sommer in orange - trailer

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sommer in orange - trailer
August 2011
www.trailer-ruhr.de
SOMMER
IN ORANGE
EIN FILM VON MARCUS H. ROSENMÜLLER
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www.sommerinorange.de
www
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5
Der Denker auf Koks? Buddhismus im Ruhrgebiet, Foto: Stefan Lindauer
trailer-Thema.
www.trailer-ruhr.de I August 2011
5 Buddhismus
Das Leitthema der diesjährigen Ruhrtriennale
im Fokus: Buddhismus im Ruhrgebiet?
Bühne.
10 Theater Ruhr
„Embedded - Ein Jahr Afghanistan“ in der Unterbühne des Theater Dortmund
11 Theater im Rathaus/K20
12 Premiere
Anselm Weber, der Intendant des Bochumer Schauspielhauses, im Gespräch
14 Theater Ruhr
„Nibelungen 6“ im Bochumer Rottstr5 Theater,
Die Schweizer CapriConnection beim Impulse
Festival, Dostojewskis „Der Großinquisitor“ in Bochum
15 Ebertbad/Theater im Freudenhaus/Theater im
Depot
18 culture club
Warner Bros. Movie World
Theater demnächst
Das Theater Hagen feiert sein 100. Jubiläum
Theater Ruhr
„Conte d’Amour“ bringt den Inzestfall Fritzl auf
die Bühne/„Freischuss. Der Mars lacht.“ in Essen/
„Effi Briest“ in den Bochumer Kammerspielen/
„Show me Coco Jones” im MIR
unter www.trailer-ruhr.de/theater-ruhr.de
20 culture club
Ruhrbühne Mühlheim
Komikzentrum Ruhr
Die Rückkehr der Eigenproduktion „Sehnsucht“ im
Oberhausener Ebertbad
21 Theaterkalender Ruhr
Cabaret Queue
22 RuhrHOCHdeutsch
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Smartphone scannen.
SPEZIAL
Foto: Tom Borowski
Innovation
9
BÜHNE
Foto: Birgit Hupfeld
Kino.
Kunst.
27 Film-ABC/Vorspann
28 Film des Monats: „Blue Valentine“
Michelle Williams in einem Liebesdrama
29 Kritikerspiegel Ruhr
Kino-Kalender Ruhr
Previews, Filmreihen und mehr
30 culture club
Kino Café im UCI Bochum und Duisburg:
„Das Blaue vom Himmel“
32 culture club
Klassiker-Reihe im Roxy Dortmund
„Die letzte Nacht des Boris Gruschenko“
33 Foyer
„Im Ghetto. Die Roma von Stolipinowo“ im sweetSixteen/„Herbstgold“ im Essener Astra Theater
34 Roter Teppich
Georg Friedrich im Gespräch über „Sommer in Orange“
35 Kinoportrait Ruhr
Zu Besuch bei Alex Thiele im Babylon Hagen
36 Hintergrund
„Die Anonymen Romantiker“
40 Sammlung
Kurator Stefan Riekeles über die Ausstellung
„Proto Anime Cut“ im HMKV im Dortmunder U
41 Kunstwandel
Japanische Anime-Kunst in Dortmund - Eine Besichtigung
42 RuhrKunst
„High Sixties Fashion“ im Museum für Kunst- und
Kulturgeschichte in Dortmund/Carl E. Wolff im Duisburger Lehmbruck Museum/Das Studio Jaeschke im
Kunstmuseum Bochum
43 Kunst-Kalender Ruhr
Langenfoundation
Literatur.
www
11 Medienforum Essen
38 Textwelten
Schreiben ist Denken - Eine Hommage an die
Schreibschrift
Poetry
Sebastian23: Shir Khan beißt Paul Panzer
in den Schritt - Die Videokolumne unter
www.trailer-ruhr.de/literatur
Wortwahl/Comickultur
Kritiken aktueller Bücher und Comics unter
www.trailer-ruhr.de/literatur
Musik.
5 Ruhr Bühne
13 Konzerthaus Dortmund
39 Kompakt Disk
Theater Ruhr
14
KINO
Kultur in NRW.
16 Theater in NRW
Das Theater Bonn siegt beim Theatertreffen NRW
und verliert seinen Intendanten
17 Musical in NRW
Open Air-Stücke der Saison
19 Oper in NRW
„Der Barbier von Sevilla“ in Hagen
Improvisierte Musik in NRW
Die Hochschule für Musik und Tanz Köln in Montepulciano unter www.trailer-ruhr.de/musik-nrw
39 Popkultur in NRW
Die Geschichte der Riot Grrrls
41 Kunst in NRW
Skulpturen in Leverkusen, Remagen und Herford
trailer spezial.
4 Intro
8 Über Tage
Intendant Willy Decker über seine letzte Ruhrtriennale
9 Innovation
Ein Elektromobil aus Bochum auf Weltreise
44 Auswahl
47 Magenbitter
Impressum
Film des Monats KULTUR IN NRW
28
Foto: Achim Kukulies/
Museum Morsbroich
Kunst
41
Intro
Intro
-ruhr.de
August 2011
Die Bochumer Christuskirche als Plattform für politische Kunst? Foto: Ingmar Burmann
trailer + trailer-ruhr.de
Die verzankten Halbgeschwister
Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund
Thema
Buddhismus
Christian Bösel, Kölner Physiotherapeut, lebt den
Buddhismus weit weg von Indien: in NordrheinWestfalen. Er ist der Überzeugung, „dass unser
Bewusstsein etwas ist, was sich mit dem Körper
verbunden hat und durch ihn arbeitet, so wie der
Radiosprecher durch das Radio zu hören ist“.
Christian Bösel
Foto: privat
Über Tage
The Last Time
Willy Decker leitet in diesem Jahr zum letzten
Mal als Intendant die Ruhrtriennale. trailer
sprach mit ihm über das Thema der Ruhrtriennale „Buddhismus“ und das Verhältnis von
Kunst und Religion.
Willy Decker
Kämpfen gegen die Pleite
Der gebürtige Münchener Anselm Weber, seit
letztem Jahr Intendant des Schauspielhauses
Bochum, spricht über Sparzwänge und die
Möglichkeiten, dagegen zu halten.
12
Von der Terrorzelle ins Kommunenlager
Der Österreicher Georg Friedrich über die Dreharbeiten zu seinem neuen Film „Sommer in Orange“, in
dem er einen ehemaligen RAF-Terroristen, der sein
Heil im Kommunenleben findet: „Das ist das Tolle an
dem Beruf, dass man mit vielen ‚emotional schönen
Menschen’ zusammenarbeiten kann“
Georg Friedrich
Foto: Majestic/Mathias Bothor
Kunst
Friedlicher verhält sich der BUDDHISMUS, dem wir in diesem Monat unsere Themenseiten widmen. Welche Bezüge hat die Lehre von der Leere zum
Revier und was können wir von ihr lernen? Nicht ganz zufällig beschäftigt
sich die RUHRTRIENNALE diesjährig mit dieser Religion. trailer sprach mit
Intendant WILLY DECKER über Gott und die Welt, was in seinem spirituellen Weltbild irgendwie aufs Gleiche rauskommt. Auch sonst wimmelt unser
Heft in diesem Monat nur so vor fernöstlicher Weisheit. Angesichts leerer
Kassen muss sich das Bochumer Schauspielhaus in der Kunst des immateriellen Theatermachens üben. Mit Intendant ANSELM WEBER sprachen wir
über sein Haus, das nicht mehr städtische Behörde sein möchte. Dem japanischen Kulturgut der glupschäugigen Zeichentrickfiguren nähert sich die
Ausstellung PROTO ANIME CUT des HMKV im Dortmunder U an. Welche
inhaltlichen Beziehungen gibt es zwischen Hiroshima und Fukushima auf
der einen Seite und Heidi und Godzilla auf der anderen?
www
Foto: Thomas Aurin
Film
34
Neu ins Kino schwingt die Komödie SOMMER IN ORANGE. Die Verballhornung von Sekten und bayrischen Spießern passt famos zu unserem
Buddha-Heft. trailer sprach mit Siddharta-Darsteller Georg Friedrich über
österreicheschen Humor und Transzendenz in den Achtzigern. Eine andere
Farbe als Orange bedient das Ehedrama BLUE VALENTINE. Ein Wochenende
in einem Motel soll die fade Beziehung zwischen Dean und Cindy aufpäppeln. Ob das gelingen kann? Im Film DIE ANONYMEN ROMANTIKER hingegen klappt es mit der Liebe besser, obwohl der Ausgangspunkt nicht
schwieriger sein könnte. Zwei krankhaft schüchterne Menschen vergucken
sich ineinander. Und da der Streifen ein französischer ist, spielt eine
Schokoladenfabrik eine nicht unwesentliche Rolle dabei.
LUTZ DEBUS
Anime in Dortmund
Kurator Stefan Riekeles über seine Ausstellung
„Proto Anime Cut“ im HMKV im Dortmunder U,
die Rolle der Heidi in der Anime-Geschichte,
die analoge Arbeit der Zeichner und was das
alles mit nuklearen Katastrophen zu tun hat.
Stefan Riekeles
8
Foto: Reinhold Niederle
Theater
Anselm Weber
7
„Tötet die Deutschen“ - Unbekannte haben vor Wochen diese drei Worte an
die Bochumer Christuskirche gesprüht. Seitdem wird diskutiert, wer was
damit gemeint haben mag. Schrieben tatsächlich Migrationshintergründler
diese Parole an die Wand, um ihren Hass gegen die Inländer auszudrücken,
quasi als Reflex auf Ausländer-raus-Parolen? Der rechts-schaffende Thilo
Sarrazin wurde ja auch schon in Berlin-Neukölln auf offener Straße
angepöbelt. Oder waren antinationale Linksradikalinskis am Werk, die ein
europäisches Versprechen der besonderen Art artikulieren wollten? Manche
halten das Graffiti sogar für eine künstlerische Intervention im öffentlichen
Raum. Der Aktionskünstler Martin L. hat ja bereits vor fast 500 Jahren mit
seinen 95 Thesen dem Genre der Kirchenverfremdung entscheidende Impulse
verliehen. Vielleicht sind in den Bochumer Schmierereien aber auch die
Vorboten eines neuen Religionskrieges zu erkennen. Die monotheistischen
Religionen verhalten sich schließlich schon seit Jahrhunderten wie verzankte Halbgeschwister, was bei dem Liebesleben des gemeinsamen
Religionsvaters Abraham, der zunächst seine Haushälterin und dann erst
seine Gattin schwängerte, nicht völlig verwundert.
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Foto: Peter Ortmann
4
13.8.
19 Uhr
(Einlass 17.30 Uhr)
Schloß Broich
Mülheim an der Ruhr
Vvk: 24,50 € (erm. 22,– €)
Ak: 29,50 € (erm. 26,50 €)
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Thema
Buddha – in diesem Fall sogar kirmeskompatibel, Foto: Francis Lauenau
Zen und die zehn Gebote
Buddhismus und Kohlenpott – ist das kompatibel?
Nanu? Nana! Triffst Du Buddha unterwegs, dann Ende des Vietnamkrieges kamen zunächst die
doch meist in den Regalen von Discountern für Boat-People nach Deutschland. Vietnam und
Kambodscha
waren
ausgefallene Staubfäntrailer-Thema im August:
durch jahrzehntelange
ger. Zwischen selbstKriege zerstört. Andere
drehenden SpaghettiFlüchtlingswellen kaGabeln und singenden
Der Buddhismus ist die viertgrößte Religion der Welt, er wird
men aus Sri Lanka. Fast
Plüscheseln
werden
in Deutschland aber nicht als Religionsgemeinschaft rechtzur gleichen Zeit, auch
Statuen des weisen
mäßig anerkannt. Dennoch findet man auch im Ruhrgebiet
in Folge des Ende des
Mannes angeboten. Ob
Glaubensanhänger der von Siddharta Gautama begründeten
Vietnamkriegs, begann
in dick oder in dünn,
Religion. Die Ruhrtriennale macht sie ab dem 26.8. sogar
zum Leitthema ihres Programms.
der Prostitutionstouaus Gold, Silber oder
rismus nach Fernost,
Marmor, Siddhartha ist
aus unserer westlichen Welt nicht mehr wegzu- in dessen Folge viele Frauen aus jener Religion
denken. Und jetzt auch noch in der Jahrhundert- nach Deutschland kamen, teils um hier als Prostihalle. Nach Judentum und Islam widmet sich in tuierte zu arbeiten, aber auch, um gutbürgerlich
diesem Jahr die Ruhrtriennale der uns fernsten verheiratet zu werden. Exilchinesen hingegen
und östlichsten aller Weltreligionen. So wird es suchten vornehmlich in der Gastronomie und
also Zeit, das Verhältnis zwischen Ruhrgebiet im Handel ihr Glück. Zudem leben nicht nur in
und Buddhismus auszuleuchten. Zunächst fällt Düsseldorf, sondern auch in den Metropolen des
auf: die hiesige Landesspeise bereits ist eine Ver- Ruhrgebietes Japaner, meist Arbeitsmigranten,
neigung vor der fremden Kultur. Der Ruhrinsas- die hochdotiert bei Tochterfirmen japanischer
se isst am liebsten, so geht zumindest die Mär, Konzerne angestellt sind. All diese Gruppen in
eine Wurst, versehen mit einer roten Soße und einen Topf zu werfen, verbietet sich allerdings.
einer fingerdicken Schicht von Currypulver. Die Der Buddhismus, wie er in Japan praktiziert wird,
fernöstliche Gewürzmischung garniert das teu- unterscheidet sich sehr von dem aus Nepal oder
tonisch-schweinische Metzgereiprodukt. West- Thailand. Alle Strömungen des Buddhismus mitfalen meets Nepal. Aber sonst? Sind im postpro- einander gleichzusetzen wäre, als würde man
letarischen Ruhrgebiet die Menschen ebenso an die erzkonservative Piusbruderschaft mit BefreiTranszendenz und Erleuchtung interessiert wie ungstheologen aus Südamerika in Verbindung
in Münster, Freiburg oder anderen studentischen bringen.
Hochburgen der Republik? Die Antwort ist komplizierter, als dass man sie in glossenhaften Der Psychotherapie-Boom verdankte seine
Existenz dem Homegrown-Buddhismus
Schlagworten abhandeln kann.
Aber nicht nur Migranten brachten den BuddhisBuddhismus ist keine vereinsmäßig organisierte mus an die Ruhr. Infolge der kulturellen Öffnung
Religion wie zum Beispiel der Katholizismus mit in den sechziger Jahren interessierten sich junge
Statut und erstem Vorsitzenden. Es gibt unzäh- Menschen in San Francisco, London und Paris,
lige verschiedene Strömungen, die sich von dem aber eben auch in Gladbeck, Witten und Lünen
Leben des vor etwa 2.500 Jahren wirkenden Sid- für fremde Lebensentwürfe. Dabei vermischten
dhartha Gautama inspirieren lassen. Ein kleines viele hemmungslos Hinduismus und BuddhisAbbild jener Vielfältigkeit bilden die Migranten mus mit selbstgemachter Zivilisationskritik. Im
aus buddhistisch geprägten Ländern, die seit vie- Bücherschrank dominierte eher Buddha - sei es
len Jahren hier eine neue Heimat suchen. Nach das biographische Werk von Hermann Hesse, sei
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Buddhismus
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es als Anleitung zum Bogenschießen und Motorradfahren. Im Plattenregal waren mit dem
Spätwerk der Beatles, Ravi Shankar und später
elektronische Musik aus dem indischen Goa eher
hinduistisch geprägte Interpreten vertreten. Inspirierend in den achtziger Jahren waren für
viele junge Menschen Entspannungs- und auch
Kampfsporttechniken, die im Buddhismus verwurzelt waren. Yoga und Judo lösten Morgengymnastik und Boxsport ab. Der PsychotherapieBoom jener Jahre verdankte seine Existenz zu
einem guten Teil dem Homegrown-Buddhismus.
Aber auch politisch veränderte sich durch den
Kulturimport aus Fernost einiges. Die Räucherstäbchenfraktion war eine der Gründungspfeiler
der Öko-Bewegung und der Grünen. Noch heute
wird im öffentlichen Bewusstsein Christentum
eher mit Wirtschaftswachstum, Buddhismus eher
mit einer ganzheitlichen, ressourcenschonenden
Lebensweise in Verbindung gebracht.
Aber vielleicht hilft das ewige Denken in religiösen Schubladen nicht weiter. Das Ruhrgebiet
ist schon heute nicht nur ein multikultureller
sondern auch ein multireligiöser Schmelztiegel.
Immer mehr Menschen flicken sich ihre individuelle Religion aus den Schaufenstern der großen und kleinen spirituellen Anbieter zusammen.
Geglaubt wird, was gefällt. Und buddhistisch
inspirierte Wertanschauungen sind hierbei recht
attraktiv. Das mag auch daran liegen, dass es für
viele Buddhisten keine strafende Vaterfigur gibt,
wie ihn die monotheistischen Religionen kennen
und gern instrumentalisieren. Ein wenig fernöstliche Gelassenheit würde übrigens den zuweilen
erhitzten christlichen und muslimischen Gemütern hierzulande ganz gut tun. Die Anhänger
von Christus und Mohammed gehen zum Lächeln
ja leider oft noch in den Keller.
TEXT: LUTZ DEBUS
Thema
Was nicht passt, wird passend gemacht, Illustration: Sven Siebenmorgen
„Alle Religionen können voneinander lernen“
Volkhard Krech über Buddhismus im Vergleich zu anderen Glaubensgemeinschaften
trailer: Herr Krech, wie unterscheiden sich der buddhistisch orientierten Aum-Sekte, bedie Weltreligionen bezüglich ihres Aggressi- sonders spektakulär. Bei dem Bürgerkrieg in
Sri Lanka kämpfen buddhistisch und hinduisonspotentials?
Volkhard Krech: Keine Religion ist nur friedlich tisch geprägte Ethnien gegeneinander. Auch
die Mönche in Tibet protestieren
oder nur gewalttätig. Friedens„Manche projizieren tatnicht immer friedlich.
stiftendes Potential und auch
sächlich das Gute in den
Gewalttätigkeit finden sich in
Buddhismus.“
Der Buddhist lächelt nicht nur?
allen Religionen.
Er lächelt auch. Aber so wie es einen Dalai Lama
Erleben Sie den Buddhismus auch als gewalt- im Buddhismus gibt, können Christen auf einen
Martin Luther King verweisen, auch auf einen
tätig?
Im Buddhismus gilt im Prinzip das strenge Ge- Franziskus von Assisi.
bot, kein Lebewesen zu töten. Auch im Christentum, insbesondere im Neuen Testament, Wir romantisieren den Buddhisten als „edlen
wird Gewaltlosigkeit gepredigt. Aber wie das Wilden“?
so mit Prinzipien ist – die Wirklichkeit sieht oft Manche projizieren tatsächlich das Gute in den
anders aus. Der Buddhismus wurde schon vor Buddhismus. Diese Tendenz kann seit der Ro2000 Jahren für gewaltsame Eroberungen ge- mantik beobachtet werden.
nutzt. Buddhistische Mönchskrieger gab es im
mittelalterlichen Japan. In der jüngsten Ver- Spielt Buddhismus im Ruhrgebiet eine Rolle?
gangenheit war der Anschlag auf die U-Bahn Es gibt einige Buddhisten hier. Sie setzen sich
von Tokyo 1995, bei der 13 Menschen starben aus verschiedenen Gruppierungen zusammen.
und tausende verletzt wurden, ausgeführt von Da sind die vietnamesischen Boat-People, auch
Migranten aus anderen buddhistisch geprägten
Ländern. Aber es gibt auch unter Deutschen
eine gewisse Konjunktur, sich mit fernöstlichen
Weisheiten und auch speziell mit Buddhismus
zu beschäftigen.
Was können gemeine Christenmenschen von
Buddhisten lernen?
Grundsätzlich können alle Religionen wechselseitig voneinander lernen. Besonders in dieser
von Gewalt geprägten Welt ist es immer gut,
wenn man an die oft verschütteten friedfertigen Aussagen der eigenen Religion durch die
Religion des anderen erinnert wird.
ZUR PERSON:
Volkhard Krech (48) arbeitet
als Religionswissenschaftler an
der Ruhr-Universität Bochum.
Foto: privat
www
„Buddhismus ist noch nicht einmal eine Religion“
Christian Bösel über Buddhismus hierzulande und den Weg dorthin
Herr Bösel, wie kommt man als Nordrhein- Kann man Buddhismus mit anderen Weltreligionen vergleichen?
Westfale zum Buddhismus?
Christian Bösel: Ich war in verschiedenen Grup- Eigentlich würden wir sagen, dass Buddhismus
pen aktiv, in einem Jugendzentrum und bei noch nicht einmal eine Religion ist. Wenn man
der Herausgabe einer Schülerzeitung, auch bei das Wort Religion auseinandernimmt, bedeutet
es ja „Etwas wieder verbinden“.
Amnesty
International, habe
„Wir gehen davon aus, dass
Man hat etwas verloren, ein Paraweltverbesserisch gearbeitet. Und
unser Bewusstsein etwas ist,
dies, und man möchte dahin zuich habe mal einen Yoga-Kurs
was sich mit dem Körper
rück. Aber die Fähigkeit, die Welt
gemacht und festgestellt, dass
verbunden hat und durch
als glückbringend und sinnvoll
dies mir hilft, um mit mehr Ruhe
ihn arbeitet.“
zu erleben, ist immer in uns vorund Entspanntheit in Situationen
hineingehen zu können. Dann habe ich nach et- handen und nur zeitweise durch oberflächliche
was gesucht, was diese beiden Seiten verbindet Schleier verdeckt.
und so habe ich Ende der siebziger Jahre angefangen, mich für Buddhismus zu interessieren.
Jürgen Becker sagt: „Religion ist, wenn man trotzdem stirbt“. Stirbt man beim Buddhismus auch?
Was unterscheidet ihre Gruppe von einer Sek- Der Körper stirbt auch. Aber wir gehen davon aus,
te? Werde ich bei Ihnen eingefangen oder las- dass unser Bewusstsein etwas ist, was sich mit
sen Sie mich auch wieder laufen?
dem Körper verbunden hat und durch ihn arbeiWir lassen jeden laufen. Buddhismus ist froh mit tet, so wie der Radiosprecher durch das Radio zu
Leuten, die sich von sich aus interessieren und hören ist. Im Sterbensprozess löst sich das Bebereit sind, an sich zu arbeiten.
wusstsein vom Körper und sucht sich eine Situ7
ation, in der Samen und Eizelle zusammenkommen. So kann sich das Bewusstsein wieder mit
einem Körper verbinden. Solange man die Welt,
wie man sie erlebt, ernst nimmt, verursacht man
weitere Wiedergeburten. Erst wenn man sich und
die eigenen Gefühle wie einen Traum erfahren
kann, ist eine Wiedergeburt nicht mehr nötig.
INTERVIEWS: LUTZ DEBUS
ZUR PERSON
Christian Bösel (55) praktiziert
seit 32 Jahren Buddhismus, ist
Krankengymnast/Physiotherapeut
und lebt in Köln.
Foto: privat
Lesen Sie die Langfassungen der
Interviews und weiter Artikel zum Thema
unter: www.trailer-ruhr.de/thema
Über Tage
Willy Decker bei einer Probe zu „Leila und Madschnun“, Foto: Paul Leclair
„Kein Abschied mit Feuerwerk und Blaskapelle“
Willy Decker zu Buddhismus im Leben und auf der Bühne
trailer: Herr Decker, was hat Buddha im Ruhr- Ist Buddhismus nicht eher in einem studengebiet zu suchen?
tischen Milieu zu Hause als im postproletaWilly Decker: Buddha ist sicher einer der wich- rischen Ruhrgebiet?
tigsten philosophischen Gestalten der Mensch- Da täuschen Sie sich. Buddhismus ist nicht nur
heitsgeschichte. Er hat allen Menschen etwas zu eine bildungsbürgerliche Geschichte. Praktiziesagen. Insofern gehört er auch ins Ruhrgebiet. rende Buddhisten kommen aus allen Teilen der
Wenn Sie damit auf die inhaltliche Ausrichtung Gesellschaft. Es bedarf schon einer gewissen Leder Ruhrtriennale anspielen, so haben wir uns in bensstrecke, bis Menschen ernsthaft zum Budden drei Jahren mit der Frage beschäftigt, was dhismus finden.
die Beziehung ausmacht zwischen Kreativität
und Spiritualität, zwischen Religion im weiten Manchmal ist das Verhältnis von Kunst und
Sinn und Kunst. In den ersten beiden Jahren ging Religion schwierig. Kardinal Meisner sprach
es um Judentum und Islam. Mir
von „entarteter Kunst“, wenn
„Mir geht es nicht um
war von Anfang an klar, dass wir
sie keinen Gottesbezug hat.
einen starren Gottesbezug
im dritten Jahr nach den beiden
Das war eine skandalöse Äuoder eine Kunst, die religiös
theistischen Religionen, die auch
ßerung von Herrn Meisner
autorisiert wird.“
stark miteinander verwandt sind,
und hat mit der Wahrheit von
durchaus auch einmal in eine alternative Rich- Kunst und mit der Wahrheit von Religion übertung schauen werden, in der Religiosität auch haupt nichts zu tun. Er hat sich mit dieser reakohne Gottesbegriff praktiziert wird.
tionären Stellungnahme komplett ins Aus manövriert. So etwas kann man nicht ernst nehmen.
Den Hinduismus haben Sie links liegengelassen? Mir geht es nicht um einen starren Gottesbezug
Der Hinduismus ist einer der Wurzeln des Bud- oder eine Kunst, die religiös autorisiert wird. Es
dhismus. Ich habe auch andere große Religionen geht um eine essenzielle Beziehung zwischen
nicht einbeziehen können, weil die Triennale nun zwei Erfahrungen. Der Mensch, wenn er sich im
weitesten Sinne einem religiösen Erleben öffnet,
einmal nur drei Jahre dauert.
betritt einen Raum, der sich hinter unserer RealiAber dem Buddhismus stehen Sie persönlich tät befindet. Der Künstler betritt, wenn er kreativ
ist, einen diesem Erleben verwandten Raum. Der
auch Nahe.
Ja. Aber ich bin christlich geboren, katholisch Buddhismus umschreibt diesen Raum mit Leere.
erzogen und habe erst im Laufe meines Lebens,
auch im Laufe meines künstlerischen Lebens, Religionen bringen ja schon mal Fundamentazum Buddhismus gefunden. Mein Lebensweg listen hervor. Und der Fundamentalist ist doch
ging durch all diese Räume. Inzwischen bin ich eher der Feind der Kreativität.
praktizierender Zen-Buddhist.
Das kommt darauf an, wie man Fundamentalismus
versteht. Heute werden Menschen, die Religionen
Gibt es im Ruhrgebiet denn Buddhisten?
verzerren, religiöse Fundamentalisten genannt. Der
Wie überall in Europa gibt es auch im Ruhr- Begriff wird aber falsch gebraucht. Solche Mengebiet Zentren und Praxiskreise buddhistischer schen gehen nicht zu den Fundamenten ihrer RePrägung, sowohl, was den japanischen Zen- ligion, sondern sie verengen, verzerren, missinterBuddhismus angeht, als auch was den tibe- pretierten und missbrauchen Religionen. Wenn ich
tischen und den südostasiatischen Buddhismus die Fundamente des Islams, des Judentums, auch
angeht. Allerdings ist der Buddhismus im We- die Fundamente der anderen Religionen betrachte,
sten und so auch im Ruhrgebiet keine Massen- dann werde ich überhaupt nicht dort landen, wo
bewegung. Viele begegnen dem Buddhismus diese Menschen stehen, sondern im Gegenteil in
mit großer Begeisterung. Er stellt aber hohe einem großen, weiten und auch freien Raum.
Anforderungen an den Menschen. Weit über 90
Prozent der Interessierten vertiefen ihre Praxis Gibt es auch Verzerrer im Buddhismus?
nicht weiter.
Ich kenne keinen. Vielleicht gibt es in der Über-
www
8
46
tragung des Buddhismus vom asiatischen in den
abendländischen Raum manchmal Entwicklungen, die Missverständnisse aufbauen. So kann
eine gewisse Verzerrung entstehen. Diese wird
aber nicht als Machtmittel instrumentalisiert. Es
handelt sich eher um gedankliche Missverständnisse. Der Buddhismus ist eher frei davon, weil
zur Essenz des Buddhismus gehört, keine Dogmen zu formulieren. Das Antidogmatische macht
Verzerrung eigentlich unmöglich. Jeder Mensch
kann auf seinem Weg natürlich auch einmal in
die Irre gehen.
Mal platt formuliert: Bei fernöstlichen Sekten
werde ich doch abhängig gemacht. Protestieren Sie?
Natürlich können sich auch Scharlatane das
Etikett Buddhismus umhängen. Das, was wirklich Buddhismus ist, arbeitet aber immer gegen
Abhängigkeiten. Zen-Meister sind zunächst einmal schroff, scheinbar ablehnend, um jede Form
persönlicher Abhängigkeit zu vermeiden. Sekten
aber schotten sich ab, zäunen mit messerscharfen Stacheldrähten ihr Terrain ein. Der Buddhismus hingegen ist von seinem Wesen her offen.
Wie wird die Ruhrtriennale in diesem Jahr enden?
Als letztes Ereignis meiner Intendanz werden
sechs Mönche aus Bhutan ein riesiges Sandmandala in die Jahrhunderthalle streuen. Am letzten
Tag der Ruhrtriennale wird dieses Mandala zerstört. Ich feiere also nicht Abschied mit Feuerwerk und Blaskapelle. Der Raum wird geöffnet für
das, was kommt.
INTERVIEW: LUTZ DEBUS
Interviewserie „Über Tage“
„Über Tage“ handeln, ohne „unter Tage“ zu vergessen.
trailer-ruhr spricht mit streitbaren Menschen über das
Ruhrgebiet.
ZUR PERSON
Willy Decker (60) leitet in diesem Jahr
zum letzten Mal als Intendant die
Ruhrtriennale. Er ist im Oktober 2007
angetreten.
Foto: Reinhold Niederle
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Innovation
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11
20
STÄDTE-RANKING RUHR
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08/11
26
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85
Anzahl Elektro-Fahrzeuge
Quelle: Kraftfahrtbundesamt u. lokale Ämter
Modernes High-Tech-Gefärt, gefördert vom Land NRW und gesponsert von mehr als 100 Partnern: Der SolarWorld GT, Foto: boro-media/Hochschule Bochum
Bochumer Sonnen-Renner startklar zur Rekordfahrt
Mit purer Solarenergie ein Mal um den Globus fahren
Angehende Ingenieure scheuen keine Herausforderung. Auch nicht die Studierenden der
Hochschule Bochum. Ihr SolarWorld Gran Turismo, das vierte vollständig in der Revierstadt
konstruierte und gebaute E-Mobil, startet im
Oktober quer durch Australien. Das mit besonders hochleistungsfähigen Solarzellen aus
Galliumarsenid beklebte Leichtbaufahrzeug
will anschließend sogar die Welt umrunden.
