Das Museum - ALT-OPEL
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Das Museum - ALT-OPEL
09-0073-Alt-Opel_MagazinNr193:210 x 297 10.02.2009 16:07 Uhr Seite 10 REPORT Rennwagensammlung – oder besser: ein kleiner Ausschnitt davon Das Museum D er Abend unserer Mitgliederversammlung am 25.10.08 endete mit einer Überraschung: Heinz H. Zettl lud zu einer Besichtigung der Werkssammlung ein, mit reichhaltigem Abendessen, und mit einem ganz speziellen „Nachtisch“: Einem Gang durch die 318.000 Kilometer – bringen einen Kadett A nicht um! 10 Clubmagazin Nr. 193 „Heiligen Hallen“, die normalerweise nicht öffentlich zugänglich sind. Das Gros der Fotos zu dieser Geschichte ist an diesem schönen Abend entstanden, aber die Zeit für ein Hintergrundgespräch war natürlich nicht da. Wir haben das im Dezember nachgeholt, zwei Tage vor dem Abschied von Heinz Zettl in den Ruhestand. (S. dazu auch Ausgabe 05/08, Seite 14.) Im Opel-Forum herrscht geschäftiges Treiben an diesem Montagmorgen im Dezember. Der Insignia-Antriebsstrang wird von einer breit fränkisch sprechenden Familie bestaunt, zwei Herren aus Italien kämpfen gegen den Impuls, im Kapitän P Platz zu nehmen, eine Gruppe Jugendlicher belagert den Shop. Der Sicherheitsmann beäugt misstrauisch Laptop und Kamera, schließlich werden auf dem Rüsselsheimer Werksgelände auch Prototypen bewegt. Erst als er 09-0073-Alt-Opel_MagazinNr193:210 x 297 10.02.2009 16:07 Uhr Seite 11 REPORT erfährt, dass Heinz Zettl gegen die Mitnahme dieser Gerätschaften keine Einwände erhebt, füllt er den Besucherschein aus. Heinz Zettl hat seinen GT mitgebracht. Wir fädeln uns in den Roadster, dessen Kofferraum die Computertasche gerade noch fasst, die Reisetasche aber nicht. Herr Zettl lächelt. „Sind wir nicht alle Sportwagenliebhaber?“ Eine gute Frage. Vermutlich sind wir das wirklich alle. Die einen pflegen eine platonische Zuneigung, die anderen leben das aus. Um das Ausleben geht es in dieser Geschichte, um das Ausleben eines Traumes. 43 Jahre liegt der Moment zurück. Auszubildende heißen noch Lehrlinge, und ein angehender Industriekaufmann im ersten Lehrjahr steht zum ersten Mal vor der Werkssammlung. Etwa 60 Autos hat Opel in den Tagen des Rekord B, der heute übrigens mit einer besonderen Geschichte in der Sammlung vertreten ist: Sepp Herberger hat den dunkelgrünen 1900 L gefahren, der aussieht als sei er ein perfekt erhaltenes Original. Aber das ist er nur fast. Heinz Zettl erinnert sich: „Wir haben den Wagen an den DFB ausgeliehen und mit einem Heckschaden zurückerhalten und sonst etwas versucht, um den leicht patinierten Farbton zu treffen. Am Ende wurde es eine Komplettlackierung…“ Beim Wiederaufbau der Exponate bleiben solche Überraschungen nicht aus, ihre Zahl hat mit den Jahren aber deutlich abgenommen. Das letzte Auto, an dem es mehr Arbeit gab als zunächst veranschlagt, war ein Rekord E Caravan. Der Kadett A in LAusführung, den Mechaniker Fabian Nebe gerade komplettiert, zeigte sich dagegen sehr gut erhalten, und auch das Rekord A Deutsch-Cabriolet, das gerade aufgebaut wird, scheint keine bösen Überraschungen zu bergen. Doch zurück in die Zeit um 1965, als der Rekord B noch als Neuwagen unterwegs und Heinz Zettl im ersten Lehrjahr bei Opel war. Sein Gedanke beim Anblick der damaligen Werkssammlung, die natürlich lange nicht nach heutigen Standards restauriert Ein Bruchteil der fünf Jahrzehnte währenden Fahrradproduktion von Opel Flugmotor oder: Es gibt so gut wie nichts, was Opel nicht gebaut hat war: „Das möchte ich eines Tages machen, in Verantwortung.