Wer vertraut, gewinnt!

Transcription

Wer vertraut, gewinnt!
lug-mag.com | Sonderausgabe März – April 2015
Vertrauen
SOND
ERA
Weite USGABE
«zum
rsche
nken»
Wer vertraut, gewinnt!
Tut Religion 22
der Psyche gut?
Interview mit 37
«Blind Climber»
Andy Holzer
StaubsaugerSeelen
40
&
Gesundheit
2 Leben
2/2015
Beziehungen
Integrität
zelne Buchstabe von NewstartPlus steht für
ein Prinzip, das einen entscheidenden Einfluss
auf Gesundheit, Glück und Lebensqualität hat.
NewstartPlus entfaltet seine volle Kraft im Zusammenwirken aller zwölf Prinzipien. In jeder
Ausgabe beleuchtet «Leben und Gesundheit»
eines davon. NewstartPlus lädt Sie ein, neu zu
starten und das Plus für Ihr Leben zu entdecken.
Ernährung Bewegung
Nutrition
Exercise
Social support
Wasser
Water
Sonne
Sunshine
Mässigkeit
Up with integrity
Temperance
Optimismus
Luft
Living optimistically
Air
Prioritäten
Priorities
Ruhe
Vertrauen
Rest
Trust
Vertrauen
Trust
Aus der Kraft der Hoffnung und des
Vertrauens leben
«Menschen ohne Hoffnung werden krank.
Kranke ohne Hoffnung sterben.» Diese pointiert
formulierte Erkenntnis beschreibt den Stellenwert der Hoffnung für die Gesundheit. Der Verlust der Hoffnung ist eines der Leitsymptome
einer Depression. Immer mehr Menschen sind
davon betroffen. Hoffnungslosigkeit ist einer der
Hauptrisikofaktoren für Selbstmord und krankheitsbedingten, vorzeitigen Tod. Hoffnung da-
gegen ist zukunftsgerichtet. Der Anker der Hoffnung ist das Vertrauen in die göttliche Kraft. Die
uralte Zusage: «Ich bin der Herr, der dich heilt»
ist heute noch gültig. Hunderte wissenschaftliche Studien belegen, dass gesunder Glaube auf
vielfältige Art und Weise die Hoffnung stärkt, die
körperliche und seelische Gesundheit fördert
und die Lebensqualität steigert. Vertrauen kann
man lernen. Wer vertraut, gewinnt!
© Texte: Dr. med. Ruedi Brodbeck; © Grafik: Advent-Verlag Zürich, designed by mapro.ch
Gesundheit, Glück und Wohlbefinden hängen nicht einfach vom Zufall oder von den Genen ab. Sie gründen auf dem Zusammenwirken
verschiedener Faktoren und Prinzipien. Die meisten davon können wir aktiv und maßgeblich beeinflussen. NewstartPlus, ein modernes, international bekanntes, wissenschaftlich bewährtes
und ganzheitlich angelegtes Gesundheitskonzept, fasst sie anschaulich zusammen. Jeder ein-
Leben&
Gesundheit
Editorial
2/2015
© 2015 thinkstockphotos.com/Privat
«Vertrauen schenken»
Ein Abenteurer war längere
Zeit nur mit einem Rucksack und
dem Nötigsten in Afrika unterwegs. Eines Abends überraschte ihn die Finsternis, sodass er
nicht lange nach einem Schlafplatz suchen konnte. Da er an
der Küste unterwegs war, rollte
er seine Schlafmatte direkt am
Strand aus und schlief, nach einem langen Tag, rasch ein. Plötzlich, mitten in der Nacht, wurde
er unsanft aus dem Schlaf gerissen. Ein Mann mit Gewehr stand
vor ihm und machte ihm unmissverständlich klar, dass er mitkommen müsse. Dem
Abenteurer blieb keine andere Wahl, als dem Unbekannten zu folgen. Nach einigen hundert Metern kamen sie zu einer einfachen Lehmhütte.
Der Fremde forderte ihn auf, seine Matte in dieser
Hütte auszulegen und zu schlafen.
Große Angst überkam den Reisenden, denn
er wusste nicht, ob er den kommenden Tag noch
erleben würde. Er tat die ganze Nacht kein Auge
zu. Nach langem Bangen drang endlich das Licht
der Morgensonne in seine Hütte. Verwundert stellte er fest, dass niemand vor dem Eingang wachte.
Mehrere Hütten schlossen an jene an, in welcher
er sich gefangen glaubte. Kinder, Frauen und Männer hatten ihr Tagewerk bereits aufgenommen. Da
entdeckte der Reisende seinen nächtlichen Besucher. Unerwartet freundlich führte ihn dieser zurück zum ursprünglichen Schlafplatz. Mit Schrecken stellte der Wanderer fest, dass der gesamte
Strand weggespült war. Hätte ihn der bedrohlich
wirkende Mann in dieser Nacht nicht so energisch
weggewiesen, hätte sein Leben mitten im Schlaf
durch eine Flut ein jähes Ende genommen!
1
NewstartPlus®, siehe Seite 2
Im NewstartPlus® Zyklus1 sind wir mit der
vorliegenden Ausgabe beim Schwerpunktthema
«Vertrauen» angelangt. «Vertrauen schenken»
ist leichter gesagt als getan. Aus ganz verschiedenen Gründen erwarten wir von unseren Mitmenschen nicht selten Negatives. Klar, wir sind ja oft
genug enttäuscht worden. Trotzdem ist Vertrauen
lebensnotwendig und sehr häufig gerechtfertigt.
Deshalb dachten wir uns: Warum starten wir mit
dieser Nummer nicht eine Aktion unter dem Titel
«Vertrauen schenken»? Warum nicht in Form einer «Leben & Gesundheit»-Ausgabe einen Schritt
wagen und jemanden mit einem Magazin beschenken?
Seit 1929 vertrauen Leserinnen und Leser in
der Schweiz, in Österreich und Deutschland unserem Magazin «Leben & Gesundheit». Danke für
Ihre Treue! Wenn auch Sie von unserer Zeitschrift
begeistert sind, beteiligen Sie sich doch mit dieser
Sonderausgabe an der Aktion «Vertrauen schenken»! Mittels eingelegter Bestellkarten (S. 51)
können Sie weitere Exemplare dieser Sonderausgabe bestellen und an Freunde und Bekannte weitergeben.
Haben Sie schon von blinden Bergsteigern
gehört? Warum lohnt es sich, wenn man sich im
Mutter-Kind-Kreis den anderen Teilnehmerinnen
anvertraut? Ist Religion gefährlich oder tut sie unserer Psyche gut? Ist Ihnen Vertrauen in die Wiege
gelegt worden? Wenn nein, kann man es lernen?
Dies und manch anderes Kostbares erwartet
Sie in dieser Sonderausgabe.
Viel Freude, wenn es gilt, Vertrauen zu schenken! Das wünscht Ihnen
3
&
Gesundheit
4 Leben
2/2015
Inhaltsverzeichnis
Editorial
«Vertrauen schenken»
Wer vertraut, gewinnt!
3
Schwerpunkt: Vertrauen
Das NewstartPlus-Konzept
Ganzheitliche Gesundheit mit System
2
Wer vertraut, gewinnt!
8
Macht «Glauben» gesund?
Eine Standortbestimmung
12
GANZ Mensch – ganz gesund sein
20
Tut Religion der Psyche gut?
22
Vertrauen – in die Wiege gelegt?
34
Mosaik
Kurz und aktuell informiert
6
Buchtipp
17
Burnout-Syndrom, Teil 2
18
Lebensweisheiten
25
Rezepte
26
Nebenbei erzählt
29
Staunen und entdecken
30
Natürlich glücklich – Das Geheimnis
ganzheitlicher Gesundheit
Das Burnout-Syndrom
Ein paar Tropfen Lebensweisheit
Sandwiches mal anders
Niemals allein?
Das große Frühlingserwachen
S.12
S. 18
Burnout-Syndrom, Teil 2
S.26
Macht «Glauben» gesund?
Eine Standortbestimmung
S. 30
Frühlingserwachen
Sandwiches mal anders
Leben&
Gesundheit
2/2015
Alltagstipps
32
Interview
37
Impressum
39
Praxisfenster
40
Unsere Heilpflanzen
42
Denksport
44
Kinderseite
45
Körperwunder
46
Fitness
48
Kolumne
50
Vorschau
51
Lebensweisheit
52
«Unkraut»- und Blumensalate
gegen Frühjahrsmüdigkeit
Andy Holzer
«Blind Climber»
«Staubsauger-Seele»
S.34
Vertrauen – in die Wiege gelegt?
Stevia – Ein natürlicher Süßstoff
ohne Kalorien
Preisrätsel
Wie du Vertrauen lernen kannst
Wunderwerkzeug Hand
S.32
«Unkraut»- und Blumensalate
gegen Frühjahrsmüdigkeit
Frühgymnastik
Leben lernen
S. 42
Stevia – natürlicher Süßstoff
S. 50
Leben lernen
5
&
Gesundheit
6 Leben
Mosaik
2/2015
Energy Drinks –
HOPE TV
PROGRAMM
TIPPS
Lust auf lecker – Warme Salate
Die vegane Kochsendung. 02.04.| 10:00 Uhr
gesund. – Thema Depression
Depressive Störungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen: Laut WHO wird Depression
bis 2020 die zweithäufigste Volkskrankheit
sein. In fünf Sendungen beschäftigen wir uns
mit dem Thema: Woher kommen Depressionen? Was passiert in meinem Körper? Wie
kann ich vorbeugen? U.v.m. ab 30.4. | jeweils
donnerstags um 20:15 Uhr
www.hope-channel.de
neues Fact sheet
klärt auf
Buchtipp
Die Nachfrage nach Energy Drinks ist enorm: Allein der
Marktführer verkaufte in der
Schweiz im Jahr 2013 rund
120 Millionen Dosen. Hauptkundschaft sind Jugendliche
und junge Erwachsene. Die Getränke sind aber nicht unpro­
blematisch. Deshalb hat «Sucht
Schweiz» ein neues Fact sheet
«Energy Drinks» herausgegeben, das die aktuellsten Entwicklungen und Forschungsergebnisse berücksichtigt. Das
Fact sheet kann gratis unter
http://shop.addictionsuisse.ch/de/150-factsheets
heruntergeladen werden.
Andy Holzer wuchs in einem Dorf in den Lienzer Dolomiten auf. Er ist von Geburt
an blind. Mit neun Jahren entdeckte er seine Leidenschaft
für das Bergsteigen. Sechs der
legendären Seven Summits,
der höchsten Gipfel der sieben
Kontinente, hat der «Blind Climber» schon erklommen. Dieses
Jahr im April steht der höchste
Gipfel, der Mount Everest, auf
dem Programm. Ohren, Nase,
Mund und Hände reichen ihm,
um sich ein präzises Bild von
der Welt zu machen. «Am Berg
kommt mir der Boden entgegen», äußert der sympathische
Tiroler im Interview mit «Leben
und Gesundheit».
Erfahren Sie mehr über
den faszinierenden Menschen Andy Holzer in seinem Buch «Balanceakt –
Blind auf die Gipfel der
Welt» und in unserem
Exklusivinterview auf
den Seiten 37–39 dieses Magazins.
Sucht Schweiz
DER Tipp
«Budwig Frühstück»
Gekräftigt und gestärkt durch ein nahrhaftes und gesundes Frühstück, starten wir glücklicher in den Tag und
halten besser und länger durch. Zu dieser Erkenntnis fand
auch die im Mai 2003 verstorbene Apothekerin und Chemikerin Johanna Budwig. Hier ein nach ihr benannter
«Frühstücksvorschlag»:
Hardcover mit Schutzumschlag
256 Seiten
Format: 14 x 22 cm
ISBN: 978-3-8436-0343-9
Zubereitung und Zutaten für eine Person:
2 Datteln über Nacht im Wasser einweichen. In der Früh
zusammen mit dem Einweichwasser mixen.
2 El Leinsamen, 1 Tl Sonnenblumenkerne und 2 Paranüsse (oder andere Nüsse) zusammen mixen und mit 3 El
Leinöl (kaltgepresst) und dem Dattelmix vermischen.
1 Tl Hasel- oder Mandelmus und 100 ml Joghurt oder Sojajoghurt (evtl. Sojamilch nach Belieben) und frisches
Obst hinzufügen und sogleich essen.
Bekannt wurde Johanna Budwig durch die «Budwig-Diät». Ziel dieser Diät ist es, schwer verdauliche und
schwer bekömmliche Fette in der Ernährung auszuschalten. An ihre Stelle treten leicht bekömmliche, ungesättigte
Fette, die einen Hauptteil der Nahrung ausmachen sollen.
Mosaik
Die Rubrik «Mosaik» in «Leben und
Gesundheit» ist eine Plattform für kurze interessante Texte, Bilder und Informationen.
Auch Sie als Leserin oder Leser können zu
Wort kommen bzw. Bilder einsenden. Nutzen Sie die Kontaktadresse: «Leben und Gesundheit», Mosaik, Leissigenstr. 17, CH-3704
Krattigen oder die E-Mail-Adresse:
[email protected]
Leben&
Gesundheit
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Eisenmangel­
prophylaxe geht
auch fleischlos
Besonders Frauen tendieren häufiger zu einem Eisenmangel, wodurch sie sich oft
müde fühlen, schnell frieren
und leichter zu Infekten neigen. Zum einen verzichten sie
aus gesundheitlichen oder ethischen Gründen öfter auf Fleisch
und Wurst. Zum anderen verlieren sie mit der Monatsblutung
durchaus nennenswerte Mengen. Dabei ist es auch mit Gemüse, Obst und Getreide problemlos möglich, seinen Eisenbedarf
zu decken – es kommt nur auf
die Sorten und die richtige Kombination an. Spitzenreiter unter
den pflanzlichen Eisenquellen
sind vor allem grüne Gemüsesorten wie Spinat, Mangold, Fenchel oder Broccoli, aber auch
Hülsenfrüchte wie Erbsen und
Bohnen; Rote Rüben, Schwarz­
wurzeln sowie Beeren wie Erdbeeren, Himbeeren oder Johannisbeeren. Wer zusätzlich noch
auf Vollkornprodukte wie Roggenbrot, Haferflocken, Hirse
oder Naturreis setzt und sich
ab und zu eine Handvoll Nüsse
gönnt, beklagt kaum leere «Eisen-Speicher».
www.llg.ch /
www.llg.at /
www.dvg-online.de
Eine bedeutende Partner­
organisation von «Leben und
Gesundheit» ist die «Liga Leben und Gesundheit». Üblicherweise findet sich in unserem Magazin unter der Rubrik
«Kursangebote – Vorträge» eine
Doppelseite mit aktuellen Seminarangeboten dieser Liga
für die Schweiz und Österreich.
In dieser «Leben und Gesundheit»-Sonderausgabe mit der
Aktion «Vertrauen schenken»
wurde diese Doppelseite ausnahmsweise ausgelassen. Sie
können aber alle Seminarangebote und vieles mehr von den
oben angegebenen Internetseiten bequem abrufen.
Länger leben
Vor einigen Jahren brachte das Magazin «National Geographic» einen Bericht über die
Langlebigkeit der Bewohner von
Okinawa, Sardinien und Loma
Linda (Kalifornien). Es wurde
aufgezeigt, dass diese Menschen
länger und gesünder leben als
fast alle anderen Bewohner auf
der Erde. Man fragte: Was wissen
die, was der Rest von uns nicht
weiß? In Loma Linda wurde von
1976 bis 1988 eine Studie an
34.000 Menschen durchgeführt.
Die Ergebnisse dieser Studie ergaben, dass Siebenten-Tags-Adventisten dank ihres gesunden
Lebensstils vier bis zehn Jahre länger leben als der durchschnittliche Kalifornier. Das
macht die Adventisten zu einer
landesweit überzeugenden Kultur der Langlebigkeit.
Nicht nur im fernen Kalifornien erreichen Adventisten
dank einer bewussten und gesunden Lebensweise ein hohes
Alter. Im Alters- und Pflegeheim
Oertlimatt, Krattigen, feierte
­Erich Aeschbacher am 12. Januar 2015 seinen 102. Geburtstag.
© 2015 thinkstockphotos.com, G. Klenk
FET e.V.
Humor
Fritzchen kommt ganz bleich aus der Küche und sagt:
«Mama, was würdest du mit jemandem machen, der deine
chinesische Vase zerbrochen hat?»
«Ich würde ihm etwas aufs Popöchen geben und ihn ohne
Abendessen ins Bett schicken», antwortet die Mama.
«Toll», sagt Fritzchen. «Deine Vase hat nämlich Papa kaputtgemacht!»
Um keine Zeit zu vergeuden, steht der Hochbetagte
meistens schon morgens um
5:00 Uhr auf, zieht sich an und
setzt sich an seinen Schreibtisch, wo er konzentriert in der
Bibel liest.
Lieber Herr Aeschbacher: «Leben und Gesundheit»
wünscht Ihnen von Herzen weiterhin alles Gute und vor allem
Gottes Segen.
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&
Gesundheit
8 Leben
2/2015
Judith Fockner
Religionspädagogin in Elternzeit,
Alsbach-Hähnlein, D
Wer vertraut, gewinnt!
Unbefriedigend oberflächlich
In unserem Mutter-KindKreis ist alles in Ordnung. Wirklich. Ausschließlich brave Kinder und tolle Mütter. Conny,
zum Beispiel, die erfahrene Tagesmutter, hat ein sagenhaftes
Repertoir an Kinderliedern. Angelika, die Sprachwissenschaftlerin, erzieht ihre Zwillinge nach
einem ausgefeilten pädagogischen Konzept und weiß über
sämtliche Kinderärzte Bescheid.
Und Nina, die Frau des Sportvereinsleiters, ist eine politisch
engagierte, ernährungsbewuss-
te Langzeit-Mutter. Schön, hier Anschluss finden
bekomme ich jeden Mittwoch
Ich wohne erst ein halbes
eine Menge Anregungen. Selt- Jahr hier, und der Mutter-Kindsam, warum ich mich trotzdem Kreis war meine größte Hoffimmer mit einem unbestimm- nung auf Anschluss. Warum nur
ten leeren Gefühl
fühle ich mich reauf den Heimweg Warum nur fühle ich gelrecht einsam,
mache und mich mich regelrecht einwenn ich von diefrage, ob es sehr
sem sozialen Höunangenehm auf- sam, wenn ich von
hepunkt der Wofällt, dass mei- diesem sozialen Höche nach Hause
ne Buben am lau- hepunkt der Woche
gehe? Vielleicht,
testen sind, und
weil ich über alle
nach Hause gehe?
wie Sabine neben
Frauen nur weiß,
dem Kinderhüten
wie sehr sie ihr
auch noch so aufwändige Plätz- Leben im Griff haben? Weil mich
chen backen kann.
keine näher heranlässt als bis zu
Leben&
Gesundheit
2/2015
ihren Schnuller-Abgewöhungsmethoden und Heilmitteln gegen Kleinkinderbronchitis? Und
habe ich selbst nicht schon begonnen, nur meine Bastelideen
preiszugeben und nicht meine
Trennungsängste vor dem Kindergarten-Eintritt?
Überraschende Wende
Das alles ändert sich an
einem regnerischen Aprilvormittag ganz unvorhergesehen.
Und den Anlass gibt die Frau,
die am wenigsten in unsere vorbildliche Runde passt. Manuela. Schon rein optisch sticht sie
sofort ins Auge. Leuchtend pinkes Haar, großflächiges Tatoo,
alternative Second-Hand-Kleider. Sie ignoriert es, wenn ihre
kleine Mimi ein komplettes Kuchenstück über der Spielzeugkiste zerkrümelt. Sie verströmt
mit jedem Atemzug Unkonventionalität. Mir nicht ganz unsympathisch. Ich versuche ein paar
vorsichtige Fragen zu ihrer Familie und erfahre, dass Mimi einen älteren Bruder hat, von Manuelas erster großer Liebe. Und
dann erfahre ich noch etwas anderes. Dass nämlich der frischgebackene Vater Manuela damals betrogen hat, zu Hause
im eigenen Ehebett, mit ihrer
Freundin und der Begründung,
dass er die Sex-Pause nach der
schwierigen Geburt als zu große
Zumutung empfunden habe und
seinen Bedürfnissen gefolgt sei.
