Programm der Deutschen SchülerAkademie 2013
Transcription
Programm der Deutschen SchülerAkademie 2013
2–3 GRUSSWORT 4–15 DIE DEUTSCHE SCHÜLERAKADEMIE (DSA) 16 – – – – – – 24 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 Numerik Betrachtungen zur Wurfparabel Auf des Messers Schneide Wachstumsgrenzen der Menschheit Platons Vermächtnis Junge oder Mädchen? Blau oder Rosa? AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II 18. Juli–3. August 26 27 28 29 30 Anatomie der Töne Statistische Paradoxien und Denkfehler Vom Ionenkanal zum Netzwerk Potenzial und Erfolg Europa – quo vadis? Oder: Was hat Europa mit mir zu tun? 31 – 2.6 Von Puschkin über Tolstoj bis Achmatova – – – – – 32 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 AKADEMIE GROVESMÜHLE 25.Juli –10. August 34 35 36 37 Abstraktion in der Mathematik Gezähmte Unordnung Psychiatrie und Gesellschaft Europäische Integration, Grundgesetz und Bundesverfassungsgericht 38 – 3.5 »Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten.« 39 – 3.6 Kleinkunst ganz groß – – – – 40 3.1 3.2 3.3 3.4 AKADEMIE URSPRING 1.–17. August 42 43 44 45 46 47 AKADEMIE HILDEN 50 – 5.1 51 – 5.2 AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I 27. Juni–13. Juli 18 19 20 21 22 23 48 – – – – – – 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 SAT-Algorithmen Quanteninformationstheorie Mit Mathematik von Stimmen zu Sitzen Experiment Wirtschaft Religion und Staat in der Antike Wohnblock – Heimstätte – Plattenbau 52 53 54 55 – – – – 56 58 59 60 61 62 63 – – – – – – – – – – – – 27. Juni–13. Juli Dynamische Systeme Wie funktioniert eigentlich ein Computer? Was ist ein (Elementar-)Teilchen? Verborgene Botschaften im Sternenlicht! Alles neu? Ist das Kunst oder kann das weg? 7.1 7.2 7.3 7.4 7.5 7.6 11.–27. Juli Codierungsthoerie Teilchenphysik und Kosmologie Unsere Welt wird größer Wie kommt das Schwein in die Steckdose? Außenseiter und Etablierte Ein Sommernachtstraum MULTINATIONALE AKADEMIE TORGELOW – – – – 78 80 81 82 83 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 6.6 AKADEMIE TORGELOW 72 74 75 76 77 84 DIE JGW-SCHÜLERAKADEMIEN 85 JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I 87 88 89 90 91 92 – – – – – – JGW 1.1 JGW 1.2 JGW 1.3 JGW 1.4 JGW 1.5 JGW 1.6 28. Juli–6. August Simulation der Wirklichkeit Schneller als das Licht? Von Mensch zu Mensch Sozialer Einfluss Der Dreißigjährige Krieg Sehnsuchtsort Mittelalter AKADEMIE ROSTOCK 64 66 67 68 69 70 71 5.3 5.4 5.5 5.6 1. –17. August Mathematische Anatomie des Universums Warum ein Rasenmäher fliegt und ein Auto an der Decke klebt Der ganz normale Wahnsinn Die Idee der Gewaltenteilung Jerusalem – Brennpunkt der Religionen »Diese Fremden sind nicht von hier!« T.1 T.2 T.3 T.4 1.–17. August Differenzialgeometrie Künstliches Leben The Story of Stuff Ausstellungen machen! 93 JGW-SCHÜLERAKADEMIE GAESDONCK 95 – JGW 2.1 96 – JGW 2.2 97 – JGW 2.3 98 – JGW 2.4 199 – JGW 2.5 100 – JGW 2.6 101 103 8.–17. August Biologisch inspirierte Modelle der Wahrnehmung Wie Dinge so lang halten, wie sie soll(t)en Der epigenetische Code Zwischen Kommunistischer und Konservativer Revolution Zur Existenzphilosophie der mittelhochdeutschen Epik »Wen kümmert’s, wer spricht?« DIE JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG 10.–24. August Komplexität des Klimasystems Klimawandel und Naturgefahren Empirische klimaökonomische Modellierung 108 – JGW 3.4 Klimapolitik im Wandel? 109 – JGW 3.5 Klimawandel 110 – JGW 3.6 Der Mensch und das Klima 105 – JGW 3.1 106 – JGW 3.2 107 – JGW 3.3 MULTINATIONALE AKADEMIE WALDENBURG – – – – W.1 W.2 W.3 W.4 25.Juli–10. August Das Geheimnis von Schrödingers Katze Mythos und Entmythologisierung Globalisierung und Entwicklung Die Poetik des Films und die Entwicklung der Filmtechnik 111 PROGRAMME IM AUSLAND 2013 118 CLUB DER EHEMALIGEN E.V. (CDE) 119 FÖRDERER 120 BILDUNG & BEGABUNG: TALENTE FÜR DEUTSCHLAND -- 1 »Für unser modernes und komplexes Gemeinwesen brauchen wir Menschen, die sich den Herausforderungen mit wacher Intelligenz und sozialer Verantwortung mutig stellen.« Liebe Teilnehmer der SchülerAkademie, was haben die Anatomie der Töne, Teilchenphysik, fliegende Rasenmäher, Exoplaneten, Mittelhochdeutsche Epik, Gewaltenteilung und das Klimasystem gemeinsam? Dies sind einige der spannenden Themen, die Euch in den nächsten Wochen im bundesweiten Programm der Deutschen SchülerAkademie erwarten. Von Begabung oder Talent wird gesprochen, wenn eine Person über eine besondere Leistungsvoraussetzung verfügt und etwas außergewöhnlich gut, aber auch gerne macht. In jedem Menschen schlummern Talente und Begabungen, die geweckt und gefördert sein wollen. Um begabte und motivierte Jugendliche optimal zu fördern, brauchen sie Orte, wo sie sich mit Themen auseinandersetzen, die auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen. MINISTER STEPHAN DORGERLOH PRÄSIDENT DER KULTUSMINISTERKONFERENZ 2 –– Zuallererst geht es um Euch und darum, dass ihre Eure Potenziale entwickelt. Aber auch für unser modernes und komplexes Gemeinwesen brauchen wir Menschen, die sich den Herausforderungen mit wacher Intelligenz und sozialer Verantwortung mutig stellen. Ziel der SchülerAkadmie ist es, Schülerinnen und Schüler intellektuell und sozial herauszufordern, sie in ihren Fähigkeiten zu fördern und unter Anleitung von qualifizierten Fachkräften an anspruchsvolle Aufgaben heranzuführen, die verschiedene Disziplinen zusammenführen. Je früher wir mit der Förderung beginnen, umso besser. Schulen sind in der Begabtenförderung unsere ersten Ansprechpartner, aber diese Aufgabe kann die Politik nicht alleine schultern. Alle sind angesprochen: Eltern, Wirtschaft, Verbände oder Vereine. Die Förderung von besonders begabten Schülerinnen und Schülern ist den Ländern ein wichtiges Anliegen. Dies zeigt sich in der Ausweitung von länderübergreifenden Arbeitskreisen und Kooperationen, die dem Austausch, der Planung und Entwicklung neuer Fördermaßnahmen dienen. Darüber hinaus hat sich die Begabtenförderung sowohl in der theoretischen Grundlegung wie auch in der Praxis stark weiterentwickelt. Die Deutsche SchülerAkademie ist seit 1988 fester Bestandteil und das ehrgeizige Programm wäre nicht möglich ohne das große Engagement der Akademie- und Kursleiterinnen und -leiter. Ein besonderer Dank gilt dem Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, die die Akademien finanziell unterstützen. Albert Einstein schrieb einst: »Ich habe keine besondere Begabung, ich bin nur leidenschaftlich neugierig.« Ich wünsche den Veranstaltern und allen Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern der Deutschen SchülerAkademie ein spannendes und erfolgreiches Jahr 2013, das viele neue An- und Einsichten bereithält und vor allem: bleibt leidenschaftlich neugierig! MINISTER STEPHAN DORGERLOH PRÄSIDENT DER KULTUSMINISTERKONFERENZ –– 3 Die Deutsche SchülerAkademie Ein Teilnehmer des letzten Jahres schilderte nach der Akademie seine Erlebnisse, Gedanken, Erfahrungen und Gefühle, die sich durch den Besuch eines Kurses, der kursübergreifenden Angebote, dem Miteinander und der Akademieatmosphäre ergaben: »ZWEI WOCHEN UNTERRICHT IN DEN SOMMERFERIEN, ZWEI WOCHEN NERDS? – ... Wenn man an Schule in den Ferien denkt, kommen einem schnell Bilder von dick bebrillten, astrein hochdeutsch sprechenden und dem Rollkragenpulli nach zu urteilen auch etwas sozial schwerfälligeren, jungen Menschen in den Kopf, die wohl nichts Besseres zu tun haben, als ihre kostbaren Ferien in einem staubigen Klassenzimmer abzusitzen. Davon ist die Realität aber weit entfernt. Als ich mich über Empfehlung der Schule im Februar um einen Platz an der Deutschen Schülerakademie bewarb, war ich unsicher, was mich erwarten würde. Eine Meinung hier, ein Feedback da, aber bis auf eine kleine Info-Mappe von der Schule tappte ich weitgehend im Dunklen. … Nachdem an einem Samstagmorgen ein dicker Brief ins Haus flatterte, herrschte Gewissheit. Nicht nur, dass ich grundsätzlich genommen war, ich wurde sogar zu meinem Erstwunsch zugelassen. … dem dicken Packen an Kopien nach zu urteilen, stand viel Arbeit ins Haus … ich hatte das Vergnügen, mir die Hauptwerke von Hobbes, Locke, Aristoteles, Montesquieu sowie einiger moderner Philosophen und letztendlich Kants »Zum ewigen Frieden« zu Gemüte zu führen. Die Wochen verstrichen, ich bereitete mich vor und im gleichen Zuge wurde ich von Selbstzweifel und Unsicherheit geplagt: Würde ich es schaffen mitzukommen im Kurs? Wie sind die Leute da? Bestimmt total leistungsorientiert und streng?! Sicher keine gute Idee da mal einen dummen Witz zu reißen? War die Anmeldung ein Fehler?!!« Sicher wird der eine oder andere im Vorfeld ähnliche Zweifel haben. Die Fortsetzung der Schilderung gibt Aufschluss über das, was dem Teilnehmer widerfahren ist: 4 –– »... EIN UNVERGESSLICHES ERLEBNIS! Diese Fragen wurden am frühen Morgen des 26. Juli einschlägig geklärt. Ich hatte mich mit anderen »Akademielern« aus Oberschwaben im Zug Friedrichshafen-Ulm verabredet. Als ich mein schweres Gepäck für die zwei folgenden Wochen in den Zug geschleppt hatte, grinste mich ein sportlicher, etwas hyperaktiver 15-Punkte-Deutsch Oberstüfler freundlich an und eine recht attraktive 17-Jährige »Friedrichshäflerin« gebot mir in breitem Schwäbisch: »Hocksch di naaaa!«. Erste Zweifel waren ausgeräumt: »Akademieler« sind weder sozial unfähig, noch schmächtige Kellerkinder und wie sich im Lauf der fünfstündigen Fahrt nach Köln herausstellte, keinesfalls biedere Zeitgenossen, was ihren durchaus schwarzen Humor anging. … Der erste Tag ging schnell vorbei, indem man sich mit den Zimmernachbarn anfreundete und sich gegen Abend … zum Plenum in der Versammlungshalle einfand. Die erste Begrüßung fand statt, unser Tagesablauf und der grobe Verlauf der nächsten zwei Wochen wurden geplant. Alle waren relativ erschöpft. … Der nächste [Morgen] … mündete ins erste praktische Plenum, das … vom Musikleiter mit kleineren Melodien eröffnet wurde. Unser AKL-Team … stellte uns den Tagesplan vor und erklärte das System der KüAs. Verdutzte Gesichter. Kü-was nochmal?? »Kursübergreifende Aktivitäten« wurde man belehrt. Die DSA beruhte nicht nur darauf, dass die Kursleiter in ihren Kursen ihre Themen durchgingen. Nein, die meiste Zeit einer Akademie bestand aus Freizeit. Auch wir hatten die Möglichkeit in der Mittagsschiene und Abendschiene selbst Kurse und Aktivitäten für andere Teilnehmer, die Kursleiter, kurz KL, und die AkL anzubieten. … Auch wenn die »Hohlstunden« für KüAs geplant waren, musste man natürlich nicht ständig auf Achse sein. Viele Stunden verbrachten wir mit durchaus »abgefuckter« Musik … Wer darauf keine Lust hatte, konnte sich musikalisch vom Chor über Dixi-Band, Combo, Big Band, Madrigal-Chor, Streichquartett und ähnlichem betätigen. Chinesisch- und Arabisch-Kurse luden ebenso ein wie eine Fülle an Sportangeboten, Tanzkursen und Fachvorträgen zu diversen Themen. Debattierabende waren genauso Usus wie ein Dirigats-Kurs oder eine Einführung in Prima-Vista des Musikkurses und gemeinsames Hören von Musik im Musiksaal … Wer seine Ruhe am Abend suchte, setzte sich gesellig ans allabendliche Lagerfeuer oder zog sich in trauter Einsam- oder Zweisamkeit an den nahegelegenen Weiher zurück. An diesem Tagesverlauf orientierten sich grob die zwei kommenden Wochen. Heraus fiel der Exkursionstag, an dem man zwischen toll organisierten Tagesausflügen nach Köln, Bonn, Essen oder einer Wanderung wählen konnte. … Keiner war eingeschränkt auf seinen Interessensbereich, jeder war allgemein fit in Vielem und gern bereit trotzdem etwas zu lernen. Man konnte selbst mit einem Musiker über Physik reden, der Informatiker spielte im Streichorchester erste Geige und der Philosoph ließ beim Sport alle alt aussehen. Es war eine enorm bereichernde Erfahrung, einfach man selber zu sein, und auch persönlich eine außergewöhnliche Meinung oder Interesse zeigen zu können. Was wir in dieser großen Familie und in den Cliquen an Blödsinn gemacht haben in diesen zwei Wochen – keiner hätte das der DSA im Voraus zugetraut. … Was bleibt? Ein Netzwerk mit 100 guten Freunden in Deutschland und auf der ganzen Welt, ein Club der Ehemaligen mit nicht nur 5000 Übernachtungsmöglichkeiten in Deutschland, sondern auch vielen Menschen, die einem weiterhelfen werden auf dem Weg zum Studium. Viel Erfahrung, Erkenntnisse über Arbeitsweise, Methoden und viel Zugewinn an Wissen. Tolle Menschen, viele schon in Schlüsselpositionen der deutschen Unis, viele Freunde, beim ein oder anderen eine Fernbeziehung, tolle Erinnerungen, hunderte Fotos, Termine für Nachtreffen und letztendlich Freude auf die Zukunft.« Wie schaffen es die Teilnehmenden, dass eine Akademie aus anfänglichen Zweifeln so positive Erfahrungen hervorbringt? Eine Antwort ist nur möglich, wenn man sich drauf einlässt! Das Angebot 2013 Im Sommer 2013 führt die Deutsche SchülerAkademie für insgesamt rund 650 Schülerinnen und Schüler sieben Akademien in Braunschweig (Niedersachsen), Hilden (Nordrhein-Westfalen), Rostock (Mecklenburg-Vorpommern), Schelklingen (BadenWürttemberg), Torgelow bei Waren an der Müritz (Mecklenburg-Vorpommern) und in Veckenstedt (Sachsen-Anhalt) durch. Zusätzlich werden für jeweils 64 Schülerinnen und Schüler in Waldenburg bei Glauchau (Sachsen) und in Torgelow zwei Multinationale Akademien veranstaltet. Neben jungen Deutschen werden hier Schülerinnen und Schüler aus mittelost-europäischen »Nachbar«ländern vom Baltikum bis Rumänien teilnehmen. Die Multinationalen Akademien in Waldenburg (Rumänien, Slowakei, Tschechien und Ungarn) und Torgelow (Estland, Lettland, Litauen und Polen) werden seit 2003 durch die Haniel Stiftung, Duisburg, gefördert. Die übrigen Akademien werden etwa zur Hälfte durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Weitere Gelder kommen vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, von Stiftungen und von privaten Spendern. So kann der Teilnahmebeitrag (siehe Seite 12 f.) für diese Akademien weit unterhalb der tatsächlich entstehenden Kosten liegen und deckt nur rund ein Drittel davon. Auf Antrag kann eine Ermäßigung oder eine Befreiung von der Eigenbeteiligung gewährt werden. Drei weitere Akademien werden in Papenburg (Niedersachsen) und in Gaesdonck bei Kleve am Niederrhein vom Verein Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. (JGW), einem Zusammenschluss ehemaliger SchülerAkademie-Teilnehmender, ausgerichtet. Auch diese Akademien werden durch Sponsoren und private Spenden unterstützt. Näheres dazu steht auf den Seiten 84 ff. Schließlich gibt es noch Teilnahmemöglichkeiten an ähnlichen Akademieprogrammen in Litauen, Österreich und Polen (siehe Seiten 111 ff.). Warum Akademien? Viele besonders begabte, interessierte und leistungsbereite Schülerinnen und Schüler machen die Erfahrung, dass sie in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis zwar gut integriert sind, aber eher selten auf Gleichaltrige treffen, die ihre Interessen teilen und deren Fähigkeitsschwerpunkte ähnlich sind. Auch erleben sie, dass Inhalte und Gestaltung des Schulunterrichts den eigenen Interessen, Neigungen und Fähigkeiten nicht hinreichend gerecht werden. –– 5 wurde von Christian Wulff fortgeführt und auch Bundespräsident Joachim Gauck unterstützt Bildung & Begabung mit der Schirmherrschaft. Die Deutsche SchülerAkademie wird bei ihrer Aufgabe durch einen Beirat unterstützt. Für die Organisation und Durchführung der Akademien ist die Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH verantwortlich. Ziele, Konzeption und Inhalt Die DSA dient der Förderung besonders begabter, interessierter, neugieriger und leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II. Diese jungen Menschen sollen die Teilnahme an einer Akademie als eine ganzheitliche Herausforderung erleben – und daran wachsen. Ihnen wird die Möglichkeit zum intensiven Zusammensein mit anderen, ähnlich interessierten Gleichaltrigen sowie zum Kennenlernen noch nicht erfahrener oder erlebter Chancen der Selbstentfaltung gegeben. Allgemein ist zu beobachten: Seit Gründung der Deutschen SchülerAkademie 1988 hat sich im Bereich der Begabtenförderung viel getan. Trotzdem kann festgestellt werden, dass es zum einen für Leistungssportler oder musikalische Talente zahlreiche sowie für intellektuell begabte und interessierte Jugendliche im außerschulischen Bereich eher fachorientierte Angebote gibt. Leistungsstarke Jugendliche mit breiten Interessen und hoher Motivation finden dagegen kaum Maßnahmen, die sie sowohl fachlich als auch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern und sie darüber hinaus mit anderen Schülerinnen und Schülern gleicher Befähigung in Kontakt bringen. Für diese Jugendlichen hat die Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH (siehe auch Seite 120) seit 1988 Ferienprogramme entwickelt und erprobt. In Zusammenarbeit mit dem damaligen Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft ist daraus die »Deutsche SchülerAkademie« geworden. 1993 wurden durch Beschluss des Deutschen Bundestags Finanzmittel für das Projekt im Haushalt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung abgesichert. 1994 stimmte auch die Kultusministerkonferenz diesem Konzept zur Begabtenförderung zu. Im Sommer 2001 übernahm der damalige Bundespräsident Johannes Rau nach dem Besuch einer Akademie die Schirmherrschaft über die Deutsche SchülerAkademie. Sein Nachfolger, Horst Köhler, setzte diese Schirmherrschaft fort; auch er besuchte eine Akademie. 2009 übernahm Horst Köhler die Schirmherrschaft über die Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH mit allen ihren Projekten. Diese Tradition 6 –– Eine Akademie stellt zum einen ein Angebot von Kursen verschiedener Inhalte bereit, hier liegt der Schwerpunkt auf der Förderung der intellektuellen Fähigkeiten. Zum anderen bietet die Akademie vielfältige Möglichkeiten, Gemeinschaft zu leben, gemeinschaftlich zu lernen und viel Neues zu entdecken. Die Teilnehmenden erfahren Toleranz, Akzeptanz und Offenheit sowie Empathie. Die Akademie dient den Jugendlichen bei der Identitätsfindung. Eine Akademie besteht aus sechs Kursen (die Multinationalen Akademien Waldenburg und Torgelow aus vier Kursen) mit jeweils bis zu 16 Teilnehmenden. Jeder Kurs wird von zwei Leitungspersonen betreut. Während der Akademie arbeiten die Teilnehmenden in einem Kurs eigener Wahl für eine Dauer von insgesamt ca. 50 Stunden. Für die Akademien des JGW e.V. (siehe Seite 84–110) gelten zum Teil andere Regeln. Das Niveau entspricht dabei häufig dem von Hochschulstudiengängen in den ersten Semestern. Die Konzeption der Akademien basiert auf folgenden Prinzipien: – Teilnehmen können besonders befähigte und motivierte Jugendliche der gymnasialen Oberstufe. Sie leben und arbeiten 16 Tage (JGW-Akademien: 10–14 Tage) an einem Ort zusammen. – Die Teilnehmenden werden durch Wissenschaftler, Lehrer oder andere Experten in ein Thema eingeführt. Sie werden zum selbständigen Wissenserwerb und zu eigenständigem Tun angeleitet. Gemeinsam und verantwortlich erarbeiten sie die – – – – – – Kursinhalte. Dabei lernen sie wissenschaftliche Standards und Grundregeln wissenschaftlichen Arbeitens kennen. Die Kursthemen werden aus verschiedenen Disziplinen der Natur-, Geistes- und Gesellschaftswissenschaften und des kulturellen Bereichs zusammengestellt. In jeder Akademie ist eine Mischung der Disziplinen gegeben. Der Informations- und Erfahrungsaustausch soll weitgehend interdisziplinär sein, was durch entsprechende Programmelemente unterstützt wird. Die Kurse vermitteln grundlegendes Faktenwissen und trainieren systematisches und strukturelles Denken. Weitere Schwerpunkte liegen in der Vermittlung von fachspezifischen Methoden wissenschaftlichen Arbeitens sowie in der Anleitung zu kooperativen Arbeitsformen. Die Kursarbeit wird durch sportliche, soziale und kulturelle, insbesondere musikalische Aktivitäten ergänzt. Als ganz wesentlicher Bestandteil wird in den Kursen eine Dokumentation (siehe Seite 10) erarbeitet. Hier erfahren die Teilnehmenden eine Anleitung zum wissenschaftlichen Schreiben, vielfach ergänzt durch mehrfache Redigierung. Es werden das Kursthema, der Lernprozess und die Ergebnisse der Kursarbeit dokumentiert und abschließend in einer Broschüre je Akademie zusammengefasst. Ein ebenfalls zentraler Bestandteil ist die Rotation (siehe Seite 10), in der die Teilnehmenden in die Rolle der Lehrenden schlüpfen und den Teilnehmenden anderer Kurse über ihre Arbeit berichten. In den Akademien wird kein fertiges Programm geboten, sondern nur ein Rahmen, den die Teilnehmenden mit den Kursleitenden gemeinsam mit Leben füllen. Lernen ist hier nicht passiv sondern aktiv. Neben dem Kursprogramm gibt es zahlreiche offene Angebote: Theater, Musik, Exkursionen, Chor, Sport, Gastvorträge u.v.a.m. Diesen kursübergreifenden Aktivitäten (kurz: »KüA«) wird wegen ihrer sozialen und interdisziplinären Bedeutung ein etwa gleicher zeitlicher Umfang im Tagesablauf eingeräumt wie dem Kursprogramm. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer leben während der Akademie in einer Gemeinschaft von ähnlich interessierten und motivierten Jugendlichen und Kursleitenden. Diese anregende, offene und tolerante Gemeinschaft ist für viele rückblickend die wichtigste und wertvollste Erfahrung. Schnell entwickeln sich auch über die Akademie hinaus haltende Kontakte und Freundschaften, die u.a. über den »Club der Ehemaligen e.V.« (siehe Seite 118) aufrecht erhalten werden. Zahlreiche »Ehemalige« sind inzwischen als Kursleitende tätig. Was erwartet mich und was wird von mir erwartet? Wer an einer Akademie teilnehmen will, muss sich darauf einstellen, 16 Tage voll eingespannt zu sein. Die Tage sind relativ stark strukturiert, wobei die festen Kurszeiten ergänzt werden durch freiwillige, aber anregende außerkursliche Aufgaben und Aktivitäten. Es wird erwartet, dass jede und jeder mit ganzer Kraft zur gemeinsamen Arbeit im und außerhalb des Kurses beiträgt. Natürlich gibt es viele Gelegenheiten zu Gesprächen, zu gemeinsamen Spaziergängen etc., doch die Tage haben auch hier nur 24 Stunden. Bei einigen Kursbeschreibungen (ab Seite 18) sind noch spezielle Teilnahmevoraussetzungen erwähnt, die gewährleisten, dass die spezifischen Vorkenntnisse, die für eine erfolgreiche Bewältigung des Kurses notwendig sind, vorhanden sind. Unabhängig davon gelten für jeden Kurs folgende Voraussetzungen, welche nicht bei jeder Kursbeschreibung erwähnt werden: Fortsetzung Seite 8 Organisation der Akademie Beirat der Akademien von Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH » N.N » Rainer Arnold, Studienstiftung des deutschen Volkes, Bonn » Dr. Judith Günther, Bayer Pharma AG, Berlin » Bettina Jorzik, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Essen » Philip Weyrauch, Club der Ehemaligen der Deutschen SchülerAkademien e.V., Bonn » Dr. Tobias Kläden, Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral (KAMP) e.V., Erfurt » Dr. Jenny Thauer, Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin » Barbara Reinhard, Ministerium für Kultus, Jugend und Sport BadenWürttemberg, Stuttgart (als Repräsentantin der Kultusministerkonferenz) » Prof. Dr. Miriam Vock, Universität Potsdam (Vorsitzende) » PD Dr. Elke Völmicke, Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH, Bonn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle der Deutschen SchülerAkademie: Volker Brandt (Leiter der Geschäftsstelle), Christiane Kunze (Stellvertreterin), Martina Helfenbein, Jürgen Klein, Dr. Dorothea Patzke, Iris Prochazka, Martin Rosenkranz, Grazyna Rynca, Miriam Staiger –– 7 Zeitliche Struktur des Akademieverlaufes Ein typischer Akademietag hat folgenden Verlauf: 7:30 – 8:30 Frühstück anschließend bis 12:00 Plenum: Hier treffen sich alle Teilnehmenden und Kursleitenden zum gemeinsamen Tagesbeginn mit einem Informationsaustausch. Dann wird etwa drei Stunden bis zum Mittag in den Kursen gearbeitet mit Pausen je nach Bedarf. 12:15 – 13:30 Mittagessen 14:00 – 16:00 Nach dem Essen finden bis 16.00 Uhr verschiedene kursübergreifende Angebote statt, die allen Teilnehmenden offen stehen und auch von allen (mit)gestaltet werden können. Wählen kann man zwischen Chor, Kammermusik, Theater, Sport, Kunst oder speziellen Arbeitsgemeinschaften (z.B. Sprachen) etc. 8:30 Getränke- und Kuchenpause Fortsetzung von Seite 7: 16:30 – 18:30 Fortsetzung der Kursarbeit 18:45 – 19:30 Abendessen – Von den Teilnehmenden wird erwartet, dass sie für das jeweilige Fachgebiet des gewählten Kurses, seiner Methodik und damit für den Kurs selbst ein hohes Interesse aufbringen. Dies gilt sowohl für den Hauptwunsch als auch für alle alternativ angegebenen Kurswünsche (siehe Seite 11). – In den meisten Kursen wird zur Vorbereitung und Einarbeitung bereits einige Wochen vorab eine (z.T. umfangreiche) Textsammlung zugeschickt. Die Fachtexte sind vielfach englischsprachig. Erwartet wird die Bereitschaft, sich intensiv mit Fachliteratur (auch fremdsprachiger) auseinanderzusetzen und sich in neue Gebiete selbst einzuarbeiten. Auch sind die Fachtexte häufig auf einem Niveau, das für Schüler ungewohnt ist und woran sie manchmal verzweifeln möchten. Hier wird Durchhaltevermögen erwartet, wobei die Kursleitenden gerne helfend beistehen – keiner wird allein gelassen. – In der Regel wird die Vorbereitung eines Referats von ca. 20 Minuten Länge erwartet. Von jeder/jedem Teilnehmenden wird erwartet, dass er/sie im Laufe der Akademie einmal als Referent vor den anderen spricht. 16:00 ab 20:00 Nach dem Abendessen gibt es wieder für alle offene Angebote. Je nach Interesse und Engagement gestalten Teilnehmende und Kursleitende gemeinsam Kammermusik, Theater, Sport, Vorträge, Arbeitsgemeinschaften, Nachrichten, einen Vorleseabend und vieles mehr. Der Tag ist mit vielen attraktiven, z.T. parallel laufenden Angeboten ausgefüllt. Es gilt, eine sinnvolle Auswahl zu treffen und nicht die gesamte Zeit zu verplanen, damit auch Raum für Entspannung und Erholung bleibt. Tradition ist es, dass sich zu Beginn der Akademie ein Chor und musikalische Ensembles bilden, die gegen Ende der Akademie ein öffentliches Konzert geben. Weiterhin gehören Exkursionen zu reizvollen Zielen der Region zum Akademieprogramm. 8 –– Und weiterhin: Auch während der Kurse sind möglicherweise noch fehlende Grundlagen zu erarbeiten; die Bereitschaft zur Text- und Gruppenarbeit sowie Diskussionsfreude sind generell unverzichtbar. Kurs und KüAs Kurs und KüAs Eröffnung g rsta Frei tag Abschlussplenum Kurs, Aufräumen Abschlussabend ne Don Abreise ab 10.30 Uhr Kurs und KüAs, Generalprobe h woc Mitt Konzert Vor- und Nachbereitungen ag Kurs und KüAs t Sonn Kurs und KüAs tag Kurs und KüAs s Sam Kurs und KüAs Rotation stag Volleyball- Auswertung, Kurs turnier Kurs und KüAs Kurs und KüAs Dien Kurs und KüAs ntag Exkursion und KüAs Anreise bis 17:00 Uhr Son Kurs und KüAs Kurs und KüAs Treffen in den Kursen Do stag nner Ablauf der Akademie Sam stag –– 9 Rotation Damit die Teilnehmenden einen Einblick in die Inhalte anderer Kurse erhalten, informieren sich die Kurse gegenseitig. Auf Postern oder in der Akademiezeitung werden Arbeitsergebnisse und Erkenntnisse präsentiert. Eine spezielle Form des gegenseitigen Unterrichtens ist die Rotation. Während der Rotation schlüpfen die Teilnehmenden für einen Vormittag in die Rolle der Kursleitenden und berichten anderen Kursen über ihre Arbeit. Dafür müssen sie die gewonnenen Erkenntnisse ihres Kurses gedanklich neu strukturieren – erst wer in der Lage ist, Inhalte der Kursarbeit so zu präsentieren, dass fachfremde Teilnehmende dies verstehen, hat den Inhalt des eigenen Kurses verstanden. Dabei müssen die Teilnehmenden sich auch Gedanken über Formen der sach- und zielgerechten Vermittlung von Methoden und Inhalten machen und sie entwickeln. Dokumentation Ein wichtiges Prinzip der SchülerAkademie ist das Verschriftlichen von Methoden, Prozessen und Inhalten der Kursarbeit. Während der Akademie sind alle aufgefordert, wissenschaftlich begründete Fachberichte zu Ergebnissen der Kursarbeit, Zusammenfassungen von Referaten, Exzerpte zu wissenschaftlichen Artikeln, Texte zu kursübergreifenden Aktivitäten etc. zu entwerfen und zu erstellen. Dabei werden Wiedergabe und wissenschaftliche Erläuterung von Untersuchungen und deren Ergebnissen, von logischen Gedankengängen u.a. geübt. Für alle ist es eine Herausforderung – viele Texte müssen mehrfach und wiederholt bearbeitet und redigiert werden, bis sie eine bestimmte Form und korrekten Inhalt haben. Durch mehrfaches Korrigieren der Texte lernen die Teilnehmenden zusammenhängend und prägnant zu formulieren und wissenschaftliche Standards anzuwenden. Diese Texte werden in Auszügen zu einer Dokumentation zusammengefasst und später allen Teilnehmenden übersandt. Die Produktion der Dokumentation ist arbeitsaufwendig, kostet viel Zeit, ist aber als Lernerfahrung unersetzlich. 10 –– Musik! Musik! Musik! Neben der Arbeit in den Kursen wird in allen Akademien viel Musik gemacht. Sowohl räumlich auf dem Gelände als auch zeitlich im Tagesablauf gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Jede(r) kann sich je nach Neigung und Fähigkeiten einbringen. Die Koordination darüber übernimmt eine/ein kursübergreifende(r) Musiker(in). Traditionell wird in jeder Akademie ein Chor gebildet. Bei der Wanderung durch die Epochen und Stile von Barock bis Gospel, von Romantik bis Jazz werden alle ihren Spaß haben, ob mit oder ohne Vorerfahrung. Darüber hinaus kann bei Interesse ein kleiner Kammerchor gebildet oder einzeln die eigene Stimme entdeckt werden. Auch alle Arten von Instrumenten sind herzlich willkommen. Es werden daraus Ensembles und evtl. ein Orchester zusammengestellt und die Musikliteratur nach den Bedürfnissen arrangiert. Kammermusikalisch kann alles entstehen, wozu man Lust hat. Eigene Noten oder Vorschläge können gern mitgebracht werden. Die Ergebnisse werden am Ende in einem Konzert der Öffentlichkeit präsentiert. Rechtzeitig vor Akademiebeginn werden die Teilnehmenden einen Fragebogen erhalten, mit dem Stimmlage, Instrumente und musikalische Interessen erfragt werden, um so die Musik gut vorplanen zu können. Teilnahmevoraussetzungen 1 Wohnsitzkriterium Zugang zu den Akademien haben grundsätzlich Schülerinnen und Schüler, die ihren Wohnsitz in Deutschland haben oder eine Schule im Ausland, die zur Allgemeinen Hochschulreife führt, besuchen. 2 Jahrgangskriterium Die Jugendlichen müssen zum Zeitpunkt der Bewerbung – die 11. oder 12. Jahrgangsstufe von Schulen, die mit der 13. enden, bzw. – die 10. oder 11. Jahrgangsstufe von Schulen, die mit der 12. enden, besuchen und dürfen am 1. Juli 2013 noch nicht älter als 20 Jahre alt sein. Schülerinnen und Schüler von Weiterbildungs-Kollegs, können ebenfalls vorgeschlagen werden, sofern sie am 1. Juli 2013 nicht älter als 24 Jahre alt sind und noch mindestens ein Jahr zu Schule gehen. Als Nachweis der besonderen Leistungsfähigkeit können gelten: – die erfolgreiche Teilnahme an einem bundes- oder landesweiten Schülerwettbewerb; die Auswahl erfolgt in Abstimmung mit den Wettbewerbsleitungen. – ein Schulvorschlag. Im Januar jeden Jahres werden dazu alle deutschen Schulen, die zur Allgemeinen Hochschulreife führen, angeschrieben und gebeten, begabte Schülerinnen bzw. Schüler zu Teilnahme vorzuschlagen. – ein Selbstvorschlag. Wenn eine Schülerin/ein Schüler sich vorschlagen möchte, sollte eine Person, die sie/ihn kennt, angesprochen werden, damit diese einen Vorschlag formulieren kann. Die Person sollte vorzugsweise in einer Bildungseinrichtung tätig sein. Daneben muss das letzte Zeugnis sowie ein Motivationsschreiben eingereicht werden. Neben den formalen Voraussetzungen müssen die Teilnehmenden bereit sein, sich die komplette Akademie über mit allen Kräften einzubringen und aktiv und gemeinschaftlich das Akademie- und Kursgeschehen sowie den kursübergreifenden Bereich mitzugestalten. Zum Zeitpunkt der Akademieteilnahme dürfen sie ihre Abschlussprüfung (Abitur) noch nicht abgelegt haben. Jede Schülerin und jeder Schüler kann grundsätzlich nur einmal am Programm der Deutschen SchülerAkademie teilnehmen. 3 Leistungskriterium Das Programm richtet sich an Schülerinnen und Schüler mit einer weit überdurchschnittlichen und breiten intellektuellen Befähigung sowie weitreichenden Interessen verbunden mit einer schnellen Auffassungsgabe. Erforderlich sind auch eine hohe Leistungs- und Anstrengungsbereitschaft sowie Motivation. KURSWAHL BITTE BIS 15. MÄRZ 2013 Bewerbung und Kurswahl Die zur Teilnahme qualifizierten Schülerinnen und Schüler werden Ende Februar von der Deutschen SchülerAkademie aufgefordert, sich um einen Platz in einer Akademie zu bewerben und dafür einen Kurs auszuwählen. Sofern hohes Interesse auch für andere Kursthemen besteht, können zusätzlich bis zu vier Alternativkurse angegeben werden; dadurch erhöht sich die Teilnahmechance. Die Abgabe der Kurswahl sollte bis 15. März 2013 erfolgen. Sie kann online oder postalisch erfolgen. Die Einhaltung der Datenschutzbestimmungen wird zugesichert. Die Multinationalen Akademien wurden für Schülerinnen und Schüler aus Deutschland, Estland, Lettland, Litauen und Polen (Akademie Torgelow) bzw. aus Deutschland, Rumänien, Slowakei, Tschechien und Ungarn (Akademie Waldenburg) eingerichtet (siehe Seite 14). Schülerinnen und Schüler aus dem sonstigen Ausland können sich nur für Kurse der ersten sieben Akademien in diesem Heft sowie der Akademien des Vereins Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. (JGW e.V.) bewerben. –– 11 Vergabe der Plätze Kosten / Eigenleistung / Rücktritt Auf Grundlage der Kurswünsche und der Bewerbungsunterlagen entscheidet die Deutsche SchülerAkademie über die Vergabe der Plätze. Dabei wird ein ausgewogenes Verhältnis von Schülerinnen und Schülern angestrebt. Ferner wird auf eine angemessene zahlenmäßige Berücksichtigung aller Bundesländer geachtet. Ein Rechtsanspruch auf Teilnahme besteht nicht. Bei erheblichen Bewerberüberhängen für einzelne Kurse entscheidet das Los. Wer die Teilnahmevoraussetzungen erfüllt und eine Absage erhält, für den bedeutet dies keineswegs ein Zweifel an der Qualifikation. Im Jahre 2012 lag die Aufnahmequote bei 50 Prozent. Die Kosten für die Organisation und Durchführung der Deutschen SchülerAkademie werden hauptsächlich vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und weiteren Förderern aufgebracht. Weitere Fragen zum Zulassungsverfahren und zum Ablauf der Akademien werden gern von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle der Deutschen SchülerAkademie beantwortet. Durch sie werden ggf. auch Kontakte zu ehemaligen Teilnehmenden oder Kursleitenden vermittelt, die über die Akademien Auskunft geben können. Darüber hinaus bieten die Internetseiten der Deutschen SchülerAkademie (www.deutsche-schuelerakademie.de) sowie des Clubs der Ehemaligen e.V. (www.cde-ev.de) bzw. des Vereins Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. (www.jgw-ev.de) einen guten Einblick. 12 –– Von den Teilnehmenden der regulären SchülerAkademien wird eine Eigenbeteiligung von 550 Euro erwartet, was etwa den Kosten für Unterkunft und Verpflegung im gastgebenden Internat entspricht. Die Kosten für die Multinationalen Akademien werden von der Haniel Stiftung, Duisburg, getragen. Die Höhe der Eigenbeteiligung für die Teilnahme an einer Multinationalen Akademie beträgt für Schülerinnen und Schüler aus Deutschland ebenfalls 550 Euro, für Schülerinnen und Schüler aus den mittelosteuropäischen Ländern nur 100 Euro. Die Organisation der JGW-SchülerAkademien erfolgt ehrenamtlich. Die Kosten der Teilnahme werden über die Eigenbeteiligung gedeckt. Diese beträgt für die JGW-SchülerAkademie in Papenburg und Gaesdonck aufgrund der kürzeren Dauer 395 Euro, für die JGW-NachhaltigkeitsAkademie 550 Euro. Studienstiftung des deutschen Volkes Die Studienstiftung des deutschen Volkes wurde 1925 in Dresden gegründet und ist damit das älteste deutsche Begabtenförderungswerk. Sie ist politisch, konfessionell und weltanschaulich unabhängig. Zurzeit werden rund 10.500 Studierende und Doktoranden gefördert. Jeder Stipendiat erhält ein monatliches Büchergeld sowie ein Lebenshaltungsstipendium, dessen Höhe vom Elterneinkommen abhängig ist. Des Weiteren gibt es ein umfangreiches Förderprogramm, das u.a. Auslandsstipendien, wissenschaftliche Kollegs, Sprachkurse und Sommerakademien beinhaltet. Die Deutsche SchülerAkademie hat jedes Jahr die Möglichkeit, herausragende Teilnehmerinnen und Teilnehmer für das Auswahlverfahren vorzuschlagen; das Team der Akademie- und Kursleitenden einer Akademie kann solche Vorschläge unterbreiten. Die Studienstiftung ist darüber hinaus Partner bei der Gewinnung von Kursleitenden für die Deutsche SchülerAkademie aus dem Kreis ihrer ehemaligen Stipendiaten. Für die seit Beginn der Deutschen SchülerAkademie gewährte Förderung sagen wir herzlichen Dank. Bei allen Akademien kann die Eigenbeteiligung auf Antrag ermäßigt oder erlassen werden. Damit sind auch alle Kosten für Kursprogramm, Betreuung und die von Veranstaltern geplanten kursübergreifenden Aktivitäten und Exkursionen abgedeckt. Die Fahrtkosten zwischen Wohnort und Akademie sind von den Teilnehmenden selbst zu tragen ebenso wie Ausgaben für persönliche Arbeitsmaterialien, Telefon, Porto, private Ausflüge, Fahrradmiete, zusätzliche Getränke o.Ä. Dies gilt auch für die Teilnehmenden aus dem Ausland. Ein Rücktritt von der Teilnahme ist bis zum 15. Mai 2013 (Eingang bei der Geschäftsstelle der Deutschen SchülerAkademie) bzw. bis sieben Tage nach Versand der Entscheidung über einen Ermäßigungsantrag kostenlos möglich. Danach wird bei Rücktritt ohne wichtigen Grund (z.B. Krankheit) eine Bearbeitungsgebühr von 50 Euro erhoben. Ermäßigung oder Erlass der Eigenbeteiligung Die Eigenbeteiligung kann ermäßigt oder erlassen werden, wenn die Einkommensverhältnisse der Familie die Zahlung der Eigenbeteiligung nur zum Teil oder gar nicht zulassen. Kein Schüler/keine Schülerin sollte daher allein aus finanziellen Gründen von einer Kurswahl Abstand nehmen. Die Platzvergabe erfolgt ohne Berücksichtigung der Einkommensverhältnisse. Ein Antrag auf Ermäßigung oder Erlass ist erst nach Erhalt der Teilnahmezusage zu stellen. Die Beurteilung der Bedürftigkeit folgt im Wesentlichen den Regeln des BAföG. Zeitplan Das Bewerbungs- und Verteilungsverfahren 2013 läuft mit folgenden Terminen: – Bis zum 15. März muss die Kurswahl an die Deutsche SchülerAkademie abgesandt sein. – Die Zusagen und Absagen werden bis zum 30. April an die Bewerber versandt. Bitte nicht vorher nachfragen! – Bei einer Zusage muss die Eigenbeteiligung bis zum 15. Mai auf dem Konto des Vereins Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH eingegangen sein. Spätestens zu diesem Termin muss alternativ der Antrag auf Ermäßigung oder Erlass der Eigenbeteiligung bei der Deutschen SchülerAkademie vorliegen. Er wird innerhalb weniger Tage bearbeitet. –– 13 Multinationale Akademien Diese Akademien sollen Forum für eine intensive Begegnung von Jugendlichen aus jeweils fünf europäischen Ländern sein, zur grenzüberschreitenden Begabtenförderung beitragen und das gegenseitige Verständnis und die Zusammenarbeit fördern. In Waldenburg werden Schülerinnen und Schüler aus Deutschland, Rumänien, der Slowakei und Tschechien sowie aus Ungarn zusammentreffen, während in Torgelow bei Waren an der Müritz die Länder Deutschland, Estland, Lettland, Litauen und Polen vertreten sein werden. Die Akademien werden im Wesentlichen nach den Strukturen der Deutschen SchülerAkademie organisiert, sind aber auf vier Kurse mit je 16 Teilnehmenden begrenzt. Die Kurse werden paritätisch aus den beteiligten Ländern besetzt. Die multinationale Zusammensetzung der Kurse macht es möglich, viele Aspekte der nationalen Kulturen in das Akademieleben, in kursübergreifende Angebote und Veranstaltungen einzubringen, so z.B. auch Einführungen in die Sprachen der beteiligten Länder. Anreise Rechtzeitig vor Beginn der Akademie werden die Adressen der Teilnehmenden versandt, damit sie sich für die Fahrt absprechen und Fahrgemeinschaften bilden können. Auch der Erwerb einer kostengünstigen Fahrkarte (Sparpreis, Gruppenkarte u.a.) ist damit möglich. Mit der Anmeldung erklärt sich die Bewerberin bzw. der Bewerber einverstanden, dass die Adresse zu diesem Zwecke weitergegeben werden darf. Ferientermine Die Sommerferien liegen in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich, so dass die Akademie vielleicht nur teilweise in die Ferienzeit fällt. In diesem Fall ist es erforderlich, bei der Schule und/oder Schulaufsichtsbehörde einen Antrag auf Freistellung vom Unterricht zu stellen. Einige Bundesländer haben bereits von sich aus die Schulen ihres Landes gebeten, Schülerinnen und Schüler ggf. vom Unterricht freizustellen. Die Deutsche SchülerAkademie wird nötigenfalls solche Anträge unterstützen. 14 –– … und ihre Gastfamilien Um ausländischen Teilnehmenden, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, die Eingewöhnung in Deutschland zu erleichtern, werden sie eingeladen, bereits eine Woche vor Beginn der Akademie bei einem Teilnehmer bzw. einer Teilnehmerin zu wohnen. Hierfür werden Familien gesucht, die bereit sind, diesen einwöchigen Familienaufenthalt zu ermöglichen. Wer also bereit ist, eine(n) ausländische(n) Teilnehmer(in) in der Woche vor dem jeweiligen Akademiebeginn bei sich aufzunehmen, wird gebeten, dies auf dem Formular zur Kurswahl mit anzugeben. Nach der Akademie Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin erhält eine Bescheinigung über die Kursteilnahme und ein Exemplar der Dokumentation der besuchten Akademie. Weiterhin können die Teilnehmenden und Kursleitenden nach der Akademie dem Club der Ehemaligen e.V. (siehe auch Seite 118) beitreten. Darüber hinaus hat die Deutsche SchülerAkademie jedes Jahr die Möglichkeit, einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer für das Auswahlverfahren der Studienstiftung des deutschen Volkes vorzuschlagen (siehe Seite 13). Die Entscheidung hierüber treffen die Akademie- und Kursleitenden. Gemeinsame Arbeitssprache während der gesamten Akademien ist Deutsch. Die Eigenbeteiligung für diese Akademien beträgt für Teilnehmende aus Deutschland 550 Euro, für Teilnehmende aus den anderen Ländern 100 Euro. Auch hier ist eine Reduktion oder ein Erlass in begründeten Fällen möglich. Ausländische Teilnehmerinnen und Teilnehmer ... Unabhängig von der Durchführung der Multinationalen Akademien werden wie in jedem Jahr auch zahlreiche Jugendliche aus dem weltweiten Ausland an den regulären SchülerAkademien teilnehmen. –– 15 AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I (27. JUNI BIS 13. JULI 2013) Akademie Braunschweig I CJD Jugenddorf-Christophorusschule Braunschweig Das CJD Braunschweig liegt am Rande der Stadt Braunschweig. Die rund 245.000 Einwohner zählende Stadt bietet zahlreiche Angebote einer Universitätsstadt mit Forschungsanstalten, Museen usw. Zum Jugenddorf gehören das Gymnasium, die Internationale Schule Braunschweig-Wolfsburg, die Hans-Georg-Karg-Grundschule und die Musische Akademie. Das Jugenddorf bietet ein umfangreiches Freizeit- und Bildungsangebot. Zum Gymnasium von Klasse 5 bis 12 für ca. 900 Schülerinnen und Schüler gehört ein Internat für Jungen und Mädchen mit 130 Plätzen. Die Unterbringung erfolgt in der Regel in Zweibettzimmern. Neben der Normalverpflegung gibt es auch vegetarische Kost oder Diätkost. Die Gebäude des Gymnasiums und des Internats liegen auf einem Gelände mit alten Bäumen in der Nähe eines Naturschutzreservats mit günstiger Straßenbahn- und Busverbindung zur Innenstadt. Fortsetzung siehe Seite 24 … 16 –– (27. JUNI BIS 13. JULI 2013) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I Jugenddorf-Christophorusschule Braunschweig Georg Westermann-Allee 76 38104 Braunschweig www.cjd-braunschweig.de Programm 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 Numerik Betrachtungen zur Wurfparabel Auf des Messers Schneide Wachstumsgrenzen der Menschheit Platons Vermächtnis Junge oder Mädchen? Blau oder Rosa? Akademieleitung Maximilian Held (Jg. 1983) forscht als Doktorand der Sozialwissenschaften an der Bremen International Graduate School of Social Sciences über progressive Steuerreform und deliberative Demokratie. Er bloggt, Science-slamt und redet leidenschaftlich gern über Politisches, spielt gelegentlich Geige, singt (Karaoke), verbringt viel Zeit auf dem Rad und zuviel vor dem Computer. SchülerAkademie in Braunschweig gehört für Maximilian zu einem guten Sommer dazu. Lisa Brämswig (Jg. 1993) freut sich, endlich wieder DSA-Luft zu atmen. 2011 Leitung kursübergreifende Musik Arpad Toth (Jg. 1982) wurde in Budapest, Ungarn, geboren. Er studierte Harfe, Musiktheorie, Solfége und Chorleitung an der Budapester Liszt Akademie. An derselben Universität promovierte er. Er lehrt in Budapest am Kodály Zoltán Musikpädagogischen Institut der Liszt-Akademie, leitet mehrere Chöre in Ungarn, in der Slowakei und in Rumänien (Siebenbürgen). Sein spezielles Interesse gilt der Improvisation und zeitgenössischer Musik. Seit 2006 leitete Árpád immer wieder die kursübergreifende Musik während Multinationaler Akademien der DSA. noch als Teilnehmerin ist sie nun gespannt, die Atmosphäre aus einer anderen, organisatorischen Sicht zu erleben. Genau das möchte sie später auch in ihrem Beruf machen: organisieren, planen, handeln. Daher studiert sie derzeit Betriebswirtschaftslehre an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Ihre Freizeit verbringt Lisa leidenschaftlich gern mit Sport, wie Volleyball und Jogging. Ausflüge mit Freunden kommen dabei aber nicht zu kurz: Ob Festival, Badesee oder Stadtpark … ein schöner Platz in der Natur findet sich immer. Stefan Neubert (Jg. 1992) schloss 2011 sein Abitur in Neckarsulm ab und machte anschließend ein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Bereich Erneuerbare Energien in der Nähe von Tübingen. Seit dem WS 2012/13 studiert er IT-Systems Engineering am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam. Neben der Uni macht er Musik auf Saxophon, Klarinette, Cajon und Keyboard, spielt Volleyball und liest oder macht irgendwas mit Medien. In diesem Jahr freut er sich besonders darauf, ins CJD Braunschweig zurückzukehren, wo er 2009 eine unglaublich tolle Akademie in einem Kurs von Maximilian erleben durfte. –– 17 AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I (27. JUNI BIS 13. JULI 2013) Kurs 1.1 Numerik In der numerischen Mathematik – kurz »Numerik« genannt – geht es um die Konstruktion und die Untersuchung von Rechenverfahren zur Lösung von meist kontinuierlichen Problemen aus der Mathematik und ihren Anwendungen. Bereits in der Antike bestand der Wunsch, mathematische Gleichungen zahlenmäßig zu lösen, auch wenn dies nur näherungsweise möglich war. Den alten Griechen war schon bekannt, dass der Inhalt mancher Flächen nur angenähert bestimmt werden konnte. Griechische Mathematiker, wie Archimedes oder Heron, entwickelten aber schon früh Algorithmen, die Berechnungen dieser Art möglich machten. Heutzutage steht die approximative Berechnung der Lösungen solcher Probleme oft unter Einsatz von Computern im Vordergrund. Einen Schwerpunkt der Untersuchungen bildet die Analyse der numerischen Algorithmen hinsichtlich ihrer Exaktheit, ihres Laufzeitverhaltens, ihrer Stabilität und Robustheit. Dem Entstehen und Verhalten von Rechenfehlern aufgrund ungenauer Daten und der endlichen Arithmetik von Computern wird dabei ein besonderes Augenmerk gewidmet. Die Entwicklung numerischer Algorithmen verlangt in hohem Maße nach Kreativität und Kenntnis der fachlichen Voraussetzungen der vorliegenden Aufgabenstellungen. Dabei treten nicht nur innermathematische sondern auch Fragestellungen aus anderen Fachbereichen auf, zu denen die Naturwissenschaften, die Technik und die Wirtschaftswissenschaften gehören. Derartige Probleme werden den inhaltlichen Rahmen des Kurses bilden. Ein erster Kursteil führt in die Grundlagen der numerischen Mathematik ein und wird in Seminarform gestaltet, bei der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer anhand vorgegebener Literatur vorbereitete Referate halten. In einem zweiten Kursteil werden in Teams kleine Projekte bearbeitet, um so die verschiedenen mathematischen Methoden an speziellen Fragestellungen eigenständig zu erproben und zu erforschen. Im Kurs muss aus der umfangreichen Stoffmenge natürlich ausgewählt werden. In einem dritten Kursteil werden die Ergebnisse der Projektarbeit in Form von Vorträgen dem Kurs präsentiert und in schriftlicher Form dokumentiert. Dieser inhaltlich anspruchsvolle Kurs wendet sich an Schülerinnen und Schüler, die sich sehr für Themen aus der Mathematik und ihren Anwendungen interessieren. Erwartet wird: Freude an der gedanklichen Durchdringung komplexer mathematischer Fragestellungen aus unterschiedlichen Bereichen, die Bereitschaft, sich in neue und schwierige Themen einzuarbeiten, kreativ nach Lösungen zu suchen und über die erzielten Ergebnisse Referate zu halten. Vorausgesetzt wird weiterhin die Fähigkeit, gelegentlichen Frust ertragen zu können und sich durch zeitweilige Rückschläge nicht entmutigen zu lassen. Grundkenntnisse in der Analysis, speziell der Differenzial- und Integralrechnung, der linearen Algebra und analytischen Geometrie sind für einige Teile des Kurses hilfreich. Einige notwendige Grundlagen werden im ersten Teil des Kurses gesondert behandelt oder müssen in den Projekten selbstständig erarbeitet werden. Speziellere Vorkenntnisse aus der Mathematik sind nicht erforderlich. Erwartet wird allerdings die Bereitschaft sich intensiv mit mathematischer Literatur (auch fremdsprachlicher) auseinanderzusetzen. Obwohl der Computer als wichtiges Hilfsmittel eingesetzt wird, werden Kenntnisse in speziellen Programmiersprachen nicht vorausgesetzt, können aber natürlich für die Untersuchung einiger Probleme nützlich sein. Kursleitung Joachim Gomoletz (Jg. 1955) ist in der Schulleitung der Max-Planck-Schule in Kiel tätig, unterrichtet an diesem Gymnasium die Fächer Mathematik, Physik und Informatik und leitet das Projekt »Kompetenzzentrum Begabtenförderung«. Er koordinierte die Projekte MATHEMA und PHYSIK PLUS zur Förderung besonders interessierter Schülerinnen und Schüler im Land Schleswig-Holstein und hatte an der Fachhochschule und an der Universität Kiel Lehraufträge für Mathematik inne. Er bildet Lehrerinnen und Lehrer zu Informatiklehrkräften aus und ist als Schulbuchautor tätig. Mehrfach leitete er bereits Kurse im Rahmen der Deutschen SchülerAkademie. Im Jahre 1998 erhielt er den Karl-Heinz-Beckurts-Lehrerpreis für seine Verdienste um die Begabtenförderung. Zu seinen Hobbys zählen u.a. die Beteiligung an wissenschaftlichen Forschungen, die Fotografie und ausgedehnte Radtouren. 18 –– Dörte Paul (Jg. 1987) studierte an der Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel und beendete 2013 ihr Studium der Fächer Mathematik und Sportwissenschaft. Im Fach Mathematik führt sie prüfungsvorbereitende Kurse für Studierende, Abiturienten und Realschüler durch. