SUSANNE SCHUDA
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SUSANNE SCHUDA
Susanne Schuda 1 2 INhalt Die Zelle – eine paradoxe Religion5 der Poet – Ästhetik und Weltbild 25 selbstinszenierung – Öffentlichkeitsarbeit mit Selbstwirksamkeit 39 die schudas – virtuelle Aneignung und Neubespielung 45 Technische Angaben, Credits 100 CV 105 Im Countdown zur visuellen Wiedergeburt 106 Ursula Maria Probst Unter die Haut gesprochen 108 Franz Thalmair In Schudas Welt Günther Holler-Schuster 3 110 4 Die Zelle eine paradoxe Religion Installation Neue Galerie Graz 2009 5 6 7 8 9 one believes 10 Das Auto als spiritueller Raum eine Videobotschaft der Zelle Die Anbetung der biologischen Zelle bietet dem Menschen eine Loslösung von sinnstiftenden G edanken. In der Videobotschaft der Zelle stellen die drei Repräsentanten The King, Hurens ohn und Meine Mutter dar, wie die Hingabe an die Sinnlosigkeit zu gestalten ist. 11 Sie redet viel. Erzählerin: They are on the road again, The King, Hurensohn und Meine Mutter. Meine Mutter fährt, sie hat sich das Autofahren selbst beigebracht. Meine Mutter hat viel Zeit, sie wird ewig leben und dabei immer gut aussehen, ihr Körper gehorcht ihr ganz. Meine Mutter: Ich fühle mich leicht und rein. Ich bin total bei mir, in mir, ich unterscheide das Außen und das Innen, ich bin meine Mitte. Ich will, dass du das auch hast, ich will, dass du dich so gut fühlst, wie ich es tue. Und das kannst du, wenn du lernst richtig zu leben. Insert: Ich bin nicht die Zelle, ich bin die Botschaft. Erzählerin: Sie tut alles, um meine Entwicklung zu fördern, mir alles beizubringen, damit das Beste aus mir wird, das Beste, was mir möglich ist zu sein, das genügt, das bin ich, das akzeptiert sie. Früher hat Ewigkeit mir Angst gemacht, ich konnte sie mir nicht vorstellen. Jetzt denke ich, Ewigkeit ist das Draußen, das alles Umhüllende. Ich bin die Wiederholung, hier drinnen. Ihre Reinheit ist mein Schutz, mein Fluchtpunkt. Aber auf begrenzte Zeit, sie wird mich entlassen. Ich soll aus mir herauswachsen. Oft hält sie mich stundenlang in ihren Armen. Sie hat gut definierte warme Arme. 12 Meine Mutter: Der Alltag ist das Ritual deines Lebens. Du musst deinen Alltag rein halten, Rein heit ist das Wichtigste für die Perfektion der Exis tenz. Permanente Gegenwärtigkeit und entspre chende Konzentration schaffen die notwendige Aufmerksamkeit für Abläufe und Materialien. Du stehst mit allem, was von dir oder deinem Blick berührt wird, im Austausch. Alle Produkte, der Industrie, der Phantasie oder der Verwahrlosung versuchen, in dich einzudringen, deinen Willen zur Reinheit zu konkurrenzieren. Um keinem Täu schungsmanöver zum Opfer zu fallen, musst du die Zusammenhänge verstehen. Der Herkunft auf den Grund gehen. Erzählerin: Wenn ich die Augen schließe, höre ich wie klares Wasser aus allen Poren hervorquillt, ich lasse mich rückwärts hineinfallen, tauche unter, bin für einen kurzen Moment eins, bereit mich aufzulösen. Ich tauche wieder auf, ich brauche Luft. Wasser löst sich von meiner Haut. 13 Hurensohn zu Meiner Mutter: Hast du die neue Navigation installiert? Meine Mutter nickt. Erzählerin: The King ist nicht mein Vater, Huren sohn ist nicht mein Bruder, vielleicht ist er mein Onkel. The King: Denjenigen, deren Zellen nicht sterben, in denen das Leben auswuchert, wird unterstellt, dass sie ihre Wut und Leidenschaft unterdrücken. Dass sie zuviel Selbstbeherrschung ausüben, bis das Leben nicht mehr weiter kann und das Geschwür in ihnen ausbricht. Aber das stimmt nicht, sie sind nur Gefäße des Lebens, in ihnen leuchtet ein Leben, dass sich dem individuellen Bewusstsein entzieht, übergeordnetes Leben, das in der Transzendenz zu einem kollektiven Geschwür wird, in immerwährender Zellteilung vernetzt, das große alles umfassende Prinzip, das Frage und Antwort zugleich ist, das Prinzip des sinnent leerten und ziellosen Lebens. The King sitzt selbstzufrieden auf der Rückbank. The King: Macht ist dem Leben immanent. Das Leben ist in dir, also ist auch die Macht in dir. Macht, die du auslebst, und Macht, die sich deinem Selbst entzieht. Fremde Macht, die dich bestimmt. Sie kann in deinem Körper sein, sie kann ein beschissener Persönlichkeitsanteil sein, sie kann in deinem Unterbewusstsein arbeiten. Die Fremde Macht verweigert sich deinem Wollen. Die daraus resultierende Orientierungslosigkeit wirft die Sinnfrage auf, die Sinnfrage kann alles zerstören und verlangt daher nach Kontrolle. 14 kuscheln möchte, und dann, aus den warmen dun kelblauen Anzugsfalten herausschreien... Insert: Entgegen allen Annahmen ist Macht auch dem sinnentleerten Leben immanent, denn auch dieses Leben gestaltet Räume. The King beugt sich zum Fenster hinaus: Hey, das ist mein Auto, du finsteres Arschloch, mach dich vom Acker und klau dir deine Scheiße doch woanders zusammen! Illegale Sau! The King: An der Spitze der Hierarchie zu stehen, bedeutet, etwas unter sich zu haben, die Ausläufer der Pyramide, den hierarchischen Apparat. Der artige Fundamente können zum Ballast werden. Macht sollte beweglich sein, undemokratisch. The King lässt sich zurück in den Sitz fallen: Diktaturen sind aber auch nicht wirklich beweg lich. Da muss man die immer gleiche Massen psychose bedienen und sich strikt, bis zur Ver nichtung, daran halten. Demokratie ist ein schwerfälliger Tummelplatz für Vaterfiguren jedweder Art. Die väterliche Macht, die tut so gut. Macht, in die man sich hinein 15 nach vorwärts läuft, um wieder rückwärts zu laufen. Es wäre auch unklar, wann ich den Zeit punkt zum Zurückspulen setzen sollte, knapp vor oder nach dem Tod? Am Klimax? Am Klimax ist man immer noch am Leben. Erzählerin: Ich mag Hurensohn nicht besonders, aber er spricht wenigstens nicht viel. Im Moment denkt er über seinen Auftrag nach. Hurensohn: Ich kann einen Selbstmord nicht in einem Loop darstellen, ich mag nur unsichtbare Loops ohne Anfang und ohne Ende, die Betrach tenden wissen nicht, bei welchem Bild der Film zur Schleife wird. Würde ich einen Selbstmord loopen, würde das bedeuten, dass ein Leben im Rückwärtslauf wieder beginnt und dann wieder Einen Selbstmord kann ich nur in der Potentialität des Suizids loopen. Sich der eigenen Vernichtung hinwenden und kurz davor wieder abwenden, pro vozieren und überleben. 16 Toten wird Schwarz/Weiß. Scharfstellen, nachden ken, was hinter mir ist, nicht jetzt darüber nach denken, Tele rein, Tele raus. Ich seh dich, ganz nah, unscharf, aufgelöst. Erzählerin: Hurensohn hat einen Flashback, einen kleinen Traumaburner, eine Eigenheit, die er mit schizoider Gewissenhaftigkeit pflegt. Er war da mals immer weit hinter der Gruppe, es war Som mer, es ging ihm nicht schlecht. Aber er hat ein Recht auf sein Leiden. Ich zieh den Teleskopring wieder zu mir, ich will das ganze Bild, ich spüre meinen Atem auf meinem Handgelenk, ich halte still, die Luft an. Hurensohn: Standbein, Spielbein, abwarten, schauen, wo die andern sind, das Foto von der 17 Scharf. Abdrücken. Weitergehen, es ist heiß und ruhig, schlucken, Durst. Der kurze Tribut an die Tote wird geleistet durch innere Vorsicht beim Weggehen. Inneres Kathedralengefühl anklicken, das ist Respekt. Auf Zehenspitzen über den Stein boden. Nach 3 Metern bin ich aus der gefühlten Kathe drale draußen, trete wieder voll auf, richte die Gedanken nach vorne, Durst, schlucken. Ich mag die Sonne auf der Haut, ich mag das Gefühl, sie zu speichern. 18 Wir leben im Zeitalter der total vernetzten globa len Verschuldung. Die Welt passt in die Funk tionsschachtel, was zu einem Gefühl der Sinn losigkeit führt, Sinnlosigkeit spüre ich aber nur dann, wenn ich nach Sinn frage. Die Zelle entzieht sich dem Sinn, sie ist die Antwort, weil sie keine Frage stellt. Insert: Noch ein SchluSSsatz zu Macht, Aus beutung, Schuld und Sinn. The King: Wir unterscheiden moderne und tradi tionelle Ausbeutung. Beide werden bedingt durch Schulden, Schuldhaftigkeit, Verschuldung – von und für schuldig Geborene. In der Schuld zu stehen, bedeutet Ohnmacht, die Gestaltungsräume kön nen bis auf Funktionsschachtelgröße reduziert werden. Die Zelle ist ewig und sinnfrei! 