Leonardo Glass Cube, Bad Driburg

Transcription

Leonardo Glass Cube, Bad Driburg
Deutsche BauZeitschrift
BauWerk_06
3DELUXE transdisciplinary design, Wiesbaden
Leonardo Glass Cube, Bad Driburg –
Architektur und Corporate Design
Seite
Editorial | Impressum
2
Zur Bauaufgabe
3
Objektdokumentation
Gebaute Firmenphilosophie
4
Büroporträt
3DELUXE
13
Fachbeiträge
Gipsdesign in Vollendung
14
Skulpturale Strukturen – Ein neues Zeitalter
in der Verarbeitung von Mineralwerkstoff
18
Weitere innovative Produktlösungen
22
Bautafel
Beteiligte Hersteller – Auswahl
25
Projekt- und Planungsbeteiligte – Auswahl
27
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Zur Bauaufgabe
Seit in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahr­
hunderts Peter Behrens das Torgebäude des Frank­
furter Chemiekonzerns Hoechst zum Markenlogo
gemacht hat, gibt es Corporate Architecture.
Sie erhebt Funktionsbauten zu Symbolen, die bei
Kunden wie Mitarbeitern eine Faszination und die
Identifika­tion mit der Marke bewirken. In den letz­
ten Jahren sind durch dieses Zusammenwirken von
­Markeninhalten und Architektur spektakuläre ­
Marken- und Erlebniswelten wie das Mercedes-BenzMuseum in Stuttgart und die BMW-Welt in München
entstanden.
Glas ist bereits seit 150 Jahren das Metier der
glaskoch B. Koch jr. GmbH + Co. KG. Unter dem
Markennamen ‚Leonardo‘ hat sich das Familien­
unternehmen als Marktführer für Geschenkartikel
und Gläser in Deutschland etabliert, die Produkte
der Firma werden mittlerweile weltweit in 92 Län­
dern vertrieben.
Jüngstes Beispiel für gelungene Corporate Architec­
ture: der im Frühjahr eröffnete Showroom von glas­
koch. Der Leonardo Glass Cube ist laut Bauherr „ein
Beweis dafür, dass wir unsere Visionen tatsächlich
leben. Er positioniert die Marke auf architektonische
Weise. In ihm vereinen sich die Kernwerte von Leo­
nardo“.
Die Architekten von 3DELUXE wurden deshalb für
dieses die Grenzen der Materialität auslotende Bau­
werk mit Preisen wie dem International Architecture
Award 2008, dem red dot award best of the best im
Bereich Kommunikationsdesign 2008 und dem Deut­
schen Preis für Dreidimensionalität – 3P3D ausge­
zeichnet
Impressum
Deutsche BauZeitschrift
BauWerk_06
wird in Koproduktion mit der DBZ und update:BAU als Begleitheft zur Veranstaltungsreihe
im Wintersemester 2008/09 herausgegeben
Begleitend zu den DBZ+BAUcolleg-Veranstaltungen
haben wir in diesem BauWerk_06 noch einmal Kon­
zeption und Konstruktion – und vor allem bauliche
Umsetzung des Projektes – für Sie zusammengefasst.
“
Ulrike Sengmüller
Architektin
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind
urheberrechtlich geschützt.
Herausgeber:
update:BAU
Peter-Paul-Althaus-Straße 7
80805 München
T 089 322114-10
[email protected]
Redaktion: Ulrike Sengmüller (v.i.S.d.P.), Uta Heindl
Layout : Uta Heindl
Titelfoto: Emanuel Raab, © 3DELUXE
Druck: Bauverlag BV GmbH
Soweit nicht anders angegeben, liegen die Abbildungsrechte bei den Architekten
oder den jeweiligen Unternehmen.
Sponsoring-Partner
Namhafte internationale Designer wie Ross Love­
grove, Ron Arad, Karim Rashid, Ulf Moritz oder
Phoenix Design haben bereits für ‚Leonardo‘
entworfen. In seiner zuletzt in die Produktpalet­
te aufgenommenen Tischkollektion ‚icon‘ zitiert
Sebastian Conran die organisch fließenden Linien
der Natur und setzt auf unkonventionelle Mate­
rialkombinationen. Dafür wurde er mit dem reddot
design award 2008 ausgezeichnet.
Der hohe Anspruch des Unternehmens an Design
und Qualität sollte sich auch in der Architektur
des geplanten Firmengebäudes widerspiegeln.
Gewünscht war Corporate Architecture im besten
Sinne: ein Bau, der die grundlegenden Werte des
Unternehmens – Inspiration, Emotion und Qualität
– räumlich umsetzt, dem Claim „inspira­tion for
modern living“ gerecht wird und idealerweise auch
thematische Bezüge zum Werkstoff Glas und den
Produkten des Bauherren herstellt.
Die Architekten sollten eine kongeniale Brand
World erschaffen, einen großen Showroom, in dem
die unterschiedlichen Produktwelten der Marke
‚Leonardo‘ angemessen präsentiert und erlebbar
gemacht werden können. Als weitere Funktionsbe­
reiche waren ein Design Labor für die Entwicklung
neuer kreativer Produktideen und optimierter
Prozessabläufe einzuplanen sowie „inspirieren­
de“ Arbeitsräume und großzügige Seminar- und
Besprechungsräume der ‚Leonardo Academy‘, in
der die Markenphilosophie in Theorie und Praxis
im adäquaten Umfeld vermittelt wird.
Bei der Wahl des Standorts für sein ambitioniertes
Projekt entschied sich Geschäftsführer Oliver Klei­
ne nicht etwa für eine renommierte Metropole –
er blieb seinen Wurzeln treu: Das imageträchtige
neue Firmenwahrzeichen wurde buchstäblich
auf der grünen Wiese errichtet, direkt neben den
bestehenden Betriebsgebäuden am Rande der hei­
mischen Kleinstadt Bad Driberg im Weserbergland.
uh
Foto: Emanuel Raab, © 3DELUXE
Inhalt
Objekt
Standort
Planungsbeginn
Fertigstellung
Bauherr
Architekten
Nutzfläche
umbauter Raum
Baudaten
Leonardo Glass Cube
33014 Bad Driburg, Industriestraße
Oktober 2004
Mai 2007
Leonardo/glaskoch B. Koch jr. GmbH + Co. KG
3DELUXE transdisciplinary design, Wiesbaden
2 900 m2
18 500 m3
Gebaute Firmenphilosophie
Foto: Emanuel Raab, © 3DELUXE
Nach der Verwirklichung zahlreicher temporärer Architekturen und der Entwicklung virtueller Architekturkonzepte ist der ‚Leo­
nardo Glass Cube‘ das erste permanente Bauwerk, das 3DELUXE in die Realität umgesetzt hat. Ergebnis des interdisziplinären
Entwurfsprozesses ist ein integratives Gestaltungskonzept, das Architektur, Interiordesign, Grafikdesign und Landschaftsplanung
zu einer komplexen ästhetischen Einheit zusammenführt.
Auf dem Firmengelände des in der fünften Generation geführten Familienunternehmens glaskoch, das unter dem Marken­
namen „Leonardo“ innovative und hochwertige Glas- und Geschenkartikel weltweit vertreibt, entstand eine signifikante Corpo­
rate Architecture, die seit der offiziellen Einweihung am 24. Mai 2007 ein zentrales Element im kommunikativen Gesamtauftritt
der Marke bildet.
Als atmosphärische Brand World vermittelt der ‚Leonardo Glass Cube‘ Gästen und Mitarbeitern auf anregende Weise die Phi­
losophie und Visionen des Unternehmens. Die offene Grundrissgestaltung des klar konzipierten, multifunktionalen LeonardoGebäudes ermöglicht auf einer Nutzfläche von insgesamt 2900 m2 eine integrative Verbindung von Produktpräsentationszonen,
Seminar- und Konferenzräumen, inspirierenden Arbeitsbereichen und vielem mehr.
1
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10
Haupteingang mit Windfang
Empfang
Wartelounge
Galerie
Luftraum über Hauptausstellungsfläche im UG
Besprechungslounge
Sonderausstellung /
Thematische Inszenierung
‚Genetic‘
Umgang
Wasserbecken
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Lieferzufahrt
Terrasse im UG
Hauptausstellungsfläche
Konferenzraum
Mustershop
Themenraum
Garderoge
Küche
WC
Lager
Haustechnik
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A
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10m
1
Grundriss Erdgeschoss
3
5
10m
Grundriss Untergeschoss
Foto: Emanuel Raab, © 3DELUXE
Anders als bei den bisherigen Projekten von 3DELUXE in/exterior, die größtenteils als ausschließlich auf
sich selbst Bezug nehmende, vom Außenraum und dem architektonischen Kontext abgeschirmte Erleb­
nisräume gestaltet wurden, geht der Innenraum des ‚Leonardo Glass Cube‘ eine Wechselbeziehung mit
seiner Umgebung ein. Dieser Aspekt ermöglicht die stilistische Neuinterpretation eines elementaren Leit­
motivs von 3DELUXE: der inszenierten Überlagerung realer und virtueller Elemente mit der Intention, eine
Veränderung des Raumes und der Wirklichkeitswahrnehmung des Betrachters auszulösen.