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Sportpsychologie war sie während ihres Studiums für die Betreuung bei statistischen Auswertungen in der sportwissenschaftlichen Forschung zuständig. Neben ihrer Leidenschaft, Handball zu spielen, besitzt sie die Lehrbefähigungen für Windsurfen und Snowboarden sowie eine Trainerlizenz für Leichtathletik. Seit mehreren Jahren betreut sie Jugendhandballmannschaften und die Uni-Handballmannschaft der CAU Kiel. (27. JUNI BIS 13. JULI 2013) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I Kurs 1.2 Betrachtungen zur Wurfparabel Wir alle haben ein intuitives Verständnis für die Flugbahn von geworfenen Gegenständen, das seine Ursprünge wohl schon vor einigen Millionen Jahren hat. Aber erst seit etwa 2500 Jahren beschäftigen sich Menschen (wohl die, die nicht so gut im Speer- und Steinewerfen sind) mit den physikalischen Vorgängen, die die Flugbahn eines Steines bestimmen. In diesem Kurs wird nachvollzogen, wie sich die wissenschaftliche Modellierung eines Steinwurfes seit dieser Zeit verändert hat. Angefangen bei den Vorstellungen der griechischen Antike bis hin zu den Ideen der allgemeinen Relativitätstheorie wird immer wieder der gleiche Wurf aus jeweils neuen Blickwinkeln betrachtet. Das Beispiel der Wurfparabel dient dabei als Einstieg in die genauere Betrachtung der physikalischen Modelle. Den Ausgangspunkt bildet die Newtonsche Mechanik, in der die Flugbahn des Steines durch an ihm angreifende Kräfte bestimmt wird. Anschließend werden zunächst deren historische Ursprünge zurückverfolgt, die im wesentlichen in den Überlegungen Galileis zu finden sind. Aber auch frühere Ansätze aus dem antiken Griechenland oder dem Mittelalter, die sich experimentell nicht bestätigt haben, werden behandelt. Einen Exkurs bilden an dieser Stelle die Ideen zur Beschreibung der Planetenbahnen, die von Newton genauso wie die Form der Wurfparabel auf das Wirken der Gravitationskraft zurückgeführt werden. Im nächsten Teil des Kurses stehen die Weiterentwicklungen von Newtons Ideen im 18. und 19. Jahrhundert im Vordergrund, die auf globalen Extremalprinzipien basieren. Diese besagen, dass sich ein geworfener Körper immer auf der (in einem bestimmten Sinne) »sparsamsten« Bahn bewegt. Dabei kommen diese Modelle ohne den Newtonschen Kraftbegriff aus, was die Beschreibung vor allem komplizierterer Vorgänge stark vereinfacht. Außerdem ergeben sich hier auch interessante philosophische Fragen: Woher weiß der Stein im Voraus, welche Flugbahn die sparsamste ist? Eine mögliche Antwort hierauf gibt die Quantenmechanik, die den Schwerpunkt des nächsten Kursteils bildet: Der Stein legt alle möglichen Flugbahnen zurück, wobei die klassische, sparsamste Bahn für ein makroskopisches Objekt die mit Abstand wahrscheinlichste ist. Der letzte Teil des Kurses beschäftigt sich mit dem Beitrag der zweiten großen Entwicklung in der Physik »La Nova Scientia di Nicolò des 20. Jahrhunderts: den Tartaglia«, 1537 Einsteinschen Relativitätstheorien. Im Rahmen der allgemeinen Relativitätstheorie wird die Flugbahn des Steines nicht mehr durch an ihm wirkende Kräfte, sondern vielmehr durch die Krümmung der Raumzeit selbst bestimmt. Der Kurs richtet sich in erster Linie an alle, die sich neben Physik im Allgemeinen auch für die historische Entwicklung physikalischer Modelle interessieren. Die Gewichtung der einzelnen Kursteile richtet sich dabei im Wesentlichen nach den Interessen der Teilnehmenden. Im Vorfeld wird für Referate zu den einzelnen Themengebieten Material zur Vorbereitung versandt. Während der Akademie selbst werden diese durch Diskussionen, Vorträge, Übungen und Experimente ergänzt. Einige der Modelle werden im Kurs anhand von Rechenbeispielen nachvollzogen. Die dazu nötige Mathematik geht z.T. über den Schulstoff hinaus und wird im Laufe des Kurses eingeführt. Kursleitung David Grellscheid (Jg. 1975) ist Elementarteilchenphysiker und lebt seit einigen Jahren in Durham in Nordengland, wo er an einem Softwarepaket zur Simulation von Teilchenkollisionen mitarbeitet, das bei Experimenten am CERN (European Organisation for Nuclear Research, Schweiz) verwendet wird. Er studierte Physik in Stuttgart und Cambridge, Großbritannien. Dort promovierte er zu einem Thema aus der Stringtheorie, bevorzugt jetzt aber physikalische Theorien, die sich auch überprüfen lassen. Neben der Wissenschaftsgeschichte interessieren ihn technische und juristische Risiken der Computernutzung und Fragen zum gesellschaftlichen Stellenwert der Naturwissenschaften. Carsten Schneemann (Jg. 1977) verschlug es während seines Studiums der Mathematik und Physik aus der schwäbischen Heimat, nach Zwischenstopps in Stuttgart und Göttingen, ins preussische Potsdam, wo er sich am Albert-Einstein-Institut mit der Simulation von Gravitationswellen beschäftigte. Mittlerweile entwickelt er bei einer kanadischen Firma bildgebende Systeme für die Kardiologie, was ihm auch erlaubt, intensiv seiner Reisefreude nachzugehen. Darüber hinaus interessiert er sich für Wissenschaftsphilosophie und gesellschaftsrelevante Aspekte naturwissenschaftlicher Forschung. –– 19 AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I (27. JUNI BIS 13. JULI 2013) Kurs 1.3 Auf des Messers Schneide Immunreaktionen zwischen Physiologie und Pathologie Jedes Lebewesen ist den Einflüssen seiner Umwelt ausNicht immer arbeitet das Immunsystem korrekt. Krankgesetzt. Vielzellige Organismen werden ständig mit zahlheitserreger, wie HIV, unterwandern die Immunantwort, reichen Arten von Pathogenen konfrontiert, müssen diese bei Autoimmunerkrankungen, wie Multiple Sklerose oder erkennen und unschädlich Diabetes Typ I, greift das Immunsymachen. Ebenso wichtig ist Der Kurs richtet sich an Teilnehmerinnen und Teilnehmer, stem den eigenen Körper an und die sich in besonderem Maße für die Fachgebiete Biodie Erkennung beschädigter Abstoßungsreaktionen gegen transwissenschaften und Biomedizin interessieren. Spezielles oder entarteter eigener Zelplantierte Organe sind ein großes Vorwissen wird für diesen Kurs nicht vorausgesetzt, len, die dem Organismus Problem für die Medizin. Grundkenntnisse der Zellbiologie sind jedoch hilfreich. schaden könnten. Schon sehr früh in der Evolution Die hohe Reaktivität der Immunzelvielzelliger Organismen entwickelte sich ein Immunsystem, len ist also Fluch und Segen zugleich, quasi eine Gratwandas den Körper vor diesen Einflüssen schützt. In Wirbelderung auf des Messers Schneide. tieren ist es eines der größten Organe des Körpers und mit Abstand das komplexeste: Immunzellen sind im gesamten Der Kurs beinhaltet mehrere Schwerpunkte: physioloKörper präsent und durch ein Arsenal von über 100 Milligische Immunabwehr, pathologische Immunreaktionen onen verschiedener Antikörper in der Lage, nahezu alle Arund Methoden der Immunologie. ten von Krankheitserregern zu erkennen und mittels einer hochspezifischen Reaktion zu kontrollieren. Grundlegend Maßgebend für den ersten Schwerpunkt des Kurses ist die für eine korrekte Funktionsweise ist die Unterscheidung detaillierte Darstellung der Komponenten der angeborenen zwischen »Selbst« und »Nicht-Selbst«. Dazu muss das Imund erworbenen Immunabwehr: Welche Funktion haben munsystem lernen, körpereigene Strukturen zu erkennen Toll-like Rezeptoren? Wie kommt es zur Vielfalt spezifischer und zu tolerieren. Antikörper? Welche Rolle spielen Zytokine? Und vor allem: Wie interagieren diese Komponenten miteinander, wenn eine adäquate Immunantwort ausgebildet werden soll? Anhand ausgewählter Krankheitsbilder werden im zweiten Teil des Kurses fehlgeleitete Immunreaktionen betrachtet. Insbesondere soll der Frage nachgegangen werden, wodurch Überempfindlichkeitsreaktionen, Autoimmunerkrankungen und die Abstoßung von Transplantaten auf immunologisch-molekularer Ebene gekennzeichnet sind. Nicht zuletzt sollen an dieser Stelle die Prinzipien der immunsupressiven Therapie erarbeitet werden. In einem inhaltlich separaten Abschnitt wird sich den experimentellen Methoden der Immunologie gewidmet. Dabei stehen u.a. Verfahren, wie Durchflusszytometrie, ELISA, Immunhistochemie sowie Mausmodelle im Vordergrund. Schließlich wird das erworbene theoretische Wissen über das Immunsystem und experimentelle Methoden in Gruppenarbeiten und Diskussionen miteinander verknüpft und gleichzeitig mit den Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens kombiniert. Wie plant man ein wissenschaftliches Experiment, wie findet man die hierfür notwendige Literatur, was versteht man unter guter wissenschaftlicher Praxis usw.? – all dies sind Fragestellungen, die gemeinsam betrachtet werden. Identifikation CD4-positiver Zellen in einer durchflusszytometrischen Analyse eines Lymphknotens Kursleitung Katharina Lisenko (Jg. 1986) studierte an der Technischen Universität Dresden und der University of Louisville (USA) Humanmedizin. Während ihres Studiums untersuchte sie die Rolle von Mastzellen in angeborenen und erworbenen Immunantworten im Rahmen ihrer medizinischen Promotion. Seit Anfang 2013 arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Immunologie der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus, Dresden. Als ehemalige Teilnehmerin einer DSA freut sie sich nun als Kursleiterin sehr darauf, ihre Begeisterung für das Fach Immunologie mit Schülern teilen zu können. 20 –– David Pöllmann (Jg. 1985) wuchs in der Oberpfalz auf und begeisterte sich schon früh für Naturwissenschaften, besonders Chemie. Ein DSA-Kurs über molekulare Genetik zeigte ihm die faszinierend komplexe Chemie des Lebens und, um mehr darüber zu erfahren, studierte er Biochemie in Regensburg und Uppsala. Seine Leidenschaft für die Berge brachte ihn schließlich nach München, wo er sich seit Anfang 2011 im Rahmen seiner Promotion mit der Struktur eines Proteinkomplexes und dessen Rolle bei der Genregulation beschäftigt. Außer in den Alpen verbringt er seine Freizeit gerne mit Freunden, Rennradfahren und Reisen. (27. JUNI BIS 13. JULI 2013) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I Kurs 1.4 Wachstumsgrenzen der Menschheit Zukunft und Möglichkeiten regenerativer Energien Unser aktuelles modernes Leben benötigt sehr viel Energie. Ein großer Teil des Energiebedarfs wird dabei durch fossile Brennstoffe oder durch Kernenergie gedeckt. Beide Formen der Energiequellen sind bekanntermaßen nicht zukunftsfähig: Öl- und Kohlereserven gehen in absehbarer Zeit zur Neige, die Akzeptanz der Kernenergie ist in der Öffentlichkeit gering. Somit muss eine mögliche Alternative zur Kompensation gefunden werden. Aktuell werden in der Diskussion über die Energiewende regenerative Energien als Allheilmittel für den immer weiter steigenden Energiebedarf der Menschheit stilisiert. Alle Formen der regenerativen Energien werden medial hauptsächlich unter technischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Aspekten betrachtet. Viele Menschen wenden sich aber von der an sich alternativlosen Nutzung erneuerbarer Energien ab, weil sie überrascht sind von den Konsequenzen der Energiewende, was sich hauptsächlich am Geldbeutel bemerkbar macht. Aus physikalischer Sicht lassen sich jedoch schon auf Basis elementarer Naturgesetze weitere Probleme erkennen: die bedeutendste Quelle für regenerative Energien ist zweifelsohne die Sonne. Kursleitung Leider hat ihre Leistung eine obere Grenze, d.h. jeden Tag wird unserem Planeten eine begrenzte Energiemenge zur Verfügung gestellt. Dadurch wird deutlich, dass der Leistungsumsatz der Menschheit nicht ins Unermessliche steigen kann. Selbst wenn man also die ökonomischen Aspekte außer Acht lässt, werden unserem Wachstum durch die Gesetze der Natur Schranken gesetzt. Daraus ergeben sich einige Fragen: Wo liegt diese Grenze? Wie weit kann der Leistungsumsatz noch ansteigen, bis wir diese erreicht haben, oder haben wir sie bereits überschritten? Um Antworten auf diese und weitere Fragen geben zu können, setzt sich der erste Teil der Kursarbeit unter anderem mit verschiedenen Arten regenerativer Energien und deren Wirkungsgraden auseinander. Dort wird beispielsweise untersucht, wie die Sonnenstrahlung auf der Erde in andere Energieformen umgewandelt wird, wie die Kapazitäten von Wind- und Wasserkraft abgeschätzt werden können oder warum es in Ländern, in denen kaum freie Flächen zur Verfügung stehen, zwangsläufig zur Flächenkonkurrenz mit anderen zivilisatorischen Nutzungsvarianten kommt. Weiter werden konkrete Beispiele qualitativ, aber auch quantitativ betrachtet, exemplarisch: Wie viele Kilowattstunden pro Jahr können maximal aus dem Mekong-Fluss in Vietnam nutzbar gemacht werden? Christian Deitersen (Jg. 1986) studierte Mathematik und Physik für das Lehramt an Gymnasien in Siegen. Nach dem Studium nahm er eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Siegen an und promoviert dort im Bereich der Didaktik der Physik. In seiner Freizeit spielt er gerne Tennis, Billard und Schlagzeug. Der zweite Teil der Kursarbeit befasst sich speziell mit der Sonnenenergie. Beispielsweise Strahlungsgleichgewicht der Erde wird ermittelt, Bildquelle: http://www.physik.uni-siegen.de/didaktik/ wie groß die materialien/umweltphysik/umweltphysik09.pdf Anzahl der Sonnenstunden und die Menge der Sonnenenergie in beliebigen Regionen zu beliebigen Zeitpunkten ist oder bei welcher Ausrichtung einer Solaranlage man das Maximum der eingestrahlten Energie erhält. Der Kurs beschränkt sich dabei nicht nur auf theoretische Inhalte, sondern er befasst sich auch mit der praktischen Anwendung, beispielsweise beim Bau einer automatischen Nachführung für Solarzellen. Der Kurs hat das Ziel, auf die obigen Fragen mögliche Antworten zu finden und dabei die Wichtigkeit des bewussten und auch kritischen Umgangs mit unseren Ressourcen zu vermitteln. Es wird dadurch ein neuer Blickwinkel auf die aktuelle Energiediskussion eröffnet, der zum Weiterdenken- und fragen anregt. Adrian Weber (Jg. 1986) studierte Mathematik und Physik an der Universität Siegen. Dort nahm er eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle an und promoviert im Bereich der Didaktik der Physik. In seiner freien Zeit verreist er gerne, spielt Gitarre, Billard oder treibt Sport. –– 21 AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I (27. JUNI BIS 13. JULI 2013) Kurs 1.5 Platons Vermächtnis Gemäß dem englischen Philosophen Alfred North Whitehead lässt sich die philosophische Tradition Europas als Fußnote zu Platon verstehen. In Platons Dialogen, in denen Platons Lehrer Sokrates durch geschicktes Fragen Klarheit über bestimmte philosophische Begriffe wie Wissen, Wahrheit oder Tugend zu erlangen versucht, sollte Philosophie in ihrer ganz ursprünglichen Form erfahrbar sein. Diesen provokanten Gedanken nimmt der Kurs ernst und stellt Auszüge aus einigen von Platons anspruchsvollsten Dialogen ins Zentrum (u.a Theaitetos, Sophistes, Euthyphron), deren Thema die Erkenntnistheorie und der Begriff der Tugend ist. scheidet bloßes Meinen von Wissen? Wie ist Irrtum möglich? Wie kommt überhaupt die Wahrheit in die Welt? Was hat Erkenntnis mit Tugend zu tun? Ist der Tugendhafte glücklich? Neben den Platonischen Dialogen werden im Kurs auch moderne Texte gelesen, die sich mit denselben Fragen und Problemen auseinandersetzen wie Platon. Entsprechend liegt der Verdacht nahe, dass sich Philosophie vielleicht nur im Kreis dreht. Dieser Verdacht führt zum zweiten Schwerpunkt des Kurses: die Natur der philosophischen Reflexion selbst. In der Hoffnung, dass Philosophie nicht die ständige Wiederholung derselben Ideen Platon und Aristoteles im Dialog Ein Schwerpunkt des Kurses ist die inist, wird der Kurs versuchen, ein eigenes Bildquelle: http://commons.wikimedia.org/ wiki/File:Sanzio_01_Plato_Aristotle.jpg haltliche Erschließung der ausgewählten Verständnis philosophischen Denkens zu Dialoge. Es wird versucht, die komplexen Argumentatientwerfen. Dabei werden die folgenden Fragen leitend sein: onswege, welche Sokrates mit seinen Gesprächspartnern Wie lässt es sich erklären, dass eine abschließende Antwort nimmt nachzuvollziehen. Hierdurch wird ein Einblick in auf philosophische Fragen nicht möglich scheint? Was wichtige philosophische Grundfragen gegeben: Was untersagt dies über den Gegenstandsbereich aus, auf den phi- losophische Reflexion bezogen ist? Was ist überhaupt eine sinnvolle Methode, sich den Antworten auf philosophische Fragen anzunähern? Mit Platons Hilfe sollen mögliche Antworten auf die Fragen nach der Natur des philosophischen Denkens gefunden werden: Was genau sind die Begriffe mit denen sich Platon in seiner Erkenntnis- und Tugendlehre auseinandersetzt? Was ist die sokratische Methode, d.h. wie geht Sokrates im dialektischen Frage- und Antwortspiel vor, um sich philosophischen Gedanken zu nähern? Welche neuen Perspektiven werfen die modernen Philosophen auf die altbekannten philosophischen Fragen, ohne sich dabei im Kreis zu drehen? Ein zentrales Ziel des Kurses ist es, die Freude am philosophischen Argumentieren zu wecken und das dafür nötige Handwerkszeug zu vermitteln. Neben der Auseinandersetzung mit den antiken und modernen Denkern sollen auch erste eigene Texte der Teilnehmenden ganz im Geiste platonischer Gesprächskunst entstehen. Daher bietet der Kurs viel Raum für philosophische Diskussionen und die Entwicklung eigener Ideen. Kursleitung Marén Heinzelmann (Jg. 1983) studierte in Leipzig und Houston, Texas, Biologie und Philosophie. In ihrer Diplomarbeit am Institut für Pflanzenphysiologie der Universität Leipzig erforschte sie, wie man die Photosynthese einzelliger Algen zur Energiegewinnung nutzen kann. Momentan arbeitet sie am Lehrstuhl für Geschichte der Philosophie in Leipzig und untersucht, was es mit der moralischen Verpflichtung bei Kant und Hegel auf sich hat. Philosophisch angetan haben es ihr aber auch die antiken Philosophen, besonders Aristoteles. Seit ihrer Jugend spielt sie leidenschaftlich gern Theater. Sie lacht, liest und tanzt gern, am liebsten zu guten Salsarhythmen. 22 –– Jonas Zahn (Jg. 1985) studierte Soziologie, Philosophie und Logik in Basel, Leip- zig und Chicago und befindet sich kurz vor Abschluss seines Masters. Jonas denkt gerade angestrengt über ein geeignetes Dissertationsprojekt und seine Zukunft im Allgemeinen nach. Seine philosophischen Interessen sind weit gestreut: Er interessiert sich u.a. für die Philosophie des Geistes, Erkenntnistheorie, Metaethik, Logik, Kant und Davidson. Abseits der Universität vertreibt sich Jonas die Zeit mit Sport (Rennen), Kochen, Zombiefilmen und versucht ab und an auch ein Buch nicht-philosophischen Inhalts zu lesen. (27. JUNI BIS 13. JULI 2013) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I Kurs 1.6 Junge oder Mädchen? Blau oder Rosa? Gender und Performance Die Antwort auf die Frage nach der geschlechtlichen Zuordnung eines Kindes – heutzutage meist schon durch 3D Ultraschallbilder des Fötus im Leib der Mutter vorgenommen – ist einer der wichtigsten Wegweiser unserer Existenz. Die dementsprechend ausgerichtete Gesellschaft erlaubt nämlich nur wenig Spielraum bei Abweichungen der zumeist dual interpretierten Geschlechtertrennung. Bei der Suche nach einer Glückwunschkarte zur Geburt eines Kindes in Großbritannien war es z.B. unmöglich, eine farbneutrale Karte zu finden – Blau für Jungs, Rosa für Mädchen! Was aber bedeutet diese Kategorisierung für uns im konkreten Alltag des 21. Jahrhunderts? Sind Mädchen und Jungen tatsächlich so unterschiedlich oder werden sie nur verschieden erzogen? Beruhen unsere Wahrnehmungen von Mann und Frau also auf biologischen »Tatsachen« oder auf kulturellen Konstrukten? Und ist es überhaupt möglich, eine derartige Differenzierung zu treffen? Was passiert zum Beispiel wenn das biologische Geschlecht eines Kindes nicht eindeutig zuzuordnen ist, sprich wenn es als Hermaphrodit (Zwitter) geboren wird? Wer trifft dann die Ent- scheidung ob dieses Kind als Mädchen oder Junge auf der Geburtsurkunde eingetragen wird – denn schließlich gibt es nur diese beiden Optionen? Diverse Geschlechtertheorien beschäftigen sich mit detaillierten Erörterungen dieser Komplexitäten im theoretischen Abstrakt ebenso wie im konkreten Alltag. Jedoch bleiben diese oft in der Analyse »hängen«, haben also nur selten Vorschläge, wie man (bzw. frau) die existierenden Stereotypen von Weiblichkeit und Männlichkeit aufbrechen oder unterlaufen kann, wie eine Kritik möglich wird. Hier ist der erste Schritt sicherlich das Aufmerksamwerden auf die sich im Spiel befindlichen Strategien und Mechanismen, die kulturellen Traditionen, Bräuche und Alltäglichkeiten von geschlechtsspezifischer Wahrnehmung, Beurteilung und Handlung. Performance-Theorien geben uns das notwendige zweite Werkzeug an die Hand, spielerisch aufmerksam zu werden und vielleicht sogar eigene Strategien der Kritik (des Widerstands) zu erarbeiten. Anhand von Beispielen des Alltags (Fernsehen, Film, Musik, populäre Kultur, Internet etc.) wird gemeinsam mithilfe von einschlägigen Theorien der Gender Studies weiblichen und männlichen Stereotypen auf die Pelle gerückt. In einem weiteren Schritt gilt es unter Bezugnahme auf Performance Theorien, konkrete Beispiele so genannter »gender contestation« im Bereich der Performance Kunst zu sichten und zu analysieren. Die in diesem Schritt gewonnenen Erkenntnisse werden in der eigenen Praxis spielerisch realisiert und getestet. Hierbei wird von den Teilnehmenden vor allem eine konkrete, wenn auch spielerische Auseinandersetzung mit den eigenen geschlechtsspezifischen Handlungsmustern gefordert. Kursleitung Kerstin Bueschges (Jg. 1967) arbeitet als Akademikerin und Performance Künstlerin gerne in den Zwischenräumen diverser Disziplinen. Nach dem Studium der Kulturpädagogik in Hildesheim verschlug es sie für fast 17 Jahre nach Großbritannien. Dort absolvierte sie ihren MA Theatre Studies (Leeds), ebenso wie ihren PaR (practice-as-research) PhD (Lancaster). Ihre Promotion verband ihre Passion für künstlerische Praxis mit philosophischen Theorien zur Geschlechter- und Performanceforschung. Vor ihrer Rückkehr nach Deutschland war sie als Senior Lecturer in Drama & Performing Arts an der Anglia Ruskin University in Cambridge, Großbritannien tätig. Ob in Form diverser Ensemblestücke mit Studierenden, einer 12-stündigen Performance zum Thema »Mutterschaft«, einer Verwandlung zur Meerjungfrau in der Badewanne ihres Badezimmers oder eines Live Art Speed Dating Events, ihre Praxis rüttelt gerne an konventionellen Vorstellungen von Theater und Performance. Mihai Kolcsár (Jg. 1989) ist ein rumänischer Film-, Theater- und populäre Kultur-Kritiker. 2008 begann er sein Studium in Drama and Writing an der Anglia Ruskin Universität, in Cambridge, Großbritannien. In 2011 schloss er sein Bachelor-Studium ab. Als Abschlussarbeit stellte er den immer größeren Einfluss der digitalen Medien auf das Leben der Menschen des XXI. Jahrhunderts in dem Performance Stück Homo Sapiens Digitalis vor. Seitdem arbeitet er als Kritiker für mehrere Veröffentlichungen und studiert Audiovisual Communication, Filmology, Publicity and Media an der I. L. Caragiale Universität in Bucharest, Rumänien. –– 23 AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II (18. JULI BIS 3. AUGUST 2013) Akademie Braunschweig II CJD Jugenddorf-Christophorusschule Braunschweig Fortsetzung von Seite 16: In der Schule ist die gute Ausstattung des naturwissenschaftlichen Bereichs hervorzuheben. Sowohl in der Bibliothek als auch im PC-Zentrum bietet die Schule vernetzte Rechner-Pools mit Internet-Zugang. Vielfältig sind die Möglichkeiten zur sportlichen und musisch-künstlerischen Betätigung auf dem Jugenddorfgelände: Für Fußball kann ein Kleinspielfeld genutzt werden, ferner gibt es ein Volleyball- und ein Beachvolleyballfeld sowie einen Basketballkorb. Außerdem steht eine große, teilbare Sporthalle mit einem separaten Gymnastikraum zur Verfügung. Zwei Tischtennisplatten und zwei Tischkicker, die sich auf dem Außengelände des Jugenddorfes befinden, runden das Angebot ab. Zum Musizieren laden Klaviere, drei Flügel, ein Cembalo und verschiedene andere Instrumente ein. Ferner gibt es einen Bandkeller und ein Kammertheater mit ca. 100 Plätzen. Zum Kunstbereich gehören Zeichensaal und Werkraum. 24 –– AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II (18. JULI BIS 3. AUGUST 2013) Jugenddorf-Christophorusschule Braunschweig Georg Westermann-Allee 76 38104 Braunschweig www.cjd-braunschweig.de Programm 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 Anatomie der Töne Statistische Paradoxien und Denkfehler Vom Ionenkanal zum Netzwerk Potenzial und Erfolg Europa – quo vadis? Oder: Was hat Europa mit mir zu tun? Von Puschkin über Tolstoj bis Achmatova Leitung kursübergreifende Musik Dörte Wehner (Jg. 1977) lebt gern in Hannover. Hier gibt es nicht nur einen der größten Stadtwälder Europas, in dem sie häufiger joggend anzutreffen ist, sondern auch mit der Musikhochschule und der Universität ein breites Angebot an Studienmöglichkeiten, das sie ausgiebig in den Studiengängen Chor- und Ensembleleitung sowie Erwachsenenbildung nutzte. Nach mehreren Jahren als freiberufliche Musikpädagogin wechselte sie die Branche und arbeitet bei UNICEF mit ehrenamtlichen Gruppen. Daneben – und inzwischen seit 15 Jahren – leitet sie ihre Eliza-Singers. Nach fünf Jahren Pause ist sie wieder bei der SchülerAkademie dabei und freut sich auf die Zeit in Braunschweig. Akademieleitung Hartmut Rosa (Jg. 1965) wurde 2005 auf den Lehrstuhl für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena berufen – nachdem er zuvor in Augsburg und Essen Politische Theorie lehrte und in Freiburg, London, Berlin und Harvard Politikwissenschaft, Germanistik und Philosophie studierte. In seiner Arbeit geht er u.a. der Frage nach, warum wir nie Zeit haben, obwohl wir dauernd welche sparen, und wieso die Wirtschaft eigentlich ständig wachsen muss. Ab und zu lehrt er auch an der New School for Social Research in New York – der schnellsten Stadt der Welt. Zum Ausgleich blickt er als Hobby-Astronom in die Sterne, spielt und hört coole Musik von Mozart bis Rock Hard oder er orgelt in kleinen Kirchen, wenn er nicht am Tischkicker steht oder richtig Fußball spielt. Anna Vetter (Jg. 1993) aus Essen macht in diesem Frühjahr ihr Abitur und will sich danach ihren Wunsch, Geographie zu studieren, erfüllen. Nach dem Abi geht’s aber erst mal nach Südafrika, um intensiv Urlaub zu machen, andere Kulturen kennenzulernen und die wunderschöne Natur zu erleben. Anna freut sich sehr auf die gemeinsame Zeit in Braunschweig, da sie die tolle Atmosphäre seit ihrer Teilnahme 2012, als sie eine unvergessliche Zeit erlebte, sehr schätzt. In ihrer Freizeit reist sie sehr gerne und war sogar schon mal auf einer Weltreise. Sie freut sich auf viel Sport (Tennis, Volleyball, Badminton) und KüAs während der Akademie. –– 25 AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II (18. JULI BIS 3. AUGUST 2013) Kurs 2.1 Anatomie der Töne Wie man Schwingungen mathematisch analysiert Cello, Oboe und Triangel – auch wenn sie denselben Ton Im ersten Teil des Kurses machen sich die Teilnehspielen, hört man verschiedene Klänge. Denn ein Ton bemenden mit dem Problem vertraut: Sie klären, welche steht aus Einzelschwingungen, die sich überlagern und erst Einzelschwingungen sich als Bausteine am besten eignen, zusammen den charakteristischen Klang eines Instruments und zerlegen einfache periodische Funktionen. Doch ausmachen – je nachdem, welche Schwinlassen sich auch Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer benötigen etwas gungen in welchem Lautstärkeverhältnis kompliziertere (und Grundwissen über Ableiten, Integrieren und die komplexe vielleicht sogar zusammenklingen. Doch welches Rezept Exponentialfunktion. Aber keine Sorge: Wer das aus dem steckt hinter einem Ton? Kann man seine regelrecht exotische) Schulunterricht nicht kennt, kann ein Vorbereitungsskript Zutaten, die elementaren Einzelschwinperiodische Funktidurcharbeiten und es sich schnell aneignen. Mathemagungen, extrahieren? onen auf solche Art tisches Interesse ist natürlich Voraussetzung, ein Matheanalysieren und beLeistungskurs ist aber nicht zwingend nötig. Viele bedeutende Mathematiker, wie Daniherrschen? el Bernoulli, Leonhard Euler und JosephLouis Lagrange, haben sich mit dieser Frage beschäftigt, Der anschließende Teil der Kursarbeit wird diese spanaber erst im 19. Jahrhundert gelang es, eine mathematisch nende Frage klären: Die Teilnehmenden eignen sich exakte Antwort zu finden. Der Kurs befasst sich genau mit grundlegende mathematische Konzepte an, erarbeiten mit diesem faszinierenden und vielfältigen Bereich der moderihrer Hilfe eine Technik, um eine periodische Funktion in nen Mathematik: wie sich periodische Funktionen (Töne) Kreis-Funktionen zu zerlegen, und prüfen ihre Ergebnisse als Summe von Kreis-Funktionen (Überlagerung von Einanhand praktischer Beispiele auf ihre Tauglichkeit. Oft zelschwingungen) darstellen lassen. wird sich ein verblüffendes Bild ergeben: Die Funktionen scheinen nicht aus nur einigen, sondern aus unendlich vielen Einzelschwingungen zu bestehen. In Diskussionen nimmt der Kurs die Frage in Angriff, was es überhaupt bedeutet, unendlich viele Schwingungen aufzuaddieren – und was eine Funktion mit der Welle um Welle entsteht aus einer unendlichen Summe ihrer BeGrundschwingung eine standteile gemeinsam hat –, und Sägezahnfunktion geht schließlich mit mathematischer Genauigkeit einer fundamentalen Wahrheit über periodische Funktionen auf den Grund. Die Techniken, die der Kurs erarbeitet, sind nicht nur in der Mathematik von Bedeutung, sondern finden überall dort Anwendung, wo periodische Signale verarbeitet werden – von Physik und Ingenieurwissenschaften bis hin zu Geologie und Medizin –; die Teilnehmenden können damit in Kleingruppen interessanten Fragen verschiedener Disziplinen zu Leibe rücken. Der abschließende Teil des Kurses befasst sich mit einer solchen Anwendung: Mithilfe eines Computerprogramms werden Töne von Instrumenten auf ihre Zusammensetzung, ihre Anatomie, hin untersucht. Kursleitung Matthias Kalus (Jg. 1982) hat eine Vorliebe für die abwechslungsreiche Mathematik. Er studierte sein Lieblingsfach in Bochum und Nancy – das liegt in Ostfrankreich – und stöbert gerne in Physik und Astronomie. Zur Zeit forscht er an der RuhrUniversität über mathematische Strukturen, die die Physik der mikroskopischen Welt hervorbrachte. Daneben erklärt er Maschinenbau-Studenten die raffinierten Verfahren der Höheren Mathematik. In seiner Freizeit fährt er gerne Rad durch den mittleren Westen Nordrhein-Westfalens, liebt gute Bücher und genießt jeden Sommer einen Wanderurlaub – am besten in den Bergen. 26 –– Aeneas Rooch (Jg. 1983) begeistert sich für Naturwissenschaft, Technik und Musik. Bei der SchülerAkademie war er selbst Teilnehmer und Kursleiter; dazwischen studierte er Mathematik und Physik in Bochum und Rouen, Frankreich. An der RuhrUniversität Bochum promovierte er über statistische Verfahren, um stark abhängige Daten zu analysieren, und zeigt Ingenieurstudenten, wo sich Mathematik in technischen Anwendungen versteckt. Im Hörfunk untersucht er, warum nasse Kleidung dunkler ist oder ob man mit Tintenfischtinte wirklich schreiben kann. Er spielt gerne Klavier und Badminton (aber selten gleichzeitig). AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II (18. JULI BIS 3. AUGUST 2013) Kurs 2.2 Statistische Paradoxien und Denkfehler In einer bekannten Fernsehshow hat ein Kandidat die Möglichkeit auf einen Hauptgewinn. Hinter drei Türen verbergen sich insgesamt zwei Nieten und der Preis. Zunächst wählt der Kandidat eine Tür aus, woraufhin der Moderator eine der verbleibenden Türen öffnet, hinter der sich eine Niete befindet. Dem Kandidaten bleibt nun die Möglichkeit die ausgewählte Tür zu wechseln. Sollte er dies tun? Die Wahrscheinlichkeit liegt doch jetzt bei 50:50, oder etwa doch nicht? Während 50:50 von der eigenen Intuition als richtig vorgeschlagen wird, erfährt man bei genauerer mathematischer Betrachtung des Problems, dass die richtige Lösung eine andere ist. In diesem Kurs wird vielerlei statistischen Fragestellungen nachgegangen, die zunächst widersprüchlich (paradox) erscheinen oder zu vorschnellen Antworten verleiten. Solche Denkfehler entstehen häufig durch das Vereinfachen der Fragestellung zum Beispiel durch Verwendung falscher Annahmen. Bei der Analyse der Denkprozesse bedient man sich wichtiger Erklärungsmodelle aus der Psychologie und der Neurowissenschaften. Mit diesen Modellen wird versucht, die häufig fehlerhafte Intuition dennoch zu plausibiliseren. Auch die mathematischen Hintergründe der Wahrscheinlichkeitstheorie, der Test- und Schätztheorie und das Rechnen mit bedingten Wahrscheinlichkeiten werden genauer beleuchtet. Zur Gegenüberstellung der intuitiven und der mathematischen Lösungen werden Versuchsreihen entworfen, durchgeführt und ausgewertet. Dafür werden verschiedene Denkfehler klassifiziert und es wird versucht, historisch wichtige empirische Ergebnisse zu diesen zu reproduzieren. Solche Versuchsreihen sehen häufig die Befragung oder Beobachtung von Versuchspersonen vor und werden innerhalb und außerhalb der Gruppe durchgeführt. Auf diesem Wege ergibt sich die Möglichkeit auch die Grenzen unserer eigenen Intuition auszuloten. Im Zuge dessen wird man sich eingehend mit der statistischen Analyse solcher empirischer Erhebungen beschäftigen und hierfür auch Auswerteprozeduren selbst programmieren. Im Vorfeld des Kurses wird von den Teilnehmenden die Durchführung einer eng abgegrenzten Versuchsreihe und die schriftliche Dokumentation und Diskussion der Ergebnisse erwartet. Ziel des Kurses ist es, den kritischeren Umgang mit Fragestellungen, bei denen der Zufall eine wichtige Rolle spielt, zu üben. Dafür werden aus zahlreichen Wissensgebieten ausgewählte Beispiele herausgegriffen und diese analytisch hinterfragt, um uns, im Gegensatz dazu, unsere Neigung zu intuitiven Fehlschlüssen bewusster zu machen. Neben der Bereitschaft mathematisch rigoros zu arbeiten, wird auch das Interesse an angewandten psychologischen Methoden und an Fragestellungen aus Finanz- und Volkwirtschaft, Politologie, Computer- und Ingenieurwissenschaften vorausgesetzt Kursleitung Walter Mickel (Jg. 1980) studierte Feinwerktechnik und Physik in Wilhelms- Sophie Schackert (Jg. 1991) studiert am Karlsruher Institut für Technologie Maschi- haven und Erlangen. Er promovierte in der theoretischen Physik in Lyon, Frankreich, und Erlangen. Dabei untersuchte er insbesondere Flüssigkeiten auf nanorauen Oberflächen und arbeitete an mathematischen Beschreibungen komplexer geometrischer Strukturen. Nach der Promotion forschte er am Institut für Stochastik des Karlsruher Instituts für Technologie. Derzeit arbeitet er als Unternehmensberater im Bereich Risikomodelle für die Finanzbranche. In seiner Freizeit kocht und liest er gerne. Außerdem tanzt er regelmäßig, begeistert sich für Brettspiele und ist immer für eine politische oder gesellschaftliche Diskussion zu haben. nenbau mit Vertiefung Materialwissenschaften und ist gerade dabei, ihren Bachelor abzuschließen. Im Anschluss daran will sie sich auf Luft- und Raumfahrttechnik spezialisieren, um ihre Begeisterung für alles Fliegende mit ihrer Leidenschaft für Technik zu vereinen. Als ehemalige Teilnehmerin der JuniorAkademie Rheinland-Pfalz 2005 freut sie sich nun darauf, genauso intensive und interessante Erfahrungen aus einer anderen Perspektive sammeln zu können und dabei viele neue Bekanntschaften zu schließen. Sie reist gerne und ist eine leidenschaftliche Köchin, die auch gerne mal (z.B. mit einer Cessna) in die Luft geht. –– 27 AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II (18. JULI BIS 3. AUGUST 2013) Kurs 2.3 Vom Ionenkanal zum Netzwerk Das Gehirn im Computer Im komplexen Zusammenspiel von Milliarden von Nervenzellen werden in unserem Gehirn Informationen verarbeitet und gespeichert. Doch was ist die Sprache der Nervenzelle? Wie ist Information in der Aktivität der Nervenzellen codiert? tischen Modellen erklärt: Computersimulationen dienen für komplizierte Modelle, wie jenes, für welches Hodgkin und Huxley 1963 den Nobelpreis erhielten, und einfache Modelle werden mathematisch analysiert. Im zweiten Kursteil stehen Netzwerke im Mittelpunkt. Erst durch die Verknüpfung mit tausenden von anderen Gehirnzellen kann Information im Gehirn sinnvoll verarbeitet werden. Während die Aktivität von Spezielle Vorkenntnisse werden nicht benötigt, jedoch Dazu wird zuerst untersucht wie eine eineinzelnen Zellen sind Interesse an Naturwissenschaften und Mathematik zelne Gehirnzelle auf Input reagiert. Die relativ gut vorwichtig, ebenso wie der Spaß daran, neue Theorien zu biochemischen Grundlagen der Entstehung hergesagt werden erlernen und sich auf die verschiedenen Sprachen und und Weiterleitung von Nervenimpulsen kann, verhalten sich Denkweisen der angesprochenen Disziplinen einzulassen. stehen dabei im Vordergrund. Nerven komGehirnzellen im munizieren über Spannungsänderungen, Netzwerk oft unerwelche durch spezielle Kanäle in der Zellwartet. Das kommembran ausgelöst werden, sobald die Zelle stark genug plexe Wechselspiel der Gehirnzellen wird mit Simulationen stimuliert wird. Diese Spannungsänderungen werden untersucht, welche die einfachen Modelle aus dem ersten experimentell gemessen und dann mit Hilfe von mathemaKursteil nutzen. Am Schluss stellt sich die HerausfordeIn diesem Kurs werden an Hand von mathematischen Modellen und Computersimulationen Antworten auf diese Fragen gesucht. rung, die Dynamik der simulierten Netzwerke in Beispielen von biologischen neuronalen Netzwerken aufzuspüren. Die Neurowissenschaften sind ein interdisziplinäres Feld. In diesem Kurs werden Elemente aus der Biologie, der Chemie, der Physik, der Mathematik, sowie der Informatik genutzt. Ziel des Kurses ist eine Einführung in die Methoden und grundlegenden Konzepte der theoretischen Neurowissenschaften. Nicht zuletzt ist auch über die Grenzen der mathematischen Beschreibung des Gehirns zu diskutieren. Kursleitung Rainer Engelken (Jg. 1985) studierte an verschiedenen Orten Physik und forscht in seiner Promotion jetzt in theoretischen Neurowissenschaften am Max-PlanckInstitut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen. Neben Neurowissenschaften interessiert er sich insbesondere für Physik, Wissenschaftsphilosophie, Nachhaltigkeit, Globalisierung und Religion. In seiner Freizeit singt er gerne, denkt nach, diskutiert, liest, schreibt, betet, tanzt Tango, spielt Klavier und Theater oder jongliert. 28 –– Janina Hesse (Jg. 1985) arbeitet, fasziniert davon, wie einfach sich unser Gehirn täuschen lässt, seit zwei Jahren an ihrer Doktorarbeit in den theoretischen Neurowissenschaften. Sie studierte in Frankfurt, Paris und San Diego Physik und lernte schon während des Studiums die Neurowissenschaften kennen. Sie liebt lange Reisen oder kurze Ausflüge. Zu Hause vertreibt sie sich die Zeit mit Lesen, Swing Tanzen und Klettern oder sie verrenkt sich beim Yoga die Knochen. AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II (18. JULI BIS 3. AUGUST 2013) Kurs 2.4 Potenzial und Erfolg Analytische Fähigkeiten im sozialen Zusammenhang Auf den ersten Blick scheint es einfach: Wer intelligent ist, lernt schnell und kann den Anforderungen in der Schule oder an der Universität gerecht werden. thematische Problemstellungen im Kopf lösen zu können, oder schlicht die Anpassungsfähigkeit an neuartige Bedingungen? Welche Persönlichkeitseigenschaften gelten als leistungsförderlich? Und welche Rolle spielt die soziale Herkunft in dem Ganzen? Diese Fragen nimmt der zwischen Psychologie und Soziologie interdisziplinär ausgerichtete Kurs mit Diskussionsgarantie in den Blick. Doch bezeichnet Intelligenz nicht in erster Linie – provokativ formuliert – die Fähigkeit, die Aufgaben in einem Intelligenztest zu lösen? Hierbei handelt es sich um Aufgaben, wie z.B. das Herstellen von Beziehungen zwischen Wörtern, das Fortsetzen von Zahlenreihen oder Aufgaben zum räumlichen VorstelVorkenntnisse werden für diesen Kurs nicht vorausgesetzt, lungsvermögen. Andere sondern nur ein grundlegendes Interesse am Kursthema Fähigkeiten, wie beispielsund viel Diskussionsfreude. Die inhaltliche Arbeit wird zu weise soziale oder emotionale großen Teilen auf Referaten basieren, die die TeilnehKompetenzen, bleiben außen merinnen und Teilnehmer im Vorfeld vorbereiten. vor. Es stellt sich also die Frage, was Intelligenz überhaupt ist und wie wichtig sie tatsächlich für den Erfolg in unserem Bildungssystem ist. Bedeutet Intelligenz, komplexe ma- Nach einer Einführung in die Grundlagen der Statistik, Diagnostik und Messtheorie wird sich den Fragen gewidmet, wie Intelligenz definiert ist, wie sie gemessen werden kann, was derartige Testverfahren auszusagen vermögen und was sie eben nicht voraussagen können. Außerdem wird heraus gearbeitet, welche weiteren individuellen und sozialen Faktoren Einfluss auf Erfolg und Leistung des Einzelnen nehmen. Dabei werden unter anderem die wissenschaftlichen Grundlagen diverser Schulleistungsstudien, wie z.B. der PISA-Studie, besprochen. Anschließend geht es um die Frage, warum der sozioökonomische Status einen derart großen Einfluss auf den Erfolg der Kinder und Jugendlichen in der Schule hat. Hierzu werden unterschiedliche soziologische Erklärungsansätze vorgestellt. Dabei werden Stereotype ebenso behandelt wie soziale Klassen und Bildungsentscheidungen. Kursleitung Esther Beierl (Jg. 1986) nahm 2004 selbst an der Deutschen SchülerAkademie teil. Für das Studium der Psychologie verschlug es die gebürtige Augsburgerin in die Mozartstadt Salzburg. Seit ihrem Praktikum am Österreichischen Zentrum für Begabtenförderung und Begabungsforschung interessiert sie sich für die Intelligenzforschung. Aktuell promoviert sie in der Methodenlehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sofern sie nicht gerade rechnet oder in ihren Statistik-Übungsgruppen rechnen lässt, begeistert sie sich für (Astro-)Physik, Musik oder ist im Wasser beim Schwimmen oder Tauchen anzutreffen. Nils Müller (Jg. 1982) hat gerade seine Doktorarbeit über das Alltagsleben in Grenzregionen abgegeben und arbeitet jetzt in Oldenburg in einem soziologischen Projekt zur Europaforschung. Wenn er nicht gerade im Büro sitzt, frisst er sich durch Science-Fiction-Romane, bloggt oder gestaltet Webseiten. Darüber hinaus ist er leidenschaftlich neugierig und immer wild darauf, neue Dinge zu lernen. Er war 1999 selbst Teilnehmer einer Schülerakademie und dies ist nach 2010 sein zweiter Kurs, den er selbst leitet. –– 29 AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II (18. JULI BIS 3. AUGUST 2013) Kurs 2.5 Europa – quo vadis? Oder: Was hat Europa mit mir zu tun? Eine wissenschaftliche und journalistische Einführung in die Europapolitik Das Jahr 2013 soll nach dem Willen der Europäischen Kommission ein wichtiger Wendepunkt für die europäische Integration werden. Der Präsident der Europäischen Kommission Barroso setzt auf das »Europäische Jahr der Bürgerinnen und Bürger«. Er wünsche sich eine »wirkliche Debatte«, denn die Europäische Union (EU) sei kein perfektes Gebilde, sondern entwickle sich ständig weiter. In der Tat wird über die EU so heftig diskutiert wie lange nicht: positiv wie negativ. Ein Jahr vor den nächsten Europawahlen sind uns Schlagworte wie Euro(pa)krise, Finanzkrise und Schuldenkrise längst geläufig geworden. Dazu der gegenwärtige Haushaltsstreit, eine hohe Jugendarbeitslosigkeit und die andauernde Frage, wohin sich die EU eigentlich entwickeln will (Beispiel Großbritannien). Europa ist angezählt – und das seit Jahren. Und doch wurde die Europäische Union 2012 für ihre Erfolge mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Kursleitung Die EU – Segen und Fluch zugleich? Auch 20 Jahre nach Gründung der EU durch den wegweisenden Vertrag von Maastricht wissen viele Bürger noch immer nicht, wie sehr das Leben in Deutschland von Vorgaben der EU beeinflusst wird. Mehr als 70 Prozent unserer Gesetze haben mittlerweile ihren Ursprung in Brüssel. Das reicht von der Luftqualität über die Harmonisierung von Traktorensitzen bis hin zur gemeinsamen Schwarzen Liste von Fluggesellschaften. Das Problem: Nur sehr wenige kennen und verstehen diese Zusammenhänge. Das gilt auch für viele Journalisten, die darüber berichten müssen. Aufklärungsarbeit ist angebracht – europa-politisch und journalistisch. An spannenden Themen mangelt es jedenfalls nicht. Theorie und Praxis Der Kurs gliedert sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Im theoretischen Arbeitsteil geht es sowohl um die EU-Politik (Strukturen, Institutionen, Marco Heuer (Jg. 1974), in Berlin und Hannover zuhause, arbeitet als Fernsehjourna- list überwiegend für den NDR und das ARD-Morgenmagazin. Zudem ist er als Moderator, Trainer und Bildungsreferent tätig, unter anderem für die deutsche Nationalagentur »Jugend für Europa«. Als Vorsitzender des Pressenetzwerks für Jugendthemen kümmert er sich um den Bereich Aus- und Weiterbildung sowie um internationale JournalistenProgramme. Marco studierte Journalistik, Rechtswissenschaften, Politik und Germanistik in Dortmund, Bochum und Bordeaux, Frankreich. Seine Leidenschaften: Reisen, Theater und Hannover 96. Für ihn ist es inzwischen die achte Akademie. 30 –– konkrete Politikfelder wie die europäische Energie- und Jugendpolitik, Europäische Identität, Binnenmarkt, Eurokrise etc.) als auch um die Grundlagen des Journalismus (Einführung in die journalistischen Darstellungsformen Meldung, Nachricht, Reportage, Interview, Redaktionsmanagement, Medienrecht und -ethik etc.). An einem Tag werden die Teilnehmenden in einem Europa-Planspiel zudem in die Rolle von Politikern, Lobbyisten und Journalisten schlüpfen und den Arbeitsalltag in Brüssel selbst nacherleben. Im praktischen Arbeitsteil sind die gewonnenen Einsichten in Form eines eigenen Radiomagazins umzusetzen. Man wird die Rolle von Reportern übernehmen, in Braunschweig Projekte und Geschichten mit Europabezug ausfindig machen, recherchieren und Interviews führen. Dazu werden Berichte und Reportagen verfasst und Redaktionskonferenzen abgehalten. Auch ein Blog ist angedacht. Von den Teilnehmenden wird vor allem Interesse und Lust an der medialen Umsetzung des Themas erwartet. Martina Wetterich (Jg. 1988) studiert an der Uni Würzburg Deutsch und Französisch auf Lehramt an Gymnasien. Manchmal arbeitet sie als Vertretungslehrerin oder gibt Kurse an der Uni. Und wenn Ferien sind, gestaltet sie mit einem deutsch-französischen Team Freizeitprogramme und Sprachkurse für Deutsche und Franzosen, um die Verständigung in Europa zu fördern. Wie wichtig das ist, merkt sie bei ihrem Hobby, dem Reisen. Ein bisschen Journalistenluft hat Martina als freie Mitarbeiterin in einer Lokalzeitung geschnuppert. Momentan korrigiert sie aber eher die Bücher von Professoren – und freut sich auf ihre erste Akademie. AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II (18. JULI BIS 3. AUGUST 2013) Kurs 2.6 Von Puschkin über Tolstoj bis Achmatova Ein Überblick über die russische Literatur »D IE GROSSE RUSSISCHE L ITERATUR IST EINES DER BILDENDSTEN UND EINFLUSSREICHSTEN E RLEBNISSE MEINER J UGEND.« sagte Thomas Mann 1949 über die russische Literatur. Auch Gerhard Hauptmann sprach 1945 von deren Bedeutung: »MEINE W URZELN GEHEN TOLSTOJ ... D IE K EIME , DIE BEI UNS AUFGINGEN , STAMMEN ZUM GRÖSSTEN TEIL AUS RUSSISCHEM B ODEN.« LITERARISCHEN ZURÜCK AUF Die Zitate belegen, dass das Interesse für die russische Literatur in der deutschen literarischen Öffentlichkeit zu diesem Zeitpunkt vorhanden war, ihr Erwachen lässt sich jedoch bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen. Die Geschichte der russischen Literatur ist weitreichend. Ihre Anfänge hat sie bereits im 10. Jahrhundert. Erst mit der Romantik gelangte die russische Literatur auf europäische Entwicklungshöhe und schlug von da an einen eigenständigen Weg zu den großen Epochen der Romantik, des Realismus, der Moderne und der Avantgarde ein. Die sowjetische Literatur erfuhr eine spezifisch russische Entwicklung von »Revolutionärer Avantgarde« über den »Sozialistischen Realismus« zur »Tauwetter-Literatur«. Der Stil- und Gattungsreichtum der russischen Literatur ist vor allem dem lexikalischen Reichtum und den prosodischen Möglichkeiten der russischen Sprache zuzuschreiben. Was auf der anderen Seite die russischen literarischen Texte schwer in andere Sprachen übersetzbar macht, vor allem in Poesie von Dichtern wie Puschkin, Achmatova, Cvetaeva und Blok. Die russische Literatur weist mehrere typische Gattungen auf, wie den Versroman von Puschkin, die Povest' oder die Roman-Epopöe von Lev Tolstoj. Diese stehen im Kontrast zum westlichen Gattungsverständnis und bringen auch in neuerer Zeit immer wieder interessante Gattungsneuerungen hervor. Dieser Kurs wird einen kompakten Einblick in die Entwicklung der russischen Literatur von den Anfängen der Klassik Ende des 18. Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhundert bieten. Als Schwerpunkt des Kurses werden exemplarisch 15 der klassischen russischen Autoren und eine Auswahl ihrer Werke behandelt. Darunter fallen Namen wie Puschkin, Lermontov, Gogol, Dostoevskij, Tolstoj und Tschechov. In diesem Zusammenhang werden auch die jeweiligen literarischen Strömungen und Gattungen und das historische Umfeld analysiert. Trotz des Umfangs der modernen russischen Literatur ist die klassische russische Literatur vor allem wegen ihrer Unnachahmlichkeit nach wie vor die Meistgelesene weltweit. Kursleitung Marina Fuhr (Jg. 1984) stammt aus einem kleinen Ort namens Arisovo in Südwestsibirien. Sie emigrierte 1996 mit ihrer Familie als Spätaussiedlerin nach Deutschland. In Heide an der Nordsee machte sie 2006 das Abitur. Nach mehreren Praktika entschied sie sich für den Lehrerberuf. Momentan studiert Marina an der Christian-AlbrechtsUniversität in Kiel die Fächer Mathematik, Biologie und Russisch auf Gymnasiallehramt. Ihre Hobbys sind genauso vielfältig wie die Kombination der Studienfächer. Marina tanzt, liest und malt gern, außerdem verbringt sie viel Zeit – am liebsten beim Angeln – in der Natur. Viktoria Fuhr (Jg. 1986) wurde in Russland geboren und kam mit neun Jahren nach Deutschland. Nach ihrem Abitur begann sie ein Studium an der ChristianAlbrechts-Universität zu Kiel. Sie studiert Mathematik, Geschichte und Russisch. Ihr Ziel ist es, nach dem Studium als Lehrerin an die Schule zurückzukommen und die Schüler bei ihrem Werdegang zu unterstützen. Viktoria interessiert sich für andere Kulturen und Sprachen. In ihrer Freizeit liest sie, hört Musik und verreist. Sie freut sich darauf, zum ersten Mal einen Kurs leiten zu dürfen und sich aktiv an der Akademie zu beteiligen. –– 31 AKADEMIE GROVESMÜHLE (25. JULI BIS 10. AUGUST 2013) Akademie Grovesmühle Landschulheim Grovesmühle Das Landschulheim Grovesmühle liegt – eingebettet zwischen Feldern, Wiesen und Bachläufen – in direkter Nähe des Nationalparks Harz zwischen den Städten Ilsenburg und Wernigerode, sozusagen am Fuße des 1.141 Meter hohen Brockens. Die restaurierten Fachwerkgebäude der Grovesmühle stammen zum Teil noch aus dem 18. Jh. und wurden als Papiermühle genutzt. 1914 gründete der Reformpädagoge Hermann Lietz hier ein Landwaisenheim, später wurden an der »Groves« die Unterstufenschüler der HermannLietz-Schulen beherbergt. Bis kurz vor der politischen Wende 1989 war die polytechnische Oberschule in den Gebäuden untergebracht. Im Jahr 1995 wurde die Grovesmühle als Internat und Schule in freier Trägerschaft neu eröffnet. Die parkähnliche Anlage mit ihrem alten Baumbestand, einem Teich und dem modernen Schülercafé im »Heizhaus« bietet nicht nur Raum für Entspannung: Ein Beachvolleyball-Platz, eine professionelle 100-Meter-Laufbahn, ein Fußballplatz und eine als Sporthalle eingerichtete Traglufthalle fordern zum sportlichen Ausgleich auf. Ein Yamaha-Flügel und weitere Instrumente im »Heizhaus« sowie eine Bühne in der Aula lassen auch musisch-künstlerische Entfaltung zu. Die Unterbringung erfolgt in den gemütlichen Zwei- bis Vierbettzimmern des Internats. Neben dem regulären Essen wird auch eine vegetarische Mahlzeit angeboten. Die modernen Schul- und Fachräume sowie vielfältige Rückzugsräume ermöglichen eine intensive Kursarbeit sowie kursübergreifende Aktivitäten. 32 –– AKADEMIE GROVESMÜHLE (25. JULI BIS 10. AUGUST 2013) LANDSCHULHEIM GROVESMÜHLE GROVESMÜHLE 1 38871 VECKENSTEDT www.grovesmuehle.de Programm 3.1 3.2 3.3 3.4 Abstraktion in der Mathematik Gezähmte Unordnung Psychiatrie und Gesellschaft Europäische Integration, Grundgesetz und Bundesverfassungsgericht 3.5 »Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten.« 3.6 Kleinkunst ganz groß Akademieleitung Karoline Pietsch (Jg. 1986) studierte in Freiburg Germanistik und Latein, wo- bei ihr besonderes Interesse der Rezeption der Antike galt. Zurzeit absolviert sie ihr Referendariat an einem Gymnasium. Seit ihrer eigenen Teilnahme 2004 lassen sie die Akademien nicht mehr los: Neben dem Studium war sie mit Begeisterung für die Organisation der JGW-SchülerAkademien zuständig und wird in der Grovesmühle nun, nachdem sie im letzten Jahr einen Ausflug in die Kursleitung gemacht hat, zum fünften Mal eine Akademie leiten. Sie freut sich auf spannende Erfahrungen mit neuen Menschen und ihren Ideen. Moritz Blum (Jg. 1996) geht in Stuttgart zur Schule. Er liebt jegliche Arten von Leitung kursübergreifende Musik Kai Koch (Jg. 1986) studierte Schulmusik an der Hochschule für Musik, Det- mold, (Orgel bei Prof. Tomasz A. Nowak) und Chemie an der Universität Paderborn. Von 2011–2012 absolvierte er ein Masterstudium mit dem Hauptfach Orgel beim Domorganisten Thomas Schmitz an der Musikhochschule Münster. Kai ist derzeit Referendar an der Friedensschule und Lehrbeauftragter für Musikwissenschaft und wissenschaftliches Schreiben an der Musikhochschule in Münster. Er ist unter anderem mehrfacher Preisträger beim Bundeswettbewerb Komposition bzw. bei »Jugend komponiert« auf Landesebene und wurde 2007 mit dem Förderpreis »Junge Kunst im Hochstift« und 2010 durch aktive Teilnahme am »2. Europäischen Chorforum für junge Komponisten« ausgezeichnet. Er war Mitglied im Landesjugendchor NRW sowie im Kammerchor der Musikhochschule Detmold und singt z.Z. bei modus novus Aachen und canticum Novum Münster. Wenn zwischendurch jedoch einmal freie Zeit vorhanden ist, füllt er diese mit Gesellschaftsspielen, mit Kochen oder mit Lesen. Musik, spielt Jazz- und Rockgitarre und zelebriert elektronische Musik als Hobbyproduzent und DJ. Moritz spielt leidenschaftlich American Football für die Scorpions Stuttgart. Später möchte der bekennende Schwabe Medizin studieren, mit der er sich schon mehrere Semester während eines Propädeutikums befassen durfte. Seine Liebe zur Literatur führte ihn 2012 in einen DSA-Kurs, bei dem er Karoline kennenlernte und so viel Spaß hatte, dass er es kaum erwarten kann, selbst eine Akademie mitzugestalten. Norman Rzepka (Jg. 1991) wurde in Dresden geboren und studiert jetzt ITSystems Engineering am Hasso-Plattner-Institut (HPI) Potsdam. Neben dem Studium hat er mit Kommilitonen das Softwareunternehmen scalable minds gegründet. 