Polis Europa - European Region Tyrol-South Tyrol
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Polis Europa - European Region Tyrol-South Tyrol
connecting minds & cultures powered by DIOTIMA SOCIETY and European Region Tyrol-South Tyrol-Trentino Polis Europa Matthias Fink, Günther Rautz, Rainer Weissengruber, Paolo Zanenga (editors) Polis Europa Matthias Fink Günther Rautz Rainer Weissengruber Paolo Zanenga (editors) Buchbestellungen unter: Europäische Akademie Bozen Drususallee 1 39100 Bozen - Italien Tel. +39 0471 055033 Fax +39 0471 055099 E-Mail: [email protected] Die teilweise oder vollständige Übersetzung, Überarbeitung, Anpassung, Wiedergabe mit jeglichem Mittel sowie Digitalisierung ist für alle Länder vorbehalten. Verantwortlicher Direktor: Stephan Ortner Herausgeber: Matthias Fink Günther Rautz Rainer Weissengruber Paolo Zanenga Koordination: Anna-Kira Pirhofer 2016 ©C opyright by Europäische Akademie Bozen Accademia Europea Bolzano ISBN: 978-88-98857-13-5 Quelle des Titelbildes: Schloss Tirol/Foto Staschitz Druckvorstufe: Pluristamp Druck: Esperia Libro ordinabile presso: Accademia Europea Bolzano Viale Druso, 1 39100 Bolzano - Italia Tel. +39 0471 055033 Fax +39 0471 055099 E-mail: [email protected] Traduzione, riproduzione e adattamento, totali o parziali e con qualsiasi mezzo (compresa la memorizzazione elettronica), sono riservati per tutti i paesi. 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INHALT/ INDICE/ CONTENTS GRUSSWORT/ SALUTO/ GREETING . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Grußwort der drei Landeshauptmänner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Saluto dei tre presidenti . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 EINLEITUNG/ INTRODUZIONE/ PREFACE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Polis Europa - eine Annäherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Matthias Fink Il cammino di Polis Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Matthias Fink Polis Europa - a New Perspective Paolo Zanenga . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Neu in der Europaregion: Euregio-Atelier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Rainer Weissengruber Una novitá in Euregio: L' Euregio-Atelier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Rainer Weissengruber SYSTEMATISCHES DENKEN – Visionen und Vorschläge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 IL PENSIERO SISTEMICO – Visioni e proposte SYSTEMIC THINKING – Vision and programmes Einheit und Vielfalt bei Cusanus. Ein Projekt für Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Ermenegildo Bidese Miteinander oder Gegeneinander. Zu den Ursprüngen von Gemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 Wilhelm Guggenberger Il significato di Polis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Giovanni Ghiselli La forza dell’arte in un’ Europa connessa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Serena Baccaglini “Next Generation City” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 Maurizio Morgantini AUSBLICK AUF EIN EUROPA der Regionen und Städte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 VERSO UN’ EUROPA di regioni e città A PATH TOWARDS AN EUROPE under the Sign of Regions and Cities “Connecting Polis Europa” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 Paolo Zanenga Europa come sistema complesso Marinella De Simone . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 Günther Rautz Europe towards other world regions . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 José Palma Andrés AUSBLICK/ PROSPETTIVA/ OUTLOOK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 A Critical Bifurcation in the Humanity System we call Europe . . . . . . . . . . . . . . . . 165 Ervin Laszlo NACHWORT/ EPILOGO/ POSTFACE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 Wo endet Europa? Bemerkungen über Zuständigkeit und Verantwortung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 Armin Gatterer L'Euregio Tirol-Alto Adige/Südtirol-Trentino: appunti critici per il futuro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 Giuseppe Zorzi Autorenverzeichnis/ Indice Autori/ Author Index . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 GRUSSWORT SALUTO GREETING Grußwort der drei Landeshauptmänner Polis Europa: Die wörtliche Übersetzung als „Stadt(staat) Europa“ trifft den Nerv des Europas des 3. Jahrtausends. Bereits das Alte Griechenland, mit seiner Urform der Demokratie, hat das europäische Denken maßgeblich geprägt. Nun gilt es – angesichts der Herausforderungen unserer Zeit – dieses Europa neu zu denken. Dass dies keine Plattitüde ist, machen die Entwicklungen der letzten Jahre und Monate mehr als deutlich. Die Finanz- und Wirtschaftskrise, die Flüchtlingsfrage, der Austritt des Vereinigten Königreichs und nicht zuletzt der im Namen einer Religion ausgeübte Terrorismus erschüttern die Europäische Union einerseits in ihren Grundfesten. Andererseits stellen sie eine Chance für Europa dar, geeint und gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino versteht sich als eine Vorbildregion im Herzen Europas. Gerade unsere Länder, die ebenso wie viele andere Teile unseres Kontinents von den Wirren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit voller Wucht getroffen worden sind, sehen die einzigartige Chance, durch die partnerschaftliche und solidarische Zusammenarbeit im Geiste der Europäischen Integration die Grenzen zu überwinden und den Frieden zu stärken. Mit dem Europäischen Verbund für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) hat die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino ein europäisches Instrument genutzt, um die Zusammenarbeit der drei Landesteile auf eine neue institutionelle Ebene zu heben. Mit zahlreichen Initiativen – sei es im Bereich der Jugend, bis hin zur Forschung – haben wir auch auf europäischer Ebene aufgezeigt, dass die Regionen ein wichtiger Motor für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit sein können. Es freut uns besonders, dass sich das Euregio-Atelier im Frühjahr auf Schloss Tirol zu einem ersten Arbeitstreffen eingefunden hat. Von diesem Ort, an dem unser gemeinsamer EVTZ vor fast genau fünf Jahren seine konstituierende Sitzung abgehalten hat, soll ein starker Impuls ausgehen, um Europa von Grund auf neu zu denken. Wir danken den Promotoren Günther Rautz von der Europäischen Akademie Bozen sowie Rainer Weissengruber und Paolo Zanenga von der Diotima Society für die gute 9 Zusammenarbeit. Das Zusammenwirken von ExpertInnen aus verschiedensten Fachrichtungen, aus allen Teilen der Europaregion und darüber hinaus, bildet eine gute Plattform, um sich auf die wahren Werte Europas zu besinnen und die Zusammenarbeit in Europa neu zu gestalten. Ugo Rossi Landeshauptmann des Trentino Präsident der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino Arno Kompatscher Landeshauptmann von Südtirol Günther Platter Landeshauptmann von Tirol Die drei Landeshauptleute/ I tre presidenti Ugo Rossi, Günther Platter, Arno Kompatscher 1 1 10 Quelle/Fonte: Fotocredit: Land Tirol/Brunner Saluto dei tre presidenti Polis Europa: un titolo che si traduce letteralmente con “città (-stato) Europa” e che centra il punto nevralgico dell’Europa del Terzo millennio. Questa forma di primordiale democrazia, nata nell’antica Grecia, ha contribuito in modo sostanziale a strutturare l’idea di Europa. Un’idea che ora - di fronte alle nuove sfide della nostra epoca - deve necessariamente essere ripensata. Che non si tratti di un semplice modo di dire lo dimostrano più che chiaramente gli sviluppi degli ultimi anni e mesi. Se da un lato le fondamenta stesse dell’Unione europea sono scosse dalla crisi finanziaria ed economica, dall’emergenza profughi, dall’uscita del Regno Unito, e – non ultimo – dal terrorismo di matrice religiosa, dall’altro lato tutto ciò offre l’opportunità di superare la crisi più uniti e più forti. L’Euregio Tirolo-Alto Adige-Trentino si pone come un vero e proprio modello nel cuore dell’Europa. Proprio i nostri territori, che nella prima metà del XX secolo, come molte altre parti del continente, sono stati teatro dei violenti conflitti in atto nel continente, vedono nella collaborazione paritaria e solidale improntata allo spirito dell’integrazione europea, un’occasione unica per abbattere le frontiere e consolidare la pace. Il Gruppo europeo di cooperazione territoriale (GECT) ha consentito all’Euregio Tirolo-Alto Adige-Trentino di elevare a un nuovo rango istituzionale la collaborazione fra i tre territori. Attraverso numerose iniziative – che spaziano dai progetti destinati ai giovani, al settore della ricerca scientifica – abbiamo dimostrato anche a livello europeo come le regioni possano costituire un volano per la cooperazione transfrontaliera. Siamo particolarmente lieti che il primo incontro di lavoro dell’Euregio Atelier si sia tenuto in primavera proprio a Castel Tirolo, che cinque anni fa ospitò la seduta costituente del nostro GECT. Un luogo evidentemente destinato a fornire stimoli per un radicale ripensamento del modello europeo. Esprimiamo il nostro ringraziamento a Günther Rautz dell’Accademia europea di Bolzano e a Rainer Weissengruber e Paolo Zanenga di Diotima Society per l’ottima organizzazione dell’iniziativa, che attraverso la sinergia tra esperte ed esperti di vari settori, provenienti dai territori dell’Euregio e non solo, rappresenta una valida piattafor- 11 ma per riflettere sui veri valori europei e porre nuove basi per la cooperazione in Europa. Ugo Rossi Presidente della Provincia Autonoma di Trento Presidente dell’Euregio Tirolo-Alto Adige-Trentino Arno Kompatscher Presidente della Provincia Autonoma di Bolzano/Alto Adige Günther Platter Capitano del Tirolo 12 EINLEITUNG INTRODUZIONE PREFACE Polis Europa - eine Annäherung Polis Europa - eine Annäherung1 Matthias Fink Samstag, 24. Jänner 2015. Rainer Weissengruber, Präsident des Centrum latinitatis europae sitzt im Zug nach Bozen. Es ist eine der zahlreichen Reisen des umtriebigen Altphilologen, der hauptberuflich Linzer Gymnasiasten an die lateinische Sprache und Kultur heranführt. Am Abend findet sein erstes Treffen mit dem Generalsekretär der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino statt. Weissengruber brennt für die Vision der Europaregion, durch die zukunftsgewandte Zusammenarbeit der drei Länder, die Grenzen in einem historisch belasteten Gebiet zu überwinden, im tiefen Respekt für die kulturelle und sprachliche Vielfalt und ganz im Geiste der Europäischen Einigung. Ihm schwebt vor, im zweisprachigen Bozen das 15. Centrum latinitatis europae zu gründen, das den Gedanken der Europaregion in der Welt der humanistischen Denker überträgt und weiterentwickelt. Gut Ding braucht Weile. Die Gründung der Bozner Version des „The Classic Lab of Europe“ liegt in weiter Ferne. Nicht nur im Euregio-Büro prallt das Schöne des visionären Denkens oft mit dem Mühsal der Umsetzung zusammen. Wie in jedem Unternehmen, das auf die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen setzt, besteht auch im operativen Kumulationspunkt der Europaregion die tägliche Arbeit – gefühlt – aus 10 Prozent Inspiration und 90 Prozent Transpiration. Gedanken spinnen, Ideen vertiefen, Partner finden, Projekte entwickeln, umsetzen, evaluieren. Immer wieder aufs Neue. Ein Denker-Atelier für die Europaregion. Eine reizvolle Idee, ein anspruchsvolles Projekt. Für den Generalsekretär ist klar: nicht abgekapselt wie beim mitunter recht verbreiteten „Kirchturm-Denken“, sondern regional verwurzelt mit offenen Armen für all jene, die für das Projekt Europaregion brennen und dieses mit ihrem „Hirnschmalz“ ein Stück weit mitgestalten wollen. So könnte es funktionieren. Ähnlich wie das bereits bestehende Angebot der Euregio-Akademie, welche für unter 35jährige aus Tirol, Südtirol und Trentino einen Lern- und Experimentierort für die grenzüberschreitende 1 Der Autor ist der Vertreter des Landes Tirol im gemeinsamen Büro der Europaregion in Bozen und war damit von Oktober 2013 bis Oktober 2015 auch Generalsekretär des EVTZ „Europaregion Tirol–Südtirol– Trentino“. Der Beitrag gibt die persönliche Auffassung des Autors wieder, die nicht mit der Position des Landes Tirol, des EVTZ „Europaregion Tirol–Südtirol–Trentino“ oder der Autonomen Provinzen Bozen-Südtirol und Trient übereinstimmen muss. 15 Matthias Fink Zusammenarbeit der drei Tiroler Landesteile bietet. Im Fall des Ateliers soll dies mit einer anderen Zielgruppe verwirklicht werden: für leidenschaftliche Philosophen und Humanisten, für Menschen, die für diese Idee brennen, von in- und außerhalb der Europaregion, aus verschiedensten gesellschaftlichen Kreisen, von Politik über Wissenschaft und Wirtschaft bis hin zur Kultur. Lech liegt gleich in der Nachbarschaft, damit liegt der Gedanke eines „Philosophicums der Europaregion“ nahe. Catch the motivated! Eine bekannte Grundregel für alle, die etwas bewegen wollen. Schnell wird klar, dass es regionale Partner und Träger für diese Initiative braucht. Philosophie, Humanismus, Europaregion, ein intellektueller Überbau für ein politisches Projekt, das Schritt für Schritt immer mehr zur Herzensangelegenheit der Bevölkerung wird. Woher die Expertise nehmen? Wen fragen? Der Zufall will es, dass am Schreibtisch des Generalsekretärs die soeben im Eigenverlag der Europäischen Akademie Bozen erschienene Publikation2 „Einheit in Vielfalt: ein europäisches Akkulturationsmodell für das interethnische Zusammenleben im 21. Jahrhundert“ liegt. Die überarbeitete Diplomarbeit von Günther Rautz, dem Koordinator des Instituts für Minderheitenrecht der EURAC, der als Jurist forscht, berufsbegleitend Philosophie studiert und mit seiner Thesis den Versuch einer Neubewertung des Begriffspaares „Einheit und Vielfalt“ anhand des europäischen Kirchenmannes Nikolaus von Kues (Cusanus) gewagt hat. Als Fürstbischof von Brixen hatte der Kardinal, der im Übergang vom Spätmittelalter zur Frühneuzeit gewirkt hat, mitunter keine „glückliche Hand“. Als Denker hat Cusanus mit seinem Konzept des „Spiritus Conexionis“ („Geist der Verknüpfung“) jedoch entscheidend zum Verständnis von Einheit und Vielfalt beigetragen. Dieser – wie Rautz im Abstract seiner Publikation schreibt – „theoretische Anknüpfungspunkt für ein alternatives Akkulturationsmodell, das zu einem friedlichen interethnischen Zusammenleben in Europa mittels eines pluralistischen Kulturansatzes einlädt“, bildet die ideale Ausgangsbasis, um den Atelier-Gedanken weiter zu verfolgen. Danke Günther. Mit Günther Rautz hat das Euregio-Büro den perfekten Partner gefunden. Bestens vertraut mit der vielfältigen Realität in dieser Europaregion am Übergang vom deutschen- und italienischen Sprach- und Kulturraum, immer ein offenes Ohr für neue Projekte und Ansätze, bringt er durch seine Forschungsarbeit gleich ein ganzes Netzwerk an Cusanus-Forschern aus dem Gebiet der Europaregion mit. Ein 2 16 Günther Rautz, Einheit und Vielfalt, Juli 2016, unter http://www.eurac.edu/de/research/autonomies/ minrig/publications/Pages/publicationdetails.aspx?pubId=0103450&pubType=Q. Polis Europa - eine Annäherung Netzwerk, das sich nur wenige Monate zuvor, im Dezember 2014, im Rahmen einer Tagung an der Universität Trient zum Europagedanken von Cusanus ausgetauscht hat. Rautz erklärt sich bereit, für die Europaregion die wissenschaftliche Federführung bei der Entwicklung des Gedankens eines Euregio-Ateliers – schön langsam reift die Bezeichnung des Philosphicums – zu übernehmen. Er trifft Rainer Weissengruber im Friaul, einem ebenso spannenden Gebiet, wo sich zu Deutsch und Italienisch gleich noch Slowenisch als Sprache der Begegnung gesellt. Es folgt das Zusammentreffen mit Paolo Zanenga, dem „Spiritus rector“ der DIOTIMA Society, beim Europäischen Forum Alpbach, das sich immer mehr zum intellektuellen Zentrum der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino entwickelt. Der Innovationsberater aus Genua, beseelt vom Reiz der interdisziplinären Auseinandersetzung mit dem Euregio-Gedanken, prägt fortan maßgeblich das Projektteam, bringt sein internationales Denkernetzwerk mit ein. Schritt für Schritt, Treffen für Treffen, reift das Euregio-Atelier. Kraftort Schloss Tirol. Dem Stammsitz der Grafen von Tirol und Namensgeber für das ganze Gebiet haftet eine besondere Faszination an. Nach außen bietet sich dem Besucher von dem schon seit der Frühzeit besiedelten Hügel hoch über Meran ein erhabener Blick auf das Etschtal und weit in den Vinschgau hinein, nach innen ein tiefgehender Einblick in die Südtiroler Kultur- und Landesgeschichte. Dort im Rittersaal, wo Fabelwesen das romanische Portal zur Schlosskapelle beschützen, fand am 13. Oktober 2011 die konstituierende Sitzung des damals gegründeten Europäischen Verbunds für territoriale Zusammenarbeit der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino statt. Es gibt wohl keinen besseren Ort für ein Euregio-Atelier, einer Denkwerkstatt für die Europaregion. Die tiefe Verbundenheit war auch in jedem Augenblick spürbar, als es um organisatorische Abstimmungen mit Leo Andergassen und Paula Mair, dem Direktor von Schloss Tirol und seiner Stellvertreterin, ging. Polis Europa, 22.-23. April 2016, Schloss Tirol. Es schließt sich der Kreis. Europa neu denken, Europa von der Europaregion heraus neu denken. Die erste Tagung des Euregio-Ateliers wird Realität. Sie bietet ein ebenso anspruchsvolles wie rundes Programm,3 ist ein erstes Zusammentreffen von Wissenschaftlern, Praktikern, Politikern, Verwaltern und interessierten Bürgern. Der Teilnehmerkreis ist gleichermaßen international zusammengesetzt wie in der Region verwurzelt. Zwei intensive Tage der Begegnung und Auseinandersetzung, eine einzigartige, mehrsprachige Erfahrung. Mit der vorliegenden Publikation wird diese Erfahrung dokumentiert und ein Stück weit 3 Juli 2016, unter http://www.europaregion.info/downloads/Polis_Europa_Schloss_Tirol.pdf. 17 Matthias Fink auch für all jene greifbar, die nicht dabei sein konnten. Eine zivilgesellschaftliche Erfahrung, die hoffentlich in einen regelmäßigen Austausch mündet und mit Schloss Tirol eine Heimat gefunden hat, um den europäischen Gedanken gemeinsam weiter zu spinnen. Denn nicht zuletzt haben die Ereignisse der letzten Jahre gezeigt, dass das Projekt Europa beides braucht: neue Impulse und einen langen Atem. 18 Il cammino di Polis Europa Il cammino di Polis Europa 1 Matthias Fink Sabato 24 gennaio 2015. Rainer Weissengruber, presidente del Centrum Latinatitis Europae, si trova sul treno per Bolzano. È uno dei tanti viaggi di questo dinamico studioso, laureato in filologia classica e docente presso il Liceo di Linz, dove cerca di avvicinare gli studenti alla lingua e alla cultura latina. La sera è previsto il primo incontro con me in qualità di Segretario generale dell’Euregio Tirolo-Alto Adige-Trentino. Weissengruber è innamorato della vision che anima l’Euregio e che spinge i tre territori di questa regione, gravata da una pesante eredità storica, a volgere lo sguardo verso il futuro e a collaborare per superare i confini, nel pieno rispetto della molteplicità culturale e linguistica e in totale adesione allo spirito europeo. Il suo sogno è di aprire nella bilingue Bolzano il 15. Centrum Latinitatis Europae per portare e sviluppare l’idea euroregionale dentro il mondo del pensiero umanistico. I sogni hanno bisogno di tempo, per dare vita alla versione bolzanina del “Classic Lab of Europe” occorrerà attendere. La bellezza del pensiero visionario cozza sovente – e non solo presso l’Ufficio comune dell’Euregio – con la fatica della sua traduzione in pratica. Come in ogni azienda impegnata nello sviluppo di nuovi prodotti e servizi, anche presso il centro nevralgico dell’Euregio la sensazione è che il lavoro quotidiano sia per il 10 per cento ispirazione e per il 90 per cento sudore. Pensare, approfondire, cercare partner, progettare, realizzare, valutare. Continuamente, giorno dopo giorno. Un atelier del pensiero per l’Euregio. Un’idea allettante, un progetto ambizioso. Per il Segretario generale una cosa è certa: non dovrà essere una conventicola chiusa, ripiegata su un’ottica campanilistica sin troppo frequente, ma un’iniziativa radicata nella dimensione regionale e insieme aperta a chiunque sia appassionato al progetto Euregio e sia disposto a contribuire con le proprie idee a farlo crescere e progredire. Qualcosa di simile all’Accademia dell’Euregio, che offre ai giovani sotto i 35 anni provenienti da Tirolo, Alto Adige e Trentino un luogo in cui apprendere e sperimentare concretamente la 1 L'autore è il rappresentante della regione Tirolo nell'ufficio della Euroregione di Bolzano. Da ottobre 2013 a ottobre 2015 è stato anche segretario generale del GECT "Euroregione Tirolo–Alto Adige–Trentino". Questo articolo riflette le opinioni personali dell'autore, che non devono coincidere con la posizione del paese Tirolo, il GECT "Euroregione Tirolo–Alto Adige–Trentino” o la provincia autonoma di Bolzano e Trento. 19 Matthias Fink cooperazione transfrontaliera tra i tre territori del Tirolo storico. Ma, nel caso dell’Atelier, con un diverso target: persone appassionate alla dimensione filosofica e umanistica, provenienti da dentro e fuori l’Euregio, da ambienti sociali diversi, dal mondo della politica, della scienza, dell’economia e della cultura. La cittadina di Lech con il suo Philosophicum, l’annuale appuntamento dedicato alla riflessione filosofica su temi importanti e attuali, non è poi tanto distante da qui. Perché non pensare a un Philosophicum dell’Euregio?. Catch the motivated: una regola fondamentale, ben nota a chiunque voglia mettere in moto un qualsiasi progetto. Subito appare chiaro che per portare avanti questa iniziativa occorrono partner radicati nella realtà regionale. Filosofia, umanesimo, Euregio: una sovrastruttura intellettuale per un progetto politico che passo dopo passo è qualcosa di sempre più sentito dalla gente. E dunque: dove trovare il parere autorevole? A chi chiedere? Il caso vuole che sulla scrivania del Segretario generale approdi un’opera appena pubblicata dall’Accademia Europea di Bolzano: «Einheit in Vielfalt: ein europäisches Akkulturationsmodell für das interethnische Zusammenleben im 21. Jahrhundert»2, una rielaborazione della tesi di laurea dello stesso autore Günther Rautz, giurista e coordinatore dell’Istituto sui Diritti delle minoranze dell’EURAC. Rautz, che parallelamente alla sua professione di ricercatore sta compiendo studi filosofici, tenta nella sua opera una rilettura del binomio unità e diversità alla luce del pensiero del chierico europeo Niccolò Cusano. Se come principe-vescovo di Bressanone Cusano, che visse a cavallo tra il tardo Medioevo e l’inizio dell’età moderna, non si dimostrò particolarmente abile, come pensatore egli elaborò con la sua idea di spiritus conexionis un elemento decisivo per comprendere i concetti di unità e diversità. Tale spunto teorico, su cui costruire un modello di acculturazione alternativo che invita a promuovere in Europa una pacifica convivenza interetnica fondata su un approccio culturale pluralistico, come scrive lo stesso Rautz nell’abstract della sua pubblicazione, rappresenta il punto di partenza ideale per portare avanti l’idea dell’atelier. Grazie, Günther. In Günther Rautz l’Ufficio dell’Euregio ha trovato il partner perfetto: profondo conoscitore della multiforme realtà di questa regione europea posta a cavallo tra l’area linguistico-culturale tedesca e quella italiana, sempre aperto a nuovi progetti e nuovi approcci, con una vasta rete di contatti tra ricercatori e studiosi cusaniani dell’ambito euroregionale. Una rete che solo pochi mesi prima, nel dicembre 2014, aveva avuto modo di confrontarsi proprio sull’idea di Europa in Niccolò Cusano in occa2 20 Günther Rautz, Einheit und Vielfalt, luglio 2016, a http://www.eurac.edu/de/research/autonomies/minrig/publications/Pages/publicationdetails.aspx?pubId=0103450&pubType=Q. Il cammino di Polis Europa sione di un convegno tenutosi presso l’Università di Trento. Rautz si dichiara disponibile ad assumere il coordinamento scientifico dei lavori preparatori per l’Atelier dell’Euregio. Incontra Rainer Weissengruber in Friuli, regione altrettanto interessante dove lo sloveno si affianca al tedesco e all’italiano come lingua dell’incontro. In occasione del Forum europeo di Alpbach, sempre più centro di pensiero e riflessione dell’Euregio Tirolo-Alto Adige-Trentino, Rautz incontra poi il genovese Paolo Zanenga di Diotima Society, esperto di innovazione e spiritus rector. Affascinato dalla prospettiva dell’approccio interdisciplinare all’idea euroregionale, Zanenga diventa una presenza trainante nel project team, dove porta tutta la ricchezza della sua rete internazionale di contatti scientifici. Passo dopo passo, incontro dopo incontro, Euregio-Atelier prende forma. Castel Tirolo, un luogo speciale. L’antica residenza dinastica dei Conti del Tirolo, che dette il nome a tutta la regione circostante, emana un fascino particolare. All’esterno, dalla balza rocciosa abitata già in epoca antica si apre al visitatore una vista sublime su Merano, la Val d’Adige e un ampio tratto della Val Venosta; all’interno, un’immersione in profondità nella storia e nella cultura sudtirolese. Qui, nella Sala dei Cavalieri, dove creature fiabesche vegliano sul portale romanico che dà accesso alla cappella, il 13 ottobre 2011 si sono riuniti in seduta costituente gli organi del neonato Gruppo europeo di collaborazione territoriale dell’Euregio Tirolo-Alto Adige-Trentino. Non può esservi sede migliore per ospitare un atelier del pensiero per l’Euregio. Un legame profondo che emerge continuamente anche nei contatti organizzativi con Leo Andergassen e Paula Mair, direttore e vicedirettrice di Castel Tirolo. Polis Europa, 22-23 aprile, Castel Tirolo. Il cerchio si chiude. Ripensare l’Europa, dalla prospettiva dell’Euregio. Il primo convegno di Euregio-Atelier è realtà, con il suo vario e approfondito programma3 rivolto a studiosi, operatori, politici, amministratori, cittadini interessati. La platea dei partecipanti è al tempo stesso internazionale e ben radicata nel territorio. Due giorni intensi di incontro e confronto, un’esperienza unica, plurilingue. La presente pubblicazione intende documentare quell’esperienza e renderla accessibile anche a tutti coloro che non hanno potuto parteciparvi. Un’esperienza di società civile, che ha trovato a Castel Tirolo la sua collocazione ideale e che speriamo possa tradursi in un appuntamento fisso, per continuare a tessere insieme la tela europea. Poiché proprio gli eventi di questi ultimi anni ci hanno mostrato chiaramente che il progetto europeo ha bisogno di due cose: nuovi impulsi e lungimirante perseveranza. 3 luglio 2016, a http://www.europaregion.info/downloads/Polis_Europa_Schloss_Tirol.pdf. 21 Paolo Zanenga Polis Europa - a New Perspective Paolo Zanenga Mi fa piacere essere qui a Merano, e sono orgoglioso della partnership di Diotima Society con Euregio Tirolo nell'iniziativa di questo Atelier, che nasce tra le mura di un edificio così carico di simboli come Castel Tirolo. Diotima Society è un'organizzazione non profit, basata a Milano ma agente a livello globale e focalizzata sulla trasformazione che attualmente sta coinvolgendo la società e l'economia, proiettata verso nuove dimensioni dalla tecnologia, e costringendoci (o meglio aprendoci) a ripensare i modi con cui misuriamo il valore, costruiamo strutture sociali (sia “Gemeinschaft”, sia “Gesellschaft”), pensiamo il futuro, definiamo politiche, trasmettiamo cultura. Questa trasformazione riguarda lo spazio-tempo, la tecnologia e con essa il rapporto tra i nostri mondi e il “mondo”, riguarda i valori e ciò che significano, tra questi il “trust”, pilastro per la fiducia reciproca, e l'educazione, che è il modo in cui entriamo in questa realtà mutante. La trasformazione richiederebbe di essere compresa e governata da fuori, non da dentro la caverna platonica: pretesa prometeica, quindi destinata al fallimento se assunta in modo unilaterale, scioccamente “eroico” e velleitario. Non è un soggetto o un gruppo di soggetti isolati che può pensare e agire “fuori dalla caverna”, ma una nuova intelligenza, emergente da una rete di diversi che attraverso la loro interazione costruisce un nuovo territorio, un nuovo pensiero, una nuova realtà. Difficile non fare riferimento qui a Nicola Cusano, le cui intuizioni di un mondo complesso ante litteram hanno costituito la chiave d'innesco di questo incontro. Innescare, catalizzare, curare un processo delicato è quindi lo scopo di Diotima Society, che contribuisce a cercare e combinare tra loro “attori di trasformazione”, persone o gruppi che condividano un'etica non di principi, ma di apertura e di fiducia. È fondamentale per noi l'orientamento all'esplorazione del divenire, del mutante, per allargare e approfondire spazi di pensiero comuni, o meglio trans-soggettivi e autopoietici, convinti che solo così si possa rendere possibile la costruzione di grandi patrimoni vivi, generativi, espansivi, in cui pace e prosperità siano implicite. Costruire ponti, riconoscere e connettere un numero crescente di storie, ognuna con la sua unicità inestimabile, è il processo che alimenta, ordina e “crea” questi patrimoni. Pensiamo che questa etica possa essere ben coltivata in quegli spazi della vita e delle attività umane liberi da costrizioni e contingenze, svincolati dalla necessità e dal quotidiano, alimentati dall'energia dell'Eros e diretti da una nous libera da scopi predeterminati, che gli 22 Polis Europa - a New Perspective antichi Elleni chiamarono scholè, otium in latino. Disse Aristotele che le repubbliche incapaci di vivere una vita di scholè sono destinate al collasso. Poche “repubbliche” hanno bisogno di una rigenerazione quanto Polis Europa, oggi soffocata dal contingente, dal vincolo, dal dettaglio, a causa non solo dell'inadeguatezza, ma addirittura dell'implicita contraddizione insita nei modelli e nelle narrazioni dominant. È molto difficile, e forse inutile, convincere chi è coinvolto in un flusso che avvolge tutto il suo presente all'epochè, alla sospensione. È possibile in cambio aprire nuove porte, tessere nuove reti, occuparsi di un nuovo cammino di educazione con un'umiltà consapevole, non direi da insegnanti, ma da costruttori di fiducia e da maieuti. Maieutica forse è la parola più espressiva: l'era incombente dei paradigmi mutanti, con la sua complessità e le sue molteplici promesse di “inaspettato”, ci offre l'occasione di far emergere un nuovo nomos, in nome dell'eredità immensa del nostro continente, che non merita omologazione ma rinnovata possibilità di generazione, e in nome dell'aspirazione a un superiore livello di civiltà e responsabilità. Una scholè al centro di ogni polis, anche di “Polis Europa”, fonda un luogo di rigenerazione continua della conoscenza, di aggiornamento delle mappe, di ricostruzione dei modelli e delle narrazioni, di raccolta delle sensazioni e dei sentimenti generati dai viventi, di rielaborazione delle eredità del passato, di ordinamento armonico, in una parola di creazione. L'Euregio Atelier si colloca quindi doppiamente in questa prospettiva che ci piace chiamare “diotimica”: per il suo essere scholè, e per il suo tema di partenza, Polis Europa. 23 Rainer Weissengruber Neu in der Europaregion: Euregio-Atelier Rainer Weissengruber 1. Die Ausgangssituation Für einen interkulturell und zivilisatorisch-europäisch ausgerichteten ThinkTank bietet sich Südtirol als Kernbereich der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino thematisch und organisatorisch in besonderer Weise an. Die Themen, die das Euregio-Atelier behandeln möchte, sind kulturübergreifende Anliegen, die mehr als staatliche Gebilde in erster Linie Regionen bzw. Makro-Regionen ansprechen und in solchen Territorien auf den Prüfstand – theoretisch wie praktisch – gestellt werden können. Speziell in einem historischen Kerngebiet Europas, das durch die Geschichte in einem Spannungsfeld zwischen Kulturen und politischen Entwicklungen steht, finden verschiedene potentiell mögliche Themen einen Erprobungsboden, der in sich die Charakteristik einer fortlaufenden Baustelle trägt und auch die Widersprüchlichkeit zivilisatorischer Entwicklung als Grundprinzip in sich birgt. Diese permanente Auseinandersetzung zwischen Vergangenheit und Zukunft ist geistiger Antriebsmotor für all jene Überlegungen, die die europäische und letztlich auch globale Gesellschaft in einem Wechselspiel von „global und lokal“ beschäftigen werden und grundsätzliche Auseinandersetzung mit den „großen“ Themen der Menschheitsentwicklung erfordern. Diese kann überschaubar gemacht werden, wenn eine Groß-Region (wie die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino) sich als grenzüberschreitendes Labor versteht, in dem neue Wege der interkulturellen und allgemeinmenschlichen Verschränkung und Vernetzung gegangen werden und diese Erprobungen valorisiert und auf einem definierten Terrain implementiert werden. Das Euregio-Atelier versteht sich als Treffpunkt und Versuchsfeld zugleich, als Simulationsebene und realitätsnahe Versuchsstrecke und als Forum zum Austausch von Gedanken, Konzepten, Experimenten und Erfahrungen ohne zwingendes Diktat des kurzfristig Umsetzbaren in einer Perspektive mittel- und langfristiger Beitragsleistung zur Lösung offener und mehr noch verdeckter Krisenszenarien in einer Welt rasch voranschreitenden Wandels. Gerade die jüngsten dramatischen Entwicklungen in Europa, von der Problematik der Migrationen bis zur Frage der Einheit in der Krise (und der Krise der Einheit) fordern zum Nachdenken, Diskutieren und Nachjustieren 24 Neu in der Europaregion: Euregio-Atelier auf und machen klar, dass wir in einem Spannungsfeld leben, dessen weitere Entwicklung nicht leicht vorherzusehen ist. Nur wenn Mut zur Wahrheitsfindung – wenn es Wahrheit oder Wahrheiten überhaupt gibt – die Auseinandersetzung mit den Herausforderungen begleitet, kann wenigstens hypothetisch eine Annäherung an Lösungsszenarien konzipiert werden. Bei all diesen Ansätzen geht es um die Zukunft der jungen Generation. Der bildungsorientierte Zugang zu den sozialen, kulturellen, politischen und ethischen Problemfeldern ist die Aufgabe, die sich das Euregio-Atelier in all seinen Tätigkeiten stellt. Die Umsetzung des Diskutierten und Erdachten in darstellbare und transportierbare Botschaften ist mindestens ebenso wichtig, wie die gedankliche Grundsatzarbeit. 2. Die Struktur und der Charakter Das Euregio-Atelier wird als Element in Netzwerken (z.B. der Diotima Society Milano-Linz und Korrespondenten in vielen anderen Ländern) und in enger thematischer und organisatorischer Zusammenarbeit bzw. Partnerschaft mit der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino gebildet und versteht bzw. organisiert sich zunächst als Arbeitsgruppe, in weiterer Folge dann als Verein mit Forum-Charakter, mit internationalen Bezügen auf verschiedenen Ebenen. Geplant sind die Einbindung von Schloss Tirol / Südtiroler Landesmuseum, von EURAC auch als wissenschaftlicher und teilweise operativer Partner, sowie der Freien Universität Bozen / Libera Università di Bolzano, und ev. freie Partnerschaften von Instituten in Italien u. Österreich und in anderen Ländern. Veranstaltungsort(e) soll(en) vorwiegend das Schloss Tirol / Südtiroler Landesmuseum bei Meran oder fallweise andere Städte im Raum der Europaregion sein. Die Trägergruppe besteht aus Mitgliedern u. Mitarbeitern des Euregio-Atelier, der Diotima Society, sowie aus freien Mitarbeitern verschiedener Institute im Raum Tirol-Südtirol-Trentino, in Österreich und Italien und fallweise auch in anderen Ländern. Der Charakter des Euregio-Atelier ist politisch unabhängig und orientiert sich an einem zeitgemäß-humanistischen Werteideal mit starkem Bezug zu den realen sozioökonomischen Rahmenbedingungen Europas und der Welt. Ein besonderer Akzent soll auf das Visionäre in der Suche nach neuen Konzepten in den Bereichen Bildung, Kultur, Lebenswerte, Geschichte, Ökonomie und deren Innovationspotential und in ein weitgefasstes anthropologisches Spektrum gelegt werden. Das Euregio-Atelier arbeitet in freundschaftlichem Kontakt zur Europaregion/ 25 Rainer Weissengruber Euregio und als „House“ der Diotima Society und dient auch als Diskussions- und Denkforum für die Anliegen dieser Organisationen und ihrer Partner. 3. Der Themenhorizont Dieser soll speziell jene Gebiete umfassen, die in Folge der jüngsten Wirtschaftsund insbesonders Wertekrise aktuell erscheinen. Die Frage nach einer Neuorientierung der Zielvorstellung gesellschaftlicher Entwicklung ist vorrangig und bildet das Leitmotiv für die Entfaltung eines Argumentekanons, der speziell die Bereiche der Philosophie, Soziologie, Ökonomie, Ethik, Politologie und der interdisziplinären Anthropologie umfassen soll. Für eine erste Arbeitsperiode von etwa drei bis fünf Jahren könnte der Themenkomplex: Polis (Stadt, Lebensraum, Habitat, Agglomeration) – Scholé (Bildung auf neuen Ebenen u mit einem neuen weiterreichenden Horizont) – Kalón (Schönheit, Harmonie, Stimmigkeit von Konzepten, Verträglichkeit von neuen Orientierungen) einen roten Faden darstellen. Diese thematische Linie und ihre Aussagen können auf dem Feld der drei Territorien der Europaregion untersucht und dargestellt werden. In jedem Arbeitsjahr sollten die Ergebnisse und Rückmeldungen des vorhergehenden Jahres überprüft, vertieft und auch anwenderorientiert nachjustiert werden. Dies auch unter besonderer Berücksichtigung der Erwartungen der heutigen allgemeinbildenden und berufsorientierten Schulwelt. Informationen an die regionale und überregionale Presse sollen die Arbeit des Euregio-Atelier bekannt machen. Im Internet soll auch die Möglichkeit geboten werden, zu den Themen, Arbeitsschritten und Resultaten Stellung zu nehmen. Grundsätzlich ist ein Kontakt zu den jungen Generationen (Schüler/innen, Studierende, junge Talente etc.) besonders anzustreben. Die Beziehungen zu den politisch-institutionellen Instanzen von Tirol, Südtirol und Trentino und zu allen in der Europaregion tätigen Funktionären sind besonders zu pflegen. Ebenso können thematische Anliegen des Südtiroler Landesmuseums bei der längerfristigen Programmgestaltung einbezogen werden. Das Mitwirken bei einem neuen Tirol-Bild auf der Basis der Anliegen der Europaregion/ Euregio ist ein permanentes begleitendes Motiv des Euregio-Atelier in seinen Arbeiten und in seiner ideellen Ausrichtung. 26 Neu in der Europaregion: Euregio-Atelier 4. Die Aktivitäten Es wird an Seminare, Round Tables und Workshops gedacht, die im Regelfall einen oder maximal zwei Arbeitstage umfassen sollen und vorwiegend als Wochenend-Veranstaltungen stattfinden können, fallweise auch als kurze Sommer-Akademien etwa zu Sommerbeginn oder Sommerende. Die Ergebnisse sollen protokolliert werden und im Internet zur Verfügung stehen. Die EURAC u ev. auch die Freie Universität Bozen / Libera Università di Bolzano sollen diese Materialien als Arbeitspapiere für weitere Vorhaben und Umsetzungen verwenden können und in ihr Programm nach eigenem Ermessen aufnehmen. Ebenso können die Ergebnisse dem Südtiroler Landesmuseum prinzipiell zur Verfügung stehen. Weiters können die Resultate und Dokumentationen der Europaregion/ Euregio, dem CLE-Centrum Latinitatis Europae und der Diotima Society für weiterführende Arbeiten dienen. Erste Themen: Als Auftakt wurde eine Veranstaltung mit dem Thema „Polis Europa“ realisiert. Die vorliegende Publikation dokumentiert diese Arbeiten und zeigt die Vielschichtigkeit des Vorhabens. Der Polis-Begriff wird zu einem Territorial-Begriff erweitert, der einen Bogen von Innsbruck (bzw. Kufstein) bis Trient (bzw. Ala/Borghetto) und weit darüber hinaus spannt und ein neues Konzept von Community-Denken illustrieren soll. Damit wird der Charakter als staatsgrenzenübergreifende Initiative (ganz im Sinn der Europaregion) exemplarisch verstehbar gemacht. Zu diskutieren waren und sind, jetzt und in der nächsten Zukunft, u.a. die stufenweise organisierten und untereinander verflochtenen Begriffe: Stadt-Umland-Region-Makroregion, sowie die Beziehungen der kulturellen Schichten und Bereiche untereinander, in sprachlicher Hinsicht (Grundsprachen / Muttersprachen / Zweit-Mutter-Sprachen / Zweitsprachen / Globalsprache / historische Kultursprache(n) / Immigrationssprachen) und in sozialen Aspekten (Beziehung Stadt-Land u. Ineinander von Stadt u. Land u.v.m.). Die Ergebnisse der Arbeiten können u.a. auch Schulen in der Europaregion/ Euregio zur Verwendung angeboten werden. Ein Feedback dieser „Anwender“ kann dann in einem weiteren Arbeitsgang evaluiert werden. Schließlich sei auf den offenen Charakter dieser Aktivitäten hingewiesen. Nicht nur Experten verschiedener traditioneller und neuer Disziplinen sollen zu Wort kommen, es soll auch Möglichkeit für interessierte Laien geben, sich etwa in Diskussionen einzubringen. Besonders wünschenswert ist das Mitwirken von Lehrenden aus verschiedenen Bereichen der Schulsysteme der drei Regionen. Ihre praxisbezogene Sichtweise ist ein bereichernder und belebender Teil der Arbeit des Euregio-Atelier. Darüber hinaus können auch Mitwirkende der EURAC 27 Rainer Weissengruber und der Universitäten der Europaregion, Lehrende, Studenten und Freunde der jeweiligen Institute in die Arbeitsprozesse und in ihre Evaluation eingebunden werden. Im aktuellen europäischen Szenario zwischen einer dramatisch erlebten Wirtschaftskrise, die nur mit Mühe teilweise überwunden wurde und den Untergang gewohnter ökonomischer Mechanismen angezeigt hat, und Lösungsansätzen, die noch nicht allgemeine Akzeptanz gefunden haben, stellt sich die entscheidende Frage: Welche Bildung bietet man Europa an, jenem Gebilde, das sich mehr als zuvor auf einer Orientierungssuche mit vielen Ungewissheiten befindet? Es erscheint klar, dass Humanismuskonzepte vergangener Zeiten, etwa jene zwischen Klassizismus und Romantik, keine Überzeugungskraft mehr besitzen. Sie können die offenen Problem der europäischen Gesellschaft, die dringend nach hoffnungspendenen Elementen sucht, nicht überzeugend ansprechen. Andererseits ist ein Ausbildungskonzept, das nur pragmatisch und utilitaristisch orientiert ist ebensowenig erfolgversprechend. Die banale Frage: Was wird für mich in meinem konkreten Arbeitsleben wichtig und nützlich sein?, kann wohl nicht nachhaltig weiterführen und war schon zu lange ein lähmendes Hemmnis bei der Neudefinition der Bildungswerte. Der lediglich praxisorientierte Glaube an einen Plan A ohne ein Modell B auch nur ins Kalkül zu ziehen, verhinderte die Zuwendung an Lösungen, die auch eine dritte, wenn nicht gar vierte oder fünfte Dimension von Bildung ansprechen können. Werte zu entdecken, die über das bloße „business as usual“ hinausgehen, wurde oft als Luxus abgetan und sollte wiederum im Fokus unserer Überlegungen stehen. Unsere Bildungssysteme sind aufgerufen, mehr als bisher, unseren jungen Generationen die Fähigkeit zu vermitteln, die richtigen Fragen zum richtigen Zeitpunkt und in den richtigen Zusammenhängen zu stellen, und dies auf der Basis jener kulturellen und philosophischen Substanz, die eine Gültigkeit sine tempore haben kann. Freilich müssen auch die institutionellen Instanzen die Arbeit der Lehrenden und Erziehenden in angemessener Weise wertschätzen und entlohnen. Das Territorium der Euregio kann auch ein Labor für eine neue Scholé sein, im Bewusstsein, dass die Lösung der Probleme nicht nur in der frenetischen Arbeit liegt, sondern auch in Momenten des gedankenvollen „otium“, das oft genug die Quelle für neue Einsichten darstellt. Indem wir die Vorzüge der drei Territorien der Europaregion valorisieren, können wir auch einen möglichen Weg aus einer verbreiteten aktuellen Geisteshaltung finden, die oftmals von einem Mangel an Mut gezeichnet ist. Die Probleme, die in ihrer Dimension das Auffassungsvermögen vieler Durchschnittsbürger übersteigen, sind durch die jüngsten Erschütterungen auf wirtschaftlicher und sozialer Ebene gravie- 28 Neu in der Europaregion: Euregio-Atelier rend geworden und brauchen eben deshalb einen Neustart in der Bearbeitung mit einer großen Portion Zuversicht. Wir benötigen also gerade heute einen lebhaften Austausch an Erfahrungen und Konzepten um einen neuen Aufbruch in Richtung auf eine wertorientierte pädagogische und didaktische Tätigkeit zu ermöglichen. Die Zusammenarbeit muss auf vielen Ebenen erfolgen und Institutionen wie Individuen gleichermaßen einbinden. Kurzeitdenken und reduzierte Sichtweisen, die in letzter Zeit wiederholt in Sackgassen geführt haben, dürfen wir uns nicht mehr leisten. Im Euregio-Atelier können wir, so glauben wir, ein Zeichen setzen, dass vielleicht etwas mehr an positiven Inputs möglich ist, als oftmals angenommen wird. Immerhin ist die Europaregion selbst das Beispiel dafür, dass man über althergebrachte Strukturen und Muster hinausdenken kann. Die ideelle Gleichwertigkeit der drei Territorien, ihrer Bevölkerungen und ihrer kulturellen Erbschaften ist ein Gebot, das zu speziellen Arbeitsprozessen und Denkanstrengungen ermuntern kann. 29 Rainer Weissengruber Una novitá in Euregio: L' Euregio-Atelier Rainer Weissengruber 1. La situazione di partenza L'Alto Adige si presta in maniera particolare per un think tank interculturale ed europeo per vocazione, essendo il suo territorio proprio la zona centrale della Euregio Tirolo-Alto Adige-Trentino. Questa opportunità si manifesta a livello sia teorico che pratico-operativo. Le tematiche che l'Euregio-Atelier intende trattare sono di stampo interculturale e si rivolgono, oltre alle realtà statali-nazionali, soprattutto alle regioni e alle macroregioni, dove vengono messe sul banco di prova. In una zona così centrale, quasi il nucleo del continente, che si trova proprio per la sua storia in una tensione notevole tra le culture e gli sviluppi politici, tali tematiche sensibili trovano un ambiente particolarmente adatto a esami ed analisi approfondite e danno a questo campo di lavoro un carattere di cantiere permanente dove anche le contraddizioni possono trovare una loro ragion d'essere. Questo dialogo tra passato e futuro costituisce in un certo modo un motore propellente per tutti quei ragionamenti che impegnano la società europea e alla fine anche globale, in un alternarsi tra “global” e “local”, e chiedono un impegno fondamentale con le grandi tematiche dell'evoluzione umana. Questo compito può essere ben affrontato, se una macroregione come la Euregio si intende laboratorio transfrontaliero, in cui vengono imboccate nuove vie in un intreccio interculturale e umano (in senso largo e articolato), fino all'implementazione concreta in reti, accompagnata da una valorizzazione definita su un territorio delimitato. L'Euregio-Atelier si presta come luogo d'incontro e campo di sperimentazione, come platea di simulazione e pista di prova vicina alla realtà, ma anche come foro per l'interscambio di pensieri, concetti, sperimentazioni ed esperienze, senza obbligo di una realizzazione immediata, in una prospettiva a medio e lungo raggio di contributi per la soluzione di problemi aperti e di scenari di crisi nascosti in un mondo caratterizzato da un cambio sostanziale di valori e procedimenti. Proprio gli ultimi sviluppi drammatici in Europa, dalla problematica delle migrazioni alla questione dell'unità (di singoli e di comunità) nella crisi - e della crisi nell'u- 30 Una novitá in Euregio: L' Euregio-Atelier nità -, sollecitano una riflessione, una discussione e un aggiornamento sottile delle proprie convinzioni, e rendono chiaro il fatto, che viviamo in un campo ad alta tensione, i cui sviluppi non sono facili da prevedere. Solo se una bella dose di coraggio alla ricerca del meglio accompagna l'impegno sincero nelle opere intraprese, è pensabile – almeno a livello ipotetico – un approccio a scenari di possibili soluzioni. In tutti questi approcci tutto gira attorno al futuro delle giovani generazioni. L'avvicinamento formativo ai campi operativi delle questioni sociali, culturali, politiche ed etiche è da considerare il grande compito che l'Euregio-Atelier deve affrontare in tutte le sue attività. Trasformare poi i contenuti discussi e riflettuti in messaggi comunicabili è altrettanto importante che svolgere un lavoro filosofico propedeutico. 