Die Zeitung N° 94 Web

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Die Zeitung N° 94 Web
94
El periódico de Paraguay en alemán
#
25/03/2015
Gs. 12.000
Informationen und Hintergründe aus Paraguay und der Welt
Wieder Unruhe
im Norden
3 Landarbeiter ermordet S. 31
In dieser Ausgabe:
S. 4 Streit um Colorado-Kandidaten und
Spaltungen in der Partei
S. 10 Staatliche Verschuldung noch niedrig
S. 13 Direktflüge nach Miami eingestellt
S. 23 Auf Befehl des Präsidenten: Seitenstreifen
der Eisenbahn wird geräumt
S. 28 Ein Jahr Paraguayisch-Deutsche Universität
(Universidad Paraguayo Alemana - UPA) in Asunción
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El periódico de Paraguay en alemán
Nr. 94 - 03/2015
erscheint monatlich
ISSN 2219 - 8563
INHALT
Politik
4 Streit um Colorado-Kandidaten
und Spaltungen in der Partei
6 Streit um Debitkarten in Nueva Italia
6 Lugo möchte noch mal
7 Paraguay zeigt Härte im Fall Yacyretá
8 Lobende Worte für Cartes bei
Schlachthof-Einweihung
8 Drei Weihnachtsgelder
für Finanzbeamte
9 Ein Irrtum, der Folgen haben könnte
9 Neuer Hubschrauber für Cartes
Wirtschaft
10 Staatliche Verschuldung
noch niedrig
10 Viele Kreditkarten in Umlauf
10 Sinkende Überweisungen
der Auslandsparaguayer
11 Brasilianische Touristen
werden weniger kaufen
11 0,5% Inflation im Februar
11 Neues Kühl- und Schlachthaus
in San Pedro
12 Brasilien wehrt sich gegen
eingeschmuggelte Zigaretten
12 Weitere Senkung der Treibstoffpreise
12 Dynamische Entwicklung
im Baugewerbe
12 Soja: Exporte umfangreicher,
aber geringere Erlöse
13 Direktflüge nach Miami eingestellt
13 11 Schlachthäuser können
Rindfleisch in die EU exportieren
13 Fallende Zinsen auch
in Paraguay
14 Geringerer Verbrauch
von Plastiktüten?
14Goldschmuggel?
14 Sorgen um gerichtliche
Entscheidung gegen Petrobras
14 Nur noch Namensaktien?
15 Weltbank stellt 1,1 Mrd.
US$ für Paraguay bereit
15Auswirkungen
Inland
15 Weitere KennzeichenKontrollen auf Fernstraßen
15 Mautzahlung ab 2016 in
beiden Richtungen
16 Viele Fälle sexueller Übergriffe
im Departement Cordillera
16 Im Chaco: Stoeckl gewinnt Verfahren
16 Radarfallen für
Geschwindigkeitssünder
16 Angeklagte: „Ich bin unschuldig“
16 Wieder Auftragsmord an
Journalisten im Osten
17 Gericht verurteilt Toten
17 Ayoreos gegen
Nichtregierungsorganisationen
17 Im Sozialvorsorgeinstitut
IPS geht es rund
18 Lehrer und Schüler erstmals bei
Sinfoniekonzert
18 Encarnación ist 400 Jahre alt
18 Britische Experten helfen bei
Partisanenbekämpfung
Landwirtschaft
18 Saudi-Arabien autorisiert
Fleischexporte
18 Mais gewinnt gegen Mandioka
19 Mutmaßliches „Umweltdesaster“
mit toten Hirschen
19 Geldhahn zugedreht
Serie S. 220
Informationen und Hintergründe aus Paraguay und derWelt
Liebe Leserinnen und Leser,
Acta Diurna S. 20
Asunción
23 Auf Befehl des Präsidenten:
Seitenstreifen der Eisenbahn
wird geräumt
23 Ambulante Verkäufer
dürfen (eigentlich) nicht
mehr in die Omnibusse
23 BMW Classic Club Paraguay
24 Schwierigkeiten bei
Kanalisierungsbau
24 „Anbetungszentrum“ wird doch
nicht die Kantinen übernehmen
24 „Intelligentes“ Ampelsystem in
Asunción – in koreanischer Sprache
25Kolumbianische
Banditen gefasst
25 Städtischer Beschluss gegen
Windschutzscheiben-Wäscher
Latinamerika
26 Venezuelas Parlament
erteilt Präsident Maduro
Sondervollmachten
26 Amazonas ohne Amazonen 27 Keine Angriffe mehr auf FARC
Deutschland
28 Ein Jahr Paraguayisch-Deutsche
Universität (Universidad Paraguayo
Alemana - UPA) in Asunción
28 Erstes Wirtschaftskompendium zu
Paraguay auf Deutsch erschienen
29 Deutschland ist ein
Auswanderungsland
29 Theologe aus Paraguay
30 Westdeutsche Zeitung: Kommentar
zu den Protesten gegen die EZB
30 Angst in der katholischen Kirche
30 Knut. K. Schwarting ist gestorben
Welt
31 Bericht aus China Über Prinzlinge
und andere Kuriositäten
Partisanen in Nordparaguay
31 EPP ermordet 3 Landarbeiter
Europa
32 Plastiktüten in der
EU: Jetzt wird’s ernst
32 Entschädigung für Kriegsverbrechen: Griechenland will deutsches
Eigentum beschlagnahmen sundheit
Familie + Gesundheit
33 Die Stechwinde (Smilax/Herreria
spec.) , Zarzaparrilla, Yuapecá - ein
bewaehrter Breitbandhelfer
33 EXPOFERIA BONSAI 2015
Vivero PARANEG
Telegramm S. 34
der Euro verliert dramatisch an Wert. Wir nähern uns der Parität zum Dollar
1:1. Dabei war die europäische Währung, der nun 18 Staaten angehören, einmal über 1,40 Dollar pro Euro wert. EZB-Präsident Mario Draghi schmeißt die
Notenpresse an und flutet die Märkte, kauft Monat für Monat für 60 Milliarden
Staatsanleihen, um die schwächelnde Konjunktur zu beleben. Den deutschen
Aktienindex DAX beflügelt das, er rauscht über die 12.000-Marke davon, der
Eurokurs hingegen sinkt weiter in den Keller, Ende offen. Die Amerikaner haben das auch schon mal in der Finanzkrise gemacht, da hat die FED mit Erfolg
neues Geld gedruckt, der Dollar ist wieder auf Höhenflug und die amerikanische Wirtschaft erholt sich.
Wen trifft es besonders? Die Importe, die sich verteuern. Waren aus Nicht-Euroländern werden teurer, Exporte hingegen verbilligen sich. Deutsche Urlauber sollten tunlich im Euro-Raum bleiben, wo Euro gleich Euro ist. Deutsche
Rentner im Nicht-Euroraum stöhnen noch mehr, denn ihre Rente verliert rund
20 Prozent an Wert. In China beispielsweise, wo der Kurs mal 1:10 war, sinkt er
dramatisch auf 1:6,5, also 35 Prozent Verlust in einem Jahr.
Noch eins ist dramatisch: Wer seine Geschäfte von wo auch immer in Euro
macht, hat kaum noch Gewinnmargen, weil die Kunden in Euroland nicht
bereit sind, die Währungsverluste auszugleichen. Der Geschäftsmann, der
bislang konkurrenzfähig in China produzieren ließ, bekommt weiterhin den
gleichen Preis in Euros überwiesen, die rund 20 Prozent weniger wert sind, also
der kalkulierte Gewinn von 20 Prozent ist weg, Geschäfte lohnen sich plötzlich
nicht mehr. Und wer will oder kann in Deutschland schon aus China gelieferte
Waren in Renminbi bezahlen? Ich kenne viele europäische Geschäftsleute kurz
vor der Pleite.
Ein weiteres Thema beschäftigt die deutsche Seele: Griechenland will deutsches Eigentum in Hellas pfänden, als Wiedergutmachung für Naziverbrechen
im eigenen Land. Die Forderung kommt seit 2000 immer mal wieder auf, wenn
die Griechen etwas erpressen wollen. Damals war es die Zustimmung zum Eurobeitritt, heute ist es der Schuldenschnitt.
Rechtlich ist die Forderung kaum haltbar (alle internationalen Vereinbarungen, denen auch Griechenland zugestimmt hat, haben die Entschädigungsfrage geregelt), zumal die Griechen damit sowieso Wohltaten finanzieren
wollen, die sich andere Länder wie Portugal, Island oder Spanien vom Mund
abgespart haben wie etwa ein Weihnachtsgeld für die Rentner, vielleicht noch
eine 14. Rente obendrauf. Die Griechen sollten endlich mal ihre Hausaufgaben
machen, zum Beispiel den horrenden Spritschmuggel bekämpfen, wirksam
gegen Korruption und Steuerhinterziehung vorgehen, die Reeder besteuern
und endlich mal die vielen Millionäre Steuern bezahlen lassen. Stattdessen
müssen jetzt aberwitzige Wahlkampfversprechen eingelöst werden. Die neue
griechische Regierung wird langsam zur europäischen Belastung, auch vom
Stil und von der Art des Umgangstons her.
Lasst sie doch ziehen und ihre Drachmen wieder drucken, dann sind sie
schneller in der Realität als sie selber ahnen. Die neue Links-rechts-Regierung
kann nur erpressen, billige Sprüche klopfen. Lasst sie endlich auflaufen und
gegen die Wand fahren. Warum haben denn die Griechen jetzt schon über
20 Milliarden von ihren Konten abgehoben? Weil sie ihrer eigenen Regierung
nicht mehr trauen.
In diesem Sinne grüße ich Sie diesmal aus Deutschland
Ihr Heinz Gabel
DieZeitung.Paraguay
IMPRESSUM DIE ZEITUNG
Büro Asunción:
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Eusebio Lillo 2885 fast Dr. Caballero RUC: 80060982-4 - Altos - Cordillera
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DieZeitung.Paraguay
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Dr. Rolf Mensching
Geschäftsführer
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Claus Ohlandt
N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 Redaktion
Claus Ohlandt
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Heinz Gabel
Michael Grosser
Anzeigenverkauf
Elena Häner
Andrea Hüther R.
Layout
Juanvi Pereira
3
Politik
Streit um Colorado-Kandidaten
und Spaltungen in der Partei
ASUNCION (UA) Innerhalb der
regierenden Colorado-Partei
schrillen alle Alarmglocken. Es
geht nicht mehr wie in früheren
Zeiten, einen Kandidaten für den
Parteivorsitz im Hinterzimmer zu
bestimmen. Der Wunschkandidat
des Staatspräsidenten ist der
Abgeordnete Pedro Alliana, dessen
Bemühungen um den Parteivorsitz
mit verschiedenen Streitigkeiten in
den letzten Wochen begannen.
D
er Parteivorsitzende nimmt eine wichtige
Stellung ein, da die Partei die Basis darstellt, mit deren Unterstützung die Regierung
ihre Politik durchführen kann. Ohne diese Basis wäre die Regierung nicht arbeitsfähig. Sie
hinge in der Luft – die vielen Regierungsinitiativen, die der Absegnung durch das Parlament
bedürfen, wären nicht mehr umsetzbar. Es ist
deshalb verständlich, dass die Staatspräsidenten versuchen, auf die Wahl des Vorsitzenden
ihrer Partei – der Regierungspartei – Einfluss zu
nehmen. Oft gibt es mehrere Kandidaten, die
jeweils ihre Anhängerschaft aufbauen und betreuen. Das letzte Wort hat dann meistens der
Staatschef, der den ihm genehmen Kandidaten
benennt und danach versucht, wie einige Beobachter vermuten, die Enttäuschung der anderen Kandidaten mit Tröstungen politischer
oder finanzieller Art zu heilen.
Nachdem es schon seit den letzten Monaten des vergangenen Jahres innerhalb der
Colorado-Partei zu Streitigkeiten gekommen
war, sprach Staatspräsident Horacio Cartes
ein Machtwort und ernannte Pedro Alliana zu
seinem Wunschkandidaten. Aber der Streit
ging weiter, ist noch lange nicht entschieden,
da der Kandidat in einer parteiinternen Wahl
gewinnen muss. Ob er gewinnt, wie es in früheren Zeiten üblich war, ist noch nicht sicher,
4
denn die übrigen Kandidaten zeigen sich nicht
gewillt, die Planung des Staatspräsidenten so
einfach anzuerkennen. Sie beklagen – was in
früheren Zeiten undenkbar gewesen wäre –
sogar die mutmaßlich rechtswidrigen Propaganda-Maßnahmen des Alliana und seiner Unterstützer, indem diese Staatseigentum für ihre
Versammlungen genutzt haben sollen.
Derartige missbräuchliche Verwendung
des Staatseigentums, beispielsweise von Fahrzeugen und Anlagen, ist allerdings ein in der
paraguayischen Politik tief verwurzeltes Übel
und soll, wie politische Beobachter betonen,
von allen Parteien praktiziert worden sein, die
jemals die Regierung stellen konnten. Innerhalb der Colorado-Partei sitzt heuer der Streit
so tief, dass sich sogar im Senat die Fraktion der
Colorados gespalten hat. Von den 19 ColoradoSenatoren gehören 15 einer abgespaltenen
Fraktion an, die durch Ablehnung von Regierungsinitiativen großen Schaden anrichten
könnte. Nur die restlichen 4 Senatoren unterstützen den Kandidaten Alliana und damit die
politische Richtung, die der Staatspräsident
vorzugeben hofft.
Mutmaßliche Nutzung von Staatseigentum
werden heute von den abgespaltenen Colorados und von den Medien angeprangert. Einen
großen Wirbel gab es, als ein staatseigenes
Sportgelände an der Asuncioner Avenida Eusebio Ayala für die offizielle Vorstellung des Kandidaten genutzt wurde. In den Medien wurden
gesetzliche Bestimmungen zitiert, wonach es
den „Sportvereinigungen“ verboten sei, Profit
anzustreben und keine Versammlungen politischer Art organisieren dürfen. Hierauf antwortete sofort das „Nationale Sportsekretariat“.
Es ist eines der vielen per Dekret eingeführten
Sekretariate, deren Leiter Ministerrang genießen. „Sportminister“ Víctor Manuel Pecci, ein
ehemals bekannter Tennisspieler, betonte, dass
sein Sekretariat keine sportliche Vereinigung sei.
Das Sekretariat, das die Sportanlage verwaltet,
dürfe die Anlage vermieten und dafür Spenden
entgegennehmen. Laut Pecci wurde eine Abmachung mit der Colorado-Partei unterzeich-
N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 net, wonach das Sekretariat für die Nutzung der
Anlage eine „Spende“ von 12 Mio. Guaranies erhielt. Diese Spende habe man, so Pecci, sogleich
an den bekannten Pater Trento weitergereicht,
der in verdienstvoller Arbeit eine Pflegeanstalt
für unheilbar kranke Personen unterhält. Pecci
betonte weiterhin, dass in der Vergangenheit
„tausende Versammlungen“ kultureller und politischer Art in der Anlage durchgeführt wurden.
Sogar Fidel Castro sei bei seinem Paraguay-Besuch im Jahr 2003 dort aufgetreten, und übrigens auch die linksgerichtete Gruppierung der
„Großen Front“ (der der ehemalige Staatspräsident Fernando Lugo nahe steht) – aber darüber
habe sich niemand beklagt! Wegen dieser mutmaßlich illegalen Nutzung von Staatseigentum
für propagandistische Zwecke hat die oppositionelle liberale Partei den Staatschef vor dem
Wahlgericht der Landeshauptstadt angeklagt.
Im Wahlgericht wurde informiert, dass man
die notwendige Benachrichtigung der Staatsanwaltschaft für Wahlfragen vorbereitet habe,
dass man diese Benachrichtigung jedoch nicht
zustellen konnte, weil man dafür ein Fahrzeug
benötige, das man jedoch nicht habe. Das Büro
der Staatsanwaltschaft befindet sich ebenfalls
in der Landeshauptstadt. Im Wahlgericht wurde betont, dass man die Zustellung ausführen
werde, sobald man über ein Fahrzeug verfügt.
Bei der Versammlung im Sportgelände fiel
auf, dass es mutmaßlich eine hohe Anzahl von
staatlichen Funktionären gab, die nach Meinung verschiedener politischer Beobachter
nach alter Sitte „zusammengetrieben“ wurden,
um die notwendige Volksmenge zu stellen,
ohne die hoch gestellte Politiker nicht auftreten mögen. Selbst die meisten Minister des
Kabinetts Cartes waren zur Stelle, was ebenfalls
vielfach kritisiert wurde.
Die Spannungen innerhalb der Partei wurde
auch für Außenstehende sichtbar, als bei einer
Senatssitzung am 12. März der Staatspräsident
gleich drei Schlappen hinnehmen musste: 1)
Es kam zur Einreichung einer Protesterklärung
gegen Cartes, weil er im Dezember 2014 drei
hohe Polizeioffiziere ohne die von der Verfassung geforderte Zustimmung des Senats befördert hatte (Einzelheiten dazu im Artikel „Ein
Irrtum, der Folgen haben könnte“ auf dieser
Seite). 2) Eine von der Exekutive eingebrachte
Gesetzesvorlage eines „Investitionsgesetzes“,
das im Zusammenhang mit dem sich in Kraft
befindlichen Gesetz der öffentlich-privaten
Zusammenarbeit gesehen wird, wurde abgelehnt. 3) Der Vorsitzende des Informationssekretariats wurde vorgeladen, um Auskunft über
die Fernsehberichterstattung des staatlichen
Fernsehens bei der erwähnten Kundgebung in
der staatseigenen Sportanlage zu geben.
Präsident Cartes wird in den nächsten Monaten einen großen Teil seiner Zeit und Arbeitskraft aufwenden müssen, um diese innenpolitischen Streitigkeiten unter Kontrolle zu bringen.
Die parteiinterne Vorstandswahl ist für den 26.
Juli dieses Jahres geplant.
N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 5
Politik
Lugo möchte noch mal
ASUNCION (DZ) Der ehemalige
Staatspräsident Fernando Lugo hat
erklärt, dass er gern nochmals das
Präsidentenamt besetzen würde.
F
Streit um Debitkarten
in Nueva Italia
NUEVA ITALIA (UA) In der Stadt Nueva
Italia (nahe Asunción) ergab sich eine
viel kritisierte Ausgabe-Aktion von
Debitkarten, indem angesichts der
anstehenden Bürgermeisterwahlen
die Ausgabe nach Ansicht politischer
Beobachter “politisiert” wurde.
E
in bekannter Politiker der regierenden Colorado-Partei, der bereits während der Zeit
des Alleinherrschers Alfredo Stroessner heftig
kritisiert worden war, hat sich als bisher einziger Bürgermeisterkandidat für Nueva Italia von
seiner Partei aufstellen lassen.
Für den 4. März hatte der Bürgermeister der
Stadt, der der liberalen Oppositionspartei angehört, die Ausgabe neuer Debitkarten an alte
Leute der Stadt geplant. Diese Alten erhalten
heute eine kleine staatliche Rente, wenn sie
über 65 Jahre alt sind und über keine Einkommensquellen verfügen. Der Bürgermeister sagte in anklagendem Ton: „Die Stadtverwaltung
hat das alles organisiert. Wir haben zusammen
mit dem Finanzministerium die Zählung der
(alten) Leute gemacht, die wirklich bedürf-
Die Zeitung
Nr.
95
erscheint am Mittwoch
22.04.2015
6
tig sind, und dann wollten wir am 4. März
im Rahmen einer Versammlung die Vergabe
der Debitkarten hier in der Stadtverwaltung
durchführen. Aber es ist doch Aufsehen erregend, dass die mit wahltaktischen Zielen auf
Grund eines Antrags des Colorado-Kandidaten
die Versammlung um einen Tag vorverlegt haben.“ Der Bürgermeister betonte dabei auch,
dass einige alte Leute, die der liberalen Partei
angehören, aus der Liste gestrichen wurden.
Ein politischer Beobachter erklärte zu diesem
Schachzug des Colorado-Kandidaten: „Ja, in
der paraguayischen Innenpolitik wird mit allen
Tricks gearbeitet – man muss früh aufstehen!“
Mit der Verteilung der Debitkarten ist offiziell die nationale Postverwaltung beauftragt. Die
Kritiker behaupten nunmehr, dass in Absprache
mit der örtlichen Postleiterin und möglicherweise auch mit dem Finanzministerium der
Colorado-Kandidat erreichte, dass die Ausgabe
vorverlegt wurde und in einem überdachten Lagerplatz seines Eigentums stattfand. Unter dem
Wellblechdach war der Colorado-Kandidat zu
sehen, der bei der Ausgabe Anweisungen gab
und dabei als Politiker aufgetreten sein soll, wie
anwesende Personen kritisierten, die der Meinung waren, dass die Ausgabe der Karten zur
politischen Propaganda-Aktion verkam.
Der Kandidat betont, dass er nur seinen
Lagerplatz in großzügiger Weise zur Verfügung stellte. „Die örtliche Postdirektorin hat
um diese Anlage gebeten, weil die nicht über
die notwendige Infrastruktur verfügen, und
man konnte doch die alten Leute nicht (in der
Hitze) auf der Straße stehen lassen. Ja, und ich
habe dann zugesagt, obwohl diese Anlage ja
auch nicht komfortabel eingerichtet ist…das
ist doch keine politische Propaganda-Aktion!“
Die Postdirektorin der Poststelle in Nueva Italia
erklärte, dass man nur das Beste für die „Großväterchen“ im Sinn hatte.
Unter dem Wellblechdach versammelten
sich dann fast 400 alte Leute, einige davon in
Rollstühlen und sogar auf Bahren, um ihre Debitkarten entgegenzunehmen. Auch hier war
es sehr heiß, weil die Anlage nicht über Ventilatoren oder Klimaanlagen verfügt.
N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 ernando Lugo ist ein ehemaliger Bischof
der katholischen Kirche, der in einer bis dahin in 2000 Jahren ungekannten Entscheidung
vom Vatikan in den Laienstand entlassen wurde, nachdem er seine Kündigung eingereicht
hatte, um sich der Innenpolitik zu widmen.
Gleichzeitig wurde dieser Bischof wegen
einiger Vaterschaftsklagen bekannt. Neben
diesen bekannt gewordenen Fällen soll es
noch andere geben, wobei er nach unbestätigten Meldungen sein hohes Amt als Bischof
ausgenutzt hätte, um die Zuneigung jüngerer
Damen zu gewinnen. Seiner Beliebtheit im linken Spektrum taten diese Vorfälle anscheinend
keinen Abbruch. Im Bündnis mit der liberalen
Partei erreichte er nach der Wahl 2008 am 15.
August desselben Jahres das Amt des Staatspräsidenten. Seine Amtszeit war im Rückblick
dadurch geprägt, dass seine Regierung anscheinend links gerichtete Gruppierungen zu
bevorzugen pflegte, was im Inland zu Konflikten um den Landbesitz führte. Nach einem Polizeieinsatz gegen Landbesetzer, bei dem es zu
einem Feuergefecht und insgesamt 17 Todesopfern kam, setzte der paraguayische Senat
den Präsidenten ab. Dies geschah mit einem
in der Verfassung vorgesehenen Amtsenthebungsverfahren, das formal völlig korrekt verlief, allerdings von vielen Lugo-Anhängern hart
kritisiert wurde. Neben anderen Vorfällen gab
es einen Besuch am Tag der Senatsentscheidung von mehreren Außenministern südamerikanischer Staaten, die dem „Sozialismus des
21. Jahrhunderts“ anhingen und in Asunción
versuchten, Stimmung gegen die absehbare
Senatsentscheidung zu machen. Unter anderem scheinen sie versucht zu haben – wobei
sich der heutige venezolanische Staatschef
Nicolás Maduro, seinerzeit venezolanischer Außenminister, auszuzeichnen schien – die Kommandeure der paraguayischen Teilstreitkräfte
aufzuwiegeln, damit diese durch Einsatz der
Truppe die Regierung Lugo im Amt hielten.
Lugo selbst scheint heute zu glauben, dass
er vom Volk ein weiteres Mal gewählt werden
könnte. Er spricht von positiver Resonanz, die
er im Volk sehe. Allerdings gibt es zwei Hindernisse: Lugo war während seiner Amtszeit an
Krebs erkrankt und in Brasilien mit Erfolg behandelt worden. Er ist sich dieser Problematik
bewusst, so dass er erklärte. „Wenn ich nicht
wieder Krebs bekomme, würde mir das (eine
zweite Amtszeit) gefallen.“
Ein weiteres Hindernis ist die Verfassungsbestimmung, dass der Präsident und der Vizepräsident für eine Amtszeit von maximal 5 Jahren ihr Amt ausüben. In der Verfassung heißt es
wörtlich: „Sie können in keinem Fall wiederge-
Politik
wählt werden.“ Einige Anhänger Lugos widersprechen dieser Auffassung, weil Lugo seine
Amtszeit ja nicht vollendet habe. Andere hoffen auf rechtzeitige Verfassungsänderungen,
da auch der jetzige Staatschef, der Colorado
Horacio Cartes, eine zweite Amtszeit anzustreben scheint.
Paraguay zeigt Härte
im Fall Yacyretá
ASUNCION (UA) Im Streit um die Höhe
der Schulden, die das zweistaatliche
Wasserkraftwerk Yacyretá gegenüber
Argentinien zu übernehmen hat,
zeigt Paraguay ungewohnte
Härte gegenüber dem größeren
und mächtigeren Nachbarland
Argentinien. Zu der Situation kommen
technische Schwierigkeiten.
D
as Wasserkraftwerk gehört Paraguay und
Argentinien zu je 50%. Es wird von Vertretern beider Länder gemeinsam verwaltet.
Dabei soll der argentinische Einfluss in den vergangenen Jahren höher gewesen sein, so dass
Regelungen getroffen wurden, die paraguayische Interessen verletzten, wie Beobachter in
Asunción angeben.
Ein Beispiel ist die bisherige Festlegung der
Schuld des Wasserkraftwerks gegenüber dem
argentinischen Staat, der den Bau des Werks
(ab 1973) finanzierte und dafür Rückzahlungen
sowie Zinszahlungen zu erhalten hat. Während
diese Verschuldung in der heutigen Bilanz des
Wasserkraftwerks mit 6 Mrd. US$ figuriert, versuchten die Argentinier in ersten Verhandlungen nach Antritt der Regierung Cartes in Paraguay diese Schuld auf 22 Mrd. US$ zu erhöhen.
Als Begründung mussten Inflation und Zinsen
herhalten, was in dieser Form im Gründungsvertrag allerdings nicht vorgesehen ist, so dass
Paraguay bis heute auf dem bilanzierten Schuldenstand von 6 Mrd. US$ besteht.
