Zeugen des Aufbruchs Ein Stahlrohrstuhl macht noch

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Zeugen des Aufbruchs Ein Stahlrohrstuhl macht noch
Einmalige Ausgabe 2016 | kostenfrei
Alles so schön bunt hier: Magdeburg erlebte in den 20er Jahren die wundersame Verwandlung von tristem Grau hin zu expressiver Farbigkeit. Bunte Häuserfassaden, Kioske, Reklame. Die Deutsche Theaterausstellung 1927 auf dem Stadthallenareal mit Albinmüller-Turm (s. Bild oben) bot auch Magdeburg
als Metropole der Moderne und des Neuen Bauens eine große Bühne. © Stadtarchiv Magdeburg
GASTBEITRAG
Zeugen des Aufbruchs
Einen frischen Blick auf die Magdeburger Moderne richtet der promovierte Kunsthistoriker und
Architekturkritiker Dr. Christian Welzbacher in
seinem Gastbeitrag.
Die Bauwerke der Moderne bezeichnet Welzbacher als „Zeugen des Aufbruchs“.
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INTERVIEW
Ein Stahlrohrstuhl
macht noch keine
Moderne
„Große Pläne!“ ist ein Projekt der Stiftung Bauhaus Dessau, an dem sich Magdeburg mit fünf
Ausstellungen beteiligt. Im Interview erläutern
Ausstellungsmacher aus Dessau und Magdeburg,
wie Bauhaus und die Magdeburger Moderne zusammenhängen.
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LIEBLINGSEXPONATE
Vier Ausstellungsmacher zeigen, wofür
ihr Herz schlägt
Stadt des „Neuen
Bauwillens“
Von Prof. Dr. Matthias Puhle,
Magdeburger Kulturbeigeordneter
Die Stadt Magdeburg erlebte in den
zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts, die man auch die „Goldenen
Zwanziger“ nennt, einen regelrechten Modernisierungsschub. Große Pläne wurden in der Zeit
des sozialdemokratischen Oberbürgermeisters
Hermann Beims zwischen 1919 und 1931 entwickelt und zu einem guten Teil auch verwirklicht.
Der nun einsetzende Wirtschaftsaufschwung
ermutigte Stadt und Wirtschaft, Magdeburg
zum Mittelpunkt des Wirtschaftsraumes Mitteldeutschland zu machen, die Einwohnerzahl der
Stadt stieg auf nahezu 300.000 Menschen.
Zu der rasch aufblühenden Kulturlandschaft
trugen vor allem die 1793 gegründete Kunstgewerbeschule Magdeburg sowie herausragende
Persönlichkeiten im Bereich der Stadtentwicklung wie etwa Bruno Taut, Johannes Göderitz,
Heinz-Hugo Meyer, Xanti Schawinsky oder Carl
Krayl bei. Auf der Basis eines Flächennutzungsplanes, der die wichtigen Elemente Boden, Wasser, Luft und Klima mit den sozialen Ansprüchen
der Menschen zu einer Einheit verschmelzen sollte, wurde Magdeburg durch großflächige neue
Siedlungen zur Stadt des „Neuen Bauwillens“. Es
entstanden das Stadthallenareal und als Höhepunkt einer Reihe viel beachteter Industrie- und
Handwerksausstellungen die Deutsche Theaterausstellung 1927 unter Mitwirkung von Wilhelm
Deffke und unter der Leitung von Albin Müller.
Silberwürfel, Zeichnungen, Projektionsraum –
und ein Nachbau der Magdeburger Pilotenrakete: Dr. Annegret Laabs (Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen), Dr. Michael Stöneberg
(Kulturhistorisches Museum), Norbert Eisold (Forum Gestaltung e.V.) und Gerhard Unger (Technikmuseum) stellen ihre Lieblingsexponate aus
den Magdeburger „Große Pläne!“-Ausstellungen vor.
In der spätexpressionistischen Künstlervereinigung „Die Kugel“ fanden sich Künstlerinnen
und Künstler zusammen, für die Kunst mehr
als ein Broterwerb war, vielmehr eine Lebenseinstellung, in der sich auch die Sehnsucht
nach einer besseren Welt widerspiegelte. Die überragende Rolle, die
Kunst, Kultur und Stadtplanung für
die Entwicklung Magdeburgs in
den zwanziger Jahren spielte, ist es
nicht nur wert, in Ausstellungen,
Publikationen und anderen Aktionen in Erinnerung gebracht zu werden, sondern zeigt uns,
welche Bedeutung kulturelle Entwicklungen für
die Zukunft Magdeburgs haben können.
In der Hoffnung auf ähnliche Entwicklungen bewirbt sich die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt um den Titel der Kulturhauptstadt Europas
im Jahr 2025.
Gerade auch vor diesem Hintergrund ist die gute Zusammenarbeit verschiedener Kultureinrichtungen Magdeburgs mit der Stiftung Bauhaus
Dessau so wichtig, weil hier mit der Ausstellung
„Große Pläne! Moderne Typen, Fantasten und
Erfinder. Die Angewandte Moderne in SachsenAnhalt 1919-1933“ im Zusammenhang mit Verbundausstellungen im ganzen Land, vor allem
aber in Magdeburg, sich Sachsen-Anhalt deutlich
als Land der klassischen Moderne im europäischen Kontext profiliert.
Diese gelungene Zusammenarbeit verschiedener
Institutionen und Städte in Sachsen-Anhalt unter dem Thema „Klassische Moderne“ und „Bauhaus“ berechtigt zu der Hoffnung, dass die Hundertjahrfeier für das Bauhaus im Jahr 2019 eine
mindestens ebenso fruchtbare Kooperation hervorbringen wird wie die „Großen Pläne“ 2016.
REPORTAGE
Ikonen des modernen
Siedlungsbaus
Auf der Rundfahrt zu den Zeugnissen der Magdeburger Moderne geht es auch zu den Siedlungen der 20er Jahre. Neben Frankfurt am Main
und Berlin sind auch in Magdeburg die Siedlungen des Neuen Bauens stadtbildprägend und geschlossen erhalten. Seite 6
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Anger-Siedlung © Stadtplanungsamt Magdeburg
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MAGDEBURGER MODERNE | Einmalige Ausgabe 2016
Siedlung Cracau, Zetkinstraße.
© Magdeburger Museen, Foto C. Christoph
GASTBEITRAG
Moderne-Pfadfinder in Magdeburg
Von Dr. Christian Welzbacher
Die Bauhaus-Welle rollt auf uns zu. Unerbittlich nimmt sie Fahrt auf. Unvermeidlich wird sie uns treffen. Im Jahr 2019. Und sie
wird uns ganz gehörig durchnässen. Uns? Nicht nur uns. Die ganze Welt! Man schaue sich um. Und stelle fest: Überall ist Bauhaus. In Boston, Massachusetts. In Magnitogorsk. In Shanghai. In Bexhill-on-Sea. In Tel Aviv.
Und selbstverständlich auch in Magdeburg.
