Nationaldenkmal - Gesellschaft Berliner Schloss eV
Transcription
Nationaldenkmal - Gesellschaft Berliner Schloss eV
Gesellschaft Berliner Schloss e.V. den. Und zwar beruht der glückliche Wurf mit dem dies gelungen ist, vornehmlich in der Gestaltung des HallenGrundrisses. Durch seine Gliederung in ein längeres, dem Wasserlaufe zugekehrtes, gerades Mittelstück und zwei mit diesem durch viertel kreisförmige, nach innen gekrümmte Zwischenhallen verbundene pavillonartige Seitentheile ist eine Umrißform gewonnen, durch die der sich dem Denkmale auf den westlichen Hauptzugangswegen nähernde Beschauer einer Architektur gegenübergestellt wird, die selbständig und abgerundet genug behandelt ist, um die Rückseite zunächst vergessen zu machen. Ueber dem dergestalt kräftig bewegten Grundrisse erhebt sie auf dem aus dem Wasser aufragenden grauen Sandsteinunterbau die im Anschluß an die Westfront des Königsschlosses in reicher Barockarchitektur entworfene Säulenhalle. Ihr gerades Mittelstück bietet freiere Durchblicke zwischen den jonischen Säulenpaaren, während die seitlichen Theile durch die geschlossenen Massen der an jedem Grundrissknick angeordneten Flachnischenpfeiler und durch die sich hier ergebenden Ueberschneidungen dem Ganzen Kraft und festen Halt geben. Dem reichen, Àießenden aus dem Grundrisse entwickelten Wechsel der Aufbauerscheinungen gesellen sich tadellose Verhältnisse und formvollendete Einzelheiten, und die feinen gelblichgrauen und goldigen Farbentöne des edlen Wartbauer- und Heuscheuer-Sandsteines verleihen der Architektur warmes Leben. So bildet die Halle die Trägerin des reichen, fast überreichen Bildwerkschmuckes, in dem der oben angedeutete erweiterte Denkmalgedanke zum Ausdruck gebracht ist. Wenn dieser Bauwerkschmuck das Bauwerk stellenweis allzu üppig überwuchert, wenn man ihn in dem Streben nach Wucht über den Maßstab, der Architektur hat hinauswachsen lassen, und wenn er auch, für sich allein genommen, von fehlerhaften Maßstabsverschiedenheiten nicht ganz frei ist, so wird dafür kaum der Schöpfer der Hallenarchitektur verantwortlich gemacht werden dürfen. Man wird diese Erscheinung vielmehr zurückzuführen haben auf die überschäumende Kraftfülle der im Geiste und nach dem Plane ihres Meisters schaffenden jüngeren Bildhauer, die sich gar nicht genug thun konnten in der Steigerung des rauschenden Accordes, den wir in dem Haupt- und Mittelstück der Gesamtschöpfung, in dem Kaiserstand- bilde selbst angeschlagen sehen. Uebrigens wird auch der Hast, mit der die sämtlichen Arbeiten haben betrieben werden müssen, ein erheblicher Theil der Schuld zuzuschreiben sein. Von den Bildhauern, die Begas zur Mitwirkung an seinem gewaltigen Werk herangezogen hat, haben Bernewitz und Götz die kraftvollen in Kupfer getriebenen Viergespanne geschaffen, die den südlichen und nördlichen Eckbau krönen, und in deren Lenkerinnen Verkörperungen von Nord- und Süddeutschland zu erblicken sind. Breuer, Gaul und Kraus haben die mächtigen Wappen modellirt, die über den inneren Nischenpfeilern aufragen und die vier Königreiche versinnbildlichen, der erstgenannte die beiden äußeren von ihnen (Preußen und Württemberg) und ferner das Wappenstück des Nordpavillons, dessen Gegenstück am Südpavillon von der Hand des Bildhauers Wägener herrührt. Die Bildwerke der Rückfront verdanken ihre Entstehung den Bildhauern L. Cauer, Karl Begas und Hidding. Cauer hat die Modelle zu den Gruppen der Landwirtschaft und des Gewerbes am südlichen und des Handels und der Schiffahrt am nördlichen Eckbau geliefert; Karl Begas hat die Minervagruppe, Hidding die Zeusgruppe ausgeführt, mit denen die Eckpfeiler der geraden Mittelhalle gekrönt sind. Mit den beiden letztgenannten Stücken besonders ist stark übers Ziel hinaus geschossen. Sie wirken in der Westansicht erdrückend groß und erscheinen auch für die Blicke von Osten her als unförmliche störende Massen: dem Vernehmen nach sollen sie übrigens noch der Abänderung unterzogen werden. Kann der Hallenbau mit seinem bildnerischen Schmuck im großen und ganzen als fertig angesehen werden, so harren zwei wesentliche Bestandtheile des baukünstlerischen Werkes, noch der Vollendung, das sind die Hallendecke und der Denkmalfußboden. Ueber die Gestaltung der ersteren ist unseres Wissens Beschluß, noch nicht gefaßt: es verlautet, daß die Ausführung bildlicher Darstellungen in Mosaik ins Auge gefaßt sei. Der Fußboden ist nach genauen Entwürfen Halmhubers in den Werkstäitten von R. Leistner in Dortmund und von Pellarin u. Co. in Rixdorf fertiggestellt und harrt nur der günstigeren Witterung, die seine Verlegung ermöglichen soll. Die Gesamtordnung dieses in der Halle in Marmormosaik, Einleitung auf dem Denkmalplatze in Thonmosaik auszuführenden Fußbodens ist aus unserer Bildbeilage ersichtlich. Die Mittelfelder sind, um die Zeichnung nicht zu verwirren, im Bilde weiß gelassen. Sie erhalten auf dem Platze ein Netz großer sich gegenseitig durchdringender Kreise, die graue und weiße Dreiecke bilden, in der Halle ein geradliniges Flächenmuster mit eingestreuten Kronen und Namenszügen, wie es Abb.2, in der ein Stück Pavillonfußboden dargestellt ist, erkennen lässt. Beide werden umrahmt von doppelten Friesen, deren je einer einfarbig bezw. streng geometrisch getheilt ist, während der andere das Mittelfeld in freiem LinienÀusse umzieht. Quer vor die Plattform längs der vorderen Stufenreihe und um die Rückseite des Denkmals herum ist ein breiterer Fries gelegt, den Mäanderzüge in einzelne mit Sinnbildern der Kaiserwürde und mit Wappendarstellungen, der deutschen Bundesstaaten gefüllte Felder theilen. In Abb. 1 sind mehrere Beispiele dieser von Halmhuber edel und kraftvoll gezeichneten Stücke wiedergegeben. Das in der Mitte der Abbildung dargestellte trapezförmige Feld be¿ndet sich an einem der Knickpunkte der Halle: sein Gegenstück stellt St. Georg den Drachentödter dar. Durch die geschilderte Umgebung nun ist das von Begas im wesentlichen eigenhändig geschaffene eigentliche Kaiserdenkmal vorbereitet, das sich am vorderen Rande der eben beschriebenen Plattform erhebt, leuchtend in seiner ganzen Pracht, mit all seinen bedeutenden Vorzügen, aber doch auch - wie das Licht nun einmal nicht ohne Schatten ist - nicht frei von mancher befürchteten Schwäche. Die Ausführung weicht in der Gesamtanordnung von dem Modelle von 1893 nicht ab. Wir dürfen uns angesichts unserer Abbildungen und unter Hinweis auf das auf S. 35, Jahrg. 