die wanderrouten - Le vie del viandante
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die wanderrouten - Le vie del viandante
LE VIE DEL VIANDANTE DIE WANDERROUTEN Eine Fußwanderung durch die Geschichte, vom Comer See über das Misox zum San Bernardino www.leviedelviandante.it DIE HISTORISCHEN KOMMUNIKATIONSWEGE ZWISCHEN ITALIEN UND DER SCHWEIZ Ein im Rahmen des Grenzüberschreitenden Kooperationsprogramms 2007/2013 zwischen Italien und der Schweiz kofinanziertes Projekt Projektpartner: Provinz Lecco – Hauptpartner der italienischen Seite Region Mesolcina – Hauptpartner der schweizer Seite Provinz Como Gemeinde Gordona (SO) Berggemeinde Lario Intelvese Berggemeinde Lario Orientale und Valle San Martino Berggemeinde Valchiavenna Berggemeinde Valli del Lario und Valle del Ceresio Berggemeinde Valsassina Valvarone Val D’Esino und Riviera Berggemeinde Triangolo Lariano Redaktionelle Beratung und Texte: Ideas s.r.l. (IT) für die italienischen Partner, Dr. Marco Marcacci für die Region Misox (CH) Kartografie und Fotografie: Sole di Vetro s.r.l. Grafik und Druck: Maggioli Editore, Maggioli Editore ist ein eingetragenes Warenzeichen von Maggioli Editore, Unternehmen mit Qualitätssystem zertifiziert ISO 9001:2008, Santarcangelo di Romagna (RN) Die in diesem Wanderführer enthaltenen Information wurden mit größter Sorgfalt zusammen getragen: Die Partner des Projekts „Die alten Kommunikationswege zwischen Italien und der Schweiz“ haften jedoch in keiner Weise für irgendwelche Variationen der bereitgestellten Informationen noch für irgendwelche durch obige Informationen erlittenen Unannehmlichkeiten oder Schäden © Copyright 2012 Provincia di Lecco, Regione Mesolcina, Provincia di Como, Comune di Gordona (SO), Comunità Montana Lario Intelvese, Comunità Montana Lario Orientale e Valle San Martino, Comunità Montana Valchiavenna, Comunità Montana Valli del Lario e del Ceresio, Comunità Montana Valsassina Valvarone Val D’Esino e Riviera, Comunità Montana Triangolo Lariano Kostenlose Verteilung 2 Das Gebiet der Provinzen Lecco und Como, des Valchiavenna (Provinz Sondrio) und des angrenzenden Misox (Kanton Graubünden) blickt auf eine reiche Geschichte zurück, die vom Handel zwischen Nord- und Südeuropa geprägt war: Kommunikationswege, die es den Menschen und Waren im Laufe der Jahrhunderte ermöglichten, trotz der geographischen und politischen Grenzen zu zirkulieren. Rund um das Thema der historischen Pfade haben die Partner des Projekts „Die historischen Kommunikationswege zwischen Italien und der Schweiz“ (ein im Rahmen des Grenzüberschreitenden Kooperationsprogramms 2007/2013 zwischen Italien und der Schweiz kofinanziertes Projekt) ein einheitliches und durchgehendes Streckennetz für Wanderer entwickelt, die sich auf die historischen Fährten von Wanderern, Händlern, Wilderern, Wallfahrern und Armeen begeben möchten. Dank einer Reihe von Initiativen materieller und kommunikativer Natur war es möglich, zwei unterschiedliche Arten von Routen auszuarbeiten: – Entspannende, einfachere Routen, die meist auf halber Höhe oder in der Talsohle verlaufen und auch für Familien, Freundesgruppen, Paare, Over-60 geeignet sind; – Sportliche, anspruchsvollere Routen, die hauptsächlich über große Höhen führen und einen mittleren bis hohen Schwierigkeitsgrad aufweisen und für diejenigen geeignet sind, die häufig Trekkingtouren unternehmen und über die für dieses Streckenschwierigkeit erforderlichen technischen Fähigkeiten und die körperliche Ausdauer verfügen. Dieser Führer liefert historische und kulturelle Hintergrundinformationen zu den Wanderrouten und den entlang dieser Routen angebotenen touristischen Ressourcen. Im Inneren des Wanderführers findet der Leser nach einer umfangreichen Darstellung der Geschichte der grenzüberschreitenden Kommunikationswege für jede Wanderroute ein einleitendes INFOBLATT, auf das eine Beschreibung der zu Fuß höchstens an einem Tag zurücklegbaren Etappe folgt. Im INFOBLATT sind die Wanderzeit und der Schwierigkeitsgrad angegeben. Bei der Berechnung der für jede Etappe erforderlichen Wanderzeit wurde für die sportlichen Routen hauptsächlich auf den Höhenunterschied und für die entspannenden Routen hauptsächlich auf die Entfernung geachtet. In einigen Fällen, in denen sowohl lange Entfernungen als auch beträchtliche Höhenunterschiede zu bewältigen sind, wurde der Durchschnittswert zwischen beiden Streckenbeschaffenheiten ermittelt. Die Werte basieren auf einer Person, die in der Lage ist, einen Höhenunterschied von 300 Metern in 1 Stunde und Abschnitte mit moderater Steigung oder Bergauf- und Bergabstrecken von 3 km Länge in 1 Stunde zu bewältigen. Der Schwierigkeitsgrad wird unter Anwendung der CAI-Klassifizierung (Italienischer Alpen Verein-Einstufung) angegeben, die für die Bewältigung der jeweiligen Wanderstrecken 4 Kategorien vorsieht, die jeweils mit einem Buchtstaben gekennzeichnet sind. Nachfolgend sind diese nach steigendem Schwierigkeitsgrad aufgeführt: T → Touristischer Pfad auf Fußgängerstraßen, Straßen für Viehwagen, Maultierpfade und sehr leichte Wanderwege. Pfad für Ausflüger auf Maultierpfaden und Wanderwege ohne technische Schwierigkeiten. E → EE → Pfad auf unwegsamen Zonen und mit schwierigen Durchgängen für sachkundige Ausflüger. EEA → Pfad für Alpinisten auf Gebirgskamm und normalerweise ausgestatteten Wänden, der geeignete Vorbereitung wie Helm und Umwicklung mit Seil erfordert. Mit gelber Farbe sind die möglichen Abzweigungen von der Hauptroute für diejenigen Wanderer gekennzeichnet, die über die nötige Zeit und Ausdauer verfügen, um sich in der Umgebung umzusehen. Auf der Website www.leviedelviandante.it finden Sie alle Informationen zum Projekt, sowie zu den entspannenden und sportlichen Wanderrouten: Insbesondere enthält diese die touristischen Serviceeinrichtungen (Informationen, Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeiten usw.), die Roadbooks (die technischen Führer zum Herunterladen und Ausdrucken) und die georeferenzierten Files der Hauptwanderroute (vom User über den eigenen Trekking-Navigator herunterladbar). Wer sein Fahrzeug zu Hause lassen möchte, dem bietet sich die Gelegenheit, diese Gegend mit seiner Geschichte und seinen lokalen Traditionen „gemütlich“ vom Comer See über das Misox bis zum San Bernardino zu erkunden. Provinz Lecco Italienischer Hauptpartner Region Misox Schweizer Hauptpartner 3 INHALTSVERZEICHNIS 1. Die Kommunikationswege zwischen dem Misox und dem Lario-gebiet: Ein kleiner Ausflug in die Geschichte.............................................................7 1.1 Die Schweizer Seite: Das Misox und der San Bernardino-Pass im Lauf der Geschichte.................................................................................................8 Ein offenes Tal...........................................................................................8 Der Pass in prähistorischer und römischer Zeit...............................................9 Die Wiederaufnahme des Verkehrs im Spätmittelalter.....................................9 Ein gut gegliedertes Kommunikationswegesystem...........................................10 Die Handelsstraße des S. Bernardino im 19. Jahrhundert................................11 Von den Bahn- zu den Autobahntunnels........................................................12 1.2 Die Italienische Seite.............................................................................13 Die Golasecca-Kultur zu prähistorischer Zeit..................................................13 Die Verkehrs- und Handelsstrukturen zur Römerzeit.........................................14 Das Mittelalter: Von den kleinen lokalen Straßen zur Entstehung der „Häfen“....15 Die Frühmoderne: Zwischen Auseinandersetzungen um die Kontrolle der Handelswege und der Eröffnung neuer Verkehrsadern....................................16 1.3 Zwischen der Schweiz und Italien: Die historische Bedeutung der „Querverbindungen“..................................................................................18 Die unterschiedlichen Querverbindungen......................................................18 Die beiden wichtigsten Querverbindungen....................................................19 Der Forcola-Pass........................................................................................20 Die Gravedona-Querverbindung..................................................................21 Der Maultierpfad des San-Jorio-Passes..........................................................22 Die Bocchetta di Camedo...........................................................................23 Der Schmuggel: Eine Form der genzüberschreitenden Zusammenarbeit............24 2. Die entspannenden Routen......................................................................27 Entspannende Route A - Die Strada Regia.....................................................29 A.1 - Etappe von Brunate nach Nesso..........................................................31 A.2 - Etappe von Nesso nach Bellagio..........................................................37 4 Entspannende Route B - Der Weg über die larianischen Berge..........................43 B.1 - Etappe von Como nach Schignano.......................................................47 B.2 - Etappe von Schignano nach San Fedele d’Intelvi....................................51 B.3 - Etappe von San Fedele d’Intelvi nach Lenno...........................................55 B.4 - Etappe von Lenno nach Plesio / Menaggio............................................59 B.5 - Etappe von Plesio / Menaggio nach Garzeno.......................................63 B.6 - Etappe von Garzeno nach Peglio.........................................................67 B.7 - Etappe von Peglio nach Sorico.............................................................71 Entspannende Route C - Der Sentiero del Viandante........................................75 C.1 - Etappe von Abbadia Lariana nach Varenna..........................................79 C.2 - Etappe von Varenna nach Dorio..........................................................87 C.3 - Etappe von Dorio nach Sorico.............................................................93 Entspannende Route D - Die Via Francisca.....................................................97 D.1 - Etappe von Sorico nach Samolaco.......................................................101 D.2 - Etappe von Samolaco nach Gordona...................................................107 Entspannende Route E - Die Bocchetta di Camedo und der Grenzübergang........113 E - Etappe: Berghütte Vincino (IT) - Bocchetta di Camedo - Roveredo (CH).........115 Entspannende Route F - Das Misox-Tal..........................................................121 F.1 - Etappe von Roveredo nach Cama.........................................................123 F.2 - Etappe von Cama nach Soazza............................................................133 F.3 - Etappe von Soazza nach S. Bernardino Dorf..........................................139 3. Die sportlichen Routen............................................................................147 Sportliche Route G - Der Forcola-Pass...........................................................150 Sportliche Route H - Die Bocchetta del Notar..................................................152 Sportliche Route I - Die Bocchetta d’Agnon....................................................156 Zubringer zu den sportlichen Routen H-I........................................................160 Bibliografie...............................................................................................162 5 6 Hauptkarte mit den Wanderrouten 1 DIE KOMMUNIKATIONSWEGE ZWISCHEN DEM MISOX UND DEM LARIO-GEBIET: EIN KLEINER AUSFLUG IN DIE GESCHICHTE 7 1.1 DIE SCHWEIZER SEITE: DAS MISOX UND DER SAN BERNARDINO-PASS IM LAUF DER GESCHICHTE Ein offenes Tal Das Misox ist dank des S. Bernardino-Passes ein Durchgangstal. Letzterer verbindet als ein zwischen dem Süden und Norden der Alpen verlaufender Kommunikationsweg das Tessinmit dem Rheinbecken. Das in der Eiszeit abgeschliffene Misox (italienisch: Mesolcina) weist außer in seinem oberen, zwischen dem S.Bernardino-Pass und Mesocco gelegenen, aus drei Bergterrassen bestehenden Teil eine U-Form auf, insbesondere im mittleren, zwischen Lostallo und Grono liegenden Teil. Die Talebene erstreckt sich über eine Länge von 37 km und weist erhebliche Höhenunterschiede auf: Die Höhen reichen von den 3279 m des Pizzo Tambo bis zu den 260 m des Piano di San Vittore an der Grenze zum Tessin. Das Gebiet hat eine Flächenausdehnung von 374,99 km2. Es gibt Zeugnisse, dass Menschen bereits im Mesolithikum (vor 9000 Jahren) die Gegend des Misox bevölkerten, nachdem die Gletscher infolge einer Erhöhung der Temperatur abgeschmolzen waren und sich zunächst eine tundraähnliche Steppen- und später eine Waldvegetation bildeten. Die im Verlauf des Baus der Schnellstraße A13 in Höhe des Orts Tec Nef westlich der Anhöhe mit der Festung Mesocco durchgeführten Ausgrabungen weisen auf Lager von Jägern und Sammlern hin, die sich von hier aus bis zu den insubrischen Seen und in die Poebene vorwagten. Unter dem Einfluss der günstigen klimatischen Bedingungen wurde das Südalpin relativ früh besiedelt: Die ersten festen Siedlungsformen entstanden vor fast 7500 Jahren auf Bergterrassen und Hochebenen und insbesondere in Durchgangstälern wie dem des Misox. Die archäologischen Funde – wie z.B. handgefertigte Gegenstände aus Stein und Tongeschirr – weisen auf Kontakte und einen Tauschhandel zwischen den in den unterschiedlichen Alpengebieten angesiedelten Völkern hin. Dieser Tauschhandel zwischen beiden Seiten der Alpen nahm während der Bronzezeit stärkere Formen an, wie der Fund von Gegenständen aus dieser aus Kupfer und Zinn bestehenden Legierung (die in der Alpenregion nicht anzutreffen war), sowie von Bernstein, einem aus dem Baltikum stammenden Material, zeugt. Im Moesano nahm die Zahl der Ansiedlungen in der Eisenzeit zu: Mesocco, Cama, Castaneda, Santa Maria und Roveredo. Manches weist darauf hin, dass die etruskischen Städte einen starken Anteil an der Entwicklung dieser Periode des transalpinen Tauschhandels hatten. Diese orientierten sich für ihren Tauschhandel mit Kontinentaleuropa vom westlichen Mittelmeer aus auf die Zentralalpenpässe. 8 Der Reichtum der bei den Ausgrabungen im Misox zu Tage getretenen Grabbeigaben und die Präsenz von Fundgegenständen überregionalen Ursprungs lassen mit ziemlicher Sicherheit auf einen Wohlstand schließen, der nur mit der Intensivierung der Alpenüberquerungen zu erklären ist. Das Moesano bot keine nennenswerten Rohstoffe und seine Böden waren nicht für die Entwicklung eines florierenden Ackerbaus geschaffen. Das Überleben dieser Völker in dieser Region lässt sich daher nur mit dem von diesen betriebenem transalpinen Tauschhandel erklären. Der Pass in prähistorischer und römischer Zeit Sowohl die geografische Lage als auch die orografischen Eigenschaften sorgten dafür, dass sich das Misox bereits ab dem Neolithikum zu einem Durchgangstal der transalpinen Verbindungen entwickelte, eine Tatsache, die durch die unterschiedlichen archäologischen Funde erwiesen ist. Die Nähe zum Lago Maggiore, der vermutlich nach Osten hin bis zum Piano di Magadino reichte, erleichterte den Zugang zum Tal. Die Breite des Passes (ca. 1,5 km), der im Altertum auch „Culmen de Ouxello“ genannt wurde, machte dessen Überquerung einfacher, da man sich die Routen je nach Jahreszeit, Art der Durchreise und Zustand der Straßen aussuchen konnte. Bis heute sind neben der östlichsten unter dem Massiv des Pizzo Uccello vorbeiführenden Route noch mindestens vier weitere Routen und die befahrbare Passstraße am anderen Ende erkennbar. Es ist schwierig, die unterschiedlichen Routen bestimmten Perioden zuzuordnen, sei es wegen dem Mangel an hieb- und stichfesten archäologischen Daten, sei es weil kein Grund zur Annahme besteht, dass zumindest bis zum Beginn der befahrbaren Straßen nach Entdeckung einer neuen Route die anderen vollständig aufgegeben wurden. Der im Misox während des Metallzeitalters florierende transalpine Verkehr entlang der Achse des S. Bernardino ist zweifelsohne durch den Fund von Gegenständen und Schmuck belegt, die aus Rohmaterialien gefertigt wurden, die aus Nordeuropa stammen. Auch die Tatsache, dass bestimmte prähistorische Ansiedlungen (Mesocco, Castaneda, Roveredo-Valasc) die Zeit überdauerten, lässt einfach mit der Verbindungsfunktion des Misox zwischen der Region der insubrischen Seen und dem Bodensee (italienisch Lago Bodanico) erklären. Die noch heute entlang des Tals und am Pass erkennbaren Maultierpfadabschnitte sind vermutlich mittelalterlichen Ursprungs, während sich die Existenz einer Römerstraße nur vermuten lässt, auch wenn scheinbar keine Zweifel daran bestehen, dass der S. Bernardino-Pass zur Zeit der Römer genutzt wurde. Handgefertigte Gegenstände aus römischer Zeit (sehr wahrscheinlich aus spätrömischer Zeit) wurden bis jetzt nur auf Höhe der Festung Mesocco gefunden. Mit Sicherheit hatte der S. Bernardino für das römische Reich nicht die Bedeutung eines Moncenisio oder eines Großen Sankt Bernhards und auch nicht die der anderen Pässe der rätischen Alpen. Das Netz der bekannten römischen Straßen liefert keine sicheren Anhaltspunkte für eine über den S. Bernardino führende, die lombardischen Seen mit dem Rheintal verbindende Route. Die Wiederaufnahme des Verkehrs im Spätmittelalter Der Verfall des römischen Reiches, die Wanderungen der Barbaren und der Niedergang des kontinentalen Tauschhandels führten dazu, dass sich die Rolle der Pässe auf eine Kontroll- und Bollwerkfunktion gegen feindliche Einfälle beschränkte. Das Wiederaufleben der Pässe und die Öffnung der Alpen verdankte man der in Europa ab dem 11. Jahrhundert einsetzenden demografischen, geschäftlichen und urbanen Dynamik. Die alpine Welt wurde zu einem bedeutenden Lieferanten von Gütern und Rohmaterialien für die Städte: Holz, 9 Leder, Käseerzeugnisse und Schlachtvieh. Die Bergvölker importierten ihrerseits von den Städten Tuchwaren, Eisen, Salz; auch Waren aus dem Orient überquerten die Alpen: Seide, Gewürze, exotische Hölzer. Da die Sicherheit der Strecken eines der wichtigsten Kriterien bei der Wahl der Handelsrouten war, spielte auch die politische Stabilität eine wichtige Rolle. Die lombardischen und deutschen Händler begannen die Vorzüge der Pässe über die Zentral- und die rätischen Alpen wegen ihrer schnellen Überwindbarkeit, dem fast vollständigen Fehlen von Banditentum und den geringeren Kosten zu schätzen, die dank der lokal verfügbaren Futtermittel für die Tiere anfielen. Im Gegensatz zur heutigen Zeit mit ihren Autobahnen war der Durchgangsverkehr der damaligen Zeit ein belebender Faktor, der die Wirtschaft der von den Lasttierkarawanen durchzogenen Täler beträchtlich förderte. Auch der S. Bernardino profitierte von dieser Konjunktur: Die lokalen Herrscher waren sich dessen bewusst und versuchten Ihren Herrschaftsbereich auf Blenio, Bellinzona und Monte Dongo auszudehnen, um sich die Kontrolle mehrerer Pässe auf beiden Seiten zu sichern. Nachdem diese Versuche fehlschlugen, förderten die guten Beziehungen des Grafen Enrico de Sacco mit Mailand in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts den Verkehr über den S. Bernardino, der nach dem erfolgten Bau einer dem San Bernardino da Siena geweihten Kapelle (im Jahr 1467 zitiert), in deren Nähe später auch noch ein Hospiz entstand, seinen heutigen Namen bekam. Für die Entwicklung des Verkehrs war die Eröffnung der Viamala im Jahr 1473 von entscheidender Bedeutung. So entwickelte sich im Misox eine Gesellschaft der Häfen, eine Gemeinschaft von Vieh- und Arbeitstierzüchtern, deren Aufgabe es war, die Transporte zu regeln und zu beaufsichtigen. Der „Hafen“ von Mesocco, das für die Transporte auf der Südseite des Passes zuständig war, nahm die in Bellinzona verzollten Waren in Empfang und transportierte diese bis zum S. Bernardino, wo sie mit den Lasttieren des Rheinwaldgebiets über den Pass transportiert wurden. Trotz der politischen Schwierigkeiten und der instabilen Situation in Mailand war auch die trivulzianische Zeit dem S. Bernardino wohlgesonnen, wie sich am Bau und an den Reparaturen der unterschiedlichen Brücken und Straßenabschnitte im Misox zeigt. Ein gut gegliedertes Kommunikationswegesystem Im 16. Jh. verfügte das Misox über ein gegliedertes und hierarchisiertes Kommunikationswegesystem. Die „Strada Francesca“ genannte Hauptverkehrsader führte vom S. Bernardino durch das Misox bis zur Grenze zu Bellinzona; sein Verlauf folgte zum größten Teil noch der Route des Altertums, war mit Kopfstein gepflastert und erlaubte nur in der Ebene die Nutzung kleiner Wagen; der Rest bestand aus einem Maultierpfad, der für Lasttiere und Schlitten passierbar gehalten wurde. Entlang der eigentlichen Straße entstanden hilfreiche Infrastrukturen: Zollämter, Zwischenstationen für die Lagerung von Waren, Pferdeställe, Unterbringungsmöglichkeiten, Einzäunungen. Die Instandhaltung der Straße und der dazugehörigen Konstruktionen, insbesondere der Brücken, wurde anfänglich mit Mautgebühren und anderen Durchgangszöllen finanziert; als diese nicht mehr ausreichten, musste die gesamte Talgemeinde ihren Beitrag leisten. Außer durch die Nutzung der Passagen war die Straße häufig aufgrund von Überschwemmungen nicht passierbar. Von der Strada Francesca zweigten „Nebenstraßen“ für den grenzüberschreitenden Handel in südöstlicher Richtung nach Chiavenna und zum Comer See ab: Insbesondere boten die über Gravedona und Forcola führenden Routen eine Alternative im Fall einer Unterbrechung der über Bellinzona führenden Verbindungswege. Außerdem gab es auch Wege, die zum jahreszeitlichen Wechsel der Weidegebiete, für Landwirtschafts- und Forstarbeiten, zur lokalen Verbindung zwischen den Dörfern und den 10 abgelegeneren Ansiedlungen genutzt wurden. Dadurch, dass die Vieh- und Tierherden jahreszeitlich bedingt die Weidegebiete wechseln mussten, wurden auch diese lokalen Pfade zur Überwindung der Pässe und engen Passagen genutzt wurden. Dieses von den jeweiligen Dörfern und Gemeinden separat unterhaltene Wegenetz wurde von denselben in Gemeinschaftsarbeit („corvata“ genannt) erbaut und instandgehalten. Schließlich sind noch die Wasserwege zu erwähnen, die traditionell zum Transport der Baumstämme genutzt wurden. An unterschiedlichen Sammelpunkten in der Talsohle nutzte man die Strömung der Moesa für den Transport der Stämme bis zum Zusammenfluss mit dem Tessin und folglich in Richtung des Lago Maggiore. Dieses zur damaligen Zeit einzige technisch mögliche System für den Holztransport im großen Stil verursachte allerdings große Schäden an Brücken und Übergängen und verstärkte die Erosion der Flussdämme. Die Handelsstraße des S. Bernardino im 19. Jahrhundert Das alte Straßensystem blieb bis zum Ende des 18. Jahrhunderts erhalten. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts versuchte man die Straße des S. Bernardino auszubauen, um diese auch für Wagen passierbar zu machen und um der Konkurrenz des Splügenpasses entgegen zu wirken. Der Pass war sogar im Winter mit Schlitten passierbar (auf denen schwerere Lasten als mit Lasttieren transportiert werden konnten); er folgte aber zuweilen einem anderen Verlauf als im Sommer. Das Ende des alten Freistaats der Drei Bünde und die Wirren der napoleonischen Zeit erforderten neue Kriterien für das Verkehrssystem und die Regelung der Transporte. Auch entlang der Alpenpässe ergab sich die Notwendigkeit von leichter passierbaren, mit Wagen und Kutschen befahrbaren Straßen. Die erste moderne Straße dieses Typs in den Alpen war die des Simplonpasses, die 1805 fertiggestellt wurde. Die Planung der Streckenverläufe war die wichtigste Neuigkeit bei dem Bau befahrbarer Straßen im 19. Jahrhundert. Bisher folgte man dabei den Bodengegebenheiten: Erst nach und nach ging man dazu über, die Streckenverläufe auf rationaler Basis mit gleichmäßigen Steigungen, Nivellierungsarbeiten, dem Bau von Serpentinen und einem mit Rinnsteinen ermöglichten Wasserabflusssystem zu planen. Aufgrund dieser neuen Kriterien sprach man damals von „künstlichen“ Straßen. Nach 1815 konnte sich der Kanton Graubünden angesichts der rivalisierenden Interessen des lombardisch-venezianischen und des sardisch-piemontesischen Königsreiches, die darauf erpicht waren, ihre jeweiligen Reiche durch moderne Handelsstraßen mit den urbanen Zentren nördlich der Alpen verbunden zu sehen, insofern durchsetzen, dass sie verhinderten, dass der Verkehr über andere Routen geleitet wird. Während die Österreicher den Splügenpass bevorzugten, wählten die Piemonteser den S. Bernardino als bevorzugte Route zwischen dem Hafen von Genua und Deutschland. Dank einiger einflussreicher Personen war es möglich, die entsprechenden Abkommen zu treffen, um die neuen Handelsstraßen zu finanzieren. Für das Misox war die Rolle von Clemente Maria a Marca (1764-1819) entscheidend, eines Politikers, der über ein weites Netz von Beziehungen verfügte. Dieser fand in Giulio Pocobelli, einem Ingenieur und Mitglied der tessiner Regierung, einen wichtigen Verbündeten als Planer und Erbauer der „grandiosen Straße“ des S. Bernardino. Pocobelli, ein Ingenieur mit mehr praktischer als theoretischer Erfahrung, hatte zu napoleonischer Zeit die Straße des Monte Ceneri und eine zehnbogige Brücke über den Fluss Tessin in Bellinzona gebaut. Den beiden gelang es, die rätischen Behörden von den Vorteilen des Vorhabens zu überzeugen. Nach dem Erhalt der Genehmigung und nach Unterzeichnung der entsprechenden Verträge wurde die Straße zwischen Coira und der Grenze des Tessins zwischen 1818 und 1823 gebaut, die auf 11 ganzer Länge von Transportwägen und Kutschen befahrbar war. Die Finanzierung wurde vom sardisch-piemontesischen Königsreich, von den Transportunternehmern von Coira und vom Kanton Graubünden geschultert. Die Gesamtlänge betrug ca. 120 km, von denen 46 durch das Misox vom Pass bis zur Grenze am Ort Lumino verliefen. Die Straße wurde mit einer Breite von 6 m gebaut, außer an besonders schwierigen Stellen, an denen sie auf 3 m verringert wurde; für den Bau wurden Stützmauern errichtet, die Fahrbahnen höher gelegt, um das Wasser über Gullys und Rinnsteine abfließen zu lassen und Leitplanken aus Holz oder Stein konstruiert; innerhalb der durchquerten Dörfer musste die Straße vollständig gepflastert sein. Die Steigung der Südrampe des Passes variierte zwischen 7 und 10%. Auf dem Pass wurde ein Hospiz (1824-25) gebaut, in dem sich heute ein Restaurant befindet. Der Bau der Straße vollzog sich auf Grund der von einigen Gemeinden entgegengebrachten Oppositionshaltung, der für die Fertigstellung eng bemessenen Zeit und der die eingeplanten Summen übersteigenden Kosten nicht unter optimalen Bedingungen. Auch die politischen Wirren der Zeit waren nicht förderlich: Österreich zwang den Kanton mit einem Traktat, die S. Bernardino-Straße zu „boykottieren“ und untersagte jeden Verbesserungseingriff in dem kurzen, das Tessin durchquerenden Abschnitt. Die Angelegenheit beruhigte sich erst nach der Fertigstellung im Jahr 1824: Österreich billigte die Fertigstellung der Straße im tessiner Abschnitt als Gegenleistung für die Verbreiterung der Splügen-Straße, die sie zeitgleich mit dem Bau des S. Bernardino-Passes auf eigene Kosten bauen ließ. Entlang des größten Teils der Misoxseite ist der von Pocobelli gewählte, modernisierte, verbreiterte und den Erfordernissen des Automobilverkehrs angepasste Abschnitt identisch mit dem, den man heute auf der Kantonsstraße befährt. Die wichtigsten Veränderungen betreffen den nach der Überschwemmung von 1834 am rechten Ufer der Moesa erbauten Abschnitt südlich von Soazza und den oberhalb des Dorfes S. Bernardino zwischen Pont Nef und Mucia verlaufenden Abschnitt. Hier entschied sich der Erbauer für einen flussüberquerenden Anstieg zum rechten Ufer und den Bau einer imposanten Brücke (auch Viktor-Emanuel-Brücke genannt); die Lawinengefahr und der baufällige Zustand der (1869 eingestürzten) Brücke führten zum Bau eines neuen Streckenabschnittes am linken Flussufer. Die Eröffnung der befahrbaren Straße führte zu einem starken Anstieg des Waren-, aber auch des Post- und Touristikverkehrs. Davon konnte die gesamte Region des Misox über Jahrzehnte hinweg wirtschaftlich profitieren: Insbesondere die Fuhrunternehmer, Wirte, Handwerker und der landwirtschaftliche Sektor als Futter- und Lebensmittellieferant. Es verschwanden dagegen die Frachthäfen, da sich dieses korporative Transportsystem mit einer liberalen Wirtschaft und der Zentralisierung der Zölle nicht mehr vertrug. Das höchste Verkehrsaufkommen am S. Bernardino wurde zwischen 1850 und 1860 erreicht. Von den italienischen Häfen kommend überquerten insbesondere Baumwollballen, wertvolle Stoffe, Gewürze, Obst, Reis und Kaffee den Pass, während in Richtung Süden handwerkliche Produkte, Werkzeuge und Stoffe aus den Fabriken der deutschen Schweiz und aus Deutschland transportiert wurden. Die S. Bernardino-Straße zog auch Reisende in Kutschen, Postkutschen oder Wanderer an. Von den Bahn- zu den Autobahntunnels Die durch die aufkommende Ära der Bahn eingeleitete Revolution des Transportwesens versetzte dem Handelsverkehr über die rätischen Alpenpässe einen harten Schlag. Für den S. Bernardino war die Eröffnung der Alpentransversale des St. Gotthards im Jahr 1882 fatal. Die um eine Schadensbegrenzung bemühten Graubündner bauten daraufhin zwischen 12 1888 und 1914 ein Schmalspur-Bahnnetz von ca. 400 km Länge. Der Bau einer Bahn über den San Bernardino blieb trotz einer 1922 erhaltenen Baugenehmigung erfolglos: Die elektrische Schmalspurbahn zwischen Bellinzona und Mesocco (in Betrieb von 1907 bis 1972) blieb ohne Verbindung mit dem Netz der rätischen Bahnen. Ab den dreißiger Jahren, nachdem der Kanton Graubünden den Verkehr motorisierter Fahrzeuge liberalisiert hatte, begann man von einem Straßentunnel anstelle eines Bahntunnels zu sprechen. Die Notwendigkeit wurde durch den Umstand untermauert, dass der Pass im Winter für den motorisierten Verkehr geschlossen war und Moesano vom Rest der Graubündner isolierte. Der S. Bernardino-Tunnel, der erste vollständig auf schweizer Boden verlaufende transalpine Tunnel, wurde 1960 in das nationale schweizer Straßennetz aufgenommen. Am 1. Dezember 1967 wurde auf einer Länge von 6,6 km der Abschnitt zwischen Hinterrhein und dem Ort S. Bernardino für den Verkehr geöffnet, während in der Folge auch die die Autobahn A13 durch das Misox und das Hinterrheintal fertiggestellt wurde. Der Straßentunnel verbesserte die Verbindung zum Rest von Graubünden erheblich, während die Autobahn eine Abwanderung der Menschen aus dem Misox abwenden konnte, indem sie den Pendelverkehr in das Tessin und eine Bereitschaft ansässig zu werden förderte. In seiner Bedeutung als Durchgangsautobahn wurde der S. Bernardino allerdings bald vom St. Gotthard verdrängt, der seit 1980 für den Verkehr geöffnet ist. 1.2 DIE ITALIENISCHE SEITE Die Golasecca-Kultur zu prähistorischer Zeit Das Lario-Gebiet war seit der Steinzeit ein wichtiges Tauschhandelszentrum zwischen den diversen Gemeinschaften. Während der Bronze- und Eisenzeit entstanden echte Tauschhandelsrouten zwischen den mediterranen Kulturen und Mittel-Südeuropa: Es handelte sich hauptsächlich um den Handel mit Metallen, insbesondere von Zinn, Silber und Gold. Zu jener Zeit, d.h. zwischen dem 7. und 6. Jahrhundert v.Chr. war das Lario-Gebiet Teil der Golasecca-Kultur (genannt nach dem Ort Golasecca im Tessin, wo die ersten Funde zu Tage traten), eines weiten Gebiets von ca. 20.000 km2, das sich von den Alpen bis zum Po erstreckte und der heutigen Lombardei, der Provinz Novara, dem Kanton Tessin und dem Misox entsprach. Das Golasecca-Gebiet war dank seiner Kontrolle über wichtige Wasserwege und Alpenpässe über die Jahrhunderte hinweg von strategischer Bedeutung für den Handel zwischen den mediterranen (Etrusker) und den nordischen Völkern (Kelten zwischen Rhein und Seine): Die in diesem Gebiet gemachten Ausgrabungen weisen darauf hin, dass es in der Region nicht nur lokale Verkehrswege sondern echte Hauptverkehrsadern für den internationalen Handelsverkehr gab. In diesem Gebiet musste die Gegend um Como zusammen mit derjenigen entlang des Flusses Tessin am Ausgang des Lago Maggiore, und später, auch diejenige um Bellinzona, eines der neuralgischen Wohnzentren und ein Bezugspunkt für die Handelsrouten gewesen sein: Insbesondere ab dem 5. Jh. v.Chr., als der Handelsweg zwischen den Etruskern und den Kelten an Bedeutung zu verlieren begann, spielte sich der gesamte Handel fast vollständig über die Alpenpässe ab, während Como zum größten Zwischenhandelszentrum zwischen den beiden Kulturen heranwuchs. Angesichts der historischen Funde muss die Route zu den Kelten von Como aus über Lugano und den Pass über den Monte Ceneri und weiter über den San Bernardino oder den St. Gotthard geführt haben. 13 Die Verkehrs- und Handelsstrukturen zur Römerzeit Während der Römerzeit war das Lario-Gebiet sowohl unter geschäftlichem als auch militärischem Gesichtspunkt ein wichtiger Knotenpunkt für die Länder jenseits der Alpen. Die großen, aus Norden und Mittelitalien kommenden Verkehrsadern (z.B. Via Emilia, Postumia und Aquileia) führten über das Zentrum von Mediolanum auf natürliche Weise zu den Alpenpässen bis nach Nordeuropa, nachdem sie das larianische Ufer des Comer Sees und Valchiavenna passierten. Der größte Teil der lokal nach Nordeuropa durchziehenden Handelsfrachten wurde allerdings auf dem Wasserweg transportiert: Die Durchquerung des Sees sah die Verschiffung in Como oder Bellagio und das Anlegen in Samolaco oder Riva di Chiavenna vor; von hier aus ging die Reise nach Norden weiter über Wege oder Maultierpfade, die über den Splügen-, den Septimer- oder den Julierpass über die Alpen führten. Ein Zeugnis dieser Verkehrs- und Binnenschiffahrtsstrukturen während der Römerzeit sind die historischen Funde in den Gemeinden des Gebiets, sowie zwei kartografische Quellen: Die Tabula Peutingeriana und der Itinerarium Antonini. Erstere, eine Kopie aus dem 12.-13.Jh., die vermutlich auf einer von Marco Vipsanio Agrippa (64 v.Chr. - 12 v.Chr.) erstellten Weltkarte basiert, zeigt die militärischen Routen des Reiches. In seinem Inneren kann man die Strecke von Mailand zum Bodensee über den Splügenpass mit folgenden Stationen erkennen: Mediolanum – Como – Clavenna (Chiavenna) – Tarvessedo (ungewisser, zwischen Campodolcino, Madesimo oder Isola liegender Ort) – Cunuaureu (Splügenpass) – Lapidaria (Ort im Rheintal) – Curia (Coira). Letztere, die auf das darauffolgende Jahrhundert zurückführbar ist, zeigt dagegen neben der Straße über den Splügen auch die Alternativroute über den Septimer, die wie folgt unterteilt ist: Curia – Tinetione (Tinizong) – Muro (Castelmuro) – Summolacu (Somalaco) – Como – Mediolanum. Die Römer begannen, wenn auch nicht auf Dauer, um das 3. Jh. v.Chr. in die Lario-Gegend vorzudringen. In dieser anfänglichen Periode wurden von den Römern die strategischen Möglichkeiten hinsichtlich der Kontrolle der grenzüberschreitenden Alpenpässe sowohl unter militärischem als auch geschäftlichen Gesichtspunkt vernachlässigt. In der Tat existierten nur wenige, hauptsächlich lokal genutzte Kommunikationswege, die zudem schlecht befahrbar waren. Mit dem Prokonsulat und der Diktatur Caesars änderte sich die Situation langsam: Es wurden die Voraussetzungen für eine neue Alpenpolitik mit einer neuen Rolle Comos als zisalpine Kolonie geschaffen. Und angesichts der neuen politischen, geschäftlichen und militärischen Erfordernisse wurden die ersten Eingriffe an den Verkehrswegen vorgenommen: Man baute den Wasserweg über den See aus und baute neue Landwege oder verbesserte einige der bereits vorhandenen Wege. In der unmittelbar nachfolgenden Epoche (Zeit des Triumvirats und des Kaisers Augustus) erreichte die strategische Funktion des Lario-Gebiets ihren Zenit: Der internationale Verkehr nahm zu und die Gegend wurde Teil des großen Plans der Befriedung der alpinen Gebiete und der Eroberung der Germanen. Als es notwendig wurde, das Heer des Drusus, das zwischen Como und Aquileia im Dienst war, mit demjenigen des Tiberius, der im Gebiet des Bodensees stationiert war, direkt und sicher zu vereinen, war es unerlässlich, die Überquerbarkeit der rätischen Pässe sicherzustellen: Aus diesem Grund wurden die Routen über den Splügen-, Septimer- und Julierpass ausgebaut. Man nimmt an, dass in jener Zeit weniger aus militärischen als aus Gründen des vom See ausgehenden Handels einige Straßen (vor allem Maultierpfade) im Lario-Gebiet gebaut wurden. Zu diesen könnten drei im Projekt „Antike Kommunikationswege zwischen Italien und der Schweiz“ berücksichtigte Verkehrswege gehören, und insbesondere: 14 – Die Via Regina, die Como und Chiavenna verband und dann weiter nach Coira führte (der Teil, der von Sorico nach Valchiavenna empor führte, erhielt später den Namen Via Francisca); –Zwei Abschnitte innerhalb des Larianischen Dreiecks: Einer, der von Bellagio (wo die aus Samolaco kommenden Boote anlegten) über Magreglio, Castelmarte und Erba nach Mailand führte; und ein anderer, der am westlichen Ufer (entlang der heutigen Strada Regia) vorbeiführte; – Die Straße der Riviera (die in einigen Abschnitten mit dem Sentiero del Viandante identisch ist), die die antiken Wohnzentren entlang des Ostufers des Comer Sees miteinander verband. Das Mittelalter: Von den kleinen lokalen Straßen zur Entstehung der „Häfen“ Das von den Römern eingerichtete Verkehrssystem verlor im Hochmittelalter zur Zeit der Barbarenherrschaften seine Ordnung, als man die großen Verkehrsadern vernachlässigte und nur den Straßen von lokalem Interesse Bedeutung beimaß. Dennoch konnte das Lario-Gebiet zu jener Zeit, während der Invasionen der Langobarden und später auch der Karolinger, seine Rolle als Durchgangszentrum für den Handel zwischen Nordeuropa und Italien behaupten. Während des Spätmittelalters, zur Jahrtausendwende und später, als sich die Feudalherrschaften erstarkten (an erster Stelle diejenige der Familie Visconti), begannen die langen und antiken Verkehrswege dieser Gebiete bei den Händlern, Handwerkern und Wallfahrern erneut an Bedeutung zu gewinnen: Entlang der Alpenpässe und der Ufer des Comer Sees entstanden Xenodochien und Hospitales, die den Reisenden Gastfreundschaft anboten. Es gibt zahlreiche Zeugnisse über berühmte Persönlichkeiten aus dem Europa der damaligen Zeit, die auf diesen Verkehrswegen unterwegs waren: Darunter Papst Urban II., der dabei war, den ersten Kreuzzug voranzutreiben, sowie einige deutsche Kaiser (Otto I. und III.), Friedrich Barbarossa, sein Sohn Heinrich VI., bis hin zu Ludwig II. von Bayern im dritten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts. Der Handel zwischen den deutschsprachigen Gebieten und der Poebene blühte immer mehr auf: Die Schweizer der Urkantone – Uri, Schwyz und Unterwalden – verfolgten zunächst einzeln und ab 1291 nach dem Zusammenschluss zur Eidgenossenschaft mittels Bundesbrief eine konstante, auf dem Verkehr über die Alpenpässe basierende Handelspolitik; dabei spielten Como und das Lario-Gebiet eine wichtige Rolle. Man handelte mit allem: Aus Nordeuropa wurden Kupfer, Zinn, Messing und schweizer Zuchtprodukte (Schafe, Ziegen, Pferde und Lederwaren aller Art) importiert; aus Italien wurden das in den Tälern (insbesondere im Veltlin) produzierte Eisen, mehr oder weniger begehrte Lebensmittel (die Venezianer handelten zum Beispiel mit wertvollen Produkten wie Wachs und Pfeffer), Stoffe und Seide gegen Wolle exportiert. Auch für den im Bereich des Sees produzierten Wein gab es einen sehr aktiven Markt. Die Intensivierung dieses Handels führte gegen Ende des Mittelalters zur Entstehung echter Transportorganisationen, deren Aufgabe die Beförderung der Produkte an den Bestimmungsort war: Wie Bereits in den vorangehenden Kapiteln erwähnt, wurde diese Zünfte innerhalb des Gebiets des Misox und im Rest Graubündens als „Häfen“ bezeichnet. Das höchste Verkehrsaufkommen vollzog sich auf dem See, ausgehend von Bellagio, wo sich ein Zollamt zur Entrichtung der Zölle befand, bis hin nach Riva di Chiavenna: In der Tat war der Comer See zu jener See, der bis an den Rand der Stadt Chiavenna reichte, noch nicht dem Schutt der Flüsse Adda und Mera zum Opfer gefallen; der am meisten, wenn auch nur für den lokalen Verkehr befahrene Abschnitt des Landwegs blieb die Strada 15 Regina. Die Verkehrswege am Ostufer des Sees (Gebiet von Lecco) spielten (bis zum 19. Jh.) keine Rolle als transalpine Hauptverkehrsadern: Lecco war zu jener Zeit nur eine kleine befestigte Siedlung, dessen Bedeutung sich wenn überhaupt auf den Eisenabbau und die Eisenverarbeitung beschränkte. Erst in den frühen Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts (von 1118 bis 1127) führte Lecco mit der Unterstützung Mailands einen berühmten, jahrzehntelangen Krieg, bei dem es um die Kontrolle des durch das Valchiavenna laufenden Handelsverkehrs ging. Der Krieg endete mit der Niederlage Leccos: Angesichts dieser Schmach ließen die Mailänder einige Jahrzehnte ihren Handel mit Nordeuropa über den Lago Maggiore und das Tal des Flusses Tessin laufen, mit der Folge, dass die larianischen Routen verkümmerten. Die Situation änderte sich erst, als sich die Gebiete um den Comer See mit dem erstarkenden Staat der Visconti in der ersten Hälfte des 14. Jh.’s verbündeten: Die Achse Como – Chiavenna – Coira kehrte darauf zu ihrer früheren Bedeutung hinsichtlich des Handelsverkehrs zwischen der Poebene (Mailand) und Nordeuropa zurück. Die Herrschaft der Visconti kontrollierten nun die Alpenpässe in Richtung Rhonetal, Rheintal und Inntal, erzwangen die Nutzung obligatorischer Routen, die Entrichtung entsprechender Mauten und verboten die Nutzung anderer Routen: Die Verfügungen der Visconti enthielten beispielsweise Warendurchfahrverbote durch das Val Camonica Richtung Bergamo, für den San-Jorio-Pass in Richtung Dongo und Gravedona (die Straße war nicht für Wagen befahrbar, wurde aber insbesondere von lokalen Wanderern stark frequentiert), für das Valle Maggia und im allgemeinen für alle Verkehrswege, die eine Überquerung der Alpen ohne Bezahlung der Zollgebühren ermöglichten. Angesichts der sich aus dem Handelsverkehr über die Alpenpässe ergebenden wirtschaftlichen Vorteile kam es in der Zeit des Spätmittelalters zu zahlreichen Auseinandersetzungen um die Vormacht und die politiche und strategische Kontrolle der unterschiedlichen Pässe. Im 14. Jh. führte die einzige internationale Straße von Lario über den Septimerpass und wurde vom Bischof von Coira und seinen Vasallen kontrolliert, die davon wirtschaftlich und politisch profitierten: Es handelte sich um eine sichere und mit Serviceeinrichtungen versehene Straße, die infrastrukturell verbessert wurde und selbst die Mailänder davon überzeugte, den San Bernardino und den St. Gotthard zugunsten dieses Passes aufzugeben. Gegen Ende des 15. Jh.’s wurden auf Betreiben der Grafen Wardenberg- Sargans entlang der Splügen-Straße Verbesserungseingriffe vorgenommen, die diese schneller und sicherer machten und der Grundstock dafür gelegt, dass die Straße Hauptzugang zu den Ländern jenseits der Alpen wurde und der Septimerpass an Bedeutung verlor. Die Frühmoderne: Zwischen Auseinandersetzungen um die Kontrolle der Handelswege und der Eröffnung neuer Verkehrsadern Im Jahr 1471 wurde im Gebiet des heutigen Kantons Graubünden die Republik der Drei Bünde ausgerufen, die aus dem Gotteshausbund, dem Grauen Bund und dem Zehngerichtebund bestand, zu dem auch die „Untertanengebiete“ Veltlin und Chiavenna gehörten. Die Drei Bünde übten während der gesamten Periode der Frühmoderne (bis ca. 1803, als sie als Kanton Teil der Schweizer Eidgenossenschaft wurden) dank der Kontrolle über die Alpenpässe eine unter wirtschaftlichem Aspekt führende Rolle aus. In der Tat wurde auch in dieser geschichtlichen Epoche weiterhin ein großer Teil des Handelsverkehrs zwischen Italien und Nordeuropa über die Pässe der rätischen Alpen abgewickelt: Der San Bernardino-, Splügen- und Septimerpass und in geringerem Maße der Bernina- und Muretto-Pass wurden täglich von Maultier- und Pferdekarowanen befahren, die sich auf den mehr oder weniger alten Routen bewegten und jede Art von beförderten. 