Weiterbildung/Fachtagung - Landesamt für Denkmalpflege und

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Weiterbildung/Fachtagung - Landesamt für Denkmalpflege und
Alle reden vom Wetter.
Wir auch!
Energetische Ertüchtigung im Spannungsfeld von technischen
Möglichkeiten und denkmalpflegerischen Zielen
Weiterbildung/Fachtagung am 14. November 2013
im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
Dienstsitz und Tagungsort: Halle, Große Märkerstraße 21/22
Inhalt
3
Programm
4
Grußwort
Elisabeth Rüber-Schütte – Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie
Sachsen-Anhalt
7
Thematische Einführung und Fragestellungen aus denkmalpflegerischer Sicht.
Baudenkmale und Energieeffizienz
Torsten Arnold, Tobias Breer – Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie
Sachsen-Anhalt
31
Energetische Ertüchtigung denkmalgeschützter Wohnbauten.
Baukulturelle Belange – Technische Lösungen
John Grunewald, Thomas Will – TU Dresden
84
Energetische Anforderungen im Kontext von Denkmalpflege und städtebaulichem
Denkmalschutz
Maik Grawenhoff – Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr LSA
106
Energetische Sanierung von Baudenkmalen – Förderprodukte der Kreditanstalt für
Wiederaufbau
Ute Hauptmann – Kreditanstalt für Wiederaufbau
166
Energetische Sanierung von historischen Gebäuden im Ostseeraum, das
CO2OLBricks-Projekt
Albert Schett – Denkmalschutzamt Freie und Hansestadt Hamburg
192
Energetische Ertüchtigung von Fachwerkbauten – Modellprojekte des Deutschen
Fachwerkzentrums
Claudia Hennrich, Bettina Stöckicht – Deutsches Fachwerkzentrum Quedlinburg 212
Hanfkalk – Ein wiederentdeckter Baustoff unter heutigen Anforderungen von
Denkmalpflege und Neubau
Martin Michaelis – Privater Bauherr
232
Denkmalrechtliche Genehmigungsverfahren bei Maßnahmen des
energetischen Ertüchtigens
Susanne Nolte – Landesverwaltungsamt LSA
260
Resümee
Falko Grubitzsch – Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
* Die einzelnen Beiträgen werden in ihrer Vortragsform veröffentlicht und haben
deshalb unterschiedliche Formate. Aus diesem Grund wird auch auf Anmerkungen
verzichtet.
Programm
9:30 Uhr
Eintreffen, Grußworte, Einführung
10:00 Uhr
Torsten Arnold, Tobias Breer - Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie
Thematische Einführung und Fragestellungen aus denkmalpflegerischer Sicht
Baudenkmale und Energieeffizienz
10:30 Uhr
Prof. Dr.-Ing. John Grunewald, Prof. Dr. Thomas Will - TU Dresden
Energetische Ertüchtigung denkmalgeschützter Wohnbauten.
Baukulturelle Belange – Technische Lösungen
11:15 Uhr
Diskussion
11:30 Uhr
Kaffeepause
11:45 Uhr
Maik Grawenhoff - Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr LSA
Energetische Anforderungen im Kontext von Denkmalpflege und städtebaulichem
Denkmalschutz
12:00 Uhr
Ute Hauptmann - Kreditanstalt für Wiederaufbau
Energetische Sanierung von Baudenkmalen – Förderprodukte der Kreditanstalt für
Wiederaufbau
12:30 Uhr
Mittagspause
13:30 Uhr
Dipl.-Ing. Arch. Albert Schett - Denkmalschutzamt Freie und Hansestadt Hamburg
Energetische Sanierung von historischen Gebäuden im Ostseeraum, das CO2OLBricks-Projekt
14:15 Uhr
Dipl.-Ing. Claudia Hennrich M.A., Dipl.-Ing. Bettina Stöckicht - Deutsches
Fachwerkzentrum Quedlinburg
Energetische Ertüchtigung von Fachwerkbauten - Modellprojekte des Deutschen
Fachwerkzentrums
15:00 Uhr
Martin Michaelis - Privater Bauherr
Hanfkalk – Ein wiederentdeckter Baustoff unter heutigen Anforderungen von
Denkmalpflege und Neubau
15:20 Uhr
Susanne Nolte - Landesverwaltungsamt LSA
Denkmalrechtliche Genehmigungsverfahren bei Maßnahmen des
energetischen Ertüchtigens
15:35 Uhr
Abschlussdiskussion und Schlusswort
Begrüßung
Elisabeth Rüber-Schütte
Begrüßung zu Beginn der Tagung
Dr. Elisabeth Rüber-Schütte
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich heiße Sie alle herzlich willkommen im Dienstsitz der Bau- und Kunstdenkmalpflege des
Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.
Wir freuen uns, dass Sie so zahlreich den Weg nach Halle auf sich genommen haben!
Besonders herzlich möchte ich die Referentinnen und Referenten des heutigen Tages
begrüßen, die uns ihr Wissen und Know-How zur Verfügung stellen werden.
Hierfür bereits jetzt vielen Dank!
Im Zentrum dieses Kolloquiums steht ein Thema, das in den letzten Jahren zunehmend
aktuell wurde und uns alle in ganz besonderer Weise herausfordert: nämlich die
energetische Ertüchtigung im Spannungsfeld von technischen Möglichkeiten und
denkmalpflegerischen Zielen.
In diesem Zusammenhang berühren die folgenden Vorträge wichtige Aspekte unseres
beruflichen Alltags und umreißen ein breites Anforderungsprofil. Das Anforderungsprofil
bezieht sich auf unterschiedliche historische Bauweisen und Fassaden- oder
Raumoberflächen, städtebauliche Fragestellungen und Gestaltungsansprüche sowie auf
Gesetzesvorschriften, Verfahrensabläufe und auf die Förderpolitik bzw.
Finanzierungsmöglichkeiten.
Damit haben wir einen öffentlichen Belang zu berücksichtigen, der hoch aktuell, sehr
komplex und mit zahlreichen Neuerungen in ganz unterschiedlichen Bereichen verbunden
ist.
Und wir tragen die Mitverantwortung für die Erstellung von zielführenden bzw. nachhaltigen
Sanierungskonzeptionen und auch für den heutigen Umgang mit vorausgegangenen
Sanierungen.
Es bleibt aber auch zu fragen, ob jenseits der neuesten Entwicklungen nicht ebenso die hier
angesprochenen Altbauten den einen oder anderen Hinweis geben können für nachhaltige
energieschonende Bauweisen, schadstoffarme Dämmmaterialien, effiziente
Temperierungssysteme und einiges mehr.
Ich möchte jetzt schon anmerken, dass wir im Nachgang unseres heutigen
Erfahrungsaustausches gemeinsam mit den Referentinnen und Referenten beraten werden,
ob eine Veröffentlichung der Tagungsergebnisse sinnvoll ist und wenn ja, in welchem Format
sie zu realisieren wäre.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
das heutige Tagungsprogramm konnte – aus Kostengründen – nur mit der Benutzung
unseres eigenen Versammlungsraumes realisiert werden.
Damit sind räumlich beengte Verhältnisse verbunden, für die wir um Verständnis bitten.
Als Gastgeber, die wir gerne auch in unserem eigenen Haus sind, versuchen wir dies
auszugleichen mit einem straffen Zeit- und auch Pausenplan, einem effizienten
Lüftungsregime und – zur Aufrechterhaltung unserer eigenen Energiebilanz – mit Kaffee/Getränkeausschank und einem kleineren Imbiss.
Letzterer wird in den Pausen im gesamten Flurbereich des ersten Obergeschosses
eingenommen werden können.
Dort empfehlen wir Ihnen auch das Studium der Informationstafel des IDK zu:
Infrarotthermographie als Untersuchungsmethode in Vorbereitung zur Nachkontrolle
energetischer Optimierungen im Bereich der Denkmalpflege
Darüber hinaus stehen die Kollegen Frau Dr. Meinhardt und Herr Kalisch für Nachfragen zur
Verfügung.
Bereits an dieser Stelle möchte ich mich bei meinen Kolleginnen und Kollegen bedanken, die
die Organisation des heutigen Tages gewissermaßen nebenbei schultern mussten;
insonderheit bei Frau Blasche, Frau Rose und Herrn Kaiser, darüber hinaus bei Herrn Breer
und Herr Grubitzsch für die Ausarbeitung des Tagungsprogrammes und bei den Herren
Gelhoff und Lehmann für die Gewährleistung eines reibungslosen technischen Ablaufs.
Abschließend möchte ich noch von Frau Dr. Wendland, die aufgrund einer bereits seit
längerem feststehenden Vortragsverpflichtung verhindert ist, herzliche Grüße ausrichten.
Ich wünsche uns jetzt einen gewinnbringenden Erfahrungsaustausch sowie interessante
Gespräche und leite über an meinen Kollegen Falko Grubitzsch, der die Moderation
übernehmen wird.
Vielen Dank!
Thematische Einführung und Fragestellungen aus
denkmalpflegerischer Sicht
Baudenkmale und Energieeffizienz
Torsten Arnold, Tobias Breer
Torsten Arnold und Tobias Breer
Thematische Einführung und Fragestellungen aus
denkmalpflegerischer Sicht
Baudenkmale und Energieeffizienz
Teil 1: Tobias Breer
Der Text folgt im Wesentlichen dem gehaltenen Vortrag, formuliert
ihn aber so um, dass ein lesbarer Text vorliegt.
In der berühmten Anzeige der Deutschen Bundesbahn aus den 60er
Jahren hieß es noch: „Alle reden vom Wetter – wir nicht“. 20 Jahre
später, zur ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl, plakatierten
die Grünen: „Alle reden von Deutschland – wir reden vom Wetter“
und scheiterten damit am Wiedereinzug ins Parlament. Inzwischen
hat die Energie- und Klimaproblematik nahezu alle gesellschaftlichen
Bereiche durchdrungen und ist in damals ungeahnter Weise prägend
für unsere Kultur geworden.
Dadurch stellt sich natürlich auch an die Denkmalpflege eine ganze
Reihe von Fragen. Einige davon sollen durch diesen
Einführungsvortrag aufgeworfen werden.
Fraglos ist die energetische Ertüchtigung neben dem
demographischen Wandel die größte Herausforderung an die
Denkmalpflege seit der Vernachlässigung des historischen
Gebäudebestands in DDR und der Flächensanierung in Ost und
West. So muss gefragt werden: Ist die Denkmalpflege vorbereitet?
Können Denkmale Energiewende?
Ein Beispiel: Eine Denkmalbaustelle in Süddeutschland. Bei der
Dachinstandsetzung wurden an den Deckenbalken und der Wand
oberhalb der raumabschließenden Putzdecke Fassungsbefunde, u. a.
eine Marmorierung, aufgedeckt. Sie ist heute nur vom ungenutzten
Dachraum aus sichtbar.
Der zur Fassung gehörende obere Raumabschluss muss demzufolge
auf den Zerrbalken aufgelegen haben und bestand vermutlich –
energetisch ungünstig – nur aus einer einfachen Dielung. Zu einem
späteren Zeitpunkt hat man die historische Dielenlage abgenommen,
die Putzdecke unter die Balken gebracht und den
Balkenzwischenraum mit Streu als vorindustrielle Dämmung
ausgefüllt. Wir beobachten hier also eine energetische Ertüchtigung
des Gebäudes durch die Dämmung der obersten Geschossdecke,
vermutlich im 18. Jahrhundert.
Eine Fülle von anderen Beispielen belegen, dass der überkommene
Baubestand zu fast allen Zeiten energetisch ertüchtigt, verbessert
und angepasst wurde und damit Baudenkmale auch die Geschichte
der energetischen Ertüchtigungen überliefern. Gleichzeitig sind sie
ein Reservoir technischer Möglichkeiten, etwa für die Ausbildung
klimatisch günstiger Fensterverschlüsse, z. B. durch Vorhangfenster,
die in den Wintermonaten für einen besseren Wärmeschutz sorgen
und noch durch Fensterläden ergänzt wurden.