„Es ist nicht nur politisch korrekt, sondern
einfach auch ein schickes Auto“, zeigte
sich NRW-Wissenschaftsministerin Svenja
Schulze (SPD) begeistert beim Probesitzen
im High-Tech-Gefährt. In ihrer Studizeit besetzte sie als AStA-Vorsitzende das Rektorat,
beim Rollout des Renners begrüßte die Hochschulleitung sie als Wegbereiterin für die
neue, klimafreundliche Mobilität. Das Land
Nordrhein-Westfalen macht bis 2015 mehr
als 100 Millionen Euro Fördermittel für Elektromobilität locker.
Das solarbetriebene Rekordfahrzeug will an
die Erfolge seiner Vorgänger anknüpfen.
SolarWorld No. 1, von 2005 bis 2007 geplant und gebaut, belegte bei der World Solar
Challenge 2007 den 4-ten Platz und wurde
mit dem Award für das „Beste Design“ ausgezeichnet. In den Jahren 2008 und 2010 erreichte der sauber angetriebene Sonnenwagen den 3. Platz bei der North American Solar
Challenge. Der BOcruiser ging den nächsten
Schritt Richtung Alltagstauglichkeit. Mit vier
Rädern, zwei mit Radnabenmotoren angetrieben, und PKW-typischen Abmessungen
zeigte die Bochumer SolarCar-Manufaktur
das innovative Potential der Hochschule.
2010 gewann der BOcruiser die European Solar Challenge.
Im neuen Solar World GT gibt`s erstmals
sogar zwei Sitzplätze – wie in einem echten Auto. Die unter 300 Kilogramm schwere
gelb-weiße Renn-Zitrone ist ein Sportwagen in bester Leichtbauweise. „Was anfing
mit einer rollenden Tischtennisplatte, ist zu
einem richtigen Auto geworden“, freut sich
Friedbert Pautzke. Der Professor für Elektromobilität gehört zu den geistigen Vätern des
ehrgeizigen Projekts.
Der Start der diesjährigen World Solar Challenge von Darwin/Australien, Mitte Oktober,
soll Beginn der rein solar „betankten“ Rundfahrt um den Globus werden. Nach einer
weiteren Fahrt durch Neuseela nd wird der
Bochumer GT die Kontinente Nordamerika,
Nordafrika, Europa und Asien durchqueren.
Nach insgesamt mehr als 30.000 Kilometern
und zwei Äquatorüberquerungen soll nach
www
Sichtlich begeistert vom Solar-Flitzer, NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze,
Foto: boro-media/www.boro-media.de/Hochschule Bochum
einem Jahr der Ausgangspunkt wieder erreicht werden.
Monatelang feilten mehr als 25 Studierende
in den hochschuleigenen Werkstätten am
flotten Lichtrenner, der neue Maßstäbe setzt.
Bereits seit 1999 bauen die Studentinnen und
Studenten umweltfreundliche Fahrzeuge, die
ausschließlich mit der Energie der Sonne angetrieben werden. Unterstützt von mehr als
100 Sponsoren aus Industrie und Handwerk
schuf die Innovationsschmiede mit dem GT
ein stolzes Rekordgefährt. Allein die hochwertigen Solarzellen auf dem Dach kosten rund
150.000 Euro.
Als Botschafter für Hochtechnologie aus dem
Ruhrpott tritt das Sonnenauto made in Bochum gegen die besten innovativen Fahrzeuge
der Welt an. Die rein mit erneuerbarer Energie
angetriebene gelb-weiße Zitrone zählt schon
jetzt zu den Favoriten – nicht nur optisch,
sondern vor allem was die Leistung auch bei
bedecktem Himmel oder Regen betrifft: Allein
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mit Batterie-Power kann der knuffige Bolide
gut und gerne 300 Kilometer zurücklegen. Bei
Sonnenschein ist die Reichweite unbegrenzt –
grenzenloser Fahrspaß!
Maximal 3 Quadratmeter Hochleistungssolarzellen und 21 Kilogramm Akkus schreibt
das australische Wettbewerbsreglement vor.
Angetrieben wird der gelbe Licht-Renner wieder durch zwei Radnabenmotoren (je 2 kW,
kurzfristig bis 10 kW) in den Vorderrädern.
Titan, hochfestes Aluminium und Kohlefaser
schaffen die Materialvoraussetzungen für ein
extrem leichtes, aber doch stabiles Fahrwerk
und Lenkgestänge. Der aerodynamisch perfekte Renner erreicht problemlos eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h.
Schon die Vorgänger des SolarWorld GT
wussten zu begeistern: Sechs Quadratmeter
Solarzellen produzieren bei intensivem Sonnenschein die Leistung, die ein Haartrockner
benötigt. SolarWorld No. 1 legte damit über
3000 km unter der Sonne Australiens zurück,
mit einem Durchschnittstempo von 73 km/h.
Die Spitzengeschwindigkeit lag damals wie
heute bei 120 km/h. „Dieses Projekt beleuchtet alle Facetten des Ingenieurberufes: Teamarbeit, Projektmanagement, interkulturelle
Perspektiven und nicht zuletzt die Faszination
moderner Technik. Dazu gehört die Herausforderung, durch effiziente Energienutzung ein
Fahrzeug komplett mit regenerativer Energie
emissionsfrei zu betreiben“, erläutert Dipl.Ing. Stefan Spychalski von der Hochschule
Bochum.
Die neue Renn-Zitrone will nicht nur unter
den Ersten sein, die über die Ziellinie rollen,
sondern möchte der Weltöffentlichkeit das
beste innovative Fahrzeug präsentieren. Und
der SolarWorld GT wird ein Zeichen setzen für
eine fortschrittliche, saubere Mobilität, die allein aus erneuerbaren Energien gespeist wird...
THOMAS BOROWSKI
films trailer 08-11_ films trailer 02/10 23.07.11 14:19 Seite 9
Theater Ruhr
Die Psychologie des Krieges: Ekkehard Freye (links) und Randolph Herbst (rechts) spielen zwei Soldaten in Afghanistan, Foto: Alexander Kerlin, Schauspielhaus Dortmund
Krieg ist schrecklich aufregend
Jonas Fischer inszeniert in den Katakomben des Dortmunder Theaters „Embedded – Ein Jahr Afghanistan“
Im Krieg ist es immer dunkel. Die Nächte sind einsam, die Tätigkeit grausam, die Folgen für Geist und Körper unabsehbar. Dennoch gibt es immer
wieder Nachschub an jungen Männern und Frauen, die das blutige Handwerk erlernen und dann natürlich auch ausüben wollen. Insofern sollte
niemand Mitleid mit ihnen haben, nur die zivile Bevölkerung leidet immer
am meisten und das ist kein frei gewähltes Schicksal. In „Embedded – Ein
Jahr Afghanistan“ geht es um diesen wahren Konflikt nur indirekt. Hier
geht es um den Wahnsinn selbst. Regisseur Jonas Fischer hat für diese
Erfahrung Berichte und Reportagen der US-amerikanischen Soldaten aus
dem einst gefährlichsten Ort in Afghanistan ausgewertet. Es war ein Alptraum für die Truppe, die im Unterstand Restrepo (Juan S. Restrepo starb
mit 20 Jahren am 22. Juli 2007 bei einem Feuergefecht mit Aufständischen
im Karengal-Tal) zwischen Blut- und Stammesfehden der ansässigen Clans
geraten waren. Mittendrin ein eingebetteter Reporter, der freiwillig ein
Jahr in der Kampfzone verbringt.
Alles beginnt für die 20 Zuschauer mit einem lustvollen Gang durch die
Innereien des Dortmunder Theaters. Die Unterbühne des Schauspielhauses
ist ziemlich dunkel, pädagogischer Halbkreis, ein paar Sandsäcke sind
gerade noch zu sehen, dann wird es schwarz vor den Augen. Ernst Jünger
philosophiert über „Stahlgewitter“, wo Blitze in der Nacht die schöne
Landschaft erhellen und die jungen Männer an der Gewalt saugen, die sie
dann verzerrt. Das Licht geht an, in der Blendung stehen zwei Schauspieler,
ziehen sich an. Randolph Herbst ist der Prototyp des Infanterie-Soldaten,
groß, durchtrainiert und mit ein paar martialischen Tattoos versehen, aber
auch mit der schwer zu durchschauenden Kriegerseele. Er muss dem interessierten Journalisten (Ekkehard Freye) erst das Lager, dann das Wesen des
Krieges nahe bringen, ein schneller Überfall des unsichtbaren Gegners
erleichtert das. Ducken, feuern. Feuern und ducken. Dabei die Sandsäcke
zur mageren Deckung umpacken. Alles ist cool, ein Dorado für echte Kerle,
die auch mal ein paar derbe Späße verteilen. Auch der Pressemann ist
irgendwie angesteckt.
Doch dann setzt das Warten ein und die Dialoge werden von Monat zu
Monat psychisch schwerfälliger und intimer. Jonas Fischer inszeniert hier
mit teils wilder Choreografie und wechselnden Lichteffekten. Die Säule in
der Mitte ist ruhender Pol und Paravent für Kleidungswechsel und Unvorhergesehenes. Die beiden Protagonisten müssen bis an ihre Grenzen. Die Zeit
verfliegt, der anrüchige Charme des Krieges auch. Die zwanzig Kriegsbeobachter müssen erfahren, dass hinter den real gewordenen Videospielen psychisch
labile Spieler sitzen, die sich nach dem Kampf sehnen, aber vor der Freiheit in
Geborgenheit fürchten. Irgendwann hat den Reporter die Sucht nach Gefahr
erreicht, doch er kann sie verlassen. Die Soldaten können das nicht. Viele des
blutjungen Kanonenfutters waren im zivilen Leben Drogendealer, Musiker oder
einfach nur Radaubrüder. Jetzt ist die Zeit für Reflexion vorbei. Das Vegetieren
zwischen Unrat und Ungeziefer, die homoerotischen Ersatzbefriedigungen
passen gar nicht ins Machoimage der Schein-Rambos. Das kann zuhause nicht
als Heldentat verkauft werden. Der Abend bleibt dank der beiden intensiven
Schauspieler und der ungewöhnlichen Keller-Location auch weit jenseits von
Zeigefinger-Rhetorik mit Pazifismusgehabe. Krieg bleibt ein megaeuphorisches Erlebnis, das eigentlich keiner braucht.
PETERORTMANN
P.S.: Erst am 14. April 2010 hat der letzte Soldat der US-Armee in den
frühen Morgenstunden das nur sechs Meilen lange und eine halbe Meile
schmale Korengal-Tal im Osten Afghanistans verlassen. Der Rückzug wird
in Amerika als Niederlage gewertet.
„Embedded – Ein Jahr Afghanistan“ von Jonas Fischer
R: Jonas Fischer
Theater Dortmund (Unterbühne)
Wieder im Programm ab dem 16.10.
Immer nur 20 Zuschauer
0231 502 72 22
10
24.03.2011
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Mike Kelley, Test Room Containing Multiple Stimuli Known to Elicit Curiosity And Manipulatory
Responses (Detail), 2001 © Courtesy of Kelley Studio, Foto: Fredrik Nilsen/Kelley Studio
22.03.2011
Für immer
anders –und
Wenn
Familien
19.09.2011 Mit
Stift, Charme
Humor…
Zeiten der Trauer
erlebenfür ReligionsKarikaturen
– Türöffner
Kinder, Jugendliche
und Erwachsene
unterricht
und Katechese
haben
viele Fragen undAbend
Gedanken,
Ein
unterhaltsamer
mit dem
wenn lebensbegrenzende Krankheit,
Karikaturisten Thomas Plaßmann
der Tod und das, was danach kommt,
Eintritt:
3,00Gespräch
€ - 19.30
aktuell wird.
und Uhr
Vortrag
anhand von Beispielen
20.09.2011 Brautbriefe
Zelle 92aus der
alltäglichen Trauerpraxis.
Szenische
Lesung zu den BrautEintritt: 8,00 ¼ - 19.30 Uhr
briefen von Dietrich Bonhoeffer und
Maria
Wedemeyer
Gott seivon
Dank
in der Welt!mit
- Liedern
inszeniert
vom Duodie
Sago
Ein Konzil verändert
Kirche
Auf der Grundlage
Publikation
Eintritt:
10,00 € -der19.30
Uhr
“Die Kirche der Weltgesellschaft.
23.09.2011 Musik
und Mehr...
Das II. Vatikanische
Konzil und die
Globalisierung
des Katholizismus“
„Bleibt,
ihr Engel…!“
– Bilder und Musik
vonden
Dr. Stefan
zu
BotenNacke
Gottessollen nach
einem
Impulsreferat
Autors
ausmit
Die
Violinistin
Birgitdes
Seibt
wird
unterschiedlichen
Perspektiven
die
ihrem
Violinenspiel
und in Begleitung
Herausforderungen, die heute mit
des Kirchenmusikers Stefan Glaser
dem Zweiten Vatikanischen Konzil
am
Klavier
den musikalischen
für die
Menschen
verknüpft sind, Impuls
setzen.
diskutiertErgänzend
werden. dazu erschließen
Bildbetrachtungen
des Kunsthistorikers
Eintritt: frei - 19.30 Uhr
Dr. Herbert Fendrich die Bedeutung
30.03.2011 der
Die hohe
der Weltrettung
EngelKunst
als Mittler
zwischen Gott und
Das Komischste
den
Menschen.aus dem wirklich
wahren
Kabarettisten
Eintritt: Leben
8,00 €mit- dem
19.30
Uhr
Kai Magnus Sting
Als Rastelliund
der Hölle
gesprochenen und
28.09.2011 Himmel
geschliffenen Rede,
als gnadenloser
Grenzgänge
zwischen
Literatur, Musik
Menschenbeobachter und Menschenund Klang
kenner, als Parodist des Lebens,
Die
Gruppe The colour of soundTerrorist des Wortes und Meister des
poetry
verbindet Literatur,
Musik,
Klang
Zwischenmenschlichen
hat Sting
seine
sowie
immer wieder
Malerei
Lieblingsnummern
im auch
Gepäck
und diezu
einem
Ganzen.
ein oderatmosphärischen
andere neue Geschichte.
Eintritt: 10,00
UhrUhr
Eintritt:
10,00¼ €- 19.30
- 19.30
Eine Ausstellung organisiert von der Hayward
Gallery, London, in Zusammenarbeit mit der
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
K20 GRABBEPLATZ
Düsseldorf
www.kunstsammlung.de
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THEATER IM RATHAUS ESSEN
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2011 SPIELZEIT 2012
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Premiere
Sieht ziemlich marode aus. Das „Haus am See“ von Reto Finger (Inszenierung: Anselm Weber) bleibt aber weiter auf dem Spielplan, Foto: Thomas Aurin
Der Apparat kostet das Geld und nicht die Kunst
Der Intendant des Bochumer Schauspielhauses Anselm Weber über Sparzwänge, den neuen Spielplan und den Bedarf nach Urlaub
Sie sitzen in der Provinz und träumen sich in laufen in Bochum nicht, der eine ist Horváth und
die große, weit entfernte Stadt. Sie glauben, der andere ist Tschechow. Bei Horváth (gemeint ist
dass dort alles besser ist als hier, in dem Nest, „Kasimir und Karoline“, Regie: Lisa Nielebock: die
in das sie vor vielen Jahren mit dem Vater Redaktion) habe ich die schmerzliche Erfahrung gekamen. Nein, es geht nicht um Bochum, son- macht, dass das Sprichwort recht hatte. Also von
dern um eine größere Garnisonstadt im Osten Kassenschlagern sind wir weit entfernt. Bei „Drei
Russlands, irgendwann um 1900. Mit Anton Schwestern“ hoffe ich, dass wir diese Regel durchbrechen. Die „Räuber“ ist eine
Tschechows „Drei Schwestern“
startet das Bochumer Schau- „Wenn wir eine GmbH wären Idee, die ich schon sehr lange
habe. Eigentlich seit ich mit Jan
spielhaus nach der Sommerund Gott sei Dank sind wir
pause. 17 Premieren stehen keine, hätten wir zum Insol- Klata im Gespräch bin. Das hat
erst einmal auf dem Plan, 24 venzverwalter gehen müssen.“ damit zu tun, dass mich bei „Dantons Tod“, seiner ersten Arbeit, die
Produktionen aus der Spielzeit 2010/2011 werden im Repertoire bleiben. ich gesehen habe, dieser spezielle Ansatz unglaubDoch das strukturelle Defizit von 750.000 lich interessiert hat und ich ihn damals schon geEuro pro Jahr könnte bald auch die langfristige fragt habe, ob er für uns Schiller machen würde. Er
Spielplangestaltung lähmen, schließlich läuft wollte das aber erst in der zweiten Spielzeit. „Bunbury“ ist ein Stück, wo ich gleich gesagt habe, wenn
Anselm Webers Vertrag noch ein paar Jahre.
man die Schauspieler dafür hat, dann entsteht die
trailer: Herr Weber, viele Klassiker finden sich Lust auf dies Stück. Grundsätzlich bleibt aber der
im neuen Spielplan. Gibt es eine inhaltliche Versuch, einen Spielplan für das Schauspielhaus BoKlammer, welche die Auswahl dieser Stücke chum zu machen, ein Spagat: Denn man muss jeden
Abend 1.400 Plätze füllen und gleichzeitig so anverbindet?
Anselm Weber: Eine Klammer gibt es nicht. Es spruchsvolles Theater machen, dass es dem Niveau
ist nach wie vor der Versuch, den uns bekannten des Schauspielhauses Bochum entspricht.
Blick durch eine neue, eine fremde Sichtweise zu
ergänzen oder aufzubrechen oder neu erleben zu Wie angeschlagen ist das Schauspielhaus Bolassen. Das ist nach wie vor der Vorgang.
chum denn im Moment?
Künstlerisch würde ich sagen, sind wir auf einem
Und der gesellschaftliche Tatbestand? Da guten Weg. Finanziell muss ich jetzt die Berichte
ist „Die Dreigroschenoper“ zur Finanzkrise, der Presse nicht mehr ergänzen. Der wichtigste
„Draußen vor der Tür“ zum Krieg.
Satz: Wenn wir eine GmbH wären und Gott sei
Wenn Sie das so sehen, ja. Der Spielplan beschäf- Dank sind wir keine, hätten wir zum Insolvenztigt sich auch im weitesten Sinne mit Figuren, die verwalter gehen müssen.
Randfiguren dieser Gesellschaft sind und die im
zunehmenden Maße eine Rolle spielen. Das The- Aber die Erhöhung der Eintrittsgelder, die Abma Krieg war bis vor kurzem kein Thema, nun ist schaffung des Melanchthon-Saals als Spieler wieder ein Thema. Das Thema Armut, hat man stätte – sind das nicht nur Tropfen auf den
gedacht, hätte man überwunden, auch das ist heißen Stein?
wieder ein Thema.
Das ist richtig. Nur irgendwo muss man ja anfangen. Grundsätzlich müssen wir ja sehen, in was
Dient die neue Spielzeit mit seinen „Kassen- für einer Umgebung wir uns bewegen. Es muss ein
schlagern“ als Buche im Kürzungsgewitter?
Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass wir
Da müsste ich jetzt zurückfragen: Welche Klassi- in einer Stadt leben, die mit 160 Millionen Euro
ker meinen Sie denn?
strukturellem Defizit pro Jahr selbst rasant der
Komplettverschuldung entgegenrast. Man muss
„Die Dreigroschenoper“, „Drei Schwestern“, also einfach anfangen und natürlich fängt man
„Die Räuber“, „Kleiner Mann – was nun?“, jetzt im Kleinen an. Aber das hat Auswirkungen.
„Was ihr wollt“, „Bunbury“…
So werden wir zum Beispiel im nächsten Jahr kein
Da hat jedes Stück seine eigene Geschichte, denn einziges Plakat drucken und wir haben jetzt die
so machen wir den Spielplan. Zu „Drei Schwestern“ Stelle der Theaterpädagogik erst mal gesperrt. Das
ist zu sagen, dass man mir gesagt hat, zwei Autoren sind schon Einschnitte in den Kernbereich und wir
www
12
werden sehen, wie wir damit weiter hantieren
können. Das ist sicher auf Dauer keine Perspektive.
Aber wir können beim Sparen das Schauspielhaus
nicht immer außen vor lassen, auch in der Wahrnehmung für die Stadt. Das finde ich wichtig.
Aber im künstlerischen Bereich ist das doch
eigentlich ausgereizt?
Ich sag ja auch immer, dass eigentlich der Apparat das Geld kostet und nicht die Kunst. Also,
wenn man sich vorstellt, dass 30 Schauspieler
hier acht Prozent der Personalkosten ausmachen,
dann sagt das eigentlich alles über das Verhältnis
von Kunst und Nichtkunst.
Also statt „Krach in Chioggia“ Ärger in Bochum. Steht die Stadt in der Pflicht?
Sicher steht die Stadt in irgendeiner Weise in der
Pflicht. Nur die Stadt ist ja auch in einer Situation,
wo sie keine Gelddruckmaschine im Keller stehen
hat. Es ist eben kein Geld da. Wir müssen uns daran gewöhnen, übrigens auch hier im Haus, dass
das alte Bewusstsein von einem städtischen Amt
genannt Schauspielhaus einfach vorbei ist. Es gibt
ein Bewusstsein, das existiert nach wie vor noch
in einigen Köpfen, dass wir als Ex-Amt irgendein
Zugang hätten – ich bleibe bei dem Bild – zu einer
Gelddruckmaschine oder dass ich irgendein Konto
habe, was keiner kennt. Es sind einfach keine Ressourcen mehr da. Aber wir werden jetzt gemeinsam mit der Stadt versuchen Lösungen zu finden.
Können Sie in diesem Jahr überhaupt noch Urlaub machen?
Ich muss Urlaub machen, weil ich seit dem 16.
August 2010 durcharbeite. Und, Sie werden es
nicht glauben, selbst ich komme irgendwann an
meine Leistungsgrenzen.
INTERVIEW: PETER ORTMANN
ZUR PERSON
Anselm Weber geboren 1963 in München.
1984 Fotostudium an der Staatlichen
Fachakademie für Fotodesign, danach
Studium der Germanistik, Philosophie und
Anglistik in Berlin. 1986-1989 Regieassistenz an den Münchner Kammerspielen
bei Dieter Dorn und Hans Lietzau. 1989
erste eigene Inszenierung. 1990 Regiepreis der Bayerischen
Theatertage. 1999 am Aalto Musiktheater Essen erste Opernregie. 2005-2010 Intendant am Schauspiel Essen. Seit Beginn der
Spielzeit 2010-2011 Intendant der Schauspielhauses Bochum.
Foto: Thomas Aurin
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Erleben Sie das Abo
WORLD MUSIC
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FÖRDERER:
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SPARKA SS
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mit Eleftheria Arvanitaki, Anoushka Shankar,
Dobet Gnahoré, Kodo und Mercan Dede.
So klingt nur Dortmund.
Theater Ruhr
Eine frühe Feministin: Kriemhild (Katja Uffelmann), Foto: B. Hupfeld
Baudrillard statt Zucker für den Affen, Foto: Susanna Drescher
Michael Lippold und der Scheiterhaufen, Foto: Birgit Hupfeld
Rache für Siegfried
Anschauungsobjekt Tod
Jesus auf dem Grill
„Nibelungen 6“ im Bochumer Rottstr5 Theater
Die Schweizer CapriConnection in Bochum
Dostojewskis „Der Großinquisitor“
Zum sechsten Mal hat es nun in der Bochumer
Rottstraße eine Nibelungen-Premiere gegeben.
Wie schon im fünften Teil steht eine Frau allein
auf der Bühne: Kriemhild (Katja Uffelmann). Die
leidet darunter, ihren Siegfried verloren zu haben; die Schuldgefühle hat, weil sie seine verwundbare Stelle an Hagen von Tronje, den Mörder, verriet. Sie tat es zum Schutze Siegfrieds und
wurde so doch zur Mitschuldigen. Kriemhild, die
Rache schwört. Rache am Mörder Hagen. Sie ist
bereit für Hagens Tod zu sterben, tötet mich,
wiederholt sie einige Male. Denn ohne Siegfried
möchte sie nicht leben, er war ihre zweite Haut.
Sie wird Hagen eigenhändig töten – sie als Frau.
Für ihren Gegner könnte es keine größere
Provokation geben.
Regisseur Ulf Goerke benutzt die Figur Kriemhilds als Projektionsfläche für Frauen, die für ihr
Recht, gegen ihre Unterdrückung kämpfen und
sich in der von Männern dominierten Welt
durchzusetzen wissen. Klischeehafte Vorstellungen der sexuell frustrierten, hysterischen, ständig
weinenden Frau werden lächerlich gemacht und
Standarderklärungen (Sie hat ihre Tage. Das liegt
an der Pille.) für Depressionen und Ängste von
Frauen dementiert. Männer, die zu Waffen greifen, seien Helden; Frauen, die versuchten sich zu
wehren, würden verlacht, kritisiert Kriemhild.
Auf äußerst beeindruckende Weise beleuchtet
Uffelmann die verschiedenen Facetten der
Kriemhild. Dabei bewegt sie sich kaum, steht auf
einem Podest auf einer ansonsten ungewohnt
leeren Bühne. Eine der wenigen Requisiten ist
das Reclamheft des Nibelungenliedes, aus dem
sie Siegfrieds Todesszene zitiert und parodiert.
Am Ende der Inszenierung hat Kriemhild es
geschafft; sie ist frei. Gelöst und ungebunden
schwebt sie über die Bühne. Auf ins Land der
letzten Dinge. Die Inszenierung schafft es hervorragend Kriemhild als Kämpferin für das Recht
der Frau auf Selbstbestimmung zu zeigen, dabei
jedoch ihre eigene Unmenschlichkeit und
Grausamkeit nicht auszublenden. Ihr Anspruch
gehört zu werden, Mitspracherecht zu haben,
wird geschickt zur allgemeingültigen Forderung
erhoben. Wieder ein sehr gelungener und eindrucksvoller Abend. ALEXANDRA BRUNDIERS
Der Tod ist niemals dort, wo man ihn erwartet. Es
gab ihn auch nie, den Tod der Moderne. Das war
eine Metapher aus den 1980ern, als die künstlerische Avantgarde diesen forderte, mit viel
Eigennutz. Jetzt schlägt der nicht eingetretene
Tod in den Kammerspielen wieder zu – mit einer
Schweizer Theatertruppe gewürzt mit Barockmusik. Das Musiktheater „Ars moriendi“ ist eine
Zusammenarbeit zwischen der freien Schweizer
Theatercompagnie CapriConnection mit der
Basler Hochschule für alte Musik. Unter der
musikalischen Leitung des Barockspezialisten
Anthony Rooley lassen zwölf Sängerinnen und
Musiker aus dem engeren Umfeld der Schola
Cantorum englische Barockkompositionen aus
dem Themenkreis des Sterbens wiederauferstehen. Der rote Faden ist eine der hochspezialisierten Schwafeldiskussionen in Tübingen 1983
über und mit dem französischen Soziologen Jean
Baudrillard. CapriConnection hat das dokumentarische Material. Die über drei Tage andauernde
Zusammenkunft der Philosophen wurde damals
auf Tonband dokumentiert und unter dem Titel
«Tod der Moderne» von Claudia Gehrke in ihrem
legendären Konkursbuchverlag veröffentlicht.
Auch sie kommt in der realfiktiven Rahmengeschichte genau wie Gerd Bergfleth, Michael
Rutschky, oder Ulrich Sonnemann zu Wort, nicht
aber eine Gruppe Menschenaffen, die zu Beginn
des Stücks in ein futuristisches Museum eindringen und ausgestellte Devotionalien wie Tonband, Diaprojektor oder auch nur den Knochen
unter einer Käseglocke begutachten. Dazu die
deutsche Erstausgabe von Baudrillards "Der
symbolische Tausch und der Tod", Anlass und
Uhrfeder der Tübinger Philophiedebatte. Mag die
Revue von Gehrke (Susanne Abelein), die damals
organisierte, wie alle rauchte und nach den langen Sitzung ein wenig unverbindlichen Sex
hatte, auch am Auge und als ironische Rückblende passieren, spätestens wenn die selbst
ernannten Heroen von damals die dünne Suppe
erneut aufkochen, wird Lebenszeit über Gebühr
verbraucht. Inszeniert hat das die Theater- und
Opernregisseurin Anna-Sophie Mahler. Dann
schon lieber die «Funeral Music for Queen Mary»
(1693) von Henry Purcell.
PETER ORTMANN
In den Katakomben der Inquisition wird Fleisch
gegrillt und gequalmt, dass sich die Lungen
quälen und die Nasen rümpfen. „Der Großinquisitor“ heißt das Stück im Bochumer OffKeller Rottstr.5. Es ist ein 75-Minuten-Monolog
über Gott und die Welt, frei nach einem MegaSplitter aus Dostojewskis Wälzer „Die Brüder
Karamasow“, oft eher als Lesung oder Hörspiel
genutzt, hier aber vorsätzlich inszeniert, mit
Schauspieler Michael Lippold als Teufel, als
Heiland und Großinquisitor in einer Person, vor
und hinter einem Scheiterhaufen aus Stühlen,
mit Kutte und Grillgeschirr, heißer Kohle und
ein Paar blassblauer Kontaktlinsen, die mich
zumindest an den Bösemönch aus „Name der
Rose“ erinnerten. Licht, Intro und Zwischentexte aus dem Off, soweit wäre die magere
Szenerie bereitet. Eigentlich ist es ein Gespräch
zwischen den Brüdern Iwan und Aljoscha
Karamasow, dem die Idee einer Wiederkehr von
Jesus in das mittelalterliche Spanien zugrunde
liegt. Hier herrscht der greise Kardinal-Großinquisitor von Sevilla, der den Heiland zwar
erkennt, ihn aber dennoch in den Kerker werfen
lässt um ihn wegen des leichtfertigen Freiheitsversprechens an die Menschheit anzuklagen, dessen Liebe nach der Überzeugung des
Kardinals ein weltfernes Prinzip die Lebenswirklichkeit des Menschen konterkariert. Nur
die Heilige Römische Kirche könne eine Ordnung aufrechterhalten, die auch durch brutale
Durchsetzung christlicher Normen, ein halbwegs gesichertes Leben der Menschen garantiere. Soweit so gut. Die Grenzen des Nihilismus
sind bekannt, auch sie enden meist an Scheiterhaufen, in Gulags oder der Deutschen Bank.