2. Struttura e carattere dell'iniziativa L'Euregio-Atelier viene costituito come elemento in reti - p.e. in quello della Diotima Society (Milano e Linz) con corrispondenti in molti paesi del mondo - e in stretta collaborazione tematica e organizzativa e in partenariato con la Euregio Tirolo-Alto Adige-Trentino, e s'intende in un primo momento come gruppo di lavoro per assumere in un secondo momento la forma giuridica di una associazione con carattere di foro con una rete di punti di contatto su vari livelli e in vari paesi. L'integrazione delle attività dell'Euregio-Atelier con l'operato di Castel Tirolo / Museo storico-culturale dell'Alto Adige, della EURAC come partner scientifici e operativi, nonché della Libera Università di Bolzano e con eventuali altri istituti ed enti, fa parte del progetto. Come luoghi delle attività prevediamo in prima linea il sito di Castel Tirolo con il Museo storico culturale dell'Alto Adige e in casi particolari anche altre località della Euregio. Il gruppo che gestisce l'Euregio-Atelier si compone di persone espressamente incaricate dei lavori di tale atelier, di collaboratori o membri della Diotima Society e di collaboratori liberi provenienti da varie istituzioni operanti nelle regioni del Tirolo, dell'Alto Adige e del Trentino, o più in generale dell'Austria e dell'Italia o di altri Paesi. Il carattere dell'Euregio-Atelier è indipendente dalle politiche regionali, nazionali o internazionali e si orienta secondo un concetto umanistico ai passi con i nostri tempi, con legami forti con gli ambienti socioeconomici e culturali europei e globali. Intendiamo mettere un accento forte sugli aspetti visionari nella ricerca di nuove vie operative negli ambienti della cultura, della formazione, dei valori della vita, dell'interpretazione della storia e dei sistemi economici, rivolgendo grande attenzione a meccanismi 31 Rainer Weissengruber di potenziale innovazione economica su grande scala. Conta molto un quadro antropologico ampio e aperto a nuovi approcci filosofici. L'Euregio-Atelier lavora a stretto contatto con l'Euregio e come house della Diotima Society, fungendo quindi anche da atelier di quella organizzazione internazionale. Serve come forum per discussioni e sviluppi di concetti, per l'uso proprio e come partner di servizio per queste organizzazioni e i loro partner. 3. L'orizzonte tematico L'orizzonte tematico deve abbracciare in modo particolare tutti i campi che dopo la recente crisi economica e quella dei valori tradizionali in fatto di vita individuale e collettiva si sono dimostrati particolarmente sensibili. La questione di un nuovo orientamento dello sviluppo sociale è di prima importanza ed esprime il Leitmotiv per la stesura di un canone di argomenti che tocca i settori della filosofia, della sociologia, dell'economia, dell'etica, della politologia e dell'antropologia interdisciplinare. Per un primo periodo di lavoro (da tre a cinque anni) il complesso tematico polis (città, habitat, zona di vita, bacino di residenza) - scholè (formazione su nuovi livelli e con un orizzonte nuovo) – kalòn (il bello, l'armonia, l'equilibrio delle concettualità, la sostenibilità di nuovi orientamenti….) potrebbe costituire un filo rosso per iniziative di vario genere. Questa linea tematica e il messaggio che essa contiene potranno essere esaminati e illustrati sul territorio delle tre regioni dell'Euregio. Ogni anno i risultati e i feedback dell'anno precedente devono essere analizzati e approfonditi e sottoposti a eventuali ritocchi. Ció anche in vista delle attese dell'odierno sistema della formazione, scolastica e parascolastica, con indirizzo della formazione generale e quello della formazione articolata per il mondo del lavoro. Per rendere pubblico ed accessibile il lavoro dell'Euregio-Atelier, il gruppo di gestione emette informazioni continue ai media regionali e sopraregionali. Un sito internet permetterà al pubblico di commentare i lavori e risultati dell'atelier anche durante i processi di lavoro. Di particolare importanza sarà il contatto con le giovani generazioni. Cosi facendo gruppi di studenti di vari livelli scolastici possono essere integrati nei lavori in corso. Saranno curate anche le relazioni verso le istanze politiche-istituzionali del Tirolo, dell'Alto Adige e del Trentino e verso i vari collaboratori all'interno della Euregio. L'Euregio-Atelier si occuperà anche delle richieste del Museo provinciale ubicato in Castel Tirolo nell'ambito della programmazione tematica a medio e lungo termine. L'illustra- 32 Una novitá in Euregio: L' Euregio-Atelier zione di una nuova immagine della macroregione tirolese potrà essere un elemento aggiuntivo alle attività previste dell'atelier, come contributo a una azione pensata allo sviluppo della convivenza costruttiva delle culture europee. 4. Le attivitá Si pensa a un ventaglio di attività seminaristiche, all'organizzazione di tavole rotonde e workshops, che di solito possono occupare uno o due giorni di lavoro, prevalentemente come eventi di fine settimana, casualmente anche come accademie estive all'inizio o alla fine del periodo delle vacanze. I risultati saranno da protocollare e da mettere a disposizione di tutti gli interessati in internet. Le istituzioni partner come la EURAC ed eventualmente la Libera Università di Bolzano possono avere l'accesso privilegiato ai risultati dei lavori e delle ricerche svolte dall'atelier, possibilmente come base per ulteriori lavori o progetti. Lo stesso vale per il Museo storico culturale dell'Alto Adige. Essi potranno essere anche la base per ulteriori lavori svolti da organi della Euregio, della Diotima Society e dal Centrum Latinitatis Europae. La partenza delle attività è stato un evento dedicato al tema della “Polis Europa”. Il volume che tenete in mano serve come documentazione di questi lavori iniziali e dimostra il carattere molteplice dell'evento. Il termine “Polis” è stato allargato verso un concetto territoriale che si estende, nel caso specifico, da Innsbruck (o meglio: Kufstein) fino a Trento (o meglio Ala/Borghetto) e anche oltre i confini della Euregio in senso stretto. Ciò alla ricerca di un nuovo concetto di community thinking. Il carattere transfrontaliero è stato illustrato in maniera molto evidente, proprio nel senso e nella vocazione della Euregio. La discussione toccava (e toccherà ancora) i seguenti termini che sono intrecciati tra di loro: città-regione-macroregione, le interdipendenze dei ceti culturali su vari livelli, e quindi su quello linguistico di madrelingua, lingua base, seconda linguamadre, seconda lingua in senso generico, lingua globale, lingua storica di alta cultura, lingua di immigrazione, e poi anche sul livello sociale, ovvero le relazioni tra città e campagna, e la fusione parziale o totale tra area urbana e area rurale. È auspicabile che i contenuti di questi lavori possano servire anche in maniera diretta ed indiretta alle scuole della Euregio. I diretti interessati saranno invitati a dare un feedback che potrà essere la partenza per ulteriori passi di lavoro. È importante sottolineare in modo particolare il carattere aperto di queste attività, che non devono ri- 33 Rainer Weissengruber guardare solo esperti e specialisti delle discipline tradizionali e moderne, ma un pubblico di interessati provenienti da vari ambienti che si sentiranno – ce lo auguriamo stimolati a seguire ulteriormente le tematiche proposte. Essendo questa iniziativa un progetto rivolto in buona parte alle giovani generazioni, il coinvolgimento di insegnanti delle tre regioni formanti la Euroregio è molto desiderato. Una visione molto pratica e vicina alla realtà dei bisogni della formazione darà un elemento realistico al progetto e garantisce la possibilità di operare in modo concreto e realistico. L'invito di partecipare, di dare una mano e di collaborare in varia maniera è esteso a tutti i docenti del mondo della formazione, dalle scuole di ogni grado e tipo alle accademie e università della Euregio. Nell'attuale scenario sospeso tra una crisi economica vissuta con sofferenza e caratterizzata dal tramonto di meccanismi tradizionali ormai obsoleti e dalla mancanza di formule innovative condivise, si pone la domanda cruciale: Quale formazione dare a una Europa impaurita e colpita da una confusione di orientamento? Appare chiaro che un concetto umanistico di vecchio stampo, tra classicismo e romanticismo, non può dare indicazioni credibili e non può accontentare le nostre società europee, in un certo senso affamate di risposte che diano motivi di concreta speranza. E d'altra parte non possono portarci avanti elementi di sterile formazione pragmatica e professionale, del tipo: Cosa mi sarà utile nella vita professionale tra podotto X e prodotto Y? Per troppo tempo il nostro sistema formativo è rimasto paralizzato da un pensiero utilitaristico rivolto a un solo “piano A”, tralasciando le ipotesi di un possibile “modello B”: un modello, intendo dire, che abbia la lungimiranza di scavalcare l'aspetto della pura materialità per entrare in una terza (o forse quarta o quinta) dimensione. Se il mondo è costretto a confrontarsi con il bisogno inderogabile di una riscoperta di valori oltre il business as usual, i nostri sistemi scolastici sono chiamati a impegnarsi più del solito a insegnare ai giovani la facoltà di porre le giuste domande e di cercare, nel patrimonio che abbiamo preso in ereditá, quei contenuti che dimostrano una validitá sine tempore. Le istituzioni – stati, regioni, enti ecc. – che hanno a che fare con il mondo della formazione devono remunerare dignitosamente quei lavori che sono alla base – e lo sappiamo bene – di ogni sviluppo futuro. Il territorio dell'Euregio potrá essere anche un laboratorio per una nuova scholé, con la consapevolezza che le soluzioni dei problemi dell'umanità non si trovano solo nei processi di lavoro frenetico, ma spesso nei momenti di un otium riflessivo. Valorizzando le virtù culturali dei territori in causa, potrà essere trovata, e ne siamo quasi certi, una via di uscita dall'attuale stato d'animo di una “stasi di coraggio” sopraggiunta proprio a 34 Una novitá in Euregio: L' Euregio-Atelier causa degli ultimi eventi economici e politici, davanti a un orizzonte di tematiche che spesso superano la capacità di approfondimento del cittadino medio. Urge quindi uno scambio di esperienze e di approcci a un rilancio di un vero lavoro filosofico e didattico, o meglio pedagogico in senso allargato, urge una nuova epoca di collaborazione tra istituzioni e singoli individui, su vari livelli, ben sopra le banali questioni di processi economici a corto circuito. Tutto nel senso di una vera collegialità e di un senso di uguaglianza tra le popolazioni dei territori coinvolti e degli adetti ai lavori. In tal modo potranno essere integrate varie istituzioni nei processi di lavoro e di valutazione dell'operato. 35 36 SYSTEMATISCHES DENKEN Visionen und Vorschläge IL PENSIERO SISTEMICO Visioni e proposte SYSTEMIC THINKING Vision and programmes Einheit und Vielfalt bei Cusanus. Ein Projekt für Europa Einheit und Vielfalt bei Cusanus. Ein Projekt für Europa Ermenegildo Bidese 1. Einführung Während ich diesen Text schreibe, steht die Europäische Union einer ihrer schwersten Krisen gegenüber. Der sogenannte ‚Brexit’ ist eine Woche alt; zum ersten Mal in der Geschichte der EU hat sich die Bevölkerung eines ihrer Mitgliedsstaaten dafür ausgesprochen, aus der Union auszutreten. Was das konkret bedeutet und welche Konsequenzen das auch für Europa haben wird, kann man zum jetzigen Standpunkt nicht voraussehen. Was man jedoch mit Sicherheit festhalten kann, ist die Tatsache, dass während der sehr heftig geführten Wahlkampagne auch diejenigen, die für den Verbleib des Vereinten Königsreichs in der EU gekämpft haben, es nicht mit positiv besetzten Argumenten gemacht haben, sondern vor allem die Angst schürten, Großbritannien würden aus einem Austritt schwere Nachteile, vor allem ökonomischer Art, erwachsen.1 Kein Kämpfen für das jetzige Projekt Europa, keine neuen Impulse oder Visionen für ein anderes Europa, auch keine Besinnung auf gemeinsame Werte eines früheren Europas. Europa, das wird nicht mehr als Projekt, sondern vor allem als Problem und als Krise wahrgenommen: Schuldenkrise, Euro-Krise, Migrantenkrise, Krise der nationalen Souveränität, Krise der Repräsentanz, aber auch der politischen Repräsentation, Krise der Rechtsstaatlichkeit u.a.m.2 In diesem Zusammenhang möchte ich eine weniger technische, dennoch umso aufschlussreiche Perspektive einnehmen, um die Krise Europas zu beschreiben, und zwar in Anlehnung an eine Studie, die der Literaturwissenschaftler Fabrizio Cambi, langjähriger Professor für Deutsche Literatur an der Universität Trient, 2015 während einer binationalen Sommerschule der TU Dresden und der Universität Trient, die den Titel The Challenges of Transformation in Europe hatte, präsentierte. Es ist die Perspektive des literarischen Austausches zwischen Italien und dem deutschsprachigen Raum von 1 Jürgen Habermas, Die Spieler treten ab. Kerneuropa als Rettung: Ein Gespräch mit Jürgen Habermas über den Brexit und die EU-Krise. Interview: Thomas Assheuer. 9. Juli 2016. DIE ZEIT Nr. 29/2016, 7. Juli 2016, unter http://www.zeit.de/2016/29/eu-krise-brexit-juergen-habermas-kerneuropa-kritik. 2 Vgl. Jürgen Habermas, Ach Europa (Suhrkamp, 2008). 39 Ermenegildo Bidese der Nachkriegszeit bis heute.3 Der literarische Transfer gilt hier als Lackmuspapier für die ästhetische Verarbeitung gemeinsamer Erfahrungsmuster und gibt Auskunft darüber, wie nahe sich die zwei Literatursprachräume und die literarisch verarbeiteten Erfahrungen standen. In seiner eindrucksvollen Übersicht über 70 Jahre literarischen Transfers zeigt Cambi, dass in der Nachkriegszeit ein gegenseitiger, noch nie dagewesener Austausch zwischen Italien und den deutschsprachigen Ländern begann, der sich in einer Fülle an literarischen Übersetzungen und vielfältigen Rezeptionen der literarischen Publikationen beider Seiten niederschlug. Das literarische Interesse deutschsprachiger Schriftsteller und Künstler für Italien hat bekanntlich zwar tiefe Wurzeln, das Neue der Nachkriegszeit bestand jedoch vor allem darin, dass der literarische Transfer auf Gegenseitigkeit beruhte und nicht nur den Interessen einzelner Schriftsteller entsprach, sondern eine breite Rezeption und eine starke Resonanz in der jeweiligen Gesellschaft hatte. Das bezeugen vor allem Übersetzungen und Werkbesprechungen in dem jeweiligen Literatursprachraum. Was diesen Austausch möglich machte, waren in prägender Weise die vergleichbaren Erfahrungen der Diktatur, des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit, die nördlich und südlich der Alpen gemacht wurden. Diese bildeten den Boden für den literarischen Transfer und können als Analogie zu dem genommen werden, woraus Europa auch politisch als ‚Friedensprojekt’ entstand. Die gemeinsame Erfahrung und der Wille, ein Europa des Friedens zu gründen, waren die Kräfte, die auch politisch zu einer Union führten. Literarisch lassen sich nach Cambi drei Formen ausmachen, in welchen die Verarbeitung der gemeinsamen Erfahrung in Italien und in den deutschsprachigen Ländern ihre ästhetische Realisierung fand: in den unmittelbaren Nachkriegsjahren nahm sie die Gestalt des Realismus an. Ab den 1960er Jahren setzte sich immer mehr der utopistisch-libertäre Kanon durch, während sich später vor allem im Zusammenhang mit einer Zeit voller Unbehagen vor einem dritten Weltkrieg und dem bevorstehenden Umweltkollaps eher dystopische Tendenzen in beiden Literatursprachräumen breit machten, in denen die Enttäuschung für die nicht eintretende Realisierung der Utopie herrschend war. Diese gemeinsamen Entwicklungen und Erfahrungen ermöglichten einen 3 40 Vgl. Fabrizio Cambi, Realismus, Utopien und Dystopien im literarischen Transfer zwischen Italien und dem deutschsprachigen Raum von 1945 bis heute (Universität Trient, unveröffentlichter Manuskript). Eine italienische Version des Vortrags findet man unter http://www.germanistica.net/2016/07/11/realismo-utopie-e-distopie-nel-transfer-letterario-dal-1945-a-oggi-fra-italia-e-paesi-di-lingua-tedesca/. Einheit und Vielfalt bei Cusanus. Ein Projekt für Europa sehr regen Austausch und zeigen trotz aller Unterschiede die große Nähe der beiden Literatursprachräume in dieser Zeit. Doch in den letzten Jahrzehnten ist dieser so fruchtbare und mehrere Jahrzehnte anhaltende Literatur- und Kulturaustauch immer deutlicher zum Erliegen gekommen. Ein Symptom dafür macht Cambi in der gegenwärtigen Schwierigkeit aus, die deutschsprachige Literatur von Schriftstellern, die einen Migrationshintergrund aus Osteuropa, der Türkei oder dem Mittleren Osten haben und ihn in ihren Werken bearbeiten, in Italien zu rezipieren. So Cambi:4 In der heutigen italienischen Literaturrezeption deutschsprachiger Länder tut man sich schwer damit, das aufzunehmen, was als ’erweiterte Literatur’ definiert werden könnte, eine Literatur, die durch die Verbreitung und Darstellung von Kulturen insbesondere Osteuropas, der Türkei und des Mittleren Ostens gefördert wird. Hierzu tragen zahlreiche Schriftsteller bei, die als Sprache für ihre Literatur Deutsch gewählt haben. Wenn man also die Literatur und insbesondere den literarischen Transfer zwischen Italien und den deutschsprachigen Ländern als Prüfstein für die Verarbeitung ähnlicher Erfahrungen nimmt, zeigt das, dass sich beide Literatursprachräume trotz Globalisierung, Internet, Schengen und Englisch als gemeinsamem Kommunikationsmittel immer stärker voneinander entfernt haben, weil sich beide Gesellschaften offenkundig vor allem in den letzten Jahrzehnten ganz anders entwickelt haben und die Basis einer gemeinsamen Erfahrung abhandengekommen ist. Damit schwindet auch die Basis, die die treibende Kraft war bei der Gestaltung der Zukunft im Projekt ‚Europa’ in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg.5 Cambis Lösung in Anlehnung an Ingeborg Bachmann ist bezeichnend und geht in eine Richtung, die über die Literatur hinaus auch für die politische Realität wegweisend ist. Wenn auf der einen Seite der Realismus der ersten Rezeptionsphase den Blick auf das Jetzt als Verarbeitung des Erlebten richtete, während sich auf der anderen die Utopien sowie die Dystopien der Zukunft verschreiben, ist die Fokussierung auf die ge- 4 Cambi, Realismus, Utopien und Dystopien (3), 8. 5 So formulierte es der Oxford Historiker Timothy Garton Ash, The Crisis of Europe. How the Union Came Together and Why It’s Falling Apart: Foreign Affairs (2012), 91.5, 2-25: “The greatest single driving force of the European project since 1945, personal memories of war, has disappeared [...] most young Europeans’ consciousness of their continent’s tortured history is shallow.” 41 Ermenegildo Bidese meinsame Erinnerung an die europäische Vergangenheit über 1945 hinaus der Topos, den es als Anhalts- und Bezugspunkt zu bewahren gilt. So Cambi:6 Wenn wir den Blick zurück richten, hilft die Fokussierung auf die Erinnerung als Gegengift gegen das Vergessen, der Literatur ein historisches Bewusstsein zu bewahren. In diesem Zusammenhang bleibt der Kulturtransfer zwischen Italien und dem deutschsprachigen Raum auf wertvolle Weise lebendig. Nicht mehr die U-topie, sondern „die Berufung auf den Topos, als einen Anhaltsund Bezugspunkt, den die Klassiker der Menschheit zum Erbe vermacht haben“,7 darin besteht die Zukunft Europas, bzw. wie Ingeborg Bachmanns in den Vorlesungen zur Literatur als Utopie mit den Worten von Goethe es ausdrückte: „Ich sehe immer mehr, dass die Poesie ein Gemeingut der Menschheit ist und dass sie überall und zu allen Zeiten in Hunderten und Aberhunderten von Menschen hervortritt […] Nationalliteratur will jetzt nicht viel sagen, und jeder muss jetzt dazu wirken, diese Epoche zu beschleunigen.“8 Wenn man Cambis Vorschlag beherzigt und den Raum der Literatur verlässt, um jenen der Philosophie zu betreten, bietet sich als Bezugspunkt für ein Projekt zur Zukunft Europas das Denken eines Philosophen an, der sowohl geschichtlich als auch politisch am Ende einer Epoche steht, die als Paradigma der Einheit gilt9, und von der Suche nach einer neuen Synthese, in der Einheit und Vielheit in einem Zusammenhang gedacht werden, geprägt war. Es ist die Rede von Nikolaus Cusanus (1401-1464). 6 Cambi, Realismus, Utopien und Dystopien (3), 8. 7 Cambi, Realismus, Utopien und Dystopien (3), 9. 8 Cambi, Realismus, Utopien und Dystopien (3), 9. 9 Vgl. Peter Schulthess und Ruedi Imbach, Die Philosophie im lateinischen Mittelalter – Ein Handbuch mit einem bio-bibliographischen Repertorium (Artemis & Winkler, 1996), 293 und insbesondere Norbert Winkler, Nikolaus von Kues zur Einführung (Junius, 2001), 9 und Alfred Gierer, Cusanus – Philosophie im Vorfeld moderner Naturwissenschaften (Königshausen & Neumann 2002), 74. 42 Einheit und Vielfalt bei Cusanus. Ein Projekt für Europa 2. Cusanus' spiritus conexionis10 Nikolaus Cusanus steht an einer geschichtlich-philosophisch-politischen Zeitenwende, an der die Christianitas als (religions)politisches Deutungsschema zur Einigung der damaligen Vielfalt von Sprachen, Kulturen, Währungen, Stadtstaaten und kleinen Fürstentümern zu Ende ging, während sich auf der anderen Seite das neue, aus der Moderne erwachsende Deutungsschema der natio im Sinne des Nationalstaates noch im Werden befand. Philosophisch und kulturgeschichtlich kommt es an der Schwelle zur Neuzeit bekanntlich zu einem Paradigmenwechsel in Wissenschaft, Religion, Kunst und Politik, bei der die Kategorie des Subjektes und damit verbunden die Frage nach individueller Identität ins Zentrum der Realität rückt, was die Wende zum Subjekt und zum Individuum einläutet. Dort, in der Tiefe der Verwerfung zwischen Mittelalter und Neuzeit wird der Gedanke einer neuen Synthese, die das Ganze und die Vielen auch politisch zusammenhält, konzipiert. Der Name dieser neuen Synthese ist: Europa.11 Das Mittelalter hatte zu seinen Leitideen die Kirche, das Reich und die Christenheit (ordo christianus) erhoben; was seinen Denkern aber noch fremd blieb, war der Europa-Gedanke. Der sollte erst, wenngleich unter besonderen Bedingungen, zu Beginn jener Neuzeit aufkommen. Enea Silvio Piccolomini, Freund und Gönner des Nikolaus von Kues und als Papst Pius II. von 1458-1464 auf dem Stuhle Petri, formulierte diesen heute so selbstverständlichen Gedanken in einer Abhandlung, die den programmatischen Namen Europa trägt. Cusanus' politisches Denken12 erwächst aus der Tatsache, dass er in einer Zeit gelebt hat, in der das im Mittelalter gültige, Einheit und Vielheit verknüpfende Deutungsschema des ordo christianus nicht mehr funktionsfähig war. Auf der anderen Seite zeichnete sich bereits die Entwicklung hin zum Nationalstaat ab, jedoch noch nicht in 10 In diesem Abschnitt fasse ich Forschungsergebnisse zusammen, die in ausführlicher Form bereits veröffentlicht wurden. Vgl. insbesondere Ermenegildo Bidese, Il Pneuma nel De pace fidei di Niccolò Cusano: Politica e religione. Annuario di teologia politica / Yearbook of political theology (2010/2011), 95-114 und Ermenegildo Bidese und Günther Rautz, Der Geist, der Europa vereint: Nikolaus von Kues’ Denken in der aktuellen europäischen Einheits- und Vielfaltsdebatte: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie (2013), 99/3, 283-308. Für eine eingehendere Beschäftigung mit dem Thema verweise ich auf diese Publikationen. 11 Winkler, Nikolaus von Kues zur Einführung (9), 7. 12 Cusanus hat keine politische Philosophie entfaltet, seine politischen Gedanken ergeben sich aus seiner theoretischen Philosophie. Die Frage des Einen und der Vielen ist in erster Linie ein philosophisches Problem, seine Überwindung in einer neuen Synthese hat jedoch dann auch eine politische Dimension. 43 Ermenegildo Bidese der Form, die dieser dann später annehmen wird. Anhand der auseinandergebrochenen Einheit der mittelalterlichen Christianitas und des noch nicht vorhandenen, sich jedoch abzeichnenden Deutungsschemas des Staates musste sich Cusanus mit der Konzipierung der dynamischen Verknüpfung von Einheit und Vielfalt intensiv befassen. Dass er am Anfang der Entwicklung hin zum Nationalstaat steht, bedeutet, dass seine Ideen in irgendeiner Weise auch eine andere politische Moderne, nämlich eine Alternative zu der der nationalstaatlichen Moderne darstellen. Das macht Cusanus’ politisches Denken umso interessanter. Ohne auf die Details von Cusanus' Philosophie und ihre staatspolitischen Dimensionen einzugehen,13 möchte ich mich auf eine Denkfigur konzentrieren, die im Gedankensystem Cusanus' eine, womöglich die zentrale Rolle, spielt: es ist die Denkfigur des „spiritus conexionis“, des Geistes der Verbindung. Diese Denkfigur ist entscheidend, um Einheit und Vielheit in einer dynamischen Beziehung zusammenzuhalten. Cusanus erbt diese Denkfigur aus dem Neuplatonischen Konzept der anima mundi (Weltseele oder auch Weltgeist), denkt es aber im Zusammenhang mit dem für seine Philosophie so zentralen trinitarischen Gedanken weiter. Der Gedanke des spiritus conexionis findet man bei Cusanus auf den drei für die Platonische und Neoplatonische Tradition entscheidenden Ebenen des a) Realen (kosmos), b) des erkennenden Subjekts (psyche) und c) des Politischen (polis). Vertiefen wir zunächst die Bedeutung dieser Denkfigur im erkennenden Subjekt. Wie bereits angedeutet, zeichnet den Übergang vom Mittelalter in die Moderne ein tiefer Schnitt in der Kulturgeschichte Europas. Dieser Schnitt ist grundlegend von der neuen Dimension und Bedeutung markiert, die der Mensch darstellt. Verstand sich der mittelalterliche Mensch noch als ein Element und Bestandteil eines gegebenen und wohlgeordneten Kosmos, hebt sich der Mensch der Neuzeit immer mehr und deutlicher aus diesem Ganzen ab, so dass er eine Sonderstellung darin hat. Bestand Wissenschaft im Mittelalter grundsätzlich im Studieren und Kommentieren der Werke der Antike, macht sich der Mensch der Neuzeit selber auf den Weg zur Erforschung der Welt. Cusanus, der aus einer angesehenen Familie an der Mittelmosel stammte und mit dem Handel von Kind auf bestens vertraut war, charakterisiert die neue Stellung des Menschen der Neuzeit mit einem für ihn typischen Beispiel.14 13 Es sei hierzu nochmals auf Bidese - Rautz, Der Geist, der Europa vereint (10) hingewiesen. 14 Vgl. Kurt Flasch, Nikolaus von Kues in seiner Zeit (Reclam, 2004), 5-10. 44 Einheit und Vielfalt bei Cusanus. Ein Projekt für Europa Denk dir Gott als einen allmächtigen Geldmacher, der in seiner erhabenen und allmächtigen Kraft jede Münze hervorbringen kann. Er muss jedoch einen Geldwechsler einsetzen, in dessen Kompetenz die Unterscheidung aller Geldstücke und die Kunst des Zählens liegt. Sich selbst behält der Geldmacher allein die Kunst der Geldherstellung vor. Der Geldwechsler aber wird den edlen Charakter und den Wert bekanntmachen, also die Zahl, das Gewicht und das Maß, das die Münze von Gott hat. Groß ist die Macht des Geldherrn. Aber groß ist auch die Kraft des Geldwechslers, diese Münze zu unterscheiden, alle diese so verschiedenen Geldstücke zu zählen und zu wiegen und den Wert von ihnen allen zu bestimmen.15 Dadurch wird der Mensch unentbehrlich im Kosmos: indem er die Dinge erkennt, legt er – wie der Geldwechsler – den Wert durch die Ermittlung der Verhältnisse fest und teilt denen somit ihre Bedeutung zu. Was macht genau der Mensch? Er erkennt und anerkennt die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Dinge, so wie der Geldwechsler die Vielfalt der Münzen und Währungen; indem er jedoch ihnen allen den Wert zumisst, setzt er sie in Verbindung zueinander und lässt das Geflecht der bestehenden Verhältnisse zu Tage treten. Damit führt er sie ausgerechnet durch die Anerkennung der Unterschiedlichkeit zur Einheit. Die Unterschiedlichkeit wird dabei nicht als unreduzierbare Diversität verstanden, sondern als Verschiedenheit in der Einheit. Diese dynamische Fähigkeit des Menschen nennt Cusanus nexus oder spiritus conexionis. Sie ist ein unstillbares Streben nach Erkenntnis, die darin besteht, immer mehr Dinge zu erkennen und damit die Vielfalt zu vermehren, um auf eine immer größere Einheit und Ähnlichkeit zum Prinzip des Realen zu kommen.16 Die Vielfalt ist nicht der Einheit abträglich, ganz im Gegenteil, sie ist die Bedingung, um zur Einheit zu kommen; sie ist ein Dynamismus, mit dem Einheit und Vielheit zusammengedacht werden. Der nexus oder spiritus conexionis ist jedoch auch eine Denkfigur, der man in dem Werk De pace fidei begegnet, das eine religionspolitische Dimension kennzeichnet. Es darf nämlich nicht vergessen werden, dass dieser Text eine Antwort auf die Schockwelle darstellte, die das Abendland beim Bekanntwerden der Eroberung Konstantinopels am 29. Mai 1453 durch Sultan Muhammed II. erfasste. Er hat also ohne weiteres 15 Nicolai de Cusa, De ludo globi: Opera Omnia (Leipzig/Hamburg, 1932), 113, 11-115, 21. 16 Auf die Schöpferkraft des menschlichen Geistes weißt Cusanus sehr oft in seinem Werk hin. Insbesondere in dem Dialog Idiota de mente, der dem menschlichen Geist gewidmet ist, spricht Cusanus von einer „unendlichen Kunst“, die den Menschen als Ko-prinzip des Realen dazu drängt, dem Prinzip, Gott, immer mehr zu ähneln, ohne die perfekte Einheit erreichen zu können. Dieses Streben nennt er eben „Verknüpfung“ (vgl. Nikolaus von Kues, Idiota de mente / Der Laie über den Geist: Philosophisch-theologische Schriften, lateinisch-deutsch, Bd. 3 (Herder, 1989), 593-595). 45 Ermenegildo Bidese nicht nur eine religionspolitische, sondern auch eine staatspolitische Dimension. Denn Religionspolitisches und staatspolitisches Handeln und Denken sind zu Cusanus’ Zeit noch eng verflochten. Der Text ist in dialogischer Form aufgebaut. An einem Ort, der als ein „Bereich geistiger Höhe“ (ad quandam intellectualem altitudinem) beschrieben wird, kommen die Vertreter der Religionen und der Kulturen zusammen, um mit Petrus und Paulus vor dem Verbum, nie Jesus Christus genannt, zu diskutieren. Anlass dazu ist der bereits genannte Fall von Konstantinopel, die darauffolgenden Gräuel in der eroberten Stadt und im allgemeinen die Schandtaten, die aufgrund und im Namen der Religionsverschiedenheit verübt werden. Es werden die Fragen aufgeworfen, wie die Verschiedenheit der Religionen mit der Einheit Gottes vereinbar ist und – noch wichtiger – wie man daraufhin wirken kann, dass alle erkennen, dass es nur einen Glauben in der Verschiedenheit der religiösen Ausdrucksformen gibt (religio una in rituum varietate). Es ist erneut das Problem der Einheit und der Vielheit, diesmal jedoch aus einer (religions) politischen Perspektive. Dem spiritus conexionis wird insbesondere das Kapitel X. gewidmet. Darin ist folgende Passage m.E. von besonderer Bedeutung: Sie [= die platonischen Denker] nahmen nämlich eine Weltseele (animam mundi) oder einen Weltgeist an, der alles verknüpft und mittels dessen jedes Geschöpf Teilhabe an der Ordnung erhält, auf dass es ein Teil des Gesamt ist. […] So hat die Verbindung, durch welche die Teile zu Einem oder einem Ganzen verbunden werden und ohne welche es keine Vollendung (perfectio) gäbe, Gott zu ihrem Ursprung.17 Auch hier wird der Bezug zu den platonischen Denkern sichtbar, die eine anima mundi als Prinzip der Ordnung und des Ineinandergreifens des Gesamten annahmen. Diese, im Platonismus die Ordnung konstituierende und bewahrende Denkfigur erhält jedoch durch die Verbindung mit dem trinitarischen Gedanke einen Dynamismus. Denn der spiritus conexionis wird zum Mechanismus der ‚Vollendung’ der Einheit in der Erweiterung der Vielheit. Es ist eine Vollendung, die konkret nie realisiert werden kann, sondern als Fluchtpunkt des Dynamismus wirkt. Sehen wir es uns im Detail an. Unter den Dingen ermöglicht der Geist der Verknüpfung das Entstehen eines Relationsgeflechts durch die Teilhabe an der Ordnung des Gesamten. Dadurch kann jedes Ding jetzt das sein, was es ist, nämlich in seiner aktual-wirklichen Individualität in 17 Nikolaus von Kues, De pace fidei / Der Friede im Glauben: Philosophisch-Theologische Schriften lateinisch-deutsch, Bd. 3 (Herder, 1989), 743-745. 46 Einheit und Vielfalt bei Cusanus. Ein Projekt für Europa der Bewahrung der Unterschiedlichkeit von den anderen. Jedes Ding bewegt sich nach seiner eigenen Verfassung und in seiner Individualität. Das Ziel jeder Einzelbewegung ist die Erhaltung und Erweiterung der eigenen Individualität. Dadurch wird die Vielfalt und die Unterschiedlichkeit nicht nur bewahrt, sondern erweitert. Doch die Erhaltung der Vielfalt ist möglich nur in jenem Relationsgeflecht, in dem die einzelnen Bewegungen – wie die einzelnen Münzen in Beispiel des Geldwechslers – ihren Wert und ihre Bedeutung erhalten. Durch die Teilhabe am Relationsgeflecht, das das Ganze ist, wird eine Einheit angestrebt, die Cusanus als Vollkommenheit (perfectio) begreift. Sie ist keine Vereinheitlichung sondern die Ermöglichung der Unterscheidung. Denn erst sie gibt den einzelnen Unterschieden den Wert und die Bedeutung, die sie haben. Ohne die Einheit gäbe es auch keine Vielfalt, sondern nur ein unerkennbares Nebeneinandersein der Teile, die die Teile selbst als Teile verschwinden lassen würde. Denn sie wären nicht einmal als Individuen möglich, wenn nicht in diesem relationalen Verhältnis. Vielfalt, nämlich Individualität, ist möglich nur aus der Perspektive der Einheit und umgekehrt. Die Einheit stellt aber keinen konkret erreichten oder erreichbaren Zustand dar, da die Erzeugung der Vielfalt nie aufhört. Die Einheit ist vielmehr ein letzter Fluchtpunkt, an den sich das Ganze annähert, ohne ihn erreichen zu können. Denn die Teile streben nach immer mehr Bewegung, nach der eigenen Identität: dadurch nimmt die Vielfalt zu. Sie tragen somit aber auch immer stärker zur Einheit bei, denn sie vergrößern sie: je mehr Individualität, desto mehr Einheit, und zwar als nach Einheit strebende dynamische Struktur. So wird bei Cusanus der Geist der Verknüpfung als dynamischer Mechanismus der Vollendung zur entscheidenden Denkfigur für das Begriffspaar Einheit und Vielfalt. Der Einheitsdynamismus strebt zur obersten Grenze seiner Entfaltungsmöglichkeiten, ohne sie jedoch konkret je erreichen zu können. Vielmehr wird durch diesen Mechanismus die Vielfalt bewahrt und sogar gefördert; denn sie gehört unzertrennlich zum Einheitsstreben dazu. 3. Eine „Cusanische Institution“ Ich möchte mit einer letzten Idee abschließen. Das De pace fidei endet mit den Worten: Conclusa est igitur in caelo rationis concordia religionum modo quo praemittitur. Es wurde also im Himmel der Vernunft auf die geschilderte Weise Eintracht unter den Religionen beschlossen. Dieser Satz weist darauf hin, dass die Eintracht von Einheit und Viel- 47 falt in erster Linie keine konkreten Maßnahmen erfordert, sondern eine Vision. Es geschieht in caelo rationis, im Himmel der Vernunft. Es ist also eine Figur des Denkens, ein Schema, worauf hin das Reale interpretiert und verändert werden kann. Am Ende des De pace fidei werden dennoch die Teilnehmer an der himmlischen Unterredung aufgefordert, auf die Erde zurückzukehren und alle Völker nach Jerusalem zu führen, um dort auf der somit beschlossenen una religio eine Stadt des ewigen Friedens zu gründen. Das Jerusalem, das Cusanus am Ende des Textes durchscheinen lässt, hat einen universalistischen Charakter und ist in erster Linie eine Stadt des Denkens, eben ein Deutungsschema, eine Denkfigur in der Einheit und Vielfalt in einem dynamischen Zusammenhang in Verbindung gebracht werden. Womöglich ist das die dringendste Aufgabe, die Europa vor sich hat, nicht unbedingt die Aufgabe der Politik, aber sehr wohl die der Philosophie und der Literatur. Das gemeinsame Schicksal, das aus der traumatischen Erfahrung des Zweiten Weltkriegs hervorgegangen ist, reicht nicht mehr aus, um die Wirklichkeit zu interpretieren und neu zu gestalten. Nur durch ein Konzept, durch eine Idee, eine Denkstruktur, welche die europäische Identität in die Anerkennung der Vielfalt hineindenkt, wird es möglich eine neue, eine andere europäische Polis aufzubauen, die vielleicht mehr der Polis, die Cusanus am Ende des De pace fidei skizziert, als der des modernen Nationalstaates ähneln wird. Dadurch würde auch der für die EU so konstitutive Gedanke eines Europas des Friedens auf andere Weise wieder lebendig werden, nämlich nicht als Beschwörung der Einheit aus einer immer blasser werdenden Leiderfahrung, sondern als nie erreichbares, aber das Reale interpretierendes Ideal, in dem die Bewahrung und Förderung der Vielfalt ihren Sinn in einer immer größer werdenden Einheit findet. 48 Miteinander oder Gegeneinander. Zu den Ursprüngen von Gemeinschaft Miteinander oder Gegeneinander. Zu den Ursprüngen von Gemeinschaft Wilhelm Guggenberger Vor 365 Jahren (1651), jenem Jahr in dem Ludwig XIV. in Frankreich formell die Regentschaft übernahm und in dem in England noch immer blutiger Bürgerkrieg tobte, legte Thomas Hobbes die erste Ausgabe seines berühmten Werkes Leviathan vor. Darin ging er im Grunde einer einzigen zentralen Frage nach: Wodurch werden Menschen, die nichts mehr lieben als Freiheit und Herrschaft über andere, dazu bewegt, ein Gemeinwesen zu begründen, in dem jeder sich und seiner eigenen Macht und Unabhängigkeit Beschränkungen auferlegen muss?1 1. Der Mensch zwischen Individual- und Sozialnatur Was also führt Wesen in Gemeinschaften und strukturierten Gesellschaften zusammen, die doch eigentlich lieber autonom über sich selbst (vielleicht auch über andere) bestimmen möchten? In dieser Frage ist freilich schon eine Annahme, gewissermaßen ein Vorurteil eingeschlossen. Die Frage setzt nämlich voraus, dass Menschen zuallererst radikal individuelle Wesen, wenn nicht gar unverbesserliche Egoisten sind. Sie geht gleichsam von Robinson-Crusoe-Existenzen aus, die zunächst je über ihre eigene Insel herrschen und erst sekundär in Kontakt mit einem anderen Menschen – Freitag eben – kommen, der dann eben auch zu gestalten ist. So etwa hat es der amerikanische Philosoph und zeitgenössische Hobbes-Interpret James Buchanan dargestellt.2 Allerdings scheint mir dies eine Abstraktion zu sein, die der Erfahrung kaum Stand zu halten vermag. Der akademische Fachbereich aus dem ich komme – die Theologie – und im Besonderen die christliche Gesellschaftslehre, vertritt überdies eine andere Hypothese; man könnte auch sagen, ein anderes Vorurteil. Jenes nämlich, 1 Vgl. Thomas Hobbes, Leviathan. Aus dem Englischen von Jutta Schlösser (Felix Meixner Verlag, 1996), 141. 2 Siehe James M. Buchanan, Die Grenzen der Freiheit. Zwischen Anarchie und Leviathan (Mohr, 1984). Mit diesem Buch will Buchanan eine Aktualisierung von Hobbes Theorie für das 20. Jhd. vorlegen. 49 Wilhelm Guggenberger dass Menschen grundsätzlich gemeinschaftsbedürftige und gemeinschaftsbezogene Wesen sind, weil sie von einem schaffenden Gott mit einer solchen Sozialnatur ausgestattet wurden. Auch jenseits biblischer Glaubensüberzeugungen belegt jedoch die moderne Entwicklungspsychologie die Tatsache, dass eine individuelle Person nur aus Beziehungen heraus erwachsen kann, nicht aber diesen voraus besteht. Der jüdische Philosoph Martin Buber hatte das in die bekannte, poetische Formel gebracht, dass das Ich erst am Du zum Ich wird. So könnte man nun also, ausgestattet mit einem glaubensfundierten Menschenbild und einer gewissen empirischen Evidenz, das Anliegen des Thomas Hobbes einfach vom Tisch wischen. Das würde bedeuten, die Frage nach den Ursprüngen von Gemeinschaft schlicht für nutzlos oder bedeutungslos zu erklären. Damit würde man es sich aber doch gar zu einfach machen. Denn selbst dann, wenn wir von einer Sozialnatur des Menschen ausgehen, lohnt es sich doch die Frage weiter zu verfolgen, was denn nun die zentralen Kräfte sind, die menschliche Gemeinschaften und Gesellschaften zusammenhalten und worin andererseits jene Kräfte bestehen, die diesen Zusammenhalt schwächen oder gar zerbrechen lassen. 2. Gemeinschaft und Gesellschaft Es mag ratsam sein, zuallererst zu klären, worüber ich hier denn nun eigentlich spreche. Der Titel dieses Beitrags nennt Gemeinschaft als Gegenstand. Ich habe bis hierher allerdings auch schon mehrfach den Begriff Gesellschaft benützt. Beides hat zweifellos miteinander zu tun ist aber eben doch nicht dasselbe, ja es kann sogar einen ganz entscheidenden Unterschied machen, wovon man spricht; von Gemeinschaft oder von Gesellschaft. Diese Begriffsunterscheidung funktioniert auch in den romanischen Sprachen auf der Grundlage der lateinischen communitas oder eben societas. Über diese, wie die meisten Begrifflichkeiten ließe sich nun lange und trefflich streiten. Ich möchte mich darauf beschränken jene Begriffsverwendung zu umreißen, die sich im klassischen Werk des deutschen Soziologen Ferdinand Tönnies (1855-1936) findet.3 Ich bin mir sehr bewusst, dass dies nicht die einzig mögliche und in Gebrauch befindliche ist, werde mich sachlich aber doch an ihr orientieren, weil sie wesentliche Dimensionen des menschlichen Zusammenlebens erfasst und ihnen sprachlichen 3 50 Ferdinand Tönnies, Gemeinschaft und Gesellschaft (Fues, 1887). Miteinander oder Gegeneinander. Zu den Ursprüngen von Gemeinschaft Ausdruck verleiht. Für Tönnies bezeichnet Gemeinschaft eine eher überschaubare Gruppe, deren Zusammenhalt jedenfalls auf einer Übereinstimmung beruht. Dies kann die vorgegebene Übereinstimmung der biologischen Abstammung in einer Familie, einem Clan oder Stamm sein. Interessanter und wohl auch wesentlicher ist aber doch die Übereinstimmung von Überzeugungen und Zielen, ein gemeinschaftlicher Wille, wie Tönnies es nennt. In diesem Sinn hatte bereits Augustinus4 in Auseinandersetzung mit Cicero ein Volk, dann aber auch die civitas bestimmt, die wir somit wohl eher mit Gemeinschaft oder Gemeinwesen, als mit Staat übersetzen müssten. Auch bei Tönnies ist der Zusammenhalt der Gemeinschaft – getragen von Emotionen und Vertrauen – deutlich verbindlicher, als jener der Gesellschaft. Deren Bande sind deutlich lockerer geknüpft, da sie wesentlich formaler und funktionaler Natur sind. Der Zusammenhalt von Gesellschaften ist durch die Erreichung bestimmter Zwecke gegeben. Die Gesellschaft dient dem Eigennutz ihrer Mitglieder. Die in ihr geltenden Werte sind nicht substantiell-inhaltlich bestimmt, sondern formal durch ihren Tauschwert. Das gilt wohl nicht nur für den Warentausch, sondern auch für den Bereich von Sozialkapital, wenn eben z.B. Freiheit gegen Sicherheit getauscht wird. Die Tatsache, dass dieser Tausch in erwartbarer Weise stattfindet, gibt der Gesellschaft in den Augen ihrer Mitglieder, die auf der Grundlage eines sogenannten aufgeklärten Egoismus agieren, Wert. Was dem Egoismus das Attribut „aufgeklärt“ verleiht, ist die Einsicht, dass jeder auf sich allein gestellt doch auf ziemlich verlorenem Posten steht. Oder lassen Sie es mich in den Worten des Medientheoretikers Norbert Bolz sagen: „Es ist intelligent nett zu sein. Wer dagegen Erfolg sucht, indem er die Dummheit der anderen ausnutzt, zerstört damit die Umwelt, in der er Erfolg haben kann. Je komplexer das Wirtschaftssystem, umso mehr hängt der eigene Erfolg vom Erfolg des anderen ab. … Wir plädieren also, ..., für die Händler und gegen die Helden man könnte auch sagen: für Konsumbürgerlichkeit.”5 Bolz sagt dies über den Bereich der Wirtschaft. Es scheint aber doch so zu sein, dass das skizzierte Konzept von Gesellschaft im Allgemeinen viel mit einer ökonomischen Logik zu tun hat. Auch Tönnies sprach ja vom Tausch. Die Parallele besteht darin, dass die Rationalität der Gesamtgesellschaft, ebenso wie jene des Marktes, auf individueller Nutzenkalkulation beruht. 