Bekannte historische Phänomene, können auch unter energetischen
Gesichtspunkten neu verstanden werden.
So ist der Verputz von Fachwerkgebäuden, der in vielen
Kulturlandschaften schubweise erfolgte, auch als energetische
Maßnahme zu lesen, die den erheblichen Zugerscheinungen im
unverputzten Fachwerk begegnet und die baulichen
Vorraussetzungen für eine Beheizbarkeit herstellt.
Man kann vor dem Hintergrund von Photovoltaik und Solarthermie
durchaus auch einmal den Gedanken wagen, dass das Gradierwerk
in Bad Dürrenberg, das Solarenergie nutzt, um die Sole durch
Verdunstung höher zu konzentrieren, eine historische
solarthermische Anlage ist. Sie steht natürlich unter Denkmalschutz.
Denkmale können also prinzipiell Energiewende.
Wenn es so einfach wäre, könnte damit diese Veranstaltung bereits
jetzt beendet sein.
Zweifellos überprägt die Energiewende unsere Kulturlandschaft
erheblich – derzeit noch in regional sehr unterschiedlichen
Ausprägungen. Sie bereitet damit den Denkmalpflegerinnen und
Denkmalpflegern angesichts des damit einhergehenden fraglosen
Verlusts der ihnen anvertrauten Werte ein nicht nur unerhebliches
Unbehagen.
So ist auch zu fragen: Können Denkmalpfleger Energiewende?
Wir sind nicht sicher.
In ihrer Verunsicherung sind manche Denkmalpfleger auf den
Gedanken gekommen, dass Denkmalschutz auch Klimaschutz sei
(Titel eines Postionspapiers von 2011, das die Einführung der
Effizienzhaus-Denkmal-Förderung fordert). Es scheint in heutigen
Zeiten von Vorteil zu sein, die Existenzberechtigung aus dem
Überthema Klimaschutz herzuleiten – die selbstbewusste eigene
Fachlichkeit entwickelt sich erst unter dieser Überschrift.
Wir können in der denkmalpflegerischen Praxis wohl zwei Pole
ausmachen:
An einem Pol probiert eine experimentierfreudige Fraktion von
Denkmalpflegern aus, wie weit man in der energetischen
Ertüchtigung gehen kann. Sie scheint auch in der AG Bautechnik der
VdL präsent zu sein. Man betrachte sich dazu die Beiträge in der
Ausstellung „Maßgeschneidert“ (http://www.denkmalpflegeforum.de/Download/Broschuere_VDL11.pdf), die von der
Arbeitsgruppe erarbeitet wurde und erstmals auf der Denkmalmesse
2012 gezeigt worden ist. Sie wandert seither viel gefragt durch
Deutschland, um vorbildliche Denkmalpflege in Zeiten der
Energiewende zu veranschaulichen.
Demonstriert wird u. a., dass Außen- oder Innendämmsysteme mit
Kopien einstmals vorhandener oder verdeckter Gestaltungssysteme
gestaltet werden können und wie sich verschiedene Solarthermieund Photovoltaikanlagen und denkmalgerechte Dachdeckungen
vertragen. Fraglos erkunden so einige Projekte die Grenzbereiche
konservatorischen Handelns unter der Maßgabe energetischer
Anforderungen. Man kann wohl streiten, ob diese Grenzen
manchesmal überschritten wurden.
Am anderen Pol versammeln sich jene, die sich der Energiewende
mehr oder minder erfolgreich zu verweigern trachten.
Diese macht es uns auch manchmal leicht und wir tun es ihr nach.
So werden von Denkmalpflegern vordringlich Probleme und
offensichtliche Widersprüche von Energiewende und energetischer
Ertüchtigung wahrgenommen und herausgestellt.
Die Industrie bietet uns auch dazu ein geeignetes Produkt an: Das
Wärmedämmverbundsystem:
Ziegelfassaden mit einer subtilen differenzierten Gestaltung
verschwinden dahinter, hilflos erscheinen die Bemühungen, die
untergegangene Architektur durch ziegelrote Anstriche wieder
auferstehen zu lassen.
Bekannt sind die technischen Probleme des Systems, insbesondere
die schnelle Abkühlung und Auffeuchtung der Putze. Im Winter kann
das dazu führen, dass sich Raureif auf Fassaden niederschlägt und
mit der morgendlichen Sonne aus dem Putz herausgeschmolzen
wird.
Schlechte bauliche Lösungen sind also unzählige vorhanden.
Übersehen wird gern, dass es natürlich auch technisch gut
funktionierende Wandaufbauten zur Ertüchtigung gibt, die auch
gestalterisch befriedigend sein können, ohne jedoch Denkmalpflege
zu sein.
Daneben ist die Wirtschaftlichkeit energetischer Ertüchtigungen
Gegenstand der Diskussion und in Frage gestellt. (vgl.
http://www.welt.de/finanzen/immobilien/article114866146/Die-grosseLuege-von-der-Waermedaemmung.html zu einer Studie der KFW).
Schon 2007 wurde dies auch in einem Artikel in Der Zeit (38/2007,
13.9.2007, S. 23 ff. http://www.zeit.de/2007/38/Immobilien) dargestellt
und anhand von möglichen Einzelmaßnahmen illustriert. Danach ist
die energetische und wirtschaftliche Amortisationszeit der
Maßnahmen im zugrunde gelegten Beispiel tatsächlich erstaunlich:
-
Dämmung des Daches – Amortisationszeit 55 Jahre
-
Solaranlage für Warmwasser 27 Jahre
-
Fassadendämmung 25 Jahre
-
neue Fenster 90 Jahre
-
neue Heizung 3 Jahre
-
Kellerdecke dämmen 5 Jahre.
Die Zahlen hängen wesentlich davon ab, von welchem Bestand
auszugehen ist, sie zeigen aber, dass über die Wirtschaftlichkeit von
Maßnahmen mehr als bisher nachzudenken ist.
Studien zeigen zudem, dass oft selbst die rechnerisch
prognostizierten Einsparungen nicht erreicht werden können
(Prebound-/Rebound-Effekt).
Und zuletzt vielleicht noch überraschend: Selbst die omnipräsenten
Photovoltaikanlagen rechnen sich nicht mehr (Schanz, Sebastian:
Teurer Strom vom Dach, in: Süddeutsche Zeitung vom 6. Juni 2011,
Seite 22).
Diese ganzen Erstaunlichkeiten könnten Denkmalpfleger zum Anlass
nehmen zu sagen: Dann lassen wir Energiewende am Denkmal am
Besten ganz bleiben.
Die EnEV scheint uns mit dem § 14 Abs. 1 als Ausnahmetatbestand
für Kulturdenkmale dabei noch zu bestärken.
Dass die Veranstaltung auch an diesem Punkt noch nur am Anfang
steht und noch nicht endet, liegt daran, dass auch hier das Ganze
wieder nicht so einfach ist, wie es zunächst erscheint.
Unter den Bedingungen des demographischen Wandels und eines
Überangebots an Immobilien in weiten Teilen des Bundeslandes
führen geringe Nachteile einer Immobilie fast unmittelbar zu einem
die Existenz gefährdendem Leerstand. Falls also energetische
Ertüchtigungen bei Gebäudgruppen kategorisch ausgeschlossen
werden und keine anderen Vorteile einen geringeren energetischen
Standard aufwiegen, sind diese Objekte völlig chancenlos und nicht
am Markt zu halten.
Es ist für Denkmalpfleger darum unabdingbar, sich mit der
Energiewende zu befassen, und daran mitzuwirken, wie
angemessene energetische Maßnahmen für die uns anvertrauten
Objekte realisiert werden können.
Methoden – sind wir vorbereitet?
Was findet statt, wenn energetische Ertüchtigungen anstehen: Zuerst
wird der Bestand detailliert und bauteilgenau untersucht, analysiert
und bewertet, dann wird über den Umgang damit konzeptionell
entschieden – so stellen sich Denkmalpfleger in idealer Weise einen
denkmalgerechten Planungsprozess vor.
Wir bekommen solche Konzepte zunehmend vorgelegt – was stimmt
daran nicht? Es sind energetische Bestandsaufnahmen und
Maßnahmekonzepte. Sie sind ausführlich und bauteilgenau und
kommen am Ende zu einer klaren, aber energetischen Bewertung,
dem U-Wert.
Zweifellos hat die Denkmalpflege die richtigen Methoden, um auf
diese Konzepte zu reagieren und die Maßnahmen
denkmalpflegerisch zu steuern. Genau die Instrumente, die in der
Denkmalpflege seit Jahrzehnten entwickelt und verfeinert wurden,
sind für diese Herausforderung gut geeignet.
Zu nennen wäre z. B. das Raumbuch. Wenn es neben der
bauhistorischen und denkmalfachlichen Bewertung auch die
beabsichtigten Maßnahmen mit aufführt, können auch Ergebnisse
und Erkenntnisse aus einem energetischen Gutachten eingearbeitet
und Zielkonflikte klar aufgezeigt werden, um daraus
Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Zu nennen wäre auch ein denkmalpflegerischer Bindungs- oder
Werteplan, der darstellt, welche Bauteile historisch wertvoll sind und
wie damit aus denkmalpflegerischer Sicht umzugehen ist. So etwas
kann man ohne Weiteres mit einem entsprechenden Plan zu
energetischen Werten und Maßnahmen überlagern.
All diese Methoden setzen Planung voraus. Generell finden
Baumaßnahmen jedoch immer seltener mit Planern statt. Häufig
werden auch energetische Ertüchtigungsmaßnahmen nur noch im
Zusammenwirken von Eigentümern, Handwerkern und
Denkmalbehörden konzipiert und umgesetzt. Letztere übernehmen
implizit Teile der konzeptionellen Planung mit oder steuern sie über
Auflagen nach. Eine energetische Berechnung findet in solchen
Fällen nicht statt. Auch aufwändige Bestandserfassungen hat man
nur in den seltensten Fällen zur Verfügung.
Das Erfahrungswissen des Denkmalpflegers und die Mittel des
Baudenkmals sind dann die wertvollsten Ressourcen. Es kommt
darum darauf an, immer wieder sowohl von der
denkmalpflegerischen Praxis als auch von den Objekten zu lernen
und den eigenen denkmalpflegerischen Kompetenzen zu vertrauen:
Einzelne Lösungen der Denkmalpflege sind bereits vielgestaltig
ausdifferenziert, insbesondere am Fenster. So wird z. B. das
Kastenfenster in den verschiedensten Varianten ausgeführt: als
klassisches Kastenfenster (Mitte), links eine Stahlfensterergänzung
und rechts Hightech als einer Ganzglasscheibe im musealen Kontext
mit eingefasster historischer Tapete.
Man kann auch historische Fenster mit Sonderisolierverglasungen
ertüchtigen.
Denkmalpfleger können auch konzeptionell denkmalgerechte
Lösungen anbieten.
Zum Beispiel Dachgeschossausbau: Die energetischen Maßnahmen
könnten technisch risikoreich in der Zwischensparrenebene oder
gestalterisch oft schwierig als Aufdachdämmung ausgeführt werden.
Insgesamt weniger problematisch ist doch eine an den historischen
Möglichkeiten orientierte Lösung: Der Ausbau in Anlehnung an die
Giebelstube als eingestellter Raum, als Haus-im-Haus-Konzept.
Dieses gibt es selbst ohne Giebel und führt zu nachhaltigen,
Selbstbau-affinen Lösungen, die auch wartungsfreundlich sind
(Beispiel aus Niedersachsen
http://www.echtermeyerfietz.de/projekte/Walshausen.html).
Auch die Kulturdenkmale selbst bringen Lösungen mit, die nur in
kleiner Auswahl gezeigt werden können:
Hier eine baulich integrierte Luftentfeuchtungsanlage in einem
Kulturdenkmal – eine kleine Schublade unterhalb eines Fensters, die
das am Fenster anfallende Kondenswasser sammelt, um es
anschließend ausleeren zu können – ein probates Mittel zur
Abführung überschüssiger Luftfeuchte. Vielleicht kann dies eine
Inspiration für eine Lösung für feuchtebelastete Räume sein.
