hugenotten und waldenser

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Hugenotten und Waldenser
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Gliederung
1
Geschichte der Hugenotten
1.1
1.2
1.3
1.4
2
Geschichte
Flucht
Hugenottenmuseum- und –symbole
Hugenotten heute
Leben der Hugenotten
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
2.6
2.7
2.8
„Die Harlans“ - Beispiel einer hugenottischen Familie
Bekannte Hugenotten
Berufe
Bräuche und Sitten/Veranstaltungen
Garten- und Gemüseanbau
Essen und Trinken (Hugenotten und Waldenser)
Beeinflussung des Lebens der Deutschen durch die Hugenotten
Sonstiges
3
Sonstiges zum Thema „Hugenotten“
4
Beispiele einer Umsetzung des Themas „Hugenotten“
5
Die Waldenser
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7
4
Geschichte und allgemeine Informationen
Waldenser in Deutschland
Bekannte Waldenser
Berufe
Bräuche und Sitten/Veranstaltungen
Essen und Trinken
Sonstiges
Sonstiges
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Datum Projekttitel
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Hugenotten - Geschichte
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Hugenotten ist die etwa seit 1560 gebräuchliche Bezeichnung für die französischen Protestanten im
vorrevolutionären Frankreich. Ihr Glaube ist stark von der Lehre Johannes Calvins beeinflusst.
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Ab 1530 wurde die Glaubensausübung der Protestanten durch den katholischen Klerus und den
König stark unterdrückt. Mehrere Kirchen und Klöster wurden durch Protestanten zerstört oder
geplündert, so die Kathedrale von Soissons im Jahr 1567 und das Kloster Cîteaux 1589.
Daraufhin begannen noch stärkere Verfolgungen, die unter Ludwig XIV. ab 1685 einen Höhepunkt
erreichten und eine Fluchtwelle von einer Viertelmillion Hugenotten in die umliegenden
protestantischen Länder auslösten.
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Nach dem Ende der Verfolgung und dem Inkrafttreten der französischen Verfassung 1791 setzte
sich immer mehr die Bezeichnung Protestanten durch. Die Bezeichnung Hugenotten gilt also nur
für die calvinistischen Gläubigen zur Zeit ihrer Verfolgung in Frankreich.
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Die französischen Protestanten stellen im vorwiegend katholischen Frankreich heute eine
Minderheit dar, die in der Reformierten Kirche von Frankreich organisiert ist.
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1685 flüchteten 44.000 bis 50.000 Hugenotten nach Deutschland. Die Mehrzahl - etwa 20.000 ließen sich in Brandenburg-Preußen nieder. Jeweils 3000 bis 4000 Hugenotten übersiedelten nach
Baden, Franken, Hessen-Kassel, Württemberg, in das Rhein-Main-Gebiet, in das heutige Saarland
und nach der Kurpfalz mit Zweibrücken. Die Hansestädte und Niedersachsen wurden für etwa
1500 eine neue Heimat.
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In Frankreich bildeten einige Zurückgebliebene die Kirche der Wüste, zogen sich in die Cevennen
zurück und leisteten dem König zähen Widerstand.
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Die Ächtung der Hugenotten dauerte noch unter Ludwig XV. (1715-74) an; erst im Jahr 1787
erhielten sie durch das Toleranzedikt von Ludwig XVI. (1774-92) volle bürgerliche Rechte und die
Erlaubnis für eine Nationalversammlung, die zwei Jahre später mit der Erklärung der
Menschenrechte gehalten wurde.
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Napoleons Organische Artikel von 1802 stellten die Hugenotten rechtlich den Katholiken gleich
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Johannes Calvin
Die Bartholomäusnacht
Kathedrale von Soissons
Datum Projekttitel
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Flucht
Beispiel einer Flucht aus Frankreich nach Deutschland
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mündliche Überlieferung zur Emigration von elf Kindern der Familie Privat aus
Südfrankreich (u.a. aus E.C. Privat: Hugenottisches Leben. Bilder aus der Friedrichsdorfer Chronik, Friedrichsdorf 1980)
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Die Mutter der Kinder wurde von den Dragonern getötet, da sie das Versteck des Gatten
nicht preisgab. Dennoch fanden ihn die Häscher und er endete im Turm. Die elf Kinder
verließen unter Anführung des 16-jährigen Jean ihre Heimat und erreichten nach vier
Monaten Frankfurt. Da hier keiner ihre Sprache verstand, holte man einen sprachkundigen
Pfarrer und Hofprediger Konrad Bröske aus Offenbach. Dieser nahm die beiden Ältesten,
Jean und Anthoine (14 Jahre), mit nach Offenbach. Die neun Mädchen, deren jüngstes
noch keine 2 Jahre alt war, fanden Aufnahme bei barmherzigen Frankfurter Familien.
Pfarrer Konrad Bröske sorgte dafür, dass Jean und Anthoine Geräte für ihr erlerntes
Handwerk, der Strumpfwirkerei, bauen durften und brachte sie wahrscheinlich bei einer
Familie Vielles unter. Anthoine blieb in Friedrichsdorf, Jean heiratete die Witwe Vielles, in
zweiter Ehe dann René Pomarede, deren Eltern aus der Provinz Dauphiné stammten.
Die Mutter von René Pomarede schenkte der Kirche zur Hochzeit von Jean und René zwei
Abendmahlskelche, welche heute noch in Offenbach in der französisch-reformierten
Gemeinde zu sehen sind
Ansiedlung von Hugenotten in D erwünscht, gewerbepolitische Absicht: Hilfe bei der
Flucht, Gewährung freien Durchzugs, Fuhrwerke zur Verfügung gestellt
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Datum Projekttitel
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Hugenottenmuseum und -symbole
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In Bad Karlshafen gibt es ein Hugenotten-Museum,
das Deutsche Hugenotten-Zentrum mit einer
genealogischen Forschungseinrichtung sowie die
Bibliothek und das Bildarchiv der Deutschen
Hugenotten-Gesellschaft.
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Das Hugenottenkreuz ist ein speziell gestaltetes
Kreuz, das früher unter den französischen
Protestanten, den sogenannten Hugenotten verbreitet
war. Auch heute ist es - meist als Anhänger an einer
Kette getragen - unter französischen Protestanten
sehr geläufig.