4 Im 24. Kapitel des Buches IXX seines Gottesstaates, wird das eine civitas bildende Volk durch einträchtiges Streben nach geliebten Dingen charakterisiert. Zitiert nach: Aurelius Augustinus, Vom Gottesstaat (De civitate dei) Buch 11 bis 22. Aus dem Lateinischen von Wilhelm Thimme (dtv, 1997), 578. 5 Norbert Bolz, Das konsumistische Manifest (Wilhelm Fink Verlag, 2002), 15. 51 Wilhelm Guggenberger Immer im Rahmen der vorgelegten Begriffsbestimmung drängt sich uns heute die Frage auf, ob von EU-Europa als Gemeinschaft gesprochen werden kann, oder doch nur als Gesellschaft.6 Die Idee der Gründerväter der Union war es, den Frieden unter den Mitgliedern mittels ihrer Kosten-Nutzen-Rationalität zu wahren. Der gesicherte Vorteilstausch sollte vorteilhafter sein als die möglichen Gewinne eines gewaltsamen Gegeneinander. Diese Rechnung ist bislang erfreulich gut aufgegangen. Sollte damit aber auch die Hoffnung verbunden gewesen sein, die Gesellschaft Europa könnte zur Gemeinschaft werden; aus den Wirtschaftsbürgern könnten Citoyen einer Wertegemeinschaft im Sinne geteilter Überzeugungen werden, muss die Antwort, ob auch das gelungen ist, wohl etwas zurückhaltender ausfallen. Dies, obwohl die Rede von europäischen Werten zur Standardrhetorik gehört. Gerade angesichts der gegenwärtigen Flüchtlingskrise muss aber wohl die Rückfrage erlaubt sein, ob es denn Einigkeit über einen Kanon solcher Werte gibt, dem sich alle Mitglieder verpflichtet fühlen. Doch kehren wir zur Frage zurück, wovon dieser Beitrag handelt; von Gesellschaft oder von Gemeinschaft. Ich meine sagen zu dürfen, dass ich im Hinblick auf Gesellschaft von Gemeinschaft spreche. Was soll das heißen? Ich will damit zum Ausdruck bringen, dass die Probleme der Gemeinschaftsbegründung und -erhaltung von essentieller Bedeutung für die Fragen der Gesellschaftsbegründung sind, zumindest wenn wir deren anthropologische Wurzeln in den Blick zu nehmen versuchen, was ich im Folgenden tun möchte. 3. Beginnt alles mit Verträgen? Die modernen Konzepte der Gemeinwesenentstehung orientieren sich großteils am Gedanken des Gesellschaftsvertrags und greifen dabei eben auf Hobbes oder in etwas anderer Ausprägung auf Jean Jaques Rousseau zurück. Die Ebene der Gemeinschaft kommt dabei meist gar nicht in den Blick. Abgesehen davon, dass der gesellschaftstheoretische Kontraktualismus viele Fragen zum faktischen Übergang vom chaotischen Naturzustand zum Vertragszustand offen lässt, kann man wohl begründet in Zweifel ziehen, ob die Ursprünge menschlicher Vergemeinschaftung sich mit einem derart ra- 6 52 Auch wenn der gegenwärtige Unionsbegriff 1997 den älteren der europäischen Gemeinschaft ablöste, spricht das allein noch nicht für eine Infragestellung der Gemeinschaftsdimension der Union. Denn der Gemeinschaftsbegriff (European Communities) war doch überaus pragmatisch und funktional gedacht und ursprünglich sogar auf bestimmte Wirtschaftssparten (Schwerindustrie, Atomenergie) bezogen. Miteinander oder Gegeneinander. Zu den Ursprüngen von Gemeinschaft tionalistischen Konzept erklären lassen. Können wir uns am Anfang menschlicher Vergemeinschaftung tatsächlich nach Rational-Choice-Maßstäben kalkulierende Vertragsparteien vorstellen? Dies scheint eher die Rückprojektion von Menschen zu sein, die ihr Leben selbst weitestgehend an Schreib- oder Verhandlungstischen verbracht haben, als eine realistische Annahme über die Frühzeiten unserer Kultur. Es soll daher in der gebotenen Kürze ein Alternativkonzept präsentiert werden, mit dem an der Katholisch Theologischen Fakultät in Innsbruck, der ich angehöre, seit Jahren gearbeitet wird. Es handelt sich dabei um den Ansatz des französischen Kulturanthropologen René Girard. Ausgangspunkt dieses Modells ist, dass die menschliche Weltoffenheit, das Streben über einen gegebenen Zustand hinaus, das letztlich Freiheit und Entwicklungsfähigkeit bedeutet, eine Naturanlage darstellt. Ob diese als ein reines Produkt der Evolution oder aber als einer göttlichen Intention gedankt gedacht wird, ist für die anthropologische Analyse zunächst gleichgültig. Das menschliche Streben ist nun zwar in jedem Individuum gegeben, vorerst allerdings inhaltlich unbestimmt und muss erst auf irgendeine Form von Ziel hin orientiert werden. Girard geht davon aus, dass dies durch die Orientierung an Modellen oder Vorbildern geschieht. Menschen orientieren sich permanent aneinander. Mit einem griechischen Begriff nennt man das Mimesis, weshalb die gesamte Theorie Girards das Prädikat mimetisch trägt. Unsere Muttersprache, grundlegende Verhaltensweisen, ästhetisches oder geschmackliches Empfinden, was uns als angemessen, modern oder völlig untragbar erschein, aber auch sittliche Orientierungen; all das erlernen wir nachahmend von menschlichen Vorbildern.7 Diese grundsätzlich sehr positive Dynamik wird immer dann problematisch – und hier stimmen Hobbes und Girard völlig überein –, wenn unser Streben, wenn unser Begehren durch Vorbilder auf Objekte gerichtet wird, die nicht teilbar sind und nicht gemeinsam genossen oder besessen werden können.8 In diesen Momenten droht Konflikt, der – einmal ausgebrochen – eben durch die mimetische Grundstruktur unseres Verhaltens leicht immer weiter eskaliert. Denn nicht nur positive Verhaltensweisen reizen zur Imitation, auch Aggression und Gewalt, die uns entgegengebracht werden, beantworten wir spontan häufig spiegelbildlich. Nun kann sich tatsächlich so etwas breitmachen, wie ein Kampf aller gegen alle. Ist dies plausibel, so fragt sich Girard, wie 7 Dafür ließe sich hier zahlreiche Unterstützung aus der Geistesgeschichte aber auch aus der zeitgenössischen empirischen Wissenschaft nennen. Ich verzichte darauf aus Platzgründen, aber auch weil die eigene Lebenserfahrung diese These doch den meisten Menschen sehr plausibel erscheinen lässt. 8 Vgl. Thomas Hobbes, Leviathan. Aus dem Englischen von Jutta Schlösser (Felix Meixner Verlag, 1996), 103. 53 Wilhelm Guggenberger es denn dann überhaupt möglich war, dass die Menschheit sich bis zum heutigen Niveau entwickeln konnte und sich nicht bereits in frühen geschichtlichen oder gar vorgeschichtlichen Zeiten in wechselseitiger Gewalt aufgerieben und selbst vernichtet hat? Seine Antwort, die er aus dem breiten Studium mythologischer Texte, historischer Quellen und literarischer Zeugnisse gewann, lautet: Möglich wurde dies durch die spontane Fokussierung zwischenmenschlicher Gewalt auf Sündenböcke. Mobbing-Phänomene spiegeln bis heute etwas von dieser Dynamik. Krisensituationen oder latente Spannungen in einer Gruppe werden durch das Abschieben von Verantwortung auf ein mehr oder weniger beliebiges Opfer zwar nicht gelöst, aber in gewisser Weise doch handhabbar. Freilich erfolgt dies auf Kosten des oder der Sündenböcke. Ich muss noch hinzufügen, dass der gruppeninterne Sündenbock durchaus auch durch einen externen Feind ersetzt werden kann. Was den Akteuren in der Gruppe dabei widerfährt, ist die Erfahrung einer Einigung, einer Gemeinschaftsstiftung oder besser Gemeinschaftsrettung durch gemeinsame Aggression gegen Dritte. Gerade seine Arbeit an Mythen unterschiedlicher Kulturen führte Girard dazu, dies als eine Grunderfahrung menschlicher Gemeinschaften zu bestimmen. Diese lässt sich ritualisieren, in kultische Ausdrucksweisen bringen und durch Tabus und Normen abstützen. So kann man aus der gemeinsamen Aggression gegen Dritte, die als Sündenbockmechanismus bezeichnet wird, die Entstehung grundlegender Elemente menschlicher Gesellschaften wie religiöse Kulte, Normensysteme, identitätsstiftende Mythen, aber auch bestimmte Ämter (Opferpriester oder Kultkönige) und Hierarchien etc. erklären. All dies bedürfte einer viel detaillierteren Ausführung, um wirklich zu überzeugen. An dieser Stelle muss ich mich auf diese knappe Skizze beschränken und kann die LeserInnen nur auf entsprechende weiterführende Literatur verweisen.9 Welchen Vorteil hat dieser Ansatz gegenüber dem Hobbeschen Vertragsmodell? Zum einen ist es nicht nötig, sich vom Gedanken einer menschlichen Sozialnatur zu verabschieden, folgt man dem mimetischen Ansatz. Denn dieser geht keineswegs von einem Naturzustand völlig isolierten Individuen aus. 9 Einen guten Gesamtüberblick bieten: Wolfgang Palaver und René Girards, mimetische Theorie. Im Kontext kulturtheoretischer und gesellschaftspolitischer Fragen (LIT, 2008); ders. René Girards, Mimetic Theory (Michigan State University Press, 2013); Michael Kirwan, Discovering Girard (Darton, 2004); Wilhelm Guggenberger, Taming Violence: Journal of Religion and Violence 1/2 (2013), 167-191. Vom Autor selbst sind Grundlegend: René Girard, Das Heilige und die Gewalt (Benzinger, 1987) im Original: La violence et le sacré (Grasset, 1972); Der Sündenbock (Benzinger, 1988) im Original: Le bouc émissaire (Grasset, 1982); Das Ende der Gewalt. Analyse des Menschheitsverhängnisses (Herder, 2009) im Original: Des choses cachées depuis la fondation du monde (Grasset, 1978). 54 Miteinander oder Gegeneinander. Zu den Ursprüngen von Gemeinschaft Die menschliche Orientierung aneinander, unsere mimetische Natur, beinhaltet vielmehr ein tief im menschlichen Wesen verwurzeltes Gemeinschaftselement. Was und wer wir sind ist von Anfang an, sowohl in der Gattungs-, als auch in der Individualentwicklung beziehungsbegründet. Wir können uns ohne den Blick der anderen und ohne den Blick auf sie gar nicht personal entwickeln. Doch der Mensch ist obwohl und gerade weil er ein Sozialwesen ist, keineswegs völlig unproblematisch und harmlos. Die Entstehung von Gesellschaftsstrukturen hat vielmehr gerade mit jenen Konflikten zu tun, die in Gemeinschaften nahezu unvermeidlich als Ergebnis der wechselseitigen Nähe aufbrechen. Nach Girard – und das ist die zweite Stärke seines Ansatzes – erwachsen die gesellschaftlichen Grundstrukturen und Institutionen zur Überwindung bzw. Eindämmung solcher Konflikte zunächst aber nicht aus bewusst geschlossenen Verträgen, sondern aus gleichsam un- bzw. vorbewussten Reaktionsmustern und spontanen Erfahrungen. Welche Hypothek sie – gleichsam als blutige Wurzeln – mit sich tragen bleibt dadurch mitunter bis in unsere Gegenwart herauf verschleiert. 4. Gesellschaft und die Ambivalenzen von Gemeinschaft Ich neige vor dem skizzierten Hintergrund nun tatsächlich dazu, Gesellschaft mit ihren Strukturen, Institutionen, Normen und Regelungsmechanismen als ein Mittel zum Zweck der Verhinderung größeren Übels zu sehen, als ein Instrument, das dazu dient zwischenmenschliche Konflikte und Gewalt einzuhegen. Damit bleibt Gesellschaft immer eine spröde, berechtigter Kritik zu unterziehende, vielleicht bewunderte aber selten geliebte Sozialform. Man braucht deswegen die Möglichkeit einer emotional dichteren Gemeinschaftsbildung aber nicht auszuschließen. Die Hoffnung bleibt berechtigt, dass pragmatisch begründete Gesellschaften sich zunehmend zu Gemeinschaften entwickeln können. Dies mag möglicherweise als gar nicht notwendig, ja sogar als unerwünscht erscheinen, bringt Emotionalität doch immer auch ein Element der Unberechenbarkeit und Gefahr mit ins Spiel. Auch wenn dies ein berechtigter Einwand ist, dürften wohl AutorInnen wie Martha Nussbaum recht mit der Annahme haben, dass auch politische Prinzipien einer emotionalen Unterfütterung bedürfen, um 55 Wilhelm Guggenberger nachhaltig aufrechterhalten zu werden.10 Auch Nussbaum weiß, dass gerade Emotionen wie Nationalstolz oder Patriotismus ausgesprochen destruktive Kräfte entfalten können. Dennoch geht sie davon aus, dass Gesellschaften nur dann stabil sein können, wenn deren Konstruktionsprinzipien auf die engagierte Zustimmung der BürgerInnen zählen können. In diesem Sinne scheint mir auch die berühmte Aussage Jaques Delors von 1992 zu verstehen zu sein, dass Europa eine Seele gegeben werden müsse. Auch Papst Franziskus hat am 25. November 2014 bei seiner Ansprache im Europäischen Parlament dazu aufgerufen, diese Seele Europas, die durchaus eine transzendenzoffene, aber ganz wesentlich auch eine der Welt und den Menschen zugewandte ist, neu zu entdecken.11 Ein Gemeinschaftsgefühl als Gesellschaft stabilisierendes und erhaltendes Band an sich, löst freilich noch keineswegs jene Probleme, die im menschlichen Zusammenleben entstehen können, versuchte ich doch eben deutlich zu machen, dass Gesellschaftsstrukturen gerade auf die Ambivalenzen und dunklen Seiten von Gemeinschaft reagieren. Der kurze Blick auf eine Studie des Ökonomen Samuel Bowles, die 2008 einiges Aufsehen erregte, soll abschließend nochmals illustrieren und verdeutlichen worin die Ambivalenz von Gemeinschaftsbildung besteht und wie sie mit Vergesellschaftung zusammenhängt. Durch aufwändige Computersimulationen versuchte diese Studie zu rekonstruieren, welche Verhaltensstrategien für unsere Vorfahren in der Steinzeit die vorteilhaftesten gewesen sein müssen. Das Ergebnis wird als Verhaltensmuster des parochialen Altruismus bezeichnet. Dieser etwas ungewohnte Terminus versucht Folgendes zum Ausdruck zu bringen: „Altruismus bedeutet, zugunsten anderer auf einen Vorteil zu verzichten. Parochialismus bedeutet, dass man Gruppenzugehörige gegenüber Außenseitern bevorzugt.“12 Am evolutionär erfolgreichsten waren demnach jene Menschengruppen, die sich intern durch starken Zusammenhalt, Fürsorglichkeit und Selbstlosigkeit auszeichneten, in denen es aber auch viele Individuen gab, die aggressiv und feindselig gegenüber anderen Gruppen agierten. Unschwer nachzuvollziehen ist, dass die nach außen gerichtete Kampfbereitschaft nicht nur trotz, sondern gerade auf- 10 Siehe Martha C. Nussbaum, Politische Emotionen. Warum Liebe für Gerechtigkeit wichtig ist (Suhrkamp, 2014). 11 Franziskus, Ansprache des Heiligen Vaters an das Europaparlament, November 2014, unter http://w2. vatican.va/content/francesco/de/speeches/2014/november/documents/papa-francesco_20141125_strasburgo-parlamento-europeo.html. 12 Samuel Bowles, Nächstenliebe, die Mutter aller Kriege, Nr. 01, Dezember 2008, unter http://www.zeit. de/2009/01/N−Essay−Konflikt. Vgl. ders., Conflict: Altruism’s midwife: Nature 456/20 (2008), 326-327. 56 Miteinander oder Gegeneinander. Zu den Ursprüngen von Gemeinschaft grund einer opferbereiten Selbstlosigkeit gegenüber der eigenen Gruppe besteht. Solch naturwissenschaftliche Forschungsergebnisse machen klar: Kooperation und Feindseligkeit, altruistisches Miteinander und egoistisches Gegeneinander liegen in zwischenmenschlicher Begegnung erstaunlich eng beieinander. Wie Bowles und seine MitarbeiterInnen fanden, gehören sie oft sogar zusammen und bedingen einander. Widerlegt dies nun die von mir zuvor geäußerte Hoffnung auf eine positive Gemeinschaftsbildung, die über rein pragmatische Vergesellschaftung hinausgeht? Ich denke nicht. Es macht jedoch deutlich, dass wir Menschen von der Evolution oder der Schöpfung – dies hängt vom jeweils geteilten Weltbild ab – eben zu beidem ermächtigt sind; sowohl zu selbstloser Kooperation, als auch zu aggressiver Feindschaft. Selbst Bowles hält fest, dass wenn seine Berechnungen zutreffen, unser Menschsein dennoch gerade darin besteht, sich nicht schlicht evolutionären Dynamiken schicksalsergeben auszuliefern, diese vielmehr verantwortlich zu gestalten. Allerdings müssen wir wohl auch einsehen, dass Vergemeinschaftung kein Prozess ist, der sich gleichsam von selbst in immer größeren Kreisen entfaltet, von der Familie über den Stamm und das Volk bis hin zur Menschheit. Papst Benedikt XVI. hat das in seiner Enzyklika Caritas in veritate dahingehend ausgedrückt, dass er sagte, die gegenwärtige Globalisierung mag alle Menschen dieser Welt zu unseren Nachbarn gemacht haben, was noch lange nicht bedeutet, dass sie uns auch zu Geschwistern geworden wären.13 Menschheitliche Geschwisterlichkeit im Sinn einer universalen Gemeinschaftsbildung entspringt weder unserer naturgegebenen Orientierung aneinander, noch einem spontanen Zusammenhalt, der gegen einen gemeinsamen Gegner gerichtet ist. Erstere driftet leicht in Konflikte ab, wie Hobbes sie beschrieben hat, zweiterer bringt bestenfalls eine Solidarität auf Kosten Dritter zustande. Eine universale Geschwisterlichkeit, wie sie etwa auch die Europäische Menschenrechtskonvention als verbindliche Norm festzuhalten versucht, ist vielmehr eine anspruchsvolle, ethisch voraussetzungsreiche Errungenschaft von Kultur. Sie ist keine automatisch wachsende Selbstverständlichkeit, sondern bedarf bewussten Engagements. Dies hatte der französische Philosoph Henri Bergson, der in seinen Analysen letztlich die Forschungsergebnisse von Bowles vorwegnahm, bereits in den 1930er-Jahren formuliert, indem er eine bloß gesellschaftliche, von einer allmenschlichen Moral unterschied. Letztere ist von der erstgenannten nicht nur graduell, sondern wesensmäßig unterschieden, erfordert also eine qualitativ eigene Ent- 13 Benedikt XVI., Caritas in Veritate Nr.19, 2009, at http://w2.vatican.va/content/benedict-xvi/de/encyclicals/documents/hf_ben-xvi_enc_20090629_caritas-in-veritate.html. 57 scheidung und nicht nur eine quantitative Erweiterung gruppenegoistischen Pflichtgefühls.14 Da wir um unsere menschlichen (moralischen) Schwächen wissen, werden wir wohl noch lange Gesellschaftsstrukturen brauchen, die uns vor den Konflikten schützen, die in und aus Gemeinschaften entstehen – gerade auch aufgrund unserer mimetischen Natur. Die pragmatische Vergesellschaftung bewahrt uns vor einer Überhitzung durch die zentripetalen Kräfte zu enger Vergemeinschaftung. Ohne gemeinschaftsbildende Kräfte würden zentrifugale Dynamiken den Zusammenhalt von Gesellschaft aber wohl recht bald erodieren. Wenn jedoch politische Akteure auf der Klaviatur jener spontanen, eben auch zu unserem Menschsein gehörenden, zu Verfeindung und Gruppenegoismus tendierenden Regungen und Impulse spielen und sogar behaupten, Demokratie bestehe gerade darin, diese Regungen zum allgemeinen Gesetz zu erheben, wird Humanität auf das Niveau vorbewusster Mechanismen degradiert. Auf diese Weise mag die Menschheit unter den Bedingungen der Steinzeit überlebt haben, unter den Bedingungen des 21. Jahrhunderts würde sie so unweigerlich zum Verhängnis für sich selbst und den gesamten Planeten werden. 14 Vgl. Henri Bergson, Die beiden Quellen der Moral und der Religion (Eugen Diederichs Verlag, 1933), 28-31. 58 La forza dell’arte in un’ Europa connessa La forza dell’arte in un’ Europa connessa Serena Baccaglini Nell’ultimo secolo l’affermarsi del pensiero lineare, delle scienze esatte, della visione scientifica dell’economia e dell’approccio quantitativo hanno portato il nostro pensiero alla convinzione che benessere è uguale a consumo. Il mercato ha dominato su tutto e tutti. Come afferma il sociologo Zygmunt Bauman, l’identità dell’uomo contemporaneo è stata segnata dal consumo. Questa società liquida è ora davanti ad un bivio: ripristinare i tempi dell’accumulo o cambiare rotta cercando nuove prospettive e nuova ispirazione. Oggi l’approccio ai problemi non è molto cambiato ma le certezze vacillano di fronte alle difficoltà che hanno colpito l’economia globale. C’è bisogno di una conversione del pensiero (conversus è colui che si è voltato), di una riscoperta del valore cultura e delle sue potenzialità in un’Europa la cui forza consisterà sempre di più nella capacità di creare connessioni e, come afferma Howard Gardner, di adottare strategie convergenti. In una crisi che prima ancora che finanziaria, è culturale, le arti possono aprirci nuove visioni, non più relegate alle attività nel tempo libero ma parte di un apprendimento continuo, in cui l’immaginazione e la creatività diventino un nutrimento essenziale per rispondere alle richieste dell’intenso cambiamento che stiamo vivendo. Devono affermarsi politiche per la valorizzazione dei beni culturali: l’arte e la cultura non intrattenimento ma motore di sviluppo, cambiamento sociale e stimolo a rinnovare energie e conoscenze. Tutti i linguaggi artistici devono concorrere a questo: arti figurative e plastiche, design con musica e teatro, in un dialogo in cui tutti i linguaggi contemporanei contribuiscono a creare un modello di comunicazione innovativo. Bisogna ritornare alla cultura latina della progettualità che è la vera matrice della nostra cultura: come quindi organizzare la conoscenza perché si trasformi in valore? Bisogna creare reti che permettano di connettere imprese, università, istituzioni, società locale, reti che generino strutture di collaborazione legate a progetti trans-settoriali e trans-territoriali. Bisogna mettere in comune i significati, perché divenga importante non solo ciò che funziona in termini di risultato economico ma anche ciò che è bello ed è in grado di emozionarci e ciò che è giusto per quanto riguarda i benefici attesi. Tante diversità e complessità devono trovare una convergenza, creare sensibilità e responsabilità comuni. L’arte ci aiuta a 77 Serena Baccaglini vedere il mondo con occhi diversi ed è espressione di un immaginario innovativo che permette di collegare valori diversi come il bello, il buono, il vero, il giusto, complementari nel dare valore a una stessa esperienza. La diversità e la complessità possono quindi diventare una ricchezza “esponendosi al nuovo per elaborare il nuovo.” Guardare alle esperienze dei grandi artisti ci può essere di guida: Kandinski, ad esempio, ha evidenziato quella forma di comunicazione emotiva che l’uomo intrattiene con il mistero proprio attraverso le immagini. Per trasporre sulla tela sentimenti e pensieri non era necessario raffigurare la realtà, oggetti, paesaggi, volti. Il padre dell’astrattismo lirico usa i colori per comunicarci emozioni, colori che assumono un valore più forte delle forme “per diventare purissima espressione.” Se noi ci poniamo davanti ad un’opera del grande artista, percepiamo che la combinazione dei colori, delle forme, del ritmo che Kandinski crea nelle sue opere, “ci comunicano le parole del cuore.” L’artista possiede una dote particolare: spesso sa anticipare i tempi e sa cogliere i segni del cambiamento e “aprire le porte della percezione”, in questo senso l’arte è sempre avanguardia, capace di intuire e precedere movimenti che verranno. Se vogliamo quindi allargare la nostra percezione e i confini della nostra libertà, dobbiamo guardare all’arte per arricchire la nostra esperienza. È ciò che intende dire Goethe quando esorta l’artista “a fare di sé un organo, un organo per l’essenzialità delle cose e degli eventi quali si esprimono nelle loro forme. In questo stato l’artista si protende verso ciò che si trova al di fuori di lui, non per metterlo al servizio di uno scopo pratico, come farebbe un tecnico, bensì per ricrearlo di nuovo.” L’opera d’arte ci stimola attivamente in un processo di partecipazione capace di coinvolgere tutti i sensi e la nostra persona in toto, ci induce a vedere, quindi a usare la nostra parte razionale ed anche a sentire, coinvolgendo quindi la nostra sfera emotiva, una comunicazione quindi non solo informativa ma che ci cattura e ci appassiona. L’arte non è uno strumento di persuasione ed è tristissimo vedere l’arte snaturata dalla propaganda come è avvenuto purtroppo in momenti storici del passato, ma deve commuovere, rendere visibile l’invisibile e quindi accessibile il mondo dello spirito. “Il mistero rivestito di accessibilità” è il modo speciale in cui l’arte comunica attraverso quindi un processo inclusivo e partecipativo simile al tipo di sensibilità e di coinvolgimento che oggi l’era digitale promuove. Per questo oggi siamo in grado di gettare una luce nuova sulla capacità comunicativa dell’arte, che a sua volta può illuminare i caratteri del mondo iper tecnologico in cui viviamo. “Una funzione essenziale della vera bellezza, già evidenziata da Platone, consiste nel comunicare all’uomo una salutare scossa”, che lo fa uscire da se stesso, lo strappa alla rassegnazione, all’accomodamento del quotidiano, lo fa anche soffrire, come un dardo che lo ferisce, ma proprio in que- 78 La forza dell’arte in un’ Europa connessa sto modo lo “risveglia” aprendogli nuovamente gli occhi del cuore e della mente, mettendogli le ali, sospingendolo verso l’alto.” Possiamo individuare un tratto comune dell’arte e della bellezza: l’espressione di valori fondamentali per l’essere umano quali il senso della vita, le scelte che ci qualificano, l’apertura alla trascendenza, il valore della creatività, intesa come impulso a innovare, a trovare nuove opportunità senza avere prove dell’esistenza di un risultato garantito. La creatività quindi diviene un elemento fondamentale per indurci ad un salto nel futuro. Inoltre la cultura è un eccezionale driver di sviluppo, capace di incentivare la coesione sociale e favorire la crescita economica. Per questo l’Europa da anni, e attraverso diversi strumenti – dalla strategia UE 2020, all’Agenda Europea per la Cultura, da Europa Creativa a Horizon 2020 – è impegnata a sostenere la necessità di uno sviluppo a base culturale per una crescita intelligente, sostenibile e inclusiva delle città e dei territori. Il settore, che contribuisce al Pil europeo per una quota che oscilla fra il 4% e il 7%, produce effetti indiretti anche su altri ambiti dell’economia. Il 27% dei viaggiatori dell’UE afferma che il patrimonio culturale è un fattore essenziale nella scelta di una destinazione. Nel 2013 il 52% dei cittadini dell’UE ha visitato almeno un monumento o un sito storico e il 37% un museo o una galleria d’arte nei rispettivi paesi, mentre il 19% ha visitato un monumento o un sito storico in un altro paese dell’Unione. Il patrimonio culturale quindi contribuisce a promuovere città e regioni, attraendo talenti e turismo. Su questi temi e sulle politiche pubbliche che possono incentivare lo sviluppo della cultura nel continente si dovrebbe concentrare l’attenzione con la convinzione che per ritornare a crescere bisogna ripartire dalla cultura. Diceva il presidente Napolitano che la cultura ha un valore intrinseco un valore di autenticità che non si trova in altre sfere. Più faremo vedere che la cultura in sé ha un valore intrinseco più avrà anche un valore economico. Dovremmo avere più economisti della cultura, fare della cultura un brand, un veicolo di valorizzazione che può anche trasmettere concetti economici, dovremmo pensare a nuovi modelli di Museo, con gruppi di lavoro di catalogazione partecipata tra esperti e cittadini per connettere il patrimonio culturale immateriale, i beni diffusi; dovremmo creare musei che sappiano mettere insieme i saperi a partire dalla comunità di appartenenza. Se il cittadino non è consapevole e partecipe dei beni del suo territorio, non lo sente suo. “Vale la pena sottolineare – afferma Eleonora Caponi che il patrimonio culturale, se appropriatamente tutelato, può diventare strumento incredibile di inclusione sociale, sviluppo del dialogo fra culture, ricostruzione della memoria e dell’identità territoriale, miglioramento della qualità dell’ambiente e promotore di coesione sociale, nonché, dal punto di vista economico, stimolatore di sviluppo turistico, creatore di posti di lavoro e di politiche per la salvaguardia del clima.” 79 Serena Baccaglini Interessante l’esperienza degli Happy Museums inglesi, che si propongono di re-immaginare aspetti chiave del ruolo del museo oggi e hanno come obiettivo primario quello di costituire uno spazio sociale dove le persone si sentano vive, imparino cose nuove divertendosi, guardino il mondo in modo diverso, si creino nuove amicizie e possano dare qualcosa agli altri. In sintesi: “Cultural heritage to influence people to lead meaningful and happy lives.” Riconsiderare dunque, quale esperienza viene data ai visitatori e alla loro comunità, quale relazione si viene a creare con le collezioni, pensando a come vivremo il nostro tempo libero in un mondo che tende ad un basso consumo. Può il museo contribuire alla creazione di un mondo più sostenibile e quindi ad un maggior benessere? Questa é la sfida che gli Happy Museums hanno colto, una sfida sicuramente creativa e stimolante. Un primo risultato viene da loro sintetizzato in questi punti: “transformative effects for some small organisations, investment being geared towards skills rather than things and approach not seen on community projects before.” Prendendo invece in considerazione progetti culturali che coinvolgano non solo la realtà locale ma si propongano di creare relazioni e collaborazioni tra istituzioni culturali di paesi diversi al fine di approfondire ed estendere la conoscenza, creando nuove connessioni, vorrei citare una mia esperienza recente in cui ho voluto mettermi in gioco e tentare vie nuove. A fianco di uno dei grandi maestri che ho avuto la fortuna di avere e poi di scegliere, il prof. Lionello Puppi, ho condiviso alcune “imprese espositive”, per usare le sue parole, che, preparate da indagini preliminari “al tempo stesso originali e rigorose… rivendicassero il primato della dignità dello studio e della ricerca.” Progetti scientifici di grande contenuto, “mostre -laboratorio non mostre- vetrina” dunque, con comitati scientifici internazionali con cui confrontarsi e mettere a disposizione studi, ricerche, esami diagnostici al fine di accrescere la conoscenza in questo caso su un grande genio, El Greco “nell’autunno del Rinascimento occidentale.” La mostra organizzata a Treviso, Casa dei Carraresi, ottobre 2015 - maggio 2016, è stata una vera scommessa vinta, definita la più grande retrospettiva mai realizzata in Italia su El Greco, è stata premiata dal consenso delle recensioni e da un grande afflusso di pubblico, che ne ha compreso la qualità della ricerca, che ha messo in luce“ circostanze esistenziali spesso enigmatiche, talora sconcertanti” del grande artista e la determinante influenza della nostra cultura nella metamorfosi di questo genio. Molte le novità proposte e condivise con gli studiosi internazionali per cui la mostra poteva così “rivendicare un suo pregio miliare” per usare ancora l’efficace espressione del prof. Puppi, senza voler tracciare conclusioni irrevocabili ma come apertura di nuovi problemi alla comprensione di un evento espositivo unico, che ha valorizzato nel Museo Diocesano anche ope- 80 La forza dell’arte in un’ Europa connessa re del territorio ed è stato affiancato da una serie di eventi musicali mirati, di grande raffinatezza. Domande aperte quindi, che implicano un grande spazio per l’esplorazione e il confronto: nuove prospettive che ridanno vita alla Scholè della Grecia classica in cui, come afferma il prof. Paolo Zanenga che l’ha proposta e lanciata, “il valore non nasce dalla risposta alle necessità quotidiane, ma dalla ricerca del bello.” Progetti questi da cui emerge anche la necessità di una vera e propria negoziazione culturale, dal momento che la complessità della costruzione dell’evento presuppone il coinvolgimento di istituzioni, figure professionali con formazione, visioni molto diverse. La negoziazione è un’attività strategica, necessaria per superare i conflitti e tendere verso un superiore bene comune e dal momento che la cultura sta emergendo come un fattore fondamentale dell’ecosistema, la negoziazione culturale diventa un elemento importante per accelerare trasformazioni, rimuovere pregiudizi e legittimare nuove visioni. Progetti di questo tipo, “mostre laboratorio” dove la conoscenza è condivisa e si creano connessioni diverse e articolate tra studiosi, tra paesi e culture diverse, penso siano da promuovere e intensificare perché la cultura divenga davvero strumento di dialogo e di crescita, sviluppando reti di conoscenze per condividere esperienze. La dimensione collaborativa, di condivisione e circuitazione dei saperi è l’elemento chiave, un punto focale per i tempi in cui viviamo, che prevedono lo sviluppo di capacità per cui il saper leggere una realtà in continuo divenire è più importante dell’acquisizione di un sapere consolidato. Se si dispone di una rete a cui riferirsi, si possono sviluppare maggiori stimoli per trovare soluzioni innovative. La rete può dare oggi potenzialità straordinarie di crescita e di adattamento al cambiamento, se usata con senso etico. Possiamo concludere con la consapevolezza che la creatività oggi non si può più considerare un solo fatto individuale, come è emerso con chiarezza dal lavoro fatto nel progetto Euregio Atelier, dalle riflessioni maturate e dagli interventi illuminanti dei relatori. 81 Maurizio Morgantini “Next Generation City” Maurizio Morgantini 1. Due Pianeti diversi Ubìqui, noi abitiamo contemporaneamente due pianeti diversi: i loro campi gravitazionali generano interferenze che spesso ci disorientano. Uno è il Pianeta dei Numeri, l’altro è il Pianeta delle Emozioni. Uno è il mondo del “misurabile” convenzionale: litri, metri, libbre, minuti. L’altro è il mondo del “non misurabile”: intuizioni, desideri, sentimenti. Di entrambi i mondi conosciamo i linguaggi, la loro reciproca intraducibilità e la geografia speculare: tangibile e intangibile, finito e infinito, il Tempo diverso che li scandisce. Quale dei due pianeti è più reale dell’altro? Quando uno dei due mondi prevale sull’altro? A quale dei due mondi ispirarsi per progettare i domani del territorio, della città, della polis? Di questo abbiamo cominciato a parlare una notte lontana, che sembra ieri, con Richard Whitaker e Charles Moore, sotto le stelle del Sea Ranch, la creatura più sognante della loro architettura (cfr: The Sea Ranch –north California, USA– by MLTW architects). La tesi era e continua ad essere, per tutti noi progettisti di frontiera, la Forma del Territorio antropizzato, la grammatica e la sintassi dell’architettura, le modalità del progetto “condiviso”, il genius loci come mente fluida ma identitaria tra passati e futuri in transizione. 82 “Next Generation City” Foto 01 a 1 Foto 01 b 1 83 Maurizio Morgantini Foto 01 c 1 “A product is nothing but frozen information”, ammise Jay Doblin (Industrial Designer Americano, Direttore dell’IIT – Illinois Institute of Technology di Chicago) alla fine di un’intrigante discussione sul “Progetto come processo mai concluso”. Il Progetto comunica infatti con metafore1, per poi diventare il Grande Attrattore di qualsiasi comunità. Il Progetto è il più efficace catalizzatore delle energie in campo: si liberano dal territorio che le genera, lo guardano da prospettive diverse -da lontano e dall’alto-, attraversano il tempo e lo spazio, e al territorio tornano. Next Generation City è una corrente di pensiero che nasce da un’attenzione ormai marginale alle categorie desuete dei dispositivi formali, dei Piani, o del dualismo centro-periferia o città-campagna; perché invece si concentra sui segnali del cambiamento da “captare” nelle zone di frontiera e nei teatri osmotici ad alta entropia, in tutti quei luoghi dove possono apparire nuove forme di Progetto. Anche in quei luoghi, sull’orlo dell’abisso, che non ignoriamo e che saranno osservati dalla nuova scuola di cinema, in Fondazione Prada a Venezia, Belligerant Eyes - 5 K Confinements. 1 84 Foto 01 (a,b,c): (a,b) Computer Shell, 1986 (by Maurizio Morgantini and Anton Kobrinetz, at the University of Illinois at Chicago): oggetto-metafora dalla Ricerca Telematic Ulysses e (c) iBook Apple (clamshell) 1999: dopo il ritorno di Steve Jobs al suo comando (the Stevesonian). “Next Generation City” Foto 02 2 Foto 03 3 85 Maurizio Morgantini Next Generation City è un’opportunità che nasce da alcune domande: l’habitat di prossima generazione smetterà di raccontare bugie insostenibili e di alterarsi i lineamenti con l’architettura al silicone?2 Smetterà di dimenticarsi che il territorio e la città devono ritrovare un senso? Il che significa innanzitutto: a chi e a cosa serve una città, se dimentica di essere un motore progettuale collettivo? E ancora: cosa andrà a determinare ed esaltare la specificità (l’identità, la diversità, la riconoscibilità e le responsabilità) di ogni singolo luogo? Cosa restituirà al topos fisico quelle qualità dense e rassicuranti e quell’armonia, contrappeso alla “vertigine del virtuale”, vitali per tutti noi che siamo dislocati in una geografia multilayer3, che abitiamo ormai quel multiverso reale e virtuale che, insieme a Serge Salat, avevamo provocatoriamente anticipato nella mostra “Architettura del Virtuale” all’Istituto Francese di Architettura (Parigi, 1988)? Qual’è dunque l’habitat ideale per noi - per i nuovi nomadi telematicsi - (così definiti da Claudia Donà, co-autrice nel libro “Invisible Design” di John Tchakara) in una terra europea che proprio sulla densità e resilienza della sua storia può scommettere su un futuro dove armonizzare le diversità, reinventare i linguaggi della tecnologia, educare al progetto consapevole e responsabile, finalizzare la creatività collettiva alla cura di un hortus diffuso? 2. La Forma della Polis La Forma della Polis, la soglia sfidante del suo ri-disegno tangibile e intangibile, è prioritaria e affascinante nel progetto delle Città e dei Territori della prossima generazione. E si trova ad un bivio epocale, come l’intero Pianeta. Molte previsioni sul domani delle Città e dei Territori sono peraltro ancora afflitte da concetti desueti e deboli, come “crescita” o “decrescita”, oppure dall’idea di “smart city” (dove si confondono i “mezzi” con gli “obiettivi”), oppure da innesti “siliconici” di architetture e di funzioni sottrattive di identità e di memoria, oppure dalle iconografie neo-positiviste di un futuro fumetto supertecnologico, sterilizzato e ipertelico. Sul confronto dialettico tra culture troppo conservative (che spesso sfociano nella tassodermia del territorio-cartolina), e tendenze sfrenatamente innovative e impattan- 2 Foto 02: Rendering del progetto City Life 2005: in parziale costruzione nell’area della ex-Fiera Campionaria a Milano. 3 Foto 03: Geografia Multilayer (by Maurizio Morgantini): dalla mappa matriciale, alla mappa molecolare, alla mappa del vortice (spirale), alla mappa espansiva polidirezionale, alla mappa sincronica. 86 “Next Generation City” ti, si insinua la percezione di un profondo cambiamento del topos urbano, assimilabile ormai ad un apparato scenico che appare sfasato rispetto ad ogni rappresentazione del reale e rispetto ai suoi protagonisti. Foto 04 4 Si avverte invece il senso della profonda metamorfosi compiuta dal suo abitante negli ultimi trent’anni: una metamorfosi che ha trasmutato i modi e l’esperienza dell’accessibilità e della storica dicotomia stanzialità-movimento. Infatti, dopo l’epicentro sismico della rivoluzione tecnologica degli anni ’80 (ne stiamo vivendo oggi gli effetti, tra onde di propagazione e imprevisti campi di interferenza), il nuovo abitante e il nuovo cittadino non solo hanno accesso a una pluralità di informazioni e connessioni in costante accelerazione (che ha azzerato il tempo tra domande e risposte), ma si muovono ormai in una geografia multilayer che lo ha trasformato in “nomade telematico”, oltre i confinements tecnologici e spazio-temporali delle nostre consuetudini di ieri. Intorno a questo nuovo abitante e alla sua “ubiquità telematica”4 ruota il Cambiamento della Città e del Territorio, il loro “dover” tornare ad essere “luoghi adatti alla vita”, concentratori di esperienza, drivers dell’innovazione e della tecnologia (e non viceversa), generatori 4 Foto 04: Logo di Telematic Ulysses (by Chris Garland). 87 Maurizio Morgantini di Armonia e di Bellezza, acceleratori di cultura e conoscenza, ponti tra la memoria del passato e la memoria del futuro, ponti tra la ricchezza dell’identità e la ricchezza delle diversità. Alcuni luoghi europei potrebbero essere gli acceleratori e integratori di questo processo planetario ed epocale verso una rinnovata Polis. Soprattutto potranno esserne gli interpreti e gli sperimentatori, specie in quei casi dove si incrociano ruoli “locali” e transnazionali, vocazioni e valori complementari, forze e fragilità: luoghi come epicentri creativi di una nuova progettualità, luoghi di osmosi, ponti simbolici e fisici. In altre parole: la prospettiva di un’Europa delle regioni, come superamento degli stati e laboratorio di progettualità diffusa, inclusiva, “situata” per vocazioni e obiettivi. Oppure un passo indietro: il ritorno alla progettualità chiusa, a una sterile e vetusta mappatura di stati “discreti” –separati–, che segna la rinuncia al futuro. 3. Il Territorio-Ponte La città-territorio Verona-Trento-Bolzano-Innsbruck-Monaco, “luogo” di stanzialità e insieme “corridoio” di attraversamento, è prima di tutto un Ponte interculturale, fortemente identitario, sedimentatosi attraverso una storia millenaria, prodromica a un’affascinante metamorfosi. In ogni bio-sistema la chiave della vita e della sua qualità è nell’autogoverno di un equilibrio armonico ma dinamico. L’equilibrio degli opposti (detrattori ed esaltatori ambientali, dissipazione e produzione di energia, natura e artificio, etc.) è assimilabile all’equilibrio delle forze nella costruzione di un Ponte. La simmetria delle teste di ponte è un tutt’uno con la “chiave” situata nella sommità della sua campata: è l’equilibrio delle linee di forza che ne costituisce l’intima bellezza e gli conferisce stabilità. Un ponte non è solo una grande metafora, nè un semplice cavalcavia, nè il superamento di un ostacolo; è un luogo di vita, di commercio, di produzione e di cultura, come numerosi esempi insegnano (dal Ponte di Rialto a Venezia5 al Ponte Vecchio di Firenze). Pertanto tra l’organismo intero - il ponte macro-territoriale - e le singole parti o micro-aree che lo compongono, ogni rapporto è funzionale all’equilibrio. Tra macro e micro le diversità sono di scala dimensionale: non concettuale, non di metodo, nè di responsabilità. 5 88 Foto 05: Ponte di Rialto, Venezia (by Maurizio Morgantini). “Next Generation City” Foto 05 5 Della Città-Territorio Verona-Monaco, di questo ponte Europeo di primaria importanza strategica, il catalizzatore e la “chiave” coincidono con lo snodo geografico e “situato” di un atelier progettuale aperto, condiviso e diffuso in ogni sua singola parte, dove le diversità interagiscano secondo un comune codice genetico che le armonizzi. Il potenziale progettuale che ne deriva, insieme al desiderio di una grande sfida culturale “globale e locale”, possono ricombinare in un’inedita scala valoriale i molteplici aspetti della responsabilità e della creatività sociale e politica: l’educazione, l’ambiente, i nuovi modelli diffusi della produzione Agricola e Industriale in rete, il wellness e la sanità, l’energia, le connessioni digitali e di trasporto multimodale, l’ospitalità ed infine il patrimonio delle arti narrative delle memorie e delle attese. Tra poche settimane, alla Biennale di Architettura di Venezia “Reporting From The Front”, la Germania e molte sue città si presenteranno, come Arrival Cities. Tra queste Monaco, che ospita il terzo mercato generale ortofrutticolo d’Europa, costruito più di cento anni fa e prossimo ad essere spostato in una nuova sede nel 2020. Nel suo territorio convivono eccellenze industriali e agricole; queste ultime comprendono una massiccia produzione di luppolo e di birra. Alla testa di ponte Nord, quella appunto di Monaco, corrisponde l’altra testa di ponte, quella di Verona, col suo straordinario territorio, e di Isola della Scala, poco più a Sud. A Isola della Scala è prevista la realizzazione di un 89 Maurizio Morgantini Motore Tripolare di nuova concezione (Polo Intermodale, Agroalimentare e Logistico), strettamente connesso al ridisegno della mobilità di persone, mezzi e merci che comprende le infrastrutture di attraversamento del Brennero. Questo Progetto è una sfida ambientale, sociale, economica (quindi progettuale) che accelera l’innovazione mirata a un’urgenza primaria: il riequilibrio e il potenziamento della Grande Filiera Agroalimentare Europea. Un progetto-pilota, di tecnologia intermodale e di logistica sofisticata, integrato a un parco tecno-agroalimentare dove saranno riprodotte e testate le attività che caratterizzano la filiera, dalle colture alle tecnologie fino alla totale tracciabilità dei prodotti, per le migliori pratiche sia nutrizionali, sia di salute pubblica e prevenzione sanitaria (cfr: ISDE, International Society of Doctors for the Environment, chapter del Trentino Alto Adige). Il contesto internazionale europeo, in particolare il ponte territoriale, politico e culturale che attraversa 3 Stati e 5 Province, potrebbe quindi essere un nuovo soggetto di presidio progettuale-ambientale “situato”. Perché alla fine si tratta di garantire la nascita e la crescita di una Next Generation City, si tratta di negare la sottrazione di territorio, il degrado e il concetto stesso, desueto e squalificante, di periferia, si tratta quindi di governare un’unione di opposti (valorizzatori e detrattori ambientali) interagenti armonicamente, per dare vita a un episodio di co-progettazione partecipata dall’intero territorio transnazionale. Ne va di ideare ad esempio una SuperVAS idonea a svolgere anche un ruolo, tanto inedito quanto urgente e necessario, di driver tecnologico. Anche in considerazione di 3 grandi programmi ambientali EU, in particolare quello sul cosiddetto Arco Alpino, ampiamente partecipato da iiSBE ITALIA (international initiative for a Sustainable Built Environment), è urgente dare impulso a Progetti-Pilota di prioritaria visibilità europea mirati alla costruzione di nuovi modelli e di nuove modalità della Polis, vale a dire di governo creativo dei territori-ponte e di concreta execution di strumenti e procedure di armonizzazione. 