16 Gegen Ende des 16. Jh.’s wurden jährlich über 30.000 Doppelzentner deutschen Weizens zusammen mit Metallen, Werkzeugen, Kleidung und unterschiedlichen Lebensmittel durch Graubünden in Richtung Italien transportiert. In Gegenrichtung wurden von der Halbinsel vor allem Wein, Reis und Salz sowie das in den larianischen Tälern abgebaute Eisen transportiert. Die Höchstwerte des Gesamttransportvolumens wurden aber zwischen dem 16. und 18. Jh. erreicht. Am Ostufer des Comer Sees wurden auf den Verkehrswegen hauptsächlich verarbeitete Metalle aus den Bergwerken des Valsassina und Valvarrone in Richtung des Herzogtums von Mailand transportiert; es gab auch zahlreiche kleinere Straßen, zumeist Maultierpfade, auf denen Holzkohle und Eisenerz zu den Schmelzöfen befördert wurden. Auch am Westufer gab es jahrhundertelang während der Herrschaft der Visconti, Sforza, Spanier und Österreicher viele der Eisenindustrie dienende Verkehrswege. Im Gegensatz zum Ostufer, wo an der Kontrolle dieser Ressource ein Großteil der Bevölkerung beteiligt war, war die Aktivität auf dieser Seite in Händen von wenigen Besitzern, mit der Folge, dass das Verkehrsnetz eng war und nur aus einigen wenigen fundamentalen Wegen bestand, darunter, im Oberen Lario-Gebiet, die Maultierpfade, die von den Tälern des Livo, des Liro und des Albano teilweise entlang der Römerrouten der Via del San Jorio nach Gravedona und Dongo führten. Das 17. und 18. Jh. war durch ständige strategische Aktionen gekennzeichnet, die von den unterschiedlichen lokalen Herrschern (Spanier, Habsburger, Mailänder, Graubündner, Venezianer) zur Kontrolle der Handelswege über die Alpenpässe in die Wege geleitet wurden. Gegen Ende des 15. Jh.‘s kam es zu zahlreichen inneren Reibungen, zum Beispiel als der Handel zwischen den Graubündnern und den verbündeten Venezianern immer stärker wuchs und eine Straße im wahren Sinne des Wortes entlang der antiken, bislang als Pfad für Herden und den Käsehandel zwischen Nachbargemeinden genutzten Römerroute unerlässlich wurde, um eine Verbindung zwischen dem Val Brembana und dem Veltlin über die Bergamasker Alpen herzustellen. 1590 ließ der Bürgermeister von Bergamo, Alvise Prilui, im Einvernehmen mit Venedig eine Straße bauen, die von Bergamo hinauf ins Val Brembana über den Cà San Marco-Pass bis hinab nach Morbegno führte, wo sie in die „Graubündnerstraße“ mündete, die entlang des Lago di Mezzola über Chiavenna in Richtung Splügen verlief. Die Eröffnung dieser neuen Straße, die zu Ehren seines Auftraggebers „Strada Priula“ getauft wurde, war sowohl den Spaniern im Veltlin als auch dem Herzogtum Mailand ein Dorn im Auge. Eine direkte Verbindung zwischen Graubünden und den Venezianern konnte wegen der Möglichkeit von Abzweigungen zu den seit jeher aktiven, durch Mailänder Territorium führenden neuen internationalen Handelsrouten in der Tat eine große Gefahr darstellen. Das Herzogtum von Mailand versuchte den Bau und Betrieb dieser neuen Straße zu verhindern und rang 1762-63 den Graubündnern die Verpflichtung ab, sich dafür einzusetzen, dass ausschließlich die Splügen-Straße als Verkehrsweg für den internationalen Handel genutzt wird (zum Nachteil der Via Priula, aber auch der anderen graubündner Pässe – insbesondere des San Bernardino – die bislang stärker genutzt wurden) und dass dieser ins Lario-Gebiet kanalisiert wird und ausschließlich mailänder Territorium durchquert. Das Traktat erwies sich als sehr rentabel für die österreichisch-mailändische Wirtschaftspolitik und machte die Straße über den Splügen und durch das Lario-Gebiet zu einem der wichtigsten Verkehrswege der Zentralalpen. Nach der Ankunft Napoleons in Italien im Jahr 1796 erfolgte die Vereinigung des Pobe- 17 ckens unter französischem Einfluss: Napoleon maß den Straßen höchsten Wert bei und investierte hohe Summen in deren Ausbau und in den Bau neuer Verkehrsadern. Mit der Notwendigkeit einer direkten Verbindung mit Frankreich stellte sich erneut die Frage, die westlicher liegenden Pässe stärker zu nutzen, insbesondere den Simplonpass, den Kaiser Napoleon in der Folge zur ersten imposanten Straße der Alpen ausbauen ließ. Pläne hinsichtlich eines Ausbau und Baus anderer befahrbarer Direktverbindungen, wie die des Splügenpasses und des Stilfser Jochs, wurden zunächst nur in Erwägung gezogen, später aber von den Österreichern wieder aufgenommen; kleinere bestehende Abschnitte wurden auf Napoleons Betreiben verbessert, was dazu führte, dass diese das larianische Gebiet durchlaufenden Straßen auch heute noch als „Napoleona“ bezeichnet werden. Dagegen wurden die anderen die Zentral- und Ostalpen durchquerenden und Zugang zu den feindlichen und neutralen Ländern gewährenden Verkehrswege vernachlässigt; darunter die im Chiavenna verlaufenden Straßen, die unbefahrbar, kurvenreich und unsicher blieben. Mit dem Niedergang Napoleons vollzog sich eine geopolitische Umstrukturierung, die mit einer Gebietserweiterung der Habsburger Herrschaftsbereiche in Italien und der Geburt des lombardisch-venezianischen Königreichs mit der Eingliederung des Veltlins und des Umlands von Bormio und des Chiavenna einherging. Um die Kontakte mit den benachbarten Verbündeten aufrecht zu halten und angesichts der mit den großen napoleonischen Straßen gemachten Erfahrungen, machte sich auch die neue österreichische Regierung Mailands daran, wichtige Verkehrsinfrastrukturen zu schaffen, und zwar nicht nur auf den alpinen Abschnitten sondern auch entlang der Routen, die bis zum Fuß der Bergkette führten: Die wichtigsten Initiativen betreffen den von Ingenieur Carlo Donegani geleiteten Bau (1818 bis 1825) der neuen befahrbaren Straßen über den Splügen und das Stilfser Joch, der dank der Schaffung einer neuen, von Mailand ausgehenden Verkehrsroute eine Verlagerung der Wirtschaft ins larianische Gebiet mit Kommunikationsschwerpunkt von Como bis Lecco zur Folge hatte. 1.3 ZWISCHEN DER SCHWEIZ UND ITALIEN: DIE HISTORISCHE BEDEUTUNG DER „QUERVERBINDUNGEN“ Die unterschiedlichen Querverbindungen Auch wenn der S. Bernardino seit jeher die wichtigste Nord-Süd-Achse war, darf man die frühere Bedeutung der Querverbindungen zwischen der linken orographischen Seite des Misox und dem Comer See, der Gegend um Chiavenna und dem Val S. Giacomo nicht unterschätzen. Diese Routen schufen nicht nur lokale und regionale Verbindungen, sondern waren auch eine Art „Weiche“ zwischen den transalpinen Achsen zwischen dem Splügen und dem S. Bernardino. Man kann davon ausgehen, dass die älteste, vermutlich schon im Mesolithikum genutzte Querverbindung diejenige des Balniscio-Passes (oder des Baldiscio-Passes) war, der von Pian S. Giacomo ins Val Febbraro führt. Hinweise für diese Annahme geben die Lager der prähistorischen Jäger, die bei archäologischen Grabungen sowohl in Mesocco als auch Piano dei Cavalli auf ca. 2000 m Höhe an der rechten Flanke des Val S. Giacomo zu Tage traten. Die Schafzucht und Nutzung der Almweiden begannen in dieser Gegend mit ziemlicher Sicherheit schon im Neolithikum. Auf der Suche nach geeigneten Weiden für ihre Tiere wagten sich die Bewohner von Mesocco trotz des schwierigen Aufstiegs von Pian S. Giacomo aus und trotz der gewaltigen Höhe des Balniscio-Passes (2352 m) über die Trennungslinie hinaus. 18 Der „prähistorische“ Bereich von Piano dei Cavalli ist auch vom Barna-Pass (von den Italienern Bardan genannt), einer weiteren Querverbindung, zu erreichen, die Mesocco über das Val Starleggia mit Campodolcino verbindet: Es handelt sich um eine Route, die wegen ihrer Höhe (2548m) und dem geringen Interesse für die Weiden auf italienischer Seite zu keiner Zeit von besonderer wirtschaftlicher oder strategischer Bedeutung war. Andere Täler verbindende sekundäre Pässe führen über das Val Cama und insbesondere die Bocchetta del Notar, über die man über das Val Bodengo Gordona erreicht. Diese „Bocchetta“ war sicherlich für den lokalen Kontakt zwischen den beiden Tälern von Bedeutung, ohne jedoch irgendwann als Route für Handels- oder Militärzwecke eine Rolle gespielt zu haben. Die beiden wichtigsten Querverbindungen Die wichtigsten, als solche auch in den geschichtlichen Quellen aufgeführten Querverbindungen, waren die beiden Routen, die eine direktere Verbindung zwischen dem S. Bernardino und dem Lario-Gebiet und der Strada Regina herstellten: Auf der einen Seite der Forcola-Pass, der Soazza mit Gordona verbindet, auf der anderen die Gravedona-Querverbindung, die Roveredo mit den Ufern des Comer Sees verbindet. Letztere beinhaltete zwei Varianten: Die Bocchetta di Camedo, am rechten Ufer der Traversagna, die nach Gravedona führt und der bekanntere San-Jorio-Pass, am linken Ufer der Traversagna, über den man Dongo oder Gravedona erreichen konnte. Die wichtigsten Beschlüsse hinsichtlich der beiden Querverbindungen – Finanzierung der Instandhaltungsarbeiten, Erhebung der Zölle und Mauten – wurden von Vertretern aus dem gesamten Misox getroffen, ein klares Zeichen der zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert weit verbreiteten Vorstellung von der großen Bedeutung dieser Verkehrswege. Die beiden Querverbindungen sind übrigens die einzigen Querpässe des Misox, die in einem mailänder Dokument vom Ende des 15. Jahrhunderts kurz erwähnt werden: Die „Militärische Route“ von Alberto Vignati aus Lodi, 1496 erstellt im Auftrag der mailänder Obrigkeiten und 1519 fertiggesellt. In den Zolltarifen für den Durchgangsverkehr des Misox im 17. Jahrhundert wurden auch die Querverbindungen von Soazza und Roveredo erwähnt. Diese wurden unter anderem auch für den Weizen- und Salztransport für den lokalen Verbrauch genutzt und waren eine bequeme Alternativroute, wenn man aufgrund von militärischen Sperren, Pestplage oder Streitigkeiten um die Erhebung von Zöllen und Mauten die Route nicht vom Lago Maggiore oder Bellinzona aus nicht nehmen wollte oder durfte. 1639 schlossen die rätischen Bünde eine Art bilaterales Abkommen mit der spanischen Krone ab, die über das Herzogtum Mailand herrschte, das den Graubündner freien Zugang (d.h. ohne Zölle) zu den mailänder Märkten einräumte, insbesondere zu den Märkten von Gravedona, Domaso und Gera, um alle Arten von Waren zu verkaufen und um sich mit Weizen und Verpflegung zum Eigenbedarf einzudecken; jede Person hatte das Recht, so viel Weizen frei zu transportieren wie auf ein Pferd passte. Dieses Abkommen war für die Menschen des Misox von großem Vorteil, da sie durch die Nutzung der über die Berge verlaufenden Querverbindungen Zugang zu diesen Märkten hatten. Die Maultierpfade des Forcola- und San-Jorio-Passes wurden zwischen dem 17. und 18. Jh. mehrfach ausgebaut und verbessert. Mit der Abspaltung des Veltlins von Graubünden und den anderen, in Italien zwischen 1797 und 1815 stattfindenden politischen Veränderungen, und insbesondere nach der fast gleichzeitigen Eröffnung nach 1820 der neuen befahrbaren Straßen des Splügen und des S. Bernardino verloren die Querverbindungen endgültig ihre wirtschaftliche und strategische Bedeutung. 19 Die dank der Querverbindungen geförderten Kontakte haben ebenso die Zuwanderung gefördert. Aus dem Gebiet des Comer Sees kamen die ersten Notare ins Misox, um dort ihren Beruf auszuüben; bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gibt es keine Hinweise auf einheimische Notare. Außer von Como kamen die Notare auch aus Gravedona, Dongo und Piuro. Frühe Formen der Zuwanderung wurden durch die Präsenz der aus dem Veltlin und der Gegend von Bergamo kommenden Schäfer, Mäher und Holzfäller nachgewiesen; bereits gegen Ende des 15. Jahrhunderts waren Dutzende von aus Dongo und Sorico stammende Personen im Misox ansässig. Ein weiterer Zuwanderungsstrom aus dem Veltlin und der Gegend von Chiavenna fand auch in weniger weit zurückliegender Zeit statt (19. und 20. Jh.), wie man aus den Namen der unterschiedlichen, ein wenig über alle Orte des Misox verteilten Familien schließen kann. Der Forcola-Pass Der Forcola-Pass mit seiner Passhöhe von 2226 m war die kürzeste Verbindung zwischen dem Misox und der Talschaft Chiavenna. Da keine archäologischen Nachweise vorliegen, kann man kann nur vermuten, dass dieser bereits im Altertum lokal bekannt war. Seine politische und wirtschaftliche Bedeutung wuchs sicherlich nach der rätischen Eroberung des Veltlins und der Talschaft Chiavenna im Jahr 1512, als der Pass die direkteste Verbindung zwischen dem Misox und den italienischen Besitztümern darstellte. Den ersten dokumentierten Beleg seiner Bedeutung nicht nur auf regionaler Ebene findet man in dem bereits erwähnten Dokument „Militärische Route“ von Vignati. Außerdem gibt es zahlreiche Zeugnisse über Truppen, die den Forcola-Pass überquert haben. Im Juni 1557 wählten fünf eidgenössische, im Dienst des Papstes stehende Truppen den Forcola-Pass, um nach Italien zu marschieren. Der Pass wurde zur Zeit der sogenannten Bündner Wirren und während des Dreißigjährigen Krieges stark von Soldaten und Kurieren frequentiert. In der Zeit der helvetischen Revolution, als die Alpen von den Heeren aus Europa mit Feuer und Schwert verwüstet wurden und Rätien zum Schauplatz von Kriegen und Plünderungen wurde, überquerten sieben österreichische Heere 1799 den verschneiten Forcola-Pass, um ins Misox einzumarschieren und gegen die französischen Truppen zu kämpfen. Der Pass war aber auch unter wirtschaftlichem Gesichtspunkt für den Fernverkehr von Bedeutung. Nach der Eröffnung des San-Marco-Passes (auch Via Priula genannt) zwischen dem Veltlin und dem Val Brembana gegen Ende des 16. Jahrhunderts und angesichts der Allianz der Bünde mit der Republik Venetien wurde der Forcola-Pass zu einer wichtigen Verbindungsroute zur Adria. Die Straße wurde auf beiden Seiten ausgebaut und verbessert, um gemäß eines mit den Bürgern von Soazza 1634 abgeschlossenen Vertrags die Überquerung mit Lastpferden zu ermöglichen, wobei sich besagte Bürger ihrerseits verpflichteten, gegen Erhebung einer Maut die Straße instand und passierbar zu halten. Die Straße musste so gebaut werden, dass sie für ein beladenes Lastpferd leicht passierbar war. Der in einigen geografischen Karten des 17. Jh.’s aufgeführte Maultierpfad der Forcola wurde zum Transport von Waren, insbesondere von Tierhäuten und Stoffen, genutzt. Im 17. Jh. wurde ein Vertrag mit einem mailänder Händler über den Lasttiertransport von Seide und anderen aus Flandern stammenden Waren unterzeichnet. Soazza vereinbarte mit den Gemeinden von Gordona und Menarola den Ausbau der Straße und die Organisierung der Routen in der Überzeugung, dass sich Warenverkehr für die Gemeinden beider Seiten lohnen würde. Die Passierbarkeit der Route musste im Rahmen des Möglichen auch im Winter garantiert sein. Zu diesem Zweck wurden Mannschaften aus Männern beauftragt, mit Tieren, in der Regel Ochsen, die stärker als Pferde waren, die „Route vorzugeben“, d.h. die Route im Schnee passierbar und sicherer zu machen. 20 Die Gravedona-Querverbindung Die andere, nach Roveredo führende Querverbindung des Misox besteht wie bereits erwähnt aus zwei Routen. Die erste und direktere Verbindung zwischen Gravedona und Roveredo führt von Val Fiumetto hoch zur Bocchetta di Camedo und wird von den einheimischen Larianern Bucheta Granda genannt; in alten geografischen Karten wird sie als Vincino-Pass aufgeführt. Von ihrer relativ geringen Passhöhe (1973 m) führt sie über Alp d’Aian und die Lanés-Berge hinunter nach Roveredo auf die rechte Seite der Traversagna. Die andere, seit jeher bekanntere Route beginnt bei Gravedona oder Dongo und führt zum San-Jorio-Pass (2012 m); von hier kann man hinunter ins Morobbia- oder ins Arbedotal in Richtung Bellinzona oder nach Norden durch das Albionasca-Tal und die linke orografische Seite der Traversagna nach Roveredo und ins Misox gelangen. Wenn von den „Querverbindungen“ die Rede ist, muss man jeweils beide Routen berücksichtigen, zum einen, weil aus den Erwähnungen der Querverbindung von Gravedona oder des Monte Dongo in den geschichtlichen Dokumenten nicht immer klar hervorgeht, um welche Route es sich handelt, und zum anderen, weil beide Routen vermutlich alternativ je nach Start- oder Ankunftsort auf der larianischen Seite und je nach Jahreszeit, Zustand der Wege und Art des Transports genutzt wurden. Neuere archäologische Entdeckungen, die belegen, dass der Mensch in Roveredo in der Gegend von Valasc an der Einmündung zur Traversagna vor sehr langer Zeit ansässig war, legen die Vermutung nahe, dass die Querverbindung bereits in der prähistorischen Zeit und im Altertum bekannt war. Wenn man von den legendenumwobenen Geschichten um den San Jorio absieht, findet man die ersten sicheren Belege über die Existenz dieser Verbindung im Spätmittelalter. Das von den Freiherren von Sax das erste Mal um 1220 und nachweislich im 16. Jahrhundert gezeigte Interesse, ihrem Besitztum Misox auch den Monte Dongo hinzuzufügen, ist ein Hinweis auf die Bedeutung dieser Querverbindung, zumindest für die regionalen Transporte und Verbindungen. Aus der Lombardei importierte das Misox vor allem Weizen, Stoffe und Salz; es war wichtig, neben der von Bellinzona ausgehenden Route, die im Fall von militärischen Blockaden oder hoher Zölle oder Naturkatastrophen schwierig oder nicht passierbar war, über eine alternative Verbindung zu verfügen. Die larianischen Notare, insbesondere diejenigen aus Gravedona und Dongo, die seit dem 13. Jahrhundert öffentliche und private Verträge beurkundeten, nutzten mit ziemlicher Sicherheit die Querverbindung. Im Statut des Misox von 1452 werden Zölle und Mauten für den Querverkehr in Richtung Gravedona erwähnt, von denen die Talbewohner ausgenommen waren, ohne aufzuführen, für welchen Pass diese gelten; wahrscheinlich ist, dass es sich sowohl um den San-Jorio-Pass als auch die Bocchetta di Camedo handeln konnte. 1465 baten die Händler von Como den Herzog von Mailand, die durch das (an Eisenbergwerken reiche) Morobbia-Tal führende Straße des San Jorio bis Bellinzona auszubessern und waren überzeugt, dies sei für die Finanzen des Herzogtums von Vorteil; der Herzog gewährte ihnen das Recht, Mautgebühren zu erheben, verpflichtete sie aber zur Instandhaltung der Wegstrecke. Ein analoger Ausbau der Straße auf der Seite von Roveredo im Jahr 1476 wird von vielen Historikern akritisch ohne Vorlage dokumentarischer Nachweise aufgeführt. Ab 1476 wird dagegen die Veranstaltung eines jährlichen Marktes in Roveredo am 16. Oktober, dem Tag des Hl. Gallus, erwähnt. Während der Schlacht bei Giornico zwischen den Mailändern und den Eidgenossen um die Kontrolle von Bellinzona (Dezember 1478) ließ Mailand den Dongo- und Gravedona-Pass (d.h. den San-Jorio-Pass und die Bocchetta Camedo) überwachen und besetzen. In der bereits erwähnten, von Vignati 1496 beschriebenen „Militärischen Route“ ist die Rede von der mit Menschen und Lasttieren passierbaren San-Jorio-Route, um über das Mo- 21 robbia-Tal und die Bocchetta di Camedo Bellinzona und Roveredo zu erreichen. Es ist wahrscheinlich, dass während der von 1480 bis 1518 dauernden Herrschaft von Gian Giacomo Trivulzio über das Misox die Querverbindung an Bedeutung zunahm, da Trivulzio in Roveredo das Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum des Tales einrichtete und wichtige Straßenarbeiten in Auftrag gab, insbesondere den Ausbau der Brücke über die Moesa in Roveredo, die unerlässlich für die Verbindung der Querstraße von Gravedona mit dem restlichen Misox war. Der Maultierpfad des San-Jorio-Passes Die Bedeutung dieser Verbindung ergibt sich aus einem von Vertretern der Drei Pleven (Dongo, Gravedona, Sorico) an die Regenten des Herzogtums Mailand gerichteten Dokument aus den Jahren 1554-55. In diesem bekräftigen diese, mit den Vertretern des Misox über den Bau einer Straße zu verhandeln, die es ermöglicht, „bequem“ nach Roveredo zu reisen; unter den zu transportierenden Waren wird explizit nach Norden zu exportierender Wein aufgeführt. Laut dem betreffenden Dokument gab es daher zwei Verbindungen zwischen den Drei Pleven und Roveredo, von denen der eine als äußerst schwer passierbar und der andere während der Wintermonate als sehr beschwerlich eingeschätzt wurde. Folglich wurde der Bau einer dritten, zwischen den beiden anderen verlaufenden und über den San Jorio führenden Route in Betracht gezogen. Dieser Initiative ist mit großer Wahrscheinlichkeit der Maultierpfad entlang des Albionasca-Tales zu verdanken, der noch heute von Bergwanderern genutzt wird. Eine dem Dokument beigelegte Karte des Grenzgebiets ist, wenn auch ungenau und ein wenig unrealistisch, die erste Darstellung des grenzüberschreitenden Gebiets mit den die Täler verbindenden Transitwegen. Man kann darauf gut den Forcola-Pass von Soazza nach Gordona, sowie drei Routen erkennen, die hinter Gravedonia in den Bergen abzweigen und nach Roveredo führen. Die nördlichste Route ist mit Sicherheit diejenige, die über die Bocchetta di Camedo führt, während die südlichste, nach Bellinzona führende Route, die sich nach einem talwärts führenden Abschnitt auf der „schweizer“ Seite des Passes zu verzweigen scheint, möglicherweise vorbei an Alp‘ di Cadin hinunter nach Roveredo führte. Zwischen den beiden die neue Albionasca-Route. Der San Jorio muss daher den Camedo übertroffen haben, zumindest was den Warentransport betrifft. In einer Zolltariftabelle von 1664 wird die Zollgebühr für das Kleinvieh erwähnt, das die „Gravedona-Querstraße“ passiert, womit mit ziemlicher Sicherheit die Bocchetta di Camedo gemeint war. Dies legt die Vermutung nahe, dass diese Route für die Wanderweidewirtschaft der von Bergamo kommenden Schafherden genutzt wurde, die den Sommer auf einigen Weiden des Misox verbrachten, wie aus dem für jeweils 100 Tiere berechneten Zoll hervorgeht. Die „märktliche Albionasca-Straße“ wurde 1682 einem mit der Gemeinde Roveredo mit zwei Maurern abgeschlossenen Vertrag zufolge instandgesetzt. Gegen Mitte des 18. Jahrhunderts (1753) wurde der Ausbau der Straße in einer Versammlung der Talschaft beschlossen: Bei dieser Gelegenheit wurde auch entschieden, dass die Straße eine konstante Breite von mindestens vier Armlängen, was etwas mehr als zwei Metern entspricht, erhalten müsse. Im darauffolgenden Jahr wurde der Bau einer Osteria zur Beherbergung der über die Albionasca-Alp marschierenden Wanderer beschlossen; dabei wurde auch darauf hingewiesen, dass die Transitstrecke für die Bewohner des Tales frei von jeglichen Gebühren sein müsse. Auf der larianischen Seite wurde die Straße gegen 1770 ausgebaut: Am Wiener Hof schien man nach wie vor an einer Wiederinstandsetzung der Handelswege zwischen den Drei Pleven und dem Misox interessiert zu sein; man dachte dabei insbesondere an die 22 „Karten der Grenzgebiete zwischen dem Alto Lario und den Gebieten des Grauen Bundes“ 1554-1555, Mailänder Staatsarchiv, MMD, piane 2°, Teilreproduktion Mengen an Weizen, die die Menschen des Misox in der Lombardei erwarben. Der Ausbau erwies sich als wenig zufriedenstellend: Die Straße war zu schmal, es fehlten geeignete Schutzvorrichtungen in den exponierten Abschnitten und es gab keine adäquaten Abflüsse für die Kreuzung. Einige seitens der Larianer nach 1760 durchgeführte Gutachten stellten die Möglichkeit einer starken Neubelebung des Verkehrs über den San Jorio in Richtung Roveredo als Alternative zum Splügen in Frage. Im Grunde sollte diese Route für den Transport zum Verkauf des in den Drei Pleven in Überschuss produzierten Weins genutzt werden; in Gegenrichtung wollte man auf ihr das zahlreiche, für die lombardischen Städte bestimmte Vieh in Richtung Gravedona treiben. Vielleicht war dies der Grund, warum der Wiener Hof 1791 erneut mit der Bitte an die rätischen Bünde herantrat, den San-Jorio-Pass für den Warenverkehr auszubauen. Vermutlich gab es aber auch im Misox einige einflussreiche Familien, deren Interesse darin lag, für den Warentransport den Lago Maggiore anstatt die Gravedona-Querverbindung zu nutzen; außerdem galt der San Jorio wegen der Kosten und der Transportdauer als nicht lohnend. Die Bocchetta di Camedo Die Bocchetta di Camedo (1973 m) ist einer der niedrigsten Gebirgssättel der zwischen dem Misox und dem Comer See liegenden Bergkette: Diese bietet die kürzeste Direktpassage von Roveredo über das Traversagna- und das Liro-Tal nach Gravedona. Die Bezeichnung „bocchetta“ bezieht sich allgemein auf einen nicht sehr breiten Pass über den höchsten Punkt einer Schlucht. Die Bocchetta di Camedo ist eine der in der Vergangenheit als „Gravedona-Querverbindung“ bezeichneten Routen, die auch den bekannteren, etwas südlicher liegenden San Jorio-Pass umfasste. Die sonnigere und weniger steile orographische Westseite des Traversagna-Tales, die Zugang zur Bocchetta di Camedo gewährt, 23 eignete sich besser sowohl als Transitstrecke als auch um dort zu wohnen. Über eventuelle Verbindungen zwischen dem Alto Lario und Roveredo in prähistorischer Zeit, im Altertum oder im Spätmittelalter lassen sich nur Vermutungen anstellen, die sich auf die Dauer und Intensität der Ansiedlung an der Traversagna-Mündung stützen. Dagegen fehlt es nicht an Hinweisen auf intensive Beziehungen zwischen Gravedona und dem Misox vom 13. bis 14. Jahrhundert, wie zum Beispiel die Präsenz der aus Gravedona und anderen larianischen Orten stammenden Personen in Roveredo belegt. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts gab es auf beiden Seiten Rastplätze („Sennerhäuser“) für mindestens 20 Lasttiere – in Vincino und auf den Lanés-Bergen (Alinos) – auf die auch Alberto Vignati in seinem Werk „Militärische Route“ von 1496 verweist. Der Bau eines mehrfach im 17. und 18. Jahrhundert erneuerten und verbesserten Maultierpfades von Roveredo über den San-Jorio-Pass hat den Warenverkehr mit Lasttieren in Richtung dieser Route verlagert. In Roveredo ist bis heute noch ein Meilenstein sichtbar, der einst vor der (nach dem Hochwasser von 1951 beschädigten und 1951 abgerissenen) Ponte di Valle stand und auf dem die Route „Roveredo - Camedo-Pass - Gravedona 37 km“ markiert ist; die Entfernung in Kilometern ist ein Hinweis darauf, dass diese Angabe aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammt, als die Route noch zur Kontaktpflege und für den Warenhandel auf lokaler Ebene genutzt wurde. 1881 begaben sich einige Bewohner von Gravedona über die Bocchetta di Camedo nach Roveredo, um einen seit Tagen verschwundenen Mitbewohner zu suchen. Der Weg über die Berge wurde auch von zahlreichen Arbeitern der larianischen Seite benutzt, die im Misox auf der Suche nach Arbeit, insbesondere Saisonarbeit, waren. Im 20. Jahrhundert wurde die Camedo-Straße intensiv genutzt, insbesondere von Schmugglern von zunächst Reis und anderen Waren in Richtung Schweiz, und später in den 50erund 60er-Jahren zum Schmuggeln von Zigaretten nach Italien. Die schroffen, gebirgigen Anhöhen zwischen dem Val Bodengo und dem San Jorio werden als Bergkette von Muncech (Francisca Mons) bezeichnet. Das Wort „muncech“ heißt in der Mundart des Misox „hiesige Bergbewohner“ und steht praktisch für Schmuggler. Der Schmuggel: Eine Form der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit In der Gegend des Comer Sees konnte die Schmuggelgegend schlichtweg nur an der Grenze zwischen Como und dem Kanton Tessin liegen, und insbesondere im Val d’Intelvi und in den Tälern des Obersees, die reich an Grotten, Wegen und Schluchten, steilen und abschüssigen Hängen waren und es den Schmugglern ermöglichten, der fahndenden italienischen Finanzpolizei zu entkommen. Im Val d’Intelvi wählten diese niedrige Berge (die Gipfel des Bisbino, Sasso Gordona, Monte Generoso, der Sighignola auf der Westseite des Sees und der Colma Regia oder des Monte Bolgia im Val d’Intelvi sowie der Denti della Vecchia in Valsolda sind nicht höher als 1.700 Meter), deren Hänge dank eines dichten Weg- und Maultierpfadnetzes einfach zu bewältigen waren; in der Gegend des Obersees führten die erheblich schwerer passierbaren, aber besser ausgetretenen Routen über den Camedo-Pass (von Gravedona überquerte man die Bergkette des südlichen Misox und erreichte Roveredo oder Mesocco) und den San-Jorio-Pass. Der Schmuggel war auch in den Grenzgebieten zwischen der Talschaft Chiavenna und dem Misox entlang einiger Pässe, wie dem des Forcola, der Bocchetta del Notar und dem D’Agnon stark verbreitet. Hinweise auf den Schmuggel von Waren, die dem Monopol oder Hoheitsrecht unterliegen, insbesondere von Salz, finden sich bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts; allerdings erlebte der Schmuggel erst in napoleonischer Epoche seine Blütezeit, und dies aufgrund von zwei Faktoren: Die Ausrufung des Gesetzdekrets, mit dem die napoleonische 24 Republik Italien das Monopol für Salz, Tabak, Schießpulver festgelegt und vom Kaiser der Franzosen per Dekret verhängten kontinentalen Block gegen englische Waren. Und es war zu jener Zeit, als die Legende von den Spalloni, den „Breitschultrigen“, den Helden jenes beinahe romantischen und heroischen Schmuggels entstand, der Teil der neueren Geschichte der larianischen Berge ist. Die Spalloni waren im wahren Sinne des Wortes „Lastträger“, die des Nachts mit ihrer „Bricolla„ (einem Strohkorb, der je nach der zu transportierenden Ware in unterschiedlicher Form für die Person gefertigt wurde) 30-40 kg Waren schmuggelten. Die Spalloni unterstanden einem „Capo“, der die Speditionen organisierte und anführte und einem „Padrone“, der die Aktivitäten finanzierte: Die Steuerfahnder wurden dagegen als „Burlanda“ oder „Caini“ bezeichnet. Eine intensives und lang währendes Schmuggelwesen entwickelte sich nach der Zoll- und Mautvereinigung, d.h. nach der Gründung der Schweizer Eidgenossenschaft im Jahr 1848 und der Einigung Italiens unter der sabaudischen Monarchie. Gefördert wurde diese Aktivität durch die unterschiedlichen, von Italien auf bestimmte Güter erhobenen Steuer- und Zollabgaben. Der illegale Import der sich die an der Grenze geltenden Gebührenunterschiede zu Nutzen machte, verursachte unter den Menschen der Randgebiete Misstrauen und Feindschaft gegen einen zentralen Staat, den man als eine fremde Autorität betrachtete, die zu nichts anderem fähig sei, als Steuern zu erheben. Auf lokaler Ebene entstanden so Solidaritätsnetze und Vereinigungen von gegenseitigem Interesse zwischen den italienisch-schweizerischen Volksgruppen der Grenzgebiete. Man kann ohne weiteres sagen, dass der Schmuggel eine der frühesten und aktivsten Formen grenzüberschreitender Kollaboration in der italienischen Schweiz war. Diese Aktivität setzte eine optimale Kenntnis der Berggegend und Formen der Solidarität auf beiden Seiten der Grenze voraus. Im 20. Jahrhundert war der Schmuggel für die Bewohner der italienischen Grenzgebiete ein zwar illegaler, aber gesellschaftlich und moralisch akzeptierter Nebenerwerb. Da der Schmuggel außer über eine kurze Periode, über die wir noch sprechen werden, nur den italienischen Fiskus schädigte, zeigten sich die schweizer Zollbehörden stets tolerant gegenüber einer Aktivität, die den helvetischen Export ankurbelte. Die an der schweizer Grenze arbeitenden Zollhüter forderten die italienischen Schmuggler nur dazu auf, ihre Anwesenheit auf schweizer Territorium einer Zollstelle zu melden. Bei den in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach Italien geschmuggelten Gütern handelte es sich insbesondere um Kaffee, Zucker, Tabak und Brühwürfel. In der Zeit des Faschismus dienten die Schmugglerringe auch dazu, Broschüren und Flugblätter der antifaschistischen Propaganda einzuführen. Von diesem Phänomen war, vermutlich nur marginal, auch das Misox betroffen. 1929 wurden einige Schmuggler in Soazza aufgegriffen, die im Besitz von kommunistischem Propagandamaterial waren: Da diese aber gegen kein schweizer Gesetz verstießen, ließ man sie gewähren. In der ersten Phase des 2. Weltkriegs ebbte der Schmuggel aufgrund strengerer Grenzkontrollen, aber auch deswegen ab, weil die Schweiz 1939 im Rahmen der sogenannten Kriegssparmaßnahmen ein Ausfuhrverbot für Kaffee erließ. Der fast ausschließlich von italienischen Spalloni praktizierte Schmuggel lebte in der Endphase des Krieges wieder auf, wobei sich der Warenfluss über einige Jahre invertierte. Zwischen Ende 1943 und Herbst 1947 setzte die sogenannte „Epoche des Reises ein“. Aufgrund der in Italien herrschenden Inflation und der starken Entwertung der Lira im Vergleich zum Franken, zogen es die Italiener vor, einige Lebensmittelsorten in den Schmuggelexport zu kanalisieren, um sich starke Devisen zu verschaffen. Das Phänomen betraf vor allem Reis, für den in der Schweiz aus Gründen der Rationierung eine starke Nachfrage 25 vorhanden war. Aber aus Italien wurden auch Waren aller Art in die Schweiz geschmuggelt: Mehl, Strümpfe, Reifenmäntel für Lastwagen, Schuhe (auch einzelne, wie die Spalloni überliefern), Ziehharmonikas und sogar Kondome. Natürlich zeigten die Grenzbeamten keinerlei Toleranz in dieser Phase und der Kampf gegen den Schmuggel kostete einige Spalloni das Leben; zwei von ihnen wurden 1944 in der Gegend des Balniscio-Passes auf Misox-Gebiet getötet. Es fanden auch zahlreiche Beschlagnahmungen von Waren statt und wurden zahlreiche Strafgebühren wegen Hehlerei gegen Bewohner des Misox erhoben. Die Schmugglerkanäle gewannen in jenen Jahren auch wegen der Ausreise von Flüchtlingen, die man versuchte, heimlich in die Schweiz einzuschmuggeln, an Bedeutung. Die Reisepoche endete 1947, zum einen, weil in Italien die Inflationsspirale abebbte und zum anderen, weil die Schweiz die Kriegswirtschaft abbaute und die Rationierungsmaßnahmen abschuf. Der Schmuggel nahm sofort nach dem Übergang zur Normalität wieder an Fahrt und erlebte eine Zeit der Blüte bis zum Ende der 60er-Jahre, in der er sich insbesondere durch den illegalen Export von Zigaretten von der Schweiz nach Italien und in geringerem Umfang von Kaffee und Uhren einen Namen machte. Erneut hatten die schweizer Behörden einen Handel akzeptiert, der den italienischen Fiskus schädigte, der aber dank der Tabaksteuer das helvetische Sozialsystem mitfinanzierte. Jüngere Nachforschungen ergaben, dass gegen 1960 der Wert der geschmuggelten Waren fast ein Viertel des legalen Exports von der Schweiz nach Italien betrug; allein aus dem Schmuggel von Zigaretten flossen jedes Jahr viele Millionen Franken in die Kassen der Schweizer Sozialabsicherung. Der größte Teil dieser Aktivitäten ging vom Kanton Tessin aus, aber ein Teil der geschmuggelten Zigaretten erreichte Italien über die Pässe des Misox, während aus dem Val Poschiavo vor allem Kaffee geschmuggelt wurde. Einige Restaurants in Roveredo und Cama dienten als Treffpunkte und zur Vorbereitung der Bricolle. Letztere, die mit bis zu 30 kg Zigaretten gefüllt wurden, bestanden aus einem Jutesack mit Gurten aus demselben Material, die man einfach mit einem Messer durchtrennen konnte, um zu fliehen, wenn man von den Steuerfahndern entdeckt wurde. Im Gegensatz zu früheren Zeiten erfolgte nur noch der Wiedereintritt nach Italien über die Berge: Die Schmuggler erreichten das Misox an Bord von Kleintransportern und Privatwagen. Die Grenzüberschreitung über diverse Joche und Bergsättel fand im Licht der Dämmerung oder vor Sonnenaufgang statt. Die letzte Epoche des Schmuggels in großem Stil ging in dieser Region gegen 1970 nach einer beträchtlichen Preiserhöhung der Zigaretten in der Schweiz und einer starken Entwertung der Lira zu Ende. 26 2 DIE ENTSPANNENDEN ROUTEN 27 Karte der Route A-Die Strada Regia 28 ENTSPANNENDE ROUTE A DIE STRADA REGIA Die Strada Regia ist ein historischer Weg von ca. 35 km Länge, der alle Orte des Ostufers des Larianischen Dreiecks von Como bis Bellagio verbindet und es den Hirten, Wanderern und Händlern ermöglicht, das Gebiet auf seiner ganzen Länge zu durchqueren. Dieser alte Maultierpfad, der seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts und dem Bau der Uferstraße 583 nicht mehr genutzt wird, wurde kürzlich (zwischen 2002 und 2006) für Wanderzwecke auf Betreiben der Berggemeinde des Larianischen Dreiecks wiederhergestellt. Die erste präzise Kartierung der Strecke geht zurück auf den Theresianischen Kataster von 1721, aber einige Hinweise dokumentieren seine Präsenz bereits im 16. Jahrhundert; einige archäologische Funde entlang der Gemeinden, durch die der Weg führt, legen die Vermutung nahe, dass dessen Geschichte noch viel weiter in die Vergangenheit zurück reicht. Es gibt keine Hinweise darauf, dass der Weg bereits zu prähistorischer Zeit existierte: Auf der Basis der zu Tage getretenen Funde lässt sich jedoch feststellen, dass das Gebiet entlang des Uferstreifens vom Menschen zunächst (in der Bronzezeit) zur Jagd und später (in der Eisenzeit) im gebirgigen Teil (Civiglio, Brunate, Zelbio, Bellagio) zur Ansiedlung genutzt wurde. Angesichts der Lage der Funde ist es wahrscheinlich, dass es zu jener Zeit einen Verbindungsweg gab, der vom frühgeschichtlichen Como entlang eines historischen, heute unter dem Namen Via delle Colme bekannten Weges von Brunate nach Bellagio führte. Und es gibt auch keine offiziellen Hinweise auf die Existenz des Weges zur Römerzeit. Allerdings sind in einigen Gemeinden, durch die der Weg führt, Gräber, Sarkophage und Fundgegenstände zu Tage getreten, die auf die Zeit um das 2. Jahrhundert n.Chr. zurückgehen und die Präsenz der Römer in dem Gebiet bekunden (zum Beispiel in Blevio, Torno, Palanzo, Pognana, Lezzeno usw.); diese legen die Vermutung nahe, dass es bereits einen frühen Weg gab, der der späteren Via Regia entsprach. Für die Zeit zwischen dem 7. und dem 16. Jh. n.Chr. gibt es nur wenige Hinweise auf die Existenz des Maultierpfads. Möglicherweise wurde er von Papst Urban II. genutzt, der auf seiner im Rahmen des Aufrufs zum ersten Kreuzzug unternommenen Reise zum Konzil von Clermont Ferrand in Nesso Station machte, um eine Pfarrkirche zu weihen. Weitere Hinweise auf diesen Weg findet man in den Unterlagen zum Pastoralbesuch des Bischofs von Como Ninguarda aus dem Jahr 1593 und in einem im Staatsarchiv von Como aufbewahrten Dokument aus dem Jahr 1687. Wie oben bereits erwähnt, geht die erste offizielle Kartierung des Wegs auf das 18. Jh. zurück, und zwar auf den Theresianischen Kataster aus dem Jahr 1721. Der Weg wird einige Jahrzehnte später auch in dem von 1857 bis 1851 geführten „Catasto Cessato“ erwähnt. Die Via Regia wurde bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts genutzt, einer Zeit, in der man mit dem Bau der Larianischen Staatsstraße 583 begann, die in einigen Abschnitten dem Verlauf des alten Maultierpfades folgt. Ab diesem Moment wurde der Weg nur noch für landwirtschaftliche Zwecke und zum Viehtrieb genutzt, um nach und nach immer mehr in Vergessenheit zu geraten. 