2008 war er begeisterter Teilnehmer der JGW-SchülerAkadmie in Papenburg. Seit 2010 engagiert er sich im Vorstand von JGW und den Studentenklubs am HPI. In seiner Freizeit reist er gern zu Freunden und spielt Ultimate Frisbee. –– 33 AKADEMIE GROVESMÜHLE (25. JULI BIS 10. AUGUST 2013) Kurs 3.1 Abstraktion in der Mathematik Einführung in die Gruppentheorie und verwandte Ideen aus der Mathematik Abstraktion ist ein Begriff, der oft abschreckend wirkt. Und doch ist unser begriffliches Denken von unserem Abstraktionsvermögen bestimmt: Kinder lernen nach und nach, dass zum Beispiel der Begriff »Kuh« nicht nur ein bestimmtes Lebewesen auf dem benachbarten Bauernhof meint, sondern eine Vielzahl verschiedener Instanzen zusammenfasst. Ähnlich fassen wir Pferde, Rosen, Würmer, Menschen und vieles mehr unter dem Begriff »Lebewesen« zusammen. Wenn wir also etwa wissen, dass sich jedes Lebewesen irgendwie fortpflanzen können muss, können wir dieses Wissen auf jedes neue Beispiel von Lebewesen anwenden und müssen es uns nicht für jede Art neu überlegen. Somit stellt Abstraktion eine wichtige Grundlage für unser Denken und unsere Sprache dar. Mathematik besteht zum größten Teil aus solcher Abstraktion. Dieser Kurs wird zahlreiche Beispiele aus verschiedenen Bereichen der Mathematik (wie etwa Algebra, Geometrie und Zahlensystem) erkunden: Kursleitung – Vektoren, sei es in der Ebene – Wie addiert man Uhrzeiten? Und wie »addiert« man oder im Raum, sind vielleicht Symmetrien? Die Suche nach einem adäquaten Addischon bekannt. Man kann die Addition solcher Vektionsbegriff führt zum Konzept der Gruppe. Hier sind toren und die skalare Multiplikation formalisieren und bereits viele interessante Resultate zu entdecken, so den Begriff des Vektorraums definieren. Das daraus die gleichzeitig einen Einblick in die abstrakte entstehende Gebiet der linearen Algebra ist auch in Arbeitsweise der Mathematik ermöglichen. Anwendungen einer der Grundpfeiler der Mathematik. Anhand von Beispielen wird der Kurs zeigen, Man kann hier im gleichen Atemzug über Vektorräume dass diese abstrakte Struktur nicht nur in der und über Abbildungen zwischen ihnen sprechen, da Mathematik, sondern auch in »alltäglichen« letztere ebenfalls Vektorräume bilden. Situationen Anwendung findet. Dies wird in Pro– Was bedeutet eigentlich »Gleichheit«? Wie kann man jekten über z.B. den Rubikwürfel oder den RSAz.B. formal beschreiben, dass 2/4 und 1/2 die gleiche ratiAlgorithmus aus der Kryptographie ausprobiert. onale Zahl darstellen? Gibt es andere Beispiele für etwas – Nimmt man noch die Multiplikation zur Addition hinÄhnliches wie »Gleichheit«, und wie kann man Objekte zu, gelangt man zur Definition eines Körpers. Hier sind in »Gleiche« und »Ungleiche« einteilen? rationale und reelle Zahlen die bekanntesten Beispiele, doch es gibt auch Jede(r) Teilnehmende wird zunächst mit andere: Restklassen Wichtigste Anforderung ist die Bereitschaft, sich auf einem vorab erarbeiteten Referat einen Teil (wie zum Beispiel abstraktes Denken einzulassen, und erleben zu woleines Themas vorstellen. Im Kurs wird Uhrzeiten) lassen len, dass Mathematik über Rechnen weit hinausgeht. dieses Thema dann vor allem durch Grupsich auch multiplipenarbeiten und gemeinsame Diskussion zieren und bilden erschlossen und anhand von Beispielen und Anwendungen unter bestimmten Umständen ebenfalls einen Körper. vertieft. Ziel ist es, einen breiten Strauß an Strukturen, Arbeitsmethoden und Ideen aus der weiten Welt der reinen Mathematik kennen und die Abstraktion lieben zu lernen. Julia Goedecke (Jg. 1982) nahm während der Schulzeit an einem Mathematikkurs der DSA über konforme Abbildungen und nicht-euklidische Geometrie in Schelklingen teil. Ihr Mathematikstudium sowie ihre Promotion im Bereich Kategorientheorie absolvierte sie in Cambridge, Großbritannien. Nach einem Forschungsjahr in Belgien unterrichtet und forscht sie momentan wieder in Cambridge als Fellow des Queens’ College. Außerhalb der Mathematik ist Julia eine enthusiastische Sängerin. Mit den New Cambridge Singers tritt sie regelmäßig in Konzerten auf, in denen sie gelegentlich auch Solopartien übernimmt. 34 –– Julian Vogel (Jg. 1982) nahm in der Schule mehrfach am Wettbewerb »Jugend forscht« teil. Anschließend studierte er Physik und Mathematik in Karlsruhe mit einem Abstecher nach Cambridge, Großbritannien, und wählte für seine Diplomarbeit den Bereich der Relativitätstheorie. Seit 2009 lernt Julian eine ganz andere Seite der Physik kennen und gestaltet im Bundesumweltministerium den Strahlenschutz für Bevölkerung, Arbeitskräfte und Patienten. Wenn er nach der Arbeit beim Laufen und Fahrradfahren entspannt, sammelt er Ideen für seinen zweiten DSA-Kurs im Sommer. AKADEMIE GROVESMÜHLE Kurs 3.2 Gezähmte Unordnung Das Chaos bezwingen um Roboter zu steuern Die mathematische Beschreibung von realen physikalischen, biologischen, chemischen, ökonomischen und sozialen Systemen führt zumeist auf einen Satz von nichtlinearen Differenzialgleichungen. Unter bestimmten Voraussetzungen besitzen nichtlineare Differenzialgleichungen chaotische Lösungen. Lange Zeit schenkten Wissenschaftler diesen Lösungen nur wenig Aufmerksamkeit. Erst als diese in den 1960er und 1970er Jahren immer wieder in verschiedenen Modellen auftauchten (z.B. dem Wettermodell von E. N. Lorenz), rückten chaotische Phänomene in den Fokus einiger Forscher. Auf der Basis der Arbeiten von E. Ott, C. Grebogi und J. A. Yorke sowie K. Pyragas ist seit den 1990er Jahren die Kontrolle instabiler Lösungen von nichtlinearen Differenzialgleichungen bzw. die Kontrolle chaotischer Systeme Gegenstand der aktuellen Forschung. neuronales Netzwerk mit mehreren stimulierenden und hemmenden Synapsen um einen sechsbeinigen Laufroboter in die Lage zu versetzen, selbstständig Hindernissen auszuweichen und sich aus Fallen zu befreien. Ziel des Kurses wird es sein, genau zu verstehen wie der Roboter an seine Umgebung angepasste, komplexe Verhaltensmuster selbstständig aus der Vielzahl der auf ihn einprasselnden Sensorinformationen generiert. Forschern am Bernstein-Zentrum in Göttingen ist es nun kürzlich gelungen mit Hilfe der Chaoskontrolle einen effektiven Weg zur Steuerung eines Laufroboters zu etablieren. Die Forscher verwendeten dazu ein nichtlineares, chaotisches Des Weiteren werden die Teilnehmenden anhand ausgewählter Beispiele an verschiedene Praktiken zur numerischen Lösung und Analyse von Differenzialgleichungen herangeführt. Hierbei werden keinerlei Vorkenntnisse im Programmieren erwartet. Der Kurs erarbeitet sich im ersten Teil eine grundlegende Einführung in die mathematische Beschreibung und Analyse der Dynamik nichtlinearer und chaotischer Systeme auf universitärem Niveau. Eine solide mathematische Vorbildung vor allem im Bereich der Differenzialrechnung ist in diesem Zusammenhang wünschenswert. Kursleitung (25. JULI BIS 10. AUGUST 2013) Im zweiten Teil des Kurses entwickeln die Teilnehmer vor allem unterschiedliche Methoden, um nichtlineare und chaotische Systeme zu stabilisieren und zu kontrollieren. Hier wird sich die zeitverzögerte Rückkopplung (Pyragas-Kontrolle) als besonders wichtiger Mechanismus herauskristallisieren. Die Vielfalt der Lösungen der resultierenden nichtlinearen Delay-Differenzialgleichungen wird später als Register für die verschiedenen Verhaltensweisen dienen, die ein Roboter ausführen kann. Durch praktische Simulationen, die darauf aufbauend entwickelt werden, wird die Mächtigkeit der PyragasKontrolle zusätzlich beeindruckend untermauert. Im letzten Teil des Kurses werden die erarbeiteten Grundlagen auf ein einfaches Netzwerk aus Neuronen erweitert, welches einem Roboter als Generator für komplexes Verhalten dienen kann. Durch eine geeignete Ergänzung des Netzwerkes wird es gelingen zu verstehen, wie selbstständiges und an die Umwelt angepasstes Lernverhalten realisiert werden kann. Die Kursinhalte werden immer wieder durch zahlreiche Übungsaufgaben, die die Teilnehmer in kleinen Gruppen bearbeiten, verdeutlicht und gefestigt. Damit werden die Teilnehmer bereits am Ende der ersten Woche verstanden haben, wie chaotische Systeme kontrolliert werden können und am Ende der zweiten Woche wird jeder ein umfassendes Bild der Dynamik nichtlinearer gekoppelter Netzwerke und deren Anwendung im Bereich der künstlichen Intelligenz erlangt haben. Die Teilnehmenden werden dabei punktuell in die aktuelle Forschung auf diesem Gebiet vorstoßen und dementsprechend auch mit englischer Fachliteratur und wissenschaftlichen Veröffentlichungen arbeiten. Andrea Vüllings (Jg. 1980) studierte als gelernte Laborassistentin für Biologie und Thomas Isele (Jg. 1979) promoviert zurzeit an der Technischen Universität Berlin im Chemie mit mehrjähriger Berufserfahrung an der Humboldt-Universität in Berlin Physik. Derzeit fertigt sie ihre Doktorarbeit an der Technischen Universität Berlin im Bereich der nichtlinearen Dynamik an. Ihr besonderes Augenmerk gilt dabei der stochastischen Dynamik von Netzwerken. Neben der Promotion leitet sie außerdem Tutorien in der theoretischen Physik zur Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Sie freut sich schon sehr auf die vielfältigen Erfahrungen mit den Teilnehmenden und den anderen Kursleitenden der SchülerAkademie. Bereich der nichtlinearen Dynamik. Thomas kam auch nichtlinear über ein Musikstudium an der Universität der Künste Berlin zur Physik, die er ebenfalls in Berlin sowie an der University of California in Berkeley, USA, studierte. Sein Forschungsfeld sind zurzeit wellenartige Lösungen auf nichtlinearen Netzwerken. Neben der Promotion spielt er die Violine so viel es seine Nachbarn ihm erlauben, tritt regelmäßig mit einer Welt-/Folkmusikband auf und widmet sich der Jazzimprovisation. Er freut sich sehr auf seine erste SchülerAkademie als Kursleiter und hofft naturgemäß, dass noch ein wenig Zeit zum gemeinsamen Musizieren mit anderen bleibt. –– 35 AKADEMIE GROVESMÜHLE (25. JULI BIS 10. AUGUST 2013) Kurs 3.3 Psychiatrie und Gesellschaft Ein philosophischer Blick auf Geisteskrankheit Unter einer körperlichen Krankheit verstehen wir eine Störung irgendeines Teils unseres Körpers: Wer an Zahnschmerzen leidet, der hat vielleicht Karies, und wer hinkt, der könnte sich am Fuß verletzt haben. Doch wie ist das im Fall der »Geisteskrankheiten«? Was für eine Art der Störung ist darunter zu verstehen? Sind es Störungen des Geistes? Etwa in Gestalt traumatischer Kindheitserlebnisse, die im Rahmen einer psychoanalytischen Gesprächstherapie aufgedeckt und durchgearbeitet werden können? Oder sind es doch Störungen des Gehirns, wie etwa ein zu niedriger Serotoninspiegel, der dann durch Medikamente beeinflusst werden kann? Nicht nur in der Gegenwart, sondern die gesamte Geschichte des Abendlandes hindurch herrscht Meinungsvielfalt über das Wesen von »Wahnsinn« und Geisteskrankheit: So fand sich bei den Griechen die Vorstellung von der Besessenheit durch böse Dämonen, oder im christlichen Mittelalter verstand man den Wahnsinn als eine Bestrafung durch Gott. Auch die Idee von körperlichen Ursachen ist nicht neu, so wird z.B. in der Viersäftelehre des Hippo- krates ein Überschuss an »gelber Galle« für »Manie« verantwortlich gemacht. So schwer sie auch zu definieren sind, so klar ist dennoch: Geisteskrankheiten sind seit jeher ein Bestandteil unserer kulturellen Vorstellungen. Und mehr noch: Sie sind dabei nicht einfach nur ein medizinischer Gegenstand, sondern eng verwoben mit Weltanschauung, Religion und sozialen Normen jeder Epoche. Was bedeutet das für die moderne Psychiatrie? Ziel dieses Kurses ist es, einen kritisch-philosophischen Blick auf das Thema Psychiatrie zu werfen, das heißt, genau dieses Wechselspiel zwischen Psychiatrie und Gesellschaft zu analysieren. Feststellbar wird sein, dass Psychiatrie nicht nur eine medizinische Disziplin ist, sondern ein ganzes System gesellschaftlicher Einrichtungen, eine institutionelle Maschinerie, in der die Behandlung lebender Individuen, medizinische Forschung, wirtschaftliche Interessen, sowie kulturelle Normen und Vorurteile auf komplexe Weise ineinander verwoben sind. Welche Rolle spielen gesellschaftliche Faktoren bei der Entstehung psychischer Krankheitsbilder, wie Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oder BurnoutSyndrom? Welche philosophischen Annahmen liegen der psychiatrischen Forschung unserer Zeit zugrunde? Redet man heute noch von einem Körper-Geist-Dualismus? Was für ethische Probleme stellt z.B. die Zwangsunterbringung in einer Psychiatrie? Wie funktionieren mögliche Stigmatisierung und Diskriminierung wegen psychischer Leiden? Ein tieferes Verständnis dieser Zusammenhänge wird auf Grundlage philosophischer und medizinischer Texte erarbeitet. Dazu beschäftigen sich die Teilnehmenden mit Kritischer Theorie, Psychiatriekritik der französischen Postmoderne, wissenschaftlichen Revolutionen, psychiatrischen Lehrbüchern und Neuropsychiatrie. Ausgehend von der Textarbeit werden dann in Diskussionen eigene Standpunkte entwickelt. Von den Teilnehmenden wird erwartet, vorab Fachlektüre zu erarbeiten und einführende Referate vorzubereiten. Kursleitung 36 –– Rainer Mühlhoff (Jg. 1982) hat Mathematik studiert und promoviert jetzt am Clus- Momsen Reincke (Jg. 1988) studiert Medizin und Mathematik in Berlin, wobei er ter »Languages of Emotion« an der Freien Universität Berlin in Philosophie. Sein Interesse gilt kritischen und postmodernen Theorien und in diesem Rahmen beschäftigt er sich besonders mit dem Interaktionsfeld zwischen Naturwissenschaften und Gesellschaft. In seiner Freizeit singt er in Chor- und Opernprojekten, schweift durch die Berliner Kulturlandschaft und geht auch gern mit Momsen Reincke zu elektronischer Musik tanzen. Er war einst selbst Teilnehmer der DSA und engagiert sich seit vielen Jahren im Bereich SchülerAkademien. im letzten Jahr einen kleinen Abstecher nach Córdoba in Spanien gemacht hat. Sein Interesse für Psychiatrie wurde natürlich im Medizinstudium geweckt, doch interessieren ihn neben den fachlichen Aspekten gerade auch die Anknüpfungspunkte mit Philosophie und Gesellschaft. Er bereist gerne mit dem Rucksack die Welt, wenn er jedoch in Berlin ist, geht er oft ins Theater, Konzert oder zu elektronischer Musik tanzen. AKADEMIE GROVESMÜHLE (25. JULI BIS 10. AUGUST 2013) Kurs 3.4 Europäische Integration, Grundgesetz und Bundesverfassungsgericht Der Kurs hat die voranschreitende Europäische Integration, deren Verankerung im europarechtsfreundlichen Grundgesetz sowie deren Begrenzung durch grundlegende Vorschriften des Staatsorganisationsrechts in der Auslegung des Bundesverfassungsgerichts zum Gegenstand. Ziel ist es, sich mit den grundlegenden Vorschriften vertraut zu machen, die unser politisches Zusammenleben regeln, und uns in die Lage zu versetzen, aktuelles politisches Geschehen aus kritischer und juristisch fundierter Warte beurteilen zu können. Auf dieses Ziel wird im Wesentlichen in drei Schritten hingearbeitet. In einem ersten Schritt werden als grundlegende staatsorganisationsrechtliche Vorschriften die Staatsstrukturprinzipien des Art. 20 Abs. 1 GG (GG = Grundgesetz), die in Art. 38 GG verankerten Wahlrechtsgrundsätze und die sogenannte Ewigkeitsgarantie des Art. 79 Abs. 3 GG erarbeitet. Die Kenntnis dieser Artikel und ihrer Bedeutung innerhalb des Grundgesetzes wird dabei nicht nur auf die Beleuchtung der Europäischen Integration und der Rolle des Bundesverfassungsgerichts vorbereiten – hierdurch erarbeiten sich die Teilnehmenden auch eine Grundlage für ein tieferes Verständnis zahlreicher Themen- und Problembereiche, die die Struktur und die Politik der Bundesrepublik Deutschland betreffen. Anschließend richtet sich der Blick auf das vielzitierte Schlagwort der Europa- und Völkerrechtsfreundlichkeit des Grundgesetzes. Die Hintergründe dieser Charakterisierung, die unter anderem in der automatischen Aufnahme allgemeiner völkerrechtlicher Regeln in das nationale Rechtssystem, sowie im Bekenntnis zur Eingliederung in internationale Organisationen und zur Verwirklichung eines vereinten Europas zu finden sind, werden analysiert. Weiterhin wird die Kritik an dem Prozess der europäischen Integration beleuchtet. So wurde zum Beispiel immer wieder die mangelnde Verwirklichung der in Art. 20 GG enthaltenen Prinzipien, insbesondere des Demokratieprinzips, auf europäischer Ebene gerügt. Die Reflektion dieser Kritik in grundlegenden Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts wird betrachtet und in gesellschaftliche Zusammenhänge eingeordnet. Traditionell ist das Bundesverfassungsgericht von immenser Wichtigkeit im politischen System der Bundesrepublik Deutschland. Insbesondere im Vergleich mit anderen Staaten nimmt es damit eine Sonderrolle ein. Zu untersuchen ist das Verhältnis von Legislative und Judikative, sowie von politischer Entscheidung und juristischer Auslegung. Anschließend werden einzelne Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts unter den erarbeiteten Gesichtspunkten betrachtet. Methodisch wird der Schwerpunkt auf Diskussionen liegen. Grundlage dafür bilden Texte, die in einem Reader zusammengefasst zur Verfügung gestellt werden. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer sollte einen Text aus dem Reader besonders bearbeiten und eine These zur gemeinsamen Diskussion unter eigener Leitung erstellen. Kursleitung Sué González Hauck (Jg. 1988) studierte Jura in Heidelberg und Straßburg. Während Lisa Schmidtke (Jg. 1986) studierte Rechtswissenschaften in Heidelberg und ihres Studiums arbeitete sie am Max-PIanck-Institut für Völkerrecht und war Stipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung. Derzeit promoviert sie zum Systembegriff im Völkerrecht bei Prof. Dr. Bardo Fassbender, L.L.M. (Yale) und ist als Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei einer Wirtschaftskanzlei tätig. In ihrer Freizeit gibt sie Ihrer Sucht nach US-amerikanischen Fernsehserien nach und philosophiert in einem Lesekreis mit ihren Freunden. Sie freut sich darauf, die DSA nach ihrer Teilnahme 2005 diesmal als Kursleiterin erleben zu dürfen. North Carolina, USA. Anschließend legte sie die Anwaltsprüfung im Staat New York ab. Aktuell promoviert sie zu Fragen der Konfliktlösung in Kartellen und arbeitet in einer internationalen Anwaltskanzlei in Frankfurt. Während ihres Studiums war sie Stipendiatin der Friedrich-Naumann-Stiftung. Sie arbeitete als studentische Hilfskraft und leitete Kurse und Vorlesungen in Heidelberg und North Carolina. Ihre Freizeit verbringt sie mit ihren Freunden, Büchern und beim Sport. –– 37 AKADEMIE GROVESMÜHLE (25. JULI BIS 10. AUGUST 2013) Kurs 3.5 »Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten.« (Walter Ulbricht, 15.06.1961) Mauerbau und Mauerfall als Wendepunkte deutsch-deutscher Geschichte Unweit der ehemaligen innerdeutschen Grenze möchte der Kurs auf dem Schulwissen zur deutsch-deutschen Geschichte aufbauen und in geschichtswissenschaftliche Methoden der Zeitgeschichte einführen. Dazu stellt er zwei Wendepunkte in den Brennpunkt: den Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 sowie ihren Fall am 9. November 1989. Diese Mauer war einer der wichtigsten Kristallisationspunkte der im doppelten Wortsinne »geteilten Geschichte« zwischen beiden deutschen Staaten, aber auch von zentraler Bedeutung für die Supermächte USA und UdSSR. Sie steht symbolhaft für Teilung und Wiedervereinigung. Deshalb beleuchtet der Kurs in der ersten Hälfte auch die Vorgeschichte und Begründung der Berliner Mauer, ihre Bedeutung für die Lebensrealität in der DDR und der Bundesrepublik, aber auch deren Symbolkraft und Wirkungen auf das Verhältnis zwischen West und Ost sowie die Rolle der Supermächte. Analog rücken in der zweiten Kurshälfte die Akteure und Träger der friedlichen Revolution, die Beziehung zwischen Mauerfall und Ende des real existierenden Sozialismus, sowie die unmittelbare Vor- und Nachgeschichte der Wiedervereinigung in Mittelosteuropa in den Fokus. Beide Wendepunkte werden im Kurs dabei möglichst dicht kontextualisiert, also unter anderem in politische, wirtschaftliche und soziale Begründungszusammenhänge gestellt. Nur so wird die Tragweite des Entschlusses des Staatsrates verständlich, die Sektorengrenze zu verschließen – wie auch der Mut vieler einzelner, gewaltlos gegen jenen übermächtigen Staat aufzubegehren, der sie einschloss. Im Gegensatz zu vielen anderen Situationen agierte der Westen in beiden Fällen vor allem reaktiv. Mauerbau und Mauerfall sind in der Diktion von Ruth und David Collier critical junctures, kritische Weichenstellungen, die die Handlungsmuster auf beiden Seiten des Kalten Krieges nachhaltig veränderten. Der Mauerbau ist zweifellos ein Tiefpunkt deutsch-deut- Kursleitung Angela Abmeier (Jg. 1984) studierte in Berlin und Cambridge, Großbritannien, Geschichte, Neuere deutsche Literatur und Rechtswissenschaften. Der Geschichtswissenschaft treu geblieben, arbeitet sie derzeit in Archiven und Bibliotheken an ihrer Doktorarbeit zur deutsch-deutschen Außenpolitik. Sie reist aber nicht nur gern in die Vergangenheit, sondern auch in ferne Länder. Daheim in Berlin singt sie in einem Chor und erfreut sich am reichhaltigen kulturellen Angebot der Hauptstadt: an Theater, Konzert, Kino oder aber an einem gemütlichen Kaffee mit Freunden in einem der zahlreichen Cafés. 38 –– scher Beziehungen, zementierte er doch das Ende jeglicher Aussicht auf Zusammenarbeit zwischen den Alliierten in Berlin und darüber hinaus. Der Eiserne Vorhang hatte sich auch in Deutschland gesenkt und dabei ein Land, eine Stadt, ein Volk zerschnitten. Fast 30 Jahre später wurde er nicht primär durch zwischenstaatliche Diplomatie sondern durch einen friedlichen Volksaufstand aufgesprengt. Die Gefühle von Ohnmacht und Resignation beim Mauerbau sind heute nur noch schwer nachempfindbar, ebenso wie die Ungläubigkeit und Euphorie 1989. Der Kurs will dieser Historisierung entgegenwirken und diese Wendepunkte anhand einer Vielzahl von Quellen erfahrbar machen. Der Kurs stellt somit eine vertiefte Einführung in die historische Quellenforschung zur deutschen Nationalgeschichte dar. Die Teilnehmenden werden unter Hinzuziehung der bestehenden Literatur Quellen unterschiedlichster Provenienz selbstständig betrachten, so etwa Regierungsdokumente, Medienberichterstattung, Staatspropaganda, Flugblätter. Besonderes Augenmerk wird auf die Möglichkeiten und Grenzen der Zeitzeugenschaft als historischer Quelle gelegt. Christian E. Rieck (Jg. 1978) studierte in Bayreuth, im spanischen Sevilla, in Berlin und im britischen Oxford zunächst die Rechte, dann Regionalwissenschaften. Nach Stationen bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin und am Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien GIGA in Hamburg ist er nun Senior Analyst am Global Governance Institute in Brüssel. In Berlin lehrt er an der Schnittstelle zwischen Zeitgeschichte und Politikwissenschaft. Er brennt für die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts – wie auch für die neuzeitliche Kinematographie. AKADEMIE GROVESMÜHLE (25. JULI BIS 10. AUGUST 2013) Kurs 3.6 Kleinkunst ganz groß Kabarett zum Selbermachen wird. Interessant ist es, zu untersuchen, ob das Kabarett hierbei andere verbale und nonverbale Darstellungsverfahren benutzt als die Comedy. Welche Funktion übernehmen beide Kunstformen hinsichtlich einer öffentlichen Reflexion über Kultur, Fremdheit und Diskriminierung? Eventuell gelingt auf der Grundlage dieser Untersuchungen das, was in der Forschung ein grundsätzlich heikles Unterfangen darstellt: eine klare Definition und Abgrenzung von Kabarett und Comedy. Immer wieder für tot erklärt, stets aufs Neue als überflüssig che Grenzen hat die Satire? Oder hat die Satire überhaupt oder gestrig gebrandmarkt: das Kabarett in Deutschland. Grenzen? Der Kurs ist in drei Teile gegliedert: Zunächst wird die abwechslungsreiche Geschichte der zehnten Muse seit dem Im zweiten Schritt geht es um die späten Kaiserreich erkundet und anhand einzelner Texte Problematik, dass das Kabarett aus den verschiedenen Epochen der Kabaretthistorie dargezunehmend mit den in den Mestellt, in welchen Formen Satire, Humor und Kabarett aufdien präsenten Comedyformaten treten und wirksam werden können. In diesem Kursblock konkurrieren muss. Welche Untaucht unter anderem die Frage auf, welche oppositionelle Nicht zuletzt sind auch praktische terschiede und Gemeinsamkeiten Kraft das Kabarett entfalten kann, aber auch, ob es in einer Talente gefordert: In der letzten haben Kabarett und Comedy? Diktatur überleben Akademiewoche kommt ein ProKann oder kann, ohne gleichgramm zur Aufführung, dessen muss man Für den Kurs erforderlich sind Humor, Spaß an der Satire und zeitig seine Schärfe Texte im Verlauf der dritten Kurssogar die Lust am Auftreten. Auch Instrumente und Gesangskenntnisse einbüßen zu müssen. einheit entstehen. Gerade im WahlComedy als sind willkommen. Bühnenerfahrung ist nicht verpflichtend! Hatte es in der DDR jahr 2013 werden sich zahlreiche das Kabarett Für den theoretischen Teil wird die Bereitschaft zur ÜbernahTeilnehmende in Aktion eine staatstragende, Themen finden lassen. Dabei gilt: von morgen me eines Referats oder einer anderen Tätigkeit (z.B. im Redakstaatsbejahende FunkAlles, was gesellschaftlich relevant betrachten? tionsteam für die Dokumentation) erwartet. tion, die dazu führte, ist, ist im weiteren Sinn politisch und damit kabaretttaugZu diesen exemplarischen Problemdass einzelne Autoren lich. Mit der Aufführung wird zugleich das Auftreten vor fragen lässt sich ein thematischer und Darsteller gezwungen waren, sich vom Staat vereineinem Publikum und der souveräne Umgang mit dem auch Zugang finden: Das kulturell Fremde, das im Zuge der nahmen zu lassen? Gab es auch in Zeiten der Zensur eine bei Profis üblichen Lampenfieber geübt. Unterstützung bei Globalisierung in zahlreichen Forschungszweigen immer Möglichkeit, seine Freiheit auf der Bühne zu wahren? Welder Auftrittsvorbereitung werden Improvisationsübungen mehr an Bedeutung gewinnt, ist ein Thema, das sowohl im sowie Einführungen in Reimtheorie und Rollenfindung Kabarett als auch in der Comedy immer mehr Beachtung geben. findet und auf unterschiedliche Art und Weise behandelt Kursleitung Anika Janakiev (Jg. 1985) wurde in einer stürmischen Nacht in die Welt geworfen. Sie studierte Ethik und Deutsch für Lehramt an Gymnasien in ihrer Heimatstadt Magdeburg. Ihre Liebe zum Kabarett entdeckte Anika vor sechs Jahren. Als Mitglied des Studentenkabaretts »Prolästerrats« stand sie singend, sprechend, tanzend auf und schreibend hinter der Bühne. Darüber hinaus war sie in mehreren Kabarettproduktionen Regieassistentin. Seit Dezember 2009 arbeitet Anika im theaterpädagogischen Bereich an der »Kunstplatte« in Stendal mit Kindern und Jugendlichen. Tilman Lucke (Jg. 1984) studierte Geschichte und Politik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 2005 arbeitet er als Kabarettist und tritt derzeit bundesweit mit seinem fünften Soloprogramm »Fünf Prozent Würde« auf. In Berlin befasst er sich im Alt-Berliner Kabarett »Das Fliegende Brettl« mit historischen Liedern und Texten. Im CdE (Club der Ehemaligen der Deutschen SchülerAkademien e.V.) leitet er seit neun Jahren regelmäßig Kabarettkurse; in der DSA wird dies sein (und Anikas) dritter Kurs sein. Die DSA kennt er aber schon als Teilnehmer von 2002. 2008 nahm er an der »Celler Schule« für Textdichter teil und erhielt 2011 den Melsunger Kabarettpreis »Scharfe Barte«. –– 39 AKADEMIE USPRING (1. BIS 17. AUGUST 2013) Akademie Urspring Urspringschule Die Urspringschule liegt am Südrand der Schwäbischen Alb, 20 km westlich von Ulm – idealer Ausgangsort für Exkursionen zum Bodensee, in den Schwarzwald oder nach Stuttgart. Im Areal des über 880 Jahre alten Klosterbezirks Urspring leben und arbeiten rund 260 Kinder und Jugendliche und 90 Erwachsene zusammen. Das historische Ensemble wurde in den letzten Jahren aufwendig restauriert und um neue Gebäude behutsam ergänzt. Schon bei der ersten Ankunft in Urspring stellt sich das einzigartige Campus-Gefühl ein. Urspring, eine reformpädagogisch und evangelisch geprägte Einrichtung, setzt 80 Jahre nach der Gründung im Gymnasium und in der Montessori-Grundschule heute folgende inhaltliche Schwerpunkte: Abitur und Lehre: Alle Mädchen und Jungen können zusätzlich zum Abitur in vier Meisterwerkstätten eine Lehre mit Gesellenprüfung kurz nach dem Abitur machen. Basketball-Leistungszentrum: Urspring ist ein vom Deutschen Basketball Bund anerkanntes Basketball-Internat. In den Teams der Urspringschule haben talentierte Jugendliche, Mädchen und Jungen, die Chance, sich mit professionellem Coaching hochzuarbeiten. Die Meistertitel und Finalteilnahmen auf Bundes- und Landesebene der letzten Jahre sprechen für sich. 40 –– Urspring ist bunt: Typisch für das Leben in Urspring ist die bunte Variationsbreite der Herkunft der Jugendlichen unterschiedlicher Nationalitäten und Gesellschaftszusammenhänge. Tägliche Begegnungen in Schule, Arbeitsgemeinschaften, Werkstätten, Wohngruppen fordern und fördern den ganzen Menschen. Diese Schwerpunktsetzung prägt die Angebotspalette in Urspring: Zweibettzimmer im historischen Baubestand, fachmännisch ausgestattete Schülerwerkstätten, EDVSchulungsraum, Cafeterien, Foren für Theater, Kunstausstellungen und Musik, Mehrzweckhalle, Sporthalle und Sportplatz – und mittendrin die eigene Kirche für Gottesdienste und Konzerte. AKADEMIE USPRING (1. BIS 17. AUGUST 2013) URSPRINGSCHULE AN DER SCHWÄBISCHEN ALB 89601 SCHELKLINGEN www.urspringschule.de Programm 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 SAT-Algorithmen Quanteninformationstheorie Mit Mathematik von Stimmen zu Sitzen Experiment Wirtschaft Religion und Staat in der Antike Wohnblock – Heimstätte – Plattenbau Akademieleitung Ira Schumann (Jg. 1980) kommt ursprünglich aus dem schönen Halle an der Saale, wo sie auch studierte – nämlich Rehabilitationspädagogik und Hispanistik. Nachdem sie zwischendurch ein paar Jahre in einem Forschungsprojekt in Ulm gearbeitet hat, ist sie nun wieder ganz in der Nähe: in Leipzig. Wenn sie hier nicht in der Bibliothek sitzt, um mit ihrer Doktorarbeit voranzukommen, fährt sie gerne mit dem Fahrrad durch die Stadt, sitzt zeitschriftenlesend in Cafés herum, liest auch sonst viel und geht leider nicht so oft ins Kino und Museum, wie sie es sich vorgenommen hatte. Nachdem sie an drei Akademien als Kursleiterin teilgenommen und zwei Akademien geleitet hat, freut sie sich darauf, im Sommer für ein paar Wochen nach Süddeutschland zurückzukehren, um wieder einmal Akademieatmosphäre zu erleben. Fabian Stroben (Jg. 1990) hat sich vor mittlerweile fast drei Jahren aus sei- Leitung kursübergreifende Musik Matthias Bartsch (Jg. 1984) studierte Kirchenmusik und Dirigieren mit dem Schwerpunkt Chorleitung an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf. Nach Stationen in Krefeld und Solingen als Kirchenmusiker und als Assistenzchorleiter beim Mädchenchor am Essener Dom ist er seit Januar Domkantor am Hohen Dom zu Mainz. In den wenigen arbeitsfreien Stunden der Woche liest er gern Romane aller Arten und müsste auch mal ins Fitnessstudio gehen oder laufen. ner Heimat, dem lauschigen Münsterland, in die quirlige Metropole Berlin verirrt und studiert dort Humanmedizin und arbeitet als Tutor. Wenn Fabian sich einmal nicht mit der Medizin beschäftigt, gilt seine Leidenschaft der Musik in jeder Form, dem Standard- und Lateintanz und der Fotografie. Nach 2 Jahren Akademie-Abstinenz freut er sich nun, zum zweiten Mal als Assistenz von Ira dabei zu sein und das unvergleichliche Akademie-Gefühl zu spüren. Philipp Gerlach (Jg. 1992) verbrachte die Schulzeit in einem Vorort Münchens. Nach dem Abitur 2011 nutzte er das folgende Jahr für Praktika in der Krankenpflege einer Kinderklinik sowie im Bereich Polar- und Meeresforschung am Alfred-Wegener-Institut. Zusätzlich verbrachte er einige Monate für einen Freiwilligendienst in Indien. Seit Oktober 2012 studiert Philipp nun in München Medizin. In seiner Freizeit ist er als Jugendleiter seiner Kirchengemeinde tätig, macht gerne Musik und treibt Sport. 2009 hat er selbst an einer DSA teilgenommen und lässt nun dafür sogar das Wacken Open Air sausen. –– 41 AKADEMIE USPRING (1. BIS 17. AUGUST 2013) Kurs 4.1 SAT-Algorithmen Was haben Verifikation von Schaltkreisen und Sudokus Da aber SAT durchaus praktisch relevant ist, wurden eine gemeinsam? Beide lassen sich als boolesches ErfüllbarkeitsReihe von Algorithmen für SAT entworfen. Der verbreiteste problem formulieren, d.h. als das Problem festzustellen, Ansatz ist ein systematisches Durchprobieren aller mögob eine aussagenlogische lichen Belegungen der Variablen, Formel eine Interpretation der wobei Suchpfade, die »offenVariablen hat, die sie wahr sichtlich« nicht zu einer Lösung macht. Auch andere praktisch führen können möglichst früh interessante Probleme – unter abgeschnitten werden. Mächtig Anderem Verifikation von wird dieser Ansatz, wenn auf Hardware, Programmen und anderen Suchpfaden »erlerntes Beispiel einer Resolutionswiderlegung; diese kann auch als Läufe eines SATSolvers auf unerfüllbaren Formeln aufgefasst werden. Auf diese Weise wird Protokollen sowie PlanungsWissen« zum frühen Abschneiden oft über untere Schranken an die Laufzeit von SAT-Solvern argumentiert. probleme – lassen sich auf mitbenutzt wird. Ein anderer Andas Erfüllbarkeitsproblem zusatz besteht darin, ausgehend von rückführen. Allerdings existieren zum heutigen Zeitpunkt einer mehr oder minder zufälligen Belegung, durch lokale keine Algorithmen, die das Erfüllbarkeitsproblem – kurz Verbesserung immer größere Teile der Formel zu erfüllen. SAT (vom englischen »satisfiability«) – im allgemeinen Auch Kombinationen dieser Ansätze können sehr effizient Fall effizient lösen; es ist vielmehr ein offenes Problem der sein. In der Tat sind moderne SAT-Solver sogar so gut, dass theoretischen Informatik, ob es überhaupt solch einen selbst Probleme, für die es eigentlich effiziente Algorithmen Algorithmus geben kann. Eine (von den meisten Experten gibt, über diese SAT-Solver gelöst werden. für unwahrscheinlich gehaltene) positive Antwort hätte weitreichende Konsequenzen für unser Verständnis von Im Kurs werden zunächst die theoretischen Grundlagen erKomplexität. arbeitet und sich ein Überblick über existierende Algorithmen und ihre Komplexität verschafft. Anschließend geht es ans Programmieren. Zunächst sind einige Übersetzungen in SAT zu implementieren, einschließlich Interpretation der erfüllenden Belegung. Schließlich wird gemeinsam ein (oder auch mehrere) SAT-Solver implementiert und mit eigenen Ideen erweitert. Das Schubfachprinzip und seine Übersetzung in Aussagenlogik liefern eine klassische Familie unerfüllbarer Formeln. Kursleitung 42 –– Klaus Aehlig (Jg. 1976) studierte in München Mathematik. Es folgten Post-doc Aufenthalte in Dimitri Scheftelowitsch (Jg. 1988) schreibt seine Master-Arbeit an der Oxford, Großbritannien, Toronto, Kanada, und Swansea, Großbritannien, sowie die Habilitation in Informatik an der Universität München. Nach einem weiteren Forschungsaufenthalt in Southampton wechselte er im November 2011 in die Industrie und arbeitet seit dem als Softwareengineer. Er konnte in seiner Schulzeit selbst an einer SchülerAkademie teilnehmen und freut sich daher, diese positive Erfahrung, diesmal (wie auch 2003, 2005 und 2009) als Kursleiter, weitergeben zu können. Fakultät für Informatik an der Technischen Universität Dortmund. In seiner Freizeit liest er Science Fiction, schaut sich Filme an, spielt Gitarre oder Volleyball. Als ehemaliger Teilnehmer möchte Dimitri die SchülerAkademie aus einer anderen Perspektive kennen lernen und seine Begeisterung an der theoretischen Informatik weitergeben. AKADEMIE USPRING (1. BIS 17. AUGUST 2013) Kurs 4.2 Quanteninformationstheorie Eine Revolution im 21. Jahrhundert? Seit ihren Anfängen vor mehr als 100 Jahren hat die Quantenmechanik unser Weltbild revolutioniert, doch ihr Einzug in die Informationsverarbeitung (Quantencomputer) steht noch bevor. In heutigen Computern wird Information klassisch behandelt: Ein Bit ist entweder im Zustand »1« oder aber im Zustand »0«. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wissen wir jedoch, dass die Welt im Kleinen von Quantenphänomenen dominiert wird – und die Quanteninformationstheorie versucht diese Eigenschaften zur Verarbeitung von Information auszunutzen: So wie Quantenteilchen im Doppelspaltexperiment durch beide Spalten gleichzeitig laufen, was klassisch unmöglich wäre, so kann ein Qubit in einer Superposition der Zustände »1« und »0« sein, was neue Möglichkeiten der Informationsverarbeitung schafft. Ein Quantencomputer wäre etwa in der Lage, die heute gängigen Verschlüsselungsverfahren zu knacken. Glücklicherweise steht mit der Quantenkryptographie bereits eine Technologie Im Verlauf des Kurses werden die Konzepte der Quantenmechanik wie der Zustand eines Systems, Superposition, der Messprozess und verschränkte Teilchen diskutiert. Die Teilnehmenden lernen, wie genau diese mathematisch ausgedrückt und berechnet werden können. Am Ende werden alle den Formalismus der Dieser Kurs gibt eine Einführung in die MaFachliteratur verstehen, wissen wie man die thematik und die physikalischen Grundlagen CC BY-SA 3.0 - Glosser.ca Polaristation eines Photons beschreibt, wo dieser Systeme. Einstein, Podolsky und Rosen irrten, warum Quantenkryptographie funktioniert, was ein Qubit ist, wie ein Die Lineare Algebra ist die mathematische Theorie von VekQuantencomputer damit rechnet und wie Schrödingers Katze torräumen und bietet einen leistungsfähigen Formalismus, nun gleichzeitig tot und lebendig sein kann. der nicht nur viele praktische Anwendungen hat, sondern eben auch die Quantenphänomene der Natur zu beschreiben Die mathematischen und physikalischen Grundlagen werden vermag. Im Kurs wird erarbeitet, wie die Abstraktion und Veram Anfang in einer Kombination aus Vorlesung, Seminar und allgemeinerung von intuitiven Ideen zu den mathematischen Übung entwickelt, um dann in der zweiten Woche vor allem Objekten führt, in denen die Quantenmechanik formuliert in Teams an Projekten zu aktuellen Themen der Quanteninforist. So haben zum Beispiel die Addition von Vektoren (wie für mationstheorie arbeiten zu können. Vorbereitende Lektüre und Kräfte), der Winkel zwischen zwei Vektoren und Rotationen weitere Details zu den Projekten erhalten die Teilnehmenden und Spiegelungen alle Entsprechungen bei der Beschreibung frühzeitig vor Akademiebeginn. eines Elektronenspins. bereit, mit der sich Kommunikation (im Prinzip) absolut abhörsicher verschlüsseln lässt. Genutzt werden dabei bestimmte Eigenschaften von Quantenteilchen wie die Polaristation von Photonen oder der Spin von Elektronen. Kursleitung Robert Jonsson (Jg. 1987) promoviert in Kanada an der University of Waterloo, Ontario. Dort forscht er in relativistischer Quanteninformation, einem Feld, das Fragen aus der Quantenfeldtheorie und Allgemeinen Relativitätstheorie mit Methoden aus der Quanteninformation untersucht. Aus Lüneburg stammend leistete er zunächst Wehrdienst an der Geige im Kammerorchester der Bundeswehr in Siegburg, bevor er in Regensburg, Erlangen und Cambridge, Großbritannien, Physik und Mathematik studierte. Als Schüler nahm er 2005 selber an der DSA teil und freut sich nun, wieder dabei zu sein. Lucas Fabian Hackl (Jg. 1989) studierte Physik an der Humboldt-Universität zu Berlin, nachdem er am Früheinstieg ins Mathematik-Studium (FiMS) in Kaiserslautern teilgenommen hatte. Für seinen Master forschte er am Perimeter Institute for Theoretical Physics in Waterloo (Ontario, Kanada) im Spannungsfeld zwischen Quantentheorie und Allgemeiner Relativitätstheorie. Von August 2012 bis März 2013 arbeitete er als Tutor am African Institute for Mathematical Sciences im Sénégal, wo afrikanische Talente in einem intensiven Masterprogramm von Gastprofessoren aus aller Welt gefördert werden. Im Herbst 2013 wird er seine Promotion in mathematischer Physik beginnen. –– 43 AKADEMIE USPRING (1. BIS 17. AUGUST 2013) Kurs 4.3 Mit Mathematik von Stimmen zu Sitzen Verhältnis- und Personenwahlsysteme »DAS HEIL DER DEMOKRATIEN, VON WELCHEM TYPUS UND RANG SIE IMMER SEIEN, HÄNGT VON EINER GERINGFÜGIGEN TECHNISCHEN E INZELHEIT AB : VOM W AHLRECHT . A LLES ANDERE IST SEKUNDÄR .« JOSE ORTEGA Y GASSET, KULTURPHILOSOPH SPANISCHER Bei politischen Wahlen bestimmen viele Wählerstimmen die Zusammensetzung weniger Abgeordneter. Mathematiker sprechen dabei von einem Zuteilungsproblem. Dessen Lösungen sind vielfältig. Bei den Wahlen zum Europäischen Parlament kommen 27 verschiedene Sitzzuteilungsmethoden zum Einsatz. Gibt es eine beste? Und nach welchen Maßstäben wäre dabei zu urteilen? Dazu steht etwa im deutschen Grundgesetz, dass Landtags- und Bundestagswahl jeweils »gleich« sein sollen. Was aber bedeutet die Gleichheit einer Wahl? Wie kann eine Sache gleich sein? Zur Beantwortung benötigt es einen Vergleich. Aber welchen? Der Kurs betrachtet verschiedene Wahlsysteme aus mathematischer Sicht. Einerseits werden Verhältniswahlsysteme behandelt, wie sie bei Landtags-, Bundestags- und Europawahlen eingesetzt werden. Andererseits spielen Personenwahlsysteme eine wichtige Rolle bei Abstimmungen zum Klassensprecher bis hin zum amerikanischen Präsidenten. Verhältnis- und Personenwahlsysteme verlangen unterschiedliche Herangehensweisen. Dennoch werden sie oftmals kombiniert. So wird der Deutsche Bundestag auf Grundlage einer »mit der Personenwahl verbundenen Verhältniswahl« zusammengesetzt. Dies allerdings erschwert die Bestimmung eines »besten« Wahlsystems ungemein. Kursleitung Kai-Friederike Oelbermann (Jg. 1982) wurde in Bremen geboren. Sie studierte in Leipzig und Bologna Mathematik, Psychologie (und natürlich auch Italienisch, Wasserball, Kochen etc.) und arbeitet seit 2009 an der Universität Augsburg. Dort lehrt sie Wahrscheinlichkeitstheorie und schreibt ihre Doktorarbeit zur mathematischen Analyse von Wahlsystemen. Auf der Akademie will sie junge Leute sowohl für Mathematik und Wahlen begeistern als auch viel Fußball, Ultimate Frisbee und Tischtennis spielen. 44 –– Die Teilnehmenden diskutieren verschiedene Bewertungsansätze und verstehen, warum das Bundesverfassungsgericht in den Jahren 2008 und 2012 das damals jeweils gültige Bundeswahlgesetz kippte. Nach über vier Jahren konnten sich die Abgeordneten des Bundestages auf ein neues Wahlgesetz einigen. Eine erneute Verhandlung in Karlsruhe ist nicht ausgeschlossen, da weiterhin weniger Stimmen zu mehr Sitzen im Bundestag führen können. Dieses Phänomen des »negativen Stimmgewichts« sowie viele andere Paradoxien werden im Rahmen des Kurses gemeinsam besprochen. Natürlich liegen diese Ungereimtheiten nicht an der verflixten Mathematik, sondern viel mehr an den gegensätzlichen Vorstellungen der Politiker. Darüber hinaus schlüpfen die Teilnehmenden in weitere Rollen. Sie fragen sich etwa, wie eine Wahl gegen Manipulation gesichert werden kann und wie sich historische Wahlgewohnheiten mit veränderten politischen Gegebenheiten und nationalen sowie internationalen Wahlrechtsgrundsätzen in Einklang bringen lassen. Fabian Reffel (Jg. 1986) wurde in Ingolstadt geboren. Er studierte in Augsburg und München Wirtschaftsmathematik und Mathematik. Seit Oktober 2011 promoviert er in Augsburg im Bereich der Stochastik mit Anwendungen in der Wahlmathematik. Er freut sich, seine Begeisterung für dieses Thema im Rahmen der Akademie an junge Leute weiterzugeben. In seiner Freizeit spielt er Fußball, Ultimate Frisbee sowie Schafkopf und tigert nachts beim Geocaching durch die Wälder. AKADEMIE USPRING (1. BIS 17. AUGUST 2013) Kurs 4.4 Experiment Wirtschaft Disziplin zu betreiben. Das muss nicht langweilig sein, aber trotzdem stehen Experimente im Mittelpunkt. Wie Märkte wirklich funktionieren Experimente in der VWL? Sollte man für das Studium Geld verlangen? Sind Mindestliche Rolle. Doch woher kommt der Preis? Woher weiß der löhne ein Ausweg aus der Erwerbsarmut? Reduziert ein Markthändler, welchen Preis er für sein Produkt verlangen Organhandelverbot das Angebot an Spenderorganen? Wird soll? Gibt es vielleicht etwas wie den »optimalen« Preis? weniger geraucht, wenn die Tabaksteuer erhöht wird? Wie ändert sich dieser, wenn der Standnachbar seine Preise Mit diesen und anderen Fragestellungen beschäftigt sich erhöht? die Mikroökonomie, ein Teilbereich der VolkswirtschaftsNachdem die grundlegende Funktionsweise des Marktes lehre. Die Mikroökonomie versucht das wirtschaftliche Vergeklärt wurde, werden die Themen anspruchvoller: Kartelhalten des Einzelnen zu erklären. Sie möchte herausfinden, wie der Einzelne, Haushalte Es werden keine speziellen wirtschaftlichen Vorkenntnisse verlangt, lediglich und Firmen ihre Entscheidungen über die Neugierde auf volkswirtschaftliche Zusammenhänge sollte vorhanden sein. Die beschränkten Ressourcen fällen, die ihnen Teilnehmenden sollten bereit sein, sich im Vorfeld der Akademie in eine Fragestelzur Verfügung stehen. Meist stehen dabei lung vertiefend einzuarbeiten und ein Experiment oder ein Referat vorzubereiten. Die Versuchsanleitungen, Falldokumentationen, Erklärungen und unterstützende Märkte im Vordergrund, auf denen Güter Literatur werden dabei vorwiegend in englischer Sprache bereitgestellt. Des Weiteoder Dienstleistungen gekauft und verkauft ren sind Spaß an Mathematik und der theoretischen Lösungssuche von Vorteil. werden. Der Kurs beginnt mit scheinbar trivialeren Themen: Wenn ein Kunde einen Markt betritt, ist er mit einer Warenfülle konfrontiert. Aber wie entscheidet das Individuum, welche Produkte es erwirbt? Der Preis für die einzelne Ware spielt dabei sicherlich eine nicht unwesent- Kursleitung Leider knallt und raucht es bei volkswirtschaftlichen Experimenten nicht. Spaß machen sie dennoch, denn »Versuchskaninchen« sind die Teilnehmenden des Kurses. Das Prinzip von experimenteller Volkswirtschaftslehre ist einfach: Wer Mikroökonomie, also das wirtschaftliche Verhalten des Einzelnen verstehen will, der muss es ausprobieren. Wie handelt der Einzelne unter festgelegten Rahmenbedingungen? So können die Teilnehmenden das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage ebenso wie die Preisbildung am eigenen Leib erfahren. Und auch komplexere Fragestellungen lassen sich ohne Weiteres experimentell testen. le, Monopole, Verhandlungen, Auktionen, Gebrauchtwagenmärkte sind ebenso Bestandteil wie die Mindestlohndebatte und Ökosteuern. Der Kurs wird abwechselnd aus Experimenten und Theoriebausteinen bestehen. Dabei wird es die Aufgabe der Teilnehmenden sein, Experimente als Experimentatoren zu leiten. Vor Beginn der Akademie wird jeder genaue Anweisungen bekommen, wie sein Experiment strukturiert ist, wie der Versuchsablauf aussieht, und natürlich auch, was das erhoffte Ergebnis des Experimentes ist. Während der Akademie wird dann jede und jeder Teilnehmende sein Experiment durchführen. Ergänzend werden diese Erkenntnisse theoretisch untermauert. Die Volkswirtschaftslehre ist eine von Theorie geprägte Wissenschaft. Meist reichen Tafel und Kreide um diese Am Ende des Kurses sollte dann jeder die oben aufgeworfenen Fragestellungen beantworten können. Laura Birg (Jg. 1983) studierte Wirtschaftswissenschaft in Bochum und Helsinki, Finnland. Anschließend promovierte sie in Kiel zur Arzneimittelmarktregulierung im europäischen Binnenmarkt. Mittlerweile ist sie Mitarbeiterin am Centrum für Europa-, Governance- und Entwicklungsforschung an der Uni Göttingen. In ihrer Freizeit geht sie gelegentlich Laufen und fährt Rennrad, liest viel und geht ins Kino oder Theater. 2002 war Laura selbst Teilnehmerin im Kurs »Demokratie und Deliberation«. Anna Göddeke (Jg. 1981) studierte Wirtschaftswissenschaft in Bochum und promovierte im Anschluss in Bochum, Santa Barbara, Kalifornien, USA, und Nürnberg. Nach ihrer Zeit an der Hochschule arbeitete sie bei einer mikroökonomischen Beratungsfirma in London, Großbritannien, und Köln. Inzwischen ist Anna an die Hochschule zurückgekehrt und unterrichtet Mikroökonomie im Studiengang International Business an der ESB Business School in Reutlingen. Anna bevorzugt Freizeitaktivitäten, bei denen sie nicht hinter einem Schreibtisch sitzen muss. –– 45 AKADEMIE USPRING (1. BIS 17. AUGUST 2013) Kurs 4.5 Religion und Staat in der Antike In der öffentlichen Debatte lässt sich gegenwärtig eine überraschende Wiederkehr der Religion beobachten. Da europäische Gesellschaften sich selbst in der Regel als weitgehend säkularisiert verstehen, betrachten sie bestimmte Erscheinungsformen von Religion als politisches Problem. zeptionen, weshalb zunächst eine Klärung nötig ist, was überhaupt unter »Staat« und »Religion« verstanden werden soll. Hier leistet die antike Philosophie wichtige Dienste. Anschließend werden anhand von Beispielen aus der griechischen, römischen, jüdischen und christlichen GeDas hat einerseits mit konkreten Ereignissen der jüngeren schichte die verschiedenen Formen der Interaktion von Zeitgeschichte zu tun – man denkt an Selbstmordattentate Staat und Religion diskutiert. Die grundsätzliche Toleranz aus religiöser Überzeugung oder an den Verfassungsgegegenüber diversen Formen von Religiosität in polytheisbungsprozess in Ägypten. Andererseits geraten aber auch tisch geprägten Gesellschaften wird ebenso deutlich wie die längst etablierte Verhältnisse neu in den Blick, wie sich bedeutenden Ausnahmen von dieser Regel. So findet man etwa an den Diskussionen um die Rechtmäßigdurchaus Verbote keit von Beschneidung im Kindesalter oder um Da die Diskussion nur auf der Basis der antiken Quellen bestimmter relimöglich ist, wird die Bereitschaft erwartet, bereits vor dem den Sinn und Zweck einer vom Staat eingegiöser Praktiken, Kurs eine Auswahl einschlägiger Texte (in Übersetzung) zu wie etwa die zogenen Kirchensteuer ablesen lässt. Man hat lesen und außerdem ein Impulsreferat vorzubereiten. in diesem Zusammenhang von der »Rückkehr Beschneidungsder Götter« gesprochen. Der darin inplizierten verbote unter historischen Dimension wird im Kurs nachgegangen. Antiochos IV. und Hadrian, sowie umgekehrt den Zwang zur Teilnahme an religiösen Handlungen – implizit durch Anhand von ausgewählten Quellen wird das Verhältnis von Gruppendruck, aber auch explizit durch die Verpflichtung Religion und Staat in der Antike untersucht. Dieses Verzur Festteilnahme in griechischen Städten oder durch die hältnis war vielschichtig. Generell ist eine strikte Trennung Notwendigkeit, durch Vollzug des Herrscherkults Loyalität von Staat und Religion kein Thema antiker politischer Konzu demonstrieren. Bestimmte Aspekte von Religion, die dem modernen Staat Kopfzerbrechen bereiten, sind bereits in antiken Quellen aufzufinden – so etwa das Märtyrertum, das in jüdischen und christlichen Schriften große Bedeutung für die eigene Gruppenidentität hatte, aber auch griechischem Denken nicht ganz fremd war (römischem dagegen schon eher), oder die Idee eines »Heiligen Krieges«. Auch das Problem der Integration religiöser Minderheiten war bereits in der Antike bekannt, wie die Geschichte des Christentums im Römischen Reich zeigt. Dazu gehörten auch damals schon gegenseitige Vorurteile: So wurde im 2. Jahrhundert den Christen vorgeworfen, Kinder zu schlachten und zu verspeisen, worauf diese mit Rechtfertigungsschriften reagierten, die viel über frühchristliche Identität und das Verhältnis von Christentum und Staat verraten. Besprochen werden ferner zwei bekannte Gerichtsverfahren aus dem Konfliktfeld von Religion und Staat, nämlich gegen Sokrates (der nicht wegen seiner philosophischen Einsichten, sondern wegen Gottlosigkeit hingerichtet wurde) und gegen Jesus. Kursleitung 46 –– Benedikt Eckhardt (Jg. 1983), in Düsseldorf geboren, wollte ursprünglich Daniel Lanzinger (Jg. 1982) wurde in Augsburg geboren. Um seiner Leidenschaft für Lehrer werden und studierte in Bochum Geschichte und Germanistik. Die Antike interessierte ihn zunächst überhaupt nicht, doch im Laufe des Studiums muss sie ihn in ihren Bann gezogen haben. Jedenfalls wurde er nicht Lehrer, sondern schrieb nach dem Studium noch eine Doktorarbeit in der Alten Geschichte. Seit 2008 arbeitet er an der Universität Münster im Exzellenzcluster »Religion und Politik«. Er mag klassische Musik, Heavy Metal und Fußball. die Antike nachzugehen, studierte er Theologie, Griechisch und Philosophie, und zwar in München, Jerusalem, und Münster. Die Zeit in Jerusalem war so spannend, dass er dort nach dem Diplomabschluss noch ein weiteres Jahr als Studienleiter verbrachte. Inzwischen promoviert Daniel im Fach Neues Testament. Wenn er nicht an seinem Schreibtisch in München sitzt, reist er gerne Richtung Süden, um archäologische Stätten zu erkunden und durch mediterrane Landschaften zu wandern, geht ins Theater oder liest ein gutes Buch. AKADEMIE USPRING (1. BIS 17. AUGUST 2013) Kurs 4.6 Wohnblock – Heimstätte – Plattenbau Die Geschichte des 20. Jahrhunderts im Spiegel seiner Architektur Das 20. Jahrhundert hat vielfältigste architektonische Stile und Strömungen hervorgebracht, deren Ausprägungen heute noch immer unsere Umwelt gestalten. In unseren Städten begegnen uns täglich die unterschiedlichsten Beispiele dafür, sei es in Form privater oder öffentlicher Gebäude wie Wohnhäuser, Bahnhöfe, Einkaufszentren oder Rathäuser. Jedoch nicht alles davon wird noch immer als schön erachtet. Dies gilt z.B. für die neu formierten Städte Westdeutschlands, die im Zuge des Wiederaufbaus »autofreundlich« gestaltet wurden, oder auch die PlattenbauSiedlungen in Ostdeutschland. Doch auch wegweisende Bauten der 1920er Jahre, wie die denkmalgeschützten Gebäude des »Bauhauses«, lösen zwiespältige Meinungen aus. Die Betrachtungsweise scheint zwar auf den ersten Blick vollkommen subjektiv, auf den zweiten Blick jedoch auch immer ein Produkt ihrer Zeit. Es stellt sich die Frage: Warum haben die Menschen gebaut, wie sie bauten und welcher Zeitgeist führte dazu? Inwieweit Architektur Einfluss genommen hat auf gesellschaftliche Entwicklungen, aber auch wie Architektur durch diese beeinflusst wurde, wird in diesem Kurs aufgezeigt. Vor dem Hintergrund politischer, gesellschaftlicher und sozialer Veränderungen in Deutschland wird anhand ausgewählter Architekturphasen dieser Zusammenhang genauer beleuchtet und analysiert. Von der Kaiserzeit bis zur deutsch-deutschen Wiedervereinigung wird so ein umfangreiches Bild der architektonischen Entwicklung des 20. Jahrhunderts nachgezeichnet. Die inhaltliche Annäherung des Kurses erfolgt durch architektonische und historische Arbeitsweisen. Darüber hinaus soll der Kurs das Verständnis für komplexe, dynamische Zusammenhänge schärfen. Obwohl der Gegenstand Architektur im Fokus der Betrachtung steht, wird er nicht isoliert erarbeitet sondern im Kontext der historischen Entwicklungen. So werden die Verbindungslinien zwischen Architektur und ihrem zeitgenössischen Umfeld aufgezeigt. Es wird nicht nur der Blick auf die allgemein geschätzte Architektur (z.B. Bauhaus, Jugendstil) gelegt, sondern auch auf die ungeliebten Produkte vergangener Zeit (z.B. NSBauten, Relikte der DDR). Als Basis für den Kurs dient historische und architektonische Fachliteratur. Darauf aufbauend wird mit verschiedenen Primärquellen (Zeitschriftenartikel, Baupläne, Bilder) zu den Themenbereichen gearbeitet. Anhand konkreter architektonischer Beispiele werden die Merkmale einiger Architekturströmungen erarbeitet und im historischen Kontext eingeordnet. Basierend darauf, wird die Verzahnung, Beeinflussung oder auch Abhängigkeit beider Bereiche analysiert. Spezifische historische oder architektonische Kenntnisse sind nicht notwendig. Grundlagentexte werden im Vorfeld als Reader zur Verfügung gestellt. Kursleitung Ann-Kristin Kolwes (Jg. 1987) studierte an der Universität Bielefeld Geschichtswis- Felix Rössl (Jg. 1986) studierte Architektur an der Bauhaus-Universität in Weimar senschaften und Psychologie. An der Fakultät für Geschichte war sie während ihres Studiums als Tutorin im Bereich »Geschichte als Beruf« und als wissenschaftliche Hilfskraft beschäftigt. Zudem ist sie Mitarbeiterin in einem außeruniversitären Forschungsprojekt im Gebiet der Disability History. In ihrer Freizeit engagiert sie sich ehrenamtlich als Lesepatin an einer Bielefelder Kindertagesstätte und ist seit vielen Jahren Mitglied einer Kabarettgruppe. und an der Canterbury School of Architecture, Großbritannien. Momentan bereitet er sich auf einen Master mit dem Schwerpunkt Architekturgeschichte vor. Seine Lieblingsepochen sind das Bauhaus und die Nachkriegsmoderne, vor allem die DDR-Zeit. In seinen Führungen zum Bauhaus in Weimar erklärt er Touristen und Interessierten dessen Geschichte. In seiner Freizeit beschäftigt er sich leidenschaftlich mit Film und würde gerne öfters seinen Drachen steigen lassen. –– 47 AKADEMIE HILDEN (1. BIS 17. AUGUST 2013) Akademie Hilden Evangelisches Schulzentrum Hilden Unmittelbar neben dem beschaulichen Stadtzentrum von Hilden, einer typischen bergischen Mittelstadt, lernen täglich ca. 1.850 junge Menschen in zwei Schulen auf einem weiträumigen Campus: Das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (1.100 Schülerinnen und Schüler), die Wilhelmine-Fliedner-Realschule (750 Schülerinnen und Schüler) und das Internat sowie das Tagesinternat bilden das Evangelische Schulzentrum Hilden. Gut ausgestattete Fach- und Sammlungsräume (Naturwissenschaften, Musik, Kunst, Theater) und eine große Sportanlage (zwei Sporthallen, eine Judohalle, Außenplatz mit Tartanbahn, Kugelstoß- und Weitsprunganlage), Bibliothek, Interneträume und -Café machen Lust zum Lernen. Im Internat leben ungefähr 60 Schülerinnen und Schüler in Einzel- und Doppelzimmern, z.T. mit eigener Dusche und WC. Die große Mensa wird vom eigenen Küchenteam betreut und bietet täglich neben Frühstück und Abendbrot zwei frisch gekochte Mittagsmahlzeiten an, auch vegetarische. Kulturelle Angebote im Großraum von Düsseldorf und Köln, im Ruhrgebiet und im Bergischen Land sind vom Schulzentrum aus gut zu erreichen. 