kunst - trailer - Kultur. Kino. Ruhr.

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kunst - trailer - Kultur. Kino. Ruhr.
„Kunstmuseum“ © Ruhrtriennale/ Gregor Schneider, Foto: Achim Kukulies (Ausschnitt), VG Bildkunst Bonn
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kunst
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onochrom
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Action Painting
Processing
Ready-made
new media
sound and vision
Obsession
Digital culture
Fluxus
Raw material
Intervention
Pop Art
Informel
KUNST
Neo-Dada
Manifest
MUSEUMSLANDSCHAFT NRW
Kritik, Interviews und Links
Köln – choices.de
Ruhrgebiet – trailer-ruhr.de
Wuppertal – engels-kultur.de
Düsseldorf – biograph.de
L
mein
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September 2014
phoenix
Ein Film von Christian Petzold
www.phoenix-der-film.de
www.trailer-ruhr.de
MUSIKTHEATER
IM REVIER
GELSENKIRCHEN
DIE FRAU OHNE
SCHATTEN
Oper von Richard Strauss
PREMIERE
Sonntag, 28. September 2014,
18.00 Uhr, Großes Haus
WWW.MUSIKTHEATER-IM-REVIER.DE
KARTENTELEFON 0209.4097-200
MUSIKTHEATER
IM REVIER
GELSENKIRCHEN
THEATERFEST
Samstag, 30. August 2014,
ab 13.00 Uhr im ganzen Haus
ERÖFFNUNGSGALA
Sonntag, 31. August 2014,
18.00 Uhr, Großes Haus
PREMIEREN SPIELZEIT 14.15
OPER
DIE FRAU OHNE SCHATTEN
Oper von Richard Strauss
ab 28.09.2014, Großes Haus
MÄNNER
Fußball-Liederabend
von Franz Wittenbrink
ab 18.10.2014, Kleines Haus
BELSAZAR
von Georg Friedrich Händel
ab 08.11.2014, Großes Haus
DAS GESPENST
VON CANTERVILLE (UA)
Musiktheater für Kinder
von Carsten Kirchmeier
ab 22.11.2014, Kleines Haus
DER MESSIAS (WA)
Weihnachtskomödie
von Patrick Barlow
ab 12.12.2014, Kleines Haus
DIE CSÁRDÁSFÜRSTIN
Operette von Emmerich Kálmán
ab 19.12.2014, Großes Haus
DIE ZAUBERFLÖTE (WA)
Oper von W. A. Mozart
ab 18.01.2015, Großes Haus
BALLETT
ZWEI-MANN-ORCHESTER
Konzert-Installation
von Mauricio Kagel
ab 06.02.2015,
Foyer Großes Haus
HEUTE ABEND: LOLA BLAU
Musical von Georg Kreisler
ab 13.02.2015, Kleines Haus
RIGOLETTO
Oper von Giuseppe Verdi
ab 15.03.2015, Großes Haus
DER ZAUBERER VON OZ
(THE WIZARD OF OZ)
Musical von Harold Arlen
und E. Y. Harburg
ab 12.04.2015, Großes Haus
SIMON DAS FINDELKIND (UA)
Oper von Isidora Žebeljan
ab 29.05.2015, Großes Haus
VIVA LA DIVA!
Eine Gala für die Oper
ab 06.06.2015, Großes Haus
WWW.MUSIKTHEATER-IM-REVIER.DE
RUß – EINE GESCHICHTE
VON ASCHENPUTTEL (WA)
Ballett von Bridget Breiner
ab 12.09.2014, Kleines Haus
GISELLE
Ballett von David Dawson
Musik von Adolphe Adam
ab 12.10.2014, Großes Haus
CHARLOTTE SALOMON: DER TOD
UND DIE MALERIN (UA)
Ballettoper von Michelle DiBucci
Choreografie von Bridget Breiner
ab 14.02.2015, Großes Haus
SWEET TRAGEDIES
Ballettabend mit Choreografien
von Bridget Breiner, Marco
Goecke und Kevin O‘Day
ab 09.05.2015, Kleines Haus
3. INTERNATIONALE BENEFIZGALA DES BALLETT IM REVIER
Zugunsten der Kinderprojekte
der MiR-Stiftung
17.04.2015, Großes Haus
-$06(66,219ä9,
November 2014 / März 2015
MOVE! 2015
Ein Tanzprojekt mit Schülern und
dem Ballett im Revier
ab 13. Juni 2015, Kleines Haus
SONDERKONZERTE
LUCERNE FESTIVAL
ACADEMY ENSEMBLE
09.09.2014, Großes Haus
MiR GOES FILM: MARY
POPPINS MEETS MUPPETS
30.11.2014, Großes Haus
MiR GOES POP:
ABBA FOREVER! (WA)
21.02.2015, Großes Haus
MiR GOES FILM:
THE BEGINNING (WA)
06.04.2015, Großes Haus
FOLKWANG KAMMERORCHESTER ESSEN
26.04. 2015, Kleines Haus
MiR GOES SWING:
THE RAT PACK
30.04.2015, Großes Haus
KARTENTELEFON 0209.4097-200
-ruhr.de
Mehr Meinung. Service. Hintergrund. – In NRW.
Zeltfestival Ruhr © Lutz Leitmann
Bühne.
Kino.
Kunst.
2 Musiktheater im Revier
6 Schauspiel Essen
7 Premiere
Waffengewitter und Verlust des Privaten: In Moers
inszeniert Ulrich Greb seine Gegenwarts-Vision
10 Ebertbad
11 Komikzentrum Ruhr
Horst Schroth inkarniert den desillusionierten
Pädagogen
12 Prolog
Die Theaterhäuser im Ruhrgebiet starten
14 Theater-Kalender
16 culture clubs
„Sneak Preview“ im Cinemaxx Essen und
Mülheim
Kino-Café „Philomena“
17 Film-ABC
V orspann
18 Film des Monats
„Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit“
19 KritikerspiegelRuhr
Kino-Kalender Ruhr
20 Film-Kritik
23 Roter Teppich
Darsteller Thomas Heinze über „Lügen und
andere Wahrheiten“
25 Gespräch zum Film
Regisseur Christian Petzold über „Phoenix“,
Verdrängung und das Nachkriegskino
31 kunst & gut
Eine Werkschau zu Willi Baumeister in der
Küppersmühle Duisburg
32 RuhrKunst
Die „Videorebellen“ in Essen
Andrea Lehmann in Gladbeck
Merkwürdige Landschaften im Kubus
33 Sammlung
Nach der Absage in Duisburg öffnete das Museum
Bochum seine Tore für Gregor Schneider
34 Kunstwandel
„Das weiße Gold der Kelten“ in Herne
35 Museumslandschaft NRW
Kultur in NRW. überregional
9 Musical in NRW
Hanna Schygullas und Charlie Chaplins Leben
musikalisch
Tanz in NRW
Wie die zaudernde Tanzförderung in NRW selbst
Erfolge kappt
11 Oper in NRW
Robert Carsens „Jenufa“ läuft nun auch in
Essen
29 Improvisierte Musik in NRW
Die 10. Kölner Musiknacht lockt
Klassik in NRW
Knechtsteden will über Musik reden
30 Popkultur in NRW
Das Essener Swingfest ist so vielfältig wie
noch nie
Kunst in NRW
Franz Gertsch in Essen und Kleve
Literatur.
27 ComicKultur
Comic-Neuerscheinungen im September
Wortwahl
Buch-Neuerscheinungen im September
28 Textwelten
Dokumentarische Literatur geht unter die Haut
Musik.
© Theater Moers
Premiere
7
4 Intro - „Ein bisschen Spaß muss sein“
5 Innovation – Auf früheren Brachen wird gemeinschaftlich gepflanzt. Und die ersten Experimentierfelder sollen Abkömmlinge bekommen
13 Festival
7. Zeltfestival Ruhr in Bochum/Witten am
Kemnader See
36 Verlagssonderseiten
„trailer bildet“
38 Auswahl des Monats
Veranstaltungs-Empfehlungen im September
39 Impressum
Magenbitter
30 Kompakt Disk
CD-Neuerscheinungen im September
Heute schon digitale Fingerabdrücke hinterlassen?
Lesen Sie mehr auf www.trailer-ruhr.de!
Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg.
BÜHNE
trailer Spezial.
KINO
„Mr. May und das
Flüstern der Ewigkeit“
trailerRuhr
Film des Monats
18
LITERATUR
© Pedro Timon Solinis
Textwelten KUNST
28
kunst & gut
© VG Bild-Kunst, Bonn 2014
31
Intro
-ruhr.de
September 2014
Vegane Ernährung – zwischen Gesundheitstrend und politischer Überzeugung, Foto: Maxi Braun
trailer + trailer-ruhr.de
Ein bisschen Spaß muss sein
Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund
Bühne
7
Das Ende der Welt
Überwachung, Waffenwahn und das Ende der
Privatsphäre: Schauspiel- und Opernregisseur
Ulrich Greb behandelt in Moers Fragen unserer
Zeit. trailer sprach mit ihm über seine jüngste
Inszenierung „The only thing that stops a bad
guy with a gun is a good guy with a gun“.
Ulrich Greb
Film
Foto © Christian Nielinger
23
Lügen über Lügen
Thomas Heinze wurde bekannt durch Beziehungskomödien wie „Allein unter Frauen“.
Doch noch nie sollte er in einem Film so viel
improvisieren wie in Vanessa Jopps „Lügen
und andere Wahrheiten“, der am 11.9. ins
Kino kommt.
Thomas Heinze
Film
25
Gegenwart und Vergangenheit
„Phoenix“ erzählt eine Geschichte im Jahre
Null, einem in der deutschen Filmgeschichte eher vernachlässigten Kapitel. Regisseur
Christian Petzold sprach mit uns über seine
Beweggründe und die Umsetzung.
Christian Petzold
Kunst
Foto: Christian Schulz
32
Der etwas andere Museumsbesuch
Ein Gespräch mit Hans Günter Golinski, Direktor des Museum Bochum, der dem in Duisburg ausgeladenen Gregor Schneider kurzfristig einen Ort für seine außergewöhnliche
Installation zur Verfügung stellt.
Hans Günter Golinski
Ende August wurde im Essener Universitätsviertel eine große Filiale einer
veganen Supermarktkette eröffnet. Der Andrang war gigantisch, freudig
verzückte Menschen schoben sich durch ihr tierleidfreies Schlaraffenland
und staunten. Im Vorfeld war neben Begeisterung aber virtuell heftige
Kritik laut geworden. Die Vorwürfe betrafen z.B. die nicht durchweg vegane Ernährungsweise des Personals und die kapitalistischen Beweggründe des Betreibers, der auch Filialen in Berlin, Frankfurt, Hamburg oder
Österreich und Tschechien unterhält, überraschenderweise nicht aus altruistischen Motiven allein. Nähme man derlei Kritik ernst, blühte dem
dortigen Personal wohl eine lückenlosere Überwachung als bei Lidl, deren
ausspionierte Mitarbeiter immerhin keine Stuhlproben abgeben mussten.
Fundamentalisten der veganen Szene haben nicht begriffen, dass man das
Bewusstsein anderer mit Begeisterung und Offenheit stärker beeinflusst
als mit Abschottung. Angesichts der fleischgeilen Gesellschaft sollten wir
uns über jeden freuen, der vegane Ernährung gelegentlich in den eigenen,
persönlichen Speiseplan integriert, egal aus welchen Gründen. Adorno nur
ein bisschen missverstehend, gibt es hier kein falsches Leben im Richtigen.
Der glücklichen Kuh ist es letztlich egal, ob sie ihr Leben der politischen
Überzeugung oder einem modernen Gesundheitstrend zu verdanken hat.
Mit Nachhaltigkeit beschäftigen sich auch unsere Grünen Seiten. Diesmal geht es um QUARTIERSGÄRTEN, die in Gelsenkirchen, Dortmund und
Mülheim prachtvolle Blühten tragen. Während diese URBAN GARDENINGBewegung dem Großstädter ein Stück Autarkie zurückerobert, scheint der
Zug in Sachen Privatsphäre fast abgefahren. Ulrich Greb, Intendant am
Schlosstheater Moers, behandelt in seiner neuen Inszenierung THE ONLY
THING THAT STOPS A BAD GUY WITH A GUN IS A GOOD GUY WITH A GUN
eben jenen Verlust der Privatsphäre. Ob die Lösung darin besteht, Handy
und Computer einfach wegzuwerfen, thematisiert er im Interview.
Willi Baumeisters Malerei stammt noch aus einer Zeit vor der Digitalisierung. Noch bis 5.10. sind im MKM Duisburg die Werke des Künstlers zu
sehen, ohne den die informelle Kunst in Deutschland kaum möglich gewesen wäre. Massenkompatibler ist da sicherlich das Programm des ZELTFESTIVAL RUHR, was noch bis zum 7. September mit namhaften Künstlern
aus Comedy, Kabarett und Musik an den Kemnader See lockt.
Mit einem randständigeren Thema beschäftigt sich unser Film des Monats
MR. MAY UND DAS FLÜSTERN DER EWIGKEIT. In seiner ersten Hauptrolle
glänzt Eddie Marsan als Funeral Officer, der sich um einen würdigen Abgang von einsam Verstorbenen bemüht. Auch der Name CHRISTIAN PETZOLD steht nicht unbedingt für kurzweilige Komik. In seinem neuen Film
PHOENIX widmet er sich einmal mehr der deutschen Geschichte – mehr
dazu in unserem Gespräch zum Film. Über sein Image als Komödien-Star
spricht LÜGEN UND ANDERE WAHRHEITEN-Darsteller THOMAS HEINZE
mit uns. Ohne Humor wäre diese Welt aber auch völlig unerträglich. Ich
werde jetzt meine Lederjacke - aus meiner präveganer Zeit versteht sich in den Müll werfen und warte gespannt, ob die Kuh wieder lebendig wird.
MAXI BRAUN
Foto: Presseamt Bochum
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Innovation
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14
20
In „Elisabeths Garten“ lassen sich Neugierige oft von der Vielfalt überraschen, die auch in urbanen Kastengärten möglich ist, Foto: Tom Jost
Quartiersgärten – wo Bürgerkreativität ins Kraut schießt
Auf früheren Brachen wird gemeinschaftlich gepflanzt. Und die ersten Experimentierfelder sollen Abkömmlinge bekommen
Um es mit Rilke zu sagen: Der Sommer war sehr
groß. Und am Ende ist Erntezeit. Bei allen, die im
Frühjahr Saaten in die Erde drückten, Unkraut
zupften, Triebe hochbanden, Gießkannen schleppten, füllen sich die Körbe mit Selbstgezogenem.
„Bei allen“ heißt inzwischen wirklich fast: bei allen. Oder kennt jemand eine/n, der/die nicht mal
Basilikum auf dem Balkon oder Beeren in Beeten,
Radieschen neben dem Rasen oder Tomaten im
kleinen Treibhaus ansetzte? Ganz zu schweigen
von Buddlern auf Grabeland und – jüngster Trend
– den Wiederentdeckern der SchrebergartenScholle. Es scheint trotzdem noch nicht für alle
zu reichen, denn auch Stadtquartier-nahe Bürgergärten erleben auf sehr unterschiedliche Weise einen kleinen Boom.
Schauplatz Dortmund, das Brunnenstraßenviertel
in der Nordstadt. „Hier leben 35 Nationen“, sagt
Ingolf Sinn illusionslos. Wenig Geld vorhanden,
sozial eher schwierig, nach Osten ist der Weg
durch einen Bahndamm versperrt. Das Eckgrund-
Im Schalker „Mädchengarten“ geht es vorrangig um Pflanzen,
die zum Färben taugen, Foto: Tom Jost
stück an der Heroldstraße: ein Hundekackplatz.
Zumindest noch im vergangenen Jahr. Jetzt wurde daraus ein interkultureller Garten.
Drei Akteure brauchte es, um das Projekt anzuschieben: Das Netzwerk INFamilie kümmert sich
um Frühförderung, praktische Familienhilfen –
und fragte sich: „Wie kriegt man die Bürger in
Kontakt?“ Eine Quartiers-Bürgerinitiative hatte
Baumscheiben bepflanzt, dann aber die Stadt
gefragt: „Können wir nicht aus der Brache ’was
machen?“ Und schließlich die „Urbanisten“ –
ein Netzwerk für die Mitgestaltung der eigenen
Stadt. Die fragte man: „Könnt ihr nicht als Verein
den institutionellen Rahmen übernehmen?“ Im
Frühjahr nahm das Projekt Gestalt(ung) an. Nicht
immer mit Erfolg, wie Ingolf Sinn als Koordinator
für INFamilie einräumt. Denn der Weidenzaun,
der das Grundstück eingrenzen und Hunde abhalten sollte, ging nicht an. Der belastete Boden taugte nicht als Pflanzgrund – also mussten
Pflanzkästen gebaut werden. Darin wachsen auch
erst einmal Blühblumen und nicht Gemüse. Aber
der Platz ist tagsüber immer belebt und wird beobachtet: Unterschiedliche Migranten-Nachbarn
schauen neugierig auf das Treiben. Und die Politik
auf das Experiment. Es gibt nämlich noch mehr
Anträge, solche Bürgergärten zu errichten.
Schauplatz Gelsenkirchen. Wieder an Bahngleisen, auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs
Schalke, muss man ein bisschen suchen, um den
„Mädchengarten“ zu finden. Jungs haben keinen Zutritt. „Es ist ein geschützter Raum“, sagt
Anna Conrad vom Trägerverein. Nicht nur das: Es
ist auch eine Kreativwerkstatt, eine Art VHS für
Kinder und Jugendliche. Bei denen mit Pflanzen
experimentiert wird – nicht primär zum Essen,
sondern zum Färben von Holz und Textilien. Aus
Versehen lernt man dabei auch Gemüse kennen.
Rotkohl war den meisten völlig unbekannt. Sein
Saft färbt lila, wenn man ihn unverändert lässt.
„Wenn man ihn aber mit Backpulver kombiniert“,
weiß Vorstandsfrau Renate Janßen, „dann wird’s
grün-blau, weil sich der pH-Wert verändert.“ Viermal pro Woche ist der Mädchengarten geöffnet,
werden Stockrosen und Beeren, Johanniskraut
und Frauenmantel verarbeitet, um T-Shirts einzufärben oder in Kosmetika Verwendung zu finden.
55
Die Schalker Mädchen-Enklave ist übrigens schon
2007 entstanden, zwei Jahre früher als die Berliner Prinzessinnengärten, denen viele den Anstoß
für die Urban-Gardening-Welle zuschreiben.
Während man an dem einen Platz das Wasser in
Gießkannen anschleppen muss, leistet man sich
anderswo 600-Liter-Tanks mit einem SchlauchBewässerungssystem. Und wo die einen alte Badewannen recyclen, lassen sich die anderen mit
Projektmitteln ideenreiche Hochbeetlandschaften
konstruieren. So zu sehen in „Elisabeths Garten“,
angeflanscht an das Naturkundemuseum in Düsseldorfs Schloss Benrath. Hier werden unter Anleitung der Biologin Sabine Klaucke vor allem alte
Gemüsesorten in die öffentliche Wahrnehmung
zurückgeholt: „Karmesin“-Puffbohnen etwa oder
blauer Kohlrabi. Auch gelbe oder weiße Möhren
sehen junge und ältere Besucher oft zum ersten
Mal. „Orangefarbene Supermarkt-Möhren sind
nicht das Original, sondern lediglich eine Züchtung, die sich in der Breite durchgesetzt hat“, sagt
Klaucke. Was die Bio-Rüben übrigens noch leisten,
ist die vollständige Verwertbarkeit. Das Möhrenkraut schnibbelte die Biologin mit Schulkindern in
den Kräuterquark – „man kann sogar Pesto daraus
machen“. Dank Düsseldorfs internationaler Anbindung verirren sich selbst Besucher aus Kuwait
in den Garten-Innenhof, der – als Manko – nur
dreimal pro Woche stundenweise geöffnet ist.
Dafür hat „Elisabeths Garten“ drei Satelliten an
der Rheinpromenade, in Bilk und im Zentralschulgarten am Räuscherweg. Selbstverständlich sollen
noch mehr solcher Abkömmlinge nachwachsen.
So wünscht man es sich auch in Mülheim. Ein
erster Bürgergarten in Eppinghofen musste zuletzt einem Regenrückhaltebecken weichen, jetzt
aber will die Stadt Plätze für neun neue Gemeinschaftsgärten vergeben. „Wir stehen noch ziemlich am Anfang“, resümiert Jochen Schwatlo im
Grünflächenamt. „Aber es gibt konkrete Anfragen
von Bürgern, die so ihr Wohnquartier mitgestalten
möchten.“ Freilich nur gegen Pachtzahlung – und
die Bezirksvertretung möchte auch gern mitreden.
Bürgerkreativität soll zwar ins Kraut schießen,
aber …
TOM JOST
U R AU F F Ü H R U N G
DIE O DYSSE E
ODER
„ LUST IG I ST DA S Z IG E U N E R LE B E N “
nach Homer
Inszenierung von Volker Lösch
Premiere 19. September 2014
Vorstellungen 24., 26. September;
10., 19. Oktober 2014, Grillo-Theater
Tickets T 02 01 81 22-200
www.schauspiel-essen.de
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6
Premiere
„Ein trotziges Dennoch“
Waffengewitter und Verlust des Privaten: In Moers inszeniert Ulrich Greb seine
Gegenwarts-Vision
„The only thing that stops a bad guy with a tiert.“ Jetzt gebe ich meine Daten freiwillig, um
gun is a good guy with a gun“ – der ausufern- von Amazon Bücher zu kriegen, noch bevor ich
de Stücktitel stammt von Wayne LaPierre, dem mir die gewünscht habe.
Chef der US-amerikanischen Waffen-Lobby
National Rifle Association. Ein Satz, den er am Verlieren wir als Bürger die Hoheit oder hatten
21.12.2012 nach dem Amoklauf in der Grund- wir die nie?
schule von Newtown/Connecticut, bei dem Da bin ich durchaus pessimistisch. Ich glaube, die
20 Schüler und sechs Erwachsene erschossen hatten wir nie. Aber wir hatten schon mal den
Eindruck, wir könnten mehr bewurden, benutzte. Diese bewegen. Das ist ja vielleicht das
„Wir hatten schon mal
sondere Logik steht in Moers
den Eindruck, wir könnten
Eklatanteste, was man im Moim Zentrum der musikalischen
mehr bewegen“
ment beobachten kann. Dass
Produktion, die mit Mitteln
man als Bürger die Hoheit verder Groteske das Spannungsfeld zwischen galoppierendem Sicherheitswahn liert, aber auch die Politik die Hoheit verliert, dass
und dem Verlust der Bürgerrechte auslotet. Das wir in irgendwelchen Systemen und wirtschaftliStück spielt in der friedlichen Eigenheim-At- chen Zusammenhängen sind.
mosphäre der Familie Henderson, die sich nach
und nach zur Kampfzone ausweitet. trailer Das Stück hat kein Happy End?
sprach bei den Proben in der Moerser Festival- Das würde ich so nicht sehen. Das Gute an dem
Stück ist, dass es sich immer, wie bei einem Comhalle mit Regisseur Ulrich Greb.
puterspiel, reloaded und wieder bei Eins anfängt.
trailer: Haben wir das Ende der Welt bald er- Jetzt wissen wir von Beckett, dass das eigentlich
schlimmer als die Hölle ist, oder schlimmer als der
reicht?
Ulrich Greb: Das haben wir schon seit etlichen Tod, wenn alles immer wieder von vorne losgeht.
tausend Jahren. Wir sind immer am Ende und im- Aber man steigt nie zweimal in denselben Fluss
mer geht es weiter. Im Theater sind wir da gut und möglicherweise gibt es in irgendeiner Wieaufgehoben, wenn wir Katastrophen behandeln. derholung einen neuen Ausgang oder eine VariWas wir auf der Bühne machen, ist ein bisschen ante des Spiels. Aus dem Spiel selbst ist, glaube
wie ein trotziges Dennoch. Wie in der REM-Num- ich, schwer rauszukommen.
mer am Schluss: „It’s the end of the world as we
Jetzt passiert ja der Eingriff in die Familie eiknow it and I feel fine“.
gentlich durch „irgendwen“ – wir kennen den
Das Stück thematisiert musikalisch auch das nicht. Wer kontrolliert die Kontrolleure?
Wir haben ja zwei Ebenen im Stück. Eine Autoriabsolute Ende der Privatsphäre.
Das schien uns der einzig gangbare Weg zu sein, tät, die sich auch direkt an die Zuschauer wendet,
so ein beklemmendes Thema umzusetzen. Wir er- ist die Figur eines Politikers, in dem natürlich verfahren aus den Medien täglich von neuen Eskala- schiedene Politikergestalten drinstecken. Dieser
tionen und komischerweise habe ich dennoch im- Politiker ist in dem Musterhaus auf der Bühne
mer meinen Computer dabei oder telefoniere mit auch auf dem Fernseher live zu erleben. Unser
einem Smartphone. Wir sind alle davon betroffen Ehepaar Henderson kennt den auch, schätzen
und sehen, dass die Privatsphäre sich auflöst, wir seine konservativen Ansichten. Sie finden es gut,
stehen aber daneben und sagen: „Komisch, vor 30 dass sie sicher leben und dass da nichts passiert.
Jahren wäre wir noch auf die Straße gegangen Dann haben wir noch eine zweite Ebene, die im
und hätten gegen die Datenerfassung protes- Stück übergeordnet ist, so wie eine Art Operator,
eine Stimme, die von draußen aus dem Nichts
kommt. Da ist allerdings fraglich, wer die ist und
wer sie kontrolliert. Das ist natürlich Science Fiction, und die Stimme selbst sagt, sie sei ein Algorithmus. Sie nimmt eine Form an, die gewünscht
wird, aber letztlich ist das ein Bot, ein Roboter,
der schon längst angefangen hat, sich unabhängig zu verhalten.
Jetzt haben wir das Stück gesehen: Wie sollen
wir reagieren?
Die Frage kann man sich nach jedem Stück stellen, wie reagiert man nach Hamlet?
Zielscheibe Mensch, Foto: Theater Moers
Handy wegwerfen?
Ich glaube, wir können auf eine unterhaltsame,
bissig-komische Weise zeigen, wie extrem und
7
ZUR PERSON
Ulrich Greb ist seit 1991 freischaffender Schauspiel- und
Opernregisseur. Seit der Spielzeit 2003/2004 ist er Intendant des Schlosstheaters Moers und nach dem Betriebsformwechsel 2008 geschäftsführender Intendant der gemeinnützigen Schlosstheater Moers GmbH. Seit 2011 ist er
darüber hinaus Geschäftsführer der Moers Kultur GmbH, die
das international renommierte moers festival für Improvisierte Musik veranstaltet.
Foto © Christian Nielinger
unverschämt bestimmte politische oder militärische Visionen schon längst Realität geworden
sind. Der nächste Schritt ist, dass jeder für sich die
Konsequenzen daraus zieht. Ich merke, dass ich
mir seit einiger Zeit zumindest genauer überlege,
was ich im Handy sage, was ich als E-Mail formuliere, ob ich nicht lieber warte, dass ich jemanden
sehe und ihm das mündlich sage. Das fängt so an,
ist aber wahrscheinlich immer noch viel zu naiv
gegenüber der flächendeckenden Kontrolle.
