Paraguay 2008

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Paraguay 2008
Paraguay 2008
11. – 29. März
Prolog:
Frei nach dem Motto des deutschen Dichterfürsten Friedrich von Schiller „Wenn einer eine Reise
tut, dann kann er was erzählen“ hatte ich unsere erste Reise nach Südamerika relativ genau, quasi in
Tagebuchform festgehalten. Diese wunderschönen Erlebnisse während dreieinhalb Wochen in
Paraguay und Brasilien hatten wir – meine liebe Frau Susanne, die so zu sagen an allem Schuld hat
(sonst bin ich das ja immer! ☺ ) – unseren Verwandten, Freunden und sonstigen Interessenten mit
Freude im Herzen zum Lesen zur Verfügung gestellt. Die Resonanz war verblüffend! Alle wollten
mehr erfahren und vor allem Bilder sehen. Da gleiches nach dieser Reise zu erwarten ist, bzw. es
schon eine ganze Reihe von Voranmeldungen gab, mache ich mich gerne wieder an diese Arbeit.
Die Voraussetzungen für diese Reise waren nicht gerade das, was man als ideal bezeichnen würde;
aber das ist eine andere Geschichte.
Wir hatten inzwischen beschlossen unser weiteres Leben in Paraguay zu verbringen und deshalb
auch zwei aneinandergrenzende Grundstücke mit einer Gesamtfläche von fast 26 Hektar in den
Cordilleren südwestlich der Stadt Caacupé gekauft.
Diese Mal wollten wir also nicht Urlaub machen, sondern einige Details in Erfahrung bringen und
Vorbereitungen treffen. Deshalb flogen wir nicht alleine. Wir beschlossen unsere Kinder mit zu
nehmen. Sie müssten mit eigenen Augen sehen und selbst erleben, was wir ihnen bisher erzählt
hatten. Nur unser größter, Stefan, wollte zu Hause bleiben. So hatten wir wenigstens schon mal kein
Tiersitterproblem. Dafür fragten wir Susannes Eltern, Albert und Ilse, uns zu begleiten.
Dienstag, 11. März 2008, Tag 1:
Wenn man mit pubertierenden Jugendlichen verreist, stellt sich als erstes die wohl wichtigste Frage:
„Wie bekommt Papa meinen Kleiderschrank in einen Koffer?“ Man glaubt ja nicht, welche
‚Mitnehmnotwendigkeiten‘ Kinder im Alter zwischen 10 und 16 Jahren haben. Eigentlich hätte
jeder von uns ja zwei Gepäckstücke á 23 kg mit in den Flieger nehmen können, aber es wäre wohl
zu viel des Guten gewesen für die Anreise zum Flughafen Frankfurt extra einen 7,5 Tonnen LKW
zu mieten. Schlussendlich hatten wir zu sechst noch überschaubare, gut in unserem VW-Bus
unterzubringende acht Gepäckstücke.
Da die Parkgebühren am Flughafen inzwischen unverschämte Höhen angenommen haben, ließen
wir uns von unserem Freund Ralf, der mit seiner Familie in der Nähe von Hanau wohnt, am
Terminal abliefern. Unser VW-Bus parkte so lange bei Ralf.
Copyright bei www.reserva‐ecologica.com Na dann mal los: Albert und Ilse finden, einchecken, Sicherheitskontrolle, das richtige Gate finden,
einsteigen… alles problemlos, bis auf die Getränke, die wir noch in den Rucksäcken hatten.
Wegschütten oder austrinken waren die beiden Alternativen. Also haben wir sie halt in unsere
Mägen geschüttet.
Das einzig wirklich nennenswerte Ereignis auf dem Flug nach Sao Paulo, Brasilien, war der
wunderschöne Sonnenaufgang, den wir sehen konnten.
Mittwoch, 12. März 2008, Tag 2:
Um 8 Uhr Ortszeit auf brasilianischem Boden machten wir uns, nach den üblichen Prozeduren, auf
den Weg in den Anschlussflieger nach Asunción, Paraguay. Pünktlich nach Plan landeten wir dort.