Auch hier schweigt Jesus beständig. Leider
kommt die Inszenierung nicht soweit. Durch die
gewaltige Textmenge, die Lippold professionell
in den Raum rezitiert, bleiben Choreografie,
Musik und Echtzeitgegrilltes nur Randerscheinung einer schwach bewegten Lesung mit ein
paar Kleiderwechseln. Auch ein glänzend ausgefeilter Monolog ist also schwierig im Keller
der Christenheit zu performen, da bleibt dann
auch die Idee eines sehr filigran aufgestuhlten
Scheiterhaufens auf der Strecke. Nur der Zigarettengestank vom offensichtlichen Nichtraucher Lippold wird haften bleiben – an der
Kleidung.
PETER ORTMANN
„Nibelungen 6 Kriemhild in Bombenstimmung“
von Ulf Goerke und Matthias Wulst
R: Ulf Goerke
Rottstr5 Theater Bochum
Weitere Vorstellungen im September
0163 761 50 71
www
„Ars moriendi“
von Capri Connection und S.C.B.
Theater Festival Impulse 2011
14
„Der Großinquisitor“ von Fjodor M. Dostojewski
R: Hans Dreher
Rottstr5 Theater Bochum I Sa 6.8. 19.30 Uhr
0163 761 50 71
Die Mutter aller Ruhrgebietskomödien
Foto: Thomas Heiser
PROGR AMM 08–011
ren
seit 15 Jah n Oper“
ische
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„Freunde
im GREND · Westfalenstr. 311 · 45276 Essen
Kartenvorverkauf + Vorbestellung (Di, Do, Fr 16 - 19 Uhr) Telefon 0201 - 851 32 - 30
Karten sind auch an allen CTS-Vorverkaufsstellen erhältlich
28
www.theater-freudenhaus.de
www
Theater in NRW
Cool. Unsere Grugahalle
19 | 08 | 2011–
28 | 08 | 2011
Sommerfest
an der Grugahalle
10 | 09 | 2011
Große Ü-30 Party
Der Party-Spaß
30 | 09 | 2011
Edguy
Age Of The Joker European Tour 2011
01 | 10 | 2011
Cindy aus Marzahn
„Nicht jeder Prinz kommt uff’m Pferd“
02 | 10 | 2011
Helge Schneider
„Buxe voll!“
08 | 10 | 2011
Musical Allstars
Präsentiert von KODi
15 | 10 | 2011
Koncert Gwiazd
Stars aus Polen
19 | 10 | 2011
Crosby & Nash
Einziges Konzert in NRW
22 | 10 | 2011
Musikschau Schottland
Keltenzauber und schottische Lebensfreude
23 | 10 | 2011
CD- & Schallplattenbörse
im Foyer
29 | 10 | 2011
Soundtropolis
Just Rave
05 | 11 | 2011
Mario Barth
„Männer sind peinlich,
Frauen manchmal auch!“
16 | 11 | 2011
Paul Panzer
„Hart Backbord –
Noch ist die Welt zu retten!“
03 | 12 | 2011
21. Oldie Night
u.a. mit Racey, T. Rex, Dozy,
Beaky, Mick & Tich
07 | 12 | 2011
Beatsteaks
Boom Box Tour
17 | 12 | 2011
Wise Guys
Wunsch-Tour 2011
„Kaspar“ im Theater Bonn, Foto: Thilo Beu
Neoliberaler Discount
Theater Bonn siegt beim Theatertreffen NRW und verliert seinen Intendanten
Von Hans-Christoph Zimmermann
Am Ende herrscht grausiges Schweigen, wenn der Kannibale von Rotenburg
in völliger Dunkelheit mit seinem Opfer diskutiert. Hermann Schmidt-Rahmers Inszenierung ließ den Schluss von Elfriede Jelineks „Rechnitz (Ein Würgeengel)“ unangetastet und sorgte so in Düsseldorf für einen Skandal. Beim
Gastspiel in Wuppertal zeigte sich, wie intelligent die Regie diesen Botenbericht vom Massaker einer Schlossgesellschaft an jüdischen Zwangsarbeitern
steigert. Jelineks Betonung der rauschhaften Seite des Holocaust wird mit
einer beißenden Exegese der NS-Rezeption konfrontiert, vom diarrhoehaften
Geschichts-Small Talk, über NS-Aufarbeitungsliteratur, Feldforschung nach
Leichen bis zum NS-Porno ist alles dabei. Dafür gab’s zu Recht den Publikumspreis des Theatertreffen NRW in Wuppertal.
Das Festival mit dem merkwürdigen Untertitel „Westwärts“ ist eine Best ofShow mit unscharfer Kontur. Eine Jury hat zehn „bemerkenswerte und künstlerisch herausra-gende Inszenierungen“ der insgesamt 19 NRW-Bühnen ausgewählt. Viele wollten dabei sein, nicht
„Es ist ein bitterer Sieg.“
jeder durfte. An Herbert Fritsch kommt
derzeit allerdings niemand vorbei. Wie schon beim Berliner Theatertreffen
sorgte seine Oberhausener „Nora“-Inszenierung auch an der Wupper für Begeisterung. Ibsens angestaubter Emanzipationsklassiker wird zur gnadenlos
stilisierten Beziehungsgroteske zwischen Filmtrash, Courteline und Slapstick.
Fritsch treibt den Personen die Psychoflausen aus und macht aus ihnen Pathosmonster mit aufgerissenen Augen und schreckgeweiteten Mündern.
Dem Oberhausener Theater geht es schlecht, dem Wuppertaler auch und
deswegen wurde auch eifrig diskutiert und ein Thesenpapier mit halbgaren
Thesen vom Theater als Thinktank, als Bildungsstätte, als Ort der Identifikation und Vielfalt der Produktionsformen veröffentlicht. Lob erhielt die Landesregierung, die im Rahmen eines Theaterpakts ab 2012 den notleidenden
NRW-Theatern und -Orchestern weitere Zuschüsse von 4,5 Mio. Euro, der
freien Szene 1,5 Mio. zusagt. Das ist auch dringend nötig, wie gerade der Fall
Bonn zeigt. Dort haben Kultur- und Finanzausschuss Sparmaßnahmen von
3,5 Mio. Euro pro Jahr ab 2013, manche sagen sogar 7 Mio. Euro beschlossen.
Der derzeitige Etat von 27 Mio. Euro würde damit um fast 13 Prozent zusammengestrichen. In ähnlicher Größenordnung schrumpft auch die Freie Szene.
Generalintendant Klaus Weise hat daraufhin auf eine Vertragsverlängerung
über 2013 hinaus verzichtet. Da nutzte es auch nichts,
dass das Theater Bonn für seine „Kaspar“- Interpretation in Wuppertal mit dem Preis für die beste Inszenierung
ausgezeichnet wurde. Alexander Riemenschneider richtet
Handkes Sprachdressurstück auf Unterhaltungs- und Motivationsformate aus. Die Schauspieler inszenieren eine
Animationsshow mit dem Publikum und setzten die TitelHans-Christoph
Zimmermann ist
figur einem Discount-Motivationspush aus, der am Ende
Theaterkritiker
in einen neoliberalen Identitäts-Habitus mündet. Das ist
für Printmedien
und Hörfunk.
mitreißend inszeniert, doch es bleibt ein bitterer Sieg.
www
Terminstand: Juli 2011 . Änderungen vorbehalten
MESSE ESSEN GmbH
Geschäftsbereich Grugahalle
Norbertstraße . D-45131 Essen
Telefon: +49.(0)201.7244.0
Telefax: +49.(0)201.7244.500
Ticket-Hotline:
02 01.72 44 290
Montag bis Freitag 10.00 – 18.30 Uhr
[email protected] . www.grugahalle.de
Weitere Kritiken zu den Highlights der letzten und kommenden
Spielzeit lesen Sie unter: www.trailer-ruhr.de/theater-ruhr
16
Musical in NRW
Szenenfoto „Crazy for you”
Aufgepeppte Klassiker
Open-Air Musicals zum Mitswingen
„...ein absoluter TRIUMPH...“
– The New York Times
Von Rolf-Ruediger Hamacher
Auf der Emsländischen Freilichtbühne Meppen steht der Musical-Klassiker „Anything
Goes“ auf dem Programm. Das begeisterungsfähige Publikum von Deutschlands
meistbesuchter (unüberdachter) Freilichtbühne gerät schon bei der Ouvertüre in
Mitklatsch-Laune. Spätestens nach der ersten
„Meppen dürfte bald die
Steppeinlage kommt es dann aus dem Stau- überdachten Freilufttheater
nen nicht mehr heraus, was die über 340 ehschlagen: künstlerisch wie
renamtlichen Schauspieler, Tänzer, Techniker,
zuschauermäßig.“
Bühnenbauer, Schneiderinnen, Maskenbildner und Organisationskräfte da wieder mit Unterstützung der renommierten Choreographin und Regisseurin Iris Limbarth innerhalb eines Jahres gestemmt haben. Mit
ihren Weggefährten vom Wiesbadener Staatstheater – Reinhard Wust (Bühnenbild)
,Heike Ruppmann (Kostüme) – und den drei professionellen Musicaldarstellern Thorsten Ritz, Rainer Maaß, Julia Felthaus hat Limbarth das Optimale aus dieser Cole
Porter–Hitparade im Gewand einer auf einem Luxus-Liner spielenden Boulevardkomödie herausgeholt, in der es nach viel Liebes-Chaos ein vierfaches Happy-End zu
beklatschen gibt.
Einfühlsam bindet die Inszenierung das 70-köpfige Ensemble in die großen Revue-Nummern ein. Und das vom Band kommende Orchester spielt jenen schnörkellosen Swing, der die Porterschen Melodien direkt ins Ohr gehen lässt. Dankenswerterweise hat man die weltberühmten Evergreens– bis auf einige die Handlung
vorantreibende Zwischensongs – im Original belassen. Und während Iris Limbarth
sich in der Spitze deutscher Musical-Regisseure festgesetzt hat, dürfte Meppen
bald auch die überdachten Freilufttheater schlagen: künstlerisch wie zuschauermäßig. Nachdem Ken Ludwig 1992 George und Ira Gershwins „Girl Crazy“ aus dem
Jahre 1930 mit neuen Songs und einer veränderten Handlung ausgestattet hatte,
eroberte „Crazy for you“ die Bühnen der Welt. Nun haben sich Andreas Gergen
und Christian Struppeck, zwei unserer innovativsten Musical-Regisseure, an den
aufgepeppten Klassiker gewagt – und liefern in Tecklenburg eine Inszenierung
ab, wie man sie in dieser Perfektion selten auf deutschen (Freiluft-)Bühnen sieht.
Da wurde weder an den Kostümen noch an der Chorus-Line oder dem Orchester
gespart. Zehn hübsche Tänzerinnen und die 17-köpfige Live-Band bringen einen
so richtig in Stimmung. „Broadway“ steht auf einem Ortsschild im Bühnenhintergrund. Tatsächlich atmet die Szenerie mit ihren erleuchteten Showtreppen und
Glitzer-Kostümen einen Hauch jener legendären 42. Strasse. Wenn das umgedrehte Schild dann „Deadrock“ anzeigt, macht sich sofort die triste Atmosphäre
eines abgelegenen Kaffs breit, wo der New Yorker Bankerbe Bobby aus einem
maroden Theater eine Show-Palast macht und, nach den Genre-üblichen Verwicklungen, das Herz der liebreizenden Polly gewinnt.
Vor allem, weil sich Marc Seitz (Bobby) und Filipina Henoch
(Polly) als komplette Musical-Darsteller erweisen, die singen,
tanzen und spielen können,sieht man über die belanglose Story hinweg. Doch leider hat man in diesen musicalischen Freudenbecher einen Wermutstropfen fallen lassen: die Gershwin
Songs wurden ausnahmslos eingedeutscht. Da Übersetzer KeRolf-Ruediger Hamacher ist Mediendozent, vin Schroeder aber nicht Ira Gershwins Talent geerbt hat, muss
Journalist und im Vorman poesiearme Lied-Texte über sich ergehen lassen, die eher
stand des Filmkritikerabturnen als zum Mitsingen animieren.
Verbandes
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– Los Angeles Times
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Originally produced by Cameron Mackintosh and The Really Useful Group Ltd. | Poster design by Dewynters. TM © 1981 RUG Ltd.
„Anything Goes“ I 5.-27.8 (nicht täglich) I 2. und 3.9., jeweils 20 Uhr
Emsländische Freilichtbühne Meppen I 05931 881 21 88
„Crazy for You“ I 6.-26.8. (nicht täglich), jeweils 20 Uhr
Freilichtspiele Tecklenburg I 054 822 20
17
6+%-'65∙ YYYMCTVGPMCWHGPFG∙YYYDDRTQOQVKQPEQO
a/KPCWUFGO(GUVPGV\/QDKNHWPMOCZa/KP
Theater demnächst
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und Shows: Von rasanten Fahrten mit dem „MP Xpress“ oder dem
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der „Crazy Action Stunt Show“ bis hin zum größten NICKLAND
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Feiert im Oktober sein 100-jähriges Bestehen, das Theater Hagen, Foto: Theater Hagen
Der Hagener Impuls zur Fledermaus
Das Theater am Tor zum Sauerland feiert Jubiläum
Vor hundert Jahren wurde „Die Ratten“ von Gerhart Hauptmann uraufgeführt. Natürlich in Berlin und nicht in Hagen. Dabei passt das Stück im
gequält übertragenen Sinne auf die zeitgenössische Situation der überschuldeten Kommune am „Tor zum Sauerland“. Ihr Städtisches Schauspielhaus wurde am 5. Oktober 1911 eingeweiht, ein Jahrhundert später
hat es den kleinsten Etat aller NRW-Bühnen, steht seit Jahren zur Disposition. Es ist ein typisches kulturelles Baby des gehobenen Bürgertums,
das es zwar erwachsen werden ließ, nun jedoch dem morphinen Siechtum
überlässt. Vielleicht sind die Rettung ja Wanderbühnen, die bereits 1832
hier gastierten oder eben eine Neuauflage der Theater-Aktiengesellschaft
von 1909.
Sei es drum. Mit einem Sonderprogramm feiert das Theater in Hagen im
Herbst sein hundertjähriges Bestehen. Große Sprünge sind da kaum zu
erwarten. In der Festwoche kommt die Münchner Lach- und Schießgesellschaft, findet die „4. Internationale Aids Tanzgala“ statt und man führt das
zeitweise verbotene Stück „Ehrensache“ von Lutz Hübner auf. Aber auch
eine öffentliche Generalprobe von Loriots Wagner-Version „Der Ring an
einem Abend“ verspricht Kurzweil. Kurzweil, das können sie in der Stadt,
wo einst Nena, Extrabreit und die Humpe-Schwestern die Schulen unsicher machten, wo einst Schwerindustrie, Bier und Zwieback die Menschen ernährten, aber auch ein gewisser Karl Ernst Osthaus (Bankier und
Mäzen) den „Hagener Impuls“ startete und deshalb Bauhaus-Architekten
das Folkwang-Museum und eine rudimentär ausgeführte Gartenstadt hinterließen. Irgendwie ist alles weg, das Osthaus-Museum dümpelt, vor zwei
Jahren ist das Emil Schumacher Museum eröffnet worden. Auf drei neu
erbauten Stockwerken werden die Gemälde, Arbeiten auf Papier, Keramik
und Porzellane Emil Schumachers in wechselnden Präsentationen gezeigt.
www
Zurück zum Kurzweil. Auch außerhalb der Festwoche bietet das Theater
Unterhaltungschancen. Ausgerechnet Guildo Horn spielt im Hagener Musical „The Rocky Horror Picture Show“ den Riff Raff. Zu sehen ist das erst
im Januar und damit zeitgleich mit einer anderen tourenden Show gleichen Inhalts. Interessanter als Timewarp und Lab könnte ein ganz neues
Musical werden, das zurzeit noch mit Schülern der Hagener Berufskollegs
in Zusammenarbeit mit Theaterprofis entsteht. Auch „Beats“ soll im Frühjahr gespielt werden.
Abwarten heißt Tee trinken, nur Kaffeefetischisten sind immer hibbelig.
Die Spielzeit in Hagen beginnt im September mit der Premiere von „Die
Fledermaus“. Die Inszenierung der Oper ist das Ergebnis einer Hagener
Publikumsbefragung. Ein Drittel der Besucher wünschten sich die korkenknallende Operette von Johann Strauß, in der es eigentlich um nichts
Wichtiges geht, außer das die feudale Oberschicht mal wieder lustige Beziehungsprobleme hat. Eigentlich sollten einem da sofort die auf Rosen
gebetteten Wanderbühnen von 1832 einfallen, aber wie heißt es so schön
bei Strauß: „Glücklich ist, wer vergisst“.
PETER ORTMANN
Festwoche 100 Jahre Theater Hagen I 5.-9.10. 2011
Theater Hagen
02331 207 32 18
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Oper in NRW
Fair! Ice Tour 2011
Ben & Jerry’s kommt vor Deine Haustür
Rosina kann ihren Vormund Doktor Bartolo nicht ausstehen, Foto: Stefan Kühle
Eine Nase voll Lachgas
Der Barbier von Sevilla in Hagen
Von Karsten Mark
Gut zwei Jahre ist es her, da gaben Regisseurin Annette Wolf und Ausstatterin Lena Brexendorff an der Hagener Oper ihren Einstand und landeten
mit Rossinis „La Cenerentola“ prompt einen Coup. Die komische Oper kam
nicht als museales Schmunzelstück für Kenner daher, sondern als tempound pointenreicher Brüller. Ihr Aschenputtel schuftete in der Würstchenbude, während die bösen Stiefschwestern
„Munter springen die Funken
als It-Girls durch die Partyszene der Reizwischen Orchestergraben und
chen und Schönen tingelten. Intendant
Bühne hin und her“
Norbert Hilchenbach hatte mit Wolf und
Brexendorff offensichtlich ein Dreamteam für Komödien verpflichtet. Nun
sind den beiden Frauen nach Hagen zurückgekehrt und übertreffen sich
selbst – wieder mit Rossini und wieder mit einem Partyschönling, dieses Mal
allerdings einem männlichen: dem Barbier von Sevilla.
Raymond Ayers gibt den eitlen Figaro mit trendiger Fransenfrisur, Sonnenbrille und weißem Aufschneideranzug. Und er darf seine Rolle auch gesanglich ausgiebig persiflieren, was ihm gut gelingt. Gegen den coolen Barbier
wirkt Jeffery Krueger als verliebter Incognito-Graf Almaviva reichlich vertrottelt – eine gute Voraussetzung für allerlei kleine Gags bis hin zu ausgewachsenen Slapstickeinlagen. Regisseurin Wolf findet stets das rechte Maß,
wobei die Stärke ihres Barbiers eindeutig in der kräftigen Überzeichnung
liegt. Rossini und sein Librettist Cesare Sterbini haben in mancher Szene
das reinste Tohuwabohu entfesselt. Annette Wolf kostet das in vollen Zügen
aus. Dabei kann sie auf eine äußerst spielfreudige Solistenriege zurückgreifen, die ebenfalls für jeden Spaß zu haben ist. Baßbariton Rainer Zaun etwa
schneidet als rabiater Zahnarzt Doktor Bartolo Grimassen, als wäre er bei
Louis de Funès in die Lehre gegangen. Und seine ältliche Helferin Marcellina
(Christine Graham im Wechsel mit Tanja Schun) nimmt in der Praxis gern
mal eine Nasevoll Lachgas, wenn gerade kein Likörchen in Reichweite ist.
Das alles ist so grotesk und comichaft, dass Ausstatterin Brexendorff konsequenterweise das Bühnenbild schwarzweiß mit groben Strichen zeichnet
und den Figaro zu Beginn direkt durch die Papierwand in die Szene springen lässt. Auf der Drehbühne sind schnelle Wechsel zwischen Zahnarzt-OP,
Wohnzimmer und dem Schlafzimmer Rosinas möglich – und entsprechend
turbulente Szenen. Regisseurin Wolf brennt ein solches Feuerwerk an Action, Gags und vielen kleinen Überraschungen ab, dass die 90 Minuten des
ersten Aktes wie im Fluge vergehen und auch der zweite Akt schnell wieder
Fahrt aufnimmt. Den Schwung bezieht die Regie dabei unmittelbar aus der
Musik. Partitur und Regie widerstreben an keiner Stelle.
Und Bernhard Steiner dirigiert die Hagener Philharmoniker mit Elan und Pfeffer. Wenn das zuweilen auch mal
etwas rustikaler klingt, hat das durchaus seinen Charme.
Munter springen die Funken zwischen Orchestergraben
und Bühne hin und her. Rossinis Musik ist springlebendig und dabei durchaus handfest. So wird sie in Hagen
Karsten Mark ist freier
gespielt auch gesungen – nicht zuletzt von Kristine
Journalist und lebt im
Ruhrgebiet. Kultur und Funkhauser als Rosina, die neben jugendlicher Leichtigbesonders das Mukeit in den Höhen auch eine erdige Mezzo-Fundierung
siktheater gehören zu
seinen Schwerpunkten. beweist. So macht Oper Spaß!
„Der Barbier von Sevilla“ von Gioachino Rossini I R: Annette Wolf
Theater Hagen I 9.9., 15.10., 17.11. jeweils 19.30 Uhr, 18.9. 15.00 Uhr
02331 207 32 18
19
Immer dann, wenn Ihr dringend ein Ben & Jerry’s
Eis braucht, ist gerade keines in der Nähe? Tja, das
Leben ist nicht immer fair. Ben & Jerry’s aber schon.
Und deswegen kommt der Ben & Jerry’s Bus diesen
Sommer direkt zu Euch. An 38 Tagen geht es durch 35
Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz –
und immer mit an Bord: eine extra große Ladung Fairtrade Eiscreme for free. Kommt vorbei und holt Euch am
08.08. in Bochum eine Portion Ben & Jerry’s Eis ab. Besonders fair ist, dass Ihr via Facebook selbst Vorschläge
machen könnt, wo der Bus halten soll. Ob schöne Parks,
ein gemütliches Grillfest, ein Konzert der Lieblingsband, das eigene
Büro oder eine Demo zur fairen Behandlung von Milchkühen – unter
www.facebook.com/benjerry.de könnt Ihr der Crew Eure Vorschläge
schicken. Aus allen Ideen wählt das Fair! Ice Tour-Team spontan die
kreativsten, sympathischsten oder fairsten Tourstopps aus und kommt
direkt vorbei. Die genauen Stopps der Fair! Ice Tour 2011 könnt Ihr zu
e verfolverfol
jeder Zeit auf der Facebook-Fanpage
gen. „Fast“ wie in guten alten Zeiten…
en…
denn 1986 starteten Ben Cohen und
d
Jerry Greenfield eine – bis heute –
legendäre und einzigartige Bustour: Im „Cowmobile“, einem umgebauten Wohnmobil, kurvten
sie durch die USA und verteilten
kostenlos Eiscreme.
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LVR-Industriemuseum
St. Antony-Hütte
Antoniestraße 32 – 34 | 46119 Oberhausen
www.industriemuseum.lvr.de
Führungen u. Infos Tel 02234 9921555
Komikzentrum Ruhr
culture club
Konzert
Ruhrbühne
Die vierte Auflage der Ruhrbühne präsentiert am Freitag und
Samstag, 12. und 13. August, national und international bekannte Künstler und begeistert Jung und Alt in der traumhaften Kulisse von Schloß Broich. Nicht nur Schlagerfans
kommen voll auf ihre Kosten, wenn am Samstag, 13.08., Vicky
Leandros, Kristina Bach und Bernhard Brink, – alle live mit
großer Band – auf der Ruhrbühne ihre Hits zum Besten geben.
Schloß Broich, Mülheim an der Ruhr
Karten gibt es unter: 0208 96 09 60
trailer verlost 3x2 Karten für den 13.8. auf der Ruhrbühne.
Email bis zum 8.8. an [email protected],
Kennwort: Ruhrbühne.
Sa, 13. August, 19 Uhr
Wer die „Sehnsucht“ noch nicht kennt... eine Wiederaufnahme im Oberhausener Ebertbad. Foto: Ebertbad
Die „Sehnsucht“ kann gestillt werden
Rückkehr der Eigenproduktion im Oberhausener Ebertbad
Treffen sich vier Frauen beim Frauenarzt... Kein Witz, so fängt nämlich
das unter der Regie von Gerburg Jahnke entstandene Stück namens
„Sehnsucht“ an. Man könnte auch Liederabend dazu sagen, oder Musik-Kabarett, oder vertontes Lustspiel, oder oder oder… wie soll man
ein Kind, das keinen richtigen Namen hat, eigentlich nennen? Wie
wär‘s mit Geniestreich, oder Glücksfall, oder einfach Klasse? Anfang
September 2010 hatte die dritte Eigenproduktion im Oberhausener
Ebertbad ihre umjubelte Premiere. All jenen, die noch nicht in den Genuss gekommen sind, Stephanie Überall als vom Leben enttäuschte
Frau Zänker zu erleben, kann geholfen werden (am 5., 6., 7., 11., 12.,
13. und 14.8.).
Muss man noch hinzufügen, dass es sich bei ihr um die ehemalige Hälfte der Missfits handelt, die nach fünfjähriger Bühnenabstinenz endlich wieder im Rampenlicht steht? Dank Frau Jahnkes unermüdlicher
Baggerei. Ob es wohl so etwas wie Sehnsucht nach dem Spielen gibt,
also eine Form der Abhängigkeit von den Brettern, die angeblich die
Welt bedeuten? Wie dem auch sei: Überall komplettiert das Quartett
bestehend aus Nito Torres, Carmela De Feo und Constanze Jung aufs
Allerschönste. Die Geschichte haben sich die Vier selber ausgedacht.
Sie hätten eigentlich nichts anderes gemacht, als das, was die Missfits
über 20 Jahre lang getan hätten: „Wir finden über Improvisation ein
Stück“, erzählte Gerburg Jahnke in einem Interview.
Carmela De Feo verkörpert die 35-jährige Anna Maria Schmitt („mit
zwei t“), Constanze Jung spielt die Mittvierzigerin Frauke Wollermann
aus dem Badischen und Nito Torres die 17jährige Auszubildende Chayenne – der Clou dabei: Torres ist ein weit über 20 Jahre älterer Mann
und sieht eigentlich auch so aus. Aber Übung macht den Teenager!
Vorausgesetzt man ist ein guter Schauspieler. Dass das auf ihn zutrifft,
hat Torres bereits bei den beiden ersten Hausproduktionen als schwuler
Stripper und Cowboy bewiesen.
Frau Wollermann besitzt nicht nur eine Mörderstimme, sondern auch
jede Menge Asche, ist aber trotzdem nicht glücklich. Noch mieser ergeht es Anna Maria Schmitt, die nicht weiß, ob sie das Kind, das ihr
Mann ihr in der letzten Nacht ehelichen Beisammenseins beschert hat,
bekommen soll – oder lieber nicht. Beim Gynäkologen wird man sich
schnell einig, dass das so nicht weitergehen kann und entschließt sich
zu einer gemeinsamen Reise – weit weg von allen Kalamitäten, die das
Leben für Frauen zwischen 17 und 57 bereit hält.
Wer Sehnsucht nach kritisch-satirischen Tönen hat, der ist im Dortmunder Spiegelzelt gut aufgehoben, dort, wo derzeit „Ruhrhochdeutsch“ gesprochen wird. Am 5. und 6. ist die seit 1954 existierende
Leipziger Pfeffermühle zu Gast. Mit ihrem Programm „Hurra, wir bleiben inkompetent“ spießen sie den original deutschen Ost-West-Konflikt in all seinen bizarren Facetten auf. Gefolgt von den nicht weniger
legendären Berliner Stachelschweinen, die „Nichts als die Wahrheit“
sagen – seit 1949. Ehrenwort! Ende des Monats (am 27. und 28.) sorgt
dann der schwule Edding namens Kay Ray für schrille Töne und exklusive Pointen, die er weit unter der Gürtellinie des menschlichen Gehirns
platziert: „Haarscharf“ wie es nur dem einstigen Friseur aus Paderborn
gelingt. Prophezeit mit erhobenem Haupte die stets unter Tage lebende
www
ANNE NÜME
20
Theater-Kalender Ruhr
Die Theater-Übersicht der Region
= Premiere
VARIETE + BOULEVARD
MONDPALAST WANNE-EICKEL
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Die letzte Fahrt der wilden Rita
Mi. 24.8. 20.00, Fr. 26.8. 20.00,
Sa. 27.8. 20.00, So. 28.8. 11.00
Ronaldo & Julia Teil 2
(Wanne-Eickeler Kammerspielchen)
Fr. 26.8. 20.00, Sa. 27.7. 20.00
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Sehnsucht
Do. 4.8. 20.00, Fr. 5.8. 20.00, Sa. 6.8. 20.00, So.
7.8. 19.00, Do. 11.8. 20.00, Fr. 12.8. 20.00, Sa.
13.8. 20.00, So. 14.8. 19.00,
Bier- und Leseabend mit Matthias Reuter
und Gästen
Mi. 10.8. 20.00
La Signoras Comedy Club
Di. 30.8. 20.00
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Philip Simon
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Der Bauch lacht mit – F. Mense-Moritz
Di. 2.8. 20.00, Di. 9.8. 20.00, Di. 16.8. 20.00
Lioba Albus – Herzdame sticht
Mi. 3.8. 20.00, Mi. 10.8. 20.00, Mi. 17.8. 20.00,
Mi. 24.8. 20.00, Mi. 31.8. 20.00
Günna und seine Hartz-Vegas-Segers-Band
Do. 4.8. 20.00, Do. 11.8. 20.00, Do. 18.8. 20.00,
Do. 25.8. 20.00
Leipziger Pfeffermühle
Fr. 5.8. 20.00, Sa. 6.8. 20.00
Immi & Lollo – Die zwei vonne Südtribüne
So. 7.8. 20.00, Fr. 12.8. 20.00, Sa. 13.8. 20.00,
So. 14.8. 20.00
Ruth Schiffer
Mo. 8.8. 20.00
Ape & Feuerstein
Mo. 15.8. 20.00
Berliner Stachelschweine
Fr. 19.8. 20.00, Sa. 20.8. 20.00
Können Männer denken?