INTERVIEW: PETER ORTMANN
„The only thing that stops a bad guy with a gun
is a good guy with a gun“ | Do 11.9.(P), Fr 12.9.,
Sa 20.9. 19.30 Uhr | Festivalhalle Moers | 02841
883 41 10
Lesen Sie die Langfassung unter:
www.trailer-ruhr.de/premiere
gerechtigkeit . tapferkeit . mäßigung
prinz regent theater
#
Himbeer
reich
Andres Veiel
Premiere am Freitag, 05.09.14, 20:00 h
Mo,
Fr,
Sa,
Di,
15.09.14
19.09.14
20.09.14
30.09.14
Mi, 01.10.14 | 20:00 h
Do, 05.02.15 | 20:00 h
So, 22.02.15 | 18:00 h
| 20:00 h
| 20:00 h
| 20:00 h
| 20:00 h
SEPTEMBER 2014
OREST
nach Sophokles, Aischylos, Euripides
Premiere am 17. um 19.30 h
Weitere Vorstellungen
am 19., 20. und 23. um 19.30 h
„KUNST“
von Yasmina Reza
am 26. und 27. um 20.00 h
KABALE UND LIEBE
GESTALTUNG: DESIGNBÜRO SCHÖNFELDER · FOTO: MARTIN STEFFEN
Banker sind auch
nur Menschen
Das
Spielzeit
2014/15
w
weisheit
www.rlt-neuss.de
Telefon Theaterkasse 0 21 31.26 99-33
%BT3IFJOJTDIF-BOEFTUIFBUFSt0CFSTUSt/FVTT
von Friedrich Schiller
am 29. und 30. um 19.30 h
www.prinzregenttheater.de
Prinz-Regent-Straße 50-60, 44795 Bochum · Kartenreservierung unter:
Fon: 0234 - 77 11 17 · E-Mail: [email protected]
gerechtigkeit . tapferkeit . mäßigung
Spielzeit
2014/15
w
weisheit
THEATER IM
Einmal Anstalt und zurück
#
PROGR AMM 09–014
M A K A R T S C H U DR A –
A G I P S Y TA L E
EIN MUSIKALISCHES
Z IGEU N E R M Ä RC H E N NAC H
MAXI M GORKI
Pension
Schöller
PREMIERE
FR 12.09.2014 / 20 Uhr
Weitere Vorstellungen:
SA 13.09.2014 / 20 Uhr
SA 20.09.2014 / 20 UhrVo
Komödie//Carl Laufs
& Wilhelm Jacoby
Eintritt: VVK 13 € / 8 € erm.
AK 15 € / 10 € erm.
Premiere am Samstag, 13.09.14, 20:00 h
So,
Do,
Fr,
Sa,
28.09.14
30.10.14
14.11.14
15.11.14
| 18:00 h
| 20:00 h
| 20:00 h
| 20:00 h
Mi,
So,
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Mo,
19.11.14
23.11.14
31.12.14
02.02.15
K E I N S T ÜC K
ÜBER LIEBE
| 20:00 h
| 14:00 h
| 19:00 h
| 20:00 h
JUNGES ENSEMBLE
T H E AT E R W E R K S TAT T
SA 27.09.2014 / 20 Uhr
SO 28.09.2014 / 19 Uhr
www.rlt-neuss.de
Eintritt: VVK + AK 10 € / 5 € erm.
Telefon Theaterkasse 0 21 31.26 99-33
%BT3IFJOJTDIF-BOEFTUIFBUFSt0CFSTUSt/FVTT
8
Musical in NRW
One-Person Musicals
Tanz in NRW
Peter Mim als Charlie Chaplin
Hanna Schygullas und Charlie Chaplins Leben musikalisch
„Scissilis“ wird auf den Nachwuchs-Events „In Progress“ und „MAD“ gezeigt, Foto: Paul Leclaire
Klein gebackene Brötchen
Wie die zaudernde Tanzförderung in NRW selbst Erfolge kappt
Von Rolf-Ruediger Hamacher
Wenn sich schon, durch einen dünnen Handlungsfaden mühsam zusammengehaltene Kompilations-Shows wie „Mamma Mia!“ oder „Jersey Boys“
als Musicals bezeichnen, dann kann man das wohl auch der minimalistischsten Form des Genres zubilligen. Wie jetzt dem aus Bulgarien stammenden Pantomimen Peter Mim, der
gerade mit einer Hommage an sein „Meine Oma ist dick, weil sie
voller Liebe ist“
großes Vorbild Charlie Chaplin durch
die Lande zieht.
Während aus den Lautsprechern des Bauturm-Theaters in Köln die bekanntesten Melodien aus Chaplins Filmen zu hören sind, erweckt Mim
den unsterblichsten aller Clowns zum Leben: Wenn er mit den schwarz
geschminkten Augen unter dem runden Hütchen, dem schwarz gewichsten Schnurrbart, den übergroßen Schuhen und den viel zu weiten Hosen,
sein Spazierstöckchen schwingend, die Bühne betritt – dann fühlt man
sich sogleich zurückversetzt in jene Jahre, als die Bilder laufen lernten und
noch nicht der (zotigen) Sprache bedurften, um uns vor Vergnügen auf
die Schenkel klopfen zu lassen. Mim lässt noch einmal die berühmtesten
Szenen aus Chaplins Filmen Revue passieren: den Kampf mit den Schraubenschlüsseln in „Moderne Zeiten“, das „Festmahl“ aus Schuhsohle und
Schnürsenkel in „Goldrausch“ oder Hynkels alias Hitlers Tanz mit dem Globus in „Der große Diktator“. Und als er Zuschauer in seine urkomischen,
aber auch nachdenklich stimmenden, perfekt ausgearbeiteten Pantomimen
mit einbezieht, sie im wahrsten Sinne des Wortes einseift oder ihnen sein
(Luftballon-)Herz schenkt – dann möchte man noch stundenlang diesem
würdigen Nachfolger Charlie Chaplins und Marcel Marceaus zuschauen.
Dieses Gefühl hat man auch nach dem Abend im gegenüberliegenden
Millowitsch-Theater, wo Hanna Schygulla im Rahmen des Sommerfestivals ihre musikalische Biographie „Aus meinem Leben“ präsentierte. Sofort
hat sie das Publikum im Griff, als sie aus dem Dunkel heraus Eichendorffs
Gedicht „Es schläft ein Lied in allen Dingen“ rezitiert – und dann mit ihrer
etwas voluminöser gewordenen Figur, ihrem immer noch kindlich-aufgewecktem Gesicht ins Bühnenlicht tritt. „Meine Oma ist dick, weil sie voller
Liebe ist“, erinnert sie sich – und zwinkert selbstironisch dem Publikum zu.
Erinnerungen an die ersten Kinderlieder setzt sie mit ihrem kongenialen
Begleiter am Flügel, Stephan Kanyar, sogleich musikalisch um. Wobei es
nicht nur die gängigen Volkslieder wie „Maikäfer flieg!“ und „Hoch auf
dem gelben Wagen“ sind, die sie so singt, wie man sie noch nie gehört
hat. Während ihrer berührenden Interpretation von Mahlers Totenlied für
Kinder („Oft denk ich, sie sind nur ausgegangen“) konnte man die legendäre
Stecknadel fallen hören. Dann haucht sie Gershwins
„Summertime“ zum Niederknien ins Mikrofon und löst
mit „Rock Around the Clock“ eine Mitklatsch-Orgie aus.
Es folgten französische Chansons, ein Sixties-Potpourri
und lateinamerikanische Songs. Und immer wieder kehrt
sie zu ihrem geliebten Bertholt Brecht zurück, dessen
„Haifische“ sie auch heute noch unter uns sieht. Mit
Rolf-R. Hamacher
„Mackie Messer“ beweist Hanna Schygulla ihre JazzHochschuldozent
und Beirat des Film- Qualitäten, ehe sie das begeisterte Publikum mit „Lili
kritikerverbandes
Marleen“ entlässt.
9
Von Thomas Linden
Alle beneiden NRW um seine Spitzenstellung im Tanzbereich. Künstlerische
Fülle und ästhetische Qualität zeichnen die Region um Rhein und Ruhr aus.
Allerdings muss man sich fragen, wie lange dieser Zustand noch anhalten
wird. Eben noch zeigt die neu gegrün„Das Gesäte wird als Ernte
dete TanzFaktur die Ergebnisse ihres erverschmäht“
sten Residenz-Programms „In Progress“,
das – vielleicht ein wenig zu ehrgeizig angekündigt – als Nachfolger der
legendären Sommerakademie des Tanzes in Köln vorgesehen ist. Sechs Produktionen werden gezeigt, die über einen Monat in der Residenz in Poll entstanden. Drei müssen sich in Zukunft noch beweisen, zwei sind auf einem
vielversprechenden Weg und das Duo Maija Hirvonen und Markus Tomczyk
besitzt mit der Choreographie „Zweinsamkeit“ schon das Zeug für die große
Bühne. „In Progress“ erweist sich als interessantes Projekt, aber wird es fortgesetzt werden können? Denn wie aberwitzig die Förderkriterien in NRW
angelegt sind, bekam jetzt das Residenz-Programm von der anderen Seite
des Rheins zu spüren.
Movement and Art Development, kurz MAD, startete vor vier Jahren im
Areal von Barnes Crossing mit einer Ausschreibung für Nachwuchstänzer.
Jedes Projekt wird von Profis betreut. Angefangen vom Konzept bis zur Präsentation und der Aufzeichnung der Choreographie bieten Barbara Fuchs
und Sonia Franken den jungen Tänzern ihre helfende Hand. Fulminante Arbeitsergebnisse etwa von Marion Dieterle oder Sylvana Seddig lockten die
Szene in die Wachsfabrik. Inzwischen bewerben sich 30 Produktionen aus
dem gesamten Bundesgebiet um diesen künstlerischen Feinschliff. Nur wird
MAD jetzt gekappt. Strukturelle Förderung ist in NRW nicht vorgesehen,
weder in der Konzeptionsförderung der arrivierten Choreographen noch im
Bereich der Spitzenförderung. Die gibt es zwei Jahre für 30.000 Euro, dann
erhält ein Ensemble, wenn es Glück hat, noch einmal die Hälfte, danach
müssen die Truppen sehen, wie sie weiterkommen.
MAD ist nach vier Jahren nicht mehr „neu“ und „innovativ“, also besitzt
das Modell keine Berechtigung mehr für Zuschüsse. „Ein unterstütztes Projekt darf keine institutionelle Form annehmen“, erklärt Barbara Fuchs. So
bestimmt eine absurde Kurzatmigkeit den Einsatz der öffentlichen Hand
in Städten und Land. Man blickt nicht auf Erfolge, sondern fordert neue
Ideen, obwohl die sich dann schon bewährt haben. Auch eine Art, das Geld
herauszuschmeißen. Das Gesäte wird als Ernte verschmäht, weil man von
der illusorischen Vorstellung ausgeht, dass nach vier Jahren Anschubfinanzierung das Kind nun selbst gehen kann. Ein Modell, das nur funktionieren
könnte, wenn das Publikum für jede Eintrittskarte 150 Euro berappen würde. Aber so funktioniert Kultur nicht, schließlich ist sie
kein Nebengleis der Unterhaltungsindustrie. Die Vorstellung, dass Kultur sich selbst finanziert, scheint sich leider
aus den Köpfen der Entscheidungsträger in Verwaltung
und Politik noch nicht verabschiedet zu haben. Dem
Nachwuchs werden also auch in Zukunft nur vereinzelte
Strohfeuer zuteilwerden. Etwas wirklich Großes vermag
Thomas Linden
sich aus diesem zaudernden Engagement jedenfalls nicht
Journalist und Jurymitglied des Kölner Kinder- zu entwickeln, aber vielleicht traut man sich ja auch
u. Jugendtheaterpreises nicht mehr als klein gebackene Brötchen zu.
Ticket-Hotline:
0234 13003
Grugahalle: alles ist möglich.
27 | 09 | 2014
11 | 10 | 2014
02 | 11 | 2014
08 | 11 | 2014
15 | 11 | 2014
05 | 12 | 2014
13 | 12 | 2014
14 | 12 | 2014
Subergs Ü-30 Party
Kipelov
CD- und
Schallplattenbörse
The Musical Box
performs Genesis
Koncert Gwiazd
Ina Müller
Wise Guys
Santiano
31 | 12 | 2014 –
04 | 01 | 2015 Holiday on Ice
13 | 01 | 2015 3 Musketiere
07. Sept. - 02. Nov. 2014
Mehr als eine Party
Autumn Tour 2014
im Foyer
Selling England by the Pound
Stars in Koncert 2014
„48“
Achterbahn Tour 2014
Mit den Gezeiten Sailing Home for Christmas
Passion - Die neue Show
Das Musical
Terminstand: August 2014 . Änderungen vorbehalten . [email protected] . www.grugahalle.de
Ticket-Hotline:
MESSE ESSEN GmbH
Geschäftsbereich Grugahalle
Norbertstraße . D-45131 Essen
Telefon: +49.(0)201.7244.0
Telefax: +49.(0)201.7244.500
Montag bis Freitag 10.00 – 18.30 Uhr
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Programm September
DAS NEUE STÜCK IM EBERTBAD
03. - 07. SEPTEMBER 2014
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GITZIN
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MIT: SUSANNE HAYO, CONSTANZE JUNG, JENS KIPPER, HEINZ-PETER LENGKEIT, NITO TORRES
02.09. Poetry Slam 10.09. Kay Ray 11.09. Volker Pispers – Ausverkauft 12.09. Bodo Wartke – Ausverkauft 13.09. Rene Steinberg –
Premiere neues Programm! 14.09. Alfons 17.09. Konrad Beikircher 18.09. Wein, Weib und Gesang 19.09. Torsten Sträter 20.09. Rockt
das Bad! 21.09. Hella von Sinnen 23.09. Damenbad 24.09. Storno 25.09. Marek Fis 25.09. Volker Pispers – Theater im Marientor,
Duisburg 26.09. Nessi Tausendschön 27.09. Time
Ebertplatz 4 · 46045 Oberhausen · Tel. 0208 /20 54 024 · Fax 0208 /20 54 027
www.ebertbad.de
Komikzentrum Ruhr
Oper in NRW
Von aller Welt verlassen: Sandra Janušaitė singt die Jenůfa, Foto: Bettina Stöß
Lehrer Laux ist zurück: Horst Schroth in seiner Paraderolle
Zeitloses Drama aus der Provinz
Das Comeback von Lehrer Laux
Von Karsten Mark
Regiearbeiten fürs Theater sind selten Werke für die Ewigkeit. Wer alte
Stoffe in die Gegenwart holt, muss damit leben, dass die Aktualisierungen
meist schnell wieder vom Zeitgeist überholt werden. Und fade Kostümschinken bieten kaum eine Alternative „Den Regiestar hat das Essener
für Regisseure, die etwas auf sich hal- Publikum nicht einmal bei der
ten. Wie der ideale Kompromiss ausse- Premiere zu sehen bekommen“
hen kann, der gleichermaßen Konservative wie Freunde modernen Regietheaters zu begeistern vermag, hat der
Kanadier Robert Carsen an den großen europäischen Opernhäusern bereits
in den 90ern gezeigt. Er reduzierte die Handlungen auf ihren essentiellen
Kern und schuf dabei im Wortsinn zeitlose Produktionen, die bis heute
erfolgreich sind, weil sie immer wieder recycled werden. So zeigte die
Kölner Oper 2008 eine „Katja Kabanowa“, die Carsen vier Jahre zuvor in
Antwerpen inszeniert hatte, und die Rheinoper 2010 eine „Bohème“, die
er 1993 schon auf die Bühne gebracht hatte. Die Essener Aalto-Oper reiht
sich nun mit einer dritten nordrhein-westfälischen Übernahme von der
Vlaamse Opera ein: Carsens Straßburger „Jenůfa“ von 1999. Ganz zufällig
fiel diese Wahl sicher nicht. Essens neuer Intendant Hein Mulders war
seinerzeit Casting-Direktor der Produktion. Den Regiestar Carsen hat das
Essener Publikum indes nicht einmal bei der Premiere zu sehen bekommen.
Für die „szenische Einstudierung“ hat er seine Assistentin Maria Lamont
an die Ruhr entsandt.
Die sparsame, aber durchaus wirkungsvolle Ausstattung von Patrick Kinmonth scheint geradezu auf den Export der Produktion angelegt worden
zu sein. Neben einer Ladung Torf, die die Spielfläche bedeckt, kommt er im
Wesentlichen mit einem Sammelsurium an alten Türen aus, die sich vom
Chor zu flexiblen Begrenzungen umbauen lassen. Zur Vermittlung einer
hinterwäldlerischen Provinz und gesellschaftlicher Enge reichen diese Requisiten durchaus – zumal die Personenführung spätestens im zweiten Akt
sehr präzise funktioniert.
Sandra Janušaitė entspricht als Jenůfa nicht dem üblichen Bild der aufreizenden Dorfschönen; die Kostümwerkstatt hat sie eher unscheinbar
ausgestattet. Ihr Sopran indes klingt durchaus mädchenhaft und anmutig.
Ihre großen Szenen gelingen ihr überaus anrührend, und sie entfesselt
zunehmend eine dramatische Kraft, die mitzureißen vermag. Auch Katrin
Kapplusch, die Küsterin und spätere Mörderin des unehelichen Kindes von
Jenůfa, führt die Regie zunächst als unscheinbare Erscheinung ein. Auch
sie entwickelt im zweiten Akt ein schärferes Charakterprofil – in seiner
Widersprüchlichkeit vielleicht das interessanteste der
ganzen Handlung. Kapplusch ist keine eindimensionale
Böse, sie erweckt durchaus auch Mitleid. Für Essens
neuen GMD, den Tschechen Tomáš Netopil, ist „Jenůfa“
die zweite Opernproduktion. Der Partitur seines Landsmanns Leoš Janáček verleiht er mit den ausgezeichnet
aufspielenden Essener Philharmonikern dramatische
Karsten Mark
Journalist mit Schwer- Fallhöhe und anrührende Momenten folkloristischer
punkt (Musik-)Theater Schlichtheit.
Ziemlich genau 20 Jahre ist es her, dass Lehrer Laux zum ersten Mal eine
Bühne betrat. Mit Erfolg. Er machte „Null Fehler“, so der Titel des Programms, mit dem Horst Schroth unter der Regie von Ulrich Waller einen
desillusionierten Pädagogen und Alt-68er ins Leben rief. Was ist aus dem
Deutsch- und Geschichtslehrer und seiner Frau Marianne (Erdkunde und
Biologie) geworden? Ist er immer noch der selbst ernannte Nonkonformist
mit dem uncoolen Mitsubishi-Bus? Wer das wissen möchte, begebe sich am
6. in die Stadthalle/Theatersaal in Mülheim an der Ruhr oder am 24. in die
Herner Flottmann-Hallen.
Munter weiter geht das RuhrHochDeutsch-Festival im Dortmunder Spiegelzelt, das seit Ende Juni den Sommer bereichert. Einer in der langen Reihe der
Groß- und Kleinkünstler ist Jochen Busse, ein Mann, der von einer Schublade in die nächste gepackt wird, weil er in viele passt. Wir nennen ihn hier
kurzerhand Kabarettist. Schließlich entwirft er in seinem Solo-Programm
„Wie komm ich jetzt da drauf“ am 28. ein satirisches Sittenbild unserer Gesellschaft: ein „Silver-ager“ aus dem Bilderbuch der Menschendämmerung.
Selbstironisch, gewitzt und verdammt cool.
Der Trick, mit dem Anny Hartmann die Männer im Publikum ködert, ist so
einfach wie wirkungsvoll: über Fußball sprechen. Und zwar richtig fachkundig, angereichert mit dem einen oder anderen Insider-Witz. Das funktioniert
perfekt. Aber um es klarzustellen: die Frau ist keine Comedienne, sondern
eine lupenreine politische Kabarettistin. Was keineswegs bedeutet, dass es
in ihrem Programm „Ist das Politik, oder kann das weg?“, mit dem sie (am
27. im Bocholter TextilWerk) für erheblichen Erkenntnisgewinn sorgt, nichts
zu lachen gäbe.
Wohl kaum jemand kann anschaulicher erklären, was es mit den Jüngern
des Neoliberalismus auf sich hat, wie man der Nation nach dem Reaktorunglück in Fukushima 2011 und der ein Jahr zuvor beschlossenen Energiewende Sand in die Augen gestreut hat und mit welchem Zynismus Eric
Schweitzer, der Chef des Deutschen Industrie- und Handelskammertags,
falsche Behauptungen aufstellt, die dem Laien in Sachen Marktwirtschaft
plausibel erscheinen müssen. Dabei gelingt es der diplomierten Volkswirtschaftlerin komplizierte Zusammenhänge verständlich aufzudröseln. Erhellend und unterhaltsam.
Eine mit allen Bühnenwassern gewaschene Künstlerin ist dagegen Christine Prayon (am 5. im Bahnhof Langendreer in Bochum). Als „Diplom-Animatöse“ haut die 2012 mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnete
Kabarettistin den Zuschauern die Perversitäten des täglichen Lebens um die
Ohren, als Korrespondentin Birte Schneider ist sie die ideale Ergänzung von
Oliver Welke in der „heute-show“ und als Christine Prayon einfach bewundernswert in ihrer Konsequenz und Intelligenz.
Sie nennt ihr Stück einen „Spiegel der Gesellschaft, der das Leben reflektiert,
in dem einem permanent etwas verkauft wird“. Sie mutet dem Publikum einiges zu – keine Innenansichten, sondern eine Imitation der Imitation. Wie
zum Beispiel die Lesung aus dem „ersten Band zeitgenössischer Lyrik“. Dabei
handelt es sich um den Zyklus „Männer sind primitiv, aber glücklich“ von
Mario Barth, der mit den hingehauchten Worten „Pass auf, pass auf, pass
auf“ endet! Sehr komisch! Also: nix wie hin – empfiehlt Ihnen aufs Wärmste
Ihre stets über Tage lebende
„Jenůfa“ | R: Robert Carsen | 28.9. 19 Uhr | Aalto Musiktheater in Essen
0201 812 22 00
ANNE NÜME
Robert Carsens „Jenůfa“ läuft nun auch in Essen
Horst Schroth inkarniert den desillusionierten Pädagogen
11
Prolog
Events in den Westfalenhallen Dortmund
Tickets hier:
ROGER CICERO
SYNDICATE
PETER KRAUS
JAMES BLUNT
JAN DELAY & DISKO NO.1
VISIONS 25th ANNIVERSARY
DAVID GARRETT
WE LOVE ZUMBA® PARTY
UNDERCOVER CREW
CHRIS REA
JENNIFER ROSTOCK
CRO
BEATSTEAKS
MARTERIA
NIGHT OF THE PROMS
KINDERLACHEN-GALA
CAROLIN KEBEKUS
SHOW BALLETT TODES
APASSIONATA
RALF SCHMITZ
Der schnellste Weg zu Ihren Tickets:
Telefon: 0231/1204-666
Web: www.westfalenhallen.de
Saisonstart im Prinz Regent Theater in Bochum mit „Orest“ von John von Düffel
Probleme, nichts als Probleme
Die Theaterhäuser im Ruhrgebiet starten
n!
ets sicher
Jetzt Tick
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facebook.de/westfalenhallen
Änderungen vorbehalten
27. September 2014
4. Oktober 2014
8. Oktober 2014
14. Oktober 2014
15. Oktober 2014
25. Oktober 2014
28. Oktober 2014
1. November 2014
1. November 2014
4. November 2014
20. November 2014
22. November 2014
25. November 2014
28. November 2014
29. November 2014
29. November 2014
3. Dezember 2014
6. Dezember 2014
6. + 7. Dezember 2014
14. Dezember 2014
Jetzt geht’s wieder los. Das Wetter wird schlechter, die Theater rüsten auf.
Sommerpause ade. Noch während der laufenden RuhrTriennale eröffnen
sie die Häuser – Sommerfest, Premieren, das schicke kleine Gläschen Sekt.
Endlich nicht mehr nur Biergarten oder Glotze. Aber: So richtig kuschelig
wird’s nicht werden. Überall hartes Brot. Klassische Stoffe. In ihrer letzten
Bochumer Saison startet Sibylle Broll-Pape gleich mit „Orest“ von John von
Düffel. Auf der Basis der klassischen Dramen von Sophokles, Aischylos und
Euripides erzählt der locker den Atridenmythos neu und entdeckt darin eine
zeitgenössisch psychologisch ausgefeilte Familien- und Polittragödie, Antike reloaded. Das böse Geschwisterpaar Elektra und Orest reitet durch die
Nacht, oder besser durchs Prinz Regent Theater. Leicht hat es Onkel Wanja
im gleichnamigen Stück am Bochumer Schauspielhaus nebenan auch nicht.
„Eine Krise kann jeder Idiot erleben, aber was uns auslaugt, ist der Alltag.“ –
Ein Satz von Tschechow, der über jedem seiner Stücke stehen könnte, macht
hier besonders Sinn. Wanja ist unglücklich in Elena verliebt, die macht nämlich Landarzt Astrow schöne Augen. Alle irren gemeinsam endlos umher,
umschwirren sich ständig, und doch: Für was soll man eigentlich arbeiten?
Und wieso wird nie etwas so, wie es hätte sein können. Kann Regisseur
Stefan Kimmig diese Fragen beantworten?
Auch in Dortmund ist die Welt gleich zu Beginn aus den Fugen. Sein oder
nicht. Ein Hamlet wie ein Edward Snowden, der Informationen sammelt, die
Macht bedeuten. Der damit hausieren geht und die Herrschaft seines Landes angreift. Der Dortmunder Hamlet ist ja selbst ein Überwachter, ein Sohn
zwischen zwei Herrschern, einer, der einen Brudermord aufdeckt und zum
Gegenschlag ausholt. Revolutionär, Zweifler und einer, der sein Ich aufs
Spiel setzt? Und was ist mit Ophelia? Im Schauspielhaus wollen Intendant
und Regisseur Kay Voges und der Videokünstler Daniel Hengst Shakespeare
im Spiegel von Bits und Bytes auf die Schliche kommen. Da kann man sich
auf einiges gefasst machen.
Die „unfreiwillige“ Klammer bildet die erste Premiere in Essen. Auch hier
geht es wieder um Agamemnon. Aber nur um drei Ecken. Nach dessen Sieg
über die Trojaner, bricht in „Die Odyssee“ Odysseus per Schiff nach Hause
auf. Denkt er. Anhand von Homers Roadmovie – eigentlich die Urgeschichte
der europäischen Zivilisation – denkt Regisseur Volker Lösch die antiken
Parameter neu. Schon im Untertitel: „Lustig ist das Zigeunerleben“ stoßen
wir auf die gleichermaßen geächtete wie romantisch verklärte Lebensweise
von Roma und Sinti. Die dennoch in Europa zeigen, dass ein Leben jenseits der etablierten sozialen Welt möglich wäre. In Gesprächen mit Essener
Roma und dem Theaterpublikum über Akzeptanz und Ablehnung, Vorurteile
und Ängste, Klischees und Rollenzuweisungen, über Gastfreundschaft und
Ausgrenzung entsteht so in Essen ein aktueller Kommentar zu Homers Heldenepos – und vielleicht auch zum „homo oeconomicus” ohne „Trojaner“.
PETER ORTMANN
„Hamlet“ | 12.9.(P) 19.30 Uhr | Schauspiel Dortmund | 0231 502 72 22
„Orest“ | 17. 9.(P) 19.30 Uhr | Prinz Regent Theater, Bochum | 0234 77 11 17
„Die Odyssee“ | 19.9.(P) 19.30 Uhr | Theater Essen | 0201 812 26 00
„Onkel Wanja“ | 20.9.(P) 19.30 Uhr | Schauspielhaus Bochum | 0234 33 33
55 55
12
Festival
Bunt wird es auch 2014 wieder beim ZfR werden
Urlaub in der Zeltstadt
7. Zeltfestival Ruhr vom 22.8.-7.9. in Bochum/Witten am Kemnader See
Weder ist der Zirkus in der Stadt, noch sind die Indianer eingefallen, wenn sich
von Ende August bis Anfang September die perlmuttartige Skyline der Zeltstadt
am Ufer des Kemnader Sees erhebt. Zum siebten Mal lockt das Zeltfestival Ruhr
17 Tage lang mit 40 künstlerischen Veranstaltungen, kulinarischen Überraschungen und einem „Markt der Möglichkeiten“ mit unikalem Kunsthandwerk.
