Anforderungen an den Bau von Güllelagerbehältern
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Anforderungen an den Bau von Güllelagerbehältern
ALB Mitgliederversammlung am 23. April 2009 in Wolpertshausen ______________________________________________________________________________ Wolf System GmbH A rbeitsgemeinschaft L andtechnik und ländliches Bauwesen B aden-Württemberg e.V. Praxisbezogene Anforderungen an den Bau von Güllelagerbehältern von Christoph Roßberger 1 Inhaltsverzeichnis Planung • Ermittlung der Planungsgrundlagen (Vorüberlegungen zur Behälterbestellung) • Besonderheiten des JGS Merkblattes (Planungsvorgaben) Praxis • Ausführungsprobleme (kleine Fehler, große Wirkung) • Instandhaltungsmaßnahmen (so hält‘s ewig) Fazit 2 ALB Mitgliederversammlung am 23. April 2009 in Wolpertshausen ______________________________________________________________________________ Ermittlung der Planungsgrundlagen Bedarfsermittlung / Planung (JGS - Punkt 4.1) • Aktuelles Problem (Lagerengpaß) • • Anmietung möglich Eigenbau erforderlich • zukünftige Tiermengen / geplanter Ausbau • Ggf. Melkstandswasser (2,5m³/Jahr,Kuh) • Oberflächenwasser befestigter Flächen wie Laufflächen, Siloanlagen, offene Güllebehälter • • Niederschlag (1000mm NS = 1m³/m² ) abzgl. 50% Verdunstung des Niederschlags Volumen ermittelt • Sickersäfte • Lagerdauer (≥ 6 Monate – 10 Monate) §4 VAwS • Freiboard (≥ 10 cm besser: 30 cm) 3 Ermittlung der Planungsgrundlagen Standortfrage (JGS - Punkt 5.5) 4 ALB Mitgliederversammlung am 23. April 2009 in Wolpertshausen ______________________________________________________________________________ Ermittlung der Planungsgrundlagen Standortfrage Versorgungsleitungen im Baubereich, wie • • • • • Strom Wasser Abwasser Gas Telekommunikation Wegerecht bzw. Zufahrt gesichert 5 Ermittlung der Planungsgrundlagen Behälterdetails • • • • • • • • Offener oder geschlossener (befahrbarer) Behälter Ober- oder unterirdischer Behälter Einbindetiefe (übl. 3,70m ≈ max. Ansaughöhe Pumpe) Hanglage Art des Baugrunds Stau- und Sickerwasser oder Grundwasser Wirtschaftswege (kurz / lang) Art der Entnahme / Befüllung 6 ALB Mitgliederversammlung am 23. April 2009 in Wolpertshausen ______________________________________________________________________________ Ermittlung der Planungsgrundlagen Nutzungsart ggf. spätere Zweitnutzung (Bauwerksanforderungen) • Güllebehälter • Biogasbehälter • • • • • Fermenter Nachgärer Endlager Beschichtung Heizung / Wärmedämmung erforderlich • Einleitung von Silagesickersäften • Verdünnt • Unverdünnt 7 Ermittlung der Planungsgrundlagen Qualität definieren • • • • • • DIN EN 206 DIN 1045 DIN 11622 (DAfStb WU Richtlinie) (DBV Merkblatt Sichtbeton) Ggf. Untergrundvorbehandlung für Beschichtung Haben Einfluß auf die Bemessungsgrundlagen, die Qualität und damit direkt auf den Preis - nicht immer ist mehr = besser DIN 11622 ist gemäß JGS Merkblatt Pflicht Abweichend davon gilt in Baden-Württemberg wcal = 0,2mm 8 ALB Mitgliederversammlung am 23. April 2009 in Wolpertshausen ______________________________________________________________________________ Ermittlung der Planungsgrundlagen Vertragswerk festlegen • BGB • • • Verjährung 5a Mängelanzeige behindert Verjährung nur um den Beseitigungszeitraum Mängelbegriff: Lieferung gemäß Vertrag, bzw. geeignet • VOB/B • • • Verjährung 4a Mängelanzeige behindert Verjährung um den Beseitigungszeitraum, zzgl. 2a auf den Mangel selbst Mängelbegriff: Lieferung gemäß Vertrag, bzw. geeignet und gemäß aaRdT • Ungültigkeit der „Rosinentheorie“ – Zu viele Änderungen an der VOB machen diese als Ganzes ungültig => Empfehlung zur Vereinbarung der VOB/B 9 Ermittlung der Planungsgrundlagen Finanzierung • Eigenmittel • Kredit • Kreditwürdigkeit • Kreditbedingungen / Zinsen • Kreditrahmen insgesamt (unvorhergesehenes) Bankenkrise ⇒ „Schmerzgrenze“ festlegen, bzgl. • Risikofreudigkeit • Vergleichbarkeit • Budget 10 