Die Erklärung der argentinischen Haltung
liegt in höheren Zahlungen, die das finanzkräftige Wasserkraftwerk an Buenos Aires leisten
müsste. Gleichzeitig würde der Gewinn des
Werks – und damit die Ausschüttungen an beide Partnerländer – sinken. Die Höhe der Schuld
hätte auch entscheidenden Einfluss auf neue,
noch fest zu legende Stromtarife.
Paraguay ist, ähnlich wie bei dem zusammen mit Brasilien betriebenen Wasserkraftwerk Itaipú, auch dadurch benachteiligt, dass
der Gründungsvertrag vorschreibt, dass der
in Paraguay (wegen fehlender Industrie) nicht
selbst verbrauchte 50%-Anteil der elektrischen
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Politik
dern zu einem geringen Preis an das Partnerland abzutreten ist. Dieser Preis, der weit unter
dem in der Region üblichen Niveau liegt, wird
in Paraguay zunehmend als unfair empfunden.
In der Theorie ist auch Argentinien an die Bestimmung gebunden, die von Yacyretá produzierte elektrische Energie nicht an Drittländer
zu verkaufen. Doch scheint Argentinien sich
nicht an diese Bestimmung zu halten, sondern
die von Paraguay billig abgetretene Energie in
einigen Fällen zu hohem Preis an Brasilien zu
verkaufen.
Ein Mitglied des paraguayischen Verhandlungs-Ausschusses erklärt, dass Paraguay
augenblicklich vorschlage, erst einmal sämtliche Konten des Wasserkraftwerks zu konsolidieren, um den Schuldenstand des Werks
gegenüber Argentinien festzulegen. Dabei
sei zu beachten, dass das Werk noch hohe
Summen an Paraguay als Kompensation für
durch den Stausee überschwemmtes paraguayisches Territorium schulde. Auch habe
der argentinische Staat hohe Schulden für abgenommene elektrische Energie gegenüber
dem Wasserkraftwerk. Bei diesen Zahlungen
ist Argentinien anscheinend seit vielen Monaten in Rückstand geraten. Man schlage also
seitens Paraguay eine Gegenüberstellung von
Schulden und Forderungen vor, um den endgültigen Schuldenstand des Wasserkraftwerks
gegenüber Argentinien zu ermitteln. Die Verhandlungen sollen in den kommenden Wochen weitergeführt werden.
Inzwischen könnte es zu technischen
Schwierigkeiten im Wasserkraftwerk gekommen sein, die auf Grund exzessiver Nutzung
durch das energiedurstige Argentinien ausgelöst wurden. Es gibt – nach unbestätigten
Berichten – inzwischen 4 Turbinen, von insgesamt 20, die Risse aufweisen und aus der
Produktion genommen werden mussten. Eine
fünfte Turbine soll ebenfalls in die Risikozone
geraten sein. Der Gouverneur der argentinischen Provinz Corrientes schickte einen Hilferuf an die Zentralregierung in Buenos Aires, da
er befürchtet, dass das Werk vollkommen ausfallen könnte. Dann gab es auf einer Webseite
der als oppositionell eingeschätzten ClarínGruppe am 11. März die Information, dass in
ganz Argentinien Stromausfälle und teilweise
Absenkung der Netzspannung zu beobachten
seien. In Buenos Aires gab es einige Stromausfälle.
Dieser Schaden im Wasserkraftwerk war der
Grund einer Reise paraguayischer Parlamentarier, die vor Ort den Umfang des Schadens
konstatierten. Das Ergebnis war, dass Yacyretá
heute anstatt der üblichen Gesamtproduktion
von 3.100 Megawatt nur noch 2.200 Megawatt
produziert. Wer für den technischen Schaden
verantwortlich ist, kann nach Meinung des
Senators Arnold Wiens kaum noch eruiert werden, da die Schäden durch missbräuchliche
Nutzung mutmaßlich bereits vor Jahrzehnten
begannen.
8
Lobende Worte für Cartes bei
Schlachthof-Einweihung
ASUNCION (DZ) In Gegenwart des
Staatspräsidenten und mehrerer
Minister hat die Genossenschaft
Neuland Ltda. Erweiterungsbauten
im bereits bestehenden Schlachtund Kühlhaus in der am Ufer des
Rio Paraguay liegenden ChacoOrtschaft Villa Hayes eingeweiht.
D
ie Genossenschaft hatte mit dem Bau
schon vor Jahren auf die fehlende Trinkwasserversorgung der mennonitischen Kolonien im Chaco reagiert. Es schien vor einigen Jahren nicht realistisch, auf den schnellen Bau des
„Aquädukts“ zu vertrauen, einer unterirdisch
verlegten Wasserleitung, die Süßwasser vom
Rio Paraguay bis in die Chaco-Kolonien pumpen soll. Diese Wasserleitung ist heute im Bau,
doch haben sich – wie es bei derartigen großen
Bauvorhaben passieren kann – Verzögerungen
ergeben. Wann das erste Süßwasser im Chaco
aus dem Wasserhahn kommt, ist ungewiss. Bei
der Anlage eines Kühl- und Schlachthauses
ist der große Wasserverbrauch in die Planung
einzubeziehen. In Neuland entschied man
sich deshalb – zu Recht, wie die meisten Beobachter meinen – auf einem Gelände am Rio
Paraguay im Bereich der Stadt Villa Hayes eine
eigene Anlage zu erstellen. Die Rinder werden
heute per Lkw vom Zentralchaco bis zu dieser
Anlage transportiert.
Schon wenige Monate nach Arbeitsaufnahme der Anlage war es absehbar, dass eine
Erweiterung notwendig sein würde, um die
starke Nachfrage an der Nutzung dieser Anlage zu befriedigen. Die Erweiterungsbauten
konnten am 10. März eingeweiht werden. Zur
Einweihungsfeier erschien Präsident Horacio
Cartes in Begleitung des Vizepräsidenten der
N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 Republik Juan Afara und mehrerer Minister. In
seiner Festansprache betonte Edwin Reimer,
der in Personalunion Vorsitzender der Kolonieverwaltung Neuland und der Genossenschaft
Neuland ist, dass mit dieser Anlage Arbeitsplätze für die Bewohner der Umgebung von Villa
Hayes geschaffen wurden. Er erwähnte ebenfalls die günstige Lage in der Nähe der Landeshauptstadt und der Hafenanlagen, über die
das gekühlte Rindfleisch exportiert wird. Mit
Aufmerksamkeit wurde der Passus in der Rede
Reimers aufgenommen, in dem der Staatspräsident direkt angesprochen wurde. Reimer versicherte ihm, dass man wie bisher auch weiterhin seine Regierung unterstützen würde, um
zur Entwicklung des Landes beizutragen.
Die Anlage kann heute pro Tag 800 Rinder
„verarbeiten“, das heißt: schlachten und in verschiedene, gereinigte Fleischabschnitte aufteilen, die in Kühl-Lkw versandt werden. Die Gesamtinvestition wird mit 16 Mio. US$ angegeben.
Drei Weihnachtsgelder
für Finanzbeamte
ASUNCION (UA) Beamte des
Finanzministeriums werden in
diesem drei Weihnachtsgelder,
die „aguinaldo“ genannt werden
und einem Monatsgehalt
entsprechen, erhalten. Zusätzlich
gibt es eine Sondervergütung.
U
m einen Streik der Finanzbeamten abzuwenden, kam es in einer Besprechung mit
Vertretern der Gewerkschaft, des Finanz- und
des Arbeitsministeriums zu dieser Regelung: Drei
„aguinaldos“ für die Finanzbeamten in diesem
Jahr, und zusätzlich eine Sondervergütung von 1
Mio. Guaranies (210 US$) für jeden Beamten.
Politik
sich um einen „administrativen Irrtum“ gehandelt. Die Liste der Beförderungskandidaten sei
vom Innenministerium eingereicht worden,
man habe sie im Trubel des Jahresendes nicht
genau geprüft.
In einer Senatssitzung drohte ein Senator
am 12. März damit, dass eine derartige Verfassungsverletzung ein Grund für ein Amtsenthebungsverfahren des Staatspräsidenten sei.
Der Streik wurde abgesagt. Die Beamten haben nach Meinung fachkundiger Beobachter
das Jahr der Bürgermeisterwahlen ausgenutzt,
um appetitliche Vorteile zu erhalten. Für Angestellte des Ministeriums gibt es zwei Sondervergütungen von jeweils einem Mindestlohn
(1.824.055 Guaranies (385 US$) pro Jahr.
Beamte (funcionarios públicos) haben in Paraguay das Streikrecht und können nur bei eklatanten Rechtsverletzungen aus dem Dienst
entlassen werden. Angestellte arbeiten meistens mit zeitlich begrenzten Kontrakten, so
dass es – besonders bei Regierungswechseln
– oft zu Entlassungen kommt, wobei das „richtige“ Parteibuch eine große Rolle spielen soll.
Neuer Hubschrauber für Cartes
Ein Irrtum, der Folgen
haben könnte
einige dunkle Punkte in ihren Personalakten.
Die Exekutive hatte die Namen in eine Liste
zu befördernder Offiziere eingefügt. Im Dezember 2014 wurde die Liste durch den Senat
ASUNCION (UA) Die paraguayische
geprüft. Bei den drei Offizieren beschloss man
Verfassung schreibt vor, dass
einen Aufschub, weil anscheinend Unklarheit
Beförderungen bei Streitkräften und
herrschte.
Nationalpolizei ab Oberst vom Senat
Dann sprach der Staatspräsident im Januar
abgesegnet werden müssen. Präsident
dieses Jahres per Dekret die Beförderung dieCartes vergaß diese Bestimmung.
ser drei Offiziere aus, ohne die Genehmigung
des Senats zu haben. Als der Fall an die ÖffentIm Senat ist man empört.
lichkeit kam, erschien am 11. März ein weiteres
s ging um drei Offiziere der Nationalpolizei. Dekret, mit welchem die Beförderung zurückCartes möchte sie wohl gern befördern, genommen wurde. Der Rechtsberater des Präaber diese Offiziere haben möglicherweise sidialamts erklärte den Presseleuten, es habe
E
N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 ASUNCION (UA) Staatspräsident
Horacio Cartes hat den bisher
genutzten Hubschrauber durch
ein neues Modell ersetzt, das er mit
eigenen Mitteln gekauft hat.
D
er bisherige Hubschrauber war ein Geschenk der Republik China (Taiwan).
Der neue ist eine Bell 429 des Baujahrs 2014.
Dieser Hubschrauber wird als ein bewährtes
und sehr gutes Modell für den Transport einiger Personen bezeichnet. Der Preis soll bei
ungefähr 5 Mio. US$ gelegen haben. Das Besondere ist bei diesem Kauf, dass der als betucht angesehene Präsident den Apparat aus
eigener Tasche zahlte. Ebenfalls sollen Kosten
für Wartung, Treibstoff und andere persönlich
vom Staatschef bezahlt werden, heißt es im
Präsidialamt.
9
Wirtschaft
anderen Geschäften zu tätigen. Die Verbraucher bevorzugen diese schnelle und relativ unkomplizierte Möglichkeit des Einkaufs, obwohl
die berechneten Zinssätze bis 57% p.a. gehen.
Damit ist die Kreditkarte eine sehr teure Möglichkeit des Einkaufs und nur mit Vorbehalt zu
empfehlen.
Wirtschaftsfachleute empfehlen für Personen, die sich mit Hilfe ihrer Kreditkarten hoch
verschuldet haben, die Möglichkeit einer Finanzierung ihrer Kreditkartenschuld durch
einige Banken zu prüfen. Es gibt Banken, die
Kreditkartenschulden übernehmen und die
Zahlung der Gesamtschuld zu ungefähr 15%
p.a. finanzieren.
Sinkende Überweisungen
der Auslandsparaguayer
Staatliche Verschuldung
noch niedrig
ASUNCION (UA) Die Verschuldung
des paraguayischen Staates
liegt bei ungefähr 17% des
Bruttoinlandsproduktes.
D
ie Auslandsschuld, bestehend aus Krediten internationaler Entwicklungsbanken
sowie verschiedenen Staatsanleihen wird mit
3,679 Mrd. US$ angegeben, was 70% der Gesamtverschuldung ausmacht. Dazu kommen
noch 30% (ungefähr 1,65 Mrd. US$) Verschuldung gegenüber inländischen Geldgebern.
Während die Auslandsschuld in US$ festgeschrieben ist, werden die im Inland lancierten
Anleihen in der Landeswährung Guarani aufgelegt.
Die sich aus diesen Zahlen ergebende Gesamtverschuldung von 5,33 Mrd. US$ des
Staates beträgt ungefähr 17% des Bruttoinlandsproduktes, welches auf 31 bis 32 Mrd.
US$ geschätzt wird. Diese Angaben gelten
per Ende Januar 2015. Ein Jahr zuvor waren es
noch 18% des Bruttoinlandsprodukts. Damit
hat sich die Staatsschuld seit 2011 ungefähr
verdoppelt, als eine Gesamtverschuldung von
2,7 Mrd. US$ bestand. Diese Verdoppelung ist
ein Ergebnis der Politik der Regierung Cartes,
die hohe Investitionen im Infrastrukturbereich
des Landes anstrebt. Im Rahmen dieser Bestrebungen gab es beispielsweise im Jahr 2014 die
Begebung auf internationalem Parkett einer
Staatsanleihe in bisher für Paraguay ungekannter Höhe – 1 Mrd. US$.
Die paraguayische Staatsschuld mit ihrem
relativ hohen Anteil an inländischer Verschuldung wird von Fachleuten noch als überschaubar angesehen. Sie ist es natürlich, wenn man
europäische Verhältnisse zum Vergleich her-
10
anzieht. Die größte Schwierigkeit, die bei dieser Verschuldung erwartet werden könnte, ist
dann auch nicht – wie Wirtschaftsfachleute erklären – die pünktliche Ratenzahlung, sondern
eine mögliche Abwertung des Guarani, die
eine Verteuerung der Bedienung des Anteils
der Auslandsschuld nach sich ziehen würde. Allerdings wirken hier als Gegengewicht die Einnahmen, die der paraguayische Staat von beiden zweistaatlichen Wasserkraftwerken, Itaipú
und Yacyretá, bezieht. Diese Einnahmen für
Abtretung elektrischer Energie sowie Nutzung
von Gelände und Flusswasser werden von den
Wasserkraftwerken in US$ abgerechnet und
gezahlt. Insgesamt werden diese Einnahmen
auf 2% des paraguayischen Bruttoinlandsproduktes geschätzt.
Die von der Zentralbank verwalteten Devisenreserven des Landes wurden im März mit
6,8 Mrd. US$ angegeben.
Viele Kreditkarten in Umlauf
ASUNCION (UA) Nach Angaben der
paraguayischen Zentralbank wurden
im Verlauf des Jahres 2014 insgesamt
10.797 neue Kreditkarten von Banken
und Finanzierungsinstituten ausgestellt.
D
amit befinden sich zurzeit ungefähr
894.000 Kreditkarten in Umlauf. Am meisten Kreditkarten hat mit 376.375 Stück die bekannte Bank „Itau“ ausgegeben. Ihr folgt die
Banco Familiar (122.276), dann die Bank Visión
(90.695). Auf diese ersten drei folgt eine lange
Reihe weiterer Banken und Finanzierungsinstitute.
Die Kreditkarte ist ein häufig gebrauchtes
Werkzeug, um Einkäufe in Supermärkten und
N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 ASUNCION (UA) Überweisungen der
im Ausland arbeitenden Paraguayer
sind im vergangenen Jahr – im
Vergleich zum Vorjahr – deutlich
gesunken, nachdem viele Paraguayer
in ihr Heimatland zurückkehrten.
D
iese Überweisungen sind für viele Familien
in Paraguay die Überlebensgrundlage. Die
Söhne, die bessere Bedingungen im Ausland
gesucht haben, vergessen niemals, die Familie
in der Heimat angemessen zu unterstützen. Allerdings gab es Anzeichen einer bedeutenden
Rückwanderung, nachdem die Verhältnisse,
besonders in europäischen Ländern, sich derart verschlechtert haben, dass eine Rückkehr
nach Paraguay geraten schien.
Dies betrifft besonders die paraguayische
Kolonie in Spanien. Die meisten Paraguayer,
die in Richtung Europa auswanderten, hatten sich für dieses Land entschieden, um den
Sprachschwierigkeiten in anderen Ländern zu
entgehen. In Spanien arbeiteten sie oft in der
Altenpflege und im Baugewerbe. Viele reisten
nach Spanien als Touristen ein, nahmen dann
eine Arbeit an, ohne ihren Aufenthalt zu legalisieren. Das Ergebnis war Arbeit im schwarzen
Bereich und Ausbeutung, da für derartige Arbeitnehmer nur niedrige Löhne und keine Sozialabgaben gezahlt werden. Die erste Welle der
Rückwanderung ergab sich dann, als der Bauboom in Spanien zum Stillstand kam. Die fleißigen und allgemein geschätzten paraguayischen Bauarbeiter wurden nicht mehr benötigt.
In derartigen Situationen werden, wie einige
Rückwanderer erzählen, zuerst die Schwarzarbeiter nach Hause geschickt.
Das Ergebnis zeigte sich in der Höhe der
Überweisungen aus dem Ausland. Im Jahr
2013 waren es insgesamt 519 Mio. US$. Im Jahr
2014 waren es 422 Mio. US$ - 18,6% weniger!
Allerdings stiegen die Überweisungen aus
bestimmten Ländern, in denen sich paragua-
Wirtschaft
yische Auswanderer ansiedelten. So wurden
aus Deutschland im Jahr 2013 insgesamt 1,8
Mio. US$ nach Paraguay überwiesen. Im Jahr
2014 waren es 2,5 Mio. US$. Steigende Überweisungen kamen auch aus Brasilien, Chile,
Frankreich und Japan.
Im Sekretariat für Rückwanderung in Asunción wird angegeben, dass von 2011 bis 2014
ungefähr 8.000 Paraguayer aus Spanien nach
Paraguay zurückkamen. Damit schätzt das Sekretariat die Zahl der Rückwanderer auf 7 bis 8
pro Tag. In Spanien halten sich noch ungefähr
80.000 Paraguayer – einige davon ungemeldet
– auf.
Brasilianische Touristen
werden weniger kaufen
ASUNCION (UA) Im Mercosur-Vertrag
ist vorgesehen, dass Einkäufer im
Grenzhandel Waren zollfrei einkaufen
und in ihr Heimatland mitnehmen
können. Von diesen Einkäufern
leben paraguayische Städte an der
Ostgrenze. Sie verkaufen importierte
Luxuswaren, meistens Parfums,
Getränke, Spielsachen, Artikel der
Elektronikbranche und andere, an
brasilianische Touristen. Diese nehmen
die Waren nach
Brasilien mit, ohne
dort Importzölle
zahlen zu müssen;
und sie dürfen
diese Waren auch
in Brasilien zollfrei
verkaufen.
Monat zum Einkaufen nach Paraguay fahren
und die Waren in Rucksäcken und Taschen in
ihr Heimatland verbringen.
Dieser Handel stellt eine nicht unerhebliche
Konkurrenz für den legal etablierten Handel in
Brasilien dar, der ähnliche Waren nur hoch versteuert verkaufen kann. Alle brasilianischen Regierungen haben seit einigen Jahren versucht,
diesen Handel zu begrenzen. Im Rahmen dieser
Versuche wurde die Einrichtung von Freihandelszonen an der Grenze (auf brasilianischem Gebiet)
autorisiert. Damit soll erreicht werden, dass die
Einkäufer wenigstens in Brasilien kaufen. Die neueste Maßnahme ist, den Freibetrag von bisher
300 US$ pro Person auf 150 US$ zu senken. Diese
Maßnahme soll ab 1. Juli in Kraft treten.
Für paraguayische Kaufleute an der Grenze wäre dies ein schwerer Schlag. Sie haben in
Pedro Juan Caballero und in Ciudad del Este
Protestveranstaltungen organisiert. Bei den
Protesten am 17. März blieben alle Geschäfte
in paraguayischen Grenzstädten geschlossen.
Die Angestellten versammelten sich auf zentral
gelegenen Plätzen, um den Ansprachen leitender Personen des Handels zu lauschen. In den
Ansprachen wurde das langsame Sterben der
meisten Geschäfte der Grenzstädte vorhergesagt. Besorgt sind auch Taxifahrer und verschiedene, meist ambulante Kleinhändler. Es ist allerdings unklar, ob sich brasilianische Stellen durch
diese Proteste auf der paraguayischen Seite der
Grenze beeindrucken lassen. Allerdings könnte
sich die paraguayische Regierung veranlasst sehen, beim brasilianischen Partner ein gutes Wort
für den Grenzhandel einzulegen – das hoffen
wenigstens die protestierenden Kaufleute.
0,5% Inflation im Februar
ASUNCION (DZ) Die Inflation des
Monats Februar wird von der
paraguayischen Zentralbank mit 0,5%
angegeben. Damit liegt die Inflation
seit Jahresbeginn bei 1,1%, die Inflation
der letzten 12 Monate bei 3,2%.
P
reissteigerungen gab es bei Lebensmitteln,
besonders bei Obst und Gemüse. Dagegen standen Preissenkungen bei allen ErdölProdukten wie Haushaltsgas, Benzin, Diesel
und die entsprechende Senkung der OmnibusFahrpreise. Die Inflation im März wird nach ersten Schätzungen in der vorletzten Märzwoche
von Fachleuten der freien Wirtschaft bei ungefähr 0,3% gesehen. Die Bestätigung kann erst
Anfang April erfolgen.
Neues Kühl- und Schlachthaus
in San Pedro
ASUNCION (DZ) Ein internationales
Unternehmen, Minerva, hat die Absicht
im Departement San Pedro, in der Nähe
der Stadt San Estanislao, ein neues
Kühl- und Schlachthaus zu errichten.
N
ach Angaben des Vorsitzenden der paraguayischen Rinderzüchter-Vereinigung,
Germán Ruiz, haben die Investoren bereits bei
der Tiergesundheitsbehörde SENACSA die notwendige Erlaubnis zur Erstellung der Anlage
beantragt. „Minerva“ soll Eigentümerin des in
Asunción arbeitenden Kühl- und Schlachthauses „Frigomerc“ sein, das von der bekannten
Unternehmerin Maris Llorens geleitet wird.
D
er bisherige monatliche Freibetrag lag
für diese brasilianischen
Einkäufer bei 300 US$.
Von diesem Handel leben tausende brasilianische Familien, die jeden
Schmeckt genau wie
damals zuhause bei Oma!
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N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 11
Wirtschaft
Dynamische Entwicklung
im Baugewerbe
ASUNCION (DZ) Nach
Zentralbankangaben wuchs
das Baugewerbe in den letzten
drei Monaten des vergangenen
Jahres um 19,4%.
D
Brasilien wehrt sich gegen
eingeschmuggelte Zigaretten
ASUNCION (UA) In Brasilien wird
seit Februar dieses Jahres die Arbeit
verschiedener Institutionen koordiniert,
um den als ausufernd bezeichneten
Schmuggel aus Nachbarländern
unter Kontrolle zu bringen.
I
m Rahmen dieser Bemühungen haben private und staatliche Institutionen den 3. März
zum „Nationaltag der Schmuggelbekämpfung“
deklariert. Nach Veröffentlichung einer von
den beteiligten Institutionen durchgeführten
Untersuchung gab es anscheinend erste Reaktionen staatlicher Stellen. Die Untersuchung
schien sich auf den Zigarettenschmuggel zu
konzentrieren. Dies Thema ist insofern ein wenig delikat, als der paraguayische Präsident
Horacio Cartes Eigentümer einer bedeutenden
Zigarettenfabrik ist. Diese Fabrik verkauft jedoch innerhalb Paraguays ihre Produktion an
Großhändler. Wer dann einen großen Teil dieser Waren über die grüne Grenze nach Brasilien
verbringt – sind es paraguayische Händler oder
brasilianische Käufer? – blieb auch in dieser Untersuchung ungeklärt.
Klar war nur der große Schaden für die brasilianische Wirtschaft. Für die im Jahr 2014 beschlagnahmten Zigarettenlieferungen hätten
Steuern und andere Abgaben im Gesamtwert
von rund 1,4 Mrd. US$ abgeführt werden müssen. Dann wird angegeben, dass die Beschlagnahmungen nur rund 5% bis 10% der Gesamtlieferungen erfassen können. Es werden also
rund 90% der Schmuggellieferungen nicht
ertappt, so dass dem brasilianischen Staat
Einnahmen in Milliardenhöhe entgehen. Die
Gebiete, in denen diese Schmuggelzigaretten
hauptsächlich konsumiert werden, sind Sao
Paulo und Curitiba mit Umgebung.
Nach der Untersuchung entfiel von allen
Schmuggelwaren, die vom brasilianischen Zoll
12
im Jahr 2014 beschlagnahmt werden konnten,
ein Anteil von 67,44% auf Zigaretten. Und von
diesen beschlagnahmten Zigaretten soll wiederum „die Mehrheit“ von Zigaretten aus der
„Tabacalera del Este“ gestellt werden. Das ist
die Fabrik, die dem paraguayischen Präsidenten gehört.
Die anscheinend nur geringe Schlagkraft
des brasilianischen Zolls bei der Schmuggelbekämpfung erklärt sich aus der Tatsache, dass
Brasilien eine 16.850 km lange Grenze zu 10
verschiedenen Nachbarländern hat.
Augenblicklich scheint in Brasilien die Absicht zu bestehen, Verhandlungen mit paraguayischen Stellen aufzunehmen, um zu einer Regelung zu gelangen, wonach diese Zigaretten
auf legale Weise nach Brasilien kommen können. Da derartige Verhandlungen nicht kurzfristig zu erledigen sind, rechnen Beobachter
damit, dass der augenblickliche Zustand noch
einige Monate unverändert anhalten wird.
Weitere Senkung der
Treibstoffpreise
A
SUNCION (DZ) Ab 6. März haben verschiedene Treibstoffmarken ihre Benzin-Verkaufspreise gesenkt. Einige Marken arbeiten ab
9. März mit den neuen Preisen, andere ab 10.
März. Die Marken, die diese Preissenkungen
beschlossen, sind Copetrol, B & R, Puma, Barcos
& Rodados und Petrobras. Bei einigen dieser
Marken wurden auch die Verkaufspreise des
Dieseltreibstoffes gesenkt.
Das Normalbenzin ist bei den genannten
Marken ab 10. März für rund 4.290 Guaranies/
Liger (0,90 US$) erhältlich.
Bei der staatlichen Raffinerie PETROPAR
wurde noch nicht entschieden, ob man diese
Preissenkung mitmacht, wobei Beobachter
jedoch annehmen, dass die Staatsraffinerie
kaum eine andere Möglichkeit habe, als sich
diesem Trend anzuschließen.
N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 amit ist das Baugewerbe der Wirtschaftszweig, der eine Dynamik aufzeigt, die
von keinem anderen Teilbereich erreicht wird.
