224 - Verein für Heimatkunde Krefeld
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Historische Parkanlagen in Krefeld – Teil 5 Der Schönwasserpark von Almuth Spelberg Die Anfänge im 19. Jahrhundert: vom Bauernhof zum Gartenlokal Auf der Grenze zwischen den Gemarkungen Oppum und Bockum in Krefeld liegt der Schönwasserpark. Ihren Ursprung und Namen hat diese Parkanlage, die ein wichtiges Bindeglied im Krefelder Grüngürtel darstellt, vom „Schönwasserhof“ erhalten. Bereits 1803 zeigt die unter Napoleon begonnene Karten- aufnahme der Rheinlande die Hofanlage in der „Mairie de Oppum“ gelegen. Im Osten begrenzte der Oppumer Busch die Ackerflächen des Hofes. Aus dem „Diessemer Broich“ gespeist, floss der Fischelner Bach in einem Stück begradigten Bachlaufs direkt an den Hofgebäuden in Richtung Süden vorbei, um sich dann ungehindert in großem Bogen durch ein feuchtes Wiesental, das heute noch mit der Johansenaue und Crön im Stadtbild ablesbar ist, Richtung Linn zu schlängeln. Abb. 1. Kartenausschnitt Preußische Uraufnahme 1844 224 die Heimat 80/2009 Vierzig Jahre später hat sich die Landschaft um Haus Schönwasser verändert. Die Preußische Uraufnahme von 1844 kennzeichnet Teile des Oppumer und Bockumer Busches bereits als gerodet, weitere Ackerflächen sind dort entstanden. Eine Allee, die heutige Schönwasserstraße, verläuft seitlich von Haus Schönwasser auf die Uerdinger Straße zu (s. Abb.1). Haus Schönwasser wandelte sich in der Folgezeit vom privaten Landsitz zum Ausflugslokal. 1888 wirbt der Pächter M. Hövel im Krefelder Adressbuch für sein neu eröffnetes Sommerlokal „mit großartigen Gartenanlagen inmitten eines 50 Morgen großen, alten Parks“. Neben exquisiter Küche und Weinkeller hebt er besonders die zahlreichen Militär- und Künstlerkonzerte sowie sonstige Festlichkeiten während der Sommersaison hervor. Für den Winter stellt er „durch Erweiterung des Glindholzbaches eine 3,5 km lange Eisbahn als Attraktion im Etablissement selbst“ in Aussicht. Sein Lokal empfiehlt er als lohnendes und schönes Ausflugsziel für Familien, Gesellschaften und Vereine, das über schöne schattige Spaziergänge sowie den Bahnhof Oppum, von dem täglich 50 Züge nach allen Richtungen abfahren, bestens zu erreichen sei. Trotz der angepriesenen guten Küche, gehobener Ausstattung und guter Erreichbarkeit wechselt bereits drei Jahre später der Betreiber. 1891 übernimmt Johann Bends die Restauration (s. Abb. 2). Abb. 2. Historische Werbepostkarte; ca. 1891 Um 1802 kauft der Tabakfabrikant Johann Helgers den Schönwasserhof, um ihn ab circa 1825 als Landsitz zu nutzen. Durch Erbfolge fällt das Anwesen an Johann Friedrich Scheibler (1808-1862). Er erweitert das Haus und lässt es mit einem Landschaftspark umgeben. Wie die preußische Uraufnahme von 1844 aufzeigt, erstreckt sich der Hauptteil des Parks damals noch von Haus Schönwasser nach Süden und Westen zur heutigen Straße Kuhleshütte hin. Nach Osten schließen sich weiterhin offene Ackerflächen und das Bachtal an. Später übernimmt Hugo de Greiff den Besitz. Leider sind keine Unterlagen über den Park und seinen Schöpfer aus jener Zeit erhalten. Auch er kann den Niedergang als Ausflugslokal nicht aufhalten. 