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film-galerie-15_Kaurism_Layout 1 27.01.14 17:19 Seite 2 Die FilmGalerie des LWL-Museums für Kunst und Kultur präsentiert: SCHWARZE KOMÖDIEN Die Filmwelten des Aki Kaurismäki im LWL-Landeshaus Freiherr-vom-Stein-Platz 1 48147 Münster Veranstalter: LWL-Museum für Kunst und Kultur LWL-Medienzentrum für Westfalen 11. 3. – 8. 4. 2014 Katholische Filmkommission für Deutschland Tel: 0251 5907-01 www.lwl-museum-kunst-kultur.de Eintritt: 5.- Euro pro Abend film-galerie-15_Kaurism_Layout 1 27.01.14 17:19 Seite 1 Die FilmGalerie des LWL-Museums für Kunst und Kultur präsentiert: Dienstag, 18. März, 19.30 Uhr I Hired A Contract Killer (I Hired A Contract Killer) Finnland / Schweden 1990, Farbe, 80 Min., dt. Regie: Aki Kaurismäki Einführung: Kathrin Sievers (Essen) Seine erste außerfinnische Produktion siedelt Aki Kaurismäki in einem heruntergekommenen London der späten Thatcher-Ära an. In den Mittelpunkt stellt er – als Verneigung vor der Nouvelle Vague – einen Franzosen, verkörpert von Truffauts Lieblingsschauspieler Jean-Pierre Léaud, allerdings all seiner romanisch-gestikulierenden Redseligkeit beraubt und von Kaurismäki zu einer scheuen, fast stummen und sehr anrührenden Gestalt finnlandisiert, eine skurrile Kafka-Figur oder ein Enkel Buster Keatons. Vom Pech verfolgt und obendrein auch noch durch die typischen Privatisierungs- und Entlassungswellen jener Jahre seiner schmalen Existenzgrundlage beraubt, entschließt er sich zum Selbstmord; doch selbst der misslingt ihm, so dass er schließlich seine Ermordung in professionelle Hände legt. Als er aber am ersten Abend danach ganz unerwartet die Liebe und das Leben entdeckt, hat er fortan allen Grund, den Auftrag zu stornieren... Basierend auf dem schon vielfach verfilmten Roman „Die Leiden eines Chinesen in China“ (1879) von Jules Verne, nimmt Kaurismäki, wie immer lakonisch Bild an Bild reihend und nur das Nötigste zeigend, die Bestandsaufnahme einer zunächst eintönigen, perspektivlosen Existenz vor, in der es aber plötzlich darum geht, verbliebene Sehnsüchte und das kleine Glück gegen eine widrige Umwelt zu verteidigen. Ein Film zwischen hartem Alltagsrealismus und Melodram mit einem wahrhaft überraschenden Ende. Buch: Aki Kaurismäki, Kamera: Timo Salminen, Schnitt: Aki Kaurismäki, Musik: Billie Holiday, Joe Strummer, Roy Brown, Little Willie John, Darsteller: Jean-Pierre Léaud (Henri), Margi Clarke (Margaret), Kenneth Colley (Killer), Serge Reggiani (Vic), Imogen Clare (Sekretärin) u.a. Mittwoch, 26. März, 19.30 Uhr Das Leben der Bohème (La Vie de Bohème) F / I / S / Fin 1991, sw, 98 Min., dt. Regie: Aki Kaurismäki Einführung: Carsten Happe (Münster) SCHWARZE KOMÖDIEN Die Filmwelten des Aki Kaurismäki 11. 3. – 8. 4. 