Uhren - MedIALINe.de
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uhren SPECIAL November 2013 M AC H E R A. Lange & Söhne – Das große Porträt M A N U FA K T U R Exklusiv: Besuch im neuen TAG-Heuer-Werk MECHANIK Die zweite Swatch-Revolution PLUS Luxus lecker: Die Uhren der SterneKöche G E O R G E C LO O N EY mit einer Omega „Seamaster “ Classic Fusion Aero Chronograph. Skelettiertes, automatisches Chronographenwerk. Gehäuse aus einer neuen, einzigartigen Rotgold-Legierung: King Gold. Armband aus Kautschuk und schwarzem Alligatorleder. NEUERÖFFNUNG BOUTIQUE MUNICH Maximilianstrasse 12 twitter.com/hublot • facebook.com/hublot Fotos: Sander/Le Figaro Magazine/laif, Lange Uhren GmbH -L ge -& -Sö h n e- C h e f W il h el m 24 Lust auf Luxus Top-Modelle von Parmigiani & Co. strahlen auf die gesamte Kollektion aus 26 Der neue Swatch-Baukasten Der Branchenprimus revolutioniert den Bau mechanischer Zeitmesser 28 High Tech im Bergtal FOCUS besuchte exklusiv die neue TAG-Heuer-Produktion in Chevenez 30 Luxus lecker Star-Köche haben ein ganz besonderes Verhältnis zu ihren Chronos 32 Vorsicht, Fälschung! Vor allem chinesische Kriminelle fügen den Marken Milliardenschäden zu ät Goldene Unruh 2014 Bei der traditionsreichen Uhrenwahl können Leser Rekordpreise gewinnen r tr Po 8 ei n A. an 22 Sch m i d: Marken, Modelle & mehr Welche Trends die Luxusuhren-Branche bewegen 4 A. Lange & Söhne Wie Wilhelm Schmid die Manufaktur führt, die in der Weltliga spielt 8 Vacheron Constantin Juan-Carlos Torres, der Chef der Nobeluhren-Firma, im Interview 12 Rettung naht! Ein neuer Breitling-Chronograph hilft, Verschollene zu orten 14 Die Uhren-Tuner Eine Firma aus dem Sauerland individualisiert edle Zeitmesser 17 Technik-Revolution Girard-Perregaux entwickelte ein völlig neues Gangregel-System 18 Cartier für Männer Das Traditionshaus meldet sich bei Herrenuhren zurück 20 Besuch bei Cartier 20 Das neue TAG-Heuer-Werk YOUR TIME IS NOW. MAKE A S TATEMENT WITH EVERY SECOND. 28 FOCUS-Special „Uhren“ FOCUS Magazin Verlag GmbH, Arabellastraße 23, 81925 München, Postfach 81 03 07, 81903 München, Telefon 0 89/92 50-0, Fax 0 89/92 50 - 20 26 Herausgeber: Helmut Markwort, Uli Baur Chefredakteur: Jörg Quoos Stellvertretende Chefredakteure: Markus Krischer, Gerald Selch Geschäftsführende Redakteurin: Pea Schubert Textchef: Josef Seitz Art Direction: Bardo Fiederling, Robert Weissenbacher Chef vom Dienst: Sonja Wiggermann Konzeption & Redaktion: Andreas Körner Mitarbeiter dieser Ausgabe: Axel Spilcker, Thomas van Zütphen Titel: Eva Dahme Layout: David Schier Bildredaktion: Thorsten Fleischhauer; Arne Deepen FOCUS-Dokumentation/Schlussredaktion Produktion/Herstellung: Helmut Janisch Bildtechnik: Harald Neumann, Tobias Riedel Redaktionstechnik: Ingo Bettendorf, Stephanie Speer FOCUS-Special „Uhren“ erscheint in der FOCUS Magazin Verlag GmbH. Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: Jörg Quoos. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet. FOCUS 45/2013 Dieses gilt auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken und Vervielfältigungen auf CD-ROM. Sofern Sie Artikel aus FOCUS-Special in Ihren internen elektronischen Pressespiegel übernehmen wollen, erhalten Sie die erforderlichen Rechte unter www.presse-monitor.de oder unter Telefon: 0 30/28 49 30, PMG Presse-Monitor GmbH. Anzeigenverkauf für FOCUS „Uhren“: Carolin Cleven, Telefon 0 89/92 50-20 91, Fax: 0 89/92 50-24 94, [email protected] Verantwortlich für den Anzeigenteil: Kai Sahlfeld, Arabellastraße 23, 81925 München, Tel.: 0 89/92 50-29 50, Fax: 0 89/92 50-29 52. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 24, gültig seit 1. Januar 2013. Leiterin Markenkommunikation/Werbung: Ingeborg Bölitz Leiterin CRM: Gerlinde Krause Director Marketing: Stefan Hensel Verlagsleiter: Stefan Kossack Director Finance and Operations: Gunnar Scheuer Geschäftsführer: Burkhard Graßmann, Andreas Mayer Verleger: Dr. Hubert Burda Pontos S Erhältlich beim autorisierten Fachhandel und in den Maurice Lacroix Boutiquen in Berlin: Friedrichstraße 166 und Kurfürstendamm 194 Innere Werte Die wahre Schönheit der neuen Nomos, ihr aufwendiges Werk, betrachten Besitzer durch einen Glasboden Nomos dringt in neue Dimension vor Feinarbeit Viele Fertigungsschritte bei hochwertigen Uhrwerken erfolgen manuell Gerade hat die Manufaktur aus Glashütte eine Linie vorgestellt, die sowohl den bisherigen technischen als auch preislichen Rahmen sprengt. Dazu gehört die „Lambda“, die es in Weißgold (Foto) und in Roségold gibt und die 13 800 Euro bzw. 12 800 Euro kostet. Daneben bieten die Sachsen das Modell „Lux“ in Weißgold an, das in der „Tonneau“-Form gestaltet ist (rechteckig mit gebogenen Flanken, 14 800 Euro). Bisher war Nomos bekannt für – ebenfalls klassische – Uhren, die meist unter 3000 Euro kosteten. Mit dem Vorstoß, so Nomos-Chef Uwe Ahrendt, wolle man „Einzelstücke fertigen“, die „zeigen, was wir können und die über Jahrzehnte schön bleiben und deren Wert wächst“. Dazu tragen aufwendige Verzierungen des Werks bei, vor allem aber technische Höchstleistungen wie die besonders exakte SchwanenhalsRegulierung oder 84 Stunden Gangreserve. Die neue Rolex GMT-Master II zeigt Tag und Nacht an Der Schweizer Nobelhersteller hat die aktuelle „Oyster Perpetul GMT-Master II“ vorgestellt, die erstmals über eine zweifarbige, extrem harte und farbstabile Cerachrom-Farbscheibe in Blau und Schwarz verfügt, die Tag und Nacht darstellt („Lünette“). Die Anzeige einer zweiten Zeitzone gehört zu den beliebtesten Zusatzfunktionen bei hochklassigen Uhren („Komplikation“). Preis in 904L-Edelstahl 7200 Euro 4 FOCUS 45/2013 Jubiläumsuhr im Kasten Das Unternehmen Chronoswiss wurde 30 Jahre alt und legt zu diesem Anlass die „Régulateur 30“ auf. Bei diesem Uhrentyp dominiert die Minutenanzeige, da Regulatoren früher genutzt wurden, um andere Uhren nach ihnen zu stellen. Die „Régulateur 30“ ist auf 300 Stück limitiert und wird mit einem automatischen Uhrenbeweger geliefert. In Stahl 6400 Euro, in Rotgold 13 800 Euro Fotos: Thomas Wanka für FOCUS-Magazin, Christian Burker t/laif, Holger Wens (2), Claude Bossel Chrono in kleiner Auflage Keramik - erstmals in Rot Normalerweise verbrennen rote Farbstoffe beim Erhitzen, das zum Formen unerlässlich ist. Jetzt ist es Hublot gelungen, mit der „Only Watch“ zumindest ein Einzelstück mit roter Keramik-Lünette herzustellen. Nächstes Jahr könnte es Serienmodelle geben. Leserreise nach Glashütte Das renommierte „Uhren-Magazin“ führt am 22. und 23.9.2014 eine Leserreise ins sächsische Glashütte durch – unter anderem zu A. Lange & Söhne, Nomos und Wempe (eigene Anreise, 890 Euro pro Person/Doppelzimmer, www.watchtime.net, Foto: frühere Leserreise). FOCUS 45/2013 Die Stoppfunktion ist die bei Männern beliebteste „Komplikation“. Victorinox – bekannt durch die Schweizer Taschenmesser – bietet nun in diesem Segment die „Airboss Mechanical Chronograph“ an. Das Modell besteht aus Gewicht sparendem Titan und ist auf 300 Stück limitiert. Im Inneren tickt ein automatisches Valjoux7750-Werk. 1975 Euro 3-D-GRAFIK Seite scannen mit FOCUS ACTIVE APP Projizieren Sie diese Uhren auf Ihren Arm 5 „Manufaktur-Werk und verfeinerte Technik“ Wempe-Uhrenchef Bernhard Stoll über neue Formen und Farben – und über Männer, die Damenuhren kaufen Herr Stoll, was sind die aktuellen Trends im Luxusuhren-Markt? Neben sportlichen Modellen werden verstärkt klassische Armbanduhren nachgefragt. Bei den Zifferblattfarben kommen Blautöne. Derzeit sind auch Modelle mit Mondphasenanzeige sehr beliebt. Die Größe hat sich bei 42 Millimeter Durchmesser bei Herren eingependelt, bei Damenuhren um 36 Millimeter. Kunden legen zudem verstärkt Wert auf eigene Manufakturwerke und verfeinerte Technik. Welche Entwicklungen gibt es bei den Materialien? Bei Herren ist Edelstahl nach wie vor sehr beliebt. Während sich Titan nicht durchsetzen konnte, sind neuere Materialien auf dem Vormarsch – Keramik etwa, Carbon oder Bronze. Im klassischen Bereich hat sich Rot- und Roségold gegen Gelbgold durchgesetzt. Platin wird gern bei besonders hochwertigen Zeitmessern gewählt. Frauen bevorzugen gleichermaßen Roségold und Gelbgold. Gibt es auch bei Formen Trends? Dominant sind elegante, eckige Modelle, ergänzt von klassischen runden Formen und schließlich „garniert“ mit kreativ ausgefallenen Gehäuseformen. Favorisieren Damen eher Handaufzug oder Automatik? Damen denken diesbezüglich praktisch und bevorzugen Automatikuhren. Da sie ihre Uhren häufiger passend zum Outfit wechseln, greifen Frauen auch gern zu Modellen mit Quarzwerk, um ihre Uhr nicht jedes Mal neu einstellen zu müssen. Aber auch bei Frauen steigt das Interesse an mechanischen Uhren. Wenn Männer eine Uhr für ihre Frau kaufen – wie hoch ist die Umtauschquote? Erstaunlich niedrig. Der Mann gibt sich bei der Auswahl sehr viel Mühe und lässt sich hierbei auch gern von unseren Verkaufsberatern unterstützen. Allerdings greift Mann schon gern zu Marken, die er auch für sich favorisiert hat. Bei vielen Männern ist aber ein vorheriges „Briefing“ seitens der Beschenkten oder aus dem Umfeld der Beschenkten durchaus spürbar. Interview: Thomas van Zütphen Bernhard Stoll Der 54-Jährige ist Mitglied der Geschäftsführung von Wempe, dem größten Luxusuhren-Einzelhändler in Deutschland. Er hat Uhrmacher gelernt und leitet das Geschäft mit edlen Zeitmessern Kreative „Creator“ Schotten dicht bei Italienern In der Linie „Erhard Junghans“ bündelt die Firma besonders hochwertige Uhren – und erinnert an ihren Gründer. Die „Creator Retrograd“ etwa verfügt über eine spezielle Sekundenanzeige, bei der der Zeiger nur ein Segment überstreicht und dann zurückspringt. 