4. Appendice 4.1. Codex Pangea Il Ponte è una metafora e un artificio. Dalla percezione di un ostacolo, dalla necessità di superarlo (non di aggirarlo) e dall’intuizione del come superarlo, il ponte stabilisce una nuova connessione diretta, nuove modalità di transito, di spostamento e trasporto, di 90 “Next Generation City” controllo sulla chimica sociale, politica ed economica, di sovvertimento ambientale. Sul concetto esteso di Ponte, Diotima Society ha avviato un programma di ricerca internazionale (cfr: CODEX PANGEA, in memoria di Alfred Wegner che nel 1915 presentò la sua ipotesi della conformazione originaria delle terre emerse) che si propone come obiettivi: • la declinazione tipologica delle sue varie forme (fino a comprendere artefatti diretti come i Canali di Corinto, di Suez e di Panama, o artefatti derivati come le nuove infrastrutture portuali in costruzione in Islanda per l’apertura del Canale Artico conseguente al riscaldamento globale); • l’analisi campionata dell’impatto socio-ambientale; • l’estensione del concetto di Ponte a infrastrutture e dorsali di connessione viaria, portuale, aeroportuale, digitale e spaziale; • l’estensione del concetto di Ponte (di attraversamento e stanziale) ai territori; • il rating dei territori-ponte in funzione di diversi indicatori e nuove scale valoriali. Sono previste 4 sedi internazionali in rete per lo sviluppo di Ricerche correlate, di Progetti-Pilota di valorizzazione e rifunzionalizzazione territoriale, di ingegnerie monetarie locali e di modelli di compensazione finanziaria. 4.2. Il Parco Tecno-AgroAlimentare A differenza dei parchi AgroAlimentari, il PARCO TECNO-AGROALIMENTARE (PTA) è un complesso bio-architettonico innovativo, dotato di elevata efficienza tecnologica, ambientale e cognitiva. È un sito ad alta entropia in cui si riproduce la complessità della Grande Filiera AgroAlimentare per sperimentare scientificamente la sua evoluzione e avviare la diagnostica sistemica delle sue disfunzioni. Il Modello Spaziale e Gestionale del PTA è concepito per accelerare i processi evolutivi dell’agrifood system locale, regionale e trans-europeo. Nella prospettiva di una rete europea di parchi complementari posta lungo i principali assi di connessione, il PTA di Isola della Scala (VR-I) rappresenta il momento di realizzazione del primo impianto territoriale dedicato, parte integrante del Territorio-Ponte Verona-Monaco. All’elaborazione del Modello hanno contribuito numerosi esperti da Imprese, NfP Organizations e CROPS Departements internazionali. Il Modello nasce dall’approccio preliminare di “Counselling Territoriale”, promosso da Andrea Bonissone, economista e agronomo, imprenditore e studioso di psicologia e neuroscienze, e dai Modelli paesaggistici e architettonico-ambientali sviluppati dal Team Progettuale HyN-City (Architetti R.R. Whitaker, M. Morgantini, D. Frederick & Ann Cederna). 91 Maurizio Morgantini Il Modello adotta innovativi criteri di Ingegneria della Flessibilità: gli edifici semi-trasparenti a varia destinazione d’uso6 sono dotati di roof-gardens pedonabili; collegati da un Ponte polifunzionale di circa 800 metri, si alternano a bio-colture pilota.7 Nell’adiacente Corte Mandello, importante preesistenza storica di trascorsa centralità Agricola, verranno ospitate rappresentanze universitarie e del terzo settore per il coordinamento di attività scientifiche e culturali. NB: lo studio ambientale preliminare è stato supervisionato da iiSBE ITALIA, per ottimizzarne la performance ambientale ed energetica, e potenziarne le funzioni di “barriera di mitigazione” Foto 06 6 6 Foto 06: Parco Tecno-AgroAlimentare di Isola della Scala (VR-I) (by HyN-City Team): dettaglio. 7 Foto 07: Parco Tecno-AgroAlimentare di Isola della Scala (VR-I) (by HyN-City Team): studio. 92 “Next Generation City” Foto 07 7 93 94 AUSBLICK AUF EIN EUROPA der Regionen und Städte VERSO UN’ EUROPA di regioni e città A PATH TOWARDS AN EUROPE under the Sign of Regions and Cities “Connecting Polis Europa” “Connecting Polis Europa” Paolo Zanenga 1. Poli di connessione della prima Europa Nell’anno 529 hanno luogo due eventi che segnano la storia: Giustiniano chiude dopo nove secoli di vita la Scuola di Atene, fondata da Platone nel 387 a.C., creando una significativa cesura, se non una fine, nella storia della filosofia classica. Vengono anche ritirati i testi di 36 generazioni di filosofi. Più nessuna opera rimane in circolazione, lasciandone sopravvivere solo una piccola parte grazie alla tradizione indiretta di personaggi come Agostino, Boezio, e altri.1 Nello stesso anno, Benedetto da Norcia fonda il monastero di Montecassino. I due episodi non sono collegati, ma la loro sincronicità invita alla riflessione. Da un lato un’autocrazia interrompe dall’alto del suo potere un percorso culturale durato secoli; dall’altro, iniziative molto più umili, partendo da una visione ben diversa del mondo e dei suoi “loci”, iniziano dal basso a tessere una nuova tela (quella del monachesimo occidentale) che, anche favorendo una rinnovata, lenta metabolizzazione della cultura classica nella società altomedioevale, ricostruisce nei secoli successivi la base della cultura e dell’economia dell’Europa, la stessa Europa che conosciamo oggi. Credo che il messaggio che ci viene da un tempo così lontano suggerisca alcuni paralleli con la situazione contemporanea. Il monachesimo nasce e si sviluppa in Occidente come un tipico fenomeno di resilienza. La crisi dell’Impero d’Occidente, le migrazioni di popoli che non condividevano la tradizione culturale greco-romana, la consistente riduzione demografica e l’abbandono di città e terre coltivate, delineano una crisi di grandi dimensioni, i cui prodromi risalivano a molto tempo prima. In questo panorama, i movimenti monastici si distinguono per la loro attenzione alla cultura e al lavoro. Il miracolo dell’Alto Medioevo, di cui i monasteri sono stati a lungo i principali protagonisti in un ambiente difficile e spesso ostile, è stata l’incubazione e la genesi di una cultura, quella europea occidentale, che specie dopo l’anno Mille ha sviluppato una dinamica formidabile. Un miracolo 1 Paolo Zanenga, Le reti tra antichità e medioevo, tra modernità e postmodernità, in Cronache goletane, a cura di Romualdo Marandino (Delta3, 2016). 97 Paolo Zanenga anche perché si partiva da una situazione di naufragio materiale e istituzionale senza precedenti; tuttavia, si seppe portare a sintesi armonica imponenti risorse culturali del passato in forme nuove. Decisiva quindi nella formazione della prima Europa è stata la dimensione di rete: la distribuzione e i collegamenti tra punti di riferimento come i monasteri, ha portato alla formazione di sistemi straordinariamente fertili, capaci di sviluppo sia per auto-riproduzione, sia per evoluzione trasformativa indotta dalle continue (anche se rare e lente per i nostri standard) contaminazioni reciproche. Il loro sviluppo ha portato alla prima forma di identità e di coscienza comune europea, e ha favorito lo sviluppo successivo di altre reti: le leghe di città, le università, gli ordini cavallereschi, le fiere commerciali, e più tardi la finanza. In questa prima Europa i poli territoriali, pur intensamente identitari, non sono chiusi, la logica dei confini non è prevalente, e non lo sono neppure le differenze linguistiche. Se osserviamo lo sviluppo di un grande movimento culturale come l’architettura romanica, noteremo che la sua diffusione si collega alle grandi vie di pellegrinaggio, come le vie francigene, dirette a Roma, o il cammino di Compostela. La geografia dell’uomo medioevale non è territoriale ma polare, ed è in questo quadro che il senso di communitas emerge e disegna uno spazio che oggi definiamo europeo. A fronte di una produzione economica prevalentemente legata alla terra, così come la maggior parte della popolazione, emerge una “rete neurale” che inventa le proprie sinapsi, destinate a rappresentare dei riferimenti fondanti per la costruzione della cultura europea successiva: oltre ai monasteri, le scuole cattedrali, le commende, i fondachi, le “città libere” (liberi comuni, Freie Städte, bonnes villes...). La sovrapposizione a queste reti di nuove entità, caratterizzate da un controllo territoriale più forte e definito, caratterizza la formazione delle istituzioni pre-moderne e moderne. 2. L’emersione della modernità e la fine delle “prime reti” È interessante cogliere come questa formazione si articoli in processi interconnessi e tali da sostenersi mutuamente: religiosi, politici, economici, culturali, giuridici. La trama comune consiste in una diversa Weltanschauung, che gradatamente prende corpo. Il carattere di questa trasformazione, utilizzando un concetto che appartiene alla contemporaneità, è: riduzionismo, cioè capire, teorizzare, giudicare, governare, partendo dalla separazione del sistema mondo e dall’isolamento di “oggetti”. Mi sembra 98 “Connecting Polis Europa” che si possano definire tre fasi principali con cui questa Weltanschauung dei moderni emerge e cresce, più una quarta, tuttora in corso, in cui si incrina. La prima fase parte da alcune discontinuità avvenute già nel pieno medioevo (XI e XII secolo), che sfociano in una grande trasformazione nel periodo critico 1250-1350. È la fase che accompagna l’Europa verso quello che Huizinga ha chiamato “autunno del medioevo”. Nella fase espansiva del periodo 1000-1200, le proprietà feudali erano in simbiosi con i nodi delle reti in crescita, che erano funzionali allo stesso sfruttamento e valorizzazione dei fondi. Dopo il fallimento del grande esperimento visionario di Federico II, e con l’insorgere di una crisi di risorse dovuta forse a una crescita demografica in spazi ormai saturati, con la comparsa di carestie frequenti, si esaspera la volontà di controllo di chi detiene posizioni di potere, generando conflitti e separazioni che sboccano in nuove forme istituzionali, nelle quali il territorio non è più solo una proprietà, ma un riferimento di potere politico (signorie in Italia, domaine royale in Francia). Questo fenomeno, combinato con l’ereditarietà delle proprietà feudali, spinge alla modifica, e spesso alla frammentazione, di identità territoriali formatesi in secoli di evoluzione regionale locale. Contemporaneamente, il conflitto tra papato e impero delegittima proprio le istituzioni che dovevano essere fonte di legittimazione. La frammentazione della ”rete europea” non ne incrementa la diversità culturale, ma in genere la diminuisce, perché vi corrisponde una volontà di omologazione interna ai nuovi domini: minoranze religiose e linguistiche vivono una prima fase di repressione, e a volte di genocidio; caso tipico è l’area occitana, in cui la crociata contro gli Albigesi non rappresenta solo una forma di repressione religiosa e sociale, ma blocca lo sviluppo di una cultura all’epoca molto promettente. Le strutture reticolari sono poste sotto controllo o annullate: i monasteri perdono potere, importanti ordini cavallereschi, come i templari, sono soppressi; la stessa cattività avignonese del papato testimonia l’emergere di un proto-stato come quello francese. Il potere territoriale tende a organizzarsi per colmare i “vuoti”, perciò impone il suo controllo su aree prima governate secondo antiche consuetudini. A volte questo non riesce: il patto del Rütli, che simboleggia la nascita della prima Confederazione Svizzera, ne rappresenta l’episodio più noto. L’accelerazione dello sviluppo dell’economia monetaria (coniazione del primo fiorino d’oro a Firenze nel 1252) contribuisce a rendere più estesi e complessi i rapporti finanziari; il parallelo sviluppo di pratiche speculative e dell’usura solleva l’interesse e la valutazione dei contemporanei, primo tra tutti Tommaso d’Aquino. La necessità di controllo verticale investe anche la cultura: dapprima diminuisce il sincretismo e la creatività mitopoietica del mondo cristiano altomedioevale (testimoniato dalle rappresen- 99 Paolo Zanenga tazioni fantastiche del romanico e dalla letteratura epica), frenati dalla “sobrietà” di cistercensi e domenicani, dall’altro è sempre più frequente nell’autorità religiosa la preoccupazione di stabilire dogmi, di fare distinzioni tra ciò che va bene e ciò che è eresia. Il conseguente inaridimento della cultura dei chierici apre la strada a una cultura laica, che ricostruisce una propria mappa del mondo in chiave più soggettiva, e in certo modo fonda la modernità. La violenta riduzione demografica causata dalla Peste nera a metà del ’300 chiude questa fase, e apre uno scenario in cui le innovazioni dell’Umanesimo e del primo Rinascimento, porteranno a definire lo spazio del territorio moderno e a metterlo a disposizione dei nuovi poteri emergenti: la delicata Gemeinschaft medioevale si dissolve nel culto del detentore del potere politico, ben rappresentato dal Principe di Machiavelli. La seconda fase formativa della modernità è quella “classica”: parte alla fine del ’400, con l’apertura delle rotte oceaniche e la diffusione della stampa, che creano la prima globalizzazione, e anche la prima omologazione; si concluderà con Westfalia (1648). È un nuovo ordine in lotta con il passato e con il futuro: si bruciano le streghe, portatrici di una sopravvissuta cultura pagana, e si brucia Giordano Bruno, che con straordinaria capacità visionaria anticipa un’idea di universo vicina alla nostra. La signoria si sostituisce a papato e impero e si autoproclama stato. Alla pace di Augusta (1555) si decide che “cuius regio, eius religio”. La stessa chiesa romana si è da tempo configurata come una signoria e poi come uno stato, e l’impero è diventato una confederazione di principati germanici. Riforma e Controriforma, primi prodotti della Galassia Gutenberg, generano dei fondamentalismi, rivoluzionari verso il passato, reazionari verso il nuovo, intrinsecamente conflittuali, che sboccheranno in quel periodo turbolento e terribile chiamato Guerra dei Trent’anni, iniziato come guerra di religione e finito come guerra tra stati. La pace di Westfalia fonda la statualità moderna, che nasce anche come spazio di normalizzazione del conflitto religioso. Richelieu può creare il nuovo modello di stato assoluto, dopo che Cartesio col Discorso sul metodo (1637) aveva descritto il contesto cognitivo su cui poteva poggiare, e prima che la pubblicazione del Leviatano di Hobbes (1651) gli conferisse un telaio concettuale. La terza fase inizia con la Rivoluzione Francese e termina con le guerre mondiali del ’900. Lo stato di Westfalia è ormai abbastanza consolidato da poter eliminare la sua testa, il suo “primo stato”, la fonte da cui è nato, l’aristocrazia, ancor prima che fosse reso obsoleto dalla Rivoluzione Industriale. Dai “tre stati”, si passa definitivamente a una concezione integrale dello “stato”. Si elimina con l’aristocrazia anche una classe europea internazionale, trasversale ai singoli stati, una rete la cui mancanza rende la 100 “Connecting Polis Europa” conflittualità tra le nazioni sempre più radicale, fino al macello della Prima Guerra Mondiale e alla catastrofe della Seconda. Dopo che Cartesio aveva separato il soggetto dall’oggetto, Kant definisce la conoscenza possibile come conoscenza di oggetti. Ne seguono derive interpretative che portano all’espulsione dal dominio del “reale” di tutto ciò che non è “oggetto”. La filosofia, la scienza, il diritto dell’800 e del primo ’900 diventano discipline “positive”, così come le nuove scienze sociali: economia, sociologia, antropologia, psicologia, estetica vanno a formare un contorno rispetto al nocciolo delle scienze naturali, la cui positività era – oggi diremmo a torto - data per scontata.2 In particolare l’economia positiva ritiene di poter definire dell’uomo (homo oeconomicus) sia i comportamenti (razionali), sia i bisogni (in parte definiti “di base”) e gli interessi, secondo un misto di materialismo e di istanze etiche di cui possiamo trovare le tracce già nella prima di queste tre fasi, per esempio negli scritti dell’Aquinate. L’economia nasce come economia di scarsità: questo ne condiziona i criteri e i concetti, e influenza enormemente la politica. Lo stato, nato nel Medioevo come spazio di potere spesso violento e predatorio, pur continuando anche nei tempi moderni a basarsi sul controllo della violenza legittima, assurge a garante dei diritti e dell’etica. Si compie in questa fase anche il passaggio dal latino, fattore culturale unificante fin dall’antichità, alle lingue nazionali: nell’800 e soprattutto nel ’900, le lingue moderne diventano un carattere costitutivo e fondante degli stati nazione, sono quindi imposte in un processo che sopprime le lingue minoritarie ed esaspera i nazionalismi, anche attraverso vere e proprie costruzioni politiche e propagandistiche artificiose, come i vari Kulturkampf. La cultura raffinata e cosmopolita del ’700 è sostituita da programmi di istruzione popolare spesso artefatti, manipolati e omologati, funzionali al potere degli stati e propedeutici a forme di democrazia che scivolano facilmente nei totalitarismi. Nonostante tutto questo, la cultura alta in Europa continuò a rimanere sempre una rete internazionale molto efficace. Gli scienziati, e soprattutto gli artisti, continuarono a costituire comunità in continua contaminazione, in grado di creare sia movimenti intellettuali, stili, estetiche, sia eventi più popolari e coinvolgenti, come le esposizioni internazionali e le manifestazioni sportive. Queste reti sono sempre rimaste non solo trasversali rispetto ai diversi stati, ma non hanno mai smesso di recuperare fonti del passato per rilanciare nel futuro nuove prospettive. Chi oggi pensa assurdamente che 2 Immanuel Wallerstein, Comprendere il mondo - Introduzione all‘analisi dei sistemi-mondo (Asterios, 2013), 97-116. 101 Paolo Zanenga l’Europa non esista, dovrebbe ricordare che le discipline scientifiche e sociali studiate oggi in tutte le accademie del mondo sono nate in Europa, e spesso, per esempio l’antropologia, in dichiarata contrapposizione tra l’Europa e il resto del mondo. L’identità europea forse può sfuggire agli europei nostri contemporanei, ma è molto chiara negli altri continenti, dove viene tuttora fruita – e anche subita. 3. La crisi dell’ “Europa moderna” e l’emersione delle nuove reti Mentre dopo la Guerra dei Trent’anni l’Europa conservò la leadership globale da poco conquistata, dopo la Seconda Guerra Mondiale l’aveva persa, anche se rimaneva parte importante di un “mondo occidentale” la cui centralità era passata al Nord America. Il ridimensionamento dell’importanza dei singoli stati europei è cosa nota. Ciò che vale evidenziare è che il mondo nel frattempo tornava a essere un mondo di reti, più che un mondo di stati territoriali. Il ruolo degli Stati Uniti come polarità dominante nelle reti globali è, dopo la fine del secondo conflitto mondiale, prevalente sul fatto di essere anche un grande paese, di dimensioni continentali. Le reti principali dell’era contemporanea sono quella finanziaria e quella tecnologica, soprattutto quest’ultima, che costituisce sempre più l’indispensabile infrastruttura della prima. Vi erano 7,3 miliardi di dispositivi connessi nel 20153, ma il loro numero aumenterà di diversi ordini di grandezza con l’Internet delle Cose. Questo porta a generare flussi enormi e crescenti di dati (big data), che vanno a costituire l’ossatura sia della conoscenza fruibile, sia dei patrimoni finanziari. La tecnologia è pervasiva, dunque non è più territoriale, per la prima volta nella storia. La produzione non è più localizzata, e quindi anche i meccanismi fiscali in grado di sostenere il ruolo sociale degli stati territoriali sono ridotti a una condizione precaria e conflittuale. Questo nuovo scenario emerge da un complesso sviluppo scientifico e culturale, che dai primi del ’900 ha svoltato radicalmente, rispetto alla Weltanschauung positivista. Le rivoluzioni scientifiche, la revisione profonda dell’idea di matematica, gli sviluppi nelle scienze della cognizione e della vita, accompagnati da un’evoluzione della tecnologia che ci fornisce nuovi occhi e nuovi sensi rispetto alla realtà, hanno creato uno scarto larghissimo rispetto alle premesse filosofiche costitutive degli stati moderni, 3 Mobile World Congress 2016, at „http://www.mobileworldcongress.com“. 102 “Connecting Polis Europa” che sono più che incrinate. Questo scarto si è creato tra le scienze naturali e la tecnologia da un lato, non più deterministiche e non più legate all’idea di legge naturale, e discipline come l’economia e il diritto dall’altro, rimaste ancorate a un’idea positivista del reale, e ancora - ovviamente - basilari nell’orientare l’azione e il senso stesso degli stati. Prendere coscienza di questo scarto è una grande e grave responsabilità delle classi dirigenti della nostra epoca. Oggi infatti il potere legislativo e normativo opera all’interno di un nomos non più legittimato dalla sfera scientifica, filosofica e culturale, se non attraverso rappresentanze formali ormai culturalmente quasi sterili. Viene in mente Platone, e la sua idea del governo dei filosofi. Il vero compito del governo (giuridico, politico, economico) sembra consistere nel saper riconoscere la realtà di un nomos che svanisce e di un nomos che sorge; compito evidentemente di filosofi. L’incapacità del diritto positivo di uscire dal suo bozzolo è riconducibile sia a una colpevole rinuncia a una rinnovata consapevolezza del reale e a una sua nuova mappatura; sia a un’effettiva situazione di vertigine quando principi entrati nella cultura comune, come il carattere “erga omnes” della legge, contrasta con una nuova visione che fa a meno di dimensioni come l’”oggettivo” e l’”universale”. Ci può essere un “erga omnes” non totalizzante? Questa è la grande sfida della contemporaneità. Simili considerazioni valgono per altre dimensioni dell’ordinamento: oltre che per il diritto, sicuramente per l’economia. L’altezza della sfida non deve indurre a rifugiarsi in vuote generalizzazioni normative, che si moltiplicano in modo vano se devono rispondere a sistemi di maggior complessità: sembra il caso nel passaggio del sistema giuridico e legislativo dal livello nazionale (già straordinariamente farraginoso) al livello europeo. Se a una maggior complessità si risponde con una maggior complicazione, vuol dire che stiamo affrontando la complessità con modelli inadeguati, che ci sprofondano nel labirinto di Borges. Questa inadeguatezza lascia campo libero a una polemica secolare tra una cultura basata sullo sradicamento della norma e sul formalismo astratto, contrapposta a una concezione vetero-europea che trova la propria specificità nel radicamento originario sul suolo, omogeneità concreta di una comunità che mette al lavoro la terra contro l'omogeneizzazione astratta del dominio dei mercati e delle industrie.4 È un contrasto in grande evidenza nell’Europa attuale, un residuo non risolto dai conflitti del ’900, e non risolto, anzi colpevolmente strumentalizzato, dalla politica contemporanea: un conflit- 4 Giulio Itzcovich, Il Nomos della terra e la polemica con il positivismo giuridico: Jura Gentium, Rivista di filosofia del diritto internazionale e della politica globale, 2007, a http://www.juragentium.org/topics/ thil/it/itzcovic.htm. 103 Paolo Zanenga to che occorre superare al più presto, proprio come quattro secoli fa superammo le guerre di religione. È urgente porre al centro non solo una nuova “mappatura” del reale - da cui desumere nuovi valori, diventare coscienti di nuovi patrimoni, stabilire nuovi riferimenti su cui si possa riconoscere una società europea - ma anche una capacità di “mappatura permanente”, di continua destrutturazione e ricostruzione, che sola può garantire i valori primari e fondativi della vita rispetto ai diversi Gestell, alle diverse gabbie, antiche e nuovissime, continue promesse di infelicità e di morte. Un ordine che coniuga armonia e libertà, il cosmo dei classici, non nasce già definito, ma è il frutto di una continua e libera ricerca, di una scholè, attraverso cui scoprire le tracce di bellezza, che forniscono la trama a tessuti in estensione.5 È il modello dei processi cognitivi e vitali. 4. Una nuova scholè per l’Europa Scholè, otium in latino, denota quello spazio della vita e delle attività umane libero da costrizioni e contingenze, svincolato dalla necessità e dal quotidiano, alimentato dall’energia dell’Eros e diretto da una nous libera da scopi predeterminati. È definita dal suo contrario (ascholia, negotium), richiamato fin dai tempi omerici nel mito di Sisifo, uomo che usa la sua mente come strumento di guadagno e vantaggio personale, e che finisce col vivere condannato a fatiche eterne, prive di ogni dimensione “erotica”, intellettuale o morale. Le forze che riducono Sisifo in schiavitù tendono continuamente, anche oggi, a comandare l’ingegno umano e a strumentalizzare le passioni umane. Disse Aristotele che le repubbliche incapaci di vivere una vita di scholè sono destinate al collasso.6 Una vita di scholè ci protegge dunque dalle molteplici trappole che insidiano la nostra libertà, trappole in primo luogo culturali, epistemiche, dovute all’incapacità di rapportarsi col reale che nasce dall’ascholia. Per questo al centro di ogni polis, anche di “Polis Europa”, dovrebbe esserci una scholè, un luogo di rigenerazione continua della conoscenza, di aggiornamento delle mappe, di ricostruzione dei modelli e delle narrazioni, di raccolta delle sensazioni e dei sentimenti generati dai viventi, di rielaborazione 5 Serge Salat, Cities and Forms: on Sustainable Urbanism (Hermann, 2011). 6 Kostas Kalimtzis, Aristotle on Schole and Nous as a Way of Life, at http://www.ihnpan.waw.pl/wp-content/uploads/2014/10/3_kalimtzis.pdf. 104 “Connecting Polis Europa” delle eredità del passato, di ordinamento armonico, in una parola di creazione dell’essere. È molto difficile convincere chi è coinvolto in un flusso che avvolge tutto il suo presente all’epochè, alla sospensione. È difficile convincere il criceto a scendere dalla sua ruota, salvo che la ruota non s’incagli. Oggi possiamo osservare come una grande ruota si stia incagliando, e stia palesando l’insensatezza dei modelli e delle narrazioni dominanti. Alla crisi dei modelli economici classici, non più in grado di remunerare capitale e lavoro, anzi non più in grado nemmeno di generare impieghi plausibili di capitale e tanto meno di generare occupazione, corrisponde una progressiva incapacità degli stati di assolvere le proprie funzioni sociali e giuridiche, col rischio di scivolare verso una crisi istituzionale di portata epocale. È sicuramente possibile uscire da questo rischio, perché la crisi non è di risorse, non è di mancanza di alternative, ma puramente epistemica e culturale. Nuovi modelli, che sono grandiosi e promettenti. A fronte di questa situazione, stanno già emergendo ma richiedono un nuovo nomos, in nome di un superiore livello di civiltà e responsabilità. Lasciare solo all’intelligenza della tecnologia questo compito (la tecnologia evolve come una mente collettiva, non è governata ma governa, non è uno strumento ma un paesaggio, è lo snodo tra i mondi individuali e il “mondo”)7 potrebbe condannarci di nuovo al destino di Sisifo. Di fronte al nuovo paesaggio tecnologico, possiamo avere diversi comportamenti: • illudersi di strumentalizzarlo ed esserne stritolati, in una deriva ancor meno sostenibile di quella industriale. • rigenerare cultura, valori e saperi a un livello anche più alto rispetto al passato. Questa seconda è la via della scholè-otium, la prima è quella del negotium. Una scholè per Polis Europa dovrebbe costituire una nuova porta cognitiva, un cammino di educazione nuovo e senza tempo, un ponte tra gli immensi patrimoni sedimentati nel nostro continente e l’era incombente dei paradigmi mutanti, con la sua complessità e le sue molteplici promesse di “inaspettato”. 7 William Brian Arthur, La natura della tecnologia – Che cos’è e come evolve (Codice 2011), 183-193. 105 Paolo Zanenga 5. Horizon 2020 (e oltre) Come potrebbe profilarsi un nuovo nomos europeo, che ovviamente potrebbe costituire un modello di interesse globale? Possiamo già rilevare alcune tracce di cui tener conto. Un tema evidente è quello dei confini, del limes. Fattore fondante degli stati territoriali, la loro abolizione fisica col trattato di Schengen, rimane una conquista forse piccola, ma positiva dell’Unione Europea. Rimangono come delimitazione delle attività sociali ed economiche su cui si esercita la giurisdizione dei vari stati, anche questa in parte sostituita da quella europea, e comunque in prospettiva affievolita nella sua importanza dal declino delle economie basate su beni tangibili e produzioni localizzate: finanza e tecnologia ignorano questi confini. Altro discorso è quello del confine esterno, del limes, mai come oggi paragonabile al limes dell’Impero Romano, e oggi come allora fonte di inefficacia, di costi, di crisi, di frustrazione. L’Europa non ha mai vissuto questo come un problema fino a che è rimasta in espansione. Dai tempi delle espansioni commerciali, mercantiliste, coloniali, il limes non esisteva, quello che contava era un sistema in espansione, una polarità egemone al centro di reti molteplici. Ci si accorge del limes quando ormai si è sotto assedio. L’inversione di questa situazione è possibile se l’Europa torna a essere un polo di creazione dinamica di conoscenza, uno hub di sistemi complessi. Non è possibile ricostituire rapidamente un sistema di potere perduto, e probabilmente non sarebbe neanche augurabile. È però possibile, come al tempo dei primi monasteri, ricreare dei poli che si distinguano non per dimensioni, ma per eccellenza qualitativa, libertà e capacità di sperimentare il nuovo. Occorre creare un’identità non dipendente da confini. Un altro tema interessante è l’evoluzione del concetto di cittadinanza. Forse un europeo del XXI secolo merita qualcosa in più della semplice cittadinanza. La traccia da seguire è quella dell’appartenenza multipla, della contaminazione tra identità molteplici, del riconoscimento a ogni persona di una sfera che si estende oltre la sua fisicità, che gli offre possibilità di scelta nel costruire se stesso, in quanto elemento costitutivo e costruttivo di reti, e non “soggetto” a un sistema, statuale o di altro tipo. Terzo tema, importantissimo per l’Europa, è quello della diversità. E viene subito in mente la questione della lingua. I poteri verticali hanno sempre utilizzato l’omologazione linguistica come strumento di potere. Richelieu ha creato l’Academie Francaise già nel 1635, prima di Westfalia, e ha consolidato la lingua francese come un patrimonio nazionale, ma anche come un fattore di unità e identità dello stato. Il prezzo pagato 106 “Connecting Polis Europa” è stato la perdita progressiva delle lingue regionali, poi parzialmente recuperate da movimenti successivi, sia nella fase romantica, sia nella contemporaneità. In un mondo che si costituisce come polarità nelle reti, la diversità è una ricchezza inestimabile. Le lingue europee, nella loro diversità e nella loro profondità storica, offrono a questa parte del mondo un grande vantaggio. Chi pensa che l’Europa non esista perché non ha una lingua comune, ha un’idea bassa della società e delle persone. L’esempio del Tirolo è tipico di una regione con una forte identità, comprendendo al suo interno tre lingue maggiori (tedesco, italiano, ladino), e altre minori (mocheno, alemannico). La Svizzera è un altro grande esempio. Lingue diverse significano modi di pensiero diversi, e quindi disponibilità di approcci multipli all’esplorazione del reale. Ovviamente è fondamentale la disponibilità di lingue franche, trasversali, come oggi sicuramente è l’inglese (o meglio il globbish, il global english). L’acquisizione fin dall’infanzia di strumenti linguistici multipli acuisce il potenziale intellettuale e culturale della persona, e favorisce la multi-appartenenza. Uno standard europeo ragionevole potrebbe includere la conoscenza di almeno altre due lingue, oltre alla propria lingua madre e all’inglese. L’idea di Polis Europa poggia quindi sulla capitalizzazione della diversità attraverso la creazione di luoghi di collegamento, di ponti, tra universi differenti, in cui fondare officine, “atelier”, di creazione di conoscenza. Il concetto fondamentale è il riconoscimento della conoscenza situata nelle reti, fluida, in continuo cambiamento e creativa di nuova conoscenza attraverso processi di contaminazione; è un concetto alternativo a quello di conoscenza universale, quasi statica, impacchettabile e trasferibile, come avviene nell’istruzione che conosciamo e pratichiamo nelle scuole e nelle aziende. Nel mondo dei paradigmi mutanti delineato dalle tecnologie pervasive, i dati, le informazioni, sono una risorsa abbondante, anzi soverchiante rispetto a ogni tentativo di contenerla e trasferirla. Il processo valoriale è quindi proprio quello della scholè, centrato sull’esplorazione e la creazione: le missioni di scuola, impresa e territorio, separati funzionalmente e istituzionalmente nella modernità, tornano a convergere in un sistema complesso armonico, “bello” e generativo. Poli di questo tipo, a cominciare dalle regioni e dalle città più consapevoli, possono creare una rete, uno spazio interattivo e generativo, che caratterizza Polis Europa, ne capitalizza il patrimonio di diversità e rende alla cultura il suo valore strategico: non attività marginale tra le altre, ma telaio e motore dello sviluppo civile ed economico. Questo nuovo modello di Europa non chiede di essere misurato, ma si propone come generatore di nuove misure, come modello per il mondo. 107 Paolo Zanenga 6. Una proposta per prossimi approfondimenti Gli stati hanno fatto la storia dell’Europa, almeno dal 1648 fino al 1945. Poi sono emerse reti più potenti, più efficaci, più generative. Gli stati europei hanno pensato allora, come tutto il pensiero dominante indicava, che il problema fosse di scala, quantitativa. USA e URSS erano più grandi degli stati europei, e quindi l’Europa doveva unirsi per diventare un grande stato. Le problematiche erano complesse, perché un processo di unione è sempre una perdita di potere, o almeno di compromissione del proprio modello con quello di altri. Ricordiamo che l’opposizione di De Gaulle all’ingresso del Regno Unito in Europa era legata a vari fattori, tra cui la concezione diversa dello stato sociale. Allora il pensiero positivo trionfava ancora, l’idea di sistema complesso era nelle menti e sui tavoli di un’intelligenza che influiva poco o niente sulla politica, ancora ferma alle ideologie. L’Unione Europea è nata e si è sviluppata in una logica additiva, non moltiplicativa, generativa. A ogni passo in avanti corrisponde da parte di qualcuno qualche passo indietro, il concetto di negoziato finisce per focalizzarsi sui dettagli e perdere la visione strategica. Un’unione tra enti generati da una cultura di separazione rende tutto straordinariamente lento e complicato, e produce istituzioni complicate, in cui la preoccupazione da parte di singoli stati, specialmente i maggiori, di perdere il controllo, è molto evidente. Nella storia del pensiero occidentale, alla visione deterministica e riduzionista ha fatto da contrappunto, in tutti i tempi, una sensibilità più inclusiva e aperta, manifestata da molti pensatori. Il pensiero di Nicola Cusano, lontano nel tempo ma vicinissimo nello spirito, ricordato e illustrato in questa conferenza, rappresenta questa corrente, spesso costretta a diventare sotterranea, ma oggi emergente in un nuovo Zeitgeist. Ci suggerisce un approccio diverso, forse non alternativo a quello percorso finora, ma certamente diverso è più fertile. L’Europa non è una somma di stati, ma – diremmo con termini contemporanei – un sistema emergente, un ecosistema, in cui la diversità delle sue componenti, delle nationes come dice Cusano, interagisce in modo generativo. Questo è stato anche il carattere delle “polis” che nella storia d’Europa hanno creato i modelli che caratterizzano una cultura fondamentalmente unitaria. Oggi, nel nuovo spazio delle reti, le città e le regioni d’Europa possono costruire con la loro storia, la loro identità, il loro talento, le loro reti, la “Polis Europa” e dotarla del suo patrimonio naturale. Le euroregioni in formazione oggi sono embrioni di questo carattere complesso e interattivo della Polis Europa: si costituiscono giustamente su considerazioni di carattere naturale e geografico, ma anche storico e culturale. Nella nuova dimensione dei paradigmi mutanti, non solo la concezione dello spazio, ma an- 108 “Connecting Polis Europa” che quella del tempo si modifica: ogni regione è quello che è, ma anche quello che è stata in ogni tempo, perché ogni momento della sua storia accresce il suo patrimonio, non solo la sua condizione presente. La formazione delle euroregioni risente però del carattere di territorio definito per motivi amministrativi delle sue componenti regionali o subregionali, e questo è un limite. Sarebbe interessante definire le euroregioni come poli senza confini rigidi, e con possibilità di attrazione e integrazione di partner secondo logiche multiple, non solo territoriali, ma anche di altro tipo. Il passaggio dal concetto di identità territoriale al concetto di identità polare apre ulteriori possibilità. Potremmo definire come poli della Polis Europa non solo territori identitari, ma anche città, strade, campi di studio, scuole e movimenti d’arte, infrastrutture chiave, sistemi imprenditoriali, parchi naturali, centri scientifici, e creare stratificazioni multiple di spazi, di significati, di valori, di concentrazioni di capitale. Un sistema complesso non si definisce come somma di parti e parte di sovrasistemi, ma come “emergente”: quindi pari dignità e identità per una città e per la regione di cui fa parte geograficamente, senza sovraordinamenti, sostituiti da multiappartenenze, e così via per tutti gli altri poli. Ogni polo è portatore di una conoscenza situata, ha una storia, ha un sistema di relazioni, ha un potenziale patrimoniale, e contaminandosi di continuo con gli altri, produce nuova conoscenza, si struttura come piattaforma, come storia, come patrimonio, offre a “poli di regia” la possibilità di identificare nuovi attori, mappare relazioni, facilitare interrelazioni e sviluppi, e curare l’integrità, l’efficacia e la misura dell’ordine complessivo. Potrebbe essere il punto di partenza di un nuovo mondo. 109 Marinella De Simone Europa come sistema complesso Marinella De Simone 1. La seduzione del caos ed il clima apocalittico Da più parti si parla ormai della situazione internazionale facendo riferimento, diretto o indiretto, al caos. Nel numero 2/16 di Limes dal titolo esemplificativo: “La Terza Guerra Mondiale?”, la carta geopolitica di Laura Canali presentata in apertura al volume si intitola: “Caoslandia”, indicando con questo nome le terre dove gli Stati nazionali si stanno frantumando sotto la spinta di guerre sia interne che esterne, distinguendo come “Ordolandia” i territori dove ancora regna ordine, pace ed un relativo benessere1. L’Europa, ed in particolare l’Italia, appare in questa mappa come il confine geografico tra l’ordine e il caos. Lucio Caracciolo, nel suo Editoriale al n. 2/16 di Limes2, parla di “clima apocalittico” che attraversa tutto il nostro pianeta e che fa apparire quasi ineluttabile il manifestarsi della Terza Guerra Mondiale, di cui già Papa Francesco ha parlato provocatoriamente definendola una “Guerra Mondiale a pezzi”3. Il frantumarsi dell’ordine mondiale imposto da pochi Paesi forti come è stato nel periodo della guerra fredda sta lasciando il posto, dopo la caduta del muro di Berlino, a innumerevoli micro-nazioni che non hanno né lo status né la rappresentatività per ridefinire un nuovo ordine mondiale, rendendo fluido ed indefinito il contesto all’interno del quale si muove tutto il territorio di “Caoslandia”. Thomas Friedman, opinionista del New York Times, scrive in uno dei suoi recenti articoli: “In geopolitica sussistono grandi contrapposizioni di potere, ma lo spartiacque più rilevante nel mondo di oggi non è più quello tra Oriente e Occidente, capitalisti e comunisti: sempre più spesso sarà quello tra Mondo dell'Ordine e Mondo del Disordine, a mano a mano che le pressioni di natura ambientale, settaria ed economica faranno piazza pulita di stati deboli e falliti. Tutti i giorni, ormai, leggiamo sui quotidiani di chi 1 Laura Canali, Caoslandia, March 2016, a http://www.limesonline.com/caoslandia/89915. 2 Lucio Caracciolo, Non è la fine del mondo, Limes. Rivista Italiana di Geopolitica, n. 2 (2016), 7-26. 3 Marco Ansaldo, Il Papa: “La terza guerra mondiale è già iniziata”, Agosto 2014, a http://www.repubblica. it/esteri/2014/08/18/news/papa_francesco_terza_guerra_mondiale_kurdistan-94038973/. 110 Europa come sistema complesso fugge dal Mondo del Disordine verso il Mondo dell'Ordine. [...] Nessuno vuole occuparsi delle zone nelle quali il disordine permea ogni cosa, perché tutto ciò che se ne ha in cambio è un conto da pagare. Per di più, la maggior parte di questi paesi è del tutto incapace di autogovernarsi in modo democratico. Chi assumerà dunque il controllo di queste aree? E se la risposta fosse “nessuno”? Questa sarà una delle più serie sfide di leadership del prossimo decennio.”4 Federico Rampini intitola uno dei suoi ultimi libri “L’Età del Caos”, e parla di “seduzione del Caos” come di una sorta di “attrazione fatale, malefica e demoniaca” che sente crescere attorno a sé.5 Questa seduzione del Caos è tuttavia, secondo Rampini, anche un principio dinamico ed una risorsa strategica che attraversa non solo la visione politica e sociale dei guerriglieri, ma anche quella tecnologica e imprenditoriale dei creativi della Silicon Valley. Entrambi, terroristi da una parte, innovatori dall’altra, vedono nel caos illimitate possibilità, secondo un’ottica che oggi si ama definire disruptive, che significa sì distruttivo e devastante, ma anche dirompente e creativo. La frattura tra la terra dell’ordine e la terra del caos non è unicamente legata ai conflitti aperti ed alle guerre in atto, ma è anche, e forse soprattutto, di tipo culturale. Da un lato l’establishment, che si mostra incapace di comprendere il nuovo contesto che si è generato, essendo abituato a pensare in modo frammentato, lineare e deterministico; dall’altro, l’approccio dirompente di chi vede nel nuovo disordine globale la possibilità di cambiamenti radicali ed esponenziali. I primi riescono ad immaginare il proprio futuro solo in base a ciò che è stato il loro passato personale; i secondi no: il loro futuro non è il riflesso del passato, trovando invece spazio ed opportunità esplosive nelle crepe aperte dalle incapacità dei vecchi poteri di leggere il presente e di comprenderne le dinamiche interdipendenti. 2. È necessario comprendere il caos Lo stesso Rampini conclude la sua Introduzione al libro “L’Età del Caos” chiedendosi se il Caos possa essere visto con altri occhi: “Il Caos può diventare per noi un'opportunità? Che cosa possiamo imparare dalla mappatura del Disordine dominante? Crisi e 4 Thomas Friedman, Governare il disordine, la sfida dei nuovi leader, Maggio 2015, a http://ricerca.repubblica.it/repubblica/archivio/repubblica/2015/05/23/governare-il-disordine-la-sfida-dei-nuovi-leader27. html. 5 Federico Rampini, L’Età del Caos (Mondadori Libri, 2015). 