Jil Sander, Karl Lagerfeld und Wolfgang Joop
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Jil Sander, Karl Lagerfeld und Wolfgang Joop
SONNABEND / SONNTAG, 6. / 7. FEBRUAR 2010 06 2010 Unterwegs: Shopping-Tour durch Hamburg › Stadtgespräch: Model-Agentin Heidi Gross › Titel-Thema: Vier Schauspieler in neuer Mode Lokal-Termin: Hochgenuss im „Pane e Tulipani“ › Gestern & Heute: Abaton – 40 Jahre großes Kino › Handgemacht: Der Herr der Ringe Elbschöne Modewelt Jil Sander, Karl Lagerfeld und Wolfgang Joop – Hamburg war Plattform für die größten Designer Deutschlands. Lifestyle-Expertin INGA GRIESE weiß, warum Mode hier immer Zukunft hat. O ha! Ein echter Wolfgang Joop. „Die wohlhabende Hamburgerin hat den Romantizismus in meinen Entwürfen nie verstanden, sie ist ja eine gelungene Mischung aus Pferd und Frau. Ich habe sie erst kürzlich wieder gesehen im Ralph Lauren Store: Das mehr oder weniger dünne Blondhaar mit einem Tuch zusammengefummelt, frische Gesichtsfarbe, wenig Make-up, viel Zahnfleisch. Dazu eine Steppjacke, Möhrenjeans, Hermès-Gürtel, Lui-Vui-Tasche und Wildlederballerinas von Tod’s“, plauderte er in einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel. Als Beleidigung soll seine Beobachtung ja gar nicht gelten, eher ist es eine pointierte Bestandsaufnahme. Seit Christian Krachts „Faserland“ seien eben alle nur noch in Barbourjacken unterwegs. Es könnte schlimmer kommen, denkt man so als norddeutsche Seele. Als Vielreisende ohnehin überzeugt: Es gibt kein gepflegteres und wohltuenderes Erscheinungsbild, als das auf Hamburger Straßen. Der Berliner Straßen-Look mag Modeleute inspirieren in seiner Rauheit, ist gleichwohl nicht jedes Ästheten Sache, und das Münchnerische SchickSchick verträgt sich auch besser mit der bayerischen Großstadt als der nordischen Metropole. Und gegen den Look ist im Grunde nichts zu sagen, und schon gar nicht in der Umgebung des schicken Ralph-Lauren-Geschäfts Ecke Poststraße, in dem ein Stil verkauft wird, der Joop als Träger selbst gut gefällt. Doch „das Othmarschen“ ist Joop halt nicht geheuer, er hängt einem anderen Frauentyp nach, das hat auch viel mit der Attitüde zu tun, weniger perfekt, mehr Bohemien, den es auch gibt und eben gab in dieser Stadt und sein anderes Hamburg-Gefühl geprägt hat. „Ich denke an die gloriosen Zeiten, an die Frau von Curd Jürgens, Margie Schmitz, an Jil Sander, die die moderne Frau wie keine andere verkörperte und mit ihren Emanzen-Mannen Pöseldorf und das ‚Camelot‘ zum Epizentrum des Aufbruchs machte. Frauen wie Eva Renzi oder der Fotograf Bokelberg, der die heißesten Weiber ins Studio holte, die tollsten Models, oder der ‚Stern‘, der die Hotpants erfand und überhaupt ganz weit vorn lag.“ Die Szene lebte den Gegenentwurf zum Faltenrock mit Perlenkette, es waren die Stil- und Kunstsinnigen 68er, nächtelang ging es qualmend und aufgeputscht weniger um eine radikale neue Gesellschaftsordnung, sondern um den Spaß, und um eine neue Kleiderordnung. Vielleicht ist es gar kein Zufall, dass Hamburg den bekanntesten Designern dieses Landes als Plattform galt. Sicher, Karl Lagerfeld nutzte vor allem das Tor zur Welt, und doch verrät sein Dialekt bis heute die norddeutsche Heimat. Godfrey Deeny ist ein wahrer Insider-Journalist im internationalen Modezirkus. Im vergangenen Sommer radelte der Ire mit Wohnsitz Paris extra um die Alster, nur um noch einmal einen Blick auf die weiße Patriziervilla von Jil Sander im April 1970 vor ihrer ersten Boutique in der Pöseldorfer Milchstraße. FOTO: ULLSTEIN BILD – C.T. FOTOSTUDIO Jil Sander zu werfen. So nachhaltig fühlt er sich bis heute von ihrem Stil inspiriert. Dass sie jetzt ihren berühmten Look für Uniqulo, die japanische Alternative zu Zara, in einer preiswerteren Variante offeriert (leider noch nicht in Deutschland, Paris wäre der nächstgelegene Standort), darf getrost als Zeitgeist pur betrachtet werden. Deeny hätte bei der Gelegenheit gleich noch einer anderen Villa am Harvestehuder Weg winken können, doch damals war noch nicht klar, dass mit Joop! auch der letzte Name der glorreichen Drei die Heimat verlassen würde. Lagerfeld eh in Paris, die Marke Jil Sander längst in Mailand ansässig, und Joop! agiert nun aus der Schweiz heraus, aus Kreuzlingen, wo die Holy Fashion Group, in deren Besitz das Label ist, seine Kräfte bündelt. Hat Hamburg sie vergrault? Zu wenig Standort-Politik betrieben? Den Vorwurf kann man nicht aufrecht halten. Modeleute sind halt nicht Hapag Lloyd. Die Label von Weltruf wurden für gutes Geld an den Global Player verkauft, da gilt lokale Sentimentalität wenig. Das ist schade, aber kein Grund zur Verzweiflung. Denn Hamburg ist ja nicht leergefegt. Im Gegenteil. Es ist anders und es ist einzig. Auch was die Mode betrifft, gleich wenn manches uniform wirkt. Denn es gibt neben den vielen berühmten, weltweit agierenden Lifestyle-Namen und den Institutionen wie Unger am Neuen Wall oder Linette in der Isestraße und an den Hohen Bleichen oder auch Tom Reimer oder Conrad Hasselbach eine Vielfalt von Schneiderinnen, Modemacherinnen, Designerinnen, die durchaus in großen internationalen Fashion-Konzernen Karriere machen könnten, aber stattdessen Hamburg treu sind und dort und von dort stilprägend arbeiten. Bettina Schoenbach, die die Meinungsträgerinnen einkleidet und kürzlich ein herrliches Stadthaus in der Neuen ABC-Straße nur für ihren Signature-Stil einrichtete; Uli Schneider, quasi schräg gegenüber, auch so eine international vernetzte Fachfrau mit ganz eigener Handschrift; Anna Fuchs, die es mit Wolfgang Joop hält in dem Sinne, dass „Frauen sich mehr ausprobieren“; John Ribbe, der hier Unbekannte mit Kreischstatus in Asien; die „FKK“-Designer Tobias Jopp und Stefan Harm mit ihren Jerseykleidern. Oder Sibilla Pavenstedt, die Kunstvolle, deren Atelier in der Langen Reihe perfekt den gelungenen Imagewandel von St. Georg symbolisiert. Tina Gattermann, Silke Wilhelm oder die unzertrennlichen „Mode-Zwillinge“ Meier & Meier, die den besten Beweis dafür liefern, dass man auch im Souterrain der ABC-Straße ernst genommen werden kann. Von der Strick-Königin Iris von Arnim ganz zu schweigen. Und auch eine Accessoire-Künstlerin wie Marjana von Berlepsch gehört in diese unvollständige Liste Hamburger Stil-Authentizität und Autorität. Und selbstverständlich Kathrin Bruss, die in ihrem Petra-Teufel-Geschäft so erfolgreich Avantgarde-Designer verkauft. Gleichwohl war die modische Kreativität in der Hansestadt immer geprägt von calvinistischer Ruhe, britischem Sportleben und vor allem durch eine tiefgreifende bürgerliche Ästhetik. Anders als etwa das vom Mittelstand entvölkerte Berlin war die Elbschöne sicheres Terrain für Aufbruchsideen. So wie sich nur gekonnt daneben benehmen kann, wer Manieren perfekt beherrscht. S. 4/5 – Und es wird Frühling: Vier Schauspieler präsentieren die neuen Mode-Looks: für Sie & Ihn. II › WOCHENENDE Sonnabend / Sonntag, 6. / 7. Februar 2010 Joachim F. Weinlig-Hagenbeck FOTO: HAGENBECK FOTO: ISTOCKPHOTO in Hamburg KARTE: GRAFIKANSTALT Jede Musik braucht spezielle Lautsprecher: Hier erklingt gerade Pink Floyds „The Wall“. 4 6 Der Tierparkdirektor, 54, lebt in Stellingen – und startet selbst an freien Sonntagen bei den Tieren. 10 2 3 MODE-SHOPPING 7 Uhr Ich beginne eine herr- 8 Uhr Endlich einmal Zeit für die drei Kinder! Gemeinsames Frühstück in aller Ruhe und die Ereignisse aus der Woche Revue passieren lassen, für die bisher nicht genug Muße war. Jetzt ist auch die beste Gelegenheit, um gemeinsam Pläne für die kommende Woche zu schmieden. 11 Uhr Leider muss auch zu Hause mal der Schreibtisch aufgeräumt werden. Das ist nicht so schlimm, weil danach eine ruhige Lesestunde winkt: Die Sonntagszeitungen sind ganz ohne telefonische Unterbrechungen ein besonderer Genuss. 13 Uhr Mittagessen im Kreis der Familie. Eine ganz besondere Angelegenheit, wenn es unser Lieblingsessen gibt: Hühnerfrikassee mit Reis. Und als Dessert einen guten Espresso. 14 Uhr Der richtige Zeitpunkt, um ein bisschen die Füße hochzulegen und die Augen zu schließen. Dolce far niente passt für eine kleine Weile zu meinem Sonntag, aber nicht so ganz zu meinem Temperament. Deshalb heißt es spätestens um: 15 Uhr umziehen und ab in den Wald. Die noch junge Panda soll ihr Trainingsprogramm absolvieren. Übungen, die Hund und Herrchen gleichermaßen Spaß machen. Am schönsten ist das natürlich, wenn Gleichgesinnte dabei sind. 18 Uhr Jetzt habe ich mir eine ausgiebige Dusche verdient. Dann kann das abendliche Programm starten. Fernsehen? Nichts für mich. Aber da warten noch einige Bücher darauf, endlich in Angriff genommen zu werden. Und wenn keine gesellschaftlichen Ereignisse meine Anwesenheit erfordern, treffe ich mich mit Freunden. Gern zum Essen und einem ausgedehnten Plausch im Restaurant des Tierpark-Hotels. So entspannt sehe ich der kommenden – mit Sicherheit anstrengenden – Woche freudig entgegen. 