Entfeuchtungsanlagen funktionieren nach dem gleichen Prinzip.
In einigen Kulturlandschaften Sachsen-Anhalts ist die Verkleidung
von Fassaden historisch üblich. Diese mag im Einzelfall von
unterschiedlicher Qualität sein, sie bietet aber einen großen
Spielraum, um unter Wahrung der historischen Gestalt energetische
Maßnahmen zu realisieren.
So gilt es, die Möglichkeiten des Bestands im Detail zu entdecken,
obschon auch und gerade dort noch nicht alle Fragen beantwortet
sind.
Torsten Arnold und Tobias Breer
Thematische Einführung und Fragestellungen aus denkmalpflegerischer Sicht
Baudenkmale und Energieeffizienz
Teil 2: Torsten Arnold
Der Text ist im Wesentlichen die wörtliche Übertragung des gehaltenen Vortrages
begleitend zu einer Bildpräsentation.
Dem Blick des Architekten und Ingenieurs mit dem Schwerpunkt auf konstruktiven
Detaillösungen möchte ich den Blick des Restaurators hinzufügen, der sich eher
makroskopisch auf die Wirkung der Oberflächen und die Materialitäten richtet. Dabei
bleibe ich jedoch beim Beispiel des eben erwähnten Fachwerkhauses in der Börde
und betrachte das Gebäude näher.
Torsten Arnold, Tobias Breer
Torsten Arnold, Tobias Breer
Energetische Ertüchtigung von Denkmalen – Einführung
Energetische Ertüchtigung von Denkmalen – Einführung
Wir sehen eine hinterlüftete Ziegel- bzw. Zinkblechverkleidung der Fassade, wir
finden Fenster des 19./20. Jh. mit älteren Anstrichen und man kann vermuten, dass
es hier einen Reparaturstau von 50–70 Jahren gibt. Stellen wir uns dieses Gebäude
gedämmt vor, mit einem Verbundsystem in eben diesem Zeitraum, in nicht allzu
ferner Zukunft – natürlich eine Spekulation. Es kann dann aussehen, als sei es
gestern saniert worden. Die Verheißungen der Putz- und Farbhersteller in den
Produktbeschreibungen, die alle auch WDVS im Programm haben, lassen diese
Annahme zu. Dort ist von selbstreinigenden Oberflächen, Lotuseffekt,
photokatalytisch wirkenden Pigmenten, 3D-Nano-Quarzgittern, Schutz vor Schimmelund Algenbefall durch eingekapselte Biozide – die dann nicht mehr wie bisher
auswaschen und im Nebeneffekt die Umwelt belasten – die Rede. Und
Nanotechnologie allerorten.
1
Aber vermutlich ist es wohl eher der Fall, dass wir es mit massiven Abwitterungen,
mit Vergrünungen/Algenbewuchs, mit Rissbildungen und offen liegenden
Dämmmaterialien durch Ablösungen innerhalb des Aufbaues des WDVS aufgrund
unterschiedlichen Alterungsverhaltens der verschiedenen Materialgruppen zu tun
haben werden. Also Alterserscheinungen, die mit denen hier auf den Fotos wenig
zu tun haben und bei denen nicht von einer Würde oder einer Ästhetik des Alterns
gesprochen werden kann.
Wesentlich für die Wahrnehmung von Denkmalen ist die Qualität der Oberflächen,
die viel über die zeitliche Einordnung, die Funktion, lokale Besonderheiten oder die
Werktechnik des Bauwerks preisgeben. Die entscheidenden Schwerpunkte von
Architekturoberflächen manifestieren sich in der Materialität, in der Struktur, in der
Farbigkeit und im Alterungsverhalten sowie in der Möglichkeit der Regenerierung, der
Ästhetische Qualität von
Architekturoberflächen
•
•
•
•
Materialität
Struktur
Farbigkeit
Alterungsverhalten / Patina
Torsten Arnold, Tobias Breer
Energetische Ertüchtigung von Denkmalen – Einführung
Pflege und der Reparatur im Rahmen von Sanierungen. Wie sehen Oberflächen
nach 20, 30, 40 Jahren aus?
Für ein Wärmeverbundsystem – ich schieße mich ein bisschen auf die
Wärmedämmung im Außen- und Innenbereich ein, weil das natürlich die
Zwangspunkte sind, mit dem man als Restaurator auch konfrontiert ist – heißt das
2
letztendlich oft Materialgemische aus Polyurethanhartschaum, aus
Polystyrolhartschaum, aus Glasarmierungsgewebe, aus Plastikdübeln, aus mehr
oder minder kunststoffmodifizierten Putzen bzw. ausschließlich
kunststoffgebundenen Putzen. Nicht unerwähnt sollen aber auch die aus
anorganischen Materialien bestehenden Systeme bleiben, die mit der historischen
Bausubstanz kompatibel erscheinen, wie Lehm, Ziegel, Mineralwolle oder Systeme
aus nachwachsenden Rohstoffen, wie Hanf, Holz etc.
Für die Oberflächenbearbeitung bedeutet die Verwendung der modernen
Materialgemische im Rahmen des WDVS eine starke Einschränkung, d. h. wir
haben oftmals den berühmt berüchtigten 3 mm Scheibenputz über der
Wärmedämmung. Wir haben unter Umständen auch Putzvarianten, die einen
Kratzputz ermöglichen, aber in der praktischen Ausführung zeigt sich eigentlich
meist, wenn man im System bleibt, eine doch starke Einschränkung in der
Oberflächenbearbeitung, -gestaltung, weil diese Putze nicht alle historische
Bearbeitungstechniken und Oberflächenbilder zulassen.
In der Wahl der Bindemittelsysteme bei den Farben sind mittlerweile breitere
Materialpaletten möglich. Wir haben die typisch modernen Farbsysteme,
Silikonharzfarben, Dispersionsfarben, aber auch alle Varianten von
Silikatdispersions- bzw. silikatisch gebundenen Anstrichen, die im Zusammenhang
mit energetischen Ertüchtigungen verwendet werden können. Was aus der
Gesamtpalette Farbsysteme heraus fällt, sind die, auf Grund der wasserhemmend
eingestellten Putze, hydrophilen Farben, also klassische Denkmalpflegefarben in
historischen Bindemitteltechniken, wie Kalkfarben, Kalkkaseinfarben,
Temperasysteme etc.
Insgesamt nehmen wir die Wärmedämmung als massiven Eingriff in ein bestehendes
System wahr, in dem sich oftmals ein Gleichgewicht eingestellt hat, d. h. wir
verändern damit die Oberflächen, die Eigenschaften historischer Baustoffe und
einzelner Bauteile. Wir verändern die bauphysikalischen Gegebenheiten, wir
verändern die Dimensionen durch Einbringen dieser modernen Verbund- oder
Materialkombinationen und wir gehen damit aus unserer Sicht relativ hohe Risiken
für die Bausubstanz und den Denkmalwert des Objektes ein. Ob die zumindest bei
hochrangigen Objekten durchgeführten hygrothermischen Simulationen alle
Schadensparameter und Eventualitäten erfassen, erscheint fraglich. Was passiert
zum Beispiel bei Nutzungsänderungen und damit veränderten
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Raumklimasituationen? Die durchoptimierten energetischen Ertüchtigungen bringen
eine Vielzahl von Risiken mit sich, beginnend bei der Verarbeitung der einzelnen
Systemkomponenten, bei der sich Fehler in der Anwendung dramatisch auswirken
können, endend bei den nicht voraussehbaren Nebeneffekten, durch die dann unter
Umständen die energetische Einsparung teuer erkauft sein kann. Letztendlich wird
der Rahmen der potentiellen Schadensfreiheit, in dem sich der Nutzer des Gebäudes
bewegen kann, weiter limitiert. Wir alle kennen dazu das Thema
Schimmelproblematik und erhöhte Luftkeimdichte in normalen Mietwohnungen und
die damit verbundene Diskussion – wird zu wenig; wird zu viel gelüftet; wie wird
gelüftet! Jede Hausverwaltung, die etwas auf sich hält, hat einen Taupunktrechner im
Netz und der Mieter ist schwer beschäftigt mit Lüftung und anderen
Reglementierungen.
Wärmedämmung als massiver Eingriff
in ein bestehendes System
Veränderung :
• der Oberflächen und der Eigenschaften historischer
Baustoffe und einzelner Bauteile
• der Bauphysik
• der Dimensionen
durch Einbringen moderner Materialkombinationen.
Risiko bei:
Nutzungsänderungen, Planungs- und Verarbeitungsfehlern, Unkenntnis bauphysikalischer Gegebenheiten
Torsten Arnold, Tobias Breer
Energetische Ertüchtigung von Denkmalen – Einführung
Geplante Innendämmungen beinhalten auch immer wieder Konfliktpotentiale, da lt.
WTA Merkblatt die Schlagregendichtigkeit der Fassade gefordert wird. Das bedeutet
für Ziegel- oder Natursteinfassaden, die nur durch eine Innendämmung energetisch
ertüchtigt werden können, Hydrophobierungsmaßnahmen an der Fassade. Wir
wissen, dass eine Hydrophobierung nach 10–15 Jahren teilabgebaut sein kann bzw.
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ganz abgebaut ist. Wir kennen Schäden durch Hydrophobierungen in Folge von
Hinterfeuchtungen, hervorgerufen durch Flankenabriss des Fugenmörtels bzw. durch
ein Steingefüge, dass auf Grund seiner Porosität eine Hydrophobierung nicht zulässt,
da große Rissweiten nicht überbrückt werden können. Für uns steht die Frage: Wie
gehen wir mit diesem Thema allgemein um und welche Entscheidungshilfe geben wir
den Bauherren?
Mittlerweile hat sich im LDA durchgesetzt, dass die oftmals pauschal vorkommende
Position „Hydrophobierung“ in Leistungsverzeichnissen, die völlig unabhängig von
der Art der Sanierungsmaßnahmen gesetzt zu sein scheint, ebenso pauschal
abgelehnt wird.
In der Folge wird dann ein Ortstermin vereinbart und in Zusammenarbeit mit allen
Beteiligten folgende Fragestellungen geklärt:
1) Gibt es Schadensbilder, die aus der erhöhten Wasseraufnahmefähigkeit des
Materials resultieren?
2) Welche Wasseraufnahmefähigkeit haben die Oberflächen?
3) Welche Wandstärken liegen vor? Wie homogen ist das Mauerwerk im
Querschnitt?
4) Material und Dichtigkeit der Verfugung?
Erst mit der Beantwortung dieser Kernfragen kann die Notwendigkeit einer
Hydrophobierung und die möglichen Konsequenzen für die historischen Oberflächen
abgeschätzt werden.
Beispiele
Aus restauratorischer Sicht ist natürlich die Frage der Befundsicherung und ihrer
Erhaltung von großer Bedeutung. Wie gehen wir mit vorliegenden historischen
Baubefunden und Oberflächen, mit Wandmalereien bzw. Raum- und
Fassadenfassungen unter dem Druck der energetischen Sanierung um? Gibt es
Möglichkeiten der Integration und Präsentation von Befunden im Rahmen
energetischer Maßnahmen? Antwort: Nein.