1893 d. Bl. Gesagte daher hier einer näheren Beschreibung enthalten und beschränken uns auf einige Sätze zur Würdigung des nunmehr vor unseren Augen vollendet dastehenden Werkes. Die Auffassung des Denkmals war durch die, Aufgabe von vornherein bestimmt. Diese Aufgabe forderte, wie wir gesehen haben, ein „Nationaldenkmal“, also auch für das Kaiserbild selbst mit seinem unmittelbaren Zubehör eine erheblich über den Rahmen des Porträtstandbildes hinausgehende Schöpfung, die des bereichernden und den weitergefassten Gedanken erklärenden Beiwerks und 2 Gesellschaft Berliner Schloss e.V. vor allem des sehr bedeutenden Maßstabes nicht entrathen konnte. Erhebt sich das Denkmal doch zu einer Höhe von mehr denn 20 Meter über dem Fußboden, wovon etwa 9 Meter auf das Reiterbild allein entfallen! In solcher Höhe den Kopf des Kaisers noch bildnismäßig verinnerlicht und durchgeistigt zur Geltung zu bringen, war nicht möglich; er mußte, wie die ganze Gestalt, mehr in äußerlich großen Zügen, gewissermaßen decorativ behandelt werden, und damit war Begas gezwungen, sich einer seiner größten Stärken, seiner von kaum einem anderen erreichten Bildniskunst zu begeben. Dieser Verzicht war es wohl, der den ja auch im vollen Einklange mit der ganzen Denkmalauffassung stehenden Gedanken nahe legte, den in allen Aeußerlichkeiten realistisch behandelten kaiserlichen Reiter dadurch zu idealisiren, daß ihm die palmentragende Siegesgöttin beigesellt wurde, die das ruhig, dahinschreitende Roß des verklärten Helden dem Schlosse seiner Väter zuIenkt. - Die Gruppe hat außerordentliche Schönheiten und darf den bedeutendsten Werken des Meisters zugezählt werden. Einige nebensächliche Ausstellungen, die an dem einem Leibrosse des regierenden Kaisers nachgebildeten Pferde gemacht werden, können nicht ins Gewicht fallen. Von bezwingender Anmuth ist die schwebenden Ganges neben dem Rosse einherschreitende Siegesgöttin, sind die geÀügelten, den Ecken des Sockels vorgestellten Genien, sind Einzelheiten aus den köstlichen DarstelIungen, die an der Südseite des Postamentes die Segnungen des Friedens versinnbildlichen. Und neben dieser Fülle weiblichen Liebreizes, welche markige, männliche Kraft in den prachtvollen Löwen, die sich, als Wächter des Denkmals auf den übereck aus dem Stufenunterbau vorgeschobenen Granitsockeln aus Kriegsgeräth und starrendem Waffenwerk aufrichten! Aber dennoch, all diese Schönheit, all dieses in realistisch-malerischer Bewegung sprudelnde Leben ist nicht dienstbar gemacht denjenigen Kunstgesetzen, die für ein Denkmalwerk solchen Ranges gefordert werden müssen. Die Anmuth ist geschmeidige Grazie, die männliche Kraft ist lautes Pathos geworden, und so hohe Bewunderung das in vieler Beziehung so herrliche Werk verdient, das man zutreffend einen stolzen, machtvoll gen Himmel steigenden Siegeshymnus genannt hat, eins fehlt ihm, das ist die ruhige, ernste architektonische Gebundenheit, die tiefe, schlichte denkmalmäßige Strenge, die wirkliche Monumentalität. Die geÀügelten Huldgöttinnen, am Modell von 1893 doch noch in festerer Geschlossenheit mit dem Standbildsockel verbunden, schweben jetzt Blumen streuend und Kränze niederlegend in reizendster Bewegung von diesem hinweg oder suchen mit fast ängstlicher Gebärde Halt an ihm zu gewinnen auf ihrem unsicheren Standorte: die Jünglingsgestalten an den Langseiten des Denkmals, die den Krieg und den Frieden versinnbildlichen, sie sind mit ihren Riesenleibern, nicht im geringsten architektonisch vorbereitet, unmittelbar auf den Denkmalstufen gelagert, denen Abmessungen gegeben sind, wie sie eben für den Fuß des gewöhnlichen Sterblichen passen; und die Löwen auf ihren zerfetzten, stachlichten Trophäen, man vergleiche sie mit den Denkmalwächtern bei verwandten Aufgaben der Antike, um zu erkennen, was ihnen bei oder vielmehr infolge all ihrer realistischen Schönheit fehlt, um „wie in Erz gegossen“ zu sein. Die Größe des Maßstabes bessert bei alledem nichts, im Gegentheil, gerade sie ist in deren Verhältnis zum Inhalte und zur Zweckbestimmung hier der Mangel an Monumentalität wesentlich mit beruht. Wir haben diese Einwendungen nicht unterdrückt in der Ueberzeugung, daß wir dem Denkmale damit besser gerecht werden, als durch ausschließliche und übertriebene Lobpreisungen, wie sie ihm ja von zahlreichen anderen Seiten in diesen Tagen gespendet worden sind. Wie alles Menschliche, so ist auch Menschenwerk nun einmaI nicht ganz vollkommen, und seine Größe gewinnt geradezu, wenn man sich dieser Unvollkommenheit bewusst bleibt. Der Genuß, die Freude, aber an den wirklichen, erlesenen Schönheiten der Begasschen Schöpfung können durch solche Mäßigung an Lebhaftigkeit und Stärke nimmermehr verlieren. Noch bleibt uns übrig, in aller Kürze einige ergänzende Nachrichten technischer Art über die Denkmalanlage zu geben. Das Reiterbild besteht mit seinem Postamente bis herab zur Oberkante der Löwensockel aus künstlich mit Edelrost überzogener Bronce und ist in der Werkstatt der Gebrüder Walter und Paul Gladenbeck in Friedrichshagen bei Berlin unter Anwendung des Wachsschmelzverfahrens gegossen, einer Technik, durch die es möglich geworden ist die für die Begassche Kunst ungemein Einleitung bezeichnende OberÀächenbehandlung des Modelles im Gusse in voller Schärfe zur Geltung zu bringen. Die Gestalten des Krieges und des Friedens sind von Martin u. Piltzing in Berlin in Bronce gegossen. Den Unterbau haben Kessel u. Röhl in Berlin in polirtem rothen schwedischen Granit ausgeführt. Die in Metall hergestellten Bildwerke der Halle: die beiden Viergespanne und die Adler über den Wappen Bayerns und Sachsens“ sind in Kupfer getrieben worden, das südliche Viergespann von Martin u. Piltzing, das nördliche von Gustav Lind in Berlin, die Adler von Knodt in Bockenheim bei Frankfurt a. M. Die Ausführung der Werksteinarbeiten der Halle hat in den Händen der Steinmetz¿rmen P. Wimmel u. Co., Gebr. Zeidler und K. Schilling gelegen; der zuletzt Genannte hat auch die Sandsteinverblendung des Hallenunterbaues geliefert. Das Stufenwerk der Halle und des Denkmalplatzes ist von Plöger in Granit aus dem Fichtelgebirge ausgeführt. Die Decken und Dächer der Halle sind gewölbt, die Dächer mit Kupfer eingedeckt. Für die Kosten der ganzen Denkmalanlage waren vier Millionen Mark bewilligt. Die technische Leitung der Ausführung hat beim Reichsamt des Innern, und zwar anfangs in den Händen des verstorbenen Geheimen Ober-Regierungsraths A. Busse, später in denen des Regierungsraths J. Hückels gelegen. Es bedarf kaum der Hervorhebung, daß allen diesen Betheiligten ein erhebliches Verdienst an dem glücklichen Zustandekommen des großen Werkes zuzusprechen ist, und zwar ganz besonders in Anbetracht der außerordentlichen Schwierigkeiten, die aus der Kürze der Ausführungszeit erwuchsen. Sie alle dürfen in Gemeinschaft mit den Künstlern mit Stolz auf die Leistung blikken, die ihrem Können und ihrer Thatkraft ein dauernd ehrendes Zeugnis ausstellt. Hofsfeld *) Vgl. über diesen Theil der Bauarbeiten die Mittheilungen im. Jahrgang 1896, S. 373) n. f. d. Bl.