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www.vda-kultur.de
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
G 3560
45. Jg.
Heft 4/2013
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Kultur & Politik
Schaufenster Europa
Kultur & Begegnung
Die Bundesregierung zur
Erlebenswert – Bobrowski
Zurück aus Chile: Erlebnisse
auswärtigen Kulturpolitik
Dauerausstellung in Litauen
im VDA-Schüleraustausch
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Ein Wort vorab
3
Titelfoto:
Kultur & Politik
Argentinische Austauschschüler aus El Dorado nach ihrer
Deutsche Kultur in Chile
Ankunft in Frankfurt im Dezember 2013 4–5
© Wegmann
CDU/CSU und SPD bekennen sich zu Vertriebenen,
Aussiedlern und Deutschen im Ausland
6–7
Kultur & Geschichte
Friedrichsburg – ein Stück Auswanderergeschichte
7–8
Mehr als Wurst, Fraktur und Bier –
Deutsche Spuren in New York
8 – 11
Einwanderungsforschung aus Leidenschaft
12 – 13
Der Padre und die Kirchenkühe
14 – 16
Donauschwaben in Serbien vor dem Untergang
17 – 18
Gedenktafel für Deutsche –
Donauschwaben retten 170 serbische Familien
Impressum
19 – 20
Kultur & Medien
Banater Malwettbewerb für Kinder
20
Schaufenster Europa
Die Johannes Bobrowski Ausstellung in Litauen
21 – 26
Kultur & Sprache
Internationale Chorleitertagung in Valparaíso
27
Kultur & Begegnung
Mein Schüleraustausch nach Chile 2013
28 – 30
Gelebte VDA-Partnerschaften in Südamerika
30 – 33
Tango, Steaks und Deutsche Schulen
33
Bildungsmesse in Bonn
34
VDA-Verbandsinformationen
VDA Tagung der Verbandsspitze in Dresden
Minderheitenkonferenz in Knivsberg/Dänemark
35
36 – 37
Personalien38
Mitwirkende dieser GLOBUS-Ausgabe:
Peter Bien, Bodo Bost, Roswitha Dahs,
Marie Céline Fröhlich, Heiko Frost, Birgit Gronwald
Bartels, Werner Harasym, Kathrin Herrmann,
Thomas Konhäuser, Hartmut Koschyk,
Ida Krieger, Petra Meßbacher, Dr. Roswitha Schieb,
Olga Schumejkow, Prof. Dr. Hans-Peter Schurz,
Hans-Christian Segeberg, Erwin Josef Tigla,
Ulrich Uhlmann, Regine Wegmann
2
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Herausgeber:
Verein für Deutsche Kulturbeziehungen
im Ausland e.V. (VDA), gegr. 1881 als
„Allgemeiner Deutscher Schulverein”,
vertreten durch Hartmut Koschyk MdB.
Der GLOBUS erscheint vierteljährlich in der
VDA-Verlags- und Vertriebs-GmbH
Kölnstraße 76, D-53757 Sankt Augustin,
Telefon (0 22 41) 2 10 71,
Fax (0 22 41) 2 92 41, E-Post: [email protected],
Internet: www.vda-kultur.de
Redaktion: Petra Meßbacher,
VDA-Verlags- und Vertriebs-GmbH
Kölnstraße 76, D-53757 Sankt Augustin,
Telefon (0 22 41) 2 10 71,
Fax (0 22 41) 2 92 41, E-Post: [email protected],
Internet: www.vda-kultur.de
Gestaltung und Herstellung: Druckerei Engelhardt GmbH,
D-53819 Neunkirchen, Tel. (0 22 47) 92 00-0,
Fax (0 22 47) 92 00-92, E-Post: [email protected],
www.druckerei-engelhardt.de
Jahresabonnement:
Jahresabonnement in Deutschland 20,– €
einschließlich Versand, andere Länder auf Anfrage.
Zusätzlicher Einzelbezug
auf Anforderung pro Heft 5,– € zzgl. Versandkosten.
Bankkonto Verlag:
Deutsche Bank AG Bonn,
IBAN: DE 21 3807 0059 0051 5098 00;
BIC: DEUTDEDK380.
Mit vollem Namen gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt
die Meinung der Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandte
Manuskripte und Fotos keine Haftung. Rücksendung nur gegen
Rückporto. Abdruck für deutschsprachige Publikationen im Ausland bei Quellenangabe und gegen Belegexemplar gestattet, im
Inland nur mit Genehmigung der Redaktion.
ISSN 0721-0167
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ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Liebe „GLOBUS“ Leser!
Ein ereignisreiches und arbeitsames
Jahr geht für den VDA zu Ende; mit
großem Engagement und dem nötigen Quäntchen Glück haben wir es geschafft, über 300 Jugendliche aus aller
Herren Länder vor und nach der Weihnachtszeit in deutsche Gastfamilien zu
vermitteln.
Für viele der jungen Leute war es das
erste Mal, dass sie Weihnachten in kalter Temperatur erlebten und mit ganz
viel Glück vielleicht sogar eine weiße
Weihnacht feiern konnten. Das VDATeam dankt allen Gastfamilien hier
in Deutschland sehr herzlich, die sich
für die Aufnahme eines Gastschülers
entschieden und damit die Kunde von
der deutschen Gastfreundschaft auch
auf die andere Seite des Globus getragen haben. Wer sich für den VDA-Jugendaustausch interessiert und sich
gerne als Gastfamilie melden möchte,
kann dies im übrigen jederzeit saison­
unabhängig und am besten telefonisch
tun.
Für viele Eltern aus Südamerika steht
die Frage der Sicherheit für ihre Kinder natürlich an erster Stelle, weil das
Gastland nun einmal so weit entfernt
von der eigenen Heimat liegt und die
elterlichen Sorgen dadurch nicht geringer werden. Umso beruhigender ist
es für alle, die Schüler neben der privaten Vermittlung auch in schulischer
Umgebung in Deutschland integriert
zu wissen.
Die Deutschen Schulen in Südamerika
spielen im Leben der Schüler eine große Rolle, weil viele Kinder bereits mit
dem Besuch des bilingualen Kindergartens an einer solchen Deutschen Schule
beginnen. Meist verläßt man die gewählte Institution bis zum Abitur nicht
mehr und schafft sich dadurch auch
eine Art zweiter Familie. Die deutsche
Sprache begleitet die Schüler also von
Kindesbeinen an, und mit dem VDA-Jugendaustausch haben sie nun endlich
einmal die Gelegenheit, Deutsch auch
im gelebten Alltag zu sprechen. Daher setzt der VDA alles daran, diesen
Austausch zu intensivieren und den
ausländischen Schülern auch über den
Austausch hinaus eine Möglichkeit zu
bieten, ihr Können mit und in der deutschen Sprache unter Beweis zu stellen.
Daher hat der VDA in Zusammenarbeit
mit der „Stiftung Verbundenheit mit
den Deutschen im Ausland“ und der
„Deutschen Gesellschaft e.V.“ in Berlin einen tollen Erzählwettbewerb
ins Leben gerufen, der vor kurzem online startete und sich weltweit an alle
jungen Leute richtet, die Deutsch als
Fremdsprache lernen. Der deutsche
Lyriker und Romantiker Joseph Freiherr
von Eichendorff (1788-1857) hat uns
zu dem Erzählwettbewerb unter dem
Motto „Schläft ein Lied in allen
Dingen“ inspiriert.
Wir rufen daher alle interessierten jungen Menschen dazu auf, uns eine erzählerische Kostprobe Ihres Könnens zu
geben. Die Erzählung soll Berührungspunkte zu Deutschland oder zur deutschen Kultur behandeln.
Teilnehmen können außerhalb des
deutschsprachigen Raums lebende junge Menschen bis 30 Jahre, die nicht die
deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.
Die besten drei Texte werden von einer
Jury ausgewählt und auf einer Preisverleihung in Berlin im Herbst 2014 ausgezeichnet. Zudem bündelt eine Broschüre eine Auswahl aller Erzählungen.
Die Texte müssen bis zum 30. Juni
2014 unter dem Menüpunkt „Essay
hochladen“ via Internetseite eingegangen sein. Als Preise winken eine Reise
nach Berlin und Geldpreise bis 1.500
Euro.
Im neuen Jahr wir der VDA noch mehr
Schwerpunkt auf seine mediale Öffentlichkeitsarbeit und die interkulturelle Ausrichtung seiner Projekte legen.
Unterstützen Sie uns dabei, indem Sie
beispielsweise Gastfamilie werden und
begleiten Sie die Kulturarbeit des VDA
wohlwollend mit einer Spende oder
einer Mitgliedschaft, wenn wir diesen
Wunsch an dieser Stelle äußern dürfen.
Allen unseren Lesern rund um den Globus wünschen wir ein gesundes Neues
und vor allem friedvolles Jahr 2014
Mit herzlichem Gruß
VDA-Geschäftsführerin
Unter www.eichendorff-erzaehlwettbewerb.com finden Sie alle
Informationen zu unserem außergewöhnlichen Wettbewerb, den wir mit
der großzügigen Hilfe des Auswärtigen
Amtes in Berlin durchführen können.
GLOBUS-Chefredaktion
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4/2013
Kultur & Politik
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Deutsche Kultur in Chile – Unterwegs mit dem Botschafter
Von Kathrin Herrmann
Deutsche Kultur hat in Chile Tradition
und ist im gesellschaftlichen Leben bis
heute präsent. Die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Santiago
ist nur eine von zahlreichen deutschen
Institutionen vor Ort. Ihre Aufgabe ist
es, die kulturelle Arbeit der verschiedenen Mittlerorganisationen zu begleiten und zu koordinieren. Das Netz der
deutschen Kulturmittler in Chile ist sehr
dicht.
Mit einem Goethe-Institut in Santiago, einem Goethe-Zentrum in Concepción, einer geförderten Kulturgesellschaft, einem Informationszentrum des
Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und sechs an hiesigen
Universitäten eingesetzten Lektoren,
dem deutschen Lehrerbildungsinstitut sowie den 27 aus Deutschland geförderten Schulen im gesamten Land
leisten wir alle gemeinsam einen
Beitrag zur auswärtigen Kultur- und
Bildungspolitik.
Die ersten deutschen Einwanderer
kamen Anfang des 19. Jahrhunderts
nach Chile; ihre Spuren prägen noch
immer das Stadtbild einiger chilenischer
Städte. Deutsche Feuerwehrkompanien
(„Bomberos“) rücken noch heute mit
der deutschen Fahne zu ihren Löschein-
Botschafter Blomeyer-Bartenstein zu
Besuch bei der Deutschen Feuerwehrkompanie in Punta Arenas
4
die deutsche Sprache und leben deutsch-chilenische Traditionen. In diesem Zusammenhang spielt der vom VDA und
DCB gemeinsam organisierte
Schüleraustausch eine wichtige
Rolle. Er ermöglicht den Schülern, ihre in Chile erworbenen
Sprachkenntnisse anzuwenden
und vor allem, sich ein eigenes
Bild von dem heutigen, moder„Berliner Bär“ vor der Deutschen Feuerwehrnen Deutschland in seiner gankompanie in Santiago de Chile
zen Vielfältigkeit zu verschaffen
und dieses ihren Familien und
sätzen aus. „Deutsche Vereine“ („Club Freunden in Chile weiter zu vermitteln.
Erst vor kurzem wurde eine GrupAlemán“) oder der Deutsch-Chilenische
Bund (Liga Chileno-Alemana) organi- pe von über 120 Schülerinnen und
sieren kulturelle Veranstaltungen und Schülern vom deutschen Botschafter
persönlich in diesen Deutschlandaufpflegen deutsche Traditionen.
Den Deutschen Schulen kommt im enthalt verabschiedet. Generell unterGefüge der zahlreichen deutsch-chile- stützt die Deutsche Botschaft in Sannischen Einrichtungen eine besondere tiago aktiv die Arbeit der Deutschen
Bedeutung zu. Sie bilden Brücken zu Schulen und weiterer deutsch-chileniden Partnern der Zukunft und sind so- scher Einrichtungen in Chile und bemit eine wichtige Säule der deutschen gleitet diese.
In Chile lernen inzwischen mehr als
auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Die Schulen sind Orte, wo sich die 22.500 Schüler und Studenten Deutsch
deutsche und die chilenische Kultur als Fremdsprache. Nicht nur in den
begegnen. Die Schüler wachsen in ei- Deutschen Schulen wird Deutsch genem bikulturellen Umfeld auf, lernen lernt, auch der Unterricht im Goe­the-
Der Botschafter zusammen mit Schülern der Deutschen Schule Valdivia
Kultur & Politik
4/2013
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Der Botschafter mit dem Leipziger Streichquartett
nach einem Auftritt in Santiago de Chile
Institut, im Heidelberg-Center Lateinamerika oder an den Universitäten mit
DAAD-Lektoraten des Landes stößt auf
großes Interesse.
Die Botschaft fördert kleinere Kulturprojekte und versucht, das Kulturnetzwerk auch unter Beteiligung
von GIZ, den Kirchen, den Stiftungen
und der Wirtschaft immer enger zu
knüpfen.
In diesem Jahr stellte neben Filmveranstaltungen, Lesungen sowie Tanzund Theaterfestivals sicherlich die Fotoausstellung „Wolfgang Tillmans“, die
auf Initiative der Seperentine Gallery
London und des Goethe-Instituts auch
nach Chile geholt wurde, einen Höhepunkt der Zusammenarbeit dar. Auch
das Leipziger Streichquartett glänzte
bei einer Aufführung, die auf Einladung
der Fundación Beethoven ein voll besetztes Auditorium begeisterte. Für das
Jahr 2014 zeichnen sich schon jetzt
große Projekte ab, deren Planung bereits auf Hochtouren läuft.
Deutschland als Studien- und Forschungsstandort ist für chilenische Studenten und Wissenschaftler ein attraktives akademisches Ziel. 441 Chilenen
erhielten für ihren Studienaufenthalt
in Deutschland 2012 ein Stipendium
des DAAD. Wir liegen mit derzeit beinahe 900 Einschreibungen chilenischer
Studenten an deutschen Hochschulen
auf Platz 1 der Beliebtheitsskala in Lateinamerika. Das Informationsangebot
Verabschiedung der Austauschschüler im Dez. 2013 in der Botschaft
deutscher Universitäten im Rahmen
der Studienmesse „EuroPosgrados
2013“, wurde von zahlreichen chilenischen Studieninteressierten begeistert
angenommen.
Die Bildungskooperation ist damit einer der Schwerpunkte unserer Zusammenarbeit im Bereich der
auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Der Austausch mit Chile ge-
nießt eine ausgesprochene Priorität,
auch insbesondere in der deutschen
Außenwissenschaftspolitik.
Das Heidelberg-Center Lateinamerika in Santiago wird als eines
von weltweit vier Exzellenzzentren der Forschung und Lehre unterstützt. Wir können stolz sein
auf diesen tragenden Pfeiler der
Wissenschaftskooperation.
Schulband der Deutschen Schule San Felipe bei der Verabschiedung
der Austauschschüler im Garten der Botschaft
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4/2013
Kultur & Politik
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Finanzstaatssekretär a.D. Koschyk:
CDU, CSU und SPD bekennen sich zu deutschen Minderheiten,
den deutschen Vertriebenen, Aussiedlern, den Deutschen
im Ausland und zur deutschen Sprache!
jetunion werden weiterhin gefördert
werden.
Von Hartmut Koschyk MdB
Die Förderung des kulturellen
Erbes der Deutschen im
östlichen Europa gemäß § 96
CDU, CSU und SPD haben in ihrem
Koalitionsvertrag „Deutschlands Zukunft gestalten“ ein klares Bekenntnis
für die deutschen Minderheiten, die
Vertriebenen und zur Pflege der deutschen Sprache abgegeben. „Wir bekräftigen unsere Verbundenheit mit den
deutschen Minderheiten in Mittel- und
Osteuropa sowie mit den im Ausland
lebenden Deutschen“, heißt es im Koalitionsvertrag, wofür sich der Parlamentarische Staatssekretär a.D. beim
Bundesminister der Finanzen und Bayreuther Bundestagsabgeordnete, Hartmut Koschyk, nachhaltig eingesetzt
hat. Koschyk ist Bundesvorsitzender des
Vereins für deutsche Kulturbeziehungen
im Ausland, Stiftungsratsvorsitzender
der „Stiftung Verbundenheit mit den
Deutschen im Ausland“ und war Generalsekretär des Bundes der Vertriebenen
sowie Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Vertriebene und Flüchtlinge“ der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
CDU, CSU und SPD wollen die
mahnende Erinnerung an Flucht und
Vertreibung durch einen Gedenktag
lebendig halten und die Hilfen für die
deutschen Minderheiten in den Herkunftsgebieten der Aussiedler fortsetzen. Die vier nationalen Minderheiten
in Deutschland – Dänen, Sorben, Friesen sowie deutsche Sinti und Roma
– und die deutsche Minderheit in Dänemark sowie den deutschen Minderheiten in Mittelost- und Südosteuropa
und den Nachfolgestaaten der Sow-
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Bundesvertriebenengesetz (BVFG) ist
laut Koalitionsvertrag „ein Beitrag zur
kulturellen Identität Deutschlands und
Europas“. Mit dem Ziel verstärkter europäischer Integration soll auch die
‚Konzeption 2000‘ der Kulturförderung
des Bundes nach § 96 BVFG angepasst
und weiterentwickelt sowie die Umsetzung der Konzeption der Stiftung
Flucht, Vertreibung, Versöhnung erfolgen. Die Koalitionsparteien stehen zur
gesellschaftlichen wie historischen Aufarbeitung von Zwangsmigration, Flucht
und Vertreibung.
Sprache als Schlüssel zur Kultur
Im Hinblick auf die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik haben CDU,
CSU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag
ausdrücklich die „Brückenfunktionen“
der deutschen Kultureinrichtungen
wie das Deutsche Archäologische Insti­
tut, die Goethe-Institute, der DAAD,
die Humboldt-Stiftung sowie die deutschen Auslandsschulen und Wissenschaftskooperationen hervorgehoben.