29 A-Die Strada Regia Etappe 01 30 A.1 - ETAPPE VON BRUNATE NACH NESSO – INFOBLATT STRECKENLÄNGE 22,45 km WANDERZEIT UND SCHWIERIGKEIT Ca. 8 Stunden mit der Seilbahn – Schwierigkeit E Mit der Seilbahn Como - Brunate: Abfahrt von Como in Piazza Alcide De Gasperi ANFAHRT ZUM STARTPUNKT VON COMO AUS Im PKW: In Como, Parkplatz auf Piazza Alcide De Gasperi oder in Via Geno, um die Seilbahn nach Brunate zu nehmen. Oder direkt mit dem Auto nach Brunate (ca. 6 km von Como), Parkplatz in Via Funicolare Mit der Bahn: Bahnhof Trenord in Como Nord Lago, Eingang zur Seilbahn nach ca. 500 m ZURÜCKFAHRT MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Bushaltestellen: Linie ASF C30 (Como - Bellagio), Haltestellen in Blevio, Torno, Faggeto Lario, Pognana Lario, Nesso Linie ASF C31 (Como - Palanzo), Haltestellen in Blevio, Torno, Molina, Lemna, Palanzo Mit dem Fährboot: Haltestellen in Blevio, Torno, Faggeto Lario, Pognana Lario, Nesso Bahn: www.trenord.it, www.trenitalia.it FAHRPLAN-INFOS ZU DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Bus: www.asfautolinee.it (g EN g Lines and Timetables) Fährboot: www.navlaghi.it (g Comer See g Fahrpläne) Seilbahn: www.funicolarecomo.it Alle Verkehrsmittel: www.muoversi.regione.lombardia.it VERPFLEGUNGS- UND ÜBERNACHTUNGSComo, Brunate, Blevio, Torno, Faggeto Lario, Pognana Lario, MÖGLICHKEITEN Nesso GIBT ES IN Startpunkt der Route ist Brunate, ein malerisches. am Monte San Maurizio liegendes Dorf mit Blick auf Como. Der Ort bietet zahlreiche Panoramen und wird daher „Balkon auf die Alpen“ genannt: An einem klaren Tag kann man die gesamte westliche Alpenkette (von der sich insbesondere der Monte Rosa abhebt), die Poebene und den Apennin sehen. Brunate ist problemlos mit dem Auto erreichbar, wir empfehlen Ihnen aber die eindrucks- 31 Panorama aus Brunate Mezzovico Nesso-Brücke volle Seilbahn zu nehmen, die am Ufer des Comer Sees (Piazza Alcide De Gasperi, unweit von Piazza Cavour, die Seepromenade folgend) startet und sich am bewaldeten Gebirgskamm des Berges (mit einem Blick auf den gesamten „Golf“ der Stadt), zum Belvedere di Piazza Bonacossa emporschlängelt. Dabei wird Ihr Blick sofort auf ein imposantes Gebäude fallen: Es handelt sich um das Grand Hotel Milano, das gegen al 1910 von Achille Manfredini für den Elitetourismus dieser Gegend erbaut wurde. Dieses in prunkvollem Stil gestaltete Gebäude mit seinen großen Panoramazimmern war einmal die Wiege des mondänen Lebens in Como und ist gegenwärtig dem Verfall ausgesetzt. In der Straße unterhalb der Piazza, neben der Seilbahn, hat man einen Blick auf die bemerkenswerteste Villa von Brunate: Villa Pirotta. Diese wurde 1902 vom comer Architekten Federico Frigerio im Auftrag eines Magnaten erbaut, der im Ort ein „kleines Versailles“ schaffen wollte. Am Bau der Villa nahmen zahlreiche Bildhauer und Dekorateure teil; heute wird diese von den Nachfahren des Chemikers Alberto Bonacossa bewohnt. Die Route beginnt entlang Via Roma: Nach einem kurzen Abschnitt trifft man auf die Tre Fontane, einen öffentlichen Brunnen mit drei Wasserspeiern, der in den 30er-Jahren zu Werbezwecken gebaut wurde: Sie können in der Tat das Relief mit der Beschriftung „Cordial Campari“ erkennen, die auf eine bekannte mailänder Likörfirma verweist. Die Hauptstraße würde nach Pissarrotino und San Maurizio (wo sich der 1927 erbaute Leuchtturm mit dem Namen Faro Voltiano an einem äußerst strategischen Punkt unter dem Aspekt der Aussicht befindet: Dieser ist über eine Abzweigung in 10 erreichbar) weiterführen, Sie biegen aber nach links in die Via Nidirino ab. Nach wenigen Metern erreichen Sie ein kurioses, vollständig aus Holz erbautes Gebäude: Es handelt sich um das Chalet Sonzogno, ein auf der Ausstellung von Turin im Jahr 1902 ausgestelltes und zwei Jahre später in Brunate als Preis einer Lotterie der Tageszeitung „Il Secolo“ wieder aufgebautes Bauwerk. Nachdem man den Sportplatz hinter sich lässt, endet die asphaltierte Straße und man biegt in einen Waldweg ein. Der erste Abschnitt ist sehr eng und verläuft quer an einem ziemlich abschüssigen Hang entlang. Es geht abwärts weiter bis zu einer Abzweigung mit einem Pfahl, an dem der Maultierpfad kreuzt, dem wir nach links folgen und der nun sehr abschüssig wird. Auf halber Höhe kommen wir an den saisonalen Weideflächen der Gemeinde Blevio vorbei. Nachdem wir das Landhaus Villino Riposo passiert haben, folgen wir den Stufen, die in ca. 10 Minuten nach Capovico führen, eine der „sieben Städte“ von Blevio (Bezeichnung in Anlehnung an die Zeiten, als jeder Ortsteil autonom regiert wurde): Man achte darauf, in den engen Gassen des Ortes nicht die Orientierung zu verlieren. Weiter geht es abwechselnd auf asphaltierten Abschnitten bis nach Sopravilla und dann nach Sorto, wo man auf einem zu einer alten Straße gehörenden Grenzstein aus dem 19. Jahrhundert die Entfernungen zwischen Como e Torno an- 32 gegeben sind. In Mezzovico können Sie, wenn Sie möchten, eine kurze Abzweigung zum See nehmen, um die beiden schönen Villen Villa Usuelli und Villa Belvedere zu bewundern; Beim Weitermarsch auf der Hauptroute sehen Sie einen Treppenaufgang, der ins Innere der Gassen der Ortschaft Cazzanore führt. Sobald man diese wieder verlässt, trifft man auf Villa Morselli, die aufgrund ihrer Abgeschiedenheit seit jeher „La Solitaria“ genannt wird. Hier wohnte Ercole Luigi Morselli, ein Dramaturg aus den Marken, der in der „romantisch/crepuscolaren“ Zeit der frühen 20er-Jahre des 20. Jahrhunderts aktiv war. Kurz darauf folgt die Route für einen kurzen Abschnitt der S.P. 583. Nachdem wir die wenigen Häuser von Parlasca (erster Ortsteil von Torno) hinter uns lassen, biegen wir, um den Tunnel der Provinzstraße zu vermeiden, nach links in die Nebenstraße ab und gehen rechts hoch in die Via Rasina vorbei am Säulengang der Cappellina del Tuè und dann abwärts in Richtung Torno. Im Ort, an der Kreuzung von drei Straßen, empfehlen wir Ihnen, kurz in die Via Plinio einzubiegen und bis zum Seeufer hinabzusteigen, wo sich vom Kirchplatz der Kirche der Hl. Thekla ein bezaubernder Ausblick auf Como und die Orte des Westufers des Sees bietet. Das genaue Baudatum der Kirche ist unbekannt, die sichtbare Struktur geht aber auf das Ende des 15. Jahrhunderts zurück. An der rechten Wand seitlich des Baptisteriums ist von besonderem Interesse das Fresko mit der Darstellung des „L‘uomo dei dolori“ [Mann der Schmerzen] des larianischen Meisters Bartolomeo de Benzi (15. Jh.), von dessen Gemälden noch Spuren im rechten Raum und in der Dekoration der Bögen erhalten sind. Der andere lokale Meister, Andrea de Passeris, malte für die Kirche der Hl. Thekla eine Mariä Himmelfahrt, die sich heute in der Mailänder Pinakothek von Brera befindet. Wenn Sie dagegen ohne Abzweigung fortfahren möchten, dann biegen Sie an der Dreifachkreuzung nach rechts ab und nach einem Bogen in die Via al Pozzo ein und folgen Sie dieser bis zum Straßenschild der Strada Regia; hier biegen Sie sofort rechts in die Straße nach Molina ein. An der zweiten Abbiegung (Via de Passeris) können Sie zu der bekannten Kirche des Hl. Johannes abbiegen, die aus dem 14. Jahrhundert stammt und einen schönen romanischen Kampanile und ein dekoriertes Portal im Renaissancestil aufweist. In einem antiken Schrein hinter dem Altar sind die Reliquien des Santo Chiodo aufbewahrt, der der Überlieferung zufolge bei Jesus‘ Kreuzigung zu Diensten war. Nach der Rückkehr in die Straße nach Molina kommen wir in der Nähe einer Steinbrücke auf die Provinzstraße, der wir über einen kurzen Abschnitt folgen. Ohne den Straßenverkehr außer Acht zu lassen biegen wir nach 300 m auf einen gepflasterten Weg, der steil den Berg empor führt. Eine antike Brücke mit Steinbrüstung hilft Ihnen, die Pliniana-Senkung (einer der beachtlicheren Reste der antiken Strada Regia) zu überwinden. Der Weg führt durch einen Wald entlang des Ufers bis zu der dem Hl. Rochus geweihten Kapelle, dem Schutzpatron der „viatores“ (Wanderer). Es handelt sich um ein ziemlich altes Bauwerk, das bereits von Bischof Ninguarda während seiner pastoralen Besuche in der Gegend 1593 beschrieben wurde. Zur Linken sieht man den romanischen Kampanile der Kirche der Hl. Margherita, während man über eine Terrassierung den Zugang zum malerischen Ortsteil von Molina in via XX Settembre erreicht. Der kleine, viele enge Gassen, Säulengänge und Freitreppen aufweisende Ort ist ideal für eine Pause mit einer kurzen Stärkung. Nach Ankunft auf der eindrucksvollen Piazza S. Antonio mit der links davon liegenden gleichnamigen Kirche (eine Rekonstruktion aus dem 18. Jahrhundert des ursprünglich romanischen Bauwerks) und der bezaubernden Treppe zur Rechten biegen Sie in die Via Bargiola ein und folgen Sie der Via Fontana Vecchia, wo Sie nach nur wenigen Metern auf einen schönen überdachten Brunnen treffen. Während der Überquerung des Valle dei Molini ist der Weg gepflastert: Vorbei an der Brema-Wiese mit seinem schönen Gehöft, an einer kleinen Brücke und einer Ruine erreichen Sie den Bach des Tales, den Sie über Felsblöcke hinweg überqueren. 33 Nach einem Abschnitt an bebauten Terrassen vorbei erreichen wir die Kapelle der Madonna del Rosario, die am Eingang zum Ortsteil Lemna liegt. Über die Via Cappelletta gelangen wir in den Ort und folgen dann der Via di Mezzo, um die Kirche des Hl. Georg zu erreichen. Hinsichtlich der Erbauung der Kirche existieren zwei Auffassungen: Die einen behaupten, sie sei im 18. Jahrhundert, die anderen sie sei im 16. Jahrhundert erbaut worden. Auf jeden Fall wurde sie auf einem vorbestehenden romanischen Bauwerk gebaut, von dem man noch ein zweibogiges Fenster und ein Opaion im Kampanile erkennbar ist. Von hier geht eine Abzweigung (15 Minuten Steigung) ab, die zu dem mysteriösen „Steingrab“ von Bicogno führt. Innerhalb des Gebiets des Larianischen Dreiecks findet man zahlreiche Funde dieser Art. Es handelt sich um wannenförmig ausgehöhlte Felsblöcke, die neueren Studien zufolge in der Zeit nach dem Fall des römischen Reichs als Einzel- oder Mehrfachgräber dienten. In den darauffolgenden Jahrhunderten wurden diese Felsblöcke für Bauwerke oder als Becken für Quellen und Brunnen verwendet. Auch der Felsblock von Bicogno, der auf das 6. Jh. n.Chr. datiert wird, diente als Grab (man beachte das Kissen aus Stein) und war mit einer Steinplatte abgedeckt, die heute nicht mehr vorhanden ist. Unser Weg führt weiter auf der asphaltierten Straße (Via Bernardo Silo) und dann entlang der Provinzstraße nach Palanzo (die antike Strada Regia musste etwas weiter unten im Tal verlaufen, wo man eine alte Brücke sieht), von der man nach Überwindung der Forra del Gaggio – einer Art kleiner „Horrorschlucht“ – den oberen Teil des Ortes betritt. Am Eingang des Orts gelang man rechts über einige Stufen auf den im Vergleich zur Straße etwas höher liegenden Weg bis zu den alten Häusern und einem malerischen Bogengang, der auf die Piazza der dem Hl. Ambrosius geweihten Kirche führt. Die Verehrung des Mailänder Bischofs in dieser larianischen Gegend mag etwas verwunderlich anmuten: In Wahrheit unterstand Palanzo im Jahr 1162 dem Erzbischof von Mailand und war vermutlich schon vor Ausbruch des jahrzehntelangen Krieges zwischen Como und Mailand (1118 – 1128) ein mailänder Vorposten gewesen. Die Verehrung des Hl. Ambrosius war eine natürliche Folge dieser historischen Abhängigkeit. Die Kirche, die am Ende des 16. Jahrhunderts an der Fassade das Abbild des Heiligen trug und möglicherweise Vorbild war, wurde in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts grundlegend umgebaut. Wenn Sie Zeit haben, empfehlen wir Ihnen einen kurzen Abstecher in die Gassen des Ortes zur antiken, aus dem Jahr 1572 stammenden Weinpresse. Einer Legende zufolge wurde diese aus einem Nussbaumstamm herausgearbeitet und an der Stelle genutzt, an der der Baum gewachsen war. Nach Fertigstellung der Presse wurde um sie herum das Gebäude errichtet, in dem sie sich befindet. Sie besteht aus einem 30 Quintale schweren Stein, an dem die große Holzschraube befestigt ist, die den 12 m langen Nussbaumstamm mit 3 m Durchmesser stützt. Jedes Jahr im Oktober wird die Presse zu Ehren der Handwerkstraditionen des Orts anlässlich der berühmten Sagra del Torchio in Betrieb genommen. Wir verlassen das Dorf über die Via Pisciola, kommen an der der Madonna von Loreto geweihten Kirche vorbei und begeben uns auf den angenehmen Maultierpfad, der ziemlich steil zum See hinab in Richtung Pognana Lario führt. Wir halten kurz an der Kirche des Hl. Rochus an, die in romanischen Stil erbaut wurde, wie man an der Basis seines ansehnlichen Kampaniles ersehen kann; sie ist der Hl. Dreifaltigkeit geweiht und verfügt über eine imposante Fassade aus dem 18. Jahrhundert. Von besonderem künstlerischem Wert ist die mit Fresken aus dem Ende des 15. Jahrhunderts von dem Meister aus Torno, Bartolomeo de Benzi, ausgemalte Kuppel, der auch die Dekoration der Kirche Santa Maria di Vico in Nesso schuf. Entsprechend der Mode des 15. Jahrhunderts malte Benzi im Gewölbe die vier Doktoren der Kirche (Hl. Hieronymus, Hl. Augustinus, Hl. Ambrosius und Hl. Gregor der Große) mit den Medaillons der Propheten und den Symbolen der 34 Evangelisten. Nach diesen Betrachtungen treten wir auf den Kirchenvorplatz hinaus, von dem wir ein prächtiges Panorama auf den See genießen und setzten unsere Wanderung in Richtung Pognana Lario fort. Wir durchqueren den gesamten Ort auf der Via Quarzano, dann auf der Via Careno in Richtung Dorfausgang. Ein Steinbruch zwischen diesem Punkt und Careno hat den alten Fußweg ausgelöscht: Auf der Provinzstraße weiter zu gehen wäre gefährlich, also nehmen wir den ansteigenden Weg in Richtung Monti di Careno. Wenn Sie möchten, können Sie an der Gabelung mit Via Fontana nach links abbiegen und einen kurzen Abstecher zur Kirche des Hl. Miro von Rovasco machen, die als romanischer Tempel im 12.-13. Jahrhundert erbaut wurde und in der Mitte des 15. Jahrhunderts umgebaut wurde. Sehr alt ist mit Sicherheit der Kampanile, der von den Gelehrten auf ca. 1020 datiert wird: Dadurch, dass er nur aufgemalte Öffnungen aufweist, ist er in der Gegend Comos einzigartig. Die Außenwand der linken Seite ist mit frühromanischen Fresken bemalt, die den Hl. Christophorus mit zwei Engeln und einem Heiligen Mönch darstellen, während ein anderes Fresko mit dem Ewigen Vater versteckt wurde. Das reichhaltig ausgestattete Innere umfasst Fresken mit der Madonna mit Kind und dem Hl. Christophorus. Unser Weg führt uns nun über eine den Berg hinaufführende Rampe: Der Anstieg zu den Monti di Careno ist der einzig „wirkliche“ Anstieg der gesamten Strada Regia; man braucht für den gesamten Höhenunterschied bis zur Häusergruppe, die „Monti“ [Berge] genannt und als Station für die jahreszeitlichen Wechsel der Weidegebiete genutzt werden, ungefähr ein Stündchen. Der Weg bietet im ersten Abschnitt Ausblicke auf den Comer See und führt dann durch weite Kastanien- und Buchenwälder mit einer reichen spontanen Flora. Achten Sie gut auf die Abzweigungen entlang des Weges, da die Route, der Sie folgen müssen, nicht immer gut ausgewiesen ist. Schließlich taucht vor uns die Gruppe aus Steinhäusern der Monti di Careno auf: Die Anordnung der Almhütten ist häufig zufällig, ein Zeichen, dass es sich nicht um Dauer- sondern um zum Viehauf- bzw. Abtrieb dienende Saisonbehausungen handelt. Verlassen wir das Dorf und folgen wir einen Abschnitt der Via dei Monti bis zu einer Kehre, an der Sie rechts in den nach Nesso führenden Weg einbiegen. Dieser führt abwärts durch den Wald und dann auf einen Maultierpfad: Am Dorfeingang von Nesso treffen Sie auf die Reste einer Burg mit zwei Wachtürmen und einem Mauereinfassung mit Ghibellinenzinnen. Es handelt sich um einen Umbau aus dem Ende des 19. Jahrhunderts der alten, im Jahr 1535 zerstörten Festung des Ortes. Nach wenigen Metern auf der Provinzstraße 583 erreichen wir den Ortskern und die Ponte sull’Orrido di Nesso, das heißt die Brücke über die Klamm von Nesso. Die malerische Klamm befindet sich an der Mündung der Täler Tuf und Nosè und am Zusammenfluss der gleichnamigen Flüsse, die beim Sturz über die Felsen einen aufschäumenden steilen Wasserfall bilden, um dann in Richtung See fließen. Man kann den Wasserfall sowohl von oben als auch von einer eindrucksvollen, talwärts liegenden römischen Brücke (Ponte della Civera) aus bewundern, die man über eine Treppe (über 340 Stufen) erreichen kann, die zu den Häusern am Seeufer führen. Die Etappe endet hier: Auch wenn sie bestimmt anstrengend war und Sie ziemlich müde sein werden, hoffen wir, dass Sie Ihnen Spaß gemacht hat. Jetzt müssen Sie sich nur noch stärken und ausruhen (Nesso bietet gute Serviceeinrichtungen): Morgen wartet auf Sie der Schlussabschnitt der Strada Regia mit einem Besuch im schönen Bellagio. 35 A-Die Strada Regia Etappe 02 36 Dosso di Lavedo Bellagio A.2 - ETAPPE VON NESSO NACH BELLAGIO – INFOBLATT STRECKENLÄNGE WANDERZEIT UND SCHWIERIGKEIT ANFAHRT ZUM STARTPUNKT VON COMO AUS 15,75 km (Abstecher nach Bellagio ca. 7 km) Ca. 5½ Stunden (von Nesso zur Ponte del Diavolo 4 Stunden, Abstecher nach Bellagio 2 Stunden) Schwierigkeit T, vom Abschnitt hinter Ponte del Diavolo, wo der Weg nach Bellagio endet, wird abgeraten; an der Straße gibt es keinen Gehsteig Im PKW: Von Como auf der S.S. 583 in Richtung Bellagio bis nach Nesso; Parken in Nesso in Via del Castello; den Startpunkt erreicht man nach wenigen Metern in Richtung Bellagio Mit dem Bus: Linie ASF C30 (Como - Bellagio), Haltestelle Nesso Castello Mit dem Fährboot: Haltestelle Nesso (Fahrten mit begrenzter Anzahl) ZURÜCKFAHRT MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Bushaltestellen: Linie ASF C30 (Como - Bellagio), Haltestellen in Nesso, Lezzeno, Bellagio Mit dem Fährboot: Haltestellen in Nesso und Lezzeno (Fahrten mit begrenzter Anzahl), Bellagio (hier kann an auch die Autofähre nehmen) Bahn: www.trenord.it, www.trenitalia.it FAHRPLAN-INFOS ZU DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Bus: www.asfautolinee.it (g EN g Lines and Timetables) Fährboot: www.navlaghi.it (g Comer See g Fahrpläne) Seilbahn: www.funicolarecomo.it Alle Verkehrsmittel: www.muoversi.regione.lombardia.it VERPFLEGUNGS- UND ÜBERNACHTUNGSNesso, Lezzeno, Bellagio MÖGLICHKEITEN GIBT ES IN 37 Anfang der Strada Regia Ponte del Diavolo Die Route beginnt an der Brücke über die Klamm von. Von hier aus führen zwei unterschiedliche Strecken nach Bellagio: Eine Bergvariante, die leicht ansteigt und am Ortsteil Vico vorbeiführt und eine Talvariante, die am Seeufer entlang an den Patrizierhäusern von Borgovecchio vorbeiführt. Wenn Sie sich für die Bergvariante entscheiden, müssen Sie die eindrucksvolle Freitreppe „Salita del Municipio“ bis zum Ortsteil Lissogno nehmen. Von dort biegen Sie auf die Via della Castagna und gehen bis zur Kreuzung mit der befahrbaren Straße in der Via del Tivano. Hier biegen Sie nach links ab und nehmen nach einigen Metern links die Abzweigung zur Kirche der Hl. Maria, deren urigen Kampanile Sie schon von Weitem sehen. Das Bauwerk wurde im 13. Jahrhundert vom Orden der Humiliaten gebaut, d.h. von Gläubigen, die eine Rückkehr zu einer strengen Spiritualität und zu einem einfachen Leben predigten. In ihrem Inneren findet man einige Fresken des aus dem 15. Jahrhundert stammenden Malers De Benzi, sowie einen hinter dem Altar positionierten Flügelaltar, dessen Holzstruktur das Bild der Mariä Himmelfahrt einrahmt: Dieser stammt aus dem Jahr 1500. Ebenso von De Benzi stammen zwei Fresken aus dem Jahr 1504, die wegen ihres formalen und expressiven Charakters besonders interessant sind. Von der Kirche führt das Sträßchen zunächst an den Häusern von Vico vorbei und geht dann in ein flaches Waldstück in Richtung Lezzeno über, wo sie nach einem Gehöft den von Borgonuovo kommenden Maultierpfad kreuzt (Talvariante). Wer die Talvariante vorzieht, startet an der Brücke von Nesso und nimmt dann die zum See hinunter führenden Treppen und die Ponte della Civera. Auf der Via Coatesa geht man am kleinen Hafen vorbei bis man die Provinzstraße erreicht. Hier biegen Sie nach links in die reizvolle Via Borgovecchio ein, die vermutlich zur ursprünglichen Strada Regia gehörte. Zwischen hohen Adelspalästen mit verzierten Toren und umrahmten Fenstern erreichen Sie die den Hl. Peter und Paul geweihte Pfarrkirche. Der Bau dieser Kirche geht aus das Jahr Eintausend zurück, aber über einige Jahrhunderte gibt es über sie keine weiteren Informationen; sie wurde dann in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts in barockem Stil umgebaut. Von dem ursprünglichen Bauwerk erkennt man noch einige Details, zum Beispiel den Rest eines Freskos in der neben dem Kampanile liegenden Abstellkammer. Die Kirche verfügt über vier seitliche Kapellen, die Fresken von hohem künstlerischem Wert enthalten und der Jungfrau Maria vom Rosenkranz, der Kreuzigung, dem Hl. Josef und dem Hl. Franziskus Saverius gewidmet sind. Die Schönheit der Fresken wird durch die prachtvolle Einrichtung des Bauwerks noch verstärkt: Ein Marmoraltar, geschnitztes Mobiliar und Kandelaber aus getriebenem Kupfer. Um wieder auf die Hauptroute zu gelangen, gehen Sie die Straße bis zur Kreuzung mit der Provinzstraße entlang; hier biegen Sie nach links ab und gehen die Straße entlang bis Sie in der Nähe einer Kapelle in die gepflasterte und terrassierte Rampe einbiegen, um den zwischen bebauten Terrassen und kleinen Gehöften verlaufenden Weg zu erreichen. 38 Teil des Pfades zwischen Nesso und Punta della Cavagnola Der Weg nach Lezzeno führt nun durch einen langen bewaldeten Abschnitt. Er steigt gemächlich an und kreuzt zahlreiche Bächlein zum Durchwaten. Sie erreichen dann die Landspitze Punta della Cavagnola am äußersten Seeende des langen und mächtigen Bergrückens des Monte San Primo, dem Hauptgipfel des Larianischen Dreiecks. Die Punta della Cavagnola hatte wegen ihrer speziellen Lage zwischen den beiden Seebecken des Comer Seeabschnitts eine strategische Funktion. Hier ragte früher ein Wachturm auf, man erzählt sich aber auch, dass hier einmal eine kleine, dem Hl. Nicolao geweihte Kirche und eine berühmte Osteria stand. Der Legende zufolge flehten die Seefahrer den Heiligen lautstark an, wenn sie die Landspitze umschifften, von der häufig Gefahren ausgingen. Im Südosten der Landspitze von Cavagnola, zwischen Nesso und Argegno, befindet sich der tiefste Punkt des gesamten Sees: -410 m. Nach dem Sie die Landspitze hinter sich gelassen haben, betreten Sie das Gemeindegebiet von Lezzeno. Hier treffen Sie auf den ersten Ortsteile, Carvagna, wo die Bürger, um die wenig von der Sonne beschienene Position zu beschwören, das Sprichwort „Carvagna, poco sole, poca luna…tanta fortuna“ [Carvagna, wenig Sonne, wenig Mond…viel Glück] erfunden haben. Nach einem kurzen Abschnitt erreichen Sie die Ortsteile Sormazzana und Calvasino, wo der Weg auf einer kurzen Strecke entlang einer asphaltierten Straße verläuft. Nachdem Sie die Gassen von Bagnana durchquert haben, kehren Sie auf den Feldweg zurück, der die Provinzstraße flankiert und das Museo storico della nautica [Geschichtliches Seefahrtsmuseum] kreuzt, das von den Cantieri Molinari, den berühmten larianischen Schiffbauern eingerichtet wurde. Entlang der Provinzstraße erreichen Sie Lezzeno, wo die Pfarrei der Hl. Quirico und Julia aufragt. Hinter und über dem Hauptaltar thront die beeindruckende Freskenmalerei von Giulio Quaglio (1712), einem Meister aus d‘Intelvi. Interessant ist auch das hölzerne Simulakrum des Toten Christus aus dem späten 16. Jahrhundert. Im angebauten Oratorium der Hl. Martha findet man eine Kreuzabnahme von Andrea de Passeris, während an der Fassade des Pfarreigebäudes eine faszinierende kleine Basrelief-Madonna aus dem späten 15. Jahrhundert prangt. Sie können den Moment nutzen, um sich ein wenig im Zentrum des Ortes aufzuhalten und eine Stärkung einzunehmen. Die Strada Regia führt an der Pfarrei vorbei und biegt in Rozzo scharf nach rechts in die Via Bersaglieri ein. Nach Überquerung der Bachfurt geht es auf einem steinigen Weg bergauf bis zur Kirche der Madonna dei Ceppi (von wo die Wege zum Monte Nuvolone abgehen). Von hier geht es bergab in Richtung der zwei letzten Ortsteile von Lezzeno: Cendraro (wo ein einzigartiger Springbrunnen auf Sie wartet) und Casate. Nach Ankunft auf der Provinzstraße trifft man auf einen Rastplatz (mit Panoramablick), auf dem sich ein kurioser zweirädriger Wagen befindet: Gemäß der Erklärung auf dem Schild handelt es sich um einen vor einigen Jahren zu Tage getretenen Unterwasserfund, der von einem loka- 39 Panorama aus Sassi Grosgalli len, vom 19. Jahrhundert bis in die 50er-Jahre aktiven Kalkofen stammt. Nun beginnt der letzte Abschnitt der Strada Regia, der zur Ponte del Diavolo führt: Der Weg verlässt die Provinzstraße und schlängelt sich die schroffen Hänge des Monte Nuvolone hoch (der Bergabschnitt verläuft nicht entlang der alten Straße, die in einigen Punkte von der modernen befahrbaren Straße „verschlungen“ wurde). Sie queren den Sassi Grosgalli genannten Hang, der sich durch faszinierende, steil zum See abfallende Wände auszeichnet. In dieser Gegend ist von besonderem Interesse di Grotta dei Bulberi oder Blaue Grotte, die nur per Boot erreichbar und wegen ihrer im Inneren vom Sonnenlicht erzeugten Farbeffekte berühmt ist. Die larianischen Historiker erzählen, dass die großen Fische des Sees, die legendären „bulberi“, die von der Größe eines Menschen und wegen ihres Gewichts und ihrem unzerstörbaren Schuppenpanzer nicht fangbar waren, in dieser Höhle Zuflucht suchten. Im weiteren Verlauf des Weges erreichen Sie nach einem Auf- und Ab und einem schönen Wasserfall den natürlichen Balkon, von dem aus Sie einen grandiosen Blick auf den See haben. Im abschüssigen Teil treffen Sie unversehens auf die Schlucht der Ponte del Diavolo, die von Dolomitenkalkformationen des Monte Nuvolone überragt wird. Die düster und mysteriös aussehende Brücke soll der Legende nach Sitz esoterischer Begegnungen und Hexenbräuche sein; es handelt sich vermutlich um das einige intakt gebliebene Bauwerk entlang der alten Straße, das nicht erneuert wurde. Der steile Weg führt von dieser eine kurze Strecke weiter bergauf zur Provinzstraße. Hier endet die heutige Strada Regia („heutig“, weil sie einst bis nach Bellagio führte; heute existieren aber keine Fußwege mehr, eine Verbindung besteht nur entlang der Provinzstraße); unsere Tour kann aber auf einen Besuch von Bellagio nicht verzichten, dem vielleicht berühmtesten Ort am Comer See (der seit dem 19. Jahrhundert zur Sommerfrische von Künstlern und reichen Touristen frequentiert wird). Es handelt sich um ein unverzichtbares Ziel, dem man die restlichen Stunden des Tages widmen sollte. Es gibt zwei alternative Routen, um den Ort zu erreichen: Entweder man begibt sich auf die Provinzstraße und wandert diese 3 km entlang (wir weisen darauf hin, dass diese Straße stark befahren ist) oder man nimmt (ebenso entlang der Provinzstraße) den Bus der Linie Como - Bellagio. Die von uns vorgeschlagene Route führt an den wichtigsten Punkten von historisch-kulturellem Interesse dieses herrlichen Ortes vorbei: Wir empfehlen Ihnen sich in den Gassen treiben zu lassen und jeden Blick zu genießen. Vom Ortsteil Villa Crella (Bushaltestelle San Giovanni al Ponte) wandern Sie den gepflasterten Weg zum See und zum Ortsteil San Giovanni hinunter. Hier treffen Sie auf die Kirche des Hl. Johannes des Täufers, die vielleicht die schönste Kirche des Larianischen Dreiecks ist: Sie ragt vor dem See auf, als wolle Sie die von ihrem Namensgeber verkörperte Rei- 40 nigung der Taufe unterstreichen. Als Zentrum von Hingabe und Kultur wurde die dem Hl. Johannes geweihte Kirche bis zum Ende des 19. Jahrhunderts mehrmals umgebaut. Ihr Inneres umfasst zahlreiche künstlerische Werke: Zum Beispiel den herrlichen, mit Holzschnitzereien versehenen Altar und das Altarbild, das Christus darstellt, wie er zwischen Engeln, Heiligen und Gläubigen aufersteht. Unter den reichen Einrichtungselementen ist die Orgel zu erwähnen, die so hochwertig ist, dass sie zur Aufzeichnung von Konzerten verwendet wird. Seitlich der Piazza sieht man eine der herrlichen Villen, die Bellagio berühmt gemacht haben, Villa Trotti - Bentivoglio, bekannt für ihren großen Park mit tropischem Wassergarten, der mit aus dem Orient stammenden Pflanzen verschönt ist. Von der Piazza Miotti erreicht man über die Via Papa Giovanni den Ortsteil Guggiate dessen kleine Piazza, von dem man in Richtung Collina di Suira abzweigt. An der Kreuzung begibt man sich nach links in Seerichtung. Kurz vor Ankunft an der Kirche der Hl. Maria von Loppia bietet sich rechts ein Blick auf die Viale d’Invito, die zu Villa Giulia führt, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts im neoklassischen Stil erbaut wurde (die Villa kann nicht besichtigt werden). Gehen Sie weiter in Richtung See (auf den Terrassierungen) bis zur romanischen Kirche der Hl. Maria. Diese kleine, seit 845 bekannte Kirche ist ein dreischiffiges Bauwerk mit vorspringendem Querschiff und halbkreisförmiger, in ihren Ursprung nicht originaler Apsis, die auf das 12. Jahrhundert datiert wird. Die Fassade wird im unteren Bereich durch eine Reihe von Blendbögen aufgelockert, die man auch an der Stirnseite der Apsis findet. An der linken Seite des Bauwerks ragt der Kampanile auf, der aus drei übereinander lagernden Bauelementen besteht, die jeweils von zweibogigen Fenstern überragten werden. Neben einem gemeißelten Altar aus dem 17. Jahrhundert umfasst die Kirche auch einige Gemälde aus dem 17. Jh. Nicht weit davon entfernt weisen das Hafenbecken von Loppia und ein weißer klassizistischer Tempel auf den Eingang zu den Gärten der Villa Melzi hin. Das Bauwerk wurde zwischen 1808 und 1813 nach Plänen des Architekten Giocondo Albertolli im Auftrag von Francesco Melzi d‘Eril, dem Vizepräsidenten der Zisalpinischen Republik und späteren Gran Cancelliere des Königreichs Italien und Freund Napoleons erbaut, der diesem den Titel Herzog von Lodi verlieh. Die Villa in neoklassischem Stil ist umgeben von einem wundervollen Park, der das erste Beispiel eines Gartens nach englischem Vorbild im Lario-Gebiet war. Der Park wurde zwischen 1811 und 1815 von Canonica und Villoresi gestaltet und weist dank der Einebnung der Böden und der künstliche Höherlegung kleiner Hügel einige wunderbare perspektivische Punkte auf. Die scheinbar natürliche Verteilung der Vegetation war das Ergebnis langer Studien, um die optische Täuschung zu verstärken. Unter den Pflanzen, die den Park schmücken befindet sich eine riesige Immergrüne Magnolie, eine mächtige Gruppe Kamelien und viele tropische Pflanzen. Die Villa beherbergte erlauchte Namen, darunter Napoleon, Franz Josef und Ferdinand von Österreich, Umberto und Margherita von Savoyen (mehr Informationen auf: www.giardinidivillamelzi.it). Vom äußeren Mauergürtel der Villa setzen wir an der Kreuzung mit de Provinzstraße unsere Wanderung bergauf entlang Via Vitali fort bis wir den Ortsteil Aureggio erreichen. Via del Bello bring uns bis zur kleinen Kirche des Hl. Karl, von der wir auf der Via del Pozzo, der Via Carlo Montù und dem Anstieg Carlo Montù weiter bis zur Kreuzung mit Via Valassina wandern. Nachdem wir links abbiegen, erreichen wir den vom Rathaus und der Kirch des Hl. Georg eingefassten Platz. Sie sind nun dabei, das Zentrum von Bellagio zu betreten. Zur Rechten sehen Sie den Hügel des Schlosses mit der mächtig ausladenden Villa Serbelloni. Diese Villa blickt auf eine sehr alte Vergangenheit zurück und erstreckt sich auf die Landzunge hinaus, auf der den Überlieferungen zufolge Plinius der Jüngere eine Villa mit dem Namen Tragoedia besessen haben soll. Die Originalstruktur der Villa geht auf das 15. 41 Jahrhundert zurück und wurde im Auftrag des Marktgrafen Stanga erbaut. Im darauffolgenden Jahrhundert wurde diese, nachdem sie in den Besitz der Sfondrati überging, erweitert und umgebaut. 1788 ging sie an Graf Alessandro Serbelloni über, der ihr Herz und Seele widmete; insbesondere konzentrierte sich der Herzog auf die Schaffung eines immensen Parks, in dem er auf einer Gesamtlänge von ca. 18 km befahrbare Straßen, Alleen und Wege bauen ließ. Nach dem Tod des Herzogs im Jahr 1826 wechselte die Villa nach und nach die Besitzer bis sie schließlich in ein Hotel umgewandelt wurde (das ins Erbe der Rockefeller-Stiftung einfloss). Zahlreich waren die erlauchten Gäste, die sich im Laufe der Jahre in der Villa aufhielten: Kaiser Maximilian I., Leonardo da Vinci, Ludovico Sforza, Bianca Sforza, Kardinal Borromeo, Silvio Pellico, Kaiser Franz I., Königin Viktoria, usw. Die Route führt weiter entlang Via Garibaldi, zwischen Geschäften, Bars und herrschaftlichen Palästen und mündet auf den Vorplatz der Kirche des Hl. Jakob, die im 12. Jahrhundert erbaut und zur Barockzeit nach einem drei Schiffe und einen Kampanile vorsehenden Plan ausgebaut. Vom ursprünglichen Bauwerk sind außen noch die drei mit doppelten Blendbögen dekorierten Apsiden, die vier Kapitelle und die Symbole der Evangelisten am Eingang erhalten. 1904 wurde das Bauwerk in romanischem Stil an dem am meisten beschädigten Punkten restauriert; erst kürzlich wurde auch der Kampanile in romanischem Stil restauriert. Nach Fertigstellung der Arbeiten wurde die Kirche unter nationalen Denkmalschutz gestellt. Vom Vorplatz gelangen wir über eine Terrassierung zum Seeufer: Unter den charakteristischen Säulengängen befinden sich Geschäfte, Restaurants und Hotels. Wenn Sie immer noch Lust zum Wandern haben, empfehlen wir Ihnen, bis nach Punta Spartivento zu marschieren, dem äußersten Ausläufer von Bellagio und vom Larianischen Dreieck, einem Punkt, an dem sich der See in seine beiden Äste aufteilt und ein unvergessliches Panorama bietet. 42 Lezzeno ENTSPANNENDE ROUTE B DER WEG ÜBER DIE LARIANISCHEN BERGE Der Weg über die larianischen Berge ist eine Wanderroute, die Teil des lombardischen Abschnitts des Sentiero Italia, eines ca. 6.000 km langen Fernwanderwegs ist, der das gesamte nationale Territorium durchläuft: Mit seiner Länge von ca.125 km und zum größten Teil aus Wegen und Maultierpfaden bestehend, verbindet der Weg über die larianischen Berge Cernobbio mit Sorico und läuft in der Höhe die gesamte Westseite des Comer Sees entlang. Dieser Weg blickt, auch wenn er erst kürzlich ausgearbeitet wurde, auf eine reiche Geschichte zurück. Er wurde in den letzten Jahrhunderten stark für den Transport von Bergprodukten genutzt, die den Hauptort Como erreichen mussten (die Produkte stammten insbesondere aus Orten aus der Umgebung des Sasso Gordona, des Monte Generoso und des Monte Bisbino). Viele dieser auf einer Höhe zwischen 600 und 1200 Meter gelegenen Orte waren („mûnt“genannte) Almweiden für die Übergangszeit, die von der Bevölkerung der Uferregion des Comer Sees genutzt wurden, um das Vieh im Frühling und Herbst auf- bzw. abzutreiben (im Sommer wurde es dagegen auf die „Alp“ getrieben). Der Name „Weg über die Larianischen Berge“ wurde gewählt, um den Verbindungsweg zwischen diesen sehr alten, teilweise noch bestehenden, teilweise im Laufe der Zeit verlassenen oder zerstörten Ansiedlungen zu ehren. Im letzten Jahrhundert hatte der Weg durch seine Lage zwischen Grenzgebieten auch strategische Funktionen: Während des ersten Weltkriegs wurden einige Wegabschnitte in den Gebieten zwischen dem Monte Bisbino und dem Sasso Gordona für den Bau von Straßen und militärischen Strukturen als Unterstützung der berühmten Linie Cadorna (zwischen 1911 und 1916 erbaute militärische Verteidigungslinie in den lombardischen Voralpen, deren Zweck es war, italienisches Territorium und die Industriepole von Mailand und Bergamo vor einem eventuellen Angriff Deutschlands über die neutrale Schweiz zu schützen) gewählt; außerdem wurden an einigen vom Weg berührten Grenzorten Kasernen der Finanzpolizei zur Kontrolle des regen Schmugglerhandels in Richtung Kanton Tessin erbaut, die nach wie vor existieren, von denen aber die meisten in Berghütten der CAI umgewandelt wurden. Der Weg über die Larianischen Berge wurde stets hauptsächlich als Nebenhandelsweg des von Como nach Samolaco (entlang des Comer Sees) und weiter über den Julierpass/Septimerpass oder Splügenpass in Richtung Schweiz führenden und Strada Regina genannten Hauptwegs genutzt. Da der Zweck dieses Wanderführers darin besteht, Sie auf Ihre Rolle als Wanderer über die alten Wege des Lario-Gebiets vorzubereiten, sehen wir es an diesem Punkt als unsere Pflicht an, einen kurzen Abstecher in die Geschichte der legendären Via Regina, der grundlegenden und (scheinbar) bereits seit der Römerzeit aktiven Verkehrsader für den Handel zwischen Italien und Nordeuropa, zu unternehmen. Die Existenz eines Weges zu jener Zeit scheint in der Tat in den Tabula Peutingeriana und im Itinerarium Provinciarum Antonini Augusti belegt zu sein, zwei Dokumente, in denen die militärischen Verbindungswege zwischen Mediolanum (Mailand) und Curia (Coira) aufgeführt sind. Glaubhafte kartografische Belege des Weges existieren erst seit 1720 im Theresianischen Kataster. Die seit dem Altertum bestehende Bedeutung und Nutzung des Weges für den Handel wird entlang der Strecke auch durch die Reste der zahlreichen Hospitales und Xenodochien be- 43 Karte der Route B-Der Weg über die larianischen Berge 44 stätigt: Die im Mittelalter sehr verbreiteten und normalerweise von Mönchen unter der Aufsicht eines „Ministers“ bewirtschafteten Xenodochien waren Strukturen zur Beherbergung der den Weg nutzenden Wanderer und Wallfahrer, während es sich bei den Hospitales um Strukturen für Kranke handelte. Im Laufe der Zeit verschwand diese Unterscheidung, so dass beide Begriffe gleichbedeutend für das Konzept „Herberge“ standen. Bis zum 11. Jahrhundert waren die Xenodochien und Hospitales ein wesentlicher Bestandteil der Klöster; erst viel später begannen diese unabhängig von letzteren zu existieren und wurden entlang der strategischen Punkte der Handelswege verteilt, auch wenn deren religiöse Bedeutung aufrecht erhalten blieb. Im Zeitalter der Gründung von Gemeinden wuchsen die Xenodochien in ihrer Anzahl und Effizienz noch mehr: Das Symbol des Wallfahrers war die Muschelschale, die zusammen mit in die Außenmauern eingemauerten dekorierten Keramiktellern zum Erkennungszeichen dieser Herbergsstrukturen wurden. Entlang der Via Regina gab es zahlreiche und stark frequentierte Herbergsstrukturen; leider gibt es heute nur noch wenige Zeugnisse von diesen: Zu erwähnen ist ein Hospitalis in Sorico mit dazu gehöriger San Batholomäus-Kirche; ein Xenodochium existierte im 7. Jahrhundert in Menaggio unter dem Namen „Tre Magi“ [Heilige Drei Könige] mit seiner der Hl. Maria geweihten Kirche; in Como unweit der Basilika des Hl. Abbondio stand ein Hospitalis mit der doppelten Funktion als Herberge für Kranke und Wanderer. In seiner ursprünglichen Struktur noch heute erkennbar ist das Hospitalis der Santa Maria Maddalena di Stabio in Ossuccio, das für den anomalen, in gotisch-maurischem Stil auf einer alten romanischen Struktur erbauten Turm seines Oratoriums berühmt wurde. Die Strada Regina war folglich seit jeher der wichtigste und historische Handelsweg entlang des Sees: Wieso folgt dann aber unsere Trekkingroute nicht dieser Route? Ganz einfach deshalb, weil die Via Regina heute eine schmale, viel befahrene, unkomfortable und für Fußgänger gefährliche Staatsstraße ist. Wie in anderen Fällen (Beispiel: Einige Abschnitte des Jakobswegs nach Santiago de Compostela) hat man versucht, an erster Stelle die Sicherheit der „modernen Wanderer“ sicherzustellen und eine weniger historische, aber unter touristischem Aspekt besser nutzbare Route wie die des Wegs über die Larianischen Berge zu wählen. Ein letzter Hinweis: Die vom Cai Como ausgearbeitete Route über die Larianischen Berge ist vollständig ausgeschildert und in vier Abschnitte unterteilt: Der erste führt von Cernobbio ins Val d‘Intelvi, der zweite vom Val d‘Intelvi ins Val Menaggio, der dritte vom Val Menaggio ins Valle Albano und der vierte vom Valle Albano nach Sorico. Die Wegbeschilderungen (rot-weiß-rote Fähnchen, auf Steine lackiert, aus Aluminium auf Baumstämmen und Mauern) sind daher von 1 bis 4 durchnummeriert. Unter praktischem Gesichtspunkt ist es äußerst schwierig, die gesamte Route in nur 4 Etappen zu schaffen, da diese lang und anspruchsvoll sind. Wir schlagen vor, diese in sieben Etappen zu unterteilen und bereits im Voraus die Übernachtungen in den entlang der Wanderstrecke verteilten Berghütten oder Hotels zu buchen. 45 B-Der Weg über die larianischen Berge Etappe 01 46 B.1 - ETAPPE VON COMO NACH SCHIGNANO – INFOBLATT STRECKENLÄNGE 19.4 km WANDERZEIT UND SCHWIERIGKEIT Ca. 7 ½ Stunden – Schwierigkeit E Im PKW: In Como findet man um die Piazza Cavour zahlreiche Parkplätze, die meisten davon sind gebührenpflichtig ANFAHRT ZUM STARTPUNKT VON COMO AUS Mit der Bahn: Bahnhof Como Nord Lago. Piazza Cavour ist in wenigen Minuten auf der Lungolario Trento erreichbar Mit dem Bus: Stadtlinien ASF Haltestelle Como Piazza Cavour oder Lungolario Trento. Piazza Mazzini in Cernobbio erreicht man direkt mit der außerstädtischen Linie ASF C10 (Como Colico), Haltestelle Lungolario Trento Mit dem Fährboot: Landungsstelle Como (Piazza Cavour) ZURÜCKFAHRT MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Mit dem Bus: Linie ASF C28 (Rovenna - Como), Haltestelle Rovenna Via IV Novembre Linie ASF C21 (Casasco - Argeno), Haltestelle Schignano Via Roma Bahn: www.trenord.it, www.trenitalia.it FAHRPLAN-INFOS ZU DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Bus: www.asfautolinee.it (g EN g Lines and Timetables) Fährboot: www.navlaghi.it (g Comer See g Fahrpläne) Alle Verkehrsmittel: www.muoversi.regione.lombardia.it Como, Cernobbio, Moltrasio, Carate Urio, Laglio, Brienno, VERPFLEGUNGS- UND Schignano ÜBERNACHTUNGSHINWEIS: Zum Essen / Schlafen in den Hütten empfehlen MÖGLICHKEITEN wir stets vorher anzurufen, um die Öffnungszeiten und die GIBT ES IN Verfügbarkeit zu prüfen Die Route beginnt in Como in Piazza Cavour, von der man einen herrlichen Blick auf den See hat. Biegen Sie vor der Piazza in den Panoramafußgängerweg ein (Lungolago Mafalda di Savoia), der in Richtung Villa Olmo führt. Nach wenigen Minuten sehen Sie inmitten des Parks den Tempio Voltiano, der 1927 anlässlich der Feierlichkeiten zum hundertjährigen Todestag von Alessandro Volta erbaut wurde. In seinem Inneren findet man Büsten, Reliefs und Andenken an den berühmten Wissenschaftler und larianischen Professor. Unmittelbar links sticht einem das Kriegerdenkmal von Como, ein imposanter, 33 m hoher Turm, ins Auge, ein Werk des berühmten Architekten und Rationalisten Giuseppe Terragni: 47 In dessen Innerem befindet sich ein Denkmal mit den 650 eingravierten Namen der im ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten aus Como. Der Weg führt nun am Yacht Club und am Gemeindestadium vorbei und setzt sich am Fußgängerweg des Seeufers fort, nicht ohne vorher die Gärten und die herrliche Villa Locatelli zu passieren, die heute Verwaltungssitz der Provinz Como ist, sowie Villa Olmo, die man gesehen haben muss. Wenn das Eingangstor offen ist, gehen Sie hinein, genießen Sie den Park und verlassen Sie ihn an der Via per Cernobbio (andernfalls überqueren Sie den gesamten Parkplatz in Via Cantoni und biegen Sie nach rechts in Via Bellinzona ein). Villa Olmo ist der berühmteste und prunkvollste historische Wohnsitz Comos: Er wurde zwischen dem 18. und dem Beginn des 19. Jahrhunderts vom Architekten Simone Cantoni erbaut. Nachdem Sie mehrfach ihren adligen Besitzer wechselte, ging sie 1925 in die Hände der Gemeinde über, die sie für kulturelle Veranstaltungen und berühmte Kunstausstellungen nutzt. Die Via per Cernobbio ist eine stark befahrende Staatsstraße: Trotzdem keine Sorge, denn entlang des gesamten Abschnitts verläuft ein Gehsteig, auf dem Sie bequem entlang wandern und gleichzeitig die Aussicht auf Como genießen können. Nachdem Sie Cernobbio erreicht haben, treffen Sie kurz vor der Wegbeschilderung der Via dei Monti Lariani auf den Eingang zu den Gärten der berühmten und prunkvollen Villa Erba, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts erbauten Sommerresidenz der Familie Erba, die heute Sitz eines Museums und eines international angesehenen Kongresszentrums ist. Auf Piazza Mazzini beginnt der Weg über die larianischen Berge: Biegen Sie in Via A. Volta ein und gehen Sie am Rondell geradeaus weiter und beachten Sie die Beschilderungen nach Rovenna und Monte Bisbino. An der Kurve biegt die Route nach links ab und führt über den bequemen Fußgängerweg (Via Parini) zur Kirche des Hl. Nikolaus im Ortsteil Casnedo. Dieses Bauwerk wurde zur Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert an der Stelle eines antiken Oratoriums gebaut und wurde 2001 einer wichtigen Restaurierung unterzogen. Die rechteckige Fassade weist abgerundete, typisch barocke Formen auf. Die Innenausstattung wurde teilweise vom Oratorium, teilweise von dem 1784 geschlossenen Benediktinerkloster der Assunta von Cernobbio übernommen. Von diesem stammt das schöne Gemälde aus dem 18. Jahrhundert an der linken Wand des Schiffs und der ebenso aus dem 18. Jahrhundert stammende Kreuzweg mit vergoldeten Goldrahmen. Von der Kirche biegen Sie nach rechts ab und überqueren unmittelbar nach zwei Stufen Sie die Straße Lungo via Monte Grappa, der Sie bis zur Brücke mit der Beschilderung folgen. Von hier aus folgen Sie einem bergauf führenden gepflasterten Weg, der erneut bis zur Straße führt (Beschilderung). Nachdem Sie die Häuser von Stomaino hinter sich gelassen haben, gehen Sie bis zur Kreuzung mit der asphaltierten, hinein nach Bisbino führenden Provinzstraße, wo Sie links auf die Kirche des Hl. Michael treffen: Das auf alte Ursprünge zurückgehende Pfarrhaus wurde ab 1667 von den „Grundfesten“ auf umgebaut. Die Außenarchitektur ist sehr einfach; einziges dekoratives Element der Fassade ist das steinerne, 1857 erneuerte Portal, während das Innere zahlreiche Werke und Fresken von hohen künstlerischem Wert aufweist, darunter ein romanisches Prozessionskreuz (11. Jh.) und ein wertvoller Barockaltar. Etwas weiter voraus biegen Sie erneut nach links in die Via Montesanto, in der sich eine weitere Beschilderung befindet; nachdem Sie die Straße überqueren, erreichen Sie den Ortsteil Rovenna. Nach einem asphaltierten Abschnitt weist links ein Schild auf den zum Monte Bisbino, zum Monte Modrona und Monte Scarone 39 aufwärts führenden Weg hin; ein paar Schritte weiter begegnen wir einem Brunnen und unmittelbar danach nehmen wir rechts die Via Segantini, an der der gepflasterte Maultierpfad mit breiten Kehren hinauf zum Monti di Scarone beginnt; von hier aus erreichen wir, nachdem wir links den Weg nach Buco della 48 Villa Olmo Anblick auf Torno aus dem Aufstieg zum Monte Bisbino Volpe verlassen, im erfrischenden Schatten der Kastanien die Berghütten der Monti di Modrona. Von dieser Häusergruppe aus müssen Sie die befahrbare Straße bis zur zweiten Kurve nehmen, an der Sie auf den Maultierpfad zum Monte Bisbino einbiegen, der zur Kapelle des Hl. Karl führt. Nach einem ziemlich steilen Abschnitt erreichen Sie die Häuser der Alpe Piella, wo Sie auf eine Abzweigung treffen: Die Straße zur Linken geht hoch nach Bisbino, Sie nehmen aber die Straße zur Rechten, die Sie nach einem Abschnitt durch dichten Wald nach Cà Bossi bringt, wo sich das frühere Institut der Padri Somaschi befindet. Sie umgehen das Gebäude und erreichen die Kreuzung dreier Straßen im Ortsteil Foppa, wo Sie die Pfeile zur Bugone-Hütte ignorieren (die auf eine bergab führende Straße hinweisen) und den leicht bergab ins Zentrum führenden Feldweg nehmen. Nun gehen Sie durch einen schönen Buchenwald bis zu einem Gebäude, das „forno vecchio“ [alter Ofen] genannt wird und erreichen Colmine del Bugnone mit der gleichnamigen privaten Berghütte. Wenn Sie es nicht schon getan haben, dann machen Sie einen Halt an dieser Hütte, um sich zu stärken. An dieser Stelle kreuzt der nach Moltrasio führende Maultierpfad den Weg; Sie müssen allerdings den Feldweg nehmen, der durch einen jahrhundertalten Buchenwald entlang eines Sie vom Wasser trennenden Grats führt, von dem Sie nun einerseits die Aussicht auf den See, andererseits den Blick auf die gesamten westlichen Alpen und auf die schweizer Seite des Monte Generoso und des Sasso Gordona genießen können. Nachdem Sie Colma del Crinco hinter sich gelassen haben, erreichen Sie die Ebenen der Colma dei Murelli mit der gleichnamigen Berghütte des CAI von Moltrasio. Die Hütte war früher eine Grenzkaserne der Finanzpolizei: Wie bereits erwähnt, befinden sich auf den larianischen Bergen zahlreiche Berghütten, die früher Kasernen der Finanzpolizei waren, welche diese nach langen Zeiten der Schmuggelkontrolle im Grenzgebiet aufgegeben hat. Von hier können Sie über eine Abzweigung, die ungefähr eine halbe Stunde in Anspruch nimmt, die eindrucksvolle Kirche des Hl. Bernhard erreichen, eines einfachen, zu Beginn des 13. Jahrhunderts erbauten Bauwerks in einer strategischen Lage zur Sichtung des Seegebiets. Nach der Murelli-Hütte geht es auf dem Maultierpfad bergauf und dann auf einem langen Abschnitt wieder bergab, wobei man nicht falsch liegen kann. Bis zum Ende dieser beschwerlichen Etappe fehlt nun nicht mehr viel. Die Route verläuft entlang eines bequemen Feldwegs, der zur Alpe di Carate und zur Binate-Hütte führt, die im Moment der Abfassung dieses Wanderführers geschlossen war. Danach führt der Maultierpfad bergab und erreicht Colma di Binate, wo dieser zu einem Weg wird. Rechts kreuzt ein Maultierpfad, der in ca. 45 Minuten nach Schignano führt. Wir empfehlen Ihnen an diesem Punkt, hier die Etappe zu beenden und ins Dorf hinab zu gehen. Ansonsten müssen Sie noch ca. eine halbe Stunden die Via dei Monti Lariani entlang gehen bis Sie die Prabello-Hütte erreichen (Verpflegungsund Übernachtungsmöglichkeit; wie immer empfehlen wir, vorher anzurufen, um sicher zu gehen, dass diese geöffnet ist). 