Dai Schulteknüppel Nr. 64 - Teil 2
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Dai Schulteknüppel Nr. 64 - Teil 2
Berichte über die Flucht- und Vertreibung der Einwohner des Kreises Belgard-Schivelbein in Hinterpommern in 2 Bänden Manfred Pleger Die beiden herausgegebenen Bände mit Flucht- und Vertreibungsberichten von Einwohnern unseres Kreises sind ein Standardwerk. Sicherlich sind damit bei weitem nicht alle existierenden Berichte erfaßt worden. Die Berichtssammlung in den Bänden I und II bietet als Ergebnis dennoch ein repräsentatives, anschauliches Bild von den Ereignissen in den letzten Kriegstagen 1945 und den anschließenden Monaten, die in unbeschreiblichem Leid für die Bevölkerung und der nahezu vollständigen gewaltsamen Vertreibung aus der seit 800 Jahren zu Deutschland gehörenden Provinz Pommern gipfelten. Im Laufe der Geschichte unseres ostdeutschen Landes sind furchtbare Ereignisse über Mensch und Land hinweggebrandet - denken wir nur an den menschenvernichtenden Dreißigjähren Krieg - eines aber ist den Menschen damals geblieben: ihr Land. Sie konnten auf Trümmern und im Leid neu beginnen. Nicht so die Ereignisse nach dem letzten Weltkrieg; die Wehrlosigkeit unseres Staates nahmen die Siegermächte - und nicht nur sie! - zum Anlaß, unsere ostdeutschen Landsleute zu vertreiben, die Provinzen zu annektieren und die dortigen Volksgemeinschaften und deren Kultur zu vernichten. Ziel aller Siegermächte war anfangs die Vernichtung ganz Deutschlands. Dabei war es nicht Wappen Stalin, der unbedingt auf unsere Vertreibung bestand; er wollte die Völker seines Machtdes Kreises Belgard bereichs bolschewisieren. Es waren vielmehr die Westmächte, die auf die Vertreibung der Menschen östlich der Oder beharrten. Und wir in Pommern, die wir kommunikativ von der Welt abgeschnitten waren, glaubten, die demokratisch regierten Westmächte würden eine Vertreibung nicht akzeptieren. Immerhin - und das ist bemerkenswert - erhielt einer ihrer Anführer„angesichts seiner Friedensliebe“ 1956 den (deutschen) Karlspreis. Uns ging es darum, unseren Nachkommen ein umfassendes Bild von der Vertreibung zu hinterlassen. In zahlreiche Bibliotheken gegeben, werden die Berichte noch lange von dem vernichtenden Ereignis berichten. ImBand I werden die Flucht- und Vertreibungsberichte, die ich in 60 Jahren sammelte, zusammengefaßt. Jene Flucht- und Vertreibungsberichte hingegen, die im Zuge einer Fragebogenaktion der Pommerschen Landsmannschaft e. V. eingereicht wurden und im Bundesarchiv Koblenz lagern, sind in einem weiteren Band - Band II (Bayreuth-Berichte) zusammengefaßt. Die Berichte des II. Bandes aus der Fragebogenaktion hätten für sich wegen der beengten Fragestellung und des selten über eine Seite hinausgehenden Umfangs keinen umfassenden Überblick über die Flucht und Vertreibung gegeben. Deshalb war eine Zusammenfassung aller erreichbaren Berichte wichtig. An den vorbereitenden Arbeiten des Bandes II (Bayreuth-Berichte) waren beteiligt: 1. Gerhard Rühlow aus Groß Tychow, heute Karl-Wagenfeld-Straße 27, 48565 Steinfurt, übertrug 700 handgeschriebene Seiten DIN-A 4 von den ungefähr insgesamt 800 Seiten in Maschinenschrift. Eine Heidenarbeit! Seiner Orts- und Personenkenntnis aus unserem Kreise ist es zu verdanken, dass er Ortsund Personennamen auch dann richtig übernehmen konnte, wenn sie sonst nicht oder nicht eindeutig zu entziffern gewesen wären. Anderen wäre dies nicht oder nur bedingt möglich gewesen. Herr Rühlow leistete das Gros der Arbeit. Herr Rühlow hat darüber hinaus auch am Band I mitgewirkt. 2. Richard Badtke aus Lenzen-Wiesenhof, heute Amfortasweg 5, 95445 Bayreuth Herr Badtke kopierte die Berichte in Bayreuth, seinem heutigen Wohnsitz. Er benötigte dafür – auch weil formal der behördliche Ablauf zu beachten war – eine Reihe von Tagen. 3. Doris Engelbert geb. Behling aus Klempin, heute Gustav-Mahler-Straße 25, 06712 Zeitz Frau Engelbert übertrug 50 Seiten in Maschinenschrift. 4. Elfi Ebinger und Manfred Venzke aus Groß Kollatz, heute Niendorfer Straße 11, 23560 Lübeck, übertrugen ebenfalls 50 Seiten. Ich danke den Damen und den Herren für ihre Arbeit. Die Kosten für Druck und Einband übernehmen der Historische Verein und die Dorfkasse (Dai Schulteknüppel). Die Bände wurden vorrangig für die öffentlichen Bibliotheken hergestellt. Wer jedoch die Bücher wünscht, erhält sie bei mir zum Gesamtpreis von 40, - € einschließlich Versandkosten. Manfred Pleger 21 Die Träger des Ritterkreuzes zum Eisernen Kreuz und seiner höheren Stufen aus dem Kreis Belgard - Schivelbein Vorwort Thomas Gollub, Celle Mit diesem Heft werden erstmals die Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes der Wehrmacht (Ritterkreuzträger), der höchsten deutschen Tapferkeitsauszeichnung des 2. Weltkrieges, aus dem Kreis Belgard Schivelbein dem regional aber auch überregional Interessierten vorgestellt. Dem Autor dieses Heftes ist es sehr wichtig zu betonen, dass dies nicht als kriegsverherrlichend verstanden werden soll. Vielmehr soll es zur Mahnung, und nicht zuletzt der Würdigung und Erinnerung an jene Soldaten dienen, die im letzten Weltkrieg unter Einsatz ihres Lebens im festen Glauben an eine gute und lohnende Sache und mit bestem Gewissen auch getreu dem Fahneneid für ihr Vaterland kämpfen wollten bzw. mussten. Dieses Heft ist als Dokumentation der Ritterkreuzträger gedacht, die im Kreis Belgard – Schivelbein geboren wurden oder vor bzw. während des Zweiten Weltkriegs im Kreisgebiet gewohnt bzw. in Standortkasernen im Kreis Belgard - Schivelbein ihren Dienst verrichtet haben. Das Ritterkreuz (Tatzenkreuz) wird als Halskreuz an einem schwarz-weißroten Band (den Reichsfarben) getragen. Es ist etwas größer als das Eiserne Kreuz I. und II. Klasse. Durch Umbauten wurde das Eiserne Kreuz II. Klasse oftmals als Ritterkreuz behelfsmäßig hergestellt und vorschriftswidrig getragen. Thomas Gollub, Celle Das Ritterkreuz darf nach den Vorschriften des Ordensgesetzes von 1957 in entnazifizierter Form (ohne Swastika) wieder getragen werden. Gestiftet wurde das Ritterkreuz mit der Verordnung über die Erneuerung des Eisernen Kreuzes vom 01. September 1939, also zum Beginn des 2. Weltkrieges. Für die Richtlinien über Verleihung des Ritterkreuzes zum Eisernen Kreuz war das Oberkommando des Heeres/Personalamt zuständig. In dieser Richtlinie wurde geregelt, dass vor der Verleihung des Ritterkreuzes das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse bereits verliehen worden sein mußte. In wenigen Ausnahmen wurde eine gleichzeitige Verleihung vorgenommen. Das 1941 gestiftete Deutsche Kreuz in Gold war keine Voraussetzung, es wurde aber in vielen Fällen vorab verliehen und zwar für Taten, die nach den Richtlinien nicht zur Verleihung eines Ritterkreuzes ausgereicht haben. Voraussetzung für die Verleihung des Ritterkreuzes waren besondere kampfentscheidende Tapferkeitstaten, wobei der „selbständige Entschluß, hervorragende persönliche Tapferkeit und ausschlaggebende Erfolge für die Kampfführung im Großen gesehen“, von Bedeutung waren. Außerdem wurde das Ritterkreuz für hervorragende Truppenführung verliehen. Bei Soldaten vom Schützen bis einschließlich zum Kompanie- usw. Führer wurden der Dienstgrad und die Diensteinstellung des Betreffenden insoweit berücksichtigt, als dass auch Einzelleistungen von bedeutendem örtlichen Erfolg als Vorteil für das Ganze gewertet und für einen Vorschlag zur Verleihung des Ritterkreuzes in Betracht gezogen werden konnten. Die Verleihung des Ritterkreuzes und seiner höheren Stufen (Eichenlaub, Schwerter und Brillianten) erfolgte somit ohne Unterschied der Dienststellung. Auch dem einfachen Mannschaftsdienstgrad war es somit möglich, das Ritterkreuz verliehen zu bekommen. Das war der große Unterschied zur höchsten preußischen Auszeichnung, dem „Pour le Merite“, der im 1. Weltkrieg nur an Offiziere verliehen wurde. Jedoch muss man erwähnen, daß höhere Dienstgrade durch ihre Stellung, aber vor allem durch ihre lange Dienstzeit und militärische Taten, mehr Berücksichtigung fanden. Das Ritterkreuz kam mehr als 7.100-mal zur Verleihung. Bei einer Gesamtstärke von etwa 18 Millionen Wehrmachtsangehörigen bekamen somit etwa 0,04% das Ritterkreuz. Aus diesen Zahlen kann man ersehen, daß trotz der Härte und Länge des Krieges mit der Verleihung dieser Auszeichnung sehr sparsam umgegangen wurde. Obwohl während der sechs Kriegsjahre noch eine Reihe von Orden und Ehrenzeichen gestiftet wurde, blieben das Eiserne Kreuz und das Ritterkreuz stets die Tapferkeitsauszeichnung des deutschen Soldaten und symbolisierten den unermüdlichen und teils sinnlosen Kampf im Krieg. Die insgesamt mehr als 7.100 Ritterkreuzträger entfallen auf die einzelnen Wehrmachtsteile, also Heer, Luftwaffe, Marine und Waffen-SS. Außerdem kam das Ritterkreuz an mehr als 40 Angehörige der verbündeten ausländischen Streitkräfte zur Verleihung. Fast die Hälfte aller Ordensträger ist im Zweiten Weltkrieg gefallen, verstorben oder vermisst. In diesem Heft sind 15 Ritterkreuzträger nach ihrem Namen alphabetisch aufgeführt. Hiervon entfallen auf die einzelnen Wehrmachtteile: Heer 14 Ritterkreuzträger, Luftwaffe 1 Ritterkreuzträger, Marine 0 Ritterkreuzträger, Waffen-SS 1 Ritterkreuzträger. Von diesen wiederum erhielten 2 Angehörige das Eichenlaub. Im Weltkrieg sind 4 der unten aufgeführten 22 Ritterkreuzträger gefallen und einer ist in russischer Kriegsgefangenschaft verstorben. Nur einer der Genannten ist nach dem Krieg in die Bundeswehr eingetreten. (gekürzt) Thomas Gollub, Celle, April 2011 a) Belgard-Schivelbeiner: 01. Beier, Gerhard, * 11.12.1919 Damerow, † 17.11.2005 Berlin Ritterkreuz: 17.03.1945 als Ltn d. R. und Führer PzJgKp. 1193 (93. ID) Gerhard Beier wurde am 11.12.1919 in Damerow, im Kreis Belgard in Pommern geboren und kam am 11.06.1940 als Kanonier in die 5. (Ballon-Beobachtungsbatterie) Beobachtungs-Lehr-Abteilung nach Jüterbog. Nach dem Wechsel zur 4. Ballon-Lehr-Batterie im Oktober 1940, wird er am 01.12.1940 zum Oberkanonier befördert und im März 1941 zur 5. (Panzerbeobachtungs-) Lehr-Batterie des ALR 3 versetzt. Am 01.07.1941 zum Gefreiten befördert, kommt er im März 1942 in die 12. Panzerbeobachtungs-Batterie des Artillerie-Regiments "Großdeutschland" und wird dort am 01.06.1942 zum OG und am 01.10.1942 zum Uffz befördert. Ab April ist er als Fahnenjunker-Unteroffizier an der Artillerieschule III in Mourmelon und wird dort am 01.06.1943 zum FahnenjunkerWachtmeister und am 01.07.1943 zum Oberfähnrich d. R. befördert, während er sich bei der AEA 12 in Schwerin befand. Danach wird er bis Oktober 1943 an die WehrkreisRemonte-Schule nach Demmin kommandiert und wird dort am 01.10.1943 zum Leutnant d. R. befördert und der Führer-Reserve der Heeresgruppe Nord zugeteilt. Dort wird er im Oktober 1943 der I./AR 122 (122. ID), als Artillerie-Verbindungsoffizier zugeteilt. Im Februar 1944 Abteilungs-Adjutant und ab Oktober 1944 II. Ordonnanzoffizier im Stab des Regiments, wird er Ende Oktober 1944 zur 93. ID kommandiert und dort in der Sturmgeschützkompanie eingesetzt. Ab Januar Führer dieser Panzerjäger-Kompanie 1193, wird er am 19.02.1945 im Samland verwundet und hält sich dann in drei verschiedenen Lazaretten in Berlin auf, wo ihm am 17.03.1945 das Ritterkreuz überreicht wurde. Am 23.04.1945 wird er vom Standortlazarett Berlin ins Reserve-Lazarett Nauen verlegt, kommt dann ins ReserveLazarett Kyritz, Perleberg, Ludwigslust und Travemünde. Vom 30.04.1945 bis Mitte Juni 1945 wird er im Marinelazarett Malente behandelt und kommt dann unter das Internierungsgebiet der Korpsgruppe Stockhausen in Eutin. Die Entlassung erfolgte am 20.08.1945 durch das VIII. britische Korps. Beier kehrte dann am 23.10.1945 nach Berlin zurück, wo er später die Führung der OdR-Sektion Berlin übernahm. Gerhard Beier verstarb am 17.11.2005 in Berlin. Die OdR-Sektion trägt seither den Namen Sektion Berlin "Gerhard Beier". Sonstige Auszeichnungen Verwundetenabzeichen in Schwarz 23.08.1941 Eisernes Kreuz II. Klasse 03.1942 Eisernes Kreuz I. Klasse 10.1944 Panzer-Kampfabzeichen 01.1945 Verwundetenabzeichen in Silber 02. Bruns, Axel, *07.06.1915 Gut Lutzig, Kreis Belgard in Pommern, † 21. 