Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
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Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
Dr. Christine Zöllner Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 1 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 4. Materialwirtschaft 4.1 Grundlagen 2 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 4. Materialwirtschaft 4.1 Grundlagen Begriffliche Grundlegung Unter Materialwirtschaft wird jener Funktionsbereich des Unternehmens verstanden, der Beschaffung (Bezug), Lagerhaltung und Transport (Verteilung) der zur Produktion (Leistungserstellung) notwendigen Güter umfasst. Materialwirtschaft beschafft verschiedene Güter Beschaffungsgüter Rohstoffe 3 Hilfsstoffe Betriebsstoffe Halbfabrikate Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Handelswaren 4. Materialwirtschaft 4.1 Grundlagen Problemlösungsprozess der Materialwirtschaft 1. Analyse der Ausgangslage Umweltanalyse Unternehmensanalyse 2. Ziele der Materialwirtschaft Beschaffung Lagerhaltung Transport Ziele Ziele Ziele Maßnahmen Maßnahmen Maßnahmen Mittel Mittel Mittel 4. Abstimmung der Teilbereiche 5. Durchführung 6. Evaluation der Resultate 4 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Quelle: Thommen/Achleitner 2003, S. 284. 3. Teilbereiche der Materialwirtschaft 4. Materialwirtschaft 4.1 Grundlagen Entscheidungstatbestände der Materialwirtschaft Lagerhaltung Transport Beschaffungsprogramm Lagerausstattung Gütertransport Beschaffungsgüterart Beschaffungsgüterqualität Bestellmenge Bestellzeitpunkt Lagerart Lagereinrichtung Lagerkapazität Lagerstandort Transportmittel Transportmenge Verteilung der Transportmenge Transportwege Beschaffungsmarketing Beschafftungsmarktforschung Beschaffungsproduktpolitik Beschaffungsmethodenpolitik Beschaffungskonditionenpolitik Beschaffungskommunikationspolitik 5 Lagerprogramm gelagerte Güterarten Lagermengen Sicherheitsbestände Lagerorte Lagerprozess Güterannahme Qualitätsprüfung Auslagerung & Verwaltung Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Quelle: in Anlehnung an Thommen/Achleitener 2003, S. 289. Beschaffung 4. Materialwirtschaft 4.2 Beschaffungs- und Lagerplanung 6 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 4. Materialwirtschaft 4.3 Beschaffungs- und Lagerplanung Ausgangsüberlegungen Ziele: Optimale, d.h. wirtschaftliche Beschaffung von Materialien Analyse möglicher Beschaffungsarten, denn in der Beschaffung liegen große Gewinnpotentiale Merke: Die Entscheidung für eine Beschaffungsart wird beeinflusst von 7 Menge des zu beschaffenden Materials Wert der bestellten Güter (Preisniveau, Preisschwankungen) zeitlicher Anfall des Materialbedarfs Eigenschaften des Materials (Lagerfähigkeit, Erhältlichkeit) Beurteilung der Lieferanten (Lieferbereitschaft, Zuverlässigkeit) Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 4. Materialwirtschaft 4.3 Beschaffungs- und Lagerplanung Beschaffungsarten Überblick über verschiedene Beschaffungsarten Beschaffungsarten 1. Prinzip der fallweisen Beschaffung 2. Prinzip der fertigungssynchronen Beschaffung Quelle: siehe dazu Thommen/Achleitner 2003, S. 301-304. 