Handbuch OLSA - HörTech gGmbH

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Handbuch OLSA - HörTech gGmbH
INHALT DER OLSA-CDs
CD 1: Testsätze
CD 2: Testsätze
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22 – 24
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28 – 30
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34 – 36
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40 – 42
43 – 45
46 – 48
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OLSA Testliste 1
OLSA Testliste 2
OLSA Testliste 3
OLSA Testliste 4
OLSA Testliste 5
OLSA Testliste 6
OLSA Testliste 7
OLSA Testliste 8
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OLSA Testliste 10
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OLSA Testliste 12
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OLSA Testliste 14
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OLSA Testliste 19
OLSA Testliste 20
Kalibrierrauschen
Identifikationstrack
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4–6
7–9
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OLSA Testliste 21
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OLSA Testliste 35
OLSA Testliste 36
OLSA Testliste 37
OLSA Testliste 38
OLSA Testliste 39
OLSA Testliste 40
Kalibrierrauschen
Identifikationstrack
OLSA
OLDENBURGER
SATZTEST
Adaptive Sprachaudiometrie mit Sätzen
in Ruhe und im Störgeräusch
CD 3: Kontinuierliches Störgeräusch
Track 1
Track 2
Kontinuierliches Störgeräusch
Identifikationstrack
BEDIENUNGSANLEITUNG
Sprachtest der Oldenburger
Messverfahren auf Audio-CD
Oldenburger Satztest Bedienungsanleitung für den manuellen Test auf Audio-CD (KM-20091004-2, Version 1.0 vom 21.09.2011) Copyright © 2011 HörTech gGmbH Oldenburg Änderungen vorbehalten Hergestellt durch: HörTech gGmbH Marie-Curie-Str. 2 D-26129 Oldenburg Deutschland Tel.: +49-441-2172-200 Fax: +49-441-2172-250 Web : www.hoertech.de eMail: [email protected] Oldenburger Satztest Der Oldenburger Satztest (OLSA) ist ein audiometrischer Test zur Bestimmung der Sprachverständlichkeitsschwelle in Ruhe und im Störgeräusch. Als Sprachmaterial werden Sätze der Form Name – Verb – Zahlwort – Adjektiv – Substantiv verwendet. Die Abfolge der Wörter ist dabei eine zufällige Kombination aus einem Inventar von insgesamt 50 Wörtern. Das Design des Tests verhindert das Auswendiglernen der Sätze, so dass der OLSA beliebig oft wiederholt werden kann. Die Sprechgeschwindigkeit des OLSA eignet sich auch für stark Schwerhörende und Träger von Cochlea-Implantaten. Anwendungsgebiete: + Messung der Sprachverständlichkeitsschwelle + Vergleich verschiedener Messsituationen und Hörsystemeinstellungen durch sehr hohe Genauigkeit + Studien mit häufig wiederholten Messungen + Messungen mit CI-Trägern Vorteile des OLSA: + Verwendung ganzer Sätze + Sehr hohe Genauigkeit + Beliebig oft wiederholbar + Messung in Ruhe oder im Störgeräusch Weitere Informationen zu allen Oldenburger Testverfahren und deren Anwendung finden Sie auf der HörTech-Webseite: www.HoerTech.de Oldenburger Satztest
Inhalt 1
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7
Wichtige Hinweise ........................................................................................ 2
Einleitung ...................................................................................................... 3
Technische Voraussetzungen ....................................................................... 4
3.1
Das OLSA-Paket ...................................................................................... 4
3.2
Audiometeraufbau .................................................................................. 4
3.3
Kalibrierung ............................................................................................. 5
3.4
Lautsprecher ............................................................................................ 7
3.5
Anforderungen an den Messraum für Freifeldmessungen ........................ 7
3.6
Testmaterial ............................................................................................ 8
Durchführung des OLSA ................................................................................ 8
4.1
Vorbereitung .......................................................................................... 10
4.1.1
Vorbereitung der Geräte ............................................................. 10
4.1.2
OLSA-Auswertungsbogen ............................................................ 11
4.1.3
Instruktion des Patienten/Kunden .............................................. 14
4.1.4
Üben............................................................................................ 15
4.2
Messung ................................................................................................ 15
4.3
Auswertung ............................................................................................ 18
4.3.1
Messgenauigkeit ........................................................................ 19
4.3.2
Überprüfung der Ergebnisse ....................................................... 19
4.4
Beispiele ................................................................................................ 21
4.5
Binaurale Messungen ........................................................................... 24
4.5.1
Intelligibility Level Difference (ILD) ............................................. 24
4.5.2
Binaural Intelligibility Level Difference (BILD) ............................. 25
Hintergrundwissen ...................................................................................... 27
5.1
Entwicklung des OLSA ........................................................................... 27
5.1.1
Sprachmaterial ........................................................................... 27
5.1.2
Störgeräusch .............................................................................. 28
5.2
Optimierung des OLSA .......................................................................... 29
5.2.1
Listenspezifische Diskriminationsfunktionen ............................ 29
5.3
Evaluation des OLSA ............................................................................. 30
5.3.1
Äquivalenz bezüglich der Verständlichkeit ................................ 30
5.3.2
Lerneffekt und Vorhersagbarkeit der Sätze ................................. 31
5.4
Referenzwerte und Pegeleinheiten ....................................................... 32
Begriffe ....................................................................................................... 35
6.1
Sprachverständlichkeitsschwelle (SVS) ................................................. 35
6.2
Signal-Rausch-Abstand S/N .................................................................. 35
6.3
Diskriminationsfunktion ........................................................................ 35
6.4
Adaptives Messverfahren ...................................................................... 35
Literatur ...................................................................................................... 36
1
Oldenburger Satztest
1
Wichtige Hinweise Das Produkt ist mit diesem Symbol gekennzeichnet, um den Benutzer auf den Hersteller hinzuweisen. Das Produkt ist mit diesem Symbol gekennzeichnet, um den Benutzer auf entsprechende Warnungen in der Bedienungsanleitung hinzuweisen. Beachten Sie unbedingt diese Warnungen. Kennzeichnet wichtige Warnungen in der Bedienungsanleitung. Beachten Sie unbedingt diese Warnungen. Der Oldenburger Satztest auf Audio-CD darf nur für die in der Bedienungsanleitung beschriebenen Zwecke eingesetzt werden. Die Bedienungsanleitung enthält wichtige Hinweise und Anweisungen. Die Kenntnis der Bedienungsanleitung und die Beachtung der Hinweise und Anweisungen sind für die Verwendung des Oldenburger Satztests auf Audio-CD unbedingt erforderlich. Die Bedienungsanleitung ist kein Ersatz für eine medizintechnische Fachausbildung. Eine derartige Fachausbildung wird für die Verwendung des Oldenburger Satztests auf Audio-CD vorausgesetzt. Für einige Markennamen bzw. Gerätebezeichnungen werden die folgenden Abkürzungen verwendet: SENNHEISER® HDA200™: SENNHEISER® HDA280™: beyerdynamic® DT48™: TELEPHONICS® TDH39™: HDA200 HDA280 DT48 TDH39 Alle Markennamen sind Eigentum der jeweiligen Inhaber.
2
Oldenburger Satztest
2 Einleitung Eine Schwerhörigkeit wird von den meisten Menschen besonders durch ihre Probleme bei der Kommunikation in geräuschbehafteter Umgebung bemerkt. Um ein realistisches Maß für diese Fehlhörigkeit zu erhalten, werden in der Hördiagnostik und Rehabilitation Sprachverständlichkeitstests im Störgeräusch durchgeführt. Eine Alltagssituation kann besonders genau nachgebildet werden, indem Satztests im Störgeräusch verwendet werden, bei denen als Nutzsignal ganze Sätze dargeboten werden. Beim Oldenburger Satztest wird die Sprachverständlichkeitsschwelle (SVS
SVS) im Störgeräusch oder in Ruhe ermittelt. Die SVS im Störgeräusch SVS
ist der Signal-Rausch-Abstand, der zu 50% Verständlichkeit führt. Die SVS in Ruhe
SVS in Ruhe
ist der Sprachpegel, bei dem der Patient/Kunde 50% der dargebotenen Sprache versteht. Das Sprachmaterial des Oldenburger Satztests (OLSA) setzt sich aus 40 Testlisten von je 30 Sätzen (aufgeteilt in je drei Blöcke zu zehn Sätzen) zusammen. Die Sätze haben jeweils die Form: Name Verb Zahlwort Adjektiv Objekt mit zufälliger Kombination aus einem Inventar von insgesamt 50 Wörtern. Dadurch sind die Sätze nicht unbedingt sinnvoll, so dass die Listen sich nicht auswendig lernen lassen und daher mit ihnen wiederholt gemessen werden kann. Als Störschall wird ein sprachsimulierendes Rauschen verwendet, dessen Langzeitspektrum mit dem des Satzmaterials übereinstimmt (siehe Details in Abschnitt 5.1.2 und bei Wagener et al. 1999a,b,c). Die Sprachverständlichkeitsschwelle wird mittels einer adaptiven Steuerung ermittelt. Dabei wird das Störgeräusch in der Messung bei einem festen Pegel dargeboten. Der Pegel der Sprache wird nach jeder Satzdarbietung adaptiv, d.h. gemäß der Antwort der Patienten/Kunden, verändert, um so die SVS möglichst effizient zu bestimmen. Der OLSA ist auch für Messungen mit stark schwerhörenden Patienten/Kunden und Trägern von Cochlea-Implantaten geeignet, die mit anderen, schneller gesprochenen Tests (z. B. dem Göttinger Satztest) Probleme haben. Sie können die Messungen mit dem OLSA am besten beurteilen, wenn Sie selbst einige Messungen durchgeführt haben. Nehmen Sie als Testperson am OLSA teil, Nehmen Sie als Testperson am OLSA teil, um den Test kennenzulernen. 3
