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Tourismus Journal (Lucius & Lucius) 8. Jg. (2004) Heft 4, S. 449-474 Die Wertermittlung von Hotelimmobilien bei Markttransaktionen Jörg Frehse Zusammenfassung Transaktionen auf den hiesigen Hotelinvestmentmärkten erreichen gegenwärtig Rekordvolumina. Entsprechend handelt es sich bei der strategischen Wertermittlung von Hotelimmobilien aus Investorensicht um eine praxisnahe Aufarbeitung eines Spezialfalls der Immobilienbewertung, der seitens der wissenschaftlichen Forschung jedoch äußerst stiefmütterlich behandelt wird. An diesem Defizit setzt der vorliegende Beitrag an. Im Rahmen einer generischen Vorgehensweise werden zunächst die Verfahren zur Ermittlung des Immobilienverkehrswertes nach der konventionellen deutschen Wertermittlungsmethodik vorgestellt und kritisch reflektiert. Abschließend wird anhand eines Fallbeispiels illustriert, dass die Discounted Cash Flow-Methode sowohl den vielschichtigen Einflussfaktoren bei Hotelinvestitionsentscheidungen als auch den Anforderungen an eine international transparente Bewertungspraxis im Rahmen von Markttransaktionen deutlich besser gerecht wird. Stichworte: Hotelbewertung – Ertragswertverfahren – Discounted Cash Flow-Methode. Abstract Hotel Valuation Techniques in Market Transactions Transactions on the current hotel investment markets are reaching record volumes. Accordingly, determining the strategic value of hotel properties from an investor point of view is a practice-oriented special case of property valuation, which, however, is neglected to a very great extent by scientific research. This article is based on this deficit. The process of determining the current value of property according to the conventional German valuation methodology is presented and discussed critically initially within the scope of a generic procedure. Subsequently, using a case study it will be illustrated that the discounted cash flow analysis is much more suitable for the many different impacting factors in hotel investment decisions and also takes much better account of the requirements for transparent international evaluation practise within the scope of market transactions. Key words: hotel valuation – gross rental method – discounted cash flow analysis. I. Problemstellung und Zielsetzung Deutschland gehört zu denjenigen Ländern, die auf dem Gebiet der Immobilienbewertung über eine relativ hohe Regelungsdichte verfügen. Die Wertbegriffe sind gesetzlich definiert und untergesetzliche Vorschriften enthalten detaillierte Regeln über Wertermittlungsverfahren und Bewertungsmethoden. Anders ist die Situation im Ausland. Zwar gibt es einige wenige Staaten – etwa Dänemark oder Spanien – mit einer vergleichbar starken gesetzlichen Regulierung des Bewertungswesens, jedoch ist die Immobilienbewertung in den meisten Ländern der Europäischen Union nicht weiter geregelt (Kälberer 2004, S. 76). Großbritannien stellt mit dem rein berufsständisch verankerten „Red Book“ der Royal Institution of Chartered Surveyors sicherlich einen Sonderfall da. 450 · J. Frehse Vor dem Hintergrund dieser sehr unterschiedlichen nationalen Situationen wird deutlich, wie schwierig, aber zugleich unerlässlich es ist, auch auf grenzüberschreitender Ebene gemeinsame Grundlagen für die Wertermittlung von Immobilien zu finden. Die dazu notwendigen Bewertungsansätze stehen hingegen bereits seit längerem in Form einer Vielzahl von Verfahren und verbesserten Methoden im Bereich der nationalen und internationalen Immobilienbewertung zur Verfügung. Regelwerke wie das europäische „Blue Book“ der European Group of Valuers Association (TEGoVA), die International Financial Reporting Standards (IFRS) als Nachfolger der International Accounting Standards (IAS), die US-amerikanischen Uniform Standards of Professional Appraisal Practise (USPAP) sowie das „White Book“ des International Valuation Standard Board (IVSB) können an dieser Stelle auszugsweise für eine mittlerweile breite Basis zur Lösung von grenzüberschreitenden Bewertungsfragen genannt werden. Ziel bei der Anwendung der genannten Regelwerke darf es jedoch nicht sein, bisherige Vorgehensweisen bei der Immobilienbewertung grundsätzlich in Frage zu stellen bzw. diese völlig neu zu erfinden (Preithner 2004, S. 793). Vielmehr liegt die eigentliche Herausforderung darin, die teilweise unüberwindlich erscheinenden nationalen, regionalen oder internationalen Regelungsdichten in eine realistische und differenzierte Betrachtung von Immobilienwerten zu überführen, die dem jeweiligen Zweck der immer häufiger grenzüberschreitend handelnden Interessengruppen gerecht werden. Insbesondere vor dem Hintergrund des stetigen Anstiegs von Cross-Border-Transaktionen steht das Bewertungswesen unter Druck sich weiter zu internationalisieren. Dies erwartet auch eine zunehmende Anzahl von grenzüberschreitend aktiven Immobilieninvestoren. Denn diente die Wertermittlung von Immobilien bisher ganz überwiegend der Harmonisierung bilanzieller Bewertungsstandards, müssen die bewertenden Immobilienunternehmen inzwischen auch den Anforderungen der internationalen Kapitalmärkte gerecht werden (Webeler 2004, S. 80). Zugleich ist auch in Deutschland spätestens seit dem die Bewertungen bei den DEKAImmobilienfonds das Vertrauen von Investoren und Anlegern schwer erschüttert haben, deutlich geworden, dass zuverlässige und marktgerechte Bewertungen für die Funktionsfähigkeit des Immobilienmarktes von fundamentaler Bedeutung sind. Wirtschaftsprüfer der KPMG hatten im Herbst 2004 nach einer Überprüfung des Portfolios des Not leidenden DEKAImmobilienfonds den Abwertungsbedarf auf mehr als 500 Mio. Euro beziffert. Angloamerikanische Investoren hatten von jeher Zweifel an der Anwendbarkeit deutscher Bewertungsmethoden und fühlen sich nun bestätigt (Schulte 2005, S. 21). Als Folge dieses Methodenstreits will nun sogar der Bundesverband der Immobilien Investment Sachverständigen (BIIS) den praktischen Notwendigkeiten Folge leisten und bei der Immobilienbewertung künftig auch die bei angloamerikanischen Investoren bevorzugte Methode des Discounted Cash Flow berücksichtigen (o.V. 2005, S. 31). Dies geschieht freilich auch vor dem Hintergrund der ab 2005 verbindlichen Immobilienbewertung nach IFRS. Denn die International Financial Reporting Standards schreiben vor, für Immobilienportfolios ein einheitliches Bewertungsverfahren zu nutzen. Und auch einige große pan-europä- Die Wertermittlung von Hotelimmobilien bei Markttransaktionen · 451 ische Immobilienunternehmen favorisieren seit kurzem die international anerkannte Discounted Cash Flow-Methode als IFRS-konformes und marktwertorientiertes Verfahren zur Immobilienbewertung (Webeler 2004). An dieser für Theorie und Praxis gleichermaßen relevanten Bewertungsdiskussion setzt der vorliegende Beitrag an und konzentriert sich dabei auf eine nach wie vor nur fragmentarisch untersuchte Immobiliengattung, deren sozio-kultureller und ökonomischer Bedeutung auch innerhalb der tourismuswissenschaftlichen Forschung bislang kaum Rechnung getragen wird, nämlich auf Hotelimmobilien1. Denn insbesondere im Hinblick auf die Bewertung von Hotelimmobilien bei Markttransaktionen dokumentieren praktische Erfahrungen, dass Bilanzwerte speziell für am Hotelimmobilienerwerb interessierte internationale Investoren im Rahmen der Kaufpreisfindung nur selten von Interesse sind. Vor allem Real Estate Private Equity Unternehmen sind in den letzten Jahren auch auf den europäischen Hotelinvestmentmärkten zur wichtigsten Investorengruppe aufgestiegen. Sie sehen speziell in der fragmentierten europäischen Hotellandschaft, in der es fast schon historisch an Eigen- und Fremdkapital mangelt, weit reichende Chancen, antizyklisch in eine Immobiliengattung zu investieren, mit der sie im Hinblick auf ihre angloamerikanischen Heimatmärkte längst vertraut sind (Jones Lang LaSalle Hotels 2004a, S. 19). Ihrer Investitionsentscheidung legen Private Equity Unternehmen jedoch ausschließlich ein vorgegebenes Risiko-Rendite-Struktur-Modell zugrunde. Darin ist ein möglichst niedriger Kauf- bzw. Akquisitionspreis (Enterprise Value) neben den über die Haltedauer auflaufenden Cash Flows und den erwarteten Verkaufs(Exit)-Erlösen von größter strategischer Bedeutung. Auf der Verkäuferseite stehen hingegen die in Europa ganz überwiegend einzelbetrieblich organisierten Hoteleigentümer zunehmend unter Druck. Die voraussichtlich 2007 