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Materialien für den Unterricht www.vgo-schule.de Antonia Michaelis Der Märchenerzähler ISBN: 978-3-8415-0247-6 Erarbeitet von Konzipiert für die Jahrgangsstufen 7–11 Thematik: Adoleszenz, Emanzipation, erste Liebe, Märchen, soziale Rolle, Rollenkonflikte Didaktischer Schwerpunkt: Erweitern des Textverständnisses, emotionales Verstehen, Entwickeln von Ich-Stärke, Erweitern der sozialen Kompetenz, problem- und handlungsorientierter Umgang mit dem Text © Oetinger Taschenbuch GmbH,© imOetinger Vertrieb Taschenbuch bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 GmbH, im Vertrieb Christine Hagemann Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler M aterialien für den U nterricht Konzipiert für die Jahrgangsstufen 7–11 Antonia Michaelis D er M ärchenerzähler Thematik: Adoleszenz, Emanzipation, erste Liebe, Märchen, soziale Rolle, Rollenkonflikte D idaktischer Schwerpunkt: Erweitern des Textverständnisses, e motionales Verstehen, Entwickeln von Ich-Stärke, Erweitern der sozialen Kompetenz, problem- und handlungsorientierter Umgang mit dem Text 1.I nhalt Anna Leemann lebt mit ihren Eltern in Greifswald an der Ostsee. Sie ist fast achtzehn und bereitet sich auf ihr Abi tur vor, als sie sich zum ersten Mal richtig verliebt – ausgerechnet in Abel. Anna versteht sich selbst kaum, und auch ihre beste Freundin Gitta warnt sie, denn Abel Tannatek hat einen schlechten Ruf. Er sieht aus wie ein Neonazi und dealt auf dem Schulhof mit Drogen. In der Schule hat er keine Freunde und wird von allen spöttisch „der polnische Kurzwarenhändler“ genannt. Doch Anna setzt sich über alle Vorurteile hinweg, denn sie spürt, dass es noch einen anderen Abel gibt, der sanft und verletzlich ist. Sie findet heraus, dass er in der Plattenbausiedlung im Ostseeviertel wohnt und eine sechsjährige Schwester hat, um die er sich liebevoll kümmert. Seine Eltern scheinen verschwunden zu sein. Und da gibt es noch mehr dunkle Geheimnisse, die Abel nur andeutet. Gebannt lauscht Anna dem wunderbaren Märchen, das Abel seiner Schwester Micha erzählt. Der gefühlvolle Märchenerzähler Abel fasziniert sie, und das Märchen lässt sie nicht mehr los. Nur mühsam gelingt es Anna, Abel näherzukommen. Er ist misstrauisch, denn er wird täglich mit der verachtenden Geringschätzung der „besseren Gesellschaft“ konfrontiert, die ihn und sein Milieu bestenfalls hinnimmt. Anna spürt, dass sie sich entscheiden muss. Sie möchte seine Lebenswelt kennenlernen, die sie gleichermaßen abstößt und anzieht. Ihre anfänglichen Berührungsängste weichen dem Gefühl von Geborgenheit in seiner Nähe. Sie empfindet sein Umfeld als ehrlicher und authentischer als ihr eigenes Zuhause. Abel öffnet sich zögernd und spricht schließlich von einer großen Gefahr, vor der er Micha mit allen Mitteln beschützen will: Ihr Vater will sie entführen. Und dann geschieht ein Mord. Anna ahnt, dass Abel damit zu tun hat, denn der Tote ist Michas Vater. Doch Abel schweigt. Nur in seinem Märchen, in dem er episodenweise das aktuell-reale Geschehen verschlüsselt nacherzählt, macht er Andeutungen. Die heimliche Beziehung zu Abel isoliert Anna immer mehr. Von der pragmatischen Gitta kann sie kein Verständnis erwarten, und an ihre eigentlich toleranten Eltern mag sie sich nicht wenden. Doch ein Zurück kommt für Anna nicht infrage. Auch wenn Abel ihre Annäherung immer wieder als Einmischung zurückweist, fühlt sie doch, dass er sie braucht. Anna ist fest entschlossen, Abel und Micha beizustehen, doch ihre bedingungslose Solidarität wird auf eine harte Probe gestellt. Sie erlebt hautnah brutale Gewalt, auch von Abel. Ihre Illusionen von romantischer Liebe zerbrechen. Der Strudel aus verwirrenden und immer bedroh licheren Ereignissen, in dem sie die Orientierung verliert, zerreißt sie fast. Alles scheint anders zu sein, als sie es wahrnimmt. In ihrer Panik hält Anna es sogar für möglich, dass Abel ein Psychopath und ein Mörder ist. Dann wieder ist sie von seiner Schuldlosigkeit überzeugt und bereit, ihm alles zu verzeihen. Ihr Gefühl hat sich längst für Abel entschieden. Die Enthüllung der Wahrheit, die Abel unbedingt verhindern wollte, schockiert sie letztlich nicht mehr. Annas Liebe zu Abel ist unerschütterlich, doch die Ereignisse eskalieren: Abel, fixiert darauf, Micha zu retten, löst die Verstrickung auf dramatische Weise. Anna bleibt allein zurück. Doch sie fühlt, dass der Märchenerzähler Abel auch sie gerettet hat. Sie begreift: Die Wahrheit über Gut und Böse, nach der sie verzweifelt gesucht hat, ist auch eine Illusion; sie löst keine Probleme und bringt keine Antworten. Die einzig gültige Wahrheit liegt in ihren Gefühlen, ihrer Liebe. Für Anna ist die Parallelwelt, in der sie mit Abel glücklich weiterlebt, ebenso wirklich wie das Leben ohne ihn. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 Erarbeitet von Christine Hagemann Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler In achtzehn Kapiteln wird die Handlung des Romans durchweg aus der Sicht der Hauptfigur Anna in perso naler Erzählperspektive in der Zeitstufe des Präteritums entfaltet. In einigen Abschnitten geht die subjektive Sicht von einer nicht benannten anderen Person aus. Einige wenige Stellen werden aus auktorialer Perspektive kommentiert und weisen auf eine spätere Bedeutung hin. Ort der Handlung ist die deutsche Stadt Greifswald; verschiedene Stadtteile werden wirklichkeitstreu und konkret nachvollziehbar beschrieben. Die erzählte Zeit umfasst den Zeitraum vom 14. Februar bis Anfang März 2010. Den achtzehn Kapiteln des Romans vorangestellt ist eine Szene in der Zeitstufe Präsens mit der Überschrift „Zuerst“. Diese Eingangsszene schildert ein vorzeitiges Ereignis aus der Sicht einer nicht benannten männlichen Person. Der Leser bleibt im Unklaren über das tatsächliche Geschehen; er versteht nur, dass ein Mann die Leiche einer Frau aus einer Wohnung in den Wald trägt. Die eindrücklichen Bilder klingen am Schluss des Romans wieder an und helfen dem Leser, bisher Verborgenes zu enträtseln. Speziell das Wort „Buschwindröschen“ wirkt dabei wie ein Schlüsselreiz. Die Sprache des Romans fesselt den Leser von Beginn an. Der Leser begleitet die Hauptfigur Anna bei ihren Unternehmungen, und er teilt ihre Faszination für die phantastischen Bilder des Märchens. Er versteht Annas Idealismus und ihre Sehnsucht nach tiefen, ehrlichen Gefühlen. Offen, unsentimental und doch intensiv einfühlsam lässt die Autorin den Leser an Annas Gefühlswelt teilhaben. Die in der Eingangsszene aufgebaute Spannung begleitet die Lektüre bis zum überraschenden Schluss. Zur Spannung tragen die rätselhaften Andeutungen ebenso bei wie die Perspektivwechsel. Der Leser meint zu verstehen, doch immer wieder sind auch andere Deutungen möglich. Wie Anna möchte der Leser Zusammenhänge mit dem Verstand begreifen und wird doch vor allem mit dem Gefühl beteiligt. Er taucht in die Märchenwelt der kleinen Klippenkönigin ein, in der verschlüsselte Bilder intuitiv enträtselt werden müssen. Der Leser erlebt mit, wie sich Märchen und Wirklichkeit dramatisch vermischen, und er hört – ebenso wie Anna – „… hinter den Worten eine uralte Dunkelheit lauern, die Dunkelheit aller Märchen, die Kehrseite“. (S. 45) Auch in den eingestreuten Songtexten des Lyrikers Leonard Cohen klingt Uralt-Dunkles an. Sie kreisen thematisch um Liebe und Tod und erzeugen eine melancho lische, manchmal verstörend morbide Stimmung. Der Zuhörer meint, eine magische, tiefere Weisheit zu spüren, wie sie auch Märchen vermitteln. Ähnliche assoziative Verknüpfungen entstehen im Roman scheinbar beiläufig: Bei Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ fallen wohl jedem Leser unmittelbar die Sätze ein: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Andere Assoziationen werden erst vom Schluss her verständlich, wie etwa die Sinnsuche in Goethes Tragödie „Faust“ mit ihrer Sehnsucht nach ehrlichen Gefühlen, die in „Faust II“ in bizarre Welten führt und im Tod mit unverhoffter Erlösung endet. Der Roman „Der Märchenerzähler“ ist ein packender Thriller, eine gefühlvolle Liebesgeschichte, ein Adoleszenzroman. Antonia Michaelis vereinigt diese Genres hier als Märchen im ursprünglichen Sinn, das mit dem Leser emotional kommuniziert. Immer wieder klingen Bilder aus bekannten Märchen an, die dazu ermutigen, an die persönliche Stärke zu glauben. Auch im Märchen wird der Mut, Ängste und Verunsicherung unkonventionell und selbstbestimmt zu überwinden, mit Glück belohnt. Die Autorin aktualisiert dieses Grundmotiv für die postmoderne Gesellschaft und eröffnet dem heutigen Leser dadurch neue Räume für Unabhängigkeit und Selbst bestimmung. Der Appell der Postmoderne, sich von jeder Eindeutigkeit der Welterklärung zu verabschieden, beinhaltet auch: „Nimm dein Leben selbst in die Hand.“ Im Märchen wie im vorliegenden Roman gibt es keine allgemeingültigen Regeln für Glück und richtiges Handeln, keine Vorschriften für Gefühle. Anna, und mit ihr der Leser, erkennt, dass es „die eine Wahrheit“ nicht geben kann. Einzig ihre Intuition versteht richtig. Alle Versuche, sich an logischen Schlüssen oder moralischen Postulaten zu orientieren, führen in die Irre. Anna findet ihr Glück auf völlig andere Weise, als sie selbst und der Leser erwartet haben. 3.I nformationen zur Autorin Antonia Michaelis wurde 1979 in Norddeutschland geboren und wuchs in Süddeutschland auf. Nach dem Abitur zog es sie in die weite Welt. Sie arbeitete unter anderem in Südindien, Nepal und Peru. In Greifswald studierte sie Medizin und begann parallel dazu, Geschichten für Kinder und Jugendliche zu schreiben. Seit einigen Jahren lebt sie als freie Schriftstellerin in der Nähe der Insel Usedom und hat mit großem Erfolg zahlreiche Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht. „Der Märchenerzähler“, ihr erstes Buch für junge Erwachsene, wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. 4.I nformationen zu Teilaspekten des R omans als Hilfe zur Interpretation 4.1 Sozialstruktur und Gesellschaftsordnung „Alle Menschen sind gleich.