10 990 Euro in Gold, 2990 Euro in Stahl Bis zu 2500 Meter tief können Besitzer der Panerai „Luminor Submersible 1950“ problemlos tauchen. Neben dem für die Italiener typischen Kronenschutz verbessert ein Helium-Ventil die Dichtheit. Das Modell aus leichtem Titanium verfügt über drei Tage Gangreserve. 9200 Euro 6 Strahlt bis zu einem Vierteljahrhundert Die Schweizer Firma Luminox bietet eine Beleuchtungstechnologie für Zeiger und Indizes an („LLT“), die ohne Lichtzufuhr bis zu 25 Jahre strahlt. Die LLT-Technik findet sich zum Beispiel in der „Scott Cassell Faststrap Special Edition“, die 379 Euro kostet. Magnetfelder? Na und! Treuer Reisebegleiter Die Zeitzonen der Welt werden anhand von Städtenamen angezeigt bei der „Masterpiece Worldtimer“ von Maurice Lacroix. Ihr Zifferblatt zeichnet sich durch aufwendig geschliffene Kontinente und Ozeane aus. Es gibt jeweils Ausführungen für Asien und Europa. 3890 Euro Freiheit für volle acht Tage Foto: Alexander Linz/watch-insider.com Auf der Uhrenmesse Baselworld hat die Genfer Manufaktur Patek Philippe die „Gondolo-5200“Herrenuhr präsentiert. Dieses Modell im Art-déco-Design mit gewölbtem Gehäuse besteht aus Weißgold und kostet 44 720 Euro. Die Besonderheiten: Die Uhr läuft ganze acht Tage, nachdem sie voll aufgezogen wurde, und sie verfügt über eine Tages- und Nachtanzeige. Die „Seamaster Aqua Terra 15 000 Gauss“ von Omega ist weit besser gegen Magnetfelder geschützt als andere Uhren. Die Schweizer erreichen das, indem sie Werkskomponenten aus amagnetischem Material fertigen, statt sie konventionell durch einen Mantel abzuschirmen. In Stahl 4900 Euro Weckt sogar Präsidenten Vulcain hat seine „50s Presidents’ Watch France“ auf 50 Stück limitiert. Sie wird von einem werkseigenen V16-Cricket-Werk angetrieben, das über einen mechanischen Wecker verfügt. Das schätzten schon die US-Präsidenten Truman und Johnson. 4900 Euro Texte: Andreas Körner FOCUS 45/2013 7 2-MillionenUhr aus Sachsen „Wir wollen zeigen, was wir können“, sagt Wilhelm Schmid, Chef bei A. Lange & Söhne – und setzt klare Ziele für die Zukunft Exquisit Unternehmenschef Wilhelm Schmid eröffnet die neue Lange-Boutique im arabischen Dubai 8 FOCUS 45/2013 Lange-Chef Wilhelm Schmid, 50 ❙ Seine Karriere Schmid leitet seit Januar 2011 die zum Luxuskonzern Richemont gehörende Uhrenmanufaktur mit dreistelligem Millionenumsatz und 600 Mitarbeitern. Zuvor lenkte der Betriebswirt unter anderem die Geschäfte von BMW in Südafrika. ❙ Der Top-Manager und zweifache Familienvater stammt ursprünglich aus Jülich nahe Aachen. 9 E r kommt zu spät. „Ein wichtiges Meeting, hat ein bisschen länger gedauert, sorry“, bemerkt Wilhelm Schmid entschuldigend und setzt sich an den gedeckten Tisch im großen Konferenzsaal. Der Chef der Traditionsmarke A. Lange & Söhne wirkt locker, entspannt. Als habe er an der Eingangstür den Schalter von Höchstbetrieb auf Durchatmen umgestellt. Vor ihm steht eine Schale mit Salat. Genüsslich pickt er hinein, während er neugierig seinen Interviewpartner taxiert. „Ich bin so frei“, sagt der gebürtige Rheinländer, „wir können derweil ja schon einmal anfangen zu reden.“ Das soll nicht unhöflich klingen, sondern eher funktionell. Time is money. Vor allen Dingen bei der wohl berühmtesten deutschen Edel-Manufaktur aus dem sächsischen Glashütte. Das Haus A. Lange & Söhne gilt nicht nur wegen seiner bewegten Vergangenheit als der Rolls-Royce unter Deutschlands Uhrenmacher. Das ist die Tradition – jetzt kündet Baulärm von draußen von großen Plänen für die Zukunft. Nebenan ziehen die Sachsen gerade ihre neue Produktionsstätte hoch. Im Jahr 2015 sollen hier auf fünf Etagen die Mitarbeiter der bisher in Glashütte verstreuten Fertigungseinheiten unter einem Dach schrauben, polieren, montieren, gravieren. Allein 2013 wurden wieder 70 neue Mitarbeiter eingestellt. Die Belegschaft zählt weltweit 600 Beschäftigte, es gibt 220 Verkaufspunkte und 13 Boutiquen. Zwischen zwei Happen doziert der Unternehmenschef über die positiven Folgen des Neubauprojekts: „Dadurch verbessern sich die Arbeitsabläufe genauso wie die Zufriedenheit der Mitarbeiter.“ Überdies dürfte dem Unternehmen der nächste Klimapreis der sächsischen 10 Super: „Grand Complication“ Nur ein Uhrmacher ist bei A. Lange & Söhne in der Lage, diesen knapp zwei Millionen Euro teuren Zeitmesser der Superlative zu bauen. Ein zweiter wird nun angelernt, um die auf sechs Stück limitierte Uhr zu fertigen Wirtschaft sicher sein. Über 100 Meter tief hat A. Lange & Söhne gebohrt, um die Erdwärme als Energielieferant anzuzapfen. Bei der Energie will die Marke genauso innovativ sein wie bei der Kreation Aufsehen erregender Modelle: Zu Beginn des Jahres verblüfften die Sachsen die Fachwelt mit der Präsentation ihrer „Grand Complication“ (oben). Ein Meisterwerk der Uhrmacherkunst made in Germany. Extrem anspruchsvoll und mit einem Preis von knapp Grundsteinlegung für das neue Werk: Walter Lange, Nachkomme der Gründerdynastie, Wilhelm Schmid und Markus Dreßler, Bürgermeister von Glashütte (v. l.) FOCUS 45/2013 NEUHEIT 2013 Die „1815 AUF/AB“ in Weißgold wirkt schlicht und elegant zugleich 24 000 Euro zwei Millionen Euro weit außerhalb der Kaufkraft der meisten Menschen. Dabei ist die auf sechs Stück limitierte Serie nicht etwa üppig mit Diamanten besetzt, sondern brilliert mit einer exorbitanten Vielfalt technischer Besonderheiten. So gibt der ewige Kalender im Schaltjahr auch den 29. Februar an, ferner findet sich der Mondkalender auf dem Zifferblatt. Die integrierte Stoppuhr, mit deren zweitem Sekundenzeiger („Rattrapante“) sich Zwischenzeiten messen lassen, gehört ebenso zu den Highligths wie das Klangspektakel der „Grande sonnerie“: Zu jeder Viertelstunde wird automatisch die volle Stunde auf der tieferen Tonfeder angeschlagen, gefolgt von der Viertelstunde im Doppelschlag. Sieben Jahre lang haben die besten Entwickler im Lange-Haus diesen komplexen Zeitgiganten gestaltet. Ein kostspieliges Investment: „Keiner wird diese Uhr wirklich brauchen“, räumt Chef-Manager Schmid ein. „Wir wollten aber zeigen, wozu Lange & Söhne in der Lage ist.“ Eine Herausforderung also, ein Wettbewerb mit den Schweizer Konkurrenten im Top-Preissektor? Skeptisch schüttelt der Firmenlenker den Kopf. Eher habe man die ureigene Markensprache der Lange-Uhren bis nach oben durchdeklinieren wollen – bis ganz nach oben. Damit ergeben sich aber neue Probleme. Die Zahl der Kaufinteressenten für die „Grand Complication“ ist weitaus größer als die sechs Stück, die bis 2020 gebaut werden sollen. Das hieße also, den einen oder anderen potenziellen LangeKunden notgedrungen vor den Kopf zu stoßen. Schmid schmunzelt amüsiert. Wie er das Dilemma lösen will, verrät er nicht. Es klingt aber auch durch, dass ihm dieses Luxusproblem wenig zu schaffen macht. FOCUS 45/2013 ÜPPIGER ZEITMESSER Die „Rattrapante Perpetual Calendar“ in Rotgold. Kostenpunkt: 160 000 Euro DER KLASSIKER Die „Große Lange 1“ in Weißgold mit schwarzem Zifferblatt 33 500 Euro Denn das hat Tradition: 3-D-GRAFIK Schon bald nach der WieSeite scannen dergeburt der Marke 1994 mit FOCUS ACTIVE APP überstieg die Nachfrage das Angebot. Genaue ZahProjizieren Sie diese len hält das Haus, das seit Uhren auf Ihren Arm der Jahrtausendwende zum Richemont-Konzern gehört, geheim. Bescheiden merkt Schmid an, man sei „eines der kleineren Unternehmen bei Richemont“. Klein, aber fein. „Masse ist nicht unser Spiel“, betont der Chef und lässt erkennen, dass man auch zukünftig eher auf die Entwicklung hochkomplexer neuer Modelle setzt als auf höhere Stückzahlen. In jedem Zeitmesser müsse das Lange-Gen erkennbar sein, so die Devise. Klares Design, unprätentiös und doch edel, nur feinste Werkstoffe, verarbeitet in höchster Qualität. Ein Blick in die Manufaktur gibt dem Vordenker recht. Hier spielen Mikrometer, Nanometer, Millisekunden ebenso eine Rolle wie feinste Fräsarbeiten, das Konturenschleifen von Hand oder das Bohren von 0,1 Millimeter großen Löchern in Miniwerkstücke. Spezialisten gravieren Ornamente ein, stets mit dem Risiko, dass ein Ausrutscher tagelange Arbeit zunichte macht. Wärmebehandlung, Ultraschall- und Lasermessverfahren belegen eine hohe Kontrolldichte bei allen Uhrenteilen. Modernste Maschinen entfernen mittels 50 Kilometer langem, auf einer Spule aufgezogenem Kupferdraht Grate von millimetergroßen Schalthebeln für einen Chronographen, während gegenüber Stahlplättchen in sechs Lagen zurechtgeschliffen werden. Akribisch bringen Frauen mit speziellen Werkzeugen die typische Lange-Verzierung („Perlage“) auf Werkteile, ehe die Montage beginnt. In der Spezialabteilung für Top-Zeitmesser mit diversen Komplikationen herrscht Stille. Konzentriert sitzt das knappe Dutzend Uhrmacher über den teuren Stücken. Drei bis vier Jahre Erfahrung benötigt ein Mitarbeiter, bis er etwa den „Lange-Double Split“ (Preis: 100 700 Euro) zusammensetzen darf – das nötige Talent natürlich vorausgesetzt. Und obwohl es so schwierig ist, muss der Uhrmacher sein Modell gleich zweimal zusammenbauen. In Phase eins überprüft er, ob alles passt. Danach nimmt er das Modell komplett auseinander. Erneut werden die Hunderte Bauteile auf Hochglanz gebracht und dann endgültig zusammengesetzt. Wilhelm Schmid hat seine Salatschale fast geleert. Noch ein Espresso, und dann muss er weiter. Wie lang er den Job denn noch machen möchte, will sein Gegenüber wissen. Schmid lächelt: „Sie sind doch heute durch die Hallen gegangen, die Leute hier sind hochmotiviert, das ist ein tolle Marke, warum sollte ich da gehen wollen?