49 B-Der Weg über die larianischen Berge Etappe 02 Rifugio Murelli 50 Wegbeschilderung der Via dei Monti Lariani Pian delle Alpi B.2 - ETAPPE VON SCHIGNANO NACH SAN FEDELE D’INTELVI – INFOBLATT STRECKENLÄNGE 19.56 km WANDERZEIT UND SCHWIERIGKEIT Ca. 6 ½ Stunden – Schwierigkeit E ANFAHRT ZUM STARTPUNKT VON COMO AUS Im PKW: Von Comoda auf der S.S. 340 bis Ortsbeginn Argegno und dann Beschilderung nach Schignano / Erbonne folgen. Parkplatz in Schignano in Via Roma Mit dem Bus: Von Argegno mit der Linie ASF C21 (Argegno San Fedele - Casasco), Haltestelle in Schignano in Via Roma Mit dem Fährboot: Haltestelle Argegno (Piazza Roma) ZURÜCKFAHRT MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN FAHRPLAN-INFOS ZU DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Mit dem Bus: Von Alpe di Cerano nach Casasco, und dann mit der Linie ASF C21 (Casasco - San Fedele - Argegno) Bus: www.asfautolinee.it (g EN g Lines and Timetables) Fährboot: www.navlaghi.it (g Comer See g Fahrpläne) Alle Verkehrsmittel: www.muoversi.regione.lombardia.it Schignano, Casasco d’Intelvi, Cerano d’Intelvi, San Fedele VERPFLEGUNGS- UND d’Intelvi ÜBERNACHTUNGSHINWEIS: Zum Essen / Schlafen in den Hütten empfehlen MÖGLICHKEITEN wir stets vorher anzurufen, um die Öffnungszeiten und die GIBT ES IN Verfügbarkeit zu prüfen 51 Tunnel vom Sasso Gordona Wasserlöcher längs des Abstieges ab Orimento Die Route beginnt an der Colma di Binate, die man in ca. 45 Fußminuten von Schignano, einem für seinen Karneval bekannten Ort, erreicht. Von hier biegt man nach rechts in einen abschüssigen, nach Croce führenden Weg, der dann nach rechts abbiegt und um die Nordseite des Sasso Gordona entlang der früheren Militärstraße im Valle d’Intelvi endet. Dieser Berg weist zahlreiche Tunnel und Militärposten aus dem ersten Weltkrieg auf, die Teil der Verteidigungslinie Cadorna waren, die 1915 entlang der italienisch-schweizerischen Grenze aus Angst vor einem möglichen deutschen Angriff errichtet wurde. In der Nähe einer Biegung im Wald kommt man an einen Punkt, wo der aus Casasco d’Intelvi kommende Feldweg (den wir ignorieren) unsere Route kreuzt und wir nach links bergauf wandern, um in Kürze die Parabello-Hütte, eine frühere Kaserne der Finanzpolizei, zu erreichen. Wir setzen die Route fort, indem wir ein kurzes Stück auf dem Maultierpfad bis zur Abzweigung nach links zurückgehen, wo ein Weg über die tiefer liegenden Wiesen und durch Buchenwälder mit abwechselnd steilen Abschnitten zur Alpe di Cerano (oder Pian delle Alpi) führt. Nachdem wir aus dem Wald heraustreten, überqueren wir eine Wiese und erreichen die asphaltierte Straße, in die wir nach rechts einbiegen, um ein einladendes Picknick-Gelände hinter uns zu lassen und danach links den Maultierpfad nach Erbonne zu nehmen (entlang dieses Wegs kann man einen Abstecher zur Ortschaft Erbonne machen, um das kleine, in einer Kaserne der Finanzpolizei untergebrachte und der Geschichte des Schmuggels gewidmete Museum zu besuchen: Der Museumsraum, den man nur von außen betrachten kann, umfasst die Andenken und Gegenstände, die das Leben und die Beziehungen zwischen den Schmugglern und Finanzfahndern dieser Gegend ausgezeichnet haben). Nun führt der Weg bergauf durch den Wald bis zu einer mit einem Absteckpfahl und Beschilderungen gekennzeichneten Weggabelung, an der wir den Maultierpfad verlassen und nach rechts bergauf in Richtung der grasigen Ebene von Ermogna wandern, die für ihre Hütten und die sogenannte „bolla“, ein natürliches, vom Menschen zum Sammeln von Regenwasser als Viehtränke angelegtes Becken, bekannt ist. In der Nähe der Sennerei sehen wir ein Eishaus: Diese typischen kreisförmigen Steinkonstruktionen wurden mit Schnee gefüllt und dienten im Sommer dazu, verderbliche Lebensmittel aufzubewahren. Die Route führt weiter über einen bequemen Feldweg an einigen landwirtschaftlichen Gebäuden vorbei und erreicht nach einem langen Abschnitt einige Ferienhäuser am Monte di Casasco. An diesem Punkt müssen wir der Ausschilderung nach links in Richtung „Capanna Bruno“ folgen: Die Route führt nun über einen Abschnitt, der in die asphaltierte Straße mündet, die Casasco mit Bocca D’Orimento verbindet; hier biegen wir nach links ab und gehen nach einer mit drei Kreuzen gekennzeichneten Kehre nach links zum zur Hütte mit Restaurant Capanna Bruno. Hinter dieser Struktur liegt der sich in zwei Richtungen aufteilende Weg: Wir folgen dem eben verlaufenden 52 Panorama auf Val d’Intelvi Pizzo della Croce Weg, der die steilen Wiesen des Monte Crocione durchquert. Nachdem wir an einem Skilift vorbeikommen, kehrte die Route auf den Maultierpfad zurück und führt ins Dickicht; an einer Aufgabelung biegen wir nach links zur Bocca di Orimento ab, wo sich die gleichnamige bewirtschaftete Hütte befindet, die Ausgangspunkt für Bergwanderungen auf den Monte Generoso ist. Vom Pass erreichen wir, der nach Casasco führenden befahrbaren Straße folgend, die Cristè-Hütte des CAI von Merone. Von hier gehen wir eine lange Strecke bergab auf der asphaltierten Straße (eventuell einige gekennzeichnete Abkürzungen nehmend) und gehen an zwei Talsenken vorbei zum Picknick-Gelände der Alpe Grande. An der Gabelung begeben wir uns auf die asphaltierte, nach links bergab in Richtung San Fedele d’Intelvi führende Straße, wo wir in der Nähe der ersten Kurve (Ortsteil Meriggio) den Absteckpfahl finden, der links auf den Feldweg nach San Fedele verweist. Die Route führt über einen Grasweg durch Wiesen und Kiefernwälder und bietet ein großartiges Panorama auf das Tal und die Berge des Kantons Tessin. Nachdem wir die Weiden verlassen haben, begeben wir uns auf die befahrbare, nach San Fedele d’Intelvi, dem Ziel dieser Etappe, führende Straße. Nach der Ankunft im Dorf empfehlen wir eine kurze Besichtigung der Pfarrkirche des Hl. Antonius. Das Bauwerk enthält einige Elemente, die auf seine lange Geschichte hinweisen: Die aus zwei Schrägen bestehende Fassade weist ein schönes romanisches Portal auf, das vermutlich aus dem 12. Jahrhundert stammt; der an der Basis ebenfalls romanische Kampanile wurde im 17. und 18. Jahrhundert umgebaut; im Inneren befinden sich neben Fresken aus dem 16. Jahrhundert auch barocke Elemente. Panorama auf den Comer See 53 B-Der Weg über die larianischen Berge Etappe 03 Villa Balbianello 54 B.3 - ETAPPE VON SAN FEDELE D’INTELVI NACH LENNO – INFOBLATT STRECKENLÄNGE 19.35 km WANDERZEIT UND SCHWIERIGKEIT 6 ½ Stunden – Schwierigkeit E Im PKW: Von Como auf der S.S. 340 bis Argegno und dann auf der S.P.13 in Richtung Lanzo / San Fedele Intelvi ANFAHRT ZUM STARTPUNKT VON COMO AUS Parkplatz in San Fedele Intelvi auf Piazza Roma, dann der Provinzstraße in Richtung Lanzo ca. 700 m folgen Mit dem Bus: Linie ASF C20 (Como - Argegno - Lanzo), Haltestelle San Fedele Intelvi - Busbahnhof ASF Mit dem Fährboot: Haltestelle Argegno (Piazza Roma), dann Bus (siehe oben) ZURÜCKFAHRT MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Mit der Seilbahn: Von Alpe di Colonno Abfahrt nach Pigra (Seilbahnabschnitt Argegno - Pigra) Bus: www.asfautolinee.it (g EN g Lines and Timetables) FAHRPLAN-INFOS ZU DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Fährboot: www.navlaghi.it (g Comer See g Fahrpläne) Seilbahn Argegno-Pigra: www.aapigra.it (g Funivia g Select language), www.comune.pigra.co.it (g Vivere a Pigra g Mezzi di trasporto g Orari funivia Argegno-Pigra) Alle Verkehrsmittel: www.muoversi.regione.lombardia.it VERPFLEGUNGS- UND ÜBERNACHTUNGSMÖGLICHKEITEN GIBT ES IN San Fedele d’Intelvi, Pigra, Colonno, Ossuccio, Lenno HINWEIS: Zum Essen / Schlafen in den Hütten empfehlen wir stets vorher anzurufen, um die Öffnungszeiten und die Verfügbarkeit zu prüfen In San Fedele d’Intelvi überqueren Sie am Busbahnhof der Linien ASF die Provinzstraße und gehen am Friedhof vorbei hoch zu einem weiten Platz, wo Sie nach links abbiegen und der Beschilderung „percorso vita“ folgen; dann biegen Sie rechts in die Via Pighini 55 Panorama längs des Abstieges nach Lenno San Fedele d’Intelvi und sofort wieder nach links ab. Nach ein paar Metern geht nahe einer Linkskurve der (an der Mauer ausgeschilderte) Maultierpfad ab. Dieser überquert eine Wiese und führt durch den Wald bis zum Ortsteil Belvedere, von wo sich zwischen den Bäumen Ausblicke auf den See bieten. Indem Sie die Abzweigung bergauf nach rechts an der ersten Gabelung ignorieren kommen Sie an eine zweite Gabelung, an der Sie nach rechts in den bergauf führenden Maultierpfad einbiegen, der sich nach einer kurzen Distanz zu einem Weg verengt. Sie kommen nun in die Nähe der Alpe di Coia, die nicht mehr in Betrieb ist, und wandern in abwechselnden Steigungen zu den verfallenen Sennereien im Ortsteil La Zerla. Nachdem Sie eine alte Ruine hinter sich lassen, führt die Route weiter bergauf über einen grünen Hügel in einen bequemen Weg. Dieser führt in die Nähe steiler Weideflächen vorbei an als Viehtränke dienenden Wannen auf halber Höhe zu den Bassetta Bassa-Hütten, von denen aus man ein schönes Panorama auf das Valle di Ponna und die Berge genießt, die den Luganersee einsäumen. Der Weg führt an den Hütten vorbei und biegt sofort nach rechts bergab in einen Buchenwald, der die Nordseite des Monte Costone quert. Nach einer kurzen Strecke erreicht man Alpe di Colonno, genau genommen die Umzäunung einer privaten Weide. Sie gehen entlang der Umzäunung bis Sie zu einer Panoramaterrasse gelangen, die mit einem Kreuz markiert ist. Etwas weiter unten rechts befindet sich eine Jausenstation, während links, eingebettet zwischen den Wiesen, eine malerische „Senke“, das heißt ein weites natürliches Becken, liegt, mit dem der Mensch Regenwasser sammelt, um es als Viehtränke zu verwenden. Ein Weg, der parallel zum befahrbaren, von Pigra kommenden Weg verläuft, führt durch eine bewaldete Gegend zur Boffalora-Hütte, von der Sie ein herrliches Panorama auf die Monti di Lenno und Tremezzo genießen und wo Sie sich eine Ruhepause gönnen (und eventuell eine Übernachtung einlegen) können. Der Weg führt weiter über einen kurzen Abschnitt entlang der asphaltierten Straße zur Galbiga-Venini.Hütte: Da die Strecke bis Lenno noch ziemlich lang ist und einen Höhenunterschied von ca. 1.000 Metern aufweist, empfehlen wie Ihnen, die Etappe hier in der Höhe zu beenden und in dieser Hütte zu übernachten. Alternativ können Sie an der ersten Kehre in der Nähe einiger landwirtschaftlicher Gebäude rechts in einen Weg einbiegen, der an einem grünen Gebirgskamm vorbei führt (folgen Sie den Beschilderungen nach Grandola und Uniti). Der Weg führt durch Dickicht bis zum Ortsteil Pioda: Ignorieren Sie an der Gabelung den rechts bergab führenden Weg und gehen Sie weiter bis nach Taiada, wo eine ungewöhnliche, gewundene Bu- 56 Roccolo La Zerla Alpe Colonno che mit einem klaffenden Ausschnitt im unteren Teil emporragt. Nachdem Sie den Wald hinter sich gelassen haben, treten Sie auf eine offene Weide hinaus, von der Sie einen freien Blick auf das Val Perlana haben. Auf dem gesamten nächsten Stück bieten sich Ihnen unvergessliche Ausblicke: Sie erreichen Alpe di Gada und durchqueren Weiden und Gebüsch bis Sie am montanen Ortsteil La Piazza, einer Art natürlicher Galerie mit Blick auf den See und die Berge, ankommen. Unter Ihnen sehen Sie den eindrucksvollen romanischen Komplex San Benedetto. Die dreischiffige, durch Säulen unterteilte und über drei Apsiden verfügende Kirche wurde um 1080 erbaut. Dagegen wurde das Kloster erst um 1090 fertiggestellt. Der Wegzug derselben Benediktiner im Jahr 1298 verursachte seinen langsamen, aber unvermeidlichen Verfall. Folgen Sie dem Maultierpfad bergab an den kleinen Ortsteilen Crusen und Garbagno vorbei. Bergab auf dieser zementierten Straße mit abwechselnd steilen Abschnitten erreichen Sie Lenno. Wenn Sie noch nicht zu müde sind, empfehlen wir Ihnen einen Abstecher ins Ortszentrum, um die Kirche des Hl. Stefan und das angrenzende Baptisterium des Hl. Johannes zu besichtigen. Die Kirche wurde im 5. oder 6. Jahrhundert n.Chr. auf den Resten einer Therme aus dem 1. Jahrhundert erbaut, während die heute sichtbare Struktur das Ergebnis eines Umbaus aus dem 16. Jahrhunderts ist. Im Inneren sind die trapezförmige, 5-jochige Krypta und die drei Apsiden, das auf dem Altar angeordnete Altarbild mit der Darstellung des Martyriums des Hl. Stefan aus der zweiten Hälfte des 16, Jahrhunderts und die seitlichen, mit Fresken und Stuckarbeiten aus dem 17. Jahrhundert zu erwähnen. Das links daneben liegende Baptisterium stammt aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts und weist eine einfache und klare Außenfassade, einen quadratischen Kampanile und eine nach Norden ausgerichtete Apsis auf. Die achteckige Anlage hat eine symbolische Bedeutung; in der Tat entspricht die Zahl Acht den Tagen der Schöpfung plus den Tag der Auferstehung Christi. Wir weisen darauf hin, dass sich in Lenno auch eine der berühmtesten und eindrucksvollsten Villen des Comer Sees befindet: Villa Balbianello. Gebaut am äußersten Punkt der Landzunge Dosso di Lavedo in spätbarockem Stil, präsentiert sich das Innere in dem ihr vom Forscher Graf Guido Monzino verliehenen Zustand mit einer Kunstsammlung und einem kleinen Museum mit Andenken von seinen Expeditionen. Besonders aufsehenerregend ist die Loggia mit ihrem Ausblick auf die Buchten der Diana und der Venus. Vom landschaftlich eindrucksvollen Park genießt man einen wunderbaren Blick auf die umgebende Seenlandschaft. 57 B-Der Weg über die larianischen Berge Etappe 04 58 B.4 - ETAPPE VON LENNO NACH PLESIO / MENAGGIO – INFOBLATT STRECKENLÄNGE 21.64 km WANDERZEIT UND SCHWIERIGKEIT Ca. 8 ½ Stunden – Schwierigkeit E Im PKW: Von Como auf der S.S. 340 bis Lenno; Parkplatz in Viale Lomazzi; der Straße nach Garbagno folgen ANFAHRT ZUM STARTPUNKT VON COMO AUS Mit dem Bus: Von Como mit der Linie ASF C10 (Como - Colico), Haltestelle Lenno Staatsstraße Regina Chiesa Mit dem Fährboot: Haltestelle Lenno (Viale Lomazzi oder Villa Balbianello) Mit dem Bus: Von Ossino kommend aussteigen in Mezzegra - Tremezzo; von hier mit der Linie ASF C10 (Como - Colico) ZURÜCKFAHRT MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Von Bocchetta di Nava kommend aussteigen in Griante Cadenabbia; ab hier mit der Linie ASF C10 (Como - Colico) In Codogna (Grandola und Uniti) Linie ASF C12 (Menaggio - Oria), Haltestelle Piazza Camozzi oder Bivio per Naggio In Plesio Linie ASF C13 (Plesio - Menaggio), Haltestelle Breglia Kriegsgräberdenkmal FAHRPLAN-INFOS ZU DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Bus: www.asfautolinee.it (g EN g Lines and Timetables) Alle Verkehrsmittel: www.muoversi.regione.lombardia.it Lenno, Mezzegra, Tremezzo, Griante, Grandola und Uniti, VERPFLEGUNGS- UND Plesio, Menaggio ÜBERNACHTUNGSHINWEIS: Zum Essen / Schlafen in den Hütten empfehlen MÖGLICHKEITEN wir stets vorher anzurufen, um die Öffnungszeiten und die GIBT ES IN Verfügbarkeit zu prüfen 59 Diejenigen, die in der Galbiga-Venini.Hütte übernachtet haben, folgen den Angaben der vorangehenden Route bis zu den Ortsteilen Piazza und Garbagno. Von Lenno aus müssen Sie dagegen eine steile Bergaufstrecke absolvieren, die zunächst an den Häusern vorbei zur Abtei Acquafredda und danach erneut bergauf der Straße und dann dem Maultierpfad entlang nach rechts bis auf eine Höhe von 1.000 m zu den Ortsteilen Garbagno und Piazza führt. Kurz vor Garbagno zeigt ein Schild einen rechts abbiegenden Weg an, der nach ca. 20 Gehminuten in den von Mezzegra kommenden Maultierpfad einbiegt, dem Sie nach links bergauf folgen. Nachdem Sie die Weiden hinter Narro erreicht haben, biegen Sie rechts in einen Weg ein, der flach durch einen teilweise sehr wilden Wald führt, um die verfallenen Hütten des Monte Redendola zu erreichen. Im Flachen geht es weiter durch Gebüsch und über Lichtungen bis Sie den natürlichen Balkon von Ossino erreichen, von dem Sie einen Blick auf die drei Zungen des Comer Sees haben. Von hier beginnt ein Weg, der in ca. 90 Minuten nach Mezzegra führt: Sie ignorieren diesen und nehmen links den Weg, der durch das Bolvedro-Tal führt. Nachdem Sie die steile und steinige Rinne hinter sich gelassen haben, die den Felsblöcken des Monte Crocione ausgesetzt ist, führt die Route bergauf bis Sie die frühere Militärstraße kreuzt, die durch einen Felseinschnitt in einen 120 m langen, zur Zeit des Ersten Weltkriegs im Rahmen der Errichtung der Cadorna-Linie ausgehobenen Tunnel führt. Nach der Durchquerung des Tunnels geht es über ein paar Kehren (oder alternativ über einige Abkürzungen) bergab zu den Monti di Brente und von dort immer noch auf der früheren Militärstraße zur Bocchetta di Nava (von wo aus man bergab nach Griante gelangt). Die Route führt leicht bergauf nach links: Nach den Sennereien der Monti di Nava geht es über einen Feldweg bergab in Richtung Paullo und nach einem Buchenwald (auf zwei Gabelungen achten) zum Ortsteil Castrola, der sich nahe einer diuretischen Wasserquelle und einiger Schützengräben aus dem Zweiten Weltkrieg befindet. Einige Meter weiter sehen Sie eine zweite Wasserquelle; wir lassen diese hinter uns und durchqueren das Valle di Miè, um das stark besuchte Bergdorf Paullo zu erreichen. Wir biegen dort an der kleinen Kirche nach links ab und erreichen nach einigen Metern den Wald, den wir bergab durchwandern bis zur Straße, der wir über eine kurze Distanz bis zum Eingang des Golfplatzes im Ortsteil Croce folgen (Durchgang gestattet) und halten uns rechts, um weiter bergab zu gehen. Entlang der Strecke kommen wir an so manchem Loch und an der Fontanina delle Uova (zu deutsch Eierbrunnen, vom typischen Geruch nach faulen Eiern des schwefelhaltigen Wassers); sobald der gepflasterte Teil des Wegs beginnt und dieser eine Linksbiegung macht, biegen wir nach rechts unter die Bäume und erreichen nach wenigen Metern das zweite Tor, wo wir die Golfanlage verlassen. Am Ende des Feldwegs kreuzen wir eine asphaltierte Straße, die in die Staatsstraße mündet und zum Ortsteil Cardano (Grandola und Uniti) führt. Im Ortskern von Cardano lohnt es sich, einen Blick auf die im 17. Jahrhundert erbaute Villa Bagatti Valsecchi zu werfen. Lenno und Isola Comacina 60 Golf Club Menaggio Villa Camozzi in Codogna Monte Crocione Entlang Via Carlo Galbiati kommen wir wieder auf die Via dei Monti Lariani, wobei wir der befahrbaren Straße bergauf bis Codogna folgen. Im Rathaus des Ortes, in der Villa Camozzi, befindet sich das Völkerkundemuseum des Val Sanagra, das geschichtliche Zeugnisse, Volksbräuche und unterschiedliche naturalistische Ambienti der Gegend erklärt. Das La Val Sanagra mit seinem gleichnamigen Park bietet zahlreiche naturalistiche Routen und besteht aus einem Mosaik aus Wäldern, Wiesen und Viehweiden; es wurde vom Fluss Sanagra ausgespült, von den Gletschern der letzten Eiszeit modelliert und mit Respekt für die Umwelt von übermäßiger Urbanisierung verschont. Nachdem wir die Villa hinter uns gelassen haben, biegen wir nach rechts in Richtung des Wildbachs Sanagra, den wir bergab nach einigen Kehren erreichen; wir überqueren die Brücke und erreichen einen typischen Agritourismus mit Forellenzucht. Unsere Route folgt dem Maultierpfad, der steil bergauf zur Pietra Pendula von Barna [Hängender Stein] führt. Beim Durchqueren des Ort treffen wir auf die Kirche der Hl. Magdalena, die auf einer wunderschönen Piazza mit einem Brunnen mit vier Wasserspeiern steht: Sie wurde 1636 erbaut und verfügt im Inneren nur über ein Schiff, aber über drei seitliche Kapellen und eine Nische für das Taufbecken, in der sich ein Holzkreuz aus dem 17. Jahrhundert befindet. Wir gehen um das Bauwerk herum und erreichen über einen gepflasterten Weg die letzten Häuser des Orts, wo der Maultierpfad endet; wir begeben uns nun auf einen Weg durch den Wald, der „stron“ genannt wird, und der auf die Lichtung der Berge des Dosso della Chiave mündet und zum Ort „La Piazza“ in der Nähe der Kapelle des Bergum führt. Über einen kurzen Abschnitt folgen wir einem breiten Maultierpfad, um dann auf einen Weg einzubiegen, der durch einen Kastanienwald und zum unteren Teil der Ortschaft Prato Sella führt. Nachdem wir die letzten Häuser hinter uns gelassen haben, gehen wir bergab bis zur Troi-Quelle (die Quellen dieses Baches liefern das mineralstoffarme Wasser des Werks von Chiarella). Über einen letzten Abschnitt in halber Höhe erreichen wir den Ort Breglia (Ortsteil Plesio), ein freundliches Dorf, das das Ziel unserer Etappe ist. An diesem Punkt haben Sie zwei Alternativen: Entweder Sie machen einen Halt im Dorf, um sich zu stärken und zu übernachten oder Sie nehmen am Kriegerdenkmal den Bus ASF Linie C13, der Sie rasch nach Menaggio in einen der charakteristischsten und berühmtesten Orte des Comer Sees bringt. 61 B-Der Weg über die larianischen Berge Etappe 05 62 B.5 - ETAPPE VON PLESIO / MENAGGIO NACH GARZENO – INFOBLATT STRECKENLÄNGE 17.24 km WANDERZEIT UND SCHWIERIGKEIT Ca. 6 Stunden – Schwierigkeit E ANFAHRT ZUM STARTPUNKT VON COMO AUS Im PKW: Von Como auf der S.S. 340 bis Menaggio (Aussteigen im Ortszentrum), dann Beschilderung nach Plesio / Breglia. Parkplatz in Breglia am Friedhof, nahe der Bushaltestelle Mit dem Bus: Von Menaggio Linie ASF C13 Menaggio - Plesio (Via Lusardi), Haltestelle Breglia Kriegsgräberdenkmal Mit dem Fährboot: Haltestelle Menaggio (Via IV Novembre), dann Bus (siehe oben) Mit dem Bus: Von Montuglio kommend aussteigen in San Siro, von hier mit der Linie ASF C10 (Como - Colico) ZURÜCKFAHRT MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Von den Monti di Bracco kommend aussteigen in Cremia, von hier mit der Linie ASF C10 (Como - Colico) Von Garzeno Linie ASF C17 (Garzeno - Dongo) Mit dem Fährboot: Haltestelle Dongo (nach Bus von Garzeno, siehe oben) FAHRPLAN-INFOS ZU DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Bus: www.asfautolinee.it (g EN g Lines and Timetables) Fährboot: www.navlaghi.it (g Comer See g Fahrpläne) Alle Verkehrsmittel: www.muoversi.regione.lombardia.it Plesio, San Siro, Cremia, Pianello del Lario, Musso, Dongo, VERPFLEGUNGS- UND Garzeno ÜBERNACHTUNGSHINWEIS: Zum Essen / Schlafen in den Hütten empfehlen MÖGLICHKEITEN wir stets vorher anzurufen, um die Öffnungszeiten und die GIBT ES IN Verfügbarkeit zu prüfen Wenn Sie von Menaggio starten, dann müssen Sie den Bus der Linie C13 (Via Lusardi) nehmen, der Sie nach Breglia (Haltestelle Kriegerdenkmal) bringt. Wenn Sie von Breglia starten, erreichen Sie den gleichen Platz und nehmen links die Straße, die zur 63 Almhütten des Monte di Treccione Panorama aus der Terrasse von Montuglio Menaggio-Hütte hinaufführt. Nach ca. 50 m überqueren Sie rechts eine als Via dei Monti Lariani ausgewiesene Straße. Der Weg führt durch eine enge Gasse zwischen den Häusern und nach einem kurzen Wiesenabschnitt in einen Wald, wo er in Kehren bergab das Val di Greno erreicht. Über die kleine Brücke inmitten des Tals gelangt man auf die andere Seite und geht bergauf zum Ort Carcente, der auf einer herrlichen Naturterrasse liegt. Im Ortszentum, nehmen Sie kurz nach dem Trinkbrunnen links einen gepflasterten Maultierpfad und erreichen nach einigen Bauernhäusern die erste „masòn“ (landwirtschaftliche Gebäude) der Monti di Carcente. Nachdem Sie diese hinter sich gelassen haben, gehen Sie in der Ebene zur Hütte mit dem Brunnen des Monte di Treccione; von hier aus führt die Route über sonnige Wiesen mit schöner Sicht zur Terrasse von Montuglio, wo er die von San Siro heraufführende Straße kreuzt. Der abwechselnd auf und ab führende Weg verläuft durch das Val Vezzedo und mündet auf die Weiden von Luina, um dann mit einer leichten Steigung den malerischen Ort Monti Bracco (mit seinem hübschen Brunnen inmitten der Hütten) zu erreichen. Man trifft auf die kleine Steinkirche des Hl. Domenikus (man achte das das tolle Panorama vom Vorplatz der Kirche) und dann auf den Ort Piazzuco mit schönen Hütten und einem Brunnen. Der nächste Abschnitt ist ziemlich anstrengend, da er über einen steinigen, steil abfallenden Weg zu den Wildbächen Livera und Quaradella (zu durchwaten) führt; es handelt sich allerdings um eine kurze Anstrengung, die im schattigen Kiefernwald der Hütten von Naro endet. Vom Brunnen von geht es durch eine Talmulde bergauf und am Hang einen aussichtsreichen Abschnitt entlang zur Alpe di Nacim. Vom Val Grande (dem höchsten Punkt der Etappe) verläuft der Weg gemächlich bergab und führt, indem er sich rechts hält, an den Orten Adacca und Sciresö vorbei; inmitten von Wiesen und bis Brecchio der Materialseilbahn folgend, erreichen wir die Sennereien von Labbio, wo sich der gleichnamige Agritourismus befindet. Nachdem wir den Ort hinter uns lassen, geht es bergauf zum Sattel des Sankt Bernhard, wo die gleichnamige Kirche aufragt. Das kürzlich restaurierte Bauwerk weist keine architektonischen Besonderheiten auf, bleit einem aber dennoch in Erinnerung wegen seiner atemberaubenden Lage: Dahinter sieht man das Albano-Tal und vor ihr die elegante Pyramide des Monte Legnon, zu dessen Füßen die Piona-Hütte und Pian di Spagna liegt. Der Abstieg ins Albano-Tal ist ziemlich anspruchsvoll und führt durch eine wilde Umgebung mit wenig Schatten, steilen Weiden und einigen Tälern. Nachdem wir den großen Ortskern von Piazze erreicht haben, wird die Route eindeutig einfacher: Am Eingang des Ortes (in Höhe des Ortsschildes) trifft man rechts auf einen bequemen Feldweg, der durch einen wunderschönen Kasta64 nienwald bergab zum Fluss Albano führt. Ein letzter Kraftaufwand und wir kommen zum Ende der Etappe: Dazu gehen wir hoch zum Ort Casasco und von dort auf einem Maultierpfad, der mehrere Male die befahrbare Straße quert, zur Ortseinfahrt von Garzeno. Wenn Sie noch die Kraft für einen kurzen Abstecher ins Ortszentrum haben, dann besichtigen Sie die Kirche des Hl. Peter und Paul: Einigen Dokumenten zufolge existierte die Kirche bereits im Jahr 1172 und wurde sowohl im 15. als auch im 16. Jahrhundert renoviert; in ihrem Inneren befinden sich wertvolle Fresken, Stuckerarbeiten und Statuen aus der Renaissance. Am Ort finden Sie Strukturen zum Essen und Übernachten; außerdem können Sie mit der Buslinie C17 in kurzer Zeit den am Seeufer liegenden Ort Dongo erreichen. Kirche des Hl. Bernhard Kirche des Hl. Domenikus 65 B-Der Weg über die larianischen Berge Etappe 06 Kirche des Hl. Eusebio in Peglio 66 B.6 - ETAPPE VON GARZENO NACH PEGLIO – INFOBLATT STRECKENLÄNGE 25.5 km WANDERZEIT UND SCHWIERIGKEIT Ca. 8 ½ Stunden – Schwierigkeit E ANFAHRT ZUM STARTPUNKT VON COMO AUS Im PKW: Von Como über die S.S. 340 bis Dongo und dann den Beschilderungen nach Garzeno folgen. Parkplatz in Garzeno in Piazza della Chiesa Mit dem Bus: Von Dongo Linie ASF C17 (Dongo - Garzeno), Haltestelle di Garzeno in Piazza della Chiesa Mit dem Fährboot: Haltestelle Dongo (in Via Azzone da Rumo) Mit dem Bus: Von Dosso del Liro, in Piazzale Chiesa, Linie ASF C18 (Livo - Dongo) ZURÜCKFAHRT MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Von Peglio, in Piazza IV Novembre, Linie ASF C18 (Livo Dongo) Mit dem Fährboot: Haltestelle Gravedona (das man mit dem Bus von Peglio mit der Linie ASF C18 erreicht) FAHRPLAN-INFOS ZU DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Bus: www.asfautolinee.it (g EN g Lines and Timetables) Fährboot: www.navlaghi.it (g Comer See g Fahrpläne) Alle Verkehrsmittel: www.muoversi.regione.lombardia.it Garzeno, Germasino, Stazzona, Consiglio di Rumo, Gravedona, VERPFLEGUNGS- UND Dosso del Liro, Peglio ÜBERNACHTUNGSHINWEIS: Zum Essen / Schlafen in den Hütten empfehlen MÖGLICHKEITEN wir stets vorher anzurufen, um die Öffnungszeiten und die GIBT ES IN Verfügbarkeit zu prüfen Vom Vorplatz der Kirche von Garzeno (wir empfehlen Ihnen, eine Brotzeit für unterwegs einzupacken) geht es nach dem Springbrunnen bergauf bis zu einer Gabelung, an der sich eine Kabine des Wasserwerks befindet: Von dort aus überqueren Sie rechts eine Wiese und nehmen den Weg, der bergauf zur Lichtung von Avolo, einer Anhäufung von Hütten, führt. Von den Hütten führt die Route weiter bergauf entlang eines Weges bis zum Kirchlein der Hl. Anna, die sich in der Nähe eines Springbrunnens und einer Trattoria 67 Kirche der Hl. Anna Garzeno befindet. Von letzterer geht es bergab entlang der befahrbaren Straße Garzeno – Giovo-Hütte, die Sie bald an der ersten Kehre verlassen, um links abzubiegen. Nach einer kurzen Distanz erreichen Sie die Hütten von Cagnao, wo Sie eine Wiese überqueren und in einen Weg einbiegen, der durch den Wald am Albano-Tal vorbei in Richtung Gebirge führt. Nachdem Sie einen Sendemast hinter sich lassen, folgen Sie bergab einem gepflasterten Maultierpfad und dann dem Feldweg nach Cragno, wo sie an einer Kehre den links abgehenden Feldweg nehmen, der sich vom Berg entfernt und ohne an Höhe zu verlieren ins Tal führt. In Stabiè verlassen Sie den Feldweg und begeben sich abwärts zur Häusergruppe von Levia: Von dort folgen Sie ca. einen Kilometer der asphaltierten Straße, die alle Berge des Liro-Tales miteinander verbindet bis Sie in die Nähe der Ortschaft Nessa kommen. Rechts kommen Sie auf einen bequemen Weg, der vollständig durch den Wald führend das Tal überwindet und auf die Lichtung von Agnone (mit Springbrunnen) mündet. Eine Reihe auf- und abwärts zwischen Senken und Wasserläufen verlaufender Abschnitte weisen darauf hin, dass Sie sich am Eingang des San Jorio-Tales befinden: In einer unwirtlichen und wilden Umgebung lassen Sie die Sennereien von Lambrosetto und Badalucco hinter sich und erreichen die schöne Steinbrücke von Budanghel. Vorbei an einer Gruppe von Hütten geht es leicht bergab über einen Wiesen-und Gebüschabschnitt einem weiter zum Brunnen von Pianezza: Hier beginnt ein sehr gut passierbarer Wiesenabschnitt, auf dem sich malerische Hütten aus Stein abwechseln. Die Route führt durch die Rinne des Mangia-Tals (Picknick-Zone) ohne an Höhe zu verlieren und nach dem Durchwaten des Rio della Val Bragheggio einen kurzen Abschnitt weiter nach Piazza. In der Nähe des letzten Hauses bemerkt man links einen treppenähnlichen Weg, der zum Monte di Vincino und zur gleichnamigen Hütte führt (dies ist der Punkt, der die Via dei Monti Lariani mit der Route E verbindet, die zur Bocchetta di Camedo führt und ebenfalls in diesem Wanderführer beschrieben wird). Sie folgen allerdings dem Maultierpfad, der steil bergab zur Brücke des Vincino über den Wildbach Liro führt. Wer der Route in die Schweiz folgen möchte (siehe Ruote E), dem empfehlen wir, in der Vincino-Hütte zu nächtigen und von dort aus am nächsten Tag in Richtung Schweiz aufzubrechen. 68 Auf der anderen Seite der Brücke geht es bergauf über steile Wiesen mit einsamen Almweiden weiter bis man auf einen Schotterweg kommt, der in die von Dosso del Liro (unweit von Pian delle Castagne) kommende, befahrbare Straße mündet. Sie folgen dieser bergab bis Carzan, wo sie einen gepflasterten Maultierpfad zur Ortschaft Dosso del Liro nehmen. Wenn Sie Zeit haben, empfehlen wir Ihnen einen kurzen Abstecher ins Ortszentrum, wo Sie bei einem Besuch im kleinen Dialekt-Museum (Zentrum für Katalogisierung, Zählung und Dokumentierung der Dialekte des Obersees) einige folkloristische und kulturelle Aspekte des von Ihnen besuchten Gebiets vertiefen können. Die Route führt an den ersten Häusern des Ortes vorbei und biegt in der Nähe einer Kehre nach links auf einen Weg ein, der über Wiesen bergauf und dann durch einen Kastanienwald bergab bis zu dem Übergang über den Wildbach Ronzone (in der Senke des Val D’Inferno) führt. Auf der anderen Seite des Wildbachs nehmen Sie links die in den Weg nach Arecc übergehende Treppe: Von dort gehen Sie einen Abschnitt am Hang entlang bis zum Kirchlein der Madonna von Gorghiglio, wo die Straße Gravedona mit Livo verbindet. Biegen Sie nach rechts auf die Provinzstraße, um in wenigen Minuten Peglio, das Ziel dieser Etappe, zu erreichen. Wer möchte, kann im Ort bleiben, andernfalls bringt Sie ein ASF Bus der Linie C18 (Haltestelle in Piazza IV Novembre) in wenigen Minuten nach Gravedona, den Ort am Seeufer mit dem größten touristischen Angebot und den meisten Übernachtungsmöglichkeiten. Almhütten in Cagnao 69 B-Der Weg über die larianischen Berge Etappe 07 Turm von Sorico 70 Dangri-Brücke Teil des Pfades nach San Miro in Sorico B.7 - ETAPPE VON PEGLIO NACH SORICO – INFOBLATT STRECKENLÄNGE 26.47 km WANDERZEIT UND SCHWIERIGKEIT Ca. 8 ½ Stunden – Schwierigkeit E ANFAHRT ZUM STARTPUNKT VON COMO AUS Im PKW: Von Como über die S.S. 340 bis Gravedona und dann den Beschilderungen nach Peglio / Livo befolgen. Parkplatz in Peglio in Piazza IV Novembre Mit dem Bus: Von Dongo oder Gravedona Linie ASF C18 (Dongo - Livo), Haltestelle Peglio in Piazza IV Novembre Mit dem Fährboot: Haltestelle Gravedona, dann Bus (siehe oben) ZURÜCKFAHRT MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN FAHRPLAN-INFOS ZU DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Mit dem Bus: Von Livo Linie ASF C18 (Livo - Dongo), Haltestelle Livo Piazzetta Bus: www.asfautolinee.it (g EN g Lines and Timetables) Fährboot: www.navlaghi.it (g Comer See g Fahrpläne) Alle Verkehrsmittel: www.muoversi.regione.lombardia.it Peglio, Livo, Domaso, Vercana, Gera Lario, Montemezzo, VERPFLEGUNGS- UND Sorico ÜBERNACHTUNGSHINWEIS: Zum Essen / Schlafen in den Hütten empfehlen MÖGLICHKEITEN wir stets vorher anzurufen, um die Öffnungszeiten und die GIBT ES IN Verfügbarkeit zu prüfen 71 Panorama aus Fordeccia Madonna von Gorghiglio Von Peglio folgen Sie der befahrbaren Straße in Richtung Livo bis zur Kirche der Madonna von Gorghiglio, einem eindrucksvollen Oratorium aus Stein aus dem 17. Jahrhundert. Auf der asphaltierten Straße geht es weiter über eine Ebene mit einem See, die rechts vom Berg Sasso Pelo flankiert wird, bis zum Ortseingang von Livo, einer ländlichen Ortschaft. Die Route führt in die malerischen Gassen des Orts und mündet danach in die Via San Giacomo, wo sie nach einigen Gehminuten am Friedhof und an der interessanten Kirche des Hl. Jakobs vorbeiführt: Diese wurde im 15. Jahrhundert auf einer früheren Struktur erbaut und weist eine wunderbare, mit im 15. und 16. Jahrhundert mit Fresken verzierte Apsis auf. Der Feldweg führt nun bergab durch einige Talsenken des Valle del Livo, vorbei an den Hütten von Casniolo und erreicht im Ortsteil Dangri die charakteristische Bogenbrücke aus Stein über den Wildbach Livo. Hinter der Brücke biegt er rechts und an der Kreuzung erneut rechts ab und führt auf einen flachen Wegabschnitt bis zum landwirtschaftlich interessanten Ort Barro. Der Weg geht nun steil bergab bis zum Bett des Bares-Wildbachs (achten Sie auf Bergrutsche und darauf, dass die Überquerung der Furten häufig sehr beschwerlich sein können, insbesondere nach starken Regenperioden), um dann am anderen Ufer wieder bergauf in ein Tal zu führen. Nach einem kurzen Abschnitt treffen Sie auf den Wasserfall der Caurga, wo Sie einen Wildbach überqueren und einen steilen Hang bewältigen, um den Grat zu erreichen, der zu den Häusern des Barro von Vercana führt. Danach geht es bergauf durch den Wald bis zu den Hütten von Puii, von denen man einen spektakulären Blich auf das Val di Livo hat. Über ebene Wiesen erreichen Sie den Ortseingang von Trobbio, wo Sie am Brunnen vorbei am Ortsausgang rechts nach Tabbiadello, einer größeren Anhöhe, gehen, die oberhalb Domaso und Gera Lario liegt und von der Sie den Obersee, den Pian di Spagna und die umliegende Bergkette bewundern können. Nachdem Sie den nach Vercana führenden Weg gequert haben, nehmen Sie in der Nähe eines Brunnens den gemächlich bergab zu den Hütten von Roncai führenden Weg (auf die Beschilderung achten). Dieser führt durch einen wunderbaren Birkenwald entlang eines Maultierpfadabschnitts zu den Alpe di Acqua Fresca und biegt dann, nach dem er einige Talsenken hinter sich lässt, in das Tal von San Vincenzo. In der Nähe einer Quelle überqueren Sie den Wildbach und gehen wieder bergauf, um, vorbei an der aufgegebenen Masmun-Hütte, entlang eines auf halber Höhe verlaufenden Abschnitts, und vorbei am Ort Montalto, die Berghütte d’Alco zu erreichen, wo Sie sich ausruhen und eine Brotzeit einnehmen können (besser vorher anrufen, um sicherzustellen, dass sie geöffnet ist). Folgen Sie auf 300 m bergauf der befahrbaren Straße und biegen Sie links in den über die Bergwiesen führenden Maultierpfad ein, der erneut auf die Straße mündet. Gehen Sie von hier aus bergab über die Wiesen und dann durch einen Birkenwald bis zur tiefen Senke des Sorico-Tales: Nachdem Sie am Ende des Tales zwei einfache Furten überquert haben, 72 führt der Weg wieder bergauf bis zu den Weiden von Piazza Lunga. Von hier aus nehmen Sie den Feldweg und dann denn Weg nach links bis zum Ort Fordeccia, vom dem Sie eine wunderbare Aussicht genießen (hier befindet sich ein Agritourismus mit Restaurantbetrieb und Übernachtungsmöglichkeit – geöffnet von März bis November gegen Buchung). Nach einem engen Zickzack führt die Route bergab über Wiesen (Beschilderung rechts der Straße) zum mächtigen Steilhang des Sasso Manduino und zwischen dichtem Ginster zu dem nach Colorina und von dort nach Sass Olt führenden Weg, von dem aus man ein herrliches Panorama auf den See von Mezzola und das Val Chiavenna genießt. Der Weg führt dann bergab an einer Reihe von Ortschaften vorbei und nach einem dichten Kastanienwald zur Lichtung von Pozzi, wo man einen besonderen, als Viehtränke dienenden Bogenspringbrunnen bewundern kann. Der Abstieg geht weiter durch den Wald bis Selve; am Brunnen im Ortszentrum führt der Weg weiter bergab durch Weinberge und dann erneut durch einen Wald. Nachdem Sie Corsone hinter sich gelassen haben, geht es weiter bergab bis zu einem Streckenpfahl, an dem Sie rechts auf den Maultierpfad einbiegen, der Sie zur Kirche des San Miro führt, von der Sie einen Panoramablick haben: In deren Innerem befinden sich die sterblichen Überreste des verehrten Eremiten (gestorben gegen Ende des 16. Jahrhunderts), wertvolle Fresken aus dem 16 Jh. von De Magistris und ein Gemälde von Fiammenghino. Eine terrassierte, gepflasterte Treppe bring Sie nach Sorico, dem Ziel dieser Etappe und dem Endpunkt des langen Wegs über die larianischen Berge (Via dei Monti Lariani). Wenn Sie noch Lust auf mehr haben, können Sie einen Abstecher ins Ortszentrum machen und die Kirche des Hl. Stefan und den in romanischem Stil erbauten Kampanile besichtigen, um sich dann vor einem Teller mit lokalen Spezialitäten von den Anstrengungen des Tages zu erholen. Livo 73 Karte der Ruote C-Der Sentiero del Viandante 74 ENTSPANNENDE ROUTE C DER SENTIERO DEL VIANDANTE Der Sentiero del Viandante [auf Deutsch: Der Weg des Wanderers] führt über einen alten Maultierpfad entlang des Ostufers des Comer Sees (von Lecco nach Colico) und bietet einen zum See und zur Via Regina alternativen Kommunikationsweg in Richtung Veltlin und der Splügen-, Septimer- und Julier-Pässe. Die Strecke entlang des Ostufers hatte im Laufe der Geschichte unterschiedliche Namen und wurde einige Male in ihrem Verlauf geändert: Sie ist in der Tat das Ergebnis der Aneinanderreihung mehrerer im Laufe der Zeit gebauter Streckenverläufe (Via Ducale, Via Regia, Napoleona und nur in einigen Abschnitten Strada del Viandante). Der augenblickliche Weg entspricht in einigen Abschnitten dem alten Streckenverlauf: Letzterer verlief, soweit sich es sich rekonstruieren lässt, in großer Höhe und wies eine Reihe von Nebenarmen auf, einerseits, um eine Verbindung mit den Orten am Seeufer (Orte der Verproviantierung der Wanderer), andererseits, um eine Verbindung mit den in großer Höhe verlaufenden (von Hirten und Köhlern aus dem Valsassina genutzten) Maultierpfaden und Wegen herzustellen. Die Strecke lief an den Hängen entlang und führte durch die ältesten Orte (Castello di Abbadia, Maggiana, Rongio, usw.) vorbei an den Festungen entlang der Klippen des Seeufers (Torre di Vezio und Castello di Dervio): In einigen Fällen führte der Weg von einer durchschnittlichen Höhe von 400 m bergauf bis zu einer Höhe von 500-600 m und zuweilen auch bis 1.000 m im Abschnitt zwischen Lierna und Varenna. Bezüglich des Ursprungs des gesamten Weges muss man auf die von dem larianischen Historiker Pietro Pensa vorgenommenen Studien verweisen, der davon ausgeht, dass der Weg bereits zur Römerzeit existierte, wenn auch nicht mit den Besonderheiten und der typischen Struktur einer Konsularstraße. Der Historiker belegt die Existenz einer alten, „Strada della Riviera“ genannten Straße mit einer Reihe von Funden, die in den an der Strecke liegenden Orten zu Tage traten: Zum Beispiel ein Meilenstein mit dem eingravierten Namen San Pietro di Ortanella, einige Gräber in der Gegend von Mandello, die Ruinen von Castelvedro in Dervio. