Trends in der Bodenbearbeitung

Transcription

Trends in der Bodenbearbeitung
test & technik
Von Roland Hörner, [email protected]
Welche Ackerbau-Strategien sind „energiesparend“ und
dabei auch nachhaltig? Die DLG prüft Kenngrößen wie den
Zugleistungs- und Antriebsleistungsbedarf oder den Kraftstoffverbrauch. Und zwar direkt auf dem Acker.
B
eim Test von Maschinen und
Geräten zu Bodenbearbeitung
oder Aussaat muss der
Schwerpunkt der Beurteilung im
Praxiseinsatz erfolgen. Auch wenn
Labormessungen unter meist standardisierten Bedingungen erste
Anhaltspunkte liefern können, so
zeigt sich vieles häufig erst im praktischen Einsatz und bei den Messungen, die von den DLG-Ingenieuren
durchführt werden.
Das neue modulare Messsystem,
das am DLG-Testzentrum Technik
und Betriebsmittel konzeptionell erarbeitet und gebaut wurde, ermöglicht es, verschiedenste Messungen
professionell und schnell durchzuführen. Besonders vorteilhaft dabei
ist, dass durch den modularen Aufbau verschiedenste Aufgabenstellungen auch kurzfristig angegangen
werden können.
20 dlg-test.de 2/2005
• Kraftmessungen direkt am Dreipunkt
oder direkt an der Zugdeichsel
• Kraftstoffverbrauchsmessungen
• Drehmomentmessungen an der
Zapfwelle
• Geschwindigkeitsmessungen
(auf Wunsch mit Schlupfmessung)
• Ab 2006 auf Wunsch auch mit
DGPS-Standortdaten
• Ab 2006 auf Wunsch auch mit
Erfassung der hydraulischen
Leistung
So kann z.B. bei der Bodenbearbeitung gemessen werden, welche
Zugkraft erforderlich ist, um einen
gewünschten Bearbeitungseffekt
zu erreichen. Während auftretende
Seitenkräfte meist unerwünscht
sind, wird das Zugvermögen des
Schleppers erhöt, wenn im Einsatz
zumindest ein Teil des Gerätege-
wichtes auf der Schlepperhinterachse lastet. Um möglichst auch
Lastspitzen erfassen zu können, ist
beispielsweise die Messung der
Zugkraft an den Ober- und Unterlenkern für Kräfte bis insgesamt
50 Tonnen ausgelegt. Zum Vergleich: Bei einer Probemessung
mit 5-Schar-Volldrehpflug in feuchtem Lößlehm mit Senfaufwuchs
wurden im Durchschnitt zwei Tonnen Zugkraftbedarf gemessen
(siehe Bild S. 21, oben links).
Die richtigen Verfahrensglieder erkennen
Bei der Optimierung des Technikeinsatzes bis hin zur Zusammenstellung ganzer Verfahrensketten
ist der Spritverbrauch eine wichtige Kenngröße. Um auch hier fit für
die Zukunft zu sein, haben die Ingenieure der DLG ein neues Kraftstoffmesssystem entwickelt.
Angesichts der vielfältigen Möglichkeiten zwischen reiner Mulch-
test & technik
Kraftmessung am
Dreipunkt
Geschwindigkeitsmessung
Kraftmessung an der
Anhängevorrichtung
saat, Mischsystemen und konventionell hat die DLG im Sommer
2005 zusammen mit der Firma
Amazone einen breit angelegten
Test durchgeführt. Insgesamt wurden vier verschiedene Verfahren
bzw. Bodenbearbeitungsvarianten
gemessen. Zusätzlich wurden die
Leistungsdaten der Aussaat erfasst.
Bei allen vier Bodenbearbeitungssytemen wurde zunächst die
Kompakt-Scheibenegge Catros zur
ersten flachen Bearbeitung der
Gerstenstoppel eingesetzt. Lässt
man Wendevorgänge außer Acht,
so ergab sich unter den trockenen
Bedingungen bei diesem ersten
Arbeitsgang ein Kraftstoffverbrauch von sparsamen 3,6 bis
3,9 Liter/ha bearbeiteter Fläche.
Die Arbeitstiefe war auf 6 cm eingestellt.
Deutlicher waren die Unterschiede beim zweiten Arbeitsgang – etwa vier Wochen später. In der intensivsten Variante wurde im zwei-
ten Arbeitsgang 26 bis 27 cm tief
gepflügt und anschließend mit Catros rückverfestigt. Dafür gönnten
sich die eingesetzten Messschlepper rund 17 Liter/ha fürs Pflügen
und 4,5 Liter/ha für die Rückverfestigung der Krume.
