Jil Sander, Karl Lagerfeld und Wolfgang Joop

Transcription

Jil Sander, Karl Lagerfeld und Wolfgang Joop
SONNABEND / SONNTAG, 6. / 7. FEBRUAR 2010
06
2010
Unterwegs: Shopping-Tour durch Hamburg › Stadtgespräch: Model-Agentin Heidi Gross › Titel-Thema: Vier Schauspieler in neuer Mode
Lokal-Termin: Hochgenuss im „Pane e Tulipani“ › Gestern & Heute: Abaton – 40 Jahre großes Kino › Handgemacht: Der Herr der Ringe
Elbschöne
Modewelt
Jil Sander, Karl Lagerfeld und
Wolfgang Joop – Hamburg
war Plattform für die größten
Designer Deutschlands.
Lifestyle-Expertin INGA
GRIESE weiß, warum Mode
hier immer Zukunft hat.
O
ha! Ein echter Wolfgang Joop. „Die wohlhabende Hamburgerin hat den Romantizismus
in meinen Entwürfen nie verstanden, sie ist ja
eine gelungene Mischung aus Pferd und Frau.
Ich habe sie erst kürzlich wieder gesehen im
Ralph Lauren Store: Das mehr oder weniger
dünne Blondhaar mit einem Tuch zusammengefummelt, frische Gesichtsfarbe, wenig
Make-up, viel Zahnfleisch. Dazu eine Steppjacke, Möhrenjeans, Hermès-Gürtel, Lui-Vui-Tasche und Wildlederballerinas von Tod’s“, plauderte er in einem Interview mit dem Berliner
Tagesspiegel. Als Beleidigung soll seine Beobachtung ja gar nicht gelten,
eher ist es eine pointierte Bestandsaufnahme.
Seit Christian Krachts „Faserland“ seien eben alle nur noch in Barbourjacken unterwegs. Es könnte schlimmer kommen, denkt man so als
norddeutsche Seele. Als Vielreisende ohnehin überzeugt: Es gibt kein
gepflegteres und wohltuenderes Erscheinungsbild, als das auf Hamburger Straßen. Der Berliner Straßen-Look mag Modeleute inspirieren
in seiner Rauheit, ist gleichwohl nicht jedes Ästheten Sache, und das
Münchnerische SchickSchick verträgt sich auch besser mit der bayerischen Großstadt als der nordischen Metropole.
Und gegen den Look ist im Grunde nichts zu sagen, und schon gar
nicht in der Umgebung des schicken Ralph-Lauren-Geschäfts Ecke Poststraße, in dem ein Stil verkauft wird, der Joop als Träger selbst gut gefällt.
Doch „das Othmarschen“ ist Joop halt nicht geheuer, er hängt einem anderen Frauentyp nach, das hat auch viel mit der Attitüde zu tun, weniger
perfekt, mehr Bohemien, den es auch gibt und eben gab in dieser Stadt
und sein anderes Hamburg-Gefühl geprägt hat. „Ich denke an die gloriosen Zeiten, an die Frau von Curd Jürgens, Margie Schmitz, an Jil Sander,
die die moderne Frau wie keine andere verkörperte und mit ihren Emanzen-Mannen Pöseldorf und das ‚Camelot‘ zum Epizentrum des Aufbruchs machte. Frauen wie Eva Renzi oder der Fotograf Bokelberg, der
die heißesten Weiber ins Studio holte, die tollsten Models, oder der
‚Stern‘, der die Hotpants erfand und überhaupt ganz weit vorn lag.“
Die Szene lebte den Gegenentwurf zum Faltenrock mit Perlenkette, es
waren die Stil- und Kunstsinnigen 68er, nächtelang ging es qualmend und
aufgeputscht weniger um eine radikale neue Gesellschaftsordnung, sondern um den Spaß, und um eine neue Kleiderordnung. Vielleicht ist es gar
kein Zufall, dass Hamburg den bekanntesten Designern dieses Landes als
Plattform galt. Sicher, Karl Lagerfeld nutzte vor allem das Tor zur Welt,
und doch verrät sein Dialekt bis heute die norddeutsche Heimat. Godfrey
Deeny ist ein wahrer Insider-Journalist im internationalen Modezirkus.
Im vergangenen Sommer radelte der Ire mit Wohnsitz Paris extra um die
Alster, nur um noch einmal einen Blick auf die weiße Patriziervilla von
Jil Sander im April 1970 vor
ihrer ersten Boutique in der
Pöseldorfer Milchstraße.
FOTO: ULLSTEIN BILD – C.T. FOTOSTUDIO
Jil Sander zu werfen. So nachhaltig fühlt er sich bis heute von ihrem Stil
inspiriert. Dass sie jetzt ihren berühmten Look für Uniqulo, die japanische Alternative zu Zara, in einer preiswerteren Variante offeriert (leider
noch nicht in Deutschland, Paris wäre der nächstgelegene Standort), darf
getrost als Zeitgeist pur betrachtet werden. Deeny hätte bei der Gelegenheit gleich noch einer anderen Villa am Harvestehuder Weg winken können, doch damals war noch nicht klar, dass mit Joop! auch der letzte Name der glorreichen Drei die Heimat verlassen würde. Lagerfeld eh in
Paris, die Marke Jil Sander längst in Mailand ansässig, und Joop! agiert
nun aus der Schweiz heraus, aus Kreuzlingen, wo die Holy Fashion
Group, in deren Besitz das Label ist, seine Kräfte bündelt.
Hat Hamburg sie vergrault? Zu wenig Standort-Politik betrieben?
Den Vorwurf kann man nicht aufrecht halten. Modeleute sind halt
nicht Hapag Lloyd. Die Label von Weltruf wurden für gutes Geld an
den Global Player verkauft, da gilt lokale Sentimentalität wenig. Das
ist schade, aber kein Grund zur Verzweiflung. Denn Hamburg ist ja
nicht leergefegt. Im Gegenteil. Es ist anders und es ist einzig. Auch was
die Mode betrifft, gleich wenn manches uniform wirkt. Denn es gibt neben den vielen berühmten, weltweit agierenden Lifestyle-Namen und
den Institutionen wie Unger am Neuen Wall oder Linette in der Isestraße und an den Hohen Bleichen oder auch Tom Reimer oder Conrad
Hasselbach eine Vielfalt von Schneiderinnen, Modemacherinnen, Designerinnen, die durchaus in großen internationalen Fashion-Konzernen Karriere machen könnten, aber stattdessen Hamburg treu sind und
dort und von dort stilprägend arbeiten.
Bettina Schoenbach, die die Meinungsträgerinnen einkleidet und
kürzlich ein herrliches Stadthaus in der Neuen ABC-Straße nur für ihren
Signature-Stil einrichtete; Uli Schneider, quasi schräg gegenüber, auch
so eine international vernetzte Fachfrau mit ganz eigener Handschrift;
Anna Fuchs, die es mit Wolfgang Joop hält in dem Sinne, dass „Frauen
sich mehr ausprobieren“; John Ribbe, der hier Unbekannte mit Kreischstatus in Asien; die „FKK“-Designer Tobias Jopp und Stefan Harm mit
ihren Jerseykleidern. Oder Sibilla Pavenstedt, die Kunstvolle, deren
Atelier in der Langen Reihe perfekt den gelungenen Imagewandel von
St. Georg symbolisiert. Tina Gattermann, Silke Wilhelm oder die unzertrennlichen „Mode-Zwillinge“ Meier & Meier, die den besten Beweis
dafür liefern, dass man auch im Souterrain der ABC-Straße ernst genommen werden kann. Von der Strick-Königin Iris von Arnim ganz zu
schweigen. Und auch eine Accessoire-Künstlerin wie Marjana von
Berlepsch gehört in diese unvollständige Liste Hamburger Stil-Authentizität und Autorität. Und selbstverständlich Kathrin Bruss, die in ihrem
Petra-Teufel-Geschäft so erfolgreich Avantgarde-Designer verkauft.
Gleichwohl war die modische Kreativität in der Hansestadt immer
geprägt von calvinistischer Ruhe, britischem Sportleben und vor allem
durch eine tiefgreifende bürgerliche Ästhetik. Anders als etwa das vom
Mittelstand entvölkerte Berlin war die Elbschöne sicheres Terrain für
Aufbruchsideen. So wie sich nur gekonnt daneben benehmen kann, wer
Manieren perfekt beherrscht.
S. 4/5 – Und es wird Frühling:
Vier Schauspieler präsentieren die
neuen Mode-Looks: für Sie & Ihn.
II
› WOCHENENDE
Sonnabend / Sonntag, 6. / 7. Februar 2010
Joachim F.
Weinlig-Hagenbeck
FOTO: HAGENBECK
FOTO: ISTOCKPHOTO
in Hamburg
KARTE: GRAFIKANSTALT
Jede Musik braucht
spezielle Lautsprecher:
Hier erklingt gerade
Pink Floyds „The Wall“.
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Der Tierparkdirektor, 54, lebt in
Stellingen – und startet selbst an
freien Sonntagen bei den Tieren.
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MODE-SHOPPING
7 Uhr Ich beginne eine herr-
8 Uhr Endlich einmal Zeit
für die drei Kinder! Gemeinsames Frühstück in aller Ruhe
und die Ereignisse aus der
Woche Revue passieren lassen, für die bisher nicht genug
Muße war. Jetzt ist auch die
beste Gelegenheit, um gemeinsam Pläne für die kommende Woche zu schmieden.
11 Uhr Leider muss auch zu
Hause mal der Schreibtisch
aufgeräumt werden. Das ist
nicht so schlimm, weil danach
eine ruhige Lesestunde winkt:
Die Sonntagszeitungen sind
ganz ohne telefonische Unterbrechungen ein besonderer
Genuss.
13 Uhr Mittagessen im
Kreis der Familie. Eine ganz
besondere Angelegenheit,
wenn es unser Lieblingsessen
gibt: Hühnerfrikassee mit
Reis. Und als Dessert einen
guten Espresso.
14 Uhr Der richtige Zeitpunkt, um ein bisschen die
Füße hochzulegen und die
Augen zu schließen. Dolce far
niente passt für eine kleine
Weile zu meinem Sonntag,
aber nicht so ganz zu meinem
Temperament. Deshalb heißt
es spätestens um:
15 Uhr umziehen und ab
in den Wald. Die noch junge
Panda soll ihr Trainingsprogramm absolvieren. Übungen,
die Hund und Herrchen gleichermaßen Spaß machen.
Am schönsten ist das natürlich, wenn Gleichgesinnte
dabei sind.
18 Uhr Jetzt habe ich mir
eine ausgiebige Dusche verdient. Dann kann das abendliche Programm starten. Fernsehen? Nichts für mich. Aber
da warten noch einige Bücher
darauf, endlich in Angriff genommen zu werden. Und
wenn keine gesellschaftlichen
Ereignisse meine Anwesenheit erfordern, treffe ich mich
mit Freunden. Gern zum Essen und einem ausgedehnten
Plausch im Restaurant des
Tierpark-Hotels. So entspannt
sehe ich der kommenden – mit
Sicherheit anstrengenden –
Woche freudig entgegen.
12
Mio.