Seit der Erstausgabe 2008 ist eine clevere Logistik nötig, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren. Eine entspannte Anreise wird durch regelmäßigen
Shuttleverkehr und zusätzliche Parkplätze erleichtert. Vor Ort legt man Wert
auf Nachhaltigkeit. Die Gastronomie bedient mit ayurvedischer Kost, Currywurst oder kulinarischem Schi Schi wie Jacobsmuscheln jedes Geschmäckle, alles serviert auf Mehrweggeschirr. Die Lichterspektakel nach Einbruch der Dunkelheit werden zudem zu 100 % aus Ökostrom gespeist. In großer Fülle stellen
auch wieder Kunsthandwerker ihre Angebote aus. Wer bei all dem lokalen und
internationalen Geschmeide mehr als nur gratis den Blick schweifen lassen
will, muss teilweise tief in die Tasche greifen, die größtenteils in Handarbeit
gefertigten Unikate sind nicht unbedingt billig.
Entspannung bietet wieder das Strandareal, wo man sich in Hängematten und
Liegestühle lümmeln kann. Diese lockere Atmosphäre macht das ZfR auch für
Familien mit Kindern als Festival für Besucher verschiedener Altersklassen attraktiv. Dieser Vielfalt passt sich auch das Programm an. Bis zum 7.9. werden
namhafte Musiker, Kabarettisten, Comedians und Literaten in der Zeltstadt
gastieren.
In der Rubrik Comedy, Kleinkunst und Kabarett bittet Gerburg Jahnke nach
ihrem erfolgreichen Konzept aus dem vergangenen Jahr wieder Kolleginnen
ins Zelt und schwoft auf intelligente, aber auch schwarzhumorige und unanständige Art mit den von ihr eingeladenen Kolleginnen (Sa 30.8. 19 Uhr).
Ähnlich wie Jahnke lädt auch Helmut Sanftenschneider wieder zu seinen
„NachtSchnittchen“ ein (Di 2.9. 18.30 Uhr), mit dabei ist u.a. Johann König.
Sächsische Mundart und modische Eleganz verkörpert Olaf Schubert (Fr 5.9.
20 Uhr). Der alte Tresenleser Frank Goosen hat mit „Es bleibt anders“ ein Heimspiel in Bochum (Sa 6.9. 20.30 Uhr). Literarisch, aber keinesfalls weniger humorvoll wird es mit Element of Crime-Barde Sven Regener zugehen. Regener
13
liest aus „Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt“ und erlöst
Fans von der bangen Frage, was aus dem beliebtesten Sidekick der LehmannTrilogie wurde. Die Verbindung zwischen Musik und Comedy schaffen Anke
Engelke und Roger Willemsen. Die Dynamik des Plattenstreits auf hohem Niveau ist nicht vorhersehbar, wenn Engelke und Willemsen einander ihre Lieblingslieder aus so unterschiedlichen Richtungen wie Jazz, Hip-Hop, Weltmusik
und Klassik vorspielen (Sa 30.8. 20 Uhr).
Musikalisch wird beim ZfR einiges geboten. Adel Tawil (So 28.8. 20.15 Uhr),
bekannt u.a. durch seine Kollaboration mit NDW-Ikone Annette Humpe mit
dem Duo Ich + Ich, wird sein erstes Solo-Album „Lieder“ präsentieren und weiß
nach Boyband-Erfahrung, Karriereknick und Wiederauferstehung einiges aus
der Welt des Pop zu erzählen.
Weniger poppig, aber ebenfalls mit deutschen Texten wird Folk- und Rockreibeisen Stefan Stoppok (Mo 29.8. 20 Uhr) seine Fans begeistern. Auch die
Kölsch-Rocklegenden von BAP gehen noch als deutschsprachige Combo durch.
Unter dem Tourmotto „Niedeckens BAP zieht den Stecker“ werden die Songs in
der unplugged-Version zwar leiser, gewinnen aber neue Intensität. Ausverkauft
und bereits um ein Zusatzkonzert erweitert ist der Gig von Unheilig (2./3.9.
beide 20.15 Uhr). Der Aachener Graf beehrt das ZfR, obwohl er eigentlich 2014
kürzertreten wollte. Für internationales Flair sorgen die schottischen Simple
Minds (Do 4.9. 20 Uhr). Ihr „Don’t You (Forget About Me)“ ist ein langlebiger
Klassiker der Rockmusikgeschichte. Mit Bela B & Smokestack Lightnin’ feat.
Peta Devlin bleibt es semi-international. Die Lyrics, die Ärzte-Urgestein Bela B.
singt, mögen deutsch sein, musikalisch orientieren sich Smokestack Lightnin’
an amerikanischem Country und Folk. Die Broilers (So 7.9. 20.30 Uhr), die mit
ihrem aktuellen Album „Noir“ anreisen und Rapper Prinz Pi (beide jeweils am
So 7.9. 20.30 Uhr) beschließen das Festival. Prinz Pi, auch bekannt als Prinz
Porno, komponierte und rappte mit Unterstützung von Sido auch bei dem Song
„Ascheflug“ mit, der ersten Singleauskopplung von Adel Tawils Debütalbum,
womit sich der Kreis schließt.
MAXI BRAUN
7. Zeltfestival Ruhr | 22.8.-7.9. | Kemnader See Bochum | 0180 500 42 22
Theater-Kalender Ruhr
= Premiere
= trailer-Empfehlung auf den Auswahlseiten
Die Theater-Übersicht der Region
STADTTHEATER
SCHAUSPIELHAUS BOCHUM
0234 33 33 55 55
Spielzeit Eröffnungsfest
So 14.9. 11.00-18.00
Onkel Wanja
Sa 20.9. 19.30
Die Unvernünftigen sterben aus
So 21.9. 19.00, Mi 24.9. 19.30
Renegade in Residence – Ruhr-Ort
Di 23.9. 19.30
Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs
Fr 26.9. 19.30
Delikatessen
Sa 27.9. 19.30
Grimmsklang
So 28.9. 16.00, Di 30.9. 19.30
Ein Mann will nach oben
So 28.9. 18.00
Goosens neue Bücher
Mo 29.9. 19.30
The Black Rider – The Casting of the Magic
Bullets
Fr 19.9. 19.30, So 21.9. 18.00
Der Besuch der alten Dame
Fr 26.9. 19.30
Novecento – Die Legende vom
Ozeanpianisten
Sa 27.9. 20.00
THEATER OBERHAUSEN
0208 857 81 84
Tschick
Mo 1.9. 11.00, Mi 3.9., Do 4.9. je 11.00 u.
19.30, Mo 8.9., Mi 10.9., Do 11.9. je 11.00
Jimmy Hendrix – Are You Experienced?
So 7.9. 18.00, Di 30.9. 19.30
THEATER DORTMUND
0231 502 72 22
Hamlet
Fr 12.9. 19.30, 21.9. 18.00
TheaterReal – Eröffnung
Mo 15.9. 10.00
Kassandra
18.9. 20.00
Der nackte Wahnsinn
Fr 19.9. 19.30
Endspiel
Sa 20.9. 20.00
Der Prozess
Mi 24.9. 19.30
Das Fest
Sa 27.9. 19.30
THEATER DUISBURG
0203 300 91 00
„Kunst”
Fr 5.9., Do 11.9., Sa 13.9., Fr 19.9., Do 25.9.
je 20.00
Iphigenie auf Tauris
Fr 12.9., So 14.9., Di 16.9., Do 18.9., Mo 22.9.,
Di 23.9., Mo 29.9., Di 30.9., je 20.00
Gegen die Wand
So 21.9. 18.30
La traviata
Mi 24.9. 19.30
THEATER ESSEN (GRILLO)
0201 812 22 00
Theaterfest und Tag der offenen Tür
Mi 6.9. 15.00
Die Odyssee oder „Lustig ist das
Zigeunerleben“
Fr 19.9., Mi 24.9., Fr 26.9. je 19.30
Anna Karenina
Sa 27.9. 19.30
THEATER KREFELD
02151 80 51 25
Carmina Burana
Sa 6.9. 18.00, Di 30.9. 19.30
Indien jetzt
Mi 10.9., Mi 17.9. je 20.00
Der Rosenkavalier
Mo 15.9. 18.30, So 21.8., Sa 27.9. 18.00
Konzert 01
Mo 8.9. 19.30
Lucerne Festival Academy
Di 9.9. 19.30
Russ (WA)
Fr 12.9. 19.30, So 14.9. 18.00, Mo 19.9. 19.30,
Do 25.9., Sa 27.9. 19.30
Frau ohne Schatten
So 28.9. 18.00
OPER DORTMUND
0231 502 72 22
Öffentliche Probe zu „Der Maskenball“
Mi 3.9. 18.30
Der Maskenball (Un ballo in maschera)
Sa 13.9. 19.30, So 21.9. 15.00, Mi 24.9. 19.30
Der Himmel hängt voller Geigen
Sa 20.9. 19.30
Der kleine Barbier oder eine haarige
Angelegenheit
So 21.9. 11.00
VARIETÉ & BOULEVARD
Foto: Axel J. Scherer
54. Stadt
Fr 12.9., Sa 13.9. je 17.30, So 14.9. 16.30
Liliom
Sa 20.9. 20.00
Die kleine Hexe
So 21.9. 15.00
Matthias Reuter – Bier und Leseabend
Di 23.9. 20.00
So viel Zeit
Sa 27.9. 19.30, 28.9. 18.00
Kein Gutenachtkuss für Giraffen?
So 28.9. 15.00
Die Schöne und das Biest
Di 30.9. 11.00
THEATER AN DER RUHR MÜLHEIM
0208 96 09 60
Die Verwandlung
Mi 17.9. 19.30, Mi 24.9., Do 18.9. 18.00
Wilhelm Tell
SCHLOSSTHEATER MOERS
02841 20 17 31
The only thing that stops a bad guy with
a gun is a good guy with a gun
Do 11.9., Fr 12.9., Mi 20.9. je 19.30
Nathan der Weise
Fr 19.9. 19.30
Mann ist Mann
Sa 27.9. 19.30
MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN
0209 409 72 00
Foto: A. Köhring
Mo 22.9. 18.00, Di 23.9. 11.00 u. 18.00
WESTF. LANDESTHEATER CASTROP-RAUXEL
02305 97 80 20
Käpten Knitterbart und seine Bande
Fr 5.9. 16.00, Sa 6.9. 11.30 u. 14.00, Mo 8.9.
10.00, Sa 27.9. 11.30
Die Legende von Mulan
So 21.9. 15.00
Alk. Außer Kontrolle
Mi 24.9. 11.30, 25.9. 9.00 u. 11.30
MUSIKTHEATER
AALTO MUSIKTHEATER
0201 812 22 00
Donnerröschen und der Forscherkönig
So 7.9. 14.30 u. 16.30, Mo 8.9. 9.30 u. 11.15,
Di 9.9. 9.30 u. 11.15, Mi 10.9. 9.30 u. 11.15
Nabucco
So 14.9. 16.30, Sa 20.9., Sa 27.9. je 19.00
Jenufa
So 28.9. 19.00
CABARET QUEUE DORTMUND
0231 917 22 90
Dinner Attacke
Mi 3.9., Fr 12.9., Mi 17.9., Mi 24.9., je 18.00
Lachen Live & Lecker
Do 4.9., Do 11.9., Do 18.9., Do 25.9. je 18.00
Peter Vollmer
Fr 5.9. 20.00
Ganz schön Dortmund
Di 16.9. 19.00
Margie Kinsky
Fr 19.9. 20.00
Basta
Fr 26.9. 20.00
Simone Fleck
So 28.9. 19.00
GOP VARIETÉ-THEATER ESSEN
0201 247 93 93
Chaos Royal
Mi 3.9., Do 4.9. je 20.00, Fr 5.9. 19.00, Sa 6.9.
18.00 + 21.00, So 7.9. 14.00 + 17.00,
Karussell
Fr 12.9. 18.00 + 21.00, Sa 13.9. 18.00 + 21.00,
So 14.9. 14.00 + 17.00, Mi 17.9. 20.00,
Do 18.9. 20.00, Fr 19.9. 18.00 + 21.00,
Sa 20.9. 18.00 + 21.00, So 21.9. 14.00 +
17.00, Mi 24.9. 20.00, Do 25.9. 20.00, Fr. 26.9.
18.00 + 21.00, Sa 27.9. 18.00 + 21.00, So
28.9. 14.00 + 17.00
Comedy Club
Di 30.9. 20.00
THEATER IM RATHAUS ESSEN
0201 245 55 55
Der Kurschattenmann
Mo 1.9., Di 2.9. je 19.30, Mi 3.9. 16.00, Do
4.9., Fr 5.9. je 19.30, Sa 6.9. 16.00 u. 19.30, So
7.9. 19.00, Mo 8.9., Di 9.9., Mi 10.9., Do 11.9.,
Fr 12.9. je 19.30, Sa 13.9. 16.00, So 14.9.
19.00, Mo 15.9., Di 16.9., Mi 17.9., Do 18.9. Fr
19.9. je 19.30, Sa 20.9. 16.00 u. 19.30
Beamte sind auch nur Menschen
So 21.9. 19.00, Mo 22.9. 19.30
David & Götz
Di 23.9. 19.30
Unbehandelt
Mi 24.9., Do 25.9., Fr 26.9., Sa 27.9. je 19.30
Mann über Bord
So 28.9. 19.00, Mo 29.9, Di 30.9. je 19.30
FREIE SZENE
CONSOL THEATER GELSENKIRCHERN
0209 988 22 82
Lesung St. Georg
Mi 3.9. 20.00
14
Musikschule Gelsenkirchen
Fr 5.9. 19.00
All You Can !Beat
Sa 6.9. 16.30 u. 20.00
Touch Down
Fr 12.9. 12.00, Sa 13.9. 20.00
Meins!
Di 16.9., Mi 17.9. je 11.00, So 21.9. 16.00
Du bist meine Mutter
So 21.9. 18.00
Die besseren Wälder
Di 23.9., Mi 24.9. je 11.00
Panhas
Sa 27.9. 20.00
Die wilden Schwäne
So 28.9. 15.00, Di 30.9. 11.00
EBERTBAD OBERHAUSEN
0208 205 40 24
Poetry Slam: Best of Poetry Slam
Di 2.9. 20.00
Dumm gelaufen
Mi 3.9., Do 4.9., Fr 5.9., Sa 6.9. je 20.00,
So 7.9. 19.00
Kay Ray Show
Mi 10.9. 20.00
Volker Pispers… Bis neulich!
Do 11.9. 20.00
Bodo Wartke: König Ödipus
Fr 12.9. 20.00
Gebt dem Unsinn ein Kommando
Sa 13.9. 20.00
Alfons: Mein Deutschland!
So 14.9. 19.00
Konrad Beikircher: Das Beste aus 35 Jahren
Mi 17.9. 20.00
Wein, Weib und Gesang und Gäste
Do 18.9. 20.00
Torsten Sträter: Selbstbeherrschung
umständehalber abzugeben
Fr 19.9. 20.00
Rockt das Bad!
Sa 20.9. 19.30
Hella von Sinnen: Ich kann auch Andersen
So 21.9. 19.00
Damenbad: Frau Jahnke und 4 Damen
Di 23.9. 20.00
Storno Sonderinventur 2014
Mi 24.9. 20.00
Marek Fis: Baustelle Europa – Ein Pole
packt aus/ein
Do 25.9. 20.00
Nessie Tausendschön: Das Beste
Fr 26.9. 20.00
PRINZ REGENT THEATER BOCHUM
0234 77 11 17
Orest
Mi 17.9., Fr 19.9., Sa 20.9., Di 23.9. je 19.30
„Kunst“
Fr 26.9., Sa 27.9. je 20.00
Kabale und Liebe
Mo 29.9., Di 30.9., je 19.30
THEATER IM DEPOT DORTMUND
0231 189 99 44 4
Fischbar – Gib mir das Teil
Sa 6.9. 20.00
Reihenweise… Konzerte: Vol. 19: Vom
Klang des Geldes
So 7.9. 18.00
Makar Tschudra – A Gipsy Tale
Fr 12.9., Sa 13.9., Sa 20.9. je 20.00
Edda mag nicht
So 14.9. 16.00, Mo 29.9. 10.00, Di 30.9. 10.00
Container Love
Do 25.9. 20.00
André Wulfing – Von Seamus, Carroll,
Dermot
Do 25.9. 20.00
Kein Stück über Liebe
Sa 27.9. 20.00, So 28.9. 19.00
www.trailer-ruhr.de
GEMMA BOVERY
EIN FILM VON ANNE FONTAINE
www.gemmy-bovery.de
ab 18.9. im Kino
culture club
culture club
Foto: Julian Scholten
präsentiert: Kino-Café
präsentiert: Sneak
»Einer jener Filme, die sich uns ins Herz
einprägen wie ein Lächeln!« TAGESWOCHE
»Ein Geschenk, ein Glücksfall fürs Kino ...
Wunderschön!« KINO.DE
PREMIO ORIZZONTI
BESTE REGIE
EIN FILM VON
UBERTO PASOLINI
SNEAK PREVIEW
IN ESSEN
PHILOMENA
Ihr mögt Überraschungen und geht gerne
ins Kino? Dann haben wir diesen Monat
ein ganz besonderes Bonbon für Euch!
Jeden zweiten Montag präsentieren das
CinemaxX Essen & Mülheim die „Sneak
Preview“ – eine geheime Vorpremiere
zu einem aktuellen Kinofilm. Erst wenn
ihr gemütlich mit Popcorn im Kinosessel
sitzt, wird verraten, was euch erwartet.
Der britische Premium-Regisseur Stephen Frears widmet sich einmal mehr
der wahren Geschichte einer außergewöhnlichen Frau. Diesmal macht sich
eine oscarreife Judi Dench – 50 Jahre
nachdem sie gezwungen wurde, ihr Baby
adoptieren zu lassen – zusammen mit
einem Journalisten auf die Suche nach
ihrem verlorenen Sohn. Mitreißende Tragikkomödie!
CinemaxX Essen
Berliner Platz 4 /5,
45127 Essen
040 80806969
www.mister-may.de
CinemaxX Mülheim
Humboldtring 1,
45472 Mülheim
0208 78076
trailer verlost 2x2 Karten. E-Mail bis 19.9.
an [email protected].
Kennwort: Sneak Essen oder
Sneak Mülheim
AB 4. SEPTEMBER: BOCHUM - CASABLANCA
DORTMUND - SWEETSIXTEEN / ESSEN - EULENSPIEGEL
Veranstalter:
Ein Projekt für die:
Partner:
trailer verlost 3x2 Karten. E-Mail bis 21.9.
an [email protected].
Kennwort: Philomena
Mi 1.10. 14.30 Uhr
STREICH
AUF STREICH
150 Jahre deutschsprachige Comics
seit Max und Moritz
14. 9. 2014 – 18. 1. 2015
© Wilhelm Busch/ Wilhelm Busch - Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst; (M) Uwe Eichholz
www.wissensnacht.ruhr
© Ralf König/ Rowohlt © Manfred Schmidt © Walter Moers © Timo Wuerz © Rolf Kauka © Reinhard Kleist/ Carlsen © Reinhold Escher/ HÖRZU © Ulf K. © Simon Schwarz/ avant-verlag
Mo 22.9. 20.15 Uhr
2. OKTOBER 2014
16:00 - 24:00 UHR
UCI Kinowelt Ruhr Park
Am Einkaufszentrum, Bochum
Karten: 0234 239 02 34
UCI Kinowelt Duisburg
Neudorfer Straße 36-40
Karten: 0203 301 91 91
Regionalverband Ruhr
Gefördert durch:
www.ludwiggalerie. de | Tel. 0208 41249 28
16
Film-ABC
Vorspann
A Most Wanted Man, s.S. 26
KULTUR.KINO.RUHR.
September 2014
FILMKRITIK-ÜBERSICHT
FILMSTART-TERMINE
28.8.
4.9.
11.9. 18.9.
26
A Most Wanted Man
21
Another Me – Mein zweites Ich
24
Can a Song Save Your Life?
26
Die Biene Maja
24
Diplomatie
X
26
Doktorspiele
X
26
Erlöse uns von dem Bösen
20
Everyday Rebellion
24
Gemma Bovery
24
Guardians of the Galaxy
22
Heli
26
Hercules
21
Katakomben
21
Lola auf der Erbse
21
Lügen und andere Wahrheiten
X
20
Maps to the Stars
X
24
Mea Culpa – Im Auge des Verbrechens
20
Mit ganzer Kaft
X
18
Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit
X
21
Ohne dich
X
20
Phoenix
22
Schönefeld Boulevard
X
26
Schoßgebete
X
26
Sex Tape
22
Shirley – Visionen der Realität
X
24
Sin City 2 : A Dame to Kill For
X
22
Song From the Forest
24
Supermensch – Wer ist Shep Gordon?
X
Wenn ich bleibe
X
26
Wolfskinder
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
25.9.
X
X
X
Cinema is dead!?
Romantik und Pragmatik des Kinos
Schier endlose, geradezu sinnbefreite Diskussionen. Über Quarter Pounder
mit Käse und das metrische System, Fußmassagen, Milchshakes für 5 Dollar.
Legendäre Szenen, in denen Uma Thurman mit John Travolta zu Chuck Berrys „C‘est la Vie“ twistet oder eine Leiche im Haus zu einer heiklen „BonnieSituation“ wird. 20 Jahre ist es nun her, dass Quentin Tarantino Gäste und
Jury in Cannes mit „Pulp Fiction“ begeisterte und dafür gleich die Goldene
Palme absahnte. Doch in diesem Jahr platzte er zum Jubiläum des Films
beim Festival in Cannes mit seiner niederschmetternden Meinung zum Kino
heraus: „Was ich als Kino kannte, ist tot.“ Dass mittlerweile kaum noch ein
Kino 35mm projiziere, ja auch die meisten Filme digital gedreht werden, ist
für den Freund des analogen, haptischen Filmmaterials der Untergang des
Kinos. Kino sei nun nicht mehr als eine öffentliche Fernsehausstrahlung.
Tarantino, der in „Inglourious Basterds“ alle Nazi-Schergen und sogar Hitler
mit dem damals noch sehr explosiven Zelluloid in die Luft sprengte, hält
weiter an dem klassischen Material fest. Und damit steht er nicht alleine
da. Auch J.J. Abrams und Christopher Nolan weigern sich, digital zu drehen. Nun haben genannte Regisseure sich entschlossen, auf die Filmstudios
einzuwirken, dass sie einen Deal mit Kodak, dem letzten Produzenten der
Filmrollen, eingehen und so das wertvolle Material vor der Versenkung bewahren.
Eine nicht zu unterschätzende Fangemeinde des analogen Films wird dies
erfreut vernommen haben. Ein analoger Film unterscheidet sich nun einmal
von seinem digitalen Bruder, z.B. in puncto Farbwiedergabe und Körnung.
Besonders aber die Anfälligkeit und die Vergänglichkeit des Zelluloids machen seinen Reiz aus. Streifen und Bilder nach zahlreichen Vorführungen
erzählen die Geschichte des Materials und bewirken unter anderem das,
was Tarantino die Magie des Kinos nennt. Doch nicht zuletzt in der Anfälligkeit des Materials liegt die Crux der ganzen Angelegenheit. Die Archivierung
der 35mm-Rollen gestaltet sich schwierig und vor allem teuer. Ist da nicht
die Digitalisierung ein willkommenes Geschenk? Einfach, raumsparend und
günstig? Wahrscheinlich, wird auch der letzte Nostalgiker zugeben müssen,
nicht ohne dabei einzuwerfen, dass bei der Digitalisierung des Archivmaterials eine Auswahl getroffen wird, der ein Stück Filmgeschichte vermutlich
zum Opfer fallen wird.
Nützt denn der Erhalt des Zelluloids überhaupt den Kinos? Mittlerweile
haben sich alle Kinos in NRW auf die digitalen Formate eingestellt, mit
oder ohne Fördermittel. Einige besitzen nicht einmal mehr die notwendigen Projektoren für analogen Film. Martin Koerber, Leiter des Filmarchivs
der Stiftung Deutsche Kinemathek gab jüngst in einem Interview mit dem
Deutschlandradio zu bedenken, dass auch Filme, die noch auf Rolle gedreht
werden, letztendlich über den Produktionsweg dann doch in digitaler Form
in den Kinosälen laufen. Auch Filme von Tarantino.
Die nun schon seit Jahren geführte Diskussion analog vs. digital scheint
noch immer nicht zu einem Schluss zu gelangen. Es ist dabei mehr als das
Aufeinandertreffen von Nostalgie und Fortschritt, von Romantikern und
Pragmatikern. Beide Seiten haben – ganz diplomatisch gesehen – ihre Berechtigung. Kino muss sein Gut bewahren, muss sich jedoch auch bewusst
auf die veränderte Produktionswirtschaft einlassen. „C‘est la vie... it goes to
show you never can tell.“
LISA MERTENS
Wertung unter den Filmkritiken:
1(
) bis 6 (
) 6 Punkte = Höchstwertung
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
Lässt sich manchmal digital fotografieren: Lisa Mertens
17
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Film des Monats
Funeral Officer mit Herzblut: John May
Der Wert der Schwächsten
„Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit“ von Uberto Pasolini
Geschichte über einen Mann, der einsam Verstorbenen ihr letztes Geleit gibt.
C Herzerwärmendes Drama
Es wird so oft gestorben im Kino. Wie man jedoch die Toten unter die Erde
bringt, damit beschäftigt sich kaum ein Filmemacher. Stirbt ein Protagonist,
dann interessiert man sich für gewöhnlich ganz schnell wieder für die Lebenden. Oder für die nächsten Opfer. So zählt im Genrekino gern der Bodycount,
während die Komödie, von „Immer Ärger mit Bernie“ bis hin zu „Bis zum
Ellenbogen“ Schabernack mit den Toten treibt. Das Arthouse-Drama thematisiert durchaus das Sterben und den Tod, doch selten das Ritual am Grabe. Es
gibt Ausnahmen, wie etwa „Nokan – Die Kunst des Ausklangs“ aus dem Jahr
2008, in dem ein Musiker unfreiwillig zum Bestatter avanciert und die Beisetzung der Toten als Aufgabe und Bereicherung zugleich erlebt. Der Held in
„Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit“ indes macht schon seit Jahrzehnten
nichts anderes. John May (Eddie Marsan) ist ein sogenannter Funeral Officer
in London. Vordergründig ein Bürokrat, der die Beerdigungen Verstorbener
ohne Hinterbliebenen organisiert und verwaltet. Ordentlich. Außerhalb seines
Dienstes ist John May allein, sein Alltag daheim ist ritualisiert. Ein Einsamer,
der sich um Einsame kümmert, sobald diese gestorben sind. Weil es sonst keiner tut. Mr. May ist ein dienstbeflissener Beamter. Und doch noch viel mehr.
Die Qualität unserer Gesellschaft
Regisseur Uberto Pasolini ist nicht verwandt mit Paolo Pasolini, dafür ist er
ein Neffe von Luchino Visconti. Dieses Drama bildet nach „Machan – Spiel der
Träume“ erst die zweite Regiearbeit des 67-Jährigen, denn vordergründig
betätigt sich der Italiener als Filmproduzent. Als er jedoch über ein Interview
mit einem Funeral Officer stolperte, begann er, sich für das Thema zu interessieren und recherchierte zu Vereinsamung und Sterben, zu Leben, Wert und
Entfremdung in der Zivilisation. Und er fragte sich: Wann ist eine Bestattung
würdevoll? „Ich denke, dass die Qualität unserer Gesellschaft im Grunde
durch den Wert bestimmt wird, den sie ihren schwächsten Mitgliedern zuerkennt.“ Und daran mangelt es, in England ebenso wie hierzulande, wo zunehmend private Anbieter mittellos Verstorbene ohne Angehörige am Fließband
beisetzen. Über dreißig Funeral Officers bat Pasolini zum Gespräch, hat Beerdigungen vergessener Seelen besucht und das Umfeld der einsam Verstorbenen beäugt. Zeitgleich entstand das Drehbuch zu diesem Drama. Und die
Figur des Mr. May. Ein stiller Held, ein Beamter mit Herzblut, der seinen Job
zu gut macht und dem deshalb die Kündigung ins Haus steht. Er recherchiert,
sucht Angehörige, verfasst für jeden seiner Klienten Traueransprachen, die er,
zu ausgesuchter Musik, bei der Beisetzung hält. Beerdigungen, bei denen er
selbst der einzige Gast ist.