in Kraft tretenden Beschlüsse der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ; Basel II), die Oligopolisierung des hiesigen Bankenmarkts sowie fehlende Nachfolgeregelungen haben neben dem anhaltenden Verdrängungswettbewerb dazu beigetragen, dass beispielsweise in der größten europäischen Volkswirtschaft Deutschland die Insolvenzstatistik jährlich neue Negativ-Rekorde ausweist. Damit setzt sich ein Trend fort, dass in der Hotellerie besonders viele Insolvenzen auftreten. Während 2004 in der gesamten deutschen Wirtschaft ein Rückgang der Unternehmensinsolvenzen um 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr registriert werden konnte, fiel das Gastgewerbe mit einem Plus von 9,9 Prozent erheblich aus dem Rahmen (IHA – Hotelverband Deutschland 2005, S. 24). Interessanterweise wechseln jedoch trotz dieser eigentlich komplementären Zielstellung zwischen Kauf- und Verkaufinteressierten in Deutschland – im Vergleich zum Transaktionsvolumen in anderen Immobiliengattungen und auch zu Hoteltransaktionen in anderen Ländern – relativ wenige Hotels den Besitzer. Während sich der gesamteuropäische Hotelinvestmentmarkt zunehmend internationaler und transparenter zeigt, spielen Cross-Border-Investitionen auf dem deutschen Hotelimmobilienmarkt nach wie vor eine untergeordnete Rolle (Jones Lang LaSalle Hotels 2004b). Wie Abb. 1 veranschaulicht, ist ein Grund für dieses Missverhältnis sicherlich auch in den unterschiedlichen Bewertungsansätzen zu suchen. 452 · J. Frehse Abb. 1: Fehlendes Volumen bei Hotelimmobilientransaktionen in Deutschland aufgrund unterschiedlicher Bewertungsansätze (Quelle: eigene Darstellung) Um dieses Dilemma genauer zu untersuchen, wird nachfolgend im Rahmen einer generischen Vorgehensweise zunächst die aktuelle Situation auf dem hiesigen Hotelinvestmentmarkt skizziert sowie die konventionellen deutschen Analyseverfahren zur Ermittlung des Immobilienverkehrswertes vorgestellt und kritisch beleuchtet. Den theoretischen Bezugsrahmen dazu liefert die Immobilienökonomie, die ihrerseits wiederum einen funktionalen Teilbereich der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre darstellt (Crommen 2001, S. 4). Aufbauend auf der immobilienökonomischen Fundierung und den bis dahin gewonnenen Erkenntnissen wird anschließend eine Hotelimmobilienbewertung durchgeführt, die den Anforderungen an eine marktgerechte und globalisierte Wertermittlung vollends gerecht wird, indem sie sämtliche Einflussfaktoren auf den Gesamtertrag berücksichtigt. Dabei sei noch einmal erwähnt, dass der Bewertungszweck bzw. das Bewertungsziel ausdrücklich nicht der bilanziellen Immobilienbewertung dient2. Vielmehr rücken nachfolgend der Marktwert und die Wirtschaftlichkeitsanalyse aus Investorensicht in den Vordergrund der Überlegungen. Das vorgestellte Fallbeispiel ermöglicht den in einem freien Wettbewerb in einem immer größer werdenden Maße grenzüberschreitend handelnden Entscheidungsträgern, Hotelimmobilien unabhängig von nationalen Rechnungslegungsvorschriften strategisch zu bewerten. Damit wird ein Beitrag geleistet, den anhaltenden Methodenstreit zumindest im Rahmen von Transaktionsaktivitäten zugunsten einer international transparenten, kapitalmarktgerechten und zugleich praktikablen Lösung zu beenden. Die Zusammenfassung der Ergebnisse sowie Implikationen für Forschung und Praxis schließen den Beitrag. II. Daten, Fakten und Besonderheiten des Hotelinvestmentmarkts Globale Immobilieninvestoren sehen sich nach wie vor einem immensen Investitionsdruck ausgesetzt. Überwiegend verursacht durch enorme Mittelzuflüsse als Folge der Baisse an den Wertpapiermärkten haben 2003 allein offene und geschlossene Immobilienfonds in Deutschland Hotelimmobilien mit einem Gesamtinvestitionsvolumen in Höhe von 387 Mio. Euro erworben. Und auch internationale Hotelgesellschaften haben ihr Wachstumspotenzial trotz erster Ausfallerscheinungen noch keineswegs ausgeschöpft (Loyalty Management + Die Wertermittlung von Hotelimmobilien bei Markttransaktionen · 453 Communications 2002; Frehse 2003). Wie bereits erwähnt, treten zudem seit 2003 verstärkt Private Equity Investoren sowie High Net Worth Individuals als Käufer auf den hiesigen Hotelinvestmentmärkten in Erscheinung. Wie Abb. 2 verdeutlicht, weisen antizyklische Hotelinvestments in Europa mit insgesamt 8,8 Mrd. Euro im Jahr 2004 ein Rekordvolumen an Markttransaktionen auf. Davon wurden im Rahmen von Einzeltransaktionen knapp 3,9 Mrd. Euro umgesetzt. Insgesamt wechselten in Europa 137 Hotels mit einem Wert von jeweils mehr als 7,5 Mio. Euro den Besitzer. Damit hat sich das Investitionsvolumen bei Einzelinvestments allein in den letzten drei Jahren mehr als verdoppelt. Noch 2002 wurden lediglich 1,8 Mrd. Euro investiert. Auch für den deutschen Hotelinvestmentmarkt ist ein überdurchschnittliches Wachstum bei Einzeltransaktionen zu konstatieren. Insgesamt registrierte Deutschland 14 Einzeltransaktionen in 2004 mit einem Gesamtvolumen von 365 Mio. Euro, während dieser Wert 2002 bei nur bei 120 Mio. Euro lag. Zusätzlich erreichte auch das Investitionsvolumen von Hotelportfoliotransaktionen in 2004 mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 4,9 Mrd. Euro einen neuen Höchststand in Europa. 2002 lag das Volumen noch bei 3,3 Mrd. Euro. In Deutschland wurden 2004 insgesamt 514 Mio. Euro bei Hotelportfoliotransaktionen erzielt (HVS International 2005). Diese Zahlen verdeutlichen noch einmal, dass es sich bei der theoriegeleiteten Wertermittlung von Hotelimmobilien im Rahmen von Markttransaktionen um eine mehr als praxisrelevante Aufarbeitung eines Spezialfalls der Immobilienbewertung handelt. Insofern liegt auch der Fokus dieses Beitrages auf der Ermittlung des Hotelimmobilienwertes im Falle von Einzeloder Portfoliotransaktionen. Dennoch sei vollständigerweise darauf hingewiesen, dass die strategische Bewertung ebenso von entscheidender Bedeutung ist, wenn ein Hotel geplant, entwickelt, verwaltet, versteigert oder beliehen wird. Im Vergleich mit anderen Immobilien ist die Wertermittlung von Hotels jedoch deutlich komplizierter. Hotelimmobilien werden schlüsselfertig übergeben, weisen eine Pre-Opening Phase auf und erreichen stabile Ergebnisse in der Regel erst nach einer Anlaufzeit von zwei bis vier Jahren. Abb. 2: Markttransaktionen von Hotelimmobilien in Europa 2002 – 2004 in Mio. Euro (Quelle: eigene Darstellung; Daten: HVS International 2005) 454 · J. Frehse Ferner kommt zu dem Immobilienaspekt beim Hotel immer auch ein Managementaspekt hinzu (Elze 1995, S. 14). Der Marktwert der Immobilie hängt daher zu unterschiedlichen Teilen immer auch von den Fähigkeiten des Hotelbetreibers ab. In diesem Punkt unterscheidet sich die Tourismus- und Freizeitimmobilie Hotel ganz wesentlich von Büro-, Handels- oder Wohnimmobilien, deren Wert in der Regel allein aus der Höhe der erzielbaren Mieten resultiert. Die Mieten wiederum sind in ihrer Höhe weitgehend unabhängig vom Erfolg der Mieter. Während sich der Wert von Büro-, Handels- oder Wohnimmobilien aus der zumeist bekannten Marktmiete und der Größe der vermietbaren Fläche ermitteln lässt, ergibt sich bei Hotelimmobilien am gleichen Standort kein einheitliches Preis- und damit auch Bewertungsbild. Ein Fünf-SterneHotel ist nicht automatisch mehr wert als ein Drei-Sterne-Hotel am gleichen Standort, obwohl ein Gast für den größeren Komfort in der Regel ein höheres Entgelt zu entrichten hat. Letztendlich ist für die strategische Bewertung von Hotelimmobilien die Kenntnis und richtige Beurteilung verschiedenster wertbestimmender Einflussfaktoren auf Investorenseite notwendig. III. Erkenntnisse der immobilienbezogenen Forschung für die Tourismuswissenschaften Vor allem die starke Zunahme von Immobilieninvestments durch international operierende Private Equity Unternehmen hat in der jüngsten Vergangenheit dazu geführt, dass sich die Beschäftigung mit Institutionen und Aktionen, die grundsätzlich dem Immobilienbereich zuzurechnen sind, im gesamten Spektrum ökonomischer und gesellschaftspolitischer Auseinandersetzungen bewegt. Eine Intensivierung der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Untersuchungsgegenstand Immobilieninvestments geht mit dem jüngsten öffentlichen Bedeutungszuwachs jedoch nicht einher. Dies gilt sowohl für die Wirtschafts- als auch für die Tourismuswissenschaften. Als Indiz für diese Vernachlässigung sei das Fehlen von Abhandlungen zu immobilienbezogenen Themen und Problemstellungen selbst in einschlägigen Kompendien, Handbüchern und Lehrbüchern genannt. Publikationen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften sind ebenfalls Mangelware3. 