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Hugenotten - heute
Heute existieren hugenottische Gemeinden in folgenden Orten (Aufzählung nicht vollständig):
ƒ Hessen
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Bad Karlshafen
Oberweser (Waldenserorte Gewissensruh, Gottstreu)
Frankenberg (Eder) (Orte Ellershausen, Frankenau, Louisendorf)
Schwabendorf
Wohratal-Hertingshausen
Hanau
Friedrichsdorf
Hofgeismar (Orte: Carlsdorf, Kelze, Schöneberg, Friedrichsdorf)
Immenhausen (Ort: Mariendorf)
Wolfhagen (Leckringhausen)
Helsa (Ort: St. Ottilien)
Kassel
Mörfelden-Walldorf (Stadtteil Walldorf)
Neu-Isenburg
Ober-Ramstadt (Orte Rohrbach und Wembach-Hahn)
Offenbach am Main
Schwalmstadt (Frankenhain)
Ehringshausen (Orte: Daubhausen und Greifenthal)
Außerdem gibt es hugenottisch-waldensische Gemeindeneugründungen im Altkreis Frankenberg
(heute Kreis Waldeck) und im Landkreis Kassel
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Gliederung
1
Geschichte der Hugenotten
1.1
1.2
1.3
1.4
2
Geschichte
Flucht
Hugenottenmuseum- und –symbole
Hugenotten heute
Leben der Hugenotten
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
2.6
2.7
2.8
„Die Harlans“ - Beispiel einer hugenottischen Familie
Bekannte Hugenotten
Berufe
Bräuche und Sitten/Veranstaltungen
Garten- und Gemüseanbau
Essen und Trinken (Hugenotten und Waldenser)
Beeinflussung des Lebens der Deutschen durch die Hugenotten
Sonstiges
3
Sonstiges zum Thema „Hugenotten“
4
Beispiele einer Umsetzung des Themas „Hugenotten“
5
Die Waldenser
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7
4
Geschichte und allgemeine Informationen
Waldenser in Deutschland
Bekannte Waldenser
Berufe
Bräuche und Sitten/Veranstaltungen
Essen und Trinken
Sonstiges
Sonstiges
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Beispiel einer hugenottischen Familie
Die Harlans – Eine hugenottische Familie
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Bibliografie einer hugenottischen Familie, die nach BrandenburgPreußen emigriert ist (Buch liegt uns vor)
Aufstieg von einfachen Landwirten zu angesehenen Kaufleuten
(Tabak-, Zucker-, Leder-, Bernsteinhandel) gestützt durch ein
geschäftliches und familiäres Netzwerk mit den hugenottischen
Kaufmannsfamilien Salingre, Cuny, Boccard von Amsterdam
bis Königsberg
Die Harlans schlugen räumlich, wirtschaftlich und gesellschaftlich
sehr unterschiedliche Wege ein
Lebten alle in dem Bewusstsein, in einer frz.-hugenottischen Tradition zu stehen
Bis zum Beginn des 19. Jhdt. tief verwurzelt in ihrem Glauben, als Kirchenälteste im
Dienst der hugenottischen Gemeinden, bewahrt wurde bis heute eine tiefe Religiösität
christlicher Prägung, verbunden mit hohen ethischen Wertvorstellungen und großer
Offenheit ggü. anderen Bekenntnissen
Einige Harlans führte der Weg vom Wirtschafts- zum liberalen Bürgertum – als Juristen
in der Funktionselite preußischer Beamter neue gesellsch. Identität, Engagement als
Offiziere im Befreiungskrieg gegen Napoleon und im Krieg gegen Frankreich 1870/71
Quelle: Buchloh, Ingrid (2007): Die Harlans – eine hugenottische Familie, Geschichtsblätter der Dt. Hugenottengesellschaft
e.V., Band 40, Bad Karlshafen. Ingrid Buchloh ist selbst Mitglied der Familie Harlan
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Bekannte Hugenotten
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Theodor Fontane (1819-1898), deutscher Schriftsteller und Poet
Lionel Jospin (* 1937), französischer Politiker
Lothar de Maizière (* 1940), deutscher Politiker
Thomas de Maizière (* 1954), deutscher Politiker und Chef des
Bundeskanzleramtes
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Kylie Minogue (* 1968), australische Sängerin
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Philippe Suchard (1797-1884), Schweizer Schokoladehersteller
und Unternehmer
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Wilhelm (1767 – 1835) und Alexander (1769 – 1859) von
Humboldt
Theodor Fontane
Anton Philipp Reclam (1807-1896), deutscher Verleger
John D. Rockefeller (1839-1937), US-amerikanischer
Unternehmer
Lionel Jospin
Thomas de Maizière
Philippe Suchard
John D. Rockefeller
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Kylie Minogue
Datum Projekttitel
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Fontane
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Fontane stammte aus einer alten HugenottenHugenotten-Familie,
Familie und immer wenn sein Zorn auf
Preußen besonders heftig war, betonte er voller Stolz seine romanische Herkunft.
Fontanes Großvater war der Berliner Maler Pierre Barthélemy Fontane und seine Mutter war
die Tochter des Berliner Seidenkaufmanns Jean François Labry.
1850 heiratete Theodor Fontane Emilie Rouanet, die ebenfalls französische Vorfahren hatte.
Fontane sagte über sich selbst: „ ... ich bin – auch darin meine französische Abstammung
verratend – im Sprechen wie im Schreiben ein Causeur (Schwätzer).“
Seine schönsten Reisebücher hat er Frankreich gewidmet: "Kriegsgefangen" und "Aus den
Tagen der Okkupation" (beide 1871).
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Die Bücher schildern die gefährlichste Situation seines Lebens und enthalten die offenherzigsten
autobiographischen Bekenntnisse.
Aus diesen Werken wie aus Briefen und Äußerungen über französische Autoren und Werke ergibt sich
ein facettenreiches Bild. Wider den Zeitgeist bekundet Fontane seine Hochachtung vor dem
Nachbarvolk. Er ist fasziniert von den Kathedralen von Reims und Rouen, steht am Grab des
liebenswürdigen Alexandre Dumas, dessen erfolgreiche Massenproduktion ihm imponiert, und besucht
die Wirkungsstätte Rousseaus.
Die Besichtigung der Schlachtfelder des Deutsch-Französischen Krieges veranlasst ihn zur Anerkennung
der militärischen Leistungen, aber auch zur Klage über die unermeßlichen Opfer auf beiden Seiten und
die Not der leidenden Bevölkerung. Worauf es ihm ankommt, ist die menschliche Dimension des
Geschehens.
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Wilhelm von Humboldt
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Wilhelm Humboldt zählt zu den großen, fortwirkend einflussreichen
Persönlichkeiten in der deutschen Kulturgeschichte.
Mutter: Elisabeth von Holwede, geb. Colomb, Witwe hugenottischer
Herkunft (südfranzösischen Hugenotten- und Kaufmannsfamilie)
Vater war der adelige Major und Grundbesitzer Alexander Georg
von Humboldt
Betrachtet man ihn in der Gemeinschaft mit seinem Bruder
Alexander, so wird man kaum ein zweites Geschwisterpaar finden,
das die eigene geschichtliche Epoche mit solchem Forscherdrang
und mit solch universeller Gelehrsamkeit durchdrungen und
bereichert hat wie diese beiden.
Humboldt beschäftigte sich mit kulturwissenschaftlichen
Zusammenhängen wie der Bildungsproblematik, der Staatstheorie,
der analytischen Betrachtung von Sprache, Literatur und Kunst sowie
in aktiver politischer Mitgestaltung als Reformmotor im Schul- und
Hochschulwesen und preußischer Diplomat
Als Diplomat, Staatsmann und Bildungsreformer wirkte Wilhelm von
Humboldt inmitten der europäischen Wirren der Französischen
Revolution, napoleonischen Herrschaft und Restauration
Besondere Verdienste erwarb er sich als Staatsmann bei der
preußischen Bildungsreform und als Akademiker in der
Sprachwissenschaft und Sprachphilosophie ...
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Thomas de Mazière
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Ausbildung und Beruf: Studium der Rechtswissenschaft und der Geschichte in
Münster und Freiburg im Breisgau
1990 arbeitete er am Aufbau des Amtes des Ministerpräsidenten der DDR mit und
gehörte auch der Verhandlungsdelegation für den deutsch-deutschen
Einigungsvertrag an.
Er ist seit 2003 Mitglied im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages.
Kirchentages
Familie: Thomas de Maizière entstammt einer Hugenottenfamilie,
Hugenottenfamilie die im 17.
Jahrhundert nach Preußen ausgewandert ist. Der Nachname leitet sich vom
Herkunftsort der Familie ab, der Gemeinde Maizières bei Metz in Lothringen.
Der letzte Ministerpräsident der DDR, Lothar de Maizière, ist sein Cousin. Dieser trat
am 17. Dezember 1990 wegen der Veröffentlichungen über seine angebliche
Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR (StaSi) vom Amt
des Bundesministers für besondere Aufgaben in der von Helmut Kohl geführten
Bundesregierung zurück. Lothar de Maizière war im Zeitraum 1991/92 außerdem
Mitglied des Deutschen Bundestages (MdB) und erster Stellvertretender Vorsitzender
der CDU Deutschlands.
Sein Onkel Clement de Maizière, der Vater von Lothar de Maizière, war in der DDR
einflussreicher Rechtsanwalt und Synodaler der Berlin-Brandenburgischen Kirche. Er
war führendes Mitglied der CDU der DDR und wurde nach der Wende als
langjähriger Mitarbeiter des Ministerium für Staatssicherheit der DDR (StaSi) enttarnt.