04.1990 Celle Ritterkreuz: 29.08.1943 als OLt und Chef 7./AR 241 (161. ID) Axel Bruns wurde am 07.06.1915 in Lutzig in Pommern als Sohn eines Gutsbesitzers geboren und studierte nach seinem Abitur Jura. Kurz vor Beginn des 2. Weltkriegs stand er im juristischen Vorbereitungsdienst. Durch freiwillige Wehrübungen war er bei Ausbruch des 2. Weltkrieges bereits Gefreiter und gehörte ab dem 01.09.1939 bis zum 01.10.1939 als AVT (Artillerie-Vermessungs-Trupp)-Mann zur II. Abteilung des ArtillerieRegiments 68. Ab dem 01.04.1940 folgten dann die Kommandierung an die Waffenschule und verschiedene Vorbereitungslehrgänge zunächst bei der schwere AEA 38 in Prenzlau, dann bei der leichten AEA 2 in Stettin und schließlich bei der leichten AEA 32 in Köslin, wo er ab dem 01.08.1940 als Zugführer eingesetzt wird. Am 28.06.1941 wechselt er als Beobachtungs- und Batterie-Offizier in die 5. Batterie des AR 241, wo er kurze Zeit später mit der Führung der Batterie betraut wird. Dort wird er dann am 23.08.1941 als Leutnant der Reserve zum ersten Mal verwundet, wobei am 08.08.1942 die 2. Verwundung folgte. Bruns befand 23 sich dabei seit dem 01.06.1942 als Ordonnanz-Offizier beim Stab des Regiments und übernahm dann ab dem 01.10.1942 die Führung der 7. Batterie. Während der Schlacht um Charkow zeichnete er sich durch die Abwehr eines sowjetischen Flankenangriffs aus, der als Ziel die Umfassung der Division hatte. Mit seiner Batterie und einigen unterstellten Infanteriegruppen wehrte er mehrere Angriffe auf die eigene Stellung erfolgreich ab. Für diesen taktischen Erfolg wurde Oberleutnant der Reserve Bruns am 29.08.1943 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Kurz darauf, ab dem 01.10.1943 übernimmt er dann zugleich auch die stellvertretende Führung des Regiments, bis er dann am 01.01.1944 als Hörsaalleiter an die Fahnenjunkerschule für Artillerie nach Gross-Born versetzt wird. Im Zuge der Abwehrkämpfe übernimmt Bruns ab dem 21.01.1945 eine Kompanie und die stellvertretende Führung des Fähnrich-Regiments 5. Ab dem 21.03.1945 ist er dann Kommandeur der III. Abteilung des Marine-Artillerie-Regiments 3, bzw. ab dem 25.04.1945 einer Abteilung des Artillerie-Regiments Wollin. Dort gerät er mglw. in Gefangenschaft. Amtliche Dokumente weisen ihn jedoch für den 29.03.1945 noch als Kommandeur III./AR 234 aus, das zu diesem Zeitpunkt der 163. ID, im Raum Dramburg unterstellt war. Nach seiner Entlassung war Bruns ab Ende der 40er Jahre im niedersächsischen Verwaltungsdienst tätig. Am 03.12.1947 wird er zum Oberkreisdirektor des Landkreises Celle ernannt. In den 50er Jahren forcierte Bruns die Patenschaft mit dem pommerschen Landkreis Belgard - Schivelbein, für die Bruns als Vertriebener tiefe Verbundenheit hegte. Zu seinen größten Leistungen als Oberkreisdirektor gehören die Eingliederung der Flüchtlinge und Vertriebenen sowie der Ausbau des weiterführenden Schulwesens und der Berufsschulen. Kritik musste Bruns wegen Organisationsmängeln im Zusammenhang mit der großen Waldbrandkatastrophe 1975 einstecken. Seine Verdienste spiegeln sich in der Namensgebung der Axel-Bruns-Berufsschule am Lönsweg (BBS II) wider, er war Träger des Großen Verdienstkreuzes des Niedersächsischen Verdienstordens. Am 30.06.1977 ging er als Oberkreisdirektor in den Ruhestand. Dr. jur. Axel Bruns verstarb am 21.04.1990 in Celle, wo er auch begraben ist. Sonstige Auszeichnungen Verwundetenabzeichen in Schwarz 23.08.1941 Eisernes Kreuz II. Klasse 0.08.1941 Eisernes Kreuz I. Klasse 2.12.1941 Allgemeines Sturmabzeichen 25.03.1942 Medaille Winterschlacht im Osten 03.08.1942 Verwundetenabzeichen in Silber 07.09.1942 Verwundetenabzeichen in Gold 26.02.1945 03. Günter, Wilhelm * 22.10.1918 Bad Polzin, † Ritterkreuz: 05.03.1945 Feldwebel und Zugführer 13. (IG)/GR 508 (292. ID) sonstige Auszeichnungen Eisernes Kreuz II. Klasse Eisernes Kreuz I. Klasse Herrenhaus Bruns in Lutzig 04. Hackbarth, Willi, * 17.12.1921 Klein-Satspe, Kreis.Belgard (evtl. 17.09.1921), † 27.07.1944 bei Purnawa (Aus der IMM von 04/05 2005 lfd. Nr. 117) Ritterkreuz: 18.04.1943 als Gefreiter (Funker) in der 4./AR 32 (32. ID) Willi Hackbarth wurde am 17. September 1921 in Klein Satspe als Sohn des Lazarettwärters Gustav Hackbarth und seiner Frau Anna geborene Raschke, geboren. Als Beruf hat er Hilfspostschaffner angegeben. Er trat am 10. März 1941 in die Wehrmacht ein und stand im aktiven Militärverhältnis. (Wehrbezirkskommando Belgard/Kolberg). Am 01. September 1943 wurde er zum Unteroffizier befördert. Er starb (als Wachtmeister) am 27. Juli 1944 infolge einer Verwundung (Feldlaz. 21), die er sich bei Berjoski (ca. 50 km westlich von Ostroff) zugezogen hatte. Neben einem Durchschuss des rechten Oberschenkels hatte er noch einen Halssteckschuss durch ein Infanteriegeschoss. Das Ritterkreuz wurde ihm als Gefreiter der 4./A.R. 32 der 32. Infanteriedivision am 18. April 1943 verliehen. 24 Außerdem sind folgende Auszeichnungen im Bundes-Archiv nachweisbar: 1. Eisernes Kreuz II. Klasse 01.02.1943 2. Eisernes Kreuz I. Klasse 01.03.1943 3. Ehrenblatt des Deutschen Heeres 15.10.1944 als Unteroffizier 4./AR 32 Weitere Ehrenzeichen, die aber nicht im Bundesarchiv nachweisbar sind: Verwundetenabzeichen in Schwarz, Medaille Winterschlacht im Osten. Er wurde für die Verleihung des Eichenlaubs am 05. September 1944 vorgeschlagen. Dies wurde aber am 19. September 1944 abgelehnt. Stattdessen wurde ihm (postum) am 15. Oktober 1944 die Ehrenblattspange des Heeres verliehen für seine außerordentliche Waffentat am 25. Juli 1944 in Berjezki. Das Ehrenblatt trug die Ziffer 4159. In der Ritterkreuzkartei ist als Grund der Verleihung folgendes verzeichnet: "Gefreiter Willi Hackbarth war als Funker beim V.B. (Vorgeschobener Beobachter) eingesetzt, als er, nach Ausfall des V.B. bei den schweren Kämpfen der Division, durch seine todesmutige bis zum letzten entschlossene Einsatzbereitschaft und Geistesgegenwart und obwohl er nicht dafür ausgebildet war, ein Grenadierregiment in bedrohlicher Lage übernahm und unterstützt durch die Feuerleitung der Batterie seiner Abteilung es ermöglichte, daß der Kampfstand HEUER, der der linke Eckpfeiler der Abwehrfront war, gehalten werden konnte. Diese Leistung des jungen Soldaten war umso bewunderungswürdiger, als er, mehrfach verschüttet, seine Ruhe und Entschlußkraft nicht verlor und damit entscheidenden Anteil sowohl an der Verhinderung des Feinddurchbruches durch die Front als auch an der dadurch erst möglich gewordenen geordneten Rücknahme zur WODJA-Stellung hatte. Er hat damit die erfolgreiche Abwehrschlacht möglich gemacht." Willi Hackbarth wurde noch nicht auf einen vom Volksbund errichteten Soldatenfriedhof überführt oder konnte im Rahmen unserer Umbettungsarbeiten nicht geborgen werden. Nach den uns vorliegenden Informationen befindet sich sein Grab derzeit noch an folgendem Ort: Aluksne/Lettland. Ritterkreuzträger Willi Hackbarth inmitten seiner Arbeitskollegen der Reichspost in Belgard Von vorne, links, 1. Reihe: 1. - 4. ?, 5. Brümmel (schaut der vor ihr sitzenden Frau in weißer Bluse über die linke Schulter, rechts von ihr Harrmann), 6. Postobersekretär Ernst Harrmann, 7. Ritterkreuzträger Wilhelm Hackbarth, 8. Amtsvorsteher, Oberpostmeister Eduard Endruweit, 9. sitzt zurück ?, 10. Käthe Manske (mit weißer Bluse), 13. Christel Lischer (rechts außen) 2. Reihe (Doppelreihe): 12. Gisela Finger (in weißer Bluse, hinter Harrmann), 13. Schlesinger, 14. Ruth Pantel (steht rechts hinter Schlesinger), 16. Edith Ruske (klein, schaut über die rechte Schulter von Maria Manske, 17. Maria Manske (in weißer Bluse), 18. Elisabeth Specht (sieht links über die Schulter von Maria Manske), 19. Ilse Rubert 25 05. Hagen, Wilhelm, von * 02.12.1912 Belgard, † 16.03.1945 Ritterkreuz: 02.09.1942 Hptm. und Führer II./IR 267 (94. ID) Sonstige Auszeichnungen Eisernes Kreuz II. Klasse Eisernes Kreuz I. Klasse 06. Jürgen, Friedrich-Wilhelm, * 02.10.1895 Damerow, † 16.07.1954 Kgf.Laz. 5771 bei Stalingrad Ritterkreuz: 16.06.1940 und Major und Kdr. II./SR 2 (2. PD) Sonstige Auszeichnungen Eisernes Kreuz II. Klasse Eisernes Kreuz I. Klasse 07. Kleist-Retzow, Jarislaff, von * 20.12.1911 Damen, † 25.03.1945 Ostpreußen/Kurland Ritterkreuz:14.02.1945 Major und Kdr. II./AR 161 (61. ID) Sonstige Auszeichnungen Eisernes Kreuz II. Klasse Eisernes Kreuz I. Klasse Deutsches Kreuz in Gold 30.05.1942 als OLt 3./AR 257 (257. ID) Ehrenblattspange des Heeres 05.04.1944 als Hauptmann II./AR 161 (61. ID) 08. Küster, Heinz * 17.03.1909 Belgard † 25.09.2000 Münster/Westfalen Ritterkreuz: 15.07.1943 und Ltn und Führer 5./GR 108 (38. ID) Sonstige Auszeichnungen Eisernes Kreuz II. Klasse Eisernes Kreuz I. Klasse 09. Lemke, Siegfried "Wumm" * 07.04.1921 Schivelbein/Pommern † 18.12.1995 Ritterkreuz:14.06.1944 als Ltn und Staffelführer 1./JG 2 "Richthofen" Siegfried "Wumm" Lemke wurde am 07.04.1921 in Schivelbein/Pommern geboren. 1942 wurde er zum JG 2 einberufen, welches im Herbst an der Kanalfront lag. Als Unteroffizier wurde er zum 1./JG 2 versetzt. Seinen ersten Luftsieg erzielte er, als er am 12.03.1943 eine Spitfire der RAF nahe Fécamp abschoss. Am 12.09.1943, wurde er Staffelführer im 1./JG 2. Ende Januar 1944 wurde die I./JG 2 nach Südfrankreich verlegt, um gegen die dort operierende 15th USAF (Bomber), zu kämpfen. Am 09.02.1944 schoss er vier Spitfires südöstlich von Cannes ab und erlangte damit seinen 16. bis 19. Luftsieg. Kurz danach wurde die I./JG 2 an die alliierte Invasionsfront bei Anzio verlegt, auch dort war er mit 16 Siegen erfolgreich. 26 Anfang Mai 1944 wurde die I./JG 2 nach Creil, nördlich von Paris verlegt. Er war in sehr viele Luftkämpfe während der alliierten Landung in der Normandie verwickelt. Am 07.06. schoss er drei alliierte Jäger (41-43) über dem Strand ab. Als Leutnant wurde ihm das Ritterkreuz nach 47 Luftsiegen verliehen. Am 23.06.44 wurde er Gruppenkommandeur vom III./JG 2 als Nachfolger von Hauptmann Josef Wurmheller (102 Luftsiege, RKEL), der im Luftkampf gefallen war. Er kommandierte diese Gruppe bis zum Schluss. Bis Ende 1944 hatte er 60 Luftsiege und wurde für das Eichenlaub vorgeschlagen, was er aber nicht verliehen bekam. Siegfried Lemke flog 325 Kampfeinsätze, bei denen er 70 Luftsiege (25 Spitfires, 8 P-47s, 6 P-51s und 5 Vier-Mot.). Einige Quellen sprechen von 96 (21 Vier-Mot.) Luftsiegen. Sonstige Auszeichnungen Eisernes Kreuz II. Klasse Eisernes Kreuz I. Klasse Ehrenpokal als Fhj. OFw 08.05.1944 Schloßhof des Deutsches Kreuz in Gold 03.04.1944 Ordensschlosses Frontflugspange in Schivelbein 10. Schneider, Erich * 16.10.1913 Groß-Tychow † 04.01.2002 Memmelsdorf/Bayern Ritterkreuz 10.02.1944 als Hptm und Führer II./PR 9 (25. PD) Sonstige Auszeichnungen Eisernes Kreuz II. Klasse Eisernes Kreuz I. Klasse Ritterkreuzträger Erich Schneider, Groß Tychow Gerhard Rühlow Wie ein Lauffeuer verbreitete sich im Februar 1944 die Nachricht in Groß Tychow, dass Erich Schneider das Ritterkreuz verliehen worden sei. Auch nach mehr als 60 Jahren können die Bewohner noch nachempfinden, welche Wirkung dieses Ereignis auf sie hatte. Man empfand Stolz, hatte Hochachtung, ja man identifizierte sich mit seinem Freund, ehemaligen Schulkameraden, Nachbarn oder Dorfbewohner, je nachdem, in welchem Verhältnis man zu dem Sohn des Fuhrunternehmers aus der Bublitzer Straße stand. Ein Vergleich zu heutiger Begeisterung, die Olympiasiegern oder Weltmeistern nach ihrer Rückkehr in ihre Heimatgemeinde entgegengebracht wird, ist sicherlich nicht abwegig. Erich Schneider, der nach der Entlassung bis zu seinem Tod im Jahre 2002 in Memmelsdorf bei Bamberg lebte, erinnerte sich, wie er sagte, noch gut daran, „wie die Augen der jungen Leute bei meiner damaligen Rede im Hotel Lehmann geleuchtet haben.“ Nach seiner Schulzeit in Groß Tychow absolvierte Erich Schneider von 1928 bis 1932 in Köslin und Kolberg eine Bäcker- und Konditorlehre. Eigentlich wollte er diesen Beruf bei Bäcker Gustav Carl erlernen, aber man nahm ihn nicht. Sicherlich ahnte Bäcker Carl, dass er sich eine Konkurrenz heranbilden würde. Denn Schneiders 1909/10 erbautes Haus in der Bublitzer Straße war so konzipiert, dass es jederzeit und ohne großen Aufwand zu einer Bäckerei mit Café umgestaltet werden konnte. Seine Abschlussprüfung bestand Erich Schneider mit dem Prädikat „sehr gut“, aber aus der Eröffnung einer Bäckerei wurde nichts. Inzwischen hatte nämlich Karl Fuhrmann in unmittelbarer Nähe eine Bäckerei eröffnet, und das war bereits die vierte im Ort. Eine fünfte wäre für Groß Tychow sicherlich zu viel gewesen. So entschloss sich Erich Schneider, Berufssoldat zu werden. „Da ich sportlich immer gut war und auch nicht auf den Kopf gefallen war, hatte ich keine großen Schwierigkeiten, bei der damaligen Reichswehr, dem 100.000-Mann-Heer, anzukommen. Es war die Zeit der großen Arbeitslosigkeit; die Zahl der Bewerber für die Reichswehr war sehr groß, der Bedarf aber sehr gering. 100 Mann nahmen an der zweitägigen Aufnahmeprüfung teil, neun jedoch wurden nur eingestellt. Ich war einer davon.