Sichtbar wird dies bei einer Rundfahrt durch
die Landeshauptstadt, bei der man überall
Baustellen von kleineren Gebäuden, aber
auch Hochhäusern antrifft.
Das Wachstum des Baubereichs im gesamten Jahr 2014 wird von der Zentralbank mit
14,9% angegeben. Im Jahr 2013 Waren es 8%
- es wird also immer mehr gebaut!
Innerhalb des Brutto-Inlandsprodukts hat
das Baugewerbe eine Gewichtung von 12%.
Nach Angaben des Unternehmerbereichs
stellt die Bauwirtschaft ungefähr 90.000 Arbeitsplätze, was ungefähr 7% der Zahl der Beschäftigten des Landes entspricht.
Soja: Exporte umfangreicher,
aber geringere Erlöse
ASUNCION (UA) In den ersten beiden
Monaten dieses Jahres wurden
mehr Tonnen Soja als im gleichen
Vorjahreszeitraum exportiert – aber
die Erlöse fielen geringer aus weltweit fallen die Rohstoffpreise.
1
.592.890 t Sojabohnen wurden im Januar und Februar dieses Jahres exportiert.
Das sind 22% mehr als im Januar und Februar 2014, als 1.296.735 t exportiert wurden.
Allerdings belief sich der Erlös dieser Exporte
in den ersten zwei Monaten des vergangenen Jahres auf 580 Mio. US$, während für die
höhere Menge im Januar und Februar dieses
Jahres lediglich 557 Mio. US$ eingenommen
wurden.
Ebenfalls in den ersten beiden Monaten
dieses Jahres wurden 100.000 t Soja-Öl und
367.400 t Sojamehl exportiert – 24% mehr
als im gleichen Vorjahreszeitraum. Beim
Soja-Öl gab es einen etwas erhöhten Exporterlös von ungefähr 9%; wohingegen beim
Sojamehl auch der Erlös um 2,4% niedriger
ausfiel.
Die Situation ist eine Folge der weltweit
sinkenden Rohstoffpreise, während beispielsweise beim Soja-Öl zu sehen ist, dass die in
Paraguay erfolgreich eingeleitete Industrialisierung dieses Rohstoffes die Preissenkungen
ein wenig abfedert.
Wirtschaft
Direktflüge nach
Miami eingestellt
ASUNCION (DZ) Im Dezember 2014
hatte die Fluglinie American Airlines
der Nationaldirektion für Zivilluftfahrt
(DINAC) mitgeteilt, dass bei den
Direktflügen Asunción – Miami eine
„Sommerpause“ eingelegt würde. Man
werde im Juni erneut diese Verbindung
wahrnehmen, hieß es damals.
A
nfang März teilte die American Airlines
dann der DINAC mit, dass sie diese Route
definitiv aufgebe. Paraguay verliert damit die
einzige Direktverbindung in die USA. Paraguayische Reisende, die in die USA fliegen wollen,
müssen heute in Sao Paulo, Lima oder Panama
das Flugzeug wechseln, um in die USA zu gelangen.
Über die wahren Gründe des Rückzuges
der American Airlines gibt es in Asunción viele
Mutmaßungen. Manchmal wird gesagt, dass es
nicht mehr lohnend war, ein Flugzeug einzusetzen, das dann vielleicht mit nur 100 Passagieren besetzt war.
Die DINAC spricht zurzeit mit verschiedenen internationalen Gesellschaften, um einen
Ersatz für diese Direktverbindung zu finden.
11 Schlachthäuser können
Rindfleisch in die EU exportieren
ASUNCION (UA) In Paraguay gibt
es 16 Kühl- und Schlachthäuser,
die Rindfleischabschnitte für den
Export herstellen. Davon sind 11
berechtigt, ihre Waren in Länder der
Europäischen Union zu liefern.
D
ie Mitteilungen aus Brüssel, wonach auch
paraguayisches Rindfleisch in die EU geliefert werden können, sind allerdings als vorläufig zu betrachten. Es fehlt noch, so erklärt
Dr. Hugo Idoyaga als Vorsitzender der Tiergesundheitsorganisation SENACSA, die Erfüllung
einiger Vorbedingungen. Idoyaga nennt die
verschiedenen offiziellen Mitteilungen, Verhandlungen über einige Regelungen, deren
Protokollisierung und die dann folgende Übersetzung in die 24 Sprachen der EU. Idoyaga
schätzt, dass diese Vorarbeiten Ende April abgeschlossen sein könnten.
Nach verschiedenen Besichtigungen durch
Fachleute sind laut Idoyaga 11 der insgesamt
16 paraguayischen Kühl- und Schlachthäuser
für den Export in die EU zugelassen worden.
Diese sind Frigorífico Concepción, Frigochorti
in Loma Plata, Neuland I in Villa Hayes, Neuland
II in Mariano Roque Alonso, Frigochaco in Limpio, Agrofrío in Limpio, Frigomerc in Asunción,
IPSA in Asunción, Musa in Asunción, Guarani in
Fernando de la Mora und San Antonio in San
Antonio.
Für dieses Jahr ist eine neue Inspektion der
Anlagen durch Prüfer der Europäischen Union
vorgesehen. Idoyaga betont, dass die Ware
für die EU von 400 paraguayischen Rinderfarmen kommen muss, die wegen der von ihnen
eingeführten Rückverfolgbarkeit (durch Ohrenmarken) als geeignet angesehen werden.
Diese 400 Betriebe verfügen über einen Gesamtbestand von 1,5 Mio. Rindern.
Die nunmehr möglichen Lieferungen in die
EU werden als Hilton-Quote bezeichnet, für die
für Paraguay eine Gesamtmenge von 1.000 t
pro Jahr festgelegt wurde. Es handelt sich dabei
um einige ausgesuchte Rindfleischabschnitte.
Idoyaga erklärt, dass es auch Verhandlungen
gebe, um auch andere Fleischabschnitte nach
Europa liefern zu können. Er erklärt, dass es
nicht einfach sei, die harten Anforderungen
der europäischen Käufer zu erfüllen. Dass die
EU jetzt diese Lieferungen erlaube, sei ein Zeichen dafür, dass in Paraguay die Hausarbeiten
gut erledigt würden. Dies gebe den paraguayischen Rindfleischlieferungen einen guten
Ruf, einen gewissen „Status“, der in der Praxis
den automatischen Zutritt dieser Lieferungen
auch zu anderen Staaten ermögliche. Idoyaga nennt dabei als neue mögliche Kunden:
Schweiz, Südafrika, Iran, Algerien und andere
nordafrikanische Staaten.
Fallende Zinsen auch
in Paraguay
ASUNCION (UA) Weltweit sinken
die Leitzinsen und damit die Zinsen
für Einlagen und Kredite. Nach
Ansicht der Kammer paraguayischer
Geschäftsbanken ist dieser
Trend auch in Paraguay, wenn
auch gemäßigt, feststellbar.
K
ammervorsitzender Raúl Vera, ein ehemaliger Zentralbankpräsident, spricht
von sinkenden Zinsen für Kredite an landwirtschaftliche Produzenten. Diese Tendenz habe
im Februar 2014 begonnen, erklärt Vera, Gesunken seien Zinsen für Kredite in der Landeswährung Guarani und in US$. Allerdings sei in
den letzten Monaten feststellbar, dass die Zinsen für Dollarkredite leicht anzogen.
Diese Tendenz leicht fallender Zinsen sieht
Vera auch für das Jahr 2015, sofern die wichtigsten Wirtschaftsdaten – Geldmenge und
Entwicklung der Inflation – wie bisher verbleiben. Vera spricht von einer wahrscheinlich
geringeren Nachfrage nach Krediten für landwirtschaftliche Investitionen, nachdem international die Rohstoffpreise eine sinkende Tendenz
aufweisen. Er sieht allerdings weitere Nachfrage
nach Krediten, um die Lagerkapazität im Land
auszubauen. Es gebe größere Anbauflächen
bestimmter Getreidearten, erklärt Vera, aber
immer noch unzureichende Silo-Kapazitäten.
Als Ausnahme bei den heute sinkenden
Zinsen nennt Vera ausdrücklich die Sparte der
Kreditkarten, bei denen nach Beschluss der paraguayischen Zentralbank bis zu 57,92% Zinsen
pro Jahr berechnet werden können. Darüber
hinaus gehende Zinsen werden als vom Gesetz
verbotener Wucher betrachtet. Das hohe Zinsniveau ergibt sich aus der Unsicherheit, da es eine
bedeutende Anzahl von Kreditkartenbesitzern
gibt, die ihre Schulden nicht rechtzeitig bezahlen. Mit den genannten 57,92% ist der höchste
zugelassene Prozentsatz der letzten 10 Jahre
erreicht worden. Die Zentralbank hat den Leitzins in der dritten Marzwoche von 6,75% auf
6,5% gesenkt.
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N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 13
Wirtschaft
Geringerer Verbrauch
von Plastiktüten?
ASUNCION (UA) Eine Gesetzesvorlage
über den Verbrauch von Plastiktüten,
die besonders von Supermärkten
ausgegeben werden, wurde im
Parlament aus unbekannten Gründen
nicht rechtzeitig behandelt.
I
m Einklang mit der paraguayischen Verfassung galt diese Vorlage ab 16. März als angenommen. Diese Art der automatischen Befürwortung ergibt sich, wenn ein Text – meistens
aus Bequemlichkeit – von den Mitgliedern der
Legislative nicht innerhalb vorgeschriebener
Fristen auf die Tagesordnung gesetzt und befürwortet oder abgelehnt wird.
Der betreffende Text sieht eine Verringerung des Gebrauchs von Plastiktüten innerhalb
von 12 Monaten vor. Der Text sieht vor, dass
diese Tüten durch andere ersetzt werden könnten, die aus biologisch abbaubarem Material
bestehen. Fabrikanten der Plastiktüten fühlen
sich durch diesen Text geschädigt. Sie verfügten anscheinend nicht über ausreichende Kontakte im Parlament, um eine Behandlung und
mögliche Abänderung zu erreichen.
Der Text geht zur Inkraftsetzung ans Präsidialamt, könnte jedoch noch vom Staatspräsidenten mit seinem Veto belegt werden.
Goldschmuggel?
ASUNCION (UA) Weltweites
Aufsehen erregte eine Meldung
aus Argentinien am 15. März. Die
argentinische Grenzschutztruppe
(Gendarmería) fand bei Durchsuchung
eines aus Paraguay kommenden
Personenwagens unter dem Sitz
Goldbarren, deren Gesamtgewicht mit
ungefähr 25 kg angegeben wurde.
D
ie Goldbarren waren mit der eingedruckten Aufschrift „Zentralbank von Paraguay,
Jahr 1824“ versehen.
Erste Stellungnahmen aus Paraguay betonten sofort, dass es sich nicht um Zentralbankgold handeln könne, denn eine „Zentralbank“
gebe es in Paraguay erst seit 1952. In der Zentralbank wurde betont, dass die gesamten Goldreserven des Landes, ungefähr 260.000 Unzen
im Wert von ungefähr 360 Mio. US$, bei der
Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in
Bern eingelagert seien. In Asunción wird angenommen, dass es sich um in Pfandhäusern gesammeltes Gold handelte, das eingeschmolzen
und mit der irreführenden Aufschrift versehen
wurde, um in Sammlerkreisen möglicherweise
einen höheren Preis zu erzielen.
14
Sorgen um gerichtliche
Entscheidung gegen Petrobras
Lieferungen eingestellt, denn die Nichtzahlung
war ein Grund zum Vertragsrücktritt“, erklärt
der Rechtsanwalt der Petrobras S.A. Es erfolgte dann eine Klage der Compasa wegen durch
ASUNCION (UA)
die Nichtlieferung erlittener Schäden, bei der
Verschiedene paraguayische
schließlich die Petrobras Paraguay S.A. zu einer
Arbeitgebervereinigungen haben sich
Schadenersatzzahlung von 18 Mio. US$ verurbesorgt zu einem Urteil geäußert, das
teilt wurde.
Andere Beobachter erklären zu diesem Fall,
das Unternehmen „Petrobras Paraguay
dass es bedauerlich sei, dass man mit einem
S.A.“zu einer als überhöht empfundenen
Unternehmen mit ausländischem Kapital, das
Schadenersatzzahlung zwingt.
viel in Paraguay investiert habe, auf diese Weise umspringe. Das Unternehmen hat Berufung
ach bereits veröffentlichten Kritiken mehangekündigt.
rerer Organisationen hat auch die bekannte und respektierte Vereinigung christlicher
Unternehmer (ADEC) gegen das Urteil protestiert, mit dem in erster Instanz Petrobras Paraguay S.A. verurteilt wird, einer Asuncioner
Firma namens „Compasa“ eine Entschädigung
ASUNCION (UA) Vorschläge der
von 18 Mio. US$ zu zahlen. Der Vorsitzende der
Behörde zur Bekämpfung der
ADEC, Luis Fretes Schinini, erklärte: „Hier wird
wieder einmal sichtbar, dass Unternehmen, die
Geldwäsche SEPRELAD laufen darauf
im Land investieren, nicht mit einem Justizsyshinaus, die Besitzer aller Aktien
tem rechnen können, das ihnen rechtliche Siidentifizieren zu können. Die Behörde
cherheit gäbe.“ Schinini erklärt weiterhin, dass
möchte die Banken zwingen, von
bei großen Fällen es Aufsehen erregend sei,
ihren Kunden die Registrierung der
dass die paraguayische Justiz nicht gemäß der
Inhaberaktien und deren Hinterlegung
Strafprozessordnung, sondern eher gemäß der
bei der Bank zu verlangen.
verdächtigen Rücksicht auf riesige Entschädigungsbeträge handle. „So wird das Gesetz anie SEPRELAD-Vorschläge wurden wegen
gepasst, damit ein Urteil in einer bestimmten
als unklar empfundener Formulierungen
Richtung herauskomme, womit die Rechte der
Unternehmen außerordentlich beeinträchtigt derart verstanden, dass die Behörde über eine
werden. Dies bringt die Möglichkeiten des Gesetzesvorlage erreichen wollte, dass nur
Landes, Investitionen nicht nur von interna- noch Namensaktien erlaubt wären. Nach vertionalen, sondern auch von paraguayischen schiedenen Kritiken beeilte sich der VorsitzenInvestoren zu empfangen, in die Risikozone.“ de der SEPRELAD, Oscar Boidanich, zu erklären,
Schinini sprach dann von einer skandalös und dass es auch weiterhin Inhaberaktien geben
würde, dass allerdings deren Besitzer diese Aklächerlich hohen Entschädigungssumme.
Das umstrittene Urteil betrifft eine Ge- tien registrieren und bei einer Bank hinterlegen
schäftsbeziehung zwischen Petrobras Paragu- müssten.
Boidanich spricht in diesem Zusammenay S.A. und der Asuncioner Firma Compasa.
Petrobras Paraguay S.A. lieferte an Compasa hang von sehr strengen internationalen VorAsphalt. Die Geschäftsbeziehung lief einige schriften, die man umsetzen müsse. Nach seiJahre gut, bis dann die Compasa es unterließ, nen Worten ist Paraguay eines der wenigen
eine Rechnung über 247.000 US$ zu bezahlen. – wenn nicht das einzige – Land in Südamerika,
„Dann hat mein Mandant natürlich die Asphalt- das noch Inhaberaktien zulässt.
N
Nur noch Namensaktien?
D
N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 Wirtschaft
Die Maßnahmen der Registrierung der Inhaberaktien wird von Boidanich damit erklärt,
dass man nach internationalen Vorschriften
die Person identifizieren müsse, die den Nutzen aus dem Besitz dieser Aktien zieht, denn
es könne sich ja auch um Geldwäsche oder gar
um Finanzierung des Terrorismus handeln.
Nach Meinung der meisten Fachleute werden sich diese Vorschläge der SEPRELAD schon
in naher Zukunft in eine Gesetzesvorlage und
danach in ein Gesetz verwandeln. Allerdings
wird diese angestrebte Regelung von einigen
Marktteilnehmern als verfassungswidrig empfunden.
3) Anhebung des Steueraufkommens des Landes von heute 12% auf 14% im Jahre 2018; Hilfen für 10% der in Asunción in extremer Armut
lebenden Personen durch Verbesserung der
Sanitärversorgung.
Der paraguayische Finanzminister Santiago Pena betonte die ständige Bereitschaft der
Weltbank, dem Land mit Entwicklungskrediten
zu helfen. „Diese Strategie legt Handlungsrichtungen fest, die die Regierung durchführen
will. Es gibt dabei Maßnahmen, die in kurzer
Zeit in die Praxis umgesetzt, die aber sehr spürbar sein werden. Dies alles wird sich zum Wohle
der Bevölkerung auswirken.“
Weltbank stellt 1,1 Mrd.
US$ für Paraguay bereit
Auswirkungen
ASUNCION (UA) Die Schwierigkeiten
der Volkswirtschaften der großen
Nachbarländer Brasilien und
Argentinien werden zweifellos
Auswirkungen auf Paraguay haben.
ASUNCION (UA) Die Weltbank will
von 2015 bis 2018 insgesamt 1,1 Mrd.
US$ für Paraguay bereitstellen.
D
as tatsächliche Kreditvolumen, das auf
diese Weise ausgeschüttet werden kann,
soll von der wirtschaftlichen Entwicklung in
Paraguay abhängig sein. Einige Ziele der Finanzierung gab Weltbankdirektor Jesko Hentschel
an: 1) Unterstützung der Programme einer
landwirtschaftlichen Versicherung; 2) Erreichen eines Anteils von 50% der älteren Bevölkerung, der nach Weltbankvorstellungen ein
Sparkonto besitzen sollte (heute sind es 29%);
I
n Brasilien wird für 2015 ein Minuswachstum von -1,1% des Bruttoinlandsprodukts
erwartet. Nach den Einschätzungen aus dem
Nachbarland soll es dann 2016 wieder zu einem Wirtschaftswachstum von 0,6% kommen.
Gründe der Flaute sind eine relativ hohe Inflation und hohe Zinsen im Nachbarland, die zu einer Einschränkung des privaten Konsums führten. Der brasilianische Real hat in den letzten
Monaten um rund 20% abgewertet. Weiterhin
gibt es Rationierungen beim Energieverbrauch
und einen Skandal in der staatlichen ErdölOrganisation Petrobras, wobei von möglichen
Entlassungen und Stockungen bei den Lieferungen dieser Organisation gesprochen wird.
In Paraguay ist zu merken, dass brasilianische
Exporte mit dem abgewerteten Real leichter
ins Land gelangen, dass Exporte nach Brasilien
schwieriger geworden sind, und dass Brasilien
überdies versucht, mit der Begrenzung des
Einkaufs-Freibetrages für brasilianische Touristen den Grenzhandel von Paraguay in Richtung
Brasilien einzuschränken.
In Argentinien sieht sich die Industrie durch
die Abwertung des brasilianischen Real und
durch fehlende Anpassung des Peso-Kurses
beeinträchtigt. Per Ende Februar 2015 wurde
für die letzten 12 Monate ein Rückgang des
argentinisch-brasilianischen Handels um 21%
festgestellt. Das Handelsbilanzdefizit Argentiniens (für den Handelsaustausch mit Brasilien)
wurde in diesem Zusammenhang mit 154 Mio.
US$ angegeben. In Buenos Aires befürchtet
man eine Ausweitung der brasilianischen Rezession auf die Länder der Region.
In Paraguay sieht die Zentralbank wegen der
soliden wirtschaftlichen Entwicklung noch keinen
Grund, die Abwertungsbewegung der Währungen der Nachbarländer mitzumachen. Mit einer
Abwertung des Guarani würde man den Exporteuren helfen, aber anderen Sektoren Schaden
zufügen, heißt es in der Zentralbank. Dennoch ist
unverkennbar, dass es leicht steigende Devisenkurse und leicht sinkende Zinsen gibt.
Inland
Weitere KennzeichenKontrollen auf Fernstraßen
Mautzahlung ab 2016 in
beiden Richtungen
ASUNCION (UA) Die paraguayische
Fernstraßenpolizei, die sich
heute “Patrulla Caminera”
nennt, setzt das Anfang Februar
aufgenommene Kontrollprogramm
fort, um Kraftfahrzeuge ohne
Kennzeichen aufzufinden.
ASUNCION (UA) Das Ministerium für
öffentliches Bauwesen wird ab 2016
überall im Land in beiden Richtungen
eine Mautzahlung einziehen.
D
W
ährend im Februar die Kennzeichen mit
der Endnummer 1 kontrolliert wurden,
sind es im März die Kennzeichen mit den Endnummern 1 und 2. Die Kontrolle betrifft besonders die provisorischen Nummernschilder.
Im Verlauf des Monats Februar hat die Fernstraßenpolizei 1.016 Kraftfahrzeuge (darunter
auch Motorräder) aus dem Verkehr gezogen.
Die Geldstrafe liegt bei diesen Fällen bei 10
Mindestlohntagessätzen, was etwas mehr als
700.000 Guaranies ausmacht. Die Fahrzeuge
werden in abgezäunte Anlagen verbracht, wo
sie bis zur Abholung durch die Besitzer verbleiben. Während dieser Zeit sind sie meistens den
Einflüssen von Wind und Wetter ausgesetzt.
Die betroffenen Besitzer beklagen sich oft
über die in ihren Augen ungerechtfertigte Kontrolle. Sie verweisen auf lange dauernde Behördenvorgänge. Die Fernstraßenpolizei hält
dagegen, dass der Beginn dieser Kontrollen
rechtzeitig bekannt gegeben wurde.
N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 ies kündigte der Minister für öffentliches
Bauwesen, Ramón Jiménez Gaona, während eines „Arbeitsfrühstücks“ an. Nach seinen
Worten soll das jetzige Mautaufkommen von
jährlich 40 Mio. US$ auf ungefähr 100 Mio. US$
erhöht werden. Diese Summe benötige man,
versichert der Minister, um mit den Mauteingängen die Straßenreparaturen im ganzen
Land abzudecken. Die Mautgebühren, die
heute nur in einer Richtung kassiert werden,
waren erst im vergangenen Jahr kräftig erhöht
worden. Bis dahin waren sie allerdings jahrelang (ab 1998) unverändert geblieben.
Heute gibt es im Land 16 Mautstationen,
an denen die Fahrer halten müssen, um ihren
Obolus in bar an den in einer Kabine sitzenden
Kassierer zu geben. Weitere Stationen befinden
sich im Bau.
15
Inland
Viele Fälle sexueller
Übergriffe im Departement
Cordillera
Radarfallen für
Geschwindigkeitssünder
ASUNCION (DZ) Die Fernstraßenpolizei
(Patrulla Caminera) hat tragbare
Radargeräte erhalten, mit denen die
Geschwindigkeit vorbei fahrender
Fahrzeuge gemessen werden kann.
Die Kontrollen begannen am 3. März.
ASUNCION (UA) In der Statistik der
paraguayischen Staatsanwaltschaft
tauchen pro Jahr für das Departement
Cordillera ungefähr 120 Fälle sexueller
Übergriffe gegen Kinder auf. In
anderen Departements des Landes
sind es jährlich nur 3 oder 4 Fälle.
B
ei den Vorschriften ist zu beachten, dass
es auf den Fernstraßen des Landes auch
eine Mindestgeschwindigkeit gibt – 70 km/h.
Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 110 km/h
angegeben. Damit haben sich die Fahrer innerhalb dieser Spanne auf den Fernstraßen zu
bewegen, um nicht mit einer Geldstrafe belegt
zu werden.
A
uf den ersten Blick erscheint es fachkundigen Beobachtern unwahrscheinlich, dass
es eine derartige Unausgeglichenheit bei den
Zahlen zwischen verschiedenen Departements
des Landes geben könnte. Sie sprechen von
anderen Gründen, wobei sie auch ungenaue
und oft nachlässige Arbeiten im Bereich der
Statistik erwähnen.
Unbestreitbar ist auf jeden Fall, dass es
pro Jahr im Departement Cordillera, dessen
Hauptstadt Caacupé ist, rund 120 Anzeigen
wegen sexueller Übergriffe gegen Minderjährige gibt. Dazu kommt eine unbekannte Dunkelziffer, die von Fachleuten auf mindestens 8
Fälle pro erstatteter Anzeige geschätzt wird.
Diese Fachleute geben zur Erklärung an, dass
die Übergriffe sehr oft innerhalb der Familie
stattfinden, oft sei es der Vater, der seine eigenen Töchter nicht respektiere, wobei erschwerend hinzukomme, dass viele Familien oft in
einem einzigen Raum ihres Hauses schlafen.
Und dass die Mutter oft machtlos zusehen
Landkarte
NaTurismo
Erhältlich im Büro von
„DIE ZEITUNG“
Preis
1 6 55.000 GS
müsse und keineswegs es wagen könne, zur
Staatsanwaltschaft zu gehen. Erwähnt wird
in diesem Zusammenhang oft die „machistische“ Haltung paraguayischer Männer, aber
auch Drogen und Alkohol.
Im Chaco: Stoeckl
gewinnt Verfahren
ASUNCION (DZ) Der ehemalige
Gouverneur des Departements
Boquerón, Walter Stoeckl, der der
liberalen Partei angehört, hat ein von
ihm angestrengtes Verfahren gegen
den Departementsrat gewonnen.
S
toeckl war Gouverneur von 2009 bis 2013.
Seine Klage ging gegen den Departementsrat jener Legislaturperiode. Der Departementsrat stellt die Legislative eines Departements dar, die Exekutive ist der Gouverneur.
Der seinerzeitige Departementsrat hatte im
März 2013 die Rechnungslegung des Gouverneurs für das Jahr 2013 zurückgewiesen.
Stoeckl schritt daraufhin zur Klage. Stoeckl
wurde vorgeworfen, dass bei einem Haushalt
von 35,8 Mrd. Guaranies (7,5 Mio. US$) eine Investition von 847 Mio. Guaranies (178.000 US$)
nicht ausreichend belegt sei. Stoeckl bezeichnet diese Zurückweisung seiner Abrechnung
als ein politisches Manöver, da damals Wahlen
bevorstanden. Nach Ansicht Stoeckls war der
damalige Beschluss des Departementsrates
von Verfahrensfehlern geprägt. So habe der
damalige Ratsvorsitzende Ulrich Stahl, der
der Colorado-Partei angehört, nach Meinung
Stoeckls nicht mit abstimmen dürfen.
Daneben gab es weitere Sachargumente,
die Stoeckl geltend machte.
Der Finanzgerichtshof des Landes schloss
sich dieser Meinung an und urteilte, dass der
damalige Beschluss des Departementsrates
mehrere inhaltliche und Formfehler enthielt.
N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 Angeklagte: „Ich bin unschuldig“
ASUNCION (UA) Ein Verbrechen
im August 2011, in der Asuncioner
Nachbarstadt Fernando de la Mora,
erregte im ganzen Land Aufsehen.