Eine Sicherung und Erhaltung der Befunde ist jedoch im Prinzip mit der gleichen
Intention möglich, mit denen wir oftmals mit Befundsituationen umgehen, die mit
einer Nutzung nicht kompatibel erscheinen. Wir konservieren sie und decken diese
ab, so dass entsprechende Nutzungen erfolgen können. Zur Fragestellung der
Reversibilität, also der gegebenenfalls schadensfreien Wiederfreilegung unter
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Abnahme des Wärmedämmsystems liegen keine Erfahrungen vor. Die in der
Innendämmung verwendeten Klebemörtel z. B. für Kalziumsilikatplatten sind stark
kunststoffmodifiziert, da Ihnen die Aufgabe einer Dampfsperre zukommt. Die
Haftzugfestigkeit zum Untergrund ist daher sehr hoch. Ein Ablösen ohne Gefährdung
der historischen Befunde ist nicht möglich. Eine Zwischenschicht in Form eines
Verschleiß oder Ausgleichsputzes auf mineralischer Basis wäre hier notwendig. Die
ursprünglichen historischen Oberflächen werden durch den Aufbau der Dämmung
tiefer in den Wandquerschnitt verlagert. Ob es durch die vorgelagerte Dämmung zu
Feuchtzonen im Bereich der historischen Oberfläche kommen kann (Taupunkt) ist
nicht abzuschätzen, zumal diese Oberflächen in ihren bauphysikalischen
Eigenschaften meist heterogen sind (verschiedenen Fassungsabfolgen und
Bindemittelsysteme). Die Wahl der Konservierungs- und Kaschierungsmaterialien ist
aber für den Restaurator von dieser Erkenntnis abhängig.
Umgang mit vorliegenden Befunden
• Keine Möglichkeit der Integration und Präsentation
von Befunden historischer Architekturfassung
• Möglichkeit der Konservierung durch Abdeckung
• Reversibilität und schadfreie Abnahme der
Wärmedämmung ?
• Taupunktverlagerungen innerhalb der Wand bzw.
auf die Wand im Bereich historischer Oberflächen?
• Materialwahl Anstrichstoffe und
Konservierungsmaterialien
Torsten Arnold, Tobias Breer
Energetische Ertüchtigung von Denkmalen – Einführung
Ich möchte anhand des sogenannten Roch´schen Hauses in Mittweida auf ein
gelungenes Beispiel verweisen, wie man in Zeiten der Wärmedämmpflicht mit
historischen Befunden umgehen kann.
6
Das Gebäude stammt beginnend mit dem Untergeschoss aus dem 16. Jh. Hier
liegen Wandstärken von 1–1,20 m vor. Im ausgehenden 17. Jh. wurde ein
Fachwerk aufgesetzt. Die Fassade stand in der ersten Fassung fachwerksichtig und
wurde dann Anfang des 18. Jh. im damaligen Zeitgeschmack monochrom gefasst,
d. h. man hat Gefache und Fachwerk überstrichen und das Gebäude mit einer
aufgemalten Stuckillusion versehen. Die Befunde sind teilweise großflächig und in
guter Ablesbarkeit erhalten.
Roch´sches Haus, Kapellengasse Mittweida /Sachsen
Zustand 2007
Planung: IB Kreutz, Mittweida
Befunduntersuchung/Baubegleitung:
Dipl.-Rest.Daniela Arnold, Leipzig
Torsten Arnold, Tobias Breer
Energetische Ertüchtigung von Denkmalen – Einführung
Dazu kommt eine hoch qualitätvolle Ausmalung im Innenbereich. Das Gebäude
sollte städtisch vollständig genutzt werden als Veranstaltungsort, Bürgerhaus, Archiv
und Standesamt. Eine Innenraumdämmung kam nicht in Frage, da die hier erhaltene
Ausmalung präsentiert werden sollte.
7
Fassadenbefunde zur illusionistischen Architekturmalerei
Torsten Arnold, Tobias Breer
Energetische Ertüchtigung von Denkmalen – Einführung
Befundsituation im Inneren während der
Restaurierung
Befund Fassade:
Architekturmalerei
Torsten Arnold, Tobias Breer
Energetische Ertüchtigung von Denkmalen – Einführung
8
Die Wandstärken im 1. OG betrugen ca. 14 cm, eine Dämmung war letztendlich
unumgänglich. Man hat sich auch aufgrund der energetisch günstigeren Prognosen
für eine Außendämmung entschieden und ist über das Anlegen verschiedener
Musterflächen zu Lösungen gekommen, die auch eine Rekonstruktion der
illusionistischen Fassadenmalerei zuließen. Im linken Bereich sehen Sie eine
restauratorische Musterachse, wie sie ursprünglich in der eigentlichen historischen
Technik angelegt wurde, also ein dünnen Kalkputz im Bereich der Gefache. Die
Malerei übergeht die Balkenlagen entsprechend der historischen Dekoration.
Bei den Maßnahmen an der Fassade wurde das Obergeschoss mit einer
Holzfaserweichplatte 6 cm Stärke gedämmt, danach erfolgte der mineralische
Putzaufbau1. Um die ursprüngliche historische Situation wieder nachzubilden – Malerei auf Balkenlagen des Fachwerkes und auf dem Putz der Gefache – wurden die
Balkenlagen in einer maserierenden Form im frischen Putz nachstrukturiert. Diese
Fachwerkimitation kann natürlich kritisch betrachtet werden, war aber hier der
Kompromiss zwischen historisch anmutender Oberfläche und WDVS.
Angelegte Musterachse über
Wärmeverbundsystem
Roter Pfeil: Anlage Musterfläche
entsprechend historischen Befund
Detail Rekonstruktion über WDVS
mit nachahmenden
Fachwerkstrukturen im Oberputz
Torsten Arnold, Tobias Breer
Energetische Ertüchtigung von Denkmalen – Einführung
1
Freundliche Mitteilung Herr Dipl.-Ing. Kreutz, IB Kreutz, Mittweida
9
Eine energetische Ertüchtigung des Erdgeschosses war aufgrund der Wandstärken
nicht notwendig.
Kurz vor Fertigstellung der Fassade 2011
Torsten Arnold, Tobias Breer
Energetische Ertüchtigung von Denkmalen – Einführung
Nach Abschluss der Arbeiten präsentiert sich die Fassade in der Fassung des
beginnenden 18. Jh. Der Niveauversatz der Wärmedämmung des Obergeschosses
zum ungedämmten Erdgeschoss konnte durch das aufgesetzte Gurtgesims verdeckt
werden. Die Ausführung der Malerei erfolgte in Reinsilikattechnik.
10
Ein weiteres Beispiel: Gardelegen, Sandstraße 13 Innenraumdämmung. Eine
Außendämmung war aufgrund der Fachwerkfassade und der Fenstergewände des
16. Jh. nicht möglich. Die ursprüngliche geplante Innendämmung in Form von
aufgeklebten Kalziumsilikatplatten wurde aufgrund vorhandener Wandmalereibefunde abgelehnt. Unter Einbindung des Fachwerkzentrums Quedlinburg wurde ein
Gardelegen, Sandstr., Wohnhaus 16. Jh. mit Raumstrukturen der
Renaissance
Planung: IB AltmarkProjekt, Gardelegen
Während der energetischen Ertüchtigung. Dabei wurden
Wandbereiche mit historisch relevanten
Befunden(Renaissancemalereien) durch ungebrannte
Lehmziegeln (Grünlinge) abgedeckt, Trennschicht:
diffusionsoffenes Geotextil. und anschließend mit Stampflehm in
einer Sparschalung geschlossen.
Torsten Arnold, Tobias Breer
Energetische Ertüchtigung von Denkmalen – Einführung
Wärmedämmlehm als Material im Bereich der Außenwände eingesetzt. Damit
wurden gleichzeitig die Fassungsbefunde geschützt.
Dabei wurden historisch relevante Befunde kaschiert und nach Einbringen einer
textilen diffusionsoffenen Trennschicht mit ungebrannten Ziegeln abgedeckt; eine
Schalung aufgebracht und mit Wärmedämmlehm hinterfüllt. Auf der Holzschalung
folgte dann über einem Rohrgeflecht ein Lehmputz.
Der Außenbereich wurde entsprechend der Befundsituation verputzt und gestrichen.
11
Gardelegen Sandstr., Innenhof, Verputzung der
Fassade mit Kalkmörtel Baustellenmischung
Putz- und Fassungsbefund der
Renaissance, Putz: Kellenspritzwurf
Fassung I+II: weiß
Fassung III: hellrot (Barock)
Torsten Arnold, Tobias Breer
Energetische Ertüchtigung von Denkmalen – Einführung
Gardelegen Sandstr., nach Fertigstellung der Fassaden 2011.
Fotos: AltmarkProjekt
Torsten Arnold, Tobias Breer
Energetische Ertüchtigung von Denkmalen – Einführung
12
Ich möchte noch einmal auf das Thema Außendämmung zurückkommen. Wie
können diese Systeme gepflegt und repariert werden? Mit welchen Standzeiten ist
realistisch zu rechnen. Wie groß ist der Eingriff in die Substanz, bei
Erneuerung/Austausch/Abbau. Das sind Fragen, die sich uns im Hinblick auf den
Erhalt der Denkmale stellen. Das Alterungsverhalten der organischen
Dämmmaterialien, soll ja lt. Aussagen der Hersteller relativ stabil sein, sofern sie
abgedeckt und vor UV Strahlung geschützt sind. Wie sicher ist das Dämmmaterial
abgeschirmt vor Feuchtigkeit und UV Strahlung, wenn die wasserhemmende
Ausrüstung der Putze nachlässt und/oder Risse innerhalb des Putzaufbaues
entstehen. Thema Rissbildung, wie sind die zu reparieren und das Thema Erkennen
von Schäden unter der Wärmedämmung. Für uns sind das immer noch ungeklärte
Punkte.
Wartung, Pflege, Reparatur, Entsorgung
?
• Alterungsverhalten der synthetischen
organischen Dämmmaterialien
• Abbau der wasserabweisenden Putzschicht
• Problem der Besiedelung bei organischen
Anstrichstoffen
• Rißbildungen
• Erkennen von Schäden unter der
Wärmedämmung
Torsten Arnold, Tobias Breer
Energetische Ertüchtigung von Denkmalen – Einführung
Ein weiteres großes Fragezeichen besteht für uns in der Verhältnismäßigkeit von
Maßnahmen. Was für Einsparpotentiale durch Dämmmaßnahmen bei
Mauerwerksstärken von 36 + x cm gibt es und ist hier eine Dämmung wirklich
effizient und sinnvoll in der wirtschaftlichen Abwägung und dem möglicherweise
erfolgten Einbau potentieller Schadensquellen? Ist das Aufbringen eines Kunststoff
13
modifizierten Wärmedämmputzes (ca. 3–4 cm) als alleinige energetische Maßnahme
im Bereich der Wandquerschnitte nicht nur eine Geste? Oder wären die Ertüchtigung
der Fenster und Einbau einer modernen Heizungsanlage neben den
Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen
?
• Potentiale und Effizienz von
Dämmmaßnahmen bei Mauerwerk 36 cm + x
• Dicke der Dämmschichten
• Einsatz von Wärmedämmputzen
• Belastbarkeit energetischer Konzepte im
Vorfeld von Maßnahmen (Energieberater) –
KfW Kredite
Torsten Arnold, Tobias Breer
Energetische Ertüchtigung von Denkmalen – Einführung
Geschossdämmungen Keller und Dachraum nicht ausreichend? Wie belastbar sind
die energetischen Konzepte, die dem Denkmaleigentümer von den Kreditgebern
über die freien Energieberater aufgezwungen werden?! Ich denke da nicht an die
Leuchtturmprojekte, wo eine Vielzahl von Simulationen erfolgen kann, sondern an
die privaten Denkmaleigentümer. Der hinzugezogene Energieberater absolviert
Hausbegehungen oftmals nur ausgerüstet mit einer Digitalkamera innerhalb von 15–
20 min. Da werden keine Wandstärken gemessen, am Bauteil findet keine
Materialansprache statt, kein Nutzungsverhalten wird abgefragt. Über eine Software
werden dann Materialkonzepte erstellt, welche austauschbar sind und die man dem
Nachbar eigentlich über den Gartenzaun reichen könnte – zur Weiterverwendung an
seinem Objekt. Ich beende damit die Ausführungen zum Thema Wärmedämmung
aus restauratorischer Sicht und aus der Sicht des Denkmalpflegers allgemein. Wir
haben jede Menge Fragen und wir hoffen, dass einige davon in dieser Veranstaltung
beantwortet werden.
