Zum Artikel Reportage_Provence_ok

Transcription

Zum Artikel Reportage_Provence_ok
MAGAZIN
D
Provence
Fotos: Phimak - Fotolia.com (1),
GUIGON Philippe / Coll. ADT Vaucluse Tourisme (1)
La belle
ie Provence ist ein Landstrich, wo sich das Blau des
Horizonts mit dem Himmel auf Erden trifft. Und dort,
auf einem Hügel, mit dem Blick tief in die Ebene hinein auf Wein- und Lavendelfelder oder hoch hinauf auf den alles
überragenden und im späten Frühjahr noch Schneezipfel tragenden Mount Ventoux, lädt ein Traumhotel zu einer paradiesischen
Auszeit ein. Crillon le Brave heißt das verschlafene 700-SeelenDörfchen, wo man im ersten Moment keineswegs ein Luxushotel erwarten würde. Scheinbar nichts in den für die Provence
so typischen mit Sandstein gepflasterten engen Gassen deutet
darauf hin. Doch wer dann genauer hinschaut, entdeckt das
glänzende Messingschild an einem zweigeschossigen Steinhaus.
Und wer durch die enge, zweiflügelige Holztür tritt, den
unebenen steingefliesten Raum zum rückwärtigen Innenhof
durchschreitet, steht mitten in einem charmanten Stück südfranzösischer Gastlichkeit. Das gleichnamige Hotel „Crillon le
Brave“ verteilt sich auf sieben historische Gebäude. An diesem
Die Schätze im Land von Lavendel, Wein,
Trüffel und Safran
Schätze sind nicht unbedingt auf den ersten Blick erkennbar. Auf den zweiten entfalten
sie sich dann als wahre Kostbarkeiten. Das 5-Sterne-Hotel „Crillon le Brave“ gehört dazu.
Mit seinen sieben Gebäudeteilen wie ein dörfliches Ensemble wirkend, öffnet sich im
Innern ein luxuriöses Hideaway.
26
DECO Juli/August 2015
27
MAGAZIN
Kein Frankreich ohne Käse
Das gilt auch für die Provence. Spätestens wer
den Käseladen von Claudine Vigier betritt, wähnt
sich im Zenit des Käsehimmels. Sie ist die Haupt­
lieferantin des Hotels „Crillon le Brave“ und
kommt regelmäßig für Verkostungen dorthin.
Wenn sie von den kleinen, familienbetriebenen
Bergeries aus der Umgebung des Vendoux er­
zählt, nimmt man ihr die ganze Leidenschaft für
den Käse ab. Mit 15 bis 30 Ziegen, mehr nicht, pro­
duzieren diese die Milch, aus denen Claudines
Käsesorten bestehen. Geschmack habe mit der
Konsistenz zu tun, berichtet sie, und dieser
etwas mit der Feuchte und Wärme während
des Reifeprozesses des Käses. Ganz junger
Käse ist weich und feucht und hat einen frischsäuerlichen Geschmack. Mittelalter, dessen
cremige Konsistenz von außen nach innen
fester und trockener wird, lässt Würzigkeit
erkennen. Und die ausgereiften Käse,
mit ihrer krümeligen und trockenen
Konsistenz, entfalten „den gesamten
Geschmack der Provence“, wie Madame
Vigier es beschreibt. Claudine’s Fromagerie
und Affineur, 23, Place Maurice Charretier,
84200 Carpentras.
28
Käse, Wein und Baguette, diese fran­
zösischen Köstlichkeiten lassen sich
bei einer Weinprobe im Hotel oder
auf diversen kleinen Weingütern in
der Region im Rahmen einer Wan­
derung genießen. Lokale Winzer
empfangen Besucher und Hotelgäste
jederzeit gerne.
Fotos: BRÖNNER Thorsten / Coll. ADT Vaucluse Tourisme (1),
Crillon de Brave (3)
Ort zu sein, bedeutet, gleichzeitig das Flair dieses Dörfchens
hautnah zu erleben. Verschlungene Wege auch hier, unter
Zypressen und Olivenbäumen ein Boule-Platz, hinter einem
steinernen Torbogen ein verstecktes, efeuumranktes Mauerplätzchen, das zum Verweilen einlädt. Und immer wieder verbunden durch Treppenaufgänge und schmale Steinpfade kleine
Aussichtsplätze mit dem atemberaubenden Blick in die weite
Landschaft. Von diesem war auch der Kanadier Peter Chittick
Ende der 80er Jahre angezogen, der zunächst eines der Landhäuser in diesem Ort kaufte und als Hostellerie mit elf Zimmern
eröffnete. Später erwarb er weitere Gebäude des aus dem
16. und 17. Jahrhundert bestehenden Dorfkernes und baute sie
nach und nach liebevoll und individuell zum heutigen Komplex mit 34 Zimmern und Suiten aus. Edle Steinböden, feine
Stoffe und antike Möbel machen den Charme dieses „Relais
et Châteaux“-Hotels aus, das jedem Gast das Gefühl gibt, zu
einem Teil der Geschichte dieser Häuser geworden zu sein.
