Haus der Wannsee

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Haus der Wannsee
Haus der Wannsee-Konferenz
Raum 13 – Konzentrations- und Todeslagera
Konzentrationslager waren von 1933 an ein zentraler Bestandteil des nationalsozialistischen
Herrschaftssystems. In ihnen wurden zunächst vor allem Menschen als politische Gegner inhaftiert. Mit der
Vorbereitung und Durchführung des Krieges bauten die Nationalsozialisten das System der Konzentrationslager
aus. Zum nationalsozialistischen Lagersystem gehörten auch die Todeslager im besetzten Polen. Dort wurden
Millionen Juden aus vielen Ländern Europas im Rahmen der „Endlösung der Judenfrage“ ermordet.
Im Oktober 1941 begann mit dem in Betrieb genommenen Todeslager Chelmno (dt. Kulmhof) und weiteren
Plänen für die drei Todeslager Belzec, Sobibor und Treblinka im Generalgouvernement das industriell
organisierte Morden. Im Generalgouvernement lief der Massenmord unter der Tarnbezeichnung „Aktion
Reinhardt“. Organisator der „Aktion Reinhardt“ war der von Heinrich Himmler eingesetzte SS- und Polizeiführer
Odilo Globocnik.
Auschwitz und Majdanek waren als einzige sowohl Konzentrations- als auch Todeslager.
Für die Konzentrationslager mit ihren zahlreichen Nebenlagern war seit Frühjahr 1942 das
Wirtschaftsverwaltungshauptamt der SS verantwortlich. Speziell für diesen Zweck ausgebildete SSMannschaften befehligten die Konzentrationslager, SS-Wachmannschaften standen für die Bewachung der
durch Stacheldraht, elektrische Zäune und Wachtürme gesicherten Gelände bereit. Für die Organisation im
inneren Bereich der Lager setzte die SS zwangsweise Häftlinge in Kontroll- und Arbeitsfunktionen ein.
Die „Aktion Reinhardt“
Die „Aktion Reinhardt“ zielte auf die planmäßige und systematische Ermordung der Juden im
Generalgouvernement, später richtete sie sich gegen Juden aus vielen europäischen Ländern. Von März 1942
bis November 1943 wurden mehr als 1,75 Millionen Juden sowie etwa 50.000 Sinti und Roma ermordet.
Mit den Todeslagern Belzec, Sobibor und Treblinka erreichte der Völkermord an den europäischen Juden eine
neue Dimension. Auf kleinstem Gelände und mit wenig Personal wurden innerhalb kürzester Zeit
Hunderttausende ermordet.
Alle ankommenden Personen wurden ohne Selektion oder Registrierung vom Zug zu einem abgegrenzten Teil
des Lagers geführt. Sie mussten sich entkleiden, den Frauen wurde das Kopfhaar geschoren. Ihnen wurde
erklärt, sie befänden sich in einem „Durchgangslager“. Ein schmaler Gang endete in den Gaskammern, die als
Baderaum ausgegeben wurde. Die Menschen erstickten innerhalb von 20 Minuten qualvoll durch
Motorenabgase.
Kleidung und Gepäck der Ermordeten füllten umfangreiche Magazine und wurden dann mit Zügen in das
Deutsche Reich gebracht und weiter verwendet.
Befehligt und organisiert wurde jedes Lager von nicht mehr als ungefähr 30 SS- und Polizeioffizieren. Ein Teil
des Personals und die Kommandanten hatten zuvor Erfahrungen beim Massenmord an Kranken („Euthanasie“)
gesammelt. Zur Bewachung setzte die SS ehemalige sowjetische Kriegsgefangene ein, die im Lager Trawniki
ausgebildet wurden.
Ein kleiner Teil der Häftlinge wurde in Kommandos als so genannte Arbeitsjuden eingesetzt. Nach wenigen
Wochen wurden auch sie ermordet und durch neue Kommandos ersetzt. In Treblinka und Sobibor kam es 1943
zu Aufständen und zur Flucht der zum Tode bestimmten „Arbeitsjuden“. Aus allen drei Lagern haben weniger
als 200 Häftlinge den Krieg überlebt.