So. 21.8. 20.00
Thomas Philipzen
Mo. 22.8. 20.00
Der Bauch lacht mit – Siegfried & Roy
Di. 23.8. 20.00, Di. 30.8. 20.00
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Fr. 26.8. 20.00
Kay Ray – Haarscharf
Sa. 27.8. 20.00, So. 28.8. 20.00
Tanzpalast im Spiegelzelt
So. 28.8. 14.00
Robert Griess
Mo. 29.8. 20.00
THEATER ROTTSTR5 BOCHUM
0163 761 50 71
Nibelungen #4: Brunhild
Do. 4.8. 19.30, So. 14.8. 19.30
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Der Grossinquisitor
Sa. 6.8. 19.30
Traum eines lächerlichen Menschen
Sa. 6.8. 21.00
Angry Young Men: Richard 3
So. 7.8. 19.30
Angry Young Men: Wodka in Dublin
So. 7.8. 20.30
S. – Requiem für Sylvia Plath
Do. 11.8. 19.30
Werther
Fr. 12.8. 19.30
Jungfrau Fast Forward (Gastspiel)
Sa. 13.8. 19.30
Zoo Story
Do. 18.8. 19.30, Fr. 26.8. 19.30, Sa. 27.8. 19.30
Fräulein Julie
Sa. 20.8. 19.30
prä
+LJKOLJKWV$8*867
Cabaret Queue
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1
ab Mittwoch 17.08.
2
3
Jackie – Eine Stimme aus dem Jenseits
(Gastspiel)
So. 21.8. 19.30
Nibelungen #7: Hagens Klage
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Der „Doppelschlag Dostojewski“ im Bochumer Rottstr 5 Theater mit „Der Grossinquisitor“ und
dem anschließenden „Traum eines lächerlichen Menschen“, Foto: Birgit Hupfeld
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Mo. 1. Aug.
Mo. 8. Aug.
Münchner Lach- &
Schieß 7.+ 8. Okt.
Mo. 15. Aug.
Mo. 22. Aug.
immer montags inkl. Pommes, Curryw
urst, Bier ...
r
Die Bullemänne
30. Sept.
Kay Ray
27.+28. Aug.
Mo. 29. Aug.
Mo. 5. Sept.
Mo. 12. Sept.
Mo. 19. Sept.
Mo. 26. Sept.
Programm-Übersicht
Fr.
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29.
30.
31.
19,00 €
19,00 €
15,00 €
Lydie Auvray: "Soiree"
Fritz Eckenga „Fremdenverkehr mit Einheimischen”
Björn Jung "War das jetzt schon Sex?"
August 2011
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...immer montags: Philipp Simon
DER BAUCH LACHT MIT Franziska Mense-Moritz
Lioba Albus: „HerzDame sticht “: Martin Herrmann
Bruno "Günna" Knust: "Hartz Vegas”
Leipziger Pfeffermühle: „Hurra, wir bleiben inkompetent“
Leipziger Pfeffermühle: „Hurra, wir bleiben inkompetent“
Die zwei vonne Südtribüne mit Immi & Lollo - Premiere
...immer montags: Ruth Schiffer
DER BAUCH LACHT MIT Franziska Mense-Moritz
Lioba Albus: „HerzDame sticht “: Arno Margraf
Bruno "Günna" Knust: "Hartz Vegas”
Die zwei vonne Südtribüne mit Immi & Lollo
Die zwei vonne Südtribüne mit Immi & Lollo
Die zwei vonne Südtribüne mit Immi & Lollo
...immer montags: APE & FEUERSTEIN
DER BAUCH LACHT MIT Franziska Mense-Moritz
Lioba Albus: „HerzDame sticht “: Nessi Tausendschön
Bruno "Günna" Knust: "Hartz Vegas”
Berliner Stachelschweine: "Nichts als die Wahrheit"
Berliner Stachelschweine: "Nichts als die Wahrheit"
Uta Rotermund: "Können Männer denken"
...immer montags: Thomas Philpzen
DER BAUCH LACHT MIT Siegfried & Roy Show
Lioba Albus: „HerzDame sticht “: Anka Zink
Bruno "Günna" Knust: "Hartz Vegas”
Nightwash - Comedy Show Spezial
Kay Ray: “Haarscharf“
14:00 Uhr Tanzpalast – mit Jazz Fazz Big Band
20:00 Uhr Kay Ray: “Haarscharf“
...immer montags: Robert Griess
DER BAUCH LACHT MIT Siegfried & Roy Show
Lioba Albus „HerzDame sticht “ Norbert Alich
15,00 €
39,00 €
19,00 €
19,00 €
19,00 €
19,00 €
19,00 €
15,00 €
39,00 €
19,00 €
19,00 €
19,00 €
19,00 €
19,00 €
15,00 €
39,00 €
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Bruno Knust: "Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE"
Bruno Knust: "Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE"
Bruno Knust: "Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE"
Bruno Knust: "Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE"
...immer montags: Horst Fyrguth
DER BAUCH LACHT MIT Siegfried & Roy Show
Lioba Albus: „HerzDame sticht “Fatih Cevikkollu
Bruno "Günna" Knust: "Hartz Vegas”
Dr. Stratmann: "Kunstfehler"
Dr. Stratmann: "Kunstfehler"
14:00 Uhr Tanzpalast – mit Jazz Fazz Big Band
20:00 Uhr Die Bräute “Aus Kindern werden Leute,...”
...immer montags: Martin Herrmann
DER BAUCH LACHT MIT Siegfried & Roy Show
Lioba Albus: „HerzDame sticht “: Überraschungsgäste
Bruno "Günna" Knust: "Hartz Vegas”
Die Bullemänner: "i.Kuh"
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17,00 €
15,00 €
39,00 €
19,00 €
19,00 €
19,00 €
Oktober 2011
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11. Dortmunder DEW21 Museumsnacht
Bruno Knust: "Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE"
Bruno Knust: "Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE"
Bruno Knust: "Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE"
Bruno Knust: "Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE"
Bruno Knust: "Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE"
Münchner Lach & Schieß: “OHNE LIMIT“
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19,00 €
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19,00 €
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September 2011
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Bruno "Günna" Knust: "Hartz Vegas”
Jochen Malmsheimer: "Wenn Worte reden könnten"
Jochen Malmsheimer: "Wenn Worte reden könnten"
Jochen Malmsheimer: "Wenn Worte reden könnten"
…immer montags: Helmut Sanftenschneider
DER BAUCH LACHT MIT Franziska Mense-Moritz
Lioba Albus: „HerzDame sticht “: Käthe Lachmann
Bruno "Günna" Knust: "Hartz Vegas”
8.Dortmunder DEW21 Kriminacht
Carrington & Brown: „Mit Schirm, Charme und Cellone“
Tina Teubner „Aus dem Tagebuch meines Mannes“
…immer montags: Henning Schmidtke
DER BAUCH LACHT MIT Franziska Mense-Moritz
Lioba Albus: „HerzDame sticht “: Simone Fleck
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Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag / Feiertage:
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Ostermontag + Pfingstmontag: 10.00 - 18.00 Uhr
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Veranstalter:
Theater Fletch Bizzel
Horst Hanke-Lindemann
Telefon: 02 31-14 25 25
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Drama
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KINO
Alle Filme, alle Kinos, alle Termine,
Interviews und Links:
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trailer-ruhr.de
facebook.com/trailerRuhr
www.trailer-ruhr.de
www.facebook.com/trailerruhr
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NICHTS ZU VERZOLLEN
EIN FILM VON UND MIT DANY BOON
www.nichts-zu-verzollen.de
ab 28.7. im Kino
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¹Kraftstoffverbrauch innerorts/außerorts/kombiniert: 5,6–6,3/3,7–4,3/4,4–5,1 l/100 km; CO2-Emission kombiniert: 117–133 g/km. Die Angaben beziehen
sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein Vergleichszwecken zwischen verschiedenen
Fahrzeugtypen. ²Teilweise Sonderausstattung.
Film-ABC
Vorspann
Ungewollte Zweisamkeit, Ruben (B. Poelvoorde) und Mathias (D. Boon), Kritik „Nichts zu verzollen“, S. 30
KULTUR.KINO.RUHR.
FILMKRITIK-ÜBERSICHT
August 2011
FILMSTART-TERMINE
28.7. 4.8. 11.8. 18.8.
33
DER ALBANER
X
31
ANGELE UND TONY
X
36
DIE ANONYMEN ROMANTIKER
28
BLUE VALENTINE
37
CAPTAIN AMERICA
33
CARS 2
37
CRAZY, STUPID, LOVE
37
GREEN LANTERN
37
HOMIES
X
35
MIDNIGHT IN PARIS
X
30
NICHTS ZU VERZOLLEN
37
PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION
37
PLÖTZLICH STAR
37
RESTURLAUB
37
DIE SCHLÜMPFE
32
SOMMER IN ORANGE
35
THE SOUND OF NOISE
31
SUPER 8
30
TOAST
32
DIE VATERLOSEN
35
WIR SCHAFFEN DAS SCHON
X
X
X
Freut sich über bekannte Orte auf der Leinwand: Frank Brenner
Filmschauplatz NRW
Um Rhein und Ruhr gibt es viele filmreife Locations
Vielleicht geht es Ihnen ja auch so wie mir, dass Sie sich immer wieder freuen,
wenn Sie bei einem Ihrer Kinobesuche auf der Leinwand eine vertraute Umgebung erblicken. Seien es der Kölner Dom oder die Düsseldorfer Kö, die für
eine Produktion als Setting ausgewählt wurden und deswegen mal wieder zu
Leinwandehren gekommen sind. Irgendwie macht es mir Spaß, im Kino über
etwas Wohlbekanntes zu stolpern, das mir
„Das Filmland NRW ist auch
die überdimensionale fiktionale Welt ein
für internationale Projekte
Stückweit näher bringt. Köln und Düsselattraktiv.“
dorf stehen bei der Auswahl der Motivfinder in Nordrhein-Westfalen natürlich weit oben, weil die medialen Infrastrukturen dort seit langem vorhanden sind. Aber auch das Ruhrgebiet in all seiner
Vielfalt und mit seinen zahlreichen filmreifen Standorten ist immer wieder
und immer häufiger auf der Leinwand präsent.
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In den letzten Wochen liefen beispielsweise in Oberhausen die Kameras,
als für die eigens in der Stadt neu gegründete Produktionsfirma SteelWorX
Film unter der Regie von Adnan Köse („Lauf um Dein Leben“) Uwe Ochsenknecht und sein Sohn Jimi Blue für „Kleine Morde“ angereist waren. Direkt
in der Nachbarstadt Duisburg fanden sich Corinna Harfouch und die Nachwuchsschauspielerin Anke Retzlaff für „Puppe“ ein, der vom Mord an einem
Duisburger Straßenkind erzählt. Inszeniert hat Debütregisseur Sebastian
Kutzli. Auch renommierte Filmemacher wie Hans-Christian Schmid („Crazy“,
„Sturm“) finden in der Region geeignete Motive für ihre Geschichten. In Herten und Umgebung hat der Regisseur im Juni und Juli Teile seines neuen
Kinofilms „That’s All“ gedreht, für den er Darsteller wie Lars Eidinger, Ernst
Stötzner und ebenfalls Corinna Harfouch gewinnen konnte. Neben all diesen
deutschen Produktionen bleibt das Filmland NRW aber nach wie vor auch
für internationale Projekte attraktiv. Durch die Unterstützung der Film und
Medien Stiftung NRW steht in diesen Tagen der Drehbeginn von „The Danish
Girl“ an, den Lasse Hallström mit Stars wie Nicole Kidman und Rachel Weisz
u.a. auch in Düsseldorf und Köln realisieren wird.
www
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Wertung unter den Filmkritiken:
1(
) bis 6 (
) 6 Punkte = Höchstwertung
Wer von lokaler Szenerie gar nicht genug bekommen kann, der darf diese im
August und September nicht nur auf, sondern auch um die Leinwand herum
erleben. Zum 14. Mal laden dann die FilmSchauPlätze NRW zu Kinoerlebnissen an ungewöhnlichen Orten ein. Dabei ist das Programm auf die Standorte
der mobilen Leinwand abgestimmt. Bei freiem Eintritt kann man beispielsweise am 20.8. im Franziskushaus in Essen nach einem Klostermarkt und einer Vorabendmesse in der Kapelle Margarethe von Trottas „Vision – Aus dem
Leben der Hildegard von Bingen“ erleben. Am 1.9. steht in der Künstlerzeche
„Unser Fritz 2/3“ in Herne Live-Musik und Fatih Akins „Soul Kitchen“ auf dem
Programm. Tags darauf kann man im alten Bootshaus am Rhein-Herne-Kanal
in Bottrop, ebenfalls nach einer musikalischen Einstimmung durch die OldieBand „The Breeze“, den Publikumserfolg „Vincent will meer“ genießen. Alle
Orte und Termine finden sich unter www.filmschauplaetze.de. Viel Spaß mit
Lokalkolorit auf und um die Leinwand herum wünscht
Frank Brenner
Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de / kino
27
Film des Monats
Freunde sein? Der Anfang vom Ende für Cindy (Michelle Williams) und Dean (Ryan Gosling)
Szenen einer Ehe
„Blue Valentine“ von Derek Cianfrance
Seit sechs Jahren sind Dean und Cindy verheiratet. Doch die Ehe steht an einem
Scheidepunkt. Die Lebensentwürfe scheinen unvereinbar.
C Schonungsloses Liebesdrama
Der erste Eindruck trügt: Ein idyllischer Blick auf ein Haus auf der Wiese,
die Familie beim Frühstück, der Mann kaspert mit der Tochter rum. Doch
die Frau ist leicht genervt davon. Leicht genervt ist stark untertrieben, wie
sich später zeigt. Wir wohnen vielleicht dem baldigen Ende der Beziehung
von Dean (Ryan Gosling) und Cindy (Michelle Williams) bei. Die Liebe ist
schon länger erkaltet, nun scheint sie nur noch das Kind zu verbinden.
Dean ist zwar nicht der Vater des Mädchens, aber das ist das geringste
Problem – die beiden verstehen sich prächtig. Nur kann das wohl kaum die
Beziehung von Dean und Cindy retten, die offensichtlich am Tiefpunkt ist.
Akt der Verzweiflung
Nach seinem gefeierten Debüt „Brothers Tied“, der aus rechtlichen Gründen nie ins Kino kam, wandte sich der Regisseur, der bei der Experimentalfilmlegende Stan Brakhage studiert hat, dem Dokumentarfilm zu.
Doch die ganze Zeit über hat er nebenher an seinem zweiten Spielfilm
gearbeitet. Auch das neue Projekt war problembelastet. Bereits 2003 hat
er Michelle Williams das Drehbuch geschickt, aber für den Dreh fehlte
lange Zeit das Geld. Dann kam der frühe Tod von Michelle Williams' Freund
Heath Ledger, der der Schauspielerin erst eine Auszeit und dann um Williams' und Ledgers' Tochter wegen dem Film einen Drehortwechsel abverlangte. Am Ende hat sich die Ausdauer gelohnt.
Dean und Cindy haben wenig gemein außer ihrer Herkunft aus schwierigen Verhältnissen. Sie arbeitet in einem Krankenhaus und hat gerade die
Chance, ihre Karriere voranzutreiben. Er begnügt sich mit einem Job als
Anstreicher und trinkt lieber ein Bier und albert mit der Tochter rum. Als
die Kälte zwischen den beiden kaum noch zu überspielen ist, schlägt er
eine gemeinsame Nacht in einem Motel vor. Cindy ist nicht sonderlich
begeistert, kommt aber dennoch mit. Als wären ihre Gefühle nicht schon
kalt genug und ihre Zukunft düster, wählen sie im Themen-Motel das
Science Fiction-Zimmer. Dort mühen sie sich damit ab, die alte Liebe zu
finden. Sie kehren in Gedanken an den Anfang ihrer Beziehung zurück:
Dean, der charmante Kindskopf, ist für Cindy eine Möglichkeit, aus ihrer
verkorksten Beziehung mit Bobby, von dem sie ein Kind erwartet, rauszukommen. Dean ist zur Stelle, und er bleibt auch in den nächsten sechs
Jahren genau an dieser Stelle. Cindy macht seine Genügsamkeit wahnsinnig. Deans Versuch, die Probleme mit einer tollen Liebesnacht zu klären, ist
ein Akt der Verzweiflung, der grausam scheitert. Am nächsten Tag kommen
sie um eine Entscheidung nicht länger herum.
Psychologie statt Handwerk
Die verschachtelte Erzählstruktur von „Blue Valentine“ ist nichts Neues in
der Filmgeschichte und auch für die Erzählung einer Liebesgeschichte
bereits mehrfach verwendet worden. Nicht nur François Ozon hat 2004 in
„5x2“ rückwärts von einer gescheiterten Beziehung erzählt. Schon 1967
drehte Stanley Donen mit „Zwei auf gleichem Weg“ mit Audrey Hepburn
einen Blueprint für diese Erzählform. Sie ist für ein Beziehungsdrama so
geeignet, weil sich mit ihr das vielzitierte hilflose „Was ist nur aus uns
geworden?“ entschlüsseln lässt. Blickt man mit dem Ende im Kopf auf den
Anfang, sieht man bereits in den kleinsten Details Hinweise auf eine
Entwicklung, die schleichend zum Erlahmen der Liebe führt. Eine der größten Qualitäten von „Blue Valentine“ liegt darin, dass Derek Cianfrance es
schafft, ohne plakative Dramaturgie, dafür mit vielen kleinen Einzelheiten
seine beiden Protagonisten zu charakterisieren bis langsam ein Bild entsteht, das der Zuschauer am Ende viel deutlicher vor Augen hat als die
Figuren selbst. Hier kommt die Qualität der beiden Hauptdarsteller ins
Spiel – beide zugleich große Stars und Ikonen des Independent-Kinos.
Ohne sie hätte Cianfrances Unterfangen leicht scheitern können. Dessen
war sich der Regisseur wohl bewusst und hat anstelle langer Proben zur
Vorbereitung einfach die Filmfamilie in dem Filmhaus zusammen leben
lassen. Wie Williams in einem Interview betont, hat sich Cianfrances dann
kaum um das technische Beiwerk gekümmert. Lichtsetzung und andere
Vorbereitungen waren in 15 Minuten erledigt, damit der Rest der Zeit voll
und ganz auf die Performance der Darsteller verwendet werden konnte, um
die psychologischen Feinheiten auszuarbeiten. Williams‘ und Goslings
Palette ist dafür groß genug: Sie zeigen die erste Annäherung als naivschüchternes Spiel und enden beim gewaltigen Drama. Pathos bleibt dabei
außen vor, weil sie stets in ihren Figuren bleiben. Der verspielte Anfang ist
ganz zaghaft und weiß noch nichts Genaueres von der kommenden Liebe.
Im entromantisierten Alltag ist dann auch kein Platz für Pathos, da gibt es
nur noch tiefe seelische Verletzungen.
Warum einen so deprimierenden und fast illusionslosen Film ansehen?
Weil er genau hinguckt und einem das zeigt, was man selbst sonst nicht
sieht. Man kommt aus dem Kino und will vor allem eins: es besser machen.
www
CHRISTIAN MEYER
BLUE VALENTINE
San Francisco Film Critics Circle Award 2010: Beste Hauptdarstellerin
USA 2010 - Drama - Regie: Derek Cianfrance - Kamera: Andrij Parekh - mit: Mike
Vogel, Ryan Gosling, Michelle Williams - Verleih: Senator
Start: 4.8.
BO: Casablanca, Metropolis, E: Filmkunsttheater
28
Kritikerspiegel Ruhr
AUGUST 2011
Die häufigsten Nennungen
Arnold
Hohmann
Ingrid
Bartsch
Sebastian
Ko
WAZ
ARD Morgen- WDR
magazin
1 LIVE
Blue
Valentine
Herausragend von
D. Cianfrance
Blue
Valentine
von
D. Cianfrance
Bemerkenswert
Midnight in
Paris
von
W. Allen
Super 8
von
J. J. Abrams
Best of
Comedy
Die Anonymen
Romantiker
von
J.-P. Améris
Midnight in
Paris
von
W. Allen
Best of
Drama
Die Vaterlosen
von
M. Kreutzer
Besondere
Erwähnung
Sommer in
Orange
von
M. H. Rosenmüller
R.-Ruediger
Hamacher
Sascha
Westphal
Marieke
Steinhoff
Christian
Meyer
film-Dienst
EPD-Film
Schnitt
Midnight in
Paris
von
W. Allen
Die Vaterlosen
von
M. Kreutzer
Blue
Valentine
von
D. Cianfrance
Verena
Lueken
Michael
Kohler
Christina
Nord
Frank
Brenner
FAZ
choices
Kultur.Kino.Köln
Frankfurter
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Kultur.Kino.Ruhr
Blue
Valentine
von
D. Cianfrance
Midnight in
Paris
von
W. Allen
Blue
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von
D. Cianfrance
Midnight in
Paris
von
W. Allen
Angèle und
Tony
von
A. Delaporte
Blue
Super 8
Valentine
von
von
J. J. Abrams
D. Cianfrance
Super 8
von
J. J. Abrams
Die Anonymen
Romantiker
von
J.-P. Améris
Die Anonymen Toast
Romantiker
von
von
SJ Clarkson
J.-P. Améris
Midnight in
Paris
von
W. Allen
Die Anonymen
Romantiker
von
J.-P. Améris
Midnight in
Paris
von
W. Allen
Midnight in
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W. Allen
Blue
Valentine
von
D. Cianfrance
Der Albaner
von
J. Naber
Toast
von
SJ Clarkson
Der Albaner
von
J. Naber
Blue
Valentine
von
D. Cianfrance
Blue
Valentine
von
D. Cianfrance
Die Vaterlosen
von
M. Kreutzer
Der Albaner
von
J. Naber
Toast
von
SJ Clarkson
Blue
Valentine
von
D. Cianfrance
Die Vaterlosen
von
M. Kreutzer
Die Vaterlosen
von
M. Kreutzer
Cars 2
von
J. Lasseter,
B. Lewis
Kino-Kalender Ruhr
PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN
Bis 21.8., STADTWERKE SOMMERKINO,
Landschaftspark Nord Duisburg
Kino-Erlebnisse vor den guten alten Gebläsehallen – solange es nicht regnet
18.8., 21 Uhr, GESTÄNDNISSE (OmU), Roxy Dortmund
Das mehrfach ausgezeichnete japanische Drama läuft in der Originalfassung
19.8., 22.30 Uhr, KABOOM, Metropolis Bochum
Die homochrom-Reihe präsentiert den Film des Queer-Cinema-Pioniers
Gregg Araki
Bis 10.9., OPEN AIR-KINO CINEMA PARADISO, Kulinarischer Bhf Lukas Essen
Bis in den September rein gibt es Popcornkino zu romantischem RestaurantAmbiente
19.8., 23 Uhr, CHOOSE, Apollo Gelsenkirchen
Düster-schaurige Streifen in der Midnight-Movie-Reihe des Gelsenkirchener Multiplexes
3.8., 14.30 Uhr, DIE RELATIVITÄTSTHEORIE DER LIEBE, UCI Bochum
trailer präsentiert im Rahmen des UCI-Kino-Cafés den Film mit Katja
Riemann und Olli Dietrich
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3.8., 20.30 Uhr, SUPER 8, Cineworld Recklinghausen
Preview zum hoch gelobten Actionfilm von J.J. Abrams
„The Rocky Horror Picture Show“
4.8., 20 Uhr, THE ROCKY HORROR PICTURE SHOW, Brauhof Moritz
Fiege Bochum
Frank ‘n’ Furter treibt an diesem Abend sein strapsiges Unwesen.
Es sei denn, es regnet
20.8., ab 17 Uhr, FILMSCHAUPLÄTZE NRW 2011,
Franziskushaus Essen
Die Filmschauplätzetour der Filmstiftung macht Halt im Ruhrgebiet
7.8., 14 Uhr, DIE SCHLÜMPFE, Cinemaxx Mülheim
Im Klexxi-Club für Kids von 4-11 Jahren gibt es zu jedem Film ein
Willkommensgeschenk
23.8., 20 Uhr, FINAL DESTINATION 5, Cinemaxx Essen
Preview der fünften Auflage über die unvermeidlichen Todesfälle. In
„Maxximum 3D“
8.8., 20 Uhr, MIDNIGHT IN PARIS (OmU), Eulenspiegel Essen
Preview zu Woody Allens 42. Streich auf dem Regiestuhl
“The Tree of Life”
24.8., 19 Uhr, BAD BOY KUMMER, Endstation Kino Bochum
Das Portrait des Interview-Fälschers Tom Kummer m. anschl. Journalisten-Podiumsdiskussion
„Bad Boy Kummer“
24.8., 19.30 Uhr, WHAT A MAN, Filmzeche Hollywood Herten
Ladiesnight im Vestischen zum neuen Film mit und von Matthias
Schweighöfer
10.8., 21.15 Uhr, PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION, Cineworld Lünen
Preview zum Prequel des Affen-Epos. Mens Night. Nur Männer dürfen
diesmal in den Käfig
25.8., 19.30 Uhr, ALEXIS SORBAS, Endstation Kino Bochum
Pleite kann man auch mit Stil sein. Anthony Quinn in seiner legendären
Rolle als makedonischer Lebemann
15.8., 17.30/20.15 Uhr, THE TREE OF LIFE, Cineplex Hamm
Forschend-vergnügt darf man sich in der „Kino für Kenner“-Reihe
Terrence Malicks kontrovers diskutiertem Epos hingeben
28.8., 20.15 Uhr, E.T. – DER AUSSERIRDISCHE, Filmwelt Herne
Der Herner Filmclub hat Steven Spielbergs Klassiker für den August
gewählt
16.8., 21 Uhr, BAKUDAN HANAYOME – DYNAMITBRAUT,
Arkadenhof Universität Bonn,
Japan,1932, Stummfilm von Keisuke Sasaki und Tarajiro Saito. Mehr
Rarität geht nicht
17.-20.8., OPEN AIR-KINO STRÜNKEDER SOMMER,
Schloss Strünkeder Herne
Vier Tage Open Air-Kino vor der Kulisse des Renaissance Schlosses
„Ich sehe den Mann
deiner Träume“
20.8., 10.30 Uhr, FRAU HÖLLE, Schauburg Gelsenkirchen
„Ein rohmersches Zelluloid-Doppelprogramm mit kontaminierten
Überraschungen“
5./6.8., je 22.45 Uhr, HOUSE OF BOYS, Astra Theater Essen
Zum Ruhr CSD 2011 läuft der deutsch-luxemburgische Film mit Udo
Kier u.a.
10.8., 20 Uhr, RESTURLAUB, Cinestar Dortmund
Preview der Bestseller-Verfilmung von Georg Schnitzler
19.8., 21.30 Uhr, ICH SEHE DEN MANN DEINER TRÄUME,
Kino Babylon Hagen
Woody Allens 41. Film beim Freiluft-Kino im Hinterhof des Kulturzentrums Pelmke
“Bakudan Hanayome – Dynamitbraut”, Foto: Stummfilmtage Bonn
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31.8., 18 Uhr, DER MANN OHNE VERGANGENHEIT,
Casablanca Bochum
Filme mit dem Themenschwerpunkt Buddhismus im Rahmen der
Ruhrtriennale
Anthony Quinn als „Alexis Sorbas“
Neue Filme
culture club
Kino Café
Das Blaue vom Himmel
Für die Recherche zu einem Artikel über Lettland, begibt sich
Sofia (Juliane Köhler) nach Riga. Dort ist sie selbst familiär
verwurzelt: Ihre Mutter (Hannelore Elstner), die gegenwärtig
verwirrt ihr Umfeld irritiert, wurde dort in den 30ern von ihrem Mann betrogen. Sofia deckt Geheimnisse auf, die sie unmittelbar betreffen. Schicksalhaftes Melodram.
Was würde Louis de Funès dazu sagen?
Grenzdebil
cc
„Nichts zu verzollen“ von Danny Boon
UCI
Europa ist vereint – die Grenzen sind geöffnet! Dass dem Sachverhalt allerlei
Skeptiker kritisch gegenüber stehen, ist nicht erst vereinzelten Staatspleiten
geschuldet. Denn echten Patrioten geht es nicht um spontane Notlagen, sondern ums Prinzip. Und im Prinzip ist eine Grenze nichts anderes als eine wertvolle Hinterlassenschaft der Ahnen, vor allem aber ein Wall gegen Barbaren
und von daher eine sehr vernünftige, ja existenzielle Einrichtung, die es zu
wahren und verteidigen gilt. So sieht das zumindest der belgische Zollbeamte
Ruben (Benoît Poelvoorde), der in seinem Dörfchen Courquain mit vollem Übereifer die Grenze nach Frankreich sichert. Etwaiger Kritik entgegnet er schlagfertig verklärt: „Wir sind überlegen, nicht überheblich!“ Als die Umstrukturierungen der Europäischen Union greifen, ist plötzlich sein Posten in Gefahr:
Stationären Grenzkontrollen droht das Aus. Als wäre das nicht schon schlimm
genug, soll Ruben in Zukunft mobile Kontrollen durchführen – in Begleitung
des französischen Zollbeamten Mathias (Dany Boon). Der ist prinzipiell nicht
minder patriotisch eingestellt, muss sich allerdings zügeln, weil er ein Auge auf
Rubens Schwester (Julie Bernard) geworfen hat.
Regisseur Dany Boon hat sich auf Komödien eingeschossen, die sich genüsslich am Aufeinandertreffen kultureller Unterschiede reiben. Nach seinem auch
in Deutschland erfolgreichen „Willkommen bei den Sch’tis“, in dem es noch der
Südfranzose war, der auf die Nordfranzosen trifft, gestaltet sich das Ganze hier
nun länderübergreifend und so für den internationalen Betrachter noch
zugänglicher. Die Idee mag nicht originär sein, umso erfreulicher aber ist, wie
erfrischend Boon an seine Geschichte herangeht. Denn neben zynischen
Wortgefechten scheut der Franzose in seinem heiteren Camembert-FrittenDuell auch den Klamauk nicht. Temporeich prallen hier Slapstick, Wortwitz,
Vorurteile, schrullige Figuren und vor allem Zitate aufeinander, die bis in die
70er Jahre zurückreichen, in denen Louis de Funès noch als uneinsichtiger,
hitzköpfiger Streifenpolizist auf Touristen und Landsleute losgelassen wurde.
Vergleichbar cholerisch geben sich die Kindsköpfe in diesem Streifen – und
ebenso französisch charmant. Boon gelingt somit nicht nur eine freche Posse,
er verneigt sich zugleich vor seinen Vorbildern und zeigt, wie unbeschwert
gutes Mainstream-Kino sein kann.
