, die selber aus der Autobranche kommen. Für Fachleute steht fest, dass
diese Technologie die nächsten zwanzig Jahre
bestimmen wird als wesentliche Brückentechnologie bis Elektroautos so gebaut werden,
dass sie für breite Bevölkerungsschichten bezahlbar werden.“
DAGMAR KANN-COOMANN
Beim nächsten Wagen mehr Strom wagenwww
Die Vermarktung von Elektroautos setzt auf Leasing-, Miet- und Garantiemodelle
Sauber, leise, spritzig - und abschreckend im
Preis? Wer künftig auf störenden Motorenlärm
oder lästige Abgase verzichten will und aus ökologischem Interesse über die Anschaffung eines
Elektroautos nachdenkt, muss für den tieferen
Griff in den Geldbeutel bereit sein: Denn derzeit
sind die modernen - und als Familienkutschen
nicht geeigneten - Stromer noch um gleich mehrere Tausend Euro teurer als herkömmliche Kleinwagen. „Wer dennoch in die saubere Mobilität
einsteigen will, kann aber mit cleveren Modellen
sparen“, betont Experte Stefan Prott, geschäftsführender Gesellschafter des RDN Verlages aus
Recklinghausen. Bedenkenträger weisen gerne
darauf hin, dass sich neben anderen Problemen
bei der Berechnung der tatsächlichen Betriebskosten von Elektroautos vor allem der Restwert
als größte Unbekannte herauskristallisiert. „Niemand weiß heute genau, welchen Preis ein EMobil vom Jahrgang 2011 zum Beispiel in vier
Jahren noch erzielen kann. Deshalb sollte man
nicht in blindem Vertrauen auf den Fortschritt
kaufen, sondern besser leasen oder mieten“, sagt
der 46-Jährige Prott, der Herausgeber des neuen NRW-Magazins „e:Motion“ ist, das mit einer
stattlichen Auflage von 200.000 Exemplaren an
den Start geht.
Wer in die saubere Mobilität einsteigen
will, kann mit cleveren Modellen sparen
Sämtliche Experten sind sich einig, dass Elektromotoren als Antriebseinheiten die Mobilität der Zukunft sicherstellen. Allerdings sollte
man sich bei den Risiken absichern. So gelten
Leasing, ein Mietmodell oder eine Garantieverlängerung als Pflicht - sonst wird aus dem vermeintlich himm¬lischen Vergnügen schnell ein
unkalkulierbares Abenteuer. „Wer viel fährt und
bereit ist, zugunsten der Umwelt auf überflüssigen Schnickschnack im Auto zu verzichten,
der kann durchaus jetzt über einen flüsterleisen Stromer als Alternative zum Pkw der Mittelklasse nachdenken“, sagt Stefan Prott, dessen Agentur auch die Mercedes-Fahrzeugwerke
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LUEG AG mit zahlreichen Standorten im Ruhrgebiet betreut. Beispielsweise verkauft Renault
seine Fahrzeuge der ZE-Familie ohne Batterie
- diese wird separat gemietet, bei Bedarf getauscht und macht so keine (kostspieligen)
Sorgen. Die französischen Hersteller-Kollegen
von Peugeot bieten den „iOn“ nur als Fullservice-Leasing mit einer Komplettrate von 500
Euro an. Mitsubishi (i-MiEV) und Nissan (Leaf)
wiederum schützen Käufer vor bösen Überraschungen und geben auf die Batterie eine Garantie von fünf oder acht Jahren. Ab 2012 soll
der erste Smart ForTwo des Daimler-Konzerns
mit Lithium-Ionen-Batterie in Großserie vom
Band laufen. Bei den Gesamtkosten punkten
E-Mobile eindeutig durch den günstigen Verbrauch: Je nach Modell und Stromtarif kostet
das „Volltanken“ rund 2 Euro und reicht für 100
Kilometer. Bei einer Laufleistung von 20.000
km pro Jahr macht die Ersparnis rund 100 Euro
pro Monat aus.
FRANK-MICHAEL RALL
Über Tage
„Ich bau `ne temporäre Stadt für Dich“, Foto: Ingo Ott, Zeltfestival Ruhr
„Der Gegenentwurf zur Betonwüste“
Heri Reipöler zum Zeltfestival Ruhr und zur Zukunft der Branche im Revier
trailer: Herr Reipöler, Sie zelten im Ruhrgebiet
– warum das denn?
Heri Reipöler: Der Begriff „zelten“ trifft dieses
komplexe Vorhaben, das wir uns seit vielen Jahren zur Aufgabe gemacht haben, nicht ganz. Wir
veranstalten ein großes 17-tägiges Festival im
Herzen des Ruhrgebiets, am Kemnader Stausee,
mitten im Naturschutzgebiet. Wir schaffen dort
einen Dreiklang zwischen Kulturgenuss, gastronomischem Erleben und Kunsthandwerkermarkt.
plett anderes Konzept. Uns eint mit Marcus Gloria die Liebe zur Kultur. Und es gibt den einen
oder anderen Künstler, der auf unserer Piazza auf
der kleinen Bühne spielt und auch bei Bochum
Total ein Forum gefunden hat.
Sie stehen sich also nicht im Weg?
Nein, beide Veranstaltungen beschränken sich ja
in ihrem Einzugsbereich nicht nur auf das Stadtgebiet von Bochum. Im Ruhrgebiet und in NRW
gibt es sicher Platz für 15 oder 20 verschiedene
Festivalkonzepte.
Ein CENTRO für Kulturkonsumenten?
Nein, das Zeltfestival ist eher
„Inzwischen gibt es
Also ist Bochum der Nabel
der Gegenentwurf zu den am
den Begriff Kreativwirtschaft.
der Welt?
Reißbrett entstandenen BetonFrüher haben sich Wirtschaft
wüsten. Wir bauen temporäre und Kreativität ausgeschlossen.“ Sicherlich ist es wichtig, den
Tourneestandort Bochum wieStädte, Städte auf Zeit. Der Erlebnishorizont ist ein ganz anderer, wenn man der in das öffentliche Bewusstsein zu etablieren.
die Eindrücke eines Konzertes in den Minuten In den achtziger Jahren war das noch anders.
und Stunden danach in einer passenden Atmo- Da antwortete jeder, der sich in Deutschland für
Rockmusik interessierte: „Die Zeche in Bochum
sphäre verarbeiten kann.
– klar, kenn ich.“ Der Standort Bochum hat inManche werfen Ihnen vor, mit dem Zeltfestival zwischen etwas gelitten, weil wir keine Spielstätnur Mainstream zu bedienen. Tut so ein Vor- ten haben, die den gestiegenen Ansprüchen der
Künstler gerecht werden. Inzwischen ist Oberwurf weh?
Das tut nicht weh. Es gibt genug Veranstaltungen hausen bei den Konzertagenten in England eine
für jedermann. Wenn man ein neues Veranstal- feste Größe. Insofern ist es wichtig, mit Bochum
tungskonzept etablieren möchte, wird es zuneh- Total und mit dem Zeltfestival Ruhr den Tourneemend wichtiger, seinen eigenen Platz zu finden. standort Bochum zu festigen und auszubauen.
Das schaffte Juicy Beats, das schaffte einst Bochum Total. Es gibt also viele Spartenveranstal- Ist das Ruhrgebiet anders als woanders?
tungen aber wenige Veranstaltungen, bei denen Ohne mit Frank Goosen antworten zu wollen …
an einem Tag der Sohn, am anderen Tag der Vater
hingeht. Der Vater kommt vielleicht zu Dieter Hil- … Woanders ist auch scheiße.
debrandt und Roger Willemsen, der Sohn guckt Eben gerade nicht. Hier funktionieren viele Sasich dann Culcha Cundela an. Unsere Piazza und chen, die woanders so nicht funktionieren. Wir
auch die Zeltstadt soll etwas Einigendes schaffen. haben zum Beispiel eine sehr intakte MetalSzene.
Wo sind die Überschneidungen und wo sind die
Ist schließlich eine Montan-Region.
Abgrenzungen zu Bochum Total?
Die beiden Veranstaltungen sind inhaltlich kom- Genau. Vater macht Metall und Sohn daher
plett anders aufgehängt. Bochum Total ist ein auch. Insgesamt werden hier viele Musikfarben
Innenstadtfest, will jungen, progressiven Künst- gefordert. Wir haben ein sehr kulturbeflissenes
lern eine Heimat und eine Spielstätte bieten und Publikum.
ist zu einer Zeit entstanden, als Jugendkultur
ansonsten an den Stadtrand ausgelagert wurde. Hat sich seit der Loveparade etwas für die VerDas Zeltfestival hat einen ganzheitlicheren An- anstalter geändert?
satz. Wir bieten etabliertere Künstler, es wird Natürlich. So eine Tragödie möchte man nie nur
Eintritt genommen, insofern haben wir ein kom- ansatzweise erleben. Insofern werden alle Pla-
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nungen auf ihre Sicherheit noch einmal mit den
Fachämtern überprüft. Aber dies muss losgelöst
vom Zeltfestival auch mit Augenmaß und ohne
Hysterie geschehen. Wenn Flohmärkte zu Großveranstaltungen erklärt werden, besteht die Gefahr, kulturelles Leben zu behindern.
Sie sind im Musikmarkt tätig. Wie geht es der
Musik wirtschaftlich im digitalen Zeitalter?
Internet kills the Videostar?
Etablierte Künstler haben relativ wenige Probleme. Man hat sich dort andere Einnahmequellen erarbeitet. Schwieriger ist der Weg nach
oben. Die Plattenfirmen verkaufen weniger und
können somit weniger Geld investieren, um Talente zu entdecken und sie nach oben zu bringen.
Dabei soll die Kreativwirtschaft doch boomen?
Tatsächlich gibt es inzwischen den Begriff Kreativwirtschaft. Früher haben sich Wirtschaft und
Kreativität ausgeschlossen. Früher nahm der
Künstler die Plattenfirma zwar als Partner aber
auch als Gegner wahr. Es gab den Slogan: „Major
is Satan“. Die großen Plattenfirmen waren teuflisch. Inzwischen ist der Vermarktungsweg ein
anderer. Musiker können ohne große Maschinerie ihre Musik selbst produzieren und vertreiben.
Aber letztlich ist es auch heute schwierig, große
Bekanntheit zu erlangen. Da braucht es neue Formen. Für Musiker wird es letztlich wichtig bleiben, gute Musik zu machen.
INTERVIEW: LUTZ DEBUS
Interviewserie „Über Tage“
„Über Tage“ handeln, ohne „unter Tage“ zu vergessen.
trailer-ruhr spricht mit streitbaren Menschen über das
Ruhrgebiet.
ZUR PERSON
Heri Reipöler (48) ist Managing Director
der Radar Musik & Unterhaltungs GmbH
und einer der drei Veranstalter des Zeltfestivals Ruhr
Foto: Ingo Ott, Zeltfestival Ruhr
Innovation
In Gelsenkirchen erkundet Europas größtes Modellprojekt, wie man die Zechenareale als Bio-Plantagen befristet, aber sinnvoll nutzen kann, Foto: Tom Jost
„Da werden ganze Busladungen kommen“
Biomasse, bis sich Besseres findet: In Gelsenkirchen treibt eine Zechenbrache neu aus
Altlast oder neue Potenziale: Nicht nur durch
Zechenschließungen hat sich in den Ruhrgebietsstädten ein beträchtlicher Bestand an
Brachflächen entwickelt, die auf Investoren
warten. Warum sie nicht übergangsweise für
Erneuerbare Energien genutzt werden, fragte
man sich in Gelsenkirchen – und schuf ein interessantes Modellprojekt.
Waren das noch Zeiten: Die Stilllegung der Zeche
„Dannenbaum“ gerade als Schlag ins Kontor eingesteckt, hatte die Stadt Bochum wenige Wochen
später schon einen internationalen Investor an
der Angel. Natürlich zahlte man bei Erwerb und
Aufbereitung der Flächen drauf, auch eine neue
Verkehrsanbindung musste hergestellt werden.
Doch unterm Strich stand: ein neues Opel-Werk
angesiedelt, 11.600 Arbeitsplätze gewonnen,
2500 Bergleute sicher weiterbeschäftigt. Ein
Glückstreffer, der sich so nicht wiederholen sollte.
Wo der Bergbau ging, hat er im Ruhrgebiet Narben
hinterlassen – Brachflächen, Halden, Altgebäude.
In Gelsenkirchen heißen sie „Rheinelbe“ oder „Consolidation“, „Wilhelmine Victoria“ oder „Ewald“. An
manchem Ort kam es zu attraktiver Nachfolge
durch Wissenschaftspark oder Bundesgartenschau.
Woanders reichte es zu kaum mehr als einem Supermarkt. Oder zu gar nichts: „Hugo“ im Stadtteil
Buer, im April 2000 stillgelegt, ist so ein Platz.
Allerdings sorgt die ehemalige Heimat von 5000
Kohlegräbern jetzt auf andere Weise für Aufsehen.
Prof. Frank Lohrberg: „Es ist ein Labor.“, Foto: Peter Winandy
Wie man solche Flächen befristet sinnvoll
nutzen und womöglich im Wert steigern kann,
überlegt die RAG Montan Immobilien GmbH
als Nachlassveredler der Ruhrkohle schon
seit geraumer Zeit. Und kam, zusammen mit
dem Stuttgarter Landschaftsarchitekten Prof.
Frank Lohrberg, auf eine verblüffende Lösung:
Man baut nicht, sondern baut an. Und erntet
– bis sich etwas Besseres findet.
Das Zauberwort heißt „Biomasse-Park“. Auf
22 Hektar ehemaligen Zechengrundes werden
nach und nach gut 10.000 schnell wachsende Pappeln und Weiden gepflanzt, die man
alle sechs bis zehn Jahre abschneiden und als
CO2-neutralen Brennstoff verfeuern kann. „Es
ist das erste Mal, dass man mit einem solchen
Projekt auf ein ehemaliges Bergwerksgelände geht“, sagt RAG-Immobilien-Sprecher
Stephan Conrad. „Hugo ist zudem die erste
Kurzumtriebs-Plantage dieser Größenordnung
in Europa“, ergänzt Chefplaner Lohrberg. Und
ist sich sicher: „Da werden ganze Busladungen
kommen, die sich das anschauen wollen.“
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In der Tat haben die Akteure, unterstützt
vom NRW-Umweltministerium, einen findigen Plan ausgetüftelt. Damit der alte Zechengrund überhaupt wieder für irgendwas
taugen konnte, musste der Boden ohnehin
saniert werden. Während die altbelastete
Deckschicht zu einem eingekapselten Hügel
oder Wall zusammengeschoben wird, kommt
der neue Mutterboden von aktuellen Baustellen im Ruhrgebiet. „Und dafür kriegen wir
quasi als Entsorger sogar noch Geld“, strahlt
Stephan Conrad. Einnahmen kommen in den
Folgejahren zudem aus dem Erlös der Holzernte, die man auf etwa acht Tonnen Biomasse pro Hektar schätzt. Verfeuern kann
man das entweder im Dinslakener Biomasse-Kraftwerk - oder ganz in der Nähe: Das
Regionalforstamt Ruhrgebiet setzt auf Holzhackschnitzel, ebenso „Haus Vogelsang“ als
konzernintegrierter Immobilien-Dienstleister.
Zu den Kosten des Pilotprojektes macht RAG
Immobilien keine Angaben: erwartet wird allerdings, dass sie sich mit den Erlösen ungefähr die Waage halten.
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Der absehbare Nutzen soll nicht immer nur
materiell sein. Landschaftsarchitekt Lohrberg
hofft auf ein „Vorzeige- und Erfolgsmodell für
Standorte, bei denen noch keine längerfristige
Weiterverwendung absehbar ist“. Die es sicher
nicht nur im Ruhrgebiet reichlich gibt. Großer
Pluspunkt werde die Bindung an das Wohnquartier und die öffentliche Zugänglichkeit
sein – der Biomasse-Park auch als StadtteilGrünfläche. Am Beispiel „Hugo“ bedeute das:
„Die Mauer zur Rungenberg-Siedlung ist dann
weg. Ein Radweg mit Blühstreifen quert die
Plantage, deren Pflanzreihen so ausgerichtet
sind, dass auch die Kirche im Stadtteil als Bezugspunkt aufgewertet wird. Umgekehrt hat
man von der benachbarten Halde Einblick in die
verschiedenen Wachstumsstadien.“ Und dann
ist da noch der ehemalige Förderturm mit dem
Hugo-Zechenmuseum des früheren Betriebsrates Klaus Herzmanatus – es soll Führungen
geben und Flächen für Schulklassen, die selbst
mit Pflanzen experimentieren wollten. Frank
Lohrberg: „Wir sagen, es ist ein Labor.“
Dieses Pilotprojekt könnte freilich recht schnell
Flächenwirkung entfalten. Zum einen verfügen
nicht nur die Ruhrkohle-Nachlassverwerter über
reichlich Brachen, um die sich mittelfristig Interessenten nicht gerade duellieren. Auch andere Industrien haben hässliche Wunden in den
Stadtgebieten hinterlassen, die man mit „GrünPlantagen auf Zeit“ ästhetisch, ökologisch und
energetisch vorteilhaft nutzen könnte: Der Aspekt einer lokalen und CO2-neutralen Energieausbeute spielt in immer mehr kommunalen
Klimakonzepten eine ansehnliche Rolle. Dies
alles quasi fast auf Abruf – für den Fall, dass ein
williger Investor kurzfristig anklopfen sollte. „Es
kann ja durchaus sein, dass Gelsenkirchen in 20
Jahren wieder boomt“, macht Lohrberg der gebeutelten Stadt Mut.
Übrigens war es auch nicht überall Autolack,
der auf Bochums alten „Dannenbaum“-Flächen
glänzte. Auf Teilen dieser Bergbau-Hinterlassenschaft sitzt heute ein Schrotthändler. Es soll
Anlieger geben, die einen Biomasse-Park als willkommenere Alternative wählen würden.
TOM JOST
Theater Ruhr
Grotesk: Zwei Menschentiere beim Kampf um die Dominanz über eine Parkbank, Foto: Birgit Hupfeld
Die Eroberung der Parkbank
Wenn Menschentiere ihre Käfige verlassen. Arne Nobel inszeniert am Bochumer Rottstr5 Theater die „Zoo Story“
Über allen Wipfeln ist Ruh‘. Nur an der Bochumer Rottstraße ist das nicht
so. Alle Theater sind leer, nur ein kleines wehrt sich (auch mit Zaubertrank)
gegen die theatrale Sommerlethargie. Hier kauft sich der Zuschauer eine
Karte und macht dafür eine Reise vom Rottstr.5 Theater mitten in den New
Yorker Central Park. Dort gehen wirklich merkwürdige Dinge vor.
Eine rollende Stellage, behängt mit sinnigen und unsinnigen Requisiten,
mit aufgespießter Ananas und Würstchen, Lampions und Tarnnetz, steht
allein im Raum. Nach Richard Strauss´ „Also sprach Zarathustra“, tauchen
zwangsläufig Bilder aus dem Opus „2001 Odyssee im Weltall“ auf, wenn
der Affe den Knochen als Keule entdeckt. Zwei spärlich bekleidete Männer
betreten die Bühne, passend maskiert im Bild der Frühsteinzeit, sie bewegen sich in Zeitlupe, entdecken die Bühne choreografisch, de-evolutionieren wieder zu Affen und spielen dann erst mal ein assoziatives Tierspiel
von A bis Z, von Anakonda bis Zebra, von Amselflosser bis Zwergpudelbiene. Dann wechseln sie ihr Outfit, der eine wird zum Verleger mit Büro
in Manhattan, der andere zum Soldaten ohne Heimat: die beiden lernen
sich an einer Parkbank kennen. Schon hier hat man eine Ahnung, welche
Bedeutung Felix Lampert und Björn Geske mit ihrem überaus körperlich
präsenten Spiel für Arne Nobels Inszenierung haben werden. Die Stellage
wird gedreht, vier Kinostühle sind nun die Parkbank im Central-Park, über
ihr flimmert unablässig ein Monitor mit Tierbildern aus der ganzen Welt.
Die „Zoo Story“ von Edward Albee ist aber keine Komödie, auch wenn
manche Situationskomik zum Lachen reizt. Hier prallt der Außenseiter
Jerry auf die gesättigte amerikanische Mittelschicht in Person von Peter,
die ihn erst reizvoll, interessant findet, aber dann doch die Bedrohung
spürt, die von diesem rohen Stachel in der Gesellschaft ausgeht. Für diese
Auseinandersetzung findet Nobel in der düsteren Katakombe nicht nur
starke Assoziationen, sondern auch surreale Bilder.
Jerry war im Zoo, warum bleibt erst einmal undurchsichtig. Peter möchte
an diesem Sonntagabend ein wenig ausspannen. Doch Jerry lässt ihn nicht,
er will erzählen warum und wieso, der Mittelständler bleibt höflich,
distanziert, der Outsider wird aggressiv, findet aber immer wieder in den
Normalzustand zurück, nachdem Peter einlenkt. Die beiden umkreisen sich
wie Tiere verschiedener Gattungen, der eine isst rohes Fleisch, der andere
Feines aus der Dose. Absurditäten verbinden, andere stoßen ab. Die Figuren
sind auf konzentrischen Kreisen um die Gesellschaft, die irgendwie einen
Fehler hat − wie der Zoo im Central Park, über dessen Besuch Peter am
Abend im Fernsehen etwas erfahren soll, aber nicht weiß was, dennoch,
seine Neugier ist geweckt. Man vergleicht die Privatleben bis ins intimste
Detail, analysiert die Familienverhältnisse, schon hier muss der Zuschauer
das Gefühl bekommen, dass diese Geschichte ungewöhnlich enden wird.
Björn Geseke faucht, Björn Geseke säuselt, obwohl er sich auch von der
Person Peters angezogen fühlt, fühlt er die Barriere, die ihn vom Verleger
trennt. Auch mit roher Gewalt gegen Sachen ist die einfach nicht zu überwinden. Dafür erhält er seinen berühmten ekligen Monolog, die „Geschichte von Jerry und dem Hund“. Kein Wunder, eigentlich ist er es auch,
der die gesamte Handlung verbal dominiert, ohne dass in der RottstraßenInszenierung Felix Lambert zu kurz kommt. Dieses Ungleichgewicht war
auch ein Grund für Albee, fünfzig Jahre nach der Uraufführung 1959 im
Berliner Schillertheater einen Akt „Homelife“ hinzuzufügen, beziehungsweise voranzustellen. Eigentlich müssen seitdem immer beide Akte gespielt werden. Aber da ist eben noch eine Frauenrolle dabei.
Die Situation im Central Park eskaliert, als beide Männer die Parkbank für
sich reklamieren. Arne Nobel baut hier eine schulmeisterliche Fechtszene
ein, die beiden kämpfen wie Macduff gegen Macbeth, am Ende entscheidet ein eher unscheinbares Messer den Kampf zu Gunsten des eigentlich
nur vermeintlich Guten. Jerry, der so einsam ist, dass er nicht einmal mehr
mit Tieren kommunizieren kann, erzählt verblutend: Er sei in den Zoo
gegangen, weil er mehr darüber erfahren wollte, wie Menschen mit Tieren
leben, wie Tiere unter sich leben und Tiere mit Menschen. Doch jeder sei
eben von jedem durch Käfigstangen getrennt. Was er getan hat, kann man
sich nun denken. Eigentlich unverständlich, dass dieses Stück nur selten
gespielt wird.
PETERORTMANN
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„Zoo Story“ von Edward Albee
R: Arne Nobel
Rottstr5 Theater Bochum
Do 15. 9., So 18.9., je 19.30 Uhr
0163 761 50 71
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A A LTO -THEATE R
S P IE L Z E IT 20 11 | 2 0 12
PR EMIER EN
www
OPER
Hoffmanns Erzählungen Jacques Offenbach, 22. Oktober 2011
Die Fledermaus Johann Strauß, 10. Dezember 2011
Eugen Onegin Peter I. Tschaikowsky, 25. Februar 2012
La Traviata Giuseppe Verdi, 5. Mai 2012
Die Entführung aus dem Serail Wolfgang Amadeus Mozart, 10. Juni 2012
BALLETT
Zeitblicke Choreographien von Jiří Kylián, Patrick Delcroix
und Christopher Bruce, 21. Januar 2012
Max und Moritz Ballettkomödie von Edmund Gleede,
Choreographie von Michael Kropf, 31. März 2012
W I E D E R AU F N A H M E N
OPER
Hercules | Figaros Hochzeit | Die Zauberflöte | Der Liebestrank |
Der fliegende Holländer | Tannhäuser | Tristan und Isolde |
Das Rheingold | Die Walküre | Siegfried | Götterdämmerung |
Madama Butterfly | Der Rosenkavalier | Die Csárdásfürstin
BALLETT
Carmen/Boléro | Tanzhommage an Queen | Irish Soul |
Coppélia | Leonce und Lena
Stefan Soltesz Intendant und Generalmusikdirektor
Ben Van Cauwenbergh Ballettdirektor
K A R T E N & ABOS
T 02 01 81 22-200 | [email protected] | www.theater-essen.de
Premiere
Tatort oder Performancefläche: Der inzwischen entfernte Schriftzug an der Bochumer Christuskirche, Foto: Ingmar Burmann
„Es ist niemand getötet worden“
Ein Spruch an der Bochumer Christuskirche sorgte für viel Diskussionsbedarf und rief den Staatsschutz auf den Plan
Über Nacht sprühte eine unbekannte Person an der es möglich wäre, darüber zu reden, bevor tatdie Bochumer Christuskirche den Satz „Tötet die sächlich irgendetwas Schlimmes passiert ist. Das ist
Deutschen“. Nach einer Woche brachte Pfarrer ja der Unterschied zu Berlin oder Oslo. Wir reden
ja bewusst hypothetisch und das
Thomas Wessel die Aktion
„Nur weil diese Vernichtungsnicht, weil wir nicht wissen, wer
in die Öffentlichkeit, eine
fantasie an der Fassade weg ist,
es gemacht hat, sondern weil ja im
kontroverse Diskussion entist sie aber nicht aus den GeGrunde nichts Schlimmes passiert
brannte, die fast theatralische
dächtnissen der Menschen weg.“
ist. Es ist niemand getötet worden.
Züge annahm. Ayla Wessel,
Ehefrau des Pfarrers mit türkischen Wurzeln, begann Menschen, die im Vorbeigehen eine Reakti- Der Autor der Zeile wollte eine „pseudo-radion auf die Parole zeigten, zu fotografieren. Dann kale“ Parole, aber nicht selbst Hand anlegen.
ermittelte auch der Staatsschutz, der Schriftzug TW: Wir haben am Anfang festgestellt, es gibt im
wurde entfernt. Doch immer noch geistern die Grunde drei Fragen. Erste: Wer war es? Sie fanden
drei Worte um die Kirche, kommen Menschen zum wir sofort uninteressant, weil rumzuspekulieren
Schauen, und um sich fotografieren zu lassen vor nichts bringt. Das muss die Polizei klären. Zweitens:
der Wand, die jetzt wieder sauber ist. Ein Grund Wer soll getötet werden: die Deutschen. Drittens:
mehr, die Vorgänge, die auch performativen Cha- Aber wer soll töten? Wer fühlt sich aufgerufen? Das
rakter haben, noch einmal zu beleuchten.
finde ich weiterhin die interessanteste Frage. Also,
welche Typologien oder Gruppen von Menschen gibt
trailer: Herr und Frau Wessel, der Staatsschutz es in dieser Gesellschaft, die möglicherweise von so
einem Aufruf, so einer Vernichtungsfantasie angehat ermittelt, aber niemanden gefunden?
Thomas Wessel (TW): Bisher nicht. Interessant ist, sprochen werden? Das fand ich in der Diskussion
dass man denselben Spruch zur gleichen Zeit auch im Internet gut, dass es da einer immer sagte, dass
noch mal in der Alleestraße an der Volkshochschu- das eine öffentliche Vernichtungsfantasie sei. Man
le gefunden hat. Das haben die rausgekriegt. Viel- muss sich fragen, ist dieser Schriftzug wirklich beleicht ist das wichtig für die Frage, ob der Spruch langlos oder gibt es tatsächlich Leute, die den Aufgezielt an eine Kirche gesprüht wurde, denn die ruf attraktiv finden. Denken wir immer daran, das
war vor Oslo. Und Oslo verändert diese Geschichte,
wurde dadurch natürlich ein bisschen relativiert.
glaube ich, im Nachhinein zumindest ein bisschen.
War das zwischen dem Sprühen und dem Entfernen nicht auch eine Art theatralischer Vorgang? Andererseits ist Deutschfeindlichkeit in
TW: Ja, klar. Theatralisch schon deswegen, weil der Deutschland eher absurd.
Staatsschutz uns immer ein bisschen über die Schul- Ayla Wessel (AW): Also ich habe mich nicht geter geschaut hat und gefragt hat, wann kommt der fragt, wer das an die Fassade geschrieben hat, das
Spruch denn endlich weg. Aber ich habe gesagt, ich soll der Staatschutz ermitteln und die Polizei. Was
müsse erst mal eine Ausschreibung machen lassen mich persönlich interessiert hat, als ich den Satz
(lacht). Das wären die Verwaltungsvorschriften. Wir gesehen habe, war, ob ich eigentlich auch angehaben das ja eine Woche lang einfach stehen lassen sprochen bin. Ich bin gebürtige Türkin, aber auch
und haben intern herumgefragt und diskutiert: Ist deutsch. Daher fühlte ich mich natürlich angedas wichtig zu nehmen? Ist das ernst zu nehmen? sprochen. Und alle, die hier sind, deutsch sind oder
Dazu muss ich sagen, dass die Vorgänge vor dem deutsche Europäer, sind angesprochen. Nun stelle
Massaker in Oslo stattgefunden haben. Wir haben ich mir die Frage, wer sind denn überhaupt die
bei den Aktionen festgestellt, der Spruch ruft eindeu- Deutschen? Wer soll hier getötet werden? Wie sieht
tige Empörung hervor, aber es gibt auch eindeutige denn ein Deutscher aus? Muss er eine Steckfrisur
Belanglosigkeit, für manche hat das überhaupt keine haben, dann ist man Deutsch. Oder ein offenes
Bedeutung – und dazwischen gab es noch ganz viel Kleid anhaben, hochhackige Schuhe, Fingernägel
Unsicherheit, auch eine Unfähigkeit, die inhaltliche rot lackiert? Die Antwort darauf sind die Fotos. Da
Lesbarkeit zu formulieren. Darüber konnte man auch sieht man nämlich dieses heillose Durcheinander,
diskutieren. Uns interessierte nicht diese Eindeutig- einen Riesen-Cocktail aus unterschiedlichen Menkeit in der Empörungsgestik oder in dieser „Überall schen. Und da sieht man auch, wie europäisch eisteht immer irgendwas“-Egalität, sondern wie man gentlich Deutschland ist und dass es den Deutschen
in dieser breiten Mitte eine Sprachform hinkriegt, in überhaupt nicht gibt, schon lange nicht mehr.
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Bleibt die Sprühperformance eine Episode oder
wird sie dokumentiert?
AW: Dokumentiert wird das ein Stückweit natürlich
schon. Die Fotoserien zeigen im Grunde genommen
sehr viel, ohne viele Worte darum zu machen. Darüber kann man dann auf eine sehr souveräne Art
und Weise diskutieren. Das ist meine Erfahrung mit
den Menschen, die hier vorbeigekommen sind und
die ich für die Fotos gefragt habe. Es ist, wie auch
sie darüber gesprochen haben. Diese Souveränität
sollte auch mit den Fotos abgebildet werden.
Aber jetzt ist die Aktion vorbei?
TW: Das ist eine schwierige Frage.
AW: Nur weil diese Vernichtungsfantasie an der Fassade weg ist, ist sie aber nicht aus den Gedächtnissen
der Menschen weg. Die fragen immer noch danach:
Geht es weiter? Können wir noch vorbeikommen?
Und die Menschen stellen sich fürs Foto auch noch
vor diese Wand ohne den Aufruf, wissen aber genau
wo sie stehen und wissen ganz bewusst, was da hinter ihnen einmal stand. Das finde ich sehr gut.
Also bleibt: Fürchtet Euch nicht?
TW: Dahinter besser ein Ausrufezeichen.
Also nicht fürchten?
AW: Nein!
TW: Mir ist bei dieser Aktion auch noch mal klar geworden, dass sich die Gesellschaft in den letzten, ich
sag mal vorsichtig 20-30 Jahren erheblich geändert
hat. Sie ist insgesamt stabiler geworden, gelassener.
Das liest sich jetzt nach dieser Tat von Oslo auch
noch mal anders, aber die unmittelbaren Reaktionen
darauf fand ich alle irgendwie behämmert. Diese
Verrückte gibt es immer. Aber diese Diskussion über
die Deutschen und die Ausländer, die haben wir nicht
mehr, die gibt es nicht mehr, die ist vorbei.
INTERVIEW: PETER ORTMANN
ZUR PERSON
Thomas Wessel: Studium in Berlin.
Arbeitete als Freier Journalist, Barmann
und LKW-Fahrer in Kreuzberg, später
an der Evang. Akademie Berlin und beim
Antirassismusprogramm der Kirchen. Seit
1998 Pfarrer an der Christuskirche Bochum.
Verheiratet mit Ayla Wessel.
Ayla Wessel: Geboren in Ereğli-Konya, Türkei.
Studium und Ausbildung in Bochum und
Essen. Dozentin für Europa-Ökonomie und
Kulturkommunikation. Mit ihrer KULTURAGENTÜER realisiert und begleitet sie ästhetische und politische Projekte.
Foto: privat
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Theater in NRW
So, 18.09. ab 11.00 Uhr
SPIELZEITERÖFFNUNGSFEST
E
10 JAHR
ATER
CONSOL THE
10 Jahre Consol Theater
Familienfest, Workshops, Spielangebote und:
Demokraten in Würfeln: The Democratic Set, Foto: Jeff Busby
Schraubenzieher für das Gemeinwesen
Das Back to Back Theatre gastiert am Düsseldorfer Schauspielhaus
11.00 Uhr
Die zweite Prinzessin
Solo von Gertrud Pigor für Kinder ab 4
14.45 Uhr
Froschkapelle in letzter Minute
Gastspiel des Theaters Töfte für Kinder ab 4
16.15 Uhr
EINTRITT
FREI!