48 –– AKADEMIE HILDEN (1. BIS 17. AUGUST 2013) Evangelisches Schulzentrum Hilden Gerresheimer Str. 74 40721 Hilden www.eszhilden.de Programm 5.1 Mathematische Anatomie des Universums 5.2 Warum ein Rasenmäher fliegt und ein Auto an der Decke klebt 5.3 Der ganz normale Wahnsinn 5.4 Die Idee der Gewaltenteilung 5.5 Jerusalem – Brennpunkt der Religionen 5.6 »Diese Fremden sind nicht von hier!« Akademieleitung Leitung kursübergreifende Musik Veronika Bauer (Jg. 1985) wurde in Landshut (Bayern) geboren. Schon von klein auf genoss sie eine intensive musikalische Ausbildung und machte ihr Hobby schließlich zum Beruf. Heute arbeitet sie als Musik- und Spanischlehrerin an einem bayerischen Gymnasium. Noch während des Studiums erweiterte sie ihre Ausbildung um ein Kirchenmusik-Diplom und einen Masterstudiengang in Klavier. Sie ist in mehreren Instrumental- und Gesangsensembles und als Instrumentalpädagogin tätig. In längeren Auslandsaufenthalten vertiefte sie ihr Interesse an anderen Kulturen, welches sie neben Literatur, Kino und Sport wei- terhin pflegt. Jonas Peters (Jg. 1984) freut sich auf die gemeinsame Akademie. Er hat bereits einige Kurse geleitet und hofft, dass er auch als Akademieleiter Zeit für Fußball, Ultimate Frisbee, Doppelkopf und Kammer- oder Orchestermusik (mit seinem Cello) findet. Außerhalb der Akademie begeistert er sich für die Nordsee, Bücher, Wandern und Radfahren und beschäftigt sich mit der Frage einer alternativen Stromversorgung. Nach dem Mathematikstudium in Heidelberg und Cambridge, Großbritannien, promovierte Jonas über Kausalität und deren Inferenz am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Tübingen und arbeitet derzeit an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, Schweiz. Sandra Warnecke (Jg. 1993), geboren in Schwäbisch Hall, war 2011 selbst Teilnehmerin der DSA in Hilden. Nachdem es ihr dort großen Spaß machte, blickt sie auch dieser Akademie gespannt entgegen. Sie freut sich sehr auf die gemeinsame Zeit, das Musizieren, das Sporttreiben und vielleicht die ein oder andere Runde am Tischkicker. Sandra machte im Sommer 2012 ihr Abitur und studiert seitdem Mathematische Physik in Würzburg. Neben ihrem Studium spielt sie Blockflöte und Fagott, letzteres auch im Akademischen Orchester Würzburg. Außerdem verausgabt sie sich gerne im Judotraining. –– 49 AKADEMIE HILDEN (1. BIS 17. AUGUST 2013) Kurs 5.1 Mathematische Anatomie des Universums Gegenstand dieses Kurses ist die detailgenaue Erarbeitung des mathematisch vielschichtigen Konzepts der gekrümmten Raumzeit, das allen modernen physikalischen Theorien zugrunde liegt. gen, Frage-und-Antwort-Sitzungen sowie Gruppenarbeiten Theorien nichts weniger als die Diskussion des gesamten immer der Bezug hergestellt zu der großen Geschichte vom Universums – die sogenannte Kosmologie – die gegen Ende Blick auf das Universum, die des Kurses inklusive Big Bang dieser Kurs letztlich erzählt. hergeleitet wird. Voraussetzung: Leistungskurs Mathematik, sehr gutes Die Theorien, die auf dem Konzept der Raumzeit aufbauen, fallen in zwei Klassen: die Gravitation in Form der Allgemeinen Relativitätstheorie auf der einen Seite, und die elektroschwache und starke Wechselwirkung in Form von sogenannten Quantenfeldtheorien auf der anderen Seite. Die Allgemeine Relativitätstheorie, die besondere Beachtung im Kurs finden wird, ist dabei die Theorie, die die Raumzeit selbst als dynamisches Objekt beschreibt. Quantenfeldtheorien beschreiben dann die Materie, die auf der Raumzeit lebt, ein weiteres Thema dieses Kurses – denn es ist die Materie, deren Präsenz den Raum letztlich vermöge der Allgemeinen Relativitätstheorie krümmt. Dafür werden die TeilnehDie Teilnehmenden werden die von Vorabmaterial in bewältigbarem Umfang. menden gegen Ende des state-of-the-art Betrachtung der Kurses so sorgfältig mit mathematischen Struktur der mathematischer Technologie ausgestattet sein, dass in Raumzeit (und nicht etwa eine abgespeckte Version) von einzelnen Punkten bis an die aktuelle Forschungsgrenze fundamentalen Prinzipien ausgehend Schritt für Schritt vorgestoßen werden kann. Die Schlüsselfrage der Theoreerarbeiten. Das bedeutet zwar, dass alle benötigten mathetischen Physik unserer Generation ist die Konstruktion eimatischen Vorkenntnisse im Kurs systematisch entwickelt ner Theorie der Quantengravitation, die dort starten kann, werden (ausgehend nur von formaler Logik!), aber auch, wo dieser Kurs endet. dass das Abstraktionsniveau und die zu erarbeitende Stoffmenge entsprechend hoch sind. Im Verlauf der Akademie wird die dazu benötigte Mathematik von soliden Schulkenntnissen ausgehend entDieses Kunststück, die präzisen mathematischen Grundwickelt. Damit reicht der Kurs in Umfang und Anspruch lagen zur Konstruktion der Raumzeitstruktur innerhalb bis deutlich jenseits der ersten Jahre des Studiums. Die der zweieinhalb Kurswochen zu erarbeiten, wird dadurch Teilnehmenden erhalten also einen äußerst fordernden und möglich, dass im Schnitt jeder Tag einem neuen mathemaechten Einblick in Universitätsmathematik und theoretische tischen Gebiet gewidmet ist, das in Theorie und AnwenPhysik. dungen studiert wird. Dabei wird in Auffrischungsvorträ- Übrigens fällt die spezielle Relativitätstheorie im Kurs einfach als Spezialfall aus der allgemeinen Betrachtung ab. Zusammengenommen erlaubt die Kombination der obigen Leseverständnis in Englisch, Bereitschaft zum Studium Kursleitung Frederic P. Schuller (Jg. 1975) arbeitet nach einer Forschungsprofessur an der Universidad Na- Herbert Sauber (Jg. 1953) studierte Mathematik, Physik und Informa- cional Autónoma de México und längeren Forschungsaufenthalten am Perimeter Institute for Theoretical Physics in Kanada und an der Universität Oxford, Großbritannien, derzeit als Forscher am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik und vertritt den Lehrstuhl für Quantengravitation an der Friedrich-Alexander Universität in Erlangen. Studium und Promotion schloss er an der Universität Cambridge, Großbritannien, ab, in der Gravitationstheoriegruppe um Stephen Hawking. Für seine Forschungsarbeiten im Gebiet der Allgemeinen Relativitätstheorie erhielt er unter anderem den Erice Original Work Award von Gerard’t Hooft, Physik-Nobelpreisträger des Jahres 1999, und den Smith-Knight Preis der Mathematischen Fakultät in Cambridge. Abwechselnd als Dozent auf Sommerakademien der Studienstiftung und der SchülerAkademie tätig, dieses Jahr sogar auf beiden, ist er immer wieder begeistert und beeindruckt von den Teilnehmenden und Kollegen, und freut sich schon jetzt auf die zweieinhalb Wochen, die erfahrungsgemäß keiner je vergessen wird. tik in Göttingen, Canterbury, Großbritannien, und Hagen. Er ist seit 1979 im Berliner Schuldienst, unterrichtete neun Jahre an der Europäischen Schule Brüssel I, war Schulleiter an der Europäischen Schule Taipeh, China, und leitet seit 2007 ein bilinguales Gymnasium in Berlin. Die Arbeit in der Schule empfindet er als eine dankbare, fordernde und in vielerlei Hinsicht bereichernde Tätigkeit, die ihm allerdings nur wenig Zeit lässt, seinen ursprünglichen Interessen, der Naturwissenschaft und der Mathematik, nachzugehen. Umso mehr freut er sich auf die Tage der DSA, an der er zum zweiten Mal teilnimmt, um in Gebiete jenseits der Schulmathematik einzutauchen. In seiner knappen Freizeit beschäftigt er sich mit Mathematik, Astronomie, Schach und seiner Familie. 50 –– AKADEMIE HILDEN (1. BIS 17. AUGUST 2013) Kurs 5.2 Warum ein Rasenmäher fliegt und ein Auto an der Decke klebt Eine Einführung in die spannende Welt der Strömungslehre Kann ein Rasenmäher fliegen? Warum bräuchte Batman einen größeren Umhang zum fliegen? Was hat der Kofferfisch mit einem Auto zu tun? Und was kann ein Segelflieger mit einem Stolperdraht anfangen? Antworten auf diese und andere spannende Fragen lassen sich mit Hilfe der Strömungslehre beantworten. Die Kursarbeit wird aus experimentellen Arbeiten mit Versuchen und Übungsaufgaben und dem theoretischen Aufarbeiten der Strömungsgrundlagen und ihrer Anwendungen bestehen. Der zweite Teil des Kurses geht auf die Anwendung der Strömungslehre bzw. der Aerodynamik ein. Hier ist Fragen nachzugehen, wie: Warum kann bei der Flugzeugentwicklung auch Flügelprofil in einem Windkanal Götheute noch nicht auf Flugtinger Bauart am Institut für Aero- und tests verzichtet werden? Gasdynamik der Universität Stuttgart Warum investieren Firmen Millionenbeträge in Windkanäle? Angefangen mit einfachen Geometrien wird die Beschreibung sukzessive auf komplexere Geometrien wie beispielsweise ein ganzes Flugzeug erweitert und die Kenntnisse werden Mit Kurzreferaten zu Beginn des Kurses wird in die anhand von Modellflugzeugen erprobt. Anschließend folgt Materie eingestiegen und dabei versucht, den oben Druckverteilung und Stromlinien um ein um 3° angestelltes NACA2312-Profil ein Überblick über die Aerodynamik-Entwicklung von Fahrgenannten Fragen auf den Grund zu gehen. Nach zeugen. Neben einem kurzen historischen Exkurs sind die einem historischen Überblick folgt die Erarbeitung Die Strömungslehre befasst sich mit dem Verhalten von Gasen Unterschiede zur Aerodynamik-Entwicklung von Flugzeugen der notwendigen mathematischen und physikalischen Grundund Flüssigkeiten und lässt sich in die Teilbereiche Fluidstatik herauszuarbeiten. Am Beispiel einer typischen Kfz- und Lkwlagen wie z.B. die Erhaltungsgleichungen für Masse, Impuls und Fluiddynamik unterteilen. Im Kurs werden daraus verEntwicklung im Windkanal werden sicherheitsrelevante und und Energie. Mit diesem Rüstzeug sind einfache Beispiele schiedene Teilgebiete herausgegriffen. Der Fokus liegt dabei komfortrelevante Aspekte beanalytisch zu untersuchen und mit auf der Aerodynamik, welche sich u.a. mit der Umströmung leuchtet. Hilfe von Experimenten zu verifiDie Teilnehmenden sollten die Grundkenntnisse der von Fahrzeugen und Flugzeugen befasst. Ein kurzer Blick wird zieren. Dabei wird auch der Begriff Differenzial- und Integralrechnung beherrschen. Spaß am auf die Hydrostatik geworfen, welche für die StabilitätsausleDer letzte Teil des Kurses beder Ähnlichkeitskennzahlen aus der experimentellen Arbeiten und dem Lösen physikalischer Problemstellungen wird vorausgesetzt. gung von Schiffen eine Rolle spielt. fasst sich mit der numerischen Theorie der Dimensionsanalyse einStrömungsmechanik. Es wird geführt, mit denen man Strömungen versucht, die Frage zu beantworten, warum diese heute bei einfach charakterisieren kann. Zu den bekanntesten Kennder Entwicklung nicht wegzudenken ist, aber auch gleichzeitig zahlen zählen beispielsweise die Reynolds- und Machzahl. nicht komplett die experimentelle Arbeit ersetzen kann. Kursleitung Jasmin Dörr (Jg. 1986) studierte Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität Stuttgart. Hier hat sie schon früh damit begonnen sich in Fahrzeug-Windkanälen heimisch zu fühlen. Gerade plant sie ihre Promotion im Bereich der Fahrzeug-Aeroakustik. In ihrer Freizeit ist Jasmin im Sportstudio oder in der Oper anzutreffen, wenn sie nicht gerade selber musiziert. 2004 war sie Teilnehmerin der DSA in Braunschweig. Nun freut sie sich darauf die DSA von einer anderen Seite kennen zu lernen und andere (in hoffentlich verständlichem Schwäbisch) für die Strömungslehre zu begeistern. Stefan Fechter (Jg. 1985) studierte zusammen mit Jasmin Luft- und Raumfahrttechnik mit den Vertiefungsrichtungen Strömungslehre und Thermodynamik in Stuttgart und Stockholm, Schweden. Zur Zeit promoviert er am Institut für Aero- und Gasdynamik der Universität Stuttgart über die Simulation von Mehrphasenströmungen. In seiner freien Zeit ist Stefan ein leidenschaftlicher Bäcker und Läufer. Daneben versucht er mit schwedischen Krimis seine Schwedisch-Kenntnisse aufzufrischen. Als ehemaliger Teilnehmer der ersten JGW-Schülerakademie in Papenburg 2004 freut er sich schon riesig auf den Strömungslehrekurs in Hilden. –– 51 AKADEMIE HILDEN (1. BIS 17. AUGUST 2013) Kurs 5.3 Der ganz normale Wahnsinn Ethische und medizinische Herausforderungen im Umgang mit dem menschlichen Geist Der menschliche Geist stellt die Medizin vor große, der politischen Perspektive müssen rechtliche Regelungen insbesondere ethische Herausforderungen. Wie grenze gefunden und umgesetzt werden. ich psychische Krankheiten von normalem Wahnsinn ab? Dürfen wir psychisch kranke, sich selbst gefährdende Im Kurs werden nun diese und weitere Fragen des ethisch Menschen gegen ihren Willen zur Medikation zwingen? richtigen Umgangs mit psychischen Krankheiten diskutiert. Sollen wir die kognitiven (vielleicht sogar die moralischen Dabei ist der Kurs wie folgt aufgebaut: In den ersten Tagen und emotionalen) Fähigkeiten von Menschen werden als Grundlage künstlich verbessern? Wie gehen wir mit für die weitere Arbeit Die Teilnehmenden müssen außer Interesse keine geistiger Behinderung, den Möglichkeiten klassische ethische besonderen Kenntnisse mitbringen. Es wird jedoch der prädiktiven Diagnostik und SchwangerTheorien vorgestellt. erwartet, dass jeder vor Beginn der Akademie ein schaftsabbruch um? Die Ethik beschäftigt Referat zu einem ethischen oder medizinischen sich als philosoThema vorbereitet. Um die Diskussion dieser Fragen bemüht phische Disziplin mit sich die Medizinethik als wissenschaftliche der Frage nach dem Disziplin. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass es hier richtigen und guten Handeln. Die Teilnehmenden werden nicht um einen bloßen Austausch von Meinungen geht, dabei klassische Autoren, wie Immanuel Kant, aber auch sondern um eine Analyse der verwendeten Begriffe (Krankdas in der Medizinethik sehr einflussreiche Autorenpaar heit, Normalität, Autonomie) und der systematischen Tom Beauchamp & James Childress lesen und die von den Überprüfung von Argumenten. Dabei darf natürlich die verschiedenen Autoren vorgeschlagenen Bewertungskritepraktische Relevanz nicht vernachlässigt werden, denn aus rien für gutes Handeln kennen lernen. Anschließend werden konkrete Fragestellungen diskutiert und das immer im Kontext einer bestimmten Krankheit bzw. eines Behandlungsansatzes. Auf der Grundlage medizinischer Fachliteratur erwerben die Teilnehmenden Kenntnisse über verschiedene Krankheitsbilder, wie Schizophrenie, Manie oder Demenz, bzw. Therapiemöglichkeiten, wie verschiedene psychotherapeutische Ansätze, sowie Psychopharmaka, wie beispielsweise Ritalin. Dieses Wissen bildet die Grundlage für die anschließende Diskussion der ethischen Fragestellungen. Dabei ist das Ziel des Kurses nicht die Lösung der vorgestellten Probleme, sondern neben dem Erwerb medizinischer Grundlagenkenntnisse die Einübung philosophischer Reflexion und Argumentation, um den eigenen Standpunkt zu hinterfragen und begründen zu können. Kursleitung Corinna Klingler (1986) absolvierte nach einem Jahr Studium Generale am Tübinger Leibniz Kolleg ihren Bachelor in »Philosophy & Economics« in Bayreuth und Mexiko. Im Anschluss verschlug es sie nach London, Großbritannien, zum Masterstudium in »International Health Policy«. Zurzeit arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Medizinethik in München und promoviert über die Lage von migrierten Medizinern im deutschen Gesundheitssystem. Privat liebt sie das Theater, vor allem wenn sie selber auf der Bühne stehen darf, Literatur und den Austausch mit anderen Menschen. 52 –– Janina Klingler (1988) begann ihr Medizinstudium in München 2008. Als studen- tische Mitarbeiterin unterstützte sie sehr bald die Lehre der Vorklinik am histologischen und physiologischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 2012 arbeitet sie an ihrer Promotion im Bereich der Psychiatrie, wobei sie sich primär mit der Evaluation und Weiterentwicklung von Therapieformen für Schizophrene beschäftigt. In ihrer Freizeit ist ihr größtes Hobby die Musik, aber sie liebt auch das Tanzen, das Schachspiel und ihr neuestes Hobby: die Gebärdensprache. AKADEMIE HILDEN (1. BIS 17. AUGUST 2013) Kurs 5.4 Die Idee der Gewaltenteilung Eine juristische und politökonomische Analyse Die Gewaltenteilung ist als fundamentaler Bestandteil unserer Demokratie nicht mehr wegzudenken. Wir sehen die Aufteilung in Legislative, Exekutive und Judikative inzwischen in unserem Verfassungsalltag als selbstverständlich an – Grund genug, das System genauer zu betrachten. Theoretisch handelt es sich bei dem System der Gewaltenteilung in Ansätzen bereits um eine früh bekannte Idee, die vor allem in der Zeit der Aufklärung zu einer elaborierten Theorie ausformuliert und in den folgenden Revolutionen in unterschiedlichem Grade umgesetzt wurde. Heute existieren verschiedene Modelle der Gewaltenteilung: Westliche Staaten kennen und praktizieren das System, aber auch andere, aus unserer Sicht undemokratische Systeme behaupten, eine Separation der Gewalten in ihrer Staatspraxis zu achten. Der Kursinhalt ist damit bereits vorgezeichnet: Zunächst werden theoretische Überlegungen zur Gewaltenteilung im Vordergrund stehen. Neben dem offensichtlichen Schwerpunkt auf den Ideen John Lockes und Montesquieus sollen in diesem Rahmen auch frühe Ansätze im Rahmen der Mischverfassung und einzelne staatsphilosophische Positionen vor der Aufklärung sowie spätere Weiterentwicklungen und moderne Beiträge Raum finden. Im nächsten Abschnitt beschäftigt sich der Kurs mit politökonomischen Modellen zur Logik der Gewaltenteilung: ausgehend von den Arbeiten von Landes und Posner (1975), in denen die Duldung der Trennung von Legislative und Judikative seitens der Legislative durch die Verlängerung des »Lebenszyklus« ihrer Gesetzgebung durch Richter rationalisiert wird, werden verschiedene formale Modelle zur Gewaltenteilung und zur immer wichtiger werdenden Rolle unabhängiger staatlicher Institutionen wie Zentralbanken beleuchtet. Exekutive und Judikative werden detailgenau untersucht: Wo liegen Stärken, wo Schwächen unserer gelebten Ausprägung von Gewaltenteilung mit ihren europäischen Verschränkungen? Verschiebt sich das Gewicht im Zuge der Europäisierung der Politik immer weiter zu Gunsten der Exekutive? Was ist Ursache für die steigende Bedeutung der Gerichte (Bundesverfassungsgericht, Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte, Europäischer Gerichtshof) als »Letztentscheider« über gesellschaftliche Kontroversen und wie ist diese Entwicklung zu bewerten? Welche Rolle spielen die Medien als vierte Gewalt? Für diese Fragestellungen werden Rückgriffe auf die Erkenntnisse aus politischer Philosophie und Politökonomie vorgenommen. In einem letzten Abschnitt werden auszugsweise Varianten von Gewaltenteilung in nicht-westlichen Gesellschaftsformen skizziert und in Kontrast zum westlichen Modell gesetzt. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Teilnahme sind ein geEs wird ein inhaltlich anspruchsIn einem zweiten Teil beschichtliches Grundverständnis und Interesse sowie die Bereitvoller und arbeitsintensiver Kurs schäftigt sich der Kurs mit schaft, einen umfassenden Reader mit teils englischsprachiger angeboten, der sich mit Staatsder praktischen Umsetzung Literatur durchzuarbeiten, ein Referat vorzubereiten und sich theorie beschäftigt, sich von den der Gewaltenteilung mit aktiv in die Gruppendiskussion einzubringen. theoretischen Grundlagen ausgeeinem besonderen Schwerhend über die historischen Entpunkt auf der Entwicklung wicklungen dem heutigen System nähert und sich schwerin Deutschland. Ausgehend von den Revolutionen in den punktmäßig mit diesem auseinandersetzt. Ziel ist es dabei Vereinigten Staaten und Frankreich werden Deutschland die heutige Verfassungsrealität zu analysieren, kritisch zu und seine Verfassungen betrachtet, wobei ein Schwerbewerten und mit anderen Systemen zu vergleichen. punkt auf den Veränderungen seit 1945 liegt. Legislative, Kursleitung Hans-Christian Boy (Jg. 1985) wuchs bei Hannover auf und lernte die Schülerakademie im Jahr Tobias Oliver Kobitzsch (Jg. 1984) ist von Hause aus Jurist, geboren 2003 im Kurs »Die Idee der Gerechtigkeit« kennen. Abschlüsse in Volkswirtschaftslehre von der London School of Economics (Bachelor) und der Universität Bonn (Master) folgten. Er ist Alumnus der Studienstiftung. Im Jahr 2010 kam die erste DSA-Kursleitung im Tandem mit Tobias – jetzt freut er sich auf die zweite. Nach jedem Studienabschluss zog er für ein Jahr nach Barcelona: Dort ist er auch jetzt und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Pompeu Fabra. Ab September ist er Doktorand der Volkswirtschaftslehre. Hans-Christian interessiert sich für Zeitgeschichte, Literatur und – neuerdings – die Frankfurter Schule. und geprägt in Stuttgart. 2003 hat er an einem Kurs der SchülerAkademie zum Thema »Musik und Theologie« teilgenommen und 2010 bereits einen rechts- und sozialgeschichtlichen Kurs geleitet – eine treffende Beschreibung seiner weiteren Leidenschaften. Von 2004 bis 2010 studierte er Jura in Tübingen und Cambridge, Großbritannien. Seit Ende des Referendariats im Oktober 2012 arbeitet und promoviert er an der Universität Tübingen zu einem gesellschaftsrechtlichen Thema. –– 53 AKADEMIE HILDEN (1. BIS 17. AUGUST 2013) Kurs 5.5 Jerusalem – Brennpunkt der Religionen Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf eine Stadt und ihre Mythen Jerusalem – allein die Nennung dieses Namens dürfte bei jedem Assoziationen hervorrufen – und vermutlich hängen diese Bilder fast alle irgendwie mit Religion zusammen. Beinahe jeder hat eine Idee von der Klagemauer, dem Felsendom oder der Via dolorosa. Hingegen kennen vermutlich deutlich weniger den muslimischen Namen für die Stadt: al-Quds. Auf engstem Raum befinden sich hier zentrale Orte für die drei großen monotheistischen Weltreligionen und aus ihnen resultieren teilweise konfliktträchtige Hoheitsansprüche. Im Kurs wird ein Ausflug in die Geschichte der Stadt unternommen – und zwar nicht nur in die Geschichte der Ereignisse, die sich dort zugetragen haben. Vielmehr wird das Augenmerk auch auf die Vorstellungen, die Menschen sich zu allen Zeiten von Jerusalem machten, und die mit der Stadt verbundenen Hoffnungen gelegt: Warum wollten und wollen orthodoxe Juden unbedingt dort begraben werden? Warum visierten die christlichen Kreuzfahrer diese Stadt an? Was verbirgt sich hinter der Vorstellung vom »himm- lischen Jerusalem«? Und was verbinden Muslime mit dem »fernen Heiligtum«? wärtigen mit Jerusalem verbundenen politischen und religiösen Konstellationen befähigen. Immer wieder wird dabei die Frage nach Kontakten, die zu Übernahme von Ideen oder zu Abgrenzung zwischen den Gruppen führen konnten, berührt. Ebenso werden – oftmals ganz reale – Überschneidungen in den Blick genommen, etwa wenn man untersucht, wer warum einen Anspruch auf den Tempel- oder Ölberg erhebt. Vordringliches Ziel des Kurses ist es, die Geschichte der Stadt und der Mythen, die sich um sie ranken, aufzuarbeiten, um auf dieser Basis eine entpolemisierte Debatte und Analyse der historischen wie aktuellen Argumentationen zu ermöglichen. Trainiert werden die Fähigkeiten, verschiedene Perspektiven einzunehmen, auf deren Grundlage zu diskutieren sowie schwierige Themen zu moderieren. Außerdem werden Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens erlernt: Wie findet, bewertet und zitiert man Quellen und Literatur? Wie erreicht man ein möglichst hohes Maß an Objektivität und wie stellt man seine Ergebnisse dar? All diesen Themen wird sich dabei mit einem möglichst breiten und offenen Blick genähert. So wird eine Beschäftigung mit Quellen aus den verschiedenen Religionen, unterschiedlichen Epochen und Sekundärliteratur unterschiedlicher Disziplinen stattfinden. All diese Texte und Bilder sprechen eine eigene Sprache, haben andere Ansätze und teilweise höchst unterschiedliche Ziele, welchen auf den Grund gegangen werden. Zur Kursvorbereitung wird einige Wochen vor Beginn der Akademie ein Reader versandt. Nach Absprache werden die Teilnehmenden sich im Kurs jeweils mit einer Quelle genauer befassen und diese der Gruppe vorstellen. Das auf diese Weise erworbene Grundlagenwissen wird schließlich zu einer wissenschaftlichen Debatte der gegen- Kursleitung 54 –– Julia Carls (Jg. 1978) ist selbst manchmal erstaunt, wie viele unterschiedliche Dinge Christiane Barth (Jg. 1984) studierte Geschichts- und Sozialwissenschaften an man so tun kann. Nach Berufstätigkeit in der Oper und einer Ausbildung zur Rettungsassistentin studierte sie Judaistik, ist nun wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni und schreibt ihre Doktorarbeit zu jüdischen Identitätsvorstellungen. Sonst kann sie sich immer für klassische Musik, Berge, Ausdauersport, gutes Essen, Hunde und Neues begeistern. Nach langer Akademieabstinenz (sie war selbst DSA-Teilnehmerin 1995) freut sie sich sehr, nun als Kursleiterin wieder dabei sein zu können. der Universität Erfurt, wo sie inzwischen am Lehrstuhl für Islamwissenschaft selbst unterrichtet. Sie verfasst ihre Doktorarbeit über muslimische und christliche Vorstellungen von heiligem Raum am Beispiel der Kathedralmoschee von Cordoba, Spanien. Jenseits des Campus interessiert sie sich für Politik, Sport und Karneval, wo sie zuweilen auch verkleidet anzutreffen ist. Sie freut sich auf ihre erste SchülerAkademie. AKADEMIE HILDEN (1. BIS 17. AUGUST 2013) Kurs 5.6 »Diese Fremden sind nicht von hier!« Konstruktionen des Eigenen und des Fremden in Kunst und Kultur Fremdheit ist ansteckend. Auf den ersten Blick betrachtet, bedarf es, um vom Eigenen und vom Fremden zu sprechen, mindestens zweier Parteien, die sich gegenüber stehen und denen diese Namen zugeordnet werden. Zweier Parteien, jedoch nur eines Standpunktes – üblicherweise des eigenen. Denn sobald der Fremde zurückblickt, mutiert man gleichsam selbst zum Fremden. In seinen Augen erscheint man unbekannt, unvertraut – fremd eben. »People are strange when you’re a stranger«, sangen The Doors nicht umsonst. Selbst im Wort »eigen« schwingt Fremdheit mit, denn ist uns jemand nicht fremd, den wir als »eigen« bezeichnen? Und stellt sich unser Eigenes einem Fremden nicht eher als eine Eigenart oder Eigenheit dar? Führt man sich die Instabilität und Überlappung der Begriffe »fremd« und »eigen« vor Augen, liegt die Frage nahe, warum sie in unserer Alltagssprache so fest verankert sind. Was genau meinen wir mit diesen Begriffen und wann gebrauchen wir sie? Beschreiben sie eine Realität oder erschaffen sie diese? Und wer definiert eigentlich, was eigen und was fremd ist? In diesem Kurs beschäftigen sich die Teilnehmenden mit Vorstellungs- und Darstellungsweisen des Eigenen und des Fremden. Diesem Thema wird sich über mehrere geisteswissenschaftliche Disziplinen genähert: die Kunst- und Kulturwissenschaft, die Ethnologie und die Philosophie. So sind aus kulturwissenschaftlicher Sicht Grenzziehungsstrategien zwischen dem Eigenen und dem Fremden in Massenmediendiskursen zu untersuchen und ihr Einsatz als sprachliches Machtinstrument auf den Gebieten der Migrations- und Integrationspolitik, der Außenpolitik und der Tourismusindustrie ist zu diskutieren. Über die Ethnologie wird einerseits versucht, die zeitgenössische wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem kulturell Fremden nachzuvollziehen, andererseits aber auch die Geschichte seiner dramatischen Verkennung und Ausbeutung im europäischen Kolonialismus. Aus philosophischem Blickwinkel wird den Fragen nachgegangen, ob wir uns, wie Julia Kristeva meint, nicht selbst Fremde sind und uns erst, wie es Martin Buber formuliert, durch die Begegnung mit Anderen, Fremden, erkennen können und so »am Du zum Ich« werden. In der Kunst wiederum gerät der Fremde zur Identifikationsfigur. Schon in Shakespeares Othello ist die Sympathie mit dem Außenseiter unverkennbar. Spätestens aber in der Romantik konstituieren das Unbehagen an der Welt und die Abweichung von der Norm den Künstler wie die Kunst. Allerdings gab es immer auch eine Kunst, die auf der Affirmation herrschender Vorurteile und Kategorisierungen bestand. Beispielhaft für eine regelrechte Mythologisierung gesellschaftlich gewollter Norm und Differenz ist das Märchen, weshalb Musicalkomponist Stephen Sondheim in seinem Plädoyer für Inklusion, »Into the Woods« (1986), eine Auswahl der bekanntesten Märchen als Ausgangspunkt nimmt. Beide Tendenzen sollen anhand von unterschiedlichsten Medien wie Erzählungen, Dramen, deutschen Singspielen, Musicals, Liederzyklen, Karikaturen und Comics sowie Dokumentar- und Spielfilmen illustriert werden. Kursleitung Friederike Gremliza (Jg. 1977) wurde in Hamburg geboren. Sie studierte Englisch und jüdische Studien in Heidelberg und Berlin. Heute arbeitet sie für das Politikmagazin »Konkret«, tut hin und wieder etwas fürs Hamburger »Polittbüro« und schreibt an ihrer Dissertation über die Präsenz des Musikalischen im neueren amerikanischen Holocaustroman. Natascha Zemliak (Jg. 1983) wurde im Alter von neun Jahren von ihren Eltern aus einer ukrainischen Stadt mit dem leicht auszusprechenden Namen Dnepropetrowsk nach München importiert. Dort studierte sie Anglistik und Germanistik, machte sich mit Lehrertasche auf den Weg in die Schule, bog aber stattdessen hinter Film- und Theaterkulissen ab und landete schließlich auf der Couch mit einer Dissertation zu Übersetzung und Psychoanalyse. In ihrer Freizeit tanzt sie Charleston und besteigt Achttausender, fürchtet sich im Flugzeug auf dem Weg in ferne Länder, hört Joan Baez und singt lauthals mit. –– 55 AKADEMIE ROSTOCK (27. JUNI BIS 13. JULI 2013) Akademie Rostock CJD Jugenddorf-Christophorusschule Rostock Die alte, an der Mündung der Warnow gelegene Hansestadt Rostock mit ihrem historischen Altstadtkern, der Universität und dem Stadthafen bietet ihren Besuchern eine maritime Atmosphäre in direkter Nähe des traditionsreichen Ostseebades Warnemünde mit seinem breitesten und feinsten Sandstrand der norddeutschen Ostseeküste. Gut erreichbar durch öffentliche Verkehrsmittel befindet sich die Jugenddorf-Christophorusschule in ruhiger Lage, zehn Busminuten vom Zentrum der Stadt entfernt und bietet ca. 1.000 Schülerinnen und Schülern ab Klasse 5 eine Gymnasialausbildung. Außerdem lernen 200 Schülerinnen und Schüler in der Grundschule. Moderne Schul(neu)bauten ermöglichen hervorragende Bedingungen, besonders in allen Naturwissenschaften, im Bereich Kunst, Musik und Sport. Wer Lust auf Bücher verspürt, kann in den Räumen der neuen Bibliothek herumstöbern. Für Großmedienprojektionen bietet die Aula der Schule Raum, die mit ihrer Bühne auch zum Theaterspiel einlädt, eine zweite Bühne erweitert diese Möglichkeiten. Weiterhin stehen zwei Computer-Kabinette mit jeweils 20 modernen Rechnern und Internetzugang zur Verfügung. Das Internat, in dem bis zu 90 Schüler Platz finden, bietet im alten Charme des Plattenbaus moderne Doppelzimmer mit WC und Duschbereich. Neben der Normalverpflegung wird auch vegetarisches Essen angeboten. Für den sportlichen Ausgleich können die Großraum-Turnhalle mit mehreren Volleyball-Spielfeldern, das Beach-Volleyballfeld, die Streetball-Anlage und zwei Außen-Tischtennisplatten genutzt werden. 56 –– (27. JUNI BIS 13. JULI 2013) AKADEMIE ROSTOCK Jugenddorf-Christophorusschule Braunschweig Georg Westermann-Allee 76 38104 Rostock www.cjd-rostock.de Akademieleitung Programm 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 6.6 Eric Rentmeister (Jg. 1979) war, nach seinem Diplom in Schauspiel, Gesang Dynamische Systeme Wie funktioniert eigentlich ein Computer? Was ist ein (Elementar-)Teilchen? Verborgene Botschaften im Sternenlicht! Alles neu? Ist das Kunst oder kann das weg? Leitung kursübergreifende Musik Andreas Miederer (Jg. 1986) wurde im fränkischen Neuendettelsau geboren. Von 1994 bis zu seinem Abitur 2006 war Andreas Sänger und Solist im Windsbacher Knabenchor. Nach seinem Abitur studierte er Biologie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen und schloss sein Studium 2009 mit einem Bachelor mit einer Spezialisierung auf Biophilosophie ab. Im Anschluss begann er ein Zweitstudium der Musikwissenschaft, Musikpädagogik und Psychologie. Heute arbeitet er neben seinem Studium als selbständiger Musiker, unterrichtet und tourt als Pianist und als »Mann für alle Tasten« mit seiner deutsch-rock Band »am Leben forbei« durch Deutschland. Neben der musikalischen Praxis interessiert ihn besonders die Musiktheorie. und Tanz 2004 an der Folkwang-Hochschule Essen, in über 500 Vorstellungen im Musical »Cabaret« in Berlin als Conférencier zu sehen. Danach führten ihn zahlreiche Produktionen durch ganz Europa. So war das preisgekrönte Kinderstück »Adler an Falke« 2012 bei Festivals in Belgrad, Serbien, und Wales, Großbritannien, zu Gast. Daneben arbeitet er regelmäßig als Regisseur und Choreograf. Er ist Mitbegründer des »Brachland-Ensembles« und entwickelt mit ihm neue Projekte. Zur Zeit unterrichtet er Musicalstudenten in Osnabrück. Bei der DSA ist er seit 2009 mit an Bord. Sina Reisch (Jg. 1994) wurde in Ulm geboren und wohnt heute in Freudental, einem gemütlichen Dorf im Großraum Stuttgart. Sie entdeckte schon früh ihre Liebe zur Musik und bald auch zu Sprachen, Reisen und fremden Kulturen. Ihre wohl prägendste Erfahrung war ein Auslandsjahr in Thailand 2010/2011. Seitdem besucht sie wieder ein musikalisches Gymnasium und nutzt die freie Zeit die ihr neben den Vorbereitungen für die Abiturprüfung 2013 noch bleibt, um ehrenamtlich bei Amnesty International und beim AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. mitzuarbeiten. Tobias Reich (Jg. 1988) studiert zur Zeit Physik in Wuppertal, mit dem großen Ziel, Astrophysiker zu werden. Er durfte die DSA 2011 als Teilnehmer erleben, und da ist er sich sicher: Um die DSA und ihren Zauber verstehen zu wollen, muss man an ihr teilgenommen und sie somit auch erlebt haben. Die dadurch gesammelten Erfahrungen sind nicht die einzigen Dinge, die er nicht mehr missen möchte, sondern auch die Freunde fürs Leben, die er kennen lernen durfte. Nun blickt er mit voller Vorfreude darauf, die DSA aus einem anderen Blickwinkel zu erleben und den Teilnehmenden der diesjährigen DSA eine unvergessliche Zeit zu bescheren. –– 57 AKADEMIE ROSTOCK (27. JUNI BIS 13. JULI 2013) Kurs 6.1 Dynamische Systeme In vielen Bereichen des Lebens begegnen uns dynamische Systeme. Diese reichen von den Schwingungen eines Uhrenpendels bis hin zum Wetter und zur Ozeanzirkulation. Warum sollte ein Fuchs nicht zu viele Kaninchen essen? Ist die Erde ein stabiler Schneeball? Weshalb verwendet man in Uhren keine Doppelpendel? Kann man eine Hysterese mit einer Bifurkation essen? Es werden verschiedene Beispiele aus der Realität, die sich mit physikalischen Methoden stark vereinfachen lassen, beleuchtet. Diese stark vereinfachten Systeme lassen sich mit mathematischen Mitteln analysieren und erlauben ein zumindest qualitatives Verständnis. Pendel erlaubt einen Vergleich zwischen mathematischen Ergebnissen und der Intuition. Anhand der Schneeball-Erde lassen sich die Konzepte von Stabilität, Hysterese und Bifurkation, welche dynamische Systeme charakterisieren, hervorragend diskutieren. Ausschnitt einer Lösung des Lorenz-Systems. Dieses System wurde ursprünglich von Edward Lorenz entwickelt, um den Wechsel verschiedener Wetterlagen schematisch zu studieren. Aufgrund einer Reihe sehr interessanter Eigenschaften kann es heute als Ausgangspunkt der Chaostheorie angesehen werden, und gilt als ein Musterbeispiel für ein scheinbar einfaches System, das ein sehr komplexes Verhalten hat. Am Anfang des Kurses werden die mathematischen Grundlagen dynamischer Systeme erarbeitet. Diese werden anhand von Beispielen aus der Natur veranschaulicht: Die Populationsdynamik zwischen Räubern und ihrer Beute ist das klassische Beispiel eines dynamischen Systems und wurde von Lotka und Volterra umfassend beschrieben. Das Ein wesentlicher Bestandteil der wissenschaftlichen Arbeit ist die Dokumentation und Präsentation sowohl der Methoden als auch der Ergebnisse. Aspekte des wissenschaftlichen Lesens, Schreibens und Präsentierens werden im Rahmen des Kurses besprochen und in die Praxis umgesetzt. Einige Themen werden in Vorträgen erläutert. Andere Themen werden durch im Vorfeld der Akademie erarbeitete und während des Kurses präsentierte Referate behandelt. Grundlage dafür sind individuell zusammengestellte Unterlagen, die im Vorfeld der Akademie zugesandt werden. Die in Vorträgen und Referaten vorgestellten Konzepte werden anhand von Beispielaufgaben in Gruppenarbeit vertieft. Soweit möglich, werden die behandelten Systeme auch experimentell studiert. Dieses ermöglicht einen Vergleich zwischen der mathematischen Beschreibung und dem beobachteten Verhalten. Die Teilnehmenden sollten die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit englischen und deutschen Fachtexten sowie Spaß an Mathematik und Physik mitbringen. Kursleitung 58 –– Cedrick Ansorge (Jg. 1987) war bereits 2004 als Teilnehmer bei einer Schü- Florian Ziemen (Jg. 1982) studierte Geophysik an der Universität Hamburg und führte lerAkademie. Nach seinem Abitur studierte er Meteorologie an der Universität Hamburg. Bei einem Auslandsaufenthalt an der Monash-University in Melbourne, Australien, beschäftigte er sich mit Rollenkonvektion, die an Luftmassengrenzen auftritt. Derzeit schreibt er seine Doktorarbeit über Turbulenz in der bodennahen atmosphärischen Grenzschicht am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. In seiner Freizeit spielt Cedrick Klavier und Akkordeon. für zehn Monate Messungen am aktiven Volcán de Colima in Mexiko durch, entschied sich dann jedoch, sich der Theorie zu widmen und entwickelte in seiner Diplomarbeit einen Simulator für diese Messungen. Zur Zeit arbeitet er am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg und simuliert dort das Klima der letzten Eiszeit. In seiner Freizeit ist er bei Greenpeace aktiv, jongliert, macht Akrobatik und klettert. Cedrick und Florian gaben bereits 2011 gemeinsam einen Kurs über das Klimasystem bei der DSA. (27. JUNI BIS 13. JULI 2013) AKADEMIE ROSTOCK Kurs 6.2 Wie funktioniert eigentlich ein Computer? Nahezu jeder besitzt einen und viele von uns könnten ohne ihn nicht mehr leben, metaphorisch wie reell, aber die wenigsten verstehen die Funktionsweise eines Computers wirklich! Was viele von uns gerne vergessen, ist, dass Computer zunächst als Maschinen zur Unterstützung von Ingenieuren und zum Lösen von mathematischen Aufgaben entwickelt worden sind. Existierten diese zunächst mechanisch, so entstanden im frühen 20. Jahrhundert die ersten elektrischen Rechenmaschinen. Den Höhepunkt stellte sicherlich die Z3 von Konrad Zuse dar (siehe Abbildung). Dieses Monstrum konnte 5 Hertz und einen Speicher von 176 Byte vorweisen. Damit ließ sich eine Multiplikation in ca. 3 Sekunden und eine Addition in ca. 1 Sekunde durchführen. Die Z3 wog dabei eine Tonne und verbrauchte 4.000 Watt an elektrischem Strom. Von einem Taschenrechner konnte man damals wohl nur träumen. Erst mit der Entwicklung der Mikrotechnologie und der Erfindung des Mikroprozessors durch Texas Instruments 1968 wurde ein technologisch neues Zeitalter geschaffen und wir konnten eine Entwicklung erleben, die sich nur schwer in Worte fassen lässt. 1977 kamen die ersten Heim- computer auf den Markt, unter anderem der Apple II der gleichnamigen Firma. technik des Mikroprozessors befassen und verstehen, dass er nichts anderes als eine sehr kompakte Z3 ist. Vor zwanzig Jahren hatte der erste Pentium-Prozessor von Intel eine überragende Rechenleistung von 55 Megahertz (schon 1,1 Mio. Mal schneller als die Z3). Unter heutigen Gesichtspunkten würden wir die Nase rümpfen, wenn wir ein Mobiltelefon mit gleicher Leistung hätten, gemessen an der Gigahertzleistung des Prozessors oder in Gigabytes im Arbeitsspeicher. Darüber hinaus wird es um die Grundlagen von Betriebssystemen gehen und das Verstehen, wie die Komponenten eines modernen Computers miteinander interagieren. Genau diese Entwicklung und vor allen Dingen die Funktionsweise des Mikroprozessors werden im Kurs nachvollzogen. Dabei wird wirklich ganz von vorne in den 50er Jahren angefangen und sich mit Logikgattern, Lochkarten, der Z3 und der Von-Neumann-Architektur auseinandergesetzt. Anschließend werden sich die Teilnehmenden – nur ein wenig – mit der Physik und Elektro- Doch wer glaubt, dass man in diesem Kurs nur graue Theorie wälzt, hat sich geschnitten: Im praktischen Teil werden ein Mikroprozessor (Raspberry Pi) und Periphärie mit Assembler angesteuert und programmiert. Am Kursziel angekommen hat man hoffentlich verstanden, wie ein Computer denn nun wirklich funktioniert und wird sich demnächst beim Internetsurfen, Spiel spielen oder Referat schreiben vielleicht öfter einmal erstaunt zurücklehnen und diesem Meisterwerk an Ingenieurskunst Anerkennung zollen. Der Z3 im Deutschen Museum, Bonn Kursleitung Leon Kastler (Jg. 1983) studierte Informatik an der Universität Kob- lenz-Landau, an der er momentan gemeinsam mit René promoviert. Er beschäftigt sich vor allem mit der Anwendung von Web Technologien, im Besonderen für mobile Endgeräte. In seiner Freizeit treibt er gerne Sport und interessiert sich für Spieldesign, virtuell sowie bei Brett- und Kartenspielen. Dies ist sein erster Kurs im Rahmen der DSA. René Pickhardt (Jg. 1985) studierte Mathematik, Physik und Informatik an der Johannes Gutenberg Universität in Mainz und die chinesische Sprache an der Beijing Foreign Studies University in China. Mittlerweile promoviert er gemeinsam mit Leon in Koblenz. In seiner Freizeit bloggt René, hilft der Band »In Legend« beim Online marketing und legt in einem Koblenzer Club einmal pro Monat auf. Neben Heavy Metal zählen zu seinen Hobbys Tischtennis, Fitness Training und Kurse an der DSA leiten. Dies ist sein vierter Kurs. –– 59 AKADEMIE ROSTOCK (27. JUNI BIS 13. JULI 2013) Kurs 6.3 Was ist ein (Elementar-)Teilchen? Was sind die Bausteine unserer Welt? Schon immer haben Menschen sich gefragt, ob es ein kleinstes Teil gibt, aus dem alles andere besteht: Angefangen mit Demokrits Idee des Atoms über das Atommodell von Rutherford bis zum heutigen »Standardmodell« der Elementarteilchen trieb und treibt diese Frage die Physik voran. In der Sprache der Physik nennt man solche Bausteine »Teilchen« und bei dem Versuch sie näher zu untersuchen entdeckte man gleich eine ganze Reihe von ihnen – alle jeweils begleitet von einem »Anti-Teilchen«, das das komplette Gegenteil von ihnen ist. Manche Teilchen stellten sich später als zusammengesetzte Objekte heraus, andere, glaubt man zumindest heute, sind unteilbar. Doch je genauer man hinschaut, umso unklarer wird die Definition eines Teilchens. Und: Hat man überhaupt schon alle gefunden? Gerade erst wurde die Entdeckung eines neuen Teilchens bekannt gegeben, das vielleicht das von der Theorie vorherge- Kursleitung sagte »Higgs-Boson« sein könnte. Selbst wenn es so wäre sind viele Fragen noch offen, zum Beispiel wie das Bild der Teilchenphysik mit der Entstehung des Kosmos und dem Urknall zusammenpasst. Auch Philosophen wie Immanuel Kant haben sich mit dem Thema beschäftigt, ob etwas »Kleinstes« und »Unteilbares« existiert, und untersucht, ob es Sinn macht, diese Frage überhaupt zu stellen. Anhand von einem fiktiven Streitgespräch zeigte Kant in der »Kritik der reinen Vernunft« die Probleme und Grenzen unseres Wissens über die Welt auf und diskutierte die Frage nach einem kleinsten Teil vor diesem Hintergrund. Proton-Kollision, bei dem ein Higgs-Kandidat in vier Elektronen zerfällt, aufgenommen mit dem ATLAS-Detektor am LHC. Copyright: CERN 2012 Johanna Gramling (Jg. 1988) studierte Physik mit Nebenfach Philosophie in Heidelberg. Zur Zeit ist sie Doktorandin an der Universität Genf in der Schweiz und arbeitet am ATLAS Experiment am CERN. In diesem Rahmen versucht sie, die mysteriöse Dunkle Materie ein wenig besser zu verstehen, indem sie die gesammelten Daten von Proton-Kollisionen analysiert und nach neuen, schweren aber fast unsichtbaren Teilchen Ausschau hält. Nach der Arbeit trifft man sie wahrscheinlich im Pferdestall an. Wenn nicht, dann segelt sie gern, liest oder spielt Querflöte. 60 –– In diesem Kurs wird der Teilchenbegriff aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet: Von den Implikationen der Quanten- Die Zeitprojektionskammer, das Herzstück des ALICE-Detektors am LHC. Copyright: CERN 2006 mechanik über das moderne Bild der Hochenergiephysik bis zu den philosophischen Argumenten, die Kant in diesem Zusammenhang schon im 18. Jahrhundert anführte. Außerdem werden die Teilnehmenden selbst einen Blick in Daten des »Large Hadron Collider« (LHC) am Forschungszentrum CERN (European Organization for Nuclear Research) in Genf, dem größten Beschleuniger der Welt, werfen können: Wie muss ein Experiment aufgebaut sein um Daten über solch kleine Teilchen aufzunehmen? Wie kann man ein Teilchen in diesen Daten entdecken oder nach neuen Teilchen suchen? So soll ein Einblick gewährt werden in die experimentellen Methoden der modernen Teilchenphysik, vor dem Hintergrund der zu Grunde liegenden physikalischen und philosophischen Konzepte. Jan Fiete Grosse-Oetringhaus (Jg. 1981) studierte Physik mit Nebenfach Informatik in Münster. Seit dem Abschluss seiner Promotion am CERN arbeitet er dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter am ALICE (A Large Ion Collider Experiment). Besonders interessiert ihn das kollektive Verhalten der vielen in Kollisionen von Bleikernen entstehenden Teilchen, die einen neuen Materiezustand – ein Quark-Gluon-Plasma – bilden. Das kann man sich fast wie eine Flüssigkeit vorstellen – und damit ist es gar nicht so weit entfernt von seinen Hobbies, in denen Wasser nicht fehlen darf: Schwimmen, Segeln und Skifahren. (27. JUNI BIS 13. JULI 2013) AKADEMIE ROSTOCK Kurs 6.4 Verborgene Botschaften im Sternenlicht! Die Suche nach extrasolaren Planeten aus dem Blick der Geschichte und der modernen Forschung Im Mittelalter glaubten die Menschen noch, unser Planet wäre der Mittelpunkt des Universums. Große Astronomen wie Nikolaus Kopernikus, Galileo Galilei und Johannes Kepler rückten dann die Erde aus dem Zentrum und etablierten das heliozentrische Weltbild. Heute wissen wir, dass unsere Sonne nur eine von hundert Milliarden Sonnen in unserer Galaxis ist und diese wiederum nur eine unter Milliarden Galaxien. Emanzipiert man sich von der mittelalterlichen Vorstellung und akzeptiert die Sonne als eine von vielen, so stellt sich die Frage, ob auch andere Sterne von Planeten umkreist werden. Diese Frage ist vor allem durch die Suche nach habitablen, erdähnlichen Planeten motiviert. 