8 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 3. Prinzip der Vorratsbeschaffung 5. Produktion 5.1 Grundlagen 9 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 5. Produktion 5.1 Grundlagen Begriffliche Grundlegung Unter Produktion können grundsätzlich zwei Begriffsinhalte verstanden werden: Produktion als Fertigung Produktion als Leistungserstellungsprozess Produktion als Fertigung (Produktion i.e.S.) Produktion (lat.: producere = hervor führen) ist der vom Menschen bewirkte (technische) Transformationsprozess, der aus natürlichen wie bereits produzierten Ausgangsstoffen unter Einsatz von Energie, Arbeitskraft und anderen Produktionsfaktoren Wirtschafts- oder Gebrauchsgüter erzeugt. Produktion kann auch als die Kombination von Produktionsfaktoren Produktion als Leistungserstellungsprozess (Produktion i.w.S.) 10 im Allgemeinen verstanden werden. In dieser Definition umfasst Produktion den gesamten betrieblichen Leistungsprozess. Im Vordergrund stehen sämtliche betriebswirtschaftliche Entscheidungen, die im Rahmen der Produktion gefällt werden müssen. Produktion in diesem Sinne stellt eine unternehmerische Funktion dar, wie z.B. Marketing, Materialwirtschaft und Finanzierung. Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 5. Produktion 5.1 Grundlagen Produktionsfaktoren als Basis von Entscheidungen Die Produktionstheorie unterscheidet verschiedene Produktionsfaktoren, die von Unternehmen eingesetzt werden können. System der betrieblichen Produktionsfaktoren nach Gutenberg Betriebliche Produktionsfaktoren Elementarfaktoren ausführende Arbeit Betriebsmittel Information als Produktionsfaktor dispositive Faktoren Werkstoffe originäre Entscheidungen derivative Entscheidungen Planung Organisation Kontrolle 11 Merke: Die Volkswirtschaftslehre verwendet eine andere Einteilung der Produktionsfaktoren in Arbeit, Boden und Kapital! Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 5. Produktion 5.1 Grundlagen Präzisierung der Systematik betrieblicher Produktionsfaktoren ausführende Arbeit (objektbezogen) objektbezogene Arbeitsleistungen befassen sich mit der unmittelbaren Durchführung der betrieblichen Vorgänge (z.B. Produktion am Fliessband) Betriebsmittel sind alle im Betrieb verwendeten Gegenstände, die nicht Betriebsmittel Bestandteil des Outputs werden: hierzu gehören z.B. Grundstücke, Gebäude, Maschinen, Werkzeuge Werkstoffe sind alle Rohstoffe, Halb- und Fertigfabrikate, die ganz Werkstoffe oder teilweise in den Output eingehen; sie werden durch die Produktion zu einem Bestandteil des Erzeugnisses originäre (= ursprüngliche) Führungsentscheidungen sind bei originäre Führungsentscheidungen derivative Führungsentscheidungen 12 Gutenberg solche, die den Weitblick und das „Fingerspitzengefühl“ des dynamischen Unternehmers erfordern eine originäre Führungsentscheidung liegt vor, wenn eine Entscheidung (1) ein hohes Maß an Bedeutung für die Vermögens- und Ertragslage besitzt (2) auf das Ganze der Unternehmung gerichtet ist und (3) nicht an untergeordnete Stellen übertragbar ist oder im Interesse des Unternehmens nicht übertragen werden darf derivative (= abgeleitete) Führungsentscheidungen sind solche, die sich aus den originären Führungsentscheidungen ableiten ( Planung, Organisation und Kontrolle) Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 5. Produktion 5.1 Grundlagen Führungsentscheidungen 13 Für ein Unternehmen ist es wichtig zu wissen, welches die wesentlichen Entscheidungen sind. Man nennt diese Entscheidungen echte Führungsentscheidungen (Gutenberg), welche sich insbesondere durch drei Merkmale auszeichnen: – starke Relevanz für die Vermögens- und Ertragslage und damit den Bestand des Unternehmens – Entscheidungsträger müssen das „Unternehmen als Ganzes“ zur Basis für Entscheidungen machen – echte Führungsentscheidungen können im Interesse des Unternehmens nicht delegiert werden Inhalte echter Führungsentscheidungen sind z.B.: – zu verfolgende Strategien und Umsatzziele – zur Erreichung dieser Strategien und Ziele vorgeschlagene Maßnahmen – Allokation der Ressourcen Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 5. Produktion 5.1 Grundlagen Produktion als Leistungserstellungsprozess Produktion i.w.S. beschäftigt