12 Mio. Euro beträgt allein der Wert gefälschter Dolce & GabbanaMode, die Hamburgs Zoll 2008 sichergestellt hat. Dafür könnten ca. 60 000 Tonnen „unsortierte Altkleidung normaler Qualität“ (ca. 20 Cent je Kilo) eingekauft werden. 9 8 5 Mein perfekter Sonntag liche Morgenrunde durch den gerade erwachenden Tierpark gemeinsam mit Hündin Panda. Sie kontrolliert alles mit der Nase, ich konzentriere mich mit den Augen auf die Schönheit ringsherum. Die Ruhe und die frische Luft werden mich den ganzen Tag begleiten. Ebenso wie kurze freundliche Gespräche mit den Mitarbeitern, die ausnahmsweise einmal (fast) nichts mit der Arbeit zu tun haben. Alles zusammen ist ein morgendlicher Genuss. Das ist immer so und zwar schon seit mehr als 20 Jahren. 1 7 Tour durch 10 Designer-Läden Abseits der bekannten Shopping-Trampelpfade gibt es feine, kleine Läden von Hamburger Designern, in denen man ganz besondere Kleidung entdecken kann. Die Kollektionen bestehen oft aus Unikaten oder Mini-Serien. Lieblingsteile, die nicht jeder hat. Die Auswahl reicht von jung und hip bis zeitlos und klassisch. In den Shops wird man gut beraten – oft von den Designern selbst. STADTLEBEN 1 ANNA FUCHS Karolinenstraße 27, Tel. 40 18 54 08, www.annafuchs.de Öffnungszeiten: Mo–Fr 12–19, Sa 11–17 Uhr „Stil ist für mich nicht nur zu wissen, was einem steht, sondern auch das Bekenntnis zu Hochwertigkeit und Exklusivität“, sagt Anna Fuchs. Seit dem Jahr 2000 mit eigenem Label selbstständig, wurden ihre Aufsehen erregenden Kleider auf so manchem roten Teppich gesichtet, zweimal wurde ihr der Mode-Oscar „Rising Stars Award“ verliehen. Der Look: subtil sexy, avantgarde, elegant. Großer Lauschangri≠ Musik-Puristen fürchten sich am meisten vor – klingt seltsam, ist aber so – Tönen: Kratzen, Knacken, Rauschen. Die „Norddeutschen HiFi-Tage“ im Holiday Inn zeigen, wie man den perfekten Sound erreicht, und entführen in ganz neue Klangwelten. B TEXT: LARS HÄNSCH eethovens Werke brauchen, um optimalen Klang zu entfalten, ein Konzerthaus wie die Elbphilharmonie. Verdis „La Traviata“ und „Aida“ gehören in die Mailänder Scala, Wagners „Siegfried“ in die Metropolitan Opera in New York. Und ein Metallica-Konzert muss natürlich ins Stadion. Muss? Geht es nach echten HiFi-Fans, dann sind solche Soundvorstellungen längst überholt. Die Klangtechnik von heute verwandelt das Wohnzimmer und das Auto auf Knopfdruck kurzerhand in einen Konzertsaal, eine Open-Air-Arena oder in einen intimen Klub. Das Knacken des Plattenspielers ist dabei eine genauso ferne Erinnerung wie das Rauschen des Radios. Digitale Aufnahme und MP3-Dateien verbessern das Klangerlebnis weiter. Dazu gibt es für so gut wie jeden Geschmack und Geldbeutel edel designte MP3- und CD-Player, Endstufen, Subwoofer und Boxen – oder gleich ein Komplettsystem, das ganz individuell auf Haus, Wohnung und Zimmer zugeschnitten werden kann. Wer Musik hören, Musik genießen und dazu wissen möchte, was es im HiFi-Bereich an Neuerungen gibt, der ist am 6. und 7. Februar im Holiday Inn Hamburg am Billwerder Neuen Deich 14 richtig. Jeweils zwischen 10 und 18 Uhr finden hier unter dem Motto „Hörtest 2010“ zum inzwischen sechsten Mal die Norddeutschen HiFi-Tage statt. Und es gibt einiges zu entdecken: iPod-Dockingstationen, Endstufen, Tonabnehmer, Konverter, Schallabsorptionsfolie, Schwingungsdämpfer und Spezialkabel – das und vieles, vieles mehr zeigen 78 Aussteller auf 24 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Kurz gesagt: Der erste, der zweite und 16. Stock des Holiday Inn Hamburg verwandeln sich am Wochenende in ein Paradies für Musiker, DJs, Tontechniker, Soundfetischisten – aber auch dem ganz normalen Musikliebhaber gehen hier die Ohren auf. Hinzu kommen Stände mit Schallplatten, CDs, MusikDVDs, Hörbüchern, Internet-Radio, HDTV Plus, Bluray und zum ersten Mal ein Apple Store. Tipps und Tricks von Experten gibt es auch: Thomas Fast von Fast Audio und Matthias Böde, Chefredakteur der Fachzeitschrift „Stereo“, erklären in mehreren Workshops, was beim Aufbau der heimischen Anlage geht und was nicht. Sie haben noch nie von Thomas Fast gehört? Der Soundpapst misst seit zehn Jahren professionell Räume aus und platziert Absorber, die jeden Ton oder Nachhall aus der Musik herausfiltern, der nicht erwünscht ist – also der perfekte Führer für einen Ausflug in völlig neue Klangwelten. Dabei sollte man nur eines nicht vergessen: Der HiFi-Tage sind nur zwei und um 18 Uhr wird abgeschlossen! 2 DFM – DÖRTHE F. MEYER Schaarsteinwegsbrücke 2, Tel. 374 27 12, www.dfm-hamburg.de Öffnungszeiten: Mo–Fr 11–19, Sa 11–15 Uhr Der Laden liegt jenseits aller Shopping-Meilen am Fleet nahe des Baumwalls. Es gibt Marken wie W.E.T., No.Lita usw., aber der Fokus liegt auf dem eigenen Label der Inhaberin: DFM. Im Atelier mit Blick aufs Wasser entstehen lässige Hosen und Kleider aus schlicht-schönen Stoffen – Lieblingsstücke für jeden Tag. 3 NELE – JACKETS & PANTS Rambachstraße 13, Tel. 317 40 31, www.nele-industries.com Öffnungszeiten: Mi–Fr 12–19, Sa 12–16 Uhr, Mo und Di nach Vereinbarung Parka Paula, Brigitte’s Jacket und der Faltenrock Correct Rita warten mitten im „Portugiesenviertel“ auf gute Freunde. Hier gibt es Blazer zu schönen Hosen und Kostüme direkt aus der Laden-Werkstatt. Das klingt sehr erwachsen, doch den Kleidungsstücken aus wasserfestem Gabardine, Harris-Tweed oder Baumwolle gelingt es, die Balance zwischen klassisch-seriös und angenehm cool zu halten. 4 FKK Hegestraße 21, Tel. 46 00 90 41, www.fkk-fashion.com Öffnungszeiten: Mo–Fr 11–19, Sa 11–17 Uhr Die Designer Stefan Harm und Tobias Jopp gelten als Könige des Jerseykleids. Liebhaber schwören auf die ausgefeilten FKK-Entwürfe. Unbedingt so viel wie möglich im Laden anprobieren, denn die Schnitte offenbaren ihre wahre Raffinesse erst, wenn man sie angezogen sieht. Auch Männer werden hier glücklich. Service » Norddeutsche HiFi-Tage – Hörtest 2010, Hotel Holiday Inn, Billwerder Neuer Deich 14, 6. und 7. Februar 2010, 10 – 18 Uhr, Eintritt frei, www.hoertest2010.de DER GRÜNE PUNKT Mit etwas Glück bekommt man am heutigen Sonnabend Gänsesäger, Kormorane (Vogel des Jahres!) oder sogar den Eisvogel bei der vogelkundlichen Führung „Wintergäste im Stadtpark Harburg“ des NABU Süd zu sehen. Treffpunkt: HVV-Busstopp 142 Midsommerland, 10 Uhr. Jungstars auf heiligem Boden 8 GARMENT Marktstraße 25, Tel. 410 84 03, www.garment-online.de Öffnungszeiten: Mo–Fr 11–19 Uhr, Sa 11–17 Uhr „Kleidung, die morgen nicht von gestern ist“, wollen die Designerinnen Ullinca Schröder und Kathrin Müller. Ihre langlebigen Klassiker in eher zurückhaltenden Farben sind aus hochwertigen Stoffen angefertigt: schlicht, elegant, erwachsen, ohne überflüssiges Tüdelüt – Qualität, die man jahrelang schätzen und lieben kann. Im Indra fingen die Beatles an. Jetzt bietet der Klub mit einer neuen Konzertserie Folksängern und Songwritern eine Bühne. W 6 INGA EM. Eppendorfer Weg 66, Tel. 43 27 13 03, www.inga-em.de Öffnungszeiten: Mo–Fr 11–18.30, Sa 11–15 Uhr „Jedes Teil ist ein Unikat, denn Abwechslung bringt viel mehr Spaß“, findet Inga Meister. Deshalb gibt es bei ihr viele kleine Kollektionen zu aktuellen Themen. Sie verbindet schlichte Schnitte mit aufwendigen, originellen Applikationen, Borten und Pailletten. Günstig sind Accessoires wie Gürtel, Taschen und Pulswärmer. 7 HERR VON EDEN Marktstraße 33, Tel. 439 00 57, www.herrvoneden.com Öffnungszeiten: Mo–Fr 11–20, Sa 10–18 Uhr Mit einem Verleih für Second-Hand-Anzüge begann Bent Angelo Jensen, inzwischen ist „Herr von Eden“ ein Herren- und Damen-Ausstatter mit eigener Kollektion, die weit über Hamburgs Grenzen hinaus gefragt ist. Bekannte Rapper tauschen hier die Streetwear gegen den feinen Zwirn und stellen fest, wie wohl sie sich in einem wirklich guten Anzug fühlen. KULTUR ERLEBEN Auf ihn sollte man ein Auge haben: Pascal Finkenauer eröffnet die Konzertreihe „Sängerknaben und Sirenen“. TEXT: TINO LANGE eißt du, was ich manchmal denke? Es müsste immer Musik da sein. Bei allem, was du machst. Und an der Stelle wo, wo es am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen – und du hörst immer nur diesen einen Moment.