A
ngeklagt ist Marilyn Michel Eberhardt, die
nach Angaben der Staatsanwaltschaft als
Auftraggeberin beim Mord an ihrer eigenen
Schwester, Evelin Michel, auftrat. Die Angeklagte wehrt sich: „Ich habe niemals einen Plan erdacht, um meine eigene Schwester umzubringen. …Man wird meine Unschuld feststellen.“
Die Angeklagte soll einen Polizeibeamten
bezahlt haben, um den Auftragsmord durchzuführen. Sie betont, dass ihre ermordete
Schwester möglicherweise Verbindungen ihres
Arbeitgebers, eines ehemaligen Lebenspartners der Angeklagten, zum Drogenhandel erkannte und deshalb zum Schweigen gebracht
wurde.
Wieder Auftragsmord an
Journalisten im Osten
ASUNCION (DZ) Ein bekannter
Rundfunkjournalist, Gerardo Severino
Servián, wurde am 5. März an der
Grenze zu Brasilien, nahe der Stadt
Pedro Juan Caballero ermordet.
D
er Journalist wohnte mit seiner brasilianischen Ehefrau in der brasilianischen
Stadt Ponta Porá, die Pedro Juan Caballero
gegenüber liegt. Der Mord erfolgte auf brasilianischem Territorium, als der Journalist per
Motorrad in Richtung seines Arbeitsplatzes
in der Nähe von Pedro Juan Caballero fuhr.
Er wurde, so weit dies bisher bekannt wur-
Inland
de, von einem anderen Motorrad überholt,
dessen Mitfahrer auf dem Soziussitz das
Feuer eröffnete. Nach vorläufigen Berichten
wies der Leichnam des Journalisten mehr
als 6 Einschüsse auf. Die Mörder verschwanden unerkannt.
Wenn auch bisher keine offiziellen Angaben zu den Gründen des Mordes veröffentlicht wurden, gehen viele Beobachter doch
davon aus, dass im Hintergrund unbequeme Rundfunkberichte über Drogenhandel
und andere illegale Machenschaften in der
Grenzzone stehen könnten.
kaufsbeleg ausstellen kann, beispielsweise ein ambulanter
Besenverkäufer. Voraussetzung ist dabei,
dass der Verkäufer
nicht als Steuerzahler im Finanzministerium eingeschrieben
ist und dass der Betrag der Höhe nach
glaubhaft erscheint.
Da mit diesen „autofacturas“ viel Missbrauch
getrieben
wird, werden derartige
Kostenbelege
vom Finanzministerium meist mit Misstrauen angesehen.
Gericht verurteilt Toten
ASUNCION (DZ) Nach
Medienberichten ist es im
Zusammenhang mit den Fehlern,
die bei Grundstücksangelegenheiten
auftreten können, zu einem
Aufsehen erregenden Urteil
gekommen, mit dem die
Herausgabe eines Grundstücks in
Ostparaguay angeordnet wird.
I
n dem Fall verklagte im Jahr 2013 Enrique
Sarubbi seinen Schwiegervater, Feliciano Duarte, auf Herausgabe einer Immobilie
von 20 ha im Distrikt Minga Guarú. Feliciano Duarte, eine während der Zeit des Alleinherrschers Alfredo Stroessner bekannte
Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, starb
allerdings schon im Jahr 2000, was dem
Schwiegersohn wohl entgangen war.
Auch das Gericht fand, den Medienberichten zufolge, nicht heraus, dass der Angeklagte bereits tot war. Ihm wurden Zustellungen
per Gerichtsboten überbracht, die anscheinend von der Witwe kommentarlos in Empfang genommen wurden. Da niemals eine
Antwort kam, erklärte das Gericht den Angeklagten als nicht erschienen, was die Fortführung des Verfahrens ermöglichte, denn sonst
hätte man dem Angeklagten sein von der
Verfassung fest gelegtes Recht auf Anhörung
einräumen müssen.
Dann erschien, so heißt es in den Medien,
die Witwe des Angeklagten vor Gericht und
erklärte, dass sie dem Verfahren zustimme,
womit sie anscheinend ihren Schwiegersohn
begünstigte. Sie erzählte dem Richter aber
nicht, heißt es, dass der Angeklagte schon
lange tot war.
Grundlage des Verfahrens war ein privatschriftlich aufgesetzter Verkaufsvertrag, der
nicht ins Grundbuch eingetragen wurde.
Nach dem Grundbuch ist der rechtmäßige
Eigentümer eine Firma namens HB S.A., die
sich jetzt dagegen wehren muss, dass der
Schwiegersohn nach dem für ihn günstigen
Urteil sofortige Räumung verlangt.
Ayoreos gegen
Nichtregierungsorganisationen
ASUNCION (UA) In einer Verlautbarung
hat die „Union paraguayischer
Ayoreo-Eingeborener“ (UNAP) drei
Nichtregierungsorganisationen
beschuldigt, im Namen der Ayoreos
Geld von ausländischen Spendern
zu empfangen, ohne diese Mittel zu
Gunsten der Ayoreos zu verwenden.
D
ie in der Verlautbarung genannten Nichtregierungsorganisationen sind „Iniciativa
Amotocodie“, „Sobrevivencia“ und „Alter Vida“.
„Die benutzen den Namen (der Ayoreos), um
weiterhin die internationale Zusammenarbeit
auf Kosten des Ayoreo-Volkes auszunutzen“
heißt es in der Verlautbarung, die von 10 anerkannten Häuptlingen der verschiedenen
Stämme unterschrieben wurde.
Bei den anerkannten Häuptlingen handelt
es sich um vom Stamm gewählte Personen,
die vom Ureinwohnerinstitut INDI anerkannt
werden müssen. Die Nichtregierungsorganisationen sollen, so beklagt Häuptling Daniel
Picanerei von der UNAP, eine Spaltungspolitik
innerhalb der Indianerbevölkerung betreiben, indem sie eigene Kandidaten aussuchen
und bevorzugen, nicht aber mit der UNAP zusammenarbeiten.
In der Verlautbarung heißt es: „Diese Politik
der Arbeit spaltet das Ayoreo-Volk, indem nur
ein Sektor gefördert wird. Diese Nichtregierungsorganisationen benutzen einige Häuptlinge, die aber nicht echt sind, und damit versuchen sie ihren Namen vor der Gesellschaft
zu reinigen. Aber die sind schon beschmutzt.
Seit vielen Jahren benutzen die ‚autofacturas’
für ihre Abrechnungen.“
Die so genannte „Autofactura“ ist in Paraguay ein Eigenbeleg, der nur im Ausnahmefall verwendet werden darf, wenn etwa
ein Verkäufer keinen formal korrekten VerN r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 Im Sozialvorsorgeinstitut
IPS geht es rund
ASUNCION (DZ) Nach einer
Untersuchung durch verschiedene
Medien stellte sich heraus, dass
eine anscheinend hohe Anzahl
von Angestellten beim staatlichen
Sozialvorsorgeinstitut IPS jeden
Morgen bis zu ihrem Arbeitsplatz
kommen, ihre Karte in die Stechuhr
einführen, dann aber sofort das
Gebäude mit unbekanntem
Ziel wieder verlassen.
D
er Präsident des IPS, Benigno López,
ein ehemaliges Mitglied des Zentralbankvorstands, begrüßt im Prinzip diese
Pressekampagne, da sie ihm helfe, in dieser großen Organisation für Ordnung und
Disziplin zu sorgen. Er erklärt, dass es leider
wahr sei, dass ein hoher Prozentsatz der
16.000 IPS-Angestellten jeden Tag die Zeit
an der Stechuhr abstempelt, dann aber mit
unbekanntem Ziel verschwindet.
López erklärt, dass die Mehrheit dieser
abwesenden Mitarbeiter im so genannten „Call Center“ beschäftigt ist. Über das
Call Center sollen Versicherte ihre Termine
für ihre ärztlichen Untersuchungen bekommen, aber nach vielfach zu hörender
Meinung funktioniert dieses System nur
mangelhaft. López spricht von internen Untersuchungen und von Nichtverlängerung
der Zeitkontrakte dieser Mitarbeiter.
Das IPS beschäftigt insgesamt 16.000
Mitarbeiter, viele davon mit zeitlich begrenzten Kontrakten. Die Gesamtsumme
der vom IPS monatlich gezahlten Gehälter
beläuft sich auf rund 25 Mio. US$.
17
Inland
Lehrer und Schüler
erstmals bei
Sinfoniekonzert
ASUNCION (DZ) Im Verlauf des Jahres
2014 unternahm das „Nationale
Sinfonieorchester“ eine Rundreise
durch Vorstädte der Landeshauptstadt,
um interessierten Lehrern und
Schülern die Musik nahe zu bringen.
D
ie Konzerte wurden in Asunción selbst
und in einigen umliegenden Städten organisiert.
Bei jeder Aufführung war eine Mitarbeiterin beauftragt, die anwesenden Lehrer und
deren Schüler zu befragen. Das Ergebnis ist
eine Statistik, deren Daten jetzt veröffentlicht
wurden.
Nach dieser Statistik sagten in den umliegenden Städten, besonders in San Lorenzo
und Nemby, 95% der befragten Schüler und
auch die Lehrer aus, dass sie noch niemals in
ihrem Leben bei einem Sinfoniekonzert gewesen waren.
Eine ähnliche Rundreise plant das Nationale Sinfoniekonzert unter der Leitung von
Juan Carlos Dos Santos ab April dieses Jahres. Es sollen dabei nicht nur Asunción und
umliegende Städte, sondern auch Städte des
Inlands besucht werden.
Landwirtschaft
Cruz“ verbunden ist. Diese Brücke hat dazu
beigetragen, dass Encarnación heute ein
beliebtes Ziel von Touristen aus Argentinien
und anderen Ländern ist. In der Stdt gibt es
54 Hotels mit rund 3.600 Betten.
Die Feierlichkeiten begannen bereits am
18. März im städtischen Kunstzentrum. Weiter ging es am 20. März mit einer Parade, bei
der verschiedene Vereinigungen der Einwanderer und deren Nachkommen in Originaltrachten zu sehen waren. Ein weiteres wichtiges Ereignis, das von vielen Bürgern als
bedeutend empfunden wird, war der Transport des aufbewahrten Herzens des von
Indianern ermordeten Gründers der Stadt,
Roque González de Santa Cruz, der heilig
gesprochen wurde und nach dem die Brücke
über den Paraná benannt ist. Das Herz, anscheinend nach rund 400 Jahren noch recht
gut erhalten, wurde in die Hauptkirche von
Encarnación gebracht. Der damalige Missionar hatte die Stadt am linken Ufer des Flusses
gegründet, also am heutigen argentinischen
Ufer, bei der Stadt Posadas. Es kam dort zu
Angriffen brasilianischer „Bandeirantes“ und
feindlicher Indianer, so dass die noch kleine
Missionsstation an das rechte Ufer verlegt
wurde.
Am 22. März gab es eine Parade des paraguayischen Militärs und es gab auch einen
Zug der Künstler von Encarnación, die sich
ihrem Publikum auf der bekannten Uferstraße zeigten.
Weitere Veranstaltungen sind für alle Tage
bis zum 28. März geplant.
Encarnación ist 400 Jahre alt
ENCARNACION (DZ) Die
südparaguayische Stadt Encarnación
wurde offiziell am 25. März 1615
gegründet. Die 400-Jahrfeier der
Stadt wird festlich begangen.
D
ie Stadt, auch als „Perle des Südens“ bezeichnet, ist die am weitesten im Süden
gelegene Stadt Paraguays. Sie hat heute schätzungsweise (genaue Zahlen sind nicht erhältlich) 145.000 Bewohner. In ihrem Ursprung
sind die Bewohner eine bunte Mischung, da
Einwanderer aus mehreren nordeuropäischen
Ländern sich hier niedergelassen haben. Die
große Kraft der Assimilierung, die das Leben in Paraguay auf Einwanderer und deren
Nachkommen ausübt, hat dazu geführt, dass
heute, nach wenigen Generationen, die Bewohner als Tereré trinkende und oft auch
Guarani sprechende Paraguayer wahrgenommen werden. Die Stadt ist heute ein Zentrum
für umliegende weite Produktionsgebiete, in
denen Getreide und andere Feldfrüchte angebaut werden. Gegenüber liegt, auf der argentinischen Seite des Grenzflusses Paraná, die
Stadt Posadas, die mit Encarnación über eine
Brücke namens „San Roque González de Santa
18
Britische Experten
helfen bei
Partisanenbekämpfung
ASUNCION (UA) Nach Aussage des
Kommandeurs der paraguayischen
Streitkräfte, General Luis Garcete,
sind britische Experten im Land, um
den paraguayischen Streitkräften
im Kampf gegen die irreguläre
Partisanegruppe EPP zu helfen.
N
ach vorliegenden – unbestätigten – Angaben sind diese Experten als Ausbilder
tätig, die besonders bei Aufgaben der Informationsbeschaffung helfend eingreifen
sollen. Nach den Worten des General Garcete treten sie als Lehrkräfte bei Kursen auf,
die im Gebäude des Oberkommandos der
Streitkräfte durchgeführt werden. Es sei jedoch nicht ausgeschlossen, war von einigen
Fachleuten zu hören, dass sich einige der
britischen Experten bis in das Operationsgebiet des EPP im Norden der paraguayischen
Ostregion begeben, um vor Ort helfend einzugreifen.
N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 Saudi-Arabien autorisiert
Fleischexporte
ASUNCION (UA) Das Königreich SaudiArabien hat in einem ersten Schritt den
Export lebender Tiere (von Paraguay
nach Saudi-Arabien) autorisiert.
Es fehlt noch die Genehmigung für
Rindfleischlieferungen in Containern.
H
eute kann Paraguay lebende Rinder und
Ziegen in jenes Königreich liefern. Diese
Möglichkeit wurde jedoch bisher nicht wahrgenommen. Als nächster Schritt, der in naher Zukunft erwartet wird, gilt die Genehmigung für
Rindfleischlieferungen. Paraguayische Exporteure betonen, dass sie auf die Ankündigung
warten, um sofort die Lieferungen in jenen als
wichtig bezeichneten Markt aufzunehmen.
Mais gewinnt gegen Mandioka
ASUNCION (UA) Das in vielen
industriellen Vorgängen benötigte
Stärkemehl wird in Paraguay
traditionell aus der Mandioka
gewonnen. Heute scheint das aus
Mais gewonnen4e Stärkemehl
mehr nachgefragt zu werden.
B
ei der Mandioka scheint sich schädlich
auszuwirken, dass das bedeutende Käuferland Brasilien heute über ausreichende eigene Ernten verfügt. Dies erschwert den Export
von Mandioka-Stärkemehl; die Preise fallen.
In Paraguay gibt es 15 Fabriken, die sich auf
die Gewinnung von Stärkemehl aus der Mandioka spezialisiert haben, und die sich heute
vor Schwierigkeiten sehen. Es gibt Angaben,
wonach in Vaquería (nördlich von Caaguazú)
6.000 t Mandioka auf Lager liegen und nicht
verkauft werden können. Auch sei die Produktion von Mandioka-Stärke im Departement
Alto Paraná gestiegen, was weiterhin zu den
fallenden Preisen beitrug. Der Geschäftsführer
einer Stärkefabrik in Campo 9, Enrique Thiessen, erklärt: „Das schmerzt uns. Die Bauern sind
mit Eifer beim Anbau, denn 2014 gab es gute
Preise. Aber jetzt können wir ihnen keinen guten Preis anbieten.“
Andere Fachleute betonen, dass im Jahr
2013 ein Preis von 700 US$ für die Tonne Mandioka-Stärke gezahlt wurde. Heute zahlten
die ostasiatischen Käuferländer nur 425 US$ /
t; und in Brasilien zahlten die Kunden nur 400
US$ / t.
Parallel zu dieser ungünstigen Entwicklung
haben mehrere Betriebe auf die Stärkegewinnung aus Mais umgestellt. Die Mais-Stärke
scheint international bessere Preise als die
Mandioka-Stärke zu erzielen. In diesem Zusammenhang steigt auch der Anteil des industriell
Landwirtschaft
veredelten Maises, der in Paraguay geerntet
(und veredelt) wird. 2014 lag der Export von
Mais-Stärke etwas gleichauf mit dem Export
von Mandioka-Stärke, wird erklärt, von beiden
Stärke-Sorten habe Paraguay im vergangenen Jahr jeweils 16.000 t exportiert. Im Jahr
2013 wurde in Paraguay Mais auf etwa 1 Mio.
Hektar angebaut. Diese Oberfläche ging 2014
auf 650.000 ha zurück. Auf diesen 650.000 ha
konnte man im vergangenen Jahr eine Gesamtmenge von 2,75 Mio. t Mais ernten.
Mutmaßliches „Umweltdesaster“
mit toten Hirschen
ASUNCION (DZ) Nach Auffinden zweier
toter Hirsche, die mutmaßlich nach
einer Besprühung von Reisfeldern
mit Glyphosat starben, ergeben sich
Zweifel an ersten Berichten eines
Stadtratsmitglieds der Stadt Villa
Oliva im südwestparaguayischen
Departement Neembucú.
I
n einer ersten Anzeige war von 5 toten Hirschen gesprochen worden. Gefunden wurden lediglich zwei schon stark zersetzte Tierkadaver, deren Untersuchung nach Ansicht
einiger Fachleute nicht mehr möglich war. Das
Stadtratsmitglied, das diese Anzeige an die Öffentlichkeit brachte, handelte nach Ansicht des
in der Nähe arbeitenden Reisproduzenten Ignacio Heisecke aus innenpolitischen Rücksichten, da er bezüglich der kommenden Bürgermeisterwahl im Land als Gegner des jetzigen
Bürgermeisters von Villa Oliva auftrete.
Heisecke ist Nachkomme eines kaiserlich
deutschen Konsuls, der gegen Ende des 19.
Jahrhunderts in Asunción das Deutsche Reich
vertrat.
Der Produzent betont, dass die Tierkadaver
8 km von seiner Anlage gefunden wurden. Er
sei im Augenblick mit der Bodenvorbereitung
von 150 ha für den Reisanbau befasst. Dabei sei
dreimal Glyphosat in geringer Dosis – 2,5 Liter
pro Hektar – versprüht worden. Kein anderes
Tier, Vögel und Schafe, in der Umgebung sei
davon geschädigt worden. Seine Anlage habe
die notwendigen Umweltlizenzen erhalten, erklärte Heisecke.
Die Tiergesundheitsbehörde SENACSA entsandte am 12. März mehrere Fachleute nach
Neembucú, um der Anzeige nachzugehen.
Erste Berichte dieser Fachleute sprechen ebenfalls davon, dass keine anderen von der Besprühung geschädigten Tiere gefunden wurden.
In Paraguay ist die Fläche des Reisanbaus in
den letzten 5 Jahren von ungefähr 50.000 ha in
den Jahren 2008 und 2009 auf 152.600 ha im
Jahr 2014 gestiegen. Diese Daten wurden mit
Hilfe von Satellitenaufnahmen ermittelt. Die paraguayische Reisernte wird heute auf 870.000 t
geschätzt. Das Umweltsekretariat hat ab August
2014 für den Bereich des Flusses Tebicuary aus
wasserwirtschaftlichen Gründen neue Reispflanzungen für die nächsten zwei Jahre verboten. Langfristig glauben Fachleute, dass sich der
Reisanbau auf 1 Mio. Hektar ausweiten könnte.
Geldhahn zugedreht
ASUNCION (UA) Die „Nationale
Kleinbauernvereinigung“ (FNC) hat
Anfang März in einer nur wenig
beachteten Protestveranstaltung
landwirtschaftliche Produkte
vor dem Gebäude des
Landwirtschaftsministeriums auf
die Straße gelegt. Die Kleinbauern
planen ihren schon traditionellen
Protestmarsch in Asunción, der am
25. und 26. März stattfinden soll.
D
ie Vereinigung gilt als wichtigster Bestandteil einer neuen politischen Partei, die sich
„Paraguay Pyahurá“ (Neues Paraguay) nennt.
Diese Partei, die dem linken Flügel des politischen Spektrums zugerechnet wird, wollte
durch die kleine Demonstration ihre Opposition zur Politik des Landwirtschaftsministers Jorge Gattini deutlich machen. Die Kleinbauern
legten kleinere Mengen von Zuckerrohr, Kürbissen und Zwiebeln auf die Straße. Ein Exponent der FNC erklärte: „wir haben das Ergebnis
N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 mitgebracht: Mandioka, Baumwolle, Zuckerrohr und Tomaten. Und wir haben das vor dem
Ministerium abgelegt, um darauf aufmerksam
zu machen, dass die Politik die kleinen bäuerlichen Produzenten und die Arbeiter im Stich
lässt. Die sind nur für die Großunternehmer
da!“ Weiterhin wurde erklärt, dass die FNC bei
dem Protestmarsch am 25. und 26. März mit
weiteren Bevölkerungsgruppen einen „demokratischen Volkskongress“ einrichten möchte.
Es sei dies „ein Werkzeug der Konfrontation zu
antinationalen und gegen das Volk gerichtete
Privatisierungsplanungen“.
Landwirtschaftsminister Gattini erklärte
zu dieser Demonstration, dass es sich nicht
um bäuerliche Produzenten, sondern um Parteigenossen der Partei „Paraguay Pyahurá“
handle. „Das sind doch keine Kleinbauern, das
sind Parteigenossen!“ Im Zusammenhang mit
der feindlichen Haltung der FNC beschuldigte
der Minister diese Organisation, dass sie keine Rechnungslegung über 6 Mrd. Guaranies
(1,26 Mio. US$) gegeben habe, die ihr zwecks
Produktion von Baumwollsaatgut übergeben
wurden. „Das Problem ist dabei, dass die heute
keine Staatsknete mehr bekommen. Das Ministerium gibt diesen Organisationen heute kein
Bargeld mehr. Es (das Ministerium) vergibt allerdings Entwicklungsplanungen, und in diesem
Bereich arbeiten wir mit denen zusammen. Mit
den 1,26 Mio. US$ haben die Kleinbauernorganisationen lediglich Baumwollsaatgut für 124
Hektar produziert, wie der Minister angab. Auf
Grund dieser Geldvernichtung gebe es heute
kein Geld mehr für die Führungsriege der FNC.
19
Serie
I
m Rahmen der Serie von Berichten deutscher
Einwanderer und Schulkinder, die in den Jahren 1937 und 1938 zwecks späterer Veröffentlichung durch die Deutsche Schule in Asunción
gesammelt wurden, veröffentlichen wir heute
einen Bericht von Ottilie Mozjoukine aus Villarrica, Estación. Die Berichte konnten wegen des
Krieges nicht mehr veröffentlicht werden. Die
Veröffentlichung in Buchform erfolgte durch
Herrn Viktor Martens erst 1997.
Glauben und Aberglauben
Tief wurzelt Aberglaube in dem paraguayischen Volk und kommt oft in sonderbaren religiösen Handlungen zum Ausdruck. Alles, was
mit dem Tode zusammenhängt, erfüllt sie mit
ängstlicher Scheu. Besonders ist ein gewaltsamer Tod en Anlass zu schauerlichen Glauben.
Der Ort, an dem ein Unglück geschehen ist,
wird immer mit einem Holzkreuz bezeichnet,
an dem keiner vorbeigeht, ohne den Hut abzunehmen. Manche bringen meilenweit einen
Stein her, so dass solche Marterl meistens umgeben sind von großen und kleinen Steinen.
Immer sind ein paar Blumen darangesteckt und
in einer kleinen Windlaterne brennt ein armseliges Kerzchen. Jährt sich das Unglück oder ist
der Namenstag des Ermordeten, denn meistens
handelt sich’s um einen solchen, und war der Ermordete ein guter Mensch, dann wird ein Fest
bei dem „Curuzú“ gefeiert.
Noch eine andere, rührende Sitte haben sie
bei diesen Kreuzen. Da hat irgend einer etwas
auf dem Herzen, einen Wunsch, der eigentlich
nur durch ein Wunder in Erfüllung gehen kann,
so macht er einem solchen Kreuz eine „promesa“. Er verspricht ihm Kerzen oder Geld, wenn
sein Wunsch in Erfüllung geht. So hat mancher
Soldat im Chacokriege einem von diesen als besonders wundertätigem Kreuz sein letztes Geld
versprochen, wenn er gesund aus dem Krieg
nach Hause käme. Da kommt man an einem
Kreuz vorbei, im tiefen Urwald an einem einsamen Karretenweg. Von weitem sieht es aus wie
ein kleines Häuschen, denn es steht unter einem Dach. Viele große und kleine Steine umgeben es. Blumen, frische wilde, und vertrocknete
von weit her, wo mögen sie aufgeblüht sein,
schmücken das schlichte Kreuz. Und, auf einem
größeren Stein, sorgsam mit einem kleineren
Stein beschwert, liegen funkelnagelneue 50oder 100-Peso-Scheine. Was geschieht mit dem
Geld? Das ist das Rührende, ein ungeschriebenes Gesetz erlaubt es dem, der in größter Not
sich befindet, das Geld zu nehmen. Und dann,
nur dann wird einer es wagen, denn dann hat
er ein Recht dazu. Denn was für eine fürchterliche Strafe würde den treffen, der sich ohne Not
an dem Geld vergreift? Es würde ihm schlimm
gehen, denn der Geist des Verstorbenen würde
ihn finden.
Die Seele eines Mörders oder Selbstmörders findet keine Ruhe. Besonders des Nachts
sieht man weiße Gestalten an den Orten, an
denen solch ein Unglück geschehen ist. Und
keiner von der Landbevölkerung wird allein
des Nachts an solch einen Ort sich wagen. Man
erzählt von einem seltsamen Fall, der auf einer
Estancia passierte. Da war allen Gauchos eine
Stelle bekannt, an der es unheimlich sein sollte.
Bei Nacht daran vorbeizureiten war sehr gefährlich. Denn dort war vor langer Zeit einmal einer
gehängt worden und noch immer geisterte die
Seele des Erhängten dort des Nachts und versuchte einen anderen durch dieselbe Art ums
Leben zu bringen. Der Sohn des Estancia-Besitzers hörte diese Geschichten mit leisem Gruseln zwar, aber er lachte die Leute aus und er
versuchte sie zu überzeugen, dass alles Unsinn
sei. Er hatte in der Stadt die Schule besucht und
war längst über diese Märchen weg. Die alten
Gauchos aber ließen sich nichts ausreden. Um
nun zu beweisen, dass wirklich nichts an der Sache wahr sei und um seinen Mut zu zeigen, ritt
er noch in derselben Nacht los.
Es war stockdunkel, aber er kannte den Weg
zu der Stelle und fühlte keine Furcht. Sonderbar nur, je näher er der verrufenen Stelle kam,
je unheimlicher wurde ihm. Er wusste, es war
nur der Wind, der in den Bäumen rauschte,
dennoch zog er fröstelnd den “Poncho“ dichter um sich und trieb sein Pferd an. Da schien
ihm, als zöge ihn etwas hinten am Poncho.