19 DIE ZELLE IST DER KLEINSTE TEIL MEINER EXISTENZ. ICH FOLGE IHRER BESTIMMUNG. SIE IST DAS LEBEN. 20 DAS LEBEN IST NICHT FÜR MICH GEMACHT, ICH BIN DIE VARIIERTE WIEDERHOLUNG. DIE ZELLE IST EWIG UND SINNFREI. 21 22 meine mutter 23 24 Der poet Ästhetik und Weltbild Installation Linz Trienale 1.0, Offenes Kulturhaus Linz 2010 25 26 27 28 29 Plus-Poet 30 31 Der Monolog des Minus-Poeten eine Endlosschleife Die Tagträume des Minus-Poeten werden bestimmt durch polymorphem Hass, paranoide Isolation und romantische Erlösungsphantasien. 32 Der Poet: Ich hasse den Morgen, da träume ich immer von Anpassung. Ich bin ein Stück Plastilin, ein Kinderspielzeug, das nicht die richtige Form findet. entlarvt. Aber es gelingt nicht. Ich bin ungenügend, ich probiere es noch mal, sie lachen mich aus, sie haben mich erkannt, ich bin ein Fehler. Dann steigt mir der Hass auf, der macht mich halb wach und dann beginnt die Selbstbestrafung. Ich werde geprüft. Ich versuche, mich in die rich tige Form zu bringen, damit mein Ich mich nicht 33 Das sind aber nicht so Larifari-SM-Spielchen, wo man sich aus Versehen beim Onanieren strangu liert. Nein, das sind geschärfte Stahlseile, durch die Achseln laufende Schlingen, die hinter mir fixiert sind, und ich ziehe mit dem Körper so schnell und kraftvoll nach vorne, dass es mir ins Fleisch schneidet und dann die Arme abtrennt. Selbst behandlung. Ich schwöre auf geschärfte Stahlseile, damit kannst du dir alles abtrennen, du kannst das Fleisch von den Knochen ziehen. Alles vernichten und sehen, dass nichts dahinter ist. 34 Findest du nicht mehr schön? Musikzitat: "I’ve got you under my skin” , Frank S inatra Na ja, was ist schon schön, und wenn ich mich so fühle, dann darf ich auch irgendwann mal darüber sprechen. Diese Gedanken sind in mir und ich sag nie was, ich bleib immer am Lächeln und halte mich an die Spielregeln. Und bei jeder Gelegenheit, wo ich etwas nicht aussprechen darf, sei es Neger, Jude, fette Frau, denk ich, Neger, Jude, fette Sau. Und dann denk ich, du oder ich. Und die denken sich das auch, das weiß ich, die schauen mich schon so an. Oder sie schauen weg, weil sie nicht wollen, dass ich merke, was sie denken, aber ich weiß es ja schon. 35 ...aber manchmal gibt es welche, an die kann ich glauben... ...allen ins Gesicht lachen, und Konsequenzen ziehen, die sie in Angst und Gehorsam versetzen... ...die verstehen mich und ich sie. Die sind nicht angepasst. Die lächeln, aber sie zeigen dabei Zähne... ...Ich fühl mich dann besser. Ich entspanne mich. Bin irgendwie freier, leichter, meine Schultern fließen nach unten, mein Kiefer wird weich. Ich bemühe mich, immer mit diesem Gedanken ein zuschlafen, er soll meine Träume bewachen. ...wie ich ihn das erste Mal gesehen habe, wollte ich so sein wie er. Das war nicht einfach nur Neid, das war tiefempfundene Verehrung... Musikzitat: Johannes Brahms, 3. Symph., 3. Satz 36 37 38 Selbstinszenierung Öffentlichkeitsarbeit mit Selbstwirksamkeit 39 selbstinszenierung ist die erste pflicht des bürgers ein Werbevideo für mentale Ausstattung Das einzelne Ich wird zu einem kollektivem Gut, es ist unser größtes Kapital. Susanne Schuda verkörpert alle, Politiker/innen, Lobbyist/innen, Sportler/innen, Starlets, Jesus, Hostessen, Mütter, Kinder und Väter... 40 Haben Sie sich nicht auch schon mal gedacht, ich hol’s mir – I want it now? Sich selbst was wert sein, und es die andern so richtig spüren lassen. Und ist das nicht auch Ihr Recht? Insert: Wir glauben, eine Kunst, die von Gott kommt, sollte vornehmlich zur Darstellung von Heiligem genützt werden. Schuda: Als Kinder fühlten wir uns manchmal von Gott beobachtet. Gott, ein eindrucksvolles Konzept. Letztlich jedoch nicht ganz überzeugend. Entscheidend ist doch, was wirklich passiert. Die Realität. Und die Realität, das bin immer noch Ich, eine Firma, ein Produkt, individuell auf Sie zuge schnitten. Dieses Ding holt Sie da raus, es macht Sie frei, und führt Sie dahin, wo Ich ist. Wo wir gerade dabei sind, wie oft schauen Sie sich eigentlich selbst zu? Und wenn Sie es mal tun, was sehen Sie da? Einige von Ihnen können sich doch nicht mal selbst leiden. Und warum nicht? Weil Sie nicht bekommen, was Sie brauchen, die Ge sellschaft gibt nicht die ganze Wärme, die sie hat. Bürger sein, Mitgestalter der Gesellschaft, unüber sehbar Teilnehmer am öffentlichen Leben. Parti zipieren wir ausreichend? Geht die Rechnung auf? 41 Schließlich geht es um Ihr öffentliches Auftreten, und das ist oft mit ganz schön viel Aufwand ver bunden, der sich auch rentieren soll. Und diese Rendite können auch Sie erwirtschaften. man denkt. Aber wir wollen nicht auf halbem Weg stehenbleiben. Denn unser Ziel heißt: Selbst inszenierung. Selbstinszenierung ist der Dreh- und Angelpunkt eines erfolgreichen, glücklichen und zufriedenen Lebens. Die Pflicht, ein Grundpfeiler der bürgerlichen Gesellschaft. Wer Rechte hat, der hat auch Pflich ten. Ein Stehsatz, der Ihnen aber nur bedingt weiter hilft. Denn erst als freier Mensch entwickeln Sie sich im großen Ganzen und nützen dessen Syner gieeffekte. Das Prinzip: 1. eine Selbst- oder Fremdbewältigung führt zu 2. Verbesserung der Lebensqualität, diese erhöht 3. die Zufriedenheit – und steigert 4. die Ausstrahlung – die verbessert Ihre Selbst inszenierung – das schlägt sich auf der Einnah menseite nieder und führt wieder zur Verbesse rung der Lebensqualität – eine schöne gleichmäßige Aufwärtsspirale. Insert: Die Freiheit in der Synergie oder das Mitwirken des Menschen an der Erlangung des Heils Zur Freiheit sind es zwei Stufen, sich selbst be wältigen und andere bewältigen. Sich selbst zu bewältigen, kann manchmal schwieriger sein, als – und wenn man mal drin ist, ist es relativ einfach – hin und wieder eine gut dosierte Bewältigung. 42 Unser Ich, dieses Set, Sie wollen es. Sie wollen es um jeden Preis. Es hilft Ihnen, das Prinzip der Frei heit im großen Ganzen zu verinnerlichen. werden Sie von Ihrer eigenen Selbstinszenierung geleitet und geführt. Textinsert: Selbstinszenierung können Sie in Und wenn es soweit ist, werden Sie in diesem Dschungel voller verschiedener Leben und Pro dukte das Beste für Sie auswählen, vollkommen frei, das einzig Wahre. Und wie von Zauberhand jedem Bereich einsetzen. Sie hilft überall, und ist nicht von Publikum abhängig. Alles kommt in Ordnung! 43 44 Die schudas virtuelle Aneignung und Neubespielung 45 46 47 DIE SCHUDAS – DER FORTSCHRITT Internetnovela auf Video, 1. Teil Die Schudas und ihre Nachbarn sind mit sich selbst beschäftigt, ihr einziger äußerer B ezugspunkt ist das Fernsehen. Betty Schuda ist depressiv, was den Fortschrittsglauben von Henry Schuda behindert. Die Nachbarn, der arbeitslose Biochemiker Hörbi und die Riedl, sind einander in E rniedrigung und enttäuschter Erwartung zugewandt. Im TV verbreitet Mr. Dawn B. Schicksal seine Ansichten über das Wohl der paranoiden Gesellschaft und moderiert die Tod- oder Verdrängungsshow, während am anderen Kanal die Fortpflanzung des Antim etaboliden von katholischen Schuldexplosionen begleitet wird. 48 Game Show TV-Kanal 1 Moderatorin: Ich begrüße Sie zu unserem heutigen Fernsehabend! Unser Sender ist bekannt für Geschichten, wie das Leben sie nicht schreiben darf! Um uns einen vagen Eindruck des Möglichen zu geben, haben wir auch heute wieder Mr. Dawn B. Schicksal eingeladen. Aus einem reichhaltigen Sortiment beeindruckender Gesten für Dinge jen seits der Naturwissenschaft wählt er heute Hyp nose und eine reizende Version der Dreifaltigkeit. Name ist Dawn B. Schicksal. Umstritten, widerlegt, von vielen in die Hand genommen. Tip für Rechts händer: mit der Linken fühlt es sich an, als ob es ein Fremder tun würde. In meiner Show soll Menschen die Möglichkeit geboten werden, sich ganz langsam an die gesamte Bandbreite ihrer Emotionen heranzuarbeiten. Sich bis zu Tabubruch, Hysterie und Depression hineinfallen zu lassen, als würde in ihnen ein Wind stürmen, den sie mit Müh und Not innerhalb ihrer körperlichen Grenzen halten. Mr. Dawn B. Schicksal: Herzlich Willkommen, meine sehr verehrten Damen und Herren! Mein 49 Erzähler: Sam, ein Mann, der sein Leben mit den Bereichen Kultur & Natur auskleiden will. Er ist überzeugt, dass mit den einfachsten Mitteln selbst der kleinste Mann dazu befähigt ist, seine Credos in die Weltgeschichte einfließen zu lassen. Unsere heutigen Gäste: Melany und ihr Mann Sam! Erzähler: Melany findet sich auf ihrem Platz ein. Melany: Das Schicksal hat mich an der Hand enommen und mich zur mittleren Tür begleitet. g Das war ein Applaus. Es konnte nur besser werden. Alle waren da. Mr. Dawn B. Schicksal: Und hier ihre erste Frage: Tod oder Verdrängung? 