titel stärke duell
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titel stärke duell
18. Jahrgang Nr. 111 Mai 2011 inhalt R E T i E S N E S s U A R D Z A G A M N E S S A STR DA S K Ö L N E R IN Du bist so anders. 0,90 € für den Verkäufer 1,70 € Vorurteile – und ihre Chancen. TITEL Der Romajunge Orhan promoviert DUELL Engländer trifft auf Franzosen STÄRKE Eine Tschechin und ihr Weg Anzeige inhalt Inhalt Vorwort, Inhalt ............................................ 3 Liebe Leserinnen und Leser, in der Nacht sind alle Katzen grau. Sind denn auch blonde Frauen doof? Schlafen Studenten bis in die Puppen? Sind Wir sind ein Teil dieser Stadt – Fotos von Peter Ruthardt.............................. 5-7 Interview mit den Kabarettisten Schlipsträger arrogant und alle Berber Schnorrer? Zufällig Alfons und Mark Britton..............................8-10 kann ich diesen Vorurteilen die Stirn bieten und aus eige- Wo begegnen dir Vorurteile? Eine Umfrage............11 ner Erfahrung sagen, daß das nicht so ist. Vorurteile als Chance – Obiageli Njoku.............12-13 Was aber ist mit den Millionen anderer Vorurteile, die so kursieren und die man entweder geflissentlich übersieht Orhan – ein ungewöhnliches Roma-Kind....... 14-17 oder unkritisch einfach mal übernimmt? In der vorliegen- JVA-Gespräche: Nasip................................ 17-18 den Ausgabe beschäftigen wir uns mit Vorurteilen jeglicher Couleur und begegnen Menschen, die bereits negative Erfahrungen damit gemacht haben. Unsere Redaktion setzt sich aus Wohnungslosen, Journalisten, Studierenden, Arbeitslosen, Grafikern, Fotografen und Menschen in sozialen Schwierigkeiten zusammen. Wir begreifen unsere Aufgabe, über Außenseiter zu berichten und einen Blick nach „Draußen“ zu riskieren als ersten Schritt dahingehend, Vorurteile abzubauen. Umso mehr hat es uns gefreut, daß unsere Bürger&BerberStadtführungen mit Martin Stankowski und Reiner Nolden, die wir in Kooperation mit stattreisen köln anbieten, gut gebucht waren. Die Rückmeldungen sind überwältigend – für uns ein Zeichen, daß viele Menschen für einen Blick über den Tellerrand offen sind. Reiner Nolden und Martin Stankowski Foto: Jörg Paschke Von wegen also, Straßenzeitungen schimpfen immer über die schlechte Welt und die böse Gesellschaft. Überzeugen Sie sich vom Gegenteil, in diesem Sinne wünsche ich gute Kurzgeschichte: Ludovic............................. 19-21 Lektüre, AK Umbruch: Gubbio.................................... 23 Buch-, Kultur- und Webtipps..........................24 Kulturtussi................................................. 25 Die Burg des Grauens, Teil 2 ............................26 Christina Bacher Aus der OASE .............................................. 27 Comic .......................................................28 Kölner Orte: Der Grüne Krake...........................29 Vorschau, Impressum....................................30 Serviceadressen........................................... 31 3 interview Clemens-Josef-Haus Willkommen im Clemens-Josesf-Haus auf dem Vellerhof, einem Fernab der „Straße“ sind die Menschen hier gern gesehene Gäshistorischen Gehöft inmitten eines Naturschutzgebietes, auf dem te, die auf dem Gelände des Clemens-Josef-Hauses auf ihrem ganz heute hilfebedürftige Menschen leben, wohnen und arbeiten. persönlichen Weg begleitet werden. Clemens-Josef-Haus I Altenwohn- & Pflegeheim und stat. Einrichtungen der Gefährdetenhilfe · Vellerhof 1 · 53945 Blankenheim Gefährdetenhilfe: 0 26 97 . 91 00 16 · Altenwohn- & Pflegeheim: 0 26 97 . 91 00 25 · www.vellerhof.de Wohnungslosenhilfe Station machen I zur Ruhe kommen Übernachtung I Aufnahme I Wiedereinstiegshilfe I Lebenshilfe I Langzeitwohnen Arbeiten Qualifizierung erwerben I Selbstwertgefühl erleben Beschäftigung I Ausbildung I Arbeitstraining I Qualifizierung I Arbeitsvermittlung Pflegewohnheim begleiten und fördern I beraten und anleiten Pflege & Betreuung I Lebenszufriedenheit I Wohlbefinden I Menschlichkeit I Zu Hause 4 vorurteile Wir sind ein Teil dieser Stadt Für die Ausstellung „Wir sind ein Teil dieser Stadt - Türkeistämmige BürgerInnen in Köln“ hat der Fotograf Peter Ruthardt zahlreiche Menschen interviewt und fotografiert. Für den DRAUSSENSEITER haben wir nun sechs Kurzporträts ausgewählt, die neben verschiedenen Lebensstilen auch die Art und Weise der Begegnung mit dem Fotografen aufzeigen. Peter Ruthardt wurde 1947 in Moers als Kind einer italienischen Mutter und eines deutschen Vaters geboren, ist Wahl-Kölner und somit ebenfalls ein Immi. Selbstporträt 5 vorurteile Lale Aydın Muhammed A. Celik Einzelhandelskaufmann bei REWE in KölnRiehl. Logopädin und Sprachtherapeutin in eigener sprachtherapeutischer Praxis in Köln-Ehrenfeld. Student der Medizin an der Uni Köln; ehrenamtlich tätig in der Barbaros Moschee in Köln. Bei meinen regelmäßigen Einkäufen ist mir Herr Gündoǧmuş durch seine freundliche und zuvorkommende Art aufgefallen. Ihn wollte ich unbedingt bei diesem Projekt dabei haben und so ist es auch gekommen. Ercan Gündoǧmuş wurde 1978 in Köln geboren. Seine Familie stammt aus Ankara. Er hat sieben Geschwister. Zunächst besuchte er die Hauptschule und wechselte dann zur Realschule über, wo er den Realschulabschluss erwarb. Bei REWE wurde er zum Einzelhandelskaufmann ausgebildet. Seine Frau, die er 1998 heiratete, ist gebürtig aus Ankara und von Beruf Verkäuferin. Beide haben einen kleinen Sohn und eine Tochter, die schon zur Schule geht. Zu seinen Kindern und den zahlreichen Verwandten, die in der Nähe leben, hat er guten Kontakt. Mit rassistischen Anfeindungen wurde er nicht konfrontiert, hat aber davon gehört. Mit Beruf und Familie ist er so ausgefüllt, dass ihm für die Betätigung in Vereinen und Organisationen keine Zeit bleibt. Als ich Frau Aydın aufgrund dieses Projektes ansprach, war sie sofort einverstanden mitzumachen. Sie, als türkeistämmige Kölner Bürgerin, könne etwas aufweisen und schaffe zudem auch Arbeitsplätze in Köln. Lale Aydın wurde 1964 in Istanbul geboren und hat noch drei Geschwister. Sie kam 1979 nach Deutschland, weil ihre Eltern hier lebten. Erst erlernte sie den Beruf der Erzieherin und später wurde sie Logopädin. Von ihrem Partner, der der Bruder einer Freundin war und noch studierte, ist sie nach zehnjähriger Ehe geschieden. Sie hat einen Sohn, der noch in die Schule geht. Zu ihren Verwandten hat sie gute Kontakte, sieht sie aber nur selten. Sie hat viele Freunde und Bekannte in ihrer Nachbarschaft sowie aus ihrer Schul- und Ausbildungzeit. Mit rassistischen Anfeindungen wurde sie noch in jüngster Zeit konfrontiert. Auf die Frage nach der Bedeutung von Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit heute in Deutschland fällt ihr das Wort von Bert Brecht ein: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“ Sie hofft aber, dass sich Deutschland nicht in die Richtung des Zitats entwickelt. Wir verbrachten zusammen einen interessanten Nachmittag zwischen Moschee und Universität, wie zwischen Religion und Wissenschaft mit allen realen und scheinbaren Widersprüchen. Muhammed A. Celik wurde 1989 in Köln geboren. Seine Familie kommt aus Afyonkarahissar. Er hat zwei Schwestern und einen Bruder. Der Islam hat bei seiner Erziehung eine sehr wichtige Rolle gespielt. Er arbeitet ehrenamtlich in der Barbaros Moschee und hat in der muslimischen Gemeinde seine engsten Freunde und Bekannten gefunden. Nach der Grundschule hat er die Königin-Luise-Schule besucht und dort sein Abitur gemacht. Jetzt studiert er im sechsten Semester Medizin an der Universität Köln mit dem Ziel, Arzt zu werden. Erste Erfahrungen sammelte er in einem Praktikum in der Palliativstation. Zu seinen Verwandten hat er keine engen Kontakte und bezeichnet ihr Leben als „traditionell“, allerdings sind seine beiden Schwestern Computerspezialistinnen. Mit rassistischen Anfeindungen wurde er bisher nicht konfrontiert. Er meint aber, dass die antiislamische Einstellung im Westen große Bedeutung habe und auch in Deutschland wachsen werde. Die demographische und wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland sieht er als „nicht so rosig“ an. Muhammed A. Celik ist im sechsten Semester, bzw. im zweiten Klinischen Jahr. Ercan Gündoǧmuş 6 vorurteile Namik Keltek Gonca Mucuk-Edis Zahnarzthelferin in der zahnärztlichen Gemeinschaftspraxis Drs. Lutz, Meents, Switek in Köln-Sülz. Dipl. Ingenieur für Elektrotechnik und Dipl. Wirtschaftsingenieur; Abteilungsleiter bei Ford Motor Company in Köln-Niehl. Projektmanagerin und Redakteurin in einer PR-Agentur und Mitglied im Integrationsrat der Stadt Köln. Frau Çaǧıral habe ich bei meinen gelegentlichen Zahnarztterminen in der Gemeinschaftspraxis als eine sehr ruhige Person erlebt, die aber noch nie bei meinen Behandlungen assistierte. Vielleicht kommt das noch ... Seit April 2008 ist Frau Çaǧıral mit einem deutschen Mann verheiratet und heißt jetzt mit Nachnamen Lilienthal. Gül Çaǧıral wurde 1979 in Köln geboren. Ihre Familie stammt aus Izmir. Sie hat fünf Geschwister. Der Islam spielt für sie eine große Rolle bei der Sinngebung ihres Lebens. Nach einer katholischen Grundschule besuchte sie das Genoveva-Gymnasium, eine Berufsschule und schließlich die Universität in Bonn. Sie qualifizierte sich beruflich als Zahnarzthelferin und ist außerdem geprüfte Kosmetikerin. Sie hat viele gute Freunde aus ihrer Kindheit, Schulzeit und beruflichen Arbeit. Ihre eigene Integration in Deutschland und die ihrer Geschwister beurteilt sie positiv, die ihrer Eltern als nicht so gut. Von den deutschen Mitbürgern wünscht sie sich weniger Vorurteile. Sie hat auch Fremdenfeindlichkeit erlebt und hofft auf eine bessere Politik, damit sich Deutschland gut weiterentwickelt. Gül Lilienthal hat 2010 ihr erstes Kind geboren. Herr Namik Keltek musste unseren ersten Termin leider sehr kurzfristig absagen. Zum zweiten verabredeten Termin brachte er eine Flasche sehr guten Bordeaux zur Entschuldigung mit. Geboren wurde Namik Keltek 1960 in Sivas. Er hat sieben Geschwister und kommt aus einer politisch interessierten Familie. Nach dem Besuch des Gymnasiums ging er 1978 nach Deutschland, weil die politische Lage in der Türkei unruhig war und er unbedingt studieren wollte. Seine Familie begrüßte diese Entscheidung und unterstützte ihn dabei. In Deutschland musste er die Hochschulreife nachholen. Zur Finanzierung seines Studiums arbeitete er als Kellner. Er erwarb an der Universität zwei Abschlüsse als „Diplom Ingenieur für Elektrotechnik“ und „Diplom Wirtschaftsingenieur“. Beruflich arbeitete er zunächst als Gruppenleiter in einem Ingenieurbüro für die Bayer Werke, ab 1995 bei der Ford Motor Company in Köln, wo er Ende 2001 als Abteilungsleiter ins Management übernommen wurde. Er ist mit einer gebürtigen Kölnerin verheiratet, deren Familie aus Nazilli stammt. Sie ist Dipl. Sozialpädagogin im Deutsch-Türkischen Verein, wo er sie auch kennen lernte, als er sich dort in einer Folklore-Tanzgruppe und in einer Theatergruppe engagierte. Beide haben zwei Söhne und er bedauert, dass er so wenig Zeit für sie hat. Die Kölner Zoobrücke hat seit ihrer Kindheit etwas Anheimelndes für Frau MucukEdis. Immer, wenn in ihrer Kindheit die Familie mit dem Auto aus dem Türkeiurlaub zurückkam, signalisierte ihr der Kölner Dom: „Ich bin wieder zu Hause“. Gonca Mucuk-Edis wurde 1976 in Korbach geboren. Ihr Vater stammt aus Hatay, ihre Mutter aus Adapazarı. Sie wurde religiös erzogen. In Köln besuchte sie das Hansagymnasium, weil sie dort ab der siebten Klasse Türkisch als zweite Fremdsprache wählen konnte. Nach Abitur und Studium machte sie ein Praktikum bei Media Network und arbeitete in dieser Event-Agentur bis zu ihrer zweiten Schwangerschaft. Sie arbeitete als Freelancer bei Agenturen, zuletzt bei „DIE PR BERATER“, wo sie mittlerweile angestellt ist. Außerdem macht sie als direkt gewähltes Mitglied im Integrationsrat der Stadt Köln mit großer Begeisterung Kommunalpolitik. Die Familie ihres Mannes, der in Köln geboren wurde, stammt