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Thomas de Mazière II
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Thomas de Maizière hat 1990 seinem Cousin Lothar de Maizière, dem ersten frei
gewählten Ministerpräsidenten der DDR, nach der Volkskammerwahl empfohlen,
Angela Merkel als Presse-Mitarbeiterin in sein Team aufzunehmen, in das er dann
ebenfalls als Berater aufgenommen wurde.
Nach der Bundestagswahl 2005 wurde de Maizière am 22. November 2005 als
Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes in die
von Bundeskanzlerin Angela Merkel geführte Bundesregierung berufen. In dieser
Funktion ist de Maizière auch der Beauftragte der Bundesregierung für die
Nachrichtendienste.
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Berufe der Hugenotten
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Wissenschaft, bspw.
ƒ Mitglieder der Königlichen Akademie der Wissenschaften (der Berliner Chemiker
Marggraf und sein Schüler, der Hugenotte Francois-Charles Archard entwickelten die
theoretischen Grundlagen der Produktion von Rübenzucker. Die von Archard entwickelte
Schmuck der
Vorgehensweise wurde umgesetzt und hat sich bis heute bewährt)
Hugenotten
ƒ Im 18. Jahrhundert sollen zeitweise ein Drittel der Mitglieder der Preußischen Akademie
der Wissenschaften Hugenotten gewesen sein. Der berühmteste von ihnen ist der
Schweizer Mathematiker Leonard Euler ( 1707 – 1783). Er war von 1744 bis 1766 in
Berlin und leitete in dieser Zeit die Sternwarte.
ƒ Auch die berühmten deutschen Wissenschaftler Wilhelm und Alexander von Humboldt
hatten eine Hugenottin als Mutter.
Professoren
Theologen
Kaufleute, Export- und Messegeschäft (Messegroßhandel)
Wirtschaft
Kunst, darstellende Kunst
Übersetzer
Verlagsinhaber
Gold- und Silberschmied – Schmuckherstellung insbes. in Pforzheim
Uhrmacher
Kunsthandwerk, Stickerei
Francois-Charles Archard
Seidenraupenzucht, Seidenwaren
Färber
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Berufe der Hugenotten II
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Schneider, Hasenhaarschneider
Hutmacher, Handschumacher (Lederhandschuhe), Mützenmacher,
Strumpfwerkerei
Textilindustrie, Bekleidungsgewerbe, Lederwarenindustrie (Grundlage
dafür in Offenburg gelegt)
Teppichmanufakturen, Wollmanufakturen
Tabakanbau (Forcierung des Anbaus in D)
Höflinge, Pagen, Ehrendamen, Verantwortliche im Jagd- und
Heerwesen, Kammerfrauen, Lakaien, Hofdiener in den Residenzstädten
Celle und Hannover
Betreiber von Cafégärten, Schankwirte, „cafetiers“, „chocolatiers“,
„billardiers“ (Einrichtung von Cafés, Spiel- und einfache Lokale,
Billardcafés, Garküchen, Buden)
ƒ bspw. Konditorei und Café der Familie d‘Heureuse
Bierbrauer, im Nebenerwerb auch Schnapsherstellung, Likör und Fusel
Zichoriebauer: Anbau von Zichorie (mit der gerösteten und
gemahlenen Wurzel der Pflanze wurde Kaffeeersatz hergestellt „mocca
faux“ oder Muckefuck)
Bäcker, Zuckerbäcker, Konditoren
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Bräuche und Sitten der Hugenotten I
Das Mayencefest
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Das festfreudige Hugenottendorf Kelze, nördlich von Kassel
gelegen, feiert an jedem ersten Sonntag im Mai das Mayencefest,
Mayencefest,
ein aus Südfrankreich mitgebrachter Frühlingsbrauch. Ein 3- bis
4-jähriges Mädchen wird als Mayencekönigin von den älteren
Mädchen durch das Dorf geführt. Dabei trägt eine Konfirmandin
einen bänder- und blumengeschmückten Stab. Andere führen
einen Korb mit sich und eine Sparbüchse, in denen Eier und Geld
gesammelt werden. An jeder Haustür singen die Mädchen
(Jungen dürfen nicht dabei sein) das Mayencelied, einen
Heischevers in französischer Mundart. Leider ist der genaue
Wortsinn nicht mehr zu ermitteln; eine der versuchten
Niederschriften lautet wie folgt:
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„bon jour, wette qui le brümme jour de mai, lolladi, lotzebou per le
sess de carline bousse de messe. Donner par notre mayence l'ard,
sester, gent."
Quelle: Berndt, Gabriele: 300 Jahre Hugenottendorf Kelze 1699 1999 : ... wie lebten sie damals ... ; ... wie leben wir heute . ...
http://www.kelze-online.de/html/mayence.html
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Mayencekönigin
Silberne Spardose, die das
Mayencekind lange Zeit durch das
Dorf trug
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Bräuche und Sitten der Hugenotten II
Der Kelzer Karneval
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Die Kelzer Jungen feiern ihr Fest, den Kelzer Karneval,
Karneval mit einem Umzug
durchs Dorf und Tanz in den Straßen, der von einem verkleideten Bären
angeführt wird. Dieses Fest wird am Aschermittwoch gefeiert. Die Kelzer
Dorfbewohner behaupten, dieser Termin sei als Affront gegen die
katholischen Unterdrücker ausgewählt worden, die diesen Tag in Sack und
Asche begingen.
Kritik an Katholiken?
Was den Ursprung der hugenottischen Fastnachtsbräuche angeht, gibt es
zwei Erklärungen:
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Zum einen wird vermutet, die Religionsflüchtlinge hätten mit ihren Umzügen die
Bräuche der ihnen verhassten Katholiken auf die Schippe nehmen wollen.
Die Tradition könnte sich aber auch von der alemannischen Fastnacht ableiten,
die zum Beispiel in Basel acht Tage nach dem Karneval beginnt. Da die
Hugenotten kreuz und quer durch die Schweiz gezogen sind, haben sie den
Brauch möglicherweise von dort mitgebracht.
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Datum Projekttitel
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Bräuche und Sitten der Hugenotten III
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Wofeln (Waffeln) zu Silvester mit einem speziellen Eisen im Kachelofen
backen und mit einem Spruch als Neujahrsgruß. Diese Tradition verblasst
jedoch, da immer weniger Menschen einen Kachelofen besitzen (dieser
Brauch wurde von den Refugiés in D eingeführt)
Französische Wurst: Die Flüchtlinge konnten sich aufgrund ihrer Armut
keine aufwändigen Speisen leisten und erfanden deswegen dieses stark
gewürzte Gericht, das vorwiegend aus Grieben zubereitet wird, die beim
Schlachten abfallen. Das Rezept der Wurst verbreitete sich auch in dt.
Haushalten und wurde noch bis zur Mitte des 20. Jhdt. benutzt.
den Kindern biblische und vor allem alttestamentliche Taufnamen geben
und nicht katholische Heiligennamen
sichtbarer geistlicher Höhepunkt der reformierten Christen in Frankreich
heute ist der alljährliche Gottesdienst in der Wüste (ein Teil der Hugenotten
überlebte als Kirche der Wüste im Untergrund), der Zehntausende am
ersten Sonntag im September in Mialet in den Cevennen versammelt
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Veranstaltungen Hugenotten
ƒ Dt. Hugenottentag alle 2 Jahre
ƒ Internationale hugenottische Weltkonferenz (seit 1998 ausgerichtet)
ƒ Hugenottenfest im Sommer in Bad Karlshafen
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Gartenbau und Gemüseanbau
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Hugenotten ließen Saatgut, Setzlinge und junge Bäume aus ihrer Heimat kommen
und veredelten einheimische Pflanzen.
Sie bauten Treibhäuser und legten Früh- und Mistbeete an.