Euro beträgt allein
der Wert gefälschter
Dolce & GabbanaMode, die Hamburgs
Zoll 2008 sichergestellt hat. Dafür
könnten ca. 60 000
Tonnen „unsortierte
Altkleidung normaler Qualität“ (ca. 20
Cent je Kilo) eingekauft werden.
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Mein perfekter
Sonntag
liche Morgenrunde durch den
gerade erwachenden Tierpark
gemeinsam mit Hündin Panda. Sie kontrolliert alles mit
der Nase, ich konzentriere
mich mit den Augen auf die
Schönheit ringsherum. Die
Ruhe und die frische Luft
werden mich den ganzen Tag
begleiten. Ebenso wie kurze
freundliche Gespräche mit
den Mitarbeitern, die ausnahmsweise einmal (fast)
nichts mit der Arbeit zu tun
haben. Alles zusammen ist ein
morgendlicher Genuss. Das
ist immer so und zwar schon
seit mehr als 20 Jahren.
1
7
Tour durch 10 Designer-Läden
Abseits der bekannten Shopping-Trampelpfade gibt es feine, kleine Läden von
Hamburger Designern, in denen man ganz besondere Kleidung entdecken kann.
Die Kollektionen bestehen oft aus Unikaten oder Mini-Serien. Lieblingsteile, die
nicht jeder hat. Die Auswahl reicht von jung und hip bis zeitlos und klassisch. In
den Shops wird man gut beraten – oft von den Designern selbst.
STADTLEBEN
1 ANNA FUCHS
Karolinenstraße 27, Tel. 40 18 54 08, www.annafuchs.de
Öffnungszeiten: Mo–Fr 12–19, Sa 11–17 Uhr
„Stil ist für mich nicht nur zu wissen, was einem steht, sondern auch das Bekenntnis zu Hochwertigkeit und Exklusivität“, sagt Anna Fuchs. Seit dem Jahr 2000
mit eigenem Label selbstständig, wurden ihre Aufsehen erregenden Kleider auf so
manchem roten Teppich gesichtet, zweimal wurde ihr der Mode-Oscar „Rising
Stars Award“ verliehen. Der Look: subtil sexy, avantgarde, elegant.
Großer Lauschangri≠
Musik-Puristen fürchten sich am meisten vor – klingt seltsam, ist aber so – Tönen:
Kratzen, Knacken, Rauschen. Die „Norddeutschen HiFi-Tage“ im Holiday Inn zeigen,
wie man den perfekten Sound erreicht, und entführen in ganz neue Klangwelten.
B
TEXT: LARS HÄNSCH
eethovens Werke brauchen, um optimalen
Klang zu entfalten, ein Konzerthaus wie die
Elbphilharmonie. Verdis „La Traviata“ und
„Aida“ gehören in die Mailänder Scala, Wagners
„Siegfried“ in die Metropolitan Opera in New York.
Und ein Metallica-Konzert muss natürlich ins Stadion. Muss? Geht es nach echten HiFi-Fans, dann sind
solche Soundvorstellungen längst überholt.
Die Klangtechnik von heute verwandelt das Wohnzimmer und das Auto auf Knopfdruck kurzerhand in
einen Konzertsaal, eine Open-Air-Arena oder in einen intimen Klub. Das Knacken des Plattenspielers
ist dabei eine genauso ferne Erinnerung wie das Rauschen des Radios. Digitale Aufnahme und MP3-Dateien verbessern das Klangerlebnis weiter. Dazu gibt es
für so gut wie jeden Geschmack und Geldbeutel edel
designte MP3- und CD-Player, Endstufen, Subwoofer
und Boxen – oder gleich ein Komplettsystem, das
ganz individuell auf Haus, Wohnung und Zimmer zugeschnitten werden kann.
Wer Musik hören, Musik genießen und dazu wissen möchte, was es im HiFi-Bereich an Neuerungen
gibt, der ist am 6. und 7. Februar im Holiday Inn Hamburg am Billwerder Neuen Deich 14 richtig. Jeweils
zwischen 10 und 18 Uhr finden hier unter dem Motto
„Hörtest 2010“ zum inzwischen sechsten Mal die
Norddeutschen HiFi-Tage statt. Und es gibt einiges
zu entdecken: iPod-Dockingstationen, Endstufen,
Tonabnehmer, Konverter, Schallabsorptionsfolie,
Schwingungsdämpfer und Spezialkabel – das und
vieles, vieles mehr zeigen 78 Aussteller auf 24 000
Quadratmetern Ausstellungsfläche.
Kurz gesagt: Der erste, der zweite und 16. Stock des
Holiday Inn Hamburg verwandeln sich am Wochenende in ein Paradies für Musiker, DJs, Tontechniker,
Soundfetischisten – aber auch dem ganz normalen
Musikliebhaber gehen hier die Ohren auf. Hinzu
kommen Stände mit Schallplatten, CDs, MusikDVDs, Hörbüchern, Internet-Radio, HDTV Plus, Bluray und zum ersten Mal ein Apple Store. Tipps und
Tricks von Experten gibt es auch: Thomas Fast von
Fast Audio und Matthias Böde, Chefredakteur der
Fachzeitschrift „Stereo“, erklären in mehreren Workshops, was beim Aufbau der heimischen Anlage geht
und was nicht. Sie haben noch nie von Thomas Fast
gehört? Der Soundpapst misst seit zehn Jahren professionell Räume aus und platziert Absorber, die jeden Ton oder Nachhall aus der Musik herausfiltern,
der nicht erwünscht ist – also der perfekte Führer für
einen Ausflug in völlig neue Klangwelten. Dabei sollte
man nur eines nicht vergessen: Der HiFi-Tage sind
nur zwei und um 18 Uhr wird abgeschlossen!
2 DFM – DÖRTHE F. MEYER
Schaarsteinwegsbrücke 2, Tel. 374 27 12, www.dfm-hamburg.de
Öffnungszeiten: Mo–Fr 11–19, Sa 11–15 Uhr
Der Laden liegt jenseits aller Shopping-Meilen am Fleet nahe des Baumwalls. Es
gibt Marken wie W.E.T., No.Lita usw., aber der Fokus liegt auf dem eigenen Label
der Inhaberin: DFM. Im Atelier mit Blick aufs Wasser entstehen lässige Hosen und
Kleider aus schlicht-schönen Stoffen – Lieblingsstücke für jeden Tag.
3 NELE – JACKETS & PANTS
Rambachstraße 13, Tel. 317 40 31, www.nele-industries.com
Öffnungszeiten: Mi–Fr 12–19, Sa 12–16 Uhr, Mo und Di nach Vereinbarung
Parka Paula, Brigitte’s Jacket und der Faltenrock Correct Rita warten mitten im
„Portugiesenviertel“ auf gute Freunde. Hier gibt es Blazer zu schönen Hosen und
Kostüme direkt aus der Laden-Werkstatt. Das klingt sehr erwachsen, doch den
Kleidungsstücken aus wasserfestem Gabardine, Harris-Tweed oder Baumwolle
gelingt es, die Balance zwischen klassisch-seriös und angenehm cool zu halten.
4 FKK
Hegestraße 21, Tel. 46 00 90 41, www.fkk-fashion.com
Öffnungszeiten: Mo–Fr 11–19, Sa 11–17 Uhr
Die Designer Stefan Harm und Tobias Jopp gelten als Könige des Jerseykleids.
Liebhaber schwören auf die ausgefeilten FKK-Entwürfe. Unbedingt so viel wie
möglich im Laden anprobieren, denn die Schnitte offenbaren ihre wahre Raffinesse
erst, wenn man sie angezogen sieht. Auch Männer werden hier glücklich.
Service
» Norddeutsche HiFi-Tage –
Hörtest 2010, Hotel Holiday Inn,
Billwerder Neuer Deich 14,
6. und 7. Februar 2010, 10 – 18 Uhr,
Eintritt frei, www.hoertest2010.de
DER GRÜNE PUNKT Mit etwas Glück bekommt man am heutigen Sonnabend Gänsesäger, Kormorane
(Vogel des Jahres!) oder sogar den Eisvogel bei der vogelkundlichen Führung „Wintergäste im Stadtpark Harburg“ des NABU Süd zu sehen. Treffpunkt: HVV-Busstopp 142 Midsommerland, 10 Uhr.
Jungstars auf
heiligem Boden
8 GARMENT
Marktstraße 25, Tel. 410 84 03, www.garment-online.de
Öffnungszeiten: Mo–Fr 11–19 Uhr, Sa 11–17 Uhr
„Kleidung, die morgen nicht von gestern ist“, wollen die Designerinnen Ullinca
Schröder und Kathrin Müller. Ihre langlebigen Klassiker in eher zurückhaltenden
Farben sind aus hochwertigen Stoffen angefertigt: schlicht, elegant, erwachsen,
ohne überflüssiges Tüdelüt – Qualität, die man jahrelang schätzen und lieben kann.
Im Indra fingen die Beatles an. Jetzt bietet
der Klub mit einer neuen Konzertserie
Folksängern und Songwritern eine Bühne.
W
6 INGA EM.
Eppendorfer Weg 66, Tel. 43 27 13 03,
www.inga-em.de
Öffnungszeiten: Mo–Fr 11–18.30, Sa 11–15 Uhr
„Jedes Teil ist ein Unikat, denn Abwechslung bringt viel
mehr Spaß“, findet Inga Meister. Deshalb gibt es bei ihr
viele kleine Kollektionen zu aktuellen Themen. Sie verbindet schlichte Schnitte mit aufwendigen, originellen Applikationen, Borten und
Pailletten. Günstig sind Accessoires wie Gürtel, Taschen und Pulswärmer.
7 HERR VON EDEN
Marktstraße 33, Tel. 439 00 57, www.herrvoneden.com
Öffnungszeiten: Mo–Fr 11–20, Sa 10–18 Uhr
Mit einem Verleih für Second-Hand-Anzüge begann Bent Angelo Jensen, inzwischen ist „Herr von Eden“ ein Herren- und Damen-Ausstatter mit eigener Kollektion,
die weit über Hamburgs Grenzen hinaus gefragt ist. Bekannte Rapper tauschen
hier die Streetwear gegen den feinen Zwirn und stellen fest, wie wohl sie sich in
einem wirklich guten Anzug fühlen.
KULTUR ERLEBEN
Auf ihn sollte man ein Auge
haben: Pascal Finkenauer
eröffnet die Konzertreihe
„Sängerknaben und Sirenen“.
TEXT: TINO LANGE
eißt du, was ich manchmal denke? Es
müsste immer Musik da sein. Bei allem, was du machst. Und an der Stelle
wo, wo es am allerschönsten ist, da müsste die Platte
springen – und du hörst immer nur diesen einen Moment.“ So heißt es in „Absolute Giganten“, dem Hamburger Kultfilm der 90er-Jahre. Und vielleicht lässt
sich am 7. Februar im legendären Indra wieder einer
jener Momente erleben, von denen man sich wünscht,
sie würden nie vergehen: beim Start der neuen Konzertreihe „Sängerknaben und Sirenen“. Jeden ersten
Sonntag im Monat will der Kiez-Klub Heimat werden
„für gestrandete Songwriter-Seelen“ – passend zum
weltweiten Pop-Trend der Rückbesinnung auf das
Ursprüngliche, auf den Song an sich, mit der amerikanische Neo-Folk-Hippies und skandinavische Liedergrazien derzeit Erfolge feiern.