“ Erich Schneider war Kommandeur des II. Panzerregiments 27 der 19. Panzerdivision, danach Hauptmann und Bataillonskommandeur des I. Panzerregiments 9 in der 25. Panzerdivision. Zu seinen vielen Auszeichnungen gehören u. a. das EK II (1939), das EK I (1940), das Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern (1942) und die Verwundetenabzeichen in Schwarz (1940), Silber (1943) und Gold (1944). Doch der Höhepunkt war für Erich Schneider, der von Mai 1945 bis April 1949 in russischer Gefangenschaft festgehalten wurde, danach für zwei Jahre bei einer Tageszeitung und bis zum Rentenalter als Prokurist bei einem Bamberger Werbeverlag tätig war, 27 zweifellos der Einsatz mit seiner Panzereinheit, der zur Verleihung des Ritterkreuzes am 10. Februar 1944 führte. Wie es dazu kam, schildert der im Bamberger Tageblatt am 28. März 1944 veröffentlichte Kampfbericht des Kommandeurs der 19. Panzerdivision, des Schwerterträgers General Källner: Der Division den Rücken freigekämpft Die Weihnachtsoffensive der Sowjets ostwärts Shitomir hat eben begonnen. Von starker feindlicher Übermacht angegriffen und in beiden Flanken umgangen, kämpft sich eine niedersächsische Panzerdivision nach Westen zurück. Gegen sowjetische Kräfte, die sich bereits im Rücken der Division auf der einzigen Rückmarschstraße festgesetzt haben, wird die Panzeraufklärungsabteilung und ein Feldersatzbataillon angesetzt und gleichzeitig die der Division zu Beginn der feindlichen Angriffe unterstellte Berlin-Brandenburgische Panzergruppe des Hauptmanns Erich Schneider herangezogen. Schon auf dem Marsch zum neuen Einsatz stößt Hauptmann Schneider auf 20 sowjetische Panzer, die die Stellungen der deutschen Nachhuten durchbrochen haben und sich nun daranmachen, die Absetzbewegungen zu stören. Der Hauptmann hat schwere Verbrennungen an beiden Händen, aber in der augenblicklichen schwierigen Lage will er seine Abteilung nicht verlassen; er verbeißt den Schmerz und behält die Führung bei. In einem geschickt angesetzten Angriff werden die Bolschewisten vollständig geschlagen, 17 von ihren 20 Panzern bleiben auf der Strecke. Am anderen Tag setzt er seinen Marsch fort. In der Ortschaft, die er zur Sicherung der Absetzbewegung besetzen soll, sitzt bereits der Feind mit starken Kräften, darunter mit 21 Panzern und drei Sturmgeschützen, auf deren jedem fünf MPi-Schützen aufgesessen sind. Vor dem Dorf liegen Teile der Panzeraufklärungsabteilung und des Feldersatzbataillons fest. Die Lage ist misslich. Hauptmann Schneider verfügt noch über acht einsatzbereite Panzer. Munition und Betriebsstoff sind knapp. Die Sowjets verfügen über dreifache Übermacht, und dauernd fließen ihnen Verstärkungen zu. Trotzdem entschließt sich Hauptmann Schneider zum Angriff. Er weiß, dass die Gefahr einer Einschließung der Division droht und dass er der einzige ist, der sie vielleicht noch abwenden kann. Dafür muss er bereit sein, sich im Notfall mit seinen Panzern zu opfern. Mit Höchstgeschwindig-keit fahren die Panzer über eine deckungslose Fläche in den Südostteil der Ortschaft, wo sie Hauptmann Schneider im konzentrischen feindlichen Feuer geschickt in eine günstige Abwehrposition bringt und die Bolschewisten erwartet. Die haben sich schnell von der ersten Überraschung erholt und greifen an. Als nach halbstündigem wilden Feuerkampf die ersten T 34 in Flammen stehen und der Angriffsschwung der Sowjets vorübergehend nachlässt, ist der Augenblick gekommen, auf den Hauptmann Schneider gewartet hat. In schneidigem Gegenangriff stößt er mitten hinein in den Feind. Dessen vorderste Panzer werden überrannt, ehe sie überhaupt zum Schuss kommen. Dann aber entspannt sich ein erbitterter Kampf mit den noch immer übermächtigen Bolschewisten. Immer wieder gliedert Schneider seine Kampfgruppen neu und führt sie unter Ausnutzung jedes Geländevorteils vor. Einer der sowjetischen Stahlkolosse nach dem anderen fällt seiner überlegenen Führung und der Treffsicherheit seiner Besatzungen zum Opfer. Nach einstündigem Kampf ist der Krieg für 21 T 34 und ein Sturmgeschütz zu Ende, die Ortschaft ist bis auf den Nordteil in deutscher Hand. Durch den kühnen Gegenangriff der Panzer haben die schwer kämpfenden Teile der Panzeraufklärungsabteilung und des Feldersatzbataillons Luft bekommen. In anhaltend starkem feindlichem Feuer klettert Hauptmann Schneider aus seinem Panzer, weist die infanteristisch kämpfende Truppe ein und organisiert den Angriff auf den Nordteil des Dorfes. Dann setzt er sich erneut an die Spitze seiner Panzer, fegt den Nordteil der Ortschaft leer und treibt die Bolschewisten in wilder Flucht nach Nordwesten. Der tapfere Hauptmann, der in wenig mehr als 23 Stunden 39 sowjetische Panzerfahrzeuge, meist T 34, abgeschossen und der Division, der er unterstellt war, den Rücken freigekämpft hat, erhielt am 10. Februar 1944 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Gerettetes Ritterkreuz Dörfliche Nachbarschaftshilfe in weiter Ferne von Groß Tychow wurde Unbeteiligten erst Jahre nach Kriegsende bekannt. Ritterkreuzträger Erich Schneider und Gerhard Mitt waren gemeinsam in russische Kriegsgefangenschaft gekommen. Gerhard Mitt war hier in der Lagerschuhmacherei eingesetzt und konnte dadurch seinem Groß Tychower Kameraden entscheidende Hilfe leisten im Bemühen, dessen Ritterkreuz in die Heimat zu retten. Er arbeitete es in Erich Schneiders Schuhabsatz ein, und diesem Trick verdankt es Schneider, dass er zu den wenigen gehört, die im Besitz ihres Original-Ritterkreuzes blieben. 28 b) Kommandierte 11. Chevallerie, Hellmut von der * 09.11.1896 Berlin † 01.06.1965 Wiesbaden Ritterkreuz: 30.04.1943 als GM und Kdr. 13. PD Hellmut von der Chevallerie trat am 04.08.1914 als Kriegsfreiwilliger in das Kaiserliche Heer ein. Er kam dabei als Sohn des Generalmajors Hans von der Chevallerie zum Ersatz-Bataillon vom Garde-Grenadier-Regiment Nr. 5. Er kam damit zum Regiment seines Bruders, Kurt von der Chevallerie. Anfang September 1914 wurde er zum Garde-Grenadier-Regiment Nr. 5 an die Front versetzt. Mitte Oktober 1914 wurde er verwundet und ins Lazarett eingeliefert. Am 30.10.1914 wurde er dort zum Gefreiten ernannt. Im November 1914 war er wieder beim ErsatzBataillon. Anfang 1915 wurde er dort zum Unteroffizier befördert. Er schlug jetzt die Offizierslaufbahn ein und wurde damit zum Fahnenjunker befördert. Als solcher zog er dann im Februar 1915 wieder zum Garde-Grenadier-Regiment Nr. 5 an die Front. Dort wurde er Ende des Frühjahrs zum Fähnrich ernannt, bevor er im Sommer erneut verwundet ins Lazarett eingeliefert wurde. Anfang November 1915 kam er wieder an die Front. Dort wurde er im Mai 1917 zum Leutnant befördert, das Rangdienstalter wurde auf den 01.09.1915 festgelegt. Bis 1916 wurden ihm beide Eisernen Kreuze verliehen. Im Herbst 1917 geriet er in Flandern in Kriegsgefangenschaft. Bei Kriegsende wurde er aus dieser entlassen. Er ging jetzt zum Freiwilligen Garde-Grenadier-Bataillon des Freikorps Hindenburg, in dem sein Bruder Kurt Kompaniechef war, dem er bis Mai 1920 angehörte. Danach wurde er im Reichsheer im Reichswehr-InfanterieRegiment 102 eingesetzt. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres kam er zum 4. (Preuß.) IR. Am 01.12.1922 wurde er zum 5. (Preuß.) RR versetzt. Im Frühjahr 1924 gehörte er zur 1. Eskadron. Am 01.04.1925 wurde er zum Oberleutnant befördert. Im Frühjahr 1927 gehörte er zur Ausbildungs-Eskadron des 5. (Preuß.) RR. Am 01.10.1927 wurde er zum Regimentsadjutant vom 5. (Preuß.) RR ernannt. Am 01.02.1931 wurde er als solcher zum Rittmeister befördert. Am 01.10.1932 wurde er dann zum Eskadronschef in seinem Regiment ernannt. Bei der Erweiterung der Reichswehr wurde er am 01.10.1934 zum Eskadronschef beim RR Rathenow ernannt. Im Frühjahr 1935 wurde er kurzzeitig zur Inspektion der Kavallerie in das Reichswehrministerium versetzt. Noch 1935 kam er dann zum Generalstab des Generalkommando X. AK. Dort wurde er am 01.01.1936 zum Major befördert. Am 06.10.1936 wurde er zum Adjutant beim Generalkommando XII. AK ernannt. Am 01.02.1939 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Diesem Stab gehörte er auch noch bei Ausbruch des 2. Weltkrieges an. Am 15.01.1940 wurde er zum Stab vom SER 83 versetzt. Am 20.07.1940 wurde er zum Kommandeur SR 86 ernannt. Mit diesem griff er bei Beginn des Ostfeldzuges in Mittelrussland an. Dabei wurden ihm im Juli 1941 die Spangen zu beiden Eisernen Kreuzen verliehen. Am 01.12.1941 wurde er zum Oberst ernannt. Am 19.04.1942 wurde er mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet. Anfang März 1942 gab er sein Kommando ab und wurde zum Kommandeur der 10. Schützen-Brigade ernannt. Auch bei der Umbenennung der Einheit zur 10. Panzer-Grenadier-Brigade blieb er weiter der Kommandeur. Noch im Sommer 1942 wurde er in die Führerreserve versetzt. Anfang Oktober 1942 wurde er mit der Führung der 22. PD beauftragt. Am 01.11.1942 wurde er zum Generalmajor und gleichzeitig zum Kommandeur der 13. PD ernannt. Noch im gleichen Monat wurde er anscheinend wieder schwer verwundet. Er musste sein Kommando bis Mitte Mai 1943 an Oberst Wilhelm Crisolli abgeben. Am 30.04.1943 wurde er mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Am 01.05.1943 wurde er zum Generalleutnant befördert und übernahm dann wieder seine Division. Am 25.10.1943 wurde er verwundet und in die Führerreserve versetzt. Mitte November 1943 wurde er zum Kommandeur der 273. Reserve-Panzer-Division ernannt. Mit der Auflösung der Division im Frühjahr 1944 wurde er wieder in die Führerreserve versetzt. Im August 1944 wurde er mit der stellvertretenden Führung der 233. Reserve-Panzer-Division beauftragt. Im Herbst 1944 gab er diese dann wieder ab. In der Folge wurde er am 01.11.1944 zum Kommandeur des Truppenübungsplatzes Bergen ernannt. Am 20.02.1945 gab er das Kommando wieder ab und wurde erneut in die Führerreserve versetzt. Am 01.04.1945 wurde er dann zum Befehlshaber Sudetengau ernannt. Mit der Kapitulation geriet er im Mai 1945 in alliierte Kriegsgefangenschaft. Aus dieser wurde er im Sommer 1947 entlassen. Beförderungen Gefreiter Uffz Fahnenjunker Fähnrich Leutnant Oberleutnant 30.10.1914 01.01.1915 01.02.1915 01.04.1915 1917 01.04.1925 29 Rittmeister Major Oberstleutnant Oberst Generalmajor Generalleutnant 01.02.1931 01.01.1936 01.02.1939 01.12.1941 01.11.1942 01.05.1943 Sonstige Auszeichnungen Wiederholungsspange zum Eisernes Kreuz II. Klasse Wiederholungsspange zum Eisernes Kreuz I. Klasse Deutsches Kreuz in Gold Juli 1941 Juli 1941 19.04.1942 12. Kranz, Rudolf * 27.12.1911 Zarben/Greifenberg/Pommern † 22.10.1979 Rheinbach Ritterkreuz: 23.10.1944 als Major und Kdr. StuG-Brig. 249 ArmeeGr. Heinrici Bundeswehr:Von bis 31.03.1968 Zuletzt: Oberstleutnant Im Jahr 1939 versah er seinen Dienst als Adjutant von Major Trowitz beim II./AR 68 in Belgard. Er bekam das Ritterkreuz für seine militärischen Taten in der Nähe von Zolkiew. Bundeswehr: Major Rudolf Kranz war erster Kommandeur des Panzerbataillons (Pz.Btl.) 14 (1. - 3. Kp.) in Koblenz-Niederberg, welches am 01.07.59 aufgestellt wurde. Es ging aus dem dortigen Pz.Btl. 153 (Flak-Kaserne) hervor. Sonstige Auszeichnungen Eisernes Kreuz 2. Klasse Eisernes Kreuz 1. Klasse Allgemeines Sturmabzeichen Deutsches Kreuz in Gold 14.10.1939 02.08.1941 28.05.1944 13. Malachowski, Wilhelm v. * 06.06.1914 † 28.10.1980 Ritterkreuz: 206. Eichenlaub: Rostock/Mecklenburg Köln-Lindenthal 30.01.1942 als OLt und Chef 2./StuG.Abt. 189 06.03.1943 als Major und Kdr. StuG.Abt. 228 Wilhelm von Malachowski trat 1935 in das IR 27 ein und wurde am 20.04.1937 beim AR 48 zum Leutnant befördert und dann zur 7./AR 68 kommandiert. Am 01.09.1939 folgte die Beförderung zum Oberleutnant. Als Zugführer in der 7. Batterie nahm er am Polen- und Westfeldzug teil. Am 01.08.1940 meldete er sich freiwillig zur Sturmartillerie und kam zur StuG-Abt. 189. Am 01.08.1941 wurde er Batterie-Chef der 2. Batterie. Mit seiner Batterie zeichnete er sich im Winter 1941/42 im Raum Rshew mehrfach aus, wofür ihm am 30.01.1942 das Ritterkreuz verliehen wurde, am 01.03.1942 wurde er zum Hauptmann befördert. Ende 1942 wurde er dann Kommandeur der StuG-Abt. 228. Die Abteilung nahm am Entsatz-Angriff auf die eingeschlossene 6. Armee in Stalingrad teil. Am 01.03.1943 wurde von Malachowski zum Major befördert und am 06.03.1943 mit dem Eichenlaub ausgezeichnet. Anschließend wurde er Ausbildungs-Offizier an der SturmgeschützSchule in Burg, am 15.05.1944 an die Waffenschule des Ersatzheeres und am 01.09.1944 in den Generalstab des Heeres versetzt. Beförderungen Leutnant 20.04.1937 Oberleutnant 01.09.1939 Hauptmann 01.03.1942 Major 01.03.1943 Sonstige Auszeichnungen: Eisernes Kreuz II. Klasse, Eisernes Kreuz I. Klasse 30 14. Schmidt, Gustav * 24.04.1894 † 07.08.1943 Ritterkreuz: 203. Eichenlaub: Carstorf/Unstrut b. Beresowka (Freitod) 04.09.1940 als Oberst und Kdr. IR 74 (19. ID) 06.03.1943 als GLt und Kdr. 19. PD Gustav Schmidt trat am 01.03.1913 als Fahnenjunker in das Königlich Preußische Heer ein. Der Pfarrersohn kam dabei zum 3. Brandenburgischen Infanterie-Regiment "Graf Tauentzien von Wittenburg" Nr. 20. Bei diesem wurde er am 20.11.1913 zum Fähnrich befördert. Nach dem Besuch der Kriegsschule wurde er am 19.06.1914 zum Leutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf den 23.06.1912 datiert. Als solcher wurde er als Kompanieoffizier im 3. Brandenburgischen Infanterie-Regiment "Graf Tauentzien von Wittenburg" Nr. 20 eingesetzt. Auch während des Ersten Weltkrieges wurde er bei diesem Regiment eingesetzt. 