50 Erzähler: Sam und Melany haben zwanzig Sekun den, um sich zu besprechen. Sam schlägt auf das rote Lämpchen: “Wir nehmen die Verdrängung!” Mr. Dawn B. Schicksal: Und hier ist Ihr Gewinn: ein Kellerausbau im Stil der bestechenden Analo gieklarheit und ideal als Stauraum. Melany: Nur wer gesund ist, kann sich Ungesund heit leisten. 51 Henry Betty Wohnzimmer Schudas Wohnzimmer Schudas Erzähler: Henry schweift ab. Es war sehr gut elaufen, seit das Schicksal ihn entlassen hatte. Es g war fast schon zu schön. Wer hätte gedacht, dass ihn die Siebziger so freudig aufnehmen, dem Tüchtigen ein Heim geben mit Tapeten, praktische, fröhliche Designs zum Nachbauen, elegante schnellgemachte Lampenschirme, die guten gro ßen Einbaukästen. Gerade Flächen, die allem einen Abschluss liefern mit verdammt viel rein. Die Sieb ziger sind im hintersten Winkel des Wiederauf baus angekommen. Und sie bringen den Fort schritt. Jeder spürt, dass es aufwärts geht, aber nicht nur das: der Fortschritt steht, zumindest zwischenzeitlich, in direktem Zusammenhang mit super Löchern. Hohe Häuser sind wunderbare Symbole für den Fortschritt, und je höher das Haus, umso tiefer der Keller. Henry liebte den Fortschritt von Tag zu Tag mehr. Erzähler: Betty hört in sich hinein und sie bemerkt twas in ihrem unfassbaren Riesen-Ich: Fäkal e humor, Körpergeräusche. Betty will fliehen. Sie muss raus, denn es ist klar, dass sie Henry das nicht zu erzählen braucht, ihrem angetrauten Mr. Kultur/Natur. Bei dem klappt alles, der steht so da in seinem Leben, hat sich die Rolle des Fels in der Brandung ausgesucht: “Da vorne ist geradeaus, du musst nur hinschauen.” Da war furzen nicht angebracht. 52 Betty Betty und Riedl Stiegenhaus Stiegenhaus Erzähler: Betty schaut sich um, niemand zu sehen. Sie senkt ihren Kopf in den Wagen und ist sofort ergriffen. “So ein süßes Würmchen!” Ein verhal tener Stubser auf die Nase und plötzlich setzt ein Getätschel ein. Betty vergisst sich völlig, die reine Freude am Körpergeräusch macht sich aus ihr heraus über dem kleinen Bengel breit. Sie reibt ihm den Bauch, er macht sein Bäuerchen. Betty greift etwas härter zu und lässt nicht mehr so recht los. Dabei gurrt sie ihre Liebkosungen. Das kleine Schatzi-Putzi lässt sich einen Furz rausdrücken, Betty kichert, und das Baby lacht, was die Stim mung noch mehr hebt. Betty ist nah dran alles rauszulassen. Sowas kannte sie bisher noch nicht. Ein Räuspern von links beendet das Ganze abrupt. Erzähler: Erstkontakt, ein Humor, dass es kracht, die Riedl. Ein demnächst alterndes Luder, eine Vettel, die sich auf ihre Opfer draufschmeißt und auf eine ordinäre Art den Kampf ums Überleben durchzieht. Das ist nicht schön zum Anschauen, das will man eigentlich gar nicht sehen und das merkt die. Betty versteckt ihre ängstliche Irritation sehr schlecht, und sie weiß nicht, dass diese irritierende Angst sie öffnet, sie manipulierbar macht. Men schen können in ihr etwas besetzen. Ohne spür baren Widerstand dringen sie ein, und da drin sieht es nicht gut aus, was der Riedl sehr schnell klar wird. 53 Dokumentation, thema: biologie TV-Kanal 2 Erzähler: Der Antimetabolide, den wir hier beob achten können, hat Süßigkeiten an seinem Körper versteckt und lässt zunächst die Buben danach suchen. Wie wir deutlich erkennen können, windet er sich und kichert. Er dringt in den Metaboliden ein und kann sich jetzt sicher sein, sein Genmaterial weitergegeben zu haben. Daran können wir deutlich erkennen, dass selbst ein Geschwür nur leben will, das die unwillkürliche Fortpflanzung ein libidinöser Aus druck der Schöpfung ist. Danach schmeißt er mit Komplimenten für die Damen um sich. 54 Der Metabolide hat also nun das Wunder des Lebens empfangen, bald darauf findet eine Zell vermehrung statt, die den Metaboliden deutlich wölbt. Die unüberwindbare Liebe zwischen Mutter und Kind entsteht. Und hier kommen die himm lischen Heerscharen ins Spiel und schreien, mehr Seife, noch mehr Seife, wir nehmen das volle Pro gramm: Peeling, Ölung, Waschung, schrubben, vielleicht sogar ein bißchen härter schrubben, eine Darmspülung, mal ordentlich ausheulen, und dann wieder rein ins Leben. 55 die Riedl Vorzimmer Riedl lich sollte sie ihn direkt in der Wanne ersäufen. Oder mit etwas weniger Körpereinsatz: die gute, alte Föngeschichte. Oder am besten gleich der Fernseher. Ist so leicht und schnell passiert und macht doch nur Umstände. Erzähler: Die Riedl hört die Selbstgespräche von Hörbiger schon im Vorraum. Er sitzt wieder im Bad und erzählt dem Fernseher, was Wahrheit ist. Kopfschüttelnd steht die Riedl vorm Badezimmer und hört ihm zu. Er ist lächerlich, sie spürt die Wut in sich hochsteigen. Sie kennt den Mann schon auswendig, er wird es nie schaffen. Eigent Die Riedl ist vernunftbegabt. 56 Hörbiger Badezimmer Riedl knapp dran, das Duale aufzubrechen, zu durch dringen, Kontakt aufzunehmen. Ich sah es schon vor mir, das andere Muster, das du erst begreifen kannst, wenn du das bestehende verstandesmäßig überwunden hast. Und das andere gibt dir die Informationen, die du brauchst, um dein eigenes Muster zu revolutionieren. Und dann nie wieder Hunger und Krieg, stattdessen perfekte Systeme, Mechanismen und Organismen voller Frieden, Wohlstand für alle, ewiges Leben. Hörbiger: Es muss eine Ordnung sein in dem anzen. Die ist nicht für jeden sichtbar, aber sie G ist selbst dem Laien spürbar. Wenn die das diesem Mr. Schicksal mal erklären könnten. Sie könnten diesen Einzellerpornos etwas geben, was die Menschen begreifen lässt, sie auf das Wunder des Lebens blicken lässt, so wie es wirklich ist: ein genetischer Schleimhaufen, dessen innere Ord nung alles erklärt und alles ermöglicht. Ich war so 57 Hörbiger und Riedl Badezimmer Riedl die Riedl: Jaa, dein gottverdammter Doktorvater. Ich kann die Leier nicht mehr hören, von wegen wissenschaftliches Weltbild und der Möglichkeit, Katholik zu bleiben. Mit diesen elenden künstle risch gestalteten Rosenkränzen. Ich hab es so satt. Und dann die Schuldgefühle, “ich habe tiefe Schuldgefühle gegenüber der Schöpfung”. Scheiß auf Schöpfung, die ist doch nur dazu da, dass du dich in Alk und Selbstmitleid ersäufen kannst. Des wegen kriegst du ihn auch nicht mehr hoch. Wenn du wenigstens so ficken könntest, wie du jammern kannst. Erzähler: Die Riedl stößt entnervt die Tür auf: “Es reicht!” Die Riedl schreit und doch fühlt sie sich so klar und beherrscht. die Riedl: Sie hätten die Finanzierung verloren, wenn sie dich nicht rausgeschmissen hätten, weil du durchgedreht bist, weil du es nicht mehr auf die Reihe gebracht hast, weil keiner mehr verstan den hat, wovon du redest. Hörbiger: Dr. Mellow konnte bloß nicht verstehen, dass ich nur durch Destruktion überwinden kann, was er nicht verbessern konnte. 