Es wäre nicht das erste Mal, dass große Karrieren
im Indra starten: Bereits im Sommer 1960 konnte
man statt der damals üblichen Schönheits- und Entblätterungstänzerinnen an der Großen Freiheit 64
einige Engländer erleben, die später als SongwriterDuo Lennon/McCartney Musikgeschichte schrieben.
48 Nächte, „Eight Days A Week“, spielten sich die
Beatles hier die Finger wund. Unter Arbeitsbedingungen übrigens, die im krassen Gegensatz zum Prinzip Menschenwürde standen. Harte Zeiten, die heute
5 SISI MIZI
Beim grünen Jäger 7, Tel. 41 45 49 12, www.sisimizi.de
Öffnungszeiten: Di–Fr 13–19, Sa 12–19 Uhr
Das Feuer asiatischer Kampfkunst, die Eleganz der Haute Couture und die Romantik des Orient-Express verbindet Vanessa Henning in ihren überraschenden Schnitten. Ihre „Hosen für Heldinnen“ mit dem tiefen Schritt sitzen locker, aber schmal
und geben dabei viel Bewegungsfreiheit. Geniales Accessoire: Corsagengürtel
„Little Geisha“, der eine tolle Figur macht, ohne einzuengen.
FOTO: SVEN SINDT
dank zahlreicher Mythen romantisch verklärt sind.
Schon als die Beatles wenig später ein paar Hausnummern weiter in den Kaiserkeller zogen, spielte das
Indra keine größere Rolle mehr in der Hamburger
Popszene, sondern blieb einfach nur der „Klub, in
dem die Beatles zuerst auftraten“.
Und doch wissen Bands und Fans die 70 geschichtsträchtigen, stuckgeschmückten Quadratmeter am –
je nach Perspektive – Ende oder Anfang der großen
Rock’n’Roll-Achse Große Freiheit 36, Kaiserkeller,
Grünspan und Indra zu schätzen. Die Hamburger Lokalmatadoren Die Sterne zum Beispiel feiern hier am
26. Februar live die Veröffentlichung ihres neuen Albums „24/7“ (Restkarten 15 Euro). Aber vorher sind
die „Sängerknaben und Sirenen“ dran: Gaststar der
Premiere am 7. Februar ist Pascal Finkenauer, der vor
allem als Sänger des Fettes-Brot-Hits „An Tagen wie
diesen“ bekannt wurde. Aber auch seine eigenen Alben „Finkenauer“ (2004), „Beste Welt“ (2007) und
„Unter Grund“ (2009) bestechen durch ebenso mitreißende wie berührende Kompositionen, die bei einem Post-Punk-Gewitter auf dem Dockville-Festival
ebenso gut aufgehoben sind wie an einem ruhigeren
Abend im Indra. Als weitere Sängerknaben und Sirenen an diesem Abend wollen Jane O’Brien, Xusha und
Sasa Jansen die Platte springen lassen – mit Musik,
die niemals vergehen dürfte.
9 ULI SCHNEIDER
ABC-Straße 1, Tel. 69 08 64 50, www.uli-schneider.de
Öffnungszeiten: Mo–Fr 10–19, Sa 10–16 Uhr
Exklusivität mit originellen Details: Das Avantgarde-Label setzt auf Understatement in edelsten Stoffen. Die neue Kollektion lebt vom Reichtum an Farb- und
Materialspielen: Pudertöne und intensive Farbtupfer, gewaschenes Leder und
Fallschirmseide. Seit 2009 gibt es auch zwei „Uli Schneider“-Düfte.
10 BETTINA SCHOENBACH
Neue ABC-Straße 1, Tel. 89 70 07 78, www.bettinaschoenbach.com
Öffnungszeiten: Mo–Fr 10–19, Sa 10–16 Uhr
In einem Stadthaus auf drei Ebenen gibt es Kostüme und Hosenanzüge, Abendmode und Accessoires der Hamburger Designerin, die Knöpfe liebt und Reißverschlüsse nicht leiden kann. Mit der Drei-Knopf-Jacke und den Taftkleidern für die
Bundeskanzlerin hat sie Furore gemacht. Vor allem Business-Ladys begeistern
sich für den noblen Stil in klaren Farben und geraden Formen.
Ein Mode-Paradies: der Shop „Herr von Eden“.
FOTOS: PR
Service
» Sängerknaben und Sirenen –
Pascal Finkenauer, Jane O’Brien,
Xusha, Sasa Jansen, So, 7.2.,
20 Uhr, Indra (S 1 Reeperbahn),
Große Freiheit 64, Eintritt 6 Euro.
III
Sonnabend / Sonntag, 6. / 7. Februar 2010
› STADTGESPRÄCH
Nikolas Marten trifft Heidi Gross
Geschäfte mit der Schönheit
Die größten Model-Karrieren
der letzten 20 Jahre hat
Heidi Gross mit ihrer Agentur
begleitet. Ein Gespräch über
Mode, Macken, Magersucht.
B
Immer im Job:
Heidi Gross in ihrer
Winterhuder Wohnung.
FOTO: THOMAS LEIDIG
üro nennt Heidi Gross
ihre großzügige, helle und
bilderlose Wohnung in
Winterhude mit Panorama
auf einen zugefrorenen
Alsterkanal. Der Esstisch ist
mit Blackberry, Laptop und Magazinen
gedeckt. Ihr Mann Michael, ein erfolgreicher Textil-Manager, kocht exotisches
Gulasch. Ein Büro, das nach GourmetLokal duftet. „Deutschlands bekannteste
Modelmacherin“ („FAZ“) erzählt von
einem Gespräch, das sie mit „Claudia und
Karl“ über die Kunst der Fotografie vor
der Ära der Digital-Kameras hatte. „Schiffer“ und „Lagerfeld“ läßt sie weg. Sie ist
privat und beruflich vertraut mit den
Weltstars der Branche. Nadja Auermann,
Tatjana Patitz, Naomi Campbell, Linda
Evangelista, Diane Kruger, Giselle Bündchen, Liz Hurley und natürlich Claudia
Schiffer, mit der sie seit Anfang der 90er
eine feste Arbeits-Liason hat, waren oder
sind ihre „Mädchen“. Sie hat im Hintergrund ihre Karrieren strategisch aufgebaut. Heidi Gross’ Ruf als harte Managerin ist ihr nicht unlieb: „Das spart viel
Zeit, weil so viele berufliche Gespräche
sehr kurz sind.“ Der Fotograf drängt zur
Aufnahme. Und obwohl diese Situation
Kern ihres Berufs ist, mag Heidi Gross
genau das nicht. Ebenso wenig, wie über
ihr Alter zu sprechen: „Ich bin jetzt in der
Lebensmitte angekommen, das reicht!“
MAGAZIN: Sie lassen sich nicht gern fotografieren.
HEIDI GROSS: Da ich unglaublich unfotogen bin, muss
man bei mir den günstigen Moment und Winkel erfassen, damit es halbwegs nett aussieht. Dafür arbeite
ich mit äußerst fotogenen Menschen zusammen.
MAGAZIN: Aber hatten Sie nicht als kleines Mädchen den
klassischen Prinzessinnen-Traum?
GROSS: Als Sechsjährige wollte ich Filmschauspielerin
werden. Was ich heute mache, hat sich 1976 in Paris
durch Zufall ergeben. Und das hat auch nichts damit
zu tun, dass ich dringend meine nicht vorhandene
Fotogenität an anderen ausleben muss. MAGAZIN: Model-Karrieren beginnen oft mit 14, 15 Jahren.
Macht die Unschuld der Jugend das Besondere aus?
GROSS: Ja, in dem Alter haben Mädchen noch eine andere Art von Hübschheit – so etwas Unverbrauchtes.
MAGAZIN: Sprechen Sie selber in Hamburg auf der Straße
Mädchen an, die Sie interessant finden?
GROSS: Ja, es gibt bei mir diese Momente der Faszination auf der Straße. Ich merke dann schon, wie sich
plötzlich mein Kopf nach jemandem umdreht … MAGAZIN: Die aktuelle Debatte im Model-Geschäft dreht
sich einmal mehr um die Diskrepanz zwischen normaler Figur und der „magersüchtigen“ Designer-Vorgabe.
Die Front zwischen der Mode-Wirklichkeit und der
Wahrnehmung in den Medien scheint unüberbrückbar.
GROSS: Ja, da ist eine Front. Eine Kampagne wie von
Dove mit Frauen, die keine Modelmaße haben, mag
erfolgreich sein, nur – es tut mir wirklich leid – ich
finde die Bilder nicht hübsch. In unserer Gesellschaft
existiert dieses Gleichheitsprinzip: Jeder ist gut, jeder ist passend, jeder ist Model. Das gibt derzeit unser
abendländisches Bild – groß ist besser als klein, dünn
besser als dick, reich besser als arm – einfach nicht her.
MAGAZIN: Die Frauenzeitschrift „Brigitte“ wirbt auf dem
Titel mit dem Slogan „ohne Models“. Die Blattmacher
begründen es mit den zu dünnen Models der Agenturen.
GROSS: „Brigitte“ hat mit ihren Diätprogrammen seit
Jahrzehnten Riesenerfolge. Wahrscheinlich mehr als
mit ihrer Mode. Aber eine Modezeitschrift ohne
Models zu organisieren? Wie soll das alles gehen? MAGAZIN: Dass Sie arbeitslos werden, da nun „Amateure“
engagiert werden, fürchten Sie also nicht?
GROSS: Ach was. Ich glaube nicht, dass dieses Konzept
langfristig durchhaltbar ist. Es ist viel aufwendiger,
mit Laien diese Professionalität im Bild herzustellen.
Das wird viele Probleme geben. Ich kann mir auch
vorstellen, dass Designer und Konfektionäre dafür
nicht unbedingt weiterhin ihre Mode zur Verfügung
stellen wollen. Wie finden Sie das denn?
MAGAZIN: Es entspricht dem Zeitgeist, dem Authentischen
ein Forum zu geben, als Kontrast zur Illusion von Schönheit. So verbündet sich die Redaktion mit der Leserin.
GROSS: Ich kann nur sagen: In den vergangenen 20
Jahren hat sich die „Brigitte“ bei uns vielleicht zwei-,
dreimal beschwert, aber nur weil man die Mädchen zu
dick fand – und nicht weil sie zu dünn waren!
MAGAZIN: Die Chefredakteurin der britischen „Vogue“
hat öffentlich Modehäuser aufgefordert, Magermodels
sollten nicht die Zukunft sein, sondern Vergangenheit.
GROSS: Bei der Haute Couture gerade in Paris waren die
dünnsten, flachsten Mädchen, die ich jemals gesehen
habe. Und davon laufen dann 30 bis 40 auf einer Show.
Wirklich frappierend. Die sind unglaublich dünn,
aber die Klamotte sieht eben auch gut an ihnen aus. MAGAZIN: Rechtfertigt das organisierte Magersucht?
GROSS: Ich war 2009 bei einem Hearing vom Deutschen Bundestag zu diesem Thema geladen. Als einziger Modemensch unter lauter Experten. Ich glaube
nicht, dass das Model-Vorbild das Ernährungsverhalten beeinflusst, sondern das ist eine ganz andere Art
von Störung. Die Modewelt, zumindest bei der Haute
Couture, erfordert nun mal eine schmale Hüfte.