“ ■ AXEL SPILCKER 11 „Der Markt ist das Limit“ Erstmals nennt Juan-Carlos Torres, Chef der ältesten Luxusuhren-Manufaktur, Vacheron Constantin, Produktionszahlen – und erklärt den weiteren Expansionskurs seines Hauses Monsieur Torres, Sie haben erst vor Kurzem eine neue Manufaktur eingeweiht, jetzt entsteht auf dem Firmengelände ein weiteres Gebäude. Was steckt hinter dieser Expansion? Was sind die anderen Erfolgsfaktoren? Qualität, Technik und Design. Es gibt da nicht den einen Punkt, es ist stets eine Frage der Balance zwischen diesen drei Komponeten. Wir bauen zum Beispiel die flachste Minutenrepetition (mit akustischer Zeitmeldung, d. Red.), dieman auf dem Markt findet. Das ist der Anspruch, der Erfolg bringt. Als ich 2005 Chef bei Vacheron Constantin wurde, haben wir einen 10-JahresPlan entwickelt. In der ersten Phase wollten wir 100 Prozent aller unserer mechanischen Kaliber in Eigenregie produzieren. Phase zwei war, unser Haus zum Top-Produzenten hochwertiger Uhren aufzubauen. An diesem Plan arbeiten wir weiterhin mit Hochdruck. Auf der Genfer Messe SIHH haben Sie nur neue Uhren für Damen präsentiert. Die Fachwelt hatte mehr erwartet. Das mag sein, aber nachdem wir die Damenuhren vorgestellt hatten, kam sofort die Frage: Und wo ist euere neue Männeruhr? Ich kann nur sagen, dass wir für die Zukunft eine ganze Produktlinie für Damen entwickeln werden. Schon jetzt sind ein Viertel unserer Käufer Frauen. Andere Marken wie Patek Philippe verfolgen denselben Anspruch. Was bedeutet Ihre Zugehörigkeit zum Richemont-Konzern für Ihre Ziele? Unsere Firmenmutter Richemont setzt großes Vertrauen in die Marke Vacheron Constantin. Immerhin investiert Richemont 100 Millionen Schweizer Franken ins Unternehmen und dessen Ausbau. Das ist ein ganz wichtiger Faktor. Es ist aber nicht nur das Geld, der gesamte Konzern ist sehr gut organisiert. Unser Haus profitiert vom globalen Vertriebssystem, der Logistik und vom Marketing bei Richemont. 12 Welche regionalen Märkte sind für Sie besonders wichtig? Juan-Carlos Torres, 57 Wenn es um seine Uhrenmarke geht, ist der Spanier Philosoph und Perfektionist zugleich. Stundenlang kann der Vorstandsvorsitzende des Genfer Traditionshauses Vacheron Constantin über seine Visionen referieren. Als Torres vor gut 30 Jahren als Assistent des Buchhalters anfing, hätte er sich nicht träumen lassen, einmal Chef der vor knapp 260 Jahren gegründeten Manufaktur zu werden. Hongkong – und danach China. Vacheron Constantin ist hier die viertwichtigste Marke. Wir konnten hier in den letzten Jahren ein signifikantes Wachstum beobachten. Dann kommen die USA, wo wir auch jedes Jahr große Zuwächse verzeichnen. Die Branche beklagt Umsatzrückgänge in China und dass chinesische Touristen hierzulande weniger kaufen. Spüren Sie den Abschwung? Das ist so. Die Wirtschaft in China verliert ein wenig Fahrt. Das trifft auch die Luxusindustrie. Der Absatz an chinesische Touristen in Westeuropa ist allerdings unverändert hoch geblieben, nur der Wettbewerb um Kunden aus Fernost hat sich verschärft. ■ INTERVIEW: AXEL SPILCKER FOCUS 45/2013 Foto: Gianluca Colla/Bloomberg Sicher. Das ist ein steter Konkurrenzkampf. Trotzdem befindet sich unser Unternehmen in einer spannenden Wachstumsphase: Wir werden unser Boutiquennetz erweitern, ebenso das Damensegment und die Uhrenkomplikationen. Jedes Jahr stellen wir 100 Mitarbeiter neu ein. Zurzeit fertigt Vacheron Constantin 23 000 Uhren im Jahr, wir wollen aber die Produktion auf 25 000 bis 30 000 Stück erhöhen – mit derselben Qualität wie bisher. MESURE ET DÉMESURE TONDA 1950 Roségold Extraflaches Automatikwerk Hermès-Kalbslederband Made in Switzerland www.parmigiani.ch BERLIN DÜSSELDORF HAMBURG JUWELIER ZEWI BOCHUM | JUWELIER HESTERMANN & SOHN JUWELIER HANSEN STUTTGART | MÜNCHEN JULIUS HAMPL FRANKFURT LE STUDIO PARMIGIANI CHRONOMETRIE VON HOFEN INNSBRUCK | JUWELIER HEIDI BOXBÜCHER | WIEN | | JUWELIER RÜSCHENBECK MÜNSTER KAMPEN/SYLT JUWELIER OEDING-ERDEL JUWELIER SPLIEDT SCHULLIN – UHREN IM LOOSHAUS FÜR WEITERE INFORMATIONEN UND HÄNDLERADRESSEN: PARMIGIANI FLEURIER DISTRIBUTION DEUTSCHLAND GMBH, FON +49 89 210 204 64 0 è 3-D-GRAFIK Seite scannen mit FOCUS ACTIVE APP ê Projizieren Sie diese Uhr auf Ihren Arm Notruf per Armbanduhr So funktioniert das System: é Über die Frequenz 406 MHz sendet die Uhr den SOS-Ruf ins All è Der geostationäre Satellit übermittelt das Signal zu den Erdteleskopen weltweit ê Dasselbe gilt für den tiefer kreisenden Trabanten Leosar ë Die Erdstationen empfangen den Notruf í Sie schicken ihn weiter an die lokalen Notrufzentralen ì Von dort aus startet ein Rettungshubschrauber, der die zweite Frequenz 121,5 MHz anpeilt ë é í ì Die Uhr rettet Leben S Schon dank ihres Vorgängermodells konnten 20 Menschen geborgen werden – jetzt kommt die neue, noch bessere „Breitling Emergency II“ Dank seiner Armbanduhr kann der Motorradfahrer nach einem Unfall in der Wüste Hilfe rufen 14 teve Brooks erreichte seine Frau Jo im heimischen London. Doch Brooks, 42, machte ihr klar, dass sein Satellitentelefon nicht mehr viel Saft habe. In knappen Worten berichtete der britische Forscher, wie er und sein Kumpel Hugh Quentin-Smith, 40, auf dem Flug von Chile zur Antarktis vermutlich 100 Meilen vor dem Ziel ihren Helikopter im Meer notlanden mussten. Zum Glück hätten sie sich unverletzt in ein Schlauchboot retten können. Brooks bat seine Frau, die chilenische Seenotrettung zu alarmieren. Zusätzlich werde er die Antennen an seiner Breitling-Uhr herausziehen und über Notfunk ein SOS-Signal aussenden. Nach wenigen Stunden orteten die südamerikanischen Hilfskräfte über die international übliche Aviatiknotfrequenz 121,5 Megahertz den Aufenthaltsort der Unglücksopfer und bargen beide auf hoher See. Das Happy End vom Januar 2003 ist nur eine von vielen Erfolgsstorys, die der Schweizer Uhrenkonzern mit seinem Fliegeruhrenmodell „Emergency“ samt integriertem Notfunksender schrieb. Der SOS-Zeitmesser hat inzwischen mehr als 20 Menschen das Leben gerettet. In diesem Jahr setzen die Eidgenossen mit dem Nachfolgermodell neue Maßstäbe und bestätigten so ihren Pionierstatus im Bereich technische Uhren für Profis: Die „Emergency II“ sendet neben der Peilfrequenz von 121,5 MHz auch ein Hilfssignal auf 406 MHz über Satellit in die Welt. Die erste ZweifrequenzNotfunkuhr fürs Handgelenk ist ein FOCUS 45/2013 LeagasDelaney.de Genießen Sie den Rausch der Tiefe bereits an Land. An den besten Adressen Deutschlands und in London, Paris, Madrid, Wien, New York und peking. www.wempe.de Ob im Smoking oder im Neoprenanzug - mit dem elegant sportlichen WEMPE ZEITMEISTER Sport Taucher Chronographen machen Sie überall eine gute Figur. Der kompromisslose Präzisionszeitmesser wird in Glashütte gebaut, zertifiziert und ist bis zu 300 Metern wasserdicht. In Edelstahl mit Automatikwerk exklusiv erhältlich bei Wempe für € 3.375. Gerhard D. Wempe KG, Steinstraße 23, 20095 Hamburg Raffinierter Lebensretter Die Bauteile: é beidseitig entspiegeltes Saphirglas è Das Leuchtzifferblatt gewährleistet optimale Sicht bei jeder Witterung ê Den Notrufknopf aufschrauben, die Antennen springen heraus ë der Schaltkreis, der auf zwei Frequenzen sendet í die Platine ì der Boden, der dieses Wunderwerk technischer Miniaturisierung stabilisiert Sicherheits- und Überlebensinstrument in sämtlichen Notsituationen – zu Land, zu Wasser und in der Luft. Mit dem neuen Modell hätte sich etwa Bruchpilot Brooks das Telefonat mit der Gattin in London sparen können. Empfangen doch sogenannte Cospas-SarsatSatelliten den neuen SOS-Ruf und übermitteln ihn an lokale Rettungszentren rund um den Globus. Dieses internationale System arbeitet mit niedrig fliegenden (Leosar) und geostationären Satelliten (Geosar). Letztere bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von 3,07 Kilometer pro Sekunde rund um den Globus. Im Idealfall befinden sich solche künstliche Trabanten immer über demselben Punkt der Erdoberfläche. Seit 1985 arbeitet das satellitengestützte Rettungssystem sehr effizient. Auf diese Weise wurden über 26 000 Menschen aus lebensbedrohlichen Lagen befreit. Doch es gibt weitere Neuerungen: Zeitgleich überträgt der neue BreitlingNotruf-Marker eine eindeutige Kennung des Absenders. Dadurch wissen die Bergungskräfte, wer den Hilferuf absetzte. Der satellitengestützte Uhrentransmitter erleichtert die Rettungsmissionen erheblich. Binnen kurzer Zeit können die Helfer die Identitäten der havarierten Personen und den letzten bekannten Standort ihrer Flugzeuge, Hubschrauber oder Schiffe feststellen. Die technische Umsetzung stellte die Uhrmacher im schweizerischen Grenchen vor große Herausforderungen. Manche Bauteile mussten gänzlich neu entwickelt werden. Das fing bei der Batterie an. Breitling schuf einen völlig neuen Akku, der den hohen Anforderungen an Temperaturen und Spannungsstärke gerecht wird. So garantiert der Chronometer einen Sendenotruf über mindestens 24 Stunden. Er funktioniert bei 20 Grad minus genauso wie bei 55 Grad plus in der Wüste. 