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Tagebucheintrag 27. März 1942 von Joseph Goebbels, Reichspropagandaminister und Gauleiter von Berlin
(Joseph Goebbels, Tagebücher)
„Aus dem Generalgouvernement werden jetzt, bei Lublin beginnend, die Juden nach
dem Osten abgeschoben. Es wird hier ein ziemlich barbarisches und nicht näher zu
beschreibendes Verfahren angewandt, und von den Juden selbst bleibt nicht mehr viel
übrig.“
Joseph Goebbels, Tagebücher, 27. März 1942
Odilo Globocnik (1904-1945), SS- und Polizeiführer im Distrikt Lublin, verantwortlich
für die Organisation und Durchführung der "Aktion Reinhardt"
Das Mordprogramm an den Juden steht für Globocnik in einem engen
Zusammenhang mit den Germanisierungs- und Kolonisierungsplänen für den
Distrikt Lublin und darüber hinaus.
Globocnik bittet um eine umfangreichere Treibstoffzuteilung. Als Referent im Persönlichen Stab des
Reichsführers Heinrich Himmler setzt sich Grothmann für Lösungen hinsichtlich des Treibstoffmangels ein. Mit
der genannten "Auslandsanlieferung", die nun angelaufen sei, sind Deportationszüge von Juden aus
Westeuropa gemeint.
Christian Wirth (1885-1944), Kriminalbeamter, Büroleiter in den „Euthanasie“Tötungsanstalten Brandenburg, Hadamar und Hartheim. Erster Kommandant von
Belzec, später Inspekteur der Lager der "Aktion Reinhardt"
Albert Ganzenmüller (1905-1987), Dr.-Ing., Staatssekretär im
Reichverkehrsministerium und stellvertretender Generaldirektor der Deutschen
Reichsbahn
2
Schreiben von Ganzenmüller an Wolff vom 28. Juli 1942 und dessen Antwort vom 13. August 1942
(BA Berlin)
Schriftwechsel zwischen Karl Wolff und Albert Ganzenmüller. Wolff begrüßt den schnellen Verlauf der
Deportationen und damit die effiziente Abwicklung des Mordprogramms.
3
Abschluss der „Aktion Reinhardt“
Belzec, Sobibor und Treblinka wurden im Laufe des Jahres 1943 aufgelöst und alle Spuren beseitigt. Nichts
sollte an den Völkermord erinnern. Globocnik bilanzierte anschließend die Einnahmen aus den geraubten
Werten der Ermordeten.
4
Aufstellung der Werte der zur Ablieferung angelangten „Judensachen“ bis zum 3. Februar 1943, auf persönliche
Anfrage Himmlers verfasst von Globocnik
(BA Berlin)
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Wehrmacht-Frachtbrief für den Transport von Häftlingen mit der Deutschen Reichsbahn, Endpunkt
Sobibor, vom 4. November 1943
(BA Berlin)
Die Todeslager Sobibor und Treblinka hatten zu diesem Zeitpunkt ihren Betrieb eingestellt. Die Häftlinge
mussten vermutlich als „Arbeitsjuden“ die gesammelten Effekten der Ermordeten in das noch bestehende
Arbeitslager „Alter Flugplatz“ nach Lublin bringen. Dort wurden die Sachen sortiert und weitertransportiert.
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Schreiben Odilo Globocniks an Himmler vom 4. November 1943 betr. Abschluss der Aktion Reinhardt
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Antwort Himmlers an Globocnik vom 30. November 1943:
"... Ich spreche Ihnen für Ihre großen und einmaligen Verdienste,
die Sie sich bei der
Durchführung der Aktion Reinhardt für das ganze deutsche Volk erworben haben, meinen
Dank und meine Anerkennung aus."
(BA Berlin)
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Belzec
Belzec liegt nahe der Eisenbahnlinie Lublin – Lemberg. Es wurde als erstes Lager der „Aktion Reinhardt“
errichtet. Seit dem 17. März 1942 transportierte die Reichsbahn in Güterzügen täglich tausende Juden aus
Ghettos der umliegenden Distrikte nach Belzec; neben der großen Anzahl polnischer Juden später auch
deutsche, österreichische, tschechische und slowakische Juden.
Belzec galt als Experimentierfeld für das industriell organisierte Mordprogramm. Im Sommer 1942 ließ die SS
die ursprünglich aus Holzbaracken bestehenden Gaskammern abreißen und durch Steinbauten ersetzen.