Das Goethe-Institut wird insbesondere
für die Programm- und Spracharbeit
adäquat ausgestattet und bleibt - wie
die deutschen Auslandsschulen – fester
Bestandteil der Auslandsaktivitäten der
Bundesregierung. Im Koalitionsvertrag
wird auch ausdrücklich auf den „unverzichtbaren Beitrag“ zum internationalen Dialog der politischen Stiftungen
Der Parlamentarische Staatssekretär
beim Bundesminister der Finanzen a. D.
und Bayreuther Bundestagsabgeordnete,
Hartmut Koschyk, ist Bundesvorsitzender
des Vereins für deutsche Kulturbeziehungen im Ausland, Stiftungsratsvorsitzender der „Stiftung Verbundenheit mit den
Deutschen im Ausland“ und war Generalsekretär des Bundes der Vertriebenen
sowie Vorsitzender der Arbeitsgruppe
„Vertriebene und Flüchtlinge“ der CDU/
CSU-Bundestagsfraktion
hingewiesen. Neue regionale Schwerpunkte sollen durch die Bereitstellung
entsprechender Ressourcen gestärkt
werden.
Die Vermittlung und Förderung
der deutschen Sprache im Ausland ist
laut Koalitionsvertrag eine „herausragende Aufgabe“ der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Man wird die
internationalen Bildungskooperationen
im schulischen und universitären Be-
Kultur & Politik
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ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
reich ausbauen, die erfolgreichen Stipendienprogramme stärken und dem
im Ausland gestiegenen Interesse am
dualen Ausbildungssystem Rechnung
tragen, auch durch berufsbildende
Angebote an den deutschen Auslandsschulen, die weiterhin gemeinwohlorientiert arbeiten.
Das Erlernen der deutschen Sprache
soll als zentrale Voraussetzung für eine
gelingende Integration in Deutschland
durch den Ausbau von Angeboten zum
Erlernen der deutschen Sprache gefördert werden. Auf europäischer Ebene
will man sich dafür einsetzen, dass der
Umgang mit der deutschen Sprache
in den europäischen Institutionen ihre
rechtliche Stellung und ihren tatsächlichen Gebrauch in der EU widerspiegelt.
„Deutsch muss auch in der Praxis den
anderen beiden Verfahrenssprachen
Englisch und Französisch gleichgestellt
werden“, heißt es im Koalitionsvertrag.
Friedrichsburg – Ein Stück deutscher
Auswanderungsgeschichte in Texas
Von Thomas Konhäuser
Mitte des 19. Jahrhunderts zog es auch
deutsche Siedler ins unbekannte Amerika. Unter anderem organisierte der
„Mainzer Adelsverein“ 1844 die Übersiedlung deutscher Auswanderer nach
Texas - mit dem Ziel, dort eine Kolonie
zu gründen. Diese beeindruckende Aufbruchstimmung wollte der Fernsehsender Sat 1 mit dem Fernsehfilm „In einem wilden Land“ einfangen und jene
Deutschen zeigen, die den Mut hatten,
sich aus ihren sozialen und gesellschaftlichen Zwängen zu befreien.
„In einem wilden Land“ verarbeitet
drei historische Ereignisse: den Weberaufstand von 1844 in Schlesien, die
Auswanderungswelle, die der Mainzer
Adelsverein im frühen 19. Jahrhundert
organisierte, und den Friedensvertrag,
den deutsche Siedler mit dem Indianerstamm der Komantschen schlossen
- und nie brachen. Historisch belegt
ist, dass deutsche Siedler im 19. Jahrhundert einen Friedensvertrag mit den
Komantschen schlossen. Als Gegenleistung für Land und Sicherheit verpflichteten sich die Pioniere, den Indianern
Felle und Lebensmittel abzukaufen. Als
einziger Vertrag dieser Art wurde das
Abkommen nie gebrochen. Noch heute wird die Vereinbarung jedes Jahr am
2. Samstag im Mai in Fredericksburg
(Friedrichsburg) in Texas gefeiert und
von den Nachkommen erneuert.
Die Kleinstadt Friedrichsburg oder
„Fritzburg“, wie die ältere Generation
es nennt, liegt rund hundert Kilometer nordwestlich von San Antonio im
US-Bundesstaat Texas. Friedrichsburg
wurde 1846 von dem aus Dillenburg
stammenden Otfried Hans Freiherr von
Meusebach gegründet und zu Ehren
des Prinzen Friedrich von Preußen benannt. Freiherr von Meusebach, der
New Braunfels im August 1845 verlassen hatte, war neuer Generalkommissar
des „Vereins zum Schutze deutscher
Einwanderer in Texas“(Society for the
Protection of German Immigrants in
Texas), auch als „Mainzer Adelsverein“ bekannt. Er verzichtete auf seinen
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Kultur & Geschichte
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Adelstitel und wurde in Texas schlicht
als John O. Meusebach bekannt.
Die Emigration wurde von genanntem Adelsverein organisiert, der den
Unruhestifter der Märzrevolution loswerden wollte. Henry Fisher, der Konsul
der damals unabhängigen Republic of
Texas, hatte dem Adelsverein eine riesige Fläche „Farmland“ bei San Antonio
verkauft. Die Immigranten wiederum
erwarben ein Komplettpaket mit einer
Schiffsreise, Verpflegung, Transfer, ein
Stück Land in Texas, und dem Versprechen, dass es dort Schulen und Kirchen
geben würde.
Anders als der Staat Texas lehnten
die Friedrichsburger das Halten von
Sklaven ab. Deshalb weigerten sich
viele Einwohner, während des Sezessionskrieges in der Armee der Südstaaten zu dienen. Friedrichsburg ist auch
der Geburtsort von Chester W. Nimitz,
der später zum Admiral befördert und
der im Zweiten Weltkrieg die pazifische Flotte gegen Japan kommandiert
hat und die Kapitulationsurkunde unterzeichnete. Die Einwohner der Stadt
sind bemerkenswert stolz auf ihre deutsche Abstammung, und Friedrichsburg
ist „ein Stück Deutschland in Texas“
geblieben: Viele Straßen, Restaurants,
Hotels und Geschäfte haben deutsche
Namen und bieten typisch deutsches
Essen an und alljährlich wird ein Ok-
toberfest gefeiert. Die dort noch lebenden Deutschamerikaner sprechen
teilweise Texasdeutsch, das linguistisch
betrachtet keinen eigenen Dialekt innerhalb der deutschen Sprache darstellt, sondern vielmehr eine Mischung
aus Deutsch und Englisch ist.
Zur in deutscher Sprache gestalteten
Internetseite der Stadt Friedrichsburg
in Texas/USA gelangen Sie hier.
http://www.friedrichsburg-texas.com/
Einen Artikel aus der Geschichte von
Friedrichsburg auf „Zeit online“ finden
Sie hier.
http://mobil.zeit.de/reisen/2012-05/
fredericksburg-texas
Mehr als Wurst, Fraktur und Bier:
Deutsche Spuren in New York
Von Dr. Roswitha Schieb
Wer als Deutscher in New York in der
Upper East Side spazieren geht, kann
an einem Zeitungskiosk auf die New
Yorker Staatszeitung stoßen. Und
wenn er sie aufschlägt, kann er, jedenfalls vor zehn, fünfzehn Jahren noch,
im Herbst das Bild eines buntgefärbten Baumes sehen und dazu einen Artikel lesen, der leicht sentimental beginnt: „Wenn ich jetzt im Oktober zu
meinem Deli an der Ecke gehe, dann
denke ich oft an die zarten Nebel und
an die Laubfärbung im schönen Harz,
die gerade beginnt.“ Das Deli oder
Feinkostgeschäft an der Ecke 2nd Ave
/ 86th St heißt hier Schaller & Weber
und ist mehr als ein Deli. Es ist das Relikt einer Zeit, als die Upper East Side
ein stark deutsch geprägtes Viertel
war, und die 86. Straße im New Yorker Volksmund Sauerkraut Boulevard
genannt wurde. Noch heute werden
in dem Geschäft, das seit 1937 an dieser Stelle existiert, bevorzugt deutsche
8
Wurstwaren „handmade“ nach deutschen Rezepten in New York
Lebensmittel angeboten, neben einer
gigantischen Auswahl von Fleisch und
typischen Würsten auch andere Spezialitäten, von Spätzle über Rotkohl
und Apfelmus bis hin zu Stollen in
der Weihnachtszeit. Weitere deutsche
Spuren in der Upper East Side sind
das seit 1936 bestehende Restaurant
Heidelberg und Glaser‘s Bakery, evangelische und katholische Gottesdienste in deutscher Sprache (German Ev.
Lutheran Zion St. Mark‘s Church und
St. Joseph‘s Church), das seit 1960 bestehende Goethe-Institut und die erst
1957 ins Leben gerufene Steuben-Parade, eine Art Trachtenumzug. Es ist
der einzige Umzug in New York, bei
dem laut Donald Trump die Straßen
nachher sauberer seien als vorher. Er
bewegt sich von der 5th Avenue bis
zur 86th St, also bis zum ehemaligen
Zentrum der Deutschen in New York
in der Upper East Side oder genauer in
Yorkville.
Kultur & Geschichte
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ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Bis in die siebziger Jahre des 20.
Jahrhunderts soll dieses Viertel als
deutsch geprägter Stadtteil zu erkennen gewesen sein, bis er sich durch
Fortzüge und Assimilation auflöste. Die
prägende Dominanz der Deutschen in
diesem Stadtteil hatte zu Beginn des
20. Jahrhunderts eingesetzt. Zuvor, im
19. Jahrhundert, hatten sich die deutschen Einwanderer in der Lower East
Side rund um den Tompkins Square angesiedelt und dieses Stadtviertel derart
geprägt, dass es wahlweise Deutschländle, little Germany und Dutchtown
genannt wurde. Hier gab es Geschäfte
und Betriebe, deutsche Vereinshäuser für Turner, Musiker (Aschenbroedel Hall) und Schützen, die Germania
Bank und Kirchen verschiedener Konfessionen. Die Deutsche Gesellschaft
der Stadt New York kümmerte sich um
die immer neu zuziehenden deutschen
Einwanderer. So verteilte sie Ende des
19. Jahrhunderts beispielsweise unentgeltlich die Broschüre „Praktische
Rathschläge und Mittheilungen für
deutsche Einwanderer“, worin es gleich
zu Beginn warnend heißt: „Im vorigen
Jahrhunderte war die Auswanderung
über‘s Meer nach Amerika in doppelter
Beziehung ein gefährliches Wagniß“.
Waren die Leiden und Qualen einer langen, oft 3 oder 4 Monate dauernden
Seefahrt endlich überstanden, so fiel
der Auswanderer, nachdem er den Fuß
auf den Boden der Neuen Welt gesetzt,
nur zu oft und leicht in die Hände von
Seelenverkäufern, denen kein Mittel zu
schlecht war, um den des Landes und
der Sprache Unkundigen beim Elend
der „weißen Sklaverei“ in des Wortes
traurigster Bedeutung preiszugeben.
Dem Bestreben, solchem Unwesen
entgegenzusteuern, und besonders
deutsche Einwanderer vor einem so
traurigen Lose zu bewahren, verdanken
die beiden ältesten Deutschen Gesellschaften in den Vereinigten Staaten ihr
Entstehen […]. Beiläufig sei bemerkt,
dass der vielgefeierte General-Major
Friedr. Wilh. Steuben von 1785 bis
Als Schlüssel für den Erfolg in Amerika
galt für die deutschen Einwanderer das
Erlernen der englischen Sprache. Quelle:
Alexander Emmerich: Die Geschichte der
Deutschen in Amerika von 1680 bis zur
Gegenwart, Köln 2013, S. 138,
Sammlung Helmut Schmahl
Die Karte von Castle Garden, dem
Emigranten-Landeplatz an der Südspitze
New Yorks, mit allen für den damaligen
Einreisenden wichtigen Einrichtungen.
Quelle: Praktische Rathschläge und
Mittheilungen für deutsche Einwanderer, hrsg. und in einzelnen Exemplaren
unentgeltlich vertheilt von der Deutschen
Gesellschaft der Stadt New York. Mit einem Grundplane vom Castle Garden und
einer Karte des südl. Theiles der Stadt
New York. 2. Ausgabe, New York 1883
1795 Präsident der Deutschen Gesellschaft der Stadt New York war.“ Diese
Broschüre gab Tipps für erste Unterkünfte und drang auf das zügige Erlernen der englischen Sprache als Bedingung für die Immigration: „Winke
für Diejenigen, welche in New York
bleiben. Etwas über Gast- und Logierhäuser […] Das von dem Lutherischen
Emigrantenhaus-Vereine gegründete
und gegenüber vom Castle Garden gelegene „Deutsche Emigrantenhaus“ ist
für ruheliebende und sparsame Einwanderer besonders zu empfehlen. […] In
Amerika angekommen, sollte [der Auswanderer] keine Gelegenheit versäumen, mit Hintansetzung alles Anderen
seine Kenntniß des Englischen zu vermehren. Er muß mit Aufmerksamkeit
auf die Aussprache gebildeter Amerikaner hören, mit Hülfe Anderer sich in der
richtigen Aussprache üben, eine englische Grammatik […] fleißig studiren,
und Unterricht nehmen.“
Aber zunächst war little Germany
ein Sammelbecken, ein melting pot
aller möglichen deutschen Dialekte,
wie es 1874 in der Zeitschrift „Die Gartenlaube“ beschrieben wird: „Außerhalb „Dutchtown“ dürfte es auf der
Erde kaum einen Platz geben, wo die
verschiedensten deutschen Mundarten in gleicher Weise gegeneinander
ausgetauscht werden. Vom derben
ostfriesischen Seemannsfluche bis zur
gewähltesten Höflichkeitsformel eines
biederen Sachsen variiert der herrliche
Mutterlaut in allen ihm möglichen Modulationen. Durch den fortwährenden
unmittelbaren Austausch der Dialekte einerseits und durch die Aufnahme
vieler mundgerechter englischer Wörter, die meistens von unseren schwäbischen Landsleuten des bessern Klanges
wegen mit der Nachsilbe „le“ geziert
werden, andererseits, entsteht jenes
wundervolle Sprachsammelsurium, das
in Pennsylvanien unter dem Namen
„deutsch-pennsylvanisch“ sogar der
Landessprache gefährlich zu werden
droht.“
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Kultur & Geschichte
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Über die verschiedenen Konfessionen in dutchtown heißt es weiter in der
Gartenlaube: „So haben die Katholiken
namentlich den untern oder südlichen
Theil in Beschlag genommen, wo ihre
mächtige Kathedrale an der dritten
Straße den Schwerpunkt bildet, während die einfachen, meist thurmlosen
Gotteshäuser der Protestanten und freien Gemeinden nur im oberen Theile zu
finden sind. Will der Jude einer ähnlichen Neigung folgen, so siedelt er sich
bei seinen Glaubensgenossen in der
zehnten Straße an.“
Weiterhin beschreibt die Gartenlaube Handel und Wandel sowie das rege
Vereinsleben in der Lower East Side um
1870: „In industrieller und mercantiler Hinsicht steht „Klein Deutschland“
nicht nur keinem der übrigen Stadttheile nach, sondern es hat in verschiedenen Branchen des gewerbthätigen
Lebens gar eine Berühmtheit erlangt.
So beherrschen die Norddeutschen
den ganzen Kram- und Gemüsemarkt
New-Yorks, während Süddeutschland
vorzügliche Bierwirthe liefert. Das Fleischer- und Bäckeramt betrachten die
Schwaben als ihr Privilegium. […] Auch
im Uebrigen hat der Bewohner „Dutchtowns“ sich den Gebräuchen der alten
Heimath wenig entfremdet; ja manche
seiner Naturanlagen scheinen hier sogar noch einer höheren Entwickelung
fähig zu sein. Der Genuß des Bieres
zum Beispiel ist verhältnißmäßig stärker als in irgend einer durstigen Stadt
der alten Welt, selbst München nicht
ausgenommen. Bier und Sauerkraut
sind die einzigen deutschen Wörter,
welche hinsichtlich ihrer Aussprache
dem Amerikaner keine Schwierigkeiten
machen, die einzigen Laute, die ihm
zu Gebote stehen, wenn er das Nationalgefühl seines teutonischen Vetters
reizen will, und nicht selten haben wir
die Ehre, Mr. Lagerbier oder Mr. Sauerkraut angeredet zu werden. […] Unser „Deutschländchen“ zählt allein an
sechszig Gesangvereine, unter denen
mehrere ihr eigenes Local besitzen. […]
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Auch die an der Nordseite der Stadt gelegenen Parks bieten unsern deutschen
Völkerschaften ein günstiges Terrain
zur Abhaltung landesüblicher Feste,
unter denen das dreitägige Cannstädter Volksfest eine hervorragende Stelle
einnimmt. An dieses schließt sich dann
eine Reihe von Kirchweihen, Schützenund Sängerfesten, Wurst- und Traubenmärkten an, die erst spät im Herbste ihr
Ende erreicht.“
Die neuen Deutsch-Amerikaner verfolgten trotz ihres Lebens in der Neuen
Welt genau die politischen Veränderungen in ihrer alten Heimat. So beschreibt
die Gartenlaube die Stimmung zum
Zeitpunkt der deutschen Reichsgründung 1871 in little Germany: „In jenen
glorreichen Tagen war es eine Lust,
durch’s „Deutschländchen“ zu wandern. Guirlanden und Kränze schmückten jeden Giebel, und die Fahnen verschwanden fast nie von den Dächern.
Jünglinge, die „Wacht am Rhein“ singend, durchzogen die Straßen Arm in
Arm, als ginge es zu einer Rekrutenaushebung oder zum Ausmarsche in’s
Feld. Die wunderbare „Nationalhymne“ erklang vom frühen Morgen bis
spät in die Nacht; sie klang aus jeder
Bierhalle, aus jedem Arbeitsshop.“
Doch nahm dieses ausgeprägt deutsche Leben 1904 ein jähes Ende, mit
der Schiffskatastrophe der General Slocum nämlich. Auf einer Ausflugsfahrt
mit etwa 1300 Personen der besseren
Gesellschaft von little Germany, vor allem Frauen und Kinder, bricht auf dem
Schiff ein Feuer aus, und über tausend
Personen kommen aufgrund der mangelnden Rettungseinrichtungen um.
Das Schiff „General Slocum“
Danach zerfällt die Gemeinschaft, etliche allein zurückbleibende Männer
der besseren Gesellschaft begehen
Selbstmord. Auf dem Tompkins Square ist heute noch das Denkmal für die
Opfer der General-Slocum-Schiffskatastrophe zu sehen, übrigens lange Zeit
die größte Katastrophe in New York bis
zu den Terroranschlägen aufs World
Trade Centre am 11. September 2001.
Das Denkmal für die Schiffskatastrophe
wurde 1906 eingeweiht und zeigt zwei
zum Meer schauende Kinder und die
Worte: „Sie waren die reinsten Kinder
der Erde, jung und schön“.