111 Marinella De Simone opportunità sono una parola sola, in mandarino. Il filosofo greco Socrate, nel ritratto che ci tramanda Aristofane con la commedia Le Nuvole, considerava il Caos come una divinità. Più vicina a noi, è la matematica post-newtoniana ad avere fatto della Teoria del Caos uno dei suoi sviluppi più importanti. La direzione imboccata dagli scienziati è assai diversa dall’accezione negativa e catastrofista del disordine, dell’anarchia e dell’assenza di regole “lineari.” [...] Lo studio del caos si è allargato all’astronomia, alla meteorologia, alla biologia, e ovviamente all’economia.”6 È necessario quindi comprendere il Caos, uscendo dall’abisso apocalittico che così facilmente porta con sé. La teoria del caos7, sviluppatasi a partire dagli anni ’60 del secolo scorso grazie all’uso dei computer nell’analisi dei fenomeni naturali, è uno dei principali apporti allo studio dei sistemi complessi, quei sistemi definiti appunto come “sistemi all’orlo del caos”, ovvero sistemi che riescono a mantenersi in un equilibrio dinamico tra ordine e disordine, senza precipitare nel caos disintegrandosi. Un aneddoto riguardante la teoria del caos, che richiama gli studi compiuti dal meteorologo americano e docente al MIT Edward Lorenz, definisce “effetto farfalla” ciò che, in termini più tecnici, viene definito come “dipendenza sensibile dalle condizioni iniziali”; secondo questo aneddoto, il battito d’ali di una farfalla a Rio de Janeiro può provocare un anno dopo un uragano a New York. Si tratta evidentemente di una metafora un po’ spinta che ha contribuito a diffondere, pur semplificandola, la teoria del caos. Essa è stata tuttavia utile nel comprendere come eventi semplici, e spesso impercettibili se non addirittura insignificanti ai nostri occhi, possano generare in un tempo sufficientemente lungo eventi imprevisti e difficili da correlare alle cause che li hanno determinati. Secondo questa visione, fenomeni estremamente semplici possono instaurare un meccanismo dinamico tale da generare fenomeni complessi, grazie al processo ricorsivo che essi assumono: “Noi tutti crediamo, alquanto ingenuamente, che fenomeni semplici diano luogo ad altri fenomeni semplici, e che solo fenomeni complessi possano dar luogo ad altri fenomeni complessi; studiando i sistemi dinamici ci si è accorti, invece, che una tale linearità non esiste nella realtà e che spesso piccoli eventi di natura semplice possono determinare eventi di natura complessa, proprio perché sono in interazione con altri fenomeni in un ambiente vivente che si evolve.”8 6 Rampini, L’Età del Caos (5), 10-11. 7 James Gleick, Caos. La nascita di una nuova scienza (RCS Rizzoli Libri, 1989). 8 Dario Simoncini e Marinella De Simone, Il Mago e il Matto. Sapere personale e conoscenza relazionale nella rete organizzativa (McGraw-Hill, 2008). 112 Europa come sistema complesso Questi fenomeni apparentemente semplici generano uno schema di variabilità definito da Lorenz stesso come “attrattore strano”: uno spazio che racchiude le possibili variazioni dell’intero sistema, che non diventano mai ripetitive eppure si muovono seguendo una forma tipica di intreccio a doppio anello che consente di riconoscere una sorta di ordine di tipo diverso da quello tradizionale di tipo statico. Si tratta infatti di un ordine dinamico che racchiude in sé “la storia” degli eventi che lo hanno preceduto, senza che si possa prevedere con esattezza in quali punti passerà il sistema ma anche senza che esso sfoci nel caos indifferenziato o che si disintegri. Si parla a questo proposito di “caos deterministico”, proprio per differenziarlo dal caos di tipo apocalittico fondato sulla disintegrazione dell’esistente. I sistemi complessi sono perciò sistemi che mantengono la propria integrità senza precipitare nel caos e pure, allo stesso tempo, non sono né stabili né prevedibili. Comprendere la differenza tra sistemi complessi e sistemi caotici consente di operare affinché la scelta tra ordine e disordine non diventi dicotomica; non si tratta più, semplicisticamente, di scegliere tra il caos e la distruzione da un lato e la stabilità e la prevedibilità dall’altro. Si tratta di percorrere una terza via che non è solo filosofica ed etica: è la via seguita da quasi tutto ciò che ci circonda, che spontaneamente emerge e che chiamiamo “vivente.”9 3. Perché la complessità oggi È difficile definire cosa sia la complessità: spesso il termine complessità viene definito in antitesi al concetto di semplicità, confondendo così il concetto di complessità con quello di complicazione. È interessante, per comprendere la differenza di significato tra il termine complesso ed il termine complicato, risalire all’aspetto etimologico delle parole: mentre complicato deriva dal latino cum plicum, che significa “con pieghe”, complesso deriva dal latino cum plexum, che significa “con nodi”, intrecciato. Già etimologicamente, quindi, il termine complesso si distingue da quello di complicato: l’etimologia latina plicum richiama la piega del foglio, che deve essere "spiegato" per poter essere letto e compreso, mentre il plexum è il nodo, l’intreccio, come quello di un tessuto o di un tappeto, che non si può sbrogliare senza che si perda la sua stessa natura, la visione d’insieme che esso consente. Se di un tessuto, o di un tappeto, 9 Fritjof Capra e Pier Luigi Luisi, Vita e Natura. Una visione sistemica (Aboca, 2014). 113 Marinella De Simone sciogliamo i nodi dell’intreccio, ci rimarranno nelle mani i fili con cui è stato composto, ma avremo perso il disegno complessivo cui dava forma. L’approccio ai problemi definiti “complicati” è un approccio di tipo analitico: il problema si suddivide in parti, le quali vengono studiate, analizzate e solo successivamente ricomposte, in modo da riuscire a comprendere il problema nel suo insieme. Dal punto di vista della complessità, invece, un problema non si può suddividere o segmentare, poiché il fenomeno da analizzare perderebbe il suo significato. Per avvicinarsi a problemi definibili come “complessi” bisogna seguire una metodologia diversa: da un lato è necessario applicare un approccio di tipo sistemico, che consente di avere una visione del problema nella interezza delle sue connessioni; dall’altro è necessario applicare un approccio emergenziale, che consente di chiedersi quali potranno essere le evoluzioni nel tempo del sistema di connessioni che definiscono il problema stesso. Studiare la complessità porta a comprendere che tutto è fondato su un principio relazionale, il “cum”, di cui non si può non tener conto: non si può non tener conto di quanto le relazioni siano fondamentali nel modificare l’assetto del contesto in cui viviamo. Ecco perché, parlando di complessità, spesso se ne parla come di un “paradigma relazionale”, distinguendolo così dal “paradigma separativo” su cui è stata fondata la nostra cultura dalla fine del ’400 ad oggi. Il contesto in cui ci troviamo oggi a vivere è un contesto che non ci consente più di portare avanti il paradigma precedente; il modo di pensare che poteva andare bene forse fino a 30 o 40 anni fa, oggi non è più adeguato. Siamo ormai immersi in una realtà che risulta non più sostenibile nel tempo che abbiamo ancora a disposizione per noi e per le generazioni che ci seguiranno, per cui la necessità di cambiare i nostri presupposti è sentita in modo diffuso. Il presupposto del paradigma relazionale è che siamo in relazione con tutto e tutti. Siamo in relazione con chi conosciamo, ma anche con chi non conosciamo; siamo in relazione con il contesto all’interno del quale ci muoviamo, ma anche con quello al di fuori del nostro ambito abituale; siamo in relazione con le condizioni climatiche che influiscono direttamente sul nostro ambiente, ma anche con quelle che agiscono al di fuori di esso. E tutto questo non solo nello spazio, vicino o lontano da noi, ma anche nel tempo: ciò che è avvenuto prima e ciò che ancora non è accaduto ma che si sta già preparando ad accadere come effetto delle nostre azioni o non azioni. Qualsiasi cosa facciamo o diciamo, o non facciamo o non diciamo, ha degli effetti. Effetti che riusciamo a vedere, o ad immaginare, solo per un ambito ristrettissimo, quello che ci è più familiare, e per un tempo estremamente limitato, che possiamo misurare in ore, giorni, forse qualche settimana o mese. 114 Europa come sistema complesso Non siamo in grado di comprendere le relazioni, pur se necessariamente ci sono, tra ciò che stiamo facendo oggi - o non facendo oggi - e ciò che questo determinerà tra, poniamo, un anno. Considerando che ciò vale per ognuno di noi, possiamo provare a immaginare le relazioni incrociate che si determinano per ogni nostra azione o non azione: l’effetto globale che otteniamo è di sentirci disorientati, sommersi da un presente quasi incomprensibile e da un futuro pressoché caotico. Ecco perché è così importante comprendere quali siano le competenze che ognuno di noi deve sviluppare per acquisire maggiore consapevolezza delle relazioni all’interno delle quali è inserito e di quali possano essere gli effetti sia nello spazio che nel tempo del proprio agire. Edgar Morin parla a questo proposito della necessità di sviluppare, nell’educazione, una “conoscenza pertinente”, ovvero una conoscenza in grado di situare ogni cosa nel contesto e nel complesso planetario, trasformando la nostra capacità di organizzare la conoscenza in ambiti interdisciplinari ed abbandonando la conoscenza compartimentata: “la conoscenza pertinente deve affrontare la complessità.” Complexus significa ciò che è tessuto insieme; in effetti, si ha complessità quando sono inseparabili i differenti elementi che costituiscono un tutto (come l’economico, il politico, il sociologico, lo psicologico, l’affettivo, il mitologico) e quando vi è tessuto interdipendente, interattivo e inter-retroattivo tra l’oggetto di conoscenza e il suo contesto, le parti e il tutto, il tutto e le parti, le parti tra di loro. La complessità è, perciò, il legame tra l’unità e la molteplicità. Gli sviluppi propri della nostra era planetaria ci mettono a confronto sempre più ineluttabilmente con le sfide della complessità. Di conseguenza, l’educazione deve promuovere una “intelligenza generale” capace di riferirsi al complesso, al contesto in modo multidimensionale e al globale.”10 4. La gerarchia dei sistemi complessi Proviamo a definire brevemente cos’è un sistema complesso. Innanzi tutto è un sistema, in cui i singoli elementi interagiscono tra loro determinando un comportamento globale del sistema diverso da quello dei singoli elementi che lo costituiscono: possiamo perciò parlare di un’entità organizzata, organica e globale; all’opposto, non abbiamo un sistema quando vi è un insieme disorganizzato di elementi, come ad esempio un mucchio di sabbia. Un sistema complesso è a sua volta costituito da altri sistemi: 10 Edgar Morin, I sette saperi necessari all’educazione del futuro (Raffaello Cortina Editore, 2001), 38. 115 Marinella De Simone gli elementi che lo costituiscono non sono elementi semplici, ma sono a loro volta sistemi; il tutto in una sorta di “vertigine” di sistemi dentro sistemi intrecciati tra loro che si influenzano reciprocamente, in una gerarchia sistemica molto diversa nella circolarità delle relazioni di causa-effetto dalle gerarchie a cui siamo abituati. Ogni sotto-sistema rappresenta un “livello” del sistema di cui è parte, ed è a sua volta costituito da numerosi elementi od agenti che, appunto, interagiscono tra loro con modalità sia cooperative che competitive, dando all’intero sistema di cui sono parte una forma di “coerenza”, fondamentale per definirlo tale e che porta all’emergere di un nuovo livello. Ogni livello del sistema è come un mattone su cui si possono formare i livelli successivi, in una sorta di catena evolutiva che procede dal basso verso l’alto o bottom-up, costituendo nel loro insieme un’unica entità organizzata e dinamica. Esempi di queste forme di organizzazione bottom-up sono i formicai, gli stormi di uccelli, i sistemi sociali, politici ed economici. Con le parole di Steven Johnson, studioso dei sistemi complessi: “Quali caratteristiche condividono tutti questi sistemi? In termini semplici, risolvono problemi utilizzando masse di elementi relativamente stupidi anziché un singolo e intelligente “centro direzionale.” Sono sistemi dal basso all’alto: bottom-up; non dall’alto al basso: top-down. Acquisiscono dal basso la loro intelligenza. In linguaggio più tecnico, sono sistemi adattivi complessi che mostrano comportamento emergente. In tali sistemi gli agenti che risiedono su un livello iniziano a produrre un comportamento che si manifesta a un livello superiore: le formiche creano colonie; le persone che si trasferiscono in città creano quartieri; un semplice software di riconoscimento di configurazioni impara a raccomandare ad hoc novità librarie. Il movimento dalle regole di basso livello alla sofisticazione di alto livello è ciò che chiamiamo emergenza (emergence).”11 La caratteristica peculiare dei sistemi complessi è che essi “imparano” costantemente attraverso una continua riorganizzazione interna: non sono controllati centralmente, ma adattano i propri comportamenti in relazione ai mutamenti che avvengono sia internamente tra gli agenti che li compongono, sia esternamente nel contesto in cui sono inseriti. Ciò consente loro di evolvere incessantemente nel tempo pur mantenendo una propria coerenza, che potremmo definire come “identità” dell’intero sistema, senza perciò disintegrarsi. 11 Steve Johnson, La nuova scienza dei sistemi emergenti (Garzanti, 2004), 16. 116 Europa come sistema complesso 5. L’Europa è un sistema complesso Il termine “Europa” pare derivi dal semitico ereb, che significa “là dove è buio”, indicando la terra dove tramontava il sole per i Fenici insediati in Siria, termine ripreso poi dai Greci intendendo le terre poste a nord, dove vivevano i barbari. L’Europa non è definibile geograficamente: non è un continente, non è un’isola, non ha confini definiti. Come affermano Edgar Morin e Mauro Ceruti: “L’Europa geografica non ha un centro fisso. Nel corso della sua storia, i suoi centri si sono spostati e nuovi centri sono apparsi. [...] L’Europa ha frontiere permeabili, a geometria variabile, che subiscono slittamenti, rotture, trasformazioni. [...] L’Europa sfugge a ogni rigida polarizzazione geografica: non è un occidente contrapposto a un oriente; non è un nord contrapposto a un sud.”12 Verso Est, l’Europa non è che una penisola: un piccolo capo del continente asiatico, come l’ha definita Paul Valéry. Verso Sud, il Mediterraneo è un confine incerto: è il “mare interno” dell’antico Impero Romano e la culla della civiltà europea. Verso Ovest, l’Atlantico sembra definirne geograficamente i confini; ma non possiamo dimenticare che, con l’età moderna, le Americhe sono divenute le “nuove Europe”, e così pure l’Australia e la Nuova Zelanda. Non è l’assetto geografico che a priori definisce il territorio europeo; l’Europa è definibile solo storicamente, e quindi culturalmente: il territorio diviene una variabile della volontà umana, e non viceversa. L’Europa varia al variare della storia, divenendo la manifestazione delle continue scelte che gli uomini hanno compiuto – o non compiuto – nel tempo. Un esempio piuttosto recente nella storia d’Europa: le banconote dell’Euro stampate dal 1° gennaio 2002 riportano sul retro una cartina d’Europa; può sembrare un elemento semplice da definire, ma non lo è. Alcuni Paesi che erano in procinto di entrare nell’Unione Europea – come Malta e Cipro – non sono stati inclusi, mentre altri – come la Svizzera e la Norvegia, la Bielorussia e parte della stessa Russia sono stati inclusi. “Sul retro si è voluta aggiungere una bella cartina geografica. Cosa di più asettico di una cartina, si sarà pensato. E invece non c’è nulla di più geopolitico.”13 Si tratta quindi di considerare l’Europa come un processo dinamico, soggetto a continui mutamenti, sia nel tempo che nello spazio. Ovvero, come un sistema complesso. 12 Edgar Morin e Mauro Ceruti, La nostra Europa (Raffaello Cortina Editore, 2013). 13 Limes, Rivista Italiana di Geopolitica, n.1 (2002), 22. 117 Marinella De Simone 5.1. Le dinamiche nello spazio: cambiano i confini, cambiano i popoli I confini sono incerti: passano da uno Stato all’altro, si fanno impermeabili fino a divenire muri e filo spinato; sono soggetti a tensioni, conflitti, guerre. Oppure sono totalmente permeabili, fin quasi a scomparire: si trasformano in una passeggiata in bicicletta, in una arrampicata in montagna, in una nuotata nel lago. Le migrazioni sono continue: provocate dall’intolleranza religiosa, dalla pulizia etnica, dalle emigrazioni forzate, dagli arrivi in massa di immigrati in fuga da stermini, cataclismi o povertà. L’Europa è sempre stata soggetta a movimenti di migliaia, a volte milioni di persone: spostamenti di popoli, culture, religioni, etnie che hanno continuamente rimodellato la stessa idea di Europa. Anche ora assistiamo a nuove dinamiche nello spazio: cambiano di nuovo i confini, da invisibili si stanno trasformando nuovamente in blocchi di frontiera, fili spinati e muri; dall’integrazione degli stranieri ai blocchi fuori e dentro l’Europa per impedirne l’accesso. 5.2. Le dinamiche nel tempo: tra evoluzione e distruzione I mutamenti nel tempo rappresentano un processo irreversibile: la storia non consente di tornare indietro. Ogni scelta effettuata nei diversi bivi di cui è costellata la storia influisce e modifica l’assetto europeo. Le dinamiche nel tempo, pur se possono apparire graduali o addirittura statiche, sono soggette ad improvvise rotture: dei veri e propri salti evolutivi tra civiltà e barbarie, tra la disintegrazione entropica nel caos e l’emergere di un sistema più complesso con nuove qualità, grazie alla sincronia che accomuna d’improvviso i suoi elementi. L’Europa è quindi un sistema complesso, costantemente in bilico tra ordine e caos, tra evoluzione e distruzione. Ogni processo che si è risolto con una evoluzione ne ha modificato la forma in modo radicale. Nel 1492 si ha la prima forma d’Europa: il formarsi di quella che sarà definita l’Europa moderna. L’Europa trova una sua identità con l’avvio del primo processo di globalizzazione su scala planetaria. Da un lato il formarsi dei primi Stati-Nazione, dall’altro il manifestarsi dell’intolleranza religiosa14; la Spagna sarà il fulcro di questo triplice processo: globalizzazione, formazione dello Stato-Nazio- 14 Gianluca Bocchi e Mauro Ceruti, Origini di storie (Feltrinelli Editore, 1993). 118 Europa come sistema complesso ne, intolleranza religiosa verso ebrei e musulmani, che segnerà il destino della storia d’Europa fino al rischio della sua disintegrazione totale.15 Il 1941 segna un nuovo momento cruciale nella storia europea, una metamorfosi evolutiva al bivio tra disintegrazione totale e rinascita sotto nuova forma: con il Patto Atlantico, l’Europa, da “terra del tramonto” diventa “l’Occidente”, territorio collegato idealmente e materialmente agli Stati Uniti d’America, con conseguenze enormi sia sul proseguimento della guerra sia su tutti gli assetti successivi alla guerra stessa. Alla conclusione del conflitto mondiale nel 1945, finisce l’Europa moderna per trasformarsi in una identità meta-nazionale che pensa l’Europa come un progetto da realizzare per volontà comune. Il 1989 rappresenta una metamorfosi meta-nazionale dell’Europa: insieme al crollo del muro di Berlino cade subito dopo l’ex impero sovietico, che arretra verso oriente, lasciando scoperti verso l’Europa i paesi dell’Est ed aprendo alla possibilità di un loro ingresso nell’Unione Europea. 6. L’Europa è all’interno del sistema complesso più vasto: la Terra La Terra è il sistema più complesso che conosciamo, intesa non solo come ambito geo-politico, ma come pianeta tutto. I problemi da affrontare trascendono ormai i confini politici ed istituzionali, e non possono perciò essere affrontati dai singoli Stati separatamente o dai singoli organi istituzionali, spesso chiusi nella loro burocrazia interna. L’economia, la finanza, l’uso delle risorse, il traffico di armi e di droga, il terrorismo, le mafie, l’inquinamento, il riscaldamento globale, la deforestazione, i contagi, la sovrappopolazione, le guerre: sono tutti problemi che attraversano l’intero pianeta. I problemi sono globali, e tale deve essere il modo di affrontarli. Come afferma Ervin Laszlo: “Viviamo un’epoca cruciale – un’epoca di instabilità e cambiamento. Il futuro è aperto. Potremmo cadere nel caos e nella catastrofe oppure risollevarci con le nostre forze, verso un mondo pacifico e sostenibile. La scelta tra evoluzione e estinzione è reale. Abbiamo bisogno di capire come avviene e cosa comporta.”16 È la sopravvivenza della specie umana a essere chiamata in causa, non come ipotesi lontana ed improbabile, ma nel breve termine ed a livello sistemico. Se fino a non molti anni fa la nostra sopravvivenza sembrava dipendere unicamente dall’equilibrio di forze 15 Edgar Morin, Cultura e barbarie europee (Raffaello Cortina Editore, 2006). 16 Ervin Laszlo, Worldshift. Scienza, società e nuova realtà (Franco Angeli, 2008), 28. 119 Marinella De Simone fondato sul possibile uso delle armi nucleari, ora la crisi è multi-fattoriale e multilivello. Ogni problema è intrecciato inestricabilmente agli altri, in una rete di interdipendenza reciproca che sembra paralizzare qualunque tipo di intelligenza e di azione. Si parla ormai da qualche tempo di “declino degli Stati-Nazione” e di emergere di poteri altri. La frantumazione degli Stati lascia emergere poteri trasversali: etnie, religioni, fazioni, mafie, tribù, ma anche grandi imprese, mass media, ong, reti. Sono in molti a parlare di mondo multipolare, mentre Parag Khanna, nel suo libro “Come si governa il mondo”, partendo dalla domanda: “Come può un’organizzazione nata per provvedere ai problemi degli Stati dotati di confini risolvere i problemi di un mondo senza confini?”, propone lo scenario, come futuro probabile che ci attende, di un nuovo Medioevo e di un ritorno al modello delle città-stato medievali italiane. Egli sostiene infatti che è impossibile riuscire a governare i problemi interconnessi a livello globale con la burocrazia delle organizzazioni internazionali impegnata solo su target ed obiettivi da raggiungere: “Secondo il National Intelligence Council americano, nel 2025 il concetto stesso di un’unica “comunità internazionale” apparirà un’idea pittoresca e anacronistica. Nessun leviatano universale, nessun parlamento globale, nessuna egemonia americana potrà più trovarvi posto. Al contrario, ci stiamo muovendo nella direzione di un mondo frantumato, frammentato, ingovernabile, multipolare, o non-polare. Tutti questi aggettivi ci suggeriscono la realtà autentica del mondo che sta prendendo forma: quella di un nuovo Medioevo.”17 Siamo perciò di fronte ad una situazione nuovamente all’orlo del caos nella storia non più solo europea, ma mondiale. Dinnanzi allo sgretolarsi dei vecchi poteri sorretti da un establishment miope incapace di vedere l’interdipendenza dei fenomeni ed il loro evolversi, si apre l’abisso del caos apocalittico e del conflitto su scala mondiale; oppure l’emergere di un nuovo, possibile - per quanto improbabile - ordine dinamico che integri molteplicità ed unità, nuovi modelli di polis che connettono territori su scala globale, integrazione dei saperi e cooperazione: ovvero un agire ed un pensare che accomuni gli uomini nel mondo attraversandolo e connettendolo da parte a parte. 17 Parag Khanna, Come si governa il mondo (Fazi Editore, 2011). 120 Europa come sistema complesso 7. Metamorfosi europea Jeremy Rifkin parla, a questo proposito, di “Sogno europeo”, in contrapposizione al vecchio “Sogno americano”, ormai obsoleto: “Per gli americani la sola vera preoccupazione è come migliorare la propria condizione, traendo il meglio da sé: lottare per un futuro migliore, sul piano materiale ed emotivo, è la radice del Sogno americano e la maggior parte degli immigrati negli Stati Uniti sceglievano di dimenticare il proprio passato e di sacrificare il presente in cambio di benefici futuri. Il Sogno europeo, al contrario, è molto più ambizioso: gli europei vogliono conservare la propria eredità culturale, godere la vita presente e creare un mondo sostenibile e pacifico, per un futuro ragionevolmente prossimo. E, oltre a tutto questo, desiderano definire una politica basata sull’inclusività, ovvero che rispetti ugualmente il sogno personale di ciascuno: un impegno che supera ogni possibile immaginazione.”18 Il libro di Rifkin è del 2004 e, purtroppo, sembrano passati già moltissimi anni da allora ed il Sogno europeo sembra essersi trasformato in un’utopia, soprattutto con il sopraggiungere della crisi del 2008 che non ha fatto che aggravare il contesto politico e sociale europeo. Cosa è necessario fare oggi perché possa attuarsi il Sogno europeo? “La domanda da porsi è quale nuovo legame condiviso spingerà la gente a trascendere le obsolete lealtà, per rendere il Sogno europeo universale e realizzabile. In termini più semplici, per quanto non sia un compito facile, bisognerà essere disposti a passare dall’adesione ai diritti e doveri che discendono dalla proprietà legata al territorio all’adesione ai diritti e doveri umani universali, legati alla nostra comune esistenza sulla terra.”19 È necessario, perché questo possa avvenire, un “New Deal Europeo”: il formarsi di un nuovo contratto sociale che trovi le sue basi nello sguardo ampio necessario per comprendere i contesti locali ed il loro integrarsi in contesti globali; che includa tutte le parti sociali nell’affrontare le dinamiche di interdipendenza dei problemi da affrontare con una politica coordinata sui temi della sicurezza, della coesione sociale, dell’educazione, della disoccupazione, dei flussi migratori, dell’inquinamento, delle città e del decentramento territoriale, dell’innovazione tecnologica e della ricerca, della politica fiscale. Tutto questo, se lasciato in mano alle forze disgreganti che si stanno manifestando in modo evidente in Europa, non solo non può essere risolto, ma diventa esso stesso motivo e fattore di ulteriori forze centripete, acuendo i problemi anziché risolverli e sfociando, inevitabilmente, nel conflitto globale. 18 Jeremy Rifkin, Il Sogno europeo (Mondadori, 2004), 270. 19 Rifkin, Il Sogno europeo (18), 271. 121 Marinella De Simone La possibile scelta europea è, ancora una volta, tra la frantumazione di sé od una nuova metamorfosi evolutiva: tra i confini che ridiventano frontiere ed il ritorno dell’Europa ad essere un’appendice del continente asiatico, al divenire un’identità sovra-nazionale anche politicamente, costituendosi in una federazione di Stati; un’identità multipla fatta di diversità culturali accomunate da un unico desiderio di civiltà e civilizzazione globale. La metamorfosi è un processo di trasformazione di un sistema complesso all’orlo del caos, soggetto a spinte così forti che possono distruggerlo e che pure riesce a superarle aumentando la propria complessità interna ed evolvendo ulteriormente: “Un sistema che non riesce ad affrontare i suoi problemi vitali può disintegrarsi. Ma può anche intraprendere una metamorfosi, trasformandosi in un sistema più ricco e più complesso, in grado di affrontare questi problemi. Le metamorfosi, per quanto improbabili, sono possibili.”20 8. Una nuova cultura umanistica fondata sul pensiero complesso Occorre un nuovo tipo di umanesimo, che non sfoci più, come avvenuto in passato, nella deriva arrogante dell’uomo posto al centro del mondo, governatore indiscusso della natura ed artefice dei destini della Terra, secondo un approccio esclusivista e riduzionista e che ha trascinato più volte nel baratro lo stesso sentimento dell’essere uomo. È essenziale, invece, operare affinché si diffonda una cultura che integri la natura nell’uomo in modo inclusivo, la molteplicità delle identità nell’unità di una identità emergente, senza distruggerne la potenza creatrice e innovatrice. Come ci ricordano Gianluca Bocchi e Mauro Ceruti: “Il carattere specifico dell’identità europea è la varietà. Varietà di radici e di matrici, di lingue e di confessioni, di paesaggi e di regioni. Fin dal suo primo delinearsi, dopo la rottura dell’unità culturale del bacino del Mediterraneo e attraverso il faticoso stabilirsi di una nuova unità culturale in nuovi spazi e verso nuove direzioni, l’Europa ha vissuto tutte le dimensioni di questa varietà. Fin da allora, ha anche sperimentato convivenze e dialoghi, ibridazioni e integrazioni, mescolanze e convergenze.”21 La visione complessa aiuta a comprendere come l’uomo non possa che essere considerato parte di un tutto, di cui ha il dovere di prendersi cura – specie oggi, 20 Edgar Morin, Elogio della metamorfosi, La Stampa, Gennaio 2010, a http://www.lastampa. it/2010/01/14/cultura/edgar-morin-elogio-della-metamorfosi-p3lvd5nAhll3kFuVcCneRJ/pagina.html. 21 Bocchi e Ceruti, Origini di storie (14), 109. 122 Europa come sistema complesso visto lo stato di imbarbarimento che sta portando il mondo sull’orlo dell’abisso della propria distruzione. Prendersi cura significa avere quella capacità generativa e rigenerativa che sorge solo dal comprendere dove siamo – qual è lo spazio che occupiamo – e qual è il tempo che stiamo vivendo, e come tutto questo divenga un contesto comune. Si tratta di civilizzare la globalizzazione, cosa che finora non è stata fatta. Manca infatti un “pensiero del contesto”, in grado di comprendere il complesso che lo attraversa e che lo costituisce momento per momento. La globalizzazione è un processo che ha attraversato ripetutamente la storia europea, dalla scoperta delle Americhe alle crisi finanziarie ed economiche di questi anni; l’abbiamo subìta come qualcosa di ineluttabile che accadeva indipendentemente dalla nostra volontà, rimanendo ciechi di fronte ai suoi effetti spesso catastrofici. È fondamentale oggi pensare alla civiltà della globalizzazione come dialogo tra culture diverse, in grado di integrare le diversità locali su scala globale, mantenendo l’irriducibilità di ciascuna. Solo una civiltà – ed in particolare un nuovo pensiero politico – in grado di collegare, contestualizzare, integrare le conoscenze, può aiutare l’ultima, attuale metamorfosi dell’Europa che può renderla attiva nel mondo, contribuendo alla trasformazione globale. “Mai, nella storia d’Europa, le responsabilità del pensiero e della cultura sono state così tremende.”22 22 Edgar Morin e Mauro Ceruti, La nostra Europa (Raffaello Cortina Editore, 2013). 123 Günther Rautz Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa Günther Rautz 1. Cusanus’ „spiritus conexionis“ als theoretische Grundlage eines dritten Akkulturationsmodells1 1.1. Die Zeitenwende bei Cusanus und die politischphilosophischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts Nikolaus von Kues, genannt Cusanus (1401-1464), wird oft als letzter Scholastiker und erster neuzeitlicher Philosoph bezeichnet, der einerseits noch zur Philosophie des Mittelalters gehört, ohne sich allerdings einer spätscholastischen Richtung anzuschließen, andererseits aber trotz seiner Rückwendung zu Platon auch nicht einfach zum Humanismus zu zählen ist.2 Cusanus’ Hinwendung zur Metaphysik verbindet die Ideenwelt Platons mit der mittelalterlichen Philosophie und versucht so auf diesen aufbauend – in Zeiten des Umbruchs zwischen Mittelalter und Moderne – einen philosophischen Neuanfang in den Bereichen der Kirchen-, Staats- und Gesellschaftslehre. Das Begriffspaar Einheit und Vielheit ist dabei eine entscheidende Denkfigur, die bei Cusanus zuerst eine theologisch-trinitarische Konnotation hat. So wird Einheit und Vielfalt im siebten Kapitel von „De pace fidei“ (Der Friede im Glauben) aufgegriffen, in dem sich Cusanus mit dem Thema der Trinität beschäftigt und den Fragen der Götterbilder und Bilderverehrung nachgeht, womit er den Vorwurf entkräften möchte, dass 1 Der Beitrag basiert im ersten Teil auf Kapitel III der Publikation: Günther Rautz, Einheit in Vielfalt – Ein europäisches Akkulturationsmodell für das interethnische Zusammenleben im 21. Jahrhundert (EURAC book 65, 2015), 109-119. 2 Peter Schulthess und Ruedi Imbach, Die Philosophie im lateinischen Mittelalter – Ein Handbuch mit einem bio-bibliographischen Repertorium (Artemis & Winkler Verlag, 1996), 292. 124 Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa das Christentum keine echte monotheistische Religion sei.3 Den Grund für Religionskriege sieht er in den verschiedenen Religionen und im Hass, wobei er trotzdem die Verschiedenheit von Übungen und Gebräuchen nicht abschaffen möchte, obwohl er trotz allem nur einer einzigen Religion und einem einzigen Kult von Gottesverehrung den Vorrang gibt.4 Trotz der Vielfalt von Religionen gibt es demnach also nur eine göttliche Wahrheit. So wie es laut Cusanus nur eine Weisheit gibt, an der viele Weise teilhaben, wird bei den verschiedenen Religionen auch das Eine vorausgesetzt, das wiederum Weisheit genannt wird.5 Die Lehre von Cusanus hat aber auch eine politisch-philosophische Konnotation, wenn man die damaligen Zeitenwende im ausgehenden Mittelalter mit seiner Vielfalt von Sprachen, Kulturen und politischen Feudalsystemen unter der Einheit der Christenheit hin zur Neuzeit mit den ersten nationalstaatsähnlichen Strukturen betrachtet.6 Am Anfang dieses Paradigmenwechsel in Religion, Politik sowie Wissenschaft und Kunst steht das erkennende Subjekt, bei dem das Subjekt seiner selbst bewusst wird und Teil des Erkenntnisprozesses ist. Das Subjekt in der Antike und noch im Mittelalter sah sich als Teil des Ganzen (Philosophie des Objektes), dessen objektiven Grenzen das Seiende, also die Natur, die religiöse, politische oder soziale Wirklichkeit bildeten (ontologischen Ansatz). In der Neuzeit erfolgte der Perspektivenwechsel, bei dem sich das Individuum nicht mehr als Teil des Ganzen sieht, sondern die Wirklichkeit aus dem Blickwinkel des Subjektes wahrnimmt (Philosophie des Subjekts).7 Das Individuum schafft also die Wirklichkeit und zieht durch das Denken selbst die Grenzen dieser Wirklichkeit. Oder mit anderen Worten ausgedrückt: war in der Antike und im Mittelalter die Wirklichkeit noch nicht hinterfragbar, weil immer aus der Sichtweise des Objektes gedacht, so geht in der Neuzeit dagegen die Wirklichkeit vom erkennenden Subjekt aus. Gesellschaftspolitisch gesehen, liegt diese neue Perspektive des erken- 3 Dabei stellt Cusanus in Dialogform das Wort Gottes den Religionsvertretern gegenüber, siehe Leo Gabriel (Hrsg.), Nikolaus von Kues – Philosophisch-Theologische Schriften: De pace fidei, Idiota de mente, Band III (Verlag Herder, 1989). 4 Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. I. 5 Cusanus vergleicht es mit dem Mehrgötterglauben, bei dem ebenfalls nicht jeder der erste Grund, Ursprung oder Schöpfer des Gesamt gewesen wäre, siehe Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. IV und Kap. VI. 6 Ermenegildo Bidese und Günther Rautz, Der Geist, der Europa vereint – Nikolaus von Kues’ Denken in der aktuellen Einheits- und Vielfaltsdebatte, Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie (2013), 286 f. 7 Zum Perspektivenwechsel siehe Heinz Kimmerle, Jacques Derrida zur Einführung (Junius Verlag, 2000), 21ff. 125 Günther Rautz nenden Subjekts dem Staat heutiger Prägung zugrunde.8 Erst der Staat ermöglichte es, die Einheit und die Differenz der europäischen Völker zu denken, eine Entfeudalisierung einzuleiten und eine Gemeinschaft von Staatsbürgern zu bilden.9 Die philosophische Kategorie des Subjektes ist also insofern mit der politischen Kategorie des Volkes und in weiterer Folge des Nationalstaates verbunden, als dass das Subjekt und das Volk das spätere Verständnis des einheitlich territorial, kulturell und sprachlichen Nationalstaates begründet haben:10 „Wie nämlich ‚Subjekt-Sein’ die Denkkategorie ist, in der alle Differenzen […] auf eine einheitsstiftende Bedingungsstruktur, die somit überhaupt Identität begründet, zurückgeführt werden, so fasst das ‚Volk-Sein’ und später das ‚Staat-Sein’ […] die Komponenten der politischen Wirklichkeit zusammen, indem darin deren Differenzen auf eine einheitliche sinnstiftende Denkkategorie zurückgeführt und integriert werden.“ Die bereits im ersten Kapitel des Hauptteils genannte biologisch definierte Abstammungsgemeinschaft von Staat-Nation-Volk-Ethnizität und das im dritten Kapitel des Hauptteils beschriebene assimilierend wirkende französische Bürgerschaftsmodell wurden so zum entscheidenden Integrationsinstrument, um dem individuellen Leben einen tieferen Sinn zu verleihen sowie Sicherheit und Freiheit zu garantieren.11 Heute erweist sich der Nationalstaat dagegen als immer unfähiger agierendes Deutungskonstrukt von Einheit und Differenz, wenn man im allgemeinen die derzeitigen europäischen und globalen politischen und wirtschaftlichen Krisen oder im speziellen die vorherrschenden Staatsmodelle der Trennung durch Gleichstellung und der Anerkennung durch positive Diskriminierung betrachtet, die im Ergebnis zu nur wenigen unbefriedigenden Unterschieden im ethnischen Zusammenleben von Mehrheiten und Minderheiten führen. Angesichts dieser institutionellen Krisen der Staaten im 21. Jahrhundert, der globalen Herausforderungen und der Infragestellung des Subjekts in der Postmoderne besteht die Gefahr einer reflexartigen Ausdehnung des Deutungsmusters des Nationalstaates auf eine transnationale Ebene.12 Betrachtet man Cusanus’ Deutungsschema von Einheit und Vielheit aus einem aktuellen Blickwinkel, so könnte erstens dieses Schema als Abstraktionsfigur ganz allgemein zu einem neuen Verständnis zwischen 8 Siehe Michael Hardt und Antonio Negri, Empire. Die neue Weltordnung (Campus Verlag, 2002), 84 ff. 9 Zur Integrations-, Interaktions- und Konfliktlösungsfunktion des Staates siehe Klaus Roth, Genealogie des Staates. Prämissen des neuzeitlichen Politikdenkens (Duncker & Humblot, 2011), 13 f. 10 Ausführlich dazu Bidese – Rautz, Geist (6), 297. 11 Genauer bei Roth, Genealogie (9), 816 und Rautz, Einheit in Vielfalt (1), 47-57 und 75-92. 12 Mit den damit verbundenen Legitimationsproblemen siehe Jürgen Habermas, Zur Verfassung Europas. Ein Essay (Suhrkamp, 2011). 126 Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa Nationalstaaten im klassischen Sinne im Verhältnis zu politischen Neuorganisationen wie beispielsweise der EU beitragen, in dessen System laut einiger Autoren bereits Einheits- und Vielheitselemente im Sinne von Cusanus enthalten sind.13 So gründet gemäß Neri nämlich das Projekt einer politischen Union der Staaten Europas auf einer Diskontinuität zum Nationalstaat der Moderne und enthält im Keim eine Bewegung, in der Identität und Integration, also Einheit und Vielheit, in einer konstruktiven Spannung verknüpft werden, aus der sich die jeweilige Vergrößerung speist:14 Und zweitens im speziellen für diese Arbeit entscheidend soll die nun folgende Konzipierung der dynamischen Verknüpfung von Einheit und Vielheit den Mehrwert des Einheit in Vielfaltsmodell untermauern, um die Wahrscheinlichkeit und die Vernünftigkeit des obigen Wettarguments besser beurteilen zu können. Eine Neubewertung des Begriffspaares „Einheit und Vielfalt“ anhand Cusanus’ „De pace fidei“ soll die theoretischen Mittel einer anderen Moderne aufzeigen, die auch zu einer Neupositionierung des Subjektes und einer Infragestellung der bisher bekannten Akkulturationsmodelle der Trennung und Anerkennung, hin zum Modell der Einheit in Vielfalt, führen könnten. Cusanus steht erst am Anfang dieser Entwicklung, weil für ihn – anders als in der Moderne – die transitive Erkenntnisrelation des Subjektes zur Welt nicht erst aus der selbstreflexiven Relation des Subjektes hervorgeht:15 „Für Cusanus muss Erkennen zuerst gleichzeitig als transitiv und als reflexiv verstanden werden; anders als in der Moderne geht die selbstreflexive Entdeckung des Subjektes, das durch das Erkennen und im Erkennen seiner selbst bewusst wird, einher mit der transitiven Erkenntnisrelation des Subjektes mit und zu der Welt.“ Im Sinne der modernen Erkenntnislehre macht also das Denken des Denkens die Welt verständlich, oder anders ausgedrückt: Der Ansatz von Cusanus, das Denken des Denkens des Seienden, verbindet die ontologische Perspektive mit der Logik des Denkens (der Selbstreflexion), bei dem das Subjekt das Seiende denkt. In der Moderne wird durch das Erkennen die Vielfalt der Welt reduziert, dagegen ist bei Cusanus das Erkennen ein dynamischer Prozess, bei dem die wachsende Erkenntnis zu mehr seiender Vielfalt führt, aus der sich gerade im Erkennen wieder eine größere Einheit bildet.16 13 Mit konkreten Beispielen dazu Bidese – Rautz, Geist (6), 287 ff. 14 Marcello Neri, Europa auf dem Prüfstand des Unbedingten, in Bidese-Fidora-Renner (Hrsg.), Philosophische Gotteslehre heute. Der Dialog der Religionen (Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2008), 183186; Rautz, Einheit in Vielfalt (1), 93-106. 15 Bidese – Rautz, Geist (6), 297. 16 Bidese – Rautz, Geist (6), 298. 127 Günther Rautz 1.2. Die dynamische Verknüpfung von Einheit und Vielfalt in „De pace fidei“ Mit der philosophisch-theologischen Figur der Trinität erklärt Cusanus in „De pace fidei“ die Einheit als den Ursprung und die Vielfalt als das Abgeleitete. Gott als Schöpfer ist demnach drei und eins, und weil er für die Geschöpfe und in seiner Unendlichkeit weder aussprechbar noch irgendetwas ist, wird er als Ursprung des Gesamt bezeichnet, in dem es wiederum eine Vielheit von Teilen, Ungleichheit und Trennung gibt:17 „[…] der Ursprung aller Vielheit aber ist die Einheit; darum ist der Ursprung der Vielheit die ewige Einheit.“ Gott als Schöpfer ist in Beziehung auf die Schöpfung also dreieinig (Deus, ut creator, est unitrinus). Dies ergibt sich aus dem Verhältnis zwischen dem Prinzip und dem Prinzipator (Erschaffenen), wobei das Prinzip nicht nur die Ursache, sondern auch die Struktur von dem ist, was erschaffen wird. Die reine Ursache wäre nämlich nur kausal und temporär ableitbar, im Prinzip, von dem alles abgeleitet wird, steckt dagegen auch die Struktur. Gott als universelles Prinzip enthält Vielheit (partium multitudo) – Ungleichheit (inaequalitas) – Trennung (seperatio), die wiederum auf dem Prinzip der Einheit (unitas aeterna) – Gleichheit (aequalitas aeterna) – Verbindung (conexio aeterna) beruhen.18 Wovon wir also Erfahrung machen (das Erschaffene oder Ungleiche beruhend auf aequalitas aeterna) steht im Verhältnis zum Prinzip (das Trennende beruhend auf conexio aeterna), insofern als darin die Einheit (die Vielfalt beruhend auf unitas aeterna) ausgefaltet ist. Gott als Prinzip ist in sich unaussprechbar und als Einheit – und nicht als Nebeneinander – die „Einfaltung“ aller Teile (z.B. Einheit aller Zahlen oder Struktur des Universums). In seiner „Ausfaltung“ ist er dagegen die Vielheit, also alles Erschaffene. Außerdem weist Cusanus am Schluss des siebten Kapitels darauf hin, dass Einheit und Gleichheit durch die Verbindung miteinander in Ewigkeit verknüpft sind, was auch für die reale Vielheit – Ungleichheit – Trennung gilt, weil es nicht mehrere Ewigkeiten geben kann.19 Gott ist an sich in sich und ist weder erkennbar noch ein Prinzip, doch in seiner Relationalität mit dem Prinzip wird er selbst Prinzip (principium) und als solches dreieinig (principiatum).20 Die Relation ist in der Definition des principiums bereits enthal17 Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. VII. 18 Siehe ausgearbeitetes Modell von Rautz – Wildenstein im Frühjahr 2014 – auf der Grundlage von Kapitel 7 und 8 von „De pace fidei“, Annex I. 19 Insofern muss das einfachste Prinzip von allem dreifach und einfach sein, siehe Ermenegildo Bidese, Il pneuma nel De pace fidei di Niccolò Cusano, Politica e Religione (2011), 101. 