Bauliche Struktur
Der ‚Leonardo Glass Cube‘ bezieht seine bauliche Struktur hauptsächlich aus zwei formal kontrastie­
renden Elementen: einem geometrisch stringenten, quaderförmigen Hüllvolumen und einer mittig in den
Innenraum eingestellten Freiform. Auf den ersten Blick nicht zu erkennen: Der Pavillon ist zweigeschossig
an­gelegt. Die Räume unter dem von außen sichtbaren 7 m hohen Erdgeschoss reichen etwa 4 m in den
Grund. Im Gebäudeinneren ergeben sich so in den geschossübergreifenden Bereichen vertikale Wand­
flächen von über 10 m Höhe.
Außenanlage
Einem Neuronennetz nicht unähnlich, umspielt ein organisch geformtes Wegenetz aus weißem Beton
den Baukörper, bindet ihn in die Umgebung ein und verknüpft ihn mit seinem Standort. Für jedes der 187
etwa 8 m2 großen Betonelemente wurde eine individuelle, CNC-gefräste Gussform gefertigt. Die Bereiche
zwischen den Wegen wurden entweder als Rasenflächen angelegt oder zur Belichtung des Unterge­
schosses ab­geböscht.
Foto: 3DELUXE © 3DELUXE
Fassadenkonstruktion
Glas als Fassadenhülle entspricht der kühlen Strenge der klaren Bauform – und darf gleichzeitig als Reve­
renz an den Bauherrn gesehen werden. Für den gewünschten Effekt einer nahezu immateriellen Hülle, die
einen möglichst unverstellten Ausblick in den Außenraum ermöglichen soll, wäre die klassische PfostenRiegel-Bauweise viel zu dominant gewesen. Die konstruktive Herausforderung, unter vollständigem Ver­
Foto: Emanuel Raab, © 3DELUXE
M 1:10
Fassadenlisenen
Längsschnitt: Attika
1
Attikaverkleidung: 13 mm Acrylwerkstoff,
Befestigung durch Hinterschnittanker
2
Attikaelement
Curtain Wall-Unterkonstruktion,
1
3
Befestigung
Attikaverkleidung: 13 mm Acrylwerkstoff,
Pilaster: 13 mm Acrylwerkstoff,
Befestigung durch Hinterschnittanker
durch Hinterschnittanker
3
2
4
Attikaelement
Curtain Wall-Unterkonstruktion,
Unterkonstruktion Fassadenpilaster:
2 x Aluminium U-Profil 70/70 mm
8
3
5
Befestigung
Befestigung
Curtain-WallPilaster: 13 mm Acrylwerkstoff,
Sockelelement: 13 mm Acrylwerkstoff,
durch Hinterschnittanker
Unterkondurch Hinterschnittanker
4
6
Sockelelement
Unterkonstruktion Fassadenpilaster:
Curtain Wall-Unterkonstruktion,
2 x Aluminium U-Profil Sockelelement
70/70 mm
5
7
Befestigung
Sockelelement: 13 mm Acrylwerkstoff,
Oberes Rahmenprofil: Aluminium
durch Hinterschnittanker
8
6
Sockelelement
Zugstange Edelstahl 20 mm
Curtain Wall-Unterkonstruktion,
7
Oberes Rahmenprofil: Aluminium
8
Zugstange Edelstahl 20 mm
Längsschnitt: Fassadenlisene
und obere Zugverankerung
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Innen
Außen
13
13
10
10
Pilaster: Acrylwerkstoffr 13 ww, Befestigung durch Hinterschnittanker
Unterkonstruktion Fassadenpilaster: 2 x Aluminium-U-Profil 70/70
struktion,
Sockelelement:
Acrylwerkstoff 13 mm,
Befestigung durch
Hinterschnittanker
Foto: Emanuel Raab, © 3DELUXE
zicht auf Pfosten eine stabile, 36 m breite Glasfassade zu konstruie­
ren, bewältigten die Ingenieure von Schlaich Bergermann und Partner
durch folgende Lösung: In den Fugen der 6 m hohen, rahmenlosen
VSG-Scheiben sind dünne Stahlseile zwischen Boden und Decke ver­
spannt, Tellerfedern gleichen durch Winddruck entstehende Verfor­
mungen aus. Mit dieser Methode konnte auch an den Gebäude­ecken
auf vertikale Stützprofile verzichtet werden. So vermittelt die Fassade
den Eindruck optimaler Leichtigkeit und stellt – gemäß den Vorstellun­
gen des Architektenteams – konzeptionell nicht nur eine fließende
Schnittstelle zwischen Innen und Außen dar, sondern auch zwischen
dem realen und einem fiktonalen Raum. Die tragenden Elemente
treten völlig hinter der als Bildträger genutzten Glasfläche zurück und
lassen das grafische Artwork voll zur Geltung kommen.
4
Innen
1 Attikaverkleidung: 13 mm Acrylwerkstoff,
Befestigung durch Hinterschnittanker
2 Curtain-Wall-Unterkonstruktion, Attikaelement
3 Pilaster: 13 mm Acrylwerkstoff,
Befestigung durch Hinterschnittanker
4 Unterkonstruktion Fassadenpilaster:
2 x Aluminium-U-Profil 70/70 mm
5 Sockelelement: 13 mm Acrylwerkstoff,
Befestigung durch Hinterschnittanker
6 Curtain-Wall-Unterkonstruktion, Sockelelement
7 Oberes Rahmenprofil, Aluminium
8 Zugstange Edelstahl 20 mm
9 Quadrratprofil Edelstahl 25/25/2 mm
Außen
10
Isolierglas 70/40, 5875/1970 mm
Innen: VSG aus zwei 10 mm
Floatglasscheiben,
eine mit
Stahlrohr 200 mm, verzinkt
auflaminierter bedruckter PVB-Folie
Außen: Floatglas,12 mm
Tiefgezogene Halbschale
10
10
8
Das Motiv des neuronalen Netzes setzt sich auf der Fassade fort.
Vorgeblendete Lisenen aus weißem Mineralwerkstoff überziehen das
Fassadenglas mit ihren Verästelungen und setzen das horizontale
Wegenetz optisch ohne Unterbrechung in der Vertikalen fort – als
wäre der Baukörper buchstäblich eingesponnen in seine Umgebung.
Als ‚Genetics‘ wird das gestalterische Motiv organisch geformter,
verästelter Objekte in Form dreidimensionaler Volumenkörper wieder
aufgegriffen und weiter durchdekliniert.
Röntgenansicht: Fassadenlisene (Sockelbereich)
mit Verkleidung und Unterkonstruktion
10 Isolierglas 70/40, 5875/1970 mm
Innen: VSG aus zwei 10-mm-Floatglasscheiben, eine mit auflaminierter
bedruckter PVB-Folie
Außen: Floatglas, 12 mm
11 Unteres Rahmenprofil: Aluminium
12 Tellerfedersäule aus 19 Paketen mit je
4 Einzelfedern
13 Abhangdecke, Gipskarton gebogen
14 Bodenluftauslass
15 Entwässerungsrinne
11
9
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6
8
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Isolierglas 70/40, 5875/1970 mm
Unteres Rahmenprofil: Aluminium
Innen: VSG aus zwei 10 mm
Floatglasscheiben,
eine mit
12
Tellerfedersäule aus 19 Paketen mit je 4
auflaminierter bedruckter PVB-Folie
Einzelfedern
Außen: Floatglas,12 mm
Fußpunkt
9
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15
aus Acrylwerkstoff 6 mm
Antidröhnmatte
10
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14
Silikonfuge
Stahlkonstruktion
13
11
Abhangdecke, Gipskarton gebogen
Unteres Rahmenprofil: Aluminium
14
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Einzel15
Bodenluftauslass
Tellerfedersäule aus 19 Paketen mit
je 4
Teppichboden
federn
Entwässerungsrinne
13
Abhangdecke, Gipskarton gebogen
14
Bodenluftauslass
15
Entwässerungsrinne
Ausgleichsmörtel
Ansicht Nordfassade
OK RFB + 0.165 m
OK RFB + 0.0 m
12
Längsschnitt ‚Genetic‘ (Bodenanschluss)
12
Fassadenglas
Die Glasfassade des Gebäudes stellt nicht nur die Schnittstelle zwi­
schen Innen und Außen dar, sondern auch die Schwelle zu einer
hypernaturalistischen, ästhetisch überhöhten Welt. Eine transparente
Bedruckung schiebt sich als additive, subtil sichtbare Bild­ebene in den
Aus- oder Einblick. Die darauf abgebildeten grafisch verfremdeten
Elemente wurden der Architektur und den jahreszeitlichen Erschei­
nungsformen der umgebenden Landschaft entlehnt, sie erzeugen ein
feinsinniges Vexierspiel mit den Reflexionen ihrer realen Vorbilder.