Dieses Unglück beendete das goldene Zeitalter der Deutschen in der
Lower East Side. Viele zogen nun in
die Upper East Side, nach Yorkville
in den Umkreis der 86. Straße. Doch
waren die Jahre der Anerkennung der
Deutsch-Amerikaner, die sich durch
Handwerksfertigkeiten und andere
Geschicklichkeiten in New York durchaus beliebt gemacht hatten, im neuen
Stadtviertel gezählt. Spätestens mit Eintritt der Amerikaner in den Ersten Weltkrieg 1917, aber auch schon seit der
Torpedierung des britischen Passagierschiffes Lusitania 1915 durch ein deutsches U-Boot, legten die angestammteren Amerikaner Wert darauf, dass sich
die Deutsch-Amerikaner entweder für
Deutschland oder für Amerika entschieden. Der Bindestrich („hyphen“) der
German-Americans müsse wegfallen,
eine Entweder-oder-Entscheidung müsse her, ein „Bindestrich-Amerikaner“
könne unmöglich ein guter Amerikaner
sein, denn „jeder Mann, der einen Bindestrich mit sich trägt, trägt auch einen
Dolch und ist bereit, ihn in die lebenswichtigen Organe der Republik zu stoßen“, hieß es in den aufgeheizten Zeiten des Ersten Weltkriegs. Durch den
Assimilationsdruck in dieser Zeit ging
naturgemäß viel von den deutschen
Eigentümlichkeiten und Charakteristika
in New York verloren.
Dabei hatte es in der Stadt einstmals nicht nur deutsche Stadtviertel
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4/2013
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Auf der von der deutschen Marine
versenkten Lusitania befanden sich viele
Adlige und andere hochstehende Persönlichkeiten, wie der Millionär Alfred
Vanderbilt. Quelle: Alexander Emmerich:
Die Geschichte der Deutschen in Amerika
von 1680 bis zur Gegenwart, Köln 2013,
S. 143, aus: Bade, Klaus: Migration in Geschichte und Gegenwart, München 1992
gegeben, sondern es waren auch einige deutsche Persönlichkeiten, die in
New York und darüber hinaus Bedeutung erlangten: so Johann Jacob Astor,
mittelloser deutscher Immigrant aus
Walldorf bei Heidelberg, der bereits
Ende des 18. Jahrhunderts nach New
York kam, durch geschickte Geschäftspraktiken ein Handelsimperium errichtete und zum ersten Multimillionär der
USA wurde. Unter anderem zeugen der
Astor-Tabak, die erste Waldorf-Schule
und das berühmte Hotel Waldorf-Astoria an der Park Avenue vom Einfluss dieser mächtigen Familie. Der Stammvater
John Jacob Astor gilt als Vorbild für die
Figuren Ebeneezer Scrooge aus Charles
Dickens Eine Weihnachtsgeschichte
sowie die ungeheuer reiche, in Gold
badende Zeichentrick-Ente Dagobert
Duck von Walt Disney.
Der Carl Schurz Park in der Upper
East Side verweist auf den deutschen
Immigranten Carl Schurz, der nach der
gescheiterten 1848er-Revolution in die
USA kam und dort als Republikaner, der
sich unter anderem für die Anti-Sklaverei-Bewegung einsetzte, später sogar
zum Innenminister der USA aufstieg.
Prägend war auch der deutsche Einwanderer Thomas Nast, Zeichner für
die New-York Illustrated News und für
Harper`s Weekly, der um die Mitte des
19. Jahrhunderts nicht nur das Dollarzeichen graphisch entwickelte, sondern
auch die ikonischen Figuren des Uncle
Sam und des Santa Claus erfand, eine
Figur, die auf der deutschen Nikolaus-Tradition basierte.
Das New Yorker Stadtbild gestaltete
der aus Deutschland stammende Ingenieur Johann Röbling (John Roebling)
mit, der um 1860 die technisch innovative, heute noch existierende Brooklyn-Bridge konstruierte. Eine deutsche
Briefmarke von 2006 erinnert an sein
Meisterwerk, das 1883 eingeweiht wurde und sofort zum Wahrzeichen des damaligen New York aufstieg.
Die berühmte Klavierbau-Firma
Steinway & Sons wurde Mitte des 19.
Jahrhunderts vom deutschen Einwanderer Heinrich Engelhard Steinweg in
New York gegründet, wo sie schnell expandierte und zu Weltruhm gelangte,
der bis heute ungebrochen ist.
In den dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts waren es viele
deutsche und vor allem deutsch-jüdische Emigranten, die vor der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten
aus Deutschland bzw. Österreich nach
New York flohen und sich ebenfalls in
Yorkville um die 86. Straße herum ansiedelten, unter ihnen Berühmtheiten
wie die Philosophin Hannah Arendt,
der Komponist Kurt Weill, der Künstler
Max Ernst und der aus Fürth bei Nürnberg stammende junge Henry Kissinger, der 1973 Außenminister der USA
wurde.
Wer sein Wissen über die deutschen
Spuren in New York vertiefen möchte,
dem sei die digitale Liste zu diesem
Thema empfohlen, die das dortige
Goe­the-Institut zusammengestellt hat.
Unter www.germantracesnyc.org wird
die deutsche Vergangenheit in New
York in Texten, Bildern und kleinen Filmen ganz erstaunlich lebendig.
Was bleibt heute von den deutschen Spuren in New York? Das Wurstwaren-Geschäft Schaller & Weber, das
auch andere deutsche Spezialitäten
vertreibt, hat vor, die Handlung auch
in der dritten Generation weiterzuführen. Laut F.A.Z. vom 21.9.2013 erlebt
die deutsche Gastronomie in New York
derzeit eine Renaissance. Etliche neue
deutsche Restaurants und Bierhallen
hätten in den letzten Jahren in der
Stadt eröffnet, Oktoberfeste erfreuten
sich großen Zuspruchs. Es scheint eine
Modeerscheinung zu sein, die sich auf
deutsche Stereotypen wie Bier, Wein,
Wurst, Brot, Spätzle, Frakturschrift,
Oktoberfest und Trachten stützt. Hier
ist ein kommerzielles Disney-Deutschland nicht fern. Jedenfalls: mit den
sentimentalen, leicht melancholischen
Deutsch-Amerikanern, die sich, laut der
New Yorker Staatszeitung, auf ihrem
Weg zum Deli an der Ecke im Herbst
nach der Laubfärbung im Harz sehnen,
dürfte es heute vorbei sein.
Literatur:
• Praktische Rathschläge und Mittheilungen für deutsche Einwanderer,
hrsg. und in einzelnen Exemplaren
unentgeltlich vertheilt von der Deutschen Gesellschaft der Stadt New
York. Mit einem Grundplane vom
Castle Garden und einer Karte des
südl. Theiles der Stadt New York. 2.
Ausgabe, New York, im März 1883, S.
1, 23, 28 f.
• Die Gartenlaube, 1874, Heft 48, S.
781 f.
• Alexander Emmerich: Die Geschichte
der Deutschen in Amerika von 1680 bis
zur Gegenwart, Köln 2013, S. 142.
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Kultur & Geschichte
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Einwanderungsforschung als Leidenschaft
Mit dem jungen Journalisten, Juristen und Schriftsteller Felipe Kuhn Braun hat die
Erforschung und das Andenken an die deutsche Einwanderung in Süd Brasilien
neuen Schwung und ein neues, junges Gesicht bekommen
Von Bodo Bost
Erst 26 Jahre ist er alt, Felipe Kuhn
Braun, aus Neu Hamburg/Novo Hamburgo in Rio Grande do Sul. Als er
sieben Jahre alt war, ist er mit seinen
Eltern nach Farroupilha/RS umgezogen, wo er die Grundschule und Mittelschule im Colégio Nossa Senhora
de Lourdes besucht hat. Bereits mit 14
Jahren begann er dort mit der Erforschung seiner Vorfahren, die aus dem
Hunsrück, Saarland, Russland und Luxemburg stammten. So erforschte er
damals bereits mehrere Familien, u. a.
die Familien Heck, Kuhn, Jaeger, Roehe,
Winter, Mombach, Christ und Braun.
Mit 17 begann er ein Jurastudium
an der Universidade Feevale in Novo
Hamburgo, wo er neben Deutsch auch
Französisch, Englisch und Italienisch
lernte. Die Universität Feevale war als
die einstige deutsche Lehrerbildungsanstalt auch aus der deutschen Einwanderung hervorgegangen. 2007 beendete er seine praktische Ausbildung
als Jurist mit einem Praktikum im INSS
dem Sozialversicherungsamt von Novo
Hamburgo und begann gleichzeitig ein
zweites Studium des Journalismus an
der Feevale.
Im Jahr 2007 war er als Student von
19 Jahren zum ersten Mal in Deutschland auf Forschungsreise zu den Wurzeln seiner eigenen Familie. Er besuchte den Hunsrück, Kirchberg, Cochem,
Mittelstrimmig, Liesenich, Bacharach,
Mastershausen, Dickenschied, Womrath in Rheinland Pfalz, Hasborn und
Theley in Saarland. Zurück in Neu
Hamburg/Novo Hamburgo wurde Felipe von den 15.000 Studenten der
Feevale zum Studentenvertreter ins Stu-
12
Felipe Kuhn Braun
dentenparlament gewählt, ein Mandat,
das 2009 und 2010 erneuert wurde.
Zur gleichen Zeit schloss er seine praktische Ausbildung als Journalist ab
Ab 2003 begann er alte Fotos über
die Geschichte, Bräuche und kulturellen
Gewohnheiten der deutschen Einwanderer und ihrer Nachkommen vom XIX.
Jahrhundert und vom Anfang des XX.
Jahrhunderts zu sammeln und zu digitalisieren. Acht Jahre später hat er so
bereits ein Archiv mit 9.000 alten Fotos
angelegt. Die Munizips in Brasilien, die
er besuchte für seine Forschungen, waren Nova Petrópolis, Feliz, Santa Maria
do Herval, Morro Reuter, Picada Café,
Dois Irmãos, Bom Princípio, São Sebastião do Caí, São José do Hortêncio, Salvador do Sul, Linha Nova, São Pedro da
Serra, Tupandi, Novo Hamburgo, São
Leopoldo unter anderen.
Seit 2006 hat Felipe bei der Zeitung
NH (Novo Hamburgo) von Novo Hamburgo eine eigene Kolumne unter der
Überschrift „1900 & Antigamente“, wo
er alte Fotos und eine Geschichte dazu
veröffentlicht. Allein in dieser Zeitung
hat er schon mehr als 1.050 alte Fotos
veröffentlicht in nur sechs Jahren. Auch
in der Zeitung „Zero Hora“ von Porto
Alegre, die eine eigene Hunsrückische
Seite für ihre deutschsprachigen Leser
hat und in der Zeitschrift Sankt Paulusblatt unter Trägerschaft des Volksvereins für die katholischen Deutschen
Brasiliens, die in deutscher Sprache
in Nova Petrópolis/RS gedruckt wird,
hat er schon viele seiner Forschungsergebnisse veröffentlicht. Im Moment
hat er neben dem Bildarchiv auch ein
Namensarchiv von 300.000 Namen
von deutschstämmigen Einwanderern,
sein Bildarchiv ist auf 18.100 alte Fotos gewachsen. Im Jahr 2010 veröffentlichte er sein erstes Buch mit dem
Titel „História da Imigração Alemãno
Sul do Brasil“ (Geschichte der deutschen Einwanderung in Südbrasilien).
Es ist gedruckt worden von der Editora Amstad von Nova Petrópolis, RS. Im
Juli desselben Jahres veröffentlichte er
das Buch „Memórias do Povo Alemão
no Rio Grande do Sul“(Andenken des
deutschen Volkes in Rio Grande do Sul),
auch gedruckt bei der Editora Amstad,
die zum Volksverein in Nova Petropolis
gehört. 2012 erschien sein Buch „Novo
Hamburgo: da fundação à emancipação política“ (Neu Hamburg: Von
der Gründung bis zur Emanzipation)
1824-1927).
Im Jahre 2010 beendete Felipe sein
Journalistikstudium an der Feevale, jetzt
arbeitet er in der Druckerei der Assembléia Legislativa von Rio Grande do Sul,
dem Lokalparlament des Bundesstaates
Rio Grande. Gleichzeitig hat er jedoch
noch mit einem Studium der Geschichte begonnen. Im Jahre 2012 kandidierte er bei den Kommunalwahlen für die
PDT (Demokratische Partei der Arbeit)
Kultur & Geschichte
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ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
für den Stadtrat von Novo Hamburgo
und erhielt mit einem beachtlichen,
persönlichen Ergebnis auf Anhieb ein
Mandat als zweiter Nachrücker seiner
Partei. Im August 2010 wurde sein erstes Buch zum zweiten Mal neu aufgelegt bei der Druckerei Costelli in Porto
Alegre. Im gleichen Jahr wurde Felipe
Kuhn Braun auch ins Kuratorium des
Museums „Visconde de São Leopoldo“
berufen, das sich dem Andenken der
deutschen Einwanderung in Südbrasilien widmet. In der zweiten Jahreshälfte
2010 digitalisierte Felipe einen Teil des
Fotoarchivs des Geschichtlichen Museum Visconde de São Leopoldo. Seit April gehört er zum Direktorium der genealogischen Abteilung des Museums.
Darüber hinaus ist er freier Mitarbeiter
der Zeitungen „O Farroupilha“ und
„Informante“, im Munizip Farroupilha.
Auch in Campo Bom hat er in der Zeitung „CB News“ eine eigene Kolumne
über die Geschichte des Munizips und
seiner Umgegend.
Anfang 2011 begann Felipe Kuhn
Braun ein Register von Friedhöfen
in den Orten und Städten, die von
Deutschstämmigen und ihren Nachkommen seit 1824 kolonisiert worden
waren. So besuchte und fotografierte
er von Januar bis März 2011 die Fried-
höfe von Três Coroas, Igrejinha, Bom
Princípio, Vale Real, Feliz, Morro Reuter,
Lomba Grande und Hamburgo Velho
(in Novo Hamburgo), Linha Imperial,
Linha Olinda und Pinhal Alto (in Nova
Petrópolis), Picada Holanda, Morro
Bock, Picada Café, Estância Velha, Ivoti,
Morro dos Bugres, Santa Maria do Herval, Jammertal und Campo Bom. In den
letzten Jahren hatte Felipe auch eine
ganze Menge Briefe und biografische
Denkschriften von Deutschbrasilianern
gesammelt und übersetzt, daraus sind
zwei Projekte zu Biografien und Berichten über Einzelpersönlichkeiten aus der
deutschen Einwanderung und ihren
Nachkommen entstanden. Das erste
Projekt wurde bereits realisiert und als
Buch veröffentlicht, das im April 2011
unter dem Titel „Memórias de Imigrantes Alemães e seus Descendentes no
Sul do Brasil“ (Andenken an deutsche
Einwanderer und ihre Nachkommen in
Südbrasilien) in einer Auflage von 550
Büchern wiederum in der Druckerei
Amstad von Nova Petrópolis erschienen
ist.
Die meisten Interessenten erreicht
Felipe Kuhn Braun jedoch nicht mehr
über seine Zeitungsberichte oder Bücher, sondern über seine beiden Blogs,
die er im Internet zur Geschichte der
deutschen Einwanderung in Brasilien
betreibt, man findet sie unter: http://
memoriadopovoalemao.blogspot.com,
und www.imigracaoalema.com. Über
dieses moderne Kommunikationsmittel
erreicht er auch zahlreiche an der Familienforschung interessierte Inter­nauten
in Deutschland und Luxemburg, wie
man im Netz nachlesen kann. Seine
neuesten Projekte sind die Erfassung
der Weiterwanderung von Brasiliendeutschen nach Argentinien, vor allem
in die Provinz Misiones und die Erfassung der Einwanderung von Russlanddeutschen nach Brasilien, denn auch er
hat Vorfahren, die einst aus den Steppen des Zarenreiches in die Steppen
Südbrasiliens weitergewandert sind.
Felipe Kuhn Braun ist auch offen für
Anregungen und Informationen aus
Deutschland, seine elektronische Postadresse lautet: felipe.braun@terra.
com.br. Felipe hat mit dem hierzulande weit verbreiteten Vorurteil gebrochen, dass die Genealogie etwas für die
ältere Generation ist.
Er, der noch am Anfang seiner beruflichen und politischen Laufbahn in
Brasilien steht, hat zumindest fest vor,
seinen Lebensunterhalt mit der Einwandererforschung aus brasilianischer Sicht
zu bestreiten.
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Der Padre und die Kirchenkühe
Wie in den einstigen Jesuitenmissionen Boliviens Traditionen gepflegt und mit
Spenden Selbsthilfe-Projekte für Indianer gefördert werden
Von Ulrich Uhlmann
Das ist die Geschichte von Padre Roberto, dem aus München stammenden
Pfarrer, und von Don Pedro, dem Chiquito-Indianer aus der Chiquitania-Region im feucht-heißen Osten Boliviens.
Don Pedro, der Bauer aus Rio Blanco, einem von der Welt vergessenen Urwaldnest ohne Strom und Leitungswasser, ist mit seinem Moped unterwegs
auf dem stundenlangen, holprigen
Weg in das kleine Städtchen Concepcion. Ein Schuss löst sich versehentlich
aus dem umgehängten Gewehr. Über
viele Stunden schleppt er sich, schwer
blutend und Hilfe suchend, die staubige Piste entlang. Die Arbeiter einer Goldmine bringen ihn mit einem
schrottreifen Auto in das Krankenhaus
von Concepcion, dem 18.000 Einwohner zählenden Verwaltungssitz.
Nun beginnt die Tortur des bolivianischen Gesundheitswesens: Zuerst,
wenn überhaupt in der Apotheke vorhanden, die vorgegebenen Medikamente kaufen; dann das Geld für die
anstehende Operation auf den Tisch
gelegt. Vorher bewegt sich kaum ein
ärztlicher Finger. Eine Krankenversicherung ist meist unbekannt. Für die
„campesinos“, die Bauern, oft ein hoffnungsloser Fall. Schließlich verdient
ein Landarbeiter nur umgerechnet um
die sieben Euro pro Tag. Padre Roberto
und Spender aus Bayern streckten Geld
vor, beteiligten sich an den Kosten.
Wir sind nach fünfstündiger Busfahrt aus Santa Cruz de la Sierra angekommen. Concepcion empfängt uns
in der Mittagshitze. Wie ausgestorben
wirkt das Städtchen. Nur auf der Plaza,
dem Mittelpunkt des Ortes, mit ihren
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Gottesdienst mit Padre Roberto in der winzigen Schule von Madrecita.