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Seine Bemühungen um seine Klientel, die Recherche, die kleinen Trauerreden, das alles sind eherne Gesten der Zwischenmenschlichkeit und Nächstenliebe. Und Ausdruck der Leidenschaft, mit der John May seiner Arbeit
nachgeht. In der Chefetage allerdings sieht man das anders. Hier werden
Kosten und Nutzen abgewogen. Und so bietet man im Rahmen einer Umstrukturierung dem liebenswerten Leichenverwalter einen letzten Job an.
Danach aber, nach zweiundzwanzig Dienstjahren, soll er gehen. Während
seine Nachfolgerin bereits fleißig Massen-Asche-Gräber aushebt, stürzt
sich Mr. May auf seinen letzten Fall namens Billy Stoke. Ein heruntergekommener Mann, Knastbruder, Säufer und Rabenvater. Die Suche nach der
Tochter Kelly (Joanne Froggatt) führt John May an einen Küstenort. Kelly
führt einen Fish-and-Chips-Imbiss und reagiert recht klar auf den fürsorglichen Besucher: „Wir sind nicht seine Familie. Er wollte keine.“ Doch Mr.
May gibt nicht auf und sucht Wegbegleiter des Verstorbenen in der Hoffnung auf eine letzte Beerdigung, die der Tote nicht als Unbekannter erlebt.
Das große Herz im Kleinen
Abgesehen von der wundervollen Melancholie, mit der Uberto Pasolini charmant die Trostlosigkeit umschreibt, abgesehen von der schlichten, wahrhaftigen Bildsprache und dem großen Herz, das sich hier im Kleinen findet, berührt
„Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit“ vor allem durch seinen Hauptdarsteller Eddie Marsan. Der 46-jährige Londoner ist bereits durch vielerlei
Nebenrollen in Erinnerung. Sei es als Fahrschullehrer in „Happy Go Lucky!“, als
Inspector Lestrade in Guy Ritchies Sherlock-Holmes-Verfilmungen oder als
sadistischer Ehemann in „Tyrannosaur – Eine Liebesgeschichte“. Mit der Figur
des John May spielt Marsan seine erste Hauptrolle. Markant und unscheinbar,
zurückhaltend und liebevoll, mit kleinen Gesten und wenigen Worten mimt er
hier den stillen Helden. Eine großartige Performance, eine würdevolle Hauptrolle in einem zärtlichen, hoffnungsvollen Drama, das am Ende plötzlich in der
allerletzten Szene skurrile Wege einschlägt. Das könnte den einen oder anderen Zuschauer auf der Zielgeraden irritieren, das Drama in seiner Gesamtheit
aber stört das nicht.
HARTMUT ERNST
MR. MAY UND DAS FLÜSTERN DER EWIGKEIT
Internationale Filmfestspiele von Venedig: Beste Regie, Uberto Pasolini
GB/I 2013 - Komödie / Drama - 92 Min - FSK: 12 J. - Regie: Uberto Pasolini
mit: Eddie Marsan, Joanne Froggatt, Karen Drury
Start: 4.9.
BO: Metropolis/Casablanca, DO: sweetSixteen, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater,
GE: Apollo
18
Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Kritikerspiegel Ruhr
Septemberg 2014
Die häufigsten Nennungen
Sascha
Westphal
WAZ
EPD-Film
Maps to the
Stars
Herausragend von
D. Cronenberg
Sebastian
Ko
WDR
Ingrid
Bartsch
ARD
1 LIVE
Morgenmagazin
Guardians of
the Galaxy
von
J. Gunn
Diplomatie
von
V. Schlöndorff
Mr. May und
das Flüstern
der Ewigkeit
von U. Pasolini
R.-Ruediger
Hamacher
film-Dienst
Bemerkenswert
Mit ganzer
Kraft
von
N. Tavernier
A Most
Wanted Man
von
A. Corbijn
Can a Song
Save Your
Life?
von J. Carney
Diplomatie
von
V. Schlöndorff
Best of
Comedy
Guardians of
the Galaxy
von
J. Gunn
Maps to the
Stars
von
D. Cronenberg
Guardians of
the Galaxy
von
J. Gunn
Gemma
Bovery
von
A. Fontaine
Diplomatie
von
V. Schlöndorff
Diplomatie
von
V. Schlöndorff
A Most
Wanted Man
von
A. Corbijn
A Most
Wanted Man
von
A. Corbijn
Erlöse uns von
dem Bösen
von
S. Derrickson
Song from the
Forest
von
M. Obert
Die Biene
Maja von A.
Stadermann, S.
Pickard
Wolfskinder
von
R. Ostermann
Best of
Drama
Besondere
Erwähnung
Susan
Vahabzadeh
Süddeutsche
Zeitung
Christian
Meyer
choices
Verena
Lueken
Kultur.Kino.Köln.
(Urlaub)
FAZ
A Most Wanted Man
von
A. Corbijn
Song from the
Forest
von
M. Obert
Daniel
Kothenschulte
Frankfurter
Lars-Olav
Beier
Spiegel
Katja
Nicodemus
Die Zeit
Cristina
Nord
taz
Frank
Brenner
trailer
Rundschau
(Urlaub)
Kultur.Kino.Ruhr.
Mr. May und
das Flüstern
der Ewigkeit
von U. Pasolini
Can a Song
Save Your
Life?
von J. Carney
Maps to the
Stars
von
D. Cronenberg
Mit ganzer
Kraft
von
N. Tavernier
A Most Wanted Man
von
A. Corbijn
Guardians of
the Galaxy
von
J. Gunn
Mr. May und
das Flüstern
der Ewigkeit
von U. Pasolini
Maps to the
Stars
von
D. Cronenberg
Heli
von
A. Escalante
Mr. May und
das Flüstern
der Ewigkeit
von U. Pasolini
Maps to the
Stars
von
D. Cronenberg
Lügen und
andere Wahrheiten
von V. Jopp
Supermensch
(...)
von M. Myers,
B. Aala
Diplomatie
von
V. Schlöndorff
Diplomatie
von
V. Schlöndorff
Diplomatie
von
V. Schlöndorff
Kino-Kalender Ruhr
PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN
31.8. 15 Uhr LOLA AUF DER ERBSE, Lichtburg Oberhausen
Familienfilm über Außenseiter und Vertrauen als Preview
10.9. 19 Uhr DER GROSSE DEMOKRATOR, Endstation Bochum
Rami Hamze überlässt den Bürgern in Köln-Kalk einen Etat, das sie ein
einem demokratischen Prozess in ihr Viertel investieren sollen. Preview
des ungewöhnlichen Experiments und anschließendes Filmgespräch mit
Regisseur Hamze
31.8. 15 Uhr NORDKURVE, Kino im U Dortmund
Klassiker von Adolf Winkelmann rund um den Ball im Ruhrgebiet
12.9. 22.30 Uhr GRAND BUDAPEST HOTEL, Casablanca Bochum
Der letzte und neueste Film in der Wes Anderson Kult-Corner-Filmreihe
1.9. 18/20.30 Uhr DIE KARTE MEINER TRÄUME, Schauburg Gelsenkirchen
Ein kleiner, wissbegieriger Junge macht sich allein auf die Reise nach
Washington. KoKi
14.9. 15 Uhr WIR DIE WAND, Walzenlager Oberhausen
Über die größte Stehplatztribüne Europas. Familienkino in schwarz-gelb
29.8. 22.30 Uhr ERLÖSE UNS VON DEM BÖSEN, Apollo Gelsenkirchen
Vorpremiere des Horrorthrillers mit Eric Bana und Édgar Ramírez
18.9. 14 Uhr EIN SOMMER IN DER PROVENCE, Lichtburg Essen
Französische Tragikomödie mit Jean Reno und Anna Galiena. Seniorenkino
1.9. 20 Uhr THE BEATLES – A HARD DAY’S NIGHT, UCI Bo/Du
Kultfilm remastered in HD und 5.1 auf großer Leinwand
Lola auf der Erbse
2.9. 15 Uhr BLUE JASMINE, Casablanca Bochum
Woody Allens Portrait einer High-Society-Dame im freien Fall. Mit Cate
Blanchett. VHS: Kino am Nachmittag
21.9. 20.30 Uhr PRAIA DO FUTURO, Lichtburg Oberhausen
Von Karim Aïnouz. Uraufführung bei der Berlinale. In der Reihe homochrom
3.9. 14.30 Uhr DER HUNDERTJÄHRIGE, DER AUS DEM FENSTER STIEG
UND VERSCHWAND, UCI Bo/Du
Kino Café mit Unterstützung von trailer-ruhr
21.9. 19 Uhr PAPUSZA, sweetSixteen Dortmund
Filmbeitrag zu Djelem Djelem – Internationales Dortmunder Roma
Kulturfestival
3.9. 20 Uhr GUARDIANS OF THE GALAXY, Union Kino Bochum
Das neueste Marvel-Abenteuer in Originalversion
21.9. 18.30 Uhr L-KURZFILME, Schauburg Dortmund
Kurzweilige Minuten in der Filmreihe homochrom-lesbisch
4.9. 14 Uhr DEUTSCHLAND VON OBEN, Filmpassage Mülheim
Beeindruckende Aufnahmen aus schwindelerregender Perspektive. Kaffee
Klatsch
Deutschland von oben
5.9. 10.30 Uhr EINE WANDERUNG IN DEN BERGEN, Filmstudio Essen
Ein Film für Demenzerkrankte. Eintritt frei
24.9. 18 Uhr YVES SAINT LAURENT, Astra Essen
OmU. In Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Französischen Kulturzentrum
e.V.
Yves Saint Laurent
24.9. 19 Uhr DER AUFENTHALT, Endstation Bochum
In der Reihe „Alte Filme neu gesehen“ präsentiert von Wolfgang Wendland
6.9. 11 Uhr BLUTIGE SEIDE, Schauburg Dortmund
Erster Abend des Italo-Cinema Filmclubs mit einem Klassiker des GialloMeisters Mario Bava
25.9. 19 Uhr TOUCH THE SOUND, sweetSixteen Dortmund
Dortmunder Inklusive Soundfestival DIS. Eintritt frei! Festivaleröffnung mit
Kurzfilmen ab 17 Uhr
7.9. 15 Uhr DIE BIENE MAJA – DER KINOFILM, Cinemaxx Essen
Mit den Stimmen von Nina Hagen und Jan Delay. Premiere in der Klexxi
Sause
25.9. 21 Uhr WIE IM HIMMEL, sweetSixteen Dortmund
Traurig-schöne Erzählung aus Schweden. Im Rahmen von DIS
7.9. ab 13 Uhr DIE HEARTBREAKERS, Endstation Bochum
Ruhrgebietsklassiker am Kinonachmittag mit anschließendem Basteln und
Vorstellung des Fördervereins
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
Good Bye, Lenin!
21.9. 16 Uhr MEIN NACHBAR TOTORO, Walzenlager Oberhausen
Zauberhafter Anime-Film beim Studio Ghibli Festival
3.9. 20.15 Uhr HERCULES, CineStar Dortmund
Alte Sage neu erzählt. Preview CineMen bei kühlem Getränk
10.9. 20.30 Uhr SEX TAPE, Cineworld Lünen
Die unkonventionelle Rettung einer Ehe löst ein Desaster aus. Preview
Ladies Night
20.9. 21.30 Uhr GOOD BYE, LENIN!, Lichtburg Oberhausen
Vielfach ausgezeichneter Film im Open Air Sommerkino in der Kinofabrik
28.9. 15 Uhr BILLY ELLIOT – DAS MUSICAL, UCI Bo/Du
Live aus dem Londoner West End
Blutige Seide
19
28.9. 13 Uhr FINDING VIVIAN MAIER, Casablanca Bochum
Dokumentarfilm über die zurückhaltende Fotografin aus Chicago. Sektmatinée
Wie im Himmel
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Film-Kritik
Unbelastet schwerelos: Vater und Sohn
Zurück auf Anfang: Johnny und Nelly
Nichts ist unmöglich
Lebende Tote
„Mit ganzer Kraft – Hürden gibt es nur im Kopf“ von Nils Tavernier
„Phoenix“ von Christian Petzold
Rollstuhlfahrer Julien möchte mit dem Vater am Ironman-Wettbewerb teilnehmen.
C Kraftvolles und zu Herzen gehendes Sportlerdrama
Nelly kehrt 1945 zu ihrem Mann zurück. Aber der erkennt sie nicht.
C Eindringliches Nachkriegsdrama
Die auf tatsächlichen Vorkommnissen basierende Geschichte ist mehr als eine
konventionelle Mischung aus Sportlerfilm und Behindertendrama. Nils Tavernier („Aurore“) entwirft in seinem zweiten Film das vielschichtige Porträt einer
Familie, deren Mitglieder auf die unterschiedlichsten Weisen mit der Behinderung ihres Sohnes respektive Bruders umgehen. Das reicht von der Verdrängung über ängstliches Gluckentum bis hin zu unbelasteter Natürlichkeit. Zum
Ende hin entwickelt sich das Ganze zu einem lebensbejahenden FeelgoodMovie. Die Sportszenen sind dabei äußerst kraftvoll und spannend in Szene
gesetzt, und die realen Aufnahmen vom Iron-Man-Wettbewerb in Nizza wurden auf geradezu spektakuläre Weise eingefangen, was den Zuschauer zusätzlich in Erstaunen versetzt.
FRANK BRENNER
Nelly kehrt mit entstelltem Gesicht aus Auschwitz zurück. Nach einer GesichtsOP sieht sie ihrem früheren Ich wieder ähnlich, doch als sie ihren Mann
wiedertrifft, erkennt dieser sie nicht. Stattdessen schlägt er ihr wegen der
Ähnlichkeit mit seiner tot geglaubten Frau vor, deren Rolle einzunehmen, um
an ihr Erbe zu gelangen. Denn Beweise für Nellys Tod gibt es natürlich nicht.
Nach dem DDR-Drama „Barbara“ geht Petzold mit denselben Darstellern, Nina
Hoss und Ronald Zehrfeld, weiter in die Vergangenheit zurück. Wieder versucht er über das Motiv der Liebe zu den Befindlichkeiten der Menschen vorzudringen, was ihm mit seinem langsam und eindringlich erzählten Drama
eindrucksvoll gelingt. Ein Film, der wie nur wenige das Jahr ’45 als Zäsur, als
Stunde Null erfahrbar macht.
CHRISTIAN MEYER
MIT GANZER KRAFT – HÜRDEN GIBT ES NUR IM KOPF
PHOENIX
 Gespräch zum Film mit Regisseur Christian Petzold auf S. 25
F 2013 - Drama / Sport - 89 Min - FSK: 0 J. - Regie: Nils Tavernier
mit: Jacques Gamblin, Alexandra Lamy, Fabien Héraud
Start: 4.9.
E: Filmkunsttheater, GE: Apollo
D 2014 - Drama - 98 Min - Regie: Christian Petzold
mit: Nina Hoss, Nina Kunzendorf, Ronald Zehrfeld
Start: 25.9.
DO: Roxy, sweetSixteen
Die Gedanken sind frei – aber lebendig erst im Protest
Enthoben im Schatten der allmächtigen Mutter: Havana
Widerstand!
Albtraumfabrik Hollywood
„Everyday Rebellion“ von Arash und Arman T. Riahi
„Maps to the Stars“ von David Cronenberg
Gewaltfreier Protest und dessen Wirkungskraft.
C Emphatische Doku über Protestbewegungen
Hinter den Villenfassaden L.A.s lauert ein Strudel psychischer Abgründe.
C Bissige Satire
Ein Großteil aller politischen Umstürze vollzogen sich in den letzten hundert
Jahren nach gewaltfreien Protesten. Das ist die These, die die Brüder Riahi
ihrem Film über aktuelle gewaltfreie Protestbewegungen voranstellen. Zu
Wort kommen Protestler aus so unterschiedlichen Bewegungen wie dem radikalen Feminismus bei Femen, dem Antikapitalismus bei Occupy Wall Street
oder den demokratischen Freiheitsbewegungen des arabischen Frühlings in
Ägypten, Syrien oder dem Iran. Daneben informieren Protestforscher über die
Wirkung von gewaltfreiem Protest und dahinterliegende Strategien. Mit ihrem
crossmedialen Projekt „Everyday Rebellion“ wollen die Riahi-Brüder ganz allgemein zum zivilen Protest anregen – wogegen auch immer. CHRISTIAN MEYER
Die Filmdiva Havana verliert zunehmend den Realitätsbezug durch ihr verdrängtes Alter und die Fixierung auf ihre verstorbene Mutter, die selbst ein
Star war. Havana träumt davon, sie im Remake ihres berühmtesten Films zu
verkörpern. Der narzisstische TV-Psychiater Dr. Weiss unterstützt sie dabei, hat
aber selbst ein dunkles Familiengeheimnis. Der Meister des Körperhorrors („Die
Fliege“) widmet sich in seinem Alterswerk eher seelischen Entgleisungen seiner
Protagonisten. Mit dabei ist zum zweiten Mal Robert Pattinson, der als charakterloser Limo-Fahrer für Amüsement sorgt. Cronenberg zerlegt die Filmbranche
äußerst unterhaltsam als Fegefeuer der Eitelkeiten im unheimlichen Schatten
zwischenmenschlicher Verletzungen und Verleugnungen.
SILVIA BAHL
EVERYDAY REBELLION
A/CH 2014 - Dokumentarfilm - 118 Min - Regie: Arash T. Riahi, Arman T. Riahi
Start: 11.9.
MAPS TO THE STARS Cannes 2014: Goldene Palme für Julianne Moore
CDN/USA/D/F 2014 - Thriller/Satire - 112 Min - FSK: 16 J. - Regie: David Cronenberg
mit: Julianne Moore, Robert Pattinson, Mia Wasikowska
Start: 11.9.
E: Filmkunsttheater, OB: Lichtburg
BO: Casabl., Endstation, DO: Camera, DU: Filmforum, E: Filmkunstth., GE: Apollo
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
20
Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Katakomben
USA 2014 - Thriller - 93 Min - Regie: John Erick Dowdle
Zeigt Facetten: Meret Becker als Coco
Jeder für sich allein
Start: 11.9.
Oben, auf den Straßen, versprüht Paris den Duft der Liebe. Darunter aber, tief
unten in den Katakomben, harren ruhelose Seelen ihrer Dinge. Ein Team aus
Archäologen macht sich auf, ihr Geheimnis zu entschlüsseln. Doch je tiefer sie
sich in dem kilometerlangen Labyrinth verlaufen, desto gefährlicher und auswegloser gestaltet sich die Lage. Found-Footage-Horror. HE
BO: UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemaxx, Filmpassage, OB: Lichtburg
„Lügen und andere Wahrheiten“ von Vanessa Jopp
Kurz vor ihrer Hochzeit mit Carlos hinterfragt Coco dessen Liebe zu ihr.
C Vielschichtiger deutscher Ensemblefilm
Vielleicht hat man mit der Wahl des Titels „Lügen und andere Wahrheiten“
nicht gerade die beste Entscheidung getroffen. Ziemlich nichtssagend, könnte
sich dahinter sowohl eine französische Beziehungskomödie als auch ein britisches Sozialdrama verbergen. Keines von beidem trifft hier zu, denn Vanessa
Jopps siebter Kinofilm ist das seltene Beispiel eines deutschen Ensemblefilms,
der sich einzureihen versucht in die insbesondere in den USA in den letzten
Jahren beliebte Methode des Miteinanderverwebens verschiedener Geschichten, um am Ende ein komplexes Gesellschaftsporträt zu zeichnen.
Dass sich die Regisseurin hier gleich bei einer ganzen Reihe deutscher
Darsteller bedient, die in den 90er Jahren vornehmlich durch die seinerzeit
immens populären Beziehungskomödien bekannt geworden waren, ist vielleicht eine ironisch gemeinte Verbeugung vor dieser Tatsache. Denn immerhin
dürfen Meret Becker („Kleine Haie“), Thomas Heinze („Allein unter Frauen“)
und Jeanette Hain („Das Trio“) hier die fünfzehn bis zwanzig Jahre älteren
Versionen der Figuren spielen, mit denen sie seinerzeit das Publikum begeisterten. Im Mittelpunkt stehen die von Becker gespielte Zahnärztin Coco und
deren Verlobter Carlos (Heinze), ein Immobilienmakler, deren Beziehung auf
den Prüfstand gerät, als Coco dahinterkommt, dass ihr Verlobter ihr Dinge verheimlicht.
Auch die Beziehung von Cocos bester Freundin Patti (Hain) zum gemeinsamen
Yoga-Lehrer Andi (Florian David Fitz) muss angesichts einiger nicht ausgesprochener Dinge noch einmal gründlich überdacht werden. Komplettiert wird
die kunstvoll miteinander verwobene Geschichtensammlung durch Cocos
Zahnarzthelferin Vera (Alina Levshin), die von ihrer russischen Vergangenheit
eingeholt wird, und durch Nachbarin Cindy (Lilith Stangenberg), deren fröhliche Art größere seelische Qualen verschleiern soll.
Wie schon bei ihrem starken Ensemblestück „Komm näher“ hat Vanessa Jopp
auch hier wieder weitgehend auf ein ausformuliertes Drehbuch verzichtet und
ihre Schauspieler anhand einiger weniger Stichpunkte die einzelnen Szenen
improvisieren lassen. Das Ergebnis ist ein wirklich überzeugendes komplexes
Drama, das einige handfeste Überraschungen hinsichtlich der darstellerischen
Möglichkeiten der Beteiligten für die Zuschauer bereithält. Wie bei den meisten Filmen dieser Art muss man darüber hinwegsehen können, dass es die ein
oder andere Konstruiertheit gibt, mit der die unterschiedlichen Teilhandlungen
miteinander in Beziehung gesetzt werden; manches ist aufgrund der benötigten Dramaturgie überzeichnet. Aber das sind nur kleinere Mankos bei einem
insgesamt sehr sehenswerten Film, dessen interessant und stimmig gezeichnete Figuren im Laufe der Handlung immer weitere Facetten offenbaren und
interessanter werden.
FRANK BRENNER
Ohne dich
D 2014 - Drama - 90 Min - FSK: 12 J. - Regie: Alexandre Powelz
Start: 4.9.
Die junge Motte (Helen Woigk) schlittert durchs Leben, doch dann ist sie
schwanger. Rosa (Katja Riemann) ist mit Marcel liiert und hat Krebs. Die
Haushaltshilfe Layla (Meral Perin) akzeptiert die Trennung von ihrem Partner
nicht. Drei wundersam miteinander verwobene Schicksale, über die Regisseur
Alexandre Powelz unterschiedliche Blicke wirft auf Leben, Liebe, Tod.
HE
DO: Roxy, sweetSixteen
Another Me – Mein zweites Ich
GB/ES 2013 - Thriller / Mystery - 86 Min - Regie: Isabel Coixet
Start: 4.9.
Teenager Fay (Sophie Turner) hat ohnehin schon genug Probleme, da erzählen ihre Mitmenschen von Gesprächen und Begegnungen, an die sie sich
nicht erinnern kann. Wenig später glaubt Fay, jemand würde sie verfolgen.
Und dieser jemand scheint sie selbst zu sein. Psychothriller der spanischen
Regisseurin Isabel Coixet („Mein Leben ohne mich“).
HE
BO: Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, MÜL: Cinemaxx
Lola auf der Erbse
D 2014 - Kinderfilm - 90 Min - FSK: 0 J. - Regie: Thomas Heinemann
 Roter Teppich: Lesen Sie das Interview zum Film mit Darsteller Thomas Heinze auf S. 23
LÜGEN UND ANDERE WAHRHEITEN
D 2014 - Drama / Komödie - 93 Min - Regie: Vanessa Jopp
mit: Meret Becker, Thomas Heinze, Florian David Fitz
Start: 11.9.
BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, OB: Lichtburg
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
Start: 4.9.
Zwei Jahre ist es her, da hat der Vater mir nichts, dir nichts seine Familie verlassen. Nun wohnt die elfjährige Lola mit ihrer Mutter auf einem Hausboot.
Leben kommt in die Bude, als die Mutter mit einem neuen Mann anbändelt
und die kleine Außenseiterin den neuen, geheimnisvollen Mitschüler Rebin
kennenlernt. Kinderabenteuer, das von alltäglicher Magie erzählt.
HE
DO: sweetSixteen, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, OB: Lichtburg
21
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Film-Kritik
Vater und Sohn auf emotionaler Heimreise
Cindy (Julia Jendroßek) lernt zu träumen
Letztes Refugium
Aufbruch
„Song From the Forest“ von Michael Obert
„Schönefeld Boulevard“ von Sylke Enders
Louis Sarno lebt seit fast 30 Jahren bei Pygmäen im Urwald.
C Emotionale Doku über einen Aussteiger
Cindy steht kurz vor dem Abitur, aber weiß nicht, wohin im Leben.
C Unprätentiöses Coming of Age-Drama
Nachdem er ihre polyphonen Gesänge im Radio hört, reist Louis Sarno 1985
mit seinem letzten Geld in die Zentralafrikanische Republik, um den Stamm
der Bayaka zu suchen. Heute lebt er immer noch bei ihnen, hat einen 13-jährigen Sohn mit der Bayaka-Frau Gomá. Der Journalist Michael Obert begleitet
für seinen ersten Film Sarno im Dschungel-Alltag und auf der Reise in seine
Heimat New York, auf die er erstmals den Sohn mitnimmt. Sarno erzählt von
seiner Liebe zu seinem Stamm, und Obert gibt dem Gefühl, unterlegt von der
Musik der Bayaka, viel Raum. Auf der Reise in die USA, zu seiner Familie und
alten Freunden wie Jim Jarmusch tauchen mit seiner chronischen Krankheit
und Konflikten mit dem Sohn andere Gefühlsebenen auf. Idealisierungen findet man weder bei Sarno noch bei Obert.
CHRISTIAN MEYER
Man könnte Sylke Enders nach ihren Erfolgen „Kroko“ und „Hab‘ mich lieb“
etwas aus den Augen verloren haben, dabei hat sie seitdem mehrere Filme
gemacht – allerdings für das Fernsehen. „Schönefeld Boulevard“ ist wieder ein
Kinofilm und zeigt abermals alle Qualitäten der Regisseurin: Unprätentiös,
mitunter betont ungelenk wie die Hauptfigur und mit leichtem Humor nähert
sich der Film dem Leben und den Problemen der fülligen Protagonistin, die es
gewohnt ist, dass das Leben aus kleinen Gemeinheiten besteht und keine
Träume für sie bereithält. Sie muss erst mühsam lernen, dass das nicht stimmt.
Ihr dabei zuzuschauen, schmerzt zuweilen, ist aber völlig frei von Sozialkitsch
auch sehr anrührend und vermittelt schließlich die lange verschüttete Kraft
der heranwachsenden jungen Frau.
CHRISTIAN MEYER
SONG FROM THE FOREST
SCHÖNEFELD BOULEVARD
D 2013 - Dokumentarfilm - 97 Min - FSK: 0 J. - Regie: Michael Obert
mit: Louis Sarno
Start: 11.9.
BO: Endstation, DO: Camera
D 2014 - Drama / Tragikomödie - 101 Min - Regie: Sylke Enders
mit: Julia Jendroßek, Daniel Sträßer, Ramona Libnow
Start: 18.9.
E: Filmkunsttheater
Mitten im Drogenkrieg: Heli (Armado Espitia) und Estela (Andrea Vergara)
Falsche Entscheidung
Der vielsagende Blick aus dem Bild
Beengt
„Heli“ von Amat Escalante
„Shirley – Visionen der Realität“ von Gustav Deutsch
Heli und seine kleine Schwester werden in Drogengeschäfte verwickelt.
C Unkonventionelles Drogendrama
Das Leben einer Frau im Amerika der 30er bis 60er Jahre.
