DHZ, Ausgabe 11/2016 - Handwerkskammer Dresden

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DHZ, Ausgabe 11/2016 - Handwerkskammer Dresden
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Röntgensichere Schweißer
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Gefährliche Abfälle:
EU-Gesetzesvorhaben sollte
angepasst werden, sonst droht
noch mehr Bürokratie Seite 5
+49–7123–93697– 55
Ausg. 11 | 10. Juni 2016 | 68. Jhrg. | www.deutsche-handwerks-zeitung.de
Mehr als museumsreif:
Ein Seiler zeigt die
Geschichte einer
topmodernen Branche
Handwerkskammer Dresden
Verkaufte Auflage: 482.822 Exemplare (IVW I/2016) | Preis: 2,80 Euro
Blick nach vorn
QUERGEDACHT
Da hat die kleine Schweiz den Nachbarn
mal gezeigt, wo der Hammer hängt. Das
Großprojekt Gotthardtunnel hat man in 17
Jahren durchgepeitscht. Dabei blieb das
Bauvorhaben nicht nur im Zeit-, sondern
auch ganz gut im Kostenrahmen. Nur die
Deutschen haben ihre Hausaufgaben nicht
gemacht. Die für den Güterverkehr wichtige Transportachse Rotterdam-Genua wird
leider für weitere 14 (wahrscheinlich doch
eher 19 Jahre) auf der noch nicht viergleisigen Rheintalstrecke Karlsruhe-Basel ausgebremst. Das haben Bund und Deutsche
Bahn beim besten Willen noch nicht schaffen können.
Foto: Günzel
Foto: Laurent Gillieron/picture alliance/AP Photo
Wer hat’s erfunden?
Halten wir also fest: Es ist einfacher, in
über zwei Kilometern Tiefe den längsten
Eisenbahntunnel der Welt durch ein Gebirgsmassiv zu fräsen, als eine Bahnstrecke viergleisig auszubauen. Klingt komisch, ist aber so.
Ähnlichen Kummer sind wir ja gewohnt.
Denn seit einigen Jahren scheint es in
Deutschland schwierig bis unmöglich zu
sein, ähnlich präzise zu planen wie die
Schweizer. Spontan drängen sich da drei
Beispiele auf: Elbphilharmonie, Stuttgart
21 und Flughafen BER. Ja, es scheint unmöglich zu sein, ein paar Quadratkilometer platt zu asphaltieren, damit ein paar
Flugzeuge starten können.
Mit „Gut Ding will Weile haben“ lässt sich
das alles – die jahrelange Verzögerung
und die Kostenexplosion – schon lange
nicht mehr erklären. Berlin ist nicht nur
arm, sondern auch unprofessionell und
das ist ziemlich unsexy. Längst ist es mit
dem Berliner Flughafen wie mit einem verspäteten Partygast: Irgendwann will man
gar nicht mehr, dass er kommt.
dan
DIE AKTUELLE ZAHL
7
Arbeitstage pro Jahr fallen durch
Streiks in Deutschland aus, bezogen auf
1.000 Arbeitnehmer. Die Deutschen sind
streiklustiger geworden, so eine auf zehn
Jahre angelegte Statistik des IW Köln.
ONLINE-UMFRAGE
Die Zahl der Einbrüche steigt
massiv. Haben Sie Angst davor?
Nach den verheerenden Unwetterschäden in
Baden-Württemberg und Bayern haben die
Aufräumarbeiten begonnen. „Es geht voran“,
sagt Maler- und Lackierermeister Ulrich Stein
aus Braunsbach im Landkreis Schwäbisch Hall.
Er sei noch glimpflich davongekommen, andere
Handwerker in der Region habe es viel schlimmer getroffen. Sein Betrieb hat einen Wasserschaden erlitten, der Parkplatz wurde zerstört.
Das Maß der Verwüstung in Braunsbach geht
über das Vorstellbare hinaus, sagt Ulrich Stein:
„Es sah aus, wie in einem Katastrophenfilm.“ Die
unglaublichen Wassermengen rissen Autos mit
und ließen Häuser einstürzen. Auf der Hauptstraße von Braunsbach lag bis zu sieben Meter hoch
Geröll, Steine bis zu drei Tonnen schwer. Im Ort
sei die Stimmung niedergeschlagen, die Solidarität jedoch groß. „Vom Asylanten bis zum Banker
haben alle mit angepackt“, sagt Stein. Mit Menschenketten wurde eimerweise Schlamm aus
den Häusern geholt. Das Unglück hat den Zusammenhalt gestärkt. „Die Menschen sind zusamSeite 6 und 11
mengerückt.“
Die Energiewende stockt
Lange Zeit hat sich die Politik vor allem um den Ausbau der Windkraft und Sonnenenergie gekümmert.
Wärmemarkt und Stromnetz wurden darüber vernachlässigt. Das Handwerk dringt auf eine Neuausrichtung
Von Steffen Range
V
ertreter des Handwerks haben Kritik an der
Ausgestaltung der Energiewende geübt. Der
Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK)
warf der Politik vor, sich zu stark dem Strommarkt
zu widmen, den Wärmemarkt aber zu vernachlässigen. „Die Zielkorridore bei der Einbindung erneuerbarer Wärme sind nebulös“, sagte der stellvertretende ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Müller. Der Zentralverband des Deutschen
Handwerks (ZDH) mahnte an, der Energieeffizienz mehr Beachtung zu schenken: „Dieser wichtige Baustein der Energiewende kam bislang zu
kurz“, sagte ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer.
Nachdem sich die Politik monatelang mit der
Flüchtlingskrise befasst hatte, wird nun wieder
über die Energiewende diskutiert. Der Grund:
Bund und Länder wollen noch in diesem Sommer
das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) reformieren. Von 2017 an soll die Förderung des Ökostroms umgestellt werden.
Die Energiewende gilt als Jahrhundertprojekt,
doch ob sie gelingt, darüber streiten die Experten.
„Deutschland hat sich wohl zu viel in zu kurzer
Zeit vorgenommen“, bilanziert die Deutsche Bank
in der Studie „Deutsche Energiewende: Zielverfehlungen in Sicht“. Erfolgreich sind staatliche Initiativen praktisch nur, wenn Beihilfen gezahlt werden. Beinahe täglich kommen neue Vorschläge auf
den Tisch. Zuletzt hatte Finanzminister Wolfgang
Schäuble (CDU) eine Stromsteuer ins Spiel gebracht. Sie soll auf selbst erzeugten Strom erhoben
werden, Kleinanlagen sollen aber ausgenommen
bleiben. Die EU-Kommission wiederum verlangt
von der Bundesregierung, das Stromnetz zügig
auszubauen. Nach Ansicht Brüssels belastet
Deutschland die Leitungen seiner Nachbarstaaten
mit überschüssigem Ökostrom – eine Einschätzung, die Forscher teilen. „Der Netzausbau hält
nicht mit dem Ausbau erneuerbarer Energien mit.
Das ist das Problem“, sagte Thilo Schaefer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln.
Das Handwerk sieht sich als Gestalter der Energiewende. Während Dachdecker und Heizungsbauer, Schornsteinfeger und Elektriker profitieren,
machen die hohen Strompreise dem Bäckerhandwerk wegen der EEG-Umlage beispielsweise
schwer zu schaffen. Deshalb setzt der ZDH auf das
Thema Energieeffizienz: „Wer weniger Energie
braucht, ist unabhängiger, flexibler und wirtschaftlicher“, sagte ZDH-Präsident Wollseifer.
Wissenschaftler wie Handwerker drängen die
Regierung überdies, vernachlässigte Aspekte der
Energiewende stärker zu berücksichtigen. Sie pochen etwa darauf, den Anteil erneuerbarer Energien im Wärmemarkt zu steigern. Verglichen mit
dem Umbau des Strommarkts stockt die Entwicklung bei der energetischen Sanierung von Gebäuden oder der Umrüstung alter Heizungsanlagen.