Eiskalt überlief es ihn, er wagte nicht sich umzusehn, sondern gab dem Pferd die Sporen.
Doch nur deutlicher fühlte er das Ziehen, der
Hals wurde ihm beinah zugeschnürt. Zu noch
schnellerem Lauf spornte er das Tier an, aber
der Griff an seinem Halse wurde nicht lockerer, es drückte, drückte. Verzweifelt wehrte
sich der junge Mann, der Atem verging ihm,
zuletzt stürzte er von dem schaumbedeckten
Pferd, das zitternd stehen blieb. Die Peone,
als einige Stunden vergangen waren, gingen,
nichts Gutes ahnend, auf die Suche ihres jungen Herrn. Er hing zwischen dem Poncho, der
sich auf unerklärliche Weise unter den Sattel
geschoben hatte, mehr und mehr, je schneller der Ritt wurde. Die erregte Phantasie hatte
den Ärmsten eine kalte Hand spüren lassen,
die Angst und das Grauen hatten ihm die Besinnung geraubt. So zahlte er seinen Übermut
mit dem Leben.
Acta Diurna
In jeder Ausgabe wollen wir jeweils einen
oder mehrere Artikel aus dem Blog „Acta
Diurna“ des bekannten Schriftstellers
und Journalisten Michael Klonovsky,
mit dessen freundlicher Genehmigung,
veröffentlichen. Die Texte, die interessante,
oft noch unbekannte Aspekte zu aktuellen
Themen erschließen, erscheinen jeweils mit
der Datumsangabe ihrer Veröffentlichung.
dene Recht nehmen, an der Zukunft ihres Landes Interesse zu zeigen und Sorge zu tragen,
dass sich Ausländer, die ihre Rechnungen selber
bezahlen wollen, auch künftig in Deutschland
wohlfühlen.
Der Wiener Kabarettist Alfons Proebstl vergleicht die Situation in Kein-schöner-Land-indieser-Zeit trefflich mit „einer Gartenparty, bei
der ein vierhundert Kilo schwerer Berggorilla in
der Hollywoodschaukel sitzt, aber keiner darf
darüber reden. Einer der Gäste tut es schließlich
doch und wird mit den Worten gerüffelt: ‚Ruhe,
25. Januar 2015
sonst knallt’s‘!“
Und jetzt knallt‘s eben – hoffentlich.
Es wird immer dümmer: Nun erklärt Außenminister Steinmeier, die Pegida-Demonstranten
21. Januar 2015
– das heißt also, jener ausländerfeindliche Popanz, den unter anderem seine Parteigenossen
Spiegel online meldet: „Die KZ-Gedenkstätte
aus den Bürgerrechtlern und ihren maßvollen
Buchenwald will der AfD nicht genehmigen,
Forderungen gemacht haben – beschädigten
zum Holocaust-Gedenken einen Kranz niederdas Ansehen Deutschlands im Ausland. Dabei
zulegen. Der Grund: Die von der AfD gewünschist es seine Aufgabe als Außenminister, seine
te Inschrift des Kranzes. Sie soll sich an alle ‚Opfer
Gesprächspartner darüber aufzuklären, dass
des Konzentrations- und Speziallagers Buchensich zu Dresden nur brave Bürger das bescheiwald‘ richten. Damit wären nicht nur Häftlinge
20
N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 der Nationalsozialisten, sondern auch nach dem
Krieg internierte NS-Verbrecher eingeschlossen.“
Wieviel NS-Verbrecher mögen in Buchenwald nach 1945 interniert gewesen sein? Im Juli
1990, nachdem an verschiedenen Orten in der
Noch-DDR Massengräber mit Lageropfern aus
den Jahren nach 1945 entdeckt worden waren,
veröffentlichte das sowjetische Innenministerium eine Denkschrift über die sogenannten
Speziallager in der Sowjetischen Besatzungszone. Zwischen 1945 und 1950 seien insgesamt
122671 Deutsche dort eingesperrt gewesen,
von denen 45262 wieder auf freien Fuß gesetzt
wurden; 42889 Häftlinge seien verstorben,
12770 in die UdSSR und 6680 in Kriegsgefangenenlager verbracht, 14202 Internierte den ostdeutschen Behörden übergeben und 756 durch
Militärtribunale zum Tode verurteilt worden.
Die Exaktheit der Zahlen suggeriert eine Exaktheit des Zählens, die in den Wirren des deutschen Zusammenbruchs unmöglich war und
historisch nicht zu halten ist; die Schätzungen
westlicher Historiker lagen bei den Gefangenen-
Acta Diurna
und Opferzahlen ca. um ein Drittel höher (heute
werden nach dem allseits geschätzten Muster
deutsche Opfer eher nach unten gerechnet, Opfer der Deutschen eher nach oben). Aber das ist
nebensächlich, weil bereits aus den offiziellen
sowjetischen Angaben ersichtlich wird, dass die
Wahrscheinlichkeit, in Jamlitz, Ketschendorf,
Bautzen, Sachsenhausen oder Buchenwald einen
NS-Verbrecher anzutreffen, um ein Vielfaches geringer war als die, in der Redaktion von Spiegel
online auf einen ideologisch gorlebenreif kontaminierten Tendenzjournalisten zu stoßen. In der
Denkschrift steht denn auch schwarz auf weiß:
„Die Anzahl der Deutschen, die wegen ihrer Verbrechen zum Tode verurteilt wurden, betrug 0,6
Prozent der Häftlinge in den Sonderlagern.“ Und
bei den in die UdSSR „Verbrachten“ handelte es
sich in der Regel um Spezialisten, die man dort
für den Wiederaufbau gebrauchen konnte.
Während die meisten Überlebenden 1950
freikamen, verurteilte die DDR-Justiz während der berüchtigten Waldheimer Prozesse
im selben Jahr 3442 einstige Lagerhäftlinge in
Schnellverfahren zu summarischen Haftsstrafen
im üblichen zweistelligen Bereich und 32 zum
Tode. Damit sollten die Lager nachträglich als
irgendwie doch der Entnazifizierung gedient
habend legitimiert werden. Die Prozesse waren
eine Farce, gegen die unter anderem Thomas
Mann mit einem Brief an SED-Chef Ulbricht protestierte; wie die meisten Lagerhäftlinge hatten
auch die meisten der symbolisch Abgeurteilten
wenig auf dem Kerbholz (wenn ihnen tatsächliche Kriegsverbrecher in die Hände kamen,
schafften die Russen sie stracks gen Osten und
stellten sie vor Militärtribunale). In den SowjetLagern auf deutschem Boden saßen, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, kleine Fische, Mitläufer, zahlreiche der „Werwolf“-Mitgliedschaft
verdächtigte Jugendliche, aber auch zunehmend Gegner der kommunistischen Umgestaltung Mitteldeutschlands: Bürgerliche, Liberale,
Sozialdemokraten, Adlige, Angehörige der alten
Funktionselite, sogar abtrünnige Kommunisten. Diese Lager dienten weit weniger der Entnazifizierung als vielmehr der Sowjetisierung
des Landes, was sich leicht daran erkennen ließ,
dass die Sowjets wenig Interesse zeigten, gegen
ihre Häftlinge zu ermitteln. Viele wurden ohne
jede Angabe von Gründen verschleppt, bei anderen reichte ein bei der Verhaftung oft unter
Schlägen zustandegekommenes „Geständnis“;
aus dem Lager Fünfeichen wurde der Fall eines
armen Teufels berichtet, der als SS-Bann-Führer
einsaß, tatsächlich aber bloß S-Bahn-Führer und
vielleicht bei seiner Vernehmung ins Stottern
geraten war (damals sagte man noch Führer
zum Fahrer, vorn im Zug befand sich der „Führerstand“). Danach überließ man die Häftlinge
ihrem Schicksal. Es hatte den Eindruck, als werde bei den Verhaftungen nur ein quantitatives
Soll erfüllt. Dass ständig Leute verschwanden,
die dem neuen Kurs gegenüber störrisch oder
feindlich eingestellt waren, zeigte natürlich seine Wirkung. Die Lager – im Volksmund „Schwei
gelager“ geheißen – existieren als Drohkulisse
und Hintergrundterror bei der Umwandlung
der sowjetischen Besatzungszone in einen pro
forma staatlich verfassten Satrapen der UdSSR,
und als die DDR gegründet und die Macht der
SED etabliert war, wurden sie rasch aufgelöst.
Berufliche Nachteile wegen ihrer Haftzeit hatten
später die wenigsten Überlebenden; sie mussten nur den Mund halten über das, was ihnen
widerfahren war und was sie erlebt hatten.
Als zwei Kollegen und ich Anfang 1990 erstmals in der DDR-Presse über die sowjetischen
Spezial- und Todeslager schrieben, erhielten wir
zahlreiche Leserbriefe. Eine alte Dame schrieb
Folgendes: „Am Sonnabend, dem 24. Februar
1990, habe ich geweint. Ich konnte es einfach
nicht fassen, daß ich noch einmal die Zeit erleben darf – ich bin jetzt 60 Jahre alt –, in der man
über den Verbleib unserer Väter, Mütter und
Freunde sprechen oder schreiben darf. Auch
mein Vater wurde von der damaligen GPU im
Spätsommer 1945 abgeholt und kam nicht wieder. Es war Sommer, und man kann sich denken,
was von den Sachen, die mein Vater auf dem
Leibe trug, in den Wintern der folgenden Jahre noch wärmte. Die Menschen sind unsagbar
elendig umgekommen. Auch mein Vater gehörte zu den Unschuldigen, denn er war weder ein
Kriegsverbrecher noch ein gefährlicher Deutscher.“
entarteten deutschen Kultur – wir müssen uns
vielmehr damit begnügen, diese Zivilisation zu
retten, mit wem gemeinsam auch immer.
Das Problem ist nicht der islamische Glaube,
sofern er nicht zum gesellschaftlichen Leitbild
erhoben wird, sondern die Radikalisierung junger Männer (inzwischen auch einiger Mädels),
die sich aus Versatzstücken dieser Religion ein
Überlegenheitsgefühl basteln, um ihre Daseinsbeschissenheit oder ihren Nihilismus zu
kompensieren, oft in Verbindung mit archaischen Männlichkeitsbildern und jugendlichem
Gewaltkult. Das Problem ist nicht der Islam,
sondern eine spezielle Mentalität, die in seinem
Einflussbereich wächst, aufgrund welcher unio
mystica auch immer, speziell unter jungen Muslimen im Westen, die sich die Zivilisation, in der
sie leben, zum Feind oder zur Melkkuh erkoren
haben. Den Islam als solchen zu attackieren,
bedeutet letztlich, diesem Milieu immer neue
Sympathisanten zuzutreiben. Dieses Milieu wiederum, vom Gotteskrieger bis zum Bandenmitglied, vom Salafisten bis zum daueralimentierten Sprach- und Bildungsverweigerer, nicht mit
allen Mitteln des Staates zu bekämpfen, seine
aggressive Fremdheit zu beschweigen, seine Gewalttaten kleinzureden, auf soziale Ursachen zu
reduzieren, was eine Melange aus ethnisch-kulturellen Prägungen und sozialer Wirklichkeit ist,
und möglichst noch die Mehrheitsgesellschaft
für alles verantwortlich zu machen, das treibt
wiederum den Islamfeinden scharenweise Sym1. Februar 2015
pathisanten zu. Diese Dynamik ist teuflisch. Man
Damit wir uns richtig verstehen: Ich hal- muss ihr nach beiden Richtungen widerstehen.
te es für mehr als eine Dummheit, nämlich für Aber im Grunde ist das eine Selbstverständlicheinen Fehler, mit dem Islam als Feindbild zu keit.
hantieren. Längst gibt es in allen europäischen
Ländern eine etablierte Mittelschicht aus mehr
24. Februar 2015
oder weniger gläubigen Muslimen, die wir bei
der Verteidigung der westlichen Zivilisation als
Auf der Webseite des Gatestone-Instituts ist
Verbündete benötigen. Ein überaltertes und zu lesen, dass Schweden dank seiner Zuwandesukzessive verschwindendes Volk, das auf die rer inzwischen an Nummer zwei der Länder mit
Vorzüge seiner Kultur und Religion insistiert, hat der höchsten Rate an Vergewaltigungen liege
etwas zutiefst Tragikomisches. Wer so argumen- und nur von Lesotho übertroffen werde. Die Vertiert, erkennt die Lage nicht. Davon abgesehen, gewaltigungen hätten in den vergangenen 40
dass es mit der Religiosität und Kulturfähigkeit Jahren – seit 1975, als das Parlament beschloss,
der meisten heutigen Biodeutschen nicht son- das Land in eine multikulturelle Gesellschaft
derlich weit her ist, geht es längst nicht mehr umzuwandeln – um 1472 Prozent zugenomum die Erhaltung einer wie auch immer ge- oder men. Folgen wir den Ausführungen:
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N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 21
Acta Diurna
„Diesen Monat berichteten alle schwedischen Medien über eine brutale Gruppenvergewaltigung an Bord der finnischen Fähre
Amorella, die zwischen Stockholm und der
Stadt Åbo in Finnland verkehrt. In großen
Schlagzeilen wurde den Lesern mitgeteilt,
dass die Täter Schweden gewesen seien.
‚Etliche schwedische Männer der Vergewaltigung auf der Finnland-Fähre verdächtig‘ (Dagens Nyheter), ‚Sechs schwedische Männer vergewaltigen Frau in Kabine‘ (Aftonbladet), ‚Sechs
Schweden wegen Vergewaltigung auf Fähre verhaftet‘ (Expressen), ‚Acht Schweden
der Vergewaltigung auf Fähre verdächtig‘
(TT – die schwedische Nachrichtenagentur). Bei genauerer Betrachtung stellte sich heraus,
dass sieben der acht Verdächtigen Somalier waren und einer ein Iraker. Keiner von ihnen hatte
die schwedische Staatsangehörigkeit, sie waren
also nicht einmal in diesem Sinne Schweden.
Laut Zeugen war die Gruppe der Männer über
die Fähre gestreift auf der Suche nach Sex. Die
Polizei ließ vier von ihnen frei (sie sind aber immer noch Verdächtige), während vier (alle Somalier) in Gewahrsam bleiben.
Der Internetradiosender Granskning Sverige hat die Mainstreamzeitungen Aftonposten und Expressenangerufen und gefragt,
warum sie die Täter als ‚schwedische Männer‘
bezeichnet hatten, obwohl es sich in Wirklichkeit um Somalier ohne schwedische Staatsangehörigkeit handelte. Die Journalisten zeigten
sich zutiefst beleidigt, als sie gefragt wurden, ob
sie irgendeine Verantwortung fühlten, schwedische Frauen zu warnen, sich von bestimmten
Männern fernzuhalten. Einer der Journalisten
fragte, warum dass in seiner Verantwortung liegen solle. ‚Wenn die Frauen das gewusst hätten,
hätten sie sich vielleicht von diesen Männern
ferngehalten und auf diese Weise vermieden,
vergewaltigt zu werden‘, sagte der Reporter
vonGranskning Sverige. Woraufhin der Journalist den Hörer aufs Telefon knallte.“
Das Phänomen „Lügenpresse“ hat naturgemäß kein deutsches copyright. Bemerkenswert bleibt, dass man sich in Schweden wie in
England (Rotherham) als auch hierzulande als
„Rassist“ verdächtig macht, wenn man diese
finsteren Tatsachen problematisiert. Nicht die
Schändungen stören das Zusammenleben, sondern der Hinweis auf die ethnische Herkunft der
Täter, obwohl dieser Hinweis signifikant ist. Als
sich der jugoslawische Kommunist Milovan Djilas 1945 bei Stalin über die Massenvergewaltigungen von Rotarmisten beschwerte, fragte der,
was denn schon dabei sei, wenn sich ein Soldat
„mit einer Frau amüsiert, nach all den Schrecknissen“; auf die Gegenwart übertragen: Was ist
schon dabei, wenn sich der nordafrikanische
bzw. morgenländische Zuwanderer ein bisschen mit einer Blondine amüsiert, nach all den
Schrecknissen der Diskriminierung? Zugleich
lese ich in Birgit Kelles neuem Buch „Gender-Gaga“, dass Schweden im Zuge desGender-Mainstreamings einen neutralen grammatikalischen
22
Artikel als Alternative zur maskulinen und femininen Form eingeführt hat, um Sprachdiskriminierungen abzubauen. Wir haben es ersichtlich
mit Wahnsinnigen zu tun, näherhin: mit tendenziell ethnosuizidären Wahnsinnigen. Doch
bekanntlich ist Schweden unser aller sozialistisches Vorbild. „Geh unter Schwed‘, doch werd
nicht wunderlich/Im Untergang, die Zukunft
sieht auf dich“ (frei nach Peter Hacks). 6. März 2015
Akif Pirincci hat vor kurzem angesichts der
überwiegend männlichen Flücht- bzw. Eindringlinge aus Afrika die säftemechanisch allzu
berechtigte Frage gestellt, wen diese jungen
Testosteronbomben hier eigentlich vögeln
sollen. Nun gibt ein evangelischer bayerischer
Pfarrer die Antwort: Man möge ihnen doch Prostituierte zuführen. Das sei immerhin besser, als
wenn die Jungs ihre sexuelle Notdurft an einheimischen Maiden stillten, denen zuweilen nicht
der Sinn nach der Paarung mit einem oder gar
drei z.B. Schwarzafrikanern an einem diskreten
Ort von deren Wahl steht. Mit einer milden Gabe
via Sozialfonds, Kirchenspende oder Zwangsabgabe seitens schutzbedürftiger Eingeborener
wäre auch der pekuniäre Teil geklärt. Man stelle sich die Jubelbotschaft vor, die südlich des
Mittelmeers ertönt: Auf nach Deutschland, dort
kriegt ihr Wohnung, Kohle und jetzt sogar Weiber gratis! 11. März 2015
In einem Gastbeitrag für die FAZ erinnert
Gunnar Heinsohn einmal mehr an die GallupStudie aus dem Jahre 2009, welcher zufolge
38 Prozent der Afrikaner gern ihren Kontinent
verlassen wollen, was bei einer Bevölkerungswachstumsprognose von 2,1 Milliarden Afrikanern im Jahre 2050 aber kaum mehr als 800
Millionen ergäbe, heute sogar noch weniger,
gegenüber dann ca. 500 Millionen Europäern. „Es gehört zum Charme des erschöpften
Abendlandes, dass niemand aus seinen Kabinetten diese Zufluchtssuche unterbinden will“,
notiert Heinsohn und zitiert Christopher Hein,
den Vorsitzenden des Italienischen Flüchtlingsrats, mit den bilanzselbstmörderischen Worten
(also auf den Kontinent bezogen, Freund Hein
selber meint gewiss, dass er steuerfinanziert
irgendwie durchkommt): „Zu entscheiden, wer
kommt oder wie viele kommen, liegt nicht bei
unsereinem. Was wir allein beeinflussen dürfen
(sic!), sind die Umstände, unter denen diese
Menschen zu uns finden.“
Halten wir deshalb kurz inne zum Gebet,
dass der eine oder andere auch den Weg in
Heins trautes Heim finden möge. Beziehungsweise darf.
Nun aber die bessere Nachricht inmitten
der ohnehinnigen guten: Deutschland wird
täglich immer noch unglaublich bunter! So
soll es heute schon siebeneinhalb Millionen
N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 Analphabeten im Land der Schlichter und
Schenker geben, also Menschen, die das unglaubliche Glück haben, weder Bild noch Spiegel online lesen dürfen zu müssen. „Jeder siebte erwachsene Deutsche zwischen 18 und 64
Jahren kann nicht richtig lesen und schreiben“,
meldet ntv und präsentiert als vermeintlich
typisches Beispiel „Herbert K.“ aus Mecklenburg (nur sein Hund heißt „Ali“). Diese Bilanz
können sich die engagierten rot-grünen Bildungsreformer allerdings nicht ganz allein
zuschreiben, es sollten unter den importierten
Ärztekohorten und Ingenieurslegionen auch
ein paar fröhliche Fellachen sich befunden haben. Was dem Staatsziel Buntheit nur zupass
kommt. Also: Mehr davon! Macht hoch die Tür!
Apropos Ärzte und Ingenieure: Wie Thilo
Sarrazin, verflucht sei sein Name im Diesseits
und im Jenseits, von seinem Parteifreund
Buschkowsky erfuhr (verflucht sei auch er) und
in der Weltwoche ausplauderte, leben allein in
der Hauptstadt der DDR mehrere zehntausend
Angehörige einer Bevölkerungsgruppe, die so
bunt ist, dass es keinen Namen mehr für sie geben darf oder kann. Auf wessen Kosten sie dort
leben, darf (und irgendwann: kann) gleichfalls
nicht gefragt werden, aber man muss doch
wenigstens darauf hinweisen, dass ihrer Mitte
erstklassige Experten im Schlüsseldienstsektor
entstammen, wenn auch meistens keiner der
Kunden zu Hause ist, um dergleichen Expertise
nicht nur zu bestaunen, sondern auch zu würdigen.
Zu den importierten Fachkräften gehört in
gewissem Sinne auch das hochsolide arbeitende Masern-Virus, sozusagen als Avantgarde
wieder heimkehrender, bislang diskriminierter, verfolgter und anderswo ansässig gewordener Erregerstämme. Zwar stellte die Zeit in
ihrer Online-Ausgabe prompt klar, dass nicht
die Asylsuchenden vom Balkan, die das Virus
mitbrachten, am Wiederauftauchen der ehedem komplett ausgegrenzten Seuche Schuld
trügen, sondern die impfscheuen Deutschen,
denn ein importierter Erreger fände in einer
gut durchgeimpften Volksgemeinschaft keine Verbreitungsmöglichkeiten. Impfen als
Bestandteil der Willkommenskultur für Ungeimpfte also. Aber man soll den Anteil auch
unscheinbarer Zuwanderer an der immer bunteren Gesellschaft nicht kleinreden. Und immer feste druff, Genossen Medienschaffende,
auf diejenigen, die sich darüber echauffieren,
weil sie aus lauter Egoismus unfähig zur globalen Perspektive sind! Auch Erreger und Leseschwächen müssen sozial gerecht verteilt
werden. Wer hat, soll geben! Und wer nicht geben will, dem soll genommen werden! Bis alle
gleichviel wenig haben! Zum Schluss die schlechte Nachricht: Wenn
dieses Land endlich eine Bananenrepublik geworden ist, dann wird wohl leider auch die unsühnbare deutsche Schuld allmählich verblassen. Denn wenn nichts mehr zu holen ist, wen
soll sie dann noch interessieren? Asunción
Auf Befehl des Präsidenten:
Seitenstreifen der
Eisenbahn wird geräumt
Stadtverwaltung reden, hieß es. Die Bahn hofft,
noch im Juli dieses Jahres die Arbeiten zum
Ausbau einer Strecke zu beginnen, um den
Nahverkehr der Bahn zwischen Asunción und
umliegenden Städten zu organisieren. Diese
Nahverkehrsverbindung soll zu einem späteren Zeitpunkt bis Ypacaraí ausgebaut werden.
ASUNCION (DZ) Der Ausbau der
Eisenbahn wird durch Besetzer
behindert, die in der Vergangenheit
Teile des der staatseigenen Bahn
gehörenden Seitenstreifens mit
Behelfsheimen und teilweise
gemauerten Gebäuden belegten.
Jetzt sollen die Seitenstreifen im
Bereich des Asuncioner Botanischen
Gartens geräumt werden.
N
ach einer Unterredung mit Staatspräsident Horacio Cartes gaben der Minister für
öffentliches Bauwesen, Ramón Jiménez Gaona,
der Minister für Sozialaktion, Héctor Cárdenas,
und der Minister für Notstandsfragen, Joaquín
Roa, eine Pressekonferenz. Minister Jiménez
Gaona erklärte, dass auf Befehl des Staatspräsidenten mit der Räumung in der Umgebung
des Botanischen Gartens zu beginnen sei. Dabei wurde besonders der Fall eines bekannten
Sportvereins erwähnt, des „Club Libertad“, der
mit seinem Stadion und den Zuschauerrängen
einen Teil des Seitenstreifens besetzt. Präsident
Cartes ist prominentes Mitglied dieses Fußballclubs und gab, wie der Minister betonte, bereits den „Befehl“, diese Sitzreihen abzureißen.
Ambulante Verkäufer
dürfen (eigentlich) nicht
mehr in die Omnibusse
Diese Situation ist nach Ansicht politischer
Beobachter bemerkenswert, weil ein entsprechendes Gesetz „der Befreiung des Seitenstreifens und der Modernisierung der Eisenbahn“
noch gar nicht verabschiedet wurde. Der Text
befindet sich zurzeit in der Behandlung durch
den Senat. Allerdings betonen diese Beobachter, dass es als positiv anzusehen sei, dass jetzt
endlich etwas geschehe, um den Ausbau der
Eisenbahn in die Praxis umzusetzen.
Die staatliche Bahn spricht von etwa 500
Personen, die rechtswidrig den Seitenstreifen besetzt haben, die man aber umsiedeln
und entschädigen müsse. Man werde mit den
Besetzern, unter Beteiligung der Asuncioner
ASUNCION (DZ) Ambulante Verkäufer,
die ihre Waren mit lautem Geschrei
in den fahrenden Omnibussen
anzubieten pflegen, dürfen künftig
nach einer Bestimmung des
Transport-Vizeministeriums die Busse
nicht mehr betreten. In Asunción
rechnen informierte Personen mit
Protesten und Straßenblockaden.
Dann wurde der Beschluss sehr
schnell für ein Jahr ausgesetzt.
D
er Beschluss vom 3. März, der nicht von
der Stadtverwaltung, sondern vom Vizeministerium für Transportfragen (einer Abteilung des Ministeriums für öffentliches Bauwesen) stammt, überraschte alle Beteiligten. Er
gilt landesweit und nimmt den Verkäufern die
BMW Classic Club Paraguay
ASUNCION (DZ) Mit dem „BMW Classic Club Paraguay“
hat die weltbekannte Marke BMW am Sonntag, 15.
März, das erste Nationaltreffen des Clubs organisiert. Zu
bewundern waren mehr als 40 Wagen der Marke BMW aus
verschiedenen Jahren, die alle wegen ihres heute sehr hohen
Werts als Sammlerobjekte bezeichnet werden können.