Natürlich ist nicht überall Bauhaus drin, wo Bauhaus draufsteht. Es wäre ja auch erstaunlich,
wenn eine Kunsthochschule, die ein gutes Dutzend Jahre existiert hat, in der Lage gewesen
wäre, einen derartig umfassenden Einfluss an
so vielen Plätzen der Erde auszuüben. Aber wer
hinterfragt das schon? Und umgekehrt: Welche
Stadt würde nicht ihr Marketing mit dem Label
„Bauhaus“ versehen wollen. Es klingt gut, ist eine
eingeführte „Marke“, unter der sich jeder etwas
vorstellen kann und es interessiert die Menschen.
Und das ist zunächst einmal eine rundherum positive Sache, an der es nichts zu rütteln gibt.
Aber Magdeburg? Magdeburg ist doch keine
Bauhaus-Stadt. Wer nach Magdeburg kommt,
der kommt doch wegen anderer Dinge. Magdeburg hat einen imposanten gotischen Dom mit
Skulpturen von erhabener Schönheit. Magdeburg feiert den Barockkomponisten Georg Philipp Telemann, das lockt Musikliebhaber. Und
natürlich hat die Stadt auch sonst alles, was man
haben sollte als Stadt: Einkaufsmöglichkeiten,
Arbeitsplätze, Verwaltung, Industrie, Dienstleistung, Wohnungen, Straßen, Bäume, die Elbe –
und die gleich mehrfach.
Und dennoch. Wer sich länger in Magdeburg
aufhält oder die Stadt zum wiederholten Mal
besucht, sieht bei einem ausführlichen Stadtspaziergang neben ausgedehnten Gründerzeitvierteln auch: die Magdeburger Moderne! Sie liegt
nicht ganz so auf der Hand. Man muss erst auf sie
aufmerksam werden, muss, wie ein Pfadfinder,
auf Spurensuche gehen. Vielleicht, indem man
auf die Elbinsel gerät und auf den Backsteinkoloss der Stadthalle von 1927 stößt – und, gleich
daneben, Stelen mit Pferden und einen schlanken, gläsernen Turm.
Wer diese Strukturen sieht, hat einen guten ersten Eindruck davon, was die Magdeburger Moderne ausmacht: diese Bauwerke sind Zeugen
des Aufbruchs. Er war durch die Entwicklungen
der mitteldeutschen Industrie getragen, wurde
durch die (damals sozialdemokratische) Politik
gelenkt und von der Gesellschaft – den Bürgern
– umgesetzt. Vielleicht kann sich der Pfadfinder
an dieser Stelle schon drei Namen merken: Bruno
Taut, Johannes Göderitz und Carl Krayl. Die beiden erstgenannten Herren bekleideten nacheinander das Amt des Stadtbaurates und waren als
oberste Planungsbeamten für die Stadtentwicklung zuständig. Carl Krayl wirkte als Leiter des
Entwurfsbüros im Hochbauamt der Stadt.
Was sie erreicht haben, kann der Pfadfinder der
Magdeburger Moderne am besten sehen, wenn
er weiterwandert, bis er in die Siedlungen der
20er Jahre vordringt. Magdeburg hat beeindruckende Siedlungen der Moderne. Sie sind wichtige Beiträge zu dem, was man damals als „existenziell“ erkannte: die „soziale Frage“.
auch bald viele Pfadfinder durch die Stadt lotst,
diese Moderne zu erkunden – kann als Glücksfall
gelten, von dem dann auch die Bürger der Stadt
profitieren.
Wenn auf diese Weise die Bauhaus-Welle gebrochen und kanalisiert wird, wenn wir so erfahren,
dass es noch eine andere neben und mit dem
Bauhaus gab – so dürfte dies das Jubiläum nicht
nur erträglicher, sondern auch wahrhaftiger machen. Schließlich ist das „Bauhaus“ eine von vielen Aufbruchsentwicklungen gewesen – unter
denen auch die Magdeburger Moderne einen
Platz einnimmt, dessen Bedeutung es wiederzuentdecken lohnt.
In allen großen Städten errichteten Baugesellschaften und Genossenschaften im Verbund mit
den kommunalen Verwaltungen neue Wohnkomplexe. Man kann sagen, dass die Moderne
in den Siedlungen der „Weimarer Republik“ zu
ihrem eigentlichen Wesen gefunden hat. Damit
verbunden natürlich: eine neue Infrastruktur –
auch sie „modern“. Kanalisation, öffentlicher
Nahverkehr, das damals gerade erfundene Radio, Elektrizität und Gasversorgung. All das ist
selbstverständlich auch Teil der Magdeburger
Moderne – ein Teil, der unsichtbar unter der Erde
liegt, aber dennoch die Dinge oberhalb der Erde
erst so modern erscheinen ließ.
Hand auf’s Herz: Von diesen Errungenschaften
profitieren wir bis heute, seien wir nun Magdeburger oder Bewohner einer anderen Stadt, die
den Aufbruch in die Moderne mitgemacht haben. Das schon zeigt, dass wir unsere Gegenwart
besser verstehen können, wenn wir eine Ahnung
davon haben, was in den 20er Jahren geschah.
Dass anlässlich des Bauhaus-Jubiläums 2019 Magdeburg nun seine Moderne entdeckt – und damit
Über den Gastautor: Dr. Christian Welzbacher, Kunsthistoriker und Publizist (Jg. 1970), lebt in Berlin.
Zu seinen Buchveröffentlichungen zählt: „Monumente der Macht. Eine politische Architekturgeschichte Deutschlands 1920–1960“, Parthasverlag, Berlin 2016.
Im Jahr 2005 erhielt Welzbacher für seine Dissertation „Moderne und Repräsentation. Die Staatsarchitektur der Weimarer Republik in Berlin“ den Theodor-Fischer-Preis des Zentralinstituts für Kunstgeschichte.
Bauhausgebäude Dessau,
Walter Gropius (1925–26), Südseite
Copyright: Tadashi Okochi © Pen Magazine,
2010, Stiftung Bauhaus Dessau
MAGDEBURGER MODERNE | Einmalige Ausgabe 2016
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Kuratoren im angeregten Austausch: Norbert Eisold, Torsten Blume und Dr. Michael Stöneberg (großes Foto von links)
INTERVIEW ZUM „Große Pläne!“-PROJEKT DER STIFTUNG BAUHAUS DESSAU
„Modern sein heißt nicht, einen Stahlrohrstuhl zu besitzen“
Im Mittelpunkt des „Große Pläne!“-Projekts der Stiftung Bauhaus Dessau steht die Moderne in Sachsen-Anhalt. Allein in Magdeburg sind fünf große Ausstellungen zu sehen. Doch wie hängen Bauhaus und die Magdeburger Moderne zusammen – und wie
bereitet sich Sachsen-Anhalt auf das Bauhausjubiläum 2019 vor? Über diese Fragen sprach Dr. Tanja Glootz, MMKT-Pressesprecherin, mit Torsten Blume (Stiftung Bauhaus Dessau), Dr. Michael Stöneberg (Kulturhistorisches Museum Magdeburg) und Norbert
Eisold (Forum Gestaltung e.V. Magdeburg).