14
Energetische Ertüchtigung denkmalgeschützter
Wohnbauten
Baukulturelle Belange – Technische Lösungen
John Grunewald, Thomas Will
Fakultät Architektur
Professur für Bauphysik / Professur für Denkmalpflege und Entwerfen
Energetische Ertüchtigung denkmalgeschützter
Wohnbauten.
Baukulturelle Belange - technische Lösungen
Prof. John Grunewald, Lehrstuhl für Bauphysik
Prof. Thomas Will, Lehrstuhl für Denkmalpflege und Entwerfen
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“ - LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14. Nov. 2013
Pilotstudie „Energetische Sanierung von Baudenkmalen“
Die energetische Ertüchtigung des Baubestands nimmt mittlerweile großen Raum in zahlreichen Forschungs- und Anwendungsbereichen ein. Demgegenüber ist die Berücksichtigung
baukultureller Belange bei den energiepolitisch gebotenen Sanierungsmaßnahmen ein noch
wenig untersuchtes Feld. Hier ist die Zusammenarbeit zwischen den naturwissenschaftlichingenieurtechnischen und den kulturwissenschaftlichen Disziplinen nötig. An dieser für die
praktische Denkmalpflege wichtigen Schnittstelle setzt die hier vorgestellte Pilotstudie
„Energetische Sanierung von Baudenkmälern“ ein. Ihr Ziel war es, die möglichen Gewinne
heute verfügbarer energetischer Maßnahmen aufzuzeigen und im Rahmen einer Gesamtabwägung mit den baukulturellen Belangen zu bewerten.
Die Studie entstand als Maßnahme des Sektors „Gebäude und Haushalte“ im Kapitel „Klimaschutz und Energie“ des Aktionsplanes „Klima und Energie“ des Freistaates Sachsen
vom Juni 2008. Zwei Professuren der Technischen Universität Dresden - die Professur für
Bauphysik und die Professur für Denkmalpflege und Entwerfen – wurden vom Sächsischen
Staatsministerium des Innern mit der Durchführung eines Modellprojektes betraut. Darin
sollten beispielhaft energieeinsparende Maßnahmen an denkmalgeschützten Wohnbauten in
Sachsen nach energetischen, bauklimatischen und konstruktiven Gesichtspunkten untersucht und einer Beurteilung ihrer Denkmalverträglichkeit unterzogen werden. Die Bearbeitung erfolgte von November 2009 bis Mai 2010. Die Ergebnisse fanden Eingang in den 2011
vom Staatsministerium herausgegebenen Leitfaden „Energetische Sanierung von Baudenkmalen. Handlungsanleitung für Behörden, Denkmaleigentümer, Architekten und Ingenieure“. Der Leitfaden ist im Internet abrufbar unter:
www.denkmalpflege.sachsen.de/download/Handlungsanleitung_Energetische_Sanierung.pdf
Aufgabenstellung und Methodik
Aufgabe der Pilotstudie war es, Maßnahmen zur Steigerung der baulichen Energieeffizienz
daraufhin zu untersuchen, ob bzw. inwieweit sie für die Gruppe der denkmalgeschützten
Wohnbauten in Frage kommen.
Bekanntermaßen müssen viele der bislang verfügbaren energetischen Ertüchtigungsmaßnahmen für den historischen Baubestand als problematisch eingestuft werden, vor allem in
ästhetischer, aber auch in baukonstruktiver Hinsicht. Die Studie hatte deshalb zwei Schwerpunkte:
 einerseits die Beurteilung des energetischen Einsparpotenzials am Gebäude, dargestellt als prozentualer Beitrag zur Kostensenkung der Energiebezugskosten (Betriebskosten),
 andererseits die Beurteilung der Denkmalverträglichkeit dieser Maßnahmen, dargestellt anhand der Kriterien
─ Verlust an historischer Bausubstanz,
─ Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes und
─ Reversibilität der Maßnahme.
Die Ergebnisse wurden einander gegenübergestellt, um das Für und Wider anschaulich aufzuzeigen und die Formulierung von Leitlinien für den Abwägungsprozess im Einzelfall zu
ermöglichen.
Dieser Abwägungsprozess erfordert die Berücksichtigung weiterer Kriterien. Neben den
schon genannten sind hier – im Sinne der Nachhaltigkeitsfelder des ökologischen, des ökonomischen und des sozialen/kulturellen Kapitals – Fragen der Gesamtenergiebilanz, des
Ressourcenverbrauchs, der bautechnischen Verträglichkeit (Behaglichkeit, Werthaltigkeit,
Schadensrisiko) und des Gebrauchswertes relevant. Diese Aspekte wurden in die Studie
methodisch einbezogen, auch wenn sie nicht alle gleichermaßen zu beantworten sind. Insbesondere konnte die Untersuchung nur für den laufenden Energieverbrauch durchgeführt
werden, nicht aber für die – energiepolitisch wichtigere – CO2-Gesamtbilanz, die auch den
Energieverbrauch für Baustoffe, Verkehr, Infrastruktur und Entsorgung umfasst. Solange
diese externen Faktoren nicht einbezogen werden, greifen allgemeine Aussagen hinsichtlich
der energetischen Bilanz des historischen Baubestands zu kurz. Sie können wohnungswirtschaftlich berechtigt sein, für das politische Ziel der Ressourceneinsparung sind sie aber nur
von begrenztem Wert.
Die Aufgabe gehört ihrer Natur nach in den Bereich großer kultureller und technischer Transformationsprozesse, für die es keine eindeutigen, finiten Lösungen gibt. So lassen sich die
Ergebnisse der nach unterschiedlichen Kriterien erfolgten Beurteilungen nicht gegeneinander aufrechnen. Sie sind in einem kontinuierlichen Prozess von Wertsetzungen und Risikobilanzierungen aufeinander abzustimmen bzw. als öffentliche Belange gegeneinander abzuwägen und auszuhandeln. Die Studie beleuchtet deshalb nur einen fachspezifischen Ausschnitt. Sie sucht darüber hinaus jedoch den größeren Motivations- und Wirkungsrahmen
und benennt weiteren Forschungsbedarf.
Der Beitrag, den Baudenkmale zur Reduzierung des Energieverbrauchs oder der CO2Emissionen leisten können, hängt von ihrer Anzahl ab. Innerhalb eines Gesamtbestands von
ca. 19,5 Mio. baulichen Anlagen im Bundesgebiet sind etwa 3-5 % als Kulturdenkmale erfasst (Schätzungen 2002). In Sachsen liegt der Prozentsatz deutlich höher. Von den hier erfassten ca. 105.000 Kulturdenkmalen sind etwa 73 % Wohnbauten. Mit ca. 7-8 % Anteil am
Gesamtbaubestand Sachsens und >10 % am Wohnungsbestand ist das eine zwar kleine,
aber energiewirtschaftlich doch nicht ganz zu vernachlässigende Gruppe.
Je nach Gebäudetyp und Alter weisen Wohnbauten unterschiedliche energetische Eigenschaften auf. Neben der Baukonstruktion ist hier vor allem Ausschlag gebend, ob es sich um
eine offene Bauweise (freistehende Häuser), halboffene Bauweise (Hausgruppen, Zeilenbauten u. ä.) oder geschlossene Bauweise (Blockrandbebauung) handelt. Dies findet in der Studie durch die Bildung folgender Fallgruppen Berücksichtigung:
 A.1 – Freistehende Wohnstallhäuser auf dem Land (18./19. Jh.)
 A.2 – Freistehende Mietshäuser (1850-1900)
 B.1 – Doppel- oder Reihenhäuser, halboffene Bauweise (wurde nicht untersucht)
 B.2 – Siedlungsbauten (1920-1950), halboffene Bauweise
 C.1 – Mehrgeschossige Reihenwohnhäuser in Blockrandbebauung
(vorindustriell, bis ca. 1870)
 C.2 – Mehrgeschossige Reihenwohnhäuser in Blockrandbebauung (1870-1920)
Diese fünf für den Denkmalbestand Sachsens besonders relevanten Gruppen wurden jeweils anhand von zwei beispielhaften Gebäuden betrachtet, die in letzter Zeit energetisch
saniert worden sind. Die dort durchgeführten Maßnahmen bestimmten die Auswahl bzw.
Festlegung der Materialeigenschaften (u. a. Dämmstoffe und -stärken), welche in die weitere Untersuchung mittels rechnerischer Gebäudesimulation einflossen.
Das gewählte Vorgehen machte eine getrennte Betrachtung von Einzelmaßnahmen möglich
und erforderlich, auch wenn diese in der Praxis stets im Verbund vorkommen.
Untersucht wurden die Wärmedämmung der Kellerdecke bzw. der Bodenplatte (1), die
Dämmung der oberen Geschossdecke (2), die Zwischen- (3a) sowie die AufsparrenDämmung des Daches (3b). Als Dämmmaßnahmen an den Außenwänden wurde das Wärmedämmverbundsystem (WDVS) (4a, b), die Wärmedämmung hinter einer Holzverschalung
(4c,d) und der Wärmedämmputz (4e,f) untersucht, wobei jeweils zwischen Straßenseite
(4a,c) und Hofseite (4b,d) unterschieden wurde. Außerdem wurde die Innendämmung der
Außenwände (4g) in die Untersuchung einbezogen. Als Maßnahmen zur Senkung der Lüftungswärmeverluste wurde das Aufarbeiten von Fenstern (5a), der Austausch von Fenstern/Türen an der straßenseitigen (5b) und hofseitigen Fassade (5c), bzw. zusätzliche Fensterebene einbauen (5d) sowie der Einbau einer mechanischen Lüftung mit WRG (Wärmerückgewinnung) (5e) beurteilt. Die Steigerung Anlageneffizienz (6), der Einsatz von thermischen Solaranlagen (7) und Photovoltaik (8), der Anschluss an Nah- bzw. Fernwärmenetze
aus Groß-KWK (Kraft-Wärme-Kopplung > 2000 kWel) (9) wurden ebenso untersucht wie die
Nutzung von Umweltwärme (z.B. Geothermie) (10).
Die Beurteilung jeder Maßnahme erfolgte durch Vergleich mit einer definierten Ausgangsvariante, bei der noch keine energetische Ertüchtigung erfolgt ist. Um zu vergleichbaren Werten über realistische Einsparmöglichkeiten zu gelangen, wurden im Rechenmodell einheitliche Randbedingungen (Klimadaten, Nutzerverhalten) anhand von vorliegenden Erfahrungswerten angenommen. Diese sind zurückhaltend angesetzt, das heißt, je nach Situation und
Nutzerverhalten können in der Praxis auch deutlich höhere Verbrauchswerte auftreten. In
solchen Fällen sind u.U. auch höhere Einsparungen erzielbar. Im Hinblick auf die Vergleichbarkeit der Fallbeispiele mussten zudem bei den Ausgangsvarianten bestehende Bauschäden außer Acht gelassen werden, obgleich der individuelle Erhaltungszustand eines Baudenkmals den Spielraum für Sanierungsmaßnahmen erheblich mitbestimmt.
Die Untersuchungsergebnisse sind für jede Fallgruppe in einer detaillierten Bewertungsmatrix zusammengefasst, um den Abwägungsprozess für den konkreten Fall zu erleichtern.
Die Ergebnisse nach den Hauptkriterien Einsparpotenzial (Betriebskosten) und Denkmalverträglichkeit sind in den Diagrammen wie folgt zusammengeführt:
 Entsprechend ihrem energetischen Einsparpotenzial:
I
II
III
niedrige Energieeffizienz
mittlere Energieeffizienz
hohe Energieeffizienz
 Entsprechend ihrer Denkmalverträglichkeit:
–
~
+
kaum verträglich
bedingt verträglich
gut verträglich
Demnach wurden etwa der Kategorie I+ jene Maßnahmen zugeordnet, die in der Regel für
Baudenkmale verträglich sind, jedoch für sich genommen noch wenig Energieeinsparung
bewirken. Beispiele hierfür sind die Dämmung der obersten Geschossdecke [Maßnahme 2],
die Zwischensparrendämmung des Daches [3a], die Nutzung von Geothermie [10] oder von
Groß-Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) [9], die zwar CO2-Einsparungen, jedoch bislang keine
signifikante Senkung der Betriebskosten bringt. Um nennenswerte Energieeinsparungen zu
erzielen, sind Kombinationen aus diesen Maßnahmen sinnvoll.