Schon günstiger sahen die Verbrauchswerte in der Grubbervariante aus – die Messergebnisse bei
der 17 cm tiefen Bearbeitung mit
dem Centaur von Amazone weisen
hier Werte knapp über 10 Liter/ha
aus. Möchte man nochmals runde
2 Liter sparen, so muss flacher gearbeitet werden. Knapp 8 Liter/ha
waren das Resultat der Kraftstoffverbrauchsmessungen bei 13 cm
Arbeitstiefe.
Wer gar „den Mut oder die Chance“ hat und seinen Boden auch bei
der zweiten Bearbeitung nur sehr
flach anpackt, der wird nochmals
mit einer deutlichen Kraftstoffeinsparung belohnt. Im Versuch wurde
diese Variante mit dem Catros auf
8 cm Arbeitstiefe bearbeitet. Dafür
Kraftstoffverbrauchsmessung
wurden dann 4,27 Liter/ha bearbeitete Fläche gemessen.
Eingesät wurden alle vier Bearbeitungsvarianten schließlich mit
drei verschiedenen Maschinen aus
dem Hause Amazone:
• Bestellkombination aus Kreiselgrubber und pneumatischer
Sämaschine Amazone AD (3 m)
• Mulchsaatmaschine Cirrus (3 m)
• Einzelkornsämaschine Amazone
ED (6 m)
Die Unterschiede beim Einsatz auf
den vier Bearbeitungsvarianten
sind relativ gering ausgefallen –
anders als vielleicht zu erwarten.
So wurden beim Einsatz der Bestellkombination zwischen 6,1
und 6,9 Liter/ha verbraucht. Die
Einsaat mit der Cirrus schlug im
Test mit 5,5 bis 6 Liter/ha zu
Buche. Vergleichsweise sparsam
dagegen die ED – hier lag der
niedrigste Verbrauch bei 2,5
Liter/ha – der höchste Wert lag
immer noch unter 2,8 Liter/ha.
❚
dlg-test.de 2/2005 21
test & technik
Interview:
von Roland Hörner, [email protected]
Susanne Gäckler, [email protected]
Der Anstieg der Energiekosten
zwingt viele Landwirte dazu, ihre
Bodenbearbeitungs- und Bestellverfahren zu überdenken und
neue Wege zu gehen. Wir haben
neun Hersteller gefragt, welche
Trends sie derzeit erkennen.
Die Frage lautete: „Wenn Sie Ihre
derzeitige Produktpalette im
Bereich Bodenbearbeitung unter
der Prämisse „Energie sparen“
betrachten: Zu welchen Systemen und Verfahren geht Ihrer
Meinung nach der Trend?“
Die Frage war zugegebenermaßen recht weit gefasst und
die Antworten entsprechend vielseitig und teilweise sehr detailliert. Der Grundtenor war: Es geht
in Richtung konservierende
Bodenbearbeitung. Dies ist allerdings kein Dogma, sondern wird
in der Praxis sehr flexibel
gehandhabt. Auch der Pflug
behält dabei seinen Platz.
22 dlg-test.de 2/2005
Amazone:
Der Trend geht dahin, dass Bodenbearbeitung gezielter vorgenommen wird. Wie tief der Boden bearbeitet wird und ob ein zusätzlicher
Arbeitsgang notwendig ist, wägt
der Praktiker von Fläche zu Fläche
ab. Exorbitant gestiegene Preise
für Betriebsstoffe und sich verschärfende Richtlinien beim Bodenschutz werden zu einer weiteren Ausdehnung der Mulchsaatflächen führen. Dabei werden viele
Betriebe die Ackerbauverfahren
nicht komplett umstellen. Es werden vielmehr einzelne Fruchtfolgeglieder in Mulchsaat bestellt.
Amazone
Dort wo es noch unumgänglich
scheint, wird der Praktiker weiter
pflügen (z.B. Weizen nach Körnermais, Gerste nach Weizen etc.). Die
Fruchtfolgen werden sich ändern,
indem mehr Sommerungen, die die
Mulchsaat unterstützen, eingeführt
werden.