MMKT: Herr Blume, was erwarten Sie sich als Kuschreiben Sie der Moderne in Magdeburg zu?
len Stellen diese Modernisierung vom Geist her
rator des „Große Pläne!“-Ausstellungsprojekts
Dr. Michael Stöneberg: Wichtig finde ich, in
sicher sehr verwandt war.
der Stiftung Bauhaus Dessau von der Ausstellung
der Kunstlandschaft mehr als nur bestimmte
MMKT: Nun hat Bauhaus als Label eine viel gröfür Sachsen-Anhalt, für Ihre Stadt, und für die
Kristallisationspunkte wie das Bauhaus wahrßere Außenwirkung als die Magdeburger MoKorrespondenzstandorte, zu denen auch Magzunehmen. Für Menschen in Sachsen-Anhalt ist
derne. Ist das ein Problem?
deburg zählt?
das neu. Magdeburg als eine Stadt zu sehen, die
Torsten Blume: Das ist dieser Mythos. Ich finde
Torsten Blume: Ich wünsche mir als Kurator diesich früh der Moderne verschrieben hat, und sich
es am besten, wenn die Dinge ihren Eigenwert
ser Ausstellung mit dem Untertitel „Moderne Ty1921 mit der Berufung von Bruno Taut als Stadtbekommen.
pen, Fantasten und Erfinder“, dass sie ein Impuls
baurat in diese Richtung fortbewegte.
MMKT: Mit welchem Label sollte sich Magdesein wird für viele Ausstellungen in Sachsen-AnUnd es dieser Stadt durch Kontinuität – die lange
burg profilieren?
halt, die alle gleichberechtigt sind.
Amtszeit des Magdeburger Oberbürgermeisters
Dr. Michael Stöneberg: Der Begriff der MagdeMMKT: Was bedeutet das „Große Pläne!“-ProBeims – gelang, vier Jahre früher als in Frankfurt
burger Moderne der 20er Jahre ist in der Arbeitsjekt im Hinblick auf das Bauhausjubiläum 2019?
am Main die Moderne voranzutreiben.
gruppe auf Stadtebene in Magdeburg im Jahr
Torsten Blume: Es bilUnd doch ist das Neue
2015 entwickelt worden. Wir sollten bis 2019 die„Wichtig ist, in der Kunstlandschaft mehr Frankfurt, das 1925 von
det den Auftakt für neue
ses Label verwenden und versuchen, uns damit
als nur bestimmte Kristallisationspunkte Ernst May initiiert wurKooperationen, Partnerzu profilieren: Magdeburg, die erste Großstadt,
schaften, Folgeprojekte.
de,
als
Stadt
der
Moderdie sich klar modern definiert hat.
wie das Bauhaus wahrzunehmen.“
Vor allem wird es einen
ne
so
viel
bekannter
als
MMKT: Es kristallisieren sich zwei Ansätze herDr. Michael Stöneberg
neuen Blick auf das BauMagdeburg.
aus: Erstens, den Begriff Magdeburger Moderne
haus werfen, das nicht nur, wie allgemein beMMKT: Zieht Magdeburg an einem Strang,
weiter zu profilieren. Und zweitens die Verbinkannt, ein Ankerplatz der internationalen Moum sich als Großstadt der Moderne stärker ins
dungslinien zwischen Magdeburger Moderne
derne und ein Forum der Avantgarde gewesen
Bewusstsein zu bringen?
und Bauhaus sichtbar zu machen.
ist, sondern auch ein sehr in seiner Region, dieDr. Michael Stöneberg: Hier haben sich meine
Norbert Eisold: Bei den Verbindungslinien
sem Industriegebiet, verankertes und vernetztes
Erwartungen bereits erfüllt. Beim Netzwerkprofängt man am einfachsten bei Walter Dexel an,
Institut.
jekt „Große Pläne!“ arbeiten wir mit der Stadtder 1928 nach Magdeburg gekommen ist und der
MMKT: Herr Eisold, steht auch für Sie die Region
verwaltung und auf Dezernatsebene zusammen.
vorher in Jena den Jenaer Kunstverein leitete, wo
im Mittelpunkt des „Große Pläne“-Projekts?
Die Magdeburger Moderne der 20er Jahre hat
die Bauhausmeister alle mit ihren Ausstellungen
Norbert Eisold: Die Erwartung ist tatsächlich die
nun definitiv einen höheren Stellenwert bei den
zu Gast waren. Der Geist, der dort herrschte, zog
einer differenzierteren Wahrnehmung, als diese
Stadtpolitikern und in der Verwaltung erlangt.
dann von Jena in Gestalt von Dexel auch nach
bislang in der Region vorhanden gewesen ist –
Torsten Blume: Es ist
Magdeburg. Der Maler,
„Ich hoffe,
wo der Begriff „Moderne“ sich doch mehr oder
auch meine Erwartung,
Bühnenbildner und Foweniger am Bauhaus kristallisiert hat. Im Jahr
den Begriff der Moderne
tograf Xanti Schawinsky
dass Bewegung hier ins Land kommt.“
1964 hat Walter Dexel einen Aufsatz verfasst mit
neu zu entdecken. Wenn
ist eine weitere VerbinNorbert Eisold
dem Titel „Der Bauhausstil, ein Mythos.“ Darin
ich an Carl Krayl denke,
dungslinie – ein glücklihat er versucht, das aufzulösen und sinngemäß
wie er als expressiver Künstler anfängt und dann
cher Umstand, dass er ins Hochbauamt nach
geschrieben, dass es diesen Bauhausstil im Grunrationaler Baumeister und Siedlungsplaner wird.
Magdeburg kam. Innerhalb von zwei Jahren fuhr
de nicht gibt und die moderne Bewegung naDas ist ein geistiges Feld. Modern sein heißt ja
er ein unwahrscheinliches Themenrepertoire der
türlich viel differenzierter, vielfältiger und auch
nicht, einen Stahlrohrstuhl zu besitzen und im
Moderne auf.
sicher widersprüchlicher war.
Flachdachhaus zu wohnen.
MMKT: Wo sehen Sie alle die Magdeburger MoTorsten Blume: Bauhaus war nur ein KatalysaMMKT: Wie hängen nun Bauhaus und die Magderne in zehn Jahren?
tor, ein Ort, an dem diese Bewegung durchgelaudeburger Moderne zusammen?
Dr. Michael Stöneberg: Es wird ein differenfen ist. Bauhaus war Teil dieser Bewegung, hat
Dr. Michael Stöneberg: Wir sprechen einerzierteres Bild von der Magdeburger Moderne der
ihr vielleicht als Schulplatz gedient.
seits von einer Schule und andererseits von einer
20er Jahre geben. Auch wird man wissen, dass
Norbert Eisold: Natürlich, die Dichte an künstStadt. Eine Schule ist per se wesentlich geschlosdas Neue Frankfurt nur das abgekupfert hat, was
lerischer Potenz, die sich in Dessau versammelt
sener und von ihren inneren Konflikten zwischen
bereits vier Jahre vorher schon in Magdeburg
hatte, war besonders hoch. Die Leute kannten
den Persönlichkeiten geprägt, welche in der Lehwar.
sich, aber ich sehe es
re wirkten.
Torsten Blume: Vielleicht wird auch ein neues
nicht so einheitlich, wie
Aber
eine
Schule
defipädagogisches Projekt mit Leben gefüllt sein,
„Ich finde es am besten, wenn die Dinge
Sie das eben beschrieben
niert
auch
gemeinsame
und es gibt mindestens zehn Bücher zu den Theihren Eigenwert bekommen.“
haben. Johannes MolZiele.