sich mit Entscheidungen in verschiedenen Bereichen. Je nach Branche rücken andere Entscheidungsbereiche in den Vordergrund. Entscheidungsbereiche der Produktion i.w.S. Produktion i.w.S. Produktionsprogramm 14 Produktionsmenge Fertigungstyp Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Fertigungsverfahren produktionswirtschaftlicher Ablauf 5. Produktion 5.1 Grundlagen Festlegung des Produktionsprogramms Das Produktionsprogramm bezeichnet die Gesamtheit aller von einem Unternehmen zu erstellenden Produkte/Dienstleistungen. Die Festlegung des Produktionsprogramms umfasst langfristige Entscheidungen und ist mit dem Absatzprogramm abzustimmen. Im Rahmen der Planung des Produktionsprogramms stellt sich stets die Frage, ob bestimmte Produkte vom Unternehmen selbst hergestellt, oder von Zulieferern bezogen werden sollen. Man spricht in diesem Fall von Make-or-buy-Entscheidungen: – „Make“ bezeichnet die Erbringung der Leistungen im Unternehmen. Bei der Erstellung von Gütern ist auch der Begriff Eigenfertigung gebräuchlich. – „Buy“ steht für den Bezug von Leistungen auf dem Markt, den „Fremdbezug“. 15 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 5. Produktion 5.1 Grundlagen Parameter im Rahmen von Make-or-buy-Entscheidungen Kosten Kosten des Fremdbezugs sind denen der Eigenfertigung einander gegenüberzustellen Produkt benötigte Produkte müssen in artmäßiger, quantitativer und qualitativer Hinsicht auf dem Beschaffungsmarkt verfügbar sein Produktionskapazität Finanzielle Mittel 16 stehen ungenutzte/nicht ausgelastete Kapazitäten zur Verfügung, so erscheint Eigenfertigung sinnvoll gibt es die adäquate Produktionskapazitäten im Unternehmen oder nur am Markt werden neue Produktionsanlagen benötigt, ist zu klären, ob diese finanzierbar sind Opportunitätskostenbetrachtung zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit Lieferanten Lieferanten müssen bestimmten Anforderungen genügen wie z.B. Zuverlässigkeit, Qualität, Flexibilität (z.B. bei Absatzschwankungen), Image, Kooperationsbereitschaft Mitarbeiter vorhandenes und zukünftiges Potenzial von Mitarbeitern; Quantität und Qualität Marktentwicklung Make-or-buy-Entscheidung sind mit Marktbedingungen und Strategien abzustimmen Know-how durch Fremdbezug geht evtl. wettbewerbsstrategisches Know-how verloren Probleme mit der Geheimhaltung Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 5. Produktion 5.1 Grundlagen Outsourcing Wurden Leistungen bisher selbst erstellt und werden aus dem Unternehmen ausgelagert, spricht man von Outsourcing. Outsourcing ist ein Kunstwort, das aus den englischen Begriffen – Outside – Resource und – Using zusammengesetzt ist. Beim Outsourcing werden einzelne Unternehmensprozesse von externen Dienstleistern erbracht, wobei im Unterschied zum Sourcing auch ein Verantwortungsübergang auf die Dienstleister stattfindet. 17 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 5. Produktion 5.1 Grundlagen Make-or-buy-Entscheidungen: Empirische Einsichten Top Reasons for Outsourcing Reduce Costs 36 % Focus on Core 36 % Improve Quality 13 % Increase Speed to Market 10 % 4% Foster Innovation Conserve Capital 1% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% Quelle: The 2001 Outsourcing World Summit. 18 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 5. Produktion 5.1 Grundlagen Make-or-buy-Entscheidungen: Beispiel hoch „make“ zu verbessern „make“ Wettbewerbsvorteil Produktentwicklung IT-Entwicklung Beschaffung „make“ Dienstleistung am Markt anbieten Vertrieb mittel Strategische Relevanz Arbeitspunkte IT- Betrieb „buy?