Schrumpfungen und Spannungen beim Schweißen und deren Beseitigung
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Schrumpfungen und Spannungen beim Schweißen und deren Beseitigung
FACTS ABOUT Verarbeitende Industrie Schrumpfungen und Spannungen beim Schweißen und deren Beseitigung durch das Flammrichten (Teil 2) H. Jansen, Hamburg 2 Flammrichten Was versteht man unter Flammrichten? Heiner Jansen Linde AG, Geschäftsbereich Linde Gas Nach DIN 8522 „Fertigungsverfahren der Autogentechnik“ wird das Flammrichten wie folgt beschrieben: Beim Flammrichten wird das Werkstück örtlich erwärmt. Dabei tritt infolge behinderter Wärmedehnung eine bleibende Stauchung ein. Beim Abkühlen entstehen in der gestauchten Zone Kräfte, die zu der gewünschten Formänderung führen. Das Grundprinzip des Flammrichtens beruht auf einer örtlich scharf begrenzten Erwärmung in Verbindung mit einer Dehnungsbehinderung. Die Erwärmung beim Flammrichten wird je nach Anwendungsfall in Form folgender Wärmebilder (Wärmefiguren) eingebracht: Wärmepunkt Wärmepunktfelder Wärmeoval Wärmering Wärmestraßen Wärmekeil oder eine Kombination von Strichen und Keilen Wärmewirkung beim Flammrichten örtlich scharf begrenzt erwärmen Stauchen der erwärmten Zone durch behinderte Wärmedehnung Schrumpfen – Verkürzen nach Abkühlen Welche Wärmequelle, - bild und -menge muss gewählt werden? Anwärmen Beim Flammrichten soll der Schrumpfbereich nicht unnötig hoch erhitzt werden. Es ist für das erfolgreiche Flammrichten wichtig, daß ein möglichst scharf umgrenzter Werkstoffbereich sehr schnell auf Dunkelrot erwärmt wird. Das ist ausschließlich mit der Acetylen-Sauerstoff-Flamme möglich, die vergleichsweise zu anderen Brenngas-Sauerstoff-Gemischen die höchste Flammtemperatur ergibt. Grundsätzlich gilt: Die Wärme ist sehr schnell örtlich begrenzt einzubringen. Es muss ein Wärmestau erzielt werden. Stauchen der erwärmten Zone durch behinderte Wärmeausdehnung Verkürzung beim Abkühlen Grundprinzip des Flammrichtens 3 Arten der Erwärmung beim Flammrichten Größe von Wärmepunkten sowie notwendige Erwärmungszeit Erwärmungszeit: 1 – 3 sek. / mm Blechdicke Beispiel: s = 2 mm t = 2 x 3 = 6 sek. Fleckgröße: 1,5 – 3 mm Ø / mm Blechdicke abhängig von Blechdicke und Steifigkeit des Bauteils Beispiel: s = 2 mm, Fleckgröße 3 mm Ø 2 x 3 = 6 mm Ø 1. Wärmepunkt z.B. Blechrichten 2. Wärmepunktfeld z.B. Blechrichten mit Lochplatten 3. Wärmeoval z.B. Rohrrichten 4. Wärmering z.B. zum Verkleinern des Durchmessers oder zur Verkürzung der Länge Arten der Erwärmung beim Flammrichten 4 5. Wärmestraße a) Wärmestrich zum Richten von Längsschrumpfung b) Wärmepunktstraße zum Richten von Winkelverzug c) Mehrstrich-Wärmestraße z.B. zum Beseitigen des Winkelverzuges an Plattenfeldern ab ca. 4 mm Materialdicke Arten der Erwärmung beim Flammrichten 6. Wärmekeil Der Wärmekeil wird zum Krümmen und zum Beseitigen von Krümmungen bevorzugt verwendet. Die Keiltiefe und Breite ist der Bauteilsteifigkeit anzupassen. a) Wärmekeil zum Verkürzen eines Profilsteges b) Wärmekeil zum Krümmen eines Hohlprofils c) Wärmekeil zum Verkürzen eines Blechrandes Arten der Erwärmung beim Flammrichten 5 Einfluss wärmetechnischer Kennwerte verschiedener Metalle bezüglich der Brennergröße Die Größe der Stauchung ergibt die Schrumpfung und damit den Richteffekt. Voraussetzung des Stauchens ist ein