Gero hatte alles bestens vorbereitet und organisiert. Er hatte sich durch Vitamin B und etwas
Bakschisch bis zur Passkontrolle und Gepäckausgabe ‚vorgearbeitet‘, um uns bereits dort zu
anzutreffen. Er hatte bereits drei Gepäckträger organisiert, die uns nicht nur halfen alles (unsere 8 +
Albert und Ilses drei Koffer und Seesäcke) auf Wägen zu verladen, sondern uns auch schnell, auf
Paraguayische Art eben, durch die Zollkontrollen brachten. Die Gepäckstücke wurden zwar durch
den Röntgenapparat geschoben, aber ein Öffnen konnte – im Gegensatz zur letzten Reise – auf
diese Weise umgangen werden. Auch der Mietwagenverleiher war von Gero schon vorgewarnt
worden und wartete bereits darauf, dass wir kamen. Mit einem gerade mal 1200 km neuen
Chevrolet Corsa stürzten wir uns in das paraguayische Verkehrsgetümmel. Albert hatte mir mit
einem verschmitzten Lächeln den Schlüssel in die Hand gedrückt; ich kannte ja immerhin die
Gepflogenheiten hier schon, meinte er!
Wir fuhren zuerst mal zu Geros neuem Heim nach Itauguá, um alles auszuladen und die Koffer und
deren Inhalte zu sortierten.
Geplant war, dass die Kinder bei Gero auf seiner riesigen überdachten Terrasse auf Luftmatratzen
mit Schlafsäcken schlafen (im mitgebrachten Zelt wäre es viel zu warm!), die Erwachsenen einige
Häuserblocks entfernt im Haus vom Doktor, wo wir auch letzten Sommer untergebracht waren.
Das Wetter hier in Paraguay machte sich bereit für den bevorstehenden Herbst; d.h. im Klartext: 30
Grad bei strahlendem Sonnenschein und kaum Wolken. Unsere Akklimatisation bestand darin, viel
zu trinken, Empanadas zu essen, Geld zu wechseln und Nachschub an Getränken und ein leichtes
Abendessen zu besorgen. Bei dieser Gelegenheit „mussten“ Ramona und Daniela auch gleich mal
ins nächste Internetcafé. Die bestehenden Kontakte mussten ja gepflegt werden! ☺
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Das Eingewöhnen ging ziemlich schnell. Der Luxus eines Hotels ist natürlich etwas anderes, aber
wir wollten es ja so und schließlich waren wir hier ja in Paraguay. Die Mahlzeiten (zumindest das
Frühstück und -wenn wir nicht gerade unterwegs waren auch das Abendessen) nahmen wir alle
zusammen bei Gero ein.
Das erste Frühstück war gut und reichlich. Anschließend machen wir uns auf den Weg nach
Caacupé um unseren Capatas Avelino mit seiner Familie zu treffen und unser Grundstück genauer
in Augenschein zu nehmen. Die Erdstraße dorthin hatte unter den schweren Regenfällen der letzten
Zeit mehr als gelitten. Die abfließenden Wassermassen hatten den Weg als Flussbett missbraucht.
Dementsprechend sah er aus und war auch so zu befahren.
Mit unserem neuen Leihwagen (zum Glück war er nicht tiefer gelegt) war es gar nicht so einfach
durch die ausgewaschenen Rillen und liegengebliebenen Steine zu fahren, ohne mit dem
Bodenblech irgendwo auf zu sitzen. Auf dem ca. 5 Kilometer kurzen Erdweg gelang es mir durch
geschicktes Slalomfahren nur zwei Mal das Bodenblech an zu ‚kratzen‘.
Der Empfang war herzlich, aber sprachlich bedingt natürlich etwas verhalten. Avelino mit seiner
Frau Jasinta und dem ca. zwei Jahre alten Sohn Andershon sowie Jasintas Bruder Sindulfo
bewohnen das kleine vorhandene Haus. Sie hatten alles schön hergerichtet; die Einfahrt und die
Blumenbeete vom Unkraut befreit und teilweise neu bepflanzt; das Haus und die Steine neben der
Einfahrt neu geweißelt. Avelino und Sindulfo versorgen unsere Pferde und Hühner und machen das
lange unbewirtschaftete Gelände wieder ‚sauber‘. Damit die Weideflächen optimal genutzt werden,
darf ein Nachbar seine Kälbchen mit grasen lassen. Wir erkundeten das Gelände, grillten und aßen
zusammen. Es hatte 30 Grad im Schatten, aber durch den ständig leicht säuselnden Wind
empfanden wir die Temperatur nicht als unangenehm. Wir schwitzten kaum, d.h. es lief uns keine
Brühe am Rücken oder sonstwo hinunter.