Die wilden Schwäne
Von Thomas Brasch für Kinder ab 6
So, 25.09. um 15.00 Uhr, Di, 20.09. und Mi, 21.09. um 10.30 Uhr
Ká síra díya
Großeltern erzählen die Geschichte einer Reise für Kinder ab 9 Jahren
Di, 20.09. um 19.00 Uhr
KOnzertMEDitation
mit Michael Gees und Patrick Hagen (Klarinette)
Do, 22.09. um 20.00 Uhr
Katharina Maschmeyer Quartett
GEjazzt auf Consol
Fr, 23.09. um 20.00 Uhr
Der König vom Borsigplatz
Geschichten auf Consol mit Ilhan Atasoy
Sa, 24.09. um 20.00 Uhr
Panhas
Impro-Theater aus Gelsenkirchen
Von Hans-Christoph Zimmermann
„The Democratic Set“ nennt das australische Back to Back Theatre sein
Theaterprojekt, mit dem es derzeit in Europa unterwegs ist. Düsseldorfs
neuer Intendant Staffan Valdemar Holm hat die Theatergruppe eingeladen,
ihr Projekt auch am Rhein zu zeigen, denn dieses Set, das nach Werkzeugtasche klingt, funktioniert wie ein Schraubenzieher für das Gemeinwesen.
Im Mai gastierte das Back to Back Theatre damit beim wildwuchs-Festival
in Basel. In der Klingental-Turnhalle war ein 3m x 3m x 3m großer Holzwürfel mit zwei seitli-chen Türen aufgebaut. Jeder Basler Anwohner, der
sich meldete, durfte in der Box zehn Sekunden lang nach Lust und Laune
agieren, hampeln, singen, schreien, während eine Kamera mit fester Einstellung daran vorbeifuhr. Dabei waren auch der 34-jährige Niklaus und
die 28jährige Sieglinde, die ihr erstes Kind erwarten. Ihre Idee: Sich bis auf
die Unterwäsche ausziehen und damit ein Bild entstehen zu lassen, das von
Unschuld, Vertrautheit bis zur Dokumentation der Schwangerschaft reicht.
Wie Niklaus und Sieglinde haben zahlreiche Basler von der Auftrittsmöglichkeit Ge-brauch gemacht. Die unterschiedlichen Takes wurden dann zu einer
Film-Sequenz zusammengeschnitten und beim Abschlussfest des wildwuchsFestivals gezeigt. Demokratie, sagt Bruce Gladwin, der künstlerische Leiter
des Back to Back Theatre, erlaubt den Menschen, „gesehen und gehört zu
werden, eine Stimme zu haben und be„Der Blick richtet sich vor
achtet zu werden“. Seit 22 Jahren arbeiallem auf die Marginalisierten
ten beim Back to Back Theatre, das in der
in der Gesellschaft“
südaustralischen Hafenstadt Geelong beheimatet ist, geistig Behinderte mit Nicht-Behinderten zusammen. Gladwin
hatte zunächst als freier Schauspieler und Regisseur mit der Gruppe gearbeitet, bevor er 1999 die künstlerische Leitung übernahm. Das Themenspektrum
der Australier ist weit gefächert. Eher selten, dass sie sich wie in „Soft“ (2002),
das von einem Ehepaar und ihrem ungeborenen Kind mit Downsyndrom handelt, konkret mit dem Thema Behinderung auseinandersetzen. Gemeinsamer
Nenner ihrer Produktionen sind eher grundsätzliche Fragen nach Inklusion
und Exklusion, dem sozialen Raum und den damit verbundenen Formen der
Wahrnehmung. Der Blick richtet sich dabei vor allem auf die Marginalisierten der Gesellschaft, ob das nun Behinderte, Kleingangster, Fettleibige oder
grundsätzlich Außenseiter sind.
Am überzeugendsten gelang das in „Small Metal Objects“, mit der der Gruppe der internationale Durchbruch gelang. Bei den Theaterformen in Hannover
2007 war im Untergeschoss der Fußgängerzone am Kröpkeplatz eine Tribüne für die Zuschauer ausgebaut, die mit
Kopfhörern den in der Menge agierenden Schauspielern
lauschten. Es ging um zwei Kleindealer, die einem Rechtsanwalt und einer Galeristin Kokain verkaufen wollen, was
misslingt. So einfach der Plot, so spannend, wie sich hier
unterschiedliche Ökonomien und soziale Gruppen begegHans-Christoph
nen, wie die Darsteller im Grenzland zwischen Theatralität
Zimmermann ist
Theaterkritiker
und Alltagsdarstellung, sozialer und theatraler Rolle durch
für Printmedien
die Zuschauer verortet werden mussten.
und Hörfunk.
www
Di, 27. und Mi, 28.09. um 10.30 Uhr
Die wilden Schwäne
Schauspielhaus Düsseldorf I Back to Back Theatre: „The Democratic Set“
Anmeldung ab 7.9. I Workshop: 29.10.–1.11. I Filmpräsentation: 6.11.
0211 36 38 38
von Thomas Brasch für Kinder ab 6 Jahren
Bismarckstraße 240
45889 Gelsenkirchen
Tel.: 0209 9 88 22 82
E-Mail: [email protected]
www.consoltheater.de
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Dortmunder DEW21
10.Theaternacht
Samstag, 10. September 2011
www.dortmunder-theaternacht.de
Karten und Infos:
Tel. (0231) 50-2 77 10
Nachmittags- und
Abendveranstaltungen
von ca. 15 - 21.30 h
• Theater Dortmund mit
- Schauspiel
- Kinder- und Jugendtheater
- Ballett
- Oper
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Theater Olpketal
Theater Fletch Bizzel
Roto Theater
Theater im Depot
Spiegelzelt am Dortmunder U
Cabaret Queue
Musiktheater Piano
Balou
Improvisationstheater Emscherblut
Naturbühne Hohensyburg
Wichern
Turbo Prop Theater
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Theaterfest am PHOENIX See
ab 21.00 Uhr
2 Bühnen, Walk-Acts, Paraden sowie
Platz- und Seeinszenierungen · Kabarett & Comedy
Bruno „Günna“ Knust · Lioba Albus · Fred Ape
Erzähltheater Daria Nitschke & Raphael Pinel · Charolija Ensemble
Roto Theater · Theater im Depot · Barbara Müller Ensemble · Evil Flames
Artscenico · u.v.m.
Montage unter Verwendung
der Fotos von Knut Vahlensieck
und Horst Wagner
THEATER · GALERIE · KULTURWERKSTATT
FLETCH BIZZEL
Opernzeit
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Schafft eine Musik, die dem Schweben gleicht, Komponist: Toshio Hosokawa, Foto: Kaz Ishikawa
Das Leben als Traum
„Hanjo“ von Toshio Hosokawa bei der Ruhrtriennale
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Von Kerstin Maria Pöhler
Die Kammeroper „Hanjo“ schlägt die Brücke zwischen Ost und West: Einerseits ist die Textvorlage von der Tradition des No-Theaters beeinflusst,
andererseits überwindet die Vertonung die streng kodierte Ausdrucksform
der japanischen Theatertradi- „Der Rückzug in das eigene Innere bietet
tion durch die Einflüsse zeit- den beiden Frauen eine letzte Möglichkeit,
genössischer Musik und macht sich über die Widrigkeiten der Realität zu
das Erleben der Figuren auch erheben und sich von ihnen zu befreien“
für den Europäer unmittelbar
erfahrbar. „Das Nô-Drama ist etwas Jenseitiges, wie ein Traum, und ich
schrieb Hanjo selbst wie in einem Traum. Es ist ein Drama, das sich vor und
zurück über die Grenzen von Traum und Realität – von Wahnsinn und Klarheit – bewegt“, schreibt der japanische Komponist Toshio Hosokawa über
seine Kammeroper „Hanjo“, die 2004 in Aix-en-Provence mit großem Erfolg uraufgeführt wurde. Die Essenz der Musik des Nô vergegenwärtigt der
Komponist in einer zeitgenössischen Klangsprache. Mit westlichen Instrumenten schafft er Klangassoziationen, die an ein östliches Instrumentarium
erinnern. Rhythmische Zeitabläufe werden aufgehoben, ein schwebender
Eindruck stellt sich beim Hören ein. Es ist eine Musik im Schwebezustand,
die Schweigen hervorbringt.
Die Textvorlage basiert auf dem gleichnamigen Nô-Spiel von Yukio Mishima aus den 50er Jahren. Der Titel bezieht sich auf die chinesische Kaiserin
Hanjo, die ihr Schicksal als verlassene Frau mit dem eines weggeworfenen
Fächers vergleicht. Somit wird ihr Name zum Synonym für die verlassene
Frau, die Mishima in den Mittelpunkt seines Theaterstücks stellt. Hanako
irrt am Bahnhof umher. Seit Jahren wartet die Geisha auf die Rückkehr
des Geliebten. Bei ihrem Wiedersehen, so hat es das Paar vor der Trennung
vereinbart, werden sie sich an ihren Fächern wieder erkennen und mit dem
Fächertausch ihre Liebe besiegeln. Jitsuko, eine ältere Frau, nimmt sich der
als verrückt geltenden jungen Geisha an: Sie ist fasziniert von der Kraft der
Liebe Hanakos, die sie ihr unerfülltes Dasein vergessen lässt. Sie kauft Hanako aus dem Geishahaus frei. Jutsiko bezeichnet sich selbst als eine Frau,
die die Liebe nicht gekannt hat: Hanako ist für sie ein Fixstern, der leuchtet,
während sie sich als Stern verglühen sieht. Doch der Geliebte Yoshio kehrt
zurück und beansprucht Hanako für sich. Er provoziert seine Konkurrentin
Jutsiko: sie gibt ihre Gefühle und zugleich ihre Abhängigkeit von Hanako
preis – damit verliert sie ihr Gesicht, und er überwindet ihren Widerstand.
Doch Yoshio gelingt es nicht, sich Zugang zu der Welt seiner ehemaligen
Geliebten zu verschaffen. Sie erkennt ihn nicht wieder. In letzter Konsequenz erklärt sie Yoshio für tot. Am Ende bleiben die beiden Frauen alleine
zurück: „Wir bleiben hier, wir träumen unseren Traum weiter.“
In diesem Schluss spiegelt sich Mishimas radikale Kunstauffassung wider:
Der Mensch kann nur in der imaginären Welt der Kunst zu sich selbst finden, in ihr überwindet er das Inkongruente, das Verfälschende und Verfremdende der Realität. Der Rückzug in das eigene Innere bietet Hanako
und Jutsiko eine letzte Möglichkeit, sich über die Widrigkeiten der Realität
zu erheben und sich von ihnen zu befreien: Der Traum wird in der Vorstellung als wirklich und real erfahren. Das lässt sie überleben, jenseits der
Realität der Allgemeinheit.
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„Hanjo“ von Toshio Hosokawa I R: Calixto Bieito I Gebläsehalle Duisburg
Do 29.9. 20 Uhr (P), 1., 3., 5., 7., 8.10., je 20 Uhr I 0700 10 02 34 56
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es Fahrkarten gibt, und auf www.bahn.de.
Die Bahn macht mobil.
Oper in NRW
Dottore Dulcamara (Roman Astakhov) hat für jeden eine passende Kur, Foto: Kathrin Holighaus
Zähes Buhlen um die Chefin
Donizettis Liebestrank an der Essener Aalto-Oper
William Shakespeare
Von Karsten Mark
Lange galt Donizettis „Liebestrank“ als ziemlich biederes Stück. Dabei bietet der Buffo-Zweiakter der Regie eine durchaus dankbare Vorlage. „L´elisir
d´amore“ ist eine leichte Gute-Laune-Oper mit beinahe beliebig ausschmückbarem Handlungsgerüst: Der etwas einfältige, aber
„Rein handwerklich
sympathische Habenichts Nemorino ist in Adina verdurchaus passabel“
liebt. Die stammt aus reichem Hause, trägt die Nase
deshalb ziemlich hoch und ignoriert Nemorino einfach, sobald der schneidige
Offizier Belcore auftaucht. Nemorino fällt in einer Mischung aus Naivität und
Verzweiflung auf einen Scharlatan herein, der ihm eine halbe Flasche Rotwein
als Liebestrank verkauft – welche ihn beinahe ins Verderben, mittelbar dann
aber doch noch zum Erfolg führt. Denn Nemorino erbt unerwartet ein Vermögen und wird so als Bräutigam interessant.
Vor allem junge Regisseure lassen sich die Gelegenheit zu so viel kreativem Freiraum heute nicht mehr entgehen. 2007 etwa verlegte Anette Leistenschneider
in Hagen die Handlung an eine italienische Tankstelle der 60er Jahre. Sie zeigte
mit viel Witz und Tempo einen kleinen, ölverschmierten Mechaniker Nemorino,
der gegen schneidige Carabinieri und Mafiosi bei seiner adretten Chefin keine
Schnitte hat. Nicola Glück reizte erst in diesem Frühjahr die überdrehte Komik der
Handlung gar bis zum Anschlag aus. Ihr Liebestrank an der holländischen „Opera
Zuid“ spielt in der Boxbude einer amerikanischen Highschool und kommt daher
wie ein knallbunter Comicstrip – inklusive Gummiperücken für die Darsteller.
Andreas Baesler kehrt an der Essener Aalto-Oper gegen diesen Trend zur pittoresken Biederkeit zurück. Er verlegt die Handlung in ein Sanatorium des frühen
20. Jahrhunderts. Nemorino arbeitet dort als Page und ist in die Chefin des Kurhotels, Adina, verliebt. Die Kulisse ist prächtig, erinnert an Thomas Manns „Der
Zauberberg“ - sowie Baeslers Inszenierung von Rossinis „Il Viaggio a Reims“,
die 2003 in Gelsenkirchen in einem sehr ähnlichen Bühnenbild spielte. Die
tollen Kostüme von Gabriele Heimann ergänzen den Dekor zu einem runden,
wirkungsvollen Gesamtbild. Bloß packender Witz und mitreißende Spielfreude
wollen darin nicht aufkommen. Stattdessen gibt es viele kleine nette Gags, die
alle viel zu vorhersehbar sind, um wirklich komisch zu sein. Und so schleppt
sich der Essener Liebestrank meist ziemlich träge dahin – pittoresk, bieder und
reichlich langweilig.
Den großen Lichtblick bietet die musikalische Seite unter Leitung von Guillermo
García Calvo, der bereits als neuer erster Kapellmeister in Essen gehandelt wird.
Der junge Spanier dirigiert die Essener Philharmoniker mit
Drive und federnder Leichtigkeit. Liane Aleksanyan singt
die Adina mit brillantem, höhenstarken Sopran, Ho-yoon
Chung (im Wechsel mit Andreas Hermann) vereint als Nemorino lyrischen Schmelz und jugendliche Strahlkraft, und
Bariton Heiko Trinsinger überzeichnet charmant den allzu
schneidigen Belcore. Bemerkenswert ist auch der Einsatz
Karsten Mark ist freier
des Chores (Leitung: Alexander Eberle), den Regisseur BaesJournalist und lebt im
Ruhrgebiet. Kultur und ler übrigens zu beschäftigen weiß. So wirkt seine Inszeniebesonders das Murung rein handwerklich auch durchaus passabel. Ohne zünsiktheater gehören zu
seinen Schwerpunkten. denden Witz aber ist das nicht viel wert.
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Theater an der Ruhr
ab 21. / 22. September 2011
www.theater-an-der-ruhr.de
„Der Liebestrank“ von Gaetana Donizetti I R: Andreas Baesler I Aalto Musiktheater
Essen I Mi 14.9., Fr 16.9., Mi 22.9., je 19.30 Uhr I 0201 812 22 00
18
THEATER FLETCH BIZZEL
Humboldtstr. 45
44137 Dortmund
Tel. 02 31 / 14 25 25
www.fletch-bizzel.de
07.09. MITTWOCH-SPECIAL IMPROSHOW
Mi.
€ 15,-/10,-
mit Emscherblut
09.09. ENSEMBLE FLETCH BIZZEL
17.09. Bianka Lammert
30.09. „Das kunstseidene Mädchen“
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Dortmunder DEW21
10.Theaternacht
Sa.10.09.
Samstag, 10. September 2011
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10. DORTMUNDER DEW21 THEATERNACHT
15.00 - 19.00 Uhr Schnupper-Kulturwerkstatt
20.00 Uhr Ensemble Fletch Bizzel / Bianka Lammer t
€ 15,„Das kunstseidene Mädchen“
ab 21.00 Uhr Theaterfest am PHOENIX See
Fr.
16.09. ENSEMBLE FLETCH BIZZEL
„Monsieur Ibrahim und
die Blumen des Koran“
Do.
Fr.
€ 15,-/10,-
22.09. ENSEMBLE FLETCH BIZZEL
23.09. „Nerudas Postmann“ oder
„Mit brennender Geduld“
€ 15,-/10,-
Veranstaltungsbeginn: 20.30 Uhr · So. 19.00 Uhr
THEATER TURBINE
„Spuky-Maus geht in die Luft“
So. 25.09. -11 Uhr • Mi. 28.09. -10 Uhr
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GELSENKIRCHEN
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SPIELZEIT 11.12
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BALLETT
MERLIN (DE)
Oper von Isaac Albéniz
ab 08.10.2011, Großes Haus
COPYLEFT – SPIEL MIT DEM
ORIGINAL
Tanzstück von Annett Göhre
ab 15.10.2011, Kleines Haus
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Operette von Ralph Benatzky
ab 12.11.2011, Großes Haus
DAS KIND UND DER KÖNIG (UA)
Musiktheater für Kinder
von Carsten Kirchmeier
ab 20.11.2011, Kleines Haus
LA TRAVIATA
Oper von Giuseppe Verdi
ab 17.12.2011, Großes Haus
THEATERFEST
So, 11. September
ab 11.30 Uhr
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ZUR SPIELZEITERÖFFNUNG
So, 18. September
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DIE COMEDIAN HARMONISTS
Musical von Franz Wittenbrink /
Gottfried Greiffenhagen
ab 13.01.2012, Kleines Haus
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LA BOHÈME (WA)
Oper von Giacomo Puccini
ab 11.02.2012, Großes Haus
LA GRANDE MAGIA
Oper von Manfred Trojahn
ab 24.03.2012, Großes Haus
UBU (UA)
Oper von Sidney Corbett
ab 14.04.2012, Kleines Haus
RUSALKA
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Oper von Antonín Dvorák
ab 29.04.2012, Großes Haus
SALOME
Oper von Richard Strauss
- konzertante Aufführung ab 20.05.2012, Großes Haus
DIE HEXEN VON EASTWICK (DE)
Musical von Dana P. Rowe /
John Dempsey
ab 09.06.2012, Großes Haus
GROSSSTADT-TRIPTYCHON
Ein Abend inszeniert und
choreografiert von Bridget Breiner
mit Kurzopern von
Wolpe (DE) | Weill | Nick
ab 14.01.2012, Großes Haus
HEAVY MUSIC – COOL LOVE 2012
A VISION OF GOD (UA)
Das Ballett im Revier tanzt
für und mit Jugendliche(n)
ab 30.06.2012, Kleines Haus
SONDERKONZERTE
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MiR GOES METROPOLIS
STUMMFILM MIT LIVE-MUSIK
11.10.2011, Großes Haus
MiR GOES BEETHOVEN –
9. SINFONIE – ODE AN
DIE FREUDE
09.01.2012, Großes Haus
MiR GOES FILM 5 –
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Großes Haus
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Großes Haus
GENERALINTENDANT MICHAEL SCHULZ
WWW.MUSIKTHEATER -IM-REVIER.DE
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Musical in NRW
Die Mutter aller Ruhrgebietskomödien
Läutet die Spielsaison der Kölner Kammeroper ein: „My Fair Lady“
Broadway-Hit als Kammer-Musical
Von Rolf-Ruediger Hamacher
Als die städtischen Bühnen Köln ihren Spielplan für die Saison 2011/12 bekanntgaben, stand wieder einmal keine Musical-Inszenierung auf dem Spielplan, dafür aber jede Menge „oller Opern- und Operetten-Kamellen“ von
„Tosca“ über „La Traviata“ und „Rigoletto“ bis hin zur „Csardasfürstin“. Da
wird man einfach den Verdacht nicht los, dass die Ignoranz gegenüber dem
Musical eine „Erbkrankheit“ der Kölner Intendanten ist, die seit Jahrzehnten
das Publikums-Interesse an diesem Genre missachten. Um so erfreulicher,
dass die Junge Kammer-oper Köln ihre 5. Spielzeit mit „My fair Lady“ - jenem
Musical um den Sprachforscher Professor Higgins, der das Blumenmädchen
Elisa zur Lady macht - eingeläutet hat. Auch nicht gerade innovativ denkt
man im ersten Augenblick. Doch die künstlerische Herausforderung bestand
darin, dass für den Broadway konzipierte Stück den personellen und (Bühnen-)technischen Möglichkeiten der Kammeroper anzupassen.
Und das haben die musikalische Leiterin Inga Hilsberg, Regisseur Lajos
Wenzel und Choreographin Robina Steyer mit Bravour gelöst. Inga Hilsberg
- die nur bei der durch die deutschsprachigen Länder tingelnden TourneeVariante auf die Kölner Symphoniker zurückgreifen kann – übernimmt
gemeinsam mit Daniel Kirchmann die musikalische Begleitung am Flügel,
um so den „Ohrwürmern“ von Frederick Loewe (Musik) und Alan J. Lerner
(Text) die nötige Dynamik zu verleihen. Das
„Bemerkenswert, wie
perfekte Zusammenspiel ihrer vier Hände
Regisseur Lajos Wenzel
findet sein kongeniales Pendant beim Endie Enge des Raumes nutzt“
semble, das den Widrigkeiten der schmalen
Bühne seine Spielfreude entgegensetzt. Geschickt hat Robina Steyer ihre
Choreographien vertikal ausgerichtet, was die achtköpfige Ballettruppe
zu schmissigen Tänzen nutzt. Vor allem im Gefolge von Elisas Vater, den
Robert Neal Foster mit viel humoriger Schlitzäugigkeit ausstattet, obwohl
er für die Rolle eigentlich zu jung ist. Das aber ist wohl dem Konzept der
„Kammeroper“ – Talenten eine Chance zu geben – geschuldet. Genau auf
den Punkt besetzt ist Maria Graef in einer Doppelrolle als Higgins Mutter
und Kneipenwirtin: wunderbar komisch. Sean Breen als Elisas Verehrer ist
dagegen ein wenig unterbeschäftigt und darf nur mit dem Hit „in der Straße, mein Schatz, wo du wohnst“ glänzen.
Bemerkenswert, wie Regisseur Lajos Wenzel die Enge des Raumes nutzt, um
den Kammerspiel-Ton der Shaw´schen „Pygmalion“-Vorlage herauszuarbeiten. So sind die Szenen zwischen den Sprachforschern Prof. Higgins und
Oberst Pickering, die dem Blumenmädchen Elisa Doolittle „Hochdeutsch“
beibringen, dann auch die Glanzstücke seiner Inszenierung. Wolf H. Latzel
setzt dabei der von der üblichen Higgins-Interpretation
gewohnten Sprechgesang seinen wohltuend, sanften
Bariton entgegen. Bernhard Dübe hat die von ihm schon
über 750mal gespielte Pickering-Rolle geradezu verinnerlicht, ohne sie zur Routine verkommen zu lassen. Und
Maria Mucha weiß als Elisa ihren Sopran so angenehm
zurückzunehmen, dass er genau den Musical-Ton der
Rolf-Ruediger Hamacher ist Mediendozent, Songs trifft. Da möchte man doch gerne jener von EliJournalist und im Vorsa Besungene sein: „an den ich mich sanft aber dauern
stand des FilmkritikerVerbandes
lehn - wäre det nich wundascheen...“
Foto: Thomas Heiser
„My Fair Lady“ an der Jungen Kammeroper Köln
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„My Fair Lady“ I R: Lajos Wenzel I Junge Kammeroper Köln-Rodenkirchen
25.,28.,29.9., je 19.30 Uhr I 0221 24 36 12
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culture club
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Konzert
Theater
Eleftheria Arvanitaki
Budenzauber – Freunde der
deutschen Wurst
In Griechenland und selbst dem angrenzendem MittelmeerRaum ist Eleftheria Arvanitaki ein wahrer Super-Star: Innerhalb
von Stunden sind auch die größten Arenen ausverkauft, und
ihre Neuveröffentlichungen kommen einem nationalen Kulturereignis gleich. Arvanitaki gilt als Hauptfigur des „Rembetiko“ –
einer Musikform, die oft als griechischer Blues bezeichnet wird
und in den 20er Jahren vornehmlich in den Hafenvierteln der
großen Städte aus traditioneller Volksmusik hervorging.
In dieser Komödie geht es im wörtlichen wie übertragenen Sinne um die
Wurst! Eine traditionsreiche Imbiss-Bude im Herzen des Reviers soll einem
neuen Bauprojekt weichen: Die Ruhrgebietler erwartet ein künstlicher See
samt Shopping-Tempel, überdimensionierter Parkgarage und DiscounterZentrum. Das kann sich die Buden-Stammkundschaft natürlich nicht gefallen lassen, und so nehmen die Dinge ihren Lauf… Eine magische Wurstsoße,
verliebte Beamte und amerikanische „Heuschrecken“ sorgen dabei für Spannung und einen (politisch nicht immer ganz korrekten) Lachmuskelkater.
Konzerthaus Dortmund
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Karten: 0231 22 69 62 00 I www.konzerthaus-dortmund.de
Theater Freudenhaus im GREND
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Karten: 0201 85 132 30
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E-Mail bis 29.09. an [email protected], Kennwort: Rembetiko
trailer verlost 3x2 Karten, E-Mail bis 08.09. an
[email protected], Kennwort: Budenzauber
Fr, 7.10., 20 Uhr
So, 11.9., 19.00 Uhr
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Komikzentrum Ruhr
Landet in seinem Program „FATIHunser“ im Himmel: der Kabarettist Fatih Cevikkollu
Glamouröse Ausflüge ins Jenseits
Diverse Bühnen im Revier bieten irdische Läuterungen
Sie haben sich gesucht und gefunden - auf der Bühne und im Leben: der neuseeländische Comedian John Hudson, von dessen Improvisations-Talent ganze Heerscharen von Möchtegern-Spontis im Fernsehen profitiert haben und
die mit allen kabarettistischen Wassern gewaschene Sonja Kling (Münchner
Lach- und Schießgesellschaft). Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich das Paar
ein Programm auf die ansehnlichen Körper geschneidert hat: „Glamour Impro
Gaga“ klingt ein bisschen albern, ist es aber nicht. Weil die beiden wissen, was
sie tun – und sagen. Ob beim Brötchen backen oder in gepflegtem Denglisch:
Hudson/Kling sind unwiderstehliche Erfinder skurriler Bühnenfiguren wie wasserscheue Puffbesitzer oder an Shakespeare geschulte Hobby-Köche. Wer mit
eigenen Augen sehen will, dass die Bühne mehr zu bieten hat als abgestandene
Witze in der Glotze – im Duisburger Hundertmeister ist er richtig (25.9.)
Genau diesen Beweis hat seinerzeit auch Fatih Cevikkollu angetreten, nachdem er in 63 Folgen von „Alles Atze“ den Sidekick Murat mimen durfte – und
mit Recht stolz darauf war, dass er die Drehbuchschreiber davon überzeugen
konnte, in der Rolle des Büdchenbesitzers besser Deutsch zu sprechen als alle
anderen Nasen um ihn herum. Das erklärte Anliegen des 1972 in einem katholischen Krankenhaus zu Köln geborenen Kabarettisten ist es denn auch, als eine
Art „Selbstverständlichkeitsbeauftragter“ derjenigen aufzutreten, deren Familien irgendwann nach Deutschland eingewandert sind – und von den Fernsehschaffenden gerne als radebrechende Ausländer besetzt werden – in seinem Fall
vorzugsweise mit einem Döner in der Hand und einem Schnurrbart im Gesicht.
Drei Solo-Programme hat der sympathische Kabarettist inzwischen gestemmt,
zahlreiche Preise eingeheimst und ein Buch mit dem Titel „Der Moslem-TÜV“
geschrieben. In „FATIHunser - Erlösung leicht gemacht „ schlägt er (16.9. im
Oberhausener Ebertbad und 24.9. in der Gelsenkirchener Kaue) den Bogen vom
irdischen Jammertal bis hin zur Ewigkeit – und fragt sich, was passiert, wenn
man im letzten aller Wartezimmer angekommen ist – beim lieben Gott nämlich, der sich vermutlich kaputt lacht über all die frommen Schäfchen, die seinen angeblichen Anweisungen auf Erden gefolgt sind. „Was ist besser: ein Leben voller Ekstase oder ein Dasein ohne jeden Reiz, damit es später mal besser
wird?“ fragt sich Cevikkollu – und hat darauf eine Reihe von Antworten parat.
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Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Mit den drei Mannsbildern von
„Nordkvark“ gibt es in der Wittener WerkStadt (18.9.) d a s komödiantische Kleinod
zu begutachten, nämlich die drei liebeskranken Lappländer Aki, Mika und Maki, die
sich wortlos verstehen. Entscheidend für die funktionierende Kommunikation sind
traurige Lieder, mit denen sie ihre Sehnsucht nach weiblicher Ergänzung artikulieren,
während die Nächte lang und die Frauen rar sind – nur Fische gibt es offenbar genug.
Er ist einer der quirligsten Kabarettistin in deutschen Landen – oder sollte man
Comedian sagen – egal: Philipp Weber wirbelt die Szene ganz schön durcheinander. In seinem „Honeymoon Massaker“ zerdeppert er nicht nur jede Menge
angestaubtes Porzellan aus den Vorhöllen der Einfamilienreihenhaus-Idyllen,
er setzt bei seinen Zuschauern auch die dringend notwendige Lust an einer
geistigen Erneuerung frei. Nach dem Motto: „Bin ich wirklich bereit meiner sozialen Reproduktionspflicht nachzukommen?“ stellt er die wesentlichen Fragen
rund um den bedrohten Fortbestand der Nation. Also: wer den pfiffigen Gedankengängen des in Amorbach aufgewachsenen Mittdreißigers folgen will, sollte
sich am 2.9. ins Cabaret Queue in Dortmund-Hörde begeben – er wird es nicht
bereuen. Schwört hoch und heilig Ihre stets über Tage lebende
ANNE NÜME
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Theater demnächst
In Moers nimmt man sich Thomas Manns Wälzer „Der Zauberberg“ vor, Foto: STM
Sand wegfegen, Rosen entblättern
Die neue Spielzeit im Ruhrgebiet rückt in Vorverkaufsnähe
No-Go Area Landschaftspark Duisburg-Nord. Eine junge Frau, in der Hand
einen Fächer, wartet am Bahnhof – wie schon gestern, wie vorgestern, wie
jeden Tag, seit Jahren. Es ist Hanako, eine Geisha, die das Warten personalisiert und zum Gegenstand des Seins erkoren hat. Dafür wird sie zur
Wahnsinnigen stilisiert. Das Musiktheater „Hanjo“ von Toshio Hosokawa
in der Regie von Calixto Beito ist die letzte große Premiere bei der diesjährigen Ruhrtriennale. Kurz danach beginnen sechs Mönchen aus Bhutan
ein großes Sandmandala aus der Drugpa-Kagyü-Schule zu streuen. Die
Ruhrtriennale geht bis Oktober, ein Grund mit, dass das Bochumer Theater
erst im Oktober seinen Spielbetrieb aufnimmt, Mitte September wird auf
dem Theatervorplatz erst einmal getrödelt, gehandelt, gefeilscht, eine Woche später lockt das Spielzeiteröffnungsfest.
Noch vor der rituellen Zerstörung des Burmesischen Mandalas bei der
Ruhrtriennale wagen sich drei Ruhrgebiets-Theater mit klassischen Stücken
an die dezimierte Zuschauerfront. Zum Beispiel mit Lessings Emilia Galotti
(Theater Oberhausen) oder Ibsens Nora (Schauspiel Dortmund), das in der
letzten Spielzeit bereits am Theater Oberhausen mit Erfolg (Berliner Theatertreffen) von Herbert Fritsch inszeniert wurde. Beide Frauen hinterlassen
den Wahnsinn der Gefühle, die eine hat sich durch das Durchschneiden der
Marionettenfäden befreit, die andere durch den Tod. Was uns das für die
heutige Zeit sagen will, kann nur durch einen Theaterbesuch geklärt werden.
Den wahren Wahnsinn der nächsten Zeit aber liefert das Schlosstheater
in Moers. Eintausend Buchseiten komprimiert in eine einzige Inszenierung
und das auf der kleinen Bühne. Es geht um den „Zauberberg“ von Thomas
Mann, der seit seiner Erscheinung 1924 ständig durch die Bestsellerlisten
selbst ernannter Literaturkritiker geistert, schön verschwurbelt ist und zäh
zu lesen, aber voller intellektueller Schattenkämpfe, auf dem Niveau der
1920er Jahre versteht sich. Eine eigene Theater-Fassung liefert Regisseurin
Rabea Kiel für den Edelschinken in Moers gleich mit. Und so können die
Besucher etwas erfahren von der unerfüllten Liebe Hans Castorps zu Madame Chauchat, die er während seines Aufenthalts im Lungensanatorium
kennen lernt. Eigentlich will er dort nur seinen Vetter Joachim besuchen.
Doch Castorp bleibt sieben Jahre, angezogen von der surrealen Atmosphäre
und gefesselt von einem feuchten Punkt auf seiner Lunge, fasziniert von
den philosophischen Schattenkämpfen zwischen Settembrini und Naphta.
Wie heißt es trocken in der Ankündigung: Im Zentrum von Thomas Manns
Jahrhundertroman steht der Kampf um die „deutsche Seele“ – in Castorp
spiegelt sich die Zerrissenheit Manns selbst, die Orientierungslosigkeit einer
Generation zwischen Fin de siècle, erstem Weltkrieg, Weimarer Republik,
Nationalsozialismus. Ein Mensch erforscht eine erlahmte Gesellschaft im
Angesicht des Todes. Ist Entwicklung (noch) möglich? Das fragen sich die
Menschen immer noch.