Die flache Stoppelbearbeitung
hat innerhalb der Mulchsaat einen
sehr hohen Stellenwert. Für die erste flache Stoppelbearbeitung haben sich Spezialgeräte durchgesetzt. Der Trendsetter der letzten
Jahre, die Kurzscheibenegge, wird
auch weiterhin an Attraktivität gewinnen. Durch zusätzliche Ausstattungsergänzungen wird das Ein-
test & technik
satzfeld breiter (z.B. Zwischenfruchtdrille, Striegel für Saatbettbereitung etc.). Neben dem Bereich
Kompakt-Scheibeneggen ist ein
deutlicher Trend hin zu mehrbalkigen Grubbern ersichtlich.
Die mitteltiefe Mischung von
Stroh und Erde als rottefördernde
Maßnahme wird mit mehrbalkigen
Grubbern durchgeführt. Es wird gezielter der Saathorizont zu den jeweiligen Früchten bearbeitet. Zu
Raps tendenziell etwas tiefer,
während nach Getreide die Stroheinmischung die Bearbeitungstiefe
vorgibt. Zu Sommerungen in der
Fruchtfolge wird zum Teil direkt
nach der Ernte krumentief gelockert. Der Stoppelaufschlag wird
dann im Frühjahr vor der Aussaat
beseitigt.
Für jeden Arbeitsgang stehen bei
Amazone Geräte zur Verfügung wie
zum Beispiel Catros und Centaur.
Dal-Bo:
Generell geht der Trend schon seit
einigen Jahren eindeutig zu den
rationellen Bestellverfahren ohne
Pflug. Durch die nachhaltige Verteuerung der Energiekosten und
dem Wegfall der Dieselölbeihilfe ist
nochmals eine Beschleunigung erkennbar.
Die Systeme und Verfahren für
die Bodenbearbeitung und Bestellung werden zweckorientiert den
Horsch
jährlich wechselnden Bedingungen
ohne jegliche Ideologie angepasst.
Das heißt, generell Kosten einsparen wo es nur geht und nur so viele
Arbeitsgänge für die Bestellung als
unbedingt nötig.
Der Pflug wird wenn möglich
eingespart. Man scheut sich aber
auch nicht, selbst nach mehrjähriger pflugloser Bearbeitung den
Pflug wieder einzusetzen, wenn
man es ackerbaulich für nötig hält.
Speziell heuer ist feststellbar,
dass „Mulchsaat-Betriebe“ aufgrund von Problemen mit starkem
Mäusebesatz und daraus resultierenden Verlusten den Pflug zur
Mäusebekämpfung einsetzen. Wir
haben das auch an einer verstärkten Nachfrage nach Untergrundpackern festgestellt.
Generell reagieren Großbetriebe
krasser auf die äußeren Rahmen-
bedingungen als der „typische 100
ha-Familien-Betrieb“.
Der Verkaufstrend geht bezogen
auf unsere Produktpalette bei Gemeinschaften und Großbetrieben
klar zu Spezialgeräten wie zum
Beispiel aufgesattelten Kurzscheibeneggen und großen Ackerwalzen
mit Vorwerkzeugen. Bei den „kleineren“ Betrieben sind Allroundgeräte wie zum Beispiel unser
dreibalkiger Scheibengrubber „Triplex“ und schwere Frontpacker mit
Crackerboard stark gefragt.
Horsch:
Wir sehen uns mit Zinkentechnik
auf dem richtigen Weg. Zinken sind
als Arbeitswerkzeuge im Einsatzspektrum universeller als andere
Werkzeuge, sie liefern in verschiedenen Arbeitstiefen optimale Er-
Dal-Bo
dlg-test.de 2/2005 23
test & technik
Köckerling
gebnisse. Was für die Stoppelbearbeitung und die Optimierung des
Ackerbaus besonders wichtig ist:
Zinken mischen hervorragend;
Bodenbearbeitung mit Zinken erleichtert die optimale Rückverfestigung und unterstützt die Schaffung
von Strukturen, die die Abführung
von Niederschlagswasser fördern;
es gibt keine Sohlenbildung.
Mit Zinkentechnik lässt sich Energie sparen, weil die Zahl der Arbeitsgänge reduziert werden kann;
gründliche, optimale Saatbettbereitung in einem einzigen Arbeitsgang ist möglich.
Mit dem Markterfolg unnserer
Grubber-Baureihen Tiger und
Terrano, die durchwegs mit den
von Horsch entwickelten TerraGripZinken ausgerüstet sind, sehen wir
uns voll bestätigt. Als Reaktion auf
die Nachfrage nach diesen Grubbern erweitern wir die Baureihen
Tiger AS und Terrano FX um die
neuen Modelle 8 AS beziehungsweise 8 FX mit Arbeitsbreiten von
jeweils 7,5 m.