Die Kinder saßen den ganzen Nachmittag auf den zwei Pferden und ließen sich ums Haus führen.
Alleine reiten trauten sie sich noch nicht ganz zu.
Freitag, 14. März 2008, Tag 4:
Von den gestrigen Eindrücken waren wir so begeistert, dass wir heute gleich noch einmal zum
Grundstück fuhren. Das Wetter war wie am Tag zuvor. Als Mittagessen nahmen wir Empanadas
mit zu unserem ‚Berg‘. Nachspeise waren die von den eigenen Bäumen frisch gepflückten, saftigen,
reifen grünen Mandarinen.
Copyright bei www.reserva‐ecologica.com Wir stellten Überlegungen an, wie wir das Grundstück sinnvoll und naturverträglich nutzen
könnten. Die Kinder waren von den Pferden nicht herunter zu bekommen, so viel Spaß hatten sie
am reiten.
Samstag, 15. März 2008, Tag 5:
Nach reichlichem Frühstück mit Rühreiern und Toast machten wir uns auf den Weg nach Asuncion.
Wir informierten uns am Tempel über die aktuellen Öffnungszeiten und kündigen uns für nächsten
Samstag an. Quer durch die Stadt ging es in die Nähe zur Brücke in den Chaco in ein
Fischrestaurant. Wir bestellen panierten Dorado mit Salat (eine Art Reissalat mit Erbsen, Karotten,
Mais und Mayonnaise) und Mandioka.
Alles schmeckte sehr lecker. Wie auch letztes Jahr schon, nahmen wir einen frisch gefangenen
Dorado vom Fischmarkt mit Heim. Dieses Mal jedoch ließen wir ihn nicht filetieren, sondern in
Scheiben schneiden, um ihn zu grillen.
Anschließend trafen wir uns mit Manuela und Oliver, die im Oktober letzten Jahres aus Augsburg
hierher ausgewandert sind, im ‚Shopping del Sol‘, einem großen Einkaufszentrum in Asunción.
Susanne hatte ihre Internetseite beim stöbern entdeckt und schon vor einiger Zeit Kontakt
aufgenommen. Wir stellten ihnen viele Fragen zum Auswandern, dem Leben hier und natürlich
auch bezüglich Krankenversicherungen etc. Es war ganz nett und heiß. Danach shoppten wir durch
das Einkaufzentrum das durchaus -sowohl die Architektur, als auch die Waren betreffend- mit
einem Westeuropäischen vergleichbar ist.
Sonntag, 16. März 2008, Tag 7:
Vormittags besuchten wir die Versammlungen der Gemeinde in Caacupé und hatten auch die
Gelegenheit –dank Geros Übersetzungshilfe- einige Kontakte zu knüpfen. Unser Berg liegt am
entgegengesetzten Ende der Stadt und so fuhren wir anschließend wieder hinauf zum Grundstück.
Die Pferde waren vom Freitag so beansprucht, dass Avelino meinte, wir sollten heute besser nicht
reiten, um sie zu schonen. Wir wanderten also an den Grenzen unseres Grundstückes entlang, um
diese überhaupt einmal zu sehen und um zu erkunden wo sie lagen. Fast an der höchsten Stelle des
Copyright bei www.reserva‐ecologica.com Berges kamen wir an einem Wespennest vorbei. So wie die Bienen hier viel kleiner sind als bei uns,
so sind die Wespen umso größer. Susanne, die als vorletzte vorbei ging wurde doch glatt von einer durch die anderen aufgescheuchten- Wespe gestochen. Es hat ihr aber nichts ausgemacht; sie ist die
Stiche ja von den Bienen gewohnt. Von ganz oben, aber auch von vielen anderen Punkten unserer
Erkundung, hatten wir einen sehr schönen Ausblick auf die Stadt Caacupé und das ganze Umland.