Das liegt auch daran, dass die Politik sich nicht zu
einer ähnlich großzügigen Förderung wie bei
Windrädern, Photovoltaik oder zuletzt Elektroautos durchringen kann. Statt den Austausch alter
Heizkessel steuerlich zu begünstigen, bietet die
Bundesregierung zahlreiche Förderprogramme
an. Die KfW kündigte an, Handwerker intensiver
zu schulen, welche Fördertöpfe es gibt. Die Bank
erwäge, mehr Online-Seminare anzubieten, sagte
Vorstandsmitglied Ingrid Hengster. „Als Multiplikatoren spielen gerade Handwerker eine wichtige
Seiten 3, 4, 14-16
Rolle.“
Die Handwerksbraukunst
THEMEN DIESER AUSGABE
Fördermittel
Energiesparen ist ein zentraler Programmpunkt der KfW. Trotz Niedrigzins locken die günstigen KonditioSeite 3
nen der Förderbank.
REGIONAL
Dresden
Reinheitsgebot: Brauer loben
die Vielfalt, die ihnen die 500 Jahre
alte Tradition bis heute lässt
Ja, die Polizei muss deutlich mehr tun, um
Einbrüche zu verhindern.
24 %
Ja, aber es liegt an jedem selbst, sich
besser vor Einbrüchen zu schützen.
22 %
Nein, ich fühle mich sicher.
Teilnehmerzahl: 199;
Quelle: www.deutsche-handwerks-zeitung.de
11
191078
602800
Gute Laune haben die Brauer. Zum einen weil Bier
aus Sachsen sehr beliebt ist. Der Bierabsatz im
Freistaat stieg 2015 um 4,4 Prozent auf 8,5 Millionen Hektoliter. Ein heißer Sommer mit einer erfolgreichen Nationalelf könnte das Geschäft zusätzlich ankurbeln.
Zum anderen weil in diesem Jahr 500 Jahre
Reinheitsgebot gefeiert werden. 1516 war festgelegt worden, dass Bierbrauen auf die Verwendung
der vier natürlichen Zutaten Wasser, Hopfen, Malz
und Hefe beschränkt ist. Den Craft-Bier-Trend
sehen die Brauer gelassen. Da es sich bei CraftBier um handwerklich gefertigte Biere handelt,
würde dies die Aufmerksamkeit der Kunden auf
regionale Sorten und traditionelle Herstellungs­
Seite 7
arten lenken. 7
Insidertreff: Tausende Schüler
informieren sich in Löbau über Aus­
bildungsmöglichkeiten im Handwerk 8
Firmenwagen
Wie Unternehmer auch ohne Fahrtenbuch Steuervorteile beim FirmenSeite 11
wagen sichern.
Datenschutz
Chefs müssen mit Kundendaten
noch vorsichtiger umgehen. Seite 12
Energie
Die Tücken der Energiewende zeigen
sich in einem Allgäuer Dorf. Seite 14
HANDWERK ONLINE
WWW.DEUTSCHE-HANDWERKS-ZEITUNG.DE
DHZ-Tippspiel zur Fußball-EM
2016 in Frankreich
www.dhz.net/em-2016
Wie sinnvoll ist eine Elementarversicherung für Handwerksbetriebe?
www.dhz.net/elementar
Gerichtshof bestätigt Sozialkassen-System im Baugewerbe
www.dhz.net/soka-bau
Brauwirtschaft profitiert vom Trend
54 %
4
Seite 20
Foto: Giorgio Magini/Fotolia.com
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Rohrschlosser/Vorrichter
Feinblechschlosser
Grobblechschlosser
Konstruktionsschlosser
Kunststoff-Schweißer
CNC-Abkanter und Laserer
Maschb. Jungingenieure
CAD-Zeichner
Foto: Lück-Gruppe
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Foto: Hoda Bogdan/Fotolia.com
(WIG, Orbital, E, MIG/MAG, UP)
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Das große
DHZ-Tippspiel
zur Fußball-EM
n!
d gewinne
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Mitspielen
Zwei Kessel künden im Ballhaus Watzke in Dresden von der Handwerkskunst der Hausbrauerei. Vor Ort wird seit
Foto: Jeibmann/Hausbräu im Ballhaus Watzke GmbH
1996 unfiltriertes Bier gebraut. www.dhz.net/em-2016
Regional
Sachsen
Sibylle Kotte, Glasgraveurmeisterin aus
Meißen, präsentierte im Rahmenprogramm
des G7-Gipfels in Japan ihr Gewerk. Seite 9
Deutsche Handwerks Zeitung
Handwerkskammer Dresden
Ausg. 11 | 10. Juni 2016 | 68. Jahrgang
„Unser Gesetz
ist das Reinheitsgebot“
Sonderbeilage „Zukunftspreis“
25 ostsächsische Handwerksbetriebe haben sich um den „Zukunftspreis – Handwerksbetrieb des Jahres 2016“ der Handwerkskammer Dresden beworben. Auf vier
Sonderseiten stellen wir Ihnen diese in der
aktuellen Ausgabe der Deutschen Handwerks Zeitung näher vor.
Infoabend zur Meisterausbildung
im Handwerk am 14. Juni
Was bringt mir die Meisterausbildung? Wie
soll ich sie finanzieren? Bleibe ich in der
Zeit weiter angestellt? Was sind die Inhalte
der Fortbildung? Diese und viele weitere
Fragen stellen sich Handwerker, die eine
Meisterausbildung angehen möchten. Deshalb bietet die Handwerkskammer Dresden zur Orientierung an jedem zweiten
Dienstag im Monat einen Infoabend zur
Meisterausbildung an. Nächster Termin:
14. Juni, 17 Uhr. Ort: Bildungszentrum der
Handwerkskammer Dresden, Am Lagerplatz 8 in 01099 Dresden.
Anmeldung bei der Kundenberatung
der Handwerkskammer Dresden:
Tel. 0351/8087-50, E-Mail:
­[email protected]
Facebook: „Müller tippt Müller“
Deutschland ist wieder im Fußballfieber:
Anlässlich der Fußball-EM läuft auf der
­Facebook-Seite www.facebook.com/handwerkinsachsen das Tippspiel „Müller tippt
Müller“. Jedes Deutschlandspiel wird von
einem Handwerker oder einer mit dem
Handwerk verbundenen Person mit Namen
Müller getippt. Auch die Anzahl der von Nationalspieler Thomas Müller geschossenen
Tore gilt es, richtig zu schätzen.
Neues Heft der Schriftenreihe
erschienen
Im Rahmen der Schriftenreihe der Handwerkskammer Dresden ist – in Koopera­
tion mit der Creditreform Dresden
Aumüller KG – das
Heft „Wenn der
Kunde nicht zahlt.
Professionelles
Forderungsmanagement
im
Handwerk“
erschienen. Durch
Checklisten, Mustertexte und Beispiele wird Unternehmern erläutert, wie
sie Forderungsausfälle vermeiden. Mitgliedsbetriebe der Handwerkskammer
Dresden erhalten das rund 40-seitige Heft
auf Wunsch unentgeltlich, andere Interessenten zahlen pro Heft eine Schutzgebühr
von fünf Euro.
Ansprechpartner: Heike Mathieu,
Tel. 0351/4640 566, E-Mail:
[email protected]
Solo-Selbstständige kompakt
informiert
Andreas Leidig, Leiter Betriebsberatung der Handwerkskammer Dresden, informierte zum Thema BWA.
Foto: Carolin Schneider
Geballte Informationen für Solo-Selbstständige boten die Veranstaltungen „Zukunftswerkstatt“ der Handwerkskammer Dresden am 20. Mai in Dresden und am
27. Mai in Löbau. Dabei berieten die Handwerkskammer-Experten die knapp 40 Teilnehmer zu den Themen „BWA lesen und
verstehen“, „Ordnungsgemäße Rechnungen“ sowie „Stundenverrechnungssatz“.