© 2015 thinkstockphotos.com
Der Durchbruch
Das ist einmal etwas anderes als der bisherige Austausch
über Windelmarken. Das merkt
man schon an der Stille, die sich
im Raum breitmacht – lediglich unterbrochen vom Quäken
zweier Jungs, meiner natürlich.
Manuela hat es gewagt. Sie hat
mich mit einer sehr persönlichen Geschichte beschenkt. Hat
uns etwas sehr Sensibles anvertraut – etwas, was sie tief verletzt hat. Ein kritischer, ein kostbarer Moment.
Richtig reagieren
Mein erster Impuls ist, Manuela zu schützen, indem ich
von ihren preisgegebenen Gefühlen ablenke. Man könnte einfach über die Schamlosigkeit
und die Überheblichkeit mancher Vertreter des männlichen
Geschlechts philosophieren und
hätte das Thema in ein sicheres
Fahrwasser gerettet. Bestimmt
hätte auch jede von uns etwas
Unpersönliches dazu zu sagen.
Aber instinktiv spüre ich die Tür,
die Manuela geöffnet hat. Ich
möchte mich revanchieren. Also
sage ich so etwas wie: «Unvorstellbar, wie verlassen du dich
gefühlt haben musst. Gerade in
dieser Phase nach der ersten
Geburt, wo man sich selbst an
die Schmerzen und die Hormone und das Baby verliert. Ich war
so froh, dass mich mein Mann in
meinem Chaos vollkommen respektiert hat. Ich habe mich eine
Zeitlang wie eine Melkmaschine gefühlt und dachte, ich würde nie wieder etwas Erotisches
empfinden.»
Geht es uns nicht allen
«gleich»?
Da. Ich habe es auch getan. Habe etwas Intimes preisgegeben. Für Manuela. Aber alle
können es hören. Ich habe keine
Heldengeschichte ausgepackt,
sondern mich verletzlich gemacht. Und neben Erstaunen erkenne ich noch etwas anderes in
allen Augen: Erleichterung. Sie
fühlen sich verstanden, müssen
sich nicht schützen. Zustimmendes Nicken macht die Runde.
Andere Offenbarungen folgen.
Bilde ich mir das ein, oder ist es
im Zimmer wärmer geworden?
Auf dem Heimweg fühle ich
mich ein bisschen so, als hätte
ich Freunde gefunden.
Das «Leben in Schichten»
Aber was genau ist denn
anders geworden? Um es simpel zu sagen: Unser Vertrauen
zueinander. Vielleicht hilft dazu
folgendes Bild: Jeder Mensch
trägt sein Leben sozusagen in
Schichten um sich geordnet (siehe dazu Grafik S.10). Weit außen
liegen die Angelegenheiten, die
wir problemlos mit der halben
Welt teilen: Oberflächlichkeiten
und Tatsachen (unser Geburtsort oder unsere Lieblingsspeise). Schon etwas persönlicher
sind unsere Ideen oder Meinungen. Diese präsentieren
wir lieber einem
s y m p a t h i s c h e n Manuela hat es
Gesprächspartner gewagt. Sie hat mich
(wie könnte man
mit einer sehr perdie landesweite
Arbeitslosigkeit sönlichen Geschichte
in den Griff krie- beschenkt. Hat uns
gen?). Weiter in- etwas sehr Sensibles
nen halten wir unsere Werte und anvertraut – etwas,
E m p f i n d u n g e n was sie tief verletzt
(dass wir Gewalt hat.
in Kino­filmen ablehnen oder uns auf großen Partys unwohl fühlen). Die meisten
von uns offenbaren so etwas,
wenn wir mit Verständnis rechnen können. Warum? Wir werden nicht gerne für etwas, was
uns ausmacht, getadelt oder belächelt. Meine Nachbarin sprach
mit ihrer Mutter grundsätzlich
nicht über ihren Wunsch nach
einem vierten Kind, weil diese kinderreiche Familien immer
sehr argwöhnisch betrachtete.
Lass «das Tiefe» nicht
verborgen sein
Und da ist noch eine tiefere Schicht, in der wir Dinge mit
uns tragen, die nur für spezielle
Ohren bestimmt sind. Schuldgefühle zum Beispiel, Ängste oder
Dinge, für die wir uns schämen.
Wenn wir uns so weit öffnen,
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&
Gesundheit
10 Leben
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kann uns eine unsensible Reaktion unseres Gegenübers empfindlich treffen. Wie einen Arbeitskollegen, der zugibt, dass
er sich nicht traut, zur Prostata-Untersuchung zu gehen, und
dafür nur unbarmherzige Witzeleien erntet.
Oberflächlich bleibt oberflächlich!
Instinktiv scheint es uns oft
sicherer, nur sachliche Informationen auszutauschen. Niemand
wird unangenehm berührt, niemand bloßgestellt, niemand
verletzt. Es kann passieren, dass
sich die Gespräche einer kompletten Familie ausschließlich
auf dieser äußeren Ebene einpendeln. Unterhält man sich
über den neuen Arbeitskollegen, die kaputte Waschmaschine und die Einbruchserie in der
Nachbarschaft, ohne tiefer zu
schürfen, wird wenig gewagt.
Allerdings auch wenig gewonnen. Denn wie schon die Grafik
deutlich macht, bleibt unser Ich
in dieser oberflächlichen Kom-
munikation fast unberüht. Der
andere kann uns nicht zu nahe
treten, uns aber auch nicht kennenlernen, nicht erkennen. Was
aber, wenn er uns gar nicht kritisieren, auslachen oder missverstehen würde? Sondern uns verstehen? Stellen Sie sich vor, Sie
vertrauen jemandem ein sehr
unangenehmes Gefühl an. Und
auf einmal sehen Sie, wie in den
Augen Ihres Gegenübers Verständnis aufblitzt. Der andere
kennt dieses Gefühl. Zwei Menschen auf diesem Planeten sind
nicht mehr allein. Sie sind verbunden.
«Verbundenheit» ...
... sagt Dr. Brené Brown,
eine anerkannte Soziologin der
Universität Houston1, «ist der
Grund, warum wir hier sind. Sie
gibt unserem Leben Sinn.» Jeder von uns spürt, dass das
stimmt: Unsere Psyche braucht
echte Begegnungen, Freundschaften, Beziehungen, um zu
überleben. In einem jahrelangen Forschungsprojekt beschäf-
tigte sich Brown vorrangig mit
der Frage, was Menschen fähig
macht, sich mit anderen zu verbinden. Während sich die positiven Ergebnisse Zeit ließen, fand
sich erstaunlich rasch ein einziges wiederkehrendes Muster
dafür, was Verbundenheit gefährdet – und das war: Scham.
Oder besser: Misstrauen aus
Angst, abgelehnt zu werden. Extrem neugierig geworden stürzte sich die Wissenschaftlerin in
die Suche nach Eigenschaften,
die menschliche Nähe möglich
machen – und fand Persönlichkeiten, die beherzt genug waren, sich zu öffnen, «gesehen zu
werden», wie sie wirklich sind,
und darauf zu vertrauen, dass
sie trotzdem akzeptiert werden.
Vertrauensvorschuss
Eigentlich einleuchtend!
Denn wie wir alle wissen, gibt es
im zwischenmenschlichen Bereich keine Garantie. Den ersten
Schritt zu machen, sich zu öffnen
und Gefühle zu zeigen, bedeutet tatsächlich einen Vorschuss
Ebenen der Vertraulichkeit
Schwächen & Ängste
Werte & Gefühle
Ideen & Meinungen
Sachinformationen
1
http://www.ted.com/talks/brene_brown_on_vulnerability; aufgerufen am 5. 1. 2015
Leben&
Gesundheit
2/2015
an Vertrauen. Dummerweise ist
es die einzige Möglichkeit, um
den Spalt zu überwinden, der
uns voneinander trennt. Und
wenn wir es nicht wagen, werden wir weiter einsam auf unseren jeweiligen Eisschollen dahintreiben und uns gegenseitig
mit Oberflächlichkeiten langweilen. Egal ob im Mutter-KindKreis, in der Chef-Etage oder im
Schlafzimmer.
© 2015 thinkstockphotos.com, Grafik Ilona Würgler
Es zahlt sich aus!
Zahlt es sich also aus, Verletzungen zu riskieren? Ja. Das
sagt aber nicht Dr. Brené Brown.
Das sagen Tausende ihrer Interviewpartner – eben die, die es
schaffen, Beziehungen aufzubauen und zu halten. Ihr Mut,
sich anderen anzuvertrauen,
macht sie letztlich zu glücklicheren Menschen.
Wahre Helden
Und was nun, wenn ich zur
anderen Gruppe gehöre? Zu denen, die sich zu sehr schützen,
die aufgrund vergangener Erfahrungen zu wenig preisgeben,
um erfüllende Begegnungen
zu erleben? Soll ich mich denn Wer vertraut, gewinnt!
zwingen, mich zu öffnen, wenn
Ein letzter Blick in unseren
es nicht von selbst kommt? Viel- Mutter-Kind-Kreis: Einige Woleicht wäre es eine Möglich- chen nach dem «Sex und Gekeit, dort zu beginnen, wo es burt»-Gespräch finde ich bei
am leichtesten fällt: Bei Men- der Ankunft eine kleine Menschen, die es können. Die sagen: schentraube auf dem Spieltep«Das schaffe ich nicht.» «Da- pich. Angelika sitzt weinend in
vor habe ich Angst.» «Das wün- der Mitte und berichtet von ihsche ich mir schon
ren Hassgefühlen
lange.» Bei ih- Wenn wir aufhören
gegen ihren unnen kann man auf
verschämten VerVerständnis hof- würden, Misstrauen
mieter. Sie hält
fen. Oder zumin- als klug und Vertrau- nicht zurück. Erdest auf Mitge- en als grundsätzlich
zählt sogar von ihfühl. Sie sind die
ren Mordfantasien
naiv zu betrachten
Ve r t r a u e n s vo r und wie sehr sie
schießer, die wah- – was könnte alles in sich dafür schämt
ren Helden. Auch unserem Miteinander und wie hilflos sie
wenn sie in unse- auftauen!
sich fühlt. Und es
rer Leistungsgescheint niemansellschaft immer
dem furchtbar unnoch als Verlierer betrachtet angenehm zu sein. Wir leiden
werden. Weil sie der Konkurrenz mit und suchen nach Auswegen
ihre Schwächen preisgeben, an- und – sind uns nicht nur körperstatt sich von der besten Seite lich näher als sonst. Und der Verzu zeigen. Wenn wir aufhören mieter? Kann froh sein, dass Anwürden, Misstrauen als klug und gelika ihre Gefühle bei uns lässt
Vertrauen als grundsätzlich naiv und ihre Fantasien nicht wahrzu betrachten – was könnte al- zumachen braucht. Und da soll
les in unserem Miteinander auf- einer sagen, Vertrauen sei kein
tauen!
Gewinn!
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&
Gesundheit
12 Leben
2/2015
Dr. med. Ruedi Brodbeck
Dr. med. Facharzt für Allgemeine Innere Medizin FMH, Psychosomatische und Psychosoziale Medizin SAPPM,
Diplom für Biblische Theologie und Pastoralarbeit,
Alchenflüh, CH
Macht «Glauben» gesund?
Eine Standortbestimmung
Im Sprechzimmer …
Wie würden Sie reagieren,
wenn Ihr Arzt – vielleicht bei einer Vorsorgeuntersuchung, vielleicht auch im Krankheitsfall –
Sie unvermittelt fragen würde,
wo Sie Hoffnung schöpfen, Kraft,
Trost und inneren Frieden finden
können? Was, wenn er nicht nur
nach Ihrer Religionszugehörigkeit fragen würde, sondern auch
danach, wie wichtig Ihnen diese ist und welche Aspekte Ihrer
Religion Sie als eher hilfreich,
welche als weniger hilfreich er-
leben? Würden Sie gerne mit
ihm über Ihre ganz persönlichen
Überzeugungen sprechen? Darüber, ob Sie an Gott glauben
oder nicht, ob Sie beten, meditieren, die Bibel oder ein anderes heiliges Buch lesen, an Gottesdiensten teilnehmen oder
lieber wandern gehen, Zeit in
der Natur verbringen oder malen? Wären Sie erstaunt, wenn
Ihr Arzt wissen möchte, welchen
Einfluss Ihre persönlichen Glaubensüberzeugungen auf medizinische Behandlungen oder
Entscheidungen im Bereich des
Lebensendes ausüben könnten?
… über «Glauben» reden?
Vielleicht wären für Sie solche Fragen etwas befremdlich.
Religion wird ja heute zunehmend als Privatsache angesehen. Aber gerade die letzte Frage
lässt verstehen, wieso die amerikanische Akademie für Familienmedizin ihren über 100‘000
Mitgliedern bereits 2001 empfohlen hat, mit solchen und ähnlichen Fragen eine «spirituel-
Leben&
Gesundheit
2/2015
le Anamnese» zu erheben. Die
ganz persönlichen religiös-spirituellen Überzeugungen, das,
was ein Mensch glaubt oder
nicht glaubt, hat einen Einfluss
auf seine Gesundheit, auf sein
Gesundheitsverhalten und auch
auf Therapieentscheide und
-verläufe. Deshalb greift eine
Medizin zu kurz, welche, wie seit
Mitte der 70er Jahre des letzten
Jahrhunderts oft gemacht, den
Menschen bloß als biopsychosoziales Wesen versteht und dabei verkennt, dass er auch ein
geistlich/spirituelles Wesen ist.
© 2015 thinkstockphotos.com, Tabelle 1: Dr. R. Brodbeck
Ein weltweites Phänomen
Dass ein Zusammenhang
zwischen «Glauben» und unserer Gesundheit besteht, erschließt sich nicht nur aus der
Geschichte, sondern auch aus
dem Selbstverständnis der Religionen, ganz besonders des
jüdisch-christlichen Glaubens.
Inwieweit und in welcher Richtung der Einfluss des Glaubens auf die Gesundheit geht,
ist seit einigen Jahrzehnten zunehmend Gegenstand medizinischer Forschung. Die meisten
Studien sind bisher in den Vereinigten Staaten an einer vorwiegend christlichen Bevölkerung durchgeführt worden.
Eine wachsende Anzahl Studien stammt aber auch aus anderen Ländern, und es werden zunehmend auch Untersuchungen
mit Menschen anderer religiöser
Traditionen durchgeführt. Eine
große Studie mit älteren Menschen in den USA ergab, dass
im Monat vor religiösen Feiertagen weniger Menschen verstarben als im Monat danach. Dieses Phänomen wurde bei Juden
und Christen beobachtet, allerdings für Christen nur bei christlichen Feiertagen, bei Juden nur
bei jüdischen. Etwas Ähnliches
ist in Israel beobachtet worden,
wo die Sterberate vor dem Wochenende abnimmt und am Sabbat (Samstag) am geringsten ist.
Allerdings ist dieses Muster bei
den in Israel lebenden Arabern
nicht nachweisbar.
Kann man den Glauben
messen?
Was ist der Glaube überhaupt? Ist Glaube messbar?
Glaube ist etwas sehr Komplexes und betrifft den Menschen
auf der Ebene des Denkens, des
Fühlens, des Wollens, des Handelns und in seinen sozialen Beziehungen. Persönlicher Glaube
ist leider nicht so einfach messbar. Die Forscher weichen deshalb oft auf messbares Verhalten aus – wie z. B. die Häufigkeit
des Gottesdienstbesuchs oder
des Gebets oder auf persönliche Einschätzungen (Wie wichtig ist Ihnen Ihr Glaube? Für wie
spirituell sehen Sie sich?). Wenn
«Glaube» wirkt, sollte man
dann nicht auch wissen, «wie»
er wirkt? Was genau wirkt? Es
müssten verständliche Modelle
entwickelt werden. Wirkt er immer zum Guten, also in Richtung
Gesundheit, oder kann er auch
krank machen? Viele Fragen waren und sind noch offen. Einiges
scheint aber bereits geklärt.
Was sagt die Wissenschaft?
Bis 2010 sind über 2800
Studien veröffentlicht worden,
welche die Beziehung von Religiosität, Spiritualität und Gesundheit untersuchten. Prof.
Harold Koenig von der Duke
Universität hat sich gemeinsam mit anderen Forschern die
Mühe gemacht, alle diese Arbeiten zu sichten, nach ihrer wissenschaftlichen Qualität zu bewerten und ihre Ergebnisse
zusammenzufassen. Diese haben sie im «Handbuch über Religion und Gesundheit»1 publiziert. Insgesamt findet sich
dabei in über 1800 Studien, also
in mindestens 2 von 3 Studien
(>66 %), eine bedeutsame positive Beziehung zwischen spirituell-religiösem Engagement
und besserer körperlicher oder
seelischer Gesundheit (vgl. Tabelle 1). Bei einigen Studien ist
überhaupt keine Beziehung zwischen Glauben und Gesundheit
zu beobachten. Nur bei einer
kleinen Minderheit von Studien
findet sich eine gegenteilige Assoziation, nämlich bei 4 % mit
einer schlechteren seelischen
und bei 8,5 % mit einer schlechteren körperlichen Gesundheit.
Oft handelt es sich dabei um sogenannte Querschnittsstudien,
also Untersuchungen, wo die
Tabelle 1 Anzahl R/S Studien bis 2010 mit Förderung
der körperlichen Gesundheit (R. Brodbeck n. Handbook of
Religion and Health, 2. Edition, 2012)
Krankheit
weniger koronare
Herzkrankheit
niedrigerer Bluthochdruck
weniger Demenz
niedrigerer Kortisolspiegel
weniger Krebs
geringere Mortalität
mehr körperliche
Bewegung
gesündere Ernährung
besseres Cholesterin
weniger Zigarettenrauchen
weniger Alkoholprobleme
weniger Drogenkonsum
mehr Gesundheitsvorsorge
seltener Suizid
positive Studien
Studientotal
12 (63%)
19
36 (57%)
10 (48%)
29 (66%)
17 (61%)
82 (68%)
25 (68%)
63
21
19
28
120
37
13 (62%)
12 (52%)
122 (90%)
240 (86%)
155 (86%)
28 (64%)
106 (75%)
29
23
135
278
180
44
141
13
&
Gesundheit
14 Leben
2/2015
gewählte Stichprobe nur einmal
befragt wird und nichts über einen ursächlichen Zusammenhang einer gefundenen Beziehung ausgesagt werden kann.
Da im Krankheits- oder Krisenfall auch Menschen, denen der
Glaube normalerweise wenig
bedeutet, auf Gebet und andere
religiös-spirituelle Verhaltensmöglichkeiten zurückgreifen, ergeben sich bei diesen Studien
oft negative Zusammenhänge,
die nicht ursächlich sind.
Glaube schützt das
Herz …
Die koronare Herzkrankheit, also die Verengung der
Herzkranzgefäße, die schließlich
zum Herzinfarkt führen kann, ist
bei uns eine häufige Krankheit
und auch die häufigste Todesursache. Bisher haben 19 Studien
den Zusammenhang zwischen
Religiosität / Spiritualität und
dem Auftreten dieser Erkrankung untersucht. Davon haben
12 Studien (63 %) im Gesamtergebnis oder zumindest in einer
Untergruppe ein signifikant selteneres Vorkommen gefunden.
Bei 5 Studien (26 %) fand sich
kein Zusammenhang, und bloß
bei je einer Studie (je 5 %) war
das Ergebnis entweder komplex
oder es wies auf ein häufigeres
Auftreten der Erkrankung hin.
Andere Untersucher haben festgestellt, dass (intrinsische) Religiosität und auch Interventionen
wie z.B. Meditation meistens (in
63 % der durchgeführten Studien) mit besseren Resultaten
nach herzchirurgischen Eingriffen in Beziehung stehen.