Die Chiquitos-Indianer des abgelegenen Dörfchens erhalten aus
kirchlichen Spendenmitteln eine kleine Rinderherde
buntblühenden Bäumen und Sträuchern, tummeln sich lärmende Kinder.
Sie haben den Vormittagsunterricht
hinter sich gebracht; die nachmittägliche „Ablösung“ ist unterdes auf dem
Weg zur Schule. Unter den traditionellen Laubengängen mit den weit vorgezogenen Ziegeldächern links und rechts
der Straßen – sie schützen vor Sonne
und Regen – haben sich die Alten zu
einem geruhsamen Schwätzchen zusammengefunden. Lebendig wird es in
Concepcion erst am Spätnachmittag.
Da öffnen die Läden und wenigen Restaurants und die bei den Jugendlichen
beliebten Internet-Cafés. Motorräder,
Marke China, knattern ziellos durch
die Gegend. Gesehen werden ist das
Motto.
Concepcion und die als Weltkulturerbe anerkannten Jesuiten-Missionen
im Chiquitania-Gebiet zählen heute zu
den bekanntesten Touristenattraktionen Boliviens. Über 450 Kilometer zie-
hen sie sich, für uns zum Teil schwer zugänglich, in einem großen Bogen von
San Javier bis San José de Chiquitos.
Gegründet um 1750, boten die
Missionsdörfer für jeweils 2.000 bis
4.000 Ureinwohner Schutz vor Sklaverei. Doch die Jesuiten lehrten die Indianer auch das gesicherte Überleben
durch Ackerbau, Viehwirtschaft und
handwerkliche Berufe. Sie bildeten neben ihrer Missionstätigkeit Steinmetze,
Schnitzer, Maler, Weber und Musiker
aus, deren Fähigkeiten bis in die Gegenwart vererbt wurden.
Einzigartiges Zeugnis dafür ist die
aus Lehm-Backsteinen errichtete Urwald-Kathedrale von Concepcion mit
ihren gewaltigen Holzsäulen, die in den
70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts der Schweizer Architekt Hans
Roth originalgetreu restaurierte. Hier
wird noch heute barocke Kirchenmusik
gepflegt, die europäische und indigene
Elemente wie zur Jesuitenzeit vereint. Es
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Im Dorf San Silvestre wurden zwölf neu errichtete Häuser geweiht, die aus kirchlichen
Spendenmitteln und in Eigeninitiative der Chiquitos-Indianer entstanden
entstanden Barockorchester und Chor
mit 80 Kindern und Jugendlichen – bei
Tourneen auch in Deutschland fanden
sie Anerkennung.
Wir sind vierzig Kilometer unterwegs nach San Silvestre – zu erreichen
preisgünstig mit einem Taxi oder ortsüblich für einen geringen Obolus auf
der Ladefläche eines Lkw. Vorbei geht
es an Rinderfarmen, palmenbestandenen Weideflächen, kleinen, nach der
Regenzeit noch nicht ausgetrockneten
Seen und Tümpeln. Nun ist das kleine
Dorf mit seinen fünfzig Familien erreicht. An der staubigen Sandpiste nach
Brasilien liegen im Geviert um Kirche
und Schule die einfachen Palmhütten
der indianischen Einwohner. Esel und
Rinder wandern Futter suchend umher.
Jugendliche sitzen im Baumschatten
und blättern in bunten Heften. In den
Höfen halten die Älteren Siesta – Lieblingsbeschäftigung in der Mittagshitze.
Dann beginnt das Ereignis der Woche: Das Hausbauprojekt, zum Teil
finanziert aus kirchlichen Mitteln, ist
abgeschlossen. Zwölf fertige Häuschen,
traditionell aus drei kleinen Räumen
bestehend, werden eingeweiht. Padre
Robert Hof erklärt das Prinzip des Vorhabens: „Von der Pfarrei kommen vor
allem Zement, Dachziegel und Handwerkszeug. Das fachliche Wissen bringt
unser Maurer und Dachdecker Don Adrian mit. Na klar, auch die künftigen Bewohner müssen ihren Anteil leisten. Sie
liefern Sand, machen die Holzarbeiten
und kümmern sich um die Lehmziegel.
Die ganze Familie hilft da mit. So wird
ein würdigeres Wohnen möglich.“
Wie Padre Roberto Hilfe zur Selbsthilfe organisiert, lernen wir auch im
abgelegenen Madrecita kennen. Der
ärmliche Weiler – in der Regenzeit auf
den schlammigen, überschwemmten
Urwaldpfaden unerreichbar – zählt
ganze sechzehn Familien und einige
palmblattgedeckte Hütten. Arbeit gibt
es nicht, und der Acker reicht gerade
zur Selbstversorgung. Nach dem Gottesdienst in der winzigen Schule erklärt
Robert Hof den Chiquitos-Indianern,
wie vor allem der Gesundheitszustand
der Kinder verbessert werden kann,
denn ordentliche Ernährung ist Mangelware. Zusammen mit den Dorfältesten soll, wie anderswo in der Pfarrei
auch, ein „modulo“, eine kleine Rinderherde, in Gang gebracht werden. Das
Startkapital – zehn Kühe und ein Bulle. Nach fünf Jahren geht dann aus der
Nachzucht wiederum das „modulo“
mit der gleichen Rinderzahl an ein anderes Dorf. Der dörfliche Anteil an dem
Gemeinschaftsvorhaben: Die Bauern
Mehrmals wöchentlich werden etwa vierzig Schülerinnen und Schüler der katholischen Schule von Concepcion in Landwirtschaft und Gartenbau unterrichtet
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Früh übt sich, wer ein Meister werden will: Chiquito-Indianermädchen in Concepcion
müssen eine umzäunte Weidefläche,
eine Wasserstelle und einen Unterstand
aus ihren Mitteln zur Verfügung stellen.
Ganz anderer Art ist ein Anliegen,
das Padre Roberto in Angriff genommen hat, um die „Infrastruktur“ in den
45 Gemeinden der Pfarrei zu verbessern, die sich über ein unwegsames
Gebiet, vergleichsweise weit größer
als Sachsen, erstrecken. Ein „Transport- und Lieferservice“ wurde ins
Leben gerufen. „El camioncito“, der
klapprige Pfarrei-Lastwagen, der keinen deutschen TÜV überleben würde,
wird einmal monatlich in den abgelegenen Orten sehnlichst erwartet. Dann
nimmt er Campesinos zum Behördengang nach Concepcion mit, befördert
Kranke zum Arzt und transportiert Säcke mit Kartoffeln und Mais auf den
„mercado“, den Markt. „Auch eine Verkaufstheke gehört dazu. Die Preise sind
nicht höher als in der Stadt. Da gibt
es Salz, Zucker, Mehl und anderes“,
berichtet Don Paco, der langjährige
Fahrer. Also alles, was zum Beispiel im
über 100 Kilometer oder neun Stunden
entfernten Monte Verde zum Überleben im Urwald notwendig ist, wenn es
nicht gerade über Wochen in Strömen
regnet, und die Wege wieder einmal
unpassierbar sind.
Näheres zu den Bolivien-Hilfsprojekten über Konstantin Bischoff, Oficina
misional de Padre Roberto: kbischoff@
ebmuc.de.
Reisetipps
Reiseliteratur: Becksche Reihe Länder „Bolivien“, Verlag C. H. Beck, 12,95 €; „bolivien kompakt“, Reise
Know-How Verlag, 14,90 €; „Bolivien Reisekompass“, SEBRA-Verlag, 23,90 €; „Peru/Bolivien – Handbuch für
individuelles Reisen“, Reise Know-How Verlag, 25,00 €; Nelles Landkarte „Bolivia/Paraguay“, Nelles Verlag,
8,90 €; Landkarte „Bolivien“, Reise Know-How Verlag, 8,90 €; „Polyglott-Sprachführer Spanisch“, GVG Travel House Media, 7,99 €.
Wissenswertes: Individualreisen in Bolivien setzen Eigeninitiative und Kompromissbereitschaft voraus. Viele
Touren können vor Ort gebucht werden. Leichte Tropenbekleidung und festes Schuhwerk unbedingt empfehlenswert, ferner Reiseapotheke (Durchfall, Erkältung). Sonnen- und Moskitoschutz nicht vergessen.
Der in Deutschland übliche Impfschutz ist vorsorgend um Gelbfieber- und Hepatitis-Impfung zu erweitern.
Zum Malariaschutz ist ein Tropenarzt aufzusuchen. Vorteilhaft ist Euro- und Dollar-Bargeld; in den Provinzhauptstädten kann auch mit Karte Geld abgehoben werden. Vorsicht vor Kleinkriminalität vor allem in La
Paz und Santa Cruz, besonders auf Märkten. Verständigung grundsätzlich auf Spanisch; Englisch ist wenig
verbreitet. Busfahrt Santa Cruz-Concepcion neun Euro (etwa fünf Stunden). Übernachtung in Concepcion z.
B. Hotel „Patujú“, DZ/F 20 €.
Infos: Botschaft von Bolivien, Wichmannstr. 6, 10787 Berlin; Tel. 030/2639150, Fax 030/26391515; Secretaria Turism, Alcaldia de Concepcion; www.concepcion.gob.bo.
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Donauschwaben in Serbien vor dem Untergang
Trotz leichtem Zuwachs bei der jüngsten Volkszählung – Die Vojvodina auf dem
Weg zur monoethnischen Region
Von Werner Harasym
Zuversicht verbreitete Prof. Dr. Gerhard
Seewann, Inhaber des Stiftungslehrstuhles für deutsche Geschichte und
Kultur im südöstlichen Mitteleuropa in
Fünfkirchen (Pécs), im Januar 2013 im
Hinblick auf die Zukunft der Donau­
schwaben in Ungarn. Er habe keinen
Zweifel, dass die in der Geschichte schon häufig totgesagte deutsche
Minderheit in Ungarn fortbestehen
werde. Seewann durfte sich bestätigt
fühlen, als kurz darauf die Daten der
Volkszählung aus dem Jahre 2011 veröffentlicht wurden. Demnach bekannten sich 130.000 Personen zur deutschen Nationalität. Bei der vorherigen
Volkszählung im Jahre 2001 waren es
gerade mal 62.000 gewesen. Weitaus
pessimistischer äußerte sich Dr. Meinolf
Arens, Osteuropa-Historiker und Ethnologe, nun am 28. November 2013 im
Münchner Haus des Deutschen Ostens
im Rahmen eines mit Politikwissenschaftlerin Mirjana Ivancic gemeinsam
gehaltenen Vortrags zum Thema „Die
Autonome Provinz Vojvodina seit der
Wende 2000“ bezüglich der Donauschwaben in Serbien: „Die deutsche Minderheit ist überaltert und wird in zehn,
zwanzig Jahren in der Vojvodina auf
einige Hundert geschrumpft sein. Die
Sprachkenntnisse sind gering. Ich sehe
keine Zukunft.“
Darüber könne auch der minimale
Zuwachs nicht hinwegtäuschen. Dem
Statistischen Amt der Republik Serbien
zufolge bekannten sich bei der Volkszählung im Jahre 2011 insgesamt 4064
serbische Staatsbürger als Deutsche.
Davon entfielen 3272 Personen auf
die Vojvodina. Bei der Volkszählung im
Jahre 2002
waren es nur
3901 Personen gewesen, die sich
in der Republik Serbien
als Deutsche
deklarierten.
Den kleinen
Anstieg erk l ä r t e D r.
Arens mit
dem Wechsel
einiger Personen von
der ungarischen zur
d e u t s c h e n Aus dem Vortrag von Mirjana Ivancic über die Vojvodina am 28. November
Nationali2013 im Münchner „Haus des Deutschen Ostens“ – Foto: Erich Hemmel
tät. Diese
Menschen,
die zum großen Teil Mischehen ent- gebung gewohnt waren, zweitens die
stammen, hatten sich bislang nicht ge- Kolonisten der Zwischenkriegszeit,
traut, sich als Deutsche zu bezeichnen, Weltkriegsveteranen, die eine ethnisch
erfuhren wegen der Tabuisierung der reine Vojvodina präferierten, drittens
eigenen Familiengeschichte erst in den die von den Partisanen nach dem
letzten Jahren von ihren donauschwäbi- Zweiten Weltkrieg angesiedelten Menschen Wurzeln oder waren der Streitig- schen und viertens die in den 1990er
keiten innerhalb der ungarischen Min- Jahren ankommenden Personen aus
dem Kosovo, Kroatien und Bosnien.
derheit überdrüssig.
Dass sich Angehörige der deutschen „Die Erinnerungskultur bezüglich der
Minderheit in stärkerem Maße zu ih- Donauschwaben stößt bei den Serren Wurzeln bekennen, hängt auch ben, deren Familien schon vor 1918
damit zusammen, dass sich die altein- in der Vojvodina lebten, eher auf Integesessene Bevölkerung in der Vojvodi- resse. Schwieriger ist es bei der zweina durchaus der Vergangenheit ihrer ten, dritten und vierten Gruppe. Am
Region bewusst ist und sich mit dem einfachsten mit Gedenktafeln für die
donauschwäbischen Erbe vermehrt Donau­schwaben ist es dort, wo die
beschäftigt. Dazu muss man wissen, ungarische und kroatische Minderheit
dass sich die heute in der Vojvodina stark ist“, erläuterte Dr. Arens.
Es ist also durchaus ein Potenzial
lebenden Serben aus vier verschiedenen Gruppen speisen. Erstens sind das für deutsche Kulturvereine vorhanden.
diejenigen, die bereits vor 1918 dort Und so kommt es, dass beispielsweise
ansässig und eine multikulturelle Um- der 1999 gegründete deutsche Verein
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Kultur & Geschichte
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
St. Gerhard in Sombor in der Batschka
(mehr darüber unter: http://www.gerhardsombor.org/ ) mit inzwischen 700
Mitgliedern zu den „aktivsten, größten
und vorbildlichsten“ in der Vojvodina
zählt, wie Stefan Barth, 2. Vorsitzender der Donauschwäbischen Kulturstiftung, versichert. Ein Schwerpunkt der
Arbeit des Vereins ist die Jugendarbeit,
die mit Seminarangeboten, Deutschkursen, Freizeitangeboten, Schüleraustausch und Förderung von Stipendien
ein breites Betätigungsfeld aufweist.
Bei seinem Besuch im Juni 2013 beobachtete Barth, wie Jugendliche die
Treppen, die auf einer Böschung zur
Straße hinauf führten, von Unkraut
säuberten. Auf seine Frage, „warum
die Jugendlichen das machen“, antwortete der Vereinsvorsitzende Anton
Beck: „Sonst macht es keiner, und wir
möchten mit gutem Beispiel vorangehen.“ Das Somborer Lokalfernsehen
berichtete darüber. Unter den 700 Mitgliedern befinden sich neben den heimatverbliebenen Donauschwaben laut
Dr. Arens „viele Kroaten, Ungarn und
Slowaken sowie auch einige Serben,
die allesamt bei der Wende im Jahre
2000 der Opposition zum Milosevic-Re-
Die Friedenskirche in Karlowitz (Syrmien/
Vojvodina) erinnert an den Frieden von
Karlowitz 1699, mit dem der Große
Türkenkrieg (1683-1699) beendet wurde
- Foto: Erich Hemmel
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gime angehörten“. So werde in diesem
deutschen Begegnungszentrum auch
häufig kroatisch und ungarisch gesprochen. „Manchmal war die Oma eines
Vereinsmitglieds zur Hälfte Donau­
schwäbin. In jedem Falle haben diese
Leute eine positive Beziehung zu den
Donauschwaben“, berichtete Dr. Arens.
Leider stoßen zu lobende, regionale Initiativen – mehr hierzu auf der
Internetseite der Donauschwäbischen
Kulturstiftung http://www.kulturstiftung.donauschwaben.net/ unter „Aktuelles aus Serbien“ – bei der Zentrale
in Belgrad auf wenig Gegenliebe. Problematisch ist das deshalb, weil die
offiziell „Autonome Provinz“ genannte
Vojvodina de facto über keine Autonomie mehr verfügt, da Belgrad seit
2009 immer mehr Kompetenzen an
sich zieht. So darf die Vojvodina keine
eigene Vertretung mehr in Brüssel unterhalten und sich Neusatz (Novi Sad)
nicht mehr Hauptstadt nennen. Mirjana Ivancic machte deutlich, dass das
Wort „Autonomie“ in Serbien ein belastetes Wort ist. Deshalb würden den Regionalpolitikern, die anders als Belgrad
in ihrer großen Mehrheit einen pro-europäischen Kurs verfolgen, ständig
Steine in den Weg gelegt. Die Bürgermeister verfügen im Vergleich zu ihren
deutschen Kollegen nur über geringe
Kompetenzen, so dass diese regional so
hoffnungsvollen Ansätze in der Minderheiten- und Erinnerungspolitik immer
wieder ihre Grenzen finden. In Belgrad,
so Dr. Arens, wäre kein Interesse zu
erkennen, das kulturelle Erbe der verschiedenen Ethnien in der Vojvodina zu
fördern: „Ein Drittel der Bevölkerung,
also der nicht-serbische Anteil, kommt
in der Erinnerungskultur nicht vor.“ Zudem kritisierte der Historiker, dass noch
immer in serbischen Schulbüchern die
Donauschwaben nicht vorkommen
würden. Hinter dieser serbisch-nationalen Politik stecke offenkundig auch die
Furcht, bei einer stärkeren Dezentralisierung in der Vojvodina an Einfluss zu
verlieren. Nach dem Auseinanderbre-
Die Referenten am 28. November 2013
in München: Mirjana Ivancic und Dr.
Meinolf Arens - Foto: Erich Hemmel
chen Jugoslawiens sowie dem Verlust
des Kosovo und Montenegro seien die
Nationalisten in Serbien traumatisiert.
Das Wenige, was geblieben ist, will
man nun umso mehr behalten und eng
an sich binden.