1914 wurde er bereits als Kompanieführer eingesetzt. Am 16.09.1917 wurde er zum Oberleutnant befördert. Als solcher wurde er als Ordonanzoffizier beim Regimentsstab des 3. Brandenburgisches InfanterieRegiment "Graf Tauentzien von Wittenburg" Nr. 20 eingesetzt. Am 01.05.1918 wurde er zum Regimentsadjutant von seinem Regiment ernannt. Im 1. Weltkrieg wurde er verwundet, was sich in der Verleihung des Verwundetenabzeichens in Schwarz widerspiegelte. Ihm wurden neben dem Ritterkreuz des Königlich Preußischen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern auch noch beide Eisernen Kreuze verliehen. Nach Kriegsende wurde er am 01.10.1919 als Oberleutnant in das Reichsheer übernommen. Dabei wurde er jetzt dem Reichswehr-Infanterie-Regiment 6 zugeteilt. Auch beim 200.000 Mann-Übergangsheer im Frühjahr 1920 gehörte er noch weiter zum Reichswehr-Infanterie-Regiment 6. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er in das 5. (Preußisches) IR übernommen. Bei diesem wurde er anfangs als Kompanieoffizier eingesetzt. Spätestens ab dem Frühjahr 1924 gehörte er zur 2. Eskadron 5. (Preuß.) RR (Belgard). Im Frühjahr 1925 gehörte er dann zur 4. (MG.)/5. (Preuß.) IR (Stettin). Am 01.07.1925 wurde er zum Hauptmann befördert. Als solcher wurde er auch direkt zum Regimentsstab vom 5. (Preuß.) IR (Stettin) versetzt. Bei diesem wurde er am 01.10.1927 zum Regimentsadjutant ernannt. Am 01.07.1931 wurde er dann zum Chef der 11./5. (Preuß.) IR (Rostock) ernannt. Am 01.05.1934 wurde er zum Major befördert. Bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehr.macht wurde er am 01.10.1934 als Adjutant zum Generalkommando Kavallerie-Korps versetzt. Nach der Enttarnung des Stabes gehörte er durch dessen Umbenennung ab dem Jahr 1935 als Adjutant zum Generalkommando X. AK (Hamburg). Am 01.10.1936 wurde er dann Oberstleutnant befördert. Als solcher wurde er am 12.10.1937 zum Kommandeur des II./IR 59 (Hildesheim) ernannt. Am 01.06.1939 wurde er zum Oberst befördert. Bei der Mobilmachung für den 2. Weltkrieg wurde er im Sommer 1939 zum Kommandeur vom IER 216 (Northeim) ernannt. Nach anderen Quellen behielt er vorerst weiter sein Kommando über das II./IR 59. Am 10.10.1939 übernahm er als Nachfolger von Oberst Kurt Schmidt als Kommandeur das Kommando über das IR 74. Für die Leistungen seines Regiments im Westfeldzug wurde ihm am 04.09.1940 als Oberst das Ritterkreuz verliehen. Im Herbst 1940 übernahm er nach der Umgliederung der 19. ID zur 19. PD als Kommandeur die neue 19. SchützenBrigade. Diese führte er zum Sommerbeginn 1941 im Ostfeldzug beim Angriff auf Mittelrussland. Am 06.01.1942 wurde er vor Moskau mit der Führung der 19. PD beauftragt. Zum 01.04.1942 wurde er zum Generalmajor befördert. Als solcher wurde er auch zum Kommandeur der 19. PD ernannt. Am 22.04.1942 wurde ihm das Deutsche Kreuz in Gold verliehen. Zum 01.01. 1943 wurde er zum Generalleutnant befördert. Für den kampfentscheidenden Einsatz seiner 19. PD im Winter 1942/43 wurde er am 06.03.1943 mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz ausgezeichnet. Nach dem Scheitern der Kursk-Offensive im Juli 1943 geriet der Stab der 19. PD hinter die feindlichen Linien. Bei dem Ort Beresowka wurde der Stab eingekreist. Nachdem die Munition fast verschossen war, erschoss er sich mit seinem Adjutanten, Oberleutnant Köhne. Seine komplette Uniform befindet sich derzeit in der Ausstellung im Garnison-Museum in Celle. Beförderungen Fahnenjunker Fähnrich Leutnant Oberleutnant Hauptmann Major Oberstleutnant Oberst Generalmajor Generalleutnant sonstige Auszeichnungen 01.03.1913 20.11.1913 19.06.1914 16.09.1917 01.07.1925 01.05.1934 01.10.1936 01.06.1939 01.04.1942 01.01.1943 31 Verwundetenabzeichen in Schwarz Wiederholungsspange zum Eisernes Kreuz II. Klasse Wiederholungsspange zum Eisernes Kreuz I. Klasse Deutsches Kreuz in Gold 22.04.1942 Verwundetenabzeichen in Silber Verwundetenabzeichen in Gold Medaille Winterschlacht im Osten 15. Trowitz, Adolf * 24.09.1893 † 03.01.1978 Dessau Hamburg Ritterkreuz: 21.02.1944 als Generalmajor und Kdr. 57. ID Adolf Trowitz trat am 23.03.1914 als Fahnenjunker in die Königlich Preußische Armee ein. Der Sohn eines Apothekers kam dabei zum Lauenburgisches FußartillerieRegiment Nr. 20. Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges kam er mit der 3. Batterie von seinem Regiment an die Front. Dort wurde er am 28.12.1914 zum Leutnant ohne Patent befördert. Im März 1915 wurde er als Batterie-Offizier zur 1. Batterie vom Fußartillerie-Bataillon Nr. 54 versetzt. Im Oktober 1915 wurde er zum Adjutant der I. Abteilung vom Magdeburgisches Fußartillerie-Regiment "Encke" Nr. 4 ernannt. Im Juni 1916 wurde er als Regimentsadjutant zum Reserve-Fußartillerie-Regiment Nr. 11 versetzt. Dort hat er im Jahr 1917 sein Patent als Leutnant vom 01.04. 1913 erhalten. Am 20.06.1918 wurde er zum Oberleutnant befördert. Im 1. Weltkrieg wurden ihm beide Eisernen Kreuze verliehen. Nach dem Krieg wurde er am 01.10.1919 als Oberleutnant mit seinem alten Rangdienstalter in das Reichsheer übernommen. Anfänglich wurde er beim Reichswehr-Artillerie-Regiment 9 eingesetzt. Auch beim 200.000 Mann-Übergangsheer im Frühjahr 1920 gehörte er diesem weiter an. Bei der Bildung des 100.000 MannHeeres der Reichswehr wurde er in das 2. (Preuß.) AR übernommen. Bei diesem wurde er die nächsten Jahre als Batterieoffizier eingesetzt. Spätestens ab dem Frühjahr 1924 gehörte er dann zur 9./2. (Preuß.) AR in Itzehoe. Am 01.10.1924 wurde er zur 2. (Preuß.) FA versetzt. Bei dieser wurde er in der 3. Eskadron in Rendsburg eingesetzt. Am 30.06.1925 wurde er aus der Reichswehr verabschiedet. Ihm wurden dabei die Charakter als Hauptmann verliehen. Danach arbeite er als Kaufmann in Hamburg. Ab dem 01.05.1933 wurde er dann als Angestellter bei der Heeresdienststelle Deutsch Krone tätig. Am 01.10.1933 wurde er bei der Heeresdienststelle Deutsch Krone in das Landesschutz-Offizierskorps übernommen. Als Hauptmann (L) war er jetzt für die Ausbildung des Grenzschutzes zuständig. Am 01.05.1934 trat er als aktiver Offizier wieder in die Reichswehr ein. Sein Patent als Hauptmann wurde dabei auf den 01.09.1932 datiert. Er kam jetzt erneut zum 2. (Preuß.) AR. Bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er am 01.10.1934 zum Chef der 10./AR "Schwerin" ernannt. Am 28.01.1935 hat er Charlotte Haeseler geheiratet. Bei der Enttarnung der Verbände kam er am 15.10.1935 als Batteriechef zur II./AR 38. Als solcher wurde er am 01.04.1936 zum Major befördert. Bei der Umbenennung der Abteilung wurde er dann am 06.10.1936 zum Kommandeur der II./AR 68 in Belgard ernannt. Er wohnte in der Bismarckstraße 18. Dieses Kommando über eine schwere Artillerieabteilung behielt er dann die nächsten Jahre. Bei der Mobilmachung für den im Sommer 1939 gab er sein Kommando über die II./AR 68 ab. Er wurde dafür zum Kommandeur vom neuen Artillerie-Regimentsstab z.b.V. 603 ernannt. Diesen Stab führte er dann bei Beginn des Krieges im Spätsommer 1939 in den Polenfeldzug. Am 01.10.1939 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Im Frühjahr 1940 führte er seinen Stab in den Westfeldzug, zum Sommerbeginn 1941 führte er seinen Stab im Ostfeldzug beim Angriff auf Nordrussland. Mit seinem Artillerie-Regimentsstab 603 war er dabei fest dem Generalkommando II. AK unter der 16. Armee im Nordabschnitt der Ostfront zugeteilt. Am 01.01.1942 wurde er dort zum Oberst befördert. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 01.04.1941 festgelegt. Anfang März 1942 wurde er dann zum Artilleriekommandeur 105 (Arko 105) ernannt. Auch in dieser Funktion blieb er weiter beim II. AK im Einsatz. Am 08.06.1942 wurde ihm das Deutsche Kreuz in Gold verliehen. Am 08.01.1943 wurde er dann als Nachfolger von Generalmajor Adolf Westhoff, der ins Oberkommando der Wehrmacht zum Kriegsgefangenenwesen versetzt wurde, mit der Führung der 122. ID beauftragt. Auch dieser führte er in den nächsten Monaten in Nordrussland bei der 16. Armee. Anfang Mai 1943 gab er die Führung ab und wurde in die Führerreserve versetzt. Danach wurde er bis zum 29.05.1943 zum 4. Divisionsführerlehrgang nach Berlin kommandiert. Darauf folgend wurde er erneut in die Führerreserve versetzt, um eine Division an der Ostfront zu übernehmen. Anfang Juni 1943 übernahm er die Führung über die 332. ID im Südabschnitt der Ostfront. Nach anderen Quellen geschah das erst am 04.08.1943. Am 12.08.1943 wurde er angeblich für Generalmajor Heinrich 32 Roth mit der stellvertretenden Führung der 88. ID beauftragt. Als Nachfolger von Generalmajor Otto Fretter-Pico wurde er am 14.09.1943 dann definitiv mit der Führung der 57. ID beauftragt. Auch diese befand sich in schweren Kämpfen im Südabschnitt der Ostfront. Zum 01.11.1943 wurde er zum Generalmajor befördert. Als solcher wurde er jetzt auch zum Kommandeur der 57. ID ernannt. Im Januar 1944 geriet er mit seiner Division in den Kessel von Tscherkassy. Beim Ausbruch aus dem Kessel Mitte Februar 1944 gehörte er mit seiner Division zur Nachhut. Daraufhin wurde ihm am 21.02.1944 das Ritterkreuz verliehen. Nach dem Entkommen aus dem Kessel verlegte er dann mit der 57. ID zur Auffrischung in das Generalgouvernement, um dort auf dem Truppenübungsplatz Debica wieder aufgefrischt zu werden. Noch im Frühjahr 1944 verlegte er mit seiner Division in den Raum Mogilew. Dort wurde seine Division zum Sommerbeginn 1944 durch die sowjetische Sommeroffensive getroffen und zerschlagen. Am 07.07.1944 geriet er dann bei Minsk in Gefangenschaft. Seine Beförderung zum Generalleutnant war zwar vom XXVII. AK der 4. Armee bei der Heeresgruppe Mitte noch vorgeschlagen wurden, ist aber anscheinend wegen seiner Gefangennahme nicht mehr erfolgt. Aus der sowjetischen Gefangenschaft wurde er dann erst Anfang Oktober 1955 wieder entlassen. Nach seiner Rückkehr veröffentlichte er 1957 im Selbstverlag eine zehnseitige Abhandlung: "Der letzte Kampf der 57. Infanterie-Division (1944)". Beförderungen Fahnenjunker Leutnant Oberleutnant Hauptmann Major Oberstleutnant Oberst Generalmajor 23.03.1914 28.12.1914 20.06.1918 30.06.1925 01.04.1936 01.10.1939 01.01.1942 01.11.1943 Sonstige Auszeichnungen Wiederholungsspange Eisernes Kreuz II. Klasse Wiederholungsspange Eisernes Kreuz I. Klasse Deutsches Kreuz in Gold 08.06.1942 Medaille Winterschlacht im Osten Sportabzeichen Artillerie-Kaserne in der Körliner Straße Unten: Von-Scholtz-Kaserne in der Kösliner Straße, Posten vor der Artillerie-Kaserne 33 „Ehemalige 32er“ erinnern sich ihrer einstigen Garnisonstadt Belgard Aus dem persönlichem Brief von Fritz Schulze „Aus dem Lande Belgard“, Nr. 97, Oktober 1977 So liest man im Mitteilungsblatt ihres Traditionsverbandes: Allen ehemaligen Angehörigen der Beob. Abt. 32 wird das Bild vom Marktplatz in Belgard mit der Sparkasse, dem Eingang zum Rathaus und dem wuchtigen Turm der Marienkirche stets in Erinnerung bleiben. Über diese Ecke rückten die Batterien der drei Artillerie-Abteilungen, die die Garnison von Belgard ausmachten, zum Militärgottesdienst an, in denen stets Superintendent Johannes Zitzke persönlich die Predigt hielt. Bei den Gottesdiensten im Frieden sang stets auch der von der Beob. Abt. gestellte Kirchenchor, den unser unvergeßlicher Dr. Fritz Gauger leitete. Dieser Kirchturm hatte für die Lichtmeßbatterie eine noch andere Bedeutung. Er war ein sogenannter „beobachtungsfähiger“ Turm, wie auf dem Bilde deutlich erkennbar. Mit Zustimmung des Superintendenten Zitzke durfte er für die Ausbildung benutzt werden. So befand sich hier die mittlere Lichtmeßstelle „Rot“ des festen Übungssystems. Als die Beob.Abt.32 im Herbst 1935 aufgestellt wurde, waren die Kasernen auf dem Schleeberg noch im Bau und konnten erst im Sommer 1936 bezogen werden. Die Abteilung mußte solange mit den beengten Quartieren des einstigen „Säuferheimes“, dem Johanneshaus, halbwegs Belgard-Körlin vorlieb nehmen. Das hatte zur Folge, daß manche spätere Ehefrau von 32ern aus Körlin stammte. Den Ausbildungsstamm für die St.-Marien-Kirche zu Belgard (um 1900) Beob.Abt.32 stellten die Fahrabteilung Königsberg wie die 3 Stabs-Batr. aus Itzehoe, Schwerin und Güstrow. Es waren Soldaten der beiden norddeutschen ArtillerieRegimenter 1 und 2 des 100.000-MannHeeres. Der erste Kommandeur Major Helmut Loch kam von der Fahrabtl. Landsberg, Adju. war Obltn. Habicht, der zugleich die Stabs-Batr führte, ihm zur Seite Hptm. Retow. Batteriechef der Vermessungs-Batr. war Hptm. Hilliger, der nach Verleihung des Ritterkreuzes gefallen ist. Die Schallmess-Batr. befehligte Hptm. Hellberg und die Lichtmess-Batr. Hptm. Scharenberg. Unter den ersten Rekruten im Herbst 1935 befand sich auch Dr. jur. Günther Freybe. Nach seiner Entlassung 1936 übte er in den folgenden Jahren immer wieder bei der Beob.Abt. und kam bei Kriegsausbruch 1939 als Leutnant zur Ersatzabtl. Während des Frankreich-Feldzuges wurde er als Adjutant der Abt. zugeteilt. Die Beobachtungsabteilung 32 (B 32) „zieht“ in die VonScholtz-Kaserne ein. Der Kommandeur Oberstleutnant Loch nimmt den Einmarsch ab (1936). 34 Dank an Herrn Alfred Pagel, Vorwerk, für alle auf dieser Seite zu sehenden Bilder, Karten, Stempel usw. Garnisonlazarett Belgard a. Pers., Stempel 12. 1.1915 Deutsches Turn- und Sportfest Breslau 1938 Deutsche Reichspost - Postkarte, abgestempelt „Belgard 17. 1878“ Heinrich von Stephan, geboren am 7. 1.1831, gestorben am 8. 