C Strenges Filmexperiment
Die zwölfjährige Estela ist in den Polizeianwärter Beto verliebt. Der entwendet
zwei Drogenpäckchen, die er auf dem Dach von Estelas Familie versteckt.
Estelas erwachsener Bruder Heli entdeckt die Päckchen und vernichtet sie.
Kurz darauf befinden sich die drei in einer üblen Lage. Regisseur Escalantes
ungewöhnliche Familiengeschichte vor karger Landschaft erzählt detailliert
vom schweren Alltag. Die folgende Verwirrung um das Wer-ist-wer im mexikanischen Drogenkrieg klärt der Film nicht auf und ist damit wahrscheinlich
nahe an der Wirklichkeit. Sein langsamer, ästhetischer Stil mit gelegentlich
eingestreutem, sehr subtilen Humor kollidiert mit einigen krassen Gewaltszenen, die nur schwer zu ertragen sind. Die seltsame Mischung macht das
ganze kaum erträglicher.
CHRISTIAN MEYER
Edward Hopper gilt als Chronist des amerikanischen Lebens in der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine entvölkerten Bilder zeigen Figuren, die vielsagend aus dem Bild blicken. Meist war seine Frau Josephine das Model. Sie
hat ihre Malerkarriere für ihren Mann aufgegeben. Gustav Deutsch erzählt
nicht ihre, aber eine ähnliche, fiktive Geschichte einer künstlerischen Frau
anhand von 13 den Bildern Hoppers nachempfundenen Settings. Über die
Gedanken der Frau erfahren wir aus dem Off von ihrem Leben. Beengt wie das
Leben, von dem sie erzählt, sind auch die Bildausschnitte. Und Beklemmung
ist auch das Grundgefühl, das der Film vermittelt, auch wenn jeder Zuschauer
die wenigen Bildinformationen anders ergänzen und zu einer Geschichte entfalten wird.
CHRISTIAN MEYER
HELI - Cannes 2013: Beste Regie
SHIRLEY – VISIONEN DER REALITÄT. DER MALER EDWARD HOPPER IN 13 BILDERN
MEX/D/NL/FR 2013 - Drama - 105 Min - Regie: Amat Escalante
mit: Armado Espitia, Linda González, Juan Eduardo Palacios
Start: 18.9.
A 2013 - Drama / Experimentalfilm - 93 Min - Regie: Gustav Deutsch
mit: Stephanie Cumming, Christoph Bach, Florentin Groll
DO: sweetSixteen
DO: sweetSixteen, E: Filmkunsttheater
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
22
Start: 18.9.
Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Roter Teppich
Mit Filmpartnerin Meret Becker beim Yoga: Thomas Heinze in „Lügen und andere Wahrheiten“.
„Lügen sind aus künstlerischer Sicht spannend“
Thomas Heinze über „Lügen und andere Wahrheiten“, Improvisationen am Set und sein Beziehungskomödien-Image
Seinen Durchbruch hatte der 1964 in Ber- haben quasi gerade silberne Filmhochzeit! Dass ich
lin geborene Thomas Heinze Anfang der 90er mit ihr viele gemeinsame Szenen haben würde, war
Jahre, als er mit den romantischen Komödien für mich absolut wichtig. Jeanette Hain kenne ich
fast ebenso lange, Elisabeth Tris„Allein unter Frauen“, „Frauen
sind was Wunderbares“ oder „Meret Becker und ich haben senaar finde ich ganz großartig,
„Das Superweib“ zu einem der gerade silberne Filmhochzeit!“ und auch Florian David Fitz. Wen
ich nicht kannte, die ich aber
größten hiesigen Kassenstars
avancierte. Auch im Fernsehen verbuchte er mit auch supertoll finde, ist Alina Levshin.
Event-Mehrteilern wie „Die Kreuzritter“ oder
„Das Wunder von Lengede“ oder in der „Marie Ist es Ihnen schon passiert, dass sich eine kleine
Brand“-Reihe als Dr. Gustav Engler Erfolge. Nun Notlüge verselbständigt hat und das dicke Ende
ist er in „Lügen und andere Wahrheiten“ mal nachkam?
wieder in einer größeren Rolle auf der Kinolein- Die eine Lüge führt zur nächsten und dann wiewand zu sehen – an der Seite von Meret Becker, der zur nächsten und so weiter, ja. Irgendein kluger
Kopf, ich glaube, es war sogar Theodor Heuss, hat
seiner Partnerin aus „Allein unter Frauen“.
einmal gesagt: „Wer nie lügt, der muss auch kein
trailer: Herr Heinze, schon vom Konzept her ist gutes Gedächtnis haben.“ Denn man muss ja sehr
„Lügen und andere Wahrheiten“ ungewöhnlich, fit im Kopf sein, wenn man eine Lüge aufrechterhalten will. Das ist ein sehr aufwändiger Prozess,
weil das Drehbuch keine Dialoge enthielt…
Thomas Heinze: Absolut, es war ein Drehbuch bei dem man nicht vergessen darf, was man gesagt
ohne Dialoge, beziehungsweise hatten wir noch hat. Es ist sehr viel anstrengender, als die Wahrnicht einmal ein Drehbuch mit Szenen. Wir sollten heit zu sagen. Die Wahrheit ist einfach da, die Lüge
nicht wissen, was passiert, das war ein Stück des muss erst kreiert werden, was sie dann aber aus
Konzepts. Wir wussten eigentlich nur, welche Figur künstlerischer Sicht auch spannender macht. Ich
wir zu spielen hatten und in welchem Verhältnis habe ein wenig über Lügen recherchiert und darüdiese zu den anderen Figuren steht. Wir machten ber gelesen. Dabei habe ich herausgefunden, dass
im Vorfeld einige Improvisationen, auf die wir uns man, wenn man nervenstark ist, einen Lügendetekdann sozusagen berufen konnten. Das wurde in tor gut überlisten kann. Man hat aber auch festgeunterschiedlichen Konstellationen gemacht, wenn stellt, dass mehr Blut durch die Nase schießt, wenn
es für die Geschichte relevant war. Aber nähere In- man lügt; dass sie also stärker durchblutet wird. Ich
formationen zur Geschichte waren uns im Vorfeld finde das wirklich faszinierend, dass Menschen das
offenbar instinktiv spüren, denn sonst hätte Carlo
nicht bekannt.
Collodi „Pinocchio“ damals sicherlich nicht so erDa Ihnen kein Drehbuch im klassischen Sinne funden.
zugeschickt wurde, haben Sie sich dann Jopps
frühere Filme angesehen, bevor Sie bei dem Pro- Sie drehen in den letzten Jahren überwiegend
fürs Fernsehen. Liegt das daran, dass man mit
jekt zusagten?
Gerade in Bezug auf solch ein Wagnis habe ich mir Ihnen bei Casting-Agenturen noch ein bestimmganz schnell einige andere Filme von Vanessa Jopp tes Image verbindet, oder setzen Sie hier einfach
angeschaut, um besser einschätzen zu können, ob Ihren Schwerpunkt anders?
ich an dem Projekt teilnehmen möchte. Zum einen Nein, man sagt sich ja nicht: „Ich habe keine Lust
interessierte mich diese ungewöhnliche Arbeits- mehr, Kinofilme zu drehen, ich gehe jetzt ins Fernund Herangehensweise, zum anderen war natür- sehen.“ Aber ich habe zwischen den Medien an sich
lich auch das Schauspielerensemble für mich sehr nie einen großen Unterschied gemacht, de facto
überzeugend. Ich finde Meret Becker großartig, das gibt es den ja auch bei den Arbeitsweisen nicht. Das
fand ich immer schon. Ich kenne sie bereits seit „Al- machte sich früher am ehesten noch in der Tatsache
lein unter Frauen“, was ja 25 Jahre zurückliegt! Wir bemerkbar, dass für einen Kinofilm mehr Drehzeit
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
23
zur Verfügung stand. Aber mittlerweile gibt es auch
für Kinofilme nicht mehr so viel Geld, weswegen
dort auch schneller gearbeitet werden muss. Für
„Lügen und andere Wahrheiten“ stand fast gar kein
Geld zur Verfügung, weil mit solch einem konzeptionellen Ansatz und ohne Drehbuch natürlich auch
schwer an Filmförderungen zu kommen war. Ich
glaube, dass Sie mit Ihrer Vermutung gar nicht so
falsch liegen. Ich hatte ein BeziehungskomödienImage, weil ich eine ganze Menge davon gedreht
habe, und sie auch gerne gedreht habe. Aber das
steckt noch bei vielen Castern in den Köpfen fest.
Im Fernsehen sieht man Sie allerdings auch nur
selten in Serien, als Beispiel fällt mir nur „Der
Fürst und das Mädchen“ ein. Wollen Sie sich
nicht längerfristig an eine Rolle binden, um dadurch andere Projekte nicht zu verhindern?
Ja, richtig, aber mir geht es dabei nicht darum,
andere Projekte nicht zu verhindern. Ich hätte
Schwierigkeiten damit, mich über einen langen
Zeitraum immer mit ein und derselben Figur zu
beschäftigen. „Der Fürst und das Mädchen“ war
so auch nicht geplant. Ich traf Maximilian Schell,
der mir sagte, er fände es schön, nach „Justiz“ mal
wieder mit mir zu arbeiten. Ich hatte auch Lust auf
den gemeinsamen Dreh und sagte deshalb zu, seinen unehelichen Sohn zu spielen. Dann entwickelte
sich die Geschichte aber so, dass seine Figur schon
sehr bald starb und wir kaum etwas zusammen zu
spielen hatten. Natürlich sind Serien eine tolle Sache, weil man u.a. finanziell abgesichert ist, aber
dann muss auch das Format insgesamt stimmen.
Ich drehe jetzt eine Serie mit Jürgen Vogel unter
der Regie von Matthias Glasner. Aber das ist wohl
eher eine Miniserie, für die wir im letzten Jahr einen neunzigminütigen Pilotfilm, „Die Lebenden
und die Toten“, gedreht haben, und jetzt für vier
Sechzigminüter vor der Kamera stehen. Das ist ein
Drehaufwand von drei bis vier Monaten und damit
nicht viel länger als bei einem Kinofilm. Aber das
wird weder vom Format noch von der Ausstrahlung
her eine klassische Serie werden.
INTERVIEW: FRANK BRENNER
Lesen Sie die Langfassung unter:
www.trailer-ruhr.de/roter-teppich
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Film-Kritik
Sin City 2: A Dame to Kill For
USA 2014 - Action - 102 Min - Regie: Frank Miller, Robert Rodriguez
Manager mal anders: liebenswürdig
Erfolgreich und glücklich
BO: UCI, Union, DU: UCI, E: Cinemaxx, Lichtburg, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemaxx, OB: Lichtburg
„Supermensch – Wer ist Shep Gordon?“ von Mike Myers
trailer verlost 1 Graphic Novel.
E-Mail bis 28.9. an [email protected], Kennwort: Sin City 2
Das turbulente Leben des Talent-Managers Shep Gordon.
C Spannende und berührende Doku
Den Namen haben sicher die wenigsten gehört, und doch hat er die berühmtesten Freunde und ist außerdem in den meisten Fällen auch noch für deren
Berühmtheit verantwortlich: Als der frisch gebackene Sozialarbeiter Shep
Gordon in den 60ern Hendrix, Morrison und Joplin in einem Hotel kennenlernt,
raten die ihm, Manager zu werden, und zwar für den unbekannten Alice Cooper.
Gesagt getan, und ein paar Skandale später sind beide gut im Geschäft. Es sollen viele Musiker folgen, später auch Schauspieler und Starköche. Eine Filmproduktion gründet Gordon auch noch. Mike Myers („Wayne‘s World“) Doku ist
kurzweilig und zeichnet außerdem ein sehr persönliches Bild des umtriebigen
Managers, den sein Umfeld durch die Bank als einen der liebenswürdigsten
Menschen bezeichnet.
CHRISTIAN MEYER
SUPERMENSCH – WER IST SHEP GORDON?
USA 2013 - Dokumentation / Biographie - 88 Min - FSK: 12 J. Regie: Mike Myers, Beth Aala - mit: Shep Gordon, Sylvester Stallone
Start: 18.9.
Der stylish düstere Albtraum in schwarzweiß geht in die zweite Runde. Frank
Miller und Robert Rodriguez erzählen nunmehr in 3D von Liebe, Tod und Laster
in jener lausigen Stadt, in denen sich Loner, Racheengel und sonstiger Abschaum bis aufs Blut bekämpfen. Mit alten und neuen Bekannten.
HE
Start: 18.9.
Mea Culpa – Im Auge des Verbrechens
F 2014 - Action / Thriller - 90 Min - Regie: Fred Cavayé
Start: 18.9.
Als Simon betrunken einen tödlichen Autounfall verschuldet, landet der Polizist im Knast. Wieder draußen, arbeitet Simon in einem Sicherheitsunternehmen. Als sein kleiner Sohn Zeuge eines Mordes und damit selbst zum Gejagten wird, greift Simon zur Pistole, um ihn zu beschützen. Sein Ex-Kollege
Franck steht ihm zur Seite. Knackige französische Actionkost.
HE
DO: Cinestar, GE: Apollo
DO: sweetSixteen
Guardians of the Galaxy
USA 2014 - Sci Fi / Action - 122 Min - FSK: 12 J. - Regie: James Gunn
Diplomatie
Start: 28.8.
F/D 2014 - Drama - 84 Min - FSK: 12 J. - Regie: Volker Schlöndorff
Start: 28.8.
Peter Quill macht in dieser Comic-Adaption Jagd auf verlorene Schätze im
Weltall. Als ihm dabei eine Waffe in die Hände fällt, mit der man das ganze
Universum plattmachen kann, gerät Peter in einen galaktischen Krieg. Neue
Freunde, darunter ein kampferprobter Waschbär, helfen ihm auf seinem Trip. HE
Paris, in der Nacht vom 24. August 1944. Die Alliierten stehen vor der besetzten Stadt, Hitler gibt den Befehl, Paris zu zerstören. Stadtkommandant
Dietrich von Choltitz soll den Befehl ausführen. Kann ihn der schwedische
Generalkonsul davon abhalten? Volker Schlöndorff inszeniert das Drama. HE
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo,
Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Filmpassage, OB: Lichtburg
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Roxy, DU: Filmforum, E: Cinemaxx,
Filmkunsttheater, MÜL: Cinemaxx
Can a Song Save Your Life?
Gemma Bovery
USA 2013 - Drama - 104 Min - FSK: 0 J. - Regie: John Carney
Start: 28.8.
F 2014 - Komödie - 99 Min - Regie: Anne Fontaine
Start: 18.9.
Keira Knightley spielt die talentierte Musikerin Gretta, die in einer Bar dem
Musikmanager Dan begegnet. Der entdeckt ihr Potenzial und erhofft sich
durch sie die Flucht aus seinem Loserleben. Gretta will sich indessen ihre kreative Unabhängigkeit bewahren. Auf der Suche nach eigenen Wegen zum
ersten Album wird die Straße zum Studio. Berührendes Musikerdrama. HE
Martin bekommt neue Nachbarn: Gemma und Charles Bovery, Namensvettern
der Romanfiguren aus Flauberts „Madame Bovary“. Martin ist fasziniert von der
jungen Gemma. Leidenschaftlich bemüht er Parallelen zur tragischen Vorlage,
sieht sich schon bald in der Rolle des Retters aus der Langeweile und wähnt sich
als ihr künftiger Lover. Leidenschaftliche Tragikomödie.
HE
BO: Metropolis/Casablanca, UCI, DO: Roxy, DU: UCI, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater,
GE: Apollo, Schauburg, MÜL: Cinemaxx, OB: Lichtburg
DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater
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24
Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Gespräch zum Film
Regisseur Christian Petzold (m.) mit der Darstellerin Nina Hoss beim Dreh, Foto: Christian Schulz
„Dreharbeiten sind hoch intensiv – danach muss man sich erst mal trennen“
Regisseur Christian Petzold über „Phoenix“, Verdrängung und das Nachkriegskino
Christian Petzold, Jahrgang 1960, hat Germa- während in anderen Ländern wie Frankreich oder
nistik und Theaterwissenschaft studiert und Italien ein richtiges Genre wie der Neorealismus
anschließend Regie an der Film- und Fernseh- entstanden ist. Dort kommen auch die Bilder und
akademie Berlin. Seit 1995 hat er zahlreiche, Filme nach Hause und erkunden ihr Land neu. In
vielfach ausgezeichnete Kinofilme realisiert, Deutschland wurde nichts untersucht. In den 50er
darunter „Die innere Sicherheit“, „Das Kino ist der Ort, wo Jahren ging es nahtlos mit SS„Wolfsburg“, „Gespenster“, „Yel- das Gespenstisch-Werden Schauspielern wie Heinz Rühmann
weiter. Der einzige der jüngeren
la“, „Jerichow“ und „Barbara“.
verhandelt wird“
Regisseure, der das aufgespürt hat,
trailer: Herr Petzold, man rechnet ihre Arbeit war Fassbinder, der mit „Die Ehe der Maria Braun“
zur Berliner Schule. Die gilt als eher spröde Ge- 1979 den Film gedreht hat, der damals hätte gegenwartsbeobachtung. Mit ihrem letzten Film dreht werden müssen.
„Barbara“ und nun mit „Phoenix“ tauchen sie
mit melodramatischem Ton in die deutsche Ge- Im Gegensatz zu den vielen Filmen über Nazischichte ein. Wie kommt es zu diesem neuen In- Deutschland sieht man in „Phoenix“ das Grauen
nur in Nellys versteinertem Gesicht. Damit trefteresse an der deutschen Vergangenheit?
Christian Petzold: Als die Berliner Schule mit Re- fen sie genau das diskursive Vakuum der Stunde
trospektiven und Werkschauen gefeiert wurde, und Null: Johnny betont mehrmals, dass man Nelly
ich mich selber schon halb im Museum stehen sah, keine Fragen zum Lager stellen wird. Sie ist als
habe ich meine alten Filme noch mal angesehen. Überlebende nicht sichtbar.
Dabei fiel mir auf, dass in den Gegenwartsfilmen Ich hatte einen Text von Jean Améry gelesen, wie
wie zum Beispiel „Die innere Sicherheit“ zwar die er als Auschwitz-Überlebender nach Deutschland
70er Jahre verhandelt werden, aber in der Gegen- zurückkommt und dort seine Muttersprache hört,
wart. Mich hatte damals interessiert, wie die Ge- aber gleichzeitig nicht gehört wird. Niemand fragt
spenster der Vergangenheit die Gegenwart noch ihn, niemand hört ihm zu. Er bekommt von diesem
beunruhigen. Dann kam ich wie automatisch ir- Land, das ihn verstoßen hat, keine Identität. Für
gendwann darauf, einen Film in der Vergangenheit mich ist Kino der Ort, wo ein solches Gespenstischüber die Gespenster unserer Gegenwart zu machen. Werden verhandelt wird. Fast alle Filme handeln
Man kann die Gegenwart auch in der Vergangen- davon, dass Menschen aus ihren sozialen Erdungen
herausfallen. „Phoenix“ handelt von einem der vieheit erzählen.
len Gespenster von 1945.
Mit „Phoenix“ liefern Sie eine Zustandsbeschreibung der direkten Nachkriegszeit. Es gibt nur Die Jüdin Nelly sagt einen Satz, den ich noch nie
wenige Filme, die sich mit der Zeit direkt nach in einem Film zu dem Thema gehört habe: „Ich
dem Kriegsende beschäftigen: Die sogenannten bin keine Jüdin!“ Wie kamen sie darauf?
Trümmerfilme von Wolfgang Staudte oder Hel- Das hat sich beim Schreiben mit Harun Farocki
mut Käutner, Peter Lorres „Der Verlorene“ oder ergeben. Für einen Moment zuckten wir auch zudie späteren Filme von Fassbinder. Warum klafft sammen, ob man das schreiben darf, aber es geht
da diese Lücke, was kann man da noch erzählen? um die Definitions- und Selektionsmacht der Nazis.
Sie zählen genau die Filme auf, die unsere Proben Damit sagt Nelly: Ich bin nicht das, als was die mich
und die Vorbereitungen begleitet haben. „Der Ver- bezeichnen. Ihre Freundin Lene entgegnet: „Doch,
lorene“ ist ja fast nie zu sehen ... Die Weltliteratur wir sind es jetzt geworden und wir müssen jetzt
ist voller Heimkehrer – angefangen mit Odysseus, nach Palästina gehen.“
der nach zehn Jahren vom Kriegstrauma heimkehrt
und dort nicht erkannt wird. Es hat mich getroffen, Sie lassen sich oft von Filmen und Texten inspidass das im Nachkriegsdeutschland ausgespart ist. rieren: „Phoenix“ basiert auf Motiven von HuEs wurde so getan, als ob man das nicht braucht, bert Montheilets Roman „Der Asche entstiegen“,
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
25
bei „Yella“ diente der Film „Carnival of Souls“
als Hintergrund. Wie entstehen ihre Filme?
Ich schreibe mir oft kleine Szenarios auf, die keinen
Plot, keine Geschichte ergeben.
Man kann das nicht filmen – man braucht eine Erzählung und eine Ordnung – zumindest den Versuch einer Ordnung. So etwas habe ich am Anfang
gar nicht. Dann lese ich z.B. ein Buch, und dann
denke ich, das ist die Geschichte, die wir als nächstes machen. Bei „Jerichow“ war das z.B. „Wenn
der Postmann zweimal klingelt“. Aber letztendlich
sind das ja seit der griechischen Antike die gleichen
Grundgeschichten. Die binden dann einzelne Ideen
und Sachen, die wir haben, und geben ihnen eine
etwas trügerische Ordnung.
Ähnlich wie Fassbinder arbeiten Sie seit langem
mit einem relativ konstanten Team, dem kürzlich
verstorbenen Filmemacher Harun Farocki, dem
Kameramann Hans Fromm, der Editorin Bettina
Böhler oder der Schauspielerin Nina Hoss zusammen. Was bedeutet ihnen diese Konstanz in der
Zusammenarbeit?
Der Unterschied zu Fassbinder ist der, dass die
auch ihr Privatleben miteinander verbracht haben,
und das führt dann natürlich irgendwann zur Katastrophe. Dreharbeiten sind hoch intensiv, und
man öffnet sich auf eine Art, wie es sonst meist
nicht einmal im Privatleben stattfindet. Danach
muss man sich erst mal trennen. Aber wenn ich mit
anderen Menschen eine Arbeits- und Produktionsgemeinschaft bilde, dann muss ich diese Produktionsgemeinschaft nicht für jeden Film neu erfinden.
Es ist ja vor allem im deutschen Film so, dass sich
mit jedem Film alles komplett neu zusammensetzt.
Und dann kann man die ersten beiden Drehwochen
eigentlich in die Tonne treten, weil man sich erst
finden muss. Mit den Leuten, mit denen ich seit 15
Jahren Filme mache, setze ich mich zusammen, und
wir versuchen aus dem, was wir bisher gemacht haben, etwas Neues zu gewinnen, einen Schritt weiter
zu gehen, oder das Schiff auch nur um 3 Grad nach
rechts zu Steuern, um zu schauen, was da los ist.
Aber dazu braucht man ein Schiff und Leute an den
Segeln, denen man vertrauen kann.
INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER
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Film-Kritik
Schoßgebete
D 2014 - Drama - 93 Min - FSK: 16 J. - Regie: Sönke Wortmann
A Most Wanted Man
Start: 18.9.
GB/D 2014 - Drama/Thriller - 121 Min - FSK: 6 J. - Regie: Anton Corbijn Start: 11.9.
Elizabeth ist ein schwer geprüftes Wohlstandskind, das sich tagtäglich durch
allerlei Neurosen, Phobien und Depressionen kämpft, eine neunjährige Tochter
hat, mit einem tiefenentspannten Mann verheiratet ist und das ganze Chaos nur
beim Sex vergessen kann. Nach dem Roman von Charlotte Roche.
HE
Ein tschetschenischer Flüchtling wird in Hamburg zum Spielball von Geheimdiensten. Der kürzlich verstorbene Philip Seymour Hoffman spielt den Chef einer
deutschen Spionageabwehrgruppe. Das Machtspiel zwischen konkurrierenden
Diensten wird zum Albtraum, und atmosphärisch dichte Bilder fangen präzis das
Geheimdienst-Milieu ein. Spannende Verfilmung des Le-Carré-Thrillers. HAM
BO: UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater,
GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Filmpassage, OB: Lichtburg
trailer verlost 1 Paket bestehend aus 2 Karten, Romanvorlage, Plaket und Soundtrack.
E-Mail bis 14.9. an [email protected], Kennwort: A Most Wanted Man
trailer verlost 3 x 2 Karten.
E-Mail bis 14.9. an [email protected], Kennwort: Schoßgebete
Hercules
USA 2014 - Action / Fantasy - 98 Min - FSK: 12 J. - Regie: Brett Ratner
BO: UCI, DO: Cinestar, DU: Filmforum, UCI, E: Cinemaxx, Filmkunstth., GE: Apollo
Doktorspiele
Start: 4.9.
D 2014 - Komödie - 92 Min - FSK: 12 J. - Regie: Marco Petry
Start: 28.8.
Und noch ein Abenteuer aus der Antike: Diesmal darf Dwayne Johnson den
sandalenbeschuhten Halbgott Hercules spielen. Der plant, gemeinsam mit
seinen kriegserfahrenen Verbündeten den entthronten König Cotys (John
Hurt) wieder zurück auf den Thron zu setzen. Opulenter, jugendfrei polierter
Sagen-Actioner von Brett Ratner („X-Men – Der letzte Widerstand“).
HE
Pubertierende Jungs, ob gut bestückt, pornobesessen oder mit „Schniepeltrauma“, stehen im Mittelpunkt dieser Teeniekomödie. Andi ist in Katja
verknallt, doch Komplexe und Selbstzweifel lasten auf seiner Schulter. Sandkastenfreundin Lilli, Kumpel Harry und ein wenig Alkohol sorgen für die nötigen Impulse. Turbulenter Spaß von Marco Petry („Heiter bis wolkig“).
HE
BO: Bofimax, UCI, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx,
Filmpassage
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx,
GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Filmpassage, OB: Lichtburg
Erlöse uns von dem Bösen
Wolfskinder
USA 2014 - Horror - 118 Min - FSK: 16 J. - Regie: Scott Derrickson
Start: 4.9.
D/LIT 2013 - Drama - 91 Min - FSK: 12 J. - Regie: Rick Ostermann
Start: 28.8.
Der New Yorker Polizist Ralph Sarchie (Eric Bana) ist einer Reihe brutaler
Verbrechen auf der Spur. Die gestalten sich so abgründig und mysteriös, dass
Sarchie schon bald den Priester Mendoza (Édgar Ramírez, „Zero Dark Thirty“)
zu Rate zieht. Mit Pistole und Kreuz bewaffnet begeben sich die beiden
Ermittler auf eine dunkle, gefährliche Reise. Exorzismus-Copthriller.
HE
Zwei elternlose Brüder irren nach dem Zweiten Weltkrieg von Preußen nach
Litauen. Auf der Flucht vor feindlichen Soldaten und auf der Suche nach
Nahrung durchleben sie die Schrecken der Nachkriegszeit. Gemeinsam und
getrennt, allein und in Begleitung heimatloser Gleichaltriger beschreiten sie
ihren entbehrungsreichen Weg. Nachkriegsdrama aus Kindersicht.
HE
BO: UCI, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx
DO: sweetSixteen, E: Filmkunsttheater
Die Biene Maja – Der Kinofilm
Sex Tape
D/AU 2014 - Trickfilm - 88 Min - FSK: 0 J. - Regie: Alex Stadermann
Start: 11.9.
USA 2014 - Komödie - 90 Min - Regie: Jake Kasdan
Start: 11.9.
Ob die computergenerierte 3D-Adaption den Charme der Fernsehserie erreicht,
muss jeder für sich entscheiden. Spielentscheidend dürfte dabei die Synchronisation sein, zu der Nina, Cosma Shiva und Eva-Maria Hagen beisteuern.