Die Folgen dieser Haltung: 93
Prozent der Beamten, die in der Vojvodina Posten im mittleren oder höheren Dienst innehaben, sind Serben,
obwohl diese nur zwei Drittel der Bevölkerung stellen. Alle Minderheiten
– mit Ausnahme der bedeutungslosen
deutschen – befinden sich auf dem
Rückzug. Von den rund 1,9 Millionen
Einwohnern bekannten sich bei der
Volkszählung 2011 als Ungarn 251
136 (2002: 290 207), als Slowaken
50 321 (2002: 56 637), als Kroaten
47 033 (2002: 56 546) und als Rumänen 25 410 (2002: 30 419). Die junge Intelligenz der Minderheiten geht
ins Ausland und studiert in Buda­pest,
Zagreb oder Preßburg. Fazit: Die einst
an verschiedenen Kulturen so reiche
multiethnische Vojvodina, die auch
wirtschaftlich bis in die Zwischenkriegszeit hinein in Europa führend
war - verwandelt sich immer mehr in
eine monoethnische Region, die gegenwärtig zu den ärmsten Regionen in
Europa zählt. Sehr zur Verbitterung der
alteingesessenen Bevölkerung, von der
sich ein wachsender Teil mit Wehmut
an die Anwesenheit der Donauschwaben erinnert und die Auslöschung der
Deutschen als Tragödie betrachtet.
Kultur & Geschichte
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ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Gedenktafel für Deutsche:
1942 retten Donauschwaben 170 serbische Familien
Von Werner Harasym
Hunderte von ermordeten Zivilisten
wurden im Januar 1942 bei Neusatz
(Novi Sad), Hauptstadt der heute autonomen Provinz Vojvodina in Serbien,
unter das Eis der zugefrorenen Donau
geworfen. Es handelte sich dabei um
die Opfer der berüchtigten Razzia der
ungarischen Besatzungsmacht in der
Südbatschka: neben Juden, Serben und
Roma auch Deutsche und Ungarn, die
ihren Mitbewohnern helfen wollten.
Hält man sich die Brutalität, mit der diese Pogrome durchgeführt wurden, vor
Augen, so weiß man den Mut derjenigen zu bewerten, die sich dem ungarischen Militär entgegen stellten. Und
ihr Mut war nicht überall vergeblich.
Daran erinnert nun eine Gedenktafel,
die am 3. November 2013 in Katsch
(Kać) – längst von Neusatz eingemeindet – enthüllt wurde, den Donauschwaben gewidmet und mit folgendem Text
versehen ist:
Diese Gedenktafel wurde von Kaćer
Serben angebracht zur Erinnerung an
die Kaćer Schwaben, die im Jahr 1942
während der Razzia 170 serbische
Kaćer Familien vor dem Pogrom gerettet haben.
„Diese Gedenktafel steht für
menschliches, christliches Mitgefühl
und aufrichtige Freundschaft zwischen
dem deutschen und serbischen Volk“,
erklärte Milanka Brkic´, Kultur-Stadträtin in Neusatz. Die Initiative für die
Gedenktafel war vom Katscher Ingenieur Dragisa Marić ausgegangen. Petar
Djurdjev, Direktor des Historischen Archivs Novi Sad, sowie die Stadt Novi
Sad unterstützten Maric´ bei seinem
Vorhaben nach Kräften. Neben Vertretern der Stadt war auch eine Abordnung der Deutschen zugegen, die einst
Milanka Brkic´, Kultur-Stadträtin in Neusatz, und (links daneben) Herbert Schön mit
ihren Redemanuskripten vor der Gedenktafel, umgeben von der Tracht tragenden
donauschwäbischen Abordnung des deutschen Vereins Neusatz – Foto: Petar Djurdjev
in Katsch gelebt hatten. Angebracht
wurde die Tafel an dem einstigen Haus
von Franz Schön, einem der Anführer
der mutigen Donauschwaben. Dessen
Großneffe Herbert Schön, Jahrgang
1939, erinnerte in seiner Ansprache
daran, dass es trotz der grausamen
Ereignisse des Zweiten Weltkrieges, in
welche Deutsche, Ungarn und Serben
verwickelt gewesen wären, „in schwersten Zeiten das Gute in den Menschen
gab“ und ergänzte: „Die guten Taten
werden in den Geschichtsbüchern oft
vergessen, aber es gab sie im Krieg auf
allen Seiten.“
Über die Enthüllung der zweisprachigen Tafel (serbisch/deutsch) berichteten unter anderem die Novisader
Zeitung, die überregionale Tageszeitung „Dnevnik“ und das Novisader
Lokalfernsehen. Die Novisader Zeitung
titelte „Als Zeichen der Dankbarkeit
gegenüber den Katscher Schwaben
wurde ein Denkmal eingeweiht“ und
zitierte Brkić, wonach es angesichts der
großen Macht der totalitären Systeme
„außergewöhnlich selten ähnliche Momente in der Geschichte des Zweiten
Weltkrieges gab“. Brkić betonte ferner:
„Wir pflegen heute die Kultur der Erinnerung und möchten klar sagen, dass
die Serben sich an ihre Wohltäter erinnern, und dass wir uns an Diana Budisavljević, Archibald Reis, Elisabeth Ross
und an alle anderen, die im verrückten
20. Jahrhundert serbisches Leben gerettet haben, erinnern.“
In dem Beitrag der Novisader Zeitung wird als Motivation der ungarischen Besatzungsmacht der Wunsch
nach einer Schwächung des serbischen
Elements und einer damit einhergehen-
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Kultur & Geschichte
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
den Stärkung des Magyarentums genannt. Deshalb kam es in einer Reihe an
Orten wie Josefsdorf, Tschurug, Gospodjinci, Schajkasch, Lok, Moschorin, Vilovo, Gardinovci, Titel und Alt Betschej
zur Ermordung unschuldiger Zivilisten.
„Dnevnik“ geht von über 4000 Menschen aus, die innerhalb eines Monats
als „unerwünschte Elemente“ ermordet wurden. Offizielle Begründung für
das rücksichtslose Vorgehen war die
Bekämpfung der Partisanenbewegung.
Als das ungarische Militär in Katsch
eingetroffen war, warf eine Gruppe
örtlicher Deutscher ihre ganze Autorität in die Waagschale und handelte
ein Verbot zur Durchführung der Razzia
aus. Nach der amtlichen Volkszählung
von 1931 lebten in Katsch 4184 Serben und 854 Deutsche. Die ungarische
Volkszählung von 1941 stellte 4431
Serben und 957 Deutsche fest.
Auf youtube ist ein rund dreiminütiges Kurzvideo mit den Ansprachen
zu sehen: http://www.youtube.com/
watch?v=j2QnebwounQ
Mehr Informationen über den geschichtspolitischen Wandel in Serbien:
www.kulturstiftung.donauschwaben.
net/
Banater Malwettbewerb für Kinder (bis 24. Januar 2014)
Von Erwin Josef T˛igla
Noch bis 24. Januar 2014 läuft der
Malwettbewerb „Kinder malen ihre
Heimat“ des Kultur- und Erwachsenenvereins „Deutsche Vortragsreihe
Reschitza“ (Banater Bergland). Zur
Teilnahme aufgefordert sind „alle Ortsforen der Deutschen in Rumänien, alle
Schulen mit deutscher Unterrichtssprache und alle Freunde im Ausland“. Der
Malwettbewerb wird bereits zum 12.
Mal ausgerichtet. Insgesamt wurden
bisher knapp 4000 Zeichnungen aus
zehn europäischen Ländern eingesandt, die meisten aus Rumänien, Österreich und Ungarn.
Die besten Bilder werden prämiert
und mittels einer Wanderausstellung im
In- und Ausland gezeigt. Teilnahmeberechtigt sind Schüler von der ersten bis
zur achten Klasse, ausgeschlossen sind
Kinder von Kunstschulen. Das Format
der Bilder spielt keine Rolle, sie müssen
allerdings mit einem Passepartout versehen sein. Jedes Schulkind darf mit je
einem Beitrag mitmachen. Die Arbeiten
– werden übrigens nicht zurückerstattet
- sollen folgende Angaben enthalten:
Name, Schule, Klasse, Ort und Land.
Die Einsende-Anschrift lautet:
Erwin Josef Tigla
Randunica 28
RO – 320036 Resita
Kontakt:
E-Post: [email protected]
Weitere Informationen:
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Schaufenster Europa
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Scha Die Johannes-Bobrowski-Dauerausstellung
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
in Willkischken/Litauen
Von Dr. Roswitha Schieb
Wer sich von Berlin in Richtung Osten
aufmacht, wer über Thorn (Toruń) und
Allenstein (Olsztyn) fährt und hinter
Suwałki die polnisch-litauische Grenze
überquert, dem kann es passieren, dass
er auf dem Weg nach Klaipeda und der
Kurischen Nehrung durch ein Städtchen namens Willkischken (Vilkyškiai)
kommt. In diesem Städtchen könnte
ihm nicht nur ein gepflegtes, deutschsprachiges Kriegerdenkmal auffallen,
sondern auch eine Johannes-Bobrowski-Dauerausstellung im Gemeindehaus
neben der frisch renovierten Kirche.
Wem dieser deutsche Dichter unbekannt ist, der kann ihn in dieser unerwarteten Ausstellung kennenlernen.
Johannes Bobrowski wurde 1917
im benachbarten Tilsit, dem heutigen
Sowjetsk im russischen Königsberger
Gebiet, geboren und besuchte später
Johannes Bobrowski als Lektor. Die Fotografie stammt aus den fünfziger Jahren,
als Bobrowski für den Altberliner Verlag
sowie für den christlichen Union Verlag
im Ostteil Berlins arbeitete. Quelle: Besitz
Justus und Adam Bobrowski
das Kant-Gymnasium in Königsberg
(Kaliningrad). Sehr früh schon hatte
Bobrowski ein feines Gespür für die
übernationale Prägung des ostpreußisch-memelländischen Landstriches, in
dem er aufwuchs. Wie andere Schüler
sich gerne mit den verfolgten Indianern in Amerika identifizieren, so interessierte er sich empathisch für das in
dieser Region untergegangene Volk der
Pruzzen und studierte die Mythologie
der baltischen Völker. Seine tiefe Verwurzelung im lutherischen Christentum
– seine Eltern und später auch er selbst
gehörten zur Bekennenden Kirche – feite ihn vor der nationalsozialistischen
Propaganda. All seine Sommerferien
als Schüler verbrachte Bobrowski bei
Verwandten auf der gegenüberlegenden Memelseite, in Willkischken und
Motzischken (Mociškiai). Diese sanfte
Hügellandschaft des Memellands wird
später immer wieder wie ein Kindheits-Urbild seine Gedichte durchziehen und ist Schauplatz seines Romans
„Litauische Claviere“. Aber es ist nicht
nur die schöne, fruchtbare, ihn umgebende Landschaft, die er auf sich einwirken läßt und die ihn durchdringt,
sondern es sind auch und vor allem die
darin lebenden Menschen: Deutsche,
Litauer, Russen, Polen und „unter ihnen
allen die Judenheit“, die er mit wachen
Sinnen in ihrem Mit- und Gegeneinander wahrnimmt.
Literarisch anregen ließ sich
Bobrowski früh von Gryphius und
Klopstock, von Goethe und Hölderlin
bis hin zu Oskar Loerke, Rainer Maria Rilke, Georg Trakl und Hans Henny
Jahnn. 1937 siedelte die Familie Bobrowski nach Berlin-Friedrichshagen um,
1939 wurde er Soldat, gehörte aber als
Angehöriger des Nachrichtendienstes
während des gesamten Krieges nicht
zur kämpfenden Truppe. Nach Entlassung aus russischer Kriegsgefangen-
schaft 1948 wohnte er mit seiner aus
dem Memelland stammenden Frau Johanna weiterhin in Berlin-Friedrichshagen. Erst in den 1950er Jahren entdeckte er sein eigentliches lyrisches Thema:
das „Landschaften-Projekt“, in dem es
um Sarmatien, also den gesamten östlichen Landschaftsraum geht.
Zunächst befasst er sich vor allem
mit Rußland, wo er nach eigener Aussage während des Krieges überhaupt erst
das Sehen von Landschaften gelernt
habe. Dann aber wendet er sich auch
der verlorenen Heimat in Ostpreußen
und im Memelland zu, mitsamt ihrer
ältesten Geschichte und ihren Mythologien jenseits aller Nationalismen. Bedrückt von der deutschen Schuld vor
allem im Osten schreibt er 1956: „Das
will ich: eine große, tragische Konstellation in der Geschichte auf meine
Schultern nehmen, bescheiden und für
mich, und das daran gestalten, was ich
schaffe. Und das soll ein (unsichtbarer, vielleicht ganz nutzloser) Beitrag
sein zur Tilgung einer unübersehbaren
historischen Schuld meines Volkes, begangen eben an den Völkern des Ostens.“ Doch ist Bobrowskis Lyrik keine
ausgesprochen engagierte Literatur, so
wenig, wie sie sich jemals in Richtung
Heimattümelei bewegt. Eher ist sie
symbolistisch aufgeladen, zeichenhaft,
magisch, hermetisch und weltoffen zugleich. In seinen Romanen versucht er,
das Miteinanderleben von Menschen
verschiedener nationaler Ausrichtung
in einem Grenzgebiet einzufangen, immer im Spagat zwischen Hoffnung und
Scheitern, ein Spagat, der ihn oft zur
Melancholie führt.
Im Alter von erst 48 Jahren starb
Bobrowski 1965 ganz überraschend
im Krankenhaus Berlin-Köpenick an einem Blinddarmdurchbruch. Zeit seines
Lebens blieb er durchdrungen von den
eindrücklichen Bildungs- und Land-
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Schaufenster Europa
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Blick vom Rombinus, dem mythischen Götterberg der Litauer,
über die weite Memellandschaft. Quelle: Foto Jörg Naß
schaftserlebnissen seiner Kindheit und
Jugend. Über seine Lieblingslandschaft,
die Litauische Schweiz, auf litauisch
„Daubas“, schrieb er 1957 : „Die Daubas ist ein Stück Memelufer bei Ragnit,
mit ein paar Dörfern und Wald. Es liegt
zwischen meiner Geburtsstadt Tilsit
und den Dörfern meiner Kindheit... Das
Ganze meint natürlich meine Situation
überhaupt. Jeder meiner Träume hat
diese Landschaft zum Schauplatz.“ Diese Landschaft mit ihrem großen Strom
fasst er in einer Fülle von Gedichten,
von denen hier eines beispielhaft ausgewählt ist:
„Die Memel (1959)
Hinter den Feldern, weit,
hinter den Wiesen
der Strom.
Von seinem Atem
aufweht die Nacht.
Über den Berg
fährt der Vogel und schreit.
Einmal mit dem Wind
gingen wir, stellten das Netz
in der Mündung des Wiesenbachs.
In den Erlen
hing die Laterne. Der Alte
nahm sie herab.
Das Schmugglerboot stieß auf den Sand.
22
Aus der Finsternis
kommst du, mein Strom,
aus den Wolken.
Wege fallen dir zu
und die Flüsse, Jura und Mitwa,
jung, aus Wäldern, und lehmschwer
Szeszupe. Mit Stangen die Flößer
treiben vorbei. Die Fähre
liegt auf dem Sand.
Und der Himmel
dunkelt von Vogelheeren.
In der Luft aus schlagenden
Flügeln, hoch,
Schilflaut, Brunnenrauch,
harziger Wälder Rauch.
An den Birken, über dem Ufer nun
stehn die Frauen, mit Bändern,
gelben und roten – eine,
an den gewölbten Leib
zieht sie die Töchter, die jungen
Söhne baden im Strom.
Strom,
alleine immer
kann ich dich lieben
nur.
Bild aus Schweigen.
Tafeln dem Künft‘gen: mein Schrei.
Der nie dich erhielt.
Nun im Dunkel
halt ich dich fest.“
Diese komplexe deutsche Dichterfigur, an deren Grab Vertreter der damaligen literarischen Prominenz aus Ost
und West, Stephan Hermlin und Hans
Werner Richter, sprachen, findet nun
eine Ehrung in dem kleinen litauischen
Städtchen, fast Dörfchen Willkischken,
umgeben von einer weiten Flusslandschaft unter einem hohen Himmel
statt. Wie kommt es, dass hier, in diesem ländlichen Raum, im Jahr 2013
diese Ausstellung eröffnet wurde, in der
sogar das originale Arbeitszimmer des
Dichters aus Berlin-Friedrichshagen zu
besichtigen ist?
Die Bobrowski-Dauerausstellung ist
ein deutsch-litauisches Gemeinschaftswerk. Auf deutscher Seite maßgeblich
dafür verantwortlich ist der aus Rheine/Westfalen kommende Orgelbauer
Jörg Naß, der seit über einem Jahrzehnt seine Ferien damit verbringt,
litauische Orgeln zu reparieren und
wieder gangbar zu machen oder auch
aus Deutschland geschenkte Orgeln
in – evangelischen – Kirchen Litauens
aufzubauen. Es ist erstaunlich, dass
sich ein in Westdeutschland geprägter Orgelbauer mit großem persönlichen Einsatz für einen Dichter aus Tilsit
und dem Memelland engagiert, der in
Deutschland, wenngleich nicht ganz
vergessen, so doch heute sehr in den
Hintergrund gerückt ist.
Jörg Naß‘ Interesse für Litauen
wurde 1995 auf einer Chorfahrt nach
Litauen geweckt. Der Reiseleiter, ein
Deutsch-Litauer, regte während dieser
Fahrt an, Jörg Naß solle in Heydekrug
(Šilutė) die ramponierte Orgel in der
evangelisch-lutherischen Kirche reparieren. Und tatsächlich gelang dem
Orgelbauer 2002/2003 die Spielbarmachung dieser Orgel. Etliche Litauer
waren begeistert, und die Fähigkeiten
des deutschen Orgelbauers zogen weitere Aufträge nach sich. In den folgenden Jahren baute er in Willkischken eine
Orgel aus Detmold auf und in Schwarz­
ort (Juodkrante˙) auf der Kurischen
Nehrung eine Orgel aus der Schweiz.
Schaufenster Europa
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ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Die Johannes-Bobrowski-Daueraustellung in Willkischken, Litauen,
bei der Eröffnung im Sommer 2013. Quelle: Foto Jörg Naß
In vielen Orten Litauens, vor allem des
ehemaligen Memellandes, reparierte
und baute Jörg Naß weiterhin Orgeln
und versuchte, sich Informationen über
noch existierende Orgeln in Archiven
zu verschaffen, so u. a. im Memellandarchiv, das sich früher in Oldenburg
befand und jetzt in Klaipeda (Memel)
seinen Sitz hat, und im Preußischen
Geheimarchiv in Dahlem.