aus Kayseri. Beide kennen sich seit der Schulzeit. Er hat seine eigene Firma als Finanz- und Versicherungsbroker in Köln. Zusammen haben sie zwei Jungen, einen multikulturellen Freundes- und Bekanntenkreis und enge Beziehungen zu ihren Verwandten in Köln. Gül Çaǧıral 7 Foto: Pressefoto Privat vorurteile Ein Engländer in Köln: Mark Britton Alfons – ein typischer Franzose? Foto: SRI/Pasquale d‘Angiolillo 8 vorurteile Eine humorvolle Betrachtung des Verhältnisses … zwischen Briten und Franzosen Von Ingrid Müller-Münch Am 1. Dezember 1990 durchstießen zwei Bauarbeiter mit ihren Presslufthämmern den Tunnel unter dem Ärmelkanal- einer von der französischen Seite aus, einer von der englischen. Mit diesem Durchbruch schafften sie vor über 20 Jahren zum ersten Mal die Voraussetzung dafür, dass Groß-Britannien von nun an vom europäischen Kontinent aus mit dem Zug und nicht mehr nur per Flugzeug oder per Fähre zu erreichen ist. Inzwischen gilt die 50 Kilometer lange Strecke des zwischen Coquelles bei Calais und Folkestone in Kent gebauten Eurotunnels als meistbefahrene Eisenbahntrasse der Welt. Ingrid Müller-Münch hat die beiden in Deutschland lebenden Kabarettisten Alfons, einen gebürtigen Franzosen, und Mark Britton, einen gebürtigen Engländer, gebeten, einmal voll in die Vorurteilskiste zu greifen und ihr zu erklären, ob der Eurotunnel Frankreich und Engländer eigentlich einander näher gebracht hat. Alfons: Aber non. Non, non. Wenn Sie so anfangen mit dem schung angekündigt. Er hatte uns ha, ha, zu einem englischen Gespräch! Komische Frage ehrlich gesagt. Wollen Sie ein Eng- Essen mitgenommen. Uns ging's allen schlecht nachher. Aber länder sein? Ein Franzose, der sich in einen Engländer umwan- sein Ziel, das war, dass man sich daran erinnert. Sehen Sie, 35 deln möchte, den habe ich noch nie gesehen. Obwohl es komi- Jahre später erinnere ich mich immer noch an mein erstes eng- sche Franzosen gibt, aber sowas, non. Es gibt Grenzen, ehrlich. lisches Essen. Mark Britton: Um Gottes Willen. Nein. Das ist aber nett. Ich Mark Britton: Das ist alles nur ein Spaß. Ich mag die Froschbei- werde hier eingeladen zu einem ordentlichen Interview und nefresser. Die sind ganz süß. Wir Engländer sind ein bisschen werde sofort beleidigt. Diese Frage beantworte ich einfach neidisch. Und ich glaube, es geht um die Erotik. Diese französi- nicht. So fangen wir an. sche Art, mit der Erotik umzugehen ist immer so viel lässiger, und so viel, wie kann man's nennen, lockerer, als bei uns ver- DRAUSSENSEITER: Damit war das schon mal geklärt. Jeder ist also klemmten Engländern. Und ich glaube, deswegen waren wir froh, nicht in der Haut des anderen zu stecken. So soll es sein. Doch immer und sind immer noch, ein bisschen neidisch. Auf diese die Vehemenz, mit der die beiden Kabarettisten auf einen imaginä- sexy französische Art. Brigit Bardot und auch Gainsbourgh. Je ren Nationalitäten-Wechsel reagierten, gab mir dann doch zu den- t‘aime (singt und keucht). Das ist unser Bild von Frankreich. ken. Was, so fragte ich nach, ist für Mark Britton denn an einem Alles so sexy, mediterranisch, cosmoplitan. Als wir zum ersten Franzosen so abschreckend und fremd? Weshalb kann Alfons sich Mal diese Cafégesellschaft gesehen haben ... so etwas haben keinen Franzosen vorstellen, der lieber Engländer wäre? wir nicht in England. Die Leute sitzen da fast auf der Straße an Alfons: Für uns Franzosen ist der Engländer merkwürdig. Der Tischen. Trinken ihren Café au lait und essen Croissants. Und ist komisch. Haben Sie schon mal in England gegessen? Gibt es für uns war das so exotisch. Da sitzen wir zu Hause im Regen überhaupt in Köln englische Restaurants? Französische Restau- und essen unser furchtbares Essen und trinken Schwarzen Tee. rants oder deutsche Restaurants das ja. Aber englische Restau- Und können nur von diesem anderen Leben ein bisschen eifer- rants, haben Sie die schon gesehen? Die gibt's nicht. Die wür- süchtig träumen. den sofort Pleite gehen. Voila! Ich war einmal als Junge in Eng- Alfons: Für uns Franzosen sind die Engländer ein merkwürdi- land. Damals gab es noch nicht den Tunnel. Ich fuhr mit dem ges Volk. Man mag die gerne. Aber die sind merkwürdig. Wir Schiff auf Klassenfahrt. Der Lehrer hatte uns eine Überra- haben immer das Gefühl, wenn wir irgendwas vernünftiges 9 vorurteile Alfons wird 1967 als Emmanuel Peterfalvi in Paris geboren. Mit sechs bekommt er vom Weihnachtsmann seinen ersten Kassettenrekorder geschenkt. Eine Stunde später: die erste Radioreportage. Mit sieben der erste Besuch eines Fernsehstudios. Sein Entschluss: „Ich will Radio und Fernsehen machen!“ Mit 15 Radiomoderator in Paris. Mit 19 Studium der Kommunikationstechnologien in Paris (Dipl. Ing.) und Reims (MBA). Mit 24 Redakteur bei Premiere. Mit 29 Gründung der Fernsehproduktionsfirma „Fernsehen ist toll!“ und 30 Folgen bei Küppersbuschs „Privatfernsehen“ in der ARD. Seit 30 Jahren über 500 Eigenproduktionen und Auftritte (Sketche, Moderationen, Rubriken) u. a. in ARD (Brisant, ARD-Morgenmagazin, Verstehen Sie Spaß?, Panorama), ZDF, SR (Roglers rasendes Kabarett), WDR, MDR, NDR. Mit 33 Entwicklung der Figur ALFONS für NDR „Extra3“. Emmanuel Peterfalvi lebt mit seiner Familie in Hamburg. Fingern die Tassen und so. Ich hab‘s Aktien kaufen und das wird so der gemacht als ich da war. Ich hab‘s ver- Mega-Deal sein. Wenn Sie viele Aktien sucht. Ich hab versucht mich dort zu kaufen vom Eurotunnel, dann werden integrieren, wissen Sie. So zu machen, Sie total reich. Und natürlich haben die wie die es machen mit den richtigen Franzosen gesagt, na ja reich und nix Worten. Mit den richtigen zwei Fingern tun dafür, lass uns das mal probieren. Tee zu trinken. Ich fand‘s sehr fein. Und Und das ging dann sowas von in die Plei- ich fand, dass ich das auch sehr gut hin te. Ich weiß nicht mehr, aber ich glaube gekriegt habe. Aber die haben mich alle die Aktien, die haben am Anfang etwa angeguckt und haben mich alle Frosch- 30 Franc gekostet. Später dann nur noch fresser genannt. Also irgendwie habe ich ungefähr 30 Centimes. Und die Franzo- mein Integrationsdiplom nicht gekriegt. sen haben alle tierisch viel Geld verloren. Dann waren die noch mehr genervt DRAUSSENSEITER: Die vor allem kulinari- den Engländern gegenüber. Obwohl die schen Unterschiede zwischen Engländern Engländer dafür nichts konnten. Das und Franzosen sind einfach zu groß. Zwi- war nur dieser Tunnel. Der war eigent- schen den Essgewohnheiten klaffen Grä- lich eine super Konstruktion, aber vom ben, die auch ein Eurotunnel offenbar Geld her hat sich das nicht rentiert. nicht zu überbrücken vermag. Fish and Chips in Konkurrenz zu Froschschenkel und Schnecken – das geht gar nicht! Da mögen noch so viele Passagiere in den vergangenen Jahren die Zugstrecke unter dem Ärmelkanal passiert haben. Ist man sich dadurch näher gekommen? entscheiden, sind viele dafür, außer den Mark Britton: Nein. Überhaupt nicht. Engländern. Das ist ein bisschen eher, Im Gegenteil. Denn dieser Bau hat was in Frankreich über die Engländer eigentlich nur die Unterschiede und die gesagt wird. Oder die machen immer Eifersüchtigkeit verschärft. Weil ich bin alles anders. Wie zum Beispiel das Metri- so ein paar Mal mit der Bahn durch den sche System oder so. Oder die wollen Tunnel gefahren. Ich kann nur eins den Euro nicht. Momentan haben sie sagen: Die Franzosen haben das viel bes- vielleicht recht. Aber sonst. Die wollen ser als wir Engländer im Griff. Doch. Das immer alles anders machen. Zum Bei- ist der Rhythmus der Bahn als der Zug spiel die Punkte zählen beim Tennis. Das durch Frankreich fährt. Gub, gub, gub. ist schon sehr merkwürdig. 15, 30, 40. Man fährt durch den Tunnel und Das konnte nur ein Engländer erfinden, kommt in England an. Guuuuub, guuuu- so was. Jemand Normales, der kann ub, guuuuub. Wir schämen uns dafür. sowas nicht erfinden. Der sagt 1, 2, 3, 4, 5. Leider. Weil unser Netz hängt immer noch vom 19. Jahrhundert ab. Ja. Und 10 DRAUSSENSEITER: Für einen Franzosen dieser moderne Zug muss auf den alten zeigte sich Alfons auf seinen Reisen nach Schienen rollen. Als die vor 20 Jahren London erstaunlich lernbereit. Er hat den Durchbruch geschafft haben, das zumindest versucht, sich der britischen war kein großer Moment. Die haben nur Tea-Time anzupassen. in diesem Moment herausgefunden, Alfons: Ja, klar. Dieser Tee da um, wann dass die Werkzeuge nicht zueinander ist das immer, um vier glaub ich. Die passen. So fing der erste Streit an. trinken immer Tee um vier. Das ist Alfons: Aber dieser Tunnel, der hat bei eigentlich meistens die Uhrzeit wo wir vielen Franzosen auch einen sehr bitte- anfangen mit Rotwein. Die sind beim ren Geschmack hinterlassen, weil als die Teetrinken. Und vor allem mit den zwei das gebaut haben, hieß es, man kann Mark Britton wurde 1958 in Deutschland geboren. Marks erste selbst geschriebene und gespielte Bühneninszenierung trug den Titel „The Little Prince“ (Der kleine Prinz). Damals war er acht Jahre alt. Nach einem Psychologiestudium an der Sussex University und einem Jahr im Sudan als Englischlehrer, studierte Mark zwei Jahre lang die Kunst der Pantomime, Tanz, Comedy und Schauspiel. 1984 gründete er zusammen mit Krissie Illing „Nickelodeon“. Außerdem wandelte Mark seit Mitte der 90er Jahre auf Solopfaden und überraschte die Kleinkunst-Szene 1995 mit seinem Solo-Programm. Drei Jahre später produzierte Mark das Stand-Up-Comedy-Theaterstück „Apachen a Go-Go“ (1998). 2001 spielte er seine Best Of-Live-Show „Welcome to Britton“ und wurde dafür von Publikum und Kritikern gleichermaßen bejubelt. Der Nachfolger „Welcome 2 Britton“ erschien 2004. Gleichzeitig entwickelte Mark zwei Jahre lang sein neues Theaterstück „Wildlife – Der Mensch und andere Tiere“. Nachdem er durch die ganze Welt getourt ist, lebt er heute in Köln, schreibt, spielt und führt Regie für Theater, Radio und Fernsehen, wo er inzwischen ein gern gesehener Gast ist. vorurteile WO BEGEGNEN DIR VORURTEILE? Eine Umfrage unter Menschen mit wenig Geld Letztens stieg ich mes erlebt habe, in Chile wäre ich beinahe aus der Bahn aus, mal verhungert – ich habe immer Leute da treff ich den gefunden, die mir geholfen haben. Korn-Pit, der ist Doro K., Gemeinschafterin Emmaus Köln, 55 Jahre immer auf Korn. Ich hab ihm dann Mir gegenüber hat letztens jemand einen Euro gege- behauptet, dass ich alt und gebrechlich ben und er hat sich vorne ans Domfo- sei und dass ich ins Altersheim soll. Ein rum gesetzt. Da kamen Krawattenheinis Glück hat meine Tochter mich vertei- vorbei und haben den beschimpft. Ich digt, weil wir gut zusammen auskom- hab dann gleich gefragt, was die gegen men. Alten Menschen gegenüber gibt es den Mann haben. Haben die gelästert, viele Vorurteile, aber ich komme seit dass er säuft und bettelt und stinkt. Da über 80 Jahren gut zurecht. Ich lass mich krieg ich Schweißfüße drüber. Ich habe nicht abschieben. dem geholfen, weil ich selbst mal so da Elisabeth Molitor, Rentnerin gesessen habe. Das ist immer noch der Berber-Kodex, dass ich helfe, wenn ich Wenn Du auf deine Gehaltsabrechnung kann. Die wissen doch gar nicht, warum schaust, ist am Ende des Monats mehr als der da sitzt. Man kann doch einen Men- die Hälfte weg. Das geht Leuten so, die schen nicht verurteilen, wenn man richtig viel verdienen. Und zeitgleich sieht nichts über den weiß. Krawattenheinis man die Hilfseinrichtungen, die sogenann- sind für mich steinreich und fahren mit ten wohnungslosen Schnorrer – man hat dem Porsche durch die Gegend. Aber den Eindruck, dass dort das hart verdiente das ist auch ein Vorurteil. Aber „das Geld landet. So denken Viele. Klar gibt es kann mir nicht passieren“ darf keiner da Vorurteile. sagen. Man darf nicht alle über einen Herbert Linne, Wohnungsloser Kamm scheren – Arme wie Reiche. Kl. Günter, Wohnungsloser aus Köln, 43 Jahre Vorurteile werden heutzutage immer Foto: Jörg Paschke schlimmer, da die Menschen in dieser Ich war früher viel Gesellschaft so unterschiedlich