“ aus: Centralblatt der Bauverwaltung, XVII Jahrgang, 27. März 1897, S. 137-140 3 Abbruch der Schloßfreiheit Gesellschaft Berliner Schloss e.V. Das Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I. Geschichte des Denkmals „Schon wenige Monate nach dem Tode Kaiser Wilhelms I. begann der bereits zu seinen Lebzeiten gehegte Plan, dem Wiederhersteller des deutsche Reiches ein würdiges Denkmal zu errichten, feste Gestalt zu gewinnen. Kaiser Wilhelm II. ergriff den Gedanken mit der ihm eigenen Energie und berief bereits im Herbst 1888 zur Vorberatung eine Anzahl hervorragender Künstler und Gelehrten (Reinhold Begas, Heinrich von Treitschke u. a.). Für die Ausschreibung eines Wettbewerbsbewilligte der Reichstag in der Sitzung vom 23. Dezember 1888 die Summe von 10000 Mk. Die eingegangenen 147 Denkmalsentwürfe zeigten das eigentümliche Ergebnis, daß die Entwürfe diejenigen der Bildhauerkunst bei weitem überragten. Den ersten Preis erhielt der Architekt Bruno Schmitz für den Plan eines großartig angelegten Kaiserforums, den zweiten Preis die Architekten Rettig und Pfann. Die Großmeister der Bildhauerkunst: Schaper, Schilling, Hildebrandt, Hilgers u. a. hatten nur geringere Preise davongetragen; Reinhold Begas, der spätere Schöpfer des Denkmals, war ganz leer ausgegangen. Am 2. Juli 1890 wurde durch Reichstagsbeschluß ein zweiter engerer Wettbewerb für den 1. April 1891 ausgeschrieben, zu welchem Begas, obwohl er nicht zu den Siegern der ersten Konkurrenz gehörte, auf Befehl des Kaisers dennoch als Preisbewerber aufgefordert wurde. Bei dieser zweiten Konkurrenz spielte die Platzfrage eine hervorragende Rolle. Kaiser Wilhelm II. hatte von An¿ng an als Standort für das Denkmal seines Großvaters einen Platz bestimmt, der gegenüber dem Schlosse seiner Ahnen erst durch Niederreißung einer langen Häuserreihe, der sogenannten „Schloßfreiheit“, gewonnen werden sollte. Diesem Plane war von vornherein, der von Begas in Gemeinschaft mit dem Hofbaurat Ihne ausgearbeitete Entwurf entgegengekommen, während die übrigen Künstler größtenteils den Platz vor dem Brandenburger Tor als den geeignetsten angenommen hatten. Begas Entwurf fand denn auch den Beifall des Kaisers, und im Dezember 1892 erhielt der Künstler vom Kaiser den endgültigen Auftrag zur Abb. 03: Abbruch der Bebauung der Schloßfreiheit (LDAB) Abb. 04: Gründungsarbeiten zur Errichtung des Denkmalsockels (LDAB) 4 Gesellschaft Berliner Schloss e.V. Abb. 05: Grundriss (RB) und Ansicht (BusB) (Bildhauer Prof. R. Begas, Architekt Gustav Halmhuber), gezeichnet von G. Halmhuber Abb. 06: Modell des Reiterstandbildes (E&P) 5 Gesellschaft Berliner Schloss e.V. Planung und Modellierung Abb. 07: Wappenmosaike: Waldeck und Sachsen (CBB) Abb. 09: Mosaike im Hallenfußboden (CBB) Abb. 11: Wappenmosaike: Mecklenburg-Strelitz und Baden (CBB) Abb. 08: Wappenmosaik: Rheingold (CBB) Abb. 10: Wappenmosaike: Braunschweig und Mecklenburg-Schwerin Abb. 12: Wappenmosaik am Denkmal (CBB) 6 Gesellschaft Berliner Schloss e.V. Planung und Modellierung Abb.17: Bronzeguss des Reiterstandbildes (RB) Abb.13: Gipsmodell der Hauptgruppe mit Reiterstandbild (RB) Abb.15: Gipsmodell eines fauchenden Löwen (RB) 7 Gesellschaft Berliner Schloss e.V. Ausführung des Denkmals. Am 7. November 1893 konnte mit der riesenhaften Reiterstatue begonnen werden, deren Modell bis zum 1. Januar 1895 fertig gestellt war. Bezüglich der Ausführung des architektonischen Hintergrundes zu dem Denkmal fand schließlich nach Aufhebung des Ihneschen Entwurfes ein von dem Architekten Halmhuber, einem Schüler Wallots, in Gemeinschaft mit Begas ausgearbeiteter Plan die Genehmigung des Kaisers. Bei der Vollendung der schwierigen Ausführung des Denkmals wurde Begas von folgenden, zum Teil aus seiner eigenen Schule hervorgegangenen Künstlern unterstützt: Werner Begas, des Meisters Sohn, K. Bernewitz, L. Cauer, Felderhoff, Gaul und Kraus. Am 18. August 1895, dem 25jährigen Gedenktage der Schlacht bei Gravelotte, fand die feierliche Grundsteinlegung statt. Die Enthüllung des Riesenwerks, welche am 22. März 1897, dem hundertjährigen Geburtstage Kaiser Wilhelms I., vor sich ging, gestaltete sich unter Beteiligung der deutschen Fürsten zu einem großartigen Festtage für die ganze deutsche Nation. Beschreibung des Denkmals Das Reiterdenkmal Kaiser Wilhelms I. wird von einer monumentalen, aus gelblichem Sandstein bestehenden, mit dem Rücken sich gegen die Spree lehnenden, nach dem Schloss zu geöffneten Säulenhalle forumartig umgeben. Zwischen dem Denkmal und der sich bis zu einer Höhe von 12 m über dem Straßenniveau erhebenden Säulenhalle dehnt sich in einer beträchtlichen Breite ein zur Abhaltung von patriotischen oder Nationalfesten bestimmter Festplatz aus, zu welchem neun Stufen emporführen. Ein in Elfenbein und Schwarz gehaltener Mosaikfries, auf welchem die Wappen sämtlicher deutscher Bundesstaaten auf schwarzem Grunde abgebildet ¿nd, umzieht die vorderste Kante dieses Platzes. Die in freien jonischen Stilformen gehaltene Säulenhalle, deren reiche Ornamentik mit den Kunstformen des (in der Westseite des Schlosses gelegenen Eosanderportales im harmonischen Einklang steht, ist an ihren beiden bogenförmig auslaufenden Enden von zwei pavillonartigen Kuppelbauten Àankiert. Ihren Hauptschmuck bilden zwei herrliche, in Kupfer getriebene, kühnbewegte Vierergespanne (Quadrigen), geführt von zwei heldenhaften Frauengestalten. Das südliche Gespann (von Bernewitz) Abb.27: Verhülltes Reiterstandbild während der Einweihungsfeierlichkeiten am 22. März 1897 (LAB) Abb.28: Reiterstandbild nach der Enthüllung am hundertjährigen Geburtstage Kaiser Wilhelms I. (LAB) 8 Gesellschaft Berliner Schloss e.V. stellt die kraftstrotzende Bavaria (Bayern), das nördliche (von Götz) die sieggewohnte Borussia (Preußen) dar. Reicher bildnerischer Schmuck krönt die Halle über den Balustraden: an der Innenseite (dem Denkmal zugekehrt) vier ornamentale Gruppen, die vier Bundeskönigreiche Preußen, Bayern, Sachsen und Württemberg darstellend; die beiden inneren Gruppen von mächtigen Adlern mit geöffneten Schwingen, die beiden äußeren von Kronen überragt. Die dem Wasser zu gelegene Rückseite der Halle ist mit vier allegorischen Sandsteingruppen gekrönt, deren beide äußere „Ackerbau und Industrie“, sowie „Handel und Schiffahrt“ darstellen (beide von Cauer). Die erste (nördliche) Gruppe (Handel und Schiffahrt) zeigt zwei kräftige, wetterharte, auf Warenballen sitzende, von den Sinnbildern der Schiffahrt (Anker usw.) umgebene Gestalten; auf der südlichen Gruppe (Ackerbau und Industrie) erblickt man zwei Männergestalten, die eine an einen Amboß gelehnt, während die andere auf einem mächtigen Zugtiere ruht. Von den beiden inneren Gruppen versinnbildlicht die nördliche (von Hidding) die Kunst (ein junger Bildhauer arbeitet an einem mächtigen Jupiterkopf), die südliche (von Karl Begas) die Wissenschaft, dargestellt durch die behelmte Büste der Pallas Athene, zu deren Rechten eine in tiefes Studium versenkte Frauengestalt sitzt. Zu der Plattform des Reiterstandbildes steigt man auf neun Stufen empor. Auf ihr erhebt sich ein Unterbau von rotem polierten schwedischen Granit. Vierstrahlenförmig in der Richtung zweier sich kreuzender Diagonalen vorspringende Postamente gliedern sich an diesen Unterbau. Auf ihnen erheben sich vier gewaltige bronzene Löwen, lebensvoll geschaffene, kühn bewegte Tierbilder von mächtiger Wirkung, wachthaltend über der errungenen Siegesbeute, und in ihren vier verschiedenen Stellungen (fauchend, brüllend, lauernd und ruhend) dräuendes Vorwärtsschreiten, donnerndes Warnungsgebrüll, grimmiges Aufbäumen und ruhige Siegeszuversicht verkörpernd. Auf den beiden Schmalseiten des Sockels, auf