guter Wärmestau. Um einen ausreichenden Wärmestau zu gewährleisten, ist mit ausgewählten Brennergrößen zu arbeiten. Für Bleche bis 3 mm wird die Brennergröße wie beim Schweißen ausgewählt. Bei Blechdicken > 3 mm muss die Blechdicke s mit 2 bis 2,5 multipliziert werden. z.B. s = 10 mm Die Größe der Flammrichtbrenner wird durch die Werkstoffart und die Blechdicke bestimmt. Gruppe I II III IV Wärmeleitzahl J/ cms °C Brennereinsatz Größe (nach DIN 8543) Stähle und Stahlguss, unlegiert 0,55 normal Nickelwerkstoffe 0,63 normal Nichtrostende Stähle 0,147 kleiner (um etwa eine Einsatzgröße) Titanwerkstoffe 0,175 kleiner (um etwa eine Einsatzgröße) Aluminium Aluminiumlegierungen 2,117 größer (um etwa eine Brenner größe) Kupfer und Kupferlegierungen 3,95 Werkstoffe 1,5 größer (1 bis 2 Brennergrößen) Tabelle: Einfluss der Werkstoffart auf die Brennereinsatzgröße 6 10 x 2,5 = 25 mm = Brennergröße 20 – 30 mm Brennergröße nach DIN 8543) (mm) Einflammenbrenner Gr. 2 1–2 Gr. 3 2–4 Gr. 4 4–6 Gr. 5 6–9 Gr. 6 9 – 14 Gr. 7 14 – 20 Gr. 8 20 – 30 Gr. 9 30 – 50 Gr. 10 50 – 100 Umschaltbare Brenner 3/2 Gr. 3 2–4 5/3 3/2 Gr. 3 5/3 2–4 Brennergrößen nach Din 8543 Acetylenverbrauch (l/h) 150 300 500 750 1.150 1.700 2.500 4.000 7.500 900 / 600 1.500 / 900 1.500 / 1.000 2.500 / 1.500 Welche Flammrichttemperatur muss gewählt werden? Das Erwärmen auf die notwendige Richttemperatur soll schnell erfolgen, so dass sich die Richtstelle an der festen Umgebung aufstauchen kann. Die Kontrolle der Richttemperatur kann durch Fichtenholzstrich auf der Oberfläche erfolgen. 350 °C 400 °C 450 °C 500 °C Kurze Anwärmzeiten verhindern Änderungen der Werkstoffeigenschaften. Die Höhe der Flammrichttemperatur ist werkstoffabhängig. Der Werkstoff muss bis in den plastischen Bereich erwärmt werden bei Stählen also über 550 °C. hellbrauner Strich brauner Strich dunkelbrauner Strich schwarzer Strich Bei hochfesten Feinkornbaustählen beträgt die Richttemperatur T < Anlasstemperatur Bei austenitisch CrNi-Stählen T < 800 °C. Der Praktiker wärmt wegen des typischen Erkennens auf Dunkelrotglut ca. 600 bis 650 °C. Im Falle von Leichtmetallen liegt die Flammrichttemperatur je nach Legierung zwischen 350 bis 400 °C. Vergleich des Temperaturbereichs für das Flammrichten mit der Schmelztemperatur verschiedener metallischer Werkstoffe Beginn des merklichen Festigkeitsabfall bei etwa °C Plastischer Zustand (Erweichungspunkt) bei etwa °C Empfohlener Temperaturbereich für das Flammrichten °C unlegierte und niedriglegierte Stähle und Stahlguss 400 … 500 600 600 … 800 1520 Schienenstähle 400 … 500 600 500 …600 1520 Titan-Werkstoffe 350 550 500 … 600 1800 Kupfer und Kupferlegierungen 450 600 600 … 800 1083 150 … 200 250 … 350 sehr unterschiedlich zwischen 150 … 450 658 … 575 Werkstoffe Aluminium und Aluminiumlegierungen Schmelzpunkt bei etwa °C Tabelle: Vergleich des Temperaturbereichs für das Flammrichten 7 Welche Bedeutung hat die Dehnungsbehinderung? Für das erfolgreiche Flammrichten ist die Auswahl einer optimalen Dehnungsbehinderung besonders wichtig. Die kalte Umgebung ist die natürlichste Dehnungsbehinderung beim Flammrichten. Ein Abwandern der Wärme durch zu lange Erwärmung verschlechtert die Richtwirkung. Reicht die Behinderung der Wärmedehnung durch die kalte Umgebung der Wärmestelle nicht aus, sind mechanische Hilfsmittel sinnvoll. Durch sie wird die Stauchung unterstützt und die Richtwirkung verstärkt. Hilfsmittel sollen nicht spannen, sondern nur festhalten! Lochplatte zum Richten von Dünnblechfeldern. Möglichkeiten zusätzlicher Dehnungsbehinderung Flammrichten dünner Bleche zu richtendes Blech Gegenplatte Lochplatte P P P P Acetylen-Sauerstoff-Flamme Flammrichten dünner Bleche (Anwendungsprinzip) 8 Können alle Brenngase zum Flammrichten verwendet werden? 