Shakespeare und Mehr - Englisches Seminar

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Shakespeare und Mehr - Englisches Seminar
Shakespeare und Mehr
Exkursion des Englisches Seminars
14. Oktober 2006, Flughafen London Heathrow, eine
Studentengruppe und eine Lehrergruppe, ein Bus, viel
Gepäck,
man
winkt
und
grüßt
sich.
Dies
ist
die
Abschlussszene einer gelungen Exkursions-Woche, 5 Tage in
Stratford-upon-Avon mit ganz viel Shakespeare. Wie in den
drei Jahren zuvor hatte Jochen Petzold (Englisches Seminar)
die Organisation des Aufenthalts erfolgreich gestaltet, wobei
die An- und Abreise individuell geplant wurde. In 2006 fand
die Exkursion auch zum ersten Mal in Kooperation mit dem
Fachbereich Englisch der Abteilung „Schule und Bildung“ des Regierungspräsidium Freiburgs statt.
In Stratford-upon-Avon, dem Geburtsort von William Shakespeare, dreht sich alles um den
berühmten Schriftsteller. Die Saison 2006/7 stand im Rahmen der „Complete Works”, es wurden
also alle Shakespeare-Stücke im Laufe der Spielzeit aufgeführt. Da dies für die Royal Shakespeare
Company nicht alleine zu bewerkstelligen war, kamen aus der ganzen Welt Schauspiel-Ensembles,
um sich an dem ‚Marathon’-Programm zu beteiligen (u.a. eine deutsche Othello und eine indische
Sommernachtstraum Produktion).
Aber man fährt nicht nur zum „ins Theater gehen” nach Stratford,
sondern nimmt auch an einem interessanten Kursprogramm teil. Die
Kurse werden vom Shakespeare Birthplace Trust organisiert und
durchgeführt.
Diese
nur
durch
Spenden,
Eintrittsgelder
und
Kursbeiträge von Exkursions-Teilnehmer finanzierte Einrichtung
bietet verschiedene Module an, die nach Wahl zusammengestellt
werden
können.
Immer
dabei
sind
Einführungen
und
Nachbesprechungen der gesehenen Stücke und ein Besuch des
Geburtshauses von Shakespeare. Die Uni-Gruppe hatte dazu noch den
document display (Originaldokumente aus der Zeit Shakespeares u.a.
Birthplace Trust
Darlehensverträge und Kaufverträge), die whigs and make-up session
(Verwandlungstricks und andere kleine Geheimnisse der Chef-Maskenbildnerin der RSC), einen
Besuch von Nash’s House (mit der Sonderausstellung Complete Works Display, einer Sammlung
von einbändigen Werksausgaben aus verschiedenen Jahrhunderten, u.a. hat auch die Queen ihre
Werksausgabe aus dem Buckingham Palace als Leihgabe nach Stratford geschickt) und drei
Schauspielergespräche. Dieses letztere ‚Modul’ hinterlässt vielleicht den bleibendsten Eindruck.
Aber nun zur Hauptattraktion, den Stücken selbst. Wir sahen ausschließlich Produktionen
der Royal Shakespeare Company: im kleinen Haus (The Swan), einer nachgestalteten
elisabethanischen Bühne, sahen wir King John und Much Ado About Nothing. Hier muss kurz
erwähnt werden, dass die RSC meist double casting praktiziert, das heißt, dass Schauspieler meist
für zwei Rollen in zwei Stücken engagiert werden. Zum Schauspielergespräch kam hier Joseph
Milson, der in King John den Bastard Philip spielte und in Much Ado den Benedick. (Nicht viel
später konnte man ihn, wenn auch nur sehr kurz, im neuen Bond Casino Royale sehen!) Aus Much
Ado kam außerdem Bette Bourne, ein in England bekannter Travestie-Künstler, der uns gleich mit
den Worten begrüßte, dass er schon einmal in Freiburg gewesen sei, nämlich beim ZMF (die
Theaterwelt ist wahrhaft klein!). Da die RSC eher für ihre konservative Einstellung bekannt ist –
man spielt schließlich Shakespeare – war eine solche Besetzung, laut Bette, ein Novum. Und auch
Paul Edmondson, der Leiter des Birthplace Trust, war
doch eher nervös, als Bette zur Besprechung kam, da
er nicht ganz einschätzen konnte, wie das Ganze
laufen würde. Aber die Sitzung mit Bette Bourne war
ein voller Erfolg, vor allem haben wir viel über das
Spiel mit den Zuschauern von Bette erfahren.