58 Erzähler: An dieser Stelle passiert etwas Eigen artiges. Des Hörbigers Augen beginnen zu glänzen. Anmut und Aura umgeben ihn, ein leises Hoch glimmen vergangener Tage. Er lässt seine Zauber hände mit den vielen Zauberfingern langsam über seine vermeintlichen Marzipanlenden gleiten. die Riedl: Das hat dir gefallen, das glaub ich. Bild dir bloß nichts ein, Mann, du brauchst doch eine Therapie. Von wegen “die Wahrheit der Dinge” Herr Professor. Du kriegst doch nicht mal einen simplen Amöbenporno auf die Reihe. Wann wirst du das Ding endlich machen, ha? Erzähler: Hörbiger fällt wieder in sich zusammen. Wasser schwappt aus der Wanne, und er über schwemmt das Badezimmer. Ein letzter vernichten der Blick der Riedl genügt und er verlässt das Bad. Hörbiger: Ich weiß noch genau wie es war, bevor du dich durch den unschuldigen Mädchenkörper meiner Frau durchgearbeitet und ihn in pure Gnadenlosigkeit verwandelt hast. 59 Riedl Badezimmer Riedl spürt wie dieses ganze Ambiente sie umschmei cheln kann, sie taucht ein, das Glitzern der Gesell schaft spiegelt sich in ihrem Paillettenkleid. Jede ihrer Bewegungen ruft Erwiderung hervor, alles wird zu einem Fluss. Die Unruhe wird zur enthu siastischen Gewissheit. Es war soweit, sie fühlte sich wie angekommen. Erzähler: Die Riedl sieht sie, all diese Schönen, Reichen, Begehrenswerten, mit sich selbst Befrie digten. Eine alles möglich machende Unruhe befällt sie, sie spürt mit der Gewissheit jeder einzelnen Faser ihres Körpers, dass sie ein Teil davon ist, sie wird nicht nur einfach magnetisch angezogen, sie weiß, dass das ihre eigentliche Welt ist, in der ihr Körper von Reflektionsflächen umhüllt sein wird. Die Riedl Ich und mein Körper, eine von kosmischen Gnaden befruchtete strategisch perfekte Einheit. 60 Society Magazin TV-Kanal 3 Gesprächsfetzen: ...Ich stell mir da eine ganz sim ple invasive Strategie vor, zum Beispiel genital ori entiert... ...Ein ganz neues Format, jede Menge Anregung zum Fortbestand sichern, ein breites Themenfeld, von Silikoneinspritzungen für Wimperntierchen über Titel wie “Na, dann teil dich doch nicht”, das bringt jede Menge Gegner und eine Quote, von der träumst du nur... ...Eigentum, ich sag nur Eigentum. Du musst in all dem Untergang ein Zeichen setzen. Ein Zeichen des neuen mittelständischen kreditfinanzierten Aufbaus. Das ist voll im Kommen... 61 ...ich kann euch 100 und Publicity anbieten. Mehr geht nicht... ...die Weltherrschaft erreicht man durch Ver schwörung in Theorie und Praxis, Schulden, Kauf kraft, Vergewaltigung und Sex. Fragen sie mich nicht, warum das so ist. Es ist so... ...Sie war in diesem “Ich bin Mutter und ich liebe”Kurs, da sitzen sie auf Spiegeln und lernen den Schrei der Supermamavagina. Das unhörbare Ge brüll ist eine Art Hundepfeife für weggelegte Kin der. Und du glaubst es nicht, nach zwei Wochen war das Kind wieder da... ...mein Name ist Susi und dein Arsch merk‘ i‘ma‘... 62 Erzähler: Mr. Dawn B. Schicksal lehnt leger an einer virtuellen Bar und monologisiert, einige der Partygäste hängen an seinen Lippen. und langsam ist es wirklich jedem normal denken den Menschen scheißegal, was mit denen los ist. Und hier haken wir ein, wir pushen die Paranoia. Die bringt frischen Wind, Paranoia, das ist kritisch, kreativ und hat einen enormen Energieaufwand, vor allem im Vergleich zur Depression. Das gibt Synergieeffekte ohne Ende, erhöhte Energie, er höhte Produktion, erhöhter Gruppendruck, Kauf kraft, et volià Werbekunden. Mr. Dawn B. Schicksal: Wir haben alle schon ein mal von den hysterischen Patientinnen der Jahr hundertwende gehört, und heutzutage gibt es ein ansehnliches Grüppchen von depressiven Klien tinnen. Ein Haufen schlapper unansehnlicher Figuren, die sich selbst weggeworfen haben wie den Lappen, den sie seit Wochen nicht mehr be nutzt haben. Diese Leute verstopfen unsere Kanäle, In der Paranoia liegt die Zukunft! 63 Betty Wohnzimmer Schudas Erzähler: Ich bring mich um. Der erste Gedanke, der sie Morgens weckt, der letzte Gedanke, wenn sie abends ihre Augen schließt. Die Signation ihres Lebens, seit sie die Geschlechtsreife, wie ihre Mutter sagt, erreicht hatte. Sie nahm den Gedan ken nicht wirklich ernst, sie wusste ja, die die darüber reden, tun es nicht. Sie sprach zwar in erster Linie mit sich selbst, aber das machte keinen großen Unterschied. Es machte sie einfach nur ruhiger. schließlich ist auch deren Leben nicht zwingend notwendig, wofür schon, und wenn die Welt auf hören würde, sich zu drehen, weil keine Menschen mehr da sind, die das dann auch nicht bemerken und sich gegenseitig als Meldung des Tages ver kaufen könnten. Was soll’s, alles ein Brei. Ich bring mich um, ich bring mich um, ich bin nicht da, ich löse mich auf. Ihre Mutter hatte gesagt, dein Leben wird reich durch die Hingabe an Andere, diene mein Kind, was Besseres wird nicht aus dir, pflege meinen Garten, pflege deinen Mann, schenke ihm Kinder und erfreue dich an der Verpflichtung, aus ihnen brauchbare Menschen zu machen. Ich bring mich um. Ich bring mich um. Ich bring mich um. Darin lag auch die große Weisheit über die Ver gänglichkeit des Seins, und die Unnotwendigkeit eines einzelnen Lebens. Es machte wirklich keinen großen Unterschied, ob ich jetzt da bin oder nicht, ob mein Tod, wenn ich schon mal da bin und dann eben tot, für irgendjemanden ein Ereignis darstellt, Wie sie gehört hatte, übersprang die Anlagenver erbung immer eine Generation. 64 Henry Wohnzimmer Schudas Erzähler: Henry beobachtet seine Frau, wenn sie wie erstarrt vor dem Fernseher sitzt, es macht ihn beinahe aggressiv, es gab soviel zu tun, zu erschaf fen. Und bei ihr hatte man den Eindruck einer weißen Masse, gefüllt mit sonderbaren Gefühls innereien, die aus ihr rausdrängten und dann zusammenhangslos im Raum hängen. Selbst wenn sie nur so da saß und nichts, wirklich, definitiv nichts tat, hatte er den Eindruck, davon erschlagen zu werden. Und mit ihm alle Gedanken an Fort schritt, den Hoch- und den Tiefbau, die große weite Welt, die seines Gestaltungswillens harrte. Sein Beitrag war gefragt und er war bereit. Ein Mann wie er, ein Mann wie ich, einen Mann dieser Art sexuell im Regen stehen zu lassen, widersprach allem, was die Zeichen der Zeit klar ersichtlich anzeigten. Henry: Ich lass die Betten runter... 65 betty henry 66 betty sam 67 die riedl statist 1 68 statist 2 statist 3 69 the bir(d)th – aka die schudas reloaded, ich lass die betten runter Internetnovela auf Video, 2.Teil Die Schudas sind verstummt, ihre Emotionen implodieren jetzt musikalisch. Henry hat die Betten herunter gelassen, er und Betty bereiten sich auf den Akt der Fortpflanzung vor. Sie haben eine, soweit man das behaupten kann, “klassische” heterosexuelle Begenung. Henry schaltet das Licht aus, Betty wartet im Bett auf ihn… im Verlauf des Aktes wird die Kamera durch Betty‘s Mund in ihr “Inneres” gezogen. Nach einer psychedelischen Kamerafahrt schlüpft der subjektive Blick mit einem Blopp zwischen Bettys Beinen hervor und wird so wiedergeboren. Im TV diskutiert Mr. Dawn B. Schicksal mit Hörbi Riedl das Wesen der Angst, William Baum von Great Solutions bewirbt Weltuntergangsanpassungen und “die Society” quietscht auf Kreppsohlen durch heruntergekomme Charity-Veranstaltungen. 70 Talkshow TV-Kanal 1 Frauenstimme aus dem Off: You are alone? No one cares for you? Why do you close your eyes? Because Fear wants to save your eye sight, so you can see her beauty. What you need is Fear. Fear wants to care for you, Fear lives to care for you. Why do you open your mouth without a scream? Because Fear wants to feed you. Why do you flinch when you are afraid? Because Fear wants to save your vital organs. Fear cares for you like a mother. Join the extended family of Fear now! 71 Dawn B. Schicksal: Guten Abend, meine Damen und Herren, mein Name ist Dawn B. Schicksal, und ich heiße sie auch heute wieder ohne jede Ironie willkommen. Sie alle kennen den soeben gespielten Spot, und viele von Ihnen haben sich schon gefragt, wer oder was steckt dahinter? Dazu darf ich heute 3 Gäste begrüßen, Dr. Hörbi Riedl, ein wissen schaftlicher Komet, der schon als verglüht galt. Beginnen wir bei Ihnen, Herr Dr. Riedl, was können Sie uns über die Angst sagen? Dr. Hörbi Riedl: Nun, die Angst ist eine Art Vogel, wenn sie so wollen, ein unterkühlter Nistvogel, der nach sich selbst und etwas Wärme sucht. Dawn B. Schicksal: Ich habe angenommen, die Angst ist ein omnipräsentes Wesen. Dr. Hörbi Riedl: Na ja, guten Abend. Dr. Hörbi Riedl: Ja, das stimmt natürlich auch, die Angst ist eigentlich immer und überall, aber das Paradox ist, dass sie trotzdem Wege hat und zwar zwei: Den von Innen nach Außen und den von Außen nach Innen. Zum Beispiel, ich