3200 Die verschiedenen Wärmefiguren müssen schnell eingebracht werden. Ein Wärmestau ist nur optimal mit der Acetylen-Sauerstoffflamme möglich. Hiermit lässt sich die Fläche und die Tiefe der Wärmefigur exakt bestimmen. Acetylen 3100 Beim Einsatz anderer Brenngase deren max. Temperaturen niedriger sind, müssen ferner die unterschiedlichen Eigenschaften dieser Flammen berücksichtigt werden. Flammenleistung oxidierende Wirkung Wasseranteil 3000 Welche Rolle spielt der Betriebsdruck der Gase? Flammentemperatur Gemisch mit Methylacetylen 2900 Propylen 2800 Methan Der Betriebsdruck der Gase ist für ein sicheres Betreiben der Geräte wichtig. Propan 2700 Ein ausreichend hoher Betriebsdruck sorgt ferner dafür, dass auch Flammrichtbrenner mit großen Verbrauchswerten die notwendige Gasmenge erhalten. Lange Schläuche, aber insbesondere die Durchflussleistung der G-Vorlagen sind zu berücksichtigen. Die Größe der Gaseversorgung wird durch die verwendeten Flammrichtgeräte bestimmt. 2600 0 1:1 1: 2 1: 3 1: 4 1: 5 1: 6 m3 Sauerstoff/m3 Brenngas Flammentemperatur verschiedener Sauerstoff/Brenngasgemische Schlauchschelle oder Schlauchklemme Schlauchsicherung Zum Schweiss- oder Schneidgerät Einzelflaschensicherung Brennerhandgriffsicherung Merke! Die Sicherheitseinrichtungen sind jährlich zu überprüfen. Einzelflaschensicherung Sicherheitseinrichtungen bei der Brennerführung 9 Praxis des Flammrichtens Bei der Durchführung von Flammrichtarbeiten sind folgende 10 Arbeitsgänge festzulegen: 1. Ausmessen der „zu langen Seite“, da diese Seite gekürzt wird 2. Auswahl der Flammrichtfigur 3. Lage der Flammrichtstelle, Flammrichtfigur 4. Behinderung der Wärmeausdehnung 5. Auswahl von Brennerart und -größe, Flammeneinstellung 6. Bestimmung der Flammrichttemperatur 7. Festlegung der Wärmeführung: Schnelles Erwärmen, schnelles Abkühlen 8. Messen der Richtwirkung 9. Eventuelles Nachbehandeln der Werkstückoberfläche 10. Flammrichtschulung Flammrichten an dünnen Blechen Verzug an einem dünnen Blech warm Einhämmern der Beulung Richtpunkt durch die Flamme gespanntes Blech nach dem Richten Flammrichten an dünnen Blechen 10 Spannen des Bleches zwischen Lochplatte und Gegenhalter Verschiedene Brennerführungen beim Abziehen von Versteifungen Brenner a) a) b) c) d) e) Flammrichten mit Wärmestraßen 11 Zweckmäßige Arbeitsfolge beim Abziehen von Versteifungen a) 1, 2, 3, = 1. Arbeitsgang 4, 5, 6, = 2. Arbeitsgang Flammrichten mit Wärmestraßen Arbeitsfolge beim Einbringen der Wärmebahnen in hochstehende Felder 1. u. 2. Arbeitsgang Flammrichten mit Wärmestraßen 12 3. Arbeitsgang 4. Arbeitsgang (Möglichkeit a) 3. u. 4. Arbeitsgang (Möglichkeit b) Einbringen der Wärmebahnen bei ungleichmäßiger Verformung einer Aufbauwand; 1. und 2. Arbeitsgang von außen, 3., 4. und 5. Arbeitsgang von innen 1. Arbeitsgang 2. Arbeitsgang (beide von Außenseite) 3. Arbeitsgang (von Innenseite) 4. Arbeitsgang (von