ALB Mitgliederversammlung am 23. April 2009 in Wolpertshausen ______________________________________________________________________________ Ermittlung der Planungsgrundlagen Bodengutachten • Grundwasserspiegel • Baugrund mit Bodenkennwerten • Angebote vergleichbar • Grundlagen für Statik • Risiko der Konzeptänderung durch Unvorhergesehenes entfällt Planungssicherheit • Baugrundrisiko trägt Bauherr Bau ohne Bodengutachten ist vergleichbar zum Kauf eines ungesehenen Autos 11 JGS Besonderheiten Rißbreite (JGS - Punkt 5.3.1) • 0,2 mm anstelle von 0,3 mm gemäß DIN 11622 Befüllung (JGS - Punkt 5.3.1.) • Befüllung möglichst von oben (Vermeidung von Rohrdurchführungen) Rohranbindung (JGS - Punkt 5.1.) • Gelenkstücke bzw. Rohrdurchführungssysteme Rohrdurchführung (JGS - Punkt 5.1) • Keine Durchführung durch die Bodenplatte Anschlußleitungen (JGS - Punkt 5.1.) • Anschlüsse unter WSP sind mit zwei Armaturen (möglichst im Winkel zueinander) zu sichern Korrossionsbeständigkeit (JGS - Punkt 5.1.) • Materialbeständigkeit muß gesichert sein 12 ALB Mitgliederversammlung am 23. April 2009 in Wolpertshausen ______________________________________________________________________________ JGS Besonderheiten Befüllung (JGS - Punkt 5.1) • Erstbefüllung frühestens nach 4 Wochen (besser: Lieferscheinkontrolle – 56d/90d) Dichtigkeit (JGS - Punkt 5.1.) • Kontrollierbarkeit der Leckerkennung / Anschlüsse muß gewährleistet sein Kontrollmöglichkeit • (JGS – Punkt 5.1) bei Behältern >DN10m zwei Standrohre Abfüllplätze (JGS - Punkt 5.1.) • Verlade – und Abfüllplätze sind mit in die Grube zu leiten Belüftung • Belüftung gemäß Landwirt. Berufsgenossenschaft (Merkblatt VSG 2.8) Frostsicherheit • Zuleitungen und Behälter sind frostsicher zu verlegen / gründen 13 JGS Besonderheiten Lage • (JGS - Punkt 5.2) Mind. 1,0m über höchsten Grundwasserspiegel (Bodengutachten) Absturzsicherung (JGS – Punkt 7.1) • Entweder Umwehrung oder entsprechende Eigenhöhe des Bauwerks Randabstand (JGS – Punkt 7.1) • • 20m von Fließgewässern 2m von Nachbargrundstücken Wartung (JGS – Punkt 6.2) • • Dichtigkeitskontrollen alle 12a (in Wasserschutzgebieten 6a) Sichtbare Veränderung sind durch einen Fachmann zu begutachten 14 ALB Mitgliederversammlung am 23. April 2009 in Wolpertshausen ______________________________________________________________________________ JGS Besonderheiten Details Leckageerkennungsmaßnahme (LEM) (JGS - Punkt 5.1) • Dichtschicht • • • Folie 0,8mm WU Bodenaufbau aus Betonitplatten (kf = 10^-8 m/s) alternativ aus Magerbeton • Dränschicht • • Kies 4/8mm mit 10-20cm Dränmatte • Dränrohr • • • Umlaufendes Sickerrohr Anschluß an Kontrollrohr (ausreichender DN für Probenahme) Dränschicht • Gefälle • min 2% zum Sickerrohr / Kontrollrohr 15 JGS Besonderheiten Schemazeichnung ---- 2% 16 ALB Mitgliederversammlung am 23. April 2009 in Wolpertshausen ______________________________________________________________________________ JGS Besonderheiten Aufbau - Beispielbilder 17 JGS Besonderheiten Schemazeichnung (Bay. Sondervariante außerhalb von WSG) 18 ALB Mitgliederversammlung am 23. April 2009 in Wolpertshausen ______________________________________________________________________________ JGS Besonderheiten Aufbau – Herstellerspezifisch 19 Inhaltsverzeichnis Planung • Ermittlung der Planungsgrundlagen (Vorüberlegungen zur Behälterbestellung) • Besonderheiten des JGS Merkblattes (Planungsvorgaben) Praxis • Ausführungsprobleme (kleine Fehler, große Wirkung) • Instandhaltungsmaßnahmen (so hält‘s ewig) Fazit 20 ALB Mitgliederversammlung am 23. April 2009 in Wolpertshausen ______________________________________________________________________________ Probleme in der Ausführung „gefühlte“ Mängel Beton ist eine „gerissene“ Bauweise, dessen Rißbild sich nur zu 95% berechnen und damit vorhersagen lässt. (DIN 1045-1 - Tab.9 (fctk;0,05/fctk;0,95)) 21 Probleme in der Ausführung „unvermeidliche“ Mängel Beton ist