“ So heißt es in „Absolute Giganten“, dem Hamburger Kultfilm der 90er-Jahre. Und vielleicht lässt sich am 7. Februar im legendären Indra wieder einer jener Momente erleben, von denen man sich wünscht, sie würden nie vergehen: beim Start der neuen Konzertreihe „Sängerknaben und Sirenen“. Jeden ersten Sonntag im Monat will der Kiez-Klub Heimat werden „für gestrandete Songwriter-Seelen“ – passend zum weltweiten Pop-Trend der Rückbesinnung auf das Ursprüngliche, auf den Song an sich, mit der amerikanische Neo-Folk-Hippies und skandinavische Liedergrazien derzeit Erfolge feiern. Es wäre nicht das erste Mal, dass große Karrieren im Indra starten: Bereits im Sommer 1960 konnte man statt der damals üblichen Schönheits- und Entblätterungstänzerinnen an der Großen Freiheit 64 einige Engländer erleben, die später als SongwriterDuo Lennon/McCartney Musikgeschichte schrieben. 48 Nächte, „Eight Days A Week“, spielten sich die Beatles hier die Finger wund. Unter Arbeitsbedingungen übrigens, die im krassen Gegensatz zum Prinzip Menschenwürde standen. Harte Zeiten, die heute 5 SISI MIZI Beim grünen Jäger 7, Tel. 41 45 49 12, www.sisimizi.de Öffnungszeiten: Di–Fr 13–19, Sa 12–19 Uhr Das Feuer asiatischer Kampfkunst, die Eleganz der Haute Couture und die Romantik des Orient-Express verbindet Vanessa Henning in ihren überraschenden Schnitten. Ihre „Hosen für Heldinnen“ mit dem tiefen Schritt sitzen locker, aber schmal und geben dabei viel Bewegungsfreiheit. Geniales Accessoire: Corsagengürtel „Little Geisha“, der eine tolle Figur macht, ohne einzuengen. FOTO: SVEN SINDT dank zahlreicher Mythen romantisch verklärt sind. Schon als die Beatles wenig später ein paar Hausnummern weiter in den Kaiserkeller zogen, spielte das Indra keine größere Rolle mehr in der Hamburger Popszene, sondern blieb einfach nur der „Klub, in dem die Beatles zuerst auftraten“. Und doch wissen Bands und Fans die 70 geschichtsträchtigen, stuckgeschmückten Quadratmeter am – je nach Perspektive – Ende oder Anfang der großen Rock’n’Roll-Achse Große Freiheit 36, Kaiserkeller, Grünspan und Indra zu schätzen. Die Hamburger Lokalmatadoren Die Sterne zum Beispiel feiern hier am 26. Februar live die Veröffentlichung ihres neuen Albums „24/7“ (Restkarten 15 Euro). Aber vorher sind die „Sängerknaben und Sirenen“ dran: Gaststar der Premiere am 7. Februar ist Pascal Finkenauer, der vor allem als Sänger des Fettes-Brot-Hits „An Tagen wie diesen“ bekannt wurde. Aber auch seine eigenen Alben „Finkenauer“ (2004), „Beste Welt“ (2007) und „Unter Grund“ (2009) bestechen durch ebenso mitreißende wie berührende Kompositionen, die bei einem Post-Punk-Gewitter auf dem Dockville-Festival ebenso gut aufgehoben sind wie an einem ruhigeren Abend im Indra. Als weitere Sängerknaben und Sirenen an diesem Abend wollen Jane O’Brien, Xusha und Sasa Jansen die Platte springen lassen – mit Musik, die niemals vergehen dürfte. 9 ULI SCHNEIDER ABC-Straße 1, Tel. 69 08 64 50, www.uli-schneider.de Öffnungszeiten: Mo–Fr 10–19, Sa 10–16 Uhr Exklusivität mit originellen Details: Das Avantgarde-Label setzt auf Understatement in edelsten Stoffen. Die neue Kollektion lebt vom Reichtum an Farb- und Materialspielen: Pudertöne und intensive Farbtupfer, gewaschenes Leder und Fallschirmseide. Seit 2009 gibt es auch zwei „Uli Schneider“-Düfte. 10 BETTINA SCHOENBACH Neue ABC-Straße 1, Tel. 89 70 07 78, www.bettinaschoenbach.com Öffnungszeiten: Mo–Fr 10–19, Sa 10–16 Uhr In einem Stadthaus auf drei Ebenen gibt es Kostüme und Hosenanzüge, Abendmode und Accessoires der Hamburger Designerin, die Knöpfe liebt und Reißverschlüsse nicht leiden kann. Mit der Drei-Knopf-Jacke und den Taftkleidern für die Bundeskanzlerin hat sie Furore gemacht. Vor allem Business-Ladys begeistern sich für den noblen Stil in klaren Farben und geraden Formen. Ein Mode-Paradies: der Shop „Herr von Eden“. FOTOS: PR Service » Sängerknaben und Sirenen – Pascal Finkenauer, Jane O’Brien, Xusha, Sasa Jansen, So, 7.2., 20 Uhr, Indra (S 1 Reeperbahn), Große Freiheit 64, Eintritt 6 Euro. III Sonnabend / Sonntag, 6. / 7. Februar 2010 › STADTGESPRÄCH Nikolas Marten trifft Heidi Gross Geschäfte mit der Schönheit Die größten Model-Karrieren der letzten 20 Jahre hat Heidi Gross mit ihrer Agentur begleitet. Ein Gespräch über Mode, Macken, Magersucht. B Immer im Job: Heidi Gross in ihrer Winterhuder Wohnung. FOTO: THOMAS LEIDIG üro nennt Heidi Gross ihre großzügige, helle und bilderlose Wohnung in Winterhude mit Panorama auf einen zugefrorenen Alsterkanal. Der Esstisch ist mit Blackberry, Laptop und Magazinen gedeckt. Ihr Mann Michael, ein erfolgreicher Textil-Manager, kocht exotisches Gulasch. Ein Büro, das nach GourmetLokal duftet. „Deutschlands bekannteste Modelmacherin“ („FAZ“) erzählt von einem Gespräch, das sie mit „Claudia und Karl“ über die Kunst der Fotografie vor der Ära der Digital-Kameras hatte. „Schiffer“ und „Lagerfeld“ läßt sie weg. Sie ist privat und beruflich vertraut mit den Weltstars der Branche. Nadja Auermann, Tatjana Patitz, Naomi Campbell, Linda Evangelista, Diane Kruger, Giselle Bündchen, Liz Hurley und natürlich Claudia Schiffer, mit der sie seit Anfang der 90er eine feste Arbeits-Liason hat, waren oder sind ihre „Mädchen“. Sie hat im Hintergrund ihre Karrieren strategisch aufgebaut. Heidi Gross’ Ruf als harte Managerin ist ihr nicht unlieb: „Das spart viel Zeit, weil so viele berufliche Gespräche sehr kurz sind.“ Der Fotograf drängt zur Aufnahme. Und obwohl diese Situation Kern ihres Berufs ist, mag Heidi Gross genau das nicht. Ebenso wenig, wie über ihr Alter zu sprechen: „Ich bin jetzt in der Lebensmitte angekommen, das reicht!“ MAGAZIN: Sie lassen sich nicht gern fotografieren. HEIDI GROSS: Da ich unglaublich unfotogen bin, muss man bei mir den günstigen Moment und Winkel erfassen, damit es halbwegs nett aussieht. Dafür arbeite ich mit äußerst fotogenen Menschen zusammen. MAGAZIN: Aber hatten Sie nicht als kleines Mädchen den klassischen Prinzessinnen-Traum? GROSS: Als Sechsjährige wollte ich Filmschauspielerin werden. Was ich heute mache, hat sich 1976 in Paris durch Zufall ergeben. Und das hat auch nichts damit zu tun, dass ich dringend meine nicht vorhandene Fotogenität an anderen ausleben muss. MAGAZIN: Model-Karrieren beginnen oft mit 14, 15 Jahren. Macht die Unschuld der Jugend das Besondere aus? GROSS: Ja, in dem Alter haben Mädchen noch eine andere Art von Hübschheit – so etwas Unverbrauchtes. MAGAZIN: Sprechen Sie selber in Hamburg auf der Straße Mädchen an, die Sie interessant finden? GROSS: Ja, es gibt bei mir diese Momente der Faszination auf der Straße. Ich merke dann schon, wie sich plötzlich mein Kopf nach jemandem umdreht … MAGAZIN: Die aktuelle Debatte im Model-Geschäft dreht sich einmal mehr um die Diskrepanz zwischen normaler Figur und der „magersüchtigen“ Designer-Vorgabe. Die Front zwischen der Mode-Wirklichkeit und der Wahrnehmung in den Medien scheint unüberbrückbar. GROSS: Ja, da ist eine Front. Eine Kampagne wie von Dove mit Frauen, die keine Modelmaße haben, mag erfolgreich sein, nur – es tut mir wirklich leid – ich finde die Bilder nicht hübsch. In unserer Gesellschaft existiert dieses Gleichheitsprinzip: Jeder ist gut, jeder ist passend, jeder ist Model. Das gibt derzeit unser abendländisches Bild – groß ist besser als klein, dünn besser als dick, reich besser als arm – einfach nicht her. MAGAZIN: Die Frauenzeitschrift „Brigitte“ wirbt auf dem Titel mit dem Slogan „ohne Models“. Die Blattmacher begründen es mit den zu dünnen Models der Agenturen. GROSS: „Brigitte“ hat mit ihren Diätprogrammen seit Jahrzehnten Riesenerfolge. Wahrscheinlich mehr als mit ihrer Mode. Aber eine Modezeitschrift ohne Models zu organisieren? Wie soll das alles gehen? MAGAZIN: Dass Sie arbeitslos werden, da nun „Amateure“ engagiert werden, fürchten Sie also nicht? GROSS: Ach was. Ich glaube nicht, dass dieses Konzept langfristig durchhaltbar ist. Es ist viel aufwendiger, mit Laien diese Professionalität im Bild herzustellen. Das wird viele Probleme geben. Ich kann mir auch vorstellen, dass Designer und Konfektionäre dafür nicht unbedingt weiterhin ihre Mode zur Verfügung stellen wollen. Wie finden Sie das denn? MAGAZIN: Es entspricht dem Zeitgeist, dem Authentischen ein Forum zu geben, als Kontrast zur Illusion von Schönheit. So verbündet sich die Redaktion mit der Leserin. GROSS: Ich kann nur sagen: In den vergangenen 20 Jahren hat sich die „Brigitte“ bei uns vielleicht zwei-, dreimal beschwert, aber nur weil man die Mädchen zu dick fand – und nicht weil sie zu dünn waren! MAGAZIN: Die Chefredakteurin der britischen „Vogue“ hat öffentlich Modehäuser aufgefordert, Magermodels sollten nicht die Zukunft sein, sondern Vergangenheit. GROSS: Bei der Haute Couture gerade in Paris waren die dünnsten, flachsten Mädchen, die ich jemals gesehen habe. Und davon laufen dann 30 bis 40 auf einer Show. Wirklich frappierend. Die sind unglaublich dünn, aber die Klamotte sieht eben auch gut an ihnen aus. MAGAZIN: Rechtfertigt das organisierte Magersucht? GROSS: Ich war 2009 bei einem Hearing vom Deutschen Bundestag zu diesem Thema