Oldenburger Satztest
3
Technische Voraussetzungen Der OLSA auf Audio-CD ist für die Darbietung im Freifeld und mit den folgenden audiometrischen Kopfhörern geeignet: HDA280, DT48, TDH39. Bei Darbietung mit dem HDA200 ist zu beachten, dass der vom Sprachaudiometer angezeigte Pegel korrigiert werden muss. Zum Zeitpunkt der Drucklegung wird empfohlen, zum vom Sprachaudiometer angezeigten Pegel einen Korrekturwert von 4 dB zu addieren, um den tatsächlichen Pegel zu erhalten. Dieser Korrekturwert kann sich möglicherweise ändern. Auskunft über den aktuell empfohlenen Korrekturwert erteilt die HörTech gGmbH. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in Abschnitt 5.4. Grundsätzlich gilt: Bei Messungen mit dem HDA200 müssen alle vom Audiometer angezeigten absoluten Pegel (z.B. Pegel des Sprachsignals, Pegel des Störgeräuschs) um +4 dB korrigiert werden. Relative Pegelangaben (z.B. das SignalRausch-Verhältnis) müssen nicht korrigiert werden. 3.1
Das OLSA-Paket Das OLSA-Paket umfasst: -
Zwei CDs (CD 1 und CD 2) mit Aufnahmen der Testsätze, des sprachsimulierenden Störgeräuschs und des Kalibriersignals -
CD 3 mit kontinuierlichem Störgeräusch -
Eine Bedienungsanleitung zur detaillierten Einführung in die Anwendung des OLSA mit ergänzenden Hintergrundinformationen -
Ein Set mit Auswertungsbögen für die Durchführung, Dokumentation und Auswertung des OLSA -
Einen Handzettel „Oldenburger Satztest – Durchführung“ als Gedankenstütze zur Durchführung des Tests 3.2 Audiometeraufbau Die Durchführung des OLSA erfordert ein zweikanaliges Sprachaudiometer mit 1 dB Schrittweite der Pegelregelung und Freifeld-entzerrtem Audiometrie-Kopfhörer sowie einen CD-Spieler. Gegebenenfalls wird für Messungen mit kontinuierlichem Störgeräusch ein zweiter CD-Spieler benötigt. Für Messungen im Freifeld (in der Regel versorgte Messungen) wird ein schallisolierter Raum mit einem Lautsprecher, zur Bestimmung binauraler Parameter (z.B. ILD, BILD) mit zwei Lautsprechern benötigt. Mit der Audio-CD-Version des OLSA sind Messungen von ILD und BILD nicht per Kopfhörer möglich. 4
Oldenburger Satztest
Die Software und Geräte, die zur Durchführung des OLSA eingesetzt werden, müssen vor dem Einsatz sowie im Betrieb regelmäßig entsprechend den zutreffenden Normen (z.B. ISO DIN EN 8253-1, 8253-2 und 8253-3) und den Vorgaben des Geräteherstellers einer messtechnischen Kontrolle (Wartung, Kalibrierung) unterzogen werden. Die ordnungsgemäße Funktion der Geräte ist regelmäßig nach Herstellervorgaben sicherzustellen. Die Plausibilität der Funktion der Geräte ist sowohl bei der Kalibrierung als auch bei der Messung durch das Bedienpersonal ständig einzuschätzen. Die technische Ausrüstung muss den zutreffenden, gesetzlichen und normativen Anforderungen genügen (z.B. gemäß ISO 8253-1, ISO 8253-3 und IEC 60645-2). Die Benutzung und Wartung von Geräten, die für Messungen verwendet werden, darf nur nach Herstellervorgaben und jeweiliger Zweckbestimmung und nur durch Fachpersonal erfolgen. 3.3 Kalibrierung Um den OLSA durchführen zu können, muss die Apparatur kalibriert sein. Nur eine sorgfältige Kalibrierung stellt sicher, dass die Schallsignale konsistent reproduziert werden können und eine Vergleichbarkeit der Messergebnisse gewährleistet ist. Kalibrierung bedeutet in diesem Zusammenhang jegliche Kalibriertätigkeit inkl. messtechnischer Kontrolle. Bei der Kalibrierung ist darauf zu achten, dass der dafür vorgesehene Track 61 von OLSA-CD 1 oder OLSA-CD 2 (180 Sekunden langes CCITT-Rauschen) verwendet wird. Die Aussteuerung des Kalibriersignals muss beachtet und die Eingangsempfindlichkeit gemäß den Vorgaben des Audiometerherstellers entsprechend angepasst werden (insbesondere wenn zwischen CDs mit unterschiedlicher Aussteuerung gewechselt wird). Bei der Wartung und Kalibrierung des Audiometers sind alle Vorgaben des Herstellers sowie die Zweckbestimmung zu berücksichtigen. Ggf. ist eine Funktionsprüfung des Gerätes nach Herstellervorgaben durchzuführen. Zur Schalldarbietung am Menschen dürfen nur Geräte verwendet werden, die vom Hersteller als Medizinprodukt zur Durchführung audiometrischer 5
Oldenburger Satztest
Messungen mit CDs vorgesehen sind. Die Sicherstellung der Sicherheit und die Beherrschung der Restrisiken unterliegen dem jeweiligen Hersteller. Bei der Kalibrierung ist sicherzustellen, dass die Geräte (z.B. elektroakustische Wandler) entsprechend den Herstellervorgaben verwendet und nicht überlastet werden. Um zu hohe Pegel zu vermeiden, darf der durch den Audiometerhersteller vorgegebene Kalibrierpegel nicht überschritten werden. Für die Kalibrierung müssen zugelassene und kalibrierte Schallpegel-Messgeräte verwendet werden. Die Wartung und Kalibrierung darf nur durch eingewiesenes Fachpersonal für elektroakustische Kalibrierung vorgenommen werden. Jede Kalibrierung ist zu dokumentieren. Die Umweltbedingungen bei der Kalibrierung müssen den Herstellervorgaben und den zutreffenden Normen (z.B. ISO DIN EN 8253-1, 8253-2 und 8253-3) entsprechen und mit den Umweltbedingungen während der Messung übereinstimmen. Die Umweltbedingungen sind durch das Fachpersonal zu überwachen. Achten Sie darauf, dass bei Freifeld-Schalldarbietungen die Lärmbelastung während der Kalibrierung nicht die zulässigen Grenzwerte überschreitet. Grenzwerte bzw. Richtwerte für zulässige Schallbelastung sind vorgegeben z.B. durch die Richtlinie 2003/10/EG oder entsprechende nationale gesetzliche Vorschriften wie z.B. Verordnungen des Arbeitsschutzgesetzes. Dabei sind auch die Grenzwerte für Langzeitschallbelastung zu berücksichtigen und die Schalldarbietung ist direkt nach Beendigung des Kalibriervorgangs zu beenden. Wenn der Schalldruckpegel die zulässigen Grenzwerte überschreitet, ist ein geeigneter Gehörschutz zu tragen. Während der Kalibrierung darf nur das Kalibrierpersonal (Servicepersonal) anwesend sein. Unbeteiligte dürfen nur anwesend sein, wenn dies unbedingt erforderlich ist. Sie müssen in diesem Fall geeigneten Gehörschutz tragen und Grenzwerte bzw. Richtwerte für zulässige Schallbelastung beachten und einhalten. Bei Verwendung eines computergesteuerten Audiometers muss dafür Sorge getragen werden, dass keine anderen Signale (z.B. vom Betriebssystem oder von anderen Anwendungen) ausgegeben werden. 6
Oldenburger Satztest
Bei der Kalibrierung der Eingangsempfindlichkeit sind die Ausgangskanäle des Audiometers zu deaktivieren. Bei der Kalibrierung muss der vorgegebene Kalibrierpegel möglichst genau eingestellt werden (empfohlen wird eine Genauigkeit von mindestens 0,5 dB). Die akustische Ausgabe eines Kalibriersignals muss bei der Kalibrierung durch das Fachpersonal überwacht und auf Plausibilität überprüft werden. Nach einer Kalibrierung muss der akustische Pegel bei einer oder mehreren Messungen überprüft werden (Stichproben). Bei der Signalausgabe müssen stets die Richtlinien für medizinische Maximalpegel eingehalten werden. Bei zu hohen Pegeln ist die Signalausgabe zu deaktivieren. Nach jeder Änderung am System oder an den verwendeten Geräten muss die Apparatur neu kalibriert werden (ohne die Verwendung alter Kalibrierwerte). 3.4 Lautsprecher Falls die Darbietung nicht über Kopfhörer sondern im Freifeld erfolgen soll, beachten Sie, dass der bzw. die Lautsprecher für diesen Zweck geeignet sein müssen. Die entsprechenden Normen und Vorgaben sind zu beachten (z.B. IEC 60645-2). Hoch- und Tieftöner jedes Lautsprechers sollten vertikal angeordnet sein und einen möglichst geringen Abstand haben. Eine zu große räumliche Trennung von Hoch- und Tieftönern kann die Wahrnehmung der Signale beim Richtungshören beeinflussen. 3.5
Anforderungen an den Messraum für Freifeldmessungen Für Freifeldmessungen sollte der Messraum den zutreffenden Normen und Richtlinien entsprechen. Standardmäßig werden Freifeldmessungen im Störgeräusch durchgeführt, indem Sprache und Störgeräusch aus demselben Lautsprecher von vorne dargeboten werden (S0N0). Für die Bestimmung von binauralen Parametern in anderen räumlichen Konfigurationen lesen Sie bitte Abschnitt 4.5. 7
Oldenburger Satztest
3.6 Testmaterial Auf CD 1 und CD 2 befinden sich jeweils 20 Testlisten mit je 30 Sätzen. Jeder Track besteht aus 10 Sätzen, d.h. für eine Testliste werden jeweils 3 Tracks verwendet (bei Messungen mit 20 Sätzen entsprechend 2 Tracks). Die zu verwendenden Tracks sind auf dem OLSA-Auswertungsbogen bei der jeweiligen Testliste angegeben. Auf dem rechten Kanal von CD 1 bzw. CD 2 sind die Testsätze aufgezeichnet. Zwischen den Sätzen ist jeweils eine Pause von 4 Sekunden. Auf dem linken Kanal von CD 1 bzw. CD 2 ist das Störgeräusch aufgezeichnet. Es beginnt jeweils eine halbe Sekunde vor den Sätzen und dauert eine halbe Sekunde länger. Für Messungen z.B. mit digitalen Hörgeräten, deren Algorithmen lange Einschwingzeiten aufweisen, kann ein kontinuierliches Störgeräusch verwendet werden. Möchten Sie derartige Messungen durchführen, verwenden Sie bitte die beiliegende Störgeräusch-CD (CD 3). Sie benötigen außerdem einen zusätzlichen CDSpieler, um beide CDs gleichzeitig abspielen zu können. Bei einer solchen Messung wird von OLSA-CD 1 bzw. 2 nur das Sprachmaterial wiedergegeben (d.h. nur der rechte Kanal des ersten CD-Spielers wird mit dem entspr. Eingang des Audiometers verbunden). Das Störgeräusch wird von der Störgeräusch-CD (CD 3) mit dem zweiten CD-Spieler abgespielt (d.h. ein Kanal des zweiten CD-Spielers wird mit dem entspr. Eingang des Audiometers verbunden. 4 Durchführung des OLSA In diesem Kapitel wird der typische Ablauf von OLSA-Messungen beschrieben. Eine Zusammenfassung zum täglichen Gebrauch finden Sie auf dem Handzettel „Oldenburger Satztest – Durchführung“. Beachten Sie bei jeder Messung die folgenden Hinweise. Beachten Sie die Aussteuerung der CD. Passen Sie die Eingangsempfindlichkeit gemäß den Vorgaben des Audiometerherstellers entsprechend an (Track 61 von OLSA-CD 1 oder OLSA-CD 2, siehe Abschnitt 3.3).