Dieser optische Verdichtungsprozess lässt einen intensiveren Realitäts­
eindruck entstehen, als dies die unmittelbare Wahrnehmung realer
Gegenstände erlauben würde. Durch Perspektivwechsel des Betrach­
ters und den tages- und jahreszeitlich variierenden Lichteinfall ergibt
sich zudem eine Vielfalt möglicher Erscheinungen auf der Fassade. Sie
verleihen dem Bauwerk poetische Qualität – Geschichten können ent­
deckt, artifizielle Landschaften erkundet werden.
Die Fassadengestaltung nimmt jedoch nicht nur Bezug auf den Stand­
ort der Unternehmens und das Material seiner Produkte, es verweist
auch auf einen wesentlichen Grundsatz der Markenphilosophie von
Leonardo: modernes, inspirierendes Design, das Menschen begeistert
und ihnen ermög­licht, ihre Umwelt immer wieder neu wahrzunehmen
und neu zu gestalten.
Der Entwurf von 3DELUXE graphics führt durch das Verschmelzen
von Mittelformataufnahmen der Größe 6 x 7 cm mit Computervisu­
alisierungen des Innenraums zwei ästhetisch und handwerklich völlig
unterschiedliche Medien zusammen: digital erzeugte Pixelbilder und
analoge Fotografie. Das Resultat – ein pixelgenaues Artwork in der
Abmessung von 6 x 96 m und einer Auflösung von 100 dpi (was eine
enorme Datenmenge bedeutet) – wurde in 48 Segmenten auf PVBFolien gedruckt, die man im Scheibenzwischenraum auf die Rückseite
der Glasscheiben laminierte. Eine weitere Besonderheit liegt in der
Durchsichtigkeit des vollflächigen Drucks in beide Richtungen, welche
die konventionelle Methode der Punktrasterung überflüssig macht.
Die zurzeit nur in den USA verfügbare Technologie wurde in diesen
Dimensionen erstmalig umgesetzt.
Ansicht Westfassade
Genetics
Längsschnitt: Sockel
Längsschnitt: Fassadenlisene
und untere Zugverankerung
Querschnitt: Glasfassade
1
2
3
4
5
6
7
8
Silikonversiegelung
Zugstange 20 mm, Edelstahl
Quadratprofil 25/25/2 mm, Edelstahl
Glashalterung: drehbare Lasche mit Bohrung, Edelstahl
Gewindebolzen M6, Edelstahl
Abstandhalter mit U-Profil, Edelstahl
Bedruckte PVB-Folie
Isolierglas 70/40, 5875/1970 mm
Innen: VSG 2 x 10 mm Floatglas
Außen: 12 mm Floatglas
Neuland wurde auch bei der Konstruktion der
so­­genannten ‚Genetics‘ betreten, skulpturaler
Elemente, die an einigen Stellen Decke und Boden
des äußeren Umgangs wie Synapsen miteinander verbinden. Hier war eine materialspezifische
Weiterentwicklung notwendig: Bei früheren,
temporären Projekten von 3DELUXE, wie der multimedialen Erlebniswelt ‚scape‘ auf der Expo 2000
oder einem Messeauftritt für die Autostadt GmbH
auf der IAA 2001, bestanden diese Strukturen aus
bi-elastischem Gewebe und erhielten ihre Formgebung aus der Kombination von Schnittmuster und
der Verspannung zwischen Fuß- und Deckenpunkten. Im ‚Leonardo Glass Cube‘ müssen die ‚Genetics‘ jedoch erhöhte Anforderungen an Durabilität
erfüllen und wurden daher aus festem Material
gebaut. Eine große Herausforderung bestand
hierbei sowohl in der Erzeugung einer fugenfreien
Oberfläche als auch in der Beibehaltung der dynamischen, auf statischen Prinzipien beruhenden
Form, die sich bei einer Fertigung aus flexiblen
Textilien viel leichter ergibt. Die organisch geformten Hüllen der ‚Genetics‘ setzen sich jeweils aus
zwei tiefgezogenen Halbschalen aus Mineralwerkstoff zusammen, für deren Produktion zunächst
Modelle in Originalgröße erzeugt werden mussten. Die Stoßfugen wurden nach der Montage vor
Ort unsichtbar verklebt. Die tragende Unterkonstruktion besteht aus einem Stahlgestänge, das
von einer Holzskelettkonstruktion in Spantenbauweise ummantelt ist. Durch die Verwendung des
Ansicht Südfassade
Ansicht Ostfassade
5 mm Beschnitt
Innen
Außen
1
2
3
4
5
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8
6
2
3
5
4
5 mm Beschnitt
5875 mm
5875 mm
5 mm Beschnitt
Ansicht: Fuge mit Glashalterung
5 mm Beschnitt
1970 mm
5 mm Beschnitt
1970 mm
1970 mm
5 mm Beschnitt
Ansicht Glasscheibe 64 und 65 (Ostfassade)
Elevation: glass panes no. 64 and 65 (east façade)
5 mm Beschnitt
1970 mm
5 mm Beschnitt
Ansicht Glasscheibe 14 und 15 (Nordfassade)
Ansicht Glasscheiben Nr. 14 und 15 (Nordfassade)
10
Foto: Florian Kresse, © 3DELUXE
thermisch formbaren, sowie spachtel- und schleif­
baren Mineralwerkstoffs konnte die beabsichtigte
Wirkung organischen Wachstums erzielt werden.
Insgesamt drei dieser skulpturalen, weiße Struktu­
ren mit Objektcharakter „wachsen“ zum Teil durch
Öffnungen in der gewellten Wand und verknüpfen
separate Gebäudezonen miteinander. Eine der
‚Genetics‘ markiert den Zugang zum Empfang, der
von der Fassade zurückgesetzt innerhalb der Frei­
form liegt.
Inszenierung des Innenraums
Im Gegensatz zur rechtwinkligen, streng rational
konstruierten Fassadenhülle erscheint das Gebäude­
innere wie eine natürlich entstandene Landschaft
mit weichen Rundungen, verschiedenen Plateaus,
Nischen und Höhlen. Eine subtile Farbwelt aus
abgestuften Weißtönen und das Zusammenspiel
unterschiedlicher Materialqualitäten sprechen
bewusst die Sinne des Besuchers an.
Fotos Mitte und unten: Emanuel Raab, © 3DELUXE
Die vertikale Wegeführung durch das zwei­
geschossige Bauwerk verläuft grundsätzlich ent­
lang der fließend geformten Raumbegrenzung,
in ihrem Zentrum sind Ober- und Untergeschoss
durch einen von Stegen durchkreuzten Luftraum
miteinander verbunden. Bei Betreten des Glass
Cube durch den ebenerdig gelegenen Hauptein­
gang eröffnet sich der Raum dem Betrachter somit
nicht nur in horizontaler Ebene, sondern ebenfalls
nach oben und unten. Die Brücke im Erdgeschoss
bietet einen großzügigen Ausblick auf die eine
Etage tiefer gelegene Hauptausstellungsfläche
und eine erste Orientierungsmöglichkeit im räum­
lichen Gesamtgefüge. In beiden Geschossen bildet
das Wandkontinuum durch Einrollung Nischen
aus, die mit Sondernutzungen, wie zum Beispiel
thematischen Produktinszenierungen oder einer
­Meeting-Lounge, belegt sind.
Eine wellenförmig geschwungene, weiße Wand­
fläche umschließt den introvertierten Hauptaus­
stellungsbereich und begrenzt auf ihrer anderen
Seite einen extrovertierten Umgang entlang der
Glasfassade. Mit dieser „Raum im Raum“-Situa­
tion wird den Nutzungsanforderungen einer kunst­
lichtilluminierten Produktpräsentation genauso
entsprochen wie den hohen Ansprüchen an die
Aufenthaltsqualität des Gebäudes.
Der tageslichtdurchflutete Umgang soll flexibel für
informelle Meetings und Veranstaltungen genutzt
werden sowie der temporären Erholung dienen. Er
ist daher vorwiegend mit Loungemobiliar einge­
richtet, das – ebenso wie die Präsentationsmöbel,
die Möbel im Empfangsbereich, die Bar und wei­
tere Ausstattungselemente – für den ‚Leonardo
Glass Cube‘ maßgefertigt wurde.
Panoramaaufnahme und Renderings verdeutlichen besonders gut die räumlichen Verflechtungen im
‚Leonardo Glass Cube‘. Transluzente Gazevorhänge „umschmeicheln“ die Sitzlandschaften, sorgen für
Wohlfühlcharakter und schaffen räumliche Intimität, ohne optisch komplett abzuschirmen.