Für Reihenkulturen sehen wir einen Trend zu reihenabhängiger
Bearbeitung. Horsch hat deshalb
als neue Maschine den Reihenlockerer Focus CS entwickelt. Mit
dem Focus CS wird die Maßgabe
„reduzierte Bodenbearbeitung“
auch in den Umfang der bearbeiteten Bodenoberfläche übertragen:
Nicht das ganze Feld in voller Breite wird gelockert, sondern nur jene
24 dlg-test.de 2/2005
Streifen, in denen später gesät
wird.
Für Geschäftsführer Michael
Horsch stehen bei der Entwicklung
und Bewertung von Verfahren drei
Kriterien in der Reihenfolge ihrer
Nennung im Vordergrund: Energie
einsparen, hohe Erträge gewährleisten, Kosten senken.
Köckerling:
Als erste Prämisse der Energieeinsparung in der Bodenbearbeitung
sollte wann immer möglich der Verzicht auf den Pflug, verbunden mit
dem Übergang zur Mulchsaat und –
unter günstigen Voraussetzungen –
zur Direktsaat stehen. Hierbei sind
jedoch bereits bekannte Rahmenbedingungen zu beachten.
Kuhn
Betrachtet man das Zeitfenster
der nächsten fünf bis zehn Jahre,
so steht nicht zu erwarten, dass bis
dahin Fortschritte in der Genetik
der Pflanzen (veränderte Strohrotte, Allelopathie, Resistenzen gegen
Krankheiten und Schädlinge) ausreichen werden, die bis heute gültigen Postulate für die Mulchsaat
umzuwerfen.
Beseitigung von Schadverdichtungen, Einebnung der Oberfläche,
Stroheinmischung, Strohverteilung, Erzeugung günstig großer Bodenaggregate und Rückverfestigung werden weiterhin bestimmende Größen für den Erfolg von Bodenbearbeitungsmaßnahmen sein.
Unsere Beobachtungen haben gezeigt, dass vierbalkige Grubber mit
hinreichend schmalen Scharen in
test & technik
Kombination mit schleppenden Zustreichern und streifenweise rückverfestigenden Walzen diesen Anforderungen am besten gerecht
werden. Scheibengeräte werden
der Forderung nach Strohverteilung nicht gerecht und die Kombination Scheibe/Zinken ist wegen
der unterschiedlichen Anforderungen an die Arbeitsgeschwindigkeit
ein Widerspruch in sich.
Energie kann der Anwender von
Bodenbearbeitungstechnik derart
sparen, dass er Geräte wählt, die
ihm bereits nach zwei Überfahrten
(einmal flach, einmal tiefer) ein fertiges Saatbett liefern, das den
oben genannten Anforderungen
entspricht.
Kverneland
Kuhn:
Da es gerade in der Bodenbearbeitung nicht „das“ Verfahren gibt,
stehen bei der Wahl der richtigen
Bodenbearbeitungsstrategie immer standortspezifische Faktoren
mit im Vordergrund. Deshalb muss
heute ein Bodenbearbeitungs-Spezialist eine große Bandbreite von in
Frage kommenden Maschinen und
Systemen anbieten können, zum
Beispiel wendende und nicht wendende Bodenbearbeitung, Mulchsaat und konventionelle Saat, flache und tiefe Bearbeitung.
Zum Energie sparen gibt es mehrere Ansätze, beispielsweise die
vorhandenen Traktoren mit der
richtigen Maschinentechnik auszulasten. Die Kombination von
mehreren Arbeitsgängen ist ein anderer Ansatz. So kann beispielsweise mit einer Kuhn KreiseleggenDrillkombination HR 6003 CSR mit
Zinken auf Griff in einem Arbeitsgang Stoppelbearbeitung, Saatbettbereitung und Aussaat erledigt
werden und das bei einer Arbeitsbreite von 6 m. Zu diesen Kombinationsgeräten – zapfwellenangetrieben und nicht zapfwellenangetrieben – geht sicherlich ein Trend.
Bei den Pflügen hat Kuhn mit
dem L-Körper einen gleichermaßen
leistungsfähigen wie leichtzügigen
Pflugkörper entwickelt, der bereits
seit mehr als vier Jahren große Zustimmung in der Praxis erfährt und
in verschiedenen Tests seine Leichtzügigkeit bewiesen hat.