geladen. Als einziger Modemensch unter lauter Experten. Ich glaube nicht, dass das Model-Vorbild das Ernährungsverhalten beeinflusst, sondern das ist eine ganz andere Art von Störung. Die Modewelt, zumindest bei der Haute Couture, erfordert nun mal eine schmale Hüfte. MAGAZIN: Auch Sie führen in Ihrer Agentur Models in „size plus“. Eine Kapitulation vor der Lebenswirklichkeit? GROSS: Das hat nichts mit der Magersuchtsgeschichte zu tun, sondern mehr mit den Katalog-Produzenten von Versandhäusern. Dort hat man festgestellt, die Realität sind nicht 17 Jahre und Hüfte 90, sondern Mitte 40 und Größe 44. MAGAZIN: In Casting-Shows werden sichtbar nicht übergewichtige Frauen von Juroren mit „Mädel, du musst abnehmen“ von der Bühne verwiesen. GROSS: Ich weiß nicht, ob Casting-Shows überhaupt sinnvoll sind. Solche Sachen gehören eigentlich im kleinen Rahmen besprochen, wo man wirklich auch die ganze Persönlichkeit sieht und sinnvolle Sportund Diätvorschläge machen kann. Und dann kann man gerne mal sagen, Hüfte 96? Arbeite mal dran … MAGAZIN: Warum sind die Finalistinnen nicht erfolgreich? GROSS: Weil es extrem schwierig ist, ein richtig gutes Mädchen zu finden. Eine meiner größten Entdeckungen war Diane Heidkrüger, jetzt als Hollywoodstar Diane Kruger bekannt. Die passte mit 1,72 m eigentlich nicht ins Raster. Damals war sie 15, ein schmales Mädchen mit wunderschönem Gesicht, aber nicht so eklatant, dass es jeder bemerkt hat … Bei Claudia Schiffer hat z. B. wirklich von Beginn an alles gepasst. MAGAZIN: Claudia Schiffer wurde 1988 mit Bildern im Brigitte-Bardot-Stil für die Guess-Kampagne bekannt. Da war sie auch nicht so dünn wie heute als Mutter. GROSS: Ja, Claudia war damals properer, sichtbar sexy sozusagen. Sie hat auch nicht wirklich in diese HauteCouture-Mode reingepasst, aber für Karl Lagerfeld, der sie für Chanel verpflichtete – das ist ja seine Genialität –, war sie eben ein neues Image, neue Energie. MAGAZIN: Wenn man Sie mit Claudia Schiffer erlebt, ist eine große Vertrautheit zwischen Ihnen beiden spürbar. GROSS: Sie würden das Gleiche sagen, wenn Sie mich mit Liz Hurley zusammen erleben. MAGAZIN: Was macht Claudia Schiffer einzigartig? GROSS: Sehr gutes Elternhaus, exzellente Manieren, sehr höflich, unglaublich hübsch: Es gibt kein Foto von Claudia, auf dem sie nicht irgendwie gut aussieht. Ich habe auch noch nie jemanden gekannt, der so viel Respekt in der ganzen Modeszene erhält, wie Claudia. MAGAZIN: Die Enthüllungen über Drogen- und Sex-Exzesse, auch bei Supermodels, haben dem Image der Branche geschadet. Sogar der Begriff „Zuhälterei“ kam auf. Ist es da ein Vorteil, als Frau eine Agentur zu leiten? GROSS: Es gab immer Agenturen mit sehr erfolgreichen Frauen an der Spitze. Wie Eileen Ford, die Ford Models 1946 gegründet hat. Natürlich hat man als Frau einen gewissen Vorteil in Sachen Seriosität, es ist auch einfacher, ein Mädchen auf der Straße anzusprechen. MAGAZIN: In der Branche gelten Sie als „sehr streng“, „tough“, „unbestechlich“, „knallhart“. Muss man als Businessfrau manchmal männlicher als Männer sein? Ich glaube nicht, dass das Model-Vorbild das Ernährungsverhalten beeinflusst. Aber die Modewelt erfordert nun mal schmale Hüften. GROSS: Ich glaube, dass sich alle Frauen, die erfolgreich sind, etwas mehr bemühen müssen als Männer. MAGAZIN: Ist diese Härte auch ein Schutz? GROSS: Nein. Es ist ein Geschäft, das ganz viel mit Zeit und schnellen Entscheidungen zu tun hat. Models legen auch einen gewissen Wert auf diese Toughheit. MAGAZIN: Ihr Mann hat mir etwas „toughes“ verraten: Ihr größter Feind sei Zucker. GROSS: Ach, ich habe meine Beziehung mit Zucker vor mehr als 30 Jahren beendet. Seither esse ich nichts mehr mit Zucker. Ich würde jedem Model, das nicht fit ist, sagen: no sugar, no fat. Ich weiß aber, dass z. B. Claudia haufenweise Süßigkeiten isst. No fat ist auch nicht immer richtig, denn Heidi Klum hat nicht nur Werbung für McDonald’s gemacht, sie liebt das auch. MAGAZIN: Als Sie 1976 als Modelbookerin in Paris gearbeitet haben, gab es weder Botox, gespritzte Lippen, noch Zähne-Bleachen oder Brustimplantate. War das rückblickend nicht eine schönere Zeit? GROSS: Nein. Diese Hilfsmittel spielen ja bei Mädchen von 20 bis 30 keine wirkliche Rolle. Vielleicht die Brustgeschichte bei der einen oder anderen ... MAGAZIN: Das deckt sich nicht mit meiner Wahrnehmung. GROSS: Dass die Zähne heller werden können, ist doch wunderbar. Ich halte diese Hilfsmittel auch gar nicht für komplett falsch. Ich würde nie jemandem zu einer Brustoperation raten, das halte ich für einen massiven Eingriff. Und bei allen anderen Dingen: Vorsicht! MAGAZIN: „Avatar“ mit digital erschaffenen Darstellern ist der erfolgreichste Film aller Zeiten. Gehört die Zukunft Model-Avataren, virtuell geschnitzten Figuren und Gesichtern, die man nach Wunsch gestaltet? GROSS: So ganz ohne Persönlichkeit und Individualität geht es nicht. Aber es ist wahr: Digitalisierung ist Realität. Natürlich wird man bald einen Kopf ohne Weiteres auf eine andere Klamotte montieren können. MAGAZIN: Dann sind Models auf dem Laufsteg … GROSS: … die letzte Wahrheit – mit realen Figuren. MAGAZIN: Wie erklären Sie einem „Mädchen“, dass ihre Karriere vorbei ist? GROSS: Das gehört mit zum Schwierigsten. Gott sei Dank, dass sie heute alle noch so lange am Markt sind. Da ist mir der Zeitgeist sehr entgegengekommen. Kurz-Biografie » Heidi Gross wurde in Karlsruhe geboren, wo sie auch Abitur machte. Nach einem Universitäts-Studium in Heidelberg zur Dolmetscherin und Sozialwissenschaftlerin lernte sie 1976 während eines Sprachaufenthalts in Paris vor ihrem Apartment den späteren „Elite“-Europachef Gerald Marie kennen, der sie in das ModelagenturBusiness einführte. Im gleichen Jahr heiratete sie den Textil-Manager Michael Gross. Nach Auslandsaufenthalten – u. a. drei Jahre in Hongkong – gründete sie 1990 ihre Agentur „Model Management“. Weltkarrieren von Supermodels wie u. a. Nadia Auermann, Tatjana Patitz, Linda Evangelista, Naomi Campbell, Heidi Klum oder Claudia Schiffer formte sie. Heute vermittelt sie über 300 Models. Sie lebt und arbeitet mit ihrem Mann in Winterhude. IV › THEMA DER WOCHE Material-Kontraste: Seidenkleid mit Biesendetails (PHI, 579 Euro) zu Bikerjacke (PHI, 1898 Euro) und Sneakers (Golden Goose, 289 Euro, alles gesehen bei Linette), die gern offen getragen werden. In der Hand hält Meri einen Schlüsselanhänger (See by Chloé, 98 Euro, gesehen bei Anita Hass). MERI HUSAGIC, 21, City-Cowboy-Style: Das Karohemd (Levi’s, 119 Euro) wird weder gebügelt noch in die „used washed“-Jeans (Denham, 169 Euro) gesteckt. Der Nietengürtel (Lo-Fi, um 299 Euro, alles gesehen bei Feldenkirchen / Speakeasy The Denim Bar) und die Kette (129 Euro, The ABC Shop) individualisieren den Look. studiert an der Hamburger Schule für Schauspiel. Erste Rollen im „Tatort Hamburg“ und „Ein Fall für Zwei“ lassen viel erwarten. Sie mag „rockige“ Looks „mit Nieten“. Ihr absolutes „No Go“: ein pinker Lackrock. Undeswird Frühling… Landlust in sanften Tönen:Der romantische FarmergirlLook präsentiert sich dreilagig. Unter dem langärmligen Kleid (Braez, 119 Euro, gesehen bei The ABC Shop) trägt Marleen zwei SpaghettiträgerKleider (American Vintage, je 49 Euro, gesehen bei Rana) in Pastelltönen. Weste (Oakwood, 179 Euro, gesehen bei The ABC Shop), Schmuck (Ayala Bar, zwei Armreife, 195 und 179 Euro, Kette 129 Euro, gesehen bei Herbolzheimer) und Espandrilles (Castañer, 89 Euro, gesehen bei Anita Hass) mit Keilabsätzen – „Wedges“ – machen den ganzen Look citytauglich. MARLEEN LOHSE, 25. Privat trägt die vielbeschäftigte Schauspielerin, die Ende der 90er-Jahre als „Hexe“ in der ARD-Serie „Die Kinder vom Alstertal“ bekannt wurde, am liebsten den „alten Ledermantel meiner Mutter“. Zurück in die 80er: Blaues Jeanshemd (Jeans Shop, 279 Euro) in Used-Optik. Der mauvefarbene Stoffgürtel (Jeans Shop, 99 Euro) hält die lockeren Chinos (Closed, 159 Euro, alles gesehen bei Feldenkirchen / Speakeasy The Denim Bar), die gerne ein wenig hochgekrempelt werden dürfen. Obligatorisch: die Sonnenbrille (Krisvanassche für Oliver Peoples, 350 Euro, gesehen bei Glassgo). Sonnabend / Sonntag, 6. / 7. Februar 2010 V ALEXANDER MILO,29, definiert seinen Stil als „lässig und unkompliziert“. Zuletzt war er in Daily Soaps wie „GZSZ“ oder „Alisa – Folge deinem Herzen“ zu sehen. Seine favorisierte Mode: „Der Boyfriend-Look: Ganz hell und weiblich mit fließendem Sakko (Chloé, 1359 Euro), T-Shirt von Marc Jacobs (440 Euro) und Jeans (Citizen of Humanity, 259 Euro) in UsedOptik. Alles gesehen bei Linette. mit Hosenträgern.