Eine freche, unterhaltsame, bewusst trashige Stunde der Patrioten, mitunter
auch mal überzogen, aber durchgehend souverän gestemmt von den beiden
Hauptdarstellern, von denen vorneweg Benoît Poelvoorde („Mann beißt Hund“,
„Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft“) überzeugt. Und dass der Film
am Ende Toleranz huldigt, ohne predigen zu wollen, und dabei verblendetem
Nationalstolz entsprechend an den Kahn fährt, ist eine sympathische
Randerscheinung.
HARTMUT ERNST
UCI Kinowelt Ruhr Park
Am Einkaufszentrum, Bochum | Karten 0234 23 90 23 4
UCI Kinowelt Duisburg
Neudorfer Straße 36-40 | Karten 0203 30 19 19 1
trailer verlost 3x2 Karten.
E-Mail bis 29.8. an [email protected],
Kennwort: „Blauer Himmel Bochum“ oder „Blauer Himmel Duisburg“
Mi, 7. September um 14.30 Uhr
Ein belgischer und ein französischer Grenzpolizist werden zur Zusammenarbeit verdonnert. Start frei für den Revierkampf!
C Belgisch-Französische Patrioten-Posse
www
Nigel (Freddie Highmore) weiß, was Mädchen mögen
Kochduell
„Toast“ von SJ Clarkson
Nigel Slater entdeckt in den 60er Jahren seine Leidenschaft fürs Kochen. Als sein
Vater eine Haushaltshilfe engagiert, kommt es zum Duell.
C Amüsanter Nostalgietrip
Slater ist in Großbritannien ein Kochidol, das auch von Jamie Oliver bewundert
wird. Basierend auf seiner Autobiografie wirft „Toast“ einen Blick auf die größtenteils unglückliche Jugend des Gourmets. Mag die Geschichte nicht viel
Originelles aufweisen und die Figuren ein wenig oberflächlich daherkommen,
so gleicht SJ Clarkson das durch eine detailreiche und authentische Schilderung des Lebens im Großbritannien der 60er Jahre wieder aus. Die vehement
verfochtenen Standesunterschiede, die Reserviertheit gegenüber Neuem und
das Festhalten an lieb gewonnenen Traditionen formen zusammen mit einer
gelungenen Ausstattung ein ansprechendes Zeitgemälde. Außerdem versteht
es Helena Bonham Carter („Harry Potter“, „The King's Speech“) auch hier, jede
ihrer Szenen durch ihre Präsenz zu adeln.
FRANK BRENNER
NICHTS ZU VERZOLLEN
F 2011 - Komödie - Regie: Dany Boon - Kamera: Pierre Aïm - mit: Dany Boon,
Guy Lecluyse, Benoit Poelvoorde, Philippe Magnan - Verleih: Prokino
Start: 28.7.
BO: Casablanca, Metropolis, UCI, Union, DO: Camera, DU: UCI, E: Cinemaxx, Lichtburg,
GE: Apollo, Schauburg, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Lichtburg
TOAST
GB 2010 - Komödie - Regie: S.J. Clarkson - Kamera: Balazs Bolygo - mit: Ken Stott,
Oscar Kennedy, Helena Bonham Carter - Verleih: MFA
Start: 11.8.
E: Filmkunsttheater
trailer verlost 3x2 Freikarten. E-Mail mit Stichwort "Verzollen" bis 10.8. an:
[email protected]
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Von einer solchen Kulisse wagten die Hobbyfilmer nicht mal zu träumen
Trügerisches Familienidyll? Clotilde Hesmé, Grégory Gadebois und Antoine Couleau (l.)
E.T. & Co. lassen grüßen
Überspannt und Frivol
„Super 8” von J.J. Abrams
„Angèle und Tony” von Alix Delaporte
In einer ländlichen US-Kleinstadt bekommt es eine Gruppe von Jugendlichen mit
mysteriösen Ereignissen zu tun.
C Vergnügliche Hommage an Sci-Fi-Klassiker
Was Angèle in dem kleinen Küstenstädchen sucht, fragt sich nicht nur der Fischer Tony.
Die hübsche Frau hütet gleich mehrere Geheimnisse.
C Gefühlvolles Sozial- und Liebesdrama
„Super 8“ verfügt über erstklassige Referenzen: Neben „E.T. – der
Außerirdische“, „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ (beide von Steven
Spielberg), „Invasion of the Bodysnatchers“ und den „Goonies“ finden sich
auch Spurenelemente des ersten „Alien“ in J.J. Abrams’ Film wieder. Darüber
hinaus fungierte Spielberg höchstpersönlich als Produzent und konnte sich
quasi selbst beklauen. Die Mixtur, die Abrams als Regisseur und Drehbuchautor von „Super 8“ angerührt hat, ist entsprechend Spielberg-like – aber
sie stimmt. Ein Film, wie ihn der Meister vor 30 Jahren selbst inszeniert hätte,
mit ein paar modernen Spezialeffekten aus dem Rechner angereichert.
Die entlang von gängigen Sci-Fi-, Thriller- und Mystery-Mustern erzählte
Geschichte spielt im Jahr 1979 in einer fiktiven Kleinstadt namens Lillian in
Ohio. Eine Gruppe von sechs Jugendlichen um die 13 Jahre will mit einer
Super 8-Kamera einen Zombiefilm drehen. Um die von Regisseur Charles
gewünschten „Schauwerte“ zu bekommen, filmen sie eines Abends an einer
stillgelegten Bahnstation und warten auf einen Zug. Der liefert tatsächlich
Schauwerte, denn er entgleist, nachdem sich ihm ein Auto auf den Schienen
entgegengestellt hat – in einer imposanten Action-Szene. Inmitten eines
infernalischen Trümmerfelds finden die Kinder in dem Auto ihren schwer verletzten Biologielehrer Dr. Woodward. Der wusste offenbar um ein düsteres
Geheimnis des Zuges und schickt sie fort, als Militär anrückt. Vorher warnt er
sie davor, mit irgendjemandem über das zu sprechen, was sie gesehen haben.
In der Folgezeit geschieht in und um Lillian immer mehr Mysteriöses. Menschen, Tiere und Dinge verschwinden – Paranoia greift um sich („Das waren
die Sowjets!“). Also müssen die Kinder Detektiv spielen. Parallel dazu verläuft
die langsame Annäherung zwischen „Star“ Alice und „Maskenbildner“ Joe, die
durch ein familiäres Unglück vorbelastet ist.
Im Spiel und Umgangston der Teenager spiegelt sich auf vergnügliche Weise
das Verhalten von Erwachsenen und wird ein ironischer Seitenblick auf das
Filmemachen geworfen. Vorzügliche jugendliche Darsteller, allen voran die
hochbegabten Elle Fanning (Alice) und Joel Courtney (Joe), tragen ihren Teil
dazu bei, aus „Super 8“ einen packenden und unterhaltsamen Film zu
machen. So geht das, Michael Bay: Katastrophen, Ballereien und Alles-inSchutt-und-Asche-legen nehmen Zuschauer nur mit, wenn sie Sympathien
für die Hauptfiguren entwickeln können. Dann ist Regie-Handwerk mit dosierten Effekten aus der digitalen Hexenküche allemal in der Lage, Spannung
zu erzeugen und 3D-Overkill locker zu übertrumpfen – zumal die Gestalt des
unheimlichen Monsters in guter alter „Alien“-Tradition erst peu à peu enthüllt
wird. Der witzige Super 8-Zombiefilm der Kiddies wurde übrigens auch fertig
gestellt und wird dem Publikum nicht vorenthalten. Tipp: Beim Abspann dranbleiben!
MICHAEL HERMANN
Die erste Einstellung macht klar: Dem klassischen Mutterbild entspricht
Angèle nicht: Sie fickt mit einem Typen im Hauseingang – der gibt ihr danach
die versprochene Actionfigur für ihren Sohn Yohan. Gleich danach trifft sie
den Seemann Tony per Kleinanzeige. Aber der ist von ihrer überspannt-frivolen Art eher abgeschreckt. Dass der grob gebaute Tony nicht auf ihre Avancen
eingeht, irritiert die hübsche Angèle zwar. Doch seine ruhige Ausstrahlung
gibt ihr Halt. Und genau das braucht sie, um nach einem Gefängnisaufenthalt
das Sorgerecht für ihren Sohn wiederzubekommen. Alix Delaporte erzählt in
ihrem stilsicheren und zärtlichen Debüt unpathetisch von einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte und macht sich für einen hoffnungsvollen Realismus
stark.
CHRISTIAN MEYER
SUPER 8
USA 2011 - Science Fiction - Regie: J.J. Abrams - Kamera: Larry Fong - mit: Ron Eldard,
Ryan Lee, Kyle Chandler - Verleih: Paramount
Start: 4.8.
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, Lichtburg, GE: Apollo,
MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg
ANGELE UND TONY
F 2010 - Drama / Lovestory - Regie: Alix Delaporte - Kamera: Claire Mathon - mit:
Grégory Gadebois, Clotilde Hesme, Antoine Couleau - Verleih: Kool
Start: 4.8.
BO: Casablanca, Metropolis, E: Filmkunsttheater
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Hässlich und Peinlich: Joaquin Phoenix in seiner schwierigsten Rolle
Wider die Erwartung
„I’m Still Here“ von Casey Affleck
Die wundersame Verwandlung des erfolgreichen Jungschauspielers Joaquin Phoenix
zum zotteligen Pseudo-Rapper JP.
C Groteske Selbstdemontage eines Hollywoodstars
2008 verkündete Joaquin Phoenix, er wolle sich aus der Schauspielerei zurückziehen und nur noch Musik machen. Es folgten missglückte Rap-Versuche,
wortkarge Auftritte im Zottel-Look sowie gehässige Parodien von Schauspielerkollegen. Immer mit der Kamera dabei: Casey Affleck, der nach der
Premiere der vermeintlichen Dokumentation „I’m Still Here“ schließlich zugab,
dass Phoenix’ Verwandlung nur gespielt war. Das ganze Projekt ein Jungswitz?
Ganz so einfach ist es nicht, wenn man bedenkt, dass Phoenix zwei Jahre lang
eine Rolle übernommen hat, die ihm einiges an Hässlichkeit, Peinlichkeit und
Demütigung abverlangte. So bleibt der Eindruck einer bemerkenswerten Abarbeitung am Star-Image und an den Erwartungen der Öffentlichkeit, die stellenweise quälend ist, nichtsdestotrotz aber fasziniert. MARIEKE STEINHOFF
I’M STILL HERE
USA 2010 - Doku. - Regie: Casey Affleck - Kamera: Magdalena Gorka, Casey Affleck mit: Joaquin Phoenix, Jack Nicholson, N. Portman - Verleih: Koch Media Start: 11.8.
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Neue Filme
Filmkritik
Unter der Oberfläche gären bereits die Konflikte
Fröhliche Ankunft der Kommunarden im erzkatholischen Bayern
Wenn die Nacht am tiefsten
Kommunenleben
„Die Vaterlosen“ von Marie Kreutzer
„Sommer in Orange“ von Marcus H. Rosenmüller
Zum Tod des Vaters kehren die Kinder ins Haus der ehemaligen Kommune zurück. Nicht
nur Trauerarbeit, auch Vergangenheitsbewältigung haben sie vor sich.
C Ungewöhnliches Familiendrama
Die Mitglieder einer sexuell freizügigen Berliner Wohngemeinschaft verschlägt es 1980
in die bayerische Provinz, wo sie mit dem konservativen Weltbild der erzkatholischen
Dorfgemeinschaft kollidieren.
C Kunterbunte Sommerkomödie
Der Vater ist tot, und damit auch ein Übervater gestorben. Er hatte einst eine
Kommune gegründet. Die Liebe war befreit, entsprechend verwirrend die
Vaterschaftsverhältnisse. Aber auch die Erziehungsmethoden des Patriarchen
stehen nach all den Jahren auf dem Prüfstein. Marie Kreutzer entfaltet langsam und poetisch das komplexe Beziehungsgeflecht der Figuren – von der
Mutter zu den Kindern bis zu deren Partnern. Mitunter und vor allem in den
Rückblenden ist der Film unnötig dramaturgisch aufgeladen, womit er ein
wenig seine Allgemeingültigkeit verspielt. Dennoch sieht man den durchweg
guten Darsteller gerne bei ihrer Selbstfindung zu.
CHRISTIAN MEYER
DIE VATERLOSEN
Berlinale 2011: bester Debütfilm
A 2011 - Drama - Regie: Marie Kreutzer - Kamera: Leena Koppe - mit: Andrea Wenzl,
Emily Cox, Philipp Hochmair - Verleih: ThimFilm
Start: 4.8.
BO: Metropolis, Casablanca, E: Filmkunsttheater
Ein Exklusiv-Interview mit der österreichischen Regisseurin Marie Kreutzer
lesen Sie unter: www.trailer-ruhr.de/gespraech-zum-film
culture club
Die Entmystifizierung von Bhagwan Shree Rajneesh und seiner Bewegung
sollte 1980 erst noch anstehen. Damals drangen zwar schon erste negative
Schlagzeilen über den Sex-Guru und die fragwürdigen Praktiken in seinem
Ashram an die Öffentlichkeit, die großen Skandale, die mit dem Umzug seiner Kommune nach Oregon begannen, waren jedoch noch Zukunftsmusik.
Marcus H. Rosenmüller beabsichtigt in seinem neuen Spielfilm „Sommer in
Orange“ allerdings auch gar nicht, in das gleiche Horn zu blasen wie beispielsweise Sabine Gisiger und Beat Häner, die im vergangenen Jahr „Guru:
Bhagwan, His Secretary & His Bodyguard“ in unsere Kinos brachten. Rosenmüller geht es vielmehr um einen ungewöhnlichen und farbenfrohen Background für seine liebenswerte Sommerkomödie, den die Jünger in Orange auf
jeden Fall bieten können.
Als Bezugsperson dient ihm die zwölfjährige Lili (Amber Bongard), die in der
neuen Schule den Spott ihrer Mitschüler ertragen muss und zum ersten Mal
mit spießigen Traditionen wie Schützenvereinen und Volksmusikgruppen in
Berührung kommt. Aber vielleicht ist die Sicherheit, die diese neue Lebensweise mit sich bringt, am Ende sogar den allzu lockeren Sitten der Mutter vorzuziehen, die darüber schon mal ihre elterliche Fürsorge vergisst. In fünf
Jahren hat es Marcus H. Rosenmüller geschafft, acht Spiel- und einen
Konzertfilm abzudrehen. Ein unglaublicher Output, bei dem allerdings erstaunlicherweise die Qualität nicht zu leiden scheint. Nicht immer hat er mit
seinen oftmals stark im Bayerischen verwurzelten Geschichten an den Erfolg
von „Wer früher stirbt ist länger tot“ anknüpfen können. Aber auch mit „Die
Perlmutterfarbe“ oder jetzt mit „Sommer in Orange“ hat er nachhaltig
gezeigt, dass er ein Kinoerzähler ist. Und ein hervorragender Kinderregisseur!
Viel zu oft leiden insbesondere deutsche Produktionen, in denen Kinder zentrale Rollen zu bekleiden haben, unter deren Laienhaftigkeit. Nicht so bei
Rosenmüller, der ein goldenes Händchen beim Casting und bei der Schauspielführung beweist, wenn bei ihm selbst die Jüngsten vor der Kamera natürlich und glaubwürdig rüberkommen. Hier ist es die 1997 geborene Amber
Bongard („Groupies bleiben nicht zum Frühstück“), die als Ich-Erzählerin die
Sympathien schnell auf ihrer Seite hat. So ist hier eine nostalgisch angehauchte Familiengeschichte entstanden, die einen herrlich unverbrauchten,
teilweise auch sehr trockenen Humor an den Tag legt. Der seit „Wer früher
stirbt…“ sicherlich massentauglichste und publikumswirksamste Film
Rosenmüllers, dem man einen ähnlichen Erfolg prognostizieren möchte, wie
seinem Debüt aus dem Jahr 2006.
FRANK BRENNER
www
cc
Film
Die letztePreview
Nacht des Boris Gruschenko
Woody Allens aberwitzige Komödie um den schmächtigen Russen Boris Gruschenko, der Ende des 18. Jahrhunderts erst zum
Kriegshelden, dann zum Napoleon-Attentäter wird. Mit „Die letzte
Nacht...“ setzt das Roxy-Kino, gemeinsam mit der Aktion „Herzvorkommen“ der DSW21, vom 5. bis 7. und 12. bis 14.8. seine Klassiker-Reihe fort, die jeden Freitag und Samstag in der Spätvorstellung und sonntags zur Nachmittagszeit läuft.
Roxy Dortmund, Münsterstr. 95
Karten: 0231 22 08 151
www.roxydortmund.de
SOMMER IN ORANGE
D 2011 - Komödie - Regie: Marcus H. Rosenmüller - Kamera: Stefan Biebl - mit:
Petra Schmidt-Schaller, Georg Friedrich, Wiebke Puls - Verleih: Majestic
Start: 18.8.
BO: Union, DO: Cinestar, OB: Cinestar
trailer verlost für den 12.8. 2 x 2 Karten.
E-Mail bis 8.8. an [email protected], Kennwort: Boris
Fr, 12. August um 22.30 Uhr
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Foyer
Regisseur Jan Tenhaven vor dem Essener Astra Filmtheater, Foto: Betty Schiel
Lebenslust und Lebensraum
In geheimer Mission
„Herbstgold“ im Astra Theater Essen
Essen 5. Juli - Es ist ein starkes Bild,
wenn ein 94-jähriger im feschen Sporthöschen einen Kopfstand macht oder ein
hundertjähriger Diskuswerfer für seinen
letzten Wurf alles gibt. Der Regisseur Jan
Tenhaven, der seine zutiefst menschliche
Doku „Herbstgold“ im Essener Astra
Portraitierte mit „Herbstgold“ Senioren als Theater persönlich präsentierte, ist nur
Sporthelden: Jan Tenhaven,
Foto: Betty Schiel durch Zufall auf sein Thema gestoßen.
Ihn reizte es, einen optimistischen, lebensbejahenden Film über diese „steinalten“ Hochleistungs-SportlerInnen
zu machen. Tenhaven ist es gelungen, vor Drehbeginn („Wir haben viel
Kaffee getrunken“) großes Vertrauen aufzubauen, was für eine persönliche
Atmosphäre am Set sorgte und dem Film tolle Situationen bringt, zumal die
sympathischen Sportler über ein gehöriges Maß an Selbstironie verfügen.
Das Publikum war begeistert und berührt von diesen liebenswerten, charmanten Menschen, die sich auf ihre große Weltmeisterschaft vorbereiten.
Nachdem der witzige 93-jährige Herbert Liedtke beim 100m-Sprint nur als
Zweiter durchs Ziel läuft, stellt er lakonisch fest: „Scheiße“, und nach einer
Pause: „...aber im nächsten Jahr bin ich ein bisschen besser.“
„Im Ghetto. Die Roma von Stolipinowo“ im
sweetSixteen Dortmund
Dortmund, 18. Juli - Angesichts der aufgeregten Debatte um den Zuzug von
Menschen aus Südosteuropa in die Dortmunder Nordstadt und einer teils fragwürdigen medialen Berichterstattung
über „Ekelhäuser“, prekäres Wohnen und
die vermeintlichen Bedrohungen einer
Nach dem Film blieben viele Zuschauer zur
anschließenden Diskussion, ungezügelten Zuwanderung, gelang den
Foto © Planerladen e.V., Dortmund
OrganisatorInnen von Planerladen e. V.
und dem sweetSixteen-Kino mit dieser Veranstaltung ein mehr als überfälliger Blickwechsel: Das Kino wurde vom Bild- zum Begegnungsraum, der
Film zur Folie für einen Austausch auf Augenhöhe und den Versuch, die
Mauer aus Vorurteilen und Misstrauen zu durchbrechen.
Der Dokumentarfilm „Im Ghetto“ erzählt mit beeindruckender Nähe von
den katastrophalen Lebensbedingungen in Stolipinowo, mit rund 40.000
EinwohnerInnen eine der größten Roma-Siedlungen Südosteuropas.
Die Diskussion im Anschluss ging dank der Anwesenheit von rund 30 bulgarischen Zuwanderern aus der Nordstadt weit über das übliche Filmgespräch hinaus. Viele nutzten die Gelegenheit, hier zum ersten Mal persönlich auf die Ablehnung, die ihnen entgegenschlägt, zu reagieren und von
ihren Problemen in Deutschland zu berichten.
BETTY SCHIEL/ANN KATRIN THÖLE
Die Foyer-Langfassungen und weitere Nachrichten aus der Kinowelt des Ruhrgebiets unter www.trailer.de/foyer
Foyer
Nachrichten aus der Kino-Welt
Spaßfaktor mit skurrilem Touch
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„Cars 2“ von John Lasseter und Brad Lewis
Abschleppwagen Hook wird irrtümlich für einen Agenten gehalten und bringt so
Lightnings Teilnahme am World Grand Prix in Gefahr.
C Ideenreiche Fortsetzung
„Cars“ war nicht einer der besten Pixar-Filme, und doch hat das Studio diesen Film nun nach „Toy Story“ als zweiten auserkoren, um in Serie zu gehen.
Doch der Spaßfaktor ist bei der Fortsetzung enorm hoch. Schon in den Eröffnungsszenen werden genüsslich Stereotypen aus Agentenfilmen parodiert,
was mit den Autos als Protagonisten einen sehr skurrilen Touch erhält. Später
wird die Spionagestory noch durch den Handlungsstrang um das Autorennen
erweitert, was den Machern Gelegenheit für Seitenhiebe auf das Medienbusiness und den Rennfahrrummel gibt. Wie bei allen Pixar-Filmen steckt
auch dieser voller selbstironischer Details, die man beim ersten Ansehen
kaum alle entdecken wird.
FRANK BRENNER
CARS 2
USA 2011 - Trickfilm - Regie: John Lasseter, Brad Lewis - Verleih: Disney
Start: 28.7.
BO: Bofimax, UCI, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HER: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx,
Cinemotion, OB: Lichtburg
www
Arben schlägt sich als Arbeitsmigrant durch
Unweigerlicher Abstieg
„Der Albaner“ von Johannes Naber
Arben fährt regelmäßig nach Griechenland, um dort Geld zu verdienen. Als für die
Hochzeit mit Etleva 10.000 Euro fällig sind, versucht er sein Glück in Deutschland.
C Erschütterndes Migrationsdrama
Das bergige Hinterland Albaniens wäre vielleicht für Touristen idyllisch –
doch die kommen nicht in die ärmliche Region. Als der albanische Bauerssohn Arben auf der Suche nach dem schnellen Glück als „illegaler“ Einwanderer in Berlin landet, ist das zunächst ein Kulturschock. Doch er schlägt
sich durch. Aber der Plan, das Geld für die heimische Hochzeit zusammenzukriegen, droht zu scheitern. Arbens Methoden werden radikaler. Regisseur
Naber erzählt fast dokumentarisch von einem Migrantenschicksal. Dabei
wird er nie plakativ: Weder beschwört er die Folklore Albaniens noch wird
die deutsche Großstadt zum Sündenpfuhl. Und doch gehorcht Arbens
Abstieg auf erschreckende Art einer systemimmanenten Logik. In Nabers
Regiedebüt bedingt Eins das Andere.
CHRISTIAN MEYER
DER ALBANER
D/ALB 2010 - Drama - Regie: Johannes Naber - Kamera: Sten Mende - mit: Luan Jaha,
Nik Xhelilaj, André Hennicke - Verleih: Zorro Max Ophüls-Preis 2011
Start: 4.8.
E: Filmkunsttheater
Roter Teppich
Siddharta genießt mit Amrita (Petra Schmidt-Schaller) das Kommunenleben: Georg Friedrich in „Sommer in Orange“, Foto: Majestic/Mathias Bothor
„Je extremer eine Figur ist, desto lieber spiele ich sie“
Georg Friedrich über „Sommer in Orange“, Film in Österreich und sein Faible für ungewöhnliche Charaktere
Seit 1983 wirkt der 1966 in Wien geborene Akzeptanz zu zeigen gegenüber Dingen, die man großes Publikum haben. Mir ist es nach der Premiere wichtig, dass mir der Film gefällt. Da ist es
Schauspieler Georg Friedrich in zahlreichen Film- nicht versteht. Leben und leben lassen.
egal, ob zwei Millionen in den Film gehen oder
und Fernsehproduktionen mit. Durch seine Auftritte in „Hundstage“, „Wolfzeit“, „Böse Zellen“, Ihre Figur Siddharta ist voller Extreme, Sie achthundert. Klar, wenn er einen großen Erfolg hat,
„Silentium“ oder „Import/Export“ wurde er zum scheinen ein Faible für etwas freakigere Rollen dann freue ich mich auch, in erster Linie für den
Regisseur. Ich finde es oft schade, wenn Filme, die
Gesicht des neuen österreichischen Films. Der viel zu haben …
beschäftigte Mime, der 2004 auf der Berlinale Ja, das mache ich schon sehr gern. Je extremer eine ich mag, zuschauermäßig auf der Strecke bleiben.
Figur ist, desto lieber spiele ich Viele Filme finden ja auf Festivals unter Cineasten
zum österreichischen Shooting
„Man muss Akzeptanz zeigen
sie. Obwohl eine Figur auch in ih- ihr Publikum, gewinnen dort Preise, werden aber
Star gekürt wurde, ist in diesem
gegenüber Dingen, die man
rer Einfachheit extrem sein kann. anschließend im Kino von niemandem gesehen. Der
Monat in Marcus H. Rosenmüllers
nicht versteht.“
Nicht nur die Strizzis (wienerisch Österreicher sieht sich nur ungern österreichische
neuem Film „Sommer in Orange“
zu sehen, in dem er den ehemaligen RAF-Terro- für Zuhälter, aber auch Strolche im Allgemeinen; Filme an. Der österreichische Durchschnittszuristen Siddharta spielt, der in einer Kommune seine die Red.) und RAF-Terroristen können extrem sein, schauer geht eher in die amerikanischen Blocksondern auch ein Universitätsprofessor – für mich buster. Bei uns ist ein Film schon mit 100.000 ZuErfüllung findet.
sogar noch mehr als ein Strizzi. Für mich ist das schauern ein Riesenerfolg. Damit es mal mehrere
trailer: Herr Friedrich, „Sommer in Orange“ dann eine größere Herausforderung, das zu ma- hunderttausend Zuschauer werden, muss schon ein
spielt 1980, als Sie selbst noch Teenager wa- chen. Bei „Sommer in Orange“ haben wir täglich 12 Kabarettist die Hauptrolle spielen. Die erfolgreichsren. Was haben Sie für eine Erinnerung an bis 15 Stunden zusammen gearbeitet und sind da- ten Filme sind oft solche, die ich selbst überhaupt
bei auch persönlich zusammengewachsen. Ich habe nicht mag, die ich ganz furchtbar finde. Da kann ich
diese Zeit?
Georg Friedrich: Ich habe noch eine relativ gute dort bei der Arbeit Freunde gefunden. Das ist das mir überhaupt nicht erklären, wieso die dann zum
Erinnerung an die Zeit, als Jugendlicher bekommt Tolle an dem Beruf, dass man mit vielen „emoti- Publikumserfolg werden.
man schon einiges mit. Von den 70er Jahren kann onal schönen Menschen“ zusammenarbeiten kann,
ich nur noch ein bisschen erinnern, aber die 80er die ich dann auch sehr ins Herz schließe. Das ist, Was sind Ihre Kriterien bei der Rollenwahl?
glaube ich, in keiner anderen Branche so extrem. Ich lese das Buch. Wenn mir das Buch und die Figur
waren meine Zeit, da bin ich groß geworden.
Man arbeitet sehr intensiv zusammen und trennt gefallen, dann treffe ich mich mit dem Regisseur.
Das sind häufig Bauchentscheidungen, gerade bei
Gibt es bei Ihnen konkrete Erinnerungen an die sich dann wieder.
Kinofilmen. Ich habe häufig Bücher in die Hand
Friedensbewegung oder die Bhagwan-Anhänger?
Da gibt es wenig. Ich weiß nur noch, dass in den Ist so eine Trennung dann nicht umso schwerer, bekommen, zu denen mir nicht viel eingefallen ist,
80er Jahren München für Wiener Verhältnisse eine wenn man eine solche emotionale Nähe aufge- wie das am Ende aussehen könnte. Oft sind dann
dabei ganz tolle Filme herausgekommen. Auf der
Großstadt war. Da war damals schon wahnsinnig baut hat?
viel los, in Wien dafür eher wenig. Damals gab es Ja, mir fällt das immer schwer. Man ist aber auf anderen Seite habe ich auch Drehbücher gelesen,
in Wien noch nicht so viele Lokale und Clubs, und der anderen Seite auch froh, weil es doch sehr an- die mir unheimlich gut gefallen haben und die dann
München war dann für uns Wiener ziemlich hip. strengend ist. Man ist froh, wenn diese Anstren- am Ende nichts geworden sind. Man kann wirklich
Wenn man nach München gefahren ist, ist man in gung vorbei ist, andererseits ist man traurig, weil keine Prognose abgeben, bevor der Film nicht zu
man sich von Leuten, die man irgendwie ins Herz Ende gedreht, zu Ende geschnitten und zu Ende
die große weite Welt hinausgefahren.
gemischt ist. Die Mischung kann einen Film groß
geschlossen hat, wieder verabschieden muss.
machen oder sie lässt ihn klein bleiben.
Nach 30 Jahren greift der Film nun die Bhagwan-Bewegung in seiner Geschichte auf. Welche Unter Michael Glawogger, Wolfgang Murnberger und Barbara Albert sind Sie zum Gesicht des
Bedeutung hat dieses Thema heutzutage?
INTERVIEW: FRANK BRENNER
Welche Relevanz das für die heutigen Kinozuschau- neuen österreichischen Films geworden. Wo seer hat, muss jeder für sich selbst bestimmen. Aber hen Sie diesen heute?
wenn ich mir den Film ansehe, besinne ich mich Dafür, dass wir so ein kleines Land sind, haben wir
einfach wieder, dass es auch andere Dinge gibt als in den letzten Jahren großes Glück gehabt, dass
nur zu arbeiten und Kohle zu machen. Es geht auch wir so interessante und gelungene Filme zustandarum, sich um seine Freunde und seine Familie zu de bekommen haben. Gute Filme werden ja nicht Lesen Sie die Langfassung des Interkümmern, um die Menschen, die man gern hat. Und unbedingt auch zu großen Publikumserfolgen. views mit Georg Friedrich unter:
für sich selbst einen offenen Weg zu finden und Aber mir ist es gar nicht so wichtig, dass Filme ein www.trailer-ruhr.de/roter-teppich
www
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Kino.Ruhr
Bei Alex Thiele und seinem Team im Babylon gibt der Filmrollenwechsel Gelegenheit zu Diskussionen
Demokratisches Kino
Im „Babylon“ in Hagen nimmt man sich Zeit für das Erlebnis Film
Im Hagener Kulturzentrum Pelmke, das seit 24 Jahren existiert, gibt es seit
1996 auch eine Filmsparte, die unter dem Namen „Babylon“ Filmkunst in
den Stadtteil Wehringhausen bringt. Mittlerweile spielt man dort rund 360
Vorstellungen jährlich, seit zwei Jahren wird jeder Hauptfilm zusätzlich von
einem Kurzfilm flankiert. Alex Thiele ist der Leiter des Babylon-Kinos im Kulturzentrum, den trailer zu den Besonderheiten dieses Filmbetriebes befragte.
trailer: Herr Thiele, wie ist das Programm des Kinos konzipiert?