den oberen Treppenstufen die Sinnbilder der Entwicklungsgeschichte des Hohenzollernreiches vom Kurfürstentum zum Kaiserreich, und zwar an der hinteren Sockelseite: Turnierhelm, Streitaxt, Kettenhemd, die Zeit des Faustrechts symbolisierend, auf der vorderen Sockelseite Einweihung Abb.29: Reiterstandbild nach der Enthüllung am hundertjährigen Geburtstage Kaiser Wilhelms I., 22. März 1897 (LAB) 9 Gesellschaft Berliner Schloss e.V. Abb.33: Rückseite zum Spreekanal mit den vier allegorischen Sandsteingruppen (LAB) Ansichten Abb.35: Blick vom Schloss auf die Hauptgruppe (LDAB) 10 Gesellschaft Berliner Schloss e.V. unter der Inschrift die Reichsinsignien: Kaiserkrone, Königsmantel, Zepter und Reichsschwert, dazu das geschriebene (verfassungsmäßige) Gesetz, die neue Zeit charakterisierend. An den vier abgeschrägten Ecken dieses mehrfach gegliederten Sockels, leicht beschwingte, auf Kugeln herabschwebende, weibliche Idealgestalten, dem Sieger Blumen und Kränze streuend, Sieges- und Friedensgöttinnen, auf eine Kugel von 80 cm Durchmesser leicht die Fußspitze aufsetzend, trotz der großen Dimensionen von einer bezaubernden Anmut und Grazie und von, großer Formenschönheit, zeigen diese Figuren den Meister Begas in der Beherrschung der Formen und Maße auf der Höhe seiner Kunst. Vor den Längsseiten des Sockels, auf der obersten Stufe der Treppe sitzend, die dreifach lebensgroßen Gestalten des Krieges (rechts) und des Friedens (links); der Krieg, dargestellt durch die muskulöse Gestalt eines jungen Kriegers. Die Rechte auf den Boden stemmend, die Linke auf das gegen den Boden gestemmte Schwert stützend, sitzt er da, zum Aufspringen bereit, die durch Wilhelms I. Militärreorganisation geschaffene Kriegsbereitschaft des Deutschen Reiches trefÀich verkörpernd. Auf der gegenüberliegenden (linken) Seite des Sockels die Gestalt des Friedens, ein jugendlich kräftiger Mann mit gelocktem Haar, den linken Arm auf die zweiköp¿ge Janusbüste stützend. Vollgereifte, schwer niederhängende Ährenbündel und der dicht mit reifen Früchten beladene Apfelzweig deuten auf die Segnungen des Friedens hin. Hinter diesen beiden Kolossalgestalten die wunderbar schön ausgeführten Flachreliefs des Krieges und des Friedens. Den Hintergrund des Kriegsreliefs bildet eine sturmgepeitschte, von Blitzen durchzuckte, wildaufgeregte Landschaft, die zerstörenden Wirkungen des Krieges zeigend. Menschenskelette bedecken den Boden. Auf der linken Seite schlägt der Blitz zündend in einen Gottesacker. Auf wildem Rosse, mit mordgierigen Blicken, das medusenähnliche Haupt von Schlangen umzüngelt, in jeder Hand eine Brandfackel schwingend, von gierigen Geiern und Raben umkrächzt, rast die wilde, entsetzliche Gestalt der Kriegsfurie über das sturmgepeitschte, vor kurzem noch im Ährenschmuck prangende Ackerfeld dahin. Zwei Mordgesellen sind ihre Begleiter, der eine mit der Linken das feuersprühende Roß an der Mähne geleitend, mit der Rechten die Stachelgeißel schwingend, der andere ihm voranschreitend, mit dem breiten, sichelförmigen Schwert nicht nur die Halme und Blumen des Feldes, sondern auch das blühende Menschenleben dahinmähend: Männer- und Jünglingsgestalten in ergreifenden, der grausigen Wirklichkeit abgelauschten Stellungen, der eine rückwärts mit ausgestreckten Armen überschlagend; rechts davon eine rührend schöne Jünglingsgestalt, mit beiden Händen bemüht, sich von dem furchtbaren Streiche aufzurichten, während sein Gefährte zur Rechten, gefällt vom Krummschwerte des fürchterlichen Mähers, im Todeskampfe mit der Hand krampfhaft den Boden krallt. Angsttvoll kniet an dem Zerstörungswege die junge Mutter, den nackten Knaben mit ihrem Leibe zu schützen, während links am Wege die Not kauert, ein in Lumpen gehülltes Weib, mit blassem, abgehärmten Antlitz, das Kinn in dumpfer VerzweiÀung in die Hand gestützt, neben ihr ein dem Hunger erliegendes Knäblein, den abgezehrten, vom Elend entkräfteten Körper mühsam mit den hageren Armen auf den Boden stützend. Einen lieblichen Gegensatz zu diesen Schrecken des Krieges bildet das Friedensrelief. Über der anmutigen Hügellandschaft liegt heiterer Sonnenschein. Sanft sich schlängelnde Pfade führen zu traulichen Hütten empor. Am Fuße des Hügels, zur linken Hand, liegt der Hirt in idyllischer Ruhe inmitten seiner Herde, während zur Rechten ein junger Landmann behaglich an einen jungen Stier lehnt. Zwischen diesen beiden Gruppen schreitet, den Genius des Friedens zu ihrer Rechten, halb schwebenden Ganges die Göttin des Friedens, eine entzückende Frauengestalt, in reicher Fülle Blumen und Früchte auf ihren Weg streuend, die ein Knabe zu ihrer Linken auf dem Haupte trägt. In dankbarer Verzückung ausschauend zu der holden Göttin, knien im Vordergrunde zur Linken zwei Gestalten, links eine junge Bäuerin, rechts ein alter Landmann im groben Kittel, die Hände wie zum Gebet gefaltet. Dankbaren Gefühls für das segensvolle Friedenswalten der himmlischen Göttin, pÀanzt die junge Mutter mit ihrem Knäblein im Vordergrunde rechts die Friedenseiche. Alles atmet Heiterkeit und Glück; himmlischer Friede und holder Märchenglanz ist über die gesegnete Landschaft ausgegossen, Auf dem so geschmückten Sockel erhebt sich die mächtige Reiter¿gur des Wiederherstellers des Deut- Beschreibung schen Reiches, von dem Genius des Friedens geleitet. Leicht geÀügelten Ganges, den Palmenzweig in der Linken, das edle Haupt mit dem Lorbeer umwunden, den Blick schwärmerisch zu dem Helden emporgerichtet, die herrlichen Glieder von einer leichten Gewandung umÀossen, schwebt er dahin, eine entzückende Wohlgestalt, welche unverkennbar die Züge der Tochter des Meisters Begas trägt. Der Kaiser selbst sitzt in edler, natürlicher Haltung im Sattel des mächtigen, vorwärtsstrebenden Streitrosses, zu dessen breithalsiger Gestalt der Hippokrates, das frühere Leibpferd des Kaisers, als Modell gedient hat. Über der einfachen Generalsuniform trägt der Held den schlichten Feldmantel, dessen weiter Kragen malerisch im Winde zurückÀattert. Die Linke lenkt das prächtige Schlachtroß am Zügel, die Rechte stützt sich mit dem Feldherrnstab gegen den Schenkel. Das Haupt bedeckt der unbebuschte Goldhelm. Hoheit, Würde und Milde thronen auf dem Antlitz des Herrschers, dessen Heldengestalt der Künstler in der Auffassung wiedergegeben hat, wie ihn das Volk kurz nach dem Kriege von 1871 erschaute, in der Rüstigkeit und Frische des Körpers und Geistes, und wie er noch heute in der Erinnerung des deutschen Volkes fortlebt. Die Formen und einzelnen Teile des Denkmals gehen ins Riesenhafte. Die Gesamthöhe von Roß und Reiter beträgt 9 m, die des Kopfes mit dem Helm allein 1 m. Gesamthöhe des Denkmals über der StraßenÀäche 20 m (etwa die Höhe eines vierstöckigen Gebäudes). Bei einer Wandung von nur 5 mm Stärke sind 1770 Zentner Bronze zu dem Reiterdenkmal verwendet worden. Der nach dem Wachsschmelzverfahren von der Gladenbeckschen Kunstgießerei hergestellte Guß ist auch den größten Feinheiten des Modells gerecht geworden.