Mit Blick auf kommende Veranstaltungen
wünschten sich die Teilnehmer vor allem
Informationen zum Marketing. Darüber hinaus stehen die Berater der Handwerkskammer Dresden auch für individuelle Beratungstermine zur Verfügung.
Ansprechpartner: Angela Müller,
Tel. 0351/4640-948, E-Mail: ­
[email protected]
Brauer loben die Vielfalt, die die 500 Jahre alte Regelung ihnen bis heute lässt – Kunden legen Wert auf Regionalität
R
ötlich glänzen die beiden Kupferkessel im
Ballhaus Watzke. Sie sind die Symbole der
Braukunst, die seit 1996 im historischen Veranstaltungshaus entsteht. Die Kessel ziehen die Blicke auf sich. Einer der beiden Brauer im Ballhaus
ist Lutz Neumann. Der 36-Jährige, sein BrauerKollege und ein Azubi im ersten Lehrjahr haben
gut zu tun. Wurden 1996 hier noch 1.000 Hektoliter Bier verkauft, waren es 2015 schon 5.600. „Die
Menschen schätzen unsere Biere“, sagt Neumann.
Zwei unfiltrierte Sorten, ein Pils und ein untergäriges Vollbier, Altpieschner Spezial genannt, bietet
Watzke in seinen vier Häusern in Dresden an. Hinzukommen die Biere des Monats. Neumann und
seine Kollegen legen z B. im Mai den Maibock auf,
im Juli ein Hefeweizen oder im Februar ein untergäriges Starkbier. „Diese Sonderbiere werden sehr
gut angenommen“, freut sich Sarah Orth, Marketingverantwortliche der Hausbräu im Ballhaus
Watzke GmbH.
Absatzmarkt für gut gemachte Biere
Historie
Bier ist im Sinne des Reinheitsgebotes ein Naturprodukt. Deutsche Brauer dürfen keine künstlichen Aromen, keine Enzyme und keine Konservierungsstoffe
verwenden. Die Regeln wurden 1516 aus mehreren
Gründen eingeführt. Zum einen als Reaktion auf Klagen über schlechtes Bier, zum anderen, um die Lebensmittelversorgung zu sichern. Der wertvollere Weizen oder Rogen sollte Bäckern vorbehalten bleiben.
Brauer Lutz Neumann von der Hausbräu im Ballhaus Watzke GmbH nimmt eine Bierprobe aus dem Tank, um
Foto: Daniel Bagehorn
s­ eine neueste Kreation zu prüfen. Die Bedeutung des Reinheitsgebotes betont auch
Johannes Glaab von der Wittichenauer Stadtbrauerei. Er ist einer der beiden Gesellschafter des Familienbetriebes, der mit 19 Mitarbeitern pro Jahr
etwa 15.000 Hektoliter Bier herstellt. Zwischen
Dresden, Cottbus, Weißwasser und Bautzen werden die zwölf Sorten der Brauerei verkauft. „Im
Umkreis von 20 Kilometern um unsere Brauerei
liegt unser Kernabsatzgebiet. Wir sind sehr regional vertreten“, sagt Glaab.
Eine Entwicklung ist dem technischen Betriebswirt aufgefallen: „Die sogenannten Craft-Biere, die
derzeit in aller Munde sind, sind handwerklich
hergestellte Biere. Dabei sind handwerkliche Biere
genau unsere Stärke.“ Glaab begrüßt daher, dass
Kunden verstärkt auf die Herstellungsart achten,
Neues ausprobieren und für gut gemachte Biere
auch bereit sind, etwas tiefer in die Tasche zu greifen, als für ein industriell hergestelltes Flaschenbier im Supermarkt.
Was die Watzke Brauerei und die Wittichenauer
unterscheidet, ist die Anzahl der Bewerber um einen Auszubildendenplatz. Während bei den
Dresdnern etwa ein halbes Dutzend, zumeist ältere Kandidaten, die oftmals ein Studium angefangen hatten, pro Jahr vorstellig werden, klagt Johannes Glaab: „Wir haben in diesem Jahr niemanden im Umkreis gefunden.“
„Schon immer Craft-Bier gebraut“
Der Präsident des Sächsischen Brauerbundes über den Brauernachwuchs und den Trend zum besonderen Bier
DHZ: Wo steht die sächsische Brauwirtschaft
500 Jahre nach Verfassen des bayerischen Reinheitsgebots?
Steffen Dittmar: Den sächsischen Brauern geht es
gut. Mitte der neunziger Jahre hatten wir 35
Braustätten in Sachsen, heute sind es 60. Und was
das Reinheitsgebot angeht: Das ist nach wie vor
unser wichtigstes Lebensmittelgesetz.
uns ins Gespräch. Aber beim Reden über CraftBier wird vergessen, dass die für Sachsen so typischen mittelständischen Brauereien auch CraftBier brauen, also dass sie mit handwerklichen Methoden Bierspezialitäten herstellen. Und zwar immer schon. Das Thema Craft-Bier ist aus den USA
zu uns geschwappt, wo es jahrelang eine Bier-Monokultur gab. Deutschland war immer schon experimentierfreudig, hier wurde schon immer mit
besonderen Getreiden und besonderen Malzsorten gebraut. Allein in Sachsen haben wir 310 verschiedene Biersorten.
DHZ: Nur sehr wenige junge Menschen erlernen
noch den Beruf des Brauers und Mälzers. Ist das
eine Gefahr fürs Brauerhandwerk?
Dittmar: In der Dresdner Brauerschule haben wir
zwei Klassen, das ist okay. Aber natürlich buhlen
wir um gute Lehrlinge, die Demografie macht sich
bemerkbar. Angesichts der Zahl an nicht besetzten
Lehrstellen sind wir im harten Wettbewerb um
Auszubildende. Uns kommt aber zugute, dass wir
die einzige Brauerschule in ganz Ostdeutschland
sind.
DHZ: Was sind das für Jugendliche, die Brauer
und Mälzer lernen?
Dittmar: Meistens sind es Jugendliche, die an der
Vielseitigkeit des Brauerberufs interessiert sind.
Der Beruf umfasst ja Biochemie, Analytik,
Wissen über die Energiewirtschaft und vieles
­
mehr. Die Absolventen haben auf jeden Fall eine
Perspektive.
Amtliche Bekanntmachung
Einladung zur
Vollversammlung
Die Handwerkskammer Dresden lädt zur
zweiten Vollversammlung in diesem Jahr
am Mittwoch, 22. Juni 2016, 15 Uhr, ins
Bildungszentrum Handwerk der Handwerkskammer Dresden, Am Lagerplatz 8
in 01099 Dresden, ein.
Die Tagesordnung
1. Begrüßung und Eröffnung
2. Gastreferat: Staatssekretärin Iris Gleicke, BMWI, zum Thema „Das Handwerk –
Rückgrat des Mittelstandes“
3. Bericht des Präsidenten
4. Bericht des Hauptgeschäftsführers
5. Meinungsbildung zu aktuellen politischen Themen
6. Bericht zum Sachstand des Neubaus
Campus Bildungszentrum Handwerk –
Sachstand Planung
7. Beschluss zum Campus Bildungszentrum Handwerk, fortgeführte Entwurfsplanung, Anpassung der Baukosten und der
Verpflichtungsermächtigung – Vorlage
8. Bericht über die Prüfung des Jahresabschlusses 2015 der Handwerkskammer
Dresden nach § 317 HGB sowie die Prüfung nach § 53 HGrG
9. Bericht des Rechnungsprüfungsausschusses über die Prüfung des Jahresabschlusses 2015 – Tischvorlage
10. Feststellung des Jahresabschlusses
zum 31.12.2015 – Vorlage
11. Prüfung des Jahresabschlusses 2016
– Bestellung des Wirtschaftsprüfers – Vorlage
12. Transparenzbericht 2015 – Informationsvorlage
13. Wahl der Fortbildungsprüfungsausschüsse nach § 42 c HwO, Arbeitgeber/
Beauftragte Arbeitgeber – Vorlage
14. Wahl der Fortbildungsprüfungsausschüsse nach § 42 c HwO, Arbeitnehmer/
Beauftragte Arbeitnehmer – Vorlage
15. Beschluss zum Gebührenverzeichnis
der Handwerkskammer Dresden, Anpassung Nr. 5.5 Internatsgebühren – Vorlage
16. Sonstiges
Von Daniel Bagehorn
Freude bereiten die Monatsbiere auch Lutz Neumann, kann er doch so seine ganze Handwerkskunst zeigen. „Unser oberstes Gesetz ist dabei das
Reinheitsgebot. Innerhalb des Gebotes ist aber
sehr, sehr viel möglich“, sagt der leidenschaftliche
Brauer, der im Jahr 2000 seine Lehre beendete und
seit 2015 im Watzke braut. Zwar schreibt das deutsche Reinheitsgebot von 1516 vor, dass nur Hopfen, Malz, Hefe und Wasser beim Herstellen der
Biere verwendet werden dürfen, aber je nach den
Sorten der Einzelbestandteile schmeckt ein Bier
auch anders. „Tausende Biersorten sind machbar“, sagt Neumann. Er gibt aber zu, dass eines
seiner Monatsbiere genaugenommen den Titel
Bier nicht tragen darf. „Im Dezember stellen wir
traditionell unser Honigbräu her.“ Weil diesem
Honig zugesetzt wird, trägt es nicht den Titel Bier.