Jüdische Häftlinge wurden ab November 1942 gezwungen, die Massengräber zu öffnen und die Leichen auf
Scheiterhaufen zu verbrennen. Alle noch lebenden „Arbeitsjuden“ ließ die SS in Sobibor erschießen. Im März
1943 wurde das Gelände des Todeslagers umgepflügt, bepflanzt und durch die Errichtung eines Bauernhofes
getarnt.
Die Gesamtzahl der Opfer des Todeslagers Belzec liegt bei mehr als 430.000.
SS-Wachmannschaft des Todeslagers Belzec hinter der Kommandantur, 1942
(USHMM Washington D.C.)
v.l.n.r.: Fahrer (im schwarzen Mantel), Fritz Tauscher, Karl Schluch, Reinhold Feix, unbekannt, Karl
Gringer, Ernst Zierke, Lorenz Hackenholt, Arthur Dachsel und Heinrich Barbel.
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Auszug aus einer Meldung von Jäcklein, Zugwachtmeister der Schutzpolizei vom 14. September
1942 in Lemberg, betrifft: Umsiedlerzug von Kolomea nach Belzec
(RGVA Moskwa)
„ Schon nach kurzer Fahrzeit versuchten die Juden die Waggons nach allen Seiten
und sogar die Wagendecken zu durchbrechen. Es gelang auch teilweise dies
durchzuführen, sodass ich schon 5 Stationen vor Stanislau den Bahnhofsvorsteher in
Stanislau fernmündlich bat, Nägel und Bretter für eine behelfsmässige
Verschliessung bereitzulegen und mir den Bahnschutz zur Bewachung zuzuteilen.
(…)
Dies alles half jedoch sehr wenig, denn schon einige Stationen später, als der Zug
wieder stehen blieb, musste ich feststellen, dass schon wieder grössere Löcher
ausgebrochen und der ganze Draht an den Lüftungsfenstern abgerissen war. (…)
Das Kommando hatte die mitgeführte Munition inzwischen verschossen und auch
200 Schuss, die ich von Wehrmachtsangehörigen erhalten hatte, sodass wir uns mit
Steinen vom fahrenden Zug und mit dem aufgepflanzten Seitengewehr beim
haltenden Zug helfen mussten. (…)
Die immer grösser werdende Panik unter den Juden, hervorgerufen durch die starke
Hitze, Überfüllung der Waggons bis zu 220 Juden, der Leichengestank – es
befanden sich beim Ausladen der Waggons etwa 2000 Tote in den Wagen –
machten den Transport fast undurchführbar.“
13.4. Sobibor
Sobibor war in einer dicht bewaldeten und dünn besiedelten Gegend im Osten des Generalgouvernements
gelegen. Von Mai bis Juli 1942 wurden ungefähr 100.000 Juden aus der umliegenden Region Lublin und aus
dem Deutschen Reich nach Sobibor gebracht; von Oktober 1942 bis Juni 1943 weitere Juden aus Polen und
den Niederlanden, aber auch aus Frankreich, der Slowakei, Theresienstadt sowie aus Litauen und
Weißrussland.
Die drei Gaskammern wurden im Sommer 1942 ausgebaut. Am 14. Oktober 1943 entwaffneten Häftlinge ihre
SS-Bewacher, töteten zwölf von ihnen und durchbrachen die Lagerumzäunung. Über 300 Menschen
versuchten zu fliehen, nur 47 Überlebende sind heute namentlich bekannt. Das Lager wurde nach dem
Aufstand von der SS aufgelöst, alle Spuren wurden verwischt.
Annähernd 250.000 Juden wurden in Sobibor ermordet.
SS-Mannschaft von Sobibor, Alexander Kaiser, Franz
Hoedl, Hubert Gomerski (von li. nach re.), undatiert
(USHMM Washington D.C.)
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13.5. Treblinka
Treblinka lag an der Eisenbahnlinie Warschau – Bialystok. Von Juli bis Oktober 1942 wurden dort mehr als
310.000 Juden, vor allem aus dem Warschauer Ghetto, ermordet. Darüber hinaus kamen 450.000 polnische
Juden aus den Gebieten um Radom und Bialystok, Juden aus Griechenland, der Slowakei, aus Theresienstadt
sowie ungefähr 2.000 Sinti und Roma nach Treblinka. Die Gaskammern wurden im Herbst 1942 weiter
ausgebaut. Seit März 1943 mussten Häftlinge auf Befehl der SS die Massengräber öffnen und die Leichen
verbrennen.