16 é è ê ë í ì RISIKOMANAGER Nach der Genehmigung kommt die „Emergency II“ in den Handel – für 14 000 Euro Völlig neu sind 3-D-GRAFIK auch der ZweifreSeite scannen quenzsender und mit FOCUS ACTIVE APP die Antennentechnik. Die Antennen Projizieren Sie diese passen ihre Länge Uhr auf Ihren Arm automatisch der Frequenz an, auf der das Signal abgesetzt werden soll. Doch obwohl das Innenleben hochkompliziert ist, bleibt die Bedienung einfach: Den Knopf für die Antenne aufschrauben und herausziehen, beide Antennen fallen heraus, und sofort beginnt der Sender zu funken. Alle zwei Monate muss die Uhr auf die mitgelieferte Ladestation. Das Ladegerät überprüft dabei auch, ob die Sender einwandfrei funktionieren. Breitling arbeitet weiterhin mit dem temperaturgeschützten und extrem genauen Multifunktionsquarzwerk mit seinen Funktionen Chronograph (Stoppen), Alarm, Countdown, zweite Zeitzone und ewiger Kalender. Die Neuentwicklung ist mit 51 Millimeter Durchmesser und über 20 Millimeter Höhe sehr markant. Dank des Titangehäuses wiegt die „Emergency II“ ohne Armband aber nur 140 Gramm. Die auf der satinierten Einfassung („Lünette“) eingravierte Windrose unterstreicht den sportlich-funktionalen Stil. Das beidseitig entspiegelte Saphirglas, sowie die Leuchtziffern und Leuchtzeiger garantieren ein optimales Ablesen bei jeder Witterung. Die Technik und die High-Tech-Materialien haben allerdings ihren Preis: Der Krisenchronometer kostet 14 000 Euro. Allerdings ist die Lebensversicherung am Handgelenk noch nicht durch deutsche oder andere europäische Behörden zugelassen und somit noch nicht im Handel erhältlich. Bei Breitling heißt es, man sei zuversichtlich, bis zum Jahresende die Genehmigungen für die „Emergency II“ zu bekommen. Die Schweizer setzen große Hoffnungen auf ihre Neukonzeption. Schon der Vorgänger ging 40 000-mal über den Ladentisch. Die „Emergency II“ habe mindestens dasselbe Potenzial, so die Prognose. Solange aber die Zulassung der staatlichen Stellen fehlt, müssen sich Piloten, Seefahrer und Abenteurer noch mit dem bisherigen Rettungs-Chronometer zufrieden geben. „Emergency Teil II“ sendet nicht. Noch nicht. ■ AXEL SPILCKER FOCUS 45/2013 Ganz persönlicher Luxus Allein die Carbon-Ummantelung („Coating“) der „Rolex Daytona“ kostet 3000 Euro – weitere Veredelungsmaßnahmen bis zu 25 000 Euro Die Edel-Tuner aus dem Sauerland Blaken ist einer der wenigen Veredler für Luxusuhren. Die Firma gestaltet Top-Zeitmesser auf Kundenwunsch individuell W are „von der Stange“ gibt es bei namhaften Uhrenherstellern ohnehin nicht. Sie bieten von Haus aus Hunderte Varianten an – Kombinationen von Zifferblättern, Armbändern, Materialien, verschiedenen Werken und Funktionen. Manchen Kunden genügt auch das nicht. Sie wollen echte Unikate, exklusiv für den, dessen Handgelenk sie zieren. Was bei Autos gang und gäbe ist, ist bei Zeitmessern noch kaum verbreitet. Mangelnde Individualität könnte eine Marktlücke sein, ahnte Hendrik Jürgens erstmals vor vier Jahren, da war er noch Assistent eines deutschen Immobilienmaklers in Miami. Bei Objekt-Besichtigungen stellte der junge Mann aus Menden fest, „dass Krawatten, Bestecke, Champagnergläser, nahezu jeder Alltagsgegenstand individualisiert ist. Das gilt unter Wohlbetuchten als Ausdruck von Lebensart.“ Doch ausgerechnet bei FOCUS 45/2013 Luxusuhren herrschte in puncto persönlicher Note Fehlanzeige. Zurück in Deutschland experimentierte er mit seinem heutigen Geschäftspartner Sören Spreng an verschiedenen Veredelungsverfahren. Sie stießen auf die Beschichtungstechnik Diamond-LikeCarbon-Coating (DLC) – eine Methode aus der Medizintechnik und Raumfahrt. Die Sauerländer modifizierten das Verfahren speziell für Uhren, gründeten ihre eigene Firma und nannten sie „Blaken“, das mittelniederdeutsche Verb für rußen. Der Name ist Programm: Alle Blaken-Produkte tragen zumindest schwarze Teile. Jürgens‘ erstes Ziel war es, Uhren komplett auseinandernehmen und anschließend wieder zusammenbauen zu können. Dann wurden Initialen, Wappen, persönliche Grußbotschaften oder ein dezentes Firmenlogo überall dort angebracht, wo die Eigner von Rolex, Panerai & Co. sie haben wollten. Die aufwendige Veredelung hat ihren Preis. Grundsätzlich lassen sich laut Jürgens alle Edelstahl- und Titanuhren individualisieren. „Doch für Uhren im Wert von weniger als 3000 Euro lohnt sich die Investition eher noch nicht“, so Jürgens. Wer seine Uhr aufwerten lassen möchte, sollte zudem bedenken: Die Individualisierung kann einen späteren Verkauf deutlich erschweren. Und allein das Auseinanderbauen führt dazu, dass die Garantie der Original-Hersteller erlischt. Allerdings gibt Blaken selbst eine Gewährleistung für drei Jahre. Immerhin durchlaufen die Modelle 14 Tage lang einen speziellen Härtungsprozess. „Im Ergebnis sind die Chronos dann achtmal härter als Stahl und korrosionsbeständiger als jede andere Uhr“, ist Jürgens überzeugt. Der danach folgende, patentierte Prozess führt zu der typischen schwarzen CarbonFarbgebung. Das dauert noch einmal 48 Stunden. Dieses teils geheim gehaltene Verfahren gewährleistet, dass die nur zwei Mikrometer dünne Beschichtung mit diamantähnlichen Kohlenstoffen alle Teile lückenlos umschließt. Die Hülle ist so dünn, dass beim Zusammenbauen trotzdem alle Elemente ineinanderpassen. Nur so bleibe die Wasserfestigkeit erhalten. Außerdem seien die Uhren vor Kratzern und Schmutz besser geschützt als je zuvor – wirbt zumindest Jürgens. ■ THOMAS VAN ZÜTPHEN 17 Revolution für die Serie Girard-Perregaux hat eine neue Hemmung entwickelt: Das „Constant Escapement“ gleicht die abnehmende Spannung der Feder aus D ieses Problem quält Uhrenliebhaber und -hersteller seit Generationen: Wenn eine Uhr vollständig aufgezogen ist, steht die Feder unter Hochspannung. Sie gibt dann mehr Energie an Hemmsystem und Unruh – die letztlich den Gang der Uhr bestim- men – ab als nach mehreren Stunden Laufzeit. Über die Jahrhunderte haben Uhrmacher immer wieder versucht, die Übertragung der Federkraft auf das Räderwerk möglichst konstant zu halten. Das Fachportal „Watch-Wiki“ verzeichnet nicht weniger als 250 verschie- Immer im Takt é Ÿ ⁄ è Das schmetterlingsförmige Siliziumgerüst é regelt die Energie zwischen Federhaus und Unruh è. Es ist das Herzstück der neuen Hemmung in der „Constant Escapement“ von Girard-Perregaux. Preis: 114 000 Euro dene Hemmungssysteme. Davon setzten sich aber nur wenige durch – etwa die berühmte Schweizer Ankerhemmung. Auch die Tüftler der Manufaktur Girard-Perregaux aus La Chaux-deFonds (Schweiz) stellten sich der Herausforderung. 2008 präsentierten sie ihr Konzept einer Hemmung mit konstanter Kraft – das „Constant Escapement“. Danach ging es darum, die Filigrankonstruktion serienreif und zuverlässig für den Alltag zu gestalten. Tatsächlich ragt das „Constant Escapement“ aus der Masse der Hemmsysteme heraus. Die Lösung des Problems erreichten die Techniker mit einer hauchdünnen Siliziumklinge, sechsmal feiner als ein menschliches Haar (siehe Detailaufnahme). Die Klinge sitzt in einem schmetterlingsförmigen Gerüst, ebenfalls aus Silizium, das die Konstrukteure zwischen Federhaus und Unruh montieren. Dabei lässt sich die Klinge mit einer Spielkarte vergleichen, die man durchgebogen zwischen den Fingern hält. Diese hat Energie gespeichert, die freigesetzt wird, wenn man gegen die Karte drückt. Ab einer gewissen Grenze schnippt sie auf die andere Seite um – entweder ganz oder gar nicht. Es ist also egal, ob die Feder vollständig oder weniger aufgezogen ist. Die Siliziumklinge springt stets vollständig um, wenn sie vom Unruhreif den Impuls dazu erhält. Diese hochklassige Technologie setzen die Girard-Perregaux-Konstrukteure entsprechend pompös in Szene – in einem Weißgoldgehäuse mit 48 Millimeter Durchmesser. Stunden und Minuten werden von einem dezentralen Zifferblatt bei „12 Uhr“ (also in der oberen Hälfte in der Mitte) angezeigt, flankiert von den zwei parallel geschalteten Federhäusern des Uhrwerks. So bleibt, abgesehen von der Gangreserveanzeige bei „9 Uhr“, ausreichend Sicht auf die Hemmung. Das „Constant Escapement“ ist ohnehin der Hauptdarsteller auf dem Zifferblatt. Besitzer können die feine Werkskonstruktion auch durch ein Saphirglas auf der Rückseite der Uhr betrachten. Bemerkenswert für Zeitmesser in dieser Preisregion – die „Constant Escapement“ kostet 114 000 Euro – ist, dass Girard-Perregaux sie unlimitiert anbietet. Allerdings ist die Zahl der potenziellen Käufer jenseits der 100 