Nasalakrobat Jan Delay spricht Majas liebenswert verpeilten Freund Willi. Das
klingt doch vielversprechend. Bienenabenteuer mit vielen alten Bekannten. HE
Nach „Bad Teacher“ vereint Regisseur Jake Kasdan erneut Cameron Diaz und
Jason Segel vor der Kamera. Die beiden spielen das Paar Annie und Jay, die aus
dem drögen Ehealltag auszubrechen gedenken, indem sie ein Sex-Video drehen.
Doch, wer hätt’s gedacht, der Film gerät in Umlauf. Das Paar bemüht sich in
einer aufreibenden Nacht um Schadensbegrenzung. Hollywood-Klamauk. HE
BO: UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg,
HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Filmpassage, OB: Lichtburg
BO: UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, Lichtburg, GE: Apollo,
HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Filmpassage, OB: Lichtburg
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
ComicKultur
Wortwahl
Politsatire
1001 Umweg
Privates Drama und große Politik in aktuellen Comics
Literarische Reisen durchs Leben
Eine sympathische junge Frau in London mit britischer Mutter und japanischem Vater rast mit ihrem Fahrrad zwischen WG, Bhudda-Zentrum
und japanischem Spielzeugladen, in dem sie als Verkäuferin arbeitet, hin
und her, während sie mit allen Mitteln einem Waschmaschinenreparateur
nachstellt. Klingt alles normal und nur leicht überdreht. Wären da nicht
die psychotischen Attacken, in denen Nao Mordgelüste gegenüber ihren
Mitmenschen verspürt. Vor allem kleine Kinder lösen die Panikattacken aus.
Glyn Dillon, wie seine Protagonistin in „Das Nao in Brown“ Illustrator und
Spielzeugdesigner, inzwischen aber vor allem mit Storyboards für Filme
beschäftigt, ist erzählerisch ein kleines Meisterwerk gelungen. Klein nur,
weil er sich die Mühe macht, im Alltag und nicht im schweren Drama nach
den großen Themen des Lebens zu suchen. Auch zeichnerisch ist Dillons
200-seitiges Werk von beeindruckender Souveränität (Egmont). Noch eine
sympathische junge Frau, diesmal im Westen Frankreichs. „Madie und die
Liebe“ erzählt von einer jungen Provinzärztin, die nach vielen Jahren erfährt, dass ihre totgeglaubte Jugendliebe lebt. Das Gefühlschaos belastet
ihre aktuelle Beziehung. Das Autorenteam Mercier, Filippi & Raymond
Wie das Leben so spielt: Als sich der junge James Fenimore Cooper und
der noch jüngere Ned Myers 1806 an Bord eines Handelsschiffes begegnen, ist noch nicht abzusehen, wohin ihre Reisen tatsächlich führen. Der
eine hat gerade sein Studium abgebrochen, versucht sich stattdessen als
Offizier zur See, während der andere seinem Stiefvater den Stinkefinger
gezeigt hat und nun als Schiffsjunge über die Runden zu kommen trachtet.
Als sie sich dreißig Jahre später wiedersehen, hat sich ihre Wirklichkeit
gewaltig verschoben. Eine nicht unerkleckliche Erbschaft, eine noch reichere Heirat sowie fünf Lederstrumpf-Bände und nicht zuletzt der für ihr
Wiedersehen verantwortliche Seefahrerroman „Der Lotse“ haben Cooper
überaus populär gemacht, während das „stürmische“ Leben des einstigen
Schiffskameraden Stoff für eine berauschende Abenteuersammlung vom
Walfang über Seekriege bis hin zum Opiumschmuggel birgt: „Ned Myers
oder Ein Leben vor dem Mast“ [Mare, 399s, €22,95] mag erzähltechnisch
nicht so gewaltig wie Melvilles „Moby Dick“ sein, dafür aber gewaltig realer. Und dabei spielt es keine Rolle, wie hoch der Wahrheitsgehalt letztlich
einzuschätzen ist. Die Wege und Umwege zeichnen das Leben aus …
erzählt seine Geschichte unspektakulär und schildert eher die alltäglichen
Zwischentöne der Beziehungen zwischen den Menschen (Carlsen).
Leopold Maurer widmet sich nach „Miller & Pynchon“ und „Mann am
Mars“ mit „Kanal“ den absurden Auswüchsen in der Politik: Die Kanzlerin
(nein, Maurer ist Österreicher, also nicht Merkel nachempfunden), eine arrogante Alkoholikerin, die alle um sich herum für Trottel hält, plant einen
Kanalbau, um das Meer in ihr Binnenland zu bringen. Der Irrsinn soll ihr
Wählerstimmen bringen, da Arbeitsplätze locken, die Wirtschaft allgemein
angekurbelt wird und Seeluft sowieso gut tut. Maurer zeichnet schlicht aber
pointiert und formuliert ebenso scharfsichtige Dialoge, die die mitunter absurden Zusammenhänge in der Politik satirisch spiegeln (Luftschacht). „Die
besten Feinde“ vom Historiker und Islamwissenschaftler Jean-Pierre Filiu
und dem Zeichner David B. erzählt von der langen und verworrenen Geschichte zwischen Amerika und dem Islam. Der erste Teil widmet sich der
Zeit von 1783, dem Jahr, als die gerade entstandene amerikanische Nation
erstmals gegen islamische Piraten im Mittelmeer vorging, bis ins Jahr 1953,
als der CIA den iranischen Premier Mossadegh stürzte und den iranischen
Schah zurück an die Macht brachte. Der zweite Teil führt die Geschichte
bis ins Jahr 1984 fort, kurz nach dem Ende des ersten Libanonkriegs. David
B. bebildert Filius Text in drastischen, surrealen Bildern, die die verworrene
und folgenreiche Geschichte plastisch illustrieren und den Hintergrund für
die aktuellen Konflikte in Nahost anschaulich werden lassen. Um Stoff für
einen dritten Teil müssen sich die Autoren wahrlich keine Sorgen machen
(avant verlag).
Brita Steinwendtner „An diesem einen Punkt der Welt“ [Haymon, 320s,
€22,90]: Tom ist ein Träumer, ein Idealist, ein Dilettant. So wie ihn die
Musik und die Literatur mitreißen, auf immer neue Gedanken bringen, will
er die Menschen aus seinem Kaff mitnehmen, zu neuen Ufern führen. Der
Versuch ist aller Ehren wert, doch in seinem Fanatismus steht er sich beständig selber im Weg. Ein leises Szenario des Untergangs – im Duktus von
Bob Dylan.
Daniel Friedmann „Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten“
[Aufbau, 320s, €17,99]: Als Detective mag Buck Schatz ein echtes Ass gewesen sein. Mit 87 ist er allerdings kaum mehr als ein kettenrauchender
Klugscheißer, der an der Passgenauigkeit seines Sessels arbeitet – bis er
sich widerwillig mit seinem Enkel auf die Jagd nach einem ehemaligen
SS-Lageraufseher und dessen Goldmillionen macht. Schnoddrig turbulent,
kurzweilig und nicht unverdient bereits mit dem Prädikat „Filmrechte verkauft“ versehen.
Eva Demski „Scheintod“ [Insel, 399s, €22,95]: 12 Tage. 12 Tage, bis ein
Anwalt aus der linken Szene von der Gerichtsmedizin zur Bestattung freigegeben wird. 12 Tage, in denen sich die Witwe mit seinem zwielichtigen
Leben, seiner ideologischen Arbeit und ihrer undurchsichtigen Liebe auseinandersetzen muss. Ein feinsinniger Roman, der auf allen Ebenen überzeugt; Zeitzeugnis und Reise ins Ich zugleich.
„Canardo“ geht in die 22. Runde! Den abgehalfterten Enten-Detektiv mit
Trenchcoat und Alkoholproblem – frei nach Bogart – hat Benoît Sokal 1978
ins Leben gerufen und seitdem halbwegs regelmäßig zunächst in Kurzgeschichten und dann in nunmehr 22 Alben auf Gaunerjagd geschickt. Die
Politsatire „Der alte Erpel und das Meer“ ist zwar gewohnt kurzweilig und
anspielungsreich in Szene gesetzt, wird es aber nicht zum Klassiker bringen.
Dafür ist die Story zu sehr um politische Seitenhiebe bemüht, und Canardo
selber spielt eigentlich nur eine Nebenrolle (Schreiber & Leser).
Helge Timmerberg „Die Märchentante, der Sultan, mein Harem und
ich“ [Malik, 256s, €19,99]: Eine Märchen erzählende Baronin in den Wirren
des anfänglichen 20. Jahrhunderts als Mann verkleidet auf Tournée durch
den Orient. Ein Trip, auf den der so garstig-zotige wie leidenschaftliche
Reiseautor einfach aufspringen muss, für den er sogar Vorschüsse für ein
Drehbuch kassiert, um doch wieder – wie bei all seinem Wandern – unverwüstlich auf dem Boden der Realität zu landen. Aber: „Wer einen Traum
verliert, gewinnt das Leben.“ Oder um im Sinne dieser Zeilen abzuschließen: Der Umweg ist das Leben, ob er uns nun umbringt oder nicht.
CHRISTIAN MEYER
LARS ALBAT
27
Textwelten
22.03.2011
03.09.2014
24.03.2011
09.09.2014
18.09.2014
Für immer anders – Wenn Familien
Zeiten der Trauer erleben
Lebenskönnerschaft – Impulse aus der PhilosoKinder,
Jugendliche und Erwachsene
phie
der Lebenskunst
haben
viele
und Gedanken,
Filmgespräche imFragen
Medienforum
Leitung: Marcus Minten,
Mülheim
Themen
wenn
lebensbegrenzende
Krankheit,
Ŗ8QPFGT.KGDGKPFGT(COKNKG
der Tod und das, was danach kommt,
Ŗ8QPFGT.KGDG\W(TGWPFGP
aktuell wird. Gespräch und Vortrag
Ŗ8QPFGT.KGDG\W(GKPFGP
anhand von Beispielen aus der
Ŗ8QPFGT.KGDG\W9GUGPWPF&KPIGP\WT9GNV
Ŗ8QPFGT.KGDG\WO.GDGPWPF\WGKPGO&CT×DGTJKalltäglichen Trauerpraxis.
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Eintritt: 8,00 ¼ - 19.30 Uhr
9GKVGTG6GTOKPG
29.10.2014 - 19.30 Uhr
Gott sei- 19.30
DankUhrin der Welt! 10.11.2014
Eintritt:
frei - 19.30
Uhr die Kirche
Ein Konzil
verändert
Auf der Grundlage der Publikation
„Diamanten Eddie“
“Die Kirche
der Weltgesellschaft.
Lesung
und Gespräch
mit der Autorin Sabine Kray
Das
II.
Vatikanische
und die
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Globalisierung
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Katholizismus“
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von Dr. Stefan Nacke sollen nach
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einem10,00
Impulsreferat
des Autors aus
Eintritt:
€ - 19.30 Uhr
unterschiedlichen Perspektiven die
„Momo
liest Momo“
Herausforderungen,
die heute mit
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dem Zweiten Vatikanischen Konzil
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URKGNGTGPVH×JTGPKPKJTGO2TQITCOOKPFKGIGJGKOPKUdiskutiert werden.
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Eintritt:
- 19.30 Uhr
Uhr
Eintritt:13.00
frei €- 19.30
22.09.2014
„Hab und Gier“
Die hohe Kunst der Weltrettung
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aus dem wirklich
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Ingrid Noll
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geschliffenen
als gnadenloser
Eintritt:
13,00 € - Rede,
19:30 Uhr
23.09.2014
„Scharia
Gott“
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als missverstandene
Parodist des Lebens,
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Terrorist
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und Meister
des
Lesung
und Gespräch
mit Mouhanad
Korchide
Zwischenmenschlichen
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seine
Eintritt: 10,00 € - 19.30 Uhr
25.09.2014
„Katholische
Kirche neue
und französische
ein oder andere
Geschichte.Rheinlandpolitik nach dem Ersten Weltkrieg“ 2T¼UGPVCVKQP
Eintritt: 10,00 ¼ - 19.30 Uhr
FGT2WDNKMCVKQP
Eintritt: frei (Spende erbeten)
30.03.2011
Menschenbeobachter und Menschen-
Lieblingsnummern im Gepäck und die
Kartenvorverkauf
Medienforum des Bistums Essen
Zwölfling 14 / 45127 Essen
Tel.: 0201 / 2204-274
Fax: 0201 / 2204-272
[email protected]
Real Stuff
Erich Hackl, Foto: Pedro Timon Solinis
Dokumentarische Literatur geht unter die Haut
Dokumentarischer Literatur wohnt eine eigene Faszinationskraft inne. Dieses Erzählen, das sich weder auf die Fantasie eines Autors noch auf ein Bild
oder eine Fotografie stützt, erzeugt eigene Bilder, die in unserer Vorstellung
entstehen. Darin liegt auch die Stärke von Erich Hackls Text „Der Fotograf
von Auschwitz“, der jetzt mit zwei anderen Texten im Band „Drei tränenlose
Geschichten“ bei Diogenes noch einmal veröffentlicht wird. Erich Hackl löst
Wilhelm Brasse aus dem historischen Kontext seines Lebens. Bracke war
Fotograf in Auschwitz und musste die ankommenden Häftlinge einen Tag
bevor sie ermordet wurden fotografieren. Wir stehen mit diesem Fotografen
den Häftlingen, darunter Kindern, gegenüber, deren angstvolle Augen uns
anstarren.
In einer zweiten Geschichte „Familie Klangsbrunn“ erzählt Hackl von einer
jüdischen Familie, die den Nazis durch Emigration entkommen kann. Aber
die Kinder, die sich in Brasilien politisch engagieren, werden von den Schergen der Militärs grauenvoll gefoltert. Gnadenlos geht es auch in der dritten
Geschichte aus der Wirklichkeit zu. „Tschofenigweg. Legende dazu“ erzählt
von einer vergessenen österreichischen Widerstandskämpferin, die noch
sechs Tage vor Kriegsende im Lager erschossen wurde. Während Erich Hackl
die Brosamen der persönlichen Recherche zusammenfügt, wird in der Erbarmungslosigkeit, mit der Verwaltung, Militär und Polizei Menschen ohne
jeden nachvollziehbaren Anlass töteten, die Gesellschaft und ihr Menschenbild zum eigentlichen Sujet. Dokumentarische Literatur rückt den Zeitgeist
und das Selbstverständnis einer Epoche in den Fokus der Aufmerksamkeit.
Erich Hackl ist ein Meister dieser intensiven Wirkung dokumentarischer Literatur. Erwin Koch ist ein anderer. Er kommt vom Journalismus, hat für den
Spiegel und die Süddeutsche Zeitung geschrieben. Er rückt etwa in seinem
Band „Von dieser Liebe darf niemand erfahren“ – der aus „wahren Geschichten“ besteht – noch näher an seine Protagonisten heran. Dramatischer als
John Greens „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ liest sich Kochs Geschichte eines leukämiekranken Mädchens. Er holt sich sein Material aus
unserer Gegenwart, oftmals Szenen, die sich über dem Erzählen in Liebesgeschichten verwandeln. Erwin Koch lässt eine Dramatik einfließen, die sich
Hackl versagt.
Wie authentisch ist dokumentarische Literatur? Als Leser vermag man darauf kaum eine Antwort zu geben. Entscheidend für ihre Glaubwürdigkeit
bleibt die Fähigkeit des Autors, den Text frei von Sentimentalität zu halten.
Sicher spielt der Schauer des unglücklichen Schicksals eine wichtige Rolle,
aber letztlich werden Geschichten immer entweder durch Liebe oder Tod
beglaubigt und das dokumentarische Erzählen entreißt das Leid dem Vergessen. Es lohnt sich, den Lebenswegen nachzugehen, weil sich damit auch
der Blick auf die Epoche verändert. Das ist erregend und ungeheuerlich und
wirkt über die Lektüre hinweg nach, denn „wahre“ Geschichten entwickeln
eine Widerstandskraft, die zeigt, dass die Vergangenheit noch nicht vergangen ist.
THOMAS LINDEN
Erich Hackl: „Drei tränenlose Geschichte“ | Diogenes | 162 S. | 18,90 €
Erwin Koch: „Von dieser Liebe darf keiner Wissen“ | Nagel & Kimche
192 S. | 17,90 €
28
Klassik in NRW
Improvisierte Musik in NRW
Live-Musik bis Mitternacht, Foto: Gerhard Richter
Basilika und Bühne: Knechtsteden
Als Hörer unterwegs
Gesprächsbedarf
Von Olaf Weiden
„Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus!“ So beginnt Franz
Schuberts „Winterreise“, ein sehr berühmter Liederzyklus aus der Dichterfeder Wilhelm Müllers, der die romantischen Wanderstiefel besohlte und
gleich im ersten der Lieder viele dramatische Gefühlsverwicklungen anführt:
„Stilistiken und Genres sind
„Das Mädchen sprach von Liebe, die
mächtig ‚unterwegs‘“
Mutter gar von Eh´!“ Die zehnte Kölner
Musiknacht wählt sich jetzt das Motto „Unterwegs“, gleichermaßen eine
Rückbesinnung auf die Nomadenvölker der beginnenden Menschheitsgeschichte, in musikalischer Orientierung auf das Volk fahrender Spielleute,
wie auch die Momentaufnahme einer fortlaufenden Initiative, die an Station 10 von 25 Einblick gewährt: Und dieser lohnt, wie gewohnt.
Von Olaf Weiden
Als Pater Amandus Acker 1895 die Ruinen des Klosters Knechtsteden begutachtete, hatte der Gebäudekomplex bereits eine bewegte Geschichte hinter sich gebracht. Als Prämonstratenserkloster im 12. Jahrhundert
vom Kölner Erzbischof angeregt und mit einer Basilika im romanischen
Stil gekrönt, hatten die Jahrhunderte
„Ist Alte Musik museal?“
ihre Spuren gesetzt – Zerstörung und
Plünderung wechselten mit zeitgenössischen Neuerungen wie einem Torhaus in pompösem Barockstil. Pater
Acker übernahm die verrauchten Trümmer einer einstigen Nervenheilanstalt, und zum Jahrhundertwechsel siedelte er eine Missionsschule und
ein Brüdernoviziat an – bis der Nationalsozialismus den guten Geist der
Mönche vom Orden der Spiritaner austrieb. Heute leben wieder einige
Brüder in der Abtei, sie wirken seelsorgerisch in den umliegenden Gemeinden. Über die Klostergrenzen strahlt seit mehr als 20 Jahren das Festival
Alte Musik, das im Spätsommer die heute wieder prächtigen Klosteranlagen und die wunderbar über die Jahrhunderte geformte Basilika mit Musik
beseelen.
Knechtsteden will über Musik reden
Die 10. Kölner Musiknacht lockt
Bevorzugten der Wanderer in der Romantik und das Organisationsteam
der bisherigen Nächte eher verschlungene Pfade mit wonnigen und neuen
Sichten, so scheuen die Macher der Musiknacht in diesem Jahr auch keine
„Autobahnen“. Sogar die Freunde der rheinischen Mundart werden mit
einem Projekt in der Kölner Philharmonie bedacht. Hier treffen die jungen
Musikanten der boomenden Kölschen Boyband Kasalla auf die Recken des
Subway Jazz Orchestra, ebenfalls junge Musiker, die sich für Jazz und Zeitgenössisches interessieren. Das verspricht eine erfrischende Neuauflage
des Klassikers „Niedecken meets WDR Big Band“, allerdings mehr Kasalla
als Südstadt-Poesie. Von diesem seelenvollen rheinischen Highlight gleitet
das Programm an diesem Abend über Bigband-Bearbeitung von Stücken
von Jimi Hendrix, Radiohead, Blur oder Stevie Wonder endlich in ein einnehmendes Spannungsfeld zwischen östlicher und westlicher Musiktradition: Der Sheng-Spieler Wu Wie interpretiert auf dieser chinesischen
Mundorgel eine Komposition von Stefan Schultze.
Stilistiken und Genres sind also ganz mächtig „unterwegs“, selbst wenn
man auf dem Philharmonie-Sessel einfach hocken bleibt. Das wäre allerdings sehr schade, denn einhundert Konzerte an 25 verschiedenen
Spielstätten laden ein, unbedingt selbst „unterwegs“ zu sein und die Stadt
mit den individuellen Konzerterlebnissen zu vernetzen. Im WDR gastieren
gleich sechs Ensembles, darunter das Quartett Ensemble Unterwegs, das
tatsächlich seit fünf Jahren im Sommer die Instrumente einpackt und zu
Fuß durch die Lande zieht. Das naheliegende Thema heißt „Winterreise“.
Wer mehr auf hypnotisierende Patternverschiebung, abstrakte NoiseElegien und wirbelnde Bildkaskaden steht, der sollte
die Kunststation St. Peter und die „Klangbrigade Mälzl“
aufsuchen: Hier gibt es etwas auf die Ohren und die
Augen.
Olaf Weiden
Musiker und
Musikkritiker
Einen Überblick verschafft nur das Studium des Gesamtprogramms, das an den Vorverkaufsstellen ausliegt
und bei Köln Tourismus – wem der Einblick ins Netz
verwehrt ist.
Eine kurze Überlandpartie für Selbstfahrer gehört zur Anreise nach
Knechtsteden, ein Shuttleservice holt ansonsten Gäste am Bahnhof in
Dormagen ab. Hermann Max, Gründer dieses Festivals und der etablierten Ensembles „Rheinische Kantorei“ und „Das kleine Konzert“, verspürt
bei den Besuchern Gesprächsbedarf. Und da reagiert der Konzertbetrieb
begeistert. „Fachkundige erläutern im Unterhaltungston den bunten Hintergrund“ der über die Woche erklingenden Musiken in einem Vorgespräch
in der Klosterbibliothek und „häppchenweise“ werden Infos während des
Konzertes nachgereicht. Wem das nicht ausreicht, der kann mehrere Symposien besuchen, die parallel zur Musik veranstaltet werden und in denen
Themen wie der wohl zentral im Schuh drückenden Frage „Ist Alte Musik
museal?“ intensiv nachgegangen werden. Für die richtig jungen Hörer, die
Besucher von morgen, richtet u.a. der ZAMUS-Zampano Thomas Höft, der
engagierte Leiter des Zentrums für Alte Musik Köln, einen ganzen Tag für
die Jugend auf dem Klostergelände aus: Mit Musik, Singen, Basteln und
Tanzen. Für das tägliche leibliche Wohl wird traditionell gesorgt, auch in
den Konzertpausen können sich Besucher erfrischen.
Der künstlerische Leiter Max eröffnet die Konzertwoche festlich mit Felix
Mendelssohns „Elias“ (19.9.), einem großen Oratorium mit Solisten und
zahlreichen Chor- bzw. Arienhits. Als Kontrapunkt zum ausgelassenen
„Jungen Festival“ (20.9.) wurde eine „Gregorianische Nacht“ (20.9.) anberaumt, bestimmt ein atmosphärisches Erlebnis, wenn Architektur und
Musik des 12. Jahrhunderts verschmelzen. Aber auch romantischer Liedgesang mit Schubert und Schumann erklingt in romanischem Raum, der
Tenor Markus Schäfer gestaltet hier seinen Liederabend (24.9.). Zum Abschluss lässt Hermann Max Musik von Telemann und Händel krachen: Am
„Tag des Gerichts“ (28.9.) ist alles verhandelt.
23. Festival Alte Musik Knechtsteden | 19.9.-28.9.
www.knechtsteden.com
Kölner Musiknacht | 13.9. ab 18 Uhr | www.koelner-musiknacht.de
29
Popkultur in NRW
Kompakt Disk
Plastikgeschwurbel
Neue Platten voller sanfter Nostalgie und verdrehter Hommagen
Brüchiger Folk im Kollektiv: A Silver Mt. Zion, Foto: Yannick Grandmont
Stolz in den Rasierspiegel sehen
Das Essener Swingfest ist so vielfältig wie noch nie
Von Christian Werthschulte
Es ist schön, das Gefühl zu haben, dass ausnahmsweise mal die Richtigen
Erfolg haben: diejenigen, die morgens beim Rasieren ohne Selbstekel in den
Spiegel schauen, obwohl sie sich wegen ihrer Hipster-Bartpracht gar nicht
mehr rasieren. Zu dieser Sorte gehören
„Schnittmenge aus Post-Metal
die Organisatoren des „Denovali Swingund dem, was man früher einfests“, das auch dieses Jahr wieder das
mal ‚experimentelle elektroWochenende um den letzlich unschönen
nische Musik‘ genannt hat“
Nationalfeiertag zu etwas Schönem machen wird. Denn trotz der Ableger in London und Berlin hat man die alte
Homebase Essen nicht aufgegeben und bespielt die Weststadthalle wieder
mit einem ebenso stilsicheren wie ziemlich einmaligen Line-up. Alte Bekannte
treten auf: der Pingpong-Ball-Klaviermanipulator Hauschka etwa oder auch
Bohren und der Club of Gore, die für die Wuchtigkeit ihres Doomrocks keine Verstärkertürme benötigen. Selbstverständlich sind auch die Künstler des
Denovali-Labels selbst wieder dabei. Aber das Interessanteste sind doch die
Überschneidungen an Szenen, die einander früher „spinnefeind“ waren, aber
heute problemlos miteinander können. Ähnlich wie das „Incubate“-Festival,
das Mitte September im niederländischen Tilburg stattfindet, oder das „Unsound“ Mitte Oktober in Krakau konzentriert sich das Swingfest mittlerweile
auf eine Schnittmenge aus Post-Metal und dem, was man früher einmal „experimentelle elektronische Musik“ genannt hat. Experimentiert wird hier in
der Regel zwar mit ähnlichen Versuchsaufbauten, aber an dieser Stelle kommt
es auf das Resultat an: den Sound. Und da ist es mittlerweile kein Problem
mehr, wenn der Berliner Tüftler Markus Popp (Oval) seine in metikulöser Kleinstarbeit zusammengecutteten Samplecollagen aufführt, während später am
Abend The Haxan Cloak doomgeschwängerte Synth-Kaskaden aufführt. Auch
der eigentlich kitschige Neoklassik-Sound von Greg Haines findet ebenso seinen Platz wie Demdike Stare, die mit Samples aus Italo-Western und anderen
Seltenheiten aus den bestsortiertesten Plattenkisten der Welt eine reduzierte,
fast schon apokalyptische Form des Dub produzieren. Am überraschendsten
ist jedoch der Auftritt von James Holden. Der britische Producer ist in einigen
Spielarten von Dancemusik zu Hause. Sein Label Border Community war Mitte
der Nullerjahre die erste Anlaufstelle für Lo-Fi Kinderzimmer-Techno, bei dem
Rauschen der PC-Soundkarten ein konstitutives Merkmal sei. Auf seiner DJKicks-Compilation von 2010 changierte er zwischen Prankster-Elektro-Akustik
und den eigenen Remixen von Post-Rock-Bands. Umso schöner ist es, wenn er
auf dem Swingfest anstatt hinter den CD-DJs hinter seinem Live-Setup steht.
Sein letztes Album „The Inheritors“ war eine verspielte Hommage an Electronica und Shoegaze, ohne in einem der beiden Genres wirklich aufzugehen. Am
nächsten Tag wird auf die subkutanen Gitarrendrones von
Ben Frost dann das Folk-Kollektiv A Silver Mt. Zion folgen.
Die Band aus Montréal spürt der Brüchigkeit von Folkmusik
nach, die selbst dann noch zum Vorschein kommt, wenn
sie mit einem Dutzend Musikern auf der Bühne sind. Einen
schöneren Abschluss kann man sich nur schwer vorstellen.
Achso, selbstverständlich findet das Festival erst im OktoChristian Werthschulte
ber statt – aber wer nicht rechtzeitig bucht, den bestraft
Journalist und
Musikkritiker
der Schwarzmarkt.