bin jetzt das Drinnen und Sie sind das Draußen, aber genauso gut ist in der Kamera da das Drinnen und wir sind das Draußen, das kann man endlos weiterspinnen. Dawn B. Schicksal: Ich darf Ihnen Susi aus der Abteilung Eins unseres Senders vorstellen! Susi: Guten Abend! Dawn B. Schicksal: Und last but not least, in Ver tretung von Great Solutions, William Baum. 72 ürden. Und so war es dann auch. Es wurde einer w dieser Drehtage, an denen es schwer war, die jour nalistische Distanz zu wahren. Das Bild, das sich uns offenbarte, war heruntergekommen und Mit leid erregend. Und dann passierte das, was eigent lich nicht passieren darf, ich überschritt die Grenze der Objektivität. Dawn B. Schicksal: Herr Baum, Great Solutions steht ja für die großen Zusammenhänge und der Sicherheit mittendrin. Wie stehen sie zur Angst? Baum: Wir kennen natürlich die Analysen des Herrn Riedl, und ja, auch wenn sein Stern schon verglüht ist, können wir seine Annahmen aus der Praxis bestätigen. Die Angst ist tatsächlich ein un terkühlter Nistvogel, und als solcher auf der Suche nach sich selbst, und die Welt ist ihr Labyrinth. Ich holte eine Decke für die Angst aus unserem Mannschaftsschrank. Aber kaum hatte ich den Schrank geöffnet, fing die Angst an so zu glimmen und dann glühte sie richtig, und so schwamm sie an mir vorbei in den Schrank hinein, verkroch sich ganz hinten und gurrte. Ich hab dann einfach die Tür zugemacht. Das ganze Team hat sich danach besser gefühlt. Textinsert: Die Angst ist auf der Suche nach sich selbst und die Welt ist ihr Labyrinth. Dawn B. Schicksal: Susi, du warst ja bei einer dieser ersten Visualisierungen der Angst dabei. Dr. Hörbi Riedl: Ich habe daraus abgeleitet, dass Kästen, vor allem große, Wandschränke, Einbau schränke ein idealer Ort für die Aufwärmung der Angst sind. Ein geordneter, in unser Leben inte grierter Stauraum. Denn, die Angst sucht die abge standene Wärme unseres Alltags. Baum, Riedl, gleichzeitig: Ja, das stimmt. Susi: Danke. Ja, ich war damals noch nicht in der Abteilung Eins und die These von Riedl war noch ganz neu, und da haben wir beschlossen, auch zu recherchieren. Uns war dann bald klar, dass wir die Angst auch hier bei uns im Sender finden 73 sequenzen berechnen wir die Position des jeweiligen Staubereichs. Alles wird beschriftet und ist jederzeit überprüfbar. Besonders konsequent ist es, wenn sie sich für einen Einbaukasten mit integrierten Betten entscheiden. Da werden sie quasi mitforma tiert und sie sparen natürlich noch mehr Platz. Baum: Und hier hakt Great Solutions ein. Einbau kästen sind das neueste Tool im Lebensbewälti gungsprogramm von Great Solutions. Denn wir wollen nicht nur Ihnen, sondern auch der Angst helfen. Great Solutions denkt an alle. Wir analysieren Ihr persönliches Leben und teilen es in verschie dene Themenbereiche und Zeitphasen ein, daraus ergibt sich die Konstruktion Ihres persönlichen Einbauschranks. Die Größen der unterschiedlichen Staubereiche ergeben sich aus der Präsenzdes The menbereichs. Aus den Zeitphasen und Bedarfs Dawn B. Schicksal: Mein Name ist Dawn B. Schicksal und ich gehe jetzt die Angst für Sie vor wärmen. 74 75 76 77 78 79 80 Society-Magazin TV-Kanal 2 Stimme aus dem Off, männlich (A): Wir sind heute auf dem Charity-Event des Jahres, zu Gast auf der Privatinsel von Angelika und Harald Wischnewski. nie gedacht hätte, der andere könnte so mies aus sehen, keinerlei Zahnhygiene, geraucht wie doof, Tee, Kaffee, Rotwein, schlechte Drogen. Stimme aus dem Off, weiblich (B): Eine staub trockene Veranstaltung, totale Betretenheit, schlechte Outfits, ausgeperltes Mineralwasser, trockene Kekse, Plastikbecher, durchfeuchtete Pappteller, Plastikgabeln, miese Servietten. Lino leum unter billigen Kreppsohlen. B: Gefressen und zu enge Hosen, halbtransparente Oberteile mit entsetzlichen Prints und darunter miese Unterwäsche, die an allen nur denkbaren Stellen Fettüberschuss rauspresst. A: Keine Frisur, graue Haare, weiße Haare, verfärbte Haare, stinkende Haare... A: Das stell ich mir unter einer anständigen Charity- Party vor, eine miserable Veranstaltung. Man mag sich gegenseitig gar nicht anschauen, weil man 81 B: ...und Körperbehaarung, auch im Gesicht. A: Die wenigen, die sich für den einmaligen Anlass geschminkt haben, richtig Kacke, zuviel, zu grell, miese bröcklige Qualität. nicht verlassen. Aber tatsächlich kleben ein paar transzendentale Selbstwahrnehmungen am Plafond, kleben mit dem Arsch am Plafond, und starren sich selbst an, wie sie da unten stehen, als Ameise, deren Hässlichkeit man von hier oben gar nicht mehr sehen kann. Einfach nur unbedeutend und weit entfernt, aber immer noch spürbar: “Das bin ich und daran halt ich mich jetzt fest”. B: Aber, die Männer haben Tennissocken in den Hosen. Ein gewisses Niveau wird auch bei dieser Veranstaltung nicht unterschritten. A: Aber das hilft nicht, das Graue aus dem Ambi ente zu entfernen. Wir befinden uns in einer über dimensionalen Turnhalle, das Licht der Dämmerung fällt durch Fenster in 15 Meter Höhe und reicht kaum bis zum Boden. A: Und wenn das nicht mehr hält, halte ich mich an der Deckenkonstruktion fest, und dann spür ich, dass mein Arsch langsam durchlässig wird, dass ich keinen Widerstand mehr durch Materie spüre. Dass mich quasi das Nichts von hinten auf löst und mich so durch das Dach zieht, in Dunkel blau und dann Schwarz. B: In so einem Raum wirken die Menschen klein, um das zu empfinden, muss man seinen Körper 82 83 84 85 Werbung / Informationssendung TV-Kanal 3 männliche Stimme aus dem Off: Das ist ja noch kein Weltuntergang! ächsten über, eine Art Canon der versinkenden n Welten. Da macht sich Unsicherheit bemerkbar, auch Ihre kleine Welt könnte bereit sein, in diesen Chor mit einzustimmen. Solange Sie nicht wissen, dass sie untergeht, ist sie ja noch da, in dem Moment, indem Sie es merken, ist sie weg. Die Welt geht unter. Und dann nichts mehr. Alles bisher gekannte verschwindet im großen schwarzen Nichts. Unvorstellbar, und doch, es passiert perma nent. Ein Weltuntergang greift förmlich in den 86 Guten Abend, meine Damen und Herren, mein Name ist Baum, William Baum von Great Solutions. Great Solutions legt großen Wert darauf, Ihr Sicherheitsgefühl zu erhalten und hat sich mit den Gefahren und Chancen Ihres Weltuntergangs aus einandergesetzt. wird das Ereignis zu einer Bestätigung des eigenen Weltbildes. Dieser Vorgang ist mental absolut energetisierend, was Ihnen die Kraft gibt, Ihre Welt auch weiterhin optimal abzusichern. Das Slo-Mo-Rundumpaket: Ideal für alle, die sich selbst als Mittelklasse bezeich nen. Die Wahrnehmung des Weltuntergangs wird hier so stark verlangsamt, dass das Ereignis vernach lässigbar wird. Das Slo-Mo-Rundumpaket bietet ver schiedene Module an, entsprechend ihrer persön Das U-Turn and Up-Paket: Durch potenzierte Umkehrung wird hier der Untergang schnell revidiert. Mit kreativem Gestaltungswillen und konzentrierter Ideologie 87 lichen Vorlieben und Möglichkeiten. Modische Inszenierungen, zeitaufwendiger Körperkult, Drogen und/oder Psychopharmaka, Freude an den kleinen Dingen und in speziellen Fällen eine hohe Toleranz für Minimierung der Ansprüche. Großes Misstrauen prägt ihren Alltag und ihre Zukunftsplanung, die insofern keine ist. Es ist nicht, Es wird nicht, Es ist nicht einmal sicher, ob irgendetwas überhaupt jemals war. Mit etwas Ge schick und unserem Paket erhalten Sie im Fall eines endgültigen Weltuntergangs erhöhte Auf merksamkeit und können so endlich reüssieren. Als Glamour-Zombies, die es schon immer wussten. Das Glamour-Zombie-Paket: Ein Angebot für Menschen, die eigentlich nie ganz überzeugt waren von Existenz an und für sich. 88 89 90 91 92 93 henry 94 betty 95 betty 96 henry 97 98 theorie und anhang Technische Angaben, Credits 100 CV 105 Im Countdown zur visuellen Wiedergeburt 106 Ursula Maria Probst Unter die Haut gesprochen 108 Franz Thalmair In Schudas Welt Günther Holler-Schuster 99 110 technische angaben und credits Die zelle 2009, Neue Galerie Graz – Studio Installation bestehend aus zwei Videos, drei