Innenseite) 5. Arbeitsgang Flammrichten bei ungleicher Verformung Ansatzpunkt Brennerführung (Schubrichtung) Ansatzpunkt Brennerführung (Schubrichtung) Brennerführung bei kurzen Beulen Flammrichten bei kurzen Beulen 13 Reihenfolge beim Richten einer Schweißkonstruktion Zehn Arbeitsregeln für das Flammrichten der austenitischen Chrom-Nickel-Stähle Damit der Gefügezustand und die Oberfläche dieser Stähle nicht verändert werden, sind folgende Maßnahmen zu beachten: 1. Gegebenenfalls Oberfläche der Richtstelle säubern Wenn auf den normalerweise blanken Oberflächen dieser Stähle beispielsweise Aufschriften mit schwefelhaltigen Mitteln oder Eisenstaub vorhanden sind, dürfen sie nicht mit der Brennerflamme eingebrannt werden. Reihenfolge beim Richten einer Schweißkonstruktion 2. Wärmeausdehnung behindern Beim Anwärmen zum Flammrichten verformt sich das Bauteil infolge der großen Wärmeausdehnung dieser Stähle fast doppelt so stark wie bei unlegierten Baustählen. Das Ausschalten der Wärmeausdehnung durch geeignete Maßnahmen ist daher beim Flammrichten dieser Stähle von besonderer Bedeutung. Durch eine vollständige Behinderung dieser Wärmeausdehnung kann annähernd die doppelte Richtwirkung im Vergleich zu unlegierten Stählen erzielt werden. Mehrere kleine Wärmefiguren sind günstiger als eine große, weil diese sich beim Anwärmen nicht so stark verziehen. 3. Kleinere Brennereinsatzgröße verwenden Die austenitischen Cr-Ni-Stähle haben ein kleineres Wärmeleitvermögen als die unlegierten Baustähle. Daher ist bei den Cr-Ni-Stählen mit Blechdicken über etwa 2 mm die Wahl eines kleineren Brennereinsatzes als bei unlegiertem Stahl erforderlich, damit eine Überhitzung der Richtstelle vermieden wird. 4. Neutrale oder gering sauerstoffüberschüssige Flamme einstellen und während des Flammrichtens kontrollieren Beim Flammrichten mit dem Acetylen-Sauerstoffbrenner darf die Flamme keinesfalls aufkohlend eingestellt werden. Damit würden die Maßnahmen zur Verringerung des Kohlenstoffs oder die Stabilisierung beim Erschmelzen dieser Werkstoffe verdorben. Die Flamme muss beim Anwärmen dieser Stähle immer sorgfältig neutral oder mit einem geringen Sauerstoffüberschuss eingestellt werden. Dies ist die wichtigste Voraussetzung für das Flammrichten der nichtrostenden Stähle. Eine falsch eingestellte Flamme (weißer Schleier oder Kegel) ist deutlich sichtbar und kontrollierbar. Nur Geräte mit gleichmäßig brennender Flamme verwenden (keine „Besen“). Der Flammenkegel soll sich beim Anwärmen im üblichen Abstand von der anzuwärmenden Oberfläche befinden (kein „Eintauchen“). 5. Schnelles Anwärmen Bei langem Anwärmen neigen diese Stähle zum Kornzerfall. Anstatt einer großen Wärmefigur mit langer Anwärmzeit sind gegebenenfalls mehrere kleine mit kürzerer Anwärmzeit günstiger. 14 6. Temperaturbereich einhalten Eine Veränderung des austenitischen Gefüges erfolgt im Zusammenwirken von Temperatur und Haltezeit. Je niedriger die maximale Temperatur und je kürzer die Haltezeit (Anwärmzeit + Verweilzeit + Abkühlzeit) sind, um so weniger kann sich das Gefüge durch Wärmeeinwirkung verändern. An diesen Stählen stehen Schrumpfkräfte schon bei Temperaturen ab etwa 450 °C zur Verfügung. Für das Flammrichten hat sich der empfohlene Temperaturbereich von 650 bis 800 °C in den Betrieben als Vorschrift seit langem bewährt. Er ermöglicht eine ausreichende Richtwirkung und gibt im Fertigungsablauf die notwendige Sicherheit gegen eine zu große Wärmebelastung dieser Stähle beim Flammrichten. 