“ … Farbtrend: Blau. Material-Trend: Vintage-Leder. Mit Karottenhosen (Nerve, 109 Euro, gesehen bei Grand Hotel of Sweden) in leuchtendem B lau. Dazu eine Jacke (Drykorn, 459 Euro) aus gewaschenem Leder, T-Shirt (American Vintage Men, 49 Euro, beides gesehen bei The ABC Shop) und Schnürboots (Royal Republiq, 169 Euro, gesehen bei Grand Hotel of Sweden) in Braun-Schwarz. FürModehat die Eisschmelze längst begonnen, denn in den Shops und Boutiquen ist die Frühjahr/Sommer-Kollektion schon zu haben. Vier Schauspieler präsentieren die neuen Looks – für Sie & Ihn. FOTOS: THOMAS LEIDIG • STYLING: KATJA HÖFT • HAARE & MAKE-UP: ARNOLD WATTIMENA • ASSISTENZ: JANNICK PLUME, FEE FRITZE Moderne Klassik: Gentleman im schmalen Anzug (Tiger of Sweden, 500 Euro) und – hier natürlich gebügeltem! – Hemd (Tiger of Sweden, 80 Euro, beides gesehen bei Werkhaus) mit feinem Gespür für Details: Die Schuhe (By Hudson, 149 Euro, gesehen bei Grand Hotel of Sweden) sind aus gewaschenem Leder. JÖRN KNEBEL, 40. Ob auf der Bühne des Schauspielhauses, im TV oder auf der Leinwand – der gebürtige Friese ist vielseitig. Seine ModeMaxime ist simpel: Er verachtet College-Schuhe und liebt die goldene Armbanduhr von seinem Großvater. Ethno-Mustermix zu Shorts: Das Oberteil (Dries van Noten, 698 Euro, gesehen bei Petra Teufel) ist ein „KeyPiece“ der Saison, die Hose (Reacollection, 75 Euro, gesehen bei Onon Store) endet weit über dem Knie, die große Tasche (Balenciaga, 1349 Euro, gesehen bei Petra Teufel) in Pink macht gute Laune. BEZUGSQUELLEN: Anita HassEppendorfer Landstraße 60 Feldenkirchen /Speakeasy The Denim Bar Poststraße 41 Glassgo Eppendorfer Weg 259 Grand Hotel of Sweden Eppendorfer Landstraße 6 Herbolzheimer Eppendorfer Baum 14 LinetteHohe Bleichen 17 Onon StoreGalleria Große Bleichen 21 Petra Teufel Eppendorfer Landstraße 36 Hohe Bleichen 13 Rana Eppendorfer Weg 203 The ABC Shop Neue ABC-Straße 5 Werkhaus Große Elbstraße 146 VI › BROT & SPIELE Sonnabend/Sonntag, 6./7. Februar 2010 Samurai-Sudoku 6 7 5 3 8 5 1 4 8 4 9 7 8 8 9 5 Einladend: Hier treffen Design-Klassiker auf barocke Opulenz und kreative Küche. LOKAL-TERMIN Endstation Mascarpone 3 9 3 4 6 5 2 9 8 1 9 9 5 5 2 5 6 1 8 7 2 6 4 2 5 6 3 1 5 8 3 9 6 6 8 1 8 6 9 4 8 4 6 2 Lösungsweg: Beim Samurai-Sudoku sind vier Eck-Sudokus so um ein ZentralSudoku angeordnet, dass jedes der vier Eck-Sudokus sich je 5 1 1 5 3 6 7 4 8 9 1 2 4 6 8 2 9 6 4 6 6 1 9 3 3 2 3 9 4 5 9 einen Block mit dem ZentralSudoku teilt! Dabei gelten für jedes der 5 Sudoku-Diagramme die klassischen Spielregeln: Alle Diagramme sind mit den Zahlen 1 4 8 3 1 5 4 1 6 8 5 2 8 3 5 1 6 7 7 1 4 4 6 7 6 3 5 9 2 8 6 8 2 5 5 8 1 9 7 1 8 3 7 2 6 1 bis 9 aufzufüllen. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile und jeder Spalte sowie in jedem 3 x 3 Feld nur einmal vorkommen. Lösung: siehe unten … Irgendwo in Hamburg. Nur wo? 41 43 44 34 35 28 29 38 39 30 36 37 42 45 48 46 49 Waagerecht 1 Zwischen dieser Insel und Mallorca liegt Mittelmeer. 6 Es steht da der Kirchenkasten, um Ihre Börse zu entlasten. 16 Wo kleine Kunst ganz groß ist. 17 Fortbewegungsmittel in Poseidons Reich. 18 Dreifacher musikalischer Laut. 19 Hier können Sie ein englisches Wort vom Stapel lassen. 20 Belgischer Nordseebeitrag bei Nieuwpoort. 21 Eine Spur fruchtbaren Bodenlebens sucht man hier wohl ganz vergebens. 22 Wer sie einen Tölpel nennt, braucht nicht mit einer Beleidigungsklage zu rechnen. 23 Italienischer Ausbrecher; lässt sich auch in Vietnam sehen. 25 Mann, was für ein Hochstapler! 27 Gebirglers Horizont unten, nicht aber oben. 30 Mosaik; erst zur Hälfte fertig. 31 Er erdreistete sich, den berühmten Marduktempel Esagila als „Götzenstall“ zu schmähen. 34 Fischfanggerät einer Extremität. 40 Er behauptete, er wäre der Größte. 41 Wer auf die Tube drückt, will sich von ihm nichts entgehen lassen. 42 Kennen Sie eine Bergnymphe der griechischen Mythologie? 43 Schließt Ben sich an, wird es schon halten. 44 Der Kleine war der Sohn des Oileus. 45 Fließt bei Loleta in den Pazifik. 46 Kennzeichen von Justitia. 47 Er würde dafür sorgen, dass aus diesem Volkshelden etwas Nützliches für die Küche wird. 48 Was hier in Kürze erscheinen soll, ist angelsächsisch. 49 Schüttelt man einen gebündelten Energiestrahl, verwandelt er sich in eine französische Stadt. 50 Peter I., Michailow, arbeitete bei Lortzing als Zimmermann. Sein wahrer Titel? 50 Senkrecht 1 In ...-sur-Seine verstarb A. Artaud. 2 Eigenheim in spe. 3 Aus Erde gemacht. 4 Für die Verzierung ist ein Synonym hier nicht anonym. 5 Griechische Luft. 6 Er klaut Fische, sie klaut noch mehr Tiere. 7 Verloren und auch nicht gesiezt. 8 Was so geboten wird, gilt als verkäuflich. 9 Aus Rätseln kennt man ihn genau, den Ort bei Oberammergau. 10 Französischer Fluss beginnt mit griechischem Buchstaben. 11 Einst geistliches Gericht; war zum Verzehr ungeeignet. 12 Tropf; ist auch außerhalb medizinischer Einrichtungen weit verbreitet. 13 Am Lebensabend rate man d a s cum dignitate. 14 Des guten Tones wegen legt man’s übers Knie. 15 Dieses Wort ist nur bekannt für ungebleichte Leinenwand. 23 Ganz genau! 24 Das kommt ohne eine symmetrische Ordnung nicht aus. 25 Dieser afrikanische Staat Nairobi zur Hauptstadt hat. 26 Nordschwedischer Port, von dem Rostberge auf Reisen gehen. 28 An Korpsstudenten sieht man sie gewiss – als Schmiss. 29 ’ne Schieferart ist dies Gestein. Fällt Ihnen wohl sein Name ein? 32 In Kambodscha ist 1 Dings = 10 Kak = 100 Sen. 33 Dem wird es wohlig warm in der Pfeife. 34 Pozenzieller Überläufer. 35 1 Kubikmeter geschichtetes Holz. 36 „Haben“ ist uns lieber. 37 So sind Zahlen ohne Bruch. 38 Bisher noch nicht als echt erwiesen: Wotans Tagebücher. 39 Ungefüllt füllt hier die Spalte. Auflösungen: 3 5 8 2 1 9 4 6 7 9 6 4 7 8 5 3 1 2 7 1 2 6 3 4 9 5 8 5 2 6 4 7 8 1 9 3 8 4 3 1 9 2 5 7 6 1 7 9 5 6 3 8 2 4 1 5 3 9 4 7 6 8 2 4 7 6 8 1 2 5 3 9 9 2 8 3 6 5 7 1 4 2 8 4 1 6 3 5 9 7 6 2 8 1 4 3 5 6 9 7 8 2 9 6 7 8 2 5 3 1 4 7 5 9 8 2 6 4 7 3 5 9 1 7 8 1 2 5 4 6 3 9 5 3 9 6 4 7 2 8 1 4 3 2 6 9 7 1 5 8 6 7 8 2 1 9 4 3 5 5 6 9 3 8 1 2 4 7 4 1 2 5 3 8 9 7 6 3 1 5 9 2 6 8 7 4 7 2 5 3 8 1 6 4 9 2 9 8 7 4 5 3 1 6 8 4 6 7 9 2 1 5 3 6 7 4 1 3 8 9 2 5 1 9 3 4 5 6 7 2 8 IMPRESSUM Chefredaktion: Claus Strunz (V.i.S.d.P.) Redaktion: Anika Riegert (verantwortlich) Art Direction: Julia Wagner Mitarbeiter dieser Ausgabe: Albrecht Barke, Jörg Block, Anne Dewitz, Fee Fritze, Inga Griese, Lars Hänsch, Oliver vom Hofe, Katja Höft, Karolin Jacquemain, Tino Lange, Thomas Leidig, Jonny Leppin, Karin Lübbe, Peter Maus, Julia Marten, Jannick Plume, Norman Raap, Kirsten Rick, Maike Schiller, Vanessa Seifert, Josephine Warfelmann, Arnold Wattimena Konzeption & Realisation: mar10 media GmbH Geschäftsführer: Nikolas Marten Anzeigen (verantwortlich): Dirk Seidel, Tel. 040/34 72 25 56 Verlag & Druck: Axel Springer AG, Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg 3 5 1 9 7 4 8 6 2 1 3 4 9 5 7 8 1 2 4 6 3 FOTO: PR 33 27 6 8 1 3 5 7 2 4 9 5 7 1 3 6 8 7 4 5 1 2 9 11–17 Uhr, Tel. 0151/21 66 82 40, www.kuchnia-hamburg.de 26 4 3 7 9 2 1 6 8 5 2 9 3 4 7 1 6 9 2 3 5 8 » KUCHNIA, Wexstr. 28, Mo–Fr 32 40 47 25 2 9 5 8 4 6 7 3 1 4 8 6 2 9 5 8 3 1 4 6 7 » STARTERS, Curschmannstr. 9, Mo–Sa 12–24 Uhr, Tel. 46 96 76 79, www.starters-hamburg.de Mi, 10.2., ab 19 Uhr, 59 Euro pro Person, Tel. 30 99 33, www.east-hamburg.de 31 24 6 3 9 4 1 8 5 7 2 » EAST, Simon-von-Utrecht-Str. 31, 23 22 5 8 2 3 6 7 9 4 1 Die Galerie Kulturreich hat einen neuen Mitbewohner: das Lokal Kuchnia, und wer das polnische Wort für Küche nicht kennt, ahnt spätestens beim Anblick der Matrjoschkas auf den Biertischen, was serviert wird: Osteuropäisches wie Piroggen, Kohlrouladen, Borschtsch. Und weil das teuerste Gericht 7 Euro kostet, passt auch noch ein Apfelkuchen oder Pflaumenkompott (2 Euro) ins Budget. 21 1 4 7 2 5 9 8 3 6 Gerade scheinen sie aus dem Boden zu schießen: Restaurants, die sich auf exakt eine Sache konzentrieren. Im Starters gibt’s nichts als Vorspeisen. Für die Mittagspause ideal: wählen statt warten. Vitello tonnato etwa, würzig eingelegtes Gemüse oder ein liebevoll dekoriertes Pastahäppchen. Die Inhaber des ehemaligen Eve denken sich immer Neues aus, das sie auch gern nach Hause liefern. 20 19 9 5 4 1 2 6 7 8 3 Wenn am nächsten Mittwoch das East zur Küchenparty lädt, wird’s sehr lässig. Hier Sushi, Sashimi und Profi-Tipps abholen, dort mit einem Winzer plauschen, nebenan am Herd Küchenchef Tell Wagner zusehen und auf dem Rückweg zum Tisch noch beim Weinfachmann von der Nahe anhalten, untermalt von Livemusik im Hintergrund. Das klingt nicht nur nach Genuss, sondern auch nach Spaß. 15 8 2 3 9 7 4 6 1 5 Kuchnia 14 7 1 6 5 8 3 2 9 4 Starters 13 Irgendwo in Hamburg: Unilever-Haus, Dammtorwall 15 East 12 18 K R E A S L E E R RESTAURANT 17 C E L L O E D D A RESTAURANT 11 16 O T I U M G A N Z RESTAURANT 10 T A P S G N E I S Essen und ausgehen 9 S E N D N A R B E 1 Braunen Zucker mit gewürfelten und geschälten Quitten 3 – 4 Min. erhitzen ( karamellisieren). Mit Apfel-, Limetten- und Orangensaft ablöschen. Danach 10 Min. köcheln lassen. 