Die Blumenpracht in den hugenottischen Gärten überraschte die Deutschen. Durch
Kreuzen, Pfropfen und veredeln züchteten die französischen Gärtner die herrlichsten
Pflanzen
Die Gärten wurden zum Ziel sonntäglicher Spaziergänge und dienten mit ihren
Früchten gleichzeitig der guten Küche
Anbau von Blumenkohl, Spargel, Artischocken, Chicoree, Champignons,
Schwarzwurzeln, verschiedene Suppengemüse und –kräuter, grüne frische Erbsen
(waren bis dahin nur getrocknet bekannt)
Verbreitung der Kartoffel im 18. Jhdt. wurde von den Hugenotten unterstützt, die mit
dem Anbau bereits vertraut waren
mit den neuen Erzeugnissen wurden oft auch deren Bezeichnungen übernommen:
bspw. die gelbschalige Butterbirnensorte „beurré blanc“ wurde im Volksmund zu
Bereblanc, die grauschalige Butterbirnensorte „beurré gris“ zu Beregris. Auch die frz.
„carottes“ setzten sich im dt. Sprachgebrauch durch
Zitat Chronist Bekmann 1751 über den Einfluss der Hugenotten auf den Gartenbau:
„In Summa unsere Küchen- und Kräutermärkte, welchen es weder im Winter, noch
im Sommer an schönem Vorrat fehlet, sprechen noch immer von der Arbeitsamkeit
und Geschicklichkeit dieser Einwohner, auch dann, wann Teutsche selbige besetzen,
als welche die bessere Baum- und Kräuterzucht denselben großen Theils zu danken
haben...“
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Essen und Trinken der Hugenotten zusammengefasst
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Hauptspeisen: Gemüsesuppen und Salate
Suppen mit Fleischkügelchen, die so genannten „boulettes“. Aus
ihnen wurden nach und nach die heutigen „Buletten“.
Milchbrot, Zwieback
Pasteten, Obst-, Creme-, Spritzkuchen (Eclairs) oder Windbeutel
Ragout fin: Gericht aus feinen Fleischstücken in Griebenschmalz
(Erfindung der Hugenotten in Berlin, wird heute als Berliner
Spezialität angesehen)
Brühwürste, möglicherweise Vorläufer der heutigen Berliner
Bockwurst
Blutwürste, Leberwürste, Kalbswürste (in D auch schon vorher
bekannt)
Innereien
Froschschenkel
Waffeln aus Hefeteig mit Butter, Creme, Eiern und Früchten
serviert
leichtes Bier, als „Champagne du Nord“ (leichter als das
damalige deutsche)
Berliner Weiße (heute traditionelles Berliner Weizenbier)
Champagnerweiße (gut ausgegorenes Weißbier ohne
Heferückstände; die Champagnerflaschen, in denen das Bier
früher gezogen wurde, gaben ihm seinen Namen)
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Ragout fin
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Essen und Trinken der Hugenotten zusammengefasst
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Frz. scharf gewürzte Wurst
Pasteten, Obst-, Creme-, Spritzkuchen (Eclairs) oder Windbeuteln
Verbreitung der Rosine zum Backen
Öle (Nussöl, Olivenöl, Leinöl)
Verschiedene Gewürze
Weizenbrot, Weißbrot, Baguette
Bier unter Mitverwendung von Weizenmalz
Bonbons, „Berliner Murmeln“, aus Zucker und Kräuterextrakten
Speiseeis aus Sahne und Früchten
Blumenkohl, Spargel, Artischocken, Chicoree, Champignons, Schwarzwurzeln,
verschiedene Suppengemüse und -kräuter, grüne frische Erbsen, Bohnen
Div. Obstsorten wie Birnen und Kirschen, Ananas, Melonen
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Essen und Trinken der Waldenser zusammengefasst
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Maultaschen
Kochobst
Primäre Nahrungsquelle in Italien: Kastanien(-Mehl)
piemontesische Küche: (Käse, Wurst, insbes. Mortadella,
Trüffel, Nüsse, Grissini, Nudeln, Reis)
okzitanische Küche (Südfrankreich, Piemont – Italien)
Beispiele für Gerichte:
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Cassoulet: weißer Bohneneintopf
supa mitunà (Suppe aus altem Brot und Zwiebeln)
raviolas de Blins (gnocchi aus dem Varaita-Tal à la Bellino)
macarons e trofolas (Makkeroni und Kartoffeln mit Pilzen)
die crosettin (kleine gnocchi)
die polenta de trifolas e fromentin (Kartoffelpolenta mit
Buchweizen)
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Beeinflussung des Lebens der Deutschen durch die Hugenotten
(überwiegend in Preußen-Brandenburg)
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Durch die Hugenotten wurde der Gebrauch von Wasser-. Wind-, Öl- und Färbemühlen verstärkt
bzw. eingeführt. Die Bevölkerung verwendete vor allem tierische Fette wie Rinder- und
Schweinetalg und Waltran als Lichtquelle, zur Pflege von Werkzeugen und als Nahrungsmittel.
Aus dem Ausland eingeführte Oliven- und Nussöle waren ihres Preises wegen vorwiegend bei
Hofe und bei Kaufleuten bekannt. Diese Marktlücke machten sich die Hugenotten zunutze: Sie
boten an, Leinsamen, die in D als Schweinefutter verwendet wurden, zu pressen und daraus Öl
zu gewinnen (lukrativere Nutzung) Æ Ölproduktion aus Lein- und Rübsamen
Leinö
Leinöl setzte sich durch; in einigen Regionen ist es ein traditionelles Nahrungsmittel geworden
Vorschlag der Hugenotten an den König in Preußen, eine Zuckerraffinerie zu errichten, dadurch
Kosteneinsparung, da Zucker nicht mehr importiert werden musste – im 18. Jhdt. entstanden die
ersten Raffinerien
Einrichtung von Billardcafés:
Billardcafés das Spiel und das zugehörige Vokabular waren in D neu. Noch
heute spricht man vom Billardstab als dem „Queue“
Durch die Einrichtung von Cafés durch die Hugenotten entstand eine neue Alltagskultur des
aufstrebenden Berliner Bürgertums
Bier unter Mitverwendung von Weizenmalz ist wahrscheinlich um 1672 durch die ersten frz.
Refugiés eingeführt worden
nachhaltiger Einfluss auf die Berliner Brauereitradition, insbes. Familie Landré
Die Refugiés trugen bedeutend zur Verbreitung der frz. Weine in Brandenburg-Preußen bei –
Ausbau des Weinhandels: der frz. Apotheker Antoine Palmié gilt als der Erste, der nebenher
einen Weinhandel betrieb
Verkauf von Pasteten, Obst-, Creme-, Spritzkuchen (Eclairs) oder Windbeuteln
Verbreitung der Rosine zum Backen
Gewürzhandel: Verbreitung von Gewürzen. Aus dem Gewürzhandel entwickelten sich Drogerien
Die Berliner Schrippen sind wahrscheinlich aus dem weißen frz. Brot hervorgegangen
Hinweis: nach Deutschland flohen zu der Zeit nicht nur die Hugenotten sondern auch Franzosen im Zuge der
Französischen Revolution, die u.U. auch bestimmte Nahrungsmittel und Begriffe „mitbrachten“. Die recherchierten
Informationen stammen aber alle aus der Zeitschrift „Der Hugenotte“.
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Datum Projekttitel
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Beeinflussung des Lebens der Deutschen durch die Hugenotten
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Zuckerbäckerei: Noch heute verkauft ein Berliner Konditor die „Berliner
Murmeln“, die nach einem hugenottischen Rezept aus Zucker und
Kräuterextrakten hergestellt werden
Verbreitung von Speiseeis aus Sahne und Früchten
Beeinflussung der dt. Küche: Speisen in D wurden zunehmend mit
Kräutern verfeinert, als Dessert wurden Ananas, Melone oder
Kompott aus verschiedenen Birnensorten gereicht
mit den Nahrungsmitteln fanden französische Bezeichnungen
Eingang in die dt. Sprache, insbes. in Berlin: Püree, Bouillon, Filet,
Haschee, Kotelett, Omelett, Roulade, Remouladensoße,...
