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Fotopraxis produktanwendung Fotografieren mit Makroobjektiven Ganz nah Fotografieren im Makrobereich ist wie das Eintauchen in eine andere Welt. Zudem sind die meisten Makroobjektive wegen ihrer guten Abbildungseigenschaften auch bei anderen Sujets unverzichtbar für eine gut sortierte Fotoausrüstung. Wir sammelten praktische Erfahrungen mit drei Tamron-Makros. Die vertrocknete Lampionblume entpuppt sich in der Makroauf nahme als natürliches Kunstwerk. Die Aufnahme entstand mit Nikon D300s und Tamron SP AF 3,5/180 mm Di LD Macro im schräg seitlich einfallenden Licht des späten Nachmittags. Foto: Karl Stechl 74 ColorFoto 1/2010 www.colorfoto.de entspricht dies kleinbildäquivalenten Brennweiten von 90, 135 und 270 mm. Drei Obektive mit unterschiedlichem Profil Abgesehen von den unterschiedlichen Brennweiten haben die drei Tamron-Objektive ihre ganz speziellen Stärken: Das SP AF 2,0/60 mm Di II LD Macro ist das einzige des Trios, das für den kleineren Bildkreis von APS-CFormat-Kameras gerechnet ist, während man die 90- und 180mm-Varianten auch mit Vollformat-Kameras kombinieren kann. Dank Innenfokussierung verändert das 60-mm-Makro seine Baulänge nicht und bleibt damit immer unschlagbar kompakt. Mit seiner hohen Lichtstärke von 1:2 und einer KB-äquivalenten Brenn weite von 90 mm ist es zudem ein hervorragendes Porträtobjektiv. Das SP AF 2,8/90 mm Di Macro eignet sich ebenfalls gut für Porträts und lässt sich in allen anderen Fällen verwenden, wenn ein leichtes Tele mit hoher Lichtstärke vonnöten ist. Schließlich das SP AF 3,5/180 mm Di LD Macro. Es bietet einen guten Kompromiss aus Lichtstärke und Telewirkung – an einer APSC-Format-Kamera immerhin 270 mm KB-äquivalent – und ist dank Innenfokussierung gut zu handhaben. Als praktisch erweist sich zudem der Objektivsockel mit Um die Fliege anzulocken, wurde die Margerite mit Honigwasser bestäubt. Die Aufnahme entstand mit Canon EOS 40D und Sigma EX 2,8/50 mm DG Makro bei manueller Fokussierung (ISO 400, Bl. 7,1, 1/800 s). Wirbel einer Westerngitarre: Die Schärfe wurde auf das freie Ende der aufgerollten Saite gelegt. Als Beleuchtung diente ein schrä ges Dachfenster. Fotografiert wurde mit Nikon D300s und Tamron SP AF 2,8/ 90 mm Di Macro (ISO 200, Bl. 11, 1/2 s, Abbildungsmaßstab ca. 1:3). Beleuchtet wurde mit einem Studioblitzgerät von links mit Softbox und einem Blitz von rechts. Mit dem 180-mm-Makro an der Kamera bleibt genügend Abstand zum Objekt, um Platz für die Lichtführung zu schaffen (ISO 400, Bl. 18, 1/200 s, 1:1). Fotos: Karl Stechl er Übergang von der Nahzur Makroaufnahme ist flie ßend. Beispielsweise definiert die DIN 19040 den Makrobereich recht großzügig mit Abbildungsmaßstäben von 1:10 bis 10:1. Bei 1:10 wird ein Motiv mit zehnfacher Verkleinerung abgebildet; ein Kreis von 1 cm Durchmesser hätte in der Abbildung also nur noch 1 mm Durchmesser. 10:1 entspricht dagegen einer zehnfachen Vergrößerung des Motivs; der genannte Kreis hätte dann im Foto einen Durchmesser von 10 cm und könnte auf einem gängigen digitalen Medium nur als Ausschnitt abgebildet werden. Was man wissen sollte: Der Abbildungsmaßstab gilt unabhängig von Kameratyp, Aufnahmeformat und Objektivbrennweite. Wird ein Motiv beispielsweise im Maßstab 1:1 abgebildet, so hat sein Abbild am fotografischen Medium exakt die gleiche Größe wie das reale Objekt. 