MAGAZIN: Auch Sie führen in Ihrer Agentur Models in „size
plus“. Eine Kapitulation vor der Lebenswirklichkeit?
GROSS: Das hat nichts mit der Magersuchtsgeschichte
zu tun, sondern mehr mit den Katalog-Produzenten
von Versandhäusern. Dort hat man festgestellt, die
Realität sind nicht 17 Jahre und Hüfte 90, sondern
Mitte 40 und Größe 44.
MAGAZIN: In Casting-Shows werden sichtbar nicht übergewichtige Frauen von Juroren mit „Mädel, du musst
abnehmen“ von der Bühne verwiesen.
GROSS: Ich weiß nicht, ob Casting-Shows überhaupt
sinnvoll sind. Solche Sachen gehören eigentlich im
kleinen Rahmen besprochen, wo man wirklich auch
die ganze Persönlichkeit sieht und sinnvolle Sportund Diätvorschläge machen kann. Und dann kann
man gerne mal sagen, Hüfte 96? Arbeite mal dran …
MAGAZIN: Warum sind die Finalistinnen nicht erfolgreich?
GROSS: Weil es extrem schwierig ist, ein richtig gutes
Mädchen zu finden. Eine meiner größten Entdeckungen war Diane Heidkrüger, jetzt als Hollywoodstar
Diane Kruger bekannt. Die passte mit 1,72 m eigentlich nicht ins Raster. Damals war sie 15, ein schmales
Mädchen mit wunderschönem Gesicht, aber nicht so
eklatant, dass es jeder bemerkt hat … Bei Claudia
Schiffer hat z. B. wirklich von Beginn an alles gepasst.
MAGAZIN: Claudia Schiffer wurde 1988 mit Bildern im
Brigitte-Bardot-Stil für die Guess-Kampagne bekannt.
Da war sie auch nicht so dünn wie heute als Mutter. GROSS: Ja, Claudia war damals properer, sichtbar sexy
sozusagen. Sie hat auch nicht wirklich in diese HauteCouture-Mode reingepasst, aber für Karl Lagerfeld,
der sie für Chanel verpflichtete – das ist ja seine Genialität –, war sie eben ein neues Image, neue Energie. MAGAZIN: Wenn man Sie mit Claudia Schiffer erlebt, ist
eine große Vertrautheit zwischen Ihnen beiden spürbar.
GROSS: Sie würden das Gleiche sagen, wenn Sie mich
mit Liz Hurley zusammen erleben.
MAGAZIN: Was macht Claudia Schiffer einzigartig?
GROSS: Sehr gutes Elternhaus, exzellente Manieren,
sehr höflich, unglaublich hübsch: Es gibt kein Foto
von Claudia, auf dem sie nicht irgendwie gut aussieht.
Ich habe auch noch nie jemanden gekannt, der so viel
Respekt in der ganzen Modeszene erhält, wie Claudia.
MAGAZIN: Die Enthüllungen über Drogen- und Sex-Exzesse, auch bei Supermodels, haben dem Image der Branche geschadet. Sogar der Begriff „Zuhälterei“ kam auf.
Ist es da ein Vorteil, als Frau eine Agentur zu leiten?
GROSS: Es gab immer Agenturen mit sehr erfolgreichen
Frauen an der Spitze. Wie Eileen Ford, die Ford Models 1946 gegründet hat. Natürlich hat man als Frau
einen gewissen Vorteil in Sachen Seriosität, es ist auch
einfacher, ein Mädchen auf der Straße anzusprechen.
MAGAZIN: In der Branche gelten Sie als „sehr streng“,
„tough“, „unbestechlich“, „knallhart“. Muss man als
Businessfrau manchmal männlicher als Männer sein?
Ich glaube nicht, dass das Model-Vorbild das
Ernährungsverhalten beeinflusst. Aber die
Modewelt erfordert nun mal schmale Hüften.
GROSS: Ich glaube, dass sich alle Frauen, die erfolgreich
sind, etwas mehr bemühen müssen als Männer.
MAGAZIN: Ist diese Härte auch ein Schutz?
GROSS: Nein. Es ist ein Geschäft, das ganz viel mit Zeit
und schnellen Entscheidungen zu tun hat. Models legen auch einen gewissen Wert auf diese Toughheit. MAGAZIN: Ihr Mann hat mir etwas „toughes“ verraten:
Ihr größter Feind sei Zucker.
GROSS: Ach, ich habe meine Beziehung mit Zucker vor
mehr als 30 Jahren beendet. Seither esse ich nichts
mehr mit Zucker. Ich würde jedem Model, das nicht
fit ist, sagen: no sugar, no fat. Ich weiß aber, dass z. B.
Claudia haufenweise Süßigkeiten isst. No fat ist auch
nicht immer richtig, denn Heidi Klum hat nicht nur
Werbung für McDonald’s gemacht, sie liebt das auch.
MAGAZIN: Als Sie 1976 als Modelbookerin in Paris gearbeitet haben, gab es weder Botox, gespritzte Lippen,
noch Zähne-Bleachen oder Brustimplantate. War das
rückblickend nicht eine schönere Zeit?
GROSS: Nein. Diese Hilfsmittel spielen ja bei Mädchen
von 20 bis 30 keine wirkliche Rolle. Vielleicht die
Brustgeschichte bei der einen oder anderen ...
MAGAZIN: Das deckt sich nicht mit meiner Wahrnehmung.
GROSS: Dass die Zähne heller werden können, ist doch
wunderbar. Ich halte diese Hilfsmittel auch gar nicht
für komplett falsch. Ich würde nie jemandem zu einer
Brustoperation raten, das halte ich für einen massiven Eingriff. Und bei allen anderen Dingen: Vorsicht! MAGAZIN: „Avatar“ mit digital erschaffenen Darstellern
ist der erfolgreichste Film aller Zeiten. Gehört die Zukunft Model-Avataren, virtuell geschnitzten Figuren
und Gesichtern, die man nach Wunsch gestaltet?
GROSS: So ganz ohne Persönlichkeit und Individualität
geht es nicht. Aber es ist wahr: Digitalisierung ist Realität. Natürlich wird man bald einen Kopf ohne Weiteres auf eine andere Klamotte montieren können.
MAGAZIN: Dann sind Models auf dem Laufsteg …
GROSS: … die letzte Wahrheit – mit realen Figuren.
MAGAZIN: Wie erklären Sie einem „Mädchen“, dass ihre
Karriere vorbei ist?
GROSS: Das gehört mit zum Schwierigsten. Gott sei
Dank, dass sie heute alle noch so lange am Markt sind.
Da ist mir der Zeitgeist sehr entgegengekommen.
Kurz-Biografie
» Heidi Gross wurde in Karlsruhe
geboren, wo sie auch Abitur machte.
Nach einem Universitäts-Studium in
Heidelberg zur Dolmetscherin und
Sozialwissenschaftlerin lernte sie 1976
während eines Sprachaufenthalts in
Paris vor ihrem Apartment den späteren
„Elite“-Europachef Gerald Marie
kennen, der sie in das ModelagenturBusiness einführte. Im gleichen Jahr
heiratete sie den Textil-Manager
Michael Gross. Nach Auslandsaufenthalten – u. a. drei Jahre in Hongkong
– gründete sie 1990 ihre Agentur „Model Management“. Weltkarrieren von
Supermodels wie u. a. Nadia Auermann,
Tatjana Patitz, Linda Evangelista,
Naomi Campbell, Heidi Klum oder Claudia Schiffer formte sie. Heute vermittelt
sie über 300 Models. Sie lebt und
arbeitet mit ihrem Mann in Winterhude.
IV
› THEMA DER WOCHE
Material-Kontraste:
Seidenkleid mit
Biesendetails (PHI,
579 Euro) zu Bikerjacke (PHI, 1898
Euro) und Sneakers
(Golden Goose, 289
Euro, alles gesehen
bei Linette), die
gern offen getragen
werden. In der Hand
hält Meri einen
Schlüsselanhänger
(See by Chloé, 98
Euro, gesehen bei
Anita Hass).
MERI HUSAGIC, 21,
City-Cowboy-Style:
Das Karohemd
(Levi’s, 119 Euro)
wird weder gebügelt
noch in die „used
washed“-Jeans
(Denham, 169 Euro)
gesteckt. Der
Nietengürtel (Lo-Fi,
um 299 Euro, alles
gesehen bei Feldenkirchen / Speakeasy
The Denim Bar) und
die Kette (129 Euro,
The ABC Shop)
individualisieren
den Look.
studiert an der Hamburger
Schule für Schauspiel.
Erste Rollen im „Tatort
Hamburg“ und „Ein Fall
für Zwei“ lassen viel erwarten. Sie mag „rockige“
Looks „mit Nieten“.
Ihr absolutes „No Go“:
ein pinker Lackrock.
Undeswird
Frühling…
Landlust in sanften
Tönen:Der romantische FarmergirlLook präsentiert
sich dreilagig. Unter
dem langärmligen
Kleid (Braez, 119
Euro, gesehen bei
The ABC Shop)
trägt Marleen zwei
SpaghettiträgerKleider (American
Vintage, je 49 Euro,
gesehen bei Rana)
in Pastelltönen.
Weste (Oakwood,
179 Euro, gesehen
bei The ABC Shop),
Schmuck (Ayala
Bar, zwei Armreife,
195 und 179 Euro,
Kette 129 Euro, gesehen bei Herbolzheimer) und Espandrilles (Castañer,
89 Euro, gesehen
bei Anita Hass)
mit Keilabsätzen –
„Wedges“ – machen
den ganzen Look
citytauglich.
MARLEEN LOHSE, 25.
Privat trägt die vielbeschäftigte Schauspielerin,
die Ende der 90er-Jahre
als „Hexe“ in der
ARD-Serie „Die Kinder
vom Alstertal“ bekannt
wurde, am liebsten
den „alten Ledermantel
meiner Mutter“.
Zurück in die 80er:
Blaues Jeanshemd
(Jeans Shop, 279
Euro) in Used-Optik.
Der mauvefarbene
Stoffgürtel (Jeans
Shop, 99 Euro) hält
die lockeren Chinos
(Closed, 159 Euro,
alles gesehen bei
Feldenkirchen /
Speakeasy The
Denim Bar), die
gerne ein wenig
hochgekrempelt
werden dürfen.
Obligatorisch:
die Sonnenbrille
(Krisvanassche für
Oliver Peoples,
350 Euro, gesehen
bei Glassgo).
Sonnabend / Sonntag, 6. / 7. Februar 2010 V
ALEXANDER MILO,29,
definiert seinen Stil als
„lässig und unkompliziert“. Zuletzt war er in
Daily Soaps wie „GZSZ“
oder „Alisa – Folge deinem
Herzen“ zu sehen. Seine
favorisierte Mode: „Der
Boyfriend-Look:
Ganz hell und weiblich mit fließendem
Sakko (Chloé, 1359
Euro), T-Shirt von
Marc Jacobs (440
Euro) und Jeans
(Citizen of Humanity,
259 Euro) in UsedOptik. Alles gesehen
bei Linette.
mit Hosenträgern.“
…
Farbtrend: Blau.
Material-Trend:
Vintage-Leder. Mit
Karottenhosen
(Nerve, 109 Euro,
gesehen bei Grand
Hotel of Sweden) in
leuchtendem B lau.