Längsschnitt durch das Gebäude
M 1:200
1 ‚Genetic‘
2 Fassadenlisene
3 Windfang / Haupteingang
4 Trockenbauwand mit Gazevorhang
5 Umgang
6 Haustechnik
4
1
5
2
6
3
Lager
Galerie
Hauptausstellungsfläche
12
3DELUXE
Büroporträt
Stephan Lauhoff, Dieter Brell, Peter Seipp, Andreas Lauhoff
Foto: Isa Schäfer, © 3DELUXE
Foto: Florian Kresse, © 3DELUXE
Foto: Emanuel Raab, © 3DELUXE
Hochqualitative und innovative Detaillösungen spielen eine große Rolle in
der Ausführungsplanung der Entwürfe von 3DELUXE. Im Vordergrund steht
die Raumwirkung, die keinesfalls durch unnötig in den Vordergrund tretende
konstruktive oder technische Elemente beeinträchtigt werden soll – es sei
denn, diese tragen zu der gewünschten Atmosphäre bei. Die bauliche Umset­
zung der für das Designer-Team charakteristischen organisch inspirierten
For­men erfordert oftmals intensive Materialrecherche und experimentelle
Konstruktionen. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch stets auf den sensorischen
Effekten, die das Objekt auf den damit interagierenden Menschen ausübt
– sowohl auf sein ästhetisches als auch sein taktiles oder akustisches.
Der ‚Leonardo Glass Cube‘ verkörpert dieses Entwurfsprinzip perfekt.
uh
Foto: Emanuel Raab, © 3DELUXE
Gemeinsame Basis vieler 3DELUXE-Projekte ist eine natürlichen Prinzipien entlehnte Formgebung. „Floating Forms“ –
eine Gestaltung, die Wachstumsprozesse
simuliert und ohne die digitalen Helfer
unserer Zeit nicht realisierbar erscheint.
„Alles fließt“ könnte als gestalterisches
Motto des Wiesbadener Büros gelten. Mit
ihrer eigenständigen Architektur-, Produkt- und Mediensprache haben die vier
Gründer bereits beachtliche Erfolge erzielt
www.3deluxe.de
Foto: Emanuel Raab, © 3DELUXE
Entwurfsprinzip
und eine Vielzahl spektakulärer temporä­
rer und langfristiger Projekte realisiert.
Darunter Scape, eine multimedial insze­
nierte Ausstellung mit Internetplattform
auf der Expo 2000 in Hannover oder
das Interior- und Corporate-Design für
einen drei Jahre durch die Fußball-WMStädte tourenden Ausstellungspavillon
von André Heller. Hinzu kamen auch
Kunden wie etwa die Autostadt GmbH,
für deren Messeauftritt zur IAA 2001 ­­die
Unternehmensphilosophie atmosphä­
risch interpretiert wurde, oder der mobile
Ausstellungspavillon über Antriebskon­
zepte der Zukunft, 2005 für Daimler
Chrysler realisiert. Mit dem Cocoon
Club für den DJ Sven Väth realisierte
3DELUXE ein Gesamtkunstwerk, das
alle Sinne anspricht. Entwickelt wurde
ein integratives Gestaltungskonzept für
einen 2700 m2 großen Club mit zwei
­Restaurants. Die komplexen Relationen
zwischen Interior-, Cor­porate- und
Mo­tion Design bewirken eine hohe
atmosphärische Dichte, die sich von den
architektonischen Strukturen – und dem
damit einhergehenden Ausloten neuer
Grenzen für Werkstoffe – bis hin zu klei­
nen Details, wie dem Geschirr in den Res­
taurants, durchzieht.
Foto: Sophie Robichon, © 3DELUXE
Hinter dem kollektiven Begriff 3DELUXE
verbirgt sich ein interdisziplinäres Team
aus rund 40 Personen, die den Fachgebieten Architektur, Innenarchitektur, Kunst,
Grafik-, Medien- oder Produktdesign
ent­stammen. Auf der Grundlage dieses
weit gefassten Kompetenzspektrums
entwickelt 3DELUXE ganzheitliche Design­
lösungen, die vom grafischen Erscheinungsbild über die mediale Inszenierung
bis hin zur Architektur eine zusammenhängende Ästhetik ausstrahlen. Die
charakteristische, organisch inspirierte
Formensprache von 3DELUXE erweist
sich im internationalen Kontext als ebenso stilprägend wie die virtuell erweiterten
Raumkonzeptionen oder das signifikante
Grafikdesign, das die Schnittstelle von
Zwei- und Dreidimensionalität neu definiert.
Foto: 3DELUXE, © 3DELUXE
3DELUXE formierte sich 1992 in Wiesbaden aus den
Kommunikationsdesignern Andreas und Stephan
Lauhoff sowie dem Innenarchitekten Nikolaus
Schweiger und dem Designer Dieter Brell.
Seit 1999 ist die system modern gmbh mit Wirtschafts­
ingenieur Peter Seipp als Geschäftsführer verantwort­
lich für Entwicklung, Produktion und Management
der gemeinschaftlichen 3DELUXE-Projekte. Neben der
gemeinschaftlichen Projektarbeit widmen sich folgende
Einheiten speziellen Aufgabenbereichen auf eigenstän­
diger Basis:
3DELUXE graphics – Realisierung grafischer und
multimedialer Gestaltungen unter der Leitung von
Andreas und Stephan Lauhoff. 3DELUXE in/exterior
– spezialisiert auf räumliches Design und Architektur,
geleitet von Dieter Brell (bis 2004 gemeinsam mit Nik
Schweiger) und Peter Seipp (kaufmännische Leitung).
3DELUXE motion – Konzeption filmi­scher und inter­
aktiver Marken- und Produktinszenierungen. 2006
gegründeter Zusammenschluss von Andreas und
Stephan­ Lauhoff mit Kommunikationsdesigner Sascha
Koeth.
Foto: Emanuel Raab, © 3DELUXE
Foto: 3DELUXE, © 3DELUXE
Die Konstruktion der frei geformten Innenwand stellt eine Innovation im
Trockenbau dar: Da sich die Gipskartonplatten der äußeren Verkleidung nur
eindimensional biegen lassen, experimentierte man mit komplexen Verschnei­
dungsformen gegenseitig gekrümmter Platten. Das daraus resultierende
Fugenbild tritt besonders bei den Wandausschnitten als markantes grafisches
Gestaltungselement in den Vordergrund.
Auf ihrer der Fassade zugewandten Seite wird die Materialität der weißen
Oberfläche durch eine vorgehängte Schicht aus Gaze optisch aufgelöst. In
der feinen Gewebestruktur des transluzenten Stoffes entstehen durch das
ein­fallende Tageslicht irisierende Moiré-Effekte, die sich wiederum in die Glas­
fassade zurückspiegeln.
Da sich die geschwungene Linienführung der Wand- und Bodenflächen in der
Abhangdecke als ein System von Lüftungsfugen fortsetzt, erforderte diese
ebenfalls äußerste Genauigkeit in Planung und Ausführung. Sämtliche der
rund 250 an die Fugen angrenzenden Gipskartonplatten wurden CNC-gefräst,
durchnummeriert und anhand eines Verlegeplans sowie exakter Einmess­
punkte montiert, die Zwischenräume sodann mit rechteckigen Standardfor­
maten aufgefüllt.
Foto: Emanuel Raab, © 3DELUXE
Innenwand
Foto: Emanuel Raab, © 3DELUXE
Fotos: Emanuel Raab, © 3DELUXE
www.3deluxe.de
14
Einbau Kreuzungspunkt
Blendfuge
Den Innenraum des ‚Leonardo Glass Cube‘ prägen dyna­
misch geschwungene Formen, die konvex und konkav
aufeinander zulaufen. Um dieses Design in der geforderten
Präzision umsetzen zu können, war absolut maßgenauer
Trockenbau entscheidend: mit optimal geeigneten und prä­
zise vorbereiteten Trockenbau-Komponenten von Lafarge
Gips – und exakter handwerklicher Ausführung.
Deshalb hatte der Trockenbau hier exponierte Bedeutung:
Er hat die Basisformen aufgegriffen, um Biegungen, Schrä­
gen, Nischen sowie Ausschnitte ergänzt – und alles perfekt
verkleidet. Dazu wurden teilweise Holzkonstruktionen
als tragende Bauteile erstellt (z. B. an den Brüstungen der
­Brücken). Beplankt entsprachen sie exakt den Vorstellungen
der Architekten.
Der Glass Cube ist das erste permanente Bauwerk, das
die Wiesbadener Architekten von 3DELUXE in die Reali­
tät umgesetzt haben. Ihr integratives Gestaltungskonzept
vereint Architektur, Interiordesign, Grafikdesign und Land­
schaftsgestaltung. Die bauliche Struktur kennzeichnen
zwei komplett kontrastierende Formen: Die äußere Hülle
ist geometrisch stringent und quaderförmig gestaltet. Im
Innenraum finden sich freie Formen, deren Grundrisse auf
wellenförmig geschwungenen Linien basieren. Drei skulptu­
rale, weiße Strukturen – so genannte „Genetics“– erstrecken
sich zum Teil durch Öffnungen in der gewellten Wand und
verknüpfen die separaten Gebäudekomponenten wieder
miteinander.