7. Jede Richtstelle sofort nach dem Anwärmen möglichst schnell kühlen Auch bei intensiver Abkühlung mit Wasser können diese Werkstoffe nicht aufhärten. Sie wird daher bei dünnen Abmessungen bevorzugt angewendet. Das Abkühlen mit Wasser kann wegen Korrosionsgefahr an der Gesamtkonstruktion bei Verbundbauweise, zum Beispiel bei einem stählernen Wagenkasten mit nichtrostender Beblechung, seitens des Auftraggebers verboten sein. Dann wird entweder mit Druckluft gekühlt oder die schnelle Wärmeableitung wird bei der Verwendung von Lochplatten durch eine dicke volle Gegenplatte erreicht. 8. Anlauffarben, Oxidhäute und Zunder infolge des Anwärmens müssen nach dem Flammrichten vollständig entfernt werden Die Qualität der Oberfläche des unbeeinflussten Werkstoffs muss an den Richtstellen ausnahmslos durch Schleifen, Beizen oder durch andere geeignete Mittel in vollem Umfang wiederhergestellt werden. Im Allgemeinen wird auch die Gegenseite der Richtstelle gesäubert, auch wenn sie mit dem korrodierenden Mittel nicht in Berührung steht. Es ist auch zu beachten, dass die Gegenseite der Richtstelle zum Säubern zugänglich ist. Krumme, dünne Rohre werden beispielsweise von außen geradegerichtet. Das Durchleiten von Formiergas durch das Rohr während des Flammrichtens kann vorteilhafter sein als das nachträgliche Beizen mit flüssigen Mitteln. 9. Schlag- und Vorsetzwerkzeuge sowie Gegenhalter mit nichtrostender oder verchromter Oberfläche verwenden Beim Flammrichten dünner Bleche aus unlegiertem Stahl wird üblicherweise ein Holzhammer und bei dicken Blechen ein Vorsetzhammer aus Stahl benutzt. Zur Sicherung der korrosionsbeständigen Oberfläche der Cr-Ni-Bleche sind Werkzeuge zu benutzen, deren Schlag- oder Aufsetzteile mit nichtrostendem Stahl überzogen sind. So können verkohlende Rückstände oder abspringende Stahlteilchen die Korrosionsbeständigkeit der Oberfläche nicht beeinflussen. Die Vorschrift, nur Werkzeuge mit sauberen glatten Oberflächen und ohne „Bart“ zu verwenden, gab bisher keinen Anlass zu Schadensfällen. Dies hauptsächlich wegen des späteren Abbeizens der Oxidhaut. Entsprechend gepanzerte Werkzeuge können jedoch in jedem Betrieb hergestellt werden und sie sollten für das Flammrichten der Cr-Ni-Stahle Verwendung finden, wenn Korrosionsbeständigkeit gefordert wird. Verchromte Hämmer, Vorsetzhämmer und Gegenhalter haben sich auch gut bewährt. 10. Flammrichtarbeiten an Cr-Ni-Stählen beaufsichtigen und nur durch entsprechend eingearbeitetes Personal ausführen lassen. Damit die unter Punkt 1 bis 9 genannten Maßnahmen berücksichtigt werden, soll nur auf Anweisung einer erfahrenen Aufsicht und nur durch entsprechend eingearbeitete Personen flammgerichtet werden. Flammrichten der Aluminiumwerkstoffe Das Flammrichten an Bauteilen aus Al-Werkstoffen unterscheidet sich wesentlich von dem aller anderen Werkstoffgruppen. Günstige Eigenschaften sind: Die größere Richtwirkung im Vergleich zu Stahl infolge der größeren Wärmeausdehnung. Geringe Empfindlichkeit der Oberfläche gegenüber der Flamme. Die Eignung für schnelles Abkühlen. Folgende Eigenschaften erschweren das Flammrichten: Al-Werkstoffe zeigen keine Glühfarben. Dies und die