1910 erwirbt die Stadt die Gaststätte samt Park, den sie um 1912 der Öffentlichkeit übergibt. In der Folgezeit entsteht im südlichen Teil des Parkgeländes auf Betreiben des Krefelder Realschullehrers Hans Höppner (1873-1942) ein kleiner Schulgarten zur Versorgung der Krefelder Schulen mit botanischem Unterrichtsmaterial. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts – Volkspark und Rückgrat des „Krefelder Grüngürtels“ Abb. 3. Grüngürtel mit ausgebautem Schönwasserpark, aus: Deutschlands Städtebau, 1928 Mit fortschreitender Industrialisierung und Verstädterung nimmt die Bedeutung von Gärten und öffentlichen Grünflächen für die Erholung und Gesundheit der Bevölkerung auch in Krefeld immer weiter zu. Lagen Schmuckplätze und Parks anfangs noch isoliert im Stadtgebiet, verbindet man sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch konsequente Planung und Grundstückspolitik miteinander zu einem zusammenhängenden sogenannten Grünsystem: der Krefelder Grüngürtel entsteht. Eine städtebaulich weit vorausschauende Tat, von der Stadt und Bürger noch heute fast 80 Jahre danach profitieren: heute kann der Krefelder vom Stadtwald über die Vreed, durch Kleingartengelände, den Schönhausenpark, die Grünverbindung am Zoo und entlang des Grotenburgstadions und des Heimgartens immer durch Grünanlagen oder schmale Grünverbindungen bis zum Schönwasserpark spazieren. Über die Johansenaue und die Grünflächen der Crön gelangt er zum Burgpark Linn und Greiffenhorstpark bis zum Römersee – ein mehrstündiger Spaziergang die Heimat 80/2009 225 Abb. 4. Schrägluftaufnahme 1929 durch Parks und Grünflächen. Nur das letzte Stück bis zum Rhein fehlt immer noch. Neben der „Wohlfahrtswirkung“ öffentlicher Parkanlagen für die Gesundheit der Bevölkerung erkennt man in Krefeld bereits früh auch ihren Stellenwert als „weicher Standortfaktor“ im Wettbewerb der Industriestädte untereinander. 1928 wirbt die Stadt Krefeld in „Deutschlands Städtebau“ neben Beiträgen über Ausbildungswesen, Wohnen und Gewerbe für sich auch mit ihrem neuen Grüngürtel (s. Abb. 3). In seinem Artikel „Gartenstadt Krefeld“ empfiehlt der damalige Gartendirektor Arnold Noell die Stadt wegen ihrer guten Grünversorgung insbesondere als „Wohnstadt für das links-niederrheinische Industriegebiet“. Noell unterstreicht die Bedeutung der ehemaligen privaten Parks, die kontinuierlich über mehrere Jahre von der Stadt erworben und unterei- Abb. 5. Mit Hecken eingefasster runder Sitzplatz am Kastanienrondell; um 1930 nander verbunden zu einem Grüngürtel ausgebaut werden: „Diese Besitzungen ... sind die Kernpunkte und das Rückgrat für einen zusammenhängenden Zug öffentlicher Anlagen von außerordentlicher Schönheit und Größe geworden, der die Altstadt mit den eingemeindeten Stadtteilen Oppum, Linn, Bockum, Verberg verbindet ... . Die Aufgabe der nächsten Jahre wird es sein, diesen Grünzug mit dem Stadtwald zu verbinden.“ (Noel, 1928, S. 37) Starker Befürworter und Verfechter des Krefelder Grüngürtels ist Dr. Johannes Johansen, Oberbürgermeister der Stadt Krefeld von 1911 bis 1930. Nach ihm wird bereits zu seinen Lebzeiten in Anerkennung seiner Verdienste um den Ausbau des öffentlichen Grünflächennetzes die Johansenaue benannt. Nach seinem Tod 1945 findet er seine letzte Ruhestätte im Schönwasserpark, wo eine Gedenktafel an ihn erinnert. Abb. 6 Sitzplatz am Pappelplatz mit Blick zum Haus Schönwasser; um 1930 226 die Heimat 80/2009 Aufbauend auf dieser Grüngürtelidee erweitert man konsequent 