Die Mädels gingen mit Sindulfo zum nahegelegenen Fußballplatz und waren binnen kurzer Zeit von
vielen Jungs umringt. Das Fußballspiel war zur Nebensache geworden. Als wir die Mädels auf dem
Heimweg aufsammelten, mussten wir nur schauen, wo die größte Menschentraube war.
Montag, 17. März 2008, Tag 8:
Heute hatten wir einen „Ruhetag“ und nahmen uns die Zeit über wichtige Dinge zu diskutieren.
Ebenso stellten wir gedanklich erste Planungen mit unserem Grundstück an. Am späten Nachmittag
fuhren wir nach San Bernardino am Ypacaraí-See.
Die Kinder fuhren mit alten quietschenden Tretbooten. Das hatte den Vorteil, dass man immer
hörte, wo sie waren, auch wenn man sie mal nicht mehr sah. Wir genossen schließlich noch den
herrlichen Sonnenuntergang am See, während Ramona und Julia noch eine Runde schwammen.
Auf dem Rückweg besuchten wir noch einen Möbelschreiner, der aus Urwaldbaum-Luftwurzeln
wunderschöne Sitzmöbel und Tische, etc. baut. Schließlich nahmen wir uns in Itauguá noch zwei
große Pötte Speiseeis mit, um sie bei Gero zu verzehren.
Dienstag, 18. März 2008, Tag 9:
Für heute hatten wir uns mit Cynthia, einer jungen, einheimischen Architektin verabredet. Laut
Gero hat sie schon einiges in der Richtung geplant und entworfen, was wir uns für unser
Grundstück und zum verdienen unseres Lebensunterhaltes überlegt haben. Zuerst fuhren wir also
zum Berg und erläuterten ihr unsere Vorstellungen, um diese anschließend zu diskutieren. Der
Leser muss sich das sehr spaßig vorstellen, da Gero ja in beide Sprachrichtungen übersetzen musste.
Wir zeigten ihr einige selbst gemachte Fotos vom Gelände, beschlossen aber das Grundstück
trotzdem noch zu begehen und alles in natura anzuschauen. Wir hatten sie wohl neugierig gemacht
Copyright bei www.reserva‐ecologica.com auf das, was es nicht auf Fotos zu sehen gab. Was wir haben möchten ist: natürlich ein Wohnhaus,
ein Nebengebäude für Honig, Käse, Eier, (evtl. irgendwann einmal Fleisch,) mit gekühltem
Lagerraum, gekacheltem Schleuderraum und einem Verkaufsraum. Auch einige
Übernachtungsmöglichkeiten wären vorteilhaft. Sie wird sich Gedanken machen und wir werden
uns wieder treffen.
Auf unserem Rückweg wollten wir nicht die Erdstraße nach Caacupé, sondern die in die andere
Richtung nach Piribebuy nehmen. Wenn der öffentliche Bus auf der Erdstraße dort hinfährt,
müssten wir das ja wohl auch schaffen. Haben wir auch! Wenn wir allerdings gewusst hätten, was
uns bevorsteht, hätten wir uns das sicherlich noch einmal überlegt. Avelino hatte Gero noch
gewarnt, die richtige Abzweigung nicht zu verpassen. Haben wir aber! Gero, der im Geländewagen
voraus fuhr, hatte auch keine Schwierigkeiten. Ich im Corsa aber schon. Bei der Umfahrung eines
Schlammloches hing der Corsa plötzlich mit dem rechten Vorderrad in einem von Grasbüscheln
zugewucherten Loch fest. Nur mit List, Abschleppseil und Muskelkraft war er wieder zu befreien.
Wohl dem, der es nicht so machte wie Albert und im falschen Moment an der falschen Stelle stand;
aber Fango soll ja gesund sein!
Später blieben wir fast im tiefen Flugsand stecken, durften eine kleine Rampe aus Steinen bauen,
um nicht an einer spitzkantigen Felsplatte den Boden des Corsa auf zu reißen und fuhren Wege, wo
sonst wohl nur Ochsenkarren verkehren. Wir passierten aber auch eine idyllische Furt und
gelangten nach vielen Minuten voller Aufregung wieder auf den Weg, den wir eigentlich hätten
kommen sollen. Heilfroh waren wir, als dieses Abenteuer überstanden war und wir die Zivilisation
wieder erreicht hatten.