Dazu eine Jacke
(Drykorn, 459 Euro)
aus gewaschenem
Leder, T-Shirt
(American Vintage
Men, 49 Euro,
beides gesehen bei
The ABC Shop) und
Schnürboots (Royal
Republiq, 169 Euro,
gesehen bei Grand
Hotel of Sweden)
in Braun-Schwarz.
FürModehat die Eisschmelze längst begonnen, denn in den Shops
und Boutiquen ist die Frühjahr/Sommer-Kollektion schon zu haben.
Vier Schauspieler präsentieren die neuen Looks – für Sie & Ihn. FOTOS:
THOMAS LEIDIG
• STYLING:
KATJA HÖFT
• HAARE & MAKE-UP:
ARNOLD WATTIMENA
• ASSISTENZ:
JANNICK PLUME, FEE FRITZE
Moderne Klassik:
Gentleman im
schmalen Anzug
(Tiger of Sweden,
500 Euro) und –
hier natürlich gebügeltem! – Hemd
(Tiger of Sweden,
80 Euro, beides
gesehen bei Werkhaus) mit feinem
Gespür für Details:
Die Schuhe (By
Hudson, 149 Euro,
gesehen bei Grand
Hotel of Sweden)
sind aus gewaschenem Leder.
JÖRN KNEBEL, 40.
Ob auf der Bühne des
Schauspielhauses, im TV
oder auf der Leinwand –
der gebürtige Friese ist
vielseitig. Seine ModeMaxime ist simpel: Er verachtet College-Schuhe und
liebt die goldene Armbanduhr von seinem Großvater.
Ethno-Mustermix
zu Shorts: Das
Oberteil (Dries van
Noten, 698 Euro,
gesehen bei Petra
Teufel) ist ein „KeyPiece“ der Saison,
die Hose (Reacollection, 75 Euro,
gesehen bei Onon
Store) endet weit
über dem Knie,
die große Tasche
(Balenciaga, 1349
Euro, gesehen bei
Petra Teufel) in Pink
macht gute Laune.
BEZUGSQUELLEN:
Anita HassEppendorfer
Landstraße 60
Feldenkirchen /Speakeasy The Denim Bar
Poststraße 41
Glassgo
Eppendorfer Weg 259
Grand Hotel of Sweden
Eppendorfer Landstraße 6
Herbolzheimer
Eppendorfer Baum 14
LinetteHohe Bleichen 17
Onon StoreGalleria
Große Bleichen 21
Petra Teufel
Eppendorfer Landstraße 36
Hohe Bleichen 13
Rana
Eppendorfer Weg 203
The ABC Shop
Neue ABC-Straße 5
Werkhaus
Große Elbstraße 146
VI
› BROT & SPIELE
Sonnabend/Sonntag, 6./7. Februar 2010
Samurai-Sudoku
6
7
5
3
8
5
1
4
8
4 9
7 8
8 9
5
Einladend:
Hier treffen
Design-Klassiker
auf barocke
Opulenz und
kreative Küche.
LOKAL-TERMIN
Endstation Mascarpone
3
9
3 4
6
5
2
9
8
1
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2 5
6 1
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7 2
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4 2 5
6 3 1
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8 3
9
6
6
8
1
8 6
9 4
8
4
6
2
Lösungsweg:
Beim Samurai-Sudoku sind vier
Eck-Sudokus so um ein ZentralSudoku angeordnet, dass jedes
der vier Eck-Sudokus sich je
5
1
1
5
3
6
7
4 8 9
1
2
4
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8
2
9
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4
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6 1
9 3
3 2
3
9
4
5
9
einen Block mit dem ZentralSudoku teilt! Dabei gelten für
jedes der 5 Sudoku-Diagramme
die klassischen Spielregeln: Alle
Diagramme sind mit den Zahlen
1
4
8 3
1
5 4
1 6
8
5
2
8 3
5
1 6 7
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3 5
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2
5
5 8
1
9
7
1
8
3
7
2
6
1 bis 9 aufzufüllen. Dabei darf
jede Zahl in jeder Zeile und jeder
Spalte sowie in jedem 3 x 3 Feld nur einmal vorkommen.
Lösung: siehe unten …
Irgendwo in Hamburg. Nur wo?
41
43
44
34
35
28
29
38
39
30
36
37
42
45
48
46
49
Waagerecht
1 Zwischen dieser Insel und Mallorca liegt Mittelmeer. 6 Es steht da der Kirchenkasten, um Ihre
Börse zu entlasten. 16 Wo kleine Kunst ganz groß
ist. 17 Fortbewegungsmittel in Poseidons Reich.
18 Dreifacher musikalischer Laut. 19 Hier können
Sie ein englisches Wort vom Stapel lassen. 20
Belgischer Nordseebeitrag bei Nieuwpoort. 21 Eine
Spur fruchtbaren Bodenlebens sucht man hier
wohl ganz vergebens. 22 Wer sie einen Tölpel
nennt, braucht nicht mit einer Beleidigungsklage
zu rechnen. 23 Italienischer Ausbrecher; lässt
sich auch in Vietnam sehen. 25 Mann, was für ein
Hochstapler! 27 Gebirglers Horizont unten, nicht
aber oben. 30 Mosaik; erst zur Hälfte fertig. 31 Er
erdreistete sich, den berühmten Marduktempel
Esagila als „Götzenstall“ zu schmähen. 34 Fischfanggerät einer Extremität. 40 Er behauptete, er
wäre der Größte. 41 Wer auf die Tube drückt, will
sich von ihm nichts entgehen lassen. 42 Kennen
Sie eine Bergnymphe der griechischen Mythologie? 43 Schließt Ben sich an, wird es schon halten. 44 Der Kleine war der Sohn des Oileus. 45
Fließt bei Loleta in den Pazifik. 46 Kennzeichen
von Justitia. 47 Er würde dafür sorgen, dass aus
diesem Volkshelden etwas Nützliches für die Küche wird. 48 Was hier in Kürze erscheinen soll, ist
angelsächsisch. 49 Schüttelt man einen gebündelten Energiestrahl, verwandelt er sich in eine
französische Stadt. 50 Peter I., Michailow, arbeitete bei Lortzing als Zimmermann. Sein wahrer Titel?
50
Senkrecht
1 In ...-sur-Seine verstarb A. Artaud. 2 Eigenheim
in spe. 3 Aus Erde gemacht. 4 Für die Verzierung
ist ein Synonym hier nicht anonym. 5 Griechische
Luft. 6 Er klaut Fische, sie klaut noch mehr Tiere.
7 Verloren und auch nicht gesiezt. 8 Was so geboten wird, gilt als verkäuflich. 9 Aus Rätseln
kennt man ihn genau, den Ort bei Oberammergau.
10 Französischer Fluss beginnt mit griechischem
Buchstaben. 11 Einst geistliches Gericht; war zum
Verzehr ungeeignet. 12 Tropf; ist auch außerhalb
medizinischer Einrichtungen weit verbreitet. 13
Am Lebensabend rate man d a s cum dignitate.
14 Des guten Tones wegen legt man’s übers Knie.
15 Dieses Wort ist nur bekannt für ungebleichte
Leinenwand. 23 Ganz genau! 24 Das kommt ohne eine symmetrische Ordnung nicht aus. 25
Dieser afrikanische Staat Nairobi zur Hauptstadt
hat. 26 Nordschwedischer Port, von dem Rostberge auf Reisen gehen. 28 An Korpsstudenten
sieht man sie gewiss – als Schmiss. 29 ’ne
Schieferart ist dies Gestein. Fällt Ihnen wohl sein
Name ein? 32 In Kambodscha ist 1 Dings = 10
Kak = 100 Sen. 33 Dem wird es wohlig warm in
der Pfeife. 34 Pozenzieller Überläufer. 35 1 Kubikmeter geschichtetes Holz. 36 „Haben“ ist uns
lieber. 37 So sind Zahlen ohne Bruch. 38 Bisher
noch nicht als echt erwiesen: Wotans Tagebücher. 39 Ungefüllt füllt hier die Spalte.
Auflösungen:
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5
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IMPRESSUM
Chefredaktion: Claus Strunz (V.i.S.d.P.)
Redaktion: Anika Riegert (verantwortlich)
Art Direction: Julia Wagner
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Albrecht Barke,
Jörg Block, Anne Dewitz, Fee Fritze, Inga Griese,
Lars Hänsch, Oliver vom Hofe, Katja Höft, Karolin
Jacquemain, Tino Lange, Thomas Leidig, Jonny
Leppin, Karin Lübbe, Peter Maus, Julia Marten,
Jannick Plume, Norman Raap, Kirsten Rick, Maike
Schiller, Vanessa Seifert, Josephine Warfelmann,
Arnold Wattimena
Konzeption & Realisation:
mar10 media GmbH
Geschäftsführer: Nikolas Marten
Anzeigen (verantwortlich): Dirk Seidel,
Tel. 040/34 72 25 56
Verlag & Druck: Axel Springer AG,
Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg
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9
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1
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9
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FOTO: PR
33
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9
11–17 Uhr, Tel. 0151/21 66 82 40,
www.kuchnia-hamburg.de
26
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2
1
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6
9
2
3
5
8
» KUCHNIA, Wexstr. 28, Mo–Fr
32
40
47
25
2
9
5
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4
6
7
3
1
4
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9
5
8
3
1
4
6
7
» STARTERS, Curschmannstr. 9,
Mo–Sa 12–24 Uhr, Tel. 46 96 76 79,
www.starters-hamburg.de
Mi, 10.2., ab 19 Uhr, 59 Euro pro Person,
Tel. 30 99 33, www.east-hamburg.de
31
24
6
3
9
4
1
8
5
7
2
» EAST, Simon-von-Utrecht-Str. 31,
23
22
5
8
2
3
6
7
9
4
1
Die Galerie Kulturreich hat einen neuen Mitbewohner: das Lokal Kuchnia, und
wer das polnische Wort für Küche nicht
kennt, ahnt spätestens beim Anblick der
Matrjoschkas auf den Biertischen, was
serviert wird: Osteuropäisches wie Piroggen, Kohlrouladen, Borschtsch. Und
weil das teuerste Gericht 7 Euro kostet,
passt auch noch ein Apfelkuchen oder
Pflaumenkompott (2 Euro) ins Budget.
21
1
4
7
2
5
9
8
3
6
Gerade scheinen sie aus dem Boden zu
schießen: Restaurants, die sich auf exakt
eine Sache konzentrieren. Im Starters
gibt’s nichts als Vorspeisen. Für die Mittagspause ideal: wählen statt warten.
Vitello tonnato etwa, würzig eingelegtes
Gemüse oder ein liebevoll dekoriertes
Pastahäppchen. Die Inhaber des ehemaligen Eve denken sich immer Neues aus,
das sie auch gern nach Hause liefern.
20
19
9
5
4
1
2
6
7
8
3
Wenn am nächsten Mittwoch das East
zur Küchenparty lädt, wird’s sehr lässig.
Hier Sushi, Sashimi und Profi-Tipps abholen, dort mit einem Winzer plauschen,
nebenan am Herd Küchenchef Tell Wagner zusehen und auf dem Rückweg zum
Tisch noch beim Weinfachmann von der
Nahe anhalten, untermalt von Livemusik
im Hintergrund. Das klingt nicht nur
nach Genuss, sondern auch nach Spaß.