1926/27 den Schönwasserpark erheblich nach Osten, so dass er insgesamt 28 Hektar umfasst. Mit dem Ausbau der Johansenaue und den Grünflächen der Crön schafft man wichtige Grünverbindungen zu den bereits 1924 angekauften Linner Parkanlagen sowie zu den nördlichen Teilen des Krefelder Grüngürtels an der Uerdinger Straße. Alle diese Ausbauarbeiten werden unter der Regie des städtischen Gartenamtes als „Notstandsarbeiten“ im Rahmen der „produktiven Arbeitslosenfürsorge“ durchgeführt. An Haus Schönwasser vergrößert man die bereits vorhandene Gartenterrasse mit einer symmetrischen Treppenanlage und zentralen halbrunden Bastion aus Natursteinen, die dem Gebäude fast einen „barocken Anklang“ geben. Dachförmig geschnittene Platanen Abb. 7. Der Kinderspielplatz an der Glindholzstraße; um 1930 Abb. 8. Staudengarten im Botanischen Garten; 1938 bieten ausreichend Schatten für den Kaffeegarten und lassen den Blick auf den Mittelteil der Fassade frei. Mit dieser Betonung wird Haus Schönwasser zum wichtigen gestalterischen Blickpunkt für die lange Sichtachse über den neu geschaffenen geschwungenen Weiher, der in die angrenzende Johansenaue überleitet (s. Abb. 4). Da die Arbeiten als „Notstandsarbeiten“ in wirtschaftlich schwieriger Zeit ausgeführt werden, erfolgt der Ausbau mit einfachsten Mitteln. Gestalterische Akzente setzt man vorwiegend mit Gehölzen, die vom Gartenamt in der neuen Stadtgärtnerei und Forstbaumschule selbst angezogen werden können. So gruppiert man im Hintergrund um den Teich verschiedene dunkelgrüne Koniferenarten, setzt Sumpfzypressen mit ihrer rostroten Herbstfärbung als Kontrast davor, betont die Symmetrie der Terrassenanlage mit flankierenden Trauerweiden. Eine Gruppe aus Blutbuchen und rot blühenden Kastanien wird als Blickpunkt am Ende der Wasserfläche gepflanzt. Sie leitet den Blick des Besuchers von der Terrasse an Haus Schönwasser über in die Johansenaue. Ergänzt werden die abwechslungsreichen Baumpflanzungen in diesem Parkbereich mit zahlreichen Blütensträuchern. Je weiter man sich vom Gebäude entfernt, desto ruhiger wird im Park die Randbepflanzung in ihrer Artenzusammensetzung. Eichen und Buchen bestimmen zunehmend das Bild. Nur die Zugänge zum Park werden mit besonderen Bäumen wie rot blühenden Kastanien, weißbuntblättrigen Ahornen oder Kugelhainbuchen hervorgehoben. Während man im Gebäudeumfeld den regelmäßigen Gartenstil anwendet, wechselt die Gestaltung im sich anschließenden Parkteil Abb. 9. Narzissenblüte im Frühjahr wieder zur landschaftlichen Form, in die regelmäßige Elemente eingebracht werden – wie das kreisrunde, mit Hecken eingefasste Kastanienrondell oder der Pappelplatz, bei dem man einen bereits vorhandenen Baum integriert (s. Abb. 5 und 6). Außerdem verlegt man den vorhandenen Bach aus seinem Bett seitlich in den Gathgraben, um ein durchgehendes Wiesental zu erhalten: die sich heute anschließende „Johansenaue“ und die „Crön“. Gerade Wege führen hier die Spaziergänger zügig die Wiesenräume entlang, deren Ränder ebenfalls mit zahlreichen neuen Bäumen und Sträuchern bepflanzt werden. Als Endpunkt der Anlage entsteht der heute noch vorhandene Kinderspielplatz an der Glindholzstraße, den man im Sommer zum Vergnügen der Kinder als Planschbecken und im Winter als Eislauffläche nutzen kann. Wie damals üblich überwacht ein mehr oder weniger gestrenger