“ aus: Müller-Bohn, H.: „Die Denkmäler Berlins in Wort und Bild“, Berlin 1905, Verlag: I.M. Spaeth, S. 7-11 11 Gesellschaft Berliner Schloss e.V. Abb.36: Blick auf die südliche Flanke des Standbildsockels (AV) Details Abb.37: Detail Jüngling, dahinter Friedensrelief (AV) 12 Gesellschaft Berliner Schloss e.V. Abb.38: Nördliche Flanke des Standbildsockels (AV) Details Abb.39: Detail junger Krieger, dahinter Kriegsrelief (LAB) 13 Nachkriegsdemontage Details Gesellschaft Berliner Schloss e.V. Nachkriegsdemontage Das Nationaldenkmal hatte den Krieg ohne wirklich gravierende Beschädigungen überstanden, dennoch wurde es 1948 - sicherlich aus ähnlichen Gründen wie später das Berliner Schloss - vollständig abgerissen. Erhalten geblieben sind lediglich die Plattform mit den Stufenanlagen, Teile des Steinintarsienbodens, welcher mit einer Asphaltschicht überzogen wurde sowie der gesamte in das Wasser der Spree hineinragende Sandsteinsockel mit seinem sparsamen Schmuckwerk. Die vier überdimensionalen, bronzenen Löwen vom Sockel des Kaiserdenkmals wurden geborgen. Sie stehen heute in veränderter Formation am Raubtiergelände des Tierparks Friedrichsfelde. Ein Bronzeadler mit ausgebreiteten Schwingen, einst Bestandteil des mittleren Bereiches der rückwärtigen Halle, hat im Hof des Märkischen Museums die Zeiten überdauert. Trotz der Vielzahl von Reiterstandbildern zu Ehren Kaiser Wilhelms I. z.B. in Hamburg, Köln, Essen, auf dem Kyffhäuser oder der Rekonstruktion des Standbildes am Deutschen Eck bei Koblenz, konnte ein identisches Reiterstandbild nicht aus¿ndig gemacht werden. Abb.44: Rotarmisten während der Demontage (LDAB) 14 Gesellschaft Berliner Schloss e.V. Abb.45: Demontage des Reiterstandbildes (AV) Nachkriegsdemontage Abb.47: Demontage des Reiterstandbildes (LDAB) Abb.48: Demontage der Reiter¿gur Kaiser Wilhelm I. (AV) 15 Gesellschaft Berliner Schloss e.V. Abb.49: Demontage des Reiterstandbildes (LDAB) Abb.50: Demontage einer der vier Victorien (LDAB) Abb.52: Demontage der Löwen (LAB) 16 Abb.56: Wiederaufstellung der Löwen im Tierpark Friedrichsfelde (AV) Abb.58: Wiederaufstellung der Löwen im Tierpark Friedrichsfelde (AV) Abb.60: Wiederaufstellung der Löwen im Tierpark Friedrichsfelde (AV) Abb.57:Wiederaufstellung Wiederaufstellungder dervier Löwen im Tierpark Friedrichsfeldeim (AV) Abb.59: Wiederaufstellung derFormation Löwen im(AV) Tierpark Friedrichsfelde (AV) Abb.55: Löwen des Nationaldenkmals Tierpark Friedrichsfelde in veränderter Abb.61: Wiederaufstellung der Löwen im Tierpark Friedrichsfelde (AV) 17 Gesellschaft Berliner Schloss e.V. Erhaltene Fragmente Abb.63: Adler im Hof des Märkischen Museums (AV) Abb.62: Wiederaufstellung des Adlers des Bundeskönigreiches Württemberg im Hof des Märkischen Museums (AV) Abb.64: Adler im Hof des Märkischen Museums (AV) 18 Gesellschaft Berliner Schloss e.V. Erhaltene Fragmente Abb.65: Denkmalsockel heute, Stufenanlage (AV) Abb.66: Blick von der Schleusenbrücke (AV) Abb.69: Rückseite, Detail Konsolen (AV) Abb.68: Rückseite der Denkmalsanlage (AV) Abb.70: Rückseite der Denkmalsanlage (AV) 19 Gesellschaft Berliner Schloss e.V. Begas, Reinhold 15.7.1831 Berlin - 3.8.1911 Berlin Abb.71: Reinhold Begas (RB) „Begas stammte aus einer Künstlerfamilie. Als Sohn des aus Aachen zugewanderten Hofmalers Carl Begas d. Ä. wurde sein Talent früh entdeckt und gefördert. Bedeutende Taufpaten waren die Bildhauer Gottfried Schadow, Christian Daniel Rauch und Ludwig Wichmann. Sie wurden auch die Lehrer des jungen Begas, der schon mit zwölf Jahren in die bildhauerische Ausbildung an der Akademie unter Schadow eintrat. 1848 wechselte er in das Atelier Rauchs über, wo die Ausführung des Reiterdenkmals Friedrichs d. Gr. im Mittelpunkt der auszuführenden Werke stand. Als erste größere eigenständige Arbeit stellte Begas 1852 auf der Akademie-Ausstellung die religiöse Genre Gruppe „Hagar und Ismael“ in Gips aus, die 1854 in Marmor ausgeführt wurde und in die Privatsammlung Strousberg gelangte. Diese wie auch die nächste große Gruppe „Amor und Psyche“ (s. Kat. Nr. 13) waren noch ganz dem Lehrer Schadow verpÀichtet. Ein Stipendium führte Begas 1855 nach Rom, wo er die „Amor und Psyche“-Gruppe in Marmor vollendete. Den thematischen Anschluß brachte „Pan tröstet Psyche“ (1857, s. Biographien Kat. Nr. 14), eine Gruppe, die als erstes Werk neue EinÀüsse auf den jungen Künstler widerspiegelte. In der Folge entstanden thematisch ähnliche Arbeiten, wie „Pan, einen Knaben das Flötenspiel lehrend“ (s. Kat. Nr. 15) oder „Amor als Liebesbote“. Es war der Kreis um die deutsch-römischen Maler Anselm Feuerbach, Franz Lenbach und vor allem Arnold Böcklin sowie die Begegnung mit den Werken Berninis, die Begas motivisch und stilistisch berührten. Der Kontakt zu dem französischen Bildhauer Jean Baptiste Carpeaux konfrontierte den Künstler mit dem in Frankreich schon vorhandenen Neubarock, den Begas als erster Bildhauer in Berlin einführen sollte. Dorthin zurückgekehrt, entstanden in rascher Folge Werke, die den Bruch mit derTradition der Lehrer demonstrierten. Zwischen 1860 und 1863 war Begas als Lehrer an der Kunstschule in Weimar tätig. Ein erneuter RomAufenthalt folgte. Nach 1865 arbeitete er ständig in Berlin. Den ersten Preis errang Begas mit seinem Entwurf für das Kölner Denkmal Friedrich Wilhelms IV, wenngleich die Ausführung an Gustav Blaeser ging (1862). Der Wettbewerb für ein Schiller-Denkmal in Berlin wurde zum ersten öffentlichen Sieg des Neubarock über den späten Klassizismus der Rauch-Schule. Der preisgekrönte Entwurf von Begas wurde nicht kritiklos hingenommen (Konkurrenz 1862; Einweihung 1871). Bei der Vergabe des Meisterateliers der Königlichen Akademie der Künste an Begas (1876) gab es Bedenken, der Künstler könne einen zu starken EinÀuß auf seine Schüler nehmen eine Befürchtung, die sich teilweise durchaus bestätigte. Große of¿zielle Aufträge folgten mit der Beteiligung an der Ausstattung von Zeughaus und Ruhmeshalle (unter anderem „Borussia“ für den Lichthof heute Lapidarium) und nach dem Tod von Friedrich III. dessen Grabmal im Mausoleum neben der Potsdamer Friedenskirche (1888-1892). Mit dem Regierungsantritt Wilhelms II. wurde Begas zum Repräsentanten eines of¿ziellen Staatsstiles und zum bevorzugten Bildhauer des Monarchen. Als Hauptvertreter des Neubarock in Berlin wurde er zum Schöpfer malerisch-sinnlicher Werke erzählerischen Charakters, die in ihrer Inszenierfreude zum Ausdruck eines Lebensgefühles im Berlin der Gründerzeit wurden. Der 1887 auf Ausstellungen in Berlin und Wien gefeierte „Elektrische Funke“ war ein origineller Versuch, einen technischen Prozeß allegorisch zu umschreiben: Der Àüchtige Kuß eines Paares soll die Übertragung der elektrischen Kraft symbolisieren. Der 1886 entworfene „Neptunbrunnen“ fand 1891 seine Aufstellung vor dem Schloß (heute vor dem Roten Rathaus). 