20 Rautz, Modell Rautz - Wildenstein (18), Annex I. 128 Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa ten, denn wenn es das Prinzip gibt, gibt es definitionsmäßig das Prinzip in dem das principiatum enthalten ist. Mit andern Worten an einem konkreten Beispiel anschaulich gemacht, es gibt per definitionem keinen Vater ohne Sohn. Gott als principium ist immer einfach und unaussprechbar. Aber in Beziehung entsteht das Prinzip von etwas, weshalb die Dreifachheit auch im Prinzip laut Cusanus „eingefaltet“ ist.21 Die Vielheit ist somit aber auch keine nebensächliche akzidentielle Bestimmung des Prinzips, sondern in diesem, also in der Einheit, enthalten bzw. „eingefaltet“. Nimmt man die Welt als principiatum, so hat diese die Ursache und Struktur des principiums, wie auch in allen Zahlen die Ursache und die Struktur (Form, Grundregel) der Zahl 1 enthalten ist. Durch die im Prinzip enthaltene Relationalität findet man sowohl die Einheit (die Möglichkeit des Seins) und die Gleichheit (die Möglichkeit des Soseins in allgemeiner Form) sowie die Verbindung zwischen Sein und Sosein (das konkrete Sosein).22 Neben der platonischen Einheit des Seins und der aristotelischen Gleichheit der Form führt Cusanus die Verbindung der beiden Ansätze, nämlich das wirkliche Sein, ein. Ebenfalls neu und entscheidend bei Cusanus ist die Kooriginärität (Mitursprünglichkeit) von Einheit – Gleichheit – Verbindung.23 Geht das siebte Kapitel von „De pace fidei“ von der ontologischen Struktur des Prinzips zur gegenseitigen Bestimmung von Einheit und Vielfalt aus, so handelt das achte Kapitel von der dynamischen Komponente des Realen innerhalb des soeben beschriebenen gegenseitigen Relationsverhältnisses zwischen dem Prinzip und dem Realen. Diese Veränderung und Wirkkraft des Prinzips in der realen Welt erfolgt mittels der Verbindung (dem konkreten Sosein).24 Cusanus führt im „De pace fidei“ durch die Verbindung (conexio) das Konzept der Wirklichkeit und die Rolle des Subjektes ein, bei dem nicht das Sein der Welt im Vordergrund steht.25 Das Realsein der Welt bedeutet nämlich nicht das Sein der Welt sondern die Erkennbarkeit der Welt (Intelligibilität), worin aber wiederum das Wirken des Prinzips (virtus, potentia) erkennbar ist.26 Die Wirkkraft des Prinzips ist also die Wirklichkeit der Welt, wobei die absolute Wirkkraft der allmächtige Gott hat, welcher die Entfaltung des Prinzips, nämlich die Wirklichkeit selbst ist. Erst in seiner Relationalität wird Gott durch seine Allmacht zum Prin21 Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. VII. 22 Rautz, Modell Rautz - Wildenstein (18), Annex I. 23 Rautz, Modell Rautz - Wildenstein (18), Annex I. 24 Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. VIII. 25 In der Antike war die Welt erkennbar, weil sie ist und somit ihre Existenz (Sein) vorausgesetzt wurde: in der Neuzeit ist die Welt existent, weil sie vom Subjekt rational erkannt wird. 26 Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. VIII. 129 Günther Rautz zip, gestaltet durch sie die Gleichheit und gibt durch sie Zusammenhalt in der Verbindung.27 Für die Wirklichkeit, nämlich der tatsächlichen Entfaltung des Prinzips der Einheit (der Möglichkeit des Seins), braucht es auch den Menschen als erkennendes Subjekt. Die Möglichkeit des Soseins in allgemeiner Form (Gleichheit) wird erst durch die Erkennbarkeit der Struktur zur Wirklichkeit, die allerdings nur im aktualen konkreten Sosein (Verbindung) erkennbar ist.28 Mit andern Worten ist die Verbindung der Übergang von der Möglichkeit zur Wirklichkeit. Da aber Möglichkeiten unendlich sind, ist auch deren vollständige Realisierung nicht möglich. Insofern schreitet die Wirklichkeit in einem ständigen Prozess zu weiteren Wirklichkeiten durch die Realisierung von Möglichkeiten.29 Diese Erkennbarkeit der Welt durch das Subjekt ist bei Cusanus wiederum kooriginär, also ein mit-konstituierendes Prinzip für das Sosein der Welt. Cusanus benutzt die Idee des Geistes der Verknüpfung (spiritus conexionis) als Verbindung zwischen Möglichkeit und Wirklichkeit.30 Dieses Prinzip der Dreiheit findet sich mit Geist (mens) – Weisheit (sapentia) – Liebe (amor) auch beim Menschen, die als letzte Form der Erkenntnis unser Verständnis verbinden und so die Struktur der Seele erkennbar machen. Darin steckt die Idee, dass die Welt von einem rationalen Geist durchdrungen ist. Cusanus schreibt der Wesenheit der vernünftigen Seele eine gewisse Fruchtbarkeit, nämlich Geist, Weisheit, Liebe oder Wille zu, da der Geist aus sich das Denken oder die Weisheit erwachsen lässt und aus beiden der Wille oder die Liebe hervorgeht.31 Damit versucht Cusanus für eine monotheistische Auslegung des Christentums zu argumentieren, da die Voraussetzung der Dreifaltigkeit als Prinzip der Wirklichkeit auch in anderen Religionen unter anderen Namen wie etwa der Fruchtbarkeit 27 Rautz, Modell Rautz - Wildenstein (18), Annex I. 28 Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. VIII. 29 Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. VIII. 30 „Manche nennen die Einheit Vater, die Gleichheit Sohn und die Verknüpfung Heiliger Geist […] Vom Vater geht der Sohn aus und von der Einheit und Gleichheit des Sohnes die Liebe oder der Geist. Die Natur des Vaters geht nämlich im Sohn in Gleichheit über. Darum entsteht Liebe und Verbindung aus der Einheit und Gleichheit.“ Siehe Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. VIII. 31 „Diese Dreiheit der Einheit der Seinsheit der Seele ist die Fruchtbarkeit, welche der Mensch in der Ähnlichkeit mit der unendlich fruchtbaren und ungeschaffenen Dreiheit besitzt.“ Siehe Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. VIII. 130 Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa vorkommt.32 Cusanus’ Geist der Verknüpfung verknüpft alles zu einem und ist auf die Vollendung des Möglichen ausgerichtet, also ähnlich einem Weltgeist (anima mundi), der alles im Kosmos allerdings eher statisch an einem harmonischen Ganzen teilhaben lässt.33 Der Geist der Verknüpfung dagegen verbindet unendliche Möglichkeiten und die Wirklichkeit, die ständig fortschreitet. Das Ziel der vollendeten Wirklichkeit bleibt unerreicht, weil nie alle Möglichkeiten realisiert werden können. Jedoch ist die Wirklichkeit in ihrer Vielfalt die momentane Entfaltung alles Möglichen. So wird bei Cusanus der Geist der Verknüpfung zur entscheidenden Denkfigur für das Begriffspaar Einheit und Vielfalt. Die Einheit bleibt trotz allen Strebens danach unerreichbar, obgleich wir durch den Geist der Verknüpfung eine auf Vollendung ausgerichtete Vielfalt in einem ständig fortlaufenden Prozess verwirklichen.34 1.3. Der Geist der Verknüpfung als theologische, philosophische und politische Denkfigur Lohr charakterisiert die Denkfigur des spiritus conexionis anhand vom theoretischen und praktischen Wissen:35 So hat die Fähigkeit des theoretischen Wissens mit Unveränderlichem und Allgemeinen zu tun, das praktische Wissen wie Kunst und Klugheit dagegen mit dem Möglichen. In diesem Sinne führt Lohr weiter aus, dass in der Kunst der Hersteller eines Artefakt mit seinem Wissen nach Perfektion bzw. Vollendung strebe, diese aber aufgrund der Unvollendetheit des Materials nie erreichen könne. Die „ars medica“ dagegen ist zwar auch eine Kunst, aber die Gesundheit eines Menschen ist das Produkt der Natur, weshalb die Kunst des Arztes bei der Heilung dazu 32 „Auch die Araber und alle Weisen werden aufgrund dieser Überlegungen ohne Schwierigkeiten einsehen, dass die Dreifaltigkeit abzulehnen bedeutet, die göttliche Fruchtbarkeit und Schöpferkraft zu leugnen und dass die Dreifaltigkeit die Absage an eine Vielheit und Gemeinschaft von Göttern ist. Jene Fruchtbarkeit, welche auch Dreifaltigkeit ist, bewirkt, dass es unnötig ist, mehrere Götter zu haben […]“, Siehe Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. IX. 33 Gabriel, Nikolaus von Kues (3), Kap. X. 34 In „De docta ignorantia“ beschreibt Cusanus die Natur als diesen Geist: „Die Natur ist demnach gewissermaßen die Einfaltung von allem, was aufgrund von Bewegung wird […] Diese Bewegung oder dieser Geisteshauch jedoch steigt vom göttlichen Geist herab, der durch diese Bewegung alles bewegt.“ Siehe Nikolaus von Kues, De docta ignorantia – Die belehrte Unwissenheit, in Philosophisch-theologische Werke Band 1 (Felix Meiner Verlag, 2002), 81ff. 35 Charles Lohr, Chaos nach Ramon Lull und Nikolaus von Kues, in Bidese-Fidora-Renner (Hrsg.), Ramon Llull und Nikolaus von Kues: Eine Begegnung im Zeichen der Toleranz, Akten des Internationalen Kongresses zu Ramon Llull und Nikolaus von Kues, Brixen und Bozen 25.-27. November 2004, in Instrumenta Patristica et Mediaevalia – Research on the Inheritance of Early Medieval Christianity Nr. 46, 125ff. 131 Günther Rautz dient, um ein natürliches Gleichgewicht wieder herzustellen:36 Das Ziel der medizinischen Tradition, auch bezeichnet als ars coniecturalis (im Sinne von Vermutung oder Annäherung), ist das Streben nach Vollkommenheit als oberste Grenze der Entfaltung, der man zwar näher kommen kann, die man aber ebenfalls nie oder nur annäherungsweise erreicht. Das Wissen des Arztes schafft also nicht ein neues Artefakt, sondern ist nur unterstützend dafür da, was die Natur von selbst imstande ist zu erreichen. Bei der Klugheit dagegen ist das Produkt des Wissens eine Handlung, zu der auch die innere Überzeugung des Handelnden gehört. Im Gegensatz zur Kunst, bei der sich der Künstler nicht unbedingt mit seinem Artefakt identifizieren muss und das Produkt auch völlig losgelöst vom Hersteller gesehen werden kann, muss beim ethischen Handeln eine Verbindung mit dem Handelnden bestehen, um die Handlung bewerten zu können. Der Geist der Verknüpfung (spiritus conexionis), der alles in Richtung Einheit, Vollkommenheit und Wirklichkeit lenkt, ist nach Cusanus dieser oben beschriebene Künstler, Arzt oder Handelnde. Materie, Natur und ethisches Handeln haben das Prinzip der Veränderung bereits in sich selbst:37 „In diesem Prozess geht die sich bildende Form aus einem Prinzip in ein Ziel – das Wesen – über.“ […] „Die Natur […] bringt die Form der Gesundheit, die in des Menschen abstrakten Wesen ansatzweise vorhanden ist, zur konkreten Verwirklichung.“ Eine Verwirklichung oder größtmögliche Vollkommenheit des Möglichen also, die immer nur annäherungsweise und nie ganz zu erreichen ist. Cusanus und Llull sehen Gott als Schöpfer bzw. Künstler einer bestmöglichen Welt in einem Bereich von unendlichen Möglichkeiten, die sich in einer kontinuierlichen Veränderlichkeit befinden.38 Somit wird die Vielfalt zur Erklärung der Wirklichkeit als Prinzip des Realen auf ein einheitliches Prinzip zurückgeführt, das nur durch ein erkennendes Subjekt in der Rolle eines kooriginären Koprinzips verwirklicht werden kann.39 Die Wirklichkeit ist dabei die Erkennbarkeit des Realen, das Prinzip selbst ist jedoch nicht erkennbar. Die Einheit als diese nicht erreichbare oberste Möglichkeit, die Materie als Möglichkeit und die Form als konkretisierte Verbindung zwischen den ersten beiden sind also kooriginär und die beiden letzteren auch Koprinzip des Prinzips der Einheit. Das Erkennen der Dinge ist das Koprinzip, wobei der menschliche Geist die 36 Lohr, Chaos (35), 129. 37 Materie, Natur oder Ethos bezeichnen nach Aristoteles die Möglichkeit, welche die Form als Konkretisierung des Prinzips der Veränderung bereits in sich selbst hat; siehe dazu Bidese, Il pneuma (19), 105f. und Lohr, Chaos (35), 129f. 38 Lohr, Chaos (35), 136. 39 Schulthess – Imbach, Philosophie (2), 292-293. 132 Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa Gesamtheit der Begriffe der Dinge enthält:40 „Wenn du den göttlichen Geist das Gesamt der Wahrheit der Dinge nennst, wirst du den unseren das Gesamt der Angleichung der Dinge nennen, so dass er die Gesamtheit der Begriffe ist.“ Die Begriffe als Einheit stehen zu den Dingen als Vielfalt wie das Eingefaltetsein zum Ausgefaltetsein, die Begriffe enthalten somit schon die Möglichkeit der Dinge. Die schöpferische Kraft des Menschen ist also das Begreifen der Dinge (Funktion des Koprinzips), aber kein Schaffen der Dinge. Das Erkennen der Dinge, also das Realsein der Wirklichkeit durch beobachten, messen oder eben durch Relationen herstellen, ist dem Koprinzip aber nicht dem Prinzip geschuldet. Neben der soeben eingehend dargelegten Bedeutung des Geistes der Verknüpfung für die unvollendete Wirklichkeit und für das erkennende Subjekt diente der spiritus conexionis schon zu Cusanus’ Zeiten zumindest andeutungsweise auch als dynamische Integrationsstruktur für das Religionspolitische:41 „Wohl wird man diese Verschiedenheit von Übungen und Gebräuchen nicht abschaffen können, bzw. dies zu tun wird nicht förderlich sein, da die Verschiedenheit eine Vermehrung der Hingabe bringen mag, wenn jegliches Land seinen Zeremonien, die es Dir, dem König gleichsam für die angenehmste hält, die aufmerksamste Bemühung zuwendet.“ […] „Vielleicht wird sogar die Hingabe auf Grund der Unterschiedlichkeit vergrößert, da jede Nation versuchen wird, ihren Ritus mit Eifer und Sorgfalt herrlicher zu gestalten, um die anderen darin zu übertreffen und größeren Verdienst bei Gott und Lob in der Welt zu erlangen.“ Conexio sei eben keine compositio der Differenzen als Mittelwert oder Summe der Teile, so Bidese – Rautz, sondern die gegenseitige Relation der vielfältigen Religionen und Kulturen in der Perspektive der Einheit, damit die Vielfalt überhaupt Vielfalt sein könne.42 Die bei Cusanus angestrebte religionspolitische Einheit ist ein Dynamismus, der zu keiner Vollendung kommt, sondern nur zu einer Annäherung führt, was darauf hinweist, dass das Deutungsschema, um die Einheit der Religionen in ihrer Vielfalt als real zu erkennen, wiederum der Geist der Verknüpfung ist.43 Schlussendlich möchte Cusanus ja zeigen, dass sich alle Religionen verständigen können, weil sie vernünftig sind und weil es nur eine göttliche Wahrheit gibt. Damit wird Cusanus zum Vordenker eines Toleranzedikts, das viel später, erst in der Aufklärung, zur Umsetzung gelangt. 40 Siehe Gabriel (Hrsg.), Nikolaus von Kues – Philosophisch-Theologische Schriften, Idiota de mente (3). 41 Bidese – Rautz, Geist (6), 304f. mit zwei Stellen aus De pace fidei bei Gabriel, Nikolaus von Kues (3). 42 Conexio als Anknüpfungspunkt für den im vierten Kapitel des Hauptteils eingeführten Begriffs der Konnexion. 43 Bidese, Il pneuma (FN 19), 101-104 und Bidese – Rautz, Geist (6), 305. 133 Günther Rautz Neben dieser religionspolitischen Ausrichtung von Cusanus, die auf eine Verständigung der Weltreligionen abzielt, ist er auch ein gesellschaftspolitischer Denker Europas, der mit dem Konzept des spiritus conexionis – angesichts der schrecklichen Erfahrungen mit Nationalstaaten vor allem im 20. Jahrhundert – heute einen wichtigen staatsphilosophischen Beitrag liefern kann. Cusanus neuer Ansatz mit dem Geist der Verknüpfung und dem Koprinzip bietet einen Mittelweg zwischen der Philosophie des Objektes und der Philosophie des Subjektes. Bezogen auf die heutige postmoderne Zeit eröffnet Cusanus einen alternativen Zugang, um sich von der subjektiven Perspektive lösen zu können, um eine neue Begrifflichkeit in den Diskurs einzubringen und schließlich um Antworten auf die gesellschaftspolitischen Fragen des neuen Jahrtausends zu finden. In den folgenden Ausführungen wird der Frage nachgegangen, ob beim EU Motto „Einheit in Vielfalt“ ansatzweise Cusanus’ Gedanken erkennbar sind? Oder ob dieses Motto eher statisch und unveränderlich zu verstehen ist und den Geist der Verknüpfung als ein Streben nach der Einheit in Vielfalt im Sinne von Cusanus ausklammert? Außerdem könnte es Ansätze des Geistes der Verknüpfung als Einheitskonzept innerhalb des EU-Systems geben, die auf den ersten Blick nicht als Verwirklichung der dynamischen Zuordnung von Einem und Vielen begriffen werden. Schließlich stellt sich die Frage, ob die Ansätze von „Einheit in Vielfalt“ im EU-System ebenfalls Anknüpfungspunkte zwischen Cusanus’ Philosophie des Geistes und einem dritten alternativen Modell des Zusammenlebens zwischen Mehrheit und Minderheit aufweisen, welches über die bereits bekannten und im klassischen Nationalstaat verwirklichten Akkulturationsmodelle hinausgeht? 2. Die dynamische Verknüpfung von Einheit und Vielfalt im EU-Integrationsprozess44 ‚Einheit in Vielfalt’ wurde im Kontext der EU ausdrücklich erst ab dem Jahr 2000 gebraucht, als dieses Motto – das aus einem Wettbewerb hervorging – vom Europäischen Parlament für ein vereintes Europa vorgeschlagen wurde.45 Neben der EU haben auch noch Südafrika und Indonesien ‚Einheit in Vielfalt’ als ihr Verfassungsmotto, wo44 Teilergebnisse der Forschungstätigkeit an dieser Diplomarbeit wurden in Abschnitt 2 des Artikels Bidese – Rautz, Geist (6), 287-295 in der Zeitschrift ARSP – Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie im Herbst 2013 bereits veröffentlicht und werden in diesem Kapitel vollinhaltlich wiedergegeben. 45 Gabriel N. Toggenburg, United in Diversity, Academia – Das Wissenschaftsmagazin der Europäischen Akademie Bozen 35 (2004), 18f. 134 Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa bei die südafrikanische Verfassung stärker die sprachliche Dimension, die indonesische Verfassung vor allem die subnationale Vielfalt betonen.46 ‚E pluribus unum’ als Motto der Vereinigten Staaten kann dagegen als Integrationsleitspruch für die einzelnen Bundesstaaten verstanden werden. Wie Toggenburg den Unterschied richtig herausarbeitet, beschreibt das US Motto eine Einheit aus verschiedenen Staaten, die EU dagegen stellt jede weitere Einigung oder Vertiefung in Richtung mehr Integration unter die Bedingung, dass die Vielfalt unter den Staaten beibehalten wird.47 Noch weiter geht Gierycz, wenn er im ‚E pluribus unum’ ein völlig unterschiedliches Modell erkennt, das – als Teil des amerikanischen Verfassungspatriotismus – verschiedene kulturelle Identitäten in einer amerikanischen Nation aufgehen lässt:48 On the contrary, the profoundly different emphasis on national identity in 21st century Europe and 18th century United States seems to suggest that the proposed model of unity in diversity is totally different from the American one. Folgt man Gierycz Ausführungen, so zielt das amerikanische Modell auf eine kulturelle Vereinheitlichung ab, während das Motto der EU eine dynamische Integrationsfigur enthält, die sich wie folgt auf den Punkt bringen lässt. Neben der ebenfalls in Europa vor sich gehenden Vereinheitlichung, steht die EU aber auch für eine Harmonisierung der Rechtssysteme. Einerseits eint der europäische Erweiterungsund Integrationsprozess Europa, andererseits schafft der gleichzeitig wirkende Harmonisierungsprozess wiederum mehr Vielfalt. Einheit und Vielfalt bedingen sich gegenseitig. Daraus speist sich die bereits oben genannte Vergrößerung, so dass je mehr Einheit erreicht wird, desto mehr Vielfalt daraus resultiert. Wie das konkret realisiert wird, soll im folgenden Abschnitt zunächst im allgemeinen Bereich der Vielfalt und Einheit der EU (1.), dann in dem der Grundrechte der Europäischen Union, insbesondere der Allgemeinen Rechtsprinzipien (2.), und zuletzt anhand verschiedener Instrumente zur Entscheidungsfindung (3.) festgestellt werden. Dabei kann nur exemplarisch und in aller Kürze auf diese drei Bereiche eingegangen werden, in denen – wie wir 46 In der Präambel der südafrikanischen Verfassung ist das Motto in der Khoisan Sprache des Volkes der Xam festgehalten; Art. 46 A der Verfassung Indonesiens (seit 1945 Teil der Verfassung). 47 Gabriel N. Toggenburg, Unification via Diversification: What Does It Mean to Be ”United in Diversity“?, OSI EUMAP 1 (2004), at https://www.opensocietyfoundations.org/search?key=Toggenburg%2C+Unification+v ia+Diversification%3A+What+Does+It+Mean+to+Be+%E2%80%9DUnited+in+Diversity%E2%80%9C%3F%2C+OSI+EUMAP+1+%282004%29&=Search. 48 Michal Gierycz, “United in Diversity“: The Church’s Experience and the European Union’s Identity Motto, European Diversity and Autonomy Papers 02 (2008), at www.eurac.edu/edap, 5. 135 Günther Rautz glauben – jener Mechanismus zur Integration von Einheit und Vielfalt sichtbar wird, die wir mit Cusanus’ Deutungsschema in Zusammenhang bringen möchten. 2.1. Einheit und Vielfalt auf Europäischer Ebene Vielfaltsformen in der EU lassen sich folgendermaßen gliedern: Vielfalt der EU Strukturen, Vielfalt der nationalen Identitäten und Vielfalt der Kulturen.49 Einheit und Vielfalt der EU Strukturen kann als rechtliches und politisches Prinzip für die verschieden stark ausgeprägten Integrationsgrade der einzelnen Mitgliedsstaaten stehen. Schlagwörter wie ‚Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten’, ‚Europa à la carte’ oder ‚Integration der konzentrischen Kreise’ stehen für eine flexible Integration, bei der einige Staaten weiter als andere im Einigungsprozess vorangeschritten sind. Dieser variable Integrationsgrad lässt die EU jedoch gerade wegen des klaren Strebens nach mehr Einheit als desintegriert und vielfältig erscheinen. Da diese Vorbehalte und Absicherungen zwischen den Mitgliedsstaaten mehr Unterschiede erzeugen und der Einigungsprozess durch mehr nationalen Spielraum Gefahr läuft konterkariert zu werden, sind fundamentale Prinzipien wie Gleichheit, Solidarität und Loyalität als notwendige Gegengewichte zu sehen. Mehr Strukturenvielfalt fordert somit ein höheres Maß an Gleichheit, Solidarität und Loyalität ein. Betrachten wir die Vielfalt der nationalen Identitäten, so wird die EU seit dem Vertrag von Maastricht (1992) verpflichtet, die nationalen Identitäten der Mitgliedsstaaten zu achten.50 Diese Vielfalt zwischen den Mitgliedsstaaten soll vor exzessiven Harmonisierungsbestrebungen infolge des EU Integrationsprozesses schützen und daran erinnern, dass die Staaten als ‚Herren der Verträge’ de iure kodominant im politischen System der EU bleiben. Schließlich stellt die Vielfalt der Kulturen als dritte Form auf Vielfalt innerhalb der Mitgliedsstaaten ab, 49 Vgl. Gabriel N. Toggenburg, The Debate on European Values and the Case of Cultural Diversity, European Diversity and Autonomy Papers 01 (2004), at www.eurac.edu/edap und Toggenburg, United (45). 50 Diese Klausel wurde durch den Vertrag von Lissabon ausformuliert: Die Union achtet die Gleichheit der Mitgliedsstaaten vor den Verträgen und ihre jeweilige nationale Identität, die in ihren grundlegenden politischen und verfassungsmäßigen Strukturen einschließlich der regionalen und lokalen Selbstverwaltung zum Ausdruck kommt (Artikel 4 Absatz 2 EUV). So kommt es auch in der Judikatur des EuGH zu einer Abwägung zwischen der nationalen Identität auf der einen Seite und den vom Unionsrecht gewährten Grundfreiheiten auf der anderen Seite. Nur beispielhaft dafür an dieser Stelle EuGH, Rechtssachen Ilonka Sayn-Wittgenstein v. Landeshauptmann von Wien, C-208/09 (Zweite Kammer), Urteil vom 22. Dezember 2010 und S.P.U.C. Ireland Ltd. v. Grogan EuGH, C-159/90, Urteil vom 4. Oktober 1991, bei denen es einerseits um das österreichische Verbot zur Führung von Adelstiteln und andererseits um das irische Abtreibungsverbot geht. Schließlich stellt auch Artikel 22 der EU Grundrechtecharta auf Vielfalt, nicht nur zwischen, sondern innerhalb der Mitgliedsstaaten ab, wenn die Union kulturelle, religiöse und sprachliche Vielfalt achten soll. 136 Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa was den Minderheitenschutz miteinschließt ohne dabei Multikulturalismus auf staatlicher oder EU Ebene zu propagieren. Die eben kurz dargelegten Ausführungen zu Formen der Vielfalt in der EU unterstützen also unsere Interpretationsthese des EU Mottos ‚Einheit in Vielfalt’: europäische Integration ist ein dynamischer Prozess, in dem Einheit nur unter dem Schutz der vielfältigen Identitäten in Europa gedacht werden kann. 2.2. Einheit und Vielfalt im Anwendungsbereich des EUGrundrechteschutzes Ein weiterer Bereich, in dem wir unsere Deutungsthese einer dynamischen Verknüpfung zwischen Einheit und Vielfalt im europäischen Integrationsprozess bestätigt sehen, ist der der Grundrechte. Zu deren Analyse ist zunächst Toggenburgs Gliederung in Gründungswerte, Europäische Ideen und Gemeinsame Rechtsprinzipien hilfreich.51 Bei der Gründung der Europäischen Gemeinschaften hatte man vor allem Werte wie Freiheit und Frieden, gemeinsamer Markt und Wohlstand sowie eine stärkere Integration zwischen den Gründungsmitgliedern vor Augen. Was die europäischen Ideen angeht, beruhen sie auf der griechischen Kultur, dem römischen Rechtssystem und dem Christentum (die drei Hügel: Akropolis, Kapitol und Golgatha als die Fundamente Europas), ohne selbstverständlich zu vergessen, dass die EU auch als Reaktion auf Erfahrungen wie Shoa, Faschismus, Nationalismus und Kommunismus des letzten Jahrhunderts zu sehen ist.52 Doch mit dem 2007 unterzeichneten, am 1. Dezember 2009 in Kraft getretenen Vertrag von Lissabon und mit der sogenannten Charta der Grundrechte der Europäischen Union, die gleichzeitig mit dem Vertrag von Lissabon in Kraft trat, begann eine neue Phase der europäischen Integration, in der die Grundrechte als ausdrückliche Verfassungswerte auch im EU-Primärrecht als solche anerkannt werden. War also ursprünglich der europäische Integrationsprozess in erster Linie auf wirtschaftliche und politische Ziele ausgerichtet, so versteht sich die EU nunmehr als Wertegemeinschaft. Für unsere These von Bedeutung ist die Tatsache, dass mit dieser neuen Phase nun die kulturelle Vielfalt Europas auch in diesem so sensiblen Bereich der gemeinsamen Rechtsprinzipien klar zum Ausdruck kommt. Bereits in der Präam- 51 Toggenburg, Debate (49), 7 ff. 52 Vgl. jedoch Ash Timothy Garton, The Crisis of Europe. How the Union Came Together and Why It’s Falling Apart, Foreign Affairs. Vol. 91 Issue 5 (2012), 2–25 in Hinblick auf die heutige Tragweite dieser Erinnerung. 137 Günther Rautz bel der Grundrechtecharta wird betont, dass die Union zur Erhaltung und Entwicklung der gemeinsamen Werte beiträgt, sie achtet aber gleichzeitig auf die Vielfalt von Kulturen und Traditionen der Völker Europas. Zu den gemeinsamen Verfassungswerten gehören neben den Grundrechten auch Freiheit, Demokratie, Gleichheit und die Rechtsstaatlichkeit. Diese Werte sind der Union und den Mitgliedsstaaten in einer pluralen, toleranten, gerechten, solidarischen und nichtdiskriminierten Gesellschaft gemein. Im fortschreitenden Integrationsprozess der EU sind diese Europäischen Werte fundamental für die Homogenität einer vielfältigen aber doch auf Einheit ausgerichteten Gemeinschaft. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs, der in wertender Rechtsvergleichung zu gemeinsamen, so genannten Allgemeinen Rechtsgrundsätzen findet. Im Folgenden möchten wir zeigen, wie vor allem darin der Mechanismus europäischer Werteintegration in der dynamischen Verknüpfung von Einheit und Vielfalt wirksam wird. Die Allgemeinen Rechtsgrundsätze ergeben sich also aus dem Rechtsbestand der Mitgliedsstaaten und entwickeln sich aufgrund der Judikatur des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) weiter, der darauf zurückgreift. Das beste Beispiel dafür sind die Menschenrechte, da sie das Individuum als Mensch (status naturalis) und als Bürger (status civilis) in den Mittelpunkt der Daseinsberechtigung von Staat und Recht stellen.53 Zu Beginn des europäischen Integrationsprozesses war der Menschenrechtsschutz eine Angelegenheit der Mitgliedsstaaten und er war nicht auf europäischer Ebene verbrieft. Erst die Judikatur des EuGH verknüpfte diese Grundrechte aus den Verfassungen seiner Mitgliedsstaaten mit dem EU-Rechtssystem. In dieser Weise erwachsen die Grundrechte aus den Verfassungen der Mitgliedsstaaten, werden auf EU-Ebene verknüpft und fließen dann durch die Judikatur des EuGH zu den jeweiligen Rechtssystemen als allgemeine europäische Rechtsgrundsätze zurück. Darüber hinaus erkennt der EuGH nicht nur die einzelnen Mitgliedsstaaten sondern auch jeden einzelnen Bürger als Rechtssubjekt an. In einem bedeutsamen Urteil aus dem Jahr 196354 erklärte der EuGH, dass das EU-System Grundrechteschutz verinnerlicht und berück- 53 Siehe Gabriel N. Toggenburg, Der Menschenrechts- und Minderheitenschutz in der Europäischen Union, in Weidenfeld (Hrsg.), Die Europäische Union – Politisches System und Politikbereich (5. Edition), Bundeszentrale für politische Bildung 2008, 295. 54 Siehe EuGH, Rechtssache Gend & Loos, C-26/62, Urteil vom 5. Februar 1963. Umgekehrt argumentierte das deutsche Bundesverfassungsgericht, dass solange die Europäische Gemeinschaft keine Grundrechte garantiert, solange müsse es möglich sein, dass Gemeinschaftsrecht am nationalen Verfassungsrecht, insbesondere an dessen Grundrechtsbestand geprüft wird (BVerfG 37, 271). 138 Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa sichtigt, womit EU-Recht auch nicht an nationalen Grundrechtsstandards gemessen werden muss. Damit wird der Anwendungsvorrang des Gemeinschaftsrechts gegenüber dem diesem entgegenstehenden innerstaatlichen Recht erklärt. Gleichzeitig stellte der Gerichtshof fest, dass Grundrechte in den ungeschriebenen ‚allgemeinen Grundsätzen’ der Gemeinschaftsordnung enthalten seien.55 Diesen Grundrechtsbestand der EU gewinnt der EuGH aus den Verfassungen der Mitgliedsstaaten und aus den internationalen Menschenrechtsverträgen, an deren Abschluss die Mitgliedsstaaten beteiligt waren oder denen sie beigetreten sind.56 Mittels der Allgemeinen Rechtsgrundsätze hat sich der EuGH durch diesen Mechanismus als dynamischer Motor zur Schaffung eines EU Grundrechtekatalogs erwiesen, der wiederum die innerstaatlichen Standards und die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) des Europarates mit der EU-Ebene verknüpft. Mit dem Vertrag von Lissabon ist nunmehr eine eigene Grundrechtecharta Teil des EU-Verfassungsvertrages, die jedoch auf der jahrzehntelangen Judikatur des EuGH, basierend auf den allgemeinen Rechtsgrundsätzen, fußt. Dass die Grundrechtecharta wiederum auf die innerstaatlichen Rechtsvorschriften der Mitgliedsstaaten Rücksicht nimmt, ist etwa aus den Beschränkungen bei Ansprüchen in den Bereichen Bildung, Rechte von Arbeitnehmer oder soziale Sicherheit ersichtlich. So vereinheitlicht die Grundrechtecharta zwar die Rechte, die ursprünglich aus der Vielzahl der einzelnen Verfassungstraditionen kommen, lässt aber aufgrund der Kompetenzverteilung zwischen der EU und ihren Mitgliedsstaaten gleichzeitig Raum für eine individuelle Weiterentwicklung der Menschenrechte auf lokaler und nationaler Ebene. Damit wird der Mechanismus ersichtlich, der hier offensichtlich am Werk ist: die Grundrechte erwachsen aus den vielfältigen europäischen Traditionen der Staaten und Kulturen; damit erhalten diese aus der gesamteuropäischen Einheitsperspektive überhaupt ihre Bedeutung als vielfältige Traditionen. 2.3. Einheit und Vielfalt in den Instrumenten zur Entscheidungsfindung Den folgenden Ausführungen muss vorangestellt werden, dass es sich um völlig verschiedene Instrumente der Entscheidungsfindung handelt. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit werden in aller Kürze auf den Ausschuss der Regionen als Teil des institutionellen Gefüges, auf die Subsidiarität als Prinzip zur Ausübung der Kompetenzen, 55 EuGH, Rechtssache Stauder, C-29/69, Urteil vom 12. November 1969. 56 Toggenburg, Menschenrechts- und Minderheitenschutz (53), 296. 139 Günther Rautz auf die Romastrategie als EU Politik und auf die Offene Koordinierungsmethode als eine Handlungsform eingegangen werden. Neben den bekannten auf den jeweiligen Kompetenzen beruhenden Entscheidungsfindungsprozessen zwischen EU Parlament, Kommission und Rat kann die EU mit der Offenen Koordinierungsmethode politische Maßnahmen in Bereichen ergreifen, in denen sie eigentlich keine Kompetenzen hat; somit verletzt sie scheinbar die Souveränität ihrer Mitgliedsstaaten.57 In Politikfeldern wie Jugend, Bildung und Beschäftigung oder Soziales tauschen sich die Mitgliedsstaaten aus und koordinieren die Maßnahmen, die in ihre alleinige Zuständigkeit fallen. Ohne jegliche Kompetenz in diesen Bereichen überwacht die EU die Umsetzung der gemeinsam vereinbarten Ziele, berichtet über deren Erfüllung und erarbeitet Empfehlungen, die natürlich wiederum auf die gemeinsamen europäischen Rahmenbedingungen abstellen. Artikel 153 Absatz 2 lit.a AEUV (Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union) normiert daher: Zu diesem Zweck können das Europäische Parlament und der Rat unter Ausschluss jeglicher Harmonisierung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedsstaaten Maßnahmen annehmen, die dazu bestimmt sind, die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsstaaten durch Initiativen zu fördern, die die Verbesserung des Wissensstands, die Entwicklung des Austauschs von Informationen und bewährten Verfahren, die Förderung innovativer Ansätze und die Bewertung von Erfahrungen zum Ziel haben. Aber es wird weiter betont, die aufgrund dieses Artikels erlassenen Bestimmungen berühren nicht die anerkannte Befugnis der Mitgliedsstaaten, die Grundprinzipien ihres Systems der sozialen Sicherheit festzulegen, und dürfen das finanzielle Gleichgewicht dieser Systeme nicht erheblich beeinträchtigen“ (Art. 153 Absatz 4 AEUV). Durch diesen sogenannten ‚soft law’ Mechanismus wird also faktisches Recht geschaffen, das wiederum aus der dynamischen Verknüpfung der lokalen und nationalen Ebene mit der europäischen Ebene entsteht. Eine ähnliche Mitursprünglichkeit der Ebenen lässt sich sehr gut auch an der EU-Rahmenstrategie zur Integration der Roma zeigen, die als Minderheit an und für sich schon für Vielfalt stehen. Als eine in den meisten EU-Mitgliedsstaaten anerkannte nationale Minderheit kommt die Zuständigkeit für den Schutz und die Integration der 57 Art. 5 AEUV (Wirtschafts-, Beschäftigungs-, Sozialpolitik), Art. 6 AEUV (Gesundheit, Industrie, Kultur, Tourismus, Bildung, Jugend, Sport, Katastrophenschutz, Verwaltungszusammenarbeit). 140 Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa Roma ausschließlich den Staaten zu. Anders als die meisten anderen nationalen Minderheiten, die in einem oder einigen wenigen Staaten leben, sind die Roma ein europäisches Phänomen.58 Auf der Ebene des EU-Rechts sind für die Integration von Roma nur ein allgemeines Diskriminierungsverbot (Artikel 13 EG Vertrag) und die Rassendiskriminierungsrichtlinie aus dem Jahr 2000 anwendbar. Zwar sind die Mitgliedsstaaten verpflichtet, Richtlinien innerstaatlich umzusetzen, aber gerade im Fall der sozialen Ausgrenzung der Roma in den Bereichen Bildung und Beschäftigung, Soziale Dienste und Wohnen verläuft diese nur sehr schleppend. Neben diesen rechtlichen Kompetenzen, die vor allem bei den Staaten und nur zum sehr geringen Teil bei der EU liegen, stellt die EU durch den Europäischen Struktur- und Sozialfond Gelder für Roma Initiativen zur Verfügung. Im Rahmen der Offenen Koordinierungsmethode und der Wachstumsstrategie ‚Europa 2020’ steuert die EU die nationalen Maßnahmen in diesem Bereich, sammelt Berichte aus den Mitgliedsstaaten, um daraus neuerlich Rückschlüsse für weitere Roma Programme ziehen zu können. Auch im Bereich der Integration von Zuwanderern teilen sich die EU und die Mitgliedsstaaten die Kompetenzen fast zu gleichen Teilen.59 Manche Zuständigkeiten wie die Antidiskriminierungsgesetzgebung liegen fast ausschließlich bei der EU und die Mitgliedsstaaten sind nur ausführend tätig, im Bereich Arbeit und Soziales ist es genau umgekehrt. Diese entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip vollzogene Kompetenzverteilung zwischen EU und Mitgliedsstaaten in einem der sensibelsten Politikbereiche unserer Tage braucht das Instrument der offenen Koordinierung, um gemeinsam abgestimmte Maßnahmen setzen zu können. Mit dem Ziel einer gemeinsamen europäischen Integrationspolitik in einem immer stärker von Vielfalt geprägten Europa einigte sich der Rat der Europäischen Union bereits im Jahr 2004 auf 11 gemeinsame Grundprinzipien für die Integration von Drittstaatsangehörigen.60 Diese Prinzipien zielen weder auf Assimilierung noch auf Segregation ab, sondern auf wechselseitige Akkulturation. Zum einen haben Einwanderer die Grundwerte der EU und ihrer Mit- 58 Vgl. Gabriel N. Toggenburg und Günther Rautz, ABC des Minderheitenschutzes in Europa (UTB-Böhlau, 2010), 220 ff. 59 Vgl. Gabriel N. Toggenburg, Who is managing ethnic and cultural diversity within the European Condominium? The moments of entry, integration and preservation, Journal for Common Market Studies 04 (2005), 717-737. 60 Rat für Justiz und Inneres, 4.-5. November 2004 (Ratsdokument 14615/04) sowie darauf folgend KOM (2005), 389 endg. vom 1. September 2005, Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Ausschuss der Regionen und den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss: „Eine gemeinsame Integrationsagenda – Ein Rahmen für die Integration von Drittstaatsangehörigen in die Europäische Union“. 141 Günther Rautz gliedsstaaten zu achten und in ihr Lebensmodell zu integrieren. Zum anderen sind die EU, die nationalen Mitgliedsstaaten und deren Bürger als Aufnahmegesellschaft gefordert, im eigenen Wertesystem einen gebührenden Platz für Zuwanderer und ihre Kulturen zu schaffen. Im Rahmen dieses gesamtgesellschaftlichen Dialogs wird Integration zu einem wechselseitigen Prozess, der wohl auch als gemeinsamer Ausgangspunkt für eine europäische Integrationspolitik sowohl als anschaulicher Politikbereich wie auch als ein weiteres Instrument der dynamischen Verknüpfung von Einheit und Vielfalt auf europäischer Ebene an dieser Stelle zu nennen ist. Das in das EU-System durch den Vertrag von Maastricht eingeführte Subsidiaritätsprinzip, welches das Verhältnis der Kompetenzverteilung zwischen den Mitgliedsstaaten und der EU regelt, verfolgt das klare Ziel, trotz Harmonisierung die Vielfalt zu wahren. Gemäß Artikel 5 Absatz 3 des Vertrags über die Europäische Union (VEU) wird die Union in den Bereichen, die nicht in ihre ausschließliche Zuständigkeit fallen, nur tätig, sofern und soweit die Ziele der in Betracht gezogenen Maßnahmen von den Mitgliedsstaaten weder auf zentraler noch auf regionaler oder lokaler Ebene ausreichend verwirklicht werden können, sondern wegen ihres Umfangs oder ihrer Wirkungen auf Unionsebene besser erreicht werden können. Für die Zuständigkeiten der Union selbst gilt der Grundsatz der begrenzten Einzelermächtigungen (Art. 5 Abs. 2 VEU), weshalb EU-Organe wie Kommission, Rat oder Parlament im Rahmen ihrer gesetzgebenden Kompetenzen die ausgearbeiteten Gesetzgebungsakte an die nationalen Parlamente der Mitgliedsstaaten weiterleiten müssen. Diese können wiederum eine Unvereinbarkeit mit dem Subsidiaritätsprinzip reklamieren.61 Außerdem müssen die finanzielle Belastung und der Verwaltungsaufwand der Union, der nationalen Regierungen, der regionalen und lokalen Behörden, der Wirtschaftsteilnehmer und der Bürgerinnen und Bürger so gering wie möglich gehalten werden und in ei- 61 „Jedes nationale Parlament hat zwei Stimmen, die entsprechend dem einzelstaatlichen parlamentarischen System verteilt werden. In einem Zweikammersystem hat jede der beiden Kammern eine Stimme“ (Artikel 7 Absatz 1 Protokoll über die Anwendung der Grundsätze der Subsidiarität und der Verhältnismäßigkeit [Subsidiaritätsprotokoll]); Art. 7 Abs. 2 Subsidiaritätsprotokoll: „Erreicht die Anzahl begründeter Stellungnahmen, wonach der Entwurf eines Gesetzgebungsakts nicht mit dem Subsidiaritätsprinzip im Einklang steht, mindestens ein Drittel der Gesamtzahl der nationalen Parlamenten […], so muss der Entwurf überprüft werden.“ Nach Abschluss der Überprüfung können die EU-Organe beschließen, „an dem Entwurf festzuhalten, ihn zu ändern oder ihn zurückzuziehen. Dieser Beschluss muss begründet werden.“ 142 Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa nem angemessenen Verhältnis zum angestrebten Ziel stehen (Art. 5 Subsidiaritätsprotokoll). Schließlich wird unter anderem den nationalen Parlamenten und dem Ausschuss der Regionen jährlich über die Anwendung der Subsidiaritäts- und Verhältnismäßigkeitsgrundsätze berichtet. Neben der Einführung des Subsidiaritätsprinzips war der Vertrag von Maastricht auch Grundlage für die Gründung des Ausschusses der Regionen, der allerdings kein gleichwertiges institutionelles EU-Organ darstellt. Der Ausschuss der Regionen setzt sich nämlich aus Vertretern der regionalen und lokalen Gebietskörperschaften zusammen, die entweder ein auf Wahlen beruhendes Mandat in den genannten Gebietskörperschaften innehaben oder gegenüber einer gewählten Versammlung politisch verantwortlich sind (Art. 300 Abs. 3 AEUV). Allerdings sind nur in ausgewählten Politikbereichen Stellungnahmen des Ausschusses der Regionen zwingend vorgesehen.62 Ansonsten wird der Ausschuss der Regionen vom Europäischen Parlament, vom Rat oder von der Kommission in allen anderen Fällen gehört, in denen eines dieser Organe dies für zweckmäßig erachtet, insbesondere in Fällen, welche die grenzüberschreitende Zusammenarbeit betreffen (Art. 307 AEUV). Im Gegensatz zu den Regionen kann der Ausschuss der Regionen jedoch beim EuGH klagen, wenn Gesetzgebungsakte, für deren Erlass die Anhörung des Ausschusses der Regionen vorgeschrieben ist, nicht ordnungsgemäß erlassen wurden (Artikel 8 Subsidiaritätsprotokoll). Im Falle einer Verletzung des Subsidiaritätsprinzips haben nationale Parlamente oder deren Kammern ebenfalls ein Klagerecht beim EuGH, das jedoch entsprechend der innerstaatlichen Rechtsordnung von den einzelnen Mitgliedsstaaten ausgeübt wird (Art. 8 Subsidiaritätsprotokoll). Nachdem gezeigt wurde, wie sich der europäische Willensbildungsprozess in den verschiedenen Politikbereichen als dynamischer Verknüpfung vielfältiger lokaler Interessen mit den supranationalen EU-Politiken darstellt, soll nun kurz als letztes Beispiel auf die primärrechtlichen Anknüpfungspunkte regionaler Identität eingegangen werden. Wie bereits oben erwähnt, achtet seit dem Vertrag von Maastricht die EU die nationalen Identitäten der Mitgliedsstaaten. Obwohl nicht ausdrücklich normiert, kann davon ausgegangen werden, dass dieser Identitätsschutz nicht nur die Mitgliedsstaa- 62 Siehe u.a. Verkehrspolitik (Art. 91 Abs. 1 AEUV), Beschäftigungspolitik (Art. 148 Abs. 2 AEUV), Sozialpolitik (Art. 153 Abs. 2 AEUV), Gesundheitspolitik (Art. 168 Abs. 5 AEUV), Transeuropäische Netze (Art. 172 AEUV), Energiepolitik (Art. 194 Abs. 2 AEUV) usw. 143 Günther Rautz ten sondern auch die regionale Ebene mit umfasst.63 So achtet die EU die Gleichheit der Mitgliedsstaaten vor den Verträgen und ihre jeweilige nationale Identität, die in ihren grundlegenden politischen und verfassungsmäßigen Strukturen einschließlich der regionalen und lokalen Selbstverwaltung zum Ausdruck kommt (Art. 4 Abs. 2 VEU). Die bereits öfters genannte Grundrechtecharta verpflichtet in Artikel 22 die EU, die Vielfalt der Kulturen, Religionen und Sprachen zu achten. Ob damit Vielfalt zwischen den Staaten oder auch innerhalb der Mitgliedsstaaten gemeint ist, bleibt zwar offen, allerdings ist die Wahrung und Förderung der kulturellen Vielfalt in allen Politikbereichen zu berücksichtigen (Art. 167 Abs. 4 AEUV), weshalb auf jeden Fall auch die lokale Ebene mit einzubeziehen ist. Gerade in der Kulturpolitik ist die regionale Vielfalt zu wahren (Art. 167 Abs. 1 AEUV), wie auch in anderen Politikbereichen auf die besonderen Umstände auf subnationaler Ebene Rücksicht genommen werden muss (Transport, Umwelt oder Soziales). Die allgemeine Stärkung der Vielfalt im Rahmen des Europäischen Integrationsprozesses geht auch aus der Präambel der Europäischen Verfassung hervor, welche auf die Solidarität zwischen den Völkern unter Achtung ihrer Geschichte, ihrer Kultur und ihrer Traditionen abzielt und entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip eine immer enger werdende bürgernahe Union unter den Völkern Europas schaffen soll. Die Wahrung des Reichtums ihrer sprachlichen und kulturellen Vielfalt sowie der Schutz und die Entwicklung des kulturellen Erbes Europas ist sogar ausdrückliches Ziel der EU (Art. 3 Abs. 3 VEU). Im Dreiecksverhältnis zwischen Mitbestimmung, Identität und Subsidiarität sieht Toggenburg die Rolle der Mitgliedsstaaten als ‚Schleusenwärter’ über Ausmaß und Gestaltung der Vielfalt, da nach wie vor in erster Linie innerstaatliche Regelungen die regionale Mitsprache im Entscheidungsfindungsprozess auf europäischer Ebene vorgeben.64 Aber gerade die Ausführungen zum Subsidiaritätsprinzip sowie Schutz und Förderung der Identität zeigen, dass die europäische Integration als dynamischer und evolutiver Prozess zu betrachten ist. In diesem Prozess haben vor allem in den Bereichen der auf Solidarität ausgerichtete Kohäsionspolitik oder der transregionalen Kooperation die verschiedenen regionalen Interessen eine besondere Bedeutung. So hat das ‚Grünbuch zum territorialem Zusammenhalt – Territoriale Vielfalt als Stärke’ die Notwendigkeit der Überwindung von geografisch bedingten Schwie- 63 Vgl. Gabriel N. Toggenburg, „Unity in diversity“: Searching for the regional dimension in the context of a somewhat foggy constitutional credo, in Toniatti-Palermo-Dani (Hrsg.), An ever complex Union, The regional variable as a missing link in the EU constitution? (Nomos Verlag, 2004), 27-55. 64 Gabriel N. Toggenburg, Die regionale Dimension des EU-Verfassungsvertrages: Betrachtungen im Dreieck zwischen Mitbestimmung, Identität und Subsidiarität, in Laimer (Hrsg.), Euregio-Quo vadis? (Neuer Wissenschaftlicher Verlag, 2006), 37 und 43 ff. 144 Prozesse und Instrumente - Einheit und Vielfalt in einem neuen Europa rigkeiten sowie die optimale Nutzung territorialer Vorteile unterstrichen.65 Geht man von der multidimensionalen Konzeption des territorialen Zusammenhalts aus, so erhofft sich die Kommission durch die Überwindung der Teilung aufgrund von Verwaltungsgrenzen, und somit auch nationaler Grenzen, einen Zugewinn an Nutzen zu erzielen.66 Fischer sieht in der territorialen Kohäsion sogar „die räumliche Dimension hinsichtlich ihrer ganzheitlichen Stellung, wodurch ihr auch sozioökonomische, kulturelle und – besonders weit gefasst – auch nahezu philosophische Bedeutung zukommt.“67 Damit wurde das erste Ziel unseres Beitrags erreicht, nämlich zu beschreiben, wie auf vielerlei Ebenen das EU-Integrationsprojekt bereits funktionierende Momente dynamischer Verknüpfung von Einheit und Vielheit kennt, in denen nämlich Einheit und Vielheit in einer die beiden Momente gegenseitig bedingenden Spannung erfolgreich verknüpft werden, ohne die eine in die andere aufgehen zu lassen. Das zweite Ziel, das wir hier verfolgen, ist die Suche nach einem Einheitskonzept, das in der Lage ist, Teil und Ganzes so zu erfassen, dass die Teile als ausdifferenziert und doch als dynamisch einander zugeordnet begriffen werden. Auf dieser Weise können die bereits bestehenden Erfolge als gemeinsame Wirklichkeit überhaupt erst erkannt und dann weitergeführt werden. 