2014 Aki Kaurismäkis zweiter kosmopolitischer Ausfallschritt, diesmal nach Paris, ist eine von Melancholie durchtränkte Meditation über Kameradschaft und die Macht der Liebe im Überlebenskampf gegen die Unbill und die Kälte der Gesellschaft. Frei nach Henri Murgers Roman „Scènes de la vie de bohème“ (1851), der auch Giacomo Puccini zu seiner Oper „La Bohème“ inspirierte, spürt er dem Lebenswandel des Schriftstellers Marcel, des albanischen Malers Rodolfo und des irischen Komponisten Schaunard im Paris des 20. Jahrhunderts nach. Mehr schlecht als recht bringen sich die drei brotlosen Künstler durch, aber selbst das ist allein ihrer Solidarität und rückhaltlosen Großzügigkeit geschuldet, die sich auch dann noch bewähren, als plötzlich eine Frau ins Spiel kommt und sich die tragische Liebesgeschichte zwischen Rodolfo und Mimi entspinnt. „Die Bohème“, so Henri Murgers Definition, „ist die Vorstufe des Künstlerlebens, sie ist die Vorrede zur Akademie, zum Hospital oder zum Leichenschauhaus.“ Dieser berühmte Satz berührt nicht nur die Existenzen dieses Films, er trifft in bemerkenswerter Weise auch auf das gesamte Personaltableau Kaurismäkis zu: All seine Filmfiguren führen ein Leben am Rande, aber bei all der Verzweiflung glimmt in ihnen immer noch ein Quäntchen Hoffnung, das es ihnen erlaubt, ihr Leben als Vorstufe aufzufassen und nicht als Endstufe. Buch: Aki Kaurismäki, Kamera: Timo Salminen, Schnitt: Veikko Aaltonen, Musik: Peter Iljitsch Tschaikowski, Darsteller: Matti Pellonpää (Rodolfo), Evelyne Didi (Mimi), André Wilms (Marcel), Kari Väänänen (Schaunard), Christine Munilo (Musette), Jean-Pierre Léaud (Blancheron), Laika (Baudelaire) u.a. Dienstag, 1. April, 19.30 Uhr Wolken ziehen vorüber (Kauas pilvet karkaavat) Katholische Filmkommission für Deutschland SCHWARZE KOMÖDIEN Die Filmwelten des Aki Kaurismäki Ausdifferenzierte Bildsprache, individuellen Regiestil und soziales Bewusstsein, untereinander auf Augenhöhe, zu einem filmkünstlerischen Ganzen zu komponieren, haben nur wenige Filmemacher geschafft. Aki Kaurismäki (*1957), dem Chef-Melancholiker des europäischen Independent-Kinos gelingt dies seit rund 30 Jahren immer wieder aufs Neue. Seine Arbeiten kreisen stets um die Lebenswelten der „kleinen“ Leute, der Außenseiter, Arbeiter und Arbeitslosen, ihnen widmet sich Kaurismäki mit rauer Zärtlichkeit. Ihre Dramen, ihre Verzweiflung und immer auch ihre Hoffnung inszeniert er mit seiner sprichwörtlichen Lakonik, in asketischen Bildern, mit minimalistischen Dialogen, präzise gesetzter Musik und subtilem Humor. Den schmalen Grat zwischen Sentimentalität und Groteske, zwischen Realismus und Märchenhaftem hat er dabei nie verfehlt. Seine humanistische Botschaft prägt als Generalbass alle seine Filme, fordernd tritt sie aus der Melancholie heraus und macht sich für Solidarität, Gerechtigkeit und die Würde der Menschen stark, deren Identität nicht zuletzt von ihrer Arbeit geprägt ist. Aki Kaurismäkis Geschichten sind einerseits sehr finnisch und zugleich universell: „Die Arbeiterklasse hat kein Vaterland.