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wiesen einige Gemeindestatuten der Pleven [veraltet für Pfarreien] von Bellano, Dervio und Lecco Hinweise auf die Existenz einer „öffentlichen Uferstraße“ auf, auf die Zollgebühren verlangt wurden, um es den Gemeinden, durch die der für den Handel genutzte Weg führte, zu ermöglichen, den Weg instandzuhalten. Die Nutzung des Wegs durch Wanderer und Wallfahrer ist in Unterlagen belegt, die von der Präsenz zahlreicher Herbergs- und Verpflegungsstrukturen entlang der Strecke zeugen: In Lecco existierten fünf oder sechs, in Mandello drei, eine Osteria mit Herberge befand sich in der Burg von Lierna, während das bekannte, später in eine Luxusresidenz umgewandelte Kloster von Varenna 1376 über ein Hospitalis für Wanderer verfügte. Im 15. Jahrhundert, einer Zeit, in der in dieser Gegend die Pest wütete, wurde dieser Weg von dem Herzögen von Mailand als alternative Strecke den aus Bellinzona kommenden christlichen Wallfahrern empfohlen. Ab dem 17. Jh. nahm die „Strada della Riviera“ nach und nach an Bedeutung zu: Dies wird insbesondere durch einen von Tolomeo Rinaldi verfassten Bericht über ein Wegprojekt belegt, das von der neuen, zur Bewachung der Grenze zu dem Staat der Drei Bünde bis nach Mailand führen sollte. In dem Bericht betont der Ingenieur, dass der Weg entlang des Ostufers des Sees von 75 Colico hinab nach Dorio, Dervio, Bellano und Lecco schneller, einfacher und weniger teuer gewesen wäre als die westlich verlaufende Strada Regina. In den notariellen Unterlagen aus dem 18. Jahrhundert (1743, 1757, 1767) erhält die Straße über weite Strecken einen neuen Namen: Via Regia oder Ducale [königlicher oder herzoglicher Weg], eine treffende Bezeichnung, wenn man seine wahrscheinliche Funktion als Hauptverbindungsweg zwischen dem Herzogtum Mailand und der Festung von Fuentes berücksichtigt. Die Bedeutung dieser Straße als Verbindungsweg zwischen Mailand und dem Veltlin erreicht ihren Höhepunkt zu Napoleons Zeiten, als wichtige strukturelle Verbesserungen entlang einiger Abschnitte vorgenommen wurden (z.B. wurde zwischen Lierna und Varenna die schwer überwindbare Steigung von Ortanella herausgenommen): Den Unterlagen von 1800 und 1820 zufolge wurden die neu ausgebauten Streckenabschnitte als „Strada Napoleona“ [Napoleonische Straße] bezeichnet. Die Straße blieb bis in die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts in Betrieb, als auf Betreiben Österreichs die Militärstraße über das Stilfser Joch gebaut wurde, eine große befahrbare Straße, die ausgehend von Mailand über Lecco und Colico den Alpenpass hinauf führte. Von diesem Moment an trat die alte, als „Strada del Viandante“ bekannte Strecke als Verbindungsachse in den Hintergrund bis sie 1992 für touristische Zwecke wieder hergestellt wurde. Der Wanderführer empfiehlt, den Sentiero del Viandante in drei, jeweils 6-7 Stunden dauernden, Tagesetappen zu durchwandern. Die dritte Etappe endet nicht da, wo der Endpunkt des historischen Weges sein müsste, sondern führt weiter bis nach Sorico (CO), um den Anschluss zu den anderen Routen sicherzustellen. Panorama in Richtung niederen See längs des Pfades in der Nähe von Dervio 76 Fiumelatte 77 C-Der Sentiero del Viandante Etappe 01 78 C.1 - ETAPPE VON ABBADIA LARIANA NACH VARENNA – INFOBLATT STRECKENLÄNGE WANDERZEIT UND SCHWIERIGKEIT 19.27 km (mit Talvariante) Höhenvariante 9,59 km Ca. 7 ¼ Stunden mit Talvariante – Schwierigkeit E Ca. 8 ¼ Stunden mit Höhenvariante – Schwierigkeit E Im PKW: Von Lecco auf der S.S. 36 in Richtung Sondrio. Abfahren an der Ausfahrt „Mandello - Abbadia Lariana Varenna“: Platz mit Parkplatz in ca. 200 m Entfernung vom der Tunnelausfahrt der S.S. 36 ANFAHRT ZUM STARTPUNKT VON LECCO AUS Mit der Bahn: Linien Mailand - Lecco - Sondrio. Abfahren am Bahnhof von Abbadia Lariana und weiter auf der S.P. 72 in Richtung Lecco für ca. 400 m Mit dem Bus: Von Bahnhof Lecco, Buslinie Lecco Trasporti Mandello - Olcio, Haltestelle Abbadia Lariana in Zone Onedo. Auf der S.P. 72 in Richtung Lecco für ca. 300 m Bahnhöfe: Mandello del Lario, Olcio, Lierna, Fiumelatte, Varenna ZURÜCKFAHRT MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Bushaltestellen: Linie D20 (Lecco - Olcio), Haltestellen Abbadia Lariana, Mandello, Olcio Linie D21 (Bellano - Varenna - Esino Lario - Ortanella), Haltestellen Varenna, Ortanella Schifffahrt: Anlegestellen Abbadia Lariana, Mandello del Lario, Lierna, Varenna (hier auch Autofähre verfügbar) Bahn: www.trenord.it, www.trenitalia.it FAHRPLAN-INFOS ZU DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Bus: www.leccotrasporti.it (g Service g Fahrplanausdruck der Linien) Fährboot: www.navlaghi.it (g Comer See g Fahrpläne) Alle Verkehrsmittel: www.muoversi.regione.lombardia.it VERPFLEGUNGS- UND ÜBERNACHTUNGSLecco, Abbadia Lariana, Mandello del Lario, Lierna, Varenna MÖGLICHKEITEN GIBT ES IN Die Route beginnt in Abbadia Lariana an der S.P. 72 unmittelbar nach der Ausfahrt aus dem Verbindungstunnel mit der Schnellstraße S.S. 36. Ein Schild, auf dem „Sentiero del Viandante“ zu lesen ist, fordert Sie in der Nähe einer Treppe auf, auf eine Anhöhe hinauf zu steigen, 79 Aufstieg nach Vezio Kirche des Hl. Georg von der Sie einen Panoramablick auf das untere Becken des Sees, die Bastion San Martino und die gegenüberliegenden Gipfel des Moregallo und die Corni di Canzo genießen können. Inmitten einer Lichtung befindet sich die Kirche des Hl. Martin. Die Gebäudeanlage ist sehr alt, wie die einbogigen Fenster und die Dachschrägen bezeugen; das mit einem Kreuzgewölbe ausgestattete Presbyterium wurde im 15. Jahrhundert umgebaut: Man sieht interessante Gemälde, darunter eine Kreuzigung mit dem Hl. Martin und dem Hl. Rochus und eine Jungfrau auf dem Thron. Früher befand sich neben dem Kirchlein eine „Cattaverna“, eine Verpflegungsstation, die von durchreisenden Wanderern und Wallfahrern besucht wurde. Der Weg führt am Ortsteil Borbino vorbei, der aus alten auf Felsen gebauten Häusern besteht (wer sich das Ortszentrum ansehen möchte, der sollte einen kurzen Abstecher zum alten, bemalten Gemeindebrunnen und zum Haus der Händler Bugatti mit Taubenschlagturm machen), und erreicht dann die Steinbrücke über den aus der engen Schlucht des Val Monastero herabstürzenden Wildbach Zerbo. Dieses Tal verdankt seinen Namen dem alten Feudalrecht über die Gewässer und Bergwerke der Zone zugunsten der im 9. Jahrhundert von Benediktinermönchen gegründeten Abtei San Pietro, von der der Name Abbadia Lariana stammt: Entlang des Tals bemerkt man enge Öffnungen in den Felsen, die auf die mittelalterliche Bergbautätigkeit hinweisen, sowie Vertiefungen zum Sammeln von Wasser, das ab dem 15. Jahrhundert zum Betrieb von Mühlen genutzt wurde. Der Maultierpfad verläuft geradlinig zwischen Weinstöcken und Wiesen bis zur Kapelle der Madonna von Caravaggio, wo er die nach links abbiegende Straße zum Ortszentrum von Abbadia kreuzt. Wenn Sie Zeit haben, empfehlen wir Ihnen einen kurzen Abstecher in den Ort (ca. 1 km): Außer einem entspannenden Spaziergang auf der Uferpromenade bis zum Park des Lido können Sie das Museum Civico Museo Setificio (Information auf: www. museoabbadia.it) besuchen, das zahlreiche interessante Maschinen enthält, darunter eine enorme kreisförmige Zwirnmühle aus dem Jahr 1818, oder die Kirche des Hl. Lorenz mit ihrem interessanten Holzaltar aus dem 17. Jahrhundert und den Fresken von Luigi Tagliaferri. Nachdem wir die Kapelle hinter uns lassen, wird der Weg breiter und mündet in den Vorplatz der Kirche des Hl. Batholomäus, einem imposanten, alten, im Stil des späten 80 17. Jahrhunderts geschaffenen Bauwerk, das am Fuß des Schlosshangs erbaut wurde. Am Hang, der ursprünglich das Zentrum der Feudalherrschaft des Abts war, findet man nicht datierbare Mauern, die vermutlich zum alten Feudalpalast des Ortes gehörten. Die Route führt unterhalb der Staatsstraße 36 weiter und biegt sofort nach rechts ab, um über breite Wiesen den Ortsteil Novegolo zu erreichen und dann entlang der Via Volta zu verlaufen, wo man links in wenigen Gehminuten die Kirche der Madonna di Debbio erreichen kann, einen hübschen kleinen Tempel inmitten von Zypressen und grünen Tannen, von dem man ein fantastisches Panorama auf den See hat. Der Weg führt dann vorbei an der Kirche des Hl. Georg, die auf einem kleinen, von Mauern eingesäumten Kirchplatz mit Ausblick liegt. Die Ursprünge des Bauwerks liegen weit in der Vergangenheit, wie man am marmornen Weihwasserbecken aus dem 9./10. Jahrhundert feststellen kann, während die heutige Struktur auf das 13. Jahrhundert zurückgeht. In ihrem Inneren sind die wunderschönen Fresken aus dem 15. Jahrhundert zu erwähnen, die die Hölle und das Paradies darstellen, sowie einige Barmherzigkeitswerke. Von hier führt die alte Strada Ducale bergab in den Ortskern von Mandello del Lario, vorbei an den 1921 gegründeten Moto Guzzi Werken (heute ist ein Teil der Fabrik Sitz des Moto Guzzi Museums, in dem Erinnerungsstücke der legendären Motorräder ausgestellt sind); um die Durchquerung dieser dicht urbanisierten Zone zu vermeiden, schlägt die Beschilderung eine weiter voraus liegende und eindeutig „ansprechendere“ Variante entlang der Ortskerne von Maggiana und Rongio vor. Folgen Sie bitte der gestuften, Via dei Rastelli genannten, Straße, nachdem Sie die Schnellstraße über eine Brücke verlassen haben und folgen Sie dem Weg über die Wiesen, der in die entlang der Einzäunungsmauer des Friedhofs von Zana verlaufende Straße mündet; biegen Sie an der Kreuzung links ab und folgen Sie der asphaltierten Straße bis zum Ortsteil Maggiana. Das durch enge Gässchen und alte Häuser charakterisierte Ortszentrum ist ohne Zweifel sehr malerisch: Sie sehen hier den nach Barbarossa ernannten Turm, eine ursprünglich aus dem Mittelalter stammende Festung (aus dem 12, Jh.), die ihren Namen der Gastfreundschaft verdankt, die Familie Mandelli Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) 1158 entgegen brachte. Die Bestätigung der Anwesenheit des germanischen Kaisers ist angeblich durch einen (im ersten Stock 1828 gefundenen Gedenkstein) bestätigt, in den folgende Worte eingemeißelt waren: „Frideric imperat german hic tutus quievit anno 1158“ (Kaiser Friedrich von Deutschland hat hier mit Sicherheit 1158 genächtigt). Der aus Kalkstein erbaute Turm beherbergt heute ein Museum, das Arbeitswerkzeuge und bäuerliche Kunstgegenstände aus Maggiana enthält. Die Route führt nun durch ein Waldstück (auf die Weggabelungen achten!) zur Kirche des Hl. Jakob von Rongio, die auf einer hübschen, von alten Gebäuden eingesäumten Piazza liegt. Folgen Sie dem abschüssigen Weg bis zum Ende, von wo Sie rechts ein Maultierpfad zur Brücke über den unter einem Felsvorsprung verlaufenden Wildbach Meria bringt; nachdem Sie das gleichnamige Tal hinter sich gelassen haben, begeben Sie sich bergauf zum Ortsteil Sonvico, wo auf einer Anhöhe des Wiesengrunds die aus dem 19. Jahrhundert stammende Kapelle der Unbefleckten emporragt. Die Route bietet im weiteren Verlauf zahlreiche Ausblicke auf Olcio; nachdem Sie eine Votivkapelle hinter sich gelassen haben, geht es bergab entlang der Schnellstraße in Richtung Lierna. Der Weg führt zunächst am Oratorium des Hl. Michael vorbei, das mit Sicherheit sehr alt ist, heute aber eine auf das 18. Jahrhundert datierbare Struktur aufweist, und dann in den Ortskern von Sornico, der malerische Steinhäuser mit barocken Eingängen und Holzloggias aufweist. Von hier geht es weiter nach Seminario Clarettiano: An diesem Punkt teilt sich die Route in zwei Äste auf, die sich am Schloss von Vezio oberhalb Varenna wieder vereinen. Es liegt an Ihnen, für welche Variante Sie sich entscheiden: Der rechts abbiegende Weg führt 81 bergauf nach Genico und nach Ortanella (991 m): Die ist sicherlich die beschwerlichere Variante, die allerdings an klaren, nicht dunstigen Tagen bewegende Ausblicke auf den See bietet; die andere, nach links abbiegende Variante führt durch den Ort Lierna auf halber Höhe am See entlang und biegt dann in die Via Ducale ein, die zu napoleonischer Zeit als Alternative zu der älteren, weiter oberhalb verlaufenden Route gebaut wurde. HOHE VARIANTE: GENICO – ORTANELLA – VEZIO Folgen Sie in der Nähe des weiten Platzes vor dem früheren Seminario Clarettiano der Straße zur Rechten, die nach einem kurzen Abschnitt in den malerischen Ortskern von Genico einbiegt, der durch einige alte Häuser aus dem 18. Jahrhundert und einen besonderen Brunnen mit Sonnenuhr bietet. Nachdem Sie die Schnellstraße über eine Unterführung überquert haben, beginnt ein anstrengender Treppenaufstieg, bevor Sie das Kreuz von Brentalone erreichen: Sie können auf dieser Anhöhe einige Minuten verweilen, um ein wenig durchzuatmen und um das herrliche Panorama auf den gesamten See zu genießen. Der Weg wird nun bequemer und führt nach Alpe Mezzedo zur Kirche des St. Peter. Auf dem Platz von St. Peter befindet sich der höchste Punkt der gesamten Route (992 m) mit einem der besten Panoramen des gesamten Sentiero del Viandante. Das ursprünglich spätmittelalterliche, fast komplett in romanischem Stil umgebaute Gebäude ist umgeben von einigen Bänken, auf denen Sie Halt machen und inmitten der schönen Landschaft eine kleine Brotzeit einnehmen können (keine Sorge, wenn Sie keine Brotzeit eingepackt haben: Ein paar Hundert Meter weiter, in Ortanella, gibt es ein bequemes Hotel mit Restaurant). Nun, da Sie „gestärkt“ sind, können den letzten bergab nach Vezio führenden Abschnitt in Angriff nehmen: Vorbei am kleinen Ort Ortanella (mit seinem charakteristischen Stagno del Pozzal) führt die Route entlang der Hänge des Monte Fopp zu einem abgelegenen Sennerhaus (Alpe dei Fopp) und zum Sass da Poo, einer Felsbastion, auf dessen Kamm sich die Ruinen eines Meldeturms befinden, der zur Kontrolle gegen Überfalle feindlicher Völker verwendet wurde. Der Kamm wird in Richtung der Spitze von Varenna immer enger und erreicht das Fopp-Kreuz, von dem man einen herrlichen Blick auf Vezio hat. Eine letzte Anstrengung und Sie erreichen die Burg von Vezio: Die malerische Anlage ist ein typisches Beispiel einer Zaunburg, bestehend aus einem separaten zentralen Turm, der von einem Mauergürtel umgeben ist, von dem einige kleiner Türme hochragen. Sein Ursprung ist nicht geklärt: Einige Autoren führen ihn auf die Römer zurück, die vermutlich einen Turm bauten, um die Seeufer zu kontrollieren. Sicher ist, dass dieser seit dem Spätmittelalter existiert, einer Zeit, in der die Anlage nicht nur zu Beobachtungs- und Meldezwecken verwendet wurde, sondern auch als Fluchtort für die Einwohner Varennas während der Überfälle der Angreifer aus Como. Später ging die Burg zunächst in den Besitz der Pfarrei von Varenna, dann in den der Grafen Sfrondati und schließlich in den der Serbelloni über, die sie bis zum 19. Jahrhundert hielten, als sie von den heutigen Besitzern, der Familie Greppi Di Robilant, übernommen wurde. Seit 1994 wird die Anlage von der Touristischen Vereinigung Burg von Vezio verwaltet. In ihrem Inneren kann man eine dem Lariosauro, einem Reptil mittlerer Größe, das in dieser Gegend im mittleren Trias gelebt hat (wie einige Funde in Perledo belegen), gewidmete Dauerausstellung, sowie eine Ausstellung über die Beizjagd des Zentrums für Betreuung und Dressur von Greifvögeln der Burg (für Informationen siehe: www.castellodivezio.it) besuchen. Nachdem Sie die kleine Burg von Vezio gesehen haben, geht es bergab nach Varenna: Wir empfehlen Ihnen, den Rest des Tages dem Besuch dieses Ortes zu widmen (siehe Details weiter unten), einem Juwel des Sees, das man sich wegen seines charakteristischen 82 Mandello Lario Lierna Ortskerns und seiner prunkvollen Villen aus dem 19. Jahrhundert nicht entgehen lassen sollte. Hier finden Sie ein großes Angebot an Verpflegungs- und Übernachtungsmöglichkeiten. TIEFE VARIANTE: LIERNA – FIUMELATTE – VEZIO Vom Seminario Clarettiano folgen Sie links der Straße zum Bahnhof von Lierna (in der Nähe gibt es ein Lebensmittelgeschäft, während im Ortskern diverse Restaurants zur Auswahl stehen). Die „klassische“ Route würde über Giussana führen, wir schlagen aber eine Abweichung vor, die zum Eingang des malerischen Orts Borgo di Castello führt: Stürzen Sie sich in das Gewirr der Gassen und genießen Sie dieses „Stückchen Mittelalter“. Von dem alten Ortskern sind noch die zum See blickenden Mauern, die quadratische Basis eines Wachtturms, der im Krieg zwischen Mailand und Como von 1124 umkämpft war, und die kleine Kirche des Hl. Mauritius und des Hl. Lazzarus erhalten, von deren ursprünglichem Gebäude (11. Jh.) noch einige gemauerte Fenster, ein Teil der linken Flanke und im Inneren Reste von Fresken erhalten sind. Um dort hin zu gelangen, biegen Sie unmittelbar nach der Bahnhofsunterführung nach rechts ab und folgen Sie der scheinbar ebenen Route entlang der Via Ducale, die dann schmaler und schließlich zum Schotterweg wird; folgen Sie diesem Weg bis Sie in der Nähe des Seeufers von Riva Bianca auf die Staatsstraße stoßen. Um wieder auf den ursprünglichen Weg zu gelangen, biegen Sie nach rechts auf die Provinzstraße ab und dann, in der Nähe eines Fußgängerübergangs nach rechts in einen mit Stufen versehenen Maultierpfad ein, der Sie bergauf nach Ronco bringt (Ausschilderung auf der Mauer). An diesem Punkt beginnt der lange und schöne Aufstieg in Richtung Coira. Der Maultierpfad macht einem Weg Platz, der zuerst zu einer kleine Kapelle und dann zum Nero-Sennhaus führt: Auf den umliegenden Wiesen dieses Gebäudes wird Ihnen sicher eine mächtige, 30 m hohe und „Fichte von Nero“ genannte Rotfichte auffallen; folgen Sie dem steilen Anstieg, indem Sie die Hänge des Sasso della Botte umgehen und verdienen Sie sich zwischen Lichtungen und Wäldern die Terrasse von Coira, wo sie ein (im Sommer oft trockener) Brunnen und ein schönes Bauernhaus erwartet und Sie eine Abzweigung und einen Streckenpfahl mit den Wegangaben finden. Der Weg führt nach links durch das Vacchera-Tal hinunter zu den Ruinen der 83 Roslina-Hütten. Nachdem Sie den Wald durchquert haben, folgt ein zum Glück nicht langer Abschnitt entlang der Staatsstraße 36, die Sie bald wieder verlassen, um im Wald auf halber Höhe in ein kleines Tal zu gelangen, in dem die Fiumelatte entspringt (die von oben erkennbar ist; wenn man aber links hinunter zur nächsten Abzweigung geht, kann man zu der berühmten mit Intermittenz sprudelnden Quelle gelangen). Von Leonardo da Vinci als „Fiumelaccio“ im Codex Atlanticus erwähnt, ist dies mit einer Länge von 250 m von der Quelle bis zur Mündung einer der kürzesten Flüsse Europas und der zweitkürzeste Italiens. Der steile Wasserlauf verhindert, dass sich die Wassermengen beruhigen und hält diese stets schäumend und rechtfertigt so den diesem kleinen Flüsschen seit Menschengedenken verliehenen Namen. Bis zum Ende der Etappe fehlt nicht viel: Der Weg kreuzt die Ruinen eines alten Bollwerks, das an die von den Sforzeschi während der venezianischen Kriege errichteten Festungen erinnert und endet seitlich des Friedhofs von Varenna. Es geht nun bergab die Straße hinunter bis an eine Kreuzung mit Streckenpfahl und Pfeilen. Hier biegen Sie bergauf nach rechts, auf der asphaltierten Straße bleibend ab. Letztere geht in einen Panoramaweg zwischen Olivenbäumen und Trockenmauern über. Es erwartet Sie dann eine letzter anstrengender, aber kurzer Anstieg, um zur Burg von Vezio zu gelangen, dem Endziel der Etappe (siehe Beschreibung im Inneren der vorhergehenden Hohen Variante). Wir empfehlen Ihnen, den Rest des Tages einem Besuch von Varenna und seinem charakteristischen Ortskern und seinen Villen zu widmen. Hier finden Sie ein großes Angebot an Verpflegungs- und Übernachtungsmöglichkeiten. WAS SIE IN VARENNA UNBEDINGT SEHEN SOLLTEN Der gesamte, friedliche und leicht zu durchquerende Ortskern verdient es, entdeckt zu werden. Neben der Zone der Schiffsanlegestelle und der Uferpromenade werden Sie die engen Gassen – die „scalotte“ – mit ihren Gewölbepassagen und den steilen Treppenaufgängen begeistern, die den inneren Teil des Ortskerns charakterisieren. Wenn Sie Zeit haben, empfehlen wir Ihnen folgende Abstecher. Die Kirche des Hl. Georg. Aus dem 14. Jahrhundert stammend, wurde sie in den 50er-Jahren restauriert. An der Fassade befindet sich ein altes Gemälde aus dem 13. Jahrhundert, das den Hl. Christophorus darstellt und Inneren sieht man spätromanische und aus dem 14. Jahrhundert stammende Fresken, darunter, an der Wand des letzten Jochs, eine Taufe Christi von Sigismondo De Magistris und am Hauptaltar, ein Flügelaltar mit der Jungfrau und Heiligen von Giovanni Pietro Brantani. Die Kirche des Hl. Johannes dem Täufer. Die Kirche steht etwas abseits auf dem Hauptplatz; einer Inschrift von 1750 zu folge wurde sie 1151 vergrößert und 1431 geweiht. Bei den Renovierungsarbeiten von 1964-67 sind im Schiff Fresken zu Tage getreten, die vermutlich aus dem 14. Jahrhundert stammen. Sie enthält ein seltenes Arkosolium (eine von einem halbkreisförmigen Bogen überragte Nische mit Bestattungsfunktion), die zusammen mit dem einzigartigen Aussehen des Schiffs mit Apsis einen romanischen Ursprung vermuten lässt; die Apsis enthält interessante, aus dem 16. Jahrhundert stammende Fresken. Villa Monastero. Früher ein altes Kloster und eine Patrizierresidenz, ist sie heute ein International bekanntes Kongresszentrum. Der Garten ist reich an exotischen Pflanzen mit Statuen, Tempelchen und Balustraden. Der Name der Villa stammt vom alten Kloster Santa Maria, das dem Zisterzienserorden angehörte und mit großer Wahrscheinlichkeit vor 1200 gegründet wurde. Im Jahr 1567 wurde das Kloster auf Betreiben von Kardinal Frederico Borromeo aufgelöst und in eine Privatresidenz umgewandelt. Die Villa und ihr Park mit sowohl lokalen als auch exotischen Pflanzen können besichtigt werden (für Informationen und Öffnungs-/Schließtage siehe: www.villamonastero.eu). 84 Varenna 85 C-Der Sentiero del Viandante Etappe 02 86 C.2 - ETAPPE VON VARENNA NACH DORIO – INFOBLATT STRECKENLÄNGE 13.90 km WANDERZEIT UND SCHWIERIGKEIT Ca. 5 Stunden – Schwierigkeit T Im PKW: Von Lecco auf der S.S. 36 in Richtung Sondrio. Abfahrt an der Ausfahrt „Mandello-Abbadia Lariana-Varenna“ und weiter auf der S.P. 72 für ca. 15 km. Parkplatz in Varenna oder in Via per Vezio ANFAHRT ZUM STARTPUNKT VON LECCO AUS Mit der Bahn: Regional-Linie Mailand - Lecco - Sondrio. Aussteigen am Bahnhof von Varenna. Auf Via Corrado Venini und Via Roma den Beschilderungen zum „Sentiero del Viandante“ in Richtung Vezio folgen Mit dem Bus: Linie Lecco Trasporti D21 ab Bellano. Aussteigen an der Haltestelle in Höhe des Bahnhofs von Varenna Bahnhöfe: Varenna, Bellano, Dervio, Dorio ZURÜCKFAHRT MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Bushaltestellen: Linie D21 (Bellano - Varenna - Esino - Ortanella), Haltestellen in Varenna und Bellano Linie D25 (Bellano - Tremenico - Avano), Haltestellen in Bellano, Dervio, Dorio Schifffahrt: Varenna (auch Autofähre verfügbar), Bellano Bahn: www.trenord.it, www.trenitalia.it FAHRPLAN-INFOS ZU DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Bus: www.leccotrasporti.it (g Servizio g Stampa orari linee g Cerca la linea) Fährboot: www.navlaghi.it (g Comer See g Fahrpläne) Alle Verkehrsmittel: www.muoversi.regione.lombardia.it VERPFLEGUNGS- UND ÜBERNACHTUNGSVarenna, Perledo, Bellano, Dervio, Dorio MÖGLICHKEITEN GIBT ES IN Die Route beginnt im Zentrum von Vezio (Piazza Belvedere), einem Ort oberhalb Varenna, in dem sich die gleichnamige Burg (siehe Beschreibung in Etappe C.1) befindet. Eine Wegweiser verweist auf den zu benutzenden Weg: Der erste, eindeutig abschüssige Abschnitt führt zum Wildbach Esino, von dem aus es nach Überquerung der Straße bergauf geht. Biegen Sie links und nach wenigen Metern nach rechts ab, wo ein kurzer Treppenweg zur ländli- 87 Burgturm in Dervio Dorio chen Kapelle der Madonna von Campallo führt. Die Route führt weiter zwischen Wiesen und Terrassen zur Häusergruppe von Regolo, wo auf einem kleinen Platz die kleine Kirche des Hl. Johannes dem Täufer steht. Durch eine schmale Gasse gelangen Sie zur Provinzstraße 65 nach Perledo, der Sie auf einem kurzen bergab führenden Abschnitt folgen und biegen Sie dann rechts in die Via Cava Bassa ein. Entlang der gleichnamigen Straße sehen Sie den Steinbruch Cava Bassa von Varenna mit ihrem typisch schwarzen, zur Zeit Maria Theresias von Österreich verwendeten Marmor. Die Straße wird über einen kurzen Abschnitt steiler bis zu einer Linksabbiegung auf einen Maultierpfad, der genau neben einer kleinen Kirche aus dem 18. Jahrhundert auf die Straße von Regoledo mündet. Unmittelbar links von der Kapelle kann man abbiegen: Wenn Sie Zeit haben, empfehlen wir Ihnen den Pfeilen folgend den Abstieg entlang eines Treppenweges, der zur Pfarrkirche von Gittana und zum kleinen Wallfahrtsort der Madonna delle Grazie führt, der in der Nähe eines Belvederes liegt. Das Gebäude ist in verfallenem Zustand; es wurde zwischen 1620 und 1630 renoviert und besitzt Stuckarbeiten und Fresken, sowie das Grab des Schriftstellers Paolo Emilio Busi, auch Parlaschino genannt. Auf die Vorderseite ist ein Relief aus dem 13. Jahrhundert gemauert, das zur ursprünglich romanischen Struktur gehört und einer Inschrift zufolge dem Gelübde der Langobardenkönigin Theodolinde zuzuordnen ist. Von hier können Sie, den Friedhof umgehend, über einen Straßenabschnitt wieder zum Maultierpfad aufsteigen. Ignorieren Sie an der Kapelle die Wegangaben des Sentiero del Viandante und biegen nach links auf die bergab führende Straße bis Sie an eine Abzweigung kommen. Überqueren Sie die Straße und biegen Sie in den in den Wald führenden Maultierpfad ein, der auf denjenigen stößt, der vom Wallfahrtsort der Madonna delle Grazie kommt. Der Weg führt zu einer Art Schneise, die sich durch den Berg schneidet: Diese diente als Korridor für die frühere Seilbahn, die die Bahnlinie Lecco - Sondrio mit Regoledo verband, insbesondere mit einem 1858 in Betrieb genommenen Wassertherapiezentrum. Der große Komplex zählte erlauchte Gäste zu seinen Gästen, wie Massimo D‘Azeglio und Toscanini; die noch immer oben auf der Lichtung sichtbare Anlage wurde in der Folge als Militärkrankenhaus genutzt. Der Weg für nun abwechselnd bergauf und bergab bis zur kleinen Brücke über das Biosio-Tal und dann zur abgeschiedenen Kapelle der Madonna Addolorata. Sie sind jetzt am Ortseingang von Bellano und in Kürze erwartet Sie ein unvergessliches Naturschauspiel. Nachdem Sie die Provinzstraße überquert haben, folgen Sie dem gepflasterten Weg, der im Schatten der Häuser und 88 Mauern zur Brücke des Hl. Rochus am Wildbach Pioverna zur angrenzenden gleichnamigen Kirche führt. Das Bauwerk bietet wertvolle moderne Gemälde von Vitali und ist seit 1969 ein Kriegerdenkmal. Wir raten Ihnen, momentan von der Route abzuweichen und bergab den Treppenweg zu nehmen, der zum Zentrum von Bellano führt. Nach wenigen Metern erreichen Sie den Eingang zum Orrido von Bellano: Es handelt sich um eine natürliche, vom Fluss Pioverna und seinen Wassermassen im Lauf der Jahrhunderte in den Fels modellierte Schlucht. Der Ort ist einzigartig und verdient unbedingt einen kurzen Abstecher (täglich geöffnet von April bis September, nur samstags, sonntags und an Feiertagen geöffnet von Oktober bis März). Ein Zementsteg ermöglicht es dem Besucher, zwischen den Felswänden zu wandeln und von oben die herab donnernden Wassermassen des Pioverna zu bewundern. Auf einem Felssporn trägt eine Art Türmchen, die Cà del Diavol, dazu bei, in der kollektiven Vorstellungswelt Ängste esoterischer Art zu erwecken und die mysteriöse Faszination des Ortes greifbar zu machen. Seit einigen Jahren findet im Inneren des Orrido eine Dinosaurierausstellung mit Exemplaren in natürlicher Größe statt. Gegenüber des Orrido ragt die Kirche des Hl. Nazaro und des Hl. Celsus empor: In spätromanischem Stil, weist sie eine Fassade mit weißen und schwarzen Streifen mit spitzbogigen Portalen und eine große Rosette aus glasiertem Terrakotta auf. Sie wurde zwischen 1342 und 1350 restauriert, aber es sind noch einige frühchristliche Teile sichtbar; im Inneren sieht man am zentralen Gewölbe bemerkenswerte Fresken, zwei große Beichtstühle aus geschnitztem Holz und ein mächtiges Taufbecken aus Marmor. Nachdem wir wieder zur Brücke des Hl. Rochus zurückgekehrt sind, führt die Route über einen steilen Treppenweg zum Ortsteil Ombriaco: Am Waschplatz biegen Sie links auf den Weg, der über einen kurzen Straßenabschnitt die Wallfahrtskapelle von Lezzeno erreicht. Das Bauwerk liegt in einer Position, von der man eine herrliche Aussicht auf den See hat (sie ist von einer Wiese umgeben, die sich optimal für eine Rast eignet): Erbaut im 17. Jahrhundert zu Ehren eines weinenden Bildes im Jahr 1688, ist sie auch heute noch Ziel von Wallfahrern. Vom Vorplatz der Kapelle erreicht man in wenigen Minuten die 1888 anlässlich des zweihundertsten Jahrestages des Ereignisses erbaute Kapelle des Wunders (mit einer Reproduktion des weinenden Gipses). Nach einem kurzen Abschnitt durch das alte Ortszentrum führt Sie der gepflasterte Weg durch Walddickicht und über Hänge. Nachdem wir eine Reihe kleiner Täler hinter uns gelassen haben (darunter das Valle dei Mulini), erreichen wir eine Abzweigung in der Nähe von Oro, an der Sie am besten links auf dem gepflasterten Treppensteig zur Straße hinab steigen. Dort biegen Sie rechts ab und wandern eine kurze Strecke die asphaltierte Straße entlang bis Sie auf die Beschilderung und den Weg treffen. Alternativ können Sie eine kurze Strecke weiter gehen und links in den Weg einbiegen, der zwischen den Sennereien bergab und jedenfalls etwas weiter vorne auf die asphaltierte Straße führt. Im Ortsteil Oro (in der Vergangenheit für die Herstellung von Dessertwein bekannt) stößt man auf die Kirche des St. Gotthard, dem Schutzpatron der Wanderer, die zwischen 1569 und 1579 erbaut wurde. Dann erreicht man Verginate und lässt das schattige Valle Grande und die Ronchi-Steilhänge (künstliche Terrassierungen des Hanges) hinter sich: Vor Ihnen liegt ein herrlicher Ausblick auf Dervio. Die Strecke führt bergab ins Tal und kreuzt die Staatsstraße in Höhe der Bahnbrücke und des Crotto del Céch. Setzen Sie die Wanderung entlang der Via Duca d’Aosta fort bis Sie das Dorf erreichen, wo Sie eine Pause einlegen können, um sich zu stärken, wenn Sie dies nicht schon gemacht haben. Bevor Sie die Brücke über den Wildbach Varrone überqueren, sehen Sie die Kirche des Hl. Quiricus und der Hl. Julitta, ein Gebäude mit Formen aus dem 17. Jahrhundert, die den bemerkenswerten romanischen Kampanile besonders aussehen lassen. Nachdem Sie den Bach überquert haben, biegt der Weg nach rechts ab und verläuft entlang der Straße am 89 Fuße einer eindrucksvollen zwischen hohen Mauergürteln verlaufenden Treppe, die kräftig bergauf zum Burgort führt: Auf einem den Ort überschauenden Felsen wurde die „Burg von Orezia“ (so der Nachname der lokalen Herrscher) im späten Mittelalter gebaut, um die Valvarrone-Straße zu kontrollieren. Diese wurde zum ersten Mal 1039 erwähnt, nachdem sie lange von den Heeren der Drei larianischen Pleven belagert wurde; heute ist von ihr ein gut erhaltener Wehrturm (gegenwärtig ein Wasserspeicher) übrig, der von Resten alter Häuser und von der alten, heute barock aussehenden, aber bereits im 13. Jahrhundert existierenden Kirche des Hl. Leonhard flankiert wird. Nachdem wir die Burg hinter uns gelassen haben, landen wir erneut auf der neuen asphaltierten Straße, die zu den Ruinen des Klosters des Hl. Clemens führt, einem Bauwerk aus dem Ende des 13. Jahrhunderts, in dem die Mönche des Humiliaten-Ordens lebten. Diese Bewegung wurde in Süditalien im 12. Jahrhundert gegründet, nachdem der deutsche Kaiser Heinrich II. während einer langen Auseinandersetzung mit den Langobarden zahlreiche Adlige aus Mailand und vom Comer See gefangen nahm und als Geiseln auf die andere Seite der Alpen führte. Die Adligen, die sich im fremden Land verloren fühlten, entschieden sich zur Reue und dazu, ihrem Reichtum abzuschwören und sich der Herstellung von Wolle zu widmen. Der von dieser Geste ergriffene Kaiser schenkte ihnen daraufhin die Freiheit und ließ sie in ihre Heimat zurückkehren, wo sie einen Klosterorden mit dem Namen „Humiliaten“ gründeten. Die Mönche des Klosters des Hl. Clemente gewährten den Wallfahrern und Wanderern gewöhnlich Unterkunft: Zur Gemeinschaft der am Ort lebenden Mönche soll auch die Adlige Isotta Serbelloni gehört haben, eine wankelmütige, aber charakterstarke Dame, die in der Lage gewesen sein soll, ihre Liebhaber von einem Felsen hinab zu stoßen, wenn sie deren überdrüssig war. Der Orden wurde von Papst Pius V. 1571 mit dem Vorwurf aufgelöst, er habe die eigenen Ideale verraten und große Reichtümer angehäuft. In geringer Entfernung stößt man auf eine Abzweigung, an der sich ein Tunnel befindet; von hier geht es auf der asphaltierten Straße in Linksrichtung (Wegweiser) die Straße entlang weiter, die zunächst bergab und dann leicht bergauf parallel zur Staatsstraße 36 verläuft. Die Route führt dann über Wiesen mit einigen aus der Entfernung sichtbaren Hütten zwischen zwei Trockenmauern auf einem Schotterweg und später auf einem gepflasterten Weg zum malerischen Ortskern von Corenno Plinio. Hier wartet ein wahrer Sprung ins Mittelalter auf Sie: Der Ort hat sich um die Burg und um die Kirche herum entwickelt, die beide am Gipfel des Felsvorsprung liegen; um diese herum sind alte Häuser mit Säulengängen und Dekoration verstreut, die der Umgebung eine malerische Note geben. Der Hauptwehrturm der Burg wurde im 10. Jahrhundert auf den Ruinen einer alten Festung erhöht; die mit Zinnen versehene Mauer wurde im 14. Jahrhundert auf Betreiben der Familie Andreani gebaut. Die Burg war nicht zu Wohnzwecken bestimmt, sondern sollte als Festung zur Verteidigung der Bevölkerung dienen; sie musste zahlreiche Überfälle überstehen, insbesondere im 14. Jahrhundert, als Corenno in Brand gesteckt und im zum See gerichteten Teil zerstört wurde. Die Festung verfügte über einen Außengraben, der 1389 im Statut der Gemeinde Dervio erwähnt und zwischen 1825 und 1830 während des Baus der Militärstraße (die heutige Provinzstraße 72) entfernt wurde. Ein paar Meter weiter auf der anderen Straßenseite und auf der der Burg gegenüberliegenden Seite führt die Route weiter, indem sie auf einen Maultierpfad einbiegt, der den kleinen Ortsteil Torchiedo durchquert und dann auf der Via Panico an dem gleichnamigen Dorf vorbei nach dem Durchwaten eines kleinen Bachs zur Kirche des Hl. Georg gelangt, die früher Pfarrkirche von Dorio war und im Jahr 1506 erbaut wurde. An diesem Punkt empfehlen wir Ihnen, die bergab ins Zentrum von Dorio führende Straße zu nehmen und hier die Etappe zu beenden. Der weitere Weg würde über einen langen, beschwerlichen, bergauf verlaufenden Abschnitt zum nächsten Ort nach Colico führen und der ist 10 km entfernt. 90 Kirche des Hl. Georg 91 C-Der Sentiero del Viandante Etappe 03 92 Monte Legnone C.3 - ETAPPE VON DORIO NACH SORICO – INFOBLATT STRECKENLÄNGE 26.25 km WANDERZEIT UND SCHWIERIGKEIT Ca. 8 ¾ Stunden – Schwierigkeit E ANFAHRT ZUM STARTPUNKT VON COMO AUS Im PKW: Von Lecco auf der S.S. 36 in Richtung Sondrio. Abfahren an der Ausfahrt „Colico - Piona“ und auf der S.P. 72 5 km weiter in südliche Richtung Dorio-Dervio-Bellano. Parkplatz in Dorio in Via al Cimitero Mit der Bahn: Regional-Linie Mailand - Lecco - Sondrio, Abfahrt zum Bahnhof Dorio Mit dem Bus: Autolinie Lecco Trasporti D25 Bellano Tremenico - Avano. Aussteigen an der Haltestelle Dorio Kriegsgräberdenkmal Bahnhöfe: Dorio, Piona, Colico, Dubino ZURÜCKFAHRT MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Bushaltestellen: Linie ASF C10 (Como-Menaggio-Colico), Haltestellen in Colico, Dubino, Sorico Schifffahrt: Haltestellen in Dorio, Colico Bahn: www.trenord.it, www.trenitalia.it FAHRPLAN-INFOS ZU DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Bus: www.leccotrasporti.it (g Service g Fahrplanausdruck der Linien) www.asfautolinee.it (g EN g Lines and Timetables) Fährboot: www.navlaghi.it (g Comer See g Fahrpläne) Alle Verkehrsmittel: www.muoversi.regione.lombardia.it VERPFLEGUNGS- UND ÜBERNACHTUNGSDorio, Colico, Sorico MÖGLICHKEITEN GIBT ES IN Die Route beginnt an der Hirche des Hl. Georg und führt in Kürze zum Ortsteil Mandonico, der sich durch seine bäuerlichen Häuser aus lokalem Stein auszeichnet. Ab hier geht es auf einem flachen Stück weiter (ignorieren Sie die nach links abbiegende Steigung nach Madonna di Bondo), auf das dann der charakteristische (der Maultierpfad wurde mit den vor hundert Jahren üblichen Techniken ausgebaut), aber auch beschwerliche, sich zur Kapelle des Hl. Rochus hochschlängelnde Weg folgt. Die Kapelle wurde 1856 als Votivgabe für die Cholera-Epidemie erbaut: Sie schaut in Richtung See und liegt am Rand eines als Aussichtspunkt beliebten Platzes oberhalb der Ronchi di Vesgallo und ist von 93 Bergpfad nach Perdonasco Kirche des Hl. Rochus einem Brunnen und Rastbänken umgeben. Weiter geht es zum Teil über Stufen, zum Teil über einen Maultierweg zwischen Wäldern und Lichtungen bergauf: Nachdem Sie den Monte Perdonasco und den Monte Sparese über eine lange querverlaufenden Weg hinter sich gelassen haben, erreichen Sie die Kirche der Madonna der Berge. Das Kirchlein, das noch zur Gemeinde von Dorio gehört, wurde, obwohl es auf die Ebene von Colico blickt, erbaut, um es den Alpenbewohnern zu ermöglichen, die Feiertage zu begehen ohne sich dafür bis zur fernen Pfarrkirche von Dorio begeben zu müssen. Ein Stück weiter kreuzt der Weg die mitten durch einen Kastanienwald bergab nach Posallo führende Zementstraße (von wo man zum Bahnhof von Piona absteigen kann). Am Ende des Waldes und eines Zauns verweist ein Streckenpfahl auf eine Abzweigung nach rechts, die auf halber Höhe am Berg entlang führt, dann über einen Übergang den Rio Perlino überquert und an der Kirche des Hl. Rochus endet. Der Ursprung des Bauwerks reicht weit in die Vergangenheit, wie man aus der Apsis in romanischem Stil schließen kann und enthält Spuren von Malereien aus dem 15. Jahrhundert (insbesondere den Christus in der Mandorla, oder Pantokrator, zu dessen Seiten die Propheten Jeremia und Jesaja stehen). Bis zum Ende des Sentiero del Viandante fehlt nicht mehr viel: Bevor Sie den letzte Abschnitt in Angriff nehmen, können Sie sich ein paar Minuten auf den Bänken vor der Kirche ausruhen. Nach einem Stück auf einem Maultierpfad geht es über einen längeren Abschnitt auf der asphaltierten Straße bergab: Nachdem Sie an der Jausenstation von Robustello angekommen sind, empfehlen wir Ihnen einen kurzen, aber sehr lohnenden Abstecher. Wenn Sie in den Weg nach rechts abbiegen, können Sie in wenigen Minuten den Turm von Fontanedo und die umliegenden malerischen Häuschen (alter befestigter Ort mit Öfen, Pferdeställen, Heuschobern, Brunnen und Kapelle) bewundern. Der Turm wurde im 16. Jahrhundert vom Geschlecht der Visconti erbaut, um die Region vor feindlichen Einfällen zu bewahren und um die wichtige Scalottola-Verbindungsstraße, die an der Basis des Felsvorsprungs entlang lief und von Lecco ins Veltlin führte, zu schützen. Die Hauptroute führt zunächst auf asphaltierter Straße am bewaldeten Hügelrücken entlang und erreicht dann eine Kreuzung dreier Straßen: Die linke Abzweigung würde zum Bahnhof du dem Zentrum von Colico, die rechte zum Ortsteil Chiaro führen. Nachdem Sie Chiarello hinter sich gelassen haben, erreichen Sie Curcio auf der Via Strada Granda; nach einer Abbiegung nach rechts in die Via Biasett kommt man an der Torretta vorbei, einem malerischen Landwirtschaftsgebäude mit einer Barbakane, die auf seine Ursprünge als Festung hinweist. Sie sind nun am Ende des Sentiero del Viandante angekommen. Wenn Sie den gepflasterten 94 Weg weiter gehen, verlassen Sie die Provinz Lecco und betreten Sie die Provinz Sondrio (Gemeinde Piantedo): Endpunkt der Route ist die Kirche der Madonna von Valpozzo, ein Gebäude aus dem 19. Jahrhundert mit einem massiven Kampanile, der sich neben dem Denkmal der Märtyrer der Resistenza befindet (die in dieser Zone eine sehr wichtige Rolle spielte). Hier endet der Sentiero del Viandante, aber nicht Ihre Wanderung. Ihnen fehlen noch gut zehn Kilometer, um die Etappe zu beenden, aber keine Sorge, die Route ist einfach und verläuft vollkommen im Flachen. Gehen Sie ins Ortszentrum von Colico und stärken Sie sich in einem der zahlreichen Lokale, wenn Sie dies nicht schon gemacht haben. Folgen Sie dann der Via Colicound der Via al Confine bis zur Abzweigung in die Provinzstraße 72 (Via Nazionale Nord): Folgen Sie der Straße in linker Richtung bis Sie das Zentrum von Colico erreichen, einen besonders touristischen und für die Ausübung der typischen Wassersportarten ausgerüsteten Ort (Zentren und Strandbäder mit Windsurf-, Kitesurfangebot usw.); nach einem kurzen Stück biegt unsere Route jedoch nach rechts in die Via ai Forti di Fuentes ein, die an der Bahnlinie endet, ohne dass man diese überqueren kann. Sie biegen daher nach links in die Via al Monteggiolo ein, der Sie bis zur Kreuzung mit der Straße folgen, die rechts auf die Eisenbahnüberführung führt. Danach biegen Sie nach links ab, überqueren weite Wiesen und Felder und erreichen die zum Forte di Fuentes führende Straße. Wir empfehlen Ihnen wärmstens eine kurze Abweichung von der Route, um die Anhöhe mit den Resten der alten Festung zu besuchen: Hier erwartet Sie ein wahrlich eindrucksvolles Spektakel. Erbaut im Jahr 1603, um das Herzogtum Mailand vor den graubündner Feinden zu verteidigen, verdankt die Festung ihren Namen dem spanischen Condottiere Pedro Enriquez de Acevedo, Graf von Fuentes. Sie wurde in Rekordzeit vom Heeresingenieur Gabrio Brusca erbaut; bis 1706, als sie die Angreifer zur Aufgabe zwang, hatte niemand gewagt, sie anzugreifen. Die Festung wurde dann 1796 auf Befehl von Napoleon Bonaparte abgerissen. Die Route biegt nach links auf die Via Adda ein und erreicht den Radweg, der ein kurzes Stück am Fluss Adda entlang führt. Nachdem Sie die Überführung erreicht haben, biegen Sie rechts (Wegweiser) bergauf ab und folgenden einige Meter der S.S. 36: Keine Sorge, Madonna von Valpozzo Naturschutzgebiet Pian di Spagna und Lago di Mezzola 95 Panorama nach Süden in der Nähe der Kirche des Hl. Rochus, oben Dorio die Route geht gleich wieder bergab nach links und ins Naturreservat Pian di Spagna und Lago di Mezzola. Es handelt sich um ein Feuchtgebiet von internationalem Interesse, das hauptsächlich aus dem Hochwasser des Lago di Mezzola besteht. Die Vegetation besteht primär aus moortypischem Rohrschilf, aus mit Laubbäumen gemischten Wäldern, aus weiten, landwirtschaftlich als Viehweiden genutzten Zonen und Maisfeldern. 