PETER ORTMANN
„Der Zauberberg“ nach einem Roman von Thomas Mann
R: Rabea Kiel
Schlosstheater Moers I Fr 9.9. 19:30 Uhr (P)
So 11.9. 18 Uhr, Do 15.9. 19.30 Uhr, Fr 30.9. 19.30 Uhr
02841 883 41 10
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Theater-Kalender Ruhr
Die Theater-Übersicht der Region
STADTTHEATER
SCHAUSPIELHAUS BOCHUM
0234 33 33 55 55
Herausforderung Zukunft
Mi. 21.8. 19.30
Das Spielzeiteröffnungsfest
Sa. 24.9. 16.00
THEATER DORTMUND
0231 502 72 22
Theaternacht – Willkommen
Sa. 10.9. 17.00
Theaternacht – Öffentliche Probe zu „Nora
oder Ein Puppenheim“
Sa. 10.9. 19.00
Theaternacht – Film:
„Der Mond, ach dieser Mond…“
Sa. 10.9. 20.15
Waisen
So. 11.9. 19.30, Sa. 17.9. 19.30, So. 25.9. 19.30
Theaterreal
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Green Frankenstein und Sexmonster!
Sa. 24.9. 20.00
Nora oder Ein Puppenheim
Fr. 30.09. 19.30
THEATER ESSEN (GRILLO)
0201 812 22 00
Theaterfest
Sa. 24.9. 15.00
THEATER HAGEN
02331 207 32 18
Die Fledermaus
Sa. 3.9. 19.30, So. 11.9. 15.00, Fr. 16.9. 19.30,
Di. 27.9. 19.30, Fr. 30.9. 19.30
Der Barbier von Sevilla
Fr. 9.9. 19.30, So. 18.9. 15.00
It’s Tea Time
Do. 15.9. 17.00
Frühlings Erwachen
Do. 15.9. 19.30
La Bohème
Sa. 24.9. 19.30, Mi. 28.9. 19.30
Das Lied von der Erde
So. 25.9. 18.00
THEATER KREFELD
02151 80 51 25
Im Reich der Träume
Sa. 17.9. 19.30
Faust 1 & 2 (Soiree)
So. 25.9. 18.00
Faust 1 & 2
Fr. 30.9. 19.00
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02841 20 17 31
Der Zauberberg (Matinee)
So. 4.9. 11.30
Der Zauberberg
Fr. 9.9. 19.30, So. 11.9. 18.00, Do. 15.9. 19.30,
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So. 11.9. 11.00
Odysseus, die Frauen – und das Meer
Sa. 17.9. 19.30
Der Geizige
Fr. 23.9. 19.30, Sa. 24.9. 19.30
Reineke Fuchs
So. 25.9. 18.00
THEATER AN DER RUHR MÜLHEIM
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Was ihr wollt (Matinee)
So. 18.9. 12.00
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Mi. 21.9. 19.30, Do. 22.9. 19.30, Sa. 24.9.
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Fr. 23.9. 18.00
Peter Pan & The Lost Boys
Mo. 26.9. 11.00 und 18.00
Traumnovelle
Mi. 28.9. 18.00
Fräulein Lindbloms fantastische Musik-Box
Do. 29.9. 10.00 und 11.15
Der kleine Prinz
Fr. 30.9. 19.30
THEATER OBERHAUSEN
0208 857 81 84
Emilia Galotti (Großes Haus)
Fr. 23.9., Sa. 24.9., Mi. 28.9.
= Premiere
= trailer Empfehlung
+ = trailer Theaterkritik
WESTFÄLISCHES LANDESTHEATER
CASTROP-RAUXEL
02305 97 80 20
Generatiös: Gefeuert
Sa. 17.9. 20.00, So. 18.9. 18.00
Andorra
Do. 22.9. 9.00
Ein Herz und eine Seele
Fr. 30.9. 20.00
MUSIKTHEATER
AALTO MUSIKTHEATER ESSEN
0201 812 22 00
Der Liebestrank
Mi. 14.9. 19.30, Fr. 16.9. 19.30,
Mi. 21.9. 19.30
Madama Butterfly
Sa. 17.9. 19.00
Carmen/Boléro
Sa. 24.9. 19.00
Hercules
So. 25.9. 18.00
DEUTSCHE OPER AM RHEIN DUISBURG
01805 44 70
Opernwerkstatt: Dialogues des Carmélites
Fr. 23.9. 18.00
Spielzeitaustakt in Duisburg
So. 25.9. 13.00
Dialogues des Carmélites
Fr. 30.9. 19.30
VARIETÉ + BOULEVARD
THEATER IM RATHAUS ESSEN
0201 245 55 55
Ein Fall für Pater Brown
So. 4.9. 18.00, Mo. 5.9. 19.30, Di. 6.9. 19.30,
Mi. 7.9. 19.30, Do. 8.9. 19.30 Fr. 9.9. 19.30, Sa.
10.9. 16.00 und 19.30, So. 11.9. 19.00
Ganze Kerle
Do. 15.9. 19.30, Fr. 16.9. 19.30, Sa. 17.9. 16.00,
Di. 20.9. 19.30, Mi. 21.9. 19.30, Do. 22.9. 19.30,
Fr. 23.9. 19.30, Sa. 24.9. 16.00 und 19.30, So.
25.9. 19.00, Mo. 26.9. 19.30, Di. 27.9. 19.30,
Mi. 28.9. 19.30, Do. 29.9. 19.30, Fr. 30.9. 19.30
Tag der Offenen Tür
So. 18.9. 12.00
FREIE SZENE
CONSOL THEATER GELSENKIRCHEN
0209 988 22 82
Die wilden Schwäne
So. 18.9. 16.15, Di. 27.9. 10.30, Mi. 28.9. 10.30
Ká síra díya
Di. 20.9. 10.30, Mi. 21.9. 10.30, So. 25.9. 15.00
KOnzertMEDitation
Di. 20.9. 20.00
Katharina Maschmeyer Quartett
Do. 22.9. 20.00
Der König vom Borsigplatz
Fr. 23.9. 20.00
Impro-Show
Sa. 24.9. 20.00
Lisas Erzählzeit
Do. 29.9. 14.30
EBERTBAD OBERHAUSEN
0208 205 40 24
Carmela De Feo ist La Signora
Do. 8.9. 20.00
Wolfgang Trepper
Sa. 10.9. 20.00
Thekentratsch
Do. 15.9. 20.00
Faith Cevikkolluh
Fr. 16.9. 20.00
Springmaus
Sa. 17.9. 20.00
Klassikmatinee
So 18.9. 11.00
A Capella
Mo. 19.9. 20.00
Horst Schroth
Do. 22.9. 20.00
Gerd Dudenhöffer spielt Heinz Becker
Di. 27.9. 20.00
Stephan Sulke
Mi. 28.9. 20.00
Matthias Reuter
Do. 29.9. 20.00
Eines der vielen Highlights bei der diesjährigen Dortmunder Theaternacht am 10. September:
die öffentliche Probe der Dortmunder Ballett-Compagnie. Zu sehen ist dort auch die Neuproduktion „Fantasia“ des Ballett-Direktors Xin Peng Wang, Foto: Bettina Stöß
FLOTTMANN-HALLEN HERNE
02323 16 29 53
James Bond – Der Blutige Fart Gottes
Sa. 10.9. 20.00, So. 11.9. 19.00
Comedy-Abend (im Kulturzentrum Herne)
Fr. 16.9. 20.00
Drei Affen
Sa. 17.9. 20.00
Konrad Beikircher
Mi. 21.9. 20.00
Slam U20 vs. Ü50 – Das Generationen-Finale
Sa. 24.9. 20.00
PRINZ REGENT THEATER BOCHUM
0234 77 11 17
Buddenbrooks
Fr. 16.9. 19.30, Sa. 17.9. 19.30, So. 18.9. 19.00,
Mo. 19.9. 19.30
Der eingebildete Kranke
Do. 22.9. 20.00, Fr. 23.9. 20.00, Sa. 24.9. 20.00
Iphigenie auf Tauris
Do. 29.9. 20.00, Fr. 30.9. 20.00
RUHRHOCHDEUTSCH (SPIEGELZELT AM
DORTMUNDER U)
0231 14 25 25, Beginn 20.00
Günna und seine Hartz-Vegas-Segers-Band
Do. 1.9., Do. 8.9., Do. 22.9., Do. 29.9.
Jochen Malmsheimer
Fr. 2.9., Sa. 3.9., So. 2.9.
Immer montags – Helmut Sanftenschneider
Mo. 5.9.
Der Bauch lacht mit – F. Mense-Moritz
Di. 6.9., Di. 13.9.
Lioba Albus – Herzdame sticht
Mi. 7.9., Mi. 14.9., Mi. 21.9., Mi. 28.9.
Carrington & Brown
Sa. 10.9.
Tina Teubner
So. 11.9.
Immer montags – Henning Schmidtke
Mo. 12.9.
Immer montags – Horst Fyrguth
Mo. 19.9.
Der Bauch lacht mit – Siegfried & Roy
Di. 20.9., Di. 27.9.
Dr. Stratmann – Kunstfehler
Fr. 23.9., Sa. 24.9.
Tanzpalast im Spiegelzelt
So. 25.9. 14.00
Aus Kindern werden Leute,…
So. 25.9.
Immer montags – Martin Herrmann
Mo. 26.9.
Die Bullemänner – Ikuh
Fr. 30.9.
www
RUHRTRIENNALE
0201 887 20 24
Les Chaises – Die Stühle
(Gebläsehalle, Landschaftspark Duisburg-Nord)
Do. 1.9. 20.00, Fr. 2.9. 20.00, Sa. 3.9. 20.00
Macbeth (Maschinenhalle Zweckel, Gladbeck)
Fr. 2.9. 20.00, Sa. 3.9. 20.00, So. 4.9. 20.00, Do.
8.9. 20.00, Fr. 9.9. 20.00, Da. 10.9. 20.00, Fr.
16.9. 20.00, Sa. 17.9. 20.00
Tristan und Isolde (Jahrhunderthalle Bochum)
Sa. 3.9. 18.30, Fr. 9.9. 18.30, Di. 13.9. 18.30, Sa.
17.9. 18.30, Di. 20.9. 18.30
28
36
Brilliant Corners (Pact Zollverein, Essen)
Do. 8.9. 20.00, Fr. 9.9. 20.00, Sa. 10.9. 20.00
Das letzte Band (Maschinenhaus, Essen)
Sa. 17.9. 20.00, So. 18.9. 17.00 und 20.00
Das Schloss
(Turbinenhalle an der Jahrhunderthalle Bochum)
Fr. 23.9. 20.00, Sa. 24.9. 20.00, So. 25.9. 20.00,
Di. 27.9. 20.00, Mi. 28.9. 20.00, Do. 29.9. 20.00,
Fr. 30.9. 20.00
Hanjo (Gebläsehalle, Landschaftspark
Duisburg-Nord)
Do. 29.9. 20.00
STRATMANNS THEATER ESSEN
0201 820 40 60
Caveman
Fr. 2.9. 20.00, Sa. 3.9. 20.00
Mach blau – Warm up Show - Vorpremiere
Do. 8.9. 20.00
Doktor Stratmann
Sa. 10.9. 16.00, So. 11.9. 11.00, Mi. 14.9. 20.00,
Do. 15.9. 20.00
Die 39 Stufen
Sa. 10.9. 20.00, So. 11.9. 19.00, Fr. 30.9. 20.00
Mädelsabend
Fr. 23.9. 20.00, Sa. 24.9. 20.00, So. 25.9. 19.00
THEATER FLETCH BIZZEL DORTMUND
0231 14 25 25
Emscherblut – „Mittwoch-Special-Improshow“
Mi. 7.9. 20.30
Bianka Lammert – „Das Kunstseidene Mädchen“
Fr. 9.9. 20.30, Sa. 17.9. 20.30, Fr. 30.9. 20.30
10. Dortmunder DEW21 Theaternacht
Sa. 10.9. 15.00
Ensemble Fletch Bizzel – „Monsieur Ibrahim
und die Bluen des Koran“
Fr. 16.9. 20.30
Ensemble Fletch Bizzel – „Mit brennender
Geduld“ oder „Nerudas Postmann“
Do. 22.9. und Fr. 23.9. 20.00
THEATER IM DEPOT DORTMUND
0231 982 23 36
Herzfraß Hirn
Fr. 9.9. 20.00, Sa. 10.9. 20.00
Papusha
Fr. 16.9. 20.00, Sa. 17.9. 20.00, Fr. 23.9. 20.00,
Sa. 24.9. 20.00
Radio Depot
So. 25.9. 18.00
THEATER ROTTSTR5 BOCHUM
0163 761 50 71
Werther
So. 4.9. 19.30
Der Großinquisitor
Do. 8.9. 19.30
Traum eines lächerlichen Menschen
Do. 8.9. 21.00
Troja Triathlon: Nach Troja I (Fieber),
Nach Troja II (Insel), Nach Troja III (Heimkehr)
So. 11.9. 19.30
+
Zoo Story
Do. 15.9. 19.30, So. 18.9. 19.30
Nibelungen #7: Hagens Klage
Sa. 17.9. 19.30, Fr. 23.9. 19.30
Die Rückkehr
Do. 22.9. 19.30, Do. 29.9. 19.30
Fräulein Julie
Sa. 24.9. 19.30
Nibelungen #4: Brunhild
So. 25.9. 19.30
t:
sentier
prä
Highlights September
1
Fr. 02.09.
1 Cabaret Queue
Philipp Weber
Sa.10.09.
2 Cabaret Queue
Hubert Burghardt
www.CabaretQueue.de
Hermannstr. 74 · Dortmund-Hörde
Di.-Sa.18°°-1°°
Tickets + Gastro 0231-413146
„Honeymoon Massaker“
5
„Sex in der Krise“ zur 10.Dortmunder Theaternacht
2
Anka Zink
Cabaret Queue
Ausbilder Schmidt
Fr. 07.10.
Cabaret Queue
Jens Neutag
Sa. 08.10.
Di. 22.11.
Cabaret Queue
'HU)UDXHQÁVWHUHU„Keine Frau sucht Bauer“
Rohrmeisterei Schwerte
Sa. 01.10.
2
3
3
Cabaret Queue
Fr. 30.09.
4
Basta
„Sexy ist was anderes“
5
Neu: „…schön scharf“
CabaretQueue
jeden Mittwoch CabaretQueue
4
jeden Donnerstag CabaretQueue
7
7
8
8
WDR 2 Lachen Live - Mehr!
jeden Dienstag
6
„Mach blau Tour 2011/12“
Do. 22.03.2012 Rohrmeisterei Schwerte
4
6
Neu: “Happy Birthday du Lusche“
Neues Programm mit Sarko de Funes, Angie u.v.a.
Tango Salon mit DJ Topolino
Dinner Attacke Italienisches Buffet mit Überraschungskünstler
Thirty Wonderland die Ü-30-Party
www
9
9
Preview am Donnerstag 8. September, 19:30 Uhr im Kino im U in Dortmund.
Sandra Hüller und Jan Schomburg sind zu Gast.
www.mindeffects.de
www
Sandra Hüller Felix Knopp Georg Friedrich
FESTIVAL DES DEUTSCHEN FILMS
FILMKUNSTPREIS 2011
BESONDERE EINZELLEISTUNG
DARSTELLER: SANDRA HÜLLER
Ein Film von JAN SCHOMBURG
ueber-uns-das-all.realfictionfilme.de
HAUPTPREIS
FLIEGENDER OCHSE
FILMKUNSTFEST
SCHWERIN 2011
FESTIVAL DES DEUTSCHEN FILMS
FILMKUNSTPREIS 2011
BESONDERE EINZELLEISTUNG
BUCH: JAN SCHOMBURG
Ab dem 15.09. im Casablanca, Bochum und im Sweetsixteen, Dortmund!
www.trailer-ruhr.de
www.facebook.com/trailerruhr
www
MEIN BESTER FEIND
www.meinbesterfeind.de
ab 14.7. im Kino
EIN FILM VON WOLFGANG MURNBERGER
www
Film-ABC
Vorspann
Mit vertauschten Rollen: Victor (M. Bleibtreu) und Rudi (G. Fridrich), Kritik: „Mein bester Feind“, S. 47
KULTUR.KINO.RUHR.
September 2011
FILMKRITIK-ÜBERSICHT
FILMSTART-TERMINE
25.8. 1.9.
8.9. 15.9. 22.9.
37
ATTACK THE BLOCK
X
41
CAIRO TIME
49
COLOMBIANA
49
CONAN
37
COWBOYS UND ALIENS
49
DIE DREI MUSKETIERE
44
EASY MONEY
47
FINAL DESTINATION 5
49
FREUNDE MIT GEWISSEN VORZÜGEN
X
38
GERHARD RICHTER PAINTING
X
48
GIANNI UND DIE FRAUEN
X
39
GLEE ON TOUR
X
42
THE GUARD
X
34
LE HAVRE
40
HELL
X
44
INFINITE SPACE
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49
KILL THE BOSS
37
LOLLIPOP MONSTER
47
MÄNNERHERZEN 2
47
MEIN BESTER FEIND
36
MEIN STÜCK VOM KUCHEN
43
EINE OFFENE RECHNUNG
39
PERRY RHODAN
X
49
PRINZESSIN LILLIFEE UND DAS KLEINE EINHORN
X
49
PROM
41
ROLLER GIRL
43
SHANGHAI
44
TASTE THE WASTE
43
TOURNÉE
44
TRANSFER
38
ÜBER UNS DAS ALL
44
VERGISS DEIN ENDE
37
WESTWIND
X
49
WHAT A MAN
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39
WHORES GLORY
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Nur Neuware!
Original, Kind seiner Zeit, Klassiker: Hartmut Ernst
Remakes im Kino
Wer sich gerade „Planet der Affen – Prevolution“ zu Gemüte führt, betrachtet nicht nur einen inhaltlich und tricktechnisch gelungenen ScienceFiction-Streifen. Die Geschichte des Affen Caesar, der zum Spartacus der
Affenhorden erwächst, ist schon längst
„Adaption als Inspiration“
Filmgeschichte. Remakes wie dieser stehen uns bis Jahresende noch mannigfaltig bevor: Neuverfilmungen wie „The Thing“, „Footloose“, “Straw Dogs
– Wer Gewalt sät”, “Fright Night” und “Krieg der Knöpfe” reihen sich da an
Neuadaptionen der „Drei Musketiere“ (Start: 1.9.), dem noch „Conan“ (8.9.)
und “Tom Sawyer” folgen.
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Genreübergreifend kehren mittlerweile allmonatlich Helden auf die Leinwand zurück, die der Zuschauer von eben dort bereits kennt. Oder seine
Eltern. Oder Großeltern. Der Grund dafür sind nicht die Verschleißerscheinungen des alten Filmmaterials. Wie es scheint, braucht jede Generation
ihren eigenen Spiderman, ihren D’Artagnan, die eigene Titanic. Der Kinofilm
ist zur Kurzlebigkeit verdammt, denn die Masse verlangt im Kinosaal grundsätzlich Neuware. Letztere darf aber durchaus auf Bewährtes zurückgreifen. So erfahren alte Stoffe und Ideen regelmäßig neue Würdigung. Oder
Entwürdigung. Denn so vertaubt Klassiker sein mögen, sie haben Maßstäbe
gesetzt. Und die lassen sich nicht neu definieren, indem man das Ganze
einfach nochmal in 3D dreht.
Dennoch kann schon allein der technische Fortschritt ein Remake legitimieren – wenn nicht gar grundsätzlich danach verlangen. Wer King Kong
noch einmal fallen oder die Titanic noch einmal sinken sehen möchte, verlangt im digitalen Zeitalter nach zeitgemäßer Illusion. Es geht noch profaner: In Amerika ist es üblich, fremdsprachige Erfolge komplett neu zu verfilmen, weil das US-Publikum (angeblich) Untertitelung und Synchronisation
ablehnt. Aktuelles Beispiel: Die US-Adaption der Stieg-Larsson-Trilogie.
Wirklich spannend aber wird es erst, wenn Filmemacher dem Original aus
kreativer Leidenschaft heraus neue Facetten entlocken, indem sie Stil und
Ästhetik variieren, aktuelle Zeitbezüge herstellen oder Akzente verlagern,
wie erst kürzlich Im Sang-soo mit „Das Hausmädchen“. Die Adaption als Inspiration. So sehr in uns der Wunsch nach Wiederaufführungen zehren mag
- Filme sind immer Kinder ihrer Zeit. Viele von ihnen fordern die Neuinterpretation, wollen, anders als Grimms Märchen, neu erzählt werden – und
erzählen dabei auch Grimms Märchen immer wieder neu. Oder man macht
das bewusst nicht und filmt Hitchcocks „Psycho“ Einstellung für Einstellung
nach, so wie Gus Van Sants Konzeptfilm von 1998. Alles ist möglich, nicht
alles ist nötig. Natürlich gibt es Filme, die sind nicht wieder verfilmbar.
Von Chaplins „Der große Diktator“ bis hin zu Kubricks „2001: Odyssee im
Weltraum“ – ein Remake scheint unvorstellbar. Andererseits: Was ist im
Kino schon unvorstellbar?
www
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Wertung unter den Filmkritiken:
1(
) bis 6 (
) 6 Punkte = Höchstwertung
Hartmut Ernst
Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
33
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Film des Monats
André Wilms und Blondin Miguel in Kaurismäkis Kulisse
Ein frommer Wunsch
„Le Havre“ von Aki Kaurismäki
Ein Schuhputzer bietet einem flüchtenden Migranten Zuflucht vor der Polizei. Der
Junge wollte zu seiner Mutter nach England – nun steckt er in Nordfrankreich fest.
C Sozialrealistisches Märchen
Man kann das Autorenkino in zwei Gruppen einteilen: Jene Regisseure wie
Stanley Kubrick oder Lars von Trier, die sich mit jedem Film neu erfinden und
von Film zu Film neue Themen, einen neuen visuellen Stil, neue Technik, insgesamt eine neue Produktionsart erarbeiten. Und dann gibt es die Filmemacher, die anstatt virtuos auf der maximalen Klaviatur der Ausdrucksmöglichkeiten zu spielen ihre ganz eigene Handschrift immer mehr verfeinern. Der Spanier Pedro Almodóvar ist ein solcher Auteur, der Österreicher
Ulrich Seidl und der Finne Aki Kaurismäki haben ebenfalls ihre filmischen
Mittel sehr genau abgesteckt und arbeiten seit Jahren an deren Verfeinerung. Kaurismäki hat nach nur 16 Kinofilmen in knapp 30 Jahren seinen Stil
derart minutiös definiert, dass man inzwischen seine Handschrift an jeder
einzelnen Einstellung ablesen kann. Die Schauspieler, die Dialoge, die lakonische Stimmung, das Setting – all das ist 100 Prozent Kaurismäki.
Solidarität in der Stammkneipe
Marcel Marx (André Wilms, „La vie de Bohème“) war einst ein Schriftsteller
in Paris, doch der Durchbruch gelang ihm nie. Inzwischen ist er als Schuhputzer in der französischen Hafenstadt Le Havre gelandet. Zusammen mit
seiner Frau Arletti (Kati Outinen) lebt er ein bescheidenes Leben. In ihrem
ärmlichen Stadtteil wohnen sie in einem kleinen Häuschen. Abends kocht
Arletti ein schlichtes Mahl, danach geht Marcel gerne in seiner Stammkneipe noch einen Trinken. Er ist wortkarg, verbittert ist er aber nicht. Eines
Tages findet er bei seiner Rückkehr Arletti auf dem Boden gekrümmt. Sie
muss ins Krankenhaus, wo man nach einer Untersuchung Krebs in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert. Als er wieder wie gewohnt auf seine
Schuhputz-Tour geht, und seine Mittagspause am Hafen abhält, entdeckt
er den von der Polizei gesuchten Jungen Idrissa (Blondin Miguel) und überlässt ihm sein Mittagessen. Abends findet er Idrissa in seinem Schuppen.
Von nun an versteckt er den Jungen, und das ganze Viertel hilft mit, ihn
vor dem Zugriff der Polizei zu schützen. Die hatte ihn mit anderen Migranten in einem Container am Hafen entdeckt. Marcel macht sich nun auf,
Angehörige von Idrissa ausfindig zu machen. Dafür besucht er Migranten
in Le Havre und sucht sogar ein Asyllager auf. Derweil ist ihm längst
Kommissar Monet auf der Spur. Und wie man Idrissa zu seiner Mutter nach
London bringen soll, ist auch alles andere als klar.
Aus der Zeit gefallen, aber brandaktuell
„Le Havre“ ist detailreiches Zitatenkino. Kaurismäki erweist mit seinem
Film seinen Vorbildern auf vielfältigste Art die Ehre. Marcel Carnés „Hafen
im Nebel“ steckt das Szenario ab, Jacques Tatis humanistischer Konservawww.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
tivismus prägt Kaurismäkis Liebe zu den kleinen Leuten – mit dem märchenhaften Grundton setzt er sich wie Tati über die Schattenseiten der
modernen Welt hinweg. Da ist der Finne ebenso schwarzweiss-malerisch
wie Tati: die Guten repräsentieren das Alte, die Bösen sind mit den
Insignien der modernen Welt ausgestattet. Darum läuft im Gegensatz zu
seinen diensteifrigen Kollegen der verständnisvolle Inspektor Monet auch
obercool in Trenchcoat und altmodischem Hut durch die Gegend.
Das Zitieren reicht bis zum Selbstzitat, wenn der Protagonist als der
gleichnamige Literat aus „Das Leben der Bohème“ (1992) auszumachen ist
– seinerzeit ebenfalls verkörpert von André Wilms – oder alte Weggefährten wie Kati Outinen oder gar Nouvelle Vague-Legende Jean Pierre
Léaud mit einem Kurzauftritt als Bösewicht die Leinwand bevölkern. Mit
dem Auftritt von Little Bob hat er auch wieder einen Musiker ausgegraben,
der zur Kölner Premiere sogar ein Konzert im Kino geben wird. Aber nicht
nur der Stab wirkt wie ein eingespieltes Theaterensemble, das seit Jahren
erfolgreich Stoffe interpretiert, auch ästhetisch nähert sich Kaurismäki
immer mehr einer Theaterästhetik, die allerdings eindeutig mit filmischen
Mitteln zum Leben erweckt wird. Die Kulissen scheuen nicht, auf ihre
Künstlichkeit zu verweisen. Die Wände sind in gedeckten Farbtönen gehalten, die man bereits aus anderen Filmen des Regisseurs kennt. Die
Accessoires sind altertümlich, und doch sieht alles zugleich neu aus – wie
fabrikneue Antiquitäten. Überhaupt wirken sowohl die Orte als auch die
Figuren wie aus der Zeit gefallen, und die wenig dezente Lichtsetzung lässt
die kleinen Leute des Viertels wie Helden auf der Bühne erstrahlen.
Unverzichtbar bei dieser visuellen Ausgestaltung ist natürlich Kaurismäkis
Hausfotograf Timo Salminen, der von Anbeginn seinen Landsmann bei seiner Filmarbeit mit den passenden Bildern unterstützt. Für „Le Havre“ findet er eine ruhige Filmsprache, die sich Zeit nimmt, die Details fast stillebenhaft einzufangen und so einen Kontrapunkt zur Geschwindigkeit des
gegenwärtigen Alltags entwirft. Es wäre ein Leichtes, Aki Kaurismäki
Formalismus vorzuwerfen. Doch der Vorwurf greift nicht. Wer mit einer
solch formelhaften Ästhetik derart aktuelle und wahrhaftige Inhalte transportiert, der hat sich definitiv nicht in oberflächlichem Manierismus verloren. Und wer das Ganze demonstrativ als Märchen verpackt, verklärt nicht
die Wirklichkeit, sondern wünscht sich nur eine andere Wirklichkeit.
www
CHRISTIAN MEYER
LE HAVRE
Cannes 2011: FIPRESCI-Filmpreis
FIN/F/D 2011 - Komödie / Drama - Regie: Aki Kaurismäk - Kamera: Timo Salminen mit: André Wilms, Kati Outinen, Elina Salo - Verleih: Pandora
Start: 8.9.
BO: Casablanca, Metropolis, E: Filmkunsttheater
34
36
Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Kritikerspiegel Ruhr
SEPTEMBER 2011
Die häufigsten Nennungen
Arnold
Hohmann
Ingrid
Bartsch
WAZ
ARD Morgenmagazin
Hartmut Ernst R.-Ruediger
Hamacher
engels
Kultur.Kino.
film-Dienst
Wuppertal
Le Havre
von
A. Kaurismäk
Herausragend
Bemerkenswert
The Guard
von
J. M.
McDonagh
Best of
Comedy
Die drei Musketiere
von
P. Anderson
Best of
Drama
Easy Money
von
D. Espinosa
Besondere
Erwähnung
Attack the
Block
von
J. Cornish
The Guard
von
J. M.
McDonagh
Whores‘ Glory Gerhard Richter Le Havre
Painting
von
von
M. Glawogger von
A. Kaurismäk
C. Belz
Sascha
Westphal
Marieke
Steinhoff
Christian
Meyer
Verena
Lueken
Michael
Kohler
Katja
Nicodemus
Christina
Nord
Frank
Brenner
EPD-Film
Schnitt
choices
Kultur.Kino.Köln
FAZ
Frankfurter
Rundschau
Die Zeit
taz
trailer
Kultur.Kino.Ruhr
Le Havre
von
A. Kaurismäk
Le Havre
von
A. Kaurismäk
Le Havre
von
A. Kaurismäk
Shanghai
von
M. Håfström
The Guard
von
J. M.
McDonagh
Über uns das
All
von
J. Schomburg
Über uns das
All
von
J. Schomburg
Hell
von
T. Fehlbaum
The Guard
von
J. M.
McDonagh
Gianni und die
Frauen
von
G. Di Gregorio
Mein bester
Feind
von
W. Murnberger
Über uns das
All
von
J. Schomburg
Easy Money
von
D. Espinosa
Easy Money
von
D. Espinosa
Über uns das
All
von
J. Schomburg
Taste the
Waste
von
V. Thurn
Perry Rhodan Westwind
- Unser Mann von
R. Thalheim
im All
von A. Schäfer
Attack the
Block
von
J. Cornish
Le Havre
von
A. Kaurismäk
Colombiana
von
O. Megaton
Über uns das
All
von
J. Schomburg
The Guard
von
J. M.
McDonagh
Tournée
von
M. Amalric
Tournée
von
M. Amalric
Infinite Space
von
M. Grigor
Über uns das
All
von
J. Schomburg
Le Havre
von
A. Kaurismäk
Über uns das
All
von
J. Schomburg
Le Havre
von
A. Kaurismäk
Le Havre
von
A. Kaurismäk
Tournée
von
M. Amalric
The Guard
von
J. M.
McDonagh
Hell
von
T. Fehlbaum
Attack the
Block
von
J. Cornish
Cairo Time
von
R. Nadda
Lollipop
Monster
von
Z. Riemann
Gerhard Richter
Painting
von
C. Belz
Kino-Kalender Ruhr
PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN
29.8., 20 Uhr BUTCH CASSIDY AND THE SUNDANCE KID, Black Box
Kino Düsseldorf
Robert Redford & Paul Newman sind nach einem Eisenbahnüberfall auf der Flucht
16.9., 18 Uhr KLEINE WAHRE LÜGEN, Schauburg Dortmund
Ein französisches Sommerurlaubsdrama um eine schicke Clique
16.9., 22.30 Uhr CONTRACORRIENTE, Metropolis Bochum
Ein Drama mit beeindruckenden Bildern aus einem peruanischen
Fischerdorf. Als OmU-Version in der homochrom-Reihe
1.9., 19.30 Uhr LE HAVRE, Eulenspiegel Essen
Der neue Film von Aki Kaurismäki mit anschl. Konzert des Rockers Little
Bob, der den Soundtrack zum Film beigesteuert hat
17.9., 18 Uhr WASTE LAND, Kino Babylon Hagen
Lucy Walkers Doku über das Kunst-Projekt von Vik Muniz auf der
größten Müllkippe der Welt
2.9., 23 Uhr AUTOPSY II – BLACK MARKET BODY PARTS, Apollo
Gelsenkirchen
Horror-Stunde. Medizinstudenten fallen einem profitgierigen, organeverscherbelnden Arzt zum Opfer.
4.9., 15 Uhr DICK & DOOF IN: ZWEI RITTEN NACH TEXAS,
Endstation Kino Bochum
Stan Laurel und Oliver Hardy machen sich auf den Weg zu den Cowboys
www
17.9., 20 Uhr FRED WILLIAMSON LIVE, Schauburg Gelsenkirchen
Die Trash-Film-Ikone „The Hammer“ live in Gelsenkirchen
Redford und Newman:
„Butch Cassidy and the Sundance Kid“
4-6.9., je 20 Uhr DER RÄUBER, Kino im Walzenlager Oberhausen
Die Literaturverfilmung von Benjamin Heisenberg über einen sehr professionellen Bankräuber, der in den 80ern Österreichs Kredithäuser unsicher machte
21.9., 18 Uhr JE N’AI PAS RIEN OUBLIÉ, Astra Theater Essen
Das Institut Français Essen präsentiert in der OmU-Version das Drama
mit Gérard Dépardieu
21.9., 20 Uhr, EINE OFFENE RECHNUNG, Cinemaxx Essen
Preview des Remakes eines israelischen Agentenkrimis von 2007
7.9., 20 Uhr PETER GABRIEL’S NEW BLOOD, UCI Duisburg
Eine Konzertübertragung in 3D des ehemaligen Genesis-Sängers
21.9., 20.30 Uhr NOKAN, Filmforum Duisburg
Ebenfalls im Rahmen der Ruhrtriennale wird der Gewinner des Oscars
für den besten ausländischen Film 2009 gespielt
7.9., 20 Uhr THE OTHER CHELSEA, Apollo Gelsenkirchen
Eine Schalker Fan-Initiative zeigt den Film über die Liebe zum Verein
Schachtjor Donezk im Vorfeld der Fussballeuropameisterschaft in der Ukraine
„Die Welle“
7.9., 20 Uhr CONAN, Cinestar Dortmund
Die CineMen-Preview zum Remake des barbarischen Action-Films
Politischer Dokumentarfilm:
„Memoría del Saceo“
27.9., 19 Uhr DIE LEGENDE VON PAUL UND PAULA, sweetSixteen
Dortmund
Der realsozialistische Kassenerfolg der DDR läuft im Rahmen der
Filmreihe Architekur und Film
10.9., 23 Uhr DIE DREI MUSKETIERE, Autokino Essen
Der neue Feldzug der drei Tapferen Klingenschwinger
27.9., 20 Uhr AZULOSCUROCASILNEGRO, Filmstudio Glückauf Essen
Der Ciñol-Abend lädt zur OmU-Version von „dunkelblaufastschwarz“
14.9., 20.30 Uhr ENTER THE VOID, Casablanca Bochum
Eine Bilderflut zum Drogenrausch eines Dealers aus Tokio – von Gaspar Noé
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait...