15
8
2
3
9
7
4
6
1
5
Kuchnia
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7
1
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3
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Starters
13
Irgendwo in
Hamburg:
Unilever-Haus,
Dammtorwall 15
East
12
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RESTAURANT
17
C
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RESTAURANT
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RESTAURANT
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Essen und
ausgehen
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B
E
1 Braunen Zucker mit gewürfelten und geschälten
Quitten 3 – 4 Min. erhitzen ( karamellisieren). Mit
Apfel-, Limetten- und Orangensaft ablöschen.
Danach 10 Min. köcheln lassen.
2 Anschließend die Butter in Würfeln mit dem
Pürierstab einarbeiten. Danach die Suppe durch
ein feines Sieb passieren.
3 Für die Beilage: Die Gänsestopfleber 1 Tag vorher
in Portwein und Rum marinieren. Anschließend in
Scheiben schneiden und in Mehl wenden, danach
kurz anbraten. Die frischen Cranberries im Zucker
karamellisieren und mit Rosmarin und Thymian
abschmecken, danach mit Rotwein ablöschen.
4 Mit der Quittencremesuppe servieren.
Buon appetito!
8
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H
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375 g Butter (weich)
Gänsestopfleber
Portwein und Rum
400 g Cranberries
Zucker
Rosmarin und Thymian
Rotwein
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Für 4 Personen:
3 ganze Quitten
150 g brauner Zucker
200 ml Apfelsaft
200 ml Limettensaft
(frisch gepresst)
400 ml Orangensaft
(frisch gepresst)
6
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Quittencremesuppe
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REZEPT VON LILLO CALOGERO CAMMALLERI
4
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G
Tel. 80 60 16 88, Mo–Sa 12–1 Uhr, So Ruhetag,
www.pane-e-tulipani.eu
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» Pane e Tulipani, Klosterwall 23, Reservierungen:
2
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I
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Die Liebe war es, die Lillo
Calogero Cammalleri, 38,
den gebürtigen Sizilianer, im
Jahr 2000 nach Hamburg
führte. Auch wenn die
Beziehung nicht von Dauer
war, die Liebe zur Stadt
blieb. Mit zwei Brüdern
eröffnete er das „Bacco“,
2005 verkauften sie das
Restaurant wieder. Es
folgen kurze Intermezzi
im Restaurant der
„Bar Hamburg“ und in der
„Architekturbox“ an der
Binnenalster, im Juli 2007
eröffnete Cammalleri dann
sein „Pane e Tulipani“.
1
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Kurz-Biografie
Für scharfe Denker
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E
ur wer seinen Weg geht, kann von niemandem überholt werden“, steht mit weißer
Kreide auf der überdimensionalen Tafel, die
den Gast unübersehbar begrüßt. Das Zitat stammt
von Hollywood-Ikone Marlon Brando („Endstation
Sehnsucht“). Und der wusste schließlich, was es
braucht, um eine Legende zu werden.
Legendär ist auch der Name des Restaurants „Pane
e Tulipani“. Silvio Soldinis gleichnamige Komödie
war ein großer Erfolg und wurde mit neun italienischen „Oscars“ ausgezeichnet. „Ich liebe den Film.
Er steht für mich für das Lebensgefühl Italiens“, sagt
Inhaber Lillo Calogero Cammalleri. Er selbst ist die
Verkörperung des Szene-Italieners – Frohnatur und
Frauenliebling – den alle nur beim Vornamen nennen
und der seine Stammkunden wiederum mit Vornamen per Handschlag begrüßt. Wer einmal Lillos
Charme verfallen ist, findet immer wieder den Weg
ins „Pane e Tulipani“, auch wenn das Umfeld am Klosterwall nicht so szenig ist, wie in der Schanze.
Mit 19 Jahren schmiss Lillo Calogero Cammalleri,
38, sein Kunststudium für die Gastronomie. Der geborene Sizilianer kam 1992 mit seinem Bruder nach
Deutschland, zunächst nach Heidelberg. Dort fing er
als einer von vier der insgesamt fünf CammalleriBrüder mit zwei kleinen Restaurants an. Zum Glück
für alle Freunde guten Essens und edlen Weines führte ihn sein Weg in die Hansestadt. Denn Lillo hat
mehr zu bieten als „Brot und Tulpen“. Bei ihm bekommt der Gast gehobene italienische Küche, alle
zwei Wochen mit wechselnder Karte, stets mit Bedacht gewählt und einem Schuss Improvisation. Für
den Mittagstisch wechseln Gerichte und Menüs sogar
täglich. Die Zutaten kommen aus der umliegenden
Region. Die Wände im „Pane e Tulipani“ sind blendend weiß gestrichen, der Raum minimalistisch dekoriert. Der einzige Pomp sind ein Dutzend Kronleuchter – puristisch und doch behaglich. Zu Beginn
ein Glas Champagner und ein kulinarischer Gruß aus
der Küche: Polenta mit Gorgonzola und Parmaschinken auf Orangencarpaccio. Köstlich auch der Vorspeisenteller Antipasti della casa (12,50 Euro) mit Muscheln, Garnelen, Tomaten-Mozzarella-Spießen, Vitello tonnato, Melone mit Parmaschinken.
Alle Gerichte klingen wie eine Sinfonie: Duett von
Schwarzfederhuhn mit Tigergarnelen auf Rahmwirsing und getrüffeltem Kartoffelgratin (24,50 Euro),
Linguini aus dem Parmesan mit schwarzem Trüffel
(15,50 Euro), Pappardelle mit Hummer und PachinoTomaten in Estragonschaum (16,50 Euro). Ein Genuss, der schon beim Bestellen auf der Zunge zergeht.
Und dann erst beim Essen – exquisit. Selbst das Pizzabrot bestreut mit Estragon und grobem Meersalz
zwischendurch ist sensationell. Dazu einen fruchtig
spritzigen Spitzenriesling vom Pfälzer Weingut „Dr.
Bückling-Wolf“. Einfach perfekt!
Die ersten Hosenknöpfe und Gürtelschnallen werden unauffällig geöffnet, um das Atmen zu erleichtern. Aufs Dessert möchte dennoch niemand verzichten – am liebsten von jedem etwas. Die Kellnerin
bringt eine gemischte Platte mit Malheur au chocolate, Mascarpone, Panna cotta, gespickt mit fruchtigen
Soßen und köstlichen Früchten. Der Abend könnte
nicht schöner ausklingen. Jetzt schon legendär.
Über 2000 Bewohner und 120 Gewerbebetriebe
mussten für das repräsentative Bürohaus weichen.
Die Kosten der Umsiedlung übernahm die Stadt.
Fachwerkbauten des 17. bis 19. Jahrhunderts wurden abgerissen, der Stadtteil sollte aufgewertet
werden. 1964 war der 90 Meter hohe Einzelbau
bezugsfertig und seit 2000 steht der ehemalige
Sitz der einstigen „Marine-Union“ unter Denkmalschutz. Jetzt wird er entkernt, auf den ursprünglich eigens geschaffenen Grünflächen um das Gebäude herum entsteht eine neue Randbebauung.
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TEXT: ANNE DEWITZ • FOTOS: THOMAS LEIDIG
FOTO: GRAFIKANSTALT
Lillo Calogero Cammalleri offeriert im „Pane e Tulipani“ italienische Spitzengastronomie mit Leben und Gefühl.
VII
Sonnabend / Sonntag, 6. / 7. Februar 2010
Kino
Ganz
großes
› GESTERN & HEUTE
1970 – 2010 ABATON
Motor aus und Film
ab: 1970 wird die
Schlüter’sche
Automobilgarage
zum Abaton-Kino
umgebaut.
Abaton-Gründer Werner Grassmann hat Kulturgeschichte
geschrieben – und jetzt seine Autobiografie verfasst.
KAROLIN JACQUEMAIN gewährte er eine Sondervorführung.
E
s war am 17. Februar 1953, ein kalter Wintertag, die Außenalster zugefroren, als Werner Grassmann
seine Filmfirma ins Handelsregister eintragen ließ: das „studio 1“ in
der Schmilinskystraße 8. Ein halbes Jahr später sollte er hier, in einem alten Buchlager, sein erstes
Kino eröffnen. Eigentlich hatte Grassmann nur eine
Abspielstätte für seinen ersten Kurzfilm gesucht, die
komödiantische Doku „Ware unterwegs“ über einen
Spießrutenlauf durch Hamburgs Hafenbürokratie.
Gedreht auf 16 mm, ohne Kameramann. Zur Premiere gab es Mettschnittchen und Sekt aus Gläsern mit
Kristallschliff, als Leinwand diente ein Bettlaken, vor
das sich Grassmann platzierte, um den Text zum Film
vorzutragen. Den Leuten gefiel es: die Wohnzimmeratmosphäre, das Foyer von der Größe einer Umkleidekabine, der Weg ins Kino über den vollgerümpelten
Hinterhof. Sie fanden es charmant, „sehr pariserisch“. Und Grassmann hatte sein Credo gefunden,
das perfekt in die Zeit passte: Entertainment mit gesellschaftlichen Anliegen.
Zu jener Zeit gab es in Hamburg 150 Filmtheater,
wie Autor Michael Töteberg im Vorwort zu Grassmanns Buch „Hinter der Leinwand“ schreibt, das Ende Februar im Nautilus-Verlag erscheint: „glanzvolle
Premierenkinos, Erstaufführungstheater in der City
und Flohkisten in den Stadtteilen, doch studio 1 war
ein Unikum.“ Das kleinste und originellste Kino der
Welt – aber mit oft leeren Kassen. Schon im August
1955 schrieb das Hamburger Abendblatt zum zweiten
Geburtstag des studio 1: „Es gibt viele Arten, sein Geld
zu verlieren. Man kann Roulette spielen, an der Börse
spekulieren, guten Freunden kleine Scheine leihen.
Eine ganz sichere Methode aber hat Werner Grassmann aus Hamburg festgestellt: Man macht ein kleines Kino auf (...)! Dann hat man zwar viel Spaß und
wird von vielen Leuten gelobt – weil man etwas für die
Kultur tut –, aber man muss sehen, dass man jeden
Monat noch rund 400 Mark hinzuverdient, um seinen Magen vor der Einschrumpfung und das kleine
Filmkunsttheater vor der Pleite zu bewahren!“ Obwohl das studio 1 Filme zeigte, die kaum in Deutschland zu sehen waren, etwa Chaplins „The Kid“, musste es 1956 schließen. Die Hauptrollen dabei spielten
eine Frau vom Bezirksamt, ein Herr vom Bauamt und
viele unbezahlte Rechnungen. Klingt wie ein Kurzfilm von Grassmann selbst.
Heute, im Alter von 83 Jahren, blickt der beneidenswert jung gebliebene Kino-Tausendsassa auf ein
erfolgreiches Berufsleben als Regisseur, Produzent,
Verleiher, Festivaldirektor und vor allem Kinobesitzer zurück: Mit Rechtsanwalt Winfried Fedder hat er
1970 in einer alten Garage das Abaton gegründet.