“ Dieses Postulat fordert zur Gleichbehandlung auf, doch in der alltäglichen Erfahrung vieler Menschen ist es keine Wirklichkeit. Aus geschichtlicher Sicht ist die Idee der Gleichheit aller Menschen relativ neu. In archaischen Gesellschaften galt der Fremde meist generell als Feind, und Andersartige wurden ausgesondert, wenn es zum Schutz der Gemeinschaft nötig schien. Gesellschaften organisieren sich als Zweck- und © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 2.E rzählstil Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler 4.1.1 Stände – Klassen – Schichten Der gesellschaftliche Status des Einzelnen bestimmte zu allen Zeiten seine Lebensumstände. Die Ständeordnung des Mittelalters war durch klar definierte, weitgehend undurchlässige Grenzen innerhalb einer arbeitsteiligen Gesellschaft gekennzeichnet. Für jeden Stand galten eigene Rechts- und Sozialnormen. Die Standeszugehörigkeit war durch Herkunft bestimmt und wurde als gottgegeben angesehen. Die StändeRangordnung spiegelte eine gesellschaftliche Hierarchie wider, die vor allem auf Besitzstandsregelung der Herrschenden (Adel und Klerus) abzielte. Mitbestimmung und Bildung waren für das „einfache Volk“ nicht vorgesehen. Feste Heiratsregeln schrieben vor, dass der Partner vor allem „ebenbürtig“ sein musste. Der Wechsel in einen anderen Stand (soziale Mobi lität), vor allem ein Aufstieg, war kaum möglich; nicht standesgemäße Ehen gehörten ins Reich der Märchen. Die Feudalherren waren zwar verantwortlich für Versorgung und Schutz ihrer Untergebenen, doch die zunehmende ökonomische Abhängigkeit bedeutete für die Mehrheit der Bevölkerung Armut und Verelendung. Die Bildung von Nationalstaaten versprach Schutz vor Willkür, bot Sicherheit nach außen und Ordnung im Innern, doch das Klassengefüge änderte sich nicht wesentlich. In der Aufklärung forderte man Bildung und Erziehung für alle Bürger. Revolutionäre Umwälzungen veränderten die Staatsform, verbesserten die Sozialstruktur der Gesellschaft jedoch nicht nachhaltig. In der Industriegesellschaft des 19. Jahrhunderts entstand der „Vierte Stand“, das Proletariat der Arbeiterklasse. Die Proletarier stellten die produktive Kraft der Gesellschaft dar, hatten jedoch keinen Anteil am erwirtschafteten Vermögen. Viele Menschen waren aus materieller Not gezwungen, ihren vertrauten Lebensbereich zu verlassen und in der Fremde (Milieu, Stadt, Ausland) ihren Lebensunterhalt zu erarbeiten. Die moderne westliche Gesellschaft ist von demokratischen Verfassungen, Parlamenten und Sozialreformen geprägt. Nicht zuletzt die Erfahrung des Nationalsozialismus in Deutschland hat die Überzeugung bekräftigt, dass die Beachtung allgemeiner humanitärer Grundwerte wie Menschenwürde, Freiheit und Gleichheit unbedingt gesellschaftlicher Konsens sein muss. Das deutsche Grundgesetz betont ausdrücklich gleiche Rechte aller Menschen auf Anerkennung, ge sicherte Lebensbedingungen, Bildung und Chancengleichheit. Nach wie vor entspricht die Sozialstruktur der Gesellschaft Deutschlands einer Rangordnung. Der Begriff „Schichten“ mit der gebräuchlichen Einteilung in Ober-, Mittel- und Unterschicht macht dies umso deutlicher, auch wenn heute lieber von „Lebenswelten“ gesprochen wird. 4.1.2 Die Utopie der klassenlosen Gesellschaft Die gesellschaftliche Dynamik ist auf die Kritik an der Kluft zwischen Soll- und Ist-Zustand angewiesen. Die Idee der klassenlosen Gesellschaft beschreibt in erster Linie den Wunsch, Akzeptanz, Wohlstand und Chancengleichheit für alle Mitglieder ohne Ansehen des sozialen Status zu sichern. Doch erfahrungsgemäß hat vor allem der gesellschaftliche Status großen Einfluss darauf, wie jemand sich selbst und andere wahrnimmt. Aus psychologischer Sicht gehört es zu den natürlichen Bedürfnissen des Menschen, seine soziale Umwelt zu ordnen, zu kategorisieren und sich innerhalb seiner Bezugsgruppe zu positionieren. Jeder definiert und identifiziert sich selbst in Bezug auf andere. Dabei hat der Grad der „Fremdheit“ großen Einfluss auf das subjektive Gefühl von Zugehörigkeit und Sicherheit. Die moderne Klassengesellschaft ist komplexer, doch nur vorgeblich durchlässiger geworden. Soziologen beschreiben Gesellschaftsgruppierungen vertikal und horizontal: Sozialer Status, Beruf, Ausbildung und Einkommen bestimmen, wer „oben“ und wer „unten“ ist; als nebeneinander existierend (horizontal) gelten u. a. Gruppenmerkmale wie Alter, ethnische Herkunft, Wohnlage, Milieu, Lebensstil, Konsumverhalten, Sprachgruppen. Im Alltag ist jedoch festzustellen, dass viele Menschen gerade auf die horizontalen Merkmale mit (unzulässigen) wertenden Urteilen reagieren, so wie es in früheren Gesellschaftsformen üblich war. Die alten Muster greifen unbewusst noch immer: Äußere Merkmale wie Konsum, Habitus oder sogar Aussehen lösen Vorurteile über „besser“ und „schlechter“ aus, die Einzelne oder ganze Milieus pauschal bewerten und soziale Abgrenzungen bewirken. Das absichtliche Überschreiten von „Standesgrenzen“ führt auch heute zu Irritationen. Wenn Verhalten, Beziehungen und Machtverhältnisse nicht den gewohnten Mustern entsprechen, entstehen Verunsicherungen und unterschwellige Ängste. In einer Gesellschaft, die tolerante Offenheit und soziale Mobilität propagiert, scheint der Einzelne umso stärker nach Kriterien zu suchen, nach denen er seine Mitmenschen „klassifizieren“ kann. Dieses Verhalten ist meist spontan-unbewusst und weder von Bildung noch Schichtzugehörigkeit abhängig. Aus sozialpsychologischer Sicht stellt sich die Frage, ob es Menschen überhaupt möglich ist, Klischees, Vorurteile und unterschwellige Stigmatisierungen zu vermeiden. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 Lebensgemeinschaften nach funktionalen, kulturellen und sozialen Kriterien, die ihren Mitgliedern feste Rollen der Mitwirkung zuschreiben. Der Einzelne identifiziert sich in erster Linie über seine Rolle und über die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Lebensbereich, seiner sozialen Gruppe. In großen Gesellschaften, in denen sich die Mitglieder nicht alle persönlich kennen, signalisieren meist äußere Merkmale wie Kleidung (Tracht, Uniform) und Habitus (Statussymbole), wer „zu einem gehört“ – und wer nicht. 4.1.3 Soziale Mobilität und Verachtung in der pluralistischen Gesellschaft 4.1.4 Chancen und Risiken in der postmodernen Gesellschaft In unserer durch Arbeit geprägten Erwerbsgesellschaft spielt die Konsumfähigkeit eine wichtige Rolle für das persönliche Ansehen. In weiten Teilen der Bevölkerung ist noch immer die konservative Annahme vorherrschend, dass Tugenden wie Fleiß, Anstand und Ehrlichkeit materiellen Wohlstand sichern. Im Umkehrschluss werden Arbeitslose und Bedürftige schnell als „Sozialschmarotzer“ bezeichnet. Dadurch werden Armutsverhältnisse auch moralisch negativ konnotiert. Der Wunsch, den eigenen Status als „besser“ zu präsentieren, äußert sich dann in genereller Verachtung für die Unterschicht. Randgruppen und verachteten Berufen wird Ehrbarkeit oft pauschal abgesprochen. Das Bedürfnis nach Abgrenzung löst vor allem bei denjenigen aggressive Verachtung aus, die Angst vor eigenem sozialem Abstieg haben. Die Krisen der Wirtschaft haben auch die Gesellschaft erschüttert, es ist die Rede vom „Prekariat“ und der „neuen Unterschicht“. Für viele ist sozialer Abstieg mit Scham gefühlen besetzt. Die unterschwellige Angst wird geschürt durch Massenmedien und TV-Formate, die, unverhohlen oder verbrämt, Verachtung bedienen. Diffamierung, aber auch Desinteresse und das Ausblenden der „Hässlichkeit“ drücken oft tief sitzende Berührungsängste aus. Ein Teil der Gesellschaft wird zu „Unberührbaren“, der Umgang mit ihnen tabuisiert. Verachtung behauptet den Unwert des Gegenübers, im gesellschaftlichen Kontext meist bezogen auf Asozialität. Den meisten Jugendlichen ist sicher nicht bewusst, dass das Schimpfwort „Assi“ ursprünglich den Vorwurf erhebt, der so Bezeichnete sei schädlich für die Gesellschaft. Zwar ist „asozial“ heute kein Rechtsbegriff mehr, wie etwa zur NS-Zeit, doch scheint unterschwellig damit noch immer deutlich „arbeitsscheu“, „verwahrlost“ und sogar „kriminell“ assoziiert zu werden. Damit eng verbunden ist das emotionale Bedürfnis, derart schädliche, abstoßende und gefähr liche Elemente aus der Gemeinschaft auszusondern. Auch wenn dies nicht explizit gefordert wird, findet doch eine Gettoisierung statt, sowohl räumlich als auch gedanklich. Selbst Behörden und Journalisten fördern diese Tendenz, wenn sie den Begriff „asozial“ wie eine gesicherte soziologische Kategorie verwenden. Keine noch so gut gemeinte Gesellschaftsregel kann jedem Einzelfall gerecht werden, da immer zu viele individuelle Faktoren unberücksichtigt bleiben. Der Wunsch, die bestehende Gesellschaftsordnung als Ganzes zu ändern, mag verständlich sein, doch ist er nicht realistisch und birgt überdies Gefahren. Auch und gerade in demokratischen Prozessen müssen ideologische Hegemoniebestrebungen („Deutungshoheit“) und die damit verbundenen Machtinteressen jederzeit kritisch hinterfragt werden. Die heutige Gesellschaft propagiert das Prinzip „Alles ist möglich“. Wir erleben eine Entidealisierung tradierter Strukturen und überkommener Werte- und Moralvorstellungen. Lebensentwürfe und Werte stehen gleichberechtigt nebeneinander. Doch die neue Entscheidungsfreiheit bringt auch Verunsicherungen mit sich: Der Wunsch nach Stabilität, Berechenbarkeit und Dauerhaftigkeit steht Erfahrungen von Ungewissheit und Ambivalenz in allen Lebensbereichen gegenüber. Die Abkehr von der Illusion, Machtverhältnisse transparent und Lebensumstände berechenbarer machen zu können, wirft neue Fragen auf: Was ist Lebensqualität? Wie gehen wir mit der neuen Freiheit um? Was gibt Orientierung? Die Suche nach Zufriedenheit und Glück wird inzwischen breit vom Medien markt bedient – und wieder sind wir Konsumenten. Der Einzelne fühlt sich überfordert, längst nicht mehr als Subjekt seiner Entscheidungen. Die Folge ist allzu oft Regression, Schwarz-Weiß-Denken oder Flucht in noch hermetischere Abkapselung. Auch im gesellschaftlichen Umgang scheinen sich die Grenzen zwischen den Lebenswelten/Schichten eher zu verfestigen. Freiheit mag beängstigen, doch sie bietet auch Chancen für neue, eigene Wege, für Selbstverwirklichung abseits des Mainstreams. Voraussetzung ist der Mut, selbstbestimmt Grenzen zu überschreiten. Desillusionierung schafft auch Perspektiven zu neuer Klarheit und Emanzipation. Die Unabhängigkeit von ideologischen Regeln eröffnet auch Freiheit, die eigene Identität selbst zu bestimmen. Wenn es gelingt, sich angstfrei und autonom auf neue Konstellationen einzulassen, entstehen nicht nur im privaten, sondern auch im gesellschaftlichen Raum Chancen für gleichberechtigte Beziehungen und herrschaftsfreie Kommunikation. Zu beachten bleibt: Klassengegensätze lassen sich nicht beseitigen, wohl aber gesellschaftliche Missstände. Zur Überwindung der Kluft zwischen Lebenswelt„Universen“ hat sich in der Praxis ein simpel erscheinendes Konzept besser bewährt als alle Diskurse und staatlichen Regelungen: die persönliche Begegnung mit gegenseitigem Respekt und offenem Interesse. Literatur (Auswahl): Theodor W. Adorno u. a.: Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie, Frankfurt a. M. (dtv) 1993 Zygmunt Bauman: Moderne und Ambivalenz. Das Ende der Eindeutigkeit, Hamburg (Hamburger Edition) 2005 Ulrich Beck (Hrsg.): Kinder der Freiheit, Frankfurt a. M. (Suhrkamp) 1997 Ralf Dahrendorf: Homo sociologicus. Ein Versuch zur Geschichte, Bedeutung und Kritik der Kategorie der sozialen Rolle, Opladen (Westdeutscher Verlag) 2006 Erving Goffman: Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag, München (Piper) 2003 © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Ingo Pies, Martin Leschke (Hrsg.): Karl Poppers Kritischer Rationalismus, Tübingen (Mohr-Siebeck) 1999. Artikel zur Diskussion: Sozialer Verfall: Die neuen Proleten (von Gabor Steingart) www.spiegel.de/wirtschaft/sozialer-verfall-die-neuen-proleten-a-436351.html Der Dschungel und die Mär vom Unterschichtenfernsehen (von Alexander Krei) www.dwdl.de/zahlenzentrale/29799/ der_dschungel_und_die_mr_vom_unterschichtenfernsehen/ page_1.html 4.2 Die Ambivalenz der Schönheit Schönheit ist eine Frage des Geschmacks, sie liegt im Auge des Betrachters, sagt der Volksmund. Doch meistens drücken wir mit Geschmacksurteilen weitaus umfassendere Wertungen aus, wenn wir etwa eine Umgebung, ein Erlebnis, einen Charakter als schön oder hässlich bezeichnen. Jede Wahrnehmung löst spontan-unbewusst Gefühle von angenehm / schön oder unangenehm / hässlich aus. In der Antike sah man die Schönheit als Indiz für das Richtige und Gute. Seit der Aufklärung differenziert man zwischen Vernunft und Gefühl: Schönheit ist Gegenstand der Ästhetik, der Wahrnehmung durch das Gefühl. Da ästhetische Urteile immer subjektiv gefühlsgeleitet sind, berechtigen sie nicht zu wertenden Urteilen über Inhalte. Diese Definition lässt Fragen offen: Gibt es Wechselwirkungen zwischen dem Sinn für Ästhetik und einem exklusiven Lebensgefühl? Kann Schönheit lügen? Ist Schönheit ein Glücksversprechen, eine Utopie oder eine gefährliche Illusion? 