Diese positiven Ergebnisse
stimmen mit vielen anderen Untersuchungen überein, die zeigen, dass eine umgekehrte Be-
Tabelle 2 R/S Studien bis 2010 mit Auswirkungen auf
die psycho-soziale Gesundheit (R. Brodbeck n. Handbook of
Religion and Health, 2. Edition, 2012)
Krankheit
weniger psychosozialer Stress
weniger Feindseligkeit
mehr Optimismus
mehr Hoffnung
weniger Angst
weniger Depression
ausgeprägteres Wohlbefinden
mehr Sinn und Bestimmung
bessere Lebensqualität
stärkere interne Kontrollüberzeugungen
weniger Einsamkeit
besseres Selbstwertgefühl
weniger Delinquenz
positive Studien
Studientotal
46 (61%)
23 (66%)
26 (81%)
29 (73%)
147 (49%)
271 (61%)
256 (79%)
42 (93%)
41 (64%)
13 (62%)
75
35
32
40
299
443
326
45
64
21
9 (53%)
42 (61%)
82 (79%)
17
69
104
ziehung zwischen religiösem
Engagement und den meisten
anerkannten beeinflussbaren Risikofaktoren für Herzkrankheiten
besteht. Das heißt: Je religiöser
ein Mensch ist, desto geringer
sind im Durchschnitt seine Risikofaktoren wie z. B. Zigarettenrauchen, Bluthochdruck, hohes
Cholesterin, Entzündungszeichen, körperliche Inaktivität (Bewegungsmangel), hoher Alkoholkonsum, ungünstige Ernährung,
psychosozialer Stress, geringer
Optimismus, hohe Feindseligkeit, Angst und Depression.
… reduziert das Krebsrisiko
Krebs ist eine weitere häufige Erkrankung, wo ein günstiger Einfluss des praktizierten Glaubens beschrieben wird,
auch wenn dieser etwas weniger stark ausfällt als bei den
Herzkrankheiten. Insgesamt
weisen 17 (61 %) von 28 Studien auf ein selteneres Auftreten, günstigere Verläufe wie
auch ein reduziertes Sterberisiko hin. Besonders ausgeprägt
findet sich dieser Effekt bei religiösen Gemeinschaften, die
bewusst einen gesunden Lebensstil pflegen, wie z. B. den
Siebenten-Tags-Adventisten. Ein
Teil des günstigen Effekts ist dabei bedingt durch die gesunde
Ernährung und den Verzicht auf
Zigaretten, Alkohol und gefährliche Sexualpraktiken. Zusätzlich
spielt eine bessere Funktion des
Immunsystems eine Rolle, bedingt durch weniger Depression,
besseren Umgang mit Stress und
größere soziale Unterstützung.
Studien weisen darauf hin, dass
an Krebs Erkrankte häufig auf
Spiritualität und religiöse Praxis
zurückgreifen, um die Krankheit
zu bewältigen. Ihr Glaube hilft
ihnen, sich besser an die veränderten Umstände anzupassen.
Er spendet Hoffnung und lässt
sie weniger Angst und Schmerzen erleben, was sich wiederum
auf hormonelle und immunologische Funktionen positiv auswirken und die Tumorausbreitung vermindern kann.
Leben&
Gesundheit
2/2015
© 2015 thinkstockphotos.com, Tabelle 2: Dr. R. Brodbeck
… und verlängert das
Leben
82 (68 %) der bisher mindestens 120 Studien, welche die
Beziehung zwischen dem Ausmaß religiösen Engagements
und der Sterblichkeit untersucht
haben, weisen auf ein längeres
Leben hin. Wenn nur die besten
Studien in die Analyse einbezogen werden, steigt dieser Anteil
auf 76 %. Wenn als Kriterium
für Religiosität die Häufigkeit
des Gottesdienstbesuchs mitberücksichtigt wurde, wird dieser Zusammenhang gar in 92 %
der durchgeführten Studien gefunden. Die Häufigkeit der Teilnahme am Gottesdienst ist das
wohl bestuntersuchte Einzelkriterium. Mehr als 100 Studien
haben gezeigt: Je häufiger Menschen eine Kirche oder ein anderes Haus der Anbetung aufsuchen, desto geringer ist ihr
Sterberisiko. Eine USA-weite
Untersuchung mit über 21‘000
Erwachsenen ergab für diejenigen, die nie an Gottesdiensten
teilnehmen – im Vergleich mit
den wöchentlichen Besuchern
– ein fast doppelt so hohes Risiko, im Verlauf von 8 Jahren zu
versterben. Dieses Muster ist
bei verschiedenen Krankheiten
nachweisbar, am deutlichsten
bei Herzkreislauferkrankungen.
Eine wöchentliche Teilnahme trägt zu 37 % zur größeren
Überlebenswahrscheinlichkeit
bei. Dieser Effekt ist vergleichbar mit demjenigen von medizinischen Standardbehandlungen
wie z. B. dem Einsatz von Cholesterin senkenden Medikamenten in der Rehabilitation von
Herzkrankheiten.
Kein Glaube auf Rezept
Wenn der Glaube solch
ausgeprägte Auswirkungen hat,
sollte er dann nicht von Ärzten quasi per Rezept verschrieben werden, damit möglichst
alle Menschen davon ihren Nutzen ziehen? Fachleute sind sich
darin einig, dass dies zu unterlassen ist, denn bestimmte Formen des Glaubens können auch
negative Auswirkungen auf die
Gesundheit und das Wohlbefinden haben. Unter gläubigen
Menschen kann man mindestens zwei Gruppen unterscheiden: Solche, die sich auf Innerliches (intrinsisch Motivierte)
und solche, die sich auf Äußerliches (extrinsisch Motivierte)
konzentrieren. Im Zentrum des
tiefverwurzelten, authentischen
Glaubens der intrinsisch Motivierten steht die Anbetung (des
transzendenten) Gottes. Oft führen sie ein konsequentes geistliches Leben, beten und lesen
täglich in der Heiligen Schrift
und zeichnen sich durch Bescheidenheit und Güte aus. Extrinsisch motivierten Menschen
geht es mehr um sekundäre Vorteile des Glaubens wie Status,
Positionen in der Gemeinschaft,
Macht, Einfluss, Gesundheit, sexuelle Gunst und anderes. Obschon sie sich bemühen, die
sichtbaren und messbaren Vorschriften ihrer jeweiligen Tradition zu erfüllen, lässt sich ihr Herz
dennoch nicht auf eine wirklich
tiefe Beziehung mit Gott ein.
Heute wissen wir, dass sich eine
solche extrinsische Motivation und ein sogenannt negatives
religiöses Coping schädlich auf
die Gesundheit und Lebensqualität auswirken. Unter religiösem
Coping versteht man den Einbezug der Religion zur Bewältigung von Lebensschwierigkeiten. Negatives religiöses Coping
ist geprägt durch ein negatives
Gottesbild und einen angstbe-
15
&
Gesundheit
16 Leben
2/2015
setzten Glauben an einen bösen, strafenden Gott (anstatt
an einen liebenden Erlösergott)
und durch Gefühle, von Gott bestraft zu werden oder von ihm
verlassen zu sein.
Wie wirkt der Glaube?
So komplex wie der Glaube ist, so komplex ist auch seine Wirkung. Professor Harold
Koenig beschreibt einerseits
Auswirkungen auf das Fällen
von günstigen Entscheidungen, auf die Wahl eines gesundheitsfördernden Lebensstils,
die Entwicklung gesunder Verhaltensweisen, die höhere Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen und eine bessere
Compliance (Befolgen der Behandlungsrichtlinien) im Erkrankungsfall. Wahrscheinlich ebenso wichtig ist die Förderung von
psychologischen Tugenden wie
Vergebungsbereitschaft, Ehrlichkeit, Mut, Selbstdisziplin, Al-
truismus (durch Rücksicht auf lung von Dr. med. Dale A. Matandere gekennzeichnete Denk- thews anzuschließen, der beund Handlungsweise), Demut, reits vor 15 Jahren festgehalten
Dankbarkeit, Geduld und Zuver- hat, dass «kein Wissenschaftler
lässigkeit, was sich nicht nur da- mit den üblichen wissenschafthingehend auslichen Beweisverwirkt, dass die Glaube und religiöse fahren schlüssig
sozialen Bezie- Praxis tragen dazu
beweisen kann, ob
hungen gestärkt
es Gott gibt oder
bei, die Gesundheit
werden, sondern
nicht. Doch die gesundheitlich posiauch mehr posi- zu erhalten, die
tiven Auswirkuntive und weniger Genesung zu benegative Emotio- schleunigen und das gen des Glaubens
eines Menschen
nen erlebt werden
an Gott lassen sich
(vgl. Tabelle 2). All allgemeine Wohlbedies begünstigt finden des Menschen messen und sind
gemessen wordas Immunsys- zu steigern.
den, und sie fühtem, die Wirkung
der Hormone und die Herzkreis- ren wissenschaftlich schlüssig
lauffunktion, was letztlich zu gu- vor Augen, dass Glaube und reliter Gesundheit und Langlebig- giöse Praxis dazu beitragen, die
keit führt.
Gesundheit zu erhalten, die Genesung zu beschleunigen und
das allgemeine Wohlbefinden
Fazit
Aufgrund der Datenfül- des Menschen zu steigern.»2
le fällt es meines Erachtens
heute leicht, sich der Beurtei-
1
Harold G. Koenig, Dana E. King, Verna Benner Carson, Handbook of Religion and Health, second edition, Oxford University
Press 2012 (Enthält alle Studien von 2000-2010, die 2001 erschienene erste Ausgabe die Studien bis zum Jahr 2000).
Dale A. Matthews, «Glaube macht gesund, Spiritualität und Medizin», Herder Verlag 2000.
© 2015 thinkstockphotos.com, Advent-Verlag Schweiz
2
Leben&
Gesundheit
Buchtipp
2/2015
Natürlich glücklich
Das Geheimnis ganzheitlicher
Gesundheit
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Wie viel würden Sie einsetzen, um das Geheimnis eines
glücklichen, erfüllten und langen Lebens in Gesundheit und
Wohlbefinden kennenzulernen?
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«NCD’s» im Vormarsch
Laut einem Bericht der
WHO vom 10. Juli 2014 sterben weltweit jährlich 38 Millionen Menschen an sogenannten
«Noncommunicable Diseases»
(NCD), zu Deutsch: «Nicht übertragbare Krankheiten». Diese
Zahl steigt von Jahr zu Jahr rapide an. Zu den «NCD’s» zählen
hauptsächlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, chronische
Lungenkrankheiten und Diabetes (Typ 2). Betroffen sind bereits Menschen ab 30 Jahren.
Die nicht übertragbaren Krankheiten sind vor allem auf die Lebensweise und Konsummuster
zurückzuführen. Hauptrisikofaktoren sind Tabakkonsum, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, schädlicher Gebrauch
von Alkohol und Übergewicht.
In Europa verursachen diese
chronischen Krankheiten bereits
86 % der vorzeitigen Todesfälle und 77 % der Krankheitslast.
Dies führt nicht nur zu großem
Leid, sondern auch zu Kosten
in mehrstelliger Milliardenhöhe. In Deutschland wurde eine
NCD Allianz gegründet, welche
von der Politik die Umsetzung
eines Vier-Punkte-Plans fordert.
Dieser umfasst: 1. Täglich eine
Stunde Sport in Schulen und
Kitas. 2. Zucker- und Fettsteuer auf ungesunde Lebensmittel.
3. Qualitätsstandards für Kitaund Schulessen. 4. Verbot von
Lebensmittelwerbung, die sich
an Kinder richtet.
Das Geheimnis ganzheitlicher Gesundheit kennenlernen?
Die beiden Autoren Mark
A. Finley und Dr. Peter N. Landless machen es uns leicht! Auf
verblüffend einfache Art weisen
sie im Buch «Natürlich glücklich – Das Geheimnis ganzheitlicher Gesundheit» auf höchst
einfache Möglichkeiten hin, um
chronische Killer wie Krebs, Diabetes, Herzleiden und Fettleibigkeit zu vermeiden. Zudem
erfahren Sie, wie eine gute Ernährung den Körper heilt und
den Geist belebt; wie ein Sinn
im Leben die Widerstandskraft
stärkt, und Liebe und Vergebung
die Wunden des Herzens vergessen lassen. Um nicht in Furcht
vor «NCD’s» leben zu müssen,
werden wir in diesem Buch fachlich auf höchstem Niveau zu einer Lebensstiländerung ermutigt. Dieses kurze Taschenbuch
unterscheidet sich von anderen
Gesundheitsbüchern dank dem
ganzheitlichen Lebensstilkonzept NewstartPlus® und dem
konsequenten Rückgriff auf fundierte Erfahrungswerte.
ISBN 978-3-900160-
82-1
Natürlich
glücklich
Das
Geheimnis
ganzheitlicher
Gesundheit
Mark A. Finley
und
Peter N. Landle
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«Heutzutage gibt es auf dem Markt
unzählige Bücher zur Selbsthilfe. Doch
das Buch «Natürlich glücklich» sticht
hervor, weil es von erwiesenen Erfolgen
spricht. In den sachkundigen Kapiteln
liegt der Schwerpunkt auf klugen Entscheidungen in Bezug auf die Reichtümer, die wir besitzen – einen Körper, der
über Selbstheilungskräfte verfügt, einen
Geist, der zu außergewöhnlichen Leistungen befähigt, und ein Gemüt, das sich
danach sehnt, mit dem Schöpfer wieder
eins zu sein. Dieses Buch ist eine Anleitung zu einem gesünderen und erfüllteren Leben. Es verweist auf die größte
aller Gaben – den Sinn unserer Lebensreise.»
Martin Doblmeier, preisgekrönter
Dokumentar-Filmemacher
Angaben zum Buch:
Taschenbuch
durchgehend farbig illustriert
124 Seiten
Format 11 x 18 cm
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Einzelexemplar: CHF 5.– / € 3.90
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Bestelladressen:
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www.toplife-center.at / +43 1 229 4000
17
&
Gesundheit
18 Leben
Burnout-Syndrom, Teil 2
Dr. med. Andreas Binus
Assistenzarzt Innere Medizin,
Aarau, CH
Das Burnout-Syndrom
Burnout-Syndrom vorbeugen, leichte Stufen
behandeln
Eine gesunde Lebensweise und ein ebenso gesundes
Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung – das
sind die Mittel zur Vorbeugung
und Behandlung eines leichten
Burn­outs. Die New­startPlusPrinzipien eignen sich dabei
hervorragend. Besondere Bedeutung haben regelmäßige
körperliche Betätigung, ausreichender Schlaf und eine ausgewogene Ernährung.
Achtung auf die sogenannte «Work-Life-Balance» (Arbeits-Lebens-Ausgeglichenheit)! Beruf und Karriereleiter
mögen wichtig sein, Familie,
Freizeit und Hobbys sind aber
mindestens genauso bedeutend. Die Beziehungsqualität zu
Familie und engen Freunden ist
eines der wichtigsten präventiv
wirkenden Mittel, daher sollte
darauf besonders geachtet werden. Wer so denkt und lebt, läuft
kaum Gefahr, auszubrennen.
Nicht zuletzt nähert man
sich beim Burnout der Sinnfra-
Risikofaktoren
•
•
•
•
•
•
•
•
Zeit- und Leistungsdruck, unerfüllbare Vorgaben
mangelnde Kontroll- und Einflussmöglichkeiten
schlechtes Betriebsklima, Unzufriedenheit
große Verantwortung unter Zeitdruck ...
stark wechselnde Arbeitszeiten, Schichtdienst
hohe Verantwortung bei schlechter Bezahlung
wenig Austausch mit Kollegen oder Mobbing
mangelnde Rückmeldung auf den persönlichen
Einsatz
ge im Leben: Ist das, was ich tue,
letztlich von Belang, habe ich
das Gefühl, etwas durch mein
Tun zum Wohl der Menschheit
zu bewirken? Spüre ich täglich
einen sinnvollen Auftrag? Hat
mein Tun und Leben einen Sinn?
Menschen, die diese und ähnliche Fragen bejahen können, genießen einen merklichen Schutz
vor dem Ausbrennen.
2/2015
Leben&
Gesundheit
2/2015
Behandlung bei
schwerem Burnout
Zu viel des Guten
© 2015 thinkstockphotos.com
Während meiner Zeit auf der Intensivstation, jener Abteilung im Krankenhaus, welche sich der Versorgung der Schwerstkranken widmet, stieß ich oft an
meine körperlichen und emotionalen Grenzen. Überlange Arbeitszeiten und ständig wechselnde Schichten bereiteten uns jungen Ärzten häufig Mühe. Leider
erlebt man auf solch einer Abteilung nicht selten den
Tod eines Patienten. Erfolg und Niederlage liegen dicht
beisammen. Oft bekommt man das Gefühl, versagt zu
haben, obwohl man sein Bestes gegeben hat. Müdigkeit und Anspannung im Team kommen hinzu – lobende Worte fallen selten. Ein Nährboden zum Ausbrennen. Eine liebe Arbeitskollegin bricht im Arzt-Büro vor
dem Computer sitzend wiederholt in Tränen aus. Eines
Tages muss sie schließlich für 6 Monate beurlaubt werden ... Burnout.
Das fortgeschrittene Burn­
out geht häufig mit depressiven
Symptomen einher. Man sollte unbedingt frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Die stationäre Behandlung
in einem Kompetenzzentrum für
Burnout bringt den Vorteil, dass
der Betroffene aus dem für ihn
belastenden Umfeld herausgenommen werden kann und die
Behandlung umfassender und
intensiver als ambulant erfolgt.
Es besteht eine größere Chance,
mit der nötigen Zeit und Sorgfalt
den Wiedereinstieg in die berufliche Tätigkeit zu planen und zu
unterstützen.
Praktische Tipps zum
Schluss
• Unternehmen Sie, so oft es
geht, ausgedehnte Spaziergänge an der frischen Luft.
• Legen Sie regelmäßige Alltagspausen ein und achten
Sie auf ausreichend Zeit für
Ihre Mahlzeiten.
• Eine ungesunde Ernährung
mit zu wenigen Vitalstoffen begünstigt Stress und Ermüdung. Eine ausgewogene
vollwertige Ernährung trägt
zur Stabilisierung bei und
begünstigt den Aufbau neuer
Kraftreserven.
• Nutzen Sie in schweren Fällen pflanzliche Präparate
(Johanniskraut, Baldrian
etc.), um ihre Psyche zu unterstützen.
19
&
Gesundheit
20 Leben
2/2015
GANZ Mensch – ganz
gesund sein
Bernd Wöhner
Geschäftsführer des Deutschen Vereins für Gesundheitspflege e. V. (DVG),
Schönaich, D
Einer der häufigsten Wünsche zur Jahreswende oder an Jubiläen
ist: «Und vor allem, bleib gesund!» Doch was heißt das? Was ist
eigentlich Gesundheit? Ist nur der gesund, der die Definition der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) erfüllt?
Gesundheit? Gesund?
«Gesundheit ist der Zustand des völligen körperlichen,
geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit und
Gebrechen». Wer ist demnach
wirklich gesund? Es könnte also
ein – wie auch immer – Behinderter nie von sich behaupten,
gesund zu sein, zumindest solange die Behinderung anhält.
Alwin
Als Kind habe ich öfters in
einem Nachbarort einen spastisch gelähmten Mann besucht.
Ich war von ihm total faszi-
niert. Er lag auf seiner fahrbaren Pritsche mit einer Lederdecke umhüllt. Versorgt wurde er
von seiner Großmutter. Die Eltern hatten ihn verstoßen, als
sie merkten, dass bei der Geburt
nicht alles glatt gegangen und
ihr kleiner Junge behindert war.
«Wir wollen keinen Krüppel!»
Dieser Alwin lag auf seiner Pritsche als fröhlicher Mensch. Seine Sprache war nur sehr schwer
zu verstehen, seine Bewegungen schienen unkoordiniert.
Doch er strahlte ansteckende
Zufriedenheit aus. Er betete jeden Tag, dass es wenigstens einige Stunden nicht regnet und
ihn seine Oma vor das Haus an
den Gehsteig fahren kann. Auf
der Lederdecke lagen Faltblätter mit aufmunternden Worten,
Kalendersprüche u. a. Er freute
sich über jeden Passanten, dem
er ein frohes Wort mitgeben
konnte und der ein Faltblatt mitnahm. Er erkannte für sich darin
seine Lebensaufgabe, die er mit
Freude erfüllte. Am Abend dankte er Gott für den wunderbaren
Tag, für seine Liebe zu ihm und
dass er eine Aufgabe zur Freude
der Menschen erfüllen durfte.