000-EuroGrenze ohnehin recht überschaubar. ■ THOMAS VAN ZÜTPHEN 18 FOCUS 45/2013 “WELCOME TO MY WORLD” Thom Richard ist einer der seltenen Piloten weltweit, die über das Talent, die Erfahrung und den Mut verfügen, an den berühmten Reno Air Races – dem schnellsten Motorsport schlechthin – das Finale zu bestreiten. Weniger als zehn Cracks sind zugelassen, mit 800 km/h, Flügel an Flügel, nur einige Meter über dem Boden, halsbrecherisch um den Sieg zu kämpfen. Für diese Aviatikelite konzipiert Breitling Chronografen, robuste, funktionale und superleistungsstarke Instrumente mit von der COSC – der höchsten offiziellen Instanz in Sachen Zuverlässigkeit und Präzision – Chronometer-zertifizierten Werken. Willkommen in der Welt von Breitling. Katalog und Info unter Tel. 0721 98 48 30 BR E IT L IN G . CO M TRANSOCEAN UNITIME PILOT Funktionell Im Schweizer Uhrenzentrum La Chaux-de-Fonds betreibt Cartier eine hochmoderne Fertigung Konzentriert Neben maschinell Wegweisend Die „ID Two“ ist ein Konzept – die Serienfertigung nicht geplant. Ihr Gehäuse wird durch ein Vakuum im Inneren zusammengehalten Cartier meldet sich bei Männeruhren zurück Die Luxusmarke steht vor allem für Schmuck und Damenuhren. Mit markanten Modellen sowie zukunftweisenden Entwicklungen stärkt Cartier nun seine Position bei Zeitmessern für Herren 20 FOCUS 45/2013 durchführbaren Produktionsschritten fällt bei Luxusuhren viel Handarbeit an Gehärtet Die „ID One“ ist im Stil der klassischen „Ballon Bleu“ gestaltet und besteht aus dem extrem harten Material NiobiumTitan. Es handelt sich wie bei der „ID Two“ (l. u.) um eine Konzeptuhr Foto: Sander/Le Figaro Magazine/laif I mmer wenn es besonders kompliziert wird, muss Carole Forestier-Kasapi ran. Die Schweizerin ist Chef-Uhrmacherin beim Nobeljuwelier Cartier, gegründet 1847 in Paris (jetzt Richemont-Konzern). Forestier arbeitet dort seit 1999. Seither hat sie für das Traditionshaus zahlreiche Manufaktur-Kaliber entwickelt – also selbst hergestellte Werke statt zugelieferter. Daneben setzte sie bemerkenswerte neue Mechaniken und Technologien um. Diese werden teils in maskulinere Gehäuse verpackt. Damit trug Forestier, die aus dem Uhrmacher-Mekka La Chaux-de-Fonds stammt, maßgeblich dazu bei, Cartier im Segment hochwertiger Herrenuhren wieder fester zu etablieren. Die Franzosen waren stets für Klassiker wie die „Montre Tank“, die „Pasha“ oder die „Santos“ in der Uhrenwelt berühmt. Letztere war eine der ersten Armbanduhren überhaupt und wurde 1904 von Louis Cartier für den Flugpionier Alberto Santos-Dumont entwickelt. Diese Herrenmodelle – teils gibt es sie auch als Damenausführung – waren etwa in den 1980er-Jahren ein unverzichtbarer Bestandteil im Markt für Herren-Chronos. Doch dann änderte sich das Umfeld fundamental. Die Konkurrenz nahm stark zu, da nach der Krise durch die Flut an Quarzuhren wieder mehr Hersteller mechanische Uhren anboten. Zudem entwickelte sich ein Trend zu großen Modellen. Die Gehäuse maßen nun zumeist mehr als 40 Millimeter im Durchmesser. Da wirkten für viele Interessenten die Cartiers mit ihren oft nur 35 Millimetern zu filigran. Auch die Bicolor-Ausführungen, die quasi zur DNA von Cartier gehören, kamen zeitweise aus der Mode (aktuell erleben sie aber eine Renaissance). Daneben legen Käufer, die bereit sind, für eine Armbanduhr hohe Summen auszugeben, zunehmend Wert auf Manufaktur-Kaliber. Cartier aber hatte lange Zeit Werke von Jaeger-LeCoultre, Vacheron Constantin oder Piaget verwendet – alles Top-Produkte, aber eben keine eigenen Cartier-Entwicklungen. Manufaktur-Kaliber stärken das Image. Deshalb brachte Cartier 2009 das erste vollständig selbst FOCUS 45/2013 MARKANT Die „Calibre Chronograph“ in Edelstahl mit Stoppfunktion 9050 Euro HOCHKOMPLIZIERT Die „Rotonde Astrorégulateur“ gleicht Schwerkraft-Fehler aus 262 000 Euro entwickelte Automatikwerk 3-D-GRAFIK auf den Markt. Die Firma Seite scannen nannte es in Anspielung auf mit FOCUS ACTIVE APP das Jahr der „Santos“-Einführung schlicht „1904 MC“. Projizieren Sie diese Es verfügt über ein Doppel- Uhren auf Ihren Arm Federhaus, das Gangreserve und Genauigkeit erhöht. Zudem wird der Rotor, der das Automatikwerk bei jeder Bewegung des Trägers aufzieht, von einem innovativen Keramikkugellager geführt. Seither sind weitere Eigenwerke hinzugekommen – wie das „1904CH MC“, ein Automatikwerk mit zusätzlicher Stoppfunktion, das in der „Calibre Chronograph“ tickt (links). Auch in der hohen Uhrmacherkunst („Haute Horlogerie“) verschafft sich Cartier Anerkennung. Neben „normalen“ Luxusuhren gibt es dieses Segment für besonders aufwendige Zeitmaschinen. Dort holen sich Manufakturen Renommee, das auf die gesamte Kollektion ausstrahlt. Das gelang Cartier etwa mit dem „Astrotourbillon“, bei dem die komplette Mechanik, die Gangabweichungen durch die Erdanziehung ausgleicht, auf dem Sekundenzeiger sitzt. Beim „Rotonde Astrorégulateur“ (links) hält ein Mikrorotor das Hemmsystem in stets gleicher Position, um Abweichungen zu egalisieren. Durch „Konzeptuhren“ können Hersteller ihre Reputation ebenfalls stärken. Bei diesen Zeitmessern ist eine Serienproduktion nicht geplant, aber es werden Neuerungen getestet, die in andere Produkte einfließen können. So entfallen beim Cartier-Konzept „ID One“ (oben) durch innovative Materialien die aufwendige Schmierung sowie die Regulierung. Bei der transparenten „ID Two“ (links) herrscht im Inneren ein Vakuum, welches das Gehäuse ohne Schrauben zusammenhält, gleichzeitig den Luftwiderstand verringert und so die Gangreserve erhöht. Das Rezept von Uhrmacherin Carole Forestier-Kasapi für solche Innovationen: „Man muss das Undenkbare denken und Grenzen prinzipiell nicht anerkennen.“ ■ ANDREAS KÖRNER 21 Auf zur Uhrwahl FOCUS und das „Uhren-Magazin“ stiften einen der renommiertesten Preise für die besten Zeitmesser – mit Rekordgewinnen für die Wähler S chon seit mehr als 15 Jahren fiebern Uhrenhersteller jedes Jahr dem Ergebnis entgegen. Welche ihrer Produkte werden bei der „Goldenen Unruh“ prämiert, welche fallen durch? Diese Wahl der besten Zeitmesser der Welt wird ausgerichtet von FOCUS, FOCUS Online und dem „Uhren-Magazin“. Der Preis findet wegen seiner Tradition viel Beachtung – aber auch, weil er direkt die Meinung der Uhrenfans spiegelt, die stets zahlreich mitstimmen (2013: 23 000). Unter den Teilnehmern werden Preise im Wert von gut 45 000 Euro verlost (s. unten). Darunter eine bei Sammlern begehrte Jaeger-LeCoultre „Memovox“. Der Ablauf der Wahl 2014: Die Hersteller selbst schicken Modelle ins Rennen – diesmal 359 Stück. Diese werden in fünf Preiskategorien eingeteilt (bis 2500 Euro, bis 5000 Euro, bis 10 000 Euro, bis 25 000 Euro, ab 25 000 Euro). Daraus treffen die Leser des „Uhren-Magazins“ per Stimmkarte eine Vorauswahl. Die zehn besten Uhren 1. Preis 2. Preis 3. Preis JAEGERLECOULTRE Master Memovox 8450 Euro ANONIMO Militare Chrono Bronze 7100 Euro SEIKO Ananta Spring Drive Chronograph limitierte Auflage 5500 Euro 22 4. Preis 5. Preis ZENITH Pilot Montre d’Aeronef Type 20 4900 Euro ROHRBACHER Max 2 4880 Euro 6. Preis 7. Preis PANERAI 2 Barometer à 1700 Euro BREITLING Superocean 42 2930 Euro 8. Preis 9. Preis NOMOS GLASHÜTTE Ahoi 2800 Euro SINN 6090 Finanzplatz-Uhr 2650 Euro 10. Preis 11. Preis 12. Preis BAUME & MERCIER Clifton 2500 Euro MONTBLANC Star Date Automatic 2390 Euro STOWA Antea KS 41 Silber 980 Euro Ausgezeichnete Leistung Die Sieger der „Goldenen Unruh 2013“ erhielten im März ihre Urkunden im edlen Ambiente des BMW-Museums München. 23 000 Uhren-Fans hatten abgestimmt jeder Kategorie nehmen an der Endabstimmung bei FOCUS Online teil. Diese findet vom 16. Dezember 2013 bis zum 31. Januar 2014 auf www.focus.de/uhrenwahl statt. Dort werden auch die genauen Teilnahmebedingungen aufgeführt. ■ Fotos: Andreas Schebesta für FOCUS-Magazin, Holger Wens ANDREAS KÖRNER FOCUS 45/2013 23 Die pure Lust auf Luxus Die Handwerkskunst, die in den Top-Produkten edler Uhren-Schmieden steckt, strahlt auf die gesamte Kollektion aus. Das bedeutet Höchstpreise von oft mehr als einer Million Euro D as Einsteigermodell der kleinen Luxusuhren-Manufaktur Parmigiani Fleurier (rechts) gibt es ab 7900 Euro. Die kompliziertesten Uhren des Hauses kosten annähernd drei Millionen Euro – also fast 400-mal so viel. Warum wenige Menschen sechs- bis siebenstellige Summen für Arbeiten seines Hauses ausgeben, erklärt Firmenchef Michel Parmigiani, 62, so: „Unsere Uhren sind für Kenner, die Raritäten lieben. Nicht wenige unter ihnen geben uns den Auftrag, eine Uhr herzustellen, die es nur einmal auf der Welt gibt.