hohe Wärmeleitzahl erschweren die Temperaturbestimmung der Richtstelle. Die Schmelztemperatur ist niedrig und die Temperaturbereiche sind klein, so dass sorgfältig und schnell gewärmt werden muss. Die Wärmeleitfähigkeit beträgt das Drei- bis Vierfache derjenigen von Stahl, so dass mit größeren Brennereinsätzen gewärmt werden muss. Wegen dieser Erschwernisse benötigen Flammrichter, die bereits das Richten anderer Werkstoffgruppen beherrschen, für Al-Werkstoffe eine zusätzliche Einarbeitung, wobei die nachfolgenden Arbeitsregeln zu berücksichtigen sind. 15 Zehn Arbeitsregeln für das Flammrichten der Aluminiumwerkstoffe 1. Oberfläche säubern Die Al-Werkstoffe werden mit einer sehr sauberen Oberfläche geliefert. Sie gibt infolge der Oxidhaut einen guten Schutz. Verunreinigungen, wie Lacke oder Eisenstaub, sollen im Wärmeeinflussbereich des Brenners entfernt werden, damit sie nicht durch die Flamme in die Oberfläche eingebrannt werden. 2. Wärmeausdehnung behindern Infolge des doppelt so hohen Wärmeausdehnungskoeffizienten im Vergleich zu Stahl dehnen sich die Al-Werkstoffe beim Anwärmen der Richtstelle stärker aus. Der geeigneten Behinderung der Ausdehnung des Bauteils beim Anwärmen kommt also eine besondere Bedeutung zu. 3. Größere Brennereinsätze verwenden Erfahrungsgemäß haben die beim Stahl eingearbeiteten Flammrichter erhebliche Schwierigkeiten, wenn sie mit Aluminium zu tun haben. Dies beruht zunächst darauf, dass die Wärmeleitfähigkeit bei Al-Werkstoffen viel größer ist als bei Stahl. Es muss also mit größeren Brennern gearbeitet werden, damit die Anwärmung zum plastischen Bereich so schnell auftritt, dass noch eine feste Umgebung die Richtstelle aufstauchen kann. Im Allgemeinen werden ab 3 mm Blechdicke um eine Nummer größere Brennereinsätze, als bei unlegiertem Stahl üblich, verwendet. 4. Flammeneinstellung dem Werkstoff und dem Werkstück anpassen Die neutrale Einstellung der Acetylen-Sauerstoff-Flamme ist üblich. Eine Flammeneinstellung mit einem geringen Acetylenüberschuss wird zum Richten dünner Bleche (1,5 mm) verwendet. Sie schadet der Oberfläche der Al-Werkstoffe nicht, da Kohlenstoff bei diesen Werkstoffen nicht aufgenommen wird. Die Flamme mit Sauerstoffüberschuss ist am heissesten. Die Al-Werkstoffe sind gegen sauerstoffüberschüssige Flammen empfindlich. Bei dicken Bauteilen kann eine schnelle und große Wärmeeinbringung in die Richtstelle erforderlich werden. Der Einsatz größerer Brenner mit neutraler Flamme ist der Verwendung einer sauerstoffüberschüssigen Flamme vorzuziehen. 5. Schnell anwärmen Gefügeumwandlungen und Festigkeitsabfall sind auch bei den Al-Legierungen temperatur- und zeitabhängig. Deshalb und wegen der großen Wärmeleitfähigkeit wird zum Flammrichten dieser Werkstoffgruppe ausschließlich die Acetylen-SauerstoffFlamme eingesetzt. Deren Intensität und die ausgezeichnete Wärmedosierbarkeit ermöglichen dem erfahrenen Flammrichter, dünnwandige Al-Konstruktionen auch in Zwangslagen wirkungsvoll und ohne Pannen flammzurichten. Nur kleine Wärmefiguren werden zur genauen Formgebung mit einer Einzelflamme angewärmt. Im Allgemeinen kommt die Büschelflamme, weil sie flächiger wirkt, zur Anwendung. 