1995 wurde der erste extrasolare Planet (Exoplanet) um einen sonnenähnlichen Stern, 51 Pegasi b, von den Schweizer Astronomen Michel Mayor und Didier Queloz entdeckt und damit ein neues Forschungsgebiet der Astronomie geschaffen. In den folgenden Jahren infizierte ein wahres »Jagdfieber« viele Wissenschaftler, sodass heute schon über 800 Exoplaneten bekannt sind. Während die inneren Planeten unseres Sonnensystems in vielen klaren Nächten mit bloßem Auge sichtbar sind, wissen wir aus der Geschichte der Astronomie, dass die Entdeckung der äußeren Planeten Uranus und Neptun ein mühevolles Ringen war und erst mit der Verbesserung der Beobachtungsinstrumente möglich wurde. Nun liegen diese aber im Vergleich zu allen extrasolaren Planeten noch in direkter Nachbarschaft. Es dauerte noch 150 Jahre, bis die technischen Möglichkeiten soweit entwickelt waren, diese Hürde zu meistern. Die modernen Nachweismethoden beruhen auf einer genauen Analyse der vom Stern ausgehenden Strahlung, auf deren Grundlage man Rückschlüsse auf vorhandene Planeten ziehen kann. Am erfolgreichsten eingesetzt werden die Transit- und Radialgeschwindigkeitsmethode, deren Kombination die Bestimmung von Masse, Radius und Dichte des Exoplaneten ermöglicht. Diese lernen die Teilnehmenden aus ihrem fachlichen und historischen Kontext heraus kennen, um sie dann auf wissenschaftliche Originaldaten anzuwenden. So kann jede und jeder Teilnehmende ausgewählte Exoplaneten nachentdecken. Zur Auswertung der Daten werden vereinfachte Verfahren angewandt, die den Fokus auf die physikalischen Grundlagen der Forschungsmethoden lenken, statt diese in komplexen Algorithmen zu verbergen. Eigene nächtliche Beobachtungen bringen jeder und jedem, neben der Schönheit des Nachthimmels, die Thematik der Exoplaneten aus einem anderen Blickwinkel näher. Durch den Einblick in die aktuelle astronomische Forschung erlangen die Teilnehmenden Kenntnisse aus dem Bereich Himmelsmechanik, lernen die Forschungsmethoden in elementarisierter Form kennen und können sich so fruchtbar in die Diskussion über die Habitabilität – die fremder und des eigenen Planeten – einbringen. Kursleitung Eduard Krause (Jg. 1985) studierte in Siegen Mathematik und Physik für das gym- nasiale Lehramt. Um seinem Interesse an historischen und wissenschaftstheoretischen Fragen der Physik nachzugehen, schloss er seinem Studium eine Promotion in der Physikdidaktik an. Neben seinem Engagement in der Wissenschaft ist er als Jugendleiter in einer christlichen Gruppe tätig. Stefan Völker (Jg. 1986) wurde in Karlsruhe geboren. Er studierte Physik, Chemie und Astronomie für das Lehramt am Gymnasium in Jena. Statt in der Schule arbeitet er nun an der Friedrich-Schiller-Universität und promoviert in der Astronomie-Didaktik. Trotzdem hegt er nach wie vor den Wunsch, an einer Schule zu unterrichten. In seiner Freizeit bringt er Jugendlichen und Studenten das Schwimmen bei. –– 61 AKADEMIE ROSTOCK (27. JUNI BIS 13. JULI 2013) Kurs 6.5 Alles neu? Ambivalenzen der Moderne in Geschichte, Literatur und Politik »Moderne« ist ein schillernder Begriff. Mit der Moderne verbindet man Fortschrittsoptimismus, ökonomische Rationalität und utopisches Denken, aber auch Kulturpessimismus, Mystifizierung der Technik und Nostalgie. »Moderne« ist kein eindeutiger Epochenbegriff: Die Renaissance gilt als Beginn der »Neuzeit« oder eben der »Moderne«. Häufiger aber meint man mit »Moderne« den Zeitraum vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, wobei zwischen der Zeit der industriellen Hochmoderne und einer nachindustriellen Postmoderne unterschieden wird. Die Moderne ist daher keine feste Kategorie, sondern ein hochumstrittener Deutungsbegriff. Man kann sich explizit als »modern« inszenieren und alles Konservative ablehnen; oder man kann in der Moderne eine Gefahr für gewachsene Traditionen sehen und Beschleunigung oder Vereinsamung als Resultate »moderner« Zeiten beklagen. Der Kurs fragt nach den Ambivalenzen der Moderne und ihren Ausprägungen im 19. und 20. Jahrhundert. Was charakterisiert die Moderne und was macht spezifisch moderne Erfahrungen aus? Wie wurde Modernität zu unterschiedlichen Zeiten und an verschiedenen Orten wahrgenommen und bewertet? Was sagen Fortschrittskritik, Nostalgie und Irrationalität über den dialektischen Charakter der Moderne aus? Bedeutet Moderne schließlich, dass Regressionen und der »Rückfall in die Barbarei« immer möglich bleiben? Mit Frederic Jameson, Shmuel N. Eisenstadt, Charles Baudelaire und Filippo Tommaso Marinetti werden sozialwissenschaftliche und ästhetische Konzepte der Moderne betrachtet. Anschließend wird die Großstadt des frühen 20. Jahrhunderts als moderne Lebenswelt par excellence untersucht: Städtewachstum und fortschreitende Industrialisierung brachten eine Fülle an zeitgenössischen Reflexionen und Deutungsangeboten hervor. Flaneure und Industriearbeiter, Straßenbahnen und Leuchtreklamen wurden zu Chiffren von Urbanität und Modernität. Anhand von Bild- und Filmmaterial wird gefragt, wie städtische Moderne inszeniert und bewertet wurde. Südosteuropäische Autoren (z.B. der rumänische Philosoph Emil Cioran) füh- ren an die Peripherien einer als »westlich« und »städtisch« verstandenen Moderne. Die Literatur von Franz Kafka und George Orwell steht im Zeichen der Entgleisungen und der potenziellen Eskalation von Moderne. Mit Sigmund Freud, Hannah Arendt sowie mit Max Horkheimer und Theodor W. Adorno werden die Schattenseiten des Fortschrittsglaubens nachvollziehbar. Die Moderne erweist sich als grundsätzlich fragil und doppeldeutig. Ziel des Kurses ist es, die geisteswissenschaftlichen Methoden der Lektüre, der Analyse und der Interpretation von Texten zu erlernen und kritische Perspektiven auf unterschiedliche Modernekonzepte zu entwickeln. Voraussetzung für die Kursteilnahme ist die Bereitschaft zur gründlichen Lektüre eines Readers mit ausgewählten Texten vor Beginn der Akademie. Kursleitung Anna Karla (Jg. 1982) studierte in Berlin und Paris Geschichte, Germanistik und Kulturwissenschaft. In ihrer Doktorarbeit beschäftigte sie sich mit den Auswirkungen der Französischen Revolution auf das (moderne?) Geschichtsdenken im 19. Jahrhundert. Sie ist oft zwischen Frankreich und Deutschland unterwegs. Gern macht sie Abstecher nach Nordafrika, um aktuelles Revolutionsgeschehen zu beobachten. Außer einem Notizbuch hat sie bei all dem meist einen Geigenkasten dabei. Nach dreijähriger DSA-Abstinenz kann sie den Rostocker Sommer kaum erwarten. 62 –– Carmina Peter (Jg. 1978) ist in einer lyrischen Provinzlandschaft in Rumänien in einem deutschsprachigem Kulturkreis aufgewachsen. 2002 zog sie für ihr Zweitstudium nach Berlin. 2009 erwarb sie den Magisterabschluss in Komparatistik, Anglistik und Geschichte an der Freien Universität Berlin. Hier entdeckte sie die berauschende Prosa des jüdisch-rumänischen Autors M. Blecher und wollte unbedingt darüber promovieren. Carmina wandert gerne in den Karpaten und schreibt gelegentlich Prosaminiaturen. Sie freut sich auf ihre erste DSA. (27. JUNI BIS 13. JULI 2013) AKADEMIE ROSTOCK Kurs 6.6 Ist das Kunst oder kann das weg? Denken, schreiben und agieren mit künstlerischen Konzeptionen Wo und wie beginnt das Kunstwerk? Gibt es gemeinsame Nenner beim Betrachten von Kunst? Sind richtige und falsche Antworten möglich? Sowohl das frei assoziative Diskutieren über verschiedene Beispiele aus der modernen bildenden Kunst und dem Theater, als auch die Recherche mit wissenschaftlich fundierten Ergebnissen bilden die Ausgangspunkte des Kurses. Gerade bei moderner Kunst gehen die Meinungen oft weit auseinander. Ist ein schwarzes Bild überhaupt noch Kunst? Oder fällt es unter den Begriff »Theater«, wenn man eine Frau, sieht, die schreit, bis sie ihre Stimme verliert? In diesem Kurs werden Kritiken und philosophische Ansätze über Werke von z.B. Joseph Beuys oder Marina Abramovic sowie Stellungnahmen der jeweiligen Künstler gelesen, besprochen und analysiert. Exemplarische Ausstellungen und Aufführungen werden zum Anlass für eigene kritische Auseinandersetzungen mit Künstlern und Kunstwerken genommen. Es soll ein Zugang zu der oft unverständlichen modernen Kunst verschafft werden. Gleichzeitig wird es die Möglichkeit geben, sich trotzdem kritisch damit auseinanderzusetzen. Darüber hinaus werden die Teilnehmenden wiederum ihre Rezeption künstlerisch umsetzen, z.B. anhand von einem kleinen Video oder in Form des kreativen Schreibens. Auf diese Weise können eigene Standpunkte gegenüber dem Material entwickelt werden, welche gleichermaßen wieder zur Diskussion innerhalb des Kurses gestellt werden. Gesammelte Erkenntnisse des ersten Kursabschnitts (Recherche) werden über das Reden, Denken und Schreiben darüber (Konstruktion) in eigene künstlerische Positionen münden (Transformation), wobei den Teilnehmenden die Wahl der Form und des Mediums offen bleibt. Das freie, kreative Schreiben bildet dabei einen wesentlichen Anteil, denn Gedanken und Ergebnisse werden aufgeschrieben. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird es am Ende des Kurses möglich sein, sich abwägend über moderne Gemälde, Skulpturen und Theateraufführungen bzw. Performances auszudrücken, Stellungnahmen kontrovers zu diskutieren und zu einem eigenen künstlerischen Standpunkt zu gelangen. Anstatt selbst in der Rolle des Konsumenten zu verharren, wird man selbst künstlerisch aktiv. Kursleitung Robert Groos (Jg. 1985) wurde in Gießen geboren. Nach dem Schulabschluss begann er sein Studium der Musikwissenschaft und Musikpädagogik an der Justus Liebig-Universität Gießen. Es folgte ein Studium der Kunstpädagogik, Kunstgeschichte und Philosophie mit dem Abschluss Bachelor of Arts. Seit 2012 studiert er Bildende Kunst/ Künstlerische Konzeptionen an der Phillipps Universität Marburg. Sein eigener künstlerischer Schwerpunkt liegt dabei neben der Arbeit und zahlreichen Konzerten mit seiner Band »am Leben forbei«, den Gemeinschaftsprojekten mit der Künstlergruppe »KARAWANE« und der Organisation und Durchführung mehrerer Festivals, auf der abstrakten Ölmalerei. Maria Isabel Hagen (Jg. 1987) wurde in Bergisch Gladbach geboren. 2011 absolvierte sie ihren Bachelor of Arts an der Iceland Academy of Arts und dem Institut für Angewandte Theaterwissenschaften in Gießen. Voraussichtlich 2014 wird sie ihr Studium mit dem Master abschließen. Sie erarbeitet als Regiesseurin und Performerin eigene Stücke und Body Art Performances, organisiert Festivals und ist Mitglied des »Brachland-Ensembles«. In ihrer Freizeit spielt sie gerne Klavier, geht mit ihrem Hund wandern und backt üppige Schokoladentorten. –– 63 AKADEMIE TORGELOW (11. BIS 27. JULI 2013) Akademie Torgelow Internatsgymnasium Torgelow Am Wiesenufer des Torgelower Sees, in einem der schönsten Naturschutzgebiete Deutschlands, wurde im Jahr 1994 das Private Internatsgymnasium Schloss Torgelow eröffnet. In der Mitte zwischen Hamburg und Berlin nahe der Urlaubsmetropole Waren an der Müritz am Rande der Mecklenburger Seenplatte lernen und leben heute 220 begabte und hoch begabte Internatsschüler aus ganz Deutschland. Über 30 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten in kleinen Klassen mit maximal 12 Schülern die Klassen 5 bis 12. In den Klassenräumen der Oberstufe kommen seit einiger Zeit statt Kreidetafeln »Interactive Smartboards« zur Verwendung. Die Unterrichtsaufzeichnungen können über das schuleigene Wireless LAN im Schülernetzwerk zur Verfügung gestellt werden. Internetzugang in den Klassenräumen ermöglicht zusätzlich unterrichtsbegleitende Recherchen im Internet. Fortsetzung siehe Seite 72 … 64 –– Akademie Torgelow (11. bis 27. Juli 2013) Schloss Torgelow Schlossstr. 1 17192 Torgelow am See (Waren) www.schlosstorgelow.de Programm Akademieleitung 7.1Codierungstheorie 7.2Teilchenwelt und Kosmologie 7.3Unsere Welt wird größer 7.4Wie kommt das Schwein in die Steckdose? 7.5 Außenseiter und Etablierte 7.6 Ein S ommernachtstraum Ingrid Gündisch (Jg. 1977) wurde in Bukarest, Rumänien geboren. Sie stu- dierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. In ihrem letzten Studienjahr arbeitete sie an der Universität der Künste und an der „Ernst Busch“ als Dozentin für Szenenstudien. Nach Assistenzen am Theater Basel, am Berliner Ensemble und am Schauspiel Köln machte sie sich 2004 als Regisseurin selbstständig. Inszenierungen von ihr waren bislang in Berlin (Belgrader Trilogie), Köln (u.a. Die bitteren Tränen der Petra von Kant), Hermannstadt (Urfaust), Dresden, Nürnberg (Endspiel), Esslingen (u.a. Der Zauberer von Oss), Aachen (u.a. Kabale und Liebe), Stuttgart, Fürth (u.a. Maß für Maß), Bern (Die Schneekönigin), Freiburg (Elling) und Wuppertal zu sehen. Bei der SchülerAkademie ist Ingrid Gündisch zum achten Mal dabei: 1995 war sie Teilnehmerin, viermal hat sie Kurse geleitet, jetzt ist sie zum dritten Mal Akademieleiterin. Ingrid Gündisch lebt mit ihrem Mann in Hamburg. Franziska Heimerl (Jg. 1995) macht momentan ihr Abitur und möchte an- Leitung kursübergreifende Musik Karin Brehm (Jg. 1977) studierte Musik, Englisch und Musiktheorie in Han- nover und unterrichtet zur Zeit am Gymnasium in Neustadt am Rübenberge, wo sie den Chor und das Orchester leitet. Sie ist bekennender Musikjunkie und versucht, in der Schule und auf bisher vier SchülerAkademien, auch andere abhängig zu machen. Neben Geige, Bratsche und Klavier spielt sie manchmal heimlich auch E-Bass, Schlagzeug, Ukulele und alles, was in der schuleigenen Musiksammlung noch nicht verrostet ist. Die Zeit, die bleibt, verbringt sie gerne mit selber Chorsingen, Orchesterspielen und -organisieren, Fußball, Basketball, Kickern, Skat, Schokohexe und Wandern in mückenreichen Ländern. schließend in ihrer Heimat Süddeutschland Humanmedizin studieren. In ihrer Freizeit geht sie regelmäßig fechten, spielt Querflöte und genießt im Winter das Snowboarden. Genauso gerne taucht Franziska in die Welt der Bücher ein, backt und reist zu interessanten Zielen. Im Sommer 2012 verbrachte sie selbst als Teilnehmerin der Deutschen SchülerAkademie in Braunschweig zwei unvergessliche Wochen. Nun freut sie sich darauf, die Akademie aus einer anderen Perspektive erleben zu dürfen und mit Ingrid und Valentin diese mitgestalten zu können. Valentin Heimerl (Jg. 1994) studiert seit Oktober letzten Jahres Jura im schö- nen schwäbischen Städtchen Tübingen. Neben dem Studium fährt er im Winter in den Bergen Ski, im Sommer joggt er und fährt Fahrrad. Seinem Geschichtsinteresse geht er beim Reisen und Lesen nach, seine Liebe zur schwäbischen Heimat lebt er gerne auch kulinarisch aus. Im Sommer 2011 war Valentin begeisterter Teilnehmer an einem Rechtsphilosophiekurs der Deutschen SchülerAkademie in der Grovesmühle und durfte bereits im letzten Jahr eine Akademie im idyllischen Torgelow mitleiten. Darüber, dass sich diese tolle Gelegenheit erneut bietet, freut er sich sehr. –– 65 AKADEMIE TORGELOW (11. BIS 27. JULI 2013) Kurs 7.1 Codierungsthoerie Jeder kennt den Strich-Code beim Einkaufen. Dieser ist meist auch dann noch eindeutig lesbar, wenn einige Informationen (z.B. durch Falten) verloren gegangen sind. Wenn der Rover Opportunity sensationell scharfe PanoramaBilder vom Mars zu uns sendet oder die leicht zerkratzte CD einen noch immer klaren Klang entfaltet, sind ebenfalls Codes am Werk, die trotz Störungen die Information erhalten. In der Codierungstheorie betrachtet man folgendes Szenario: Ein Sender möchte eine Botschaft einem Empfänger zukommen lassen. Dabei steht ihm aber nur ein störungsbehafteter Kanal zur Verfügung. Das bedeutet, dass nicht jedes gesendete Zeichen auch vom Empfänger so erkannt werden kann, denn Störungen (Rauschen) verzerren die gesendete Botschaft. Trotzdem möchte der Empfänger a) feststellen können, ob nun eine solche Störung vorlag, und b) am besten den durch die Übertragung gemachten Fehler wieder korrigieren. Nun ist dies kein sehr intelligentes Verfahren, es geht viel besser! Und genau darum wird es in diesem Kurs gehen. Um Codes konstruieren und analysieren zu können, macht man sich die mächtigen Hilfsmittel der Algebra zunutze. So werden sich die formale Schönheit der reinen Mathematik und ihre Anwendungen in der alltäglichen Praxis in diesem Kurs immer wieder begegnen und keine Um dies zu erreichen, genügt es nicht, Seite wird dabei zu kurz kommen. Schlussendlich einfach die Nachricht zu versenden (sonst werden die Teilnehmenden in Kleingruppen selbst könnte man nie unterscheiden, ob die Ein QR-Code versuchen, gute Codes zu entwickeln. Nachricht nun gestört wurde oder nicht). Eine (naive) Möglichkeit, in der empfangenen Nachricht Andererseits muss sich auch niemand Sorgen um noch Fehler zu erkennen, ist z.B., einfach alle Zeichen dreinicht vorhandenes Wissen machen: Alles, was über den mal hintereinander zu senden. Wäre also die eigentliche üblichen Schulstoff hinausgeht, wird eingehend behandelt. Botschaft »DSA«, so würde man »DDDSSSAAA« senden. Zum Teil wird dies durch Referate geschehen, zu deren Durch Rauschen könnte beim Empfänger »DDESTSZAA« Themen jede und jeder Teilnehmende im Vorfeld des ankommen. Dieser weiß aber, dass die gesendete Botschaft Kurses ein Skript erhält. aus Blöcken von je drei gleichen Buchstaben bestand, und überlegt sich, dass, wenn von diesen drei empfangenen Wer also Interesse daran hat, sich auch mit abstrakteren Buchstaben zwei gleich sind, der dritte wohl auch ein Themen der Mathematik auseinanderzusetzen, und sehen solcher gewesen sein muss. Dadurch kann er rekonstruiemöchte, wie sie uns im Alltag das Leben erleichtern, der ist ren, wie die gesendete Nachricht wahrscheinlich aussah: in diesem Kurs genau richtig! »DDDSSSAAA«, und damit auch, wie die eigentliche Botschaft vermutlich lautete: »DSA«. Im Gegensatz zur Kryptographie, die sich damit beschäftigt, dass möglichst kein Unbefugter die gesendete Nachricht lesen kann, geht es in der Codierungstheorie also umgekehrt darum, möglichst die Nachricht – trotz Störungen – lesbar zu erhalten! Kursleitung Christian Hercher (Jg. 1985) hat Mathematik mit Nebenfach Informatik in Jena studiert. Nach seinem Diplom und Zwischenstationen als wissenschaftlicher Mitarbeiter sowie Lehrer kehrte er nach Jena zurück und arbeitet nun in einem mittelständigen Unternehmen als Software-Entwickler. Neben dem Beruflichen engagiert er sich in der Förderung interessierter Schüler durch (Mit-)Organisation von mathematischen Wettbewerben, Seminaren, Ferienfreizeiten und in der Redaktion der Zeitschrift »Die Wurzel«. Daneben liest er viel, ist aber auch einem geselligen Abend – z.B. im Rahmen des Clubs der Ehemaligen der Deutschen SchülerAkademien e.V. (CdE) – nicht abgeneigt. 66 –– Tim Fritzsche (Jg. 1985) studierte Mathematik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und promoviert nun auch dort im Bereich Algebra. Nebenher leitet er die Redaktion der Mathematik-Zeitschrift »Die Wurzel« und nimmt hin und wieder als Betreuer an den vom Wurzel e.V. organisierten Schülerakademien teil. Außerdem spielt er Volleyball, setzt sich gelegentlich ans Klavier und versucht, seinen Verpflichtungen als Fan durch den Besuch Olympischer Spiele oder diverser Liga-Begegnungen im Judo (Brandenburg), Eishockey (Berlin), Basketball (Jena), Fußball (Rostock) ... nachzukommen. AKADEMIE TORGELOW (11. BIS 27. JULI 2013) Kurs 7.2 Teilchenphysik und Kosmologie Auf den ersten Blick scheinen Kosmologie und Teilchenphysik (genauere Betrachtung von Elementarteilchen wie Quarks, Bosonen) in entgegengesetzte Richtungen zu zeigen. Während man im Rahmen der Kosmologie in die Ferne zu schauen scheint, blickt man mit der Teilchenphysik auf möglichst kleine Strukturen. Blickt man genauer hin, stellt sich heraus, dass diese zwei Bereiche der Physik eng zusammenhängen. Dies sieht man beispielsweise an den Vorgängen in Sternen und am Urknall. In der Natur gibt es Gesetze der Physik, die sich bei Verschiebungen in Raum und Zeit, Drehungen um eine Achse und Transformationen in gewissen Bezugssystemen nicht verändern, d.h. es existieren symmetrische Strukturen. Zur Beschreibung der Natur benötigen wir vier Grundkräfte, die elektromagnetische, die schwache und die starke Wechsel- wirkung sowie die Gravitation. Um die Gravitation genauer zu durchblicken, ist zunächst ein Verständnis für die spezielle und die allgemeine Relativitätstheorie zu erlangen. Für die übrigen drei Wechselwirkungen benötigt man Kenntnisse der Feldtheorie. Die Schönheit der Natur zeigt sich in der Schönheit der Mathematik, daher müssen Einblicke in verschiedene Bereiche der Mathematik erarbeitet werden, die über das in Schulen vermittelte Wissen deutlich hinausgehen. In Verbindung zur Relativitätstheorie beschäftigt man sich mit der Riemannschen Geometrie und Differenzialgleichungen. Bei der Untersuchung der Quantenmechanik und der Feldtheorie spielen Differenzialgleichungen, mehrdimensionale Differenzial- und Integralrechnung sowie die komplexe Analysis wichtige Rollen. Komplexe Zahlen finden auch in der Quantenmechanik in linearer Algebra Anwendung. Im weiteren Verlauf zeigen sich bei den Symmetrien der Teilchenphysik Gruppen und Graphen, mit denen eine Brücke von der Analysis zur Algebra geschaffen wird. Im Kurs findet ein Wechselspiel zwischen Theorie und Praxis statt. Der praktische Teil spiegelt sich in lokal durchgeführten Experimenten sowie in Analysen von Daten vom CERN (European Organization for Nuclear Research) in Genf in der Schweiz und Auger bei Malargue in Argentinien wieder. Kursleitung Christoph Neugebauer (Jg. 1978) studierte von 1998 bis 2002 Lehramt für die Fächer Mathematik und Physik in Paderborn. Anschließend arbeitete er dort in der Arbeitsgruppe Didaktik der Physik, in der er 2006 zum Thema »Lernen mit Simulationen und der Einfluss auf das Problemlösen in Physik« promovierte. Nach seinem Referendariat von 2006 bis 2007 war er Lehrer für Mathematik und Physik am OstendorfGymnasium Lippstadt (Westfalen). Seit August 2011 war Christoph mit einer halben Stelle an die Universität Münster abgeordnet, wo er seit Februar 2013 mit einer vollen Stelle als Studienrat im Hochschuldienst in der Arbeitsgruppe Didaktik der Mathematik eingestellt ist. Seit drei Jahren arbeitet er mit dem Duden Paetec Verlag (Cornelsen) an neuen Lehrbüchern (»Selbstverständlich Physik«) für die Oberstufe. In seiner Freizeit nutzt Christoph jede freie Minute, um sich dem Laufen hinzugeben. Hannes Stoppel (Jg. 1966) studierte von 1988 bis 1993 Mathematik und Physik in Düsseldorf. Nach seinem anschließenden Referendariat und Tätigkeiten von 1993 bis 1999 im Bereich Mathematik an der Uni Düsseldorf arbeitete er von 2000 bis 2001 als Mathematiker in der Wirtschaft. Vom Jahr 2001 bis zu Beginn des Jahres 2013 war er Lehrer für Mathematik, Physik und Informatik am Max-Planck-Gymnasium in Gelsenkirchen. Seit August 2012 ist Hannes in das Institut der Didaktik der Mathematik und Informatik an der Uni Münster abgeordnet. Neben seiner Lehre leitet Hannes seit 2001 jährlich Schülerteams bei Jugend forscht oder Intel Leibniz Challenge und Arbeitsgruppen der Schülerakademie der Bezirksregierung Münster für die Jahrgangsstufen 6 und 13. Im Jahr 2012 gab er einen Kurs in der DSA. Ferner gibt er häufig Workshops in Mathematik für Lehrerinnen und Lehrer. Hannes schrieb im Jahr 1997 zusammen mit Birgit Griese das »Übungsbuch zur Linearen Algebra«. Im Jahr 2000 verfasste er das Buch »Mathematik anschaulich«, und im Jahr 2010 entstand das Arbeitsheft »Stochastik und Statistik«. In der Freizeit spielt Hannes in zwei Trios Jazz und Rockmusik am Schlagzeug. –– 67 AKADEMIE TORGELOW (11. BIS 27. JULI 2013) Kurs 7.3 Unsere Welt wird größer Planeten bei anderen Sternen Extrasolare Planeten (kurz: Exoplaneten) sind schon seit Die meisten extrasolaren Planeten wurden bisher auf indietlichen Jahren nicht mehr nur Science Fiction; mehr als rektem Wege nachgewiesen. Eine der angewendeten Me800 wurden bisher nachgewiesen thoden (Transitbeo(siehe http://exoplanet.eu/). Erst bachtung) gestattet Zur Teilnahme am Kurs werden erwartet: mathematisch-naturkürzlich (Okt. 2012) gelang die im nächsten Schritt, wissenschaftliches Interesse, Lust an Beobachtung und Experiment, Entdeckung des uns bisher nächdie PlanetenatmoTag- und Nachtaktivität, Fähigkeit und Wille zur Kommunikation sten Exoplaneten im Dreifachsternsphären zu erkunund zum selbständigen Wissenserwerb, Spaß am verständlich system von Alpha Centauri (siehe den. Wenn wir in Machen und Weitergeben von Kenntnissen. Bild). Mittlerweile schätzen die fernerer Zukunft Astronomen, dass es viele Milliarden Planeten im Milchdabei einmal auf Ozon stoßen, dann wäre die Sensation straßensystem gibt. perfekt. Die Exoplanetenforschug stellt eines der spannendsten und nachgefragtesten Arbeitsgebiete der Astronomie dar. Mit der Suche und Erforschung von Planeten bei anderen Sternen nähern sich die Astronomen schließlich einer Frage, die für uns Menschen von fundamentaler Bedeutung ist: Gibt es Leben außerhalb der Erde? Im Astronomiekurs wird man sich zunächst mit der Methodik des Entdeckens auseinandersetzen. Es beginnt mit einfachen anschaulichen Modellen und Experimenten und geht bis zur forschungsnahen Modellierung mit Hilfe des Computers, um damit die Methodik der Planetensuche nachvollziehbar werden zu lassen. Verschiedene Arten von Exoplaneten sind kennenzulernen und es wird die Frage beantwortet, ob sich einige von ihnen in der habitablen Künstlerische Darstellung des 2012 entdeckten bisher nächsten Exoplaneten im Dreifachsystem des Sterns Alpha Centauri. Der Planet besitzt etwa eine Erdmasse. (Quelle: http://www.eso.org/public/images/eso1241b/, Autor: ESO/L. Calçada/N. Risinger (skysurvey.org)). Zone befinden. Es wird geklärt, wie die Astronomen versuchen, die Atmosphärenbestandteile einiger Exoplaneten herauszufinden. Natürlich interessiert auch der Gang der Dinge, d.h. die Wissenschaftsgeschichte der Exoplanetenforschung, und man wird etwas über die »PlanetensucherObservatorien« und ihre Technik erfahren. Nicht zu vergessen ist das an den Himmel Schauen, um einige mit bloßem Auge erkennbare Sterne zu sehen, die von nachgewiesenen Planeten umlaufen werden. Kursleitung Elena Sellentin (Jg. 1988) zog 2007 entschlossen ein Studium der Physik im Bachelor- und Mastersystem einem Diplomstudium vor. Von 2007 bis 2012 genoss sie ihre Entscheidung an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, und benutzte die großzügigen Wahlmöglichkeiten ihres Studiensystems, um sich in Astronomie zu spezialisieren. 2010 schrieb sie ihre Bachelorarbeit über Galaxienhaufen, in der sie Daten des Chandra-Röntgensatelliten auswertete. 2012 schloss sie ihr Studium mit dem Master of Science auf dem Gebiet der Planetenentstehung ab und beginnt 2013 die Promotion in der Kosmologie. Neben ihrem Studium arbeitet sie am Haus der Astronomie und für die Heidelberger Astronomieschule e.V. Ihre Freizeit verbringt sie im Sportverein oder mit Vorbereitungen für ihre Reise in den Iran. 68 –– Olaf Fischer (Jg. 1958) studierte von 1982 bis 1987 Physik und Astronomie an der FriedrichSchiller-Universität Jena (Abschluss: Diplomlehrer). Nach kurzer Lehrertätigkeit an einer Leipziger Schule für mathematisch-naturwissenschaftlich stark interessierte Schüler bot sich ihm die Möglichkeit zur Promotion in der Astrophysik an der Jenaer Universitäts-Sternwarte. Als Astronom tätig war er außer in Jena auch an den astronomischen Max-Planck-Instituten in Heidelberg und Bonn. Von 1997 bis 2003 habilitierte er sich dann im Bereich Physik- und Astronomie-Didaktik an der Universität Jena. Seine Mittlerrolle zwischen astronomischer Wissenschaft und ihrer Lehre setzte er erst an der Sonneberger Sternwarte und ab 2005 im Rahmen des Projektes »Wissenschaft in die Schulen!« in Heidelberg fort. Seit 2010 arbeitet er im Haus der Astronomie, einer deutschlandweit einmaligen Einrichtung der Max-Planck-Gesellschaft zur Popularisierung und Vermittlung astronomischer Forschung in Heidelberg, mit. In seiner Freizeit versucht er sich mit Freude im Inlineskaten. AKADEMIE TORGELOW (11. BIS 27. JULI 2013) Kurs 7.4 Wie kommt das Schwein in die Steckdose? Euer Projekt: Auslegung einer Biogasanlage Biogas (eine Mischung aus Methan und Kohlendioxid) ist Verwertungs-Möglichkeiten von Biogas aufgezeigt und insein bereits seit Jahrhunderten vom Menschen genutzter besondere die verschiedenen Verfahren zur Aufbereitung Energieträger. Die Herstellung erfolgt traditionell aus tievon Biogas auf Erdgas-Qualität miteinander verglichen. rischen Abfällen wie Schweinegülle oder Kuhmist oder pflanzlichen Stärkequellen wie Mais oder Getreide. Dank Bei der verfahrenstechnischen Auslegung der Anlagender sehr vielseitigen mikrobiologischen Kulturen lassen komponenten kann eine professionelle Software zur Besich aber zum Beispiel auch Schlachtabfälle, Bioabfälle rechnung und Simulation von Chemie-Anlagen genutzt oder vom Zoll beschlagnahmter Alkohol nutzen. Aufgrund werden. Vorwissen hierzu ist nicht erforderlich. Neben der Tatsache, dass sich die zunehmende Verknappung der der reinen rechnerischen Betrachtung existieren aber auch konventionellen Ressourcen (Erdöl, Kohle, Erdgas) mitzahlreiche ökonomische, ökologische und organisatotelfristig stark auf die industrielle rische Aspekte, die Der Schwerpunkt dieses Kurses liegt auf der Projektarbeit und der Energiegewinnung auswirken wird, nicht vernachlässigt biochemisch-technischen Betrachtung. Der Spaß am Recherchieren, werden dürfen. So kommt Biogas als Energieträger auf Basis nachwachsender Rohstoffe eine Rechnen, Planen und Organisieren steht im Vordergrund. Grundle- müssen beispielsweigende Erfahrung im Umgang mit Tabellenkalkulationen (Excel) ist stetig zunehmende Bedeutung zu. se Umweltbilanzen hilfreich aber nicht Voraussetzung. aufgestellt, MachbarIm Rahmen des Kurses wird eine keitsuntersuchungen technische Anlage zur Herstellung von Biogas geplant des Projektes durchgeführt und rechtliche Rahmenbedinund ausgelegt. Dazu müssen u.a. die biochemischen und gungen beachtet werden. Die Arbeit im Kurs wird dazu mikrobiologischen Prozesse der anaeroben Fermentation in mehrere Projektgruppen aufgeteilt, die sich jeweils mit betrachtet werden. Darüber hinaus werden die einzelnen einem bestimmten Teilschritt des Verfahrens oder einem bestimmten Fachgebiet beschäftigen. Die Arbeit in den einzelnen Teams muss anschließend teamübergreifend koordiniert werden. Regelmäßige Besprechungen des gesamten Quelle: STRABAG Umweltanlagen GmbH Kurses, Gruppenpräsentationen und Einzelreferate bilden dafür die Grundlage. Die Definition des Projektumfangs wird im Kurs getroffen und begründet, insbesondere die Auswahl eines geeigneten Substrates (Mais, Gülle, Bioabfall), wie auch die Auswahl des Verwertungsweges (Stromgewinnung, stoffliche Nutzung, Kraftstoff für PKW, …). Kursleitung Claudia Elster (Jg. 1980) studierte an der Technischen Universität Braunschweig Bioingenieurwesen. Im Rahmen Ihres Studiums absolvierte sie zwei Semester an der University of Waterloo, Ontario in Kanada. Bereits während Ihrer Diplomarbeit betreute Sie eine Pilotanlage zur Aufbereitung von Biogas auf Erdgasqualität. Seit 2008 ist sie im Bereich Bioabfallvergärung und Biogasreinigung tätig. Während Ihrer Freizeit ist sie gerne auf Ihren Inline-Skates unterwegs oder lässt sich von der Spontaneität beim Impro-Theater herausfordern. Caspar Paetz (Jg. 1980) hat es nach Koblenz (Heimat), Braunschweig und Schweden (Studium) sowie Erlangen und Südafrika (Promotion) inzwischen nach Berlin verschlagen, wo er begeistert das Großstadtleben genießt. Er arbeitet in Forschung und Entwicklung bei einer Tochter des ThyssenKrupp-Konzerns im Bereich Biokunststoffe. In seiner Freizeit beschäftigt er sich gerne mit eher ungewöhnlichen Hobbys und schleicht dann nachts durch Wälder oder kriecht durch Höhlen … oder er macht einfach Musik auf seiner Ukulele oder spielt Fußball, Volleyball oder Badminton. –– 69 AKADEMIE TORGELOW (11. BIS 27. JULI 2013) Kurs 7.5 Außenseiter und Etablierte Soziologische Beobachtungen am Rande der Gesellschaft Was verbindet Fremde und Einheimische, Hartz IV-Empfänger und die oberen Zehntausend, sowie die Sonderlinge auf dem Schulhof und die tonangebenden Cliquen? Es ist die Klammer der Außenseiter-Etablierten-Beziehung, die seit jeher die Soziologie umtreibt. So hat Norbert Elias mit einer kleinen Studie über Etablierte und Außenseiter (1960) in einer englischen Arbeitervorstadt im Detail die Entstehungsbedingungen und Konsequenzen einer solchen Konstellation nachgezeichnet. In der modernen soziologischen Theorie sind Außenseiter und Etablierte schließlich in Gestalt sozial Deklassierter (Pierre Bourdieu), blasierter Großstadtbewohner (Georg Simmel), Fremder (Alfred Schütz), Queers und Trans* (Judith Butler), Delinquenter und Ausgeschlossener (Michel Foucault) erforscht worden. Die geteilte Vermutung ist dabei, dass sich gesamtgesellschaftliche Prinzipien genau dort offenbaren lassen, wo das geschieht, was Franz Kafka in einer Erzählung an der Gemeinschaft von fünf Freunden so beschrieben hat: »[E]s wäre ein friedliches Leben, wenn sich nicht immerfort ein sechster einmischen würde. Er tut uns Kursleitung nichts, aber er ist uns lästig, das ist genug getan; warum drängt er sich ein, wo man ihn nicht haben will?« (Franz Kafka, Erzählungen aus dem Nachlass (1904–1924): Gemeinschaft.) Mit unterschiedlichen soziologischen und politikwissenschaftlichen Theorieperspektiven ist die Frage zu stellen, wie es dazu kommt, dass sich Gesellschaften und Gemeinschaften immer wieder in Außenseiter Denn sowohl im »kleinen« privaten Alltag und Etablierte aufspalals auch angesichts »großer« öffentlich deten. Welche Formen battierter Themen begegnen einem stets Prodieser Beziehung gibt es bleme des Dazugehörens, des Andersseins, und auf welche sozialen Street_Art in Shoreditch, London, Foto von Privat der Aus- oder Abgrenzung und des Konflikts Mechanismen sind sie mit Normen oder fremden Erwartungen – sei es als Punk, zurückzuführen? Wie sieht die Wirklichkeit am Rand und Emo, Hipster, als »Bürgerin mit Migrationshintergrund« in der Mitte der Gesellschaft aus und handelt es sich wirkoder angesichts umstrittener Begriffe wie »Elite«, »Genelich um ein und dieselbe Realität? Schließlich wird auch ration Praktikum« oder der Furcht, »Deutschland schaffe hinterfragt, wozu diese Unterscheidung wissenschaftlich sich ab«. und in öffentlichen Diskussionen dient und ob sie noch Sinn macht. Lukas Becht (Jg. 1986) studierte in Freiburg und Warschau Wissenschaftliche Politik, Soziologie und Philosophie. Gerade beschäftigt ihn seine Doktorarbeit zur Zukunftssemantik in der Politik, für die es ihn nach München verschlagen hat. Von dort pendelt er aber regelmäßig nach Polen, um seine Liebe zur polnischen Sprache zu pflegen, die sich im Laufe des Studiums und einer Tätigkeit am Sejm, dem polnischen Parlament, entwickelte. Darüber hinaus ist er als Langstreckenläufer aktiv, hätte aber gerne mehr Zeit für schöne Literatur und sein Schlagzeug. 70 –– Dazu werden neben wissenschaftlichen und literarischen Texten auch historische und biographische Quellen, Interviews, Comics, Bilder und Filme gemeinsam analysiert. Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden deshalb sowohl Neugier und Lust auf anspruchsvolle theoretische Lektüre als auch offene Augen für die sie umgebende soziale Wirklichkeit erwartet. Die Faszination für einen durch soziologisches und politisches Denken geschulten analytischen Blick auf die Alltagswirklichkeit darf und soll sich im Laufe des Kurses noch entwickeln. Mario Schulze (Jg. 1986) lebt in Berlin und studierte in Leipzig Kulturwissenschaften, Soziologie und Philosophie. Gegenwärtig schreibt er an der Universität Zürich eine Doktorarbeit zum Verhältnis von Menschen und Dingen im Museum. Seine Leidenschaft für Ausstellungen entdeckte er bei der Arbeit an Museen und Archiven in San Francisco, USA, Basel, Schweiz, Leipzig und London, Großbritannien. Er dokumentiert seine Museumsbesuche wöchentlich auf einem Blog. Auch seine Hobbys erinnern an Tourismus: Seien es Rennradfahrten in der sächsisch-brandenburgischen Provinz oder Architekturtouren zu den Stätten der Postmoderne in Berlin und Umgebung. AKADEMIE TORGELOW (11. BIS 27. JULI 2013) Kurs 7.6 Ein Sommernachtstraum »A midsummer night's dream«, um 1595 anlässlich einer Aristokratenhochzeit in London geschrieben und am englischen Hof uraufgeführt, ist eines der meist gespielten und bekanntesten Stücke von William Shakespeare. Shakespeare stellt in seiner Komödie auf einzigartige Weise einen Kosmos dar, in dem die größten Gegensätze aufeinandertreffen und sich letztendlich vereinen: Die Stadt und der Wald – der Tag und die Nacht – die Ratio und das Irrationale – das Bewusste und das Unterbewusste – die Welt des Hofes und die Welt der Feen und Elfen – Handwerker und Liebende. Dieses von ihm erschaffene höchst komplexe Welt-Theater hat seit seiner Entstehung unzählige andere Künstler zu Musik, Opern, anderen Theaterstücken und Filmen inspiriert. Der Kurs beschäftigt sich in seiner Fragestellung mit den Alleinstellungsmerkmalen des »Sommernachtstraums« und in diesem Zusammenhang mit der Frage der Umsetzung für die Bühne. Die Arbeit an diesem Werk wird sich auf drei Ebenen bewegen: Die erste Ebene beschäftigt sich dramaturgisch mit dem Originaltext und seinen zahlreichen Übersetzungen. Zu welcher Zeit sind diese entstanden? Auf welche Art spiegelt sich in der Sprache der Übersetzungen der Zeitgeist ihrer jeweiligen Epoche? Und welchen Aspekt des Sommernachtstraums hat der jeweilige Autor zu seiner Zeit besonders hervorgehoben? Schwerpunkt dieses Themenbereichs ist die Sensibilisierung der Teilnehmenden für Sprache und Sprachmelodie. An zweiter Stelle steht der dramaturgische Aufbau des Stückes und der Figuren: Wie komponiert Shakespeare die Abfolge seiner Szenen? Wie verknüpft er einzelne Stränge der Komödie miteinander? Und wie lässt sich vom Text auf die Figur schließen? In Kleingruppen lernen die Teilnehmenden, eine Rolle zu analysieren und sie im Gesamtzusammenhang des Werkes zu erkennen: Wer ist dieser Mensch? Wo befindet er sich? Was will er erreichen? Wie fühlt er sich in diesem Augenblick? Woher kam er? Wohin will er gehen? Ziel dieser Fragestellungen ist es, die Kompetenz zu vermitteln, ein Theaterstück in Aufbau und Struktur schnell erfassen und den dramaturgischen Aufbau einer Figur analysieren zu können. Aus den erarbeiteten Grundlagen dieser zwei Themenblöcke gestaltet sich die dritte Ebene der Arbeit: Nach Recherche und Analyse geht es darum, die Ideenwelt des Autors und der Epoche sinnlich zu begreifen und kreativ umzusetzen: Was MEINT Shakespeare mit dem, was er schreibt? Welche Sprache, welche Worte, welchen kreativen Ausdruck wählen wir heute, um Shakespeare lebendig zu machen? Das Nebeneinander der zahlreichen Ebenen in Shakespeares Komödie gibt gerade durch ihre eher lose Verknüpfung die Möglichkeit, im Spiel, in Musik und in Bildern eine eigene und einzigartige Version des Sommernachtstraums zu finden und zu zeigen. Torgelow 2013 – ein Sommernachtstraum: Wir erleben die Vergangenheit und träumen die Zukunft. Kursleitung Dagmar Pischel (Jg.1966) studierte Musiktheater-Regie an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Nach dem Studium lebte sie zehn Jahre in Brüssel und arbeitete als Regisseurin und Spielleiterin an internationalen Opernhäusern (Brüssel, Paris, Barcelona etc.) und für Festivals (Aix-en-Provence, Wiener Festwochen u.a.). Daneben war sie Dozentin für szenischen Unterricht am Conservatoire de Musique de Bruxelles, Belgien. Seit 2005 ist sie zurück in Deutschland und arbeitet freiberuflich als Musik-und Theaterpädagogin. Wenn sie nicht gerade im Theater sitzt oder Musik macht, ist sie am Meer, im Wald, oder lernt mit Begeisterung Hebräisch. Henning Stoll (Jg.1967) entdeckte über eine klassische Ausbildung zum Fagottisten an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg seine Liebe für Theatermusik. Seit 1990 ist er in über 50 Inszenierungen zunächst als Fagottist und Bratscher zu hören. Mittlerweile kann er sich Multiinstrumentalist nennen, begann nebenbei zu komponieren und Arrangements für unterschiedlichste Ensembles anzufertigen. In Schauspielproduktionen übernahm er die musikalische Leitung. Er schrieb und produzierte Musiken für die »Sendung mit der Maus« und diverse Hörbücher der Hörcompany (u.a. »Die Königin der Farben«). Es heißt, er spiele weder Flöte noch Gitarre und mache keinen Jazz. Dafür aber fast alles andere! In seiner Freizeit trifft man ihn auf Inlineskates oder dem Fahrrad, wenn er nicht gerade köchelnd am Herd steht. –– 71 MULTINATIONALE AKADEMIE TORGELOW (1. BIS 17. AUGUST 2013) Multinationale Akademie Torgelow Internatsgymnasium Schloss Torgelow Fortsetzung von Seite 64: Im Oktober 2006 wurde ein weiterer Neubau eröffnet, der u.a. mit einer neuen Bibliothek, einem großen naturwissenschaftlichen Labor, neuen Projekträumen sowie einem komfortabel eingerichteten Vortragssaal die schulische Qualität noch weiter verbessert hat. Im Nachmittagsbereich finden wöchentlich über 70 Projekte statt. Angebote, wie die Sporthalle und ein Sportplatz, der Tennisplatz, ein umfangreich ausgestattetes Fitnessstudio und vieles mehr, nehmen die Schülerinnen und Schüler regelmäßig in Anspruch. Auf dem Internatsgelände wohnen die Schüler sowohl im Schloss als auch in anderen modern eingerichteten Gebäuden. Die Unterbringung erfolgt in der Regel in Zweibettzimmern. Die Vollverpflegung erfolgt in der internatseigenen Mensa, in der die Speisen durch ein eigenes Küchenteam frisch zubereitet werden. 72 –– MULTINATIONALE AKADEMIE TORGELOW (1. BIS 17. AUGUST 2013) Schloss Torgelow Schlossstr. 1 17192 Torgelow am See (Waren) www.schlosstorgelow.de Programm T.1 T.2 T.3 T.4 Akademieleitung Differenzialgeometrie Künstliches Leben The Story of Stuff Ausstellungen machen! Jonas Büchel (Jg. 1965) ist glücklich verheiratet und lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Lettland. Er studierte an der Fachhochschule Dortmund audiovisuelle Gestaltung und an der Evangelischen Fachhochschule RheinlandWestfalen-Lippe sowie der Alice-Salomon Hochschule Berlin Soziale Arbeit. Außerdem wurde er während einer berufsbegleitenden Weiterbildung zum Kulturund Eventmanager ausgebildet. Mit Integrierter Mediation befasste er sich im Rahmen einer Ausbildung und Zusatzqualifikation des juristischen und psychologischen deutsch-lettischen Interreg-Programmes in Riga. Jahrelang arbeitete er als Sozialarbeiter in der Berufsbildung im Kontext der Jugendarbeit, v.a. mit sozial benachteiligten Zielgruppen in Berlin. In den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens, in Deutschland und dem Baltikum wirkt er als Hochschulmanager und entwickelt neue Studiengänge. Heute leitet er in Riga ein Institut für Urbanistik und ist freiberuflicher Stadtentwickler und Sozialplaner. Lucas Wotzka (Jg. 1994) kennt Torgelow von seiner Teilnahme bei der Multinationalen Akademie 2012, wo Akademieleiter Jonas Büchel einer seiner Kursleiter war, den er im vergangenen Jahr in Riga besuchte. Lucas macht dieses Jahr sein Abitur in Bergisch Gladbach und ist hinsichtlich seiner Zukunftspläne noch unentschlossen, würde aber gerne wieder Zeit im Ausland verbringen. Seine Freizeit verbringt er als Sportbegeisterter zu einem großen Teil als Basketballspieler und Jugendtrainer, aber auch am Saxophon – der Jazz hat es ihm angetan. Seit kurzem versucht er sich nun auch als Schauspieler. Leitung kursübergreifende Musik Katharina Gärtner (Jg. 1987) studiert Schulmusik und Klavierpädagogik an der Hochschule für Musik Detmold. Ein Schwerpunkt nimmt dabei die Chorleitung und Teilnahme in den Hochschulchören sowohl im »klassischen« als auch »populären« Bereich ein. Zusätzlich studiert sie Schlagzeug und Percussion, womit sie sich jedes Semester einer neuen Stilrichtung von Irish-Folk über Tango bis bulgarischer Folklore zuwendet. Coachings und Konzerte führten sie bereits nach Istanbul, Türkei, New York City, USA, und Jerusalem. ½ȱ ½ (Jg. 1991) kommt aus Kaunas, Litauen, und stu- diert seit drei Jahren Medizin in ihrer Heimatstadt. Obwohl das Studium nicht so viel Raum für Lieblingstätigkeiten lässt, lenkt sie sich gerne beim Klavierspielen ab. Sie ist ein häufiger Gast in Deutschland. Die Anlässe für ihre Besuche variieren von Austauschprogrammen bis zu Multinationalen SchülerAkademien. Ihre erste Akademie war in Torgelow, an der sie im Jahr 2009 teilnahm. Später war sie noch bei zwei SchülerAkademien dabei, diese Male aber bereits als Akademieleitungsassistentin (Schulpforte 2011 und Torgelow 2012). Dieses Jahr kehrt sie wieder voll Freude nach Torgelow zurück und wartet neugierig auf die spannende Zeit in der SchülerAkademie! –– 73 MULTINATIONALE AKADEMIE TORGELOW (1. BIS 17. AUGUST 2013) Kurs T.1 Differenzialgeometrie Im 19. Jahrhundert entwickelten die Mathematiker Carl Friedrich Gauß, Bernhard Riemann und andere die Differenzialgeometrie. Dieser Bereich der Mathematik beschreibt die Eigenschaften von Kurven und gekrümmten Flächen. Im dreidimensionalen Anschauungsraum lassen sich einfache und alltägliche Anwendungen konstruieren und daran interessante Fragen untersuchen: – Wie lässt sich eine kugelförmige Erde möglichst gut auf einer ebenen Karte darstellen? – Haben zwei Länder, die auf der Karte gleich groß sind, auch in Wirklichkeit die gleiche Fläche? – Kann ein Seefahrer die Winkel, die er auf der Karte abliest ohne Weiteres zur Navigation verwenden? – Was haben Kühltürme von Kraftwerken mit Seifenblasen gemeinsam? – Wie findet man bei einer Wanderung im Gebirge die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten? Im Kurs werden diese Fragen auf mathematische Art beantwortet. Dabei wird geklärt, wie eine Metrik erlaubt, Abstände und Winkel zu berechnen und warum ein Zylinder nicht gekrümmt ist, eine Kugel jedoch schon. Bei der Untersuchung von kürzesten und geradestmöglichen Ver- bindungen wird einem der Begriff der Geodäte begegnen, was sich im Höherdimensionalen zu Flächen minimaler Krümmung – kurz Minimialflächen – verallgemeinert, wie sie auch in der Natur auftreten. Dieser anschauliche Zugang wird um eine formal-mathematische Herangehensweise ergänzt. Darstellung der gekrümmten Raumzeit in der Umgebung eines Sterns trischen Konzepte anwenden lassen, um die Gravitation zu Die dabei erarbeiteten KonGrundkenntnisse der Differenzial- und Integralrechnung beschreiben. Diese Idee wird zepte werden abstrahiert (insbesondere Ableiten) sind unabdingbar. Vorkenntnisse konkret am Beispiel eines und auf höherdimensionale der Vektorrechnung sind von Vorteil aber nicht zwingend Raumes erarbeitet, der die UmRäume verallgemeinert, die erforderlich. Bereitschaft zum Durcharbeiten eines Vorbegebung einer symmetrischen, der Vorstellung schwieriger reitungsskripts wird erwartet. kugelförmigen Masse beschreibt zugänglich sind. Ein besonund sich somit auf unsere Erde, deres Beispiel für einen solSterne und schwarze Löcher anwenden lässt. chen Raum ist der Minkowski-Raum, der in der Physik zur Beschreibung der Effekte der speziellen Relativitätstheorie Wer schon vorab seine geometrische Anschauung auf die dient. Dies ermöglicht, die aus der Populärwissenschaft beProbe stellen will, dem sei die Lektüre eines Klassikers kannten, kontraintuitiven Konzepte, wie Zeitdilatation oder aus der englischsprachigen Welt, der natürlich auch auf Längenkontraktion, mathematisch exakt zu behandeln. Deutsch erhältlich ist, empfohlen: das Werk von Edwin AbDabei klärt sich auch das vielfach bekannte Zwillingsparabott Abbott, »Flatland. A Romance of Many Dimensions«. doxon auf. Zum Abschluss des Kurses geht es um kompliziertere Räume, wie sie in Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie auftreten. Dabei wird man feststellen, wie sich die geome- Kursleitung Maximilian Totzauer (Jg. 1989) studiert an der Technischen Universität München im Masterstudiengang Kern-, Teilchen- und Astrophysik. Ab April schreibt er seine Masterarbeit im Bereich der theoretischen Astroteilchenphysik. Er war 2007 selbst Teilnehmer der Deutschen SchülerAkademie in Hilden zum Thema Experimentalphysik, wo seine Entscheidung, Physik zu studieren, fiel. Seine Freizeit verbringt er gerne in den Bergen, in der Küche und auf dem Motorrad. 74 –– Philipp Höffer v. Loewenfeld (Jg. 1978) studierte an der Technischen Universität München (TUM) Allgemeine Physik. Nach einer Diplomarbeit am Albert-EinsteinInstitut in Potsdam im Bereich der Allgemeinen Relativitätstheorie beschäftigte er sich an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit Stringtheorie-inspirierter Kosmologie. Jetzt ist er als Referent des Studiendekans wieder an der TUM und bemüht sich, die Studienbedingungen für Physikstudierende zu verbessern. In seiner Freizeit fährt er gern Fahrrad oder betätigt sich als Zuckerbäcker. MULTINATIONALE AKADEMIE TORGELOW (1. BIS 17. AUGUST 2013) Kurs T.2 Künstliches Leben Leben wie es sein könnte »Künstliches Leben« (KL, engl. Artificial Life) beschreibt ein wissenschaftliches Feld, in dem Leben und lebensähnliche Systeme durch Simulation am Computer, biochemische Experimente oder Robotik erforscht werden. Die Faszination künstlichen Lebens ist alt und wurde literarisch schon in den griechischen Mythen verarbeitet, wie zum Beispiel denen des Hephaistos, der sich künstliche Dienerinnen schmiedete. Automaten und Maschinen in Menschen- und Tierform, wie zum Beispiel die künstliche Ente von Jacques de Vaucanson, kamen im 18. Jahrhundert dazu. Das moderne Feld des künstlichen Lebens hat mit diesen historischen Ansätzen allerdings wenig gemein und sich erst in den späten 1970er Jahren entwickelt. Der Begriff Artifical Life wurde das erste Mal 1986 von Christopher Langton benutzt, der auch das Motto »Nicht leben wie es ist, sondern Leben wie es sein könnte« prägte. Inspiriert von den Fortschritten im Verstehen komplexer Systeme in der Physik und Biologie als auch den Möglichkeiten der Computersimulationen, wird hier nicht mehr Leben, wie es in der Natur vorkommt, betrachtet, in der Natur beschäftigen. Ausgehend sondern lebensähnliche Systeme werdavon werden einige Beispiele künstden auf dem Computer simuliert und licher Systeme, wie zum Beispiel Tierra, untersucht. Künstliches Leben kann auf breve oder Langton’s Loops basierend verschiedenen Ebenen betrachtet werauf zellulären Automaten, in den Blick den, so spielen chemische Prozesse eine genommen. Dabei wird der Kurs sich wichtige Rolle, die zum eigenen Teilbemit den Themen Selbstreplikation und reich der künstlichen Chemie führen. künstliche Evolution weiter beschäftiAber auch Kognition und Bewusstsein gen. Hier allerdings nicht mehr so sehr spielen auf höherer Ebene eine wichtige in Verbindung zu biologischen VorgänRolle und bieten Berührungspunkte zu gen sondern als abstrakte Konzepte. den Neurowissenschaften. Der KursinNeben dem theoretischen Anteil werden halt konzentriert sich hauptsächlich auf Langton’s Loop (Quelle: erstellt mit Golly CA Simulator) auch eigene Simulationen am Computer den Bereich der Computersimulation durchgeführt und die simulierten Systeme untersucht. von künstlichem Leben, die thematisch dazwischen einzuordnen ist. Die Schwerpunkte des Kurses liegen im naturwissenschaftlichen Bereich, sowie der Informatik und Mathematik. Es Um Leben oder lebensähnliche Systeme zu untersuchen und werden jedoch keine speziellen Vorkenntnisse erwartet, die zu modellieren, wird zuallererst eine Definition benötigt, was benötigten Grundlagen werden im Kurs vermittelt. Die TeilLeben, lebensähnlich oder lebendig eigentlich bedeutet. Dinehmenden sollten die Bereitschaft mitbringen im Vorfeld des es ist eine zentrale Frage, die im Kurs diskutiert wird. Dazu Kurses einen Vortrag zum Thema vorzubereiten und sich mit werden sich die Teilnehmenden zu Beginn mit Themen wie Quellen in englischer Sprache auseinanderzusetzen. Stoffwechsel (Metabolismus), Selbstreplikation, Evolution oder Informationsverarbeitung am Beispiel von realem Leben Kursleitung Christoph Salge (Jg. 1982) studierte an der Technischen Universität Braun- schweig Informatik mit dem Nebenfach Psychologie. Seit fünf Jahren lebt er in England, wo er an der University of Hertfordshire mit dem Thema »Informationstheoretische Modelle sozialer Interaktion« promovierte. Inzwischen forscht er dort als Research Fellow im Bereich »Kognitive Robotik«. In seiner Freizeit ist er begeisterter Rollen-, Computer- und Brettspieler. Dies ist die zweite Akademie, in der Christoph gemeinsam mit Malte einen Kurs leitet. Malte Harder (Jg. 1986) studierte Mathematik in seiner Heimatstadt Bremen und in Warwick, Großbritannien. Zur Zeit lebt er wieder in Bremen und schreibt seine Dissertation im Bereich Künstliches Leben und Informationstheorie an der University of Hertfordshire, Großbritannien. In seiner Freizeit klettert er gerne und ist leidenschaftlicher Brett- und Kartenspieler. Daneben ist er begeistert von Fotografie, auch wenn er sich dafür zu selten Zeit nimmt. Dies ist für ihn das zweite Mal, dass er gemeinsam mit Christoph einen Kurs leitet. Als Teilnehmer war Malte schon 2004 einmal bei der SchülerAkademie dabei. –– 75 MULTINATIONALE AKADEMIE TORGELOW (1. BIS 17. AUGUST 2013) Kurs T.3 The Story of Stuff Schon beim Frühstück geht es rund: Kaffee aus Brasilien, Tee aus Kenia, Bananen aus Indien und Haferflocken aus ... ja woher eigentlich? Woher kommen die Dinge in meiner Welt? Und welche Welten kennen diese Dinge? Auf welchen Wegen und Gefährten sind sie gereist? Wer hat sie in der Hand gehalten, gespült, zusammengenäht, geröstet? Welche Orte haben sie hinter sich gelassen? Und wohin reisen ihre Überreste, wenn ich sie in den Abfall werfe? In diesem Kurs wird unser eigenes Konsumverhalten unter die Lupe genommen und dessen globale und lokale Auswirkungen werden exemplarisch betrachtet. Markteffizienz, neoliberale Wirtschaftspolitik und Welthandel haben einerseits für Wohlstand und Sicherheit in einigen Teilen der Welt gesorgt, andererseits sieht sich ein Großteil der Weltbevölkerung mit gegenteiligen Lebensumständen konfrontiert. Was sind die Ursprünge und fortlaufenden Gründe für diese ungleichen wirtschaftlichen Entwicklungen? Und warum hängt wirtschaftliche Entwicklung mit dem Klimawandel und anderen Umweltproblemen zusammen? Klassiker der Wirtschaftstheorie werden den Teilnehmenden zur Seite stehen. Sie werden Erklärungsansätze dafür bieten, warum die Welt so aussieht, wie sie aussieht. Denn als Adam Smith 1776 in »Der Wohlstand der Nationen« von der unsichtbaren Hand und dezentralen Märkten schrieb, ahnte er nicht, wie langfristig diese Ideen wirtschaftliches Handeln und Denken – noch bis ins 21. Jahrhundert hinein – beeinflussen würden. Corporate Social Responsibility, Social Business, Upcycling und Cradle to Cradle verbergen sich gelebte Alternativen. Einige davon werden genauer untersucht, insbesondere unter dem Nachhaltigkeitsgedanken – denn unsere Welt ist weder schwarz-weiß noch statisch. Sie verändert sich ständig. Der Kurs lädt zu einer Reise ein, um globale Zusammenhänge und lokale Handlungsspielräume zu erkunden. Kreative Köpfe sind die treibende Kraft auf dieser Reise. Nicht nur aus der Vergangenheit, sondern auch aus der Gegenwart und sogar der Zukunft kann man lernen. Es gibt zahlreiche Ideen von alternativen Wirtschafts- und Lebensmodellen, die fortlaufend diskutiert und weiterentwickelt werden und sich in sozialen Bewegungen manifestieren. Hinter Fair Trade, BuenVivir (Sumak Kawsay), De-growth, Kursleitung Anne Schollmeyer (Jg. 1983) studierte Europawissenschaften, Afrikawissenschaften und Sozial Development Studies in Maastricht, Niederlande, Rom, Italien, Berlin und Brighton, Großbritannien. In den letzten vier Jahren bereitete sie als freiberufliche Trainerin für Globales Lernen zahlreiche Auslandspraktika und Freiwilligenjahre vor und nach. Derzeit lebt sie in Berlin und strickt an einem Konzept, um »Scheitern« diskursiv wie praktisch in ein anderes Licht zu rücken. Außerdem ist sie Mitgründerin des Online-Marktplatzes Fairnopoly – und in Torgelow wird sie wissen, ob es eventuell sogar eine Synergie zwischen diesen beiden Tätigkeiten gibt. Anne freut sich mit und auf Nora auf ein weiteres Mal in Torgelow! 