65 KOM (2008), 606 endg. vom 6. Oktober 2008, Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Ausschuss der Regionen und den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss. 66 Andreas Eisendle, Der Europäische Verbund für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ): ausgewählte Rechtsfragen zur Verordnung (EG) 1082/2006, in EURAC Arbeitsheft (2011), 22. 67 Klemens H. Fischer, Der Vertrag von Lissabon. Text und Kommentar zum Europäischen Reformvertrag (Nomos Verlag 2008), 309. 145 Annex I GOTT ... ist unendlich und weder drei noch eins noch irgendetwas Prinzip Das Prinzip faltet alle Teile aus und enthält Vielheit – Ungleichheit und Trennung, Das Prinzip ist Ursache und Struktur. Un eit SPIRITUS CONEXIONIS Die Wirklichkeit braucht den Menschen als erkennendes Subjekt; diese Erkennbarkeit der Welt durch das Subjekt ist kooriginär. gle Vielh ich he it Trennung e nh Ei Glei c it Einheit und Gleichheit sind durch die Verbindung verknüpft. hh ei t Verkn üpfung Un gle alt lf Vie ich heit Trennung Prinzip der Einheit und die Wirkkraft des Prinzips GEIST DER VERKNÜPFUNG Gleichheit als Möglichkeit des Soseins in allgemeiner Form. Die Verbindung ist das konkrete Sosein und der Übergang von der Möglichkeit zur Wirklichkeit. Prinzip der Einheit als Möglichkeit des Seins. SUBJEKTPERSPEKTIVE …welche als eingegefaltete Teile kooriginär auf Einheit – Gleichheit und Verbindung beruhen. OBJEKTPERSPEKTIVE ... als Schöpfer ist dreieinig ... ist die Wirklichkeit selbst ... hat die absolute Wirklichkeit AL LM Ä TT CHTIGE GO Rautz - Wildenstein Modell68 68 Rautz Günther, Modell – Wildenstein, ausgearbeitet im Frühjahr 2014 – auf der Grundlage von Kapitel 7 und 8 von „De pace fidei.“ 146 Europe towards other world regions Europe towards other world regions José Palma Andrés • • • • This article concerns the following issues: What are the perspectives Europe is facing today, and Institutions and Member states are not yet responding accordingly with respect to the desired population’s living standards? What are today Territories and Cities challenges and what are expected to be the Cities of the future? How can EU space be better organised to face the challenges? Are the EU Macro Regions Strategies one way to approach Europeans and create the conditions to identify common problems giving them a common solution without being in contradiction with the overall EU policies and aims? 1. Perspectives EU is facing today and not yet responding accordingly 3 major issues EU is confronted today: a) 2008 CRISIS IS NOT YET FINNISHED: EFFECTS: Growth is not yet at appropriate levels allowing way to full employments in Europe (around 5% of unemployement). Many countries are facing enormous debts and considerable public budget deficits. Unemployement is still very high in almost all the countries, in particular between people with less than 25 years old. 21,8 million, of which 4,4 million are youth people under 25 years old. Even in Germany these figures are 2 million and 300.000. Many new jobs created are precarious jobs. Price of commodities are very volatile creating problems in less developing countries potential markets for the European ones. The crisis has had a profound impact on national and regional budgets, limiting availability of funding across all areas of investment and thus leading to a significant investment gap across the EU. In 2012 cohesion policy accounted for more than 70% of total public investment in Portugal and over 40% in Greece. Its share was substantially higher than before the crisis in Spain or Cyprus. Without cohesion policy investments, these countries would thus have been hit even harder by the crisis. 147 José Palma Andrés In line with the Treaty objective of reducing disparities between the levels of development, cohesion policy funding is concentrated on the poorest regions and Member States. 80% of the total is allocated to less developed regions, transition regions and Member States eligible for the Cohesion fund covering 43% of the EU population. b) GLOBALIZATIONATION / DIGITAL ERA: CONSEQUENCES FOR THE ORGANISATION OF OUR SOCIETY AND TERRITORIES: With market globalisation and the digital era the economy and world relations are moving in such a way and rapidity that new challenges are created to societies and obliging them to react, not always necessarily in advance of the arising problems. Industry and Services is changing, and in particular e-commerce which is increasing. Classic industry sectors are being replaced by other type of industry, less polluted, with more robotics, changing the workforce needs. Population, World commerce and Tourism is increasing in a sustained way along the years demanding a new approach in terms of welcome equipment. Climate changes are real with consequences to fragile territories exposed to flooding (in particular the coastal areas). Demographic changes, in particular in Europe, are obliging EU to re-think what to do to maintain sustainable its important social system, in a period where already is difficult to create enough jobs for the younger generations. Social economy could be a chance. Changing nature of work with the Fourth Industrial Revolution: Work on line possibilities is changing work organisation in the companies and public services and changing the classic patterns of urban transportation. It seems that in USA by 2025 or earlier employees only represents 25% of the work force by increase of number of independent business. 65% of children entering primary school today will ultimately end up working in completely new job types that don’t yet exist. In such a rapidly evolving employment landscape, the ability to anticipate and prepare for future skills requirements, job content and the aggregate effect on employment is increasingly critical for businesses, governments and individuals in order to fully seize the opportunities presented by these trends—and to mitigate undesirable outcomes (The World Economic Forum’s Future of Jobs Report). All these major changes create new challenges in terms of logistics, mobility and energy supply in the European territory. c) EU URBAN AREAS: CONCENTRATION OF PEOPLE AND PROBLEMS: Cities motor of the development and concentration of population, GDP and social problems. Cities are seen as both the source of and solution to today’s economic, environmental and social challenges. Europe’s urban areas are home to over two-thirds 148 Europe towards other world regions of the EU’s population, they account for about 80% of energy use and generate up to 85% of Europe’s GDP. These urban areas are the engines of the European economy and act as catalysts for creativity and innovation throughout the Union. But they are also places where persistent problems, such as unemployment, segregation and poverty, are at their most severe. A need of additional labour force in Europe next years due to demographic changes and the situation of war in the middle east, an non equal distribution of revenue in Africa (in particular the sub-Saharan part where are living around 500 million people) is creating enormous pressure in Europe with refugees crisis. In 2015 only 1,3 million arrivals claimed for asylum. Other than the 2015 refugees crisis that made more than 1,3 million arrivals1 via the Eastern Mediterranean and Balkan routes, in general around 1 million people arrives every year, most of them not due to war dangerosity but mostly for economic reasons. No filter exists yet even if there is a decision to do it in the agreement with Turkey.The problems relays in the areas where these refuggees are coming from: war areas like Libya and Syria, but many are coming in a regular flux from Middle East and above all Africa, north, west and Central areas. Today are leaving in Europe migrants from Africa as much as more than 12 million, many of them in FR (5 Million), UK (3million), Germany (2 million), Italy (1 million), Spain (1 million), Belgium (0,5 million), Portugal (0,2 million), most of them coming from Algeria, Morocco, Tunisia, Ghana, Cameroun, Nigeria, Senegal, Ivory Coast, Ca Vert, Angola, Guinea, Congo and Rwanda. Incapacity for the North Africa countries to stop / absorb these migrants. How can Europe absorb this uncontrolled flux which will create all sorts of social problems, when the number of unemployed people is in January 2016 already of 21,8 million, of which 4,4 million are youth people under 25 years old? Even in Germany these figures are 2 million and 300.000. The evolution of all these issues have a natural impact on society organisation and in the space populations are living, so there is a need to anticipate. 1 Asylum claims identified by Frontex. 149 José Palma Andrés 2. Facing new challenges: Is European Civil Society forcing governance changes? We are living today in Europe a Democracy crisis (lack of confidence in the politics). But at the same time it seems Institutions are not entirely responding to citizen’s expectations – a kind of governance crisis. In Europe we have today an important variety of Governance levels, depending on the tradition, culture or history of the peoples. And this is the richness of European diversity. The question we may raise is: part of these Governance levels are still responding to the society organisation challenges? Are they too many in particular in some countries (like FR, where recently the number of regions was reduced from 22 to 13) or not enough? In the typology of decision centres we have regimes like Republics, Constitutional monarchies. We have Federal Governments or centralised Governments. We have Regions / Länder with more or less decentralised competences, we have provinces / départements, Municipalities/Cities of different sizes, Autonomous Cities, Metropolitan Areas, Inter-Municipalities to manage services to the populations, and sometimes even an inferior level (like for instance the Arrondissement in Paris or the Freguesias in Portugal). I’m not saying that we should have everywhere in Europe the same structure but a reflexion on the complex administrative structure for the common citizen and future challenges should take place in particular when we assist to a growing Urban – Rural divide. We see new forms of Governance emerging in different parts of Europe, to face new challenges in their territories which cannot be tackled alone by each one of the existing formal classic authorities - organisations like Inter-Municipalities associations and companies, Cross Border organisations like GECT, Macro Regions, Regional Associations or Public Private Partnerships). The main concern should be in my point of view how to better serve the common citizen and economic actors, in the simplest and less bureaucratic way, and at the same time better facing by anticipation the future challenges foreseen for the territories and people’s living conditions. 150 Europe towards other world regions 3. EU cities challenges The fact that 2/3 of the population is living in urban areas with a tendency to a reinforcement only Cities can help today tackle our most pressing societal challenges – economic, social and environmental. Cities are seen today as a source of HOPE. Are we conscious of this phenomenon and are we doing the necessary steps to deserve this citizens ’HOPE’? • • • • • • Today’s Cities in Europe are of different characteristics, size and specificities: Cities in the coastal areas Cities in the hinterland (in plain or in mountain areas) Border Areas Cities Cities located on Islands Cities located in the outermost regions (FR overseas territoires, Azores, Madeira and Canary islands) Cities located in sparsely populated areas (example North of SE and FIN) Even if they are confronted with same challenges in relation to their populations they have their own specificities due to their location and size (from small towns of a few thousands to several millions, and from densely to thinly populated areas). They are at the front line tackling problems linked to unemployment, homelessness, migration, climate changes, security, etc. Cities are the ones that have to ensure that our clean air directives are met, that social services function, that public transport is running, that companies invest, Research and Higher Education is possible and so on. They are confronted as well with the Urban – Rural divide. 4. EU cities of the future As the motor for the development, cities have a big responsibility and will be obliged to be better organised to respond to the Challenges ahead. Looking as well to their territorial environment (regional, national, plurinational, European and world wide levels) they have to face the new challenges if they want to keep or improve their competitivity, and create conditions to: 151 José Palma Andrés • Improve living standards of the populations • Reduce social exclusion • Create sustainable jobs and growth For that most probably they have to: • Better organise the urban space (urban planning and organisation of the territory; intermodality and public services access) / a new territory. • Create a competitive city (innovation, RTD, Tourism, Culture) / growth and jobs. • Create an Ecological City – sustainability challenge (climate change, water supply, air). • Create a new society – demography, migration and inclusion; urban renewal (social); • better secure / More integration and participation from civil society. • Be an Efficient City – Better governance (with more civil society participation) and • better and transparent financing / new concept of administration. 5. How EU space can be better organised to face the challenges? And what has been the response of Europe so far? The European Territorial Agenda was approved by the European Council in 2011 under Hungarian presidency in a particular moment of the world economic and financial crisis. It was designated as “Territorial Cohesion and a Common Objective.” It identifies the challenges and opportunities of the Territorial Development, such as: • Increase of globalisation exposition, implying structural modifications after the crises. • Challenges of the European integration and growing inter-dependence of Regions. • The territorial, demographic and social differences, with the appearance of segregation and groups of vulnerable populations. • Climate modifications and environmental risks, with different degrees of impact according to the territories geography. • Energy challenges with impact on the regional competitiveness. • The loss of vulnerable biodiversity, natural landscapes and cultural heritage. 152 Europe towards other world regions • • • • • It identifies priorities for the Territories Development, such as: To avoid big regional disparities in the EU Territory is important avoid polarisation in the capitals, metropolitan areas and medium size cities at a national scale; Small and medium size cities can have a crucial role at regional level. Encourage integrated development in the cities, rural areas and specific regions (like coastal areas, islands, etc). Support all efforts allowing cities to become motors of intelligent, sustainable and inclusive development and attractive places to live, work, visit and invest. And supporting the cooperation between them, beyond the administrative borders. Encourage the territories integration to increase the global competitivity of the economy, in particular via the transnational and cross border integration. Encourage strong local economies in the Regions based in strategies of intelligent specialization and innovation. Improve the citizens, communities and entreprises connectivity. With particular attention given to the information and mobility as well as to renewal energies and energy efficiency. It identifies finally the Governance as a decisive pillar. Cross border difficulties and bottlenecks: One third of the EU population lives in border areas, but the needs and challenges of these vary greatly. They range from basic infrastructure needs to needs for "soft measures" contributing to an increased permeability of the border in everyday life, for example for those that live on one side of the border but work on the other. This reflection could also involve looking at the way we allocate funding to Interreg programmes. Border regions are also the places where bottlenecks in the functioning of the internal market and differences in legislative frames become most visible. Borders that have already benefited from 4 Interreg programming periods provide clear evidence that EU spending only remains insufficient to ensure fuller territorial integration and that a political qualitative shift is needed to ensure better territorial planning and targeted harmonisation of social security and taxation for instance. We should therefore have a closer look at the impact of all policy initiatives on border regions. Is in this context that have a sense the European Urban Agenda and experiences like the Macro Regions Strategies. 153 José Palma Andrés 6. EU urban agenda The EU Urban Agenda is part of this effort and is at the moment in its final phase preparation, and should be approved on the Informal European Council of 30th May in Amsterdam. After decades of discussion, studies, problems and solutions inventory it seems that Member States are close to a consensus, since as we know not always MS had the same concept of territory development in the past. The Aim is to recognise and create the conditions for the Urban Areas to have a significant role to reach the EU objectives of Europe 2020, that is to say, to create sustainable jobs and growth, and that cities can play a central place in the Agenda. The Agenda will concentrate in 3 European policy instruments: • - Better Laws, by the involvement of cities in everything that have an impact on their actions; • - Improve the financing of the urban area’s needs; • - Better knowledge of the cities problematic and promote networking and exchange of information. In practice stablishes: • The continuation of the financing of pilot projects in partnerships on 12 thematic to start with (jobs and qualifications in local jobs; digital transition; responsible and innovative public procurements; urban mobility; migrants and refuggees inclusion; urban poverty; housing; sustainable soil use; circular economy; climate changes; energy transition, air quality). • Keep the transnational programmes like Innovative Urban Actions, URBACT and ESP-ON. • Organise the biannual Cities Forum to debate Urban Agenda for a large audience. • The inclusion of the European Parliament in the Agenda’s Steering Committee. NB: An Interesting experience is in due course in the Eixo Atlantico (North Portugal and Galicia) where there is in preparation a Strategy for a Cross Border Urban Agenda, a unique experience for a territorial space with a population of 6 million inhabitants. 154 Europe towards other world regions 7. Macro Regions Strategies The idea of the EU Macro Region Strategies is one of these responses in a larger territorial way involving Member States, Non-Member States, Regions, local authorities and private sector and civil society. Is it one of the solutions to improve a more human vision of Europe, closer to the citizens? We will see. In fact it is difficult to understand for a European living in the North Finland or Sweden the problems of the Greeks or the Italians from the South. They are different realities and challenges. All tentatives to make Europe more understandable and necessary for the citizens the better. Macro-regional strategies are dressed for countries and Regions which want to share common challenges and want to build on common assets. Cooperation and coordination processes can indeed help them deliver more effective results than if they were acting in isolation. The existing macro-regional strategies have shown added value2 in terms of projects, networks, policy development and multilevel governance. At the same time, experience shows that the success of macro-regional strategies depends very much on governance issues3 and the Commission published in May 2014 a report on this particular issue. Strong political commitment and a clear distribution of tasks are key factors for the success of the approach. On 20 May 2014, the Commission adopted a report on the governance of macro-regional strategies which stresses the need for stronger political leadership and decision making from countries and regions concerned and greater clarity in the organisation of work. 1. Political leadership and ownership (who gives strategic direction? who takes major decisions?). 2. Coordination (who is responsible for overall administrative coordination at participating country (region) level?). 3. Implementation (who should lead day-to-day implementation?). 2 COM report (2013)468 final 27/06/2013. 3 COM report (2014) 284 final 20/05/2014 highlights the need for stronger political leadership and decision making, as well as greater clarity in the organisation work, and makes recommendations to improve the situation. 155 José Palma Andrés Currently, the Commission is the main driving force of macro-regional strategies; those strategies are somehow over-dependent on the Commission. There is a need for a better balance between the leadership provided by the countries and regions involved and the role of the Commission. Countries and regions are invited to take a more active role in strategic leadership. A list of preconditions for a well-performing governance system of macro regional strategies is include in the report [political leadership and clearer responsibility, decision-making formation, recognising the Strategies as horizontal interests and responsibilities at every level of government; continued involvement by the Commission, in partnership with countries and regions, ensuring a coordinated approach at EU level; a sustainable framework to provide systematic linkage between this political level and coordination and implementation, etc]. Cooperation between States, Regions and Local Authorities, as well of cooperation between different actors like Universities and research organisations, has been the main new driver of society to respond to challenges. But in reality what is an EU Macro Region Strategy? The first one being approved in 2009, 7 years ago and started from an initiative from Deputies of the EU Parliament. MACRO REGION STRATEGY (Notion and principles): The Strategy is based on the idea that common challenges are best tackled and opportunities better exploited – whether environmental, economic or social issues – in cooperation. Regulation (1303/2013) of 17 December 2013 provides the following definition of the approach: “an integrated framework endorsed by the European Council, which may be supported by the ESI Funds among others, to address common challenges faced by a defined geographical area relating to Member States and third countries located in the same geographical area which thereby benefit from strengthened cooperation contributing to achievement of economic, social and territorial cohesion.” All Macro Region Strategies are based on 3 main principles (known as 3 NO’s):NO new Institutions to be created; NO new Regulations and NO new funding. They include: A Communication from the Commission (the Strategy itself), and an Action Plan, which can be revised every 2 years. They are controlled by a competent Member States’ Committee and by an Annual Forum (open to the civil society) that are meeting every year. The Commission publishes annual reports on the implementation of the Strategies for this purpose. They can have a financial support for technical maters only 156 Europe towards other world regions given through the EU Cooperation programmes. They are European Strategies, endorsed by the EU Council after comments from other EU Institutions, they are prepared by the European Commission in cooperation with all concerned actors in the concerned territories and based on the initiative of the Member States involved. The reason lays down on the fact that these Strategies have to be coherent with the EU Policies.The growing interdependencies of European countries necessitate greater cooperation to address common problems, and this needs to be managed well. It is clear that cooperation is an integral part of regional development. Solutions to common problems can be found: environmental issues, risk prevention, connectivity, migration – and potential benefits – smarter research, business link-ups, expanded markets and trade – can be made a reality. We must build on this work to make sure partners address jointly – and, therefore, more effectively– the same issues. Macro Regions Strategies effort is obvious a complementary exercise of the Urban Agenda and in phase with the priorities of the European Territorial Agenda. Financing is provided by aligning policy, EU programmes and financial instruments, and working closely with various international financial institutions. They can be followed up through the European Commission INFOREGIO website http://ec.europa.eu/regional_policy/en/policy/cooperation/macro-regional-strategies/ or On the different strategies specific websites: BALTIC SEA - http://www.balticsea-region-strategy.eu DANUBE REGION - http://www.danube-region.eu ADRIATIC IONIAN REGION - http://www.adriatic-ionian.eu ALPINE REGION - http://www.alpine-region.eu 157 José Palma Andrés 8. Baltic sea region strategy (approved in 2009) 8.1. The EUSBSR is the first comprehensive EU strategy to target a ’macro-region’ The European North Area has a long tradition of cooperation since the Hansiatic League of Cities and Teutonic States of Nord, related to the commercial routes from Novgorod (Russia) to cities like Bruges, London, Köln, Hamburg, Lübeck, Riga, Falsterlo, Antwerp, covering several today’s Countries (SE, LV, RUS, DE, BE and UK). The EU Baltic Sea region counts 85 million inhabitants (17 percent of EU population) and eight countries (Sweden, Denmark, Estonia, Finland, Germany, Latvia, Lithuania and Poland) which share common features and challenges. Hence there is a clear need for joining forces and working in cooperation. Against this background, the Strategy intends to increase the levels of environmental sustainability, prosperity, accessibility and attractiveness and safety and security. In this respect, it provides an integrated framework for improving the environmental condition of the sea, transport bottlenecks and energy interconnections as well as facilitating the development of competitive markets across borders and common networks for research and innovation. The EU member states involved in the EUSBSR are Sweden, Denmark, Estonia, Finland, Germany, Latvia, Lithuania and Poland. The Strategy is welcoming cooperation also with EU neighbouring countries (Russia, Iceland, Norway and Belarus). Achievements so far include: Support for new projects, including cooperation between farmers to reduce eutrophic-tion and improved planning for transport infrastructure; Greater involvement of Russian partners in areas like environmental protection, water quality and innovation; Improved cooperation between regions and other partners, including the private sector. The main Pillars are: • Save the sea • Increase prosperity • Connect the Region 158 Europe towards other world regions 8.2. Danube Region Strategy (approved in 2011) The EU Strategy for the Danube Region builds on the Baltic approach. Danube Region is mainly concerned by navigation on the Danube which has been made easier through coordinated maintenance work. Flooding in the region is addressed with projects focusing on the most cost and ecologically effective measures for flood risk reduction. At this stage, it is envisaged that the Strategy will be concentrated on the following four pillars and 11 priority areas: a) Connecting the Danube Region 1) to improve mobility and intermodality, 2) to encourage more sustainable energy, 3) to promote culture and tourism and people-to-people contacts. b) Protecting the environment in the Danube Region 4) to restore and maintain water quality, 5) to manage environmental risks, 6) to preserve biodiversity, landscapes and the quality of air and soils. c) Building prosperity in the Danube Region 7) to develop the knowledge society through research, education and information technologies, 8) To support the competitiveness of enterprises, 9) To invest in people and skills. d) Strengthening the Danube Region 10) To step up institutional capacity and cooperation, 11) To work together to tackle security and organised crime. 8.3. Adriatic and Ionian Region (approved in 2014) The Region is a functional area primarily defined by the Adriatic and Ionian Seas basin. Covering also an important terrestrial surface area, it treats the marine, coastal and terrestrial areas as interconnected systems. With intensified movements of goods, services and peoples owing to Croatia’s accession to the EU and with the prospect of EU accession for other countries in the Region, port hinterlands play a prominent role. Attention to land-sea linkages also highlights impacts of unsustainable land-based activities on coastal areas and marine ecosystems. The participating countries are 4 Member’s states (Croatia, Greece, Italy and Slovenia) and 4 non-member state (Albania, Bosnia and Herzegovina, Montenegro and Ser- 159 José Palma Andrés bia). It contains 4 main Pillars: a) Blue Growth, b) Connecting the Region, c) Environmental Quality and d) Sustainable Tourism. 8.4. Alpine Region (approved in 2015) The Alpine region is one of the largest economic and productive regions in Europe where about 70 million people live and work, as well as it is an attractive tourist destination for millions of guests every year. However, it faces several major challenges: • Economic globalisation requiring the territory to distinguish itself as competitive and innovative. • Demographic trends characterised by ageing and new migration models. • Climate change and its foreseeable effects on the environment, biodiversity and living conditions of the inhabitants. • Energy challenge at the European and worldwide scales. • Its specific geographical position in Europe as a transit region but also as an area with unique geographical and natural features. Better cooperation between the regions and States is needed to tackle those challenges. The main added value of the Strategy for the Alpine Region will consist in a new relationship between metropolitan, peri-mountain, and mountain areas. According to the political resolution adopted by the representatives of the 7 Alpine States and 15 Alpine Regions in Grenoble in October 2013, the new strategy will focus on the following 3 thematic priorities (Pillars): Pillar 1. Fostering sustainable growth and promoting innovation in the Alps: From theory to practice, from research centres to enterprises. The main priorities of this Pillar would be the following: (1) Developing innovation and research capacity and transfer into practice; (2) Improving and developing support for enterprises; (3) Promoting high levels of employment, with the aim of ensuring full employment in the Region. Pillar 2. Connectivity for all: In search of a balanced territorial development through environmentally friendly mobility patterns, transports systems and communication services and infrastructures. The main priorities of this Pillar will be the following: 1) Better overall transport systems in terms of sustainability and quality; 2) Improve sustainable accessibility for all Alpine areas; 3) A better connected society in the region. 160 Europe towards other world regions Pillar 3. Ensuring sustainability in the Alps: Preserving the Alpine heritage and promoting a sustainable use of natural and cultural resources. The main priorities of this Pillar would be the following: (1) Reinforcing Alpine natural and cultural resources as assets of a high quality living area; (2) Building further on the position of the Alpine Region as world-class in terms of energy efficiency and sustainable production of renewable energy; (3) Alpine risk management including risk dialogue, to tackle potential threats, such as those of climate change. 9. What are the next EU Macro Regions Strategies? Source: 4 The areas not yet covered by a Macro Region Strategy are in the Atlantic and the Mediterranean Sea as a whole. It is most probable that the in the Atlantic, some day, there is a need to cover the North Sea (where there is already a cooperation between 4 iStock.com/Gabriel Bostan. 161 states and regions) and in the South Atlantic, where already exists an EU Maritime Strategy. Having in mind the human problems existing today with the refugee’s crisis, and the interest for both Europe and Africa to cooperate more intensively there is a case to think about a Mediterranean Strategy as a whole, probably in different phases (West, Centre and East) considering the present conflit situation. A start already exists with the Union for the Mediterranean with headquarters in Barcelona. And finally a potential Strategy could be one day become a reality in the Black Sea. 162 AUSBLICK PROSPETTIVA OUTLOOK A Critical Bifurcation in the Humanity System we call Europe A Critical Bifurcation in the Humanity System we call Europe Ervin Laszlo This is a very important conference: it concerns the future of Europe. We would all like to know what the future of Europe will be, what the future of humanity will be where Europe remains a key actor. But we need to remember: the future is not to be predicted, it is to be created. If the future were predictable it would be a very sad situation, because it would mean that we already know what it is and we can’t do much about it. That’s the way it will be. But there’s no sadder thing than a predictable future. Not when it comes to such a complex system as a human society, especially a group of human societies, like Europe. The future has to be created, and one thing we know about this creation is that it must innovate, it must be something different than it was. It must be a major innovation, a major change. Why? Because the current situation is not sustainable. Non-sustainability means that if it would continue unchanged, it would break down. This is something that we do not want; in fact, this would be a catastrophe. The alternatives to a collapsing future would be either a future of break-down or a future of break-through. These are diametrically opposed alternatives. And then you get the situation you have to face: Is there a break down or break through? We are in a situation known in science as a bifurcation. Now, what is a bifurcation? A bifurcation means a change, a radical change in the trajectory of the evolution of a system. A system will evolve along certain lines, you can measure it in terms of energy or size, or complexity or some other parameter. A system can evolve with minor fluctuations, along some of its established parameters. But then a time could come when this evolution no longer continues, when it encounters a sudden change. This sudden change is a bifurcation. Let me say a few words about what bifurcation means in thermodynamics and in science in general, because it applies to human societies as well, not because we are simply a thermodynamic system but because we are a complex system. Certain laws of complexity apply to all such systems. Let’s take a human organism, for example. It is not stable: no living system is stable. We are all semi-stable, subjects to fluctuations. If you measure the temperature of an organism, the sugar concentration, the rate of heartbeat, you will always find fluctuations, there are changes around a given 165 Ervin Laszlo norm. In a living organism these are called “homeostatic norms”. The fluctuations come back to a condition which represents basically the health of the system. If the system is viable, these fluctuations fluctuate around these norms. 36.8 degrees on the Celsius scale is the norm for the temperature of the blood for the human organism. There are may such norms, they have been described in great detail. Now what happens when a system is sick, when it is diseased, when it is stressed out? We could encounter a fluctuation from which it is no longer possible to come back to the norm. In fact, sometimes a fluctuation is so strong that one element of this fluctuation feeds into another, known as positive feedback. Then it becomes greater and greater, until such a point that the system cannot exist as a living system. That is a critical fluctuation. Since every living system is mortal in the organic sense, sooner or later every system encounters such a bifurcation. But a system made up of living systems is not necessary mortal. This is because it doesn’t have a single DNA, a single code of its functioning. What is a code? For a living system, the codes are homeostatic norms of functioning, and for a human society the codes are systems of values, beliefs, allowing the system to act according to certain notions of what is good, or permissible for the system. We have laws, regulations, beliefs, presuppositions, and all of these make up what we call the culture of the system. Now the culture of the today’s human system makes that system unsustainable. We are about to reach a bifurcation. If it is to continue to exist, it must change its culture. A human being cannot live forever, but a system such as that made up of countries and communities, can continue into the indefinite future —if it manages to adopt a suitable culture. The question is, what kind of culture? Here we come to a fundamental aspect of the situation in today’s Europe. We need to recover our norms; we need to recover our culture, our sustainability. We need to remember that every living system, every organism, every ecology operates on the basis of information. This information is functional, if it creates acoherence in the system. Coherence means that every element of the system works together to maintain the system along the norms defined by its culture. Let us be a bit more concrete. Today we have a culture, the culture of modernity, which has been developed first of all in Europe and then it spread to America and to the rest of the world. This culture is no longer aligned with the norms of life on Earth. Why is that? Because it has separated itself from the rest of the living world. It has considered only itself – only “its own good.” It is operating on the basis of a short-term assessment of what is good for it, without much regard for what is good for the whole system. 166 A Critical Bifurcation in the Humanity System we call Europe Take for example economics: For economics the whole system, which should be nature, is considered actually a subsystem. For economists, the whole system is the system of buying and selling, of exchange, in terms of monetary value, and nature or the environment is a subsystem. It is seen as just one element of the whole system. But this is turning things upside down. The real system, the whole system, is nature of which humanity is a part. We are a subsystem, and every individual is a subsystem of the humanity system. But just as every cell in our body is a subsystem of our total organism, this does not mean that every cell is subsidiary. It means that it is embedded in the larger system. Together all cells maintain the organism, and all humans are needed to maintain the humanity-system. The way we maintain the system today in Europe, and in the modern world altogether creates more and more stress. We have deviated from the norms of the overall humanity-system. Every system on Earth must maintain itself coherently with every other system. The idea of such coherence is to be connected with every other element of the system. When that connection is fully achieved, the system is supercoherent. The humanity-system has lost its supercoherence. We are coherent only in the short term, and only with certain other elements of the rest of the system. We are breaking apart the wholeness of the system. There is the economy, there is business, there is education, there is science. There are all kinds of subsystems here, but they are not working together. Now when a system has subsystems that only work for themselves, then they endanger the whole system and ultimately they kill the whole system. When this happens in the organism, when a subsystem only reproduces itself, it kills the whole system: we call it cancer. We are breaking apart the wholeness of the humanity-system, our culture is flawed. This has not always been the case. Actually up to the dawn of the modern age, societies were more coherent among themselves and with their environment. Sometimes they were fighting with each other, but they were not parasites or cancers in the whole system. Today we are endangering the entire system of life on Earth, and this has to change. Europe could change it by recovering its wholeness, its oneness with the system of which it is a part. Fortunately, we can do this, because the codes of our body and brain are also the codes of the functioning of the whole humanity-system: we call this our healthy instinct. Every healthy system has the codes of the whole system as its essential element. We can move beyond the mistaken perception that our good is only our own good, never mind what whether it is good for the whole system. This is a wrong way of thinking. The invisible hand (which Adam Smith didn’t mean in this automatic way) is a wrong 167 perception. The contraty is the right perception: what is good for the whole system is good for every part of the system. We have to recover the norms coded into our very being. We have to get back to who we really are. We are elements in an interdependent, interacting whole-system. In this system every part needs to be in a functional relationship with every other part. When we recognize this, we have an “Aha- experience”, we say, “Yes, I knew this.” But we tend to forget it in the hustle-bustle of everyday concerns, the business of daily existence in an increasingly stressed dysfunctional system. We need to get back to it. This is the last I wish to make: Bifurcation in the body of Europle will come about, and we must be prepared for it. We can meet this challenge. We can be, as Gandhi said, the change that we want to see in the world. Why bifurcation in Europe? Obviously every country, every nation, every individual on this planet faces a major bifurcation and needs to recode itself. But Europe has been at the forefront of the change that moved the humanity-system out of equilibrium with the mistaken separateness-ideas of modernity. Separateness is a mistaken application of the laws of Newton to society. Contemporary physics is quantum physics, a physics of non-locality, of entanglement, and not of separate bits of matter moving about in ampty space and indifferently flowing time. We have to learn from science, but we have to go back and rediscover by ourselves, and indeed in ourselves, what it is to what we need to belong. “Change your culture so you can change the world around you.” Europe has been responsible for moving us into the culture of separateness, and Europe has now the task, the chance and necessity of moving us back into the embrace of the larger whole of which we are truly a part. 168 NACHWORT EPILOGO POSTFACE Wo endet Europa? Bemerkungen über Zuständigkeit und Verantwortung Wo endet Europa? Bemerkungen über Zuständigkeit und Verantwortung Armin Gatterer Was meinen wir, wenn wir von Europa sprechen? Die Summe aus der Addition der Flächen der Mitgliedsstaaten der EU? Das geografische Europa, vom Atlantik bis zum Ural, Kaukasus und Bosporus? Das kulturelle Europa (sofern das überhaupt fassbar ist)? Die EU als politischen Akteur in einer globalisierten Welt? All diese Dimensionen von Europa, außer die erstgenannte, nimmt die Europäische Union in ihrer gegenwärtigen Phase, in der sie mit Binnenreflexion zwecks Bewältigung von Krisen beschäftigt ist, nur ungenügend wahr. Und vielleicht ist sogar solches Nicht-Wahrnehmen einer der Gründe dafür, weshalb sie sich mit der Bewältigung ihrer inneren Krisen leidlich schwer tut. Viel Energie ist vonnöten, um die Kohäsion zu sichern dessen, was territorial zusammengefügt ist. Wenig Energie bleibt dabei frei für den Blick über die Grenzen hinaus, wenig Energie für einen selbstreflexiven Blick von außen auf sich selbst. Dabei könnten ein Blick über die Grenzen hinaus, ein Blick von außen auf sich selbst Quellen für Gelassenheit und Zuversicht sein. Sowohl im historischen Begründen von Europa als auch im Wahrnehmen von Verantwortung für das Bewältigen von Gegenwarts- und Zukunftsfragen dächten wir zu kurz, wenn wir Europa an den Grenzen der EU, ja auch an den Grenzen des Kontinents enden ließen. Schon richtig, dass es Außengrenzen gibt, dass sich die hoheitlichen Zuständigkeiten bis genau zu diesen Grenzen erstrecken. Aber diese Grenzen sind keine Kanten, hinter denen die Welt oder der Ozean aufhören würden. Hinter den Grenzen leben Nachbarn, und ein Zuständigkeitsbegriff, der diese ausblenden würde, indem er sich allein für die Belange auf dem eigenen Territorium zurückzöge, würde der Verantwortung, die in einer globalisierten, sich globalisierenden Welt nötig ist, nicht gerecht. Oder sagen wir es anders: Hoheitliche Zuständigkeit mag an den Grenzen enden, Verantwortung darf an den Grenzen nicht enden. Verantwortung muss den Blick darüber hinaus richten. Die Geschichte Europas beginnt lange vor den Römischen Verträgen. Sie ist dreitausend Jahre alt. Vieles, was die europäische Erzählung ausgemacht hat und weiterhin ausmacht, gerät in den derzeitigen Krisen allzu leicht aus dem Blick. Die Neugierde, 171 Armin Gatterer Antworten zu finden auf die großen Lebensfragen, die Technik des Dialogs, das Methoden-Entwickeln für richtiges Erkennen und Handeln, das Recht als Regelungsinstrument in Beziehungen und Kollektiven, das Mündig-Werden seit Humanismus und Aufklärung, die demokratische Tradition seit der Französischen Revolution, die Trennung von Staat und Kirchen, das Versöhnen der Diskurse von Naturwissenschaft und Religion, der Friedensprozess, der in der zweiten Hälfte des 20. Jhs. nachhaltig erfolgreich verlaufen ist, das Konsentieren von Menschenrechten – das sind einige Stationen bzw. Leitlinien jener Erzählung. Unsere gegenwärtigen Krisendebatten nehmen sich vor ihrem Hintergrund ziemlich kleinlich aus. Und sie hat, diese kulturelle Erzählung, viele Wiegen: das antike Griechenland, den Nahen Osten als Entstehungsort der monotheistischen Religionen, das Römische Imperium, die Bistümer und Klöster als erste Bildungsstätten im Mittelalter, das mittelalterliche Spanien, in dem Weltreligionen und Völker koexistierten und eine seltene Blüte erzeugten, die Universitäten, die Fürstenhöfe quer über den Kontinent, die wechselnden Wirtschaftszentren und Wirtschaftsrouten. Viele dieser Wiegen liegen außerhalb der EU, außerhalb Europas: im Osten des Kontinents, in Israel, Palästina und den arabischen Nachbarstaaten, entlang der nordafrikanischen Küste. Was wäre Europa ohne Moskau, Jerusalem oder Kairo? Ein ärmeres. Mag sein, dass europäische Zuständigkeit nicht bis dorthin reicht und auch nicht soll. Aber Verantwortung, Mitverantwortung muss die Verhältnisse und die Menschen dort mitdenken. Im Augenblick steht die Türkei im besonderen Fokus europäischer Außenpolitik bzw. europäischer Außenpolitiken (denn es ist schwer, darüber im Singular zu sprechen). Der Umgang mit der Flüchtlingsfrage beherrscht die Beziehungen zu den Ländern rund ums Mittelmeer. Immer mehr Menschen aus der europäischen Nachbarschaft sind inzwischen unsere Mitbürger, bringen ihre Lebensgewohnheiten und kulturellen Traditionen mit. Das weitgehende Scheitern der arabischen Revolutionen und der Terror des IS sind europäische Themen geworden. Und auch dass Moskau sich renationalisiert und neue Kohäsion anstrebt zwischen den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, ist für die EU und für Europa eine bedenkenswerte, nicht ungefährliche Entwicklung. Wohin denken wir Moskau? Herein nach Europa, hinaus? Als Teil Europas? Als exterritorial? Und was wäre das Tertium, wenn beides nicht zielführt? Wenn Verantwortung über die Grenzen der Zuständigkeit hinausdenkt, wenn sie sich aus der Deckungsgleichheit mit dem eigenen Territorium löst, hat sie zwei Beweggründe. Erstens den Eigennutz: Man muss beim Wahrnehmen der Aufgaben fürs eigene Territorium mitbedenken, was außerhalb geschieht, weil es Abhängigkeiten und Einflüsse von dort gibt. Und zweitens: Es gibt eine Verantwortung über die Grenzen des 172 Wo endet Europa? Bemerkungen über Zuständigkeit und Verantwortung Zuständigkeitsterritoriums hinaus, weil uns das Schicksal der Menschen, auch wenn sie jenseits davon leben, nicht gleichgültig sein kann. Die Verantwortung reißt nicht scharfkantig ab, wo die Zuständigkeit endet, es verändert sich für jenseits nur ihre Qualität, es verändert sich die Verantwortungsdichte. Die Frage ist, welche spezifisch europäischen Formen es geben kann - abgesehen von den internationalen Plattformen wie der UNO und ihren Sonderorganisationen -, solche Verantwortung zu institutionalisieren oder ihr zumindest Gestalt zu geben. Aber wahrscheinlich muss, bevor man sich auf die Suche nach Antworten auf diese Frage begeben kann, voraus eine andere beantwortet werden: nämlich wie die EU überhaupt zu einer gemeinsamen Außenpolitik kommt. Es gibt erst zarte Ansätze dafür. Bis dahin knüpfen wirtschaftliche Interessen Vorreiterbeziehungen, binden europäische Förderprogramme Organisationen und Menschen von außerhalb der EU in gemeinsame Initiativen ein, findet reger kultureller Austausch statt, demnächst wird vielleicht sogar, warum nicht, Städten am Rand der EU - zwischen Odessa und St. Petersburg oder im Nahen Osten oder entlang des Mittelmeersaums - das Prädikat „Europäische Kulturhauptstadt“ zuteil. Europa, kulturell und politisch, nährt sich aus verbindenden Traditionen und aus einer Vielzahl spezifischer Erzählungen, die ihren Eigenwert haben. Die Faszination dieser Dialektik zu begreifen, kann mit sensibilisieren dafür, dass in den Köpfen der Literaten und Künstler, der Meinungsmacher und politischen Entscheider und schließlich auch der Bürger die EU nicht im Korsett ihrer - im Augenblick sehr zufälligen Grenzen gefangen bleibt. Angst und Ängstlichkeit verschließen uns und machen uns kleinmütig. Faszination und Verantwortung öffnen den Blick, weiten den Horizont und erfüllen mit Zuversicht. Dann erscheinen möglicherweise auch Probleme, die uns im Augenblick schier unlösbar vorkommen, als temporär und bewältigbar. 