Bildobjekten, Wandtext und einer dreiteiligen Bildserie. Text, Collagen, Animationen: Susanne Schuda Das Gebet 3D-Video, 12:00 min., loop Sprecher/innen: Ildiko Babos, Kathrin Maria Bernet, 4-stimmiger Canon, Sounddesign Alexander Braunshör, Julian Loidl Lektorat, Regie Sprachaufnahme: Nehle Dick Das Auto als spiritueller Raum Sounddesign: Florian Schmeiser 2D/3D-Video, 09:50 min. Musikzitat: “Water”, The Who 3D-animierte digitale Fotocollagen, gesprochener Text, Sounddesign Kurator: Günther Holler-Schuster drei Bildobjekte: Dank an: Peter Koger, Thomas Kuehberger, Clemens Mair, The King, Hurensohn, Meine Mutter Nicolas Lackner, Karin Oberhuber, Bernhard Seiter, Christian digitale Fotocollage, C-Print auf Bütte, auf Leichtschaumplatte, Thüringer – Fox Studios, Felix V odnansky Papiermesserschnitt, je 140 cm hoch, verschiedene Breiten Realisiert mit Unterstützung von BMUKK, Medienkunstbeirat dreiteilige Bildserie: Glaubende I-III Fotografie, digitale Bearbeitung, C-Print, variable Größen 100 der poet 2008, in passing 3, Künstlerhauspassage, Wien 2010, Triennale 0.1, Offenes Kulturhaus, Linz Installation bestehend aus einem Video, einem Bild, einem Bild Text, Collagen, Animationen: Susanne Schuda objekt und Wandtext. Sprecher: Alexander Braunshör Der Monolog des Minus-Poeten Sounddesign: Florian Schmeiser 2D/3D-Video, 04:10 min., loop Musikzitate: “I’ve got you under my skin”, Frank S inatra; 3D-animierte digitale Fotocollagen, gesprochener Text, Johannes Brahms, 3. Symphonie, 3. Satz Lektorat, Regie Sprachaufnahme: Nehle Dick Sounddesign Kuratorin, in passing 3, 2008: Ursula Maria Probst Kurator, Triennale Linz, OK, 2010: Sandro Droschl Bildobjekt: Minus-Poet Dank an: Walter Krennmayer, Nadine Wille digitale Fotocollage, C-Print auf Bütte, auf Leichtschaumplatte, Papiermesserschnitt, 78 cm x 180 cm Bild: Plus-Poet digitale Fotocollage, C-Print auf Alu, 224 cm x 110 cm 101 Die Schudas – der Fortschritt 2005/06 Texte, 3D-Räume, Collagen, Animationen: Susanne Schuda Parallel zur interaktiven Internetanwendung wurden ein Video und eine 15-teilige Bildserie entwickelt. Komposition, Sampling, Sounddesign, 3D-Kamera: Internet: Florian Schmeiser www.dieschudas.at interaktive Narration, Shockwave-3D-Anwendung, Sprecher: Christian Rainer 2D/3D-Videos, gesprochener Text, Sounddesign Programmierung Shockwave-3D-Anwendung: Christoph Fuchs Video: Die Schudas – Der Fortschritt Dank an: Harald Bauer, Hans Bernhard, Sylvia E ckermann, 2D/3D-Video, 19:00 min. Eva Eckert, Philipp Haupt, Peter Koger, Walter K renmayer, 3D-animierte digitale Fotocollagen, gesprochener Text, Rosa von Suess, Christa Ziegler Komposition, Sampling, Sounddesign Realisiert mit Unterstützung von Neue Medien, MA-7, Stadt Wien 15-teilige Bildserie: Familie, Nachbarn und Statisten digitale Fotocollagen, C-Print in Plexiglas, je 15 cm x 15 cm x 1 cm 102 The Bir(d)th – aka die schudas reloaded, ich lass die Betten runter 2007/08 Texte, 3D-Räume, Collagen, Animationen: Susanne Schuda Parallel zur interaktiven Internetanwendung wurden ein Video und eine 15-teilige Bildserie entwickelt. Komposition, Sounddesign: Florian Schmeiser Internet: Sprecher/innen: Christian Rainer, Monika Maria Pawel www.dieschudas.at interaktive Narration, Shockwave-3D-Anwendung, 2D/3D-Videos, gesprochener Text, Sounddesign Regie Sprachaufnahme:: Nehle Dick Video: Programmierung Shockwave-3D-Anwendung: Christoph Fuchs The Bir(d)th – aka Die Schudas reloaded, Ich lass die B etten runter. 2D/3D-Video, 22:34 min. Dank an: Elisabeth Zimmermann, Anna Soucek 3D-animierte digitale Fotocollagen, gesprochener Text, Komposition, Sounddesign Realisiert mit Unterstützung von Neue Medien, MA-7, Stadt Wien und Medienkunstbeirat, BMUKK 5-teilige Bildserie: Betty und Henry digitale Fotocollagen, C-Print in Plexiglas, je 30 cm x 30 cm x 2 cm 103 Selbstinszenierung 2001 Animations-/Realvideo, 04:50 min. 14-teilige Bildserie: C-Print auf Bütte, 20 cm x 17 cm Text, Darstellerin, Kamera, Fotocollagen, Videomontage: Susanne Schuda Sounddesign: Florian Schmeiser Dank an: Eva Schmeiser-Cadia, Mikki Muhr, Rosa von Suess Bildnachweis alle Bilder © Susanne Schuda, soweit nicht anders gekennzeichnet Cover-Hintergrundbild: Håkan Dahlström; Seite 6, 8: Installationsansicht, Die Zelle, Neue Galerie Graz – Studio, 2009, Foto: Universalmuseum Joanneum / N. Lackner; Seite 10: One Believes I / Die Zelle; Seite 11: Still (produziert für dieses Buch) / Die Zelle; Seite 12-19: Videostills, Das Auto als spiritueller Raum / Die Zelle; Seite 20, 21: Videostill, Das Gebet / Die Zelle; Seite 22, 23: Meine M utter / Die Zelle; Seite 26, 28: Installationsansicht, Der Poet, Offenes Kulturhaus, Linz, 2010, Foto: Otto Saxinger; Seite 30: Plus-Poet / Der Poet; Seite 32-37: Videostills, Monolog des Minus-Poeten / Der Poet; Seite 40-43: Videostills, Selbstinszenierung; Seite 46-48: Webstills (hochaufgelöst produziert für dieses Buch) / Die Schudas; Seite 49-65: Videostills, Die Schudas; Seite 46-71: aus Bildserie, Die Schudas; Seite 72, 73, 7781, 84-86, 90-92: Webstills (hochaufgelöst für dieses Buch) / Die Schudas; Seite 74-76, 82-83, 87-89: Videostills, Die Schudas; Seite 93-96: aus Bildserie, Die Schudas; Seite 100: One Believes III / Die Zelle; Seite 101: Der Poet, Installationsansicht in passing 3, Künstlerhauspassage, Wien, 2008; Seite 102: Webstill (hochaufgelöst produziert für dieses Buch) / Die Schudas; Seite 103: Still (produziert für dieses Buch); Seite 106: Betty, aus Bildserie, Die Schudas; Seite: 108: Der Poet; Seite 110: The King / Die Zelle. dank an Christa Benzer, Håkan Dahlström, Nehle Dick, Richard Ferkl 104 cv Studium der visuellen Mediengestaltung an der Universität für Angewandte Kunst, Wien, bei Karel Dudesek, Valie Export, Peter Weibel. Arbeiten in den Bereichen Neue Medien, digitale Fotocollage, Installation, und, in Zusammenarbeit mit Florian Schmeiser, Kunst im öffentlichen Raum unter dem label schuda/schmeiser. Auswahl, Einzelausstellungen: 2009: Studio der Neuen Galerie Graz; 2008: in passing 3, Künstlerhauspassage Wien; 2007, 2009: G alerie Dana Charkasi, Wien; 2005: Projektraum Dana Charkasi, Wien; Auswahl, Gruppenausstellungen: 2010: Medienturm, Graz; Triennale Linz 0.1, OK, Linz; EMAF, Osnabrück; 1000 Plateaus Gallery, Chengdu; 2009: Medianoche, New York City; “Curated By”, Wien; Neue Galerie Graz; 2008: Slought Foundation, Philadelphia; Paraflows, Wien; CAN / Centre d’art Neuchâtel; Lothringer Laden, München; 2007: Second Life, Künstlerdorf Schöppingen; 2005: Rencontres internationales, Paris; Kunstpanorama Luzern; Stuttgarter Filmwinter; 2004: Kunsthalle Exnergasse, Wien; Salzburger Kunstverein; viper, Basel; 2001: Kunsthalle, Wien; Generali Foundation, Wien; Auswahl, Screenings: 2010: Videovisionen, Edith-Russ-Haus für Medienkunst, Oldenburg; 2009: Video des Monats, Ursula Blickle Archiv, Kunsthalle Wien; Auswahl, schuda/schmeiser, Kunst im öffentlichen Raum: 2010: “das Ende”, temporäre interaktive Installation, Liquid Music, Judenburg; 2008: “der Tempelschläfer”, interaktive Wander-Installation, Steiermark; 2007: “ValYou”, Intervention, Wien; 2004: “Chaos im Regal” permanente interaktive Installation, LBS für Handel, Theresienfeld, Kunst am Bau NÖ; 2001: “Österreich ist frei”, temporäre interaktive Installation, im Rahmen von Stadttore 2000, Wien; 2000: “instant island”, Installation, Musikprogramm, Videoprogramm; 1999: “instant living”, Installation, Musikprogramm, Videoprogramm; 1997: “taste the waste”, Off-Space, Wien; Preise, Stipendien: 2008: Staatsstipendium für Medienkunst BMUKK, Österreich; Marianne von Willemer Preis für digitale Medien, Frauenbüro Linz; 2002: vienna video award, Sonderpreis der Werbung; Sammlungen: Neue Galerie Graz; Kunsthaus Zürich; Sammlung der Stadt Wien, Artothek des Bundes, Österreich; Theaterproduktionen: 2006: “Playing Mums”, Regie: Nehle Dick, Kosmos-Theater Wien; “Hikikomori”, Regie: Dana Csapo, TAG, Wien; Radioproduktion: 2007: OE1, Kunstradio, “Die Schudas” in Zusammenarbeit mit Florian Schmeiser. Auswahl, Bibliografie: “Kunst