4.1897, Generalpostdirektor 1870 des Norddeutschen Bundes Groß Tychow 35 Turnverein Belgard von 1861 e. V. (TV), 70jähriges Stiftungsfest 1931 Von links, von vorne nach hinten: 1. und 2. Reihe (sitzende Mädchen): 1. ?, 2. Erika Finger, 3. Hilde Klabunde, 4. ?, 5. ?, 6. Gerda Krüger, 7. ?, 8. Lydia Kmiziak, 9. ?, 10. Else Reinke, 11. Edith Reinke, 12. Elsbeth Reinke, 13. Gertrud Dehn, 14. Frieda Bux, 15. Klara Klünder, 16. Frieda Zemke, 17. Gertrud Dahlke, 18. Gerda Manke, 19. Hilde Manke, 20. Herta Darsow, 21. Gertrud Ruske, 22. Giesela Krause, 23. Erika Marx, 24. Edith Martschenke, 25. Irma Woicke, 26. Ilse Strelow, 27. Gerda Seiler 3. Reihe: 1. Polizeibeamter Helmke, 2. Artur Wachholz, 3. Adalbert Kupfer; vor Kupfer: 3a. Lieselotte Kölpin (Mädchen); 4. Walter Reinke, 5. Richard Neuenfeldt, 6. Erhard Henke, 7. Otto Klempin, 8. Theodor Heller, 9. Paul Scheiwe, 10. Emil Zahrt, 11. Studienrat, Prof. Albert Krüger, 12. Steuerinspektor Hermann Reimer, 13. Artur Baumann, 14. Willi Knade, 15. Stadtsekretär Willi Goetzke, 16. Polizeibeamter Emil Krohn, 17. ?, 18. Ernst Deutsch, 19. ?, 4. Reihe: 1. (weißes Hemd)?, 2. bis 6 unbekannt; 7. Kurt Dasow, 8. Walter Jastrow, 9. Gerhard Reepschläger, 10. Kurt Dahlke, 11. Erwin Kalk (mit Binder), 12. „Pulle“ Dähn, 13. ?, 14. Paul Papke, 15. ?, 16. ?, 17. Max Hoppe, 18. ?, 19. Fritz Dargel, 20. Paul Oldenburg, 21. Alfred Dallmann, 22. Polizeibeamter ? 5. Reihe: 1. ?, 2. ?, 3. Georg Pommerening, 4. Erich Reepschläger, 5. Boldt, 6. Otto Kirchhoff, 7. Walter Dräger (weißes Hemd), 8. Walter Block, 9. Erhard Mischnick, 10. Ernst Steinhagen, 11. Otto Strutz, 12. ?, 13. ?, 14. A. Zemke, 15. Otto Gumz, 16. bis 20. unbekannt 6. Reihe: 1. Willi Woicke, 2. Otto Beilfuß, 3. ?, 4. Herbert Neuenfeld, 5. ?, 6. Karl Scheiwe, 7. ?, 8. Kurt Krüger, 9. Zappel Krüger, 10. Zimmermeister Richard Klabunde, 11. Christa Marx, 12. ?, 13. Franz Bläsing, 14. ?, 15. Bruno Gumz, 16. ?, 17. Ernst Post, 18. ?, 19. ?, 20. Alfred Peglow, 21. Herbert Leppin, 22. ?, 23. ?, 24. Ziehmer (weißer Kragen), 25. Karl-Heinz Köhler, 26. ? Turnverein Belgard von 1861 e. V. (TV) vor 150 Jahren gegründet Paul Scheiwe, letzter Vereins- und Ehrenvorsitzender Welch stolzes 150-jähriges TV-Jubiläum würde unser sportbegeistertes Städtchen Belgard an der Persante gefeiert haben mit Vereinen aus dem Umland und ganz Pommern, mit Umzügen, Sportveranstaltungen, Ehrungen und Tanz auf allen Sälen! Doch uns ist nichts geblieben; mit der Vertreibung der Menschen sind auch die Vereine zerschlagen worden. Gleichwohl wollen wir das reiche und erfolgreiche Vereinsleben des TV noch einmal Revue passieren lassen und der Sportler und Mitglieder gedenken, die den Verein zu Glanz und Erfolg führten. Der Turnverein, wohl die älteste Vereinsgründung Belgards in der Neuzeit, war mit der Ev. Frauenhilfe und dem Theaterverein mit über 1000 Mitgliedern einer der größten Vereine unserer Stadt. (Über den vor 100 Jahren gegründeten zweitgrößten Sportverein der Stadt, nämlich den VfB Belgard berichteten wir im voraufgegangenen Schulteknüppel.) 36 Die Fahne des TV Zum 15. Deutschen Turnfest, das vom 22. bis 30. Juli 1933 in Stuttgart stattfand, fuhren bzw. nahmen aktiv teil: Von links, kniend: G. Kirchhoff, „Spatz“ Kreitlow, Karl Scheiwe Stehend: Paul Scheiwe, Richard Neuenfeldt, Paul Oldenburg, Fahnenträger; Adalbert Kupfer, Emil Zahrt. – Richard Neuenfeldt errang einen beachtlichen Sieg im Zwölfkampf und Adalbert Kupfer einen solchen im Zehnkampf. Paul Scheiwe Von der Gründung 1861 bis zum Ersten Weltkrieg 1914 Das Treffen der Turner aller deutschen Gaue am 17./18. Juni 1860 zum Ersten Deutschen Turnfest in Coburg, zu dem die Schwaben Theodor Georgi und Carl Kallenberg aufgerufen und den „Ruf zur Sammlung“ erhoben hatten, hatte Signalwirkung. Der Turnverein Belgard von 1861 e. V. (im folgenden „TV“) gründete sich im Jahre 1861, wie auch die Turnvereine unserer Nachbarstädte Köslin, Kolberg und Stolp. Der Turnverein Stettin war als erster pommerscher Turnverein bereits 1847 gegründet worden. Der erste Vorsitzende des TV war der Schornsteinfegermeister Albert Hoppe. Bereits am 9. Juni 1862 fand in Belgard das 3. Pommersche Kreisturnfest statt, an dem 25 Turnvereine mit über 400 Turnern teilnahmen. Am 3. Februar 1878 wurde Gymnasialoberlehrer Dr. Petersdorf in das Amt des Ersten Vorsitzenden berufen; er hatte dies bis 1879 inne und wurde dann zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Ihn unterstützte Oberlehrer Schröder als Turnwart. Die Turnstunden fanden in den ersten Jahren nach der Vereinsgründung zweimal in der Woche im Saal des Restaurants Butzke, Wilhelmstraße 58, nachfolgende Besitzer Paul Maß und Hugo Karow, statt; später turnte der TV in der Turnhalle des Gymnasiums. Am Mittwoch abend und Sonntag morgen wurde sogar schon gemeinschaftlich gebadet. Von 1880 bis 1920 führte Gymnasiallehrer Professor Albert Krüger den Vorsitz. Als Turnwart fungierte einige Jahre Gymnasiallehrer Rotzoll, nach ihm Tischlermeister Gustav Hackbarth. Die Mitglieder waren eingeteilt in aktive und passive sowie in Zöglinge; sie waren zwischen 14 und 17 Jahre jung. Die aktiven (mit den Zöglingen) wurden in Riegen zu 10 Turnern zusammengefaßt mit je einem Vorturner. In der Regel waren 4 Riegen auf dem Turnboden. Die Vorturner hatten sich zu einer Vorturnerschaft zusammengeschlossen; in den Jahren von 1904 bis 1907 waren dies Paul Schönwaldt, Maler; Frau Pommerening, Gärtnerin; Heinrich Lewandowsky, Maurer; Otto Sydow, Zimmerer; August Fichtner, Zimmerer; Willi Kuhtz, Büroangestellter; Albert Post, Maurer; Heinz Soeffky, Büroangestellter; Max Vahl, Zimmerer. In der Gymnasialturnhalle und auf dem Vorplatz wurde zweimal in der Woche in der Zeit von 20 bis 22 Uhr geturnt. Die Vorturner selbst turnten jeden Sonntag vormittag. In den ersten 30 Minuten der Turnstunden tummelte man sich und spielte miteinander. Unter Anleitung der Turnwarte machte man dann Freiübungen - auch mit Eisenstäben und Hanteln - und sang ein Turnerlied. Dann folgte das Riegenturnen am Reck, Barren, Pferd, an den Kletterstangen, an der Leiter und Sprossenwand; und zuletzt sprangen die Turner über den Bock und hoben Gewichte. Im Sommer wurde vornehmlich auf dem Turnplatz gelaufen, Ball geworfen, gesprungen und gespielt. Jede Turnstunde endete mit einem „Gut Heil!“ Rauchen war verboten. 37 Der TV war der Deutschen Turnerschaft mit Sitz in Berlin angeschlossen. Der Verein gehörte seinerzeit zum „Persante-Gau“. Die Pommerschen Gaue wiederum waren im Turnkreis IIIa Pommern mit Sitz in Stettin zusammengefaßt; Gauvertreter war bis 1919 Professor Albert Krüger, Belgard. Dem Vorstand gehörten kurz nach der Jahrhundertwende Professor Albert Krüger als Vorsitzender; Gustav Hackbarth als Turnwart und Lehrer Carl Kaufmann, Fritz Schmieder und Schneidermeister Lietz jr. als weitere Mitglieder an. – Ehrenmitglieder waren zu dieser Zeit: Buchdruckereibesitzer Gustav Klemp, Buchhändler Theodor Heller und Schneidermeister Lietz sen. und weitere Mitglieder. Die Mitglieder zahlten einen Beitrag von 50 Pf à Monat; die Zöglinge waren beitragsfrei, aber auch ohne Stimmrecht. Das Vereinslokal war das Gesellschaftshaus Falk, Hindenburgstraße 15. Der Verein erfreute sich eines Trommlerund Pfeiferkorps, das zu allen festlichen Veranstaltungen und Auftritten aufspielte. Über Jahre übte der Verein im Sommer abends im Garten der Gärtnerei Pommerening, Polziner Straße 9. Die Oster- und Weihnachtsfeste in Falks Gesellschaftshaus wurden groß gefeiert mit turnerischen Darbietungen, mit Theater und Tanz. Das An- und Abturnen im Frühjahr bzw. Herbst war im Stadtholz. Im Sommer 1911 feierte der Verein sein 50jähriges Bestehen; daran beteiligten sich die Nachbarschaftsvereine Bad Polzin, Köslin, Kolberg, Körlin usw. Vormittags fanden die Wettkämpfe an den Geräten in der Gymnasialhalle und die volkstümlichen Übungen – Weitsprung, Kugelstoßen – im Garten von Falks Gesellschaftshaus statt; der 100-mLauf wurde auf der Promenade vor dem Kreishaus ausgetragen. Nach dem Festessen im Vereinslokal zogen die Vereine geschmückt und mit Fahnen durch die Stadt; der Umzug endete im Stadtholz, in dem jetzt allerlei Spiele ausgetragen wurden. Bürgermeister Dr. Trieschmann hielt die Festrede; die Sieger erhielten als Preis einen Eichenkranz mit weiß-roter Schleife überreicht. Auf dem Gauturnfest in Kolberg - etwa um 1907 - erhielt Otto Sydow den 3. Platz; er zeigte eine vortreffliche Kraftübung am Barren und holte im Gewichtheben die meisten Punkte, indem er die Ein-Zentner-Hantel einarmig mehrmals hoch stieß. Für den Verein war dies eine Ehre. In den Jahren von der Jahrhundertwende bis in den Ersten Weltkrieg hinein gingen viele Turner freiwillig zum Militär, und zwar vorrangig zur Kavallerie (vielleicht weil Belgard eine Stadt preußischen Reitergeistes war!). Im Urlaub zu den Festtagen sah man dann die ehemaligen Turner in ihren schmucken Uniformen als weiße Kürassiere, weiße und rote Ulanen, rote, schwarze und blaue Husaren und Dragoner; dazwischen befanden sich auch Artilleristen und Pioniere mit den schwarzen Kragen und Infanteristen mit ihren Grenadieren und Füsilierern und endlich die blauen Jungs der Marine. (Die feldgraue Uniform gab es damals noch nicht.) Viele Bänder schmückten die Vereinsfahne. Der Verein erhielt immer dann ein Bändchen, wenn er an einem Deutschen Turnfest teilnahm. So waren die Turner stolz auf ihre Fahnenbänder, die sie auf den Turnfesten in Hamburg 1898, Frankfurt 1908, Leipzig 1913, München 1923, Köln 1928, Stuttgart 1933, Breslau 1938 und auf dem Ostlandturnfest in Danzig 1934 erhielten. - Fahnenträger nach dem Ersten Weltkrieg war viele Jahre der Töpfermeister Franz Bläsing; Maurer Otto Strutz und Schneidermeister Ernst Steinhagen waren Fahnenbegleiter. Nach dem Ersten Weltkrieg von ungefähr 1919 bis zur Machtübernahme durch die NSDAP 1933 Otto und Hermann Kölpin, Max Wiehura und Georg Pommerening, die bei der Marine gedient hatten, kehrten nach Kriegsende unversehrt heim; sie brachten einen neuen Stil im Geräteturnen mit. Professor Albert Krüger und Tischlermeister Gustav Hackbarth stellten sich aus Altersgründen - sie hatten ihre Ämter 25 Jahre bekleidet - nicht wieder zur Wahl. Die Mitgliederversammlung wählte Albert Krüger zum Ehrenvorsitzenden und Gustav Hackbarth zum Ehrenmitglied und würdigte damit deren Verdienste. - Als Nachfolger traten 1919 ins Amt: Lehrer Gustav Krause als Vorsitzender, Schlosser Otto Kölpin als Oberturnwart und Buchbinder Emil Krüger als Kassierer. Der Vorsitzende Gustav Krause und Oberturnwart Otto Kölpin waren jung. Durch ihr Engagement und ihr turnerisches Können erhielt die Turnerei neuen Schwung. Mit Eifer und Hingabe förderten sie das Turnen vielseitig. - Otto Kölpin setzte sich besonders für das Geräteturnen neusten Stils ein. Statt der TV 1928 Kraftübungen legte er Wert auf SchwungVon links: 1. Vorsitzender Lehrer Gustav Krause, 3. Kurt Dahlke, übungen und gute Haltung. Otto Kölpin ent4. Otto Kölpin, 5. Willi Knade (Fürst genannt), 6. Bruno Reinke, 7. Walter Reinke; das kleine blonde Mädchen links von Otto Kölpin wickelte sich zum Meister des Geräteturnens Unter seinen Schülern ragten Albert Conradt, ist dessen Tochter Lieselotte Kölpin 38 Herbert Jastrow und Kurt Dahlke im Persante-Gau hervor. Nach dem Deutschen Turnfest in München 1923 wandte sich eine Reihe Mitglieder gegen den Vorsitzenden Gustav Krause, obgleich er im Verein keine Politik betrieben hatte. Die Jahreshauptversammlung 1924 entschied sich dennoch wieder für Gustav Krause als Ersten Vorsitzenden; sein Mitbewerber Amtsarzt Medizinalrat Dr. Zimdars unterlag. Darauf traten zahlreiche Mitglieder aus dem Verein aus und gründeten den „Turnverein Jahn“. Zum Vorsitzenden nun dieses Vereins wurde Medizinalrat Dr. Zimdars gewählt. Der erste Turner, der einen Sieg auf einem Deutschen Turnfest errang, war Fritz Stier 1928 in Köln. Anfang der 30-iger Jahre erhielt der Verein einen besonders befähigten Geräteturner, nämlich Adalbert Kupfer, der ebenso wie Richard Neuenfeldt aus Köslin kam. Sie Von links: 2. Kurt Dahlke, 4. Herbert Jastrow, 5. Otto Kölpin, letzter Turnlehrer des Vereins (1927/28) waren zwar gut in Köslin geschult worden, den letzten Schliff aber erhielten sie von Oberturnwart Otto Kölpin, Nach einer Siegerehrung. der als einer der besten Geräteturner Pommers hervortrat und zum Pommernmeister avancierte. Durch eisernes Training und gut geschult gelang es Otto Kölpin, eine stattliche Kunstriege zu schaffen, die aus folgenden Turnern bestand: Richard Neuenfeldt, Walter Reinke, Willi Knade, Adalbert Kupfer, Gerhard Reepschläger, Walter Ruske und Karl Block. Das Frauen- und Mädchenturnen kam nur stotternd voran. Endlich schaffte es Gustav Krause 1922, einige junge Mädchen für das Turnen zu begeistern. Zunächst leitete die Gruppe Oberturnwart Otto Kölpin, später der Vorturner Städte-Wettkampf in Neustettin 1931 oder 1932 und Tapezierer Otto Beilfuß. Bald Die Belgarder Teilnehmer in der vordersten Reihe in Weiß konnte die eifrige Turnerin Von links: Otto Kölpin, Bruno Gumz, Richard Neuenfeld, Walter Reinke, Elisabeth Bandelin (die spätere Gerhard