1. Immobilienökonomie als wissenschaftliche Interdisziplin Eine tiefergehende Sichtung der aktuellen deutschsprachigen Literatur verdeutlicht zudem, dass eine breite Diskussion der erkenntnistheoretischen und wissenschaftsmethodologischen Grundlagen und Prinzipien des wissenschaftlichen Fachgebiets Immobilienökonomie und dessen Verhältnis zu anderen Disziplinen – wie auch den Tourismuswissenschaften – bislang nicht stattgefunden hat. Eine solche Vernachlässigung theoretischer Überlegungen ist auf Dauer auch für die auf den internationalen Kapitalmärkten mit der Bewertung von Hotelimmobilien befassten Entscheidungsträger höchst unbefriedigend, denn ähnlich wie andere Tourismusbranchen kann auch die Hotellerie auf eine wissenschaftliche Fundierung realer Entscheidungsprozesse nicht verzichten. Insofern stellt die Immobilienökonomie für die tourismuswissenschaftliche Forschung ein innovatives Untersuchungsfeld dar, dass im Hinblick auf Hotelimmobilien verstärktes For- Die Wertermittlung von Hotelimmobilien bei Markttransaktionen · 455 schungsinteresse weckt und verdient. Auch innerhalb der Betriebswirtschaftslehre ist die Immobilienökonomie ein vergleichbar junges Teilgebiet (Crommen 2001). Das zentrale Ziel dieser Wissenschaftsdisziplin ist die „Erklärung und Gestaltung realer Entscheidungen von mit Immobilen befassten Wirtschaftssubjekten“ (Schulte/Schäfers 2000, S. 108). Diese Zieldefinition unterstreicht die enge Ausrichtung am entscheidungsorientierten Ansatz der Betriebswirtschaftslehre. Darin wird angestrebt, den Entscheidungsträgern konkrete Handlungsempfehlungen zur Lösung immobilienspezifischer Problemstellungen an die Hand zu geben4. Wie bereits erwähnt, wird diesem Ansatz auch im Rahmen des vorliegenden Beitrags gefolgt, indem im Rahmen des in Kap. V. vorgestellten Fallbeispiels konkrete Erklärungs- und Gestaltungshinweise für die Hotelimmobilienbewertungspraxis vorgestellt werden. Korrespondierend zum Grundverständnis der Tourismuswissenschaft (Wöhler 2004, S. 3) ist ein weiteres wesentliches Merkmal der Immobilienökonomie ihre intendierte Interdisziplinarität. Aufbauend auf dem Fundament der Betriebswirtschaftslehre wird auch innerhalb der Immobilienökonomie nicht nur der Gedankenaustausch von Wissenschaft und Praxis betont, sondern auch Erkenntnisse anderer Wissenschaftsdisziplinen, beispielsweise der Volkswirtschaftslehre, der Rechtswissenschaften, der Architektur etc. in die Betrachtungen einbezogen. Damit steht ebenfalls im Einklang, dass sich die Immobilienökonomie nicht auf Unternehmen der Immobilienwirtschaft beschränkt, sondern sich mit immobilienbezogenen Entscheidungen aller handelnden Institutionen beschäftigt (Schäfers 1997). Im Vordergrund der nachfolgenden Ausführungen stehen hotelimmobilienspezifische Entscheidungen von privaten oder institutionellen Investoren bei Markttransaktionen, ohne jedoch die Interaktionen mit anderen Institutionen, wie beispielsweise dem Staat, aus den Augen zu verlieren. Im Gegensatz zur insgesamt betrachtet wenig erfreulichen Zustandsbeurteilung bezüglich der theoretischen Auseinandersetzung in der deutschsprachigen Literatur, besitzt die interdisziplinär-wissenschaftliche Auseinandersetzung mit immobilienbezogenen Fragestellungen im angloamerikanischen Sprachraum eine vergleichsweise lange Tradition5. Aber auch diese Diskussion war nicht von einem methatheoretischen Konsens geprägt, der in wissenschaftstheoretischer Perspektive die gemeinsame Identität und die profilbildenden Grenzmarkierungen dieses Forschungsgebiets gegenüber anderen Wissenschaftszweigen zum Ausdruck gebracht hätte6. Jedoch haben sich in der Folgezeit einige grundlegende Ansätze in der angloamerikanischen Literatur herausgebildet, die eine gewisse Geltung beanspruchen dürfen. In Übereinstimmung mit den bislang im Rahmen dieses Beitrags angestellten Überlegungen zählt dazu auch der von Graaskamp (1991a, S. 53) vertretene „multidisciplinary approach“. Diesem Ansatz zufolge sind Immobilien von Menschen geschaffene Artefakte, die in einen psychologischen, sozialen und politischen Kontext eingebunden sind. Graaskamp betont ein multi- bzw. interdisziplinäres Vorgehen bei der Bewältigung immobilienwirtschaftlicher Problemstellungen (Graaskamp 1991b, S. 49). Dabei steht die Interdisziplin „Real Estate Economics“ im Zentrum der Betrachtung. Diese Ausrichtung wird auch von anderen angloamerikanischen Fachvertretern geteilt (Wendt, zitiert nach Grissom/Liu 1994, S. 67ff.). 456 · J. Frehse 2. Immobilienökonomie und Tourismuswissenschaften Innerhalb der deutschsprachigen Literatur lassen sich mögliche Wurzeln zur Erfassung und Abgrenzung der Immobilienökonomie lediglich in der Bau- und Wohnungswirtschaftslehre finden. Danach wird die „Planungs- und Bauökonomie“ als die wirtschaftliche Seite von Bauwerken während ihrer gesamten Lebensdauer von der Planung bis zu ihrer Beseitigung verstanden (Möller 1988, S. 2). Nach dem Umfang des Bedürfnisfeldes betrifft die Wohnungswirtschaft in objektorientierter Sicht eng gefasst nur Wohnungen, Wohnhäuser und Grundstücke für solche (Oettle 1989, S. 81ff.; 1996, S. 3ff.). Im Hinblick auf die diesem Beitrag zugrunde liegende und zugleich tourismuswissenschaftlich geprägte Problemstellung wird sehr schnell deutlich, dass die Beschränkung im Immobilienobjektbereich der Wohnungswirtschaftslehre auf wohnungswirtschaftliche Tatbestände schon aufgrund der Bedeutung und Entwicklung der gewerblichen Immobilienwirtschaft insgesamt nicht hinzunehmen ist. Dies gilt ebenso hinsichtlich der weitgehenden Ausgrenzung bauwerksnutzender, investierender und finanzierender Institutionen und Prozesse innerhalb der Bauökonomie. Schon aufgrund des aufgezeigten Spektrums von Objekten, Prozessen und handelnden Wirtschaftssubjekten ist es unmöglich, die vielschichtigen Fragestellungen im Zusammenhang mit der Bewertung von Hotelimmobilien anhand der überwiegend sehr eng gefassten deutschsprachigen Erklärungsmodelle aus dem Bereich der Bau- und Wohnungswirtschaftslehre theoretisch zu fundieren. Wie der Blick in die unternehmerische Praxis ferner dokumentiert, ist die institutionelle Trennung in eine Wohnungswirtschaftslehre auf der einen und eine Bauwirtschaftslehre auf der anderen Seite weder zeit- noch sachgemäß. Vielmehr ist bei verschiedenen, ehemals ausschließlich auf die Bau- und Wohnungswirtschaft fokussierten Akteuren in den letzten Jahren eine Ausweitung ihrer unternehmerischen Aktivitäten zu beobachten (Schulte/Walbröhl 1996). So übernehmen Bauunternehmen vermehrt Tätigkeiten in der Projektentwicklung, Bewirtschaftung und Finanzierung von Hotelimmobilien, während ehemalige Wohnungsunternehmen Hotelimmobilien erstellen und vermieten oder Immobilienfonds zu deren Finanzierung anregen. Diese in der unternehmerischen Praxis auch im Hinblick auf Hotelimmobilien zu beobachtenden Verschiebungen bzw. Überschneidungen von Positionen sind grundsätzlich auf das Bemühen der Wirtschaftssubjekte zurückzuführen, veränderte Marktbedingungen nicht als gegeben hinzunehmen, sondern vielmehr zu ihren Gunsten zu gestalten. Folglich darf auch eine diesbezügliche Wissenschaftsdisziplin nicht in traditionellen Denkweisen verharren, sondern muss auf die angloamerikanisch geprägte interdisziplinäre Perspektive aufbauen. Dadurch gelingt es zugleich, immobilienbezogene Fragestellungen im Tourismus im Allgemeinen sowie den hier vorliegenden Spezialfall der Bewertung von Hotelimmobilien im Speziellen in die (tourismus)wissenschaftliche Diskussion zu integrieren. Die Wertermittlung von Hotelimmobilien bei Markttransaktionen · 457 IV. Ausgewählte deutsche Verfahren der Verkehrswertermittlung von Hotelimmobilien Bereits die in den Kap. I und II aufgezeigten Gründe machen eine grenzüberschreitend transparente Bewertung von Hotelimmobilien erforderlich. Neben der bilanziellen Erfassung nach den internationalen Rechnungslegungsvorschriften bilden dabei auch in Bezug auf Hotelimmobilien Markttransaktionen den häufigsten Bewertungsanlass. Sie stehen daher auch im Mittelpunkt der nachfolgenden Überlegungen. Ziel ist dabei die Bestimmung des Marktwertes („Fair Value“), aus dem die an einer Transaktion beteiligten Wirtschaftssubjekte ihre Preisober- bzw. -untergrenze ableiten. 