Im ‚Leonardo Glass Cube‘ gehen Rundungen gegengleich
ineinander über. Mit der Frage, ob das mit Gips überhaupt
machbar sei, wandten sich Bauherr und Architekt an das
orstansässige und seit langem für glaskoch tätige Trocken­
bauunternehmen Andreas Laackmann zu. Die Firma begann,
gemeinsam mit Lafarge Gips, einige Schlüsselstellen als
Exponat anzufertigen. Bei den gebogenen Wänden handelt
es sich um Stahlbetonkonstruktionen. Die geschwungenen
Formen in Stahlbeton zu gießen, war allein schon eine
Herausforderung. Allerdings stößt Stahlbeton in Bezug auf
Ausführungsdetails und Maßgenauigkeit an seine Grenzen.
Es kam entscheidend darauf an, absolut passgenau zu arbei­
ten – präzise gesagt: auf 2 –3 mm genau. Auf Grund der
komplexen Gestaltung hat ein Vermesser wöchentlich Maß­
punkte am Boden und an den Decken markiert. Diese galt
es dann, teilweise bis in 11 m Höhe, zu übertragen. In der
Folgewoche wurde deren Einhaltung kontrolliert – akzeptiert
wurden maximal 2 –3 mm Differenz. Bei einer Schnecken­
form, deren Enden konvex bzw. konkav auf andere Formen
zulaufen, passt sonst bei einigen cm Differenz am Ende
nichts mehr. Um die präzise Umsetzung des dreidimensiona­
len Computermodells zu gewährleisten, hat man die Wand­
abwicklungen mit einem dichten Raster aus Maßpunkten
versehen: Auf den 2-dimensionalen Zeichnungen sind im
Abstand von 30 cm die exakten Boden- bzw. Deckenabstän­
de vermerkt – entsprechend zu den Profilen der Unterkon­
struktion. Pro m2 gab es einen Plan. Insgesamt hat 3DELUXE
Hunderte von Plänen erstellt.
Aus diesem Grunde musste auch die Unterkonstruktion
von vornherein passen. Deren Profile sind im Abstand von
30 cm unmittelbar am Stahlbeton befestigt. Die Deckenbzw. Bodenanschlüsse bestehen aus UW-Flex-Profilen von
Lafarge­ Gips. Diese vorgestanzten, flexiblen Profile lassen
sich an den Einkerbungen (im Abstand von 6 cm) mit der
Foto: Emanuel Raab, © 3DELUXE
BL 55
BL 54
Deckenspiegel:
Verlegeplan Deckenpaneele
Einbau Kreuzungspunkt
Lüftungsfuge
Fotos: Emanuel Raab, © 3DELUXE
Gipsdesign in Vollendung
M 1:5
16
Abwicklung Trockenbauwand
M 1:100
n1=n1=
n7 n7
n2 n2
n3 n3
n4 n4
n5 n5
n6 n6
OK FFB + 6.31 m
UK RD + 5.76 m
BL 2
BL
BL
10
BL
1
11
BL 9
LK
2
BL
BL
25
OK FFB + 0.15 m
LK
29
OK RFB + 0.10 m
BL
23
LK 5
BL
LK 14
LK 18
19
OK RB ± 0.00 m
22
LK
31
6
BL
LK
BL
4
LK 17
13
BL
BL 12
LK 26
BL
BL
BL 21
3
LK
LK 13
LK 25
24
LK 3
LK 15
10
21
LK
32
LK 12
40
33
34
BL 38
BL 51
BL 44
BL 52
42
41
BL
53
BL
BL 39
43
9
OK FFB - 4.32 m
n4 n4
n5 n5
OK RB - 4.50 m
BL 54
BL 37
BL
LK
8
BL 50
BL
36
BL
BL
BL
23
BL
11
LK
LK
35
22
BL
LK
BL
LK
n5 n5
LK
BL
LK 24
LK
20
7
18
BL 26
LK 16
BL
BL 28
BL 27
LK
BL 6
BL 20
n6 n6
n1=n1=
n7 n7
n2 n2
n3 n3
BL 55
BL 49
45
46
n2
n3
n5
n4
n6
n7
56
BL
BL
BL 47
n1= n7
48
BL
BL 57
Längsschnitt:
Abhangdecke mit Lüftungskanälen und Blendfugen
Deckenspiegel:
Lüftungskanäle und Blendfugen
Abwicklung Trockenbauwand
Deckenspiegel
Lüftungskanäle und Blendfugen
M 1:200
n6
n4
Deckenspiegel
Verlegeplan Deckenpaneele
M 1:200
n5
1
3
5
10m
Die Glasfassade und zahlreiche Strahler sorgen für intensive
Beleuchtung. Deshalb musste die Oberflächenqualität generell
Q3 entsprechen. Das bedeutet: sauber verspachtelte Fugen
sowie eine mit Fugenfüller glatt überzogene Oberfläche. Dieses
Finish bildete die Grundlage für den matten, fein strukturierten
Anstrich. Auf ihrer der Fassade zugewandten Seite hat man
Gaze vor die Wand gespannt. Eine geschwungene, schmale
Schattenfuge nimmt die Halterung für den Stoff auf. Um die
exakte Breite der Schattenfuge von 45 mm einzuhalten und
die Radien akkurat auszuführen, hat der Verarbeiter spezielle
Fräswerkzeuge anfertigen lassen. Die vorgehängte Schicht aus
Gaze löst durch seine feine Gewebestruktur die Materialität der
weißen Oberfläche optisch auf. Durch das einfallende Tageslicht
entstehen schillernde Moiré-Effekte, die sich in die Glasfassade
zurück spiegeln.
3
5
1
Abhangdecke: Gipskartonpaneele
2
Gazevorhang
3
Maßpunktraster: 0,3 m
Perspektivische Ansicht UG
Perspektivische Ansicht EG
n5
n1= n7
n2
1
zugehörigen Universalzange formen. Das Metall wird dabei
nicht eingeschnitten. So bleiben die statischen Qualitäten
erhalten: Dadurch dass sie gebogen und nicht geschnitten
werden, sind die Profile stabiler. Sie halten die vorgebogene
Form und springen bei der Montage nicht weg. Das erleichtert
maßgenaues Arbeiten erheblich. Beplankt sind die Flächen mit
LaCurve von Lafarge Gips. Das sind besonders biegsame, nur
6,5 mm dünne Gipsplatten. Die Beplankung erfolgte zwei­lagig.
Das bot entscheidende Vorteile an den Stößen. Man kann
eine Platte leicht mittig biegen, an den Rändern aber kaum.
Deswegen wurde mit einer versetzten, doppelten Beplankung
gearbeitet. So war an den Stößen der oberen Beplankung immer
eine passend gerundete Unterlage vorhanden. Dadurch ließen
sich auch die Stöße gut biegen. Zudem erhöhen zwei Lagen die
Stabilität. LaCurve Standardplatten sind mit 1,20 m relativ breit,
erfordern also verhältnismäßig wenig Fugen.
n3
10m
Charakteristisch für die Innendecke ist die filigrane Linienstruk­
tur. Die Linien sind zum Teil reines Gestaltungselement, zum
Teil Lüftungskanäle, durch die der Raum mit Frischluft versorgt
wird. Bei der Innendecke überzeugte die präzise Vorbereitung:
Entsprechend eines CAD-Plans hat Lafarge Gips die Deckenteile
per CNC im Werk Hartershofen passgenau vorgefertigt. Auch die
Lüftungskanäle aus LaForm wurden dort hergestellt. Deckenzu­
schnitte wie Lüftungskanäle wurden durchnummeriert und eine
Zeichnung zur Zuordnung der Teile angefertigt. Auf der Baustelle
galt es dann, alles „zusammenzupuzzeln*.
Die Außendecke steigt zur Glasfassade hin an. Der Fassaden­
anschluss ist gerundet. Wegen des extremen Lichteinfalls
hat man sich hier für Platten in LaDeko-Qualität von Lafarge
Gips entschieden. Die vorgrundierten weißen LaDeko-Platten
be­stehen aus einem besonders glatten Ansichtseitenkarton.
Zusammen mit dem farblich abgestimmten Fugenfüller ermög­
lichen sie eine absolut homogene Oberfläche. Zusätzlich ist die
LaDeko-Platte mit einer kopfseitigen Abflachung versehen. In
diese Abflachung ist derBewehrungsstreifen eingebettet. Ein auf­
gebrachter Bewehrungsstreifen würde hier unweigerlich auffal­
len und die perfekte Oberflächengestaltung beeinträchtigen.
Ausschlaggebend für die hochpräzise Ausführung der Trocken­
bauarbeiten war zum einen das optimal geeignete und präzise
vor­bereitete Material, zum anderen die enge Koopera­tion aller
Betei­ligten – und vor allem ständige Kontrolle: Es wurde mit Laser­
mess­geräten und speziellen Schablonen gearbeitet. Es war nicht
möglich einfach zu montieren. Es musste immer wieder eingemes­
sen, nachgemessen, nachgeprüft werden. Am Ende passte alles.