Leipzig ab dem 19. Jhdt. Mekka für den dt. Buchhandel und das
Verlagswesen:
Verlagswesen Dies ist weitgehend Hugenotten wie Anton Philipp Reclam,
Karl Reimer, Salomon Hirzel, Friedrich Volckmar, Jean Jaques Weber, Fritz
Baedecker zu verdanken
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weitere Informationen über das Leben der Hugenotten
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Spottname „Bohnenfresser“, da die Flüchtlinge (Refugiés) anderes Gemüse als die
Deutschen aßen
Der Chronist Muret berichtet 1885, dass der auf Obst- und Frühobstzucht
spezialisierte Gärtner Sarre dem König Friedrich II stets die ersten und schönsten
seiner Kirschen in einer besonders hierzu bestimmten Schachtel zugehen, die eines
seiner zahlreichen Kinder nach Sanssouci zu tragen pflegte und dem diensttuenden
Kammerdiener übergab. Der Dank des Königs bei Rückgabe der ihres Inhalts
ledigen Schachtel war die beste Anerkennung und die dem König bereitete
Tafelfreude der schönste Lohn für den Erfolg, mit dem der brave Kolonist der
Gartenkunst oblag
Hugenotten brachten Weinreben aus Frankreich nach Südafrika mit und
beeinflussten so den Weinanbau am Kap der Guten Hoffnung
Hugenotten besiedelten nach 1685 das sumpfige Areal südlich des großen
Tiergartens in Berlin, das heute unter der Bezeichnung „Diplomatenviertel“ firmiert.
Zwischen Tiergarten und Schafgraben, aus dem der Landwehrkanal entstand, legten
sie Gemüsegärten an und versuchten sich in der Seidenraupenzucht.
bekannteste Hugenottenfamilien in Hamburg, deren Nachfahren immer noch in
Hamburg leben: Godeffroy, Vidal, Boué
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Ein Enkel von Godeffroy gilt als Gründer von HAPAG
Ein Nachfahre von Boué ist heute Peter Boué, Honorarkonsul der Tschechischen Republik
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Hugenotten in Hessen
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bestimmendes Merkmal für die Siedlungen in diesem Bereich: Armut
Wohlstand zeigte sich nur in den beiden Privatgründungen Frauenberg und
Hertingshausen
Kassel (adlige Immigranten), Marburg und Hofgeismar zentrale Bedeutung
für die Hugenotten
Hugenotten brachten einige Gebräuche und Sitten aus Frankreich mit,
hielten sich aber in D nicht mehr daran, sondern richteten sich eher nach
den üblichen Gewohnheiten der Nachbarorte
Kleidung: Übernahme der Mode der hessischen Bauersfamilien. Sie
bevorzugten dabei aber noch lange Zeit schlichte Stoffe und Schnitte und
gaben damit eines der vielen Beispiele für ihre feste Verbundenheit mit dem
Calvinismus
Verschwinden des frz. Bewusstseins, schnelle Anpassung an die dt.
Gegebenheiten und somit Verschwinden der hugenottischen Kulturen in D
Frankfurt war im 17. Jhdt. eines der wichtigsten europäischen Finanz- und
Handelsplätze; zum Ansehen der Stadt trugen auch die Nachkommen der
Glaubensflüchtlinge bei
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Gliederung
1
Geschichte der Hugenotten
1.1
1.2
1.3
1.4
2
Geschichte
Flucht
Hugenottenmuseum- und –symbole
Hugenotten heute
Leben der Hugenotten
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
2.6
2.7
2.8
„Die Harlans“ - Beispiel einer hugenottischen Familie
Bekannte Hugenotten
Berufe
Bräuche und Sitten/Veranstaltungen
Garten- und Gemüseanbau
Essen und Trinken (Hugenotten und Waldenser)
Beeinflussung des Lebens der Deutschen durch die Hugenotten
Sonstiges
3
Sonstiges zum Thema „Hugenotten“
4
Beispiele einer Umsetzung des Themas „Hugenotten“
5
Die Waldenser
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7
4
Geschichte und allgemeine Informationen
Waldenser in Deutschland
Bekannte Waldenser
Berufe
Bräuche und Sitten/Veranstaltungen
Essen und Trinken
Sonstiges
Sonstiges
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Datum Projekttitel
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Baustil
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hessische Dörfer, die einen planmäßig angelegten Kern aufweisen, kann
man heute noch als Hugenottenkolonien identifizieren
geometrische Anlage der Siedlungen mit einheitlichen Häusern
es wird vermutet, dass dies auf den französischen Baustil zurückzuführen ist
Ingenieur und Architekt Paul dy Ry (entwarf auch Karlskirche in Bad
Karlshafen und die Kolonie Louisendorf)
streng klassizistische und rationalistisch gehaltene Architekturlehre des
Barock
die geplanten Anlagen bekamen einen einfachen und zweckmäßigen
Charakter
kreuzformige Grundrisse oder Orientierung an einer Achse, Giebelseite der
Häuser meist zur Straße
Grundlegender Unterschied der ländlichen Kolonien von den
hugenottischen Bürgerhäusern bspw. in Karlshafen oder in der Kasseler
Oberneustadt
ländliche Kolonien: Fachwerkbauweise
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Kirche Bad Karlshafen
heute
Kirche Bad Karlshafen früher
kleinbäuerliche, zweigeschossige und unterkellerte Anwesen
Stadt: schlichter, gleichförmiger Barockhaustyp
In der Architektur hielten die Hugenotten an einer nüchternen klassizistischbarocken Gestaltungsweise fest. Charakteristische Beispiele für ihre
Bauweise finden sich in den Niederlanden und in Deutschland. Bekannt
sind etwa die lutherische Kirche in Amsterdam, der Französische Dom in
Berlin und die Karlskirche in Kassel. Hugenottisch geprägte Stadtviertel gab
es u. a. in Kassel (Oberneustadt), wo mit den Entwürfen vor allem J. P. du
Ry befasst war, ferner in Erlangen, Hanau, Mannheim und zum Teil in
Potsdam und Siegburg.
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Kolonie Louisendorf
Datum Projekttitel
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Anekdoten
ƒ Erman & Reclam berichteten vom Königshof: Dort hielten sich die
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Küchenjungen einen Storch zur allgemeinen Ergötzung. Sie fingen
Frösche für ihn in der Spree. Einmal soll der Storch eine Bittschrift
im Schnabel getragen haben. Er beklagte sich darin beim
Kurfürsten, dass die Franzosen ihm die Frösche wegessen würden.
deswegen wurden die Hugenotten auch „Paddenschlucker“ –
„padde= niederdeutsch für „Frosch“ – genannt
Ein Reisender bat in einer Dorfgaststätte um Kaffee ohne Zichorie
(Kaffeeersatz). Der erstaunte Wirt fragte, ob er denn reines Wasser
trinken wolle (Kaffee war zu dieser Zeit sehr teuer und die Zichorie
wurde als Ersatz benutzt, allerdings kaum Kaffeegeschmack. Die
Zichorienbauern verdienten sehr gut und erreichten hohe
Exportraten)
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Zitate
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im 19. Jhdt. war das frz. Vorbild in Berlin so dominierend, dass ein Berliner Autor
sich beschwert: „ In den Berliner Kaffeehäusern mit frz. Titeln isst man Berliner
Gerichte unter frz. Namen , und alle Lächerlichkeiten, welche Mode und
Nachahmung erzeugen, treten recht lebhaft hervor, wenn man sich französisch
boeuf à la mode fordern muss, um seinen deutschen Hunger mit deutschem
Rindfleisch zu stillen“
Wir haben ihnen unsere Manufakturen zu danken, und sie gaben uns die erste Idee
vom Handel, den wir vorher nicht kannten. Berlin verdankt ihnen seine Polizei, einen
Teil seiner gepflasterten Straßen und seine Wochenmärkte. ... Durch sie kam
Geschmack an Wissenschaft und Künsten zu uns. Sie milderten unsere rauen Sitten,
sie setzten uns in den Stand, uns mit den aufgeklärtesten Nationen zu vergleichen
...”.(Carl Ludwig Freiherr von Pöllnitz, 1692 - 1775, Oberzeremonienmeister am
Berliner Hof)
Zum 100 - jährigen Bestehen 1990 in Friedrichsdorf hat der damalige
Bundespräsident Richard von Weizsäcker in einem Grußwort über das Wirken der
Deutschen Hugenotten-Gesellschaft geschrieben: Es wird auch in Zukunft auf ein
nachhaltiges Interesse stoßen, gerade wenn das Zusammenwachsen von Europa und
Deutschland uns neue Zugänge zu den gemeinsamen Quellen der Geschichte
eröffnet.