Einigen Häftlingen gelang es am 2. August 1943, Waffen zu erbeuten und zu fliehen. Von 300 am Aufstand
Beteiligten überlebten etwa 70. Die zurückgebliebenen Gefangenen wurden von der SS getötet. Die SS ließ
danach das Lager abreißen und zur Tarnung ein Bauernhaus errichten. Mehr als 900.000 Menschen wurden in
den 14 Monaten, in denen das Todeslager Treblinka bestand, ermordet. Andere Häftlinge beschreiben die hier
genannte Hinrichtungsstätte als Gang oder Schlauch zu den Gaskammern. Diese werden hier mit dem
Tarnnamen „Bad“ bezeichnet. Mit der „Baracke der Besatzung“ sind wahrscheinlich die Werkstätten und
Magazine der jüdischen Arbeitshäftlinge gemeint.
Abram Jakub Krzepicki (1917-1943) war am 25. August 1942 nach Treblinka deportiert worden. Als
„Arbeitsjude“ eingeteilt, gelang ihm nach 18 Tagen die Flucht. Im Warschauer Ghetto berichtete er über
Treblinka. Diesen Bericht mit einer Skizze des Todeslagers zeichnete Rachela Auerbach, eine Mitarbeiterin des
Ringelblum Archivs, auf. In der Wohnung des Historiker Emanuel Ringelblum hatte im November 1940 die
Gründung des Ghettoarchivs Oneg Shabbat stattgefunden. Hier wurde eine Vielzahl von Materialien und
Dokumenten, auch persönliche Nachlässe, gesammelt und archiviert. Oneg Shabbat arbeitete als
interdisziplinäres Forschungsinstitut und wurde ein Teil des aktiven Untergrunds im Warschauer Ghetto.
Der Bericht von Krzepicki wurde zusammen mit anderem Material des Ringelblum-Archivs 1950 bei
Bauarbeiten in Warschau gefunden.
Richard Glazar schrieb als Überlebender von Treblinka seine Erlebnisse auf:
„Die Falle mit dem grünen Zaun. Überleben im Treblinka“ (Auszug)
„Geleitet wird alles von SS-Männern. Zur Hilfe haben sie junge Ukrainer als SSWachmänner. Und dann sind wir noch da, etwa tausend, eine Zahl, die täglich aus
den ankommenden Transporten aufgefüllt wird. (…)
Meistens werden die Neuen denjenigen Kommandos zugeteilt, die auf dem
Sortierungsplatz die Sachen aus den Transporten ordnen. (…) Zum Beispiel den
Blauen mit den blauen Armbinden, die die Transporte auf dem Bahnhofe
empfangen und die Leute und ihr Gepäck von der Zufahrtsrampe schnellstens
wegschaffen müssen. Oder zu den Roten mit den roten Armbinden, die den Leuten
auf dem Entkleidungsplatz beim Ausziehen helfen und den Frauen, die sich
weigern, die Kleider vom Leib herunterreißen müssen. Das verlangt nach einem
schon recht abgebrühten Burschen. (…)
Im unteren Teil des Sortierungsplatzes häuft sich das Material zum Verarbeiten für
die Sortierungskommandos. (…) Koffer und Rucksäcke, gewöhnliche Säcke mit
Schnüren anstatt Tragriemen, Tausende von Stiefelpaaren, zusammengebunden
und aufgehäuft zu einem schwarzen, zottigen und bröckelnden Berg, elegante und
schäbige Halbschuhe, Latschen, feine Damenwäsche, zerrissene verlauste Mäntel.