Deshalb urteilten Architekten und Bauherr auf der Eröffnungs­
feier: „Das ist kein Trockenbau, das ist Gipsdesign in Vollendung.“
Foto: Emanuel Raab, © 3DELUXE
Foto: Emanuel Raab, © 3DELUXE
Winkel = 6,5 °
tiefster Punkt
UK Abhangdecke + 4,76 m
gespannter Gazevorhang
gebogene GK Wandbekleidung
2 x 6 mm LaCurve Platten
1
2
2
3
3
5
BL 19
1
4
BL 8
14
17
2
BL
BL 7
BL
BL 15
BL 16
BL
1
2
3
30
BL 1
1
RWAKlappe
www.lafarge-gips.de
18
Skulpturale Strukturen
Ein neues Zeitalter in der Verarbeitung von Mineralwerkstoff
Außengenetics
Die besondere Herausforderung bei der Herstellung der Innen­
genetics lag einerseits in der äußerst ungewöhnlichen Form
der Innengenetics und gleichfalls in dem auch hier extrem
ge­ringen Radius, in dem die dreidimensionale Verformung
er­folgen musste. Diese engen Radien gingen bei der Herstellung
bis in den kritischen Bereich hinein. Letztendlich vervollstän­
digen die Sockel- und Attikaverkleidungen sowie die Scha­
lungsformen für die Eingangstreppen den außergewöhnlichen
Auftrag.
So hat Rosskopf & Partner nach den Erfahrungen im inter­­na­tional bekannten Designhotel Puerta America eine weitere
Stufe in der Verarbeitung von Mineralwerkstoff erreicht und
die Verarbeitungsqualität im Vergleich zu dem bereits äußerst
anspruchsvollen Puerta America nochmals gesteigert.
Für das Projekt ‚Leonardo Glass Cube‘ haben die Spezialisten
von Rosskopf & Partner die gesamte Fertigungsexaktheit für die
endgültige Lösung optimiert. Die Passgenauigkeit der zuein­
ander gehörenden Teile wurde in einem Maße perfektioniert,
das bisher bei der Verarbeitung von Mineralwerk­stoff noch nie
erreicht wurde. Die Innengenetics wurden im Vergleich noch
besser flächenbündig und fugenlos verschliffen, die Konturen
verlaufen noch stärker tangential. Ein Beleg von weiteren zwei
Jahren Entwicklungsarbeit in der Verarbeitung von Mineral­
werkstoff.
Zusätzlich wurde von Rosskopf & Partner der zentrale Emp­
fangstresen, der Tresen in der Bar „Lifestyle“, der Loungetisch
und die Brüstungsverkleidungen sowie die Waschtische in den
Bädern in HI-MACS® in der Farbe S28 Alpin white gestaltet.
Bei der zentralen Empfangs­theke wurden die Hinterfräsungen
passend zur Struktur der Leuchten erarbeitet. Der Bartresen aus
HI-MACS® fügt sich nahtlos und harmonisch in die Umgebung
ein. Der ungewöhnliche Loungetisch wurde im Siebdruckverfah­
ren bedruckt, so dass dieses interessante Muster die besondere
Wirkung noch erhöht.
Als entwicklungtechnisches Vorläuferprojekt von Rosskopf &
Partner hinsichtlich der Verarbeitung von Mineralwerkstoff kann
das Fünf-Sterne-Hotel Puerta America in Madrid angesehen
werden. An der Gestaltung dieses Hotels, das in der östlichen
Innenstadt direkt an der Verbindung zum Flughafen im Zentrum
von Madrid liegt, waren 17 bekannte Architekten und Designer
Foto: Emanuel Raab, © 3DELUXE
Innengenetics
Foto: Emanuel Raab, © 3DELUXE
Foto: Florian Kresse, © 3DELUXE
Mit dem Bau der Außengenetics ist Rosskopf & Partner in ein
neues Zeitalter bei der Verarbeitung von Mineralwerkstoff ein­
gestiegen. Erstmals in der Geschichte des Mineralwerkstoffs
wurde das Material für eine Anwendung im Außen­bereich ein­
gesetzt. Möglich gemacht hat dies die langjährige Engineering­
kompetenz des Unternehmens, die das Material HI-MACS®
(Produkt und Marke von LG) so ausgestattet haben, dass
Witterungseinflüsse keine Auswirkungen auf die Mate­rial­
eigenschaften besitzen. Dafür wurde bei den Außengenetics
mit einer speziell dafür entwickelten Klebetechnik sowie einer
Unterkonstruktion gearbeitet. Die bis zu 6 m hohen Außen­
genetics, die bis zur Sockel- und Attikaverkleidung fugenlos
verarbeitet wurden, basieren auf einer zweidimensionalen Form.
Der besonders hohe Anspruch dieses Projektes wurde durch die
enorm engen Radien der Außengenetics gestellt.
Foto: Emanuel Raab, © 3DELUXE
Foto: Emanuel Raab, © 3DELUXE
Die bauliche Struktur des ‚Leonardo Glass Cube‘ besteht im
Wesentlichen aus zwei formal kontrastierenden Elementen:
Einem geometrisch stringenten, quaderförmigen Hüllvolumen
und einer mittig in den Innenraum eingestellten Freiform. Diese
wellenförmig geschwungene, weiße Wandfläche umschließt
einen introvertierten Ausstellungsbereich und begrenzt auf ihrer
anderen Seite einen extrovertierten Umgang entlang der Glas­
fassade. Mit dieser „Raum im Raum“-Situation wird den Nut­
zungsanforderungen einer kunstlichtilluminierten Produktprä­
sentation genauso entsprochen wie den hohen Ansprüchen an
die Aufenthaltsqualität des Gebäudes. Drei skulpturale, weiße
Strukturen – sogenannte ‚genetics‘ – erstrecken sich zum Teil
durch Öffnungen in der gewellten Wand und verknüpfen die
separaten Gebäudezonen wieder miteinander. Die organische
Formgebung der Objekte erforderte eine aufwendige Bauweise:
Ihre Oberflächen setzen sich jeweils aus zwei tiefgezogenen
Halbschalen aus Mineralwerkstoff zusammen, für deren Produk­
tion zunächst Modelle in Originalgröße erzeugt werden muss­
ten. Die Unterkonstruktion besteht aus einem Stahlgestänge,
das von einer Holzskelettkonstruktion ummantelt wird. Eine
der ‚genetics‘ markiert den Zugang zum Empfang, der von der
Fassade zurückgesetzt innerhalb der Freiform liegt. Bei Betreten
des Glass Cube durch den ebenerdig situierten Haupteingang
eröffnet sich der Raum dem Betrachter somit nicht nur in hori­
zontaler Ebene, sondern ebenfalls nach oben und unten. Die
Brücke im Erdgeschoss bietet einen großzügigen Ausblick auf
die eine Etage tiefer gelegene Hauptausstellungsfläche und eine
erste Orientierungsmöglichkeit im räumlichen Gesamtgefüge.
Auf der Glasfassade taucht das gestalterische Motiv der ‚gene­
tics‘ erneut in Form vorgeblendeter Lisenen auf, die wie ein zwei­
dimensionaler Scherenschnitt der im Innenraum vorkommenden
Volumenkörper wirken.
20
Einbauten aus HI-MACS® im Hotel Puerta Amerika:
Alle Funtkionen in einer Wand: in Rot nach den
Entwürfen von Ron Arad
Christian Liaigres Thekenanlage: Hinterfräste und
verformte HI-MACS® Verblendung
Zimmermodul in der Etage von Zaha Hadid
beteiligt. Jede Etage unterliegt einem anderen Gestaltungs­
konzept. Die Struktur des Bauwerks entstand nach der Idee
des Designstudios SGA Estudio und hat die Form eines stump­
fen Winkels aus zwei sich schneidenden Ebenen oder Flügeln.
Innerhalb dieses Projektes hat Rosskopf & Partner mit Ron Arad,
David Chipperfield, Kathryn Findlay, Zaha Hadid, Marc Newson,
Jean Nouvel, Christian Liaigre und John Pawson zusammen­
gearbeitet.
Am umfassendsten wurde HI-MACS® in der Etage von Zaha
Hadid eingesetzt. Diese Etage ist gekennzeichnet durch flie­
ßende Räume mit verspielten Formen in Weiß in der Lobby
und den Zimmern. Die Zimmertüren sind mit einer LED-Kette
beleuchtet; Gäste können damit anzeigen, ob sie ungestört
bleiben, Frühstück haben möchten oder ihr Zimmer gereinigt
werden soll. HIer wurden ganze Raummodule aus HI-MACS®
gefertigt. Dafür wurden die 3D-Flächen so aufgeteilt, dass eine
3D-Verformung der Einzelteile möglich wurde. Insgesamt 1200
Biegeformen mussten erstellt werden. Die einzelnen Segmente
aus HI-MACS® wurden vorgefertigt und dann nach Madrid auf
die Baustelle geliefert.