2 Anschließend die Butter in Würfeln mit dem Pürierstab einarbeiten. Danach die Suppe durch ein feines Sieb passieren. 3 Für die Beilage: Die Gänsestopfleber 1 Tag vorher in Portwein und Rum marinieren. Anschließend in Scheiben schneiden und in Mehl wenden, danach kurz anbraten. Die frischen Cranberries im Zucker karamellisieren und mit Rosmarin und Thymian abschmecken, danach mit Rotwein ablöschen. 4 Mit der Quittencremesuppe servieren. Buon appetito! 8 R H O N E S O L L 375 g Butter (weich) Gänsestopfleber Portwein und Rum 400 g Cranberries Zucker Rosmarin und Thymian Rotwein 7 E T T A L S T E R Für 4 Personen: 3 ganze Quitten 150 g brauner Zucker 200 ml Apfelsaft 200 ml Limettensaft (frisch gepresst) 400 ml Orangensaft (frisch gepresst) 6 F E I L L U L E A Quittencremesuppe 5 P E R D U F A S S REZEPT VON LILLO CALOGERO CAMMALLERI 4 O T T E R S H A G Tel. 80 60 16 88, Mo–Sa 12–1 Uhr, So Ruhetag, www.pane-e-tulipani.eu 3 A E R O K E N I A » Pane e Tulipani, Klosterwall 23, Reservierungen: 2 Z I E R A X I A L Die Liebe war es, die Lillo Calogero Cammalleri, 38, den gebürtigen Sizilianer, im Jahr 2000 nach Hamburg führte. Auch wenn die Beziehung nicht von Dauer war, die Liebe zur Stadt blieb. Mit zwei Brüdern eröffnete er das „Bacco“, 2005 verkauften sie das Restaurant wieder. Es folgen kurze Intermezzi im Restaurant der „Bar Hamburg“ und in der „Architekturbox“ an der Binnenalster, im Juli 2007 eröffnete Cammalleri dann sein „Pane e Tulipani“. 1 I R D E N R I E L Kurz-Biografie Für scharfe Denker B A U S T E L L E ur wer seinen Weg geht, kann von niemandem überholt werden“, steht mit weißer Kreide auf der überdimensionalen Tafel, die den Gast unübersehbar begrüßt. Das Zitat stammt von Hollywood-Ikone Marlon Brando („Endstation Sehnsucht“). Und der wusste schließlich, was es braucht, um eine Legende zu werden. Legendär ist auch der Name des Restaurants „Pane e Tulipani“. Silvio Soldinis gleichnamige Komödie war ein großer Erfolg und wurde mit neun italienischen „Oscars“ ausgezeichnet. „Ich liebe den Film. Er steht für mich für das Lebensgefühl Italiens“, sagt Inhaber Lillo Calogero Cammalleri. Er selbst ist die Verkörperung des Szene-Italieners – Frohnatur und Frauenliebling – den alle nur beim Vornamen nennen und der seine Stammkunden wiederum mit Vornamen per Handschlag begrüßt. Wer einmal Lillos Charme verfallen ist, findet immer wieder den Weg ins „Pane e Tulipani“, auch wenn das Umfeld am Klosterwall nicht so szenig ist, wie in der Schanze. Mit 19 Jahren schmiss Lillo Calogero Cammalleri, 38, sein Kunststudium für die Gastronomie. Der geborene Sizilianer kam 1992 mit seinem Bruder nach Deutschland, zunächst nach Heidelberg. Dort fing er als einer von vier der insgesamt fünf CammalleriBrüder mit zwei kleinen Restaurants an. Zum Glück für alle Freunde guten Essens und edlen Weines führte ihn sein Weg in die Hansestadt. Denn Lillo hat mehr zu bieten als „Brot und Tulpen“. Bei ihm bekommt der Gast gehobene italienische Küche, alle zwei Wochen mit wechselnder Karte, stets mit Bedacht gewählt und einem Schuss Improvisation. Für den Mittagstisch wechseln Gerichte und Menüs sogar täglich. Die Zutaten kommen aus der umliegenden Region. Die Wände im „Pane e Tulipani“ sind blendend weiß gestrichen, der Raum minimalistisch dekoriert. Der einzige Pomp sind ein Dutzend Kronleuchter – puristisch und doch behaglich. Zu Beginn ein Glas Champagner und ein kulinarischer Gruß aus der Küche: Polenta mit Gorgonzola und Parmaschinken auf Orangencarpaccio. Köstlich auch der Vorspeisenteller Antipasti della casa (12,50 Euro) mit Muscheln, Garnelen, Tomaten-Mozzarella-Spießen, Vitello tonnato, Melone mit Parmaschinken. Alle Gerichte klingen wie eine Sinfonie: Duett von Schwarzfederhuhn mit Tigergarnelen auf Rahmwirsing und getrüffeltem Kartoffelgratin (24,50 Euro), Linguini aus dem Parmesan mit schwarzem Trüffel (15,50 Euro), Pappardelle mit Hummer und PachinoTomaten in Estragonschaum (16,50 Euro). Ein Genuss, der schon beim Bestellen auf der Zunge zergeht. Und dann erst beim Essen – exquisit. Selbst das Pizzabrot bestreut mit Estragon und grobem Meersalz zwischendurch ist sensationell. Dazu einen fruchtig spritzigen Spitzenriesling vom Pfälzer Weingut „Dr. Bückling-Wolf“. Einfach perfekt! Die ersten Hosenknöpfe und Gürtelschnallen werden unauffällig geöffnet, um das Atmen zu erleichtern. Aufs Dessert möchte dennoch niemand verzichten – am liebsten von jedem etwas. Die Kellnerin bringt eine gemischte Platte mit Malheur au chocolate, Mascarpone, Panna cotta, gespickt mit fruchtigen Soßen und köstlichen Früchten. Der Abend könnte nicht schöner ausklingen. Jetzt schon legendär. Über 2000 Bewohner und 120 Gewerbebetriebe mussten für das repräsentative Bürohaus weichen. Die Kosten der Umsiedlung übernahm die Stadt. Fachwerkbauten des 17. bis 19. Jahrhunderts wurden abgerissen, der Stadtteil sollte aufgewertet werden. 1964 war der 90 Meter hohe Einzelbau bezugsfertig und seit 2000 steht der ehemalige Sitz der einstigen „Marine-Union“ unter Denkmalschutz. Jetzt wird er entkernt, auf den ursprünglich eigens geschaffenen Grünflächen um das Gebäude herum entsteht eine neue Randbebauung. I V R Y E X A K T N TEXT: ANNE DEWITZ • FOTOS: THOMAS LEIDIG FOTO: GRAFIKANSTALT Lillo Calogero Cammalleri offeriert im „Pane e Tulipani“ italienische Spitzengastronomie mit Leben und Gefühl. VII Sonnabend / Sonntag, 6. / 7. Februar 2010 Kino Ganz großes › GESTERN & HEUTE 1970 – 2010 ABATON Motor aus und Film ab: 1970 wird die Schlüter’sche Automobilgarage zum Abaton-Kino umgebaut. Abaton-Gründer Werner Grassmann hat Kulturgeschichte geschrieben – und jetzt seine Autobiografie verfasst. KAROLIN JACQUEMAIN gewährte er eine Sondervorführung. E s war am 17. Februar 1953, ein kalter Wintertag, die Außenalster zugefroren, als Werner Grassmann seine Filmfirma ins Handelsregister eintragen ließ: das „studio 1“ in der Schmilinskystraße 8. Ein halbes Jahr später sollte er hier, in einem alten Buchlager, sein erstes Kino eröffnen. Eigentlich hatte Grassmann nur eine Abspielstätte für seinen ersten Kurzfilm gesucht, die komödiantische Doku „Ware unterwegs“ über einen Spießrutenlauf durch Hamburgs Hafenbürokratie. Gedreht auf 16 mm, ohne Kameramann. Zur Premiere gab es Mettschnittchen und Sekt aus Gläsern mit Kristallschliff, als Leinwand diente ein Bettlaken, vor das sich Grassmann platzierte, um den Text zum Film vorzutragen. Den Leuten gefiel es: die Wohnzimmeratmosphäre, das Foyer von der Größe einer Umkleidekabine, der Weg ins Kino über den vollgerümpelten Hinterhof. Sie fanden es charmant, „sehr pariserisch“. Und Grassmann hatte sein Credo gefunden, das perfekt in die Zeit passte: Entertainment mit gesellschaftlichen Anliegen. Zu jener Zeit gab es in Hamburg 150 Filmtheater, wie Autor Michael Töteberg im Vorwort zu Grassmanns Buch „Hinter der Leinwand“ schreibt, das Ende Februar im Nautilus-Verlag erscheint: „glanzvolle Premierenkinos, Erstaufführungstheater in der City und Flohkisten in den Stadtteilen, doch studio 1 war ein Unikum.“ Das kleinste und originellste Kino der Welt – aber mit oft leeren Kassen. Schon im August 1955 schrieb das Hamburger Abendblatt zum zweiten Geburtstag des studio 1: „Es gibt viele Arten, sein Geld zu verlieren. Man kann Roulette spielen, an der Börse spekulieren, guten Freunden kleine Scheine leihen. Eine ganz sichere Methode aber hat Werner Grassmann aus Hamburg festgestellt: Man macht ein kleines Kino auf (...)! Dann hat man zwar viel Spaß und wird von vielen Leuten gelobt – weil man etwas für die Kultur tut –, aber man muss sehen, dass man jeden Monat noch rund 400 Mark hinzuverdient, um seinen Magen vor der Einschrumpfung und das kleine Filmkunsttheater vor der Pleite zu bewahren!