Unglaublich, woraus das letzte Gepäck von Abertausenden besteht. (…)
Jetzt sortiere ich schon mit Routine. Ich passe auf, eigentlich passe ich vor allem
auf, und so arbeite ich auch. Fortwährend in Lauerstellung, unaufhörlich wittern, von
wo die Gefahr kommen könnte.“
Richard Glazar (1920-1997) war einer der wenigen Überlebenden des Aufstandes von Treblinka. Seine
böhmisch-jüdische Familie lebte in Prag. Nach Jahren im Versteck wurde Richard Glazar im Sommer 1942
entdeckt und erst nach Theresienstadt, von dort nach Treblinka deportiert. Außer ihm hat von seiner Familie
lediglich seine Mutter Auschwitz und Bergen-Belsen überlebt. Nach dem Krieg lebte er bis 1968 in der
Tschechoslowakei, danach in der Schweiz. Er trat als Zeuge in den 1963 und 1971 stattfindenden Prozessen
gegen die Mörder von Treblinka auf.
12
13.6. Majdanek
Das Lager Majdanek wurde im Herbst 1941 in Lublin errichtet. Seit dem Sommer 1942 war Majdanek
gleichzeitig Konzentrations- und Todeslager. Es wurde weit mehr als Hunderttausend Menschen, hauptsächlich
aus Polen, aber auch aus anderen europäischen Ländern, nach Majdanek deportiert. Der größte Teil der
deportierten Juden überlebte das Lager nicht. Die KZ-Häftlinge starben an Hunger, Erschöpfung, Krankheit,
durch Erschießungen und schwerste Misshandlungen. Viele Juden wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft in
Gaskammern mit Kohlenmonoxyd oder Zyklon B getötet.
Ein Teil des Lagers wurde für Frauen und Kinder ausgebaut. Die Häftlinge wurden hauptsächlich in
Arbeitskommandos in den SS-Bekleidungswerken eingesetzt. Hier sortierten sie größtenteils das geplünderte
Eigentum der durch die „Aktion Reinhardt“ ermordeten Juden.
Im April 1944 ordnete die SS die Auflösung des Lagers an. Tausende KZ-Häftlinge wurden in andere
Konzentrationslager deportiert. Zuvor hatte die SS versucht, die Spuren ihres Mordens zu verwischen.
Lieferung von Zyklon B an das KZ Majdanek.
"An die Verwaltung des Konzentrationslagers Lublin...
Wir haben bei unserem Lieferwerk nachgefragt, wann mit der
Lieferung der restlichen 2658 Büchsen Zyklon aus Ihrem obigen
Auftrag zu rechnen ist, und werden Ihnen sofort nach Erhalt einer
Antwort Bescheid geben. (...)
Bei dieser Gelegenheit bitten wir um Mitteilung, ob Sie die lt. unserem
Telegramm vom 12.7.43 bereitgestellten 500 kg Zyklon inzwischen
bereits von Dessau haben abholen lassen."
13
Schreiben von Tesch und Stabenow, Internationale Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung, Hamburg an die
Verwaltung des Konzentrationslagers Lublin vom 25. August 1943, Betrifft: Auftrag Nr. 23 vom 8. Juni 1943
(PMM Lublin)
„Es war zu Anfang des November 1943. Wie jeden Tag, kam ich morgens um 7 Uhr zur Arbeit.
Bei meiner Ankunft in den Werkstätten, die unter meiner Aufsicht standen, und die ganz dicht
bei dem Stacheldrahtgitter des Schutzhaftlagers lagen, bemerkte ich mehrere Polizeikompanien,
die eine starke Postenkette rund um den ganzen Drahtzaun des Lagers gezogen hatten. Kein
einziger Häftling kam an diesem Morgen zur Arbeit, und ich hatte tatsächlich keine Ahnung,
was los war. Ich fragte einen Kameraden, woraufhin ich erfuhr, das alle jüdischen Häftlinge
erschossen werden sollten. Die jüdischen Häftlinge gehörten allen möglichen Nationalitäten an,
meistens waren es Deutsche, Polen und Slowaken, aber auch Franzosen, Belgier und Holländer.
Es wurden auch alle Häftlinge, die nicht im eigentlichen Lager wohnten, und die, die in den
Deutschen Ausrüstungswerken in Lublin und in den Schneiderwerkstätten beschäftigt waren,
ins Lager zurückgebracht. (…) Die Häftlinge mußten den Drahtzaun in jeweils drei Gruppen zu
zehn Mann passieren, und dann, nachdem sie sich hatten ganz ausziehen müssen, in dem tags
zuvor ausgehobenen Gräben entlang gehen, worauf sie, anfangend vom anderen Ende,
erschossen wurden.“
Auszug aus dem Affidavit von Michael Ruppert, Angehöriger der SS-Lagermannschaft von Majdanek,
vom 23. September 1945
(IfZ München)
Unter dem Namen „Aktion Erntefest“ ließ Himmler innerhalb von zwei Tagen über 40.000 Juden im Distrikt
Lublin ermorden. Allein an die 18.000 Juden wurden am 3. November 1943 in Majdanek erschossen. Die
anderen Massenerschießungen fanden in Poniatowa und Trawniki statt.