sind, mit Ausländern man versucht sie durch die Schulbildung zusammen und alle gleich zu machen. Davon abgese- engagiert bei hen, dass das Schulsystem völlig veraltet Amnesty Interna- ist und Kindern nur das vorgesetzt wird, tional. Dann lebte was man schon vor einem halben Jahr- ich in England, war hundert gelehrt hat, nämlich das eine zeitlang im Krankenhaus. Mir selbst profitorientierte Ausbeuten der Erde ... sind nie Vorurteile begegnet, ich war viel Heidemarie Leppak, Weltenbummlerin in der Welt unterwegs und habe viel erlebt, ich glaube, da habe ich Glück gehabt im Leben. Obwohl ich viel Schlim- Mit dem Mikrofon unterwegs war Christina Bacher. Das Vorurteil gegen die Vorurteile l Vorurteile gibt es ja viele. Egal, wo wir uns befinden, jagt eines das andere. Fangen wir einmal morgens an, wenn wir das Haus verlassen. Der erste Mensch mit Migrationshintergrund läuft uns über den Weg und schon geht’s los. Weiter auf dem Weg läuft eine Mutter mit drei kleinen Kindern und in der Bahn sitzen drei Jugendliche mit dem neuesten Handy. Viele erfüllen Klischees – ein gefundenes Fressen für Vorurteile. Auch sehr dankbar sind da ganze Berufsgruppen: Egal, ob bei der Bundeswehr, beim Frisör oder unter Türstehern in der Disco – alle gleich und typisch. Genauso Leute mit Handicap, so wie ich, erfahren jeden Tag am eigenen Leib wie das so ist, wenn man mit Vorurteilen konfrontiert wird: Stotterer, so heißt es, sind dumm und zu blöd zum Sprechen. Hm. Stimmt doch nicht, kann ich da aus eigener Erfahrung sagen. Ich kann gut und viel reden – fragt mal meine Freunde. Aber auch ich will mich da nicht freisprechen, Vorurteilen auf den Leim zu gehen. Irgendwas läuft da im Kopf ab. Manche Vorurteile stimmen ja auch, jedenfalls wenn man Mario Barth Glauben schenken darf: Wir Frauen entsprechen offenbar allen Vorurteilen und Klischees – danke, Mann! Aber einem Vorurteil muss ich hier mal widersprechen. Es gibt doch eine Freundschaft zwischen Mann und Frau. Das muss ich, bzw. darf ich seit drei Jahren selbst feststellen. Ich denke da an meinen Kaffeekumpel Benno. Ein ganz lieber Kerl, vergeben, aber dafür ein 1a-Zuhörer. Wir treffen uns einmal die Woche zum Café, und das seit 3 Jahren. Und ganz ehrlich – ich möchte das nicht mehr missen müssen und bin mehr als stolz auf diese tolle Freundschaft. Aber es bleiben uns ja noch soooo viele Vorurteile und Klischees, dass wir eines davon ruhig mal unter den Tisch fallen lassen können. In diesem Sinne ... Tamara Klein (Stotterin, Schülerin, Mittdreißigerin, Kolumnistin, Frau – na, welche Vorurteile fallen euch da ein?) 11 vorurteile Selbstbewusst und stark: Obiageli Njoku Foto: Andrea Neuhoff 12 vorurteile Vorurteile als Chance begreifen Draussenseiter: Frau Njoku, um gleich Obiageli Njoku: (überlegt) Das ist lange Draussenseiter: Was raten Sie Menschen, ein Vorurteil zu bedienen: Sie sind eine her. Es gibt in Köln einen schönen aber die sich mit Vorurteilen konfrontiert sehen? erfolgreiche Unternehmerin, modisch ge- teuren Laden, in dem ich gern einkaufe. Obiageli Njoku: Das Selbstbewusstsein kleidet und gut situiert. Haben Sie irgend- Sobald ich das Geschäft betrete, stehe zu stärken, sich selbst zu lieben. Nicht welche Erfahrungen mit dem Leben auf ich wegen meiner Hautfarbe unter aufgeben und sich nicht über den Teller- der Straße? besonderer Beobachtung. Mein Freund, rand schieben lassen. Ich sehe Konfron- Obiageli Njoku: Meine erste große Liebe weiß und blond, hat dieses Problem nie. tation mit Vorurteilen als Chance, als ein kam aus dem Kinderheim, hat auch mal Auch beruflich respektierte man mich Anfang, darüber nachzudenken und geklaut und war zum späteren Zeit- und mein Wissen nicht. Wegen der etwas zu ändern. Ich muss mich so posi- punkt im Jugendgefängnis. Wir haben Hautfarbe, des jungen Aussehens oder tionieren, dass Vorurteile keine Angriffs- zusammen draußen und im Wald über- weil ich eine Frau bin. Wie eine gläserne fläche mehr haben. Aber vor allem müs- nachtet. Damals wollte ich wissen, ob Decke: Ich konnte zwar nach oben in sen Menschen bereit sein, das Täter- ich das kann, und ja, es geht. Ich habe die Chefetage hineinschauen, aber der Opfer-Prinzip zu verlassen. den Zusammenhalt der Menschen auf Zutritt war mir verwehrt. Das ist jetzt der Straße kennengelernt. Meine zuver- anders. lässigste Begleiterin im Leben war mei- für das interessante Gespräch und alles ne Dogge Aura. Es sind viele Tränen in Draussenseiter: Wie haben Sie gelernt ihr Fell geflossen. mit Vorurteilen umzugehen? Obiageli Njoku: Als Kind war es schwer Draussenseiter: Als Coach beraten Sie für mich, als Einzige in der Familie eine Frauen in schwierigen Lebenslagen, egal dunkle Hautfarbe zu haben. Mein ob Hartz IV Empfängerin, Migrantin Vater, den ich nie kennengelernt habe, oder erfolgreiche Führungskraft. Was ist Nigerianer und lebte auch dort. Als treibt Sie an? Jugendliche habe ich mich gefragt‚ wäre Obiageli Njoku: Es liegt mir am Herzen, ich besser „weiß“? Doch mir war bei Frauen Charisma und Erfolg aufzu- schnell bewusst, dass ich mich nicht bauen, zu helfen. Ich habe selbst gelernt, anpassen will. Geholfen hat mir, dass wie wichtig das ist, und möchte das ich gemodelt habe. Als „schön“ bewun- nachhaltig weitergeben. Wer auf der dert zu werden, hat mein Selbstbe- Straße landet oder arbeitslos wird, ist wusstsein gestärkt – eine gute Aus- nicht dumm oder weniger wert. Viele gangsbasis, um Vorurteilen zu begeg- hatten einfach Pech. nen. Aber vor allem bin ich mir meiner Persönlichkeit bewusst geworden: Ich Draussenseiter: Auf welche Weise beeinflussten Vorurteile Ihr Leben? Draussenseiter: Frau Njoku, vielen Dank bin eben, wie ich bin. Gute für die Zukunft. Das Gespräch führte Andrea Neuhoff. Obiageli Njoku MBA „Master of Business Administration“ in Management und Betriebswirtschaft, gelernte Krankenschwester. 2004 gründete die heute 41-jährige Mutter ihr Unternehmen „MultiCoaching“, mit dem sie insbesondere Frauen in schwierigen Lebenslagen unterstützt. Die Pädagogin und Yogalehrerin ist in Karlsbad, dem heutigen Tschechien, geboren. Mit zehn Jahren ist sie mit der Familie aus der Heimat nach Deutschland geflüchtet. Sie lebte lange in Baden-Baden und wohnt nun seit drei Jahren in Köln. 13 vorurteile Ingrid Müller-Münch Orhan – ein ungewöhnliches Roma-Kind Ein Romajunge flieht Mitte der 80er Jahre mit seiner Familie aus Mazedonien, wo seinesgleichen kaum Lebenschancen hat, nach Deutschland und wird nach ein paar Jahren wieder abgeschoben. Damit könnte die Geschichte enden. Doch sie geht weiter. Der Junge kommt zurück. Mittlerweile ist er 30 Jahre alt und schreibt gerade seine Doktorarbeit an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Ingrid Müller-Münch hat ihn zum ersten Mal 1993 als 13-Jährigen kurz vor seiner Abschiebung getroffen. Und jetzt wieder, 17 Jahre später. Hier die Reportage über ein außergewöhnliches Schicksal. 14 vorurteile O rhan Jasarovski lebte noch nie ein Sprüche und wache Blicke wieder wett Mädchen sein“. Er wolle immer nur die normales Leben. Als Kind nicht, machte. „Wir sind Roma, geschätzt nur wie schönsten Wörter ausdrücken, hatte Orhan und auch jetzt nicht, als Erwachse- ein bisschen Staub“, hatte er mir mit mir bei dem Gespräch im Jahr 1993 gesagt ner. Denn Orhan ist Roma. Doch nicht nur einem traurigen Blick dahin geworfen, um und mich vertrauensvoll mit seinen großen das. Orhan ist behindert, hat nach einer weiter konzentriert in sein Schulheft Sät- schwarzen Augen angeguckt. Kurz darauf Kinderlähmung Folgeschäden zurückbe- ze zu schreiben wie die: „Der Igel ver- wurde er abgeschoben; der anhaltende halten. „Schiefes Bein“ rief man ihm in kriecht sich langsam in seinem Laub. Die Protest an seiner Schule, Eingaben an Poli- seiner Heimatstadt Skopje hinterher. An Schwalbe fliegt in die warmen Länder.“ tiker – all das hatte nicht geholfen. Wegen der Grundschule in Meerbusch – die er Gewitzt war der kleine Kerl, wodurch eines „erheblichen öffentlichen Interes- besuchte, nachdem er mit seiner Familie auch ein Mitglied des Neusser Flüchtlings- ses“, so stand es in der Ordnungsverfügung aus Mazedonien geflohen war – nannte rats auf ihn aufmerksam wurde. Oberstu- der Stadt Neuss, musste die Familie Jasa- ihn ein Mitschüler aufgrund seiner dunk- dienrat Michael Stoffels war eines Tages rovski zurück nach Skopje. Seitdem hatte len Hautfarbe „Brathähnchen“. Schon zu Besuch in die Container-Unterkunft der ich nichts mehr von ihm gehört. damals fiel er wegen seiner Lernbereit- Roma-Familien gekommen und hatte, wie Bis vor einigen Wochen, als ich Orhan schaft, seines starken Willens und seiner üblich, Schokolade an die Kinder verteilt. Jasarovski erneut traf. Aus dem zartglied- Intelligenz auf. Und wegen seines unbän- Nur ein Junge hielt sich abseits, Orhan. rigen Jungen war ein 30-jähriger, stämmi- digen Wunsches, zu studieren. Hinter dem „Ich blieb stehen. Er hat das bemerkt und ger, junger Mann geworden, der gerade steckte ein ehrgeiziges Ziel: „Ich wollte gefragt, wieso kommst du denn nicht? eine Universitäts-Karriere anstrebt. Und eine wichtige Person werden, die die Leu- Meine trotzige Antwort war, ja, wegen der sich, das war nicht zu übersehen, in te schätzen und lieben. Um das zu werden, einer Schokolade soll ich Ihnen hinterher Deutschland und im Deutschen auf siche- habe ich mir große Mühe gegeben.“ laufen? Wir sind Roma. Wir sind auch rem Parkett bewegt. Seine Augen wirkten, Orhan wollte es schon immer all jenen Menschen. Wir brauchen keine Almosen. als wären sie noch tiefschwarzer gewor- zeigen, die da glaubten, ein Roma wie er Das hat ihn so begeistert und fasziniert, den, sein Haarschopf war dicht und tauge doch sowieso nichts. Gerade mal ein dass er mir hinterher gelaufen ist.“ Micha- wuchernd. Ein blitzweißes Hemd guckte halbes Jahr brauchte Orhan, um richtig el Stoffels ist seitdem Orhans engagiertes- aus dem schwarzen Jackett heraus, als er Deutsch zu lernen. Er hatte Glück, denn ter Gönner und Unterstützer. mir in der Wohnung seines Doktorvaters in Meerbusch bei Düsseldorf, wohin seine „Orhan war Schüler an unserer Schule“, Daniel Hoffmann entgegenkam. Anfangs Familie als Flüchtlinge eingewiesen wor- erinnert sich Gesamtschullehrerin Barba- beantwortet er eher widerstrebend meine den war, lebten nur wenige Ausländer, ra Leiditz. „Er war ein ungewöhnlicher Fragen danach, wie denn sein Leben in den sodass sich engagierte deutsche Nachbarn Junge. Dunkelhaarig, bisschen dunkle vergangenen 17 Jahren seit seiner Abschie- intensiv um ihn und seine Familie küm- Haut. Er fiel durch besonders artikuliertes bung verlaufen ist. Doch bald schon wird mern konnten. „Wir hatten jeden Nach- Sprechen auf. Durch nachdenkliches Spre- er lebhaft, gestikuliert, lacht, stöhnt bei mittag Hausaufgabenbetreuung durch chen. Orhan war kein wüstes, lustiges mancher Erinnerung schmerzhaft auf. ehrenamtlich arbeitende Lehrer“, erin- Kind, sondern ruhig, nachdenklich, ange- „Ich versuch das immer zu verdrängen nert sich Orhan. Später erst erfuhr er aus nehm.“ Mit einem für einen 12-Jährigen mit der Abschiebung“, beginnt Orhan. „Es einem Zeitungsartikel, „dass Meerbusch ungewöhnlichen Ziel: „Als ich ihn fragte, war schlimm. Also die Polizei kam und hat zu den reichsten Gemeinden Deutsch- was er denn mal vorhätte, da hat er mir uns mitgenommen. Das geht mir wirklich, lands gehört. Damals dachte ich noch, die geantwortet: Ich möchte mein Volk retten. wenn ich mich zurückerinnere, sehr nah. großen Villen dort, die feinen Wohnun- Da war der im sechsten Schuljahr.“ Mazedonien war fremd. Die Sprache gen, das sei normal in Deutschland, das Schon damals rezitierte Orhan Gedich- musste ich noch mal erlernen. Und wieder te, die er auswendig konnte und die ihn Fuß fassen. Wir standen vor dem Nichts. Etwa zu der Zeit, 1993, lernte ich Orhan berührten. An eines erinnert er sich auch Wir hatten nur das Geld, was die Oste- kennen. Einen 13-jährigen, vorwitzigen, heute noch, weil es „um ein deutsches rather Kirchengemeinde gesammelt hatte. altklugen Jungen, der auffiel inmitten der Mädchen geht, das die Züge einer Zigeu- Das waren damals 1.000 DM.