Eine weitere wichtige Maßnahme, Energie zu sparen, besteht in
der Wahl von Verschleißteilen ausgezeichneter Qualität. Mit einem
stumpfen Werkzeug ist die Wirkung
der Arbeit niemals so effektiv wie
mit hochwertigen Werkzeugen.
Deshalb legt Kuhn ganz besonderen Wert auf die Qualität der in der
eigenen Fabrik hergestellten Verschleißteile wie Zinken, Schare,
Scharspitzen, Schlegel und vieles
mehr.
Kverneland:
Sicher geht der Trend gerade in der
Bodenbearbeitung weiter zu pfluglosen Systemen, gerade auch um
die Kosten der Arbeitserledigung
zu senken. Dabei scheint aber der
„Dogmatismus“ aus der Diskussion verschwunden zu sein und die
Standort und Fruchtfolge bezogene
Beurteilung der Verfahren Bedeutung zu gewinnen. Der Pflug wird
nur im Einsatzzeitraum eingeschränkt, um Kosten zu sparen und
Schlagkraft zu gewinnen, aber
auch trotzdem die Vorteile der
wendenden Bearbeitung zu einzelnen Kulturen zu erhalten.
Hier setzen wir an, zum Einen mit
dem Ecomat, der für die flache,
wendende Bearbeitung konzipiert
ist, zum Anderen mit der Beratung,
Standard-Körperformen einzusetzen, die eine Reduzierung der
Pflugtiefe bis auf 15-20 cm zulassen. Also: Pflügen „ja“ aber mit
deutlich reduzierter Tiefe! Zu dieser Diskussion passt auch der integrierte Packer, der deutlich leichtzügiger als der schwere Gussringpacker die Saatbettvorbereitung
erledigt. Wird der Pflughorizont reduziert, fällt die „Bestellung“ deutlich leichter.
Für die Aussaat ist die Frage zu
stellen, ob es immer und auf allen
Standorten die schwere, gezogene
Universaldrille mit vielen Werkzeu-
dlg-test.de 2/2005 25
test & technik
Lemken
gen sein muss. Dort bieten wir
Alternativen mit der Zinkensämaschine – dem „Tine seeder“ –
eine leichte und kostengünstige
Alternative für die Aussaat nach
dem Pflug und für die Mulchsaat.
Lemken:
Es zeigt sich ganz klar, dass bei einer abnehmenden Intensität in der
Bodenbearbeitung, wie es bei einem Pflugverzicht der Fall ist, weder Energie noch Zugkraft eingespart werden kann. Auf jeden Fall
entscheidet der Betriebsleiter in erster Linie nach Funktion und Arbeitsqualität. Ansonsten wäre nicht
zu verstehen, dass Großbetriebe,
die von einem zweibalkigen Grubber mit einer Arbeitsbreite von
10 m nur wegen der besseren Mischung von Stroh und Boden auf
einen mehrbalkigen Grubber mit
nur noch 6 m Arbeitsbreite gehen.
Diese Reduzierung der Arbeitsbreite wird durch den höheren Zugkraftbedarf aber nötig.
Ein wichtiger positiver Aspekt
bleibt beim Umstieg auf das konservierende Bestellverfahren bestehen. Dieser liegt eindeutig in
der Einsparung von Arbeitszeit. So
können wir zwei unterschiedliche
Tendenzen feststellen. Der eine
Kreis von Betriebsleitern in Marktfruchtbetrieben reduziert den
26 dlg-test.de 2/2005
Pflugeinsatz so konsequent wie
möglich und investiert mehr in eine
optimierte Stoppelbearbeitung. Da
aber die erste, flache Stoppelbearbeitung mit einer auf dem Betrieb
verfügbaren Schlepperleistung weniger Zugkraft benötigt als der
zweite tiefe Arbeitsgang, muss
oder kann in aller Konsequenz das
Gerät für den ersten Arbeitsgang
breiter sein als das für den zweiten
Arbeitsgang.
Dies können wir zum Beispiel mit
der Kurzscheibenegge Rubin und
dem drei- oder vierbalkigen Grubber Thorit 8, 9 und 10 darstellen.
Versucht man, bei optimierter Arbeitsqualität der Geräte, dies mit
einem Gerät zu erreichen, ist das
energetisch für den flachen ArRabe
beitsgang ungünstig, da ein
schmales Gerät für die tiefe Bearbeitung ein hohes Eigengewicht für
die benötigte Stabilität mit sich
bringt und somit mehr Zugkraft erfordert. Zum anderen könnte die
Arbeitsbreite erheblich größer sein.