Der Norweger Sondre Lerche ist bekannt für seine nostalgischen Songs,
mal im Crooner-Style, mal fluffig im fröhlichen Uptempo. Dass es auf seinem neuen Album „Please“ am Rande auch zu einigen harschen Dissonanzen kommt, liegt wahrscheinlich daran, dass es sein Trennungsalbum
zur Scheidung von der Schauspielerin Mona Fastvold ist und zu allem Übel
auch noch auf dem zuvor gegründeten eigenen Label Mona Records erscheint. Dafür klingt Sondre aber immer noch verhältnismäßig fröhlichaufgedreht. Die französische Sängerin Fredda zählt innerhalb des Nouvelle
Chanson sicher nicht zur schrammeligeren Indie-Fraktion, und auch Elektronica taucht bei ihr nicht auf. Auf ihrem Album „Le Chant des Murmures“
ist sie eher traditionalistisch orientiert. Bei aller Leichtigkeit der Arrangements liegt auf den Stücken immer eine deutliche Spur von Melancholie (Le
Pop). Bernholz alias Jez Bernholz hat mit seinem Debütalbum „How Things
Are Made“ eine Hommage an (Synthie)-Pop Konzeptalben der späten 70er
und frühen 80er Jahre gemacht. Er hangelt sich an der reizvollen Grenze
zwischen Pop und Avantgarde zwischen Harmonie und Dissonanz entlang.
Dabei klingt er nicht selten wie eine unneurotische Version von John Maus
(Anti-Ghost Moon Ray Records). „Raptor“, der Vorab-Track von Rusties
„Green Language“ drückt mächtig nach vorne. Auf Green Language wechseln sich solche Rave-Monster, mehr an Grime orientiertere Tracks mit Rap
und ruhigeres 80s-Plastikgeschwurbel ab. Solange letzteres nicht überhandnimmt – alles ok (Warp). Mit „10.3.“, der dritten von vier Compilations
zur Zehnjahresfeier, versammelt das britische Label Hyperdub ambiente
Tracks von Labelchef Kode 9, Dean Blunt, Inga Copeland, Darkstar, Burial,
The Bug u.v.m. Das klingt oft hypnotisch, mitunter psychotisch, und hat
nur noch wenig gemein mit dem, was man zwischen Dubstep, Grime und
Wonkie/Aquacrunk an Bassmusik aus England kennt.
Die Meridian Brothers oder Ondatrópica haben in den letzten Jahren mit
ihrer Avantgarde-Tropicana einigen Bekanntheitsgrad erlangt. Ende der
90er Jahre fingen deren Mitglieder als Ensamble Polifonico Vallenato und
später als Sexteto La Constelación de Colombia an, die musikalischen
Stile Kolumbiens zu zerlegen. Die CD „Fiesta, Que Viva La“ versammelt zehn
Stücke der beiden personell identischen Formationen, die psychedelisch
und lustvoll an den Nervensträngen ihrer Hörer ziehen (Staubgold). King
Ayisoba aus Ghana spielt die zweiseitige Kologo und hat bereits mit seinem
ersten Album „Modern Ghanaians“ für Aufmerksamkeit gesorgt: Gleichsam
melodisch und rhythmisch, entfalten auch die Stücke auf dem neuen Album „Wicked Leaders“ schnell ihre repetitive Wirkung, die wiederum von
dem rauen Gesang Ayisobas kontrastiert wird (Makkum).
Als Sextett präsentiert der norwegische Trompeter Arve Henriksen seine Musik auf dem neuen Album „The Nature of Connections“. Das rein
akustische Kollektiv spielt neun ruhige, getragene Stücke, die zwar immer
den Geist des Jazz atmen, aber ebenso gut folkloristische Assoziationen
heraufbeschwören (rune grammofon). Das Ensemble Zeitkratzer hat Lou
Reeds außergewöhnliche Noise-Platte „Metal Machine Music“ von 1975
komplett für Orchester transkribiert und das gut einstündige Werk in einem
Durchlauf live gespielt. In dieser nach einer ersten Version von 2007 neuen
Interpretation flirren Reeds Feedbacks als Violinkratzer durch den Raum,
und das Stück, das seinerzeit im Popkontext einen kleinen Skandal auslöste, scheint nun im Gewand von Minimalmusic endlich ein angemessenes
Zuhause zu finden. Aufreibend (Zeitkratzer).
CHRISTIAN MEYER
Denovali Swingfest | 3.10.-5.10. | Weststadthalle Essen
denovali.com/swingfest
30
kunst & gut
Willi Baumeister, Dialog Rot-Blau, 1951, Öl mit Kunstharz auf Hartfaserplatte, 100 x 130 cm (Ausschnitt), Sammlung Ströher, Darmstadt, © VG Bild-Kunst, Bonn 2014
Ein Pionier der Abstraktion in Deutschland
Eine Werkschau zu Willi Baumeister in der Küppersmühle Duisburg
Wann hat es zuletzt eine umfassende Werkübersicht zu Willi Baumeister
im Ruhrgebiet gegeben? Willi Baumeister (1889-1955) gehört zu den ganz
wichtigen abstrakten Malern in Deutschland im 20. Jahrhundert, sein Name
hat noch immer einen guten Klang, einzelne Bilder haben sich ins kollektive
Gedächtnis der Malerei der Avantgarde eingeprägt. Aber dass wir von ihm
auch rund sechzig Jahre nach seinem Tod wissen, hängt gewiss damit zusammen, dass er außer spielerisch effektvollen Malereien auch bedeutende
Schriften zur Kunst verfasst hat und hierzulande als einer der ersten Künstler vor und nach dem Krieg im Austausch mit den Nachbarländern stand.
Bei dieser Internationalität und Vernetzung von Baumeister setzt nun die
Retrospektive in der Küppersmühle in Duisburg an – und verfolgt dies,
abgesehen von der fotografischen Dokumentation zu Beginn, doch nicht
weiter. Vielmehr widmet sie sich ganz dem malerischen Werk und wählt
dazu ein intelligentes Vorgehen: Die Bilder sind in umgekehrter Chronologie
präsentiert, die frühesten Arbeiten hängen in den (sowieso etwas kleineren)
hinteren Räumen, die späteren Hauptwerke in der vorderen Halle. Das hilft,
sie ohne Vorwissen zu sehen: Als abstrakte organische Formen, die sich
mehrteilig auf verschiedenen Bildebenen zueinander verhalten und dabei
genau komponiert sind. Sie besitzen einen poetischen Klang und sollten
als anregendes Zueinander freier bildnerischer Ereignisse gesehen werden,
auch wenn sie Anklänge an unsere sichtbare Wirklichkeit zulassen. „Reale
Tatsachen liegen auch ihnen zugrunde“, heißt es dazu lapidar im Film von
Ottomar Domnick (1954), der im Kubus zu Beginn der Ausstellung zu sehen
ist.
Willi Baumeister, der aus Stuttgart stammte, dort auch studiert hat, vor
dem Krieg Professor am Städel in Frankfurt und nach dem Krieg an der
Kunstakademie in Stuttgart war, hat zeitlebens experimentell gearbeitet.
Die Nationalsozialisten belegten ihn als „entartet“ mit Mal- und Ausstellungsverbot. 1937 bis 1944 wurde er von Kurt Herberts als Angestellter in
31
dessen Lackfabrik in Wuppertal aufgenommen, wo er auf Oskar Schlemmer
traf, den er schon aus seiner Stuttgarter Zeit kannte.
Nach konventionellen Anfängen hatte Baumeister wie ähnlich Schlemmer im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts eine organische Reduktion der menschlichen Figur vorgenommen. Immer weitere Maßnahmen der
Verknappung führen ihn nach 1920 zu den „Mauerbildern“, die als erster
Höhepunkt seines Werkes auch im Ausland wahrgenommen werden. Bei
diesen „Skulpto-Malereien“, die mittels der Beimischung von Sand und Kitt
reliefartig vortreten, abstrahiert er die Formen weiter. Baumeister interessiert zunehmend die Verschränkung von bewusster und unbewusster Wahrnehmung. Er zieht zeichenhafte Elemente hinzu, die er ab den 40er Jahren
besonders in östlichen und dann afrikanischen Kulturen findet. Die Nachkriegsarbeiten lassen in ihrer Farbigkeit mitunter an Miró denken, und lösen
sich doch sogleich wieder vom Surrealismus. Und indem bestimmte amorphe Farbformen in verschiedene Bilder Eingang finden, steigert er deren
Verbindlichkeit. Zu den eindrucksvollsten Beispielen seines späten Werkes
gehören die „Montaru“-Bilder (1953-55), die in der Duisburger Ausstellung
in geglückter Hängung vertreten sind.
Im Duisburger Museum Küppersmühle ist übrigens diese Ausstellung am
rechten Ort. Ein Schwerpunkt des dortigen Programmes ist die abstrakte
Malerei im Nachkriegsdeutschland. Dazu fanden zuletzt Ausstellungen von
Fred Thieler und K.O. Götz statt. Aber es scheint, als wäre die informelle
Kunst ohne Baumeister so nicht in Deutschland möglich gewesen.
THOMAS HIRSCH
„Willi Baumeister International“ | bis 5.10.
MKM Museum Küppersmühle in Duisburg | 0203 30 19 48 10
RuhrKunst
Pionierarbeit
Abb.1
Die „Videorebellen“ in Essen
Im Untergeschoss des Museum Folkwang sind
derzeit frühe Videoarbeiten von Klaus vom Bruch,
Marcel Odenbach und Ulrike Rosenbach zu sehen,
die als erste Künstler in Deutschland ab 1977 ein
Fernsehprogramm ausstrahlten: unter dem Label
„Alternativ-Television (ATV)“ zu sehen in Köln.
1981 nannten sie sich in „Videorebellen“ um und
1984 veröffentlichten sie den letzten Film. Ein
Ziel war es, Video als Kunstform in Deutschland
zu etablieren, ein anderes, Kritik am gängigen
Fernsehprogramm zu formulieren. Die Videos,
die jeder der Künstler in den 1970er und frühen
1980er Jahren angefertigt hat, lassen sich mittlerweile außerdem reminiszent empfinden. Klaus
vom Bruch arbeitet mit Originalmaterial etwa zur
RAF oder zum Zweiten Weltkrieg, und Odenbach
zitiert populäre deutsche Sendungen von der
„Tagesschau“ bis zum „Tatort“, wobei der Monitor, auf dem dies zu sehen ist, auch konkret im
Film auftaucht. In der Essener Ausstellung führt
dies zur kalkulierten Situation, dass in dem einen
Video lautstark eine Modenschau mit Popmusik
stattfindet und einige Meter weiter eine Montage aus Berichterstattungen und Debatten zum
Deutschen Herbst zu sehen ist. Ulrike Rosenbach
nun reagiert auf die massentaugliche Unruhe
der Programme mit eher meditativen Beiträgen.
In einem Video führt sie vor ihrem Gesicht zwei
Klangstäbe auseinander und wieder aufeinander
zu, bis sie zusammenschlagen. Oder sie geht dem
Klischee der Frau nach, indem sie in Überblendungen mit ihrem eigenen Gesicht auf Stephan
Lochners „Madonna im Rosenhag“ Pfeile wirft.
Während sie also mit ruhigen Bildern häufig in
einer Einstellung arbeitet, favorisiert Klaus vom
Bruch Montagen mit raschen Schnitten, wobei
auch, teils in bestimmten Rollenzuweisungen,
sein Gesicht auftaucht. Und Marcel Odenbach
streift durch eine Wohnung und den Stadtraum
und erläutert dies auf eingeblendeten Textblättern. Natürlich ist die Essener Ausstellung im
linearen Ablauf der Videoarbeiten, die teils sehr
lang sind, zeitaufwändig – aber über die Werke
der drei längst berühmten Künstler hinaus erfährt man viel über das Klima dieser Jahre.
Figur und Kulisse
Abb. 2
Andrea Lehmann in Gladbeck
Mit ihrem Ausstellungsprogramm zur aktuellen
Malerei hat sich die Neue Galerie Gladbeck weit
über das Ruhrgebiet hinaus einen Namen gemacht. Sie hält das hohe Niveau nun auch in
der Ausstellung mit Andrea Lehmann und lässt
hier doch einen künstlerischen Sonderweg zu
Wort kommen. Die 1975 geborene Malerin, die
Meisterschülerin bei Markus Lüpertz an der Düsseldorfer Kunstakademie war, ist schon seit etlichen Jahren als herausragende Vertreterin eines
figurativen Realismus etabliert; mit ihren bildnerischen Inszenierungen zwischen Wirklichkeit
und Traum, Horror und Nostalgie ist sie dem Wesen des Menschen auf der Spur. Die malerischen
Schilderungen sind ebenso klar wie geheimnisvoll, sie laufen im Zueinander von Frauenleibern
und von Mischwesen und in der Überblendung
verschiedener Raumebenen vermeintlich aus
dem Ruder und sind doch genau kalkuliert. Meist
verfügen diese Bilder über eine Fülle an Details,
die in erstaunlich unterschiedlichen Dimensionen
in den Bildraum hinein gestaffelt sind. Zugleich
treffen in einer intuitiven Kombinatorik verschiedene Epochen aufeinander. Ein Ton des Bedrohlichen und Fragilen schält sich heraus, der sich
durch das gesamte Werk von Andrea Lehmann
zieht und die Apokalypse zwischen Arkadien,
enger Kammer und städtischem Terrain verortet.
Assoziationen an das Fin de Siècle schwingen
mit. Die Holzböden leiten über zu Kulissen im
Mittel- oder Hintergrund; die Motive sind häufig
der antiken Mythologie entnommen und denken diese weiter, Tiere, vor allem Reptilien und
Pferde, spielen mitunter eine wichtige Rolle. Etliche Bilder tragen den Reiz des 19. Jahrhunderts:
mit bärtigen Zauberkünstlern und fahrenden Reisenden, auch mit den Freakshows auf der Kirmes
und den Séancen. Das Hell-Dunkel der Lichtführung weist noch auf die Anfänge der Fotografie
und deren eigentlich unbedarfte Versuche, die
Wirklichkeit zu fälschen und die Geister zu beschwören … Vieles ließe sich noch zu dieser so
reichen Malerei berichten, die uns erst erschreckt
und dann immer mehr umgarnt. Phantastisch!
THOMAS HIRSCH
THOMAS HIRSCH
Abb. 3
Die zerstückelte Welt
Merkwürdige Landschaften im Kubus
Was ist die Welt und ihre Darstellung? Ein martialisches Triptychon von Hieronymus Bosch (14501516), eine heroische Landschaft von Jan van Goyen (1596-1656) oder etwa doch mehr expressiv
wie bei Vincent van Gogh (1853-1890)? Die Welt
selbst spielte in der holländischen Landschaftsmalerei oft nur eine Nebenrolle, die Natur war Synonym für menschliche Faktoren, sinnlicher Sinngeber
oder auch Feind, je nach Jahrhundert oder Vorstellungskraft. Irgendwann in der Neuzeit schien das
Genre von der Fotografie aufgesogen, doch selbst
die Post-Avantgarde bedient es weiter, entwickelt,
neu interpretiert, zeitgenössisch digitalisiert.
Dabei geht es heute nicht nur um Klimawandel
oder Raumentwicklung, wie die Ausstellung „Broken Landscapes“ in der Bochumer Situation Kunst
(für Max Imdahl) bei ihrem Blick auf die zeitgenössische Darstellung und Reflektion von Landschaft
zeigt. Die vier Niederländer Ger Dekkers (*1929),
Jan Dibbets (*1941), Ger van Elk (*1941) und Jaap
van den Ende (*1944) stehen in der oben genannten langen Darstellungstradition holländischer
Landschaftsmalerei, die sie aufgreifen und dabei
nicht nur den Blick auf ihr Heimatland, auch auf
die Landschaft an sich prägen.
Und doch reflektieren sie mehr oder weniger bewusst die Gefährdung der holländischen Küstenlandschaft, die dem Meer seit Jahrhunderten abgetrotzt wird. Sie zeigen ambivalente Haltungen
gegenüber Gegenden, deren Funktionen durch
ökonomische Zwecke neu geordnet und unnatürlich fragmentiert sind. Jan Dibbets arbeitet bereits
seit den späten 60er Jahren mit Collagen, Montagen und Filmen, die eine geschlossene Landschafts- und Weltsicht in Frage stellen. Jaap van
den Ende dagegen kommt aus der konkreten Kunst,
fand in den 90er Jahren zu einer Malerei, in der sich
Fragmente aus gegenständlichen Blicken auf einer
Landschaft mit abstrakten Bildfeldern durchdringen, miteinander konkurrieren und so neue visuelle
Konstrukte erzeugen. Was die vier Werkkomplexe
bei aller Verschiedenheit aus Collagen, übermalten
Montagen oder seriellen Bildfolgen miteinander
verbindet, ist ein ebenso intensiv beobachtender
wie kritisch distanzierter Blick auf unsere gelebte
Umgebung.
PETER ORTMANN
„Video Studio IV: Videorebellen“ | bis 2.11.
Museum Folkwang in Essen | 0201 884 50 00
„Andrea Lehmann – Die ganz große Zahl“
5.9.-31.10. | Neue Galerie Gladbeck
02043 319 83 71
„Broken Landscapes“ | 6.9.14-11.1.15 | Situation
Kunst, Bochum | 0234 298 89 01
Abb. 1: Ulrike Rosenbach, Lotusknospentöne, 1979, Filmstill,
Sammlung Museum Folkwang, © VG Bild-Kunst, Bonn
Abb. 2: Andrea Lehmann, Krokodilwache (Auschnitt), 2013, Öl
und Haare auf Papier, 125 x 150 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn
Abb. 3: Jan Dibbets, Land-Sea Horizon 2 (from Land-Sea Horizon
1-4), 2011 (Privatsammlung)
32
Sammlung
„So ein Museumsbesuch ist ein Risiko“
Nach der Absage in Duisburg öffnete das
Museum Bochum seine Tore
Gregor Schneider realisiert für die Ruhrtriennale im Kunstmuseum Bochum eine neue Arbeit.
Unter dem Titel KUNSTMUSEUM setzt er sich
mit dem Ort und der Funktion des Kunstmuseums auseinander. Der Besucher muss durch
einen neuen Abflussröhren-Eingang in das Museum. Durch diese „Hintertür“ werden für die
Besucher Räume zugänglich, die gewöhnlich
nicht zugänglich sind. Nach der Absage seines
für das Lehmbruck Museum in Duisburg vorgesehenen Raumkunstwerkes „totlast“ durch den
Oberbürgermeister der Stadt Duisburg soll die
kurzfristige Realisierung in Bochum ein großer
Erfolg werden. trailer sprach vor der Eröffnung
mit Museumsdirektor Dr. Hans Günter Golinski.
IM KERN (Rheydt 1996, mixed media (240x250x360 cm (LxWxH)), Haus u r, Rheydt, Germany 1985 - today) © Gregor Schneider/
VG Bild-Kunst Bonn
nach vorne, die Show läuft vorne und das hinter
der Kulisse, das interessiert nicht. Das ist ein ganz
wichtiger Aspekt, diese ganze Show, die da vorne
abläuft, die kann man ja auch in weiten Teilen in
Frage stellen. Aber ich will und kann die Arbeit
jetzt gar nicht in ihren Details vorwegnehmen.
trailer: Macht Gregor Schneider aus dem Bochumer Museum eine Kläranlage?
Hans Günter Golinski: Nein (lacht). Er versperrt
den Haupteingang und dann kommt die Assoziation vielleicht, weil er das Publikum durch Abwasserkanäle einlässt. Es ist eine metaphorische Aber Schneider kommt ohne Show aus?
assoziative Umschreibung. Er schafft einen Ein- Es gibt ja viele spektakuläre Ausstellungen, die
gang, der den Besucher erst mal
sind reiner Showeffekt. Wir merim Ungewissen lässt, wo es hin- „Man braucht eine Stadt, die ken doch, dass die ganze Kunstgeht. Damit durchbricht er massiv
szene eine Industrie geworden
einem den Rücken stärkt“
vertraute Erwartungshaltungen.
ist. Allem voran der Kunstmarkt,
Pointiert gesagt gibt es ja auch so einen Gang ins der die Museen auch zum Schaufenster missMuseum zur kulturmäßigen Unterhaltung, man brauchen kann. Man braucht da ein Rückgrat und
weiß, was kommt, man trifft so eine bestimmte man braucht eine gute Struktur. Man braucht
Szene. Bei Schneider werde ich plötzlich mit mei- eine Stadt, die einem da den Rücken stärkt, damit
nem Genussverhalten vollkommen durcheinander man der Kunst die Freiheit eröffnen kann, die sie
gebracht. Ich werde sogar darauf hingewiesen: So braucht. Aus meiner Sicht werden solche Themen
ein Museumsbesuch ist ein Risiko und es kann sein, gerade durch diese Arbeit, die sich ja „Kunstmudass du mit deinen Partyklamotten irgendwie Pro- seum“ nennt, thematisiert.
bleme kriegst.
Also reduziert auf das Wesentliche?
Warum haben die klaustrophobischen Räume Ich denke an Ausstellungen, wie sie in großen Muvon Schneider immer noch so eine große An- seen stattfinden, die diese langen Besucherschlanziehungskraft?
gen provozieren wollen, die im Grunde genommen
Weil er es fertig bringt, diese gesellschaftliche, die- einen Modegeschmack befriedigen und nie um
se soziale Klaustrophobie zum Thema zu machen. Aufklärung bemüht sind. Es ist chic, da reinzugeEs ist ja nicht nur die Enge des Raumes, die mir hen, dafür macht man einfach nur Namedropping,
Angst macht, ich kann mich auch in einem riesi- schafft ein gesellschaftliches Ereignis und vergegen Ballsaal bewegen und habe Angstzustände waltigt im Grunde genommen die Kunst. Da wird
und fühle mich eingeengt, bin ich mental, geistig, auch mal direkt vor einem Bild ein riesiges Buffet
sozial in die Enge getrieben. Schneider schafft es, aufgebaut, dass man Angst haben muss, dass es
diese soziale Enge in Räume zu setzen. Das ist ein von den Tomaten bespritzt wird. Schneider setzt
wichtiger Aspekt für mich.
dem ganz subtil was entgegen. Er reagiert nicht
darauf, nicht eins zu eins, aber er hinterfragt unseWo sind noch verborgene Räume im Museum – ren Umgang mit Kunst und mit Kunstmuseen. Das
vielleicht Ihr Arbeitszimmer?
ist mir wichtig.
Mein Arbeitszimmer nicht unbedingt. Aber natürlich gibt es Bereiche im Museum, wo die Wie schnell haben Sie sich denn nach der AbsaÖffentlichkeit nur schwer reinkommt, aus versi- ge in Duisburg für die Installation entschieden?
cherungstechnischen oder aus konservatorischen Das war ein Prozess auf mehreren Ebenen. Allen
Gründen. Es gibt auch Räume, die interessiert voran war ganz wichtig, dass es keinen Keil zwieigentlich niemanden. Man schaut ja immer nur schen dem Kunstmuseum Bochum und dem Lehm-
33
bruck Museum gibt, dass meine Kollegin und ich
uns da nicht wechselseitig Konkurrenz machen.
Die andere war natürlich die technische Seite. Wir
hatten ja die Situation: wenn nicht in Bochum,
dann gar nicht. Und da dürfen Kleininteressen, die
dann plötzlich kommen und kommunale Interessen sind, keine Rolle spielen. Wenn es wirklich um
Kunst geht, dann geht es auch um die Kunst.
Aber dennoch war wenig Zeit zum Planen für
Künstler und Museum?
Es war eine knappe Zeit, gar keine Frage. Aber alle
haben direkt oder indirekt so eine Art Urlaubssperre gemacht und rund um die Uhr gearbeitet. Denn
Schneider arbeitet ja immer nur aus dem Ort heraus. Deswegen ist es auch nicht so, dass er die
„totlast“ einfach nach Bochum bringt, sondern die
„totlast“ ist tot.
INTERVIEW: PETER ORTMANN
„Gregor Schneider – KUNSTMUSEUM“
29.8.-12.10. | Museum Bochum | 0234 910 42 30
ZUR PERSON
Hans Günter Golinski war in den 1980ern Kunst-am-BauBeauftragter des Landes NRW, dann wissenschaftlicher Mitarbeiter am Rheinischen Landesmuseum in Bonn und wissenschaftlicher Kustos am Museum Bochum. Seit 1997 ist er dort
Direktor.
Foto: Presseamt Bochum
Lesen Sie die Langfassung unter:
www.trailer-ruhr.de/sammlung
Kunstwandel
353!.
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Kein „Stairway to Heaven“. Die keltische Stiege in die Hölle (Ausschnitt), Foto: LWL Museum, Herne
Salz-Bergbau noch ohne Dixi-Klo
„Das weiße Gold der Kelten“ in Herne
Glück auf, der Steiger kommt. Bis sich der Berg wehrt. Schon 1245 v. Chr.
war das so. Fußballfeldgroße Felsstürze kamen damals langsam ins Rutschen. Ergossen sich in mühsam gehauene Stollensysteme, begruben alles
und alle unter sich. Der Bergbau in der Bronzezeit fand ein jähes Ende. Woher man das weiß? Kleine Wurzeln lagen tief in prähistorischen Schächten,
100 Meter tief, mit Erde von der einstigen Oberfläche dran. Zu sehen ist das
jetzt in der Sonderausstellung „Das weiße Gold der Kelten – Schätze aus
dem Salz“ im LWL-Museum für Archäologie in Herne. Die ist spannend, aber
nicht geruchsneutral.
Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein. Von wegen. Hoch über
dem Hallstätter See, im oberösterreichischen Salzbergtal, liegt einer der
reichsten und größten prähistorischen Friedhöfe Europas. Im 4. Jahrhundert
v. Chr. zerstörte dort nämlich wieder ein Schuttstrom das Bergwerk und
verschüttete gleich riesige Teile des Salzbergtales mit. Dieser Katastrophe
fiel auch der bekannte „Mann im Salz“ zum Opfer, der 1734 von Bergleuten
dort entdeckt wurde. Die Kelten waren beim Bergbau ziemlich schmerzfrei,
ganze Familien ackerten in den Stollen, zum Beweis gilt ein Kinderbarett,
das erstmals in Deutschland in Herne zu sehen ist. Auch dieses Exponat
lag 100 Meter tief begraben und gehört zu den rund 250 Ausstellungsstücken, die dem Besucher die Anstrengungen im Bergbau in 7000 Jahren
Menschheitsgeschichte näherbringen wollen, didaktisch geschickt in sechs
thematisch geordneten, begehbaren „Salzblöcken“ verpackt und zeitgemäß
aufgepeppt mit Videoinstallationen und Multimedia-Shows, mit kleinen Dioramen, Schaukästen und Geschmacksproben. Und die Ausstellungsstücke
reichen bis hin zu prähistorischem Toilettenpapier.
Das Naturhistorische Museum in Wien hat die wandernde Schau konzipiert,
viele der Stücke blieben durch die konservierende Wirkung des Salzes hervorragend erhalten, wie der verzierte lederne Tragesack aus dem 13. Jahrhundert vor Christus, einer Zeit aus der auch die erhaltenen Holzbohlen
stammen, aus denen die ausgestellte Stiege konstruiert ist. Die indirekte
Beleuchtung der Räume, die die Schaukästen erstrahlen lässt und die innovative „Geruchsbelästigung“, die eine leicht rauchige Atmosphäre erzeugt,
machen den Rundgang erst komplett.
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Damals im Salzkammergut war das Leben hart. Niemand entkam den gefährlichen Stollen. Alles spielte sich unter Tage ab. Die Sonne war verbannt.
Da wurde nicht nur geschlafen und gegessen, auch die „Toilettenräume“
fanden sich im Salz; neben Exkrementen (keine Angst, inzwischen klein
und geruchslos), aus denen sich die Nahrung ermitteln ließ, fand man auch
Kochgeschirr für die ganze Familie. Man aß „Ritschert“ ein Rezept aus Saubohnen, Gerste, Hirse und Schweine- oder Schafsfüßen, aber auch Käse aus
der Spanschachtel. Gesund war das dennoch nicht, wie die Würmer zeigen,
die auch in den Überresten gefunden wurden. Ach ja das Klopapier. Es
waren die fleischigen Blätter der Pestwurz, wohl mit desinfizierender Wirkung. Auch sie hat das Salz konserviert, ob benutzt oder nicht, wer weiß
das schon.