4.2.1 Die Sehnsucht nach dem „guten Gefühl“ Die von Soziologen in jüngster Zeit konstatierte Ästhetisierung des Alltags wird als Ausdruck einer Lebensweise gesehen, die mehr Wert auf Design und Image als auf Nützlichkeit der Produkte legt. Befreit von äußeren Zwängen, wird für viele Genuss- und Erlebnisorientierung zum Zentrum des Strebens nach Zufriedenheit. Der Ästhet sucht Befriedigung in „schönen“ Erlebnissen und ist dafür gerne bereit, alle „hässlichen“ Realitäten auszublenden. Diese Haltung trennt die Gesellschaftsschichten in starkem Maße, denn nicht jeder ist von materieller Not befreit und kann sich diese Lebensweise leisten. Die Flucht in den „schönen Schein“, nicht zuletzt von der Werbung als Wohlfühlgarantie suggeriert, beschränkt sich nicht nur auf das private Umfeld. Auf gesellschaftlicher Ebene setzt sie sich fort als Flucht vor der Auseinandersetzung mit Widersprüchen und sozialen Gegensätzen. Schönheit wird zum Schutzwall vor Unordnung und Elend. Auch die Unterhaltungs industrie propagiert Schönheit als Quelle von Anerken nung, Erfolg und sozialem Aufstieg. Doch die eigentliche Sehnsucht nach tiefen Gefühlen, Harmonie und ehrlicher Akzeptanz wird auf diese Weise nicht gestillt. 4.2.2 Das Paradox der Hässlichkeit Es gibt durchaus allgemeine Kriterien, nach denen wir spontan ästhetisch urteilen. Alle Menschen empfinden Ebenmäßigkeit und harmonische Erscheinung als schön und attraktiv. Hässlichkeit wirkt abstoßend, löst beunruhigende Gefühle aus, weil wir unbewusst Krankheit, Elend, manchmal sogar Bosheit assoziieren, auch wenn wir wissen, dass solche Schlüsse ebenso falsch sein können. Aus der sicheren Position des Betrachters heraus kann Hässlichkeit jedoch auch faszinieren. Oft empfinden wir allzu viel Schönheit und Harmonie als langweilig und öde; der Stilbruch irritiert und belebt das Gewohnte, schafft einen reizvollen Kontrast. Im Thriller erzeugt Abstoßendes oder Unheimliches eine angenehme Spannung, da die Gefahr Fiktion bleibt. Im Wortsinn bedeutet un-heimlich auch fremd. Das Fremde / Unheimliche löst zunächst Angst aus, denn es ist aus uralter Erfahrung unbe rechenbar und kann gefährlich sein; doch es macht auch neugierig. Als Gegensatz zum Gewohnten wirkt es interessant und faszinierend anders. Das Fremde verheißt neue, angenehm spannende Erfahrungen. 4.2.3 Die Faszination des „Bösen“ Gewalttätigkeit ist in unserer Kultur generell geächtet, strafbar und meist schambesetzt. Aus psychologischer Sicht gibt es „das Böse“ nicht, denn jede Gewalttat hat subjektive Auslöser. Aggressionen sind natürliche menschliche Reaktionen auf Bedrohungen, die in Gewalt münden, wo Flucht nicht möglich erscheint. Auch unsere Rechtsprechung berücksichtigt Notwehr und unterscheidet zwischen Affekttaten und gestörten Tätern mit dissozialer Persönlichkeit. Opfer von Gewalt erleben über den körperlichen Schaden hinaus das Gefühl von Kontrollverlust oft als traumatisierend. In jedem Fall ist Gewalt destruktiv – und doch kann sie irrational anziehend, sogar sexuell stimulierend wirken. Während unmittelbare Gefahr existen ziell in Angst versetzt, empfinden viele den Nerven kitzel beim vermittelten Erleben von Gefahr als wohltuend anregend. Die Angst zu überwinden oder selbst etwas Gefährliches zu tun, löst ein Gefühl von Euphorie aus. Jemand, der etwas Verbotenes tut, reizt unser Interesse, weil er von der Norm abweicht. Die Nähe eines potenziell gefährlichen Menschen scheint vor allem für Frauen reizvoll zu sein. Ein möglicher Grund ist, dass Gewalt von jeher mit körperlicher Stärke, Energie und Überlegenheit assoziiert wird. Aggressivität signalisiert unterschwellig auch Kraft und Durchsetzungsvermögen. Psychologen beschreiben das Phänomen der „Gefängnisbräute“: Frauen, die sich in Straftäter © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 Matthias Junge (Hrsg.): Zygmunt Bauman. Soziologie zwischen Postmoderne, Ethik und Gegenwartsdiagnose, Wiesbaden (VS Verlag für Sozialwissenschaften) 2007 Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Literatur (Auswahl): Borwin Bandelow: Wer hat Angst vorm bösen Mann? Warum uns Täter faszinieren, Reinbek (Rowohlt) 2013 Zygmunt Bauman: Gemeinschaften. Auf der Suche nach Sicherheit in einer bedrohlichen Welt, Frankfurt a. M. (Suhrkamp) 2009 Erich Fromm: Haben oder Sein. Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft, München (dtv) 2010 Arno Gruen, Der Fremde in uns, München (dtv) 2000 Norbert Schneider: Geschichte der Ästhetik von der Aufklärung bis zur Postmoderne, Stuttgart (Reclam) 2005 Franz M. Wuketits: Warum uns das Böse fasziniert. Die Natur des Bösen und die Illusion der Moral, Stuttgart (Hirzel) 2000 4.3 Illusionslose Ethik – wie im Märchen Märchen erscheinen uns heute antiquiert, als Paradigma untauglich, mit ihrem Gut-Böse-Kontrast und ihrem Happy End so ganz anders als das „wahre Leben“. Doch dieser Eindruck täuscht, denn die vordergründige Eindeutigkeit vieler Volksmärchen ist erst das Produkt der romantisierenden Rezeption im 19. Jahrhundert. Ursprünglich war das Anliegen der Märchenerzählung nicht die Kindererziehung, sondern Vorbild zur Emanzipation zu sein. Märchen beschreiben das Menschenleben einschließlich all seiner Brüche, Irrtümer und Chancen. Gleichzeitig vermittelt das Miterleben emotionale Stärke. Märchen irritieren absichtlich das Gewohnte, verstören und eröffnen dadurch neue Denk- und Handlungsspielräume. 4.3.1 Irritation als Chance zu neuer Autonomie Wie sollen wir handeln? Antworten auf diese Menschheitsfrage erscheinen in der Postmoderne schwieriger denn je. Religionen, ethische Normen oder die Aufklärung werden als „große Erzählungen“ zwar geschätzt, doch in ihrer Funktion als ideologischer Überbau abgelehnt. Wir stellen fest, dass Erkenntnis immer subjektiv bedingt ist und Problemlösungen nur situativ möglich sind. Der Einzelne erlebt sich herausgelöst aus traditionellen Sozialbindungen wie etwa der Familie. Ehemals feste Strukturen haben kaum noch Einfluss auf die Identitätsbildung. Eine neue Ethik ist gefragt, die das Verhalten nicht an vorgegebenen Normen misst, sondern am Maß der Autonomie, die der Einzelne bei der freien Wahl seiner Existenzweise hat. Das in der Postmoderne propagierte Ende der Eindeutigkeit beinhaltet gleichzeitig auch neue Freiheit zu individueller Selbstbestimmung. In der Entscheidungsfreiheit liegt die Chance zu eigenständiger Entfaltung, Selbstfindung und neuer Solidarität. 4.3.2 Desillusionierung von Richtig und Falsch im Märchen Rollenkonflikte und Entlarvung von Vorurteilen sind häufig vorkommende Märchenmotive: Verlachte und Verachtete entpuppen sich als Helden und überwinden Klassengrenzen; Schöne können böse sein und Hässliche gut und edel. Meist muss ein schmerzhafter, doch reinigender Prozess durchlaufen werden, bevor die Wahrheit ans Licht kommt. Dabei ist die Intuition dem Verstand fast immer überlegen. Die Rettung durch Liebe und Zuwendung, für die Abscheu, Angst und Chaos überwunden werden müssen (weiblicher Part), wird mit Glück belohnt. Meist wird dafür ein verwunschener Prinz aus seiner abstoßend hässlichen Tiergestalt befreit. Dieses Motiv zeigt sich z. B. in „Die Schöne und das Biest“ und in „Schneeweißchen und Rosenrot“. Einerseits wird hier die subjektive Identifikation des „Bösen“ als falsch entlarvt, andererseits bleibt das ethische Prinzip fast aller Märchen gültig: Wer gutherzig handelt, handelt richtig. In dieser Hinsicht überrascht das Märchen „Der Froschkönig“: Heute wird oft übersehen, dass die Prinzessin den abstoßenden Frosch nicht küsst, sondern an die Wand schmettert, bevor er sich in den schönen Prinzen verwandelt. Die Prinzessin hat kein Interesse, zu entdecken, wer er wirklich ist, und sie handelt nicht vorsätzlich gut an ihm, ganz im Gegenteil, jedenfalls nicht empathisch und keineswegs in der Hoffnung auf eine Metamorphose. Der Frosch, der sich nicht selbst vom Bann des bösen Zaubers befreien kann, ist auf die Mitwirkung der Prinzessin angewiesen. Indem sie seine hässliche Erscheinungsform zerstört, „entdeckt“ und befreit sie seine wahre Identität. Das Märchen fragt nicht, warum der Prinz in einen Frosch verwandelt wurde, ob er eine schwierige Kindheit hatte, ob er mehr oder weniger zufällig unter den bösen Zauber geriet. Was wäre geschehen, wenn die Prinzessin den Frosch, wie er es verlangte, in ihr Bett gelassen hätte? Man merkt: Die Geschichte hätte ganz anders ausgehen können. Auch Heinrich (als Einziger mit Namen), der enge Vertraute des Prinzen, wird meist wenig beachtet. Er hatte sein Herz mit drei Eisenringen schützen müssen, damit er den Zustand seines verwunschenen Freundes überhaupt ertragen © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 verlieben, fühlen sich mutig und gleichzeitig sicher, da der Inhaftierte ihnen nicht akut gefährlich werden kann. In solchen Beziehungen sieht sich die Frau oft als Einzige, die den Menschen im Täter sieht, die seinen wahren, guten Kern erkennt, weil nur sie ihn wirklich versteht. Bei aller Skepsis ist doch richtig, dass viele Täter selbst Opfer sind und nicht auf die Tat reduziert werden sollten. Ob und wie stark bei der Zuwendung auch der Wunsch zu „retten“, das Bedürfnis nach eigener Wichtigkeit oder Außergewöhnlichkeit eine Rolle spielen, hängt sicher vom Einzelfall ab. Auch in „normalen“ Beziehungen ist sehr häufig zu beobachten, dass gerade die „harten Jungs“ eine starke Attraktivität speziell auf idealistische junge Frauen ausstrahlen. Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler 4.3.3 Plädoyer für intuitive Erkenntnis Der Roman „Der Märchenerzähler“ enthält zahlreiche Hinweise auf die Adaption des Märchens „Schneeweiß chen und Rosenrot“. Im Roman macht die Hauptfigur Anna ähnliche Erfahrungen wie die Mädchen im Märchen mit ihrem Bräutigam in Bärengestalt. Anna wird erwachsen, indem vordergründige und illusorische Vorstellungen über die Welt, die Liebe, ihren Partner und sich selbst zerstört werden. Die Enthüllung von Wirklichkeit ist verbunden mit dem Erkennen, dass es „die eine Wahrheit“ nicht gibt. Ratschläge, Warnungen und Argumente können Anna nicht helfen. Es gibt keine Vorbilder; sie muss intuitiv und situativ entscheiden, was nur für sie richtig ist. Ihre Entscheidungen sind richtig, weil sie kongruent mit ihrer Persönlichkeit sind. Auch der Leser des Romans gewinnt Zutrauen zu seiner Intuition, die sein „Schlüssel“ zum Verstehen ist. Im Folgenden werden einige Assoziationsparallelen zum Märchen „Schneeweißchen und Rosenrot“ aufgeführt, die das Verstehen des Romans erleichtern können: Das Schwesterndoppelbild meint konträre Temperamente in einer Person: Rosenrot, aktiv, unternehmungslustig, mutig, öffnet dem Bären die Haustür. Schneeweißchen, vorsichtig, empathisch, zugewandt, wird mit dem Bären vertraut. Beide sind hübsch, idea listisch-gut, naiv, sexuell unerfahren, leben behütet. Ihre Arglosigkeit ist wie ein Schutz vor den Gefahren der Außenwelt (vgl. „Annas Leben in einer Seifen blase“). Auch Anna begegnet einem Fremden in zunächst Furcht einflößender Erscheinung. Der Bär hat, wie Abel, zwei Seiten: Der jähzornige Zwerg lässt sich als abgespaltener „böser“ Teil der Prinz-Identität deuten, als seine Schattenseite. Als Rosenrot dem Zwerg hilft, beschimpft er sie heftig; Abel weist Annas „Ein mischung“ heftig ab. Weitere Parallelen: –– Der strenge Winter; Rosenbusch vorm Haus der Mädchen. –– Die Mädchen kuscheln und tollen mit dem Bären, worin sie nur ein harmloses Spiel sehen, während ihm die sexuelle Komponente bewusst ist. –– Der Bär verlässt das Haus, um seinen Schatz (Micha) vor dem gierigen Zugriff seiner Feinde zu schützen, notfalls mit Gewalt. Die Mädchen wissen nicht, was er draußen tut. –– Als sein Fell am Türrahmen reißt (Selbst ver letzung), sieht Schneeweißchen darunter Golde nes (wertvolles Inneres) schimmern. –– Der Bär wird durch die liebende Solidarität gestärkt, doch die Erlösung vom bösen Zauber leistet er selbst, indem er den Zwerg / seinen Schatten tötet, wodurch die Bärenhaut abfällt. (Abel tötet seinen Stiefvater und sich selbst; danach findet Anna „ihren Prinzen“.) –– Im Prozess des Erwachsenwerdens erleben die Mädchen die Wirklichkeit der Außenwelt, vermittelt durch den Bären. Sie bewahren ihr Wesen und heiraten den Prinzen bzw. dessen Bruder. (Anna wird desillusioniert / erwachsen, doch sie liebt Abel nach wie vor und fühlt sich eng mit ihm verbunden. Letztlich ändern sich ihr Wesen und ihre Lebenswelt nicht. In ihrer „Parallelwelt“ leben beide zusammen weiter.) Literatur (Auswahl): Zygmunt Bauman: Postmoderne Ethik, Hamburg (Hamburger Edition) 2009 Eugen Drewermann: Rapunzel, Rapunzel, laß dein Haar herunter. Grimms Märchen tiefenpsychologisch gedeutet, München (dtv) 1992 Erving Goffman: Stigma. Über Techniken der Bewältigung beschädigter Identität, Frankfurt a. M. (Suhrkamp) 1967 Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen, München (Artemis & Winkler) 1997 Gertrud Nunner-Wunkler (Hrsg.): Weibliche Moral. Die Kontroverse um eine geschlechtsspezifische Ethik, Frankfurt a. M./New York (Campus) 1991 Zur Position der Soziologie in der Postmoderne: Ulrich Beck: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt a. M. (Suhrkamp) 1986 Katja Thiele: Postmoderne, www.uni-potsdam.de/db/fsr-ggr/ data/openstage/kritgeo/dateien/1230985890/Postmoderne. pdf Soziologische Theorien der Gegenwart. Soziologie der Postmoderne, www.soziologie.phil.uni-erlangen.de/archiv/files/ lehre/12.