22.9., 19 Uhr MEMORÍA DEL SAQUEO, Kino Babylon Hagen
Eine Dokumentation von Fernando Solana über die Auswirkungen
neoliberalistischer Globalisierungspolitik in Argentinien.
27.9., 18/23 Uhr NAOKOS LÄCHELN, Schauburg Gelsenkirchen
Anh Hung Trans beeindruckende Literaturverfilmung wurde mehrfach
ausgezeichnet
8.9., 19.30 Uhr ÜBER UNS DAS ALL, RWE Forum im Dortmunder U
trailer präsentiert die NRW-Preview des neuen Films von Jan Schomburg.
Am 10.9. ist die nächste Preview im Astra Theater Essen
15.9., 20.30 Uhr ARSCHKALT, Lichtburg Oberhausen
Unter der Rubrik „Junger deutscher Film“ läuft die Erfolgskomödie von André Erkau
„Arschkalt“
20.9., 19 Uhr EMIL UND DIE DETEKTIVE, sweetSixteen Dortmund
Die Verfilmung des Erich Kästner-Klassikers aus dem Jahre 1931
5.9., 19.30 Uhr DIE WELLE, Bücherwurm Datteln
Der FilmClub OstVest lädt ein zur 75 Jahre-Feier Dattelns. Eine Mitgliedschaft für satte 3 ist Voraussetzung
7.9., 20.30 Uhr MUNDANE HISTORY, Casablanca Bochum
Der thailändische Film läuft in OmU-Version im Rahmen der Ruhrtriennale
19.9., 21.45 Uhr TERRORWARNUNG!, Galerie Cinema Essen
Ein „Short Attack“- Kurzfilmabend zu den Anschlägen des 11. September 2001
Bilder- und Drogenrausch:
„Enter the Void“
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28.9., 20.30 Uhr DREAMING FILMS, Casablanca Bochum
Die OmU-Version von Eric Pauwels meditativer Abhandlung über das
Wesen des Films in einem dreistündigen Film
„Naokos Lächeln“
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Hintergrund
France und Steve: Zwei Welten prallen aufeinander
Nichts für Nette
„Mein Stück vom Kuchen“ von Cédric Klapisch
Eine gutherzige, alleinerziehende Mutter verliert ihren Job und landet als Haushilfe bei
einem gewissenlosen Karrieristen.
C Gesellschaftsdrama
France (Karin Viard, „Das Schmuckstück“, „Nichts zu verzollen“), geschieden, dreifache Mutter, arbeitet seit zwei Jahrzehnten in einer Fabrik in
Dünkirchen, die in Folge des China-Booms geschlossen wird. Die Welt
bricht für sie zusammen, doch sie entschließt sich schon bald, für einen
Job nach Paris zu pendeln. Dort lebt und arbeitet der skrupellose Börsenspekulant Steve (Gilles Lellouche, „Kleine wahre Lügen“): Ein Karrierist, wie
er im Buche steht. „Ich bin böse“, postuliert er süffisant und beweist damit
dem Chef die Eignung. Steve sucht für sein Appartement in Paris eine
Haushaltshilfe, und so steht eines Tages France in der Tür. Die darf sich
schon bald zusätzlich um Steves kleinen Sohn kümmern. Ein Fulltime-Job,
bei dem zwei Welten aufeinander prallen. Als France erfährt, dass Steve
Mitschuld an der Schließung ihrer Firma hatte, wird es mulmig.
Vorab zur Richtigstellung: Der Trailer verspricht eine temporeiche, wenn
nicht gar romantische Komödie, in der ein geldgieriger Gefühlslegastheniker auf eine aufrichtige, geerdete Frau trifft. Solch ein Aufeinandertreffen, das hat die Filmgeschichte wiederholt bewiesen, bietet allerhand
komödiantisches Potential. Doch sollte man sich in diesem Falle vom
Trailer nicht täuschen lassen: Regisseur Cédric Klapisch ("L'Auberge
Espagnole - Barcelona für ein Jahr") geht es nämlich viel mehr darum zu
zeigen, dass Gewissenlosigkeit, Habgier und emotionale Defizite nicht
zwingend läuterungsfähig bzw. therapierbar sind. Wer hier also erwartet,
France und Steve würden am Ende zu Glockenspiel und Weichzeichner im
siebten Himmel davon schweben, der wird enttäuscht. Denn auch wenn
Klapisch absurde Momente und Zynismen findet, bleibt er insgesamt eher
dem Gesellschaftsdrama verhaftet und zeigt folglich weniger, wie schön
das Leben sein könnte, sondern vielmehr, wie bitter das Leben ist. Dazu
bedient er sich der Gegensätze, die er zuweilen, sei es über die Story, sei es
über die Montage, äußerst akzentuiert gegenüberstellt.
Die Stärken des Films liegen, neben guten schauspielerischen Leistungen, in seinen gelungenen, kritischen Ansätzen: Soziale Not, familiärer Halt, Solidarität,
kapitalistische Ausbeuter, die Jobsuche, bei der sich France vorkommt wie eine
„Einwanderin im eigenen Land“ – Klapisch erzählt mit dem Fingerzeig aus dem
Leben. Beispielhaft skizziert er die Machtmechanismen in der verklärten
Realität der oberen Zehntausend, spiegelt an der emotional verkümmerten
Figur seines männlichen Protagonisten die Entmenschlichung ihrer Anhänger.
„Business ist nichts für Nette“: Eine Welt von Egomanen, in der zwischenmenschliche Regungen allein dem Zweck und Egoismus geschuldet sind.
Insgesamt ist das sehr plakativ gezeichnet, zugleich aber ist es löblich, mit welcher Kompromisslosigkeit und Konsequenz Klapisch bei seiner Charakterisierung vorgeht. Adäquat portraitiert er mit France die Frau aus dem Volk: Da
ist die Welt zumindest im Zwischenmenschlichen noch in Ordnung, man hält
zusammen, solidarisiert sich, ist gemeinsam stark. Allerdings auch immer am
Rande der Verzweiflung.
CARLA SCHMIDT
www
MEIN STÜCK VOM KUCHEN
F 2011 - Komödie / Drama - Regie: Cédric Klapisch - Kamera: Christophe Beaucarne mit: Audrey Lamy, Karin Viard, Gilles Lellouche - Verleih: Kinowelt
Start: 15.9.
BO: Casablanca/Metropolis, E: Filmkunsttheater
MEIN STÜCK VOM KUCHEN – Am Rande
Der dreißig Jahre jüngere Cédric Klapisch wird von den Feuilletons
derzeit schon als der neue Ken Loach gehandelt. Der Franzose und der
Brite haben tatsächlich einiges gemein: die Länder, aus denen sie
kommen, sind in den letzten Jahren und nun auch in jüngerer Zeit zu
Schauplätzen von heftigen Demonstrationen und teils gewaltsamen
Ausschreitungen geworden, die vor allem in sozioökonomisch schlechter gestellten Gesellschaftsschichten ihren Ursprung fanden. Loach
hat sich auf das Sozialdrama eingeschworen: „Mein Name ist Joe“
(1998), „Sweet Sixteen“ (2002) und „Looking for Eric“ (2009) sind eine
kleine Auswahl. Er hält den Schwachen tapfer die Stange, indem er
gesellschaftliche Verhältnisse minutiös analysiert. Klapisch tritt mit
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
„Mein Stück vom Kuchen“ nun in seine Fußstapfen und ist die
Stimme derjenigen, die in den kapitalistischen Gesellschaften Europas keine Chance mehr für sich sehen. Ob in den Banlieues von Paris
oder im Londoner Stadtteil Tottenham, die Jugendlichen ohne Perspektive zeigen ihren Unmut deutlich.
Arbeitslosigkeit, geringe Bildungschancen und Ghettoisierung in den
Vorstädten begünstigen die Gewalt. Was jedoch genau die Ursachen
und die Forderungen der Demonstranten sind, darüber wird derzeit in
allen Medien diskutiert. Vielleicht versteht man es besser, wenn man
diese Filme gesehen hat.
INGA SELCK
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Neue Filme
Angriff ist die beste Verteidigung
Die kleinen Gangster in großer Aufregung
Bye Bye Barbie
Block Party
„LolLipOp MonsteR” von Ziska Riemann
„Attack the Block” von Joe Cornish
Die Schülerinnen Oona und Ari könnten kaum gegensätzlicher sein. Trotzdem freunden
sie sich an und inspirieren sich gegenseitig.
C Poppiges Coming of Age-Drama
In einem sozialen Brennpunkt Londons muss sich eine Teenie-Gang gegen Aliens zur
Wehr setzen.
C Komödiantisches Genregemisch
Die Comickünstlerin Ziska Riemann arbeitet meist mit Gerhard Seyfried
zusammen. Nun hat sie sich mit ihrer Jugendfreundin Luci van Org („Lucilectric“) zusammengetan und ihren ersten Langfilm inszeniert. Herausgekommen ist eine interessante Mischung aus Comicelementen, Videoclips und
Coming-of-Age-Geschichte. Auf höchst amüsante und schräge Weise gelingt
es den beiden Autorinnen, sich in das Seelenleben ihrer Protagonistinnen zu
versetzen. Die symbolische Überhöhung der jeweiligen Lebensumstände ist
dafür das grelle und unterhaltsame Stilmittel. Das Identifikationspotenzial
dürfte trotz zahlreicher autobiografischer Einsprengsler auch für heutige
Jugendliche noch ungebrochen hoch sein. Ein visuell ausgefeiltes Debüt.
Das Timing könnte kaum besser sein: Pünktlich zu den britischen Riots
krawallt diese Londoner Teeniegang über die Leinwand. Doch bevor aus
ihnen Alex' Gang aus Uhrwerk Orange werden kann, wird ihr Aggressionspotential auf die Attacke wolfartiger Aliens gelenkt. Mit Star Nick Frost
(„Paul“, „Shaun of the Dead“) als gelangweilter Kiffer und Jodie Whittaker als Opfer und spätere Schützenhilfe sind die Erwachsenenrollen
bereits erschöpft. Die Jugendlichen und Kinder spielen hier neben den
zotteligen Aliens mit fluoreszierendem Gebiss die Hauptrolle. Während
die sozialkritischen Seitenhiebe gut sitzen (absolut identische Schlussszene wie in „Mein Stück vom Kuchen“) und aktueller sind denn je, wirkt
die Action mitunter etwas lahm.
CHRISTIAN MEYER
FRANK BRENNER
LOLLIPOP MONSTER
ATTACK THE BLOCK
D 2011 - Drama - Regie: Ziska Riemann - Kamera: Hannes Hubach - mit: Jella Haase,
Fritz Hammel, Nicolette Krebitz - Verleih: Salzgeber
Start: 25.8.
DO: sweetSixteen
GB 2011 - Action / Komödie - Regie: Joe Cornish - Kamera: Thomas Townend - mit:
Jodie Whittaker, Chris Wilson, Nick Frost - Verleih: Wild Bunch
Start: 22.9.
DO: Cinestar
www
Diese Angreifer lassen sich nicht so einfach skalpieren
Aufmerksamkeitsduell mit Depeche Mode und The Cure
Goldrausch
Ruderer macht rüber
„Cowboys & Aliens“ von Jon Favreau
„Westwind“ von Robert Thalheim
1873 werden die Cowboys einer amerikanischen Kleinstadt in einen Kampf mit
außerirdischen Invasoren verwickelt.
C Actionspektakel nach Comicvorlage
Als Isabel und Doreen in Ungarn die Westler Arne und Nico treffen, denken sie an
Republikflucht.
C Fernsehgerechtes Geschichtsdrama
Auf die Goldreserven unseres Planeten haben es die Aliens abgesehen und stehen somit in der habsüchtigen Tradition der Goldsucher in so manchem klassischen Western. Jon Favreau („Iron Man“) hat aus der Graphic-Novel-Vorlage ein
stilvolles Actionspektakel gezimmert, das über weite Strecken erstaunlich ernst
daher kommt und mit der Mischung aus Western- und Science-FictionElementen versucht, dem totgesagten Genre des Wildwestfilms neues Leben einzuhauchen. Das beschert dem Zuschauer allerlei skurrile Momente und ironische
Zwischentöne. Letztere werden insbesondere von Harrison Ford transportiert, der
in seiner selbstreferenziellen Darstellung kokett mit seinem fortgeschrittenen
Alter und seinem Image als Draufgänger spielt.
FRANK BRENNER
Die Zwillinge Isabel und Doreen treffen im sozialistischen Ferienlager in Ungarn auf die Westler Arne und Nico. Statt sich auf ihr Ruderturnier vorzubereiten, entfaltet sich eine deutsch-deutsche Romanze. Regisseur Thalheim
fängt die Atmosphäre der 80er Jahre zwischen Ost und West gut ein. Doch die
Dramaturgie traut sich kaum an eine intensivere, psychologische Auseinandersetzung und ist viel zu sehr darauf aus, das Tempo zu halten, damit niemand
wegzappt. Dabei sitzen wir doch im Kino! Das merkt man vor allem am Einsatz
der Musik. Die wird sekundenweise hochgezogen, als wärs ein Feelgood Movie.
Die Lizenzkosten für die immer gleichen Songs von Depeche Mode und Cure
hätte man lieber dem Drehbuchautor zugesteckt. Die Riege der Jungdarsteller
ist hingegen vielversprechend.
CHRISTIAN MEYER
COWBOYS & ALIENS
USA 2011 - Action - Regie: Jon Favreau - Kamera: Matthew J. Libatique - mit: Daniel
Craig, Harrison Ford, Olivia Wilde - Verleih: Paramount
Start: 25.8.
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg,
HER: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait...
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WESTWIND
D/H 2011 - Melodram - Regie: Robert Thalheim - Kamera: Eeva Fleig mit: Friederike Becht, Franz Dinda, Hannes Wegener - Verleih: Zorro
Start: 25.8.
BO: Casablanca/Metropolis, E: Filmkunsttheater
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NRW-Film
Martha (Sandra Hüller) ist schnell mit Alexander (Georg Friedrich) vertraut
Keine Gewissheiten
„Über uns das All“ von Jan Schomburg
Paul bricht auf zu einem neuen Job in Marseille, Martha will in einer Woche
nachkommen. Doch dann hört sie nichts mehr von ihm.
Drama vom Verlust eines Lebens und einer Liebe
kennen lernt, erkennt sie viel von Paul in ihm.
Jan Schomburg ist ein erstaunliches Debüt gelungen, das kaum spürbar
zwischen Realismus und Surrealismus schwankt, zwischen emotionalem
Schock und Heiterkeit. Mit „Über uns
Sie führen seit Jahren eine gute
das All“ wirft er existentielle Fragen auf,
Beziehung: Martha (Sandra Hüller)
die um die Gegensätze Sicherheit und
und Paul (Felix Knopp) leben in
Enge, Freiheit und Angst kreisen. Sandra
einer gemeinsamen Wohnung. Ihre
Hüller spielt die breite Palette der
Spielchen lassen erahnen, dass sie
emotionalen Extremsituationen ebenso
sich gut kennen. Dahinter scheint
exzellent wie zuletzt in „Brownian
aber auch viel Unsicherheit auf. Wie
Movment“ von Nanouk Leopold oder
wenig Martha von Paul weiß, erfährt
ihre Darstellung der Michaela Klingler
sie erst, als er verschwindet, und sich
in dem Exorzismusdrama „Requiem“
alle Eckdaten seines Lebens mit ihm
Sandra Hüller drehte auch in der Kölner Eifelstraße
von Hans-Christian Schmid (2006). Wie
auflösen.
man wohl tatsächlich reagiert, wenn
Filmkulisse Köln
die Polizei mit einer entsetzlichen
Als dem angehenden Mediziner sein
Doktorvater eine Stelle in Marseille trailer begleitet mit der Rubrik „NRW-Film“ eine neue Initiative der Film und Nachricht vor der Tür steht, das könnten
anbot, hatte Paul die Chance, die Medien Stiftung NRW, die in NRW gedrehte Filme mit einer speziellen Preview- gestandene TV-Krimi Regisseure von
Tour des jeweiligen Stabs durch nordrheinwestfälische Kinos ehrt. Den Auftakt
Karriereleiter hochzuklettern. Martha dieser Initiative macht das Debüt von Jan Schomburg. „Über uns das All“ ist zu Jan Schomburg und Sandra Hüller
war begeistert, war Paul doch seit 100 Prozent in NRW entstanden – von der Herkunft des Regisseurs über die lernen. In Fernsehkrimis ist dafür kein
seiner Abschlussarbeit, die am Institut Produktionsfirma Pandora, der Coproduktion durch den WDR, dem Verleih Real Platz – aber Jan Schomburg nimmt
als Meilenstein bewertet wurde, ohne Fiction, der Förderung durch die Filmstiftung bis hin zu den Drehorten. Behilf- sich in seinem Film gerade für solche
Anstellung. Die Englischlehrerin sah lich bei der Suche von Drehorten ist die von der Filmstiftung gegründete Film Momente den nötigen Raum. Sein
Commission NRW mit einer umfangreichen Motiv-Datenbank mit über 4000
keine Probleme, dort ebenfalls einen Einträgen. Wer genau hinguckt, erkennt zu Beginn von Schomburgs Film in der Debüt erschöpft sich aber nicht in
Job zu finden. Paul reiste vor, Martha, Abschiedsszene die begrünte Eifelstraße mit ihrem Kreisverkehr am Volksgar- einer emotionalen Tour de Force.
die inzwischen ihre Stelle als Lehrerin ten, später dann das Kölner Universitätsgebäude oder das Schauspielhaus. Es Heitere und absurde Momente finden
aufgegeben hatte, wollte eine Woche sind aber nicht die prägnanten Ansichten der Stadt, die den Film prägen. Die in seinem Drama über die Liebe und
Domspitzen hätten die Handlung nur unnötig eingeengt. Schomburgs subtilere
ihre Austauschbarkeit ebenfalls Platz.
später nachreisen. In den folgenden Motivwahl belässt der Handlung ihren allgemeingültigen Charakter.
Und so werden die verstörenden
Tagen konnte sie ihn nicht mehr
auf dem Handy erreichen. Sie hörte trailer verlost 5x2 Karten für die NRW-Premiere am 8.9. um 19.30 Uhr im RWE-Forum Augenblicke des Schreckens immer
solange nichts mehr von ihm, bis ein im Dortmunder U. E-Mail bis 1.9. an [email protected], Kennwort: All-Preview wieder aufgefangen in leichtfüßigen
Szenen. Das einzige, was in Jan
paar Tage später zwei Polizisten vor
ihrer Tür standen. Mit dem Verlust von Paul droht Martha nun in ein Schomburgs Kinodebüt keinen Platz hat, sind Gewissheiten.
großes Loch zu fallen, das umso größer wird, je mehr sich herausstellt, dass
TEXTE: CHRISTIAN MEYER
es den Paul, den sie zu kennen glaubte, gar nicht gab. An der Uni erinnert
sich niemand an ihn, und irgendwie waren alle Freunde gemeinsame ÜBER UNS DAS ALL
Bekannte des Paars. Ein eigenständiges Leben von Paul scheint es nicht Berlinale 2011: Europa Cinemas Preis
gegeben zu haben, und ihr wird allmählich klar, dass sie eigentlich nichts D 2011 - Drama - Regie: Jan Schomburg - Kamera: Marc Comes – mit Sandra Hüller, Georg
von ihrem Mann weiß. Martha droht, den Halt zu verlieren. Doch als bei Friedrich, F elix Knopp - Verleih: Real Fiction
einer ihrer Stippvisiten an der Universität Alexander (Georg Friedrich) Start: 15.9.
BO: Casablanca, DO: sweetSixteen, E: Astra Theater
www
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Gespräch zum Film
Regisseur Jan Schomburg, Foto: Real Fiction
Blüten des Fankults
Liebe als Idee
Landser und Hippie
Jan Schomburg über seinen Film „Über uns das All“
„Perry Rhodan – Unser Mann im All“ von André Schäfer
Jan Schomburg, 1976 in Aachen geboren, studierte zunächst Visuelle
Kommunikation an der Kunsthochschule Kassel, um danach an der
Kunsthochschule für Medien (KHM) in Köln Regie zu studieren. 2008
führte ihn ein Stipendium nach Warschau. Nach mehreren preisgekrönten Kurzfilmen ist „Über uns das All“ sein Kinodebüt.
Seit 50 Jahren bereist der intergalaktische Heftroman-Held Perry Rhodan den
Weltraum. Der Film blickt zurück.
C Unterhaltsame Doku zu einem deutschen Phänomen
trailer: Herr Schomburg, Sie haben mit solch erfahren Darstellern wie
Sandra Hüller und Georg Friedrich gedreht. Wie war die Zusammenarbeit für Sie als Kinofilmdebütant?
Jan Schomburg: Begriffe wie „Debütant“ oder „erfahren“ verlieren bei
einer intensiven Zusammenarbeit ja oft schnell ihre Bedeutung, denn letzten Endes begibt man sich gemeinsam auf eine Reise ins Ungewisse.
Sowohl Sandra Hüller wie Georg Friedrich und auch Felix Knopp sind
Schauspieler, denen Allüren oder Arroganzen fremd sind – sie alle sind
Forscherseelen im besten Sinne des Wortes.
Sandra Hüller ist vielleicht eine der wenigen deutschsprachigen
Schauspielerinnen, die derart emotionale Szenen unpathetisch umsetzen können. War sie ihre Traumbesetzung für die Rolle?
Ja. Wie Sandra eine filmische Realität herstellt, ihre Furchtlosigkeit, mit
der sie in Emotionen eintauchen kann, die Sicherheit, mit der sie immer
das Klischee meidet – es gibt, glaube ich, sehr wenige Schauspielerinnen,
die das so beherrschen. In diesem Film war für mich aber die eigentliche
Entdeckung, wie leichtfüßig, lustig und sexy Sandra auch sein kann.
Der Film geht in seiner Emotionalität an die Schmerzgrenze, wirkt dabei
aber immer wahrhaftig, nie kalkuliert. Wie näherten sie sich der Umsetzung solcher extremen Szenen?
Die Annäherung an solche Szenen passiert vor allem beim Schreiben, wo
ich selber die Emotionen der Figuren am Stärksten durchlebe. Während des
Drehens kann man dann als Regisseur den Schauspielern gerade bei den
emotionalen Szenen oft nicht wirklich helfen, meist wissen sie selber besser als ich, was zu tun ist.
André Schäfer bietet Einblicke in die Geschichte der deutschen Serie, die noch
immer wöchentlich mit einer Auflage von 80.000 Heften fortgeführt wird.
Interessant ist damit nicht nur der Inhalt, sondern auch der Kreativitätsprozess, in den bereits Generationen von Autoren und Risszeichner eingebunden
sind. Die Wandlung von der „kosmischen Landser-Serie“ zur „Hippie-Serie“
wird amüsant nachvollzogen, Autoren und Fans kommen ebenso zu Wort wie
Kritiker. Die unterstellten der Reihe faschistische Tendenzen und Führerkult.
Letzteres wird leider nicht ausreichend vertieft, darüber hinaus bleiben
Adaptionen und Interpretationen des Stoffes weitgehend unberücksichtigt.
Insgesamt aber eine äußerst liebevoll inszenierte Zeitreise. HARTMUT ERNST
PERRY RHODAN – UNSER MANN IM ALL
D 2010 - Dokumentarfilm / Literatur - Regie: André Schäfer - Kamera: Andy Lehmann mit: Leo Lukas, Rainer Stache, Carlo Leidecker - Verleih: Salzgeber
Start: 1.9.
BO: Casablanca/Metropolis, DO: sweetSixteen
www
Drive In-Sex in Mexico
Altes Gewerbe
„Whores Glory“ von Michael Glawogger
„Über uns das All“ ist thematisch doppelt aufgeladen: Es geht um den
Verlust der Liebe, aber auch um ihre Austauschbarkeit. Wie fanden sie
zu diesem Themenkomplex?
Ich habe mich gefragt, ob nicht gerade die Idee der romantischen Liebe,
die ja per Definition die Liebe zu einer individuellen Person meint, in
Wirklichkeit vollkommen unabhängig vom Gegenüber sein könnte. Martha
lebt ihre Liebe als etwas, das größer ist als der Tod des Geliebten, die Liebe
wird zu einer Idee, die nicht mehr an eine Person gebunden ist. Vielleicht
ist das ja die eigentliche Kraft der Liebe: Dass sie eben nie das Gegenüber
meint, sondern immer eine Vision des Gegenübers. Oder, wie Alexander es
im Film sagt: „Ich liebe den Menschen, den du aus mir machst.“
Gibt es bereits ein neues Projekt?
Das erste neue Projekt lässt sich bereits im Internet ansehen: Unter
www.drverbier.de kann man die zweifelhaften Erfolge der „Expositionsmaßnahme nach Verbier“ verfolgen. Der Arbeitstitel meines nächsten
Kinofilms ist „Lena und Tore und Lena“.
INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait...
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Michael Glawogger riskiert einen Blick hinter die Kulissen der Prostitution in Thailand,
Indien und Mexiko.
C Tiefer Einblick in die weltweite Prostitution
Ein Tryptichon nennt Glawogger seine Dokumentation. Das korrespondiert mit
der Tatsache, dass in allen drei Ländern die Prostituierten ihren Beruf mit ihrer
Religion zu verbinden wissen. Glawogger kommentiert weder diese Szenen
noch andere – die Kamera ist still anwesend und gibt den Frauen einen Raum,
sich über ihren Beruf und ihr Leben zu äußern. Das ist in Bangkok weniger
schockierend als in Indien oder Mexiko. Auch die Freier geben sich dort mehr
Blöße. Zwischen erstaunlicher Klarsicht und Verklärung ihrer Situation findet
Glawogger die unterschiedlichsten Kommentare. Ein wenig Redundanz macht
sich im Laufe des Films dennoch breit und die geschmackvolle Filmmusik
(Coco Rosie, PJ Harvey) wirkt komplett unangebracht. Der Originalton hätte
vollauf gereicht.
CHRISTIAN MEYER
WHORES GLORY
A/D 2011 - Dokumentarfilm - Regie: Michael Glawogger - Kamera: Wolfgang Thaler
Verleih: Delphi
Start: 22.9.
DO: sweetSixteen
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Hintergrund
Wenn hell zur Hölle wird
Survival of the Fittest
„Hell“ von Tim Fehlbaum
Seit einigen Jahren sind die Sonnenstrahlen dermaßen stark geworden, dass man es bei
Tageslicht im Freien nicht mehr aushält. Zwischen den letzten Menschen, die sich um
Wasser- und Nahrungsvorräte streiten, ist ein Kampf ums Überleben ausgebrochen..
C Packendes Endzeitdrama
Ob man den Titel nun deutsch oder englisch liest, ihn als hell wie dunkel
oder im Sinne von hell wie Hölle deutet, bleibt nebensächlich. Beide
Begriffe würden auf den Inhalt zutreffen, und dass der knappe Titel diese
Zweideutigkeit zulässt, mit der man auch auf dem internationalen Markt
verstanden wird, ist ein überaus geschickter Publicityschachzug. Nicht
umsonst wurde der Debütfilm des hoffnungsvollen Nachwuchsregisseurs
Tim Fehlbaum von keinem Geringeren als Roland Emmerich produziert, der
damit nicht nur der Garant für eine weltweite Distribution des Films sein
sollte, sondern dem Schweizer Filmemacher eventuell sogar in Hollywood
die eine oder andere Tür öffnen könnte. Allein durch die packende und
atmosphärisch dichte Inszenierung von „Hell“ kann Fehlbaum hier auch
eine sehr beeindruckende Visitenkarte vorweisen.
Wie bei vielen Endzeitfilmen hält man sich nicht allzu lange mit
Erklärungen oder Vorgeschichten auf, sondern schleudert sein Publikum
mitten hinein in eine postapokalyptische Welt, die nur noch sehr wenig mit
der uns vertrauten gemeinsam hat. Tagsüber ist es überall unglaublich hell
und heiß, weswegen man die ausgedörrte, staubbedeckte „Außenwelt“ nur
im äußersten Notfall und von Kopf bis Fuß eingehüllt betreten kann.
Vornehmlich, um sich neue Lebensmittel oder Wasser zu beschaffen, oder
die Benzinvorräte des Autos aufzufüllen. Mit einem Auto reisen nämlich
Marie, Phillip und Leonie umher, auf der Suche nach einer wirtlicheren
Umgebung, wo es vielleicht noch natürliche Wasservorkommen gibt. Aber
solch ein Auto und die darin gesammelten Ressourcen sind natürlich auch
für andere Überlebende von Interesse, weswegen man ständig auf der Hut
sein muss, diese nicht gewaltsam abgenommen zu bekommen. Die meisten
Horrorfilme sind düster und ziehen ihre Bedrohlichkeit aus dem, was in den
Schatten lauern könnte. Bei „Hell“ ist es über weite Strecken genau umgekehrt. Dann ist der Film in eine gleißende Helligkeit getaucht, die man in
dieser Form im wirklichen Leben noch nicht gesehen hat. Und gerade aus
diesem Befremdlichkeitsgefühl heraus zieht der Regisseur einen beachtlichen Nervenkitzel. Klar, Fehlbaums Protagonisten verhalten sich nicht
immer sonderlich intelligent. So manches Mal möchte man ihnen aus dem
Kinosessel heraus Vorschläge machen, wie sie sich sinnvoller verhalten und
somit in Sicherheit wiegen könnten. Aber solche logischen Schnitzer ist
man in diesem Genre seit Jahren gewohnt. Dass „Hell“ sowohl hinsichtlich
seiner beängstigenden Endzeitatmosphäre und seinem packenden
Inszenierungsstil ebenfalls durchaus mit internationalen Produktionen
mithalten kann, lässt einen dabei gerne mal ein Auge zudrücken. Wüsste
man nicht, dass es sich hierbei um einen deutschen Film handelt, man
hätte es sicherlich nicht gemerkt. Und das ist im Fall dieses Genrefilms
wirklich ein großes Kompliment.
FRANK BRENNER
www
HELL
D/CH 2011 - Thriller - Regie: Tim Fehlbaum - Kamera: Markus Förderer, Tim Fehlbaum
- mit: Hannah Herzsprung, Stipe Erceg - Verleih: Paramount
Start: 22.9.
BO: Union, E: Cinemaxx, Lichtburg, GE: Apollo, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion
HELL – Am Rande
Das sonnige Katastrophenfiasko, das ein apokalyptisches Szenario wie in Tim
Fehlbaums Debütfilm heraufbeschwören könnte, muss schon gewaltig sein.
Hier reichen nicht die üblichen, dermatologisch-getesteten UV-Killerstrahlenstorys, die viele vor dem Sommerurlaub noch mal schnell in die Drogerie spurten lassen. Ein derartiges Aussterben von Menschen und anderen Lebewesen,
wie es in Hell inszeniert wird, muss sich hochhypothetischen Annahmen
bemächtigen. Und die gibt es! Sonnenzyklen dauern elf Jahre. Aktive wechseln
sich dabei mit weniger aktiven ab. Für die Jahre 2011 und 2012 werden von
Wissenschaftlern aktivere Zyklen angenommen, bei denen es zu einer starken
Sonneneruption kommen kann. Die auch von der NASA für 2012 als wahrscheinlich eingestufte „Super-Sonneneruption“ hätte den Ausstoß einer
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gewaltigen Menge an Plasmateilchen zur Folge, deren elektromagnetische
Strahlung das Magnetfeld der Erde stark verändert und die Satelliten sowie
Kommunikationssysteme, allen voran das GPS, stören, im schlimmsten Falle
sogar ganz lahmlegen könnte. Der Einbruch der elektrischen Infrastruktur
sowie der Computer gestützten Systeme wären unvermeidbar. Eine direkte
Hitzeentwicklung, die, wie in „Hell“, den Menschen das Fleisch von den
Knochen brennt, wollte bisher kein Wissenschaftler so wirklich aussprechen.
Der ökonomische Schaden betrüge bei der Super-Eruption für die USA, so die
NASA, ca. zwei Billionen Dollar und hätte, was noch viel schlimmer ist, einen
weiteren Schuldenkompromiss zwischen Demokraten und Republikanern zur
Folge.
DAWID KASPROWICZ
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Juliette (Patricia Clarkson) und Tareq (Alexander Siddig) flirten
Die grüne Witwe
„Cairo Time“ von Ruba Nadda
Juliette will ihren Mann in Kairo besuchen, doch der wird in Gaza aufgehalten. Sein ehemaliger Mitarbeiter Tareq soll sich um Juliette kümmern.
C Verhaltene Liebesgeschichte
Es ist offensichtlich, dass es zwischen der blonden westlichen Karrierefrau
und dem attraktiven ägyptischen Geschäftsmann bald auch zu einem erotischen Knistern kommt. Das Besondere an Ruba Naddas („Sabah – Eine
Liebesgeschichte“) Film besteht allerdings darin, wie sie es auf spielerische
Weise versteht, die daraus resultierende Spannung zwischen ihren Figuren
über den ganzen Film hinweg am Köcheln zu halten. Patricia Clarkson gelingt
es, ihre Juliette bis in die kleinsten Nuancen ihres Verhaltens hinein glaubwürdig und faszinierend zu gestalten, was weite Teile des nicht sonderlich
ereignisreichen Films zu tragen versteht. Ein geschickt durchkomponiertes
Werk, das seinem Publikum leichtfüßig etwas über den Unterschied der
Kulturen nahe bringt.