“ Das Sortiment der Marke, die erst 1996 gegründet wurde, fällt also komplett in das Segment der Schweizer Uhrenindustrie, das vergangenes Jahr am erfolgreichsten abschnitt: Modelle ab 3000 Schweizer Franken (rund 2500 Euro). Der Absatz dieser Uhren legte 2012 bei den Stückzahlen um 13,1 Prozent zu, beim Umsatzwert sogar um 18 Prozent. Dieser Luxusbereich trug maßgeblich dazu bei, dass der Export der eidgenössischen Uhrenindustrie 2012 erstmals in deren Geschichte die Marke von 20 Milliarden Schweizer Franken durchbrach. In dieser Statistik schlagen sich Stückzahlen von 700 000 bis 900 000 Uhren, wie sie Rolex oder Omega jährlich produzieren, natürlich stärker nieder als die limitierten Kleinstauflagen von Parmigiani & Co. Deren Endpreise überschreiten auch deshalb oft die Millionengrenze, damit sich für ihre Hersteller die Entwicklungskosten überhaupt 3-D-GRAFIK Seite scannen rechnen. Mit noch „deutlich mit FOCUS unter 5000 Uhren, die wir ACTIVE APP derzeit bauen“, liegt das Projizieren Sie diese Unternehmen von Michel Uhr auf Ihren Arm Parmigiani bei sehr gehobe24 Frontmann mit Finesse Mit Michel Parmigiani an der Spitze gründete die Sandoz-Stiftung 1996 die Marke Parmigiani Fleurier. Die Tonda Quator, hier in Roségold, steht im Sortiment der Manufaktur für mittlere Preislagen. 28 100 Euro Fotos: Tito Sanpaolesi, Claude Joray nen Uhren im Mittelfeld. Doch der Meisteruhrmacher, der Anfang der 70er-Jahre am Technikum in La Chaux-de-Fonds ausgebildet wurde, erwartet, „dass wir mit der Ausweitung unserer internationalen Distribution bald auf eine Jahresproduktion von 10 000 Uhren kommen werden“. Neben den Parmigiani-Modellen gibt es zahlreiche weitere Belege dafür, dass die Schallmauer von einer Million Euro für eine Uhr in kleinen Fan-Kreisen kein Verkaufshindernis darstellt – selbst wenn sie nicht glamourös mit Edelsteinen besetzt sind. Über der Millionengrenze liegen etwa auch die „Grand Complication“ von A. Lange & Söhne, die „Quator“ von Roger Dubuis, die „Art Piece 1“ von Greubel Forsey sowie die „Tourbillon RM 56-01 Sapphire Crystal“ von Richard Mille (rechts). Dieser Edel-Chronometer ist weltweit auf fünf Stück limitiert und kostet 1,29 Millionen Euro. Das Angebot war binnen weniger Monate ausverkauft. Sowohl Gehäuse als auch das Uhrwerk, das von Hand aufgezogen wird, sind aus Aluminiumoxid gefertigt, eine Technologie, deren Verarbeitung für jedes Gehäuse knapp 1000 Arbeitsstunden erfordert. Neben dem Gehäuse sind auch Teile des Uhrwerks durchsichtig – etwa die Saphirglas-Platine, auf der das Tourbillon sitzt – ein Mechanismus zum Ausgleich der Erdanziehungskraft, der die Ganggenauigkeit erhöhen soll. Solche Funktionsund Materialneuerungen reizen vermögende Käufer. Ebenso wie die strenge Begrenzung der Produktionszahlen. Auch Edelsteine katapultieren den Preis zahlreicher Luxusuhren in die Höhe. Bei der Cartier „Crash“, die Anfang des Jahres neu aufgelegt wurde, können Kundinnen wählen, ob 150 Brillanten nur die Einfassung der Uhr („Lünette“) zieren sollen oder insgesamt 471 Brillanten (4,27 ct) auch das Armband. Die 1967 erstmals verkaufte Schmuckuhr zählt wegen ihres asymmetrischen Zifferblatts zu den Klassikern unter den Damenuhren. Schon damals – und noch einmal 1991 – stellte Cartier das Modell nur in limitierter Auflage her. Seither sind besonders die älteren Modelle („Vintage“) begehrte Sammlerstücke. Die aktuelle Neuauflage mit Armbändern aus Weißgold- oder Rotgoldtropfen ist je nach Ausstattung limitiert auf 267 Stück. Oder – in der exklusivsten Version – sogar nur auf 67 Stück. Die Genfer Manufaktur Vacheron Constantin (s. Interview S. 12) limitiert die drei Varianten ihrer neuen Linie „Métiers d‘Art – Florilège“ noch stärker – auf jeweils 20 Stück. Deren Pflanzenmotive sind dem Ende des 18. Jahrhunderts aufgelegten Botanik-Buch „The Temple of Flora“ entnommen und von Emaille-Künstlern mit Hilfe der sogenannten Zellenschmelztechnik „Cloisonné“ aufgetragen. Die Zifferblätter sind zudem aufwendig verziert („guillochiert“). Im Innern der Uhren schlägt das Manufakturkaliber 4400, mit FOCUS 45/2013 Investment-Chance „Tourbillon RM 56-01 Sapphire Crystal“ von Richard Mille. 1 240 000 Euro KUNST AM ARM „Master Grande Tradition Gyrotourbillon 3 Jubilée“ von Jaeger-LeCoultre 450 000 Euro AUSGEFALLEN Neuauflage der „Cartier Crash“ mit bis zu 471 Brillanten. PREIS auf Anfrage Genfer Siegel und 65 Stunden Gangautonomie. Zum Preis von 136 000 Euro sind die Lünetten mit runden Diamanten besetzt. Wem das nicht exklusiv genug ist, der kann den Diamant-Kranz auch mit aufwändiger geschliffenen rechteckigen Steinen ordern („Baguetteschliff“). Von dieser Uhr gibt es gerade einmal fünf Stück. Mit 75 Kunden weltweit plant Hersteller Jaeger-LeCoultre bei seiner aktuellen Serie „Hybris Mechanica“. Das Modell „Master Grande Tradition Gyrotourbillon 3 Jubilee“ gedenkt des 180. Geburtstags des Unternehmensgründers und krönt die drei Jubiläumsuhren der Serie „Hommage à Antoine LeCoultre“. Bei dem hochkomplizierten Werk besteht ein Teil des Gangregel-Systems („Unruh“) aus Gold und ist durch eine Wärmebehandlung blau gefärbt. Die Unruh dreht sich in einem besonders aufwendigen Tourbillon („Gyrotourbillon“). Insgesamt besteht das mechanische Kunstwerk aus 592 Bauteilen und sitzt in einem Gehäuse aus Platin. Uhren-Begeisterte zieht solch aufwendige Mechanik in ihren Bann. Auch für Michel Parmigiani besteht die Faszination einer Uhr aus ihren inneren Werten und nicht aus ihrem Preis: „Eine Uhr muss durch ihre Ausstrahlung erkennen lassen, welchen Aufwand ihre Herstellung bedeutet.“ Doch dabei, so der Chef des Unternehmens, das zur Schweizer Sandoz-Stiftung gehört, soll nur „die Handwerkskunst in höchster Vollendung im Vordergrund stehen, mit all ihrer Gestaltung, Finissierung und Fertigkeit, aber nicht das Marketing“. Mit anderen Worten: Uhren jenseits der Preisgrenze von einer Million Euro finden ihre Kunden von selbst. ■ THOMAS VAN ZÜTPHEN 25 Rekorde Nick und Marc Hayek (r.) peilen mit den Marken ihrer Swatch-Gruppe 2013 einen Konzernumsatz von neun Milliarden Franken an Swatch erfindet die Mechanik noch mal neu N atürlich ist die Swatch Group auf der wichtigsten Branchenmesse „Baselworld“ stets dabei. Dort präsentiert der größte Uhrenkonzern der Welt seine Marken Glashütte Original, Breguet, Blancpain, Omega, Tissot und viele mehr. Doch Uhren der Marke Swatch selbst, die dem Unternehmen immerhin den Namen gibt, suchten Einkäufer und Publikum in Basel jahrelang vergeblich. Auf der Messe liefen die 120 000 Besucher 21 Kilometer durch zwölf Hallen mit 1500 Ausstellern – und sahen keine einzige Swatch. Obwohl sich die bunten Uhren immer noch sehr gut verkaufen. Auf der diesjährigen „Baselworld“ im April änderte sich das schlagartig. 26 Zum 30. Geburtstag der bunten QuarzTicker, die damals das ganze Segment der Armbanduhren neu belebten, spendierte Konzernchef Nick Hayek der Kult-Uhr eine eigene Halle. Schon als er dies ankündigte, vermuteten Uhrenfans, dass Hayek etwas wirklich Wichtiges, vielleicht sogar Revolutionäres vorstellen würde. Genau so kam es: Die Swatch-Techniker präsentierten die „Sistem51“. Das ist eine mechanische Uhr, die aus nur 51 Teilen besteht. Ein Technologiesprung, mit dem die Marke bei der Vereinfachung mechanischer Uhren einen Maßstab setzt – und an die Quarz-Swatch von 1983 erinnert. Auch sie war viel einfacher zu fertigen als ihre Konkurrenz- produkte, ihr Plexiglas wurde per Ultraschall mit dem Gehäuse verschweißt, sie war wasserdicht, stoßfest und ganggenau. Und vor allem: Sie bestand genauso wie jetzt die „Sistem51“ aus 51 Bauteilen – statt der bis dahin mindestens notwendigen 91. Die Ticker wurden weltweit zum Festpreis angeboten – ebenfalls ein Novum und bis heute die Basis für mehr als 400 Millionen verkaufte Swatchs. Doch wie tickt die neue „Sistem51“ genau? Das Werk der Uhr besteht aus fünf Modulen, die miteinander verschweißt sind und von einer einzigen Schraube zusammengehalten werden. Zu den 17 Patenten, die das Unternehmen für seine Innovation registrieren ließ, zählen Materialkombinationen wie etwa eine FOCUS 45/2013 Foto: Pascal Lauener/REUTERS 30 Jahre nach der ersten Swatch-Quarzuhr: Der Konzern revolutioniert mit der „Sistem51“ nun auch den Bau mechanischer Uhrwerke – und kommt wieder mit nur 51 Komponenten aus www.junghans.de 1 00% M E I STERW E R K Durchblick Die „Sistem51“ mit transparentem Rotor soll unter 200 Schweizer Franken kosten antimagnetische Metalllegierung aus Kupfer, Nickel und Zink (ARCAP). Zu einer der Weltpremieren der „Baselworld“ macht die „Sistem51“ aber vor allem das eigentliche Produktionsverfahren der Uhr: Das erste je hergestellte mechanische Uhrwerk, dessen Montage komplett maschinell und in gerade mal 20 Minuten erfolgt. Die größte Herausforderung dabei – das traditionelle manuelle Regulieren der Ganggeschwindigkeit – spart man sich. Stattdessen legt ein Laser im laufenden Betrieb den Gang des Werks so fest, dass es höchstens fünf Sekunden pro Tag abweicht. Die Gangreserve beträgt sehr hohe 90 Stunden. Auch beim Design kann Swatch an die frühere Revolution anknüpfen. Viele erinnern sich noch an die „Jelly Fish“ aus der ersten Kollektion von 1983. Sie war komplett transparent – ein immer wiederkehrendes Gestaltungsmittel der Swatch-Kreationen. Das treibt Swatch bei der „Sistem51“ weiter auf die Spitze: Sogar die Schwungmasse („Rotor“), die jedes AutomatikUhrwerk antreibt, ist bei der „Sistem51“ eine durchsichtige Scheibe, die den Blick auf das eigentliche Werk freigibt. Konzernchef Hayek geht von einem millionenfachen Verkaufserfolg aus, wenn FOCUS 45/2013 in diesem Monat weltweit der Absatz im Einzelhandel startet: „Weil wir mit dieser Uhr bewiesen haben, dass es möglich ist, eine 100-Prozent-Swiss-made-Uhr anzubieten, die unter 200 Schweizer Franken kostet.