“ Obwohl das studio 1 Filme zeigte, die kaum in Deutschland zu sehen waren, etwa Chaplins „The Kid“, musste es 1956 schließen. Die Hauptrollen dabei spielten eine Frau vom Bezirksamt, ein Herr vom Bauamt und viele unbezahlte Rechnungen. Klingt wie ein Kurzfilm von Grassmann selbst. Heute, im Alter von 83 Jahren, blickt der beneidenswert jung gebliebene Kino-Tausendsassa auf ein erfolgreiches Berufsleben als Regisseur, Produzent, Verleiher, Festivaldirektor und vor allem Kinobesitzer zurück: Mit Rechtsanwalt Winfried Fedder hat er 1970 in einer alten Garage das Abaton gegründet. „Was aus meiner Sicht fehlte, war ein Kino für neue, innovative Filme“, erinnert sich Grassmann. Er setzte auf Anspruch, entwarf ein Programmheft, in dem sämtliche Aufführungen und Laufzeiten bekannt gegeben wurden – und erfand so das Programmkino. Ein Ort für Werke, die sich mit dem Zeitgeschehen und neuen Erzählformen auseinandersetzten, für Rock-Movies und den jungen deutschen Film. Zur Eröffnung am 29. Oktober 1970 kamen Künstler wie das Regiewunder Constantin Costa-Gavras, der Underground-Filmer Kenneth Anger, der Schriftsteller Peter Rühmkorf, ein Freund Grassmanns aus Studientagen. Es gab Bier und Schmalzbrote, und es hätte nicht viel gefehlt, und der Eröffnungsfilm, HansJürgen Syberbergs „San Domingo“, hätte als Stumm- film gezeigt werden müssen, da die selbst gebaute Soundanlage den Dienst versagte. Erst in letzter Sekunde krochen die Töne aus den Lautsprechern. So begann, hier in Hamburg, ein neues Kapitel der deutschen Filmgeschichte. Längst gibt es hierzulande mehr als 200 Programmkinos – das Original steht aber im Grindelviertel. Mehrfach für sein Programm ausgezeichnet, ist es heute ein umtriebiges Studentenkino, das noch immer ein Forum für Diskussionen vor der Leinwand bietet. In der kinoeigenen Kneipe (damals: Abatinn) werden Besuchern nach den cineastischen auch kulinarische Genüsse geboten. „Film und Drink“ nannte Grassmann das damals neuartige Konzept. 1990 stieß Matthias Elwardt zum Abaton-Team und ist seither hauptsächlich fürs Programm zuständig. Grassmann hingegen, der eine geräumige Altbauwohnung nur wenige Fußminuten vom Kino entfernt bewohnt, hat vor zwei Jahren mit dem Schreiben seines ersten Buches begonnen: Geschichten über das Abaton, seine Anfänge als Filmemacher, seine Begegnungen mit den Underdogs und Größen der Branche. Denn Werner Grassmann war mehr als nur Kinobetreiber: Nach einem Zwischenstopp als Regisseur bei der ARD-„Tagesschau“ und als Pressechef des „Süddeutschen Rundfunks“ zog er im Herbst 1966 mit seiner Firma studio 1 in die Brüderstraße, nur wenige Schritte vom Rathaus entfernt. Vier Jahre, bis zur Gründung des Abaton, produzierte Grassmann hier TV-Filme, organisierte das „Film-In“, ein Drei-Tage- Ein Leben für den Film: Werner Grassmann verkaufte Ende der 50er im studio 1 selbst die Karten und putzte als Abaton-Chef auch schon mal die Leinwand. FOTOS: EDITION NAUTILUS (3) DIE AUTOBIOGRAFIE Festival, bei dem Wein und Bier in Strömen flossen. „Heute braucht man, um Karriere zu machen, ein graduiertes Studium an einer Filmhochschule. Damals ging alles nur mit zugucken und selber machen“, resümiert er seinen oft steinigen Weg. Auch das Abaton hat schwere Zeiten erlebt. „Im ersten Jahr wurde sehr viel davon gesprochen. Immer wieder hatte man das Gefühl: Wir schaffen das nicht.“ Doch sie haben es geschafft. Im Herbst feiert das Kino, das seinen ungewöhnlichen Namen der Tatsache verdankt, dass man in den Kinoanzeigen der Zeitungen immer an allererster Stelle stehen wollte, sein 40-jähriges Bestehen. Es wird ein großes Fest geben. Doch im Frühjahr begibt sich der Autor mit seinem Buch erst einmal auf Lesereise. Nicht in Buchhandlungen, sondern in Programmkinos. „Wieder etwas erfunden“, sagt er zufrieden. Wieder dem Kino etwas Neues abgerungen. Oder wie die Schauspielerin Senta Berger sagt: „Filmemacher sind Geschichtenerzähler. Und Werner Grassmann ist einer von denen, die uns geprägt haben!“ Werner Grassmanns Buch ist auch ein Zeugnis der Kulturund Zeitgeschichte Hamburgs von den 50er-Jahren bis in die Gegenwart: „Hinter der Leinwand“ erscheint Ende Februar in der Edition Nautilus, 256 Seiten, 19,90 Euro. » Lesungen Werner Grassmann stellt seine Autobiografie „Hinter der Leinwand“ gleich zweimal in Hamburg vor: am 14. März um 11 Uhr im Abaton als „Preview“ mit diversen Filmen sowie Spaghettiund-Rotwein-Lunch im Bistro. Und am 18. April ab 19 Uhr im Abaton im Rahmen der VattenfallLesetage, ebenfalls mit Filmen. s n u n e u e r f r i W ! g n i l h ü r F n e d auf VIII › STIL & LEBEN Sonnabend / Sonntag, 6. / 7. Februar 2010 HANDGEMACHT Alles, was glänzt, ist Silber: Bei „Elfcraft“ im Mittelweg kosten die Schmuckstücke ab 69 Euro aufwärts. FOTOS: ISTOCKPHOTO, PRIVAT Der Herr der Ringe Bei ihm bekommen Victoria Beckham und Tokio Hotel was auf die Finger: Wolgang Elfers ist der Schmuckdesigner vieler Stars. D JONNY LEPPIN, 32, aus HamburgMarmstorf, lebt seit Mai 2009 in São Paulo, Brasilien, und arbeitet dort als Controller bei Philips. Minusgrade und Schnee? Nix da, Hamburger Schmuddelwetter ist in Brasilien unbekannt. Dafür aber Sonne, Strand und Caipirinha. Es ist auf jeden Fall ein Erlebnis, Silvester am Strand mit Sambamusik und leichter Bekleidung zu feiern. TEXT: VANESSA SEIFERT • FOTOS: THOMAS LEIDIG as ist mal ein klares Firmenprofil mit einer eindeutig umrissenen Zielgruppe. „Bei uns geht es nicht um Protz-Klotz mit fetten Brillis, sondern um maskulin-archaischen Schmuck für alte Hippie-Rocker.“ Also für Typen, wie Designer Wolfgang A. Elfers selbst einer ist. Die blonden Haare ordentlich zerstrubbelt, wie nach einer Harley-Höllenfahrt über den Highway Number 1. Elfers trägt enge schwarze Jeans, spitze Stiefeletten, ein Hemd im Leoparden-Look und an den Fingern wuchtige Silberringe, gegen die „König Karl“ Lagerfelds Preziosen geradezu filigran anmuten. Auch als Kerl dekoriere er sich eben gern, sagt Elfers. Sei schon immer so gewesen. Nur habe es lange Zeit keinen coolen Schmuck für echte Männer gegeben. Bloß diese Goldkettchen mit Anker dran, die zugegebenermaßen auf den Meeresgrund des guten Geschmacks gehören. Also wurde Autodidakt Elfers seines eigenen Glückes (Silber-) Schmied. 1996 sattelte der gelernte Kaufmann um auf Designer, gründete das Label „Elfcraft“. „Für Elfen, die Motorrad fahren“, sagt Elfers in Anspielung auf seinen Spitznamen „Elfe“ und lacht. „Believe in your dreams“ (Glaub an deine Träume) – das ist Elfers Credo. Und konsequenterweise auch das Firmenmotto. Auf jedem Schaukasten ist es zu lesen. Am Mittelweg 32, wo der Rock ’n’ Roll seinen Hamburger Wohnsitz hat. Und Elfers eben sein Atelier mit bis zu sechs Mitarbeitern. Mehr als 500 schwere Teile aus Sterlingsilber, meist mit Leder kombiniert, umfassen Elfers handgefertigte Kollektionen mittlerweile schon. Bis zu 80 neue Stücke kommen jedes Jahr hinzu. „Um kreativ zu sein, brauche ich vor allem Ruhe. Am besten unter Palmen“, sagt Elfers mit seinem jungenhaften Lachen. Erst kritzele er eine neue Idee auf Papier, dann entwerfe er den Prototypen am Computer. Das dauere. Stunden, manchmal Tage. Dann sei er „komplett raus aus dem normalen Leben“, sagt der Hamburger. Dann beschäftigen ihn nur noch grobgliedrige Armbänder und schwere Ketten mit Drachen, Hörnern, fünfblättrigen Lilien, Kreuzen, Adlern – eben jenen Sinnbildern für Freiheit, Kraft und Für Brasilianer ist es recht einfach, schnell eine Party in Gang zu bringen: Man fährt an die Strandpromenade, dreht die Musikboxen seines Autos auf volle Lautstärke und fängt an, am Strand zu tanzen. Ein Lebensgefühl, das man im Norden Deutschlands eher selten erlebt. In Leder und Leo-Look: Wolfgang Elfers legt auch die Scorpions, „gute Bekannte aus alten Rocker-Zeiten“, in Ketten. Magie, die Elfers Kreationen so markant machen und so bekannt gemacht haben. Denn längst schmücken sich mit Elfers eigenwilligen (Hand)-Werken, die preislich bei 69 Euro beginnen und sich in den vierstelligen Bereich steigern, nicht mehr allein Männer. „Meine weltweit mehr als 500 Kunden verteilen sich fifty fifty auf beide Geschlechter“, sagt der Designer, während er in der Werkstatt höchstpersönlich an einer Kette werkelt. Dass auch Rockerbräute seine Kreationen schätzen, hat beispielsweise auch folgenden Grund: Gerade erst hat Wolfgang A. Elfers Handtaschen mit Nieten und Fransen auf den Markt gebracht. „Jetzt muss ich dringend für die Männer nachziehen“, sagt er und schmunzelt. Eine fetzige Laptop-Tasche stellt er sich vor. „Ich ärgere mich selbst täglich über das spießige Teil, in dem ich meinen eigenen Computer durch die Gegend schleppe.“ Überhaupt ist Wolfgang A. Elfers gewissermaßen seine eigene Quelle der Inspiration. Nehmen wir die mit dem typisch Elferschen Lilien-Ornament geschmückte Geldklammer (250 Euro), die er gerade aus der Hosentasche seiner Jeans zieht: „So etwas brauchte ich unbedingt, also habe ich es entworfen.“ Seinen Stil haben mittlerweile Promis von Harvestehude bis Hollywood für sich entdeckt. Die Jungs von Tokio Hotel tragen den Silberschmuck aus Hamburg, der weltweit in einigen ausgewählten Geschäften verkauft wird, ebenso wie Stil-Ikone Victoria Beckham. „Klar, freut mich“, sagt Elfers. „Wobei ich oft gar nicht weiß, wer meinen Schmuck trägt. Manchmal entdecke ich es zufällig auf einem Foto in einer Illustrierten.“ Nur dass sich die Scorpions seine Ketten anlegen, das weiß er – selbstverständlich. „Das sind gute Bekannte aus alten Hannoveraner Rocker-Zeiten.