War dieser frohe und glückliche Schwerstbehinderte krank
oder gesund? Krank, behindert,
aber glücklich? Wie geht das?
Unterschiedliche
Menschenbilder
Bereits in der Antike gab es
hierzu unterschiedliche Vorstellungen. Im Gegensatz zur Sicht
griechischer Philosophen, die
sich Körper und Geist als zwei
getrennte Einheiten vorstellten
– den Geist als gut, den Körper
als schlecht – beschreibt die Bi-
Leben&
Gesundheit
2/2015
21
Modell des Menschen, als Einheit von Körper,
Seele und Geist
)
ele
Se
ele
Se
Sinnfrage�
Glauben�
Vertrauen
Materie
Organe
Stoffwechsel
bel den Menschen als ganzheitliches Wesen. Körper (griechisch
Soma), Seele (Psyche) und Geist
(Pneuma) bilden eine untrennbare Einheit. Das eine kann
nicht ohne das andere sein. Unser Fühlen, Denken und Wollen
(psychisches Sein) ist genauso
wie unser Erleben von Sinn, unser Beten, Glauben, Hoffen und
Lieben (spirituelles Sein) von unseren intakten Körperfunktionen
(somatisches Sein) abhängig.
© 2015 thinkstockphotos.com, Grafik: Dr. R. Brodbeck
Ganzheitlichkeit ...
Wenn wir heute wissen,
welche Botenstoffe am Erleben
von Freude beteiligt sind, oder
wir aufgrund moderner Möglichkeiten der Bildgebung auch die
Gehirnareale bezeichnen können, die z. B. bei der Vergebung
oder beim Gebet besonders aktiv sind, so ist doch das Erleben
einer Emotion oder das Erfahren einer lebendigen Gottesbeziehung etwas qualitativ ganz
anderes als ein bloßer Stoffwechselvorgang in einigen Gehirnzellen.
... persönlich erfahren
Ich habe dieses Phänomen der Ganzheitlichkeit schon
selbst oft erlebt. Vor einigen
Jahren litt ich an Schmerzen am
ganzen Körper. Mein Leidensweg führte mich von Arzt zu Arzt.
Die unterschiedlichsten Diagnosen wurden gestellt und wieder
verworfen. Schließlich diagnostizierte ein Arzt Fibromyalgie. Da
hatte ich endlich eine Diagnose,
aber trotzdem noch alle Schmerzen, denn man sagte mir: «Damit müssen Sie eben leben lernen». Eines Tages zitierte mich
eine befreundete Psychiaterin
zu sich in die Praxis. Nach dem
Gespräch und den Untersuchungen stellte sie mir eine ganz andere Diagnose: Meine Frau war
im Alter von 46 Jahren an Krebs
gestorben. Ich hatte sie die letzten sieben Monate ihres Lebens
gepflegt. Nach ihrer Beerdigung
hatte mich der Berufsalltag sofort wieder eingeholt. Mir blieb
keine Zeit zum Aufarbeiten und
Trauern. In Trauerseminaren
habe ich zwar anderen geholfen – und es war auch für mich
hilfreich, aber mein seelischer
Schmerz hatte keine Zeit zum
Heilen. So drückte er sich als
Muskelschmerz im ganzen Körper aus. Ich kannte natürlich diese Zusammenhänge, aber wenn
es einen selbst betrifft, ist man
manchmal blind. Erst durch das
Gespräch mit der Psychiaterin
und deren Behandlung konnte
mein verdrängter Trauerschmerz
heilen. Die körperlichen Muskelschmerzen verschwanden.
ist
Ge
ma
eu
Körper (Soma)
Körper
Richtig
Se
ych
(Ps
( Pn
ele
ist
Ge
e)
Falsch
Gefühle (Emotionen)
Gedanken (Kognitionen)
Wille (Motivation)
ist
Ge
Unter Körper, Seele und Geist des Menschen sollte
man sich nicht 3 Teile vorstellen, sie bilden eine untrennbare mehrdimensionale Einheit. Die Dimensionen Körper,
Seele und Geist beeinflussen sich wechselseitig und werden nur aus didaktischen Gründen unterschieden.
Körper
In dieser Erfahrung konnte ich für mich
folgende Erkenntnisse gewinnen:
• Der Körper braucht Pflege und Achtsamkeit.
Bewegung, Licht, Luft, Wasser und vollwertige, gesunde Ernährung bilden die Grundlage.
• Psychische Belastungen müssen aufgearbeitet werden. Umgang mit Stress lernen, nicht
verdrängen, sondern aufarbeiten. Mut, Neues
zu wagen.
• Geistige Gesundheit anstreben: Das Denken
auf das Gute und Schöne richten; sich nicht
von negativen Dingen herunterziehen lassen.
Loben statt tadeln.
• Soziale Gesundheit: In der Trauer ist zwar
eine gewisse Zeit des Rückzugs normal, doch
die soziale Isolation verstärkt die Symptome in den anderen Bereichen. Deshalb ist es
wichtig, aus der Isolation herauszukommen,
Beziehungen zu wagen und am Leben Anteil
zu nehmen.
• Geistliche Gesundheit: Bei Krankheit oder einem Schicksalsschlag kommen Fragen nach
dem Warum oder dem Sinn auf. Für mich war
es überaus hilfreich, dass ich mich zu Andacht, Bibelstudium und Gebet zurückziehen konnte. All meinen Kummer konnte ich
im Bewusstsein abgeben, dass es einen Höheren gibt, der mir zuruft: «Kommt zu mir,
ihr alle, die ihr euch plagt und von eurer Last
fast erdrückt werdet; ich werde sie euch abnehmen. So werdet ihr Ruhe finden für eure
Seele.» Matthäus Evangelium 11,28.29 und
«Alle eure Sorge werfet auf ihn; denn er sorgt
für euch!» 1. Petrus Brief 5,7
Nur wenn ich ganzheitlich lebe, kann ich
auch ganz Mensch sein.
&
Gesundheit
22 Leben
Tut Religion
der Psyche gut?
2/2015
Leben&
Gesundheit
2/2015
23
Raphael M. Bonelli
Prof. Dr. med. Dr. sci., Psychiater und systemischer Psychotherapeut,
Wien, A
Die religiösen und spirituellen Einflüsse auf die Gesundheit sind in der wissenschaftlichpsychiatrischen Forschung der letzten 150 Jahre stark vernachlässigt worden. Im späten
19. Jahrhundert haben Jean Charcot und Sigmund Freud begonnen, Religion mit Hysterie und
Neurose (psychische Störung) zu assoziieren. Religion war für diese Autoren kein Heilmittel,
sondern schlichtweg Krankheit. 1969 schrieb der US-Psychiater Victor D. Sanua: «Es gibt
keine wissenschaftlichen Studien, die darauf hinweisen, dass Religion der psychischen
Gesundheit dient.» Das ist auch der Wissensstand einiger Kollegen, die sich seither auf
diesem Gebiet nicht mehr weiterentwickelt haben.
Publikationen über Religion,
Spiritualität und Gebet
Qualität und Umfang der psychiatrischen
Religiositätsforschung sind in den letzten 20
Jahren kontinuierlich gestiegen. Grafik 1 zeigt
die Entwicklung der Anzahl Veröffentlichungen seit 1870. Beachte die Verdreifachung zwischen den Jahren 1990 und 2010.
2500
2000
1500
1000
Entwicklung der «Pubmed-Publikationen» über Religion, Spiritualität und Gebet 1870 bis
2011
Grafik 2:
2010
2000
1990
1980
1970
1960
1950
1940
1930
0
1920
500
1910
Eine Patientenbefragung
über den Zusammenhang zwischen Bipolarer Störung und Religiosität von Mitchell und Romans ergab, dass die meisten
Patienten einen direkten Zusammenhang zwischen ihrem
Glauben und ihrem Umgang
mit der Erkrankung sahen. Viele verwendeten ihre Religion
als Coping-Strategie gegen die
Symp­tome der Krankheit. Studien über psychotische Störungen ergaben, dass Religiosität mit höherer Compliance und
damit besserer Befindlichkeit
(«wellbeing») bei Patienten mit
Schizo­phrenie vergesellschaftet
ist. Studien hinsichtlich Suchterkrankungen ergaben keine klaren Vorteile bei Alkoholkrankheit, aber alle Studien über
Heroin, Marihuana, Kokain, Ni-
1900
20 Jahre später haben wir
von den 5.200 in den Jahren
1990 bis 2010 publizierten Studien zum Thema «Religion und
Psyche» alle Studien, die in den
wichtigsten psychiatrischen
Journalen veröffentlicht wurden, nach möglichst objektiven
Kriterien analysiert. Von allen
der Analyse unterzogenen Studien berichten 74 % über eine
positive Beziehung zwischen
Religiosität bzw. Spiritualität
und psychischer Gesundheit,
2 % finden keinerlei Beziehung,
19 % zeigen gemischte Resultate (d. h. sowohl positive als auch
negative) und 5 % verweisen
auf eine negative Beziehung.
Ausgewählte Einzelergebnisse
1890
© 2015 thinkstockphotos.com
Analyse der Forschungsergebnisse 1990 bis 2010
Anders formuliert, belegen
93 % zumindest eine positive
Beziehung, während 23 % zumindest eine negative Verbindung zeigen. Alle Studien über
Demenz, Suizid und Neurose
zeigten einen positiven Einfluss
der Religion auf die psychische
Gesundheit, sowie 79 % der
Studien über Depression und
67 % der Arbeiten über Suchterkrankungen (vgl. Tabelle 1).
Auf der anderen Seite waren die
meisten Studien über Schizophrenie gemischt oder positiv,
und die über bipolare Erkrankungen gemischt oder negativ.
1880
D. B. Larson und seine Mitarbeiter begannen in den 80er
und 90er Jahren des vorigen
Jahrhunderts, diese Meinung
wissenschaftlich zu hinterfragen. Aus ihren Analysen zeigte sich, dass nur 2.5 % der psychiatrischen Studien den Faktor
Religiosität bzw. Spiritualität berücksichtigen. Im Gegensatz zu
Sanuas Behauptung beschreiben sie aber, dass 72 % der bisher gemachten Studien eine
positive Beziehung zwischen
Religiosität und psychischer Gesundheit erhoben haben. 16 %
stellten eine Verschlechterung
der psychischen Gesundheit
durch Religion fest. 12 % zeigten keine Beziehung.
1870
Suche nach Fakten
&
Gesundheit
24 Leben
2/2015
kotin, Butangas- und Klebstoffschnüffeln fanden einen inversen Zusammenhang zwischen
Religiosität und Sucht, d. h. je
religiöser die Teilnehmer waren,
desto weniger Suchtverhalten
zeigten sie.
Eine der interessantesten Studien der letzten 20 Jahre kommt von israelischen Forschern. Kaplan und Mitarbeiter
konnten zeigen, dass die sehr
frommen jüdischen Bewohner
des Gazastreifens am seltensten
Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung aufwiesen, obwohl sie am stärksten
traumatisierenden Gewalterfah-
rungen ausgesetzt waren. Die
Eine tiefere Frömmigkeit,
säkularen, nicht-religiösen Ein- ein häufigerer Gottesdienstbewohner von Telsuch und eine reAviv hingegen hat- Eine tiefere Frömligiöse Erziehung
ten die wenigsten
waren bei Frauen
migkeit, ein häufiTraumata, aber die
statistisch mit eimeisten Sympto- gerer Gottesdienst- ner niedrigeren Sume. Bei der ge- besuch und eine
izidrate verbunden.
mischten Bevölke- religiöse Erziehung Rasic und Mitarbeirung der Westbank
ter zeigten, dass
kamen
weniger waren bei Frauen
0,47 % der religiSymptome vor, je statistisch mit einer ösen und 0,83 %
religiöser sie wa- niedrigeren Suizidder nicht-religiören. Das galt auch
sen Probanden in
rate verbunden.
umgekehrt.
Die
den letzten 12 Moweniger religiösen
naten zumindest
Menschen zeigten mehr Symp- einen Suizidversuch unternahtome.
men. Eine Studie von Dervic et
al. zeigte, dass Menschen ohne
religiöse Bindung innerhalb ihrer Lebenszeit signifikant mehr
Selbstmordversuche unternehmen als Personen, die an eine
Glaubensgemeinschaft gebunden sind. Menschen ohne religiöse Bindung empfinden laut
dieser Untersuchung deutlich
weniger Gründe zu leben und
schrecken weniger vor einem
Selbstmord zurück.
Zusammenfassung
Tabelle 1:
Resultate nach Diagnosegruppen (in %) nach Bonelli
& Koenig 2013
POS
KA
MIX
F0 Demenz
100
0
0
0
F1 Sucht
66.7
0
22.2
0
20
F2 Schizophrenie
NEG
40
11.1
40
F3 Depression
84.2
0
15.8
0
F3 Suizid
100
0
0
0
0
0
50
50
F3 Bipolare St.
F4 Neurosen
100
0
0
0
Alle Störungen
74.4
2.3
18.6
4.7
Abkürzungen:
POS signifikant positiv, KA keine Assoziation, MIX gemischte Resultate,
NEG signifikant negativ.
Die psychischen Krankheiten sind aufgelistet nach der WHO-Klassifikation (IDC-10, Kapitel V).
Die berühmte Larson-Arbeit, die die Jahre 1978 bis 1989
analysierte (Larson et al., 1992),
kommt ungeachtet der methodischen Unterschiede genauso
auf über 70 % positive Effekte
von Religion auf die psychische
Gesundheit wie die Analyse der
20 Folgejahre (Bonelli & Koenig
2013). Präziser formuliert, findet
sich bei 74,4 % der publizierten
Studien eine statistisch merkbare Beziehung zwischen Religiosität und besserer psychischer
Gesundheit.
Wenn man die vorhandenen Forschungsergebnisse nach
Evidenzgraden (Beweiskraft) zusammenfasst, kann man heute mit hoher Evidenz festhalten,
dass bei drei psychiatrischen
Diagnosegruppen (Depression,
Suchterkrankungen und Selbstmordgefährdung) eine statistisch erhebliche Beziehung zwischen Religiosität und besserer
psychischer Gesundheit vorhanden ist. Ferner ist bei neu-
Leben&
Gesundheit
2/2015
rotischen Störungen und orga- keine organische Ursache genischen psychischen Störungen funden werden kann) und diseine statistisch erhebliche Be- soziativen Störungen (vorüberziehung zwischen Religiosität gehende psychosomatische
und besserer psychischer Ge- Störungen). Zumindest in den
sundheit zu beobachten. Un- Publikationen der führenden
genügende Evidenz findet sich wissenschaftlichen Zeitschrifbei der Bipolaren Störung (ma- ten der letzten 20 Jahre fehlen
nisch-depressive Erkrankung) solche Hinweise.
und beim schizophrenen Formenkreis aufgrund der niedri- Fazit:
gen Qualität der wenigen vorDas Vorurteil, dass Reliliegenden Studien und der gion einen negativen Einfluss
widersprüchlichen Ergebnisse. auf die Psyche ausübt (Sigmund
Mangels Daten gibt es keinen Freud, Jean Charcot) und keine
Beweis für einen Zusammen- wissenschaftlichen Studien behang von Religion
legen, dass Religiund Essstörungen, Religion tut der
on der seelischen
Sexualstörungen,
Gesundheit zuträgPsyche gut!
Phobien (Ängsten),
lich ist (Victor D. SaZwangserkrankunnua), kann heute gegen, Persönlichkeitsstörungen, trost als unwissenschaftlich und
somatoformen Störungen (kör- überholt beiseitegeschoben werperliche Beschwerden, für die den. Religion tut der Psyche gut!
Lebensweisheiten
Ein paar
Tropfen Lebensweisheit
«Vertrauen ist eine Blume, die
man zart behandeln muss.»
Anna Ritter
«Wo Vertrauen ist, da stellt
sich der Sieg ein.»
Seami Motokiyo
«Vertrauen! Vertrauen auf das
Bruderherz! Anker im Sturm
und sanfte Ruhestätte, wenn
der Himmel lächelt! Du bist einer der Züge der Menschen,
die an Gottes Ebenbild erinnern.»
Karl Christian Ernst Graf von
Bentzel-Sternau
«Nichts kann den Menschen mehr
stärken als das Vertrauen, das man ihm
entgegenbringt.»
Adolf von Harnack
25
&
Gesundheit
26 Leben
Rezepte
Ute Eggler
Gesundheitsberaterin,
Wünnewil, CH
Sandwiches
mal anders
Tofu-StangensellerieSandwich
(4 Sandwiches)
250 g fester Tofu
200 g Stangensellerie,
fein gewürfelt
½kleine Zwiebel,
fein gewürfelt
8 EL Gewürzgurkenbrühe
4–6 EL Aioli (siehe Rezept)
oder (Soja-)Mayonnaise
1 TL Knoblauchpulver
1 TL Zwiebelpulver
½–1 TLMeersalz
½ TL Kurkuma
8 Toastscheiben
8 Blatt Kopfsalat
2 Tomaten, in Scheiben
geschnitten
1.Tofu mit Gabel oder Fingern
zerbröseln.
2.Stangensellerie, Zwiebel, Brühe und Gewürze hinzufügen und
vermischen.
3.Sandwich belegen: Toastscheibe – Salatblätter – Tofumischung – Tomate – Toastscheibe.
Aioli für Tofu-Stangen­
sellerie-Sandwich
100 ml Olivenöl
100 ml Sojamilch
½ TL Zwiebelpulver
½ TL Knoblauchpulver
¾ TL Meersalz
3–4 TL Zitronensaft
1.Olivenöl, Sojamilch, Zwiebel-,
Knoblauchpulver und Salz im
Mixer auf höchster Stufe sehr
gut mixen.
2.Flüssigkeit in Schüssel gießen. 3 bis 4 TL Zitronensaft sehr
langsam und vorsichtig daruntermischen, bis es andickt.
Dieses Dressing ist ein guter Ersatz für Mayonnaise. Es ist
cholesterinfrei und enthält weniger Fett.
2/2015
Leben&
Gesundheit
2/2015
27
Tofu-StangensellerieSandwich
Tofu-Stangensellerie-Sandwich
Paprika-Bohnen-Sandwich
Sauerkraut-Sandwich
Sauerkraut-Sandwich
(4 Sandwiches)
Dressing für Sauerkraut-Sandwich
4 Brötchen
50 g Rucola Salat
200 g Rohes Sauerkraut
250 g Räuchertofu, in Scheiben
geschnitten
1 Avocado
Dressing (siehe Rezept)
100 g Aioli (siehe Rezept)
30 g Tomatenmark
2 EL Gewürzgurkenbrühe
1 EL Zwiebel, fein gewürfelt
50 g Gewürzgurken,
fein gewürfelt
¼ TL Knoblauchpulver
1 EL Zitronensaft
¼ TL Meersalz
¼ TL Paprikapulver
Alle Zutaten gut miteinander vermischen und mindestens
20 Min. kühl stellen. Dressing
ist eine Woche im Kühlschrank
haltbar.
© 2015 Fotos: Ute Eggler
Brötchen mit den Zutaten
belegen (siehe Bild unten).
Sauerkraut-Sandwich
&
Gesundheit
28 Leben
2/2015
1 ½ EL Olivenöl
½ TL Meersalz
1 EL Zitronensaft
½ TL Knoblauchpulver
3 Zwiebeln, in dünne Streifen
geschnitten
5 Paprika, unterschiedliche
Farben, in dünne Streifen
geschnitten
300 g weiße Bohnen, gekocht
1 Avocado, in Streifen
geschnitten
4 Tortillas oder Brötchen
Schüssel verrühren.
3.Zwiebel- und Paprikastreifen
hinzufügen und gut vermischen.
4.Auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen und ca. 15–20
Min. backen, bis Gemüse weich
ist. Nach 10 Min. wenden.
5.Tortillas in einer Pfanne ohne
Fett kurz erwärmen, bis auf beiden Seiten leicht bräunlich.
6.Tortillas mit Paprikagemüse,
Bohnen und Avocado belegen
und zusammenrollen.