Reepschläger, Willi Knade, letzter von rechts in der hintersten Frau Kruggel) die Leitung überReihe. Links von ihm die Kösliner Turner nehmen und die Mädchen durch beharrliches Training soweit fördern, daß sie bei einer Werbeveranstaltung im „Capitol“ gute Leistungen boten. Seither erwies sich die Mädchenabteilung als wertvolle Stütze des Vereins. Von ungefähr 1925 bis zur Machtübernahme durch die NSDAP 1933 gehörten zum Vorstand: Lehrer Gustav Krause als Vorsitzender; Ziegeleibesitzer Emil Zahrt, Lenzen, und Kreissekretär Artur Baumann als stellv. Vorsitzende; Kreisobersekretär Paul Scheiwe und Tapezierer Otto Beilfuß als Schriftführer bzw. stellv. Schriftführer; Buchdrucker Krüger als Kassenwart; Schlosser Otto Kölpin als Oberturnwart und Schuhmachermeister Walter Reinke als Turnwart. Von der „Machtübernahme“ durch die NSDAP 1933 bis 1939 Die NSDAP schaltete die Turn- und Sportvereine „gleich“. Der Vorsitzende Gustav Krause verlor sein Amt als Vereinsvorsitzender und wurde gezwungen, seinen Austritt aus der Deutschen Turnerschaft zu erklären. Krause hat dies Unrecht nie verschmerzen können. Er hatte den TV 10 Jahre uneigennützig und erfolgreich geleitet. Seine alten Turner haben ihn, der jetzt einsam und verlassen leben mußte, nicht vergessen. Der Vorstand setzte sich 1933 wie folgt zusammen: Steuerinspektor Hermann Reimer als Vorsitzender; Ziegeleibesitzer Emil Zahrt als stellv. Vorsitzender; Kreisobersekretär Paul Scheiwe als Schriftwart; Stadtsekretär Walter Reinke als Oberturnwart und Zweigstellen39 leiter Willi Knade als Turnwart. Am 1. Mai 1933, einem herrlichen warmen Frühlingstag, wurde die neue Kampfbahn-Stadion, das Stadion, auf den Pferdewiesen unter großer Beteiligung der Bevölkerung eingeweiht. Bürgermeister Raasch hielt die Festrede. Die Vereinsmitglieder beteiligten sich turnerisch und sportlich an der Eröffnung. Damit verabschiedete man sich von dem alten Sportplatz im Stadtholz. Es wurden neu gebildet: der Turngau Pommern, Vorsitzender Landrat Dr. Becker, Anklam; dem Turnbezirk Köslin stand Bürgermeister Ernst Kröning vor; Vorsitzender des Turnkreises Belgard wurde Kreisinspektor Paul Scheiwe. TV Belgard im Stadtholz im Sommer 1933 anläßlich eines Otto Kölpin mußte aus gesundheitliSchauturnens. Die Belgarder Turnerelite mit ihren Favoriten von links : chen Gründen sein Amt als Oberturn1. Willi Knade, 2. Adalbert Kupfer, 5. „Zappel“ Krüger, 6. Walter Block, wart niederlegen; Walter Reinke setzte 7. ?, 8. Paul Oldenburg, 9. Gerhard Reepschläger, 10. Bruno Gumz sein Werk mit Eifer und Erfolg fort. Auf Betreiben der Partei wurden die beiden Turnvereine – TV und Turnverein „Jahn“ – im Jahre 1933/34 zusammengeschlossen. Letzter Vorsitzender des „Turnvereins Jahn“ war Studienrat Max Dumjahn. Zum Vorsitzenden des Großvereins wurde Studienrat Gerhard Krause gewählt. Dem Vorstand gehörten weiter an: Ziegeleibesitzer Emil Zahrt und Steuerinspektor Hermann Reimer als stellv. Vorsitzenden; Kreisinspektor Paul Scheiwe als Schriftwart, Stadtsekretär Willi Goetzke als Kassenwart, Schuhmachermeister Walter Reinke als Oberturnwart, Zweigstellenleiter Willi Knade als Männerturnwart, Stadtobersekretär Erhard Henke als Spielwart, Schriftsetzer Albert Kruggel als Wanderwart, Polizeihauptwachtmeister Emil Krohn als Schwimmwart, Angestellter Waldemar Schauland als Fechtwart, Maurer Artur Wachholz Gerätewart, Kreissekretär Kurt Zuse als Pressewart, Angestellte Klara Droß als Frauenwartin und Angestellte Gerda Hillmann als Frauenturnwartin. Das Lichtspieltheater „Capitol“ zeigte den Film vom Deutschen Turnfest 1933 in Stuttgart. Auch die Schulen aus Belgard und der Umgebung sahen den Film. - Die 1934 gegründete Fechtabteilung, unterwiesen von Waldemar Schauland, der von Köslin nach Belgard übersiedelte, fand guten Zuspruch. – Aus Anlaß der Befreiung des Saarlandes wurde 1934 die Saartreuestaffel durchgeführt. Der Lauf führte durch den Kreis Belgard; Höhepunkt dieses Staffellaufs war ein Stadtumzug mit einer Feierstunde auf dem Marktplatz. In den 30er Jahren nahm der Verein jährlich mit einer Mannschaft am Stettiner Kunstturnen teil. Adalbert Kupfer, der zu den zehn besten pommerschen Turnern gehörte, wurde 1932, 1933 und 1934 Pommernmeister im Geräteturnen. 1935 war es geradezu sensationell, als die Belgarder Mannschaft mit Adalbert Kupfer, Willi Knade, Richard Neuenfeldt und Gerhard Reepschläger auf dem Kunstturnen in Stettin, an dem sich 16 Mannschaften aus dem Deutschen Reich beteiligten, hinter den Elitemannschaften von Leuna, Berlin und Leipzig den 4. Platz belegte. Die Berliner Morgenpost sang ein Loblied auf Belgard; sie sprach von den „Vier Belgarder Recken!“ Von den guten Geräteturnern seien Paul Oldenburg, Bruno Gumz, Zappel Krüger, Hans Lange, Bruno Reinke und die Nachwuchsturner TV "Turnerhochburg Belgard" Heinz Groschinsky, Kurt Deutsch, Walter Anläßlich eines Schauturnens im Stadtholz Schönwald und Heinz Viebranz genannt. In den Adalbert Kupfer am Barren; "Fürst" Gnade leistet Vergleichs- und Wettkämpfen mit den TurnverHilfestellung einen der Nachbarstädte Kolberg, Köslin, Neustettin, Stolp und Schneidemühl ging meistens die Mannschaft des TV Belgard 1861 als Sieger hervor. Einzelsieger wurde häufig Adalbert Kupfer. Mit der Wehrmacht in Belgard war der TV kameradschaftlich verbunden. Mit ihr führte der TV des öfteren Wettkämpfe und Spiele durch. 1936 nahm der TV mit der Wehrmacht an der Skagerak-Gedächtnis-Staffel, zu der der Wehrmachtsstandort Belgard aufgerufen hatte, mit 14 Läufern teil; der TV siegte. 40 Im Sommer 1936 feierte der TV sein 75jähriges Jubiläum; der Verein war auf dem Höhepunkt seiner Blüte und Entwicklung angelangt. Auf dem Kameradschaftsabend am Vorabend des Festes in Falks Gesellschaftshaus hielt der Vorsitzende Studienrat Gerhard Krause die Festansprache. Die Glückwünsche des Pommerngaues überbrachte dessen Vorsitzender Landrat Dr. Becker; für die Stadt gratulierte der die Geschäfte des Bürgermeisters wahrnehmende Rechtsanwalt Dr. Otto Beilfuß. Die Deutsche Turnerschaft wurde 1936 aufgelöst und der Reichsbund für Leibesübungen gebildet. Paul Scheiwe wurde Reichssportführer. Walter Reinke legte sein Amt als Oberturnwart nieder; Willi Knade folgte ihm im Amt, und Adalbert Kupfer wurde Männerturnwart. – Der Verein hatte weitgesteckte Ziele; er betrieb neben dem Geräteturnen Leichtathletik, Schwimmen, Handball, Korbball, Faustball, Fechten, Wandern, Gymnastik und allerlei Spiele. In allen Abteilungen herrschten Bewegung, Leben, Fröhlichkeit. Klara Droß, Annemarie Kraul, Gerda Hillmann, Edith Taubenheim Christa Österreich, Irmgard Jeske, Waltraud und Anneliese Wille, Ruth Klünder, Charlotte Specht, Lieselotte Kölpin, Elisabeth Otto und Waltraud Schönwald führten die Frauen und Mädchenabteilung zu hoher Blüte. Gerade auf festlichen Veranstaltungen wirkten die Turnerinnen durch Gymnastik, Ball- und Reifenspiele, choreographische Bewegungen und Tanz zur wirkungsvollen Gestaltung des Programms mit und fanden immer lebhaften Beifall. Gerda Hillmann zog auch eine Gymnastikstunde für Hausfrauen auf, die sie mit Eifer und Geschick bei reichem Zuspruch erfolgreich leitete. Es ist das Verdienst von Klara Droß, daß sie mehrere Turnerinnen zur Teilnahme an dem Deutschen Turnfest 1938 in Breslau werben konnte. Adalbert Kupfer förderte die Frauen vor allem im Leistungsturnen. So konnten die Turnerinnen auf Veranstaltungen beachtliche Leistungen am Stufenbarren, beim Pferdspringen und den freien Überschlag bzw. Kopfsprung vom Federbrett zeigen. - Zu den Turnerinnen zählten außer den Leiterinnen Edith Taubenheim und Christa Österreich: Marianne und Brigitte Dumjahn, Christa Marx, Irmgard Schwenke, Edith Winkel, Wella Teschner u. a. Die Turnabteilungen für Schülerinnen und Knaben leitete Gerhard Reepschläger mit Liebe und Hingabe. Sie mußten auf Anordnung der NSDAP aufgelöst und die Jugend der Staatsjugend zugeführt werden; Jugendliche, die an Wettkämpfen teilnehmen wollten, mußte dem „Jungvolk“ bzw. der „HJ“ angehören. Die NSDAP und ihre Gliederungen beanspruchten bald viele Mitglieder für sich, viele aber blieben dem TV treu, wie auch Männerturnwart Adalbert Kupfer, der sich mit Idealismus erfolgreich auch weiterhin für den TV einsetzte. Aber auch Kurt Zuse wurde nicht müde, Leichtathletik und Handball zu fördern. Auch Walter Ruske hielt dem Verein die Treue. In Falks Gesellschaftshaus, Inhaber Ernst Wolter, wurde 1937 der große Städtewettkampf im Geräteturnen zwischen den Städten Stettin - Königsberg - Danzig durchgeführt, der viele Zuschauer anzog. Die siegende Mannschaft erhielt vom Bürgermeister der Stadt Belgard ein Ehrengeschenk überreicht; am folgenden Tag empfing der Bürgermeister die Teilnehmer des Wettkampfes. Auf der Pommerschen Gaumeisterschaft im Deutschen Zwölfkampf mit 9 Geräteübungen 1939 in Stettin errang Walter Ruske als bester Turner den Titel des Pommerschen Gaugerätemeisters. Während des Zweiten Weltkrieges von 1939 bis zur Katastrophe 1945 Von den vielen Soldaten, die in der Garnison Belgard standen, erhielt der Verein neuen Zuspruch; mehrere gute Turner und Sportler von ihnen traten dem Verein bei und beteiligten sich an Schauvorführungen und Wettkämpfen, so der Leichtathlet Oberwachtmeister Emil Müller und der Kunstturner Oberfähnrich Georg Sieh. Daß Wettkämpfe in Belgard durchgeführt und auswärtige Veranstaltungen besucht werden konnten, verdankte der Verein auch in dieser Phase seines Bestehens, nachdem viele Kameraden zur Wehrmacht eingezogen worden waren, Adalbert Kupfer und Kurt Zuse. Da der Verein eine neue Satzung erlassen mußte, wurde eine Neuwahl des Vorstands erforderlich. Kreisoberinspektor Paul Scheiwe wurde zum Vorsitzenden und Ziegeleibesitzer Emil Zahrt zum stellv. Vorsitzenden gewählt. Artur Wachholz blieb Gerätewart und führte außerdem die Kassengeschäfte, eine schwierige und undankbare Aufgabe. Von den guten Nachwuchsturnern seien erwähnt der Primaner Alex Treptow und Hans-Georg Krüger. Im Kriege wurde auch das Kleinkinderturnen für Kinder vom 3 bis 6. Lebensjahr aufgenommen. Es fand Beifall bei den Eltern und Freude bei den Kindern. Es nahmen immer ungefähr 50 Kinder teil, so daß der Leiterin, Turn- und Sportlehrerin Ilse Trepel noch eine Kraft beigegeben werden mußte. In den Kriegsjahren schrieb der Vorsitzende Paul Scheiwe an die im Felde stehenden Kameraden Rundbriefe als Zeichen der Verbundenheit. Alle Sportvereine, so auch der TV, beteiligten sich an den Sammlungen und Veranstaltungen des Winterhilfswerks und des Deutschen Roten Kreuzes. Als im Laufe des Krieges weitere Mitglieder zur Wehrmacht eingezogen wurden, darunter auch Adalbert Kupfer und Artur Wachholz, als Kurt Zuse nach Schivelbein und Ilse Trepel nach Arnswalde versetzt und als schließlich die Turnhalle für die Wehrmacht beschlagnahmt wurden, mußte der Turn- und Sportbetrieb endgültig eingestellt werden. 41 Turnfeste und Deutsche Turnfeste Es fanden örtliche Feste mit Wettkämpfen und tunerischen Vorführungen und Spielen statt, Kreis-, Bezirks- und Gaufeste und in Abständen von 5 Jahren das Deutsche Turnfest. Über die Teilnahme an den Deutschen Turnfesten vor der Jahrhundertwende ist nur bekannt, daß der Turnwart Gustav Hackbarth und einige Turner an dem Deutschen Turnfest 1898 in Hamburg teilnahmen. Auch die Deutschen Turnfeste 1908 in Frankfurt und 1913 in Leipzig besuchten einige Belgarder Turner. Für eine Teilnahme an dem Deutschen Turnfest 1923 in München, dem ersten Turnfest nach dem Ersten Weltkrieg, hatte der Vorsitzende Gustav Krause kräftig geworben. Trotz bitterer wirtschaftlicher Not und Inflation nahmen mit Krause mehr als 30 Turner und Schlachtenbummler aus Belgard teil. Zum 15. Deutschen Turnfest 1933 in Stuttgart fuhren Richard Neuenfeldt und Adalbert Kupfer als Wettkämpfer sowie Emil Zahrt, Paul Scheiwe, Paul Oldenburg (der die Fahne trug) und die Jugendlichen Karl Scheibe, Spatz Kreitlow und H. Kirchhof. – Richard Neuenfeldt errang einen beachtlichen Sieg im Zwölfkampf und Adalbert Kupfer einen solchen im Zehnkampf. Zum Ostlandturnfest Danzig 1934 fuhren der neue Vorsitzende, Studienrat Gerhard Krause, Paul Scheiwe, Turnwart Willi Knade und viele Turner und Turnerinnen. Beachtliche Plätze errangen Richard Neuenfeldt, Willi Knade, Walter Ruske, Gerhard Reepschläger, Paul Oldenburg, Bruno Gumz und Zappel Krüger. An dem Staatsempfang, den der Danziger Staatspräsident Rausching für die Gau- und Kreisvertreter im Historischen Artushof gab, nahm Kreisverteter Paul Scheiwe teil. Das Deutsche Turn- und Sportfest 1938 wurde von vielen Belgarder Turnern und ihrem Vorsitzenden Gerhard Krause mit Frau, Knade, Kupfer, Ruske und Scheiwe besucht; (wohl) als Begleiter nahmen teil: Hans-Günther Thesenfitz, Günther Winkel und Herbert Schneider. Von den Frauen waren es: Hildegard Ruske und Lieselotte Kölpin, die mit Klara Droß in der Eröffnungs-Gymnastik mitwirkten. – Als Sieger gingen hervor Willi Knade, Adalbert Kupfer und Walter Ruske sowie der 47jährige Paul Scheiwe als Senior. Zur 80-Jahr-Feier 1941 fand in der Turnhalle der Hindenburgschule