1892 konnte Begas die Ausführung des Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals in Berlin für sich gewinnen. Zusammen mit zahlreichen Gehilfen, die sich großenteils aus seinen Schülern und Meisterschülern rekrutierten, führte er den plastischen Schmuck dieser monumentalen Anlage aus. 1897 wurde das Denkmal eingeweiht. Der Kaiser übertrug Begas die künstlerische Leitung des Siegesallee-Projektes (1895-1901), an dem der Künstler selbst mit zwei Gruppen beteiligt war (Gruppe Markgraf Waldemar; Gruppe Kaiser Wilhelm 1.). Zeitgleich ent- stand das Bismarck-Nationaldenkmal, ebenfalls initiiert durch Wilhelm Il. (1897-1901; ehemals vor dem Reichstag, heute am Großen Stern). Die Vorliebe des Kaisers für seine neu-barock-naturalistischen Werke voller Pathos sicherten Begas zwar bedeutende Staatsaufträge, im Bereich der künstlerischen Entwicklung wurde sein Stil jedoch zurückgedrängt von aktuellen Kunstströmungen, die sich auch unter seinen Schülern durchsetzten. Die starken Begabungen unter ihnen hatten sich seit den neunziger Jahren von ihm abgewandt und entwickelten sich hin zu einem Neuklassizismus, wie er von Begas´künstlerischem Antipoden Adolf von Hildebrand vertreten wurde. Wenngleich auch nahezu alle bedeutenden Vertreter der nächsten Generation der Berliner Bildhauer im Atelier von Begas tätig gewesen waren, tradierte keine Schule den Neubarock Begasscher Prägung. Treue Anhänger galten allenfalls als Epigonen, die sich aus eigener Kraft nicht aus dem EinÀuß des Lehrers lösen konnten. Mit der Gruppe „Eva mit ihren Kindern“ (1905, Marmor), die ins Plastische übertragene „Natura“ vom Sockel des HumboldtDenkmals vor der Berliner Universität, versuchte Begas motivisch nocheinmal Anschluß zu gewinnen an das, was seine Schüler auf den Ausstellungen präsentierten, ohne den veränderten Inhalt zu begreifen. Das Meisteratelier trat er 1903 an Ludwig Manzel ab. Nach seinem Tod konnte ein großer Teil der Werke auf einer Nachlaßauktion kaum noch Käufer ¿nden. Der Begas-Sammler Geheimrat Woog erwarb mehrere Ausführungen des „Elektrischen Funkens“ und das Reproduktionsrecht für die kleinste Fassung, die Gruppe „Adam und Eva“, und eine Kindergruppe in Marmor. Der in der zeitgenössischen Tagespresse geäußerte Gedanke, mit dem umfangreichen Nachlaß ein staatlich ¿nanziertes Begas-Museum einzurichten, stieß an verantwortlicher Stelle auf kein Interesse. A. G. Meyer: Reinhold Begas. Bielefeld/Leipzig 1901. Thieme/ Becker, ad voc. -W. Gensel: Reinhold Begas. Die Kunst für Alle, 22, 1906, S. 129 ff . - B. Daun: Die Kunst des 19. Jahrhunderts. Berlin 1909, S. 573 ff. -Reinhold Begas‘ gesamter künstlerischer Nachlaß. Berliner Kunstauktions-Haus Gebrüder Heilbronn, Berlin 1912. -W. Grzimek: Deutsche Bildhauer des zwanzigsten Jahrhunderts. Gräfel¿ng bei München 1969, S. 12 ff . - Bloch, Anmerkungen (1970), S. 174 ff . Bloch/Grzimek (1978). - H. Gerlach: Zwischen Innovation und Tradition. In: Weltkunst 1983, S. 3585. Ausst. Kat. Rheinland Westfalen (1984), S. 51 ff. - Ausst. Kat. In uns selbst liegt Italien. München 1988, S. 383. -H. Gerlach: Reinhold Begas. Phil. Diss. Hamburg (inVorbereitung). - S. Einholz: Reinhold Begas und sein Schülerkreis (in Arbeit). S. E.“ aus:“Ethos und Pathos - Die Berliner Bildhauerschule 1786 -1914“; SMPK Berlin 1990; Ausstellungskatalog, S.26-27 20 Gesellschaft Berliner Schloss e.V. v. Ihne, Ernst Eberhard (geadelt 1906) Arch.; * 23. 5. 1848 Elberfeld, † 21. 4. 1917 Berlin; Eltern: Wilhelm (1821-1902, Historiker und Prof. der Anglistik in Heidelberg, zeitweilig in England) und Mary geb. Hull Allan (1818-1890); verh. 1895 mit Antoinetta geb. Palloni (* 1873, Tochter eines Musik-Prof. in Rom); 1 S. Biographien 1897-1904 Kaiser-Friedrich-Museum, 1903/04 Monbijou-Brücken; um 1900 Villa Fürstenberg im Grunewald und Haus Friedländer Pariser Platz 5a; 1900/01 Innenausbau des Palais Schulenburg; 1903 Fertigstellung des Hindenburgplatzes mit dem Denkmal für Kaiserin Viktoria und Kaiser Friedrich HI. und Neuausstattung des Weißen Saals im Schloß; 1905 Hochschule für ärztliche Fortbildung an der Charité Robert-Koch-Platz 7; 1906/07 Umbau des Palais Arnim am Pariser Platz zur AdK; 1907/08 Umbau des Wohnhauses Victoriastr. 36 zur Italienischen Botschaft; 1908-1914 Staatsbibliothek; 1912 E für ein Opernhaus (nicht ausgeführt); 1914/15 Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie in Dahlem;Haus des Automobilklubs und Villa Bleichröder Leipziger Platz 14; Wohnhaus Dohme Händelstr. 1. AUSSERHALB: 1880-1885 Schloß Hummelshain/Thüringen (mit P. Stegmüller); 1889-1893 Schloß Friedrichshof/Taunus; 1893 Schloß Primkenau/Schlesien; 1908-1910 Umbau der Villa Falconiere in Frascati bei Rom; Schloß Hemmelmark; Erw. des Palais Schaumburg in Bonn; arch. Gestaltg. Der langen Brücke in Potsdam; 1914 E für die Kaiserliche Deutsche Botschaft in Washington/USA (nicht ausgeführt). aus:„Berliner Baubeamte und Staatsarchitekten im 19. Jh.“ Uwe Kieling, Berlin 1986, S. 49-50 Abb.72: Ernst Eberhard v. Ihne (AV) Besuch des Gymnasiums in Heidelberg; kurzzeitig Studium neuer Sprachen und der schönen Wissenschaften an der Univ. Heidelberg, dann längerer Englandaufenthalt; Studium am Polytechnikum in Karlsruhe und an der BA; 1870-1872 Studium an der Ecole des Beaux Arts in Paris mit BM-Prüfung; tätig als Privat-BM, 1878-1888 Fa. mit P. Stegmüller (u. a. viele kunstgewerbliche und Möbel-E); 8 6. 1879 Gründungsmitglied des VBA; Mai 1888 Hof-BR und HofArch. unter Kaiser Friedrich III.; Dezember 1896 Geheimer Oberhof-BR; 1. 7. 1899 Mitgl. der AdB; 1910 Ehrenmitglied der Ecole des Beaux Arts in Paris; Oktober 1912 Wirklicher Geheimer Oberhof-BR; Mitglied der AdK, Dr. h.c. der Univ. Pennsylvania; USA-Reise, mehrfach Italien-Reisen; best. in der Hedwigskirche. Bauten BERLIN: 1885 Wohnhaus Charlotten- Ecke Französische Str. mit Restaurant Löwenbräu (mit P. Stegmüller); Einrichtung des Cafés Keck Leipziger Str. 96 (mit P. Stegmüller); 1891 Kraftzentrale der Siemens-Werke in Charlottenburg; 1891-1895 Umbau des Weißen Saals im Schloß (BL. A. Geyer);1895-1897 Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf der Schlossfreiheit (mit Ph. Halmhuber/ R. Begas); 1897/98 Villa Mendelssohn Bismarckalle 23, 1897-1901 Neuer Marstall; Halmhuber, Gustav, Architekt (Oberbaurat) und Maler in Hannover, geb. in Stuttgart 23.3.1862. Schüler der Techn. Hochschule in Stuttgart unter Leins, gleichzeitig Malstudien an der dort. Kunstschule (1880-84). Dann bei Ad. Gnauth in Nürnberg, unter dessen Leitung er die Entwürfe zu dem Cramer-Klett‘schen Palais in München und zu dem Palais Pickhardt in New York bearbeitete. 1885 bis 89 bei P. Wallot in Berlin am Bau des Reichstagsgebäudes Abb.73: Gustav Halmhuber (AV) tätig, bes. mit Entwürfen für ornamentale und ¿gürl. Details. Weitere Ausbildung als Maler an der Berl. Akad. und bei Ferd. Keller in Karlsruhe. 1897 - 1906 in Stuttgart Lehrer an der Techn. Hochsch., 1906 bis 09 Direktor der Kunstgewerbesch. in Köln und Lehrer a. d. dort. Handelshochsch., seit 1909 Lehrer an der Techn. Hochsch. in Hannover. Sein erstes selbständiges Werk, das ihn weiteren Kreisen bekannt machte, war die Säulenhalle des Ber- liner Kaiser-Wilhelm-Denkmals (1897 enthüllt). Begas war durch eine Reihe H.scher Wettbewerbsentwürfe für Kaiser-Wilhelmu. Bismarckdenkmäler auf H.s glänzendes Geschick für dekorative Wirkungen aufmerksam geworden. Ein erstes Projekt mußte wegen der zu hohen Kosten der Ausführung von H. umgearbeitet werden. Schon 1886/87 hatte H. einen Wasserturm für Mannheim erbaut. 