© 2015 Fotos: Ute Eggler
Paprika-Bohnen-Sandwich 1.Backofen auf 180° vorheizen.
(4 Sandwiches)
2.Die ersten vier Zutaten in
Nebenbei erzählt
2/2015
Sylvia Renz
Schriftstellerin,
Alsbach, D
Niemals allein?
Mein kleiner Enkelsohn
lacht übers ganze Gesicht, wenn
ich zur Tür hereinkomme. Eine
Weile spielen wir vergnügt. Aber
dann krabbelt er in den Flur und
zerrt an meinem Mantel. Er lässt
nicht locker, bis ich mich angezogen habe. Und dann greift er
nach dem Tragetuch. Er liebt dieses Tuch, in dem er sicher auf
meiner linken Hüfte thront und
sich gleichzeitig an mich anschmiegen kann. Obwohl er da­
rin viel weniger Platz zum Strampeln hat als im Kinderwagen,
möchte er gern ganz nah bei mir
sein. Ich genieße das auch. Mein
Rücken genießt es nicht …
Körperseite und Abigail keines
in der linken. Und doch bewegen sich die Mädchen, als wären sie tatsächlich eine Person.
Sie schreiben sogar gemeinsam
E-Mails. Wie kommt es, dass diese jungen Frauen eine so extreme Nähe ertragen, obwohl sie
charakterlich so unterschiedlich
sind?
Die Eltern haben von klein
auf die Eigenart jedes Zwillings
gefördert. Im Kino lösten sie für
jedes Mädchen eine eigene Karte, und im Restaurant bekommt
jede ihr eigenes Wunschmenü
auf einem eigenen Teller. Dann
hält Britanny die Gabel und Abigail schneidet mit dem Messer.
Sie essen abwechselnd jede einen Bissen. Perfekte Übereinstimmung!
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Die Nähe zu einem geliebten Menschen schenkt uns ein
Gefühl der Geborgenheit und
Ruhe, vorausgesetzt, wir werden durch diese
Nähe nicht einge- Die Nähe zu einem
klemmt. Wir brau- geliebten Menschen
chen eben auch
Freiräume, damit schenkt uns ein
wir uns wohl füh- Gefühl der Geborlen.
genheit und Ruhe,
Dr.
Benjamin Carson, Direktor der Kinder­
neurochirurgie am
«Johns Hopkins
Children's Center», glaubt, dass
vorausgesetzt, wir
Neulich stoldie beiden weperte ich im Inter- werden durch diese
gen weitverzweignet über eine ganz Nähe nicht eingeter Verschaltunbesondere
Ge- klemmt.
gen von Nerven
schichte zum Thedie Gedanken des
ma «Nähe und Freiräume». Im Partners lesen können. «Weil sie
«Spiegel online» las ich von Abi- gemeinsame Organe haben, ist
gail und Brittany Hensel aus Min- anzunehmen, dass auch in ihren
nesota. Die Zwillingsmädchen autonomen Nervensystemen
sind am Rumpf zusammenge- Überschneidungen auftreten.»
wachsen. Von der Taille abwärts Nur durch neuronale Querverhaben sie einen gemeinsamen bindungen sind die erstaunliKörper. Jede hat ihren eigenen chen Gemeinschaftsleistungen
Magen, ein eigenes Herz, aber der beiden erklärbar.
auch einen eigenen Kopf! Brittany trinkt gerne Milch, Abigail
Die Eltern hatten nie in BeOrangensaft. Während die eine tracht gezogen, die Mädchen
körperlich überlegen ist, ist die operativ zu trennen – aus Furcht,
andere pfiffig und denkt schnel- eine oder beide könnten sterler. Brittany, der linke Zwilling, ben. Nach einer Trennung häthat kein Gefühl in der rechten ten beide je nur einen Arm und
ein Bein und wären an den Rollstuhl gefesselt. Benjamin Carson
ergänzt, dass keines der beiden
Hensel-Mädchen nach den Operationen über genügend Körpermaße verfügen würde, um
künstliche Gliedmaßen zu stützen. «Sie wären Invaliden»,
sagt Carson. «Und es gäbe ein
schweres emotionales und psychologisches Trauma.»
Vor einigen Jahren musste Brittany wegen einer Lungenentzündung in die Klinik. Abigail fühlte sich gesund, durch
das lange Liegen jedoch maßlos
gelangweilt. Da äußerte sie zum
ersten Mal den Wunsch, ohne
ihre Schwester leben zu wollen.
Doch Brittany begann verzweifelt zu weinen. Da entschuldigte sich Abby bei ihrer kranken
Schwester: «Du kannst dir ganz
sicher sein, dass ich dich nie verlasse. Ich gehöre doch zu dir.»
Inzwischen sind die beiden
24 Jahre alt. Sie haben ihr Universitätsstudium bewältigt und
bewerben sich um eine Stelle als
Lehrerin – eine mit zwei Köpfen!
Wie kommt es, dass diese jungen Frauen eine so extreme Nähe ertragen? Das Geheimnis heißt Liebe, die dem anderen
genügend Freiräume lässt, wo
immer das möglich ist. Sollte es
uns, die wir uns frei bewegen
können – jeder in einem unabhängigen Körper – nicht noch
viel leichter fallen, eine gesunde
Mischung aus Freiraum und Gemeinsamkeit einzuüben? Sich
absprechen, aufeinander Rücksicht nehmen, gemeinsam vorgehen – so können wir Nähe genießen.
Leben&
Gesundheit
29
&
Gesundheit
30 Leben
Staunen und entdecken
Anna-Dora Sartorio
Hobby-Fotografin,
Diemtigtal, CH
Das
große
Frühlingserwachen
«Blast nur, ihr Stürme, blast mit Macht,
mir soll darob nicht bangen!
Auf leisen Sohlen über Nacht
kommt doch der Lenz gegangen.»
Emanuel Geibel
Schon im Winter, lange bevor wir etwas von ihm sehen,
wissen wir: Der Frühling kommt
wieder. Noch nie wurden unsere
Erwartungen enttäuscht! Auch
wenn wir den Winter schätzen, sind wir froh, dass Eis und
Schnee zum Schmelzen verurteilt sind. Die Natur erwacht
wieder. Die wärmenden Sonnenstrahlen lassen alles
kei-
men und sprießen. Die Vögel
finden ihre Melodien wieder, es
singt, summt und pfeift überall,
und der Kuckuck ruft. Käfer kriechen aus ihrem Versteck, Mücken und Schmetterlinge tanzen im Licht. Eidechsen suchen
sich ihr Plätzchen an der Sonne, das Murmeltier erwacht aus
dem langen Winterschlaf. Bunte
Farben erfreuen unsere wintermüden Augen. Der Frühling hat
uns nicht vergessen!
Wie freue ich mich doch
über jeden neuen Lenz! Auch
wenn das Leben manchmal
frostige Zeiten bringt, denke ich an die wärmenden
Sonnenstrahlen, die den
noch in der Kälte verborgenen Frühling
wieder neu zum Leben erwecken werden. Dieser Gedanke tut mir gut,
schenkt mir Hoffnung und stimmt
mich zufrieden, zuversichtlich und
dankbar.
2/2015
Leben&
Gesundheit
© 2015 Fotos: Anna-Dora Sartorio
2/2015
31
&
Gesundheit
32 Leben
Alltagstipps
2/2015
Hanna Klenk
Fachfrau Gesundheit, Gesundheitsberaterin,
Krattigen, CH
«Unkraut»- und Blumensalate
gegen Frühjahrsmüdigkeit
Manchmal – noch während der Wintermonate – zeigen sich Blätter und Blüten am
Wegrand und auf den Wiesen. «Kann man das essen»? Aber ja, vieles von dem frischen
Grün lässt sich hervorragend zu Salaten und anderem verarbeiten. Reich an Vitaminen
helfen diese Kräuter, die Frühjahrsmüdigkeit zu vertreiben.
Die Kraft der Löwen
Löwenzahn, französisch
dent de lion, englisch dandelion,
ist eine Sammelbezeichnung für
ungefähr 1200 Unterarten. Dazu
gibt es im Frühling, wenn noch
keine Blüten und Samen zu sehen sind, andere Pflanzenarten,
die mit dem Löwenzahn verwechselt werden können. Das
ist nicht weiter tragisch, denn
keine dieser Pflanzen ist giftig
oder vom Aussterben bedroht.
Junge Blätter
Der Löwenzahnsalat ist der
bekannteste unter den Wildpflanzensalaten und einer der
besten. Er kann auch mit jungen Brennnessel- oder Bärlauchblättern und Gänseblümchen angereichert werden. Nach
dem langen Winter eignet er
sich hervorragend für eine Frühjahrskur. Er wirkt verdauungsfördernd und magenstärkend.
Die Speichel- und Magensaftbildung wie auch die Saftbildung
im Darm und in der Bauchspeicheldrüse sowie die Ausschüttung der Galle werden verstärkt.
Gleichzeitig erfolgt eine Stimulierung der Muskulatur des Verdauungstraktes.
Blätter und Wurzeln
Aus Blättern und gut gereinigten Wurzeln kann ein frischer Saft gepresst werden. 2–3
Esslöffel davon werden vor den
Mahlzeiten eingenommen. Eine
Kur darf 4–6 Wochen lang dauern. Löwenzahnsaft wirkt entwässernd. Gicht und Arthritis
können positiv beeinflusst werden.
Aus gerösteten Löwenzahnwurzeln lässt sich ein Aufguss zubereiten, der als Kaffee-Ersatz dienen kann. Der
Vorteil liegt darin, dass das Getränk keine schädlichen Nebenwirkungen hat und fast alle
heilkräftigen Eigenschaften der
frischen Pflanze enthält.
Löwenzahnblüten
Die Kraft der Bären
Der Bärlauch Allium ursinum gehört zur Familie der
Lilien- oder Zwiebelgewächse. Sein Hauptmerkmal ist der
starke Knoblauchgeruch. Nach
dem Winterschlaf sollen die
Bären angeblich mit Heißhunger über den Bärlauch hergefallen sein, daher der Name. Die
saftigen grünen Blätter zeigen
sich auf dem Waldboden und
auf schattigen Feldrändern. Um
eine Verwechslung mit den giftigen Mai­glöckchen-, Aronstaboder Herbstzeitlosenblättern zu
vermeiden, muss auf den Knob­
lauchgeruch geachtet werden.
Pflücken Sie die jungen Blätter
vor der Blüte und verarbeiten
Sie diese möglichst frisch. Das
Kraut ist reich an Vitamin C und
Flavonoiden, wirkt blutreinigend, antibakteriell, leicht blutdrucksenkend und reguliert Magen, Darm, Leber und Galle.
Die Blüten ergeben eine farbenfrohe Verzierung von Salaten. Aus den gelben
Zungenblüten lässt sich auch ein parfümierter Honig herstellen: 2 Handvoll Löwenzahnblütenblättchen, 1 kg Honig, 2 Nelken und 1 zerstoßene Zimtstange werden
während 3 Wochen in einem Schraubglas an
die Sonne gestellt und dann durch ein Sieb
gestrichen.
Aus den zarten Blütenknospen lassen
sich auch «falsche Kapern» machen. Dazu
Folgendes einlegen: 2 Handvoll Löwenzahnknospen, deren Blüten noch ganz geschlossen sind, Petersilie, Estragon und Basilikum in ein Schraubglas geben und mit
Essig auffüllen. Um etwas Farbe dazuzugeben, können auch Gänseblümchenknospen
und Zwiebelringe verwendet werden. Nach
2 Monaten wie Kapern verwenden.
Leben&
Gesundheit
2/2015
Gänseblümchen
Die Kraft der Nessel
Die Brennnessel braucht
nicht gesucht zu werden, sie
bringt sich bei einer Berührung
selbst nachhaltig in Erinnerung!
Sie ist als lästiges Unkraut verpönt, birgt aber große Heilwirkungen. Die Blätter enthalten
Chlorophyll, Vitamine, Mineralund andere Stoffe. Das Kraut
wirkt blutreinigend, entwässernd und alkalisierend, was bei
Arthritis, Gicht oder Nierensteinen besonders von Nutzen ist.
Bei Eisenmangel und nach Blutverlust wird die Bildung neuer
roter Blutkörperchen angeregt.
Andere Wirkungen sind die Förderung der Verdauung, die Senkung des Blutzuckers, die Gefäßverengung (adstringierende
Wirkung) und anderes mehr.
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Salat
Ganz junge Blätter (mit Hilfe von Handschuhen) pflücken,
waschen, kleinschneiden und
marinieren oder zuvor 12 Stunden lang in einem Plastikbeutel im Kühlschrank aufbewahren (der hautreizende Effekt
soll dann verschwunden sein).
Brennnesselblätter können auch
gut mit anderen Frühlingskräutern gemischt werden.
Frischsaft
Blätter auspressen oder im
Mixer zerkleinern. Vom Saft morgens und mittags je ein halbes
bis ein ganzes Glas trinken.
Brennnesseltee
50 g Kraut pro Liter Wasser
aufkochen und 15 Minuten lang
ziehen lassen. Täglich 3–4 Tassen trinken.
Die unscheinbaren Gänseblümchen strecken ihre
Köpfchen oft sogar durch den
Schnee. Sie sehen im Frühlingssalat und anderen Gerichten
nicht nur hübsch aus, sondern
wirken auch positiv auf die Gesundheit. Sie reinigen das Blut,
entwässern, führen leicht ab,
treiben den Schweiß, senken
das Fieber, fördern den Auswurf, stärken, regen den Appetit an und heilen Wunden. Die
Inhaltsstoffe Saponine, Tannine,
organische Säuren, Mineralstoffe, Inulin und ätherisches Öl sind
dafür verantwortlich.
Aufguss
Ein großer Esslöffel voll
Blüten und/oder Blättern je Tasse Wasser aufkochen. Täglich
2–3 Tassen bei fiebrigen, infektiösen Erkrankungen trinken.
Kompressen
Eine Abkochung aus 50–
60 g Blüten und/oder Blättern
je Liter Wasser zubereiten, 2 Minuten kochen, 15 Minuten ziehen lassen, abseihen. Kompressen damit tränken, auflegen und
bei Verletzungen, Zerrungen,
Verstauchungen oder Furunkeln
stündlich wechseln.
Veilchen
Die kleinen, violetten
Blümchen sind die sichersten
Frühlingsboten. Auch sie sind
nicht nur hübsche Verzierungen
von Salaten, Desserts und anderen Gerichten, sondern weisen nicht zu verachtende Heilwirkungen auf. Verantwortlich
dafür sind Saponine, besonders
in der Wurzel, Schleimstoffe, Salizylsäure, Pigmente, Glykoside und ätherisches Öl. Angezeigt sind Veilchen vor allem bei
Atemwegsleiden, Harnblasenentzündungen, Kopfschmerzen
und Migräne.
Aufguss
30–40 g Blätter und/oder
Blüten je Liter Wasser aufkochen. Täglich 3–4 Tassen davon
trinken. Als äußerliche Anwendung eignet sich der Aufguss
als Mundwasser, zum Gurgeln,
für Waschungen der Augenlider
oder in feuchtwarmen Kompressen auf der Stirn.
Sirup
50 g Blüten mit ¼ Liter
heißem (nicht kochendem) Wasser übergießen, 12 Stunden lang
ziehen lassen, abseihen, 200 g
Honig dazugeben und 5 Minuten lang kochen. Alle 2 Stunden
1–3 Esslöffel davon einnehmen
(besonders für Kinder geeignet).
33
&
Gesundheit
34 Leben
2/2015
Annelies Plep
Familien-, Paar- und Sozialtherapeutin,
Penzberg, D
Vertrauen –
in die Wiege gelegt?
Vertrauen
Wir vertrauen jeden Tag,
ohne darüber nachzudenken.
Wir vertrauen darauf, dass die
Brücke, über die wir fahren,
hält und dass der Bäcker frische
Semmeln gebacken hat.
Trotzdem ist das nicht
so einfach. Wenn man im Leben viele böse Erfahrungen
macht, fürchtet man, dass Vertrauen missbraucht wird, dass
die Brücke einstürzen könnte
und man von einem Menschen,
dem man vertraut, enttäuscht
wird. Dann wird das Vertrauen
brüchig. Es fällt immer schwerer
zu vertrauen. Man wird misstrauisch, ängstlich und fängt an, alles zu überprüfen. Man schläft
schlecht. Vertrauen ist die feste
Überzeugung von der Verlässlichkeit und Zuverlässigkeit einer Person oder einer Sache. Synonyme sind Glaube, Zutrauen,
Zuversichtlichkeit.
Wie entsteht Vertrauen?
Vertrauen entsteht schon
sehr früh im Leben. Eigentlich
schon bei der Zeugung, wenn
Eltern dem Kind auf den Weg
mitgeben: «Du bist gewollt.» Da
beginnt die vertrauensvolle Beziehung zum ungeborenen Leben. Der werdende Vater kann
dazu beitragen, indem er seiner
schwangeren Frau übermittelt:
«Ich unterstütze dich, ich bin bei
dir, du kannst mir vertrauen.»
Entwicklungspsychologen
wie z. B. Erikson (1963) wissen,
dass die Bildung von Urvertrauen eine Grundvoraussetzung für
die Entwicklung einer gesunden Persönlichkeit ist. Das Urvertrauen ist ein «Gefühl des
Sich-Verlassen-Dürfens» und
Leben&
Gesundheit
2/2015
zeigt dem Neugeborenen: Wir
geben dir Halt, Geborgenheit, du
bist gut, so wie du bist. Schon in
den ersten Minuten und Stunden nach der Geburt ist es sehr
wichtig, dass die erste Bindung
möglich wird. Das Kind fühlt: Ich
kann meinen Eltern vertrauen,
sie meinen es gut mit mir und
können mich versorgen, können
mich in jeder Hinsicht «stillen»,
mir alles geben, was ich für meine Entwicklung brauche.
Gleichzeitig entsteht auch
in der Mutter und im Vater ein
starkes Bindungs- und Glücksgefühl. Das Bindungshormon (man
könnte auch Vertrauenshormon
sagen) Oxytocin wird ausgeschüttet. Es bringt nicht nur das
Stillen in Gang, sondern wirkt
auch stark vertrauensbildend
und beziehungsstiftend, auch
beim Vater.
Ein kleines Kind vertraut
seinen Eltern vorbehaltlos.
Wenn es die Erfahrung macht,
dass seine Bedürfnisse befriedigt werden, erweist sich ihm
auch die Umwelt als zuverlässig
und vertrauenswürdig.
Eine «sichere Bindung»
ist für Karl-Heinz Brisch (Bindungsforscher, LMU München)
das Fundament, auf dem alles
aufbaut. Sie ist der Anfang eines erfüllten, glücklichen Lebens. Wenn die Bindung sicher
ist, sagt Brisch, kommt der Rest
von allein.
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Vertrauen und Gehirn­
entwicklung
Das Baby spiegelt sich in
den wohlwollenden Augen der
Eltern: «Du bist geliebt, du bist
in Ordnung, du bist wundervoll.»
Es fühlt sich dann auch genauso:
geliebt. Die Gehirnentwicklung
wird beeinflusst durch die Interaktionen von Mutter, Vater und
Kind, durch ihren Austausch,
durch die Lernerfahrungen, die
das Kind macht, und durch das,
was es dabei fühlt.
In der Gehirnforschung
wurden die Spiegelneuronen
entdeckt: Nachahmungs- oder
Empathie- (Mitgefühls-) Neuronen. Wenn das Kind lächelt,
werden bei der Mutter die glei-
chen Nervenzellen aktiviert, wie
wenn sie selbst lächeln würde,
und umgekehrt. Nervenbahnen
bilden sich umso stärker aus,
je häufiger sie betätigt werden.
Wenn sich die Eltern viel und
positiv mit ihrem Baby beschäftigen, bildet sich mehr Positives
aus.
Vertrauen und Gesundheit
Menschen mit einem hohen Vertrauenspegel sind wesentlich weniger krank, sowohl
körperlich als auch seelisch.
Gesunde Beziehungen zu
Menschen und ein gesundes
Selbstvertrauen sind wichtige
Grundlagen für ein gesundes
Leben.