„Was aus meiner Sicht fehlte, war ein Kino für neue,
innovative Filme“, erinnert sich Grassmann. Er setzte auf Anspruch, entwarf ein Programmheft, in dem
sämtliche Aufführungen und Laufzeiten bekannt gegeben wurden – und erfand so das Programmkino.
Ein Ort für Werke, die sich mit dem Zeitgeschehen
und neuen Erzählformen auseinandersetzten, für
Rock-Movies und den jungen deutschen Film.
Zur Eröffnung am 29. Oktober 1970 kamen Künstler wie das Regiewunder Constantin Costa-Gavras,
der Underground-Filmer Kenneth Anger, der Schriftsteller Peter Rühmkorf, ein Freund Grassmanns aus
Studientagen. Es gab Bier und Schmalzbrote, und es
hätte nicht viel gefehlt, und der Eröffnungsfilm, HansJürgen Syberbergs „San Domingo“, hätte als Stumm-
film gezeigt werden müssen, da die selbst gebaute
Soundanlage den Dienst versagte. Erst in letzter Sekunde krochen die Töne aus den Lautsprechern. So
begann, hier in Hamburg, ein neues Kapitel der deutschen Filmgeschichte.
Längst gibt es hierzulande mehr als 200 Programmkinos – das Original steht aber im Grindelviertel. Mehrfach für sein Programm ausgezeichnet, ist es
heute ein umtriebiges Studentenkino, das noch immer ein Forum für Diskussionen vor der Leinwand
bietet. In der kinoeigenen Kneipe (damals: Abatinn)
werden Besuchern nach den cineastischen auch kulinarische Genüsse geboten. „Film und Drink“ nannte
Grassmann das damals neuartige Konzept. 1990 stieß
Matthias Elwardt zum Abaton-Team und ist seither
hauptsächlich fürs Programm zuständig.
Grassmann hingegen, der eine geräumige Altbauwohnung nur wenige Fußminuten vom Kino entfernt
bewohnt, hat vor zwei Jahren mit dem Schreiben seines ersten Buches begonnen: Geschichten über das
Abaton, seine Anfänge als Filmemacher, seine Begegnungen mit den Underdogs und Größen der Branche.
Denn Werner Grassmann war mehr als nur Kinobetreiber: Nach einem Zwischenstopp als Regisseur bei
der ARD-„Tagesschau“ und als Pressechef des „Süddeutschen Rundfunks“ zog er im Herbst 1966 mit seiner Firma studio 1 in die Brüderstraße, nur wenige
Schritte vom Rathaus entfernt. Vier Jahre, bis zur
Gründung des Abaton, produzierte Grassmann hier
TV-Filme, organisierte das „Film-In“, ein Drei-Tage-
Ein Leben für den Film:
Werner Grassmann
verkaufte Ende der 50er
im studio 1 selbst die
Karten und putzte als
Abaton-Chef auch
schon mal die Leinwand.
FOTOS: EDITION NAUTILUS (3)
DIE AUTOBIOGRAFIE
Festival, bei dem Wein und Bier in Strömen flossen.
„Heute braucht man, um Karriere zu machen, ein graduiertes Studium an einer Filmhochschule. Damals
ging alles nur mit zugucken und selber machen“, resümiert er seinen oft steinigen Weg.
Auch das Abaton hat schwere Zeiten erlebt. „Im
ersten Jahr wurde sehr viel davon gesprochen. Immer
wieder hatte man das Gefühl: Wir schaffen das nicht.“
Doch sie haben es geschafft. Im Herbst feiert das Kino, das seinen ungewöhnlichen Namen der Tatsache
verdankt, dass man in den Kinoanzeigen der Zeitungen immer an allererster Stelle stehen wollte, sein
40-jähriges Bestehen. Es wird ein großes Fest geben.
Doch im Frühjahr begibt sich der Autor mit seinem
Buch erst einmal auf Lesereise. Nicht in Buchhandlungen, sondern in Programmkinos. „Wieder etwas
erfunden“, sagt er zufrieden. Wieder dem Kino etwas
Neues abgerungen. Oder wie die Schauspielerin Senta
Berger sagt: „Filmemacher sind Geschichtenerzähler.
Und Werner Grassmann ist einer von denen, die uns
geprägt haben!“
Werner Grassmanns
Buch ist auch ein
Zeugnis der Kulturund Zeitgeschichte
Hamburgs von den
50er-Jahren bis in die
Gegenwart: „Hinter der Leinwand“
erscheint Ende Februar in der
Edition Nautilus, 256 Seiten,
19,90 Euro.
» Lesungen Werner Grassmann
stellt seine Autobiografie „Hinter
der Leinwand“ gleich zweimal in
Hamburg vor: am 14. März um
11 Uhr im Abaton als „Preview“ mit
diversen Filmen sowie Spaghettiund-Rotwein-Lunch im Bistro.
Und am 18. April ab 19 Uhr im
Abaton im Rahmen der VattenfallLesetage, ebenfalls mit Filmen.
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VIII
› STIL & LEBEN
Sonnabend / Sonntag, 6. / 7. Februar 2010
HANDGEMACHT
Alles, was glänzt, ist Silber:
Bei „Elfcraft“ im Mittelweg
kosten die Schmuckstücke
ab 69 Euro aufwärts.
FOTOS: ISTOCKPHOTO, PRIVAT
Der Herr
der Ringe
Bei ihm bekommen Victoria Beckham und
Tokio Hotel was auf die Finger: Wolgang Elfers
ist der Schmuckdesigner vieler Stars.
D
JONNY LEPPIN, 32, aus HamburgMarmstorf, lebt seit Mai 2009 in
São Paulo, Brasilien, und arbeitet
dort als Controller bei Philips.
Minusgrade und Schnee? Nix da,
Hamburger Schmuddelwetter
ist in Brasilien unbekannt. Dafür
aber Sonne, Strand und Caipirinha. Es ist auf jeden Fall ein
Erlebnis, Silvester am Strand
mit Sambamusik und leichter
Bekleidung zu feiern.
TEXT: VANESSA SEIFERT • FOTOS: THOMAS LEIDIG
as ist mal ein klares Firmenprofil mit einer eindeutig umrissenen Zielgruppe. „Bei uns geht es nicht
um Protz-Klotz mit fetten Brillis, sondern um maskulin-archaischen Schmuck für alte Hippie-Rocker.“ Also
für Typen, wie Designer Wolfgang A. Elfers selbst einer ist.
Die blonden Haare ordentlich zerstrubbelt, wie nach einer
Harley-Höllenfahrt über den Highway Number 1. Elfers
trägt enge schwarze Jeans, spitze Stiefeletten, ein Hemd im
Leoparden-Look und an den Fingern wuchtige Silberringe,
gegen die „König Karl“ Lagerfelds Preziosen geradezu filigran anmuten. Auch als Kerl dekoriere er sich eben gern, sagt
Elfers. Sei schon immer so gewesen. Nur habe es lange Zeit
keinen coolen Schmuck für echte Männer gegeben. Bloß diese Goldkettchen mit Anker dran, die zugegebenermaßen auf
den Meeresgrund des guten Geschmacks gehören. Also wurde Autodidakt Elfers seines eigenen Glückes (Silber-)
Schmied. 1996 sattelte der gelernte Kaufmann um auf Designer, gründete das Label „Elfcraft“. „Für Elfen, die Motorrad
fahren“, sagt Elfers in Anspielung auf seinen Spitznamen
„Elfe“ und lacht. „Believe in your dreams“ (Glaub an deine
Träume) – das ist Elfers Credo. Und konsequenterweise
auch das Firmenmotto. Auf jedem Schaukasten ist es zu lesen. Am Mittelweg 32, wo der Rock ’n’ Roll seinen Hamburger Wohnsitz hat. Und Elfers eben sein Atelier mit bis zu
sechs Mitarbeitern.
Mehr als 500 schwere Teile aus Sterlingsilber, meist mit
Leder kombiniert, umfassen Elfers handgefertigte Kollektionen mittlerweile schon. Bis zu 80 neue Stücke kommen
jedes Jahr hinzu. „Um kreativ zu sein, brauche ich vor allem
Ruhe. Am besten unter Palmen“, sagt Elfers mit seinem jungenhaften Lachen. Erst kritzele er eine neue Idee auf Papier,
dann entwerfe er den Prototypen am Computer. Das dauere.
Stunden, manchmal Tage. Dann sei er „komplett raus aus
dem normalen Leben“, sagt der Hamburger. Dann beschäftigen ihn nur noch grobgliedrige Armbänder und schwere
Ketten mit Drachen, Hörnern, fünfblättrigen Lilien, Kreuzen, Adlern – eben jenen Sinnbildern für Freiheit, Kraft und
Für Brasilianer ist es recht einfach, schnell eine Party in Gang
zu bringen: Man fährt an die
Strandpromenade, dreht die
Musikboxen seines Autos auf
volle Lautstärke und fängt an,
am Strand zu tanzen. Ein Lebensgefühl, das man im Norden
Deutschlands eher selten
erlebt.
In Leder und Leo-Look: Wolfgang Elfers
legt auch die Scorpions, „gute Bekannte
aus alten Rocker-Zeiten“, in Ketten.
Magie, die Elfers Kreationen so markant machen und so bekannt gemacht haben. Denn längst schmücken sich mit Elfers eigenwilligen (Hand)-Werken, die preislich bei 69 Euro
beginnen und sich in den vierstelligen Bereich steigern,
nicht mehr allein Männer. „Meine weltweit mehr als 500
Kunden verteilen sich fifty fifty auf beide Geschlechter“,
sagt der Designer, während er in der Werkstatt höchstpersönlich an einer Kette werkelt. Dass auch Rockerbräute seine Kreationen schätzen, hat beispielsweise auch folgenden
Grund: Gerade erst hat Wolfgang A. Elfers Handtaschen mit
Nieten und Fransen auf den Markt gebracht. „Jetzt muss ich
dringend für die Männer nachziehen“, sagt er und schmunzelt. Eine fetzige Laptop-Tasche stellt er sich vor. „Ich ärgere mich selbst täglich über das spießige Teil, in dem ich meinen eigenen Computer durch die Gegend schleppe.“
Überhaupt ist Wolfgang A. Elfers gewissermaßen seine
eigene Quelle der Inspiration. Nehmen wir die mit dem typisch Elferschen Lilien-Ornament geschmückte Geldklammer (250 Euro), die er gerade aus der Hosentasche seiner
Jeans zieht: „So etwas brauchte ich unbedingt, also habe ich
es entworfen.“ Seinen Stil haben mittlerweile Promis von
Harvestehude bis Hollywood für sich entdeckt. Die Jungs
von Tokio Hotel tragen den Silberschmuck aus Hamburg,
der weltweit in einigen ausgewählten Geschäften verkauft
wird, ebenso wie Stil-Ikone Victoria Beckham. „Klar, freut
mich“, sagt Elfers. „Wobei ich oft gar nicht weiß, wer meinen
Schmuck trägt. Manchmal entdecke ich es zufällig auf einem
Foto in einer Illustrierten.“ Nur dass sich die Scorpions seine Ketten anlegen, das weiß er – selbstverständlich. „Das
sind gute Bekannte aus alten Hannoveraner Rocker-Zeiten.“
Und welches Kompliment steht dem Designer Elfers am
besten? „Mich macht es glücklich, wenn ich jemanden auf
der Straße sehe, der meinen Schmuck mit Stolz trägt. Egal,
ob Promi oder nicht.“ Darüber freue er sich. Still und leise.