FRANK BRENNER
CAIRO TIME
Toronto 2009: bester kanadischer Film
CDN/IR/EG 2009 - Drama - Regie: Ruba Nadda - Kamera: Luc Montpellier mit: Patricia Clarkson, Elena Anaya, Tom McCamus - Verleih: Alamode
Start: 1.9.
BO: Casablanca, Metropolis
www
Entrollt der drögen Provinz: Ellen Page
Leben und Lieben
„Roller Girl“ von Drew Barrymore
Ein junges Mädchen hat keine Lust mehr auf das Spießerleben und rebelliert auf
Rollschuhen.
C Rebellischer Teeniefilm
Als Bliss (Ellen Page) zum ersten Mal einem Rollerderby, einer Art StockcarRennen auf Rollschuhen, beiwohnt, ist es um sie geschehen: Sie will mitspielen und mit dem rauen Sport ihrem angepassten Vorstadtleben entkommen.
Das Problem: Ihre Eltern dürfen davon nichts wissen, denn Bliss ist erst 17
und darf ohne Einwilligung der Eltern nicht an den Meisterschaften teilnehmen. Rebellion, Konkurrenz, Freundschaft: „E.T.“-Mädchen Drew Barrymore
legt mit ihrem Regiedebüt einen rebellischen Teeniefilm hin, in dem ein vermeintlich hässliches Entlein zur selbstbewussten Heldin erwächst. Unterm
Strich dieser mitunter etwas angepassten Rebellion halten wir geläutert fest:
Lebe deinen Traum, und liebe deine Mutter!
HARTMUT ERNST
ROLLER GIRL
USA 2009 - Komödie / Drama - Regie: Drew Barrymore - Kamera: Robert Yeoman - mit:
Ellen Page, Daniel Stern, Drew Barrymore - Verleih: Senator
Start: 1.9.
DO: Cinestar, GE: Apollo, MÜL: Cinemotion, OB: Cinestar
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
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41
Neue Filme
Bleibt stets gelassen: Polizist Gerry (Brendan Gleeson)
Von Iren und anderen
„The Guard – Ein Ire sieht schwarz“ von John Michael McDonagh
Ein schrulliger, irischer Kleinstadt-Cop bekommt es mit Drogenschmugglern und dem
FBI zu tun.
C Makabre Komödie
Polizist Gerry Boyle (Brendan Gleeson) geht an der Westküste Irlands routiniert seiner Arbeit nach. So denn mal welche anfällt. Den Rest der Zeit
schäkert der Cop mit seiner todkranken Mutter im Hospital und vertreibt
sich die Langeweile mit Guiness, Computerspielen oder Escort-Girls. Eines
Tages aber wird in der Stadt ein Drogenschmuggler aufgefunden, der in
seiner Wohnung hingerichtet wurde. Gerry nimmt die Sache relativ gelassen, bis plötzlich sein neuer Kollege verschwindet und FBI-Agent Wendell
Everett (Don Cheadle, „Hotel Ruanda“, „Iron Man 2“) in der Tür steht, der
einem gewaltigen Drogendeal auf der Spur ist. Der Fall schweißt den weltentrückten, mürrischen Cop und den smarten, ambitionierten Yale-Absolventen unfreiwillig zusammen. Damit ist der Grundstein für eine eigenwillig erfrischende, schwarzhumorige Buddy-Komödie gelegt.
Brendan Gleeson, selbst Ire, dürfte dem Kinogänger noch aus „Brügge
sehen… und sterben?“ in Erinnerung sein, in dem er sich als irischer Killer
melodramatisch, zwischen Melancholie und Irrwitz in der belgischen
Provinzhauptstadt verirrt. Diesmal besucht der Ire nicht die Fremde, sondern die Fremde ihn – in Person eines FBI-Agenten. Gerrys Amerikabild
fundiert auf dem Eindruck, den er in grauer Vorzeit bei einem Besuch in
Disney-World gewonnen hatte. Missverständnisse in Sprache und Kultur,
scharfe Zynismen und Beleidigungen sind entsprechend vorprogrammiert
und werden von Autor und Regisseur John Michael McDonagh genüsslich
ausgeschlachtet. John Michael McDonagh ist im Übrigen der Bruder von
Martin McDonagh, dem Regisseur von „Brügge sehen… und sterben?“.
Beide Brüder setzen auf eine übersichtliche Figurenkonstellation und entspanntes Tempo, in das der flinke Wortwitz umso pointierter einschlägt.
Zugleich vereint ihre Antihelden Sympathie: John Michael McDonagh
bricht die Klischees, derer er sich bedient, seine Typen agieren atypisch.
Diese Balance aus Gewohnten und Unerwartetem in der Figurenzeichnung
verleiht den Schablonen Charakter und Seele. Und so bleibt selbst Gerry
kein Clown, sondern wächst einem schließlich ans Herz.
Wie die Figuren, so verschwimmen auch die Genregrenzen. „The Guard“
suhlt sich ebenso in der Cop-Crime-Comedy wie er sich Western-Zitaten
bedient. Auf Italo-Western-Elemente greift auch die US-Band Calexico
zurück, die mit ihrem Soundtrack ironisch Akzente setzt und den skurrilen
Gesamteindruck verstärkt. Der Schauplatz ist ähnlich romantisch verklärt
wie das Brügge des Bruders: Die Küstengegend samt Kulissen erscheinen
welt- und zeitentrückt, strahlen idyllisch und dreckig in knallsatten Farben.
Insgesamt ein runder Spaß für Auge und Zwerchfell, für den John Michael
McDonagh auf der Berlinale 2011 mit dem Preis für das beste Debüt geehrt
wurde.
www
HARTMUT ERNST
THE GUARD – EIN IRE SIEHT SCHWARZ
GB/IR 2010 - Kom. / Thriller - Regie: John Michael McDonag - Kamera: Larry Smith mit: Don Cheadle, Liam Cunningham, Br. Gleeson - Verleih: Ascot Elite Start: 22.9.
www.ruhrtriennale.de / 0 700 . 20 02. 34 56
0,14 Euro / Min. aus dem Festnetz der Dt.Telekom,
Mobilfunk tarif max. 0,42Euro / Min.
BO: Casablanca/Metropolis, Union, DO: Cinestar, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater, OB: Cinestar
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
A hard working man: Gerhard Richter
Üben für den Einsatz
Malen vor Zeugen
Nach außen hin Gerechtigkeit
„Gerhard Richter Painting“ von Corinna Belz
„Eine offene Rechnung“ von John Madden
Der seit 50 Jahren als Künstler erfolgreiche Gerhard Richter wird mit der Kamera begleitet, das Entstehen von Kunst hautnah dokumentiert.
C Faszinierende Einblicke
Die Entführung eines Nazi-Arztes zerreißt das Leben dreier israelischer Agenten.
C Epischer Agenten-Thriller
Mehrfach betont der derzeit teuerste lebende deutsche Künstler gegenüber der
Dokumentarfilmerin Belz, dass die beobachtende Instanz der Filmkamera seine
Kreativität hemme. Erlebt man Gerhard Richter dann bei Ausstellungseröffnungen und seinen seltenen öffentlichen Auftritten, kann man diese Scheu
nachvollziehen. Aber Belz gewährt dem Zuschauer nicht nur hautnahe Einblicke
in das Entstehen von Kunst, sondern auch eine umfassende Retrospektive in die
stilistisch und konzeptionell so unterschiedlichen Arbeiten Richters, der sich im
Laufe seiner Karriere immer wieder neu zu erfinden versuchte. Eine lohnenswerte und ergiebige Annäherung an den Wahl-Kölner, der sich auch als Endsiebziger
noch einer körperlich anstrengenden Tätigkeit widmet.
FRANK BRENNER
Ost-Berlin, 1966: Die israelischen Agenten Rachel (Jessica Chastain), David
(Sam Worthington) und Stephan (Marton Csokas) sollen einen Nazi-Verbrecher
(Jesper Christensen), der mittlerweile als Gynäkologe arbeitet, entführen und
über die Grenze schaffen. Während der Gefangenschaft beginnt der Arzt
seine Wächter zu manipulieren. Der Ausgang der Mission wird in Israel gefeiert, verfolgt die Beteiligten aber noch bis ins hohe Alter. John Madden
(„Shakespeare in Love“) inszeniert einen gut besetzten, episch angelegten
Agenten-Thriller, der sich allerdings zunehmend mit dem unnötigen Einsatz
trivialer Genrekonventionen und zeitlichen Verschachtelungen überwirft.
Hinter interessanten moralischen Fragestellungen verblassen dabei Figuren
und Motivationen.
HARTMUT ERNST
GERHARD RICHTER PAINTING
EINE OFFENE RECHNUNG
D 2011 - Dokumentarfilm - Regie: Corinna Belz - Kamera: Johann Feindt, Frank Kranstedt,
D. Stürmer - mit: Gerhard Richter, Hubert Becker, Norbert Arns - Verleih: Piffl Start: 8.9.
BO: Endstation, E: Filmkunsttheater
USA/GB/H 2010 - Drama / Thriller - Regie: John Madden - Kamera: Ben Davis mit: Helen Mirren, Sam Worthington, Tom Wilkinson - Verleih: Universal Start: 22.9.
E: Cinemaxx, GE: Apollo, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion
www
Filmnoir in Asien
Joachim (Mathieu Amalric) mit seinen Showgirls
Tingeln Tangel
Begierde und Gefahr
„Tournée“ von Mathieu Amalric
„Shanghai“ von Mikael Håfström
Der ehemalige französische TV-Produzent Joachim tourt mit einer amerikanischen New
Burlesque-Truppe durch Frankreich. Ein Außenseiter unter Außenseitern.
C Erotischer Showalltag auf kleinen Bühnen
Im Shanghai des Zweiten Weltkriegs toben erbitterte Kämpfe um die Macht. In diesem
Chaos will ein US-Agent den Tod eines Kollegen aufklären.
C Spionage-Liebesgeschichte
Wie ein moderner Wanderzirkus reisen Joachim und seine Darstellerinnen
durch die Städte und faszinieren ihr Publikum auf der Bühne. Im Alltag wird
die auffällige Truppe hingegen meist schief angeguckt. Regisseur Amalric
überzeugt in der Hauptrolle des charmanten, aber nicht unkomplizierten
Managers. Die weiblichen Darsteller spielen allesamt sich selbst, gehören sie
doch der amerikanischen New Burlesque-Szene an.
Auch wenn er konsequenter bei den Showgirls hätte verweilen sollen, statt
den Blick auf Joachims Kontext zu lenken, erzählt Amalric auf berührende
Art vom tragikomischen Alltag einer Showtruppe, weit weg vom burlesquen
Hochglanzspektakel einer Christina Aguilera.
CHRISTIAN MEYER
Schon Ang Lee hatte seinen Film „Gefahr und Begierde“ im Shanghai des
Zweiten Weltkriegs angesiedelt und vor diesem Hintergrund eine Spionagegeschichte mit Liebeselementen erzählt. In Setting und Atmosphäre mag
Mikael Håfströms Film dem eleganten Vorbild zwar durchaus ebenbürtig sein,
er braucht allerdings deutlich zu lange, die verschiedenen Figuren und ihre
jeweilige Bedeutung auszubreiten. Die erste halbe Stunde ist dementsprechend
wirr und unübersichtlich geraten. Später gelingt es ihm dann, einen
Spannungsbogen zu etablieren, der sich an Film-noir-Klassikern orientiert. Der
von seiner internationalen Starbesetzung durchweg überzeugend gespielte Film
ist zumindest für Fans der Schauspieler zu empfehlen.
FRANK BRENNER
TRANSFER
SHANGHAI
Cannes 2010: Bester Regisseur, FIPRESCI – Preis der Filmkritik
F/D 2010 - Drama - Regie: Mathieu Amalric - Kamera: Christophe Beaucarne - mit:
Alexander Craven, Mathieu Amalric, Suzanne Ramsey - Verleih: Farbfilm
Start: 8.9.
BO: Casablanca/Metropolis
USA 2010 - Action / Drama - Regie: Mikael Håfström - Kamera: Benoît Delhomme - mit:
John Cusack, Franka Potente, Ken Watanabe - Verleih: Senator
Start: 15.9.
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait...
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BO: Union, E: Filmkunsttheater
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Neue Filme
Zur Not muss auch das Geländer weg: Mar Brisas in Acapulco
Unser täglich Brotabfall
Vom Außen durchwirkt
Unfassbare Verschwendung
„Infinite Space“ von Murray Grigor
„Taste the Waste“ von Valentin Thurn
John Lautner hat Zeit seines Lebens nur Wohnhäuser gebaut, die sind allerdings in
die Geschichte eingegangen.
C Visuell gelungene Architekturdoku
Es ist gar nicht so schwer, ein mündiger Verbraucher oder nachhaltiger Lebensmittelhersteller zu sein. „Taste the Waste“ zeigt, wo angesetzt werden muss.
C Erhellende Dokumentation über die globale Wegwerfgesellschaft
Jeder kennt ein oder zwei seiner Häuser: Sei es aus „Diamantenfieber“, wo Sean
Connery durch das Elrod House schleicht, oder sei es das wie eine Untertasse über
LA schwebende „Chemosphere“, das inzwischen Benedikt Taschen gehört. Der
Schüler von Frank Lloyd Wright hat stets an einer organischen Fusion von Landschaft und Architektur gearbeitet, ohne sich formelhaft zu wiederholen. Der weniger strenge Einzelgänger als seine Kollegen wurde aber stets unterschätzt. Wie so
viele Künstlerporträts gerät auch diese Doku mitunter zu einer einstimmigen
Lobhudelei, doch die Kamerafahrten durch die undurchsichtigen Gebäude voller
Überraschungen lassen über diese Einseitigkeit hinwegsehen. Danach möchte man
nicht mehr in die städtische Schuhkartonarchitektur zurück. CHRISTIAN MEYER
Der Film löst beim geneigten Betrachter ungefähr alle fünf Minuten ungläubiges
Kopfschütteln aus: Was Regisseur Valentin Thurn bei seinen Recherchen in Europa,
Asien und den USA über den verschwenderischen Umgang mit Lebensmitteln
zusammengetragen hat, schlägt der Abfalltonne den Boden aus. Zu vieles wandert
bereits vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums in den Müll, große Teile des Gemüses
kommen erst gar nicht in den Handel, weil Verbraucher nur bestimmte Farben,
Formen und Größen akzeptieren. Produzenten und Konsumenten sind gleichermaßen aufgefordert, dem ruinösen Ressourcenverbrauch ein Ende zu setzen. Wie
das gehen und der Einstieg in eine echte Kreislaufwirtschaft gelingen könnte, zeigt
diese gelungene Dokumentation anhand von ausgewählten Beispielen.
MICHAEL HERMANN
INFINITE SPACE
USA 2008 - Doku - Regie Murray Grigor - Kamera Hamid Shams - mit: Sir Sean
Connery, Karol Lautner Peterson, Frank Gehry - Verleih: Salzgeber
Start: 22.9.
DO: sweetSixteen
TASTE THE WASTE
D 2011 - Dokumentarfilm - Regie: Valentin Thurn - Kamera: Roland Breitschuh Verleih: W-Film
Start: 8.9.
DO: sweetSixteen
www
Ungleiches Gaunertrio
Ein Körper, zwei Seelen
Solo für 2
Verbrechen lohnt sich nicht
„Transfer“ von Damir Lukacevic
„Easy Money“ von Daniél Espinosa
Ein altes Paar will noch einmal gemeinsam jung sein und zieht in zwei gesunde
Spender-Körper um.
C Gelungenes Sci-Fi-Drama
Drei Männer geraten in Stockholms Unterwelt zwischen Freundschaft und Verrat.
C Spannender Krimi
In naher Zukunft besteht die Möglichkeit, die Persönlichkeit eines Menschen
in den Körper eines anderen zu transferieren. Ein Traum für alle (reichen)
Rentner! Die Ganzkörper-Spender werden entlohnt und dürfen in der Schlafphase ihrer neuen Besitzer vier Stunden täglich sie selbst sein. Ein deutsches
Rentnerpärchen (Hans-Michael Rehberg, Ingrid Andree) nistet sich in die
Körper von Sarah (Regine Nehy) und Apolain (BJ Britt) ein, zwei junge
Afrikaner, die aus existenzieller Not heraus ihre Körper verkaufen. Der Film
begleitet die vier Seelen in den zwei Körpern und spinnt die originelle
Ausgangsidee klug weiter. Spannender, von einem gelungenen Soundtrack
begleiteter Science Fiction-Film mit gesellschaftskritischen Akzenten.
HARTMUT ERNST
TRANSFER
Internationales Fantasy Film Festival Brüssel 2011: Silberner Rabe
D 2010 - Drama/Sci Fi - Regie: Damir Lukacevic - Kamera: Francisco Dominguez - mit:
Ingrid Andree, BJ Britt, Hans-Michael Rehberg - Verleih: Kinostar
Start: 22.9.
DO: sweetSixteen
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Mit seiner geplanten Krimi-Trilogie, deren Anfang „Easy Money“ bildet, möchte Daniél Espinosa eines klar stellen: Verbrechen lohnt sich nicht. Das ist
zumindest die Quintessenz dieses Thrillers, der drei Männer durch Stockholms
Unterwelt begleitet. Ein Drogen-Schmuggler, ein Geldeintreiber und ein BWLStudent geraten in einen brutalen Sog aus Gewalt und Verrat. Drei Kriminelle,
von denen man am Ende keinem den Tod wünscht. Denn, und das ist das
Kunststück dieses in kühles Gegenlicht getauchten Thrillers, Espinosa zeichnet drei Typen mit Seele. Der Fokus liegt dabei auf JW, dem Studenten, der –
anfangs noch unverdorben – in den Abgrund rutscht. Ein gelungener, knackig
geschnittener Krimi mit Tiefgang.
HARTMUT ERNST
EASY MONEY
Guldbagge Awards 2011:
Bester Darsteller (Joel Kinnaman), Beste Kamera (Aril Wretblad)
S/DK/D 2009 - Thriller - Regie: Daniel Espinosa - Kamera: Aril Wretblad - mit:
Dragomir Mrsic, Joel Kinnaman, Lisa Henni - Verleih: Senator
Start: 15.9.
DO: Cinestar, E: Cinemaxx, MÜL: Cinemaxx, OB: Cinestar
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Roter Teppich
Noch hat er nichts zu befürchten: Moritz Bleibtreu als jüdischer Kunsthändler Victor Kaufmann in „Mein bester Feind“
„Ein Film ist für mich kein Anlass, mich aufzuregen“
Moritz Bleibtreu über „Mein bester Feind“, die Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit und internationale Dreherfahrungen
Als Sohn des Schauspielerpaares Monica Bleibtreu und Hans Brenner kam Moritz Bleibtreu
schon als Kind erstmals mit seinem zukünftigen
Beruf in Berührung. Zum Star wurde er vor mehr
als zehn Jahren mit Filmen wie „Knocking on
Heaven’s Door“ und „Lola rennt“. In der Zwischenzeit ist er zu einem der größten deutschen
Kassenstars avanciert, der auch in internationalen Produktionen wie Steven Spielbergs „München“ oder „Ein Leben für ein Leben“ an der Seite von Jeff Goldblum reüssierte. In „Mein bester
Feind“ unter der Regie von Wolfgang Murnberger ist er aktuell wieder im Kino zu sehen.
Sie kannten im Vorfeld die anderen Arbeiten
Wolfgang Murnbergers. Hatten Sie schon eine
bestimmte Vorstellung, wie die Dreharbeiten
ablaufen könnten?
Nicht wirklich, nein. Mal abgesehen davon, dass
ich ein Fan von Murnbergers Filmen bin und ich
ihn für einen ganz, ganz großartigen Regisseur
halte, und wir uns dann schon im Vorfeld ganz
ausgezeichnet verstanden haben und menschlich
unheimlich gut miteinander zurechtgekommen
sind, kann man trotzdem nie vorher wissen, was
passiert, wenn man dann am Set steht. Das hat
sich irgendwie noch als Sahnehäubchen der Sache dargestellt. Durch die Masse an Erfahrung
und die Vielzahl der Filme, die er gemacht hat,
weiß er auf eine sehr genaue und geradezu magische Weise, was er macht und was er will. Für
einen Schauspieler ist das eine sehr angenehme
Arbeitsweise, weil Murnberger kein Zweifler ist.
trailer: Herr Bleibtreu, Joseph Goebbels bei Oskar Roehlers „Jud Süss“ und nun ein jüdischer
Kunsthändler: Lieben Sie diese Extreme?
Moritz Bleibtreu: Ich liebe grundsätzlich Extreme, das stimmt. Aber in diesem konkreten Fall
hat das mit der Rollenauswahl nicht so viel zu
tun, denn ich kann ja nicht bestimmen, was mir Sie sind unglaublich produktiv, allein in den
angeboten wird. Das ist immer Zufällen unter- letzten drei Jahren waren es mehr als ein Dutworfen, was an Drehbüchern auf meinem Tisch zend Filme. Gibt es Filme oder Rollen, mit delandet. Es war ein riesengroßer Zufall, dass sich nen Sie im Nachhinein nicht so zufrieden sind?
diese beiden Rollen derart die Klinke in die Hand Ja, eine Menge! Grundsätzlich ist es so, dass ich nie
gegeben haben. Da scheint das
hundertprozentig zufrieden bin
„Ich bin nie hundertprozentig
Leben eher die Extreme zu liemit dem, was ich mache. Egal, ob
zufrieden mit dem, was ich
ben als ich. Beides sind sehr
es nun der Film ist, an dem ich etmache.“
anspruchsvolle und herausforwas auszusetzen habe, oder meidernde und vielleicht auch komplizierte Filme, in- ne Darstellung, die hier oder dort verbesserungssofern haben sie beide mein Interesse gefunden.
würdig gewesen wäre. Das muss aber auch so sein.
Wenn Selbstkritik verschwindet, dann kann man
Zur Halbzeit ändert der Film recht radikal sei- sich eigentlich einen anderen Beruf suchen. Einige
ne Tonart. Was hat Ihnen mehr Spaß gemacht, Sachen finde ich gelungener, andere eher weniger,
die doch recht realistische Geschichtsstunde aber eigentlich gibt es immer etwas, was ich zu
der ersten Hälfte oder die Verwechslungsfarce, bemäkeln habe. Aber das sind Sachen, die ich mit
die danach einsetzt?
mir selber abmache und auch nicht teile, denn ich
Für mich gehört das irgendwie zusammen. Es ist halte es auch nicht für notwendig, so etwas zu
klar, dass das Ganze in der Mitte einen komödian- diskutieren. In Deutschland gibt es immer dieses
tischen Zug bekommt, der bei einer Bodyswitch- wahnsinnige Bedürfnis, Dinge zu diskutieren, die
Geschichte natürlich dazugehört. Umso wichtiger nicht funktioniert haben. Ich diskutiere viel lieber
war, dass man im ersten Drittel das dramatische über Dinge, die ich gelungen finde. Ich mache LeuFundament etablierte, auf dem das Ganze steht. ten lieber Komplimente, als sie darauf hinzuweiDas zeichnet den Film auch aus. Diesen Draht- sen, dass ich etwas blöd fand (lacht). Wenn ein
seilakt, sich die Komödie zu trauen, ohne dabei Film fertig ist, kann man an ihm sowieso nichts
das dramatische Fundament zu vergessen, hat er mehr ändern, dann macht es auch keinen Sinn,
gut hinbekommen.
stundenlang darüber zu lamentieren, was daran
www
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait...
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nicht gelungen ist. Ein Film, auch wenn es nicht
mein eigener ist, ist für mich nie ein Anlass, mich
aufzuregen. Wenn ich einen Film schlecht finde,
dann gehe ich raus. Ich verstehe die Emotionen,
die da hochkochen, nicht so ganz und dass man
unbedingt kundtun will, wie schlecht man etwas
gefunden hat. Ich nehme das hin und sage mir,
„Es hätte besser sein können“, versuche, daraus zu
lernen, und feiere das ab, was mir gefällt.
Sie spielen auch immer wieder in internationalen Produktionen, gerade haben Sie für Fernando Mereilles neben Anthony Hopkins und Jude
Law in „360“ vor der Kamera gestanden. Was
unterscheidet Ihrer Meinung nach solche internationalen Produktionen von deutschen?
Eigentlich gar nichts. In dem Moment, in dem eine
Arbeit vor der Kamera stattfindet – und das ist das
Tolle an der Schauspielerei oder am Filmemachen,
das ist eine universelle, internationale Sprache,
ähnlich wie die Musik – wenn sich verschiedene
talentierte Leute aus unterschiedlichen Ländern
treffen, dann funktioniert das. Natürlich haben wir
hier in Deutschland eine Bewunderung für alles,
was aus Amerika kommt. Das große Hollywood ist
noch immer was ganz Besonderes und ganz Spezielles. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde,
es wäre für mich nichts Besonderes, mit Jude Law
vor der Kamera zu stehen. Auf der anderen Seite
ist es so, dass es sich, wenn man zwei Tage mit
denen gedreht hat, irgendwie eingrooved und man
ganz normal mit denen arbeitet. Natürlich ist es
was Besonderes, mit Leuten wie Fernando Mereilles zu arbeiten, der „City of God“ oder „Der ewige Gärtner“ gemacht hat. Da ist es für mich eine
Ehre, dabei sein zu dürfen. Oder überhaupt Dialoge
sprechen zu dürfen, die Peter Morgan geschrieben
hat, der wahrscheinlich momentan zu den besten
Drehbuchautoren der Welt gehört. Das ist was
ganz Besonderes und war sehr toll, und ich schätze auch, dass das ein ziemlich guter Film wird.
INTERVIEW: FRANK BRENNER
Lesen Sie die Langfassung des Interviews
unter: www.trailer-ruhr.de/roter-teppich
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Kino.Ruhr
culture club
Film-Preview
NRW-Previewtour „Über uns das All“
Mehr Infos unter „NRW-Film“, Seite 38
Bevor der Film „Über uns das All“ nach seiner Uraufführung auf der Berlinale auch in den Kinos zu sehen ist, sind die Schauspieler Sandra Hüller und
Felix Knopp im September gemeinsam mit Regisseur und Drehbuchautor
Jan Schomburg für eine NRW-Previewtour unterwegs. In dem Drama wird
Martha (Sandra Hüller) überraschend mit dem Selbstmord ihres Ehemanns
Paul (Jan Schomburg) konfrontiert – und muss begreifen, ihn anscheinend
nie richtig gekannt zu haben. Doch anstatt sich der Trauer hinzugeben, beginnt sie entgegen aller Konvention ein neues Leben mit einer neuen Liebe.
Dortmunder U
Leonie-Reygers-Terrasse, Dortmund
www.dortmunder-u.de
trailer verlost 5x2 Karten.
E-Mail bis 5.9. an [email protected], Kennwort: All-Preview
Do, 8.9. um 19.30 Uhr
culture club
Beagle Henri ist nicht mehr aus dem sweetSixteen wegzudenken
„Wir sind die Bewahrer des Filmguts“
Die drei MacherInnen des Dortmunder Kinos sweetSixteen sind sesshaft
geworden. Mit viel Liebe und einer gehörigen Portion Selbstausbeutung
sind Peter Fotheringham, Frank Haushalter und Suse Solbach seit fast
zehn Jahren mit ihren legendären 16mm Film-Events am Start. Seit
2009 betreiben die Sweeties nun das Kino im Depot und haben einen
der schönsten Kulturräume in der Dortmunder Nordstadt geschaffen.
trailer: Herr Peter Fotheringham, wie ging es los?
Peter Fotheringham: Wir haben mit fünf Personen gestartet, die sich aus
den Programmkinos in Dortmund kannten. Wir mussten zusehen, wie ein
Kino nach dem anderen geschlossen hat und nach einer Woche da ein KikMarkt drin war. Wir wollten versuchen, dem etwas Positives entgegen zu
setzen und haben einmal im Monat Filmclub-Veranstaltungen mit 16mmFilmen im Depot veranstaltet.
Wart Ihr auch an anderen Orten?
Wir haben gleich im ersten Jahr ein Open Air-Kino gemacht, was uns
beinahe ruiniert hätte und auch einen Kollegen gekostet hat. Es hat in
Strömen geregnet. Wir standen bis zu den Knien im Wasser, hatten unser
ganzes Geld da rein gesteckt, unseren ganzen Enthusiasmus. Und dann
saßen da drei Leute mit Regenschirmen (kichert).
Was hat euch geritten dann im Jahr 2009 im Depot ein festes Kino zu starten?
Wir finden die Filme, die in Dortmund laufen okay, aber es gibt ja noch
Hunderte andere Filme, die hier kein Forum finden, weil sie vielleicht nicht
kommerziell genug sind.
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Kino Café
The King’s Speech
England 1936: Die Insel krönt ihren König George VI. Der Weg
dahin ist steinig, denn der Regent stottert. Kein Arzt erwirkte
bisher Heilung. Bis sich Bertie an den Sprachtherapeuten Lionel
Logue (Geoffrey Rush) wendet, der in seiner Praxis unorthodox,
aber effektiv vorgeht. Tragikomisch nähert sich der Film dem
historisch verbürgten Stoff, in dem einem repräsentativen Mitglied des Königshauses die Worte fehlen.
UCI Kinowelt Ruhr Park
Am Einkaufszentrum, Bochum I Karten 0234 239 02 34
UCI Kinowelt Duisburg
Neudorfer Straße 36-40 I Karten 0203 301 91 91
www.uci-kinowelt.de
Woher weiß man, welcher Film erfolgreich sein wird?
Wenn der Verleih mit 350 Kopien startet und einen erheblichen Werbeetat
hat, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es ein erfolgreicher Film wird, sehr
hoch. Das sind die Filme, die dann über Wochen die Säle blockieren. Zeitgleich erscheinen oft 20 neue Filme von kleineren Verleihen, unbekannten
Regisseuren, die nur 1-3 Filmkopien haben, kaum Werbung machen, die
also kein Mensch kennt. Und die haben wir vermisst.
Zeigt ihr noch 16mm?
Wir sind die Bewahrer des Filmguts. Wir haben über 600 Filme. Einmal
im Monat machen wir den 16mm Filmclubabend (FWU). Die Zuschauer
wählen aus einer Vorauswahl selbst fünf Filme aus. Am Ende des Abends
suchen sie sich dann den Schönsten aus.
Was ist im sweetSixteen noch anders als im üblichen Kinobetrieb?
Unser Kinderwagenkino ist noch was Besonderes. Junge Eltern können ihre Babies mitnehmen ins Kino. Der Ton ist etwas leiser, das Licht bleibt gedimmt an,
wir bauen für die Babies eine Spielwiese, es gibt einen Wickeltisch und Kaffee
und frische Waffeln. Die Babies dürfen allerdings nicht älter als 12 Monate sein.
INTERVIEW/FOTO: BETTY SCHIEL
www.sweetsixteen-kino.de
Lesen Sie die Langfassung des Interviews unter:
www.trailer-ruhr.de/kino-ruhr
trailer verlost 3x2 Karten. E-Mail bis 29.8. an [email protected],
Kennwort: „King’s Speech Bochum“ oder „King’s Speech Duisburg“
Mi, 5.10. um 14.30 Uhr
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www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Neue Filme
Männerherzen ... und die ganz, ganz große Liebe
D 2011 - Komödie - Regie: Simon Verhoeven - Verleih: Warner - Start: 15.9.
Der erste Teil war ein absoluter Publikumsliebling – und so darf von Justus von
Dohnányi über Christian Ulmen bis Til Schweiger noch einmal die bekannte
Handvoll Großstadtmänner mitsamt Macken antanzen, oder besser: singen.
Trefflich besetzte, romantische Komödie über Schlagerstars, Bauernhöfe, Dates,
Vatersorgen und – natürlich – Beziehungskomplikationen
HE
BO: Bofimax, UCI Union, DU: UCI, E: Cinemaxx, Lichtburg, GE: Apollo, Schauburg, HE:
Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg
Glee on Tour - Der 3D Film
USA 2011 - Komödie - Regie: Kevin Tancharoen - Verleih: Fox - Start: 22.9.
Wem die Casting-Shows im Fernsehen nicht genug sind, darf nun 14 preisgekrönte
Jungschauspieler der US-TV-Serie „Glee“ bestaunen, die von 3D-Kameras begleitet
eine ausverkaufte Konzerttournee durch die Vereinigten Staaten hinter sich bringen.
Showbiz, Musical-Revue, Backstage-Report: Der Film gibt (unkritische) Einblicke in
den Wahnsinn des zeitgenössischen Nachwuchs-Hypes.
HE
BO: Bofimax, GE: Apollo
Da waren sie noch Freunde: Victor (Moritz Bleibtreu) und Rudi (Georg Friedrich)
Kleider machen Leute
„Mein bester Feind“ von Wolfgang Murnberger
Vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs waren der Jude Victor und Rudi die besten Freunde.
Rudi ist zu den Nazis übergelaufen und hat diesen von einem wertvollen Gemälde erzählt,
das sich im Besitz von Victors Familie befindet. Danach überschlagen sich die Ereignisse.
C Verwechslungskomödie im Dritten Reich
Komödien, die in der Zeit des Zweiten Weltkriegs spielen, sind nach wie vor
eine Seltenheit, weil sie sich auf dünnes Eis begeben. Es ist nicht einfach, die
Balance zu halten zwischen guten Gags und der Gefahr, die Gräueltaten jener
Zeit auf unverantwortliche Weise zu verharmlosen. Insbesondere die Deutschen haben hier ein Problem, dem sie sich besser gar nicht erst stellen,
anstatt in diese Falle zu tappen. Dani Levy, immerhin ein jüdischer Filmemacher, hat es mit „Mein Führer“ 2006 versucht und auch ganz gut gemeistert, doch er blieb die sprichwörtliche Ausnahme von der Regel. Nun hat sich
der Österreicher Wolfgang Murnberger an der Thematik versucht, als Vorlage
diente ihm dabei der Roman „Wie es Victor Kaufmann gelang, Adolf Hitler
doch noch zu überleben“ aus der Feder von Paul Hengge, der hier auch das
Drehbuch geschrieben hat. Mit dem Ergebnis haben die beiden nun zwar
nicht gerade Schiffbruch erlitten, es ist allerdings doch anders ausgefallen, als
man vielleicht erwartet hätte.