Werden dem Kind jedoch
körperliche Nähe, Sicherheit,
Geborgenheit oder Nahrung
verweigert, entwickelt es Gefühle der Bedrohung und Ängste, da
eine weitgehende Erfüllung dieser Bedürfnisse lebenswichtig
ist. Es können dadurch Gefüh-
Bindungen:
Sichere Bindung:
• Das Kind lernt: «Ich bin es wert, geliebt zu werden».
Es entwickelt ein gesundes Selbstwertgefühl und
Selbstvertrauen.
• Das Kind erfährt von seinen Eltern: «Ich vertraue
dir». Es wird fähig, andere zu lieben, Beziehungen
einzugehen.
• Das Kind fühlt: «Es lohnt sich zu leben». Damit kann
es seiner Umwelt, dem Leben, vertrauen.
Unsichere Bindung:
z. B. wenn das Neugeborene von der Mutter getrennt wird oder die Mutter selbst krank ist.
•
•
•
•
•
Ausschüttung von Stresshormonen
Gehirnentwicklung verändert
Mangelhafte Ausbildung von Vertrauen
Beziehungs- und Bindungsprobleme
Depressionen, Ängste, Misstrauen gegenüber anderen Menschen und gegenüber sich selbst
35
&
Gesundheit
36 Leben
2/2015
Bilder für Gottes wohlwollende Haltung und erbauenden Zuspruch:
• Der gute Hirte kümmert sich liebevoll um die Schafe und schützt sie vor Gefahren
(Johannes 10,11).
• «Wie eine Henne sammle ich die Küken unter meine Flügel» (Matthäus 23,37).
• «Unter dem Schirm des Höchsten bin ich geborgen» (Psalm 91).
• «An der Mutterbrust hast du (Gott) mich Vertrauen gelehrt» (Psalm 22,10).
• Der gute Vater, welcher auf den «verlorenen Sohn» wartet und ständig nach ihm
Ausschau hält (Lukas 15,11-24).
• «Alle eure Sorge werft auf ihn (Gott); denn er sorgt für euch» (1. Petrus 5,7).
le der Leere und der Verlassenheit das weitere Leben belasten.
Statt Urvertrauen entsteht Urmisstrauen, welches das gesamte Leben beeinträchtigt und die
Ursache für seelische und körperliche Krankheiten sein kann.
Wenn ein Mensch kein Vertrauen lernen durfte, kann er
sich nicht einfach fallen lassen,
sondern muss alles selbst kontrolWenn ein Mensch
lieren, alles selbst
kein Vertrauen
im Griff haben. Delernen durfte, kann pressionen, Ängste und körperlier sich nicht einche Krankheiten
fach fallen lassen,
bis hin zum Gesondern muss alles fühl, «es ist alles
selbst kontrollieren, sinnlos», können
alles selbst im Griff da­raus entstehen.
Die «alten Gehaben.
spenster», stressreiche, unverarbeitete, verletzende Erfahrungen, die weit in die
Kindheit zurückreichen, machen
sich immer wieder bemerkbar,
wenn ähnliche Erfahrungen im
späteren Leben auftauchen und
an die alten Wunden erinnern.
Kann man Vertrauen später noch lernen?
Schwierig, aber nicht unmöglich! Es wird nötig sein, im
Erwachsenenalter noch einmal zu dem verlassenen, nicht
genügend emotional versorgten Kind «zurückzukehren», die
Not nachzuempfinden und Mitgefühl zu entwickeln. Ferner
geht es darum zu lernen, selbst
die Verantwortung zu übernehmen und selbst die grundlegenden emotionalen Bedürfnisse zu
stillen. Auf diesem Weg können
diese alten Wunden langsam
verheilen. Oft ist dazu Psychotherapie notwendig, weil vieles der frühen Kindheit unbewusst ist. Darüber hinaus gibt es
die spirituelle Komponente, die
eine noch weitergehende Heilung bewirken kann:
Gottvertrauen
Gott kann Vertrauen, das
zerstört worden oder gar nicht
erst entstanden ist, heilen, weil
er uns zuerst geliebt und gewollt hat. In der Bibel können
wir nachlesen: «Im Anschauen
seines Bildes werden wir verwandelt …» (2. Korinther 3,18).
Anders ausgedrückt: Wenn wir
uns mit Gott, seinem Wesen, seinem Wort und seiner Schöpfung
– der Natur und allem Geschaffenen – beschäftigen, werden
wir ihn immer besser erkennen
und dadurch zum Guten hin verwandelt. Wir erfahren nach und
nach Heilung! Auch hier rücken
die Spiegelneuronen ins Blickfeld: Dadurch, dass wir uns mit
Gott beschäftigen, «ihn anschauen», wird sich nach und
nach sein Vertrauen in uns spiegeln, sodass wir ihm auch immer
mehr vertrauen können. Dann
wird unsere Beziehungsstörung
heilen.
Leben&
Gesundheit
Interview
2/2015
Stephan Freiburghaus
Chefredaktor «Leben und Gesundheit»
Hätten mich meine Eltern als
blindes Kind erzogen, wäre ich
heute ein Blinder!
Exklusivinterview mit «Blind Climber» Andy Holzer
«Schon als kleiner Junge, als wir im Heustadel unsere Versuche, Sprünge und Aktionen machten,
mussten die anderen erst einmal das Licht einschalten, bevor sie überhaupt etwas unternehmen
konnten. Derweil hatte ich lange zuvor schon auf den Balken geturnt. Meine Eltern waren auf Messers Schneide zwischen Behüten und Freilassen. Sie haben die minimale Chance genutzt und ihre
Kinder* mit der letzten Startnummer auf der Bahn laufen lassen, indem sie nur beobachteten. Blut
und Wasser schwitzend erkannten sie, dass ich etwas hatte, was funktioniert. Dadurch entwickelten
sie immer mehr Vertrauen in ihre blinden Kinder. Durch die Erkenntnis meiner Eltern, dass sie meine
Welt nicht verstehen können, hat sich mir die Tür zur Welt aufgestoßen.»
*die Schwester von Andy ist auch blind.
© 2015 Andreas Unterkreuter
Andy Holzer,
Carstens Pyramide,
der höchste Berg
Ozeaniens und auf
einer Insel.
Andy, du bist von Geburt an
blind. Hattest du nie das Gefühl,
vom Leben benachteiligt worden
zu sein?
Von Geburt an blind zu sein
hat den «Vorteil», dass du das
Augenlicht nie besessen hast.
Es wird dir nichts genommen.
Als Kind konnte ich nicht darüber nachdenken, was das Blindsein für Konsequenzen hat. Ich
habe das nur gespürt. Die emotionale Intelligenz hat mir damals gesagt: «Hey, das ist ja eigentlich mehr ein Problem für
die anderen als für mich». Ich
habe eigentlich nie ein Problem
mit meiner Blindheit verspürt,
im Gegenteil. Gerade gestern
hat mich mein Vater besucht,
er ist jetzt 88. Immer wenn er
da ist, hat er Tränen in den Augen, wenn er sieht, wie ich vorankomme. Wenn damals jemand
zu ihm gesagt hätte: «Mach dir
nichts daraus, dein Sohn wird
einmal ein Profi-Bergsteiger, er
wird die ganze Welt bereisen»,
wäre er ausgelacht worden.
Wie kamst du auf die Idee,
Berge zu besteigen?
Ich bin mitten im österreichischen Teil der Dolomiten auf-
gewachsen. Die Berge waren für
uns einfach vor der Tür. Rasch
habe ich bemerkt, dass mir das
Bergsteigen rein funktionell sehr
entgegenkommt. Stell dir vor, du
musst mit verbundenen Augen
durch eine Großstadt – was für ein
Stress! Nun stell dir vor, du lehnst
zu Hause, in einem stillen Hinterhof, eine Leiter an die Wand und
steigst dort mit verbundenen Augen hoch. Ist doch viel einfacher!
An der Leiter erhalten deine Hände Informationen, die später auch
deine Füße besser führen. Das hat
mir schon als kleiner Junge eingeleuchtet. Am Berg bin ich viel kon-
37
&
Gesundheit
38 Leben
2/2015
Andy Holzer mit seiner Frau Sabine. Sie war Andys erste Kletterpartnerin.
Im Interview äußerte sie auf die Frage, wie sie es mit dem Vertrauen hat,
wenn ihr Mann losgeht: «Ich brauche nicht in Angst um Andy zu bangen,
weil ich miterleben durfte, worum es beim Bergsteigen geht.»
trollierter unterwegs, da mir der
Boden entgegenkommt. Je senkrechter, umso komfortabler für
mich. Je steiler, umso geringer die
Geschwindigkeit. Ich habe mehr
Zeit zu analysieren.
Bis heute hast du sechs der
sieben höchsten Gipfel der sieben
Kontinente erklommen. Im April
2014 musstest du aufgrund eines Lawinenunglücks die Besteigung des «letzten dieser Gipfel»,
des Mount Everest, abbrechen.
Wie sehr beeinflussen dich solche
Ereignisse?
Letztes Jahr hatte ich nicht
einmal den Ansatz einer Chance, den Mount Everest anzugehen. Wir waren bis 6'200 m gekommen. Dann erreichte uns
die Nachricht: «Fürchterliches
Unglück». Was blieb uns anderes übrig, als einzupacken und
nach Hause zu fahren! Es hing
nicht von mir ab, ob es weitergeht oder nicht, sondern es war,
als ob es den Berg nicht mehr
gäbe». Von Kindestagen an hatte
ich gelernt, dass ich nichts wirklich beeinflussen kann – nur mich
selbst. Ich achte daher immer da-
rauf, ob ich «den Weg, auf dem
ich gehe», also meinen Lebenswandel, verbessern kann. Wenn
mir bis dahin am Everest Fehler
unterlaufen wären oder ich konditionell Probleme gehabt hätte, wäre mein Nachdenken über
einen weiteren Anlauf viel stärker gewesen. An dieser traurigen
Botschaft hatte ich jedoch keinen Anteil. Somit beeinflusst sie
meine Entscheidung, ein zweites Mal den Everest anzugehen,
nicht.
Das heißt, du wirst diesen
Gipfel noch einmal in Angriff nehmen.
Ja, diesen April sitze ich
wieder im Flugzeug Richtung Katmandu und werde als Teil eines
Teams einen weiteren Versuch
am höchsten Gipfel der Welt
starten. Dieses Mal gehen wir es
an der Nordseite, von China aus,
an. Der Eisbruch auf der Südseite,
wo im vergangenen Jahr dieses
Unglück geschah, verursacht mir
zu großes Bauchweh. Hier ist etwas, was außerhalb von mir passiert ist, wo­raus ich jedoch eine
Lehre ziehen möchte. Der Eve­
Diese Ausgabe von «Leben &
Gesundheit» trägt das Hauptthema Vertrauen. Worauf vertraust
du, wenn du solch «ungewisse»
Abenteuer eingehst?
Das «Ungewisse» ist der
Punkt. Ich habe schon als kleiner
Junge mit der Dunkelheit umgehen Die Ungewissheit
gelernt. Sie ist ja ist kein Bösewicht,
nichts anderes als
sondern eine riesige
das Ungewisse. Wer
sich nur im Licht Herausforderung.
wohlfühlt, wird nie Im Unbekannten
Neues schaffen, ist viel Spielraum
wird nie vorausgehen können. Wo für positive ÜberLicht ist, war schon raschungen.
einer da, der es angemacht hat. Ich glaube, dass das
Ungewisse, auch wenn es das Potential zum Scheitern birgt, über
ein wahnsinniges Potential von
Positivem verfügt. Die Ungewissheit ist kein Bösewicht, sondern
eine riesige Herausforderung. Im
Unbekannten ist viel Spielraum
für positive Überraschungen.
Letzten Endes ist alles
nicht so wichtig, wie wir es nehmen. Wir brauchen ja gar nicht
bis zum Gipfel zu kommen. Das
Schlimmste ist nicht das Scheitern, sondern der fehlende Versuch. Das ist für mich der viel
größere Schaden. Viele Menschen glauben, dass sie auf keinen Fall einen Fehler machen
dürfen. Das ist unsere Zivilisation. Je höher du aufsteigst, umso
weniger Fehler darfst du dir leisten. Doch manches muss danebengehen, damit es beim nächsten Mal besser klappt. Wenn wir
einmal verstanden haben, dass
wir nicht alles richtig machen
müssen, werden wir uns nicht
mehr so wichtig nehmen.
Zum Vertrauen gehört auch
die Vorbereitung. Gestern habe
ich 3000 Höhenmeter gemacht.
Heute darf ich einen Vortrag in
einer großen Firma halten. Morgen mache ich wieder 4000 Höhenmeter. Wenn ich im April den
Everest besteigen will, muss ich
in der Vorbereitung mein Bestes
© 2015 Archiv Holzer
rest hat bei mir eine Sonderstellung, weil er einfach der höchste
Berg dieser Welt ist.
Leben&
Gesundheit
2/2015
© 2015 Andreas Scharnagl
geben! Ich darf nicht sagen: Es
wird schon gehen. Man muss mit
Fleiß seine Aufgaben erledigen,
wenn man ein Ziel erreichen will!
Ja, und das Letzte, wohl Allerwichtigste zum Thema Vertrauen: Trotz guter Logistik, trotz
Geld, guter Gedanken und vieler
guten Gefühle bin auch ich des
Öfteren am Ende der Weisheit.
Dann hilft mir mein Glaube. Mir
ist dann ganz klar bewusst, dass
der liebe Gott weiß, dass ich alles gemacht habe, was in meiner
Macht steht. Dann übergebe ich
mich ihm und sage: «Bitte, übernimm jetzt du das Steuer». Das
ist für mich die beste Lösung,
und die hat mich noch immer
weitergebracht. Ich will niemandem religiöse Dinge aufzwingen.
Solches kann man nur verstehen,
wenn man es selber gelernt und
erlebt hat.
Andy Holzer 2010
mit seinem Team
auf dem Gipfel
des Mount Vinson, dem höchsten
Berg der Antarktis, und damit auf
einem der «Seven
Summits».
Was würdest du einem Menschen raten, dessen Vertrauen
mehrfach verletzt worden ist?
Ich würde ihm empfehlen,
sich Gedanken darüber zu machen, welche Ansprüche er an
die anderen gestellt hat. Vertrauen wird oft dann verletzt, wenn
man zu viele Erwartungen hegt
und andere Menschen für Dinge
verantwortlich macht, für die sie
gar nichts können. Wenn ich als
Blinder mit zwei Sehenden auf
8600 m steige und alle fix und
Im Jahr 2008, am Mount
McKinley, verlor ich bei minus
47 Grad 16 kg Körpergewicht. Da
fühlte ich mich ganz schwach. Ich
war damals noch nicht so erfahWelchen Wert hat in deinem ren. Am Tag der Erstürmung des
Gipfels sah ich überhaupt keinen
Leben die Zeit?
Einen riesigen. Der Mensch Sinn mehr im Leben. Ich ging eindenkt, es sei alles unbegrenzt. fach nur noch weiter. Der Sturm
Aber die Zeit ist begrenzt. Wenn war so heftig, dass wir uns nicht
du heute in den Massai Dörfern mehr verständigen konnten. Ich
in Afrika unterwegs bist, nehmen fühlte mich nur noch wie in eisie dich am Handgelenk und sa- nem finsteren Tunnel – dem Gipgen: Ihr habt die Uhren, wir ha- fel entgegenstapfend. Irgendben die Zeit. Dies führt mir die wann klopfte mir mein Freund
Endlichkeit des Lebens vor Au- mit dem Pickel auf den Rucksack,
gen, doch das ist auch Antrieb. was bedeutete, dass ich stehenStell dir vor, es gäbe keine Zeit, bleiben sollte. Dann steckten wir
kein Ende. Man hätte keinen An- unsere Köpfe unter der Kapuze
sporn, irgendetwas anzufangen. zusammen, um uns zu verständigen. Ich fragte,
Das ist wie beim
Skilaufen: Ohne Niemand kann alles. was der Grund für
unseren Halt sei,
Gefälle funktioDer eine kann das,
und dachte, dass
niert es nicht. Die
wir mit Sicherheit
Zeit ist so kostbar! der andere jenes.
die Letzten seien.
Wenn du sie nützt Und noch schöner:
Dann sagte Thound deine Pflich- Niemand kann
mas zu mir: «Du,
ten erfüllst – deine
Andy, du hast keiFleißaufgaben or- nichts. Das ist ganz
ne Ahnung, was in
dentlich und ziel- wichtig!
den letzten Stunstrebig erledigst,
dann folgt die Belohnung auf den am Wegesrand passiert ist.
Wir haben jetzt alle Teams, die
dem Fuß!
zur selben Zeit wie wir gestarWas würdest du als «Sinn tet sind, überholt. Auch jene, die
solch große Zweifel angemeldet
des Lebens» bezeichnen?
Für mich besteht der Sinn hatten». Diese Nachricht war für
des Lebens darin, eine gepfleg- mich glatter Wahnsinn, weil mir
te Abhängigkeit zu erkennen. das, was ich fühlte, etwas andeDas bedeutet nicht, fit und ge- res sagte. Bestürzend war, dass
sund und damit unabhängig zu meine Freunde im Vorfeld von
sein. Für mich hat es sich an- anderen Teams gefragt wurden:
ders erwiesen. Ich meine nicht «Wisst ihr, was ihr da tut? Mit
eine Abhängigkeit von einem Ty- einem Blinden auf den Mount
rannen, sondern ein Geben und McKinley - das ist Selbstmord!»
Nehmen. Niemand kann alles. Und dann, fast auf dem Gipfel,
Der eine kann das, der andere je- marschieren wir an allen vorbei.
nes. Und noch schöner: Niemand Stell dir vor, was das für ein Bild
kann nichts. Das ist ganz wichtig! abgibt! Ich selber fühle mich als
Wenn du dich freust, weil der Schwächste, ha, ha. Mit diedeine Leute, von denen du ab- sem System der gepflegten Abhängig bist, um 4:00 Uhr an der hängigkeit kann wirklich LeisTür klingeln, und wir zur nächs- tung erbracht werden. Und dann
ten Tour ausrücken und du fühlt sich nicht nur einer gut!
spürst, dass sie nicht deswegen
Wer mehr über Andy Holzer
gekommen sind, weil sie dir etwas Gutes tun wollen, sondern erfahren möchte, kann sich sein
gerne mit dir zusammen sind, Buch «Balanceakt – Blind auf die
dann kommen auch wahnsinni- Gipfel der Welt» besorgen und
ge Leistungen zustande. Im Mit- auf www.andyholzer.com weiteres Spannendes erfahren.
einander!
fertig sind, darf ich nie von den
beiden anderen erwarten, dass
sie dafür zuständig sind, wie ich
wieder hinunterkomme.
39
&
Gesundheit
40 Leben
Praxisfenster
2/2015
Gabriele Stangl
Krankenhausseelsorgerin, Pastorin,
Berlin, D
«Staubsauger-Seele»
Die junge Frau hatte sich zwei Tage zuvor telefonisch bei mir angemeldet, weil
sie Angst vor der Operation hatte und sich von mir durch die Operation begleiten
lassen wollte. Nun saß sie da, ein Häufchen Elend mit rotgeweinten Augen und
tropfender Nase – ein Bild des Jammers!
ment wie eine anstehende Operation oder eine unangenehme
Untersuchung zu einem Punkt im
Leben werden, an dem alles, was
einen belastet, aufbricht.
Eine wichtige Erkenntnis,
die wir alle schon einmal erfahren haben, ist, dass jeder Kummer nur mehr halb so schlimm
ist, wenn man jemanden gefunden hat, der einem zuhört oder
Ähnliches durchgemacht hat.
Also nehme ich mir die Zeit und
lasse die junge Frau erzählen.
Was da nicht alles heraussprudelt, als sie merkt, dass sie reden
darf!
Jemand da, der zuhört?