In der Kategorie III~ finden sich energieeffiziente Maßnahmen, die bei der Bewertung der
Denkmalverträglichkeit weniger gut abschneiden, beispielsweise die Dämmung der Außenwände [4].
In der besten Kategorie III+ landete die Steigerung der Anlageneffizienz [6], die als einzige
Maßnahme in allen Fallgruppen in jeweils beiden Kategorien (Energieeinsparpotential,
Denkmalverträglichkeit) positiv abschneidet.
Ergebnisse anhand der Fallgruppen
A.1 – Wohnstallhäuser auf dem Land (18./19. Jh.)
Bauweise
Die zweigeschossigen Wohngebäude mit Dachgeschoss der Fallgruppe A.1 sind oft Bestandteil zusammenhängender Baugruppen, z.B. Wohngebäude auf Wirtschaftshöfen. Sie
verfügen deshalb häufig über seitliche Anbauten wie Stallgebäude oder Scheunen. Unter
einem kleinen Teil des Erdgeschosses, dessen Außenwände meist aus Naturstein- oder
Mischmauerwerk bestehen, sind häufig Kriechkeller anzutreffen. Die Wände im Obergeschoss bestehen in der Regel aus sichtbar belassenem oder verschaltem Fachwerk. Auf
dem Einfirstdach sorgen Schleppgaupen für die Belichtung des Dachraums, der oft erst
nachträglich zu Wohnzwecken ausgebaut wurde.
Beurteilung
Der große Anteil von Fachwerk
als
Außenwandkonstruktion
führt bei diesen Gebäuden unter
den heutigen Komfort- und
Heizgewohnheiten zu hohen
Wärmeverlusten.
Der durchschnittliche Jahresheizwärmebedarf wurde mit den zugrundeliegenden Randbedingungen mit
155 kWh/m² errechnet.
Hier lässt sich durch Dämmung Abb.1: Beispielgebäude Fallgruppe A.1 (LfD, 2006)
der Außenwände die größte
Einsparung aller Fallgruppen erzielen (22-34 %). Die energetisch effektivste Maßnahme ist
die Außenwanddämmung hinter einer Verschalung [4c,d] bzw. mit Wärmedämmverbundsystem (WDVS) [4a,b], das hier aber wegen seiner ungünstigen Bewertung bei der Denkmalverträglichkeit kaum in Frage kommt. Erstaunlich knapp dahinter liegen der Einsatz von Innendämmung [4g] oder Wärmedämmputz [4e,f] (Kat. III~).
Der Austausch von Fenstern und Türen [5b,c] wird, auch wenn er aus anderen Gründen oft
unvermeidbar ist, in Bezug auf die Denkmalverträglichkeit als negativ eingestuft (Kategorie
II-). Die Auf-Sparrendämmung des Daches [3b] und die Dämmung der Kellergeschoßdecke
bzw. der Bodenplatte [1] schneiden bei sehr geringer Energieeffizienz nur wenig besser ab
(Kat. I~).
Abb.2: Einsparpotenzial und Denkmalverträglichkeit, Fallgruppe A.1
Einsparpotenzial Verbrauchskosten:
I niedrige Energieeffizienz
II mittlere Energieeffizienz
III hohe Energieeffizienz
Denkmalverträglichkeit:
─ kaum verträglich
~
bedingt verträglich
+
gut verträglich
●
●
●
Mittelwerte der Untersuchungsergebnisse
von jeweils zwei Beispielen der Fallgruppe.
Abb.3: Vergleichende Beurteilung untersuchter Maßnahmen, Fallgruppe A.1
A.2 – Freistehende Mietshäuser (1850-1900)
Bauweise
Als Vertreter der Fallgruppe A.2 wurden freistehende, zweigeschossige Mietwohngebäude
untersucht, deren ausgebaute flache Satteldächer bzw. Mansarddächer durch Dachgaupen
belichtet sind. Ihre Massivkonstruktion besteht aus Ziegelmauerwerk, im Kellergeschoss
häufig auch aus Sandstein. Meist sind die Decken über dem Kellergeschoss als preußische
Kappen ausgebildet, alle übrigen Geschossdecken als Holzbalkendecken. Die Gliederung der
Schaufassaden erfolgt durch Werksteinrahmungen und Gesimse oder Verblendungen mit
farbigen Klinkern.
Abb.4: Beispielgebäude Fallgruppe A.2 (LfD, 2009)
Beurteilung
Die energetischen Ergebnisse für diese Fallgruppe liegen auf Grund der massiveren Bauweise im Vergleich zur vorhergehenden Fallgruppe niedriger. Der berechnete Jahresheizwärmebedarf liegt hier bei ca. 90 kWh/m². Das Einsparpotenzial der Außenwanddämmung ist wegen der massiveren Baukonstruktionen im Vergleich zu Fallgruppe A.1 aber nur etwa halb so
hoch. Aufgrund der Profilierungen ist auch die Denkmalverträglichkeit von Außendämmungen gering (Kat. III-). Solarthermie [7] und Photovoltaik [8] werden hier hingegen etwas positiver beurteilt (Kat. I+), weil die Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes bei der Montage
von Modulen auf nicht einsehbaren Dachflächen weniger ins Gewicht fällt als bei freistehenden Gebäuden außerhalb der Ballungszentren. Der energetische Gewinn ist gleichwohl gering.
Abb.5: Einsparpotenzial und Denkmalverträglichkeit, Fallgruppe A.2
Einsparpotenzial Verbrauchskosten:
I niedrige Energieeffizienz
II mittlere Energieeffizienz
III hohe Energieeffizienz
Denkmalverträglichkeit:
─ kaum verträglich
~
bedingt verträglich
+
gut verträglich
●
●
●
Mittelwerte der Untersuchungsergebnisse
von jeweils zwei Beispielen der Fallgruppe.
Abb.6: Vergleichende Beurteilung untersuchter Maßnahmen, Fallgruppe A.2
B.2 – Siedlungsbauten (1920-1950), halboffene Bauweise
Bauweise
Vertreter der Fallgruppe B.2 sind typische Mietwohngebäude der Reformarchitektur seit den
1920er Jahren, mit drei Vollgeschossen, ausgebautem Dachgeschoss und unbeheiztem
Spitzboden. Kennzeichnend sind hier sparsamere Massivkonstruktionen, hauptsächlich aus
Ziegelmauerwerk; als Gestaltungselement der Fassaden wurde auch Werkstein verwendet.
Daneben sind ornamentale Gestaltungen des Außenputzes ein häufiges Stilelement. Die
Geschossdecken wurden als typisierte Holzbalkendecken ausgeführt, die Decke über dem
Kellergeschoss häufig als Stahlbeton-Hohldielenkonstruktion.
Beurteilung
Die sparsamen Konstruktionen dieser Bauepoche führen im Vergleich
zu den älteren Gebäuden der Fallgruppe C zu höheren Energieverlusten. Der Jahres-Heizenergiebedarf
wurde unter den festgelegten
Randbedingungen hier mit ca.
110 kWh/m² errechnet.
Abb.7: Beispielgebäude Fallgruppe B.2 (LfD, 2010)
Die Transmissionswärmeverluste
durch die Außenwände im Ausgangszustand führen zu leicht höheren Einsparpotenzialen durch
Dämmmaßnahmen an den Außenwänden [4].
Sie sind gemeinsam mit der WRG [5e] in Kat. III~ einzuordnen. Maßnahmen zur Senkung
der Lüftungswärmeverluste [5a-d] weisen ein durchschnittliches Energieeinsparpotenzial bei
unterschiedlicher Denkmalverträglichkeit auf. Die restlichen Maßnahmen [1-3a und 7-10]
können in ihrer Verträglichkeit durchwegs positiv beurteilt werden, ihre Energieeffizienz liegt
aber jeweils unter 4% (Kat. I+), so dass es hier auf eine sinnvolle Kombination ankommt. Die
Auf-Sparrendämmung des Daches [3b] wird bei mittlerem Einsparpotenzial als wenig denkmalverträglich eingestuft. (Kat. II-).
Abb.8: Einsparpotenzial und Denkmalverträglichkeit, Fallgruppe B.2
Einsparpotenzial Verbrauchskosten:
I niedrige Energieeffizienz
II mittlere Energieeffizienz
III hohe Energieeffizienz
Denkmalverträglichkeit:
─ kaum verträglich
~
bedingt verträglich
+
gut verträglich
●
●
●
Mittelwerte der Untersuchungsergebnisse
von jeweils zwei Beispielen der Fallgruppe.
Abb.9: Vergleichende Beurteilung untersuchter Maßnahmen, Fallgruppe B.2
C.1 – Mehrgeschossige Reihenwohnhäuser in Blockrandbebauung
(19. Jh. bis ca. 1870)
Bauweise
Untergruppe C.1 enthält meist zweigeschossige, städtische Wohngebäude aus vorindustrieller Zeit mit ausgebautem Dachgeschoss und Spitzboden. Zu dieser Gruppe zählen zahlreiche
Gebäude in den Zentren sächsischer Mittel- und Kleinstädte, welche einst als Heim- und
Arbeitsstätte von Handwerkern und Kaufleuten entstanden. Ihre Konstruktion besteht aus
massivem Ziegel- oder Mischmauerwerk, nach außen weisen sie schlichte Putzfassaden
auf. Im Innenraum finden sich oft Reste älterer, zum Teil kunsthistorisch bedeutsamer Ausstattungen.
Beurteilung
Da die Blockrandbebauungen einen
geringeren Außenwandanteil als die
vorangehenden, freistehenden Fallgruppen aufweisen, sind diese Bauten bereits im Ausgangszustand
energieeffizienter. Das Ergebnis der
Simulation ergibt einen durchschnittlichen
Jahres-Heizenergiebedarf von ca. 80 kWh/m². Damit
ist auch das Einsparpotenzial von
Dämmmaßnahmen geringer. Bei
dieser Fallgruppe wird die höchste
Einsparung durch den Einbau einer
Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung (WRG) [5e] erzielt. Sie
resultiert zum Teil aus der dafür
notwendigen Abdichtung der Gebäudehülle, deren Realisierung bei
historischen Gebäuden aber als
konstruktiv problematisch anzuseAbb.10: Beispielgebäude Fallgruppe C.1 (Quelle: die STEG)
hen ist. Ähnlich hohe bzw. sogar
leicht höhere Einsparungen liefern der Einbau von Zusatzfenstern [5d] und die Optimierung
der Anlagentechnik [6], deren Denkmalverträglichkeit noch positiver beurteilt wird (Kat. III+).
Abb.11:Einsparpotenzial und Denkmalverträglichkeit, Fallgruppe C.1
Einsparpotenzial Verbrauchskosten:
I niedrige Energieeffizienz
II mittlere Energieeffizienz
III hohe Energieeffizienz
Denkmalverträglichkeit:
─ kaum verträglich
~
bedingt verträglich
+
gut verträglich
●
●
●
Mittelwerte der Untersuchungsergebnisse
von jeweils zwei Beispielen der Fallgruppe.
Abb.12: Vergleichende Beurteilung untersuchter Maßnahmen, Fallgruppe C.1
C.2 – Mehrgeschossige Reihenwohnhäuser in Blockrandbebauung (1870-1920)
Bauweise
Untergruppe C.2 umfasst die typischen Blockrandbebauungen der Gründerzeit. Die materialintensiven Massivkonstruktionen der drei- oder mehrgeschossigen Gebäude bestehen
hauptsächlich aus Ziegelmauerwerk, in den Kellergeschossen z. T. auch aus Natursteinmauerwerk. Bis auf die Kappendecke über dem Kellergeschoss sind die Geschossdecken als
typisierte Holzbalkendecken ausgeführt. Als Dachkonstruktionen kommen oft Mansarddächer, aber auch einfache Satteldächer vor. Die repräsentativen Straßenfassaden weisen dekorative Gliederungen aus Sandstein auf und sind in den Obergeschossen oft mit Klinkern
verblendet. An der Rückseite zum Hof finden sich dagegen oft nur einfache Putzfassaden
mit Sandstein-Fenstergewänden.