1983 als Naturreservat anerkannt, liegt Pian di Spagna auf dem Splügen-Migrationskorridor, an einem der einfachsten Alpenüberquerungspunkte für Zugvögel. Während der Überwinterungszeit finden sich hier unzählige Vogelarten ein, die man an zahlreichen, über die naturalistischen Routen der Gegend verteilte Beobachtungspunkten bewundern kann. Nachdem wir diese Gegend hinter uns gelassen haben, wandern wir entlang des Dammes oder auf der Straße - die ab einem bestimmten Punkt zu einem Schotterweg wird – weiter bis wir an einer Baustelle vorbeikommen. Hinter dieser biegen wir nach rechts auf die (beschilderte) Naturalistische Südroute ab und genießen zahlreiche, entlang der Route gebotene natürliche Ausblicke, bis wir das Fortino d’Adda erreichen, wo wir wieder auf die Straße kommen, die, nach links abbiegend, zur Brücke des Passes führt, der den Fluss Mera überquert. Sie sind nun in der Provinz Como auf einer der durch die Gegend von Como verlaufenden historischen Handelswege (der heute besonders verkehrsreich ist, da er die einzige Straße ist, die durch alle Orte entlang des Sees führt): Die Via Regina, an der unsere Routen entlang führen. Die Route bis Sorico verläuft entlang des Fußgänger- und Fahrradwegs „Neue Horizonte“, der ein langes Stück weit dem Fluss Mera folgt und Rastplätze mit einer grandiosen Aussicht bietet. Nun müssen Sie nur noch den Sorico-Wildbach über einen Übergang überqueren und schon sind Sie im Zentrum des Ortes (nahe Piazza Cesare Battisti), dem Endpunkt dieser Etappe. 96 ENTSPANNENDE ROUTE D DIE VIA FRANCISCA Unterschiedlichen Studien und Zeugnissen zufolge scheint es, dass auch die Via Francisca schon seit sehr langer Zeit existiert hat und dass sie im Lauf der Jahrhunderte sowohl hinsichtlich ihres Verlaufs als auch ihrer Bezeichnung Änderungen unterzogen wurde. Ihre Geschichte ist eng mit derjenigen der Via Regina verbunden, einer Straße römischen Ursprungs, die von Como hinauf nach Sorico und weiter bis Chiavenna führte. Die Route der Via Francisca, erhielt trotz ihrer Existenz keinen angemessenen Namen, da es sich um die natürliche Fortsetzung einer Hauptverkehrsader handelte: Die Via Regina führte von Sorico weiter Richtung nach Norden, drang ins Valchiavenna in die Gegenden von Dascio und Albonico ein und führte über einen Berg, der zu jenen Zeit noch Monte della Francesca hieß, und über Brentaletto und Alpe di Teolo bis nach Samolaco. Zu dieser Straße gab es, wenn man einigen Zeugnissen aus der Römerzeit Glauben schenkt, eine Parallelstraße, die auf der östlichen Seite des Lago di Mezzola und des Flusses Adda verlief und auf gleiche Weise nach Chiavenna führte (diese Straße wurde „Pferdestraße“ genannt); die beiden Varianten eigneten sich beide gleich gut für den Handelsverkehr, der von der italienischen Halbinsel in die Länder Nordeuropas dank der Überquerung der Alpenpässe möglich war, auch wenn darauf hinzuweisen ist, dass zur Römerzeit und insbesondere in den darauf folgenden Jahrhunderten der größte Teil des Verkehrs über den See abgewickelt wurde. Während der Zeit des Hochmittelalters verloren die großen Verkehrsadern römischen Ursprungs, darunter die Regina in Valchiavenna, an Bedeutung und fielen in Vergessenheit: Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde der römische Abschnitt der heutigen Via Francisca während der Kriege zwischen den Franken und den Langobarden in den ersten Jahrzehnten des 7. Jahrhunderts zerstört (es gibt in der Tat Belege, dass Ghedino, der General des Frankenkönigs Childebert II. in diese Gegenden reiste, um sich auf die Isola Comacina zu begeben und die Byzantiner vor dem Angriff durch die Langobarden zu schützen). Die Route wurde wieder aktuell und gewann unter einem neuen Namen, nämlich dem der Via Francesca, im 13. Jahrhundert für den Handelsverkehr wieder an Bedeutung. Zu jener Zeit gab es in den Alpen viele mit diesem Namen bezeichnete Straßen (in Altfranzösisch bedeutete „franchir“ übersetzen, überwinden und „franchissement“ Passage): Zum Beispiel die Passage des San Bernardo, über die Karl der Große 774 n.Chr. nach Italien hinunter reiste oder diejenige, die durch das Misox führte. Einer Überlieferung zufolge wurde die Via Francisca von Barbarossa genutzt, der während einer seiner Reisen nach Italien im Turm Colombée von Samolaco Zuflucht suchte (man vermutet, dass er mehrmals durch Chiavenna kam: In der Tat hatte er an diesem Ort einen engen Freund, Guiberto Grasso, der ihm seine Gastfreundschaft anbot und ihm eine sichere Passage über den Splügen- und Septimerpass garantierte. Ebenso in Chiavenna hat Barbarossa vermutlich seinen Cousin und Rivalen Heinrich II. den Löwen kurz vor der Schlacht von Legnano im Jahr 1176 getroffen). Ein Dokument bezeugt, dass sich die Gemeinde von Chiavenna 1256 zusammen mit der Gemeinde von Sorico zu einer Generalüberholung der Straße verpflichtet hat, die den Bau von zwei Brücken einschloss, eine über den Liro, zwischen Chiavenna und Mese, und vermutlich eine über den Mengasca in S. Pietro di Samolaco. Die Straße blieb über eine lange Zeit eine lebendige Verkehrsader, auch weil sie zur strategischen Verteidigung des Tales unerlässlich war. 1323 wurde die Verteidigung der Burg von Samolaco verstärkt und einige Jahre später finanzierte die Gemeinde von Como 97 Karte der Route D-Die Via Francisca 98 einiger Ausbesserungen, die noch heute nördlich des Tempels des San Fedelino ein wenig nördlich von Teolo zu sehen sind. Im Jahr 1483 wurde die Straße von den graubündner Soldaten benutzt, um in das Gebiet der Drei Pleven des Oberlario zu gelangen; 1525 waren es wiederum die Graubündner, die mit Giangiacomo Medici, genannt Meneghino, im Streit lagen und die Burg S. Andrea (in Samolaco) zerstörten, um zu verhindern, dass dieser den Forcola-Pass als Verbindungsstraße zu seinen Besitzungen im Misox und in Musso Gravedona und Sorico benutzen kann. Mit zunehmender Festigung der Herrschaft der Graubündner spielte die Via Francisca als Handelsweg nur noch eine untergeordente Rolle auf lokaler Ebene, da sie ausschließlich von den Einwohnern von Albonico und Samolaco und den Viehzüchtern des Sees zum Auftrieb des Viehs auf die Almen des Splügentals genutzt wurde. Zu jener Zeit war die Ebene von Samolaco häufig wegen des sich ständig verändernden Laufs des Mera, der viele Abschnitte verschlang, nur mit Schwierigkeiten zu bewältigen. So dass die Passage entlang der Francisca über die Brücke des Wildbachs, einer vom dem Segname genannten Turm kontrollierte Punkt sehr wichtig war. Im den 20er-Jahren des 17. Jahrhunderts, während der Herrschaft der Spanier und der Kriege um die Herrschaft über das Veltlin gewann die Straße wieder an Bedeutung, worauf die Spanier entschieden, den Francesca-Pass zum Zweck der Verteidigung vor feindlichen Überfällen zu verstärken (entlang der Via Francisca fanden mehr oder wenige grausame Gefechte statt, zum Beispiel um die Kontrolle des Archetto in Samolaco, einem Grenzpunkt zwischen dem mailänder Staatsgebiet und dem Herrschaftsbereich der Graubündner). Auch im ersten Weltkrieg baute man aus Angst vor schweizer Übergriffen oder vor der Zerstörung des Stilfser Jochs militäriche Befestigungen entlang des Francesca-Passes. In der heutigen Zeit hat die alte Straße mit ihren natürlichen und den von Menschenhand geschaffenen Wundern nach wie vor nichts von ihrer sprichwörtlichen Faszination verloren. Novate-See aus Dascio 99 D-Die Via Francisca Etappe 01 100 San Fedelino D.1 - ETAPPE VON SORICO NACH SAMOLACO – INFOBLATT STRECKENLÄNGE 13.70 km WANDERZEIT UND SCHWIERIGKEIT Ca. 5 Stunden – Schwierigkeit T ANFAHRT ZUM STARTPUNKT VON COMO/ COLICO AUS ZURÜCKFAHRT MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Im PKW: Sowohl von Como als auch von Colico auf der S.S. 340 bis Sorico. Parkplatz in Sorico in Piazza Cesare Battisti Mit dem Bus: Von Como oder von Colico Linie ASF C10, Haltestelle in Sorico in Piazza Cesare Battisti Mit dem Bus: Linie ASF C10 (Como - Colico), Haltestelle Dubino Ponte del Passo Linie SPTS A3 (Chiavenna - Gordona - Samolaco), Haltestelle Casenda Mit der Bahn: Bahnhof von Samolaco Bahn: www.trenord.it, www.trenitalia.it FAHRPLAN-INFOS ZU DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Bus: www.asfautolinee.it (g EN g Lines and Timetables) www.stps.it (g Fahrpläne) Alle Verkehrsmittel: www.muoversi.regione.lombardia.it VERPFLEGUNGS- UND ÜBERNACHTUNGSSorico, Dubino, Dascio, Albonico, Novate Mezzola, Verceia, Samolaco MÖGLICHKEITEN GIBT ES IN 101 Pian di Spagna und Legnone Die Route beginnt in Sorico auf der Piazza Cesare Battisti vor dem Rathaus. Am Ausgang der Piazza überqueren Sie die Straße und folgend der rot asphaltierten Fußgängerzone, die parallel zur Staatsstraße verläuft. Nachdem Sie an der kleinen Brücke über den Wildbach Sorico angekommen sind, biegen Sie nach links auf den Schotterweg der alten Via Regina: Folgen Sie dieser, indem Sie eine weitere kleine Fußgängerbrücke überqueren bis Sie den renovierten Neuen Turm von Sorico erreichen. Sein Erbauungsdatum ist unbekannt, aber die Historiker sind sich einig, dass dieser in der Vergangenheit als Kontroll- oder Mauteinzugspunkt für die Benutzung der alten Via Regina Verwendung fand. Die Route geht weiter auf einem Maultierpfad und mündet nach einer ca. 700 m langen Steigung in die asphaltierte, nach Albonico (Via Palate) führende Straße. Alternativ kann man links vom Neuen Turm entlang eines langen, gepflasterten Treppensteigs wandern, der nach Ankunft an der Kirche des Hl. Miro um letztere herumführt und mit einer schönen Aussicht auf den See und auf den Mera in der Nähe der Häuser der Masina wieder zurück zur Straße führt. Folgen Sie links der der zu den Häusern der Masina führenden Serpentinenstraße: Ab hier können Sie etwas verschnaufen, da ein Stück beginnt, das zuerst eben ist und dann bergab nach Prati Meriggi führt. Biegen Sie dann an einem eigenartigen, turmähnlichen Transformatorhäuschen, das Ihnen als Orientierungspunkt dient, nach rechts ab; verlassen Sie dann nach einem kurzen Stück die asphaltierte Straße und biegen Sie in den mit einem kleinen Wegweiser aus Holz mit der Aufschrift „Sentiero del Giubileo 2000“ ausgewiesenen, bergab verlaufenden Maultierpfad ein. Dieser führt abwärts in den Wald, um nach einem langen Stück nach ca. eineinhalb Kilometern den Ortseingang von Dascio an der Kehre der Via Bruga zu erreichen. Biegen Sie am Stoppschild nach links bergauf ab: Die asphaltierte Straße zieht sich noch ein kurzes Stück hin und endet nach einem kleinen Wasserlauf. Ab hier beginnt ein neuer Maultierpfadabschnitt, der sich vom Ortskern entfernt und zum Sasso di Dascio führt, einem herrlich gelegenen Felsvorsprung, von dem sich ein wundervolles Panorama auf den Pian di Spagna bietet. Die Bänke und der Brunnen laden ohne Zweifel zu einer kurzen Rast ein; einige Infotafeln helfen dabei die Geschichte des Orts besser kennenzulernen, während eine kleine, von der Berggemeinschaft gebaute Kapelle den Rahmen dieses besonderen Bildes vervollständigt. Nachdem wie Dascio hinter uns liegen gelassen haben, folgen wir dem Wegweiser mit der Aufschrift „Sentiero Life Alpi Retiche“: An einer Abzweigung biegen wir leicht bergab nach rechts ab bis wir die „Borzi-Häuser“ erreichen. Nachdem wir die Lichtung überquert haben, wird die Straße enger 102 und verwandelt sich in einen Weg: Nach einem kurzen Stück zwischen Felsen erreichen wir das enge Tal des Baches Acqua Bianca, wo sie die charakteristische Brücke der Valene überqueren. Hinter der Brücke beginnt ein steiles Stück, das Sie nach einer Haarnadelkurve nach links zu den verfallenen alten Häusern bringt. An der Abzweigung der Strecke biegen Sie nach rechts auf einen leicht bergabführenden Abschnitt, um die Route auf einem flachen Stück zwischen den Ruinen der abgelegenen Häuser fortzusetzen. Nach den Licht- und Telefonmasten geht es bergab zwischen Trockenmauern durch dichte Vegetation. Ein weiteres abschüssiges Stück führt zum Wildbach Acqua Marcia, den Sie dank einer Holzbrücke überqueren. Dank eines langen Treppensteigs erreichen Sie ein Plateau: Von hier geht es zwischen den Resten alter Steinbruche bergauf (entlang der Straße findet man zahlreiche halbverarbeitete Granitblöcke) bis zur Kuppe von Brentaletto, dem höchsten Punkt der Route. Über einige Zementstufen beginnt der Abstieg, der im Zickzack zu einer mit einem Streckenpfahl mit der Aufschrift „Percorso storico della via Francisca“ [Historische Route der Via Francisca] gekennzeichneten Abzweigung führt. Der darauffolgende, an einem Felsgrat mit einigen exponierten Abschnitten entlang führende Weg erfordert sehr große Vorsicht. Sie erreichen in Kürze den „Scalone“ (einen Treppensteig, der die Route mit der parallel zum Fluss Mera verlaufenden Route verbindet), wo Sie nach rechts in Richtung der kleinen Kirche des San Fedelino abbiegen, die Sie in ca. 15 Gehminuten erreichen, nachdem Sie einen letzten Felsvorsprung über eine Metalltreppe überwinden. San Fedelino ist ein kleines Juwel romanischer Architektur inmitten einer malerischen natürlichen Umgebung am Seeufer von Mezzola (erreichbar per Boot von Sorico, Dascio und Novate Mezzola aus). Das kleine Oratorium wurde an dem Platz erbaut, an dem man die Reliquien von Fedele fand, einem dem römischen Kaiser Maximian ergebenen Soldaten, der zum Christentum konvertierte und um 303 n.Chr. gemartert wurde. In den nachfolgenden Jahrhunderten musste die Kirche mehr als eine Schändung hinnehmen, nachdem sie von den Spaniern in eine Festung verwandelt wurde, dann zur Unterbringung von Tieren und in jüngerer Vergangenheit von Steinmetzen als Lager und Küche genutzt wurde. 1905 wurde San Fedelino von der Pfarrei von Novate Mezzola erworben, die diese zunächst restaurieren ließ. Das Innere San Fedelino Fluss Mera 103 ist vollständig mit Fresken ausgemalt, in der Apsis finden wir Gemälde, die den Christus Pantokrator mit zwei anbetenden Engeln an seiner Seite darstellen (11. Jh.). In unmittelbarer Nähe liegt der malerische Strand Mòt di Béch, an dem sich eine kleine Anlegestelle für die vom anderen Seeufer kommenden Boote befindet. Nachdem wir eine Pause mit einem entspannenden Panorama genossen haben, brechen wir zur Fortsetzung der Wanderung auf, die oberhalb des Flusses Mera verläuft und zur Rampe führt, die oben in Alpe di Teolo in der Zone Pradello (vor der Absteckung des in der Tiefer verlaufenden Wegs konnte man San Fedelino nur Alpe di Teolo erreichen: Der Weg verläuft bis Teolo entlang der antiken Route der Via Regina) endet. Folgen Sie geradeaus dem Weg, indem Sie zuerst die Rinne „Della Francesca“ und dann das Valle della Porta überwinden. Dieses Tal, das heute die Grenze zwischen den Provinzen von Sondrio und Como darstellt, war bis 1797 auch politische Grenze und Grenze zur Zollerhebung zwischen den schweizer Graubündnern und dem Herzogtum von Mailand (links sieht man in der Tat die Ruinen der alten Gebäude). Der Weg entfernt sich an diesem Punkt vom Fluss und steuert, nachdem er einen Felsgrat überwunden hat, auf die Kirche San Giovanni all’Archetto zu. Kurz davor führt der Weg an den Ruinen von zwei antiken Kalköfen vorbei, das heißt an natürlichen Öfen, in denen man Kalkstein zur Herstellung von Kalk brannte. Wir befinden uns nun vor den Resten der Kirche des San Giovanni all’Archetto, einem der wichtigsten Zeugnisse der antiken Ursprünge von Samolaco. Die Mauern sind zum großen Teil um dem von den umliegenden Bächen Casenda und Meriggiana angespülten Geröll vergraben, was an die zahlreichen Hochwasser und Erdrutsche erinnert, die im Laufe der Jahre die alten Gebäude von Samolaco weggespült haben. Die Apsis ist, wie die meisten alten Kirchen, nach Osten gerichtet und wird durch eine wertvolle romanische Mauer gestützt. An der Nordwand hat ein kleiner Kampanile, der zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert mehrfach umgestaltet wurde, die Zeit überdauert. Einigen Dokumentationen des Historikers Pietro Buzzetti zufolge, scheint es, dass die Wände der Apsis vollständig mit Fresken aus dem 16. Jh. ausgemalt sind: Bis heute sieht man von diesen nur einige Spuren an den Wänden. An der Fassade befindet sich dagegen ein gut erhaltenes Fresko aus dem vergangenen Jahrhundert des einheimischen Malers Prevosti, das Johannes den Täufer darstellt. In der Nähe der Ruinen führt der Weg zunächst den Roggiolo, einen Kanal zwischen dem Wildbach Meriggiana und dem Fluss Mera, entlang, den er dann überquert. Folgen Sie der Schotterstraße und biegen Sie dann nach links (Streckenpfahl mit Schild) zum Ort Vigazzuolo ab. Nachdem Sie die Häusergruppe hinter sich gelassen haben, erreichen Sie die Brücke über den Wasserlauf des Casenda. Die Strecke führt nun nach links und dann bergauf zwischen Weinstöcken und Ruinen bis zu einem Platz und weiter bis zu den Bauernhäusern von Stalla. Weiter geht es nach rechts ab und gleich nach einem Grotto auf das nach Fontanedo führende Sträßchen. Am Ende des Orts sehen Sie an der Abzweigung des nicht mehr benutzten Maultierpfades eine kuriose verstümmelte Struktur mit Resten von Fresken: Es handelt sich um den Rest der Apsis einer alten Kirche. Am Dorfausgang folgen Sie der asphaltierten Straße, die an den Bauernhöfen des Ortsteils Montenuovo vorbei ins Zentrum des Orts Samolaco führt, dem Ziel dieser Route. Im Ort finden Sie Verpflegungsund Übernachtungsmöglichkeiten (das Angebot ist jedoch begrenz): Alternativ bring Sie der SPTS-Bus der Linie A3 in kurzer Zeit nach Gordona und Chiavenna, und der Bus der Linie A2 (Abfahr vom Bahnhof Samolaco, außerhalb des Ortes) nach Novate Mezzola, Verceia und Colico. Achtung: Die Fahrten sind begrenzt. 104 Kirche des San Giovanni all’Archetto 105 D-Die Via Francisca Etappe 02 106 D.2 - ETAPPE VON SAMOLACO NACH GORDONA – INFOBLATT STRECKENLÄNGE 8.37 km Ca. 3 Stunden mit Talvariante – Schwierigkeit T WANDERZEIT UND SCHWIERIGKEIT Ca. 4 ¼ Stunden mit Bergvariante – Schwierigkeit E Von Gordona nach Chiavenna ca. 1 ½ Stunden ANFAHRT ZUM STARTPUNKT VON COLICO AUS Im PKW: Von Colico auf der S.S. 36 in Richtung Chiavenna bis Samolaco. Hinter dem Bahnhof Samolaco, einbiegen in die Via Biseé und auf der Hauptstraße bleiben (via Trivulzia) bis zum Rondell an der Kreuzung mit Via Roma, wo sich ein Parkplatz nahe des Friedhofs befindet. Auf der Treppe vor dem Friedhof zur Via alla Chiesa Mit dem Bus: Von Colico Linie STPS A2 (Colico - Chiavenna, Fahren sind begrenzt). Aussteigen an der Haltestelle Samolaco Bahnhof und den obigen Angaben folgen Mit der Bahn: Bahnhof Samolaco (den obigen Angaben folgen) ZURÜCKFAHRT MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN FAHRPLAN-INFOS ZU DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Mit dem Bus: Linie SPTS A3 (Chiavenna - Gordona - Samolaco), Haltestellen in Era, Nogaredo, San Pietro Stalle, Boggia Bivio, Gordona Mit der Bahn: Von San Pietro zum Bahnhof von San Cassiano Valchiavenna Bahn: www.trenord.it, www.trenitalia.it Bus: www.stps.it (g Fahrpläne) Alle Verkehrsmittel: www.muoversi.regione.lombardia.it VERPFLEGUNGS- UND ÜBERNACHTUNGSSamolaco, Gordona, Mese, Chiavenna MÖGLICHKEITEN GIBT ES IN Von Samolaco (wir empfehlen, Brotzeit und Getränke einzupacken) erreichen Sie den Ort Montenuovo, indem Sie der asphaltierten Serpentinenstraße folgen, die an der Via alla Chiesa beginnt. Biegen Sie an der Abzweigung auf den Maultierpfad ein, der an den Häusern vorbei führt und sich in einen Weg verwandelt, der im Val di Mòort in einen Wald zu einer kleinen Kapelle mit Brunnen und dann zu den landwirtschaftlichen Gebäuden von Sur l’Era führt. Eine gerade gepflasterte Rampe erleichtert Ihnen den Abstieg in den Ort, wo Sie an Bivio dei Mulini einer der ersten Ädikula des Kreuzwegs begegnen, der hoch zur Kirche Sant’Andrea führt. Wer an einem kurzen Abstecher interessiert ist, dem empfehlen wir 107 Almhütte entlang des Bergpfades Am Fuße der Felsspitze von Segname dem Kreuzweg zu folgen, um nach einem kurzen Anstieg Sant’Andrea zu erreichen. Das Bauwerk, das auf einer Anhöhe mit einem herrlichen Ausblick auf das Tal liegt, bietet im Presbyterium Fresken von Gian Giacomo Macolino aus dem Jahr 1632. Die Kirche wurde kürzlich von einer Gruppe von Freiwilligen restauriert, die schon 2002 an der Erneuerung des Daches teilgenommen hatten, um die Gemälde zu retten. Von Bivio dei Mulini führt die Route inmitten von landwirtschaftlich nicht genutzten Wäldern durch das Valle dell’Era vorbei am Ort Luoghi bergab zum Ortsteil Nogaredo. Nachdem Sie ohne Probleme den Wildbach Bolgadrégna durchwatet haben, erreichen Sie die Häuser von Schenone. Über einen Feldweg durchqueren Sie das Val Marana. Biegen Sie dann rechts auf den Feldweg ein, der auf die Pedemonte-Straße mündet und zu einem Streckenpfahl mit nach rechts weisenden gelben Schildern führt; hier nehmen Sie links die die Treppen des alten „Brunnen“-Wegs, über die Sie den Ort San Pietro erreichen. Entlang der Route lohnt sich ein Halt an der Kirche des St.Peter und am nahen mittelalterlichen Turm von Culumbèe. Der Turm mit einer quadratischen Basis von 5 m Seitenlänge und einer Höhe von 15 m könnte als Wach- und Meldeturm (wie der dem Berg zugewandte Turm von Segname gedient haben und wurde entsprechend der Tradition im Mittelalter verwendet, um Barbarossa während einer seiner Reisen nach Italien Unterkunft zu gewähren. Es ist wahrscheinlich, dass der Turm auch zum Zählen der auf der Pian di Mezzola weideberechtigten Schafe in Anwesenheit des Kommissars von Chiavenna genutzt wurde. Heute wurde in seinem Inneren ein ethnographisches Museum (für Informationen kontaktieren Sie das Touristikbüro von Chiavenna) eingerichtet, das Fotografien über das Leben im Ort und Gegenstände und Handwerksgerät aus der Vergangenheit enthält. Nachdem Sie den Hauptplatz des Ortes erreicht haben, haben Sie zwei Alternativen zur Auswahl, wie Sie Ihre Route nach Boggia fortsetzen können: Die erste, weniger anstrengende, führt über eine Ebene am Fluss Mera entlang und an der Felsspitze von Segnale vorbei (wo sich der gleichnamige Turm befindet) abwärts. Die zweite, die sehr viel anstrengender ist, führt als Höhenweg an den Häusern von Ronscione vorbei zum Turm von Segname und weiter nach Boggia. Wenn Sie sich für die erste Alternative entscheiden, dann gehen Sie auf der Via Overina abwärts und biegen Sie links (an einer Abzweigung mit Ädikula) in den Feldweg ein. Nachdem Sie den Bergbach Mengasca überquert haben, wandern Sie über die Wiesen zu den Ruinen der Cesura, die ein Rest eines aus dem 17. Jahrhundert stammenden Gehöfts und der Kirche der Hl. Ursula, der Ställe und des Hausturms sind. Der Feldweg führt weiter 108 zur Ädikula von Casletto, geht dann in einem gepflasterten bzw. in einen Steinplattenweg über, der am Ufer entlang der Felsspitze von Segname verläuft. Über eine Rampe führt der Weg zu den Ruinen von Muntée (von denen aus man einen herrlichen Blick aufs Tal hat) und dann weiter über eine Ebene bis zur alten Boggia-Kapelle, wo er in den vom Turm von Segname kommenden Weg mündet. Die zweite Route führt dagegen vom zentralen Platz von San Pietro links bergauf in die Via Tonaia, wo Sie der Beschilderung nach Ronscione folgen. Sie überqueren die Brücke über den Mengasca-Bach und nehmen dann die asphaltierte Straße bis zur Ortsausfahrt von Ronscione (nahe einem als Parkplatz dienendem Platz). Von hier führt ein Weg (Achtung auf die Wegweiser zum Turm von Signame) hoch nach Cà Vanoni, das sich durch seine zwischen Weinbergen liegende schöne bäuerliche Architektur auszeichnet. Der Weg führt durch die Niederungen des Val Carletta und dann des Val Carin und biegt dann nach, die Anhöhe mit den Ruinen des Roncàsc umgehend, nach rechts ab. Der Weg wird ab dem Beginn des Waldstücks schwieriger, biegt dann nach links und führt bergauf an einem langen Grat entlang zu den Ruinen einer angelegenen Hütte. Hinter den Ruinen treffen Sie auf eine Abzweigung mit einem Wegweiser: Nach rechts geht es auf einem direkt verlaufenden Weg, der nur für erfahrene Bergwanderer geeignet ist, bergauf zum Turm von Segname, während der links abgehende, breitere Maultierpfad bequemer ist (beide Routen laufen auf alle Fälle ein bisschen weiter oben auf einer Höhe von 550 m in der Nähe einer Ruine zusammen). Von dieser Ruine biegen Sie nach rechts ab, um das letzte Stück bis zum Turm von Segname in Angriff zu nehmen. Der Turm wurde vermutlich im 10. Jahrhundert, in der Zeit der Überfälle der Ungarn, gebaut. Der Name Segname leitet sich aus der Funktion als strategischer Meldepunkt innerhalb des Tals ab. Er wurde aber auch Panperduto genannt, vermutlich in Erinnerung an irgendeine verhängnisvolle Belagerung. Er war nie Schauplatz wichtiger militärischer Aktionen, man nimmt aber an, dass wichtige Meldungen von diesem strategischen Bauwerk durch Rauchseichen oder Fahnen von Turm zu Turm bis Mailand in weniger als einer Stunde übertragen werden konnten. Genehmigen Sie sich eine kurze Pause, um sich ein wenig zu erholen und um das Panorama auf die Ebene Wasserfall des Boggia-Wildbachs Turm von Segname 109 des Mera zu genießen, und - warum nicht - auch um ein bisschen Brotzeit zu machen. Von hier geht es bergab in nördlicher Richtung bis zur Brücke über den Boggia-Wildbach und zur gleichnamigen Kapelle, die auf einem Felsblock liegt und Inschriften aufweist: Darunter eine anlässlich des Besuchs des Erzherzogs Ranieri im Jahr 1816, dem Bruder von Kaiser Franz I. von Österreich. Die Boggia-Brücke, die allgemein „römische Brücke“ genannt wird, wurde 1766 erneuert und ist im von besonderer Bedeutung für die Geschichte von Gordona. In der Vergangenheit überragte die Brücke mit ihrer Bogenform einen schönen Wasserfall des gleichnamigen Wildbachs; nachdem sie beim Hochwasser von 1983 zerstört wurde, hat man sie mit einer Betonverstärkung wieder aufgebaut. Von hier geht es weiter entlang der breiten Straße, die zu den ersten Häusern von Gordona in der in Via Penduglia führt. In die Altstadt gelangt man, indem man sich rechts hält und diese Straße und dann Via Pazzoli entlang geht. Auf dem Hauptplatz ist die Kirche des Hl. Martin sehenswert, eine der am reichsten mit Silbergegenständen ausgestatteten Kirchen des Valchiavenna. Ihre heutige Form ist das Ergebnis einschneidender, ab dem 17. Jahrhundert (dabei wurde zum Beispiel der 1494 erbaute Kampanile erhöht) und im ganzen 18. Jahrhundert vorgenommener Eingriffe (der Vorplatz wurde vom tessiner Giacomo Martinoia gebaut). Sie folgen der Via Scogli und biegen am Rondell nach rechts in die Via Mera und erreichen links den Maultierpfad (Via S. Caterina), der an den eindrucksvollen Ädikula eines Kreuzwegs vorbei zur Anhöhe führt, auf der die Kirche der Hl. Katherina thront. Das kleine Bauwerk gehörte zu einer Burg, die bereits im Mittelalter auf dem Hügel stand und dann von den Graubündnern abgerissen wurde (nur der Turm hat bis heute überdauert). Die „offizielle“ Etappe würde eigentlich hier in Gordona (dem Ort, an dem die sportlichen Routen beginnen, die sich die Berge hochschlängeln und die Grenze mit der Schweiz überschreiten) enden; wenn Sie aber noch Zeit und Lust zum Wandern haben, empfehlen wir Ihnen einen Abstecher (ca. 5 km – Verbindung mittels STPS Bus Linie A2 und A3) bis Chiavenna, dem wichtigsten Touristikzentrum des Tals. Dazu folgen Sie dem Wegweiser „Via Francisca“, verlassen Gordona, überqueren den Crezza-Bach und erreichen Coloredo. Etwas außerhalb des Orts. In der Nähe der Kapelle von Mondadizza, treffen Sie auf einen Weg, der Sie in Kürze in den Ort Mesa bringt. Beim Gehen durch dessen Zentrum treffen Sie auf die Pfarrkirche San Vittore, die bereits 1153 erwähnt wird und in der Folge vergrößert wurde. Die Kirche verfügt über einen linken, der Madonna del Carmine geweihten Seitenaltar von neapolitanischer Machart und geschnitzte Holzstatuen. Am Ortsausgang folgen Sie am Ortsteil San Mamete der rechten Abzweigung und überqueren den Livo-Bach (auf der asphaltiertem im erstem Stück ziemlich gefährlichen Straß) und gelangen direkt ins Zentrum von Chiavenna (entlang der Via A. Volta). WAS SIE IN CHIAVENNA SEHEN SOLLTEN Die Stiftskirche des Hl. Lorenz. Deren Ursprünge gehen auf das 5. Jh. n.Chr. zurück: Nachdem Sie bereits 973 dem Hl. Lorenz geweiht worden war, wurde sie 1402 Pleve und 1098 eine Basilika. 1537 zerstörte ein Brand ihr Eichenholzdach. Nach der Reparatur im darauffolgenden Jahr 1719 wurde sie im Bereich des Chors vergrößert, wobei auch die Gewölbe erweitert und mächtige Granitsäulen hinzugefügt wurden. Besonders wertvoll ist das mit Relieffiguren verzierte Taufbecken aus Speckstein; besagte Figuren stellen die Segnung des Wassers und die Taufe dar; interessant sind auch die Dekorationen und die inneren Fresken. 110 Wasserfall des Boggia-Wildbachs 111 Das Museo del Tesoro von Chiavenna. Untergebracht im Inneren der Stiftskirche San Vittore enthält es eine große Auswahl an religiösen Wertgegenständen und Einrichtungen und einen sehr seltenen Musikcodex aus dem 11. Jahrhundert. Das wichtigste Ausstellungsstück ist der „Pace di Chiavenna“ [Frieden von Chiavenna], der Einschlag eines Evangeliums aus dem 12. Jahrhundert aus getriebenem Gold, Edelsteinen, Perlen und Glasuren. Der Überlieferung nach ist dieser ein Geschenk eines deutschen oder französischen Bischofs an: Vermutlich von Cristiano di Magonza, der 1176 Barbarossa nach Chiavenna begleitet hatte. Palazzo Balbiani. Auch Burg genannt, liegt dieser auf der gleichnamigen Piazza und weist die Form eines kompakten, zwischen zwei zylindrischen Türmen eingekeilten Steinblocks auf. Er wurde als Residenz von den Grafen Balbiani, den Feudalherren des Valchiavenna, genutzt und 1477 in seiner Originalform erbaut. Aus dieser Zeit stammen nur noch die umlaufenden Wände und Türme, während der Rest von den Graubündnern abgerissen und 1930 wieder aufgebaut wurde. Archäologischer Botanischer Park Paradiso. Der Park entstand an den Felsen, die hinter Piazza Castello aufragen und enthält besondere Blumen- und Pflanzenarten, diverse archäologische und geschichtliche, kunsthandwerkliche und architektonische Elemente aus Speckstein. Im Wachturm befindet sich die naturkundliche Abteilung des Museums von Valchiavenna. Chiavenna-Ebene 112 ENTSPANNENDE ROUTE E DIE BOCCHETTA DI CAMEDO UND DER GRENZÜBERGANG Die historische Via Regina umfasste nicht nur die Hauptstrecke entlang der Riviera, sondern wies auch einige wichtige Abzweigungen auf, die Direkt- oder Querverbindungen zwischen dem Comer See und den angrenzenden schweizer Gebieten ermöglichten. Die wichtigsten darunter: Die Straße des San-Jorio-Passes von Gravedona/Dongo nach Bellinzona; die Straße des Val Menaggio, die das Lario-Gebiet und den Ceresio durchquerte und bis nach Lugano reichte; die Straße des Valle Intelvi und des Mendrisotto, die die Passage von Como zum Luganersee über Mendrisio ermöglichte. Die vermutlich wichtigste Abzweigung sowohl unter geschichtlichem als auch wirtschaftlichem Aspekt war sicher die des San-Jorio-Passes (nahe der Catena im südlichen Misox), die ausgehend von Gravedona und Dongo bergauf die Täler des Liro und des Albano durchquerte und bis ins graubündner Tal des Moesa reichte. Die vermutlich schon zur Römerzeit genutzte Straße wurde im Mittelalter für den Handelsverkehr ausgebaut und war stark frequentiert: Es scheint – auch wenn die heutige Geschichtsschreibung einige Zweifel an der Theorie hegt – dass die San-Jorio-Straße zur Karolingerzeit in gewissen Abständen von deutschen Mönchskarawanen ausgetreten wurde, die sich von ihrem Kloster in Reichenau (am Bodensee) nach Gravedona und Domaso begaben, um Öl und Wein von ihren Besitztümern anzuholen. Es scheint auch, dass die Straße im Mittelalter für den Getreidehandel mit dem Berner Gebiet und für den Handel mit Eisenerz verwendet wurde. Die strategische und wirtschaftliche Bedeutung für den Handelsverkehr hat die Familie de Sacco (legendäre Feudalherren des Misox-Tales) schon früh verstanden, als sie ab dem 13. Jahrhundert beim Versuch, ihr Herrschaftsgebiet in die larianische Gegend um den Comer See auszudehnen, die Kontrolle über diese Straße übernahm, indem sie den Händlern ihre Mautgebühren auflegte. Unter diesem Gesichtspunkt ließ sich Enrico II. de Sacco im Jahr 1220 von Kaiser Friedrich II. die Herrschaft über den Monte di Dongo übertagen; später, im 15. Jahrhundert, war es sein Nachfolger, Alberto de Sacco, der eine Reihe von Allianzen mit den Ufergemeinden (Garzeno, Germasino und Gravedona) schloss, um die Kontrollen und Mauten in der Gegend aufrecht zu erhalten. Die Straße wurde von Wanderern jeder Art genutzt: Für den Transport unterschiedlichster Waren (Wolle, Gewürze, Käse und Tierhäute) seitens lokaler und ausländischer Händler, von Viehzüchtern, die mit Ochsen, Kühen, Pferden, Eseln die Almweiden auf und ab wanderten; von Straßenhändlern, die an den berühmten Jahresmärkten von Bellinzona und Gravedona teilnahmen. Die in diesem Kapitel beschriebene Etappe ist eng mit der Geschichte dieses Handelsweges verwoben. Die Strecke über den San-Jorio-Pass bot in der Tat in Brenzo eine Abzweigung, die eine Direktverbindung zwischen den larianischen Orten und den Orten des Misox, d.h. zwischen Roveredo und Mesocco ermöglichten: Gemeint ist die Abkürzung entlang der Bocchetta di Camedo (oder des gleichnamigen Passes). Es handelt sich um eine historische Nebenroute, die hauptsächlich von Viehtreibern und Jägern und später von den „spalloni“, den Schmugglern, für ihre grenzüberschreitenden Geschäfte von Gravedona und Dongo nach Roveredo intensiv genutzt wurde. 113 E-Die Bocchetta di Camedo und der Grenzübergang 114 E - ETAPPE: BERGHÜTTE VINCINO (IT) - BOCCHETTA DI CAMEDO - ROVEREDO (CH) INFOBLATT ITALIENISCHE SEITE STRECKENLÄNGE 15,4 km (Gesamtlänge) Ca. 2 ¾ Stunden: Vincino-Hütte – Camedo-Pass Ca. 6 ¾ Stunden: Gesamtroute ITA-CH Schwierigkeit E WANDERZEIT UND SCHWIERIGKEIT Anmarsch ca. 5 ¾ Stunde: Garzeno – Vincino-Hütte 1 ½ Stunden: Consiglio di Rumo (Maiavacca-Brücke) – Vincino-Hütte Die Maiavacca-Brücke liegt am Ende der Straße, die von Consiglio di Rumo bergauf führt ANFAHRT ZUM STARTPUNKT VON COMO AUS Im PKW: Autobahn A2 bis Bellinzona Nord, dann Autobahn A13 (Ausfahrt Roveredo); Kantonsstraße bis Cama ZURÜCKFAHRT MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Mit der Bahn: Linie Mailand – Chiasso – Bellinzona – St. Gotthard bis Bahnhof Bellinzona (weiter mit dem Bus, siehe unten); Regionalzüge TILO bis Bahnhof Arbedo-Castione (im Bus weiter, siehe unten) Mit dem Bus: Linie 214 Bellinzona – Grono – Mesocco – S. Bernardino (-Thusis) von den Bahnhöfen Bellinzona oder Castione bis zur Haltestelle Cama Municipio FAHRPLAN-INFOS ZU DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Bus: www.asfautolinee.it (g EN g Lines and Timetables) Schifffahrt: www.navlaghi.it (g Comer See g Fahrpläne) Alle Verkehrsmittel: www.muoversi.regione.lombardia.it Dongo, Garzeno, Germasino, Stazzona, Dosso del Liro, Consiglio VERPFLEGUNGS- UND di Rumo, Gravedona ÜBERNACHTUNGSHINWEIS: Zum Essen / Schlafen in den Hütten empfehlen MÖGLICHKEITEN wir stets vorher anzurufen, um die Öffnungszeiten und die GIBT ES IN Verfügbarkeit zu prüfen 115 INFOBLATT SCHWEIZER SEITE Ca. 5 Stunden: Roveredo – Camedo-Pass Ca. 7 Stunden: Gesamtroute CH-ITA WANDERZEIT UND SCHWIERIGKEIT Schwierigkeit E HINWEIS: Die Gesamtwanderzeit CH-ITA variiert im Vergleich zum vorhergehenden Infoblatt, da der Höhenunterschied auf der italienischen Seite geringer als auf der schweizer Seite ist Im PKW: Autobahn A2 bis Bellinzona Nord, dann Autobahn A13 (Ausfahrt Roveredo) ANFAHRT ZUM STARTPUNKT Mit der Bahn: Linie Mailand – Chiasso – Bellinzona – St. Gotthard bis Bahnhof Bellinzona (weiter mit Bus, siehe unten); Regionalzüge TILO bis Bahnhof Arbedo-Castione (weiter mit Bus, siehe unten) Mit dem Bus: Linie 214 Bellinzona – Grono – Mesocco – S. Bernardino (-Thusis) von den Bahnhöfen Bellinzona oder Castione bis Haltestelle Roveredo Post ZURÜCKFAHRT MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Bushaltestellen: Roveredo Privatwagen: Roveredo (S. Fedele); Roggiasca-Staudamm Bus: www.autopostale.ch (Info) FAHRPLAN-INFOS ZU DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN www.ti.ch/trasporti www.fahrplanfelder.ch (g Suchen) Alle Verkehrsmittel: www.muoversi.regione.lombardia.it VERPFLEGUNGS- UND ÜBERNACHTUNGSRoveredo, S. Vittore, Grono MÖGLICHKEITEN GIBT ES IN 116 Die Durchquerung des Val Camedo ist einer der Optionen dieses Wanderführers, um die Grenze zur Schweiz zu überschreiten und schweizer Gebiet zu erreichen: Es handelt sich um die einzige „entspannende“, grenzüberschreitende Route, auch wenn sie im Vergleich zu den anderen entspannenden Routen eindeutig die beschwerlichste ist. BEACHTE: Man berücksichtige, dass die Etappe – die wie erwähnt beschwerlich ist – auf der Strecke keine Übernachtungsmöglichkeit bietet. Die Route beginnt an der Vincino-Berghütte, oberhalb des Ortes Consiglio di Rumo und über das Val Camedo in Alta Val Traversagna schweizer Gebiet bis zum Ort Roveredo in der Misox-Region (Kanton Graubünden). Die Vincino-Hütte liegt in unmittelbarer Nähe der Route der (weiter oben in diesem Wanderführer beschriebenen) Via dei Monti Lariani und ist auf zwei unterschiedliche Weisen erreichbar: 1) Start in Garzeno, dann entlang des gesamten ersten Teils der in diesem Wanderführer beschriebenen Etappe B.6 Garzeno - Peglio, durch das Tal der Via dei Monti Lariani. Nach Ankunft in der Ortschaft Piazza, biegen Sie nach links in den mit Stufen versehenen Maultierpfad ein, der bergauf zum Monte Vincino und zur Hütte führt (ca. 5 ¾ Gehstunden von Garzeno aus). 2) Von Consiglio di Rumo (seit 2011 eine einheitliche Gemeinde zusammen mit Germasino und Gravedona) nehmen Sie die enge, kurvige, asphaltierte bergauf zu den oberen Teilen des Ortes und dann zu den Monti di Lara führende Straße bis Sie die Brücke von Maiavacca erreichen, in deren Nähe die beiden Äste des Wildbaches Liro zusammenfließen (es gibt nur wenige Parkmöglichkeiten). Von hier nehmen Sie den steilen unbefestigten Weg bis Sie auf einen weiten Platz gelangen (Parkmöglichkeit nur mit geeignetem Fahrzeug), von dem es weiter der Beschilderung nach in ein Waldstück geht. An diesem Punkt kreuzen Sie Etappe B.6 der Via dei Monti Lariani, die zur Ortschaft Piazza führt (ca. 1 ½ Stunden von hier zur Vincino-Hütte). Die Vincino-Hütte ist eine frühere Kaserne der Finanzpolizei: Beachten Sie, dass es sich um eine unbewachte, von der Gemeinde Gravedona und Uniti betriebene Struktur handelt (Zur Buchung und Abholung der Schlüssel in der Gemeinde von Gravedona und Uniti: Tel. 0344-85291). Von der Hütte nehmen Sie den Weg in den Buchenwald, der über einen leichten Anstieg ins Val di Camedo führt. Nachdem Sie ein paar kleinere Täler hinter sich gelassen haben gelangen Sie auf einen ziemlich steilen Abschnitt, der in der Nähe einer verfallenen Hütte endet. Von hier verlassen Sie allmählich den Buchenwald und erreichen zunächst die auf einer Höhe von 1539 m liegenden Almwiesen der Alpe di Camedo und dann die Alpe di Prato Fiorito (1558 Meter). Von hier, wo der Weg beinahe unkenntlich wird, gehen Sie in nördliche Richtung bis Sie in die Nähe der baufälligen Hütten der Alpe di Corte di Mezzo in ca. 1700 m Höhe erreichen. Ein weiterer bergauf verlaufender Abschnitt bring Sie zur Alpe Malpensata, einer äußerst baufälligen Struktur: An diesem Punkt kreuzen Sie den Weg der Alta Via del Lario, dem Sie eine Weile in Richtung Giovo folgen (achten Sie auf die Pfeile auf der Beschilderung). Nach einer letzten Kraftanstrengung erreichen Sie schließlich nach 15 Gehminuten die Bocchetta di Camedo (oder den Camedo-Pass) auf 1973 m Höhe, wo Ihnen ein Grenzstein den Grenzübergang ins das schweizer Alta Val Traversagna (Kanton Graubünden) ankündigt. 