Wolfgang Murnberger ist derzeit einer der erfolgreichsten Komödienregisseure Österreichs, der mit der Filmreihe um den Privatdetektiv Brenner („Komm,
süßer Tod“, „Silentium“, „Der Knochenmann“) auch hierzulande Erfolge verbuchen konnte. Sein skurril-respektloser Witz, der die Filme mit Josef Hader
zu Musterbeispielen des düsteren alpenländischen Humorverständnisses gemacht hat, schimmert bei „Mein bester Feind“ nur noch in einigen wenigen
kleinen Bonmots durch. Die gesamte erste Hälfte des Films ist sogar todernst
in Szene gesetzt, wenn vom Zerbrechen einer Freundschaft und dem
Aufkommen des Nationalsozialismus in Österreich berichtet wird. Ziemlich
genau zur Halbzeit vollzieht sich dann der Wandel, wenn Victor und Rudi
gemeinsam in einem NS-Flugzeug abgeschossen werden und als einzige den
Absturz überleben. Victor tauscht mit dem verletzten Rudi die Rollen, schlüpft
in die Uniform des SS-Schergen und degradiert Rudi zu seinem jüdischen
Gefangenen. Die Posse kann eine ganze Zeit lang aufrechterhalten werden
und liefert entsprechend den Nährboden für eine humorvolle Verwechslungsund Verkleidungsgeschichte. Diese erreicht allerdings nie den zynischen Witz
von Murnbergers vorangegangenen Filmen, sondern bleibt eher zurückhaltend. Das gibt dem Zuschauer die Gelegenheit, sich über die Absurdität von
Vorurteilen Gedanken zu machen, die mit Kleidung und Verhaltensweisen einhergehen. Der ernste Hintergrund des Thematisierten schimmert immer wieder durch und steht einer ausnahmslos witzigen Aufbereitung im Wege.
Vielleicht war diese aber auch gar nicht intendiert, und es geht den
Filmemachern viel eher darum, den jüdischen Protagonisten als wahren
Helden und Sieger zu zeichnen. Darüber, dass dadurch die Tatsachen auf
unschöne Weise ausgeblendet werden, sehen wir mal wohl wollend hinweg.
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Final Destination 5
USA 2011 - Horror - Regie: Steven Quale - Verleih: Warner - Start: 25.8.
Das Lieblingsspiel von Gevatter Tod geht in die fünfte Runde, und das wiederholt
in 3D: Diesmal retten die hellseherischen Fähigkeiten eines Jugendlichen eine
Handvoll Mitmenschen vor dem sicheren Tod. Vorerst. Denn den Sterbeplan mag
man durchkreuzen, aber nur schwerlich vereiteln. Der Sensenmann denkt sich
wieder originelle Überlebensspiele aus. Wuchtiger Metzelspaß.
HE
BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar
FRANK BRENNER
Vergiss dein Ende
MEIN BESTER FEIND
D 2011 - Drama - Regie: Andreas Kannengießer - Verleih: Basis - Start: 22.9.
Günther (Dieter Mann) ist 65, sein Lebensgefährte ist soeben an Krebs gestorben.
Die gleichaltrige Hannelore (Renate Krößner) pflegt ihren an Demenz erkrankten
Mann Klaus (Hermann Beyer). Die beiden schicksalsgebeutelten Nachbarn reißen
aus: Günther will sich am Meer das Leben nehmen, Hannelore folgt ihm. Ein
besinnliches Drama über das Leben mit Krankheit, Pflege und Tod.
HE
A/LUX 2011 - Komödie / Tragikomödie - Regie: Wolfgang Murnberger - Kamera:
Peter von Haller - mit: Moritz Bleibtreu, Ursula Strauss, Georg Friedrich Verleih: Neue Visionen
Start: 1.9.
BO: Casablanca/Metropolis, DO: Roxy, DU: Filmforum
BO: Endstation
Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
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www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Interview
Neue Filme
Gianni mit seiner strengen Mama
Zweisam einsam
„Gianni und die Frauen“ von Gianni Di Gregorio
Eigentlich hat sich Gianni schon in seinem geregelten Vorruhestand-Leben eingerichtet. Doch dann überkommt den Endfünfziger der „Dritte Frühling“
C Abgesang auf Altmänner-Phantasien
In seinem Regie-Debüt „Das Festmahl im August“ (2008) erzählte der
Schauspieler und Drehbuchautor (u.a. „Gomorrah“) Gianni Di Gregorio von
einem arbeitslosen Römer, der sich an Maria Himmelfahrt nicht ganz freiwillig um seine Mutter und drei weitere Seniorinnen kümmern muss. Der
vor allem durch das natürliche Spiel der vier Laiendarstellerinnen überzeugende Film gewann zahlreiche Preise auf internationalen Filmfestivals.
Nun kehrt Gianni mit seiner aristokratischen Film-Mama – der wunderbaren 96jährigen Valeria Di Franciscis Bendoni – auf die Leinwand zurück.
Diesmal als Frührentner, der mit seiner noch arbeitenden Frau und der fast
erwachsenen Tochter in einer bescheidenen Wohnung im römischen Stadtteil Trastevere zusammenlebt, aus der der Sex schon längst ausgezogen
ist. Seine verschwendungssüchtige Mutter wohnt dagegen in einer feudalen Villa und verprasst, mit ihren Freundinnen Champagner schlürfend,
Giannis Erbe.
Ein Versuch von ihm und seinem Busenfreund Alfonso (Alfonso Santagata),
sie ins Altersheim abzuschieben, scheitert kläglich an ihrem immer noch
hellwachen Geist. Als der in den Tag hinein lebende Gianni entdeckt, dass
sein vergreister Nachbar ab und an hinter der Theke eines kleinen TanteEmma-Ladens verschwindet, um die dralle Besitzerin zu befingern, macht
er sich auf die Suche nach einer Affäre, die seine verloren geglaubte Libido
wiedererwecken soll. Doch sein Versuch, das Leben noch einmal zu leben,
scheitert sowohl bei seiner ersten großen Liebe Valeria (Valeria Cavalli) wie
auch bei der schönen Haushälterin (Kristina Cepraga) seiner Mutter und
der gegenwärtigen, heimlichen Liebe Gabriella (Gabriella Sborgi).
Di Gregoria hat diesen verzweifelten Versuch, die Jugend und die Liebe
zurück zu holen und dem Alter und der Einsamkeit zu trotzen, mit einem
Hauch von Wehmut und zärtlichem Humor überzogen. Dabei porträtiert er
nicht nur einfühlsam die Lebenswelt älterer Menschen, sondern bezieht
auch ihr soziales Stadtteil-Umfeld fernab jeder Touristen-Romantik in die
Handlung mit ein. Die unspektakulären aber atmosphärisch stimmigen Bilder von Kameramann Gogo Bianchi und die autobiographischen Züge der
von Di Gregorio selbst gespielten Titelfigur verleihen dem präzis beobachtenden Film dabei einen fast dokumentarischen Charakter. Tatsächlich
hatte sich Di Gregorio doch selbst jahrelang um seine verwitwete Mutter
gekümmert. So verfängt sich seine Inszenierung nie in der lauernden
Klischeefalle, bedient weder die heute gängig gewordene, spätpubertierende Gag-Schiene, noch macht er sich auf Kosten seiner Protagonisten lustig.
Ganz unaufgeregt taucht er in eine Welt ein, die das Kino leider allzu selten entdeckt. So entwickelt man viel Sympathie für die jederzeit authentisch wirkenden Darsteller und bisweilen mündet unser Schmunzeln auch in
nachdenkliche Selbsterkenntnis.
ROLF-RUEDIGER HAMACHER
GIANNI UND DIE FRAUEN
I 2011 - Komödie / Drama - Regie: Gianni Di Gregorio - Kamera: Gianenrico Bianchi mit: Gianni Di Gregorio, Gabriella Sborgi, Teresa Di Gregorio - Verleih: Neue Visionen
Start: 22.9.
BO: Casablanca/Metropolis, DO: Roxy, E: Filmkunsttheater
Hut stand ihm schon immer gut: Harrison Ford als beinharter Colonel Woodrow Dolarhyde in „Cowboys & Aliens“
„Ich war nie ein großer Kinogänger“
Harrison Ford über „Cowboys & Aliens“ und seine Genrevorlieben
Er hat in einigen der erfolgreichsten Filme aller Zeiten mitgespielt und
galt als kassenträchtigster Star des 20. Jahrhunderts: Harrison Ford hat
mit seinen Auftritten als Han Solo in der Originaltrilogie von „Krieg der
Sterne“ und den vier „Indiana Jones“-Filmen Popcorn-Kinogeschichte
geschrieben. Auch in seinem neuen Film „Cowboys & Aliens“ bedient
der mittlerweile fast 70jährige Leinwandstar wieder das Image des
furchtlosen Draufgängers, wenngleich auch mit Augenzwinkern. trailer
traf Harrison Ford in Berlin zum Interview.
trailer: Mr. Ford, Sie sehen cool aus als Cowboy. Würden Sie gerne
mehr Western drehen?
Harrison Ford: Nicht direkt im Anschluss, obwohl es schon ziemlich spaßig
für einen Schauspieler ist, in einem Western mitzuspielen. Ich hatte schon
eine ganze Weile keinen mehr gedreht, deswegen habe ich mich über die
Gelegenheit gefreut, einige schöne Szenen im Freien an einem tollen Ort zu
drehen. Es hat mir Spaß gemacht.
Ich habe gelesen, dass es eine Weile dauerte, bis Sie für „Cowboys und
Aliens“ zugesagt haben. Was ließ Sie zögern?
Das Drehbuch hatte mich nicht sonderlich angesprochen, wobei ich gestehen muss, dass ich zunächst lediglich die ersten dreißig Seiten gelesen
hatte. Danach war ich der Ansicht, dass es für mich nicht das Richtige sei.
Dann hat man mich davon überzeugt, auch den Rest des Drehbuchs noch
zu lesen. Dabei habe ich dann Feuer gefangen für meine Figur, die eine
gute Herausforderung für mich werden konnte, wenn der Tonfall des Films
stimmen würde. Deshalb habe ich mich mit Jon Favreau (dem Regisseur, die
Red.) getroffen, und in meinen Gesprächen mit ihm konnte er mich davon
überzeugen, dass er den richtigen Tonfall des Films hinbekommen würde.
Ich hatte mich zunächst vom humorvollen Titel „Cowboys & Aliens“ irreführen lassen. Aber es gefiel mir gut, dass Favreau einen ernsten Genrewestern
daraus machen wollte.
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Welches Genre bevorzugen Sie persönlich, sehen Sie sich lieber einen
Alienfilm oder einen Western an?
Ich habe keine Genrevorlieben, ich bin ein Fan von guter Filmkunst und
gutem Geschichtenerzählen. Ich habe Filme nie besonders intensiv studiert
und war auch nie ein großer Kinogänger. Deswegen habe ich keine besonderen Vorlieben, für die ich mich begeistere.
Stimmt es, dass „Blade Runner“ nicht gerade einer Ihrer Lieblingsfilme ist?
Das ist nun schon eine ganze Weile her. Wir haben damals 54 Nachtdrehs
am Stück absolviert, das waren ziemlich anstrengende Dreharbeiten. Ich
war damals nicht unbedingt immer einer Meinung mit den Leuten, mit denen ich an dem Film zusammenarbeitete. Aber ich glaube, dass ich mittlerweile ihren Standpunkt verstehen kann und sie auch meinen verstehen. Der
Film hat aber ohnehin ein Eigenleben entwickelt, ganz unabhängig davon,
ob er mir gefällt oder nicht.
INTERVIEW: FRANK BRENNER
Lesen Sie die Langfassung des Interviews unter:
www.trailer-ruhr.de/roter-teppich
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Neue Filme
Die drei Musketiere
Freunde mit gewissen Vorzügen
F/D/USA/GB 2011 - Abenteuer - Regie: Paul W.S. Anderson - Verleih: Constantin - Start: 1.9.
USA 2011 - Komödie - Regie: Will Gluck - Verleih: Sony - Start: 8.9.
Klar, dass nun auch Alexandre Dumas‘ Klassiker fürs 3D-Revival herhalten muss:
D’Artagnan (Logan Lerman) und die drei schlagfertigen, unzertrennlichen Klingenschwinger wollen den drohenden Krieg zwischen Frankreich und England vereiteln. Mit Mads Mikkelsen, Christoph Waltz und Milla Jovovich sind vor allem die
Schurken in diesem Mantel- und Degen-Film nett besetzt.
HE
Jamie ist Headhunterin und lockt Dylan nach New York. Zwischen beiden funkt
es, doch sie einigen sich auf Sex ohne Liebe. Dass pure Freundschaft zwischen
Mann und Frau nicht unproblematisch ist, hat inzwischen schon so mancher
Harry mancher Sally verklickert. Diese romantische NY-Komödie zeigt erneut,
wie schwer man sich mit Regeln in Sachen Liebe tut.
HE
BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg, HE:
Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE:
Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg
Prom – Die Nacht deines Lebens
Colombiana
USA 2011 - Komödie - Regie: Joe Nussbaum - Verleih: Disney - Start: 25.8.
F 2011 - Action / Thriller - Regie: Olivier Megaton - Verleih: Universum - Start: 15.9.
Der Abschlussball und der damit einhergehende Abschied junger Amerikaner
von der Highschool hat genreübergreifend schon so einiges Futter fürs Kino
beschert. Dieses romantische Drama kreist um Nova Prescott (Aimee Teegarden), ihre heimliche Liebe (Thomas McDonell), ihre Freundinnen, um Loser,
Bad Boys und die üblichen Erwartungen und Geheimnisse.
HE
Mit neun Jahren wird Cataleya Zeugin der Ermordung ihrer Eltern. 12 Jahre später ist die Kolumbianerin zum heißen Killerkätzchen herangereift und begibt sich
auf den bleihaltigen Rachefeldzug gegen Mafiaboss Don Luis (Beto Benites).
Routinierter, kurzweiliger Actionfilm von Olivier Megaton („Transporter 3“) mit
Zoë Saldana („Star Trek“, „Avatar“) in der Hauptrolle.
HE
E: Cinemaxx, GE: Apollo, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion
BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, MÜL: Cinemaxx,
Cinemotion, OB: Cinestar
Conan
Kill the Boss
USA 2011 - Action - Regie: Marcus Nispel - Verleih: Warner - Start: 8.9.
USA 2011 - Komödie - Regie: Seth Gordon - Verleih: Warner - Start: 1.9.
1982 durfte sich Arnold Schwarzenegger als Conan metzelnd aus der Versklavung befreien. In der Neuadaption schlüpft Model Jason Momoa in die Rolle des
Barbaren, der den Mord an seinen Eltern rächen und Seinesgleichen befreien will.
Dabei stellen sich ihm Schlangen, Hexen, Monster und Erzschurke Khalar Zym
(Stephen Lang) in den Weg. Wuchtiges 3D-Fantasy-Spektakel.
HE
Der Titel ist Programm: Aus der Bierlaune heraus beschließen drei Freunde
(Jason Bateman, Jason Sudeikis, Charlie Day), ihre Arbeitgeber (Jennifer
Aniston, Colin Farrell, Kevin Spacey) ins Jenseits zu befördern. Logistische
Unterstützung erhalten sie von einem Ex-Knacki (Jamie Foxx). Der Plan steht
– doch dann kommt alles anders. Freche Man-Boy-Comedy.
HE
BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL:
Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar
BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL:
Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg
Prinzessin Lillifee und das kleine Einhorn
What a Man
D/F 2011 - Trickfilm - Regie: H. Weiland, A. Niebuhr - Verleih: Universum - Start: 1.9.
D 2011 - Kom. / Lovestory - Regie: Matthias Schweighöfer - Verleih: Fox - Start: 25.8.
Man nehme eine kleine Prinzessin, ein kleines Einhorn und viel, viel Rosa – fertig
ist das neue Abenteuer der Prinzessin Lillifee, das kleine Mädchenherzen wieder
höher schlagen lassen wird: Die Heldin muss ein verirrtes Einhorn-Baby zu seiner
Mami zurück bringen. Vorher gilt es noch, die Heimat des Findlings von einem
Fluch zu befreien. Liebenswert erzählte, quietschbunte Kinderkost.
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Alex (Matthias Schweighöfer) wird von seiner Freundin verlassen – er ist ihr nicht
Macho genug. Der Loser holt sich Tipps beim besten Freund und verknallt sich in
die beste Freundin (überqualifiziert: Sibel Kekilli). Der Film beinhaltet alle Zutaten
einer romantischen Til-Schweiger-Komödie, nur dass Matthias Schweighöfer den
Anti-Schweiger spielt: Den sympathischen Loser.
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BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg,
HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE:
Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait...
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Literatur Portrait
Rache, Vergeltung und große Liebe
Feridun Zaimoglu findet den Stoff zu seinem neuen Roman im Ruhrgebiet
Die anatolischen Eltern Feridun Zaimoglus hatten nicht die Absicht, in Deutschland
zu bleiben, es ging ihnen – ebenso wie der damaligen Bundesrepublik – nicht um
Integration, sondern schlicht ums Arbeiten und Geld Verdienen. Und so erfuhr der
Junge wie so viele seiner Generation keine Förderung und besuchte keinen Kindergarten. Als er in München eingeschult wurde, konnte er noch kein Deutsch, war
eines der stummen schwarzgelockten Kinder, die im Abseits saßen. Doch anders als
viele andere hatte er ein offenes Ohr für den fremdsprachigen Spielfilm, in den er
sich hineingeraten wähnte. Er entwickelt ein Gespür für das Gehörte. Eine strenge,
aber gerechte Lehrerin und das früh von den Eltern verhängte Verbot, sich mit anderen türkischen Kindern zu treffen, zwingen Feridun Zaimoglu und seine Schwester
regelrecht in die deutsche Sprache hinein. Genau wie die deutsche Arbeiterschicht
jener Zeit verfolgen auch die Zaimoglus das Ziel, dass es die Kinder einmal besser
und leichter haben sollen als sie selbst. Und so wünschte die Mutter, dass der Sohn,
der sich anfangs in der Schule schwer tat, aber dann dank eines ungeheuren Motivationsschubs und eiserner Disziplin als Bester seines Abiturjahrgangs abschloss,
einmal Arzt werden solle – ein Wunsch, den der Sohn zunächst zu erfüllen versuchte.
erfolgreiche Buch, das auch als Bühnenstück und Hörspiel Beachtung fand, sowie
den darauf folgenden Roman „Abschaum“ wurde Zaimoglu zunächst als Underdog
und Bad Boy der Literaturszene gehandelt. Doch es dauert nicht lange, bis er sich mit
weiteren Romanen aus dieser Ecke herausschrieb. 2003 erhielt er beim BachmannWettbewerb den Preis der Jury; viele renommierte Literaturpreise folgten, unter anderem die Nominierung für den Preis der Leipziger Buchmesse. Der Studienabbrecher
wurde Gastdozent für Literatur in Berlin und Tübingen.
Kernige Männer, echte Menschen
In seinem neuen Roman „Ruß“ wendet sich Zaimoglu nun dem Ruhrgebiet und den
hier lebenden Menschen zu. Und auch wenn der Anteil türkischstämmiger Mitbürger gerade hier recht groß ist, spielt Einwanderung in diesem Roman keine Rolle: „Es
geht um Rache, Vergeltung und eine große Liebesgeschichte. Der Roman spielt in
deutschen Verhältnissen“, erläutert Zaimoglu, „eine Hauptfigur hat polnische Wurzeln – aber dort liegen auch die Wurzeln der Arbeiterschaft dieser Region.“ Arbeiterschaft ist das soziale Umfeld, das der Autor für die Geschichte gesucht hat: „Ich
möchte mich mit meiner Literatur dort aufhalten, wo es gärt. Das nette Mädchen
aus Berlin-Mitte, das abends auf seinem Balkon von einer leichten Melancholie
befallen wird, interessiert mich nicht. Ich schreibe über kernige Männer, echte Menschen mit echten Geschichten.“ Diese Menschen hat er im Ruhrgebiet gefunden, zu
dem er eine enge Beziehung empfindet, schließlich „wurde ich immer wieder ins
Ruhrgebiet eingeladen. Ich habe mich oft dort aufgehalten und habe auch einige
Zeit dort gewohnt. Den Plan über Menschen zu schreiben, die im Ruhrgebiet leben
und arbeiten, hatte ich schon länger. Vieles Ursprüngliche ist hier abgewickelt worden und ich bedaure es zutiefst, dass die alten Menschen sterben und mit ihnen
auch ihre Geschichten. Fabrik- und Zechengelände werden zu Kulturrouten umgewandelt, erhalten einen musealen Wert. Dadurch wird die Beschäftigung mit der
ganz realen Arbeitswelt oberflächlich, der touristische Nippes lenkt ab und verklärt.
Ich habe mir in den letzten Jahren viele mögliche Schauplätze angesehen, große
und kleine Städte des Reviers. Irgendwann stand für mich fest, dass Duisburg die
geeignete Kulisse des Buches abgeben würde. Hier ist noch nicht alles so extrem
abgewickelt wie in anderen Städten. Duisburg minus Innenhafen, das war’s.“
Der Ton der Straße
Im Kern geht es Zaimoglu jedoch nicht um die Orte, die Szenerie, sondern
um die Charaktere, die er an Rhein und Ruhr finden konnte: „Am Ruhrgebiet
mag ich den Ton, den Menschenschlag, den Umgang miteinander, das dichte
Städtenetz auf engem Raum. Als Arbeitersohn finde ich mich hier wieder, die
Geschichte trifft bei mir auf fruchtbaren Boden. Ich habe mit Arbeiterinnen
und Arbeitern in Rente gesprochen, die sich ihre Würde bewahrt haben. In den
Gesprächen habe ich nicht mit dem Blick von außen nach einem Soziotop geforscht – mir ist die Arbeiterkultur mit ihren Eigenarten sehr vertraut.“
Hier kommt Zaimoglus Gabe, genau zu beobachten und sich in sprachliche Eigenarten intensiv einzuhören, wieder zum Tragen. Der Buchpremiere in Mülheim
sieht er mit Vorfreude entgegen: „Ich freue mich sehr für die Präsentation des
Romans wieder ins Ruhrgebiet zu kommen. Ich werde in zahlreichen Revierstädten
lesen. Solche Einladungen sind für mich – und das sage ich nicht nur aus Höflichkeit – von großem Wert. Lesungen sind für mich keine Pflichtveranstaltungen, ich
blühe auf, beobachte die Publikumsreaktionen. Dann wird sich erweisen, ob die
Geschichte, die ich erdacht habe, auch als „richtig“ empfunden wird. Wenn mir
die Leute dort den richtigen Ton bescheinigen, bin ich froh.“ Große Angst, den Ton
eventuell nicht getroffen zu haben, muss er sich allerdings nicht machen: „Bei
Kiepenheuer & Witsch arbeiten drei Menschen, die aus dem Revier stammen. Diese
haben den Tonfall des Buches kritisch beleuchtet und als passend empfunden.“
Schriftstellerisch hat der Autor das Revier allerdings schon wieder hinter sich gelassen. Zur Zeit des Interviews befand er sich auf Recherche-Reise in Österreich, wo er
sein nächstes Buch ansiedeln will. Details hierzu wollte er jedoch noch nicht verraten.
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Hat sich für seinen neuen Roman „Ruß“ intensiv mit dem Ruhrgebiet und seinen Menschen
beschäftigt, Feridun Zaimoglu, Foto: Bettina Fürst-Fastré
Vom Abwäscher zum Abschaum
Doch schon zu Beginn seines Medizin-Studiums in Kiel beschlichen Feridun Zaimoglu Zweifel. Um die Eltern nicht zu enttäuschen, brach er das Studium nicht sofort ab,
begann jedoch nebenbei zu malen und Kunst zu studieren. Erst nach ein paar Jahren
zog er die Notbremse und schmiss das Studium. Mit Jobs als Abwäscher in einer
Großküche, als Hilfsarbeiter und sogar in einem Schlachthof finanzierte er seine Malerei. Gelesen hat er zu der Zeit höchstens Krimis, „ernsthafte“ Literatur war ihm aus
Schulzeiten vergällt. Bis eines Abends in einem Keller beim Rappen mit Freunden ein
Wutmonolog aus ihm herausbrach, den er in den Tagen darauf unbedingt zu Papier
bringen musste. Die Adresse des Rotbuch-Verlags fand er im Telefonbuch und ohne
länger nachzudenken, schickte er sein Skript dorthin. Als dann tatsächlich die Zusage
für eine Veröffentlichung kam, konnte es Zaimoglu selbst kaum glauben. „Kanak
Sprak“ erschien 1995 und mit einem Schlag wurde der junge Mann als Sprachrohr
zorniger junger Migranten gesehen. Hierbei kam ihm sein ausgeprägtes Gespür für
sprachliche Eigenheiten zugute. Schließlich umfasst der Band 24 verschiedene fiktive Interviews, in denen er dem Slang der Straße huldigt. Durch dieses immens
FRANK SCHORNECK
Feridun Zaimoglu: Ruß I Kiepenheuer & Witsch
272 S., 18,99 Euro I Erscheint am 18. August
Termine: 14.9. Mülheim Ringlokschuppen, 5.10. Bochum, Mayersche
Buchhandlung, 6.10. Dortmund, Mayersche Buchhandlung, 20.10. Essen,
Folkwang-Museum, 25.10. Duisburg, Stadtbibliothek
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Poetry
ComicKultur
Visuelle Erzählkraft
Kaum verzieht sich der Sommer klopft der Herbst an die Tür
Der Sommer-Herbstmix: Sombrst
Sebastian23 zählt an: zwölf – die Video-Kolumne
Manchmal hängt die Wolkendecke so tief, dass die Leute gebeugt gehen müssen. An einem solchen Morgen trug ich einst meinen Kopf durch Kreuzberg.
Die Nächte dort sind lang und im Herbst werden sie sogar noch länger. Die
Bürgersteige waren eine Hügellandschaft, überall mannshohe Hundehaufen,
die ich missmutig umrundete. Auf einem der Gipfel entdeckte ich dabei eine
holländische Wandergruppe beim Picknick. Und als ich mich grade darüber
wundern wollte, näherte sich unerwartet durch einen Tunnel in einem der
Berge ein schlafwandelnder Weinkellner. „Der September ist ein Sommermonat“, sagte der somnambule Sommelier. „Ruf nicht nach dem Herbst, sonst
kommt er noch! Bedenke meine Worte: Es ist noch Hochsommer!“
Dann traf ihn eine faustgroße Schneeflocke am Kopf. Er ging zu Boden, wurde
aber nach wenigen Momenten von zwei Pinguinen aufgehoben und in eine
Höhle gebracht. Einer der Pinguine hat mir so seltsam zugezwinkert, das hat
mir den Klimawandel auch nicht grade weniger unheimlich gemacht.
Die Graphic Novels werden immer dicker und die Themen immer schwerer:
Zwei Künstlerbiografien mit politischem Hintergrund bringt der September.
Der Italiener Golo rollt das bewegte und mysteriöse Leben des deutschen
Abenteuerromanciers „B. Traven“ auf. „Porträt eines Unbekannten“ lautet
der Untertitel, der auf die vielen Namen und Rollen, in die der sozialistische
Autor in Mexiko geschlüpft ist, anspielt. Golo berichtet sehr unterhaltsam
minutiös und oft spekulativ von dessen (politischen) Abenteuern. Die
farbigen Zeichnungen sind aufwändig und der Erzählfluss wird von
surrealen Tableaus gegliedert (avant verlag). B. Traven begegnete in
Mexiko auch Tina Modotti, Schauspielerin, Fotografin, Revolutionärin und
Spionin. Der Spanier Ángel de la Calle berichtet in „Modotti – eine Frau
des 20. Jahrhunderts“ von ihrem Leben zwischen Mexiko, Deutschland,
Russland und Spanien in groben Zeichnungen, die für einen mühelosen
Lesefluss etwas zu klein ausgefallen sind. Das ist schade, ist Modottis
Leben doch spannend, und Calles Recherche war sicher aufwändig
(Rotbuch). Ein zeichnender Historiker ist auch Joe Sacco. Mit „Gaza“
kehrt er nach Palästina zurück und erforscht die Geschehnisse um zwei
Massaker in den 50er Jahren. Sacco befragt vor allem palästinensische
Augenzeugen, aber auch israelische Zeitzeugen kommen zu Wort. Zwar
ist die Stoßrichtung klar, aber er bemüht sich mit seiner investigativen, im
Zeichenstil an Robert Crumb geschulten 400-seitigen Comicreportage um
Neutralität (Edition Moderne).
Bier und Ta-Back
Aber ich hatte keine Zeit, darüber zu grübeln, ich setzte meinen Weg fort, denn ich
war natürlich nicht ohne Mission unterwegs. Ich hatte Brötchen zu holen. Und so betrat ich schon kurz darauf die Bäckerei mit dem schönen Namen „Bier und Ta-Back“.
In der Auslage fand ich ein Schild auf dem stand: „Auf Wunsch werden auch
belegte Brötchen nachgemacht.“ Da sah ich die Bäckereifachfrau mit dem
Vollbart sehr gründlich an und sprach: „Machen sie mir doch mal ein Salamibrötchen nach.“ Sie jedoch sah mich an, als wolle sie gleich Mike Tyson
nachmachen, der Evander Holyfield das Ohr abbeißt. „Käsebrötchen?“ hakte
ich nach. Sie hob langsam den rechten Arm und zeigte mit spitzem Finger auf
die Tür. Ich senkte meinen Kopf und murmelte beim Verlassen des brotigen
Etablissements Verwünschungen vor mich hin.
Lass uns über das Wetter schweigen
Doch welch Wendungen hat das Schicksal manchmal für uns parat! Als ich auf
die Straße trat, hatte sich die Wolkendecke verzogen und von stahlblauem Himmel ballerte die Sonne herab wie eine Frustabwehrkanone. Ich schöpfte ein gerüttelt Scheffel frischen Mut und wollte grade weiter ziehen, als vor meinen Füßen zwei geschmolzene Pinguine vorbeiflossen. Sie sickerten wirbelnd in einen
nahegelegenen Gulli. Es ist eine Unverschämtheit der Schöpfung, dass die Welt
dem Klima ausgesetzt ist, dachte ich. Ich komme doch auch ohne Wetter aus.
Mein Blick fiel auf die Berglandschaft aus Hundekot, von der eine holländische Wandergruppe fluchend herabeilte. „Potverdikkie! Alles pet! Rotzooi,
verdomme! De bergen smelten!“ Einen Moment lang dachte ich noch „Klar
smellen die Berge, die sind aus Hundekacke“, aber dann wurde mir klar, dass
„smelen“ in Wirklichkeit „schmelzen“ heißt. Und mir fiel eine Schlagzeile ein,
die ich mal in der BILD-Zeitung gesehen hatte:
„Eine Durchfallwelle schwappt durch Deutschland.“
So ist das mit dem Sommer und dem Herbst. Am besten, man hält stets Fenster
und Türen geschlossen.
FOTO/TEXT: SEBASTIAN23
Sebastian23 - Die Video Kolumne:
Auf youtube und auf trailer-ruhr.de/literatur-nrw
Ab und an werden auch noch fiktionale Comics gemacht. Und was für
welche: „Asterois Polyp“ ist die erste Graphic Novel des begnadeten
Comiczeichners David Mazzucchelli („Stadt aus Glas“). Er erzählt die
Lebensgeschichte eines Architekten aus der Perspektive von dessen
todgeborenem Zwilling. Nachdem Polyps Wohnung ausbrennt, zieht er die
Bilanz seines Lebens. Mazzuchellis Werk ist nicht nur hochphilosophisch,
es ist auch eines der überzeugendsten Beispiele eines Comics, der
auf jeder Seite vorführt: Das kann man so nur im Comic erzählen. Die
visuelle Erzählkraft von „Asterois Polyp“ ist enorm (Eichborn). Auch Jiro
Taniguchi hat einen ziemlich einmaligen Stil. Gerade für einen Japaner ist
sein Versuch der Entschleunigung bemerkenswert. Mit der zweibändigen
Geschichte „Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß“ widmet er sich in
leisen Tönen der Beziehung einer Frau Ende 30 und ihres ehemaligen
Lehrers. Für europäische Leser ist vor allem die Schilderung restriktiver
Gesellschaftsnormen befremdlich und faszinierend zugleich (Carlsen).
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„Zwei mal zwei“ von Charles Lewinsky und Andreas Gefe begleitet zwei
Paare während der Schwangerschaft. Die einen haben sich abgemüht,
die anderen sind ungewollt Schwanger. Man merkt der Geschichte an,
dass sie zuvor als Reihe von Onepagern in einer Zeitschrift veröffentlicht
wurde – am Ende jeder Seite folgt etwas schematisch die Pointe. Die
Farbzeichnungen sind gelungen, das Thema Kinderkriegen ist aber nur
wenig originell bearbeitet (Edition Moderne). „Hot Rock“ von Lax ist
ordentliche Genreware: John ist frisch aus dem Knast, und schon steht der
nächste Coup an – ein Diamantenraub. Doch nach dem Überfall ist der
Diamant plötzlich verschwunden. Es beginnt eine scheinbar endlose Jagd.
Die Adaption des Romans von Donald Westlake ist in aufwändigen Bildern
halb gezeichnet und halb gemalt, die Dramaturgie hält die Spannung bis
zuletzt (Schreiber & Leser).
CHRISTIAN MEYER
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Literatur-Kalender Ruhr
22.03.2011
Für immer
anders –und
Wenn
Familien
19.09.2011 Mit
Stift, Charme
Humor…
Zeiten der Trauer
erlebenfür ReligionsKarikaturen
– Türöffner
Kinder, Jugendliche
und Erwachsene
unterricht
und Katechese
haben
viele
Fragen
und
Gedanken,
Ein unterhaltsamer Abend
mit dem
wenn lebensbegrenzende Krankheit,
Karikaturisten Thomas Plaßmann
der Tod und das, was danach kommt,
Eintritt:
3,00Gespräch
€ - 19.30
aktuell wird.
und Uhr
Vortrag
anhand
von
Beispielen
aus
20.09.2011 Brautbriefe Zelle 92 der
alltäglichen Trauerpraxis.