7
Ein Mann, ein Fass, ein Brauerbund: Steffen
­ ittmar vertritt die sächsische Brauwirtschaft.
D
Foto: Sächsischer Brauerbund
DHZ: Leiden die Brauereien unter Fachkräfte-
mangel?
Dittmar: Noch nicht so sehr wie andere Bereiche
der Wirtschaft. Wir sind momentan noch gut aufgestellt, weil das glücklich machende Produkt Bier
viele Mitarbeiter langfristig bindet.
DHZ: Wie ordnen Sie den Trend zum Craft-Bier
und zu Mikrobrauereien ein?
Dittmar: Da werden Geschmacksrichtungen aus-
probiert und viele besondere Biere gebraut. Ich
begrüße das. Biervielfalt ist etwa Gutes und bringt
DHZ: Es ist zu beobachten, dass große Brauereien
den Trend zum besonderen Bier kapern. Werden
kleine Brauereien dadurch wieder verschwinden?
Dittmar: Neben dem Trend zur Bierspezialität gibt
es ja auch den Trend zur Regionalität. Der bewusste Biertrinker mag seine heimischen Biere.
Bisher 725 neue
Lehrverträge
Deutlicher Anstieg zu 2015
Ein mehr als positives Bild zeichnet
sich beim Blick auf die aktuelle Lehrstellenstatistik Ende Mai ab: 725 junge Männer und Frauen haben bis
zum 30. Mai einen Ausbildungsvertrag mit einem Handwerksbetrieb im
Kammerbezirk Dresden unterzeichnet. Damit kann ein klares Plus von
über 17 Prozent im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum verbucht werden.
Die Frauenquote unter den neuen
Lehrlingen beträgt 26 Prozent.
Die Hitliste der beliebtesten
Handwerksberufe für Männer und
Frauen wird angeführt von den KfzMechatronikern (140 neue Lehrverträge), gefolgt von Elektronikern (76),
Friseuren (60), Anlagenmechanikern
Sanitär-Heizung-Klima (31) sowie
Augenoptikern (26).
Online-Lehrvertrag: www.hwkdresden.de/lehrvertragonline,
Ansprechpartner bei der Handwerkskammer Dresden: Thomas Götze,
Tel. 0351/4640-964, E-Mail: thomas.­
[email protected]
Alles Wichtige
fürs Handwerk
Alles Wichtige
fürs Handwerk
unter:
deutsche-handwerks-zeitung.de
unter:
Impressum
deutsche-handwerks-zeitung.de
DHZ: Das bayerische Reinheitsgebot ist von 1516,
das Biergesetz aus dem thüringischen Weißensee
von 1434. Kann Mitteldeutschland zu Recht stolz
darauf sein, Vorreiter zu sein?
Dittmar: Und dann gibt es noch das Regensburger
Reinheitsgebot, das Augsburger und viele mehr.
Das ist doch fantastisch, da haben wir mit jedem
Jubiläum eine Möglichkeit zu feiern.
www.brauerbund-sachsen.de
Handwerkskammer Dresden
01099 Dres­­den, Am Lagerplatz 8,
Te­­le­­fon 4640-30, Fax 4719188,
E-Mail: [email protected],
Internet: www.hwk-dresden.de
Ver­­ant­­wort­­lich:
Hauptgeschäftsführer
Dr. Andreas Brzezinski
8
Deutsche Handwerks Zeitung
Handwerkskammer Dresden
Ausg. 11 | 10. Juni 2016 | 68. Jahrgang
Die Ausbildung fest im Blick
„Handwerk im Centrum“ in Centrum Galerie Dresden
Tag der Sachsen: Handwerker
für Genussmeile gesucht
Für den 25. Tag der Sachsen, der vom
2. bis 4. September in Limbach-Oberfrohna stattfindet, wirbt das sächsische Umwelt- und Landwirtschaftsministerium um
Betriebe des Nahrungsmittelhandwerks,
die sich auf einer Genussmeile präsentieren möchten. Um die Facetten der sächsischen Ernährungswirtschaft zu veranschaulichen, planen die Veranstalter ein
„Vereins- und Genussparadies“ im Bereich
des Johannisplatzes und der Helenenstraße. Zudem ist in der Albertstraße ein Regionalmarkt vorgesehen, auf dem Besucher
aus nah und fern die Vielfalt der regionalen
Produkte entdecken können.
Informationen und Anmeldung:
Projektbüro Tag der Sachsen 2016,
Tel. 03722/817-121, E-Mail: tagdersachsen@limbach-oberfrohna, www.
tagdersachsen2016.de/mitwirken
Ingolf Radecke (Bildmitte), Ausbildungsberater der Handwerkskammer Dresden, hatte am Stand der Kammer viel zu tun.
Foto: Daniel Bagehorn
­Zahlreiche Eltern und Schüler informierten sich über die Karrierechancen im Handwerk. Insidertreff lockt Jugendliche
Bäckerei Bärenhecke zum
regionalen Botschafter ernannt
Tausende Schüler informieren sich in Löbau über Ausbildungsmöglichkeiten
D
Roman (l.) und Gerald Seifert stehen
der Raiffeisengenossenschaft Mühle und
Bäckerei Bärenhecke vor. Foto: André Wirsig
Im Rahmen des 10. Wirtschaftstages des
Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wurde die Mühle und Bäckerei Bärenhecke aus Glashütte zum zweiten regionalen Botschafter des Kreises ernannt.
Landrat Michael Geisler würdigte damit
den jahrelangen außergewöhnlichen Einsatz des Unternehmens für die Region.
Vorstand Gerald Seifert, der die Ernennung stellvertretend für den Betrieb entgegennahm, betonte, dass er sich der besonderen Verantwortung, die mit dem Titel
Regionalbotschafter verbunden ist, bewusst sei. Zugleich merkte er aber auch
an, dass die Auszeichnung die eine Seite
sei, das tägliche Bestehen eines Bäckers
im harten Wettbewerb mit den Discountern
aber ist die andere.
eutlich mehr Lehrverträge sind
im Landkreis Görlitz 2015 unterzeichnet worden. Auf diesen positiven Trend hat Andreas Brzezinski,
Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden, anlässlich
des Insidertreffs 2016, der Ausbildungsmesse für den Landkreis
Görlitz, am 28. Mai hingewiesen.
­
„7,9 Prozent mehr Lehrverträge als
im Vergleich zum Jahr 2014 sind ein
erhebliches Plus“, sagte Brzezinski
und unterstrich die Bedeutung des
Treffs. „Hier kommen Betriebe und
Jugendliche zusammen. Die Schüler
sehen, welche Perspektiven es in der
Region gibt.“
Zum vierten Mal fand der Insidertreff in Löbau statt. Bernd Lange,
Landrat des Landkreises Görlitz,
freute sich, dass wieder tausende
junge Menschen die Gelegenheit
wahrnahmen, um sich über Ausbil-
dungsmöglichkeiten zu informieren.