%20Vorlesung%20Postmoderne.pdf 5.Antonia M ichaelis’ Buch „Der Märchenerzähler“ im Unterricht Das Buch „Der Märchenerzähler“ eignet sich für den Einsatz in den Fächern Deutsch und Sozialwissenschaften, auch fächerverbindend mit Beteiligung der Fächer Psychologie, Ethik, Musik, Philosophie, Kunst und Englisch. Eigene kreative Bearbeitungen in © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 konnte. Der treue Heinrich fühlt viel tiefer mit dem Prinzen als die Prinzessin, er leidet um ihn, doch es ist ihm unmöglich, zu handeln. Erst durch die Gewalttat der Prinzessin erlebt er die Befreiung des Prinzen, die ihn glücklich macht. Dieses Märchen verwirrt den Leser, der hier stringente, eindeutig identifizierbare Charaktere vermisst. Die Prinzessin: verwöhnt, zickig, ignorant, aggressiv – letztlich rettend. Der Frosch: nett, bedauernswert, weil entfremdet – erschleicht sich Intimität. Der König, Vater der Prinzessin: gutherzig, moralisch integer, gerecht – überhöht das Prinzip und fordert Befolgung ungeachtet der Konsequenzen. Sie alle handeln im jeweils eigenen Interesse. Nur Heinrich, der Handlungsunfähige, hat ein uneigennützig liebendes Herz. Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler 5.1Unterrichtsmethoden Die Schülerinnen und Schüler sollen sensibilisiert werden für Entwicklungsprozesse und Problemfelder, wie etwa Erwachsenwerden, Gesellschaftsstruktur, soziale Rollen. Hierbei sollte die Aufmerksamkeit gelenkt, eine individuelle Sicht jedoch jederzeit zugelassen werden. Bei der Besprechung / Interpretation werden Teilaspekte problem- und handlungsorientiert näher beleuchtet. Der entsprechende „Scheinwerfer“ kann von Kleingruppen übernommen werden. Die Schülerinnen und Schüler sollen zu eigenen Stellungnahmen angeregt werden. Neben dem schrift lichen Ausdruck fördert vor allem die kommunikative Beschäftigung mit den Themenfacetten des Buches das kognitive und emotionale Verstehen. Bei der fortlaufenden Besprechung ist es sinnvoll, die Musik von Leonard Cohen an einigen Stellen einzuspielen. Mögliche Methoden: • offenes und/oder moderiertes Unterrichtsgespräch • Plenumsdiskussion/Dilemmadiskussion • Kleingruppenarbeit/Referat/Hearing zu Teil aspek ten • Argumentation/Talkshow/Tribunal • Simulationen/Rollenspiel • Interview 5.2 Einstiegsmöglichkeiten in den Text über das Coverbild Beschreibe das Buchcover. Was sagt das Coverbild über den Inhalt des Buches aus? Kannst du etwas über die Handlung vermuten? Wie wirkt das Bild auf dich? (Eine junge Frau steht allein am Waldrand, am Ufer einer weiten Wasserfläche. Man sieht sie von hinten. Sie breitet die Arme aus, als wolle sie etwas / jemanden umarmen. Vielleicht sehnt sie sich nach etwas / jeman- dem. Es ist Nacht, Winter: Kleidung, kahle Rosenzweige mit Hagebutten, Schneeflocken. Die Rückseite des Covers erweitert das Bild: Eine Hand hält eine Pistole, den Finger am Abzug. Die Waffe ist auf die Frau gerichtet. Man weiß nicht, ob sie ahnungslos ist oder ob sie die Arme ausbreitet, weil sie damit rechnet.) 5.3 Zur Interpretation des Romans Das Unterrichtsgespräch knüpft an die Erfahrungswelt der Jugendlichen an. Die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass ihre eigenen Sichtweisen und Urteile stark von ihrer Lebenswelt, bisherigen Erfahrungen und vorgefassten Meinungen beeinflusst werden. Bei der Besprechung ergeben sich verschiedene Themenfelder, die schwerpunktartig behandelt werden können. Schwerpunkt Reflexion Persönlichkeitsentwicklung in der Adoleszenz: Der Roman spiegelt Irritationen des Erwachsen werdens und der Liebe wider, die wohl jeder Jugendliche nachvollziehen kann. Themenfelder sind hier etwa: Sozialisation / Ablösung vom Elternhaus / Rollenkonflikte im sozialen Umfeld / Peergroup-Orientierung / Persönlichkeitsentwicklung hin zur Autonomie. Zur Entwicklung von Anna und Abel: Beide überschreiten Grenzen, wobei Abels externe Ausführungen (Morde, sexuelle Gewalt) klar zu weit gehen. Hier bieten sich Ansatzpunkte für Dilemmadiskussionen, wie etwa: Annas Desillusionierung: Erfahrung von Leiden und Schmerz – Voraussetzung für ihren Reifungsprozess Erfahrung von Ausweglosigkeit: Als Annas konstruktive Versuche scheitern, hat sie Fluchtgedanken. Als Abel keinen Ausweg sieht, handelt er aggressiv-destruktiv. Abels Konflikt: Seine Übersprungshandlungen (Hände vors Gesicht schlagen) deuten seinen inneren Konflikt an. Wie „freiwillig“ handelt er? Wie stark bestimmen Prädispositionen (Milieu, Elternhaus) unser Empfinden, Denken und Handeln? Gesellschaftskritik: Hier ist Greifswald ein Beispiel, das für andere Städte und tendenziell ebenso für ländliche Räume bestätigt werden kann. Die Grundfrage Ist die Gesellschaft Produkt der Menschen, oder sind die Menschen Produkt der Gesellschaft? wirft neue Fragen nach individuellen Handlungsspielräumen auf: Was kann den Bedürfnissen der Menschen nach Zufriedenheit und persönlicher Wertschätzung gerecht werden? Die Zersplitterung traditioneller Lebensbereiche bewirkt, dass jeder sich auf seine eigenen Interessen © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 Schreib-, Musik- oder Kunstprojekten können angeschlossen werden. Es ist sinnvoll, Schülerinnen und Schüler höherer Stufen den Roman vorab als Ganzes lesen zu lassen. In Lerngruppen mit jüngeren Schülerinnen und Schülern kann eine gemeinsame, schrittweise Lektüre besser zum Verständnis der inhaltlichen Aspekte wie auch zum emotionalen Verstehen beitragen. Erfahrungsgemäß neigen vor allem Mädchen dazu, in Identifikation mit der Hauptfigur Anna deren Verhalten, speziell ihre Reaktion auf sexuelle Gewalt, pauschal zu bewerten. Hierzu sollte jedoch vorab keine Diskussion erfolgen, da diese Szene nicht der Höhepunkt des Romans ist und die Bewertung nicht von vornherein die Rezeption überschatten sollte. Bei der späteren Besprechung sollte klargestellt werden, dass mögliche Erklärungen jedenfalls keine Rechtfertigung von Vergewaltigern darstellen. Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Rolle der Medien in der Informationsgesellschaft Funktion und Wirkung von Werbung Flucht in den „schönen Schein“ Wege zwischen Fatalismus und Rebellion Orientierung in „unsicheren Zeiten“ Behauptung der persönlichen Autonomie Schwerpunkt Intuition Märchenwelten: Bei der Besprechung machen die Schülerinnen und Schüler die Erfahrung, dass ihre eigene Intuition gewünscht und bei der Interpretation zielführend ist. Sie erkennen, wie stark sie von tief verwurzelten „inneren Bildern“ geleitet werden. Die vorangegangene Behandlung der Erzählform Märchen ist hilfreich. In welchem Umfang die Übertragung bekannter Märchen explizit eingesetzt wird, bleibt der Lehrkraft überlassen. Hierzu sollten die bekanntesten Volksmärchen den Schülerinnen und Schülern geläufig sein. Abels Märchen von der kleinen Klippenkönigin weist viele der märchentypischen Stilmittel auf. Die Über tragung ergibt sich aus der Romanhandlung. Zu beachten ist, dass die erzählte Wirklichkeit in Abels Märchen zwar phantastisch-unrealistisch, doch letztlich wahrer und ehrlicher ist als Annas real wahr genommene Wirklichkeit. Anna entscheidet sich: „Ich bleibe beim Märchenerzähler.“ (S. 432) Die Übertragung der Volksmärchen auf den Roman ist sicher nicht stringent möglich, doch das assoziative Entschlüsseln kann zu spannenden, verblüffenden Erkenntnissen führen. Sowohl die Märchen als auch der Roman spielen mit Rollen, und Ambivalenzen werden nicht aufgelöst. Die Charaktere der Romanfiguren erscheinen absichtlich wie Vexierbilder, die nicht eindeutig zu erfassen sind. Im Folgenden wird die Interpretation des Märchens „Der Froschkönig“ in einer Version mit vertauschten Rollen versucht, die auch die Romanszene in der Bootshalle beleuchtet: Wie in Annas Welt erscheint auch im Märchen „Der Froschkönig“ zunächst „alles falsch“, doch vom Ende aus betrachtet ist „alles richtig und gut“. Die Froschgestalt, der böse Zauber, wird psychologisch gedeutet als Behinderung der eigenen Identität, aus der sich der Betroffene nicht selbst befreien kann. Im Duktus des Märchens muss die Prinzessin ihm (erlösende) Gewalt antun, denn eine liebende Umarmung würde speziell jemandem mit dissozialer Persönlichkeitsstörung, der äußerst manipulativ vorgeht, nicht helfen. 1. Version: Abel ist der Frosch, der auf Erlösung wartet und Anna dafür (miss)braucht. Abel manipuliert, belügt auch Anna, tötet relativ kaltblütig. Doch er ist auch beschützend, zärtlich und liebevoll. Oder meint er in Wahrheit doch nur Micha, die er nicht hergeben will, aus Egoismus? Abels harte Schale wird erst durch Annas Zutun gelöst; der Prozess (Zerstörung der Frosch-Identität) endet zwangsläufig gewaltsam. 2. Version: Anna ist der Frosch. Ein Indiz: Abel ist der, der Gewalt antut. „Das, was in der Bootshalle passiert ist, war schlimmer als alles andere.“ (S. 430) Erst dieser extreme Gewaltakt zerstört notwendigerweise Annas schöne Scheinwelt samt ihren idealistischen Illusionen endgültig. Es gibt weitere Aspekte, die diese Version nahelegen: Auch der Frosch (Anna) lebte recht zufrieden als Frosch, bevor die Begegnung mit der Prinzessin (Abel) seine (ihre) Sehnsucht weckt und er ihre (sie seine) Nähe sucht. Anna scheint gespürt zu haben, dass sie durch Abel (einschließlich Leiden, die sie verzeiht) zu ihrer wahren Identität befreit wird. Am Schluss ist sie gereift, unabhängig, und sie fühlt sich von Abel, dem Märchenerzähler, gerettet (vgl. S. 442). Die Rolle der Märchenfigur Heinrich lässt sich in dieser Version gut auf Gitta übertragen: Gittas Freundschaft zu Anna ist unverbrüchlich, was auch geschieht. Sie möchte Anna beschützen, kann aber nichts ausrichten. Anna entfernt sich von ihr, doch Gitta bleibt im Hintergrund in ihrer Nähe. „Gitta war immer noch da. Sie hatte gedacht, sie hätte Gitta verloren, aber das war nicht wahr. Gitta ließ ihr Zeit.