Szenische
Lesung zu den BrautEintritt: 8,00 ¼ - 19.30 Uhr
24.03.2011
briefen von Dietrich Bonhoeffer und
Maria
Wedemeyer
Gott seivon
Dank
in der Welt!mit
- Liedern
inszeniert
vom Duodie
Sago
Ein Konzil verändert
Kirche
Auf der Grundlage
Publikation
Eintritt:
10,00 € -der19.30
Uhr
“Die Kirche der Weltgesellschaft.
23.09.2011 Musik
und Mehr...
Das II. Vatikanische
Konzil und die
Globalisierung
des Katholizismus“
„Bleibt,
ihr Engel…!“
– Bilder und Musik
vonden
Dr. Stefan
zu
BotenNacke
Gottessollen nach
einem
Impulsreferat
Autors
ausmit
Die
Violinistin
Birgitdes
Seibt
wird
unterschiedlichen
Perspektiven
die
ihrem Violinenspiel und in Begleitung
Herausforderungen, die heute mit
des Kirchenmusikers Stefan Glaser
dem Zweiten Vatikanischen Konzil
am
Klavier
den musikalischen
für die
Menschen
verknüpft sind, Impuls
setzen.
diskutiertErgänzend
werden. dazu erschließen
Bildbetrachtungen
des Kunsthistorikers
Eintritt: frei - 19.30 Uhr
Dr. Herbert Fendrich die Bedeutung
30.03.2011 der
Die hohe
der Weltrettung
EngelKunst
als Mittler
zwischen Gott und
Das
Komischste
aus
dem
wirklich
den Menschen.
wahren Leben
Kabarettisten
Eintritt:
8,00 €mit- dem
19.30
Uhr
Mit „Léon und Louise“ blickt er in die französische Politik des 20. Jahrhunderts, Alex Campus, Foto: André Albrecht
Die Literatur-Termine der Region
Bochum – Jahrhunderthalle
0234 369 31 00
Duisburg – Stadtbibliothek
0203 283 42 18
Durs Grünbein: Lob des Taifuns
So 4.9. 11 Uhr
Gammler, Zen und hohe Berge
So 25.9. 11 Uhr
Martin Wuttke und Jörg Pohl nähern sich
der Beat Generation. Im Mittelpunkt stehen
Spiritualität und Zen-Buddhismus bei Kerouac, Ginsberg und Co.
Alex Capus: Léon und Louise
Mo 19.9. 20 Uhr
Castrop-Rauxel – Bahia de Cochinos
02305 920 87 49
Hermann Borgerding & Klaus Märkert:
Gimme some truth
Mi 7.9. 20.30 Uhr
Ein Urgestein des Social Beat und eine Hälfte der
Schementhemen versprechen humorvolle und heftige Texte mit Musik.
Dortmund – Ekamina im Sissikingkong
0231 728 25 78
Tino Hanekamp: So was von da
Di 6.9. 20 Uhr
Empfehlungen von Frank Schorneck
Essen – Museum Folkwang
0201 88 45 444
Die Isländersagas – Neu und vollständig übersetzt
Fr 30.9. 20 Uhr
Essen – Café Zentral im Grillo
0201 812 20
Der literarische Salon: Mathias Énard
Mi 21.9. 20 Uhr
Als im letzten Jahr der 38jährige Mathias Énard den Roman „Zone“ vorlegte, der
sich in einem einzigen Satz über 600 Seiten
schlängelt, überschlug sich die Kritik mit Lob.
Mülheim – Ringlokschuppen
0208 99 31 60
Feridun Zaimoglu: Ruß
Mi 14.9. 19.30 Uhr
Buchpremiere – Siehe Literaturportrait in dieser Ausgabe
= trailer Empfehlung auf den Auswahlseiten
Der Kalender wird präsentiert von:
Literaturmagazin, im Bahnhofsbuchhandel, www.Die-Lust-am-Lesen.de
www
Kai Magnus Sting
Als Rastelliund
der Hölle
gesprochenen und
28.09.2011 Himmel
geschliffenen
Rede,
als gnadenloser
Grenzgänge zwischen
Literatur, Musik
Menschenbeobachter und Menschenund Klang
kenner, als Parodist des Lebens,
Die
Gruppe The colour of soundTerrorist des Wortes und Meister des
poetry
verbindet Literatur,
Musik,
Klang
Zwischenmenschlichen
hat Sting
seine
sowie
immer wieder
Malerei
Lieblingsnummern
im auch
Gepäck
und diezu
einem
Ganzen.
ein oderatmosphärischen
andere neue Geschichte.
Eintritt: 10,00
UhrUhr
Eintritt:
10,00¼ €- 19.30
- 19.30
Kartenvorverkauf
Medienforum des Bistums Essen
Zwölfling 14 / 45127 Essen
Tel.: 0201 / 2204-274
Fax: 0201 / 2204-272
[email protected]
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Popkultur in nrw
Auch auf dem Swingfest vertreten: Bohren und der Club of Gore
Grollen im Abseits
Das Denovali Swingfest reanimiert die Tradition der Nischen
Von Christian Steinbrink
Jahrzehntelang war das Ruhrgebiet auch dafür bekannt, musikalischen Nischen eine Heimstatt zu bieten. Davon ist in Zeiten, in denen sich jede
Kommune auf Massenveranstaltungen kapriziert, nicht mehr viel zu spüren.
Ausnahmen gibt es aber dennoch. Etwa das in der Essener Weststadthalle
stattfindende Denovali Swingfest.
Das Swingfest, ein erstmals über drei Tage laufendes Indoor-Festival, ist
dabei nur die Speerspitze einer aktiven kleinen Struktur rund um Freunde
und Musik-Liebhaber, die weltweit ihre Fans hat, in der Heimat aber weitgehend unterhalb des Radars der Nach„Man muss nicht alles gut
barn und Bewohner abläuft. Grund dafür
finden, was die Masse feiert.
ist nicht zuletzt die Musik, die Denovali
Und mitmachen muss man
auch als Plattenlabel und Konzertagentur
schon lange nicht.“
repräsentiert: Wirklich eingängig ist nur
wenig, die Stilistiken gehen von Postrock über Noise und Doom bis hin zu
Ambient und Free Jazz. Allesamt experimentelle Genres, die dem Hörer eine
besondere Hingabe abverlangen, die dann aber intensiver wirken als das
Radiogedudel der Ottonormalverbraucher. In diese Richtung geht auch das
Credo der beiden Denovali-Hauptverantwortlichen: Man muss nicht alles
gut finden, was die Masse feiert. Und mitmachen muss man schon lange
nicht.
Ganz folgerichtig äußert sich Timo, einer der beiden Labelbetreiber und
Festival-Organisatoren: „Andere Festivals leben sehr stark davon, dass die
Besucher mit dem Festivalwochenende eine Art Partygefühl verbinden. Wir
sind ehrlicherweise keine Fans solch einer stereotypen Eventkultur. Für
mich besteht kein großer Unterschied zwischen dem Kölner Karneval, dem
Oktoberfest, diesem Rudelfußballgucken zu großen Turnieren und Festivals
à la Bochum Total oder Rock Am Ring. Das heißt nicht, dass es auf dem
Swingfest staubtrocken und elitär zugeht – allerdings bringt ein Swingfestbesucher wohl ein intensiveres musikalisches Interesse mit als jemand,
der eines der typischen großen Outdoor-Festivals besucht.“ Dieser Blickwinkel findet sich ganz und gar in der Stimmung des Swingfestes wieder.
Auch wenn die neue Location größer ist als das alte und mittlerweile leider
geschlossene Juze Paapestraße, überzeugt das Swingfest durch seine interessierte und konzentrierte, aber gleichzeitig auch lockere und fröhliche
Atmosphäre, zu der Besucher aus buchstäblich der ganzen Welt beitragen.
Sie alle eint ein nicht ganz alltäglicher Geschmack in Sachen Kunst und
Musik, der sich teilweise auch am Äußeren der Leute darstellt.
Musikalisch ist das Swingfest sowieso über jeden Zweifel erhaben: In seinem Spannungsfeld bildet es jedes Jahr verlässlich den Stand der Dinge ab
und ist darin mittlerweile derart profiliert, dass es schon
längst unter förderungswürdige Kulturveranstaltungen
fallen sollte. Diesen Stress tun sich die Denovali-Leute
aber doch nicht an. Betont bleibt man überschaubar
groß und steht zu den DIY-Prinzipien, die Punk und
Hardcore hervorbrachten. An den Festivaltagen selbst
bauen sie auf ein Netzwerk aus Freunden und UnterChristian Steinbrink
stützern. Wenigstens darin zeigt sich, dass Nischen auch
lebt in Duisburg und
schreibt über Popmusik im Ruhrgebiet noch die Chance haben, zu überleben.
Denovali Swingfest I Weststadthalle Essen I 30.9.-2.10.
www. denovali.com/swingfest
culture club
www
Ausstellung
St. Antony-Hütte:
Die Wiege der Ruhrindustrie
Ein bedeutendes Stück Geschichte des Ruhrgebiets kann in Oberhausen erlebt werden: Die St-Antony-Hütte ist Wiege der Stahlindustrie im
Revier. Die außergewöhnliche Ausstellungskonzeption erzählt von den
Anfängen der Eisen- und Stahlindustrie, wichtige Innovationen dieser
Zeit und den harten Alltag der Menschen im Ruhrgebiet. Der Besucher
wird entführt in einen faszinierenden Wirtschaftskrimi mit schillernden
Personen und allerlei Schurken – kurz gesagt: Geschichte zum Anfassen.
St. Antony-Hütte & Industriearchäologischer Park
Antoniestraße 32-34, Oberhausen
Öffnungszeiten: Di.-Fr. 10-17 Uhr, Sa.-So. 11-18 Uhr
trailer verlost 3x2 Karten und 3x das Buch „St. Antony: Die Wiege
der Ruhrindustrie“, E-Mail bis 29.9. an [email protected],
Kennwort: Ruhrindustrie
53
Sammlung
Die Spur Buddhas ist hier tatsächlich kaum zu erkennen. Gonkar Gyatso, »My Identity 2«, 2003, © Studio Gonkar Gyatso
„Wir wollen hier nicht die moderne, buddhistische Kunstschiene zeigen“
Das Bochumer Kunstmuseum zeigt mit „Buddhas Spur“ zeitgenössische Kunst aus Asien
Die Ausstellung „Zen und die westliche Kunst“
wies vor elf Jahren im Bochumer Museum den
Einfluss der Zen-Philosophie auf die europäische und amerikanische Kunst des 20. und
21. Jahrhunderts nach. Dieser Faden wurde
mit RuhrTriennale-Intendant Willy Decker als
Mitkurator wieder aufgegriffen. Auch in der
westlichen Kunst existiert die Versuchung,
Transzendenz anzustreben: Das Sichtbare
weist nach abendländischem Verständnis in
die Dimension des Göttlichen. Dazu steht der
Buddhismus im krassen Gegensatz: Der Buddhismus ist eine Religion ohne Gott.
Linden in Berlin, schaut auf den Wenzelsplatz in
Prag. Doch auf den ersten Blick sind die Plätze
vollkommen leer. Und man überlegt, wann die
Aufnahmen gemacht sind, wann denn so ein Platz
mal leer ist. Wenn man dann genauer hinschaut,
erkennt man Schattenhaftes, Schemenhaftes.
Atta Kim hat acht Stunden Langzeitbelichtung
gemacht, so dass man wirklich Leere sieht und
dann doch merkt, Leere heißt Anwesenheit. Das
finde ich sehr subtil und unheimlich spannend
umgesetzt.
Die alte chinesische Avantgarde wie das
85-Movement um Ai Weiwei ist nicht dabei?
trailer: Herr Golinski, die Spur Buddhas führt Nein. Ai Weiwei zu zeigen, wäre fast ein bisschen auf einen Trend aufgesprungen. Wir hätausgerechnet nach Bochum?
Dr. Hans Günter Golinski: Oder von Bochum in ten die Möglichkeit gehabt, dieses wunderbare
die Welt. Wir haben in den letzten Jahren im- Teehaus von ihm, das jetzt in Berlin im Museum
mer wieder das Thema Kunst und Religion zum für Asiatische Kunst steht, zu bekommen. Aber
Inhalt von Ausstellungen gemacht. Wir haben vor dann fanden wir Ai Weiwei doch zu trendy. Wir
gut elf Jahren mit der Ausstellung „Zen und die haben Nam June Paik dabei. Bei diesem koreawestliche Kunst“ angefangen. Jetzt dreht sich die nischen Medien-Massen-Künstler fanden wir
RuhrTriennale um den Buddhismus. Da etwas zu- spannend zu zeigen, dass auch der seine leeren
sammen zu planen, war ein spontaner Entschluss. Bildschirme, seinen leeren Zeichnungen hat, bis
hin zu Buddha-Statuen oder dass
Ich habe Willy Decker zum Mitkurator gebeten, denn ich finde „Ai Weiwei zu zeigen, wäre er aus dem Tempelbereich dieses
es generell spannend, Leute aus fast ein bisschen auf einen typische Klopfholz für seine Arbeiten benutzt hat.
anderen Disziplinen im AusstelTrend aufgesprungen.“
lungsgeschehen mitwirken zu lassen. Wir haben den Blick auf Künstler gelegt, die Ist die Auseinandersetzung mit Buddha Teil der
in Asien leben. Künstler, die im Grunde genom- neuen chinesischen Avantgarde?
men durch den Buddhismus sozialisiert sind. Aber Eher nein. Ich denke, dass genau wie wir im
wir wollen hier nicht die moderne, buddhistische christlichen Abendland groß geworden sind und
Kunstschiene zeigen. Sondern hier sind Künstler, unsere Bildvorstellung am Christentum orientiedie in ihrem Werk Spuren der Philosophie mehr ren, ist das bei den asiatischen Menschen auch.
oder weniger sichtbar nachweisen.
Das ist es ja auch das, was uns bei diesen Projekten zur Religion interessiert hat. Josef Beuys
Aber ein guter Wanderer lässt ja keine Spur ist ohne Christentum nicht denkbar, trotzdem
zurück?
würde man Beuys ja nicht als reinen christlichen,
Das ist genau das Thema. Laotse hat das so de- religiösen, dogmatischen Künstler sehen. Ähnlich
finiert. Dieses Thema findet sich durchgängig ist es bei den chinesischen Künstlern auch. Naim Buddhismus. Bei manchen Künstlern in der türlich gibt es jetzt forciert eine Nuance, gerade
Ausstellung fällt es wirklich schwer, die Spur zu in der gegenstandslosen chinesischen Kunst, wo
finden. Eine Spur ist ein Zeichen, dass jemand da diese Nähe zur Tradition eine Rolle spielt. Wir
war, aber nicht mehr da ist. Zwischen Anwesen- haben mit Chen Shen in der Ausstellung einen
heit und Abwesenheit setzt da eine Paradoxie Maler, der mit Acryl malt, der sich aber voll und
ein, die den Buddhismus kennzeichnet, die bud- ganz auf die chinesische Tuschtradition beruft
dhistische Philosophie, im Grunde die Quadratur und der von Leere und Fülle spricht und sich
des Kreises zu leisten und dabei uneindeutig zu zum Buddhismus bekennt. Bekennt nicht in dem
bleiben. Das ist in der Ausstellung immer wieder Sinne, dass er sagt, ich mache buddhistische
sichtbar: Da sind zum Beispiel Fotografien von Kunst, sondern er leitet seine Schöpfungen aus
Atta Kim, man schaut in großformatige Stadts- diesen Kriterien her. Und das ist bei allen Künstzenen, man sieht die Champs-Élysées, Unter den lern der Fall.
54
www
Momentan findet in China eine kulturhistorische Rückbesinnung statt?
Ich denke ohne die chinesische gesamtpolitische
Situation im Detail zu kennen und auch zu beurteilen, dass natürlich diese tradierten Strömungen
immer vorhanden gewesen sind und teilweise jetzt
sogar zum Exportschlager werden. Wir zeigen ja
auch historische Exponate. Das sind so kleine
Inseln, die zeigen wir nicht chronologisch oder
stilistisch, sondern ganz assoziativ. Wir haben da
auch recherchiert, denn wir wollten gerne Sachen
zeigen, die noch nicht so oft zu sehen waren. Erschwerend ist, dass unheimlich viele Fälschungen
auf dem Markt sind. Da gibt es richtig große Produktionsstätten in China, die eben asiatische Tradition in den Westen verhökern. Vom handwerklichen sind die Sachen perfekt gemacht. Und wenn
ich mich handwerklich mit etwas beschäftige, und
sei es, um einen Job zu haben und mein Leben zu
finanzieren, komme ich dennoch nicht darum herum, mich mit den Inhalten zu beschäftigen. Insofern ist auch dieser Vorgang ambivalent.
Der Weg des Dialogs mit außereuropäischen
Kulturen im Museum Bochum geht weiter?
Ja. Die Intentionen solcher Ausstellungen sind ja
vielschichtig. Kunstgeschichtlich war von Interesse, dass Religionen ein zum Teil sehr kritisches
Verhältnis zum Bildmachen haben. Es interessiert
natürlich einen Kunsthistoriker wie ein Künstler, der sich zum Visualisieren berufen fühlt, mit
Verboten oder Kritik in dieser Richtung umgeht
oder das dieses Abbildungsverbot im Judentum
oder Islam verstärkt zur Abstraktion führt. Es ist
natürlich auch ein didaktisches Interesse, was
wir an solchen Projekten haben, wenn wir außereuropäische Kunst in zeitgenössische Kunst
aus Europa einbetten, dann wird das Konzept für
Besucher auch leichter nachvollziehbar.
INTERVIEW: PETER ORTMANN
„Buddhas Spur“ I Bis 13. November 2011
Museum Bochum I 0234 910 42 30
ZUR PERSON
Hans Günter Golinski, Studium der Pädagogik in Wuppertal, Kunstgeschichte, Archäologie und
Germanistik in Bochum. In den 1980ern
Kunst am Bau Beauftragter des Landes
NRW, dann wiss. Mitarbeiter am Rheinischen Landesmuseum in Bonn und
wissenschaftlicher Kustos am Museum
Bochum. Seit 1997 ist er dort Direktor.
Foto: Museum Bochum
Kunstwandel
Kunst in NRW
„The Disappearance of Haruhi Suzumiya“, Foto: Nagaru Tanigawa, Noizi It
Installationsansicht Yuji Takeoka im Quadrat Bottrop, Foto: VG Bild-Kunst, Bonn 2011
Buntes Treiben zwischen Bits und Bytes Akkurat gegenstandsfrei
Popkultur der Extravaganz. Das Japan Media Arts Festival im Dortmunder U
Ausstellungen in Düsseldorf und Bottrop
Peking, Shanghai, Singapur, Wien, Istanbul, Dortmund. Eine sehr interessante Reihe. Ursache? Im Ruhrgebiet findet die sechste Japan Media Arts
Festival (JMAF)-Ausstellung (von 15) außerhalb Japans statt. Es zeigt den
Besuchern interaktive Installationen, Spiele, Fotografien, Comics, Musik
und Zeichentrick. Das Festival wird vom Hartware MedienKunstVerein
(HMKV) Dortmund und der japanischen Agency for Cultural Affairs organisiert und von einem breitgefächerten Rahmenprogramm aus Filmen und
Workshops begleitet. Für die eigens kuratierte Ausstellung des JMAF in
Dortmund wurden preisgekrönte Arbeiten der letzten Festivals ausgewählt
und über 40 Künstler eingeladen. Darunter sind bekannte Stars, wie der
Regisseur Hayao Miyazaki („Chihiros Reise ins Zauberland“, „Das wandelnde Schloss“, „Ponyo“), aber auch neue Talente, wie Shinya Uchida, ein iPadZauberkünstler.
Im sechsten Stock des Dortmunder U finden ungewöhnliche Dinge
statt. „days and nights“ von Norimichi Hirakawa und Houxo Que ist
eine raumgreifende Installation, in der farbintensive Malerei mit Videoprojektion verschmilzt. Die Arbeit wurde speziell für das JMAF in
Dortmund entwickelt. Daneben präsentiert Naohiro Ukawa in einem
eigens eingerichteten Clubraum sein Projekt „The Final Media Dommune“. Die ‚Twitter-Disco‘ ist über ein Internet-Streaming mit dem eigentlichen Dommune-Club in Shibuya, Tokio verbunden. Besucher der
Ausstellung können so über Soziale Netzwerke mit den Gästen in Japan
und der Online-Gemeinde gemeinsam feiern. Zu ausgewählten Zeiten
findet ein Live-Musik Programm sowohl in Dortmund als auch in Tokio
statt. Ausgefallen auch das Figuren-Universum von Osamu Miyawaki,
dem Gründer der legendären Modellschmiede Kaiyodo. Der Meister des
Plastilin wird mit einer zahlreichen Auswahl an handgefertigten Miniaturen aus den letzten 50 Jahren zum ersten Mal in Deutschland gewürdigt. Diese Monster-, Alien-, Roboter- und Tiermodelle versammeln
Ikonen aus einem halben Jahrhundert japanischer Popkultur. Aber es
geht auch technisch innovativ: Anhand von Jun Fujikis Computerspiel
„echochrome“ kann die langjährige Entwicklung innovativer Konzepte
von der ersten Skizze bis zur Umsetzung für die Playstation 3 nachverfolgt und selbst getestet werden und das 3D-Kino im Taschenformat
i3DG, eine Koproduktion der japanischen Entwickler Directions mit dem
niederländischen Medienkunstlabor V2, lädt zum Ausprobieren ein.
Anime, die japanischen Zeichentrickfilme, sind nicht nur für Kinder. Zu sehen ist das nicht nur auf diversen Monitoren, sondern auch auf der großen
Leinwand im U. „Redline“, der schnellste Anime aller Zeiten, eröffnet dort
das Programm am Samstag, 10. September. In den darauffolgenden vier
Wochen werden Anime-Meilensteine gezeigt, die nur selten auf der großen
Kinoleinwand zu sehen sind. Darunter „Ghost in the Shell” und „Evangelion:
2.0“, aber auch in Deutschland bisher unveröffentlichte Titel wie „The Disappearance of Haruhi Suzumiya“ von Takesi Koike. Erstmalig in Deutschland
sind die führenden Stars der Biogeocenosis-Szene, einem Internetbasierten
Genre, dass artifizielle und humanoide Elemente in digitalen Lebensformen
vereint, auf einer Bühne zu erleben.
Von Thomas Hirsch
Natürlich durfte man sich auf diese Ausstellung freuen: Die Malereien und
Zeichnungen von Tomma Abts sind in der Kunsthalle Düsseldorf zu sehen. Von
Tomma Abts, die schon vor der Verleihung des britischen Turner Preises 2006,
aber erst recht danach mit ihren präzis gemalten, konkreten Bildern bekannt
wurde, sind selten mehrere Arbeiten zu sehen – schon deshalb, weil diese langsam entstehen und es nicht so viele gibt. Stets im eher kleinen Portraitformat
von 48 x 38 cm mit Öl und Acryl auf Leinwand gemalt, besitzen sie etwas von
Ikonen. Sie bleiben bei sich und geben
„Was ist mit diesem
nur wenig preis. Einen Gestus gibt es
Illusionismus gewonnen?“
hier nicht zu sehen. Gegeben sind geometrisch ausgezirkelte Verhältnisse, Flächen und Bahnen in strenger Organisation. Sie verfügen oft über eine gedeckte Tonalität, die an Zwielicht denken lässt.
Natürlich sind bei dieser Malerei alle Konstituenten wichtig, Tomma Abts hat
dies weiter erkundet, etwa indem sie eine Leinwand mit einem schrägen Schnitt
in zwei Hälften geteilt und dadurch den Bildträger betont hat. Die Auswahl in
der Kunsthalle Düsseldorf zeigt nun, wie sehr doch jede Malerei ihre eigene
Geschichte besitzt, die mit genauem Sehen zu tun hat. So sind auf der Fläche
einzelne monochrome Bahnen durch die malerische Geschlossenheit hervorgehoben. Akkurat eingezeichnete Schatten klären derartige Verhältnisse räumlich.
Nur, was ist mit diesem Illusionismus, der auf die ausschnitthafte Erfassung
einer denkbaren realen Situation verweist, gewonnen?
PETER ORTMANN
Bei Yuji Takeoka, dessen Bodenobjekte und Wandstücke derzeit im Quadrat
Bottrop gezeigt werden, verhält es sich sozusagen umgekehrt. Seine Objekte
werden zunächst funktional assoziiert und lösen sich dann von aller zweckgebundenen Realität. Der Japaner Yuji Takeoka konzentriert sich in seiner Arbeit
bevorzugt auf Formulierungen, die selbst vom Zeigen handeln und Display
zur Präsentation sind: Vitrinen, Sockel und konsolen-artige Wandstücke. Wie
genau aber seine Arbeiten gestaltet sind, verdeutlichen in Bottrop besonders
die Wandstücke. In der Negativform ist ein Kubus ausgespart, der die idealen
Proportionen betont. Die Flächen sind homogen monochrom überzogen, in
dichter Konsistenz. Im Grunde treffen hier das Meditative und Konzentrierte
seiner Heimat und die Konzeption der westlichen Minimal Art aufeinander.
Die Objekte von Yuji Takeoka bestechen durch Einfachheit, werden dann aber
immer komplexer. In Bottrop sind sie in einen Zusammenhang mit den Bildern
von Josef Albers gesetzt: Deutlich wird, wie sehr es Yuji Takeoka um ein Ausloten von Farben geht und wie sehr er die Formen reduziert hat. Demgegenüber wirken die Bilder von Tomma Abts geradezu üppig
und fast verspielt. Tomma Abts, geb. 1967 in Kiel, lebt
in London und hat seit einem Jahr eine Professur an der
Kunstakademie Düsseldorf inne. Yuji Takeoka, geb. 1946
in Kyoto, lebt in Düsseldorf und lehrt als Professor an der
Kunsthochschule in Bremen. Beide arbeiten gegenstandsfrei mit einem konkreten Inventar, das macht sie in manThomas Hirsch ist
cherlei Hinsicht vergleichbar. Aber die Konzepte dahinter
Kunsthistoriker, Kurator und Journalist.
sind total verschieden.
www
Tomma Abts
Bis 9.10. I Kunsthalle Düsseldorf I www.kunsthalle-duesseldorf.de
„Japan Media Arts Festival”
10.9.-2. 10.
HMKV im Dortmunder U
0231 496 64 20
Yuji Takeoka: Museo
Bis 11.9. I Josef Albers Museum, Quadrat Bottrop I 02041 225 78
55
RuhrKunst
W. Graeff, Mikrobing, 1974, Foto: Nachlass W. Graeff, Ursula Graeff-Hirsch
Nieder mit dem Karfiol-Trust, Foto: Historisches Archiv Krupp
J. Sternfeld, Washington D.C., August 1974, digit. C-Print,
Foto: Künstler u. Luhring Augustine, NY
Avantgarde in Deutschland Knipsen, wenn es raucht Genau im Blick
Bauhaus und Post-Bauhaus in Mülheim
Fotoschau der Krupps in der Essener Villa Hügel
Die Fotografien von Joel Sternfeld
Es ist im Kunstmuseum Mülheim die Ausnahme,
dass eine Ausstellung das Erdgeschoss und auch
das Dachgeschoss bespielt. Im Fall der aktuellen
Schau zu Werner Graeff und seinen Künstlerkollegen der Nachkriegsmoderne in Deutschland ist
dies sinnvoll. Vorgestellt wird eine herausragende
Persönlichkeit des Kulturlebens im Ruhrgebiet,
außerdem wird die künstlerisch wechselvolle
Zeit im Übergang von den 1950er zu den 1960er
Jahren untersucht. Gewürdigt wird aber auch die
hauseigene Sammlung. Denn im Wesentlichen
aus ihr und aus dem Besitz der Künstler wurde
die Schau zusammengestellt. Zwar musste das
Kunstmuseum den Nachlass von Werner Graeff
aus Mülheim in das Landesmuseum Wiesbaden
ziehen lassen. Aber zuvor konnte der Förderkreis
noch Werke aus verschiedenen Phasen erwerben,
zeitgleich mit einem Konvolut zu Max Burchartz,
dem Weggefährten an der Folkwangschule für
Gestaltung in Essen.
Vieles ist noch nie gezeigt worden. Dieser Satz, der bei
anderen Kunst-Ausstellungen Neugier erzeugt, hat bei
einer Präsentation „Krupp. Fotografien aus zwei Jahrhunderten“ in der Essener Villa Hügel einen eigentümlichen Subtext. Zum 200. Firmenjubiläum wird dafür
erstmals das Archiv für die Öffentlichkeit geöffnet.
Und dieses Archiv hat es in sich. Rund zwei Millionen
Fotos stecken da im Album, 15.000 hat man bisher
digitalisiert. Natürlich erst einmal nicht die, auf denen
die Zwangsarbeiter zu sehen sind. In den schmucken
heiligen Hallen auf dem grünen Hügel am Baldeneysee sieht man 400 mal die Selbstdarstellung eines
Stahlkonzerns, dessen Aura immer schon Größenwahn
unter drei Ringen bedeutete, und wo die persönliche
Familiengeschichte der Besitzer von der historischen
Geschichte nicht mehr getrennt werden kann.
Denken wir einmal an das Jahr 1867. Der erste Band
von „Das Kapital“ von Karl Marx erscheint. Die deutsche Arbeiterbewegung steckt noch in den Kinderschuhen. Da kletterte ein Fotograf auf dem Kruppschen Werksgelände auf einen Turm und machte eine
360-Grad-Aufnahme des Areals, die in elf Teilen und
knapp acht Meter langen 360-Grad-Panorama ein
Highlight der aktuellen Ausstellung ist. Schon damals
hatte Alfred Krupp den Wert dieser neuen Technik für
Dokumentation und Marketing erkannt, und bereits
1861 eine „Photographische Anstalt“ eingerichtet, in
der oft bis zu 500 Männer und Frauen nichts anderes
taten als die Werbung zu forcieren.
Aber neben den zugegeben hoch interessanten Industriefotos aus dem 19. Jahrhundert gibt auch private
Fotos, das gewöhnliche Leben einer Industriellen-Familie. Pfingsten 1892, Gustav und Bertha Krupp von
Bohlen und Halbach mit ihrem Sohn Alfried (1910),
Familie Krupp schön gruppiert im Anwesen mit Säule
im Hintergrund (1930). Vier Generationen lang konnte man sich eben sehen lassen und zeigen, was man
hatte. Schließlich war der Betrieb auch Vorreiter bei
der vorbildlichen sozialen Kasernierung seiner Arbeiter mit eigenen Wohnungen, Krankenhäusern oder
Lebensmittelläden. Und der Brechtsche Karfioltrust?
Krupp hat sich nie mit Kohl beschäftigt, eher mit Kanonen. Daher auch die Bilder mit Hitler und Mussolini als Gäste des Hauses. Und nach langem Krieg
und kurzem Knast flog Alfried Krupp dann mit seiner
Kamera fröhlich in die ferne Welt. Die Arbeiter hatten
da noch nicht einmal Italien entdeckt.
Joel Sternfeld ist eine beeindruckende Persönlichkeit. Der 1944 in New York geborene und
dort auch lebende Fotograf verfügt über einen
feinen Humor und ist hochkonzentriert bei seinen Ausführungen; er bringt auf den Punkt, was
ihm wichtig ist. Nein, er möchte nicht fotografiert werden. Nein, das begleitende Buch sollte
eben kein konventioneller Ausstellungskatalog
werden, sondern beschränke sich auf die frühen
Bilder. Die Werkgruppen verstehe er als Einheit.
Überhaupt: Das Buch sei ihm wichtiger als die
Schau. Tatsächlich kennzeichnet Sternfelds fotografische Tätigkeit ein hoher konzeptueller
Anteil. Er sucht für jede neue Werkgruppe nach
der adäquaten Umsetzung und geht dem manchmal über Jahre nach. „Eine Fotografie ist mehr
als der Moment der Aufnahme“, sagt Joel Sternfeld, der sich folglich auch gegen die Ästhetik des
Schnappschusses wendet.
„Krupp. Fotografien aus zwei Jahrhunderten“
Bis 11.12. I Villa Hügel, Essen
Infos: 0201 61 62 90
56
„Joel Sternfeld“ I Bis 23.10.
Museum Folkwang Essen
0201 884 54 44
Werner Graeff (1901-1978) wird heute dem
Bauhaus zugerechnet, obwohl er nur kurz an
diesem in Weimar studiert hat. Aktiver ist er als
Mitglied der de Stijl-Gruppe, als Fotograf, Fototheoretiker und als Industriedesigner. Es sind
die Bezüge zum angewandten Bereich und zur
Lehre, die ihn für den Ruf an die Folkwangschule
prädestinieren: Dort leitet er 1951 bis 1959 die
Klasse für Fotografie. 1970 zieht er von Essen
nach Mülheim. Werner Graeff wird heute genauso als Maler gewürdigt, der im Wissen um
die Avantgarde einen eigenen Duktus entwickelt
hat, wie etliche andere Künstler. Die aktuelle
Mülheimer Ausstellung geht dem Umgang mit
den Traditionen des Bauhauses und der Konkreten Kunst und der Hinwendung zu freieren
Ausdrucksformen nach. Zu beobachten ist die
„Aufweichung“ der strengen Farbformen hin
zu einer gestischen Formensprache. Zugleich
wird der Bildgrund aktiviert, erste Spuren einer
informellen Malerei sind sichtbar. Die Ausstellung wendet sich dem auch in der Skulptur zu.
Nebenbei entstehen einige kleine Werkschauen,
etwa zu Heinz Siepmann und zum Steinbildhauer Rolf Jörres und zu Ursula Hirsch, der Ehefrau
von Graeff, die noch heute in Mülheim lebt.
THOMAS HIRSCH
„Das Bauhaus und danach. Werner Graeff und die
Nachkriegsmoderne“ I Bis 18.9. I Kunstmuseum
Mülheim in der Alten Post I 0208 455 41 71
www
PETER ORTMANN
Die Ausstellung, die ihm das Museum Folkwang
als erstes deutsches Institut eingerichtet hat,
ist eine Art Werküberblick ab der zweiten Hälfte der 1960er Jahre bis heute. Schon sehr früh
vollzieht Sternfeld den Wechsel von s/w auf
Farbe, als einer der Pioniere der amerikanischen
„New Color Photography“. Sein Werk bewegt
sich zwischen den Polen Landschaft mit ihren
jahreszeitlichen Änderungen und klimatischen
Verschiebungen und den Details im Stadtraum.