„Wenn sich wie in den Vorjahren
zwischen 5.000 und 9.000 Menschen
auf das Messegelände begeben, zeigt
das, dass die Veranstaltung sehr gut
angenommen wird“, so der CDU-­
Politiker.
Mehr als 100 Aussteller, darunter
auch die Handwerkskammer Dresden, präsentierten sich. Am Stand der
Handwerkskammer zeigte u. a. Ausbildungsberater Ingolf Radecke Eltern
und Jugendlichen auf, welche Karrierechancen sich den Schülern im
Handwerk bieten. Vor Ort konnte bei
einem Blick in die Lehrstellenbörse
geklärt werden, welche Betriebe Azubis suchen. Zu denen, die auf dem Insidertreff ausstellten, zählte auch die
Bäcker­innung Oberlausitz-Niederschlesien. An einem Ge­mein­schafts­
stand mit der Bäckerei Schwerdtner
warb Bäckermeister Gottfried Paul
Pläne für Neubau Bildungszentrum
vorgestellt
Bei der Versammlung der Metallinnung Riesa-Großenhain stellte Andreas Brzezinski,
Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden, die konkreten Pläne der
Handwerkskammer Dresden für den Neubau ihres Bildungszentrums vor. Mit dem
Neubau, der im Spätsommer 2018 fertiggestellt sein soll, zieht auch das Bildungszentrum der Handwerkskammer in
Großenhain mit nach Dresden.
Ansprechpartner für den Neubau: Frank Schellhorn, Tel. 0351/
4640-435, E-Mail: frank.schellhorn@
hwk-dresden.de
Kultus-Staatssekretär Frank Pfeil, Landtagsabgeordneter Heinz Lehmann, Bildungsberater Ingolf Radecke von der Handwerkskammer Dresden, Hauptgeschäftsführer Andreas Brzezinski, Bundestagsabgeordneter Thomas Jurk und Kreishandwerksmeister
Knut Scheibe (v.l.) am Stand der Handwerkskammer Dresden. Foto: Daniel Bagehorn
um Azubis. Vor einem Backofen ließ
der Herrnhuter Mädchen und Jungen
auf einer Arbeitsfläche Teig kneten
und Leckereien backen.
„Bäcker ist ein wunderschöner
kreativer Beruf, dem unbegründet
ein schlechtes Image anhaftet. Es
stimmt zwar, dass wir Bäcker früh
aufstehen müssen, aber dafür haben
wir auch eher frei“, so Paul. Den Insidertreff lobte er ausdrücklich. „Es ist
genial, was sich hier abspielt. Die
jungen Menschen können direkt mit
uns in Kontakt treten. Viele haben
schon konkrete Fragen nach Praktika.“ Einer der beim Bäckerstand
Hand anlegte, war Paul Martin. Der
Achtklässler zeigte sich offen für einen Handwerksberuf. „Ich will etwas
mit meinen Händen machen und
nicht in einem Büro sitzen, daher
schaue ich mich um“, sagte er.
Um die Mädchen und Jungen zu
begeistern, hatte sich auch die Innung des Kfz-Handwerkes Oberlausitz etwas einfallen lassen. An ihrem
Stand konnten junge Spürnasen ihre
logischen Fähigkeiten beweisen, indem sie mit Hilfe eines Diagnoseprogramms Fehler in einem Automotor
aufspürten. „Diese Messe ist eine
sehr gute Plattform. Viele Schüler
sind bisher auf uns zugekommen“,
freute sich Andree Gauernack, Fachlehrer im Beruflichen Schulzentrum
Zittau.
Ansprechpartner bei der Handwerkskammer Dresden: Thomas
Götze, Tel. 0351/4640964, E-Mail:
­[email protected]
Studium ohne Arbeitsausfall
Mit der Handwerkskammer Dresden zum Bachelor-Abschluss
Als Unternehmer muss man dranbleiben, um bei den rasanten Entwicklungen nicht irgendwann ohne
Aufträge und Kunden dazustehen“,
meint Toni Vacek aus Bad GottleubaBerggießhübel rückblickend auf seinen beeindruckenden Lebensweg.
Seit kurzem ist der Dachdeckermeister und Betriebswirt, der das Unternehmen „Die Dachhasen“ im Jahr
2007 neu gegründet hat, nun auch im
Besitz eines akademischen Abschlusses als Bachelor. Sein innerer Anspruch sei schon immer hoch gewesen, so Toni Vacek. Darum entschied
er sich für das berufsbegleitende Studium zum Bachelor. Die Schwerpunkte des Studiums lagen in der
Fachrichtung Personal- und Unternehmensführung.
Mit dem europaweit anerkannten
Abschluss hat der 33-Jährige nicht
nur etwas für sich selbst getan – Veränderungen machen sich bereits in
seiner Arbeitsstruktur bemerkbar.
„Vor allem für Personen mit geschäftsleitenden Aufgaben ist die
akademische Qualifizierung eine Be-
reicherung“, betont er. Der auch von
der Handwerkskammer angebotene
Abschluss unterteilt sich in verschiedenen Module innerhalb des Studi-
Berufsbegleitendes Studium
Die Handwerkskammer Dresden bietet
in Zusammenarbeit mit der Hochschule
Zittau/Görlitz ein berufsbegleitendes
Studium in fünf Semestern für Betriebswirte bzw. kaufmännische Fachwirte
auch ohne Abitur an. Ab 21. September startet im Bildungszentrum Handwerk ein neuer Kurs des Studiengangs
„Bachelor of Arts (B.A.) – Unternehmensführung“. Ein weiterer Abschluss
wird im Bereich Elektrotechnik angeboten. Informationen u.a. zum Ablauf und
Fördermöglichkeiten erhalten Interessenten am 29. Juni ab 17 Uhr im Bildungszentrum der Handwerkskammer
Dresden.
Ansprechpartner bei der Handwerkskammer Dresden: Kerstin
Hinderer, Tel. 0351/8087-520,
E-Mail: kerstin.hinderer@hwk-­
dresden.de
ums. Unter anderem werden Themen
wie Marketing für KMU, Internationalisierung/Regionalisierung im Mittelstand, Personalführung oder Steuer- und Bilanzrecht behandelt. Dabei
finden durchschnittlich fünf Präsenzphasen je Semester statt. Am Ende ist
eine Bachelor-Arbeit als Grundlage
der Abschlussprüfung zu erstellen.
Das erworbene Wissen möchte der
„Dachhase“ nun mit seinen handwerklichen Kenntnissen bündeln
und die entstandenen Kontakte nutzen, um sein Unternehmen breiter
aufzustellen. „Vor allem möchte ich
die Potenziale im Marketing nutzen,
um den Kundenstamm kontinuierlich zu erweitern“, sagt Toni Vacek.
Auch seinen acht Mitarbeitern ermöglicht er Fortbildungen, die sich
auf fachliche Themen beziehen.
Bedingt durch die guten Erfahrungen mit den Fördermöglichkeiten der
SAB und seinen familiären Rückhalt,
den es für so eine Weiterbildung
braucht, kann er sich vorstellen, in
ein paar Jahren auch noch den Master zu absolvieren.
Genau dahin, wo es die Jugendlichen
zieht, zieht es auch die Handwerkskammer Dresden sowie knapp 20
ostsächsische Handwerksbetriebe
und weitere Partner am 18. Juni: In
der Centrum Galerie, mitten in der
Dresdner Innenstadt gelegen, wollen
sie junge Leute für eine Ausbildung
im Handwerk gewinnen.
Mehr als 130 Ausbildungsberufe
bietet das Handwerk. Doch was verbirgt sich genau hinter den einzelnen
Berufen? Welcher passt zu mir? Und
wer bildet was in meiner Region aus?