3.3).
an (Track 61 von OLSA-CD 1 oder OLSA-CD 2, siehe Abschnitt Die Durchführung einer Messung erfordert geeignetes (medizinisches) Fachpersonal und Kenntnis der Bedienungsanleitung. Zur Durchführung des OLSA muss das Fachpersonal zur Messung eines Sprachaudiogramms berechtigt sein und den Messablauf des OLSA kennen. 8
Oldenburger Satztest
Für die Anordnung einer Messung ist es notwendig, dass die Unbedenklichkeit der Messung und die Eignung des Kunden/Patienten durch dafür berechtigtes (medizinisches o. ä.) Fachpersonal festgestellt wird. Die Audioausgabe und die Funktion des Audiometers muss während der gesamten Messung durch den Untersucher überwacht werden. Die Signalausgabe ist während des Betriebs durch den Anwender auf Plausibilität bzw. Fehler zu prüfen. Achten Sie darauf, dass individuelle Grenzwerte für Kurz- und Langzeitschallbelastung weder für den Patienten/Kunden noch für den Untersucher überschritten werden. Dabei ist sowohl die Dauer einer Einzelmessung als auch die Summe aller Messungen zu berücksichtigen. Grenzwerte bzw. Richtwerte für zulässige Schallbelastung sind vorgegeben z.B. durch die Richtlinie 2003/10/EG oder entsprechende nationale gesetzliche Vorschriften wie z.B. Verordnungen des Arbeitsschutzgesetzes. Die Grenzwerte müssen dem Untersucher bekannt sein. Die Einhaltung der Grenzwerte ist auch während einer Messung laufend zu überwachen. Begrenzen Sie gegebenenfalls die Anzahl der Messungen pro Tag. Bei einer möglichen Überschreitung der Grenzwerte für das Fachpersonal (Untersucher) ist ein geeigneter Gehörschutz zu tragen. Bei der Durchführung einer Messung mit kontinuierlichem Störgeräusch ist darauf zu achten, dass die Signalausgabe insbesondere bei hohen Pegeln nicht länger andauert, als dies zur Messung notwendig ist. Bei der Signalausgabe müssen die Vorgaben der Geräte-Hersteller (Audiometer, Wandler etc.) für Maximalpegel eingehalten werden. Zudem müssen stets die Richtlinien für medizinische Maximalpegel eingehalten werden. Bei zu hohen Pegeln ist die Signalausgabe zu deaktivieren. Unbeteiligte dürfen nur anwesend sein, wenn dies unbedingt erforderlich ist. Sie müssen in diesem Fall geeigneten Gehörschutz tragen und Grenzwerte bzw. Richtwerte für zulässige Schallbelastung beachten (z.B. Richtlinie 2003/10/EG zum Schutz von Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer vor der Gefährdung durch Lärm). Messungen dürfen nur unter Einhaltung der zutreffenden Normbedingungen (z.B. ISO DIN EN 8253) durchgeführt werden. 9
Oldenburger Satztest
Bei Sprachtests muss der Anwender (Untersucher) sicherstellen, dass die sprachlichen Fähigkeiten des Patienten/Kunden ausreichend sind, um das Sprachmaterial verstehen und wiedergeben zu können. Dazu ist ein ausreichendes Sprachverständnis des Bedienpersonals in den Durchführungsbedingungen (Sprache, räumliche Anordnungen) erforderlich. 4.1
4.1.1
Vorbereitung Vorbereitung der Geräte Zur Schalldarbietung am Menschen dürfen nur Geräte verwendet werden, die vom Hersteller als Medizinprodukt zur Durchführung audiometrischer Messungen mit CDs vorgesehen sind. Die Sicherstellung der Sicherheit und die Beherrschung der Restrisiken unterliegen dem jeweiligen Hersteller. Die Benutzung und Wartung von Geräten, die für Messungen verwendet werden, darf nur nach Herstellervorgaben und jeweiliger Zweckbestimmung und nur durch Fachpersonal erfolgen. Zur Durchführung des OLSA muss das Audiometer kalibriert sein, und es muss eine gültige messtechnische Kontrolle (MTK) nach Herstellervorgaben vorliegen, die die OLSA-CDs einschließt. Die Genauigkeit eines Messwertes kann prinzipiell die Genauigkeit der Kalibrierung nicht übersteigen. Beachten Sie auch, dass sich bei zweikanaligen Messungen die Ungenauigkeiten der einzelnen Kanäle sogar addieren können. Da der Oldenburger Satztest selbst eine hohe Messgenauigkeit aufweist, muss bereits die Kalibrierung möglichst exakt durchgeführt werden. Überwachen Sie daher die Kalibrierung und achten Sie darauf, dass dabei die empfohlene Genauigkeit von mindestens 0,5 dB eingehalten wird. Bei Verwendung eines computergesteuerten Audiometers muss dafür Sorge getragen werden, dass keine anderen Signale (z.B. vom Betriebssystem oder von anderen Anwendungen) ausgegeben werden. Die Umweltbedingungen während der Messung müssen denen der Kalibrierung entsprechen. Legen Sie die gewünschte OLSA-CD (CD 1 oder CD 2) in den CD-Spieler ein. Bei Messungen ohne kontinuierliches Störgeräusch verbinden Sie beide Kanäle des 10
Oldenburger Satztest
ersten CD-Spielers mit den Eingängen des Audiometers. Falls Sie mit kontinuierlimit kontinuierlichem Störgeräusch Störgeräusch messen möchten, legen Sie CD 3 mit dem kontinuierlichen Störgeräusch in den zweiten CD-Spieler ein und verbinden Sie den rechten Kanal des ersten CD-Spielers (Sprachsignal) und einen beliebigen Kanal des zweiten CDSpielers mit den Eingängen des Audiometers. Bei der Vorbereitung einer Messung sind die Vorgaben des AudiometerHerstellers zu beachten, insbesondere ist die korrekte Einstellung der Eingangsempfindlichkeit entsprechend sicherzustellen. Beachten Sie beim Wechsel zwischen unterschiedlichen CDs, dass diese aufgrund verschiedener Aussteuerung auch verschiedene Einstellungen der Eingangsempfindlichkeit erfordern können. Für Messungen in Ruhe
in Ruhe wird der Kanal mit dem Störgeräusch auf stumm geschalin Ruhe
tet bzw. nicht an das Audiometer angeschlossen. Für Messungen im Störgeräusch
im Störgeräusch
ist die Standardkonfiguration die Darbietung von Sprache und Störgeräusch über denselben Ausgangskanal bzw. Lautsprecher (bei Freifeldmessungen Konfiguration S0N0 in Abbildung 5, Seite 26). Schalten Sie dafür beide Eingangskanäle des Audiometers auf den gleichen Ausgangskanal, so dass Sprachsignal und Störgeräusch über denselben Kanal dargeboten werden. Wenn nötig, deaktivieren Sie den zweiten Kanal entsprechend den Vorgaben des Herstellers. Freifeldmessungen in anderen räumlichen Konfigurationen (z.B. S0N90, Sprachsignal von vorn und Störschall von rechts) sind in Abschnitt 4.5 beschrieben. 4.1.2
OLSA-Auswertungsbogen Um eine adäquate Dokumentation der Messung zu gewährleisten, ist es notwendig, den OLSA-Auswertungsbogen möglichst vollständig auszufüllen. Dokumentieren Sie den Messablauf mit Hilfe des OLSA-Auswertungsbogens so, dass eine dritte Person ohne Ihre Anwesenheit die Durchführung der Messung nachvollziehen kann. kann. Auch Unstimmigkeiten bei der Interpretation lassen sich dadurch leichter erkennen. Jeder der 7 verschiedenen Auswertungsbögen enthält sechs bzw. vier der insgesamt 40 Testlisten. Wählen Sie den Auswertungsbogen mit der Testliste, die Sie für die Messung verwenden wollen. Im Identifikationsabschnitt werden Name und Geburtsdatum des Patienten/Kunden eingetragen (Abbildung 1, oben, Seite 12). Zusätzlich wird der Name der Versuchsleitung, der Messraum und die verwendete Ausrüstung (z.B. Audiometer- und Lautsprechertyp) vermerkt (Abbildung 1, unten). Die erste Seite jedes Auswer-
11
Oldenburger Satztest
tungsbogens ermöglicht eine Zusammenfassung verschiedener Messungen im Störgeräusch oder in Ruhe. Abbildung 1: Erste Seite eines Auswertungsbogens (linker und rechter oberer Ausschnitt)
Bei Messungen im Störgeräusch
Messungen im Störgeräusch tragen Sie nun im linken Abschnitt (Abbildung 1 Messungen im Störgeräusch
oben) die verwendete Testliste sowie das Datum der Messung und den verwendeten konstanten Pegel des Störgeräuschs ein. Hinweise zur Festlegung des Störpe-
12
Oldenburger Satztest
gels finden Sie in Abschnitt 4.2. Über Ankreuzfelder kann jede Einzelmessung genauer dokumentiert werden: wählen Sie zunächst, ob die Darbietung per Kopfhörer (KH
KH) oder Freifeld (FF
FF) erfolgt. Geben Sie bei Kopfhörermessungen den Typ KH
FF
des Kopfhörers (Kopfhörermodell) an. Kreuzen Sie darunter an, ob nur das rechte (R
R), nur das linke (LL) oder beide (B
B) Ohren beschallt wurden und ob das rechte (HG HG R ) oder linke (HG L
HG L) Ohr mit einem Hörgerät versorgt war. Tragen Sie bei zweikanaHG L
ligen Freifeldmessungen zusätzlich ein, in welcher räumlichen Konfiguration die Darbietung erfolgte. Wählen Sie dort entweder den Standardfall S0N0, oder tragen Sie per Hand die Winkel für Sprache (S
S wie Signal) und Störgeräusch (N