„Berlin verdankt ihnen seine Polizei, einen Teil seiner gepflasterten Straßen und seine
Wochenmärkte. Sie haben Überfluss und Wohlstand eingeführt und diese Stadt zu
einer der schönsten Städte Europas gemacht.“ Dies schrieb der Freiherr von Pöllnitz
Ende des 18. Jahrhunderts in seinen Memoiren.
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Tracht
ƒ zylinderartiger Hut des Mannes
ƒ Haube der Frau mit Spitzenrad
ƒ Halsschmuck mit auffälligen Traubenornamenten, wird
Hugenottenhaube
"Träubleskette„ (in Schwaben) genannt
Hugenottentracht
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Datum Projekttitel
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französisch-reformierte Gemeinden in Deutschland
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frz.-reformierte Kirche 1699 in Offenbach gegründet, die
heute noch „lebt“
Berlin, Potsdam: frz.-reformierte Kirche (mehrere
Gemeinden)
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In Berlin und Brandenburg gehören die FranzösischReformierten Gemeinden zur Evangelischen Kirche BerlinBrandenburg-schlesische Oberlausitz und bilden den
Reformierten Kirchenkreis. Dieser Kirchenkreis nahm 1997
eine französisch-sprachige Gemeinde auf (Communauté
protestante francophone de Berlin et environs).
Als letzte norddeutsche Hugenottengemeinde gab 1976
die Eglise réformée française de Hambourg ihre
Selbständigkeit auf. Doch bis auf den heutigen Tag sind
die Melodien des Hugenottenpsalters in den
Gottesdiensten der evangelisch-reformierten Gemeinden
Norddeutschlands ein lebendiges Erbe der französischen
Glaubensflüchtlinge
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frz-reformierte Kirche Offenbach
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Sonstiges
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Die Kirche in Bad Karlshafen steht für die Aufnahme der Hugenotten vor 300
Jahren. Am 12. Februar 1710 eingeweiht durch den aus Metz geflohenen
Pfarrer Paul Joly, erinnert noch heute ein alljährlicher Festgottesdienst an
dieses Ereignis. Bauwerk von hugenottischem Architekt Paul du Ry (1640 –
1714) entworfen, in Anlehnung an die frz. Predigtkirchen. Kirche nach
Zerstörung im Krieg baulich verändert
Oper:
Oper Die Hugenotten von Giacomo Meyerbeer, dt. Komponist und Dirigent
(Uraufführung 1836)
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Giacomo Meyerbeer
Inhalt: Glaubenskriege in Frankreich zwischen Hugenotten und Katholiken,
Liebesgeschichte zwischen einer Katholikin und einem Hugenotten
erregte großes Aufsehen in Europa
Vorbild für Komponist Richard Wagner
Mit Recht wird gesagt, dass die Hugenotten feiner Umgangsformen in ihrer
neuen Heimat Berlin einführten. Das beginnt mit den Tischsitten und
Essgewohnheiten.
Deutliche Spuren haben die Hugenotten vor allem in der Sprache der Berliner
hinterlassen. Das Ragout in der Kasserolle, der Weißkäse (sonst in
Deutschland Quark genannt), sind nur einige Beispiele.
Film: Die Bartholomäusnacht
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Kirche Bad Karlshafen
Datum Projekttitel
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Gliederung
1
Geschichte der Hugenotten
1.1
1.2
1.3
1.4
2
Geschichte
Flucht
Hugenottenmuseum- und –symbole
Hugenotten heute
Leben der Hugenotten
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
2.6
2.7
2.8
„Die Harlans“ - Beispiel einer hugenottischen Familie
Bekannte Hugenotten
Berufe
Bräuche und Sitten/Veranstaltungen
Garten- und Gemüseanbau
Essen und Trinken (Hugenotten und Waldenser)
Beeinflussung des Lebens der Deutschen durch die Hugenotten
Sonstiges
3
Sonstiges zum Thema „Hugenotten“
4
Beispiele einer Umsetzung des Themas „Hugenotten“
5
Die Waldenser
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7
4
Geschichte und allgemeine Informationen
Waldenser in Deutschland
Bekannte Waldenser
Berufe
Bräuche und Sitten/Veranstaltungen
Essen und Trinken
Sonstiges
Sonstiges
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Datum Projekttitel
35
Beispiel einer Umsetzung des Themas „Hugenotten“
Der Europäische Hugenottenpark Schwedt I
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Das Gelände des einstigen Schlossparks zwischen den Uckermärkischen Bühnen und
der Hohensaaten, Friedrichsthaler-Wasserstraße wird in den kommenden Jahren zu
einem Ort der bildenden und darstellenden Künste, der Geschichtsvermittlung und
Naherholung umgestaltet.
Inhaltlicher Hintergrund der Parkgestaltung ist die mehr als 300jährige Geschichte
der Hugenotten in BrandenburgBrandenburg-Preußen und die wirtschaftlichen und kulturellen
Einflüsse der Einwanderung der Glaubensflüchtlinge auf unsere Region.
Die inhaltliche Ausrichtung auf die Geschichte der Hugenotten,
Hugenotten die sich in der
Gestaltung des Parks, in der künstlerischen Ausgestaltung durch Skulpturen, in
begleitenden Informationen (Ausstellungen, Informationstafeln, elektronische
Terminals) und im Veranstaltungsprofil niederschlagen wird, richtet sich unter
anderem an Hugenottennachfahren und anderen an dieser Geschichte
Interessierten.
Die Ausrichtung des Veranstaltungsprofils im Rahmen des Projektes "Europäischer
Hugenottenpark" wird die Stückauswahl und die Produktion neuer Stücke
entsprechend der Thematik genauso beinhalten wie Ausstellungen, Lesungen,
Konzerte, Vorträge und Tagungen.
Der Ausbau des Veranstaltungskomplexes beinhaltet eine enge Kooperation mit
Anbietern mit ähnlich gelagerten inhaltlichen und touristischen Ansatzpunkten, wie
dem Nationalpark "Unteres Odertal" mit seinem Besucherzentrum in Criewen, dem
Tabakmuseum in Vierraden, verschiedenen Museen, Heimat- und Geschichts- und
Tourismusvereinen.
Grundlage für den geplanten Umbau sind ein Grundsatz- und Planungsbeschluss
der Stadtverordnetenversammlung Schwedt/Oder und eine mit EUEU-Mitteln finanzierte
"Studie zum Projekt Europäischer Hugenottenpark".
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Datum Projekttitel
36
Beispiel einer Umsetzung des Themas „Hugenotten“
Der Europäische Hugenottenpark Schwedt II
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Im Mittelpunkt der künstlerischen Gestaltung steht die Auseinandersetzung
mit der Geschichte der Hugenotten,
Hugenotten wobei es nicht um eine Nachbildung
der Historie geht, sondern um die schöpferische Umsetzung von Themen,
die sich aus der Geschichte der Verfolgung, Flucht und schließlich der
Ansiedlung der französischen Protestanten in den Zufluchtsländern
ergeben. Im Juni 2001 fand dazu ein erstes internationales
Bildhauersymposium statt mit Künstlern aus Polen, Frankreich, Schweden
und Deutschland, die sich mit der Thematik auseinandergesetzt haben und
deren Kunstwerke im Park zu sehen waren.