“ anderen Romakinder. Dadurch, dass er nerin verkörpert. Um Friederike Lügen- Lehrerin Barbara Leiditz wusste, was sich zwar nur humpelnd vorwärts bewe- maul, die frech und faul war. Schmutzig Orhan in Skopje erwartete und machte gen konnte, sein Defizit aber durch kluge auch noch oben drein, so soll doch kein sich große Sorgen. „Wir hatten uns ja sei überall so.“ 15 vorurteile unabhängig von Orhan vorher schon mit war Schnee und Matsch. Und die Leute „Während meines Studiums habe ich der Situation in Skopje beschäftigt. Und hatten nicht mal Türen, sondern nur meinen Kommilitonen nicht erzählt, dass es war klar, dass die Lebensbedingungen Decken, die sie davor hingen. Sie lebten ich Roma bin. Weil ich Angst hatte, dass für Roma da ganz, ganz schwierig waren. in Lehmhäusern. Und es war heftig kalt.“ sie mich sofort ablehnen würden.“ Doch Für den Orhan nochmal in besonderer Der ganzen Familie fiel es nicht leicht, irgendwann musste er sein Schweigen Weise schwierig, weil er dort medizinisch sich zurechtzufinden. „Mein Vater hatte brechen. Als während einer Veranstaltung absolut gar nicht so versorgt werden konn- eine sehr schwere Zeit. Auch Depressio- im großen Hörsaal der Heinrich-Heine- te, wie es nötig war. Er hatte ja zusätzlich nen. Meine Mama war so deprimiert, dass Universität die Rede auf Roma kam und noch eine Epilepsie zu seinen Kinderläh- sie tagelang keine Lust hatte, überhaupt der Dozent irgendwie nebulös von einem mungserscheinungen.“ was zu tun. Die war nur am Weinen. Aber Volk aus Südosteuropa sprach, das am An einem kalten Februartag 1994, bei irgendwann mussten wir mit der Realität Rande der Gesellschaft lebe und asozial 20 Grad minus, kam Orhans Familie in klar kommen.“ Orhan, dessen Lehrer in sei, da drang jedes Wort „wie ein Messer- Skopje auf dem Flughafen an. Zunächst Osterath dieses überdurchschnittlich stich in mein Herz. Und dann konnte ich kamen sie bei einem Onkel unter, „der begabte Kind eine Klasse überspringen nicht mehr. Und ich habe mich zu Wort hatte nur ein Zimmer. Und dort waren sie lassen wollten, wurde zurückgestuft, seine gemeldet. Gesagt, ich kann am besten schon zu zehnt. Und dann kamen wir noch deutschen Zeugnisse nicht anerkannt. beschreiben, wie Roma sind. Denn ich bin zu viert dazu. Wir waren 14 Leute in die- Und da er als Roma sowieso nicht auf eine Roma. Ich bin Zigeuner.“ So begann sem Zimmer.“ Ein unhaltbarer Zustand. normale Schule gehen durfte, kam er Orhan und hat von seinem Volk erzählt, Orhans Mutter hatte ihren Kindern einge- zunächst in eine spezielle Einrichtung. von der langen Tradition der Roma und schärft, nur ja nicht nach Essen zu fragen. Auch hier bewährte er sich, wurde auf eine deren Verfolgung überall in Europa. Denn die Verwandten besaßen selbst nur andere, eine bessere Schule versetzt, An diesem Tag hat Orhan sich offiziell das Nötigste. So gingen sie hungrig ins machte schließlich sein Abitur als Jahr- als Roma geoutet. Nach der Vorlesung Bett. Traurig und verzweifelt. Die Familie gangsbester. Wie viel Energie ihn dies kamen Kommilitonen auf ihn zu, die gar fand kurz darauf eine andere Bleibe. Konn- gekostet haben mag, wie viel Unterstüt- nicht wussten, dass er Roma ist. Erstaunt te sie von dem Geld bezahlen, das ihr die zung er hierfür aus Osterath, aber auch erkundigten sie sich bei ihm: „Wieso hast evangelische Kirchengemeinde Osterath vonseiten seiner Familie bekam, deutet er du das denn nicht erzählt? Du bist doch bis zum Jahr 2000 jeden Monat schickte. nur an. Aber dass er der kleine Prinz zu ein gutes Beispiel dafür, dass die Vorurtei- „Man muss sich das vorstellen, die Hause war, das verschweigt er dann doch le über euch nicht stimmen.“ Dann for- Roma leben ja in Ghettos“, erzählte Orhan nicht, lacht, freut sich darüber, auch wenn derten sie mich auf, ich solle doch zeigen, weiter. „In der Hauptstadt Skopje gibt‘s er innerhalb der Roma-Gemeinschaft in was ich kann. Und meinten: „Orhan, du zwei große Ghettos. Eins in Topahana. Und Skopje nur als „Orhan, der Behinderte“ schaffst es.“ eins in Shutka. Dort gibt es keine Infra- galt. Was ihn noch immer schmerzt. struktur, keine Kanalisation, kein warmes Doch die ganze Zeit über wollte er setzt sich als Vorsitzender des nordrhein- Wasser. Das ist heftig. Als wir 1994 anka- zurück nach Deutschland. In das Land von westfälischen Landesverbandes der Roma men, war es mitten im Winter und überall Grillparzer, Grass und Stefan Zweig, für die Integration seiner Landsleute ein. Schriftsteller, die er liebte. Dorthin, wo Beobachtet mit Sorge, wie Frankreich gan- man ihn so gut aufgenommen hatte. ze Roma-Camps durch Polizei auflösen Zurück in das Land, in dessen Sprache er lässt und die unbeliebten Zigeuner nach sich besser ausdrücken konnte, als in sei- Rumänien oder Bulgarien ausweist. „Das ner Muttersprache. Doch so einfach ging sind doch EU-Bürger“, empört sich Orhan. das nicht. „Das war eine große Geschichte, „Die haben das Recht, wiederzukommen. bis ich einreisen durfte“, erinnert sich Und das tun sie auch“, freut er sich. Ein Orhan. Seine Gönner mussten für ihn bür- Teil seiner Familie lebt schon seit langem gen, Lokalpolitiker überzeugt, ein Studi- in Paris, „die sind dort integriert, studieren enplatz beschafft, ein Visum bereit gestellt dort. Einer meiner Cousins wird gerade werden. Es hat irgendwann dann alles vorgeschlagen für eine Juniorprofessur an geklappt. Nach sechs Jahren in Skopje einer Pariser Uni.“ „Wobei“, so fügt er durfte er im Jahr 2000 wieder zurück nach zögernd hinzu, „die Franzosen nicht wis- Deutschland kommen und wurde acht sen, dass er ein Roma ist.“ weitere Jahre von der Osterather Kirchengemeinde finanziell unterstützt. 16 Seitdem steht er zu seiner Herkunft, Inzwischen hat Orhan eine gänzlich neue Haltung zu seiner Herkunft. „Wir vorurteile Roma müssen aus dieser Opferrolle raus“, Kurz befragt: sagt er. Doch dazu müssen auch Roma sich Fotos: Jörg Pasche bilden dürfen, zur Schule gehen, am Alltagserwerbsleben teilnehmen. Von einigen seiner Träume, die er mir bei unserem ersten Zusammentreffen als 13-Jähriger anvertraute, hat er sich inzwischen verabschiedet. Damals wollte er noch Tennisspieler werden, Tänzer, irgendetwas in dieser Richtung. Doch inzwischen steht er zu seiner Behinderung, weiß, dass dies nicht möglich sein wird. Und erhofft sich „Respekt durch Bildung.“ Durch sein Schicksal, sein Studium, seinen beruflichen Erfolg will er beweisen, „dass wir vor Gott, vor der Schöpfung eigentlich gleichgestellt sind. Mit den gleichen Startmöglichkeiten, wenn wir auf die Welt kommen. Und dass wir nicht schon vorher gebrandmarkt sind als Roma, als Zigeuner oder als Deutsche.“ Orhan hat Erfolg, dank seiner Willenskraft, aber auch dank seiner Unterstützer. Aber der Erfolg hat seinen Preis. Erst im Dezember 2009, neun Jahre nach seiner Rückkehr nach Deutschland, hat er zum ersten Mal seine Eltern wiedergesehen, die nun jedes Jahr als Touristen für eine begrenzte Zeit nach Deutschland einreisen dürfen. „Das kann man nicht beschreiben, was ich da empfand. Erstmal flossen die Tränen.“ Die Eltern fühlten sich allerdings unsicher in dem Land, das sie 16 Jahre zuvor mit Polizeigewalt abgeschoben hatte. Trauten sich kaum auf die Stra- Nasip, 32 Jahre Insasse der JVA Ossendorf ße. „Bloß nicht“, hieß es immer, „bloß nichts machen, was den Behörden zuwider DRAUSSENSEITER: Du bist aus dem sind dort zu schlecht, zu schlecht zum Kosovo, du sprichst von Hause aus Alba- Laufen. Auch Autos haben Probleme. ungewiss. Sein Status als Student ermög- nisch. Kannst du dich in der JVA unter- Jedenfalls kamen wir irgendwann an die lichte ihm den Aufenthalt in Deutsch- halten? Grenze und sind mit einem kleinen land. Doch nun benötigt er dringend ein Nasip: Wir sind vier Albaner hier auf Boot nach Italien übergesetzt. Promotions-Stipendium, um weiterhin dem Flur. Und ich habe schnell Deutsch DRAUSSENSEITER: Ihr seid illegal über das bleiben zu dürfen. Er hat sich hierfür bei gelernt. Das geht. Meer gereist, mitten in der Nacht. Wie der Friedrich-Ebert-Stiftung beworben. DRAUSSENSEITER: Wie bist du nach Köln gefährlich war das? Mit einer Abschlussnote von 1,0 in Ger- gekommen? Nasip: Nachts sind wir mit dem Gummi- manistik hat er gute Chancen. Doch soll- Nasip: Seit März 1999 herrschte in mei- boot nach Apulien rüber. Es gibt Leute, te daraus nichts werden, wird Orhan wie- ner Heimat Krieg. Ich wollte da weg. die den Weg wissen, die einem helfen. Es der einmal Deutschland verlassen müs- Zuerst bin ich einfach losgelaufen, zwei passen höchstens 30 Leute in ein Boot. sen. „Davor“, so sagt er, „zittere und bebe Tage lang war ich unterwegs. Dann habe Die Überfahrt ist sehr gefährlich, es sind ich schon jetzt“. ich einen Bus genommen, die Straßen viele dabei umgekommen – ich hatte ist. Damit wir keinen Stress bekommen.“ Orhans Zukunft ist wieder einmal 17 vorurteile Glück. Ich bin das Risiko bewusst einge- schub. Ich sitze deshalb wegen Dieb- sechs Uhr, erst einmal frühstücken wir gangen: Ich hatte vorher alles, was ich stahls, nicht nur einem. Immer wieder und dann geht es an den Arbeitsplatz. liebte, verloren. Ich habe in Albanien bin ich los und habe Dinge geklaut, die Ich reinige Büros und Flure, mache alles keine Zukunft mehr gesehen, ich hatte man wieder verkaufen kann. sauber. Heute habe ich mal ausnahms- also nichts zu verlieren. Also bin ich voll DRAUSSENSEITER: Welchen Beruf hast du weise frei. Man fühlt sich so gut, wenn auf Risiko gegangen. Ich dachte, du gelernt? man eine Arbeit hat. Eigentlich ist das überquerst das Meer und entweder du Nasip: Keinen. Ich war schon vor dem meine erste richtige Arbeitsstelle. überlebst oder du gehst drauf. Viele hat- Krieg mal in Italien gewesen und habe DRAUSSENSEITER: Was empfindest du, ten nicht so viel Glück wie ich. mich so durchgeschlagen. Auch in Alba- wenn du an die Zeit nach der Haft denkst? DRAUSSENSEITER: Umso mutiger, dass du nien gibt es viele Landwirte, die haben Nasip: Ich möchte draußen nicht da wei- dieses Risiko nicht nur ein Mal auf dich immer Arbeit. Also habe ich mich um ter machen, wo ich aufgehört habe. Das genommen hast ... die Schafe gekümmert. Solche Dinge ist klar. Und das wird schwer. Ich kenne Nasip: Ja, ich habe meine Schwester spä- eben. Aber hier hätte mir der Beruf zu viele, die draußen in einen Teufels- ter noch nachgeholt, ich wollte sie in auch nichts genützt. Solange der Asylan- kreis geraten sind, die mich mitreißen Deutschland haben. Heute lebt sie in trag läuft, darf man gar nicht arbeiten. würden. Weißt du, durch Drogen ist das Österreich, hat dort Familie. Man wird schon gefragt, welche Fähig- Leben für einen kurzen Moment besser erträglich, man fühlt sich kurz so, als hätte man keine Probleme mehr. Man nimmt dafür ein kaputtes Leben in Kauf. Ich weiß. Ich habe hier was an‘s Fenster gehängt, dass ich keine Gitter sehen muss. So denke ich manchmal, es ist alles ganz normal. DRAUSSENSEITER: Was wünschst du dir für die Zukunft? Nasip: Zuallererst, dass es meinen Kindern gut geht. Ich habe siebenjährige Zwillinge, die ich seit drei Jahren nicht gesehen habe. Sie leben bei meiner Schwester. Ich wünsche mir so, sie alle mal wiederzusehen. Ich habe hier nur 18 DRAUSSENSEITER: Wieso bist du gerade in keiten man hat. Aber dann heißt es ein Foto, das ich mir immer anschaue. Köln gelandet? abwarten. Sie sind weit weg, in Österreich. Und Nasip: Ich kannte hier ein paar Leute DRAUSSENSEITER: Kannst du die Haftzeit wissen nicht, dass ich hier sitze – ein aus meiner Heimat, die haben mir irgendwie für dich nutzen? Glück. Sie sind noch zu klein. Meine erklärt, wie das mit dem Asylantrag läuft Nasip: Ich versuche von hier schon alles Schwester weiß das natürlich, ich und so. Also bin ich hier geblieben. Mein anzudenken und zu organisieren für die schreibe ihr und wir telefonieren ein- Antragsverfahren läuft