“ (S. 446) 5.4 Weitere Themen für fächerverbindenden Unterricht Der Roman bietet verschiedenen Fächern Anknüpfungspunkte, die auch in weiterführenden Unterrichtseinheiten vertieft werden können, wie etwa: • Deutsch / Literatur: Interpretation des Gedichts „Ballad For The Young“ / Songtexte von L. Cohen in Bezug zur Romanhandlung / Genrevergleich: Thriller, Roman, Märchen • Musik: Songs von L. Cohen / Atmosphäre / Vertonung „Ballad For The Young” • Englisch: „Ballad For The Young“ / Songtexte von L. Cohen • Kunst: Ausdruck von Empfindungen / Ästhetik / Postmoderne • Psychologie: Diskriminierung / Kränkung, Rache, Selbstverletzung / Konditionierung / Subjektive Wahr nehmung und Erkenntnisfähigkeit • Philosophie / Ethik: Theoriebildung / Erkenntnis theorie / Werturteile / Normative Ethik © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 fokussiert; gleichzeitig fühlt sich der Einzelne zunehmend fremdbestimmt von Zwängen, die er nicht beeinflussen kann. In diesem Dilemma sind auch die Romanfiguren. „Doch was Ordnung ist, was richtig ist und was falsch, was erlaubt und was verboten, das bestimmen diejenigen, die die Ozeanreiter bezahlen.“ (S. 361) Zur Diskussion eignen sich Themen wie etwa: Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler 5.5 Lesetagebuch / Portfolioarbeit Die kurze Wiedergabe des Inhalts nach Kapiteln und ausgewählte Zitate mit Seitenangabe erleichtern das Verstehen der erzählten Ereignisse und die spätere Interpretation. Die Schülerinnen und Schüler legen eine Mappe an, in der auch die Arbeitsblätter und weiteres Material sowie eigene Arbeiten gesammelt werden. Anleitung für die Schüler: 1.Notiere beim Lesen des Buches zu jedem Kapitel einige Stichworte zum Inhalt. –– Stelle dir dabei folgende Fragen: –– Was geschieht? –– Was empfindet Anna? –– Worüber denkt Anna nach? –– Du kannst beim Schreiben verschiedene Farben benutzen, je nachdem, auf welche Frage sich deine Antwort bezieht. 2.Schreibe zu jedem Kapitel mindestens eine Textstelle heraus, die du für besonders wichtig hältst oder die dich besonders beeindruckt hat. 3.Markiere die Stellen, an denen Abel sein Märchen erzählt. –– –– –– –– eigene Gedanken und Kommentare Cluster und Skizzen Liedtexte und Bilder eigene Zeichnungen, Fotos, Collagen, Gedichte 5.6Arbeitsblätter Die Arbeitsblätter können direkt in der Lerngruppe eingesetzt werden. Für die Lehrkraft sind Lösungen angefügt, die auch didaktische Anregungen enthalten. Die vorgegebenen Lösungen sind Vorschläge, auch geeignet als Anregung für die Interpretation. Die Be lege durch Zitate sind, wenn nicht explizit durch die Fragestellungen angefordert, vor allem Hilfestellungen für die Lehrkraft. Die Arbeitsblätter 1–13 begleiten in ihrer Abfolge die Lektüre. Sie dienen der Einführung in die Textarbeit und dem Verständnis der Handlung. Sie enthalten sowohl einfache Fragen nach dem Inhalt als auch Aufforderungen zur Reflexion komplexer Zusammenhänge. Die Arbeitsblätter 14–20 vertiefen die Thematik und regen zur Reflexion an. Die Fragen und Aufgaben verstehen sich als Hilfe zur Interpretation. Die Arbeitsblätter können je nach Bedürfnissen der Lerngruppe und Umfang der Unterrichtseinheiten variabel eingesetzt werden, zur schriftlichen wie zur mündlichen Bearbeitung. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 4.Füge der Mappe eigene Arbeiten hinzu, wie zum Beispiel: Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 1 K apitel „Z uerst “: „Ü berall ist B lut “ 1.Nenne Ort und Zeit der Handlung. 2.Was erfährst du über die Personen? 3.Was erfährt man nicht? 4.Wie wird die Handlung erzählt? a) Zeitform: b) Erzählperspektive: c) Stilmittel: 6.Notiere deine Eindrücke beim Lesen. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 5.Welche Gefühle zeigt der Mann? Belege deine Beobachtungen mit Textstellen. Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 2 K apitel 1: A nna 1.Wie wird die Handlung erzählt? a) Zeitstufe: b) Erzählperspektive: 2.Was erfährst du über Anna? 3.Welche anderen Personen werden vorgestellt, und was erfährst du über sie? 5.Was verändert sich für Anna durch das Gespräch mit Abel? © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 4.Was meint Anna, wenn sie sagt, sie lebt in einer Seifenblase? Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 3 K apitel 2: A bel 1.Warum meint Gitta, dass Anna sich in den Falschen verliebt hat? 2.Was unternimmt Anna, um mit Abel in Kontakt zu kommen? 3.Welche widersprüchlichen Gefühle hat Anna? 5.Wie wird am Schluss des Kapitels Spannung erzeugt? © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 4.Beschreibe die Faszination, die Abel auf Anna ausübt. Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 4 K apitel 3 und 4: D er B eginn des M ärchens 1.Wovon handelt das Märchen, das Abel erzählt? 2.Wie gelingt es Anna, an der Märchenerzählung beteiligt zu werden? 3.„Sie hatte sich so darüber geärgert, dass er gedacht hatte, sie wäre die anderen.“ (S. 68) Notiere deine Gedanken aus Annas Sicht. 5.Warum fragt Anna nach dem ersten Kennenlernen ihrer Eltern? 6.Wonach sehnt sich Anna? © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 4.Warum erfindet Anna eine unwahre Geschichte für Gitta? Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 5 B eziehungen 1.Beschreibe Annas Verhältnis zu ihren Eltern. Anna Abel © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 2.Welche Beziehungen haben die Personen zueinander? Erstelle ein Cluster und vergleiche es anschließend mit anderen in deiner Lerngruppe. Gruppiere die Personen um Anna und Abel. Stelle Beziehungen durch Verbindungslinien / Pfeile dar. Personen: Anna, Magnus, Linda, Gitta, Hennes, Bertil, Abel, Micha, Michelle Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 6 K apitel 5 und 6: D as R osenmädchen 1.Nenne typische Märchenelemente, die auch in Abels Märchen vorkommen. 2.Was ist das Besondere an Abels Märchen? 3.Warum warnt Abel in seiner Märchenerzählung vor dem Schönen? 5.Welches Geheimnis gibt es in Abels Familie? 6.Hast du eine Vermutung, wer die Person am Strand ist? © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 4.Wie verändert sich Annas Beziehung zu Abel? Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 7 M ärchen und W irklichkeit 1.Warum erzählt Abel das Märchen? 2.Schreibe in der rechten Spalte die Übertragung von Abels Märchen weiter. die kleine Klippenkönigin Micha die Insel … … versinkt im blutroten Meer Michas Lebenswelt wird durch etwas Schreckliches erschüttert das Festland Leuchtturmwärter Mann mit blondem Schnauzbart „der deinen Namen trägt“ Seelöwe / silbergrauer Hund die Jäger, das schwarze Schiff Insel der Rosenleute Rosenmädchen © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 8 K apitel 7 und 8: G efahr und G ewalt Notiere bei jeder Antwort auch, was du ahnst oder vermutest. 1.Was erfährst du über Bertil? 2.Was ist in Abels Wohnung geschehen? 4.Beschreibe die Reaktionen auf die Zeitungsmeldung von Lierskis Tod. a) Magnus: b) Anna: 5.Wer ist der Mann, der Anna und Abel nachschaut? (vgl. S. 186) © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 3.Warum ist Abel erleichtert über Annas Annahme, dass er nachts Drogen verkauft? Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 9 K apitel 9: F ragen und A ntworten 1.Warum lässt Abel in seinem Märchen den Fragenden und den Antwortenden an Bord kommen? 2.Welche Hinweise findest du in den scheinbar wirren Fragen und Antworten? 3.Welche Antwort findet Anna in ihrem Traum? 5.„Ist das der Grund, weshalb du mit mir hier unterwegs bist? Sammelst du Leute, von denen du denkst, dass sie arm dran sind und man ihnen helfen muss?“ (S. 211) Warum greift Abel Anna an? © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 4.„Er [Bertil] ist ehrlicher als du, Hennes.“ (S. 207) Wie meint Abel das? Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 10 K apitel 10 und 11: W ie ein S chmetterlingsnetz 1.In welcher Weise spitzt sich die Situation zu? 2.Wie reagieren Anna und Abel auf den zunehmenden Druck? Anna: Abel: 3.Warum nimmt Anna Abel und Micha mit zu sich nach Hause? 5.„Sie war eine Verräterin. Sie wusste, dass sie eine Verräterin war.“ (S. 271) Bist du Annas Meinung? Notiere deine Gedanken. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 4.Anna sagt: „Weißt du, dass ich mich manchmal bei euch wohler fühle?“ (S. 262) Kannst du Anna verstehen? Notiere deine Gedanken. Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 11 K apitel 12 und 13: D as M eer friert zu 1.Wie versucht Anna nach dem Schock, mit ihrer Angst fertigzuwerden? 2.„Es war ja ihre Schuld, es war alles ihre Schuld gewesen. War es das?“ (S. 315) Notiere deine Gedanken und diskutiere in der Gruppe. 4.„Sie würde verzeihen. Sie hatte längst verziehen. […] In der Liebe gab es keine Vernunft.“ (S. 341 f.) Notiere deine Gedanken und diskutiere in der Gruppe. 5.„Das Unmögliche ist möglich. Am schwierigsten ist es immer, sich selbst zu verzeihen …“ (S. 346) Meint Anna damit auch sich selbst? Notiere deine Gedanken und diskutiere in der Gruppe. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 3.Denkst du, dass Anna nach dem Schock klarer sieht, wer Abel ist? Begründe deine Meinung. Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 12 K apitel 14 bis 16: D as E is taut 1.Warum empfindet Anna die „seltsam surreale Art von Alltag“ (vgl. S. 364) als die allerschönsten Tage? 2.Wofür ist „Tauwetter“ hier eine Metapher? 3.Wie reagieren die Anwesenden auf Bertils Lautsprecherdurchsage? Die Mitschüler: Gitta: Abel: 4.Wie denkst du über Annas Erklärung: „Es war eine Art Rache gewesen, […]“ (S. 394)? 5.Warum ist Anna sicher, dass Abel niemanden erschossen hat? © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 Anna: Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 13 K apitel 17 und 18: D as E nde des M ärchens 1.Was entdeckt Anna im Wald, wo die Buschwindröschen blühen? 2.Warum hört Anna nicht auf die Stimme ihrer Vernunft? 3.Warum glaubt Abel, mit seinen Taten im Recht zu sein? 4.Welche Lösung gibt es? b) Abel: 5.Notiere deine Gedanken zu der Parallelwelt, in der Anna mit Abel glücklich ist. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 a) Anna: Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 14 S eifenblasen 1.Was meint das Bild der Seifenblase? 2.Was prägt die Seifenblase, in der Anna ist? 3.Beschreibe die Seifenblase, in der Bertil ist. 5.„Die Erkenntnis traf Anna wie der Knall eines Schusses: Es sind die anderen, dachte sie, die in einer Seifenblase leben. Nicht ich.“ (S. 197) a) Was meint Anna damit? b) Denkst du, dass Anna zu der Zeit in keiner Seifenblase lebt? Begründe deine Meinung. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 4.Was geschieht mit Annas Seifenblase durch die Begegnung mit Abel? Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 15 U niversen 1.Was meint das Bild des Universums? 2.„Vielleicht ist es zu ästhetisch.“ (S. 71) Was meint Anna damit? 4.Abel sagt: „Was ist das? Eine Einführung in die bessere Gesellschaft? Pass auf, was du tust.“ Anna entgegnet: „Wir leben nicht im Mittelalter und auch nicht in Indien. Es gibt keine Kasten.“ (S. 203) Informiere dich über die Gesellschaftsordnung im Mittelalter. Findest du Parallelen zur heutigen Zeit? 5.Anna behauptet: „Alle Menschen sind gleich!“ Doch Abel sagt: „Hörst du dir eigentlich selbst manchmal zu, wenn du solchen Unsinn redest?“ (S. 208) Notiere deine Gedanken zu diesem Konflikt und diskutiere darüber in der Gruppe. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 3.Warum möchte Anna die Kluft zwischen den Universen überwinden? Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 16 A nna und der polnische K urzwarenhändler 1.Was drücken die Mitschüler mit der Bezeichnung „polnischer Kurzwarenhändler“ aus? 2.Warum ist es Anna wichtig, dass die anderen Abel beim Vornamen nennen? 