76 –– Nora Hofstetter (Jg. 1987) studiert nachhaltige Entwicklung im Masterstudiengang an der Universität Basel, Schweiz. Nach ihrem Bachelorstudium in Sozialwissenschaften an der Jacobs University Bremen arbeitete sie in verschiedenen Eigenschaften im Bereich Corporate Social and Ecological Responsibility, zuletzt bei einer ghanaischen Nichtregierungsorganisation (NGO) im Rahmen des ASA-Programms (Entwicklungspolitische Lernwerkstatt). Wie viel Spaß Kursleitung macht, hat sie vor drei Jahren als Kursleiterin bei der JuniorAkademie Meisenheim entdeckt. Sie freut sich, nach letztem Jahr nun zum zweiten Mal bei der Multinationalen Akademie Torgelow dabei zu sein. Nora mag Menschen und Essen. MULTINATIONALE AKADEMIE TORGELOW (1. BIS 17. AUGUST 2013) Kurs T.4 Ausstellungen machen! Von Dingen in Museen Als Kultureinrichtung ist das Museum ein Zwitterwesen: Es entstand zum einen aus den vormodernen adeligen Sammlungen, die oft den Grundstock an Objekten für heutige Museen bilden. In diesen Sammlungen wurde das aufbewahrt, was als »kurios« und welterklärend galt. Zum anderen bekam das Museum mit der französischen Revolution einen öffentlichen Auftrag: Jetzt ging es nicht mehr nur darum, besonders interessante Dinge aufzubewahren und zu Repräsentationszwecken zu zeigen, sondern die freien Bürger sollten sich an diesem Ort bilden und über die Wahrheit aufgeklärt werden. Beides – den Anspruch aufklärerisch zu wirken und interessante Dinge zu zeigen – machen das Museum bis heute aus. Meist wird ein modernes Museum mit den Grundsätzen der ICOM, dem internationalen Museumsverband, definiert: »Sammeln – Bewahren – Ausstellen«. Die Institution soll also wichtige Kulturgüter erwerben und diese so aufbewahren, dass sie auch nachfolgenden Generationen zugänglich sind. Sowohl das Wissen über die Dinge als auch die Dinge selbst sollen der Öffentlichkeit vermittelt werden. Dies geschieht in Ausstellungen. Wer nun selbst eine Ausstellung plant und organisiert, hat schnell einige interessante Fragen: Was ist denn überhaupt ein Ding? Von welchen Dingen würden wir sagen, dass sie andere Leute und nachfolgende Generationen interessieren? Wie präsentiert man Dinge so, dass andere Menschen die nicht soviel von dem Thema wissen, verstehen, worum es geht? Wie kann man komplexe und abstrakte Sachverhalte mit Texten, Medien, Objekten oder Inszenierungen so umsetzen, dass sie allgemein verständlich sind? Wie schreibt man mit wenigen Worten einen guten Ausstellungstext? Solche Fragen will der Kurs beantworten. Mit Hilfe von Museums- und Ausstellungstheorien nähert er sich dem Phänomen Ausstellung an. Ziel des Kurses ist es gemeinsam eine eigene Ausstellung zu konzipieren, zu planen und umzusetzen. Dabei wird ein Thema in sinnvolle Einheiten unterteilt, Wissen zu einzelnen Objekten und Sachverhal- Quelle: Deutscher Museumsbund e. V. / ICOM-Deutschland (Hrsg.): Standards für Museen, 2006, S. 6. ten recherchiert und die Ergebnisse schließlich auf eine stimmige Art und Weise präsentiert. Da dieser Prozess nur bis zu einem gewissen Grad planbar ist, spielen Kreativität und Offenheit gegenüber Unvorhersehbarem eine große Rolle. Am Ende des Kurses führen die Teilnehmenden die Besucher durch ihre eigene Ausstellung. Für den Kurs sind keine besonderen Vorkenntnisse erforderlich. Er richtet sich an all diejenigen, die sich gerne im Team mit einem Thema auseinandersetzen, sich auf kreative Prozesse einlassen wollen und Spaß am Denken, Planen und Diskutieren haben. Kursleitung Franziska Jenrich (Jg. 1983) war 2002 selbst Teilnehmerin einer DSA. Sie studierte Religionswissenschaft und Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin. Gefördert durch das »Elsa-Naumann-Stipendium« arbeitet sie derzeit an ihrer Doktorarbeit im Bereich Architekturgeschichte mit einem Schwerpunkt auf Museumsarchitektur. Seit ihrem Studium arbeitet sie in verschiedenen Museen, u.a. im Deutschen Historischen Museum, im Martin Gropius Bau, im AlliiertenMuseum und im Jüdischen Museum Berlin. In ihrer Freizeit singt sie im Chor, tanzt Standard und Salsa und joggt durch Berlin. Robert Kluth (Jg. 1982) hat 2001 in Roßleben selbst an der SchülerAkademie teilgenommen und freut sich darauf, nun selbst einen Kurs zu leiten. In den zurückliegenden 11 Jahren studierte er Geschichte, Philosophie und Soziologie in Münster, Belgien und Berlin und danach absolvierte er ein Volontariat beim Deutschen Historischen Museum. Zur Zeit nennt er sich Ausstellungsmacher und jongliert verschiedene Projekte gleichzeitig. Daneben mag er Schwimmen, fährt gerne und lange Strecken mit dem Fahrrad, hört viel Musik und kauft immer wieder Bücher, die er gar nicht alle lesen kann. –– 77 MULTINATIONALE AKADEMIE WALDENBURG (25. JULI BIS 10. AUGUST 2013) Multinationale Akademie Waldenburg Europäisches Gymnasium Waldenburg Das Europäische Gymnasium Waldenburg liegt zentral im Wirtschaftsdreieck LeipzigChemnitz-Zwickau im neuen Landkreis Zwickau an der Grenze zu Thüringen und prägt maßgeblich das gesellschaftliche Leben der Städte Waldenburg, Lichtenstein, Meerane und Glauchau. Die Töpferstadt Waldenburg liegt im Tal der Zwickauer Mulde und ihre Umgebung wird geprägt durch Waldgebiete, Flussauen und die Hügellandschaft des Erzgebirgsvorlandes. Der Grünfelder Park, das Schloss der Herren von Schönburg und das Naturalienkabinett sind beliebte Ausflugsziele und prägen das historische Bild der Stadt. Der englische Landschaftspark »Grünfeld« zählt zu den bedeutendsten Werken sächsischer Gartenkunst. Auch Fahrrad- und Wanderfreunde kommen in Waldenburg auf ihre Kosten. Viele beschilderte Wege führen Natur- und Kunstinteressierte durch das Muldental. Zahlreiche Burgen, Schlösser und Museen der Umgebung laden zu Kulturgenuss und Entspannung ein. Unweit der Kirche steht das ehemalige Fürstlich Schönburgische Lehrerseminar, gestiftet 1844 von Fürst Otto Viktor I. von Schönburg-Waldenburg. Heute sind dort das 1994 in freier Trägerschaft gegründete Europäische Gymnasium und die Freie Jugendkunstschule ansässig. Der große 3-flüglige Bau zählt nach seiner Rekonstruktion zu einem der schönsten historischen Gebäude der Stadt. 78 –– Das Gymnasium ist Träger der Titel «Schule mit internationalem Charakter» (verliehen vom Sächsischen Staatsministerium für Kultus, SMK), »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage« (verliehen von der Stiftung Courage), Schule der offenen Tür (verliehen von der Zeitschrift Focus-Schule) und zählt lt. Schulranking der Zeitschrift »Capital« 13/05 zu den 100 besten Gymnasien Deutschlands. Im vergangenen Jahr waren das Gymnasium und die in enger Kooperation verbundene Jugendkunstschule Siegerschule des vom WDR und dem Verband der Schulmusiker ausgeschriebenen Wettbewerbs »Musik gewinnt«. Außerdem wurde das Jugendblasorchester vom entsprechenden Landesverband mit dem Prädikat »Sehr gut« eingestuft. Eine hohe Würdigung erfuhr die Arbeit des Kollegiums auch durch den Besuch des Bundespräsidenten am 17.04.2007. An der Schule werden auf der Grundlage einer Vereinbarung mit dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus und den Regierungen Chinas und Vietnams Jugendliche dieser Länder zum deutschen Abitur geführt. MULTINATIONALE AKADEMIE WALDENBURG (25. JULI BIS 10. AUGUST 2013) Europäisches Gymnasium Waldenburg Altenburger Str. 44 08936 Waldenburg, Sachsen www.eurogymnasium-waldenburg.de Programm W.1 W.2 W.3 W.4 Das Geheimnis von Schrödingers Katze Mythos und Entmythologisierung Globalisierung und Entwicklung Die Poetik des Films und die Entwicklung der Filmtechnik Akademieleitung Thomas Wotschke (Jg. 1984) nahm an der Akademie Gaesdonck 2001 teil. Er kommt aus Nordrhein-Westfalen und ist aufgewachsen zwischen Ruhrgebiet und Sauerland. Für das Studium der Physik zog es ihn ins Rheinland nach Bonn mit einem Abstecher nach Amsterdam, Niederlande, und wieder zurück. Momentan schreibt er als Stipendiat der Deutsche-Telekom-Stiftung seine Doktorarbeit über Stringtheorie. In seiner Freizeit leidet er mit Borussia Dortmund und den Iserlohn Roosters und entdeckt seine Heimat immer wieder neu. Weiterhin ist er im Ehemaligenverein der SchülerAkademien aktiv, wo er seinem Hobby Satire nachgeht. Jonas Maeser (Jg. 1993) war im vergangenen Jahr auf der Multinationalen Aka- Leitung kursübergreifende Musik Tim Wendhack (Jg. 1986) studierte Musikwissenschaften und Geschichte an der Robert-Schumann Hochschule sowie an der Heinrich-Heine Universität in Düsseldorf. Zur Zeit befindet er sich im Masterstudium der Musikwissenschaften am Institut für Musikforschung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Neben seinem Studium erhält er Unterricht in Orchesterleitung, war bereits als Chorleiter tätig und spielt in verschiedenen Orchestern Geige. Im vergangenen Jahr war er als Kursleiter bei der DSA in Hilden und freut sich nun auf die Aufgabe, zwei Wochen musikalisch mit den Teilnehmenden zu arbeiten. demie Waldenburg. Er kommt aus dem schönen Paderborn und arbeitet aktuell daran, sein Abitur zu machen. Jonas verbringt seine Freizeit mit Gitarre Spielen, ist seit einem einjährigen Austausch ein begeisterter USA-Fan und hat zum Leidwesen seiner Freundinnen und Freunde immer ein Lied auf den Lippen. Nebenher ist er in der Paderborner Basisgruppe der Grünen Jugend aktiv und schreibt als Redakteur für deren Landeszeitung sowie für seine Schülerzeitung. Er kann es kaum erwarten, nach Waldenburg zurückzukehren, und freut sich auf zwei tolle Wochen. Mónika Bánszki (Jg. 1993) legte 2012 das Abitur ab. Sie studiert gerade Geographie in Ungarn und möchte später in dem Bereich Regional- und Stadtentwicklung arbeiten. In Ihrer Freizeit unternimmt sie gerne Ausflüge, fährt mit ihrer Schwester Rollschuh oder reitet, wenn das Wetter schön ist. 2011 war sie Teilnehmerin der Multinationalen SchülerAkademie in der Landesschule Pforta und 2012 wirkte sie in Torgelow als Assistentin bei der Akademieleitung mit. Sie freut sich, in diesem Jahr in Waldenburg dabei zu sein, neue Menschen zu treffen und eine schöne Zeit zu erleben. –– 79 MULTINATIONALE AKADEMIE WALDENBURG (25. JULI BIS 10. AUGUST 2013) Kurs W.1 Das Geheimnis von Schrödingers Katze Eine Einführung in die Quantenmechanik Im Jahr 2012 erhielten David J. Wineland und Serge Haroch den Nobelpreis für Physik »für die Entwicklung Bahnbrechender experimenteller Methoden, welche Messungen und Manipulationen individueller Quantensysteme ermöglicht.« Aus diesem Anlass wird der Kurs eine verständliche Einführung in das physikalische Teilgebiet der Quantenmechanik geben. Die Quantenmechanik, deren theoretisches Fundament in den 1920er Jahren gelegt wurde, hat in den letzten drei Dekaden einen enormen Aufschwung erlebt. Ermöglicht wurde dieser durch neue experimentelle Techniken, welche unter anderem von den beiden Preisträgern entwickelt worden sind. Diese Techniken ermöglichen es, einzelne Quantensysteme zu manipulieren und zu messen. Grundlage ist vor allem der Einsatz von Licht (LASER), welches zerstörungsfrei mit unterschiedlichsten Quantensystemen wechselwirken kann. Dies erlaubt es, die Quantenmechanik, welche zunächst nur als eine physikalische Theorie formuliert wurde, in einer völlig neuen Qualität experimentell zu verifizieren und ihre Vorhersagen zu testen. Die technologischen Veränderungen, welche dieser Forschungszweig noch mit sich bringen wird, sind noch nicht vollständig vorherzusehen. Es ist aber schon jetzt unumstritten, dass das Verständnis der grundlegenden Gesetzmäßigkeiten der Quantenmechanik in unserer immer kleiner werdenden Elektronik eine immer größer werdende Rolle spielen wird. Bereits jetzt werden auf den Gesetzen der Quantenmechanik beruhende Uhren entwickelt, welche Zeit hundertfach genauer messen als herkömmliche Cäsium-Atomuhren. Eine weitere Entwicklung, welche von den Forschern angestrebt wird, ist der so genannte Quantencomputer. Dieser unterscheidet sich in seiner Funktionsweise fundamental von einem klassischen Computer. Damit wäre es möglich, moderne Verschlüsselungssysteme (wie z.B. RSA) in nur einem Bruchteil der Zeit zu entschlüsseln, die heutige Computer dafür benötigen. Die Teilnehmenden werden sich mit der mathematischen Formulierung der Quantenmechanik und mit grundlegenden Begriffen und Konzepten dieser Theorie auseinandersetzen. Ein durchaus ambitioniertes Ziel, da die Quantenmechanik in vielerlei Hinsicht den Erfahrungen aus unserer Alltagswelt widerspricht. Diese Schwierigkeit hat auf der anderen Seite eine Vielzahl von interessanten Effekten zur Folge, von denen im Kurs einige (Schrödingers Katze, Tele- portation, EinsteinPodolsky-Rosen-Paradoxon und andere) genauer studiert werden. Um den Zugang zu diesem Gebiet zu erleichtern, werden in mehreren zunächst sehr unterschiedlichen Gebieten (Lineare Algebra, Komplexe Zahlen, Wahrscheinlichkeitsrechnung und Optik) Grundlagen gelegt. Mit Hilfe dieser Kenntnisse wird es dann möglich sein, die wichtigsten Konzepte und Grundbegriffe der Quantenmechanik zu erfassen und zu einem Gesamtbild zusammen zu setzten. Die einzelnen Themen werden dabei zum Teil vermittelt und in kleinen Gruppen selbstständig im Kurs erarbeitet und präsentiert. Bei einzelnen Themen werden im Kurs auch die Primärquellen studiert und diskutiert. Grundvoraussetzung zur Teilnahme an diesem Kurs ist der Wille, sich mit neuen mathematischen Sachverhalten auseinanderzusetzen, was mindestens die Hälfte des Kurses ausmachen wird, sowie die Bereitschaft, die üblichen Denkweisen der Welt der klassischen Physik durch neue zu ergänzen. Kursleitung Alexander Knospe (Jg. 1984) studierte von 2004 bis 2010 Physik an der Universität Leipzig und arbeitet seit Abschluss seines Studiums als Nachhilfelehrer im Studienkreis Eilenburg. Dort verhilft er Schülern aller Altersklassen zum besseren Verständnis von Mathematik und Physik und unterstützt sie bei der Überwindung ihrer individuellen Schwächen in diesen Fächern. In seiner Freizeit spielt er gerne Tischtennis, Billard und verschiedene Gesellschaftsspiele oder spielt auf seiner akustischen Gitarre. 80 –– Martin Hofmann (Jg. 1984) studierte von 2005 bis 2011 Physik an der Universität Leipzig. Seit dem Frühjahr 2011 promoviert er an der Universität Siegen im Bereich der theoretischen Quantenphysik. Zu seinen universitären Aufgaben zählt neben der Forschung auch die Anleitung von Übungsgruppen für Studenten. In seiner Freizeit trainiert er regelmäßig Aikido, Aiki-Jo und Aiki-Ken, geht ins Theater, Musical oder Kabarett und spielt auch gerne Gesellschaftsspiele. An den Wochenenden besucht er des Öfteren seine Kommilitonen aus der Studienzeit sowie seine Familie. MULTINATIONALE AKADEMIE WALDENBURG (25. JULI BIS 10. AUGUST 2013) Kurs W.2 Mythos und Entmythologisierung Untersuchungen zur historischen und gegenwärtigen Bedeutung und Funktion des Mythos Hört man das Wort Mythos, so denkt man zumeist an Märchen oder Fabeln. Das, was mythisch ist, ist fiktiv. Seit der Aufklärung bestimmt ein wissenschaftliches Weltbild unser Denken, welches den Mythos mit phantastischen Geschichten und Trugbildern, etwas, das nicht der Realität entspricht, gleichsetzt. Der Mythos ist ein Relikt überholter Weltvorstellungen, die auf einem Glauben an Götter und übernatürliche Kräfte beruhen. Priester und Magier bedienten sich dieser Phantasien um das Volk im Zaum zu halten und zu kontrollieren. So die klassische Vorstellung. Doch der Mythos ist viel mehr als das. Ziel des Kurses ist es, die gängige Auffassung des Mythos in Frage zu stellen und erst einmal herauszufinden wo der Mythos im Leben des Menschen auftritt. Dabei wird versucht, eine kleine historische Einführung in die Auseinandersetzung mit dem Mythos seit der Aufklärung zu geben und die Mythen der verschiedenen Hochkulturen (Griechen, Ägypter und Maya) vorzustellen. Wichtiges Anliegen dabei ist die Erforschung der Funktion und Bedeutung des Mythos für den Einzelnen und die Gemeinschaft. Der Mythos konstituiert eine soziale Ordnung mit Wertvorstellungen und sozialen Praxen. Die gesellschaftliche Ordnung ist jedoch stets dem Wandel und inneren sowie äußeren Bedrohungen unterworfen. Mittels von Ritualen ruft sich die Gemeinschaft ihr Wertesystem in Form von Mythen ins Gedächtnis. Was aber passiert mit Gemeinschaften, die keinen Mythos mehr kennen, die entmyhtologisiert sind und somit ein bedeutendes Medium zur Übermittlung von Werten verloren haben, in denen das Gefühl für eine gemeinsame Identität verloren gegangen ist? Im Zuge der Säkularisierung seit der Reformation ist eine zunehmende Individualisierung zu beobachten. Nicht mehr die Gemeinschaft bestimmt die Wertvorstellungen, sondern individuelles Konkurrenzdenken. »Gott ist tot!« Das postuliert die moderne Philosophie und meint damit in literarischer Form das Ende des Mythos, also allgemeingültiger Verbindlichkeiten. Doch das angebliche Aus von Mythos und Religion brachte neue Herausforderungen für die moderne Gesellschaft mit sich. An die Stelle religiöser Mythen, die die Werte der Gesellschaft bestimmt hatten, traten Neue. Vor allem im politischen Bereich war eine Mythologisierung des Staates wahrzunehmen (Nationalsozialismus, Kommunismus). Häufig hing diese Wiedererweckung mit sozialen und politischen Krisen zusammen. Daran kann man wunderbar erkennen, dass der Mythos nicht bloß an das Denken der Antike und des Mittelalters gebunden ist, sondern auch in der Moderne eine wichtige Rolle spielt. Der Mythos stellt also nicht wie eingangs gesagt eine bloß reine Fiktion oder ein Märchen dar, sondern eine spezifisch menschliche Form des Denkens und Handelns. Somit gewinnt er eine Bedeutung für das Verständnis der Gegenwart. Ein weiterer wichtiger Punkt des Kurses ist die Frage welche Rolle Mythen heute spielen. Wo und in welcher Form begegnen uns Mythen im Alltag? Welche traditionellen Mythen begegnen uns noch heute (die Bräuche des Christentums) und welche neuen mythologischen Vorstellungen produzieren wir selbst (Massenevents, Star- Kult ...)? Der Kurs setzt kein spezielles Wissen voraus. Alle wichtigen Begriffe und Fragen werden im Laufe des Seminars er- und geklärt. Kursleitung Martin Peine (Jg. 1986) studiert seit 2007 Philosophie an der Universität Leipzig und beschäftigt sich am liebsten mit Religionsphilosophie, Erkenntnistheorie, Metaphysik und Ontologie. Neben der Philosophie interessiert ihn die Religionswissenschaft, insbesondere die Religionssoziologie (Collège de Sociologie) und die Theologie. Er ist am Fuße der Wartburg in Eisenach geboren und genießt, wenn er zuhause ist, die wunderschöne Natur des Thüringer Waldes. Neben dem Studium fotografiert er sehr gerne, schaut sich zahllose Filme an (er ist ein Cineast) und liebt es gute Musik zu hören. Manuel Stadler (Jg. 1986) im österreichischen Mödling geboren, aufgewachsen im be- schaulichen niederösterreichischen Berndorf, lebt seit 2002 in Leipzig, wo er Ägyptologie und Religionswissenschaft studiert und derzeit an einer Abschlussarbeit über die Sedfeste Amenophis III. schreibt. Neben dem Studium hat er als Mitarbeiter von Dr. Carlos Marroquin an Übersetzungen und Texten über die französische Religionssoziologie mitgewirkt. Neben dem Interesse für religionsoziologische Theorien vertreibt er seine Freizeit mit Wandern, spielt Gitarre, hält Vorträge zu verschiedenen Themen und kocht leidenschaftlich gerne. –– 81 MULTINATIONALE AKADEMIE WALDENBURG (25. JULI BIS 10. AUGUST 2013) Kurs W.3 Globalisierung und Entwicklung Wie selbstverständlich akzeptieren wir heute, dass es eine so genannte »entwickelte« und eine weniger »entwickelte« Welt gibt, zwischen denen die Lebensumstände weit auseinander klaffen. Gleichzeitig wächst die Welt immer mehr zusammen und Organisationen aller Art haben sich zum Ziel gesetzt, diese ungleichen Verhältnisse anzugleichen. Doch wie erfolgreich sind diese Bemühungen, sind wir auf dem Weg zu einer Art »Weltgesellschaft«? Ziel dieses Kurses ist es, Armut und Ungleichheit besser zu verstehen, die dominanten Lösungsansätze kritisch zu hinterfragen und mögliche Alternativen zu entwickeln. Warum sind eigentlich manche Länder »arm« und andere »reich«? Was haben diese Länder gemeinsam, was unterscheidet sie? Nach der Diskussion von konzeptionellen und definitorischen Grundlagen geht der Kurs der Frage nach, warum sich unterschiedliche Regionen verschieden entwickelt haben und wie dem im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit begegnet wurde. Die Entwicklung von ausgewählten Ländern im Laufe der Geschichte wird nachgezeichnet und analysiert, wie diese durch Kolonialisierung, Entwicklungszusammenarbeit und Globalisierung beeinflusst wurde. Der geschichtliche Überblick umfasst auch die Veränderung des Begriffs »Entwicklung« und der Entwicklungspolitik in den vergangenen 50 Jahren. Trotz jahrzehntelanger Bemühungen scheint die Liste der »globalen Probleme« jedoch weiter zu wachsen und wir stehen zunehmend vor neuen Herausforderungen, die in einem nächsten Schritt diskutiert werden. Immer neue Konflikte flammen auf und fordern, wie im Falle Syriens, Tag für Tag neue Menschenleben – die internationale Gemeinschaft kann sich aber nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen. Das globale Handelssystem verstärkt die Ungleichverteilung der Gewinne, die durch globale Vernetzung möglich werden, aber grundlegende Änderungen sind nicht in Sicht. Die dem Kurs zugrunde liegende philosophische Frage lautet, ob wir eine »globale Verantwortung« haben und wie man diese theoretisch begründen und praktisch umsetzen kann. Ausgehend von Kants Idee des Kosmopolitismus setzen sich »Weltbürgerinnen und Weltbürger« für die Einhaltung globaler Rechte ein, wohingegen »Kommunitaristinnen und Kommunitaristen« dem unmittelbaren Umfeld einen größeren Stellenwert einräumen. In einem letzten Schritt werden diese verschiedenen philosophischen Blickweisen behandelt, um darauf aufbauend alternative Lösungsansätze zu diskutieren. Sowohl die Geschichte verschiedener Weltregionen als auch bestimmte aktuelle Probleme werden im Rahmen von Referaten und Kleingruppen analysiert. Dabei wird der Freiraum gegeben, Themen nach eigenem Interesse selbst auszuwählen. Wissenschaftliches Arbeiten wird dabei erprobt. Der Kurs setzt kein explizites Fachwissen voraus, aber die Bereitschaft, sich intensiv mit – deutschen und englischsprachigen – Fachtexten bereits im Vorfeld auseinanderzusetzen und Referate vorzubereiten. Kursleitung Anna Wolkenhauer (Jg. 1986) studierte zunächst Politikwissenschaften in Hamburg, wo sie auch geboren und aufgewachsen ist. Ein Auslandssemester in Schweden festigte ihr Interesse an Entwicklungs- und Friedensforschung. An der London School of Economics machte sie darum einen Master in Development Studies und engagierte sich zudem in der Flüchtlingsarbeit. Globale Zusammenhänge wurden ihr in dieser Zeit nicht nur im Studium, sondern vor allem durch den Austausch mit Menschen mit unterschiedlichsten Erfahrungen deutlich. Zurück in Deutschland studiert Anna jetzt Internationale Beziehungen an der Universität Bremen, genießt ihr Studentinnendasein und plant längerfristig ihre Promotion. 82 –– Florian Weigand (Jg. 1988) setzte sich während seines Masterstudiums am Department of International Development an der London School of Economics (LSE) insbesondere mit Sicherheits- und Umweltthemen im Kontext von Entwicklung auseinander. Zuvor arbeitete er vier Jahre bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ, früher GTZ). Derzeit beschäftigt er sich in erster Linie mit fragiler Staatlichkeit und »State-Building« im Programm »Global Governance and Diplomacy« an der Universität Oxford, Großbritannien, und ist freiberuflich als Berater für verschiedene Organisationen in der Entwicklungszusammenarbeit tätig. MULTINATIONALE AKADEMIE WALDENBURG (25. JULI BIS 10. AUGUST 2013) Kurs W.4 Die Poetik des Films und die Entwicklung der Filmtechnik Das Kino hat in seiner nunmehr über 100jährigen Geschichte vielfältige technische Innovationen hervorgebracht, welche auch die filmische Poetik entscheidend geprägt haben. Der Kurs wird dem komplexen Zusammenspiel zwischen Technik und Ästhetik anhand von Filmanalysen und Textlektüren nachgehen. Er möchte einen Überblick über die technischen Zäsuren der Filmgeschichte geben und damit einen Zugang zur Kinogeschichte eröffnen. In einzelnen Sitzungen werden wichtige Stationen erschlossen: t % JF&SPCFSVOHEFT3BVNFTEVSDIEJFxFOUGFTTFMUFj Kamera t %JF/BIBVGOBINFVOEEFS'JMNUPO t %FS'BSCGJMN t %BT#SFJUXBOEGPSNBU t %JF)BOELBNFSBVOENPCJMF5POBVGOBINFHFSÊUF t %JF%JHJUBMJTJFSVOHEFT'JMNT An diesen technischen Entwicklungen werden deren ästhetische Implikationen beleuchtet. Dabei wird nicht eine un- kritische Fortschrittsinterpretation im Vordergrund stehen. Vielmehr wird der Blick geschärft für die »Verluste«, die bei den einzelnen Zäsuren entstanden sind. Zur Auflockerung des systematisch erarbeiteten Kursthemas werden kleine Filmanalyseübungen gemacht, in denen das Grundvokabular der filmischen Analyse erarbeitet und Analysekompetenzen angeeignet werden. Hierbei werden folgende Aspekte in den Blick genommen: t x$POUJOVJUZFEJUJOHjBMT/PSNVOEEJF#SFDIVOHEJFTFS Norm t ,BNFSBCFXFHVOHo4DIÊSGFWFSMBHFSVOHo;PPN t 1MBOTFRVFO[DPOUSBNPEFSOFSEFTPSJFOUJFSFOEFS4DIOJUU t 7PSEFSHSVOE)JOUFSHSVOE t FUD tische Umgang mit alten und neuen Formen des Mediums Film wird somit auch für ein Verständnis von Kultur und Gesellschaft produktiv. Deshalb ist es umso wichtiger, einen Film mit seinen vielfältigen Verfahren analysieren und thematisch, historisch und ästhetisch einordnen zu können. Anhand ausgewählter Filmausschnitte aus Geschichte und Gegenwart werden filmische Grundbegriffe erarbeitet, unterschiedliche Ansätze und Zugänge durchgespielt, Wirkungen und Sehgewohnheiten hinterfragt. Hierbei wird den Teilnehmenden viel Raum gegeben, eigene Fragen an das audiovisuelle Medium zu stellen, eigene Entdeckungen zu machen und gemeinsam zu diskutieren. Die Analyse konkreter Filme wird durch einen ersten Einblick in filmtheoretische Texte begleitet. Der Kurs verfolgt das Ziel, den Teilnehmenden einen vielschichtigen Blick auf den Film und seine Geschichte zu vermitteln. Hierbei werden vor allem die Filme selbst, ihre Techniken und Poetiken untersucht und diskutiert. Die Kenntnis filmischer Inszenierungsformen ist insofern von besonderer Bedeutung, als bewegte Bilder einen wesentlichen Bestandteil unseres Alltags darstellen. Der analy- Die Teilnehmenden werden ein kurzes Impulsreferat übernehmen und die sich daran anschließende Diskussion leiten. Die relevanten Texte werden bereitgestellt. Die grundlegende Fähigkeit einer methodischen Filmanalyse wird auch anhand von kleinen eigenständigen Schreibübungen (Filmprotokollen, Detailstudien, vergleichenden Studien mithilfe von Filmausschnitten) eingeübt. Kursleitung Friederike Horstmann (Jg. 1978) studierte Kunstgeschichte und Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 2007 ist sie Film- und Kunstkritikerin sowie Mitarbeiterin zahlreicher Ausstellungsprojekte. Von 2010 bis 2012 war sie Stipendiatin am Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie (IKKM) in Weimar und nahm am Forschungsprogramm »Theorie und Geschichte kinematographischer Objekte« teil. Als Dozentin unterrichtete sie an der Bauhaus-Universität Weimar. In ihrem Dissertationsprojekt arbeitet sie zum italienischen Film. Jan Fusek (Jg. 1980) wurde in der Kleinstadt Beroun in der (damaligen) Tschechoslowakei geboren. Er wuchs in Westdeutschland auf und studierte Geschichte und Literaturwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. Danach absolvierte er ein Studium in den Fächern Drehbuch und Dramaturgie an der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) Potsdam-Babelsberg. Neben der Mitarbeit an zahlreichen Film- und Fernsehprojekten ist er auch in der Erwachsenenbildung tätig. Zwischendurch joggt er gern und erkundet die Historie seines Wohnortes (gerade aktuell: Berlin Neukölln). –– 83 JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I (28. JULI BIS 6. AUGUST 2013) Die JGWSchülerAkademien Wenn man selbst das große Glück hatte, an einer SchülerAkademie teilzunehmen, dann weiß man, wie besonders, wie bedeutend und in gewisser Weise auch prägend dieses Erlebnis ist. Rückblickend möchte man es unter keinen Umständen missen und ist dankbar für diese erhaltene Chance. Der Verein Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. (JGW) wurde von ehemaligen Teilnehmenden der Deutschen SchülerAkademie gegründet und besteht seit 1999. Ein ehrenamtlich arbeitendes Organisationsteam richtet seit 2004 JGWSchülerAkademien unter dem Dach der Deutschen SchülerAkademie aus. Ziel seiner Arbeit ist es, noch mehr Schülerinnen und Schülern die Teilnahme an einer SchülerAkademie zu ermöglichen. Darüber hinaus entsendet JGW jährlich eine Delegation zu den zwei weltweit größten UN-Simulationen – zum National Model United Nations (NMUN) und zur World-MUN. Informationen zu weiteren Projekten auf www.jgw-ev.de. Wie bei den von der Bildung & Begabung gemeinnützigen GmbH ausgerichteten SchülerAkademien sind die JGW-SchülerAkademien von intensiver Kursarbeit auf hohem Niveau und den verschiedensten Aktivitäten in der kursfreien Zeit geprägt. Musik und Sport gehören ebenso dazu wie lange Diskussionen bis tief in die Nacht, 84 –– spontane Spiele-Abende und ein Exkursionstag. Die Teilnahmebedingungen sowie das Bewerbungsverfahren sind mit denen der Deutschen SchülerAkademie identisch. Kosten / Ermäßigung oder Erlass Aufgrund der mit zehn Tagen kürzeren Dauer wird von den Teilnehmenden der JGW-SchülerAkademien eine Eigenbeteiligung von 395 Euro erwartet. Hinsichtlich einer Ermäßigung oder eines Erlasses der Eigenbeteiligung gelten die gleichen Bedingungen wie bei der Deutschen SchülerAkademie (siehe Seite 12), d.h. die Eigenbeteiligung kann ermäßigt oder ganz erlassen werden, wenn die Einkommensverhältnisse der Familie die Zahlung der Eigenbeteiligung nur zum Teil oder gar nicht zulassen. Auch hier erfolgt die Platzvergabe ohne Berücksichtigung der Einkommensverhältnisse. Ein Antrag auf Ermäßigung oder Erlass ist erst nach Erhalt der Teilnahmezusage bei der Geschäftsstelle der Deutschen SchülerAkademie zu stellen. JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I (28. JULI BIS 6. AUGUST 2013) JGW-SchülerAkademie Papenburg Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland in Papenburg e.V. Die Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland in Papenburg liegt inmitten eines vor mehreren hundert Jahren trockengelegten Moorgebietes im nordwestlichen Niedersachsen. Sie wurde im Rahmen einer Beschäftigungsinitiative für ältere Langzeitarbeitslose konzipiert und erbaut. Besonderer Wert wurde dabei auf eine Energie und Ressourcen schonende Gestaltung gelegt, was sich auch in der ungewöhnlichen und originellen Innengestaltung zeigt. Als anerkannte Heimvolkshochschule legt sie in ihrem eigenen Programm den Schwerpunkt auf politische und Umwelt-Bildung. Das Areal ist harmonisch in die Landschaft eingebettet. Von der Straße ist es durch einen sanften Hügelwall getrennt, auf dessen Innenseite sich Haupthaus und zahlreiche kleinere Gebäude befinden. Fast alle Häuser haben eigene Wintergärten, in denen es neben den landesüblichen Pflanzen auch zahlreiche exotische Gewächse wie Aloe vera, Kumquats und Palmen gibt. Die Flure im Haupthaus öffnen sich allesamt auf den großen Wintergarten, der wiederum auf den vorgelagerten See blickt. Dieser wird aus einem über das Gelände der Bildungsstätte verlaufenden Bach gespeist und lädt zu Fahrten mit dem Boot ein. Das komplette Haus steht für die Akademie zur Verfügung. Fortsetzung siehe Seite 103 … –– 85 JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I (28. JULI BIS 6. AUGUST 2013) Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland Spillmannsweg 30 26871 Papenburg www.hoeb.de Programm JGW-1.1 JGW-1.2 JGW-1.3 JGW-1.4 JGW-1.5 JGW-1.6 Simulation der Wirklichkeit Schneller als das Licht Von Mensch zu Mensch Sozialer Einfluss Der Dreißigjährige Krieg Sehnsuchtsort Mittelalter Akademieleitung Leitung kursübergreifende Musik Feodora-Johanna Gabler (Jg. 1985) studierte von 2005 bis 2008 Harfe an der Musikhochschule München. Im Jahr 2011 beendete sie erfolgreich die angeschlossene Meisterklasse. Parallel dazu nahm sie ein Studium der Schulmusik und der Elementaren Musikpädagogik an der Musikhochschule Würzburg auf. Sie wurde dabei unter anderem durch die Studienstiftung des deutschen Volkes gefördert. Nach einem Engagement an der Semperoper Dresden (2008–2010) arbeitet sie nun neben dem Studium als Musikerin und Lehrerin. Sie liebt Bücher und das Tanzen. 2013 leitet sie zum zweiten Mal eine KüA Musik. 86 –– Heiko Panzer (Jg. 1984) stammt aus Kempten im Allgäu. Nach seinem Abitur studierte er Mechatronik und Maschinenbau an der TU München, wo er seitdem als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Regelungstechnik tätig ist. Sein Arbeitsgebiet ist die Modellreduktion dynamischer Systeme, ein mathematiklastiger Grenzbereich der Ingenieurwissenschaften. In seiner Freizeit spielt Heiko gerne Volleyball, singt im Chor oder beschäftigt sich mit Elektronik. Er nahm bereits 2011 und 2012 als Kursleiter an JGW-SchülerAkademien teil und freut sich nun auf seine Aufgabe in der Akademieleitung. Caroline Wacker (Jg. 1993) wurde in Erlangen geboren und studiert dort Humanmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität. 2010 war sie begeisterte Teilnehmerin im Kurs »Von kleinen Welten zu großen Netzwerken« in Papenburg und engagiert sich seitdem mit viel Freude für die JGW-SchülerAkademien. Auf der Akademie 2013 wird sie ihre zweite Akademieleitung übernehmen und freut sich sehr auf ihre Aufgabe. Wenn sie ein bisschen Zeit übrig hat, liebt Caroline es, Saxofon und Klavier zu spielen, in Konzerte zu gehen oder gute Gespräche zu führen. JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I (28. JULI BIS 6. AUGUST 2013) Kurs JGW-1.1 Simulation der Wirklichkeit Die Physik hat in ihrer Geschichte aus der Beobachtung der Welt eine riesige Anzahl an grundlegenden Gesetzmäßigkeiten der Natur abgeleitet. Auch wenn es noch viel zu beobachten und zu entdecken gibt, so ist eine große Vielfalt von Themengebieten inzwischen äußerst detailliert erforscht. Und aus einer solch tiefen und detaillierten Kenntnis, z.B. der Gesetze der Mechanik, sollte doch eigentlich auch das Verhalten von Schaukeln, Brücken oder Planeten ebenso detailliert vorhersagbar sein. (Wettervorhersage), zum Überprüfen von Systemeigenschaften, deren experimentelle Prüfung zu aufwendig oder zu gefährlich wäre (Statik von Bauwerken), oder zum Vergleich einer physikalischen Theorie mit experimentellen Ergebnissen. Ziel einer Simulation ist dabei immer, alle wesentlichen Eigenschaften des betrachteten Systems abzubilden und die interessanten Größen vorherzusagen. Doch welche Eigenschaften sind wesentlich – die Farbe einer Sollte eigentlich, doch in der Schaukel sicherlich nicht, Praxis stößt man schon bei aber was ist mit der Masse Die Teilnehmenden sollten ein Interesse an der mathemavergleichsweise einfachen Systeder Seile? Wie kann man tischen Modellierung und Simulation von Naturvorgängen men (wie dem Dreikörperprosich von der Richtigkeit und am Programmieren mitbringen. Besondere Vorkenntnisse blem) schnell an die Grenzen eines Simulationsergeboder Programmiererfahrung sind dabei nicht notwendig – die mathematischen Grundlagen und die im Kurs verwendete dessen, was algebraisch aus nisses überzeugen, wenn Programmiersprache Python werden im Vorfeld des Kurses den zugrundeliegenden Gleiman das tatsächliche eingeführt. chungen ableitbar ist. Um denExperiment nie durchnoch Aussagen über das Verhalführen kann? Selbst ten dieser Systeme machen zu wenn alle einzelnen Verkönnen, greift man daher gerne auf numerische Methoden einfachungen nur einen kleinen Einfluss auf das Ergebnis zurück – sei es zur Vorhersage zukünftiger Zustände gut haben, wie genau ist das Gesamtergebnis? Und dann sind verstandener, aber sehr komplexer physikalischer Systeme die numerischen Rechnungen ja immer nur Näherungslö- Die Auslegung komplexer Bauwerke ohne Simulationen wäre heute undenkbar. sungen des ursprünglichen Ansatzes, die auch das Ergebnis der Simulation verfälschen – aber inwieweit? Dieser Kurs wird anhand von praktischen Programmierprojekten einen Überblick über die Modellierung physikalischer Vorgänge auf dem Computer geben und dabei unter anderem diese Fragen diskutieren. Den Anfang werden dabei einfache Simulationsprojekte bilden, an denen die grundlegenden Schritte der Modellbildung und die notwendigen Techniken wie Differenzialgleichungen und deren numerische Lösung, numerische Integration oder Monte-Carlo-Methoden erarbeitet werden können (und die die Fallen zeigen, in die man dabei tappen kann). Den Einstieg in diese Themen werden dabei jeweils Referate der Teilnehmenden bilden. Im weiteren Verlauf werden dann auch komplexere Systeme in Gruppenarbeit umgesetzt. Kursleitung Hendrik Hoeth (Jg. 1977) nahm 1996 selbst an einer SchülerAkademie teil. Er Marc Schäfer (Jg. 1977) nahm 1994 an der SchülerAkademie St. Peter-Ording teil. Er studierte in Clausthal, Haifa, Israel, und Wuppertal Physik mit dem Schwerpunkt auf experimenteller Teilchenphysik. Nach seiner Promotion ist er in Richtung Theorie gerutscht und beschäftigt sich nun an der Durham University in England mit Phänomenologie. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit sind dabei numerische Simulationen. Am Wochenende findet man ihn meistens auf dem Segelflugplatz oder in der Werkstatt, wo er sein eigenes Flugzeug baut. studierte an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg und an der University of Warwick, Großbritannien, Mathematik und beschäftigte sich dort insbesondere mit partiellen Differenzialgleichungen. Seitdem arbeitet er bei Siemens Energy im Bereich Steuerung und Regelung von Gasturbinen und betreut dort (neben Reglerdesignaufgaben) auch die dynamische Simulation von Gasturbinenfahrweisen. Wenn er das gerade nicht tut, macht er wahrscheinlich Musik (Klavier, Orgel oder Chor) oder übt Zaubern. –– 87 JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I (28. JULI BIS 6. AUGUST 2013) Kurs JGW-1.2 Schneller als das Licht? Ein Streifzug durch die experimentelle Neutrinophysik Wir schreiben das Jahr 1930. Alle Physik ist mit der Energieerhaltung verträglich. Alle Physik? Nein! Der beta-Zerfall, der Zerfall eines Neutrons in ein Proton, wagt es scheinbar, sich diesem fundamentalen Prinzip zu widersetzen. Ungefähr so beginnt die Geschichte der Neutrinophysik. Tatsächlich sah der beta-Zerfall so aus, als würde Energie verloren gehen. Erst Ende 1930 wurde dieses Problem durch Wolfgang Pauli gelöst, indem er ein neues »geisterhaftes«, unsichtbares Teilchen – das Neutrino – einführte. Eine seiner Vorhersagen war allerdings, dass dieses Neutrino so gut wie keine Wechselwirkungen mit Materie eingeht, also fast nicht aufzuspüren ist. Daher hat es bis 1954 gedauert, bis es endlich experimentell bestätigt wurde. Und obwohl schon fast 60 Jahre seitdem vergangen sind, sind Neutrinos immer noch die am wenigsten verstandenen Teilchen des so genannten Standard-Modells der Teilchenphysik. Dabei gehören sie zu den häufigsten Teilchen überhaupt: Pro Sekunde durchfliegen uns Abermillionen von ihnen – und trotzdem spüren wir nichts davon. Wie schwierig die Untersuchung von Neutrinos ist, konnte man 2012 in den Nachrichten hören: »OPERA-Experiment zeigt – Neutrinos schneller als Licht! Einstein lag falsch!«. Fast allen Physikern schien dieses Ergebnis unglaubwürdig. Tatsächlich gab es einen kleinen, aber gravierenden Fehler im Versuchsaufbau. Andere Experimente konnten die Ergebnisse des OPERA-Experimentes schnell widerlegen. Ein Blick wird auf das Problem des OPERA-Experimentes geworfen: Wie So verschieden die physikalischen Phänomene sind, bei denen kann so ein Fehler passieren, warum veröffentlicht man solche Neutrinos eine Rolle spielen, so verschieden sind die ExpeErgebnisse, obwohl man weiß, dass sie unglaubwürdig ausserimente. Es gibt Experimente im Eis in der Antarktis, präzise hen müssen? Warum ist dies Vermessungen des beta-Zerfalls mit Für den Kurs braucht man lediglich Interesse an physitrotzdem ein wichtiger Teil dem KATRIN-Experiment in Karlsruhe kalischen Fragestellungen und Phänomenen. Vorwissen von Forschung? Was wurde oder Neutrinostrahlen, die mehrere ist nicht erforderlich, alles Wissenswerte und Notwendige eigentlich veröffentlicht und hundert Kilometer durch Fels laufen, wird im Kurs gemeinsam erarbeitet. was wurde in den Nachrichbevor sie einen Detektor treffen. Aber ten daraus gemacht? eins haben alle Experimente miteinander gemein: Sie sind riesengroß und Schlussendlich wird auch ein kleiner Blick zum CERN geworhochkompliziert. Jedes einzelne basiert auf einem anderen fen: Was hat die Neutrinophysik mit dem LHC-Beschleuniger physikalischen Prinzip. Der Kurs wird sich mit den wich(Large Hadron Collider) und dem dort entdeckten Higgs zu tigsten von ihnen beschäftigen und überlegen, wie ein »pertun? Nur kurz vorab – eine ganze Menge! fektes« Neutrinoexperiment aussehen könnte. Was wir wissen, ist, dass es drei verschiedene Arten von Neutrinos gibt. Sie alle scheinen fast keine Masse zu besitzen, können sich ineinander umwandeln, und obwohl sie kaum mit anderer Materie wechselwirken, haben sie einen bedeutenden Einfluss auf die Gestalt des Universums: z.B. sind Neutrinos essentiell für das Leuchten von Sternen wie unserer Sonne. Kursleitung Dörthe Kennedy (Jg. 1982) war 2002 selbst Teilnehmerin der Deutschen SchülerAkademie, bei der sie einen Kurs über Teilchenphysik belegte, der ihre Studienwahl maßgeblich beeinflusste. Sie studierte nach dem Abitur an der Universität Hamburg Physik und promovierte am Deutschen Elektronen-Synchroton (DESY) in Hamburg im Bereich der experimentellen Teilchenphysik, wo sie sich mit der Suche nach Supersymmetrie mit dem ATLAS Detektor am CERN beschäftigte. Im letzten Jahr leitete sie zum ersten Mal einen Kurs bei einer JGW-SchülerAkademie. Am Wochenende werden regelmäßig die Joggingschuhe ausgepackt. 88 –– Benedikt Hegner (Jg. 1978) studierte Physik, Geschichte und Philosophie an der RWTH Aachen. 2008 wurde er in experimenteller Teilchenphysik am DESY in Hamburg promoviert. Seitdem ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am CERN und sucht als Mitglied des CMS-Experimentes nach neuer, unbekannter Physik. Neben der Forschung genießt er die wunderschöne Umgebung Genfs und geht gerne im Gebirge wandern. Seinen ersten Kontakt mit der Deutschen SchülerAkademie hatte er im Jahr 2005 als Kursleiter auf der Akademie Grovesmühle. JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I (28. JULI BIS 6. AUGUST 2013) Kurs JGW-1.3 Von Mensch zu Mensch Organtransplantation in Deutschland Eine Organtransplantation ist eine von mehreren Methoden zur Behandlung von Patienten mit Organschäden. Die erste erfolgreiche Organtransplantation einer Niere fand 1954 in Boston statt. Seitdem wurde das Verfahren etabliert und kontinuierlich weiterentwickelt. Laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation wurden im Jahr 2011 in Deutschland mehr als 3.000 Transplantationen durchgeführt. Dem gegenüber stehen fast 12.000 potentielle Empfänger, die sich auf der Warteliste befinden. Häufig erliegen die Patienten ihrer Krankheit, bevor ein geeignetes Spenderorgan gefunden werden kann. Um dennoch eine möglichst gerechte Versorgung zu gewährleisten, wurden die Kompetenzen auf mehrere Institutionen aufgeteilt. In Deutschland koordiniert die Deutsche Stiftung Organtransplantation die Entnahme und den Transport von Spenderorganen. Das multinationale Netzwerk Eurotransplant hingegen regelt über Ländergrenzen hinweg deren Verteilung. Zusätzlich zu einer stetigen Prozessoptimierung des gesamten Transplantationsvorgangs wird an medizinischen Behandlungsalternativen sowie an der Prävention von Organschäden geforscht. Im Kurs werden zunächst die relevanten Aspekte der Anatomie und Physiologie von Herz, Leber und Niere beim gesunden Menschen eingeführt. Darauf aufbauend werden die Entstehung von organspezifischen Erkrankungen und deren Auswirkungen erläutert. Liegt eine Diagnose vor, stehen neben der Organtransplantation oft auch eine Reihe von anderen Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, die vorgestellt und diskutiert werden. Am Beispiel einer erfolgreichen Vermittlung eines Spenderorgans werden der Ablauf einer Operation und die umschließenden rechtlichen Voraussetzungen behandelt. Nach einem Ausblick auf aktuelle Forschungsansätze und Entwicklungen endet der erste Teil des Kurses. Im zweiten Teil wird die Organspende unter gesellschaftswissenschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet. Als konkretes Beispiel dienen dabei die Organspende-Skandale aus Göttingen, München und Leipzig aus dem Jahr 2012, die jüngst das Vertrauen in unser Organspendesystem gefährdeten. Die subjektive Priorisierung durch Ärzte ist aber nur eine von vielen Problemquellen, die eine optimale Verteilung erschweren. Um dem Mangel an potentiellen Spendeorganen entgegenzuwirken, wird in der Politik eine Steigerung der individuellen Spendebereitschaft angestrebt. Die kürzlich durchgesetzte verpflichtende Frage nach der Spendebereitschaft durch die gesetzlichen Krankenversicherungen ist nur eine von mehreren Maßnahmen, die zur Diskussion standen und stehen. In den europäischen Nachbarländern unterscheiden sich die rechtlichen Rahmenbedingungen deutlich. Anhand von eigenen Überlegungen, aber auch Statistiken werden Spenderquoten und Transplantationsraten im inner- und außereuropäischen Ausland verglichen. Ein weiterer Punkt ist, dass Organtransplantationen wie jede Behandlung das Gesundheitssystem belasten. Kosten und Nutzen einer Transplantation werden aus gesundheitsökonomischen Gesichtspunkten betrachtet und mit Behandlungsalternativen verglichen. Kursleitung Aaron Rodemerk (Jg. 1987) spezialisierte sich in seinem Bachelorstudium des Ma- schinenbaus an der TU Berlin auf die Medizintechnik. Nach seiner Bachelorarbeit im Labor für Biofluidmechanik der Charité lag die Wahl seines Masterstudienganges Biomedizinische Technik nahe. Gerade bereitet er seine Masterarbeit vor, in der er sich mit Herzunterstützungssystemen befasst. Auch danach will er dem Thema treu bleiben und weiter an der technischen Unterstützung des Kreislaufs arbeiten. In seiner Freizeit reist er gern, trifft sich mit Freunden zu Brettspielen, geht ins Kino und liest. Thomas Mittag (Jg. 1988) absolvierte an der Universität Rostock seinen Bachelor in Medizinischer Biotechnologie. Anschließend wechselte er zum Masterprogramm Molecular Medicine an die Friedrich-Schiller-Universität Jena. Momentan schreibt er am Institut für Angewandte Optik seine Masterarbeit über Lasermikroskopie. Er ist seit dem zweiten Semester in der lokalen und seit einem Jahr in der nationalen studentischen Vertretung der Medizinstudierenden aktiv. In seiner Freizeit spielt Thomas Video- und Brettspiele und liest, vor allem Fantasy-Romane. –– 89 JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I (28. JULI BIS 6. AUGUST 2013) Kurs JGW-1.4 Sozialer Einfluss Wie andere sich auf unser Handeln auswirken Beliebtester Kurs! Nur 15 Plätze frei! Jetzt anmelden! – So einer Entscheidung anzuregen. Diesen Aktionsmustern könnte die Werbung für diesen Kurs lauten. Oft werden liegen psychologische Mechanismen zugrunde, die im wir mit solchen Werbestrategien konfrontiert und schlieKurs ergründet werden: Reziprozität, Konsistenz, soziale ßen so voreilig einen Handyvertrag ab oder kaufen teurere Bewährtheit, Sympathie, Autorität und Knappheit. Das Produkte als geplant. Auch außerhalb Prinzip der sozialen Bewährtheit der Welt des Konsums werden wir besagt zum Beispiel, dass wir DinEs wird erwartet, dass sich die Teilnehvon unseren Mitmenschen beeinflusst, ge mögen, die andere mögen. Das menden mit vorwiegend englischsprachiger oder warum sonst helfen wir plötzlich »meistverkaufte Shampoo« kann Fachliteratur auseinandersetzen. den Nachbarn bei der Kellerentrümpedoch nicht schlecht sein? Wir wollung, obwohl wir ausschlafen wollten? len »dazu gehören« und sind daher Prinzipiell verhalten wir uns anders in geneigt, eine Mehrheitsmeinung zu der Anwesenheit anderer. Wir neigen dazu, deren Meinung teilen. Auch auf Knappheit reagieren wir sensibel. »Nur 3 zu teilen, lassen uns zu Käufen verleiten oder machen unFlüge zu diesem Preis? Dann buche ich lieber jetzt!« erwartete Zugeständnisse. Warum? Wie funktioniert soziale Einflussnahme und ist Schutz davor möglich? Diese Mechanismen sind ebenso Teil des Kurses wie die Frage, wie man das Thema wissenschaftlich bearbeiten Dieser Kurs behandelt die wissenschaftlichen Grundlagen kann. Es werden Untersuchungsmethoden besprochen, der sozialen Einflussnahme anhand von Theorien aus der von der experimentellen Forschung im Labor bis zur Sozialpsychologie. Einflussstrategien bringen uns meist »verdeckten« Feldforschung. Darüber hinaus werden die über feste Aktionsmuster zu einer automatischen Reaktion theoretischen Grundlagen thematisiert. Theorien werden (»Muss ich sofort haben!«), anstatt uns zum Überdenken anhand von Anwendungsbeispielen veranschaulicht, die deren Relevanz im täglichen Leben widerspiegeln. Beispielsweise spielen Einflussstrategien auch vor Gericht und in der Politik eine Rolle; selbst Obamas Wahlkampfteam ließ sich dazu von Verhaltenswissenschaftlern beraten. Der Kurs bietet neben dem Thema »sozialer Einfluss« einen Überblick über Fragestellungen und Methoden der Sozialpsychologie im Allgemeinen. Nach einem ersten Kursteil, in dem die Grundlagen vermittelt werden, entwickeln die Teilnehmenden in Kleingruppen eigene Forschungsfragen und untersuchen diese auf der Akademie. Mögliche Fragestellungen und Methoden hängen von den Interessen der Teilnehmenden ab und reichen vom Einfluss durch Autoritätspersonen bis zum Thema Zivilcourage. Sie könnten beispielsweise die Effektivität einer bestimmten Beeinflussungsstrategie testen: Verkauft sich Zahnpasta besser, wenn ein Mann im weißen Kittel sie empfiehlt? Kursleitung Monique Pollmann (Jg. 1981) machte 2000 ihr Abitur in Emmerich am Rhein. Danach studierte sie Psychologie an der Radboud University Nijmegen, Niederlande. 2004 zog sie nach Amsterdam, um dort ihre Dissertation zum Thema »Wie gut können wir unsere Mitmenschen einschätzen und was bringt uns das?« zu schreiben. Seit 2008 arbeitet sie an der Tilburg University in den Niederlanden und beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, wie gut sich Menschen verstehen (oder denken, sich zu verstehen). Nach der Arbeit liest Monique gerne mit ihrem kleinen Sohn Bücher, und wenn dieser im Bett liegt, spielt sie gerne Gesellschaftsspiele. 