Mittwoch, 19. März 2008, Tag 10:
Susanne, Gero und ich fuhren nach Asunción um uns mit Cynthia zu treffen. Sie zeigte uns einige
Projekte, die sie bereits durchgeführt hat und wir besprachen weiter einige unserer Vorstellungen.
Danach ging es weiter zu Frau Grimm, unserer Notarin. Hier mussten wir die Kaufurkunden für die
Grundstücke noch ratifizieren, also persönlich unterschreiben, damit von Ämterseite alles weitere
erledigt werden konnte.
Bevor wir heim fuhren, schauten wir uns noch nach einer Kettensäge um. Damit wollen wir
Avelino und Sindulfo das säubern des Grundstückes und befreien von altem Holz erleichtern.
Am Nachmittag machten wir einen Abstecher in die kleine Stadt Areguá, um eine Töpferei zu
besichtigen. Es gibt dort sehr schöne handgefertigte Ware. Schade, dass die meisten Teile zu groß
für unsere Koffer sind.
Im Übrigen hatten wir heute den heißesten Herbsttag mit 41 Grad Celsius am Nachmittag um fast ½
3 Uhr. Komisch, dass Stefan daheim – wo doch der Frühling anbricht- nach der Schneeschaufel
sucht!
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Ein Besuch des Marktes in Itauguá stand an. Ähnlich wie der Mercado Cuadro in Asunción, nur
wesentlich überschaubarer, kann man hier beinahe alles kaufen, was zum täglichen Leben
notwendig ist.
Kaum ist man mal ohne Gero unterwegs und merkt einen Moment nicht auf, besteht die Gefahr zum
Verbrecher zu werden. Habe ich doch tatsächlich auf dem Heimweg vom Supermarkt, am Rande
des Marktplatzes ein hinter Büschen halb verdecktes Einbahnstraßenschild übersehen; plötzlich
kamen uns viele Autos entgegen, und der schrille Pfiff eines blau uniformierten Polizisten stoppte
uns jäh. Er erkannte wohl an unseren erschrockenen Gesichtern und am Nummernschild des
Leihwagens, dass es ein Versehen war. Als er dann wohl auch noch bemerkte, dass wir der
spanischen Sprache nicht so weit mächtig waren, um uns mit ihm zu verständigen, bedeutete er uns
bis zur nächsten Kreuzung weiter gegen die Richtung zu fahren und dann aber schnell rechts ab zu
biegen. Er verlangte erstaunlicherweise nicht einmal Strafgebühren für die abendliche Party, pfiff
kräftig in seine Trillerpfeife, um den entgegenkommenden Verkehr auf zu halten und schickte uns
weiter. Vermutlich kommt es an dieser Stelle häufiger vor, dass die Straßenverkehrsregeln
missachtet werden. Man könnte jetzt hier eine Diskussion entfachen, ob es diese Regeln überhaupt
gibt, bzw. ob sich irgendjemand daran hält; aber das würde zu weit führen.
Von dem Schrecken erholt machten wir uns am Abend –wieder in Begleitung von Gero- auf den
Weg nach Capiatá zum ‚Jardin Aleman‘, oder auch ‚Wirtshaus im Spessart‘. Umso überraschter
waren wir, als wir an einer Wand eine Karte vom Rangau und vom Steigerwald vorfanden. Endlich
gab es auch wieder Regen und ein Gewitter.
Freitag, 21. März 2008, Tag 12:
Relaxen war angesagt und Vorräte auffüllen. Nachmittags machten wir uns auf den Weg nach
Areguá, um an die Westseite des Ypacaraí-Sees zu gelangen. Wir genossen die herrliche Landschaft
ringsum, das Wasser, den Schatten …
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Oma, Opa, Julia und Gero machten eine Stadtrundfahrt und einen Besuch im Naturhistorischen
Museum, während der Rest von uns dem Tempel einen Besuch abstattete.
Weiter fuhren wir die Ruta 3 in Nordöstlicher Richtung über Emboscada, wo wir beim Wirtshaus
„Panoramablick“ einkehrten. Unsere liebe Freundin Elvira und ihre Schwester haben sich dort je ein
kleines Grundstück gekauft und uns gebeten ihr einige Fotos davon mit zu bringen. Der Blick war
wirklich sehr schön.