Im Rahmen der Aktion „Handwerk im
Centrum“ werden den Jugendlichen
und ihren Eltern diese und weitere
Fragen beantwortet. Zudem bieten
die teilnehmenden Betriebe – von Bäcker und Friseur über Juwelier, Metallbauer und Kfz-Betrieb bis hin zum
Sanitär-, Heizungs- und Klimabetrieb
oder Tischler – Mitmach-Aktionen zu
verschiedenen Berufen. Auch die IKK
classic und das Ausbildungsportal
azubi24.de werden vertreten sein.
„Wichtig ist vor allem, dass sich
die Jugendlichen aktiv mit dem Thema ihrer beruflichen Zukunft auseinandersetzen und die verschiedenen
beruflichen Möglichkeiten, die sich
ihnen – gerade auch im Handwerk
bieten – wahrnehmen“, so Jörg Ditt­
rich, Präsident der Handwerkskammer Dresden. „Mit dem neuen Veranstaltungsort hoffen wir, eine weitere gute Möglichkeit gefunden zu haben, um gezielt mit jungen Leuten
zur Ausbildung im Handwerk ins Gespräch zu kommen.“
Neben den Infoständen von
Handwerkskammer, Betrieben und
weiteren Partnern sowie den Handwerksbetrieben, die in ihren Läden in
der Centrum Galerie für Fragen zur
Verfügung stehen, erwartet die Besucher auch ein buntes, ganztägiges
Bühnenprogramm. Radio-EnergyMorgenmoderator Julian lädt zu
handwerklichen Mitmach-Aktionen
vom Schlagen eines Schieferherzens
über Schaufrisieren bis zum HobelWettbewerb ein und interviewt
Handwerksmeister und Azubis zu ihren Berufen. Ein weiteres Highlight
werden die Auftritte der fünfköpfigen
Breakdance-Gruppe „Fresh in Attack“ mit ihrer spektakulären Show
„Die Baumeister“, bei der sie augenzwinkernd als Maurer, Maler oder
Elektriker in Handwerker-Look ans
Werk gehen.
„Handwerk im Centrum“: 18. Juni, 9.30 bis 20 Uhr, Centrum Galerie,
Prager Str. 15-17, Dresden
Integration ins Handwerk
Willkommenslotsin für Betriebe und Flüchtlinge
Wie können Handwerker, die händeringend nach Fachkräften suchen,
mit Flüchtlingen zusammengebracht
werden, die die gewünschten Fähigkeiten mitbringen? Wie können Ausbildungsplätze passgenau mit ausländischen, lernwilligen jungen
Menschen besetzt werden? Mit solchen Fragen, vor allem aber Lösungen, beschäftigt sich Ivana Purath bei
der Handwerkskammer Dresden.
Die Expertin ist seit Mai eine von
bundesweit rund 130 sogenannten
Willkommenslotsen. Vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert, sollen die Lotsen kleineren und mittleren Unternehmen
dabei helfen, Flüchtlinge in Ausbildung bzw. Beschäftigung zu integrieren. „Das ist eine lohnende und
spannende Aufgabe“, sagt Ivana Purath. Die gebürtige Tschechin, die
unter anderem Deutsch als Fremdsprache studierte und 2011 als Referentin für internationale Beziehungen bei der Handwerkskammer
Dresden begann, freut sich auf ihre
neue Aufgabe. „Es ist schön, aktiv an
einem so wichtigen gesellschaft­
lichen Thema mitgestalten zu
­können.“
Gleichwohl betont die Beraterin,
dass es eine große und schwierige
Herausforderung sowohl für die Unternehmen als auch für die Migranten sei. Ivana Purath berät zukünftig
die Betriebe zu den rechtlichen Rahmenbedingungen und zum verwaltungstechnischen Ablauf bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Sie zeigt
Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten auf und hilft bei der Suche
nach passenden Neuankömmlingen
mit Bleibeperspektive für Praktikums-, Ausbildungs- oder Arbeitsplatzangebote. Auch bei Problemen
Seit Mai Willkommenslotsin in der Handwerkskammer Dresden: Ivana Purath.
Foto: Daniel Bagehorn
und Konflikten hinsichtlich der betrieblichen Integration der Flüchtlinge vermitteln und beraten die Willkommenslotsen.
Ihre Aufgabe ist es auch, für eine
offene Willkommenskultur sowie für
mehr Bereitschaft, Flüchtlinge auszubilden bzw. zu beschäftigen, zu
werben. Der Anteil von Lehrlingen
mit Zuwanderungsgeschichte steigt
im Zuständigkeitsbereich der Handwerkskammer Dresden kontinuierlich an. Dafür stehen inzwischen 104
Ausbildungsverträge in 29 verschiedenen Berufen mit Jugendlichen mit
Migrationshintergrund aus 29 Herkunftsländern.
Ansprechpartner bei der Handwerkskammer Dresden: Ivana Purath,
Tel. 0351/4640-995, E-Mail: ­
[email protected]
Deutsche Handwerks Zeitung
Sachsen
Ausg. 11 | 10. Juni 2016 | 68. Jahrgang
Organisationen
Frühjahrsempfang des
Sächsischen Handwerkstages
Landtagspräsident Matthias Rößler, Ministerpräsident Stanislaw Tillich, SHT-Präsident Roland Ermer und ZDH-Präsident
Hans Peter Wollseifer beim SHT-Frühjahrsempfang. Foto: SHT/Wolfgang Schmidt
Entwicklungen auf den Finanzmärkten sowie mögliche Konsequenzen für die Wirtschaft standen im Fokus der Frühjahrs-Mitgliederversammlung des SHT. Angesichts
der Erfahrungen mit der Finanzmarktkrise
2008 könne niemand wissen, wie Deutschlands Finanzierungslandschaft für den Mittelstand in zehn Jahren aussieht, sagte
der Vorstandschef der Sächsischen Aufbaubank, Stefan Weber, in einem Gastvortrag. Vielmehr stelle sich die Frage, „welchen Stellenwert das Handwerk im Jahr
2025 einnimmt“. Im Anschluss trafen sich
die Vertreter aus Politik, Wirtschaft und
Verwaltung zu lockeren Gesprächen beim
SHT-Frühjahrsempfang.
Neuer Obermeister bei SHK-Innung
Riesa-Meißen-Großenhain
Nach 26 Jahren hat die Innung Sanitär,
Heizung und Klima Riesa-Meißen-Großenhain einen neuen Obermeister. Im Mai wurde Michael Seifert aus Naustadt bei Klipphausen gewählt. Der gelernte Heizungsund Lüftungsinstallateur
und studierte Ingenieur
für Maschinenbau (Fachrichtung Luft- und Kältetechnik) ist seit 1990
selbstständig und hat
elf Mitarbeiter. Der
56-Jährige ist seit vielen
Michael
Jahren in der Innung ak­Seifert.
tiv und war auch lange
Foto: Julia Steg- Vorstandsmitglied in der
mann-Schaaf
SHK-Innung in Dresden.
Auf kommunalpolitischer Ebene engagierte
er sich über 20 Jahre. Als Vereinsvorsitzender des SV Scharfenberg setzt sich
der Sportbegeisterte für die Nachwuchssportler in der Region ein.
Für Seifert ist Innungsarbeit Teamarbeit
und er wünscht sich, die verschiedenen
Aufgaben in Zukunft noch stärker aufzuteilen. Das soll durch eine neue Struktur gelingen. Neben den beiden Vorstandsmitgliedern – Stellvertreter Andreas Eisenreich und Kassenwart Andreas Schirmer –
wurden mit Matthias Kirsten, Thomas Wolf
und Werner Fischer ein erweiterter Vorstand sowie ein beratender Vorstand mit
Thilo Dengler und Holger Krüger initiiert.
Aktuell zählt die Innung 29 Mitglieder.