3.Was meint Anna, wenn sie sagt: „Abel, du bist ja wie Linda“ (S. 165)? 5.„[…] in der Liebe gibt es keine Kritik. In der Liebe gibt es keine Vernunft.“ (S. 272) Notiere deine Gedanken und besprich sie anschließend in der Gruppe. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 4.„Leute wie du suchen sich Leute wie ihn, und später wundern sie sich, was geschieht …“ (S. 340) Was meint Gitta? Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 17 S chauspieler 1.Erstelle ein Cluster zu den Romanfiguren, das ihre Rollen verdeutlicht. a) Beachte dabei: Einige der Personen möchten eine andere beschützen. b) Stell dir die Fragen: Welche Motive haben die Personen? Gelingt das Beschützen? © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 Beziehe deine Antworten in dein Cluster ein. Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 18 W as geschah , geschah einfach Hätte das Geschehen eine andere Wendung nehmen können? Einige Stellen im Buch weisen darauf hin. Wähle eine der Stellen aus und skizziere, wie die Geschichte anders weitergehen könnte. 1.„Und dann, nach der sechsten Stunde, nach einem absolut tödlichen Biokurs, fand sie die Puppe. Später dachte sie oft darüber nach, was geschehen wäre, wenn sie sie nicht gefunden hätte.“ (S. 17) 2.„In diesem Moment meldete sich ihr Handy. Es war ein Reflex, in die Tasche zu greifen und den Anruf anzunehmen. Ein dummer Reflex, sie hätte es klingeln lassen sollen.“ (S. 231) © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 3.„Und später fragte sie sich, ob Abel in diesem Moment entschieden hatte, dass er nachts noch wegmusste. Ob es gar nichts mit einem Anruf zu tun hatte. Ob er in dieser Nacht das Haus nicht verlassen hätte, wenn Magnus nicht eine dumme Bemerkung gemacht hätte. Und ob dann manche Dinge anders gekommen wären.“ (S. 369) Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 19 D as M ärchen von A nna und A bel 1.Welche Hinweise findest du darauf, dass der gesamte Roman ein Märchen ist? 2.Nenne ein Märchen, in dem ein verwunschener Prinz befreit wird. Welche Parallelen zur Romanhandlung findest du? 3.„Sieh du bloß zu, […] dass du nicht versuchst, jemanden aus mir zu machen, der ich nicht bin.“ (S. 296) a) Wie sieht Abel sich selbst? 4.Was meint Abel, wenn er Anna „Prinzessin“ nennt? 5.Wie sieht Anna sich selbst? © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 b) Wer nennt Abel „Prinz“? Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 19 Fortsetzung D as M ärchen von A nna und A bel 6.Denkst du, dass Anna sich durch ihre Erlebnisse verändert hat? Notiere deine Gedanken. 7.„Heile, heile Segen, drei Tage Regen, drei Tage Sonnenschein, und alles wird vergessen sein.“ (S. 444) Notiere deine Gedanken: Was bleibt am Schluss? 9.Welche Überschrift würdest du dem Märchen von Anna und Abel geben? 10.Wähle ein Zitat aus dem Text, das für den Roman „Der Märchenerzähler“ ein Motto sein könnte. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 8.Welche Funktion von Märchen findest du auch für den Roman „Der Märchenerzähler“ zutreffend? Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Name: ______________________________ Datum: _________ Arbeitsblatt 20 B allad F or T he Y oung My child I know you’re not a child but I still see you running wild between those blooming trees your sparkling dreams, your silver laugh your questions for the stars above are just my memories and in your eyes the ocean and in your eyes the sea the waters frozen over with your longing to be free I didn’t say the world was good I hope by now you understood why I could never lie I didn’t promise you a thing don’t ask my wintervoice for spring just spread your wings and fly though in the hidden garden down by the green, green lane the plant of love grows next to the tree of hate and pain you had to kill this child, I know to break the arrow and the bow to shed your skin and change the trees are flowering no more there’s blood upon the marble floor this place is dark and strange I see you standing in the storm holding the curse of youth each of you with your story each of you with your truth some words will never be spoken some stories never be told this is the age you are broken or turned into gold So take my tears as a token they’ll keep you warm in the cold this is the age you are broken or turned into gold You’ve lived too long among us to leave without a trace you’ve lived too short to understand a thing about this place some of you just sit there smokin’ and some are already sold this is the age you are broken or turned into gold this is the age you are broken or turned into gold © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 yesterday when you’d awoken the world seemed incredibly old this is the age you are broken or turned into gold Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Arbeitsblatt 1 – LÖSUNGEN K apitel „Z uerst “: „Ü berall ist B lut “ 1. Nenne Ort und Zeit der Handlung. Winter, im Februar, Nacht, eine Wohnung bzw. Wald 2. Was erfährst du über die Personen? Ein Mann und eine Frau, die in einer Beziehung zueinander stehen. Die Frau ist tot. 3. Was erfährt man nicht? Man erfährt nicht, wie die Personen heißen und wie alt sie sind; wie die Frau ums Leben gekommen ist; in welcher Beziehung die Personen zueinander standen. 5. Welche Gefühle zeigt der Mann? Belege deine Beobachtungen mit Textstellen. Er versucht, cool zu handeln, doch er ist in einem verwirrten Zustand. „Sie sitzt da, gegen die Wand gelehnt; weigert sich, mit ihm zu sprechen.“ (S. 10) – Das Geschehen ist ein Einschnitt, der sein Leben zum Stillstand bringt. „Es wird immer Winter bleiben.“ (S. 9) – Er spricht mit der Frau, als lebe sie. Er beschwört die Vergangenheit, in der er glücklich war. „Weißt du noch? […] unsere einzige wirklich gute Zeit, nur wir beide, weißt du noch, weißt du noch, weißt du noch …“ (S. 10) – Er hat Angst. „Sein Herz pocht im Rhythmus der Angst, als er sie trägt, hinaus in die Nacht.“ (S. 11) – Er fühlt sich hilflos. „Hilf mir doch. Hilf mir doch ein einziges Mal!“ (S. 11) – Er ist wütend. „Und plötzlich packt ihn die Wut.“ (S. 11) – Er weint, fühlt sich im Stich gelassen. „Du hast eine Lösung für dich gefunden, nur keine Lösung für mich, für uns, du hast keine Sekunde daran gedacht …“ (S. 12) Arbeitsblatt 2 – LÖSUNGEN K apitel 1: A nna 1. Wie wird die Handlung erzählt? a) Zeitstufe: Vergangenheit / Präteritum b) Erzählperspektive: personale Erzählperspektive aus Sicht der Hauptfigur Anna 2. Was erfährst du über Anna? Anna Leemann ist Schülerin, fast achtzehn Jahre alt. Sie lebt mit ihren Eltern in einem Haus in der Fleischervorstadt, einem Stadtteil von Greifswald an der Ostsee (MecklenburgVorpommern). Ihr Vater ist Arzt. Sie spielt Querflöte und möchte Musik studieren. Sie raucht nicht und geht nicht in die Disco. „Ich lebe, dachte sie, in einer Seifenblase.“ (S. 17) © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 4. Wie wird die Handlung erzählt? a) Zeitform: Präsens b) Erzählperspektive: personale Erzählperspektive, subjektiv aus Sicht des Mannes c) Stilmittel: innere Monologe, ausdrucksstarke Bilder Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler 3. Welche anderen Personen werden vorgestellt, und was erfährst du über sie? Gitta, Annas beste Freundin, ein halbes Jahr älter als Anna. Sie wohnt mit ihren Eltern im Neubaugebiet. Ihre Mutter ist Ärztin. Sie trägt schwarze Kleidung; geht regelmäßig in die Disco; verliebt sich oft, zurzeit ist sie mit Hennes zusammen. Sie gibt sich erwachsen, fühlt sich Anna überlegen; nennt Anna oft „mein Kind“ (vgl. S. 13). Hennes, gut aussehend, sportlich, „perfekt“ (vgl. S. 15). Anna findet ihn arrogant. Abel Tannatek, ein Mitschüler; Außenseiter (freiwillig); blond, breitschultrig; Spitzname: „polnischer Kurzwarenhändler“, dealt mit Drogen. „Lebt in seiner eigenen Welt.“ (S. 16) Er wohnt mit seiner sechsjährigen Schwester Micha in einer Plattenbausiedlung im Ostseeviertel. Bertil, ein Mitschüler; Außenseiter (unfreiwillig); trägt eine dicke Brille; ist ständig zerstreut; nicht beliebt; ist in Anna verliebt. 5. Was verändert sich für Anna durch das Gespräch mit Abel? Zuerst hat sie Angst vor ihm, doch sie erlebt ihn anders als erwartet, nämlich weich und gefühlvoll. „Tannatek sah die Puppe einen Moment lang an, er hielt sie wie etwas Lebendiges.“ (S. 21) Sie verliebt sich in ihn und denkt ständig an ihn. „Und dann fuhr er weg und Anna stand da und alles war anders als zuvor.“ (S. 25) „Seltsam, an diesem Tag hatte sie das Haus auf ganz andere Weise gesehen. Als ginge sie nicht alleine durch die hohen Räume, sondern mit Abel Tannatek an ihrer Seite.“ (S. 25) Alles erscheint ihr plötzlich schön (vgl. S. 26). Sie wird neugierig auf „Dinge außerhalb der Seifenblase“ (vgl. S. 27). Arbeitsblatt 3 – LÖSUNGEN K apitel 2: A bel 1. Warum meint Gitta, dass Anna sich in den Falschen verliebt hat? Abel lebt in einer völlig anderen Welt, äußerlich wie innerlich. – Gitta hält Abel für rücksichtslos, kalt und berechnend. 2. Was unternimmt Anna, um mit Abel in Kontakt zu kommen? Sie spricht ihn an, um angeblich Drogen zu kaufen. – Sie fährt ihm nach. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 4. Was meint Anna, wenn sie sagt, sie lebt in einer Seifenblase? Symbol für die behütete heile (Kinder-)Welt, in der sie lebt. „Die ganze Schule weiß Dinge, die ich nicht weiß. Aber vielleicht will ich sie gar nicht wissen.“ (S. 17) Anna weiß, dass sie anders ist als ihre Mitschüler, doch sie ist stolz auf ihre Individualität. Sie weiß, was sie will. „Und es ist viel kindischer, in schwarzen Klamotten herumzulaufen und sich einzubilden, man würde dadurch schlauer aussehen.“ (S. 17) Vielleicht hat sie etwas Angst vor der Welt außerhalb ihrer „schönen und irgendwie auch eigensinnigen Seifenblase“ (S. 17). Sie weiß, dass sich mit dem Erwachsenwerden etwas ändern wird. Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler 3. Welche widersprüchlichen Gefühle hat Anna? –– Angst vor dem kriminellen / gefährlichen Abel (vgl. S. 34) –– Enttäuschung und Abscheu vor dem „Kampfhund“ Abel (S. 36) –– Überraschung, dass er neben white noise auch sentimentale Lieder hört (vgl. S. 36) –– Vertrautheit, als er ihr private Dinge aus seinem Leben erzählt (vgl. S. 36 f.) –– Zärtlichkeit, als sie ihn und Micha zusammen beobachtet (vgl. S. 39 f.) –– Faszination für den Märchenerzähler Abel (vgl. S. 44 f.) –– Glücksgefühl, dass es den „anderen Abel“ gibt und nur sie ihn entdeckt hat 4. Beschreibe die Faszination, die Abel auf Anna ausübt. Sie entdeckt Seiten an ihm, die im Widerspruch zu seinem Ruf stehen. Nach außen wirkt er unnahbar, geheimnisvoll, fast unheimlich; ihn kennenzulernen scheint unmöglich. „Bilde dir bloß nicht ein, du könntest so einen kennenlernen wie Tannatek.“ (S. 27 und S. 29) – Sie verliebt sich. „Anna hatte sich einen anderen Tannatek zusammengeträumt, von ferne.“ (S. 34) Das Abenteuer, ihn kennenzulernen, reizt sie. „Sie wusste nicht, ob das nur der Ehrgeiz in ihr war, etwas herauszufinden, was niemand wusste.“ (S. 41) 5. Wie wird am Schluss des Kapitels Spannung erzeugt? Perspektivwechsel: Die Handlung wird auktorial (allwissender Erzähler) als Märchen transportiert; eine gefährliche Entwicklung wird angedeutet. „Dies war der Moment, in dem […] die Geschichte begann, die auch Annas Geschichte werden sollte. […] Erst später, viel später, erst zu spät würde Anna begreifen, dass dieses Märchen tödlich war.“ (S. 44 f.) – Die letzte Szene wird aus der Sicht eines Mannes erzählt, der Abel und Anna heimlich beobachtet. Für den Leser wird eine neue, geheimnisvolle Dimension sichtbar. „Sie waren alle nur Schauspieler […].