Hauptbestandteil der künstlerischen Gestaltung ist der Bau und die
Gestaltung eines "Steinernen Weges", der diagonal durch den Park
verlaufen wird und den Weg der Hugenotten nach Brandenburg
symbolisieren soll. Verschiedene Steinarten und Muster von Kleinpflastern
werden sich aneinander fügen und so im Laufen erlebbar sein.
Ein Zeit- und Ereignisstrahl wird dazu parallel die geschichtlichen
Hintergründe verdeutlichen.
Installation von Sitzskulpturen, die die Idee des Sesshaftwerdens
verdeutlichen sollen.
Installation von Leuchtskulpturen im Wasser, die symbolhaft für Hoffnung,
Liebe und Wärme stehen.
Für das Labyrinth im Garten der Fantasie sind auf vorbereiteten
Sockelsteinen Skulpturen und Installationen zu besonderen Themen der
Hugenotten sowie zu Migrationsthemen unserer Zeit vorgesehen.
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Beispiel einer Umsetzung des Themas „Hugenotten“
Der Europäische Hugenottenpark Schwedt III
http://www.theater-schwedt.de/idx/page/150/#5
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Beispiel einer Umsetzung des Themas „Hugenotten“
Der Hugenottenweg – Saar-Lor-Lux-Kulturwanderwege
ƒ Wanderung durchs Lothringer Schichtstufenland
ƒ Der Hugenottenwanderweg beginnt in Courcelles
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(Frankreich) und führt über die deutsch-französische
Grenze nach Ludweiler (Deutschland)
Die Wanderung führt durch kulturhistorisch und
industriegeschichtlich bedeutsames Gelände
heute ist der Hugenottenweg in beiden Richtungen
Toleranz-, Friedens- und Freiheitssymbol
Länge: ca. 50 Kilometer (12,0 Std.)
Beschaffenheit: befestigte Wege, Kinderwagen möglich
Rastmöglichkeiten: Schutzhütte, Gasthaus am
Warndtweiher
Markierung: Hugenottenkreuz auf weißem Grund
Am Weg: Informationstafeln zum Hugenottenweg und
zu Wanderwegen im Warndtwald vom Saarwaldverein
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Beispiel einer Umsetzung des Themas „Hugenotten“
Die Hugenotten in Nordhessen – HugenottenHugenotten-ErlebnisErlebnis-Tour
Ausrichter: Kassel Tourist GmbH: http://www.kasseltourist.de/cms03/highlights/fuehrung/01462/index.php
Wussten Sie,... ? dass die zweitgrößte Hugenotten-Siedlung im
18. Jahrhundert in Kassel war? Neugierig geworden? - Dann
begleiten Sie uns auf dieser 2-Tages-Reise durch die
Geschichte der Hugenotten. Auf den Spuren der Hugenotten
besuchen Sie u.a. die Hugenotten-Siedlungen: Mariendorf,
Carlsdorf, Schöneberg und Bad Karlshafen
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Bad Karlshafen
Datum Projekttitel
40
Gliederung
1
Geschichte der Hugenotten
1.1
1.2
1.3
1.4
2
Geschichte
Flucht
Hugenottenmuseum- und –symbole
Hugenotten heute
Leben der Hugenotten
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
2.6
2.7
2.8
„Die Harlans“ - Beispiel einer hugenottischen Familie
Bekannte Hugenotten
Berufe
Bräuche und Sitten/Veranstaltungen
Garten- und Gemüseanbau
Essen und Trinken (Hugenotten und Waldenser)
Beeinflussung des Lebens der Deutschen durch die Hugenotten
Sonstiges
3
Sonstiges zum Thema „Hugenotten“
4
Beispiele einer Umsetzung des Themas „Hugenotten“
5
Die Waldenser
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7
4
Geschichte und allgemeine Informationen
Waldenser in Deutschland
Bekannte Waldenser
Berufe
Bräuche und Sitten/Veranstaltungen
Essen und Trinken
Sonstiges
Sonstiges
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Datum Projekttitel
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Waldenser - Allgemein
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Die Waldenser sind heute eine protestantische reformierte Kirche mit starker
Verbreitung in Italien. Ursprünglich als Gemeinschaft religiöser Laien Ende des 12.
Jahrhunderts (1176) durch den Lyoner Kaufmann Petrus Valdes (= Waldenser) in
Südfrankreich gegründet und von der Inquisition verfolgt, bildeten die Waldenser
während des Mittelalters eine der bedeutendsten Gruppen dissidenter Christen in der
abendländischen Geschichte.
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Weltweit zählen die Waldenser heute etwa 48.000 Mitglieder, davon alleine 27.500 in
Italien, wo sie in enger Beziehung zur Evangelisch-methodistischen Kirche stehen.
ƒ
Die Waldenser waren eine vorreformatorische kappelische Laienbewegung. Als die
"Armen von Lyon" wandten sich die frühen Waldenser predigend und wohltätig den
Armen der Gesellschaft zu. Sie verstanden sich zunächst als Glieder der katholischen
Kirche, deren Mißstände sie allerdings kritisierten.
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1184 werden die Waldenser - speziell wegen der Laienpredigt - auf der Synode von
Verona von Papst Lucius III. exkommuniziert. 1252 belegt Papst Innozenz IV. die
Waldenser mit der Kirchenstrafe der Infamie.
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Die Waldenser sind im 14. Jahrhundert in unterschiedlichen, teilweise zerstrittenen
Gruppierungen weit über Europa verbreitet. Sie werden von der Inquisition bedrängt,
1487 erfolgt durch Papst Innozenz VIII. ein Kreuzzug gegen die Waldenser.
ƒ
Einige Gruppierungen schließen sich den Hussiten an - daraus geht die Böhmische
Brüdergemeinde hervor (siehe auch Johann Amos Comenius), andere der Reformation
von Calvin. Am 17. Februar 1848 wurde den italienischen Waldensern die bürgerliche
und Glaubensfreiheit in einem Patent von Karl Albert I., dem König von PiemontSardinien, zugestanden.
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Petrus Valdes
Wappen der Waldenser
Datum Projekttitel
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Waldenser - Allgemein
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In Hessen wurden die Waldenser sofort anerkannt
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im Vergleich zu den Hugenotten gehörten die Waldenser eher zu den Ärmeren in der
Bevölkerung
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bis tief ins 19. Jhdt. eigene Sprache gesprochen (südfrz. Dialekt – das Piemont
gehörte damals noch zu Frankreich)
im Laufe des 19. Jhdt. wurden die Waldenser in die evangelischen Landeskirchen
integriert und verloren nach und nach ihre religiösen und kulturellen Traditionen
Heute zählt die italienische Waldenserkirche rd. 21.000 Mitglieder und ist eine
wichtige Stimme innerhalb des europäischen Protestantismus und in der italienischen
Gesellschaft
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Völlige Glaubensfreiheit in Piemont erhielten sie im Jahr 1848 durch das
Emanzipationsedikt, worauf sich in Italien ein reges Gemeindeleben der Waldenser
entwickelte
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Datum Projekttitel
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Waldenser – in Deutschland
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Nach 1698 bildeten sich nach der Vertreibung von Waldensern und Hugenotten aus
Piemont auch in Südhessen, in Nassau, in Baden-Durlach und Württemberg
waldensische Gemeinden.
Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg erlaubte den vertriebenen Waldensern die
Ansiedlung im Herzogtum Württemberg. Damit besiedelten die Vertriebenen eine
abgelegene, menschenarme Gegend im Nordwesten des Herzogtums, Nahe des Ortes
Ötisheim im jetzigen Ortsteil Schönenberg, in dem heute im ehemaligen Wohnhaus
von Henri Arnaud ein Waldensermuseum beherbergt ist.
Protektion durch die Niederländer begünstigte die Ansiedlung in D
Die Waldenser pflanzten dort bei ihrer Ankunft unter anderem Kartoffeln an, die bis
dahin nicht von den Einheimischen genutzt wurden. Somit hängt die Niederlassung der
Waldenser in Süddeutschland unmittelbar mit der Verbreitung der Kartoffel zusammen.