noch, vielleicht Zeit nach der Haft. Die Zeit läuft, ich mal im Monat. Ich will, dass sie mich habe ich Glück. So lange muss ich war- werde nicht jünger. Ich versuche eine anders in Erinnerung haben, meine ten und kann nichts tun. Ausbildung anzufangen. Man bewirbt Kinder. Mal ehrlich, wer möchte mit DRAUSSENSEITER: Genau genommen sitzt sich von hier, aber da ich vielleicht abge- einem Verbrecher zu tun haben? Es du sowieso gerade in der JVA fest – nicht schoben werde, darf man solange keine herrschen doch viele Vorurteile, die das unbedingt ein Ort, an dem man Freiheit Schule besuchen. Keine Schule, keine Leben erschweren, das sowieso schon leben kann. Wie kam es dazu? Ausbildung – ich sitze also und warte. Es hart genug ist. Nasip: Seit ich in Köln bin, habe ich auf kann sein, dass ich wieder in den Kosovo DRAUSSENSEITER: Wann hast du das letzte der Straße gelebt. Ich war mit verschie- muss. Aber immerhin darf ich hier drin- Mal so etwas wie Glück empfunden? denen Leuten zusammen, die mir nicht nen arbeiten. Nasip: Hm. Nein, ich erinnere mich gut getan haben und so bin ich in einen DRAUSSENSEITER: Als was? Wie sieht dein nicht wirklich an einen solchen Moment. Teufelskreis geraten. Ich habe Drogen Tag so aus? DRAUSSENSEITER: Alles Gute für dich und genommen und brauchte für meinen Nasip: Hier bin ich Hausarbeiter, bin deine Familie und danke fürs Gespräch. Bedarf immer wieder Geld, für Nach- jeden Tag im Einsatz und beginne um Das Gespräch führte Christina Bacher. erzählung Marc Wolf Ludovic I ch sag dir – das Leben der meisten sofort ärgerlich, denn er hielt diesen gera- so erreichbar wie die Filmfiguren auf der Menschen ist eine Reihe verpass- de formulierten Gedanken für wichtig. Leinwand. Vielleicht lag er falsch und wir ter Möglichkeiten und wird mit Und weil Ludovic sauer wurde, musste ich waren einfach nur zwei kleine bescheuer- der Zeit immer absurder. Sie versuchen nur noch mehr lachen. Der Abend war am te Loser, die glaubten, es denen aus ihrer sich so gut es geht einzurichten, erheben Arsch. Wir zahlten unser Bier und gingen bisherigen braven Welt mal zeigen zu müs- irgendwelche Werte zu ihren unumstöß- die Straße in Richtung Kino. Ich hatte sen. Vielleicht hatte er aber auch Recht lichen Leitlinien und verstecken sich hin- einen zu viel geraucht und kam aus dem – so hoffte ich und versank im Film. ter der scheinbar sicheren Realität, die sie Kichern nicht mehr raus. Ludovic wusste „Mit Sicherheit hat er Recht!“ bellte sich selber schaffen, während ihr eigenes, sich nicht anders zu helfen als „Soon I’m mein Hirn vier Stunden später, als ich völ- beschissenes, gnadenlos kurzes Leben gonna be a star“ auf seine anglo-französi- lig verschwitzt auf meiner billigen immer enger wird. Sie erliegen dabei einer sche Art zu grölen, was meinem Zwerch- Schaumstoffmatratze lag und nicht schla- schleichenden Hirnlähmung, die als Bür- fell den Rest gab. fen konnte. Ungewollt hatte Ludo Salz in „ gerlichkeit getarnt jeden auffrisst, der Die einzige Rettung war das Kino. Das eine Wunde gestreut, die nicht heilen woll- meint, sich einen Moment lang ausruhen Kino war unsere Kirche. Scheiß auf den te. Ich knipste das Licht wieder an, riss zu können. Vergiss den Erfolg, vergiss das Rest, dachte ich, als ich der Kassiererin 20 einen Bogen von dem großen Block und Geld, vergiss Sex, vergiss alles, wovon die Franc rüber schob. Knapp fünf Prozent begann zu zeichnen. Ich kramte den Disc- Allgemeinheit glaubt, es sei unabdingbar. meines monatlichen Barvermögens. Egal. man hervor, und ließ mir von Iggy Pop Es geht darum, frei zu bleiben im Kopf, Anders hielten wir die innere und äußere „Dumdum Boys“ zum Besten geben. Es nur darum … “ Hitze dieses Sommers nicht aus. Im Kino war mir in diesen Momenten egal, dass Ludovic hatte sich in Rage geredet. Es war es kühl, die Gedanken schwiegen und ich in einigen Stunden irgendwelchen war weniger das, was er sagte, als vielmehr man konnte ein wenig vor sich hin träu- Alten den Arsch wischen und das Früh- seine unverwechselbar clowneske Gestik, men. Ich sah mich um. Es gab ein paar stück servieren musste. Es war mir egal, die mich zum Lachen brachte. Er wurde nette Mädels, aber sie schienen ungefähr dass mein Herz blutete und ich nicht wuss- 19 erzählung 20 te, wie ich das ändern sollte. Ich war da, wohnten im Fegefeuer. Scheitern oder Montpellier zu Neujahr steigen lassen rotzte die Bilder, die mein Hirn bevölker- Auferstehen. Ich war mir wirklich nicht wollte. Wir seien eingeladen. Ich fluchte, ten, auf‘s Papier und war stolz, dass ich sicher, welche der beiden Optionen für warf die Rasierklinge ins Klo und wir einsam war und weit weg von meiner Hei- mich die wahrscheinlichere war. zogen los, um dick einzukaufen. Ich hatte mat. Das Zeichnen beruhigte und half mir, Wir warteten. Wie hungrige Tiere auf vom Krankenhaus einen Einkaufsgut- mich auf‘s Wesentliche zu konzentrieren. eine Beute. So vergingen die Monate, ohne schein zu Weihnachten bekommen und Ja verdammt, Ludovic hatte Recht. Es dass wir eine Antwort fanden. Es ließ sich den versetzten wir jetzt. Wein vom Feins- ging darum, frei zu sein. Um ihm das aushalten, solange wir ins Kino konnten, ten. Champagner. Kaviar. Lachs. Baguette. direkt mitzuteilen, sprang ich auf, kochte einen Rauchen und gute Musik in den Aspirin. Koffeintabletten. einen Kaffee und rannte mitten in der Ohren hatten. Wir lasen, was wir kriegen Nacht mit zwei Tassen supersüßem Koffe- konnten und liebten es durch die Biblio- insirup über den Gang, vorbei an den thek im Carrée d’Art zu stöbern. Zwischen- Stattdessen gondelten wir gegen 22h im zugeschissenen Klos, den verkalkten durch verkaufte ich sogar einige Zeich- Zug nach Montpellier – gut gelaunt wie Duschen, die immer nach Chlor rochen, nungen auf einer Ausstellung. Damit schon lange nicht mehr. Wir lachten und rüber in den anderen Flügel des Gebäudes konnte ich dann meine Schulden bezah- sangen. Das kommende Jahr würde gut und trat gegen seine Tür. Es dauerte eine len und Ludo zum Geburtstag ein paar werden. Obwohl wir uns trennen mussten. Weile, bis er reagierte – eine weitere Wei- Bücher, ein bisschen Dope und Croissants Wir würden zusammenbleiben – irgend- le, bis er die Tür öffnete. Ein paar Worte kaufen. Irgendwann zog ich dann in eine wie. Ich dachte kurz an die Rückkehr nach flogen, die Kaffeetassen, und dann prügel- eigene Bude. Besser wurde dadurch nichts. Deutschland. Zurück in die langweilige, ten wir uns, bis irgendjemand aus dem Ich wischte täglich Ärsche, guckte dabei spießige Welt meiner Eltern, meiner Nachbarzimmer die Nerven verlor und nebenher die Nachrichten, sah einen Jugend? Ich lachte laut und hässlich. Nein. drohte, die Concierge zu holen. betrunkenen russischen Präsidenten, ein Das war vorbei. Es sollte von nun egal sein, Die Nacht war hin. Statt Kaffee zu trin- französisches Einsatzkommando, das ein wo ich lebte. Ich fragte mich, ob ich nicht ken, rauchten wir. Diskutierten über den Flugzeug befreite, dumme Ratespiele, noch vielleicht schwul wäre, denn ich war defi- Film, den wir gesehen hatten, verspotteten dämlichere Serien, und klaute das Geld der nitiv in Ludovic verliebt. Ich kaufte irgend- die spießige Welt, aus der wir kamen. Als senilen Gestalten, die ich pflegen sollte, um wo zwei Dosen Bier, damit spülten wir ein es dämmerte, holte Ludovic ein Luftge- abends ins Kino gehen zu können. paar Pillen runter. Dann kamen wir in die Wir hatten sauber die Kurve gekriegt. Scheiß auf Barcelona. wehr unter seinem Bett hervor und wir Weihnachten war hart. Ich beschloss, Bar. David Lynch hätte sich hier sicher schossen durch das geöffnete Fenster auf nicht nach Hause zu meiner Familie zu wohl gefühlt. Zwei ziemlich knappe die Tauben, die gurrend die Simse des fahren. Eine Flasche Rotwein und ein Mädels hakten sich direkt zur Begrüßung Gebäudes vollkackten. Irgendwann fielen bisschen Dope waren gut genug. Das bei mir unter, drückten mich in einen wei- mir fast die Augen zu und Ludovic fum- Zeug hatten mir die Jungs aus der Küche chen Sessel und während mich die eine melte ein Briefchen Koks aus der Tasche des Krankenhauses geschenkt. Die davon überzeugte, doch nicht schwul zu seiner Lederjacke. Die Lederjacke war das schenkten mir öfters was. Ich wusste, dass sein und mich mit sicheren Griffen und einzige, was er anhatte. Nichts weiter im Kühlraum nicht nur Lebensmittel Gesten im Sessel fixierte, schüttete mir die bedeckte seinen weißen, schlaksigen Kör- lagerten. Ich hielt meine Klappe und andere zwei prickelnde Flüssigkeiten in per und ich musste wieder lachen, als ich konnte im Gegenzug ab und zu mal eine den Rachen, drückte mir ein Handtuch vor ihn beobachtete, im Mund eine Kippe, Bestellung aufgeben. den Mund und die erste begann meinen seine Eier, die verloren zwischen seinen Mehr als um Weihnachten sorgte ich Kopf zu schütteln. Das Zeug in meinem langen Beinen baumelten, während er mit mich um Neujahr. Wir wollten nach Bar- Mund schien zu explodieren, ging direkt verkniffenem Blick in den Taschen seiner celona. Aber Ludovic war seit ein paar ins Blut und ich spürte, wie alles in mir Lederjacke fingerte. Ja – er hatte Recht. Tagen verschwunden und ich fürchtete, zusammenfloss. Scheiß auf diese lauwarme Gesellschaft. er würde erst nach der Jahreswende Gedanken, die ich bislang versucht hat- Weiß der Teufel warum wir beide gera- zurückkommen. Unsere gemeinsame Zeit te, schön geordnet in tausend Schubladen de hier in diesem Loch gelandet waren. ging dem Ende entgegen und wir würden zu sortieren, begannen ein Eigenleben Vielleicht war es eine Probe. Außer uns bald ohne einander auskommen müssen. und verhielten sich plötzlich wie chemi- lebten hier vor allem Freaks, die gerade Ich ritzte mir gerade ein paar Muster in sche Substanzen, die für sich genommen aus der Klapse kamen oder aus dem Knast, den Arm, als Ludo gutgelaunt am Nach- harmlos waren – einmal gemischt aber zu oder solche, die auf dem besten Wege mittag des 31. Dezember an die Tür häm- Sprengstoff wurden. waren, genau dorthin zu verschwinden. merte. Er hatte jemanden kennengelernt. Ich entdeckte Ludo am anderen Ende Ludo nannte es „Le purgatoire“. Wir Jemanden, der eine Party in einer Bar in des Raumes, er hielt ein brennendes erzählung Streichholz und zündete damit eine Lun- Ich spürte den kühlen Parkettboden an Anzug-Typen verfolgt auf mich zu rannte. te an, die sich von seiner Stirn herüber meiner Backe, und die Hitze, die sich in Raus. Raus. Raus. Wo war noch die Tür? direkt zu meiner spannte. Ich sah die einem Gewitter wilder Zuckungen zwi- Fluchen, Stolpern, die Treppe. Wir spran- Stichflamme auf mich zu rasen und wuss- schen uns vieren entlud. gen die Stufen hastig runter. Rasten am te, dass DER Moment gekommen war, Als wir genug hatten, hielt Ludo seine auf den wir die ganzen Monate gewartet Hausapotheke, wie er das kleine lederne hatten. Ich verstand. Warum wir hier Etui zu nennen pflegte, in die Höhe, nahm Wir rannten, bis uns die Lungen waren, warum die Liebe, der ich ver- zwei kleine Blättchen raus und legte sie schmerzten, und blieben keuchend im dammt nochmal immer noch nachhing, jeder der beiden Frauen wie eine Hostie Schutz eines Hauseingangs stehen. Keine niemals funktionieren würde. Warum die auf die Zunge. Es wurde ruhig. Ich stand Ahnung, wo genau wir waren. Die frische Menschen so erbärmlich kleinmütig und auf und öffnete eines der riesigen Fenster, Luft tat gut, ich entspannte mich langsam. dumm waren und wir auserwählt, es zu drehte mich um und blieb an der Fenster- Ludo schien außer seiner Hose auch nichts begreifen, uns zu befreien, unbesiegbar bank angelehnt sitzen und lies die kühle weiter zu fehlen. Wir sahen uns an und zu werden. Luft an mir vorbei in den Raum streichen. brachen in wieherndes Lachen aus, denn Die Musik tobte, dumpfe Bässe schlu- Eine der Frauen lag, einen undefinierba- wir waren die ganze Zeit barfuß gerannt. gen in warmen Wellen über mir zusam- ren dunklen Singsang von sich gebend, auf