“ Aber Lehrjahre sind keine Herrenjahre, zu tun gibt es andere Dinge, Träume gehen verschütt, nur die wirklich bedeutenden Träume widerstehen dem Alltag. Fast zwanzig Jahre später war es dann so weit: Heinz Zettl wurde die Verantwortung für Opels Aktivitäten auf Messen und bei Veranstaltungen übertragen. Das Oldtimerhobby steckte in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Oldtimer hatten einen Rahmen, der Bugatti in der Scheune war ein Traum, über den auf der Veterama getuschelt wurde, feiste Landwirte mit roten Gesichtern Lutzmann-Motor – Stefan Fachinger Clubmagazin Nr. 193 11 09-0073-Alt-Opel_MagazinNr193:210 x 297 10.02.2009 16:07 Uhr Seite 12 REPORT Das ist ´ne Rakete – RAK II und Raketenmotorrad zerrten Trümmerhaufen auf Anhänger, die nur mit Mühe als Opel P4 zu erkennen waren und bei solchen Veranstaltungen stündlich an eingebildetem Wert verloren, bis sie abends nach zähem Feilschen doch einen mutigen Restaurierer fanden. Oldtimer Markt erschien auf dem groben Papier, das vom bloßen Erwähnen einer Zigarette gelb anlief. Die Alt-Opel IG hatte zwar ihr erstes Jahrzehnt erlebt, war aber noch ein sehr übersichtlicher Club. Was sich auch über Opels Oldtimer-Etat in dieser Zeit sagen lässt. „Drei Autos haben wir restauriert, darunter den Hohe Standards - die Detailqualität der ausgestellten Fahrzeuge überzeugt. Hier ein Olympia ´51 12 Clubmagazin Nr. 193 Doktorwagen“, erinnert sich Herr Zettl. Mehr war nicht drin. 1987 erfolgte der Wechsel in den PRBereich, der Aufbau der systematischen Clubbetreuung begann sofort. Zuvor hatte es über Bodo Fischer schon Kontakte zur Alt-Opel IG gegeben, aber da musste noch vieles in der Freizeit laufen; wie auch der Aufbau des Literaturfundus, der heute die Basis des Werksarchivs bildet. In diese Zeit fällt auch der Beginn der regelmäßigen OpelBeteiligung an Oldtimerveranstaltungen. Das „rollende Museum“ ist seither stetig gewachsen, gut 180 Veranstaltungen hat Opel im Jahr 2008 mit Klassikern beschickt. Natürlich braucht es dazu einen weitaus größeren Fahrzeugbestand als damals, weshalb Instandhaltung und Restaurierung längst in einem großen Rahmen betrieben werden. Heute beherbergt die Sammlung knapp 500 Autos, plus Nähmaschinen, Fahrräder, Motorräder, Flugmotoren, Pokale, Kühlschränke, Devotionalien aller Art. An die Fachpresse verliehen wird davon nur ein kleiner Teil – die 09-0073-Alt-Opel_MagazinNr193:210 x 297 10.02.2009 16:07 Uhr Seite 13 REPORT Zeiten, in denen der Umgang mit Doppelkuppeln und Zwischengas Allgemeingut waren, liegen nun einmal schon ein bisschen zurück. „Man darf nicht vergessen, dass Opel wesentlich älter ist als die im diesem Jahr anstehenden 110 Jahre Automobilbau“, stellt Alex Petermann klar, der sich zu uns gesetzt hat. Heinz Zettl ergänzt lächelnd: „Wir haben schon viel zusammen, aber mit jedem neuen Exponat fällt einem eine weitere Ausführung ein, die eigentlich auch noch in die Sammlung gehört…“ Alex Petermann leitet heute den Fuhrpark, kümmert sich also um die Testwagen für die Presse, die Autos für den Verkehr auf Werksgelände – und um die Museumswerkstatt, die sechs Mitarbeiter sowie die technische Betreuung der Exponate. „Im Volksmund heißt die Sammlung längst Museum“, sagt Alex Petermann. Was angesichts der Größenordnung und der hohen Dichte an Raritäten mehr als angemessen ist. Wie es weitergeht? Am 27.11.2008 ist die vorgesehene Mischnutzung des historischen A-Baus vom Bauamt genehmigt worden, mit dem Erteilen der Baugenehmigung rechnet Heinz Zettl für das späte Frühjahr 2009, und der Beginn des Umbaus wird dann umgehend erfolgen. „Wir liegen im Zeitplan“, berichtet er, “und Ende des 1. Halbjahres 2011 wird das Museum wie geplant eröffnet werden.