Auf der Weiterfahrt nach Hause kamen wir in einen sehr ausgiebigen Wolkenbruch mit stürmischen
Winden. Zu Hause hatte der Wind den Regen unter das Terrassendach von Gero gepeitscht, so dass
alles was dort war feucht geworden war. Auf den wenigen Metern vom Auto bis zum Haus waren
wir fast so nass, wie frisch aus der Dusche. Das Wasser war ausgesprochen angenehm warm, also
so richtig etwas für ‚Warmduscher‘. Die Kinder durften die Einkäufe aus dem Auto holen; nass
waren sie ja sowieso schon und Sie konnten sich wenigstens umziehen. Bevor sie dies taten, war
aber erst noch eine kleine Schlammschlacht angesagt.
Da der Boden, bis es für die Kinder Zeit war auf die Matratze zu kriechen, nicht wieder
abgetrocknet war, wurden sie kurzerhand in Geros Küche umquartiert.
Sonntag, 23. März 2008, Tag14:
Wir machten uns heute Morgen auf den Weg nach Osten bis ‚Ciudad del Este‘, nicht ohne in der
Gemeinde in Caacupé einen Zwischenstopp einzulegen. Als der Verantwortliche in der
Versammlung bekannt machte, dass wir planen hierher zu ziehen, drehten sich plötzlich alle nach
uns um, um nach dem Ende die ersten Kontakte mit uns zu knüpfen und uns willkommen zu heißen.
Wir wurden ausgefragt und geknuddelt, als wenn man sich schon ewig kennen würde.
Nach mehrstündiger Fahrt kamen wir in der ‚Stadt im Osten‘ im Hotel Munich an. Bei diesen
günstigen Übernachtungspreisen von gerade mal 80 Euro für 3 klimatisierte Zimmer und 9
Personen incl. Frühstück darf dann Abends auch schon mal der Strom ausfallen. Pech nur, wenn
man gerade im fensterlosen Bad unter der Dusche steht. Glück aber, wenn man sein Handy dabei
Copyright bei www.reserva‐ecologica.com hat und dieses auch noch eine kleine Lampe besitz,t die man anschalten kann, gell Ramona!? Wie
hast Du das mit Seife in den Augen nur geschafft?
Montag, 24. März 2008, Tag 15:
Nach einem frühen Frühstück ging es über die ‚Brücke der Freiheit‘ in die Stadt ‚Foz de Iguazú‘
nach Brasilien und weiter zu den Wasserfällen. Oma und Opa spendierten als vorgezogenes
Geburtstagsgeschenk für Susanne und als Entschädigung für viele nicht ganz stressfreie Kilometer
als Chauffeur auch mir einen Hubschrauberrundflug über die Wasserfälle. Das war ein ganz tolles,
einmaliges Erlebnis, dieses phänomenale Naturschauspiel aus der Luft zu betrachten. Ist es vom
Boden aus schon überwältigend, so ist es von oben noch um einige sagenhafter. …
Bevor wir die Heimreise nach Itauguá antraten, machten wir noch den beinahe schon
obligatorischen Halt im ‚Schoko-Laden‘. Für mich am beeindruckendsten war hier, neben den
vielen Amethysten und all den anderen Kostbarkeiten, der riesige, ein Meter hohe und über 100 kg
schwere Bergkristall.
Abendessen gab es in einem deutsch-brasilianischen Restaurant am Wegesrand. Die Beilagen
konnte man sich vom Buffet holen, die unterschiedlichsten Fleischsorten wurden von einem
gigantischen Grill mitsamt Spieß an den Tisch gebracht und man konnte sich dann aussuchen was
und wie viel man wollte.
Der Rest des Weges war bei Dunkelheit zurück zu legen. Das war nicht ganz ungefährlich, fahren
doch viele Autos im Land ohne oder nur mit einem Licht; weil der Fahrer es vergessen hat
einzuschalten (dabei gibt es eine Lichtpflicht auch bei Tage), es nicht geht (was auch keine
Seltenheit ist), oder gar nicht vorhanden ist. Paradoxerweise kann und wird man je nach Laune
eines Polizisten bestraft, wenn man mal das Licht nicht an hat, aber wenn gar keines vorhanden ist,
wird man nicht bestraft; weil was nicht vorhanden ist, kann man nicht anschalten. Seltsame Logik.