PETER ORTMANN
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„Das weiße Gold der Kelten“ | bis 25.1.15
LWL-Museum für Archäologie, Herne | 02323 94 62 80
34
Kunst-Kalender
KÖLN – Museum für Angewandte Kunst
www.makk.de
Markus Brunetti bis 14.12.
Monumentale Farbfotografien der
Fassaden europäischer Kirchen und
Kathedralen, aufgenommen ohne
Menschen und in größter Schärfe
KÖLN – Museum Ludwig
www.museum-ludwig.de
Andrea Büttner 5.9.-15.3.15
Eine Videoinstallation und Filme der
documenta-Teilnehmerin, die sich hier nun
mit Musik, Fluxus und philosophischen
Fragestellungen beschäftigt
KÖLN – Museum Ostasiatische Kunst
www.museenkoeln.de
Von Istanbul bis Yokohama bis 7.9.
Fotografien und Fotoalben des 19. Jh., die
den Alltag, die Kultur und die Menschen
an den Reiserouten der Europäer nach
Arabien und nach Fernost zeigen
KÖLN – Photographische Sammlung
www.sk-kultur.de
Jim Dine – My Tools 19.9.-8.2.15
Der amerikanische Künstler, der im Umfeld
der Pop Art-Malerei bekannt wurde, mit
Farbfotografien von Werkzeugen, die hier
eine seltsame poetische Kraft entfalten
MÜLHEIM – Kunstmuseum
www.kunstmuseum-mh.de
Henri de Toulouse-Lautrec, La Troupe de Mademoiselle Eglantine, 1896, Lithographie, Plakat, 43,5 x 32 cm, Sammlung Gerstenberg,
Ausstellung Emil Schumacher Museum, Hagen
Museumslandschaft NRW
OBERHAUSEN – Ludwiggalerie
www.ludwiggalerie.de
AHLEN – Kunstmuseum
DÜSSELDORF/KÖLN – Stadtraum
DUISBURG – Lehmbruck Museum
www.kunstmuseum-ahlen.de
www.dc-open.de
www-lehmbuckmuseum.de
Ivo Lucas bis 26.10.
Ivo Lucas verknüpft in seiner Malerei
disparate Motive und unterschiedliche
Zeiten, woraus sich vielschichtige
erzählerische Zusammenhänge ergeben
DC Open 5.9.-7.9.
Gemeinsames Eröffnungswochenende
der neuen Ausstellungen in den Galerien
in Köln und Düsseldorf, das noch von
etlichen Partys und Aktionen flankiert
wird
Zeichen gegen den Krieg bis 11.9.-7.12.
Ausgehend von der expressionistischen
Skulptur von Wilhelm Lehmbruck
werden internationale Beispiele der
Antikriegsplastik bis heute ausgestellt
ESSEN – Museum Folkwang
BERGISCH-GLADBACH – Kunstmuseum
www.villa-zanders.de
Beuys … und um Beuys herum! bis 14.9.
Vorgestellt werden, separat präsentiert,
der charismatische Weltkünstler Joseph
Beuys und fünf seiner bekanntesten
Schüler an der Düsseldorfer
Kunstakademie
www.kunstsammlung.de
Nach Ägypten! 6.9.-4.1.15
Ausgestellt sind die Bilder, die Max
Slevogt und Paul Klee auf ihren Reisen
nach Ägypten gemalt haben. Parallel ist
ein neuer Film von Wael Shawky zu sehen
BONN – Bundeskunsthalle
DÜSSELDORF – K21
www.neue-galerie-gladbeck.de
www.kah-bonn.de
www.kunstsammlung.de
Afrikanische Meister bis 5.10.
Ein Einblick in den motivischen
Reichtum und das handwerkliche
Vermögen der Künstler der
Elfenbeinküste, mit Beispielen auch aus
der Gegenwartskunst
Katharina Sieverding bis 21.9.
Eine konzentrierte Auswahl fotografischer
Werke der documenta- und BiennaleTeilnehmerin, die mit ihren monumentalen
Selbstporträts berühmt wurde
Andrea Lehmann 5.9.-31.10.
Die Düsseldorfer Malerin mit neuen
Bildern, die Traum mit Realität,
Vergangenheit mit Gegenwart und Mythos
mit Wirklichkeit verbinden
www.dortmunder-u.de
Winter/Hörbelt bis 28.9.
Das Frankfurter Künstlerduo mit lapidar
monumentalen, teils betretbaren
Skulpturen aus überwiegend alltäglichen
Gebrauchsmaterialien unserer Zeit
Was Modelle können bis 12.10.
Dreidimensionale architektonische
Modelle im wechselnden Zustand
zwischen Entwurf und Vollendung als
filigranes, wandlungsfähiges Medium
von Künstlern
Antje Ehmann/Harun Farocki bis 28.9.
Eine Videoinstallation mit Kurzfilmen
mit einer einzigen Kameraeinstellung. Ihr
Thema ist das Verhältnis des Menschen zu UNNA – Zentrum Internationale Lichtkunst
seiner Arbeit, anlässlich der Ruhrtriennale www.lichtkunst-unna.de
Jan van Munster – Licht bis 12.10.
Eine Retrospektive mit 15 Werken des
ESSEN – Ruhr Museum
niederländischen Künstlers (geb. 1939),
www.ruhrmuseum.de
der zu den Pionieren der Lichtkunst
1914 – Mitten in Europa bis 26.10.
gehört und in seinen Arbeiten Energie
Eine kulturgeschichtliche Ausstellung,
thematisiert
die, ausgehend vom Ausbruch des Ersten
Weltkriegs, die verschiedenen Phänomene WUPPERTAL – Kunsthalle Barmen
dieser Zeit und der Gesellschaft umfasst
www.von-der-heydt-kunsthalle.de
Thomas Ruff ab 20.9.
Der Protagonist der „Düsseldorfer
Fotoschule“ um Bernd und Hilla Becher,
der mit konzeptuellen Werkgruppen mit
wechselnden Sujets bekannt wurde
Gregor Schneider 29.8.-12.10.
In seinem Beitrag zur Ruhrtriennale
entdeckt Gregor Schneider das
Kunstmuseum als Ort, in dessen
Architektur er eingreift
DORTMUND – Museum Ostwall
www.mgk-siegen.de
www.museum-folkwang.de
DÜSSELDORF – K20
Fred Sandback bis 9.11.
Zeichnungen und Skulpturen des
legendären amerikanischen Künstlers
(1943-2003), der mit minimalistischen
Maßnahmen Raumskulpturen schuf
SIEGEN – Museum für Gegenwartskunst
www.kunsthalle-duesseldorf.de
www.kunstmuseumbochum.de
www.quadrat-bottrop.de
Aron Demetz bis 11.1.15.
Der 42-jährige Südtiroler Bildhauer mit
seinen Holzfiguren, die vielschichtig
aufgeladen sind und nach dem Wesen
des Menschen forschen
DÜSSELDORF – Kunsthalle
BOCHUM – Kunstmuseum
BOTTROP – Josef Albers Museum
Heinrich Siepmann bis 16.11.
Papierarbeiten des Mülheimer Künstlers
(1904-2002), der die Gruppe „junger
westen“ mitgegründet hat und zu den
wichtigen frei konstruktiven Malern
zählt
GLADBECK – Neue Galerie
HAGEN – Emil Schumacher Museum
DUISBURG – Museum DKM
www.esmh.de
www.museum-dkm.de
Henri de Toulouse-Lautrec 31.8.-25.1.15
Eine Werkschau des Malers, Grafikers
und Plakat-Künstlers der Belle Epoche zu
seinem 150. Geburtstag und 105 Jahre
nach seiner ersten Ausstellung in Hagen
Thomas Virnich bis 25.8.
Ein konziser Werküberblick mit
spielerischen, dabei präzisen Aneignungen
und Verwandlungen gefundener Holzkonstruktionen in filigrane Architekturen
HAGEN – Osthaus Museum
DUISBURG – Museum Küppersmühle
www.osthausmuseum.de
www.museum-kueppersmuehle.de
Postkarten der Expressionisten bis 2.11.
50 Künstlerpostkarten der Mitglieder
der 1905 gegründeten Künstlergruppe
„Brücke“ (Heckel, Kirchner, Pechstein,
Schmidt-Rottluff) aus dem BrückeMuseum in Berlin
Willi Baumeister International bis 5.10.
Der deutsche Hauptvertreter der
abstrakten Malerei zur Mitte des 20.
Jahrhunderts mit seinen „Mauerbildern“
und gegenstandsfreien Umlagerungen von
Farbflächen
35
Heike Kati Barath 7.9.-25.1.15
Die Berliner Malerin mit einer Werkschau
ihrer meist großformatigen Bilder,
die Kinder auf lapidare, dabei enorm
vielschichtige Weise zeigen
WUPPERTAL – Von der Heydt-Museum
www.von-der-heydt-museum.de
Jochen Stücke 16.9.-22.2.15
Der Krefelder Zeichner und Graphiker
(geb. 1962) mit einem umfassenden
Einblick in sein „Pariser Album“, das seine
Annäherung an die Metropole schildert
WUPPERTAL – Waldfrieden
www.skulpturenpark-waldfrieden.de
Stephan Balkenhol bis 12.10.
Seit zweieinhalb Jahrzehnten ist der
Karlsruher Akademieprofessor mit seinen
realistischen figürlichen Holzskulpturen
über Deutschland hinaus etabliert
Empfehlungen von Thomas Hirsch
bildet
„Wege ins Ausland“ – Weiterbildung weltweit
Weiterbildung bedeutet auch, den Horizont zu erweitern. Wie groß dieser Horizont sein kann, zeigt die Arbeit in der regionalen Servicestelle von Eurodesk in
Dortmund: „Wir beraten sowohl Schüler und Studenten als auch Auszubildende
oder Menschen, die berufstätig sind oder sich gerade neu orientieren möchten.
Für jeden gibt es eine passende Möglichkeit.“ Die Vielfalt von Angeboten und
Anbietern macht die Entscheidung nicht einfach: Sprachreisen für Erwachsene richten sich generell an alle Altersgruppen und sind weltweit ausgerichtet.
Wer mit möglichst vielen Gleichaltrigen lernen möchte, sollte sich allerdings an
den speziellen Angeboten orientieren. Neu sind Angebote für die Altersgruppe 30-plus. „Worauf muss man achten, worauf kommt es an, und wie kann
man seine persönlichen Wünsche am besten umsetzen, sind klassische Themen
der Beratung“, so Laure Geslain, verantwortlich für diesen Bereich. „Bei einem
Praktikum im Ausland z.B. wird man die Arbeitsverhältnisse und Arbeitsweisen
anderer Ländern kennenlernen. Interessant beim Auslandspraktika-Programm
ist, dass die beruflichen Wünsche sehr präzise angegeben werden können. Besonders beliebt ist die Kombination Sprachkurs mit Praktikum im Ausland. Das
nötige Zeitbudget beträgt in der Regel sechs bis acht Wochen. Mittlere bis
gute Sprachkenntnisse bilden die Voraussetzung für die Programmteilnahme,
Berufserfahrung in der gewählten Branche wird nicht vorausgesetzt, ist jedoch
von Vorteil. Bei einer Sprachreise wird man seine sprachlichen Qualifikationen
deutlich verbessern und Einblick in eine neue Kultur erhalten. Freiwilligendienste und Au-Pair-Aufenthalte sind sehr gefragt, dabei geht es wiederum
eher um Teamwork, Engagement und andere Softskills. Jobben und reisen und
sich seinen Auslandsaufenthalt selbst finanzieren – auch das ist möglich. Die
Anbieter vermitteln einen ersten Job im Land der eigenen Wahl, z.B. in traumhaften Küstenregionen Südafrikas, erledigen alle Formalitäten der Jobvermittlung und bieten bei Bedarf eine Unterkunftsmöglichkeit an. Es lassen sich aber
auch Kombinationen aus unterschiedlichen Varianten wählen.“
Eurodesk-Dortmund / Auslandsgesellschaft NRW e.V.
Steinstr. 48, 44147 Dortmund, www.auslandsgesellschaft.de, www.rausvonzuhaus.de, Tel. (0231) 838 00 33, Frau Geslain
Bildung Ruhr – Aktuelle Tipps und Adressen:
Auslandsgesellschaft NRW
Steinstr. 48, Dortmund, Tel. (0231) 83 800 15, www.agnrw.de
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Sprachreisen weltweit (Erwachsene, Schüler, Business, 30 und 50+), Auslandspraktika, Europäischer Freiwilligendienst, Internationaler Jugendaustausch,
High-School und Schulbesuch im Ausland.
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Harffstr. 51, Düsseldorf, (0211) 73 77 96 80, www.duesseldorfer-akademie.de
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Logopädie und ein Weiterbildungs- und Trainingszentrum unter einem Dach.
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Maßgeschneiderte Angebote für die handwerkliche Aus- und Weiterbildung.
Auf www.handwerk.de/super-koenner kann man sich genauer über berufliche
Chancen und Weiterbildungsmöglichkeiten im Handwerk informieren. „Mit
dem Angebot möchten wir junge Menschen in der Berufsphase dabei unterstützen, sich über die zahlreichen Perspektiven zu informieren, und sie für
eine Ausbildung im Handwerk begeistern“, betont Otto Kentzler, Präsident der
Handwerkskammer (HWK) Dortmund und zugleich des Zentralverbandes des
Deutschen Handwerks (ZDH).
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37
Auswahl
Auswahl
CHRISTUSKIRCHE
BOCHUM
Do 13.9. 20 Uhr
BAHNHOF LANGENDREER
Mo 22.9. 19 Uhr
Das Geräusch der Dinge
beim Fallen
Foto: Verlag Schöffling & Co., © Nina Subin
Im Rahmen der mittlerweile zum Kult gewordenen Veranstaltungsreihe „Mord am
Hellweg“ präsentiert der kolumbianische
Autor Juan Gabriel Vásquez seinen Roman
„Das Geräusch der Dinge beim Fallen“. Im
Mittelpunkt der Geschichte stehen der
Jura-Professor Antonio Yammara, ein
aus einem Privatzoo entflohenes Nilpferd
sowie die Erinnerungen des Professors an
den Krieg zwischen Escobars MedellínKartell und den Regierungstruppen, der
auf den Straßen Kolumbiens stattfand.
Vásquez erhielt für seinen Roman die
höchste Auszeichnung Spaniens, den
Alfaguara-Literaturpreis. Ein spannender
Krimi-Abend ist garantiert.
Info: 0234 687 16 10
Neue Berufe – Gute Chancen
Heilpraktiker/in
Psychotherapie
Gesundheitsberater/in
Psychologische/r
Berater/in
Ernährungsberater/in
Entspannungstrainer/in
Fitness- und
Wellnesstrainer/in
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Entwicklungsberater/in
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Wochenendseminaren in vielen Städten.
Impulse e. V.
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Tel. 0202/73 95 40 · www.Impulse-Schule.de
Roger McGuinn
Roger McGuinn ist Geschichtenerzähler,
Songschreiber und Gitarrist in einem.
Den meisten ist er als der Musiker der
Gruppe The Byrds bekannt, mit denen
er beispielsweise sehr erfolgreich den
Soundtrack zu „Easy Rider“ vertont hat.
Mit The Byrds entwickelte McGuinn
Musikstile wie den Acid- oder CountryRock. Doch seine Erfolge blieben nicht
auf die Sechziger und Siebziger Jahre
beschränkt. Wie nur wenige schaffte es
der Byrds-Gitarrist, sich weiter zu entwickeln. Sein Bandprojekt Thunderbyrd
sei nur als ein Beispiel genannt. In der
Christuskirche wird er alleine mit seinen
Gitarren performen. Seine 12-saitige
Rickenbacker, die er, trotz aller anderen
Veränderungen, stets im Gepäck hat,
steht dabei für den jahrelangen Erfolg
des Künstlers.
Info: 0234 962 904 19
KUNSTMUSEUM
bis 12.10., Di-So 10-17, Mi 10-20 Uhr
Gregor Schneider
Gregor Schneider gehört zu den wichtigsten Künstlern der Gegenwart. Er
arbeitet bei seinen ortsbezogenen Interventionen skulptural, indem er Gebäude
klärt und interpretiert und dafür zu radikalen Maßnahmen greift. So verschließt
er Eingänge, schafft Durchgänge, versetzt
Wände und hat auch schon ein ganzes
Haus transloziert. Als Beitrag zur Ruhrtriennale nimmt er sich nun das Kunstmuseum Bochum vor, stülpt es sozusagen
um, schafft einen neuen Weg durch sein
Inneres und hinterfragt die Funktionen.
Info: 0234 910 42 30
DORTMUND
BLUE NOTEZ CLUB
Fr 26.9. 20 Uhr
Julian Dawson & Band
Vor ziemlich genau zwölf Jahren feierte
der gebürtige Londoner Singer/Songwriter Julian Dawson sein 25. Bühnenjubiläum. Auf dem anlässlich zu diesem
Feiertag veröffentlichten Album „Cologne Again Or“ präsentierte er den Fans
seine Lieblingslieder, die er gemeinsam
mit Andy Metcalfe, Kimberley Rew and
Katy Moffatt vertonte. In den Jahren
2002, 2004 und 2006 folgten weitere Alben, ein lange überdachtes musikalisches
Projekt folgte dann 2008, als Dawson
mit Soul-Legende Dan Penn das Album
„Deep Rain“ herausbrachte. Bis heute
steht Dawson erfolgreich auf der Bühne,
spielte und performte mit Gerry Rafferty,
Glenn Tilbrook, Del Amitri, Dan Penn, Iain
Matthews, Richard Thompson, Benny Hill
und vielen anderen.
Info: 0231 941 167 43
DUISBURG
LEHMBRUCK MUSEUM
11.9.-7.12., Mi, Fr, Sa 12-18, Do 12-20,
So 11-18 Uhr
Zeichen gegen den Krieg
DEPOT
Do 25.9. 20 Uhr
Von Seamus, Carroll, Dermot…
Zum Geschichtenerzählen braucht man
ein gewisses Talent. André Wülfing hat
dieses Talent. Er ist bekannt dafür, Geschichten so lebendig zu erzählen, dass
man denkt, man wäre mit ihm zusammen dort gewesen. Gerne hört man ihm
zu, wenn er mit passenden Betonungen,
einem kleinen Schalk in der Stimme,
Anekdoten und andere lustige Begebenheiten beschreibt. Dieses Mal hat er Irland im Visier, ein Land, das vor allerlei
Geschichten nur so strotzt. Mit seinem
Programm „Von Seamus, Carroll, Dermot…“ lockt er nicht nur Irland-Fans an,
denn seine Geschichten sind für jeden da.
Info: 0231 90 08 06
FZW
Di 9.9. 20 Uhr
Madeline Juno
Bekannt wurde sie dadurch, dass sie den
Titelsong zu dem erst kürzlich in den
deutschen Kinos gefeierten Film „Fack ju
Göhte“ beisteuerte und für die Teilnahme
am Eurovision Song Contest kandidierte.
Schon früh kam die mittlerweile als Ausnahmetalent gefeierte Singer/Songwriterin mit Musik in Berührung. Geboren
wurde sie als Tochter eines Schlagzeugers
und einer Pianistin. Bereits mit zarten 14
Jahren schrieb Juno erste Songs und veröffentlichte sie auf Youtube. 2013 erlebte
sie mit ihren Songs dann einen musikalischen Durchbruch. Anfang März diesen
Jahres veröffentlichte die Sängerin dann
ihr Debütalbum unter dem Namen „The
Unknown“. Nachdem sie erst als Supportact unter anderem mit Philipp Poisel auf
der Bühne stand, zeigt sie nun, welche
Soloqualitäten in ihr schlummern.
Info: 0231 286 808 910
38
Mona Hatoum, Hot Spot III, Agostino Osia,
© M. Hatoum, courtesy Fondazione Querini
Stampalia
Vorgestellt werden die skulpturalen, installativen, medialen Werke von 21 internationalen Künstlern, die sich mit der
Übersetzung kriegerischer Handlungen,
ihrer Phänomene und Folgen in der Bildenden Kunst, seit Anfang des 20. Jahrhunderts auseinander setzen. Ausgangspunkt ist der expressionistische Bildhauer
Wilhelm Lehmbruck, der auf den Ersten
Weltkrieg Bezug nahm. Eine Ausstellung
im Rahmen des LVR-Verbundsprojekts
„1914 – Mitten in Europa“.
Info: 0203 283 32 94
ESSEN
FREAK SHOW
Do 4.9. 20 Uhr
Born Loose
Foto: H.E.R.
Auswahl
Born Loose – das sind Larry May (Gesang),
Suke (Gitarre), Eric Robel (Schlagzeug)
und Shane Konen (Bass). Sie begeistern
mit solidem Punk n‘ Roll und, so munkelt
man, mit einer großartigen Live-Show.
Sänger Larry May war einst Mitglied der
US-Band „The Candy Snatchers”, bevor
er sich mit Eric Robel, Suke und Shane
Konen zu der Band Born Loose formierte.
Als Teil einer von Dean Rispers RockShows traten Born Loose in der The Trash
Bar in Brooklyn auf. Jetzt sind sie auf
Tour und kommen auch ins Ruhrgebiet,
um ihren Sound, der teils durch Siebziger
Jahre Rock, teils durch The Faces inspiriert wurde, den Punk’n‘Roll Fans aus Essen und Umgebung vorzustellen.
Info: www.freakshow-bar.de
niges an Emotionen. Dies deutet bereits
der Titel an, übersetzt man „La Rabia“ ins
Deutsche doch mit „Die Wut“. Präsentiert
wird das Konzert von der Ruhrpott Elite
und Out4Frame, die einen ereignisreichen Abend versprechen.
Info: 0201 834 44 10
Fr 26.9. 22 Uhr
OBERHAUSEN
EBERTBAD
So 21.9. 19 Uhr
Hella von Sinnen:
Ich kann auch Andersen
Fard & Snaga
Hella von Sinnen ist als bunte Ulknudel
aus TV und Entertainment bekannt. Dass
sie auch ANDERSen kann, beweist sie erfolgreich mit ihrer Lesung im Ebertbad.
Von Sinnen nimmt sich die schönsten
Märchen des berühmten Märchenschreibers vor und schafft den Spagat zwischen
klassischer Literatur und Entertainment
des neuen Jahrtausends. Die Kritiker sind
voll des Lobes, tritt von Sinnen doch mal
als nette Tante, mal aber auch als sarkastisch-bittere Vorleserin auf, die das Publikum, egal in welcher Rolle, auf brillante
FREUNDESKREIS
KUNSTWERKSTATT
AM HELLWEG
ZUSAMMENGESTELLT VON: THOMAS HIRSCH,
ANNA LENKEWITZ, CHRISTIAN STEINBRINK
Veranstalter-Infos an:
[email protected]
INDOOR SKYDIVING
Der geflügelte Ausspruch „Nur fliegen ist schöner“ wird beim Indoor
Skydiving in Bottrop in die Tat umgesetzt. Der weltweit modernste
Windkanal verspricht einen puren
Andrenalinkick und nahezu schwerelose Glücksmomente. Ein regelrechtes Airlebnis.
[email protected]
www.kunstwerkstatt-am-hellweg.de
Konzerttermine im September
und Oktober 2014
Barockmusik Gebr. Alam u. Freunde
Bach, Scarlatti u.a.
Im Mai diesen Jahres erschien, das von
den Fans vermutlich schon heiß ersehnte,
mittlerweile dritte Album der Elektropop-Band Susanne Blech. Nach „Triumph
der Maschine“, der vorangegangenen
Platte, ist „Welt verhindern“ endlich auf
dem Musikmarkt. Mit der Veröffentlichung begannen die sechs Musiker um
den Sänger Timon Karl Kaleyta zeitgleich
ihre „Weltverhinderungs“-Tournee. Dass
sich die mittlerweile sehr erfolgreiche
Band eigentlich aus einem Spaß heraus
im Jahre 2006 gegründet hat, tut der
Professionalität keinen Abbruch. Die
Fans dürfen sich auf 13 neue ElektropopSongs freuen, die von den sechs Ruhrgebietsmusikern auf der Bühne interpretiert und performt werden.
Info: 0208 99 31 60
präsentiert: Funsport
WATTENSCHEIDER HELLWEG 9
44869 BOCHUM
TEL 02327 957433
FAX 02327 957434
Fr. 12.9. 19:30 und So. 14.9. 16:00
IMPRESSUM
Susanne Blech
Fr 26.9. 20 Uhr
Klavierabend Marc Toth
spielt Beethoven Klavier-Sonaten:
Pathetique, Hammerklavier u.a.
MÜLHEIM
RINGLOKSCHUPPEN
ZECHE CARL
Mit Fard und Snaga gibt es Hip Hop vom
Feinsten. Erfolgreich arbeiteten die beiden Musiker bereits zusammen und veröffentlichten im Jahre 2009 das Album
„Talion“. Die Fans der Gladbecker Hip
Hop Stars dürfen sich nun auf ein neues
Album freuen. „La Rabia“ verspricht ei-
Art unterhält. Ein Abend, an dem Klassik
und Moderne miteinander verschmelzen.
Info: 0208 205 40 24
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Prosperstraße 297,
46238 Bottrop
Tel.: 02041 37 37 30
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Airlebnis M. E-Mail bis 24.9. an
[email protected],
Kennwort: Airlebnis
Herausgeber:
trailer-ruhr Verlag
Joachim Berndt, Büro Bochum
Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum
Tel: 0234-94191-0, Fax: -91
E-Mail: [email protected]
www.trailer-ruhr.de
Chefredaktion:
Maxi Braun (v.i.S.d.P.)
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Lars Albat, Silvia Bahl, Frank Brenner, Lutz
Debus, Hartmut Ernst, Sanje Gautam, RolfRuediger Hamacher, Thomas Hirsch, Tom
Jost, Anna Lenkewitz, Thomas Linden, Jules
Lux, Karsten Mark, Lisa Mertens, Christian
Meyer, Anne Nüme, Peter Ortmann, Jan
Schliecker, Christian Steinbrink, Stefan Turiak, Olaf Weiden, Christian Werthschulte
Projektleitung:
Birgit Michels
Grafik:
Amélie Kai, Dominik Empl, Thomas Müller
Anzeigenverwaltung:
BERNDT MEDIA
Joachim Berndt
Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum
Tel. 0234-94191-0, Fax -94191-91
E-Mail: [email protected]
www.berndt-media.de
Druckerei:
Graphischer Betrieb Henke GmbH
Engeldorfer Straße 25
50321 Brühl
Buchhaltung: Karin Okniewski
Alle nicht gesondert gekennzeichneten
Bilder sind Pressefotos.
Heute schon digitale Fingerabdrücke hinterlassen?
trailerRuhr
Die Auflage unterliegt der ständigen Kontrolle der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der
Verbreitung von Werbeträgern.
Di. 16.9. 19:30
„Chris Hopkins meets his piano friends“
(Jazz mit einem u. zwei Pianisten)
Karten zum Sonderpreis von €30,–
auch im Vorverkauf
Josef Albers Museum . Quadrat Bottrop
Durch Berndt Media
werden auch folgende Kultur-, Kino- und
Bildungsmagazine (Köln, Wuppertal, Aachen und Düsseldorf) vertreten:
Fr. 19.9. 19:30 und Sa. 20.9. 19:30
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Mozart u.a.
Fr. 10.10. 19:30 und So. 12.10. 16:00
Klavier und Violine
Elizabeth Hopkins, Klavier
Boris Kucharsky, Violine
Fred Sandback. Zeichnungen
und Skulpturen
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Violinsonaten von Brahms und
Elgar
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Fr. 24.10. 19:30, Sa. 25.10. 19:30
& So. 26.10. 16:00
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Im Stadtgarten 20 46236 Bottrop
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EIN FILM VON VANESSA JOPP
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