Eine
Stadt
dagemen, die wir hier angerissen haben.
Torsten Blume
zahn war ein Anlaufgen kann niemals ein so
Norbert Eisold: Ich hoffe, dass sich die Öffentpunkt für Gropius in der Weimarer Gründungshomogenes Gebilde sein wie eine Schule. Umso
lichkeit von den Beispielen, Visionen und Kühnphase, er hat auch immer mit dem Bauhaus
erstaunlicher ist es, für Magdeburg auf vielen
heiten anstecken lässt. Dass Bewegung hier ins
sympathisiert, aber es gab eine wesentliche DifEbenen eine Richtung zu erkennen, die sich mit
Land kommt. So etwas geht nicht nur von den
ferenz mit Gropius: Molzahn war der Meinung,
den Attributen „modern“ oder „Reform“ verseAusstellungsmachern aus, sondern von den Verdass eben nicht die Architektur die Mutter der
hen lässt.
tretern aus Wirtschaft und Politik, da wünschte
Künste sei, sondern die „Erde und ihre geschichtNorbert Eisold: Verblüffend ist aber doch, dass
ich mir einen etwas frischeren Geist.
lichen Epochen“. Das Visionäre in der Moderne
ungeachtet der beschriebenen Differenziertheiprovozierte eben auch Spannungen.
ten aus dem Rückblick doch so etwas wie ein
MMKT: Herr Dr. Stöneberg, welche Bedeutung
Corporate Design entsteht. Warum? Weil an vie-
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MAGDEBURGER MODERNE | Einmalige Ausgabe 2016
„GROSSE PLÄNE!“-PROJEKT
Fünf Ausstellungen zur Magdeburger Moderne der 20er Jahre
In fünf großen Ausstellungen blüht die Magdeburger Moderne der 20er Jahre auf. Das Forum Gestaltung e.V. stellt Magdeburg als Reklame- und Ausstellungsstadt der Moderne vor. Reklame erhielt in den 20er Jahren eine neue Wertigkeit, Großausstellungen nutzte die Stadt zur Selbstdarstellung. Spannende Bezüge zur Luft- und Raumfahrt stellt das Technikmuseum Magdeburg her. Der Nachbau der Magdeburger Pilotenrakete lässt erahnen, welchen Gefahren sich Himmelsstürmer freiwillig aussetzten. Die erste Retrospektive über den Architekten Carl Krayl zeigt das Kulturhistorische Museum Magdeburg.
Im Bereich Architektur zählt Krayl zu den wichtigsten Gestaltern der 20er Jahre-Moderne in Magdeburg. Das Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen
wiederum nähert sich der Moderne aus dem Blickwinkel der Fotografie im Projekt „Joachim Brohm. State of M.“. In seinem zweiten Projekt macht das
Kunstmuseum das Gesamtwerk des großen Künstlers der Moderne – Xanti Schawinsky – bekannt, und zwar über das Thema Magdeburg hinaus.
Magdeburger Ausstellungsmacher zeigen ihre Schätze
Vier Ausstellungsmacher, vier Lieblingsexponate der Magdeburger Moderne: Dr. Annegret Laabs (Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen), Dr. Michael Stöneberg (Kulturhistorisches Museum Magdeburg), Norbert Eisold (Forum Gestaltung e.V.) und Gerhard Unger (Technikmuseum Magdeburg) stellen
Ihnen ihre persönlichen Schätze vor. Lassen Sie sich überraschen!
Dr. Annegret Laabs,
Direktorin Kunstmuseum
Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg
Ost + West (2)2, 1925
(Frauengestalt)
Ost + West I, 1925
Kosmische Existenzialität, 1925
„Denke ich an Xanti Schawinsky, dann fallen mir spontan die mit Oskar
Schlemmer im Zusammenhang stehenden Vorbereitungen für das Triadische Ballett und die Theaterinszenierungen in Dessau ein. Schawinsky hat
wunderschöne Zeichnungen zum Ballett angefertigt, die mich berühren,
weil sie sehr schön diesen Grundgedanken des Bauhauses illustrieren: Den
Tanz, das Theater, die Bildende Kunst, die Musik, die Architektur – all das in
eins zu setzen und zu sehen, das ist das Thema des Bauhauses, und später
des Black Mountain Colleges.
Bei den drei Figurinen-Skizzen von Schawinsky ist alles vorhanden: Die abstrakten Formen, die beschrieben werden. Und der Schwung des Tanzes,
der gar nicht abgebildet ist, aber von dem man weiß, dass er da sein wird,
wenn sich die Figurinen über das Parkett auf dem Theaterboden bewegen.
Also, das ist wie ein Bild. Nicht umsonst ist Oskar Schlemmers Triadisches
Ballett auch zu einem Bild für Bauhaus geworden.
„Ein Rot, das roter ist als rot“
Blau, Rot, Gelb – richtig schön strahlende Bauhaus-Farben sind das. Sie erinnern mich auch an einige Originale von Schawinsky, die ich in einer Ausstellung in Berlin gesehen habe. Farben, die man sich eigentlich nicht vorstellen
kann. Ein Rot, das roter ist als rot. Und ein Blau, das blauer ist als blau. Ich
habe vor diesen einzelnen Zeichnungen aus den Jahren 1928 und 1929 gestanden, und dachte nur: Was ist das für ein Blau! Das kennen wir gar nicht
mehr, weil man es nicht drucken kann und es in keinem der digital erzeugten
Bilder vorkommt.
Das ist auch das Faszinierende an der „Xanti Schawinsky Retrospektive“ in
Magdeburg. Wenn jemand zuerst den Katalog anschaut und denkt: „Ach,
Zeichnungen, kleine Formate.“ Aber dann, wenn man das Original gesehen
hat, gibt es so ein inneres Leuchten. Ich hoffe natürlich, dass dieses Leuchten
auf die Besucher überspringen wird.“
„Virtueller Krayl-Pavillon nimmt mich gefangen“
Wir lassen einen Pavillon von Carl Krayl aus den
20er Jahren als sehr realistische Projektion wieder aufleben! Als digitale Rekonstruktion eines Baus, der nur zwei Jahre stand. 1922 hatte
ihn Krayl für den Magdeburger Schokoladenhersteller Hauswaldt entworfen, als Kakaotrinkstube auf der Großausstellung MIAMA
– Mitteldeutsche Ausstellung für Siedelung, Sozialfürsorge und Arbeit.
Durch seine kristallinen Formen und starke
Farbigkeit sorgte der Pavillon für großes Aufsehen. Es war der erste Bau, den Krayl hier als
Privatarchitekt realisierte, neben seiner Anstellung bei Stadtbaurat Bruno Taut. Ein Schlüsselbau im Gesamtwerk von Krayl, das in unserer
Ausstellung erstmals gezeigt wird. In der Geschichte der Moderne gilt der Hauswaldt-Pavillon als bedeutendes Zeugnis expressionistischer
Architektur in Deutschland.
Im Kulturhistorischen Museum Magdeburg
lässt sich der Bau ganz besonders realistisch
erleben. Wie funktioniert das? Es wird eine
digitale Zeichnung mit der Software von Computerspielen kombiniert, so dass eine virtuelle
Realität entsteht. Als Betrachter sehe dann ich
den Pavillon, als würde ich vor ihm stehen. Ich
gehe um ihn herum, trete ein, schaue mich um.