1. Begriffsbestimmung von Marktwert und Verkehrswert Den internationalen Bewertungsstandards zur Folge ist der Marktwert zunächst einmal „der geschätzte Betrag, für den eine Immobilie am Bewertungsstichtag zwischen einem kaufwilligen und einem verkaufswilligen Wirtschaftssubjekt nach üblichen Verhandlungen, in denen beide Vertragsparteien rational und ohne Zwang agieren konnten, im freien Verkauf den Eigentümer wechseln würde7. Der Marktwert entspricht damit im Wesentlichen der Definition des Verkehrswertes, wobei letztgenannter in Deutschland grundsätzlich im §194 BauGB wie folgt definiert wird: „Der Verkehrswert wird durch den Preis bestimmt, der in dem Zeitpunkt, auf den sich die Ermittlung bezieht, im gewöhnlichen Geschäftsverkehr nach den rechtlichen Gegebenheiten und tatsächlichen Eigenschaften, der sonstigen Beschaffenheit und der Lage des Grundstücks oder des sonstigen Gegenstands der Wertermittlung ohne Rücksicht auf ungewöhnliche oder persönliche Verhältnisse zu erzielen wäre.“ Der Begriff des Verkehrswertes baut dabei auf mehreren Fiktionen auf. Nach §194 BauGB ist er ein frei von subjektiven Betrachtungsweisen allein an den objektiven Merkmalen einer Immobilie orientierter Wert, der sich nach den folgenden normativen Vorgaben bemisst (Kleiber/Simon/Weyers 1994, S. 190): 1. Der Verkehrswert bestimmt sich auf der Grundlage aller tatsächlichen und rechtlichen Eigenschaften einer Immobilie, die für jedermann innerhalb eines bestimmten Immobilienteilmarktes Wert beeinflussend sind. 2. Der Verkehrswert bestimmt sich nach den Anschauungen des „gewöhnlichen Geschäftsverkehrs ... ohne Rücksicht auf ungewöhnliche und persönliche Verhältnisse.“ 3. Der Verkehrswert bestimmt sich nach den allgemeinen Wertverhältnissen, die zu dem Zeitpunkt, auf den sich die Verkehrsermittlung bezieht, auf dem Immobilienteilmarkt vorherrschen. Folglich ist unter dem Verkehrswert begrifflich derjenige Wert einer Immobilie zu verstehen, der im allgemeinen Transaktionsverkehr am wahrscheinlichsten zu erzielen ist. Damit soll der Verkehrswert eher ein durchschnittlicher Zeitwert sein, der im Mittelfeld der zum Vergleich herangezogenen Markttransaktionen liegt. Insbesondere aus diesem Grund stellt sich der Ver- 458 · J. Frehse kehrswert für Hotelimmobilien problematisch dar, da es keinen relevanten Markt für Hoteltransaktionen gibt. Jedes Hotel ist hinsichtlich Ausstattung und Positionierung im Markt und Wettbewerb unterschiedlich. Der in der Definition des §194 BauGB genannte gewöhnliche Geschäftsverkehr von Immobilientransaktionen ist hotelbezogen schlichtweg nicht existent. Insofern muss deutlich zwischen den Begriffen „Wert“ und „Preis“ differenziert werden. Der Begriff des Wertes beruht auf einer Schätzung und stimmt in Bezug auf Hotelimmobilien höchst selten mit dem real ausgehandelten und bezahlten Preis überein. Daher kann vom Kaufpreis einer Einzeltransaktion nicht auf die Wertverhältnisse auf dem Hotelimmobilienmarkt geschlossen werden. Entsprechend liegt der Preis eines Hotels auch in der Praxis immer zwischen den einzelnen Wertvorstellungen der handelnden Wirtschaftssubjekte. 2. Normative Methoden zur Ermittlung des Immobilienverkehrswertes Nichtsdestotrotz werden als Verfahren, die den normativen Vorgaben zur Ermittlung des Verkehrswertes gerecht werden (normative Verfahren), in Deutschland diejenigen bezeichnet, die in der Wertermittlungsverordnung (WertV) geregelt sind. Hierzu zählen das Vergleichswertverfahren (§§13 bis 14 WertV), das Ertragswertverfahren (§§15 bis 20 WertV) sowie das Sachwertverfahren (§§21 bis 25 WertV). • Das Vergleichswertverfahren schätzt den Wert einer Hotelimmobilie anhand vergleichbarer Einzeltransaktionen im Markt. Um einen haltbaren Wert zu erreichen, muss der Preis pro Gästezimmer für ein vergleichbares Hotel für etwaige Unterschiede zwischen den Hotels angeglichen werden. Insofern produziert das Vergleichswertverfahren generell ein Spektrum von Werten, das theoretisch den Hotelimmobilienwert, der mit Hilfe der anderen beiden Analyseverfahren erreicht wird, eingrenzt. • Beim Ertragswertverfahren nach BauGB wird der Ertragswert als Summe der Barwerte aller bei ordnungsgemäßer Bewirtschaftung einer Immobilie nachhaltig erzielbaren Reinerträge einschließlich Barwert des Bodenwerts ermittelt (Kleiber/Simon/Weyers 1993, S. 202). Eine Besonderheit der Ertragswertermittlung ist die Verwendung von Liegenschaftszinssätzen für die Kapitalisierung des nachhaltigen Ertrags. Die für die Bewertung herangezogenen Liegenschaftszinssätze werden von Gutachterausschüssen ermittelt. • Das Sachwertverfahren schätzt den Marktwert mit Hilfe der Berechnung der Kosten, die nötig wären, um ein Hotel neu zu erstellen, abzüglich eines angebrachten Abschlags für einen Wertverlust, der durch die Abnutzung tatsächlich entstanden ist. Der Wert des unbebauten Grundstücks wird dann zum Wert des Gebäudes addiert und ergibt die Kosten für einen vergleichbaren Neubau. Zusätzlich wird ein angemessener Entwicklungsprofit hinzugerechnet, so dass sich ein Indikator für den Marktwert mit Hilfe des Marktwertes herausbildet. Folglich werden im Rahmen des Sachwertverfahrens marktferne Werte errechnet, die so genannten Herstellungswerte. Die Abb. 3 stellt die hier skizzierten drei klassischen deutschen Wertermittlungsverfahren noch einmal zusammenfassend gegenüber8, wobei auch die Gemeinsamkeiten der Methoden Die Wertermittlung von Hotelimmobilien bei Markttransaktionen · 459 Abb. 3: Vergleichende Übersicht der Wertermittlungsverfahren nach WertV (Quelle: Leopoldsberger 1998, S. 79) deutlich werden. Zunächst wird die Bodenwertermittlung immer durch Preisvergleich durchgeführt. Darüber hinaus soll unabhängig vom gewählten Bewertungsverfahren ein Vergleich mit anderen Methoden erfolgen. Abschließend ist jeweils die Lage am Grundstücksmarkt zu berücksichtigen (Leopoldsberger 1998, S. 79). 460 · J. Frehse 3. Zwischenfazit und kritische Würdigung der deutschen Wertermittlungsverfahren Die Existenz der Wertermittlungsverordnung lässt vermuten, dass die Einsatzbereiche der drei hier vorgestellten klassischen Wertermittlungsverfahren in Deutschland eindeutig festgelegt sind. Dies ist jedoch nicht der Fall. Eine genaue Analyse der vielschichtigen innerhalb der deutschsprachigen Literatur vorzufindenden Forschungsmeinungen dokumentiert zudem, dass das eine oder andere Wertermittlungsverfahren je nach wissenschaftlichem Hintergrund des jeweiligen Autors in seiner Bedeutung herabgesetzt bzw. hervorgehoben wird. Vereinfacht lässt sich konstatieren, dass Wirtschaftswissenschaftler und Juristen mehrheitlich das Ertragswertverfahren bevorzugen, während Geodäten, Architekten und Bauingenieure ganz überwiegend zum Sachwertverfahren tendieren (Leopoldsberger 1998). Im Rahmen einer objektiven kritischen Würdigung der drei Verfahren im Hinblick auf die hier angestrebte Herleitung einer international anwendbaren und damit praxisgerechteren Hotelimmobilienbewertung im Rahmen von Markttransaktionen ist zunächst einmal festzustellen, dass das Vergleichswertverfahren das vorherrschende Verfahren für Eigentumswohnungen ist (Bischoff 1992, S. 45; Sotelo 1996, S. 679ff.; Simon/Kleiber 1996, S. 485f.). Aufgrund des nicht existenten gewöhnlichen Geschäftsverkehrs ist bei einer kritischen Würdigung des Vergleichswertverfahrens im Hinblick auf Markttransaktionen von Hotelimmobilien zu berücksichtigen, dass die Zuverlässigkeit der Ergebnisse entscheidend von der Erfüllung der materiellen Grundvoraussetzungen abhängig ist, zu denen vor allem die Verfügbarkeit einer ausreichenden Anzahl geeigneter Vergleichspreise, Vergleichsfaktoren, Preisindizes sowie Umrechnungskoeffizienten zählt. Grundsätzlich erfüllt das Vergleichswertverfahren bei der Bewertung von Hotelimmobilien eher eine Kontrollfunktion der Ertragswertermittlung und kommt als Hauptbewertungsmethode nur selten zur Anwendung. Zudem kommen Transaktionspreise für Hotelimmobilien häufig auch nicht aus wirtschaftlich nachvollziehbaren Gründen zustande, so dass das Vergleichswertverfahren zur strategischen Wertermittlung von Hotelimmobilien nur bedingt geeignet erscheint und daher auch in den nachfolgenden Ausführungen keine Rolle spielt. In der Vergangenheit wurden Hotelimmobilien in Deutschland überwiegend nach dem Sachwertverfahren bewertet. Langsam setzt sich jedoch die Erkenntnis durch, dass nicht nur die historischen Ausgaben für eine Investition Wert bestimmend sind, sondern