1896 entwarf er die Gesamtanlage der Berliner Siegesallee, 1900 das Württemb. Musikzimmer für die Pariser Weltausst., das im Stuttgarter Landesgewerbemus. bleibende Aufstellung fand. Nach seiner Berufung im Frühjahr 1906 nach Köln errichtete er hier den Neubau der Kunstgewerbeschule. Als seine architekton. Hauptleistung ist der Ausbau des Rathauses zu Hannover anzusehen, das seiner äußeren Gestaltung und dem Grundriß nach ein Werk Herm. Eggerts ist; selbst die Zentralhalle im Innern war bereits vollendet, als Eggert nach 10 jähriger Tätigkeit an diesem, eine besonders unglückliche Baugeschichte aufweisenden Rathaus 1909 der in H. sich verkörpernden neuen Generation weichen mußte. Die undankbare Aufgabe, eine zweifelhafte Hinterlassenschaft zu übernehmen und an dem Riesenbau zu bessern, was noch zu bessern war, wobei er doch auf Schritt und Tritt an die nicht mehr zu ändernden vorhandenen Formgebungen des Rohbaues gebunden war, hat H. mit großem Geschick gelöst. Mit dem unempfundenen Charakter der Eggertschen Detaillierung des Außenbaus kontrastiert scharf die feine Raumstimmung des Innern, für dessen malerische Ausschmückung H. Kräfte wie Hodler, Fritz ErIer und Julius Diez heranzuziehen wußte. 1913 fand die Weihe des Baues statt. Gleichzeitig baute H. in Hannover den Eispalast (1911-12). Als Maler hat H. sich vor allem als Porträtist betätigt; daneben auch ¿gürl. Malereien (großes Bacchanal, Kentaurenpaar. „Des Knaben Wunderhorn“), Landschaften und Interieurs. Am feinsten kommt seine bildnerische Phantasie zum Ausdruck in seinen architekton.kunstgewerbl. Studien und Entwürfen, die er in zwei Sammelwerken: „Architekton. Gedanken“ (Berlin E. Wasmuth) und „Freie Studien“ (Leipzig Baumgartner) veröffentlicht hat. Dresslers Ksthandbuch, 1921 - Kstchronik, N. F. IV 73, 456; VIII 312 (biogr. Not.); XVIl 296, 492; XX 549. - Kunst u. Handwerk, LIII (1902/3) 298 ff. - Berlin u. s. Bauten, 1896. - Architekt. Rundschau, XIX (1908) Taf. 49. - Berl. Architekturwelt, XIl (1910) 250 ff. (Kölner Kstgew.-Schule). - Die Kunst, XXX (1914) 201/24 (H. Kaiser, Rath. Hannover). - Blätter f. Archit. u. Ksthandw., I (1888) Taf. 11, 28, 75; IV (1891) T. 46/47; V (1892) T. 50, 101; VI (1893) T 37. - A. G. Meyer, R. Begas (Kst ler-Monographien XX), 1901 p. 108 ff. aus: Thieme-Becker, Bd. XV, S. 527 21 Gesellschaft Berliner Schloss e.V. Biographien Begas, Carl (1845 Berlin - 1916 Köthen) Bernewitz, Carl Hans (1858 Blieden/Kurland - 1934) Gaul, Georg August (1869 Großauheim/Hanau - 1921 Berlin) Sohn des Malers Karl B. - an der Berliner Akad. (1862-64) studiert und im Atelier seines Bruders Reinhold, danach in der Werkstatt von Louis Sussmann-Hellborn, der ihn an den Denkmälern >Friedrich d. Gr.< und >Friedrich Wilhelm III.< (Rathaus Berlin; Stadthaus Breslau 1869) beteiligte. 1. freie Arbeiten sind Beethoven-Büste (1866) und Caritasgruppe (1868). 1869 und 1887 Rom in diese Jahre gehören Büsten röm. Knaben und Mädchen (Büste einer Italienerin, 1879, Stuttgart, Staatsgal.). Öffentliche Aufträge in Berlin für das Alte Museum, die Akad. der Künste und das Zeughaus. 1890 Nachfolger von K. HassenpÀug im Lehramt der Kasseler Kunstakad. bis 1898. Mitarbeiter seines Bruders am Berliner Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I. (1892-97, 1950 abgetragen) und an der Siegesallee (1899). -Geschwister (1865, Berlin, Nat.-Gal.) - Büste Hans von Marées (Berlin, Nat.-Gal.) - Kaiser Wilhelm II.Statue (1897-1900, Barmen, Ruhmeshalle) Friedrich der Weise (1903, Berlin, Berliner Dorn) Eberjagd (1905, Berlin, Tiergarten -a.O.) - Bismarck-Denkrnal (Münden bei Hannover) - Kaiserin Auguste Viktoria (1906, Urville im Elsaß und Potsdam, Antiken-Tempel) Lit.: Th13 1909 - P. Bloch, in: Jb. Preuß. Kulturbesitz VIII/ 1970 Bloch/Grzirnek 1978- Akat. RW 1984 - M. Arndt, Die Ruhmeshalle, 1985 aus:“Ethos und Pathos - Die Berliner Bildhauerschule 1786 -1914“; SMPK Berlin 1990; Beiträge, S.410-411 Zunächst beim Bildhauer August Volz (A. Wolff-Schüler; seit 1875 in Riga) - 1880 an der Berliner Akad., Schüler, Gehilfe und Meisterschüler (1883-86) von R. Begas. 1887 Rom -danach Berlin - Vasenentwürfe für Kgl. Porzellanmanufaktur und kunstgewerblich tätig. Bei Begas, der ihn am Schloßbrunnen und am Nationaldenkmal (Quadriga) beteiligte, arbeitete er bis 1897. Betrieb jahrelang ein eigenes Atelier in Berlin goß, ziselierte, patinierte Bronzen. 1903 Ruf an die Kunstschule Kassel - 1908 Professorentitel. 1882 Hanauer Zeichenakad. - ab 1884-88 Tagesschüler und Zieseleur (1886-88) in Silberwarenfabrik - 1888 Berlin - 1889 Gehilfe im Atelier A. Calandrelli, nebenher (nach 1891) Kunstgewerbemuseum Abendunterricht - 1894 Berliner Hochschule für bild. Künste -P. Breuer vermittelte ihn zu R. Begas als dessen Gehilfe 1896 Meisteratelier R. Begas - 1897-98 Rom - 1898 Gründungsmitglied der Berliner Secession -1904 Ordentl. Mitglied der Akad. der Künste - 1908 Professorentitel - 1913 Mitglied der Berliner Freien Secession. - Zürnender Achill (1883) - Grab Justizrat Prinker (1885, Konstantinopel) - Germania (Berlin, Reichstagsgebäude) Bischof Albert-Denkmal (1885, Riga, Domfriedhof) Giebelgruppe (Kassel, Akademiegebände) - Brunnen (Kassel, Rathaus) - Grab Marie Seebach (Berlin, Dreifaltigkeit 11 -a.O.) - Grab Stahr (Berlin, Jerusalems u. Neue Kirchengemeinde IV a.O.) - Bücherwurm - Rheingold -Stehende Löwin (1900-01 Durchbruchswerk) - Stehender Löwe (1904, Berlin, Nat.-Gal.) - Entenbrunnen (1911, Berlin, Charlottenburg) - Eselreiter (1912, Berlin, Spandau) - Merkur (1913, Hamburg, Kunsthalle) Lit.: ThB 1920 - A. Walther, A. G. Künstlerkompendium, Leipzig 1973 - Bloch/Grzimek 1978 - Akat. RW 1984 aus:“Ethos und Pathos - Die Berliner Bildhauerschule 1786 -1914“; SMPK Berlin 1990; Beiträge, S.415-416 aus:“Ethos und Pathos - Die Berliner Bildhauerschule 1786 -1914“; SMPK Berlin 1990; Beiträge, S.456 Begas, Werner (Berlin 1872 - 1927 Berlin) Felderhoff, Reinhold Karl (1865 Elbing - 1919 Berlin) Götz, Johannes (1865 Fürth - 1934 Potsdam) Sohn des Bildhauers Reinhold B. und dessen Meisterschüler. 1881 Berliner Akad. bei R. Begas, dessen Meisterschüler -1883-84 bei F. Schaper- 1885 Staatspreis mit Romstipendium- Rom 1886 und 1890-91. 1887 Berlin als selbständiger Künstler tätig. 1881-84 Kunstgewerbeschule Nürnberg - 1884-85 Berliner Akad. bei F. Schaper - 1885-90 bei R. Begas - 1888 entstand „Balanzierender Knabe“ (erworben Nat.-Gal. Berlin) - als Begas „Mitarbeiter“ beteiligt am Schloßbrunnen, Kaiser Wilhelm-Nationaldenkmal, Siegesallee. 1892-93 und 1911-13 Rom (Wasserschöpferin, erworben Nat.-Gal. Berlin). G. schuf Werke für die Schloßkirche Wittenberg, Berliner Dom, die Saalburg (nach 1900 drei röm. Kaiserstatuen), die Büsten Baurat Jacobi, Ministerialdir. Schwarzkopff (1911), Geh. Rat Kehr und Genre (Bärenmädchen, Knabe mit Reifen). Büste R. Begas (1897 Berlin, Hochschule der Künste) Portraitkopf eines alten Mannes (1897, Berlin, Berlinisehe Galerie) - Portraitplakette R. Begas (1897) Grabstätte Schleich (Karl Ludwig Schleich 1859-1922; Stahnsdorf, Südwest-Kirchhof - a.O.) - Männerbüste eines Athleten (Berlin, SIg. Grzimek, Berlinische Galerie) Lit,: Akat. Studienslg. Grzimek, 1982 - S. Einholz, in: Ztschr. DVfK, 43. 