“ (S. 45) K apitel 3 und 4: D er B eginn des M ärchens 1. Wovon handelt das Märchen, das Abel erzählt? Die kleine Klippenkönigin (Micha) muss ihre Insel (ihr bisheriges Leben) verlassen und sich auf einen gefährlichen Weg machen, um das Festland (Sicherheit) zu erreichen. 2. Wie gelingt es Anna, an der Märchenerzählung beteiligt zu werden? Micha fragt sie nach ihrer Meinung. – Abel baut Elemente ein, die sich an Anna richten: „Die Wahrheit darüber, was ein Seelöwe ist, kann ein Seelöwe niemals wissen. […] Du kannst es vielleicht lernen, wenn du bei mir bleibst.“ (S. 60) – Die Kommunikation zwischen Anna und Abel auf der Bildebene des Märchens beginnt. Anna zeigt, dass sie das Bild verstanden hat: „Vielleicht kann sich der Seelöwe verwandeln.“ (S. 64 f.) © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 Arbeitsblatt 4 – LÖSUNGEN Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler 4. Warum erfindet Anna eine unwahre Geschichte für Gitta? Sie will sich nicht mit Gittas Einwänden auseinandersetzen. – Sie spürt, dass sie sich zwischen Gitta und Abel entscheiden muss. – Sie will Abel beweisen, dass sie zu ihm steht. 5. Warum fragt Anna nach dem ersten Kennenlernen ihrer Eltern? Anna sucht nach einem Modell, an dem sie sich orientieren könnte. 6. Wonach sehnt sich Anna? Sie möchte Neues entdecken, etwas Eigenes tun. „In ihr keimte der unbestimmte Wille, stark zu sein und gehört zu werden, irgendwann für irgendetwas zu kämpfen, irgendwo … aber wo? Für was? Und gegen wen?“ (S. 70) – Sie sehnt sich nach der starken Liebe und Zusammengehörigkeit, die Abel in seinem Märchen ausdrückt. „Abel hatte mehr Worte, richtigere Worte, wie erstaunlich, dass gerade Abel Tannatek die richtigen Worte hatte.“ (S. 72) „Es gab nur eine Geschichte, die sie wirklich interessierte. Ein Märchen.“ (S. 75) Arbeitsblatt 5 – LÖSUNGEN B eziehungen 1. Beschreibe Annas Verhältnis zu ihren Eltern. Anna hat ein liebevolles, partnerschaftliches Verhältnis zu ihren Eltern (nennt sie beim Vornamen). Alle drei gehen empathisch, respektvoll, doch sanft-vorsichtig miteinander um. Jeder lebt in seiner eigenen Innenwelt. Sie sprechen nicht wirklich offen miteinander. Arbeitsblatt 6 – LÖSUNGEN und 6: D as R osenmädchen 1. Nenne typische Märchenelemente, die auch in Abels Märchen vorkommen. –– Tiere agieren wie Personen. –– Verwandlung; hier: Seelöwe in silbergrauen Hund (vgl. S. 99) –– Dreizahl; hier: dreifache Warnung vor dem Schönen (vgl. S. 96 f.) –– Gut-Böse-Unterscheidung –– Verschlüsselungen fordern zum Miterleben auf. 2. Was ist das Besondere an Abels Märchen? Es ist interaktiv auf das aktuelle Geschehen bezogen. Abel erzählt in Abschnitten, was jeweils geschehen ist. – Es ist nicht abgeschlossen. „Vielleicht finden wir es noch heraus“ (S. 101). – Abel baut verschlüsselte Hinweise ein, die Anna Aufschluss über sein Leben geben. 3. Warum warnt Abel in seiner Märchenerzählung vor dem Schönen? Er warnt Micha, damit sie nicht enttäuscht und verletzt wird. Er sagt, was er von Annas Welt hält: Der schöne Schein ist eine Illusion, die Gefahren verschleiert, eine Falle. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 K apitel 5 Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler 4. Wie verändert sich Annas Beziehung zu Abel? Anna bemüht sich um Abels Vertrauen, doch er bleibt misstrauisch. Im Märchen lässt er ihre Nähe zu: Er signalisiert, dass er sie an seinem Leben beteiligen möchte. Anna ist glücklich, dass sie als „Rosenmädchen“ im Märchen vorkommt. 5. Welches Geheimnis gibt es in Abels Familie? Michelle ist verschwunden, vielleicht ist sie tot. Abel behauptet, dass sie lebt, damit Rainer nicht das Sorgerecht für Micha bekommt. Es wird angedeutet, dass Rainer Abel als Kind sexuell missbraucht hat und auch Micha missbrauchen könnte (vgl. S. 109 f.). 6. Hast du eine Vermutung, wer die Person am Strand ist? Die Person am Strand ist ein Stalker. Vielleicht ist es Bertil. Arbeitsblatt 7 – LÖSUNGEN M ärchen und W irklichkeit 1. Warum erzählt Abel das Märchen? Er möchte Micha stark machen, sie schonend auf etwas Schreckliches vorbereiten. – Er sendet verschlüsselte Botschaften an Anna und fordert sie dadurch zum Mitmachen auf. die kleine Klippenkönigin Micha die Insel … … versinkt im blutroten Meer Michas Lebenswelt wird durch etwas Schreckliches erschüttert das Festland Sicherheit Leuchtturmwärter Lehrer Knaake Mann mit blondem Schnauzbart Rainer Lierski, Michas Vater „der deinen Namen trägt“ Tätowierung Seelöwe / silbergrauer Hund Abel, Michas Beschützer die Jäger, das schwarze Schiff Bedrohung Insel der Rosenleute schöne heile Welt der Oberschicht Rosenmädchen Anna © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 2. Schreibe in der rechten Spalte die Übertragung von Abels Märchen weiter. Die Übertragung in der Tabelle kann bei der weiteren Lektüre fortgesetzt werden. Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Arbeitsblatt 8 – LÖSUNGEN K apitel 7 und 8: G efahr und G ewalt Falls die Schülerinnen und Schüler das Buch noch nicht bis zum Schluss gelesen haben, notieren sie auch, was sie ahnen oder vermuten. Bei der Besprechung sollten dann keine Antworten „verraten“ werden. Die Intention ist, die Schülerinnen und Schüler mit ihrer eigenen Intuition zu beteiligen. 1. Was erfährst du über Bertil? Er ist intelligent, gut in Mathematik. – Er kann schießen und würde jemanden töten, den er hasst. Er wirkt gefühllos, als er erzählt, wie sein Hund starb. – Gitta und Frauke nennen ihn „Freak“. – Er macht Andeutungen, dass Anna sich in Gefahr begibt (vgl. S. 168). – Sein Hund („Silbergrau und Goldaugen“, S. 133) erinnert an Abel. 2. Was ist in Abels Wohnung geschehen? Abel hat sich mit Rainer Lierski geprügelt. Die Wohnung ist verwüstet, und Abel ist verletzt. 3. Warum ist Abel erleichtert über Annas Annahme, dass er nachts Drogen verkauft? Er ist froh, dass sie so locker damit umgeht. – Vermutung: Da gibt es noch Schlimmeres. 4. Beschreibe die Reaktionen auf die Zeitungsmeldung von Lierskis Tod. a) Magnus: macht sich lustig, ist fröhlich, weil er keinerlei Beziehung dazu hat. b) Anna: ist erschrocken und verwirrt, weil sie ahnt, dass Abel damit zu tun hat. 6. Wer ist der Mann, der Anna und Abel nachschaut? (vgl. S. 186) Es ist Lehrer Knaake. Arbeitsblatt 9 – LÖSUNGEN und A ntworten 1. Warum lässt Abel in seinem Märchen den Fragenden und den Antwortenden an Bord kommen? Er sagt Anna damit, dass die Antworten, die sie zu haben glaubt, falsch sind. – Er gibt verschlüsselte Hinweise auf das, was wirklich passiert. 2. Welche Hinweise findest du in den scheinbar wirren Fragen und Antworten? „Am dreizehnten März“ (S. 178): Das Datum ist wichtig, es wird schon vorher genannt. – „Ist er gut oder böse?“ (S. 178): Das ist die zentrale Frage, die sich auch der Leser stellt. – „Unter den Buchen, wo im Frühjahr die Buschwindröschen wachsen.“ (S. 178): Das ist die Stelle, zu der die tote Frau (vgl. Kapitel „Zuerst“) gebracht wurde. 3. Welche Antwort findet Anna in ihrem Traum? Sie hat das Gefühl, zu Abel zu gehören. Sie weiß jetzt, dass sie unbedingt zu Abel halten wird, was auch passiert. – Sie findet eine eigene Position. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 K apitel 9: F ragen Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler 4. „Er [Bertil] ist ehrlicher als du, Hennes.“ (S. 207) Wie meint Abel das? Hennes will mit Abel auch nichts zu tun haben, er äußert seine Verachtung nur nicht offen. 5. „Ist das der Grund, weshalb du mit mir hier unterwegs bist? Sammelst du Leute, von denen du denkst, dass sie arm dran sind und man ihnen helfen muss?“ (S. 211) Warum greift Abel Anna an? Abel fühlt sich gedemütigt und frustriert. Er provoziert Anna, indem er sagt, dass sie doch zu den anderen gehört; dass sie ihn in Wirklichkeit auch verachtet; dass ihr Idealismus unecht ist. Das bringt er auch in seinem Märchen zum Ausdruck: „Man kann die Dinge eben nicht ändern. Arm bleibt Arm und Reich bleibt Reich, und die, die treffen sich nie.“ (S. 218) Arbeitsblatt 10 – LÖSUNGEN K apitel 10 und 11: W ie ein S chmetterlingsnetz 1. In welcher Weise spitzt sich die Situation zu? –– Das Sozialamt / Jugendamt schaltet sich ein. –– Anna muss sich entscheiden, wohin sie gehört; sie fühlt sich isoliert. 2. Wie reagieren Anna und Abel auf den zunehmenden Druck? Anna: versucht panisch, jemanden zu finden, der helfen könnte. Sie spricht mit Marinke und Lehrer Knaake. Sie erzählt ihren Eltern alles. Abel: flieht; verschwindet zusammen mit Micha. Arbeitsblatt 11 – LÖSUNGEN K apitel 12 und 13: D as M eer friert zu 1. Wie versucht Anna nach dem Schock, mit ihrer Angst fertigzuwerden? Sie sucht Antworten. „Ich muss die Fragen und die Antworten zusammenbringen.“ (S. 314 f.) 2. „Es war ja ihre Schuld, es war alles ihre Schuld gewesen. War es das?“ (S. 315) Notiere deine Gedanken und diskutiere in der Gruppe. Es sollte deutlich gesagt werden, dass Anna wie viele Vergewaltigungsopfer reagiert und dass es selbstverständlich nicht ihre Schuld war. Doch die Diskussion sollte an dieser Stelle nicht eskalieren. Es sollte klargestellt werden, dass Fragen wie „Darf sie Abel verzeihen?“ eine (unzulässige) moralische Bevormundung beinhalten. Annas subjektive Entscheidung zum Verzeihen muss nicht geteilt, sollte jedoch akzeptiert werden. Es geht hier nicht darum, ob Abel Verständnis verdient, sondern um Annas Selbstbestimmung. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 3. Warum nimmt Anna Abel und Micha mit zu sich nach Hause? Anna möchte nah bei Abel sein; helfen; einen Ausweg finden. Sie fühlt sich gestärkt durch das Gespräch mit ihren Eltern. Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler 3. Denkst du, dass Anna nach dem Schock klarer sieht, wer Abel ist? Begründe deine Meinung. Einerseits sieht Anna klarer, weil ihre Illusionen zerstört sind. Andererseits verzerrt jetzt der Schock ihre Wahrnehmung: Sie hält es sogar für möglich, dass Abel Micha missbraucht. Arbeitsblatt 12 – LÖSUNGEN K apitel 14 bis 16: D as E is taut 1.Warum empfindet Anna die „seltsam surreale Art von Alltag“ (vgl. S. 364) als die aller schönsten Tage? Sie empfindet die Unbeschwertheit wie eine Auszeit von den Problemen. – Anna und Abel sind glücklich zusammen, beide verdrängen die Realität. 2. Wofür ist „Tauwetter“ hier eine Metapher? Abels emotionale Kälte taut langsam. Er wird weicher, gelöster, entspannter. – Es gibt Hoffnung auf eine schöne gemeinsame Zukunft. – Im Märchen: Wenn das Eis taut, können sie das Festland erreichen und sind endlich in Sicherheit. – Die Eisschicht, die Abels Geheimnisse verdeckt, taut weg: Die Wahrheit kommt ans Licht. 3. Wie reagieren die Anwesenden auf Bertils Lautsprecherdurchsage? Die Mitschüler: starren Abel an; nehmen die Enthüllung als Sensation. Gitta: versucht als Einzige, Bertil zu stoppen. Abel: verlässt die Schule, schaut die anderen nicht an; flieht. Anna: verlässt die Schule aufrecht, schaut die anderen offensiv an; trennt sich nicht von Abel. Arbeitsblatt 13 – LÖSUNGEN K apitel 17 und 18: D as E nde des M ärchens 1. Was entdeckt Anna im Wald, wo die Buschwindröschen blühen? Sie entdeckt die Leiche von Michelle. – Sie entdeckt, wie Fragen und Antworten aus Abels Märchen zusammenhängen. – Sie versteht einen Teil der Wahrheit, doch wieder hält sie auch alle darüber hinausgehenden Vermutungen für möglich, sogar wahrscheinlich: Abel könnte auch Michelle erschossen haben, und Micha könnte in Gefahr sein. „Ich will nicht, dass das wahr ist. Ich … ich war mir so sicher …“ (S. 419) – Sie begreift: „[…] sie lebte in einer anderen Welt, und er hatte mit allem recht gehabt. Geh weg, Prinzessin. Lass deinen Outlaw allein. Du wirst ihn nicht ändern … Geh weg, Anna, weit weg, und komm nie wieder. Das Märchen geht nicht gut aus.