auch präzise Prognosen gegenwärtiger und zukünftiger Ertrags- und Nutzungsmöglichkeiten (Trotz 2002, S. 502). Ein Hotel an einem Flughafen, dessen Betrieb eingestellt oder verlagert wurde, ist lange nicht mehr so viel wert wie in der Vergangenheit. Diese starke Berücksichtigung von Vergangenheitswerten ist ein Indiz dafür, dass der Sachwert im Regelfall nicht zu marktgerechten Ergebnissen führt. Da sich auch Kaufinteressenten von Hotels überwiegend nicht für den historischen Preis der Immobilie in der Vergangenheit interessieren, wird deutlich, dass das Sachwertverfahren zu marktfernen Bewertungen führen muss. Zwar wird bei der Sachwertbestimmung aufgrund von exakten Vorgaben und Daten, teilweise mit einer Genauigkeit von zwei Nachkommastellen, vorgegangen, doch müssen bei der Über- Die Wertermittlung von Hotelimmobilien bei Markttransaktionen · 461 leitung des Sachwertes zum Verkehrswert pauschale Abschläge vorgenommen werden. Diese pauschalen Abschläge machen die vermeintlich exakte Berechnung des Verkehrswertes mittels Sachwertverfahren ebenfalls zunichte. Aus diesem Grund kommen auch Zimmermann/Heller zu dem Schluss, dass das Sachwertverfahren in der Bewertungswissenschaft nicht mehr angewendet werden kann, um Verkehrswerte nach BauGB zu bestimmen (Zimmermann/Heller 1995). Heute findet das Sachwertverfahren teilweise noch bei eigengenutzten Immobilien Anwendung, wobei wiederum Uneinigkeit darüber besteht, ob dies für Wohn- und Gewerbeimmobilien gleichermaßen gilt (Kleiber/Simon/Weyers 1994, S. 468; Vogels 1995, S.74; Zimmermann/Heller 1995, S.98). Einhelligkeit besteht aber dahingehend, dass für Objekte, die unter Vermietungsaspekten gebaut oder erworben wurden, das Ertragswertverfahren gilt (Keunecke 1994). Dies trifft, zumindest noch im deutschsprachigen Raum, ganz überwiegend auch auf Hotelimmobilien zu. Dabei ist jedoch wiederum zwischen dem betriebswirtschaftlichen Ertragswertverfahren und der Ertragswertermittlung nach BauGB zu differenzieren. Die Ertragswertermittlung nach BauGB zielt auf eine objektivierte Wertermittlung auf der Grundlage branchenüblicher Durchschnittswerte ab, was sich jedoch aufgrund der nur schwer verfügbaren Vergleichsdaten in diesem Zusammenhang ebenfalls als realitätsfern erweist. Dies gilt auch im Hinblick auf die Ermittlung des Bodenwertes, welche in der Regel durch Preisvergleich erfolgt. Dabei kommt derjenige Wert zum Ansatz, welcher sich ergäbe, wenn das Grundstück unbebaut wäre. Die so genannten Bodenrichtwerte werden von Gutachterausschüssen für vergleichbare Lagen und Nutzungen ermittelt. Insbesondere die getrennte Ermittlung von Grund und Boden bei der Ertragswertermittlung nach BauGB ist international nicht üblich und wird im Rahmen des eingangs erwähnten Methodenstreits zu Recht kritisiert, denn auch in Bezug auf Hotelimmobilien stellen sowohl Grund und Boden als auch das Hotelgebäude an sich unbestritten eine Bewertungseinheit dar. Zudem entspricht der Ertragswert nach BauGB der Kapitalisierung des nachhaltigen Reinertrages und damit nicht dem Barwert des prognostizierten Nettoeinkommensstromes im Rahmen des betriebswirtschaftlichen Ertragswertverfahrens. Die Kapitalisierung erfolgt durch Multiplikation des nachhaltigen Reinertrags mit einem so genannten Verfielfältiger. Der Verfielfältiger wird aus dem Liegenschaftszinssatz und der Restnutzungsdauer der zu bewertenden Hotelimmobilie errechnet. Dieser richtet sich nicht, wie der Diskontierungszinssatz des betriebswirtschaftlichen Ertragswertverfahrens, nach dem Zinssatz für risikofreie Kapitalmarktanlagen und einem Risikozuschlag, sondern nach der ortsüblichen, durchschnittlichen Verzinsung von durch Gutachter benannten Vergleichsobjekten. Insofern ist auch die Ertragswertermittlung nach BauGB in der internationalen Hotelbewertungspraxis unüblich. Dennoch gelangen einige jüngere immobilienökonomisch geprägte Arbeiten zu der Erkenntnis, dass internationale Bewertungsmethoden den zuvor vorgestellten deutschen Bewertungsmethoden, die auf der Wertermittlungsverordnung basieren, nicht überlegen sind (Leopoldsberger 1998). Die bisher angestellten Überlegungen haben jedoch verdeutlicht, dass diese Aussage zumindest im Hinblick auf die strategische Wertermittlung von Hotelimmobilien bei Markttransaktionen keinerlei Gültigkeit erfährt. 462 · J. Frehse Ganz im Gegenteil ist die Anwendung der drei normativen Verfahren sogar in der deutschen Hotelbewertungspraxis mehr als umstritten und findet fast nur noch im Rahmen von Zwangsversteigerungen Gebrauch. Eine unkritische Anwendung oder Übertragung auf internationale Bewertungsfragestellungen ist jedoch nicht möglich (Preithner 2004, S. 793). Insofern bieten die deutschen Wertermittlungsverfahren nach BauGB ein ausgezeichnetes Fundament der traditionellen nationalen Immobilienbewertung. Die Wertermittlungsverordnung leistet jedoch keinen Beitrag zur Beendigung des internationalen Methodenstreits. Zudem zeigt die konventionelle deutsche Bewertungsmethodik auch den mehrheitlich grenzüberschreitend handelnden Wirtschaftssubjekten keinerlei Handlungsempfehlungen auf, wie Hotelimmobilien jenseits von nationalen Rechnungslegungsvorschriften im Rahmen von Cross-Border-Transaktionen transparent zu bewerten sind. Aufgrund dieser kritischen Einstellung gegenüber den Verfahren der Wertermittlungsverordnung ist mittlerweile sogar in der deutschen Bewertungspraxis die direkte Kapitalisierung mit Hilfe der Rendite einer Hotelimmobilie nach der betriebswirtschaftlichen Ertragswertmethode die anerkannteste und gängigste Methode zur Kapitalisierung des Nettoeinkommensstroms vor Kapitaldienst und Wertminderung in einen Marktwert („Fair Value“; Schulte 2005, S. 21). Dementsprechend findet dieses Verfahren auch im jüngsten Band der Schriftenreihe der renommierten und auf die Hotellerie spezialisierten Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Pannell Kerr Forster im Rahmen eines Fallbeispiels Eingang. Dabei werden die Fremd- und Eigenkapitalkosten einer Hoteltransaktion in einer Gesamtrendite ausgedrückt und dazu benutzt, die jährlichen Cash Flows in einen Kapitalwert am Bewertungsstichtag zu übersetzen (Schröder/Forstnig/Widmann 2005, S. 70ff.). Ertragssteuern sowie das Verhältnis von Fremd zu Eigenkapital im Rahmen der zugrunde liegenden Hotelfinanzierung werden in die betriebswirtschaftliche Ertragswertmethode jedoch nicht einbezogen. Etwaige Leverage-Effekte können so nicht dargestellt werden. Aufgrund der Nichtberücksichtigung dieser und weiterer wichtiger Einflussfaktoren bildet vor allem bei internationalen Immobilieninvestoren die marktwertorientierte Discounted Cash Flow-Methode die Basis sämtlicher Investitionsentscheidungen, da sich im Rahmen dieses Verfahrens die Kapitalkosten der Investoren, ihre steuerliche Situation sowie die Auswirkungen unterschiedlicher Verkaufs(Exit)-Zeitpunkte auf den Gesamtertrag darstellen lassen (o.V. 2005, S. 31). Auch aus diesen Gründen wird die Bewertung von Hotelimmobilien anhand der Discounted Cash Flow-Methode innerhalb dieses Beitrags favorisiert und findet daher auch im Rahmen der nachfolgend beispielhaft durchgeführten strategischen Hotelbewertung aus Investorensicht Eingang. V. Fallbeispiel Am Beispiel eines zum Verkauf stehenden fiktiven Vier-Sterne-Hotels in zentraler Lage einer deutschen Millionenstadt wird nachfolgend die Bewertung nach der Discounted Cash Flow-Methode durchgeführt und erläutert. Das historische Haus wird gegenwärtig im Rahmen eines Franchisevertrages (Restlaufzeit 15 Jahre) mit einer global agierenden Hotelkette Die Wertermittlung von Hotelimmobilien bei Markttransaktionen · 463 vom Eigentümer direkt geführt und verfügt über 250 Zimmer, entsprechende gastronomische Einrichtungen sowie über einen Konferenz- und Wellnessbereich. Im Rahmen einer Pre Due Diligence konnte sich der potenzielle Real Estate Private Equity Investor aus dem angloamerikanischen Raum bereits einen ersten Einblick in die zentralen Kennzahlen des Hotels verschaffen. Demzufolge konnte das Hotel im Jahr 2004 eine durchschnittliche Auslastung von 62 Prozent und einen Nettozimmerpreis in Höhe von 125,- Euro erzielen. Dies entspricht einem RevPAR (Revenue per Available Room) von 77,50 Euro. Der Kaufinteressent kalkuliert innerhalb seiner Wirtschaftlichkeitsvorausschaurechnung („Most-Likely“-Szenario) für das Jahr 2005 aufgrund der Durchführung verschiedener Renovierungsarbeiten bei laufendem Betrieb