“ Kommt die „Sistem51“ tatsächlich ähnlich gut im Markt an wie früher die Ur-Swatch, könnte das die SwatchGeschäfte noch weiter antreiben. Schon im ersten Halbjahr 2013 hatte die Gruppe mit ihren weltweit 31 000 Mitarbeitern den Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,7 Prozent gesteigert – auf 4,2 Milliarden Schweizer Franken. Bei der Vorstellung der Zahlen betonte Nick Hayek: „Ich lege Wert darauf festzustellen, dass die Zuwächse nahezu vollständig auf Grund gestiegener Verkaufszahlen erzielt wurden und nicht auf Grund von Preiserhöhungen.“ Die Erträge über neue Ideen und Technologien zu steigern passt zur „Sistem51“ und der vermutlich jüngeren Zielgruppe. Mit Hilfe der neuen Modelle jedenfalls will Firmenchef Hayek den Umsatzrekord des Jahres 2012 von 8,14 Milliarden Franken nochmals übertreffen – und mehr als neun Milliarden erwirtschaften. ■ THOMAS VAN ZÜTPHEN Die Meister Chronoscope setzt ein klares Statement für den mechanischen Uhrenbau bei Junghans. Seit den 1930er Jahren begeistert die Meister Linie Uhrenliebhaber mit ihrer charakteristischen Anmutung. Die Kombination aus mechanischer Präzision und feinster Verarbeitung macht jeden dieser Zeitmesser zu einem Meisterwerk. JUNGHA NS – DIE D EUT SCHE UHR Im Aufbau TAG Heuer baut im Schweizer Chevenez eine Produktionsanlage mit teils einzigartigen Maschinen auf, die bis Jahresende fertig sein soll High Tech im Bergtal F MASKULIN Die „Carrera Calibre 1887“ mit Keramik-Lünette 4250 Euro 3-D-GRAFIK Seite scannen mit FOCUS ACTIVE APP 28 ANZUG-TAUGLICH Die „Carrera Calibre 1887 Elegance“ in Edelstahl/Roségold 5000 Euro Projizieren Sie die „Carrera Calibre 1887“ auf Ihren Arm ür wenige Sekunden verharrt der Greifer in Lauerstellung. Dann schießt er los und schnappt sich die Beute. Mal nur ein einziges der roten Körnchen, dann wieder vier oder fünf direkt nacheinander. Die Bewegungen erinnern an die Nahrungsaufnahme eines Vogels. Doch sie werden ausgeführt von einer High-Tech-Maschine. Der Automat (Foto rechts) pickt sich aus Tausenden künstlichen Rubinen die passenden heraus und setzt sie vollautomatisch in die Bohrungen eines Messingträgers. Von dort werden sie später in Uhrwerke des Herstellers TAG Heuer platziert. Weltweit gibt es bisher nur eine einzige Maschine, die das kann. Sie steht im Schweizer Chevenez an der Grenze zu Frankreich. Dort errichtet TAG Heuer bis Ende des Jahres eine hochmoderne Uhrwerke-Produktion. Als erstes deutsches Medium konnte FOCUS die Anlage noch in der Aufbauphase besichtigen. Ist die Fertigung vollständig in Betrieb, sollen dort selbst konstruierte Uhrwerke („Manufaktur-Kaliber“) hergestellt werden. Dabei geht es um das vor drei Jahren eingeführte „Calibre 1887“ und das neue „Calibre 1969“. Beide Werke treiben Chronografen an, also Uhren mit Stoppfunktion. Das ist die bei Männern beliebteste Zusatzfunktion („Komplika- tion“). Laut eigenen Angaben ist TAG Heuer bei Uhren dieses Typs zwischen 3000 und 5000 Euro Marktführer. Auch deshalb warten Uhrenfans gespannt auf das „Calibre 1969“, das in dieser Woche vorgestellt wird. FOCUS zeigt vorab exklusiv ein Foto des Kraftpakets: Es ist mit 6,5 Millimetern flacher als das „1887“, verfügt über eine hohe Gangreserve von 70 Stunden und ist mit dem Muster „Genfer Streifen“ aufwendig verziert (r. oben). Die Jahreszahlen der Werke weisen auf Meilensteine der Entwicklung bei TAG Heuer hin. So wurde 1887 ein neues System zur Kraftübertragung auf den Stoppzeiger entwickelt und patentiert („Schwingtrieb“), 1969 das erste automatische Chronografenwerk mit Mikrorotor (ein besonders kleiner Rotor, der das Uhrwerk aufzieht). Schon damals steckte es in einer „Carrera“, die mittlerweile zum Kultobjekt avancierte. Heute schlägt in den meisten „Carrera“Modellen das „1887“ (Bilder links). Die Gesamtkapazität für beide Manufaktur-Werk-Typen soll bis 2016 rund 100 000 Stück betragen – eine Verdoppelung des aktuellen Produktionsvermögens. Die massive Ausweitung der Fertigung ist sinnvoll, weil selbst hergestellte Werke das Renommee einer Marke steigern. Sie ist auch nötig geworden, weil wegen des Booms mechanischer Zeitmesser die FOCUS 45/2013 Foto: Andreas Körner für FOCUS-Magazin Als erstes deutsches Medium besuchte FOCUS die neue Werke-Fertigung von TAG Heuer in Chevenez. Dort werden selbst entwickelte Chronografen-Antriebe in großer Stückzahl und höchster Präzision gebaut Brandneu und exklusiv Der Chronografen-Antrieb „Calibre 1969“ ist 6,5 Millimeter flach und bietet 70 Stunden Gangreserve Stein für Stein Dieser Automat pickt sich aus künstlichen Rubinen, die als Lagersteine dienen, die passenden heraus Verfügbarkeit zugelieferter Werke (etwa von ETA/Swatch-Konzern) stark eingeschränkt ist. Die steigenden Fertigungszahlen bei den komplizierten Werken – das „1887“ etwa besteht aus 320 Bauteilen – sind nur durch einen hohen Automatisierungsgrad möglich. Kein noch so versierter Uhrmacher könnte die 39 Rubine des „1887“ so schnell und so genau einsetzen wie die neue Maschine bei TAG Heuer. Ihre Präzisionskamera erkennt besser als das menschliche Auge, in welcher Position die Steinchen liegen. Findet sie keine Rubine mehr, die der Greifarm aufnehmen kann, werden die Steine in eine neue, passende Lage gerüttelt. Auch die wichtige Schmierung der Lager erledigen Maschinen inzwischen schneller und exakter als der Mensch. Sie können punktgenau stets die absolut gleiche Menge des Öls aufbringen, aber auch größere Flächen gezielt mit einem Sprühnebel bedampfen. Um die Vorteile dieser Automatisierung auszuschöpfen, soll die Produktion bestimmter Einzelteile in Chevenez künftig rund um die Uhr laufen – ebenfalls ein Novum. Dennoch ist bei der Herstellung von Luxusuhren Handarbeit unerlässlich: Auch deshalb hat TAG Heuer die neue Anlage in Chevenez angesiedelt. Dort kann die Firma technisch vorgebildete Mitarbeiter rekrutieren, die aus der nahe gelegenen, kriselnden französischen Automobilindustrie stammen. Viele der neuen Kräfte werden zu sogenannten Operateuren geschult. Das sind Fachkräfte, die jeweils drei bis vier Fertigungsprozesse beherrschen. Das kann das Einsetzen einzelner Zahnräder oder Zeiger sein, das Polieren oder Verzieren sowie das Testen etwa auf Dichtheit. Die Endabnahme jedes einzelnen Kalibers indes bleibt umfassend ausgebildeten Uhrmachern vorbehalten. Sie prüfen die Werke mit Hilfe optischer und akustischer Testverfahren. Bei Abweichungen des Gangs werden Uhren normalerweise so eingestellt, dass sie in einer engen Bandbreite nach- oder vorgehen. Nicht so bei TAG Heuer: Alle Produkte werden so reguliert, dass sie, wenn überhaupt, ein paar Sekunden vorgehen – keinesfalls nach. „Mit einer TAGHeuer-Uhr werden Sie dadurch niemals zu spät kommen“, erklärt Ehrenpräsident Jack Heuer. ■ ANDREAS KÖRNER FOCUS 45/2013 29 Eckart Witzigmann, 72 – im Takt der Zeit Hans-Jörg Bachmeier, 47, liebt alte Zeitmesser mit ein wenig Patina Seine Schüler nennen ihn nur den „Chef“. Der Jahrhundertkoch gilt als Perfektionist. Er trägt eine Maurice Lacroix für 6600 Euro Die TV-Show des Newcomers „Einfach. Gut. Bachmeier“ erfreut sich hoher Einschaltquoten. Uhren kauft er im Internet. Seine Rolex GMT Master von 1971 ist ein Erbstück – und daher für ihn unbezahlbar „Diese Uhren leben!“ Das Filet auf den Punkt gebraten, den Fisch minutengenau gegart, die Nudeln al dente: Zeit spielt für Starköche eine zentrale Rolle – auch deshalb haben sie eine besondere Schwäche für edle Chronometer H m, dieser Duft. Morcheln, lecker. Es ist sieben Uhr morgens. HansJörg Bachmeier riecht genießerisch an den Pilzen, die er bei einem Freund auf dem Großmarkt erstanden hat. In wenigen Stunden werden sie beim Lunch auf dem Teller der Gäste in seinem Münchner Feinschmeckerlokal 30 „Blauer Bock“ landen. Auf den Punkt gegart. „Das Produkt gibt den Takt vor“, sagt der Küchenmeister, der beim Bayerischen Rundfunk inzwischen eine eigene Kochshow gestaltet. Beinahe liebevoll streicht Bachmeier über seine GMT-Rolex aus dem Jahr 1971. Er mag die angejahrten Zeitmes- ser. „Ein Familienerbstück, da sieht man die Patina, diese Uhren leben.