So liegt zum Beispiel beim neuen
Gigant 12 mit der Kurzscheibenegge Rubin bei einer Arbeitsbreite
von 14 m beim Einsatz mit einer
Challenger MT 875 der Kraftstoffverbrauch bei nur 6 bis 7 l/ha beim
ersten flachen Arbeitsgang. Dabei
sind Flächenleistungen von 14 bis
18 ha/h möglich. Bei der tiefen Bearbeitung bis 25 cm oder 30 cm
sind auch bei dieser PS-Ausstattung solche Arbeitsbreiten nicht
möglich.
test & technik
Väderstad
Die zweite Gruppe der Betriebe
verfährt nach einem etwas anderen Prinzip. Hier wird die Stoppelbearbeitung mit weniger Aufwand
betrieben und je nach Bedingungen gepflügt oder auch die Mulchsaat angewendet. Dabei handelt
es sich häufig um Standorte, die
sich einfach pflügen lassen und
somit das Risiko im Hinblick auf
Ertragsdepressionen, Krankheitsdruck und erforderliche Qualitäten
der zu vermarktenden Produkte
minimieren.
Hier erfolgt dann die Bestellung
häufig mit konventionellen Bestellkombinationen bestehend aus
Kreiselegge und aufgebauter Drillmaschine. Diese Kombination kann
auch nach dem Grubber eingesetzt
werden und bietet zudem heute
noch ein enormes Einsparpotenzial
bei einer angepassten Rotordrehzahl.
Rabe:
Durch die EU-Agrarreform wird die
Mulchsaattechnik weitere Anteile
am Bodenbearbeitungs- und Sätechnikmarkt gewinnen, da die Erzeugerpreise weiter sinken werden
und die Landwirte deshalb ihre
Produktionskosten weiter senken
müssen. Die konservierende Bo-
denbearbeitung und Direktsaat
werden weiter zunehmen.
Mulchsaatsysteme werden in
den nächsten Jahren etwa 60 % Anteil an den Ackerflächen erreichen.
Entsprechend werden die Anteile
der konventionell bewirtschafteten
Flächen zurückgehen. Auf feuchten
und sandigen Böden bleibt der
Pflug jedoch eine wichtige Alternative, genauso wie bei engen Fruchtfolgen (z. B. Wintergetreidefruchtfolgen). Die Direktsaat wird leicht
zunehmen, aber weiterhin nur einen geringen Anteil an der Ackerfläche einnehmen. Allerdings können auch Direktsaatbetriebe nicht
vollständig auf den Pflug verzichten, da der Boden in regelmäßigen
Abständen (ca. alle 5 Jahre) ganzflächig und tiefer gelockert werden
muss.
Deshalb denken wir, dass die
landwirtschaftlichen Betriebe vor
allem in Geräte zur konservierenden Bodenbearbeitung investieren
werden, wobei Grubber aller Art
(2- bis 4-balkig) den Hauptanteil
ausmachen werden. Die Bodenbearbeitung mit Scheibeneggen wird
ebenfalls zunehmen, genauso wie
Mulchsaattechnik. Der Anteil von
Kurzscheibeneggen wird zurückgehen, da sie nicht so universell einsetzbar sind wie Grubber. Sie sind
im Gegensatz zum Grubber nur zur
flachen Bodenbearbeitung geeignet.
Väderstad:
Trends sind meist nur kurzlebig. Es
zeichnen sich zwei Forderungen
aus der Praxis ab: Zum einen werden Spezialgeräte wie Kurzscheibeneggen verlangt, die ein engeres
Einsatzfeld haben, dieses aber
sehr gut bewerkstelligen. Durch
große Arbeitsbreiten und hohe
Fahrgeschwindigkeiten lassen sich
die Kosten pro Hektar reduzieren.
Der Energiebedarf pro Fläche sinkt
also mit größeren Traktoren, wenn
diese mit breiten Arbeitsgeräten
gekoppelt sind.
Ackerbaulich ist es aber notwendig, eine standortangepasste Bearbeitungsintensität zu behalten.
Durch moderne Anbaugeräte lässt
sich die Anzahl der Überfahrten für
ein gutes Saatbett reduzieren, da
sehr intensiv gearbeitet wird.
Auf der anderen Seite setzen sich
mehr und mehr Anbaugeräte durch,
die sehr intensiv in den Boden eingreifen. Diese brauchen sehr viel
Energie. Aber wenn das Ergebnis
der Bearbeitung stimmt, wird der
Energiebedarf bisher in Kauf ge❚
nommen.
dlg-test.de 2/2005 27