Das Recht der freien Religionsausübung wurde den reformierten Waldensern
ausdrücklich zugesichert. Die Gottesdienste wurden bis ins frühe 19. Jahrhundert in
französischem Dialekt gehalten. Zwischen Pforzheim und Stuttgart erinnern heute
jedoch noch Ortsnamen wie Pinache, Perouse, Corres, Serres, Groß- und Kleinvillars
an die alten Waldenseransiedlungen. Auch im Großraum Karlsruhe finden sich
mehrere Waldensersiedlungen, wie Welschneureut oder Palmbach. Schon im Ortsbild
mit seinen straßenseitigen Giebeln lässt sich die besondere Siedlungsstruktur der
Waldenserdörfer noch heute in diesen Orten erkennen. Auch die französischen
Familiennamen vieler Bewohner, wie Durand, Gille, Roux, Granget, Conle, Crocoll
oder Clour erinnern noch an die Herkunft aus Savoyen. In Stuttgart existiert zudem eine
von der Landeskirche unabhängige italienischsprachige Waldensergemeinde mit 20
Mitgliedern.
Waldenser an der Gründung von Carlsdorf, Mariendorf, Schwabendorf, Frauenberg
bei Marburg beteiligt
Motto der Waldenser:
Waldenser: Lux lucet in tenebris (lateinisch für: "Licht leuchtet in der
Finsternis")
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Waldenserstein in
Welschneureut
Waldenserkirche
in Corres
Datum Projekttitel
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Berufe der Waldenser
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hauptsächlich (Berg)bauern, Acker- und Viehwirtschaft
im Winter oder nebenberuflich arbeiteten sie als Strumpfwerker
Kohlanbau
Flachsbearbeitung
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Datum Projekttitel
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„bekannte“ Waldenser
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Petrus Valdus – Gründer der Waldenser (eher in
Italien bekannt)
Henry Arnot – deutscher Waldenser (1643-1721)
ƒ Waldenserpfarrer
ƒ geboren in Embrun in der Dauphine im Südosten
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Frankreichs
Familie verließ Frankreich um des Glaubens willen und
wurde in La Tour (Torre Pellice) im Pellicetal ansässig. Dort
besuchte Henri Arnaud die Lateinschule. Zum Studium ging
er in die Schweiz und nach Holland. Dann wurde er Pfarrer
in den Waldensertälern.
Bei der ersten Ausweisung 1685 und auch bei der zweiten
Vertreibung 1698 setzte er sich unermüdlich für die
Aufnahme der Waldenser in der Schweiz ein
Nach der Ansiedlung in Württemberg 1699 wurde Henri
Arnaud Pfarrer von Dürrmenz, der schwierigsten
Waldenserkolonie, da mehrere Filialorte zu betreuen waren.
In Schönenberg bei Mühlacker baute er sich ein Haus, das
heute der 1936 gegründeten ,,Deutschen
Waldenservereinigung" gehört und als Waldensermuseum
eingerichtet wurde.
Henry-Arnot-Haus
Henry Arnot
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„bekannte“ Waldenser II
ƒ Johann Immanuel Perrot (1835-1898)
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Gründete 1864 in Calw eine Mechanikerwerkstatt, die sich auf Turmuhren
spezialisierte
Dieser Betrieb besteht bis zum heutigen Tag
Bekannt wurde die Fabrik, weil Hermann Hesse dort einige Monate in der
Mechanikerlehre war (Juni 1894 – sept. 1895)
ƒ Heute sind drei Minister in der Regierung Prodi Waldenser: Paolo
Ferrero, Valdo Spini, Lucio Malan
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Gerichte der Waldenser
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Maultaschen
Kochobst
Cassoulet: weißer Bohneneintopf
Primäre Nahrungsquelle in Italien: Kastanien(-Mehl)
piemontesische Küche: bodenständig ("Arme-Leute-Zutaten")
ausgefallen und ein bisschen französisch (Käse, Wurst, insbes.
Mortadella, Trüffel, Nüsse, Grissini, Nudeln, Reis)
okzitanische Küche (Südfrankreich, Piemont – Italien) Beispiele für
Gerichte:
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supa mitunà (Suppe aus altem Brot und Zwiebeln)
raviolas de Blins (gnocchi aus dem Varaita-Tal à la Bellino)
macarons e trofolas (Makkeroni und Kartoffeln mit Pilzen)
die crosettin (kleine gnocchi)
die polenta de trifolas e fromentin (Kartoffelpolenta mit Buchweizen)
In Knittlingen kann man im Gasthaus Kanne-Post
(http://www.palmbach.org/walden12.htm) waldensische Gerichte
essen
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Datum Projekttitel
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Bräuche, „Veranstaltungen“ der Waldenser
ƒ 1x im Jahr: Waldensertag
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2006: http://www.ak-schwabendorf.de/waldensertag2006.pdf
2007: http://www.waldenser.de/download/waldensertag07.pdf
ƒ 17. Februar: Emanzipationsedikt, Tag der Zuerkennung der
ƒ
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Bürgerrechte, noch heute Freudenfeuer am Vorabend
„Pfingstlümmeln“ am Pfingstsonntag: Die Bewohner von
Rheingebieten pflegten einen Ritus. Junge Männer bastelten aus
Stroh, Moos und Tannenzweigen Puppen, die „Pfingstlümmel“
genannt wurden. Diese Puppen tauchten die Burschen in den
Brunnen ein und bespritzen mit den Pfingstlümmeln junge Mädchen
und Frauen, was zur Steigerung der Fruchtbarkeit führen sollte.
Rohrbach: jährlicher Waldenserumzug mit dem Motto „Den Vätern
zum treuen Gedenken, den Kindern zur steten Erinnerung“
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Datum Projekttitel
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frühere Glaubensprinzipien der Waldenser
ƒ Kirchen mit einfachen Holztischen, keine Altäre, keine Kreuze
ƒ Verwerfung des Fegefeuers, der Gebete für die Verstorbenen und
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die Totenmessen, der Geldwirtschaft der Kirche, des Ablasses,
Eides, Kriegsdienstes und der Todesstrafe
Sakramente: Taufe, Abendmahl, Buße
Bischöfe, Priester und Diakone hatten das dreifache Gelübte von
Armut, Keuschheit und Gehorsam abzulegen und widmeten sich
uneingeschränkt der Wanderpredigt sowie der seelsorgerlichen
Leitung ihrer Anhänger
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Gliederung
1
Geschichte der Hugenotten
1.1
1.2
1.3
1.4
2
Geschichte
Flucht
Hugenottenmuseum- und –symbole
Hugenotten heute
Leben der Hugenotten
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
2.6
2.7
2.8
„Die Harlans“ - Beispiel einer hugenottischen Familie
Bekannte Hugenotten
Berufe
Bräuche und Sitten/Veranstaltungen
Garten- und Gemüseanbau
Essen und Trinken (Hugenotten und Waldenser)
Beeinflussung des Lebens der Deutschen durch die Hugenotten
Sonstiges
3
Sonstiges zum Thema „Hugenotten“
4
Beispiele einer Umsetzung des Themas „Hugenotten“
5
Die Waldenser
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7
4
Geschichte und allgemeine Informationen
Waldenser in Deutschland
Bekannte Waldenser
Berufe
Bräuche und Sitten/Veranstaltungen
Essen und Trinken
Sonstiges
Sonstiges
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51
Anregungen aus den Bestandserfassungsbögen
Frage 9 Bestandserfassungsbogen: Anregungen, die zur
Erstellung des Marketingkonzepts berücksichtigt werden sollen
ƒ „Einwandern“ mit Promis mit hugenottischem oder waldensischen
ƒ
ƒ
Hintergrund
Zwieback aus der Hugenottenstadt Friedrichsdorf als „Special
Edition“
Wegebuch mit Bescheinigung der Wanderung
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52
Grüne Soße-Denkmal in Frankfurt
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