Durch seine konservatorisch-musikalische Tätigkeit trat er dann im Jahr
2008 in Kontakt mit der Vorsitzenden
des Musikverbandes der evangelischen
Kirche in Litauen, Laura Matuzaite-Kairiene. Ihr Ehemann Mindaugas Kairys
ist der evangelische Pfarrer von Willkischken, Schmallinigken (Smalinikai),
Jurbarkas (Georgenburg) und Skirsnemunė. Ihn lernte Jörg Naß bei seinen
Aufbauarbeiten der Detmolder Orgel
in der Kirche von Willkischken kennen.
Und noch jemanden lernte er dort kennen: erstmalig hörte er den Namen
des Dichters Johannes Bobrowski, und
zwar durch eine Bobrowski-Gedenkta-
fel an eben dieser Kirche, die dort seit
den 1990er Jahren hing und die besagte, dass Bobrowski just in dieser Kirche
getauft und konfirmiert worden sei
sowie dort geheiratet habe – allesamt
unzutreffende Aussagen, wie der Orgelbauer später bei seinen Forschungen
feststellte.
Mittlerweile hatte das Ehepaar
Kairys zusammen mit dem Direktor der
Stadt Willkischken im Jahr 2010 den
Bobrowski-Freundeskreis als e. V. gegründet. In dieser Zeit baten sie Jörg
Naß, in Deutschland über Bobrowski zu
recherchieren, da sie beabsichtigten, im
Jahr 2012 den 95. Geburtstag von Bobrowski, der 1917 geboren wurde, mit
einer kleinen Ausstellung im Gemeindehaus neben der Kirche zu begehen.
So forschte Jörg Naß im Literaturarchiv
Marbach, versuchte, mit der Akademie
der Künste Berlin zusammenzuarbeiten und ersteigerte Buchausgaben und
Schallplatten, auf denen Bobrowski
seine Lyrik und Prosa liest. Der Orgelbauer nahm auch Kontakt zur Bobrow-
ski-Gesellschaft in Berlin auf, dessen
Vorsitzender ihm empfahl, sich an die
beiden Söhne Bobrowskis zu wenden.
Diese wohnten noch in der Ahorn­allee
in Berlin-Friedrichshagen, in jener Wohnung, in der Bobrowski bis zu seinem
Tod 1965 gelebt hatte, und in der seither sein Arbeitszimmer unberührt geblieben war. Das Arbeitszimmer, das
Jahrzehnte hindurch mit vorheriger
Anmeldung auch zu besichtigen war,
sollte nun aufgelöst werden.
Bereits im Jahr 2005 war die Bibliothek Bobrowskis komplett an die Stadtund Landesbibliothek Berlin verkauft
worden, ansonsten war das Zimmer
original erhalten. Der Nachlass befindet
sich seit geraumer Zeit in Marbach. Als
Jörg Naß den Söhnen vorschlug, das
Zimmer, bevor es zerschlagen wird und
Teile davon auf dem Sperrmüll landen,
zusammenzulassen und komplett nach
Willkischken ins Gemeindehaus der Kirche zu transferieren, waren sie sehr einverstanden mit dem Plan. Im Sommer
Die Kirche von Willkischken. Im Gemeindehaus rechts neben der Kirche ist die
Bobrowski-Ausstellung untergebracht.
Quelle: Foto Jörg Naß
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ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Das nachgestellte Arbeitszimmer von Bobrowski in der Ausstellung. Vorne links an der
Wand ist Bobrowskis ehemaliges Haus in Berlin-Friedrichshagen zu sehen
Quelle: Foto Jörg Naß
2012 holte der Orgelbauer die Möbel
ab und fuhr mit einem Anhänger über
die holprigen Straßen weit nach Osten ins ferne Willkischken. Die dortige evangelisch-lutherische Kirche war
2012 mittlerweile mit EU-Mitteln renoviert und eingeweiht worden, so dass
auch Konzerte dort stattfinden können.
Die Bobrowski-Ausstellung im benachbarten Gemeindehaus besteht aus
zwei Räumen. In einem Raum ist nun
das Arbeitszimmer von Bobrowski untergebracht. Darin zu sehen sind sein
Bett, sein Klavichord, sein Sofa, drei
Schränke, sein Klavier bzw. das Klavier
seiner Eltern aus Königsberg, ein Teppich, ein DDR-Fernseher, zwei kleine
Ikonen, ein Stofftier von Günther Bruno Fuchs, und Kopien der Bilder befreundeter Künstler, welche in seinem
Arbeitszimmer hingen, auch ein Hirschgeweih und Widderhörner.
Im zweiten Ausstellungsraum stehen von Jörg Naß selbstgebaute Vitrinen, darin die Schreibmaschine des Va-
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ters von Bobrowski, die Familienbibel,
der Reisepass der Mutter und die Vermählungsanzeige seiner Eltern, Kinderfotos von Bobrowski, seine Schülermütze und etliche Alberten, also Anstecker
von Freunden und Verwandten anläßlich seines Abiturs, eine verbreitete Sitte
seinerzeit. Auf einem Medienplayer sind
Originalfilme aus dem Rundfunkarchiv
Babelsberg zu sehen, so ein Film über
die Verleihung des Heinrich-Mann-Preises an Bobrowski, Gedichtlesungen und
ein Interview mit seiner Frau Johanna. In einer Extra-Vitrine befindet sich
Bobrowskis originale Schreibmaschine.
Weiterhin ausgestellt sind seine Cordjacke und Mütze, seine Taufanzeige aus
Tilsit, die Konfirmationsurkunde aus
Königsberg in Kopie, dann Noten von
Bach und Buxtehude, die Bobrowski eigenhändig mit der Hand kopiert hatte,
weiter Notizbuchseiten, auf denen er
seine Lieblingsgedichte von Hölderlin
und anderen abgeschrieben hatte, um
sie immer bei sich zu haben, und natür-
lich seine – teils signierten – Bücher sowie Übersetzungen in viele europäische
Sprachen. Ins Litauische übersetzte Bücher liegen auf einem Stehpult aus.
Bobrowski ist kein Autor, der sich
dem Leser leicht öffnet. Vieles bleibt
kryptisch, enigmatisch, rätselhaft. Zum
Einstieg empfehlen sich die Erzählungen „Mäusefest“, „Der Mahner“,
„Der Tänzer Malige“, die viel mit der
Geschichte der Region zu tun haben
sowie die Gedichte mit naturlyrischer
Ausrichtung. Bei den Texten, die für die
Ausstellung in Willkischken ausgesucht
wurden, steht thematisch der Landschaftsraum des Memellandes als Bobrowskis Inspirationsquelle im Mittelpunkt, eine Landschaft, die derart auf
ihn eingewirkt hat, dass Günther Grass
einmal liebevoll-spöttisch resümieren
konnte: „Du träumst immer noch von
deiner Scheschuppe“, also dem früheren östlichsten Grenzfluss Deutschlands. Noch sind die Stelltafeln mit
den Gedichttexten auf deutsch und auf
litauisch nicht fertig. Aufgehängt werden sollen Gedichte wie „Flußfischer“
und überhaupt Gedichte mit topo­
graphischem Bezug zur umgebenden
Landschaft.
Was interessiert Litauer, die generell
der deutschen Kultur und deutschen
Besuchern gegenüber aufgeschlossen
sind, speziell an diesem deutschen
Autor? Intellektuelle und interessierte
Litauer, wie zum Beispiel das Lehrerkollegium der örtlichen Schule, fühlen
sich von einer Dichterfigur, die hier
wichtige Prägungen in Kindheit und
Jugend erfahren hat, angesprochen,
zumal sie Bobrowskis aus dem Memelland stammende Frau, Johanna Buddrus mit Namen, gerne als Litauerin
ansehen, obwohl sie in Wirklichkeit in
der übernationalen Mischregion des
Memellands, wenngleich auch litauischsprachig, eher deutsch orientiert
war. Bobrowski selbst hatte über seine Frau und sein Schreiben gesagt:
„Die Hälfte von dem, was ich jemals
geschrieben habe, das bist du“ - eine
Schaufenster Europa
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ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
schöne Liebeserklärung an seine Frau
und gleichzeitig an die Landschaft, aus
der sie stammte und die sie sozusagen
als transportable Heimat in sich trug.
Dass diese Memelländerin eine erste
Möglichkeit für heutige Litauer darstellt, sich zu identifizieren bzw. einen
Zugang zu einem deutschen Dichter zu
finden, ist verständlich. Und vielleicht
entwickelt sich daraus in Zukunft auch
ein noch stärkeres, historisches Nachfragen, was denn das Memelland früher war, um vielleicht schließlich das
transnationale Erbe stärker ins allgemeine Bewusstsein zu rücken. Denn es gibt
durchaus nicht-intellektuelle Litauer,
die, nicht vorwurfsvoll, aber zunächst
verständnislos fragen, warum es denn
ausgerechnet hier eine Ausstellung
über einen Deutschen geben müsse,
und die nicht die geringste Kenntnis
von der deutschen, von der preußischen Geschichte des Memellandes
haben. Andere argwöhnen sogar, dass
sich hinter dem ihnen unbekannten
Namen Bobrowski wegen der „ski“-Endung ein Pole verbirgt, was sie, wegen
der historischen polnisch-litauischen
Verwicklungen, mit Abneigung erfüllt.
Während der Sowjetzeit wurde die
deutsche Vergangenheit im Memelland
tabuisiert, Deutsche, die dort blieben,
mussten sich anpassen, ihre Namen
wurden litauisiert. Im ansonsten sehr
katholischen Litauen waren sie evangelisch und führen heute als Rentner oft
ein kümmerliches Dasein, so dass sie,
beispielsweise in Heydekrug, von der
evangelischen Kirche finanziell unterstützt werden.
Diese Ausstellung könnte mithelfen, Geschichtsblindheit und weiße
Flecken aufzulösen und das Memelland
mit seiner reichen, historischen und
kulturellen Tradition in Litauen weiter
zu entdecken. Das örtliche Schulkollegium war immerhin so begeistert von
der Ausstellung, dass es die Mittelschule 2013 nach Bobrowski benannt hat „Johaneso- Bobrovskio- Mokykla“. Auch
das Memellandarchiv und die Universi-
Die Bobrowski-Straße in Willkischken, Litauen, 2011. Am benachbarten deutschen
Kriegerdenkmal ist auf einer zweisprachigen Tafel zu lesen: „Zum Gedenken
an alle Toten der Kriege, der Vertreibung und fern der Heimat!
Kirchengemeinde Willkischken“. Quelle: Foto Autorin
tät Klaipeda, vor allem die Germanistik,
sind interessiert an Bobrowski. Die Straßenbenennung in Willkischken nach
Bobrowski stammt von 2010.
Das deutsche Kriegerdenkmal, das
mit einer zusätzlichen, zweisprachigen
Tafel versehen ist, wurde ebenfalls in
dieser Zeit renoviert. Im Tourismusbüro
in Willkischken, das sich in der alten
Grundschule befindet, sitzt eine junge, engagierte Litauerin, die nicht nur
gerne die Bobrowski-Ausstellung zeigt,
sondern auch auf Wunsch Fahrten auf
Bobrowskis Spuren anbietet zum etwa
fünf Kilometer von Willkischken ent-
fernt liegenden evangelischen Friedhof
Motzischken oder zur Memel. Von dort
aus kann man zum Rombinus (Rambynas), dem kultischen Götterhügel der
Litauer, gegenüber von Ragnit (russ.
Neman) gelangen, der auf der anderen Memelseite liegt. Dieser mythische
Berg spielt in Bobrowskis Erzählung „Litauische Claviere“ mit dem kulturellen
Erwachen der Preußisch-Litauer eine
zentrale Rolle. Natürlich muss man aufpassen, so Jörg Naß, dass man aus dem
Memelland nicht eine Art Fantasialand
macht, dass man nicht nur einen verklärten, romantisierenden Blick darauf
Ausstellungseröffnung Sommer 2013. Von links nach rechts: Jörg Naß, Sigitas Stonis
(Stadtratsmitglied in Willkischken), Mindaugas Kairys (Pfarrer der evanglischen Kirche
in Willkischken). Quelle: Foto R. Malychas, Taurage
25
4/2013
Schaufenster Europa
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Gebiet, dem Kaliningradskaja Oblast.
Denn es gibt von dieser Seite durchaus Interesse. So existiert in Tilsit eine
russische Bobrowski-Gesellschaft, und
das Stadtmuseum Tilsit bewahrt eine
der beiden heute noch existierenden
Totenmasken des Dichters auf (die andere befindet sich im Besitz der Akademie der Künste Berlin), die direkt
von Bobrowski auf dem Sterbebett im
Krankenhaus Köpenick abgenommen
wurden. Ganz wunderbar fände es
Jörg Naß, wenn es in einigen Jahren
ein Dreiländer-Symposium zu Bobrowski geben könnte, veranstaltet von
der deutschen, der litauischen und der
russischen Bobrowski-Gesellschaft –
am liebsten natürlich in Willkischken.
Blick vom Rombinus in der Dämmerung über den Grenzfluss Memel in Richtung
Königsberger Gebiet (Kaliningradskaja Oblast). Quelle: Foto Jörg Naß
wirft, der die heutigen Gegenbenheiten
vernachlässigt. Dennoch gibt es einen
nicht nachlassenden Reiz, den diese
Region ausübt: er besteht in der Weite,
in den Brachen mit kleinen Bauminselchen dazwischen, aber auch in sowjetischen Überbleibseln.
Zur Ausstellungseröffnung waren
neben etlichen litauischen Gästen viele
Mitglieder der Bobrowski-Gesellschaft
aus Berlin angereist. Sie waren sehr angetan, vielleicht sogar ein bißchen wehmütig, da sie sich, zusammen mit den
Söhnen Bobrowskis und dem Direktor
der Bibliothek von Berlin-Friedrichshagen längere Zeit – vergeblich – für den
Verbleib des Arbeitszimmers in Berlin
eingesetzt hatten, und resümierten: „so
etwas hätten wir in Berlin auch gerne“.
Im Jahr 2017 wird sich der 100.
Geburtstag von Bobrowski runden.
Was wünscht sich Jörg Naß bis dahin
für seine Ausstellung? Natürlich viele interessierte Besucher, aber auch
finanzielle Unterstützung, da er die
26
Ausstellung ganz in Eigenleistung aufgebaut hat. Finanzielle Unterstützer
waren bislang Privatleute, die Bobrowski-Gesellschaft Berlin und kirchliche
Kreise aus Detmold. Dennoch ist noch
lange nicht alles finanziert. Weiterhin wünscht er sich noch mehr Platz
für weitere Exponate und zusätzliche
Stelltafeln. Und dann, als einen ganz
großen Wunsch zum Schluß, eine Zusammenarbeit mit Bobrowski-Liebhabern aus dem russischen Königsberger
Literatur:
• Johannes Bobrowski: Gesammelte
Werke. Erster Band: Die Gedichte,
Berlin 1987. Mit einer Einleitung von
Eberhard Haufe.
• Ders.: Gesammelte Werke. Zweiter
Band: Gedichte aus dem Nachlaß,
Berlin 1987.
• Ders.: Gesammelte Werke. Dritter
Band: Die Romane, Berlin 1987.
• Ders.: Gesammelte Werke. Vierter
Band: Die Erzählungen, vermischte
Prosa und Selbstzeugnisse, Berlin
1987.
• Johannes Bobrowski oder Landschaft
mit Leuten. Katalog der Ausstellung
des Deutschen Literaturarchivs im
Schiller-Nationalmuseum Marbach
am Neckar, Marbach a. N. 1993.
Unterstützen Sie die
Kultur- und Bildungsarbeit des VDA
Bank:
Deutsche Bank AG Bonn
IBAN: DE 21 3807 0059 0051 5098 00;
BIC: DEUTDEDK380
Zuwendungsbestätigungen gerne auf Anforderung.
Kultur & Sprache
4/2013
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Deutsche Schule Valparaíso ist Gastgeber der
Internationalen Chorleitertagung
geleitet von Professor Hans-Peter Schurz (Deutschland)
Am Freitag, den 04. Oktober, fand das
Abschlusskonzert der Internationalen
Chorleitertagung statt. 16 Chorleiter/
innen und Musikstudenten zeigten an
diesem Abend die neuen Techniken
und Methoden, die sie von Professor
Hans-Peter Schurz, einem Experten auf
dem Gebiet der Leitung von Musikgruppen, gelernt hatten.
Dieser bewegende Abend, an dem
der Gesang die Hauptrolle spielte, endete mit der Überreichung der Zerti-
fikate an die Teilnehmer der Tagung.
„Herr Professor Schurz hat uns neue
Wege gezeigt, Musik zu fühlen und
zu interpretieren“, war die einhellige
Meinung, oder auch: „ Sowohl der
Unterricht als auch das Erlebnis, eine
Woche lang mit Kollegen zusammen
zu arbeiten, ihre Lebenswirklichkeiten kennen zu lernen und die Gastfreundschaft der Deutschen Schule
zu genießen, waren eine großartige
Erfahrung“.
Zur Person
Professor Schurz wurde zunächst in der Berliner Humboldt-Universität und
anschließend in der renommierten Musikhochschule „Hans Eisler“ ausgebildet. Er hat zahlreiche Chöre in Deutschland gegründet und geleitet und mit
ihnen erfolgreiche Tourneen nach Europa, Südamerika, Japan und in die USA
unternommen.
Im Jahr 2004 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik
Deutschland ausgezeichnet. Weiterhin hat er an mehreren Universitäten
gelehrt, ist Mitglied wichtiger Musikverbände in Deutschland und bietet internationale Chorleitertagungen an. Zur Zeit ist er der Leiter des brandenburgischen Landesjugendchors. Dieses erfolgreiche VDA-Seminar wurde bereits
zum 8. Male in Chile durchgeführt.
Die Absolventen der Chorleitertagung mit Hans-Peter Schurz
Hans-Peter Schurz bei der
Urkundenübergabe
In der 30 Unterrichtsstunden umfassenden Tagung vermittelte Professor
Schurz seine umfangreichen Kenntnisse
auf dem Gebiet der Chorleitung durch
innovative Techniken, Stimmübungen
und Bewegungsschulung sowie Gespräche und den Austausch über Verbesserungsmöglichkeiten der Chormusik und
die Leidenschaft für den Gesang.
Mit dieser Initiative wird die DSV
einmal mehr ihrer Dienstleisterfunktion für den kulturellen Austausch mit
Deutschland gerecht. Viele weitere
Veranstaltungen sollen folgen, die einen kulturellen Beitrag für die Region
leisten. Die von unserer Schule organisierte Chorleitertagung wurde vom
Deutsch-Chilenischen Bund in Santiago
sowie vom Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland e.V. (VDA)
unterstützt.