Außerdem waren sich auch alle einig, dass Bette bei
unseren Zusammentreffen viel lustiger war als in der
Rolle des Dogberry.
Shakespeares Geburtshaus
Im großen Haus (Royal Shakespeare Theatre), dass dieses Jahr (2007) jetzt auch zu einer
elisbethanischen Bühne umgebaut wird, (wir waren sozusagen die letzten, die es im ‚alten’ Zustand
noch besuchen durften) sahen wir: Julius Caesar, The Tempest und Romeo and Juliet. Der Tempest
war für einige von unserer Gruppe das persönliche Highlight, weil kein geringerer den Prospero
spielte als Sir Patrick Stewart, manchen vielleicht besser bekannt als Captain Jean Luc Picard aus
der Serie Raumschiff Enterprise. Stewart hat seine Wurzeln auf der Bühne und bei der RSC und
nutzt dies, mittlerweile als honorary member, um von Zeit zu Zeit in Stratford auf der Bühne zu
stehen. Allerdings gab es auch lange Gesichter, als er den Hinterausgang benutzte und keine
Autogramme schreiben wollte. Direkt von der Bühne des RST kam dann James Hayes zu uns, der
die Hauptrolle in Julius Caesar verkörperte. Er erzählte uns u.a. wie eine Inszenierung entsteht und
wie er lernte sich als Caesar zu verhalten.
Über die Aufführungen selbst lässt sich in dieser Kürze schlecht berichten, denn es sind
doch fünf Stücke in verschiedenen Inszenierungen. Allerdings bot diese Vielfalt nicht nur einen
kleinen Querschnitt durch das Werk Shakespeares sondern auch eine kleine Zeit- und Weltreise.
Man reiste ins 12. Jahrhundert Englands (King John), das frühe Rom (Julius Caesar), ins heutige
Sizilien (Romeo and Juliet), Ches Cuba (Much Ado) und in die Antarktis (Tempest). Speziell Much
Ado und Tempest stachen durch aufwändig gestaltete Bühnenbilder hervor, die beim Tempest oft an
die melancholischen Bilder eines William Turner erinnerten. Diese beiden Stücke und das
Auftaktstück King John waren dann auch die Favoriten in unserer Gruppe.
Das ‚Gesamtpaket’ Shakespeare Exkursion bietet also nicht nur die Möglichkeit wieder
einmal ins Theater zu gehen, sondern vor allem eine einmalige
Gelegenheit, sehr viel über Shakespeare, seine Zeit und das
‚Theatermachen’ an sich zu erfahren. Natürlich bleibt auch Zeit den
wunderschönen Ort Stratford-upon-Avon mit den Fachwerkhäusern
aus dem 16. und 17. Jh. näher anzuschauen, einmal am Avon entlang
zu schlendern und auch die Grabstätte von Shakespeare in der Holy
Trinity Church zu besichtigen. Für die Möglichkeit dieser Erfahrung
möchten wir uns beim Verband der Freunde der Universität Freiburg i.
Br. bedanken, die mit ihrer Geldspende die Studierenden unterstützt
haben.
Nash’s House
Leider wird es dieses Jahr (2007) keine Shakespeare-Exkursion geben. Aufgrund des
Umbaus des Royal Shakespeare Theatres werden nur sehr wenige Stücke gezeigt und der Birthplace
Trust kann somit nur ein Minimal-Programm anbieten. Aber es wird über einen Ersatz nachgedacht
und im Jahr 2008 soll es dann auch wieder eine ‚Überdosis’ Shakespeare geben.
(Katja Bay / Thorsten Leiendecker)