eine „gerissene“ Bauweise, dessen Rißbild sich nur zu 95% berechnen und damit vorhersagen lässt. (DIN 1045-1 - Tab.9 (fctk;0,05/fctk;0,95)) 22 ALB Mitgliederversammlung am 23. April 2009 in Wolpertshausen ______________________________________________________________________________ Probleme in der Ausführung „echte“ Mängel Beton ist eine „gerissene“ Bauweise, dessen Rißbild sich nur zu 95% berechnen und damit vorhersagen lässt. (DIN 1045-1 - Tab.9 (fctk;0,05/fctk;0,95)) 23 Probleme in der Ausführung Gründung Fremdfirma • fachl. Qualifiziert – geeignet nach LBO §41-45 Eigenleistung • • ausreichend Erfahrung Ausrüstung vorhanden Kontrolle des Zielwertes • • Vorgaben der Statik müssen erfüllt werden Verdichtungsprotokoll erstellen lassen 24 ALB Mitgliederversammlung am 23. April 2009 in Wolpertshausen ______________________________________________________________________________ Probleme in der Ausführung Leckageerkennung Folienanbildung • Undichte Anbindung => Hinterläufigkeit • Zu hohe Folienaufkantung => Behälter schwimmt auf 25 Probleme in der Ausführung Dichtigkeitsprüfung • Verwendung von Grundwasser • Füllgeschwindigkeit (langsam nicht zu schnell) • eingebrachte Temperaturspannung • Teil- / Vollfüllung (JGS - Punkt 6.1) • Unterschied Gülle- / Trinkwasserbehälter • Grundwasserspiegel (falls unbekannt) • Kontrollschacht • Hinweisschild auf Entleerungstiefe bzw. äußeren Wasserstand 26 ALB Mitgliederversammlung am 23. April 2009 in Wolpertshausen ______________________________________________________________________________ Probleme in der Ausführung Nachbehandlung • Verdunstung • Einfluß von Wind • Schutzzeitraum 27 Instandhaltung Normative Vorgaben • DIN 1045-1 – 6.1. Allgemeines (1) Die Forderung nach einem angemessen dauerhaften Tragwerk ist erfüllt, wenn dieses während der vorgesehenen Nutzungsdauer seine Funktion hinsichtlich der Tragfähigkeit und der Gebrauchstauglichkeit ohne wesentlichen Verlust der Nutzungseigenschaften bei einem angemessenen Instandhaltungsaufwand erfüllt. 28 ALB Mitgliederversammlung am 23. April 2009 in Wolpertshausen ______________________________________________________________________________ Instandhaltung Abplatzungen 29 Instandhaltung Risse 30 ALB Mitgliederversammlung am 23. April 2009 in Wolpertshausen ______________________________________________________________________________ Instandhaltung Freiliegende (rostende) Bewehrung 31 Instandhaltung Schäden durch Aufschwimmen 32 ALB Mitgliederversammlung am 23. April 2009 in Wolpertshausen ______________________________________________________________________________ Ziele: Haftungsverweis § 22 WHG • (1) Wer in ein Gewässer Stoffe einbringt oder einleitet (…) ist zum Ersatz des daraus einem anderen entstehenden Schadens verpflichtet. (…) • (2) Gelangen aus einer Anlage, (…) Stoffe (…) in ein Gewässer, (…), so ist der Inhaber der Anlage zum Ersatz des daraus einem anderen entstehenden Schadens verpflichtet; (…) • (3) (..) so ist der Betroffene (…) zu entschädigen. Der Antrag ist auch noch nach Ablauf der Frist von 30 Jahren zulässig. 33 Ziele: Hinweis auf Umweltschadensgesetz RL 2004/35/EG gültig seit 14.11.2007 (1) (…) Prinzip dieser Richtlinie (…), dass ein Betreiber, der durch seine Tätigkeit einen Umweltschaden oder die unmittelbare Gefahr eines solchen Schadens verursacht hat, dafür finanziell verantwortlich ist; (…) 34 ALB Mitgliederversammlung am 23. April 2009 in Wolpertshausen ______________________________________________________________________________ Fazit: Nur wer • sich über den Einsatzzweck seines Bauwerks klar ist, • akzeptiert, das bestimmte Bauweisen bestimmte Einschränkungen mit sich bringen • diese kennt und beachtet, • und dazu sein Bauwerk gelegentlich pflegt sichert die Bausubstanz und damit den Wert seiner Investition über viele Jahre hinweg und vermeidet Schäden und damit Regressansprüche. 35 Wolf System GmbH Wolf System Behälterbau 36