Alex Thiele: Als Programmnachspielkino. Wir haben eigentlich nie Filme
zum Bundesstart, sondern immer mit einer vier- bis achtwöchigen Verschiebung. Wir sind hier auch manchmal räumlich etwas begrenzt, weil es
Gruppen gibt, die das neben dem Kinosaal gelegene Kinocafé nutzen, dann
ist eine gleichzeitige Nutzung des Kinos wegen Lautstärkeentwicklung ungünstig. Auch wenn unten im Saal eine Veranstaltung stattfindet, schließt
das eine Kinovorstellung komplett aus. Deswegen und aus Personalmangel
können wir kein Vollprogramm anbieten.
Nach welchen Kriterien wird denn das eher arthousige Programm
zusammengestellt?
Wir machen das als demokratische Kinogruppe. Die bis zu zwölf aktiven Mitglieder unserer Kinogruppe treffen sich einmal im Monat und gestalten dann
gemeinsam das Programm. Jeder schlägt Filme vor von denen er gehört hat
und die er interessant findet. Nach einer kurzen Vorstellung für die anderen
schauen wir uns Trailer dazu an, ziehen diverse Rezensionen zu Rate und versuchen, uns davon ein Bild zu machen. Idealerweise habe ich die Filme dann
schon auf der Berlinale, der Filmkunstmesse oder anderen Gelegenheiten gesehen. Und danach stimmen wir das Programm dann demokratisch ab. Jeder
hat seine Stimme und kann das Programm mitgestalten.
Gil findet in Adriana charmante Gesellschaft aus der Vergangenheit
Kulturgeisterstunde
„Midnight in Paris“ von Woody Allen
Ein nostalgischer Autor sucht in Paris Inspiration. Auf nächtlichen Spaziergängen bekommt er überraschende Hilfe: Von Hemingway, Fitzgerald und Gertrude Stein persönlich.
C Kulturbeflissene Zeitreise
Woody Allens Europareise geht in die nächste Runde: der 75-Jährige lässt in
seiner 41. Regiearbeit einen erfolgreichen Drehbuchautoren Hollywoods in
Paris die höhere Poesie suchen. Mit seinem nostalgischen Blick verliert er
zwar zunehmend seine Braut in spe aus den Augen, findet aber per Zeitreise
die Gesellschaft der Pariser Kunstzirkel der 1920er Jahre. Allen hat großen
Spaß, an der Zeit zu drehen und Hemingway, Scott Fitzgerald, Picasso oder
Man Ray klischeebeladen auferstehen zu lassen und damit zugleich auch seinen eigenen Hang zur Nostalgie zu karikieren. Starbesetzt wie immer, hat dieses Mal sogar Präsidentengattin Carla Bruni einen kleinen Auftritt. Allens
Energie schwindet nicht: Zurzeit dreht er in Rom schon seinen nächsten Film
CHRISTIAN MEYER
MIDNIGHT IN PARIS
E/USA 2011 - Komödie - Regie: Woody Allen - Kamera: Darius Khondji - mit: Adrien Brody,
Carla Bruni, Owen Wilson, Rachel McAdams - Verleih: Concorde
Start: 18.8.
BO: Casablanca, Metropolis, DO: Camera, Cinestar, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE:
Apollo, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg
www
Wir schaffen das schon
Was gibt es sonst noch für Besonderheiten?
Eine Besonderheit unseres Kinos ist, dass wir nur einen Projektor haben, und
das ist kein Tellerprojektor. Der hat nur einen Motor, der maximal eine 2000erRolle verkraften könnte, d.h. wir müssen aus technischen Gründen bei allen
Filmen über 90 Minuten Länge eine Pause machen, weil wir die nicht an einem
Stück vorführen können. Das ist für viele befremdlich, aber für unsere Stammgäste ist das ein soziales Forum geworden, das irgendwie dazugehört. Die meisten haben das akzeptiert und finden es gut, dass es eine Unterbrechung gibt.
Jetzt im August bieten Sie auch wieder ein Open-Air-Programm an …
Ja, das gibt es immer in den Sommerferien, wenn die Kinobranche ohnehin ein
wenig darniederliegt – mit Ausnahme der Blockbuster. Seit 1999 gibt es im
Hinterhof des Kinos nun schon regelmäßig das lauschige „Kino unterm Sternenhimmel“. Die Leute kennen das schon und kommen da immer sehr gerne hin,
weil die Stimmung auch sehr gut ist. Mit mediterraner Atmosphäre und ein paar
Lichtspielen zeigen wir dann ein leichtes, sommerliches Programm. Zum ersten
und letzten Film gibt es dann zusätzlich noch eine Discoveranstaltung.
INTERVIEW /FOTO: FRANK BRENNER
Lesen Sie die Langfassung des Interviews mit Alex Thiele unter:
www.trailer-ruhr.de/kino-ruhr
I 2008 - Komödie - Regie: Giulio Manfredonia - Verleih: Kairos - Start: 18.8.
Ende der 1970er begann Italien damit, seine Nervenheilanstalten aufzulösen.
Dieses Drama greift den Fall und die Konsequenzen tragikomisch auf: Ein rebellischer Gewerkschaftler (Claudio Bisio) bekommt die Verantwortung für eine Gruppe
entlassener Patienten auferlegt. Mit Engagement und Witz versucht er, den hoffnungslos Gestrandeten ein würdiges Leben zu ebnen.
HE
BO: Endstation
Sound of Noise
S/F 2010 - Komödie - Regie: Ola Simonsson, J. Stjärne Nilsson - Start: 11.8.
Eine Handvoll Percussion-Fanatiker marschiert durch Banken, Operations- und
Konzertsäle und entlockt so ziemlich allem Rhythmen und Melodien – nur nicht
Instrumenten. Polizist Amadeus Warnebring (Bengt Nilsson) zeigt dafür allerdings
wenig Verständnis. Origineller Spaß mit Kultpotential aus Schweden, basierend auf
dem YouTube-Hit „Music For One Apartment And Six Drummers“.
HE
BO: UCI
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Hintergrund
Wecken Bemutterungsgefühle: Angelique und Jean-René
Süße Verführung
„Die Anonymen Romantiker“ von Jean-Pierre Améris
Als der kontaktscheue Besitzer einer Schokoladenmanufaktur eine ähnlich gehemmte
Chocolatière einstellt, stehen die beiden plötzlich vor der Herausforderung, ihr ganz
persönliches Rezept für die sich anbahnende Liebe finden zu müssen.
C Tragikomische Liebesgeschichte
Statistisch gesehen leben etwa 12 Millionen hochsensible Menschen in
Deutschland, für die landesweit „Selbsthilfegruppen“ angeboten werden.
Am meisten fürchten die von ihrer Umwelt als extrem schüchtern oder
ängstlich wahrgenommenen den intimen Kontakt mit anderen Menschen.
Diese „Behinderung“ hat Regisseur Jean-Pierre Améris nun als Folie genommen, um uns eine romantische Liebesgeschichte voller Poesie und verhaltener Tragik zu erzählen.
Schon bei ihrer Abschlussprüfung fiel Angelique (Isabelle Carré) in
Ohnmacht, als der berühmte Chocolatiére Mercier ihr Talent lobte. Seitdem
arbeitet Angelique inkognito für Mercier. Als ihr Chef stirbt, bewirbt sich
Angelique bei der kurz vor dem Bankrott stehenden Schokoladenmanufaktur von Jean-René (Benoît Poelvoorde), der sie allerdings als Vertreterin
und nicht als Chocolatiére einstellt. Die beiden entdecken ihre Seelenverwandtschaft, denn auch Jean-René leidet unter Berührungsängsten. Als
ihm sein Psychiater rät, Angelique zum Essen einzuladen, könnte das
Happyend eingeläutet sein – beruflich wie privat. Doch bis dahin gibt es
noch einige Hürden zu nehmen, die für normal sensible Menschen eventuell ein Leichtes, für zwei Hochsensible wie Angelique und Jean-René jedoch fast unüberwindlich sind.
Mit dem gleichen Genuss, den Angeliques Pralinen versprechen, erzählt
Améris seine romantische Liebesgeschichte, deren kreative Füllung erst
den vollen Geschmack ausmacht. Die Gags passieren manchmal am Rande,
etwa wenn Angelique bei ihrer ersten Selbsthilfe-Gruppenstunde gleich
vom Stuhl kippt, manchmal werden sie genüsslich ausgespielt, wie beim
ersten gemeinsamen Dinner, als Jean-René ständig auf dem Klo verschwindet, um seine Angstschweiß-getränkten Hemden zu wechseln. Aber
weil Améris so wunderbar die Balance zwischen Märchen und Realität hält
– was sich auch in den zeitlosen Kostümen und Dekors manifestiert - lacht
man immer mit und nie über seine Protagonisten. Und die sind einfach
zum vernaschen: Benoit Poelvoorde mag zwar im ersten Moment etwas zu
Altbacken für die mädchenhafte Angelique wirken. Aber sein vereinsamter
Dackelblick dürfte auch beim (weiblichen) Publikum „Bemutterungsgefühle“ wecken. Und Isabelle Carré, die uns schon in Zabou Breitmans kleinem Meisterwerk „Claire – Sich erinnern an die schönen Dinge“ zutiefst
berührte, verzaubert uns hier mit ihrem unschuldigen Charme. Wenn sie zu
der Melodie „I Have Confidence in me“ (Ich hab Selbstvertraun´zu mir) aus
dem Richard Rodgers-Musical „Sound of Music“ durch eine Einkaufspassage tanzt, dann möchte man am liebsten, dass sie einem direkt in die
Arme rennt. Süßer kann ein Film kaum sein – nicht nur wegen der
Schokolade.
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DIE ANONYMEN ROMANTIKER
F/B 2010 - Komödie / Lovestory - Regie: Jean-Pierre Améris - Kamera: Gérard Simon
- mit: Isabelle Carré, Benoît Poelvoorde, Lise Lamétrie - Verleih: Delphi Start: 11.8.
BO: Casablanca/Metropolis, E: Filmkunsttheater
DIE ANONYMEN ROMANTIKER – Am Rande
Menschen mit psychischen Störungen eignen sich immer bestens für den
Film – sei es fürs Drama, für den Thriller oder wie in diesem Fall für die
Komödie. Hitchcocks Norman Bates, der von Jack Nicholson gespielte
Melvin Udall aus „Besser geht’s nicht“ oder Russel Crowes Interpretation
des Mathematikers John F. Nash in „A beautiful Mind“ – die Liste ist ewig
erweiterbar. Abweichendes Verhalten wird in bestimmten Fällen von der
Medizin als krankhaft beschrieben. Die soziale Phobie oder auch soziale
Angststörung ist ein Phänomen, das die Betroffenen unter enormen
Leidensdruck stellt. Ist ja auch klar – den Mitmenschen kann man nur selten entkommen. Wenn man jetzt etwa Spinnen oder die Höhe fürchtet, ist
das wesentlich vermeidbarer. Die soziale Phobie macht sich durch Angst
vor der Bewertung Anderer bemerkbar. Sie kann in bestimmten Umgebungen auftreten oder sich auf den Umgang mit dem jeweils begehrten
Geschlecht beziehen. Soziale Isolation durch das Meiden dieser Situationen ist oft die Folge. Schon das kleinste zwischenmenschliche Gespräch kann einen enormen Kraftaufwand bedeuten. Doch woher kommt
die soziale Phobie? Oft beginnt sie schon in der Kindheit und wird von den
Eltern nicht erkannt. Eine familiäre Häufung der Fälle lässt wohl, zusätzlich zu erlernten Verhaltensweisen, auf eine genetische Disposition
schließen. Das größte Problem ist die späte Diagnose und somit auch verspätete Hilfe sowie mögliche Folgeerkrankungen.
INGA SELCK
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Neue Filme
Green Lantern
Die Schlümpfe
USA 2011 - Action - Regie: Martin Campbell - Verleih: Warner - Start: 28.7.
USA 2011 - Trickfilm - Regie: Raja Gosnell - Verleih: Sony - Start: 4.8.
Regisseur Martin Campbell schickt Ryan Reynolds ins Comic-Universum: Als einziges menschliches Mitglied der Superheldenfraktion Green Lantern Corps muss
er nicht nur auf Erden, sondern und vor allem im Universum für Recht und
Ordnung sorgen. Im Kampf gegen Bösewicht Parallax sind dem Helden die
menschlichen Züge sowohl von Vor- als auch von Nachteil. Comic-Spaß
HE
Ups – die Schlümpfe in New York? Schuld daran ist Schurke Gargamale, der die
verschlumpften Blaublüter aus ihrem Dorf verjagte. Die blauen Zwerge mit den
weißen Mützen staunen nicht schlecht über die Großstadtmenschen, wollen
aber vor allem eins: Zurück ins Dorf!
HE
BO: Bofimax, UCI, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx,
Cinemotion
BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg, HE:
Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg
Planet der Affen: Prevolution
Captain America: The First Avenger
USA 2011 - Science Fiction - Regie: Rupert Wyatt - Verleih: Fox - Start: 11.8.
USA 2011 - Action / Abenteuer - Regie: Joe Johnston - Verleih: Paramount - Start: 18.8.
Das war wohl überfällig: Nach dem Remake (2001) jetzt also das Prequel zum
Science-Fiction-Klassiker von 1968. Der Film erzählt davon, wie aus den Affen
schlechte Menschen wurden: Ein junger Forscher entwickelt ein Heilmittel,
das er an Affen testet. Dabei vergisst er, zu Risiken und Nebenwirkungen seinen Arzt oder Apotheker zu fragen. Digitale Affenshow-Party.
HE
Neulich noch kämpfte er als Menschliche Fackel für die „Fantastic Four“ – jetzt
darf Chris Evans als Captain America im Alleingang die Welt retten. Die wird
nämlich während des Zweiten Weltkriegs von einem mächtigen Nazi-Agenten
bedroht (Hugo Weaving, „Der Herr der Ringe“). Comic-Spektakel aus dem
Marvel-Universum mit Tommy Lee Jones und Stanley Tucci.
HE
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, Lichtburg, GE: Apollo,
Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg
BO: Bofimax, UCI, Union, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL:
Cinemaxx, Cinemotion, OB: Lichtburg
Crazy, Stupid, Love
Homies
USA 2011 - Komödie - Regie: Glenn Ficarra, John Requa - Verleih: Warner - Start: 18.8.
D 2010 - Komödie / Musikfilm - Regie: Adnan G. Köse - Verleih: Kinowelt - Start: 18.8.
Cal ist seit Jahrzehnten mit Emily verheiratet – da knallt sie ihm plötzlich und
unerwartet die Scheidung hin. Der Mittvierziger ist wieder Single und weiß überhaupt nicht mehr, wie man sich in dieser Rolle verhält. Jacob ist zehn Jahre jünger und schult ihn in Sachen Flirt und Mut für den Neuanfang.
HE
Jimi Blue Ochsenknecht mimt den jungen Rebellen Marvin, der aus dem bürgerlichen Mief ausbrechen will. Entgegen der Vorstellungen seiner Mutter,
einer Immobilienmaklerin, will Marvin nämlich eine Musikerkarriere starten.
Coming-of-Age-Drama, in dem der Held seinen Weg sucht. Popstar-Juror
Detlef D! Soost steht ihm dabei als Mentor zur Seite.
HE
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BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, Lichtburg, GE: Apollo,
HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar
BO: UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, MÜL: Cinemaxx
Plötzlich Star
Resturlaub
USA 2011 - Abenteuer / Komödie - Regie: Thomas Bezucha - Verleih: Fox - Start: 4.8.
D 2011 - Komödie - Regie: Gregor Schnitzler - Verleih: Sony - Start: 11.8.
Grace (Selena Gomez) und ihre beste Freundin Emma (Katie Cassidy) haben gerade die Highschool hinter sich und begeben sich auf einen Trip nach Paris. Graces
Mami aber stellt ihnen Stiefschwester Meg als Aufpasserin zur Seite. Vieles geht
schief in der Stadt der Liebe, bis Grace mit einem Superstar verwechselt wird.
Quietschlustige, romantische Komödie über Freundschaft und Verwechslungen. HE
Ein Impuls öffnet dem festgefahrenen Brauerei-Manager Pitschi Greulich (Maximilian Brückner) die Augen: Kurzentschlossen entzieht er sich dem alljährlichen
Mallorca-Urlaub und steigt in einen Flieger nach Buenos Aires. Dort will er neu
anfangen. Doch schon bald offenbaren sich ihm die Vorzüge seines zurückgelassenen Spießerlebens. Midlife-Crisis-Komödie.
HE
BO: Bofimax, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx,
Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE:
Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg
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Textwelten
Poetry
Verschwindet die Schreibschrift?, Foto: Hannah Linden
Sebastian23 hat keinen Fernseher
Schreiben ist Denken
Shir Khan beißt Paul Panzer in den Schritt
Wofür brauchen wir noch die Handschrift, wir schreiben doch sowieso auf
dem Computer? Eine weitverbreitete Ansicht, die man offenbar auch in
Hamburgs Schulbehörde teilt. Als erstes Bundesland gibt Hamburg die verpflichtende Handschrift auf, dort können die Erstklässler in Zukunft auch
in Druckbuchstaben schreiben. Die Erfahrung zeigt, wo die Freigabe einmal
erfolgt ist, wird das bestehende System bald verschwinden, schon alleine,
weil die Lehrer keine Rückendeckung bei ihrer Arbeit mit dem alten System
von Seiten der Schulbehörde zu erwarten haben. Die Einführung der Druckschrift vereinfache vielen Kindern das Schreiben, meint man in Hamburg.
Eine Ansicht, die auch schon bei der Einführung der Rechtschreibreform
ins Feld geführt wurde. Offenbar soll sich das gesamte System vor den IDötzchen verneigen, die ja eigentlich in die Schule gekommen sind, um
etwas zu lernen. Wer einmal beobachtet hat, wie stolz Kinder darauf sind,
ihre eigene Handschrift zu zeigen, wundert sich darüber, dass ihnen dieses
erste Erlebnis von Erfolg und Identität genommen werden soll.
Der dumme August ist der Monat, in dem man die meiste Zeit draußen verbringt.
Sebastian 23 zählt an: elf – die Video-Kolumne
Die fatale Idee, die Handschrift aufzugeben
Nun könnte man einwenden, dass der Untergang des Abendlandes nicht
bevorsteht, wenn ein paar Sechsjährigen keine Handschrift mehr beigebracht wird. Andererseits darf man sich fragen, ob sich das Abendland nicht
gerade über seine Kultur definiert. Handschrift ist ein Stück Identität, das
wissen nicht nur die Graphologen. Was wir auf dem Papier sehen, ist geronnene innere Bewegung, die einen Blick auf Denken und Fühlen bietet.
Dass die Buchstaben miteinander verbunden werden, entspricht nicht bloß
einem Bedürfnis nach Dekoration. Spätestens seit der Veröffentlichung von
Stanislas Dehaenes bahnbrechender Untersuchung „Lesen“ (Textwelten
11/2010) wissen wir, dass vom Auge jeder einzelne Buchstabe aufgenommen und im Gehirn zu einem Wort zusammengesetzt wird.
Indem sich die Buchstaben zu einem Wort fügen, entsteht Sinn. Ein geistiger
Prozess, dem wir im Schreiben manuell Ausdruck verleihen. Das Schreiben
bildet die Bewegung des Denkens ab. Die eilige Forderung nach Effizienz ist
hier fehl am Platz. Lernen braucht Zeit, hat man die, entwickelt sich Kreativität und das Neue kann geboren werden. Schreibt man in Druckschrift,
muss die Hand immer wieder absetzen, der Fluss der Bewegung geht verloren, das verkrampft die Hände und man wagt sich gar nicht vorzustellen,
wie jemand in der Lage sein soll, seitenweise auf diese Weise mit der Hand
zu schreiben. Der Wechsel auf die Tastatur des PCs ist nur logisch.
Das Schreiben stellt jedoch das Paradebeispiel für eine Kulturtechnik dar,
die sich in den Körper einschreibt. So gehört die Handschrift zu den komplexesten Bewegungsabläufen des Menschen. Nicht nur die Motorik wird
auf Trab gehalten auch im Gehirn geht während des Schreibens ein Feuerwerk im Spiel der Neuronen ab. Analphabeten haben tatsächlich andere
Gehirnstrukturen und ziemliche Probleme mit Tätigkeiten, die feinmotorische Finesse verlangen. Hamburg steht mit seiner bequemen Entscheidung jedoch nicht alleine da, andere Bundesländer wollen nachziehen,
auch NRW. Wieder einmal zeigt sich, wer vom Wert kultureller Errungenschaften nicht überzeugt ist, der schafft sie irgendwann einfach ab und
da kann eine Schulbehörde sicher besonders effiziente Ergebnisse erzielen.
Wenn ich so durch meine ausgedehnten Liegenschaften im grünen Süden
Bochums flaniere und mir die dort lebenden Hobbits und Elfen fröhlich zuwinken, dann frage ich mich schon, ob die viele Sonne gut für mich ist. Meine Mütze wird im Sommer zu meinem privaten Hochofen und die Gedanken
zu Eisenerzschlacke. Doch ich werde die Dampfhaube auch nicht abnehmen,
denn dann fragen mich die Menschen immer, ob ich mir die Haare schwarz
gefärbt habe. Dabei sind die einfach nur verbrannt.
So trage ich also meinen Hitzkopf durch das Auenland und denke mit Wehmut
an mein klimatisiertes Gutshaus, in dem mich meine Bediensteten mit sehnsüchtigen Blicken zurückerwarten. Ich bin ein guter Lehnsherr und schicke
nicht mehr als drei pro Tag in die Strafkammer.
Karpfen gegen Anti-Schuppen-Schampoo
Das klingt vielleicht hart, aber im Zuge der Demokratiemüdigkeit unterwerfen sich immer mehr Menschen freiwillig meiner tyrannischen Willkür, denn
wenigstens exportiere ich keine Panzer. Außer Paul Panzer, den verkaufe ich
demnächst an eine taiwanesische Fischfabrik. Als Karpfen.
Dabei hab ich gar keine Ahnung, wer dieser Paul Panzer eigentlich genau ist.
Ich habe nämlich keinen Fernseher zu Hause. Im bin im Sinne des Höhlengleichnisses entrückt von der Welt. Wenn mir jemand sagt, dass das „Sommermädchen“ auf Pro7 nichts als komprimierte Dackelkacke ist, dann ahne ich nur
die Bedeutung der Worte. Ich habe auch ehrlich nicht die geringste Ahnung,
wer „Daniela Katzenberger“ ist und ob es diese Person wirklich gibt, oder ob sie
der pervertierten Fieberfantasie einiger ehemaliger Freunde entsprungen ist.
Aus Sicherheitsgründen rede ich jedenfalls nicht mehr mit denen.
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Die Erde ist eine linke Kniescheibe
Und ich weiß auch nicht, ob das Programm schlechter geworden ist, denn
ich hab schon lange keinen Fernseher mehr. Im letzten Dschungelcamp, das
ich noch gesehen habe, waren Shir Khan, Mogli und Balu, der Bär. Ist lange
her, aber ich glaube, Mogli wurde am Ende Dschungelkönig.
Es kommen natürlich Leute zu mir, die sagen, es gäbe schon ein, zwei interessante Sendungen auf Spartenkanälen. Zu denen sage ich immer:
„Freunde“, sage ich, „ich heirate doch auch keine Frau, nur weil sie eine attraktive linke Kniescheibe hat. Denkt an meine Worte: Daniela Katzenberger
hat eine attraktive linke Kniescheibe.“
Dann nicken alle verständnisvoll und leicht angewidert und keiner merkt, dass
ich keine Ahnung habe, was ich da grade gesagt habe. Vermutlich hab ich einfach nicht alle Schnitzel in der Pfanne, aber ich sehe nicht ein, wieso ich Geld
ausgeben sollte, damit mir jemand auf Knopfdruck ins Wohnzimmer kackt. Dafür habe ich schließlich die Strafkammer für Aufsässige in meinem Hofstaat.
Und in meiner Strafkammer sieht es aus, wie im innersten Kreis der Hölle: Es
gibt nichts außer einem riesigen Fernseher, einem teuflisch weichen Sofa und
schüsselweise frittierter Nahrungsmittel. Trotzdem benehmen sich in letzter
Zeit auffällig viele Bedienstete daneben. Keine Ahnung, was mit denen los ist.
FOTO/TEXT: SEBASTIAN23
THOMAS LINDEN
Sebastian23 - Die Video Kolumne:
Auf youtube und auf trailer-ruhr.de
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Kompakt Disk
Popkultur in nrw
Rumpeln im Gebälk
Slutwalk in Manchester, Foto: Phil King
Good Grrrls are to be heard – and seen
Die Geschichte der Riot Grrrls ist noch nicht zu Ende
Von Christian Werthschulte
Zugegeben, manchmal ist der Titel dieser Kolumne irreführend. Denn was in diesen Zeilen Monat für Monat unter dem Label „Unterhaltungsmusik“ besprochen
wird, ist ja meistens erst dann interessant, wenn es über die kulturindustrielle
Klebrigkeit hinausgeht. Zwischen dem 20. und 25. August 1991 geschah dies.
In dieser Woche trafen sich in Olympia, im Nordosten der USA, eine Reihe von
Underground-MusikerInnen zur International Pop Underground Convention, auf
der sich alle Protagonistinnen einer Szene versammelt hatten, die vielleicht letzte Jugendbewegung mit Gitarren in der Hand bilden würde: Riot Grrrl.
Die Geschichte dieser Popfeministinnen hat jetzt die Essener Kulturwissenschaftlerin Katja Peglow zusammen mit dem Literaturwissenschaftler Jonas
Engelmann im Buch „Riot Grrrl Revisited“ aufgearbeitet. „Zum ersten Mal in
der Musikgeschichte wurden bei den Riot Grrrls Frauen zu Anführerinnen einer
popkulturellen Bewegung“, erzählt sie. Zwar hatten schon in der Hochphase von
Punk besonders junge Frauen die alten Rollen von Fan und Sängerin verlassen
und erfolgreich Bands gegründet, waren aber mit dem Abebben der ersten Punkwelle wieder in der Versenkung verschwun„Unterhaltungsmusik ist
den. Das sollte sich diesmal ändern. Die
eigentlich erst dann
Platten, Bücher und Fanzines, „die uns aninteressant, wenn sie
sprechen, in denen wir uns mit eingeschloskulturindustrielle Klebrigkeit
sen und verstanden fühlen“, wie es im Riot
hinter sich lässt.“
Grrrl-Manifest von 1991 heißt, wurden im
Selbstverlag produziert und per Eigenvertrieb um die Welt geschickt. So bildete
sich ein Netzwerk, das auch dann noch Bestand hatte, als die Medien das Phänomen als „Girlie“ längst verniedlicht hatten. Und auch der Sound änderte sich
im Laufe der Jahre. Waren die ersten Riot Grrrl-Veröffentlichungen noch lärmige
Punkplatten, orientierten sich die Protagonistinnen der Szene spätestens ab den
späten Neunzigern am DIY-Gedanken elektronischer Musik. So schafften die Riot
Grrls den Brückenschlag zu queeren Subkulturen und wurden zu Vorbildern.
Wenn Beth Ditto, die Sängerin von The Gossip, am 30.7. als Headlinerin beim
Juicy Beats auftritt, dann nur, weil sie als Jugendliche von den Riot Grrrls inspiriert wurde, ihre eigene Band zu gründen. „Nach der Aufbauarbeit der Initiative
Rocksie! in den frühen Neunzigern ist spätestens mit Beth Dittos Auftritt das
Phänomen auch im Ruhrgebiet angekommen“, urteilt Peglow. „Und dann findet
zwei Wochen später noch der erste Slutwalk statt.“ Eine Parallele, die einleuchtet. Die Riot Grrrls forderten in ihren Songs immer wieder das Recht auf sexuelle
Selbstbestimmung ein - genau wie es die Teilnehmerinnen der Slutwalks auch
tun. Der erste Slutwalk fand im April 2011 in Toronto als Reaktion auf die Äußerung eines ein Polizisten statt. Dieser hatte erklärt, dass Frauen sich nicht „wie
Schlampen“ kleiden sollten, wenn sie sexuelle Gewalt vermeiden wollten. „Dadurch findet eine Schuldumkehrung statt, die absolut fatal
ist“ erklärt Anni Lischewski vom Organisationsteam Ruhr.
Sexuelle Gewalt sei in erster Linie in ungleichen Machtpositionen begründet. In Anlehnung an die 2000 Frauen, die
in bewusst ‚schlampiger‘ Kleidung zum Hauptquartier der
Polizei in Toronto zogen, will der SlutWalk Ruhr am 13.8. in
der Essener Innenstadt demonstrieren. „Wir gehen auf die
Christian Werthschulte
Straße für unser Recht auf Selbstbestimmung - über unsere
lebt in Köln und mag
Pop
Körper und unsere Leben.“
Riot Grrrl Revisited von K. Peglow und J. Engelmann, Ventil Verlag 2011. 16,90 €
SlutWalk Ruhr I 13.8. I Essen I www.slutwalkruhr.blogsport.de
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And so I watch you from afar ist der Name einer nordirischen Band, die
sich dem instrumentalen Mathcore verpflichtet. Auf ihrem zweiten Album
„Gangs“ gibt es tricky Rhythmen, Breaks und Tempowechsel. Die Gitarre
kratzt immer haarscharf an Metal- und Art Rock-Klischees vorbei, die Double-Bassdrum ergänzt den Eindruck, als Gegengewicht gibt es aber Punk
Rock-Feeling (Richter Collective). Wooden Shjips
benennen sich zwar nach einem Stück von David Crosby (mit Schreibfehler), beziehen sich mit ihrem Space Rock aber deutlich auf die psychedelischen Hippies bzw. deren Nachfahren. Als hätte es Spacemen 3, deren
Sonic Boom produziert hat, nie gegeben (Thrill Jockey).