im öffentlichen Raum Steiermark”. Projekte 2007-2008, Springer, Wien/New York, 2010; “Wem gehört die Stadt. Wien – Kunst im öffentlichen Raum seit 1968”, Verlag für moderne Kunst, Nürnberg, 2009; “Artist Sites”, Umelec, 2009; “Another Tomorrow: Young Video Art from the Neue Galerie Graz”, Slought Foundation, Philadelphia, 2008; “Rewind/Fast Forward. Die Video sammlung der Neuen Galerie Graz”, Graz, 2008; “Video Edition Austria – Release 02”, Medienwerkstatt Wien, 2008; “temporary urban spaces”, Birkhäuser, Basel, 2006; “Public Art, Lower Austria, Volume 7”, Springer, Wien/New York, 2004. links: www.susanneschuda.net, www.dieschudas.at, www.schudaschmeiser.net Susanne Schuda wird vertreten durch die Galerie Dana Charkasi, Wien. www.dana-charkasi.com 105 Im Countdown zur visuellen Wiedergeburt eine Familiensaga als ästhetisch-politische Disposition Susanne Schudas Videos zu ihrer zweiteiligen Internetnovela Die Schudas zeichnen das computeranimierte Soziotop einer dramaturgisch durchinszenierten Familiensaga. Per Klick schalten wir uns in die Navigation der Sequenzen von Teil 1 Die Schudas, Der Fortschritt und Teil 2 The Bir(d)th, aka Die Schudas reloaded, ich lass die Betten runter ein. Der Zwei teiler Die Schudas als Shockwave-3D-Internetnovela funktioniert auf der Webpage dieschudas.at interaktiv durch navigierbare Zonen. Während wir uns in Der Fortschritt durch deren virtuelle Wohnräume durchzoomen und chronologisch Storys rund um Familie, Nachbarschaft und Medienkonsum durchlaufen, funktioniert The Bir(d)th interaktiver, indem Perspektivenwechsel vorgenommen und Sound- und Bild einspielungen in Geschwindigkeit und Ablauf gesteuert werden können. Die Künstlerin schreibt den ProtagonistInnen als Einstieg in ihre Familien saga Die Schudas, der Fortschritt durch das Ineinanderspielen von animierten Fotocollagen und narrativ durchkonstruierten Textpassagen prägnante Charaktere zu. Henry Schuda verkörpert nicht zuletzt durch seine Leidenschaft für den Fortschritt entschieden den kreativen Part. Im Gegenzug dazu sendet die suizidgefährdete Betty schizoide Warnsignale gegenüber einer vermeintlich schönen heilen Welt aus. Während die Nachbarin der Schudas, die Riedl, einer ungebrochenen Wirtschaftsgläubigkeit nacheifert, hat ihr Mann Hörbiger mit der Realität längst abgeschlossen. Die zunehmende Isolation einzelner Individuen, das soziale Desaster, Depressionen, Ängste, Verdrängungen (erster Teil) und Sex als letzte Zuflucht (zweiter Teil) werden von Susanne Schuda visuell und textuell zu einer Serie miteinander verwoben. Ihre hybride Gestaltung der ProtagonistInnendurch Bildcollagen lässt sie als apodiktische M utantInnen emotionaler Ausnahmezustände auftreten. Die überzeichneten, affektgeladenen Posen ihrer Animationen im Raum spielen mit dem sozialen Design unserer Medienkultur und deren Übertragungsgesten, lassen uns durch das Anklicken eines virtuellen Fernsehers in erweiterte Medien räume vordringen. Susanne Schuda wagt mit Interferenzen und Überlagerungen von Sprachsystemen, wie wir sie aus der Literatur von Elfriede Jelinek oder Marlene Streeruwitz kennen, den Sprung in die Animation. Ein neues Verständnis von Autorinnenschaft wird g eneriert, indem mediale, literarische und philosophische Sprach- und Bildkonstrukte eingefangen, dekonstruiert und neu fokussiert werden. In der sprachlichen Rhetorik ihrer Charaktere und in der Umkehrung visueller medialer Codes spiegelt sich Susanne Schudas Virtuosität als kritische Gesellschaftsanalytikerin wider. 106 107 Auf Infotainmentshows, in welchen KandidatInnen aufgrund äußerer, oberflächlicher Charakteristiken diversen Bewertungssystemen unterzogen werden oder durch O utings einen Psychostrip absolvieren, wird scharfzüngig mit einem pointierten, g eschliffenen Sprachduktus gekontert. Jene zunehmende erschreckende Abstrahierung menschlicher Existenz durch neoliberale, globale Fehlentwicklungen reflektiert hier auf die visuelle Gestaltung der Animation zurück, die schablonenhafte Züge trägt. Das Geschäft mit der Angst, aus dem sich Medien, Politik und Wirtschaft bedienen, gerät in dem Talk, der unter der Regie eines Talkmasters namens Mr. Dawn B. Schicksal läuft, zur paradoxen Angriffsfläche. Eine weitere Sequenz von D ie Schudas beginnt mit dem Ruf Das ist ja noch kein Weltuntergang aus dem Off, während Frank Sinatras Song I’ve got the world on a string eingespielt wird. Eine andere Animation hingegen startet mit einem Seitenhieb auf die Celebrity Culture, indem der latente Zynismus von Charityparties aufgegriffen wird. Teil 1 endet mit Henry Schudas exaltierter Ankündigung: Ich lass die Betten runter. Teil 2 knüpft mit dem Titel The Bir(d)th, aka die Schudas reloaded, ich lass die Betten runter direkt an diese Phrase an. In ihrem Übergang von den eloquent agierenden F iguren zu den wortlosen Körpern vollzieht Susanne Schuda eine Auflösung des komplexen Ineinanderspiels von Animation, Collage und Narration und erweitert gleichzeitig den interaktiven Spielraum für den Internet-User. Die Bewegungsabläufe von Henry und Betty Schuda geraten in ein spannungsgeladenes Wechselspiel mit den akzentuierten Kompositionen der elektronischen Sounds von Florian Schmeiser. Wie in einer tänzerischen Performance – einem Tango Mortale – umkreisen einander ihre Körpercollagen, tauchen ein in ein virtuelles Sexspiel, verwandeln sich zu animalischen Liebhabern und Beauty-Queens. Im Augen blick des durch die Animation simulierten Orgasmus werden wir in Bettys Körper durch eine visuell abstrahierte Fahrt hineingezogen und gleiten durch eine Galaxy feuriger Rot- und Orangetöne. Die Bewegung im Raum wird zu einem visuellen Ereignis, das wir als User im Abspielen per Internet-Webpage als eine Art visuelle “Wiedergeburt” erleben können, wie Susanne Schuda es formuliert. Ursula Maria Probst, 2009 107 106 Unter die Haut gesprochen Der Poet Täglich treffen wir Entscheidungen, Entscheidungen zwischen Affirmation und Negation, Ja und Nein, 1 und 0. Susanne Schudas Der Poet beginnt unvermittelt: Ich hasse den Morgen, da träume ich immer von Anpassung, ich bin ein Stück P lastilin, ein Kinderspielzeug, das nicht die richtige Form findet. Ich werde geprüft. Der innere Monolog des Protagonisten dieser Videoinstallation durchdringt den öffentlichen Raum genauso wie die Wahrnehmung. Der Text ist eingebettet in eine Collage aus animierten Fotografien. Der Bild- und Soundteppich führt zusammen, was nicht zusammen gehört: psychosoziale Aspekte alltäglicher Wirklichkeiten – die Lebensrealitäten des Poeten – paaren sich mit den medial vermittelten Bildern öffentlicher Wissensproduktion. I’ve got you under my skin... Und dann denke ich, du oder ich? Und die denken sich das auch, das weiß ich. Der Poet versteht sich als Kulturmensch, er ist sensibel und hat eine harmonische Vision der Welt, in der er sich so gerne aufhält. Die Harmonie und Der Poet werden aber ungemütlich, sobald seine Vision gestört wird. Ungemütlich wird auch die Stimmung, die das Video evoziert, ganz plötzlich: Ich schwöre auf geschärfte Stahlseile, damit kannst du dir alles abtrennen, du kannst das Fleisch von den Knochen ziehen. Alles vernichten und sehen, dass nichts dahinter ist. Die Fassade beginnt zu bröckeln. Blut spritzt, zuerst fontänenartig, nur ganz kurz, danach in Zeitlupe, überästhetisiert. Der Poet entwickelt sich im Lauf der Videonarration vom feinsinnigen Menschen zu einem Individuum, das den Hass auf sich selbst in einen Hass gegen das Andere verkehrt: Und bei jeder Gelegenheit, wo ich etwas nicht aussprechen darf, sei es Neger, Jude, fette Frau, denke ich Neger, Jude, fette Sau. 108 Aggressionen gegen eigene ungeliebte Eigenschaften sind nicht aufzulösen, weil er sich selbst als Objekt des Hasses nicht los wird. Der ständige Nachschub an Hass, der aufgrund des eigenen Unvermögens ihn zu bewältigen, auf andere gerichtet wird, ist der Ausgangspunkt dieser Arbeit. Die Bilder, die sich entlang der Gedankenwelt des Poeten entwickeln, kennt man. Es könnten Bilder aus Modejournalen und