“ Kadett A L – Fabian Nebe GT Diesel-Rekordwagen Fahrrad – Stefan Vietor Admiral ´38 – Joachim Zak Rennwagen 1914 – Albert Hagels Clubmagazin Nr. 193 13 09-0073-Alt-Opel_MagazinNr193:210 x 297 10.02.2009 16:07 Uhr Seite 14 REPORT Sport statt Transport - Kadett und Ascona im Rallyetrimm Von den insgesamt 8.000 m² im ABau sollen 6.000 m² als Ausstellungsfläche dienen, die verbleibenden 2.000 m² verteilen sich auf das Archiv, Räume für die Verwaltung und nicht zuletzt für die Nutzung durch Clubs, die auf die angeschlossene Gastronomie zurückgreifen können. Diskussionen über das Projekt gibt es nicht, betont Heinz Zettl. Das Museum kommt. Das rollende Museum bleibt, vielleicht verschieben sich die Akzente manchmal. Seit drei Jahren rollt (oder Seltenes Stück – der Moonlight Roadster gehört zu den besonderen Raritäten der Werkssamlung 14 Clubmagazin Nr. 193 heizt) die Histo-Monte über das Werksgelände, die Erfahrungen mit dieser Veranstaltung werden bei Opel positiv bewertet, an weiteren Kooperationen dieser Art besteht durchaus Interesse. Doch allen wirtschaftlichen Aspekten zum Trotz ist den Mitarbeitern der Spaß an der Arbeit anzumerken. Mit leuchtenden Augen erzählt Herr Zettl vom London-BrightonRun 2008. „Wir hatten den Rennwagen von 1903 mit“, berichtet er, und dann: „Startnummer 214, im Ziel als Dritte.“ 211 Autos hat der Veteran überholt. Was natürlich auch an der akkuraten Vorbereitung liegt. „Wir trauen uns längst auch an die Autos der Messingära heran, restaurieren sie selbst, und sie halten solche Rennen durch“, erzählt Alex Petermann. Von solchen Abenteuern ahnen die gut 50.000 Besucher, die am Ende von Werksführungen einen Blick auf den öffentlich zugänglichen Teil der Sammlung werfen können, nicht unbedingt etwas. Neben den Familien 09-0073-Alt-Opel_MagazinNr193:210 x 297 10.02.2009 16:07 Uhr Seite 15 REPORT der Werksangehörigen, die einmal im Monat zum Familientag kommen, sind das z.B. Architekten, die sich Anregungen für ihre Arbeit holen, Clubs anderer Fabrikate, Versicherer, Lions Clubs, der VDA, Opel-Händler, der ASC, aber auch die Spitzen des deutschen und europäischen Managements von Opel und GM. Und glänzende Augen hat noch jeder bekommen, der vor dem RAK II gestanden hat oder vor den GTPrototypen, vor dem millionsten Rekord D oder der Motoclub, vor der scheinbar endlosen Reihe an Fahrrädern oder Ari Vatanens legendärem Safari-Ascona. „Wir müssen uns hinter keinem unserer Wettbewerber verstecken“, sagt Heinz Zettl zum Abschied, und damit meint er nicht nur Opels reichhaltige Geschichte. Wer die Sammlung (immer) noch nicht gesehen hat: Führungen für maximal vier Personen sind im Rahmen der regulären Werksführungen ohne Voranmeldung Typreferenten knien sich rein – die Herren Müller und Both begutachten die Klappschweinwerfermechanik des GT-Prototypen Wilde Feger - GT-Prototypen und Rekordwagen Clubmagazin Nr. 193 15 09-0073-Alt-Opel_MagazinNr193:210 x 297 10.02.2009 16:07 Uhr Seite 16 REPORT High Tech auf zwei Rädern – offene ohv-Ventilsteuerung am Motorrad, lange, bevor das üblich wurde! möglich, größere Gruppen benötigen einen Termin. Dieser Modus wird für die noch zweieinhalb Jahre bis zur Eröffnung des neuen Museums bestehen bleiben. Der Besuch lohnt unbedingt – und wir werden bald im Zuverlässigen das eine oder andere Highlight der Sammlung vorstellen… Text: Stefan Heins *1662 Fotos: Dieter Budke, Stefan Heins, Peter Paal, Heiner Schnorrenberg, Opel Classic Frühwerk - Opel System Lutzmann 16 Clubmagazin Nr. 193 Die Herren Aaltonen und Röhrl haben diesen Irmscher-Manta artgerecht bewegt…
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