Der Eindruck ist überzeugend, weil das alles in
einem runden Projektionsraum passiert. Darin
ist man mit mehr als einem Halbkreis von einer Leinwand umschlossen, so dass man
deren Enden nicht mehr sehen kann.
Das alles wird durch eine Kooperation mit der Architekturfakultät der
Hochschule Anhalt möglich.
Dr. Michael Stöneberg,
Kurator für Zeitgeschichte im
Kulturhistorischen Museum Magdeburg
Der mit einfachen Mitteln ausgeführte Bau hat
eine faszinierende Architektur.
Besonders im Inneren, mit verschachtelten Räumen, zackenförmigen Gebilden an der Decke,
dreieckigen Fenstern und gekippten Wänden.
Besucher der MIAMA konnten sich hier in einen expressionistischen Film versetzt fühlen,
denn die Architektur erinnerte an den gleichzeitig entstandenen Blockbuster von Fritz Lang,
„Dr. Mabuse“. Diese Atmosphäre lässt sich jetzt
nachempfinden.
MAGDEBURGER MODERNE | Einmalige Ausgabe 2016
Seite 5
Quadratisch, praktisch, gut – und schön
„Ein quadratischer Würfel aus Silber mit einer Kantenlänge von sieben Zentimetern. Auf einer der Flächen erkennt man das eingravierte Wappen Magdeburgs, die anderen sind von einem konstruktivistischen Netz aus Zahlen und Buchstaben überzogen,
die nur mit einiger Mühe lesbar sind:
„AUS ANLASS SEINES 25JAEHRIGEN DIENSTJUBILAEUMS …“. Der Würfel war eine Ehrengabe an
Mitarbeiter des Magistrats. In seiner würdigen Simplizität, seiner Kühnheit und Strenge, seiner maßhaltigen, Maß haltenden Schönheit steht er als
Zeugnis für einen gestaltenden Anspruch, der nicht
nur in den Ateliers seiner Schöpfer, sondern auch
auf einigen entscheidenden Fluren der Stadtverwaltung in den 1920ern und Anfang der 30er Jahre in
Magdeburg herrschte.
Die Gestalter waren Wilhelm Deffke und Hermann
Eidenbenz. Deffke, „Pionier des modernen Logos“
Wilhelm Deffke (Projekt), Hermann Eidenbenz und seit 1925 Direktor und radikaler Reformer der
(Schrift), Aus Anlaß seines 25-jährigen Dienstju- Magdeburger Kunstgewerbe- und Handwerkerschule, der Schweizer Eidenbenz seit 1926 daselbst
biläums, Silber, graviert, 1926.
Leiter der Schriftklasse. Nach seinem Weggang 1932
© Bröhan Design Foundation
wurde er mit seinem Büro zu einem der wesentli© Nachlass Hermann Eidenbenz
chen Begründer des modernen Schweizer Grafikdesigns und hat später die erste Banknotenserie für
die Bundesrepublik Deutschland gezeichnet.
Ein Originalexemplar des Würfels ist nicht überliefert, womöglich hat es überhaupt nur ein oder zwei
davon gegeben. Aber wir besitzen den Entwurf von Eidenbenz und einige aussagekräftige Fotos, sodass wir ihn nochmals herstellen und in unserer Ausstellung „maramm Magdeburg – Reklame- und
Ausstellungsstadt der Moderne“ zeigen können. Ich freue mich schon, wenn ich ihn das erste Mal in
Norbert Eisold, Kurator Forum Gestaltung e.V.
Magdeburg
der Hand halten kann. Natürlich hat so ein Gegenstand auch haptische Qualität. Was für ein
grandioser Wurf, dieser Würfel! In seiner Gegenwart, so stelle ich mir vor, werden all die Ehrenpokale, die vor allem Pokale der Geistlosigkeit
und der Geschmacklosigkeit sind, wie Wachs in
der Sonne schmelzen.
Ein Zauberwürfel: quadratisch, praktisch, gut –
und schön!“
„Magdeburger Pilotenrakete für kleine
Himmelsstürmer“
„Wir bauen die berühmte Magdeburger Pilotenrakete in Originalgröße nach. Sie wird 8,00
m hoch sein, ihr Durchmesser beträgt 75 cm. Der
Reiz des Nachbaus dieser Flüssigtreibstoff-Rakete
besteht darin, dass sie begehbar ist. Das Ausstellungsexponat lässt sich so interaktiv nutzen. In
die Geschichte eingegangen ist die Magdeburger
Pilotenrakete, weil diese Flüssigtreibstoff-Rakete
des Raketenpioniers Rudolf Nebel Anfang der
30er Jahre quasi die Generalprobe für den allerersten bemannten Raketenflug sein sollte. Und
ein Vorläufer der modernen Raketenantriebstechnik.
Und der Pilot, der mit dieser Magdeburger Pilotenrakete fliegen sollte, war bereits namentlich
bekannt. Kurt Heinisch, ein Testflieger, absolvierte sogar eine Fallschirmausbildung, um sich auf
den Raketenflug vorzubereiten. Zum bemannten
Flug ist es allerdings nicht gekommen.
5 AUSSTELLUNGEN ZUR
MAGDEBURGER MODERNE
DER 20er JAHRE
22. März – 12. Juni 2016
Joachim Brohm State of M.
©Technikmuseum Magdeburg
Aber immerhin startete im Jahr 1933 auf dem
Gelände des Guts Mose bei Magdeburg die unbemannte Flüssigkeitsrakete, weit flog sie allerdings nicht. Die Raumfahrt steckte damals noch
in den Kinderschuhen. Mit der begehbaren Magdeburger Pilotenrakete wollen wir Kindern nun
dieses Gefühl für die Anfänge der Raumfahrt
vermitteln. Über den Stand der heutigen Weltraumfahrt mögen sie informiert sein, aber unsere Ausstellung „Magdeburger Pilotenrakete,
Himmelsstürmer, Visionäre und Erfinder“ gibt
den Verweis darauf, wie alles angefangen hat.
Ein entscheidender Schritt hat mit dem Start der
ersten Flüssigtreibstoff-Rakete in Magdeburg
stattgefunden.“
Kunstmuseum
Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg
kunstmuseum-magdeburg.de
1. Juni – 11. Dezember 2016
maramm Magdeburg –
Reklame-und Ausstellungsstadt
der Moderne
Forum Gestaltung e. V.
forum-gestaltung.de/maramm
Dauerausstellung
28. Oktober 2016 – 12. Februar 2017
Bunte Stadt – Neues Bauen.
Die Baukunst von Carl Krayl
Kulturhistorisches Museum Magdeburg
khm-magdeburg.de
21. Juni – 25. September 2016
Xanti Schawinsky Retrospektive
Kunstmuseum
Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg
kunstmuseum-magdeburg.de
Modell der Pilotenrakete
© ecke design
Dauerausstellung
erster Öffnungstag: 27. Mai 2016, 16 Uhr
Es waren enthusiastische Himmelsstürmer, die
dieses Projekt vorantrieben und höher hinaus
wollten, als jemals zuvor.