Reisemagazinen sein, es könnte sich aber genauso gut um Bilder aus Krisengebieten irgendwo in der Welt handeln, die im Video und in der Installation einen neuen Kontext finden und den Imaginationsprozess des Protagonisten vorantreiben. Susanne Schuda spielt mit dem kollektiven Unterbewussten, dass sie durch erzählerische Elemente in einem medialen Raum visualisiert. Die Künstlerin unterstreicht das Unterbewusste durch ganz bewusste Überinszenierung, Aus dehnung und Überspitzung. In Der Poet erzeugt sie mit ihrer computergenerierten und digitali sierten Formensprache eine düstere Atmosphäre, künstlich. Das schizophrene Wesen des Poeten spiegelt die Zeit wider, Zukünftiges und V ergangenes, Hier und Jetzt, gleichzeitig. Der Protagonist entspringt der natürlichen Angst, sich entgegenzustellen: täglich treffen wir Entscheidungen, Aufstehen oder Liegen bleiben, Engagement oder Verweigerung, Leben oder Sterben – Selbstbehandlung. Franz Thalmair, 2009 109 In Schudas Welt über das Spirituelle in Susanne Schudas Die Zelle Susanne Schudas Kunst beschäftigt sich inhaltlich mit der Selbstbehauptung des Individuums innerhalb der Gesellschaft und mit einer konstruierten Realität. Übertreibung, Zuspitzung, Neukonstruktion von Bekanntem und Deformie rung des Gewohnten lassen die Mechanismen spürbar werden, denen das Individuum ausgesetzt ist. Die Zwänge und Ängste sowie die damit in Verbindung stehenden Wünsche und Hoffnungen des Menschen wurden zunächst von Religionen, Ideologien und Lebensphilosophien bestimmt. Mittlerweile haben sich diese “großen Erzählungen” ad absurdum geführt und die mediale Wirklichkeitsproduktion ist an ihre Stelle getreten. Im damit einhergehenden Konsumwahn werden Körper und Psyche des M enschen erfolgreich vermarktet. Pseudoreligiöse Konzepte zur Verbesserung des Lebens, sowie Macht- und Gewaltstrukturen vielfältigster Art bestimmen die neuen Sinnzusammenhänge. Den Körper zu schützen, ihn nicht zu missbrauchen, schreibt jede Religion vor. Das kann auch als Grundlage für ein langes und glückliches Leben missverstanden werden. Ein in Aussicht gestelltes Paradies erweist sich als nicht erreichbar, daher sind wir gezwungen, es hier auf Erden zu realisieren. Man kann den Kampf um ewige Jugend und ein erfolgreiches Leben an der Akkumulierung von materiellen Werten und an der intensiven Beschäftigung mit Äußerlichkeiten erkennen. Religiöse bzw. esoterische Elemente zusammengenommen, bilden dabei einen geistigen, ideo logischen Hintergrund, vor dem der Umgang mit dem menschlichen Körper funktioniert. Auf der Basis unserer Existenz werden wir selbst zum Schöpfer und versuchen Gott, den wir selbst geschaffen haben, zu übertreffen. In diesem Spannungsverhältnis ist Susanne Schudas Kunst angesiedelt. Nicht mahnend oder auf Ursprünglichkeit hin orientiert ist ihre Position. Viel mehr entsteht hier eine in sich funktionierende Parallelwelt, die aus bekannten Versatzstücken besteht und daher unheimlich und abstoßend wirkt. Das Vertraute hat sich zum Monströsen transformiert. In ihrer Arbeit Die Zelle zeigt Susanne Schuda eine multimediale Installation, die den Ausstellungsraum in eine sakrale Situation transferiert. Die Zelle als unverzichtbarer Bau stein des Lebens steht dabei im Zentrum der Anbetung. Einen hundertstel Millimeter groß, nur unter dem Mikroskop zu orten, trägt die Zelle Sorge dafür, dass ein Organismus ins gesamt überhaupt lebensfähig ist. Nur Spezialisten können deren Funktionsweisen ergründen. Der betroffene Laie ist den Veränderungen fassungslos ausgeliefert. Die Künstlerin gibt diesem Rätsel einen spirituellen Hintergrund und bedient sich dabei einer fiktiven Erzählstruktur, in der die Protagonisten – Meine Mutter, Hurensohn und The King – das Problemfeld dialogisch reflektieren. Mantraartig sagen sie ihre stereotypen Klischees vor sich her. Ihre tatsächliche Identität haben diese F iguren verloren. 110 111 Sie stehen für Positionen, die einerseits oft in einer Person gleichzeitig wirksam werden, oder im einen oder anderen Fall überwiegend ausgebildet sind. Sie stehen allesamt in Bezug zur Zellwucherung, die als übergeordnet begriffen wird. Man kann diese Wucherung als gegeben akzeptieren und will sich ihr nicht entgegenstellen, sondern darin eine neue Möglichkeit sehen. Jedenfalls gibt es hier eine Bezüglichkeit zur Gottergebenheit. The King entspricht am ehesten dieser Denkweise. Er ist in höhere Sphären vorgedrungen. Dort gibt er sich der kollektiven Wucherung hin. Meine Mutter scheint noch an Botox, Pilates und Size Zero zu glauben. Sie schottet sich ab und ist mit dem Heiligtum ihres Körpers be schäftigt. Sie lehnt sich gegen die Auflösung auf, obwohl auch sie schon verloren hat. Hurensohn, der mit dem Leben hadert, weiß um die U naufhaltbarkeit der Entwicklung – letztlich der Wucherung – und versucht, Zeugnis abzulegen. Als Fotograf dokumentiert er die Vorgänge, die mit der Veränderung einhergehen. Sein Zeugnisabgeben ist ein religiöses Unterfangen, ebenso wie der Kampf, den Meine Mutter bereit ist zu führen. The King hat sich zur größtmöglichen Hingabe entschlossen und wird so – zumindest in der eigenen Wahrnehmung – zum Erleuchteten, zum Messias. Man kann somit deutlich sehen, wie sich die Protagonisten spiegelbildlich zum Verhalten innerhalb der westlich-kapitalistischen Gesellschaft bewegen. Die religiöse Komponente dabei zeugt von einer Sicherheit, die aber nicht mehr gegeben ist und verzerrt erscheint. Obsessives Festhalten am Sinnlosen, das man paradoxerweise mit dem Grundsätzlichen verwechselt, ist das Ziel. Im Leben ist der Körper durch die Medien zum Bild geworden – für ein besseres Leben. Teile dieses “Heilsversprechens” versuchen auch Schudas Charaktere einzulösen und geraten dabei in immer absurdere Beschwörungen. Sie haben aufgehört – Meine Mutter nicht ganz – die Zelle gnädig stimmen zu wollen. Susanne Schuda ist mit ihren Protagonisten schon weiter und zieht Konsequenzen aus der realen, gegenwärtigen Entwicklung. Dazu setzt sie die Geschichte des Bildes vom menschlichen Körper – nicht nur in Bezug auf die Kunst, sondern bezogen auf die Allgemeinheit des Bildes vom Körper – bewusst ein. In der Kunst der Moderne begegnet man dem deformierten, manipulierten und zerstörten menschlichen Körper. Das bis dahin geltende Schönheitsideal in der Nachfolge der Antike galt plötzlich als obsolet. In totalitären Systemen, wie dem Faschismus, in denen starke, athletische und gesunde Körper verherrlicht wurden, wurde es aufgenommen und pervertiert. Die Moderne hat dagegen ein dekonstruktivistisches, analytisches Konzept in Stellung gebracht. Unter dem Eindruck der kapitalistischen Mediengesellschaft haben wir uns wieder von der Moderne entfernt und verfolgen in Bezug auf unseren Körper grotesk anmutende Ideale, denen Susanne Schuda mit Spott und eindringlicher formaler Qualität begegnet. Günther Holler-Schuster, 2009 111 110 Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung SUSANNE SCHUDA Die Zelle Neue Galerie Graz – Studio Universalmuseum Joanneum 18. 09. - 01. 11. 2009 Kurator: Günther Holler-Schuster Herausgeber: Günther Holler-Schuster, Ivan Mecl erschienen im Verlag DIVUS, 2010 Layout: Susanne Schuda Texte: Günther Holler-Schuster, Ursula Maria Probst, Susanne Schuda, Franz Thalmair Lektorat: Karin Buol-Wischenau Bilder © Susanne Schuda, soweit nicht anders gekennzeichnet Cover, Hintergrundbild: Håkan Dahlström Texte: © Susanne Schuda und AutorInnen Druck: Divus Czech Republic, Prague Produziert mit Unterstützung von Leder & Schuh AG und Medienkunstbeirat des BMUKK. Universalmuseum Joanneum Neue Galerie Graz Leitung: Christa Steinle [email protected] www.neuegalerie.at DIVUS, Prague 2010 Křižíkova 34, Prague 8, 186 00, Czech republic Phone: (+420) 226 216 086 Mobile: (+420) 777 730 230 www.divus.cz, [email protected] Divus UK, London Phone: +44 (0) 79 51 14 39 16 www.divus.cz/london, [email protected] Neue Galerie Graz – Studio Divus Germany, Berlin www.divus.cz/berlin, [email protected] www.divus.cz, [email protected] ISBN: 978-80-86450-53-7 112