Beurteilung
Da Blockrandbebauungen einen
geringeren Außenwandanteil als die
freistehenden Bauweisen aufweisen, sind diese Bauten bereits im
Ausgangszustand energieeffizienter. Der Jahres-Heizenergiebedarf
wurde unter den festgelegten
Randbedingungen hier mit ca.
90 kWh/m² errechnet. Darüber hinaus zeichnen sich die Bauten der
Fallgruppe C.2 gegenüber der
Gruppe C.1 durch massivere Konstruktionen und größere Haustiefen
aus. Damit ist auch das absolute
Einsparpotenzial von Dämmmaßnahmen hier nochmals etwas geringer. Die Maßnahmen zur außen
liegenden
Außenwanddämmung
Abb.13: Beispielgebäude Fallgruppe C.2 (LfD, 2010)
sind zudem im Bereich der Straßenfassade nur bedingt denkmalverträglich; anders sieht es bei den oft schlichten Hoffassaden aus, Energetisch effizient und
denkmalverträglich schneidet die Abdichtung der Gebäudehülle [5a] ab, höhere Einsparungen liefern der Einbau von Zusatzfenstern [5d] und die Optimierung der Anlagentechnik [6],
deren Denkmalverträglichkeit noch positiver beurteilt wird (Kat. III+).
Abb.14: Einsparpotenzial und Denkmalverträglichkeit, Fallgruppe C.2
Einsparpotenzial Verbrauchskosten:
I niedrige Energieeffizienz
II mittlere Energieeffizienz
III hohe Energieeffizienz
Denkmalverträglichkeit:
─ kaum verträglich
~
bedingt verträglich
+
gut verträglich
●
●
●
Mittelwerte der Untersuchungsergebnisse
von jeweils zwei Beispielen der Fallgruppe.
Abb.15: Vergleichende Beurteilung untersuchter Maßnahmen, Fallgruppe C.2
Schlussfolgerungen
Hohes Einsparpotential nach Möglichkeit ausschöpfen!
Der Energiebedarf denkmalgeschützter Wohnbauten in den untersuchten Fallgruppen ist
unterschiedlich. Er lässt sich auch unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Ansprüche durch eine Kombination geeigneter Maßnahmen um 20 bis 50 % senken. Die Anforderungen der ab 1.5.2014 geltenden EnEV 2014 werden dabei allerdings selten erreicht.
Die dort enthaltene Ausnahmeregelung für Baudenkmale ist deshalb richtig. Sie sollte
aber nicht dazu führen, solche Maßnahmen pauschal außer Betracht zu lassen. Vielmehr
sind alle Möglichkeiten der Energieeinsparung zu prüfen, um sie nach sorgfältiger Abwägung mit den Erfordernissen des Denkmalschutzes angemessen auszuschöpfen.
Denkmalförderung und Energiesparprogramme sollten sich ergänzen, nicht konkurrieren.
Wenn für die untersuchten Denkmalgruppen eine behutsame energetische Modernisierung möglich ist, sollten sich damit auch neue Förderwege eröffnen. Die Möglichkeiten
der Kombination von Denkmalförderung und Energiesparförderung sind hier sinnvoll auszubauen. Damit könnte für besonders gefährdete Denkmalgruppen und Quartiere ein
positiver Anreiz erzielt werden, der den Leerstand verringern hilft.
Denkmalspezifische Vor- und Nachteile abwägen.
Auch aus anderen Gründen ist es ratsam, Baudenkmale bei der energetischen Sanierung
der Wohnbauten nicht von vornherein auszuschließen. Da gerade Wohnbauten in aller
Regel nur erhalten werden können, wenn sie genutzt werden, spielen die aufzubringenden Betriebskosten hier eine kritische Rolle; sie nimmt mit steigenden Energiekosten
noch laufend zu, denn Häuser mit ungünstigen Energiekennwerten geraten gegenüber
solchen mit verbesserter Energieeffizienz in eine nachteilige Lage auf dem Wohnungsmarkt. Besonders gilt das in Gebieten mit hoher Leerstandsquote. Wenn hierin ein
wachsendes Manko für authentisch erhaltene, denkmalgeschützte Wohnhäuser erkennbar wird, darf allerdings nicht übersehen werden, dass dieselben Bauten damit auch
Qualitäten besitzen, die sie auf dem Wohnungs- bzw. Immobilienmarkt positiv auszeichnen. Ästhetischer Reichtum des Wohnquartiers, harmonische städtebauliche Einbindung
und ein hohes Identifikations- und Repräsentationspotential sind Faktoren, die den Menschen nachweislich etwas wert sind. Mit zunehmend normiert „verpackten“ Gebäuden
wird sich die Attraktivität historischer Baudenkmale, sofern diese verträglich behandelt
werden, verstärkt auf dem Markt widerspiegeln.
Nicht alles, was technisch am Kulturdenkmal möglich ist, ist dort auch sinnvoll.
Sanierungstechnisch ist bei Baudenkmalen im Prinzip das Gleiche möglich wie beim
normalen Baubestand. Denkmale sind jedoch meist besonders empfindlich hinsichtlich
ihres Erscheinungsbildes. Um sie wertschätzen zu können, bedarf es ihrer Wirkungsmöglichkeit, die in der Regel über die ästhetische Wahrnehmung funktioniert. Bei Eingriffen in die Substanz und Veränderungen des Erscheinungsbildes von Denkmalen sollte
man deshalb besonders rücksichtsvoll vorgehen – im Interesse ihrer langfristigen Werthaltigkeit. Gleichwohl ist für die Abwägung mit anderen öffentlichen Belangen nicht
festgelegt, dass Baudenkmale grundsätzlich nicht in ihrem Erscheinungsbild verändert
werden dürften.
Der Wert des Kulturdenkmals bestimmt den Spielraum.
Größere Freiheiten bei der Umsetzung von Konzepten zur Energieeinsparung bestehen
dann, wenn das Gebäude bereits stark vorgeschädigt und nur noch wenig aussagefähige
Bausubstanz erhalten ist – wenn also hinsichtlich des Denkmalwerts nicht mehr viel zu
verlieren ist. Hingegen sind bei gut erhaltenen Gebäuden mit reichhaltigen Details und
Ausstattungen die Eingriffsmöglichkeiten genau deshalb beschränkt, weil man diese historischen und ästhetischen Werte nicht aufs Spiel setzen sollte.
Die beste Lösung im Einzelfall liegt im Kompromiss und in der geschickten Kombination –
sie erfordert Sachverstand und Augenmaß bei allen Beteiligten.
Um den Fortbestand der Wohnbauten mit Denkmalwert für die nächsten Generationen
zu sichern und damit auch die Wohnstandorte in Sachsen auf attraktivem Niveau zu halten, sind Kompromisse zwischen höchstmöglicher Energieeffizienz und Bewahrung der
überlieferten Denkmalwerte nötig. Aufgrund der individuellen Vielfalt der Gebäude kann
es keine allgemeingültigen Konzepte zur energetischen Optimierung denkmalgeschützter Wohnbauten geben. Die optimale Lösung ist fallweise zu bestimmen. Sie besteht
aus einer Kombination verschiedener Einzelmaßnahmen an unterschiedlichen Bauteilen
der Gebäudehülle und/oder der Anlagentechnik. Die zur Auswahl stehenden Maßnahmen bedingen sich häufig wechselseitig, so dass die Umsetzung jedes Einzelschrittes (z.
B. Fensteraustausch) meist auch technische bzw. konstruktive Anpassungen an weiteren Teilen des baulichen Gesamtsystems erfordert.
Besser mehrere kleine und verträgliche Schritte als große Eingriffe!
Die tabellarische Übersicht aller Ergebnisse soll es ermöglichen, für jeden Einzelfall jene
Maßnahmen vorab auszuwählen, die sich für eine optimierte Kombination eignen. Maßnahmen, die bei der Denkmalverträglichkeit mit Minus bewertet wurden, sollte man im
Regelfall meiden, auch wenn sie energetische Einsparungen versprechen. Solche, die
nur bedingt denkmalverträglich sind (Kat. ~), wird man sinnvoller Weise nur in Erwägung
ziehen, wenn sie in punkto Energieeffizienz wirklich viel bringen (Kat. III~). Für Maßnahmen, die energetisch weniger ergiebig, aber gut denkmalverträglich sind (Kat. I+, II+),
sollte man hingegen prüfen, ob sie nicht in der Kombination eine akzeptable Einsparung
ermöglichen.
Außenwanddämmung – hohe Einspareffekte, doch oft mit Risiken und Verlusten verbunden.
Das höchste Einsparpotenzial unter den untersuchten Maßnahmen weist die Wärmedämmung der Außenwände auf (8-36%), unabhängig davon, ob die Dämmung außen
hinter einer Verschalung, als Verbundsystem, als Wärmedämmputz oder über ein Innendämmsystem erfolgt. In jedem Fall sind dabei unterschiedliche, teils schwierige baukonstruktive und bauphysikalische Fragen zu lösen. Je nach Dämmstoff und Materialstärke
kann die Einsparung auch noch höher ausfallen. Außenwanddämmungen wirken sich jedoch mit zunehmender Abmessung negativ auf das architektonische Erscheinungsbild
aus. Nimmt man diese Abstriche in Kauf, beispielsweise bei freistehenden Wohnbauten
ohne signifikante Architekturgliederungen, so erscheinen auch sogenannte „Faktor-vier“Sanierungen mit Einsparungen von 75% realistisch.
Verbesserte Anlagentechnik – effektiv und denkmalschonend.
Ein sehr hohes Einsparpotenzial von 12-18 % birgt auch die Verbesserung der Effizienz
der Anlagentechnik [6], deren Denkmalverträglichkeit sehr positiv bewertet wurde. Dies
trifft auch auf die Nutzung von Abwärme durch Fern- oder Nahwärmenetze (Gross-KWK)
[9] und Geothermie mit Wärmepumpe [10] zu. Hier steht einer hohen Einsparung von
Primärenergie (18-22 %) allerdings bislang nur selten eine entsprechende Senkung der
Betriebskosten gegenüber.
Solare Energiegewinne, eine sinnvolle Kompensation - meist besser an anderen Standorten.
Der Verzicht auf unverträgliche Sanierungsmaßnahmen kann für Denkmale erhöhten
Energieverbrauch bedeuten. Dies kann vorzugsweise durch den Einsatz von Sonnenenergie (ggf. auch anderer emissionsfreier Energieformen) kompensiert werden. Auf
Baudenkmalen installierte solarthermische oder photovoltaische Anlagen weisen jedoch,
abhängig von der verfügbaren Aufstellfläche, ein geringes energetisches Potenzial auf.
Sie werden zudem in Bezug auf ihr Erscheinungsbild oft negativ beurteilt. Da die photovoltaische Energieerzeugung nicht an den Standort des Verbrauchs gebunden ist, sind
Baudenkmale hierfür grundsätzlich wenig geeignet. Denn die zur Kompensation erwünschten Energiegewinne lassen sich ökonomischer und ortsbildverträglicher über
großflächige Sammelanlagen an anderen Standorten realisieren. Dies sollte bei kommunalen Energiekonzepten Berücksichtigung finden.
Den Blick öffnen – vom Einzeldenkmal und seinen Betriebskosten zur volkswirtschaftlichen
und energiepolitischen Perspektive.