Nur selten ist die Angst vor
einer Operation das alleinige
Problem, mit dem ein Mensch zu
uns Seelsorgern ins Krankenhaus
kommt. Vieles ist passiert, was
schon längst einmal hätte angesprochen werden müssen, aber
es gibt eben nicht immer jemanden, an den man sich wenden
kann. Da fehlt ein Mensch, der
einfach einmal zuhört und nicht
sofort Tabletten und Tropfen verschreibt, damit der Kummer und
der seelische Schmerz gedämpft
oder unterdrückt werden. Und so
kann ein einschneidender Mo-
sich wie ein roter Faden durch
ihr Leben. Sie verdienen unsere ganze Anteilnahme und Hilfe,
damit auch in ihr Leben Friede
und Freude einziehen können.
«Staubsauger-Dasein»
Aber bei meiner lieben
Patientin scheinen die Dinge
glücklicherweise dann doch etwas anders zu liegen. «Eine arme
Staubsauger-Seele», schießt es
mir durch den Kopf. Kennen
Sie Menschen, die ein «Staubsauger-Dasein» führen? Es gibt
nicht wenige davon.
Sehen Sie, so ein Staubsauger hat eigentlich nur eine einziVon Negativem geprägt... ge Aufgabe: Er muss den ganzen
«… und Sie werden se- Dreck schlucken, den andere erhen, die Operation wird wieder zeugen. Dazu ist er da, dazu ist
schief laufen. Ich habe doch im- er gemacht worden. Hätte ein
mer Pech! Deshalb
Staubsauger Augen, Ohren und
ist auch nichts aus «Jeder Kummer
einen Mund, so
mir geworden, im- ist nur mehr halb
könnten wir uns
mer schon war ich
so schlimm, wenn
gut vorstellen, wie
die Benachteiligdiese immer nur
te, mein ganzes Le- man jemanden
auf dem Boden
ben schon ziehe gefunden hat, der
sehen, hören und
ich Negatives an einem zuhört oder
schmecken würwie ein Magnet. Ich
kann Ihnen jetzt Ähnliches durchge- den, was da liegt.
Abgesehen davon,
schon sagen, dass macht hat.»
dass nur ganz, ganz
alles eigentlich gar
keinen Sinn macht, ob ich mich selten einmal ein Brillantring auf
nun operieren lasse oder nicht.» dem Teppich liegt, den er einOh ja, es gibt wirklich Men- saugt, hat unser armer Staubschen, die sehr viel Schlimmes sauger nur Schmutz und Unrat in
im Leben durchmachen mussten seinem Bauch – eine äußerst unund müssen. Kaum etwas von dankbare Aufgabe, nicht wahr?!
dem, was sie erlebt haben, ist Wenn man diesen armen Kerl
schön gewesen. Ihr Leiden zieht nicht ab und zu auch von sei-
Leben&
Gesundheit
2/2015
© 2015 thinkstockphotos.com
nem grässlichen Innenleben be- sein als das Positive und Schöfreit und den Staubsaugerbeu- ne, das um uns herum passiert?
tel ausleert, wird er zu stinken Wie selten wird gelobt und wie
anfangen, seinen Dienst nicht oft und schnell kritisiert! Wir
mehr verrichten und eventuell nehmen alles auf, bewusst oder
sogar «sterben».
unbewusst. Negatives prägt und
Menschen, die wie ein formt uns, gärt wie Sauerteig
Staubsauger alles Übel dieser und durchdringt uns ganz und
Welt in sich aufsaugen, werden gar, verzerrt unsere Wirklichkeit,
mit an Sicherheit grenzender unsere Selbstwahrnehmung, unWahrscheinlichkeit eines Tages ser Selbstbild – wenn wir nicht
seelisch verstopfen und krank dagegen ankämpfen.
werden. Wir alle kennen solche
armen Kreaturen. Vielleicht ge- Wende dich dem Guten zu!
hören wir selbst manchmal zu
Dabei gäbe es so viel Schöihnen …? Es kann tatsächlich je- nes und Positives im Leben,
dem widerfahren.
über das nachzuEs fängt zumeist Kennen Sie Mendenken sich wirkganz klein und unlich lohnt. Ich
schen, die ein
scheinbar an. Als
gebe zu, es erKind schon meint «Staubsaugerfordert so manman, dass es die Ge- Dasein» führen?
ches Mal enorme
schwister besser haAnstrengung, seiEs gibt nicht weben. Selbst hat man
nen Gedanken eiimmer den Eindruck, nige davon.
nen Schubs in die
dass man zu kurz
richtige Richtung
kommt. Als Erwachsener wird zu geben. Ich kenne das aus eiman in den «Ernst des Lebens» gener Erfahrung. Doch gerade
mit hineingenommen, der be- das Gute, das Liebevolle und
sagen soll: Ab heute gibt es Schöne heilt unseren Kummer
nichts mehr zu lachen! Was le- und Schmerz besser als alles ansen wir in der Zeitung? Katastro- dere. Es gilt, die Perspektive zu
phen und Verbrechen. Worüber wechseln: Meine Einstellung zu
wird getratscht? Was scheint im- einer Tatsache ist wichtiger als
mer noch etwas interessanter zu die Tatsache selbst! Wenn wir
dann unsere Gedanken beherrschen können und unsere Gefühle in die richtigen Bahnen
lenken, werden wir in unserem
Leben viele großartige Fortschritte machen.
Wir Menschen können viel
selbst dazu tun, wenn es darum geht, aus welchem Blickpunkt wir die Dinge des Lebens
betrachten wollen. Wir müssen
nicht Gefangene unserer negativen Einstellung bleiben, wir
können tatsächlich umdenken.
Nichts muss so bleiben, wie es
ist, wenn es mir nicht gefällt!
Das macht den Unterschied zum
Staubsauger aus.
Mitarbeit gefordert
Als die junge Frau merkte, dass sie ernst genommen
wird und mir wichtig ist, öffnete sie sich diesen Argumenten.
Sie versprach, darüber nachzudenken.
Als wir ein paar Tage später gemeinsam in den OP-Saal
gingen, meinte sie: «Ich werde
selbst mit daran arbeiten, dass
ich wieder ganz gesund werde.
In meinem Bauch, aber auch in
meiner Seele!»
Was kann man mehr erwarten, mehr erhoffen!
41
&
Gesundheit
42 Leben
Unsere Heilpflanzen
Dr. med. J. D. Pamplona-Roger
Praktizierender Arzt und Autor,
Spanien / Schweiz
Stevia –
Ein natürlicher
Süßstoff ohne Kalorien
Allgemeine Informationen: und wird auch für Heilzwecke
Wenn Sie je die Möglichkeit haben, nach Paraguay oder
Brasilien zu reisen, dann testen Sie einmal die frischen Stevia-Blätter im Mund. Umgehend
werden Sie eine unerwartete,
aber angenehme Süße verspüren, die Ihnen bewusst macht,
dass Sie es hier mit einer ganz
speziellen Pflanze zu tun haben.
Die Guarani (ein Volksstamm
aus Paraguay) benutzen Stevia
seit mehr als 1000 Jahren, um
Tee und andere Nahrungsmittel
zu süßen und auch um Schwangerschaften zu vermeiden. Letzteres konnte bisher aber wissenschaftlich nicht bestätigt
werden.
Der Name der Pflanze geht
auf den spanischen Arzt und Botaniker Pedro J. Esteve zurück,
der die Pflanze als Erster im 16.
Jahrhundert identifiziert und
beschrieben hat. Stevia blieb
aber von der westlichen Welt
über 300 Jahre lang unbeachtet. Es war Dr. Mosè Giacomo
Bertoni, ein Schweizer Botaniker
mit italienischen Wurzeln, der
sich wieder für die Pflanze inter­
essierte und sie wissenschaftlich untersuchte. Er zeigte ihre
Vorteile und ihre Fähigkeit auf,
Speisen ohne Zusatz von Kalorien zu süßen.
Heute wird Stevia weltweit
verwendet, vor allem in Japan,
Taiwan und Südkorea. Dort ersetzt sie vorteilhafterweise Zucker und künstliche Süßstoffe
genutzt.
Hauptinhaltsstoffe:
Stevia-Glykoside, insbeson­
dere das Steviosid, welches
etwa 300 Mal so süß ist wie
Haushaltszucker – bezogen auf
das Gewicht.
Wirkungen:
Hypoglykämisch (senkt den
Blutzuckerspiegel)
Hypotensiv (senkt den Blutdruck)
Anders als andere Süßmittel wie das künstliche Aspartam oder Sucralose wirken die
Stevia-Glykoside generell entzündungshemmend und antioxidativ. Dies hilft mit, die Bauchspeicheldrüse, die Nieren und
andere Organe zu schützen,
die durch einen zu hohen Blutzucker und zu hohen Blutdruck
Schaden erleiden. Gemäß Versuchen mit Tieren verhindert Stevia auch die Entstehung von Tumoren.
Sicherheitshinweise:
Generell wird Stevia als sicher und verträglich eingestuft.
Vorsichtsmaßnahmen:
Man sollte Stevia vermeiden, wenn eine Allergie gegen
Korbblütler (Composite) besteht. Zu dieser Pflanzengruppe
gehören auch Kamille und Salat.
Weil Stevia in Paraguay
traditionell auch zur Verhütung
2/2015
von Schwangerschaften benutzt wurde, werden in einigen
Publikationen Bedenken gegen
die Verwendung geäußert. Diese Wirkung wurde aber nie belegt, weder bei Männern noch
bei Frauen. Studien im Tierbereich haben ergeben, dass die
Fruchtbarkeit bei normaler Dosierung nicht beeinträchtigt wird. Es gibt
auch keine Studien an
Menschen, die eine verminderte
Fruchtbarkeit belegen könnten.
Aus Sicherheitsgründen
sollte die tägliche Einnahme von
maximal 8 mg/kg Körpergewicht (560 mg für einen Mann
von 70 kg) nicht überschritten werden. Diese Menge
ist völlig ausreichend, um
die tägliche Nahrung und
die Getränke mit Stevia zu süßen. Sie reicht auch aus, um die
entzündungshemmenden und
antioxidativen Wirkungen der
Pflanze zu nutzen. Einige Langzeitstudien, bei denen Personen
täglich 1,5 g (=1500 mg) konsumierten, konnten keine schädlichen Effekte aufzeigen.
Einige Personen haben
nach dem Genuss von
Stevia einen lakritzen­
artigen,
bitteren
Nachgeschmack bzw.
ein Völlegefühl beklagt.
Stevia
Wissenschaftlicher Name: Stevia rebaudiana
Familie: Korbblütler
Englischer Name: Stevia, Honeyleaf, Sugarleaf,
Sweetleaf
Botanische Beschreibung:
Ausdauernde Pflanze, etwa 80 cm hoch mit
schmalen Blättern und kleinen hellen Blüten.
Geographische Verbreitung:
Beheimatet in Paraguay (Südamerika), die
Pflanze wächst aber auch in warmen Gebieten
von Asien und Afrika.
Vorkommen:
Nasse, aber eher sandige Böden in warmem Klima.
Verwendete Pflanzenteile:
Blätter
Leben&
Gesundheit
2/2015
Ungünstige Auswirkungen: Wechselwirkungen mit
In Schwangerschaft und anderen Medikamenten
Stillzeit: Wegen der blutzuckersenkenden Wirkung wird aufgrund einiger Studien empfohlen, Stevia während der
Schwangerschaft und in der
Stillzeit nicht zu verwenden. Bei
geringer Dosierung ist jedoch
kein Schaden für Mutter und
Kind zu erwarten.
© 2015 Übersetzung: Gunther Klenk / Bilder: thinkstockphotos.com
Medizinischer Gebrauch
von Steviablättern
Diabetes Typ 1 oder 2
Stevia ist ein idealer Zuckerersatz für Diabetiker. Weil
es keinen Zucker enthält, fallen
die Kalorien weg, und der Blutzuckerspiegel lässt sich gut regulieren. Tierstudien haben gezeigt, dass Stevia-Extrakte die
Insulinempfindlichkeit der Körperzellen steigern. Dies bedeutet: Es wird weniger Insulin benötigt, um den Blutzucker in die
Körperzellen zu transportieren.
Fettleibigkeit
Stevia ist ein ideales Hilfsmittel, um die Kalorienaufnahme zu reduzieren, ohne auf den
süßen Geschmack verzichten zu
müssen.
Hyperglykämie
(hoher Blutzucker)
Durch die Verwendung von
Stevia kann der Blutzuckerspiegel niedrig gehalten werden. Die
Dosierung muss jedoch hoch
genug sein, um diesen Effekt zu
erzielen.
Hypertonie (Bluthochdruck)
Bei Verwendung von blutdrucksenkenden Medikamenten
wie Verapamil: Da Stevia den
Blutdruck weiter senkt, muss die
Dosierung des Medikamentes
eventuell reduziert werden.
Bei Verwendung von Medikamenten gegen Diabetes: Da
Stevia auch den Blutzuckerspiegel beeinflusst, muss die Dosierung überprüft werden.
Dosierung
Innerlich (als kalorienfreies
Süßmittel)
Getrocknete Stevia-Blätter
(Zubereitung ①): Man nehme 1
oder 2 Blätter der Pflanze, um
eine Tasse Tee zu süßen.
Pulverisierte,
getrocknete
Blätter (Zubereitung ②): 1 Teelöffel (2 g) entspricht etwa 1 Esslöffel (15 g) Haushaltszucker.
Weißes Stevia-Pulver (Zubereitung ③): 1 Teelöffel voll (2
g) entspricht etwa 4 Esslöffeln
(60 g) Haushaltszucker.
Flüssiger Stevia-Extrakt (Zubereitung ④): 2 bis 3 Tropfen entsprechen etwa 1 Teelöffel (5 g)
Haushaltszucker.
Innerlich
Standardisierter Stevia-Extrakt
(Zubereitung ⑤): Man nehme
dreimal täglich 250 bis 500 mg.
Zubereitungsarten
① Getrocknete Blätter
②Pulverisierte, getrocknete Blätter.
Man spricht hier auch von grünem
Stevia-Pulver. Es enthält 6 bis 15 %
Stevioside.
③ Weißes Stevia-Pulver. Dieses Pulver wird ebenfalls aus getrockneten
Blättern hergestellt. Es enthält bis
zu 90 % Stevioside oder sogar noch
mehr.
④ Flüssiger Stevia-Extrakt. Er entspricht vom Inhalt her dem weißen
Stevia-Pulver.
⑤ Standardisierter Stevia-Extrakt.
Dieses Präparat enthält garantiert
mindestens 90 % Stevioside (ähnlich wie im weißen Pulver). In der
Therapie wird diese Zubereitungsart
bevorzugt.
Stevia-Pulver und der Extrakt schmecken
leicht bitter, wenn man sie direkt in den
Mund nimmt. In Getränken oder Speisen
ist dies aber kaum wahrnehmbar. Trotzdem beklagen sich gewisse Leute darüber.
43
&
Gesundheit
44 Leben
Denksport
2/2015
Preisrätsel Nr. 12
1
2
9
4
6
2
5
9
4
9
6
1
4
5
7
4
7
3
4
2
1
4
1
5
7
4
Lösungen:
9
6
1
5
6
7
7
8
3
3
9
6
3
4
1
8
7
9
2
8
2
3
9
7
8
3
Gewinner:
5
4
9
7
2
5
1
4
6
1
6
2
1
4
8
9
5
7
4
6
8
7
2
7
4
6
1
2
8
3
9
1
3
5
7
2
6
2
1
8
9
8
9
7
2
7
5
1
5
3
4
8
6
3
6
3
6
2
5
6
9
1
8
3
4
2
8
In dieser Ausgabe verlosen wir unter den richtigen Einsendungen
zwei Gutscheine im Wert von CHF
50.–, gültig zum Bezug von Artikeln
aus dem Angebot des Advent-Verlages. (Angestellte des Verlages
und der Druckerei sind ausgenommen.)
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5
1
4
4
Senden Sie die fünf hinterlegten
Zahlen (von links nach rechts) des
Mammut-Sudokus auf einer Postkarte bis zum 10. April (Poststempel) an folgende Adresse:
Wir wünschen Ihnen viel Spaß
beim Denksport!
8
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Rätsel Nr. 10 (Nov./Dez.): Herr K.
Vogel aus Neuenegg und R. Roth
aus Wohlenschwil.
Leben und Gesundheit,
Rätsel, Leissigenstr. 17,
CH-3704 Krattigen.
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Rätsel Nr. 11 (Jan./Feb.) «VERWEILEN BEIM EILEN», Sudoku (von
links nach r echts) «816».
8
1
5
6
2
Suchsel
Suchen Sie die Wörter. Diese können von rechts nach links und umgekehrt und von oben nach unten und umgekehrt
angeordnet sein. Umlaute wie ä, ü und ö werden mit ae, ue und oe ersetzt.
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A
W
Diese Wörter sind versteckt:
1 kontrollieren 2 Wohlbefinden
3 missbrauchen 4 unverkrampft
5 zutraulich 6 freundlich
7 beglaubigt 8 Sicherheit
9 Vertrauter 10 Gewissheit
11 Misskredit 12 Erfuellung
13 einfaeltig 14 unbefangen
15 Vertrauen 16 Bedingung
17 Klarheit 18 wertfrei
19 Hoffnung 20 Wahrheit
21 Glauben 22 Partner
23 gehemmt 24 Freund
25 Wissen 26 Luegen
27 Liebe 28 Treue
29 Basis 30 Gott
© 2015 Rätsel: Redaktion «Leben & Gesundheit»
X
Hanna Freiburghaus
Kleinkind- und Horterzieherin i.A.,
St. Peter, A
Vertrauen ist etwas sehr
Wichtiges, damit du mit anderen Menschen gut auskommst.
Wenn du herausfinden möchtest, wie sehr dir jemand vertraut, oder du dich selbst testen
möchtest, dann probiere doch
einmal diese Vertrauensspiele aus. Sie helfen dir auch, mehr
Vertrauen zu anderen Menschen
zu gewinnen. Da Vertrauen immer mit mindestens zwei Menschen zu tun hat, sind die Spiele für 2 oder mehrere Personen
gedacht.
Ich wünsche dir viel Spaß
und Vertrauen beim Ausprobieren dieser Spiele.
Rückwärtsfallen
(für 2–4 Personen)
Für dieses Spiel braucht es
viel Vertrauen in deinen Freund
oder deine Freundin. Eine Person lässt sich dabei rückwärts
in die Arme des anderen fallen.
Auffangen kann man sich abwechselnd zu zweit, oder falls
einer von euch viel jünger oder
kleiner ist, macht es genauso viel Spaß auch zu dritt oder
viert.
Wichtig ist, dass bei diesem Spiel ein Erwachsener
Unterstützung leistet, da das
Gewicht von anderen oft unterschätzt wird.
Blinde Schlange
(ab 6 und mehr Personen)
Dieses Spiel ist lustig, wenn
du mit einer großen Gruppe von
Kindern zusammen bist. Alle
Spieler stehen in einer Schlange
© 2015 thinkstockphotos.com
Leben&
Gesundheit
Kinderseite
2/2015
Wie du
lernen
Vertrauen
kannst
und halten sich an den Schultern
fest. Allen, bis auf den Letzten in
der Schlange, werden die Augen
verbunden. Die sehende Person
führt die Schlange mit verschiedenen Kommandos durch das
Gelände. Jeder Teil der Schlange
gibt die Kommandos so schnell
wie möglich an den Vordermann
weiter, bis zum Kopf der Schlange. Der Kopf, also das erste Kind
in der Schlange, führt dann die
einzelnen Kommandos aus.
Nach einer gewissen Zeit
wechselt der Vordermann ans
Ende der Schlange und gibt
dann die nächsten Kommandos.
Bei diesem Spiel ist es hilfreich, wenn ein Erwachsener mit
offenen Augen neben der Gruppe hergeht, damit keiner über
etwas stolpert oder gegen etwas läuft.
Kommandos:
• mit beiden Händen
auf beide Schultern
klopfen =
losgehen / stehenbleiben
• auf die rechte Schulter
klopfen =
nach rechts gehen
• auf die linke Schulter
klopfen =
nach links gehen
Sinnesweg (für 2 oder
mehrere Personen)
Bei diesem Spiel baust du
mit so vielen Kindern, wie du
möchtest, einen Weg aus verschiedenen Naturmaterialien.