Parkwächter in Uniform mit Schirmmütze das muntere Treiben (s. Abb. 7). Einbeziehung und Erweiterung des Botanischen Gartens Dem pädagogischen Anspruch der Volksparkidee entsprechend bezieht man den bereits vorhandenen Schulgarten in den Park mit ein und baut ihn zu einem Botanischen Garten aus, der heute 3,6 Hektar umfasst. Neben Beeten für die wissenschaftlich botanische Pflanzensystematik legt man einen Staudengarten als Schaugarten an. In diesem separaten Garten, der mit geschnittenen Hecken und weißem Gartentor eingefasst ist, werden Schmuck- und Beetstauden in rechtwinkligen Beeten gezeigt. Weiße Holzbänke in den Eckpunkten der Anlage laden zum Ausruhen und Genießen der präsentierten Pflanzen ein. Sein gestalterisches Pendant erhält der Staudengarten in dem sich anschließenden Wassergarten, ebenfalls dem Stil der Zeit folgend regelmäßig angelegt. Die mit Natursteinmauern gefassten Wasserbecken sind dem damals neu gebauten Schulpavillon vorgelagert, der heute noch erhalten ist. Architekt des Pavillons ist der Direktor der Krefelder Kunstgewerbeschule, Professor Caspar Lennartz. Zu Ehren des 1942 verstorbenen Hans Höppner, des Verfassers des botanischen Standartwerkes „Flora des Niederrhein“, erhält der Pavillon seinen heutigen Namen „Hans-Höppner-Pavillon“. Ende der 20er Jahre sind die Ausbauarbeiten im Wesentlichen abgeschlossen. In wirtschaftlich schwieriger Zeit ist mit dem Schönwasserpark ein Park für die Erholung breiter Bevölkerungsschichten geschaffen worden, der Spielen und Bewegung im Freien sowie Bildung im Park vorsieht, ganz dem fortschrittlichen Volksparkgedanken der Zeit entsprechend. Entwicklung nach dem 2. Weltkrieg bis Ende der 1990er Jahre Nach einer erneuten kurzen Blütezeit in den 1920er Jahren als Gartenlokal setzt sich der Abstieg von Haus Schönwasser nach dem 2. Weltkrieg weiter fort. Durch Kriegsschäden, Einquartierung, mangelnde Unterhaltung und Vernachlässigung verfällt das Gebäude zusehends, bis man Mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts tatsächlich den Abriss des gesamten Baukörpers in Erwägung zieht. Mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen wird das Gebäude umfassend saniert und langfristig an das staatliche Studienseminar verpachtet, das das Gebäude seitdem für die Lehrerausbildung nutzt. die Heimat 80/2009 227 Auch Grüngürtel und Park erfahren Veränderungen. Durch Erweiterung der Zoofläche und mit der Errichtung des Affenhauses sowie mit dem Bau der Kirche Pax Christi wird die ursprünglich breite Grünverbindung vom Schönwasserpark nach Norden hin teilweise stark eingeschränkt. Der regelmäßige Staudengarten wird umgestaltet, der Botanische Garten in den Park hinein vergrößert. Seitlich an der Straße Johansenaue werden Gebäude, die heute der Krefelder Schachclub nutzt, in den Rand des Parks hinein gebaut. Der Graben vor Haus Schönwasser an der Kuhleshütte wird mit Bauschutt verfüllt, ebenso wie der Wasserspielplatz an der Glindholzstraße. Die Fläche bleibt als Spielplatz erhalten und wird in den siebziger Jahren mit einer Seilbahn zum beliebten „Landspielplatz“ umgestaltet. Der zentrale Parkteich, als Regenrückhaltebecken genutzt, wird 1977 umfassend saniert, entschlammt, mit Ton abgedichtet und in der Mitte mit einer Insel ergänzt. An der Wende zum 21. Jahrhundert – EUROGA 2002plus 2. Regionale in