“ (S. 419) © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 5. Warum ist Anna sicher, dass Abel niemanden erschossen hat? Sie möchte, dass er unschuldig ist. – Sie kann Abel nur als Opfer sehen. Als Opfer ist er in ihren Augen schuldlos, kann nicht gleichzeitig Täter sein. Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler 2. Warum hört Anna nicht auf die Stimme ihrer Vernunft? Sie glaubt an Abels Liebe. – Sie will die ganze Wahrheit kennen. – Es fühlt sich für sie richtig an, bei Abel zu bleiben. 3. Warum glaubt Abel, mit seinen Taten im Recht zu sein? Für ihn kommt es nur darauf an, Micha zu beschützen. 4. Welche Lösung gibt es? a) Anna: Sie glaubt, dass ihre Liebe alles überwinden wird. „Ich bleibe nicht bei dem Mörder […]. Ich bleibe nicht bei dem Opfer Abel Tannatek oder dem Täter Abel Tannatek. Ich bleibe beim Märchenerzähler.“ (S. 432) Sie hat „den Wunsch, sich zu einer unendlich großen, starken Kreatur auszudehnen, die ihn für immer vor allem beschützen konnte“ (S. 433). b) Abel: Nachdem er sicher sein kann, dass für Micha gut gesorgt ist, erschießt er sich. Arbeitsblatt 14 – LÖSUNGEN S eifenblasen 2. Was prägt die Seifenblase, in der Anna ist? Sie ist geprägt von ihrem Elternhaus, ihren bisherigen Erfahrungen. Anna ist bewusst, dass sie sich verändern wird. „Wer war sie? Ein Mädchen in einer Seifenblase. Die Tochter von Magnus und Linda Leemann aus der Fleischervorstadt in Greifswald, aus einem Haus, in dem die Luft immer blau war. Abiturientin, Musikerin, englisches Au-Pair in spe. Gittas steril abwaschbare kleine Schwester. Nein. Sie war jemand, der noch nicht wusste, wer er sein würde.“ (S. 88) 3. Beschreibe die Seifenblase, in der Bertil ist. Seine Seifenblase ist von innen beschlagen: Seine Wahrnehmung ist behindert durch seine gestörte Emotionalität. 4. Was geschieht mit Annas Seifenblase durch die Begegnung mit Abel? Die Seifenblase platzt. Anna verliert ihre Naivität / Illusionen. Sie ist konfrontiert mit der „Außenwelt“, die ihr bisher völlig fremd war. Sie muss ihre gesamte Denkwelt (Ansichten, Überzeugungen) neu sortieren. Sie ist verwirrt und überfordert. Im Schockzustand reagiert sie fast paranoid und kann sich selbst und Abel nicht mehr „identifizieren“. 5. „Die Erkenntnis traf Anna wie der Knall eines Schusses: Es sind die anderen, dachte sie, die in einer Seifenblase leben. Nicht ich.“ (S. 197) a) Was meint Anna damit? © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 1. Was meint das Bild der Seifenblase? Abgeschirmte (stagnierende) Identität mit eigenen Vorstellungen, geprägt von Lebenswelt, Beziehungen, subjektiven Erfahrungen; eigene begrenzte Denk- und Beziehungswelt Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Anna fühlt sich den anderen überlegen, denn sie verharren in ihren Vorstellungen und Vorurteilen. „Es verwunderte Anna selbst, wie sehr sie Gitta mochte und wie wenig Gitta tatsächlich von der Welt wusste, obwohl sie immer so tat. Das Gefühl einer seltsamen Nachsicht breitete sich in ihr aus […].“ (S. 196 f.) b) Denkst du, dass Anna zu der Zeit in keiner Seifenblase lebt? Begründe deine Meinung. Anna hat Illusionen verloren und damit ihre Sicht erweitert, doch sie lebt in neuen Illusionen; es ist nicht möglich, dass sie alles versteht. Arbeitsblatt 15 – LÖSUNGEN U niversen 1. Was meint das Bild des Universums? Lebenswelt, eigene Erfahrungs- und Denkwelt, in der jemand mit Gleichgesinnten lebt. – Gesellschaftsschicht, die zu anderen keine Berührungspunkte hat und von ihnen unendlich weit entfernt scheint. „Wir … Magnus und du und ich … wir leben in einem Universum, in dem nur wir existieren, und … andere Leute leben in anderen Universen […].“ (S. 71) 3. Warum möchte Anna die Kluft zwischen den Universen überwinden? Sie liebt Abel und möchte ihm nah sein. – Sie möchte bewusst und ehrlich leben. – Sie sehnt sich nach echten Gefühlen in authentischer Begegnung. „Sie knüllte das blaue Universum samt der Mahler-Musik zusammen und schluckte es mit dem letzten Bissen verbrannten AnnaPfannkuchens hinunter, und da hatte sie plötzlich einen so großen Kloß im Hals, dass sie nur noch schlecht Luft bekam.“ (S. 94) 4. Abel sagt: „Was ist das? Eine Einführung in die bessere Gesellschaft? Pass auf, was du tust.“ Anna entgegnet: „Wir leben nicht im Mittelalter und auch nicht in Indien. Es gibt keine Kasten.“ (S. 203) Informiere dich über die Gesellschaftsordnung im Mittelalter. Findest du Parallelen zur heutigen Zeit? Siehe u. a. Punkt 4.1.1 in dieser Handreichung. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 2. „Vielleicht ist es zu ästhetisch.“ (S. 71) Was meint Anna damit? Das Ambiente wirkt wichtiger als die Beziehungen. Anna empfindet es als zu harmonisch, unecht, zu privat. Jeder hat sich in seine eigene Innenwelt zurückgezogen; auch die Gefühle sollen schön sein. „Es ist, als gäbe es einen Filter, womöglich den Garten, und durch diesen Filter wird das Licht sanft und blau, ehe es ins Haus kommt.“ (S. 71) – Anna empfindet das Ausblenden der unschönen Außenwelt (Unterschicht) als unehrlich. „Man sieht sie und denkt: Diese hässlichen Klötze, warum sind sie nicht längst abgerissen? Und dann fährt man weiter und vergisst sie, weil sie in unserem blauen Universum mit den Rotkehlchen und dem Rosenbusch nicht existieren. Aber sie existieren. Die Plattenbauten existieren, und die Leute, die darin wohnen, existieren […].“ (S. 72) Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler Arbeitsblatt 16 – LÖSUNGEN A nna und der polnische K urzwarenhändler 1. Was drücken die Mitschüler mit der Bezeichnung „polnischer Kurzwarenhändler“ aus? Diskriminierung; Demütigung; Desinteresse; Verachtung Assoziationen: „fahrendes Volk“, Ausländer, Fremder, Unterschicht 2. Warum ist es Anna wichtig, dass die anderen Abel beim Vornamen nennen? Sie fordert, dass Abel als gleichwertiger Mensch gesehen wird; dass sie Abel respektieren. 3. Was meint Anna, wenn sie sagt: „Abel, du bist ja wie Linda“ (S. 165)? Beide sind aufmerksam, sorgend, beschützend, aufopfernd, stehen selbst unauffällig im Hintergrund. – Sie findet Verbindendes. 4. „Leute wie du suchen sich Leute wie ihn, und später wundern sie sich, was geschieht …“ (S. 340) Was meint Gitta? Anspielung auf Annas Naivität und illusorischen Idealismus – Anspielung auf Abels Attraktivität als „böser Bube“. Siehe Punkt 4.2.3 in dieser Handreichung. Arbeitsblatt 17 – LÖSUNGEN S chauspieler Arbeitsblatt 19 – LÖSUNGEN D as M ärchen von A nna und A bel Hier sollte ein Exkurs zu der Erzählform Märchen erfolgen bzw. vorangegangen sein. Insbesondere die Funktion des Märchens als Mut zusprechende Hilfe beim Erwachsenwerden und Anleitung zur Emanzipation spiegelt sich im Roman wider. 1. Welche Hinweise findest du darauf, dass der gesamte Roman ein Märchen ist? Polarität der Hauptfiguren. – Handlungsverlauf mit Kampf, Aufgaben und Lösungen, Sieg. – Stilmittel Dreizahl: dreifache Warnung „Glaub nicht alles“ (vgl. S. 350) / Dreifachnennung „schön“ als Anklang an die Warnung in Abels Märchen (vgl. S. 96 f.); „Er hielt ein Glas in der Hand, und die Farbe der Flüssigkeit in dem Glas war schön, und das Glas war schön, und seine Hand war schlank und schön.“ (S. 410 f.) © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 Mögliche weitere Aufgaben: • Erstellt in der Gruppe ein gemeinsames Cluster zu den Romanfiguren und ihren Rollen auf einem großen Plakat. • Welche Rollen spielst du? (in Familie, Schule, Freundeskreis) • Welchen Einfluss haben soziale Bindungen (Familienstruktur, Peergroup) auf die Identität? Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler 2. Nenne ein Märchen, in dem ein verwunschener Prinz befreit wird. Welche Parallelen zur Romanhandlung findest du? z. B. Die Schöne und das Biest; Froschkönig; Schneeweißchen und Rosenrot. Anna hofft, dass ihre Liebe ihn zum Guten verändert. „Vielleicht kann sich der Seelöwe verwandeln.“ (S. 65) – Annas unbedingte Liebe und Solidarität verändern Abel. „[…] aber hier gab es keine Gewalt mehr. Er hatte etwas begriffen. Er konnte es. Er konnte zärtlich sein.“ (S. 433) „Er war ein Mensch geworden.“ (S. 441) Abel braucht Anna, durch sie wird er vom „bösen Zauber“ befreit. „Zu irgendetwas brauchst du sie […].“ (S. 81) „Er hatte Angst, und er hielt sie nicht fest, er hielt sich an ihr fest, einen Moment lang war es ihr völlig klar.“ (S. 184 f.) Insgesamt siehe hierzu Punkt 4.3 in dieser Handreichung. 3. „Sieh du bloß zu, […] dass du nicht versuchst, jemanden aus mir zu machen, der ich nicht bin.“ (S. 296) a) Wie sieht Abel sich selbst? Er sieht sich vor allem als Michas Beschützer. „Es geht nicht um mich. Es ist nie um mich gegangen.“ (S. 373) „Es geht nicht um mich. Es geht um Micha.“ (S. 430) b) Wer nennt Abel „Prinz“? Nur Knaake sagt das. „‚Ein Prinz‘, wiederholte er.“ (S. 384) (Im Textzusammenhang ist neben der positiven Konnotation „edel“ auch die Andeutung von Inzest möglich.) 5. Wie sieht Anna sich selbst? Sie sieht sich nicht in der Rolle der Prinzessin, sondern in der des Rosenmädchens, das die Roseninsel verlassen hat. Sie möchte für Abel als Partnerin wichtig sein. Sie möchte von ihm geliebt werden, wie er Micha liebt. „Es gibt zu viele Dornen. Ich habe angefangen, sie zu spüren. Wie die kleine Königin …“ (S. 181) 8.Welche Funktion von Märchen findest du auch für den Roman „Der Märchenerzähler“ zutreffend? Zuspruch von Mut, zu sich selbst zu stehen. – Anleitung zu Emanzipation – Bekräftigung, dass Liebe alle Widerstände überwindet. © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 4. Was meint Abel, wenn er Anna „Prinzessin“ nennt? Er sagt es bitter und zynisch, betont das trennende gesellschaftliche Gefälle: „Die Prinzessin und der Outlaw. Der Underdog. Der Paria.“ (S. 406) – Er wirft Anna vor, dass sie sich nur erbarmt; dass sie ihn verändern will. „Sammelst du Leute, von denen du denkst, dass sie arm dran sind und man ihnen helfen muss?“ (S. 211) „Geh weg, Prinzessin. Lass deinen Outlaw allein. Du wirst … du wirst ihn nicht ändern.“ (S. 408) Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler 10.Wähle ein Zitat aus dem Text, das für den Roman „Der Märchenerzähler“ ein Motto sein könnte. Zum Beispiel: „Alle wussten jetzt alles. Oder wussten alle nichts? Niemand wusste irgendetwas. Niemand wusste alles.“ (S. 445) – „this is the age you are broken or turned into gold“ (S. 7) Arbeitsblatt 20 – LÖSUNGEN B allad F or T he Y oung © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 Mögliche Aufgaben: • Fragen zum Gedicht: –– Wer spricht, und wer wird angesprochen? –– Welches Thema hat das Gedicht? –– Wie wirken die Bilder auf dich? –– Wie passt das Gedicht zum Roman „Der Märchenerzähler“? –– Hat dir die Lektüre des Romans geholfen, das Gedicht zu verstehen? • Vertonung des Gedichts „Ballad For The Young“ Antonia Michaelis – Der Märchenerzähler © Oetinger Taschenbuch GmbH, Hamburg, September 2013 Alle Rechte dieser Ausgabe vorbehalten Materialien für den Unterricht Erarbeitet von Christine Hagemann nach dem Buch „Der Märchenerzähler“ von Antonia Michaelis © Originalausgabe: Verlag Friedrich Oetinger GmbH, Hamburg 2011 Einband von Kathrin Schüler unter Verwendung eines Fotos von plainpicture / fStop Gestaltung und Satz: FELSBERG Satz & Layout, Göttingen www.oetinger-taschenbuch.de © Oetinger Taschenbuch GmbH, im Vertrieb bei dtv, Hamburg, Dezember 2013 Christine Hagemann, Jahrgang 1957, studierte Theologie, Philosophie und Pädagogik, mit dem Schwerpunkt Pädagogische Psychologie, für das Lehramt in Münster. Heute arbeitet sie als Referentin in der Erwachsenenbildung.