Um bei der energetischen Sanierung einerseits die Beeinträchtigung der Baudenkmale,
andererseits ökologische und ökonomische Fehlentscheidungen systematisch minimieren zu können, muss über die hier (vorrangig) untersuchten Faktoren der Energieeinsparung und der Denkmalverträglichkeit hinaus die Gesamtenergiebilanz ermittelt und herangezogen werden. Nur wenn auch die externen, vor allem die städtebaulichen Faktoren
einbezogen werden, können wirklich nachhaltige, umweltschonende, volkswirtschaftlich
sinnvolle und risikoarme Lösungen identifiziert und zur Anwendung empfohlen werden.
Werthaltigkeit – Zukunftsoptionen durch Reversibilität offen halten!
Das Thema der energetischen Gebäudesanierung ist noch relativ jung, deshalb liegen
kaum Langzeiterfahrungen mit hocheffizienten Konstruktionen und Materialien vor. Die
bislang zur Verfügung stehenden energetischen Sanierungsmethoden sind also weiter zu
entwickeln. Der Neubausektor liefert hier nicht ausreichend schonende und erprobte
Verfahren, um allen Anforderungen der Kulturdenkmale gerecht zu werden. Forschungsbedarf besteht deshalb auch hinsichtlich der im historischen Baubestand selbst überlieferten Methoden und Materialien, für die, anders als für neuere Lösungen, solche Langzeiterfahrungen vorliegen. Da für eine Vielzahl der in der Praxis heute angewendeten
Verfahren noch große Unsicherheiten bestehen, sollte man an den Baudenkmalen eher
auf reversible, teils auch vorübergehende Lösungen setzen. Man wird sie dann ohne
bleibende Schäden durch zukünftig deutlich verbesserte, werthaltigere Methoden und
Materialien ersetzen können.
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Fakultät Architektur
Institut für Bauklimatik / Professur für Denkmalpflege und Entwerfen
Energetische Ertüchtigung
denkmalgeschützter Wohnbauten.
Baukulturelle Belange –
Technische Lösungen.
Prof. John Grunewald, Lehrstuhl für Bauphysik
Prof. Thomas Will, Lehrstuhl für Denkmalpflege und Entwerfen
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14.11.2013
Pilotstudie
zur energieeffizienten Sanierung
von Baudenkmalen
gefördert durch das Sächsische Staatsministerium
des Innern, 2010/2011
Als pdf abrufbar unter:
www.denkmalpflege.sachsen.de/download/
Pilotstudie_Energetische_Sanierung.pdf
Kurzdarstellung:
http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_architektur/ibk/
research/researchprojects/2010_smi-pilotstudie_denkmal-energie/
Die Handlungsanleitung (>), in die die Ergebnisse der
Studie eingeflossen sind, ist abrufbar unter:
http://www.denkmalpflege.sachsen.de/download/
Handlungsanleitung_Energetische_Sanierung.pdf
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14.11.2013
Ausgangslage: Hohe Bestände an Altbauten und Baudenkmalen in Sachsen
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14.11.2013
Pilotstudie zur energieeffizienten Sanierung von Baudenkmalen
5 relevante Fallgruppen
Gruppierung nach energetischer Charakteristik
Je 2 ausgeführte Beispiele
als Basis für rechnerische Gebäudesimulation
Keine Modellsanierungen, sondern Normalfälle
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14.11.2013
5 FALLGRUPPEN
je 2 Fallbeispiele
A. OFFENE BEBAUUNG
Dicht angeordnete, freistehende Miethäuser (1850-1900)
Freistehende ländliche Wohnstallhäuser (18./19. Jh.)
B. HALBOFFENE BEBAUUNG
Anteil sächsischer
Baudenkmale in
Deutschland
Siedlungswohnbauten 1920er - 1950er Jahre
C. GESCHLOSSENE BEBAUUNG (Blockrandbebauung)
Mehrgeschossige Reihenwohnhäuser (19.Jh.-1870)
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Mehrgeschossige Reihenwohnhäuser (1870-1920)
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14.11.2013
FALLGRUPPEN
A. Offene Bebauung
A.1 Freistehende ländliche Wohnstallhäuser 18./19. Jh.
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Radebeul, Bischofsweg 30
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14.11.2013
FALLGRUPPEN
A. Offene Bebauung
A.1 Freistehende ländliche Wohnstallhäuser 18./19. Jh.
Nossen, Ortsteil Eula, Hauptstraße 33
Quelle: LfD
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14.11.2013
2. FALLGRUPPEN
A. Offene Bebauung
A.2 Dicht angeordnete, freistehende Miethäuser (1850-1900)
 Beispielgebäude
Radebeul, Robert-Werner-Platz 6
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14.11.2013
Quelle: LfD
2. FALLGRUPPEN
A. Offene Bebauung
A.2 Dicht angeordnete, freistehende Miethäuser (1850-1900)
Dresden, Bautzner Straße 183
Quelle: LfD
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA S
Anhalt, Halle 14.11.2013
FALLGRUPPEN
B. Halboffene Bebauung
B.2 Siedlungswohnbauten (1920er-1950er Jahre)
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Dresden, Leipziger Str. 286-290
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14.11.2013
FALLGRUPPEN
B. Halboffene Bebauung
B.2 Siedlungswohnbauten (1920er-1950er Jahre)
Radebeul,
Pestalozzistr. 13
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14.11.2013
FALLGRUPPEN
C. Geschlossene Bebauung (Blockrandbebauung)
C.1 Mehrgeschossige Reihenwohnhäuser (19.Jh.-1870)
Dippoldiswalde
Große Wassergasse 8
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14.11.2013
METHODIK Gebäudesteckbrief: ENERGIE
Einsparung Primärenergie
Einsparung Kosten Endenergie
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Verbesserung thermische Behaglichkeit
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14.11.2013
METHODIK Gebäudesteckbrief: BAUDENKMAL
Bauwerk, Baudenkmal
Daten vs. Qualitäten
Kenndaten zum Baubestand
- Lage, Konstruktion, Typologie, Nutzung,
Ausstattung, Immobilienwert etc.
>> quantitativ, deskriptiv
Kenndaten zum Denkmalwert
- Substanz (Zeugniswert), Struktur, Bild (Eigenart, Schönheit)
Art/Typus (Vielfalt), Prozess (Alterswert)
historische, städtebauliche, künstlerische, wissenschaftliche etc. Bedeutung
>> qualitativ-deskriptive (heuristische) Wertbestimmung
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14.11.2013
KRITERIEN UND BEURTEILUNG
Unsaniert = Bezugsvariante
Bewertung der Einzelmaßnahmen
Bewertung als Maßnahmenpaket
Bewertung der Umweltenergie
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14.11.2013
KRITERIEN UND BEURTEILUNG
Nachhaltigkeitsfelder
ÖKOLOGISCHES
ÖKONOMISCHES
SOZIALES/KULTURELLES
KAPITAL
Ziel:
Verbrauch geringer als Erneuerungspotential,
Bewahrung/Mehrung statt Verschleiß
Problem:
bei kulturellem Erbe „starke Nachhaltigkeitskriterien“ gültig,
d. h. keine „Nachwachsen“ der Bestände bei Reduzierung
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14.11.2013
BEURTEILUNG. Aspekte der Nachhaltigkeit
Ökologisches Kapital
Soziales / Kulturelles Kapital
Ökonomisches Kapital
Ökologische
Verträglichkeit
Wirtschaftliche
Verträglichkeit
Bautechnische
Verträglichkeit
Funktionale
Qualität
DenkmalVerträglichkeit
CO2-Bilanz:
Betriebskosten:
Werthaltigkeit
Gebrauchswert
Denkmalsubstanz
Ressourcenverbrauch
Strom, Heizung
Behaglichkeit
Funktionalität
Erscheinungsbild
(Primärenergie)
Warmwasser
Schadensrisiko
Energieeffizienz
Reversibilität
Klimatisierung
(Endenergie)
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
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BEURTEILUNGEN
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Ökologische Verträglichkeit, Betriebskosten
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BEURTEILUNGEN
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Baukonstruktion, Gebrauchswert
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BEURTEILUNGEN
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Gestalt- und Denkmalwerte
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ERGEBNISSE
Bewertungsmatrix je Fallgruppe
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
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BEWERTUNG: Energetische Gebäudesimulation
Radebeul, Robert-Werner-Platz 6, (A.2)
Zustand nach Sanierung, Quelle: LfD
Transmission
Verluste
Endenergie
Innere
Nutzenergie
Gewinne
Solare
Lüftung
Digitales Gebäudemodell:
Architektur, Konstruktion,
Nutzung, Anlagen, Klima
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Primärenergie
Analyse der Energieeinsparpotenziale
BEWERTUNG: Darstellung der Ergebnisse
Einsparpotenzial Verbrauchskosten Endenergie 
Denkmalverträglichkeit  Bsp. Fallgruppe A.2
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ERGEBNISSE + OFFENE FRAGEN Bewertungsmaßstäbe
Schutzgüter
Luft Wasser
Lebewesen
Strahlung Boden
Energieressourcen
Kulturgüter
Landschaftsbild
Schutzinstrumente
NatSchG, ROG, BauG, EnEV, UVP, BauGB, Denkmalschutz
Qualitative Maßstäbe
Quantitative Maßstäbe
Messkriterien /
Indikatoren
dB rem
kWh
g/m3
ha
Populationen
Symbolgehalt Schönheit
Art/Typus (Vielfalt, Seltenheit),
Zeugniswert
Alterswert
Eigenart
Quelle: nach Umweltverträglichkeitsprüfung der Schweiz
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ERGEBNISSE + OFFENE FRAGEN
• Einsparpotential nach Möglichkeit ausschöpfen!
20-50% Primärenergieeinsparung je nach Fall möglich.
• Nicht alles, was technisch am Denkmal wirksam
ist, ist dort sinnvoll.
> Klärung der Denkmaleigenschaft(en)
Denkmalwert in der Nutzen-/Risikobilanzierung,
insbesondere: Erscheinungsbild
• Die beste Lösung im Einzelfall liegt im
Kompromiss und in der geschickten Kombination
von Ertüchtigung, Kompensation und Verzicht.
>
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Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14.11.2013
ERGEBNISSE + OFFENE FRAGEN
Reaktionen auf energetischen Modernisierungsdruck
A, bauliche Ertüchtigung (Trennung)
• Addition (Ergänzung)
- Bauteile
- Systeme/Konstruktionen
• Substitution (Austausch)
- Material-/Konstruktionswechsel
B, Kompensation (Verlagerung)
C, Nutzungsanpassung (Vermeidung)
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14.11.2013
ERGEBNISSE + OFFENE FRAGEN
• Außenwanddämmung: hohe Einspareffekte,
leicht erklärlich doch im Denkmalbereich mit Risiken und
Verlusten verbunden.
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14.11.2013
ERGEBNISSE + OFFENE FRAGEN
• Verbesserte Anlagentechnik – effektiv und
denkmalschonend
> Trennung von Kulturdenkmal und GTA:
Additive, kurzlebige technische Dienstleistung
getrennt vom langlebigeren Baudenkmal
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14.11.2013
ERGEBNISSE + OFFENE FRAGEN
• Solare Energiegewinne, eine sinnvolle Kompensation –
aber meist besser an anderen Standorten
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14.11.2013
ERGEBNISSE + OFFENE FRAGEN
• Werthaltigkeit –
Zukunftsoptionen durch Reversibilität offen halten!
• Den Blick öffnen –
vom Einzeldenkmal und seinen Betriebskosten
zur volkswirtschaftlichen/energiepolitischen
Perspektive
> Gesamtabwägung
(Ökobilanzierung/Lebenszyklusbetrachtung)
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14.11.2013
ERGEBNISSE + OFFENE FRAGEN
• Thermische Sanierung kann Energieeinsparung
ermöglichen, aber nicht gewährleisten.
>
Lösung des Problems oder Verlagerung (Rebound-Effekte)?
Das beim Heizen eingesparte Geld wird tendenziell frei für andere
Zwecke, z. B. für Reisen, wo es wiederum zum Energieverbrauch
beiträgt.
John Grunewald / Thomas Will TU Dresden
Tagung „Alle reden vom Wetter, wir auch“, LDA Sachsen-Anhalt, Halle 14.11.2013