Dazu legt man in etwa 50 cm
lange und breite Felder ein bestimmtes Naturmaterial. In jedes
Feld wird ein anderes Material gelegt. Jeweils zwei Personen
schließen sich zusammen. Einer
Person werden die Augen verbunden. Sie wird von ihrem Partner über den Sinnesweg geführt.
Das Kind, das die Augen verbunden hat, sollte barfuß über den
Weg gehen, um alle Materialien
wirklich gut spüren zu können.
Es kann währenddessen erraten
werden, um welches Material es
sich handelt.
Dies könnte in etwa so aussehen:
Gras, Erde, Sand, Holz usw.
Baum erraten
(für 2 Personen)
Dieses Spiel sollte dort gespielt werden, wo einige Bäume
stehen.
Eine Person bekommt die
Augen verbunden; deren Partner
führt die Person zu einem der
Bäume. Die blinde Person ertastet den Baum und wird wieder
zurück an den Ausgangspunkt
geführt. Nun sucht die Person
mit offenen Augen den zuvor ertasteten Baum wieder.
45
&
Gesundheit
46 Leben
Körperwunder
Manuel Reinisch
Studiert Medizin in Graz, A
Wunderwerkzeug Hand
Der komplexe Aufbau und die präzise Funktionsweise machen die menschliche
Hand zum ultimativen Werkzeug, dem man gerne und jederzeit vertraut.
Anatomischer Aufbau der
Hand
Die Hand (lat. manus) besteht aus 36 Gelenken und 27
Knochen, davon sind acht Handwurzelknochen, fünf Mittelhandknochen und 14 Fingerknochen. Neun der insgesamt
39 Muskeln spielen beim Zangengriff von Daumen und Zeigefinger zusammen. Drei große Nerven steuern präzise die
komplexen Bewegungsabläufe
und senden diverse Signale von
rund 17.000 Rezeptoren zurück
an das Gehirn. Und zwei große
Blutgefäße verpflegen diesen
perfekt entworfenen Apparat
mit Nährstoffen und Sauerstoff.
Der Hand vertrauen
Schon seit langer Zeit
steht die Hand als Symbol für
gegenseitiges Vertrauen. Beispielsweise wurde im Mittelalter das Handgelenk des Gegenübers umgriffen, um im Ärmel
einen etwaigen Dolch zu erfühlen. Daraus entwickelte sich
das Händeschütteln als Zeichen
der Zuversicht. Mitunter wird
die Redewendung «die Hand
drauf geben» dazu verwendet,
um die Glaubwürdigkeit mündlicher Vereinbarungen zu bestätigen. Möchte man das eigene lautere Verhalten bezeugen,
«wäscht man die Hände in Unschuld». Lässt man jemandem
«freie Hand», so bedeutet dies,
völlig zu vertrauen und die Verantwortung ruhigen Gewissens
abzugeben.
Offensichtlich besitzen wir
auch großes Eigenvertrauen in
unsere Hand. Eine Kletterin vertraut ihr das Leben an. Ohne bewusst darüber nachzudenken,
verlässt man sich beim Autofahren oder beim In-den-Arm-Nehmen von Kleinkindern auf deren
Zuverlässigkeit. Je selbstverständlicher das Vertrauen in die
Hand ist, desto eindrucksvoller erscheint das Wunderwerk
«Greifapparat» bei genauerer
Betrachtung.
Es gibt eine einfache Eselsbrücke, die dabei hilft, sich die
Namen der acht Handwurzelknochen einzuprägen. Die
erste Reihe, daumenseitig beginnend, besteht aus: «Ein Kahn
(Kahnbein) fährt im Mondschein
(Mondbein) im Dreieck (Dreiecksbein) um das Erbsenbein.»
Und die zweite Reihe, kleinfingerseitig beginnend, besteht
aus: «Vieleck groß (großes Viel­
eckbein) und Vieleck klein, am
Kopf (Kopfbein), da muss ein Haken (Hakenbein) sein.»
Funktionsfähigkeit der
Hand
Das zunehmende Verständnis der Funktionsweise der
Hände führt zur Notwendigkeit
einer Spezialisierung innerhalb
der Orthopädie und Chirurgie.
2/2015
Leben&
Gesundheit
2/2015
Demnach beschäftigt sich ein
Handchirurg hauptsächlich damit, die komplexe Bewegungsfertigkeit (Motorik) der Hände zu
erhalten. In bis zu acht Dimensionen können wir sie unter Zuhilfenahme der Arme bewegen,
ohne viel darüber nachdenken
zu müssen: nach links, rechts,
oben, unten, rechts drehen, links
drehen und nach vorne und zurück. Das Zusammendrücken
einer erwachsenen Hand geschieht durchschnittlich mit bis
zu 40 kg.
Doch das Raffinierteste ist
die sensorische Ausstattung.
Oftmals wird die Hand als die
Verlängerung des Gehirns be-
zeichnet. Hand und Gehirn werden durch eine außergewöhnliche Anzahl an Nervenzellen
miteinander verbunden. Die
größte Dichte an Rezeptoren
befindet sich in den Fingerspitzen. Dort werden Informationen
über Berührung, Druck, Dehnung, Vibration und Temperatur
registriert und weitergeleitet.
Erst das Zusammenwirken aus
Sensorik und Motorik macht die
Hand zum Hochleistungswerkzeug, das wir tagtäglich mit uns
tragen und gebrauchen. Durch
diese lässt sich eine Motorsäge
genauso bedienen wie ein feinjustiertes Mikroskop oder das
Musikinstrument in den Händen
eines Musikers.
Funktionsfähigkeit erhalten1
Gemeinsam mit dem Gesicht sind die Hände die
Visitenkarte einer Person. Gut gepflegte Hände sagen
eine Menge über ihren Besitzer aus.
© 2015 thinkstockphotos.com
• Vermeiden Sie exzessive Sonnenbestrahlung der
Hände.
• Pflegen Sie die Fingernägel, indem sie scharfe Kanten glatt feilen.
• Cremen Sie die Hände mit einer feuchtigkeitsspendenden Handcreme ein, vor allem die Handrücken.
• Kauen Sie nicht an den Nägeln, da es sonst zu Nagelbettentzündungen kommen kann.
• Eine Stütze unter dem Handgelenk bei der Arbeit
mit Maus und Tastatur kann eine bessere ergonomische Position bewirken und entlastet die Hand.
• Bei langer und harter Arbeit gönnen Sie Ihren Händen eine kurze Pause, indem Sie die Hände kreisen
lassen.
• Regelmäßiges Händewaschen ist die beste Vorbeugung vor zahlreichen Infektionskrankheiten, insbesondere Erkältung, Grippe, Durchfall und Hautkrankheiten. Denn rund 80 % aller Infektionen
werden durch Händekontakt übertragen.
1
Untersuchen Sie sich selbst!
Machen Sie doch eine kurze Pause, werfen Sie einen Blick auf Ihre eigenen Hände,
sagen Sie leise «Dankeschön» und lernen
Sie anschließend weitere interessante Dinge
über sich und Ihre Hände.
• Wenn Sie Linkshänder sind, gehören Sie
zu einer Gruppe von fünf Prozent der Gesamtbevölkerung.
• Es gibt zwei Arten, die Hände zu falten:
Die einen legen den rechten Daumen
nach oben und die anderen den linken.
Die jeweils gewohnte Art fühlt sich völlig
normal an. Versucht man es anders herum, macht sich meist ein gewisses Unbehagen breit. Die persönliche Vorliebe ist genetisch festgelegt. Den rechten
Daumen oben zu haben, folgt einer sogenannten autosomal rezessiven Vererbung.
• Das Längenverhältnis von Zeigefinger
zu Ringfinger, 2D:4D, gibt Auskunft über
den frühkindlichen Spiegel des männlichen Sexualhormons Testosteron. Ist
der Ringfinger länger als der Zeigefinger,
deutet das auf einst hohe Hormonspiegel
hin. Bei Frauen ist der Zeigefinger in der
Regel länger als der Ringfinger, doch bei
Männern umgekehrt.
• Eine Vierfingerfurche an der Handfläche ist eine ungewöhnliche Handfurche,
die sich nicht wie meist üblich über drei,
sondern über die Breite von vier Fingern
zieht. Sie kommt gehäuft bei Menschen
mit Trisomie 21 (Down-Syndrom) vor, jedoch auch bei völlig gesunden Menschen.
Die unglaublich vielen Details, die eine
Hand ausmachen, können uns staunen lassen. Nichtsdestotrotz dürfen wir getrost darauf vertrauen, dass sie uns auch morgen nicht
im Stich lassen wird. Denn das Wunderwerkzeug Hand steht für Handschlag-Qualität.
Aus «Heilkräfte für den Körper» von J.D. Pamplona-Roger, Advent-Verlag Zürich, Top Life Center Wien.
47
&
Gesundheit
48 Leben
Fitness
2/2015
Simon Benz
Physiotherapeut,
Rombach, CH
Motivation und Gründe ...
... sich körperlich zu betätigen, können sehr unterschiedlich sein. Auch Menschen, die
sich nicht besonders gerne
sportlich betätigen, sind sich
meist der Wichtigkeit regelmäßiger Bewegung bewusst. Verschiedene Faktoren führen aber
bei vielen dazu, dass es zu keiner regelmäßigen sportlichen
Betätigung kommt und diese
selten oder in Anbetracht der
momentanen körperlichen Verfassung im Übermaß stattfindet.
Um aus diesem Dilemma einen
Ausweg zu finden, soll ein gewisses Maß an Bewegung gewohnheitsmäßig in den Alltag
eingebaut werden. Bei Leuten
im Arbeitsprozess empfiehlt sich
daher eine kurze morgendliche
Gymnastikeinheit.
Frühgymnastik
Die Morgengymnastik kennt keine Nachteile und ist gerade für
ältere Personen oder Leute, die viel und lange sitzen, ein idealer
Start in den Tag. Kurz und regelmäßig statt selten und viel ist
das Prinzip der Morgengymnastik.
2. Übung: «Brücklein»
• Ausgangslage: Sie liegen auf
dem Rücken, die Füße sind
angestellt. Die Arme liegen
neben dem Körper.
• Ausführung: Heben Sie Ihr
Becken an, bis Ihre Hüften
gestreckt sind.
• Wiederholungen: 10–20x
• Serien: 1–3x
Ablauf eines möglichen
Programmes:
1. Übung: Atmung und Dehnung
• Ausgangslage: Liegend, die
Knie sind angewinkelt, die
Arme sind gestreckt, zum
Kopf hin abgelegt.
• Ausführung: Die Knie auf jeweils eine Seite ablegen und
zirka 20 bis 30 Sekunden
bleiben. Dabei tief in den
Bauch atmen.
• Wiederholungen: Pro Seite
2–3x
3. Übung: Brückenbauch
• Ausgangslage: Knie und
Füße sind auf dem Boden.
Auf Ellbogen und Händen abgestützt. Der Rücken ist gerade und der Nacken gestreckt (langer Nacken). Die
Schultern befinden sich über
den Ellbogen. Die Knie sind
gestreckt oder leicht angewinkelt.
• Ausführung: Die Knie anheben, sodass Hüfte und Schultern auf gleicher Höhe sind.
Achten Sie darauf, nicht in
ein Hohlkreuz zu fallen. Halten Sie die Position gemäß
Ihren Möglichkeiten 20 – 60
Sekunden lang.
• Wiederholungen: 2–3x
• Alternative: Liegestützen besonders für jüngere Personen
4. Übung: Atmung und Dehnung
• Ausgangslage: stehend, beide Arme zur Decke hin maximal gestreckt, die Hände
halten sich.
• Ausführung: Einatmen und
mit den Händen zu einer Seite bewegen, sodass sich
der Rumpf wie eine Banane beugt. 5 bis 10 Sekunden
lang bleiben und mit dem
Ausatmen zur Mitte zurückbewegen.
• Wiederholungen: jede Seite
5–10x
Leben&
Gesundheit
2/2015
5. Übung: Beinkraft und
Kreislauf
• Ausgangslage: Stehend in einem großen Ausfallsschritt,
wobei die Ferse des hinteren Beines in der Luft ist. Der
Oberkörper ist aufgerichtet.
• Ausführung: Das Becken
senkt sich wie ein Lift, wobei der Oberkörper aufrecht bleibt. Das vordere
Knie bleibt fix über dem Fuß.
Das hintere Knie soll in seiner Achse bleiben und nicht
nach innen ausweichen.
• Wiederholungen: 10–15x
• Serien: zirka 2x je Bein
© 2015 thinkstockphotos.com, Fotos: Simon Benz
6. Übung: Beinkraft und Kreislauf für ältere Personen
• Ausgangslage: Auf einem
Stuhl sitzend. Bei Standunsicherheit einen Tisch oder
Ähnliches zum Abstützen in
Griffnähe.
• Ausführung: Aufstehen und
sich wieder hinsetzen.
• Wiederholungen: 10–15x
• Serien: 2–3x
Anhaltspunkte:
• Prinzip: Lieber regelmäßig wenig statt selten viel.
• Programm von ca. 5 bis 10 Min. (nicht länger als 10
Min., da sonst die Gefahr besteht, dass keine Gewohnheit daraus entsteht).
• Von Beweglichkeits- und Dehnungsübungen hin zur
Kräftigung.
• Es gibt nicht DAS Programm. Die Morgengymnastik
kann individuell sehr unterschiedlich gestaltet werden.
• Eignen Sie sich zwischen 3 und 6 Übungen an.
• Lassen Sie die Übungen – wenn möglich – auch in den
Ferien nicht aus, damit die Gewohnheit bestehen bleibt.
Zum Schluss:
Haben Sie Freude an der
Bewegung und den Übungen?
Haben Sie keine Freude daran,
dann rate ich Ihnen trotzdem,
einen Versuch zu unternehmen. Treffen Sie mit sich selber
eine Abmachung, dass sie während vier Wochen jeden Morgen
10 Minuten lang die Gymnastik
durchführen. Bewerten Sie Ihr
Wohlbefinden und Ihre Freude
an den Übungen vor und nach
den vier Wochen. Lassen Sie
mich wissen, wie es Ihnen dabei
ergangen ist, und schreiben Sie
an die Redaktion.
Wirkungen
• Kreislaufanregung
• Atemvertiefung für eine
bessere Nutzung der
Lungen
• Förderung der Beweglichkeit
• Stärkung der Muskulatur
• Anregung der Produktion von Gelenkflüssigkeit
zum Schutz der Gelenke
(Arthrose Prophylaxe)
49
&
Gesundheit
50 Leben
Kolumne
2/2015
Mag. Claudia Flieder
freie Redaktorin,
Wien, A
Leben
lernen
Gefühle sind erlernbar
Wussten Sie, dass Sie permanent lernen – sogar, was Ihre
Gefühle betrifft? Psychologen
wie Dr. Michael Winterhoff kommen immer mehr zur Erkenntnis, dass auch Gefühle erlernbar
sind. Forscher einer amerikanischen Universität erkannten
über die veränderte Gehirnaktivität, dass positive Emotionen wie zum Beispiel liebevolle Güte genauso geübt werden
können wie das Spielen eines
Instruments oder das Ausüben
einer Sportart.
Wie das funktioniert?
Unser Gehirn kann tatsächlich Gefühle lernen. Durch
die Übung bilden sich neue
Schaltstellen zwischen den Nervenbahnen, sogenannte Sy­
napsen, die das Erlernte an die
entsprechenden Stellen weiterleiten. Das heißt: So wie ein
Kind das Alphabet lernt, indem
es Buchstaben einübt, ist es für
Erwachsene erlernbar, zu lieben,
zu vertrauen oder geduldig und
freundlich zu sein. Was das für
unser Leben bedeutet und welche ungeheure Chance darin
steckt, darüber möchte ich mit
Ihnen kurz nachdenken.
chen, hängt nicht nur von den
Genen oder dem bestehenden
Bildungsangebot ab, sondern
vielmehr von unserer bewussten Lebensgestaltung.
senschaft sagt: Ja. Lernen ist keine Frage der Gene, des Alters,
der Lebensweisheit oder der
Bildung, sondern der Erkennt- Das Potential ausschöpfen
nis und der Bereitschaft, nicht
Sie und ich, wir können mit­
bei Altem und Gewohntem ste- entscheiden, was aus uns wird –
hen zu bleiben. Uns ist mit unse- und das ist keine Frage des Alrer Lernfähigkeit ein ungeheu- ters oder des Geldes – sondern
res Potential geschenkt. Dr. John eher, was für Menschen wir werJ. Ratey schreibt in seinem Buch den wollen und welche Vorbil«The Revolutionary New Science der wir haben …! Von wem lerof Exercise and Brain» (Die re- nen Sie denn gerne? Von jeder
volutionäre neue Wissenschaft Person, zu der wir aufschauen,
von Bewegung und
die wir bewundern,
Gehirn): «Wir wis- Was wir aus unsein
irgendeiner
sen, dass das Ge- rem Leben machen, Form
verehren
hirn flexibel ist. Es
oder die uns wichist ein anpassungs- hängt nicht nur von tig und wertvoll ist,
fähiges Organ, das den Genen oder
wird unser Leben
durch seinen Ge- dem bestehenden
mitgeprägt. Sie und
brauch auf die gleiich, wir üben einen
Bildungsangebot
che Weise geformt
Einfluss auf andere
werden kann, wie ab, sondern vielaus – so wie andere
wir unsere Mus- mehr von unserer
uns durch ihre Workeln bilden, indem
bewussten Lebens- te und Taten bewir Hanteln stemeinflussen. Umso
men. Je mehr wir es gestaltung.
wichtiger also, sich
seine Vorbilder gut
gebrauchen, umso
auszusuchen und Idole kritisch
stärker und flexibler wird es.»
Von klein auf bis zum Tod zu hinterfragen. Wer sich eine
können, dürfen wir lernen – eine gute Lebensschule aussucht,
ungeheure Chance bietet sich profitiert für sein ganzes Leben
uns damit. Und wie bereits er- und vor allem für sein persönliwähnt, lernen wir nicht nur Wis- ches Menschsein!
sen und Fakten, sondern auch
Gefühle. Mit anderen Worten:
Was wir aus unserem Leben ma-
© 2015 thinkstockphotos.com , Cartoon: Michael Schinagl
Lernen – hm, dieses Wort
löst nicht nur positive Gedanken aus, nicht wahr?
Da tauchen Bilder von der
Schule auf, von Prüfungen, Lehrern und Leistungsdruck – nein, danke! Neue Chancen
Können Sie lernen? Sind
Lernen nur, wenn absolut
Sie
lernfähig?
Die moderne Wisnötig! Tatsächlich?
Für unverlangt eingesandte Manuskripte
und Fotos wird keine Haftung übernommen. Kein Teil dieses Heftes darf ohne
Einwilligung des Verlages in irgendeiner
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Die Artikel in Leben & Gesundheit®
repräsentieren die Meinung der Autoren
und spiegeln möglicherweise nicht in
allen Details die Ansichten des Redaktionsteams wider.
51
– Juni 2015
Die nächste Ausgabe
erscheint Mitte Mai 2015
Schwerpunkt: Prioritäten
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Herausgeber und Verlag:
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Österreich: Top Life Wegweiser-Verlag,
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Deutscher Verein für Gesundheitspflege,
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Österreichische Liga Leben und
Gesundheit, www.llg.at
Redaktion: Chefredaktor Stephan Freiburghaus (SF), [email protected]
Redaktionsteam: Heidi Albisser, Christian
Alt M.A., Dr. med. Ruedi Brodbeck,
Dagmar Dorn, Christian Frei M.A.,
Dominik Maurer, Günther Maurer.
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Ilona Würgler
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in Audio: Blindenhörbücherei der Stimme der Hoffnung, Sandwiesenstr. 35,
D-64665 Alsbach-Hähnlein,
Tel. +49-6257-50653 35
Druck: Jordi Medienhaus, 3123 Belp,
www.jordibelp.ch
Auflage: 11 800 Exemplare
Leben&
Gesundheit
Vorschau
2/2015
Leben
Gesun&
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36
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16
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46
Welcher Entscheidungstyp sind Sie?
Regula Zellweger, dipl. Psychologin IAP und Berufs- und
dipl. Laufbahnberaterin, unterscheidet mit einem liebevollen Augenzwinkern verschiedene
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