10. Landesverbandstag
der sächsischen Dachdecker
Bei der Festveranstaltung: Kay Wagner, Obermeister der Dachdeckerinnung
Dresden, Anne Dittrich, Handwerkskammer-Präsident Jörg Dittrich, Landesinnungsmeister Christoph Brosius und Henry Mirtschink, Ehrenobermeister der
Dachdeckerinnung Dresden. Zu den
­Gästen zählte auch Claus Dittrich, der Ehrenpräsident der Handwerkskammer
Dresden. Foto: André Wirsig
25 Jahre Landesinnungsverband und
10. Landesverbandstag – es gab einiges
zu feiern für die Dachdecker bei ihrem
Treffen in Dresden im Mai. Die rund
200 Teilnehmer warfen den Blick aber
nicht nur zurück, sondern beschäftigten
sich auch mit den Herausforderungen der
Zukunft. So sprach Jörg Dittrich, Präsident
der Handwerkskammer Dresden, die Themen Digitalisierung und neue Wege in der
Nachwuchsgewinnung an. Neben der Festveranstaltung gehörte vor allem der Vortrag von Gastreferent Pater Hermann-Josef Zoche im Rahmen der Tagung zu den
Höhepunkten der Veranstaltung.
Impressum
Ver­­ant­­wort­­lich: Hauptgeschäftsführer
Dr. Andreas Brzezinski,
Am Lagerplatz 8, 01099 Dres­­den,
Telefon 0351/4640-406,
Fax 0351/4640-34406,
E-Mail: [email protected]
Japan-Trip verschafft neue Ideen
Meißnerin reiste nach Fernost – Sorgen der Handwerker gleichen sich weltweit
A
nlässlich des G7-Gipfels in Japan
ist Glasgraveurmeisterin Sibylle
Kotte ins Land der aufgehenden Sonne gereist. Die 50-jährige Meißnerin
vertrat Deutschland im Rahmenprogramm des Treffens der sieben führenden Industriestaaten. Kotte repräsentierte stellvertretend das traditionelle deutsche Handwerk.
„Es war eine wirklich schöne Erfahrung“, so die Meisterin, die seit
1989 zu Füßen der Albrechtsburg ihr
Geschäft betreibt. „Leider konnte ich
in Japan aber mein Handwerk nicht
vorführen. Unser Terminplan war zu
vollgepackt“, sagt Kotte, die extra ein
paar Werkzeuge in ihr Gepäck gepackt hatte.
Lehrlinge fehlen
überall
Vielmehr stand der Erfahrungsaustausch im Mittelpunkt des Handwerker-Treffens, das offiziell den Namen
„G7 Women Craftsman Summit“
trug. Schnell wurde dabei klar, dass
sich Probleme und Herausforderungen der Handwerker in den Industriestaaten weltweit ähneln. „Alle
treibt etwa die Suche nach Fachkräften und Auszubildenden um“, erläutert Kotte. Dies sei ihr bei den Gesprächen mit einer kanadischen
Schmuckdesignerin, den italienischen Taschenproduzenten oder
auch mit einer hawaiianischen QuiltHandwerkerin klar geworden. „Überall haben die Handwerker das Problem, dass viele Jugendliche nicht in
die alten und traditionellen Berufe
gehen wollen. Vielmehr erscheinen
ihnen Arbeiten im Big Business attraktiv. Dabei ist es doch schade,
wenn das alte Handwerk so ausstirbt.“
Ein weiterer Punkt, der viele
Handwerker umtreibt, sind die Billigprodukte, wie sie z. B. aus China
kommend auf die Märkte geworfen
werden. „Egal in welchem Land, wir
Handwerker müssen den Kunden
In ihrer Werkstatt in Meißen ist Sibylle Kotte in ihrem Element. Hier kann sie Hand anlegen. In Japan hatte sie keine Gelegenheit, ihr Handwerk vorzuführen. Foto: Daniel Bagehorn
oftmals erst alle Arbeitsschritte zeigen und erklären, wie viel Aufwand
hinter einem Produkt steckt, damit
der Kunde wirklich begreift, warum
es sich lohnt, mehr auszugeben“,
sagt Kotte. Mit ihrem eigenen Ladengeschäft, wo die Handwerkskunst für
Kunden erlebbar ist, sei sie dabei
noch in einer vergleichsweise komfortablen Lage, betont die Sächsin.
Viele ihrer Kolleginnen hätten keine
eigene Geschäfte, sondern würden
beispielsweise in Handwerksgalerien
ihre Waren anbieten oder im Internet um Kunden buhlen.
Lohnunterschiede
angeprangert
Das World Wide Web besser zu nutzen hat sich auch Sibylle Kotte auf
die Fahnen geschrieben. Seit April
hat sie einen eigenen Webshop. Aus
Japan hat sie zudem Anregungen
mitgebracht, wie sie die sozialen
Netzwerke für sich nutzen kann: „Es
geht in unserem Geschäft ja auch viel
um Mund-zu-Mund-Propaganda. Da
können Facebook und Co hilfreich
eingesetzt werden.“
Ein weiterer wesentlicher Punkt,
in dem sich die Handwerkerinnen in
Japan schnell einig waren, betraf die
immer noch bestehenden Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau.
Auch heute noch sei es in modernen
Industriegesellschaften die Regel,
dass Frauen nicht selten viel weniger
verdienen würden, als ihre männlichen Kollegen. „Zumal die Frauen
wie nebenbei noch den Haushalt
machen und sich um die Kinder
kümmern sollen, ist das doch nicht
fair“, prangert Kotte an. Viele Frauen,
gerade auch im Kunsthandwerk, träfe diese Ungleichbehandlung, hat sie
bei den Gesprächen und Fachtagungen in Japan erfahren.
Arnd Steyer, Landesinnungsmeister des Glaserhandwerks, im Porträt
Mehr Öffentlichkeit für
das Handwerk
Doch seine Verbundenheit zum Glaserhandwerk geht weit über den
Feier­abend hinaus. Seit vielen Jahren
engagiert sich Steyer ehrenamtlich
für die Innung, ist seit 2012 Landesinnungsmeister des Landesinnungsverbandes (LIV) des Glaserhandwerks Sachsen und seit 2015 auch Innungsobermeister der Glaserinnung
Leipzig. Mit rund 90 Betrieben ist die
Mitgliederzahl des LIV seit einigen
„Die Chemie muss stimmen“
Podiumsdiskussion zur Unternehmensnachfolge
Sich rechtzeitig mit dem Gedanken
befassen, das Unternehmen so attraktiv wie möglich aufstellen, klare
Strukturen im Betrieb schaffen – diese Dinge seien das A und O für eine
geregelte Nachfolgersuche, sind sich
Klaus Buchert und das Ehepaar Angelika und Manfred Grießing einig.
Sie sprechen aus Erfahrung –
schließlich haben sie ihre Unternehmen, die Autolackiererei Buchert in
Cotta bei Pirna und die EVD Gaswarnanlagen GmbH & Co. KG Freital,
bereits erfolgreich übergeben.
3.000 Handwerksbetriebe stehen
im Kammerbezirk Dresden in den
kommenden zehn Jahren noch vor
der Herausforderung, einen Nachfolger zu finden. Im Bezirk der IHK
Dresden sind bei knapp 17.000 Firmen Inhaber oder Geschäftsführer
älter als 58 Jahre. Entsprechend groß
war das Interesse an der Podiumsdiskussion „Der Nachfolger – Das unbekannte Wesen?“, zu der das Netzwerk
Folgerichtig, dem u. a. IHK und
Handwerkskammer Dresden sowie
die Ostsächsische Sparkasse angehören, im Rahmen der Sächsischen Aktionstage Unternehmensnachfolge
am 25. Mai eingeladen hatte. Neben
Buchert und dem Ehepaar Grießing
gehörten auch Tilo Beyer, Nachfolger
der Grießings, sowie Grit Fischer und
Andreas Leidig, Betriebsberater der
IHK bzw. Handwerkskammer Dresden, dem Podium an. Gemeinsam
sprachen sie – gewürzt mit den Praxis-Erfahrungen aller Beteiligten –
den kompletten Nachfolgeprozess
sowie die verschiedenen rechtlichen
und organisatorischen Facetten, die
es zu beachten gilt, einmal durch
und stellten sich den interessierten
Fragen des Publikums.