A
ber diese Fahrzeuge fahren noch – es sind echte Langzeitfahrzeuge. Mit
ihren Besitzern am Steuer fuhren sie aus dem Asuncioner Park Nu Guazu
bis San Bernardino und Altos. In San Bernardino war der Treffpunkt, wo sich
alle – Wagenbesitzer, Freunde und Bekannte einfanden. Ausgerichtet wurde
das Treffen, das nach Aussage aller Teilnehmer sehr angenehm verlief, von
verschiedenen Firmen, die Organisation und Finanzierung übernommen
hatten: Perfecta Automotores BMW, Euroimport, Taller Thiede, Agua Seltz,
Yhaguy Repuestos, SASPY Express, Liqui Moly, Centro del
Neumático, Pro Washers und
El Heladero. Der club besteht
aus begeisterten Fans, die die
Marke BMW als Sammelobjekt
erkoren haben. Sie wohnen im
ganzen Land. Zum Treffen kamen Mitglieder aus Asunción,
Coronel Oviedo, Itapúa, Altro
Paraná und aus anderen Landesteilen.
WCesar, Mitglied des BMW
Classic Club Paraguay
N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 23
Asunción
Möglichkeit, in den Bussen ihre Waren anzupreisen und zu verkaufen. Die Verkäufer sprechen von geringeren Umsätzen, die sie künftig
haben würden und kündigen Proteste an.
Der Beschluss macht die Omnibusfahrer
für die Ausführung verantwortlich. Sie sollen
den Verkäufern den Zutritt verweigern. Sollten sie doch diese Ambulanten einsteigen lassen, droht eine Geldstrafe von unangenehmer
Höhe: 2.455.460 Guaranies (523 US$).
Nach Ankündigung der „Ambulanten“, dass
sie mehrere Straßen blockieren und auch andere Protestveranstaltungen organisieren würden, setzte das Vizeministerium am 16. März
seinen Beschluss für ein Jahr aus. In einem Jahr
soll die Bestimmung dann aber wirklich in Kraft
treten, hieß es im Vizeministerium für Transportfragen.
Schwierigkeiten bei
Kanalisierungsbau
ASUNCION (UA) Für die zweite
Märzwoche war der Baubeginn einer
Schwarzwasser-Kanalisierung an
der Avenida Aviadores del Chaco,
die in Richtung des Flughafens
führt, vorgesehen. Die Anlieger
protestierten, es kam zu einer
öffentlichen Anhörung am 14. März.
D
ie vielen Neubauten, darunter einige
Hochhäuser, die in der Nähe der Avenida Aviadores del Chaco erstellt wurden, benötigen dringend diese Kanalisation, um das
Schwarzwasser ableiten zu können. Es gab Informationsversammlungen, um die Anlieger
über den Umfang des Bauvorhabens aufzuklären. Da gab es keine Proteste, so dass die
Bürger vielleicht nicht mit der notwendigen
Aufmerksamkeit zuhörten. Der Vorsitzende
der staatlichen Wasserversorgung ESSAP,
Osmar Sarubbi, erklärt: „Wenn dann die Maschinen in die Gegend kommen und bekannt
wird, dass wir eine Straße sperren müssen,
dann fangen die (Anlieger) an, sich Sorgen
zu machen und verlangen Aufklärung. Dann
fragen sie, wie sie zu ihren Häusern, zu ihren
Geschäften kommen werden.“ Diese Verzögerung wird von Sarubbi als nicht besonders
schwer wiegend angesehen. „Es wurde schon
30 Jahre gewartet, um die Kanalisation für
Schwarzwasser und ein Regenwasser-Ablaufsystem zu bauen. Jetzt können wir auch noch
ein wenig warten.“
Der Auftrag wurde nach einer öffentlichen
Ausschreibung Ende 2013 vergeben. Die Sielleitungen sollen von der Straßenecke San Martín
und Espana auf der Avenida Aviadores del Chaco bis zur Straße Salvador del Mundo laufen, einer Parallelstraße zur Avenida Madame Lynch.
Die Röhren sollen teilweise einen Durchmesser
bis zu 1,80 m haben. Diese Röhren sollen unterirdisch auf der rechten Spur (von Asunción
aus gesehen) der Avenida Aviadores del Chaco
verlegt werden. Die Sperrung einer Spur dieser
viel befahrenen Avenida wird nach Meinung einiger Fachleute noch zu großen Schwierigkeiten beim Straßenverkehr führen.
Bis heute wird das Schwarzwasser in den
Bach Itay eingeleitet, der den Weitertransport
bis zum Rio Paraguay übernimmt, welcher bis
heute dieses Wasser ungeklärt aufnehmen
muss. Sarubbi betont, dass mit der jetzigen
Planung eine Änderung eintreten werde. „Die
Rohrleitungen gehen dann bis zum Nordufer
(der Stadt), wo die Aufbereitungsanlage gebaut wird.“ Die versiegelten Umschläge mit den
Angeboten für den Bau dieser Anlage, die im
Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung eingereicht werden, sollen am 25. März geöffnet
werden. Das Gelände dieser Aufbereitungsanlage, das 25 ha umfasst, wurde für 30 Jahre von
der Asuncioner Stadtverwaltung an die ESSAP
abgetreten. Die Stadt musste dabei einen Teil
eines Weltbank-Kredites einsetzen, um Häuser
für 133 Familien zu bauen, die in das Gelände
eingedrungen waren und sich dort Behelfsheime gebaut hatten.
Die Bauarbeiten auf der Avenida Aviadores
del Chaco begannen am 18. März. Eine Spur
der Avenida wurde gesperrt. Es gab sofort ein
tolles Durcheinander und Staus im Berufsverkehr dieser viel befahrenen Einfallstraße. Die
Asuncioner Verkehrspolizei bemühte sich nach
Kräften, ordnend einzugreifen.
„Anbetungszentrum“ wird doch
nicht die Kantinen übernehmen
ASUNCION (UA) Nachdem die
Asuncioner Stadtverwaltung die
Bewirtschaftung von drei Kantinen an
eine als „Anbetungszentrum“ bekannt
gewordene Religionsgemeinschaft
übergeben hatte (DIE ZEITUNG
berichtete) hagelte es Proteste, bis die
Religionsgemeinschaft schließlich
auf die Übernahme verzichtete.
E
rschwerend kam zu der Situation hinzu,
dass nach unbestätigten Angaben eine der
städtischen Kantinen gar nicht vorhanden sein
soll. Es gab den Verdacht, dass städtische Gelder unkontrolliert verwendet werden könnten.
Andere Kritiker sorgten sich darum, dass die
Leute vom „Anbetungszentrum“ in den Kantinen, die meistens von Kindern genutzt werden, für ihre Religionsgemeinschaft werben
könnten.
In einem Schreiben, unterschrieben von
Pastor Emilio Abreu und dem gesetzlichen Vertreter der Religionsgemenschaft, Oscar Raul
López, verzichtete das „Anbetungszentrum“
dann auf die Übernahme dieser Kantinenverwaltung. In dem Schreiben hieß es: „Der Verzicht ergeht im Wunsch für Frieden und Beruhigung, angesichts der letzten Medien-Vorfälle,
die von einigen Personen des Stadtrats angeregt wurden, die etwas gegen die Hilfe haben,
die wir den Familien und den Kindern in der
Risikozone bieten möchten, die hoffnungslos
durch die Asuncioner Straßen wandeln.“
Der Verzicht wurde vom Stadtrat einstimmig angenommen.
„Intelligentes“ Ampelsystem
in Asunción – in
koreanischer Sprache
ASUNCION (UA) Die Asuncioner
Stadtverwaltung arbeitet an
der Vollendung eines Systems
untereinander verbundener
Verkehrsampeln, die von
einem Kontrollzentrum
gesteuert werden sollen.
M
it einer koreanischen Schenkung übr 5,3
Mio. US$ und einem Eigenanteil der Stadt
von ungefähr 2,5 Mio. US$ konnte der Bau dieser Anlage durchgeführt werden. Das Kontrollzentrum wurde bereits an der neuen Uferstraße (Costanera) gebaut und soll die Arbeit im
April aufnehmen.
Insgesamt sollen Ampeln an 78 Kreuzungen
ausgetauscht werden. Diese Ampeln befinden
24
N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 Asunción
sich auf den Haupteinfallstraßen der Stadt:
Avenida Mariscal López, Avenida Aviadores
del Chaco, Avenida Fernando de la Mora, Avenida Artigas, Avenida Peru, Avenida José Félix
Bogado und Avenida Eusebio Ayala. Die Ampeln sollen durch Glasfiberkabel verbunden
werden, so dass sie durch das Kontrollzentrum
gesteuert werden können. Der Bürgermeister
bezeichnet sie deshalb als „intelligente“ Verkehrsampeln. Zur Kontrolle gibt es 25 Radaranlagen, die nicht nur die Geschwindigkeit,
sondern auch den Verkehrsfluss kontrollieren
sollen. An einigen Kreuzungen, die als besonders wichtig angesehen werden, sollen Beobachtungskameras installiert werden.
Die erste Probe dieses „intelligenten“ Systems sorgte allerdings für Heiterkeit bei den
Verkehrsteilnehmern. Die an sechs Kreuzungen angebrachten Informationstafeln, die über
den Verkehrsfluss, eventuelle Staus und andere
Vorkommnisse informieren sollen, gaben die
Mitteilungen in koreanischer Sprache und koreanischer Schrift ab. Bürgermeister Arnaldo
Samaniego beeilte sich zu erklären, dass es
sich um eine Anschaltprobe handelte, vor der
endgültigen Indienststellung werden man die
Texte übersetzen.
Der Einbau der neuen Anlagen soll in den
letzten Märztagen fertiggestellt werden. Danach ist eine kurze Phase der experimentellen
Anwendung vorgesehen. Die offizielle Einweihung des Systems soll dann Anfang April erfolgen.
Nach bisherigen Angaben bestand die Arbeit dieser Bande darin, bei ankommenden
Bankkunden, die wichtig genug erschienen,
die Reifen des geparkten Autos zu beschädigen oder einen großen Teil der Luft abzulassen.
Das aus der Bank kommende Opfer fuhr dann
meistens los, musste aber nach einer geringen
Strecke anhalten, und wurde dann von den
folgenden Banditen überfallen, sobald er aus
seinem Auto stieg.
Städtischer Beschluss gegen
Windschutzscheiben-Wäscher
ASUNCION (UA) Wie in der
Stadtverwaltung von Asunción zu
hören war, wird in den kommenden
Tagen ein Beschluss in Kraft treten,
wonach die Personen, die an 40
wichtigen Kreuzungen der Stadt sich
auf haltende Autos stürzen und deren
Windschutzscheiben reinigen, sich
einen anderen Job suchen müssen.
D
Bürgermeister Arnaldo Samaniego sprach
sich sofort für den freien Verkehr aus, den man
einer Zahl von ungefähr 1 Mio. Personen garantieren müsse, die jeden Tag nach Asunción
kommen. Erreichen möchte Samaniego dies
mit einem Plan, ungefähr 270 Scheibenwäscher in andere Berufe zu vermitteln. Das Scheibenwaschen an den Kreuzungen soll durch einen städtischen Beschluss verboten werden.
Ob diese Planung Erfolg haben kann, wird
sich in den kommenden Wochen zeigen.
Verkaufe 11,2 ha am Berg „Santo Tomás“ in Paraguarí.
430 m über NN. Wunderschöner
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ieses Scheibenwaschen wird von den
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meisten betroffenen Autofahrern als Nötigung empfunden. Denn man zwingt ihnen
einen Service auf, den sie gar nicht wünschen
und auch nicht erbeten haben. Wenn sie jedoch kein Geld geben wollen, kann es ihnen
passieren, dass der Scheibenwäscher verärgert
mit einer Münze das Auto an der Seite verschrammt. Meistens sind allein fahrende Frauen die Opfer.
Ein besonders krasser Fall trug sich Mitte
März an einer belebten Kreuzung zu. Ein junger
Mann, mit einem Stein in der Hand, warf sich
ASUNCION (UA) In Asunción wurden
auf die Motorhaube eines haltenden Autos, in
nebeneinander liegend, jedes
drei mutmaßliche Mitglieder einer
dem eine junge Frau saß. Die junge Frau wurde
12 x 36 m,
aus Kolumbianern bestehenden
bedroht und aufgefordert, sofort 100.000 GuPreis
pro
Grundstück:
Räuberbande gefasst, die sich darauf
aranies (21 US$) zu geben, andernfalls würde
spezialisierten, Bankkunden nach
ihre Windschutzscheibe mit dem Stein zerVerlassen der Bank zu überfallen, um
schlagen. Der Fall wurde sofort in den sozialen
In Luque, Laurelty.
abgehobene Geldbeträge zu rauben.
Netzen verbreitet und kommentiert. Danach
scheint man auch in der Asuncioner Stadtverie mutmaßlichen Banditen wurden von waltung aufgewacht zu sein.
einem Hotelinhaber der Asuncioner NachUNSER ANGEBOT:
barstadt Fernando de la Mora auf Pressefotos
• Prüfung zum Status der Finanzen
erkannt. Der Hotelinhaber benachrichtigte die
• Prüfung steuerlicher Aspekte
Polizei. Die Verhafteten wurden bereits seit Ta• Prüfung strategischer Maßnahmen der Geschäftsführung
gen von der Nationalpolizei gesucht, nachdem
• Prüfung juristischer Aspekte
• Prüfung des Informatiksystems
in Südparaguay 4 Kolumbianer festgenommen
• Prüfung der Aspekte der Geldwäsche und Terrorismus-Finanzierung
wurden. Bei dem Einsatz soll es den 3 jetzt ver• Ausarbeitung und Bewertung von Investitionsvorhaben
• Unternehmensbewertung
hafteten Personen gelungen sein, sich dem Zu• Buchhaltung
griff der Polizei durch Flucht zu entziehen.
• Kosten und Kostenvoranschläge
Zwei der jetzt Verhafteten waren bereits
• Finanzanalysen
• Beratung zur Einführung internationaler Regeln der Finanzinformation
im Februar dieses Jahres in der Stadt Mariano
• Ausbildung von Fachleuten
Roque Alonso festgenommen worden, nachdem sie versucht hatten, einen französischen
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N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 25
Lateinamerika
Venezuelas Parlament
erteilt Präsident Maduro
Sondervollmachten
Das lateinamerikanische Land leidet unter
einer schweren Wirtschaftskrise. Vor diesem
Hintergrund beschloss die EU, keine Sanktionen gegen Venezuela wegen des Vorgehens
gegen die Opposition zu verhängen.
Venezuelas Parlament hat Präsident Maduro
bis Ende des Jahres weitreichende Sondervollmachten erteilt. Damit reagiert das Parlament
auf die Spannungen mit den USA, die sich zuletzt verschärft hatten.
Amazonas ohne Amazonen Der Yasuní-Nationalpark in Ecuador ist
eine der artenreichsten Regionen des
Planeten. Auf manchem Baum leben
hier mehr Insektenarten als in ganz
Europa. Doch unter der Erde liegt Öl,
das jetzt gefördert wird. Eine Geschichte
über Wunsch und Wirklichkeit
aus dem Urwald Amazoniens.
Abstimmung per Handzeichen
Venezuelas Präsident Nicolás Maduro darf
künftig im Alleingang über Angelegenheiten
der Landesverteidigung und der öffentlichen
Sicherheit entscheiden. Das Parlament in Caracas stattete Maduro am Sonntag mit entsprechenden Sondervollmachten aus. Die Abgeordnete Tania Diaz von der Regierungspartei
stellte das Gesetz am Sonntag in der Nationalversammlung als „anti-imperialistische“ Maßnahme vor. Die Abstimmung darüber erfolgte
in dem von Maduro-treuen Abgeordneten
dominierten Parlament per Handzeichen. Das
Gesetz gilt bis zum Jahresende.
„Diese Versammlung erklärt das Gesetz für
angenommen“, sagte Parlamentspräsident
Diosdado Cabello. „Wir werden zum Präsidentenpalast Miraflores ziehen und das Gesetz
dem Volk und Kamerad Maduro verkünden.“
Zu dem Marsch, einer Demonstration gegen
die USA, hatte zuvor die Regierung aufgerufen.
Vor dem Parlament skandierten MaduroAnhänger US-feindliche Parolen. Die Opposition sprach von einem zynischen Versuch des
Präsidenten, die Lage zum eigenen Machtgewinn auszunutzen. Die Maßnahme sei gegen
das Volk Venezuelas gerichtet, nicht gegen die
USA, erklärte Oppositionsführer Henrique Capriles über Twitter.
Spannungen zwischen den
USA und Venezuela
Die Spannungen zwischen Venezuela und
den USA haben sich zuletzt verschärft. US-Präsident Barack Obama hatte vergangene Woche
Venezuela zur Bedrohung für die nationale
Sicherheit der USA erklärt und die Strafmaß-
nahmen gegen Funktionäre der Regierung von
Staatschef Maduro ausgeweitet. Er ließ weitere
ranghohe Regierungsvertreter auf die Sanktionsliste setzen, die an der Unterdrückung der
Opposition und der umstrittenen Festnahme
des Bürgermeisters der Hauptstadt Caracas,
Antonio Ledezma, beteiligt gewesen sein sollen.
Maduro wirft Washington vor, die regierungsfeindlichen Proteste zu fördern und seinen Sturz zu betreiben. Die Union Südamerikanischer Nationen (Unasur) forderte die
Aufhebung der Sanktionen. Eine entsprechende Forderung unterzeichneten zwölf Außenminister am Samstag bei einem Treffen in der
ecuadorianischen Hauptstadt Quito.
Mehrtägiges Militärmanöver
probt den Ernstfall
Venezuela rief seinen Botschafter aus Washington zurück und startete am Wochenende
ein großangelegtes Militärmanöver. An den
zehntägigen Übungen nehmen rund 100.000
Soldaten und Zivilisten teil. Sie trainieren seit
Samstag unter anderem mit chinesischen
Panzern und russischen Raketen den Ernstfall.
Maduro lobte den Einsatz, der stundenlang im
Fernsehen übertragen wurde, über den Internet-Kurznachrichtendienst Twitter.
Wir stellen Ihnen viele praktische und
unterhaltsame Materialien für das Selbststudium und begleitend zum Sprachunterricht vor:
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L
iegt hier irgendwo das sagenhafte Goldland verborgen? Die spanischen Konquistadoren glaubten fest daran – und übersahen
dabei die wahren Schätze des Amazonas.
Es gab kein Zurück, und der Weg vor uns
war versperrt. Wir saßen in der Falle, kurz
davor, den schlimmsten unserer Albträume
zu erleben: Gleich würden wir eine Nacht
schutzlos im Dschungel des Amazonas verbringen müssen, leichte Beute für erbarmungslose Tiere, hilflose Wesen in einer mörderischen Welt. Dabei hatte es ganz harmlos
angefangen. Wir waren durch den YasuníNationalpark gewandert, hatten die Wunder
des Urwalds bestaunt und wollten die letzte
Etappe zurück zu unserem Schiff in einem
hölzernen Kanu zurücklegen. Doch plötzlich
blockierte ein Baum unseren Fluss. Umdrehen war unmöglich, weil es schon dämmerte
und die erste Lektion des Dschungels lautet,
sich dort niemals nachts zu bewegen, es sei
denn, man ist auf Selbstmord aus. Also mussten wir weiterpaddeln – oder schwimmen, im
schlammbraunen Wasser mit lauter Piranhas
und Anakondas.
Abel, unser Führer vom Volk der Kichwa,
legte das Kanu quer zum Stamm, sprang
darauf, um seine Stabilität zu prüfen, und
ließ uns dann nachklettern. Anschließend
versuchte er, das Boot zwischen Böschung
und Baum vorbeizuschlängeln. Keine Chance. Also wollte er es mit seinem Helfer über
den Stamm ziehen. Doch es war zu schwer,
und wir durften nicht helfen. So saßen wir auf
dem toten Holz wie ein Dutzend Hühner auf
der Stange und ließen allmählich alle Hoffnung fahren. Denn es wurde immer dunkler,
und in unserem Kopf ratterten amazonische
Zahlenspiele: Fünfundsiebzig Prozent aller
Urwaldtiere sind nachtaktiv, zwölf Meter lang
kann eine Anakonda werden, dreißig Minuten maximal überlebt man die Attacke eines
Pfeilgiftfrosches.
Lateinamerika
Uns blieb nur eine letzte Chance: Abel
musste das Kanu fluten, versenken und unter
dem Stamm hindurchdrücken. Als wir unser
Boot untergehen sahen, fühlten wir uns endgültig todgeweiht. Doch es tauchte auf der
anderen Seite wieder auf, eine schemenhafte Silhouette tief in den brauen Fluten. Abel
schöpfte jetzt wie ein Wahnsinniger das Wasser aus dem Rumpf, um ihn wieder seetüchtig
zu machen, und lachte lauthals beim Anblick
von uns Memmen, als sei das alles nur ein
Dschungelspiel. Für ihn war es das wohl gewesen, für uns nicht. Denn dieser Baum hatte
mit einem Hieb all unsere Selbsttäuschung,
all unsere Hybris zertrümmert: Wir hatten keinen Waldspaziergang und keine Bootspartie
in einem riesengroßen Botanischen Garten
unternommen – nein, wir waren glücklich gerettete Gefangene in einer Wildnis auf Leben
und Tod.
Der Yasuní-Nationalpark im ecuadorianischen Amazonasbecken ist eine Weltrekordwildnis, eine Schatztruhe der Schöpfung von
megalomanischer Biodiversität und möglicherweise der Flecken auf Erden mit der
größten Artenvielfalt überhaupt. Nirgendwo
sonst gibt es so viele Spezies von Amphibien,
Reptilien und Fledermäusen auf so engem
Raum, kaum irgendwo sonst so viele Vogelarten, unfassbare sechshundert sind es, Tukane,
Hoatzine, Aras, Kolibris in allen Größen und
Farben, in Deutschland sind es keine zweihundertfünfzig. Auf einem einzigen Hektar
findet man in Yasuní nicht nur hunderttausend Insektenarten, sondern auch mehr unterschiedliche Bäume als in den gesamten
Vereinigten Staaten von Amerika. Und dabei
ist noch nicht einmal die Hälfte des zehntausend Quadratkilometer großen Nationalparks
erforscht.
Die ersten Europäer, die all diese Schätze
zu Gesicht bekamen, hatten keine Augen für
Jaguar oder Flussdelphin, Kaiman oder Korallenschlange. Der spanische Konquistador
Francisco de Orellana, ein Kumpan Pizarros,
der bei der Eroberung des Inka-Reiches ein
Auge verlor, hatte ganz andere Reichtümer
im Sinn: El Dorado suchte er, das sagenhafte
Goldland und seine Lagune, in der goldbe-
stäubte Indio-Könige zu Ehren ihrer Götter
Gold und Smaragde versenkten. Am Weihnachtstag des Jahres 1541 war er mit Hunderten von Kriegern und Tausenden von Indianersklaven zum Amazonas aufgebrochen.
Er ruderte den Río Napo hinunter, der heute
die Nordgrenze des Yasuní-Nationalparks
bildet, doch er fand keine Städte aus purem
Gold und keine Lagunen, die vor lauter Smaragden grün schimmerten, sondern nur undurchdringliches Blättergrün. Orellana quälte
sich immer tiefer in den Urwald, litt Hunger
und Höllenqualen, wurde von nackten Indios
mit Giftpfeilen beschossen, glaubte, von blutrünstigen Kriegerinnen mit nur einer Brust
angegriffen zu werden, zementierte so den
Mythos Amazoniens und erreichte nach acht
Monaten das Delta des gewaltigen Flusses,
ohne El Dorado gefunden zu haben – und
ohne wahrhaben zu wollen, dass es nur in seiner Phantasie existierte.
Das stärkste Tier der Welt
Wir sind deutlich komfortabler auf dem Río
Napo unterwegs als der unglückselige Konquistador, der seine Gier nach Gold bei einer
zweiten Amazonas-Expedition mit dem Leben
bezahlte. Seit anderthalb Jahren fährt die „Anakonda“ den Fluss auf und ab, ein vierzig Meter
langes, vier Deck hohes Schiff für vierzig Passagiere, das mit Jacuzzi, Bordmasseuse und Satellitenfernsehen ausgestattet ist und von einem
freundlichen Bruder im Geiste des Leinwandwahnsinnigen Fitzcarraldo gebaut wurde.
„Capitán García“ nennen alle nur den verwegenen Mann, der das Schiff in Quito, der 2850
Meter hoch gelegenen Hauptstadt Ecuadors,
bauen ließ, um es dann in zehn Teile zersägen,
auf Lastwagen hinunter ins Amazonasbecken
transportieren und dort wieder zusammensetzen zu lassen. Jetzt ist es der ganze Stolz des
Río Napo, allerdings mehr ein schwimmendes,
nur kurze Distanzen zurücklegendes Hotel als
ein Flusskreuzfahrtschiff im klassischen Sinn.
Mit seinem Jugendherbergsessen und der Supermarktweinauswahl genügt es auch keinen
internationalen Luxuskriterien. Aber in Amazonien gibt es Wichtigeres als Ruhmestaten aus
der Kombüse.
Keine Angriffe mehr auf FARC
AFP- Präsident Juan Manuel Santos
will den Konflikt mit den Farc-Rebellen
deeskalieren: Deswegen stellt
Kolumbien die Angriffe auf die GuerillaGruppe vorübergehend ein. Damit wird
ein Waffenstillstand wahrscheinlicher.
Bogotá - Seit mehr als zwei Jahren wird in
Kolumbien über den Frieden verhandelt - nun
stellt Kolumbien die Luftangriffe auf die linksgerichtete Guerillaorganisation Farc vorübergehend ein. Präsident Juan Manuel Santos erklärte in einer Fernsehansprache, er habe den
Streitkräften den Befehl erteilt, vorerst keine
Luftschläge mehr gegen die Lager der Farc zu
führen. Er wolle den Konflikt mit der Guerilla
deeskalieren. Wenn sich die Guerilla ebenfalls
an die Feuerpause halte, könne in einem Monat
der Stopp der Luftangriffe verlängert werden.
Zuletzt war in in Kubas Hauptstadt Havanna beschlossen worden, dass die älteste Guerilla Lateinamerikas in Kürze unbewaffnet und
gemeinsam mit der Armee in mehreren Konfliktregionen Anti-Personen-Minen räumen
soll. Die Übereinkunft hatte vor allem einen
hohen symbolischen Wert. Präsident Santos
nannte das einen „äußerst wichtigen“ Schritt.
Nach jahrzehntelangem Bürgerkrieg rückt
ein Waffenstillstand damit näher. Die Rebellen
hatten im Dezember eine einseitige Waffenruhe verkündet und die kolumbianischen Streitkräfte aufgefordert, ihre Militäraktionen ebenfalls einzustellen.
Die Farc hatte sich als Bauernguerilla gegründet und 1964 zu den Waffen gegriffen, um die
ungerechte Landverteilung in Kolumbien mit
Gewalt zu ändern und eine Agrarreform durchzusetzen. Seither sind in dem Bürgerkrieg mehr
als 200.000 Menschen getötet worden, Millionen
Kolumbianer machte der Konflikt zu Vertriebenen. Immer wieder kam es zu Anschlägen,
Scharmützeln, Entführungen oder Eroberungen
ganzer Dörfer durch die Guerilla. Auch wenn sich
große Teile der Farc inzwischen dem Drogenhandel verschrieben haben, verfolgen die Linksrebellen noch immer eine politische Agenda.