Fotos: Emanuel Raab, © 3DELUXE
Die Herausforderung in der Etage von Ron Arad war einerseits
die 2D-, begrenzt auch 3D-Verformung und andererseits der
Wunsch, alle Funktionen eines Hotelzimmers in eine frei stehende,
schmale Wand zu integrieren. Dabei wurden die Hotelzimmer
links des Flures in der Farbe Rot und rechts in der Farbe Weiß
gefertigt. Für das Restaurant fertigte Rosskopf & Partner die Cafe­
teria-Baranlage mit hinterfrästen und verformten HI-MACS®Verblendungen. Vorlage für transluzente Hinterfräsung war ein
Gemälde, das durch das Unternehmen in einen CAD-Datensatz
umgewandelt wurde.
www.rosskopf-partner.com
22
Weitere innovative Produktlösungen
Außenanlagen | Türen
Foto: 3DELUXE, © 3DELUXE
Fassadenglas | Beleuchtung
Dekoratives VSG
Raumschaffende Lichtakzente in leuchtender Hülle
Organisches Wegenetz aus weißem Beton
Ganzglas-Fluchttüren
Den ‚Leonardo Glass Cube‘ ziert eine
­Fassade aus Verbundsicherheitsglas mit
SentryGlas® Expressions Dekor-Zwi­
schenlagen von DuPont. In die 48, je 2 m
breiten und 6 m hohen Scheiben sind
transparente, von 3DELUXE entworfene
Motive aus der näheren Umgebung ein­
gebettet. Abgesehen von der nie zuvor
realisierten Größe der zu bedruckenden
PVB-Zwischenlagen musste besonders
auf die einheitliche Farbgebung und
Darstellung über alle Scheiben hinweg
geachtet werden. Laminiert wurden die
PVB-Zwischenlagen von Flachglas Wern­
berg. Die SentryGlas®-Expressions-Tech­
nologie von DuPont bietet erstmals die
Möglichkeit, mit Hilfe des Digitaldrucks
eine vielfältige Palette an dekorativen
Verbundsicherheitsgläsern zu schaffen. In
einem firmeneigenen Verfahren werden
die Motive mit einem Tintenstrahldrucker
direkt auf spezielle Butacite®-PVB-Zwi­
schenlagen gedruckt, die für die Her­
stellung des Verbundglases verwendet
werden. Das Ergebnis sind qualitativ
hochwertige Bilder und Texturen, die in
Verbundsicherheitsglas eingebettet sind.
Im futuristischen Umfeld des ‚Leonardo
Glass Cube‘ erwartet die Besucher, Kun­
den und die Mitarbeiter des Unterneh­
mens eine Mar­kenwelt mit Showroom
und Shop, ein Bereich mit Schulungs­
räumen für Seminare und Tagungen, aber
auch das ‚Design Lab‘ für die Produkt­
entwicklung sowie eine ‚Chill Zone‘ mit
Bar.
Bei der Beleuchtung profitieren die Planer
von 3DELUXE von ihrer großen Erfahrung
im Messe-und Eventbereich und nutzen
eine außergewöhnliche Bandbreite an
Lichtkomponenten: Die Glasfassade ist
mit zarten, aus digital verfremdeten Fotos
erzeugten Feinstrukturen versehen, die
das Tageslicht filtern und auf die Kon­
trastverhältnisse immer neu reagieren.
Die geschwungenen Wandflächen des
Kerns werden mit Lightcast Linsenwandflutern gleichmäßig geflutet, so dass sich
der Effekt einer von innen leuchtenden
Architektur einstellt. Die Lightcast Lin­
senwandfluter für Halogen-Metalldampf­
lampen HIT-CE 70W sind leistungsfähig
genug, um auch 10 m hohe Wände wie
im ‚Leonardo Glass Cube‘ gleichmäßig
zu fluten. Hinterleuchtete Gazevorhänge
geben zusätzliche Modulationsmöglich­
Die Verästelungen an der Fassade fin­
den ihre Fortsetzung in einem Wegenetz
aus weißem Beton, das den gesamten
Baukörper umgibt und ihn mit seinem
Standort verwachsen lässt. Diese führt zu
einer direkten Verbindung mit den ähnlich
geformten Fassadenlisenen, so dass das
Wegenetz mit dem Gebäude organisch
zu verflechten scheint. Sowohl beim Blick
von innen nach außen als auch in umge­
kehrter Richtung überlagert sich die Struk­
tur des Wegenetzes mit den Reflexionen
im Glas, der Grafik der Fassade und der
realen Natur.
Das organisch geformte Gehwegnetz der
Außenanlagen wurde in enger Zusam­
menarbeit mit den Architekten von
3DELUXE und der Shapers KG entwickelt
und als Betonfertigteil-Lösung umgesetzt.
Es besteht aus 187 verschiedenen Fertig­
teilen aus weißem Beton. Für jedes der
etwa 8 m2 großen Elemente wurde eine
individuelle Gussform gefertigt. Alle Bau­
teile wurden am Computer ge­plant, die
Schaltafeln wurden nach CAD Daten mit­
tels einer 5-Achs-CNC-Fräse von Shapers
gefräst und dienten nach der Fertigung
auch zur Herstellung der Betonfunda­
mente in gleicher Form. Die Eingangs­
Integrierte Ganzglassysteme (IGG) schaf­
fen Freiheit im Entwurf, da sie die Profile
und das Beschlagsystem unsichtbar zwi­
schen den flächenbündigen Glasscheiben
integrieren. Die Bedruckung am Glasrand
auf der Scheibeninnenseite lässt die
Technik optisch dahinter verschwinden.
GEZE IGG kann bei Ganzglas-Fassaden im
Innen- und Außenbereich, bei festen und
flexiblen Trennwand-Systemen eingesetzt
werden. Die Gestaltungsmöglichkeiten
sind vielfältig. GEZE IGG erfüllen dabei
verschiedensten Anforderungen: Mit
Siebdruckmotiven oder der Verwendung
spezieller Glasarten können individuelle
Designwünsche realisiert werden. Ebenso
funktionale Vorgaben, wie z. B. erhöhte
Wärme-, Schallschutz oder Sicherheitsan­
forderungen. Alle Vorteile der bekannten
Beschlagsysteme von GEZE bleiben ohne
Einschränkung bei den IGG-Lösungen
erhalten. Zahlreiche Einstellmöglichkeiten,
geringer Wartungsaufwand und hoher
Komfort zeichnen das System zusätzlich
aus. Im Leonardo Cube wurde GEZE IGG
mit dem Bodentürschließer TS 550 IS von
GEZE für zweiflügelige Türen eingesetzt.
www.safetyglass.dupont.com
keiten. Sorgfältig gesetzte Schlitze und
Spalten in den Wänden des Kerns lassen
stets eine Ahnung des Tageslichts in die
Ausstellungsräume fließen.
Allgemeinbeleuchtung und akzentuierende Ausstellungsbeleuchtung erfolgen
jedoch mit Kunstlicht: Hauptsächlich
durch Deckeneinbau-Richtstrahler, zum
Teil auch durch Strahler-Stromschienensysteme. Lichtinstallationen aus
Leuchtstofflampen und Kaltkathodenquellen, teils dynamisch angesteuert,
bilden die Komponente des dekorativen,
atmosphä­rischen Lichts zum Ansehen.
Die Richtstrahler setzen Lichtakzente auf
der Bodenfläche, die ihre Grundbeleuchtung bereits durch das diffus reflektierte
Licht der Wandflutung erhält – ein energieeffizienter Planungsansatz, denn die
vertikale Beleuchtung ist entscheidend für
den Helligkeitseindruck. Im Außenbereich
akzentuieren Grasshopper Scheinwerfer
für Halogen-Metalldampflampen in Spotcharakteristik den Eingangsbereich, in
dem sich die Beton­elemente leicht nach
oben wölben und so eine Zugangsrampe
formen.
www.erco.com
rampe zum Gebäude ist das einzige der
Wegestruktur, das als dreidimen­sionales
Fertigteil ausgeführt wurde. Aufgrund
seiner Größe (17 t Gesamtgewicht) wurde
es in fünf Teilformen unterteilt, für die
jeweils Negativformen aus Holz gefräst
wurden.
Sämtliche Betonfertigteile erhielten eine
Oberflächen-Säurebehandlung, die zum
einen die Struktur des Betons sichtbar
macht und ihnen zum anderen eine verbesserte Rutschhemmung verleiht. Zum
Schutz wurden die Betonwege nachträglich hydrophobiert. Für das charakteris­
tische Weiß des Wegenetzes sorgt weißer
Portlandzement der Firma Dyckerhoff
Weiss, die für den Bereich der Betonfertigteile eigens die Qualität FACE entwickelt
hat.
Die Hauptwege sind für die Wintermonate
mit einer Bodenheizung ausgestattet, die
auf vorhandene Erdwärme zurückgreift.