N wie Noise) ein. Zur Verdeutlichung der räumlichen Anordnung ist im mittleren Abschnitt der Seite ein kleines Diagramm dargestellt, das schematisch den Kopf eines Patienten/Kunden mit verschiedenen Gradangaben abbildet. Die Angabe S0N+90 bedeutet demzufolge, dass das Störgeräusch im 90°-Winkel von der rechten Seite des Patienten/Kunden dargeboten wird, während die Angabe S0N-90 bedeutet, dass das Störgeräusch im 90°-Winkel von der linken Seite des Patienten/Kunden dargeboten wird. Die Ergebnisse Ihrer binauralen Kontrollmessungen mit normalhörenden Versuchspersonen (siehe Abschnitt 4.5) können als Zahlenwerte in die dafür vorgesehenen Felder zwischen den beiden Diagrammen eingetragen werden. Im Feld Bemerkungen können weitere Informationen über die Messung angegeben werden, z.B. welcher Hörgerätetyp oder welche Hörgeräteeinstellung verwendet wurde. Für Messungen in Ruhe verwenden Sie den rechten Bereich der ersten Seite des Ruhe
Auswertungsbogens (Abbildung 1, unten), der analog zur obigen Beschreibung ausgefüllt wird. Angaben zum Störpegel und zur räumlichen Konfiguration sind in diesem Fall nicht vorgesehen. Im unteren Bereich der ersten Seite des Auswertungsbogens finden Sie zu jeder Messung ein Diagramm, in das Sie das Messergebnis nach der Auswertung eintragen können (s. u.). Ab der zweiten Seite enthält der Auswertungsbogen die verschiedenen Testlisten. Tragen Sie die oben beschriebenen Informationen zur Messung ebenfalls auf der entspr. Seite des Auswertungsbogens für die jeweils verwendete Testliste ein (Abbildung 2 auf der nächsten Seite). Details zum Verlauf der Messung werden im darunterliegenden Bereich dokumentiert (s. u.). 13
Oldenburger Satztest
Abbildung 2: Informationen zur Messung/Testliste (Ausschnitt)
4.1.3
Instruktion des Patienten/Kunden Für das Ergebnis der Messung ist es wichtig, dass Sie den Patienten/Kunden richtig auf die Messungen vorbereiten. Sie sollten den Patienten/Kunden möglichst einheitlich instruieren, damit es nicht zu unterschiedlichen Einflüssen auf die Messung kommt. Sie können sich hierbei an der nachfolgenden Formulierung orientieren, die zusätzlich als Handzettel „Oldenburger Satztest – Durchführung“ dem OLSA-Paket beiliegt. In Klammern finden Sie optionale Anweisungen, die jeweils nur für Messungen in Ruhe bzw. im Störgeräusch zutreffen: „Dies ist ein Test, um festzustellen, wie gut Sie Sprache in geräuschvoller Umgebung verstehen können (bzw. wie gut Sie leise gesprochene Sprache in Ruhe verstehen können). Hierzu werden Ihnen Sätze dargeboten, die von einer männlichen Stimme gesprochen werden. Jeder Satz besteht aus 5 Wörtern der Struktur: Name Verb Zahl Adjektiv Objekt, z.B.: Ulrich schenkt sieben schwere Sessel. Die Sätze sind nicht unbedingt sinnvoll. (Zusätzlich zu der Sprache wird ein Rauschen dargeboten.) Bitte wiederholen Sie nach der Darbietung den Satz oder jedes
jedes Wort, welches Sie jedes
verstanden haben. Wenn Sie unsicher sind, dürfen Sie gerne auch raten. Während der Messung wird die Lautstärke der Sprache verändert. (Die Lautstärke des Rauschens bleibt gleich.) Die Sprache kann dadurch teilweise sehr leise sein. Es ist daher ganz normal, dass Sie viele Sätze nicht vollständig verstehen. Für die Aussagekraft der Messung ist es wichtig, diese Messung unter schwierigen Bedingungen durchzuführen. Haben Sie noch Fragen?“ Weisen Sie den Patienten/Kunden bei Kopfhörermessungen an, den Kopfhörer abzunehmen, falls die Schallausgabe zu laut werden sollte. Bei Freifeldmessungen bitten Sie den Patienten/Kunden, den Blick auf den Lautsprecher zu richten, aus dem die Sprachsignale dargeboten werden. 14
Oldenburger Satztest
Achten Sie darauf, dass der Patient/Kunde während der Messung aufrecht sitzt und den Kopf nicht zur Seite bewegt. 4.1.4
Üben Der OLSA zeigt einen Lerneffekt, d.h. um verlässliche Testergebnisse zu erhalten, muss der Patient/Kunde den OLSA zunächst kennenlernen, er muss üben. Üben Sie die Durchführung des Tests mit dem Patienten/Kunden, indem Sie zwei 20er-Testlisten als Trainingslisten durchführen. Die erste Trainingsliste sollte dabei mit konstantem Pegel überschwellig durchgeführt werden, um den Patienten/Kunden mit dem Sprachmaterial des OLSA vertraut zu machen. Die zweite Trainingsliste sollte adaptiv gemessen werden, um dem Patienten/Kunden zusätzlich zu einem weiteren Kennenlernen des Sprachmaterials auch den Testablauf zu verdeutlichen. Kennzeichnen Sie die zum Üben verwendeten Testlisten auf dem Auswertungsbogen als Trainingslisten und tragen Sie kein Endergebnis ein. Innerhalb einer Sitzung muss nur einmal geübt werden, bei weiteren Sitzungen nach längerem Zeitabstand sollte erneut geübt werden.
Bei hochgradig Schwerhörigen und Trägern von Cochlea-Implantaten sollten zum Kennenlernen der Wörter die Trainingslisten ohne Störgeräusch gemessen werden. Die Sprachverständlichkeitsschwellen der Trainingslisten dürfen nicht als Ergebnis gewertet werden. Erst die SVS der darauffolgenden Messung kann als Messergebnis interpretiert werden. Weitere Informationen zum Lerneffekt finden Sie in Abschnitt 5.3.2. 4.2 Messung Die Messung des OLSA erfolgt in der Regel adaptiv, d.h. abhängig von der Anzahl der richtig verstandenen Wörter wird der Pegel der nachfolgenden Satzdarbietung verändert. Bei Messungen im Störgeräusch ist der Störgeräuschpegel während der Messung konstant. Dieses adaptive Messverfahren erlaubt eine genaue Bestimmung der Sprachverständlichkeitsschwelle in Ruhe oder im Störgeräusch bei minimalem Zeitaufwand. Um ein möglichst genaues Messergebnis zu erhalten, sollten Sie mit Testlisten von 30 Sätzen messen. Wenn Sie eine niedrigere Genauigkeit in Kauf nehmen, können Sie auch mit 20 Testsätzen pro Liste messen [die Messdurchführung für 20 Sätze steht im Folgenden in eckigen Klammern]. Eine Darbietung von nur 10 Sätzen liefert nur einen groben Schätzwert für die Sprachverständlichkeitsschwelle, der nicht als Ergebnis verwendet werden darf! 15
Oldenburger Satztest
Instruieren Sie den Patienten/Kunden (Abschnitt 4.1.3) und üben Sie mit Patienten/Kunden, die den OLSA noch nicht kennen (Abschnitt 4.1.4), bevor Sie mit der eigentlichen Messung beginnen. Bei Messungen in Ruhe
Messungen in Ruhe ist ein typischer Startpegel für Normalhörende 30 dB. Bei Messungen in Ruhe
einem Hörverlust des Patienten/Kunden ist der Pegel geeignet anzupassen, so dass die erste Darbietung entsprechend überschwellig erfolgt. Der erste Darbietungspegel sollte nicht mehr als 20 dB über der letztendlich gemessenen SVS liegen. Bei Messungen im Störgeräusch Störgeräusch beträgt der Pegel des Störgeräuschs in der Regel 65 dB. Bei einem Hörverlust des Patienten/Kunden sollte der Pegel so angepasst werden, so dass das Störgeräusch hörbar ist bzw. als mittellaut empfunden wird. Der erste Satz wird mit einem Signal-Rausch-Verhältnis von 0 dB S/N dargeboten. Das Signal-Rausch-Verhältnis für Schwerhörige kann wie bei Normalhörenden gewählt werden. Achten Sie darauf die individuellen Parameter des Patienten/Kunden zu berücksichtigen und alle erforderlichen Grenzwerte einzuhalten. Tragen Sie den Darbietungspegel des ersten Satzes in das schraffierte Anfangsfeld auf dem Auswertungsbogen ein (Abbildung 2, Seite 14). Spielen Sie den ersten Satz der von Ihnen ausgewählten Liste ab. Achten Sie darauf, dass Sie bei der Messung den/die richtige(n) Track(s) der richtigen CD verwenden. Unterbrechen Sie nach der Darbietung des Satzes die CD mit der Pause-Taste, damit der Patient/Kunde den Satz wiederholen kann. Überprüfen Sie nach jeder Darbietung, ob die Antwort des Patienten/Kunden zum dargebotenen Satz passt. Markieren Sie nun die richtig verstandenen Wörter im Auswertungsbogen (siehe Beispiele in Abschnitt 4.4) und berechnen Sie den Darbietungspegel für den nächsten Satz in Abhängigkeit der Anzahl der richtig verstandenen Wörter entsprechend den in Tabelle 1 angegebenen Pegeländerungen. (a) Für die Darbietungspegel der Sätze 2 bis 5 verwenden Sie die in der linken Spalte der Tabelle angegebene Regel. (b) Für die Darbietungspegel der Sätze 6 bis 30 [6 bis 20] verwenden Sie die in der rechten Spalte der Tabelle angegebene Regel. 16
Oldenburger Satztest
Der Übergang zwischen beiden Vorschriften ist auf dem Auswertungsbogen durch eine gestrichelte Linie und ein Warnsymbol ( ) gekennzeichnet. Für den Pegel des sechsten Satzes werden schon die feineren Schrittweiten verwendet! Tabelle 1: Adaptive Pegeländerungen für die manuelle Durchführung des OLSA Tabelle 1: Pegeländerung der Sprache Richtig verstandene Wörter im vorangegangenen Satz Satz 2 bis 5 Satz 6 bis 31 [21] 5 -3 dB -2 dB 4 -2 dB -1 dB 3 -1 dB 0 dB 2 +1 dB 0 dB 1 +2 dB +1 dB 0 +3 dB +2 dB Stellen Sie sicher, dass Sie bei der Messung immer die korrekten Pegel und Pegelschritte verwenden. Stellen Sie sicher, dass die von Ihnen vorgenommenen Pegeländerungen plausibel sind (d.h. bei mehr als 50% richtig verstandener Wörter darf der Sprachpegel nicht steigen, bei weniger als 50% richtig verstandener Wörter darf der Sprachpegel nicht sinken). Wiederholt der Patient/Kunde z.B. ein Wort des ersten Satzes richtig, so wird der Pegel des zweiten Satzes um 2 dB angehoben. Werden z.B. im achten Satz drei Wörter richtig wiedergegeben, so bleibt der Pegel für den nächsten Satz unverändert. Tragen Sie den neu errechneten Darbietungspegel in die Pegelspalte des Auswertungsbogens ein und stellen Sie den neuen Pegel am Audiometer ein. Wiederholen Sie diese Prozedur für alle 30 [bzw. 20] Sätze. Abschließend berechnen Sie aus der letzten Antwort von Satz 30 [bzw. Satz 20] den Darbietungspegel für Satz 31 [bzw. Satz 21] (dieser wird nicht mehr dargeboten), und tragen Sie auch diesen Pegelwert auf dem Auswertungsbogen ein. Schalten Sie nach Ende der Messung das Gerät bzw. die Schallwiedergabe ab. 17