eine festliche Veranstaltung mit turnerischen und gymnastischen Veranstaltungen statt. Zu Beginn wurde der Gefallenen in Anwesenheit des Landrats Dr. Mehliß und des Standortältesten, Major von Rhoden, gedacht. An den alljährlich im Spätsommer stattfindenden Gollenberg-Sportfesten in Köslin beteiligte sich der TV stets recht zahlreich. Von 1920 bis 1943 fanden 23 Gollenberg-Sportfeste statt. Zu den siegreichen Turnern und Turnerinnen gehörte viele Jahre - auch im letzten Jahr der Veranstaltung 1943 - der damals über 50 Jahre alte Vorsitzende und Kreissportführer Paul Scheiwe als Sieger mit dem Eichenkranz. Wandern und Fahrten Schon bevor Wander- und Verkehrsvereine bestanden, wanderten die Turnvereine. Gustav Krause förderte das Wandern leidenschaftlich. Die von ihm gegründete Gesang- und Musikabteilung war eine willkommene Begleiterin auf Wanderungen und Fahrten. Der Verein unternahm mehrere Großwanderungen, so in den Harz, an den Rhein und in den Böhmerwald; die Teilnahme an den Deutschen Turnfesten war immer auch mit mehrtägigen Wanderungen in die nähere und weitere Umgebung der austragenden Städte verbunden. Himmelfahrt war allgemeiner Wandertag. Einige der beliebten Wanderrouten unserer näheren Heimat seien in Erinnerung gerufen: 1. Durch das Muglitztal nach Groß Rambin und Arnhausen 2. Von Kiefheide durch den Vietzower Wald nach Wutzow, Persantetal über Zarnefanz zum Schloß Grüssow und zur Grabstätte des aus dem Kriege 1870/71 bekannten Heerführers General von Werder 3. Durch das Persantetal nach Lübchow-Klaptow, Groß Jestin zum Kämnitzsee 4. Von Bad Polzin durch die Pommersche Schweiz, Fünfseengebiet, zur Jugendherberge und Burgruine Draheim 5. Zum Jamunder See und zum Gollenwald 6. Durch das Zellmucktal über Tietzow durch den Wojenthiner Forst Leichtathletik Ein hervorragender Leichtathlet vor dem Ersten Weltkrieg - besonders im Kurzstreckenlauf und Weitsprung - war im Verein und im Persantegau Paul Scheiwe. Belebt und gefördert wurde die Leichtathletik, als der Staat 1911 für jeden Kreis ein Staatsbanner als Wanderpreis stiftete. Errang ein Verein drei Jahre nacheinander das Banner, so ging es in dessen Eigentum über. An den Wettkämpfen durften nur Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr teilnehmen. Der erste Wettkampf dieser Art fand 1912 in Belgard statt und wurde im Stadtholz ausgetragen. An dem Wettkampf beteiligten sich der TV, der Evangelische Jünglingsverein Belgard, der Verein für Bewegungsspiele Belgard von 42 1911 e. V. (VfB) , der Sportclub-Siegfried-Belgard, der Turnverein Polzin, der Evangelische Jünglingsverein Polzin und der Turnverein Groß Tychow. Sieger wurde der Turnverein Belgard von 1861 mit Erhard Witt, Erich Clawien, Willi Pommerening, Emil Stüber und Hermann Frisch. - Da der Turnverein das Staatsbanner dreimal nacheinander erringen konnte, wurde es sein Eigentum. Auch der 1924 von dem Turnverein abgespaltene Turnverein „Jahn“ konnte den gleichen Erfolg aufweisen. Als beide Vereine 1933/34 zusammengeschlossen wurden, besaß der Großverein zwei Staatsbanner, und zwar zwei Staatsbanner der männlichen Jugend und darüber hinaus einen Wimpel der weiblichen Jugend. Handball Handball wurde erst nach dem Ersten Weltkrieg von Gustav Krause eingeführt. Besonders setzten sich für das Handballspiel Erhard Henke und Richard Neuenfeldt ein; gute Spieler, außer dieser beiden, waren Artur Paske, Walter Jastrow, Zappel Krüger, Pauli Schröder, Siegfried Gehrke und Alli Dallmann. Mehrere Jahre leitete Artur Paske die Abteilung und während des Krieges Kurt Zuse. Zuse setzte sich für das Handballspiel bei den Turnern und Turnerinnen ein und führte Spiele gegen andere Vereine mit beachtlichen Erfolgen durch. Zu den Handballspielerinnen, die Kurt Zuse und nach dessen Versetzung nach Schivelbein noch kurz Gerhard Mahnke trainierten, gehörten: Charlotte Specht, Edith Winkel, Edith Taubenheim, Irmgard Schwenke, Elisabeth Ott, Anita Gomoll, Christa Oesterreich, Waltraud und Anneliese Wille, Irmgard Jeske, Edith Dubben, Brigitte und Marianne Dumjahn und Lieselotte Kölpin u. a. – Auch das Korbballspiel unter Zuse war im Turnerkreise beliebt. Badeanstalt als Teil der großen Sportanlage nordöstlich der Stadt, eingeweiht im August 1930 mit Sprungturm und mehreren Schwimmbecken für Schwimmer und Nichtschwimmer; hier die Einweihungsveranstaltung Schwimmen Für Gustav Krause war das Schwimmen Steckenpferd. Für die Förderung des Schwimmens opferte er Zeit, Kraft und Geld. Sein Grundsatz lautete: „Jeder Turner ein Schwimmer, jeder Schwimmer ein Retter!“ - Auf Anregung von Krause ließ der Verein 1926 an der Persante bei Vorwerk einen Sprungturm bauen und bald darauf eine Ankleidebaracke errichten. Als Schwimmbecken diente die vom Baugeschäft Utech zur Sand- und Kiesgewinnung ausgebaggerte Persante. Viele Jugendliche und Schüler lernten hier in den 20er und 30er Jahren unter Anleitung Krauses schwimmen und tauchen. Die Schwimmabteilung beteiligte sich jährlich an den in Köslin ausgetragenen Schwimmfesten des Persantegaus. Fünfmal nacheinander siegte die Bruststaffel des Vereins, besetzt mit Wilhelm Reinke, Paul Reinke und Artur Baumann (der vierte Wettkämpfer wechselte), gegen eine starke Konkurrenz, wie Kösliner Schupo, Kösliner- und Kolberger Turnverein. Auf dem Schwimmfest des Pommerschen Turnkreises 1927 in Anklam errang die Mannschaft mit Gebrüder Reinke und Baumann mehrere Siege. Paul Reinke wurde Erster im Streckentauchen. Gustav Krause ließ nicht locker, bis die Stadt endlich, vertreten durch Bürgermeister Raasch und Stadtbaurat Dr. Nohse, auf den Pferdewiesen an der Leitznitz eine großzügige und schöne Badeanstalt errichtete, die am Sonntag, 43 dem 30. August 1930, in Anwesenheit des Regierungspräsidenten Dr. Cronau und des Landrats Dr. Jansen durch Bürgermeister Dr. Chlebowsky ihrer Bestimmung übergeben wurde. An den schwimmsportlichen Veranstaltungen und Wettkämpfen nahmen zahlreiche Schwimmer aus der Provinz und Stettin teil. Das größte Aufgebot stellte der TV unter Leitung von Gustav Krause, der auch ein gelungenes und unter großem Beifall aufgenommenes Figurenschwimmen vorführte. Die meisten Siege in den einzelnen Schwimmarten, im Tauchen und im Kunstspringen errangen die Mitglieder (Männer, Frauen, Knaben, Mädchen) des TV. Von den damaligen Jugendlichen waren gute Schwimmer und Streckentaucher Ulrich Krause (Sohn des Vorsitzenden), Herbert Klünder, Happi Klabunde, Erhard Mischnik u.a. Das Amt des Schwimmwarts übte ab 1933 mehrere Jahre der Polizeihauptwachtmeister Emil Krohn aus. Unter seiner Anleitung machten zahlreiche Turner den Grundschein, einige auch den Prüfungs- bzw. Lehrschein der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft. Der Zweite Weltkrieg forderte viele Opfer. Für sie alle seien stellvertretend genannt: Studienrat Gerhard Krause, vorletzter Vorsitzender; Walter Reinke, früherer Oberturnwart; Albert Conradt, früherer Turnwart; Erhard Henke, Volksturnwart und Spielwart; Albert Kruggel, Wanderwart; Emil Krohn, Schwimmwart; Paul Reinke, Schwimmeister; Bruno Gumz und Ulrich Krause, beide Kunstturner; Ziegeleibesitzer Emil Zahrt, stellv. Vorsitzender und Alterspräsident; Kurt Zuse, Pressewart und Trainer. Wir gedenken treu und dankbar ihrer und all der Opfer des Krieges Zum Schluß soll noch eines Mannes gedacht werden, der segensreich im zweiten Glied wirkte, des langjährigen stellv. Vorsitzenden und Alterspräsidenten und väterlichen Freundes aller Turner und Turnerinnen: Emil Zahrt. Trotz seines Alters und seiner vielen betrieblichen Aufgaben als Ziegeleibesitzer in Lenzen, war er immer und überall zugegen, ob auf Versammlungen und Tagungen, auf örtlichen Veranstaltungen und Turnfesten, auf Kreis-, Bezirksund Gaufesten und auf den Deutschen Turnfesten; er war zu finden auf Wettkämpfen und im Festzuge; er hatte einfach ein Herz für die Jugend; er zahlte oft aus seiner Tasche und ermöglichte dadurch überhaupt erst Einsatz und Teilnahme. Der Kunstturnriege überließ er für Wettkämpfe außerhalb Belgards sein Auto. Er war stets mit Liebe und Interesse dabei. Es schmerzt zu erfahren, daß er bei der Besetzung Belgards durch die Rote Armee ein so beklagenswertes Ende fand. Und nach dem Zweiten Weltkrieg? Da ist u. a. von Karl Block, einst Pommerns Zehnkampfmeister, zu berichten, wie er als Kriegsgefangener unter der heißen Sonne Afrikas turnfreudige Kameraden um sich scharte und mit seinem Vorbild irgendwo in Libyen anderen Lebensmut gab. Oder von dem Engagement nahezu aller Sportler, die den Krieg überlebt, nach Jahren der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, verstreut über das restliche Deutschland, sportlich und beruflich neu begannen, turnten, sich Vereinen anschlossen und in Ehrenämtern verpflichteten, an Turnfesten teilnahmen und trotz fortgeschrittenen Alters beachtliche Siege erstritten. Turnverein Belgard von 1861 e. V. (TV) Aktive Teilnahme alter TV-Turner aus Belgard am Deutschen Turnertag in Essen 1963. Hinten halbrechts (Pfeil) Walter Ruske. Und es ist davon zu berichten, daß die Belgarder Turner und Sportler die Kameradschaft freundschaftlich weiter pflegten in der Traditionsgemeinschaft des Belgarder Turnvereins von 1861 e. V. und des Vereins für Bewegungsspiele Belgard von 1911 e. V.; sie traf sich offiziell alle Jahre auf dem Belgarder Treffen in der Patenstadt unseres Heimatkreises Celle. PS: Nachdem „Fürst“ Willi Knade verstorben war, übernahm 1983 Walter Ruske den Vorsitz der Traditionsgemeinschaft. Dem Vorstand gehörten außerdem Hans-Joachim Reichow, Karl Block, Hans Haeger und Harry Levezow an. Reichow verstarb, aber auch Walter Ruske segnete am 17. November 1995 das Zeitliche. (gerafft) Literatur Aus: Manfred Pleger, 700 Jahre Stadt Belgard an der Persante, Laboe 1999 Paul Scheiwe: Vereinsgeschichte: „100 Jahre Turnverein Belgard von 1861 e. V.“ (1861- 1961) 44 "Die vier Belgarder Recken" der Turnerhochburg Belgard Otto Eichhorn Unter 16 Mannschaften aus dem Reich belegten 1935 beim reichsoffenen Kunstturnen hinter den Mannschaften von Leuna, Berlin und Leipzig die Belgarder den vierten Platz. Allein zur Leunaer Mannschaft gehörten Deutsche Meister wie Krötzsch, Müller, Kleine, von anderen reichsdeutschen großen Vereinen traten Meisterturner wie Mock, Haustein, Domke, Kiwarschinski, Kanies und Bockenauer zum Wettkampf an. Überall unter den Turnern Deutschlands waren die Namen dieser Männer hochgeachtet. Geradezu sensationell wirkte es, als sich vor dieser Kulisse damals Belgards Kunstturner so erstklassig plazierten. Die Berliner Morgenpost sang ein Loblied auf die "hinterpommersche Turnerhochburg Belgard". Heute, mehr als 20 Jahre danach, klingt solch nachträglicher Leistungsbericht fast wie eine Mär. Schon deshalb, um das Imponierende nicht vergessen zu lassen, soll hier auf jenen alten "Belgarder Turnverein von 1861" kurz zurückgeblendet werden. Gleichzeitig aber interessiert, daß die einst in der Kreis- und Kleinstadt Belgard konzentrierte Kunstturner-Elite trotz Krieg, Gefangenschaft, Vertreibung und mancher Not im wesentlichen Beständigkeit zeigte. Mit den Grundtugenden der alten Turner konnten die "Davongekommenen" die Jahre überdauern. Belgards Kunstturner - Tradition hat sich auf zahlreichen Plätzen der Bundesrepublik durch das Vorbild einzelner fortgesetzt. Die turnerische Erziehung der Damaligen trägt an fremder Statt Früchte unter den Heutigen. Grundbegriffe müssen sitzen Der "Belgarder Turnverein von 1861" verdankte besonders der planvollen Aufbauarbeit seines langjährigen Vorsitzenden Lehrer Gustav Krause die Entwicklung zur überregionalen Beachtung. Leider mußte er 1933 bei der "Gleichschaltung" der Turn- und Sportvereine den Platz räumen, aber Belgards Turner vergaßen ihn nie. Unter seiner sicheren Führung lernten sie erkennen, daß es nicht nur auf turnsicheres Können und die gute Kondition des einzelnen, sondern immer gleichzeitig auf Selbstvertrauen, Kameradschaft und Harmonie ankommt, daß der gesunde Körper und der gesunde Geist eine Einheit bilden. Den Grundstein zu den eigentlichen turnerischen Sonderleistungen legte Otto Kölpin mit seiner Kunst am Gerät ebenso wie mit seiner pädagogischen Begabung. Eisern wurde sein Motto durchgehalten: erst Kippe, Bauchwelle, Rolle, dann größere Aufgaben, d. h. systematischer Aufbau von der völligen Beherrschung der Grundbegriffe bis zur Meisterung aufsteigender Schwierigkeitsgrade. Ehe einer in Belgard von einer Übung zur zunächstschwierigeren weiterkam, wurde viel an ihm "herumgedoktert". Er unterstand ständig der Kritik aller. Dabei lernte jeder von jedem. Die besten pommerschen Turner (Pommernmeister) aus Stettin, Belgard, Torgelow und Neustettin 1936 Von vorne, links.: 1. Reihe: 1. Felix, Stettin; 2. Arno Tillmann, Stettin; 3. Walter Ruske, 4. H. ("Zappel") Krüger, 5. Adalbert Krüger, 6. Stettiner, 7. Neustettiner 2. Reihe: 1. Torgelower, 2. Gerhard Reepschläger, 3. Robert Praechter, Gauoberturnwart, dunkler Anzug; 4. ?, 5. Ernst Blume, Torgelow, 6. Fritz Laser, Neustettiner Vereinsführer, dunkler Anzug; 7. Gustav Borenfeldt, Torgelow; 8. ? 