sowie der Schaffung zusätzlicher Hotelkapazitäten am Makrostandort im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft 2006 mit einer leichten Verschlechterung der Auslastungssituation. Wegen etwaiger Lärmbelästigungen im Zuge der baulichen Maßnahmen und des anhaltenden Preiskampfes, über den sich die neuen Wettbewerber in den Markt einkaufen, wird für 2005 auch im Hinblick auf den Nettozimmerpreis eher mit einem Rückgang gerechnet. Da der Hotelstandort zugleich aber Austragungsort während der Fußballweltmeisterschaft ist und auch die Renovierungsmaßnahmen dann abgeschlossen sind, wird für 2006 wiederum mit einer Verbesserung der wirtschaftlichen Gesamtsituation im Vergleich zur historischen Performance von 2004 kalkuliert. Anschließend wird im Rahmen der Wirtschaftlichkeitsvorausschaurechnung von einer Auslastung von 67 Prozent sowie von einer zweiprozentigen Preissteigerung ausgegangen, so dass 2007 als erstes stabilisiertes Jahr betrachtet wird. Insgesamt stellt sich die nach dem Uniform System of Account of the Lodging Industry9 erstellte Ergebnisvorausschau bzw. -erwartung des potenziellen Investors für die nächsten zehn Jahre wie in Abb. 4 wiedergegeben dar. Obwohl die hier zugrunde gelegte Wirtschaftlichkeitsvorausschaurechnung insbesondere für den Zeitraum 2007 bis 2012 mit relativ stabilen Erträgen kalkuliert, eignet sich die Discounted Cash Flow-Methode auch zur Erfassung dynamischer Hotelmärkte, auf denen Angebot und Nachfrage einem ständigem Wandel unterworfen sind und es schlichtweg keinen Sinn gibt, die Nettobetriebsergebnisse stabilisiert abzubilden. Die prognostizierten Aufwendungen und Erträge spiegeln dann die sich ändernden Marktbedingungen bzw. -zyklen wieder und erstrecken sich häufig nur über einen fünfjährigen Zeitrahmen. Traditionell arbeiten Hotelinvestoren jedoch mit dem hier dargestellten Planungszeitraum von zehn Jahren. Um anhand der prognostizierten Ertragsströme den Wert der Hotelimmobilie zu bestimmen, werden die erwarteten betriebsrelevanten Cash Flows zu den entsprechenden Marktkonditionen auf das unterstellte Finanzierungsverhältnis von Fremd- und Eigenkapitalanteilen umgelegt. Die Summe von Fremd- und Eigenkapitalanteil stellt dann den Immobilienwert dar. Der Prozess lässt sich wie folgt beschreiben: 1. Zunächst werden die Konditionen für eine typische Hotelfinanzierung festgelegt, darunter Zinssatz, Tilgung sowie das Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital. 464 · J. Frehse 2. Anschließend wird die angestrebte Eigenkapitalverzinsung bestimmt. Wie bereits erwähnt, macht die ganz überwiegende Anzahl potenzieller Hotelkäufer ihr Investment von der Erzielung einer bestimmten Eigenkapitalverzinsung (Internal Rate of Return/IRR) auf das eingesetzte Eigenkapital abhängig10. Innerhalb des Discounted Cash Flow-Verfahrens berücksichtigt dieser Satz zudem die mit dem Hoteleigentum einhergehenden Vorteile wie regelmäßige Ergebnisausschüttungen, Ausschüttungen beim Verkauf oder der Refinanzierung aufgrund von Veräußerungsgewinnen und Fremdkapitaltilgung, Einkommensteuervergünstigungen sowie die in der Hotellerie sehr wichtigen nicht-monetären Faktoren wie Emotionalität, Status und Prestige (deRoos/Rushmore 2002, S. 79). 3. Der Wert des Eigenkapitalanteils wird berechnet, indem zunächst der jährliche Schuldendienst von den prognostizierten Nettobetriebsergebnissen vor Schuldendienst abgezogen wird. Daraus ergibt sich die Nettoeigenkapitalrendite für das jeweilig betrachtete Jahr. Ab dem elften Jahr wird der betriebsrelevante Cash Flow als Wiederverkaufswert kapitalisiert. Nach Abzug der restlichen Fremdkapitalschulden am Ende des Prognosezeitraums bzw. des zehnten Jahres sowie der üblichen Transaktionskosten wie etwa Maklerprovisionen, Grunderwerbssteuer sowie Notar- und Grundbuchgebühren wird der Ziel-Kapitalwert mit dem Eigenkapitalzinssatz zum Datum des Bewertungsstichtages abgezinst. Die Nettoeigenkapitalrendite für jedes der zehn Planjahre wird zudem auf den Barwert abgezinst. Die Summe dieser abgezinsten Werte ergibt anschließend den Wert des Eigenkapitalanteils, die Addition des Eigenkapitalanteils zur anfänglichen Fremdkapitalschuld wiederum den Gesamtwert der Hotelimmobilie. In diesem Zusammenhang ist ganz entscheidend darauf hinzuweisen, dass die absoluten Eigen- und Fremdkapitalbeträge sowie der daraus resultierende Schuldendienst anfangs nicht bekannt sind, da sie sich aus dem Wert der Hotelimmobilie erst ergeben, wobei dieser wiederum von der Höhe des Schuldendienstes abhängt. Somit handelt es sich hier um den klassischen Fall einer Simultanbewertung. Da das Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital jedoch bereits im ersten Schritt ermittelt wurde, kann die in diesem Schritt anzustellende Berechnung entweder durch einen iterativen Prozess oder durch Verwendung einer algebraischen Gleichung gelöst werden, die den Gesamtwert des Objekts unter Einsatz eines Verfahrens ermittelt, das auf eine Fremdkapitalfinanzierung mit zehnjähriger Laufzeit sowie den Eigenkapitalanteil abstellt (Mellen 1983, S. 165ff.). 4. Anhand einer Gegenprobe lässt sich die Wertermittlung anschließend bestätigen, indem der gesamte Objektwert sowohl auf den Fremdkapital- als auch auf den Eigenkapitalanteil umgelegt wird. Auf diese Weise wird verifiziert, dass die in Schritt 1 und 2 bestimmten Renditeerwartungen durch die prognostizierten Nettoerträge auch tatsächlich erzielbar sind. Dieser Prozess lässt sich wiederum durch zwei algebraische Gleichungen ausdrücken, welche die mathematischen Beziehungen zwischen den nachfolgend vorgestellten bekannten und unbekannten Variablen darstellen. Abb. 4: Hotelbetriebliche Wirtschaftlichkeitsvorausschaurechnung bis 2012 (Quelle: eigene Darstellung) Die Wertermittlung von Hotelimmobilien bei Markttransaktionen · 465 466 · J. Frehse V = Wert (value of the property) NOI = für den Schuldendienst verfügbares Nettobetriebsergebnis (net operating income) M = Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital (loan-to-value ratio) F = konstanter jährlicher Schuldendienst (annual debt service constant) n = Zahl der Planungsjahre (projection period) de = jährlicher Einnahmeüberschuss (annual cash available to equity) dr = Marktrestwert des Eigenkapitals (residual equity value) b = Provisionen, Gebühren und Notarkosten in Prozent (brokerage and legal costs) P = Bruchteil des während des Planungszeitraums getilgten Fremdkapitals (fraction of the mortgage paid off during the projection period) fp = jährliche Schuldendienstkonstante, die erforderlich ist, um das gesamte Fremdkapital innerhalb des Planungszeitraums zu tilgen (annual debt service constant required to amortize the entire loan during the projection period) Rr = Gesamtkapitalisierungsfaktor, der zur Berechnung des gesamten Wiederverkaufswertes des Objekts auf das Nettobetriebsergebnis zur Anwendung gebracht wird / Verkaufspreis zum Ende des Planungszeitraums (overall terminal capitalization rate that is applied to net income to calculate the total property reversion / sales price at the end of the projection period) 1 / Sn = Barwert eines 1€ Faktors (Abzinsungsfaktor) zum Eigenkapitalzinssatz (Present worth of a 1€ factor (discount factor) at the equity yield (Ye) rate) Anschließend lassen sich die Komponenten des Fremd- und Eigenkapitalbewertungsprozesses unter Anwendung dieser Variablen sowie unter Berücksichtigung der unter den Anmerkungen aufgeführten Gleichungen11 einzeln darstellen. Die Zusammenfassung der Komponenten resultiert dann abschließend in der nachfolgenden Gesamtgleichung, aus der letztlich hervorgeht, dass die Summe der jährlichen Einzahlungsüberschüsse plus deren jährliche Abzinsung auf den Barwert dem Kapitalwert entspricht. Da der strategische Hotelimmobilienwert (V) schließlich die einzige Unbekannte in dieser Gleichung ist, kann er nun ohne weiteres auch für das zugrunde liegende Fallbeispiel wie folgt ermittelt werden. Ergänzend zur Wirtschaftlichkeitsvorausschaurechnung sieht der Businessplan des Investors dabei die folgenden Plankennziffern vor: Die Wertermittlung von Hotelimmobilien bei Markttransaktionen · 467 – – – – – – – – Nettorenditeerwartung (Billigkeitsergebnis) (Ye) Fremdfinanzierungsanteil (M) Laufzeit (m) Fremdkapitalzins (i) Provisionen, Gebühren und Notarkosten (b) im Planungszeitraum getilgtes Fremdkapital (P) konstanter jährlicher Schuldendienst (F)12 Kapitalisierungsrate (Rf) 18,00 % 