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N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 27
Deutschland
Ein Jahr Paraguayisch-Deutsche
Universität (Universidad Paraguayo
Alemana - UPA) in Asunción
A
ls Idee der SRH in Deutschland geboren
und gemeinsam mit dem paraguayischen
Unternehmerverband UIP im April 2012 mit einem Vertrag besiegelt, eröffnete nach nur 2 Jahren Planungs- und Vorbereitungszeit vor rund
einem Jahr die UPA in Paraguay ihre Tore für
die ersten Studentenjahrgänge. Die SRH ist ein
führender privater Anbieter von Bildungs- und
Gesundheitsdienstleistungen mit Sitz in Heidelberg und 30 Tochterunternehmen deutschlandweit – im Bereich Hochschulen, Weiterbildung,
aber auch den ursprünglichen Kernbereichen Kliniken und medizinische Versorgungszentren - an
60 Standorten. Die UPA wurde damals gegründet
um das Brain Drain Problem des Landes zu minimieren und so zur Entwicklung beizutragen.
Die angehenden Betriebswirte und Ingenieure der UPA erhalten einen doppelten Titel – einen
anerkannten deutschen und den paraguayischen Hochschulabschluss. Doch dies ist nicht die
einzige Besonderheit der ersten Auslandsniederlassung der SRH; die Studenten verbringen auch
ein Jahr ihres Studiums in Deutschland, sollen
dort auch ein Praktikum absolvieren und erhalten Unterricht in drei Sprachen: neben Spanisch
auch auf Deutsch und Englisch. Dafür sorgt auch
ein Mix von paraguayischen und internationalen
Professoren aus aller Welt (eigentlich ja nur aus
Deutschland), die ihre Erfahrungen lebensnah
den Studenten beibringen.
Ende Februar hat nun bereits der 2. Jahrgang
an der UPA ein Studium in einem der beiden Fächer aufgenommen, und die des ersten Jahres
studieren mittlerweile ihr 3. Semester in dem
modernen Gebäude in der Nähe des Supercentro
Salemma an der Mariscal Estigarribia. Die Semesterferien haben viele der Betriebswirtschaftsstudenten auf einer Deutschlandexkursion gebracht,
die von zwei Mitarbeiterinnen der UPA begleitet
wurde.
Die Reise begann natürlich in der Zentrale in
Heidelberg. Dort beeindruckte der SRH-Tower die
Studierenden gleich zu Beginn: „Das Gebäude ist
so modern. Die Fahrstühle und die umfassende
technologische Ausstattung der Räume sind toll“,
schwärmte Hugo. Neben dem Sprachunterricht
28
an der SRH und einigen Schnuppervorlesungen
wie z.B. Marketing und Buchhaltung, standen vor
allem diverse Unternehmensbesuche auf dem
Programm, immer ein besonderes Highlight für
die Studierenden. Die Gruppe wurde stets sehr
freundlich empfangen und alle Unternehmensvertreter nahmen sich viel Zeit, ihnen die Betriebe zu zeigen und ihre Fragen zu beantworten.
Besonders gefallen hat den Studierenden der
Besuch bei Mercedes Benz: „Es war beeindruckend zu sehen, wie professionell dieses Unternehmen arbeitet. Alles war gebrandet, selbst die
Kopfhörer“, erzählte Clinio. Die Reise veränderte nachhaltig die Einstellung der Studierenden zu Deutschland. Die
ursprünglichen Vorurteile von „kalten“ und verschlossenen Deutschen wurden aus dem Weg
geräumt. Dazu haben insbesondere die Gastfamilien beigetragen. „Meine Gastmutter hat sich
so lieb um mich gekümmert. Wir haben uns super
verstanden. Ich habe viel Deutsch gelernt und der
Abschied viel mir schwer“, berichtete José Santiago Moreno.
Doch nicht nur das Bild von den Deutschen
hat sich geändert: „Diese Reise hat mir gezeigt,
wie viel wir in Paraguay von den Deutschen lernen können“, sagte Marilyn Caballeros Soza.
Sie zeigte sich beeindruckt von der Solidarität
der Deutschen und dem damit zusammenhängenden Sozialsystem und dem Verantwortungsbewusstsein aller: „Selbst eine Person mit Behinderung kann in Deutschland studieren und eine
Arbeit finden, weil die notwendigen Maßnahmen
getroffen werden, um dies zu ermöglichen, wie
z.B. die barrierefreien Wege in der SRH. Hier in
Paraguay wäre das undenkbar. Die Straßen sind
viel zu schlecht.“ So hat die Deutschlandreise der
Studenten nicht nur die deutsch-paraguayische
Freundschaft gestärkt, sondern auch wertvolle Erkenntnisse für die Studierenden hervorgebracht,
die langfristig sicherlich auch gewinnbringend
für Paraguay sein werden und zwar dann, wenn
diese jungen Menschen mit ihrem Studium fertig
sind.
In diesem Semester erhalten die Studenten
Unterricht in Fächern wie Marketing, Personalwesen, Rechnungswesen, Investitionen, Produktion.
Die Themen werden von verschiedenen Professoren, u.a. auch 8 aus 6 verschiedenen Ländern aus
dem Ausland, abgedeckt, ein Aspekt, der dem Dekan, Dr. Stijn van der Krogt besonders wichtig ist.
Unter anderem bringen auch Lehrkräfte der
SRH aus Deutschland moderne Methoden und
Inhalte in das südamerikanische Land. So lehrte
Prof. Dr. Ian Towers von der SRH in Berlin Personalmanagement in einem der in Modulform durchgeführten Fächer. Der geborene Engländer unterrichtete die Studenten auf Deutsch und Englisch
und betont im Interview, dass die Studenten
unter anderem lernten, wie mit verschiedenen
Methoden durch die Personalarbeit geprüft wird,
ob die Personalauswahl richtig ist, ob die Mitarbeiter ihren Fähigkeiten entsprechend eingesetzt
werden und welche Methoden der Evaluation,
Bewertung und Entlohnung eingesetzt werden können. Didaktisch wird dabei großen Wert
auch auf die Vermittlung von Kompetenzen wie
Präsentationstechniken, Gruppenarbeit und die
SRH-eigene CORE-Methode gelegt, mit der Studenten befähigt werden sollen, selbständig zu arbeiten. Auch nationale und internationale PraxisN r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 beispiele sowie auch ethische Aspekte kommen
dabei nie zu kurz. Hierbei sei es wichtig, die nächste Führungsgeneration auf die Zukunft Paraguays
vorzubereiten. In einem Land, das sich sozial und
ökonomisch besonders schnell entwickelt, ist die
Kenntnis und Umsetzung moderner Managementmethoden, insbesondere im Personalbereich, besonders wichtig, wenn die Unternehmen
auch zukünftig erfolgreich sein und international
bestehen wollen.
Dr. Kerstin Teicher
Erstes Wirtschaftskompendium zu
Paraguay auf Deutsch erschienen
Von: Irene Reinhold
P
araguay ist nicht nur – mit Ausnahme einiger
paraguayischer Fußballspieler – unbekannt,
sondern auch eine Ausnahmeerscheinung. Bei
hohem landwirtschaftlichem Anteil und trotz fast
völliger Abwesenheit dessen, was in Europa unter
Industrie und Technologie verstanden wird, zeigt
das Land beachtlichen internationalen Erfolg. Es
ist Nr. 1 im weltweiten Export elektrischer Energie
und Biozucker, Nr. 2 im Export des natürlichen Zuckerersatzes Stevia, das seit einigen Jahren auch
von der EU als Lebensmittel freigegeben wurde.
Paraguay ist viert- bzw. sechsgrößer Exporteur
und Produzent von Sojaprodukten, Nr. 5 bei dem
Export des neuen Modeproduktes Chia-, Nr. 6 bei
Mais, Nr. 10 bei Weizen- und Nr. 8 beim weltweiten
Rindfleischexport. Paraguay erhält Entwicklungshilfe, exportiert aber gleichzeitig auf Weltniveau
– und dies trotz eines schlechten Bildungssystems
und maßloser Korruption. Von außen betrachtet
erscheint dies unmöglich; das System ist jedoch
in sich logisch und funktioniert irgendwie. Dieses
„irgendwie“ erklärt uns die Wirtschaftswissenschaftlerin Kerstin Teicher in ihrem Buch Paraguay
– Erfolg ohne Industrie.
Sieben Kapitel mit zahlreichen Abbildungen, Tabellen und konkreten Praxisbeispielen
informieren übersichtlich auf 240 Seiten über
die wichtigsten Bereiche und Merkmale der
paraguayischen Wirtschaft. Die örtliche Bevölkerung, Infrastruktur, Arbeitsmarkt, Bildungssystem, Landwirtschaft, Industrie, Handel und
Dienstleistungen bis hin zum öffentlichen
Sektor und dem Bankenwesen, aber auch
Problematiken wie Umweltzerstörung und
Korruption werden beleuchtet. Durch Einbeziehung brandaktueller Statistiken, Zeitungsmeldungen und Beobachtungen aus erster
Hand ergibt sich ein schlüssiges Gesamtbild
des Landes in der Gegenwart. Ein ausführliches
Stichwortverzeichnis sowie ein Überblick über
Literatur und Forschungsinstitutionen runden
das Buch ab.
Als ursprüngliche Bildungsforscherin erläutert
die Autorin mit eigenen international vergleichbaren Skizzen das paraguayische Bildungssystem
und die Funktionsweise des Arbeitsmarktes. Auch
dies hat es in dieser Form noch nicht gegeben
und könnte neue Standards in der Beschreibung
der paraguayischen Arbeitswelt setzen.
Da viele auch offizielle Statistiken und Angaben falsch oder unvollständig sind, hat die Autorin
Deutschland
zahlreiche eigene Recherchen und Berechnungen
angestellt. Darüber hinaus werden Ergebnisse einer eigenen Untersuchung in Unternehmen in
Paraguay nach betriebswirtschaftlicher Methode
vor- und anschaulich in zahlreichen Abbildungen
dargestellt. Überrascht stellen wir fest, dass Paraguays Smartphone-Dichte der Deutschlands in
nichts nachsteht. Fehlende Festnetzanschlüsse,
die im Weltalmanach unbedingt ein Zeichen für
Rückständigkeit sind, werden durch die Mobiltelefonie schlicht irrelevant. Nicht zuletzt wird mit
einem Irrtum aufgeräumt, der sich durch Jahrzehnte und viele Editionen von Schulatlanten gehalten hat: Paraguay besäße keine Bodenschätze.
Sehr wohl hat man inzwischen Erdöl, Uran, Titan
und Gold gefunden. Ob sich diese mit moderner
Technik rentabel abbauen lassen – die nahe Zukunft wird es zeigen.
Das Buch ist einzigartig auf mehreren Ebenen.
Zunächst einmal ist seit Generationen international kein Buch über Paraguays Wirtschaft insgesamt veröffentlicht worden – schon gar nicht auf
Deutsch. Einmalig ist zudem die Balance zwischen
wirtschaftswissenschaftlichem Anspruch in der
Darstellung und der Schilderung anschaulicher
und mitunter sehr persönlicher Geschichten und
Beispiele aus dem praktischen (Unternehmens-)
Alltag. Dies gelingt der Autorin durch ihre profunde Kenntnis des Landes bestens. Zahlreiche
praktische Case Studies, unterlegt mit Fotos, auch
kleiner Unternehmen machen das Land und seine Unternehmen greifbar für den Leser. So bleibt
die Lektüre unterhaltsam und verliert sich nicht
in reiner Datenaufzählung. All dies macht das
Buch anspruchsvoll und lesenswert, nicht nur für
Spezialisten, Wirtschaftsforscher oder politische
oder ökonomische Entscheidungsträger, sondern
auch für Studierende, potentielle Investoren und
Auswanderer. Die Autorin versucht dabei stets,
die Daten und Fakten so neutral wie möglich zu
gestalten, um künftigen Wissenschaftlern eigene
weiterführende Analysen und Interpretationen zu
ermöglichen. Das Buch (ISBN 978-3-7357-9400-0)
ist überall im Handel erhältlich, als Printversion
und als E-Book zu dem erstaunlich günstigen Preis
von 19,90 Euro erhältlich.
Über die Autorin
Dr. Kerstin Teicher studierte Betriebswirtschaftslehre und Japanologie in Berlin, Tokyo und
Kassel. Sie war über 20 Jahre an verantwortlichen
Stellen in der deutschen Wirtschaft tätig, zuletzt
als Geschäftsführender Vorstand der größten
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japanischen Businessorganisation, dem DJW in
Düsseldorf und war vor allem international in
Japan, Lateinamerika und Europa unterwegs. Regelmäßig schreibt sie über diverse wirtschaftliche
Themen, hält Vorträge und Schulungen, meist in
vergleichender Perspektive. Daher ist sie der Fachwelt in Praxis und Wissenschaft schon lange ein
Begriff. Sie lebt seit 8 Jahren in Paraguay und ist
beratend tätig.
Deutschland ist ein
Auswanderungsland
Jedes Jahr wandern Tausende deutsche
Staatsbürger aus. Forscher haben jetzt
untersucht, warum diese Menschen
gehen. Am Geld liegt es meistens nicht.
B
erlin - Jedes Jahr wandern mehr deutsche
Staatsangehörige aus als nach Deutschland
zurückkehren - vor allem junge Menschen und
gut Qualifizierte zieht es ins Ausland. Das geht
aus einer Studie hervor, die am Dienstag vom
Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für
Integration und Migration (SVR) vorgelegt wurde.
Zwischen 2009 und 2013 wurden rund
710.000 Fortzüge registriert - dem standen
rund 580.000 Zuzüge gegenüber. Deutschland
verliere demnach jährlich durchschnittlich
rund 25.000 Staatsbürger durch Abwanderung.
Akademiker und Führungskräfte seien jeweils stark überrepräsentiert, heißt es in der
von der Stiftung Mercator geförderten Studie.
So liege bei den Auswanderern der Anteil der
Hochqualifizierten bei 70 Prozent. Die Erhebung liefere aber „keine Anhaltspunkte dafür,
dass Hochqualifizierte in großem Umfang dauerhaft ins Ausland ‚abfließen‘“. Nur ein Drittel
der Auswanderer wolle auf Dauer im Ausland
bleiben, 41 Prozent der Auswanderer gingen
von vornherein von einer Rückkehr aus.
Für eine Studie, die in Zusammenarbeit
mit dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIB) und der Universität DuisburgEssen erstellt wurde, wurden insgesamt 1700
Aus- und Rückwanderer zu ihren Motiven, ihrer
Hotel,
Restaurant,
Museum
nd Hotel
u
e
tt
ä
t
s
t
Ras
Staatlich anerkannte Touristen-Raststätte
an Fernstraße II, an der Kreuzung vor San
Bernardino
Ypacarai, im 42, Fernstraße II
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Sozialstruktur und den individuellen Auswirkungen der Migration befragt. Die Ergebnisse
seien allerdings nicht repräsentativ für die Gesamtheit der deutschen Aus- und Rückwanderer. Geld spielt für deutsche Auswanderer
demnach als Motiv eine wichtige, aber bei
Weitem nicht die Hauptrolle. Für etwa zwei von
drei Befragten einer aktuellen Studie sind neue
Berufs- und Lebenserfahrungen der wesentliche Grund, ihrem Heimatland den Rücken zu
kehren - ein höheres Einkommen im Ausland
erhoffen sich lediglich 46,9 Prozent. Rund vier
von zehn Befragten (41,4 Prozent) nennen Unzufriedenheit mit dem Leben in Deutschland
als Antrieb. Hauptziele deutscher Auswanderer
waren zwischen 2004 und 2013 die Schweiz,
die USA und Österreich, aber auch nach Polen
und Großbritannien zog es viele.
Glücklich werden im Ausland längst nicht
alle. Die Auswanderer „erzielen oft ein höheres
Einkommen und haben einen höheren Berufsstatus, aber sie erfahren vielfach auch eine Art
sozialer Desintegration durch den Verlust von
Freunden und Bekannten“, heißt es in der Studie. Unter den Rückkehrern gaben rund 40 Prozent Unzufriedenheit mit dem Leben im Ausland als Grund an - dieser Wert ist fast genauso
hoch wie die Unzufriedenheit der Auswanderer mit dem Leben in Deutschland.
Quelle: SVR
Theologe aus Paraguay
S
chwandorf. Seit Dezember 2014 ist Dr. Alfred Neufeld mit seiner Frau Wilma zu Gast
in Schwandorf. Die beiden verbringen hier ein
Sabbatjahr - im Klartext: Monate der Erholung,
aber auch des Quellenstudiums und der Arbeit
an neuen Buchprojekten, wie das bei Hochschullehrern gerne der Fall ist.
Alfred Neufeld, Jahrgang 1955, ist - nach seiner Ausbildung in Paraguay, der Schweiz und
den USA - Rektor der Protestantischen Universität Paraguays in Asunción. Er ist ordinierter
Pastor und war 15 Jahre lang Dekan der dortigen Theologischen Fakultät, die von verschiedenen Kirchen getragen wird. Deutsches Hotel
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Deutschland
Darüber hinaus ist Neufeld in christlicher
Medienarbeit engagiert und Autor mehrerer
Bücher. Tatsächlich ist eins davon im Schwarzenfelder Neufeld-Verlag erschienen (mit dem
Verleger David Neufeld ist er allerdings nicht
verwandt). Die Schwandorfer Mennonitengemeinde freut sich indes über die kompetente
Verstärkung durch Ehepaar Neufeld. Alfred und Wilma sind Eltern von vier erwachsenen Kindern und verfügen über reichhaltige und lebenslange Kirchenerfahrung in
verschiedenen Kontexten (Paraguay, Schweiz,
Kalifornien/USA, Kanada). Wilma Neufeld ist gelernte Krankenschwester und Co-Autorin vieler
Bücher ihres Mannes. Als Theologe engagiert
sich Alfred Neufeld zum Beispiel in der Weltweiten Evangelischen Allianz, „Plattform“ für 600
Millionen Christen. Und in der Mennonitischen
Weltkonferenz. Dort ist er Vorsitzender des Rates für Glauben und Leben und unter anderem
an einer besonders spannenden ökumenischen
Begegnung beteiligt: Seit 2012 findet nämlich
ein „Trialog“ über die Bedeutung der Taufe zwischen dem Lutherischen Weltbund, dem Vatikan
sowie der Mennonitischen Weltkonferenz statt. Zu einer Serie von Vortrags- und Gesprächsabenden mit Alfred Neufeld über den Brief des
Apostels Paulus an die Epheser in der Mennonitengemeinde sind Gäste herzlich willkommen der letzte derartige Abend fand am 18. März in
den Räumen der Evangelischen Freikirche Mennonitengemeinde am Kolping-Platz statt. Quelle: Sulzbach-Rosenberger Zeitung
Westdeutsche Zeitung:
Kommentar zu den
Protesten gegen die EZB
D
üsseldorf (ots) – Mehr als 10 000 Menschen
gingen am Mittwoch in Frankfurt gegen
die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB)
auf die Straße. Sie gehören zu Blockupy, einem
kapitalismuskritischen Bündnis aus mehr als 90
Organisationen. Bis vor Kurzem wäre es für die
Mehrheit in diesem Land ein Leichtes gewesen,
die Demonstranten als „linke Spinner“ abzutun.
Doch so einfach läuft das nicht mehr. Vielen Menschen dämmert, dass die Politik der EZB längst
in den deutschen Wohnzimmern angekommen
ist. Es geht um Sparbücher, Festgelder, Lebensversicherungen: Die extrem niedrigen Zinsen
zerstören den Glauben daran, dass es richtig
ist, sparsam zu sein und für später vorzusorgen.
EZB-Chef Mario Draghi hat es geschafft, einst
in Stein gemeißelte Wahrheiten ad absurdum
zu führen. In der Welt von Super-Mario stimmt
irgendwie nichts mehr. Früher hat die Bundesbank versucht, die Inflation zu bekämpfen. Die
Europäische Zentralbank bemüht sich heute um
das Gegenteil. Damit das klappt, überschwemmt
sie die Märkte mit Geld. Wenig spricht bislang
dafür, dass dieses Experiment funktioniert. Denn
das billige Geld kommt in der Realwirtschaft so
gut wie nicht an. Niemand berichtet von sprunghaft gestiegenen Investitionen in neue Fabriken.
Knut. K. Schwarting
ist gestorben
U
nser langjähriges Redaktionsmitglied bei der ZEITUNG, Knut K. Schwarting, ist völlig überraschend
im Alter von nur 67 Jahren am 11. März 2015 gestorben.
In vielen engagierten Berichten aus Deutschland und der
Welt, die er leidenschaftlich gerne bereiste, hat er unserern
Lesern einzigartige Hintergrundinformationen vorgelegt.
Knut K. Schwarting unterstützte darüber hinaus soziale
Projekte, auch in Paraguay. So half er Familien in Paraguay ganz direkt und konkret. Auch in Deutschland tat er
zuletzt viel für Flüchtlinge (Eingliederungshilfen, DeutschUnterricht). Seine besondere Leidenschaft galt der Kultur und Literatur.
Hier pflegte er auch intensive Kontakte zu Künstlern und Literaten in
Paraguay. Er traf sich mehrfach mit Martin Almada, mit dem er über die
Operation Condor sprach. Viele Treffen gab es mit der Familie des Literaten Augusto Roa Bastos.
Er hinterlässt seine Frau und zwei erwachsene Töchter.
Wir verlieren in Knut K. Schwarting einen guten Freund und tollen Kollegen. Das Andenken an ihn werden wir in Ehren halten.
2012 erschien in den Mitteilungen aus dem Landkreis Lüchow zur
Ankündigung eines Vortrags folgende treffliche Beschreibung über den
jetzt Verstorbenen, die wir nachfolgend abdrucken:
„Schlüsselbegriff „Nachhaltigkeit“ - Knut Schwarting referiert im
Kreishaus Lüchow über die Herausforderungen menschenwürdigen
Wirtschaftens Lüchow. „Die Natur hat Eigenrechte über die Nutzungserwägungen des heutigen Menschen hinaus. Die Erde ist zu hüten
wie ein Schatz“, fordert der ehemalige Lüchower Bürgermeister Knut
Schwarting. In einem kleinen Vortrag wird Schwarting einige der Ideen
30
Stattdessen fließen die Milliarden in Aktien und
Immobilien. Sagenhafte Wertzuwächse sind die
Folge. Wer hat, dem wird gegeben. Anders gesagt: Reiche werden noch reicher. Da die Sparer
das Ganze mitfinanzieren, findet mal wieder eine
Umverteilung von unten nach oben statt. Faktisch hat sich Draghi längst von seinem Mandat
als Währungshüter verabschiedet. Er betreibt
Wirtschaftspolitik offenbar in der Gewissheit,
alle Probleme Europas mit quasi kostenlosem
Geld wegspülen zu können. Nicht nur die Bundesbank sieht das anders. Aber das ficht Draghi
nicht an, die Mehrheit in der EZB-Führung steht
hinter ihm. Es ist Zeit, an eine Binsenweisheit zu
erinnern: Arbeitsplätze entstehen dort, wo kluge
Menschen etwas anbieten oder herstellen, das
sich mit Gewinn verkaufen lässt. Aufgabe der
Regierungen ist es, dafür gute Bedingungen zu
schaffen, damit sich Investitionen lohnen. Billiges Geld allein reicht nicht.
Angst in der
katholischen Kirche
FRANKFURT (dts) Der baden-württembergische Ministerpräsident und bekennende
Christ Winfried Kretschmann (Grüne) wirft
der katholischen Kirche vor, von Angst zu beherrscht sein. „Mich irritiert vor allem, wie viel
Angst in unserer Kirche regiert“, sagte er in
des Wirtschaftswissenschaftlers und Zukunftsforscher
Prof. Dr. Franz-Josef Radermacher vorstellen sowie über
seine eigenen Erfahrungen in diesem Zusammenhang
berichten. Anlass dieser Vortragsveranstaltung ist die
aktuelle Kunst-Ausstellung „Kein Leben ohne Wasser“,
die am gleichen Tag endet. Nach seiner Zeit als Bürgermeister der Stadt Lüchow (von 1991 bis 1996) hat der
mittlerweile pensionierte Regierungsschuldirektor Knut
Schwarting, der bis heute in Lüchow zuhause ist, einen
gewissen Ruf als „Südamerikakenner“ erlangt. Seit rund
zehn Jahren reist Schwarting mindestens einmal im Jahr
nach Südamerika, insbesondere nach Paraguay. Dort
engagiert er sich für verschiedene soziale und kulturelle
Projekten, darunter eine Schule und eine Augenklinik.
Er kennt - wie er sagt - „die Sorgen und Nöte der Menschen vor Ort“
und schreibt unter anderem für eine in Paraguay erscheinende deutsche Zeitung. Und Schwarting ist inzwischen auch vertraut mit den
verheerenden gesellschaftlichen und ökologischen Folgewirkungen,
die mit der fortschreitenden wirtschaftlichen Entwicklung in Südamerika einhergehen. Enormer ökonomischer Profit einiger weniger geht
mit bitterer Armut eines Großteils der südamerikanischen Bevölkerung
einher. Der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen wird dem Profit
fraglos untergeordnet. Aktuelles Beispiel, das erst Anfang Juli durch die
Presse ging, ist der Ausbau der Goldmine Conga in Peru; der Bergbau
entzieht der Bevölkerung das Wasser und vergiftet es mit Zyanid und
Schwermetallen. In manchen Regionen besteht nur an zwei Stunden
pro Tag Zugang zu Wasser, in anderen fehlt das Wasser sogar wochenlang. Auch die Folgen des Fleischkonsums in den westlichen Industrienationen, für die der Regenwald in großem Umfang abgeholzt wird, um
das Futtermittel Soja anzubauen, ist hinlänglich bekannt. Nachhaltiges
Wirtschaften? Fehlanzeige.
N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 Welt
Deutschland
einem Gespräch mit der Wochenzeitung „Die
Zeit“. „Die Dogmen lasten wie ein Alb auf uns
Gläubigen“, so Kretschmann. „Dass meine Kirche nicht zugeben kann zu irren, das ertrage
ich am schwersten.“ Das Problem seien nicht
die Dogmen an sich, sondern dass die Kirche
sie alle für richtig halte, so der Grünen-Politiker.
„Auch wenn manche es noch nicht wahrhaben
wollen: Die Zeiten sind vorbei, in denen die Hierarchie Debatten einfach für beendet erklären
konnte“, so der Regierungschef.