1:1 ist üblicherweise auch der maximale Abbildungsmaß stab, den ein Makroobjektiv ohne weitere Auszugsverlängerungen wie Zwischenringe oder Balgen erreicht. Makroobjektive gibt es von Kamera- und Objektivherstellern in reicher Auswahl. Alleine Sigma bietet derzeit fünf Makros mit Brennweiten von 50, 70, 105, 150 und 180 mm mit Anfangsöffnungen von 1:2,8 und 1:3,5 (180 mm) an. Für diesen Beitrag kamen drei Makroobjektive von Tamron mit 60, 90 und 180 mm zum Einsatz; an einer Nikon D300s mit APS-C-Format-Sensor Foto: Stefan Pöppel D ColorFoto 1/2010 75 Fotopraxis produktanwendung Foto: Stefan Pöppel Mit dem Sigma EX 3,5/180 mm DG HSM Makro an der Canon EOS 40D konnte ein ausreichend großer Abstand zu dem Schmetterling gehalten werden, so dass dieser nicht vorzeitig die Flucht ergriff (ISO 200, Bl. 5,6, 1/400 s). Haltering für das Objektiv. Nach Lösen der Arretierung kann man ganz einfach zwischen Hochund Querformat wechseln. Mit längeren Brennweiten auf Abstand gehen Wer mit den drei Objektiven auf Makropirsch geht, findet schnell die praxisrelevanten Unterschie de heraus: Zwar ermöglichen alle drei Objektive Abbildungsmaßstäbe bis 1:1 – dies aber bei sehr unterschiedlichen Aufnahmeabständen. Beim 60-mm-Objektiv ist die Frontlinse etwa 11 cm vom Objekt entfernt, beim 180-mmObjektiv dagegen etwas mehr als 25 cm. Letzteres hat zwei entscheidende Vorteile: Zum einen verhindert der größere Aufnahmeabstand, dass scheue Klein lebewesen bei Annäherung der Kamera die Flucht ergreifen. Zum anderen ergeben sich durch den größeren Abstand mehr Möglich- keiten der Lichtführung auch mit normalen Blitzgeräten, während man sonst auf Spezialzubehör wie Ring- oder Zangenblitz angewiesen ist. Das 135-mm-Tamron bietet gegenüber dem 60-mm-Objektiv allerdings keine Vorteile, was die Aufnahmedistanz anbelangt. Zwar ist die Frontlinse bei 1:1 deutlich weiter vom Objekt entfernt als beim 60-mm-Objektiv; der weit nach vorn ausfahrende Makroobjektive: Vielfalt auf hohem Qualitätsniveau Von den drei abgebildeten Tamron-Objektiven haben das 180er und 60er eine Innenfokussierung, während das 90er (2. v. l.) mit einem weit ausfahrenden Tubus versehen ist. Sigma hat insgesamt fünf Makro-Fest- 76 ColorFoto 1/2010 brennweiten von 50 bis 180 mm im Programm (im Bild die 70und 105-mm-Varianten). Tokina bietet neben einem 100er als Spezialität ein 35-mm-Objektiv (ganz rechts) fürs APS-C-Format (ca. 50 mm KB-äquivalent). Tubus nähert sich dem Objekt aber auch auf etwa 10 cm. Bei Makro geht’s oft besser ohne Autofokus Bei Makroaufnahmen von Klein lebewesen, die oft nur einige Sekunden still halten, kann der Auto fokus verhindern, dass man eine wichtige Aufnahme versäumt. Meistens benutzt man dafür den Spot-Autofokus in Verbindung mit AF-Speicherung, weil man die Wahl der Schärfeebene ungern dem Zufall überlassen wird. Bei statischen Motiven empfiehlt es sich den Autofokus abzuschalten und folgendermaßen vorzugehen: Stellen Sie am Fokussierring den gewünschten Abbildungsmaßstab ein (als Aufdruck sichtbar), fokussieren Sie dann durch Variieren der Entfernung zwischen Kamera und Objekt. Korrigieren Sie, wenn