Der zwölfte Jahresbericht von Kölns Techno-Flagschiff Kompakt fährt die
Anstrengungen der letzten Jahre etwas zurück und präsentiert sich als einfache CD. Zwölf Stücke gibt es auf „Total 12“. Mit dabei sind alte Hasen wie
Wolfgang und Reinhard Voigt, Michael Mayer, The Modernist, Superpitcher und Matias Aguayo und einige Neuzugänge mit meist geschmackvollem, melodiösen Techno – ein paar Mal rumpelt es aber auch ordentlich
im Gebälk. Noch ein Lokalmatador: Hans Nieswandt, seit Ewigkeiten bekannt als DJ, Autor und Produzent, versammelt auf „Hans is playing House“
seine Remixe der letzten Jahre. 14 Mal hat er Originale von Knarf Rellöm
über Jens Friebe zu Barbara Morgenstern individualistisch verhoused,
ohne Angst vor drolligem deutschen Disco (bureau b). Die französischen DJs
Jess & Crabbe stellen mit "Bazzerk – African Digital Dance“ auf zwei CDs
Kuduro vor, eine Musik aus Angola, die afrikanische Rhythmen und Sounds
mit Techno, House, Rap und Dancehall mischt. Eine Verwandtschaft zum
rauen Baile Funk aus Brasilien lässt sich ausmachen. International bekannt
geworden ist der Stil durch die Portugiesen Buraka Som Sistema und M.I.A.,
die den Sound in ihre Musik einfließen lässt. „Bazzerk“ versammelt 27 umwerfende Dancetracks (Mental Groove). Aus Mali kommt das L'Orchestre
Kanaga de Mopti, deren gleichnamiges Album 1977 auf einem staatlichen
Label erschien und inzwischen Kultstatus genießt. Was nicht wundert, denn
der Afro Funk ist sehr mit typischen Stammesgesängen und tribalistischen
Xylophon-Phrasen durchsetzt – großartig (Kindred Spirits).
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In der „Original Album Series“ werden für wenig Geld fünf Original-Alben
in dünnem Originalcover ohne Schnickschnack zusammengefasst. Neben
vielem mediocrem 70er und 80r Kram erscheint jetzt auch je eine Box von
zwei der bedeutendsten Jazz-Erneuerern: John Coletrane und Ornette Coleman. Beide Boxen demonstrieren mit den Alben für das Label Atlantic
– darunter das programmatische „Free Jazz“ von Coleman, den Umbruch
in den frühen 60er Jahren zum freieren Jazz (Rhino). Das Harmonium sieht
aus und spielt sich wie eine Kirchenorgel, die Tonerzeugung ist ähnlich wie
beim Akkordeon. Man kennt es in der Popmusik vor allem von Nico. Auf
Sigbjørn Apelands instrumentalem Soloalbum „Glossolalia“ ist es sehr flächig eingesetzt, wogt mal beruhigend, mal schaukeln sich die Klangwellen
hoch oder getragene Melodien halten einkehr. Sehr schön, sehr kontemplativ (Hubro). Jim O'Rourke arbeitet seit Jahren an der Grenze zwischen
Pop und Experiment. Mit der Reihe Old News räumt er sein Archiv auf und
veröffentlicht experimentelle Stücke der letzten 15 Jahre. „Old News #5“,
versammelt vier Stücke von 1992 bis 2010, deren elektronische Klänge wie
ein Geräuschorchester erscheinen, mitunter sehr harsch, dann wieder schälen sich wunderbare Melodien aus den Drones. Vinyl only (Editions Mego).
CHRISTIAN MEYER
Sammlung
Filmstill aus: „Neon Genesis Evangelion“, Abbildung: Studio Khara_Universum Film GmbH
„Es gibt keinen großen Bruch“
Anime zwischen Tradition und Moderne. Kurator Stefan Riekeles über die Ausstellung „Proto Anime Cut“ im HMKV im Dortmunder U
Auch wenn die Möglichkeiten der Computergrafik immer ausgefallener und unsichtbarer werden, beim japanischen Anime, einem filmischen
Genre, bei dem man die neueste Technik hinter
den laufenden Bildern immer vermuten würde,
spielt sie nur eine begleitende Rolle. Noch immer sitzen die Zeichner mit Bleistift und Pinsel
vor Papierstapeln, um den Filmen diese unnachahmliche Optik zu geben.
krieg fast exzessiv betreiben, in Japan nicht besonders stark stattfindet. Es gibt aber in Filmen und
Comics diese Monster und Mutanten, die durch
Strahlung jedweder Art aus dem Meer kriechen.
Meiner Meinung nach können die tatsächlich als
so eine Verarbeitungsleistung gelesen werden. Vor
allem Godzilla, der nur ein paar Jahre nach dem
Bombenabwurf aus dem Meer steigt und erst mal
Tokio verwüstet. Und er hat unzählige Nachfolger
– also rumort da was. Die Godzilla Filme werden
trailer: Herr Riekeles, ist Heidi in Japan in der auch nie abgeschlossen werden, genauso wie
postatomaren Apokalypse angekommen?
sich die Monster-Ikonografie in den Mangas und
Animes fortsetzt. Es gibt also tatsächStefan Riekeles: Aus heulich so eine Art von Aktualität der Bomtiger Sicht ist Heidi für
„Der Regisseur hat beim
be in der japanischen Kultur, und das
Anime interessant, weil
Anime eine wesentlich
Bedürfnis sich damit auseinander zu
in den 1970er Jahren in
stärkere Rolle als im norsetzen. Diese Kreaturen sind ein gutes
Deutschland kaum jemand
mal gedrehten Film, weil er
wusste, dass es eine ja- tatsächlich die komplette Welt Medium, um sozusagen zwischen Technik, Kultur, Natur zu operieren und das
panische Produktion war.
kontrollieren und die kreaAndererseits ging auch tiven Entscheidungen sehr viel zu verhandeln.
das japanische Publikum
direkter umsetzen kann.“
Die Filme sind immer ein Gesamtdavon aus, dass es keine
japanische Produktion ist, weil es in den Bergen in kunstwerk. Dominieren die Zeichner sie?
Europa spielt und nicht besonders japanisch aussah. Die Filme sind Gesamtkunstwerke in dem Sinne,
dass ein ganzes Team daran beteiligt ist und geAber irgendwie erinnern viele Figuren noch meinsam ein Kunstwerk schafft. Es gibt einige
dominante Stellen in der Produktion, in der Entheute an Heidi.
Die großen Augen, auf die Sie anspielen, sind nicht scheidungen getroffen werden, die den Gesamtvon den Heidi-Produzenten vorangetrieben wor- Look und den gesamten Film durchdringen. Das
den. Die lassen sich eher auf eine Entwicklung zu- sind aber nur wenige Positionen. Das sind das
rückführen, die von Osamu Tezuka ausging, der in Storyboard, das Concept Design, das Background
seinen Comics immer mehr Wert auf die Ausarbei- Design, die Charakterentwürfe, die Animation und
tung der Augen gelegt hat. Seine Mangas hatten alles koordiniert vom jeweiligen Regisseur. Der
einen großen Einfluss auf die Entwicklung. Heute Regisseur hat beim Anime eine wesentlich stärexistiert ein stereotypes Bild von Anime Figuren, kere Rolle als im normal gedrehten Film, weil er
die große Augen und mindestens noch einen Robo- tatsächlich die komplette Welt kontrollieren und
teranzug in der Garderobe hängen haben müssen. die kreativen Entscheidungen sehr viel direkter
Das erklärt sich einmal aus der Faszination für Zu- umsetzen kann. So gibt es da beispielsweise wenig
kunftsszenarien, für die Anime immer ein Medium Verhandlungsspielraum für den Kameramann. Aber
waren, aber auch aus einer Verweigerung oder der der Concept Designer hat dafür eine wesentlich
Suche nach Identität jenseits der japanischen. Das stärkere Rolle, weil er die Welt erschaffen muss
Besondere an den großen Augen ist, dass es eben und erst mal nach seinen Kriterien entwirft.
keine asiatischen sind, deshalb sind die so groß.
Shinji Aramaki hat 2004 auf der DVD von „AppVon „Godzilla“ bis „Ghost in the shell“ sind viele leseed“ im Interview gesagt, dass er bestimmte
Ängste der Japaner auch in die künstlichen Szenen vorsätzlich einfach gezeichnet hat, um
Welten, in sehr spezieller Science-Fiction ein- zu zeigen, welche technischen Möglichkeiten zu
gebunden. Inwieweit spielt denn die Hiroshima- der Zeit möglich waren. Wie weit ist die AnimaBombe in der Entwicklung von Anime eine Rolle? tion vorangeschritten?
Die Hiroshima-Bombe in Japan ist ein noch immer Das Verblüffende an Anime ist, und das kommt hofsehr schwieriges Thema. Es ist bekannt, dass die fentlich auch durch unsere Ausstellung heraus, dass
Geschichtsaufklärung, wie wir sie für den 2. Welt- es trotz einem Jahrzehnt Digitalisierung immer noch
www
40
36
aussieht wie Anime. Es gibt keinen großen Bruch
und eines der wirklich verblüffenden Erkenntnisse
ist, dass zwar computergenerierte Bilder an allen
Stellen eingesetzt werden, sie zum Schluss so überzeichnet werden, dass es den typischen Anime-Look
behält, der eben immer etwas Handgezeichnetes
hat. Man sieht das am besten bei den Zeichnungen
von Takashi Watabe, der ganze Räume als 3D Computermodelle entwirft, die als Computergrafik eigentlich relativ schnell gerändert werden könnten,
er druckt sie aber nur als Rastermodell aus, zeichnet
dann noch mehr Details ein, scannt alles wieder ab
und danach ist es einfach eine handgezeichnete
Hintergrundvorlage. Die Digitalisierung dringt tief
in die Produktionsprozesse ein, wodurch zum Beispiel manche Hintergrundbilder, die wir in der Ausstellung sehen, relativ leer wirken. Bei den Layouts
fehlen dann immer die entscheidenden Stellen, da
steht dann nur ein großes 3D-CG, das ist der Aufruf an die Computergrafik da nachzulegen. Nur die
Konzeptentwicklung und ersten Zeichnungen sind
immer Bleistiftzeichnungen auf billigem Papier. Die
tragen aber schon die Botschaft in sich.
Das Potential für die Zukunft?
Es geht schon in den letzten Jahren immer mehr
darum, große Franchises um einzelne Figuren und
einzelne Storys zu bauen. Die Welt in „Evangelion“
haben wir hier, aber es gibt Hunderte solcher Universen, wo es eine ganz enge Medienverknüpfung
zwischen Computerspielen, Animes, Mangas, Figuren, Spiele für Handy und Internetportale gibt.
Da wird versucht ein ganzes Verkaufssystem aufzubauen, das von verschiedenen Firmen bedient wird
die alle auf einen Handlungsuniversum gründen.
Das wird stark zunehmen und auch bei uns wahrscheinlich immer weiter wahrgenommen werden.
INTERVIEW: PETER ORTMANN
„Proto Anime Cut – Räume und Visionen im
japanischen Animationsfilm“
HMKV im Dortmunder U I Bis 9.10.
0231 496 64 20
ZUR PERSON
Stefan Riekeles (35) studierte audiovisuelle Medien in Stuttgart, Neue Medien in Zürich und Kulturwissenschaft in
Berlin. Seit 2002 ist er Projektleiter und
Kurator für die „transmediale“, Festival
für Kunst und digitale Kultur Berlin.
2008 gründete er zusammen mit Andreas Broeckmann „Les Jardins des Pilotes“.
Foto: Peter Ortmann
Kunst in NRW
Kunstwandel
Foto, Peter Ortmann
Ernesto Neto: Humanóides, 2011, Thyssen-Bornemisza Art Comtemporary,
Foto: courtesy of Galeria Fortes Vilaca, Sao Paulo/Arp Museum Bahnhof Rolandseck
Die Seele der Zukunftsszenarien
Skulptur der Gegenwart
Eine intensive Dauerschleife fürs Gehör ist die erste Wahrnehmung in einer
Ausstellung über visuelle Räume in japanischen Anime-Filmen. Sie stammt
aus einer Szene aus dem Anime-Film „Evangelion 2.0“, 2009 produziert
vom Studio Khara. Regie führte Hideaki Anno. Der 51jährige Animateur
entwarf für dieses Kampf-Opus um böse Angels (Aliens) und coole Evangelions (humanoide Roboter), die nur von hochqualifizierten Kindern gesteuert werden, das grundsätzliche Szenario und den Set in und um Tokio
in der nahen Zukunft. Eine gigantische Stadt, die per Knopfdruck im Boden
verschwinden kann. Der Hartware Medienkunstverein (HMKV) hat diesem
speziellen japanischen Genre im Dortmunder U eine Ausstellung gewidmet,
kuratiert von den Berliner Insidern Stefan Riekeles und David d‘Heilly.
Dabei geht es in erster Linie nicht um die Endprodukte, sondern zum ersten Mal um die Schöpfer von Anime-Filmen als Künstlerpersönlichkeiten.
Die sieben vorgestellten Künstler sind Schlüsselfiguren in der Entwicklung
der Anime-Kultur. Ihre Arbeiten hängen bei „Proto Anime Cut“ wie Kunstwerke an den Wänden, ein Umstand, der für die genialen Zeichner selbst
merkwürdig wirkt, sind die Werke auf billigem Papier doch in erster Linie
Teil eines Produktionsprozesses. Auch wenn sie so seit den 1980er Jahren
den für Anime prototypischen Stil entwickelt haben, kaufen könnte man
ihre Zeichnungen und Aquarelle nicht, die gehören den Produktionsfirmen,
die alle Rechte halten, auch die über die Arbeiten, die erst zum Endprodukt Anime-Film geführt haben. Alle Künstler haben sich spezialisiert, die
erste Garde insbesondere auf Hintergrundbilder, deren Schärfe meist im
Mittelpunkt zunimmt, um bei einer direkten Kamerafahrt darauf die Sehgewohnheiten mit einer verschwimmenden Tiefenschärfe an den Rändern
zu verstärken. Andere wie Koji Morimoto verstehen sich exzessiv auf die
Darstellung von schwebenden und fliegenden Objekten. Aber Morimoto ist
auch Regisseur, einer der wenigen, die alle Schritte einer Produktion selbst
beherrschen.
Takashi Watabe ist der Architekt der Klassiker Akira (1988), Patlabor (1989),
Ghost in the shell (1995) und war auch bei Neon Genesis Evangelion (2009)
beteiligt. Seine Bleistiftzeichnungen gehen ins extreme Detail, in der Ausstellung zu sehen an einem Konzeptdesign für Ghost in the shell. Zu sehen
ist eine im Meer schwimmende Cyborg-Produktionsanlage, mit irrwitzigen
Rohrleitungen und Verkabelungen, deren Details später im Film nur noch
kaum zu sehen sind. All das führt zu einer Faszination, die nur beim AnimeFilm zu haben ist: Hier ist absolut alles denkbar, jede noch so abgedrehte
Geschichte realisierbar in Welten, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat,
weil sie da einfach noch gar nicht existierten. Viele Filmausschnitte in Minutenlänge auf großen Beamer-Leinwänden zeigen in der Ausstellung das
Endprodukt, das von den Künstlern in Kleinstarbeit, Schicht um Schicht, Folie für Folie, zusammengebaut wurde und noch nie sind diese Zeichnungen
in der Öffentlichkeit gezeigt worden. Nach dem Besuch dieser Ausstellung
sollte man sich die Filmvorführungen ab dem 10. September im Rahmen
des Japan Media Arts Festivals nicht entgehen lassen.
Von Thomas Hirsch
Am Anfang jeder ernsthaften Themenausstellung steht die Feststellung wiederkehrender Sachverhalte. Derzeit wenden sich (jedenfalls) drei Ausstellungen der zeitgenössischen Skulptur zu und gehen ihren spezifischen Phänomenen nach. Sie legen diese frei und klären die Verfahren und den „Look“.
Eine Ausstellung im renommierten Museum Morsbroich in Leverkusen
widmet sich der Rolle der Collage bei der Konstitution dreidimensionaler
Arbeiten: dem „Zusammengesetzten“ heutiger Skulpturen, wobei die Verbindungsstellen häufig provisorisch wirken und
„Motive und Modi
die Einheit der Erscheinung relativieren. Unterkehren wieder“
schiedliche Wirklichkeitsfragmente sind zueinander gesetzt, nach System und einer Konzeption folgend. In Leverkusen
werden dazu sehr verschiedene Positionen vorgestellt, die das Spektrum
zwischen einheitlicher Erscheinung und offen vorgetragener Assemblage mit
unterschiedlichen Materialien umreißen. Durchgehend findet sich die Neugierde der Künstler an den Wirkweisen und Erscheinungen des Heterogenen,
am Disparaten, das wie ein Riss durch die Konstruktion fährt und so deren
Dreidimensionalität betont. „Schnitte im Raum“: ein kluger Ausstellungstitel.
Dass zeitgleich die Ausstellung „Biomorph!“ im Arp Museum Bahnhof Rolandseck stattfindet, ist eine glückliche Koinzidenz. Sie geht anderen Befunden im Bereich der aktuellen Plastik nach, auf der Grundlage des Werkes
von Hans Arp (1886-1966). Sie stellt seine anthropomorph anmutenden Formulierungen mit einer homogenen Oberfläche vor – als revolutionäre Neuerung, die bis in die zeitgenössische Kunst hinein wirkt, und sie zeigt dafür
Beispiele. Weitere Aspekte, die ausgehend von Arps organischer Abstraktion
sowohl mit seinen Arbeiten als auch mit Werken heutiger Künstler angesprochen werden, betreffen das Verhältnis von Gesamtform und detaillierter
Strukturierung sowie die volumetrische Präsenz, die sich sukzessive in den
Raum hinein tastet. Dazu sieht man im Bahnhof Rolandseck etliche hervorragende Werke, etwa von Tony Cragg, Ernesto Neto und Thomas Rentmeister.
Wenn von der Formensprache von Hans Arp die Rede ist, ist natürlich Richard
Buckminster Fuller (1895 - 1983) nicht fern, und umgekehrt. Umso mehr
macht es Sinn, auf die Werkschau des amerikanischen Architekten, Theoretikers und Ökologen und auf die begleitenden Beiträge jüngerer Künstler
im Marta Herford hinzuweisen. Tatsächlich kehren die Motive und Modi seiner biomorphen Architektur mit schwebenden Strukturen und geodätischen
Kuppeln und sein utopischer Anspruch zumal in jüngerer
Zeit – oft implizit und aus innerer Notwendigkeit – wieder, hier zu sehen anhand von Werken etwa von Björn
Dahlem, Olafur Eliasson und Michel François. Vor allem
hier und in Leverkusen gibt es zudem weniger bekannte Künstler zu entdecken. Alle drei Ausstellungen aber
zeichnet noch eines aus: Indem sie die Gemeinsamkeiten
Thomas Hirsch ist
hervorheben, arbeiten sie auch die jeweiligen EigenKunsthistoriker, Kurator und Journalist.
heiten heraus – eben das, was Stil ausmacht.
Das HMKV präsentiert mit „Proto Anime Cut“ japanische Anime-Kunst
PETER ORTMANN
„Proto Anime Cut – Räume und Visionen im japanischen Animationsfilm“
HMKV im Dortmunder U I Bis 9.10. I 0231 496 64 20
Japan Media Arts Festival
HMKV im Dortmunder U I 10.9.-2.10. I 0231 496 64 20
41
Ausstellungen in Leverkusen, Remagen und Herford
www
„Schnitte im Raum – Skulpturale Collagen“
Bis 21.8. I Museum Morsbroich in Leverkusen
„Biomorph! Hans Arp im Dialog mit aktuellen Künstlerpositionen“
Bis 22.1. 2012 I Arp Museum Bahnhof Rolandseck in Remagen
„Wir sind alle Astronauten. Universum Richard Buckminster Fuller
im Spiegel zeitgenössischer Kunst“ I Bis 18.9. I Marta Herford
RuhrKunst
Transparent-BH und Spitzenhöschen von Triumph, Foto: Regi Relang
Carl Emanuel Wolff, Installationsansicht Lehmbruck Museum ©VG Bild-Kunst
Eckart Hahn, Reservat, 2004, © E. Hahn
Die Roots der Supermodels Lebensnah und echt
„High Sixties Fashion“ in Dortmund
Carl E. Wolff im Duisburger Lehmbruck Museum
Vier Jahrzehnte Realismus
Sex, drugs and rock´n´roll. Sexy-mini-super-flower-pop-op-cola. Aufblasbare Sessel. Mit Parka
und Lambrusco im Park. Die Gegenbewegung zum
Gammel-Look ist jetzt im Dortmunder Museum
für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen – in der
Ausstellung „High Sixties Fashion“. Zu sehen sind
Modefotografien und -Illustrationen, aber auch
eine Sammlung aus Kleiderschränken Dortmunder
Bürgerinnen und Bürger, neben Designschätzchen
und DM-Flipper.
Wer hätte damals in den wilden Jahren gedacht,
dass man sich nach dem Mittagsessen umziehen
sollte, ein schwarzes Nachmittagskleid aus Organza etwa oder im Urlaub die Parlazzopyjamas
für den Strand. Was heute ein wenig antiquiert in
schwarzweißen Fotos daher kommt, war damals
die ziemlich unbekannte Modeavantgarde und
auch heute noch haben beispielsweise die großartigen Arbeiten des spanischen Modezeichners
Antonio Lopez (1943-1983) ihren Reiz. Antonio
war berühmt für seine ausgefallenen Requisiten
auf den Bildern und seine grellen Neonlicht-Farben, die schon damals die Austauschbarkeit von
Massenkultur und Konsumsucht fast nebenbei
karikierten.
Diese Modebilder wurden jetzt in neuen Zeitschriften verbreitet: Die französische Elle, die englische
Queen, die deutschen Petra und Brigitte wurden zu
Foren für junge modebewusste Frauen. Mit twen
erschien von 1959 bis 1971 ein progressives Heft.
Die Modefotografen der „High Sixties“, darunter
Helmut Newton, Regi Relang und F.C. Gundlach,
lieferten dafür die imageträchtigen Bildinszenierungen. Neue Unikat-Models wie Twiggy oder
Veruschka betraten die Bühne, auf der auch eine
blutjunge Sängerin namens Esther Ofarim 1965 ein
„Ensemble mit dunklem Minirock“ bewarb.
Die Ausstellung bietet auch Einblicke in die Neuerungen bei den Modethemen der „High Sixties“.
Das sind auf der einen Seite der englische Look,
durch Mary Quants originelle Minikleider geprägt.
Aber auch die Pariser Couturiers, insbesondere Pierre Cardin und André Courrèges, die mit ihrem
Space-Look ungewöhnliche Kollektionen auf den
Markt brachten, die bis heute nichts an Faszination verloren haben. Eine wirklich sehenswerte
Ausstellung.
Eine Ausstellung aus lauter Rätseln. Im Duisburger Lehmbruck Museum zeigt der Essener Bildhauer Carl Emanuel Wolff drei Figurengruppen,
die, durch die Fensterscheibe auch von draußen
zu sehen, unverbunden aufeinander folgen und
jeweils für sich Handlungen suggerieren. Aber
der jeweilige „Sinn“ bleibt offen. Die Akteure
sind Tiere und Menschen, vor allem letztere in
formaler Verwandlung. Gemeinsam ist allen Figuren, dass sie aus sehr unterschiedlichen, teils
außergewöhnlichen Materialien gestaltet sind,
die so gar nicht in die Geschichte der Bildhauerei passen. Indes sind sie, meist in Lebensgröße,
exakt gebaut im Umgang mit Proportion und
Raumgefühl, was nun auch in der Präsentation in Duisburg zum Ausdruck kommt. Zugleich
zeigt Wolff sein Gespür für Inszenierung im
forcierten Abgleiten ins Absurde. Er setzt die
Wesen zu- und gegeneinander, ein Berg aus
Fischen, Wildschweine, Soldaten, eine Fahrzeugachse (auf der Einladungskarte ist von der
„Achse des Bösen“ die Rede – das ist freilich
blöd), und das kulminiert dann in der dritten
Gruppe, die einen echten Tisch und einen echten Stuhl, ein echtes Geweih und ein echtes
Skateboard und Teile eines echten Teddybären
enthält.
Auf unbestimmte Weise fühlt man sich an Märchen erinnert, freilich verorten die Accessoires
diese Szenen wieder in der Gegenwart: etwa,
dass die sieben rötlichen Männer der einen
Gruppe aus Zündlunten bestehen und sichtlich
Soldaten im Kampfanzug (und ganz und gar
keine Zwerge) sind oder das männlich anmutende Wesen der anderen Gruppe, vor dem Mobiliar eine Zigarre rauchend. Ist Carl Emanuel
Wolff ein gesellschaftskritischer Künstler? Ist
er nicht viel zu plakativ und geht er nicht, um
seine formalen Qualitäten wissend, schlichtweg auf die Nerven? Zumindest erweitert er
sorgfältig und mit aufwändiger Hingabe das
Potential figurativer Skulptur für das 21. Jahrhundert. Es war und ist schon ein Kreuz mit den
Plastiken des 1957 in Essen geborenen und an
der Hochschule für Bildende Künste in Dresden
als Professor lehrenden Carl Emanuel Wolff.
Unbedingt anschauen!
Nur noch wenige Tage gibt es die Gelegenheit,
diese Ausstellung in Bochum zu sehen. Und sie
ist besser, als der schwergängige Titel „Bildvertrauen. Studio Jaeschke. Ausblick - Rückblick“
ahnen lässt: Anhand guter Bilder aus dem Besitz
der Künstler und aus Privatsammlungen vermittelt sie auf hohem Niveau einen Einblick in die
realistische Malerei der vergangenen vierzig
Jahre in Deutschland, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Zugleich ist diese Ausstellung im Kunstmuseum
Bochum die visuelle Dokumentation einer Privatinitiative, mit Kunstwerken der damals beteiligten Künstler und Fotoprojektionen zu den
Aktivitäten im Studio Jaeschke. Dabei handelt
es sich um (nicht-kommerzielle) Ausstellungen,
die das Ehepaar Gerda und Helmut Jaeschke in
seinem Privathaus in Bochum-Querenburg von
1970 bis 1990 durchgeführt hat. Die Jaeschkes
wenden sich den Spielarten des Realismus zu,
der gerade zu dieser Zeit hoch angesehen ist,
verzichten aber auf plakative Schilderungen
und politischen Aktionismus. Vielmehr geht es
bei den Kunstwerken, die sie favorisieren, um
überzeitliche Aussagen, um Beiträge zur Gesellschaft und um das Bild des modernen Menschen.
Dies belegt nun also die resümierende Ausstellung im Kunstmuseum Bochum. Sie stellt in
den Medien Malerei und Skulptur elf Künstler
vor, die im Studio Jaeschke ausgestellt haben
und bezieht noch drei jüngere Künstler ein, die
nach der Konzeption der Jaeschkes inhaltlich
und formal daran anschließen bzw. dazu passen
und nun explizit mit jeweils einer Vielzahl an
Bildern, quasi kleinen Werkschauen, gewürdigt
werden: Das ist der eigentliche Kunstgriff dieser Ausstellung, in der vielleicht die Präsentation von Johannes Hüppi herausragt. Der etwas
ältere Thomas Huber vermittelt zwischen den
älteren Künstlern im Erdgeschoss und den jüngeren Positionen von Hüppi und Hahn im ersten
Obergeschoss, wo auch er mit sehr verschiedenen Bildern vorgestellt wird.
Natürlich ließe sich noch vieles zu den einzelnen Künstlern sagen, darunter viel Kritisches
und mancherlei Lobendes. Insgesamt ist die
Ausstellung aber ein absoluter Gewinn!
PETER ORTMANN
„High Sixties Fashion“
Bis 18.9.
Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund
0231 502 55 22
www
THOMAS HIRSCH
„Carl Emanuel Wolff – Die Achse des Bösen“
Wilhelm Lehmbruck Museum Duisburg I Bis 2.10.
www.lehmbruckmuseum.de
42
36
Das Studio Jaeschke im Kunstmuseum Bochum
THOMAS HIRSCH
„Bildvertrauen“ - Studio Jaeschke
Kunstmuseum Bochum I Bis 7.8.
0234 910 42 30
Kunst-Kalender
AHLEN – Kunstmuseum
www.kunstmuseum-ahlen.de
KLEVE – Museum Kurhaus
www.museumkurhaus.de
Max Pechstein, bis 1.11.
Der Hauptvertreter der deutschen
expressionistischen Malerei in einer
Werkschau
BOCHUM – Kunstmuseum
www.bochum.de/kunstmuseum
Carl Andre, bis 28.8.
Der amerikanische Pionier des Minimalismus
Bildvertrauen/Studio Jaeschke, bis 7.8.
Gegenständliche Malerei und Plastik aus
Deutschland seit den 1970er Jahren
BONN – Kunstmuseum
www.kunstmuseum-bonn.de
Rosemarie Trockel, bis 4.9.
Zeichnungen, Collagen und Entwürfe für
Bücher der bedeutenden Kölner Künstlerin
BONN – Kunst- und Ausstellungshalle
www.kah-bonn.de
Anime!, bis 8.1.2012
Überblick über die Ästhetik und
Produktionsweisen der japanischen
Animationsfilme
BOTTROP – Josef Albers Museum
www.quadrat-bottrop.de
Yuji Takeoka: Museo, bis 11.9.
Werkschau des puristischen Objektkünstlers
BRÜHL – Max Ernst Museum
www.maxernstmuseum.lvr.de
Kurt Schwitters & Ray Johnson, bis 21.8.
Positionen des Dadaismus und Surrealismus
DÜSSELDORF – Kunsthalle
www.kunsthalle-duesseldorf.de
KÖLN – Museum Ludwig
www.museum-ludwig.de
Sternstunden des Glamour, bis 4.9.
Frühe Fotografien zu Mode und Filmstars
KÖLN – SK / Photographische Sammlung
www.sk-kultur.de
August Sander – Sardinien, bis 21.8.
Der berühmte deutsche Fotograf mit seiner
Dokumentation von Sardinien von 1927
KÖLN – Wallraf-Richartz-Museum
www.wallraf.museum
Vasari 500, 19.8.-13.11.
Italienische Zeichnungen des 15./16.
Jahrhunderts aus der Museumssammlung
KREFELD – Haus Esters
www.kunstmuseenkrefeld.de
Latifa Echakhch, bis 25.9.
Die marokkanische Mies van der RoheStipendiatin mit ihren poetischen Werken
LEVERKUSEN – Museum Morsbroich
www.museum-morsbroich.de
Schnitte im Raum, bis 21.8.