Vor allem die jüngeren Besucher können nun –
sofern sie sich trauen – in die nachgebaute Rakete einsteigen und die Enge verspüren, die bei
einem bemannten Start der Magdeburger Pilotenrakete geherrscht hätte. Die Pilotenkabine
ist 1,20 m hoch und hat einen Durchmesser von
70cm. Raketengeräusche lassen alles noch realistischer wirken. Es war der Traum von Nebel, den
bemannten Raketenflug in die Tat umzusetzen.
Magdeburger Pilotenrakete,
Himmelsstürmer, Visionäre
und Erfinder
Technikmuseum Magdeburg
technikmuseum-magdeburg.de
Gefördert durch:
Gerhard Unger,
Leiter des Technikmuseums Magdeburg
Weitere Veranstaltungen unter
www.grosse-plaene.de
Seite 6
MAGDEBURGER MODERNE | Einmalige Ausgabe 2016
REPORTAGE
Der Gründerzeit zu Leibe gerückt
Rundfahrt zu den Zeugnissen der Magdeburger Moderne mit dem
Architekten und Stadtplaner Dr. Eckhart W. Peters und Liane Radike,
Abteilungsleiterin im Stadtplanungsamt Magdeburg.
VERANSTALTUNGEN ZU DEN
SIEDLUNGEN DER MODERNE
25. April 2016, 19.00 Uhr
THEMENABEND
MAGDEBURG & DIE MODERNE
In der Reihe STADTENTWICKLUNG
UND BAUKULTUR IN SACHSENANHALT
Gemeinsame Veranstaltung des Landes Sachsen-Anhalt und der Architektenkammer | Partner: Landeshauptstadt Magdeburg
Ort: Vertretung des Landes SachsenAnhalt beim Bund in 10117 Berlin,
Luisenstraße 18
Pferdetor,
© Stadtplanungsamt
Hermann-Beims-Siedlung,
© Stadtplanungsamt
11. Oktober 2016, 18.00 Uhr
AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG/
GESPRÄCHSABEND
SIEDLUNGEN DER 20er JAHRE
im IBA-Shop, Regierungsstr. 37
Veranstalter: Stadtplanungsamt
13. Oktober 2016, 12.00 Uhr
STÄDTENETZKONFERENZ
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Stadthalle, © MMKT
Dr. Eckhart W. Peters „nimmt uns mit“ zu den
Zeugnissen der Magdeburger Moderne der 20er
Jahre.
Auf dem Werder zwischen der Stromelbe und Alter Elbe erreichen wir im Rotehornpark die erste
Station der Rundfahrt: Das Stadthallen-Areal.
„Hier fand 1927 die Deutsche Theaterausstellung
statt. Zeugnisse dieser Zeit sind die Stadthalle, das
Pferdetor und der Aussichtsturm. Stadtbaurat Johannes Göderitz ließ die Stadthalle in nur acht
Monaten erbauen.“ Der Aussichtsturm mit Cafe
und das Pferdetor waren Teile der Gesamtkonzeption für die Theaterausstellung von Professor
Albinmüller. Es war eine riesige Ausstellung, die
die geistigen, künstlerischen, technischen und
wirtschaftlichen Fortschritte der deutschen Theaterwelt präsentierte.
Bald steht Stadtplaner Peters vor dem Eingangsbereich der Stadthalle. Er stellt sich auf die Linien
am Boden, die rasterförmig auf die Säulen zugehen und macht auf die funktionsgerechte Bauweise aufmerksam.
Die Farbe des Materials, die dunkle Lasur der
Steine, die Riffelung der schwarzen Kacheln, diese Mischung aus Material, Helligkeit und Licht
prägen die Architektur.
Und zum ersten Mal während dieser Tour erfahren wir, dass nach dem Ersten Weltkrieg die oftmals spekulative, gründerzeitliche und schachbrettartige Architektur durch das Neue Bauen
überwunden wurde.
Eine Mission, die Bruno Taut, von 1921 bis 1924
Stadtbaurat in Magdeburg, in aller Konsequenz
verfolgte. Peters sagt dazu: „Sein Ziel war es,
die Wohnungsnot zu lindern, soziale, menschenwürdige Siedlungen zu schaffen und das graue
Einerlei der Gründerzeit mit Farbe zu überwinden“. Als Avantgarde stellte er die Weichen für
die dynamische Entwicklung Magdeburgs zur
Stadt der „Moderne“.
Licht, Luft, Sonne – darum geht es bei allen Siedlungen der Magdeburger Moderne, zu denen
uns Liane Radike, Abteilungsleiterin im Stadtplanungsamt Magdeburg, führt. An uns ziehen
die Siedlung Cracau, Anger-Siedlung, CurieSiedlung, Siedlung Westernplan, Siedlung Heimat, Hermann-Beims-Siedlung, Siedlung Schneidersgarten und die Gartenstadt-Kolonie Reform
vorbei. Die Siedlung Cracau mit ihrer leicht geschwungenen Form Richtung Elbe, durch die bei
Westwind frische Luft hineinströmt.
Frau Radike stellt fest: „Grundlage für diese
Siedlungen war der richtungsweisende Generalsiedlungsplan 1922 von Bruno Taut und der
Flächennutzungsplan von Johannes Göderitz.“
Viele Gemeinsamkeiten der Siedlungen werden
sichtbar.
Die Gebäudehöhe ist drei- bis fünfgeschossig,
große Frei- und Grünflächen sowie Gemeinschaftsanlagen schaffen Lebens- und Wohnqualität. Und immer wieder führen große Torein-
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Veranstalter: Kompetenzzentrum
Stadtumbau Ost
Ort: Gesellschaftshaus Magdeburg,
Schönebecker Straße 129
fahrten ins Herz der jeweiligen Siedlung hinein.
Noch heute sind die Grünanlagen zwischen den
Gebäuden autofrei und stehen den Kindern zum
Spielen und den Erwachsenen zur Erholung zur
Verfügung
Resümierend stellt Peters dazu fest: „Die Siedlungen der Magdeburger Moderne sind mit denen
in Berlin oder Frankfurt am Main vergleichbar.
Der genossenschaftliche soziale Wohnungsbau
ist vom Gedanken des Neuen Bauens durchdrungen und sicherlich wert, in Gänze als Welterbe
beantragt zu werden.“
Schließlich wird Magdeburg richtig bunt. Nach
Abstechern zum AOK-Gebäude, der Sparkassenfiliale sowie der Willy-Brandt-Schule geht es in
die Otto-Richter-Straße. Wir werden fast sprachlos angesichts des Farbenfeuerwerks der bemalten Fassaden, die Eindrücke sind überwältigend.
Peters schwärmt: „Die Bemalung erinnert mich
an Wassily Kandinsky, an das Bauhaus. Welche
Kraft der Formen und der Farbe, welche Phantasie und was für Mut, Gebäude so anzumalen!“
Unter der Leitung von Taut wurden die Gründerzeitfassaden in der Otto-Richter-Straße vom
Künstler Carl Krayl konsequent übermalt. Und
Peters wird nicht müde, diesen wichtigen Schritt
zu betonen. Bruno Taut hätt´s gefreut.