Nordrhein-Westfalen – Chance zur Wiederbelebung des Parks Ende der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts zeigt der Schönwasserpark, der seit 1998 unter Denkmalschutz steht, starke Abnutzungserscheinungen. Insbesondere die Teichufer, die Wege, die Ausstattung und die Spielplätze weisen einen erheblichen Sanierungsbedarf auf. Auch das ursprüngliche Pflanzkonzept ist teilweise nicht mehr erkennbar oder ganz verlorengegangen. Durch Wildwuchs und dichte Nachpflanzungen ver- liert der Park stellenweise seine Großzügigkeit, haben Sitzplätze ihre Ausblicke in den Park und damit ihre Attraktivität eingebüßt. Aus der Bestandsbeurteilung, historischen Luftbildaufnahmen von 1929 und Kartengrundlagen wird im Jahr 2000 unter der Federführung des Fachbereichs Grünflächen ein Konzept zur Sanierung des Schönwasserparkes entwickelt, das die Schäden beseitigt und die wesentlichen Gedanken der Parkplanung aus den 1920er-Jahren wieder aufgreift. Danach sollen die Teichufer saniert werden, Wege teilweise zurückgebaut, erneuert und saniert werden, die Sitzplätze mit Bänken und der Kinderspielplatz saniert beziehungsweise erneuert sowie der Eingang und Vorplatz vor Haus Schönwasser mit angrenzendem Parkplatz überarbeitet werden. Ziel ist auch, die gestalterisch bedeutsamen Blickbeziehungen und Pflanzkonzeptionen, die dem Park einst seinen Charakter gaben, wiederherzustellen. Außerdem soll die Verbindung nach Linn unter der Autobahn her verbessert werden. Möglich werden diese umfassenden Wiederherstellungsmaßnahmen durch die Landesförderung im Rahmen der EUROGA 2002plus 2. Regionale in Nordrhein-Westfalen, an der die Stadt Krefeld mit mehreren Parkanlagen teilnimmt. Zum Teil gegen erheblichen Widerstand der Bevölkerung werden im Winter 2001 mit Fäll- und Rodungsarbeiten die Maßnahmen eingeleitet. Im Frühjahr 2002 sind die umfangreichen Sanierungsarbeiten abgeschlossen, der Park präsentiert sich wieder in altem Glanz und hat seine großzügige Gestaltungsgeste zurück gewonnen. Attraktion im Frühjahr sind Tausende von Narzissen, die jetzt entlang der Wiesenränder blühen. Abb. 10. Eingangsportal an der Schönwasserstraße, Zustand 1998 228 die Heimat 80/2009 Ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Die geplante Spielplatzerneuerung an der Glindholzstraße kann nicht mehr mit der EUROGA durchgeführt werden. Erst mit dem 2008 beschlossenen Spielplatzkonzept zur kontinuierlichen Sanierung von Kinderspielplätzen wird er im Sommer 2009 saniert – als erster von vorgeschlagenen 64! Die Abbildungen 12 bis 17 geben in einer Gegenüberstellung einen Eindruck vom Zustand des Parks vor und nach den durchgeführten Sanierungsmaßnamen 2002 wieder. Nach der EUROGA 2002plus – nach der Sanierung ist vor der Sanierung oder: Nichts gedeiht ohne Pflege Sieben Jahre sind vergangen seit der Grundsanierung des Schönwasserparks. Krefelder und zunehmend auch auswärtige Besucher nutzen und genießen den Park, gehen spazieren, joggen, „walken nordic“, führen ihre Hunde und Enkelkinder aus, genießen Morgen- und Abendsonne auf den Bänken, treffen sich zum Spielen, Picknick, Lagern und Lesen auf den ausgedehnten Rasenflächen in der Sonne oder im Schatten oder besuchen den Botanischen Garten. Damit tun sie genau das, was vor 80 Jahren mit der Idee, einen „Volkspark“ zu schaffen, begonnen wurde: Einen Park zu