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4/2013
Kultur & Begegnung
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Mein Schüleraustausch nach Chile 2013
Von Marie-Celine Fröhlich
Als ich in Chile am Flughafen in Santiago ankam, wartete dort schon meine
Gastfamilie auf mich. Sie haben mich
sofort erkannt, da Nicole und ich Fotos
ausgetauscht hatten. Wir sind dann mit
dem Auto nach San Felipe gefahren,
wo sie in einem äußeren Teil der Stadt
wohnen. Das Haus ist ziemlich groß
und sehr schön. Ich habe mein eigenes
Zimmer mit einem riesigen Bett, einem
Schrank und einem kleinen Abstelltisch. Meine Familie hat es sehr gemütlich eingerichtet und mir gesagt, ich
soll mich wie daheim fühlen. Gleich
am ersten Tag sind wir dann noch ins
Zentrum von San Felipe gefahren. Alles
sieht dort gleich aus. Die alten Häuser,
die Straßen, die kleinen Grünflächen
mit den vielen Hunden, die auf der
Straße leben müssen und keinen Besitzer haben.
Am zweiten Tag sind wir nach Santiago de Chile gefahren, in die Hauptstadt. Wir waren in einer Mall und im
Kino und haben einen Film angeschaut.
Wir mussten uns beeilen und einen
Marathon durch gefühlt ganz Santiago
zurücklegen, um abends den Bus zu erreichen! Den Tag danach haben wir uns
ausgeruht und unsere Koffer für den
Urlaub gepackt!
An dem Tag, als wir in den Urlaub
geflogen sind, mussten wir ganz früh
aufstehen, da wir eine Stunde Fahrt
zum Flughafen Santiago hatten. Dann
sind wir nach Puerto Montt geflogen,
eine Hafenstadt weiter im Süden von
Chile. Schon der Flug war sehr schön,
weil wir über die schneebedeckten
Berge geflogen sind und das sehr beeindruckend war. Von Puerto Montt
aus sind wir dann weitergefahren nach
Puerto Varas, eine Stadt an einem großen See gelegen. Dort war unser Hotel,
sehr schön und gemütlich eingerichtet.
Ich war mit Nicole in einem Zimmer
28
mit Seeblick und auch mit Blick auf die
Vulkane. An einem Tag sind wir zum
Vulkan Osorno gefahren, aber leider
konnte man nicht ganz hoch. In der
Nähe von diesem Vulkan gibt es die
Petrohue-Wasserfälle, die wirklich beeindruckend sind. Das viele Wasser,
die Felsen und das alles bei herrlichem
Sonnenschein und blauem Himmel.
An einem anderen Tag haben wir
die Stadt Frutillar besucht, die auch am
Llanquihe-See liegt, genauso wie Puerto Varas. Dort haben wir ein neumodisches Theater angeschaut, das zur Hälfte auf Stelzen über dem See steht. Es
gibt viele deutsche Restaurants und Läden und das „Museo Colonial Alemán“.
Die Stadt Puerto Varas ist eine typische
Touristen-Stadt. Es gibt viele kleine
Geschäfte mit chilenischen Souvenirs.
Die See-Promenade ist sehr schön mit
vielen Palmen. Es ist sehr merkwürdig,
wenn man im Hintergrund die schneebedeckten Vulkane sieht, aber neben
einer Palme steht. Unser Rückflug hatte leider viel Verspätung, denn eigentlich sollten wir um halb zwölf abends
wieder in Santiago sein, aber da saßen
wir noch in Puerto Montt am Flughafen und haben im Halbschlaf gewartet. Um halb vier in der Nacht waren
wir dann wieder daheim. Todmüde,
aber glücklich. Und am nächsten Tag
haben wir dann erst mal entsprechend
ausgeschlafen!
Meine erste Woche
Meine ersten Tage an der Deutschen
Schule San Felipe waren sehr ungewöhnlich. Jeden Morgen steht eine
Lehrerin am Eingang zum Schulhof und
schreibt die Schüler auf, die nicht die
vorgeschriebene Schulkleidung tragen.
Wer zu spät kommt, wird gleich ins Sekretariat geschickt und bekommt einen
Stempel in ein besonderes Heft. Wer
drei davon im Halbjahr hat, den erwarten Konsequenzen.
Der Unterricht ist nicht so streng
wie in Deutschland, und das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern ist
eher nach dem Motto „Freunde“. Was
am Anfang, glaube ich, der größte Unterschied für mich war, ist, dass Handys
in der Schule und sogar im Unterricht
erlaubt sind! In der ganzen Schule gibt
es freies WLAN, sodass den Schülern im
Unterricht auch nicht langweilig wird! Jeder läuft mit seiner eigenen, kleinen Kühlbox herum, in der alles drin
ist. Salat, Getränk, Besteck, Nachtisch
und die Hauptspeise, die man sich in
einer Mikrowellen warm machen kann.
Die Schule ist eine Privatschule und
nicht sehr groß. Es fängt sozusagen
beim Kindergarten an, die Jüngsten
sind 3 Jahre alt, die Ältesten 18 Jahre,
die dann ihr PSU (Abi) machen. Es gibt
immer nur eine Klasse pro Jahrgangsstufe. Die Klassen sind in mehreren
Häusern untergebracht. In der Schule wird viel Sport gemacht und auch
nachmittags werden auch verschiedene
Sportarten angeboten.
Die größten Unterschiede
Hier in Chile ist vieles ganz anders. Die
Landschaft, die Straßen, die Häuser, die
Schule...fast alles! Die Straßen sind systematisch angeordnet, alle parallel zueinander, wie ein großes, kariertes Netz.
Die öffentlichen Verkehrsmittel sind auch
nicht vergleichbar mit Deutschland,
da kann man sich echt nicht über die
Deutsche Bahn beschweren. Das Wort
„Pünktlichkeit“ gibt es hier nicht. Die
Kinder werden immer überall hingefahren: zur Schule, zu Freunden, zum Sport.
Die meisten Familien haben eine
Nana, die montags bis freitags immer
das Haus putzt, die Küche aufräumt,
die Wäsche und die Betten macht...
Einkaufen erledigt die Gastmama. Es
werden nicht nur die Sachen gesucht,
die man braucht. In Schlangenlinien
geht man von vorne bis hinten alles ab,
Kultur & Begegnung
4/2013
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
da braucht man dann schon viel Zeit.
Die Lebensmittel, die man kauft, werden von Mitarbeitern gleich in Tüten
eingepackt, sodass alles viel stressfreier
und schneller abläuft.
Allgemein wird hier ziemlich viel
gegessen und auch jeden Tag Fleisch.
Mittags gibt es immer noch eine Vorspeise, z.B. Salat, Suppe oder Empanadas! Und dann manchmal auch noch
eine Nachspeise.
In der Disco sind in der Regel keine
Alterskontrollen, obwohl die Disco hier
erst um 0 Uhr öffnet, in Deutschland
die unter 18-jährigen ja da schon wieder raus müssen. Die Deutschen werden immer älter geschätzt, weil sie größer sind als die meisten Chilenen. Ich
wurde so auf 18 geschätzt. Die deutschen Schüler fallen auch deshalb auf,
weil sie ganz anders tanzen.
Wir wohnen am Rand der Stadt
und haben neben uns nur 2 Häuser,
die ähnlich aussehen wie unseres. Unser Haus ist ziemlich groß mit Garten,
Pool und offenem Grillhäuschen. Ich
habe Glück, dass es bei uns im Haus
immer warm ist, und ich in meinem
Zimmer einen eigenen „Heizkasten“
habe. In manchen Häusern wird nur im
Wohnzimmer geheizt. Ich habe mein
eigenes Bad, was echt komfortabel ist!
Nur meine Dusche hat häufig Temperaturschwankungen von ganz heiß bis
eiskalt.
Los Andes, Viña del Mar
Wir fuhren nach Los Andes, eine Stadt
nahe San Felipe. Wir haben im Vorbeifahren einen kleinen Umzug gesehen.
Die Leute trugen typisch chilenische
Tracht aus dem Süden und haben wild
getanzt, was sehr lustig aussah.
Am Samstag sind wir ans Meer
gefahren und später an den Strand
am Pazifik! Die Wellen waren ziemlich
groß, aber das Wasser gar nicht mal so
kalt. Ich war mit den Füßen im Wasser,
und wir sind am Strand herumgelaufen
und haben das Wetter genossen. Es war
T-Shirt Wetter, und es gab sogar Leute,
die baden waren, obwohl es ja hier eigentlich Winter ist!
Danach sind wir nach Viña del Mar
gefahren und haben die bekannte Uhr
aus Blumen angeschaut (Reloj de Flores). Sie ist ein Wahrzeichen von Viña
del Mar und viele Leute kommen, um
sie anzuschauen. Ganz typisch dort
sind auch die bunt geschmückten
Pferdekutschen.
Letzten Freitag ist die ganze Klasse von Nicole am Samstagmorgen auf
die Osterinsel geflogen. Ich bin trotzdem in die Schule gefahren und in eine
tiefere Klasse gegangen. Alle sind sehr
nett zu mir, aufgeschlossen und super
cool drauf. Sie haben mich sogar am
Samstagabend zu einem 15. Geburtstag eingeladen. Der wird hier ziemlich
groß gefeiert. Alle kommen ganz förmlich in Kleidern und Hemden! Es wird ein
kleines „Häuschen“ gemietet mit Catering-Team und DJ.
Der DCB zu Besuch in der Bundesgeschäftsstelle:
Zu einem Arbeitsgespräch verbunden mit Geburtstagswünschen für Christian Kroneberg trafen der Geschäftsführer des
Deutsch-Chlienischen Bundes aus Santiago de Chile und Partner für den VDA-Schüleraustausch mit den Mitarbeiterinnen
des VDA in Sankt Augustin im Dezember zusammen. v.l.n.r: Olga Schumejkow, VDA; Mareike Arpt, VDA; Paula Laupheimer, DCB;
Regine Wegmann, VDA; Christian Kroneberg, DCB und Ida Krieger, VDA Photo: PM
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4/2013
Kultur & Begegnung
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Danach haben wir zu dritt bei einer
Freundin übernachtet, und am nächsten Morgen wurde ich dann abgeholt.
Auch die Schultage hier vergehen ganz
schnell, obwohl wir ja meistens bis 4
Uhr Unterricht haben. Nach der Schule
gehe ich 3 mal die Woche noch zum
Tanzen (Baile Entretenido). Weil ich
mehrere Kurse besuche, lerne ich viele
neue Mitschüler kennen. Eine Freundin,
mit der ich mich ganz gut verstehe, hat
mich zu sich nach Hause eingeladen
nach der Schule. Und am Samstag fahren wir ja schon wieder nach Santiago,
um Nicole vom Flughafen abzuholen!
Bei dem vollen Programm ging die Woche echt schnell rum!
Meine Zeit in Chile geht
leider dem Ende zu
Alles ging so schnell, und die zwei Monate kamen mir wie zwei Wochen vor.
Letzten Donnerstag, Freitag und Samstag war an unserer Schule ein Volleyballturnier mit Schulmannschaften aus
ganz Chile. Am Freitag, meinem letzten
Schultag und dem Geburtstag von meiner Gastschwester, ist in der Schule ein
chilenisches Fest. Es wird typisch chilenisch getanzt, und es gibt Empanadas
zu essen. Ich glaube, das wird ein richtig schöner, letzter „Abschiedstag“ von
meinen zwei super Monaten Schüleraustausch hier!
Ich habe meine Zeit hier so sehr
genossen! Ich hatte tolle Erlebnisse,
habe viel gesehen und habe ein wunderschönes Land und eine neue Kultur
kennengelernt.
Die Leute sind sehr nett, aufgeschlossen und entspannt, was man
auch an der „chilenischen Pünktlichkeit“ sehen kann. Es war eine so tolle
Erfahrung mal ganz weit weg von zu
Hause in einem so schönen Land zu
sein. Ich will auf jeden Fall nochmal
hierher zurückkommen. Diese tolle Zeit
werde ich nie vergessen!
Gelebte VDA-Partnerschaften in Südamerika
Kontaktpflege zu Deutschen Schulen in Chile, Paraguay und Argentinien
Zu einer zweiten Geschäftsreise nach
Chile, Paraguay und Argentinien brach
die VDA-Geschäftsführerin Petra Meßbacher im Oktober dieses Jahres erneut
auf. Begleitet und unterstützt wurde sie
diesmal von Frau Birgit Gronwald Bartels aus Lingen. Ziel der Reise waren
vielfältige Gespräche zur Kontaktpflege
und zum Kennenlernen der Gesprächspartner an verschiedenen Deutschen
Schulen (DS) in Südamerika.
So wurden die zahlreichen Hintergrund- und Informationsgespräche
an den Deutschen Schulen in Chile vom dortigen VDA-Partner, dem
Deutsch-Chilenischen Bund (DCB),
bestens geplant und vorbereitet. Der
Geschäftsführer des DCB, Herr Christian Kroneberg, begleitete seinen Besuch aus Deutschland zusammen mit
seiner Frau, Paulina Lodtmann, zu den
Terminen an den Deutschen Schulen in
Chile. Die einwöchige Pkw-Rundreise
brachte als angenehmen Nebeneffekt
sehr viele Landschaftsimpressionen mit
sich, denn die Entfernungen in Chile erweisen sich als eindrucksvoll.
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Deutsche Schule Los Angeles, 1.v.l.: Direktor Schöttler
Deutsche Schule Temuco
Kultur & Begegnung
4/2013
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Deutsche Schule Chillan
2. v.l.: Angela Wetzel Espinosa, DCB,
4. v.l. Carlos Gomez, Direktor der DS La
Serena bei der Direktorenkonferenz
Der VDA genoß die Gastfreundschaft der Deutschen Schule in Los
Angeles, wo Direktor Uwe Schöttler
die Gäste empfing, gefolgt von Verabredungen an den Deutschen Schulen
in Chillan, Villarrica, Temuco und Concepción. Besondere Aufmerksamkeit
erhielt der VDA durch die Möglichkeit,
sein Jugend- und Schüleraustauschprogramm im Rahmen der jährlich stattfindenden Direktorenkonferenz aller Deutschen Schulen in Chile zu präsentieren,
die diesmal in Valparaiso, nördlich von
Santiago de Chile, stattfand. In einem
wunderschönen, alten und atmosphärischen Haus aus der Gründerzeit, in
dem der im 19. Jahrhundert von Kaufleuten und Reedern gegründete „Deutsche Club Valparaiso“ beheimatet ist,
trafen sich die Vertreter der rund 25
Deutschen Schulen in Chile zur Herbsttagung, bei der auch strategische Fragen zum internationalen Jugendaustausch mit dem deutschen Partner VDA
besprochen wurden.
Im Anschluß daran folgten Gespräche in Asunción, der Hauptstadt
Paraguays, die mit einem herzlichen
Empfang beim Deutschen Botschafter
in Paraguay, S.E. Dr. Claude Robert Ellner, begannen. Auch hier in Paraguay
wurden Schulkontakte gepflegt oder
neu begründet, wie Besuche an der DS
Concordia oder der Goethe-Schule in
Asuncion, eine der größten Deutschen
Auslandsschulen in ganz Südamerika,
zeigten.
Die letzten Reisestationen in Argentinien begannen leider mit dem Malheur eines verpaßten Anschlußfluges
von Santiago de Chile nach Cordoba,
sodass ein besonders wichtiger, weil
lange geplanter Termin im argentinischen Villa General Belgrano nicht
stattfinden konnte und verschoben
werden mußte. So blieb im Landesinneren mehr Zeit für das Gespräch an
der DS Cordoba, die seit vielen Jahren
mit dem VDA-Jugendaustausch ihre
Schüler erfolgreich nach Deutschland
schickt.
31
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Kultur & Begegnung
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Zeit für die Kulturarbeit des VDA nahm sich der Deutsche Botschafter in Buenos Aires,
Bernhard Graf von Waldersee (links) und begrüßte die deutschen Gäste in der
Residenz. Auch Dr. Thomas Leonhardt nahm an den Gesprächen teil.
oben: Susi Warketin, Lehrerin an
der DS Concordia in Asunción,
die ab 2014 am VDA-Austausch
teilnehmen wird.
Den Abschluß der Reise bildete ein
mehrtägiger Besuch in der Landeshauptstadt Buenos Aires, wo durch
die hervorragende Organisation durch
Herrn Dr. Thomas Leonhardt, u.a. Vorsitzender des Deutsch-Argentinischen
Clubs, ein Auftaktbesuch beim Deutschen Botschafter in Argentinien, S.E.
Bernhard Graf von Waldersee, ermöglicht wurde. Schließlich folgten Gespräche mit Vertretern der DS Quilmes und
dem Herausgeber des Argentinischen
Tageblattes, Dr. Roberto Alemann, das
erst im vergangenen Jahr den Medienpreis der Stiftung „Verbundenheit mit
den Deutschen im Ausland“ als beste deutschsprachige Auslandszeitung
erhielt.
Für die weitere Netzwerkarbeit des
VDA erhielt die Begegnung mit Frau
Brigitte von der Fecht besondere Bedeutung – sie ist die engagierte Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schulen in Argentinien und hat
landesweite Verbindungen, die sie intensiv kommuniziert.
Es gilt nun, die zahlreichen Gesprächsergebnisse konstruktiv umzusetzen und der internationalen Kulturarbeit des VDA vor allem durch die
Jugend-Austauschaktivitäten, weitere
Bedeutung und ausreichend Aktionsfeld
zu verleihen.
Terminvormerkung
Die nächste Mitgliederversammlung
des VDA wird am 30. und 31. Mai
2014 im Kultur- und Bildungszentrum
HAUS SCHLESIEN in Königswinter bei
Bonn stattfinden.
Geplanter Tagungsablauf:
links: Herzlich begrüßt wurde der
VDA durch den Deutschen
Botschafter in Paraguay,
Dr. Claude Robert Ellner (li.), der
Frau Gronwald Bartels und Frau
Meßbacher zusammen mit seinem Ständigen Vertreter, Herrn
Jens Urban, zu Gesprächen in
der Botschaft empfing
32
Freitag, 30.5. 2014
Vorstandssitzung (abends)
Samstag, 31.5. 2014 Verwaltungsratssitzung (vormittags), Mitgliederversammlung (nachmittags) Kulturveranstaltung (abends) Eine detaillierte
Einladung erfolgt im GLOBUS Nr.
1/2014, der im März erscheinen wird.