90 –– Nina Regenberg (Jg. 1982) machte 2001 ihr Abitur im beschaulichen Saarland. Danach studierte sie Sozial- und Kognitionspsychologie an der Jacobs University Bremen und absolvierte ein Masterstudium der Sozialpsychologie an der Vrije Universiteit Amsterdam. Dort promovierte sie anschließend zur Rolle des Körpers beim Denken, Fühlen und Handeln. In ihrer Forschung beschäftigte sie sich außerdem mit Themen der Sozialen Kognition, wie beispielsweise Sprache und Macht. Mittlerweile lebt Nina in Hamburg und wird dort von zwei kleinen Töchtern auf Trab gehalten. JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I (28. JULI BIS 6. AUGUST 2013) Kurs JGW-1.5 Der Dreißigjährige Krieg Eine multiperspektivisch-dekonstruierende Annäherung an ein historisches Großereignis 30 Jahre Krieg. Diese bisweilen als »erster europäischer Krieg« bezeichnete Auseinandersetzung legte einen ganzen Kontinent nahezu vollständig in Trümmer, war in mancher Hinsicht modern und doch auch archaisch zugleich: Scheinbar ohne Plan marodierende Truppen, Soldaten und Feldherren, die mehrfach die Seiten wechselten, und kaum vorstellbare Brutalität gingen einher mit vollkommen neuen Formen der Truppenorganisation und der Kampftechnik und sorgten zusammen mit Hunger und Seuchen für die Entvölkerung ganzer Landstriche: »Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn ganz verheeret! / Der frechen Völker Schar, die rasende Posaun / Das vom Blut fette Schwert, die donnernde Kartaun, / Hat aller Schweiß und Fleiß und Vorrat aufgezehret« fasst Andreas Gryphius 1636 dies zusammen. Auch wurde erstmals in dieser Größe ein christlich-christlicher Glaubenskrieg ausgefochten: Die Frage nach der »wahren Religion« war zu einer neuen Entscheidungskategorie geworden. Nach jahrzehntelangem Ringen, ohne entscheidenden Vorteil für die eine oder andere Seite, entlang längst unüberblickbar gewordener Konfliktlinien, gelang schließlich auf dem ersten internationalen diplomatischen Kongress mit dem Westfälischen Frieden eine Lösung unter Beteiligung fast aller großen Mächte: Das Europa danach war ein anderes als zuvor. Und in den folgenden dreihundert Jahren blieb die Zeit zwischen dem Prager Fenstersturz und dem Westfälischen Frieden als epochales Ereignisbündel fest in der Erinnerung verankert. Bei der Untersuchung im Kurs wird insbesondere die Frage nach dem wissenschaftlichen Zugriff im Mittelpunkt stehen: Gab es »den« Dreißigjährigen Krieg so überhaupt? Lässt sich ein dermaßen aufgeladenes Ereignis überhaupt auf einmal greifen? Warum gehen die Deutungen der Historiker über den »wahren« Charakter dieses Krieges so weit auseinander? Hierzu ist die Frage nach der »Geschichte, wie es eigentlich gewesen war« (Leopold von Ranke) lediglich als Einstieg in das Thema gedacht: Eines der Ziele des Kurses ist es, Geschichte als Konstruktion zu verstehen und die Idee eines historischen Großereignisses exemplarisch zu dekonstruieren. Der Frage nach dem großen Ganzen wird sich der Kurs dabei multiperspektivisch, also aus ganz verschiedenen Blickwinkeln, nähern. Ausgangspunkt ist eine Einführung in die wissenschaftlichen Methoden des Faches und ein historischer Überblick. Dann wird zuerst anhand von Quellen aus dem Alltagsleben der so genannten »kleinen Leute« wie Söldnern, Klosterschwestern und Bauern ein sozial- und minoritätengeschichtlicher Zugang ermöglicht. Dazu werden unter anderem auch handschriftliche Quellen der Frühen Neuzeit dienen, um den Umgang mit Originaldokumenten zu üben. In einem zweiten Schritt wird dann mit diplomatischen Urkunden und Traditionen sowie Beschreibungen offizieller (Ver-)Handlungen beim Friedenskongress in Münster und Osnabrück ein diplomatiegeschichtlicher Zugriff versucht. Zum Abschluss werden dann beide Ansätze kontrastiert und damit verschiedene Wahrnehmungen und Deutungen historischer Ereignisse gegenübergestellt. Kursleitung Christoph Ellßel (Jg. 1984) studierte in Bamberg, London, Großbritannien, und Sydney, Australien, Geschichte, Englisch und Beratungslehramt. Derzeit promoviert er in München in Neuester Geschichte zum australisch-amerikanischen Verhältnis während des Kalten Krieges, nachdem er in der großen weiten Welt Interesse an internationalen Fragestellungen entwickelt hat. Wenn er für die Promotion nicht gerade in irgendeinem Archiv unterwegs ist oder sein Interesse an juristischen Fragestellungen auslebt, fotografiert, liest oder schreibt er. Oder spielt Improvisationstheater. Matthias Mader (Jg. 1979) studierte Germanistik und Musikwissenschaft, bevor er sich jetzt in Mainz auf das Lehramt mit den Fächern Geschichte und Deutsch vorbereitet und sich dabei intensiv und interdisziplinär mit der Frühen Neuzeit beschäftigt. Neben dem Studium arbeitet er für verschiedene Tageszeitungen und Fachzeitschriften als Kulturjournalist. 2006 hat er bereits bei einer JuniorAkademie einen Kurs zum Thema »Sinn des Lebens« geleitet. Außerdem ist er passionierter Langstreckenläufer und Hobby-Organist. –– 91 JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I (28. JULI BIS 6. AUGUST 2013) Kurs JHW-1.6 Sehnsuchtsort Mittelalter Mittelalterrezeption in Kunst, Kultur und Politik des 19. Jahrhunderts »Einsame Ruinen, tiefe Wälder, Sagen und Märchen von Königen« – Bilder wie diese prägen unser Bild vom Mittelalter bis heute und sie entspringen in weiten Teilen Darstellungen des 19. Jahrhunderts. War das Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert der Inbegriff von Rückständigkeit, Dunkelheit und Aberglauben, wandelte sich diese Wahrnehmung im 19. Jahrhundert deutlich. Das Mittelalter wurde nun stärker als Sehnsuchtsort stilisiert, als der Ort, an dem die Welt einerseits überschaubarer, andererseits magischer war – ein Gegenpol zu einer immer stärker verwissenschaftlichten und säkularisierten modernen Welt. Gleichzeitig stieg die Bedeutung der Geschichtsschreibung und bekam mit dem Historismus eine starke nationale Komponente. Mit dem transportierten Mittelalterbild wurde eine ferne Vergangenheit als eigentlicher Ursprung einer einheitlichen Nation identifiziert und dieser so zu einer tieferen Legitimation verholfen. Ziel des Kurses ist die Auseinandersetzung mit dem Mittelalterbild des 19. Jahrhunderts und seinen Ausformungen in Kunst, Kultur und politischer Bezugnahme. Der Themen- bereich soll dabei aus kunsthistorischer sowie historischer Perspektive betrachtet werden. Bildliche und literarische Zeugnisse werden dem historischen Kontext gegenübergestellt, um so etwaige Verschränkungen und Brüche beleuchten zu können. Im historischen Teil wird zunächst ein Überblick über Umwälzungen des 19. Jahrhunderts gegeben, um einen größeren Kontext herzustellen und Grundlagen für die Einordnung der künstlerischen Zeugnisse zu schaffen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die gesellschaftlichen und politischen Strömungen in den Feldern »Nation«, »Identität« und »Nationalstaat« sowie ihren Bezug zur Mittelalterrezeption gelegt. Im Zentrum des kunsthistorischen Schwerpunkts steht die Frage nach den Mechanismen und Funktionen künstlerischer Rückgriffe auf das Mittelalter. Schlüsselwerke der Historienmalerei mit Bildthemen aus der deutschen Geschichte von Künstlern wie Moritz von Schwind und die dort angelegte nationale Politisierung des Mittelalterbildes werden vorgestellt. Auch in der Architektur, etwa bei der Fertigstellung des Kölner Domes, dienen die Rückgriffe auf Karl Friedrich Schinkel: »Mittelalterliche Stadt am Fluss« (nach 1813) Quelle: commons.wikimedia.org eine »deutsche« Bautradition dem Streben nach Ausdruck nationaler Identität. Schließlich wird die Romantisierung des Mittelalterbildes in der Selbstwahrnehmung von Künstlern, wie sie bei Wackenroder sowie in Künstlergruppen wie den Nazarenern Ausdruck fand, analysiert. Der Kurs lebt vom Interesse für den Blick in die Geschichte, im Zentrum der Kursarbeit steht die Auseinandersetzung mit Texten und Bildern in Referaten und Gruppenprojekten. Dem quergelegt sind methodische Fragen nach der Standortgebundenheit von Geschichtsschreibung, dem Umgang des Historikers mit Quellen und Bildzeugnissen sowie mit dem Epochenbegriff »Mittelalter« selbst. Fachtexte zu verschiedenen Konzepten runden die Einführung in die Arbeitsweise des Historikers ab. Kursleitung Isabella Augart (Jg. 1983) studierte Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft in Berlin, Rom, Italien, und Oxford, Großbritannien. Zurzeit promoviert sie in Kunstgeschichte am Cluster »Languages of Emotion« an der Freien Universität (FU) Berlin. In ihrer Doktorarbeit interessiert sie sich für die Wirkungsästhetik von italienischen Altarbildern, die als Rahmen für ältere Marienbilder während der Gegenreformation entstanden. In ihrer Freizeit begeistert sie sich für Kunst und Kultur, liebt die Natur und Reiten, macht Rucksackreisen in Lateinamerika und Asien und kocht gerne mit guten Freunden. 92 –– Nadine Holzmeier (Jg. 1979) studierte im BA Kulturwissenschaften mit den Schwerpunkten Geschichte und Philosophie und beendet im Frühjahr ihren Master in Geschichte. Ab Sommer beginnt sie mit den Vorbereitungen für ihre Promotion, die sie ab Herbst voraussichtlich für ein Jahr nach England führen werden. Besondere Interessengebiete sind dabei Missionskontakte des 13./14. Jahrhunderts und ihre Rückwirkung auf das Selbstbild des mittelalterlichen »Europas«. Ihre Freizeit verbringt Nadine am liebsten mit Familie und Freunden, Sport und Musik. JGW-SCHÜLERAKADEMIE GAESDONCK (8. BIS 17. AUGUST 2013) JGW-SchülerAkademie Gaesdonck Collegium Augustinianum Gaesdonck Das Collegium Augustinianum Gaesdonck widmet sich bereits seit seiner Gründung im Jahre 1849 der Bildung und Erziehung junger Menschen. Es befindet sich in der Trägerschaft des Bistums Münster und liegt im Gebiet des Niederrheins direkt an der niederländischen Grenze. Der Leitsatz »Christlich leben, sozial handeln, Begabungen entfalten« bestimmt das Handeln in Internat und Schule und verdeutlicht die pädagogische Zielsetzung der Schule, die Schülerinnen und Schüler zu verantwortungsbewusstem Handeln in Familie, Beruf, Kirche und Gesellschaft zu befähigen. Derzeit besuchen über 800 interne und externe Schülerinnen und Schüler das Gymnasium, welches bis 2002 noch ein reines Jungengymnasium war. Die modern ausgestatteten Unterrichtsräume sowie die Sportanlagen werden im Schulalltag sowohl im Unterricht als auch in der Freizeit in Arbeitsgemeinschaften und Projekten genutzt. Neben zwei Sporthallen, einem Tennisplatz und einer Skaterbahn für den sportlichen Ausgleich steht den Schülerinnen und Schülern eine umfangreiche Präsenzbibliothek zur Verfügung. Großer Wert wird auf die musischkünstlerische Ausbildung gelegt. Die Kooperation mit der Gaesdoncker Musikschule rundet das Angebot an Theater-AGs, Schulchören und -bands ab. Darüber hinaus werden Programme speziell zur Förderung besonders Begabter umgesetzt. In den Gebäuden des Internates wird die JGW-SchülerAkademie herzlich willkommen geheißen. Die Teilnehmenden sind in den Zimmern der Schülerinnen und Schüler untergebracht, die in Wohngruppen zu je etwa 25 Personen gegliedert sind. Die verschiedenen Räumlichkeiten der Gaesdonck können für vielfältige kursübergreifende Angebote genutzt werden. Eine große Aula bietet genug Platz für alle Akademieteilnehmenden, sodass auch das Akademiekonzert in angemessenem Rahmen stattfinden kann. –– 93 JGW-SCHÜLERAKADEMIE GAESDONCK (8. BIS 17. AUGUST 2013) Collegium Augustinianum Gaesdonck Gaesdoncker Str. 220 47574 Goch www.gaesdonck.de Programm JGW-2.1 JGW-2.2 JGW-2.3 JGW-2.4 JGW-2.5 JGW-2.6 Biologisch inspirierte Modelle der Wahrnehmung Wie Dinge so lang halten, wie sie soll(t)en Der epigenetische Code Zwischen Kommunistischer und Konservativer Revolution Zur Existenzphilosophie der mittelhochdeutschen Epik »Wen kümmert’s, wer spricht?« Akademieleitung Leitung kursübergreifende Musik 94 –– Johannes Waldschütz (Jg. 1982) studierte Geschichte mit dem Schwerpunkt Mittelalter sowie Politikwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und an der University of Iowa, USA. Bei den JGW-SchülerAkademien hat er bereits dreimal Kurse geleitet und freut sich auf seine zweite Akademieleitung. Johannes liebt die Berge, im Sommer beim Wandern, im Wintern beim Skifahren und Langlauf. Ansonsten mag er Chormusik, liest gerne, und testet seine Fähigkeit, sich die absurdesten Dinge zu merken, beim Pubquiz. Benjamin Wankmüller (Jg. 1990) nahm 2008 selbst an einer JGW-Schüler- Maike Speck (Jg. 1991) studiert naturwissenschaftlich orientierte Psycholo- Akademie in einem Kurs zur Physik der Musik teil. Nach seinem Abitur absolvierte er ein Freiwilliges Ökologisches Jahr in einem Naturschutzzentrum am Bodensee. Zurzeit studiert er in Mannheim Lehramt Musik mit Hauptfach Violoncello. Seine Begeisterung für Musik gilt insbesondere dem Chorgesang, den er singend und dirigierend leidenschaftlich verfolgt. Wenn man ihn nicht beim Musikmachen sieht, läuft er Halbmarathon, treibt jegliche Arten von Sport oder schreibt an einer neuen Komposition. gie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Besonders interessieren sie Neurospsychologie und Bewusstseinsforschung. Seit ihrer Teilnahme an der JGW-SchülerAkademie 2010 ist sie bei JGW aktiv und freut sich nun sehr auf ihre erste Akademieleitung. In der Freizeit halten Maike ihre beiden Hunde und spontane Unternehmungen mit Freunden auf Trab. Des Weiteren reitet sie gerne, mag gute Bücher und ist neugierig auf Neues in allen Bereichen – so hat sie auch gerade erst historischen Schwertkampf als Hobby für sich entdeckt. JGW-SCHÜLERAKADEMIE GAESDONCK (8. BIS 17. AUGUST 2013) Kurs JGW-2.1 Biologisch inspirierte Modelle der Wahrnehmung Menschen sind faszinierend komplexe Lebewesen: Das Gehirn kann dank seiner Lernfähigkeit viele Probleme besser und effizienter lösen als selbst moderne Supercomputer. Gleichzeitig stellen unsere Sinnesorgane hochspezialisierte Schnittstellen dar, die das Gehirn mit Informationen über unsere Umwelt versorgen. Im Kurs wird dieses beeindruckende Nervensystem studiert und versucht, folgende Fragen zu beantworten: Woher kommen unsere Sinneseindrücke? Wie verarbeitet unser Gehirn diese Informationen und wie verlässlich ist es dabei? Was unterscheidet das Gehirn von gewöhnlichen Computern und warum kann es viele Probleme so gut lösen? Im Kurs werden verschiedene Perspektiven gewählt, um ein besseres Verständnis des Nervensystems zu erlangen. Als wichtiges Fundament dienen uns biologische Befunde über unser Gehirn und unsere Sinne. Das menschliche Gehirn besteht aus etwa 100 Milliarden Nervenzellen, auch Neuronen genannt, die über schätzungsweise 100 Billionen Verknüpfungen, so genannte Synapsen, verfügen. Unsere Sinnesorgane enthalten auch Nervenzellen, die für gewisse physikalische Eigenschaften sensibel sind: So sind z.B. unsere Augen letztlich optische Hilfsstrukturen, die einfallendes Licht auf einige wenige Neuronen projizieren, welche wiederum Information über das so entstandene Bild an unser Gehirn weiterleiten. Dieses einfache Beispiel zeigt auch, dass die Kommunikation der Zellen ein höchst wichtiger und komplexer Vorgang ist: Jede einzelne Nervenzelle empfängt und erzeugt elektrische und chemische Signale und kommuniziert so mit einer unüberschaubaren Vielzahl von anderen Neuronen. Auf diese Weise veranschaulicht die Kursarbeit, wie biologisches Wissen abstrahiert in physikalischen Modellen beschrieben werden kann und wie Modelle Aufschluss über die Funktionsweisen unseres Gehirns und unsere Wahrnehmung liefern können. Auch philosophische Aspekte der Hirn- und Wahrnehmungs-Forschung werden im Kurs diskutiert. Insbesondere die Grenzen unserer Wahrnehmung und deren Implikationen für unser Handeln werden beleuchtet. Spannend sind biologisch inspirierte Modelle der Wahrnehmung aus mindestens drei Gründen: Erstens erlauben solche Modelle Vorhersagen über das Verhalten von Nervensystemen, modifiziert nach CC-BY-SA 3.0 die beispielsweise in der Medizin Anwendung Um diese biologische KompleQuelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/ File:Human_Brain_Symbol.svg finden. Zweitens lassen sich die effizienten Eixität überhaupt beschreiben genschaften nachempfundener Nervensysteme zu können, werden physikazur intelligenten Steuerung von etwa Robotern nutzen, ein lische Modelle genutzt, die einige wichtige Aspekte realer Ansatz, welcher der Bionik ähnelt. Drittens ermöglichen Nervenzellen erfassen. Diese Vereinfachung ermöglicht die Modelle Erkenntnisgewinne über die faszinierende die Untersuchung des Zusammenspiels vieler Zellen. Die Funktionsweise unseres Gehirns, das es uns ermöglicht, Modelle von realen biologischen Netzwerken werden dann uns selbst und die Welt um uns herum Tag für Tag wahrmathematisch sowie numerisch am Computer studiert. zunehmen. Kursleitung David Breuer (Jg. 1986) studierte in Göttingen und in Umeå, Schweden, Physik, Georg Raiser (Jg. 1986) studierte in Göttingen Biologie und promoviert nun an der arbeitete am Max-Planck-Institut (MPI) für Dynamik und Selbstorganisation zum Thema neuronale Netzwerke und promoviert nun in Potsdam. 2004 nahm David an einer SchülerAkademie in Braunschweig an einem Kurs über Philosophie und Neurobiologie teil und leitete 2011 erstmals selbst einen Kurs über physikalische Modelle der Evolution. Neben seiner Vorliebe, sich in philosophische Diskussionen zu stürzen, interessiert er sich für politische Projekte, gute Musik und Ultimate Frisbee. Universität Konstanz. Sein Fokus liegt auf der Neurobiologie mit Schwerpunkt in der Sinneswahrnehmung: Während er in seiner Diplomarbeit den Tastsinn von Fruchtfliegen untersuchte, beschäftigt er sich in seiner Promotion mit der Repräsentation von Düften in den Gehirnen von Honigbienen. Georg ist begeisterter Fahrradfahrer, Hobby-Taucher und bastelt seit Jahren erfolglos an einem Fledermausdetektor. Gut ausgeführter Gitarrenrock und frittierte Kartoffelscheiben sind für ihn unverzichtbar. –– 95 JGW-SCHÜLERAKADEMIE GAESDONCK (8. BIS 17. AUGUST 2013) Kurs JGW-2.2 Wie Dinge so lang halten, wie sie soll(t)en Die SS Schenectady lag 1943 im Hafen von Portland, als sie ohne Vorwarnung in zwei Teile zerbrach. Als Fehler wurde von Experten eine schlechte Schweißnaht identifiziert. mente, Schwerpunkte und Trägheiten. Aufbauend auf diesen Grundlagen wird die Beschreibung der Verformung von Festkörpern für verschiedene Fälle hergeleitet. Möchte man Schiffe besonders sicher und Autos besonders leicht bauen, so muss man verstehen, wie diese versagen. Das hängt auch von den verwendeten Materialien ab – beispielsweise wird Kunststoff oft als weniger stabil angesehen als Stahl. Dennoch gibt es Situationen, in denen sich Kunststoffe besser eignen. Maßgeblich hierfür sind die Belastungen, die auf den Gegenstand einwirken: Zug oder Druck, hohe oder niedrige Temperaturen, eine permanente Beanspruchung oder häufig wechselnde Belastung. Das Versagen reicht dabei von dem Auseinanderbrechen von ganzen Schiffen, wie der SS Schenectady, über den Crash von Autos bis zum Wachsen kleinster Mikrorisse. Zur Beschreibung der verschiedenen Versagensmechanismen von Gegenständen kann die Festkörperund Bruchmechanik verwendet werden. Außerdem werden die verschiedenen Werkstoffklassen behandelt, da die verwendeten Materialien bestimmen, wie stark Gegenstände durch Kräfte und Momente aus ihrer ursprünglichen Form gebracht werden können. Zusammen mit dem Wissen über die Verformung von Körpern können dann die verschiedenen Formen des Materialversagens untersucht und die Lebensdauer berechnet werden. Neben der theoretischen Herleitung der Wirkung von Kräften und Momenten werden die im Kurs gefundenen Zusammenhänge anschließend auch anhand von Experimenten untersucht. Der Kurs untersucht in seinem ersten Teil die Grundlagen der mechanischen Verformung von Festkörpern. Hierzu werden zunächst Begriffe aus der Mechanik betrachtet: Kräfte, Mo- Im zweiten Teil des Kurses wird es um verschiedene Aspekte des Bauteilversagens gehen, die mit Hilfe der zuvor erarbeiteten Methoden betrachtet werden können: der Einfluss der Werkstoffeigenschaften, die Bildung und das Wachsen von Rissen, Versagensmechanismen und Bruchkriterien sowie die Mehrdimensionalität von Verformungen. Am Ende des Kurses können die Teilnehmenden dann die Fehlerursache bei der SS Schenectady besser einschätzen und Die SS Schenectady, nachdem sie in zwei Teile zerbrochen war wissen, wie man solche Fehler vermeidet. Dies war 1943 nicht möglich, da man den Versagensmechanismus falsch einschätzte: Noch mindestens zwölf Schiffe der gleichen Schiffsklasse brachen auf dieselbe Weise entzwei. Kursleitung Myriam Koch (Jg. 1984) studierte an der Rheinisch-Westfälisch Technischen Universität (RWTH) Aachen Elektrotechnik und Informationstechnik. Derzeit arbeitet sie an der Eidgenössisch Technischen Hochschule (ETH) Zürich am Institut für Hochspannungstechnik. Bei ihrer Arbeit untersucht sie Durchschläge in Gasen und für den Experimentaufbau muss sie immer wieder auch mechanische Probleme lösen. In ihrer Freizeit macht sie gerne Musik, treibt Sport und versucht, neue Sprachen zu lernen. Nach ihrer eigenen Teilnahme an einer SchülerAkademie 2001 im Kurs »Darstellende Geometrie« freut sie sich, dieses Jahr wieder mit Julian zusammen einen Kurs zu leiten. 96 –– Julian von Lautz (Jg. 1986) studierte Maschinenbau mit Vertiefung Materialwissenschaften in Braunschweig. Jetzt promoviert er am Fraunhofer Institut für Werkstoffmechanik in Freiburg über dünne Diamantschichten. In seiner Freizeit kocht er gerne, streitet im Debattierclub und engagiert sich in der politischen Jugendbildung. 2004 nahm er in Roßleben an einer Deutschen SchülerAkademie teil und ist seitdem begeistert im Ehemaligenverein aktiv, wo Myriam und er sich kennen lernten. JGW-SCHÜLERAKADEMIE GAESDONCK (8. BIS 17. AUGUST 2013) Kurs JGW-2.3 Der epigenetische Code Ein Blick hinter die Kulissen unserer Gene »YOU CAN INHERIT SOMETHING BEYOND THE SEQUENCE . THAT’S DNA WHERE THE REAL EXCITEMENT IN GENETICS IS NOW .« WATSON, 2003 Worin unterscheiden sich eineiige Zwillinge? Warum wirken Medikamente nicht bei allen Menschen gleich? Weshalb sind die Zellen unseres Körpers verschieden, obwohl sie die gleichen genetischen Informationen besitzen? Wie kommt es, dass Schimpansen und Menschen zu 98% identisches Erbmaterial haben, obwohl sie sich so deutlich unterscheiden? Diese Fragen versucht das Forschungsfeld der Epigenetik zu beantworten. Epigenetik beschäftigt sich mit den Informationen, die in einer Zelle gespeichert und an die nächste Generation weitergegeben werden, jedoch nicht dem Genom selbst angehören. Das Genom, der biologische Datenspeicher der Zelle, besteht aus DNA, auf der Informationen durch eine bestimmte Basenfolge enkodiert sind. Diese Basenfolge wird jedoch nicht gelesen wie ein Buch. Innere und äußere Faktoren bestimmen, welche Gene in einer Zelle aktiv sind: Sie steuern unsere Gene. Die epigenetische Forschung untersucht die zahlreichen Einflussfaktoren, die bestimmen, welche Teile der DNA zu welcher Zeit abgelesen werden. Sie beschäftigt sich auch mit den Konsequenzen, die sich aus diesen molekularbiologischen Prozessen für Entwicklung, Evolution, Lernen und Gedächtnisbildung sowie verschiedene Krankheiten ergeben. Im Kurs werden zunächst die molekularbiologischen Grundlagen der Epigenetik erarbeitet. Dabei soll auch die Auseinandersetzung mit molekularbiologischen Methoden und Modellen und deren Einsatz in der epigenetischen Forschung nicht zu kurz kommen. Insbesondere werden die Teilnehmenden durch wissenschaftliche Originalartikel mit der aktuellen Forschung vertraut gemacht. Im zweiten Teil des Kurses werden die Teilnehmenden anhand von Referaten die verschiedenen Gebiete der epigenetischen Forschung in Bezug auf Entwicklung, Evolution, Gedächtnisbildung und Krankheitsentstehung kennen lernen. Epigenetik bestimmt die Entwicklung und Differenzierung von Zellen; Informationen können aber auch durch Blick auf ein DNA-Molekül, das Teil eines Chromosoms im Zellkern ist. Quelle: http://www.genome.gov Modifikationen des Genoms von Generation zu Generation weitergegeben werden und so Einfluss auf die Evolution nehmen. Biologische Prozesse wie Lernen oder Altern können durch epigenetische Prozesse beeinflusst werden oder selbst Einflussfaktoren sein. Verschiedene Krankheiten, allen voran die Entstehung von Krebs, aber auch neurologische Erkrankungen oder Übergewicht, sind von epigenetischen Prozessen geprägt. Zuletzt beeinflusst auch unsere Umwelt durch äußere Faktoren wie Stress oder Ernährung die Modifikationen der DNA. Und was bedeutet »Epigenetik« jetzt für uns? Eine kritische Bewertung der aktuellen Forschung, ihrer medizinischen Implikationen und ihrer populärwissenschaftlichen Rezeption wird am Ende des Kurses stehen. Kursleitung Andrea Dreßing (Jg. 1986) studiert Medizin und Philosophie in Mainz und hat gerade das Praktische Jahr in Ludwigshafen und London absolviert. Während ihrer Promotion beschäftigte sie sich mit der Rolle von epigenetischen DNA-Modifikationen in einem Mausmodell. Nach dem Examen im Frühjahr soll der Weg in die Neurologie führen, doch zunächst freut sie sich auf Zeit für neue Länder, lange Wanderungen, gute Bücher und Musik – und natürlich auf die Akademie: nach ihrer eigenen Teilnahme 2005 in Braunschweig nun aus Kursleitersicht. Simone Mayer (Jg. 1986) war 2004 Teilnehmerin der JGW-SchülerAkademie in Papenburg; seitdem hat sie ihr Kursthema »Wie kommt die Welt ins Hirn« nicht mehr losgelassen. Sie studierte in Cambridge, Großbritannien, und in Göttingen Molekularbiologie. In ihrer Masterarbeit an der Yale University (USA) untersuchte sie Genregulation in der Hirnentwicklung von Mäusen und Menschen. Seit 2011 promoviert sie in Göttingen im Bereich Neurobiologie. In ihrer Freizeit kocht Simone gerne und reist, besonders in Länder, in denen sie ihre Fremdsprachenkenntnisse einsetzen kann. –– 97 JGW-SCHÜLERAKADEMIE GAESDONCK (8. BIS 17. AUGUST 2013) Kurs JGW-2.4 Zwischen Kommunistischer und Konservativer Revolution Eine Kulturgeschichte des Radikalen »Der Unterschied von Geist und Politik enthält den von Kultur und Zivilisation, von Seele und Gesellschaft, von Freiheit und Stimmrecht, von Kunst und Literatur; und Deutschtum, das ist Kultur, Seele, Freiheit, Kunst und nicht Zivilisation, Gesellschaft, Stimmrecht, Literatur.« (Thomas Mann: Betrachtungen eines Unpolitischen. 1918) Oder mit anderen Gedanken Thomas Manns: Gegen die sich selbst überlebten Französischen Ideen von 1789 marschieren die neuen Deutschen von 1914 in welthistorischer Mission, deren blutige Dämmerung im Großen Krieg angebrochen sei. Seltsam muten uns Heutigen diese Worte an, die uns durch ihre ausschließende Radikalität abschrecken und uns dadurch dem ersten Anschein nach fremd erscheinen. Doch dieses Phänomen, welches unter dem Begriff des Radikalen im Verlauf dieses Kurses herausgearbeitet wird, ist uns näher, als wir unter dem dünnen Firnis der Zivilisation zu glauben meinen: Das Radikale prägte nicht nur das politische, sondern vielmehr das gesamtgesellschaftliche Klima einer Zeit, in der Deutschland Demokratie erlernen sollte und sich gleichsam die Fragen der Moderne zur Verhandlung stellten. Von dieser Hypothese ausgehend, betrachtet der Kurs die Weimarer Republik als einen historischen Ort des Konfliktes zwischen zwei extremen Ideologien, die das Radikale deutlich ausprägten. Gemäß diesem dialektischen Ansatz erfolgt zu je gleichem Teil die Analyse des »rechten« wie des »linken« Extrems. Ersteres sammelte sich bereits in der Weimarer Republik lose unter dem Begriff der »Konservativen Revolution«; diesem soll in Analogie die »Kommunistische Revolution« kontrastiv gegenübergestellt werden. Um die Wirkung des Radikalen auf das gesellschaftliche Klima und den politischen Diskurs Weimars herausarbeiten zu können, ist ein kulturgeschichtlicher, und damit auch interdisziplinärer Zugriff unabdingbar (die ereignisgeschichtlichen Grundlagen werden mittels bereit gestellter Materialien vorab erarbeitet). Der Kurs versucht, sowohl die Geschichts- und Literaturwissenschaft, wie auch die Philosophie fruchtbar zu vereinen. Die Kursarbeit gliedert sich demnach in einen einführenden Teil, dem vier weitere Themenblöcke mit je unterschiedlichen Quellen und damit auch verschiedenen methodischen Herangehensweisen folgen: Neben literarischen (Thomas Mann / Bertolt Brecht) und philosophisch-theoretischen Quellen (Ernst Jünger / Georg Lukács) werden auch die visuelle Kunst, wie der Film (vgl. die Abbildung), und die Weimarer Erinnerungsorte, die letztlich das Radikale in Gestalt von Gedächtnis- und Festorten räumlich kennzeichnen, analysiert. Hierbei wird nicht nur die antiquierte Unterscheidung zwischen Hoch- und Heros und Inbegriff »deutschen Wesens« in Populärkultur aufgebrochen, sondern eine krikonservativ-revolutionärer Rezeption – Otto senhafte und zugleich hochproduktive Phase Gebühr als Friedrich II. im Filmepos »Fridericus Rex« (1920/21), Photographie von Karl Schenker der Moderne aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Kursleitung Pia Masurczak (Jg. 1985) studierte in Freiburg und Aberdeen, Schottland, Anglistik, Germanistik sowie Neuere und Neueste Geschichte. Besonders interessierten sie dabei Sozial- und Umweltgeschichte wie auch Literatur des 20. Jahrhunderts, so dass sie ihre Magisterarbeit dem Thema »Environmentalism in Contemporary British Fiction« widmete. Ab 2013 arbeitet sie an ihrem Promotionsprojekt zur postkolonialen Literatur Indiens im Sonderforschungsbereich »Muße« an der Universität Freiburg. Sieht man sie in ihrer Freizeit nicht Klettern oder Bergsteigen, so trifft man sie im Theater, mit Gitarre oder Saxophon. 98 –– Bastian Max Brucklacher (Jg. 1990) studiert Geschichte, Philosophie, Lateinische Philologie und Griechisch-Römische Archäologie an der Albert-LudwigsUniversität zu Freiburg, wobei ihn selbiges in praktischer Absicht auch für ein Semester nach Kairo, Ägypten, führte. Um der vornehmen Bibliotheksblässe Abhilfe zu schaffen, verbringt er als passionierter Skifahrer/Skilehrer und Bergsteiger viel Zeit in den Alpen oder auf Wandertouren – zuletzt am Hadrianswall und in Kleinasien. Literatur, eine Vorliebe für Theater, Gesang und Standard sowie für anregende Tischgesellschaften dienen ihm zur Erholung. JGW-SCHÜLERAKADEMIE GAESDONCK (8. BIS 17. AUGUST 2013) Kurs JGW-2.5 Zur Existenzphilosophie der mittelhochdeutschen Epik Konrad von Würzburg erzählte einmal die Geschichte eines Liebespaares, das durch Missgunst getrennt wird. Fern von seiner Geliebten stirbt der Ritter vor Sehnsucht und erbittet zuletzt, seiner Dame sein einbalsamiertes Herz zu schicken. Doch die Geliebte erhält das Kästlein mit dem Herzen nicht. Von niederträchtiger Hand wird das Herz als Speise zubereitet und der Dame vorgesetzt. Als ihr klar wird, was sie da zu sich genommen hat, bricht auch ihr Herz und sie stirbt, denn »unmöglich« ist es, dass »ich ohne ihn alleine lebe, // während er tot liegt, // der mir seine Treue bewiesen hat«. So rührend diese Geschichte ist, so merkwürdig ist sie doch auch. Konrad rühmt im Epilog seiner Erzählung die Vollkommenheit dieser Liebe. Aber in welchem Sinne geht es denn hier um die Liebe? Was ist vollkommen an einer Liebe, die die Liebenden in den Tod getrieben hat? Was für ein existentielles Selbstverständnis finden wir da, wo die Liebe gerade dann, wenn sie die eigene Existenz und die eingeschriebene Anthropologie freizulegen. Besondere BeExistenz des Geliebten vernichtet, als vollkommen erkannt achtung wird dabei den Fragen nach der Liebe, der Freiheit wird? Auf welches existentielle Problem antwortet eine soloder Unfreiheit des menschlichen Willens, dem che Liebe? Und in welchem Zusammenhang von Zufall und Notwendigkeit Sinne geht es hier um den Der Kurs setzt bis auf die Bereitschaft, ein geschenkt. Gleichzeitig muss wieder die Frage liebenden Menschen? Referat und ein sehr umfangreiches Lektürenach der Vereinbarkeit von weltlichem Leben kontigent auf sich zu nehmen, nichts voraus. (der ritterlichen Ethik) und dem christlichen Es zeigt sich schnell: So Leben gestellt werden. Denn häufig genug ist klar die Ereignisabfolge es kaum zu begreifen, in welchem Verhältnis einer solchen Geschichte etwa die ritterliche Tugendethik und das christliche Ethos nachgezeichnet werden kann, so dunkel bleibt vorerst, was stehen. Es wird vor allem im Zusammenhang mit den Werdamit eigentlich gesagt wird, was es eigentlich ist, das uns ken Hartmanns von Aue zu fragen sein, ob weltliche und daran anspricht. christliche Ethik harmonieren können. In diesem Kurs wird durch eine sehr gründliche Lektüre Konrads von Würzburg, Strickers, Hartmanns von Aue, Heinrichs der Teichner und manch anderem versucht, derartige Fragen aus den Texten heraus zu beantworten, das heißt: Es wird versucht, die der mittelhochdeutschen Epik Kursleitung Björn Freter (Jg. 1977) studierte Philosophie und Literaturwissenschaft. Der- Jonas Baumann (Jg. 1989) kommt ursprünglich aus Bonn und studiert seit drei Jahren zeit promoviert er sich mit einer Arbeit zu Liebe und Naturrecht. In der Zeit, die neben dieser Arbeit verbleibt, widmet er sich vor allem ökologischen und zoologischen Problemen, den Vorlieben für Ägyptologie, Altorientalistik und alte Sprachen sowie der Arbeit an psychiatrischen und psychotherapeutischen Fragestellungen. Daneben ist er passionierter Handwerker, schwimmt oft und gern in den Berliner Seen und ist leidenschaftlicher Musikhörer. an der Albert-Ludwigs-Universität im sonnigen Freiburg Germanistik und Geschichte. Er wird diesen Sommer seine Bachelor-Arbeit zu einem Thema im Feld des Kulturpatriotismus in der Literatur der frühen Neuzeit schreiben. Als Kursleiter nahm er bereits im Sommer 2012 an einer JGW-SchülerAkademie teil. In seiner Freizeit spielt er Waldhorn, engagiert sich als Vorstandsmitglied im Freiburger Studenten-Orchester, spielt Fuß- und Volleyball, liest Belletristik und geht montags gerne zum Pub-Quiz. –– 99 JGW-SCHÜLERAKADEMIE GAESDONCK (8. BIS 17. AUGUST 2013) Kurs JHW-2.6 »Wen kümmert’s, wer spricht?« (Michel Foucault) Theorie und Geschichte der Autorschaft »Der Autor ist tot« ist die kühne Behauptung der französischen Philosophen Roland Barthes und Michel Foucault aus den 1960er Jahren. Mit dieser Todeserklärung ist der »Autor« am Beginn der Postmoderne zu einem umkämpften Schauplatz innerhalb der Literaturwissenschaft und der Philosophie geworden. Doch auch außerhalb der Universitäten (z.B. in den Diskussionen um das Urheberrecht) ist der Autor Gegenstand von Diskussionen und Kritik geworden. An anderen Orten des öffentlichen Lebens ist der Autor scheinbar nicht tot zu kriegen. So findet man z.B. auch heute noch in manchem Schulbuch Fragen wie: »Was hat der Autor mit diesem Text womöglich sagen wollen?« Was aber ist ein Autor? Mit dem Ausdruck »Autor« ist offensichtlich mehr gemeint, als nur »der Produzent eines Textes«. Wer die Autorschaft eines Textes beansprucht, gilt als Urheber bzw. Schöpfer eines Textes. Bei genauerem Hinsehen wird jedoch deutlich, dass die Produzenten von Texten nicht immer schon als Autoren gesehen wurden. Es lassen sich durch die gesamte Literaturgeschichte Spuren verschiedener Auffassungen des Textproduzenten auffinden. Kursleitung Diesen Spuren, die sich häufig nur noch aus der Produktionspraxis und dem Umgang mit Texten rekonstruieren lassen, wird im ersten Teil dieses Kurses nachgegangen. Ausgehend von den Anfängen der deutschsprachigen Literatur im mittelalterlichen Scriptorium führt der Weg in das einsame Schreibzimmer des Romantikers und schließlich in den öffentlichen Raum des 20. und 21. Jahrhunderts, in dem der Begriff »Autor« überhaupt erst problematisiert und infrage gestellt wurde. Dieser Problematisierung des Autorbegriffs im postmodernen Diskurs wendet sich der zweite Teil des Kurses zu. Dabei gilt es, anhand verschiedener Positionen der Autorschaftsdebatte seit Foucault und Barthes Argumente für und wider der Auffassung des Textproduzenten als Autor zu diskutieren. In diesem Kontext soll auch überlegt werden, wie ein alternativer Umgang mit Texten, der nicht mehr die Absicht des Autors in das Zentrum des Interesses rückt, aussehen könnte. Im dritten Teil des Kurses werden abschließend mögliche Konsequenzen der behandelten Positionen auf Wissenschaft, Gesellschaft, Politik und Urheberrecht diskutiert. In diesem Kurs werden vorwiegend literaturtheoretische Texte behandelt, die an der Grenze von Literaturwissen- Frederik Bornhofen (Jg. 1990) studiert Philosophie und Germanistik an der Uni- versität Kiel. Zurzeit richten sich seine Interessen vor allem auf zeichentheoretische Themen, alte Sprachen und die Literatur des 20. Jahrhunderts. Neben seinem Studium engagiert er sich in der Fachschaftsvertretung der Philosophie, beim Malteser Hilfsdienst in Kiel und im Arbeitskreis Gender der Katholischen Studierenden Jugend Deutschland. In seiner Freizeit liest er mit Vorliebe Lyrik und arbeitet mitunter an eigenen Texten. 100 –– »Death found an author writing his life.« Designed & done on stone by E. Hull. Printed by C. Hullmandel. London, Dec. 1827. schaft und Philosophie anzusiedeln sind. Hierbei wird es stets darum gehen, Argumente herauszuarbeiten und kritisch zu überprüfen. Neben klassischer Textarbeit werden daher auch Grundlagen der Argumentationstheorie erlernt und in unterschiedlichen Formen der Debatte erprobt. Zusätzlich werden kurze literarische Texte herangezogen, um die verschiedenen theoretischen Positionen an konkreten Beispielen zu veranschaulichen. Jan-Moritz Werk (Jg. 1985) studierte Philosophie und Germanistik an der Universität Tübingen und der University of North Carolina at Chapel Hill, USA. Zurzeit arbeitet er an der Konzeption eines Promotionsprojektes zum Thema Sprache und Weltbezug. Gleichzeitig holt er die Qualifikation für das Gymnasiallehramt an der Universität Kiel nach. In seiner Freizeit arbeitet er ehrenamtlich im Kinderliteraturhaus Lübeck. Falls dann noch Zeit bleibt, versucht er, den Kopf beim Sport (Fußball, Tennis oder auch mal Marathon) wieder frei zu bekommen. JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG (10. BIS 24. AUGUST 2013) Die JGW-NachhaltigkeitsAkademie Die Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt, Naturkatastrophen mehren sich. Die große Mehrheit der Wissenschaftler geht davon aus, dass die Erwärmung der erdnahen Atmosphäre und der Meere überwiegend vom Menschen verursacht wird und schon in wenigen Jahrzehnten signifikante Auswirkungen auf unser Leben hat. Und dennoch konnten die zahlreichen Bemühungen, ein völkerrechtlich bindendes Abkommen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu schließen, bisher zu keinem erfolgreichen Abschluss gebracht werden. Der Klimawandel und seine Auswirkungen sind ein gesellschaftlich hochaktuelles Thema und gleichzeitig ein komplexes wissenschaftliches Forschungsgebiet. Oberthema Klimawandel Die JGW-NachhaltigkeitsAkademie findet 2013 zum vierten Mal statt und ist eine SchülerAkademie mit einer besonderen Ausrichtung: Alle sechs Kurse beschäftigen sich auf unterschiedliche, wissenschaftliche Art und Weise mit dem Klimawandel. Da die Klimaforschung Aspekte zahlreicher Fachrichtungen umfasst, verwenden auch die sechs Kurse jeweils unterschiedliche Herangehensweisen und Methoden. Häufig verbinden die Kurse auch Ansätze verschiedener Fachrichtungen und betrachten einen Teilaspekt des Oberthemas aus einem multidisziplinären Blickwinkel, um die Auswirkungen des Klimawandels auf unterschiedliche Bereiche unserer Gesellschaft abzubilden. So setzt sich in diesem Jahr im naturwissenschaftlich-technischen Bereich ein Kurs mit den physikalischen Grundlagen des Klimasystems auseinander. An der Schnittstelle zwischen Natur- und Gesellschaftswissenschaften stehen zwei Kurse, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Naturgefahren und dem Klimawandel, dem Spannungsverhältnis von Wissen und Handeln sowie der Physik sozioökonomischer Systeme beschäftigen. Ein weiterer interdisziplinärer Kurs analysiert die Auswirkungen des Klimawandels wie auch Maßnahmen zur Anpassung und zum Klimaschutz unter Anwendung mathematischer, statistischer und –– 101 JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG (10. BIS 24. AUGUST 2013) volkswirtschaftlicher Methoden. Im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich untersuchen in diesem Jahr zwei weitere Kurse den Wandel der Klimapolitik und die kulturgeschichtliche Entwicklung der Beziehung zwischen Mensch und Natur. Wer Spaß an naturwissenschaftlichen, technischen und/oder gesellschaftswissenschaftlichen Themen hat und sich gleichzeitig auch für Umweltthemen interessiert, ist bei der JGW-NachhaltigkeitsAkademie genau richtig. Die Akademie vermittelt im Rahmen des gewählten Kurses detaillierte Einblicke in ein klimarelevantes wissenschaftliches Forschungsgebiet und stellt zugleich zahlreiche Bezüge zu aktuellen gesellschaftspolitischen Fragestellungen her. Zugleich bietet sich die Gelegenheit, »über den Tellerrand zu blicken« und mehr über das Zusammenspiel unterschiedlicher Fachrichtungen, die am Themenkomplex Klimawandel beteiligt sind, zu erfahren. Vorkenntnisse über den Klimawandel sind dabei in keinem der Kurse erforderlich. und Neigungen entsprechend wählen können. Um das Fachwissen der verschiedenen Kurse zusammenzuführen und auf konkrete praktische Situationen anzuwenden, treffen sich die Teilnehmenden an zwei Tagen anstelle der Kursarbeit in Kleingruppen und entwickeln gemeinsam eigene Lösungsansätze für reale Problemstellungen rund um den Klimawandel. In den letzten Jahren wurde so z.B. ein Kurzfilm über energiesparende Verhaltensweisen gedreht oder eine exemplarische Werbekampagne für Anbieter von klimafreundlichem Strom entworfen. Die Teilnehmenden setzen sich dabei in kreativer Weise eigenständig und fachübergreifend mit den Problemstellungen auseinander und erarbeiten ein Konzept sowie eine Ergebnispräsentation, die sie an einem gemeinsamen Präsentationsabend vorstellen. Die Fallstudien bieten so einen besonderen Raum, um eigene Ideen und Vorstellungen in die Gruppenarbeit einzubringen und durch gemeinsame Recherche und Diskussionen persönliche Verhaltensweisen und Überzeugungen zu reflektieren. Ziel ist es, durch die Fallstudien zu einem möglichst umfassenden Bild des Komplexes Klimawandel zu gelangen und das Zusammenwirken zahlreicher Fachrichtungen praktisch zu erfahren. Akademieablauf Die JGW-NachhaltigkeitsAkademie dauert 15 Tage und läuft fast genauso ab wie die anderen SchülerAkademien. Ein normaler Tagesablauf (siehe Tagesablaufplan, Seite 8) besteht aus dem Morgenplenum, den Mahlzeiten, zwei Kurssitzungen und kursübergreifenden Aktivitäten (Sport, Musik, Kunst, Kultur …; siehe Seite 8 ff.). Die Historisch-Ökologische Bildungsstätte in Papenburg, in der die JGW-NachhaltigkeitsAkademie stattfindet, bietet hierfür vielfältige Möglichkeiten (siehe auch Seite 85). Das inhaltliche Angebot der Akademie wird abgerundet durch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit weiteren Aktivitäten zum Oberthema Klimawandel: Neben einem Exkursionstag gibt es zum Beispiel Abendvorträge von Klimawissenschaftlern und einen gemeinsamen Debattenabend. Ein weiteres, besonderes Angebot der JGW-NachhaltigkeitsAkademie sind Fallstudien, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor Ort zusätzlich zu den Kursen ihren Interessen 102 –– Bewerbung und Teilnahme Teilnahmebedingungen und Bewerbungsverfahren entsprechen denen der Deutschen SchülerAkademie. Der Teilnahmebeitrag beträgt wie bei der Deutschen SchülerAkademie 550 Euro. Auch hinsichtlich einer Ermäßigung oder eines Erlasses der Eigenbeteiligung gelten die Bedingungen der Deutschen SchülerAkademie (siehe Seite 12), d.h. die Eigenbeteiligung kann auf Antrag teilweise oder vollständig erlassen werden. Weitere Informationen über die JGW-NachhaltigkeitsAkademie sind auch im Internet erhältlich unter www.jgw-ev.de/nachhaltigkeitsakademie. JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG (10. BIS 24. AUGUST 2013) JGW-NachhaltigkeitsAkademie Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland in Papenburg e.V. (Fortsetzung von Seite 85) Die Unterbringung der Teilnehmenden und Kursleitenden erfolgt in sämtlichen Gebäuden der Anlage. Manche Zimmer sind eigene kleine Häuschen, die in einem größeren Wintergarten stehen. Für die Kursarbeit stehen verschiedene Seminarräume sowie das ebenfalls auf dem Gelände befindliche Regionale Umweltbildungszentrum und mehrere PCs zur Verfügung. Für das kulinarische Wohlbefinden sorgt eine vollwertige und abwechslungsreiche Küche, basierend auf Lebensmitteln, die umweltfreundlich, artgerecht und in der Region erzeugt wurden. Auch für Freizeit und kursübergreifende Aktivitäten bietet die Anlage ausreichend Raum: Wintergärten, Kaminzimmer, Partyraum, Turnhalle und die ländliche Umgebung laden zu vielgestaltiger Beschäftigung ein und werden mit dazu beitragen, dass die Zeit in Papenburg reich an unterschiedlichen intellektuellen und sinnlichen Erfahrungen wird. –– 103 JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG (10. BIS 24. AUGUST 2013) Akademieleitung Marcus Weiler (Jg. 1989) studiert Jura an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach seinem Abitur arbeitete er im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres für ein Jahr in einem Kindergarten in Paris. Er war selbst Teilnehmer der JGW-SchülerAkademie in Papenburg und von diesem Erlebnis so begeistert, dass er für JGW seit 2008 SchülerAkademien leitet. Verantwortlich für die JGW-NachhaltigkeitsAkademie ist er seit 2009 und fiebert nach den genialen Erfahrungen der letzten Jahre schon dem nächsten Sommer entgegen. Marcus interessiert sich für alles, was mit fremden Ländern und Sprachen zu tun hat. Seine Freizeit verbringt er mit Ultimate Frisbee, Radtouren und Skifahren. Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland Spillmannsweg 30 26871 Papenburg www.hoeb.de Programm JGW-3.1 JGW-3.2 JGW-3.3 JGW-3.4 JGW-3.5 JGW-3.6 104 –– Komplexität des Klimasystems Klimawandel und Naturgefahren Empirische klimaökonomische Modellierung Klimapolitik im Wandel? Klimawandel und gesellschaftliches Handeln Der Mensch und das Klima Moritz Zeising (Jg. 1991) studiert in Bayreuth Geoökologie. Nach seinem Abitur leistete er einen elfmonatigen Freiwilligendienst in Kolumbien. 2010 nahm er selbst an der JGW-NachhaltigkeitsAkademie am Kurs »Numerische Methoden der Klimaforschung« teil. Moritz begeistert sich für andere Kulturen, die Natur und umweltbewusstes Handeln. Ganz besonders freut er sich auf die abwechslungsreichen zwei Wochen der JGW-NachhaltigkeitsAkademie in diesem Sommer, bei der er gemeinsam mit Marcus und Paula die Leitung übernehmen wird. In seiner Freizeit spielt auch Moritz Ultimate Frisbee, geht laufen, liest oder spielt Gesellschaftsspiele. Paula Neher (Jg. 1993) beginnt zum kommenden Wintersemester ihr Jurastu- dium. Nach ihrem Abitur im Mai 2012 arbeitete sie im Rahmen eines internationalen Freiwilligendienstes im Pfadfinderinnenzentrum Pax Lodge in London. Paula war selbst Teilnehmerin der JGW-NachhaltigkeitsAkademie und verstärkt seit letztem Jahr das Team der Akademieleitung. Nach den unvergesslichen Erlebnissen ihrer eigenen Teilnahme freut sie sich schon sehr auf die Fortsetzung in diesem Jahr. Neben Nachhaltigkeitsthemen interessiert sich Paula für die britische Kultur und Musik. Sie spielt selbst Gitarre und Klavier und singt seit vielen Jahren in einem Chor. Außerdem reist sie gerne, um ihre Freunde auf der ganzen Welt zu besuchen. JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG (10. BIS 24. AUGUST 2013) Kurs JGW-3.1 Komplexität des Klimasystems Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Wer ihn verstehen will, muss zunächst das Klimasystem verstehen. Nicht nur die Atmosphäre, sondern auch die Ozeane, die Flüsse und Seen, das Land- und Meereis sowie die Biosphäre spielen dabei eine wichtige Rolle. Die Komponenten des Erdsystems Die Atmosphäre und die Ozeane bilden durch ihre gemeinsame, eng vernetzte Zirkulationsstruktur das Rückgrat des Klimasystems. Phänomene wie der Golfstrom, El Niño und Monsun-Niederschläge sind nur einige Aspekte der Atmosphären-OzeanZirkulation. Die Eisschilde Grönlands und der Antarktis, Gletscher, Eisberge, Packeis und Permafrost dienen nicht nur als Süßwasserspeicher, riesige Sonnenreflektoren und Temperaturpuffer, sondern liefern der Forschung auch wichtige Informationen über die Klimageschichte. In der Biosphäre absorbieren Pflanzen Kohlenstoffdioxid, das durch Tiere, Menschen und Verbrennungsprozesse ausgestoßen wird; Vegetation und Landnutzung beeinflussen das Reaktionsvermögen der Erdoberfläche und somit Wetter und Klima auf lokalen und globalen Skalen. Der erste Teil des Kurses verfolgt das Ziel, diese Komponenten des Klimasystems im Einzelnen genauer zu untersuchen und miteinander in Beziehung zu bringen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten keine Angst vor mathematischen Formeln haben und im Idealfall physikalische Vorkenntnisse mitbringen, insbesondere im Bereich der Mechanik. Ozean und Atmosphäre transportieren Wärme durch Winde und Strömungen vom Äquator zu höheren Breiten und halten das Klimasystem mithilfe von Verdunstung und Niederschlag im Gleichgewicht. Kursleitung Klimavariabilität Unter Wetter versteht man Phänomene der Atmosphäre wie Wolken, Niederschlag, Temperatur und Wind. In der Klimaforschung versucht man, Trends in diesen Parametern, die über saisonale Schwankungen hinausgehen, zu erkennen und zu erklären. Das Klima als Statistik des Wetters variiert auf verschiedenen Zeitskalen. Um den Klimawandel, also die langfristige Veränderung des Normalzustandes nachzuweisen, Momme Hell (Jg. 1988) wurde in Schleswig-Holstein geboren. Er studierte an der Universität Kiel Ozeanographie, Meteorologie und Geophysik und verbrachte anschließend drei Monate in Bergen am »Bjerkness Center for climate research«. Im letzten Sommer nahm er an einer Forschungsfahrt in den Atlantik teil. Schon während seiner Schulzeit war er bei verschiedenen Organisationen engagiert bis er schließlich vier Jahre lang bei der Hilfsorganisation »Schüler Helfen Leben e.V.« mitwirkte. Wenn es die Zeit zulässt, spielt er (Jazz-)Gitarre, fotografiert, schwimmt oder segelt. Polarstern in der Antarktis, 2012 muss zunächst die natürliche Klimavariabilität ausreichend erfasst werden. Im zweiten Teil des Kurses werden deshalb die Rückkopplungen und damit einhergehenden Änderungen des Klimasystems genauer untersucht. Auch die Rolle externer Antriebe, wie beispielsweise Änderungen in der Sonneneinstrahlung sowie die Quantifizierung des anthropogenen Klimawandels, sind Themen dieses Kurses. Ziel dieses Kurses ist das Verständnis physikalischer Prozesse mithilfe grundlegender Gleichungen und anschaulicher Beispiele, etwa die Aufstellung und Berechnung eines einfachen mathematischen Models für die Gleichgewichtstemperatur an der Erdoberfläche unter Berücksichtigung des Treibhauseffekts. Neben dem grundlegenden Verständnis des Klimasystems geht es dabei auch um das Kennenlernen grundlegender naturwissenschaftlicher Denk- und Arbeitsweisen. Samuel Eberenz (Jg. 1988) ging in Baden-Württemberg zur Schule und ver- brachte ein Auslandsschuljahr in Südafrika sowie einen Zivilersatzdienst in Tansania. Danach studierte er in Kiel Ozeanographie, Meteorologie und Geophysik. Er absolvierte ein Berufspraktikum am ozeanographischen Institut der Universität Kapstadt und nahm an zwei ozeanographischen Expeditionen im Rahmen des »South African National Antarctic Programme« teil. Neben der Suche nach einem passenden Master-Studiengang verbringt er seine Zeit derzeit bevorzugt sportlich im Freien, im Theater oder hinter einem Buch. –– 105 JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG (10. BIS 24. AUGUST 2013) Kurs JGW-3.2 Klimawandel und Naturgefahren Noch nie war der entstandene Schaden durch Naturgefahren so groß wie in den letzten zehn Jahren. Der Hitzesommer 2003, Hurricane Katrina 2005 oder die nordamerikanische Dürre 2012 zeugen von dem enormen Bedrohungspotenzial dieser Ereignisse und offenbaren die Notwendigkeit von Ursachenklärung und Handlungsstrategien. Hängt die jüngste Häufung von Naturgefahren mit dem Klimawandel zusammen? Was macht einen Hurricane zu einer Naturkatastrophe? Und welche Rolle kommt uns Menschen dabei zu? Diesen und anderen Fragen widmet sich der Kurs mit einem geographischen Blickwinkel. Wie verändern sich Climatic Hazards? Naturgefahren sind nicht gleichmäßig über die Erde und Erdgeschichte verteilt. Ihre Häufigkeit, Intensität und ihr regionales Auftreten verändern sich aufgrund verschiedener klimatischer Parameter. Im zweiten Teil des Kurses wird deshalb gezielt gefragt, ob und inwiefern die jüngste Häufung der Naturgefahren mit dem Klimawandel zusammenhängt und wie sich Climatic Hazards mit dem Klimawandel verändern könnten. Langzeitstudien und Klimaprojektionen geben Einblicke in den aktuellen Wissensstand. Was sind Climatic Hazards? Der Mensch Die eingangs genannten Naturgefahren zählen zu den Climatic Hazards, da sie von Prozessen in der Atmosphäre abhängen. Um ihr Gefährdungspotential, ihre saisonale und regionale Verteilung verstehen zu können, werden im Kurs ihre Entstehungsvoraussetzungen und Abläufe anhand atmosphärischer Prozesse diskutiert. Von besonderer Bedeutung sind hierbei die Rolle des Wasserdampfs in der Atmosphäre und großräumige Windsysteme auf der Erde. Und wie geht der Mensch mit diesen Gefahren um? Im Schnittfeld mit gesellschaftlichen Prozessen wie Bevölkerungsentwicklung und Urbanisierung wird untersucht, welche Menschen besonders von Naturgefahren betroffen sind und welche Möglichkeiten ergriffen werden können, um Auswirkungen schon vorab zu mindern (Mitigation) oder durch Anpassung gering zu halten (Adaption). Als theoretischer Hintergrund dient hier die geographische Risiko- und Verwundbarkeitsforschung. Neben globalen Beispielen rückt auch lokal der Akademieort Papenburg in den Fokus, wo in Experteninterviews die erarbeiteten theo- Folgen einer Überschwemmung retischen Grundlagen praktisch angewandt werden sollen. Abschließend soll die Leitfrage der Nachhaltigkeit in den Fokus rücken. Müssen für ein nachhaltiges Zusammenleben überhaupt Maßnahmen gegen Naturgefahren ergriffen werden? Welche Verantwortung kommt dabei dem Staat zu, welche dem Bürger? Besteht eine Verpflichtung der Industrienationen gegenüber weniger entwickelten Ländern oder gar der heutigen gegenüber der zukünftigen Generationen? Mit einem geographischen Hintergrund verbindet der Kurs naturwissenschaftliche mit gesellschaftswissenschaftlichen Fragen und theoretisches mit angewandtem Arbeiten. Ein Schwerpunkt des Kurses liegt auf der Beleuchtung globaler Fragestellungen anhand von regionalen Beispielen. Kursleitung Annika Schlücker (Jg. 1986) befindet sich in der Endphase ihres Studiums der Fächer Geographie, Englisch und Italienisch auf Lehramt in Freiburg, Dublin und Genua. Die Klimageographie entwickelte sich zu einem ihrer Interessensschwerpunkte, sodass sie sich in ihrer Abschlussarbeit mit dem Energieeinsparpotenzial von Wohngebäuden befasste. In ihrer Freizeit engagiert sie sich beim Freiwilligendienst der Ev. Landeskirche Baden, da sie selbst nach dem Abitur ein Jahr auf Sizilien arbeitete. Außerdem singt sie im Chor oder erkundet die Höhen des Schwarzwaldes mit dem Rennrad. 