Als wir uns einigermaßen beruhigt hatten, men. Ich tauchte ab, in ein purpurfarbenes einem Perserteppich, die andere war ver- trotteten wir los, duckten uns hinter par- Meer, über dem eine goldene Sonne stand, schwunden. Ich beobachtete, wie Ludovic kende Wagen, sobald wir ein Motorenge- die ich nach Belieben auf- und untergehen auf Zehenspitzen durch den Salon spazier- räusch hörten. Schließlich kamen wir lassen konnte. Etwas Weiches berührte te und schließlich genüsslich in den geöff- wieder in die Innenstadt, entdeckten im meinen Arm. Samtene Haut. Zwei wun- neten Flügel pinkelte. Müll vor einem Klamottengeschäft eine Pförtner vorbei, die Haustür nicht abgeschlossen. Glück gehabt. derschöne Augen und ein Mund, der sich Wir begannen ein wenig durch das rosa-geblümte Leggins, ein paar einzelne zum Kuss öffnete. Lange, kastanienbraune Apartment zu streifen. Ich entdeckte Socken und eine goldgelbe Bluse. So uni- Haare und ein Duft, der mich in seinen irgendwo einen goldenen Kugelschreiber formiert spazierten wir in Richtung Bahn- Bann zog. Nach einer Weile tauchte ich und begann damit die Gemälde an den hof. Ein blauer Januarhimmel strahlte kurz auf, schwebte über der Menge der im Wänden zu verzieren – eins nach dem über uns, wir sangen aus vollem Herzen Rhythmus wogenden Körper, erspähte anderen. Sie gefielen mir so viel besser. „Heroes“ von Bowie. Ein guter Start in Ludo am anderen Ende des Horizonts, Ludo bellte im Foyer sein nacktes goldge- dieses Jahr. Freier ging es nicht. Wir hoff- warf ihm einen Blick zu. Auch er war nicht rahmtes Spiegelbild an, hob dann eine ten, dass es immer so bleiben würde. alleine. Wir verstanden uns ohne Worte. riesige Vase, die neben der Tür stand, über Wir gaben uns noch eine Weile der Musik den Kopf und ließ sie in den Spiegel kra- und dem Pulsieren der Party hin, bis wir chen. In einem Flur stolperte ich über uns schließlich einen kleinen Ruck gaben meine Jeans, hob sie auf und streifte sie und aufbrachen. mir über. Es dämmerte, als Ludo und ich mit den Wir stöberten noch in der Küche herum beiden Frauen die Bar verließen. Zwi- und futterten gerade ein bisschen Obst, schenzeitlich saßen wir in einem luxuriö- das schön drapiert in einer Kristallschale sen, geräumigen Wagen. Ich sah die auf dem Tisch im Esszimmer lag, als plötz- Augenpartie des Chauffeurs im Rückspie- lich ein Typ im Anzug vor uns stand, und gel aufblitzen. Ich war von plötzlich von so aussah, als würde er sich zwingen, aus großer Warmherzigkeit beseelt und er tat einem bösen Traum aufzuwachen. Mein mir leid, dass er anständig sein musste und Hirn war wie in Watte, aber instinktiv versuchte, ihm das mitzuteilen. Er ver- spürte ich, dass unsere Unbesiegbarkeit stand mich aber nicht und verstellte nur hier endete. Ich blickte zu Ludo, der den Spiegel. Am Ende unserer Reise, von immer noch nackt auf der anderen Seite der ich nicht sagen kann, wie lange sie des Tisches stand, machte einen Satz nach gedauert hat, landeten wir in einem gigan- vorne und stieß den Typen beiseite und tischen Apartment, mit Kunst an den Wän- rannte in den Flur. Ein Krachen. Noch ein den und einem rieseigen Flügel, der wie Krachen. Vom Foyer aus sah ich Ludo, wie eine einsame Insel mitten in einem er seine Lederjacke und seine Unterhose ansonsten leeren Salon stand. in wilder Panik auffischte und von dem Marc Wolf Jahrgang '73, lebt und arbeitet als selbständiger Kommunikationsdesigner in Frankfurt. Daneben zählt das Schreiben und Geschichtenerzählen zu seinen großen Leidenschaften. 2006 wurde an der interkulturellen Bühne in Frankfurt das von ihm geschriebene Theaterstück „Zeitreisen“ uraufgeführt. Zwischen 2002 und 2010 entstanden die Liebesfragmente, sowie einige Kurzgeschichten, unter anderem „Ludovic“, „Schmerz“ und „Der letzte Tag im Leben des Monsieur Laporte“. Zurzeit arbeitet Marc Wolf an seinem ersten Roman. 21 initiative Fotos. Herbert Linne Schwester Franziska und Bruder Markus Gubbio Die Begegnungsstätte der Kath. Obdachlosenseelsorge 22 initiative I n der Kölner Südstadt, parallel zur von Kindesbeinen an kennen: Gottes- Severinsstraße verläuft die Ulrichgas- dienste. Sei es als gewohntes Ritual oder se, die diesen Namen nicht verdient. als bewusster Bestandteil. Um dies zu Die Ulrichgasse ist schon lange keine Gas- ermöglichen, mussten Kirchengemeinden se mehr, sondern eine vierspurige Schnell- angefragt werden, ob sie ihre Räumlich- straße. Wer von der Severinsstraße ab- keiten zur Verfügung stellen. In der ehe- biegt und die Straße „Im Dau“ oder die maligen Franziskanerkirche gibt es seit „Josephstraße“ hinunter zur Ulrichgasse November 2004 regelmäßige Treffen. Hier geht, der wird auf die ehemalige Franzis- trifft man sich an Dienstag- und Mittwoch- kanerkirche blicken können. Hier findet nachmittagen. Eine Regelmäßigkeit, die man Gubbio. viele Besucher schätzen, da diese ihrem Wer mit diesem Namen nichts anfan- Leben Strukturen gibt, die sie an anderer gen kann, hier ist die Auflösung: Gubbio Stelle nicht finden. Dazu kommen ein ist eine kleine Stadt in Italien in der Regi- monatlicher Gottesdienst am Samstag Begegnungsstätte. Aber eine Begegnungs- on Umbrien und steht auch für eine der und weitere Gottesdienste an Weihnach- stätte, die sich im besonderen Maße um bekanntesten Legenden des Franz von ten, Ostern und Pfingsten. die Belange Wohnungsloser kümmert. Assisi: Der Geschichte des Wolfs von Gub- Doch an dieser Stelle muss aufgeklärt Neben diesem Programm in Gubbio bio. Im Ort Gubbio soll dieser Wolf sein werden: Es handelt sich nicht um einen steuern Schwester Franziska und Bruder Unwesen getrieben haben. Die Bevölke- Treffpunkt, der ausschließlich gläubigen Markus regelmäßig die Einrichtungen für rung des Ortes hatte nur den einen Christen vorbehalten ist. Wer pünktlich Wohnungslose an, um als Ansprechpart- Wunsch: Diesen Wolf zur Strecke zu brin- kommt, kann in Ruhe seinen Kaffee genie- ner zur Verfügung zu stehen. Sie stellen, gen. Franz von Assisi schloss sich nicht der ßen. Man kann im Gespräch mit anderen wo es nötig ist, Kontakte her oder bieten Jagd an, sondern ging zum Wolf, nannte Besuchern alltägliche Probleme erörtern konkrete Hilfen an. Abends sind die bei- ihn seinen Bruder und zähmte ihn. Er ver- oder gar weitergehende Informationen den auch oft bei der Suppenküche am sorgte ihn mit Futter und aus dem Feind erhalten. Schwester Franziska und Bruder Appellhofplatz anzutreffen. wurde ein Freund, um den laut Legende Markus – beide franziskanische Ordens- Auch Freizeiten, die es Wohnsitzlosen selbst die Bewohner des Ortes trauerten, leute – kennen das „Kölner System“ und ermöglichen, für einige Tage dem Stress als der Wolf starb. werden zumindest Ansprechpartner der Straße zu entfliehen, gehören zum Namen werden oft bewusst gewählt. benennen können, die weiterhelfen. Nur Angebot. Diese mehrtägigen Freizeiten Die Katholische Seelsorge im Stadtdeka- wer möchte, kann an den regelmäßig führen hinaus aus der Stadt und in Orte nat Köln für Menschen auf der Straße und wechselnden Veranstaltungen teilneh- wie in das Kloster Maria Laach. Für viele ohne Obdach hat sich den Namen dieses men, seien es Bibelgespräche, Meditatio- Wohnungslose ist das mehr als nur Urlaub. kleinen Ortes in der Region Umbrien gege- nen, Kino-Nachmittage oder thematische Diese Freizeiten, die – wenn möglich – ben. Es ist aber nicht nur der Ort, die ehe- Gesprächskreise mit geladenen Referen- einmal im Jahr angeboten werden, sind malige Franziskanerkirche, die diesen ten. Gubbio ist eben auch der Ort für gläu- oft die einzige Chance, kurze Zeit etwas Namen rechtfertigt. Es sind die Obdach- bige Christen, wo Wohnsitzlose ohne wie Privatsphäre kennen zu lernen, denn losen. Man nimmt sich ihrer an wie guten Scham an Gottesdiensten, Gesprächen das Leben auf der Straße ist öffentlich. Freunden. Anders als in der Legende hat über Glaubensfragen und an Eucharis- Eine weitere Aufgabe sind Besuche im man es aber nicht mit wilden Tieren zu tiefeiern teilnehmen können. Wo sonst Gefängnis oder im Krankenhaus. Seelsor- tun und es wird auch niemand gezähmt. können Wohnsitzlose, ohne dass sie Bli- ge orientiert sich eben nicht an Orten oder Gubbio will Anlaufstelle sein für Men- cken derjenigen ausgesetzt sind, die dieses Situationen, sondern immer an den Men- schen, die von Wohnungslosigkeit betrof- Leben nicht kennen, an Gottesdiensten schen, die sie benötigen. fen sind, davon betroffen waren und jenen, teilnehmen. Es ist oftmals einfacher unter Einiges gibt es aber nicht im Gubbio: Es die einfach nur einen Raum suchen, wo sich zu bleiben. Man kennt sich, man gibt keine Kleider, keine warmen Mahl- man ohne Vorbehalte willkommen ist. Die schätzt sich. Sogar Hunde dürfen mitge- zeiten oder sanitären Einrichtungen, um Kirche mit angegliedertem Gemein- bracht werden. Dies bedeutet aber keines- zu duschen. Die gibt es in vielen anderen schaftsraum und einem häufig im Som- falls, dass Anwohner des Viertels oder Kölner Einrichtungen. Hier gibt es Nah- mer genutzten Innenhof steht aber erst auch andere Interessierte von Veranstal- rung für die Seele und garantiert Informa- seit wenigen Jahren zur Verfügung. tungen und Gottesdiensten ausgeschlos- tionen, wo Kleidung, ein warmes Essen Kirchliche Seelsorge heißt seither auch, sen sind. Gubbio ist eben nicht nur Ob- und vieles mehr zu finden sind. Wohnungslosen das anzubieten, was viele dachlosenseelsorge, sondern auch eine Herbert Linne 23 tipps Buchtipp kulturtipp Moritz Wulf Lange köln Kleine Aster: Dallin- 6 and the City gers erster Fall Was schreibt man über ein Buch, das einen auf den ersten Seiten so seltsam stimmt? Ich schreibe einen Brief an den Autor: Lieber Herr Lange, beim Lesen der ersten fünfzig Seiten Ihres Buches Kleine Aster hatte ich ein merkwürdiges Gefühl. Da war diese Distanz, wenn Gegenden, Tagesstimmungen oder das Wetter beschrieben wurden. Es gab Momente, da wollte ich dieses Buch aus der Hand legen. Sie sollten glücklich sein, dass ich das nicht getan habe, da mir dieses Buch ab etwa Seite sechzig richtig Spaß machte. Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, war mir klar, was störte: Sie haben zu viele Hörbuchdrehbücher geschrieben. Dies hat zumindest auf den ersten Seiten zu einer Distanz zwischen Leser und Protagonisten geführt. Michael Dallinger ist durchaus sympathisch, da sein Büro das von Philip Marlowe (ohne Sekretärin) und sein Auto das von Lieutenant Columbo (der fuhr einen Peugeot) sein könnte. Auch, dass es sich um eine Detektivgeschichte, eine Beziehungskiste und eine kleine Liebesgeschichte handelt, durch die der Protagonist stolpert, macht dieses Buch durchaus empfehlenswert. Lassen Sie zukünftig einfach Michael Dallinger seine Gedanken zu Umgebung und Wetter zum Besten geben. Solche Sätze könnten den Charakter Dallingers oder seine momentane Gefühlslage unterstützen. Vielleicht wird der nächste Fall für Dallinger dann ein großer Erfolg. Verdient hätte er es. Ihr Herbert Linne Moritz Wulf Lange: Kleine Aster, Dallingers erster Fall, Bloomsbury 2011, Berlin 2009, 14,90 EUR Sechs AutorInnen schreiben kurze Stücke über „ihre“ Stadt. Alle stehen in einem persönlichen Bezug zu Köln: Entweder sie sind hier geboren, oder sie leben hier. Das Schokoladenmuseum wird der Spielort für 6 and the City , 6 Kurzstücke über Köln sein. Die AutorInnen kommen aus unterschiedlichen Bereichen der schreibenden Zunft. Die einzelnen Stücke sind nicht länger als 15 Minuten. Inhaltlich setzen sie sich auf unterschiedlichste Art und Weise mit der Stadt Köln auseinander. Zu hören sind Brigitte Glaser, Elke Heidenreich, Ingrid Müller-Münch, Hanns-Josef Ortheil, Sathyan Ramesh und Lars Zastrow. Sie alle werden wie Archäologen schürfen und mit ihren poetischen, witzigen, skurrilen, nachdenklichen und kritischen Stücken Einblicke und Ausblicke auf Köln eröffnen, die dem Publikum die Stadt auf vielfältige Art und Weise näher bringen werden. Die Premiere findet am 30. Mai 2011 im Kölner Schokoladenmuseum statt. echolog web-tipp Graphitti-Blog www.graphitti-blog.de Journalisten lieben Torten. Jedoch ist hier nicht die Rede vom süßen Naschwerk, sondern von Tortendiagrammen – wie schön ist es doch, auch komplizierte Sachverhalte anhand von einfachen Statistiken und Mengenverhältnissen darzustellen. Genau dieses Prinzip wendet auch das Graphitti-Blog an, das mit dem wenig bescheidenen Anspruch „Die Welt erklärt in lustigen Grafiken“ antritt. Mit prozentualen Verteilungen in Tortenform, aber auch mit durchaus komplexen Flussdiagrammen werden hier banale Alltagssituationen aufs Korn genom- men und statistisch zerpflückt. Beispiel gefällig? Unter „Berufe prominenter deutscher Frauen“ decken Politikerin, Wissenschaftlerin, Musikerin und Künstlerin etwa 20 Prozent ab. Die anderen 80 Prozent? Schmuckdesignerin. Ähnlich trocken und lakonisch geht es quer durch alle Lebensbereiche, wobei jeder irgendwie sein Fett abbekommt. „Die Welt erklärt in lustigen Grafiken“: Das trifft es. Es macht einfach Spaß, die verschrobensten Fragestellungen in den unsinnigsten Statistiken aufgelöst zu sehen. Julian von Heyl Im Echolog unter www.echolog.de stellt Julian von Heyl regelmäßig neue Web-Tipps vor: Internetseiten jenseits des Mainstreams, die auch einen mehrfachen Besuch lohnen. 