45 Berlins Presse 1932: "Die vier Recken" Unter der Schulung der beiden Genannten gediehen Turner wie Paul Scheiwe, die Gebrüder Walter, Paul und Bruno Reinke, Richard Neuenfeldt, Herbert Jastrow, "Happi" Klabunde, Erhard Henke, Herbert Klünder, Bruno Gumz, Walter Block, "Zappel" Krüger, Gerhard Reepschläger, Paul Oldenburg und Kurt Zuse. Zu ganz besonderen Leistungen aber stiegen auf Adalbert Kupfer, Walter Ruske (genannt "Knallus"), Willi Knade (genannt "Fürst") und Karl Block. Bereits 1932 hatte sie die Berliner Presse "die vier Belgarder Recken" genannt. Mit den anderen besonders Genannten zusammen gaben sie dem Verein das Gepräge. All die Ungenannten aber bildeten mit den Einzelkönnern die feste Gemeinschaft, auf deren geschlossener Gesamthaltung erst die Eliteleistungen wachsen konnten. Auf den Wettkampfplätzen von Köslin, Stettin, Danzig, Breslau, Stuttgart u. a. Orten hat sich diese Elite vielfältig bewährt. Die Saat ging auf ... Manch einer der alten Belgarder Turner weilt heute nicht mehr unter den Lebenden, der Kriegstod hielt Ernte. Ihnen allen bewahren die "Übriggebliebenen" ein ehrendes Andenken. Bald aber, als sich nach 1945 die Nebel zu lichten begannen, sahen sich die "Davongekommenen", jeder getrennt von den alten Kameraden, alle weit voneinander verstreut in neue Lebensschicksale und vor neue Aufgaben gestellt, mit deren Erfüllung jedem die Bewährung abverlangt wurde. Was an Turnergedanken in Belgard dem einzelnen in Fleisch und Blut übergegangen war, bewährte sich nun in der Tat: Die Saat ging auf ... U. a. ist da von Karl Block, einst Pommerns Zehnkampfmeister, zu berichten, wie er als Kriegsgefangener unter der heißen Sonne Afrikas turnfreudige Kameraden um sich scharte und mit seinem Vorbild irgendwo in Libyen anderen Lebensmut gab. Da geschah es dann, daß dem Stacheldrahtzaun bald ein paar gute Pfähle fehlten; ein Stück Eisen diente als Hammer, die Knochensäge der Lagerküche vervollständigte das Handwerkszeug. So erstand der erste afrikanische Lagerbarren. Aus einem alten Wasserleitungsrohr wurde ein Reck, und an beiden Geräten wurde exzellent geturnt, so daß den "Amis" und "Tommis" vor der Kunst der "damned German" der Mund offen blieb. Dabei turnten sie gewiß nicht, um der Lagerbewachung ein Schauturnen vorzuführen, sondern einzig, um sich Körper und Geist rege und gesund zu erhalten. Karl Block, nach der Gefangenschaft zunächst in Schleswig-Holstein ansässig, war zunächst als Turnlehrer tätig, bis ihm schließlich Hamburg die Rückkehr in den alten Beamtenberuf bot. - Von Adalbert Kupfer hatte wohl niemand erwartet, daß er nach so langjähriger russischer Gefangenschaft noch wieder auf die Beine kommen würde. Überraschend rasch aber erholte er sich von der Zermürbung. Seine Leistungen in seiner neuen Heimat Westfalen überzeugten so sehr, daß aus dem Spätheimkehrer der neue Gaukunstturnwart wurde. Fünf bereits wieder unter den Besten Als 1953 die Turner aller deutschen Länder zum Deutschen Turnfest in Hamburg zusammenströmten, fehlten die davongekommenen Belgarder nicht. Hier traf sich eine ganze Anzahl der Alten, ohne daß sie vorher voneinander wußten, zum erstenmal wieder. Fünf von ihnen, nunmehr als Senioren, belegten Siegerplätze, als Vorbilder für die Kommenden: Adalbert Kupfer, elastisch wie eh und je, "Knallus" Ruske, "Fürst" Knade, Erhard Witt und Richard Manke. Die pommersche Elite war quicklebendig wie einst. Auch nach dem Kriege also: Belgards Turner unter den Besten. „Fürst" Knade, der immer liebenswürdige kleine Vollschlanke, hat inzwischen längst in Lübeck eine beachtenswerte Turnerriege aufgebaut und hält zu den alten Vereinskameraden Richard Neuenfeldt und Herbert Klünder in der Sowjetzone tätige Verbindung. Er unternahm mit anderen Lübecker Turnern zu den Freunden und Meistern von einst eine Turnerfahrt durch den "eisernen Vorhang". Zu seiner großen Freude stellte er fest, daß die beiden "Alten" drüben ebenfalls ihre Führungsplätze erobert haben. Auch Walter Ruske gehört an seinem neuen Wohnsitz Hamburg zu den angesehenen Turnern. Karl Block übrigens errang mit 40 Jahren in Schleswig-Hostein den Sieg als Erster im Fünfkampf Kl. I. bei den Bezirksmeisterschaften. Vor einiger Zeit trafen sich jene "großen Vier", die vor 25 Jahren Berlins Presse als "Recken" feierte. Der feste Zusammenhalt von einst, die alte Treue, die gute Gemeinschaft sind über Unglück, Gefahren und Not hinweg lebendig geblieben. Ihrem alten Vereinskameraden Paul Scheiwe, einst "Motor" ohnegleichen, jetzt im Alterssitz in Kirchheim-Teck, haben die vier noch aktiven Kameraden in Freundesverbundenheit zum Ehrenvorsitzenden des Belgarder Turnvereins erhoben. Obwohl der Verein nur im Traditionsbewußtsein der Alten fortlebt, hat diese Ehrung doch ihren ernsten Sinn: Sie ist der Brückenschlag von einst zu heute. Literatur Eichhorn, Otto: Pommersche Turner, von denen man sprach. In: Die Pommersche Zeitung, J. 8, Folge. 20, vom 17. Mai 1958 46 Erhard Schimmer und Bernhild geb. Hankel feierten die Diamantene Hochzeit Bernhild Schimmer geborene Hankel wurde am 11. Mai 1930 in Groß Tychow, Kreis Belgard, Erhard Schimmer am 10. Juli 1924 in St. Albrecht bei Danzig geboren. 1936 zog Familie Hankel, so schreibt Frau Schimmer, von Groß Tychow nach Belgard, wo Vater Otto Hankel in der Flachsfabrik, Hindenburgstraße 44, Arbeit zugewiesen bekam und wir eine Werkswohnung erhielten. Auch Mutter Margarethe geb. Abraham arbeitete im Kriege in der Flachsfabrik. Im März 1944 wurde ich in der Marienkirche konfirmiert. Meinen Mann habe ich beim Sport in Sierksdorf kennengelernt, er spielte Fußball, ich Handball. Mein Mann war zum Kriegsdienst eingezogen, kam in jugoslawische Kriegsgefangenschaft und wurde daraus 1948 entlassen. Am 1. Dezember 1951 heirateten wir. Wir bauten uns in viel Eigenhilfe ein Siedlungshaus. Mein Mann ist Tischler, er hat alle Arbeit angenommen und dann 30 Jahre im Landeskrankenhaus Neustadt gearbeitet. Uns wurden 6 Kinder geschenkt, 3 Mädchen und 3 Jungen, wozu sich drei Schwiegersöhne und drei -töchter gesellten. Wir erfreuen uns unserer 14 Enkelkinder und vier Urenkel, im März und August werden noch zwei weitere Urenkel hinzukommen. Wir sind dem Herrgott dankbar für allen Segen und allen Schutz, den er uns gewährte. Über ihre und der Familie Flucht schreibt die Jubilarin: Am 3. März 1945 sind wir, meine Mutter, meine Schwester und ich, abends gegen 20 Uhr auf einem Trecker der Flachsfabrik auf die Flucht gegangen. Uns muß ein Schutzengel begleitetet haben; denn als wir losfuhren, wurde schon überall geschossen. Zu beiden Seiten der Straße standen brennende Panzer, einmal mußten wir sogar umkehren und ein Stück zurückfahren, bevor wir unseren Fluchtweg fortsetzen konnten. Wir sind auf dem Trecker die ganze Nacht gefahren und kamen bis Dievenow. Tagsdrauf gelangten wir bis Swinemünde und über eine Behelfsbrücke zu einem BauernDie Großfamilie Schimmer (9 Mitglieder fehlen auf dem Bild). gehöft. Hier rasteten wir zwei Tage, Von links, 1. Reihe: Stephan, Marieke, Thorsten, Maike, Freundin fuhren dann bis Demmin in VorpomAnna, Lea mern. Hier wurde der Treck aufge2. Reihe: Ursula, Martina mit Hermine, Holger, Evelyn, die Brautleute, löst, wir wurden auf die Dörfer verKerstin, Astrid teilt und kamen auf das Gut 3. Reihe: Hartmut, Karsten, Andreas, Norbert, Angelika, Reiner, Warenzin bei Dargun (Meckl.) zu Annemarie, Anna-Lena, Martin, Michaela, Maren, Sebastian, Tanja, Familie Beise. Nicole Herr Beise war Schmied auf dem Gut und, wie sich später herausstellen sollte, war das unser Glück: denn 8 Wochen später ging die Gutsfamilie auf die Flucht, und da Herr Beise den Trecker für die Gutsfamilie fuhr, kamen auch wir mit. Wir verließen Warenzin am 1. Mai 1945, gelangten über Lübeck, Travemünde, Timmendorf und Sierksdorf am 3. Mai 1945 nach Gut Wintershagen. Wir wohnten später auf dem Gut Altona in einer Flakstellung. 1947 erhielten wir im Haus Mira Mare in Sierksdorf ein Zimmer zugewiesen, das Haus lag direkt am Strand. Mein Vater war noch in den letzten Kriegswochen zum Volkssturm eingezogen worden und kehrte 1949 aus russischer Gefangenschaft zurück. 47 Stadt Belgard und Doerper Unsere Geburtstagskinder vom 16. April bis 30. November 2012 Denzin Belgard 100. Geburtstag (1912) Martha Fuhrmann geb. Dummer aus Dassow, Belgard und Vorwerk, Cura-Pflegeheim, Lerchenweg 1, Zimmer 205, 39340 Haldensleben, am 9. November 92. Geburtstag (1920) Frida Dittberner geb. Pleger aus Belgard, Residenz Sonnenhof, Breitenweg 123, Whg. B 208, 39179 Barleben, am 6. November, Tel. (039203) 73208 87. Geburtstag (1926) Edith Fischer, Hovener Straße 102 41066 Mönchengladbach, am 22. April 86. Geburtstag (1926) Joachim Lull, Knottengasse 8 - 14, Wohng. 9, 36251 Bad Hersfeld, am 17. Juli 82. Geburtstag (1930) Alfred Lüderitz, Seniorenheim Neureut, Unterfeldstraße 4, 76149 Karlsruhe am 12. Oktober Boissin 100. Geburtstag (1912) Käthe Gerfin, Senioren- u. Pflegeheim Wiesenblick, Kirchensteig 2, 24969 Großenwiehe, am 17. November 92. Geburtstag (1920) Edith Ott geb. Guse am 19. April Dachsleite 50, 48157 Münster, Willi Lübke, Am Köppel 3, 35043 MarburgCappel, am 3. August Elfriede Scheiwe geb. Kunde, lebt im Pflegeheim; Tochter Renate Masuch, Siebenbrüderweide 63, 21109 Hamburg 93, am 9. November 87. Geburtstag (1925) Edith Schunk geb. Manke, Langen-Jarrn 37, 25767 Albersdorf, am 7. November 86. Geburtstag (1926) Meta Leipholz geb. Maaß, Stadtbahnstraße 48A, 22393 Hamburg, am 6. Juni Irma Krebs geb. Schneider aus Denzin und Sager, Bielefelder Straße 91, 65931 Frankfurt/Main, am 23. September Willi Behling, Kanada, 43 Silverspring Cres Kitchener, ON N2M 4P1, am 6. Oktober 85. Geburtstag (1927) Erwin Haut, Auf dem großen Ruhm 86, 21465 Reinbek, am 17. September 84. Geburtstag (1928) Ruth Möller geb. Manke, Dortmundweg 26/11, 59494 Soest, am 2. 6. 83. Geburtstag (1929) Günter Behling, Uetersener Straße 85, 25436 Tornesch, am 25.November 81. Geburtstag (1931) Alfred Beilfuß, Hattorfstraße 25, 31515 Wunstorf, am 31. Mai 76. Geburtstag (1936) Elli Wegner geb. Beilfuß, Überm Schradweg 41, 31558 Hageburg, am 31. Mai Kamissow 92. Geburtstag (1920) Johanna Kohl geb. Fischer, Lendrichstraße 5, 44379 Dortmund, am 14. Mai 76. Geburtstag (1936) Liesette Howey geb. Arlitt, Feldbergstraße 29, 61267 Neu-Anspach, am 20. September Klempin Martin Lassahn, Berliner Straße 7, 48231 Warendorf, am 1. August Roggow 90. Geburtstag (1922) Helmut Schwark, Postillonweg 23, 24113 Kiel, Allen Geburtstagskindern, auch den hier nicht genannten, herzliche Geburtstagsgrüße verbunden mit den besten Wünschen für Gesundheit und Wohlergehen! 48 G e b u r t s t a g e, 75., 80., und folgende der Dorfgemeinschaft Roggow vom 1. Juli bis 31. Dezember 2012 Kath, Alwin, geboren am 11.08.1913 Anschrift: Sonnenweg 34, 32361 Preuß. Oldendorf Seifen, Hertha, geb. Flemming, geboren am 18.09.1914 Anschrift: Bunter Schmitte, 42799 Leichtingen Hasemann, Charlotte, geb. Gutzke, geboren am 01.12.1921 Anschrift: Kirchstraße 1, 41460 Neuß Sylvester, Elisabeth, geb. Götzke, geboren am 14.11.1921 Anschrift: Redder 27a, 21502 Geesthacht Winkel, Heinz, geboren am 18.07.1924 Anschrift: In den Grummertwiesen 7, 60488 Frankfurt Stock, Inge, geb. Bahr, geboren am 07.09.1924 Anschrift. Nelkenweg 7, 32120 Hiddenhausen Kürten, Ruth, geb. Fichtner, geboren am 05.10.1924 Anschrift: Kiefernweg 16a, 51373 Leverkusen Thiel, Fanny, geb. Blumhoff, geboren am 30.08.1925 Anschrift: Walpilz 6, 38350 Helmstedt Beilfuß, Hans-Jürgen, geboren am 08.12.1925 Anschrift: Theodor-Heuss-Str. 39, 45966 Gladbeck Krahn, Hans, geboren am 24.09.1926 Anschrift: Redder 5, 21502 Geesthacht Winkel, Albert, geboren am 09.09.1927 Anschrift: Heinrich-Sebiger-Straße 24, 60528 Frankfurt Götzke, Lothar, geboren am 17.08.1929 Anschrift: Halligblick 30, 25856 Hattstedt Jahn, Konrad, geboren am 08.12.1929 Anschrift: Recknitzstraße 11, 22547 Hamburg Hellweg, Christel, geb. Maaß, geboren am 24.11.1929 Anschrift: In den Feldern 20, 58710 Menden Steckel, Erika, geb. Totzke, geboren am 17.09.1929 Anschrift: Feckenstraße 26, 37191 Lindau/Harz König, Irmgard, geb. Krahn, geboren am 18.07.30 Anschrift: Drosselbuschberg 57, 21502 Geesthacht Hackbarth, Giesela, geb. Potratz, geboren am 11.09.1930 Anschrift: Turnstraße, 23843 Bad Oldesloe Rettmann, Klaus, geboren am 13.10.1931 Anschrift: Kormas, 25856 Hattstedt Roggow 99 J Roggow/ Springkrug Roggow/ Sternkrug Roggow 98 J Roggow 88 J Roggow/ Sternkrug Roggow 88 J 88 J Roggow 87 J Roggow 87 J Roggow 86 J Roggow 84 J Roggow 83 J Roggow/ Sternkrug Roggow/ Sternkrug Roggow/ Springkrug Roggow/ Sternkrug Roggow/ Sternkrug Roggow 83 J 91 J 83 J 83 J 82 J 82 J 81 J Allen Geburtstagskindern herzliche Geburtstagsgrüße, verbunden mit den besten Wünschen für die weiteren Jahre. H. O. Wir trauern Pagel, Werner, verstorben am 6. Oktober 2011 im Alter von 95 Jahren, zuletzt wohnhaft Bolte Weg 8, 30890 Barsinghausen, früher Roggow Andresen geb. Borth, Renate, am 3. November 2011im Alter von 76 Jahren, zuletzt wohnhaft Ahornweg 10, 25866 Milstedt, früher Roggow 49