Eine klare Empfehlung gab es dabei für die Nutzung der Internetplattform www.nexxt-change.org, auf der
Übergeber und Übernehmer Inserate
einstellen können. Auch die Angebote der IHK und Handwerkskammer
im Übergabeprozess – von der Kontaktanbahnung über die Betriebsbewertung bis hin zur Rechtsberatung –
wurden von beiden Beispielbetrieben rege genutzt und empfohlen.
Unabhängig von einer intensiven
Vorbereitung beim Übergabeprozess, derer es sowohl auf Übergeberals auch Übernehmerseite bedarf,
kommt es letztendlich vor allem
auch auf die Chemie an. „Die muss
passen“, lautete das einhellige Urteil.
Tipps zur Nachfolge
Vom 23. bis 27. Mai drehte sich im
Rahmen der Sächsischen Aktionstage
Unternehmensnachfolge bei den verschiedensten Veranstaltungen alles um
dieses Thema. Gefragt war dabei auch
der von der Handwerkskammer Dresden organisierte Informationsabend
„Unternehmensübergabe vertraglich
richtig gestalten“ mit Professor Heribert Heckschen vom Notariat Heckschen & van de Loo in Dresden. Rund
110 Handwerker der verschiedensten
Gewerke nutzten das Beratungsangebot.
Nachfolgebörse: www.nexxtchange.org, Ansprechpartner bei
der Handwerkskammer Dresden:
Steffi Ulbricht, Tel. 0351/4640931, E-Mail: [email protected]
Ansprechpartner bei der Handwerkskammer Dresden: Katja Schleicher, Beraterin für Außenwirtschaft,
Tel. 0351/4640-943, E-Mail: katja.
[email protected]
Glaser aus Leidenschaft
Betrieb, Familie und Ehrenamt – es
ist ein täglicher Spagat, den Glasermeister Arnd Steyer aus Leipzig vollzieht. Aber das scheint gerade die
Herausforderung zu sein, die ihn
reizt. „Schon als Kind habe ich bei
meinem Vater in der Werkstatt an
der Hobelmaschine gearbeitet. Damals haben wir noch viel mit Holz
und nicht wie heute mit Metall produziert. Die Leidenschaft für den Beruf des Glasers war immer da“, so der
48-Jährige, der bereits in sechster Generation das Familienunternehmen
führt.
Für seinen mittelständischen Betrieb mit zwölf Mitarbeitern, darunter zwei Lehrlinge, ist er viel in der
Region bei Kunden unterwegs, als
Sachverständiger im Einsatz oder er
sitzt im Büro und erstellt Kalkulationen und Angebote. In die Werkstatt
wie früher kommt er nur noch selten.
„Die technologischen und fachlichen
Anforderungen an das Glaserhandwerk sind hoch. Zwei riesige Glasbrücken auf der Leipziger Messe sind
der bisher größte Auftrag, den unser
Betrieb realisiert hat“, gerät er ins
Schwärmen.
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Damit am Ende bei der Unternehmensnachfolge alle gut Lachen haben, bedarf es einer langfristigen Vorbereitung: Nachfolger Tilo Beyer, Firmenübergeber Manfred und Angelika Grie­ßing, Grit Fischer, IHK Dresden, Carolin Schneider und Andreas
Leidig, Handwerkskammer Dresden, sowie Firmenübergeber Klaus Buchert (v.l.n.r.).
Foto: Daniel Bagehorn
Herausforderung
Digitalisierung
Deutsch-Französisches Kammertreffen in Lille
Auch wenn Landesinnungsmeister Arnd Steyer inzwischen die meiste Zeit im Büro, bei Kunden vor Ort oder in Sitzungen verbringt, lässt es sich der Glasermeister
nicht nehmen, sich selbst in der Werkstatt von der guten Handwerksarbeit seiner Mitarbeiter zu überzeugen. Foto: Julia Stegmann-Schaaf
Jahren stabil. Aber um das Glaserhandwerk weiter in der Öffentlichkeit
bekannt zu machen, zählte zu seinen
ersten Entscheidungen, einen Internetauftritt für den LIV zu realisieren.
Auch im eigenen Betrieb setzt Steyer
bei der Fachkräftegewinnung auf
neue Medien und hat einen Facebook-Auftritt. Denn auch wenn seine
sechsjährige Tochter derzeit davon
spricht, einmal Glaserin zu werden,
will er sich bei der Unternehmensnachfolge nicht allein darauf verlassen. Um für die zahlreichen beruflichen Perspektiven zu werben, beteiligt sich das sächsische Glaserhandwerk an zahlreichen öffentlich­
keitswirksamen Messen und Ver­
anstaltungen.
„Unser Handwerk ist alt, aber zugleich modern und zukunftsfähig.
Der Werkstoff Glas ist gefragter denn
je. Doch um die hohe fachliche Kompetenz, Service- und Qualitätsstandards zu sichern, müssen die Betriebe am Ball bleiben. Unsere Aufgabe
als Innung ist es, unsere Mitglieder
immer auf den neusten Stand zu
bringen“, so Steyer. Junge Menschen
für ehrenamtliches Engagement zu
gewinnen und die Kommunikation
zwischen den sechs sächsischen Mitgliedsinnungen zu intensivieren,
sind ihm weitere wichtige Anliegen.
„Wenn wir unsere Kräfte bündeln,
können wir auch auf politischer Ebene mehr erreichen, z. B. den Meisterbrief als Qualifikationsnachweis erhalten oder handwerkliche Normen
gegenüber der Industrie durchsetzen“, betont er.
www.glaserfachverband-sachsen.de
Alle drei Jahre treffen sich deutsche
und französische Handwerkskammern zum Erfahrungsaustausch.
Nach Dresden als Gastgeber 2013
war nun das nordfranzösische Lille
an der Reihe. Beratung im Bereich
Digitalsierung und Innovationen sowie die Ausbildung lauteten die
Schwerpunkte des Deutsch-Französischen Kammertreffens (DFK).
Das deutsche duale Ausbildungssystem gilt auch in Frankreich als
Nonplusultra. Gern würden die französischen Kammern dem deutschen
Modell folgen, gerade auch um Betrieben die Fachkräftegewinnung zu
erleichtern. Doch bis dahin ist es
noch ein weiter Weg, zeigte sich beim
DFK einmal mehr. „Mit dem Treffen
wollten unsere französischen Partner
daher auch ein klares Signal an ihre
Landespolitik und ins ganze Land hinein senden, in welche Richtung man
gemeinsam gehen muss“, so Andreas
Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der
Handwerkskammer Dresden. Er gehörte zu den Referenten beim zweiten Schwerpunktthema „Beratung im
Bereich Digitalisierung und Innovationen“. In seinem Vortrag zur Strategie der Handwerkskammer Dresden
zeigte er Best-Practice-Beispiele von
Betrieben aus dem Kammerbezirk,
benannte Problemfelder im Bereich
der Digitalisierung (Stichwort: Breitbandausbau), sprach über die aktuelle Nutzung von Internetlösungen und
verdeutlichte die Unterstützungsangebote der Handwerkskammer Dresden in diesem Bereich – von den Beauftragten für Innovation und Technologie über das Projekt E-BusinessLotse bis hin zum Kompetenzzentrum Digitales Handwerk.
„Im Rahmen des Schwerpunktes
zeigte sich auch, dass Digitalisierung
im Handwerk noch ganz unterschiedlich verstanden wird und wir
bei dieser Entwicklung in vielen Bereichen noch am Anfang stehen“, erklärte Brzezinski im Anschluss.
Nur ein kleiner Teil der großen
Handwerksfamilie, die sich in Lille traf:
Jörg Dittrich (vorn rechts) und Andreas
Brzezinski (hinten, 2.v.r.), Präsident bzw.
Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden, mit den französischen
Foto: Handwerkskammer Dresden
Partnern.