Mitralklappe - Herz- und Kreislaufzentrum Rotenburg

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Mitralklappe - Herz- und Kreislaufzentrum Rotenburg
Lehrgang für Übungsleiter
- Innere Organe, Herzsport -
Patienten nach
Herzklappenersatz
Klaus Edel
Herz- und Kreislaufzentrum
36199 Rotenburg a. d. Fulda
ÜL_HK_Ed_10
Epidemiologie 1
Rund 200.000 Menschen in Deutschland leben mit einer neuen Herzklappe.
Epidemiologie 2
Anatomie
Aorta
!
Linker Vorhof
Aortenklappe
Pulmonalklappe
Mitralklappe
Rechter Vorhof
Trikuspidalklappe
Rechter Ventrikel
Linker Ventrikel
Anatomie Herzklappen
!
Pulmonalklappe
Aortenklappe
Mitralklappe
Tricuspidalklappe
Klappenprobleme
• Stenose:
Verengung im Klappenbereich, die die
normale Leistungsfähigkeit der Klappe
herabsetzt und so eine Behinderung
des vorwärtsgerichteten Blutstromes
bewirkt.
• Insuffizienz:
Schlussunfähigkeit, die sowohl im
akuten, als auch im chronischen Verlauf
einer Erkrankung entstehen kann.
Beschwerdebild
•Geringe körperliche Leistungsfähigkeit
•Kurzatmigkeit
•Luftnot
!
•Brustenge
•Herzrhythmusstörungen
•Schwindel bis hin zu Bewusstlosigkeit
•Schwellungen der Beine bis Bauchraum (Ödeme)
Herzklappenerkrankungen
Die Klappe schließt nicht:
Aortenklappeninsuffizienz (Undichtigkeit)
Mitralklappeninsuffizienz
Die Klappe ist verengt:
Aortenklappenstenose
Mitralklappenstenose
Aortenklappenstenose
= der häufigste Herzklappenfehler
Aortenklappe
normal:
geschlossen
Aortenklappe
normal:
offen
Aortenklappe
hochgradige
Einengung
Aortenklappenstenose
Aortenklappenstenose
!
Die Klappe ist verengt
Die linke Herzkammer
muss hohen Druck
aufbringen
Folge: die Muskulatur der
linken Herzkammer
verdickt sich, Luftnot,
Schwindel, Angina
pectoris, zunehmende
Pumpschwäche
Aortenklappe
Natürlicher Verlauf
Rapaport, Am. J. Cardiol. ,1975
Prognose Aortenstenose
50 % Letalität bei
• Erster Synkope innerhalb von 2 Jahren
• Angina pectoris innerhalb von 5 Jahren
• Herzinsuffizienz innerhalb 1 - 2 Jahren
Aortenklappeninsuffizienz
Die Klappe
schließt nicht
Blut fließt wieder zurück
Aortenklappe
Die linke Herzkammer wird
durch Mehrarbeit überlastet
Folge: die Herzkammer
vergrößert sich, Luftnot,
zunehmende
Pumpschwäche
Beispiele Endokarditis
Anzeichen
• Fieber
• Herzjagen
• Angina pectoris
• Atemnot
• Leistungsabfall
• Erschöpfbarkeit
• Blut im Urin
!
Hämodynamik
Aortenklappeninsuffizienz
Mitralklappe
offen
geschlossen
Mitralklappeninsuffizienz/
-stenose
Belastung des linken Vorhofs
Vorhof wird überdehnt
Pumpkraft des Vorhofs lässt nach
Evtl. Auftreten eines Vorhofflimmerns
Rückstau des Blutes in der Lunge.
Folge ist Luftnot
Druck im Lungenkreislauf steigt
(Gefahr des Lungenödems =
Überwässerung)
Belastung des rechten Herzens
Gefahr des Blutrückstaus im
Körperkreislauf (Wasseransammlung in den Beinen)
Vorhof
Mitralklappe
Ursachen
Angeboren
Erworben:
•Verkalkungen der Aortenklappe (häufigste
Klappenerkrankung älterer Menschen)
•Entzündliche Erkrankungen der
Herzklappen durch rheumatisches Fieber,
Infektion der Herzklappen durch Bakterien
•Herzinfarkt (Sehnenfadenabriss)
•Verletzungen des Brustkorbs (Unfall)
Entwicklung
Herzklappenfehler
• In der Regel langsam fortschreitend
• Manchmal über Jahre stabil
• Plötzlich dramatische Verschlechterung
z.B. bei Aortenstenose
oder Mitralinsuffizienz
(Sehnenfadenabriss)
Sehnenfadenabriss
Der Pfeil zeigt den
Sehnenfadenabriss.
Folge: hochgradige
Undichtigkeit der MK
= MK-Insuffizienz
Röntgenbefunde
MI
o.B.
AS
Herzklappenarten
Mechanische HK
Biologische HK
!
Biolog. Herzklappen
Gerüstfrei:
Toronto SPV
Konventionell:
Carpentier-Edwards
Mechanische Herzklappen
Kippscheibenprothese
Typ: Duromedics
Kippscheibenprothese
Typ: Björk-Shiley
Nach Herzklappenersatz
• Es kommt zur Rückbildung des verdickten Herzmuskels
bzw. der vergrößerten Herzkammern
• Je stärker die Vorschädigung, desto länger
dauert die Regeneration des Herzens / der Lunge
• Haben Sie Geduld !