Zeitgenössische plastische Kunst, für die
Collage und die Assemblage konstitutiv sind
MÖNCHENGLADBACH – Museum Abteibeiberg
www.museum-abteiberg.de
Tomma Abts, 16.7.-3.10.
Die Turner-Preisträgerin mit einer neuen
Werkgruppe abstrakt geometrischer Malerei
DÜSSELDORF – K 20 Kunstsammlung
www.kunstsammlung.de
Evelyne Axell, bis 3.10.
Werkschau der belgischen Pop Art-Malerin
Move – Kunst und Tanz seit 1960, bis 25.9.
Internationale Koryphäen der Avantgarde
zwischen bildender und darstellender Kunst
DÜSSELDORF – Museum Kunstpalast
www.smkp.de
Das Bauhaus und danach, bis 18.9.
Werner Graeff und weitere Künstler mit Tendenzen zu Einfachheit u. Geometrie um 1950
Metallarbeiten 1920er-1950er J., bis 16.10.
Kunsthandwerk des Art déco und des
Jugendstil aus der Sammlung Giorgio Silzer
DUISBURG – Museum DKM
www.museum-dkm.de
Iran Amlash, bis 24.10.
Beiträge zur eisenzeitlichen Kultur im Norden
des Iran, 9.-8. Jahrhundert v. Chr.
DUISBURG – Lehmbruck Museum
www.lehmbruckmuseum.de
Fabrice Samyn, bis 21.8.
Der belgische Konzeptkünstler im Dialog mit
der Gemälde-Sammlung
ESSEN – Museum Folkwang
www.museum-folkwang.de
Joel Sternfeld, bis 23.10.
Elf Projekte im Werk des US-amerikanischen
Pioniers der Farbfotografie
ESSEN – Villa Hügel
www.villahuegel.de
Krupp Fotografien, bis 11.12.
Einblick in das bedeutende Fotoarchiv
zwischen Repräsentation und Dokumentation
MÜLHEIM a.d. RUHR – Kunstmuseum
www.kunstmuseum-mh.de
OBERHAUSEN – Ludwiggalerie
www.ludwiggalerie.de
Elliott Erwitt, bis 11.9.
Der amerikanische Fotograf mit seinen
Dokumentarfotografien und Hundefotos
RECKLINGHAUSEN – Kutscherhaus
www.kunst-re.de
Legacy Swarm for the Ruhrgebiet, bis 11.9.
Vier internationale Landschafts- und
Naturprojekte im Kutschhaus und im
Erlbruchpark
REMAGEN – Arp Museum Rolandseck
www.arpmuseum.de
Martin Noël. bis 14.8.
Abstrakte Gemälde, Holzschnitte, Zeichnungen
des verstorbenen Bonner Künstlers
SIEGEN – Museum für Gegenwartskunst
www.mgk-siegen.de
Cy Twombly: Photographien, bis 30.10.
Polaroid-Aufnahmen 1951-2010 des
legendären amerikanischen Malers und
Zeichners
Empfehlungen von Thomas Hirsch
43
www
VISUAL STORIES
Die Kunst-Termine NRW
ヴィジュアル・ストーリー―日本の絵は語る
絵巻ーマンガーアニメ
Japans Bilder erzählen: Bildrollen, Manga, Anime
Langen Foundation Neuss. 16/07/2011—06/11/2011
www.langenfoundation.de
Zu sehen im Museum Morsbroich: Tom Burr, Worn out, 2005 © Tom Burr und Galerie NEU, Berlin, Foto: Galerie Neu, Berlin
Auswahl
Bochum
Das Besondere im August
25 Jahre Widerstand
1908 wurde das in der Zwischenzeit
denkmalgeschützte Empfangsgebäude des Bahnhofs Langendreer erbaut.
1982 von der Bahn geschlossen, dem
Verfall ausgesetzt und zum Abriss
vorgesehen, erreichte 1984 ein Bündnis von Bürgern aus Langendreer und
Umgebung, Teilen der Bochumer Fabrikbesetzerszene und dem Städtebauministerium NRW, dass das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt
wurde. Die Stadt Bochum erwarb es
von der Bahn und überließ es der
„Initiative Bahnhof Langendreer e. V.“
zum Umbau und zur Nutzung als
soziokulturelles Zentrum. Nach zwei
Jahren zum Teil abenteuerlicher
Sanierungs- und Renovierungsarbeiten wurde 1986 dann das Kulturzentrum Bahnhof Langendreer eröffnet.
Der Geburtstags-Abend beginnt mit
PoetrySlammer Thorsten Sträter, der
kein Zuviel kennt, Gnade ist ihm
fremd, Tabus nur falsch geschriebene
Blasinstrumente. Es sind eben hanebüchene Geschichten. Ähnlich hanebüchen geht es weiter. Was passiert,
wenn man die musikalo-chemischen
Substanzen HipHop, Dancehall, Reggae, Reggaeton, Jazz, Funk, Salsa,
Cumbia, Negroide, Son, Samba,
Blues, Polka und Rock zusammenmischt? Genau, erst mal überhaupt
nichts. Doch die Kölner Multi-KultiCombo Chupacabras macht daraus
den „ChupaStyle, der für eine tanzbare und energiegeladene Musik
steht, in der alle musikalischen Einflüsse und Vorlieben der acht
Chupacabritos zusammenfließen. Wer
danach noch nicht am Rande des
Zusammenbruchs steht, der macht
halt weiter mit neun verdienten
Bahnhofs-DJs auf zwei Floors oder
pel
geht ins Kino Endstation.
25 - Die große Geburtstagsfeier
Fr 26.8. ab 18 Uhr
Bahnhof Langendreer, Bochum
Eintritt frei.
Die langen Schatten der Nacht
„Participation mystique“, die Verbundenheit zwischen Schauspieltruppe und Zuschauern ist ein magische Formel, mit der die Berliner
Grotest Maru Seelen fangen. Ihre
Platzinszenierung des „Kohlhaas“ von
Kleist zum Kleistjahr 2011 erzählt die
rebellische Geschichte von der Gerechtigkeit mit den Mitteln des
visuellen Theaters. Die Inszenierung
zeichnet Kohlhaas‘ Weg nach: von
einem Privatmann hin zu einer
öffentlichen Figur, die die Staatsmacht im Namen großer Ideale herausfordert. Seine innere Hingabe zu
Familie, Frau und gerechtem Leben
verwandelt sich in einen nach außen
gekehrten Furor gegen alle, die sich
ihm in den Weg stellen. Er lehnt sich
auf gegen die Selbstgerechtigkeit
politischer Herren, wird aber schließlich auch zum selbstgerechten Herrn
– ganze Städte werden von ihm eingeäschert und für das Ideal der Gerechtigkeit geopfert.
Neben den Schwerter Kleinkunstwochen gehört das Welttheater der
Straße zu den kulturellen Highlights
im Angebot der Stadt Schwerte.
Bereits seit Ende der 1980er Jahre ist
die Altstadt Schwertes Schauplatz für
internationales Straßentheater. All
die Akteure, die Theater auf Straßen
und Plätzen präsentieren, vereint die
künstlerische Herausforderung, den
öffentlichen Raum wieder als kulturellen Raum zurückerobern zu wollen. Straßentheater ist keine Kultur
der Paläste mit ihren tradierten Ritualien des Theaterbesuchs, sondern
eine Kultur des freien Eintritts. Es
gibt keine reservierten Plätze, keine
Logen, kein Parkett. Gerade der unmittelbare Kontakt zwischen den
künstlerischen Akteuren und dem
Publikum macht das nächtliche Open
- air - Spektakel für alle Beteiligten
pel
zu einem besonderen Erlebnis.
JAHRHUNDERTHALLE
ROTTSTR5
Sa 27.8. 18.30 Uhr (Premiere)
Do 18.8. 19.30 Uhr (Premiere)
Tristan und Isolde
Zoo Story
Eine Adaption der uralten keltischen
Sage mit radikaler Ausschließlichkeit
von Liebe und Tod. Vom ersten Augenblick an ist die Liebe von Tristan und
Isolde todessüchtig, feiern sie in ihrer
Liebesnacht die Abwesenheit von
Leben und Welt als Voraussetzung
für Glück. Wagners Musikdrama bei
der Ruhrtriennale 2011 an einem so
außergewöhnlichen Ort wie einer
Gaskraftzentrale aus dem frühen 20.
Jahrhundert aufzuführen, weg von
den einengenden Beschränkungen
herkömmlicher Theaterräume, bietet
eine besondere Herausforderung für
Regisseur Willy Decker und Bühnenbildner Wolfgang Gussmann. Dafür
haben sie aber auch fast sechs Stunpel
den Zeit.
Weiterer Termin: Mi 31.8. 18.30 Uhr
Infos: 0700 20 02 34 56
Hier ist das erste Stück von Edward
Albee, das 1959 am Schillertheater in
Berlin uraufgeführt wurde und erst
danach am Broadway herauskam:
Auf einer Parkbank treffen Peter und
Jerry aufeinander. Peter gehört der
Mittelklasse an und führt ein geordnetes Leben. Jerry dagegen schlägt
sich durch und kommt mit dem
Leben eigentlich gar nicht klar. Zwischen beiden entwickelt sich ein Gespräch, das zunächst wie ein harmloses Spiel daherkommt, in dem sich
die Gewichtungen immer wieder verschieben. Im letzten Drittel kippt der
Stück plötzlich und die Begegnung
endet unerwartet gewalttätig. Die
Besetzung ist eine Art Dreamteam
pel
der Rottstr5.
Weitere Termine: Fr 26., Sa 27.8. 19.30 h
Mi 24.8. 19.30 Uhr
BAHNHOF LANGENDREER
Sa 20.8. 20 Uhr (studio 108)
Danube s Banks
Mit einer zeitgemäßen Variante des
Hot Jazz bringen Danube s Banks das
Publikum zum Schwitzen. Optisch
reichen dafür sechs Hamburger Jungs
mit Vintage-Instrumenten im Outfit
der 30er-Jahre, der Ursprung als
Straßenband verpflichtet. Alle haben
unterschiedliche musikalische Hintergründe, die den klassischen Gypsy
Swing auf ihre Art mit Einflüssen von
Klezmer, BalkanPop, Latin und Hippel
Hop erweitern.
www
Welttheater der Straße
Fr 26. bis Sa 27.8.
Altstadt Schwerte
Eintritt frei
18.–21.8.2011 KÖLN
44
Nibelungen #7 Hagens Klage
(Premiere)
Hagens Klage von Hans Dreher und
Carsten Marc Pfeffer ist die erste
Uraufführung am Rottstr5Theater. Der
Text erzählt die wichtigsten Stationen der Nibelungengeschichte aus
der Sicht des Siegfried-Mörders Hagen. Begleitet wird das Stück von
einer Rockband (Schlagzeug, Bass,
drei Gitarren), die Wagners Musik in
pel
Metal-Arrangements spielen.
Infos: 0163 761 50 71
ZELT FESTIVAL RUHR
Di 23.8. 20.30 Uhr
Beady Eye
Es ging einfach nicht mehr. Nach
einer anstrengenden Festivalsaison
2009 hatten sich die ohnehin streitbaren Gebrüder Gallagher so sehr
entzweit, dass sie ihre legendäre
Band Oasis nach 18 Jahren auflösten.
Während Noel in den nächsten
Monaten zwei Soloalben veröffentlichen wird, heißt Liams neue Band
Beady Eye. Und klingt Oasis alles
andere als unähnlich. Der Auftritt im
Rahmen des generell empfehlenswerten Zelt Festival Ruhr dürfte für
Britpop-Fans also eine Reise in die
eigene Vergangenheit darstellen. cs
Infos: 0180 500 42 22
Auswahl
Dortmund
CHROM GALERIE
FLETCH BIZZEL
Fr 5.8. 20 Uhr
Fr 5.8. 20 Uhr (Kristallpalast)
Mo, 29.8. 20 Uhr
Sa 6.8. 19 Uhr
Die Chrom Poetry-Show Vol.3
Hurra, wir bleiben inkompetent
Blonde Redhead
W.A.S.P.
Wer bei dem Titel von Andy Strauß‘
und Artur Fasts neuem Buch „Der
kleine Junkie Nimmerplatt“ an ein
berühmtes Kinderbuch denkt, liegt
goldrichtig. Auf der bekannten Geschichte basiert das Werk über einen
Junkie, der jeden Tag eine andere
Droge konsumiert. In einer Lesung
mit Livepainting stellen der Poetry
Slammer und Speed-Painter ihr Werk
vor. Andy Strauß liest mit der für ihn
typischen Mischung aus Witz und
Wahnsinn, während Artur Fast live
ib
am Laptop illustriert.
ROTUNDE – ALTER
KATHOLIKENTAGSBAHNHOF
Mo 15.8. 20 Uhr
Daniel Zahno liest aus
„Alle lieben Alexia“
Der 1963 in Basel geborene Daniel
Zahno stellt seinen neuen Erzählband
vor, acht Episoden um eine außergewöhnliche Frau: Alexia ist ein Versprechen. Eine Berührung, ein Blick,
der Männer in den Bann schlägt. Doch
wer ist Alexia? Ein Hirngespinst? Eine
Fantasie? Um die acht Männer in
Daniel Zahnos neuem Buch ist es
jedenfalls geschehen, sie schwärmen,
werben und verzweifeln, bis ihre
Welt Kopf steht, bis das Herz flirrt –
und es bei einem sogar ganz aufhört
zu schlagen. Alle lieben Alexia ist ein
wunderbar leichter Reigen, ein sommerliches Buch, in dem sich nichts
fügt und alles passt – das Buch eines
charmanten, witzigen, raffinierten
fs
Erzählers.
SITUATION KUNST
bis 4.9. Mi-Fr 14-18, Sa, So 12-18 Uhr
Leon Polk Smith:
Raumformen / Spaceform
Eine der seltenen Gelegenheiten,
einen Einblick in das Werk dieses
wichtigen, in seiner Heimat USA
hochgeachteten Malers und Theoretikers zu erhalten. Leon Polk Smith
(1906-96) zählt zu den Begründern
der Hard Edge-Malerei, bei der schablonenartig angelegte Flächen in reiner Farbe aufeinander stoßen. Zu
sehen sind Werke aus der Zeit von
th
1953 bis 1994.
Infos: 0234 298 89 01
MUSIKTHEATER PIANO
Von nichts Ahnung haben, aber
überall mitreden wollen, das ist der
Grundsatz der Politiker von heute.
Die Devise lautet: Ich habe gedacht,
ich denke mal nichts, damit der
Wähler sich keine Gedanken macht.
Wer regt sich da noch tierisch auf,
wo doch ein bisschen Blut im Dioxin
besser ist für den Kreislauf als
Schwarzgeld in den Taschen der weißen Westen. Das ist die Haltung der
pel
Leipziger Pfeffermühle.
Weiterer Termin: Sa 6.8. 20 Uhr
Fr 19.8. 20 Uhr (Kristallpalast)
Nichts als die Wahrheit
Das neue Programm der Berliner
„Stachelschweine“ wagt einen visionären Blick hinter die Kulissen der
Macht. Auf der Suche nach Schuldbekenntnissen und Wahrheiten wird
unsere Gesellschaft seziert und ins Gericht genommen. Endlich wird schonungslos ans Licht gezerrt, was sonst
im Verborgenen bleibt zwischen
Alptraum und Wirklichkeit: Wer ist
schuld … an Finanzkrisen, Bildungsmiseren, Politikverdrossenheit, ungeschützten Daten und Wetterkapriolen? Und wer hat den Mut es zuzupel
geben?
Weiterer Termin: Sa 20.8. 20 Uhr
Infos: 0231 14 25 25
Blonde Redhead sind eine der ewigen
amerikanischen Indie-Bands, die
schon in den 90er-Jahren mitmischten und ihren Sound seitdem ständig
weiterentwickelt haben. Das brachte
ihnen zwar keine vollen Kassen, wohl
aber den Respekt einer beständig
größer werdenden Fanschar. Von
Postrock über Indie-Pop bewegten
sie sich zuletzt in Richtung eines surrealen, träumerischen Sounds, der
Stereolab nicht unähnlich ist. Ihr
aktuelles Album „Penny Sparkle“ gibt
einen guten Eindruck des vollen
Potenzials dieser außergewöhnlichen
cs
Band.
Infos: 0231 286 80 89 10
Bitte keine Akronyme als Bandnamen
verwenden, es sein denn, man hat Spaß
daran, Zielscheibe zahlreicher Spekulationen zu sein. So waren W.A.S.P. mal
sexuell Perverse, Satansanbeter, weiße
anglikanische Protestanten oder Metaller, die auf eine Wespe treten. Whatever. Ihr Metall hat roots-Charakter, ist
dicht an britischen, schnörkellosen
dk
Spielarten.
Infos: 0231 60 42 06
18.–21.8.2011 KÖLN
FZW
Mo 1.8. 20 Uhr
Jello Biafra and the Guantanamo School Of Medicine
Eine Legende beehrt das FZW! Jello
Biafra hat die Jahre nach Ende seiner
stilbildenden Punkband Dead Kennedys sicher nicht untätig verbracht,
zu oft verirrte er sich aber nicht für
Auftritte in die Breiten von Rhein
und Ruhr. Seine neue Combo „Guantanamo...“ ist eine veritable AllstarBand, u.a. mit Mitgliedern von
Victims Family und Faith No More.
Und die gerade erschienene LP klingt
dann auch deutlich eingängiger als
die meisten der anderen BiafraEskapaden. Glänzende Aussichten für
cs
das Konzert also!
Infos: 0231 286 80 89 10
45
Ticket s unter
m.de
w w w.gamesco
www
www.designer-outlet-roermond.com
Auswahl
Dortmund
Duisburg
Oberhausen
WICHERN
CABARET QUEUE
GEBLÄSEHALLE
EBERTBAD
Do 4.8. 20 Uhr (Uraufführung)
Fr 26.8., 20 Uhr
Mi 31.8., 20 Uhr (Premiere)
Do 4.8. 20 Uhr
Frauen. Natur. Ereignisse.
Mach mir den Prinz
Die Stühle
Sehnsucht
Poppet und Semiramis, Er 95, Sie 94
Jahre alt. In der Isoliertheit ihres
Lebens inmitten eines Sees, der in Luc
Bondys Inszenierung als große Pfütze
auf Karl-Ernst Herrmanns Bühne
schwappt, gehen Lob und Schwärmerei allmählich in gegenseitige
Vorwürfe über. Die Thematisierung
von Leben und Tod und der Vergeblichkeit menschlichen Strebens
verweist auf ganz eigene Art auf den
inhaltlichen Schwerpunkt des diesjährigen RuhrTriennaleFestivals, den
Buddhismus und das in französischer
Sprache mit deutschen Übertiteln. pel
Infos: 0203 300 91 00
Vier Frauen zwischen 17 und 57, von
denen eine ein Mann ist. Nito Torres
- bekannt als schwuler Stripper und
Cowboy - spielt die 17jährige Chayenne. Sie ist Auszubildende beim
Frauenarzt; der Ort, an dem Frauen
aus sehr unterschiedlichen Gründen
zusammenkommen. Für die vier
Damen (und das Publikum) wird dieser Abend zu einer Reise in das Reich
der Sehnsüchte. Die eine sucht die
Liebe, die andere flieht vor ihr. Die
Dritte will eigentlich nur einen Drink
am Pool! Und unser Chayenne will
Frauen helfen, egal wo, Hauptsache
pel
woanders.
Infos: 0208 205 40 24
Eine gewisse unzuverlässige Rita
plaudert hier von Töchtern und
Tanten, von Staatsmännern und
Diven. Anfänglich harmlos, dann
überraschend raffiniert kommen die
Porträts daher. Schauspiel-Solo mit
Jutta Seifert: Abgründiger Witz,
wunderbare, auch bizarre Figuren.
Mit Feinsinnigkeit und Humor inszeniert Stephan Rumphorst die Geschichten der Büchner-Preisträgerin
pel
Brigitte Kronauer.
Infos: 0231 863 09 83
Im neuen Programm von Simone
Fleck fletscht „Oma Wally“ wieder
ihre dritten Zähne, rappt mit Krückstock und seziert gnadenlos den
deutschen Alltag: von der EcstasyDisco Ü70, bis zum Burn-out bei
Haustieren Wer versteht auf Mallorca
noch Spanisch und stimmt die These,
dass sportliche Brüste die Lebenserpel
wartung steigern?
Infos: 0231 41 31 46
Essen
3.8. bis 7.8. ab 14 Uhr
RUHRMUSEUM
bis 4.9. Mo-So 10-20 Uhr
MUSEUM FÜR KUNST UND
KULTURGESCHICHTE
bis 18.9. Di, Mi, Fr, So 10-17,
Do 10-20, Sa 12-17 Uhr
High Sixties Fashion
Eine Dokumentation zum so ziemlich
spannendsten Jahrzehnt im Verhältnis von Kleidung, Inszenierung und
Gesellschaft. Die Fotografien und
Illustrationen solcher Größen wie
Gundlach und Relang bzw. Gruau
und Eli Kowalski halten die Mode und
die Trends der sechziger Jahre fest,
die sich um Pop und Avantgarde drehen. Eine Rolle spielen dabei die
Musik und das Kino. Selbst nur bedingt mit künstlerischen Ansprüchen
konzipiert (die sie in den besten Fällen erfüllen), sind die Fotografien
überwiegend für Zeitschriften entth
standen.
Infos: 0231 502 55 22
18.–21.8.2011 KÖLN
DRUCKLUFT
Sommer, Sonne, Antifa #11
Alles wieder anders.
Fotos aus der Zeit des Strukturwandels
Ein ausgiebiger und natürlich immer
zu knapper Ritt durch das Ruhrgebiet
von den 1970er Jahren bis zum Jahr
2000. Nach Thema und Anliegen der
Gesellschaft gegliedert sind die
Aspekte des Städtebaus, der Freizeitgestaltung, des Berufslebens oder der
Jugendkultur angesprochen und in
der Zusammenstellung derselben und
th
anderer Fotografen verdichtet.
Infos: 0201 246 81 44
www
Mülheim
SCHLOSS BROICH
12.-13.8
Ruhrbühne
Zum vierten Mal wird in Mülheim vor
der eindrucksvollen Kulisse des Schloß
Broich zwei Tage lang die Ruhrbühne
gefeiert. Mit national und international bekannten Stars der Schlagerszene werden tanz- und romantikreiche Abende geschaffen, die von
mediterranem bis partytauglichem
Ambiente reichen. Neben Kristina
Bachs (Foto) und Bernhard Brinks
wird Vicky Leandros eine der TopActs am Samstag sein. Für SchlagerFans ebenso ein Muss wie das
Hamburger Schlagermover-Fest. ah
Infos: www.muelheim-ruhr.de
46
Bereits zum elften Mal findet in diesem Jahr das Antifacamp in Oberhausen statt. Auf dem Gelände des
mittlerweile komplett renovierten
und umgebauten Kulturzentrums
Druckluft werden neben Vorträgen,
Seminaren, Workshops und Diskussionen in gewohnter Spitzenqualität
auch wieder Übernachtungsmöglichkeiten, vegane Vollverpflegung und
ein kulturelles Rahmenprogramm
geboten. Der Teilnahmebeitrag liegt
bei 20,00 €. Schlafsack und Isomatte
solltet ihr selbst mitbringen, für alles
andere ist gesorgt. Mittendrin auch:
pel
Der Tante Renate.
Magenbitter
GDA SKA
Fr. 19.8., 21 Uhr
gitarrissimo 280
Magda Piskorczyk ist eine junge
Sängerin mit einer reifen, tiefen,
„schwarzen“ Stimme. Sie spielt akustische, Elektro- und Bass-Gitarre,
sowie Schlaginstrumente. Ihre Musik
ist in der afroamerikanischen und
afrikanischen Tradition tief verwurzelt. Sie ist Arrangeurin und Komponistin, gibt regelmäßig Konzerte mit
ihrer Band, war Gast auf vielen internationalen Festivals. 2009 wurde sie
zur Zusammenarbeit mit der internationalen Band Konoba eingeladen,
die eine traditionelle westafrikanipel
sche Musik spielt.
Infos: 0208 620 13 75
OLGA-PARK
12.-13.8.
Olgas Rock
KUNSTVEREIN
IN DER LUDWIGGALERIE
bis 4.9. Di-So 11-18 Uhr
Karl-Manfred Rennertz:
Moving Woods
Rennertz wurde in den 1980er Jahren
mit lebensgroßen, teils farbigen Figuren aus Holz bekannt, die er mit
der Kettensäge aus dem Stamm geschält hat. Nach einer Phase großer
Realitätsnähe ist Rennertz immer
freier mit dem Holz umgegangen und
hat schließlich gegenstandsfreie, teils
kubische Formen realisiert. Ein
Überblick ist nun in Oberhausen zu
th
sehen.
Infos: 0208 412 49 28
IMPRESSUM
Herausgeber:
trailer Verlag Joachim Berndt
Redaktion:
Dawid Kasprowicz (v.i.S.d.P.)
Thomas Müller, Inga Selck
Es ist schön zu wissen, dass das Ruhrgebiet tatsächlich noch in der Lage
ist, Großveranstaltungen durchzuführen. Sogar solche, die wie das Olgas
Rock kostenfrei sind. Es wäre aber
auch ein Hohn, wenn dieses sympathische und entspannte Rockfestival
in die ewigen Jagdgründe eingehen
müsste. Nicht nur weil sich das
Programm wieder einmal hochkarätig liest: Mit dabei sind stilistisch so
unterschiedliche Acts wie Jupiter
Jones, Irie Révoltés, Royal Republic,
cs
Mad Sin und Kraftklub.
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Tom Borowski, Frank Brenner,
Alexandra Brundiers, Ingmar Burmann,
Lutz Debus, Hartmut Ernst,
Andreas Helmig, Michael Hermann,
Thomas Hirsch, Dawid Kasprowicz,
Klaus Keil, Karsten Mark,
Christian Meyer, Anne Nüme,
Peter Ortmann, Betty Schiel,
Anna Schiff, Frank Schorneck,
Sebastian23, Christian Steinbrink,
Ann Katrin Thöle, Olaf Weiden,
Christian Werthschulte,
Hans-Christoph Zimmermann
Projektleitung:
Ralf Schiessl
Grafik:
Michael Hennemann, Mathias Mortag,
Thomas Müller
Gestaltung:
PS Grafik GmbH, 40213 Düsseldorf
Anzeigenverwaltung:
Berndt Media,
Joachim Berndt
www.berndt-media.de
Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum
Telefon 0234-941910
Fax 0234-9419191
E-Mail: [email protected]
Buchhaltung:
Karin Okniewski
Druck: Henke Druck
Verbreitete Auflage:
34.863 Exemplare, IVW II/2011
Nicht gesondert gekennzeichnete
Bilder sind Pressefotos.
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Foto: Presse
Foto: Kurt Bouda, pixelio.de
Die Feder vom Vogel Greif
Warum die Leber der Kultur so schmackhaft ist
I want to fly like an eagle
Till I‘m free
Oh, Lord, through the revolution (Steve Miller)
Von Peter Ortmann
Immer wenn ich auf mein Konto schaue, denke ich an Griechenland. Immer wenn ich an Griechenland denke, schaudert es mich. Direkt nach der
Volksschule wollte man mich auf ein altsprachliches Gymnasium schicken,
wo ich in der Sexta mit Griechisch beginnen sollte. Meine damalige Klassenlehrerin fand das wohl schick, ich fand allein die Vorstellung beklemmend, rettete mich in eine „normale“ Penne, wo ich „nur“ mit Latein startete. Auch die damals in Stuttgart stattgefundene Uraufführung von Carl
Orffs „Prometheus“, bei dem die Götter nebst Okeaniden-Chor zweieinhalb
Stunden lang auf altgriechisch plapperten, hätte meine Aversion gegen
das altsprachliche kaum abbauen können, außerdem wusste ich damals
noch nichts von Orff und dieser Inszenierung. Das kam erst später, als
Schellentrommeln, Xylophone und die allseits beliebte Triangel den Musikunterricht verfeinerten und das Orff-Schulwerk mächtig „in“ war. Dieser
Lautewirrwarr führte später zu einer meiner ersten LPs: „Ceremony“ von
Pierre Henry zusammen mit Spooky Tooth und zu weiteren Henry-Werken.
Irgendwie war das echte Avantgarde. Orff mochte ich damals noch gar
nicht. Aber der Prometheus hat mich wieder eingeholt. 2012 kommt er in
einer Inszenierung des aus Samoa stammenden Künstlers Lemi Ponifasio
zur Ruhrtriennale, selten gespielt wird er, aber im Ruhrpott mit 800.000
Euro Steuergeldern vom Bund gefördert. Ich frage mich sofort in welche
Taschen die wohl wandern und nehme für den flauen Magen mal ein Gläschen Feuerwasser, die hochprozentige Flüssigkeit hat schließlich mehr
Kultur vernichtet als Armeen.
www
Gleichzeitig kämpft das Bochumer Theater ums Überleben. Hier fehlt eine
ähnliche Summe, nicht für ein Highlight oder eine bauliche Maßnahme.
Nein, schlicht für den ganz normalen Betrieb. Wie geht das zusammen?
Welchen Wert hat da der Prometheus noch? Ist es nicht so, dass der irgendwann einmal Feuer und Kultur zu den Menschen gebracht hat, auch
wenn davon heute eher die Fernsehköche partizipieren? Aber auch der alte
Kultur-Titan hatte es nicht leicht. Den Göttern missfiel der ganze Aufwand.
Schließlich konnte es nur einen geben und der hieß Zeus. Er ließ den Unsterblichen in die schlimmste Einöde des Kaukasus (und nicht Hindukusch)
verschleppen, wo er unsere Freiheit verteidigte. Gefesselt an einen Felsen
musste er dort ausharren, ohne Mahlzeit, Freibier und Schlaf. Und dann
kam täglich Adler Ethon und zerbiss seine Leber. Glücklicherweise war der
Recke kein Alkoholiker und nicht sterblich. So ähnlich müssen sich Theaterintendanten heute in Deutschland einig Vaterland fühlen. Kultur ja, aber
ohne Speis und Trank. Dazu die Kämmerer, die an den Eingeweiden fressen. Na wir alle wissen, wie diese altsprachliche Tragödie ausging: Ganz im
Sinne der Uraufführung 1968: Als Herakles Prometheus befreite, erschlug
er Ethon. Nun will ich ja gar nicht sagen, dass dies auch heute noch eine
zeitgenössische Lösung ist – oder doch?
August 2011
www.trailer-ruhr.de
www
DIE ANONYMEN
ROMANTIKER
EIN FILM VON JEAN-PIERRE AMÉRIS
www.die-anonymen-romantiker.de
ab 11.8. im Kino