So finden sich in dem einstigen Pfarrhaus die Bar und das
Restaurant. Im ehemaligen Schulhaus ist die Rezeption untergebracht. Wo einst die Familie Reboul lebte, trifft man sich
jetzt zum Lunch im Bistro und wer im „Maison Soudain“ oder
Von außen den Charakter eines malerischen Dorfes
wahrend, im Innern der sieben verschiedenen Gebäude
sich als Luxushotel offenbarend, das keine Wünsche
offenlässt: das Hotel „Crillon le Brave“, Place de l’eglise,
84410 Crillon le Brave. Doppelzimmer ab 310 Euro.
www.crillonlebrave.com
DECO Juli/August 2015
29
MAGAZIN
„Maison Salomon“ wohnt, fühlt sich wie diese Familien vor
vielen, vielen Jahren. Die dörfliche Ruhe und Beschaulichkeit
einerseits, der gediegene Komfort mit erstklassiger Ausstattung, Technik und Gastronomie andererseits, machen „Crillon
le Brave“ zu einer Wohlfühloase par excellence. Für Abwechslung
sorgen ein erlesener Weinkeller, in dem regelmäßig Sommelier
Benoît Liébus die Gäste zu Weinverkostungen einlädt, der beheizte Außenpool, der in der Sonne der Provence für erfrischende
Abkühlung sorgt, entspannende Wellness-Angebote und die
30
vielen Ausflugsmöglichkeiten, sei es nach Aix-en-Provence oder
per Fahrrad zu nahegelegenen Klöstern oder auf den 1829
Meter hohen Mount Ventoux. Dank der „Tour de France“ sowie
anderer Auto- und Motorradrennen gewann dieser Berg mit
der kahlen Kuppel als legendärer Zielort an Bekanntheit. Sein
Name leitet sich wahrscheinlich vom Lateinischen „Mons
Ventosus“ ab, was so viel wie „Windiger Berg“ bedeutet. Tatsächlich weht hier nahezu immer ein starker und im Sommer
zudem recht kühler Wind, der sogenannte Mistral. Bei gutem
Wetter kann man vom Gipfel aus gleichzeitig das Mittelmeer
sowie die höchsten Spitzen der Pyrenäen und der Alpen sehen.
Auch die berühmten Weinregionen Châteauneuf-du-Pape und
Côtes du Rhône liegen nur wenige Autominuten entfernt und
sind einen Besuch wert. Die gleichnamige Stadt Châteauneufdu-Pape war Sitz der Päpste von Avignon. Das Schloss wurde
jedoch im 16. Jahrhundert zerstört und im 18. Jahrhundert
komplett aufgegeben. Die bekannten Rotweine dieser Region
tragen deshalb als Markenzeichen noch die dreifache päpst­
liche Krone, die gekreuzten Schlüssel Petri sowie die Tiara,
eine Insignie des Papstes. Der Weinbau geht vermutlich auf
die Griechen zurück, die hier im 6. Jahrhundert vor der Zeitrechnung erste Reben anbauten. Heute ist mit 70 Prozent
Grenache die wichtigste Rotwein-Rebsorte. Gleiches gilt für
die Region Côtes du Rhône.
Wer Meerluft schnuppern und die mediterrane Vegetation
mit Orangen- und Zitrusbäumen, Zypressen und Oleander in
Fotos: Truffe du Ventoux (2), Aurel, vue générale avec lavandes (1)
Alexis und Franck Jaumard unterstützen
ihren Vater Eric im Trüffelgeschäft. Im Sommer
ernten sie den weißen Trüffel, von Dezember
bis März den hochwertigeren schwarzen
Trüffel. Köstlich die Trüffelgerichte, die Be­
sucher bei vorheriger Anmeldung auf ihrem
charmanten Landsitz verkosten können,
unter anderem eine delikate Trüffelsuppe
oder schlicht Baguette mit Butter und ge­
hobelten Trüffelspänen. Einfach ein Genuss!
Trüffel, der schwarze Schatz der Ventoux
Der Name Eric Jaumard verbindet sich un­
weigerlich mit dem Trüffel. Der Experte baut
diesen in Symbiose mit Eichen lebenden Pilz
seit 1979 auf seinem 20 Hektar großen Gelände
an. Bis zu 15 Jahre dauert es, bis sich nach der
Impfung mit Pilzsporen erste Pilze einstellen.