60,00 % 25 Jahre 5,50 % 3,00 % 0,24844 0,07369 11,00 % Daraus ergibt sich für den jährlichen Schuldendienst (F x M x V): 0,07369 x 0,60 x V = 0,044214 V. Unter Verwendung der nun bekannten Variablen lautet die oben abgeleitete Hotelbewertungsformel: (1.571.921 – 0,044214 x V) x 0,847458 + (2.593.232 - 0,044214 x V) x 0,718184 + (2.884.090 - 0,044214 x V) x 0,608631 + (2.961.119 - 0,044214 x V) x 0,515789 + (2.995.139 - 0,044214 x V) x 0,437109 + (3.051.462 - 0,044214 x V) x 0,370432 + (3.124.852 - 0,044214 x V) x 0,313925 + (3.183.618 - 0,044214 x V) x 0,266038 + (3.215.400 - 0,044214 x V) x 0,225456 + (3.275.833 – 0,044214 x V) x 0,191064 + {[(3.337.398/0,11) - (0,03 x (3.337.398/0,11) - ((1 - 0,24844) x 0,60 x V)] x 0,191064}= (1 – 0,60) x V Daraus folgt für den Wert (V) der Hotelimmobilie: € 14.775.526,54 – 0,358794 V € 14.775.526,54 € 19.472.381,88 = (1 – 0,60) V = 0,758794 V = V VI. Fazit Das im Rahmen des Fallbeispiels angewendete Discounted Cash Flow-Verfahren findet auch in der deutschsprachigen Literatur bereits seit Ende der neunziger Jahre erhöhte Aufmerksamkeit. In der unternehmerischen Praxis wird es bislang jedoch fast nur im Rahmen von Unternehmensbewertungen diskutiert13 und kommt bei der Analyse von Investitionen, die im Rahmen von Produktionsprozessen selbstständige Einkünfte erzielen, zur Anwendung. International ist das Verfahren jedoch auch zur Wertbestimmung von Immobilien im Rahmen von Markttransaktionen Standard und mittlerweile von den USA über Großbritannien nach Kontinentaleuropa gelangt, wo es sich auch in der hotelbezogenen Bewertungspraxis mehr und mehr durchsetzt. Vor allem durch die stetig steigende Präsenz ausländischer Investoren auf den hiesigen Hotelinvestmentmärkten und deren Nachfrage nach Bewertungen unter Anwendung grenzüberschreitend transparenter Methoden, ist das konventionelle, in der Wertermittlungsverordnung von 1988 normierte deutsche Bewertungssystem nicht mehr adäquat. Hingegen hat sich die Discounted Cash Flow-Methode in Theorie und Praxis als ein wohlorganisiertes Verfahren zur Lösung komplexer Bewertungssachverhalte auch in der Hotellerie 468 · J. Frehse erwiesen. In übersichtlicher Art und Weise werden alle Einflussparameter der Hotelbewertung dargestellt, so dass den handelnden Wirtschaftssubjekten sämtliche Annahmen explizit vermittelt werden können (Schulte et al. 1997, S. 98). Zudem lässt sich die im Rahmen des Fallbeispiels vorgestellte Hotelbewertungsformel äußerst unproblematisch variieren oder erweitern (deRoos/Rushmore 1995, S. 62ff.). Eine Variante stellt beispielsweise anhand des Beleihungsauslaufs eine Beziehung zwischen der anfänglichen Fremdkapitalrestschuld und dem Hotelimmobilienwert her. Vielfach sind Hotelinvestoren und -finanziers auch an der Beziehung zwischen den Nettoerträgen des Hotels und dem jährlichen Schuldendienst (Zinsen plus Tilgung) interessiert. In diesen Fällen wird auf den Schuldendeckungsgrad (Nettoertrag abzüglich des jährlichen Schuldendienstes) anstelle des Beleihungsauslaufs zurückgegriffen (deRoos/Rushmore 2002, S. 85ff.) Die vorgestellte Hotelbewertungsformel kann aber auch erweitert werden, um die nachsteuerlichen Effekte auf den Immobilienwert darzustellen. Das Modell wird in diesem Zusammenhang auch als Investitionswertmodell (Investment Value Model) bezeichnet, da es dann sämtliche spezifischen Merkmale des Hotelinvestors widerspiegelt. Insofern stellt das Modell bei dieser Verwendung kein Marktwertmodell mehr dar, da die relevanten Bewertungsparameter nicht mehr ausschließlich aus Marktinformationen, sondern nach der subjektiven Interessenlage abgeleitet werden (deRoos/Rushmore 1995, S. 62ff.). Immer gibt die Discounted Cash Flow-Methode jedoch vollständig und detailliert die einzelnen Bewertungsschritte vor und schafft damit zugleich die in diesem Beitrag geforderte Transparenz. Weiter ist das Verfahren aber auch flexibel genug, um – je nach Anforderung – unterschiedlich detaillierte Betrachtungsebenen darzustellen. Dies reicht von der Betrachtung einzelner Ertragsund Kostenpositionen bis hin zur aggregierten Darstellung der Cash Flow Bestandteile in wenigen Positionen. Es können sehr unregelmäßige oder zyklische Ein- und Ausgabenverläufe abgebildet werden, ohne sie auf einen nachhaltigen Durchschnittswert pauschalieren zu müssen. Die Möglichkeit der Überführung des Verfahrens in Standardprogramme zur Tabellenkalkulation bietet dem Nutzer zudem ein sehr übersichtliches Informationssystem. Alle Einnahmen und Ausgaben sind strukturiert und in ihrer voraussichtlichen Höhe dargestellt. Daher wird die Discounted Cash Flow-Methode nicht nur zur Immobilienbewertung, sondern vor allem auch als Investitionsanalyseverfahren im Rahmen von Hoteltransaktionen eingesetzt. Ein weiterer Vorteil des Verfahrens ist, dass es sich nicht allein auf gegenwartsbezogene Marktdaten stützt, sondern zukunftsgerichtet ist. Damit ist es nahe am Marktgeschehen, wo gerade gegenwärtig eine Großzahl antizyklischer Immobilieninvestments getätigt wird und die tatsächlichen Transaktionspreise vor allem durch die individuellen Zukunftserwartungen der Investoren geprägt sind. Auch die Vorgabe fester Schemata beim Discounted Cash Flow-Verfahren darf nicht als einengend interpretiert werden, sondern fokussiert den Blick auf das Wesentliche, nämlich die Planungsgrundlagen (Jonas 1995, S. 98). Hier liegt zugleich aber auch einer der Hauptnachteile der Methode, denn die Qualität der Bewertung hängt natürlich ganz entscheidend von Die Wertermittlung von Hotelimmobilien bei Markttransaktionen · 469 der Qualität der prognostizierten Eingangsgrößen ab. Daraus ergeben sich in der praktischen Anwendung des Verfahrens häufig Mängel, die jedoch nicht verfahrensinhärent sind und für sämtliche Immobilienbewertungsmethoden gelten. Ein weiteres Defizit des Verfahrens resultiert aus seiner Radikalität. Bei einem möglichen Leerstand bzw. Nichtbetrieb einer Immobilie, würde deren Wert nach der Discounted Cash Flow-Methode sofort überproportional stark sinken, so dass die Anwendung des Verfahrens in diesem Fall eine unerwünschte hohe Volatilität hervorrufen kann. Im Hinblick auf die praktische Anwendung des Discounted Cash Flow-Verfahrens können zudem die nachfolgenden häufigen Mängel angeführt werden (Schulte et al. 1997, S. 98f.): • Diskontierung der Zahlungsreihe mit dem bereits erwähnten Liegenschaftszins anstatt mit einem an der Risikoklasse orientierten Diskontierungszinssatz • Zeitliches Auseinanderfallen des tatsächlichen und des prognostizierten Cash Flows • Ansatz eines zu langen oder zu kurzen Betrachtungshorizontes • Ansatz nomineller Vertragskonditionen ohne Berücksichtigung von vertraglichen oder immobilienspezifischen Besonderheiten • Ansatz unrealistischer Wachstumsraten bei der Cash Flow Prognose • Ansatz historischer Werte statt zukunftsorientierter Werte • Unzureichende Berücksichtigung von Betriebskosten, Ertragsausfällen oder Instandhaltungsinvestitionen und -kosten • Ansatz unrealistischer Veräußerungserlöse zum Ende des Betrachtungshorizontes • Unterlassen von Sensitivitätsanalysen • Mangelhafte Offenlegung und Umgang mit den Prämissen der Discounted Cash FlowAnalyse Es bleibt daher festzustellen, dass die richtige Anwendung des Bewertungsverfahrens grundsätzlich immer auch ein hohes Maß an Marktkenntnis und Risikoeinschätzungsvermögen von Seiten der Bewertenden verlangt. In diesem Zusammenhang ist zugleich davon auszugehen, dass gerade der deutsche Hotelinvestmentmarkt noch stärker durch die Globalisierung der Kapitalströme und das Bestreben grenzüberschreitender Investoren, illiquiden „Grundbesitz“ fungibler, teilbarer und mit anderen Anlageklassen vergleichbarer zu machen, geprägt wird. Durch die Art und Weise, wie diese Investoren ihren subjektiven Nutzen aus einer im internationalen Wettbewerb mit anderen Anlagealternativen stehende Hotelimmobilie quantifizieren, werden mehr und mehr die herkömmlichen, jedoch nicht kapitalmarktgerechten deutschen Bewertungsmuster beeinflussen und im Rahmen von Cross-Border-Transaktionen sicherlich auch verdrängen. Infolgedessen liegt die Zukunft einer marktorientierten und international transparenten Wertermittlung auch von Hotelimmobilien sicherlich in der expliziten und detaillierten Abbildung einer hypothetischen Markttransaktion unter Berücksichtigung aller wesentlichen Einflussfaktoren auf den Gegenwartswert zukünftiger Einkommensströme. Trotz der auf- 470 · J. Frehse gezeigten Kritikpunkte wird die Form des Discounted Cash Flow-Verfahrens diesem Anspruch insgesamt deutlich besser gerecht, als die betriebswirtschaftliche Ertragswertmethode und die nicht marktgerechten konventionellen deutschen Bewertungsmethoden nach BauGB. Insofern muss auch die deutschsprachige Bewertungstheorie und -praxis zukünftig für sich in Anspruch nehmen, einen stichtagsbezogenen Marktwert (Market Value) nicht länger nur für den verordneten gewöhnlichen, sondern für den marktgerechten tatsächlichen Geschäftsverkehr zwischen potenziellen Transaktionspartnern abgeben zu wollen. Auch aus diesem Grund muss das Discounted Cash Flow-Verfahren als finanzorientiertes Instrumentarium der Immobilienmärkte schnellstmöglich Einzug in die hiesige Wertermittlung halten. Die staatlich dekretierte Verordnung des Wertermittlungsinstrumentariums in Deutschland muss einer aus den Märkten abgeleiteten und seitens der Praktiker von Hotelimmobilienbewertungen postulierten erweiterten Palette von Methoden weichen. Auch die Tourismuswissenschaften als Interdisziplin sind in diesem Zusammenhang aufgefordert, einschneidende Forschungs- und Aufklärungsbeiträge zu leisten. Anmerkungen 1 Innerhalb des vorliegenden Beitrags werden die Begriffe Hotel und Hotelimmobilie synonym verwendet. 2 Einen Überblick zu aktuellen Entwicklungen bei internationalen Rechnungslegungsstandards gibt Wagenhofer (2005). Dieses Buch richtet sich explizit an Entscheidungsträger und Mitarbeiter in den Konzernabteilungen von Unternehmen, Wirtschaftsprüfer, Finanzanalysten und Kreditgeber, die verstärkt Konzernabschlüsse nach IFRS aufstellen. 3 Zu den wenigen Ausnahmen vgl. Clever (2001, S. 195ff.) sowie Franck/Wenzel (2001, S. 187ff.). 4 Ausführliche Darstellungen des entscheidungsorientierten Ansatzes finden sich z.B. bei Heinen (1976, S. 364ff.) sowie bei Raffée (1974, S. 54ff.). 5 So wurden in den USA in den Jahren 1904/05 erste, speziell auf die Immobilienwirtschaft ausgerichtete akademische Programme an den Universitäten von Pennsylvania und New York eingerichtet. Im Jahr 1926 kam es zur Gründung des „Institute for Research in Land Economics and Public Utilities“ an der Universität Wisconsin, welches zugleich als erstes eigenständiges Forschungsinstitut speziell für die Immobilienwirtschaft gilt (vgl. Davies 1958). 6 Vgl. auch die Kritik bei Grissom/Liu (1994, S. 65ff.) sowie bei Clapp/Goldberg/Myers (1994, S. 107ff.). 7 Vgl. International Standards Valuation Committee (IVSC), Toronto zu dem Begriff Market Value: „The estimated amount of which an asset should exchange on the date of valuation between a willing buyer and a willing seller in an arm’s-length transaction after property marketing wherein the parties had each acted knowledgeably, prudently and without compulsion.” Zitiert nach The Royal Institution of Chartered Surveyors; Incorporated Society of Valuers and Auctioneers; Institute of Revenues Rating and Valuation (Hrsg.): RICS appraisal and valuation manual, 1995, PS 4.1.1, S.1. 8 Zu einer ausführlichen Darstellung der drei Bewertungsverfahren vgl. Thomas/Leopoldsberger/Walbröhl (2000, S. 38ff.) sowie Leopoldsberger (1998). 9 Vgl. BBG (2003). Die Wertermittlung von Hotelimmobilien bei Markttransaktionen · 471 10 Einen Überblick über die aktuellen Erwartungshaltungen von Hotelinvestoren in verschiedenen europäischen Städten gibt JonesLangLaSalle (2004b, S. 7). 11 Die verwendeten Gleichungen lauten im Einzelnen wie folgt: - Der Schuldendienst für eine Immobilie wird berechnet, indem zunächst der Fremdkapitalbetrag ermittelt wird. Dieser ergibt sich aus der Multiplikation von Gesamtwert (V) mit dem Beleihungsauflauf (M). Der Schuldendienst ergibt sich aus der Multiplikation des Fremdkapitalbetrags mit der jährlichen Schuldendienstkonstante (F). Der Schuldendienst wird durch folgende Formel ausgedrückt: Schuldendienst = F x M x V - Die Nettoeigenkapitalrendite entspricht dem Nettoertrag der Immobilie vor Schuldendienst (NOI). Die folgende Formel drückt die Nettoeigenkapitalrendite aus: de = NOI (F x M x V) - Der Wiederverkaufswert eines Hotels am Ende des zehnten Jahres wird durch Division der Nettoerträge des elften Jahres vor Schuldendienst (NOIR) durch die Gesamtkapitalisierungsrate (Rr) berechnet. Die folgende Formel ergibt den Wiederverkaufswert der Immobilie nach zehn Jahren: Wiederverkaufswert = (NOIR/Rr) - Provisionen, Gebühren und Notarkosten (b) fallen in der Hotellerie in einer Höhe zwischen 1 bis 4 Prozent des Transaktionspreises an. Da diese Ausgaben auch die Erlöse des Käufers schmälern, werden sie im zugrunde liegenden Fallbeispiel im Zuge des Fremd- und Eigenkapitalbewertungsprozesses normalerweise als Prozentsatz des Wiederverkaufswertes (NOIR/Rr) wie folgt in Abzug gebracht: Provisionen, Gebühren und Notarkosten = b x (NOIR/Rr) - Die Fremdkapitalrestschuld am Ende des zehnten Jahres muss vom Gesamtwiederverkaufswert (Schulden und Eigenkapital) abgezogen werden, um den Ziel-Kapitalwert zu schätzen. Die zu einem gegebenen Zeitpunkt (P) zur Bestimmung des verbleibenden Darlehensbruchteils (als Prozentsatz des ursprünglichen Darlehenssaldos) verwendete Gleichung basiert auf der während des gesamten Tilgungszeitraums (F) zur Anwendung kommenden jährlichen Schuldendienstkonstante des Darlehens abzüglich des Fremdkapitalzinssatzes (i) und dividiert diese durch die jährliche Schuldendienstkonstante, die zur Tilgung des gesamten Darlehens über den zehnjährigen Planungszeitraum (fp) erforderlich ist, abzüglich des Fremdkapitalzinssatzes. Die folgende Formel drückt den Bruchteil des getilgten Darlehens (P) aus: (F - i)/(Fp - i) = P - Ist der getilgte Darlehensbruchteil, der als Prozentsatz des ursprünglichen Darlehenssaldos ausgedrückt wird, P, dann wird der noch nicht getilgte Anteil des Darlehens als (1 – P) ausgedrückt. Die Fremdkapitalrestschuld ist der mit dem anfänglichen Darlehensbetrag (M x V) multiplizierte Bruchteil des verbleibenden Darlehens (1 – P). Die folgende Formel gibt die Fremdkapitalrestschuld an: (1-P) x M x V = Fremdkapitalrestschuld - Marktrestwert des Eigenkapitals (Billigkeitswert). Der Kapitalwert bei Verkauf am Ende des Planungszeitraums (dp) entspricht dem Wiederverkaufswert abzüglich Provisionen, Rechtskosten und Fremdkapitalrestschuld. Die folgende Formel drückt den Marktrestwert des Eigenkapitals aus: (NOIR/Rr) - (b x (NOIR/Rr)) - ((1 - P) x M x V) = dr - Jährliche Einzahlungsüberschüsse im Verhältnis zum Eigenkapital. Der jährliche Cash Flow im Verhältnis zum Eigenkapital setzt sich aus der Immobilienrendite für jedes Planungsjahr und dem Ziel-Kapitalwert am Ende des zehnten Jahres zusammen. Die folgende Formel drückt das Verhältnis aus: NOI1 - (F x M x V) = de1 NOI2 - (F x M x V) = de2 NOI10 - (F x M x V) = de10 - Kapitalwert. Wird der anfängliche Fremdkapitalbetrag durch Multiplikation des Beleihungsauslaufs (M) mit dem Immobilienwert (V) berechnet, beträgt der Kapitalwert 1 minus Beleihungsauslauf x Immobilienwert. Die folgende Formel drückt den Kapitalwert aus: (1 - M) x V - Diskontierung der Einzahlungsüberschüsse im Verhältnis zum Eigenkapital auf den Barwert. Die Einzahlungsüberschüsse eines jeden Planungsjahres werden zum Eigenkapitalzinssatz auf den Barwert abge- 472 · J. Frehse zinst (1/Sn). Die Summe dieser Cash Flows entspricht dem Kapitalwert: (1 - M) x V. Die folgende Formel stellt die Berechnung des Eigenkapitals als die Summe der abgezinsten Cash Flows dar: (de1 x 1/S1) + (de2 x 1/S2) + ... + (de10 x 1/S10)+(dr x 1/S10) = (1 - M) x V 12 Hinsichtlich einer detaillierten und formal ausgedrückten Herleitung der Werte von (P) und (f) vgl. Rushmore/Baum (2001). 13 Vgl. Drukarczyk (1996), Mandl/Rabel (1997) sowie Steiner/Wallmeier (1999, S. 1ff.). 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Der Autor Dr. Jörg Frehse, Jahrgang 1969; Geschäftsführender Gesellschafter der auf den Erwerb von Hotelimmobilien spezialisierten nusuite GmbH & Co. KG in München; Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Marburg, Promotion am Institut für Unternehmensführung, Tourismus und Dienstleistungswirtschaft der Universität Innsbruck; Forschungsschwerpunkte: Strategisches Management in der Hotellerie, Analyse von Dienstleistungskompetenzen, Internationalisierung der europäischen Hotellerie. Anschrift: nusuite GmbH & Co. KG, Nikolaistr. 15, D-80802 München, eMail: [email protected].
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