• Beschwerden wie Luftnot verbessern sich
nur langsam nach der Operation
• Dauer der Rückbildungsprozesse ist unterschiedlich:
Monate bis zu 1em Jahr
Kontrolluntersuchungen
Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind notwendig:
•Unmittelbar nach dem Eingriff
• Nach 3 Monaten
• Nach 6 Monaten
• Nach 1 Jahr
• Danach jährlich
Im Labor sollte immer auch LDH (Laktatdehydrogenase)
bestimmt werden:
Starke Erhöhung = Hinweis auf ein Klappenleck
Endokarditisprophylaxe
Jeder Patient nach einer Herzklappenoperation
braucht bei bakteriellen Infekten und operativen Eingriffen
eine Endokarditis-Prophylaxe.
Gerinnungshemmung
Patienten mit mechanischen Herzklappen brauchen
unabdingbar eine Gerinnungshemmung.
Der INR-Wert von 1 bedeutet keine Gerinnungshemmung,
der INR-Wert von 2, dass die Gerinnungszeit um das 2-fache
verlängert ist, der INR-Wert von 3 um das Dreifache.
Trainingsempfehlung hängt ab
von
• Der Vorschädigung des Herzens und der Lunge
• Dem Operationsergebnis
• Den Rückbildungsprozessen am Herzmuskel
• Der Pumpleistung des Herzens
• Den Druckwerten im Lungenkreislauf
• Begleiterkrankungen (COPD,RR,DM)
• Belastungsabhängigen Rhythmusstörungen
• Vorhofflimmern
• Dem Belastungs-EKG
Wann mit Sport beginnen?
• 3-6 Monate dauert der Rückbildungsprozess
• meist prä-OP deutliche Leistungseinschränkung
die zunächst auch post-OP fortbesteht
• Belastbarkeit nach AKE besser als nach MKE
• Patienten nach Herzkappen-OP profitieren
besonders von ambulanten Herzsportgruppen
• Belastbarkeit nimmt post-OP langsamer zu als
nach Herzinfarkt oder Bypass-Operation
Ab wann trainieren?
Aortenklappenstenose:
!
4-8 Wochen
Aortenklappeninsuffizienz: 8-12 Wochen
Mitralklappenersatz:
24 Wochen
Begriffe
Leistungsfähigkeit: das, was man kann
!
Belastbarkeit: das, was man darf
Welche Sportart?
5/2005
Welche Sportart?
•Gehen, Wandern, Nordic Walking, Laufen
•Radfahren, Ergometertraining
•Schwimmen, Aquajogging
•Skilanglauf, Inlineskating, etc.
Volumenarbeit:
Anstieg der Herzfrequenz,
geringer Blutdruckanstieg
Optimale Trainingseffekte
beste Belastungsdosierung
kontrollierbare Blutdruckanstiege
Empfohlene Sportarten
• geeignet:
Ausdauersportarten mit Einsatz
großer Muskelgruppen
Wandern, Walking, Joggen, Tanzen,
Schwimmen, Skilanglauf, Radfahren,
Rudern;
Tischtennis, Tennis, Golf
• nicht geeignet:
Ballsportarten (Volleyball, Handball, Fußball)
Kraftsportarten (Gewichtheben, Bodybuilding)
Kampfsportarten (Boxen, Karate, Judo)
Optimale Trainingsdosis
Häufigkeit:
3 mal wöchentlich bis täglich
Dauer:
30-40 Minuten
Intensität:
40-65% der maximalen
Leistungsfähigkeit
beim Belastungs-EKG
Warum in die HG?
• verbesserte Lebensqualität
• höhere Leistungsfähigkeit
• bessere Belastbarkeit
• im Rahmen der amb. Herzgruppe
- körperliches Training als Indikator
für Lebensstil-Änderung
- Hilfe fürs tägliche Leben
Allgemeine Tipps ...
... für Bewegung nach einer Herzklappenoperation
Nach einer Herzklappenoperation ist für die Entscheidung über
körperliche
Aktivitäten
wichtig,
wie
Leistungsfähigkeit
und
Druckverhältnisse im Lungenkreislauf vor der Operation waren und wie
viel durch die Operation tatsächlich verbessert worden ist.
Ist durch die Klappenoperation die Klappenfunktion wiederhergestellt, die
Kammerfunktion normal und die Patienten haben keine Beschwerden,
können ihnen leichte bis mittlere dynamische und statische Belastungen
erlaubt werden.
Bei Patienten mit mechanischen Herzklappen ist eine lebenslange
Behandlung mit blutverdünnenden Medikamenten notwendig. Sportliche
Aktivitäten mit erhöhter Verletzungs- oder Unfallgefahr sollten solche
Patienten daher auf alle Fälle meiden.
Reisen
Zwei Wochen nach der Operation können Sie - bei guter Pumpfunktion
- grundsätzlich in alle Länder reisen.
Aber in Entwicklungsländern bestehen erhöhte Gefahren, z.B.:
•Wegen Durchfallerkrankungen, die die Gerinnungshemmung
entgleisen lassen
•In vielen Krankenhäusern fehlen elementare Voraussetzungen für eine
medizinische Behandlung
Deswegen gehören unbedingt ins Reisegepäck:
• Letzter Arztbericht
• Liste aller regelmäßig einzunehmenden Medikamente
Wirkstoffe,Dosis (Handelsnamen sind im Ausland nicht bekannt)
• Marcumar oder Warfarin ausreichend mitnehmen,
weil in vielen Ländern nicht erhältlich
• Antibiotikum, um z.B. bei Halsentzündung oder Bronchitis eine
Endokarditis zu verhindern
• Desinfektionsmittel für kleine Verletzungen
• Fieberthermometer