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Detailaufnahme des Wohn- & Geschäftshauses
mit Sparkassenfiliale, © MMKT
AOK-Gebäude
Stadtplanungsamt, Foto Rudolf Hatzold
Otto-Richter-Straße 2, © MMKT
MAGDEBURGER MODERNE | Einmalige Ausgabe 2016
Seite 7
PORTRAIT: Professor Ralf Niebergall
Unterwegs zur Straße der Moderne
Es gibt Sehnsuchtsstraßen wie die Route 66 in den USA. Und Straßen, die nirgendwo zu finden sind,
nicht auf einer Landkarte und schon gar nicht im GPS-System. Es existiert nur die Sehnsucht nach ihnen,
in den Köpfen und im Herz. So ist das bei Ralf Niebergall. Warum nicht eine Straße der Moderne durch
Sachsen-Anhalt auf den Weg bringen? Das wär‘s aus seiner Sicht – eine touristische Route mit vielen
Stationen, ähnlich wie bei der Straße der Romanik.
„Da können wir selbstbewusst auftreten“, sagt Niebergall. Das Kernland der Moderne, mit der Ikone
Bauhaus im Zentrum. In der Nachbarschaft die industriellen Kerne um Magdeburg und Halle herum.
Die Zeugnisse des „Neuen Bauwillens“ in Magdeburg. Dieser versteckte Schatz hat es ihm angetan.
Es sei „atemberaubend“, dass Magdeburg in der
Siedlungsentwicklung dieser 20er Jahre komplett
auf Augenhöhe mit Berlin und Frankfurt ist, obwohl
es sich um eine deutlich kleinere Stadt handelt.
Man braucht wohl mehr von dieser Begeisterung,
mehr Menschen wie Niebergall, damit Großes entsteht. Aber der Präsident der Architektenkammer
Sachsen-Anhalt hat sich eine Portion Realismus bewahrt. Gar nicht so einfach, den Schatz zu heben.
Seine Architektenkammer hat es viel Kraft gekostet,
in der Öffentlichkeit durchzudringen. Mit dem Konzept der Architektouren durch Dessau, Magdeburg
und Halle (Saale) zum Beispiel – eine Art „Einstiegsdroge“ in die Welt der Moderne. Einen neuen Touristenmagneten zu schaffen ist das eine.
Professor Ralf Niebergall,
Präsident der Architektenkammer
Sachsen-Anhalt
Das andere: Professor Niebergall agiert auch als Botschafter der Moderne, wenn er mit seinen ausländischen Studierenden von der Hochschule Anhalt in Dessau nach Magdeburg aufbricht. Das ist wie ein
Tauchgang bis an den Grund des Meeres, wo einem durch die Bullaugen das mit Gold gefüllte Schiff
entgegen glänzt, reif für seine Bergung. Dabei geht es nicht um Stilfragen, sondern um das Neue Bauen, um eine gewisse soziale Verantwortung einer bestimmten Zeit.
Für die Studierenden, die in ihren Heimatländern Wohnungsnot erleben, ein wichtiger Erkenntnisgewinn. Und überraschend dazu: Die bunte Straße von Carl Krayl, die Otto-Richter-Straße, hätten sie in
Südamerika erwartet, nicht aber in Mitteleuropa!
Das Soziale der Moderne, schon sind wir im Exkurs: Im Weltmaßstab betrachtet gibt es eine gewaltige Wohnungsnot, da kann die Moderne in
anderen Konzepten aufgehen. Das Stichwort Cohousing fällt: Unter dem
Druck teurer Wohnungsmärkte Modelle entwickeln, bei denen der individuelle Wohnraum kleiner ausfällt, dafür aber
größere Räume gemeinschaftlich genutzt werden.
Zurück nach Magdeburg.
Die Magdeburger Moderne ist eine emotionale
Achterbahnfahrt für Niebergall, vor allem, wenn
er an die Zukunft denkt.
Er will aufrütteln, mitreißen, aufputschen.
Wenn eine Stadt den Anspruch erhebt, 2025 Kulturhauptstadt zu werden, dann müsse sich ein
großer Geist allgemein in der Stadt verbreiten,
findet der Architekt. Wirtschaft, Kultur, Architektur, Planung – alle müssten jetzt zusammenkommen in einem Think Tank. Ja, das wäre sein Ziel.
Indes weiß er: Auch in den 20er Jahren erfüllten
sich nicht alle Träume, aber sie haben Prozesse
angestoßen. Dann bricht sie doch durch, die Bewunderung Niebergalls für den Mut zur Utopie.
Rudolf Nebel und seine Magdeburger Pilotenrakete, dafür hat der Stadtrat einfach mal Geld für
Raketentests locker gemacht. Unglaublich.
Die Rakete sei nicht weit geflogen, aber man
habe sich doch zu einer modernen Metropole
entwickelt.
FAHRRAD-ARCHITEKTOUR
„DAS BUNTE
MAGDEBURG“
Mit dem Aufbruch in die Moderne als „Stadt
des neuen Bauwillens“ zeigte Magdeburg in
den 1920er Jahren ihre Verwandlung in eine
farbige Stadt. Der magdeburgische, moderne
Siedlungsbau ist vergleichbar mit jenen in
Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main. Auf
dieser aktiven Tour werden Ihnen die architektonischen Besonderheiten unserer immer
noch bunten Ottostadt nahe gebracht. Die
Architekturgeschichte Magdeburgs in ihrer
Bandbreite ist auf dem Domplatz hervorragend abzulesen. Die Tour führt zur Stadthalle
über das Uniklinikum in die GartenstadtKolonie „Reform“ bis hin zur Otto-RichterStraße mit der expressiven Farbgestaltung.
ZEITRAUM:
Juni - September
TERMINE: 18. Juni (Premiere) / 07. Juli /
27. August / 17. September
BEGINN: Juni & September um 14.00 Uhr
Juli & August um 10.00 Uhr
DAUER: 2 Stunden
PREIS: 12,00 EUR pro Person
(Keine Ermäßigungen)
TREFFPUNKT: Steinernes Schachspiel am
Domplatz
ENDE: Domplatz
HINWEIS: Fahrräder werden nicht zur Verfügung gestellt, sind in Magdeburg ausleihbar.
Bitte reservieren Sie!
Tourist-Information Magdeburg
Ernst-Reuter-Allee 12
39104 Magdeburg
Tel: 0391 8380-403
www.magdeburg-tourist.de
Magdeburg – Zentrum der klassischen Moderne
Im 21. Jahrhundert schärft Sachsen-Anhalt sein Profil als Kernland der Moderne weiter. Dass Magdeburg dabei eine wichtige Rolle einnimmt, macht Kultusminister
Stephan Dorgerloh in seinem Beitrag deutlich.
„Magdeburgs Erbe ist nicht nur mittelalterlich, die Elbestadt ist auch ein Zentrum der klassischen Moderne. Allein fünf Korrespondenzausstellungen der landesweiten Schau „Große Pläne!“, die SachsenAnhalt als Land der Moderne präsentiert, heben in der Landeshauptstadt diese Rolle hervor.
Technischer Fortschritt, Reformwille, Kreativität und der Mut zu Innovationen gefördert von weitblickenden Politikern und Künstlern, Stadtplanern und Architekten wie Beims, Taut, Göderitz und Krayl
haben in Magdeburg unverkennbare Spuren hinterlassen.