16 6. Temperatur der Richtstelle ermitteln Die Temperaturen liegen in niedrigen Bereichen. Sie müssen genau eingehalten werden. Die Al-Oberfläche sagt ohne Hilfsmittel über die Anwärmtemperatur nichts aus. In viel kürzerer Zeit als bei anderen Werkstoffen ist der kleine Anwärmbereich bis zum Schmelzpunkt durchlaufen. Die Richtstelle zeigt plötzlich die Oxidhaut und dem Unerfahrenen tropft im nächsten Augenblick dünnes Blech unter dem Brenner weg. Die Kenntnis des Temperaturverlaufs in der Richtstelle ist daher beim Richten der Al-Werkstoffe von entscheidender Bedeutung! Für die weniger empfindlichen, nicht ausgehärteten AI-Legierungen kann die Temperaturkontrolle mit Holzkeil oder Thermocolorstift ausreichen. Dann kann der Flammrichter mit dem Messmittel in der anderen Hand schnell die Temperatur kontrollieren. Bei empfindlichen aushärtenden Legierungen wird das Anwärmen am sichersten mit anzeigenden Messgeräten kontrolliert. 7. Temperaturbereiche genau einhalten 8. Richtstelle schnell abkühlen Durch schnelles Abkühlen bleiben bei den halbharten und harten Sorten die mechanischen Eigenschaften weitgehend erhalten. Beim Werkstoff AlZn4, 5Mg1 ist die wärmeempfindliche Zone von 350 bis 200 °C schnell zu durchlaufen. Dieser hochfeste Werkstoff wird mit Druckluft gekühlt. 9. Oberflächengüte beachten Die Verdickung der Richtstelle muss an Bauteilen abgeschliffen werden, die später eine glänzende oder lackierte Oberfläche haben, da Unterschiede von 1/100 mm im Gegenlicht sichtbar sind. 10. Werkzeuge Die Werkzeuge, die mit einer Al-Oberfläche in Berührung kommen, sollen sauber, rostfrei und ohne Eisensplitter sein. 17 18 19 Vertriebszentrum Berlin Tel.: (030) 6 09 08-0 Fax: (030) 60 90 8-199 Hannover Tel.: (0511) 2 79 93-0 Fax: (0511) 2 79 93-53 Mainz Tel.: (0 61 34) 208-0 Fax: (0 61 34) 208-25 Düsseldorf Tel.: (0211) 74 81-0 Fax: (0211) 74 81-403 Köln Tel.: (0 22 36) 39 08-0 Fax: (0 22 36) 39 08-149 München Tel.: (089) 3 10 01-0 Fax: (089) 3 10 01-521 Hamburg Tel.: (040) 85 31 21-0 Fax: (040) 85 31 21-166 Leuna Tel.: (0 34 61) 8 53-0 Fax: (0 34 61) 8 53-3 00 Nürnberg Tel.: (09 11) 42 38-0 Fax: (09 11) 42 38-115 Stuttgart Tel.: (07 11) 8 00 02-0 Fax: (07 11) 8 00 02-19 Getränke, Industrie & Handel Tel.: (02 31) 51 91-3311 Fax: (02 31) 51 91-3313 Vorsprung durch Innovation Linde Gas ist mehr. Linde Gas übernimmt mit zukunftsweisenden Produkt- und Gasversorgungskonzepten eine Vorreiterrolle im globalen Markt. Als Technologieführer ist es unsere Aufgabe, immer wieder neue Maßstäbe zu setzen. Angetrieben durch unseren Unternehmergeist arbeiten wir konsequent an neuen hochqualitativen Produkten und innovativen Verfahren. Wer heute mit der Konkurrenz von morgen mithalten will, braucht einen Partner an seiner Seite, für den höchste Qualität, Prozessoptimierungen und Produktivitätssteigerungen tägliche Werkzeuge für optimale Kundenlösungen sind. Partnerschaft bedeutet für uns jedoch nicht nur wir für Sie - sondern vor allem wir mit Ihnen. Denn in der Kooperation liegt die Kraft wirtschaftlichen Erfolgs. Linde Gas – ideas become solutions. Linde AG | Geschäftsbereich Linde Gas | 82049 Höllriegelskreuth Tel.: +49 89 74 46-0 | Fax: +49 89 74 46-1216 | www.linde-gas.de 43589150 0204 – 1.3 ku Linde Gas bietet mehr – wir bieten Mehrwert, spürbare Wettbewerbsvorteile und erhöhte Profitabilität. Jedes Konzept wird exakt auf die Bedürfnisse unserer Kunden abgestimmt. Individuell und maßgeschneidert. 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