Oldenburger Satztest
4.3 Auswertung Das Ergebnis der Messung ist die Sprachverständlichkeitsschwelle (SVS) in Ruhe (in dB) bzw. im Störgeräusch (in dB S/N). Die Interpretation der Messergebnisse darf nur durch Fachpersonal erfolgen. Eine Diagnose (inkl. Entscheidung über Therapie, Hilfsmittelversorgung, Operation o.ä.) darf nicht aufgrund des Messergebnisses eines einzelnen Messverfahrens gestellt werden. Eine Differentialdiagnose mit einem unabhängigen Verfahren bzw. einer unabhängigen Apparatur ist erforderlich. Die SVS wird als Mittelung der letzten 20 [10] Darbietungspegel der Messung wie folgt berechnet: Addieren Sie die Darbietungspegel von Satz 12 bis Satz 31 [Satz 12 bis Satz 21]. Teilen Sie das Ergebnis durch 20 [10]. Falls Sie eine Messung mit Störgeräusch durchgeführt haben, subtrahieren Sie den Störgeräusch-Pegel. Tragen Sie den so berechneten Wert im Feld SVS im Auswertungsbogen ein (siehe auch Beispiele in Abschnitt 4.4). Übertragen Sie die ermittelte SVS auf die erste Seite des Auswertebogens grafisch als Kreuz in das linke (Messungen im Störgeräusch) bzw. rechte Diagramm (Messungen in Ruhe) und als Zahlenwert in das Kästchen mit der Beschriftung SVS unter dem jeweiligen Diagramm (siehe Beispiel in Abbildung 4, Seite 23). Die gemessenen Sprachverständlichkeitsschwellen können mit Daten für Normalhörende verglichen werden. Diese sind als grau schattierte Bereiche in den Diagrammen dargestellt. Lesen Sie hierzu unbedingt Abschnitt 5.4 mit der Beschreibung der Referenzdaten. Beachten Sie, dass verschiedene sprachbasierte Hörtestverfahren sich in ihren Eigenschaften deutlich unterscheiden können (z.B. Lage und Steigung der Sprachverständlichkeitsfunktion). Daher können die Ergebnisse des OLSA nicht ohne Weiteres mit Messwerten anderer Testverfahren verglichen werden. Aufgrund der hohen Steigung der Diskriminationsfunktion eines Satztests wechselt die gemessene Sprachverständlichkeit normalerweise innerhalb eines relativ kleinen Pegelbereichs von 0% auf 100%. Die gemessenen Sprachverständlichkeiten dürfen daher auch nicht ohne Weiteres mit Messwerten von Wörtertests verglichen werden. 18
Oldenburger Satztest
Wenn Sie zwei OLSA-Messungen durchführen, die sich in nur einer Konfigurationsgröße unterscheiden (z.B. unversorgt – mit Hörgerät; monaural – binaural; ein Hörgerät – zwei Hörgeräte; ein Hörgerät – ein anderes Hörgerät; Störgeräusch von vorne – Störgeräusch von der Seite; etc.), so ergibt die Differenz der SVS-Werte eine relative SVS. Diese relative SVS kann einen Hinweis darauf geben, welchen Einfluss die jeweilige Konfigurationsgröße auf die SVS hat. So kann z.B. der Vergleich der Ergebnisse von Messungen mit Störgeräusch von vorn und von der Seite zeigen, inwieweit der Patient/Kunde Nutzen aus den räumlichen Wahrnehmungsmerkmalen der Signale ziehen kann (siehe Abschnitt 4.5). 4.3.1
Messgenauigkeit Wenn die zu erwartenden Sprachverständlichkeitsunterschiede zwischen zwei Messkonfigurationen gering sind (z.B. ähnliche Hörgeräte bzw. Hörgeräte-Einstellungen), sollten Sie mit 30 Sätzen pro Liste messen (höchste Genauigkeit). Sind die zu erwartenden Sprachverständlichkeitsunterschiede groß (z.B. unversorgt – versorgt), liefern Messungen mit 20 Sätzen pro Liste eine ausreichende Genauigkeit. Beachten Sie bei der Bewertung der Unterschiede in dB, dass eine Verbesserung des Signal-Rausch-Abstands um 1 dB zu einer Verbesserung der Sprachverständlichkeit von bis zu 17% (Maximalwert für Normalhörende) führen kann. Diese großen Änderungen in der zugehörenden Verständlichkeit erfordern eine hohe Genauigkeit in der Bestimmung des Signal-Rausch-Abstands. Das Training des Patienten/Kunden und die Verwendung von 30 Testsätzen pro Liste führen zu solch einer Genauigkeit von 1 dB. Wenn Sie den Oldenburger Satztest nur mit 20 anstatt mit 30 Sätzen durchführen, wird die Messgenauigkeit geringer. Nach der Darbietung von 10 Sätzen erhalten Sie mit dem darzubietenden Signal-Rausch-Abstand des 11. Satzes nur einen groben Schätzwert für die Sprachverständlichkeitsschwelle, der nicht als Ergebnis verwendet werden kann!
Verwenden Sie 30 Testsätze für jede Messung, um die SVS möglichst präzise zu bestimmen.
4.3.2
Überprüfung der Ergebnisse Manche Umstände können zu verfälschten Messergebnissen führen, und in diesen seltenen Fällen können Ihnen Zweifel am Ergebnis kommen. Wenn Sie einige Erfahrungen mit dem OLSA gemacht haben, werden Sie schnell entscheiden können, wann es notwendig ist, den Test zu wiederholen. Im Folgenden sind einige Situationen aufgeführt, die eine Wiederholung des Tests nahelegen: 19
Oldenburger Satztest
1.
Falls der Patient/Kunde sehr aufgeregt oder verängstigt ist oder wenn der Testablauf durch unerwarteten Lärm von außen in seinem Ablauf gestört wurde, dann sollten Sie die betreffende Messung mit dem OLSA mit einer neuen Testliste wiederholen. 2.
Sind die Darbietungspegel der Sätze 21-31 (bzw. der Sätze 11-21 bei der Messung mit nur 20 Testsätzen) entweder kontinuierlich angestiegen (siehe Abbildung 3 Links) oder stets geringer geworden (siehe Abbildung 3 Rechts), so liegen in der Messphase der Messung keine Umkehrpunkte der Pegelwerte vor. Die Messung sollte mit einer anderen Testliste wiederholt werden, wobei Sie mit dem Darbietungspegel des Satzes 31 (bzw. des Satzes 21 bei der Messung mit nur 20 Testsätzen) aus der vorigen Messung beginnen. Darbietungspegel
50
55
60
65
70
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
Abbildung 3: In beiden oben dargestellten Situationen liegen keine UmkehrpunkAbbildung 3:
te der Pegelwerte vor, um die Sprachverständlichkeitsschwelle zu bestimmen. Beispiel für einen kontinuierlichen Anstieg (links
links) bzw. Abfall (rechts
rechts) der Darbielinks
rechts
tungspegel der Sätze 21-31. 20
Oldenburger Satztest
4.4 Beispiele (a) Bei der empfohlenen Messung einer Testliste mit 30 Sätzen:
Addition der Werte aus Satz 12 bis 31: 60+62+62+61+60+58+59+61+61+59
+58+57+58+59+59+59+58+58+59+59 = 1187
Teilen durch 20: 1187 / 20
Die SVS SVS beträgt: SVS 59,4 dB – 65 dB = – 5,6 dB S/N
59,4
*
Falls mit einem anderen Störgeräuschpegel als 65 dB gemessen wurde, muss der verwendete Pegel abgezogen werden. 21
Oldenburger Satztest
(b) Bei der Messung einer Testliste mit 20 Sätzen:
Addition der Werte aus Satz 12 bis 21: 60+62+62+61+60+58+59+61+61+59 = 603
Teilen durch 10: 603/10 = 60,3
Die SVS SVS beträgt: SVS 60,3 dB – 65 dB = – 4,7 dB S/N
*
Falls mit einem anderen Störgeräuschpegel als 65 dB gemessen wurde, muss der verwendete Pegel abgezogen werden. 22
Oldenburger Satztest
(c)
Beispiel für die ausgefüllte erste Seite des Auswertebogens einer Messung im Störgeräusch (mehrere Testlisten)
Abbildung 4: Beispiel für die erste Seite des Auswertungsbogens (Ausschnitt) Abbildung 4:
23
Oldenburger Satztest
4.5
Binaurale Messungen Im Folgenden wird die Bestimmung der Parameter Intelligibility Level Difference (ILD) und Binaural Intelligibility Level Difference (BILD) beschrieben. Durch die Bestimmung solcher binauraler Parameter kann das binaurale Hörvermögen weitergehend untersucht werden oder der Vorteil einer beidohrigen Hörgeräteversorgung gegenüber einer einohrigen Versorgung verdeutlicht werden (Kießling et al., 2008). Die Bestimmung dieser binauralen Parameter kann nur in dafür geeigneten Räumen erfolgen. Dazu sollte der jeweilige Raum überprüft werden. Unterschiede in den raumakustisch wichtigen Größen, wie Raumgröße und Reflexionseigenschaften der Raumoberflächen, können zu signifikanten Unterschieden in der Hörwahrnehmung führen. Ihr Messraum kann zur Bestimmung binauraler Größen verwendet werden, wenn die mittlere ILD für Normalhörende größer als 6 dB und die BILD größer als 3 dB ist. Um dies zu überprüfen, führen Sie den Test in Ihrem Messraum mit ca. 10 normalhörenden Testpersonen durch. Diese Messungen sollten sorgfältig dokumentiert werden, da sie somit auch die Referenzdaten für Normalhörende speziell für Ihren Messraum erhalten.