117 Vom Pass haben Sie einen herrlichen Ausblick auf die zurückzulegende Route, die auf der anderen Seite hinab ins Misox führt; unten, in der Talsohle, kann man gut die Ortschaften Roveredo und S. Vittore unterscheiden. Der Abstieg führt links in Richtung des Amphitheaters von Aian in eine zuerst grüne und geröllige Landschaft und dann in eine mit grünen Erlen dicht bewachsene Gegend; ein idealer Lebensraum für Kreuzottern. Die Weiden der Alpe di Aian sind teilweise von Rhododendren und Farnkräutern überzogen. Nachdem Sie den Wildbach überqueren, halten Sie sich auf der rechten Seite der Traversagna und durchqueren Sie auf einem bequemen, fast eben verlaufenden Weg den Buchenwald, der nach Poggio di Lanés (1270) führt. Der Ort ist bemerkenswert und bietet einen Blick auf die Orte Roveredo und San Vittore und frontal auf die Pizzo di Claro genannte Bergkette, die das Moesa-Tal vom Tessin-Tal trennt. Die Sennereien und Ställe von Lanés, ca. zwanzig an der Zahl, wurden fast alle renoviert, um sie in Zweitwohnungen für den Sommer umzuwandeln; auch die Wiesen sind allgemein in gutem Zustand oder wurden in blühende, die Häuser umgebende Gärten umgewandelt. Man achte auf die isoliert in der Nähe der Häuser stehenden Bäume, von denen viele ein Wellblechdach mit zwei Schrägen haben. Scheinbar wurden die Bleche von den Schmugglern während des letzten Krieges auf den Schultern getragen. Eine mögliche Alternative zum Abstieg nach Roveredo entlang der Route über die Bocchetta di Camedo besteht, darin, den (nicht beschilderten, aber gut erkennbaren) nach links weisenden Weg zu nehmen, der in der Nähe der Bergstation einer kleinen, zum Roggiasca-Damm (956 m) hinab führenden Materialbahn beginnt. Über das Stauwehr erreicht man die für den Autoverkehr geöffnete Straße, die von derjenigen abzweigt, die von Roveredo zum Monte Laura hinauf führt; nach ca. zwei Kilometern auf dieser Straße trifft man auf einen gut ausgewiesenen Weg, der vom San-Jorio-Pass über das Albionasca-Tal kommt und hinab nach Roveredo an der linken Seite der Traversagna führt. Entlang des zuweilen gut erkennbaren Maultierpfades, der Roveredo mit Dongo verbindet, überquert man in 557 m Höhe über eine schöne, gemauerte Bogenbrücke den Bach March. Diese historische Route trägt auch den Namen „Maria-Teresa-Straße“, nach der Kaiserin von Österreich, der Herrscherin über die Lombardei, unter deren Regierung die Straße auf der larianischen Seite um 1770 ausgebaut wurde. Diese Route vereinigt sich in Roveredo mit der über die Bocchetta di Camedo führenden Route. Auf der Camedo-Route bleibt dagegen der Abstieg nach Roveredo – der entlang einer für kleine Geländefahrzeuge tauglichen Straße weiter auf der rechten Seite durch einen vollständig bewaldeten, nur durch die Lichtungen von Volin, Pertisc und Soltima unterbrochenen Abschnitt führt; wie in Lanés waren diese Ansiedlungen früher vermutlich ganzjährig bewohnt. Unmittelbar nach der Lichtung von Tecc Bianch (645 m) führt ein ausgeschilderter, nach rechts abzweigender Weg in wenigen Minuten zum Turm von Boggiano (693 m). Es handelt sich um einen schwer datierbaren mittelalterlichen Signalturm in einer strategischen Position auf einem Felsvorsprung über den Schluchten der Traversagna, von wo aus man einen herrlichen Ausblick auf den größten Teil des Misox genießt. Man sieht auch die Ruine eines vierstöckigen Turms auf quadratischem Grundriss, sowie die Ruinen einer Mauereinfassung, die an die Existenz einer größeren Festungsanlage auf der Felsterrasse erinnert. Der Name Boggiano ist auf den der Familie de Boiano aus Gravedona zurückzuführen, der in Dokumenten des 13. und 14. Jahrhunderts auch in der Form Bogiano aufgeführt wird; aus anderen Dokumenten ergeben sich Verbindungen zwischen dieser Familie und dem Misox. Es ist durchaus möglich, dass die Maiensässe (gerodete Flächen mit Hütten und Ställen) auf der orographischen Seite der Traversagna von Motta Garlenda bis Lanés ganzjährig 118 bewohnt waren. Vielleicht ist auch der Bau des Turms von Boggiano ein Hinweis auf dauerhafte Ansiedlungen, wenn man die Präsenz von Kastanien, Nussbäumen und Weinstöcken, sowie die Tatsache berücksichtigt, dass keine andere Festung im Moesa-Gebiet fern von Ansiedlungen gebaut wurde. Nachdem Sie den Turm hinter sich gelassen haben, kehren Sie nach einem kurzen Abstieg auf einem beschilderten Weg entlang der Hauptroute zum Ort Pianasc (Motta Garlenda) zurück; der letzte, über die Schluchten der Traversagna führende Teil der Route ist ziemlich steil und kurvenreich: Er führt durch einen Wald aus hundertjährigen Kastanien mit zum Teil hohlen Stämmen, die zuweilen bizarre Formen aufweisen. Das Ende der Route am Ausgang des Traversagna-Tals ist durch eines der malerischsten und eindrucksvollsten Bauwerke des gesamten Misox gekennzeichnet: Der Kirche der Madonna der Geschlossenen Brücke, auch Hl. Anna genannt. Es handelt sich um ein imposantes, in harmonischen Proportionen geschaffenes Bauwerk im Barockstil, das zusammen mit der steinernen Bogenbrücke über die Traversagna und dem früheren Hospiz für Wanderer eine charakteristische Einheit bildet. Wo früher ein kleines 1524 dokumentiertes Kirchlein stand, wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts die heutige, im Jahr 1656 geweihte Anlage gebaut; die Fertigstellung des dekorativen Apparats zog sich allerdings bis zum Ende des 17. Jahrhunderts hin. Die Kirche ist unter architektonischem und ornamentalem Aspekt eines der bedeutendsten Kirchengebäude des Misox. Sie besteht aus einem länglichen, barocken, mit Lisenen und architektonischen Graffito-Dekorationen geschmückten Körper. Im Inneren ist sie einschiffig; Mitte des 17. Jahrhunderts wurde sie um drei seitliche Kapellenpaare ergänzt. Das mit einem Kreuzgewölbe versehene Schiff ist ein frühes Beispiel eines sogenannten Wandpfeiler-Schemas (an der Wand in rhythmischer Wiederholung angeordnete Pfeiler), das zunächst mit Bauherren aus dem Misox geschaffen und dann im Vorarlberg perfektioniert wurde. Sie weist zahlreiche Stuckarbeiten, Malereien und Altar- und Kapellendekorationen auf. Über die Brücke führt eine gepflasterte Straße zum Ortsteil S. Fedele (Roveredo), auf den in der Nähe eines großen Parkplatzes der von San Jorio kommende Maultierpfad der Albionasca mündet. Im Ortsteil S. Fedele, wo der Wanderer unterschiedliche „Grotti“ und Restaurants findet, um sich zu stärken, findet man die gleichnamige Kirche zwischen den Häusern des Ortskerns. Die 1419 erwähnte, 1630 erweiterte und 1811 entweihte und ihrer Einrichtung beraubte Kirche des Hl. Fedele wurde nach einer langen Periode des Verfalls in eine Restaurationslabor der Scuola Universitaria Professionale der Italienischen Schweiz umgewandelt. An der Fassade befindet siche in Halbkreisbogen und einige Graffito-Spuren, die ovale Öffnungen nachahmen. An der rechten Wand des Kirchenschiffs sieht man die Reste eines Letzten Abendmahls, mit Einflüssen Leonardo da Vincis; das 1937 entfernte Gemälde (ca. 1540-1550) befindet sich nun im Chor der Kirche des Hl. Julius (siehe nachfolgend). 119 Karte der Route F-Das Misox-Tal 120 ENTSPANNENDE ROUTE F DAS MISOX-TAL S. Martino in Soazza 121 F-Das Misox-Tal Etappe 01 122 Ankunft am Cama-Bahnhof F.1 - ETAPPE VON ROVEREDO NACH CAMA – INFOBLATT STRECKENLÄNGE 6.83 km WANDERZEIT UND SCHWIERIGKEIT Ca. 2 Stunden – Schwierigkeit T Im PKW: Autobahn A2 bis Bellinzona Nord, dann Autobahn A13 (Ausfahrt Roveredo) ANFAHRT ZUM STARTPUNKT Mit der Bahn: Linie Milano - Chiasso - Bellinzona - St. Gotthard bis Bahnhof von Bellinzona (weiter im Bus, siehe unten); Regionalzüge TILO bis Bahnhof Arbedo-Castione (weiter im Bus, siehe unten) Mit dem Bus: Linie 214 Bellinzona - Grono - Mesocco S. Bernardino (-Thusis) von den Bahnhöfen Bellinzona oder Castione bis zur Haltestelle Roveredo Post ZURÜCKFAHRT MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Mit dem Bus: Haltestellen Grono Ort, Grono Nord, Leggia Ort, Cama Rathaus Bahn: www.ffs.ch FAHRPLAN-INFOS ZU DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Bus: www.autopostale.ch (Info) www.ti.ch/trasporti www.fahrplanfelder.ch (g Suchen) Alle Verkehrsmittel: www.muoversi.regione.lombardia.it VERPFLEGUNGS- UND ÜBERNACHTUNGSRoveredo, Grono, Cama MÖGLICHKEITEN GIBT ES IN Roveredo, das 2.400 Einwohner zählt, ist der Hauptort des Misox, wo sich der größte Teil der öffentlichen Behörden befinden und zahlreiche wirtschaftliche Aktivitäten abspielen und es ist auch Hauptort des Bezirks Moesa, der aus den Täler Misox und Calanca besteht. Kürzlich durchgeführte archäologische Grabungen ergaben, dass es eine lokale Ansiedlung in der Gegend von Valasc bereits zu Beginn der Bronzezeit (vor ca. 4.000 Jahren) gab; nach einer tausendjährigen Unterbrechung wird die menschliche Präsenz erneut für die Eisenzeit (vor 2.500 Jahren), die Römerzeit und das Mittelalter bestätigt. Roveredo wurde im Spätmittelalter bedeutend, auch wegen der Querverbindung Camedo/ San Jorio, die einen Zugang zum Comer See gewährte. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts fand in Roveredo nachweislich ein Jahresmarkt statt; Trivulzio, der ab 1480 im 123 Ram-Brücke in Grono Misox herrschte, setzte im Palast, der in Hand der de Sacco war, seine eigenen Verwalter ein und eröffnet in Roveredo auch das Münzamt. Der Ort wird auch Zentrum des „Vikariats“ oder „Gemeinde mit gerichtlicher Kompetenz“, eine von sechzig Gemeinden, auf denen der Staat der Drei Bünde bis ins 19. Jahrhundert fußt. Die mit gerichtlicher Kompetenz ausgestattete Gemeinde Roveredo umfasste auch das Untere Misox (von S. Vittore nach Cama) und zu Beginn auch Calanca. Im 18. Jahrhundert entstehen in Roveredo, dank der Großzügigkeit einiger erlauchter Bürger des Orts, wichtige Schulinstitute. Ein Zeichen der Bedeutung des Ortes war auch die (im alten Gemeindewappen zu sehende) Ponte di Valle, eine imposante aus vier Bögen bestehende Brückenkonstruktion, die die beiden Ortsteile an den gegenüberliegenden Flussufern der Moesa verband: Am rechten Ufer, an dem die Marktstraße entlang lief, befanden sich die mit dem Übergang verbundenen Aktivitäten, wie Geschäfte, Osterien, Gasthäuser und später auch Sägereien und Hammerschmieden; am linken Ufer befanden sich einige Viertel, die Pfarrkirche, der Friedhof und später auch die öffentlichen Schulen und die Gemeindeverwaltung. Die 1486 anstelle einer früheren Struktur erbaute Brücke wurde mehrmals durch Hochwasser beschädigt und restauriert und 1954 abgerissen: Sie war seit langem als nicht für den modernen Verkehr geeignet beurteilt worden und wurde beim Hochwasser von 1951 schwer beschädigt. Der Ort hat in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts mit dem Bau der Autobahn A13 mitten durch den Ortskern eine wahre Schmach erlebt; gegenwärtig ist man dabei, einen Umgehungstunnel fertigzustellen, der den Ortskern erneut aufwerten müsste. Wir beginnen den Besuch in Roveredo in den Vierteln Piaza und S. Antonio am rechten Ufer der Moesa. Vor der Steinbrücke der Bahn sehen wir die Reste des Palazzo Trivulzio. Der bereits im 14. Jahrhundert erwähnte und einst im Besitz der de Sacco gewesene Palast geht 1480 in die Hände von Gian Giacomo Trivulzio über, der ihn erweitern und modernisieren ließ, um aus ihm eine Residenz für seine Verwalter zu machen; es handelte sich um einen verstärkten, von Wasser umgebenen Palast mit herrlichen Gärten; von all dem blieb nur ein Stumpf des als Eingangstor dienenden Turmes übrig. Entlang der Kantonsstraße im alten Ortskern von Piaza liegt die 1419 erwähnte und um 1620 erweiterte Kirche des Hl. Antonius Abbas. Auf dem Kirchenvorplatz sieht man einen sechseckigen Brunnen aus dem Jahr 1869. Im Inneren Altare mit Stuckarbeiten und Altarverkleidungen im Rokokostil, das Fragment einer Wandbemalung aus der Mitte des 14. Jahrhunderts (im Stile Giottos) und ein Letztes Abendmahl aus dem Ende des 16. Jahrhunderts im Stile Leonardos. 124 Das Viertel Piaza war über die Zeit wichtigen Umwandlungen ausgesetzt: Aus diesem Viertel verschwanden die während der Blütezeit der Transite und des Handels so zahlreichen Osterien und Gasthäuser. Das interessanteste Gebäude entlang der Straße ist die Casa Tenchio, ein frühbarockes (Mitte des 17. Jh.’s) Bauwerk in Hufeisenform, entsprechend der Typologie der italienischen Paläste: Die Fassade auf den Innenhof weist Bögen und dorische Säulen auf; im zweiten Geschoss sieht man eine für die Häuser des Misox typische Loggia aus Holz. Wer möchte, kann von Piaza aus gerne den Hang erklimmen und Carasole besuche, dessen Name an die starke Sonnenexposition dieses nach Süden blickenden Ortsteils erinnert, in dem viele Weinberge gedeihen. Oben, in isolierter Position, die Kirche des Hl. Rochus. 1481 erwähnt und im 17. Jahrhundert umgebaut, weist diese ein Kirchenschiff mit flacher Decke und einen gevierten Chor auf. An der Nordwand fand man Spuren eines Letzten Abendmahls, eines Werks aus der Werkstatt der Seregnesi (zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts); in der Altarnische hölzerne Skulpturen, die der Werkstatt von Ivo Strigel aus Bayern (ca. 1510) zugeschrieben werden. Wenn man die linke Seite der Moesa besucht, gelang man vor der neuen Brücke ins Viertel Piazeta, dem pulsierenden Zentrum des Ortes mit unterschiedlichen Geschäften, Bars, Restaurants, Banken, Apotheken, dem Postamt und einer Buchhandlung. Wir finden auch einige Bogengänge und zwei der interessantesten profanen, wenn auch schlecht erhaltenen, Gebäude: Die Casa Zuccalli (Dynastie berühmter, in Bayern und Österreich aktiver Baumeister) mit einem halbkreisförmigen Tor und diamantspitzenförmigem Bossenwerk und allegorischen Graffito-Figuren an den Wänden (Ende des 16. Jh.‘s) und die mit der vorangehenden Casa verbundene, im Jahr 1568 im Auftrag von Giovanni Pietro Mazio, den Bürgermeister von Tirano, erbaute Casa Mazio; gleiches, von Zuccalli stammendes Tor mit dem Familienwappen. Weiter im Süden, in leicht erhöhter Position, befindet sich das Viertel Rugn, das sich seine stark bäuerliche Morphologie bewahrt hat, mit gepflasterten Gassen und bäuerlichen Häusern mit charakteristischen Innenbalkonen und Außentreppen aus Stein. In einer dieser Gassen befindet sich das Haus, das einst Gabriele de Gabrieli (1671-1747) gehört hat, dem berühmten Architekten am Hof des Fürstbischofs von Eichstätt (Bayern). In dem aus drei älteren bäuerlichen Gemächern bestehenden und im 18. Jahrhundert renovierten Haus befand sich auf testamentarische Verfügung von de Gabrieli von 1745 eine Internatsschule. Das weiter unterhalb liegende Vierte S. Giulio wird von dem imposanten Kampanile der gleichnamigen Pfarrkirche überragt. Es handelt sich um ein großes mittelalterliches Bauwerk mit polygonalem Chor aus romanisch-gotischer Zeit (ca. 1300), das von seitlichen Kapellen flankiert wird. Die 1219 anlässlich der Gründung des Kapitels von S. Vittore, dem sie unterstand, erwähnte Kirche wurde 1430 erneut geweiht und 1481 zur Pfarrkirche erhoben. Der Chor ist mit Malereien im Renaissancestill von Gerolamo Gorla (1545, Heilige, Propheten, Väter der Kirche, Jesusszenen) dekoriert, während an der Südwand das Fragment eines Hl. Sebastians (1479) erkennbar ist. Ferner findet man einige Gemälde aus dem 12. und 13. Jahrhundert; auf dem den Hl. Matthias darstellenden Gemälde sieht man eine Brücke und das Gebäude, in dem das trivulzianische Münzamt untergebracht war. Von imposanter Bauart ist der post-romanische Kampanile mit Blendarkaden an den oberen Etagen, der sich an der Südwand des Kirchenschiffs befindet. In der Nähe der Kirche liegt der Palazzo Comacio, ein mächtiges quadratisches, dreigeschossiges Gebäude, das gegen 1670 von Tommaso Comacio erbaut wurde. Dies ist vermutlich das einzige zivile Bauwerk, das von einen lokalen „Magister“ entworfen und gebaut wurde. Die einzigartige Morphologie mit vier turmähnlichen Eckelementen verleiht dem inmitten eines großen Gartens liegenden Bauwerk das Aussehen einer Wohnfestung. 125 Wenn Sie gerne einen Abstecher von der Hauptroute machen möchten, empfehlen wir Ihnen, San Vittore (278 m), das letzte südliche Dorf des Misox zu besuchen, indem Sie dem ausgeschilderten Weg folgen, der in S. Giulio am linken Flussufer beginnt und zum großen Teil durch Waldgebiet führt: Bei Ihrer Ankunft an der Moesabrücke überqueren Sie diese und wandern Sie entlang der durch die weiten Felder führenden Sträßchen (ca. 40 Min. von S. Giulio) bis zum Dorf. Wer Zeit gewinnen möchte, kann S. Vittore in wenigen Minuten mit dem Bus erreichen. S. Vittore war der religiöse Hauptort des Misox, seit dort im Jahr 1219 ein Kapitel mit sechs Kanonikern und einer Pfarrkirche (Stiftskirche) gegründet wurde, dem alle Kirchen des Tales unterstanden. Heute zählt die Gemeinde S. Vittore ca. 700 Einwohner. Hinter dem Dorf, auf der gegenüberliegenden Seite von Roveredo, erstreckt sich eine weite flache Landschaft, die zum Teil als Industriegebiet genutzt wird, während die hügeligen Zonen im Süden vor allem für den Weinanbau genutzt werden. Im Dorf fällt einem wegen der Größe und leicht erhöhten Position die Stiftskirche des Hl. Johannes des Täufers und des St. Viktor auf; die als Saalkirche im 13. Jahrhundert erbaute Kirche wurde zu Beginn des 16. und des 18. Jahrhunderts grundlegend umgebaut. Heute zeigt sie sich mit einem großen, in drei Schiffe unterteilten basilikaähnlichen Raum und einem polygonalen Chor mit Schirmgewölbe. Das Innere wurde nach barockem Geschmack umgestaltet (1731). Unter den diversen Wandmalereien sind die frührinaszimentalen Malereien des S. Croce-Altars zu erwähnen (1498); man findet auch zahlreiche Gemälde (17.-18. Jh.), darunter eine Kreuzigung von Nicolao Giuliani (1680). Wer die Geschichte der Region besser kennenlernen möchte, dem sei ein Besuch des Museo Moesano empfohlen, das im Palazzo Viscardi untergebracht ist, der 1548 in der Nähe der Stiftskirche erbaut und zwischen 1680 und 1700 von Giovanni Antonio Viscardi, dem Hofarchitekten des bayerischen Kurfürsten, umgestaltet wurde. Es handelt sich um ein rechteckiges, dreigeschossiges Gebäude von fürstlichen Ausmaßen, mit einem Gewölbetreppenhaus. Das heutige Aussehen des Bauwerks ist das Ergebnis der anlässlich der Unterbringung des Museo Moesano im Jahr 1948 durchgeführten Umbauten des 1849 eingeweihten ethnographischen Museums. Gegenwärtig findet man darin vor allem Werke der „magistri moesani“, d.h. der Architekten, Stuckateure, Maurer usw., die im deutschen Bereich im 17. und 18. Jahrhundert aktiv waren, sowie einige Meisterwerke der barocken Architektur. Ein spezieller, unter museographischem Aspekt modernerer Bereich enthält einen außergewöhnlichen archäologischen Schatz des Moesa-Gebiets: Es handelt sich um bedeutende und treue Rekonstruktionen von Funden, die von erklärenden Tafeln und Filmen begleitet werden und die die Ansiedlung der Menschen in der Region vom Mesolithikum bis zum Mittelalter mit einem besonderen Augenmerk auf die Eingliederung des Misox in das transalpine Verkehrsnetz erklärt. Die wichtigsten Ortskerne von S. Vittore liegen entlang der von Ost nach West verlaufenden Kantonsstraße. Ausgehend von der Stiftskirche, machen wir uns zur Entdeckung des Ortes in westliche Richtung, das heißt in Richtung Talmündung, auf. Im Ortszentrum finden wir die Casa Romagnoli (17.-18. Jh.), ein am Eingang burgähnliches Eckgebäude mit zwei seitlichen Türmen, die Schießscharten von rein dekorativer Funktion aufweisen. Außer diesem originellen Bauwerk weist S. Vittore, wie viele andere Dörfer des Tals, einige Herrenhäuser auf, die von betuchten Familien des 18. und 19. Jahrhunderts in Auftrag gegeben wurden; darunter Palazzo Togni, ein herrschaftliches, rechteckiges, viergeschossiges, mit Mezzanin (1798) versehenes Bauwerk mit einem Garten mit Bogeneingang, in vorgeschobener Lage hinter der Hauptstraße. Einige Meter weiter begegnet man seitlich der Kantonsstraße der unverwechselbaren Kapelle des Hl. Luzius, die sich durch ein auf einen Felssockel gebautes Rondell auszeichnet. 126 Es handelt sich um das älteste Gebäude des Misox: Dieses in der Region einzigartige, mit einem quadratischen Oratorium verbundene Bauwerk enthält Wandmalereien von lombardischen Meistern aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Das vermutlich aus dem 14. Jh. stammende Oratorium wurde im 17. Jh. erweitert und umgebaut, während das an ein Baptisterium erinnernde Rondell aus der Karolingerzeit stammt (8. Jh.). Der ebenso auf einem Felsblock über dem gleichnamigen Viertel aufragende Torre di Pala überragt das Dorf; er wurde vermutlich gegen Ende des 13. Jh.‘s erbaut und im darauffolgenden Jahrhundert erweitert. Es handelt sich um eine rechteckige, sechsgeschossige Konstruktion mit Mauerzinnen, die Teil eines befestigten größeren Wohnkomplexes war, von dem nur wenige Ruinen erhalten sind; sie war Residenz der de Sacco, den Herrschern über das Tal, oder von deren Angestellten, und wurde im 15. Jahrhundert aufgegeben. Entlang der Hauptstraße, am Ende des Ortskerns, vor den berühmten „grotti“, treffen wir auf die Casa del Gerb, einem typisch bäuerlichen Anwesen in lombardischem Stil, das vermutlich aus dem 17. Jahrhundert stammt und einen großen, auf die Landschaft blickenden Säulengang besitzt, über dem sich eine Loggia mit hübschen Marmorsäulen befindet. Von Roveredo (298 m) brechen wir in der Nähe der Brücke über die Moesa (Absteckpfahl) auf und biegen auf die linke orographische, an der Straße entlang laufende Seite, die dem Sentiero di Valle folgt; wir gehen unter dem Bogen der Bahn-Steinbrücke und überqueren dann links eine kleine Brücke. Von hier folgen wir der Straße bis zum Grotto, wo wir erneut nach links abbiegen und einen Maultierpfad nehmen, der nach wenigen Metern bergauf nach rechts führt und in einen durch ein Waldstück führenden Weg übergeht. Die Route weicht etwas ab, um über ein paar Holztreppen die Industriezone der Umfahrung von Roveredo zu überwinden und folgt in halber Höher dem Wasserlauf. In ungefähr 30 Minuten kommt man am Beginn des Schluchtengebiets von Pascolet (342 m) zu einer Eisenbrücke, über die man in wenigen Minuten das Dorf Grono erreicht. Grono (950 Einwohner), das am Zusammenfluss des Calanca-Tals liegt, hat sich im 19. Jahrhundert mit unterschiedlichen Handelsaktivitäten und Handwerks- und Industriebetrieben als emsiges Dorf erwiesen. Ein architektonisches Beispiel dieser Emsigkeit ist die Alte Brauerei, ein horizontales, spätneoklassisches Gebäude (heute Restaurant) entlang der Kantonsstraße mit einem mit Bäumen bepflanztem Vorplatz und dem Turm des ehemaligen Brauhauses Tognola. Das älteste Monument des Ortes ist der Fiorenzana-Turm (am Anfang der befahrbaren Straße nach Verdabbio), das aus dem 12. Jahrhundert stammt und 1314 als Beizt der Eisenbahn-Brücke über die Moesa in Roveredo 127 S. Lucio und Torre di Pala in S. Vittore Familie de Sacco erwähnt wird. Der bewohnbare, fünfgeschossige Turm besitzt einen viereckigen, mit Felsplatten verstärkten Grundriss aus Stein und ein Dach mit zwei Schrägen und Zinnen. Der noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts bewohnte Turm wird heute für Kunstausstellungen genutzt. Oberhalb des Dorfes ragt die Kirche des Hl. Clemens empor, die bereits 1219 erwähnt wird: Sie verfügt über einen nach 1633 umgebauten Chor, ein 1666 verlängertes und aufgestocktes Schiff mit einer bemalten Kassettendecke (Ende des 17. Jh.’s), einen romanischen Kampanile an der Nordflanke und zwei bemalte Sonnenuhren im Freien aus dem 17. Jh. (mit einer Allegorie des Todes). Im Inneren finden wir einen Chor mit reichen spätbarocken Stuckarbeiten und drei Rokokoaltare; an einer Wand des Schiffs befindet sich eine zeichnerische Gemäldevorbereitung (Hl. Georg gegen den Drachen) aus dem 15. Jh. Die Kirche des Hl. Rochus und des Hl. Sebastian ist ein (1615 mit neuen Einrichtungen aus der Zeit zwischen 1690-1715 umgebautes) barockes Oratorium, das sich harmonisch auf den kleinen Platz des Ortskerns einfügt; an ihrer Fassade sieht man Malereien, eine Madonna der Milch und die heiligen Schutzpatrone der Kirche, Ihr Chor enthält reiche barocke Stuckarbeiten. Unter den Häusern und herrschaftlichen Gebäuden von Interesse ist die auf der zentralen Piazza stehende Casa de Sacco zu erwähnen, die gegen 1660 für Hauptmann Pietro de Sacco erbaut und um 1725 renoviert wurde (kubisches Gebäude mit fünf Fensterachsen, die jeweils mit einem Tympanon aus falschem Graffito dekoriert sind), aber auch die Ca Rossa, ein herrschaftliches, imposantes Gebäude mit einem Gewölbegang, das 1721 als 128 bürgerliche Residenz für die Familie Togni erbaut wurde (wertvolle Decken mit Stuckarbeiten mit dekorativen Gesimsen und Malereien, die Allegorien und mythologische und biblische Szenen darstellen; im Salon befindet sich ein Ofen aus Speckstein aus dem Jahr 1722). Von Interesse ist auch die Ram-Brücke im südlichen Teil des Dorfes an der Gabelung zum Calanca-Tal: Eine elegante gemauerte, zweibogige Brücke über das ausgetrocknete Bett des Flusses Calancasca; erweitert im Jahr 1822 anlässlich des Baus der befahrbaren San Bernardino-Straße; vermutlich aus der Zeit Trivulzios (Ende des 15. Jh.‘s); bildet ein malerisches Gesamtbild mit der umliegenden Umgebung, darunter einem terrassierten Weinberg mit einem kleinen achteckigen Pavillon. Man kann Grono auch von Roveredo aus in 20 Minuten erreichen, indem man von der Kirche des Hl. Antonius der Kantonsstraße (einige Abschnitte sind ohne Gehsteig) folgt, die zur Ram-Brücke führt. Von Grono kann man bergauf zu Fuß zu den Dörfern Castaneda (750 m) und Santa Maria (955 m) wandern, die juristisch zum Calanca-Tal gehören. Die ausgeschilderte Route beginnt an der Bushaltestelle im Ortszentrum von Grono und führt zuerst in den Ortsteil Nadro; die beiden Dörfer sind auch mit dem Postbus (Haltestellen Grono Ort und Bivio Abzweigung) erreichbar; für eine Wanderung nach Castaneda und S. Maria (auch mit dem Bus) muss man mindestens 3 zusätzliche Stunden kalkulieren. In Castaneda, das auf einer bezaubernden sonnigen Terrasse liegt, hat man wichtige archäologische Funde gemacht: Eine neolithische Ansiedlung (ca. 3200-2500 v.Chr.) und eine Nekropolis aus der Eisenzeit (ca. 600-300 v. Chr.). Die Pfarrkirche des Hl. Setan wurde 1544 erwähnt, allerdings ist die heutige Struktur aus dem Jahr 1633; sie wurde 1932 renoviert und um ein Schiff und einen Kampanile erweitert; im Chor befindet sich ein Gemälde von 1636 in seinen rinaszimentalen Originalrahmen, das Christus den Retter darstellt. Das Dorf S. Maria wird von dem Felsvorsprung mit dem Turm und der Kirche überragt, von der man einen spektakulären Blick auf die Berge und Täler hat. Die Pfarrkirche der Hl. Maria Assunta war die Mutterkirche der Calanca. Sie stellt ein bedeutendes religiöses Bauwerk aus mittelalterlicher Zeit dar und ist wertvoll ausgestattet: 1219 erwähnt, ist sie durch einen zwischen 1385 und 1416 erbauten Chor, durch ein langgezogenes Schiff aus dem Jahr 1606, durch ein halbkreisförmiges Portal aus Stein und durch eine reich bemalte Kassettendecke charakterisiert. Zu erwähnen sind drei Gemälde (17. Jh.), von denen eines die Schlacht von Lepanto darstellt, sowie zahlreiche Wandmalereien und wertvolle bemalte Holzaltare. In der südwestlichen Ecke des Kirchenvorplatzes neben dem Portal befindet sich eine riesige Linde, die ca. 300 Jahre alt ist und deren Stamm einen Durchmesser von ca. 130 cm aufweist. Die gesamte Anlage wird durch das Hospiz vervollständigt, das einen rechteckigen Grundriss besitzt, um einen geschlossenen Hof mit Brunnen herum angeordnet ist und zwischen dem 16. und dem 17. Jahrhundert an der Südseite der Kirche gebaut wurde; nachdem es früher Hospiz für die Kapuzinermönche war (1640-1921), beherbergt es heute das Standesamt; es enthält einen Saal mit Barockmalereien. Der Turm, der sich in strategischer Position auf einer Anhöhe hinter der Kirche befindet, bietet mit seinen 30 m Höhe eine exzellente Aussicht. Er verfügt noch über den Rest einer früheren Befestigung (13.-14. Jh. und über eine außen fünfeckige und innen quadratische Struktur mit in die Mauern eingelassenen Treppen; es handelt sich um ein in der rätischen Gegend seltenes Beispiel eines nach mittel-südfranzösischem Vorbild gebauten Turms. Unsere Route folgt nun dem Sentiero di Valle zur Eisenbrücke über die Moesa am Ortsanfang von Golena del Pascolet: Diese 25 ha große Schluchtgegend entstand durch die Zerstörung der zu Beginn des 20. Jahrhunderts an beiden Ufer der Moesa gebauten Dämme; 129 die Schlucht wurde zu einem Waldreservat und zu einer Jagd- und Fischverbotszone. Wir folgen den Feldwegen, überqueren die Brücke über den aus dem Leggia-Tal kommende Wildbach und bewegen uns am Waldrand an der Bergflanke entlang. In der Nähe einer größeren Anzahl Ställe biegt ein Weg (dessen Gabelung nicht beschildert ist) nach rechts und führt bergauf zur Kapelle des Hl. Remigius (549 m), die 1219 erwähnt wird und sich in einer abgeschiedenen Position auf einer Anhöhe mit Aussicht befindet: Sie verfügt über einen kleinen mittelalterlichen Saal mit einer halbkreisförmigen, in den Hang eingearbeiteten Apsis. Wir wandern weiter durch die Talsohle und überqueren erneut die Moesa in Leggia (337 m), dem kleinsten Dorf des Misox (133 Bewohner), das sich durch seinen kompakten Ortskern oberhalb der Kantonsstraße auszeichnet. Die Pfarrkirche des Hl. Bernhard und des Hl. Antonius Abbas wird ab 1419 erwähnt, auch wenn das neue Gebäude aus dem Jahr 1513 stammt und 1686 umgebaut wurde (Kirchenschiff mit Kreuzgewölbe); außen befindet sich der spätmittelalterliche Kampanile und die barocke Glockenkammer mit Laterne; im Inneren finden Sie Gemälde von Francesco Antonio Giorgioli (ca. 1680) und Altare aus Stuck von guter Machart (Ende des 17. Jh.‘s). Unterhalb der Straße befindet sich der noch sehr gut erhaltene frühere Bahnhof der Bahnlinie Bellinzona-Mesocco (1907); der Bereich für die Reisenden weist die Struktur der Mittelstationen auf: Zwei Schrägen, Türen und Fenster mit tiefem Bogen. Die Route führt (nachdem Sie die Straße überquert haben) auf der rechten Seite leicht bergauf weiter und dann über einen letzten Stufenabschnitt bergab zum Bahnhof von Cama. Die Gemeinde Cama (460 Einwohner) besteht außer aus den seitlich der Moesa verstreuten Häusern auch aus dem Ortsteil Norantola. Die urbanistische Typologie unterstreicht die Rolle der Durchgangsstraßen bei der Entwicklung der Ansiedlungen: Die neue Handelsstraße (1820) führte durch eine unbebaute Zone am rechten Ufer der Moesa, zwischen dem aus dem Mittelalter stammenden und um die Kirche herum angeordneten Ortskern und dem demjenigen am linken Ufer; in wenigen Jahrzehnten entstand ein Viertel entlang der „Hauptstraße“, das die Schule, das Rathaus und zahlreiche öffentliche Einrichtungen umfasste. Der Weg führt vor der Pfarrkirche des Hl. Mauritius in erhöhter Position an Weinbergen vorbei, wo wir einem sehr schönen Brunnen aus Stein begegnen. Die Kirche wurde bereits 1219 erwähnt, auch wenn das gegenwärtige Gebäude barocken Stils ist: Das vermutlich aus dem Jahr 1611 stammende Schiff besitzt ein Tonnengewölbe von ca. 1860; die seitlichen Kapellen und der Glockenturm stammen ungefähr aus der Zeit zwischen 1656-62. Weit verbreitet sind im Misox (und in der nahen Gegend von Chiavenna) die sogenannten „Grotti“, alte in den Berg hinein oder unter Felsblöcken gebaute Keller zur Aufbewahrung von Wein und anderen Lebensmitteln. Von besonderem Interesse sind die Grotti von Cama, ca. fünfzig kleine Steinkonstruktionen von rechteckigem Querschnitt (17.-19. Jh.) am unteren Rand eines Kastanienwaldes. Die Gruppe von Grotti in der heute sichtbaren Form stammt vermutlich aus dem 19. Jahrhundert. Der Komplex wurde kürzlich restauriert und kann auf einem beschilderten Weg mit Info-Tafeln besichtigt werden. Auf dem „Weg der Grotti“, der Cama mit Gordona verbindet, kann an die sportliche Route über die Bocchetta del Notar erkennen. Von Cama kann man in weniger als einer Stunde hoch nach Verdabbio (604 m) wandern, ein Dorf von 160 Einwohnern festgeklammert an den Flanken des Berges in einer günstigen Lage für den Anbau von Wein: Nicht zufällig enthält das Gemeindewappen eine Weinrebe (eine Buslinie verbindet Verdabbio mit Grono). Die Pfarrkirche des Hl. Peter und des Hl. Lorenz wird ab 1219 erwähnt, die gegenwärtige Struktur ist allerdings barock (1668). Die Holzdecke des Originalschiffs stammt aus dem 17. Jh.; erwähnenswert sind der Hauptaltar 130 aus polychromem Stuck und die Malereien mit der Darstellung der vier Evangelisten von Bartolomeo Rusca am Gewölbe. Eine Variante der Route nach Verdabbio besteht darin, durch den kleinen Ortskern von Valdort (Häuser, Ställe, Nutzgebäude, darunter eine verfallene Mühle) zu wandern, um eine natürliche Terrasse inmitten eines Kastanienwaldes zu erreichen; hier treffen wir auf die Kapelle der Hl. Maria Immacolata, ein aus einem einigen Saal bestehendes Bauwerk (Ende des 17. Jh.’s) mit einem Chor mit Kreuzgewölbe. Um hoch nach Verdabbio zu gelangen, kann an auch die ausgeschilderte Route nehmen, die an den Piani di Verdabbio (auf Höhe der Bushaltestelle Abzweigung nach Norantola) beginnt. Fiorenzana-Turm in Grono 131 F-Das Misox-Tal Etappe 02 132 F.2 - ETAPPE VON CAMA NACH SOAZZA – INFOBLATT STRECKENLÄNGE 13.84 km WANDERZEIT UND SCHWIERIGKEIT Ca. 4 Stunden – Schwierigkeit T Im PKW: Autobahn A2 bis Bellinzona Nord, dann Autobahn A13 (Ausfahrt Roveredo); Kantonsstraße bis Cama ANFAHRT ZUM STARTPUNKT Mit der Bahn: Linie Mailand – Chiasso – Bellinzona – St. Gotthard bis Bahnhof Bellinzona (weiter im Bus, siehe unten); Regionalzüge TILO bis Bahnhof Arbedo-Castione (weiter im Bus, siehe unten) Mit dem Bus: Linie 214 Bellinzona – Grono – Mesocco – St. Bernhard (-Thusis) von den Bahnhöfen von Bellinzona oder Castione bis zur Haltestelle Cama Rathaus ZURÜCKFAHRT MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Bushaltestellen: Abzweigung nach Norantola, Piani di Verdabbio, Sorte, Lostallo Post, Lostallo Ort, Cabbiolo Sud, Cabbiolo Kirche, Cabbiolo Ara, Soazza Boffalora, Soazza Bahn: www.ffs.ch FAHRPLAN-INFOS ZU DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Bus: www.autopostale.ch (Info) www.ti.ch/trasporti www.fahrplanfelder.ch (g Suchen) Alle Verkehrsmittel: www.muoversi.regione.lombardia.it VERPFLEGUNGS- UND ÜBERNACHTUNGSCama, Norantola, Lostallo, Soazza MÖGLICHKEITEN GIBT ES IN Von Cama führt der Weg leicht links vom kleinen Bahnhof weiter bergauf durch den Wald und erreicht die Straße auf Höhe einer Kehre. Von dort führt die Route auf Asphalt weiter und dann bergab bis sie die Hauptstraße kreuzt, um dann nach wenigen Metern eine Rechtskurve zu machen, nach der sie den Fluss überquert und sich dem Ortsteil Norantola nähert, einer Häusergruppe zu Füssen eines bewaldeten Hügels, auf dem wir die Ruinen der Burg von Norantola, einer ansehnlichen, 1324 als Besitzung der de Sacco aufgeführte, 1480 an Trivulzio übergegangene und 1483 zerstörte Festung. Von dem befestigten Komplex sind ein paar im Jahr 1950 und zwischen 1989-1996 konsolidierte Reste in einer sehr malerischen Umgebung erhalten: Man erkennt noch die Reste einer unregelmäßigen Befestigungsmauer und Teile eines Wohnturms. Auf einer Lichtung südlich der Burg befindet sich die Kirche des Hl. Luzius, ein kleines, bereits 1419 erwähntes Bauwerk, von dem 133 Ehemaligen Eisenbahntrasse Burg von Norantola wir die umgebaute, 1633 eingeweihte Version sehen: Erwähnenswert sind der mit einem Kreuzgewölbe überbaute Chor und die bemalten, von einem spätgotischen Altar aus der Werkstatt von Ivo Strigel stammenden Altarflügel (1510). Nachdem wir die Straße in Höhe der letzten Häuser hinter uns gelassen haben, wandern wir entlang des Maultierpfads, der sich erst dem Fluss nähert, dann ein Waldstück durchquert, um schließlich ein Sträßchen zu kreuzen, das leicht bergab über die Wiesen nahe der Sorte-Brücke führt: Etwas vorher stand hier einmal die Mauer, die die historische Grenze zwischen dem Ober- und Untermisox markierte. Auf der linken Seite sieht man den Ortskern von Sorte (Ortsteil der Gemeinde Lostallo) mit der Kirche der Hl. Maria Assunta, ein kleines Bauwerk mit quadratischem Chor, das 1609 eingeweiht wurde; das zwei längliche Schrägen besitzende Dach bildet einen offenen, mit Säulengang ausgestatteten Saal, der auf zwei Säulen steht; die Wandmalereien und Gemälde sind aus dem 17. Jh. Nach der Überquerung der Brücke geht es weiter auf der rechten Uferseite der Moesa; der Weg macht eine Rechtskurve, kommt an einem Brunnen vorbei und führt auf einer Spur über die Wiese bis zum Sträßchen, wo er erneut eine Rechtskurve macht und die Rosera-Schluchtzone (Fläche: 20 ha) erreicht, die seit 1995 durch die Entfernung der Dämme am rechten Ufer und durch Tieferlegung des Geländes mittels Mineralabbau wieder saniert wird. Auf diese Weise hat man einen natürlichen und wilden Raum am Zusammenfluss der Gewässer und des Festlandes geschaffen: Man findet hier ca. 1500 unterschiedliche Pflanzenarten, eine große Insektenvielfalt, Lurche, Fische, Vögel und Säugetiere. Nachdem wir den Schluchtbereich hinter uns gelassen haben, biegen wir nach links und überqueren die Kantonsstraße, um am rechten Ufer am Fuß des Steilhangs entlang weiter zu wandern. Nach ca. 45 Gehminuten hinter Sorte gelangen wir am Südeingang von Lostallo (439 m), in der Nähe der Grotti an den Rand der Centena-Wiese, auf der früher, jeweils am 25. April, die Wahl- und Gerichtsversammlung (Centena genannt) der Großgemeinde (Gemeinde Misox und Calanca) einberufen wurde. Der darauf vorhandene Gedächtnisbrunnen wurde 1996 anlässlich der 500-jährigen Zugehörigkeit des Misox zum Grauen Bund eingeweiht. Lostallo (700 Einwohner), das sich in der Mitte des Tales befindet, war daher bis zum 19. Jh. gesetzgebender Hauptort des Moesa-Gebiets und Station für Lastesel- und Lastpferdetreiber. Die Gemeinde umfasst außer dem gleichnamigen Ort die Ortsteile Sorte und Cabbiolo. Von hier geht es nach links bergauf bis man zu der das Dorf überragenden Pfarrkirche des Hl. Georg gelangt, die aus dem Jahr 1219 stammt, auch wenn das heute sichtbare, 134 längliche, barocke Bauwerk zwischen 1639-56 erbaut wurde. Es handelt es sich um für Graubünden äußerst seltenes Beispiel einer barocken Kirche, bei der die Außenverkleidung (mit Grafitto-Dekorationen und Ecksteinen) beinahe noch vollständig erhalten ist; von kurioser Machart sind die illusionistischen Wandmalereien mit Faltenwürfen (1670-80); in einer Kapelle befindet sich eine Statue der Schwarzen Madonna von Loreto aus dem 17. Jahrhundert; ferner finden wir eine wertvolle beidseitig bemalte Prozessionstandarte aus dem Jahr 1611, ein Geschenk von Personen, die von Lostallo nach Roma abgewandert sind. Die Kirche des Hl. Karl, ein 1633 eingeweihtes Bauwerk mit rechteckigem Chor, ist ein Zeugnis für die weit verbreitete Verehrung von Carlo Borromeo, der das Misox 1583 besucht hatte; am Chorgewölbe finden wir illusionistische Malereien von Francesco Antonio Giorgioli (1686). Im Dorfzentrum ist die Ca di Pizzit (Haus Nr. 10) erwähnenswert, das im 16. Jahrhundert erbaut wurde und eine typische Loggia aus Holz unter dem Dach aufweist; an der Fassade erkennen wir zwei Gemälde (Hl. Georg, der den Drachen aufspießt und Hl. Antonius Abbas), die vermutlich von demselben Künstler stammen, der die Gemälde in den Kirchen von Sorte und Cabbiolo angefertigt hat. Am Nordausgang von Lostallo kommt man an der Kapelle der Madonna von Aquate vorbei, einer Votivkapelle, die von einem Abwanderer von Lostallo 1704 erbaut, der Madonna von Einsiedeln geweiht und 1999 in Leichenhaus umgewandelt wurde; der Name Aquate stammt von den Prozessionen, die während der Dürreperioden zur Heraufbeschwörung des Regens abgehalten wurden. Das Hügelgebiet zwischen der Kirche des Hl. Georg und der Aquate-Kapelle ist mit einem terrassierten Kastanienwald mit Trockenmauern mittelalterlichen Ursprungs überzogen. Dank wichtiger Sanierungsarbeiten (Baumpflege, Geländereinigung, Wiederherstellung der Trockenmauern) ist der Kastanienwald von Lostallo heute ein wichtiges Zeugnis der landwirtschaftlichen Geschichte und der materiellen Kultur des Misox. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es im Tal ca. 500 ha Kastanienwälder, die im Laufe des 20. Jahrhunderts fast vollständig vernachlässigt wurden und aus Baumsorten mit unterschiedlichen Fruchtvarianten in einem gesunden Abstand von einander auf den Weiden oder Wiesen wuchsen. Gegenwärtig ist man dabei, einige dieser Wälder wieder aufzuforsten bzw. wieder zu sanieren. Wenn man in Richtung Cabbiolo (446 m) durch die Landschaft wandert, kann man die Ställe von Cabié bewundern, eine Gruppe von 13 Ställe von hohem geschichtlich-kulturellem Wert, die als Teil der nationalen Liste der schutzwürdigen Orte einen harmonischen Kern bäuerlicher Gebäude bilden: Es handelt sich um nach Osten orientierte Gebäude von identischer Struktur aus Sichtstein mit Steinplattendach. Im Ortsteil Cabbiolo fällt die Kirche des Hl. Nicolao auf, die 1611 eingeweiht wurde und eine malerische barocke Einheit mit dem Hospiz bildet. Es handelt sich um einen einfachen, länglichen Körper mit rechteckigem Chor: An der Außenseite sieht man stark nachbearbeitete Wandmalereien (ca. 1611), im Inneren barocke Gemälde von 1676 und eine sich an Rubens inspirierende Kreuzabnehme an einem Altarflügel. Wir weichen von der Hauptroute ab, biegen in einen landwirtschaftlichen Weg ein, der vom Ortskern von Cabbiolo die Moesa überquert und die Autobahn an einem Übergang kreuzt und erreichen das E-Werk ELIN von Rura, ein Beispiel eines Industriegebäudes von architektonischem Wert: Sie sehen einen Bau mit rechteckigem Grundriss und einer Fassade, an der sich rote Pfeiler und Fenster mit vorspringendem Flachdach abwechseln; 1958 von Ingenieur Giovanni Lombardi nach Plänen des Architekten, Malers und Designers Carlo Basilico erbaut. Hinter Cabbiolo folgt der Weg größtenteils dem alten Streckenverlauf der elektrischen, zwischen Bellinzona und Mesocco verkehrenden und 1907 eröffneten Bahn; der Service für Rei- 135 sende wurde 1972 eingestellt, während die Bahn selbst nach den bei der Überschwemmung von 1978 erlittenen Schäden außer Betrieb genommen wurde. Wir umgehen die Zone von Ara mit seinem Wasserkraftwerk und wandern entlang der Moesa bis wir uns nach einer kurzen Steigung am Fuß des Boffalora-Wasserfalls befinden; in einer wilden, von großen Wassermassen bestimmten Umgebung bildet der Boffalora-Wildbach diesen aufschäumenden, schon zu früheren Zeiten von den Reisenden bewunderten und überlieferten Wasserfall. Nach einem flachen Abschnitt entlang des Flusses biegt der Weg nach links ab, um die Kantonsstraße zu überqueren und entlang der früheren Bahnlinie anzusteigen. Zur Rechten sieht man die Zugangsschlucht zum Tal der Forcola, wobei einem bewusst wird, welch zerstörerische Kraft von dem Wildbach Giovegna im Fall von starken Niederschlägen ausgehen kann. Das schlimmste Hochwasser vom 27. August 1834 zerstörte Ställe, Brücken, Straßen, Weiden und veränderte das Aussehen der Gegend. Die Route wird nun besonders attraktiv, auch weil man an interessanten Bauwerken der Bahn vorbei wandert: Brücken, kleine Viadukte und kurze Tunnel. Ca. 1h30’ hinter Cabbiolo erreicht man Soazza, ein in erhöhter Position (620 m) liegender Ort, den man an der Kirche des Hl. Martin bereits aus der Ferne erkennt. Um das Dorf zu erreichen, kann man der Bahnroute bis zum alten Bahnhof folgen oder vom Fuß des Felsvorsprungs von S. Martino ein paar Hundert Meter den alten, gründlich erneuerten Gardanell-Maultierpfad entlang wandern. Dieser bring die Wanderer zum Startpunkt der Treppe, die zur Panorama-Anhöhe hinaufführt, auf der die Pfarrkirche des Hl. Martino emporragt. 1219 erwähnt, wurde das religiöse Bauwerk 1626-39 in eine frühbarocke Kirche mit einem einzigen Saal umgewandelt: Erwähnenswert sind der hohe Kampanile mit den Glockenkammern auf zwei Stockwerken (zweite Hälfte des 17. Jh.’s), das Schiff mit einem bemalten Dachgebälk aus dem 17. Jahrhundert, das Gemälde aus dem 16. Jahrhundert mit der Darstellung Christi als Richter. Von großem Interesse ist die alte Orgel, die 1894 von der Fa. Giuseppe Vedani aus Varese montiert wurde; ein seltenes, gut erhaltenes Instrument mit Becken, großen Trommeln und Glocken. Die am Fuß des Treppenaufgangs liegende Kapelle der Madonna Addolorata ist ein barockes Bauwerk aus dem Jahr 1751 mit einem original dreieckigen Türmchen; es unterscheidet sich durch seine Architektur, Malerei und Stuckdekoration. Vom Vorplatz der S. Martino-Kirche hat man einen optimalen Blick auf das Dorf (350 Einwohner), das über einen sehr gut erhaltenen Ortskern und einige steile, gepflasterte Gassen verfügt. Einige Gebäude und neoklassische Herrschaftsgebäude aus dem 19. Jahrhundert mit zentralem Korridor sind erwähnenswert; darunter das Gemeindehaus und die Schule, die man am ihrem Glockentürmchen erkennt. Casa Zuri, ein teilweise aus Stein, teilweise aus Holz gefertigtes Gebäude, unterscheidet sich durch seine in Stuck eingefasste Wandbemalung (1757)m die den Hl. Florian darstellt, den Schutzpatron der Kaminkehrer; unter den Abwanderern von Soazza der vergangenen Jahrhunderte, insbesondere zur Zeit des austro-ungarischen Reichs, waren viele Kaminkehrer, wie ein gewisser Vittore Enghelberto Zuri, der nach Wien abwanderte und vermutlich der erste Besitzer des betreffenden Hauses war. Der Palazzo a Marca wurde im 17. Jahrhundert von Familie Ferrari erbaut: Er wurde an Clemente Maria a Marca weiter vererbt, dem letzten graubündner Gouverneur des Veltlins; 1809 und 1931-39 umgebaut, weist der Palast ein würfelförmiges Aussehen auf, auch wenn er eigentlich das Ergebnis einer Verschmelzung von zwei Gebäuden ist; er verfügt über einen Garten mit Terrassen und Pavillon. Villa Mazzoni, die 1916 im südlichen Bereich des Dorfes von Giuseppe Mazzoni, dem Besitzer einer Malerfirma in Paris, in Auftrag gegeben wurde, ist ein Gebäude mit Garten und romantischer und exotischer Ausstrahlung. 