Speziell abgerichtete Trüffelhunde spüren das
im Wurzelbereich lebende „schwarze Gold“ im
kurzen Moment seiner Reife auf. Bereits die
Griechen und Römer schätzten Trüffel aufgrund
ihrer aphrodisierenden Wirkung. Im Mittelalter
galt der Pilz als Produkt des Teufels, da er von
armen Leuten mithilfe von Schweinen gefunden
wurde. In der Renaissance kam er zu neuen Ehren
und auf den Tisch der reichen Leute. In dem
museal aufbereiteten Verkaufsraum der
Familie Jaumard erfährt man alles
über diesen aromatischen Schatz.
La Truffe Du Ventoux, 634, Chemin
du Traversier, 84170 Monteux,
www.truffes-ventoux.com
DECO Juli/August 2015
31
MAGAZIN
vollster Pracht erleben möchte, macht einen Absteccher an die
Côte d’Azur. Nizza und Cannes sind nicht weit und laden zum
Verweilen und Shoppen ein.
Jedes Jahr Mitte November wird mit der „Ban de Truffles“
die offizielle Eröffnung des Trüffelmarktes von Richerenches,
dem wichtigsten Perigord-Trüffelmarkt Frankreichs, bekannt
gegeben. Dann geht der Experte Eric Jaumard mit den Hotelgästen des „Crillon le Brave“und seinen Hunden auf die Suche
nach dem beliebten und teuren, schwarzen Pilz. Überhaupt
sind die diversen Wochen- und Antikmärkte einen oder mehrere Besuche wert. Rund um Crillon le Brave finden jeden
Vormittag bunte Wochenmärkte statt. Einer der schönsten ist
montags in Bédoin. Er ist nahe gelegen, besonders authentisch
und belebt. Weitere Märkte sind in Vaison-la-Romaine am
Dienstag und Carpentras am Freitag. Sonntags finden Besucher
im kleinen Städtchen L’Isle-sur-la-Sorgue einen weithin bekannten Antiquitätenmarkt. Er lädt zum Stöbern und Schlendern
ein. Wer danach hungrig ist, kehrt zum Mittagessen in das
Restaurant „Jardin du Quai“ ein. Hier treffen sich auch lokale
Künstlergrößen. Trüffel, Pilze, Safran, Kastanien, Lammfleisch, Oliven, Erdbeeren aus der Carpentras und das Wild
32
Mesh
Colours
aus der Region, Schätze, die die Märkte in Hülle und Fülle
bieten, inspirieren natürlich auch Küchenchef Jérôme Blanchet.
Das Beste, was die Provence hervorbringt, vereint er in der
Küche des Fünf-Sterne-Hotels zu unvergesslichen
Gaumen­k itzlern und verwöhnt damit Gäste im his­
torischen Steingewölbe des Gourmet-Restaurants
mit mehr­gängigen Menüs. Bei einem edlen Tröpfchen
aus der Region kann so ein er­lebnisreicher Tag ruhig
und genussvoll ausklingen. Und wer dabei seinen
Lieblingswein entdeckt, macht sich gleich am
nächsten Tag auf den Weg ins entsprechende
Weingut, um das eine oder andere Fläschchen
als Souvenir und Nachklang einer genussreichen
Zeit mit nach Hause zu nehmen.
Fotos: HOCQUEL Alain - Coll. CDT Vaucluse (3)
Safran – gelbes Gold der Provence
Für ein Gramm des edlen und färbenden Ge­
würzes benötigt man 200 Krokusblüten. Allein
sieben Erzeuger gibt es in dem südfranzösischen
Departement Vaucluse, die die im Herbst blü­
hende Zwiebelblume Crocus sativus anbauen.
200 000 Pflanzen baut Francois Pillet auf seinem
insgesamt zwei Hektar großen Gelände. Was im
späten Frühjahr wie ein Büschel Gras aussieht,
überzieht im Herbst ganze Felder mit einem vio­
lettfarbenen Teppich von Blüten. Diese werden
im geschlossenen Zustand nachts oder im
Morgen­grauen geerntet. In Handarbeit werden
die Blüten anschließend geöffnet, der sich in
drei Narben verzweigte Griffel vorsichtig ent­
nommen, denn nur diese Stempelfäden
bilden nach Trocknung das süßlich-aroma­
tisch duftende Gewürz. Eine Arbeitskraft
erntet rund 1000 Blüten pro Stunde, die
Entfernung der Staubbeutel nimmt gut
fünf Stunden in Anspruch nimmt. Wen
wundert’s, dass Safran zu den teuersten
Gewürzen zählt? Ein Besuch der Safran­
farm Francois Pillet ist lohnend: L’Aube
Safran, 450 Chemin du Patiflage, 84330
Le Barroux, www.aube-safran.com
Die ab wechs lungs reiche
Dining- und
Gourmetkollektion
w w w.rosenthal.de