24 kulturtussi Detail, das eine kleine „Keimzelle“ des Faschismus darstellen könnte. nerzeit ein tatsächliches Bild der Hakenkreuzfahne in Einzelteile ganz einfach zerschnitten und diese in die Höhe geworfen. So entstanden die kleinen Einzelkästchen. Einzig ein roter Rahmen zieht sich um das ansonsten zufällig erschienene Muster. Jedes Kästchen wiederum steht für jeweils einen kleinen Faschismus. So ein heimlicher Alltags-Faschismus, den wir oft vielleicht erst im Nachhinein bemerken. Und der nicht wirklich mächtig ist. Abstrakte Komposition auf der Grundlage der Hakenkreuzfahne. Der Titel bezieht sich auf einen bekannten Schlachtruf antifaschistischer Kämpfer. Doch Achtung! Das Monster Faschismus erwacht, wenn sich all diese kleinen Einzel-Zellen zu einem großen Ganzen fügen. „¡No pasarán!“ So wie sich aus diesen vielen kleinen Einzel-Formen auch wieder die komplette Hakenkreuz-Fahne als Symbol zusammenfügen könnte. Letztlich lässt sich die- „Sie werden nicht durchkommen!“ ses Kunstwerk von David Grasekamp als „ Im Sinne von: Augen auf! „¡No pasarán!“ ¡No pasarán!“ – „Sie werden nicht 12 x 20 Quadraten geschaffen, dessen Fel- David Grasekamp stellt als Künstler durchkommen!“ Eigentlich stammt der er scheinbar zusammenhanglos mit seine Werke seit 1990 aus und hatte bereits dieser Ruf aus dem ersten Weltkrieg. rot und schwarz ausfüllt oder gar ganz eine Vielzahl von Einzel- und Gruppen- Jedoch hat er sich über die Jahre zum weiß belässt. Man mag sich an konkrete ausstellungen im In- und Ausland. Dane- geflügelten Wort für die antifaschistische Kunst erinnert fühlen, bei der die Reihung, ben entwickelte er sich zu einem visionä- Haltung entwickelt. Vor allem mit der der Rhythmus der Formen der eigentliche ren Kommunikations-Designer, der mit Verwendung durch die Aktivisten des Spa- Bildinhalt ist. Nichts außer Form und Far- seiner Agentur mowaii kreative Lösungen nischen Bürgerkrieges prägt er sich bis be scheint dann wichtig. Die konstrukti- für Gestaltungsprobleme nicht zuletzt heute auf Spanisch in den Köpfen der ven Mittel inklusive Keilrahmen und Lein- auch als Vorstandsmitglied von Köln Bewegung ein. Ein hämisches „Hemos wand sind sich selbst genug. Doch wer den Design weiterentwickelt. Seine Ausrich- passado!“ von Franco nach der Einnahme Künstler David Grasekamp näher kennt, tung auf den Einsatz neuer Medien von Madrid konnte die Verve, mit der die- der weiß, dass diese Art der selbstreferen- begann Grasekamp schon in den späten se zwei Worte im Kampf gegen die faschis- tiellen Kunst seine Sache nicht ist. Viel- 90er Jahren. Durch verschiedene Aus- tische Gesinnung genutzt wurden, nicht mehr geht es ihm in seiner Kunst immer landsaufenthalte unter anderem in Paris eindämmen. Zuletzt im Februar 2011 als auch um das Aufdecken von Hintergrün- und Tokio lernte der Künstler und Desig- man das „No pasarán“ bei der Demonst- den, um das Herstellen von Bezügen. ner den Blick über den Tellerrand und so ration dem Nazi-Aufmarsch in Dresden Wenn man nun hört, dass sich hinter den nimmt es nicht wunder, dass er mit seiner entgegenschleuderte. Mahnung an seine Betrachter verstehen. Farben und Formen aber die in Einzeltei- Arbeit unter anderem auch einen Beitrag David Grasekamp hat 1997 ein Bild mit le zerlegte Hakenkreuzfahne verbirgt, zur politischen Diskussion geliefert hat. genau diesem Titel geschaffen: „¡No dann kriegt das Gemälde plötzliche eine pasarán!“. Es sind in einer auffälligen Kom- ganz andere Dynamik, die sich zusammen position 144 Einzelmotive auf monumen- mit dem Titel des Bildes zu einem schlüs- tale 95 x 150 cm Leinwand verteilt. In Öl sigen Ganzen fügt und den Betrachter in bzw. Graphitstift hat er ein Raster aus seinen Bann zieht. Der Künstler hatte sei- Text: Anke von Heyl, Kunsthistorikerin www.kultureventbuero.de Kontakt David Grasekamp: www.mowaii.de 25 kurzgeschichte Die Burg des Grauens Geschrieben vom Kleinen Günter, Illustration: Jakob Brutscher W as bisher geschah: Es war das Endlich kam die Kutsche mit Dirk van Ich freue mich, Sie kennenzulernen.“ – Jahr 1492, als der junge nie- der Steek in Burg Mörderbrunn an. Dirk „Ach, Herr Baron, diese Freude ist ganz derländische Bibliothekar van der Steek klopfte an die Burgtür. Er meinerseits. Aber ich bin von der langen Dirk van der Steek ins Rheinland kam. hörte Schritte. Ein buckeliger Diener Reise sehr müde. Können Sie mir bitte Der Baron Lefere hatte ihm eine Stelle mit einem Auge öffnete und sagte: „Sie mein Zimmer zeigen?“ auf seiner Burg angeboten. Bevor er die wünschen?“ – „Ich bin der neue Biblio- Am nächsten Tag erwachte Dirk van Burg erreicht und sich dem Baron vor- thekar. Baron Lefere erwartet mich.“ – der Steek in seinem Zimmer. Er fühlte stellt, verbringt er die Nacht im Gasthof „Kommen Sie bitte mit, der Baron ist im sich sehr geschwächt. Am Hals hatte „Goldener Löwe“ in Königswinter. Dort blauen Salon.“ er, kaum sichtbar, zwei kleine Bisswun- sind alle entsetzt, dass er sich auf die 26 Im Salon angekommen stand dort den … geheimnisvolle Burg des Barons wagen eine große, hagere Gestalt. Sie war lei- So, liebe Leserinnen und Leser, was will. Am nächsten Morgen holt ihn die chenblass. Sie wandte sich zu van der war passiert? Dazu mehr im dritten Teil. Kutsche des Barons dort ab … Steek und sagte: „Ich bin Baron Lefere. Aus der oase Einnahmen der DRAUSSENSEITERTour „Berber und Bürger“ flieSSen in die Druckkosten „Nächstes Mal möchte ich lieber ein paar Tage länger bleiben!“ sagt Paul nach der OASE-Fahrt. Foto: OASE l Am 13.3. und am 14.4. führte der DRAUSSENSEITER in Kooperation mit stattreisen köln e.V. die Stadtführung „Bürger und Berber – Der doppelte Stadtplan“ durch. Durch die Mitwirkung des prominenten Stadterzählers Martin Stankowski wie des versierten Köln-Kenners Reiner Nolden gab es begeisterte Rückmeldungen, weitere Termine sind in Planung. Da die Einnahmen der Tour zu 100 % unserem Magazin zu Gute kommen, weil alle auf ein Honorar verzichtet haben, wurde ein Großteil der Druckkosten dieser Ausgabe davon finanziert. Herzlichen Dank allen Beteiligten, die dieses Projekt ermöglicht haben. Zum Frühlingsanfang in den Westerwald Foto: Jörg Paschke Carmen Geiss spendet PromidinnerGewinn an den Draussenseiter l Bei der Sendung „Das perfekte Promidinner“, die am 10. April 2011 auf VOX lief, beeindruckte die Millionärsgattin Carmen Geiss ihre Mitstreiterinnen Ireen Sheer, Jenny Elvers-Elbertzhagen und Rosi Schipflinger in Kitzbühel mit einem Loup de Mer Souvage an Risotto. Die Kölnerin bekannt aus der RTL2-Dokusoap „Die Geissens – eine schrecklich glamouröse Familie“ und als Gattin des Selfmade-Millionärs Robert Geiss – ging als Siegerin hervor und spendete einen Teil ihres Gewinns – 2.000 Euro! – an unser Straßenmagazin DRAUSSENSEITER. Wir sagen herzlichen Dank! P ünktlich zum Frühjahrsanfang war Paul: „Nächstes Mal möchte ich lieber ein es wieder soweit: Die Einrichtung paar Tage länger bleiben, dafür auf etwas OASE Benedikt Labre e.V. bot für Komfort verzichten. Wenn jemand auf der eine Gruppe von 14 Menschen in sozialen Straße ist, kann es helfen hier zu sein, sich Schwierigkeiten eine dreitägige Fahrt ins sortieren, die Gedanken ordnen. Man kann Haus Marienberge nach Elkhausen an. das Leben auf der Straße hier schnell ver- Das beliebte Angebot hatte auch in diesem gessen. So wie Zahnschmerzen, die nach der Jahr wieder eine deutlich höhere Nachfra- Behandlung weg sind. Hier ist alles so schön ge – solche Angebote sind oft die einzige und ruhig. Heute zurück zu fahren ist hart Möglichkeit für manche Menschen, den für mich.“ Alltag hinter sich lassen zu können. Ande- Uwe: „Vielen Dank, dass Ihr mich mitge- re Fahrtteilnehmer waren schon mehr- nommen habt, seit langem, dass ich mal mals dabei und kommen immer wieder wieder ein Buch lesen konnte.“ gerne nach Elkhausen zurück. Besonders Richard: „Das mit dem Trecker fahren hat geschätzt wurden diesmal die große Ruhe mir gut gefallen, auf dem Stroh zu sitzen. und das Gemeinschaftsgefühl der Gruppe, Auch mit den Leuten war ich zufrieden. Das wie eine kleine Umfrage ergab: muss man sagen, ja.“ Martin: „Ich komme aus einem Dorf, es ist Huschang: „Hier habe ich neue Leute ken- ewig her, so 15 Jahre, dass ich auf dem Land nen gelernt, vorher kannte ich nur die war. Mir kommt hier vieles so bekannt vor, Namen.“ erinnert mich daran.“ Sergej: „ Zu kurz, vielleicht noch einen Tag Thomas: „In Köln leben normalerweise ja oder zwei. Alles war gut.“ alle für sich alleine. Die Gemeinschaft hier zu erleben war ein Genuss.“ 27 comic Gezeichnet von Heiko Sakurai. DAS DRAUSSENSEITER-ABONNEMENT Vorname Ich möchte den DRAUSSENSEITER unterstützen und bestelle: Name N E S s U A R D ein Straßen-Abo zu 36,- Euro pro Jahr Straße PLZ/Ort ein Soli-Abo zu 80,- Euro pro Jahr Konto-Nr. BLZ ein Sponsor-Abo zu 150,- Euro pro Jahr Lieferanschrift Vorname Name Straße PLZ/Ort Unterschrift 28 s da k e n l ö R E T i SE Einzugsermächtigung Für alle, die nicht die Möglichkeit haben, den DRAUSSENSEITER regelmäßig bei einem der Straßenverkäufer zu erwerben, ist ein ABO genau das Richtige. r a str SS m en a zi a g n Kreditinstitut Unterschrift Widerrufsbelehrung Die Bestellung wird erst wirksam, wenn sie nicht binnen einer Frist von 10 Tagen schriftlich widerrufen wird. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs. Das Abo kann jederzeit gekündigt werden. kölner orte Mächtige Schlingpflanzen vor der alten Hutfabrik der grüne krake Text: Bernd Imgrund, Fotos: Britta Schmitz N icht umsonst tragen Glyzinien auch umeinander, kräftige Sehnen und Adern Nach dem Krieg und bis 1961 waren hier den Beinamen „Grüner Krake“. scheinen daraus hervorzuwachsen. Wer das Apostel- und das Hildegardis-Gymna- Wer sich die mächtigen, gewunde- genauer hinsieht, erkennt einzelne Strän- sium (heute: Hildegard-von-Bingen-Gym- nen Arme anschaut, der glaubt sofort, was ge, die sich mangels anderer Kletterhilfen nasium) provisorisch untergebracht, bevor über sie geschrieben steht: dass sie nämlich um ihre eigenen Brüder geschlängelt beide in Neubauten umzogen. Wer hinge- ohne Probleme Regenrinnen und Abfluss- haben, um bald darauf selbst überwachsen gen heute die von Glyzinien überwucher- rohre zerdrücken. Die vor allem in Asien zu werden. Das daraus entstandene te Pergola durchschreitet, betritt eine beliebte Schlingpflanze wächst bis in 30 dschungelartige Geflecht dominiert heute Zweigstelle der Rheinischen Musikschule. Meter Höhe und ist gefürchtet für ihre den gesamten Eingangsbereich jenes würgende wie sprengende Kraft, die sie vor Gebäudes, das einst als Strohhutfabrik allem in Mauerritzen entfaltet. Dass die errichtet wurde. Adresse: Lotharstraße 14 Wisteria – oder der Blauregen, wie das Der noch immer imposante Backstein- Gewächs auch genannt wird – außerdem bau entstand 1911–13 nach Plänen von ÖPNV: Bahn 18, Haltestelle Arnulfstraße zu den Giftpflanzen zählt, sollte sie eigent- Peter Gärtner und Josef Berns. Die vier lich endgültig an den untersten Rand der Flügel umfassen bis heute einen groß Beliebtheitsskala drücken. angelegten Tipp: Noch ältere Wurzeln hat der 1875 gegründete Eisenwarenladen Bosen in der Marsiliusstraße. Das Schaufenster des 1998 geschlossenen Geschäfts wirkt wie ein Privatmuseum. Oberlichtsaal, in dem Aber die beiden Exemplare an der Sül- ursprünglich die Näherinnen arbeiteten. zer Lotharstraße demonstrieren ein- 1938 musste die jüdische Fabrikantenfa- drucksvoll die Faszination, die zugleich milie das Gebäude an die Nationalsozia- von Glyzinien ausgeht. Wie gigantische listen abtreten, die im Dachgeschoss ab Muskelstränge winden sich die Strünke 1943 ein Zwangsarbeitslager unterhielten. Der Abdruck unserer neuen Reihe „Kölner Orte“ geschieht mit freundlicher Genehmigung des Emons Verlags. Texte und Fotos sind entnommen aus dem Buch „111 Kölner Orte, die man gesehen haben muss.