“ weiß eine seiner Figuren; das Helsinki seiner Filme ist weniger eine Stadt, als vielmehr ein Prinzip. Mit seinem kongenialen Kameramann Timo Salminen und seiner großartigen Schauspieler-„Familie“ zelebriert er auf diese Weise großes Kino, das trotz aller sympathisierenden Anleihen am italienischen Neorealismus oder dem poetischen Realismus und der Nouvelle Vague Frankreichs große Autarkie auszeichnet oder, um es in seinen eigenen Worten zu sagen, sich sowohl vom „Hollywood-Dreck“ als auch vom „Kunstscheiß à la Greenaway“ abgrenzt. Bis zur endgültigen Wiedereröffnung des Museums im September 2014 gastiert die FilmGalerie im Plenarsaal des Landeshauses des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe am Freiherr-vom-Stein-Platz. Dienstag, 11. März, 19.30 Uhr Schatten im Paradies (Varjoja Paratiisissa) Finnland 1986, Farbe, 71 Min., dt. Regie: Aki Kaurismäki Einführung in die Reihe und den Film: Prof. Dr. Reinhold Zwick (Münster) Mit „Schatten im Paradies“ gelang Aki Kaurismäki der filmische Durchbruch. In früher Meisterschaft versammelte er hier, in seinem zweiten Langfilm, bereits all die markanten stilistischen und bildsprachlichen Mittel sowie jenen unübersehbaren humanistischen Duktus, die ihn bald zu einem der eigenständigsten europäischen Autorenfilmer machen sollten. Die Liebesgeschichte zwischen einem Müllfahrer und einer arbeitslosen Supermarktkassiererin ist nicht nur ein anrührendes Melodram über die Liebe und ihre Chancen in einer lebensfeindlichen Umwelt; sie ist zugleich eine eindrückliche Sozialreportage: Sie erzählt von der Kehrseite des „neuen”, modernen Finnland, den Kollateralschäden der Industrialisierung und von der Arbeitsund Hoffnungslosigkeit mitten im wohlhabenden Nokia-Land. So ist „Schatten im Paradies“ nicht umsonst der Auftakt von Kaurismäkis sog. „Proletarischer Trilogie“, in der 1988 „Ariel“ und 1989 „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ folgten und die er selbst lakonisch-süffisant als „Erinnerungen an die finnische Wirklichkeit“ bezeichnet. Mit Kati Outinen und Matti Pellonpää vereinigt der Film darüber hinaus bereits die beiden Lieblingsschauspieler des Regisseurs, die wie keine anderen mit ihren Gesichtern sein Werk markieren. Buch: Aki Kaurismäki, Kamera: Timo Salminen, Heikki Ortamo, Olli Varja, Mikko Mattila, Schnitt: Raija Talvio, Musik: Hari Marstio, Zouko Lumme, Darsteller: Matti Pellonpää (Nikander), Kati Outinen (Ilona), Saku Kuosmanen (Melartin), Esko Nikkari (Nikanders Kollege), Kylli Köngäs (Ilonas Freundin) u.a. Fin / D / F 1996, Farbe, 90 Min., O.m.dt.UT Regie: Aki Kaurismäki Einführung: Dr. Hans Gerhold (Münster) Kapitalismus und Wirtschaftskrise haben wieder hart zugelangt im vorwinterlichen Helsinki: Ilona verliert ihren Kellnerinnenjob, als das Restaurant, in dem sie arbeitet, an eine Imbißkette fällt und auch ihr Mann Lauri, Straßenbahnfahrer, wird Opfer der städtischen Rationalisierung. Der Abstieg beginnt: ihr kleines, bescheidenes Glück zerlegt sich, aus der soliden Oberkellnerin wird eine schwarzarbeitenden Tellerwäscherin, ihr Gefährte zum erwerbslosen Alkoholiker ohne Führerschein; an weiteren Demütigungen und Aussichtslosigkeiten wird es nicht mangeln. Kaurismäki inszeniert diese vor Ungerechtigkeit schreiende Geschichte in einem selbst für seine Verhältnisse besonders asketischen Stil. Einsame Figuren wandern vor übergroßen Farbflächen umher, die Blicke aus den Verlierer-Gesichtern sind mindestens so lang wie die Einstellungen – anstelle der Gesten reden die Schauplätze und anstelle der Gesichter die Augen. Mit solchen