“ Köche und ihre Uhren verbindet ein ganz besonderes Verhältnis. Nichts ist schlimmer, als am Herd die Zeit aus den Augen zu verlieren. Auch „wenn du den besten Fisch am Markt kaufst, hat man ihn zu lange im Rohr, ist er ungenießFOCUS 45/2013 Koch-Comedian Horst Lichter, 51, mag’s sportlich-elegant Fotos: Andreas Nestl für FOCUS-Magazin, Michael Tinnefeld/API, A-way! Der TV-Küchenmeister, Sohn eines Bergmanns aus dem rheinischen Rommerskirchen, trägt eine IWC Fliegeruhr „Saint Exupéry“ im Wert von rund 20 000 Euro bar“, erklärte einst Paul Bocuse, Doyen der Nouvelle Cuisine und langjähriger Rolex-Werbeträger. Eckart Witzigmann, 3-Sterne-Pionier hierzulande und Bocuse-Schüler, vertraut auf eine Maurice Lacroix, wenn es um den richtigen Zeitpunkt in der Küche geht. Und doch verbindet den Jahrhundertkoch ein ambivalentes Verhältnis zu seiner Uhr. Mitunter empfindet er sein Schmuckstück am Arm als Sklaventreiber: „Die Zeit taktet unser Leben, sie regiert uns auch beim Kochen“, referiert Witzigmann. Wer sonst als der gebürtige Österreicher, der viele der ganz Großen der deutschen Küchengarde wie Hans Haas FOCUS 45/2013 oder Johann Lafer in die Feinheiten kulinarischer Genüsse eingeführt hat, könnte die Zusammenhänge zwischen Timing und Präzision besser beschreiben. Ein exakter Zeitmesser ist da ähnlich hilfreich wie das Thermometer im Fleisch, das die rechte Gar-Temperatur anzeigt. Selten geben Spitzenköche ihre Vorlieben für edle Chronometer preis. Bei Johann Lafer konnte man aber schon eine IWC Keramik Doppelchrono beobachten. Sein TV-Partner Horst Lichter teilt die Leidenschaft für das Schweizer Uhrenhaus. So schräg sein Lebensmotto „Genieße dein tägliches Arschloch“, so deutlich schimmert mit der IWC Flie- geruhr „Saint Exupéry“ sein Hang fürs Erlesene durch. Nelson Müller, Koch-Shooting-Star beim ZDF, setzt auf eine deutsche „Meistersinger Singular“: schlicht und elegant. Der Sterne-Koch aus Essen hätte mit seiner Soulstimme auch im Musik-Business Karriere gemacht. Doch der Sohn ghanaischer Eltern hat sich für den Küchenjob entschieden, den er in seinem Restaurant „Schote“ zelebriert. Für Müller ist klar: „Beim Kochen ist Zeit das A und O.“ Der Erfolg birgt aber auch Nachteile: „Zeit ist mein wertvollstes Gut, weil ich sehr wenig davon habe.“ ■ AXEL SPILCKER 31 Offenkundig nachgemacht Wenn Straßenhändler mehrere Rolex oder Breitling auslegen, liegt es nahe, dass dies keine Originalware ist. Doch auch bei ausgefeilteren Angeboten im Internet bestehen Risiken Vorsicht, gefälscht! Rolex, Breitling, Patek Philippe: Neben dem Verkaufserfolg der Nobel-Marken boomt das Geschäft mit nachgemachten Luxusuhren. Fast alle Produktpiraten kommen aus Hongkong und China 32 Billig,billig Auf einem Markt in Laos bietet dieser Händler Dutzende gefälschter Uhren an FOCUS 45/2013 Fotos: Saeed Khan/Getty Images, Lineair/images.de D ie Zollfahnder lagen richtig, als sie an einem Junitag am Berliner Flughafen Tegel die Reisenden aus Peking kontrollierten. Dabei fanden sie bei einem chinesischen Geschäftsmann im Gepäck 112 Uhrenfälschungen der Marke Boss. Der Stückpreis der Originale liegt bei ein paar hundert Euro, diese Modelle aber waren höchstens 50 Euro wert. Drei Monate zuvor hatten die Zöllner 110 Kopien der Marke Ice Watch abgefangen. Mit dem Boom der Uhrenbranche nimmt auch der Schmuggel der Plagiate in die westlichen Industriestaaten zu. Mit weit reichenden Folgen für die Hersteller. Mitte Oktober bezifferte der Vizepräsident der EU-Kommission, Antonio Tajani, den weltweiten Handel mit gefälschter Ware auf mehr als 200 Milliarden Euro. Business-Leasing 1 ab € 249 UPE € 28.4902 Ist das noch Arbeit oder schon Vergnügen? Der Mazda6. Gewinner des Wenn Sie auch beruflich lieber Ihren eigenen Weg gehen, empfehlen wir Ihnen den Mazda6. Der vereint dank seiner innovativen SKYACTIV Technologie und der neuen i-ELOOP Bremsenergierückgewinnung hohen Fahrspaß mit niedrigem Verbrauch. So benötigt der leistungsstarke Dieselmotor des Mazda6 nur ab 3,9 l/100 km und leistet trotzdem beeindruckende 110 kW (150 PS) bei einem Drehmoment von 380 Nm. Auf Wunsch auch als Diesel Automatik verfügbar. Informieren Sie sich jetzt unter mazda.de über unsere Angebote! MAZDA. LEIDENSCHAFTLICH ANDERS. Kraftstoffverbrauch im kombinierten Testzyklus: 6,4 – 3,9 l/100 km; CO2-Emissionen im kombinierten Testzyklus: 150 – 104 g/km. 1) Ein gewerbliches Leasingangebot der Mazda Finance – einem Service-Center der Santander Consumer Bank AG, Santander-Platz 1, 41064 Mönchengladbach – bei NULL Leasing und € 0 Sonderzahlung mit 36 Monaten Laufzeit und 60.000 km Gesamtlaufleistung für einen Mazda6 Kombi SKYACTIV-D 150 Prime-Line. 2) Barpreis für einen Mazda6 Kombi SKYACTIV-D 150 Prime-Line. Abbildung zeigt Fahrzeug mit höherwertiger Ausstattung. Nur bei teilnehmenden Mazda Vertragshändlern und verbindlicher Bestellung bis 31.12.2013. Alle Preise exkl. MwSt., zzgl. Überführungs- und Zulassungskosten. Auch über www.mazda.de Eine Werbung der Mazda Motors (Deutschland) GmbH. Schöner Schein Es funkelt und glitzert – dabei gibt es diese Fantasie-Rolex, die für rund 100 Euro angeboten wird, im Original so nicht Durch Plagiate entsteht jährlich ein Schaden von geschätzt 200 Mrd. Euro Allein in der EU wurden Nachahmungen im Wert von einer Milliarde Euro beschlagnahmt. Die hiesigen Einfuhrwächter stellten vergangenes Jahr Kopien im Volumen von 127 Millionen Euro sicher, darunter nachgemachte Uhren für über zehn Millionen Euro – die Dunkelziffer liegt viel höher. Bereits 2012 warnte Swatch-GroupChef Nick Hayek: „Die Fälschungen kosten die Uhrenindustrie jährlich Milliarden Franken.“ Große Sorge bereitet dem Konzernlenker die wachsende Raffinesse der Produktpiraten. Inzwischen sind die Fälscherbanden sogar in der Lage, Uhren mit hochkomplizierten Werken nachzuahmen. Bereits im Dezember 2011 beschlagnahmten Schweizer Zöllner eine gefälschte Hublot „Big Bang“. Zum ersten Mal habe er eine kopierte Uhr mit Tourbillon, einer komplexen Mechanik zum Schwerkraftausgleich, in Händen gehalten, sagte Michel Arnoux, Chef der Anti-Fälschungsstelle der Schweizer Uhrenindustrie. „Die Fälscher beherrschen nun die Herstellung ultrakomplizierter Uhren.“ Der Deutschland-Chef der Nobelmarke Breitling, Martin Trautmann, kennt das Problem genau. Jede Woche bekommt er Meldungen über neue Fundstücke durch den Zoll auf den Tisch. So wie ihm geht es jedem Markenproduzenten. 34 So schützen Sie sich vor „Fakes“ ❙ Gravur Oft sind gravierte Linien bei Fälschungen ungenau gearbeitet. Das sieht man am besten mit einer Lupe. Echte Rolex haben nur selten eine Gravur auf der Rückseite! ❙ Garantieschein Originalmarken liefern Echtheitszertifikate mit. Neben der Typenbezeichnung findet sich dort eine Seriennummer. Doch Vorsicht: Auch diese können gefälscht sein – was man oft an Schreibfehlern erkennt. ❙ Glas Seriöse Produzenten verwenden meist extrem hartes Saphirglas auf der Oberseite, das vor Kratzern schützt. Das Glas lässt sich durch einen Kratztest mit einem Metallgegenstand prüfen. ❙ Zifferblatt Unscharfe Konturen lassen auf eine Billigkopie schließen, ein Zeichen, dass diese Fakes zusammengeflickt wurden. Jedes Jahr lassen sich Tausende Urlauber täuschen. „Inzwischen sind manche Falsifikate so gut gemacht, dass ich sie mit dem bloßen Auge nicht mehr erkennen könnte“, erklärt Trautmann. Neuerdings kaufen sich Ganoven ein Original und fräsen dessen Seriennummer auf ihre Fälschungen. „Das Hauptproblem ist, dass Käufer durch den Erwerb solcher Fälschungen das Vertrauen in die echte Marke verlieren“, sagt Volker Bartels, Chef des Aktionskreises gegen Produkt- und Markenpiraterie der deutschen Wirtschaft. Zuletzt hatte ein Breitling-Liebhaber in New York eine Uhr für 3000 Dollar erstanden. Als der deutsche Kunde nach seiner Rückkehr das Armband kürzen lassen wollte, musste er feststellen, dass er das Geld für eine Fälschung ausgegeben hatte. Die kopierten Zeitmesser stammen zu 95 Prozent aus China und Hongkong. Norbert Drude, Präsident des Zollkriminalamts, spricht von „organisierten Banden“, die im Bereich der Produktfälschung das große Geschäft machen. Die Kartelle, so Experten, haben längst ihre Vertriebswege geändert. Statt Seehäfen oder Transitstrecken per Lkw nutzen die Syndikate verstärkt das Internet als Verkaufsplattform: Auf diese Weise senken die Gangster laut Werner Gatzer, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, „das Entdeckungsrisiko“. Über diesen Vertriebsweg gelangen die Raubkopien per Paketdienst risikolos an den Käufer. Gezahlt wird per Kreditkarte. Gerade den Internet-Uhrenhändlern begegnet die Branche mit großem Misstrauen. Beinahe jeder Hersteller lässt inzwischen Anwälte im Netz nach kriminellen Anbietern fahnden. Zuletzt ging Breitling-Manager Trautmann Hinweisen über ein dubioses Internet-Uhren-Portal nach. Der Händler hatte auf seiner Homepage eine Büroadresse in Stuttgart angegeben: „Die Adresse war natürlich falsch.“ Trautmann stand vor einem großen Hochhaus mit vielen Klingelschildern, der Web-Verkäufer indes tauchte nirgends auf. Bis heute weiß Trautmann nicht, wer sich tatsächlich hinter der Adresse verbirgt. ■ AXEL SPILCKER FOCUS 45/2013 FOCUS MAGAZIN DIGITAL Es gibt viele Wege, FOCUS zu lesen. amazon.de Schon sonntags auf Tablet und PC. sgabe Digitalau nenten für A bon t geschenk Immer und überall bestens informiert. Exklusive Inhalte, spektakuläre Bilder, hoher Nutzwert: Genießen Sie die Digitalausgabe von Deutschlands großem Nachrichtenmagazin – überall und jederzeit. Lesen Sie FOCUS Magazin App und E-Paper schon sonntags ab acht Uhr auf Tablet oder PC. Mehr Informationen unter www.focus.de/magazin/digital und www.focus.de/abo Die Digitalausgaben von FOCUS sind über diese Browser und Stores erhältlich: 1860 Edouard Heuer gründet sein Atelier im Schweizer Jura. 1916 Erste mechanische Stoppuhr mit der Messgenauigkeit der 1/100stel Sekunde. 1963 Jack Heuer entwickelt und lanciert die Serie TAG Heuer Carrera. 2013 Der neue TAG Heuer Carrera Automatik-Chronograph mit dem Manufakturkaliber Calibre 1887. Boutique München • Theatinerstraße 44 • 80333 München • Tel. 089 25 54 72 90 Boutique Frankfurt • Goethestraße 4 – 8 • 60313 Frankfurt • Tel. 069 13 38 53 26