Ist Ihr Messraum für binaurale Messungen geeignet, sollten die von Ihnen ermittelten Durchschnittswerte der Vergleichsmessungen für Normalhörende auf jedem OLSA-Auswertungsbogen eingetragen werden. Platzieren Sie den Patienten/Kunden bei Messungen mit Sprache und Störgeräusch aus unterschiedlichen Richtungen immer wie folgt: (a) Für Messungen mit dem Sprachsignal von vorn und dem Störschall von rechts (S0N90 in Abbildung 5 auf Seite 26) setzen Sie den Patienten/Kunden mit Blick auf den linken Lautsprecher. Das Sprachsignal wird über den linken Lautsprecher ausgegeben, das Störgeräusch über den rechten Lautsprecher. (b) Für Messungen mit dem Sprachsignal von vorn und dem Störgeräusch von links (S0N-90) setzen Sie den Patienten/Kunden mit Blick auf den rechten Lautsprecher. Das Sprachsignal wird über den rechten Lautsprecher ausgegeben, das Störgeräusch über den linken Lautsprecher. Achten Sie dabei darauf, dass die Kanäle entsprechend eingestellt sind. 4.5.1
Intelligibility Level Difference (ILD) Die Intelligibility Level Diffence (ILD) quantifiziert den Nutzen, den ein Patient/Kunde aus der räumlichen Auflösung von Sprache und Störgeräusch ziehen kann. Zur Bestimmung der ILD werden zwei Messungen mit dem OLSA gemacht. Bei der ersten Messung wird die SVS bestimmt, wenn Sprache und Störgeräusch 24
Oldenburger Satztest
aus demselben Lautsprecher von vorne dargeboten werden. Bei der zweiten Messung wird die SVS bestimmt, wenn das Sprachsignal über einen Lautsprecher von vorne dargeboten wird und das Störgeräusch von der Seite über einen zweiten Lautsprecher dargeboten wird. Die ILD entspricht der Differenz zwischen den in diesen beiden Messungen ermittelten Sprachverständlichkeitsschwellen, d.h. Ergebnis der ersten Messung abzüglich des Ergebnisses der zweiten Messung. In der zweiten Messung kann die Darbietung des Störgeräuschs entweder von rechts oder von links erfolgen. In der Regel wählt man hierfür die Seite des schlechter hörenden Ohrs, um einen möglichst großen Effekt zu erzielen. Durch den Kopfabschattungseffekt und durch binaurale Verarbeitung kann die räumliche Trennung von Sprachsignal und Störgeräusch bei der zweiten Messung zu einer besseren SVS führen. Dieser Nutzen wird durch die ILD erfasst. Bei Normalhörenden beträgt die Verbesserung typischerweise ca. 6 12 dB. Der obere Teil von Abbildung 5 (Seite 26) verdeutlicht die Bestimmung der ILD anhand eines Beispiels: Zunächst wird eine Messung der Sprachverständlichkeitsschwelle durchgeführt, wenn die Sprache und das Störgeräusch aus einem Lautsprecher vorne vor dem Patienten/Kunden (0°-Richtung) dargeboten werden (S0N0-Situation). Dann wird die Sprache aus der 0°-Richtung und das Störgeräusch aus einem Lautsprecher rechts neben dem Patienten/Kunden (90°-Richtung) dargeboten und die SVS bestimmt (S0N90-Situation). Durch die Differenzbildung beider SVS wird die ILD bestimmt. Wäre die zweite Messung mit dem Störgeräusch von links durchgeführt worden, hätte man von einer S0N-90-Situation gesprochen (Darbietung aus der -90°-Richtung). 4.5.2
Binaural Intelligibility Level Difference (BILD) Wie oben beschrieben, tragen sowohl der Kopfabschattungseffekt als auch die binaurale Verarbeitung zu der gemessenen ILD bei. Um diese beiden Effekte zu trennen, wird die Binaural Intelligibility Level Difference (BILD) bestimmt. Zum Bestimmen der BILD muss eine weitere (dritte) Messung durchgeführt werden, bei der das Störgeräusch erneut aus der Richtung des schlechter hörenden Ohres dargeboten wird. Diesmal wird jedoch das schlechter hörende (dem Störschall zugewandte) Ohr verschlossen. Dies erzeugt eine monaurale Hörsituation, bei der der Effekt der binauralen Verarbeitung deutlich abgeschwächt wird. Die BILD ist die Differenz zwischen der bei dieser dritten Messung ermittelten SVS und der SVS, die bei der zweiten Messung für die ILD bestimmt wurde, d.h. Ergebnis der dritten Messung abzüglich des Ergebnisses der zweiten Messung. 25
Oldenburger Satztest
Abbildung 5: Darstellung der räumlichen Konfigurationen zur Bestimmung der ILD Abbildung 5:
(oben) und BILD (unten). Durch die binaurale Verarbeitung kann die binaurale Darbietung (zweite Messung) im Vergleich zur monauralen (dritte Messung) zu einer besseren SVS führen. Dies wird durch die BILD quantifiziert. Die BILD erfasst also den Beitrag zur ILD, der rein durch die binaurale Verarbeitung und nicht durch den Kopfabschattungseffekt entsteht. Bei Normalhörenden liegt die BILD in der Regel bei ca. 3 6 dB. Im unteren Teil von Abbildung 5 wird die Bestimmung der BILD beispielhaft erläutert: Die Sprachverständlichkeitsschwelle in der binauralen Situation bei S0N90Darbietung wird mit der Schwelle verglichen, die in der monauralen Situation bei 26
Oldenburger Satztest
S0N90-Darbietung mit Verstopfen des dem Störgeräusch zugewandten schlechteren Ohrs erreicht wird. Die Differenz dieser beiden SVS ist der Wert der BILD. Beachten Sie, dass die beiden auf der rechten Seite von Abbildung 5 dargestellten Schemazeichnungen übereinstimmen. Dies bedeutet, dass zur Ermittlung von ILD und BILD insgesamt nur drei Messdurchläufe notwendig sind, auch wenn in der Abbildung vier Situationen dargestellt sind. 5
Hintergrundwissen Der Oldenburger Satztest wurde in der Arbeitsgruppe „Medizinische Physik“ (Ltg. Prof. Dr. Dr. B. Kollmeier) an der Universität Oldenburg unter maßgeblicher Beteiligung von Dr. Kirsten Wagener entwickelt, optimiert und evaluiert. Die Aufsprache mit dem Sprecher Dr. Sotscheck wurde an der Universität Oldenburg durchgeführt. Mit dem Test wird die Sprachverständlichkeitsschwelle im Störgeräusch oder in Ruhe ermittelt. 5.1
Entwicklung des OLSA Aus der Notwendigkeit heraus, einen Sprachtest im Störgeräusch zur Verfügung zu haben, dessen Anzahl der Testlisten möglichst unbeschränkt und der auch für stark schwerhörende Patienten/Kunden und Träger von Cochlea-Implantaten geeignet ist, wurde der Oldenburger Satztest in Anlehnung an einen schwedischen Satztest von Björn Hagerman (1982) entwickelt. Eine genaue Beschreibung der Entwicklung des Oldenburger Satztests findet sich in Wagener et al. (1999a). 5.1.1
Sprachmaterial Das Sprachmaterial des OLSA setzt sich aus einer Basisliste von 10 Sätzen à 5 Wörtern zusammen, die alle die folgende Struktur aufweisen: Name Verb Zahlwort Adjektiv Objekt (siehe Tabelle 2, Seite 28). Die Phonemverteilung der Basisliste entspricht der mittleren Phonemverteilung der deutschen Sprache. Durch zufällige Auswahl aus den 10 Alternativen der jeweiligen Wortgruppen werden neue Sätze generiert. Um einen Kompromiss zwischen dem Aufwand der Aufnahme/Optimierung/Evaluation und der Natürlichkeit des Satzklangs zu erhalten, wurden die einzelnen Sätze unter Berücksichtigung der Koartikulationseffekte (Verschleifungen zwischen Wortende und -anfang) generiert. Dazu wurden 100 Sätze derart aufgenommen, dass jeweils 10 Repräsentationen der einzelnen Wörter vorliegen, die am Ende jeweils die auftretenden Koartikulationen zum nachfolgenden Wort (10 Alternativen) beinhalten. Bei der Generierung der Testsätze konnte so immer 27
Oldenburger Satztest
die Repräsentation mit der passenden Verschleifung zum darauffolgenden Wort verwendet werden (siehe Abbildung 6). Die Sätze wurden jeweils mit einer mittleren Sprechgeschwindigkeit gesprochen, so dass auch stark schwerhörende Patienten/Kunden und Träger von Cochlea-Implantaten den Test durchführen können. Tabelle 2: Basisliste des OLSA
Tabelle 2:
Name
Peter Kerstin Verb
bekommt sieht Zahlwort
drei neun Adjektiv
große kleine Objekt
Blumen. Tassen. Tanja kauft Ulrich gibt sieben alte Autos. acht nasse Bilder. Britta schenkt Wolfgang verleiht vier schwere Dosen. fünf grüne Stefan Sessel. hat zwei teure Messer. Thomas gewann achtzehn schöne Schuhe. Doris nahm zwölf rote Steine. Nina malt elf weiße Ringe. Doris Doris
|| malt ... ... || malt malt
|| neun ... ... || neun neun
|| nasse ... ... || nasse Sessel.