“ Und welches Kompliment steht dem Designer Elfers am besten? „Mich macht es glücklich, wenn ich jemanden auf der Straße sehe, der meinen Schmuck mit Stolz trägt. Egal, ob Promi oder nicht.“ Darüber freue er sich. Still und leise. „Ich renne natürlich nicht gleich hin und sage: ‚Übrigens, ich bin der Typ, der das Teil da entworfen hat.‘“ Das wäre nämlich ziemlich uncool. Und damit das ganze Gegenteil von Wolfgang A. Elfers. Kontakt » Elfcraft, Mittelweg 32, Tel. 410 70 63. Dort ist allerdings „nur“ der Showroom. Auf der Internetseite www.elfcraft.com gibt es einen Shopfinder mit Geschäften, die Wolfgang A. Elfers Kollektionen verkaufen, sowie einen Online-Shop. MEIN STYLE-TRIO SCHILLERS STADTGEFLÜSTER Schöne Atmosphäre Elbnähe und Schnittchen Die Fernsehmoderatorin Susan Attwell, 42, erfreut sich an Duftkerzen, stilvoller TischDekoration und glänzender Lippenpflege. FOTO: PICTURE-ALLIANCE/DPA Als TV-Moderatorin werden Sie immer perfekt gestylt. Wie halten Sie es privat? Ich bin froh, wenn ich zu Hause kein komplettes Make-up tragen muss. Ich benutze eine getönte Tagescreme, Rouge, Mascara und die Lippenpflege Aqua Fusion von Lancôme. Die glänzt schön und pappt nicht. I Schale Taika schwarz/weiss von Iittala , 24,95 Euro, gesehen im Iittala-Shop, Mönckebergstraße 8. Lippenpflege Lancôme Aqua Fusion, 19,95 Euro, gesehen in der GänsemarktpassageParfümerie. Die Wochenvorschau MONTAG COMEDY: Das Beste aus 6 Soloprogrammen präsentiert „Der blonde Emil“ Thomas Nicolai: Klaus Kinski muss ein Casting durchstehen, und ein Nutella-Glas wird für Barry White zum Problem. Schmidt Theater, 20 Uhr. KONZERT: In den „Hamburg Sounds“ treten Cassandra Steen, Ruben Cossani und Tom Hugo Boy auf. Fliegende Bauten, 20 Uhr. DIENSTAG FEST: Mit großem Spektakel wird die AIDAblu getauft. Ab 16 Uhr ist das „Winterdorf“ auf dem Fischmarkt geöffnet, dort gibt es u. a. Ice-Carving. Um 20 Uhr beginnt die Taufshow – Patin ist die Designerin Jette Joop. Im Schein eines prächtigen Feuerwerks macht sich das Kreuzfahrtschiff (252 m) mit dem Kussmund ab 20.30 Uhr startklar zur Jungfernfahrt. ch wohne über einem Café, wir teilen uns den Keller. Seit einiger Zeit steht in diesem Keller eine Untertasse mit Rattengift. Ich habe die da nicht hingestellt. Die Jungs vom Café müssen das serviert haben. Sie haben, und das ist das Schaurige, vermutlich einen guten Grund dafür. Ganz offenbar haben wir einen Untermieter. Solche Dinge passieren, in Ottensen ist die Elbe nicht weit, und das Café belegt seine Brötchen lecker – die Ratte und ich haben also ähnliche Vorlieben. Elbnähe und Schnittchen. Wir haben uns trotzdem noch nicht kennengelernt. Vielleicht auch, weil ich nicht mehr so oft in das Café gehe wie früher. Was natürlich ein Fehler ist, nicht nur wegen der Schnittchen. Von Nagetieren nämlich kann man auch als steuerpflichtiges Säugetier einiges lernen. In der Zeitung zum Beispiel stand erst kürzlich, dass Handystrahlung Mäuse vor Alzheimer schützt. Mobiltelefone, so war dort zu lesen, verbessern die Gedächtnisleistung der kleinen Racker. Ich habe mich kurz gefragt, ob die Forscher heutzutage nur noch mit ihren Labormäusen telefonieren, um auf Ergebnisse zu kommen. Vielleicht ist das wie bei diesen Fernuniversitäten, das Versuchskaninchen sitzt in Minnesota, die Forschergruppe in Bottrop, und zu den Sprechzeiten schließt man sich kurz. Gut, dass Telefonieren heute nicht mehr so teuer ist wie früher. Plötzlich erhält der Begriff „Flat-Rat“Tarif einen ganz neuen Sinn. Für Tierschützer wäre das vielleicht eine Alternative: Laborratten im Home-Office. Flexible Arbeitszeiten, eine eigene Geschäftsleitung, und sitzt die Maus grad nett beim Käsefondue, geht sie halt nicht ran, wenn’s klingelt. Vor ein paar Tagen musste ich dann wieder in unseren Keller, Schlittschuhe suchen. Die Untertasse war leergefressen. Mir tat das plötzlich leid. Ich habe einen Zettel hinterlassen, für die Hinterbliebenen. „Bin bereit zum Trauergespräch. Gibt auch Schnittchen.“ Und meine Mobilnummer. Bis jetzt hat sich noch keiner gemeldet. Nur die Jungs vom Café gucken neuerdings komisch, wenn ich mir morgens meinen Kaffee hole. Was ich in Brasilien gelernt habe, ist einfach: Genieße dein Leben, solange du es hast. Auch wenn die Arbeit in der Megametropole São Paulo hart und lang ist (zehn Stunden pro Tag sind keine Ausnahme), so habe ich das Gefühl, dass jeder dieser 20 Millionen Einwohner am Wochenende herausfährt, um am Meer oder am Pool zu entspannen, ein Churrasco (Grillfeier) zu veranstalten oder einfach den ganzen Tag mit Familie, Freunden und Nachbarn in den Tag zu philosophieren bei einem wässrigen, aber dafür eiskalten Bier – oder zwei, oder drei... Abgesehen von dem Verkehrschaos und dem Meer aus Häusern und Beton, lässt es sich gut in São Paulo leben. Obwohl jeder über Sicherheitsprobleme klagt und es auch bestimmt jeden irgendwann mal erwischt mit einem Überfall, so muss ich hier nicht jeden Tag ums Überleben kämpfen. Gesunder Menschenverstand und etwas Vorsicht reichen aus, ungeschoren den Alltag zu durchleben. Das Angebot an Beschäftigung und Vergnügen ist dagegen einzigartig. Aufgeschlossene und fröhliche Menschen, schöne Frauen und gutes Essen aus allen Nationen lassen sich hier leicht finden. Und auch das Angebot an Musik und Klub-Unterhaltung ist vielfältig. Wer sich also nicht durch die Hektik der Stadt und regelmäßige Stromausfälle aus der Ruhe bringen lässt und sich auf den „Brasilian Way of Life“ mit seiner unbeschwerten und optimistischen Art einlässt, kann einmalige Erfahrungen sammeln. ILLUSTRATION: JOSEPHINE WARFELMANN Da Sie zwei Wochen im Monat unterwegs sind, achten Sie da besonders auf einen schön gedeckten Tisch bei sich zu Hause? Ich achte darauf nicht peinlichst genau, aber eine gewisse Atmosphäre sollte es schon haben. Bei mir stehen z.B. keine Töpfe auf dem Tisch. Die Speisen fülle ich dann schon in Schalen. Ich achte aber darauf, dass ich mit meinen zwei Kindern stilvoll esse. Duftkerze „Choisya“ von Diptyque, 44 Euro, gesehen bei Harald Lubner, Große Bleichen 23. FOTOS: PR Sie sind viel unterwegs. Was benötigen Sie, um sich auf Reisen wohlzufühlen? Ganz wichtig sind mir meine Bücher, der iPod und mein Laptop mit Fotos meiner Kinder. Auch eine Duftkerze in einer fremden Umgebung finde ich sehr schön. Orangenblüte ist dabei mein Lieblingsduft – von Vanille bekomme ich Kopfschmerzen. Diese Dinge sind ein kleines Stück Zuhause, das ich mir mitnehme. São Paulo MADE IN HAMBURG Kolumne » An dieser Stelle schreiben im wöchentlichen Wechsel die Abendblatt-Redakteure Maike Schiller und Joachim Mischke. Wenn die Kieselsteine an der Elbe wirklich so lecker wären, würde der Wasserspiegel sinken … „Hamburger Elbkiesel“ heißen Dragees in acht Sorten mit vier feinen Füllungen. Verkorkt und versiegelt im Glas. Hamburger Elbkiesel, 120 g, ca. 6 Euro, gesehen bei Confiserie Paulsen, Poststr. 5. 8.–14. FEBRUAR MITTWOCH MESSE: Die Trendthemen Aktivurlaub und Radreisen stehen im Fokus der „Reisen Hamburg 2010“ auf dem Messegelände. Rund 1000 Aussteller aus über 80 Nationen machen bis zum 14.2. mit ihren Angeboten Lust auf Urlaub. „Comeback-Karte“ 8,50 Euro. KONZERT: „Anplackt – zwei Gitarren, ein Cello“: Stefan Gwildis im St. Pauli Theater. 20 Uhr. DONNERSTAG KINDER: In der Reihe „Gedankenflieger – Philosophieren mit Kindern“ geht es um das Thema Identität. Kinder von 7 bis 10 Jahren können der Kinderphilosophin Kristina Calvert und dem Schauspieler Frank Puchalla Löcher in den Bauch fragen und selber Antworten finden. Fundus Theater, Hasselbrookstr. 25, 15.30 Uhr, 2 Euro. FREITAG KUNST: Gute Geschäfte sind die beste Kunst – dieses Credo von Warhol nimmt die Ausstellung „Pop Life“ als Ausgangspunkt, um zu zeigen, wie sich Künstler seitdem auf die Medienkultur eingelassen haben. Werke von Jeff Koons, Keith Haring, Damien Hirst und anderen werden dabei in der verführerischen Atmosphäre eines Marktes gezeigt. Hamburger Kunsthalle, bis 9. Mai. SONNABEND GESANG: Wenn The Ten Tenors ihre Songjuwelen vortragen, verschmelzen grandiose Solostimmen zu einem aufregenden Klangerlebnis. Gut 31 Millionen Menschen haben die zehn australischen Tenöre bereits gesehen. CCH, 20 Uhr. SPORT: Der HSV tritt beim VfB Stuttgart an. Wird Wunderstürmer Ruud van Nistelrooy sein Comeback geben? 15.30 Uhr. SONNTAG KLASSIK-MIX: Das Damenquartett „Salut Salon“ hat die Kunst des Cross-over auf Kammermusik übertragen und dem brillanten Mix aus Klassik, Rock, Chanson und Folk eine tolle Bühnenshow verpasst. Das exquisite Ensemble jongliert souverän mit Bach und Ray Charles, Mozart und Pianola, Brahms und dem „Pink Panther“. Komödie Winterhuder Fährhaus, 11.30 Uhr.