106 –– Mark Bauer (Jg. 1985) arbeitete nach dem Abitur für das Britische Rote Kreuz in England als Erste-Hilfe-Trainer und betreute Menschen mit Behinderung bei landwirtschaftlichen Tätigkeiten. Danach entschloss er sich, in Freiburg Englisch, Geographie und Biologie auf Gymnasiallehramt zu studieren, und befindet sich nun in der Endphase seines Studiums. Für seine Abschlussprüfungen hat er einen Schwerpunkt auf Klimawandel, Stadtklimatologie und Naturgefahren gelegt. In seiner Freizeit spielt er entweder Gitarre oder scheucht beim Badminton oder Volleyball sich und die Gegner über den Platz. JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG (10. BIS 24. AUGUST 2013) Kurs JGW-3.3 Empirische klimaökonomische Modellierung Ökonomie des Klimawandels Mathematische Modelle, Daten und Simulationen Der Klimawandel beeinflusst zunehmend unser Leben. Ökonomen entwickeln theoretische Modelle des menschStürme und Überschwemmungen verursachen Schäden. lichen Verhaltens. Diese werden mit realen Daten ergänzt, Hitzewellen fordern mehr Todesopfer. Das tägliche Leben um in empirischen mathematischen Modellen die Auswirund das Wirtschaften, z.B. in der Landwirtschaft, veränkungen des Klimawandels und mögliche Klimaschutzmaßdern sich. Besonders betroffen sind häufig Menschen in nahmen zu simulieren. So sollen optimale HandlungsweiEntwicklungsländern. Dort leben viele Menschen von der sen für die Zukunft abgeleitet werden. Landwirtschaft, sie sind nicht versichert und haben kein Dieser Kurs stellt einige der wichtigsten Methoden der Geld für Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel. empirischen KlimaökoAndererseits beeinflussen nomie vor, insbesondere wir – und immer mehr MenWer sich für globale, ökologische und ökonomische Fragestellungen die Ökonometrie, die schen in immer mehr Läninteressiert, ist in diesem Kurs genau richtig. Interesse an MatheSpieltheorie, die beredern – das Klima durch den matik ist ebenfalls von Vorteil, denn die Methoden werden nicht nur chenbare allgemeine Ausstoß von Treibhausgasen, verbal, sondern auch mathematisch und graphisch erarbeitet. Der Besuch von Leistungskursen in Wirtschaft oder Mathematik ist dazu Gleichgewichtsmodelz.B. beim Reisen, Heizen nicht notwendig. Der Mut, über den eigenen Tellerrand zu schauen, lierung und Integratedoder Stromverbrauchen. ist dagegen eine zwingende Voraussetzung für die Kursteilnahme. Assessment-Modelle. Wirtschaftliche Interessen Da diese Methoden den scheinen Erfolge im Klimameisten noch gänzlich unbekannt sind, behandelt der schutz zu verhindern. Wie sollten also gerade Ökonomen Kurs zunächst intensiv deren Grundlagen. Anschließend einen Beitrag zur Entschärfung des Klimaproblems leisten werden die Methoden auf klimapolitische Fragestellungen können? angewandt. Die Stärken und Schwächen der einzelnen Kursleitung Christin Erb (Jg. 1986) ist am Lehrstuhl für Angewandte Mikroöko- nomie der Universität Bern als Doktorandin und Assistentin tätig. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt darin, politische Handlungsoptionen zur Anpassung an den Klimawandel zu analysieren. Als Assistentin ist sie auch dafür zuständig, Übungen und Seminare für die Studenten vorzubereiten und zu halten. In ihrer Freizeit findet man Christin vor allem in der Natur, entweder auf dem Pferd oder mit ihrem Hund unterwegs. Methoden werden analysiert, sodass die Möglichkeiten und Grenzen ihrer Anwendung deutlich werden. Auf dieser Grundlage werden die klimapolitischen Implikationen der Ergebnisse gemeinsam diskutiert. Der Weg von der Theorie über die Anwendung zur Interpretation und Einordnung der Ergebnisse ist gepflastert mit Referaten, Diskussionen, wissenschaftlichen Originaltexten, Planspielen, mathematischen Modellen, Datenrecherchen, ökonometrischen Anwendungen und numerischen Simulationen: Es wird ein vielfältiger Mix. . Frank Vöhringer (Jg. 1968) ist selbständiger Klima- und Energieökonom in Bern, Schweiz, und nutzt u.a. berechenbare allgemeine Gleichgewichtsmodelle, um die wirtschaftlichen Auswirkungen klimapolitischer Maßnahmen (z.B. von Energiesteuern) zu simulieren. Frank unterrichtet Umweltökonomie an der Eidgenössich Technischen Hoschschule (ETH) Lausanne, Schweiz. Er studierte Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Lateinamerika in Tübingen und San Diego, Kalifornien, USA, und promovierte in Frankfurt über Klimaprojekte in Costa Rica, Mittelamerika. Seine private Leidenschaft ist die Musik: Er singt Tenor in einem A cappella-Quintett, spielt Klavier und etwas Gitarre. –– 107 JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG (10. BIS 24. AUGUST 2013) Kurs JGW-3.4 Klimapolitik im Wandel? Wer die Medienberichte rund um den letzten Klimagipfel der United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) in Doha verfolgte, bekam schnell den Eindruck, dass die internationale Klimapolitik in einer Krise steckt. Zum achtzehnten Mal kamen im Herbst 2012 in Doha führende Politiker der 195 Mitgliedsstaaten der Klimakonvention zusammen, aber die erhoffte Einigung über Treibhausgasreduktionen blieb aus – wie auch schon zuvor in Durban, Cancún und Kopenhagen. Dafür wurde bereits vor dem Gipfel in Zeitungsartikeln die Existenzberechtigung der UNFCCC in Frage gestellt. So manchem Klimaaktivisten schwindet daher der Glaube, dass die internationalen Verhandlungen noch schnell genug zu einer Einigung führen werden, um die globale Erwärmung auf 2°C begrenzen zu können. Was ist Klimapolitik? In der ersten Hälfte dieses Kurses werden die historische Entwicklung und der aktuelle Zustand sowie die Arbeitsweise der UNFCCC als Beispiel internationaler Klimapolitik genauer betrachtet: Wie arbeitet diese UN-Organisation? Was hat sie erreicht und was kann sie erreichen? Was sind die Standpunkte einzelner Akteure in den Klimaverhandlungen, zum Beispiel der USA oder China? Warum ist es so schwierig, bindende Absprachen zu treffen, obwohl sich fast alle Staaten zu dem 2°C-Ziel bekannt haben? Auch der Einfluss von Lobbyisten innerhalb und außerhalb der Klimaverhandlungen und deren Arbeitsweise sollen im Rahmen des Kurses näher betrachtet werden. Wo liegen die Lösungen? Im zweiten Teil geht es darum, mögliche Lösungsstrategien zu diskutieren. Dabei ist es wichtig, verschiedene Debatten in der internationalen Klimapolitik zu verstehen. Da gibt es zum Beispiel die Fragen, welche Länder ihre Treibhausgasemissionen um wie viel Prozent reduzieren müssen und was eine »gerechte« Verteilung der Emissionsminderungen wäre. Bei möglichen Lösungsstrategien kann in zwei Richtungen gedacht werden: Zum einen kann gefragt werden, welche Reformen in der Klimapolitik nötig sind, um doch noch zu bindenden Absprachen der internationalen Staatengemeinschaft zu kommen. Zum anderen ist zu überlegen, welche Alternativen zu einem multilateralen Abkommen, das die einzelnen Nationalstaaten zur Emissi- Klimagipfel in Doha; Urheber: UNclimatechange onsminderung verpflichtet, bestehen. Hierbei kann man an Initiativen zur freiwilligen Treibhausgasreduktion von Industriezweigen, Städten oder sogar Individuen denken. Einige Beispiele von bereits bestehenden Initiativen, wie die »Large Cities Climate Leadership Group« oder der »Low Carbon Lifestyle«, werden im Kurs genauer betrachtet. Gleichzeitig werden mit den Kursteilnehmenden Ideen entwickelt, welche Strategien auf welchen politischen und gesellschaftlichen Ebenen in Zukunft den meisten Erfolg versprechen. Im Kurs wird die Arbeit mit Texten, Zeitungsartikeln und Kommentaren die Grundlage für Diskussionen sein. Dabei werden auch englische Texte zum Einsatz kommen. Einzelne Fallbeispiele sollen mit Rollenspielen bearbeitet werden. Die Teilnehmenden sollten Spaß am Diskutieren und dem Entwickeln von »Zukunftsvisionen« mitbringen. Kursleitung Alex Liedke (Jg. 1984) studierte technische Biologie in Stuttgart. Bei Auslandsaufent- halten in Venezuela und in den Niederlanden sowie während seiner Abschlussarbeit am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik beschäftigte er sich mit der Kultivierung von Mikroalgen zur energetischen Nutzung. Alex nahm an mehreren UNFCCC-Konferenzen für die Nichtregierungsorganisation Germanwatch teil. Mittlerweile arbeitet er als Consultant bei PE International und beschäftigt sich mit der Erstellung von Lebenszyklusanalysen. In seiner Freizeit fährt er gerne Rad, schwimmt, wandert, kocht und liest. 108 –– Lena Schulte-Uebbing (Jg. 1987) studierte nach ihrem Freiwilligendienst in Brasilien Internationales Land- und Wassermanagement an der Universität Wageningen in den Niederlanden. Nach Praktika in Marokko und den USA begann sie einen Masterstudiengang in Klimawissenschaften. Im Moment schreibt sie Ihre Masterarbeit über Mitigationspotenzial in der Landwirtschaft bei der Firma Ecofys in Köln und arbeitet nebenbei als wissenschaftliche Hilfskraft beim Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). Lena hat viel Freude an Outdoorsport, Fotografie und gutem Essen, am liebsten aus dem eigenen Garten. JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG (10. BIS 24. AUGUST 2013) Kurs JGW-3.5 Klimawandel und gesellschaftliches Handeln Wie Wissen und Handeln zueinander finden Die Daten zu Ursachen und Folgen des Klimawandels sind so gut wie nie zuvor. Höchste Zeit also, etwas zu tun – doch obwohl wir wissen, dass wir unser Verhalten ändern müssen, herrscht Stillstand. Wie kann es sein, dass Wissen und Handeln so verschiedene Dinge sind? Und was können wir tun, um das zu ändern? Faktor Mensch Nachdem zunächst die Grundzüge des Klimasystems und Konzepte wie Treibhauseffekt, positive Rückkopplung und die so genannten »Tipping Points« eingeführt wurden, kann sich der Blick auf den Faktor Mensch richten. Zusammen sind wir stark? Der menschliche Einfluss auf das Klima ergibt sich aus der Summe der Handlungen vieler Menschen – doch das kollektive Verhalten von Gruppen scheint anderen Gesetzen zu folgen, als sich aus der Betrachtung einzelner Menschen vorhersagen ließe. Ansätze, das komplexe Verhalten von Gruppen zu verstehen, haben sich Physiker in der Natur abgeschaut, und daraus die Physik sozioökonomischer Systeme entwickelt. Anhand einiger dieser Konzepte wird im Kurs versucht zu verstehen, worin mögliche Ursachen der kollektiven »Trägheit« liegen – und welche Anknüpfungspunkte sich bieten, diese zu überwinden. Mach doch, was Du willst blick auf den Klimawandel ist dies ein ernstes Problem. Anhand einiger klassischer Experimente geht der Kurs diesen scheinbaren Widersprüchen auf den Grund und sucht auch hier nach Wegen, wie die gewonnene Erkenntnis praktisch genutzt werden kann, damit Denken und Handeln im Hinblick auf das Klima wieder näher zusammengebracht werden können. Aber können wir überhaupt sicher sein, dass wir selbst tun, was wir für richtig Wir reden viel über das Klima, doch ändern nichts an unseren halten – oder dass wir zumindest rational Im Kurs werden scheinbar Gewohnheiten. Foto: Kevin Dooley handeln? Die Vermutung, dass dies oft so verschiedene Methoden nicht der Fall ist, findet sich durch die Sozialpsychologie wie Sozialpsychologie und Physik verknüpft, um ein komauf eindrucksvolle und manchmal sogar amüsante Weise plexes Thema aus verschiedenen Perspektiven zu erforbestätigt: Wir scheinen wie gemacht dafür, das eigene Hanschen. Interesse an multidisziplinärer Arbeit und dem Blick deln zu verklären, Probleme zu verdrängen, Widersprüche über den Tellerrand des eigenen Fachs hinaus ist daher zu »übersehen« und zukünftigen oder weit entfernten Erausdrücklich erwünscht, Programmierkenntnisse sind jeeignissen nur eine geringe Bedeutung zuzumessen. Im Hindoch nicht erforderlich. Kursleitung Till Sawala (Jg. 1983) studierte nach dem Zivildienst in London und Lausanne Physik. Ulrike Lemke (Jg. 1982) studierte Physik an der Humboldt-Universität zu Berlin. und beschäftigte sich während seiner Doktorarbeit am Max-Planck-Institut für Astrophysik, Garching, mit Computersimulationen. Seit zwei Jahren arbeitet er als Kosmologe an der Universität Durham in Großbritannien. Sein Interesse gilt aber auch der Zukunft des Planeten Erde. In seiner Freizeit isst er gerne vegetarisch, wandert und läuft. Als Doktorandin lebte sie drei Jahre im Norden Englands, wo sie Spektren von fernen Sternen analysierte und nebenbei wandernd und laufend die Gegend erkundete. Nun lebt sie wieder in Deutschland in Göttingen und geht dabei weiter ihrer dritten Leidenschaft, dem vegetarischen Kochen, nach. –– 109 JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG (10. BIS 24. AUGUST 2013) Kurs JGW-3.6 Der Mensch und das Klima Ideeninventar der europäischen Kultur Obwohl die Existenz der vom Klimawandel ausgehenden Gefahren mittlerweile weithin anerkannt ist, wird kontrovers darüber diskutiert, wie auf diesen Wandel angemessen reagiert werden soll. Die Debatte ist dabei keineswegs eine Diskussion, die allein von Natur- oder Politikwissenschaftlern geführt und verfolgt werden sollte. Vielmehr berührt das Denken über den Klimawandel gesamtgesellschaftliche Grundhaltungen, die über Jahrhunderte gewachsen sind und von der Kultursoziologie offen gelegt und analysiert werden. Eine zentrale Frage dabei ist: Wie entwickeln sich überhaupt allgemein anerkannte Einstellungen dazu, wie der Mensch mit der Umwelt umgehen sollte? Die Geschichte einflussreicher Ideen Der Kurs stellt genau diese Frage und analysiert, auf welchen Ideen vom Verhältnis Mensch-Natur die aktuelle Klimadebatte fußt. So kann die literatur- und kulturwissenschaftliche Methode der Topik mit Blick auf die Klimadebatte benennen, welche darin vorgebrachten Argumente in einer langen kulturgeschichtlichen Tradition stehen. Bei diesen geht man davon aus, dass es sich um allgemein bekannte »Topoi« (Topos= griechisch für »Gemeinplatz«) Kursleitung handelt, deren Tradition untersucht wird. Eine typisch topische Untersuchungsfrage könnte beispielsweise lauten: Wie entwickelte sich die Haltung, die Menschheit müsse für ihre natürliche Umgebung sorgsame Haftung übernehmen, und welche weiteren Topoi lassen sich in diesem Zusammenhang identifizieren? In einem ersten Schritt versucht die Topik die Entstehung eines Arguments einem Zusammenhang von Raum und Zeit zuzuordnen. Ist der Ursprung einer einflussreichen Idee ausgemacht, kann außerdem untersucht werden, mit welchen Medien (etwa Gemälden, Musikstücken oder literarischen Texten) sie zum Vorschein gekommen ist und welche Gruppen sich ihrer Verbreitung verpflichteten. Neben der Geburtsstunde eines langfristig einflussreichen Arguments interessiert dann vor allem, in welcher Form es in der Kulturgeschichte wieder aufgetaucht ist und sich dabei stetig weiterentwickelt hat. Von der Antike bis zur Umweltbewegung Im Kurs wird diese Spur aufgenommen und es wird erarbeitet, welche Positionen zum Verhältnis Mensch-Natur die europäische Kulturgeschichte hervorgebracht und überliefert hat. Es werden unterschiedliche Kontexte und Artefakte der europäischen Kulturgeschichte behandelt. So könnte beispielsweise ein Expertenteam erarbeiten, welches Karena Weduwen (Jg. 1989) studiert Literatur- und Kulturwissenschaften sowie Geschichte an der Technischen Universität Dresden. Bevor es die gebürtige Bielefelderin nach Dresden verschlug, lernte sie während ihres Freiwilligendiensts in Antwerpen die Geschichte und Kultur Belgiens kennen. Besonders faszinieren sie in ihrem Studium die Methoden und Fragestellungen der Kulturwissenschaften. Wenn sie weder in der Bibliothek noch in einer Veranstaltung aktiv ist oder ihrer Arbeit an der Uni nachgeht, trifft sie sich mit Freunden, joggt entlang der Elbe, entspannt bei guter Musik oder reist durch Deutschland. 110 –– Naturverständnis sich in romantischer Poesie und bildender Kunst verbirgt und den übrigen präsentieren, welche Topoi sie identifizieren konnten. Auf diesem Weg können auch Caspar David Friedrich: Felsenlandschaft im Elbsandsteingebirge, zwischen 1822 die antike oder biblische und 1823 Haltung zu Natur-Mensch sowie die Umweltbewegung untersucht werden, sodass eine Sammlung traditionsreicher Argumente zum Verhältnis Mensch-Natur entsteht. Die Argumente werden dann in aktuellen Zeitungsartikeln, Fachbüchern, Dokumentationen oder auch Radiobeiträgen aufgespürt, um zu zeigen, wie sie sich gegenüber ihren zweitausendjährigen Vorläufern verändert haben. Neben dem Forschungsfeld der Topik lernen die Teilnehmenden medienwissenschaftliche Theorien und Methoden kennen. Somit erhalten sie Einblick in zentrale Fragestellungen der Kultur- und Medienwissenschaften und erweitern ihr kulturgeschichtliches Wissen. Der Kurs richtet sich an geistes-, gesellschafts- und/oder naturwissenschaftlich Interessierte. André Förster (Jg. 1987) studierte Soziologie, Politikwissenschaft und Kommunikations- und Medienwissenschaft in Düsseldorf. Nach dem Bachelor entschied er sich, sein Studium mit dem Master of Science in Soziologie und empirischer Sozialforschung an der Universität zu Köln fortzusetzen. Wenn André nicht die politische Beteiligung in Osteuropa, Normtheorien oder sogar Beziehungsprobleme soziologisch analysiert, liest er Romane, spielt Fußball oder geht ins Kino. PROGRAMME IM AUSLAND 2013 Programme im Ausland 2013 Akademien in Litauen, Polen und Österreich Seit einigen Jahren unterhält die Deutsche SchülerAkademie Austauschabkommen mit ausländischen Partnern, die vergleichbare Maßnahmen wie die Deutsche SchülerAkademie anbieten. Auch im Jahr 2013 werden diese Austauschprogramme fortgesetzt. Summer Academy in Nida, Litauen 16. bis 26. August 2013 In diesem Jahr organisiert die Deutsche SchülerAkademie zum sechsten Mal ein Austauschabkommen mit der National Student Academy of Lithuania, die jedes Jahr eine Akademie für hochbegabte Schülerinnen und Schüler in Litauen ausrichtet. ledge of Marketing and PR, Finance, Sales, Personnel Management, International Investment, Entrepreneurship, Leadership and other topics guided by top managers and professionals from leading Lithuanian and international companies. Seminars are structured in an entertaining way – there are plenty of discussions, case studies, and interactive games. Your action-packed day at the Academy will start at 8.00 a.m. with breakfast followed by two 1.5-hour subject interactive Die Teilnahmegebühr für die Akademie vom 16. bis 26. classes. Topics covered during previous Summer Academies August 2013 beträgt 780 Euro (390 Euro Teilnahmegebühr included Entrepreneurship, Business Plan Preparation, Impleplus 390 Euro für Unterbringung und Vollverpflegung) zu- menting Business Ideas, Methods for Financing Business, Busizüglich Reisekosten. ness Models and Strategies, etc. »You are invited to join the Economics section and together with a After lunch you will be welcome to join a 1.5 hour self-developdozen 16–18-year-old peers from Lithuania deepen your know- ment lecture. In the afternoon you will have some spare time for sightseeing, going to the beach and sporting activities. Each day you will have a chance to mingle with all Summer Academy’s students at a daily evening event – a concert, cinema or guest evening, a mind storm or a theatre project. The Summer Academy is organised by the National Student Academy of Lithuania. Every year the best Academy’s students as well as the most talented young musicians are invited to participate and create a versatile and dynamic community of young intellectuals studying Economics, Philology, Maths, Physics and Astronomy, Chemistry, History, Biochemistry, Computer Science and Music. Lithuania is a small Baltic country with a population of 3.5 million people. Nida is a neat and cosy village in westernmost Lithuania, in the Curonian Spit that is inscribed on UNESCO’s List of World Heritage.« Interessenten melden sich bitte bei der Geschäftsstelle der Deutschen SchülerAkademie. –– 111 PROGRAMME IM AUSLAND 2013 Multidisciplinary Scientific Camp, Polen Der Polish Children´s Fund, eine polnische Organisation zur Förderung von hochbegabten Schülerinnen und Schülern, organisiert seit dem Jahr 1986 multidisziplinäre wissenschaftliche Camps (Schülerakademien) für hochbegabte polnische Schüler. Jedes Jahr treffen sich etwa 80–90 Schüler der Mittelschulen in der Umgebung von Warschau. Das Camp findet in einem gut ausgestatteten Konferenzzentrum (Zweibettzimmer mit Bad) mit Computerräumen, Schwimmbad und Sportanlagen am Waldesrand in der Nähe von Warschau statt. Auf dem Programm des Camps stehen jeden Tag zur Wahl: drei Vorlesungen der besten polnischen Wissenschaftler, acht bis zehn Workshops, zwei allgemeine Diskussionstreffen mit hervorragenden Persönlichkeiten der Wissenschaft, Literatur und Kultur, Vorträge der Teilnehmenden, Sport und psychologische Workshops. Jede(r) Teilnehmende soll in alle Aktivitäten einmal täglich hineinschnuppern. Es gibt auch ein Konzert der klassischen Musik und Filmabende. Im Jahr 2013 wird die Akademie vom 25. April bis 5. Mai 2013 stattfinden. Teilnahmevoraussetzungen sind die gleichen wie bei der Deutschen SchülerAkademie, außerdem wird eine sehr gute polnische Sprachkompetenz erwartet. Die Eigenbeteiligung beträgt 180 Euro. Die an der Sommerakademie Obertrum interessierten Schülerinnen und Schüler können ab dem 26. März 2013 genauere Programminformationen abrufen unter: www.phsalzburg.at/ahs/begabtenfoerderung. Die Eigenbeteiligung beträgt 75 Euro. Interessenten melden sich bitte so bald wie möglich bei der Geschäftsstelle der Deutschen SchülerAkademie, damit sie nähere Informationen zum polnischen Programm erhalten können. Bei der Kurswahl sind ein Erstwunsch und ein Alternativwunsch anzugeben. Workshopbeschreibungen Sommerakademie Obertrum Internationale Sommerakademie Obertrum, Österreich Workshop 1: Zeig mir Deine Gene und ich sag dir, wie du bist? Ein Austauschabkommen für einige Schülerinnen und Schüler unterhält die Deutsche SchülerAkademie mit der Pädagogischen Hochschule Salzburg, Österreich, die vom 30. Juni bis 3. Juli 2013 die Sommerakademie Obertrum, 20 km nördlich von Salzburg am gleichnamigen See ausrichtet. Die Unterbringung erfolgt in der Landesberufsschule Obertrum, einer Tourismusschule mit exzellenter Infrastruktur, die jede Art von Freizeitaktivitäten erlaubt. Was ist an unserem Verhalten genetisch bedingt, was bestimmt man selbst oder die Umwelt? Sind wir für unser Verhalten allein verantwortlich? Die Workshop-Teilnehmenden selbst werden drei ihrer eigenen Gene im Labor analysieren, die laut Wissenschaft das Verhalten eines Menschen beeinflussen können. Dazu werden Mukosazellen (Mundschleimhaut) genommen, die DNA gereinigt und so genannte SNP-Analysen durchgeführt. Angeboten werden insgesamt vier Workshops zu den Themen Gentechnik, Robotik, Design und Literatur. Die Teilnehmenden melden sich im Vorfeld für einen der angebotenen Workshops und arbeiten insgesamt fünf Halbtage in Gruppen zu etwa fünfzehn Personen. Beim Workshop bearbeitet werden aber auch einige neue Forschungsergebnisse zur Arbeitsweise des Gehirns, zu Verhalten und Genen. Kleine Eigen-Tests und Tipps zu Verhaltensänderungen runden den Workshop ab. 112 –– PROGRAMME IM AUSLAND 2013 Workshop 2: Von der Science Fiction in die Gegenwart Roboter gewinnen von Jahr zu Jahr an Bedeutung in unserer Gesellschaft. Vorwiegend sind sie noch in der industriellen Fertigung zu finden, doch schaffen es Exoten wie autonome Staubsauger oder Rasenmäher schon heute, im täglichen Leben Fuß zu fassen. So komplex manche Maschinen auch erscheinen, so beruht ihre Technik immer nur auf einem Zusammenspiel von Motoren und Sensoren. Ohne menschliche Kreativität bleiben es aber nur elektronische Bauteile und verwandeln sich nicht in tanzende Maschinen oder Rettungsroboter. Die Teilnehmenden können sich in diesem Workshop auf eine technisch-kreative Reise ins Land der Roboter begeben. Internationale Sommerakademie Semmering, Österreich Workshop 3: »Being bright, young and talented is not enough.« Innovation and design processes in a 2.0 world Which skills and qualifications are needed in the new 2.0 world? Is it still enough to be highly qualified and well educated to design the next I-phone? These questions will be discussed and referred to in a very dynamic design and innovation workshop. The main focus will be on the innovation and design of a consumer good as well as presenting the ideas based upon the new gained knowledge. Die Arbeitssprache ist Englisch. Workshop 4: Wenn Wörter tanzen lernen … … entstehen packende Texte, die unter die Haut gehen und den Blick auf die Welt schärfer stellen. Sowohl gute Literatur als auch Qualitätsjournalismus setzen einen klugen, kreativen und bewussten Umgang mit Sprache voraus und sind gelungene Kommunikation auf höchstem Niveau. Dazu muss man nicht etwa kompliziert schreiben – handwerkliche Tipps und Tricks helfen bei der Entwicklung einer individuellen Stimme und eines zielsicheren und eigenständigen »Tons«. Wer gerne schreibt und die eigene Ausdruckskraft entwickeln möchte, ist in diesem Workshop richtig. Bereits zum 15. Mal wird dieses Jahr die Internationale Sommerakademie Semmering in Niederösterreich für leistungsbereite Schülerinnen und Schüler abgehalten. Diese Akademie wird vom Verein zur Förderung begabter und hochbegabter Schülerinnen und Schüler in Niederösterreich, vom Landesschulrat für Niederösterreich, Referat für Begabtenförderung, und von der Begabtenakademie Niederösterreich ausgerichtet. Sie findet vom 20. bis 27. Juni 2013 statt. Die Teilnehmenden können einen Kurs aus zahlreichen Angeboten wählen. Das Kursangebot umfasst auch dieses Jahr wieder eine Palette an interessanten Inhalten und steht erstmals unter einem Gesamtmotto. Dieses lautet »Verantwortung Ethik«. So können sich die Jugendlichen unter der Anleitung von äußerst motivierten und engagierten Kursleiterinnen und Kursleitern mit neuartigen Kursthemen auseinandersetzen – beispielsweise anspruchsvolle mathematische Aufgabenstellungen lösen, naturwissenschaftliche Phänomene erforschen oder kreative Erfahrungen machen – und in neue Wissensgebiete eintauchen. Alle Kurse garantieren neben intellektuellen Herausforderungen im Unterricht auch ein Rahmenprogramm während der Pausen bzw. in der unterrichtsfreien Zeit. Kooperatives Arbeiten und Kopfzerbrechen haben genauso Platz wie gemeinsames Erleben und eine ordentliche Portion Spaß beim sportlichen Ausgleich. Neben der Förderung der Begabungen geht es auch um den Austausch untereinander oder mit den Referentinnen und Referenten. Die Teilnahmevoraussetzungen entsprechen denen der Deutschen SchülerAkademie. Die Eigenbeteiligung beträgt 310 Euro. Informationen zur Akademie sind auch auf der Internetseite des Landesschulrates http://bbf.lsr-noe.gv.at/ erhältlich. –– 113 PROGRAMME IM AUSLAND 2013 Kursbeschreibungen Sommerakademie Semmering Kurs 1: Retten, was noch zu retten ist Zukunftsperspektiven der Angewandten Ethik (Philosophie) »Retten, was noch zu retten ist, um die Zukunft überhaupt möglich zu machen, das ist das gewaltige Motiv, der glühende Wunsch, das Opfer, das nötig ist«, so formuliert der 1913 geborene Philosoph und Nobelpreisträger Albert Camus schon 1946, also mitten im »Jahrhundert der Angst«, das Generalthema dieser Sommerakademie. Der 1813 geborene Existenzphilosoph Sören Kierkegaard erklärt die Angst als »die Wirklichkeit der Freiheit als Möglichkeit für die Möglichkeit«. Der dritte Philosoph mit einem runden Geburtstag ist der 1713 geborene Aufklärer Denis Diderot, der mit seinem Projekt der Enzyklopädie das begonnen hat, was heute Wikipedia fortsetzt. Doch was hat uns die von Diderot und anderen initiierte Aufklärung, von Wikipedia abgesehen, noch gebracht? Die technisch-wissenschaftliche Rationalität der letzten drei Jahrhunderte hat die Möglichkeiten des menschlichen Handelns immer mehr erweitert, was nach Kierkegaard im gleichen Ausmaß die Angst vergrößert. Das, was man tun kann, ist aber nicht schon das, was man auch tun sollte. Daher steigt als Folge der größeren Freiheit auch der Druck der Verantwortung. Ethische Reflexion wird also heute in allen Bereichen der Angewandten Ethik immer dringlicher, um die Motive und Risiken der wissenschaftlich-technischen oder politisch-ökonomischen Möglichkeiten zu bewerten und so vielleicht deren voreilige und oft irreversible Umsetzung zu verhindern. Im Philosophie-Kurs werden zuerst die ethischen Grundbegriffe und Argumentationsmodelle auf der Grundlage einer allgemeinen Einführung in die Philosophie geklärt. Die Teilnehmerinnen und Teillnehmer haben dann die Gelegenheit, brisante ethische Probleme unserer Zeit und deren Argumentationsstruktur arbeitsteilig zu untersuchen und eigenständig (z.B. essayistisch) darüber zu »philosophieren«. Falls sich die Möglichkeit dazu ergibt, soll auch der interdisziplinäre Diskurs mit anderen Kursen gepflegt und durch gemeinsame Aktivitäten (z.B. Exkursion, Podiumsdiskussion u.Ä.) vertieft und veranschaulicht werden. Die Ergebnisse werden schließlich präsentiert. 114 –– Der Kurs richtet sich an diskussionsfreudige Teilnehmerinnen und Teillnehmer, die sich über die Fachgrenzen hinaus mit aktuellen ethischen Problemen kritisch auseinandersetzen wollen. Kurs 2: The Moral of the Story A Discussion of Ethics in Dystopian Novels like »The Hunger Games« (Suzanne Collins), »The Giver« (Lois Lowry) and further texts and films (Englisch) Texts taken from dystopian contemporary literature as well as classic authors like Aldous Huxley and George Orwell are discussed and analysed with a focus on ethical questions. Visions of the future imply important issues such as t HPWFSONFOUBMDPOUSPM t DMPOJOHBOEHFOFUJDFOHJOFFSJOH t GBNJMZBOEŪTFYVBMJUZ t GSFFEPNBOEJOEJWJEVBMJUZ t FUIJDTJOFOUFSUBJONFOUBOEFTDBQFGSPNSFBMJUZ Basically, the question »what does it mean to be human?« will be central and the authors´ different answers will be compared. The desire for a perfect community in dystopian novels will also be discussed on the basis of film versions and drama realizations. Drama activities will be part of our programme to enhance fluency, spontaneity and the range of vocabulary in English. Kurs 3: Konfuzius sagt: »Made in China!« (Chinesisch) Konfuzius soll so Einiges gesagt haben, und wenn auch »Made in China!« genau in diesem Wortlaut vermutlich eher nicht darunter war, so kommen doch genug andere Dinge aus China – angefangen bei den üblichen »Verdächtigen« wie Elektronik, Gewand und Imitate diverser Luxusmarken, über die Welt verändernde Erfindungen, wie z.B. Papier, Schießpulver und Spaghetti, bis hin zu neuen Fremdwörtern, Fengshui und Jackie Chan. Beim Tee etwa kommt nicht nur das Getränk, sondern gleich auch das Wort selbst aus China, und das obligatorische China-Restaurant ist aus kaum einer Stadt mehr wegzudenken – selbst wenn der Glückskeks eigentlich ursprünglich keine chinesische Erfindung war (genauso wenig wie Tischtennis). Was ist also wirklich chinesisch? Und was genau ist jetzt eigentlich wirklich China? Da die Antworten auf diese Fragen Bibliotheken füllen könnten (und das auch tun), wird eine PROGRAMME IM AUSLAND 2013 zentrale Frage im Mittelpunkt stehen: Die Ein-Kind-Politik und welche ethischen, sozialen, wirtschaftlichen und auch politischen Folgen diese für China hatte, hat und noch haben wird. Die Themenkreise, welche hier hinein fallen, haben sowohl eine kontemporäre als auch eine historische Komponente, z.B. die Rolle der Frau oder auch der Einfluss der alten konfuzianischen Werte und Konventionen. Die Erarbeitung des Themenkreises »Ein-Kind-Politik« wird durch eine Exkursion nach Wien sowie einen Sprachkurs ergänzt, in welchem die wichtigsten Grundlagen der Sprache vermittelt werden. Dieser Kurs richtet sich an Teilnehmerinnen und Teillnehmer, welche Spaß am »Überden-Tellerrand-Hinausschauen«, an der Beschäftigung mit einer neuen (alten?) Kultur und Interesse an einer Sprache haben, bei welcher Änderungen der Stimmlage darüber entscheiden, ob man jemanden Mutter nennt oder ein Pferd schimpft. Chinesisch-Kenntnisse sind nicht notwendig; im Sprachkurs wird bei Null begonnen. Da viele Materialien nur auf Englisch verfügbar sind (z.B. Untertitel zu chinesischen Filmen), wird auch Englisch immer wieder Arbeitssprache sein. Kurs 4: Überzeugend und erfolgreich kommunizieren durch Rhetorik- und Sprechtraining (Rhetorik) Kommunikation ist heutzutage eine »Kunst«, die neben allgemeinem wie auch speziellem Wissen Sprachkompetenz und freies, ausdrucksvolles Sprechen voraussetzt. Aufbauend auf klassischen Rhetoriktrainings bekommen die Kursteilnehmenden den Feinschliff auf den Gebieten, die für einen überzeugenden Gesamtauftritt entscheidend sind. Dazu gehören der strukturierte Aufbau einer Rede oder Präsentation, der Umgang mit Lampenfieber wie auch mit Körpersprache und die Kunst, Bilder in den Köpfen zu wecken und das Gefühl des Zuhörers anzusprechen. Dem Motto der Sommerakademie entsprechend werden die Teilnehmenden sich unter anderem mit der Sprachethik auseinander setzen. Im Vordergrund stehen das aktive und praktische Üben von alltäglichen wie auch besonderen Kommunikationssituationen, das Feedback der Gruppe und das Hervorheben der individuellen Stärken jedes Einzelnen, wobei begleitende Video- und Audiochecks hilfreiche Stützen sein werden. Besonders hilfreich für das Erreichen der Kursziele werden sich die Aktivierung des kreativen Potenzials der Kursteilnehmenden in Rollenspielen und Workshops sowie der Einsatz von NLP-Instrumenten erweisen. Ziel des Kurses ist es, das rhetorische und stimmliche Können durch Coaching und Training Zug um Zug zu verbessern, den Auftritt zu optimieren und die Lust am Sprechen zu wecken. Dieser Kurs richtet sich an jene Interessierten, die an einer gezielten Weiterentwicklung ihres persönlichen und rhetorischen Auftretens interessiert sind. Kurs 5: Geschichte der Menschenrechte Von »Aufklärung« bis »Asylverfahren« (Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung) Getragen von den Ideen der Aufklärung sind die Menschenrechte erstmals in der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung festgeschrieben. Doch für wen galten sie damals? Betrachtet man die Geschichte der Sklaverei und der Diskriminierung der African Americans und Native Americans in Nordamerika, konnten sie nur für eine klar definierte Gruppe von Menschen gelten. In Europa begegnen uns die Menschenrechte im Zuge der Französischen Revolution. Sie bilden zwar die Grundgedanken dieses historischen Ereignisses, doch mit welchen Folgen? In Österreich sind die Menschenrechte seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch verankert. Trotzdem gibt es auch heute noch Vorfälle, die von Amnesty International als Menschenrechtsverletzungen eingestuft werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg verabschiedete die UNO die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und erhob sie damit zu globaler Bedeutung. Bedeutende Persönlichkeiten engagierten sich unter Einsatz ihres Lebens für die Verwirklichung der Menschenrechte für nicht-privilegierte Gruppen in ihrem Umfeld. Einzelne Beispiele herauszugreifen und näher zu untersuchen ist ein Ziel dieses Kurses. Dass die Menschenrechte nicht eine antiquierte Idee aus der Zeit der Aufklärung sind, sondern auch heute noch politisch aktuell sind und das Tagesgeschehen mit beeinflussen, –– 115 PROGRAMME IM AUSLAND 2013 zeigen immer wieder Asylverfahren, die in den Medien thematisiert werden. An Zeitungsartikeln werden hier die Hintergründe untersucht und diskutiert. Menschenrechte gelten aber auch als rhetorisches Instrument und werden von Politikern verschiedener Länder in ihren Reden hervorgehoben. Willkommen sind alle am Thema Interessierten, die sich auf einen abwechslungsreichen und intensiven Kurs freuen können. Sie sollten natürlich gerne sowohl vor als auch hinter der Kamera stehen. Ziel des Kurses ist es, die historische, gesellschaftliche, kulturelle und politische Dimension des Begriffs Menschenrechte zu erfassen und anhand der Behandlung ausgewählter Teilaspekte (z.B. American Revolution, Französische Revolution, Revolutionsjahr 1848, Mahatma Gandhi, Martin Luther King, Nelson Mandela …) tieferen Einblick in die Thematik zu erlangen. Kurs 7: Der Mensch – von der Geburt bis zu Krankheit und Tod, chemische, medizinische und ethische Fragestellungen (Biologie) Der Kurs richtet sich an interessierte und ambitionierte Teilnehmerinnen und Teillnehmer, die Geschichte erforschen wollen, um vergangene und gegenwärtige Ereignisse der politischen Geschichte zu verstehen, die diese aber auch kritisch hinterfragen wollen und offen dafür sind, Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Diskussionsfreudigkeit und Interesse an aktuellen Ereignissen können den Kurs noch weiter bereichern. Gesucht sind junge Menschen, die bereit sind, sich auf Beschäftigung mit Geschichte und Politik, aber auch auf Texte und Filme in Fremdsprachen (v.a. Englisch) auf vielfältige Weise einzulassen. Kenntnisse weiterer Fremdsprachen sind keine Voraussetzung. t t Kurs 6: Foto, Film und Animation – reale und virtuelle Welten (Bildnerische Erziehung/ Mediendesign) Der Kurs beschäftigt sich mit der Digitalfotografie, wobei zunächst die Aufnahmetechnik im selbst gebauten Studio im Mittelpunkt steht. Dann werden die Bilder mit Hilfe professioneller Software bearbeitet. Der zweite Schwerpunkt widmet sich dem Film in Theorie (Drehbuch, Figuren, Konflikte, Stilmittel) und Praxis. Filmausschnitte werden analysiert und nach einigen aufnahmetechnischen Versuchen werden eigene Videoclips gedreht und geschnitten. Ein dritter Schwerpunkt des Kurses befasst sich mit Animationstechniken (Stop-Motion- und Computeranimation). Beispiele aus Kunst, Geschichte und Werbung werden zu der Frage überleiten: Kann man Bildern trauen? Wo endet Dokumentation bzw. wo beginnt Manipulation? Wann sind Bilder/Filme Kunst? Eine Videodokumentation wird den Kurs begleiten. Eigene Digitalfotoapparate, Videokameras (oder andere videofähige Geräte) und Notebooks der Teilnehmenden sind willkommen, aber nicht unbedingt erforderlich. Computergrundkenntnisse werden vorausgesetzt. Ein Kursskriptum wird ausgegeben. Fachliteratur und Trainings-DVDs werden für die Dauer des Kurses zur Verfügung gestellt. 116 –– Der Mensch ist eine äußerst komplexe biochemische »Fabrik«. Das reibungslose Zusammenspiel der Organe ist für die Gesundheit unverzichtbar. Wie funktioniert er, wenn er gesund ist? Was funktioniert nicht, wenn er krank ist? An ausgewählten Beispielen werden den Teilnehmenden der Bau der Organe und ihre Arbeitsweise mit Hilfe von Mikroskop und Skalpell näher gebracht, das Verständnis für Funktionsstörungen soll außerdem erreicht werden. Das Blut spielt eine wesentliche Rolle im Organismus. Daher werden die Teilnehmenden sich ausführlich der Zusammensetzung, der Funktion und den Störungen, wie z. B. Arteriosklerose und Herzinfarkt, widmen. Auch parasitäre Erkrankungen und Bakterien, Viren als Krankheitserreger werden ein weiterer Schwerpunkt sein. Wer nicht an Herzinfarkt stirbt, für den ist die häufigste Todesursache ein Tumor. Aus diesem Grund wird die Entstehung, Diagnose und Behandlung von Krebs auch ein Thema sein. PROGRAMME IM AUSLAND 2013 Künstliche Befruchtung, Präimplantationsdiagnostik, Leihmutterschaft und Gentherapie sind weitere aktuelle Diskussionspunkte, die neben medizinischen auch ethische Fragen aufwerfen. Es wird die Frage diskutiert, was technisch-medizinisch möglich ist und was in verschiedenen Ländern erlaubt ist – oder erlaubt sein sollte. Im Rahmen der Klinischen Chemie wird sich mit den Methoden klassischer und moderner Laboruntersuchungen sowie der Interpretation der Daten auseinandergesetzt. Neben der Theorie darf die Praxis nicht fehlen. Exkursionen in Labore (Histologie) sind geplant. Aber auch die Medikamente zur Heilung von Krankheiten dürfen nicht zu kurz kommen. Wie wirken Medikamente? Wie kann man neue Medikamente finden und herstellen? Brauchen wir überhaupt noch neue Medikamente? Wie geht die Testung vor sich? Und sind Tierversuche und Versuche an Menschen überhaupt ethisch vertretbar? t t Was darf wissenschaftliche Forschung? Dürfen wir Teilchenbeschleuniger bauen, ohne genau zu wissen, was in ihrem Inneren geschehen könnte? t Dürfen wir die Vernetzung von Computern im Wissen, dass diese vernetzten Einheiten zu einer gefährlichen, künstlichen Intelligenz reifen könnten, noch weiter vorantreiben? Der Kurs beinhaltet die vertiefte Auseinandersetzung mit ausgewählten Themen der Physik des 20. und 21. Jahrhunderts (Kernenergie, Quantenphysik, Teilchenphysik und Kosmologie) und vermittelt wertvolles Orientierungswissen für die eigene Positionsbestimmung und für eine interdisziplinär angelegte Gesamtschau. Kurs 9: Die Zukunft der Menschheit – Energieversorgung und Mobilität im 21. Jahrhundert (Technik) Der Kurs richtet sich an Jugendliche mit Interesse an kreativen, wissenschaftlichen Fragestellungen, die über den menschlichen Körper genauer Bescheid wissen wollen. Die Teilnehmerinnen und Teillnehmer müssen bereit sein, sich auf vernetztes Denken einzulassen. Für die praktischen Arbeiten in Labors müssen sie aber auch bereit sein, sich »die Hände schmutzig zu machen«. Sehr interessant ist dieser Kurs vor allem für diejenigen, die Medizin oder Pharmazie studieren wollen. Die Begrenztheit der Erde zwingt uns Menschen besonders vor dem Hintergrund einer weiter wachsenden Bevölkerung zu effizientem Umgang mit den globalen Ressourcen. Gleichzeitig fordern unsere auf Wachstum basierenden Gesellschaftsformen immer größere Mengen an Rohstoffen, um das Wirtschaftssystem am Leben zu erhalten. Kurs 8: Ethik physikalischer Forschung: Verantwortbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnis (Physik) Die Entwicklung neuer und verbesserter Technologien ist grundsätzlich ein richtiger Weg, um diese Herausforderungen zu meistern. Fortschritt und erhöhte Effizienz führen jedoch in vielen Fällen zur Entwicklung neuer Produkte und somit zu einem weiteren Anstieg des absoluten Ressourcenverbrauchs. Eine verantwortungsbewusste Gesellschaft muss sich daher aktiv der Frage stellen, ob mehr Technik immer besser ist und wie viel Technik der Mensch wirklich braucht. In den »Physikern« von Dürrenmatt wird die Problematik von Forschung und Fortschritt thematisiert. »Was einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden.« Oder anders formuliert: Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten und fordert die Ethik des Wissenschaftlers, der sich überlegen muss, wie er sein durch Forschung erworbenes Wissen einsetzen möchte. So lässt die Fusion von Atomkernen die Sonne Milliarden Jahre Leben spendend scheinen, kann aber auch eine Wasserstoffbombe zur unkontrollierten Explosion bringen. Die Grundlagen im Bereich Kernenergie führten beispielsweise in der Medizin zur Erfindung der Computertomographie, einer Technologie, die jedes Jahr Millionen Menschen das Leben rettet. Das Gehirn des Menschen hat nicht nur die Fähigkeit Probleme zu lösen, sondern auch Fragen zu stellen. Der Drang nach Erkenntnis liegt in der Natur des Menschen. Das Neue birgt Erkenntnisse und Chancen und kann nutzbar gemacht werden, es kann jedoch auch Gefahren mit sich bringen. Ein Wesenszug von Forschung ist die Überschreitung von Grenzen: Grenzen des technologisch Machbaren, Grenzen des Denkbaren und manchmal Grenzen des moralisch Vertretbaren. Besonders die Versorgung mit Energie und der Umgang mit Mobilität werden im 21. Jahrhundert grundlegenden Änderungen unterworfen sein. Diese Situation ist eine riesige Herausforderung für die Menschheit. t t t Wie wird diese Umstellung vor sich gehen? Welche Technologien werden zum Einsatz kommen? Inwieweit werden die notwendigen Schritte jeden einzelnen von uns betreffen? Diskussionen über die Möglichkeiten und Grenzen der Technik sind ein wesentlicher Bestandteil der gemeinsamen Kursarbeit und trainieren die Analyse vernetzter Zusammenhänge. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten aktuelle Entwicklungen hinterfragen und bereit sein, auch unkonventionelle Ansätze zu studieren. Zwei Exkursionstage ergänzen das Kursangebot und sorgen für eine intensive Verknüpfung von Theorie und Praxis. –– 117 NACH DEN AKADEMIEN GEHT ES WEITER! CLUB DER EHEMALIGEN E.V. Club der Ehemaligen der Deutschen SchülerAkademien e.V. (CdE e.V.) Auch in diesem Jahr haben alle Teilnehmenden einer Deutschen SchülerAkademie (DSA) oder JGW-SchülerAkademie Gelegenheit, zweieinhalb Wochen Akademie mitzuerleben und mitzugestalten. Sie werden dabei Projekte bearbeiten, interessante Menschen kennen lernen und sich über die Kursarbeit hinaus gemeinsam Theater, Sport, Chor, Orchester und vielen anderen kursübergreifenden Aktivitäten widmen. Dieser inhaltliche und persönliche Austausch muss nicht auf die Zeit der Akademie beschränkt bleiben. Um den Teilnehmenden die Möglichkeit zu geben, auch über das Erlebte hinaus in regen Kontakt mit interessierten Schülerinnen, Schülern, Studierenden und Berufstätigen aus ganz Deutschland und vielen anderen Ländern zu treten, wurde der Club der Ehemaligen der Deutschen SchülerAkademien (CdE e. V.) ins Leben gerufen. Der Verein ist ein lebendiges Forum für Aktivitäten, Diskussionen und Bekanntschaften – in Deutschland und der Welt! Der CdE bietet seinen Mitgliedern vielfältige Möglichkeiten, eigene Ideen einzubringen und zusammen mit anderen jungen Menschen umzusetzen. Zentrales Element des CdE sind Akademien, auf denen sich die Teilnehmer wie auf einer SchülerAkademie fühlen können. Es gibt eine Vielzahl interessanter Kurse, die von anderen Ehemaligen angeboten werden, Raum für inhaltlichen Austausch, kursübergreifende Aktivitäten und viel Zeit für persönliche Kontakte. So gibt es jedes Jahr eine PfingstAkademie mit knapp 400 Teilnehmern, eine einwöchige SommerAkademie mit etwa 150 Teilnehmern, eine einwöchige Multinationale Akade118 –– mie, die meist in einem osteuropäischen Land stattfindet sowie über Neujahr eine WinterAkademie mit knapp 150 Teilnehmern. Reichliche Gelegenheiten also, die AkademieAtmosphäre wieder aufleben zu lassen! Über den CdE laufen zudem noch viele weitere Veranstaltungen, wie zum Beispiel wissenschaftliche Seminare, Musik-, Segel-, und Skifreizeiten. Besonders interessant für Teilnehmer der diesjährigen SchülerAkademien dürfte das im Herbst stattfindende Studieninformationswochenende sein. Im CdElokal treffen sich in zahlreichen Städten regelmäßig CdEler zu verschiedenen Aktivitäten in ungezwungener Atmosphäre. Gerade für Studienanfänger sind diese Lokalgruppen interessant: So lassen sich leicht Kontakte am neuen Hochschulort knüpfen! Zweimal im Jahr erscheint der exPuls, das offizielle Mitteilungsorgan des CdE mit vereinsinternen Informationen und Ankündigungen, Berichten, Diskussionen und Fotos, sowie Artikeln von CdElern: Jeder ist herzlich eingeladen, dazu beizutragen. Unter der Adresse www.cde-ev.de gibt es ein umfangreiches Internet-Angebot – unter anderem mit aktuellen Informationen zum CdE, seinen Veranstaltungen und einer Adressdatenbank. Die DSA-Mailingliste bietet ihren Abonnenten ein offenes Forum für den Austausch von Informationen und Meinungen. Wer hier eingetragen ist, kann mit einer Mail Hunder- te von CdElern auf einmal erreichen. Spannende Diskussionen garantiert! Bis zum Ende ihres Teilnahmejahres sind ehemalige Akademieteilnehmer automatisch Mitglied im CdE und erhalten ein kostenloses Exemplar des exPuls. Von allen, die länger Mitglied im CdE bleiben wollen, erbitten wir (namentlich zur Finanzierung des exPuls) einen Mitgliedsbeitrag von 2,50 Euro je Halbjahr. Nähere Informationen gibt es hierzu im exPuls sowie unter www.cde-ev.de. Die Akademie ist der Anfang, im CdE geht es weiter! Ansprechpartner des CdE Allgemeine Fragen zum CdE? d [email protected] Fragen zur Mitgliedschaft? d [email protected] Fragen zu den Lokalgruppen? d [email protected] Dank Wir freuen uns über das rege Interesse von Institutionen und Unternehmen, motivierten Jugendlichen ein Forum der Wissenserweiterung, der fachlichen Orientierung, dazu des geistigen und sozialen Miteinanders zu ermöglichen. Es drückt sich in vielfältiger Weise aus: Wir erhalten finanzielle Förderung, personelle Unterstützung sowie Sachspenden und Leihgaben, ohne die die Durchführung der Akademien nicht möglich wäre. Im Namen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer danken wir für dieses Engagement sehr herzlich! – Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin – Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Essen – Haniel Stiftung, Duisburg – – – – Claussen-Simon-Stiftung, Hamburg Reutersche Stiftung, Essen BASF SE, Ludwigshafen Fonds der Chemischen Industrie, Frankfurt a.M. – – – – – – – – – – – – – – – – – – Marianne und Emil Lux Stiftung, Remscheid Rotary Club Remscheid, Remscheid Walbusch-Jugendstiftung, Solingen Edith und Carl Otto Weise-Stiftung, Frankfurt a.M. Christine Diek-Stiftung, Frankfurt a.M. Sondervermögen Bein, Essen Maplesoft Europe GmbH, Aachen MathWorks GmbH, Aachen Schach Niggemann, Heiden Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt a.M. Süddeutsche Zeitung GmbH, München Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH Co. KG, Hamburg Bayer Pharma AG, Berlin Carl-Zeiss-Jena GmbH, Jena Sartorius AG, Göttingen Gilson, Bad Camberg Verlag C. H. Beck oHG, München Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, Heidelberg – Universität Köln, Institut für Anorganische Chemie, Köln – Universität Rostock, Institut für Anatomie, Rostock – CJD Jugenddorf-Christophorusschule Braunschweig, Braunschweig – Gymnasium und Internat des Landschulheims Grovesmühle, Veckenstedt – Urspringschule, Schelklingen – Evangelisches Schulzentrum Hilden, Hilden – CJD Jugenddorf-Christophorusschule Rostock, Rostock – Privates Internatsgymnasium Schloss Torgelow, Torgelow – Europäisches Gymnasium Waldenburg, Waldenburg – Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland, Papenburg – Collegium Augustinianum Gaesdonck, Goch Darüber hinaus wurde die Deutsche SchülerAkademie mit Spenden von zahlreichen Eltern und Einzelpersonen in ihrer Arbeit unterstützt. –– 119 NACH DEN AKADEMIEN GEHT ES WEITER! CLUB DER EHEMALIGEN E.V. Bildung & Begabung: Talente für Deutschland Bildung & Begabung ist das Zentrum für Begabungsförderung in Deutschland. Für Eltern, Lehrer und Schüler ist Bildung & Begabung eine zentrale Anlaufstelle. Bei uns finden sie umfassende Informationen rund um das Thema Talententwicklung – im Netz, in Publikationen oder bei Fachtagungen und Messen. Mit Akademien und Wettbewerben unterstützen wir jedes Jahr eine Viertelmillion junge Menschen darin, ihr Potenzial zu erkennen und auszuschöpfen. Wir richten den Blick auf Talente in allen sozialen Herkunftsgruppen und leisten damit einen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit. Unsere Ziele Talente für Deutschland: Dieses Motto steht über der Arbeit von Bildung & Begabung. Und gemeint ist die Vielfalt der Talente und Ressourcen in unserer Gesellschaft. Die Teilnehmer unserer Programme bringen ihre Neugier und ihre ganz unterschiedlichen Potenziale mit. Wir möchten sie befähigen, diese Potenziale weiterzuentwickeln. Mit unseren Projekten schaffen wir Freiräume, um Lernen neu zu entdecken. Zum Beispiel auf unseren Akademien: Teilnehmer programmieren SmartphoneApps, entwickeln Radiosendungen oder setzen sich im Rahmen des forschenden Lernens intensiv mit mathematischen, natur-, geistes- oder sozialwissenschaftlichen bzw. musischen Themen auseinander. 120 –– Talentförderung kann nicht gelingen ohne Menschen, die zu Talentförderern werden. Deshalb richtet sich Bildung & Begabung als Zentrum für Begabungsförderung in Deutschland mit seinen Angeboten an genau diese Talentförderer: zum Beispiel an Eltern, Lehrer und Wissenschaftler. Wir informieren sie – vor allem online mit dem Begabungslotsen (www.begabungslotse.de) – über das Thema Talententwicklung und halten Adressen, Termine und Tipps bereit. Die Vernetzung von Wissenschaft und Praxis ist uns besonders wichtig. Mit unserer Veranstaltungsreihe »Perspektive Begabung« geben wir der Begabungsförderung in Deutschland neue Impulse. Bei »Perspektive Begabung« bringen wir Forscher und Bildungspraktiker ins Gespräch. Online berichten wir regelmäßig über praxisrelevante Studien, bereiten diese verständlich auf und kommen mit den Autoren ins Gespräch. Mehr erfahren www.bildung-und-begabung.de Bildung & Begabung in sozialen Netzwerken: www.facebook.com/BildungBegabung www.twitter.com/BildungBegabung Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH Kortrijker Str. 1 53177 Bonn Tel. 02 28 / 9 59 15 - 0 Fax 02 28 / 9 59 15 - 19 E-Mail: [email protected] Förderer Bildung & Begabung ist eine Initiative des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft und wird maßgeblich vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Unterstützt wird Bildung & Begabung von der Kultusministerkonferenz. Schirmherr ist der Bundespräsident. Geschäftsführung: PD Dr. Elke Völmicke Heinz Rüdiger Grunewald