Dienstag, 25. März 2008, Tag 16
Copyright bei www.reserva‐ecologica.com Das, was heute geschehen ist, kann man wirklich kaum in Worte fassen! Während unserer
zweitägigen Abwesenheit hatte der Doktor als Vermieter unserer Zimmer nichts Besseres zu tun, als
mit fremden Leuten aus der Nachbarschaft unsere Sachen zusammen zu räumen, die Zimmer zu
entrümpeln und mit Renovierungsarbeiten zu beginnen. Wir sind ja an sich pflegeleichte Menschen
(wird uns jedenfalls immer wieder so gesagt), aber irgendwann sind überall Grenzen. Eigentlich
wollte ich ja nicht schreiben, dass wir bei unserer Ankunft erst mal Bettwäsche kaufen mussten,
weil –im Gegensatz zum letzten Jahr- nichts vorhanden war; und das Toilettenpapier brachten wir
auch schon immer selbst mit. Als wir dann aber auch noch für ein nichtsnutziges Hausmädchen, das
fast den ganzen Tag herum gammelt anstatt ihre Arbeiten zu verrichten, extra bezahlen sollten, war
es endgültig soweit und das Fass lief über. Wir packten unsere Sachen und verließen die
‚Baustelle‘. Dieses Haus sieht uns nicht wieder. Achim, der Bienenfreund, hörte von unserem
Malheur und nahm uns ohne lange zu fackeln sofort bei sich auf. Wie schön sauber und ordentlich
es hier war muss wohl nicht extra erwähnt werden. …
Mittwoch, 26. März 2008, Tag 17
Cynthia hatte bereits konkrete Vorschläge für die Nutzung unseres Geländes. Wir statteten ihr also
einen Besuch ab. Wenn das alles auch bezahlbar ist, sieht es schon ziemlich gut aus.
Bei Frau Grimm lieferten wir noch den Beleg für die bezahlte Grundsteuer in schwindelerregender
Höhe von 12 Euro für die knapp 26 Hektar ab und können nun guten Gewissens behaupten, dass
das Gelände –wir sprechen immer von ‚unserem Berg‘- uns gehört.
Und weil das so ist, beschlossen wir noch heute hin zu fahren und zwei Nächte dort zu verbringen.
Es war extrem lustig dort oben in den Cordilleren, vor allem als Oma, Opa und Gero am Abend
wieder ab gefahren waren.
Wir verständigten uns mit Händen und Füßen, dem Wörterbuch und einige Male sogar mittels eines
Anrufes auf Geros Handy, als es zu heftig wurde. Natürlich hatten wir uns vorher versichert, dass es
keine gefährlichen, nachtaktiven Tiere hier gab und keine Gefahr für uns bestünde, wenn wir im
Freien übernachten würden. Das einzige Tier das wir antrafen war eine große Kröte.
Donnerstag, 27. März 2008, Tag 18:
Die Nacht verlief ohne irgendwelche Zwischenfälle und für unseren heldenhaften Mut wurden wir
sehr zeitig mit einem sehr schönen Sonnenaufgang belohnt.
Copyright bei www.reserva‐ecologica.com Noch vor dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zu einem der zahlreichen Aussichtspunkte
auf unserem Grundstück. Von hier oben hatten wir einen sehr schönen Blick auf den morgendlichen
Ypacaraí-See. Zurück am Haus, hatte Jasinta schon ein gutes Frühstück vorbereitet. Es bestand aus
Maismehl-Eierpfannkuchen.
Eigentlich sollten wir heute auch einen Termin mit dem Direktor in einer der Schulen in Caacupé
haben. Wegen eines Schulfestes kam dieser aber leider nicht zustande. Während sich die Kinder
also die Zeit mit Lasso Wurf- und Gewehr Schießübungen vertrieben, erkundeten Susanne und ich
die Gegend zu Pferde. Insgesamt zwei Stunden ritten (oder irrten?) wir durch die herrliche Gegend.