Bauarbeiten an
den Magazinbaracken im KZ
Majdanek,
Herbst 1942
(USHMM
Washington)
14
13.7. Auschwitz-Birkenau
Das Stammlager Auschwitz ließ Heinrich Himmler mit einem Befehl vom 27. April 1940 errichten. Im Oktober
1941 folgte der Aufbau des Lagers Birkenau. Die Gefangenen dort waren hauptsächlich Juden aus ganz
Europa, daneben nichtjüdische Polen und Deutsche sowie sowjetische Kriegsgefangene. In Birkenau bestand
seit August 1942 auch ein Lager für Frauen. Ein dritter Lagerteil umfasste Buna-Monowitz und weitere
Arbeitslager. Die SS befehligte mit ihrem Kommandanturstab und anderen Abteilungen sowie den SSWachmannschaften den gesamten Lagerkomplex. Funktionshäftlinge mussten unter dem Befehl der SS den
täglichen Ablauf innerhalb des Lagers organisieren.
Im Frühjahr 1942 wurden zwei Bauernhäuser zu Gaskammern umgebaut. Im Laufe des Jahres 1943 gingen
insgesamt vier neue Gebäude mit Krematorien und Gaskammern in Betrieb.
Mindestens 1,1 Millionen Juden wurden aus ganz Europa nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Davon verlor
ungefähr eine Million ihr Leben. Mehr als 20.000 Sinti und Roma fielen dem rassistischen Mordprogramm
ebenfalls zum Opfer.
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Alle Fotos: Auschwitz-Album
(YV Jerusalem)
Ankunft und Selektion in Auschwitz. Unmittelbar nach ihrer Ankunft wurden die Menschen von SS-Männern mit
Hilfe von Kapos an der Rampe in zwei Gruppen geteilt. Alte Menschen, Frauen mit Kindern und Kranke wurden
direkt in die als Duschräume getarnten Gaskammern geschickt. Diejenigen Frauen und Männer, die als
arbeitsfähig eingeteilt wurden, kamen zur Zwangsarbeit in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Diese
Fotos zeigen die Ankunft von Juden aus dem in der Karpatho-Ukraine liegenden Ghetto Berehovo am 26. Mai
1944.
Das Auschwitz-Album. Diese Fotos von der Ankunft in Auschwitz vom Mai 1944 wurden als Dokumentation von
den SS-Männern Bernhard Walter und Ernst Hoffmann angefertigt. Sie befinden sich in einem Fotoalbum, das
von Lilli Jacob in Mittelbau-Dora unmittelbar nach ihrer Befreiung gefunden wurde. Die 18jährige Lilli kam aus
Bilke, einem Ort im ungarisch-ukrainischen Grenzgebiet.
Alle Bilder Juden wurden ins Ghetto und dann nach Auschwitz deportiert. Lilli war die einzige Überlebende ihrer
großen Familie, die alle im Mai 1944 mit den fotografierten Zügen in Auschwitz ankamen. Sie war schockiert,
als sie auf den Fotos nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Brüder und andere Menschen aus Bilke erkannte.
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Schreiben von Kammler, SS-Hauptamt Haushalt und Bauten, 27. September 1941
(RGVA Moskwa)
Anordnung zur Errichtung der zuerst als Kriegsgefangenenlager geplanten Lager in Auschwitz und Lublin
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Auftragsbestätigung der Firma Topf & Söhne für Öfen und Anlagen des Krematoriums Auschwitz vom
4. November 1941
(RGVA Moskwa)
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Fernschreiben aus dem Wirtschaftverwaltungshauptamt in Oranienburg an die Funkstelle der Kommandantur
des Konzentrationslagers Auschwitz, 2. Oktober 1942, betr: "Fahrgenehmigung ... zwecks Abholung von
Materialien für die Judenumsiedlung..."
(APM Oswiecim)
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