nasse Sessel
6: Verdeutlichung der Generierung der Testsätze unter BerücksichtiAbbildung 6:
gung der Koartikulationen 5.1.2
Störgeräusch Aus dem oben beschriebenen Sprachmaterial wurde durch zufällige Überlagerung der einzelnen Wörter das Störgeräusch generiert. Dieses Rauschen hat das gleiche Langzeitspektrum wie das Sprachmaterial des Tests, daher ist die verdeckende Wirkung optimal. Dies führt zu einer steilen Diskriminationsfunktion und damit zu einer hohen Messgenauigkeit. 28
Oldenburger Satztest
5.2
Optimierung des OLSA Der Oldenburger Satztest wurde dahingehend optimiert, dass die einzelnen Testlisten bezüglich ihrer Verständlichkeit äquivalent sind und eine möglichst steile Diskriminationsfunktion aufweisen. Eine genaue Beschreibung der Optimierung des Oldenburger Satztests findet sich in Wagener et al. (1999b). 5.2.1
Listenspezifische Diskriminationsfunktionen Die Abhängigkeit der Sprachverständlichkeit vom dargebotenen Signal-RauschAbstand (die Diskriminationsfunktion) kann durch die sogenannte logistische Modellfunktion beschrieben werden: f ( x)
1
1 e
4 m ( x SVS )
Dabei bezeichnet SVS die Sprachverständlichkeitsschwelle und m die Steigung an dieser Stelle (die maximale Steigung der Funktion). Diese allgemeine Abhängigkeit gilt für die Verständlichkeit eines einzelnen Worts, eines ganzen Satzes oder auch einer gesamten Testliste. Insbesondere für die Steigung der Diskriminationsfunktion einer Liste kann ein Zusammenhang mit der Steigung und den Sprachverständlichkeitsschwellen für die in der Liste enthaltenen Wörter angegeben werden: Man kann sich die listenspezifische Diskriminationsfunktion als Faltung („Verschmierung”) der mittleren wortspezifischen Diskriminationsfunktion mit der Verteilung der Sprachverständlichkeitsschwellen der einzelnen Wörter vorstellen (siehe Abbildung 7, Seite 30). Somit gibt die Steigung der mittleren wortspezifischen Diskriminationsfunktion die höchstmögliche Steigung an (die nur bei deltaförmiger SVS-Verteilung der listenspezifischen Steigung entspräche). Je breiter die Verteilung der Sprachverständlichkeitsschwellen der Wörter ist, umso flacher ist die Diskriminationsfunktion (DF) der Testliste. Um eine möglichst große listenspezifische Steigung zu erhalten, müssen die einzelnen Wörter im Pegel so variiert werden, dass die SVS-Verteilung im Idealfall deltaförmig ist. Dazu wurden die Diskriminationsfunktionen der einzelnen Wörter mit 12 normalhörenden Probanden bestimmt. Der darauf folgende Pegelangleich wurde auf maximal 2 dB begrenzt, um unnatürlich große Pegelsprünge innerhalb der einzelnen Sätze zu vermeiden. 29
Oldenburger Satztest
wortspezifische DF
Verteilung der SVS
listenspezifische DF
7: Zusammenhang zwischen listenspezifischer, wortspezifischer DisAbbildung 7:
kriminationsfunktion und Verteilung der Sprachverständlichkeitsschwellen Durch diese Art der Optimierung wurde die Äquivalenz der Testlisten bezüglich ihrer Verständlichkeit und eine hohe Steigung der listenspezifischen Diskriminationsfunktion von 17%/dB erreicht. 5.3
Evaluation des OLSA Der Oldenburger Satztest wurde mit 20 normalhörenden Probanden evaluiert. Die Testlisten wurden im Hinblick auf die SVS und die Steigung der listenspezifischen Diskriminationsfunktionen, ihre Äquivalenz bezüglich der Verständlichkeit, den Lerneffekt und die Vorhersagbarkeit der einzelnen Sätze untersucht. Die Evaluationsmessungen ergaben im Störgeräusch eine mittlere Sprachverständlichkeitsschwelle (SVS) von -7,1 dB S/N und eine Steigung von 17%/dB für die Diskriminationsfunktionen der Testlisten (siehe Abbildung 8). Eine genaue Beschreibung der Evaluation des Oldenburger Satztests findet sich in Wagener et al. (1999c). 5.3.1
Äquivalenz bezüglich der Verständlichkeit Die Standardabweichung der SVS zwischen Listen beträgt 0,16 dB S/N, die Standardabweichung der Steigung zwischen Listen beträgt 1,65%/dB. Die Gleichheit von SVS und Steigung der einzelnen Testlisten wurde durch eine Rangvarianzanalyse nach Friedman überprüft. Mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% kann die Nullhypothese, Gleichheit von SVS (bzw. Steigung) der einzelnen Listen, nicht abgelehnt werden. Daher kann davon ausgegangen werden, dass die Auswahl der Testliste das Ergebnis nicht beeinflusst. 30
Oldenburger Satztest
Signal-Rausch-Verhältnis (dB S/N)
Abbildung 8: Durch die Evaluationsmessungen bestimmte Diskriminationsfunktionen der Testlisten
5.3.2
Lerneffekt und Vorhersagbarkeit der Sätze Vor den Evaluationsmessungen durchliefen die 20 Probanden ein einheitliches Training mit sechs Testlisten von je 20 Sätzen. Diese Trainingslisten wurden bezüglich des Lerneffekts ausgewertet. Es zeigte sich, dass ein maximaler Lerneffekt von 2 dB auftrat, von denen 1 dB allein zwischen erster und zweiter Liste auftrat (siehe Abbildung 9, Seite 32). Um den Lerneffekt zu verkleinern, sollten vor jeder Messreihe zwei Trainingslisten mit je 20 Sätzen gemessen werden, da der Lerneffekt in der Größenordnung der nachzuweisenden SVS-Unterschiede liegt. Die Evaluationsmessungen wurden ebenfalls im Hinblick auf die Vorhersagbarkeit der einzelnen Sätze untersucht. Als Maß dafür, inwieweit von einzelnen Satzteilen auf den gesamten Satz geschlossen werden kann, wurde der j-Faktor nach Boothroyd und Nittrouer (1988) verwendet. Er ist definiert durch j=log(ps)/log(pw), wobei ps die Wahrscheinlichkeit bezeichnet, dass ein Satz komplett richtig verstanden wurde, und pw entspricht der Wahrscheinlichkeit, dass ein Wort richtig verstanden wurde. Es ergaben sich bei einem dargebotenen Signal-RauschAbstand von –5 dB S/N ein j-Faktor von j = 4,29 und bei einem Signal-RauschAbstand von –9 dB S/N j = 3,18. Das bedeutet, dass (bei entsprechendem Signal-Rausch-Abstand) pro Satz im Mittel 4 voneinander statistisch unabhängige Wörter getestet werden. Satztests, 31
Oldenburger Satztest
die sinnbehaftete Sätze als Testsignal verwenden, zeigen deutlich kleinere jFaktoren (z. B. zeigt der Göttinger Satztest ein j 2,5). x
Leval
Nummer der Messung
Abbildung 9: Darstellung des Lerneffekts
Abbildung 9: 5.4
Referenzwerte und Pegeleinheiten Die für den OLSA angegebenen Referenzbereiche (siehe Auswertungsbögen und Tabelle 3) beruhen auf Literaturdaten. Sie gelten für Standardkonfigurationen mit einer Mindestanzahl von Sätzen pro Testliste. Werden weniger Sätze gemessen, dann ist der Messwert ungenauer als in der Standardkonfiguration. Ganz allgemein stellen jegliche Referenzbereiche immer nur eine gewisse Wahrscheinlichkeit dar, dass Messwerte einer normalhörenden Person in diesem Bereich liegen. Wenn ein Messwert außerhalb des Referenzbereichs liegt, dann bedeutet das nicht automatisch, dass diese Person nicht normalhörend ist. Daher gilt auch für den Vergleich von Messwerten mit Referenzbereichen, dass eine Diagnosestellung (inkl. Entscheidung über Therapie, Hilfsmittelversorgung, Operation o. ä.) nicht aufgrund des Messergebnisses eines einzelnen Messverfahrens getroffen werden darf. Eine Differenzialdiagnose erfordert die Durchführung von unabhängigen Verfahren bzw. mit unabhängigen Apparaturen. Die grauen Bereiche in den Diagrammen auf den Auswertungsbögen stellen die Referenzbereiche (95%-Konfidenzintervalle) für normalhörende Probanden beim OLSA dar. Die Werte gelten für diotische oder monaurale Kopfhörerdarbietung im Störgeräusch bzw. für monaurale Kopfhörerdarbietung in Ruhe. Ihre Begrenzung ist gegeben durch den Mittelwert ± 2 Standardabweichungen der in den Referenz-
32
Oldenburger Satztest
messungen ermittelten SVS. Die dicken grauen Linien markieren die Mittelwerte der SVS, und die dünnen grauen Linien grenzen die 68%-Konfidenzintervalle ein (Mittelwert ± 1 Standardabweichung). Informationen über die Referenzbereiche sind der Literatur entnommen und werden in Tabelle 3 zusammengefasst. Für den Fall von Messungen in Ruhe gibt es zusätzlich zur interindividuellen Variabilität der Versuchspersonen auch einen Einfluss des verwendeten Kopfhörers auf den Bereich der möglichen Testergebnisse. Dieser Einfluss wird im Diagramm für Messungen in Ruhe zusätzlich berücksichtigt, so dass die Konfidenzintervalle dort etwas breiter sind als allein durch die Standardabweichungen zu erwarten wäre. Tabelle 3: Referenzwerte normalhörender Testpersonen für den OLSA.