Das 1927 geschaffene Gebäudeensemble im Kulturpark Rotehorn mit Stadthalle, Aussichtsturm und
Pferdetor stehen ebenso exemplarisch dafür wie Klinikbauten, die Hermann-Beims-Siedlung oder
die Gartenstadt-Kolonie Reform. Aber auch verrückt klingende Raketenpläne, erste Schritte auf dem
Weg zur bemannten Raumfahrt, gehören neben grundlegenden Neuerungen im Kommunikationsdesign dazu.“
FÖRDERUNG FÜR „GROSSE PLÄNE!“
SACHSEN-ANHALT
Kultusministerium
Das Land Sachsen-Anhalt fördert das Ausstellungsprojekt „Große Pläne!“ der Stiftung
Bauhaus Dessau im Verbund mit Ausstellungen in Dessau, Halle (Saale), Magdeburg,
Merseburg, Leuna, Elbingerode und Quedlinburg mit 1,3 Millionen Euro aus Landesmitteln, davon erhalten die fünf Magdeburger Ausstellungen 290.000 Euro.
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MAGDEBURGER MODERNE | Einmalige Ausgabe 2016
KONTRASTE
Zeitflug durch die Stadt des Neuen Bauens
Wie sah die Magdeburger Moderne der 20er Jahre früher aus, und wie heute? Gibt es Beispiele, können wir Vergleiche ziehen?
Die Antwort ist: Ja, das können wir. Wir setzen uns in die Zeitmaschine, drücken den Hebel, und sind im freien Fall unterwegs, um
uns ein Bild zu machen von fünf Bauwerken aus einer anderen Zeit.
Die Augen ruhen auf fünf Bild-Paaren, identischen Bildausschnitten, die aber markante Zeitkontraste offenbaren. Die Welt hat
sich weitergedreht, auch für das Stadthallen-Areal mit Albinmüller-Turm, für ein Haus der Angersiedlung (Wörlitzer Straße), für
den Schlachthof, die OLi-Lichtspiele und das Volksbad Südost. Wir drehen die Zeit noch einmal zurück.
Und Kontinuität: Das Kino lebt weiter.
Damals bewegte Bilder, heute ein Kult-Kino: Die Rede ist von den OLi-Lichtspielen, entworfen vom Künstler Carl Krayl, einem Mitstreiter von Stadtbaurat und Präger der Stadt des Neuen Bauwillens, Bruno Taut. Eröffnung
war im Jahr 1936. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden dort weiter
Filme gezeigt. Heute geht das Angebot im renovierten Kino über Filmvorführungen hinaus, neben Filmklassikern stehen auch Konzerte, Lesungen
und Theater auf dem Programm.
Stadthalle und Ausstellungsturm
Stadthalle und Albinmüller-Turm
(um 1930) © Stadtarchiv Magdeburg (2016) © Conrad Engelhardt
Zuerst geschäftiges Treiben an der Stadthalle.
Die alte Aufnahme aus den 30er Jahren vom Stadthallen-Areal und Albinmüllerturm lässt heute noch das geschäftige Treiben erahnen, das dort auch
1927 während der Deutschen Theaterausstellung geherrscht haben muss.
Im Rahmen der Ausstellung wurde die Stadthalle eingeweiht, ein Bauwerk
des bedeutenden Vertreters des Neuen Bauens, Johannes Göderitz. Nur
acht Monate hatte die Bauzeit betragen. Bemerkenswert. Rechts neben
der Stadthalle schießt der Albinmüller-Turm in die Höhe. Und heute? Beide
Bauwerke im Rotehornpark auf der Elbinsel sind lebendige Wahrzeichen
der Landeshauptstadt Magdeburg: Panorama-Blick vom Albinmüller-Turm,
Kulturveranstaltungen in der Stadthalle, Spaziergänge durch den Rotehornpark.
OLi-Lichtspiele (alt)
© Archiv Niemann
OLi-Lichtspiele (2016)
© Conrad Engelhardt
Schließlich, ein Volksbad, das keines mehr ist.
Dann laufen Schweine durchs Bild.
Bildwechsel, ein anderer Ort in Magdeburg, Schweine laufen durchs Bild.
Sie wissen noch nicht, aber ahnen vielleicht schon, dass ihr Schicksal bald
besiegelt sein wird, im städtischen Schlacht- und Viehhof.
Volksbad Südost (ca. 1927)
© Stadtarchiv Magdeburg
Schlacht- und Viehhof, Großviehmarkthalle (um 1928)
© Stadtarchiv Magdeburg
Schlachthof (heute)
© Conrad Engelhardt
In den 20er Jahren entstanden nach Plänen von Göderitz neue auf Funktion und Rationalität ausgelegte Schlachthofbauten wie die ehemalige
Schweinemarkthalle.
Wo früher Schweine über den Vorplatz getrieben wurden, parken heute
Autos. Die denkmalgeschützte Schweinemarkthalle beherbergt einen Supermarkt.
Staunen über eine verwandelte Hausfassade.
Gröninger Bad (heute)
© Conrad Engelhardt
Zum Schluss geht es um ein Volksbad, das keines mehr ist. Das Volksbad
Südost öffnete im Jahr der Deutschen Theaterausstellung (1927). Ein nüchtern-sachlicher Bau, der den Industriearbeitern als öffentliches Dusch- und
Wannenbad sowie Bibliotheksort Abwechslung vom Alltag bot. Kultureller
Begegnungsort ist das Bad – das heute den Namen Gröninger Bad trägt –
immer noch, aber anders: Live-Musikkonzerte füllen das denkmalgeschütze
Gebäude heute. Wenn wir die Zeitmaschine wieder verlassen, nehmen wir
eines mit: Die Magdeburger Moderne hat auch im 21. Jahrhundert einen
Platz – ja, sogar viele Plätze.
Impressum
HERAUSGEBER
Landeshauptstadt Magdeburg
– Der Oberbürgermeister –
39090 Magdeburg
Alter Markt 6, 39104 Magdeburg, Tel.: 0391 540-0
E-Mail: [email protected]
www.magdeburg.de
REDAKTION UND TEXTE (soweit nicht anders angegeben):
Dr. Tanja Anette Glootz, Magdeburg Marketing Kongress und Tourismus GmbH, Am Domplatz 1 b, 39104 Magdeburg
Angersiedlung, Wörlitzer Straße
(alt), © Werner Klapper
Angersiedlung, Wörlitzer Straße
(neu), © Werner Klapper
Wie aus alt wieder neu wird, zeigt sich besonders erfrischend an einer
Hausfassade in der Anger-Siedlung (Wörlitzer Straße), die zu einem bunten Blickfang geworden ist. Magdeburg ist ein Hort zahlreicher schöner
Siedlungen aus der Zeit des Neuen Bauens, die es zu entdecken lohnt, wie
die Hermann-Beims-Siedlung, die Anger-Siedlung, die Curie-Siedlung oder
die Siedlung Cracau.
GESTALTUNG.
Magdeburg Marketing Kongress und Tourismus GmbH, Jana Ignatius
Am Domplatz 1 b, 39104 Magdeburg
REDAKTIONSSCHLUSS: 30.03.2016