„Ich renne natürlich nicht gleich hin und sage: ‚Übrigens,
ich bin der Typ, der das Teil da entworfen hat.‘“ Das wäre
nämlich ziemlich uncool. Und damit das ganze Gegenteil
von Wolfgang A. Elfers.
Kontakt
» Elfcraft, Mittelweg 32, Tel.
410 70 63. Dort ist allerdings „nur“
der Showroom. Auf der Internetseite www.elfcraft.com gibt es einen
Shopfinder mit Geschäften, die
Wolfgang A. Elfers Kollektionen
verkaufen, sowie einen Online-Shop.
MEIN STYLE-TRIO
SCHILLERS
STADTGEFLÜSTER
Schöne Atmosphäre
Elbnähe und
Schnittchen
Die Fernsehmoderatorin Susan Attwell, 42,
erfreut sich an Duftkerzen, stilvoller TischDekoration und glänzender Lippenpflege.
FOTO: PICTURE-ALLIANCE/DPA
Als TV-Moderatorin
werden Sie immer
perfekt gestylt. Wie
halten Sie es privat?
Ich bin froh, wenn
ich zu Hause kein
komplettes Make-up
tragen muss. Ich benutze eine getönte
Tagescreme, Rouge,
Mascara und die
Lippenpflege Aqua
Fusion von Lancôme.
Die glänzt schön
und pappt nicht.
I
Schale Taika schwarz/weiss
von Iittala , 24,95 Euro,
gesehen im Iittala-Shop,
Mönckebergstraße 8.
Lippenpflege Lancôme Aqua Fusion,
19,95 Euro, gesehen in der GänsemarktpassageParfümerie.
Die Wochenvorschau
MONTAG
COMEDY: Das Beste aus 6 Soloprogrammen präsentiert „Der
blonde Emil“ Thomas Nicolai:
Klaus Kinski muss ein Casting
durchstehen, und ein Nutella-Glas
wird für Barry White zum Problem.
Schmidt Theater, 20 Uhr.
KONZERT: In den „Hamburg
Sounds“ treten Cassandra Steen,
Ruben Cossani und Tom Hugo Boy
auf. Fliegende Bauten, 20 Uhr.
DIENSTAG
FEST: Mit großem Spektakel
wird die AIDAblu getauft. Ab 16
Uhr ist das „Winterdorf“ auf dem
Fischmarkt geöffnet, dort gibt es
u. a. Ice-Carving. Um 20 Uhr beginnt die Taufshow – Patin ist die
Designerin Jette Joop. Im Schein
eines prächtigen Feuerwerks macht
sich das Kreuzfahrtschiff (252 m)
mit dem Kussmund ab 20.30 Uhr
startklar zur Jungfernfahrt.
ch wohne über einem Café, wir teilen uns den Keller. Seit einiger Zeit
steht in diesem Keller eine Untertasse mit Rattengift. Ich habe die da
nicht hingestellt. Die Jungs vom Café
müssen das serviert haben. Sie haben,
und das ist das Schaurige, vermutlich
einen guten Grund dafür. Ganz offenbar
haben wir einen Untermieter. Solche
Dinge passieren, in Ottensen ist die
Elbe nicht weit, und das Café belegt
seine Brötchen lecker – die Ratte und
ich haben also ähnliche Vorlieben. Elbnähe und Schnittchen.
Wir haben uns trotzdem noch nicht
kennengelernt. Vielleicht auch, weil
ich nicht mehr so oft in das Café gehe
wie früher.
Was natürlich ein Fehler ist, nicht
nur wegen der Schnittchen. Von Nagetieren nämlich kann man auch als steuerpflichtiges Säugetier einiges lernen.
In der Zeitung zum Beispiel stand erst
kürzlich, dass Handystrahlung Mäuse
vor Alzheimer schützt. Mobiltelefone,
so war dort zu lesen, verbessern die Gedächtnisleistung der kleinen Racker.
Ich habe mich kurz gefragt, ob die Forscher heutzutage nur noch mit ihren
Labormäusen telefonieren, um auf Ergebnisse zu kommen. Vielleicht ist das
wie bei diesen Fernuniversitäten, das
Versuchskaninchen sitzt in Minnesota,
die Forschergruppe in Bottrop, und zu
den Sprechzeiten schließt man sich
kurz. Gut, dass Telefonieren heute
nicht mehr so teuer ist wie früher.
Plötzlich erhält der Begriff „Flat-Rat“Tarif einen ganz neuen Sinn. Für Tierschützer wäre das vielleicht eine Alternative: Laborratten im Home-Office.
Flexible Arbeitszeiten, eine eigene Geschäftsleitung, und sitzt die Maus grad
nett beim Käsefondue, geht sie halt
nicht ran, wenn’s klingelt.
Vor ein paar Tagen musste ich dann
wieder in unseren Keller, Schlittschuhe suchen. Die Untertasse war leergefressen. Mir tat das plötzlich leid.
Ich habe einen Zettel hinterlassen, für
die Hinterbliebenen. „Bin bereit zum
Trauergespräch. Gibt auch Schnittchen.“ Und meine Mobilnummer. Bis
jetzt hat sich noch keiner gemeldet.
Nur die Jungs vom Café gucken neuerdings komisch, wenn ich mir morgens
meinen Kaffee hole.
Was ich in Brasilien gelernt habe, ist einfach:
Genieße dein Leben,
solange du es hast. Auch
wenn die Arbeit in der
Megametropole São Paulo
hart und lang ist (zehn Stunden
pro Tag sind keine Ausnahme), so
habe ich das Gefühl, dass jeder
dieser 20 Millionen Einwohner
am Wochenende herausfährt, um
am Meer oder am Pool zu entspannen, ein Churrasco (Grillfeier) zu veranstalten oder einfach
den ganzen Tag mit Familie,
Freunden und Nachbarn in den
Tag zu philosophieren bei einem
wässrigen, aber dafür eiskalten
Bier – oder zwei, oder drei...
Abgesehen von dem Verkehrschaos und dem Meer aus Häusern
und Beton, lässt es sich gut in São
Paulo leben. Obwohl jeder über
Sicherheitsprobleme klagt und es
auch bestimmt jeden irgendwann
mal erwischt mit einem Überfall,
so muss ich hier nicht jeden Tag
ums Überleben kämpfen. Gesunder Menschenverstand und etwas
Vorsicht reichen aus, ungeschoren den Alltag zu durchleben. Das
Angebot an Beschäftigung und
Vergnügen ist dagegen einzigartig. Aufgeschlossene und fröhliche Menschen, schöne Frauen
und gutes Essen aus allen Nationen lassen sich hier leicht finden.
Und auch das Angebot an Musik
und Klub-Unterhaltung ist vielfältig. Wer sich also nicht durch
die Hektik der Stadt und regelmäßige Stromausfälle aus der Ruhe
bringen lässt und sich auf den
„Brasilian Way of Life“ mit seiner
unbeschwerten und optimistischen Art einlässt, kann einmalige Erfahrungen sammeln.
ILLUSTRATION: JOSEPHINE WARFELMANN
Da Sie zwei Wochen im Monat unterwegs sind, achten Sie da
besonders auf einen schön gedeckten Tisch bei sich zu Hause?
Ich achte darauf nicht peinlichst genau, aber eine gewisse
Atmosphäre sollte es schon haben. Bei mir stehen z.B. keine Töpfe auf dem Tisch. Die Speisen fülle ich dann schon in
Schalen. Ich achte
aber darauf, dass ich
mit meinen zwei
Kindern stilvoll esse.
Duftkerze „Choisya“ von
Diptyque, 44 Euro,
gesehen bei Harald Lubner,
Große Bleichen 23.
FOTOS: PR
Sie sind viel unterwegs. Was benötigen Sie, um sich auf
Reisen wohlzufühlen?
Ganz wichtig sind mir meine Bücher, der iPod und mein
Laptop mit Fotos meiner Kinder. Auch eine Duftkerze in
einer fremden Umgebung finde ich sehr schön. Orangenblüte ist dabei mein Lieblingsduft – von Vanille bekomme
ich Kopfschmerzen. Diese Dinge sind ein kleines Stück
Zuhause, das ich mir mitnehme.
São Paulo
MADE IN HAMBURG
Kolumne
» An dieser Stelle schreiben
im wöchentlichen Wechsel die
Abendblatt-Redakteure Maike
Schiller und Joachim Mischke.
Wenn die Kieselsteine
an der Elbe wirklich so
lecker wären, würde
der Wasserspiegel sinken … „Hamburger Elbkiesel“ heißen Dragees
in acht Sorten mit vier
feinen Füllungen. Verkorkt und
versiegelt
im Glas.
Hamburger Elbkiesel, 120 g, ca.
6 Euro, gesehen bei
Confiserie Paulsen,
Poststr. 5.
8.–14. FEBRUAR
MITTWOCH
MESSE: Die Trendthemen Aktivurlaub und Radreisen stehen im
Fokus der „Reisen Hamburg 2010“
auf dem Messegelände. Rund
1000 Aussteller aus über 80 Nationen machen bis zum 14.2. mit
ihren Angeboten Lust auf Urlaub.
„Comeback-Karte“ 8,50 Euro.
KONZERT: „Anplackt – zwei Gitarren, ein Cello“: Stefan Gwildis
im St. Pauli Theater. 20 Uhr.
DONNERSTAG
KINDER: In der Reihe „Gedankenflieger – Philosophieren mit
Kindern“ geht es um das Thema
Identität. Kinder von 7 bis 10 Jahren können der Kinderphilosophin
Kristina Calvert und dem Schauspieler Frank Puchalla Löcher in den
Bauch fragen und selber Antworten
finden. Fundus Theater, Hasselbrookstr. 25, 15.30 Uhr, 2 Euro.
FREITAG
KUNST: Gute Geschäfte sind die
beste Kunst – dieses Credo von
Warhol nimmt die Ausstellung „Pop
Life“ als Ausgangspunkt, um zu
zeigen, wie sich Künstler seitdem
auf die Medienkultur eingelassen
haben. Werke von Jeff Koons, Keith
Haring, Damien Hirst und anderen
werden dabei in der verführerischen
Atmosphäre eines Marktes gezeigt.
Hamburger Kunsthalle, bis 9. Mai.
SONNABEND
GESANG: Wenn The Ten Tenors
ihre Songjuwelen vortragen, verschmelzen grandiose Solostimmen
zu einem aufregenden Klangerlebnis. Gut 31 Millionen Menschen
haben die zehn australischen Tenöre bereits gesehen. CCH, 20 Uhr.
SPORT: Der HSV tritt beim
VfB Stuttgart an. Wird Wunderstürmer Ruud van Nistelrooy sein
Comeback geben? 15.30 Uhr.
SONNTAG
KLASSIK-MIX: Das Damenquartett „Salut Salon“ hat die Kunst
des Cross-over auf Kammermusik
übertragen und dem brillanten Mix
aus Klassik, Rock, Chanson und Folk
eine tolle Bühnenshow verpasst.
Das exquisite Ensemble jongliert
souverän mit Bach und Ray Charles,
Mozart und Pianola, Brahms und
dem „Pink Panther“. Komödie
Winterhuder Fährhaus, 11.30 Uhr.