Tabelle 3: im Störgeräusch in Ruhe SVS (L50) (-7,1 ± 1,1) dB SNR Mittelwert ± Standardabweichung (19,9 ± 2,8) dB SPL Mittelwert ± Standardabweichung Steigung s 17,1 %/dB 11,3 %/dB Messmethode Konstante Stimuli; diotische Darbietung über Kopfhörer HDA200 (Referenzwerte gelten auch für monaurale Darbietung) Konstante Stimuli; monaurale Darbietung über Kopfhörer HDA200 Quellen Wagener (2004), Wagener et al. (1999c) Wagener (2004) Bemerkung: Die in Wagener, 2004, S. 38 veröffentlichte Standardabweichung gilt nicht interindividuell. Daher wurde ein aus den veröffentlichten Messdaten ermittelter Wert verwendet. Der Grund für Pegelabweichungen zwischen verschiedenen Kopfhörern ist, dass das verwendete Kalibrierrauschen (CCITT-Rauschen wie beim Freiburger Sprachtest) einen anderen Frequenzverlauf hat als das Rauschen des Oldenburger Satztests. Aufgrund unterschiedlicher Frequenzgänge verschiedener Kopfhörer haben Signale mit einem anderen Frequenzverlauf als dem des CCITT-Rauschens trotz gleicher Signalaussteuerung meist einen leicht abweichenden Wiedergabe-Pegel. Da im Alltagsbetrieb unterschiedliche Testverfahren verwendet werden sollen, ohne bei jedem Wechsel neu kalibrieren zu müssen, verwenden die Oldenburger 33
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Sprachtestverfahren auf Audio-CD grundsätzlich das gleiche CCITT-Rauschen zur Kalibrierung. Bei Messungen im Störgeräusch wirkt sich dieser Effekt gleichermaßen auf den Pegel von Sprache und Störgeräusch aus. Der absolute Darbietungspegel wird dadurch zwar geringfügig beeinflusst, der Pegelunterschied (S/N) bleibt jedoch gleich. Die im vorliegenden Handbuch und auf den Auswertungsbögen verwendete Maßeinheit für den Schallpegel ist Dezibel (dB). Sofern nicht näher spezifiziert, bezeichnet die Einheit dB dabei im Freifeld den Schalldruckpegel (dB SPL) und bei Kopfhörerdarbietung den freifeld-äquivalenten Schalldruckpegel. Der freifeld-äquivalente Schalldruckpegel für einen Kopfhörer berechnet sich mittels eines von der Physikalisch Technischen Bundesanstalt (PTB) Braunschweig vorgegebenen Korrekturwerts (PTB-Bericht PTB-MA-27, ISBN 3-89429-262-8), basierend auf Kenngrößen des Kopfhörers und einem typischen, sprachsimulierenden Rauschsignal. Bei der Kopfhörerdarbietung von Sprachsignalen mit einem Sprachaudiometer wird dieser Korrekturwert zum angezeigten (freifeld-äquivalenten) Schalldruck addiert. Für den DT48 beispielsweise beträgt dieser Korrekturwert +5,8 dB. Das bedeutet, dass bei einem vom Sprachaudiometer angezeigten Schallpegel von 70 dB tatsächlich 75,8 dB ausgegeben werden (gemessen in einem geeigneten Kuppler bzw. künstlichen Ohr). Die Annahme dabei ist, dass mit dem Kopfhörer DT48 bei einem Schallpegel von 75,8 dB (im Kuppler) das sprachsimulierende Rauschsignal als gleich laut empfunden wird wie im Freifeld bei einem Schallpegel von 70 dB SPL. Letztendlich bedeutet dies, dass bei Kopfhörerdarbietung eine kopfhörer-spezifische Pegeleinheit „dB“ verwendet wird, die von der Pegeleinheit „dB SPL“ abweicht. Beachten Sie dazu die Besonderheiten des Kopfhörers HDA200. Bei Darbietung mit dem HDA200 ist zu beachten, dass der vom Sprachaudiometer angezeigte Pegel korrigiert werden muss. Zum Zeitpunkt der Drucklegung wird empfohlen, zum vom Sprachaudiometer angezeigten Pegel einen Korrekturwert von 4 dB zu addieren, um den tatsächlichen Pegel zu erhalten. Dieser Korrekturwert kann sich möglicherweise ändern. Auskunft über den aktuell empfohlenen Korrekturwert erteilt die HörTech gGmbH. Der Grund für diesen empfohlenen Korrekturwert liegt im aktuellen Korrekturwert des freifeld-äquivalenten Schalldruckpegels für den HDA200 von +4,0 dB. Verschiedene Messungen (sowohl von subjektiven Sprachverständlichkeitsschwellen verschiedener Sprachtests als auch von objektiven Schallpegeln z.B. im Gehörgang) deuten aber darauf hin, dass dieser Korrekturwert für den HDA200 um 4 dB zu hoch ist. Da dieser (zu hohe) Korrekturwert bei der Kopfhörerdarbietung angewendet wird, ist demzufolge der vom Sprachaudiometer angezeigte Schallpegel um 4 dB zu niedrig. Dies wird 34
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durch die Addition des empfohlenen Korrekturwertes ausgeglichen. Bei Messungen mit dem HDA200 sollten Sie daher stets die verwendete Pegeleinheit beachten und als tatsächlichen Pegelwert ggf. den entsprechend korrigierten Wert verwenden. 6 Begriffe 6.1
Sprachverständlichkeitsschwelle (SVS) Die Sprachverständlichkeitsschwelle (SVS
SVS) SVS für Messungen im Störgeräusch ist definiert als Signal-Rausch-Abstand, bei dem 50% der getesteten Wörter verstanden wurden. Für Messungen in Ruhe ist die SVS als der absolute Pegel definiert, bei dem 50% der getesteten Wörter verstanden wurden. 6.2 Signal-Rausch-Abstand S/N Der Signal-Rausch-Abstand
Signal-Rausch-Abstand ist definiert als das Verhältnis der Pegel von SprachSignal-Rausch-Abstand
signal und Störgeräusch. Da die Pegel logarithmisch (in dB) angegeben werden, werden bei der Berechnung des Signal-Rausch-Abstands die Pegel voneinander subtrahiert. Beispiel: Beträgt der Pegel des Sprachsignals 60 dB und der des Störgeräuschs 65 dB, so beträgt der Signal-Rausch-Abstand 60 dB - 65 dB, also -5 dB S/N. 6.3 Diskriminationsfunktion Trägt man die Verständlichkeit in Prozent über dem Signal-Rausch-Abstand der Signale auf, so erhält man die Diskriminationsfunktion
Diskriminationsfunktion (siehe Abbildung 8, Seite Diskriminationsfunktion
31). Die größte Steigung der Diskriminationsfunktion befindet sich an der Sprachverständlichkeitsschwelle. Misst man die zu bestimmten Sprachverständlichkeiten gehörenden SignalRausch-Abstände, so ist die Messgenauigkeit von der Steigung der Diskriminationsfunktion abhängig. Analoges gilt für Messungen in Ruhe. Um am effizientesten zu messen, wird daher (adaptiv) als Messergebnis die Sprachverständlichkeitsschwelle bestimmt. 6.4 Adaptives Messverfahren Bei einem adaptiven Messverfahren
adaptiven Messverfahren für die Bestimmung der Sprachverständlichadaptiven Messverfahren
keitsschwelle werden die einzelnen Darbietungspegel der Sätze abhängig von der 35
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vorhergehenden Antwort der Testperson ausgewählt: Wiederholt die Testperson z.B. vier Wörter des ersten Satzes richtig, so wird der Darbietungspegel des zweiten Satzes um 2 dB verringert (siehe auch Abschnitt 4.2). Ein adaptives Messverfahren erlaubt eine möglichst effiziente Bestimmung der Sprachverständlichkeitsschwelle. 7
Literatur Boothroyd, A., Nittrouer, S. (1988) „Mathematical treatment of context effects in phoneme and word recognition“. J Acoust Soc Am 85 (1), 101-114 Hagerman, B. (1982) „Sentences for testing speech intelligibility in noise”. Scand Audiol 11 (2), 79-87 Kießling, J., Kollmeier, B. und Diller, G. (2008) „Versorgung und Rehabilitation mit Hörgeräten“, zweite Auflage, Georg Thieme Verlag Stuttgart, ISBN: 978-3-13106822-4 Kollmeier, B., Lenarz, T., Winkler, A., Zokoll, M.A., Sukowski, H., Brand, T. und Wagener, K.C. (2011) „Hörgeräteindikation und -überprüfung nach modernen Verfahren der Sprachaudiometrie im Deutschen“, HNO 59 (10), 1012-1021 Wagener, K.C., Kühnel, V., Kollmeier, B. (1999a) „Entwicklung und Evaluation eines Satztests in deutscher Sprache I: Design des Oldenburger Satztests“. Z Audiol 38 (1), 4-15 Wagener, K.C., Brand, T., Kollmeier, B. (1999b) „Entwicklung und Evaluation eines Satztests in deutscher Sprache II: Optimierung des Oldenburger Satztests“. Z Audiol 38 (2), 44-56 Wagener, K.C., Brand, T., Kollmeier, B. (1999c) „Entwicklung und Evaluation eines Satztests in deutscher Sprache III: Evaluation des Oldenburger Satztests“. Z Audiol 38 (3), 86-95 Wagener, K.C. (2004), „Factors influencing sentence intelligibility in noise“. bisVerlag Oldenburg, ISBN: 3-8142-0897-8 Wagener, K.C., Kollmeier, B. (2004) „Göttinger und Oldenburger Satztest“. Z Audiol 43 (3), 134-141 Wir danken für die freundliche Unterstützung durch die Universität Oldenburg, Abteilung Medizinische Physik. 36
INHALT DER OLSA-CDs
CD 1: Testsätze
CD 2: Testsätze
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Kalibrierrauschen
Identifikationstrack
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OLSA Testliste 29
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OLSA Testliste 35
OLSA Testliste 36
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OLSA Testliste 38
OLSA Testliste 39
OLSA Testliste 40
Kalibrierrauschen
Identifikationstrack
OLSA
OLDENBURGER
SATZTEST
Adaptive Sprachaudiometrie mit Sätzen
in Ruhe und im Störgeräusch
CD 3: Kontinuierliches Störgeräusch
Track 1
Track 2
Kontinuierliches Störgeräusch
Identifikationstrack
BEDIENUNGSANLEITUNG
Sprachtest der Oldenburger
Messverfahren auf Audio-CD