173 Giuseppe Zorzi L'Euregio Tirol-Alto Adige/Südtirol-Trentino: appunti critici per il futuro Giuseppe Zorzi Europa, kulturell und politisch, nährt sich aus verbindenden Traditionen und aus einer Vielzahl spezifischer Erzählungen, die ihren Eigenwert haben. Die Faszination dieser Dialektik zu begreifen, kann mit sensibilisieren dafür, dass in den Köpfen der Literaten und Künstler, der Meinungsmacher und politischen Entscheider und schließlich auch der Bürger die EU nicht im Korsett ihrer - im Augenblick sehr zufälligen - Grenzen gefangen bleibt. Angst und Ängstlichkeit verschließen uns und machen uns kleinmütig. Faszination und Verantwortung öffnen den Blick, weiten den Horizont und erfüllen mit Zuversicht. Dann erscheinen möglicherweise auch Probleme, die uns im Augenblick schier unlösbar vorkommen, als temporär und bewältigbar. 1. Euregio: tra realismo e visione Parlare di Euregio Tirol-Alto Adige/Südtirol-Trentino non significa semplicemente parlare dei rapporti politici tra Innsbruck, Bolzano e Trento. Che oggi, peraltro, sono molto buoni. Parlare di Euregio significa anzitutto due cose: per un verso parlare di comunità, di cittadini in carne e ossa con lingua e tradizioni culturali diverse in una particolarissima terra di confine al di qua e al di là del Brennero; per un altro verso parlare di Europa. Per essere più precisi, di una certa idea di Europa: a cominciare da quella dei suoi Padri, da Robert Schuman a Konrad Adenauer, da Jean Monnet ad Alcide De Gasperi. Ma è anche l’Europa alla cui costruzione, dopo il disastro dei nazionalismi e della seconda guerra mondiale, hanno contribuito politici lungimiranti come Karl Gruber. E in sede più regionale uomini coraggiosi e lucidi come Silvius Magnago e Bruno Kessler. È un’idea di Europa che si può riassumere in un motto: “uniti nella diversità per la pace e la democrazia.” Questo motto non è un regalo del cielo, né nasce per caso, ma è la faticosa conquista di una storia millenaria. Il suo significato può certamente evolversi nel tempo, non però auto-contraddirsi. Qui bisogna essere chiari: se l’Europa dopo secoli di spinta in avanti cominciasse oggi a rinchiudersi su se stessa e a reintrodurre barriere interne, 174 L'Euregio Tirol-Alto Adige/Südtirol-Trentino: appunti critici per il futuro andrebbe incontro non solo alla sua fine politica, ma anche – verrebbe quasi da dire – alla sua fine “semantica”. Perché l’Europa o è unità nella diversità per la pace e la democrazia oppure diventa un puro spazio geografico dai confini incerti. Dove il passo dai nazionalismi alla guerra è molto più breve di quanto si immagini. I cosiddetti “realisti” della politica ci mettono spesso in guardia dal sognare un mondo che non c’è. Ma bisognerebbe anche ammettere che questo mondo non potrà mai cambiare in meglio se ci si limita a descriverlo così come è già ora. Soprattutto se del presente si mette in evidenza solo ciò che divide e provoca paura tra la gente. Anche sulla questione dei profughi – tra chi da una parte solleva solo paure e erige muri e chi dall’altra sottovaluta la situazione presente per ingenuità o per ragioni ideologiche – si dovrebbe avere il coraggio di percorrere una “terza via”. Questa via passa anche attraverso buone pratiche collaborative tra città e territori diversi. Anche in termini di cooperazione transfrontaliera tra collettività locali e regionali. Qui c’è lo spazio d’azione della nostra Euroregione. E a me sembra che almeno su questo versante il bilancio complessivo possa essere considerato positivo: anzitutto in termini di GECT (Gruppo Europeo di Cooperazione Territoriale), sia dal punto di vista organizzativo che da quello propriamente politico. Anche in occasione delle recenti divergenze tra governo italiano e governo austriaco in merito alla gestione del passo del Brennero in concomitanza con il dramma dei profughi i tre Länder si sono mossi insieme ed hanno parlato con una sola voce sia a Roma che a Vienna. Certo noi non possiamo assumerci competenze che non ci spettano, ma non è un caso che sin dall'inizio della crisi la nostra Euroregione abbia saputo esprimere un coordinamento organizzativo e politico effettivo, anche in termini di task force comune. Non è un caso anche perché qui la cooperazione territoriale ha già fatto molti passi. Si potrebbe anzi dire, per citare il prof. Roberto Toniatti, che il GECT Euregio Tirol, Alto Adige/Südtirol, Trentino – il secondo GECT in Italia, il primo in Austria, il ventunesimo dell’Unione Europea; nato nel 2011 sulla base del Regolamento Europeo del luglio 2006 che disciplina tutti i GECT– è l’espressione storica-politica e giuridica della “terza fase” della collaborazione interregionale e transfrontaliera in questa specifica area di confine europea. Alla fase iniziale e pionieristica del dopoguerra – quella in cui già l’Accordino del 1949 ha costituito una prima felice sperimentazione in termini di “libero transito dei passeggeri e delle merci” così come di “scambio di prodotti” – è infatti seguita, già a partire dalla Convenzione di Madrid del 1980 sulla cooperazione transfrontaliera, la fase della razionalizzazione normativa. Nell’attuale terza fase “funzionale” (che certo andrà consolidata) il diritto internazionale promosso dal Consiglio d’Europa e ancor più l’entrata 175 Giuseppe Zorzi in scena del diritto sovranazionale dell’Unione europea spingono per rafforzare ulteriormente la cooperazione transfrontaliera. In questo contesto il neo-nato Gruppo Europeo di Cooperazione Territoriale di questa Euroregione si pone senz’altro come strumento operativo per la gestione amministrativa di singoli progetti circoscritti e dunque per il migliore esercizio delle rispettive funzioni dei nostri 3 Länder, anche in considerazione del fatto che i singoli bacini di utenza sono piccoli: del resto insieme non raggiungiamo i 2 milioni di abitanti. Ma il GECT diventa de facto anche un prezioso strumento di dialogo per costruire in futuro non solo una “Euregio funzionale” ma anche una “Euregio civile”, quale “Euregio dei cittadini” e al tempo stesso “Euregio della conoscenza”. Al di là di qualsiasi sorta di nostalgia per quella che a buon diritto da alcuni studiosi è stata definita “Euregio mistica”. Anche perché gli obiettivi dei GECT nati dal diritto comunitario sono molto concreti: rafforzare i legami a tutti i livelli tra le popolazioni coinvolte; agire per lo sviluppo del territorio con un’attenzione a diversi ambiti di cooperazione; favorire una maggiore concertazione nella partecipazione ai programmi tematici dell'UE; rappresentare gli interessi del GECT presso le istituzioni comunitarie e nazionali. 2. Euregio: per un’identitá dinamica e a piú livelli Certo nel suo insieme la nostra Euroregione rappresenta anche un “complesso territoriale” competitivo in ambito europeo e nel mercato globale. È altrettanto evidente che questo confronto con la globalizzazione in atto non potrebbe essere affrontato senza un grande, comune sforzo sul piano culturale, soprattutto là dove la stessa spinta alla globalizzazione solleva continuamente la questione dell’identità dei vari territori. E questo vale anche per noi. Ma di quale “identità” vogliamo parlare? L’integralismo religioso e i risorgenti nazionalismi di questi ultimi tempi, anche all’interno dell’Unione Europea, respingono una visione laica della politica. Integralismi e nazionalismi di ogni tipo sono accomunati dalla pretesa di possedere la verità. Vorrebbero anche che un territorio potesse avere una sola e definitiva “identità”. Ma dal meglio della cultura e della storia dell’Occidente viene una lezione completamente diversa: l’identità di un territorio è sempre in movimento e soprattutto non è proprietà di nessuno. Essa si alimenta della capacità di ogni cittadino di mettersi nei panni dell’altro; certo chiede la condivisione di alcune regole fondamentali fissate anche sul piano giuridico-costituzionale; esige comunque dalla politica e dalla cultura una prospettiva di crescita il più possibile condivisa. Qui si 176 L'Euregio Tirol-Alto Adige/Südtirol-Trentino: appunti critici per il futuro vuole “governare” gli eventuali conflitti, non soffocarli sul nascere in maniera autoritaria. Qui si fa riferimento ad un concetto di identità “plurale”, positiva e a più livelli. Ancor più dopo i drammatici eventi di Parigi, Bruxelles e Nizza – con terroristi cresciuti, per così dire, in casa, non provenienti dall’esterno come spesso si è teorizzato in maniera del tutto strumentale – dobbiamo riconoscere che non ci sono isole felici. Ma dobbiamo anche prendere coscienza che il fanatismo può essere sconfitto non solo con una azione più coordinata tra le varie polizie europee, ma anche con idee forti e una politica che vada oltre i sondaggi emotivi del presente. In fondo, chi si interroga sull'identità di una Euroregione è come se si muovesse all'interno di un arcipelago dalle molteplici isole. Anche in questo caso c’è chi sostiene che l’isola nativa, in ragione della sua grandezza o importanza, ha il diritto di imporre la propria identità a tutto l’arcipelago. Ma già gli antichi greci sapevano che per imparare a navigare non conta l’isola da cui si parte, né esiste un’unica rotta prestabilita per tutti. Si richiedono piuttosto memoria, esperienza, curiosità, coraggio e ancora la consapevolezza che all’interno di un arcipelago non c’è isola che non rimandi ad un’altra. Anche le isole più piccole concorrono a dare identità al tutto. Sono le infinite relazioni tra le parti che rendono identificabile l’intero, non un singolo particolare preso staticamente in se stesso. Tutto va concepito in divenire: anche la nostra autocomprensione muta continuamente così come la percezione degli altri e di ogni cosa. Alla fine non esiste identità che non sia destinata ad essere continuamente superata. Non a caso anche per la grande tradizione mitteleuropea solo chi concepisce l’identità come dinamico campo di tensioni tra forze contrastanti in fieri può davvero comprendere ed amare la propria Heimat. Non certo chi ragiona in termini di aut-aut: c’è sempre il rischio di schiantarsi sugli scogli dell’integralismo e del nazionalismo. Ma nemmeno chi procede, quasi more geometrico, nei termini di una pura sommatoria di elementi diversi può andare lontano: perché la storia umana non è un puzzle con la possibilità di inserire un ultimo tassello e di mettere fine ad ogni ricerca e discussione; e del resto lo stesso conflitto, quando non è fine a se stesso, è parte della vita. Per questo, io penso di dover dire anche questo, quanto ad identità: sono trentino, italiano e europeo al tempo stesso. E ancora: mi sento insieme trentino, altoatesino-sudtirolese e tirolese. Dico infine, dopo tanta morte innocente: mi sento anche francese e belga. Insomma: sono un europeo. 177 Giuseppe Zorzi 3. Euregio: cosa accomuna i tre Länder? Si potrebbe obiettare, a questo punto, che una cornice non basta a fare un quadro. Ma i nostri nonni ci hanno anche insegnato che non è semplicemente un certo tipo di legna a far stare in piedi una catasta: è anzitutto il modo (il metodo come via, direbbero ancora i filosofi greci.) in cui noi procediamo via via nel sistemarla. Poi certo ci vuole anche la legna: dalla “cornice” passiamo dunque al “quadro” e ad alcuni contenuti che a mio avviso danno corpo e senso all’identità dell’Euregio Tirolo - Alto Adige/Südtirol – Trentino. Mi soffermo in particolare su 4 passaggi: 1) Questa nostra Euregio è anzitutto “terra tra le montagne” e al tempo stesso “terra di confini” a scavalco del Brennero: terra di valli – dove si sono insediate anche minoranze con storie importanti – ma anche terra di città e direttrici internazionali che le attraversano tra nord e sud (ma con ramificazioni anche ad est ed a ovest) facendone un luogo costante di incontro e confronto tra mondo germanico e mondo latino e ancora tra svariati territori alpini in dimensione europea; 2) In secondo luogo questa nostra Europaregion è anche terra in cui una secolare abitudine a “fare da sé” ha legittimato, dapprima de facto, poi anche de iure, esperienze diverse di macro-autonomia e di micro-autonomie che spesso si sono dotate di regole e usi civici propri per la destinazione, l’uso e la frequentazione del territorio; 3) La nostra Euregio è poi terra di cooperatori e di cooperazione nel segno di una sempre maggiore giustizia sociale e di un costante confronto con il popolarismo cristiano e il pensiero democratico laico sul modo in cui coniugare solidarietà ed efficienza; 4) L’Euroregione Tirol-Alto Adige/Südtirol-Trentino è infine terra della Mitteleuropa e, più estesamente, terra d’Europa. Dalla cultura mitteleuropea proviene una particolare attenzione per il tema della diversità e dell’inclusione; dalla più vasta eredità culturale europea vengono infine tre grandi principi: il rispetto per ogni persona, la fiducia nella capacità critica della ragione e il principio di sussidiarietà. 4. Euregio: il grande sforzo del GECT Euregio in termini di progetti Gli importanti passi fatti in questi ultimi anni da Innsbruck, Bolzano e Trento ci permettono di affrontare insieme e al meglio le innumerevoli sfide che il GECT Euregio ha davanti a sé. Basterebbe sfogliare le pagine del programma di lavoro 2016 presentato 178 L'Euregio Tirol-Alto Adige/Südtirol-Trentino: appunti critici per il futuro dall'attuale Segretario generale, Valentina Piffer, per rendersi subito conto della mole di lavoro messa in moto in poco tempo. Quanto poi ad alcuni progetti significativi già realizzati ho avuto modo, recentemente, di ascoltare gli studiosi trentini che per meriti scientifici – come è avvenuto anche per alcuni validi colleghi dell’Alto Adige/Südtirol e del Tirolo – hanno potuto contare sul contributo del Fondo Euregio ricerca. Ci hanno raccontato il senso e gli obiettivi dei loro progetti ed è emersa subito la dimensione internazionale della loro ricerca. Io credo che la loro storia sia un esempio concreto di come i soldi pubblici, con il filtro di una selezione molto rigorosa e una prospettiva veramente europea, possano essere spesi bene. In questa prospettiva, formazione e attenzione per le nuove generazioni hanno costituito sin dall’inizio per il GECT un binomio vincente: il Festival della Gioventù di quest’anno ha visto un centinaio di ragazzi di età compresa tra i 16 e i 19 anni confrontarsi insieme sul tema “Costruire insieme l’Euregio”, prima a Hall in Tirolo, poi a Vipiteno, infine a Pergine. Per i ragazzi delle scuole medie inferiori continuano invece con successo esperienze come l’Euregio-Summer-Camp e l’Euregio-sport-Camp mentre per i giovani universitari il punto di riferimento è l’Accademia dell’Euregio inaugurata l’anno scorso. Questa certo non è la sede per ricordare tutti i progetti già realizzati in questi pochi anni di vita del GECT. Lo è invece per lanciare alcune sfide nell'attuale fase di presidenza trentina. Anche qui, naturalmente, non si parte dal punto zero. Si è tra l'altro ereditato l'ottimo lavoro portato avanti dalla precedente presidenza tirolese con il Capitano Günther Platter. Certo non si può pensare che si possano vincere sfide a livello euroregionale senza una forte azione congiunta. Sono poi convinto, come sottolineato in più occasioni dal presidente della Provincia autonoma di Bolzano Arno Kompatscher, che sia fondamentale anche esplorare, valorizzare e coordinare meglio quanto già esiste di fatto, anche in itinere, tanto più se esistono ambiti di autonomia che ancora non sono ostaggio delle competenze statali. 5. Euregio: quattro grandi sfide per l'attuale presidenza trentina Già alla fine del 2015, quando il Presidente della Provincia autonoma di Trento Ugo Rossi si accingeva ad assumere per altri due anni l'incarico di presidente del GECT sono state indicate quattro sfide. Non sono rimaste sulla carta se è vero che nel giro di pochi mesi sono state accompagnate da delibere sottoscritte da tutti e tre i “Capitani”. 179 Giuseppe Zorzi 1) La prima sfida è quella di conoscere meglio la storia passata: anche per combattere ogni forma di risorgente nazionalismo – a 102 anni dallo scoppio della Prima guerra mondiale e in prossimità dell’anniversario della sua fine nel 2018 – serve più memoria storica su tutto ciò che è avvenuto prima e dopo la tragica svolta della Grande guerra sino ai giorni nostri. Sono sempre più convinto che per promuovere in maniera efficace il senso di appartenenza e cooperazione euro-regionale dobbiamo anche promuovere un rafforzamento e una migliore integrazione della ricerca scientifica in ambito storico tra tutti e tre i Länder. In questa prospettiva, si sta già lavorando ad un progetto pilota plurilingue e transfrontaliero, finalizzato a incrementare la collaborazione, già positivamente in atto, in materia di storia regionale ed euro-regionale, tra il Centro di Competenza Storia regionale (CeStor) presso la Libera Università di Bolzano e le altre due Università dell’Euregio, a Trento e a Innsbruck, il tutto in stretto raccordo con le più qualificate istituzioni di ricerca storica delle tre Province. 2) La seconda sfida chiede invece più convivenza nel segno della innovazione. Ma questo può realizzarsi solo a partire da un forte investimento in capitale umano e sociale. Qui si inserisce l’ambizioso compito di promuovere una classe dirigente trilingue euro-regionale e non solo, in grado di cogliere – anche alla luce dell’attuale crisi del “sistema UE” – la complessità dell’azione politica, economica e sociale in una prospettiva europea. Una scuola che aiuti anche a formare la classe euro-regionale del futuro può apparire un progetto troppo ambizioso. Noi però pensiamo che valga la pena tentare questa sfida con il supporto di 5 fondamentali istituzioni culturali dell’Euregio: le 3 università, FBK e Eurac. Anche qui una recente delibera del GECT autorizza la costituzione di un gruppo di lavoro coordinato dal prof. Paolo Pombeni e con altri 3 membri nominati da ciascuna delle 3 università del territorio euro regionale. Anche in questo caso, entro ottobre 2016 si potrà già contare su uno studio di fattibilità che consideri costi, individuazione degli interlocutori e modalità di attuazione del progetto. 3) La terza sfida: promuovere una concezione integrale, non solo economica, di benessere, secondo una lungimirante azione di modernizzazione all’interno di un quadro strategico per lo sviluppo dello spazio alpino. Essa dovrà esprimersi non solo attraverso progetti di prestigio come il potenziamento dell’infrastruttura di banda larga ma anche attraverso la valorizzazione di antichi tessuti cooperativistici e paesaggi che, come i semi, non sono mai interscambiabili né illimitatamente disponibili. Per questo l’interazione tra natura, cultura e comunità, anche su delicati versanti come la politica energetica, andrà sempre “governata”, anzitutto con il coinvolgimento 180 L'Euregio Tirol-Alto Adige/Südtirol-Trentino: appunti critici per il futuro delle popolazioni residenti. Ecco allora la necessità di scambiarsi conoscenza e modelli di best-practice anche in termini di Euregio sociale, politiche interculturali, ambiente, protezione civile e sanità. Passi importanti dovranno essere infine fatti sul terreno della mobilità. Quest’ultima sfida dovrà tradursi in una grande offerta congiunta dei 3 Länder in grado di modificare da subito la qualità della vita delle nostre famiglie anche in questo ambito. La presentazione congiunta di una Euregio Family Card entro la fine di quest'anno va esattamente in questa direzione. 4) Infine la quarta sfida: fare dell’Euregio anche la Casa delle opportunità e del merito per le nuove generazioni, a cominciare dal tempo della scuola e dell’università. Anche qui parlano i fatti. Anche in termini di scambi bilaterali. Con il prossimo anno scolastico, ad esempio, il numero delle scuole superiori trentine che potranno scambiarsi informazioni e elementi di didattica, ma anche professori e studenti, con altrettante scuole tirolesi salirà ad otto. In una prospettiva più generale, questo significa anche promuovere e se possibile potenziare ulteriormente secondo un modello “europeo” fortemente innovativo gli spazi degli scambi euro-regionali già in atto tra scuole primarie e secondarie a tutti i livelli e nel segno del trilinguismo. Soprattutto nel secondo ciclo andranno introdotte con più coraggio sperimentazioni capaci di confrontarsi con il meglio che proviene da oltre confine e dall’Unione europea. In questo contesto andrà valorizzato pienamente anche l’accordo di collaborazione già sottoscritto tra l’Università di Innsbruck, la Libera Università di Bolzano e l’Università di Trento. Tutto ciò vale naturalmente anche in termini di mobilità di ricercatori e studenti universitari: sino al punto di chiedersi – come è già emerso da un recente dibattito tra i nostri tre rettori a Alpbach – se non sia possibile utilizzare un semestre dei principali corsi accademici per permettere agli studenti iscritti nelle università euroregionali di frequentare per quell’arco di mesi il medesimo corso indifferentemente a Trento, Bolzano o a Innsbruck. Questo è del resto il senso dei progetti che usufruiscono del “Fondo Euregio per la mobilità” istituito proprio dal GECT, così come lo spirito della relativa convenzione sopra citata con i tre atenei dell’Euregio. Provo a tradurre con 4 slogan il contenuto di ciascuna di queste sfide del nostro GECT: • Memoria nel segno della responsabilità • Convivenza nel segno della innovazione • Benessere nel segno della cooperazione • Opportunità nel segno del merito 181 6. Euregio: alla ricerca di una strategia culturalepolitica di medio-lungo termine Qual è il senso culturale e politico di tutto ciò? Credo questo: fare della nostra Euregio una terra attraversata da “confini di seta” in cui memoria, convivenza, benessere e opportunità si diano la mano e camminino insieme. Nel perseguire tale obiettivo risulterà importante trovare la strumentazione più adatta per velocizzare la nostra azione a tutti i livelli. Altrettanto importante sarà comunicare al meglio le nostre scelte. Io penso all’Euroregione come ad un laboratorio dinamico, snello e attrattivo di democrazia declinata al futuro in questa nostra terra di confine a cavallo del Brennero. È peraltro convinzione comune dei tre Presidenti dell'Euregio che i rispettivi Länder siano chiamati anche a trovare luoghi geografici comuni in cui investire risorse umane e finanziarie. In questo spirito noi trentini abbiamo creduto giusto, opportuno e utile investire ad Alpbach in Tirolo come centro culturale di eccellenza. Siamo pronti a fare altrettanto a Bolzano se qui dovesse radicarsi la futura scuola in cui preparare anche parte dei nostri quadri dirigenziali a livello europeo. Come è già stato ribadito nell’ultima Giunta del GECT a Rovereto, per il Trentino sarà invece la Fondazione Edmund Mach di San Michele all'Adige il luogo in cui far convergere dai 3 Länder una serie di contributi e risorse sul terreno della sperimentazione tra agricoltura, alimentazione e salute, ancora una volta con importanti riflessi in termini di formazione scolastica, ricerca scientifica e benessere. Giunto alla conclusione del mio intervento, vorrei esprimere il mio apprezzamento per l'iniziativa Polis Europa promossa da Matthias Fink, Günther Rautz, Rainer Weissengruber e Paolo Zanenga. Spero che essa possa continuare ad essere anche un’occasione di reciproco confronto sul senso e gli obiettivi del GECT Tirolo, Alto Adige/Südtirol e Trentino, un GECT che mi sembra abbia tutte le potenzialità per divenire un prezioso punto di riferimento non solo per le nostre comunità e i due Paesi di riferimento, ma anche per un’Europa esposta sempre pù alla tentazione della paura e della chiusura su se stessa. 182 Autorenverzeichnis Indice Autori Author Index Autorenverzeichnis/Indice Autori/Author Index Baccaglini Serenella si è laureata in Lettere Moderne all’Università di Padova con 110 e lode, ha conseguito la Specializzazione Scientifica Triennale in Storia dell’arte all’Università di Padova, poi all’Università di California San Diego ha seguito Comparative Literature PHD Program e all’Università di California Los Angeles ha seguito un corso su Leonardo col prof. Pedretti. È consulente e curatore del Festival di Arte Contemporanea di Praga TINA B. Ha contribuito all’ideazione e alla curatela di diverse mostre internazionali come: The Brueghel family a Wroclaw; Francis Bacon Italian Drawings a San Paolo del Brasile; Tauromaquia alla Fundacao Armando Alvares Penteado San Paolo del Brasile; Tiziano, the Poet of the Image and the Shade of Beauty al Castello di Praga; e El Greco in Italia, Metamorfosi di un Genio. Attualmente ha l’incarico di ideare e curare progetti culturali per “Cose belle d’Italia” nella società MAESTRIA ed è nel comitato scientifico del Master di secondo livello europeo di Tecniche di Negoziazione Università Cattolica del Sacro Cuore di Milano. Bidese Ermenegildo ist Professor für Deutsche Sprachwissenschaft an der Universität Trient. Er promovierte 2001 im Fach Philosophie in Frankfurt am Main und 2007 in Linguistik in Verona; 2013 erlangte er die Nationale Habilitation für den Habilitationsbereich: „Germanische Sprachen, Literaturen und Kulturen.“ Von 2001 bis 2012 lehrte er Philosophie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen. In der Linguistik beschäftigt er sich mit der Syntax des Zimbrischen, einer deutschen Sprachminderheit, die noch im kleinen Bergdorf Lusérn im Trentino gesprochen wird. Seit 2009 ist Bidese auch Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des dortigen Kulturinstituts. Er publizierte zu verschiedenen Themen der Philosophie und Sprachwissenschaft, in der Philosophie vor allem mit Fokus auf Cusanus, Thomas von Aquin und die Postmoderne. De Simone Marinella è presidente e direttore scientifico del Complexity Institute, coordinatrice del Francisco Varela Project e della Complexity Management Business School. Inoltre è esperta in processi di apprendimento, comunicazione e gestione dei conflitti. Dagli inizi degli anni Novanta si occupa di scienza della complessità e di comportamenti collettivi. Insieme a Dario Simoncini è autrice di numerose pubblicazioni sui temi della complessità, del management e dell’etica. Ultimi volumi pubblicati sono: “Il Mago e il Matto. Sapere personale e conoscenza relazionale nella rete organizzativa” (McGraw-Hill, 2008); “Emerging Organization” (Maggioli, 2012); “Sistemi tra regolarità e novità” (Maggioli, 2012); “Capitano, Burocrate, Maestro o Regista? Un approccio complesso a quattro stili di leadership” (Guaraldi, 2014). 185 Fink Matthias, Jahrgang 1977, hat in Innsbruck und Bologna Politikwissenschaften studiert und bereits während des Studiums bei der Weltausstellung EXPO2000 in Hannover „Euregio-Luft“ am gemeinsamen Stand der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino geschnuppert. Sein beruflicher Weg führte ihn über das Forschungsmanagement und die politische Bildungsarbeit hin zum Land Tirol, das er im gemeinsamen Büro der Europaregion in Bozen vertritt. Von 2013-2015 war Matthias Fink Generalsekretär des EVTZ Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino und setzte u.a. mit dem Euregio-Wissenschaftsfonds, der Euregio-Akademie und dem Euregio-Gedenkzug nach Krakau zu „100 Jahre Erster Weltkrieg“ neue Leuchtturmprojekte der Europaregion um. Das von ihm geleitete Euregio-Jugendfestival wurde 2014 beim erstmals verliehenen EU-Preis „Building Europe across Borders“ mit dem zweiten Platz ausgezeichnet. Gatterer Armin ist 1959 in Bozen geboren. Er studierte Germanistik, Vergleichende Literaturwissenschaften und Philosophie in Innsbruck, Würzburg und Wien. Anschließend arbeitete er als Publizist und übte den Lehrerberuf aus. Seit 1989 ist er in verschiedenen Funktionen in der Südtiroler Landesverwaltung tätig. Zu seinen Veröffentlichungen zählen Bücher (Prosa, Essays) und Beiträge in Zeitschriften und Zeitungen. Ghiselli Giovanni è nato a Milano nel 1944; ha frequentato la facoltà di Lettere classiche dell’Università di Bologna dove si è laureato nel 1969 con 110 e lode. È docente di ruolo per latino e greco nei Licei classici dal 1978. Nel 2000 ha vinto il concorso per la SSIS dell’Università di Bologna dove fa il supervisore e, dal novembre del 2000, tiene annualmente, lezioni di Didattica di letteratura greca con laboratorio. Ghiselli ha pubblicato vari articoli di didattica e antichistica su ’Cultura e scuola’, su ’Civiltà dei Licei’ etc., ovvero diversi volumi di traduzione e commento dei classici greci. Inoltre ha tenuto corsi di aggiornamento per docenti delle scuole superiori nella Repubblica di San Marino e in vari Licei classici italiani. Ha partecipato come relatore al Convegno di studi organizzato dal MIUR e dall’Ufficio scolastico regionale per la Calabria Scuola e Cultura Classica. Guggenberger Wilhelm ist Universitätsprofessor und Dozent für Christliche Gesellschaftslehre am Institut für systematische Theologie der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Innsbruck. Er studierte Katholische Theologie und Christliche Philosophie und promovierte 1996 in Theologie. 2006 habilitierte er mit der Arbeit: Die List der Dinge. Sackgassen der Wirtschaftsethik in einer funktional differenzierten Gesellschaft. 186 Autorenverzeichnis/Indice Autori/Author Index Guggenberger arbeitete im Theologischen Forschungsschwerpunkt “Religion - Kommunikation - Gewalt- Weltordnung” und dem interdisziplinären Forschungsschwerpunkt „Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte“ mit. Derzeit ist er Studiendekan der Katholisch-theologischen Fakultät. Laszlo Ervin received the Sorbonne’s highest degree, the Doctorat ès Lettres et Sciences Humaines in 1970. He lectured and taught at various U.S. Universities including Yale, Princeton, Northwestern, the University of Houston, and the State University of New York. In the late 70s and early 80s, Laszlo ran global projects at the United Nations Institute for Training and Research at the request of the Secretary-General. He is the author, co-author or editor of 90 books that have appeared in 24 languages and published several hundred papers and articles in scientific journals and popular magazines. His autobiography was published in June 2011 under the title “Simply Genius! And Other Tales from my Life.” Laszlo is a member of numerous scientific bodies, including the International Academy of Science, the World Academy of Arts and Science, the International Academy of Philosophy of Science, and the International Medici Academy. He was elected member of the Hungarian Academy of Science in 2010. Laszlo is the recipient of various honors and awards, including Honorary Ph. D.s from the United States, Canada, Finland, and Hungary, the Goi Award, the Japan Peace Prize in 2001, the Assisi Mandir of Peace Prize in 2006, the Polyhistor Prize of Hungary in 2015 and was nominated for the Nobel Peace Prize in 2004 and 2005. Ervin Laszlo is Founder and President of The Club of Budapest, Chairman of Eternea, Inc., Hon. Governor of Greenheart International, and Founder and Director of the Laszlo Institute of New Paradigm Research. Morgantini Maurizio è autore di innovativi progetti in urbanistica, architettura e design, Tenured Full Professor of Design and Technology alla UIC di Chicago, USA (1985-92) e co-fondatore di TransLab e XLab alla CUA di Washington DC (’91-94). È stato direttore scientifico e membro del CdA della fondazione FAR (’92-2011), nonché membro-promotore del Consiglio Italiano del Design, istituito nel 2007 dal Vice Premier e Ministro BAAC Francesco Rutelli. Ha assunto i ruoli di vicepresidente di iiSBE Italia (dal 2004), di Presidente della Fondazione ADI per il Design Italiano (2005-2008) e dell’ISIA di Roma (Alta Formazione del MIUR, 2007-2010). Il Museo USA The Chicago Athenaeum ha collezionato i suoi contributi progettuali ai change-makers dell’ICT, dell’Industria Aerospaziale, della Finanza, della sostenibilità Socio-Ambientale e dell’Arte Neo-primitiva. È membro di Outpost Tower, l’Osservatorio di Diotima Society. 187 Palma Andrés José is an economist, studied in Lisbon University and London School of Economics for his postgraduate degree. He was, until December 2014, Director in the European Commission – General Directorate for Regional and Urban Policy - responsible for ERDF interventions in the West Europe Countries (BE, FR, LU, UK, IRL) and Territorial Cooperation. As Director for the Territorial Cooperation he was also responsible for the preparation and implementation of the four EU Macro Region Strategies concerning the Baltic Sea, Danube, Adriatic – Ionian and Alpine areas. He is a specialist of the European Regional Development Fund joining the Commission as Head of Division being responsible for ERDF interventions in all the then 12 countries including Italy and France. Later on, from 2002 onwards, as the Director he is responsible for other several countries like AT, SK, SE, FIN, LT, LV. Before entering the EU Commission in 1987, he was the Director General in the Portuguese Ministry for Planning and Regional Development – responsible for Local and Regional Authorities, having started his career as expert and then Vice President of the Coordination Commission for the Lisbon Region. Rautz Günther studierte Rechtswissenschaften in Graz und Rom, sowie Philosophie in Innsbruck. Seit 1997 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Koordinator des Instituts für Minderheitenrecht an der Europäischen Akademie Bozen / Bolzano. Neben der Leitung von EU-Menschenrechtsprogrammen in Südasien wirkte der Verfassungsrechtler ab 1999 an der Ausarbeitung eines Autonomiestatuts für Tibet im Auftrag der Exilregierung Seiner Heiligkeit, des Dalai Lama mit. Er unterrichtete an der Fakultät für Politikwissenschaften, Philosophie und Kommunikationswissenschaften der Universität Temeschwar / Timişoara in Rumänien. Als Generalsekretär, der vor 15 Jahren gegründeten Europäischen Vereinigung von Tageszeitungen in Minderheitenund Regionalsprachen (MIDAS) mit Sitz in Bozen, sorgt er unter anderem für den Informationsaustausch von mehr als 25 Mitgliedszeitungen aus ganz Europa. Im Jahr 2015 erhielt er für seine wissenschaftliche Abhandlung „Einheit in Vielfalt – Ein europäisches Akkulturationsmodell für das interethnische Zusammenleben im 21. Jahrhundert“ den Bischof Karl Golser Preis. Weissengruber Rainer studierte Latein, Griechisch, Französisch, Lehramt für Allgemeinbildende Höhere Schulen und absolvierte seinen Magister und Doktor phil. an der Universität Salzburg. Er unterrichtet zur Zeit am Kollegium Aloisianum in Linz. Während seines Doktorats beschäftigte er sich mit der spätlateinischen, christlichen Literatur und war zeitweise Lehrbeauftragter an der Katholischen Theologischen 188 Autorenverzeichnis/Indice Autori/Author Index Hochschule Linz. 1998 gründete er das CLE-Centrum Latinitatis Europae, das sowohl Haupt-und Zweitsitze in Italien (Aquileia, Genua und Rom), als auch Filialen in Österreich, Deutschland und Irland, besitzt. Zu den Aufgabenbereichen gehören humanistische Themen, philosophische Fragen und die Verbindung des antiken Erbes mit der heutigen Realität. Seit 1998 ist Weissengruber Präsident des CLE, sowie Mitbegründer der Diotima Society (DSy) in Mailand, Vizepräsident des Centro Studi Monastici in Cividale (Udine) und Vizepräsident der Arbeitsgruppe EOS (Triest, anthropologische Themen). Des Weiteren ist er Ideator (Konzepterarbeitung) des Euregio-Ateliers (ursp. Bozner Atelier di Bolzano), freier Mitarbeiter an der Universitá Pontificia Salesiana – Rom (Projekt PONTES), sowie im wissenschaftlicher Beirat der Fondazione Alario (Ascea/ Salerno) und im Redaktionsteam der Online Zeitschrift „Humanitas Nova“ (Bologna), tätig. Zanenga Paolo is an engineer with experience in management, technology, and economy of organizations. Paolo participated at the management revolution in the end of the 80’s, the work of his group being praised by Peter Drucker, in HBR (1990), as “…the most exciting and innovative work in management today, with new concepts, new approaches, new methodology—even what might be called a new economic philosophy...” He guided pioneer projects of business transformation with governments and with leader companies as Ciba, Delphi, Finmeccanica, Nestle, General Electric, Globoworks (Impregilo Group), Ina/Assitalia, Pharmacia & Upjohn, Poste Italiane and Telecom Italia. These experiences led to conceptualize the economic value in epistemic and behavioral terms, and to design and experiment platforms and environments to accelerate convergence and connection of knowledge. With an international experience as a teacher, lecturer, and book writer (“Le Reti di Diotima” is the seminal book originating the Diotima Society), he is presently president of the PDMA Southern Europe Affiliate, and faculty member in several academies. Zorzi Giuseppe si è laureato in Filosofia della storia presso la Facoltà di Lettere e Filosofia dell’Università degli Studi di Bologna nel 1981. La sua tesi sul “realismo Cristiano” di Reinhold Niebuhr è stata pubblicata nel 1984. Con una borsa di studio della “Alexander von Humboldt Stiftung” Zorzi ha poi svolto un importante lavoro sulla controversia modernista presso l'Università di Tübingen, nella cui collana di studi è stato anche pubblicato nel 1991. A partire dal 1986 ha insegnato storia e filosofia a Trento, prima presso il Liceo Classico “Arcivescovile”, poi presso il Liceo Classico statale “Giovanni Prati” (2011-2015). Tra il 2012 e il 2015 ha anche insegnato storia presso due ginnasi di 189 Innsbruck. È stato anche consigliere regionale e provinciale nella XIII. Legislatura e segretario della Commissione per i Rapporti Internazionali e con l’Unione Europea (2005-2008). Nel 2006 ha fondato l'Associazione culturale “Punto Europa”, per la formazione dei giovani su tematiche di attualità in prospettiva europea. Tra il 2009 e il 2015 ha diretto la Fondazione Trentina Alcide De Gasperi. Su De Gasperi Zorzi ha pubblicato diversi scritti. Dal febbraio del 2016 lavora presso la Provincia autonoma di Trento con un incarico speciale come senior advisor del Presidente Ugo Rossi per gli Affari euroregionali. 190 Der europäische Integrationsprozess ist mit zahlreichen Problemen konfrontiert. Um den Geist von Europa wiederzubeleben, braucht es einen radikalen Perspektivenwechsel. Die europäische Identität ergibt sich aus einem supranationalen System und dem Zusammenspiel von zahlreichen Kulturen, Städten und Regionen. Dieses Fundament findet sich bereits im Zeitgeist der antiken „Polis“ und diente als Idee dieser Initiative unter dem Motto „POLIS EUROPA“. Die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino stellt somit einen typischen „locus conexionis“ dar. Il processo di integrazione europea rischia di trasformarsi in problemi. L’Europa ha bisogno di una prospettiva nuova per ritrovare il suo spirito. Deve ritrovare innanzitutto la propria identità, che si fonde su un sistema dinamico di molteplici culture, città e territori. Questa interazione era già lo spirito dell‘antica “Polis”, fatto che sta sulla base dell‘ idea di porre in essere la presente iniziativa “POLIS EUROPA”. In questo senso l‘Euregio Tirolo-Alto Adige-Trentino è un esempio tipico di un “locus conexionis”. The EU integration process is facing several problems. The revival of the spirit of Europe requires a radical change of perspective. The European identity emerges as a superior system from a dynamic interaction of its multiple cultures, cities and regions. This was also the spirit of the ancient “polis”, and this is the idea in launching the initiative of POLIS EUROPA. The Euregio Tyrol-Southtyrol-Trentino makes it possible by being a typical “locus conexionis”. ISBN: 978-88-98857-14-2