gestalten, der für Jedermann zugänglich ist, der sich im Freien erholen und wohlfühlen möchte, ohne Eintritt zahlen zu müssen oder Mitglied in einem Verein zu sein. Eine Idee, die nicht selbstverständlich war, heute aber für selbstverständlich angenommen wird. Für so selbstverständlich, dass manche meinen, „was nichts kostet, ist nichts wert“, und sich dementsprechend in den Anlagen benehmen, dort Müll entsorgen oder Einrichtungen zerstören. Diese Flächen her- Abb. 11. Der sanierte Eingangsbereich Abb. 12. Das Teichufer mit zerstörter Uferbefestigung und abgebrochenen Uferrändern Abb. 13. Sanierte Ufer und wiederhergestellte Wege; Frühjahr 2003 Abb. 14. Überwachsene Wege und verstellter Blick von der Johansenaue auf Haus Schönwasser: das Gebäude ist kaum noch zu erkennen hinter der dichten Bepflanzung. Abb. 15. Der Blick vom gleichen Standort aus nach Entfernen der Insel, Uferbepflanzung und Ufersanierung Zustand 2004 Abb. 16. Blick von der Terrasse an Haus Schönwasser über den Teich zur Insel vor der Sanierung, Zustand Sommer 1998 Abb. 17. Blick von der Terrasse über den Teich nach Entfernen der Insel. Die Blutbuchengruppe, der Übergang zur Johansenaue und der Pappelplatz sind wieder erkennbar, der Park hat seine Großzügigkeit zurück gewonnen. die Heimat 80/2009 229 zustellen und zu pflegen ist eine kommunale Leistung, die von den Bürgern für die Bürger finanziert wird. Ein Park ist nie fertig, verändert sich ständig. Fast ist man bereit zu sagen: Nach der Sanierung ist vor der Sanierung. Neben einer ausreichenden kontinuierlichen Pflege, die den Status quo erhalten soll, sind immer wieder zusätzliche Mittel notwendig, um erste Abnutzungserscheinungen zu beseitigen, wie z. B. ausgefahrene Deckschichten auf den vielgenutzten Wegen zu erneuern oder kranke Bäume zu fällen und zu ersetzen. Zusätzliche ungeplante Kosten verursacht ein Wirbelsturm wie Kyrill im Januar 2007 oder die Beseitigung von Vandalismusschäden, wie zerstörte Bänke, herausgerissene Papierkörbe, besprühte Wände, zerstörte Pflanzen. Gelder, die dafür aufgewandt werden, müssen an anderer Stelle eingespart werden. Abb. 18. Der Sitzplatz am Pappelplatz, stark abgepflanzt, Zustand 1999 Gärten und Parkanlagen sind auch heute noch mehr denn je „weiche Standortfaktoren“, Visitenkarte einer Stadt und zunehmend Thema für den Tourismus. Krefeld ist mit seinen historischen Parkanlagen präsent, im Verein „Straße der Gartenkunst“ bei Radwanderrouten, Tourentipps oder in Reiseführern wie „Gärten und Parks im Rheinland“, „Gärten und Parks an Rhein und Maas“. Ein Pfund, mit dem die Stadt wuchern kann. Und hoffentlich eine gute Voraussetzung für Grüngürtel und Schönwasserpark, auch weitere 80 Jahre Krefeldern wie Besuchern ein beliebter Ort der Entspannung und Erholung im Grünen zu sein. Literatur: Verwaltungsberichte der Stadt Krefeld 1926 und 1927 Noell, A., Gartenstadt Krefeld, in: Deutschlands Städtebau, Berlin Halensee 1928, S. 36 – 42 Heimatzeitung für Oppum und Linn, Nr. 4, Dezember 2002 Sanierung des Schönwasserparks im Rahmen der Euroga 2002plus, Planungsbüro Koehler, Verfasserin Beatrix Mersmann, im Auftrag der Stadt Krefeld, 2000, (unveröffentlicht) Abb. 19. Der Pappelplatz vom gleichen Standort aus 2002. Der Sitzplatz hat seinen Ausblick zurück gewonnen wie bereits 1928 gedacht, vgl. Abb. 6. 230 die Heimat 80/2009