4/2013
Kultur & Begegnung
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Tango, Steaks und Deutsche Schulen
Am Pulsschlag der Metropole Buenos Aires
In keiner anderen Stadt Südamerikas ist
die Dichte der Deutschen Schulen so
hoch wie in der argentinischen Hauptstadt. Die Deutschen Schulen (DS), fast
alle im vorvergangenen Jahrhundert
meist von Einwanderern gegründet, erfreuen sich äußerst großer Beliebtheit,
weil sie als ganztägige Privatschulen mit
hohem Organisationsgrad eine hervorragende Ausbildung garantieren. Zu
diesem Bildungspaket gehören auch
Schüleraustauschangebote, wie sie der
VDA anbietet.
Daher besuchte die VDA-Geschäftsführerin Petra Meßbacher im November erneut deutsche Partnerschulen des
VDA und führte darüber hinaus Hintergrundgespräche an den DS in Hurlingham, Lanus, Cangallo und Quilmes sowie an der großen Goethe-Schule und
der renommierten Pestalozzi-Schule
in Buenos Aires. Außerdem galt es, einen versprochenen Besuch an der DS
in Villa General Belgrano in der Provinz Cordoba nachzuholen, wo ebenso
austauschinteressierte Eltern zu einem
Informationsgespräch mit der VDA-Geschäftsführerin zusammentrafen.
Deutsche Schule Quilmes
Netzwerkarbeit in Buenos Aires: v.l.n.r. Birgit
Gronwald Bartels, Dr. Thomas Leonhardt,
Brigitte von der Fecht, Petra Meßbacher
Deutsche Schule Villa General Belg
Goethe-Schule Buenos Aires
Deutsche Schule Villa General Belgrano
Blick auf die Skyline von Buenos Aires
33
4/2013
Kultur & Begegnung
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Möbelmesse, Ernährungsmesse, Modemesse,
Jugendbildungsmesse…
Von Regine Wegmann
Die Welt dreht und verändert sich, und
auch der VDA geht neue Wege. Um
Gastfamilien für unsere VDA-Austauschschüler zu finden, sind nicht nur Schulen und Lehrer unsere Ansprechpartner.
Auf der JUBI – Die Jugendbildungsmesse Bonn – am 23.11.13 bot sich
für den VDA die Gelegenheit, unseren
Schüleraustausch zu präsentieren.
Eine der größten Messe zum Thema
Bildung im Ausland mit ca. 1200 Besuchern. 80 Austauschorganisationen
zum Thema Schüleraustausch, Praktika,
Au Pair, Work und Travel waren vertreten. Wie wichtig diese Messe für Schüler, Eltern und Lehrer ist, wurde durch
die Präsenz des Oberbürgermeisters der
Stadt Bonn, Jürgen Nimptsch, unterstrichen. In einem Grußwort an die Messeteilnehmer sprach er von der Möglichkeit, dass „Jugendliche und junge
Erwachsene nach einem Auslandsaufenthalt während der Schulzeit nicht
nur Fremdsprachenkenntnisse vertie-
Jürgen Nimptsch, Bonner Oberbürgermeister, informiert sich über den VDA
fen, sondern als selbstständige
und weltoffene Bürgerinnen
und Bürger zurückkommen und
ihren persönlichen Beitrag zur
Völkerverständigung und zum
interkulturellen Austausch zu
Hause in ihren Heimatstädten
und –gemeinden leisten.“
Regine Wegmann (VDA) im Gespräch mit Jens Hirschfeld
vom Messeveranstalter „Weltweiser“
34
Gerade durch die Veränderung mit
G8, verkürzte Schulzeit werden die Teilnehmer aus Deutschland im internationalen Austausch jünger. Wer früher bei
der Reise ins Ausland 16 Jahre alt war,
ist heute 14 Jahre und jünger – auch
das durchschnittliche Einschulungsalter
ist gesunken. Interessant ist, dass zwei
Drittel der Jugendlichen, die ins Ausland gehen, Mädchen sind.
Immer seltener gehen Schüler/
innen für ein ganzes Jahr ins Ausland.
Genau hier kommt der VDA mit seinem
VDA-Schüleraustauschprogramm, das
sich an diejenigen richtet, die in den
Schulsommerferien für 2 Monate ins
Ausland gehen möchten, ins Spiel. Und
damit es ein „echter Austausch“ wird,
bei dem man Freundschaften schließt
und langjährige Kontakte knüpfen
kann, besucht man nicht nur seinen
Austauschpartner aus dem Ausland ,
sondern nimmt ihn/sie für einige Wochen bei sich zu Hause auf.
Die Messe hat wieder gezeigt, dass
der VDA sich mit diesem Austauschprogramm ganz wesentlich von anderen
Austauschorganisationen abhebt und
aus finanzieller Sicht unschlagbar ist.
VDA-Verbandsinformationen
4/2013
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Tagung der Verbandsspitze des Vereins für Deutsche
Kulturbeziehungen im Ausland (VDA) in Dresden
Unter Vorsitz des Bundesvorsitzenden,
Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk
MdB und des Verwaltungsratsvorsitzenden Peter-Iver Johannsen hatten sich
die Mitglieder des Bundesvorstandes
und des Verwaltungsrates des Vereins
für Deutsche Kulturbeziehungen im
Ausland (VDA) zu einer Klausurtagung
in der sächsischen Metropole Dresden
eingefunden. Im dortigen Goethe-Institut fand auch das diesjährige VDA-FORUM statt, das sich mit Geschichte
und Gegenwart der Russlanddeutschen
befasste. Seit dem Jahr 2000 führt der
1999 gegründete VDA-Landesverband
Sachsen unter seinem Landesvorsitzenden Peter Bien alljährlich ein „VDA-FORUM“ durch, in dessen Mittelpunkt
jeweils eine deutsche Volksgruppe in
Europa oder Übersee steht.
Bei den Sitzungen des VDA-Bundesvorstandes und des VDA-Verwaltungsrates gab VDA-Bundesgeschäftsführerin Petra Meßbacher einen
Überblick über den VDA-Jugendaus-
Prof. Dr. Karl-Hein Schlarp
tausch 2013/14, der im Dezember
beginnt. Alljährlich nehmen über 300
Jugendliche überwiegend aus Lateinamerika, aber auch aus Russland am
Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk
MdB, Bundesvorsitzender des VDA, Dr.
Wolfgang Schälike, Deutsch-Russisches
Kulturinstitut Dresden, Peter Bien,
Landesvorsitzender des VDA-Sachsen,
Prof. Dr. Karl-Heinz Schlarp, TU Dresden,
Kristina Pavlovic, Leiterin des Goethe-Instituts Dresden, Peter-Iver Johannsen,
Vorsitzender des VDA-Verwaltungsrates
Die Klausurtagung des VDA-Bundesvorstandes und des VDA-Verwaltungsrates
fand am 9. November 2013 in Dresden unter großer Beteiligung statt
35
4/2013
VDA-Verbandsinformationen
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
VDA-Jugendaustausch teil. Im Dezember kommen die ersten Gastschüler aus Argentinien und Chile nach
Deutschland, die bis Februar/März
2014 bei Gasteltern in Deutschland
leben und deutsche Schulen besuchen
werden. In den Sommerferien 2014
reisen dann deutsche Austauschschüler
ins Ausland. Eingehend befassten sich
die VDA-Gremien mit künftigen Veranstaltungsprojekten, unter anderem
mit der Vorbereitung der Mitgliederversammlung 2014, die am 31. Mai
2014 in der Kultur- und Bildungsstätte
„Haus Schlesien“ in Königswinter-Heisterbacherrott stattfinden wird. Bei dieser Mitgliederversammlung werden
die Mitglieder des VDA-Verwaltungsrates neu gewählt. Der neue VDA-Verwaltungsrat wird dann den künftigen
VDA-Bundesvorstand wählen.
Minderheitenkonferenz im Kulturhistorischen Zentrum
Knivsberg in Dänemark
Von Heiko Frost
In der Bildungsstätte Knivsberg fand
eine Minderheitenkonferenz mit über
30 Teilnehmern statt, bei der zehn Teilnehmer unter 40 Jahren waren. Heiko
Frost: „Wenn das nicht ein Erfolg ist!
Die Jugend ist hier dabei“.
Als Auftaktimpuls der 2. Minderheitenkonferenz auf dem Knivsberg,
im Rahmen des deutschen Tages, war
der zweite Impuls „nur gemeinsam
mit einem Zueinanderstehen, über
das Schmo­ren im eigenen Saft hinaus,
können wir etwas werden“, ermunterte Frost die Teilnehmer. Anschließend
begrüßte der VDA-Vorsitzende Leif Nielsen die Teilnehmer.
Delegationen der unterschiedlichen
Minderheiten in Polen und in Ungarn
sowie der Jugendbeirat Knivsberg präsentierten sich und gaben einen Einblick in ihre Tätigkeit sowie die aktuelle
Situation vor Ort.
Die aktiven Fragen der VDA-Gäste an die Delegationen beendete Frost
mit dem Aufruf: „..bei dieser Vielfalt:
Lasst uns doch endlich am Sonntag
im Rahmen unserer Konferenz konkreter werden. Wieso gelingt es nicht,
den deutschen Minderheiten in Europa
mehr Austausch mit EU-Mitteln umzusetzen anstatt es bleiben zu lassen, weil
kein Geld da ist?“ Den gemütlichen
Ausklang gestaltete musikalisch Eugen
Meerstein mit „Musik a la Sinti“. Eugen
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Meerstein ist Mitglied der sozialkulturellen Gesellschaft Grünberg. Dabei
wurde so manche Nachfrage vertieft.
Nach dem Auftakt der Minderheitenkonferenz am 01. 11. 2013 in dem
Kulturhistorischen Zentrum Knivsberg
setzten sich die Delegationen aus Polen, Ungarn und Nordschleswig nach
ihrer Teilnahme am deutschen Tag in
Tingleff am Sonntag erneut zu intensiven Gesprächen mit dem Thema:
„Europäische Union und Minderheitenpolitik“ sowie „EU-Förderprogramme“
zusammen.
Jan Diedrichsen, Direktor der FUEN
berichtete engagiert über die aktuelle Situation der Minderheitenpolitik.
„Minderheiteneigene Kandidaten in
das EU-Parlament, um für unsere Interessen mehr Aufmerksamkeit zu bekommen“ fordert VDA-Vorsitzender
Leif N
­ ielsen. Diedrichsen fand das einen
sehr spannenden Ansatz, nachdem er
von dem abgewiesenen Bürgerbegehren berichtet hatte.
Dass Minderheiten natürlich auch
Schwierigkeiten bereiten können und
für die jeweilige Nation nicht einfach
sein müssen, zeige sich aktuell an manchen Ecken. Vielen Menschen in Europa
ist gar nicht bewusst, dass wir in 10-20
Jahren neue Staaten in Europa vorfinden könnten. Über die Auswirkungen
eines solchen Prozesses sind sich die
wenigsten Europäer im Klaren.
Dem spannenden Vortrag von Diedrichsen folgte eine intensive Aussprache
und Diskussion. „Wir schaffen es nur
gemeinsam, wenn wir uns untereinander vernetzen“ leitete Heiko Frost,
Konferenzleiter und Leitung Knivsberg, in das Nachmittagsprogramm
über. „Wenn 100.000.000 Europäer
Minderheitenangehörige sind, dann
Lebhafte Diskussionen folgten dem Vortrag
VDA-Verbandsinformationen
4/2013
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
haben sie auch Macht. Warum aber wir
deutschen Minderheiten untereinander nicht viel mehr EU-Projekte intern
machen, verstehe ich nicht“, so Frost
weiter. Was für ein Potential bieten
da sämtliche EU-Programme? „Keiner
sollte glauben, dass es einfach mal so
nebenbei mit einem Antrag erledigt
ist. „Aber dort liegt Geld bereit, um
das nicht gebettelt werden muss“ verspricht Frost. „Gerade wir deutschen
Minderheiten beschweren uns über die
geringen Mittel, nutzen aber dieses Potential zu wenig oder gar nicht“.
Christian Löwenstrom führte in seinem Referat in die unterschiedlichsten
Förderprogramme ein. Wie sieht der
Antrag aus? Welche Programme gibt
es? Was ist ein vorbereitender Besuch?
Welche Fristen gibt es und was sind die
Erfahrungswerte? Nach zwei Stunden
reger Diskussion und vielen Überraschungsmomenten, was alles finanzier-
bar wäre, wurden die Konferenzteilnehmer in die Phase „es gibt nichts Gutes,
außer man tut es“, wie Heinz Asmussen
scherzte, von Frost geschickt.
Der Abschluss fand einen gemütlichen Ausklang, wiederum mit erneut
einmalig schöner Begleitung von Eugen
Meerstein aus Grünberg. „Viel reden
können wir ja alle gut“ so Frost „aber
es gab konkrete Ergebnisse“.
Am Abend stand ein Jugendaustausch zwischen Nordschleswig und
Taksony in Ungarn fest. Außerdem
gründeten die jüngeren Teilnehmer die
Facebook-Gruppe „DEUMI“ (deutsche
Minderheiten in Europa). Auf dieser
Plattform sollen sich alle, die Lust auf
gemeinsame EU-Projekte haben, unterhalten, treffen und planen. Die Gruppe
der älteren Konferenzteilnehmer beschloss ein Projekt „Auf den Spuren
deutscher Geschichte und Traditionen“,
das der VDA mit Schneidemühle, der
masurischen Gesellschaft, einer Gruppe
in Danzig, der deutschen Minderheit Litauen, Raschau, Stettin und Grünberg
umsetzen wird. Eine zweite Idee wurde mit „Umweltschutz und Reservate“
thematisiert.
Die Minderheitentagung wird getragen durch das Kulturhistorische Zentrum Knivsberg, die VDA-Sektion Nordschleswig sowie den Bund deutscher
Nordschleswiger. Der Knivsberg ist Ausrichter und Kostenträger, der BDN gewährt einen Zuschuss im Rahmen des
Deutschen Tages.
Es nahmen im Verlauf der Tagung
47 Interessierte teil. Vier Delegationen
deutscher Minderheiten kamen aus
Beuthen, Grünberg, Schneidemühle
(alle Polen) und Taksony (Ungarn) zu
dieser Veranstaltung. Ebenso waren auf
der Tagung des VDA der VSST und der
Vvdst vertreten. Zehn Teilnehmer waren sogar unter 25 Jahre alt.
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4/2013
Personalien
ZEITSCHRIFT FÜR DEUTSCHE KULTURBEZIEHUNGEN IM AUSLAND
Personalien/Landesverbände
Peter Iver Johannsen feierte
70. Geburtstag
Der Vorsitzende des VDA-Verwaltungsrates feiert am 29. Dezember seinen 70.
Geburtstag. Sein Wirken für den VDA
war und ist stets von den Gedanken
getragen, lebendige Brücken zu unseren Landsleuten im Ausland zu erhalten
und neue lebendige Brücken zu bauen.
Durch sein Handeln ist er Ansporn und
Vorbild für alle Mitglieder des VDA.
Auch sein langjähriger Einsatz als
zur 50-Jahr-Feier der Bonn-Kopenhagener Erklärungen unter Teilnahme von
Bundeskanzler Gerhard Schröder und
Staatsminister Anders Fogh Rasmussen
in Sonderburg bleiben unvergessen.
Auch sein Einsatz als Delegierter des
Bundes deutscher Nordschleswiger bei
der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen und als Vorsitzender des Kuratoriums der Gemeinnützigen Hermann-Niermann-Stiftung ist zu
würdigen. Zurecht wurde er für seine
herausragenden Verdienste zum Ritter
des dänischen Dannebrogorden ernannt und mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Petra Meßbacher feierte
50. Geburtstag
Peter Iver Johannsen
Generalsekretär des Bundes der Nordschleswiger verdient größten Dank und
höchste Anerkennung. Höhepunkte seiner Amtszeit als Generalsekretär waren
zweifellos die Einrichtung des Sekretariats der Deutschen Volksgruppe bei
Regierung und Folketing, die Besuche
von Königin Margrethe II., der Bundespräsidenten Walter Scheel, Richard
von Weizsäcker und Roman Herzog sowie die Besuche von Prinz Joachim und
Prinzessin Alexandra sowie der Staatsbesuch von Bundespräsident Johannes
Rau. Aber auch sein Einsatz zur Ausrichtung der Feier der 75-jährigen Zugehörigkeit Nordschleswigs zu Dänemark,
mit der der endgültige Durchbruch zur
Gleichwertigkeit von Minderheit und
Mehrheit in Dänemark gelang sowie
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Die Bundesgeschäftsführerin, Petra
Meßbacher, feierte am 21. November
2013 ihren 50. Geburtstag. Die Mitarbeiterinnen des VDA gratulierten sehr
herzlich und stießen mit dem „Geburtstagskind“ mit einem Glas Sekt an.
Frau Meßbacher (gebürtige Fränkin)
engagiert sich seit vielen Jahren erfolgreich in der internationalen Kulturarbeit
sowie der Organisation deutscher und
ausländischer Begegnungsmaßnahmen von Schülern und Studenten. Für
ihr langjähriges Engagement wurde sie
im Jahre 2008 u.a. mit dem Erika-Simon-Kulturpreis ausgezeichnet.
Neu in der
Bundesgeschäftsstelle
Verstärkung erhält das VDATeam durch Mareike Arpt, die
seit September
im Rahmen des
Bundesfreiwilligendienstes ein
Jahr lang in der
Bundesgeschäftstelle unterstützend
mitwirkt und insbesondere im Jugendaustausch eine große Hilfe ist.
Roswitha Dahs
ergänzt seit dem
Sommer die Damenriege in der
VDA-Geschäftsstelle. Frau Dahs
kann auf langjährige Erfahrung in
der Assistenz der
Geschäftsleitung zurückblicken.
Neues aus den
Landesverbänden
Der Landesverband Schleswig-Holstein
hat seinen Vorstand neu gewählt. In
der neuen Amtszeit gehören ihm folgende Personen an:
Vorsitzender: Hans Christian Segeberg,
Rendsburg; Stellv. Vorsitzender: Dr.
Claus Thies, Heikendorf; Schatzmeister:
Hans Christian Biermann, Busdorf;
Beisitzer: Dieter Wollenberg, Lauenburg; Beisitzer: Dr. Hans Peter Stamp,
Rendsburg; Ehrenvorsitzender: Harald
Kracht, Fahrdorf; Kassenprüfer sind:
Roland Pappa, Jevenstedt, und Horst
Röper, Steinbergkirche.
Die VDA Geschäftsführung wünscht
dem neuen Vorstand eine erfolgreiche
Amtszeit.
T FÜR
Bundesverband
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