Zu sehen sind zivilisatorische Eingriffe; daneben
sind umfassende Serien mit Portraits von Amerikanern entstanden. Sehr schnell wird klar, wie
genau diese Bilder komponiert sind und wie exakt Sternfeld mit Farbe umgeht. Er verwendet sie
ausgesprochen vorsichtig, darin sehr pointiert.
Dabei scheint mitunter eine subtile Ironie auf,
etwa wenn bestimmte Farben in anderem Kontext wiederkehren oder sich durch die Perspektive Größenverhältnisse verschieben. Überschaut
man dieses Œuvre, so könnte man sagen, dass
Joel Sternfeld sehr konsequent und in beeindruckend dichten Bildern dem Wesen und „Eigentlichen“ seiner Heimat Amerika auf der Spur ist.
Seine fotografischen Serien sind geradezu soziologische Studien, ausgeführt mit hoher Exaktheit
und mit genauem Blick.
THOMAS HIRSCH
Kunst-Kalender
JAPAN
MEDIA
ARTS
FESTIVAL
Alfred Sisley: La Seine au pont de Suresnes, 1880, Foto: © Musée des Beaux-Arts, Lille/The Bridgeman Art Library/
Von der Heydt-Museum, Wuppertal
Die Kunst-Termine NRW
MIT
BEDBURG-HAU – Schloss Moyland
www.moyland.de
KÖLN – Museum Ludwig
www.museum-ludwig.de
Wiedereröffnung der Sammlung, ab 17.9.
Die neu- und umgestalteten Räume des Museums mit der Sammlung van der Grinten
Nachrichten aus der Zwischenstadt, bis 23.10.
Künstlerische Beiträge zur Zersiedelung und
städtischen Neudefinition in jüngerer Zeit
BIELEFELD – Kunsthalle
www.kunsthalle-bielefeld.de
LEVERKUSEN – Museum Morsbroich
www.museum-morsbroich.de
Picasso 1905 in Paris, 25.9.-15.1.
Die Malerei von Pablo Picasso in den Jahren
seiner künstlerischen Neuorientierung
Frauenzimmer, 11.9.-13.11.
Plastische, prozessual und räumlich orientierte
Werke von sieben Künstlerinnen
BOCHUM – Kunstmuseum
www.bochum.de/kunstmuseum
Evelyne Axell, bis 3.10.
Die Pop Art-Bilder der belgischen Malerin
BONN – Kunstmuseum
www.kunstmuseum-bonn.de
MÜNSTER – Westfälischer Kunstverein
www.westfaelischer-kunstverein.de
Heinrich Campendonck, bis 29.2.
Werke des Rheinischen Expressionisten (18891957) aus der Sammlung des Museums
Angus Fairhurst, bis 4.9.
Werkschau des 2008 verstorbenen Protagonisten der Young British Art
BONN – Kunst- und Ausstellungshalle
www.kah-bonn.de
NEUSS – Kulturforum Alte Post
www.altepost.de
Anime!, bis 8.1.2012
Einblick in die Ästhetik und Produktions-weisen der japanischen Animationsfilme
Outsidein – altpostneu, 11.9.-16.10.
Retrospektive Tendenzen in der Urban Art,
Street Art und im Bereich der Graffiti
10. SEPTEMBER
BIS
Schirmherrschaft:
Kooperationspartner:
Japanisches
Generalkonsulat
Düsseldorf
NEUSS – Langen Foundation
www.langenfoundation.de
Takehito Koganezawa, bis 6.11.
Zwei Installationen mit und in der Architektur
BRÜHL – Max Ernst Museum
www.maxernstmuseum.lvr.de
OBERHAUSEN - Ludwiggalerie
www.ludwiggalerie.de
George Grosz, 11.9.-18.12.
Aquarelle, Zeichnungen, Collagen des politischen, zeitweilig den Dadaisten zuzurechnenden Künstlers (1893-1959)
Elliott Erwitt, bis 11.9.
Der amerikanische Fotograf mit seinen Dokumentarfotografien und Hundefotos
www
RECKLINGHAUSEN – Kutscherhaus
www.kunst-re.de
Tomma Abts, bis 3.10.
Die konkrete Malerei der in London lebenden
und in Düsseldorf lehrenden Künstlerin
Legacy Swarm for the Ruhrgebiet, bis 11.9.
Vier Landschafts- und Naturprojekte im Kutscherhaus und im Erlbruchpark
DÜSSELDORF – K 20 Kunstsammlung
www.kunstsammlung.de
REMAGEN – Arp Museum Rolandseck
www.arpmuseum.de
Move – Kunst und Tanz seit 1960, bis 25.9.
Interaktive Beiträge der internationalen Avantgarde-Kunst zu Bewegung und Tanz
Biomorph!, bis 22.1.12
Die Formensprache Hans Arps in der zeitgenössischen plastischen Kunst
DUISBURG – Lehmbruck Museum
www.lehmbruckmuseum.de
SIEGEN – Museum für Gegenwartskunst
www.mgk-siegen.de
100 Jahre Lehmbrucks Kniende, ab 24.9.
Kunst in Paris um 1911, als das Hauptwerk von
Wilhelm Lehmbruck entstand
Cy Twombly: Photographien, bis 30.10.
Polaroids des wichtigen Malers und Zeichners
ESSEN – Museum Folkwang
www.museum-folkwang.de
HMKV IM
DORTMUNDER U
2011
2. OKTOBER
HTTP://WWW.HMKV.DE
HTTP://DORTMUND.BUNKA-JMAF.JP
Yuji Takeoka: Museo, bis 11.9.
Reduzierte Wandobjekte und Bodenstücke des
in Düsseldorf lebenden Japaners
DÜSSELDORF – Kunsthalle
www.kunsthalle-duesseldorf.de
FILMP
MÖNCHENGLADBACH – Museum Abteiberg
www.museum-abteiberg.de
Norbert Tadeusz, bis 23.10.
Elf Bilder seit 1965 zur Erinnerung an den unlängst verstorbenen figürlichen Maler
BOTTROP – Josef Albers Museum
www.quadrat-bottrop.de
EANRIOMGRAMM
WUPPERTAL – Park Waldfrieden
www.skulpturenpark-waldfrieden.de
Joel Sternfeld, bis 23.10.
Elf Projekte im Werk des US-amerikanischen
Pioniers der Farbfotografie (geb. 1944)
Norbert Kricke, bis 25.9.
Lineare Raumplastiken des Düsseldorfer Avantgarde-Bildhauers (1922-1984)
KLEVE – Museum Kurhaus
www.museumkurhaus.de
WUPPERTAL – Von der Heydt-Museum
www.von-der-heydt-museum.de
Jannis Kounellis, 11.9.-29.1.
Jüngste Malereien mit Teer auf Papier bzw.
Leinwand des Hauptvertreters der Arte Povera
Alfred Sisley, 13.9.-29.1.12
Übersicht über das Werk des berühmten französischen Impressionisten (1839-1899)
Empfehlungen von Thomas Hirsch
57
bildet
Verlagssonderveröffentlichung
„Was geht“ nach der Schule?
Bildung für Ihren Erfolg
mit Brief und Siegel
Meisterkurse
keine Wartezeit nach Gesellenprüfung
Fördermöglichkeit nach Meister-BAföG
Vollzeit und berufsbegleitend
Module einzeln buchbar
Akademie für Unternehmensführung
Studiengänge zum/zur Betriebswirt/in (HWK)
mit Fördermöglichkeit nach Meister-BAföG
Management-Seminare
UnternehmensManager (HWK)
Sprachkurse
Kaufmännische Seminare
Technische Seminare
Inhouse-Schulungen
EDV-Seminare
Bildungszentrum HWK Dortmund • Ardeystr. 93-95 • 44139 Dortmund
Ihre Ansprechpartnerin: Monika Mederski • [email protected]
0231 5493-602 • Fax: 0231 5493-608 • www.hwk-do.de
Berufsfindung und Lebensplanung gehen Hand in Hand. Vielleicht fällt es
auch deshalb vielen jungen Menschen heute schwer, nach der Schule eine
Entscheidung für den Einstieg ins Berufsleben zu fällen. Bildungsmessen können helfen auszuloten, was nach der Schule alles „geht“: Die SchülerInnen
können sich Übersicht verschaffen, die Messe bietet Orientierung und zeigt
Möglichkeiten auf im Dschungel der Arbeitswelt und Ausbildung. Vertreter
der verschiedensten Branchen aus dem mittleren Ruhrgebiet sind im Oktober
bei der Berufsbildungsmesse „was geht?“ zugegen, sodass Schulabgänger aller Schulformen ab der 8. Klasse sowie Eltern und Lehrer Informationen aus
erster Hand einholen können. Zudem können die Abgänger erste Kontakte im
direkten Austausch knüpfen – davon profitieren schließlich auch die vertretenen Unternehmen auf der Suche nach Nachwuchskräften.
Berufsbildungsmesse Mittleres Ruhrgebiet „was geht?“ im RuhrCongress
Bochum, Stadionring 20 I Mi. 5.10. und Do. 6.10., jeweils von 9-16 Uhr
Eintritt kostenlos
(Weiter)Bildung & mehr – aktuelle Tipps
EWZ Entwicklungszentrum für berufliche Qualifizierung und Integration GmbH
Evinger Platz 11, Dortmund I 0231 728 48 40 I www.ewz-do.com
Ziel der EWZ ist die Entwicklung und Durchführung von Arbeitsmarktprojekten und
zukunftsorientierten Bildungsangeboten. Durch Beratung, berufliche Orientierung
und Qualifizierung fördert die EWZ die Integration von arbeitslosen Jugendlichen
und Erwachsenen in den Arbeitsmarkt, bereitet Migranten und Migrantinnen auf
den beruflichen Neuanfang vor und vermittelt Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen aktuelle Kenntnisse für den sich wandelnden Arbeitsmarkt.
Gesellschaft für Bildung und Beruf e. V.
Untere Brinkstr. 81-89, Dortmund I 0231 557 21 70 I www.gbb-gruppe.de
Als Full Service Dienstleister bietet die Gesellschaft für Bildung und Beruf
e.V. das gesamte Spektrum der Aus- und Weiterbildung – von der Bedarfsermittlung, maßgeschneiderten Qualifizierungskonzepten bis hin zur kompletten Organisation und Durchführung der Trainings, auch international.
www
Widar Schule
Höntroper Straße 95, Bochum I 02327 976 10 I www.widarschule.de
Die Widar-Schule in Bochum-Wattenscheid ist die einzige staatlich anerkannte Waldorfschule, in der alle SchülerInnen ab der 1. Klasse gemeinsam lernen können, mit dem Angebot aller Abschlüsse bis zum Abitur. Zwei
Fremdsprachen von Beginn an sind ebenso selbstverständlich wie die ausgeprägte Förderung der natur- und geisteswissenschaftlichen Fächer und des
handwerklich-künstlerischen Bereichs, sowie die attraktiven Möglichkeiten
der Offenen Ganztagsschule bis 16.30 Uhr.
TEXT UND ZUSAMMENSTELLUNG: ELISABETH WOLFBERGER
58
Auswahl
Auswahl
Das Besondere im September
Nacht der offenen Bühnen
Zum zehnten Mal eröffnen die Dortmunder Theater in der Theaternacht
nicht nur die Spielzeit, sondern sie
gewähren einen tiefen Blick in die
großen und kleinen Theaterhäusern
der Stadt. Extravagant auch das theatralische Treiben am Phoenix See.
Neben feurigen Walk Acts der Evil
Flames bevölkern Nymphen die Ufer
des beliebten sonntäglichen Ausflugsziels. Zum Jubiläum kann man
aber auch im Theater Dortmund einmal in Ruhe den Ballet-, Oper- und
Schauspielproben beiwohnen oder
im Theater Fletch Bizzel bei Kurzworkshops seine schauspielerischen
pel
Grundlagen verbessern.
10. Dortmunder Theaternacht
Sa 10.9. ab 18 Uhr
Theater der Stadt Dortmund
und Phoenix See
Infos: 0231 502 72 22
Mörderischer Geburtstag
Piazza für 17 Hippies
Downtown on stage, umsonst &
draußen. Der Friedensplatz in Dortmund verwandelt sich alljährlich zu
einer südländischen Piazza mit eigenem Künstlerdorf. ein vielfältiges
Angebot an internationaler Küche
sorgt für verführerische Gerüche
rund um die künstlerischen Darbietungen. In diesem Jahr werden 16
Ensembles aus 11 Nationen, darunter
Künstler aus Serbien, den Niederlanden, Spanien oder Südafrika zu Gast
sein. Den Anfang macht die Straßentheatergruppe Companyia La Tal aus
Spanien. Mit ihrer poetisch-humorvollen Inszenierung Carilló bringen
sie ein riesiges Glockenspiel auf den
Platz. Die Lebenszeit beginnt zu tikken. Langsam setzen sich die Zahnräder der Zeit in Bewegung, es
schlägt zur vollen Stunde, die phantastisch-phantasievolle Figuren erscheinen, das Leben beginnt. Ein weiteres Highlight ist die Berliner Kultband 17 Hippies, ein fast schon
gemeingefährlicher Soundtrack zwischen Hardcore und Kinderlied. pel
MICRO!FESTIVAL
Internationales Straßentheater &
Weltmusik
2.-4. 9.
Friedensplatz, Dortmund
Infos: 0231 502 51 70
Kaum haben Pater Brown und Mrs.
Miller mal wieder ein neues altes
Pfarrhaus bezogen, passieren die
merkwürdigsten Dinge. Schon das
Gebäude birgt seltsame Geheimnisse.
Die Haushälterin entgeht knapp dem
Tod. Dann geschieht auch noch ein
echter Mord: Pater Brown ist in seinem Element. Mit dieser Krimikomödie
feiert das Essener Theater im Rathaus
seinen 20. Geburtstag. 16 verschiedene Theaterstücke sind in der kommenden Saison zu sehen. Viele Komödien
locken. Darunter Zärtliche Machos mit
Hans-Jürgen Bäumler und Michaela
Schaffrath oder das Stück Ekel Alfred
nach der bekannten Fernsehserie Ein
pel
Herz und eine Seele.
Ein Fall für Pater Brown
So 4.9. 18 Uhr
Theater im Rathaus, Essen
Weitere Termine: 5.-10.9., je 19.30 Uhr,
So 4.9. u. So 11.9., je 19 Uhr
Infos: 0201 245 55 55
Bochum
Dortmund
JAHRHUNDERTHALLE
THEATER DORTMUND
Fr. 23.9. 19.30 Uhr, Turbinenhalle
Sa 24.9. 20 Uhr (Studio)
Das Schloss (Triennale-Premiere)
Green Frankenstein und
Sexmonster
Der Roman Kafkas ist Fragment geblieben, mitten im Satz bricht er ab.
So bleibt auch das Ende des Landvermessers K. im Dunklen. Das Schloss
hatte ihn angefordert, und nach
einer langen, winterlichen Wanderung war er an seinem neuen Arbeitsplatz eingetroffen, aber niemand
hatte ihn erwartet. Er beginnt, um
seine Anerkennung zu kämpfen. pel
Weitere Termine: 24.-25.9.,
27.-30.9., je 20 Uhr
Infos: 0700 20 02 34 56
ZWISCHENFALL
Sa 17.9. 20 Uhr
The Members
Sicherlich gehört das Album „At the
Chelsea Nightclub“ von The Members
zum Besten, was der britische Punk
alter Schule bis heute zu bieten hat.
Seit dem kamen vereinzelte Erfolge
in den Achtzigern wie die romantische anti-Arbeits-Hymne „Working
Girl“. Aber Kult sind die Members
dennoch geblieben, vor allem, weil
ihr Sound immer noch bis in die
ersten Tage des Punk reicht. Von SkaBeats versetzt, ohne eine aggressive
Bass-Line, aber mit viel Humor von
den Strophen bis zu den chartreifen
dk
Refrains.
Infos: 0234 28 76 50
JAHRHUNDERTHALLE
So 4.9. 11 Uhr
www
Tanz in multiplen
Perspektiven
Der Israeli Emanuel Gat zählt zu den
gefragtesten Protagonisten des zeitgenössischen Tanzes. Mit seinem
neuen Stück Brilliant Corners, eine
Anlehnung an das gleichnamige Album der Jazz-Größe Thelonious
Monk, dessen Kunst eine wesentliche
Inspirationsquelle für Gats choreographisches Arbeiten darstellt – fungiert die Choreographie in einem klar
umrissenen Quadrat aus Licht als ein
Seismograph tänzerischer Aktivitäten. Die Bewegungen seiner zehn Tänzer flicht Gat in verschiedene Schichten von Musik und Rhythmus ein, die
er in zweijähriger Arbeit selbst kompel
ponierte.
Brilliant Corners
Do 8.9. 20 Uhr (Premiere)
PACT Zollverein
Infos: 0201 812 22 00
59
Foto: Jürgen Bauer/Suhrkamp Verlag
Durs Grünbein: Lob des Taifuns
Die Ruhrtriennale widmet sich im
dritten Jahr der Intendanz Willy
Deckers dem Buddhismus. Autoren
bleiben auch in diesem Jahr seltene
Gäste, die Literatursparte wird weiterhin hauptsächlich mit Schauspielern und den Texten von Toten bespielt. Umso schöner, dass für eine
der zwei echten Autorenlesungen
einer der wichtigsten deutschsprachigen Lyriker gewonnen wurde.
Grünbein hat Reiseeindrücke aus
Japan in Haiku-Form verdichtet.
Diese formal strengen Kürzestgedichte stellt er in seiner Lesung in
Bezug zu anderen Gedichten seines
Werkes und lädt westliche und (fern-)
fs
östliche Kunst zur Begegnung.
Infos: 0234 369 31 00
Die Spielzeiteröffnung im Studio –
ein Abend, zwei Geschichten: Die
erste, GREEN FRANKENSTEIN, spielt
in Japan. Im Hafen von Hiroshima
wird ein Schiffbrüchiger angeschwemmt. Der Mann erzählt von
einem riesigen Monster, das die Besatzung seines Fischerbootes gefressen hat. Dieses bösartige Wesen hat
sich in den Tiefen des Meeres innig
mit der Natur verbunden, so dass es
den Menschen als Feind ansieht, der
das ökologische Gleichgewicht der
Erde gefährdet. Die zweite Geschichte,
SEXMONSTER!, entführt die Zuschauer nach New York City in einen Sumpf
aus Schmuddelkinos, Bars und Prostipel
tution.
Infos: 0231 50 27 22
SISSIKINGKONG
Mi 21.9. 20 Uhr
Locas In Love
Das unlängst erschienene vierte
Album „Lemming“ des Kölner Trios
Locas In Love wird von vielen
Kritikern mit Recht als beste deutsche Indie-Pop-Platte seit vielen
Jahren beschrieben. Die der LofiFolk-Szene entstammende Band hat
die selbst auferlegten Restriktionen
erstmals durchbrochen und lyrisch
wie musikalisch mitreißenden Pop
produziert. Nun muss die live so sympathische und herzliche Band nur
noch die gerechte Aufmerksamkeit
gewinnen. Keine Frage: Wer sie live
cs
sieht, wird sie lieben.
Infos: 0231 728 25 78
Auswahl
Duisburg
Essen
Gelsenkirchen Mülheim
LANDSCHAFTSPARK NORD
WESTSTADTHALLE
KAUE
THEATER AN DER RUHR
Do 29.9. 20 Uhr (Gebläsehalle)
30.9.-2.10.
Sa 24.9. 20 Uhr
Mi 21.9. 19.30 Uhr
Hanjo (Triennale-Premiere)
Denovali Swingfest 2011
FATIH unser!
Was ihr wollt (Premiere)
Hanjo ist ein Stück des absichtslosen
Wartens und ein Labyrinth unausgesprochener Träume, Wünsche und
Projektionen, in dem sich die Protagonisten verirren. Die hoch intensiven,
durchsichtigen und spiegelnden Klänge der Musik Hosokawas bilden den
Raum für das fatale Geflecht dieser
Figuren. Eine Kammeroper, auf einem
pel
japanischen Nô-Spiel basiert.
Infos: 0700 20 02 34 56
Feinkost für die Ohren von der allerschwersten Sorte erwartet den Zuschauer des mittlerweile zum Kultfestival avancierten Experimentalmusikfestivals. 2011 erstmals dreitägig angelegt, kommen auch diesem
Jahr Fans von Drones, Ambient, Jazz
und Doom voll auf ihre Kosten. Viel
Zeit zum Bierholen wird es wohl
nicht geben, denn das Line-Up birgt
eigentlich nur Höhepunkte. Doch
sind es vor allem die kleineren Bands,
at
die es zu entdecken gilt.
Infos: www. denovali.com/swingfest
LEHMBRUCK MUSEUM
24.9.-22.1. Mi, Fr, Sa 12-19,
Do 12-21, So 11-19 Uhr
100 Jahre Wilhelm Lehm
brucks Kniende – Paris 1911
Wilhelm Lehmbruck (1881 Meiderich
- 1919 Berlin) gehört zu den wichtigen deutschen Bildhauern. In ihren
Längungen dem Expressionismus zuzuordnen, führen seine Skulpturen
Leid, Anmut und Transzendierung
zusammen, in komplexen bildhauerischen Lösungen. Dafür ist die
„Kniende“, die sich in der Duisburger
Sammlung befindet, ein exzellentes
th
Beispiel.
Infos: 0203 283 26 30
VILLA HÜGEL
Bis 11.12. Di-So 10-18 Uhr
Krupp – Fotografien aus zwei Jh.
Seit den 1830er Jahren hat die
Familie Krupp in ihrem Unternehmen
systematisch Fotografien angefertigt
und aufbewahrt. Mit das Interessanteste sind die Repräsentationsfotos
und die anschauliche Entwicklung
der Fototechnik, neben dem Ort der
Ausstellung selbst: der Villa Hügel
th
mit ihrem Park.
Infos: 0201 61 62 90
War es nur ein Traum oder tatsächlich Realität. Fatih Cevikkollu weiß es
selbst nicht so genau, aber alles hat
sich so echt, so real angefühlt. Der
Autounfall, die Schwerelosigkeit, das
helle Licht und dann das... Nichts!
Das kann es doch nicht gewesen sein!
Auf keinen Fall hat der liebe Gott die
Rechnung ohne seinen Fatih gemacht. Der ergreift seine Gelegenheit
und stellt dem Big Boss die Fragen
aller Fragen, kommt nach dem Genuss die Reue oder ist es eher umgekehrt, kommt am Ende die große
Bestrafung für ein Leben voller Laster
und Sünden, oder lacht sich dann
einer nur kaputt, weil man das Beste
pel
ganz fromm verpasst hat.
Infos: 0209 49 01 31
In Illyrien, einer kleinen Stadt am
Meer, sind alle so verrückt, dass es
verrückt wäre, nicht ebenso verrückt
zu sein. Ein Leben ohne Musik, Liebe,
Melancholie und Alkohol wäre möglich, erschiene den Illyrern aber vollkommen sinnlos. Fremde sind willkommen; solange sie nicht auffallen
und zur Absicht des Regierungschefs
passen. Die ist einzig, die Liebe der
pel
schönen Olivia zu gewinnen.
Infos: 0208 599 01 88
KUNSTMUSEUM ALTE POST
Bis 18.9. Di-Fr 11-17, Do 11-21,
Sa, So 10-17 Uhr
Kurt Rehm
Die Ausstellung von Kurt Rehm geht
mit einer umfassenden Schenkung
von winzigen Bleistiftzeichnungen
aus den Jahren 1952-1955 und farbigen Papierschnitten 2005-2010 an
das Kunstmuseum seiner Wahlheimat
einher. Kurt Rehm ist ein Meister der
kleinen Form. Er erkundet mit feinsten Strichen das Potential der Linie
zwischen organischer Figuration und
th
gegenstandsfreiem Gestus.
Infos: 0208 455 41 71
www
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GRÖSSTE E-BIKE MARKENAUSWAHL IN ESSEN UND UMGEBUNG!
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Unsere Öffnungszeiten:
Mo. - Sa. 10:00 - 20:00 Uhr
ESSENS NEUE NUMMER 1!
Highlights in Dortmund
ARENA
Mi 14.9. 20 Uhr
Hund-Deutsch, Deutsch-Hund
Mit Witz, Charme und fundiertem
Fachwissen nimmt Martin Rütter sein
Publikum mit auf eine Reise in den
humorvollen Alltag zwischen Mensch
und Hund. Rütter übersetzt "Hündisch" präzise, mit Sachverstand und
doch stets mit einem Augenzwinkern
pel
ins "Deutsche".
Infos: 0208-82000
DRUCKLUFT
Do 22.9. 21 Uhr
Talking To Turtles
Das Berlin-Leipziger Duo Talking To
Turtles gehört zu den landesweit
spannendsten neuen Bands aus dem
Spannungsfeld zwischen Folk und
Lofi-Gestus. Das gerade erschienene
zweite Album „Oh, The Good Life“
wird mancherorts sogar mit den New
Yorker Antifolk-Heroen The Moldy
Peaches verglichen. Nicht ganz zu
cs
Unrecht!
Infos: 0208 85 24 54
Ausblick:
Dortmund
DIVERSE ORTE
1.10. Ab 16 Uhr
11. Dortmunder DEW-Museumsnacht
Dortmunds beliebteste Kulturveranstaltung öffnet am 1. Oktober ihre
11. Auflage. Mehr als 50 Museen,
Galerien, Kirchen und andere kulturelle Einrichtungen laden zu einem
Programm aus Konzerten, Ausstellungen, Kabarett, Führungen, Shows,
Lesungen, Theateraufführungen, Mitmachaktionen und vielem mehr ein.
Das komplette Programm der mehr
als nur museal zu verortenden Museumsnacht, die bis in den nächsten
Morgen Live-Acts bietet, finden Sie
unter:
www.dortmunderdewmudk
seumsnacht.de
Düsseldorf
TONHALLE /
ROBERT SCHUMANN SAAL
10.-16.10.
New Fall Festival
Es gehört schon länger zum guten
Ton, sich als städtisches Konzerthaus
eine ausgezeichnete Pop-Reihe zu
gönnen. Vermehrt sind gute Singerund Songwriter sowie experimentierfreudige Klangakrobaten der Elektroszene auf den Bühnen der klassischen Musik zu finden. Das neue
Düsseldorfer Free Fall Festival greift
diesen Trend programmatisch auf
und wagt sich mit Künstlern wie
Scott Matthew, Plaid oder der
Nouvelle Vague in die Tonhalle und
in den Robert Schumann Saal.
Besondere Konzerterlebnisse dürften
auch Gentleman mit seinem AkustikSet werden oder Ex-BlumenfeldSänger Jochen Distelmeyer. Eine Ausnahme bietet das Festival aber durch
sein großes Angebot an skandinavischen Pop-Musikern. Neben dem
Isländer Òlafur Arnalds ist auch die
dk
Dänin Agnes Obel dabei,
Infos: www.westtickelt.de
IMPRESSUM
Herausgeber:
trailer Verlag Joachim Berndt
Redaktion:
Inga Selck (v.i.S.d.P.),
Dawid Kasprowicz, Thomas Müller
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Frank Brenner, Ingmar Burmann,
Lutz Debus, Hartmut Ernst,
Rolf-Ruediger Hamacher,
Michael Hermann, Thomas Hirsch,
Dagmar Kann Comann,
Dawid Kasprowicz, Maren Lupberger,
Karsten Mark, Christian Meyer,
Anne Nüme, Peter Ortmann,
Kerstin Maria Pöhler,
Frank-Michael Rall, Betty Schiel,
Frank Schorneck, Sebastian23,
Christian Steinbrink, Annette Thun,
Hans-Christoph Zimmermann
Projektleitung:
Ralf Schiessl
Grafik:
Michael Hennemann, Mathias Mortag,
Thomas Müller
Gestaltung:
PS Grafik GmbH, 40213 Düsseldorf
Anzeigenverwaltung:
Berndt Media,
Joachim Berndt www.berndt-media.de
Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum
Telefon 0234-941910
Fax 0234-9419191
E-Mail: [email protected]
Buchhaltung:
Karin Okniewski
27. + 28.08.2011 Dortmunder Antik- und
Sammlermarkt
17. + 18.09.2011 European Polonia Festival
24.09.2011 Suberg´s ü30 Party
01.10.2011 SYNDICATE
08.10.2011 20 Jahre Radio 91.2 – Der beste
Mix live
15.10.2011 Turkalmanya
22.10.2011 Schlager total – der größte
Party-Marathon Deutschlands
29.10.2011 Alter Bridge
29.10.2011
04.11.2011
04.11.2011
10.11.2011
12.11.2011
12.11.2011
14.11. - 29.12.2011
19.11.2011
GLAMOTION
JEAN MICHEL JARRE
Sunrise Avenue
KAYA YANAR
Willkommen bei Carmen Nebel
Rüdiger Hoffmann
Kartbahn Westfalenhallen
SADE
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19. + 20.11.2011
26.11.2011
26.11.2011
01. - 04.12.2011
01.12.2011
07.12.2011
10. + 11.12.2011
13. + 14.12.2011
13.12.2011
16.12.2011
17.12.2011
20.12.2011
PAUL PANZER
7. Kinderlachen – Gala
K.I.Z
Holiday on Ice
Prinzessin Lillifee
Martin Rütter
APASSIONATA
AIDA Night Of The Proms
Eckart von Hirschhausen
BROILERS
Mario Barth
SCHILLER
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Veranstaltungen in den Westfalenhallen informiert zu werden. Anmelden können Sie
sich ganz einfach unter: www.newsletter.westfalenhallen.de
TICKETING WESTFALENHALLEN · Telefon 01805 16 05 16 (14 ct/Minute,
Mobilfunkpreise max. 42 ct/Minute) · www.westfalenhallen.de
Druck: Henke Druck
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Verbreitete Auflage:
34.863 Exemplare, IVW II/2011
Nicht gesondert gekennzeichnete
Bilder sind Pressefotos.
61
Änderungen vorbehalten
Oberhausen
Magenbitter
Foto: Lichtbild Austria, pixelio.de
Foto: Albrecht E. Arnold, pixelio.de
Butterstulle statt Gefiedel
It‘s not a second, seven seconds away
Just as long as stay, I‘ll be waiting. (Youssou N´Dour)
Von Peter Ortmann
Nur noch kurz die Welt retten. Ein Lied zieht um die Welt. Musik beherrscht
die Welt. Aber irgendwie wohl nicht Somalia. Wäre es nicht sinnvoller, jedem Kind eine Schnitte Brot, als jedem Kind ein Instrument...? Selbst Triangeln lassen sich so schlecht kauen. So come on Eileen. Her mit der Geige.
Poor old Johnny Ray. Wenn der David Garrett schneller als BILD sein will
und dafür Geld kassiert, dann will ich wenigstens schneller als Billy the Kid
den Löffel aus der Schublade... Aber nur mit wertvollen Cerealien. Was ein
Quatsch. If your sweetheart sends a letter of goodbye. BFBS. Die spielen
noch Johnny Ray. Na siehste. Dann eben her mit dem Cello zum Reinbeißen.
Schon Nam Jun Paik wusste mit diesem Instrument etwas anzufangen. Er
ließ eine Nackte darauf spielen, machte Videos, baute Fernseher rein oder
die Charlotte Moormann, jetzt bekleidet, machte aus ihm ein „Human Cello“. Kunst. Alles Quatsch. Die ist auch brotlos.
Also her mit dem Klavier. Ein Klavier, ein Klavier, Klafünf, Klasechs. Klavier,
Bier für die Männer von der Müllabfuhr. Man müsste eben Klavier spielen
können. Spreiz deine Finger nicht so, Wolfgang Amadeus, das ist unanständig. Was? Ihr habt gestohlen, niederträchtig Jekus, jekus, das ist schwer
(aus: Der Vogelhändler). Auch wenn es nur der Name ist. Nein, der Kleine
mit den großen Vornamen wird nie wie der andere kleine, der schon klein
ein Großer war. Ihrer ist nicht hochbegabt, wie die anderen neunzig Prozent
der Vorschulkinder, da können Sie dem kleinen Mann einen Namen geben
wie Sie wollen. Warten Sie lieber auf JeKi (Jedem Kind ein Instrument),
und dafür sparen Sie am besten sofort in ein Sparschwein. Chris Howland
kannte da bereits den Trick: Alle müssen Steuer zahlen, ich und du und er.
Alle leiden Höllenqualen, mir fällt das nicht schwer. Denn dann hau‘ ich mit
dem Hämmerchen mein Sparschwein, mein Sparschwein – kaputt. Grund
sind Finanzlücken bei JeKi, schlappe 10 Millionen Euro. Da will einfach keiner sponsern. Unerhört, bringt mal die Fisch-Häppchen zum Schampus. The
world is my oyster, Frankie goes to Hollywood oder New York. If you make
it there, you can make it everywhere. Aber eben nicht am Horn von Afrika.
Dahin geht niemand. Da lauern Piraten. Zum Horn von Afrika ging einst nur
Hans-Jürgen Wischnewski, auch ohne Butterstulle.
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Also her mit der Geige. Mit dem Musikprojekt JeKi haben bis jetzt im Ruhrgebiet rund 60.000 Grundschulkinder eine musikalische Grundausbildung
erhalten. Das ist gut. Grundausbildung ist wichtig. Da kann man den bösen
Piraten zeigen, wo es lang geht. Wenn nur ordentlich gegeigt wird. Und
der Geiger geigt uns einen und manche Damen fangen an zu weinen. So
viele Beispiele, wo Musikinstrumente die Gefühle beleben und den Geist
benebeln. Und es wird noch schlimmer. In NRW fehlen Instrumente und
Musiklehrer. Und während für I-Männchen und I-Weibchen die Teilnahme
an „Jeki“ noch kostenfrei ist, müssen ihre Eltern ab dem zweiten Jahr monatlich dafür Geld zahlen. Das macht schon keiner mehr. Zu wenig Brot für
die Welt? Na dann fröhlichen Schulstart.
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September 2011
www.trailer-ruhr.de
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HELL
EIN FILM VON TIM FEHLBAUM
www.hell-derfilm.de
ab 22.9. im Kino