An einer Stelle des Weges, die sehr ausgesetzt war und wir deshalb auf der Seite ritten, versuchte
Susannes Pferd sich an meinem vorbei zu schieben und drückte sich dabei zu nahe an den
Stacheldrahtzaun. Susannes Unterschenkel wurde von den Stacheln aufgerissen. Das sah nicht sehr
gut aus und blutete auch ziemlich stark. Aber was sollten wir mitten in der Pampa tun? An ein
verarzten war nicht zu denken, schließlich hat ein Pferd ja keinen Verbandskasten an Bord. Erst
eine Stunde später konnten wir uns –zurück am Haus- um die Wunde kümmern. Zur Beruhigung
des Lesers: Obwohl alles blutüberströmt war und selbiges bis in den Schuh lief ist Susanne nicht
verblutet; sie konnte die Schmerzen ertragen (Imker sind ja hart im nehmen); und sie hat auch
keinen Wundbrand davongetragen. Wir säuberten die Wunde mit destilliertem Wasser und
behandelten sie mit Propolis-Tinktur.
Nachmittags kam der Rest der Gang um uns ab zu holen. Es bewölkte sich stark und der
Wetterbericht hatte Regen und Gewitter vorhergesagt. Also mussten wir unsere Pläne ändern und
konnten leider nicht wie vorgesehen noch eine zweite Nacht bleiben. Natürlich ließen wir die
Luftmatratzen, Schlafsäcke und alles was wir nicht unbedingt wieder mit zurück nehmen wollten
dort. Bereits auf dem Heimweg begann es dann tatsächlich zu regnen.
Der Aufenthalt bei Avelino, Jasinta, Andershon und Sindulfo hat uns jedenfalls sehr viel gebracht;
trotz, oder gerade wegen, der Verständigungsprobleme. Irgendwie sind wir alle wie eine große
Familie. Wir sind froh, dass wir sie kennen und sie für uns ‚arbeiten‘.
Freitag, 28. März 2008, Tag 19:
Leider ging es heute schon wieder ans packen. Unser Flieger, in den wir nicht wirklich einsteigen
wollten, ging Mittag los. Auf dem Weg zum Flughafen holten wir bei Frau Grimm unsere
Eigentümer Urkunden ab. Jetzt ist alles wirklich ok. Wir machten noch einmal einen kurzen
Zwischenstopp im Shopping del Sol, um uns noch mit ein wenig Verpflegung für den Rückflug ein
zu decken. Am Flughafen verliefen sowohl die Rückgabe des Leihwagens (meine Güte wurde der
strapaziert!) als auch das Einchecken und die Kofferaufgabe ohne Probleme. Der Abschied fiel uns
schon schwer.
Der Flieger machte eine Zwischenlandung in Ciudad del Este und flog dann weiter nach Sao Paulo.
Ganz in der Ferne sahen wir etwas, was aussah wie eine Rauchsäule mitten im Urwald. Wie sich
herausstellte war es aber die Gischt der Iguazú-Wasserfälle. Ein schöner Anblick! Der Rest des
Fluges verlief relativ unspektakulär. In Sao Paulo dauerte die Abfertigung beim Umsteigen dieses
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sitzen schlafen konnten.
Samstag, 29. März 2008, Tag20:
Der Flieger landete nach langem Flug am Nachmittag wieder sicher in
Dankenswerterweise wurden wir von Ralf mit unserem VW-Bus abgeholt. Auch die
verlief zufriedenstellend. Der Rückflug war ganz schön anstrengend und wir waren
Stefan etwas für uns gekocht hatte. Hundemüde sanken wir in unsere Betten, um den
verpassten Schlaf nachzuholen. Na dann, bis zum nächsten Mal.
Frankfurt.
Heimfahrt
froh, dass
im Flieger
Epilog:
Trotz der manchmal widrigen Begleiterscheinungen war diese Reise alles in allem ein Erfolg. Selbst
Daniela, die vorher gar nichts mit Paraguay zu tun haben wollte („Ihr zwingt mich in den Flieger
ein zu steigen!“) wollte am liebsten gleich dableiben und sagte eben diesen Satz dort noch einmal.
Inzwischen haben wir noch ein angrenzendes Grundstück dazu gekauft, so dass wir jetzt stolze
Eigentümer von fast 37 Hektar sind. Es gibt hier noch einiges zu regeln, aber der Tag X rückt
immer näher. Es gibt noch keinen Termin, wann wir -hoffentlich das letzte Mal- in den Flieger
steigen. Auf bald PY, wir sehen uns!
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