136 Das oberhalb des Dorfes nach 1636 für die Mission der Kapuzinermönche erbaute Hospiz ist heute ein Pfarrhaus: Dieses kastenförmige Gebäude mit segelförmigem, gemauertem Kampanile verfügt über einen malerischen Eingang mit Gemälden von Francesco Antonio Giorgioli; in Inneren befinden sich unterschiedliche künstlerische Zeugnisse über die Aktivität der Kapuzinermönche. Die Kirche des Hl. Rochus ist ein länglicher barocker Bau (1633) mit einem rechteckigen Chor, die im Dorfzentrum liegt; im Chor sieht man reiche Stuckarbeiten (Mitte des 17. Jahrhunderts); in den seitlichen, mit Trommelgewölben überbauten Kapellen finden wir Stuckarbeiten und Bilderfolgen mit Episoden aus dem Leben der Heiligen (darunter dem des Hl. Karl Borromeo). Der frühere, erweiterte und renovierte Bahnhof beherbergt heute das lokale Kulturzentrum. Die Struktur umfasst eine Gemeindeund Regionalbibliothek und zwei kleine geweihte Dauerausstellungen über die Bearbeitung der Wolle und des Specksteins (Steingefäße). Der ins Ortszentrum fließende Bach, der ein Dutzend Mühlen, einige Drehbänke zur Bearbeitung von Speckstein, eine Schmiede und eine Maschine zur Fertigung der „laveggi“ (heute nicht mehr existierende oder zu anderen Zwecken verwendete Vorrichtungen), sowie drei Springbrunnen und drei nach wie vor existierende Waschhäuser mit Wasser versorgte, erinnert an die bäuerliche und handwerkliche Vergangenheit von Soazza. Erwähnenswert ist die Verarbeitung von Speckstein, der in Soazza abgebaut und weiter verarbeitet wurde. Aus den rundlichen, aus dem Steinbruch herausgehauenen Steinblöcken wurden an der Drehbank unterschiedliche Gefäße gefertigt, darunter die unter der Bezeichnung „Laveggi“ bekannten Töpfe. Wer noch mehr über das bäuerliche Leben der Vergangenheit erfahren möchte, dem empfehlen wir einen Besuch der Kastanienwälder von Mont Grand: Ein Rundgang von ca. 2 h, mit Startpunkt im Dorf, gibt Ihnen Gelegenheit, diese Wälder von bemerkenswerter landwirtschaftlicher und ökologischer Bedeutung zu entdecken. Der Kastanienanbau war in der Vergangenheit, noch vor Einführung der Kartoffel ein wesentlicher Faktor für die Bekämpfung des Hungers unter der Bevölkerung. Die Gegend bietet unterschiedliche riesige Kastanienbäume (jahrhundertealte Bäume mit einem Umfang von mehr als 7 m in einem Abstand von 1,3 m vom Boden), Steingebäude und terrassierte Gelände, sowie ein didaktische Zentrum für Schulklassen und Gruppen. Kirche des Hl. Georg in Lostallo Viehställen von Cabié 137 F-Das Misox-Tal Etappe 03 138 F.3 - ETAPPE VON SOAZZA NACH S. BERNARDINO DORF – INFOBLATT STRECKENLÄNGE 16.11 km WANDERZEIT UND SCHWIERIGKEIT Ca. 5 ½ Stunden – Schwierigkeit E Im PKW: Autobahn A2 bis Bellinzona Nord, dann Autobahn A13 (Ausfahrt 36 Mesocco); Kantonstraße bis Soazza ANFAHRT ZUM STARTPUNKT Mit der Bahn: Linie Mailand - Chiasso - Bellinzona St. Gotthard bis Bahnhof Bellinzona (weiter im Nus, siehe unten); Regionalzüge TILO bis Bahnhof Arbedo-Castione (weiter im Bus, siehe unten) Mit dem Bus: Linie 214 Bellinzona - Grono - Mesocco St. Bernhard (-Thusis) bis Haltestelle Soazza ZURÜCKFAHRT MIT ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Bushaltestellen: Castello, Mesocco Bahnhof, Pian S. Giacomo Ort, St. Bernhard Post Bahn: www.ffs.ch FAHRPLAN-INFOS ZU DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN Bus: www.autopostale.ch (Info) www.ti.ch/trasporti www.fahrplanfelder.ch (g Suchen) Alle Verkehrsmittel: www.muoversi.regione.lombardia.it VERPFLEGUNGS- UND ÜBERNACHTUNGSSoazza, Mesocco, San Bernardino MÖGLICHKEITEN GIBT ES IN Von Soazza (nahe des Parkplatzes und der ankommenden Busse) biegt der Weg in den Streckenverlauf der früheren Bahn ein und führt mit konstanter Steigung bergauf nach Mesocco. Beim Wandern wird einem bewusst, wie das Misox auch heute noch ein wichtiges Durchgangsgebiet ist: Die Kantonsstraße und die Schnellstraße A13 scheinen sich beim Anstieg zum Felsvorsprung mit den imposanten Ruinen der Burg von Mesocco ineinander zu verschlingen. Dabei ändert sich auch die Landschaft, die eindeutig alpine Züge annimmt. In weniger als einer Stunde kommt man beinahe bis zu den Ruinen der Burg. Westlich des Felsens haben die beim Bau der Autobahn gemachten Funde Belege für die Präsenz des Menschen im Mesolithikum (vor fast 9000 Jahren) zu Tage gebracht. Wie bereits erwähnt kann man die Urgeschichte des Tales in der archäologischen Abteilung des Museo Moesano in S. Vittore studieren. 139 Cebbia Festung Mesocco Unbedingt zu sehen ist die die unterhalb der Ostbastion des Felsens liegende Kirche der Hl. Maria del Castello, eine der schönsten des Misox. Es handelt sich um ein 1219 erwähntes Bauwerk in romanischem Stil mit einem rechteckigen Schiff und zwei Apsiden, die im Rahmen des Umbaus von 1627 durch einen Chor ersetzt wurden; zu bewundern ist der romanische, sechsstöckige Kampanile. Die Kirche besitzt einen bemerkenswerten (gut erhaltenen) malerischen Schatz aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, der der Werkstatt der Seregnesi zugeschrieben wird und einen Zyklus der Monate umfasst, in dem einige typische Aktivitäten der Region dargestellt werden, wie der Weinanbau und die Kastanienernte. An der Fassade sieht man ein riesiges Abbild des Hl. Christophorus (ca. 1469). Die auf einer Felsanhöhe (752 m) thronende und das Tal beherrschende und überwachende Burg von Mesocco war die wichtigste Festung der Graubündner und einer der größten befestigten Anlagen der Schweiz. Die spätmittelalterliche Burg wurde mehrmals von den de Sacco, den Herrschern über das Misox, erweitert (12. und Beginn des 14. Jahrhunderts) und dann von Gian Giacomo Trivulzio gegen Ende des 15. Jahrhunderts in eine rinaszimentale Festung umgewandelt. Nach sie ihre strategische Bedeutung verloren hatte, wurde sie auf Betreiben der rätischen Bünde 1526 abgerissen und über Jahrhunderte sich selbst überlassen. Die Ruinen wurden 1925-26 und gegen Ende des 20. Jahrhunderts gesichert und restauriert. Die Burgmauer ist mit fünf vorspringenden Türmen bewehrt. Die Reste des zentralen Kerns der Burg sind gut sichtbar entlang der Westbastion, insbesondere die Basis des Hauptturms, der von einem Blitz im 19. Jahrhundert zerstört wurde. Im weiten, unregelmäßig fünfeckigen Innenhof sieht man die Ruinen der Kirche des Hl. Carpoforo mit Resten aus unterschiedlichen Epochen und den harmonischen Glockenturm aus der Zeit um 1066-67. Die Verehrung des Hl. Carpoforo weist auf die enge Verbindung zu Como hin. Nachdem wir nach dem Besuch der Burg und der Kapelle wieder aufbrechen, erreichen wir in ca. 25 Minuten den früheren Bahnhof von Mesocco (766 m). Mesocco ist die größte Gemeinde des Misox und umfasst auch den Tourismusort S. Bernardino. Das eigentliche Mesocco besteht aus dem Hauptortskern Crimeo und anderen 9 Ortsteilen: Benabbia, S. Rocco, Anzone, Leso und Cebbia, die, wie Crimeo, am rechten Ufer der Moesa liegen; am linken Ufer liegen dagegen Deira, Logiano, Darba und Andergia. Mesocco hat heute etwas mehr als 1.200 Einwohner, war aber in der Vergangenheit die bevölkerungsreichste und wichtigste Gemeinde der Moesa-Region. Die Einwohner von Mesocco waren erfolgreiche Viehzüchter, auch dank der zahlreichen und optimalen Viehweiden, 140 und kontrollierten einen großen Teil des Warenverkehrs über den S. Bernardino; wichtig war der Transitverkehr der vergangenen Jahrhunderte seitens Händler und Kaminkehrer, insbesondere in den deutschen Raum. Die Pfarrkirche des Hl. Peter und Paul befindet sich in einer aussichtsreichen Lage und ist von Benabbia über eine lange Treppe mit Kreuzwegstationen erreichbar. 1219 erwähnt, hat die Kirche (Pfarrkirche seit 1611) heute das Aussehen einer Barockkirche, nachdem sie im 17. und 18. Jahrhundert umgebaut wurde. Der Kampanile stammt aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und besitzt als einziger der Moesa-Region ein Zwiebeldach (1720-30). Im Inneren sieht man das Gewölbe des Chors mit wertvollen plastischen Dekorationen, einen Stuckaltar mit Taufbecken aus weißem Marmor und zahlreiche Gemälde aus unterschiedlichen Epochen. Vom Vorplatz des früheren Bahnhofs lohnt es sich, ein paar Hundert Meter die Straße hinunter zur Purlingheni-Brücke zu gehen: In einer Schlucht der Moesa hat diese einzigartige, vermutlich aus dem Mittelalter stammende Bogenbrücke aus Stein größtenteils ihre ursprünglichen Eigenschaften bewahrt, da sie von Zerstörungen durch Hochwasser und Überschwemmungen verschont blieb. Noch im 19. Jahrhundert wurde sie als „Talbrücke“ eingestuft, an deren Instandhaltung alle Gemeinden der Moesa-Region teilhaben mussten. In Crimeo, entlang der Hauptstraße finden wir zwei wichtige Residenzen der Familie Marca. Die Casa del Maggiorasco, oder Obere Casa a Marca: Dieser herrschaftliche, vermutlich 1564 für Hauptmann Giovanni a Marca erbaute und 1792 renovierte Palast besitzt ein halbkreisförmiges Portal, über dem ein Balkon mit Balustraden thront; im Inneren befindet sich ein Raum mit Baldachinbett, von dem erzählt wird, Carlo Borromeo habe 1583 darin geschlafen. Vermutlich 1668 erbaut, befindet sich die Untere Casa a Marca gleich gegenüber derjenigen von Maggiorasco und ist so ausgerichtet, dass sie einen Platz bildet, der für öffentliche Versammlungen genutzt wurde; der Innebereich enthält wertvolle Einrichtungsgegenstände. Diese bildete mit anderen Gebäuden und Dependancen (Pferdestall, Gärten, Obstgärten) einen Komplex, der von der Bedeutung dieser im Handel, in der Politik und im militärischen Bereich aktiven Familie zeugt. Unweit davon liegt ebenso entlang der Kantonsstraße die Casa di Circolo, ein spätneoklassisches Gebäude mit Pavillon aus dem Jahr 1859. Bedeutung und Rolle der Familie a Marca werden auch durch die Stiftung a Marca-Archiv, einem geschichtlichen Archiv der Moesa-Region belegt, das in dem ehemaligen Pferdestall untergebracht ist, der auch als Lager für die in der Unteren Casa benötigten Waren diente. Die dort aufbewahrten Materialien betreffen vor allem das Misox und Calanca, aber auch die Kantone Graubünden, Tessin, Chiavenna und Veltlin, sowie diverse Orte in ganz Europa. Der Weg geht weiter auf dem Sentiero di Valle auf dem früheren Bahnhof und führt nach wenigen Gehminuten über die Straßen des Orts zur Kirche des Hl. Rochus, die gegen Mitte des 16. Jahrhunderts erbaut wurde; 1671 kamen zwei Kapellen dazu und ungefähr zwischen 1715 und 1730 einige Umbauten, die sie in ein barockes Gebäude verwandelten, das 1935 renoviert wurde; im Inneren sieht man Gemälde von Francesco Antonio Giorgioli. Die Kirche und das angrenzende Hospiz (1650 ca.) wurden 1658 an die Kapuzinermönche abgetreten. Das Misox ist reich an Schalensteinen, die auf ihren Oberflächen von Hand ausgeführte Vertiefungen aufweisen, zeitlich schwer einzureihen sind und deren Bedeutung bis heute unbekannt ist. 2002 entdeckt, aber bereits in einem Dokument von 1462 erwähnt, ist der Sass Lombard einer der wichtigsten in der Schweiz gefundenen Schalensteine: Auf einer mit Eingravierungen versehenen Oberfläche von ca. 10 Quadratmeter kann man 370 Felsgravierungen feststellen. 141 Er befindet sich in einem Tannenwald unterhalb Stabiei (Koordinaten 738‘512 / 140‘044) entlang des alten Weges, der vom Ortsteil Logiano nach Alpe di Barna führt. Die Route führt nun über eine echte Steigung nach S. Bernardino, die nach dem engen Ortskern von Cebbia beginnt, das man erreicht, indem man parallel zum Fluss leicht bergauf wandert. Entlang des Anstiegs überquert und geht man über kurze Abschnitte die 1820 gebaute Handelsstraße entlang, deren Verlauf größtenteils unverändert blieb. Unter den modernen Straßenbauwerken sind die beiden Bogenbrücken über die Autobahn A 13 aus Stahlbeton (1966-68) zu erwähnen, die nach Plänen des international für die Ästhetik seiner Werke bekannten Ingenieurs Christian Menn gebaut wurden. Nach ca. 1h45’ Gehminuten, während der die Route spürbar bergauf führt, um einige Dickichte und eine Reihe von Kehren zu vermeiden, erreicht man Pian S. Giacomo, das in seinem Zentrum eine weite Wiese von aufweist und auf 1.170 Meter Höhe liegt; in der Gegend sieht man zahlreiche versprenkelte Ferienhäuser, die teilweise neu, teilweise umgebaute Landwirtschaftsgebäude sind. Das Kirchlein des Hl. Jakob im rechten Teil des Tales wurde bereits 1419 erwähnt: Es besteht aus einem einfachen länglichen Körper mit einem Segelkampanile, wurde 1683 umgebaut und 1961 restauriert. Der Weg durchquert zunächst eine kleine Schluchtzone und beginnt dann den Hügel am rechten Ufer entlang eines Landwirtschaftsweges bergauf zu führen. Wir überwinden die „Stufe“, die von S. Bernardino in ca. 2h45’ Gehminuten zu den Maggenghi-Bergen, zu den von grünen Lichtungen und schönen Wasserfällen (imposant ist der Pignela-Fall) durchbrochenen Koniferenwäldern führt; die Route verläuft fast immer auf Landwirtschafts- und Forstwegen, wobei es sich lohnt, einen Blick auf die Bergkette der linken Talseite zu werfen: Gut erkennbar zwischen dem Piz Curciusa und dem Cima di Balniscio ist der Kamm des Balniscio-Passes, der Pian S. Giacomo mit Isola im Oberen S. Giacomo-Tal verbindet. Am Ort Caurga ist eine kurze Abzweigung ausgeschildert, die zu einer „römischen Brücke“ führt (in Wahrheit eine Bogenbrücke aus dem 19. Jahrhundert), worauf wir sofort auf eine naturalistiche Kuriosität stoßen (ca. 50 Meter von der Route, mit einem didaktischen Stift angezeigt): Die säulenartige Rottanne. Dieser sehr seltene Baum (es gibt nur drei Exemplare dieser Art in Graubünden) ist vermutlich das Ergebnis einer Genmutation: Er besitzt herunterhängende, sehr feine und am Stamm anliegende Äste, was ihm ein säulenartiges Aussehen mit einem sinusoidalen Stamm verleiht (weitere Informationen entnehmen Sie der vor Ort aufgestellten Infotafel). Nach einem letzten bergauf verlaufenden Abschnitt, erreichen Sie den Lago d’Isola (1.605 m). Es handelt sich um einen äußerst wichtigen Wasserspeicher für die Moesa-Region, mit einem Fassungsvermögen von 6,5 Millionen m3 Wasser. Der 45 m hohe Bogenstaudamm wurde 1960 gebaut. Der Sentiero di Valle führt flach am Seeufer entlang auf einem Schotterweg zwischen Tannen weiter. Eine interessante Variante besteht darin, den Staudamm und die Autobahn an einem Übergang zu überqueren, um in ca. 45 Minuten über Alpe Portela nach S. Bernardino zu kommen. Vom Staudamm aus hat man einen fantastischen Blick auf die breite Öffnung des Passes und rechts auf die Pyramidenform des Pizzo Uccello, der an den alten Namen der Zone erinnert, und auf den „Culmen de Ouxello“-Pass. Man kann den Verlauf der befahrbaren Route ziemlich gut erkennen und die anderen Routen zur Überquerung des Passes auf Wegen und Maultierpfaden erahnen. Nachdem Sie am See entlang gewandert sind, können Sie das Dorf S. Bernardino erreichen, indem Sie nach rechts abbiegen, die Autobahn überqueren (zweite Route mit Ausschilderung „Sentiero di Valle“) und entweder in Richtung Alpe Fracch oder S. Ber- 142 nardino (1608 m) nehmen: Dies ist der Tourismusort des Misox schlechthin. Er wurde von den Mailändern im 19. Jahrhundert als Ort der Sommerfrische entdeckt, als dort diverse Hotels gebaut wurden. Das in einer breiten Talsenke zwischen Kiefern, Almweiden und einer spektakulären Gipfelkette liegende Dorf wurde ab den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit dem Aufblühen des Massentourismus und dem Bau der Autobahn und des Straßentunnels (1967) starken urbanistischen Veränderungen unterzogen. Das unter dem Gesichtspunkt der Harmonie und Schlichtheit älteste und faszinierendste Bauwerk des Dorfes ist die S. Bernardino-Kapelle, ein kubisch gegliedertes Gebäude mit quadratischem Chor, Sakristei und niedrigem, robustem Kirchturm mit Pyramidendach 1467 beurkundet, das im 17. und 18. Jahrhundert renoviert wurde; im Inneren findet man neu bemalte Figuren aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, die den Seregnesi zugeschrieben werden. Die Kapelle, die dem Pass und dem Dorf ihren Namen gegeben hat, war ursprünglich nach zwei Schutzpatronen benannt, mach dem Hl. Bernhard und dem Hl. Sebastian. Dieses religiöse Bauwerk verschwindet leider fast angesichts der voluminösen, ebenfalls dem Hl. Bernhard geweihten Chiesa Rotonda, einem Bauwerk mit zentralem Grundriss, Trommelkuppel und einer Zugangstreppe: Es handelt sich um eine zwischen 1867-1897 nach dem Beispiel der S. Carlo-Kirche des Corsos von Maland gebaute Kirche; in der Hauptnische sieht man ein Ölgemälde von 1809 mit der Darstellung des Hl. Bernhard, das Giovanni Battista Bagutti zugeschrieben wird. Die Vorliebe der Touristen für diesen Ort hängt auch von dessen Mineralwassern ab. Noch heute existiert die alte Mineralquelle, deren Betriebsanlage 1829 von Paolo Battaglia – einem betuchten mailänder Geschäftsmann – gebaut und immer wieder umgebaut und vergrößert wurde. Ein Medaillon über einem frei zugänglichen Trinkbrunnen, aus dem Mineralwasser sprudelt, erinnert an die Initiative von Battaglia zugunsten des Ortes und seiner touristischen Entwicklung. Im Ortskern des Dorfes befindet sich das Hotel Ravizza / National, das gegenwärtig nicht in Betrieb ist, ein Gebäude in neoklassischem Stil mit Pavillondach, das ungefähr im Jahr 1825 unmittelbar nach der Eröffnung der Handelsstraße des Passes gebaut wurde; eine breite Gedenktafel an der Fassade erinnert an einen Aufenthalt von Cavour im Jahr 1858. S. Bernardino-Kapelle Saumpfad zwischen S. Bernardino und Pian S. Giacomo 143 San Bernardino bietet zahlreiche und unterschiedliche Wandermöglichkeiten: Infotafeln vor Ort und das Touristikbüro erteilen diesbezüglich die notwendigen Informationen. Wer die naturalistischen Schätze der Gegend entdecken möchte, dem sei ein Ausflug zum See Doss und zum Dorfmoor von Suossa empfohlen. Der in weniger als einer Stunde über unterschiedliche Wegrouten erreichbare Doss-See ist von rundlicher Form und liegt in einer südlich des Dorfes liegenden offenen Senke; die angrenzende Umgebung wurde in die Liste der Torfmoore von nationaler Bedeutung aufgenommen. Der im Sommer zum Baden geeignete 6 m tiefe See stellt ein wertvolles Ökosystem in einer Höhe von 1.600 m dar. Vom See aus kann man in weniger als 30 Gehminuten in südlicher Richtung das Suossa-Torfmoor erreichen. Dieses ca. 2,8 ha große Moor entstand vor ca. 10.000 Jahren durch die Eingrabung eines Gletscherbeckens. Es handelt sich um eine extreme Umgebung, in der Tier- und Pflanzenarten zu leben gelernt haben, die es nur hier gibt. Das Torfmoor ist auch ein natürliches Archiv, das die am Boden abgelegten Pollen über Tausende von Jahren konserviert und es ermöglicht, die Geschichte der Neubesiedlung der Gegend nach der Eiszeit zu rekonstruieren. Das Moor, das wie ein das Wasser aufsaugender Schwamm wirkt, trägt dazu bei, Überschwemmungen vorzubeugen. Von Suossa kann man nach S. Bernardino zurückkehren, indem man die Route der vorher erwähnten Alpe Portela nimmt. Wer an der Geschichte der Kommunikationswege interessiert ist, dem empfehlen wir einen einfachen Abstecher zu den Ruinen der Viktor-Emanuel-Brücke (es wird dringend empfohlen, auf die erwähnte Ruinen nicht zu klettern weil sie bröckelnd sind). An der Pont Nef, auf der Passstraße, beschreibt eine Infotafel die Route, um die Reste der Brücke über die Moesa entlang des ursprünglichen Verlaufs der befahrbaren Straße zu erreichen. Das Bauwerk erhielt seinen Namen zu Ehren von Viktor Emanuel I., dem König von Sardinien und Ko-Finanzier der S. Bernardino-Straße. Der (1824 eingeweihte) Brückenbogen besaß eine lichte Weite von 21 m und eine Höhe von 30 m. Aufgrund der Lawinengefahr nutzte man ab 1858 eine andere Winterroute auf der anderen Seite, während diese ab 1864 vollständig aufgegeben wurde, nachdem man einen neuen Verlauf gebaut hatte, der an der o.g. Pont Nef („Neue Brücke“) startete. Instabil von Anfang an aufgrund von Baufehlern, stürzte die Viktor-Emanuel-Brücke 1869 ein: Heute sind noch die rechte Schulter und die Reste der Lawinenschutz-Tunnel zu sehen. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich nicht die Gelegenheit entgehen lassen, zu Fuß in ca. zwei Gehstunden zum S. Bernardino-Pass (2.065 m) hoch zu wandern (ab Juni bis Mitte Oktober sind täglich einige Busfahrten von und zum Hospiz vorgesehen, siehe unten). Es stehen unterschiedliche Routen zur Auswahl, die zum Teil entlang der alten Wege führen, von denen noch die Spuren erkennbar sind: Man lasse sich nicht täuschen durch anachronistische Bezeichnungen wie „Römerstraße“. Die Wanderung bietet ferner die Möglichkeit, die (intelligent restaurierte) Handelsstraße von 1823 mit ihren wertvollen Arbeiten (Stützmauern, Gullydeckel, Leitplanken) zu bewundern und Gebiete von hohem botanischen Interesse zu durchqueren. Am Pass sieht man in der Nähe des Moesola-Sees das Hospiz (heute Restaurant): Eine neoklassische quaderförmige Konstruktion aus der Zeit um 1824-25 mit Pavillondach, das ursprünglich über eine zentrale Toreinfahrt verfügte. 144 Ankunft an S. Bernardino 145 Hauptkarte mit den sportlichen Routen Crocetta-Pass 146 3 DIE SPORTLICHEN ROUTEN 147 Dieses Kapitel widmet sich der drei zwischen Italien und der Schweiz verlaufenden „Sport“-Routen, die im Vergleich zu den oben beschriebenen Wanderwegen viel anspruchsvoller und erfahrenen Nutzern mit einer erheblich besseren körperlichen Verfassung vorbehalten sind. Die Entscheidung, in diesem Wanderführer sportliche Routen anzubieten, ergab sich aus einer natürlichen Antwort auf zwei Erfordernisse: - Das erste ist im morphologischen Zustand der betreffenden Gebiete, d.h. des Grenzgebiets zwischen dem Comer See (Obersee) und dem Valchiavenna in Italien und der Region Misox im Kanton Graubünden in der Schweiz, begründet. Es handelt sich um bergige Gebiete, in dem das Klettern auf die Berge und eine Überwindung von engen Passagen fast immer die einzige Möglichkeit eines Grenzübergangs ist. Eine „obligatorische“ Wahl unter dem Gesichtspunkt der Garantie einer Kontinuität der Routen zwischen den beiden Ländern. - Das zweite ergibt sich aus der Entscheidung, ein immer größeres und abwechslungsreicheres touristisches Angebot zu garantieren, das sowohl auf die Bedürfnisse der Nutzer der „entspannenden“ Routen (dies ist die Mehrheit: Familien oder Personen, die einen Tag an der frischen Luft bei motorischer Aktivität, in der Natur und mit kultureller Bereicherung erleben möchten) als auch auf diejenigen der „sportlichen“ Nutzer zugeschnitten ist, d.h. auf die erfahrenen Wanderer und Personen, die einen Gipfelaufstieg im wahren Sinn des Wortes als Moment ihrer körperlichen und technischen Fähigkeiten wünschen. Für die sportlichen Nutzer ist es nicht so wichtig, wie viele interessante Punkte entlang einer Route liegen (wenn man davon absieht, dass alle diese Routen wahre Schmuckstücke unter dem Gesichtspunkt des naturalistischen Angebots sind), sondern wo er ankommen möchte und wie anspruchsvoll die Route ist. Aus diesem Grund sind die Beschreibungen dieses Abschnitts viel spärlicher im Vergleich zu denen der entspannenden Routen, wobei einige Informationen zu den Orten erteilt werden, an denen die Route vorbei führt, sowie zu den Punkten, an denen man eine Verpflegung einnehmen oder übernachten kann. Der Rest sind technische Angaben. Allerdings aufgepasst: Diese Routen haben einen geschichtlichen Hintergrund: Ab dem 19. Jahrhundert wurden die Pässe über den Forcola, die Bocchetta del Notar und die Bocchetta d’Agnon mehr oder weniger kontinuierlich von Schmugglern und „Spalloni“ während ihrer illegalen Aktivitäten für den Grenzverkehr zwischen Italien und der Schweiz genutzt. Einige Routen haben eine noch viel ältere Geschichte. So scheint es zum Beispiel, dass die Route entlang des Forcola-Passes, der Verbindung zwischen dem Valchiavenna (Gordona, Mese und Chiavenna) und dem Misox (Soazza) seit dem Mittelalter (und vermutlich schon vorher) bekannt war und zu militärischen Zwecken genutzt wurde. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde der Maultierpfad verbreitert und von Händlern benutzt, die trotz der Tatsache, dass sie nicht durch die Gebiete des Staates Mailand ziehen konnten, mit den schweizer Orten und der Republik von Venedig Handel betreiben wollten. In jener Zeit wurde die Route als „Salzstraße“ bezeichnet und über längere Zeit als Fortsetzung der Strada Priula (die Straße, die Bergamo mit Morbegno verband und sich in Richtung Osten fortsetzte) genutzt. An die Forcola-Straße erinnern auch ziemlich makabre Ereignisse, die sich zur Zeit der Pest im 17. Jahrhundert abgespielt haben: Entlang der Straße, am Eingang von Chiavenna, befindet sich nach wie vor ein in einen Felsblock gehauener Schlüssel – der sogenannte „Pestschlüssel“- ein Ort, an dem die Wachen normalerweise den pestverdächtigen Händlern den Zugang zur Stadt verweigerten. 148 Die drei sportlichen Routen, die wir beschreiben, sind: G) Von Gordona (SO) nach Soazza entlang des Forcola-Passes H) Von Gordona (SO) nach Cama entlang der Bocchetta del Notar I) Von Livo (CO) nach Cama entlang der Bocchetta d’Agnon (oder Cama) Der Start- und Endpunkt jeder Route liegt an einem der entlang der entspannenden Routen liegenden Orte, um eine durchgehende, zu Fuß zurücklegbare Route zu garantieren: Die Gordona verlassenden Wege sind mit der Via Francisca verbunden (D.2 - Etappe von Samolaco nach Gordona) und der Weg von Livo mündet auf die Via dei Monti Lariani (B.7 - Etappe von Peglio nach Sorico). Die zweite und dritte Route sind miteinander über einen „Zubringerweg“ verbunden, der über eine Direktpassage zwischen dem Val Bodengo und dem Val Darengo eine Verbindung zwischen der Provinz Como (und ihren Routen entlang der Via dei Monti Lariani) und der Provinz Sondrio (Routen der Via Francisca) ermöglicht. Saumpfad nach Corte Seconda in Val Bodengo 149 Sportliche Route G Der Forcola-Pass INFOBLATT Ca. 12 Stunden Gesamtroute vollständig zu Fuß ROUTENDAUER Ca. 6 ½ Stunden Gordona (Coloredo) – Forcola-Pass Ca. 4 Stunden Auffahrt im Auto bis Voga – Forcola-Pass Ca. 5 ½ Stunden von Soazza (Ortsteil Druna) – Forcola-Pass SCHWIERIGKEIT E Der Pass trennt die italienische Seite des über Gordona erreichbaren Forcola-Tales von dem gleichnamigen Teil der schweizer Seite, das sich zur orographischen Linken des Misox öffnet. Die Route ermöglicht eine Verbindung zwischen der Via Francisca (Gordona) auf der italienischen Seite und dem Sentiero di Valle des Misox (Soazza) auf der schweizer Seite; die Route wird daher in beide Richtungen beschrieben. 150 Startpunkt in Gordona: Vom Ort kann man den Ortsteil Coloredo im Auto erreichen, indem man sich über die zahlreichen Kehren hoch zur Voga-Hütte auf 1000 Meter hochschlängelt. Der Weg kann zu Fuß auch von Coloredo aus entlang einer Spur zurückgelegt werden, die in einigen Punkten mit dem Verlauf der Straße zusammenfällt und als Abkürzung durch die Wälder führt. Wie in den anderen Fällen empfehlen wir, nur dann vom Tal aus zu starten, wenn Sie ein Trekking planen, das mehrere zu Fuß zu bewältigende Tage und eine Verbindung zu den Wegen des Talgrundes vorsieht. Sie müssen den Weg D4 nehmen, der mit Schildern und Wegweisern, die mit einer weiß-roten Fahne gekennzeichnet sind, ausgeschildert ist. Vom kleinen Parkplatz in Voga (1057 m) geht man bis zur oberen Kehre und biegt auf die Spur ein, die den Wald hinauf führt und weiter oben an einer erneuten Abzweigung auf einem Abschnitt der Straße herauskommt, deren Transit nur mit einer Genehmigung möglich ist. Weiter geht der Weg durch Wälder und über Wiesen bis zu den Hütten von Dàrdano (1334 m), die in einer von Bäumen eingesäumten Wiesensenke liegen; in der Nähe der ersten Hütten und eines Brunnens geht der Weg nach rechts in den Wald zurück, wobei es den Hang entlang bergauf geht bis man am Fuße der Anhöhe herauskommt, auf denen die Steinhäuser der Alpe Buglio (1544 m) liegen. Von hier aus hat man eine fantastische Aussicht über die gesamte Chiavenna-Ebene; eine Quelle und ein großer Felsblock mit einem Tisch sind perfekt für eine Rast, auch wenn noch ein großes Gehstück vor Ihnen liegt. Der Weg verlässt die Wiese und kehrt bei sanfter Steigung zwischen die Bäume zurück. Das Tal wird enger und die Spur nähert sich der anderen Seite in Richtung Alpe Forcola. Wenn Sie aufblicken, sehen Sie vor Ihnen den Pass, aber lassen Sie sich nicht täuschen: Auch wenn dieser so nahe scheint, so brauchen Sie für den vor Ihnen liegenden Abschnitt noch mindestens eine Stunde bergauf, um die restlichen 400 m Höhenunterschied zu überwinden, und die Steigung macht sich bemerkbar. Während Sie die nach links weisende Abzweigung (entlang einer kleinen Brücke) ignorieren, geht der Weg auf dem stets gut ausgeschilderten Weg durch die immer karger und steiniger werde Umgebung weiter bis Sie den Forcola-Pass erreichen (2227 m). Hier können Sie auf die Gegenseite blicken und das Panorama der schweizer Gipfel bewundern. Startpunkt in Soazza: Der Forcola-Pass ist auch über das Misox erreichbar und ist kurz vor dem Ort Soazza mit dem Sentiero di Valle verbunden. Von hier aus geht es entlang auf der rechten orographischen Seite bergauf an den Viehställen im Feldzug des Ortsteils Druna auf ca. 600 m Höhe hinauf, und etwas darüber in eine enge Schlucht hinein, wobei die Route unterhalb imposanter Wände in einen ausgehöhlten Felsabschnitt führt. Danach überqueren Sie den Bach, begeben sich auf die andere Seite, die Sie bis zur Hälfte entlang gehen. Dabei gehen Sie zwischen Bäumen in zahlreichen Zickzacks, die helfen, die Steigung zu überwinden, bergauf, worauf ein langes Querstück wartet, das in den offeneren und grüneren Teil des Tals führt, wo man zwischen Wiesen die Hütten der Alpe Crasteira (1419 Meter) erreicht; zwischen Steingebäuden befindet sich auch eine winzige, immer offene Notfallhütte und die Bergstation der in der Vergangenheit benutzten Gegengewicht-Materialbahn. Dann geht es weiter bei mäßigem Gefälle bis Sie die Terrasse überwinden, auf der Alpe di Quarnei in 1753 Meter Höhe liegt und wo sich auch ein Stall und eine kleine Notfall-Hütte mit Kamin befinden. Sie lassen die letzten Bäume hinter sich und wandern in Richtung der Hochgebirgsweiden von Paligneira bis Sie die Schotterrinne erreichen, die mit einem letzten Kraftaufwand zum Pass führt. 151 Sportliche Route H Die Bocchetta del Notar INFOBLATT Ca. 13 Stunden Gesamtroute zu Fuß Ca. 6 ½ Stunden von Gordona – Bocchetta del Notar ROUTENDAUER Ca. 3 Stunden Auffahrt im Auto bis Corte Terza – Bocchetta del Notar Ca. 6 Stunden von – Bocchetta del Notar SCHWIERIGKEIT EE Die Bocchetta del Notar verbindet in großer Höhe das Val Bodengo, das man von Gordona auf italienischer Seite erreicht, mit dem Cama-Tal, das man von dem Ort gleichen Namens auf der schweizer Seite erreicht. Die Route ist auch unter dem Namen „Via dei Crotti“ [Grotti-Weg] bekannt und bietet Gelegenheiten zur Stärkung in den zahlreichen typischen Berglokalen. 152 Startpunkt Gordona: Der Startpunkt des Weges befindet sich im hochgelegenen Bereich von Gordona: Von hier geht es bergauf entlang der Via degli Emigranti bis zum Punkt, wo diese Via Cimavilla wird und nach links in die Via Crotti di Sopra abbiegen. Nach einem kurzen Wegstück treffen Sie auf einen Parkplatz mit einer kleinen Kapelle neben der die eigentliche Route beginnt. Alternativ können Sie, um die Anzahl der Gehstunden zu verringern, mit dem Auto auf asphaltierter Straße ins Val Bodengo bis zum Ortskern von Bodengo fahren (Durchfahrt gegen Gebühr, Ticket in Bar San Martino erhältlich) oder bis zum Ende der Straße (die nun ein Schotterweg ist) in die Nähe von Corte Terza (1190 m), wo Sie einen Platz mit Parkmöglichkeit finden. Der Maultierpfad führt in den Wald, zunächst bergauf, dann entlang eines stufigen Geländes, bis Sie genau gegenüber der Crotto Dunadiv (737 m) ein Plateau mit Aussicht erreichen. Ignorieren Sie den weiteren Maultierpfad und biegen Sie nach links ab, indem Sie ein Stück entlang der asphaltierten Straße wandern bis Sie in die Nähe einer nach rechts führenden Haarnadelkurve kommen, wo sich die Beschilderung für Canyoning-Liebhaber befindet; hier biegen Sie links ab auf einen neuen gepflasterten Maultierpfad, der bergab etwas hinter der vom Boggia-Bach ausgehöhlten Schlucht zur malerischen Steinbrücke führt. An diesem Punkt geht es wieder gemächlich bergauf, vorbei an den Bedolina-Hütten, bis in den Schatten der Bäume auf der befahrbaren Asphaltstraße im Ortsteil Pra Prince (917 m). Hier biegen Sie nach links ab ohne die Straße zu verlassen, die Sie über einige Kehren bis zu den Häusern von Bodengo (1030 m) mit seinen wunderschönen Grotti (auf der anderen Seite sichtbar) führt, wo das Tal beginnt, sich zu öffnen. Nach der Ankunft an der Furt des Baches, verlassen Sie die Asphaltstraße und halten sich rechts, wo Sie in den bergauf gehenden Weg einbiegen, der sofort nach links in den Wald führt und am Hang etwas oberhalb des Wasserlaufs verläuft. Vor der Ankunft an den Corte Terza-Hütten (1190 m) verlassen Sie den bewaldeten Abschnitt und wandern über Wiesen bis zur Alp; auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich ein Parkplatz, an dem die mit dem Auto befahrbare Straße endet. Weiter geht es auf einem kieseligen Maultierpfad, der mit moderater Steigung das Tal hoch führt, so dass Sie ohne sich verlaufen zu können Corte Seconda auf 1389 Meter und hinter einem Holzgatter die Alp Corte Prima (1540 m) erreichen. Die Spur wird zu einem Weg und wird nun deutlich steiler; er führt auf ein erstes Wiesenplateau über Hochgebirgsweiden und Zonen mit großen Felsblöcken, die die Vorläufer des felsigen Hochgebirgsabschnitts sind. Der Weg ist weiterhin gut ausgeschildert mit einem weiß-roten Wegweiser, man muss aber trotzdem aufpassen und diesen ständig zwischen den Steinen suchen, um nicht die Fährte zu verlieren. Bergauf gehend kommt man an eine Abzweigung nach rechts (auf einen Stein gemalter Pfeil), der fast auf Gipfelhöhe zur Alpe del Notaro führt (1882 m), wo sich die neue privat bewirtschaftete Notaro-Hütte befindet, in der Sie übernachten können (Information: 329.08.57.655 Marco). Von hier aus geht es weiter bergauf in westlicher Richtung bis Sie den Felseinschnitt Bocchetta del Notar auf 2098 Meter zwischen Piz d‘Uria und Sasso Bodengo erreichen, von wo Sie aufs Cama-Tal blicken. Startpunkt Cama: Der Ort Cama ist erreichbar, indem man im Talboden von Roveredo in Richtung San Bernardino fährt; sobald man die Häuser erreicht, biegt man bergab nach rechts, überquert die Moesa und die Autobahn und fährt in Richtung Ortsteil Ogreda (wo man das Auto auf einem großen bewaldeten Parkplatz lassen kann). Der Weg führt sofort in einen dichten Buchen- und Kastanienwald und über eine enge Reihe von Kehren zu einer kleinen Kapelle, hinter der ein weiteres Stück Weg an einem steilen Hang entlang einer stufigen Abschnitt zu bewältigen ist bis man die Sennereien von 153 Provesc (800 m) erreicht, an denen das Tal flacher und sanfter wird; der Weg verläuft auf einem langen, zum Bach parallelen Abschnitt in wilder Umgebung durch die engen Seiten des Tals. Rechts kann man den Fontana Fregia-Wasserfall bewundern, während man weiter voraus zwei riesige Felsblöcke überwinden muss, die scheinbar den Weg versperren. Sie wandern am Ortsteil Promegn vorbei und gehen unter Bäumen bergauf bis Sie auf einer grünen Lichtung herauskommen, auf der in 1036 m Höhe die Hütten von Alp di Besarden liegen. Von hier geht es wieder in ein Waldstück bis Sie fast unerwartet in der Talsenke herauskommen, in der der Lago di Cama (1265 m) von den davor liegenden Bergen vor starken Steinschlägen geschützt liegt. Am Rand des Beckens kann man Mittag machen oder in einer der vorhandenen Strukturen übernachten. Es geht weiter am östlichen Seeufer links an der Miralago-Hütte vorbei über Alp de Lumegn und erneut bergauf entlang der Valon-Rinne links vom Talkopf. Die Route erfordert mehr Aufmerksamkeit und Erfahrung; sie führt durch Schotterebenen am Fuß des Pizzo Campanile und nach der Überquerung eines Wasserlaufs über einen steilen gesicherten Abschnitt (Spitzname: „Scala Santa“, was zu Deutsch „Heilige Treppe“ heißt). Es folgt ein steiniger Hang, von dem man nach links in Richtung Pass abbiegt. Cama-See 154 Panorama auf Val Darengo 155 Sportliche Route I Die Bocchetta d’Agnon INFOBLATT Ca. 14 Stunden Gesamtroute vollständig zu Fuß Ca. 7 ½ Stunden von Livo – Bocchetta d’Agnon ROUTENDAUER Ca. 6 ½ Stunden Auffahrt im Auto bis Dangri – Bocchetta d’Agnon Ca. 6 ½ Stunden von Cama – Bocchetta d’Agnon SCHWIERIGKEIT EE Die Bocchetta d’Agnon (auch Cama genannt) ist ein Hochgebirgspass zwischen Italien und der Schweiz, über den man vom Val Darengo (über den Orso-Pass) aus auf einer den Hochgebirgsexperten vorbehaltenen Route das Cama-Tal erreicht. 156 Startpunkt Livo: Von den Häusern von Livo erreicht man in ca. einer Gehstunde entlang eines leicht abschüssigen Maultierpfads oder im Auto (gegen Mautgebühr) die Dangri-Brücke (650 m, Jausenstation), die über die herrlichen, natürlichen, vom grünen Wasser des Bachs geschaffenen Teiche führt. Hinter der Brücke geht es im Wald bergauf entlang eines steinigen, gepflasterten Maultierpfads bis zur Wallfahrtskapelle der Madonna di Livo und zu den grünen Almweiden mit den Steinhütten des Ortsteils Baggio (930 m), wo man sich an einem Brunnen erfrischen kann. Nachdem wir die Alp hinter und gelassen haben, öffnet sich die tiefe Darengo-Talsenke; die Spur verläuft am Hang entlang der linken orographischen Seite und führt dann bergab zur Borgo-Brücke am Fuß des Monte Croce di Rabbi, der am Zusammenfluss mit dem Ledù-Tal liegt. Am anderen Bachufer geht es weiter bergauf, vorbei an den Borgo-Hütten (1069 m), am rechten orographischen Bachufer entlang; nachdem Sie einige Lichtungen hinter sich gelassen haben, erreichen Sie eine kleine Steinbrücke (1250 m), von der aus Sie in kurzer Entfernung die Pianezza-Hütte erreichen können. Sie nehmen aber den Weg, der bergauf in die große Rinne der Alpe Darengo (1378 m) führt. Nachdem Sie die Weisen durchquert haben, folgen Sie stets dem weiß-roten Wegweiser und biegen nach rechts ab, wo Sie über einen ziemlichen Grat die Darengo-Hütte erreichen. Noch ein paar Meter und Sie sehen das Ufer des Darengo-Sees (1780 m) mit der Anhöhe, auf der die Capanna Como steht. Diese sich in Besitz der CAI von Como befindende Hütte bietet 22 Schlafplätze, Küche und Bäder; es handelt sich um eine privat bewirtschaftete Struktur, die man benutzen kann, nachdem man sich in Livo die Schlüssel abholt (Info: 335/7806842). Wir empfehlen, vor Inangriffnahme der ziemlich beschwerlichen Route hier im Hochgebirge zu übernachten. Um die Schweiz zu erreichen, müssen Sie den roten Markierungen Richtung Jaufenpass auf der rechten orographischen Seite folgen, indem Sie links (Capanna Como im Rücken) bergauf über eine Kuppe gehen, die zum Berg der den See überragenden Felswand führt. An diesem Punkt ignorieren Sie den Weg, der zum Crocetta-Pass (und ins Bodengo-Tal) hoch führt und biegen links bergauf in Richtung der Felsen ab, bis Sie den Kamm am Orso-Pass (2165 m) passieren. Vom oberen Teil des Valle del Dosso steigen Sie nun zwischen den von den Schmugglern zur Erleichterung der Passage ausgehöhlten Felsen ab, bis Sie die Spur des Sentiero della Scatta erreichen. Sie nehmen die Abkürzung entlang des Steilhangs und verlassen an einer Abzweigung das Obertal des Lario (das links hinunter führt) und folgen den Steinmännchen in Richtung des Felsvorsprungs des Pizzo Caurga, wo der Weg im Zickzack zur Bocchetta di Cama (2272 m) führt. Startpunkt Cama: Die Route ist vom Ort Cama bis zur Miralago-Hütte an den Ufern des Cama-Sees (1265 m) mit der auf den vorangehenden Seiten beschriebenen Route (SORTLICHE ROUTE H – DIE BOCCHETTA DEL NOTAR) identisch. Sie folgen dem Weg entlang der Ostseite des Beckens und erreichen Alp de Lumegn (in der Nähe der Alp kann man übernachten, aber die Hütte wird gegenwärtig renoviert); Sie gehen weiter in Richtung Talsenke bis zu einer Abzweigung, an der Sie nach rechts abbiegen. Die Spur geht nun deutlich bergauf an der rechten orographischen Seite des Baches Ria di Agnon entlang, den Sie nach dem ersten felsigen Steilhang überqueren; sie halten sich rechts und erreichen Alpe d’Agnon, wo sich eine kürzlich renovierte und immer geöffnete Hütte befindet, die im Hochgebirge Unterschlupf bietet. Es geht weiter immer steiler bergab in Richtung Bocchetta bis Sie in den Felsenzirkus eintreten; der letzte Abschnitt verläuft über einen schottrigen Hang, der Vorsicht erfordert (auch wegen des bis zu vorgerückter Saison immer noch möglichen Schnees) bis zu einer Rinne und zur Bocchetta. 157 Capanna Como 158 Val Cama Steinhütten in Baggio am Anfang vom Val Darengo 159 Zubringer zu den sportlichen Routen H-I Panorama auf Val Bodengo aus Corte Prima 160 Die Zubringerrouten, die den Ort Cama im Misox Mesolcina mit den Orten Gordona und Livo in Italien über die Bocchetta del Notar und die Bocchetta d’Agnon verbinden, sind im Hochgebirge durch einen Verbindungsweg miteinander verbunden, der dadurch, dass er auf italienischem Gebiet liegt, eine Direktpassage zwischen dem Val Bodengo und dem Val Darengo ermöglicht. Dieser Zubringerweg biegt entlang des Aufstiegs zur Bocchetta del Notar (im felsigen Hochgebirgsabschnitt) ab. Vom Felsblock, der mit einem nach rechts weisenden Pfeil den Weg zur Alpe del Notar anzeigt (SPORTLICHE ROUTE H – DIE BOCCHETTA DEL NOTAR), folgt man, die Anzeige ignorierend, der Spur entlang immer steilerer Abschnitte bis man die letzten Grasbüschel hinter sich lässt und das Steinfeld am Fuße der Gipfel erreicht. Nachdem der Crocetta-Pass (2201 m) sichtbar vor Ihnen liegt, bedarf es einer letzten Anstrengung, um diesen zu erreichen: Mit ein wenig Erfahrung bewegen Sie sich durch die großen Felsblöcke und überwinden den letzten Abschnitt, der steil entlang des Einschnitts führt und erreichen den Gipfel, von dem aus Sie den Blick auf die gegenüber liegende Seite zum Darengo-See genießen können. Über eine Fährte steigen Sie zum See ab und biegen nach rechts bergab, die Felsformationen des Kamms umgehend und den oberen Teil der Senke des Darengo-Sees zwischen Gras und großen Steinplatten hinter sich lassend. Von hier geht es bergab weiter bis zur Capanna Como (privat bewirtschaftete Hütte, siehe (SPORTLICHE ROUTE I – DIE BOCCHETTA D’AGNON). Aufstieg aus Gordona 161 BIBLIOGRAFIE FÜR DIE ABSCHNITTE DURCH ITALIENISCHES GEBIET AA.VV., Il sistema fortificato dei laghi lombardi in funzione delle loro vie di comunicazione – Atti delle giornate di studio tenute a Varenna nel 1974, Edizione Cairoli, 1977 AA.VV., L’antica via Regina: tra gli itinerari stradali e le vie d’acqua del Comasco, Società archeologica comense, 1995 Balatti M., Scaramellini G., Percorsi storici di Valchiavenna, Comunità Montana Valchiavenna, 1995 Borghi A., Sentiero del viandante: lungo la riviera orientale del Lario verso Valchiavenna e Valtellina, APT Lecchese, 1992 Cassinelli S., Mastalli P., Lungo i sentieri del contrabbando, Macchione Editore, 2006 Ceccoli P., Itinerari a piedi sulle orme dei contrabbandieri: vie e valichi segreti tra monti lariani e Canton Ticino, Edizione Cartografia di Novara, 2001 Gandola S., 130 KM a piedi. 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