2?1989 (bes. Anm. 30) aus:“Ethos und Pathos - Die Berliner Bildhauerschule 1786 -1914“; SMPK Berlin 1990; Beiträge, S.412 Lit.: ThB 1909 - Bénézit 1976 - Bloch/Grzimek 1978 - S. Einholz, in: Akat. 0 ewich. .., 1987 Staatsaufträge für Berliner Zeughaus (1889), Reichstagsgebäude (1895), Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirche (1895), Potsdamer Brücke (1899), Siegesallee (1899). 1913 Ordentl. Mitglied der Akad. der Künste Berlin 1917 Professorentitel. - Diana (1898, Berlin, Spandau) - Bismarck-Denkmal (1899, Essen - a.O.) - Caritas (1901, Berlin, Villa Werner - erhalten) -Mädchen mit totem Jüngling (1910, Berlin, Lichterfelde -erhalten) - Mutter und Kind (1911, Berlin, Brosepark - a.O.) -Zwei lagernde Hirsche (um 1904, Berlin, Großer Stern) - Pilger am Kreuz (Grab des Vaters, 1897) - Siegesallee (1900, Joachim Nestor, Berlin) - Bär (Berlin, Moabiter Brücke) -“Gutenberg“- und „Königin Luise“-Denkmal (1901, Magdeburg) -Achilles (1910, Korfu, Achilleion) Lit.: ThB 1915 - P. Bloch, in: Jb. Preuß, Kulturbesitz VIII/ 1970 Bloch/Grzimek 1978 - Akat. RW 1984 - Hauptstadt Berlin 11, 1987 Lit.: ThB 1921 - Dresslers Ksthb. 1921; 1930 - Bénézit 1976 H. Berrnan, Bronzes, Sculptors and Founders, Chicago 11, 1976; 111, 1977; IV 1980 - Mackay 1977 aus:“Ethos und Pathos - Die Berliner Bildhauerschule 1786 -1914“; SMPK Berlin 1990; Beiträge, S.447 aus:“Ethos und Pathos - Die Berliner Bildhauerschule 1786 -1914“; SMPK Berlin 1990; Beiträge, S.466 22 Gesellschaft Berliner Schloss e.V. Biographien Hidding, Hermann (Johann Albert) Kraus, August (1863 Stevern bei Nottuln/Westfalen 1925 Potsdam) (1868 Ruhrort am Rhein - 1934 Berlin) 1877-81 Steinmetz- und Bildhauerlehre in Münster bei Heinrich Fleige - 1882-87 Düsseldorfer Akad., Schüler von August Wittig (Bildh.) und Adolf Schill (Arch., Kunstgewerbler) - 1888 Berliner Akad., Meisterschüler von R. Begas - zw. 1890-92 eigene Werkstatt und Mitarbeiter im Atelier R. Begas (Neptunsbrunnen, Nationaldenkmal Berlin beteiligt). 1892 selbständiger Künstler - seit 1893 auf den GBK‘s - 1896 Studienreise Italien, Frankreich. 18971910 of¿zieller Bildhauer in Berlin -um 1900 als freier Mitarbeiter für Rosenthal tätig 1910-18 mehr als Keramiker gearbeitet. - Anna und Maria (1881, Nottuln, Kath. Pfarrkirche St. Martin) - Ägyptische Wasserträgerin (1893) - Christus und Maria (1894) - Christliche Märtyrerin (1894) Grab Stemmler (1897, Berlin, Alter Friedhof St. Marien und Nikolai - a.O.) -Der 9. März 1888 (1897) Reliefs (Berliner Künstlerhaus Tiergarten und Kath. Kirche HI, Kreuz, Frankfurt a.O., 1898) - Monument für die Kaliwerke Stassfurt (1900) - A. W v. HofmannStatue (1901, Berlin, Universität, Aula) Kenotaph Freiherr C.A.V. Ketteler (1902/03, Münster, Schloßgarten) - Schlafende Venus (1903) - Walküre (1903) Böckleins erster Sprung (1903) - Grabmal Joh. Rosalie Marbach und Johanne Rosine Geyer (um 1904, Leipzig, Alter JohannesFriedhof - a.O.) - Grabmal Anna Seyferth (1909, Köln, MelatenFriedhof - a.O.) - Büste Hedwig Hidding (um 1913, Bonn, Privatbes.) - Badende (Die Unschuld, um 1922, Bonn, Privatbes.) 1882 Lehre bei einem Grabsteinbildhauer in BadenBaden -1883 Steinbildhauerlehre bei Johann Rieger und auf der „Städtischen Kunsthandwerkerschule“ in Straßburg (bis 1887) - 1887 Akad. Hochschule der bild. Künste Berlin -1891-98 Meisterschüler bei R. Begas und Mitarbeit am Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm 1. (zwei Sockellöwen von K., diese heute im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde) sowie am Bismarck-Denkmal vor dem Reichstag. 1900 Großer Staatspreis für fünfjähriges Romstipendium (Rom bis 1906) 1911-13 Vizepräsident der Berliner Freien Secession - 1914-20 Leiter des Rauch-Museums. Mitglied der Akad. der Künste und 1927-33 Senator der Sektion für die bild. Künste, 1928-29 Stellvertretender Vorsitzender dieser Sektion -1933 Präsident der Akad. der Künste. - Markgraf Heinrich das Kind (1899, Berlin, Siegesallee) - Sandalenbinderin (1901, Düsseldorf, Stadtgarten - 1 Ex. Berlin, Skulpturengalerie, SMPK) - Schreitende Römerin (1904, Berlin, Skulpturengalerie, SMPK) Bocciaspieler (1904, Berlin, Privatbesitz) Lit.: ThB 1927 - P. Bloch, in: Jb. Preuß. Kulturbesitz VIII/ 1970 Bloch/Grzimek 1978 - Akat. RW 1984 - Berliner Foruni 9/85 Lit.: ThB 1924 - U. Gnewuch, H. H. ein vergessener Bildhauer im Wilhelminischen Berlin, in: Landesgesch. Vereinigung f. d. Mark Brandenburg, Mitt.b1. Nr. 1, 87. Jg, Jan. 1986 - U. Gnewuch, Hermann Hidding (1863-1925). Leben und Werk eines westfälischen Bildhauers in Berlin, Phil. Diss. FU Berlin 1988 aus:“Ethos und Pathos - Die Berliner Bildhauerschule 1786 -1914“; SMPK Berlin 1990; Beiträge, S.479-480 aus:“Ethos und Pathos - Die Berliner Bildhauerschule 1786 -1914“; SMPK Berlin 1990; Beiträge, S.500-501 23 Gesellschaft Berliner Schloss e.V . Bau und Kunstgewerbezeitschrift für das Deutsche Reich 1889, H. 23, S. 177-178. (Restaurierung Papierzerfall) AV - Archiv Verfasser „ Die Ausführung des Nationaldenkmals“ in: Wiener Bauindustrie Zeitung 13, 1895, S. 19 -20. CBB - Centralblatt der Bauverwaltung 1897 „ Ethos und Pathos BusB - Berlin und seine Bauten, Berlin 1896 E&P - Ethos und Pathos, Die Berliner Bildhauerschule 1786-1914 Die Berliner Bildhauerschule 1786 1914“ Ausstellungskatalog,SMPK Berlin, LAB - Landesarchiv Berlin „ Ethos und Pathos LDAB - Landesdenkmalamt Brandenburg Die Berliner Bildhauerschule 1786 1914“ Beiträge,SMPK Berlin, 1990 MM - Märkisches Museum Hossfeld „Das Nationaldenkmal Kaiser Wilhelm I in Berlin“ in: Zentralblatt der Bauverwaltung 17, 1897, S. 137-141, T. 137gr. A. RB - Reinhold Begas, Verlag von Velhagen & Klasing, 1897 Abb. Deckblatt - AV Kieling, Uwe: „Berliner Baubeamte und Staatsarchitekten im 19. Jahrhundert. Miniaturen zur Geschichte, Kultur und DenkmalpÀege Berlins“,Nr. 17; Berlin 1986, S. 49-50 Müller-Bohn, H.: Die Denkmäler Berlins in Wort und Bild“, Berlin 1905 „ Rogge Österreichische Wochenschrift für den öffentlichen Baudienst,3. 1897, S.370-373, 4 Det, T. 46. Rosenberg, Adolf „Das Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I. in Berlin“ in: Zeitschrift für Bildende Kunst N.F: 8 1897, S. 305311 m. Ans. Thieme - Becker: Bd. XV (Biographie Halmhuber) „Zur Zoologie unserer DenkmälerNationaldenkmal Kaiser Wilhelm I. in Berlin“ in: Deutsche Bauzeitung 33, 1899, Nr 96, S. 479-486 Allen, die mir freundlicherweise Bild-, Plan- und Textmaterial zur Verfügung gestellt haben, möchte ich an dieser Stelle aufrichtig danken, insbesondere Frau Elke Blauert, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kunstbibliothek in Berlin, Frau Britta Kaden-Pohl vom Landesdenkmalamt Berlin . Weiterhin danke ich Frau Adelheid Schendel /Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Potsdam, Neues Palais. 24