„Ich glaube einfach nur das, was ich glaube“,
sagte der praktizierende Katholik, „anders kann
ich nicht glauben“. Kretschmann kritisiert, die
katholische Kirche habe sich zu stark auf Themen wie Verhütungsfragen konzentriert: „Ob
man etwa Kondome benutzt, das hat mit der
Nachfolge Christi so viel zu tun wie die Frage,
ob man mit Messer und Gabel isst oder lieber
mit den Händen. Welcher Mensch kann da
noch eine Brücke zum Evangelium schlagen?“
Der Grünen-Politiker empfehlt den christlichen
Kirchen mehr Optimismus: Nie zuvor sei eine
Gesellschaft so vom Evangelium geprägt gewesen wie die heutige. „So christlich wie heute
waren wir noch nie in unsrer Gesellschaft“, sagte der Ministerpräsident.
„Das Evangelium wird doch in unserer heutigen Zeit mehr denn je gelebt - bloß dass es
nicht immer draufsteht. Nehmen Sie die Ideale des Sozialstaats oder der Bewahrung der
Schöpfung oder der Würde des Menschen, das
sind doch durchgreifende Erfolge der Evangelien in der heutigen Welt.“
Bericht aus China
Über Prinzlinge und
andere Kuriositäten
Von Heinz Gabel vor Ort
D
ie Merkwürdigkeiten im chinesischen Alltag werden einem erst bewusst, wenn man
sie selbst erlebt. Etwa Kinder: Manchmal sind sie
einfach nur respektlos Erwachsenen und Ausländern gegenüber, manchmal sind es auch kleine Terroristen. Sie dürfen alles in der Ein-KindPolitik, sind Prinzen und Prinzessinnen. Erzogen
werden sie vielfach von Großmüttern und Großvätern, die ja als gütige Omis und Opas gelten
wollen. Die Eltern arbeiten – für den Wohlstand.
Wenn sie dann einmal in der Woche Zeit haben,
führen sie ihren Nachwuchs ins feinste Lokal aus.
Dort dürfen sie nahezu alles, von schreien bis toben, anderen Gästen auf den Geist gehen, hinter
und vor der Bar alles begrabschen. Wer hindert
sie schon daran? Sie machen sich lustig über Erwachsene und Ausländer. Eigentlich sollte man
als Gast dazwischen funken und Respekt verlangen: „Soll ich mal mit Deinem Lehrer reden?“
Aber was Eltern und Omas versaut haben, holt
man als Außenstehender in einer Begegnung
nicht auf. Kinder schreien ihre Eltern an, werfen
achtlos Verpackungen auf Straßen, in Busse oder
Restaurants. Sie lernen es ja auch nicht anders,
die Erwachsenen machen ihnen das vor. Kinder
sind eben überall auf der Welt das Sprachrohr ihrer Eltern und Umgebung. Natürlich bestätigen
Ausnahmen die Regel, es gibt auch liebe Kinder
fürsorgender Eltern.
Ein Kuriosum der besonderen Art erlebe ich
täglich und amüsiert mich sehr. Junge Männer
tragen ihren Freundinnen und Frauen die rosa-,
pink- oder türkisfarbenen Handtaschen hinterher.
Das scheint in China ein Zeichen der besonderen Zuneigung zu sein. In Europa und anderswo
würde einem der Spruch „Aloah“ herausrutschen
– bist Du schwul oder was? Die Chinesen sind
auch sonst recht schmerzfrei. Wer gerade mal
muss, stellt sich einfach an den Wegesrand und
pinkelt in die Landschaft, mitten in der Stadt oder
auf Autobahnen. Das gehört eben zur Kultur der
Schlitzhosen von klein an, wo Kinder, bis sie dem
Windelalter entwachsen, eine Hose mit einem
Schlitz im Schritt tragen, Mädchen wie Jungen.
Wenn sie mal müssen – groß oder klein – gehen
sie in die Hocke und der Schlitz dehnt sich zur Hosenöffnung und man kann überall seinen Haufen
hinsetzen, auch auf den Bürgersteig oder mitten
in der Fußgängerzone. Manche Chinesen räumen
das dann sogar weg. Die Chinesen machen es
auch im Alter gerne in der Hocke, wenn man dann
noch so beweglich ist. Die öffentlichen Toiletten
haben nämlich keine Kloschüssel, sondern nur ein
Loch mit zwei Trittfeldern links und rechts – gelernt ist halt gelernt. Die Luftverschmutzung ist in
China enorm hoch. Man schätzt jährlich Millionen
Todesfälle aufgrund der der Feinstaubbelastungen. Da wundert es einen doch, wenn man dann
an vielen Stellen am Straßenrand Gestelle sieht,
an denen Mettwurst-Kringel, Fischköpfe, ganze
Fische oder Schweinefleisch-Stücke zum Trocknen abhängen. Man sieht das auf Balkonen und
Terrassen, aber auch auf Bürgersteigen – luftgetrocknet und feinstaubbelastet – wohl bekomm´s!
Partisanen in Nordparaguay
EPP ermordet 3 Landarbeiter
C
ONCEPCION (DZ) Die im Norden der paraguayischen Ostregion
operierende irreguläre Partisanengruppe, die sich „paraguayisches
Volksheer“ (EPP) nennt, hat wieder 3 Arbeiter einer Rinderfarm erschossen. Damit hat diese Partisanengruppe insgesamt 43 Morde begangen.
Der Angriff der Partisanen erfolgte wahrscheinlich am 23. März, da
die Leichen, die erst am 24. März aufgefunden wurden, bereits Leichenstarre aufwiesen. Der Angriff erfolgte auf einem Außenposten, einem
so genannten „Retiro“, der Rinderfarm, weshalb die Leichen nicht sofort
entdeckt wurden.
Bei den Leichen fanden sich zwei Blätter, deren Text eine Bekennerschrift des EPP darstellt. Mit dem Text „verbietet“ das EPP wiederum den
Anbau genveränderter Pflanzen, den Gebrauch von chemischen Pflanzenschutzmitteln und das Abholzen in einem nahe gelegenen Waldgebiet. Weiterhin wird das Verbot für die Arbeiter ausgesprochen, Waffen zu
tragen, in den Wald zu gehen und die Bäche zu verunreinigen. Verstöße
würden mit dem Tode bestraft, heißt es in diesen Propagandaschriften.
Die Partisanen haben überdies einen Traktor und drei Motorräder vollkommen abgebrannt. Ebenfalls abgebrannt wurde das Haus des Außenpostens mit allen Gerätschaften, die sich darin befanden.
Die Rinderfarm, die den Namen „Alegría“ (Freude) führt, gehört einer deutschen, von der Familie Willersinn geleiteten Investorengruppe.
Die Farm liegt im Departement San Pedro, etwas vor der bekannten
mennonitischen Kolonie „Manitoba“.
Nachdem Einheiten der aus Nationalpolizei und Heer zusammengesetzten Eingreiftruppe vor Ort erschienen waren, gab es ausreichende
Gelegenheit, mit Bewohnern der Zone zu sprechen, die jedoch ihren
Der verbrannte Traktor
beim Auβenposten
Namen nicht veröffentlicht sehen möchten. Diese Bewohner betonten,
dass es innerhalb der nahen Waldgebiete umfangreiche MarihuanaPflanzungen gebe, und das das wahre Interesse der Partisanen wohl
darin zu sehen sei, diese Anbaubereiche vor Entdeckung zu schützen.
Die Partisanengruppe EPP hält einen Polizeiunteroffizier seit 258 Tagen als Geisel gefangen. Die nur spärlich auftretenden Erfolge bei der
Bekämpfung der Gruppe haben der Regierung bereits viele Kritik eingebracht. Das EPP wird oft von politischen Beobachtern mit dem ehemaligen Staatspräsidenten und abtrünnigen Bischof Fernando Lugo in
Verbindung gebracht, weil ehemalige Seminarschüler desselben unter
den Gründern dieser Partisanengruppe sich befunden haben sollen.
Erwiesen ist die Zusammenarbeit der Gruppe mit den „Revolutionären
Streitkräften Kolumbiens“ (FARC).
N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 31
Europa
Plastiktüten in der
EU: Jetzt wird’s ernst
Die Debatte zog sich, aber sie
blieb nicht ergebnislos: EULänder dürfen fortan Plastiktüten
besteuern oder verbieten. Der
Verbrauch soll drastisch sinken.
Deutschland schneidet im
Vergleich aber nicht schlecht ab.
dpa Vermeidbarer Müll: Jeder Deutsche
verbraucht im Schnitt 71 Plastiktüten im
Jahr.
Die Europäische Union (EU) sagt den
Plastiktüten den Kampf an. Um die Zahl
der umweltschädlichen Einwegtüten zu
senken, dürfen die EU-Staaten künftig die
Beutel besteuern oder national sogar verbieten. Das beschlossen die EU-Minister
nach Diplomatenangaben in Brüssel und
segneten die schon länger debattierten
Pläne endgültig ab. Zudem sollen sich die
Staaten konkrete Ziele setzen, damit die
Menschen ihre Einkäufe nicht mehr so häufig in Plastiktaschen nach Hause tragen.
Bis Ende 2025 soll jeder Europäer im
Schnitt nur noch 40 Beutel pro Jahr verbrauchen – zuletzt (Stand 2010) waren
es noch 176 Einwegtüten. Deutschland
schnitt nach EU-Angaben etwas besser ab,
der Verbrauch lag 2010 bei 64 Einwegtüten
pro Kopf.
In den 28 EU-Ländern könnten die Menschen künftig stärker zur Kasse gebeten
werden. Teilweise müssen Kunden schon
heute im Laden geringe Centbeträge für
Plastiktüten zahlen, doch häufig sind die
Beutel noch gratis.
Die Bundesregierung hat noch nicht
entschieden, wie sie die Vorgabe umsetzen will. Derzeit spreche „nichts dafür, in
Deutschland Abgaben oder gar Verbote
zur Reduzierung des Verbrauchs an Plastiktüten einzuführen“, sagte eine Sprecherin von Bundesumweltministerin Barbara
Hendricks (SPD) in Berlin. Man werde mit
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32
Umweltverbänden, Verbraucherschützern,
Ländern und der Wirtschaft über das Thema diskutieren. Vom Handel gebe es positive Signale zur Kooperation.
Das Umweltbundesamt (UBA) hatte
vorgeschlagen, Plastiktüten etwa in Kaufhäusern und Bekleidungsgeschäften nicht
mehr umsonst abzugeben. Umweltschützer verweisen darauf, dass in Irland nach
Einführung einer Abgabe die Anzahl der
Plastiktüten von 328 auf 18 je Bürger und
Jahr gesunken sei.
In der Debatte war Ministerin Hendricks
im Januar bereits eine von 118.000 Menschen unterzeichnete Petition zur Eindämmung des Tütenverbrauchs überreicht worden. Dabei geht es um eine Umweltabgabe
auf alle Plastiktüten von 22 Cent. Derzeit
werden demnach allein in Berlin 5000 Tüten innerhalb von zehn Minuten ausgegeben.
Die Pläne sollen vor allem der Umwelt
helfen. Es kann Hunderte Jahre dauern, bis
sich Plastikbeutel in der Natur zersetzen.
Ein Problem sind Müllteppiche aus Plastiktüten und Kunststoff im Meer. Der Abfall
kann - etwa in kleinsten Teilchen - zum Beispiel von Tieren aufgenommen werden und
sie schwächen oder töten.
Nicht betroffen von den EU-Vorgaben
sind robuste Mehrfachtüten oder extrem
dünne Tüten, die für Obst, Gemüse oder
Frischfleisch gebraucht werden. Die Pläne
treten 20 Tage nach Veröffentlichung im
EU-Amtsblatt in Kraft.
Entschädigung für
Kriegsverbrechen: Griechenland will deutsches
Eigentum beschlagnahmen
Im Streit um NS-Reparationen
verschärft Athen den Tonfall.
Der griechische Justizminister
droht, deutsches Eigentum im
Land beschlagnahmen zu lassen,
und deutet an, dass sein weiteres
Vorgehen von einer Einigung im
Schuldenstreit abhängt. Tsipras
zitierte aus der Bergpredigt.
AFP - Thessaloniki - Im Streit um Reparationen für NS-Verbrechen plant die
Regierung vonAlexis Tsipras die Beschlagnahmung von deutschem Eigentum in
Griechenland. Der griechische Justizminister Nikos Paraskevopoulos sagte am Dienstagabend im Parlament, auf diese Weise
sollten die Opfer eines Massakers im Dorf
Distomo entschädigt werden.
Das griechische Verfassungsgericht hatte zuvor eine Entscheidung von 1997 beN r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 stätigt, wonach den Familien der 218 Opfer
von Distomo 28 Millionen Euro zustehen.
Nach griechischem Recht muss der Justizminister eine solche Beschlagnahmung
genehmigen. Paraskevopoulos erklärte seine Bereitschaft, will seine endgültige Entscheidung aber von der „Komplexität des
Falls“ und weitreichenderen „nationalen
Fragen“ abhängig machen.
Diese Formulierung legt nahe, dass Griechenland das Vorhaben aufgeben könnten,
wenn es zu einer Einigung im derzeitigen
Schuldenstreit kommen könnte - obwohl
die beiden Fragen offiziell nichts miteinander zu tun haben.
Eine ähnliche Verknüpfung gab es schon
einmal: Im Jahr 2000 genehmigte die damalige Regierung der sozialistischen PasokRegierung Beschlagnahmungen im Goethe-Institut, der Deutschen Schule in Athen
und dem Deutschen Archäologischen Institut. Laut Presseberichten zog der Justizminister seine Entscheidung damals zurück,
nachdem Deutschland ein paar Tage später
dem griechischen Eurobeitritt zugestimmt
hatte.
Der heutige Justizminister Paraskevopoulos machte seine Aussage während
einer Parlamentsdebatte über die Wiedereinsetzung eines Parlamentskomittees,
das deutsche Reparationen erstreiten soll.
Premierminster Tsipras sagte in einer kaum
versteckten Anspielung auf Deutschland:
„Wir versprechen, unsere Verpflichtungen
einzuhalten. Aber wir erwarten dies auch
von allen anderen Seiten. In der moralistischen Argumentation, welche die öffentliche Debatte in Europa beherrscht hat, werden wir nicht der Schüler sein, der Kopf und
Blick senkt. Wir erteilen keine ethischen
Lektionen, aber wir akzeptieren sie auch
nicht.“
Tsipras zitierte zudem die Bergpredigt:
„Wenn ich die vielen provokativen Worte
aus dem Ausland höre, erinnert mich das
oft an Jesus Worte über jene, welche den
Splitter im Auge ihres Bruder sehen, aber
nicht den Balken in ihrem eigenen.“
Griechenland wurde nach dem Zweiten
Weltkrieg an globalen Entschädigungzahlungen beteiligt. Zur individuellen Entschädigung von Opfern kam es jedoch nicht. Die
Bundesregierung vertritt den Standpunkt,
dass entsprechende Forderungen spätestens nach der Wiedervereinigung mit dem
Zwei-Plus-Vier-Vertrag ihre Berechtigung
verloren haben. Nach Informationen hielten der damalige Bundeskanzler Helmut
Kohl und sein Außenminister Hans-Dietrich
Genscher bei den Verhandlungen Länder
wie Griechenland vom Verhandlungstisch
fern und vermieden bewusst Formulierungen, aus denen sich Entschädigungen hätten ableiten lassen.
Familie + Gesundheit
Lichen, Tinnea und Psoriasis an. Arzneibuchlich werden die Pflanzen als anregend,
reinigend/ausleitend, diuretisch, schweisstreibend, wundheilend, das Immunsystem
modulierend, juckreizlindernd sowie als
wirksam gegen Pilze und Mikroben charakterisiert. In einigen Laendern sind sie in Patentmedizinen enthalten.
Korrespondenzen zur Haut, zum Immunsystem, zum Blutund den Verdauungs-, Geschlechts- und Ausscheidungsorganen sind
ableitbar.
Die auffrischende/tonisierende Wirkung
hat jeder Terere-Geniesser schon oft selbst erfahren.
Helmut Krieger - Vivero PARANEG
Villa Elisa, Tte. Picco/Ypacarai
Tel.: 021-940 270 / 940 332
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Die Stechwinde (Smilax/Herreria spec.) , Zarzaparrilla,
Yuapecá - ein bewaehrter Breitbandhelfer
In Mittel- und Suedamerika findet man
mehr als 20 Smilaxarten, die sich seit Jahrhunderten eines ausgezeihneten Rufs in der
volksmedizinischen
Breitbandverwendung
erfreuen. Die Wertschaetzung der in Europa
im sechzehnten Jahrhundert in Arzneien verarbeiteten eingefuehrten Rohmaterialien aus
einigen von ihnen war nicht minder gross. Der
rasche Erfolg bei der Behandlung von Hautund Geschlechtskrankheiten hat mit Sicherheit dazu beigetragen.
Verwendet wird die frische oder getrocknete Wurzel-/Tuberkel-Droge in zahlreichen
Aufbereitungen (Pulver, Auszuege, Salben,
Aufguesse, Abkochungen), die heute auch
in zahlreichen Fertigpraeparaten angeboten
werden. Moderate Dosierung (frisch 1o – 20g,
DIE ZEITUNG macht sich medizinische Ratschläge der
verschiedenen Autoren des Gesundheitsbereichs nicht zu
eigen, sondern empfiehlt Rücksprache mit dem Hausarzt
vor eventueller Anwendung.
EXPOFERIA BONSAI 2015
Vivero PARANEG
getrocknet 5 – 10g pro 1l Wasser) und Kurzzeitanwendung ( 5 – 7 Tage) sind Voraussetzungen fuer eine nebenwirkungsfreie Therapie.
Das Wirkungsspektrum bei den meisten
Smilaxarten ist ausgesprochen breit. Konzentriert man die Betrachtung auf Herreria montevidensis und Varianten sowie auf
Smilax campestris, Smilax spinosa, Smilax
regelii und Smilax bondelli, dann kann man
konkret auf Behandlungserfolge bei Rheuma, Arthritis, Gicht, Ischias, Syphilis, Lepra
und Malaria hinweisen. Ebenso wird Befindlichkeitsstoerungen durch Blut- und venerische Erkrankungen, gastrointestinalen Beschwerden, Nieren- und Leberleiden sowie
Tumoren abgeholfen. Weiter sind Heilwirkunen bei chronischen Gelenkschmerzen,
Kopfschmerzen und Migraeneanfaellen
sowie bei hartnaeckigen Erkaeltungskrankheiten nachgewiesen. Auf eine aeusserliche
Behandlung sprechen Allergien, Ekzeme,
Der Vivero PARANEG veranstaltet auf seinem Gelaende in Villa Elisa, Tte. Picco/Ypacarai vom Palmsonntag bis zum Muttertag seine
diesjaehrige
EXPOFERIA BONSAI 2015.
Waehrend der Ausstellungszeit stehen Bonsai-Exponate vieler Arten in unterschiedlichen
Stilrichtungen und Altersklassen zur Schau
und ein reichhaltiges Sortiment kann dabei zu
Sonderpreisen erworben werden.
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umfangreiche Viverosortiment!
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geoeffnet von 9 bis 18 Uhr, auch sonn- und
feiertags) lohnt sich immer. Man kann dort auf
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Sollten Sie Fragen haben, rufen Sie 021
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33
Telegramm
28 politische Parteien und 3 „Bewegungen“ sind zur Teilnahme an den internen Vorwahlen berechtigt, mit denen innerhalb dieser
Parteien und (parteiähnlichen) „Bewegungen“
die Kandidaten der Parteien und Bewegungen für die Bürgermeisterwahlen des Landes
bestimmt werden. Weitere 22 „Bewegungen“
befinden sich noch in der Phase der Auswertung bei der Wahljustiz. Anmeldeschluss bei der
Wahljustiz für weitere Bewegungen ist der 30.
März.
Staatspräsident Horacio Cartes ist wegen nicht ausreichender Geschwindigkeit
bei Ausführung von Infrastrukturarbeiten
besorgt, heißt es in paraguayischen Medien.
Der Präsident, bisher als „Macher“ in den ihm
gehörenden Unternehmen tätig, scheint an
vielfältigen Schwierigkeiten und Rücksichten
zu verzweifeln, die bei Ausführung staatlicher
Bauvorhaben zu beachten sind. Zu verschiedenen Gelegenheiten war in den letzten Wochen
bemerkbar, dass der Präsident seine Minister zu
schnellerer Arbeit antrieb. Opfer seiner Hinweise
waren besonders die Vorsitzende der Behörde
des sozialen Wohnungsbaus und der Minister
für öffentliches Bauwesen. „Ich möchte, dass
Öffentliches Bauwesen besser funktioniere, alles
muss besser laufen. Die Zeit vergeht für mich
sehr schnell, und ich will mehr Häuser sehen,
mehr (Fortschritte) in der Gesundheitsbetreuung, ich will mehr Schulen sehen, ich will von allem mehr!“ hörte man den Präsidenten bei einer
Veranstaltung sagen.
naten hat überall im Land der Verkauf gebrauchter Kleidung, meistens aus den USA importiert,
zugenommen, so dass die paraguayische Textilindustrie dies bereits als störend empfindet. In
einer Erklärung hat die Branche betont, dass der
Import gebrauchter Kleidung verboten sei und
den Staat aufgefordert, seine Aufgaben in der
Bekämpfung illegaler Importe wahrzunehmen.
Ein Omnibus, der sich mehrere Male überschlug, nachdem bei hoher Geschwindigkeit
ein Reifen geplatzt war, ist zur Todesfalle von
mindestens 8 Personen geworden. Der Unfall
trug sich am 23. März um 01:00 Uhr frühmorgens bei km 110 der Fernstraße III in der Nähe
der Stadt 25 de Diciembre, im Departement San
Pedro zu. Obwohl Rettungsmannschaften von
Polizei und Freiwilliger Feuerwehr schnell zur
Stelle waren, konnten 8 Personen nur noch tot
aus den Trümmern geborgen werden. Einige
Beobachter machen den schlechten Straßenzustand an der Unfallstelle verantwortlich; andere
sprechen davon, dass die Reifen abgefahren
waren. Der Omnibus soll erst vor kurzer Zeit die
jährliche technische Prüfung durchlaufen haben, hieß es.
Das britische Verteidigungsministerium
plant, Verstärkungen nach den FalklandInseln zu senden. Die Gefahr einer neuen argentinischen Invation auf den 400 km vor der
argentinischen Küste liegenden Inseln scheint
dem britischen Verteidigungsministerium heuer derart hoch, dass die Verlegung weiterer
Truppenteile notwendig erscheint, heißt es in
Die paraguayische Regierung versucht, London.
100 Bauingenieure in Spanien anzuheuern,
erklärte Finanzminister Santiago Pena. Diese
Ingenieure sollen angesichts einer nicht ausreiDas Sozialvorsorgeinstitut IPS wird 48
chenden Anzahl vorhandener Spezialisten in
Privatfirmen arbeiten, die Aufträge für das Mi- Mio. US$ von der Zentralregierung erhalten.
nisterium für öffentliches Bauwesen ausführen. Damit werden Schulden für Beiträge einer KranDer Finanzminister betonte: „Paraguay kann kenversicherung staatlicher Lehrer bezahlt, die
es sich nicht leisten, 5 Jahre zu warten, um mit seit 1991 zu zahlen, auch im Haushalt berückdem Bau neuer Infrastrukturobjekte voran zu sichtigt waren, aber vom Erziehungsministerikommen.“ Die Aussicht auf „importierte“ Bauin- um niemals abgeführt wurden. Das Finanzmigenieure hat in der Öffentlichkeit harsche Kriti- nisterium wird eine Anleihe zu diesem Zweck
ken hervorgerufen. Es scheint allerdings sicher, begeben, um aus dem Verkaufserlös die Ansprüdass es in Paraguay nicht genug Bauingenieure che des IPS zu befriedigen. Neben dieser Schuld
gibt. Die meisten Beobachter geben dem Staat besteht noch eine weitere staatliche Schuld
die Schuld, nicht für eine Steuerung bei den ver- gegenüber dem IPS für Beiträge staatlicher Anschiedenen Universitätslaufbahnen gesorgt zu gestellter. Diese Schuld besteht seit Gründung
haben. Heute kommen bei den Universitätsab- des IPS im Jahr 1943, da der Staat niemals diese
gängern durchschnittlich 5 Rechtsanwälte auf Beiträge zahlte.
einen Ingenieur, heißt es in informierten Kreisen
in Asunción.
Zwei Abgeordnete und ein Bürgermeister
sind vom Verwalter einer Rinderfarm wegen
Paraguayische Industrielle sind wegen Diebstahl, schwerer Bedrohung, Todesdrohung
zunehmender Angebote importierter Ge- und Landbesetzung bei der Staatsanwaltschaft
brauchtkleidung besorgt. In den letzten Mo- angezeigt worden. Angezeigt wurden die Ab-
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N r. 9 4 D i e Z e i t u n g 0 3 / 2 0 1 5 geordneten José „Paková“ (Banane) Ledesma
und José Domingo Adorno, ebenso der Bürgermeister von der Ortschaft Fuerte Olimpo, Sergio
Cuéllar. Gemäß der Anzeige sollen diese eine
„Meute“ von Bewohnern der Ortschaften Puerto Guarani und Fuerte Olimpo aufgestachelt
haben, um in das Land der Rinderfarm Abialor
Paraguay S.A. einzudringen. Die Farm gehört
französischen Investoren.
Die vor einigen Jahren geschlossene israelische Botschaft in Asunción soll im Juli dieses
Jahres wieder eröffnet werden. Nach Auskunft
israelischer Diplomaten, die Staatspräsident Horacio Cartes in Asunción besuchten, soll die Botschaft über einen „großen diplomatischen Stab“
verfügen, um die gemeinsam mit Paraguay entwickelten Projekte zu bearbeiten.
Protestierende Kleinbauern treffen sich
am 26. März zu ihrem jährlichen Marsch durch
die Straßen der Landeshauptstadt Asunción.
Trefpunkt ist das Seminargebäude der katholischen Kirche, von wo aus sie bis zum Parlamentsvorplatz marschieren werden, um ihren
Marsch mit einer Protestversammlung abzuschließen. Die Bauern verlangen: Bodenreform,
bessere Gesundheits- und Erziehungsversorgung, Souveränität (genauere Daten hierzu sind
nicht bekannt), eine wirkliche Demokratie; sie
stellen sich gegen Privatisierungen von Staatsbetrieben und gegen die „Militarisierung“.
Ein Airbus A 320 der Lufthansa-Tochter
Germanwings ist auf dem Flug von Barcelona
nach Düsseldorf am 24. März über französischem Gebiet abgestürzt. Es gibt anscheinend
keine Überlebenden. An Bord befanden sich 6
Besatzungsmitglieder und 144 Passagiere, darunter 72 Deutsche. Unter den Deutschen gab
es 16 Schulkinder und 2 Lehrerinnen aus dem
westfälischen Haltern. Die Absturzursache ist
noch ungeklärt.
Die Zeitung
Nr.
95
erscheint am Mittwoch
22.04.2015
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