“ Band 2. Bernd Imgrund/Britta Schmitz, Emons Verlag, ISBN-978-3897056954, 1. Auflage. 29 vorschau Draußenseiter-Verkäufer Larry vor der Oase und den Poller Wiesen IMPRESSUM Redaktionsleitung Christina Bacher (cb), [email protected] Foto: Jörg Paschke Redaktion Bastian Exner,Sabrina Kempf, Tamara Klein, Herbert Linne, Enrico Mechelk, Elisabeth Molitor und Günter Thielen Lektorat Barbara Feltes und Andrea Neuhoff Titelgestaltung Alexandra Bendels und Daniel Quade (www.werbeagentur-von-morgen.de) Foto: © istockphoto.com / Riger (#796022/ Richard Gerstner) Fotos Christina Bacher, Andrea Neuhoff, OASE, Peter Ruthardt, Britta Schmitz, SRI/Pasquale d‘Angiolillo Gestaltung Innenseiten Petra Piskar (www.con-dere.de) Druck Druckhaus Süd (www.druckhaus-sued.de) Abonnements Gaby Werlich, [email protected] Vertrieb Reiner Nolden Wir vermissen dich, Larry! „Larry, wenn du mit deiner Tour fertig bist, dann kommst du aber zu uns mit deinem Kleingeld ....“ Im Restaurant „Kartöffelchen“ in der Darmstätter Straße ist Larry, einer unserer dienstältesten Verkäufer, immer ein gern gesehener Gast gewesen. Immer brachte er das notwendige Kleingeld, gute Laune und vor allem unsere druckfrische Zeitung ins Lokal. Larry, Jahrgang 1946, begann mit dem Verkauf von Straßenzeitungen während der Stollwerk-Besetzung in der Südstadt in den 1980-er Jahren. Seitdem verkaufte er Straßenzeitungen in der Nähe des Chlodwigplatzes. Hier lebte Larry und kannte sich gut aus. „Auf jeden Fall bin ich nicht aufdringlich. Wenn die Leute nicht draußen sitzen, dann gehe ich in die Cafes rein. Natürlich nur, wenn die Besitzer mir das erlauben. Dann sage ich zu den Gästen: ‘Guten Tag. Das ist der DrauSSenseiter. Die Kölner Straßenzeitung. Und weil die jetzt einen neuen Namen hat und in Farbe ist, kostet die ein´ Euro siebzig‘, erklärte er einmal seine Verkaufs-Taktik“. So hatte Larry im Laufe der Jahre etliche Stammkunden, die ihm die Treue hielten. Einen nicht unbedeutenden Teil in Larrys Leben spielte die Politik. Deshalb war er einige Zeit im Gefängnis. „Das fing an mit Brokdorf, Gorleben und dann die ganzen Hausbesetzungen. Instandbesetzungen ….“ Einen festen Platz zum Verkauf lehnte er ab. So war er immer kreuz und quer in seinem Veedel unterwegs, vor allem abends in den Kneipen, und wurde zu einem der bekanntesten Südstadt-Gesichter. Herausgeber Benedikt-Labre e.V. – OASE Alfred-Schütte-Allee 2-4, 50679 Köln Tel.: 0221/989353-0, Fax: 0221/98935316 www.oase-koeln.de Depots (nur für Verkäufer) Kiosk Bertram, Elke Bertram, Neumarkt, Köln Kiosk Orman, Salierring 15, 50677 Köln OASE, Alfred-Schütte-Allee 2-4, 50679 Köln-Deutz Verkauf öffentlich Agnesbuchhandlung, Neusser Straße 63, 50670 Köln Kontoverbindungen Konto-Nr. 165 020 31, BLZ 370 501 98 Sparkasse KölnBonn Konto-Nr. 230 460 16, BLZ 370 601 93, Pax-Bank draussenseiter ist das Sprachrohr für alle Obdachlosen, deren Freunde, ehemals Obdachlose und andere Betroffene. Leserbriefe sind immer herzlich willkommen. Für namentlich gekennzeichnete Artikel und Leserbriefe sind die jeweiligen Autoren verantwortlich. Bedürftigen wird für veröffentlichte selbstgeschriebene Artikel, Interviews und Fotos ein kleines Honorar gezahlt, wenn dies der Autor ausdrücklich wünscht. Nachträgliche Forderungen werden nicht akzeptiert. Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 1.1.2009. Der draussenseiter ist Mitglied des Larry starb Ende März mit 64 Jahren. Auch im Namen der OASE Benedikt Labre e.V. trauert das Kölner Straßenmagazin DRAUSSENSEITER (ehemals BANK EXTRA) um seinen langjährigen Verkäufer. (cb/pz) International Network of Street Papers Der nächste DRAUSSENSEITER erscheint zum 1. Juni 2011. 30 service Für Alle Diakoniehaus Salierring Fachdienst für Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe des Diakonischen Werkes Köln und Region, Salierring 19, Köln, Tel.: 27 69 70 – 0 [email protected] Beratung: Mo – Fr 9-12 Uhr, Di 16-19 Uhr + Mi + Do 16-18.30 Uhr (u. a. Postadressen u. Treuhandkonten) Straffälligenhilfe: Zeiten wie oben Tagestreff: Mo – Fr 8.30 – 12.30 Uhr, Frühstück, (donnerstags auch Mittagessen), Duschen, Wäschekeller, Aufbewahrung Kleiderkammer: Di u. Fr 9.30 – 11.30 Uhr Krankenwohnung, Betreutes Wohnen, Ambulante Begleitung, Clearingstelle Claro im Trägerverbund Appelhofplatz Essenausgabe + medizinische Versorgung, Mo - Fr ab 21 Uhr Emmaus Geestermünderstr. 42, Tel.: 971 17 31 Initiative Bauen, Wohnen, Arbeiten Kaserne Klerken, Butzweiler Straße, Tel.: 971 17 31 Arbeitsangebot, Beschäftigung, Wohnen Gulliver – Überlebensstation für Obdachlose Trankgasse 20, Nähe Hauptbahnhof, Tel.: 120 60 91 Duschen, Toiletten, Waschmaschinen, Trockner, Tagesschlafraum, Kleiderkammer Di und Fr 15-17 Uhr, Postadressen, Caféteria mit Frühstück und Snacks, Beratungsangebote, Internetzugang, Kunstausstellungen, Handyladestation Mo-Fr 6-13 Uhr 15-22 Uhr, Wochenende, Feiertage 10-18 Uhr Kölner Obdachlosenfrühstück, Peter-Deubner-Stiftung Tel.: 430 39 83 Kostenloses sonntägliches Frühstück 9 -11 Uhr 2.+ 4. Sonntag im Monat im Vringstreff, Im Ferkelum 42 3. Sonntag i. d. Mütze, Berliner Str. 77 Lobby-Restaurant Lore des KALZ für Berber und Bänker Domstr. 81, Nähe Hauptbahnhof, Mittagessen: Mo, Di 12 -16 Uhr, Mi, Do, Fr 12 -15.30 Uhr Obdachlosenseelsorge in Köln Ulrichgasse 27-29, 50577 Köln Öffnungszeiten: Di 15 – 18 Uhr, Mi 14 – 17 Uhr Angebote: Raum zum Gespräch, Bibelstunde, Meditation, thematische Gesprächskreise, religiöse Filme OASE-Benedikt Labre e.V. Alfred Schütte Allee 4, 50679 Köln Öffnungszeiten: Offener Treff Mo-Do von 14 – 18 Uhr, fr 11.30-15 Uhr, Kleiderkammer Do ab 9.30 Uhr und nach Absprache, Butterbrotausgabe Di und Fr von 9-12 Uhr, Mo ab 10.30 Uhr Früh- stück, Sprechstunde Mobiler Medizinischer Dienst Di 15-16 Uhr Bürozeiten: Mo/Di/Do und Fr von 9.30 Uhr bis 12 Uhr, Mittwochs geschlossen Rochus, Kontakt- u. Beratungsstelle für Wohnungslose, Caritasverband für die Stadt Köln e.V. Bartholomäus-Schinkstr. 6, 50825 Köln, www. caritas-koeln.de, Mail [email protected] Angebote: täglich warmes Essen von 12-14 Uhr, kalte u. warme Getränke, Duschmöglichkeit (Behindertendusche u. -toilette), Wäschewaschen, Kleiderkammer Mo/Di/Do 10-11.30 Uhr, Beratung täglich von 11-15 Uhr und nach Vereinbarung, Medizinische Sprechstunde Di + Do 12-13 Uhr, Postadresse, Betreutes Wohnen, PC Nutzung mit Internetzugang, Freizeitangebot, samstags Frühstück. Öffnungszeiten: Mo-Fr 11-15 Uhr, Sa 10-14 Uhr, So 10-14 Uhr SKM Kontakt- und Beratungsstelle Bahnhofsvorplatz 2a (1. Etage) 50667 Köln-Innenstadt, Tel.: 13 49 19 Angebot: Aufenthaltsmöglichkeit, Begegnung, Freizeitangebote, (Spieleangebot, Kaffee), Essen, Duschen, Wäschepflege, Schreibhilfe, Telefonmöglichkeit Offene Info- u. Orientierungshilfen: Mo – Fr 12-16 Uhr, Sa, So, Feiertage 12-13 Uhr Beratung (auch anonym): Mo, Mi, Do, Fr 9-10.45 Uhr, Mo – Fr 14-16 Uhr Täglich geöffnet von 20 bis 10 Uhr. Angebot für wohnungslose Frauen und Frauen in Notlagen: Schutz, Ubernachten, Essen, Duschen, Wäsche waschen, Kleiderkammer, PC und Internetnutzung. Tiere sind erlaubt. Beratung und Vermittlung an weiterführende Hilfen sind möglich. Elisabeth-Frey-Haus Albert-Schweizer Straße 2, Nähe Südfriedhof, Tel.: 37 64 90 Notaufnahmeheim für Frauen und Frauen mit Kindern, Schutz, Übernachtung, Verpflegung, Wohnen, Beratung und Begleitung. Das Haus ist rund um die Uhr geöffnet. Frauen gegen Gewalt e.V. – Notruf und Beratung für vergewaltigte Frauen Tel.: 0221/56 20 35, [email protected] www.notruf-koeln.de Beratung, Begleitung und Unterstützung nach sexualisierter Gewalt; Prozessvorbereitung und -begleitung; Rechtsberatung; Gruppenangebote Haus Rosalie Gocher Straße 45, 50733 Köln-Nippes Tel.: (0221) 77 306-0, Mail: haus-rosalie@ vinzentinerinnen.de Wohnprojekt für Frauen Vringstreff e.V. Für Menschen mit und ohne Wohnung Im Ferkulum 42, Tel.: 278 56 56 Mo – Do 11.30 – 17 Uhr, Fr 9 -12 Uhr Jeden 2. Sonntag Obdachlosenfrühstück 9 -11 Uhr, Café, Freizeitangebote, Veranstaltungen, Beratung Mäc-Up Gereonstr. 13, Nähe Bahnhof, Tel.: 13 35 57 Treffpunkt für Mädchen von 14 – 27 Jahren Essen, Trinken, Dusche, Wäsche waschen, Second-Hand-Kleidung, medizinische Versorgung, Beratung Mo 15.00-18.30 Uhr mit Mittagessen Di 12.00-15.30 Uhr mit Frühstück Mi 10.00-13.00 Uhr mit Frühstück Do 12.00-15.30 Uhr mit Frühstück Fr 12.00-15.30 Uhr mit Mittagessen Nur für Frauen Nur für Männer Café Auszeit Fachberatungs- u. Kontaktstelle für Frauen, Hansaring 24, Nähe Mediapark Tel.: 139 75 20, [email protected] Tägl. Essensangebot, Duschen & Baden, Wäschepflege, Kleiderkammer, Postadresse, Schließfachnutzung, Beratung und Soforthilfe, Mo, Di, Do, Fr 11-15 Uhr, Mi 15-19 Uhr, u. nach Vereinbarung Notschlafstelle für Männer Johanneshaus, Annostr. 1, Nähe Chlodwigplatz, Tel.: 93 12 21-45 Mail: [email protected] Betreutes Langzeit-Wohnprojekt für ältere Männer mit besonderen sozialen Schwierigkeiten: Wohnen in 1-3-Bettzimmern, Möglichkeit zur Selbstverpflegung, Unterstützung durch Sozialarbeiter, Beschäftigungsangebote Mo-Fr 7.30-19.00 Uhr, Sa 7.30-12.00 Uhr Tägl. Notaufnahme 19-21 Uhr Café Auszeit, Schäl Sick SKF e.V., Buchheimer Str. 36, Tel.: 946 96 24 Beratung, Hilfe und Unterstützung bei allgemeinen Fragen, Vermittlung an weiterführende Hilfen, Rechtsberatung, Frauenfrühstück, Postadresse Mo + Fr 10.00-12.00 Uhr Mo, Mi, Do 15.00-17.00 Uhr Do 10.00-12.00 Uhr Frauenfrühstück Comeback Notschlafstelle für Frauen Sozialdienst kath. Frauen e.V. Gilbachstraße 23, Nähe Mediapark Tel.: 0221-95 29 44 11 „Reso“– Resozialisierungsabteilung im Johanneshaus Johanneshaus, Annostr. 1, Nähe Chlodwigplatz, Tel.: 93 12 21-54 Mail: [email protected], th. [email protected] Hilfe für wohnungslose Männer mit sozialen Problemlagen nach Paragraph 67 SGB XII: Unterkunft, Verpflegung und Selbstversorgung, Beratung, Hilfe und Betreuung, Beschäftigungsangebote, Mo-Fr 8.00-21.00 Uhr 31 www.sparkasse-koelnbonn.de m Selbst für sich zu sorgen ist leider nicht für jeden selbstverständlich. Darum unterstützen wir das Lobby-Restaurant LORE (KALZ e.V.), in dem Bedürftige, aber auch „Normalbürger“, für kleines Geld gemeinsam essen können. n Henning Krautmacher, Höhner Karl-Heinz Iffland, Pfarrer Unser soziales Engagement: Gut für die Menschen. Gut für Köln und Bonn. S Sparkasse KölnBonn Pfarrer Karl-Heinz Iffland und die HÖHNER engagieren sich seit über 15 Jahren für das Lobby-Restaurant LORE in der Domstraße 81 in Köln. Von montags bis freitags gibt es hier für Jedermann ein großartiges Menü zum kleinen Preis. Auch die Sparkasse KölnBonn unterstützt dieses Projekt – ebenso wie mehr als 1.000 weitere in Köln und Bonn. Es ist wichtig, dass sich möglichst viele für das Gemeinwohl einsetzen. Mit unseren jährlichen Zuwendungen zählen wir zu den größten nichtstaatlichen Förderern des Gemeinwohls in unserer Region. Sparkasse. Gut für Köln und Bonn.