nötig, den Abbildungsmaßstab und fokussieren Sie erneut. Auf diese Weise sind, genügend Licht und eine ruhige Hand vorausgesetzt, auch Freihandaufnahmen möglich. Erfolgversprechender sind dennoch Aufnahmen vom Stativ. www.colorfoto.de Bei Makroobjektiven ist in der Regel der erzielbare Abbildungsmaßstab ergänzend zur Entfernungsskala angegeben. Schnell werden Sie allerdings fest stellen, dass das Fokussieren zum Geduldspiel wird: Sie müssen das Stativ millimeterweise vor und zurück bewegen, um die gewünschten Motivpartien in die Schärfeebene zu bugsieren. Einfacher funktioniert das mit einem Einstellschlitten, erhältlich für 80 bis 240 Euro z. B. von Novoflex oder Manfrotto. Schärfe und Schärfentiefe sind Reizworte bei Makros Schärfe und Schärfentiefe sind in der Makrofotografie spielent scheidende Parameter. Die Schär fentiefe richtet sich, unabhängig von der gewählten Brennweite, nach dem Abbildungsmaßstab und der Blende. Im extremen Nahbereich ist die Schärfentiefe verschwindend gering und beschränkt sich beispielsweise auf 1 mm bei Vollformat, Blende 8 und Abbildungsmaßstab 1:1. Somit ist man versucht, stark abzublenden, womit man sich aber neue Probleme einhandelt, nämlich Unschärfen durch Beugung der Lichtstrahlen. Kritisch wird’s beispielsweise ab Blende 32 im Maßstab 1:1. Hier beginnt die Zone, in der Beugungsunschärfen den Zugewinn an Schärfentiefe in Frage stellen. Blenden Sie also nur so weit ab, wie es das Motiv tatsächlich erfordert. Ein lästiges Problem bei Aufnahmen im Freien ist der Wind, der Objekte hin- und herbewegt. Das führt zum einem zu Bewegungsunschärfen bei längeren Belichtungszeiten, zum anderen dazu, dass die bildwichtigen Motivteile immer wieder aus der Schärfe ebene driften. Da hilft oft nur eins: Bauen Sie einen Windschutz um das Motiv – mit Regen- oder Sonnenschirm, Faltreflektoren, Kartons oder was immer Sie zur Hand haben. Freilich ist dieses Problem auch ein Grund dafür, warum ambitionierte Makrofotografen oft auch bei Tageslicht mit Blitzgeräten zugange sind. Neben Ringblitzgeräten, die eine nahezu schattenfreie Ausleuchtung schaf fen (was nicht immer schön sein muss), bieten sich vor allem sogenannte Zangenblitzgeräte an, wie man sie z. B. im Systemangebot von Canon (Macro-Zwillingsblitz MT-24 EX) oder Nikon (Makroblitz-Kit R1/R1C1) findet. Auch Metz hat mit dem Mecablitz 15 MS-1 ein relativ günstiges, aber we niger flexibles Makro-Blitzgerät im Programm. Makro ist im übrigen nicht nur für Naturfotografen ein Thema. Auch wer des Öfteren Produkte für Internet auktionen fotografiert, sollte den Zukauf eines Makroobjektivs in Betracht ziehen – speziell gilt das etwa für Uhren- und Schmuckliebhaber, aber auch für Modelleisenbahnfreunde oder Münzsammler. In vielen Fällen reicht dabei Tageslicht als Beleuchtung. Karl Stechl Die Sache mit dem Abbildungmaßstab 20-Cent-Stück im Maßstab 1:1: eine nahezu formatfüllende Ab bildung im Format 36 x 24 mm. Abbildungsmaßstab 1:2: Das Objekt erscheint in halber Größe. Im Maßstab 2:1 wird das Objekt in doppelter Größe abgebildet. Impressum Redaktion Herausgeber: Stephan Quinkertz Bereichsleiter Print: Jürgen Flach Chefredakteur: Werner Lüttgens (verantwortlich i. S. d. P.) 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