Die Bereiche zwischen den Wegen wurden landschaftsarchitektonisch mit Grünund Wasserflächen gestaltet oder dienen
der Belichtung des Untergeschosses.
­ ww.shapers-kg.de
w
www.dyckerhoff-weiss.de
­www.geze.de
24
Weitere innovative Produktlösungen
Bautafel
Bautafel
Innenausstattung
Verzeichnis der beteiligten Hersteller
Beteiligte Hersteller – Auswahl
Fassade
Fassadenglas
Foto: Emanuel Raab, © 3DELUXE
Foto: EFlorian Kresse, © 3DELUXE
Flachglas Wernberg GmbH
Wernberg-Köblitz
www.flachglas.de
SentryGlas® Espressions
Dekorzwischenlagen
DuPont
Bad Homburg
www.dupont.com
[S. 22]
Fassadenlisenen (Genetics)
Perlglanz
Verschleiert
Organisches Mobiliar
Mobile Trennwände
Der Teppichboden PEARL 1300 wurde
im Leonardo Cube nicht nur in den
Arbeits- und Loungebereichen, sondern
auch in den viel frequentierten Laufzonen
der Ausstellungsbereiche verlegt. Seine
Nutzschicht aus 100 % Antron® ist mit
Fleckschutz aus Teflon ausgerüstet. Durch
diese neueste Fasertechnologie entstand
eine strapa­zierfähige Qualität, die alle
Anforderun­gen für den Wohn- und
Objektbereich erfüllt. Bei einer freiwilli­
gen Materialprüfung nach RWTÜV-Stan­
dard wurde der Auslegeware Allergiker­
eignung bescheinigt. Der Teppichboden
– nominiert für den Designpreis der
Bundesrepublik Deutschland – besticht
durch seine außergewöhnlich glänzende
Perlmuttoptik. Für den ‚Leonardo Glass
Cube‘ lieferte Object Carpet 2400 m2
Pearl 1300 in den Farben 1315 und 1304.
Für den gewünschten Effekt der Durch­
dringung und Überlagerung sorgt neben
der bedruckten Glashülle vor allem weiße
Gaze: Als vollflächiger Vorhang vor der
Wand im Umgang hebt der textile Weich­
zeichner die Materialität der weißen
Oberfläche auf. In der feinen Gewebe­
struktur des transluzenten Stoffes ent­
stehen durch das einfallende Tageslicht
irisierende Moiré-Effekte, die sich in die
Glasfassade zurückspiegeln. Raumteiler
aus verspannter Gaze verleihen Rück­
zuginseln und Sitzgruppen Intimität, ohne
abzuschotten. In der Wartelounge am
Empfang ziert eine Installation aus abge­
hängten Gazestreifen die Decke.
Für die Präsentation der Leonardo-Pro­
dukte im Hauptraum entwarfen die
Architekten von 3DELUXE frei stehende,
organisch geformte Präsentationspodeste
in verschiedenen Größen und Höhen.
Entlang der Wand unterhalb der Treppen
wurden zum gleichen Zweck Verkaufsund Präsentationsebenen eingebaut:
übereinander geschachtelte Kreisseg­
mente mit Schubladen und Drehtüren.
Diese wurden von dem Schreinereibetrieb
Kessler Innenausbau gefertig, formver­
leimt und weiß seidenmatt lackiert. Eben­
so die mit weißem Leder gepolsterten
geschwungenen Sitzlandschaften in Emp­
fang, Lounge und Bar.
Die drei Besprechungsräume im Kellerge­
schoss des ‚Leonardo Glass Cube‘ können
durch ein mobiles Trennwandsystem zu
einem großen Raum zusammengeschal­
tet werden. Hier wurden weiße Dorma
Moveo Trennwände auf einer Gesamt­
breite von 10 m in den Besprechungs­
räumen ein­gesetzt. Höhe der Elemente:
2,75 m. Die niedrigen Flächengewichte
dieses Systems erlauben den Einbau auch
in Objekten, die aus statischen Gründen
bisher nicht mit beweglichen Trennwän­
den ausgestattet werden konnten. Die
Elemente lassen sich leicht verfahren und
können mit Akustikoberflächen ausge­
stattet werden.
­www.hopf-hof.de
www.kessler-innenausbau.de
www.dorma.com
Rosskopf & Partner AG
Am Flugplatz 3
99996 Obermehler
T 036021 9899-0
F 036021 9899-10
www.rosskopf-partner.com [S. 18]
Innenausbau
Trockenbau
Lafarge Gips GmbH
Frankfurter Landstraße 2 – 4
61440 Oberursel
T 06171 61020
F 06171 613999
@
www.lafarge-gips.de
[S. 14]
Genetics
Foto: Florian Kresse, © 3DELUXE
www.object-carpet.de
Rosskopf & Partner AG
Am Flugplatz 3
99996 Obermehler
T 036021 9899-0
F 036021 9899-10
www.rosskopf-partner.com [S. 18]
26
Bautafel
Bautafel
Beteiligte Hersteller – Auswahl
Projekt- und Planungsbeteiligte – Auswahl
Ganzglas-Fluchttüren
Geze GmbH
Leonberg
www.geze.de
Kabinenanlagen
Trennwand Sandwichsystem EF-3
[S. 23]
Urinale
Innenausstattung
Villeroy & Boch AG
Mettlach
www.villeroy-boch.de
Beleuchtung
Erco GmbH
Lüdenscheid
www.erco.com
[S. 22]
Waschtischarmaturen
Oras GmbH & Co. KG
Iserlohn
www.oras.com
Teppichboden
Object Carpet GmbH
Denkendorf
www.object-carpet.de
Aloys F. Dornbracht GmbH & Co. KG
Iserlohn
www.dornbracht.com
Stone.de GmbH
Kassel
www.object-stone.de
Gaze
[S. 22]
Einbaumöbel / Polstermöbel
Elektroplanung
glaskoch B. Koch jr. GmbH + Co. KG
Bad Driburg
www.leonardo.de
Veverka & Drüke
Ingenieurgesellschaft mbH
Höxter
Architekten /Designer
Lichtplanung
3DELUXE
Wiesbaden
www.3deluxe.de
atelierschiefer GmbH
Leverkusen
www.atelierschiefer.de
Projektentwicklung und -management
Haustechnik, Lüftungsplanung
system modern gmbh
Wiesbaden
Pa-Bra GmbH & Co.
Brakel
www.pa-bra.de
Tragwerksplanung Rohbau
Accessoires im Sanitärbereich
Treppenbelag Micronit
Hopf Innenausbau
Heinrichsthal
www.hopf-hof.de
Schäfer Trennwandsysteme GmbH
Horhausen
www.schaefer-tws.de
Bauherr
Ingenieurbüro J. Steinkemper GmbH
Paderborn
www.steinkemper-gmbH.de
Außenanlagen
Wegenetz / Außenanlagen
Fassadenbau
Shapers KG
Mönchengladbach
www.flachglas.de
Metallbau Renneke
Hövelhoff
www.metallbau-renneke.de
Kessler – Innenausbau GmbH
Heinrichsthal
www.kessler-innenausbau.de
.
[S. 24]
Weißbeton Wegenetz
Trockenbau
Dyckerhoff AG
Wiesbaden
www.dyckerhoff-weiss.de
Mobile Trennwände
Schalungsmaterial Wegenetz
Laackmann Trockenbau
Beteiligungsgesellschaft mbH
Bad Driburg
www.laackmann-trockenbau.de
Dorma Holding GmbH + Co. KG aA
Ennepetal
www.dorma.com
[S. 25]
Westag & Getalit AG
Rheda-Wiedenbrück
www.westag-getalit.de
[S. 23]
Kessler – Innenausbau GmbH
Heinrichsthal
www.kessler-innenausbau.de
Tragwerksplanung Fassade
Schlaich Bergermann und Partner GmbH
Stuttgart
www.sbp.de
[S. 23]
Möblierung, Ausbau
Trockenbau Genetics
Rosskopf + Partner AG
Obermehler
www.rosskopf-partner.com
Textile Raumausstattung
Hopf Innenausbau
Heinrichsthal
www.hopf-hof.de
Maler- und Verlegearbeiten
Walecki GmbH
Paderborn
www.maler-walecki.de
Wegenetz / Außenanlagen
Shapers KG
Mönchengladbach
www.shapers-kg.de
Deutsche BauZeitschrift
Dienstag, 10. 2. 2009, 1900 Uhr
TU Darmstadt
3DELUXE
Leonardo Glass Cube
Vortragende:
Christian Buchkremer
3DELUXE transdisciplinary design, Wiesbaden
Werner Huber
Leiter Techn. Service, Lafarge Gips GmbH, Oberursel
Veranstalter:
TU Darmstadt,
in Zusammenarbeit mit dem Bauverlag und update:BAU
Weitere Infos unter www.dbzplusbaucolleg.de
Mit freundlicher Unterstützung von:
Martin Funck
Vorstand Rosskopf & Partner AG, Obermehler
anerkannte Fortbildungsveranstaltung