“ Bewertung durchführen Logistik Fuhrpark Produktion niedrig Buchhaltung schwach Personalabrechnung durchschnittlich stark Kostensituation im Branchenvergleich 19 Bewertungskriterien definieren Funktionen identifizieren, analysieren und bewerten Priorisierung und Entscheidung Abbau psychologischer Barrieren Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Quelle: www.actio-management.de (20.07.05). 5. Produktion 5.1 Grundlagen Fertigungstypen der Produktion Bei der Festlegung des Fertigungstyps geht es um die Bestimmung der Fertigungseinheiten, d.h. die Aufteilung der gesamten Produktionsmenge in einzelne Mengeneinheiten, die in einem nicht unterbrochenen Produktionsprozess gefertigt werden. Fertigungstypen Einzelfertigung Mehrfachfertigung Massenfertigung Serienfertigung reine Serienfertigung Sortenfertigung Quelle: Thommen/Achleitner 2003, S. 337. 20 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Chargenfertigung 5. Produktion 5.1 Grundlagen Präzisierung der Fertigungstypen der Produktion Einzelfertigung nur eine Einheit des Produktes wird gefertigt meist auf Abruf, kein festes Produktionsprogramm Bsp. Schiffbau, Wohnungsbau, Maßschneider große Stückzahlen von einem oder mehreren Produkten Massenfertigung werden über längere Zeit gefertigt (z.B. Zigaretten) meist standardisiertes Produktionsprogramm meist werden ein oder mehrere verschiedene Produkte reine Serienfertigung hintereinander, in einer begrenzten Stückzahl, auf einer oder verschiedenen Produktionsanlagen gefertigt Bsp. Kleinserien bei exklusiven Möbeln, Großserien bei Automobilen, Schuhen, PCs Form der Serienfertigung: gleiche Ausgangsmaterialien, Sortenfertigung Chargenfertigung 21 Endprodukte weisen große Verwandtschaft auf (z.B. Herrenanzüge), kaum Umstellung der Produktion nötig Qualität der Ausgangsbedingungen und Endprodukte können nicht (völlig) konstant gehalten werden Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 5. Produktion 5.1 Grundlagen Organisationstypen der Fertigung (= Fertigungsverfahren) Bei der Festlegung des Fertigungsverfahrens geht es um die organisatorische Gestaltung der Bearbeitungsreihenfolge der Erzeugung und die Zuordnung der Aufgaben zu den einzelnen Arbeitsplätzen. Fertigungsverfahren Werkstattprinzip Gruppenfertigung Fließprinzip Straßenfertigung handwerkliche Fertigung Taktfertigung Werkstattfertigung Baustellenfertigung Quelle: Thommen/Achleitner 2003, S. 341. 22 Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 5. Produktion 5.1 Grundlagen Präzisierung der Organisationstypen der Fertigung Werkstattprinzip Handwerkliche Fertigung: Produkt wird vollständig an einem Arbeitsplatz von einer Person hergestellt Werkstattfertigung: Maschinen und Arbeitsplätze mit gleichartigen Arbeitsverrichtungen sind zu einer fertigungstechnischen Einheit (Werkstatt) zusammengefasst hohe Qualität/Flexibilität lange Transportwege Zwischenlager Baustellenfertigung: Gruppenfertigung Kombination aus Werkstattund Fließfertigung Produktion wird in fertigungstechnische Einheiten gegliedert in Funktionsgruppe dann z.B. Fließfertigung Anordnung von Arbeitsplätzen richtet sich nach Bearbeitungsreihenfolge Sonderfall Baukastenprinzip: Werkstattfertigung für Einzelteile, Gruppenfertigung für Montage Anordnung der Arbeitsplätze und Anlagen nach Bearbeitungsreihenfolge Voraussetzung: Massen- oder Großserienfertigung Straßenfertigung: kein Zwang für zeitliche Abstimmung Taktfertigung: vollständige zeitliche Abstimmung (Taktzeit) Vorteile: Verkürzung der Durchlaufzeiten, Reduzierung von Zwischenlagern, Produktionsplanung leichter Nachteile: kapitalintensiv, Produktion an einem festen Ort; i.d.R. Einzelfertigung 23 Fließprinzip spezialisiert (lock-in), anfällig für Störungen, hohe Komplexität, Monotonie der Arbeit Allgemeine Betriebswirtschaftslehre