Mitteln gelingt Kaurismäki ein bewundernswerter Balanceakt zwischen herzzerreißendem Drama und Komödie, ohne das eine durch das andere zu nivellieren. Da gibt es Szenen, die man zum Traurigsten seit Charlie Chaplins „Goldrausch“ zählen kann, andererseits auch wieder zahllose Momente stiller, subtiler Komik. Durch eine Art Wunder gen Schluss kommt es dann auch noch zu einem veritablen Happy End dieses Arbeitslosen-Märchens. Buch: Aki Kaurismäki, Kamera: Timo Salminen, Schnitt: Aki Kaurismäki, Musik: Shelley Fisher, Darsteller: Kati Outinen (Ilona), Kari Väänänen (Lauri), Sakari Kuosmanen (Melartin), Elina Salo (Mrs. Sjöholm), Markku Peltola (Lajunen) u.a. Dienstag, 8. April, 19.30 Uhr Le Havre ( Le Havre) Fin / F / D 2011, Farbe, 93 Min., dt. Regie: Aki Kaurismäki Einführung: Dr. Daniel Müller Hofstede (Münster) Der alternde Schriftsteller Marcel Marx, hat seinen Traum vom literarischen Durchbruch in Paris längst begraben und sich mit seiner Frau Arletty als Schuhputzer in die Hafenstadt Le Havre zurückgezogen. Eines Tages bringt das Schicksal ungewohnte Dynamik in das bescheidene Idyll der beiden: Arletty erkrankt schwer und gleichzeitig kreuzt ein illegaler afrikanischer Flüchtlingsjunge Marcels Weg, der zu seiner Mutter nach London geschmuggelt werden muss. Aus dieser Grundkonstellation entwickelt Kaurismäki zur Abwechslung einmal ein Märchen der klassischen Art – positiv und elysisch statt düster-realistisch, wie gewohnt. Hier sind die Menschen (zur rechten Zeit) gut, die Gerechtigkeit siegt und die großen Wünsche gehen in Erfüllung – das Ganze eine trotzige Deklaration des Rechts auf Unwahrscheinlichkeit. Aki Kaurismäki sieht im Flüchtlingselend entschieden das drängendste der europäischen Probleme, weiß aber auch, dass die ungeschminkte Wahrheit zum Elend auf unserem Planeten im Kino nur schwer erträglich ist. So kleidet er seine radikale Position zu Flucht und Asyl sowie sein Plädoyer für eine tätige Nächstenliebe in ein semi-realistisches Märchen, das „Le Havre“ zu einer Saga vom Triumph der Humanität über die Ökonomie macht. Buch: Aki Kaurismäki, Kamera: Timo Salminen, Schnitt: Timo Linnasalo, Darsteller: André Wilms (Marcel Marx), Kati Outinen (Arletty), Blondin Miguel (Idrissa), Jean-Pierre Darroussin (Monet), Elina Salo (Claire), Evelyne Didi (Yvette), Laika (Laika) u.a. Ort: Landeshaus des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Freiherr-vom-Stein-Platz 1, 48147 Münster Eintritt: 5.- Euro pro Abend Stadtbus: fast alle Linien / Bushaltestelle Eisenbahnstraße / Eingang durch das Hauptportal an der Stirnseite Veranstalter: LWL-Museum für Kunst und Kultur, Tel. 0251 5907-01, www.lwl-museum-kunst-kultur.de Die „FilmGalerie“ ist eine Kooperation der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, der Katholischen Filmkommission sowie des LWL-Medienzentrums für Westfalen und des LWL-Museums für Kunst und Kultur des Landschaftsverbandes WestfalenLippe (LWL). Idee + Konzept: Prof. Dr. Reinhold Zwick, Otmar Schöffler, Andrea Meschede und Dr. Daniel Müller Hofstede Fotonachweise: Pandora Film GmbH & Co
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